Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
25.11. - 09.12.<strong>2021</strong><br />
© gerhard.hochl@gmx.at<br />
1
25.11. Flug AUA OS 9505 Wien - Teneriffa<br />
09.12. Flug AUA OS 9506 Teneriffa - Wien<br />
Der Airbus A320 setzt zur Landung<br />
am Flughafen Teneriffa Nord an.<br />
Die Sparte Kreuzfahrten umfasst<br />
TUI Cruises, Hapag-Lloyd Cruises<br />
<strong>und</strong> Marella Cruises. Zusammen<br />
gehören so<strong>mit</strong> 15 Kreuzfahrtschiffe<br />
zum TUI Angebot.<br />
Das Gemeinschaftsunternehmen<br />
TUI Cruises ist ein Joint Venture<br />
(50/50) zwischen TUI AG <strong>und</strong> Royal<br />
Caribbean Cruises <strong>mit</strong> Sitz in<br />
Hamburg. Es wurde 2008 gegründet<br />
<strong>und</strong> gehört zum Premium Volumen-Segment.<br />
Die Flotte umfasst<br />
sieben <strong>Schiff</strong>e: Das erste <strong>Schiff</strong><br />
wurde im Mai 2009 getauft. In Abständen<br />
von zwei bzw. drei Jahren<br />
liefen neue <strong>Schiff</strong>e vom Stapel. Im<br />
Frühjahr 2018 wurde <strong>mit</strong> der <strong>Mein</strong><br />
<strong>Schiff</strong> 1 eine neue, noch größere<br />
Generation in Dienst gestellt.<br />
* Baujahr: 2014.<br />
* Heimathafen: Valletta.<br />
* Länge / Größe: 295 Meter.<br />
* Tonnage: 99.526 BRZ.<br />
* Geschwindigkeit: 21,7 Knoten.<br />
* Decks: 15.<br />
* Passagierzahl: 2.506.<br />
* Besatzung: 1.002.<br />
* Zwei Pools, eines in der Halle.<br />
* Sauna <strong>und</strong> Samsara Abteilung.<br />
* Fitnes-Center<br />
* Theater <strong>und</strong> Klanghaus.<br />
* Balkon-Kabine 8018.<br />
Die bisherige <strong>Mein</strong> <strong>Schiff</strong> 1 ging als<br />
„Marella Explorer“ in die Flotte der<br />
Marella Cruises über. 2019 kam die<br />
2er, das Schwesternschiff der 1er in<br />
die Flotte der TUI Cruises. Die Auslieferung<br />
der <strong>Mein</strong> <strong>Schiff</strong> 7 ist für<br />
2023 geplant.<br />
Kurs zu den <strong>Azoren</strong><br />
Die beiden Seetage wurden zum<br />
Relaxen <strong>und</strong> zum Kennenlernen<br />
des Kreuzfahrtschiffes benützt.<br />
Unsere Kabine war sehr geräumig<br />
ausgestattet <strong>und</strong> der Stauraum<br />
würde auch für eine längere Reisedauer<br />
vollkommen ausreichen. Die<br />
Kabinencrew, die übrigens immer<br />
im Zweierteam tätig ist, kreierte fast<br />
jeden Tag w<strong>und</strong>erbare Figuren aus<br />
den Bettdecken. Auf Deck 4 gab es<br />
eine Studie über das Meeresleben.<br />
Die Geschichte der Seefahrt <strong>und</strong><br />
der Forschung in den Tiefen der<br />
Meere wurde <strong>mit</strong> Ausstellungsstücken<br />
<strong>und</strong> interaktiv dargeboten.<br />
Das Theater war zweckmäßig eingerichtet<br />
<strong>und</strong> das Klanghaus wurde<br />
dem Namen gerecht. Es hatte eine<br />
w<strong>und</strong>erbare Akustik <strong>und</strong> die Technik<br />
war vom Feinsten. Der Stierkopf<br />
war das Logo des Steckhauses<br />
<strong>und</strong> das Tor zur „Großen Freiheit“<br />
war der Eingang in die gehobenen<br />
Feinheiten der Kulinarik.<br />
2 3
Das schöne Wetter begleitete uns,<br />
trotz anderslautender Prognose<br />
des Kapitäns vom Vorabend. Pooldeck<br />
<strong>und</strong> Außenalster waren gut<br />
besucht <strong>und</strong> die Radaranlage hatte,<br />
wegen der guten Sicht wenig<br />
Arbeit.<br />
Auf Gr<strong>und</strong> einer Streikdrohung der<br />
Hafenarbeiter in Sao Miguel wurde<br />
von der Reederei die Reihenfolge<br />
der beiden Inseln auf den <strong>Azoren</strong><br />
umgetauscht. Das hieß, wir fuhren<br />
zuerst die größere Insel Ponta Delgada<br />
an.<br />
Die Abende wurden für Präsentationen<br />
des Ausflugsprogrammes<br />
genutzt. Da wir die Ausflüge schon<br />
von zu Hause aus, ohne Stress über<br />
die Homepage von <strong>Mein</strong> <strong>Schiff</strong> gebucht<br />
hatten, interessierte uns der<br />
Vortrag des Lektors Stephen Bohling<br />
mehr.<br />
<strong>Azoren</strong><br />
Die <strong>Azoren</strong> sind eine Inselgruppe<br />
<strong>mit</strong> 9 Inseln. Sie liegen ca. 1.360-<br />
1.950 km von Lissabon <strong>und</strong> dem<br />
portugiesischen Festland entfernt<br />
im Atlantik. Der Archipel hat eine<br />
Gesamtfläche von 2.350 km 2<br />
<strong>und</strong><br />
gehört zu Portugal <strong>und</strong> ist seit<br />
1976 eine autonome Region. Regierungssitz<br />
ist Ponta Delgada<br />
(Sao Miguel), das Parlament tagt in<br />
Horta (Faial). Insgesamt leben ca.<br />
245.000 Einwohner auf den <strong>Azoren</strong>.<br />
Alle 9 Inseln sind einzigartig <strong>und</strong><br />
nicht <strong>mit</strong>einander vergleichbar. Sie<br />
sind Teil eines gewaltigen Gebirges<br />
im Meer, das den Atlantik durchzieht.<br />
Im Sommer verwandeln sich<br />
die <strong>Azoren</strong> in prachtvolle Blumenparadiese<br />
aus blühenden Hortensienhecken.<br />
Saphirblaue <strong>und</strong> smaragdgrüne<br />
Bergseen, fruchtbare<br />
Wiesen sowie die Vulkan- <strong>und</strong> Kraterlandschaften<br />
<strong>mit</strong> üppiger Vegetation<br />
laden zum Entdecken <strong>und</strong><br />
Wandern ein. Bedingt durch den<br />
Golfstrom herrscht das ganze Jahr<br />
Frühlingswetter.<br />
Die Inseln liegen an der Schnittstelle<br />
dreier Kontinentalplatten.<br />
Schicht für Schicht baute Magma<br />
den atlantischen Rücken auf <strong>und</strong><br />
die über die Meeresoberfläche ra-<br />
genden Spitzen sind die <strong>Azoren</strong>.<br />
Vielerorts brodelt <strong>und</strong> dampft es<br />
aus dem Boden <strong>und</strong> weist auf den<br />
vulkanischen Ursprung hin. Die<br />
Calderas, gewaltige Kraterseen<br />
die sich <strong>mit</strong> Wasser gefüllt haben,<br />
Fumarole, Geysire, Lavafelder, Basaltgestein<br />
<strong>und</strong> Vulkanschlote sind<br />
gegenwärtige Zeugen der Entstehungs-Geschichte.<br />
Aufgr<strong>und</strong> ihrer Lage in der gemäßigten<br />
nördlichen Hemisphäre<br />
zeichnet sich die Gegend durch<br />
ihr subtropisches Klima <strong>mit</strong> sehr<br />
milden Wintern <strong>und</strong> warmen Sommern<br />
aus. Die neun Inseln sind<br />
deshalb ganzjährig ein attraktives<br />
Reiseziel. Es gibt ausreichend Niederschläge,<br />
sodass im Sommer<br />
die Inseln blühen <strong>und</strong> im Winter<br />
grünen können. Die feuchten Luftmassen<br />
regnen sich an den bis zu<br />
1.000 Meter hohen Gebirgen im<br />
Westen ab, Richtung Osten werden<br />
die Regenfälle geringer. Das Wetter<br />
kann sehr schnell wechseln, an<br />
einem Tag könne man alle Jahreszeiten<br />
erleben. Wolkenverhangene<br />
Berge können in Minuten in hellem<br />
Sonnenlicht erstrahlen. Eine <strong>Azoren</strong>weisheit<br />
sagt: „Wenn dir das<br />
Wetter nicht gefällt, warte eine halbe<br />
St<strong>und</strong>e.“ Wetterbestimmend ist<br />
auch der Golfstrom, welcher warmes<br />
Wasser aus dem tropischen<br />
Golf von Mexiko bringt, dadurch<br />
sinkt die Wasseroberflächentemperatur<br />
nicht unter 15° Celsius, im<br />
Sommer erreichen die Temperaturen<br />
manchmal 23° Celsius.<br />
Die <strong>Azoren</strong> wurden offiziell 1427 im<br />
Auftrag von Heinrich dem Seefahrer<br />
aufgesucht <strong>und</strong> für Portugal in<br />
Besitz genommen. Der portugiesische<br />
Name Ilhas dos Açores („Habichtsinseln“)<br />
entstand aufgr<strong>und</strong><br />
der zahlreich dort lebenden Bussarde,<br />
welche die portugiesischen<br />
Eroberer zunächst fälschlich für<br />
Habichte hielten. Der Name blieb<br />
auch nach Entdeckung des Irrtums<br />
erhalten.<br />
Die Besiedlung durch Portugal begann<br />
Mitte des 15. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />
Die <strong>Azoren</strong> wurden bald ein wichtiger<br />
Stützpunkt auf dem Weg zu<br />
den portugiesischen Besitzungen<br />
in Mittel- <strong>und</strong> Südamerika.<br />
<strong>Azoren</strong> - eine Inselgruppe im Atlantik<br />
4 5
Insel Sao Miguel<br />
Die 63km lange <strong>und</strong> 15km breite Insel<br />
wird von 140.000 Menschen bewohnt.<br />
Die höchste Erhebung, der<br />
Pico da Vara ist 1105m hoch.<br />
Anfang 1440 wurde die Insel von<br />
Gonçalo Velho Cabral erschlossen.<br />
Die Siedler stammten aus verschiedenen<br />
Regionen Portugals.<br />
Sie kamen aus dem Norden, aus<br />
der Estremadura, der Algarve <strong>und</strong><br />
dem Alentejo. Danach folgten maurische<br />
<strong>und</strong> jüdische Siedler sowie<br />
Franzosen <strong>und</strong> Engländer. Sichere<br />
Buchten <strong>und</strong> fruchtbare Erde wurden<br />
die Gr<strong>und</strong>lagen für die wirtschaftliche<br />
Entwicklung der Insel.<br />
Anbau <strong>und</strong> Export von Weizen <strong>und</strong><br />
Färberwaid (Pflanze aus der die indigo-blaue<br />
Farbe gewonnen wurde)<br />
ließen Wirtschaft <strong>und</strong> Bevölkerung<br />
wachsen.<br />
Bis zu dem schweren Erdbeben<br />
im Oktober 1522 war Vila Franca<br />
do Campo die Hauptstadt der Insel.<br />
Bei diesem Erdbeben wurde<br />
die Stadt fast völlig zerstört, <strong>und</strong><br />
als Folge bekam Ponta Delgada<br />
am 2. April 1546 die Stadtrechte.<br />
Ende des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts wurde<br />
São Miguel häufig von Seeräubern<br />
überfallen. 1582 besetzten spanischen<br />
Truppen die Insel, natürlich<br />
gegen den Willen der Bevölkerung.<br />
Erst nach der Wiedereinführung<br />
der portugiesischen Monarchie im<br />
Jahre 1640 erfuhr der Handel einen<br />
neuen Aufschwung <strong>und</strong> gewann<br />
durch den Handel <strong>mit</strong> Brasilien zusätzlich<br />
an Bedeutung.<br />
Im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert bis in die Hälfte<br />
des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts war der<br />
Export von Orangen (damals sehr<br />
exotische Früchte), überwiegend<br />
nach England, die Haupteinnahmequelle.<br />
Die meisten Kirchen<br />
wurden zu dieser Zeit gebaut <strong>und</strong><br />
<strong>mit</strong> aufwendigen Goldverzierungen<br />
