01.01.2024 Aufrufe

Prag_12_2023

Advent in Prag, Geschichte von Prag,

Advent in Prag, Geschichte von Prag,

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

1<br />

PRAG<br />

03. - 07. <strong>12</strong>. <strong>2023</strong><br />

© gerhard.hochl@gmx.at<br />

https://www.yumpu.com/user/gerhard.hochl


2 3<br />

Die Karlsbrücke über die Moldau mit der Hradschin-Burg und der Veits-Kathedrale im Hintergrund<br />

Bei unserem Besuch von <strong>Prag</strong><br />

Anfang Oktober 2017 gab es ein<br />

Versprechen: „<strong>Prag</strong> – wir kommen<br />

wieder“.<br />

Unsere damalige Dokumentation:<br />

https://www.yumpu.com/de/document/view/63223064/prag-2017<br />

Als uns eine befreundete Familie<br />

anrief und die Idee zu einem<br />

Kurztrip kundtat, sagten wir spontan<br />

zu.<br />

Der ÖBB Railjet 72 mit Abfahrt um<br />

06.25 vom Hbf. Graz brachte uns<br />

direkt, ohne Umsteigen in gut 7<br />

Stunden, inklusive fast schon üblicher<br />

Verspätung, in die tschechische<br />

Hauptstadt.<br />

Die <strong>Prag</strong>er Geschichte, als eine der<br />

ältesten und sehenswerten Städte<br />

Europas, ist reich und interessant.<br />

Die Besiedlung des Gebietes<br />

erfolgte schon im 1. Jahrhundert<br />

n.Chr., aber die Gründung der Stadt<br />

geht auf das tschechische Herrschergeschlecht<br />

der Premysliden<br />

zurück.


