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Martin Steinhäuser: Kinderkirche, Christenlehre & Co. (Leseprobe)

Die bildungsorientierte Arbeit mit Kindern in Kirchgemeinden geschieht in großer Vielfalt. Die gemeindepädagogischen Schwerpunkte variieren, je nach Regionen, Begabungen und Wünschen der Beteiligten. Was sind entscheidende Kriterien? Wie kann man Kinder, Eltern und Kirchenvorstände in die Profilentwicklung einbeziehen? Qualifizierte pädagogische Fachkräfte nehmen dabei eine Schlüsselstellung ein. Das Arbeitsbuch geht von »konkreten Praxissituationen« aus (Teil I), reflektiert diese auf »grundlegende Kategorien« hin (Teil II), überführt die Einsichten in Leitlinien zur »Praxisplanung« (Teil III) und entwirft eine Schrittfolge zur »Profilentwicklung in Gemeinde und Region« (Teil IV). Zahlreiche Bilder, Grafiken und Übungen laden alle, die im Bereich gemeindlicher Arbeit mit Kindern engagiert sind, zur konzeptionellen Reflexion ihrer jeweiligen Situation ein. Die Ergebnisse eines zugrundeliegenden Forschungsprojektes werden separat im Februar 2024 veröffentlicht.

Die bildungsorientierte Arbeit mit Kindern in Kirchgemeinden geschieht in großer Vielfalt. Die gemeindepädagogischen Schwerpunkte variieren, je nach Regionen, Begabungen und Wünschen der Beteiligten. Was sind entscheidende Kriterien? Wie kann man Kinder, Eltern und Kirchenvorstände in die Profilentwicklung einbeziehen? Qualifizierte pädagogische Fachkräfte nehmen dabei eine Schlüsselstellung ein.
Das Arbeitsbuch geht von »konkreten Praxissituationen« aus (Teil I), reflektiert diese auf »grundlegende Kategorien« hin (Teil II), überführt die Einsichten in Leitlinien zur »Praxisplanung« (Teil III) und entwirft eine Schrittfolge zur »Profilentwicklung in Gemeinde und Region« (Teil IV). Zahlreiche Bilder, Grafiken und Übungen laden alle, die im Bereich gemeindlicher Arbeit mit Kindern engagiert sind, zur konzeptionellen Reflexion ihrer jeweiligen Situation ein.
Die Ergebnisse eines zugrundeliegenden Forschungsprojektes werden separat im Februar 2024 veröffentlicht.

