KÄNGURUplus Herbst/Winter 2023/24
Das Stadtmagazin für Familien mit Teenagern in Köln, Bonn und Region erscheint mit folgenden Themen: – Familienleben: Body Neutrality – Zukunft: Was kommt nach dem Abschluss? – Berufe-Check: Fachkraft für Abwassertechnik – Berufe-Check: Binnenschiffer:in
Das Stadtmagazin für Familien mit Teenagern in Köln, Bonn und Region erscheint mit folgenden Themen:
– Familienleben: Body Neutrality
– Zukunft: Was kommt nach dem Abschluss?
– Berufe-Check: Fachkraft für Abwassertechnik
– Berufe-Check: Binnenschiffer:in
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>2023</strong>/<strong>24</strong><br />
FAMILIENLEBEN<br />
Body Neutrality<br />
ZUKUNFT<br />
Was kommt nach dem Abschluss?<br />
BERUFE-CHECKS<br />
Fachkraft für Abwassertechnik<br />
Binnenschiffer:in
Abwechslungsreiche Aufgaben<br />
Sicherer Arbeitsplatz<br />
AUSBILDUNG | DUALES STUDIUM<br />
WIR SUCHEN DICH!<br />
Mehr als 30 Berufsbilder. Für die Menschen im Rheinland.<br />
Individuelle Förderung<br />
Attraktive Vergütung<br />
Flexible Arbeitszeiten<br />
ARBEIT MIT<br />
SINN.<br />
www.karriere.lvr.de<br />
lvrausbildung
INHALT / EDITORIAL<br />
INHALT<br />
FAMILIENLEBEN<br />
04 Beratungsangebote für Eltern und Jugendliche<br />
© unsplash.com/helena-lopes<br />
06 Hallo Körper, schön, dass es dich gibt –<br />
Wie Body Neutrality helfen kann, sich wohlzufühlen<br />
ZUKUNFT<br />
14 Wo soll’s hingehen?<br />
Gap Year – Auszeit nach dem Schulabschluss<br />
19 Berufsorientierungsmessen – Ein Weg zum Traumberuf<br />
20 Berufe-Check: Fachkraft für Abwassertechnik<br />
22 Berufe-Check: Binnenschiffer:in<br />
Das nächste<br />
<strong>KÄNGURUplus</strong><br />
erscheint im<br />
April 20<strong>24</strong>.<br />
14<br />
Liebe Leser:innen,<br />
„und was machst du nach der Schule?“<br />
Das ist eine Frage, die bestimmt jede:r<br />
Jugendliche mindestens einmal im Leben<br />
hört. Als mein Schul abschluss damals immer<br />
näher rückte und mir diese Frage gestellt<br />
wurde, hatte ich meistens keine Antwort<br />
darauf. Ich war recht planlos und habe<br />
meinen Berufswunsch mehr als einmal<br />
gewechselt. Also habe ich – auch auf<br />
Drängen und mit Unterstützung meiner<br />
Familie – Verschiedenes aus probiert:<br />
Praktika, Au-pair, ehrenamtliche Arbeit und<br />
noch mehr Praktika. Bis ich das gefunden<br />
habe, was für mich das Richtige war.<br />
Ich habe mein Gap Year, meine Auszeit<br />
zwischen Schule und Studium – und dann<br />
auch noch mal nach dem Studium –,<br />
genutzt, um in verschiedene Bereiche<br />
hineinzuschnuppern und meinen Weg<br />
zu finden. Ich finde es toll, dass dies zum<br />
einen in der heuti gen Zeit möglich ist<br />
und es zum anderen so viele tolle Optionen<br />
gibt, was Jugendliche und junge Erwachsene<br />
in ihrem Gap Year machen können.<br />
Unsere Autorin Thea Wittmann hat für<br />
euch eine Übersicht zusammengestellt –<br />
vom Freiwilligendienst bis Work & Travel.<br />
Außerdem gibt Autorin Annika Krause<br />
einen Überblick über die Body-Neutrality-<br />
Bewegung und in unseren Berufe-Checks<br />
erzählen zwei Auszu bildende von ihrer<br />
Arbeit als Abwassertechnikerin und<br />
als Binnenschiffer.<br />
Viel Spaß beim Lesen!<br />
INGA DREWS UND<br />
DAS <strong>KÄNGURUplus</strong>-TEAM<br />
IMPRESSUM<br />
Sonderveröffentlichung<br />
Känguru Colonia Verlag GmbH<br />
Hansemannstr. 17–21<br />