prunkvoll ausgestattet. Viele<br />
Herrenhäuser wurden errichtet <strong>und</strong><br />
<strong>mit</strong> kunstvollen Steinmetzarbeiten<br />
geschmückt. Sie sind heute der Öffentlichkeit<br />
zugänglich. 1870 wurden<br />
die Orangenbäume von einem<br />
schädlichen Pilz befallen, was den<br />
Anbau von Orangen wirtschaftlich<br />
bedeutungslos machte <strong>und</strong> zahlreiche<br />
Azorer nach Brasilien auswandern<br />
ließ.<br />
Im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert wurden Ananas,<br />
Tee, Tabak <strong>und</strong> afrikanischer Hanf<br />
eingeführt <strong>und</strong> kultiviert. Dadurch<br />
erlebte die Insel einen erneuten<br />
wirtschaftlichen Aufschwung, der<br />
Dank der Entwicklung im Agrarsektor<br />
bis ins 20. Jahrh<strong>und</strong>ert anhielt.<br />
Gleichzeitig begann die industrielle<br />
Milchverarbeitung. Seit 1980 arbeitet<br />
der größte Teil der Bevölkerung<br />
im Dienstleistungsgewerbe <strong>und</strong><br />
besonders auf São Miguel wird der<br />
Tourismus gefördert.<br />
Die größte <strong>Azoren</strong>insel, ist für viele<br />
das Tor in die Inselwelt. Der Flughafen<br />
von Ponta Delgada ist Verkehrsknotenpunkt.<br />
Die meisten<br />
Besucher bleiben gleich auf São<br />
Miguel <strong>und</strong> reisen nicht weiter, da<br />
die Insel durch ihre Größe <strong>und</strong> Vielseitigkeit<br />
genug für einen erfüllten<br />
Urlaub bietet, in der Stadt, auf dem<br />
Land, auf dem Wasser oder in den<br />
Bergen. Vulkane schufen den Archipel<br />
weit vor der portugiesischen<br />
Küste, in dem es heute noch rumpelt<br />
<strong>und</strong> gärt, weil sich auf dem<br />
Meeresboden drei Kontinentalplatten<br />
aneinander reiben. Auf São Miguel<br />
explodierte der letzte Vulkan<br />
vor knapp 500 Jahren. Geblieben<br />
ist der breite Krater, an dessen<br />
Rändern bei den Caldeiras noch<br />
immer, nach Schwefel riechender<br />
Rauch aufsteigt <strong>und</strong> Quellen heißes<br />
Wasser zu Tage fördern.<br />
Miradouro de Santa Iria<br />
Der Aussichtspunkt bietet einen<br />
w<strong>und</strong>erschönen Blick über die<br />
felsige Nordküste. Beim Blick in<br />
Richtung Osten erkennt man auf<br />
dem nördlichsten Punkt der Insel<br />
den Leuchtturm „Ponta do Cintrão“.<br />
Beim Aussichtspunkt weist<br />
eine Keramiktafel auf einen der<br />
wichtigsten Momente der portugiesischen<br />
<strong>und</strong> azoreanischen Geschichte<br />
hin, auf die Schlacht von<br />
Ladeira da Velha am 3. August 1831,<br />
welche an dieser Stelle stattfand.<br />
Die fortschrittlichen Kräfte gewannen<br />
gegen die Konservativen, das<br />
veränderte die Zukunft Portugals.<br />
Lago das Furnas<br />
Der See liegt beim gleichnamigen<br />
Ort Furnas, im Osten der Insel, r<strong>und</strong><br />
43 km entfernt von der Hauptstadt<br />
Ponta Delgada. Berühmt ist er für<br />
6 7
die schöne Aussicht von oben. Die<br />
Wasserqualität selbst ist nicht gut<br />
<strong>und</strong> daher wird vom Baden abgeraten.<br />
Am Nordufer befinden sich,<br />
wie in der Ortschaft heiße Schwefelquellen.<br />
Kochen in heißen Erdlöchern<br />
Die Einheimischen machen sich<br />
die hohen Temperaturen zu Nutze<br />
<strong>und</strong> bereiten hier das typisch lokale<br />
Gericht Cozido das Furnas zu.<br />
Das ist ein Eintopf, in den nur einheimische<br />
Lebens<strong>mit</strong>tel wie Kohl,<br />
Kartoffeln, Möhren, Fleisch <strong>und</strong><br />
Würstchen hineinkommen. Die Zubereitungszeit<br />
für den Cozido dauert<br />
mehrere St<strong>und</strong>en.<br />
Kurort Furnas<br />
Durch ein eigenes Mikroklima,<br />
dessen Luftfeuchtigkeit <strong>und</strong> <strong>mit</strong>tlere<br />
Temperatur über den Durchschnitt<br />
Sao Miguels liegen, wachsen<br />
dort einige Pflanzenarten, wie<br />
Zedern <strong>und</strong> Koniferen, die sonst<br />
nirgendwo auf der Insel gedeihen.<br />
Die Hauptattraktionen sind aber<br />
die 23 Mineralquellen. Mit bis zu<br />
98 Grad Temperatur tritt das Wasser<br />
zu Tage, davon einige als Geysire.<br />
Die Vulkanaktivität zeigt sich<br />
hauptsächlich in den sogenannten<br />
Caldeiras, das sind dampfende<br />
Stellen kochenden Wassers. Durch<br />
diese Mineralquellen wurde die<br />
Gemeinde Furnas auf den <strong>Azoren</strong><br />
schon früh zum Kurort, in den bereits<br />
im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert die Kurgäste<br />
aus England anreisten.<br />
Terra Nostra Park<br />
Eine beeindruckende Sammlung<br />
an Gewächsen findet sich im Terra<br />
Nostra Park . Dieses im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
angelegte Areal hat eine<br />
Größe von 12 Hektar <strong>und</strong> gilt als einer<br />
der schönsten Parkanlagen der<br />
Welt. Auf dieser Fläche befinden<br />
sich r<strong>und</strong> 2.500 Bäume. Die Kamelien<br />
des Parks sind sogar eine<br />
der größten Sammlungen weltweit<br />
<strong>und</strong> umfassen über 600 verschiedene<br />
Arten. Auch Europas größte<br />
Sammlung von Sagopalmfarnen<br />
lässt sich im Terra Nostra Park finden.<br />
Die beliebteste Attraktion des<br />
Parks ist aber das Wasserbecken<br />
<strong>mit</strong> natürlich braunem Thermalwasser.<br />
Der Pool, dessen Wasser<br />
eine Temperatur von 38 °C hat, ist<br />
<strong>mit</strong> Steinmetzarbeiten versehen<br />
<strong>und</strong> von exotischen Pflanzen umgeben.<br />
Vasco Elias Bensaude<br />
Eine Caldera, portugiesisch<br />
Caldeira, ist die, meist kesselförmige<br />
Oberfläche vulkanischen<br />
Ursprungs. Hier in Furmas gibt<br />
es mehrere direkte Verbindungen<br />
zum flüssigen Magma tief unter<br />
der Erdoberfläche. Durch die große<br />
Hitze, in Verbindung gebracht <strong>mit</strong><br />
dem Gr<strong>und</strong>wasser, entstehen der<br />
Dampfausbruch, die Geysire <strong>und</strong><br />
die heißen Quellen.<br />
Vasco Elias Bensaude war Industrieller<br />
<strong>und</strong> Geschäftsmann <strong>und</strong> <strong>mit</strong><br />
dem geerbten Vermögen gründete<br />
er 1933 die Terra Nostra Gesellschaft.<br />
Das ermöglichte auch den<br />
Bau des ersten Touristen-Hotels<br />
in der Gemeinde Furnas. Dadurch<br />
wurde er zum Pionier <strong>und</strong> Impulsgeber<br />
im Tourismusbereich.<br />
8 9
Konifere aus Neu Caledonien<br />
Er war auch verantwortlich für den<br />
Bau des Terra Nostra Golfplatzes<br />
im Jahr 1939, dem ersten der <strong>Azoren</strong>.<br />
Der Botanische Garten wird<br />
noch heute von seinen Nachfahren<br />
bewirtschaftet. Er verstarb 71-jährig<br />
in Jahr 1967.<br />
Kamelie<br />
Kamelie<br />
Aloe Vera<br />
Luis, unser deutschsprachiger<br />
Tourguide, erklärte nicht nur die<br />
geologischen <strong>und</strong> geografischen<br />
Besonderheiten der Insel, sondern<br />
führte uns in die botanischen Geheimnisse<br />
des Gartens ein. Beim<br />
Einsteigen musste er immer darauf<br />
achten, dass wir uns die Hände<br />
desinfizieren <strong>und</strong> im Bus die Masken<br />
aufsetzen.<br />
10 11
In der gotischen Kirche San<br />
Sebastian findet jeden Abend<br />
eine Messe statt. Außerhalb<br />
der Zeiten, in der eine Andacht<br />
stattfindet, sind alle<br />
Kirchen auf den <strong>Azoren</strong> geschlossen.<br />
Goncalo Velho Cabral<br />
Im Jahre 1431 erhielt Goncalo Velho<br />
Cabral vom Heinrich dem Seefahrer<br />
den Auftrag in westlicher Richtung<br />
<strong>mit</strong> einer Karavelle in See zu<br />
stechen <strong>und</strong> die vier Jahre vorher<br />
entdeckte Inselgruppe der <strong>Azoren</strong><br />
für das Königreich Portugal in Besitz<br />
zu nehmen <strong>und</strong> zu besiedeln.<br />
Er landete zuerst auf der Insel Santa<br />
Maria <strong>und</strong> gründete im Namen<br />
seines Königs Alfons V. die erste<br />
portugiesische Kommandantur der<br />
<strong>Azoren</strong>. Jahre später wurde dann<br />
Ponta Delgada auf der Insel Sao<br />
Miguel die Hauptstadt der <strong>Azoren</strong>.<br />
Vor dem ehemaligen Stadttor steht<br />
die Statue, die an dieses Kapitel<br />
der Geschichte erinnert.<br />
Ponta Delgada<br />
Die Inselhauptstadt <strong>mit</strong> 18.000 Einwohnern,<br />
ist das touristische Zentrum<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig Ausgangspunkt<br />
aller Sehenswürdigkeiten.<br />
Der moderne Teil der Stadt ist beim<br />
Kreuzfahrt- <strong>und</strong> Fährhafen angesiedelt.<br />
Die Altstadt betritt der Besucher<br />
durch das alte dreiflügelige<br />
Stadttor. Die engen Gassen sind<br />
<strong>mit</strong> Pflastersteinen befestigt, die in<br />
interessanten Ornamenten angeordnet<br />
sind.<br />
Càmara Minicipal<br />
Das Rathaus ist ein Gebäude aus<br />
dem 17. Jahrh<strong>und</strong>ert. Es wurde als<br />
Barockbau <strong>mit</strong> dem typischen Stil<br />
der <strong>Azoren</strong> für eine wohlhabende<br />
Familie errichtet. Im Turm befindet<br />
sich die älteste Glocke der Inseln.<br />
Vor dem Gebäude steht die Statue<br />
des Schutzheiligen São Miguel.<br />
Heute ist es der Sitz der Stadtverwaltung.<br />
Luis Vaz de Camoes<br />
Dem portugiesische Nationaldichter<br />
wurde vor dem Bischofssitz ein<br />
Denkmal gesetzt. Dem einäugigen<br />
Künstler, der 1580 als 55 Jähriger<br />
in Armut starb, ist die Aufzeichnung<br />
von historischen Leistungen<br />
der portugiesischen Seefahrer zu<br />
verdanken. Im Mittelpunkt seines<br />
Epos steht die Entdeckungsreise<br />
Vasco da Gamas um Afrika herum<br />
nach Indien.<br />
Der Sitz des Bistums wurde anfangs<br />
von Papst Paul III. auf die<br />
Insel Terceira an die Hauptstadt<br />
Angra do Heroismo vergeben. Die<br />
hohe Steuerlast <strong>und</strong> Abhängigkeit<br />
gegenüber dem Bischofssitz<br />
bremsten die weitere Entwicklung<br />
Ponta Delgadas <strong>und</strong> so kam es im<br />
Jahr 1821 zur erfolgreichen Revolte<br />
unter Beteiligung der auf São Miguel<br />
stationierten Soldaten, die zur<br />
Eigenständigkeit der Insel führte.<br />