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Einleitung<br />

Worum es geht<br />

Kind und Kirche<br />

„Welche Kirche braucht das Kind?“ Diese<br />

Frage, formuliert schon 1994 von der Synode<br />

der Evangelischen Kirche in Deutschland,<br />

ist grundsätzlicher Natur. 1 In ihrer Doppelsinnigkeit<br />

eröffnet sie eine Pendelbewegung<br />

zwischen der Selbstreflexion der Institution<br />

Kirche und den (vermutlichen) Bedürfnissen<br />

von Kindern. Die Frage eignet sich immer<br />

wieder neu, Praxis und Diskurs anzuregen.<br />

Praxis in drei Akzentuierungen<br />

Für dieses Buch konkretisierte ich die Frage<br />

zunächst so: „In welchen Formen begegnen<br />

sich Kirche und Kinder zwischen ca. 6 und<br />

12 Jahren in der Kirchgemeinde?“ Die Frage<br />

führt zu einer großen Vielfalt in der Praxis.<br />

Deren Ähnlichkeiten und Unterschiede<br />

lassen sich in Bezug auf drei Dimensionen<br />

ordnen:<br />

■ eine liturgische Dimension (akzentuiert<br />

z. B. im Kindergottesdienst),<br />

■ eine freizeitpädagogisch-erlebnisorientierte<br />

Dimension (akzentuiert z. B. in Jungschar<br />

und, je nach verbandlichen Akzenten, Pfadfindern)<br />

und<br />

■ eine bildungsorientierte Dimension (akzentuiert<br />

z. B. in Konfirmandenunterricht 3/8<br />

bzw. 4/8 oder <strong>Christenlehre</strong>).<br />

Es ist wichtig zu sehen, dass sich diese drei<br />

Dimensionen in den verschiedenen Formen<br />

überschneiden. Sie führen nicht zu trennscharfen<br />

Unterschieden. Man kann deshalb<br />

lediglich von Orientierungen und Akzentuierungen<br />

sprechen. Umso wichtiger ist es<br />

zu klären, worin die profilbildenden Unterschiede<br />

liegen.<br />

Historische Ausformungen in Ost und<br />

West<br />

Die derzeitige Vielgestalt ist ein Kind historischer<br />

Entwicklungen, speziell im Verhältnis<br />

zwischen ost- und westdeutschen Formen<br />

seit dem Zweiten Weltkrieg und nach der<br />

deutschen Wiedervereinigung. Das betrifft<br />

auch bildungsorientierte Formen der Begegnung<br />

zwischen Kirche und Kind.<br />

In der DDR hatte die Kirche mit der Profilierung<br />

der gemeindlichen „<strong>Christenlehre</strong>“<br />

auf die Verdrängung des Religionsunterrichts<br />

aus der Schule reagiert. Insofern<br />

gehören unterrichtlich-didaktische Elemente<br />

zu ihren Wurzeln. Diese Wurzeln wurden<br />

schon seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts<br />

durch die stärker lebensweltorientierte<br />

Funktion des „Begleitens“ ergänzt. Naheliegenderweise<br />

entstand mit der Wiedereinführung<br />

des RU in den ostdeutschen Landeskirchen<br />

1992 konzeptioneller Klärungsbedarf. 2<br />

In den westdeutschen Landeskirchen hingegen<br />

sahen die Kirchen insgesamt gesehen<br />

über Jahrzehnte ihre bildungsorientierten<br />

Anliegen im schulischen RU gut aufgehoben.<br />

Kirchliche Angebote folgten vorwiegend<br />

liturgischen oder freizeitpädagogischen<br />

Leitlinien und fanden in Vereinen und<br />

Verbänden eigenständige Organisationsformen.<br />

Interessant sind in diesem Zusammenhang<br />

allerdings Ansätze seit den 70er<br />

Jahren des 20. Jahrhunderts, Teile der Arbeit<br />

mit Konfirmandinnen auf das Grundschulalter<br />

vorzuziehen. 3 Die Perspektive auf die<br />

Bildungsorientierung als innerlich tragender<br />

pädagogischer Idee weist, bei aller Unterschiedenheit<br />

in der Ausformung, auf Schnittflächen<br />

zur ostdeutschen <strong>Christenlehre</strong> hin.<br />

1<br />

Kirchenamt der Evangelischen<br />

Kirche in Deutschland (Hg.):<br />

Aufwachsen in schwieriger Zeit.<br />

Kinder in Gemeinde und Gesellschaft,<br />

Gütersloh 1995, 58ff.<br />

2<br />

Vgl. etwa die Beiträge in:<br />

<strong>Co</strong>menius-Institut (Hg.):<br />

<strong>Christenlehre</strong> und Religionsunterricht.<br />

Interpretationen zu<br />

ihrer Entwicklung 1945-1990,<br />

Weinheim 1998.<br />

3<br />

Hinderer, <strong>Martin</strong> u. a.: Zweiphasige<br />

Konfirmandenarbeit<br />

(KU 3/8 bzw. 4/8). In: Böhme-<br />

Lischewski, Thomas u. a.: Konfirmandenarbeit<br />

gestalten.<br />

Perspektiven und Impulse für<br />

die Praxis aus der bundesweiten<br />

Studie zur Konfirmandenarbeit<br />

in Deutschland,<br />

Gütersloh 2010, 201-212.<br />

9

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