4 5<br />

Kaiser Karl IV.<br />

Hradschin<br />

Das Südtor zur Karlsbrücke<br />

Reformator Jan Hus<br />

Um 850 wurde die erste Burg auf<br />

dem Hügel Hradschin errichtetet.<br />

In der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts<br />

wurde auf der gegenüberliegenden<br />

Seite der Moldau<br />

eine zweite Burg gegründet: der<br />

Vysehrad.<br />

Im Schutz der beiden Burganlagen<br />

ließen sich im 11. und <strong>12</strong>. Jahrhundert<br />

entlang der Moldau und der<br />

verbindenden Wege deutsche und<br />

jüdische Kaufleute sowie einheimische<br />

Handwerker nieder.<br />

Ein wesentlicher Grund dafür war<br />

die Lage an der Kreuzung wichtiger<br />

Handelsstraßen und zwei Furten<br />

durch die Moldau.<br />

Die Stadt erlebte seine Blütezeit ab<br />

1346 unter Kaiser Karl IV., der <strong>Prag</strong><br />

zu seiner Residenz machte und<br />

viele bedeutende Bauten errichten<br />

ließ, wie die Karlsbrücke, die Karlsuniversität<br />

und die gotische Kathedrale<br />

St. Veit.<br />

<strong>Prag</strong> war auch der Schauplatz religiöser<br />

Konflikte, wie die Hussitenkriege<br />

im 15. Jahrhundert, die durch<br />

die Hinrichtung des Reformators<br />

Jan Hus ausgelöst wurden oder der<br />

zweite <strong>Prag</strong>er Fenstersturz, der den<br />

Dreißigjährigen Krieg einleitete.<br />

Das Gebiet gehörte lange Zeit zum<br />

Habsburgerreich und war Zentrum<br />

der tschechischen Nationalbewegung,<br />

die im 19. Jahrhundert für<br />

mehr Autonomie und Kultur kämpfte.<br />

Nach dem 1. Weltkrieg wurde<br />

<strong>Prag</strong> 1918 die Hauptstadt der neu<br />

gegründeten Tschechoslowakei.<br />

Von 1939 bis 1989 wurde das Land<br />

von verschiedenen totalitären Regimen<br />

besetzt, wie dem nationalsozialistischen<br />

Deutschland, das die<br />

jüdische Bevölkerung deportierte<br />

und ermordete oder nach dem 2.<br />

Weltkrieg dem kommunistischen<br />

Regime, das die politischen und<br />

kulturellen Freiheiten einschränkte.<br />

Die nach Unabhängigkeit strebende<br />

Bevölkerung spielte eine wichtige<br />

Rolle bei der friedlichen Revolution<br />

von 1989, dem <strong>Prag</strong>er Frühling,<br />

der das Ende des Kommunismus in<br />

der Tschechoslowakei einläutete.<br />

Seit 1993 ist <strong>Prag</strong> die Hauptstadt<br />

der unabhängigen Tschechischen<br />

Republik. Mit diesem Datum wurde<br />

auch die Währung auf die Tschechische<br />

Krone (Koruna Ceská) umgestellt.<br />

Der ungefähre Wechselkurs<br />

für Kopfrechner: 1 EUR ~ 25,00<br />

CZK bzw. 100 CZK ~ 4 EUR.<br />

Die Touristen können in Euro bezahlen,<br />

wobei der dann praktizierte<br />

Umrechnungskurs leichte Vorteile<br />

für die einheimischen Händler<br />

beinhaltet. Da dürfte auch mit ein<br />

Grund sein, dass sich eine deutliche<br />

Mehrheit der Bevölkerung<br />

nach wie vor gegen die Übernahme<br />

des Euros ausspricht.<br />

In der Adventszeit wird <strong>Prag</strong> geradezu<br />

von Touristen überfallen. Auf<br />

den einzelnen Plätzen, an denen<br />

Stände der Weihnachtsmärkte aufgebaut<br />

waren, herrschte ein beängstigtes<br />

Gedränge.<br />

Ganz schlimm war es am Altstädter<br />

Ring. Eingebettet zwischen dem<br />

Altstädter Rathaus und der Teynkirche<br />

mit den zwei Türmen, am<br />

zentralen Marktplatz der Stadt.<br />

Die umliegende Kulisse von historischen<br />

Häusern und Sehenswürdigkeiten<br />

trägt zum einzigartigen<br />

Charme dieses Weihnachtsmarktes<br />

bei. Ein wenig Kunsthandwerk,<br />

viel Glühwein (Svarak), eine<br />

Menge kulinarische Angebote wie<br />

Grillwürste und Spieße, sowie die<br />

tschechische Spezialität „Trdelník“<br />

(Baumkuchen) findet der Besucher<br />

hier in festlich geschmückten und<br />

beleuchteten Holzbuden.<br />

Die offensichtlich bei den Einheimischen<br />

beliebten Esskastanien<br />

haben den stolzen Preis von € 5,-<br />

bei 6 Stk. im Säckchen.<br />

Auf jedem der 5 Weihnachtsmärkte<br />

werden während der Öffnungszeiten<br />

Konzerte und Gesangseinlagen<br />

von verschiedenen Gruppen auf<br />

eigens dafür adaptierten Bühnen<br />

dargeboten.<br />

