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Martin Steinhäuser: Kinderkirche, Christenlehre & Co. (Leseprobe)

Die bildungsorientierte Arbeit mit Kindern in Kirchgemeinden geschieht in großer Vielfalt. Die gemeindepädagogischen Schwerpunkte variieren, je nach Regionen, Begabungen und Wünschen der Beteiligten. Was sind entscheidende Kriterien? Wie kann man Kinder, Eltern und Kirchenvorstände in die Profilentwicklung einbeziehen? Qualifizierte pädagogische Fachkräfte nehmen dabei eine Schlüsselstellung ein. Das Arbeitsbuch geht von »konkreten Praxissituationen« aus (Teil I), reflektiert diese auf »grundlegende Kategorien« hin (Teil II), überführt die Einsichten in Leitlinien zur »Praxisplanung« (Teil III) und entwirft eine Schrittfolge zur »Profilentwicklung in Gemeinde und Region« (Teil IV). Zahlreiche Bilder, Grafiken und Übungen laden alle, die im Bereich gemeindlicher Arbeit mit Kindern engagiert sind, zur konzeptionellen Reflexion ihrer jeweiligen Situation ein. Die Ergebnisse eines zugrundeliegenden Forschungsprojektes werden separat im Februar 2024 veröffentlicht.

Die bildungsorientierte Arbeit mit Kindern in Kirchgemeinden geschieht in großer Vielfalt. Die gemeindepädagogischen Schwerpunkte variieren, je nach Regionen, Begabungen und Wünschen der Beteiligten. Was sind entscheidende Kriterien? Wie kann man Kinder, Eltern und Kirchenvorstände in die Profilentwicklung einbeziehen? Qualifizierte pädagogische Fachkräfte nehmen dabei eine Schlüsselstellung ein.
Das Arbeitsbuch geht von »konkreten Praxissituationen« aus (Teil I), reflektiert diese auf »grundlegende Kategorien« hin (Teil II), überführt die Einsichten in Leitlinien zur »Praxisplanung« (Teil III) und entwirft eine Schrittfolge zur »Profilentwicklung in Gemeinde und Region« (Teil IV). Zahlreiche Bilder, Grafiken und Übungen laden alle, die im Bereich gemeindlicher Arbeit mit Kindern engagiert sind, zur konzeptionellen Reflexion ihrer jeweiligen Situation ein.
Die Ergebnisse eines zugrundeliegenden Forschungsprojektes werden separat im Februar 2024 veröffentlicht.

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Teil I ― Impressionen aus der Praxis<br />