50823 Köln<br />
Tel. 0221 – 99 88 21-0<br />
www.kaenguru-online.de<br />
Auflage<br />
35.000<br />
25.000 Teilbeilage im<br />
Oktober <strong>2023</strong> in KÄNGURU<br />
Stadtmagazin für<br />
Familien in Köln/Bonn,<br />
10.000 freie Verteilung<br />
Redaktionsleitung<br />
Inga Drews (V. i. s. d. P.)<br />
Mitarbeit<br />
Wenke Atkins<br />
Lea Dröge<br />
Annika Krause<br />
Hanka Meves-Fricke<br />
Thea Wittmann<br />
Mediaberatung<br />
Sonja Bouchireb<br />
bouchireb@kaenguru-online.de<br />
Mareike Krus<br />
krus@kaenguru-online.de<br />
Yasemin Sistig<br />
sistig@kaenguru-online.de<br />
Gestaltung<br />
Bianca Werninghaus,<br />
www.designfee.com<br />
Lektorat<br />
Kirsten Nagel<br />
Druck<br />
Weiss-Druck GmbH & Co. KG<br />
Titelfoto<br />
© unsplash.com_gracemadeline<br />
Bildnachweise am Foto<br />
<strong>KÄNGURUplus</strong> 10/23<br />
3
© adobestock.com/Pankaj<br />
Bundesagentur<br />
für Arbeit<br />
Die Bundesagentur für Arbeit<br />
unterstützt Eltern, die ihrem Kind bei<br />
der Wahl des zukünftigen Berufs<br />
helfen möchten. Dabei berät die<br />
Stelle nicht nur zu Studium und Ausbildungen,<br />
sondern geht auch auf finanzielle<br />
Fördermöglichkeiten ein.<br />
Darüber hinaus finden sich auf der<br />
Website Informationen zum sogenannten<br />
Berufswahltest, über Berufe<br />
mit Zukunft und vieles mehr.<br />
Auch wer Probleme in der Ausbildung<br />
oder im Studium hat oder überlegt,<br />
den Bildungsweg abzubrechen, kann<br />
auf die Bundesagentur für Arbeit<br />
zugehen. Telefonisch oder in<br />
Beratungsterminen beantworten<br />
qualifizierte Mitarbeiter:innen alle<br />
aufkommenden Fragen und geben<br />
Familien Lösungs ansätze. [ld]<br />
arbeitsagentur.de<br />
FAMILIENLEBEN<br />
BERATUNGS ANGEBOTE<br />
FÜR ELTERN UND<br />
JUGENDLICHE<br />
Jugendberufsagentur.Koeln<br />
Jugend Sucht<br />
Beratung Köln<br />
Der SKM Köln richtet sich mit dem<br />
Angebot JUGEND SUCHT BERATUNG<br />
KÖLN an Jugendliche bis einschließlich<br />
26 Jahre bei Sucht und Abhängigkeit<br />
von bestimmten Substanzen. In<br />
den offenen Sprechstunden und bei<br />
der Online-Beratung können junge<br />
Menschen ihre Suchtprobleme äußern<br />
und Hilfe einfordern. Auch Eltern und<br />
Bezugspersonen von suchterkrankten<br />
Jugendlichen erhalten umfassende<br />
IInformationen und Beratung zur Klärung<br />
der jeweiligen Situation. Darüber<br />
hinaus vermittelt die Beratungsstelle in<br />
weiterführende Unterstützungsangebote<br />
für Betroffene. Die Einrichtung hilft<br />
Erziehenden auch, möglichen Konsum<br />
ihrer Kinder mit Präventionsangeboten<br />
zu vermeiden, und informiert online zu<br />
Sucht- und AIDS-Vorbeugung. [ld]<br />
jugend-sucht-beratung-koeln.de<br />
bke-Elternberatung<br />
Das volle Programm an Beratung<br />
erhalten Eltern bei der Bundeskonferenz<br />
für Erziehungsberatung (bke).<br />
Der Verein bietet Unterstützung und<br />
Informationen in verschiedensten<br />
Formen an. Ob Fragen zu Schulproblemen,<br />
Stress in der Pubertät oder<br />
Veränderungen in der Familie – die<br />
professionelle Erziehungsberatung hilft<br />
bei Sorgen rund ums Elternsein. Dabei<br />
können Erziehende im Live-Chat<br />
anonym bleiben und sich bei Fachkräften<br />
Unterstützung einholen, oder sie<br />
besuchen die immer wieder stattfindenden<br />
Webinare. Auch die Möglichkeit,<br />
