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Lobetal-aktuell 2-2023

Bunt. Menschlich. Engagiert: Lobetal aktuell erschienen Menschen zu begleiten, das mag vielleicht für manche wie Routine scheinen. Doch großartig sind die Geschichten dahinter. Wie gelingt es einem blinden und gehörlosen Mann, Ton zu formen und Kunstwerke zu schaffen? Wie können in ihrer Seele verletzte Kinder und Jugendliche wieder zurück ins Leben finden? Was treibt Menschen an, sich für Menschen zu engagieren? Darüber lest Ihr in der aktuellen Ausgabe des Lobetalmagazins. Hier geht’s zum Stöbern und Durchblättern.

Bunt. Menschlich. Engagiert: Lobetal aktuell erschienen

Menschen zu begleiten, das mag vielleicht für manche wie Routine scheinen. Doch großartig sind die Geschichten dahinter. Wie gelingt es einem blinden und gehörlosen Mann, Ton zu formen und Kunstwerke zu schaffen? Wie können in ihrer Seele verletzte Kinder und Jugendliche wieder zurück ins Leben finden? Was treibt Menschen an, sich für Menschen zu engagieren?

Darüber lest Ihr in der aktuellen Ausgabe des Lobetalmagazins. Hier geht’s zum Stöbern und Durchblättern.

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Aus den Einrichtungen<br />

des Monochords, eines Musikinstruments<br />

mit gleichklingenden Saiten. Viele Jahrhunderte<br />

lang waren die pythagoräischen<br />

Vorstellungen von der Wohlgeformtheit des<br />

Klangs durch die „richtige“ Proportion das<br />

Fundament der westlichen Ästhetik, der<br />

Lehre vom Schönen.<br />

Vorgestellt:<br />

Die Körpertambura<br />

Fotos: © Sonja Heyer<br />

Die Körpertambura macht sich diese Erfahrungen<br />

zunutze. Sie wurde in der Klangwerkstatt<br />

Deutz in den 90er Jahren für den<br />

Einsatz in der Musiktherapie entwickelt. Inzwischen<br />

liegen umfangreiche Studien über<br />

die positive Wirkung im klinischen und psychotherapeutischen<br />

Bereich vor.<br />

Besonders interessant sind die Möglichkeiten des Einsatzes im Rahmen der Basalen Stimulation bei schwerst-mehrfach behinderten<br />

Menschen. Beim Auflegen des Instruments auf den Rücken bzw. Oberkörper wird der Körper des Bespielten zu einem erweiterten<br />

