07.07.2023 Aufrufe

Martin Steinhäuser: Kinderkirche, Christenlehre & Co. (Leseprobe)

Die bildungsorientierte Arbeit mit Kindern in Kirchgemeinden geschieht in großer Vielfalt. Die gemeindepädagogischen Schwerpunkte variieren, je nach Regionen, Begabungen und Wünschen der Beteiligten. Was sind entscheidende Kriterien? Wie kann man Kinder, Eltern und Kirchenvorstände in die Profilentwicklung einbeziehen? Qualifizierte pädagogische Fachkräfte nehmen dabei eine Schlüsselstellung ein. Das Arbeitsbuch geht von »konkreten Praxissituationen« aus (Teil I), reflektiert diese auf »grundlegende Kategorien« hin (Teil II), überführt die Einsichten in Leitlinien zur »Praxisplanung« (Teil III) und entwirft eine Schrittfolge zur »Profilentwicklung in Gemeinde und Region« (Teil IV). Zahlreiche Bilder, Grafiken und Übungen laden alle, die im Bereich gemeindlicher Arbeit mit Kindern engagiert sind, zur konzeptionellen Reflexion ihrer jeweiligen Situation ein. Die Ergebnisse eines zugrundeliegenden Forschungsprojektes werden separat im Februar 2024 veröffentlicht.

Die bildungsorientierte Arbeit mit Kindern in Kirchgemeinden geschieht in großer Vielfalt. Die gemeindepädagogischen Schwerpunkte variieren, je nach Regionen, Begabungen und Wünschen der Beteiligten. Was sind entscheidende Kriterien? Wie kann man Kinder, Eltern und Kirchenvorstände in die Profilentwicklung einbeziehen? Qualifizierte pädagogische Fachkräfte nehmen dabei eine Schlüsselstellung ein.
Das Arbeitsbuch geht von »konkreten Praxissituationen« aus (Teil I), reflektiert diese auf »grundlegende Kategorien« hin (Teil II), überführt die Einsichten in Leitlinien zur »Praxisplanung« (Teil III) und entwirft eine Schrittfolge zur »Profilentwicklung in Gemeinde und Region« (Teil IV). Zahlreiche Bilder, Grafiken und Übungen laden alle, die im Bereich gemeindlicher Arbeit mit Kindern engagiert sind, zur konzeptionellen Reflexion ihrer jeweiligen Situation ein.
Die Ergebnisse eines zugrundeliegenden Forschungsprojektes werden separat im Februar 2024 veröffentlicht.

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Teil I ― Impressionen aus der Praxis<br />

In Wiesenbrunn selbst leben reichlich<br />

1.500 Menschen, von ihnen etwas mehr<br />

als 25% evangelisch. Katholiken bilden eine<br />

sehr kleine Minderheit. Das Pfarrhaus steht<br />

neben der Kirche und gehört zu den ältesten<br />

Gebäuden im Dorf. Es ist in der traditionellen<br />

Bauweise dieser Gegend errichtet und<br />

wurde vor Kurzem saniert.<br />

Im Erdgeschoss befindet sich ein Raum<br />

für die Arbeit mit Kindern. Dicke Wände mit<br />

kleinen Fenstern, eine gewölbte Decke aus<br />

unverputzten Ziegelsteinen, eine indirekte<br />

Beleuchtung durch Standleuchten in den<br />

vier Ecken des Zimmers und ein Kaminofen<br />

mit einem Korb Feuerholz vermitteln eine<br />

gemütliche Atmosphäre. An den Wänden<br />

befinden sich eine Magnettafel sowie bunte<br />

Farben und vielfältige Bilder von oder für<br />

Kinder. Es gibt eine Eckbank mit Tisch, in<br />

einer anderen Ecke sind Stühle gestapelt; in<br />

einer Ecke liegt ein Berg Sitzkissen. Regale<br />

halten vielfältigste Utensilien bereit. Eine<br />

Leinwand kann von der Decke heruntergezogen<br />

werden. Mit einer Art „lebendiger<br />

Unaufgeräumtheit“ vermittelt der Raum<br />

insgesamt einen einladenden, unverwechselbaren,<br />

absichtsvoll gestalteten, kreativen<br />

Eindruck.<br />

Ebenfalls im Erdgeschoss des Pfarrhauses<br />

befindet sich die Gemeindeküche. Sie wird<br />

von der Gemeindepädagogin gern für die<br />

Kindergruppe mitgenutzt, zusammen mit<br />

einem Brotbackofen, der hinter dem Pfarrhaus<br />

im Garten steht.<br />

Wir treffen an einem kalten, sonnigen<br />

Dienstag Mitte Januar kurz nach 15 Uhr am<br />

Pfarrhaus in Wiesenbrunn ein. Wir – das sind<br />

ein Student und der Autor dieses Buches.<br />

Gerade verabschiedet die Gemeindepädagogin<br />

Anna Lehmann die Kinder der vorhergehenden<br />

Gruppe und schwatzt mit einigen<br />

abholenden Eltern. Eine ältere Frau hilft mit<br />

bei der Vorbereitung von Kinderpunsch und<br />

Keksen. Ab 15.30 Uhr trudeln die Kinder der<br />

nächsten Gruppe ein – drei Jungen und fünf<br />

Mädchen im Alter von ca. 9 bis 10 Jahren.<br />

Der herzlichen Begrüßung nach zu urteilen,<br />

haben sie ein offenes, lebendiges, vertrauensvolles<br />

Verhältnis zu Anna Lehmann. Am<br />

Vormittag hat es geschneit. Die Kinder wissen,<br />

dass noch etwas Zeit ist, um den Schnee<br />

zu genießen, und gehen in den Garten, der<br />

sich zwischen Pfarrhaus und Kirche befindet.<br />

Anna Lehmann bereitet noch den Raum für<br />

die anschließende Stunde vor und gesellt<br />

sich dann zu den Kindern.<br />

Manche Kinder starten eine Schneeballschlacht.<br />

Drei Mädchen bauen gemeinsam<br />

einen Schneemann. Ein Junge beobachtet<br />

die Gruppe, ohne selbst teilzunehmen. Erst<br />

als ein Mädchen ihn mit einem Schneeball<br />

trifft, macht er mit. Zwischenzeitlich kommt<br />

es unter den Kindern zu Regel-Konflikten,<br />

die sie einvernehmlich untereinander klären<br />

können. Gelegentlich bekommt auch Anna<br />

Lehmann Schneebälle ab und spielt mit.<br />

Danach sammelt sie die Gruppe und fragt,<br />

was die Kinder gern als Gruppe gemeinsam<br />

spielen würden. Die Mehrheit entscheidet<br />

sich für Schneeballfänger. Zunächst spielen<br />

alle mit. Den bereits erwähnten drei Mädchen<br />

scheint es bald langweilig zu werden,<br />

denn sie bauen lieber ihren Schneemann<br />

weiter. Dann bittet die Gemeindepädagogin<br />

die Kinder in den <strong>Christenlehre</strong>-Raum.<br />

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