sich mit anderen Eltern auszutauschen,<br />
wird angeboten. Wer sich nur mal ein<br />
bisschen zu Erziehungsthemen weiterbilden<br />
möchte, kann in den „Podcast<br />
bke-Onlineberatung“ reinhören, der<br />
interessante Themen für Mütter und<br />
Väter behandelt. [ld]<br />
eltern.bke-beratung.de<br />
Die Zukunft kann einen vor viele Fragen stellen. Vor allem Kinder machen sich mit Anfang des Jugendalters einige Gedanken<br />
über ihren weiteren Lebensweg. Was mache ich nach der Schule? Studium oder Ausbildung? Und wie funktioniert das eigentlich<br />
mit der Wohnungssuche? Für diese und weitere Fragen steht die Jugendberufsagentur in Köln zur Verfügung. Neben<br />
Beratungsangeboten zu Ausbildung, Beruf, Schule und mehr können Jugendliche hier auch bei persönlichen Schwierigkeiten<br />
Rat finden. Für Eltern sind die Türen und Telefonleitungen der Agentur ebenfalls offen. In Beratungsgesprächen erfahren<br />
Erziehungsberechtigte, wie sie ihre Kinder bestmöglich bei der Berufswahl unterstützen können. [ld]<br />
© adobestock.com/Pankaj<br />
jugendberufsagentur.koeln<br />
4 <strong>KÄNGURUplus</strong> 10/23
FAMILIENLEBEN<br />
Familien- und<br />
Erziehungsberatung<br />
des Jugendamts<br />
Das Jugendamt ist eine Anlaufstelle für<br />
jedes Familienmitglied in schwierigen<br />
familiären Momenten. Um hierherzukommen,<br />
muss eine Situation nicht<br />
schon eskaliert sein. In jeder Familie<br />
können Streit und Schwierigkeiten<br />
entstehen. Eltern können bei ihrem<br />
jugendlichen Nachwuchs an ihre<br />
Grenzen stoßen und heranwachsende<br />
Kinder haben viele Themen auf dem<br />
Herzen, die professionelles Gehör verlangen.<br />
Das Jugendamt unterstützt bei<br />
individuellen oder familiären Problemen<br />
sowie bei Erziehungsfragen, intimen<br />
Themen und Angstgefühlen. Die qualifizierten<br />
Fachkräfte des Amtes bieten<br />
selbst Beratungen an oder leiten Familien<br />
an andere Stellen weiter, so dass<br />
jede:r die für sich passende Beratung in<br />
Anspruch nehmen kann. [ld]<br />
Kreative<br />
Medien-Workshops<br />
für 8- bis 21-Jährige<br />
Abonniere<br />
den Familien-<br />
NEWSLETTER<br />
STADTMAGAZIN FÜR FAMILIEN<br />
b sk-jugend.de<br />
unterstuetzung-die-ankommt.de<br />
Schau hin!<br />
Hier ein neues Handy, da eine neue App<br />
und dort kann ich meine Bilder teilen –<br />
durch die immer schneller werdende<br />
Entwicklung von digitalen Medien kann<br />
man rasch den Überblick verlieren.<br />
Besonders Eltern wissen oft gar nicht<br />
mehr, was sich so alles auf dem Smartphone<br />
ihres Nachwuchses befindet.<br />
Dabei hört man immer wieder, dass<br />
das Internet und die sozialen Medien<br />
gar nicht so ungefährlich sind, wie es<br />
zunächst scheint. Um sich einen Über -<br />
Starte durch!<br />
blick verschaffen und die Sicherheit<br />
des KÖLN eigenen WESTKindes besser im Blick<br />
haben zu können, bietet die Initiative<br />
„SCHAU<br />
Gesang-, Tanz-<br />
HIN!“<br />
und<br />
kostenlose<br />
Schauspielunterricht<br />
Medienkurse<br />
für 12 - 18 Jährige<br />
für stagecoach.de/koelnwest<br />
Eltern an. Darüber hinaus gibt es<br />
viele 0152 Informationen, 33569253 Tipps und Hilfen<br />
rund TTC um Rot-Gold Instagram, Köln e.V., Handy 50829 und Co.<br />
auf der Website des Medienratgebers<br />
zu finden. [ld]<br />
Starte durch!<br />
KÖLN WEST<br />
Gesang-, Tanz- und Schauspielunterricht für 12 - bis 18-Jährige<br />