Seit 1975 ist Ponta Delgada Sitz der<br />
Regionalregierung der <strong>Azoren</strong>. Im<br />
folgenden Jahr wurde hier die Universität<br />
der <strong>Azoren</strong> gegründet.<br />
Am Abend legten wir ab <strong>und</strong> Per<br />
Hard unser Kapitän nahm Kurs auf<br />
die Insel Terceira.<br />
12 13
Insel Terceira<br />
Die Insel ist 29km lang <strong>und</strong> 17,5km<br />
breit <strong>und</strong> wird von ca. 56.000 Menschen<br />
bewohnt. Entdeckt wurde<br />
die Insel 1420 als dritte <strong>Azoren</strong>-Insel.<br />
Daher stammt auch der Name,<br />
der übersetzt „dritte“ heißt. Die Besiedelung<br />
erfolgte im Auftrag von<br />
Heinrich dem Seefahrer aber erst<br />
zwischen 1450 <strong>und</strong> 1470. Die erste<br />
Gemeinde entstand in Praia da Victoria.<br />
Das war auch unser Pier zum<br />
Anlegen. Leider einige Kilometer<br />
vom Zentrum entfernt <strong>und</strong> zu Fuß<br />
kaum erreichbar.<br />
Einige Landwirte haben sich auf die<br />
Züchtung von Stieren spezialisiert.<br />
Auf den <strong>Azoren</strong> werden nach wie<br />
vor Stierkämpfe veranstaltet, aber<br />
<strong>mit</strong> einem großem Unterschied zu<br />
Spanien. Hier werden die Stiere<br />
nicht getötet <strong>und</strong> der Showkampf<br />
findet komplett unblutig statt.<br />
Die Verantwortlichen setzen auf die<br />
Belebung des sanften Tourismus<br />
<strong>mit</strong> Wanderurlauben <strong>und</strong> Naturverb<strong>und</strong>enheit.<br />
Wir hatten bei unserem<br />
Besuch großes Wetterglück<br />
aber ein <strong>Azoren</strong>-Sprichwort sagt:<br />
„Jeder Tag hat hier vier Jahreszeiten.“<br />
Sonnenschein, Nebelschwaden<br />
<strong>und</strong> Regenschauer — nichts<br />
ist unmöglich. Der Atlantik erwärmt<br />
sich selbst im Sommer nur auf<br />
max. 23 Grad C. Badetourismus im<br />
großen Stil ist so<strong>mit</strong> nicht möglich.<br />
Lediglich in den von Lava-Felsen<br />
geschützten Meeres-Schwimmbecken<br />
baden die Einheimischen.<br />
Was aber Terceira so besonders<br />
macht, ist der großartige Kontrast<br />
zwischen der natürlichen Schönheit<br />
dieser Vulkaninsel <strong>und</strong> der bew<strong>und</strong>ernswerten<br />
Arbeit der Menschen,<br />
die dieses Eiland fruchtbar Die umweltfre<strong>und</strong>liche Energieversorgung<br />
<strong>und</strong> ertragreich gemacht haben.<br />
steckt noch in den Kinder-<br />
schuhen. Relativ wenige Windräder<br />
Wir machten, begleitet vom<br />
<strong>und</strong> das bei stetigen Winden,<br />
deutschsprachigen Tourguide sorgen für saubere Energie. Der<br />
Hugo, einen Ganztagsausflug. Die meiste Strom wird noch <strong>mit</strong> Dieselgeneratoren<br />
Eindrücke, die wir gewannen waren<br />
erzeugt. Im zwei-<br />
sehenswert. Die ganze Insel ten Weltkrieg spielte die Insel eine<br />
ist agrarisch dominiert. Es gibt fast strategisch wichtige Rolle. 1943<br />
doppelt so viele Kühe als Einwohner.<br />
wurde der Flughafen erweitert <strong>und</strong><br />
Aber das zeigt auch schon die die Langstreckenbomber machten<br />
Problematik der Wirtschaft auf. Die Zwischenlandung auf dem Weg<br />
Menge an Milchproduktion kann von USA nach Europa. Nach dem<br />
auf der Insel gar nicht verbraucht Weltkrieg blieben amerikanische<br />
werden <strong>und</strong> dem Transport auf das Truppen einige Jahrzehnte auf der<br />
europäische Festland ist durch die Insel stationiert. Aus dieser Zeit<br />
Entfernung von 1400 km eine natürliche<br />
stammen noch die <strong>mit</strong> Öl betriebeche<br />
Grenze gesetzt. Viele Versunen<br />
Kraftwerke. Anlagen, welche<br />
einen wirtschaftlichen Ausweg die geothermischen Gegebenheiten<br />
14<br />
zu finden, sind fehlgeschlagen.<br />
nutzen, gibt es hier nicht.<br />
15
Vulkan Cinco Pico<br />
Die umliegenden Hügel, die selbst<br />
Vulkane waren, begrenzen den<br />
eingestürzten Kraterrand des Cinco<br />
Picos, des ältesten auf Terceira.<br />
Der Durchmesser der Caldera beträgt<br />
über 7 km <strong>und</strong> ist heute eine<br />
fruchtbare Fläche. Caldera nennt<br />
man die Reste eines Vulkans, die<br />
sich im Laufe der Jahrh<strong>und</strong>erte, ja<br />
sogar Jahrtausende durch Erosion<br />
bilden. Calderen entstehen entweder<br />
durch explosive Eruptionen<br />
oder durch den Einsturz oberflächennaher<br />
Magmakammern eines<br />
Zentralvulkans, die zuvor durch<br />
Ausbrüche entleert worden sind.<br />
Häufig füllen sich tiefliegende Calderen<br />
<strong>mit</strong> Wasser <strong>und</strong> bilden dann<br />
einen Calderasee.<br />
Der letzte Ausbruch ereignete sich<br />
im Jahr 1999. Damals war ein Unterwasser-Vulkan<br />
westlich der Insel<br />
Terceira ausgebrochen.<br />
Weinbaumuseum<br />
Der Besuch eines Weinbaumuseums<br />
stand auch auf der Programmpalette.<br />
Die Begrüßungstafel wurde<br />
von unserem Guide frei übersetzt:<br />
In diesem berühmten Weingut findet<br />
der Besucher den guten Verdelho, der<br />
hier serviert wird.<br />
Wenn sie ein Fre<strong>und</strong> sind kommen<br />
sie hierher <strong>und</strong> sie sind herzlich willkommen.<br />
Wenn sie im Weingut Brum etwas<br />
trinken, werden sie sagen, dass dieser<br />
Wein der beste auf den <strong>Azoren</strong> ist.<br />
Sehr interessant war für uns die<br />
Anbaumethode der Reben. In so-<br />
genannten Currais gedeiht der<br />
Wein sehr gut. Die Vulkansteine<br />
werden zu niedrigen Mauern aufgeschichtet<br />
<strong>und</strong> dadurch ergeben<br />
sich kleine Parzellen <strong>mit</strong> ungefähr<br />
2-3 m Seitenlänge. In diese freien<br />
Flächen werden die Reben gepflanzt.<br />
Dadurch wird der Wind von<br />
den feinen Trieben abgehalten, die<br />
Wärme der Sonne gebündelt <strong>und</strong><br />
bei starken Regen fließt das überschüssige<br />
Wasser ab.<br />
Für Kostproben stellten sich alle<br />
an <strong>und</strong> der eher milde, um nicht<br />
zu sagen süße Wein fand Anklang<br />
<strong>und</strong> einige kauften gleich mehrere<br />
Flaschen.<br />
Die Weinbaugebiete der <strong>Azoren</strong><br />
umfassen ca. 400 Hektar Rebfläche.<br />
Die jährliche Weinproduktion<br />
liegt bei ca. 12.000 Hektoliter. Als<br />
Vergleichswert sei die Südsteiermark,<br />
oft auch als steirische Toskana<br />
bezeichnet, angeführt: 2.800<br />
Hektar ergaben dort im Jahr 2020<br />
240.000 Hektoliter.<br />
Auch das Museum hatte eine eigene<br />
Heiligen Geist Kapelle. Im Gegensatz<br />
zu den bunten Kapellen in<br />
den Dörfern ist diese Kapelle eher<br />
schlicht gehalten.<br />
Espirito Santo, der Heilige Geist,<br />
spielte im Leben der Einwohner<br />
der <strong>Azoren</strong> eine wichtige Rolle. Ihm<br />
zu Ehren wurden überall auf den<br />
Inseln Heilig-Geist-Kapellen, sogenannte<br />
Imperios, errichtet.<br />
Seit der Besiedlung der <strong>Azoren</strong><br />
wurden die Inseln immer wieder<br />
von Naturkatastrophen, wie Erdbeben<br />
oder Vulkanausbrüchen heimgesucht.<br />
Zum Schutz vor diesen<br />
nicht abwendbaren Ereignissen<br />
wendeten sich die Azoreaner an<br />
den Heiligen Geist. Auf allen <strong>Azoren</strong>-Inseln<br />
finden sich deshalb die<br />
Imperios, die Kapellen zu dessen<br />
Ehren. Die Heilig-Geist-Feste finden<br />
jedes Jahr zwischen Pfingsten<br />
<strong>und</strong> der ersten Oktoberwoche<br />
statt. Ursprünglich sollte <strong>mit</strong> dem<br />
Fest, das von den Franziskanern<br />
aus Frankreich eingeführt wurde,<br />
den Armen <strong>und</strong> Kranken geholfen<br />
werden. Inzwischen sind daraus<br />
Volksfeste geworden.<br />
16 17
Monte Brasil <strong>mit</strong> der Festung<br />
Angra do Heroismo<br />
Monte Brasil<br />
Der erloschene Vulkan Monte Brasil,<br />
der als vorgelagerte Halbinsel<br />
<strong>mit</strong> der Stadt Angra do Heroísmo<br />
verb<strong>und</strong>en, ist ein bei den Einheimischen<br />
wie auch Touristen beliebtes<br />
Naturschutz- <strong>und</strong> Naherholungsgebiet.<br />
Es bieten sich immer<br />
wieder herrliche Ausblicke auf die<br />
Bucht.<br />
Angra do Heroismo<br />
1474 bekam Angra die Stadtrechte<br />
verliehen <strong>und</strong> wurde da<strong>mit</strong> die<br />
erste Stadt der <strong>Azoren</strong>. Joao Corte<br />
Real, der Entdecker von Nordamerika<br />
20 Jahre vor Columbus, war<br />
der erste Lehnsherr. 1534 wurde<br />
die aufblühende Stadt zur ‚Cidade‘<br />
– der ersten Großstadt der <strong>Azoren</strong><br />
– ernannt. Angra spielte zwei<br />
Mal eine wichtige Rolle in der Geschichte<br />
Portugals. Das erste Mal<br />
während der Nachfolgekrise im<br />
Jahre 1580, als die Bewohner von<br />
Terceira es ablehnten, die Oberhoheit<br />
von Philipp von Spanien zu<br />
akzeptieren <strong>und</strong> stattdessen den<br />
alternativen Kandidaten für den<br />
portugiesischen Thron, Antonio I.<br />
unterstützten. Dieser erklärte Angra<br />
kurzerhand zur Hauptstadt des<br />
alten Reichs Portugal <strong>und</strong> baute<br />
zwischen 1580 <strong>und</strong> 1582 im Exil<br />
eine Regierung auf. Ein Jahr später<br />
wurde dann aber auch Terceira von<br />
den Spaniern unterworfen.<br />
Angra do Heroismo <strong>und</strong> da<strong>mit</strong> die<br />
<strong>Azoren</strong>insel Terceira hält über 350<br />
Jahre eine Schlüsselrolle als Knotenpunkt<br />
zwischen drei Kontinenten<br />
– Europa, Asien, Amerika. Angra<br />
wird zum Versorgungshafen für<br />
Entdecker, als Zwischenstation für<br />
<strong>mit</strong> Schätzen beladene Karavellen<br />
<strong>und</strong> zu einer wohlhabenden, modernen<br />
Stadt des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />
Viele berühmte Seefahrer sind hier<br />
an Land gegangen, es wurde getauscht<br />
<strong>und</strong> gehandelt. Zucker gegen<br />
flämische Gemälde, Wasser &<br />
Rum gegen exotische Güter oder<br />
Gewürze, kirchlicher Segen gegen<br />
Gold. Die Vielzahl der Klöster, Kirchen,<br />
die silbernen Altäre <strong>und</strong> all<br />
ihr Prunk lässt ahnen, wie sehr die<br />
katholische Kirche von den Erobe-<br />
