LPB2021_Balljournal_digital
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KINO
Adaption von Regie-Legende Robert
Altman aus dem Jahr 1973).
Doch so bereitwillig sollte man die
inzwischen über hundertjährige
Kino-Kunst nicht zu Grabe tragen.
Trotz kristallklarer CD-Aufnahmen
und digitaler Musik-Angebote gehen
Menschen schließlich noch
gerne ins Konzert oder in die Oper.
Dabei haben öffentlich-rechtliche
TV-Sender wie Arte oder 3sat Musik-,
Ballett- und Theateraufführungen
regelmäßig im Programm, man
müsste also das eigene Wohnzimmer
gar nicht verlassen, um einen
Theaterabend zu genießen. Man tut
es aber trotzdem.
Wie das Theater lebt auch das
Kino von einer besonderen Atmosphäre
und müsste das alte Rummelplatz-
und Schaubuden-Image
der Anfangsjahre um 1900 längst
losgeworden sein. Wie im Theater
mit einer Bandbreite an Stoffen
von „Arsen und Spitzenhäubchen“
bis hin zu Avantgarde-Stücken aus
der Feder von Elfriede Jelinek bietet
auch das Kino Werke für den
schnellen, leichten Genuss bis hin
zur komplexen Arthaus-Erzählung.
Zwischen rasanten Auto-Rennfilmen
wie „The Fast and the Furious“
(Reihe, 2001 bis 2021) und anspruchsvollen
Historiendramen wie
„The Favourite“ (Yorgos Lanthimos,
2018) liegen ganze Kino-Universen,
die es zu entdecken gilt.
Ein Rückblick auf das zweite Pandemie-Jahr
2021 zeigt: Selbst in der
Krise hat es herausragende Filme
gegeben, darunter einige deutsche
Produktionen wie Christian Schwochows
„Je suis Karl“ über eine rechte
Jugendbewegung in Europa, Philipp
Stölzls eindringliche „Schachnovelle“
nach Stefan Zweigs gleichnamiger
Erzählung, Dominik Grafs „Fabian
oder der Gang
vor die Hunde“ nach
Erich Kästner und
Stefan Ruzowitzkys
„Hinterland“, eine
visuell überbordende
Hommage
ans Weimarer Zwischenkriegskino
der 1920er Jahre.
Für mutige Zuschauer war das bei
den Filmfestspielen in Cannes ausgezeichnete
Gender-Body-Horror-
Liebesdrama „Titane“ ein denkwürdiges
Erlebnis, Science-Fiction-Fans
wurden von Denis Villeneuves
bildgewaltiger Neuadaption des
Klassikers „Dune – Der Wüstenplanet“
begeistert. Die bitterböse
amerikanische Satire „Promising
Young Woman“ von Emerald
Fenell über die Folgen sexueller Gewalt
war nicht nur zum Lachen, sondern
auch zum Nachdenken.
Im November kann man z.B. Ridley
Scotts Kriminal-Drama „House of
Gucci“ über einen spektakulären
Mordfall in den Reihen der berühmten
Modefamilie entgegenfiebern,
prominent besetzt
mit Adam Driver als
Mordopfer Maurizio
Gucci und Stefani
Joanne Angelina
Germanotta, alias
Lady Gaga, als
dessen des Mordes verdächtige
Ex-Gattin Patrizia Reggiani. Harmonieliebende
Kinogänger sind in
der schwelgerisch fotografierten
Romanze „Eiffel in Love“ über den
berühmten Erbauer des Pariser
Wahrzeichens gut aufgehoben. Im
Dezember soll dann noch Steven
Spielbergs Neuinszenierung des
Klassikers „West Side Story“ mit
der Musik von Leonard Bernstein
in die Kinos kommen, so wie einige
andere Werke.
Es lohnt sich also, die Spielpläne im
Auge zu behalten und den Wert der
7. Kunst wieder neu zu schätzen.
Wenn es in diesem Jahr schon keinen
Landespresseball gibt, gehen
Sie doch einmal ins Kino!
BALLJOURNAL 2021 | 63