Öffentliche Toilettenanlagen und<br />

die städtische Schneeräumung auf<br />

den Wegen waren nicht vorhanden.<br />

1357 begann der Bau der Anlage rund um<br />

die steinerne Brücke. Der Name Karlsbrücke<br />

stammt von seinem Auftraggeber.<br />

Trdelník


6 7<br />

Die Burg (Pražský hrad)<br />

Der Veitsdom<br />

Die Burg (Pražský hrad)<br />

ist eine der größten<br />

und bedeutendsten<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

in <strong>Prag</strong>. Sie ist<br />

ein historisches und<br />

kulturelles Denkmal,<br />

das zum UNES-<br />

CO-Weltkulturerbe gehört.<br />

Die Burg wurde im 9.<br />

Jahrhundert gegründet und war<br />

die Residenz der böhmischen Könige,<br />

der Habsburger und ist jetzt<br />

der Sitz der tschechischen Präsidenten.<br />

Die Burg umfasst viele<br />

beeindruckende Bauwerke, wie<br />

den Veitsdom, das Goldene Gässchen,<br />

die St.-Georgs-Basilika und<br />

das Alte Königspalais. Die Burg ist<br />

täglich für Besucher geöffnet, bietet<br />

verschiedene Eintrittskarten<br />

an und ist ein Muss für jeden, der<br />

die Geschichte und Schönheit der<br />

tschechischen Hauptstadt erleben<br />

möchte.<br />

Der Veitsdom ist die größte und<br />

bedeutendste Kirche in Tschechien<br />

und ein Symbol für die kulturelle<br />

und religiöse Identität des Landes.<br />

Der Dom wurde im 14. Jahrhundert<br />

im gotischen Stil erbaut, aber seine<br />

Wurzeln reichen bis ins 10. Jahrhundert<br />

zurück, als der Heilige<br />

Wenzel von Böhmen einen kreisförmigen<br />

sakralen Bau auf dem<br />

heutigen Standort errichten ließ.<br />

Der Dom wurde mehrmals zerstört<br />

und wieder aufgebaut, vor allem<br />

während der Hussitenkriege, die<br />

das Königreich Böhmen verwüsteten.<br />

Der Bau des heutigen Doms<br />

begann 1344 unter Karl V., nachdem<br />

<strong>Prag</strong> zum Erzbistum geworden<br />

war. Der französische Architekt<br />

Matthias von Arras erstellte den<br />

ersten Entwurf, der von dem deutschen<br />

Baumeister Peter Parler umgesetzt<br />

wurde. Der Dom wurde<br />

erst 1929 vollendet, also fast 600<br />

Jahre nach der Grundsteinlegung.<br />

Er ist <strong>12</strong>4 m lang, mit einem 33 Meter<br />

hohen Mittelschiff. Der 99 Meter<br />

hohe Hauptturm hat eine Aussichtsplattform.<br />

An den Säulen des Mittelschiffs die<br />

Statuen der Apostel.<br />

Ein Blickfang ist das Grab des Johann<br />

Nepomuk. Er war ein böhmischer<br />

Priester und Märtyrer, der als<br />

Schutzpatron des Beichtgeheimnisses<br />

und der Brücken verehrt<br />

wird. 1350 in Pomuk geboren, studierte<br />

er Jura in <strong>Prag</strong> und Padua<br />

und wurde 1389 zum Generalvikar<br />

des Erzbischofs von <strong>Prag</strong> ernannt.<br />

Er geriet in Konflikt mit König Wenzel<br />

IV., der ihn zwingen wollte, den<br />

Inhalt einer Beichte seiner Frau zu<br />

verraten. Am 20. März 1393 wurde<br />

er von der Karlsbrücke in die Moldau<br />

geworfen und ertränkt. Er wurde<br />

1729 von Papst Benedikt XIII.<br />

heiliggesprochen und ist einer der<br />

beliebtesten Heiligen hier.<br />

Vielleicht auch interessant: Wenn<br />

eine Kerze 15 Minuten leuchten<br />

soll, wirft der Besucher 50 Cent ein.<br />

2 Kerzen kosten 1 €, 5 Kerzen 2 €,<br />

jeweils für 15 Minuten.<br />

Der Andrang ist das ganze Jahr<br />

sehr beachtlich. Die Menschenschlange<br />

beim Eingangstor zur<br />

Kirche schwankt, Uhrzeit abhängig<br />

zwischen 50m und 300m.<br />

Grab Johann<br />

Nepomuk


8 9<br />

Sommer 2017<br />

Die Straßenbahnlinie 22 führte uns<br />

in unmittelbare Nähe des oberen<br />

Burgtors. Übrigens, ab einem Alter<br />

von 65 Jahren ist die Benützung<br />

der öffentlichen Verkehrsmittel<br />

kostenlos.<br />

Die Wachablösung auf der <strong>Prag</strong>er<br />

Burg ist im Sommer ein traditionelles<br />

Militärmusikprogramm, das<br />

täglich um <strong>12</strong> Uhr stattfindet. Sie<br />

ist Teil des Wechsels der Burgwache<br />

(Hradní stáž), der seit 1990 im<br />

Burghof durchgeführt wird. Die<br />

Wachablösung wird von Trommeln<br />

und Fanfaren begleitet und zieht<br />

viele Besucher an. Die Wachablösung<br />