rungszügen <strong>und</strong> den Ängsten der<br />
Seefahrer profitierte.<br />
Durch die Revolution von 1640<br />
wurde die portugiesische Monarchie<br />
wieder hergestellt. Angra<br />
zwang die spanischen Besetzer,<br />
welche die Kontrolle über die Burg<br />
Monte Brasil übernommen hatten,<br />
Terceira wieder zu verlassen. Vom<br />
König Joao IV. bekamen sie dafür<br />
1641 den Titel „Ewig loyale Stadt“.<br />
Der Bürgerkrieg – Miguelistenkrieg<br />
oder Krieg der zwei Brüder – um<br />
die Thronfolge 1828 spaltete Portugal<br />
erneut. Angra wurde von 1828<br />
bis 1834 abermals zur Hauptstadt<br />
des portugiesischen Königreiches<br />
<strong>und</strong> Zufluchtsstätte für die ins<br />
Exil gegangene Königin sowie für<br />
Schriftsteller <strong>und</strong> Redner. Terceira<br />
kämpfte an der Seite des liberalen<br />
Ex-Königs Dom Pedro IV. gegen<br />
seinen Bruder, den neuen absolutistischen<br />
König Miguel.<br />
1829 wurden die Truppen König<br />
Miguels vor Vila da Praia da Vitoria<br />
geschlagen. Als 1834 Pedro IV.<br />
auf den Thron verzichtete, wurde<br />
seine Tochter Maria II. Königin. Sie<br />
dankte ihren getreuen Anhängern<br />
indem sie der Stadt Angra (portugiesisch<br />
für Bucht) den Beinamen<br />
„do Heroísmo“ verlieh.<br />
Dieser Stolz lässt sich auch heute<br />
noch in den Straßen von Angra do<br />
Heroismo, in den Gesichtern der<br />
Menschen auf Terceira <strong>und</strong> in ihren<br />
Erzählungen spüren. Die Einheimischen<br />
nennen die Stadt immer nur<br />
Angra, den Stolz <strong>und</strong> die Heldenhaftigkeit<br />
tragen sie in sich selbst.<br />
Trotz all dieser Geschichtsträchtigkeit<br />
<strong>und</strong> dem einstigem Wohlstand<br />
konnte sich Angra aber nicht gegen<br />
seinen Konkurrenten Ponta Delgada<br />
auf São Miguel behaupten.<br />
Alfons VI König von Portugal 1656-1683<br />
Vasco da Gama Seefahrer 1469-1524<br />
18 19
Jardim Duque Terceira<br />
Der Gemeinderat erwarb 1864 einen<br />
Teil der Innenhöfe des ehemaligen<br />
Jesuitenklosters. Der Park<br />
wurde <strong>mit</strong> einheimischen <strong>und</strong> exotischen<br />
Pflanzen bestellt <strong>und</strong> in<br />
der Folge zu einem botanischen<br />
Garten <strong>mit</strong>ten im Stadtzentrum<br />
geformt. Am Rande des Parks wird<br />
der Dichter Almeida Garrett <strong>mit</strong> einem<br />
Denkmal geehrt.<br />
Igreja da Misericordia<br />
Die Kirche der Barmherzigkeit<br />
wurde im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert an der<br />
Stelle errichtet, wo zuvor im 15.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert das erste Krankenhaus<br />
der <strong>Azoren</strong> stand. Im Innern<br />
hat die Igreja da Misericordia <strong>mit</strong><br />
dem Heilig-Geist-Altar, dem Altar<br />
des Barmherzigen Christus, Holzschnitzereien<br />
<strong>und</strong> Fliesenbilder<br />
des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts viel Sehenswertes<br />
zu bieten.<br />
Altstadt<br />
Jardim Duque Terceira<br />
Igreja do Santissimo Salvador<br />
Die zwei Türme der Kathedrale<br />
überragen die Altstadt & sind<br />
schon von weitem zu sehen. Sie<br />
ist das größte Kirchengebäude auf<br />
den <strong>Azoren</strong>. Die Kirche wurde ab<br />
dem Jahr 1570 aus den Ruinen der<br />
gotischen Kirche São Salvador (15.<br />
Jht.) aufgebaut <strong>und</strong> 48 Jahre später<br />
fertiggestellt. Sehenswert ist die<br />
silberne Verkleidung des Altars do<br />
Santíssimo, die im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
von einheimischen Kunsthandwerkern<br />
angefertigt wurde.<br />
Wer heute die bunte Vielfalt der<br />
Altstadt betrachtet, vermutet nicht,<br />
dass fast die ganze Stadt in 10 Sek<strong>und</strong>en<br />
am Neujahrstag 1980 bei<br />
einem Erdbeben der Stärke 8,5 in<br />
Schutt <strong>und</strong> Asche gelegt worden<br />
ist. Statt die Köpfe hängen zu lassen,<br />
haben die Bewohner angepackt<br />
<strong>und</strong> in kürzester Zeit <strong>mit</strong> finanzieller<br />
Unterstützung <strong>und</strong> unter<br />
der Hoheit der UNESCO die zerstörten<br />
Gebäude <strong>und</strong> Prachtbauten<br />
wieder exakt restauriert.<br />
Palacio Bettencourt<br />
Direkt hinter der Kathedrale Santíssimo<br />
Salvador da Sé befindet sich<br />
der Palacio Bettencourt. Der imposante<br />
Barockbau wurde Ende des<br />
17. Jahrh<strong>und</strong>erts errichtet <strong>und</strong> war<br />
das Wohnhaus einer edlen spanischen<br />
Adelsfamilie. Heute befindet<br />
sich dort die öffentliche Stadtbibliothek.<br />
Mit zwei Millionen historischen<br />
Dokumenten bis zurück ins<br />
16. Jahrh<strong>und</strong>ert zählt die Bibliothek<br />
zu den wichtigsten historischen Archiven<br />
des ganzen Landes <strong>und</strong> der<br />
Inselgeschichte.<br />
Igreja da Misericórdia<br />
Das Rathaus – Paços da Conselho<br />
In den Gassen der Altstadt finden<br />
sich eine Vielzahl einladender Restaurants<br />
<strong>und</strong> Bars. Während die<br />
Speisen auf den <strong>Azoren</strong> nicht gerade<br />
vielfältig gewürzt werden, rühmt<br />
sich Terceira die beste Inselküche<br />
der <strong>Azoren</strong> zu haben.<br />
Kathedrale Igreja do Santíssimo Salvador<br />
Die älteste Stadt der <strong>Azoren</strong> war<br />
über Jahrh<strong>und</strong>erte der Handels<strong>mit</strong>telpunkt<br />
der <strong>Azoren</strong>. Hier wurden<br />
nicht nur Edelsteine, Gold <strong>und</strong><br />
Silber, sondern auch Gewürze aus<br />
aller Welt getauscht.<br />
20 21
Klanghaus<br />
Der Vogel<br />
2 Tage<br />
Erholung auf See<br />
Die Rückfahrt zu den Kanarischen<br />
Inseln war bei ruhiger See von<br />
wechselhaften Wetter begleitet. Es<br />
gab Zeit zur Entspannung <strong>und</strong> Gelegenheit<br />
die vielen Eindrücke einwirken<br />
zu lassen.<br />
Die Einrichtung des Kreuzfahrtschiffes<br />
war elegant <strong>und</strong> zweckmäßig.<br />
In der Schau-Bar wurden Vorträge<br />
abgehalten, wie zum Beispiel<br />
das Ausflugsprogramm. Das Musikprogramm<br />
am Abend war aber<br />
für einen jüngeren Altersdurchschnitt<br />
abgestimmt. Tanzen war<br />
nicht erlaubt <strong>und</strong> die Besetzung<br />
der Tische in größeren Gruppen<br />
nicht möglich.<br />
Klanghaus<br />
Auch im Klanghaus-Theater durften<br />
nicht alle Sitze besetzt werden<br />
<strong>und</strong> daher war eine Voranmeldung<br />
für die Teilnahme notwendig. Unter<br />
den sehr guten Künstlern <strong>und</strong> Darstellern<br />
wäre Johannes Götze noch<br />
hervorzuheben. Der Liedermacher<br />
<strong>und</strong> Kommunikationsprofi unterhielt<br />
die Gäste mehrmals während<br />
unserer Reise. Seine Lieder <strong>und</strong><br />
Vorträge hatten ein hohes Niveau,<br />
welches wir in einem Entertainment-Programm<br />
gar nicht so hochwertig<br />
erwartet hatten.<br />
Der Vogel<br />
Dieses Kunstwerk ist ein Geschenk<br />
der Mitarbeiter der Herstellerwerft.<br />
Es wurde aus den gleichen Materialien<br />
gefertigt, aus denen auch das<br />
<strong>Schiff</strong> gebaut wurde. Mit diesem<br />
Kunstwerk wollen die Arbeiter allen<br />
Passagieren <strong>und</strong> der Besatzung<br />
schöne <strong>und</strong> unfallfreie Reisen wünschen.<br />
Tagesablauf<br />
Einkaufen auf Deck vier <strong>und</strong> fünf,<br />
Hallenbad oder Freibad, Gin-Verkostung<br />
oder Iris-Fotografie, Artisan-Brot<br />
Backkurs oder Körperpflege<br />
am Sport & Ges<strong>und</strong>heitsdeck?<br />
Die Beantwortung dieser Fragen<br />
entzweite so manche Kabinenbelegung.<br />
Unsere Kabine hatte es<br />
leichter. Wir zogen uns in eine stille<br />
Ecke zurück <strong>und</strong> ich verlor regelmäßig<br />
beim Rummy Cup Spiel.<br />
22 23
Insel Teneriffa<br />
Die Insel ist 83km lang <strong>und</strong> 54km<br />
breit <strong>und</strong> wird von ca. 1 Million<br />
Menschen bewohnt. Besiedelt<br />
wurde die Insel ab 1402 <strong>und</strong> unter<br />
die Herrschaft der spanischen Könige<br />
von Kastilien gestellt.<br />
Sie ist die größte <strong>und</strong> höchste Insel<br />
der spanischen autonomen Gemeinschaft,<br />
der alle 8 Kanarischen<br />
Inseln angehören.<br />
Will man die geologische Entstehungsgeschichte<br />
der Vulkaninseln<br />
verstehen, muss man 24 Millionen<br />
Jahre zurückblicken. Wie die <strong>Azoren</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Madeira</strong> entstanden diese<br />
Inseln durch die Plattenverschiebung<br />
deren Bruchlinien ziemlich<br />
genau unter dem Meeresgr<strong>und</strong> bei<br />
den Inseln liegen. Die Nordamerikanische<br />
Platte wandert kontinuierlich<br />
<strong>mit</strong> einer Geschwindigkeit<br />
von 2cm pro Jahr nach Osten <strong>und</strong><br />
trifft im Bereich der Kanarischen<br />
Inseln auf die Afrikanische Platte.<br />
Diese Bewegung führte zum Entstehen<br />
der östlichen Inseln vor 24<br />
bis 15 Millionen Jahren. Durch Erosion<br />
sind bei diesen alten Inseln die<br />
hohen Berge im Laufe der riesigen<br />
Zeitspanne verschw<strong>und</strong>en. Auf die<br />
klimatischen Folgen werde ich bei<br />
den Reise-Beschreibungen der Inseln<br />
noch näher eingehen.<br />
Durch die Bergkette, die sich von<br />
Nord-Osten nach Süd-Westen quer<br />
über die Insel zieht sorgt der Passatwind<br />
für eine klimatische Zweiteilung.<br />
Die Folge sind regenreiche<br />
<strong>und</strong> bewölkte Regionen im Norden<br />
<strong>und</strong> wärmere trockene Gegenden<br />
im Süden. Neben dieser subtropischen<br />
Situation bestimmt auch ein<br />
Ableger des warmen Golfstroms<br />
das Wetter bzw. das gesamte Klima<br />
der Region.<br />
Der geführte Ausflug brachte uns<br />
in das Zentrum von Teneriffa, in<br />
den Teide-Nationalpark. Im Jahr<br />
1964 wurde das erste Teleskop der<br />
Teide-Sternwarte in Betrieb genommen.<br />
Die wissenschaftlichen<br />
Aktivitäten der Teide-Sternwarten<br />
konzentrieren sich heute auf die<br />