www.stagecoach.de/koelnwest<br />
0152 33569253<br />
TTC Rot-Gold Köln e.V., 50829<br />
3-IN-1<br />
SING<br />
DANCE<br />
ACT<br />
Stagecoach Performing Arts Schulen werden unter Franchise betrieben und sind unabhängig im Besitz der Schulleiter.Stagecoach ist eine geschützte<br />
Marke der Stagecoach Theatre Arts Ltd.<br />
schau-hin.info<br />
<strong>KÄNGURUplus</strong> 10/23<br />
5
FAMILIENLEBEN<br />
Text: Annika Krause<br />
HALLO<br />
KÖRPER,<br />
SCHÖN,<br />
DASS ES<br />
DICH<br />
GIBT<br />
Wie Body<br />
Neutrality helfen<br />
kann, sich<br />
wohlzufühlen<br />
Was 1967 mit einer Demo von 500<br />
mehrgewichtigen Menschen in New York<br />
begann, ist heute ein großer Trend in den<br />
sozialen Medien: Body Neutrality.<br />
Dehnungsstreifen, Cellulite und Speckrollen<br />
werden mit Glitzer bestäubt, gepostet und<br />
mit dem Herz markiert.<br />
Der Ursprung der Bewegung richtete<br />
sich gegen die Diskriminierung<br />
stark übergewichtiger Menschen –<br />
mittler weile schreit sie:<br />
„Alle Körper sind schön!“<br />
6 <strong>KÄNGURUplus</strong> 10/23
Ausbildung mit<br />
ZUKUNFT<br />
CHANCEN<br />
Ausbildung zur/zum<br />
Pfegefachfrau /<br />
Pflegefachmann (m/w/d)<br />
oder zur<br />
Pflegefachassistenz (m/w/d)<br />
Du suchst nach einer Ausbildung mit<br />
Zukunftsgarantie?<br />
Dann bist Du bei uns genau richtig!<br />
Das bieten wir Dir:<br />
• eine generalistische Pflegeausbildung, die<br />
Dir vielfältige Perspektiven eröffnet<br />
• praktische Ausbildung in einer unserer<br />
zehn Senioreneinrichtungen in Köln und<br />
Umgebung sowie weitere Praxiseinsätze<br />
in verschiedenen Bereichen<br />
• theoretische Ausbildung in einer Pflegeschule<br />
• qualifizierte Praxisanleitung und ein tolles<br />
Team<br />
• sehr gute tarifliche Ausbildungsvergütung<br />
Mehr Infos und die Kontaktdaten aller<br />
Kölner Einrichtungen findest Du hier:<br />
www.johanniter.de/<br />
senioren/koeln<br />
© adobestock.com/irissca<br />
<strong>KÄNGURUplus</strong> 10/23 7
FAMILIENLEBEN<br />
Auch wenn es eine positive Entwicklung<br />
ist, dass mehr Diversität in den Medien<br />
gezeigt wird, steht noch immer das Aussehen<br />
im Vordergrund. Die Kinder- und<br />
Jugendgesundheitsstudie HBSC kommt<br />
zu dem Schluss, dass das Selbstwertgefühl<br />
im Hinblick auf den eigenen<br />
Körper und die Körperzufriedenheit im<br />
Laufe der Pubertät abnehmen. Knapp<br />
die Hälfte der Mädchen und ein Viertel<br />
der Jungen bezeichnen sich als ein<br />
wenig oder viel zu dick. Damit verknüpft<br />
sind ungesunde Ernährungspraktiken<br />
bis hin zu Essstörungen, die empirisch<br />
nachgewiesen werden konnten.<br />
Wie die Verwandlung von der Unzufriedenheit<br />
zur bedingungslosen Liebe dem<br />
eigenen Körper gegenüber gelingen<br />
soll, beantwortet die Body-Positivity-<br />
Bewegung nicht. Muss man sich wirklich<br />
schön fühlen, um glücklich zu sein? Wie<br />
wäre es, sich nicht über das Aussehen<br />
zu definieren? Wenn die Nase als groß<br />
und der Mund als schmal empfunden<br />
wird, aber trotzdem andere Themen im<br />
Fokus der Gedanken stehen?<br />
An diesem Punkt setzt Body Neutrality<br />
an. Zum ersten Mal verwendete den<br />
Begriff 2015 die Amerikanerin Melissa<br />
Fabello: „Body Neutrality heißt, sich<br />
morgens nach dem Aufwachen als Erstes<br />
zu fragen: ‚Wie fühle ich mich in<br />