ist ein Symbol für die Macht<br />

und den Stolz der tschechischen<br />

Armee, die seit dem 9. Jahrhundert<br />

die <strong>Prag</strong>er Burg bewacht. Im Winter<br />

wird der Wachwechsel im kleinen<br />

Rahmen abgehalten. Die Wachsoldaten<br />

werden stündlich abgelöst,<br />

es ist aber trotzdem eine bewundernswerte<br />

Leistung, eine Stunde<br />

lang, bei Minustemperaturen ohne<br />

Bewegung stramm zu stehen.<br />

Das Goldene Gässchen ist eine<br />

historische kleine Straße innerhalb<br />

der <strong>Prag</strong>er Burg, die für ihre bunten<br />

Häuser und ihre geheimnisvolle<br />

Geschichte bekannt ist.<br />

Das Ensemble wurde im 16. Jahrhundert<br />

im Auftrag von Kaiser Rudolf<br />

II. gebaut, um die Burgschützen<br />

unterzubringen, die die Burg<br />

bewachten. Die Häuschen waren<br />

bis zum Zweiten Weltkrieg bewohnt<br />

und dienten als Unterkunft für die<br />

Burgwachen, die Goldschmiede<br />

und andere Handwerker.<br />

Es gibt viele Legenden und Spekulationen<br />

über das Leben in der<br />

Alchemisten Gasse, wie zum Beispiel,<br />

dass hier künstliches Gold<br />

und der Stein der Weisen hergestellt<br />

wurden.<br />

Heute ist es ein beliebtes Touristenziel,<br />

das viele Besucher anzieht.<br />

Die Drehkreuze kann man<br />

nur mit einem Ticket passieren,<br />

erst dann können die Häuser besichtigt<br />

und die Ausstellungen besucht<br />

werden. Es besteht die Möglichkeit<br />

Souvenirs zu kaufen oder<br />

einfach nur durch die malerische<br />

Gasse zu spazieren, sofern man<br />

die richtige Tageszeit gewählt hat<br />

um den Andrang etwas aus dem<br />

Weg zu gehen.<br />

Einige der berühmtesten Häuser<br />

sind das Haus Nr. 22, in dem der<br />

Schriftsteller Franz Kafka lebte und<br />

arbeitete, das Haus Nr. 13, in dem<br />

ein ehemaliger Burgschütze lebte<br />

oder eine mittelalterliche Werkstatt<br />

mit Originalwerkzeug.<br />

Die Entwicklung in Jahreszahlen<br />

Die <strong>Prag</strong>er Burg wird<br />

von Prinz Bořivoj aus<br />

der Premysliden Dynastie<br />

erbaut<br />

880<br />

Die katholische<br />

Diözese wird gegründet<br />

973<br />

Die Altstadt (Staré město)<br />

wird gegründet<br />

<strong>12</strong>31<br />

Die Neustadt (Nové<br />

město) und die Karls -<br />

Universität werden gegründet<br />

1348<br />

Karel IV. wird zum Kaiser<br />

des Heiligen Römischen<br />

Reiches gewählt und <strong>Prag</strong><br />

zur Hauptstadt des Reiches<br />

1355<br />

Bis 1437 verwüsten Kriege das<br />

Land wegen der religiösen Konflikte<br />

zwischen den Hussiten<br />

und der katholischen Kirche.<br />

Die Herrschaft der Habsburger<br />

Dynastie beginnt<br />

und der Regierungssitz<br />

wandert nach Wien<br />

1419<br />

1526<br />

Der Habsburger, Rudolf II, Kaiser<br />

des Römischen Reiches,<br />

wird zum böhmischen König<br />

gekrönt und zieht mit seinem<br />

Hof zurück nach <strong>Prag</strong>. Die Stadt<br />

wird Zentrum der Wissenschaft<br />

und Alchimie.<br />

1575<br />

Nach dem Ende des Ersten<br />

Weltkriegs wird <strong>Prag</strong><br />

zur Hauptstadt einer neuen<br />

Tschechoslowakischen<br />

Republik proklamiert<br />

Die Erhebung der Protestanten beginnt mit<br />

dem <strong>Prag</strong>er Fenstersturz. Die Protestanten<br />

werden 1620 in der Schlacht am Weißen<br />

Berg vernichtend geschlagen, doch das läutet<br />

den Beginn des 30-jährigen Kriegs ein.<br />

1618<br />

1918<br />

Die Tschechoslowakei<br />

wird zu einem sozialistischen<br />

Staat unter der<br />

Führung der Kommunistischen<br />

Partei<br />

<strong>Prag</strong> wird von den<br />

Truppen der deutschen<br />

Nationalsozialisten eingenommen.<br />

1939<br />

1948<br />

Am 25. Januar wird die<br />

erste freie Volksabstimmung<br />

der Geschichte<br />

durchgeführt<br />

Der <strong>Prag</strong>er<br />

Frühling wird<br />

brutal niedergeschlagen.<br />

1968<br />

1990<br />

Die Staaten<br />

Tschechien<br />

und Slowakei<br />

werden<br />

gegründet<br />

1993


10 11<br />

Vladislavsaal<br />

Die Wappen von einigen treuen Landgrafen unter der Herrschaft der Habsburger<br />