Sonnenbeobachtung sowie die Roboterastronomie<br />
<strong>und</strong> stellen das<br />
Zentrum der Astrophysik auf den<br />
Kanarischen Inseln dar. Vorbei an<br />
den Sternwarten kamen wir zum<br />
Parkplatz des Parks.<br />
Teneriffa <strong>und</strong> La Gomera entstanden<br />
vor 12 - 9 Mill. Jahren während<br />
La Palma erst vor 2 Mill. Jahren<br />
durch heftige Ausbrüche aus dem<br />
Meeresboden gehoben wurde.<br />
Diese geologische Jugend führte<br />
zum spektakulären Ausbruch des<br />
Cumbre Vieja im September <strong>2021</strong>.<br />
Auch auf den anderen Inseln gibt<br />
es bis heute seismische Aktivitäten.<br />
Sie werden von Erdbebendiensten<br />
aber laufend überwacht<br />
<strong>und</strong> vor Gefahren wird rechtzeitig<br />
gewarnt. Immerhin leben auf dem<br />
Inselarchipel mehr als 2 Millionen<br />
Menschen.<br />
Pico del Teide<br />
Der Vulkangipfel ist <strong>mit</strong> 3715m der<br />
höchste Berg von ganz Spanien. Er<br />
gilt sogar als drittgrößter Inselvulkan<br />
der Welt, da er vom Meeresboden<br />
aus ganze 7500 Meter Höhe<br />
misst. Der letzte Vulkanausbruch<br />
auf Teneriffa liegt bereits mehr als<br />
100 Jahre zurück.<br />
Roque Cinchado<br />
Der wohl berühmteste Fels im Teide-Nationalpark<br />
ist der Roque Cinchado.<br />
Der auch als „Finger Gottes“<br />
bekannte Fels erstaunt vor allem<br />
durch seine Form. Die Ursache<br />
hierfür liegt darin, dass die unteren<br />
Gesteinsschichten weicher sind als<br />
die oberen <strong>und</strong> deshalb der Erosion<br />
schneller nachgeben.<br />
24 25
Drachenbaum<br />
Ganz typisch für die <strong>Kanaren</strong> ist<br />
der Drachenbaum. Schon die Guanchen,<br />
die Ureinwohner der Kanarischen<br />
Inseln, nutzten das Harz<br />
des Kanarischen Drachenbaum,<br />
das Drachenblut, zur Heilung von<br />
Knochenbrüchen <strong>und</strong> anderen<br />
Verletzungen. Es kam auch bei der<br />
Mumifizierung ihrer Toten zum Einsatz.<br />
Die spanischen Eroberer erkannten<br />
die heilsame Wirkung des<br />
Drachenbluts <strong>und</strong> so wurde das<br />
Harz des Drachenbaums wertvoller<br />
als Gold. Allerdings wurde dem<br />
Drachenbaum diese wirtschaftliche<br />
Beliebtheit fast zum Verhängnis.<br />
Da es zu mühsam war, das Drachenblut<br />
des Baums abzuzapfen,<br />
wurde der Baum einfach umgeschlagen,<br />
um an das kostbare Harz<br />
zu kommen. Das führte beinahe<br />
zum Verschwinden des Drachenbaumbestandes.<br />
Guanchen<br />
Als die Eroberer unter der Flagge<br />
der Krone Kastiliens die Übernahme<br />
der <strong>Kanaren</strong> einleiteten, waren<br />
die Inseln von den Guanchen be-<br />
der Eroberer an.<br />
26 27<br />
wohnt. Obwohl sich dieser Name<br />
nur auf die Ureinwohner Teneriffas<br />
bezog, wurde er schon bald generell<br />
für die Bewohner aller Inseln<br />
verwendet. Bis heute durchgeführte<br />
Forschungen weisen darauf<br />
hin, dass das Volk der Guanchen<br />
ursprünglich von Berberstämmen<br />
abstammt, die im Norden Afrikas<br />
lebten. Sie wohnten in Naturhöhlen<br />
<strong>und</strong> lebten von der Landwirtschaft<br />
<strong>und</strong> der Viehzucht. Da sie nicht<br />
über das Wissen der Seefahrerei<br />
verfügten, entwickelten sie sich auf<br />
den einzelnen Insel unterschiedlich.<br />
Es ist wissenschaftlich noch<br />
nicht belegt, wie sie aus Afrika hier<br />
her kamen.<br />
Während der Eroberung war die<br />
Bevölkerung Teneriffas in neun<br />
sogenannte „Königreiche“ bzw.<br />
Stammesgebiete unterteilt. Die Bewohner<br />
leisteten heftigen Widerstand<br />
gegen die Eroberung, fielen<br />
1496 schließlich in die Hände der<br />
Spanier. Viele Überlebende wurden<br />
versklavt <strong>und</strong> auf die Iberische<br />
Halbinsel gebracht. Die auf Teneriffa<br />
verbliebenen Guanchen nahmen<br />
die Lebensweise <strong>und</strong> die Religion
La Orotava<br />
Nach der Eroberung Teneriffas<br />
durch Truppen im Auftrag des spanischen<br />
Königs im Jahr 1496 wurde<br />
das gesamte Territorium der Insel<br />
zu Siedlungszwecken aufgeteilt.<br />
Das Land im Orotava-Tal galt als<br />
besonders fruchtbar <strong>und</strong> war daher<br />
begehrter als z. B. das trockene<br />
Gebiet im Süden der Insel. Das<br />
Land hier wurde daher insbesondere<br />
den Verwandten <strong>und</strong> engeren<br />
Fre<strong>und</strong>en des Gouverneurs überlassen.<br />
Das Jahr 1504 gilt als das<br />
Gründungsjahr des Ortes <strong>und</strong> in<br />
der Folge wurden Straßen <strong>und</strong> öffentliche<br />
Bauten errichtet. Von der<br />
ehemaligen Stadtmauer existiert<br />
nur mehr ein Torbogen.<br />
Berühmt ist die Ortschaft aber<br />
wegen des riesigen Sandbildes,<br />
welches jedes Jahr zum Fronleichnamsfest<br />
vor dem Rathaus gemalt<br />
wird. Bereits 5 Wochen vorab beginnen<br />
Künstler da<strong>mit</strong>, ein großes<br />
Gemälde aus buntem Sand zu gestalten.<br />
Den Künstlern ist sogar ein<br />
Denkmal gewidmet.<br />
El Monasterio<br />
Unweit der kleinen Stadt nahmen<br />
wir das Mittagessen ein. In einem<br />
ehemaligen Dominikaner-Kloster<br />
das 1788 errichtet wurde, ist heute<br />
ein weit über die Grenzen der<br />
Gegend bekanntes Restaurant<br />
untergebracht. Wir bekamen eine<br />
spanische Spezialität serviert. Üblicherweise<br />
werden Tapas in Bars<br />
<strong>und</strong> Cafés serviert <strong>und</strong> im Stehen<br />
konsumiert, uns wurde eine große<br />
Der beschauliche Ort liegt oberhalb<br />
von Puerto de la Cruz im Norden<br />
der Insel. Faszinieren ist das<br />
Altstadtzentrum <strong>mit</strong> vielen historischen<br />
Gebäuden. Herausragend ist<br />
das Casa de los Balcones aus dem<br />
Jahr 1632. Das Haus wurde im typisch<br />
kanarischen Stil errichtet <strong>und</strong><br />
der langgezogene Holzbalkon gibt<br />
Zeugnis vom Reichtum der einstigen<br />
Eigentümer. Im Inneren des<br />
Hauses ist heute ein Museum untergebracht.<br />
Vor dem Rathaus in einem kleinen<br />
Park wird jährlich im Advent eine<br />
Krippenstadt <strong>mit</strong> lebensgroßen Figuren<br />
errichtet.<br />
Auswahl dieser Köstlichkeiten serviert.<br />
Dazu gab es guten einheimischen<br />
Wein. Empfehlenswert!<br />
Puerto de la Cruz<br />
Die Stadt liegt an der Nordküste<br />
der Insel. Sie ist für ihre Strände<br />
aus dunklem Vulkansand <strong>und</strong> dem<br />
Loro Parque der Familie Kiessling<br />
bekannt. Am alten Hafen befinden<br />
sich das alte Zollhaus <strong>und</strong> eine historische<br />
Festungsanlage. Bereits<br />
vor 1502 wurde das untere Ende<br />
der Schlucht San Felipe im Westen<br />
der heutigen Stadt als Umschlagplatz<br />
für Güter des täglichen Bedarfs<br />
für das Orotava-Tal genutzt.<br />
28 29
Die <strong>Schiff</strong>e, welche die Versorgungsgüter<br />
brachten, lagen vor<br />
dem Landeplatz auf Reede. Die<br />
Ladung wurde <strong>mit</strong> Booten zum<br />
Strand gerudert <strong>und</strong> dann <strong>mit</strong> Wagen<br />
oder Maultieren nach La Orotava<br />
transportiert. Die ersten landwirtschaftlichen<br />
Exportprodukte,<br />
vor allem Zucker, in umgekehrter<br />
Reihenfolge.<br />
Da es auf der Insel zu dieser Zeit<br />
keinerlei Straßen <strong>und</strong> Brücken gab,<br />
war die Versorgung über Land<br />
nicht möglich. Die Stadt La Orotava<br />
wurde bewusst aus strategischen<br />
Gründen etwas landeinwärts angelegt,<br />
um vor Überfällen der Portugiesen<br />
oder nordafrikanischen<br />
Piraten geschützt zu sein.<br />
Erst im 17. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde aus<br />
dem, nur von Fischern <strong>und</strong> Hafenarbeitern<br />
bewohnten Ort eine<br />
kleine Hafenstadt <strong>und</strong> Ende des<br />
19.Jahrh<strong>und</strong>erts hielt der Tourismus<br />
<strong>mit</strong> dem Bau der ersten Hotels Einzug.<br />
Heute leben hier inklusive Einzugsgebiet<br />
ca. 140.000 Einwohner.<br />
Im Jahr 2019 zählte der Tourismusverband<br />
über 1 Million Touristen.<br />
Kapelle San Telmo<br />
Der Sakralbau geht auf eine Gründung<br />
der Seemannsgilde im Jahr<br />
1780 zurück. Durch eine Flut stark<br />
beschädigt, wurde die Kapelle <strong>mit</strong><br />
großer Unterstützung deutschsprachiger<br />
Katholiken restauriert.<br />
Seit dieser Renovierung betreut<br />
die katholische deutschsprachige<br />
Gemeinde die Kapelle <strong>und</strong> feiert<br />
gemeinsam <strong>mit</strong> Touristen <strong>und</strong> Einwohnern<br />
ihre Gottesdienste.<br />
Playa Jardín<br />
Der Gartenstrand ist ein künstlich<br />
angelegter Strand aus schwarzem<br />
Vulkansand, der in eine Parklandschaft<br />
eingebettet ist <strong>und</strong> von Wellenbrechern<br />
geschützt wird. Der<br />
künstliche Wasserfall ist, neben<br />
anderen Einrichtungen, ein Anziehungspunkt<br />
des Strandes. Die<br />
Planung stammt vom kanarischen<br />
Architekten César Manrique, der<br />
nicht nur in Teneriffa seine architektonischen<br />
Spuren hinterließ. Die<br />
Eröffnung fand 1994 statt.<br />
Insel <strong>Madeira</strong><br />
Die Insel ist 57km lang <strong>und</strong> 22km<br />
breit <strong>und</strong> wird von ca. 250.000<br />
Menschen bewohnt. Von den Portugiesen<br />
wurde die Insel auf Betreiben<br />
von Heinrich dem Seefahrer ab<br />
1420 besiedelt.<br />
Die ersten menschlichen Besucher<br />
sammelten auf der Insel den Saft<br />
des Drachenbaums der zum Färben<br />
von Stoffen verwendet wurde.<br />
Die Medici-Seekarte, auf der<br />
<strong>Madeira</strong> erstmals eingezeichnet<br />
war, stammt aus 1351 <strong>und</strong> 70 Jahre<br />
später nahm Joào Goncalves Zarco<br />
den Archipel für die Krone von Portugal<br />
in Besitz.<br />
Die Inselbewohner exportierten<br />
Weizen, Farbstoffe, Wein, Holz <strong>und</strong><br />
Zucker. 150 Jahre lang war <strong>Madeira</strong><br />
der wichtigste Zuckerlieferant Europas.<br />
Mitte des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
machte billiger Zucker aus den<br />
Kolonien der Karibik <strong>und</strong> Brasilien,<br />