meinem Körper?‘ Es geht darum, herauszufinden,<br />
was du brauchst, um dich<br />
gut zu fühlen, seien es Pancakes oder<br />
Oatmeal zum Frühstück, Wasser gegen<br />
Kopfschmerzen oder einfach noch eine<br />
Runde Schlaf.“ Body Neutrality lenkt<br />
den Fokus weg vom Aussehen des Körpers<br />
und sieht ihn vielmehr als Hülle für<br />
Gefühle und Gedanken. Das Ziel der<br />
Bewegung ist es, das Selbstwertgefühl<br />
von der äußeren Erscheinung zu<br />
abzukoppeln und den Körper funktional<br />
zu betrachten. Unser Körper ermöglicht<br />
es uns, unser Leben zu leben. Wir wollen,<br />
dass es ihm gut geht, er gesund ist<br />
und wir uns wohl darin fühlen – ohne<br />
ständig darüber nachzudenken, wie er von<br />
außen wirkt. Indem wir unsere<br />
Äußerlichkeiten nicht zum Thema<br />
machen, geben wir anderen Dingen<br />
Raum. Vielleicht ist da keine Liebe,<br />
aber auch kein Hass.<br />
Bewerte dich nicht<br />
Versuche, dein Aussehen nicht<br />
zu bewerten, sondern neutral<br />
zu beobachten. Wähle Kleidung<br />
danach aus, ob du dich darin<br />
wohlfühlst, anstatt zu beurteilen,<br />
ob sie vorteilhaft ist. Wenn<br />
sie zwickt oder dich einengt,<br />
suche dir etwas anderes aus.<br />
Schätze dich wert<br />
Mache dir bewusst, was du<br />
dank deines Körpers erleben<br />
darfst: Laufen, Fühlen, Sehen,<br />
Sprechen, Denken, Träumen, …<br />
6<br />
IMPULSE<br />
FÜR MEHR<br />
KÖRPER-<br />
AKZEPTANZ<br />
Verschiebe deinen<br />
Fokus<br />
Vermeide in Gesprächen mit<br />
Familie oder Freund:innen<br />
Themen, die sich auf Aussehen,<br />
Figur, Gewicht oder Kalorien<br />
konzentrieren.<br />
Hinterfrage deine<br />
äußeren Einflüsse<br />
Frage dich in Bezug auf die<br />
sozialen Medien, welche Profile<br />
deiner Stimmung und deiner<br />
Körperwahrnehmung guttun.<br />
Folgst du zum Beispiel<br />
Menschen, die sich auf das<br />
Präsentieren von Körperidealen<br />
konzentrieren? Schaue genau<br />
hin, welches Gefühl ausgelöst<br />
wird, und folge keinen<br />
Profilen, die dir schlechte<br />
Laune machen.<br />
Was magst du an dir?<br />
Schreibe eine Liste mit zehn<br />
Dingen, die du an dir magst und<br />
die nichts mit der Optik zu tun<br />
haben. Sich dessen bewusst<br />
zu werden, kann helfen, den<br />
Selbstwert vom Aussehen<br />
zu trennen.<br />
Tu dir was Gutes<br />
Wähle Aktivitäten, die dir Spaß<br />
machen. Vielleicht nimmst du<br />
dir Zeit, in der Natur spazieren<br />
zu gehen, in der Badewanne<br />
zu entspannen oder dich<br />
beim Sport auszupowern.<br />
Dein Körper sagt dir, was er<br />
braucht – versuche, auf<br />
ihn zu hören.<br />
© adobestock.com/Анастасия Гевко/elenabsl<br />
8 <strong>KÄNGURUplus</strong> 10/23
ANZEIGEN<br />
AUSBILDUNG ODER STUDIUM?<br />
So hilft die Berufsberatung der Agentur für Arbeit Köln<br />
Was soll ich später einmal werden?<br />
Welcher Beruf passt zu mir und macht<br />
mir Spaß? Was kann ich in diesem oder<br />
jenem Beruf verdienen? Wie stelle ich<br />
mich gut für meine berufliche Zukunft<br />
auf? Was ist für eine erfolgreiche<br />
Bewerbung wichtig? In all diesen Fragen<br />
helfen die Berufsberaterinnen und Berufsberater<br />
weiter und unterstützen bei<br />
der persönlichen Berufswegplanung.<br />
Ein Termin bei der<br />
Berufsberatung kann<br />
jetzt online vereinbart<br />
werden:<br />
