LPB2021_Balljournal_digital
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
KULTURNEWS
Ganz großes Kino -
WIEDER ZURÜCK!
Warmes, duftendes Popcorn, ein gemütlicher Sessel
und ein toller Film in Riesengröße: Kinokrise? – Kinoliebe!
Warum es sich lohnt, die 7. Kunst nicht aus dem Blick zu verlieren
und welche Film-Tipps man nicht verpassen sollte.
Text: Kathrin Horster-Rapp
W
enn ein Mann
im Alleingang
die Welt vor fiesen
Schurken
rettet, nebenher noch ein paar
Frauen erobert, Sportflitzer lenkt
und Martinis schlürft – geschüttelt,
nicht gerührt – dann weiß man, dass
es wieder Zeit ist für Bond. James
Bond. Und damit auch wieder für
vollbesetzte Kinosäle, in denen es
nach Popcorn duftet und Zuschauermassen
zwei Stunden lang gebannt auf
die Leinwand starren, statt auf blinkende
Smartphone-Displays.
Abseits großer Blockbuster wie dem
letzten James-Bond-Abenteuer „Keine
Zeit zu sterben“ mit Daniel Craig haben
es die Kinos in diesen Tagen jedoch nicht
leicht. Schon vor der Corona-Pandemie
war die Konkurrenz durch Streamingdienste
wie Amazon und Netflix zum
Problem nicht nur für deutsche Kino-
Betreiber geworden. Menschen hätten
immer weniger Lust, abends den
Weg in die Stadt auf sich zu nehmen,
Geld für öffentliche Verkehrsmittel,
Parkhäuser und die Kinokarte auszugeben,
erklärten manche den Besucherschwund.
Die Streaminganbieter
würden komfortablen
Genuss von einer Vielzahl von Filmen für weitaus
weniger Geld im Monatsabo anbieten. In
der angenehmen Atmosphäre zuhause
gäbe es auch keine Probleme mit anderen
Gästen, die sich während des Films
laut unterhalten möchten, während
man selbst lieber schweigt. Auch seien
in vielen Haushalten riesige Fernsehgeräte
vorhanden, das Argument der großen
Leinwand zöge da nicht mehr.
Die Lockdown-Phasen während der Pandemie
setzten der Kinobranche weiter zu.
Während subventionierte Theater- und
Musikeinrichtungen besser gegen solche
bisher unerprobten Extremsituationen
gewappnet waren, kämpften die rein
privatwirtschaftlichen Lichtspielhäuser
ums nackte Überleben. Das renommierte
Stuttgarter Metropol-Kino, in dem viele
Festivals beheimatet waren, musste
wie manch anderes Haus in der Republik
während der Pandemie schließen –
wohl für immer. Stattdessen soll nun
eine Kletterhalle in das historische
Gebäude ziehen. So könnte man die
Situation der 7. Kunst, wie man den
Kinofilm in Frankreich respektvoll
bezeichnet, als Untergang auf
Raten beschreiben; ein „Long
Goodbye“ (so lautet auch der
Titel einer Philip-Marlowe-
62