Resonanzraum des Instruments.<br />

Klang berührt Körper und Geist<br />

In der Ausbildung Heilerziehungspflege<br />

und Heilpädagogik an den Diakonischen<br />

Schulen <strong>Lobetal</strong> wird ein<br />

neues Musikinstrument eingesetzt<br />

Ungewöhnliche Klänge dringen neuerdings<br />

aus dem Musikraum des Diakonischen Bildungszentrums<br />

<strong>Lobetal</strong>: die Klänge einer<br />

Körpertambura, eines harmonisch tönenden<br />

Saiteninstruments. Im Rahmen einer<br />

Weiterbildung in der Klangwerkstatt Deutz<br />

in Berlin für die Schule gebaut, kann das<br />

musiktherapeutische Instrument nun in<br />

der Ausbildung Heilpädagogik eingesetzt<br />

werden. Inzwischen erfreut es sich großer<br />

Beliebtheit, denn es entfaltet seine harmonisierende<br />

Wirkung bei Spielenden wie<br />

Bespielten.<br />

aus einheimischen, natürlich gewachsenen<br />

Hölzern mit optimalem Schwingungsverhalten<br />

gebaute, gewölbte Korpus des Instruments<br />

passt sich dem menschlichen Körper<br />

so an, dass der Klang ihn einhüllt. Die 28<br />

Saiten des Instruments sind auf drei verschiedene<br />

Töne gestimmt, das tiefe D, das<br />

darüber liegende d sowie das a. Bei sanftem<br />

Streichen über alle Saiten ergibt sich<br />

so ein harmonisches Schwingen von Oktave,<br />

Quarte und Unteroktave. Während die<br />

Quarte eine öffnende Spannung aufbaut,<br />

führt die Unteroktave den Klang in die Entspannung<br />

zurück. Die Idee der heilenden<br />

Wirkung von Harmonie hat eine lange Vorgeschichte.<br />

Für Musiktherapie entwickelt<br />

Die Entwicklung der Körpertambura geht<br />

zurück auf das alte indische Instrument Tanpura.<br />

Bereits Pythagoras (ca. 600 v. Chr.)<br />

wusste um die Beziehung zwischen Zahlen<br />

und Tönen. Er gewann Erfahrungen über<br />

den Zusammenhang von Proportion, Klang<br />

und deren Wirkung auf die Seele anhand<br />

Besonders interessant sind die Möglichkeiten<br />

des Einsatzes im Rahmen der Basalen<br />

Stimulation bei schwerst-mehrfach behinderten<br />

Menschen. Beim Auflegen des Instruments<br />

auf den Rücken bzw. Oberkörper<br />

wird der Körper des Bespielten zu einem erweiterten<br />

Resonanzraum des Instruments.<br />

Die Schwingungen wirken wie eine musikalische<br />

Kommunikation ohne Worte und<br />

durchdringen über Haut und Knochenapparat<br />

den gesamten Körper. Sie ermöglichen<br />

ein Spüren der eigenen Körpergrenzen und<br />

ein Erahnen einer Außenwelt, die Kontakt<br />

aufnimmt.<br />

Bald Teil des Pflegekabinetts<br />

Die Schülerinnen und Schüler am DBL erlernen<br />

im Rahmen des Musikunterrichts<br />

den Umgang mit der Körpertambura aktiv<br />

und rezeptiv. Sie erfahren am eigenen Leib,<br />

wie es ist, den Rücken, den Oberkörper, die<br />

Hände oder die Füße in Kontakt mit dem Instrument<br />

zu bringen, die Saiten zu streichen<br />

und die Schwingungen des Korpus zu spüren.<br />

Dabei werden Schritt für Schritt Annäherungsstufen<br />

vermittelt, denn der Einsatz<br />

der Körpertambura auf dem Körper eines<br />

Menschen benötigt ein Vertrauensverhältnis.<br />

Deshalb steht am Anfang das Spielen<br />

des Instruments im Raum, ohne direkten<br />

Körperkontakt, denn auch dieser Klang<br />

wird als wohltuend erfahren.<br />

Die Körpertambura wird in naher Zukunft<br />

Teil des an den Diakonischen Schulen <strong>Lobetal</strong><br />

entstehenden Pflegekabinetts werden.<br />

Dieses Projekt der Schule ist eine Innova-<br />

tion für die Ausbildungslandschaft Brandenburgs.<br />

Im Pflegekabinett soll lernfeldübergreifend<br />

und realitätsnah unterrichtet<br />

werden. Lehrkompetenzen aus den Bereichen<br />

Pflege, Bewegung und Musik wirken<br />

in der Vermittlung der Basalen Stimulation<br />

zusammen. So können Erkenntnisse und<br />

Erfahrungen aus der Musiktherapie in<br />

die Ausbildung Heilerziehungspflege und<br />

Heilpädagogik einfließen. Wenn Auszubildende<br />

zukünftig Praxisphasen absolvieren<br />

können sie dieses Wissen in verschiedene<br />

Einrichtungen Brandenburgs tragen.<br />

Sonja Heyer,<br />

Musikpädagogin an der<br />

Beruflichen Schule <strong>Lobetal</strong><br />

Die Körpertambura gehört zu den Musikinstrumenten,<br />

die auditiv, taktil und vibratorisch<br />

wirken. Dass Klang den menschlichen<br />

Körper nicht nur berührt, sondern auch<br />

durchdringt, ist nichts Unbekanntes. Jede<br />

Schwingung wirkt auf diese Weise. Die Körpertambura<br />

nutzt diese Eigenschaft jedoch<br />

auf besondere und therapeutische Art. Der<br />

Die Körpertambura gehört zu den Musikinstrumenten, die auditiv, taktil und vibratorisch wirken. Sie ist<br />

vielseitig einsetzbar: auf dem Oberkörper, dem Rücken, an den Händen und an den Füßen.<br />

34 <strong>Lobetal</strong> <strong>aktuell</strong><br />

<strong>Lobetal</strong> <strong>aktuell</strong><br />

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