Lignano Fiume Stella_2023

2 3
Prolog
Mit Wolfi Mohr und seiner Familie
und zwei Motorbooten machten
wir einen Tagestörn in der Lagune
von Lignano.
Der Obmann
des Schifffahrtsvereins
Murauen
hat seinen Beruf
zum Hobby
gemacht. Er ist
Ausbildungsleiter
des Wasserdienstes
und der Höhenrettung bei
der Grazer Berufsfeuerwehr.
Casoni
Die Casoni sind traditionelle Fischerhütten,
die in der Lagune
von Lignano und Grado gebaut
wurden. Sie sind aus natürlichen
Materialien wie Schilf, Stroh und
Holz gefertigt und haben ein charakteristisches
Dach. Die Casoni
dienten den Lagunenfischern als
Unterkunft, Lager und Schutz vor
den Witterungseinflüssen. Die Tür
der Casoni ist immer nach Westen
ausgerichtet, um die Hütte vor den
Winden aus dem Osten zu schützen.
Die Geschichte der Casoni geht bis
in die Antike zurück, als die Lagune
ein wichtiger Handelsknotenpunkt
zwischen Aquileia und Ravenna
war. Die Casoni waren Zeugen der
wechselvollen Geschichte der Region,
die von Römern, Byzantinern,
Langobarden, Franken, Venezianern
und Österreichern geprägt
wurde. Die Häuser waren auch
Schauplatz einiger künstlerischer
und literarischer Werke, wie zum
Beispiel des Films Medea von Pier
Paolo Pasolini, der einige Szenen in
einer Fischerhütte drehte.
Heute sind die Casoni ein Symbol
der Lagunenkultur und ein beliebtes
Ausflugsziel für Touristen und
Einheimische. Fast alle wurden restauriert
und zu Wochenendquartieren
umgestaltet. Einige kann man
mieten, einzelne Familien bewirten
Gäste und bieten typische Fischgerichte
an. Andere Casoni wurden
verlassen oder dem Verfall überlassen.
Ein Verein namens „graisini de
palu“ hat sich zum Ziel gesetzt, die
Tradition und die Kultur der Lagune
zu pflegen und zu erhalten.
Die Casoni sind nur mit dem Boot
erreichbar. Ein flaches Segelboot
ohne Kiel, das batèla genannt und
von einem stehenden Ruderer gesteuert
wurde, diente den Fischern
früher den Verkehr zwischen Festland
und Casoni-Inseln zu bewerkstelligen.
Die Fischer konnten mit ihren Familien
auch wegen einer geologischen
Gegebenheit in der Lagune
lange Zeit leben. Die ganze Lagune
ist durch eine Granitschicht nach
unten abgedichtet. Dadurch dringt
Regenwasser als Grundwasser
unter dem Meeresboden ein und
kann mit einem Schlagbrunnen
angezapft werden. Es wird dabei
einfach ein Rohr tief in den Boden
bis zum Grundwasser geschlagen.
Durch den Eigendruck strömt kontinuierlich
sauberes Wasser, das
reich an Mineralien ist, da der Ursprung
im Karstgebiet, viele Kilometer
entfernt, gefunden wurde.
Diese sogenannten artesischen
Brunnen sind Bohrungen, die das
Wasser unter hohem Druck an die
Oberfläche befördern. Sie werden
seit der Römerzeit genutzt, um die
Wasserversorgung in der Lagune
zu gewährleisten.
Die Casoni sind ein faszinierender
Teil der Geschichte und Identität
der Lagune von Lignano und
Grado. Sie sind ein Zeugnis des
einfachen und harten Lebens der
Lagunenfischer, aber auch ihrer
Verbundenheit mit der Natur und
ihrer Gastfreundschaft.
Die Casoni laden dazu ein, das
Hinterland von Lignano aus einer
anderen Perspektive zu entdecken
und zu genießen.