Monarchin Maria Theresia, die ihr beim Erbfolgekrieg (1740–1748) zur Seite standen.<br />

Eingang zum Theresianischen Flügel<br />

Der Alte Königspalast spiegelt die<br />

Geschichte und Kultur des böhmischen<br />

Reiches wider. Er wurde<br />

um 950 errichtet und im Laufe der<br />

Jahrhunderte mehrmals umgebaut<br />

und erweitert. Er war die Residenz<br />

der böhmischen Fürsten und Könige<br />

von 10. bis zum 16. Jahrhundert,<br />

bevor sie in den Neuen Königspalast<br />

zogen.<br />

Das Gebäude ist bekannt für seine<br />

prächtigen Räume, wie den Vladislavsaal,<br />

die Allerheiligenkapelle,<br />

die Reiterstufen und den Theresianischen<br />

Flügel. Er beherbergt<br />

auch eine Ausstellung über die Geschichte<br />

der <strong>Prag</strong>er Burg im Erdgeschoss.<br />

Der monumentale festliche Vladislavsaal<br />

mit seinem stützenlosen<br />

Kreuzrippengewölbe ist 62 m lang,<br />

16 m breit und 13 m hoch und war<br />

seinerzeit der größte außerkirchliche<br />

Raum des Mittelalters. Er wurde<br />

zur Zeit des Königs Vladislav II.<br />

in den Jahren 1493 bis 1502 vom<br />

Architekten Benedikt Ried gebaut.<br />

Der Saal diente vor allem der königlichen<br />

Repräsentation. Hier fanden<br />

Ritterturniere, Bälle, festliche<br />

Bankette und Krönungszeremonien<br />

böhmischer Könige statt. Zu den<br />

Turnieren konnten die Ritter über<br />

eine breite Reitertreppe mit flachen<br />

Stufen auf ihren Pferden einreiten.<br />

Heute wird der Saal für feierliche<br />

Versammlungen oder Staatsakte,<br />

wie z. B. die Angelobung des Staatspräsidenten<br />

verwendet.<br />

In den 1760er Jahren ließ Kaiserin<br />

Maria Theresia an der Südseite des<br />

Königspalastes den sogenannten<br />

Theresianischen Flügel errichten.<br />

Es ist ein langgestrecktes einstöckiges<br />

Gebäude, das eine Verbindung<br />

zwischen dem Ludwigsflügel und<br />

dem Adeligen Damenstift herstellt.<br />

Nach diesem Blick vom Burghügel auf die Wolga und das Stadtzentrum, ging es über mehr als <strong>12</strong>0 Stufen hinunter zur nächsten<br />

Haltestelle. Der Abend war natürlich, trotz der Kälte und dem Schnee, dem Besuch der Weihnachtsmärkte vorbehalten.<br />

Der Blick vom Wenzelsplatz<br />

zum National-Museum<br />

Der 700m lange, mit Tradition und Kultur verknüpfte Wenzelsplatz war<br />

Schauplatz von 2 Märkten. Eingeräumt von den umliegenden schön<br />

restaurierten Bürgerhäusern, den beleuchteten Bäumen entlang der<br />

beiden Straßen mit dem, vor wenigen Tagen gefallenen Schnee, war<br />

die weihnachtliche Stimmung bei allen Besuchern voll angekommen.