dem Wohlstand ein Ende.<br />
Malvasia, ein kräftiger, süßer Wein<br />
stieg nun zum Hauptexportartikel<br />
auf <strong>und</strong> der aufkeimende Fremdenverkehr<br />
sorgte dafür, dass es<br />
der Bevölkerung zwar nicht sehr<br />
gut, aber immerhin besser als den<br />
Festlandportugiesen ging.<br />
Der Malvasia ist der Urahn des<br />
heutigen <strong>Madeira</strong> Likörweins. Es<br />
handelt sich hierbei um einen <strong>mit</strong><br />
Branntwein angereicherten Wein.<br />
Der Alkoholgehalt liegt je nach<br />
Sorte zwischen 17 <strong>und</strong> 22 Vol.%.<br />
Durch eine drei- bis fünfmonatige<br />
Lagerung bei 45 °C bis 75 °C, zum<br />
Beispiel direkt unter Wellblechdächern,<br />
erzielt man den typischen<br />
<strong>Madeira</strong> Geschmack.<br />
Korbflechten ist ein Tradition, die<br />
nur mehr von Einigen in der Ortschaft<br />
Camacha gepflegt wird. Die<br />
Fahrt <strong>mit</strong> einem Korbschlitten gehört<br />
zum Pflichtprogramm der Insel-Besucherinnen<br />
<strong>und</strong> Besucher.<br />
Heute wird <strong>Madeira</strong> als Blumeninsel<br />
bezeichnet. Das hat seine Richtigkeit,<br />
denn auch <strong>mit</strong>ten im Winter<br />
grünt <strong>und</strong> blüht es hier überall.<br />
30 31
Funchal<br />
Der Hafen von Funchal war im 16.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert sehr bedeutend für die<br />
<strong>Schiff</strong>e, die von Portugal <strong>und</strong> Europa<br />
in Richtung Afrika <strong>und</strong> Südamerika<br />
aufbrachen. Zur damaligen<br />
Zeit war die Stadt <strong>mit</strong> erheblichem<br />
Reichtum gesegnet. Daneben diente<br />
der Hafen als Umschlagplatz für<br />
Zucker <strong>und</strong> Wein. Die begehrten<br />
Waren wurden an die Höfe Europas<br />
gebracht.<br />
Die Stadt wurde 1803 durch eine<br />
Überschwemmung fast vollständig<br />
ausgelöscht. 600 Menschen<br />
fanden dabei den Tod. Daraufhin<br />
wurden die drei Flüsse als Kanäle<br />
angelegt. Ab Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
entwickelte sich ein sehr elitärer<br />
Tourismus der europäischen<br />
Adeligen, die den ewigen Frühling<br />
genossen <strong>und</strong> im ges<strong>und</strong>en Klima<br />
ihre Krankheiten kurierten. Ab 1950<br />
wurde <strong>Madeira</strong> <strong>mit</strong> dem Bau von<br />
Mittelklassehotels in der Hotelzone<br />
westlich von Funchal auch für andere<br />
Urlauber ein erschwingliches<br />
Ferienziel.<br />
Kathedrale Sé<br />
Das Äußere der Kathedrale ist der<br />
Entstehungszeit angepasst <strong>und</strong><br />
sehr schlicht gehalten. Den Innenraum<br />
dagegen zieren Statuen, Gemälde<br />
<strong>und</strong> goldverzierte Altäre. Die<br />
schöne Kassettendecke zeigt geometrische<br />
Muster im maurischen<br />
Stil, in den Böden sind Gräber der<br />
Bischöfe <strong>und</strong> Zuckerbarone eingelassen.<br />
Der Bau dauerte von 1493<br />
bis 1517 aber geweiht wurde die<br />
Kirche bereits 1508, zum Ausdruck<br />
der Freude, als Funchal die Stadtrechte<br />
erhielt.<br />
Die Rückwand des Hauptaltars<br />
entstand Anfang des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />
Der reich verzierte gotische<br />
Rahmen umfasst zwölf Szenen <strong>mit</strong><br />
Jesus <strong>und</strong> der Jungfrau Maria.<br />
Im historischen Stadtkern Santa<br />
Maria, befindet sich der Bauernmarkt.<br />
Farben, Düfte <strong>und</strong> Tradition<br />
kreieren hier ein Erlebnis, das auch<br />
ohne Einkauf fasziniert.<br />
Das Gebäude wurde in den dreißiger<br />
Jahren in einer Kombination<br />
von ‚Art déco‘ <strong>und</strong> Modernismus<br />
gebaut. Auf diesem Markt findet<br />
der Besucher Alles, was die Insel<br />
bietet. Die frischesten <strong>und</strong> exotischsten<br />
Früchte, Gemüse <strong>und</strong> die<br />
w<strong>und</strong>erschönen Blumen aus dem<br />
„Garten im Atlantik“, wie die Insel<br />
<strong>Madeira</strong> oft genannt wird.<br />
In den Monaten Oktober bis Dezember<br />
werden Maronen (Esskastanien)<br />
auf Ständen verkauft. Die<br />
Öfen werden <strong>mit</strong> Holzkohle betrieben<br />
<strong>und</strong> die Früchte werden in<br />
Meersalz gewendet bzw. vorher in<br />
Salzwasser eingeweicht.<br />
Das Nationalgetränk <strong>Madeira</strong>s ist<br />
die Poncha, ein Mix aus Zuckerrohrschnaps,<br />
Honig <strong>und</strong> Zitronensaft.<br />
32 33
Tauchschule<br />
Da die Insel vulkanischen Ursprungs<br />
ist, gibt es nahezu keine<br />
flachen Strände. Das erschließt den<br />
Tauchern ein Eldorado. Vom Ostteil<br />
des Hafens Funchal bis zur Ortschaft<br />
Canico ist die küstennahe<br />
Meeresregion Naturschutzgebiet.<br />
Dort ist Fischen verboten <strong>und</strong> das<br />
hat zur Folge, dass sich die Unterwasserfauna<br />
in den letzten Jahren<br />
bestens erholt hat. Die Tauchschule<br />
Mantadiving wurde vor einigen<br />
Jahren komplett umgebaut <strong>und</strong><br />
modernisiert. Das neue Tauchboot<br />
ermöglicht sehr bequem den Besuch<br />
der riesigen Zackenbarsche<br />
unter Wasser.<br />
Villa Opuntia<br />
Unweit der Tauchschule liegt die<br />
Villa Opuntia. Unter österreichischer<br />
Leitung hat das Haus elf<br />
Wohneinheiten in verschiedenen<br />
Ausführungen <strong>und</strong> wurde seit 2012<br />
jährlich zu den beliebtesten Hotels<br />
weltweit gewählt. Die Appartements<br />
haben Küche, Schlafzimmer,<br />
Wohnzimmer <strong>und</strong> Balkon.<br />
34 35
<strong>Kanaren</strong> Insel Lanzarote<br />
Die Insel ist 60km lang <strong>und</strong> 25km<br />
breit <strong>und</strong> wird von ca. 150.000 Menschen<br />
bewohnt.<br />
Lanzarote ist eine faszinierende<br />
Insel. Gleich bei der Ankunft fallen<br />
einem die dominierenden Farben<br />
der Vulkanlandschaft auf, die im<br />
Kontrast zum tiefen Blau des Meeres<br />
<strong>und</strong> zum Azurblau des Himmels<br />
stehen.<br />
Es gibt so gut wie keine Bäume,<br />
aber die Schönheit der kargen<br />
Vegetation ist doch erstaunlich. Die<br />
Ortschaften werden von den niedrigen<br />
weißen Häusern geprägt. Wir<br />
hatten beim Betrachten der Landschaft<br />
ein Gefühl, als ob die Zeit<br />
hier still stehen würde.<br />
Obwohl die Insel, zusammen <strong>mit</strong><br />
der Nachbarinsel Fuerteventura<br />
vor 24 Millionen Jahren entstanden<br />
sind, ist die seismische Aktivität<br />
noch nicht erloschen. Die Feuerberge,<br />
die wir zum ersten Mal im<br />
Jahr 2007 besuchten, waren das<br />
Zentrum einer vulkanischen Katastrophe,<br />
deren Höhepunkt nur ca.<br />
280 Jahre zurück liegt. Über sechs<br />
Jahre hinweg, von 1730 bis 1736,<br />
brachen Vulkane ohne Unterbrechung<br />
aus, glühende flüssige Lava<br />
quoll aus dem Inneren der Erde<br />
heraus <strong>und</strong> verwüstete ganze Dörfer,<br />
das flüssige Gestein vergrub<br />
fruchtbares Land der Bauern im<br />
Süden der Insel. Nach Schwefel<br />
stinkender Rauch <strong>und</strong> tosende, kochende<br />
Wasserfontänen aus dem<br />
Inneren der Erde mischten sich <strong>mit</strong><br />
der glühenden Eruption. Heute ist<br />
nichts ist mehr übrig von der einst<br />
fruchtbarsten Region der Insel.<br />
2007<br />
TimanFaya-Nationalpark<br />
Die zusammenhängenden Lavafelder<br />
haben eine Fläche von 200 km 2<br />
<strong>und</strong> wurden zum Naturschutzgebiet<br />
„Montañas del Fuego“ erklärt.<br />
Der Besuch <strong>und</strong> eine R<strong>und</strong>fahrt<br />
ist nur <strong>mit</strong> dem Nationalparkbus<br />
möglich, individuelle Fahrten oder<br />
Wanderungen im Gelände sind<br />
nicht erlaubt.<br />
Doch nicht nur im TimanFaya-Nationalpark<br />
sondern auf der ganzen<br />
Insel prägen mehr als 100 Vulkane<br />
den Charakter dieses Eilandes.<br />
<strong>2021</strong><br />
36 37
Kartoffeln <strong>mit</strong> Mojo Sauce -<br />
eine kanarische Spezialität<br />
Es gibt viele Höhlen, in denen es<br />
so heiß ist, dass etwas Stroh sofort<br />
in Flammen aufgeht oder Wasser<br />
als Dampffontäne explosionsartig<br />
austritt. Die Park-Ranger demonstrieren<br />
dass in Form von Vorführungen,<br />
die die Gäste immer wieder in<br />
Staunen versetzen.<br />
In dem zum Nationalpark gehörigen<br />
Restaurant „El Diabolio“ werden<br />
einige Speisen <strong>mit</strong> der Hitze<br />
der Erde gegart.<br />
Man kann in viele „Bocas“ blicken<br />
- kleine Lavadome - aus denen<br />
einst die flüssige Lava heraustrat,<br />
sich über das Land ausbreitete <strong>und</strong><br />
Richtung Meer floss.<br />
Der Weinbau<br />
wird ähnlich betrieben, wie auf den<br />
<strong>Azoren</strong>. Auch hier wird der vulkanische<br />
Boden genützt. Die Reben<br />
werden in Erdlöchern angelegt<br />
<strong>und</strong> durch halbkreisförmige Mauern<br />
aus Vulkangestein geschützt.<br />
Das ergibt den trockenen weißen<br />
Malvasia-Wein <strong>mit</strong> seiner goldenen<br />
Farbe. Ein r<strong>und</strong>er Geschmack der<br />
an getrocknete Kräuter erinnert.<br />
César Manrique<br />
wurde 1919 in Arrecife, der Hauptstadt<br />
von Lanzarote, geboren. Der<br />
Ausnahmekünstler ist maßgeblich<br />
an der Entwicklung <strong>und</strong> dem heutigen<br />
Aussehen aller Gebäude <strong>und</strong><br />
Einrichtungen auf der Insel beteiligt.<br />
Er verstarb 1992 bei einem von<br />
ihm selbst verschuldeten Verkehrsunfall<br />
unweit seines Wohnhauses.<br />
Er studierte an der Akademie der<br />
schönen Künste in Madrid. Von<br />
Beginn an ist seine künstlerische<br />
Ausdrucksweise von den Eindrücken<br />
der vulkanischen Landschaft<br />
seiner Heimat geprägt. Einige Jahre<br />
in den USA festigten bei ihm die<br />
Kenntnis des amerikanischen abstrakten<br />
Expressionismus, der Pop<br />
Art <strong>und</strong> der neuen Bildhauerei.<br />
Mitte der 60er Jahre <strong>und</strong> zugleich<br />
<strong>mit</strong> seinem Umzug nach Lanzarote,<br />
fördert César Manrique auf der<br />
Insel eine Reihe künstlerischer Projekte<br />
räumlicher <strong>und</strong> landschaftlicher<br />
