September/Oktober 2023 - coolibri
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30 | coolinarisch<br />
KAFFEE IST NICHT<br />
GLEICH KAFFEE. IN<br />
DIESEN ZWEI CAFÉS<br />
WIRD NACHHALTIG<br />
ÜBER DAS GETRÄNK<br />
GEDACHT.DURCHAUS<br />
ZUKUNFTSWEISEND.<br />
Hannah Riese, lässige Betriebsleiterin im <strong>Oktober</strong> Café in Bochum.<br />
Foto: Oliver Witt<br />
DIE ZUKUNFT DES KAFFEES<br />
OKTOBER ist in Bochum eine renommierte Agentur. Seit kurzem machen sich Silke Löhmann<br />
und Renè Wynands aber auch in Sachen Kaffee verdient. In Bochum und Witten.<br />
Witten, Wiesenviertel. Der helle<br />
weiträumige Raum ist in zarten<br />
Farben gestrichen, die Möbel<br />
und der Tresen stehen dazu<br />
mit ihrem dunklen Türkis in<br />
einem tollen Kontrast. Es gibt viel Platz, die Tische<br />
sind weit zueinander aufgestellt, um sich<br />
alleine in sein Buch vertiefen zu können und<br />
doch nah genug aneinander, um mit den Sitznachbarn<br />
ins Gespräch zu kommen. Es herrscht<br />
eine luftige, freundliche, urbane Atmosphäre.<br />
An den Wänden Regale mit den Kaffee-Kostbarkeiten,<br />
die man vor Ort probieren, aber natürlich<br />
auch kaufen kann.<br />
Dominik Münstermann, Wittener Medizinstudent,<br />
gründete die Rösterei Kijamii bereits während<br />
seines ersten Semesters, nachdem er in<br />
Tansania die katastrophalen Folgen des konventionellen<br />
Kaffee-Anbau hautnah miterlebt. Er<br />
will es besser machen und fliegt mit einigen Kilogramm<br />
Kaffee zurück nach Deutschland, um<br />
sein Projekt zu starten. Seine Leidenschaft ist<br />
groß, doch das Ganze muss auch finanziell gestemmt<br />
werden. „Ich bin damals sozusagen dreigleisig<br />
gefahren, habe im OP als Pfleger gearbeitet,<br />
studiert und den Kaffee-Handel betrieben,“<br />
erzählt er.<br />
Seit dieser Zeit werden nun direkt und ohne Zwischenhändler<br />
beste tansanische Kaffees von befreundeten<br />
Kooperativen importiert. Hochwertigkeit,<br />
ökologischer Anbau und sozialer, fairer<br />
Handel bestimmen das Konzept, das auch in Bochum<br />
auf offene Ohren stößt.<br />
Die Philosophie ist bereits im Namen des Kaffees<br />
und des nunmehr Cafés auf den Punkt gebracht.<br />
Kijamii ist Suaheli, die Landessprache Tansanias,<br />
und bedeutet soviel wie sozial. In der eigenen<br />
Rösterei wird wöchentlich frisch geröstet. Besonderheit<br />
ist, dass bei einigen<br />
Sorten nicht so<br />
dunkel geröstet wird.<br />
So lassen sich die verschiedenen<br />
Geschmacksnoten<br />
und das<br />
Terroir besonders gut<br />
herausarbeiten. Was für<br />
Weinanbau gilt, kann<br />
man auch auf die Kaffeepflanzen<br />
übertragen.<br />
Schon allein die Zubereitung<br />
ist erwähnenswert.<br />
Mit viel Ruhe und<br />
Respekt vor dem Produkt<br />
wird das frisch gemahlene<br />
Pulver in einen<br />
Filter geschüttet<br />
Foto: Stefanie Stübers<br />
und langsam mit heißem Wasser in gläsernen<br />
Kannen aufgegossen. Der Kaffee ist tatsächlich<br />
sehr hell, sieht fast aus wie Tee und sein Geschmack<br />
ist unvergleichlich. Leicht beerige Aromen<br />
und ein Hauch von Rieslingsäure machen<br />
sich auf der Zunge bemerkbar. Wie ein solches<br />
Aroma zustande kommt? „Bei der Trocknung<br />
der Kaffeebohnen wird in diesem Fall ein Rest<br />
Fruchtfleisch übrig gelassen. Je nachdem, wie<br />
viel davon übrig ist, verändert sich seine Farbe<br />
bei der Trocknung. In diesem Fall ist es rötlich.<br />
Deshalb der Name Red Honey,“ erklärt Münstermann.<br />
Seit 2022 kann schon in Bochum im <strong>Oktober</strong>-<br />
Café der Kijamii-Geschmack ausprobiert werden.<br />
Hier, direkt gegenüber des Rathauses in den Räumen<br />
der ehemaligen Schlegel-Brauerei ist das<br />
<strong>Oktober</strong> Café beheimatet. Benannt nach der<br />
Agentur, die über eine Treppe direkt mit dem<br />
Café verbunden ist. Praktisch. Werbeagentur<br />
und Kaffee, das ist unzertrennlich.<br />
Das kulinarische Konzept verantwortet Hannah<br />
Riese, die als ausgebildete Pâtissière direkt aus<br />
Frank Rosins damaligen Zwei-Sterne-Restaurant<br />
in Dorsten in die Bochumer City wechselte. In<br />
der Theke vegetarische und vegane Snacks und<br />
Sweets, vom Frühstück über Bowls zum Kuchen,<br />
die sicherlich bald Kultstatus erreichen dürften.<br />
Das Angebot ist zu 100 Prozent nachhaltig. Alles<br />
ist ökologisch und möglichst fair produziert.<br />
Bio-Zutaten von Bio-zertifizierten Händlern,<br />
wenn möglich. Kijamii und <strong>Oktober</strong> sind ein<br />
wunderbares Team mit einer zukunftsweisenden<br />
Philosophie.<br />
tt<br />
Kijamii Konditorei, Oberstraße 4, 58452 Witten;<br />
<strong>Oktober</strong> Café, Willy-Brandt-Platz 5-7,