<strong>12</strong> 13<br />

Die „Gallery of Steel Figures“ ist ein<br />

Museum, in dem handgefertigte<br />

Kunstwerke aus recycelten Metallteilen<br />

ausgestellt sind. Dort fanden<br />

wir Figuren aus Märchen, Comics,<br />

Science-Fiction, Fantasy sowie luxuriöse<br />

Autos und Motorräder, die<br />

zum Teil eine große Geschichte beinhalten.<br />

Der Eintrittspreis betrug<br />

für Senioren umgerechnet 10 €.<br />

Wir konnten nicht nur die Skulpturen<br />

anschauen, sondern auch<br />

Fotos machen und in jedes Fahrzeug<br />

einsteigen. Die Skulpturen<br />

werden aus Teilen hergestellt, die<br />

aus Stahlabfall stammen. Die Idee<br />

für das Projekt entstand auf einem<br />

Schrottplatz in der Nähe von Warschau<br />

und wird seit 2011 von Mariusz<br />

Olejnik, einem Polen, weltweit<br />

umgesetzt.<br />

Vorbei an musizierenden Gruppen<br />

aus allen Ländern zog es uns wieder<br />

in das Zentrum der Altstadt.<br />

Eingebettet zwischen den weltweit<br />

bekannten Sehenswürdigkeiten,<br />

bietet der Platz die ideale Kulisse<br />

für den Weihnachtsmarkt.<br />

Die astronomische Uhr des Rathausturms<br />

wurde von einem<br />

böhmischen Uhrmacher im Jahr<br />

1410 fertiggestellt und hat drei<br />

Hauptkomponenten:<br />

1. Das astronomische Zifferblatt,<br />

das die Position der Sonne und<br />

des Mondes, die Sternzeichen,<br />

die Jahreszeiten, die Mondphasen<br />

und andere Details zeigt. Die Uhr<br />

hat drei Zeiger, den Sonnenzeiger,<br />

den Mondzeiger und einen Zeiger,<br />

der anzeigt, in welchem Sternzeichen<br />

die Sonne gerade steht.<br />

2. Der Gang der Apostel, ein mechanisches<br />

Uhrwerk, das jede<br />

volle Stunde die Figuren der zwölf<br />

Apostel und andere bewegliche<br />

Skulpturen zeigt. Die Figuren symbolisieren<br />

den Tod, die Eitelkeit,<br />

die Gier und die Lust.<br />

3. Das Kalendarium, das die Monate,<br />

die Tage, die Heiligen und die<br />

Tierkreiszeichen darstellt. Das Kalendarium<br />

hat 365 Stufen und rückt<br />

jeden Tag ein Feld vor.<br />

Der Uhrmacher Hanus wurde nach<br />

Fertigstellung mit einem glühenden<br />

Schwert geblendet, damit keine<br />

andere Stadt so ein Kunstwerk<br />

erhalten könne.


14 15<br />

Das Palladium im Jahr 1905. Auf dem Gelände befand sich eine Kaserne. Das Objekt<br />

war mehr als 200 Jahre lang im Besitz des Militärs und wurde nach 1990 kaum<br />