Natur. Neuigkeiten für die<br />
damalige Zeit, in denen er seine<br />
plastischen <strong>und</strong> ethischen Gedankengänge<br />
einfließen lässt.<br />
Die Fre<strong>und</strong>schaft <strong>mit</strong> dem damaligen<br />
amtierenden Inselpräsidenten<br />
ermöglichte ihm einen Einfluss auf<br />
die touristische Entwicklung zu<br />
nehmen. Einen respektvollen Dialog<br />
<strong>mit</strong> der Natur war sein Credo.<br />
So schaffte er es aus Lanzarote,<br />
dem „hässlichen Entlein“ der <strong>Kanaren</strong>,<br />
ein Juwel zu machen - wie<br />
Marie unsere Reiseführerin treffend<br />
formulierte.<br />
Er schuf vor allem unterirdische<br />
Räume <strong>und</strong> in der Landschaft<br />
verborgene Bauten wie den Aussichtspunkt<br />
Mirador del Rio, der<br />
sich perfekt in die Umgebung integriert.<br />
Zeugnisse dafür, dass es<br />
sich <strong>mit</strong> <strong>und</strong> im Vulkangestein<br />
trefflich leben lässt.<br />
Als der Massentourismus seine<br />
Schatten voraus warf, überzeugte<br />
der Globalisierungsgegner den befre<strong>und</strong>eten<br />
Präsidenten von neuen<br />
Vorschriften für die Insel: Kein Gebäude<br />
durfte höher als drei Stockwerke<br />
werden – angeblich die<br />
Höhe einer durchschnittlichen Palme,<br />
so erzählt man. Da<strong>mit</strong> wollte<br />
der viel talentierte Aktivist „raumplanerischem<br />
Chaos <strong>und</strong> architektonischer<br />
Barbarei“ vorbeugen. In<br />
einem Interview sagte er 1971 dazu:<br />
„Ich glaube, die Eigenheiten jedes<br />
Orts auf dem Planeten müssen unbedingt<br />
gefördert werden, sonst<br />
leben wir in absehbarer Zukunft in<br />
einer langweiligen Standardkultur<br />
ohne jede schöpferische Fantasie.“<br />
Der Mirador del Río an der felsigen<br />
nördlichsten Inselspitze ist<br />
viel mehr als ein Aussichtspunkt.<br />
Hoch in die Felswand des mächtigen<br />
Risco de Famara eingeklemmt,<br />
verwandelte Manrique eine Höhle<br />
in einen unvergleichlichen futuristischen<br />
Raum. Aus dem riesigen<br />
konkaven Fenster blickt man wie<br />
aus dem Raumschiff Orion. Am<br />
Küstenstreifen sieht man die alten<br />
Salinas <strong>und</strong> die Meerenge El Rio.<br />
38 39
Jameos del Agua<br />
Ein Höhepunkt von Manriques<br />
Landschaftskunst ist der berühmte<br />
Jameos del Agua. Aus einem 3.000<br />
Jahre alten zugemüllten Lavatunnel<br />
machte er einen Fantasieort.<br />
Eine Lavahöhle <strong>mit</strong> einer geheimnisvollen<br />
Lagune, in die blinde Albinokrebse<br />
bei jeder Flut aus dem<br />
offenen Meer gespült werden. Im<br />
unterirdischen Garten erklingt leise<br />
sphärische Musik. Mit den Gezeiten<br />
steigt <strong>und</strong> sinkt der <strong>mit</strong> Meerwasser<br />
gespeiste See.<br />
Dort wo die Sonnenstrahlen durch<br />
die Deckeneinbrüche, den sogenannten<br />
„Jameos“ fallen, leuchtet<br />
er schon fast unwirklich türkis.<br />
Zwischen den Felswänden wurden<br />
Restaurant, Tanzfläche <strong>und</strong><br />
Bar <strong>mit</strong> original Manrique-Möbeln<br />
untergebracht. Steigt man aus<br />
der Lavahöhle hinauf in die Jameo<br />
Grande, könnte der Kontrast nicht<br />
größer sein. Wie eine Garten & Pool<br />
Landschaft unter der hellen Sonne<br />
Lanzarotes. Ein Gesamtkunstwerk,<br />
das leicht ins Kitschige abrutschen<br />
könnte aber bei César Manriques<br />
Gespür ist dies nicht der Fall.<br />
Aloe Vera<br />
Die heilende Wirkung von Aloe<br />
Vera ist schon sehr lange bekannt,<br />
5000 v. Chr. sind schon Wandmalereien<br />
über diese Pflanze gestaltet<br />
worden. Über Jahrtausende wurde<br />
sie verwendet um zum Beispiel<br />
W<strong>und</strong>en zu heilen, sogar Alexander<br />
der Große soll sich da<strong>mit</strong> behandelt<br />
haben. In Nordeuropa gab es<br />
lange Zeit mehr Pulver <strong>und</strong> Pillen<br />
<strong>mit</strong> Aloe Vera, anders als im Rest<br />
von Europa, sowie Asien <strong>und</strong> Amerika.<br />
Dort wurde die Pflanze in ihrer<br />
ursprünglichen Form genutzt.<br />
Insgesamt gibt es um die 300<br />
Aloe-Sorten, aber nur wenige haben<br />
eine ähnliche Wirkung wie<br />
Aloe Vera. Vor r<strong>und</strong> 20 Jahren kam,<br />
auf den <strong>Kanaren</strong>, der Gedanke auf<br />
die Pflanze nicht nur gegen Krankheiten<br />
<strong>und</strong> Verletzungen, sondern<br />
auch für Kosmetikprodukte zu verwenden.<br />
Auf Gr<strong>und</strong> des anhaltenden<br />
frühlingshaften Wetters <strong>und</strong><br />
der besonderen Zusammensetzung<br />
des Bodens wächst die Aloe<br />
Vera auf Fuerteventura sehr gut.<br />
International ist daher die Pflanze<br />
dieser Herkunft beliebt <strong>und</strong> bekannt.<br />
Die Wirkung soll überdurchschnittlich<br />
gut sein. Hinzu kommt<br />
die rein ökologische Herstellung<br />
der Produkte.<br />
Der Besuch einer Aloe Vera Farm<br />
stand auch auf dem Programm.<br />
Die Verarbeitung der Pflanzen wurde<br />
uns gezeigt <strong>und</strong> dann gab es<br />
eine Einführung in die therapeutische<br />
Wirksamkeit. Das Fazit des<br />
Vortrages, es gäbe eigentlich kein<br />
körperliches Manko, welches nicht<br />
<strong>mit</strong> dem Wirkstoff Aloe Vera erfolgreich<br />
behandelt werden könnte.<br />
40 41
Fuerteventura<br />
Die zweitgrößte <strong>Kanaren</strong>insel ist<br />
100km lang <strong>und</strong> 25km breit, sie<br />
wird von ca. 120.000 Menschen bewohnt.<br />
Woher die ersten Inselbewohner in<br />
der Geschichte von Fuerteventura<br />
kamen, ist bis heute nicht geklärt.<br />
Durch F<strong>und</strong>e bewiesen ist jedoch,<br />
dass bereits um ca. 1.000 v.Chr. die<br />
Phönizier vom heutigen Cadiz aus<br />
kommend, als kühne Seefahrer den<br />
Atlantik bereisten <strong>und</strong> alle Kanarischen<br />
Inseln entdeckten.<br />
Ihnen verdanken die sieben Eilande<br />
auch den Namen Purpurinseln.<br />
Denn hier fanden die Phönizier die<br />
begehrte Färberpflanze, die Orchilla-Flechte,<br />
<strong>und</strong> nahmen sie <strong>mit</strong> in<br />
ihre Heimat. Die daraus gewonnenen<br />
Purpurstoffe wurden zu ihrer<br />
wichtigsten <strong>und</strong> begehrtesten<br />
Handelsware.<br />
Zwischen 500 <strong>und</strong> 200 v.Chr. siedelten<br />
die ersten Menschen hier.<br />
es waren nordafrikanische Berberstämme,<br />
die aber über keine nautischen<br />
Erfahrungen verfügten. Es<br />
wird vermutet, dass sie von den<br />
Römern, die damals Nordafrika beherrschten,<br />
hierher deportiert wurden.<br />
Die Majos, wie sich nannten,<br />
unterteilten die Insel in zwei Stammesgebiete.<br />
Mühlenmuseum<br />
In der kleinen Ortschaft Tiscamanita<br />
besuchten wir ein Museum, in<br />
dem die alte Tradition des Mahlens<br />
von Getreide gezeigt wird. Die restaurierte<br />
Windmühle ist voll funktionsfähig.<br />
Fuerteventura war einst<br />
die Kornkammer der <strong>Kanaren</strong> <strong>und</strong><br />
versorgte die umliegenden Inseln<br />
<strong>mit</strong> Getreide. Aber nicht nur Getreide<br />
sondern auch Mais wurde vermahlen.<br />
Bis heute ist das Maismehl<br />
als Gofio Artesano bei den Einheimischen<br />
ein beliebtes Gr<strong>und</strong>produkt<br />
für ein Gebäck, das wir verkosten<br />
konnten. Unser Reiseführer<br />
Gerhard erläuterte uns auch die<br />
Herstellung dieser Nationalspeise.<br />
Der normannische Adlige Jean de<br />
Bethencourt landete 1402 auf der<br />
Nachbarinsel Lanzarote <strong>und</strong> unterwarf<br />
die Bevölkerung. Zwei Jahre<br />
später errichtete er auch auf Fuerteventura<br />
zwei Festungen, um<br />
dann 1405 die gesamte Insel einzunehmen.<br />
Die Vorsteher der beiden Stämme<br />
Fuerteventuras kapitulierten<br />
<strong>und</strong> ließen sich taufen. Die Hauptstadt<br />
Betancuria wurde gegründet.<br />
Bethencourt handelte, vom kastilischen<br />
König unterstützt, unter dem<br />
Deckmantel christlicher Mission –<br />
doch seine Interessen waren eher<br />
wirtschaftlicher Natur.<br />
42 43
Pájara<br />
liegt im Süden der Insel <strong>und</strong> ist ein<br />
Teil des sehenswerten Bezirks Betancuria.<br />
Das Zentrum ist von Häusern<br />
aus der Gründerzeit dominiert.<br />
Der größte Anziehungspunkt am<br />
Rathausplatz ist die im Jahr 1687<br />
errichtete Kirche Nuestra Señora<br />
de Regla, deren Steinfassade von<br />
aztekischen Motiven geschmückt<br />
ist. Die Gr<strong>und</strong>mauern trugen seinerzeit<br />
eine Einsiedelei. Die Kirche<br />
ist durch zwei herausragende Auffälligkeiten<br />
bemerkenswert. Im Jahr<br />
1735 wurde, wegen der Zunahme<br />
an Gläubigen, neben dem bestehenden<br />
Bau ein zweites Kirchenschiff<br />
errichtet <strong>und</strong> die Verbindung<br />
durch tragende Steinbögen offen<br />
gestaltet. Beide Teile haben einen<br />
eigenen Altar wobei die Hauptrolle<br />
„unserer Mutter Maria“ zukommt.<br />
Das Auffälligste an diesem Sakralbau<br />
ist die außergewöhnliche<br />
Fassade. Sie besteht aus einzelnen<br />
Teilen im Stil des mexikanischen<br />
Barocks <strong>mit</strong> aztekischen Elementen.<br />
Neben geometrischen Sonnenmustern<br />
erkennt man darauf<br />
Schlangen, Panther, Vögel. Lange<br />
wurde gerätselt, ob <strong>und</strong> wie ein<br />
solches steinernes Tor aus dem fernen<br />
Mexiko in dieses, zu jener Zeit<br />
abgeschiedene Dorf gelangt sein<br />
könnte. Unser Reiseführer Gerhard<br />
erklärte, dass der unbekannte<br />
Steinmetz seine Motive vermutlich<br />
aus einem italienischen Vorlagenbuch<br />
übernommen hat <strong>und</strong> weder<br />
die Steine noch das ganze Portal<br />
aus Mexiko stammen würden.<br />
Béthencourt<br />
Jean IV. de Béthencourt wurde in<br />
der Normandie <strong>mit</strong> dem erblichen<br />
Adelstitel „Barón de Saint-Martinle-Gaillard“<br />
im Jahr 1362 geboren.<br />
Da er am Französischen Hof in<br />
Ungnade fiel, veräußerte er sein<br />
ganzes festes Vermögen <strong>und</strong> verließ<br />
schleunigst Frankreich.<br />
Er rüstete eine Expedition zu den<br />
