Baden aktuell Magazin August 2023

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Monatsthema History Ein Fest aus dem Badener Geist 46 Vor genau hundert Jahren feierte die Stadt Baden erstmals ein Volksfest mit dem Namen Badenfahrt. Damit begann 1923 eine Tradition mit inzwischen schweizweiter Ausstrahlung. Eine Zeit für fröhliche Feste war es eigentlich nicht. Die Jahre nach dem 1. Weltkrieg waren Krisenjahre – nicht allein in den kriegsversehrten Ländern, sondern auch in der vom Kriegsgeschehen verschonten Schweiz. Die Wirtschaft stotterte, die sozialen Spannungen bestimmten das politische Klima. Auch in Baden mussten Programme geschaffen und Geld investiert werden, um zu verhindern, dass immer mehr Menschen in die Armut abrutschten. Just in dieser getrübten Stimmung beschloss die damalige Gesellschaft der Biedermeier – ein Klub von Badener Honoratioren –, ein Fest zu organisieren, das die Badenerinnen und Badener für wenigstens ein paar Tage die Alltagssorgen vergessen machen sollte. Und noch etwas wollte man mit dem Fest erreichen: Einen Geldgewinn, der in einen Fonds für ein neues Theaterhaus einfliessen sollte. Das baufällige Theater am Theaterplatz – ohne Heizung und in baulich bedenklichem Zustand – erfüllte die Ansprüche an ein zeitgemässes Schauspielhaus längst nicht mehr. Als historischer Hintergrund und als Motto über dem Fest stand der Friedenskongress von 1714, der nach dem Ende des Spanischen Erbfolgekriegs in Baden stattgefunden hatte. Die Feststimmung, die damals in der Stadt geherrscht hatte, wollte man mehr als 200 Jahre später für ein paar Tage wiederaufleben lassen. Auch einen Namen für das Fest, das schliesslich an zwei Septemberwochenenden 1923 stattfand, wurde gefunden: Badenfahrt – ein Begriff, den der Zürcher Dichter David Hess mit seinem heimatkundlichen Buch «Die Badenfahrt» von 1818 populär gemacht hatte. «Die Zeit um 1923 war eigentlich keine Zeit für fröhliche Feste – auch in Baden nicht.» Die Badenfahrt sollte in den anschliessenden hundert Jahren zum Inbegriff eines vom Genius loci, dem viel zitierten «Badener Geist», inspirierten Volksfestes werden. Allerdings wechselte mit der zweiten Badenfahrt im Jahr 1937 der historische Hintergrund: Nun wurde das 90-Jahr-Jubiläum der Spanischbrödlibahn gefeiert – der ersten Eisenbahn in der Schweiz zwischen Zürich und Baden. Und mit dem Fest von 1937 begründete man die Tradition, jeweils in den Jahren mit einer 7 am Schluss eine Badenfahrt zu feiern. Glücklicher Zufall: 1937 war der Krieg noch nicht ausgebrochen, zehn Jahre später war er vorbei. So konnte 1947 das 100-Jahr-Jubiläum der Spanischbrödlibahn mit einer grossen Badenfahrt gefeiert werden – mit Festzug, Festspiel, Ausstellungen und Sonderveranstaltungen zum runden Bahnjubiläum.
47 Badenfahrt 1923: Erinnerung an den Friedenskongress von 1714. Foto: Historisches Museum Baden, Fotohaus Zipser, Q.12.1.1781 Dass dann zehn Jahre später keine Baden fahrt gefeiert werden konnte, hatte ausgerechnet mit der nie gekannten Wohlstandsentwicklung der Nachkriegsjahre zu tun: Die Stadt Baden nahm – der zunehmenden (Auto-)Mobilität war’s geschuldet – die grosse Verkehrssanierung in Angriff, ein Vorhaben, das die Stadt für mehrere Jahre in eine Baustelle verwandelte. Keine geeignete Kulisse für ein Fest. Aber immerhin gab es das Versprechen, 1967 wieder gross anzurichten. Tatsächlich wurde die Badenfahrt von 1967 zu einem Ereignis, das den Ruf Badens als festfreudige und auch festkompetente Stadt endgültig festigte. Ganz dem Zeitgeist verbunden, gab sich die Badenfahrt 67 modern. Nicht mehr als eine biedermeierlich kostümierte Vergangenheitsschau wie die Badenfahrten zuvor, sondern als fröhlich- popiges Volksfest wurde diese Badenfahrt inszeniert. Das Fest war mehr als ein Fest, es war ein Gesamtkunstwerk. Das Motto – noch reklamierte niemand ökologische Bedenken: «Räder machen Leute». Schnittige Sportwagen, ein Rennmotorrad mit Töff-Ass Luigi Taveri im Sattel und Rad-Weltmeister Ferdi Kübler auf dem Rennvelo waren die Hingucker am Corso. Ein Schlaraffenland, in dem erstmals auch kulinarische Spezialitäten der in Baden lebenden Ausländerinnen und Ausländer
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