mehr vom Verteidigungsministerium genutzt.<br />

Das Einkaufszentrum Palladium ist<br />

ein großes und modernes Shopping-Center<br />

in der Innenstadt von<br />

<strong>Prag</strong>. Es wurde im Jahr 2007, nach<br />

2.5 Jahren Bauzeit eröffnet und bietet<br />

rund 200 Geschäfte, 30 Restaurants<br />

und Cafés, ein Parkhaus und<br />

ein Spielcasino. Es liegt direkt am<br />

Platz der Republik, wo sich auch<br />

die U-Bahn-Station Namesti Republiky<br />

(gelbe Linie B) und mehrere<br />

Straßenbahn-Linien befinden.<br />

Das Palladium ist ein beliebtes Ziel<br />

für Touristen und Einheimische, die<br />

Mode, Schmuck, Elektronik, Lebensmittel<br />

und vieles mehr einkaufen<br />

möchten.<br />

Am nächsten Tag stand der Besuch<br />

des Aussichtsberges Petrin<br />

auf dem Programm. Mit der Standseilbahn<br />

dauerte die Fahrt mit einem<br />

Zwischenhalt bis zur 318m<br />

hoch gelegenen Bergstation 5 Minuten.<br />

Wie schon einmal erwähnt:<br />

Personen über 65 Jahre fahren<br />

kostenlos.<br />

Diese seit 1891 bis heute in Betrieb<br />

befindliche Bahn wurde zwei<br />

Mal aufwändig modernisiert und<br />

hat nicht nur ein Zugseil, sondern<br />

auch ein fixes Sicherungsseil für<br />

Notfälle.<br />

15 Minuten Spazierweg entfernt<br />

steht der eigentliche Anziehungspunkt.<br />

Der Aussichtsturm, ein 63,5<br />

Meter hoher Stahlfachwerkbau.<br />

Der Turm wurde anlässlich der Industrieausstellung<br />

am 20. August<br />

1891 als verkleinerter Nachbau<br />

des Pariser Eiffelturms eröffnet<br />

und ermöglicht einen umfassenden<br />

Ausblick auf <strong>Prag</strong> und die weitere<br />

Umgebung. Baubeginn war<br />

der 16. März 1891.<br />

Für die Besucher gibt es zwei Möglichkeiten,<br />

die Aussichtsterrasse zu<br />

erreichen. Wer gut zu Fuß ist, kann<br />

gegen Bezahlung von 50 Kronen<br />

(2 €) die 299 Stufen auf einer Doppelwendeltreppe<br />

nach oben steigen<br />

und dann wieder 299 Stufen<br />

auf der zweiten Treppe nach unten.<br />

Um den Preis von 200 Kronen<br />

(8 €) führt ein altertümlicher Lift mit<br />

jeweils 3 Personen und Liftwartin<br />

nach oben und später wieder nach<br />

unten. Bei uns betrug die Wartezeit<br />

45 Minuten für die Auffahrt. Aber<br />

der Ausblick auf die Stadt war die<br />

Mühe wert.<br />

Die St.-Laurentius-Kirche ist die<br />

Kathedralkirche des Bischofs der<br />

Altkatholischen Kirche in Tschechien.<br />

Die erste Erwähnung findet<br />

sich im Jahr 1135. Bis 1994 fanden<br />

hier römisch-katholische Gottesdienste<br />

statt.<br />

Das Stefanik-Observatorium ist<br />

eine Sternwarte mitten in der Gartenanlage.<br />

Es wurde 1928 gegründet<br />

und ist nach dem slowakischen<br />

Astronomen Milan Stefanik benannt.<br />

Der Schwerpunkt des Observatoriums<br />

liegt heutzutage darin,<br />

die Astronomie einem breiten<br />

Publikum zugänglich zu machen.<br />

St.-Laurentius-Kirche<br />

Stefanik-Observatorium<br />

Statue von Milan Stefanik,<br />

Astronom, Politiker, General


16<br />

Der letzte Tag unserer Kurzreise war<br />

angebrochen. Leichten Herzens verabschiedeten<br />

wir uns von unserem<br />

Wenceslas Square Hotel. Der Name<br />

und die Bilder im Internet entsprachen<br />

nicht ganz unseren Vorstellungen,<br />

aber für 3 Nächte. . . . .<br />

Das Positivste am Hotel war der<br />

Ausblick von der Dachterrasse.<br />

Der Abschied von <strong>Prag</strong> war schon<br />

nicht mehr so leicht, denn wir hatten<br />

diese Stadt auch diesmal wieder ins<br />

Herz geschlossen. Da unsere Direktverbindung<br />

bis nach Hause erst<br />

um <strong>12</strong>:45 vom Hauptbahnhof (Hlavni<br />

nadrazi) abfuhr, machten wir noch<br />

einen kurzen Besuch in einer weltweit<br />

einmaligen Synagoge.<br />

Die Jerusalem-Synagoge ist die<br />

jüngste und größte Synagoge in<br />

<strong>Prag</strong>. Sie wurde 1906 im maurischen<br />

und orientalischen Stil erbaut und<br />

nach der Straße benannt, in der sie<br />

sich befindet. Ihre farbige Fassade,<br />

die an maurische Denkmäler in Spanien<br />

erinnert, ist ebenso auffallend<br />

wie die Innenausstattung im Wiener<br />

Jugendstil. Obwohl die Synagoge<br />

aktiv für den Gottesdienst genutzt<br />

wird, kann sie auch innen besucht<br />

werden. Neben dem auffallenden<br />

Äußeren und ihrer beeindruckenden<br />

Größe ist die Inneneinrichtung,<br />

die im Wiener Jugendstil gehalten<br />

ist, absolut sehenswert.<br />

Als die <strong>Prag</strong>er Josefstadt, das jüdische<br />

Viertel, 1898 saniert wurde,<br />

fielen dieser Sanierung drei Synagogen<br />

zum Opfer. Als Ersatz dafür<br />

sollte eine neue Synagoge gebaut<br />

werden. 1906 wurde sie eingeweiht<br />

und hat 850 Sitzplätze, die seitlichen<br />

Galerien sind für Frauen bestimmt<br />

und verfügen über eigene Eingänge.<br />

Kaiser Franz Josef I feierte in der<br />

Zeit ihrer Planung und Errichtung<br />

Ende des 19. Jahrhunderts das 50.<br />

Jubiläum seiner Thronbesteigung.<br />

Er hat auch eine Schlussstein-Urkunde<br />

unterzeichnet und persönlich<br />

zur Einweihung mitgebracht.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!