kommen die Antworten nur zögerlich, im<br />

Tonfall einer Vermutung, dass es „vielleicht<br />

etwas mit der Gegenseitigkeit zu tun“ haben<br />

könnte.<br />

Ohne weitere inhaltliche Verknüpfung<br />

beginnt die Gemeindepädagogin dann, eine<br />

Geschichte vorzulesen (Jesus heilt einen<br />

Gelähmten, Mk 2,1-12), unterbricht jedoch<br />

nach wenigen einleitenden Sätzen mit der<br />

Frage: „Was wisst ihr noch [betont i. S. v.<br />

‚außerdem‘] von Jesus?“ Eifrig tragen die Kinder<br />

ihr Wissen zusammen (z. B. dass Jesus<br />

an andere Menschen gedacht habe, dass er<br />

Menschen geheilt habe, dass er für sie gestorben<br />

sei, dass er auferstanden sei). Dann<br />

liest Frau Schmidt die Geschichte weiter<br />

vor – lebhaft, teilweise auch humorvoll, im<br />

Stil einer historischen Ereignisschilderung.<br />

Gelegentlich streut sie aktualisierende Sätze<br />

ein („… also wenn es uns so dreckig gehen<br />

würde …“). Die Darbietung konzentriert<br />

den biblischen Stoff auf die Solidarität der<br />

Freunde und das Heilungsgeschehen, lässt<br />

also das Motiv der Sündenvergebung und<br />

des diesbezüglichen Streites Jesu mit den<br />

Schriftgelehrten aus. Die Kinder lauschen<br />

interessiert. Als die Freunde das Dach des<br />

Hauses öffnen, schaut ein Mädchen fragend<br />

zur Decke. Ein Junge runzelt zweifelnd die<br />

Stirn. Die Gemeindepädagogin bemerkt das<br />

vielleicht nicht – jedenfalls geht sie nicht<br />

darauf ein.<br />

16.15 Uhr | Thematisches Gespräch<br />

Nun zeigt die Gemeindepädagogin den<br />

Kindern ausgeschnittene Papierfiguren<br />

in zwei verschiedenen Farben und fragt:<br />

„Wofür könnten denn hell und dunkel in<br />

der Geschichte stehen?“ Wieder tragen die<br />

Kinder engagiert Assoziationen zu negativen<br />

und positiven Aspekten zusammen<br />

(Beschimpfungen, Ausgrenzungen, Lähmung<br />

vs. Freunde haben, laufen können).<br />

Zu einem vertiefenden Gespräch kommt es<br />

nicht. Im nächsten Schritt teilt Frau Schmidt<br />

die Papierfiguren aus und lädt die Kinder<br />

ein, darauf zu malen oder zu schreiben,<br />

welche Sachen in der Geschichte dem Micha<br />

(so hatte sie den Gelähmten genannt) gutund<br />

welche Sachen ihm wehgetan hätten.<br />

Die Kinder sollen auch aufschreiben, was<br />

ihnen selbst manchmal nicht guttue. Nach<br />

einigen Minuten Einzelbeschäftigung fragt<br />

Frau Schmidt die Ergebnisse ab. Die Kinder<br />

lesen vor und sollen zunächst die dunklen<br />

Papierfiguren in die Mitte legen, rings um<br />

die Kerze. Auf den dunklen Figuren stehen<br />

Wörter wie „gelähmt“, „ausgegrenzt“, „wenn<br />

jemand nervt“, „wenn mich jemand etwas<br />

zu Schweres bittet“; „immer glaubt Papa<br />

meinem großen Bruder!“. Auf den hellen<br />

Figuren stehen Wörter wie „Freunde“, „Heilung“,<br />

„Jesus hilft“.<br />

16.25 Uhr | Thematische Erweiterung<br />

Ein nächster Impuls weitet die Aufmerksamkeit<br />

der Kinder: „Wenn ihr euch so erinnert,<br />

an Leute, die so leben wollten wie Jesus –<br />

wer fällt euch da ein?“, woraufhin ein Kinder<br />

„Mutter Teresa“ nennt, ein anderes „<strong>Martin</strong><br />

Luther King“. Dann ruft Frau Schmidt den<br />

Kindern das Bibelwort Mt 25,40 ins Gedächtnis:<br />

„Was ihr einem dieser Geringsten getan<br />

habt, das habt ihr mir getan“ und fordert sie<br />

auf, die Figuren mit der hellen Papierfarbe<br />

rings um die Karten mit der Goldenen Regel<br />

zu legen.<br />

Nun nimmt die Gemeindepädagogin die<br />

dunklen Figuren und ordnet sie mit den<br />

Worten „was wehtut, legen wir hier hin,<br />

denn das können wir zu Jesus bringen“ rings<br />

um das Kreuz an. Sie deutet auf das entstandene<br />

Bild: „Wie ist das gemeint?“ Ein Mädchen<br />

antwortet: „Helfen ist was Gegenseitiges“.<br />

Jetzt fordert Frau Schmidt die Kinder<br />

auf, die Goldene Regel gemeinsam zu lesen.<br />

Danach sagt sie: „Ich denke, das ist ein guter<br />

Satz.“<br />

16.30 Uhr | Thematische Anwendung<br />

Nun legt Frau Schmidt ein weißes Blatt in<br />

die Mitte und fragt: „Was tut uns gut, als<br />

<strong>Christenlehre</strong>, in der Gruppe? Was wollen<br />

wir uns Gutes tun?“ Die Kinder schreiben<br />

Antworten auf den Zettel (z. B. „miteinander<br />

teilen, z. B. Gummibärchen“; „füreinander<br />

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