damals wenig bekannten Kanarischen<br />
Inseln aus <strong>und</strong> charterte<br />
1402 im Hafen von La Rochelle<br />
einige <strong>Schiff</strong>e. Er warb Legionäre<br />
an, besorgte sich zwei Sklaven als<br />
Übersetzer, die von Lanzarote abstammten<br />
<strong>und</strong> nahm zwei Franziskaner<br />
Mönche <strong>mit</strong> an Bord, welche<br />
die Missionierung der Ureinwohner<br />
durchführen sollten. Übliche Praxis<br />
der Konquistadoren, ihre gewinnbringenden<br />
Raubzüge als christliche<br />
Missionierung zu tarnen. Nach<br />
2 Monaten erreichte die kleine Armada<br />
Lanzarote. Die Gegenwehr<br />
der Ureinwohner war größer als<br />
erwartet <strong>und</strong> Béthencourt musste<br />
zurück segeln um Verstärkung,<br />
Waffen <strong>und</strong> Proviant zu holen.<br />
Er wählte Spanien als Zielhafen<br />
<strong>und</strong> dort überzeugte er den jungen<br />
unerfahrenen König Heinrich III.<br />
von Kastillien, ihn zum Lehnsherrn<br />
von Lanzarote <strong>und</strong> Fuerteventura<br />
zu bestellen. Zwei Jahre nach der<br />
ersten Landung begann die nun<br />
gut vorbereitete Unterwerfung der<br />
Majos. Mit der Taufe der beiden<br />
Stammesführers Ayoze <strong>und</strong> Guize<br />
im Jahr 1405 war dann auch die Eroberung<br />
von Fuerteventura überwiegend<br />
unblutig beendet.<br />
Betancuria<br />
Das Dorf Betancuria gilt als der<br />
historisch bedeutsamste Ort Fuerteventuras.<br />
Die Gemeinde ist <strong>mit</strong><br />
758 Einwohnern aber die bevölkerungsschwächste<br />
der Insel. Die<br />
Ortschaft wurde bereits 1404 gegründet<br />
<strong>und</strong> war 430 Jahre lang die<br />
Hauptstadt von Fuerteventura.<br />
44 45
Der Majorero-Käse wird auch “das<br />
Juwel von Fuerteventura” genannt<br />
<strong>und</strong> jährlich findet Anfang Mai<br />
das Fiesta del Queso (Käsefest)<br />
statt. Der leicht pikante Käse aus<br />
der Milch der Majorera-Ziege wird<br />
<strong>mit</strong> reiner Handarbeit hergestellt<br />
<strong>und</strong> am Ende des Produktionsprozesses<br />
<strong>mit</strong> Paprika, Olivenöl<br />
oder Gofio (kanarisches Maismehl)<br />
bestrichen. Am Eingang zum Altstadtzentrum<br />
macht eine Skulptur<br />
auf diese Tradition aufmerksam.<br />
rer Ansicht kann der Betrachter die<br />
gewollte Wirkung auf die einfachen<br />
Gläubigen sehr gut erkennen.<br />
Es ist zu Bedenken, dass damals<br />
nur ganz wenige Menschen lesen<br />
<strong>und</strong> schreiben konnten. Mit den, in<br />
den Kirchen aufgehängten Bildern<br />
wurde die Einschüchterung <strong>und</strong><br />
das Schüren der Angst vor dem<br />
Teufel <strong>und</strong> der Hölle betrieben. Nur<br />
der Glaube <strong>und</strong> die Kirchendiener<br />
könnten die Seelen retten. Bei den<br />
Predigten wurden dann auch die<br />
Wortbänder von den Priestern <strong>und</strong><br />
Mönchen vorgelesen.<br />
Iglesia de Santa María<br />
Die Iglesia de Santa María Betancuria<br />
ist eine der größten <strong>und</strong><br />
wichtigsten Kirchen auf Fuerteventura.<br />
Mit ihrem Bau wurde<br />
unter der Herrschaft von Jean de<br />
Béthencourt bereits im Jahr 1410<br />
begonnen. Ihr Baustil entspricht<br />
der französischen Gotik. Im Jahr<br />
1593 wurde die Kirche dann bei einem<br />
Piratenangriff in einigen Teilen<br />
zerstört. Bei ihrem Wiederaufbau,<br />
der bis ins Jahr 1691 reichte, erhielt<br />
die Kirche zusätzlich stilistische<br />
Elemente der Renaissance <strong>und</strong> des<br />
Barocks.<br />
Das Innere der Kirche birgt einige<br />
Schätze. Der vergoldete barocke<br />
Hochalter ist das Werk eines<br />
Holzschnitzers aus Teneriffa <strong>und</strong><br />
entstand während des Wiederaufbaus<br />
von Santa María. Im Zentrum<br />
ist eine holzgeschnitzte Muttergottes-Statue<br />
zu finden, die einen<br />
sichelförmigen Mond in Händen<br />
hält. Dies soll den Sieg des Christentums<br />
über die Mauren symbolisieren.<br />
Neben dem Marien-Altar ist die Sakristei<br />
<strong>mit</strong> Bildern der Entstehungsepoche<br />
ausgestattet. Bei genaue-<br />
Der R<strong>und</strong>gang durch<br />
Betancuria wurde <strong>mit</strong><br />
einem Glas Sekt, ausgeschenkt<br />
in einem<br />
urigen Lokal, abgeschlossen.<br />
46 47
Gran Canaria<br />
Die Insel ist 340km lang <strong>und</strong> 212km<br />
breit <strong>und</strong> wird von ca. 2,2 Mill. Menschen<br />
bewohnt.<br />
Die E-Bikes lockten zwar wieder,<br />
aber wir gaben einer Busr<strong>und</strong>reise<br />
zu den schönsten Plätzen von Gran<br />
Canaria den Vorzug.<br />
Teror<br />
Der erste Stopp auf unserer R<strong>und</strong>fahrt<br />
war in Teror einer Kleinstadt<br />
<strong>mit</strong> 12.000 Einwohnern. Das<br />
Zentrum ist bis heute in seiner<br />
Ursprünglichkeit erhalten. Der<br />
Altstadtkern ist umgeben von typischen<br />
kanarischen Häusern. In der<br />
Basilika steht die Virgen del Pino<br />
(Jungfrau der Pinien), Schutzherrin<br />
der Kanarischen Inseln. Sie soll im<br />
Jahr 1481 einigen damaligen Inselbewohnern<br />
in einer großen Pinie<br />
erschienen sein <strong>und</strong> wird seitdem<br />
als Heilige verehrt, die alles Unheil<br />
von der Insel fernhalten soll.<br />
Von den sieben <strong>Kanaren</strong>inseln<br />
ist Gran Canaria die drittgrößte<br />
<strong>und</strong> befindet sich in der Nähe des<br />
Äquators. Diese Tatsache <strong>und</strong> der<br />
vorbeifließende Golfstrom führen<br />
zu einem ganzjährig milden Klima<br />
<strong>mit</strong> sehr angenehmen Temperaturen.<br />
Die Bezeichnung Miniaturkontinent<br />
verdankt die Insel zum einen<br />
ihrer großen Landschaftsvielfalt<br />
<strong>und</strong> zum anderen den unterschiedlichen<br />
klimatischen Bedingungen.<br />
Zwischen dem Süden <strong>und</strong> dem<br />
Norden kann es an manchen Tagen<br />
gut <strong>und</strong> gerne Temperaturunterschiede<br />
von ca. 5 Grad geben<br />
– <strong>und</strong> das bei einem Inseldurchmesser<br />
von gerade mal 50 km.<br />
Der Süden der Insel ist eher trocken<br />
<strong>und</strong> von karger, wüstenähnlicher<br />
Vegetation. Der Norden ist<br />
aufgr<strong>und</strong> der höheren Niederschlagsmenge<br />
wesentlich grüner<br />
<strong>und</strong> bringt größere Waldgebiete<br />
hervor.<br />
Das Inselzentrum ist geprägt von<br />
einer Berglandschaft, die bis auf<br />
knapp 2000m hinauf reicht. Der<br />
höchste Berg ist der „Pico de Las<br />
Nieves“, ein erloschener Vulkan.<br />
Im Winter kann es in dieser Höhe<br />
sogar schneien. Für die Canarios<br />
ist dies immer ein besonderes Vergnügen<br />
<strong>und</strong> die ganze Insel strömt<br />
dann die Berge hinauf.<br />
Der Bau der Basilika geht auf das<br />
Jahr 1767 zurück, sie ist allerdings<br />
mehrfach restauriert worden <strong>und</strong><br />
ist nicht nur das wichtigste Bauwerk<br />
der Gemeinde, sondern zählt<br />
zu den hervorstechendsten religiösen<br />
Bauten der Kanarischen Inseln.<br />
Leider wurde der Innenraum<br />
der Kirche zum Zeitpunkt unseres<br />
Besuches ebenfalls restauriert.<br />
Um diesen zentralen Punkt herum<br />
entwickelte sich die Ortschaft <strong>mit</strong><br />
dem historischen Zentrum. Der<br />
Hauptplatz von Teror ist das Herzstück<br />
des Dorfes. Hier können die<br />
typischen Balkone der kanarischen<br />
Architektur bew<strong>und</strong>ert werden,<br />
die viele Gebäude der Ortschaft<br />
schmücken.<br />
Cruz de Tejeda<br />
Mit r<strong>und</strong> 1500m Höhe ist Cruz de<br />
Tejeda der höchste Pass von Gran<br />
Canaria <strong>und</strong> markiert gleichzeitig<br />
den geografischen Mittelpunkt der<br />
Insel. Hier treffen diverse Landstraßen<br />
aus allen Himmelsrichtungen<br />
aufeinander. Als einer der beliebtesten<br />
Aussichtspunkte der Insel<br />
zieht es eine Menge Ausflügler,<br />
hierher. Der Busparkplatz war auch<br />
bei uns durch PKW’s belegt.<br />
Kulturelle Sehenswürdigkeiten gibt<br />
es hier nicht, aber das Panorama<br />
zum Roque Bentayga entschädigt<br />
in atemberaubender Weise. Roque<br />
Bentayga ist ein natürlicher Felsgipfel,<br />
der spektakuläre Teil einer<br />
riesigen vulkanischen Caldera. Seine<br />
Höhe beträgt 1.414m.<br />
48 49
50 51
Die Sanddünen<br />
von Maspalomas, ein touristischer<br />
Anziehungspunkt von Gran Canaria.<br />
Sie bilden die Südspitze der<br />
Insel <strong>und</strong> zeichnen sich durch die<br />
große hellbraune Sand-Dünen aus,<br />
die sich in den letzten Millionen<br />
von Jahren am Flussausgang des<br />
Tales von Fataga gebildet haben.<br />
Das einzige verbliebene Wanderdünenfeld<br />
von Gran Canaria steht<br />
unter speziellem Naturschutz. Der<br />
Sand entstand vor allem im Meer.<br />
Durch das Sinken des Meeresspiegels<br />
zur Eiszeit, kam der Sand an<br />
die Oberfläche <strong>und</strong> wurde nach<br />
dem Abtrocknen am Strand in<br />
Richtung Westen, eben auf das<br />
heutige Gebiet der Dünen geweht.<br />
Dazu kommt, dass hier an durchschnittlich<br />
300 Tage im Jahr die<br />
Sonne vom blauen Himmel lacht.<br />
Abschied<br />
Am Abend legten wir <strong>mit</strong> Kurs auf<br />
Teneriffa ab, den letzten Hafen unserer<br />
Reise. Die beiden Kabinenstewards<br />
verabschieden sich <strong>mit</strong><br />
einer gekonnten Figur <strong>und</strong> unser<br />
Lieblingskellner Jaiez aus Marokko<br />
bediente uns beim Abendessen<br />
diesmal ganz besonders aufmerksam,<br />
indem er alle Gänge, ohne<br />
unserer üblichen Einschränkungen<br />
servierte.<br />
52<br />
Vor 41 Jahren<br />
war ich im Zuge einer Segeljacht<br />
Überstellung von den Bermudas<br />
nach Marseille schon einmal auf<br />
den <strong>Azoren</strong>. Die schöne Landschaft<br />
hat sich in den Jahren nicht<br />
verändert <strong>und</strong> die Fre<strong>und</strong>lichkeit<br />
der Menschen ist gleich geblieben.<br />
Allein der technische Fortschritt<br />
<strong>und</strong> die Zahl der Einwohner haben<br />
sich der heutigen Zeit angepasst.