https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/koeln/ausbildungund-studium/infos-berufsberatung<br />
Es kann gewählt werden zwischen einer<br />
persönlichen oder einer telefonischen<br />
Beratung sowie einer Beratung per<br />
Video –bequem von zuhause aus<br />
und trotzdem Face-to-Face.<br />
Die Arbeitsagentur hat zusätzlich ein umfangreiches Online-Angebot, das bequem<br />
von zuhause genutzt werden kann:<br />
Planet-beruf.de<br />
Hier findest du Videos, Podcasts, Interviews und vieles mehr rund<br />
um die Berufswahl. Erfahre alles zur Bewerbung und dazu, wie es<br />
nach der Schule weitergeht: planet-beruf.de<br />
Check-U<br />
Finde mithilfe von Check-U die passende Ausbildung zu deinen<br />
Stärken und Interessen: check-u.de<br />
BERUFENET<br />
Du möchtest mehr über Berufe wissen? Im BERUFENET erfährst<br />
du, wie die Ausbildung dazu aufgebaut ist und was die Aufgaben sind.<br />
Zu jedem Beruf gibt es Bilder und einen Steckbrief:<br />
berufenet.arbeitsagentur.de<br />
BERUFE.TV<br />
Im Filmportal BERUFE.TV gibt es Videos rund um die Berufswahl,<br />
zu Berufsfeldern und einzelnen Berufen. Verschaffe dir damit einen<br />
ersten Einblick in den Berufsalltag: www.berufe.tv<br />
PS: Auch die Agentur für Arbeit bietet Ausbildungen als Fachangestellte/-r für<br />
Arbeitsmarktdienstleistungen sowie ein duales Studium im Bereich Arbeitsmarkt,<br />
Management oder Beratung für Bildung, Beruf und Beschäftigung an.<br />
Nähere Informationen unter www.arbeitsagentur.de/karriere.<br />
ZUKUNFT DES LERNENS: SO WIRD 2050 BILDUNG AUSSEHEN<br />
Im Jahr 2050 werden wir nicht mehr in<br />
traditionellen Klassenzimmern sitzen.<br />
Stattdessen werden immersive Lernwelten,<br />
KI-gesteuerte Personalisierung und<br />
zeit- und ortsunabhängiges Lernen den<br />
Bildungssektor dominieren.<br />
Zentrale Erkenntnisse des neuen<br />
Berichts vom Nachhilfeanbieter<br />
GoStudent:<br />
• Die Schule von morgen ist kein<br />
physischer Ort, sondern eine in unser<br />
Leben integrierte Aktivität.<br />
• Personalisierte Lehrpläne, gesteuert<br />
durch innovative Technologien,<br />
rücken die Interessen und Talente<br />
der Schüler:innen in den Fokus.<br />
• Das Metaverse wird zu einem<br />
Schlüssel werkzeug, das lebendige<br />
und immersive Lernerfahrungen<br />
ermöglicht.<br />
traditionelle Schule nicht optimal auf ihren<br />
Traumberuf vorbereitet. Mit modernen<br />
Lernmethoden und Technologien<br />
ist GoStudent an vorderster Front dabei,<br />
diesen Wandel aktiv mitzugestalten.<br />
„Die Zukunft der Bildung ist unglaublich<br />
dynamisch. Der Übergang zu immersivem<br />
Lernen und KI-gesteuerter Personalisierung<br />
wird revolutionär sein“, betont<br />
Zukunftsforscherin Tracey Follows.<br />
GoStudent ist eines der führenden<br />
Nachhilfeunternehmen weltweit, das<br />
Lernende sowohl online als auch vor<br />
Ort unterstützt. GoStudent verbindet<br />
modernste digitale Technologien mit<br />
persönlicher Betreuung, um Bildung<br />
individuell, zugänglich und effektiv zu<br />
gestalten.<br />
Info: www.gostudent.org<br />
Der Bericht „Das Ende der Schule, wie<br />
wir sie kennen: Bildung im Jahr 2050“<br />
zeigt auf, wie eine Kombination aus<br />
technologischem Fortschritt und pädagogischer<br />
Neuausrichtung das Lernen<br />
revolutionieren wird. 57 Prozent<br />
der Schüler:innen fühlen sich durch die<br />
<strong>KÄNGURUplus</strong> 10/23<br />
9
FAMILIENLEBEN<br />
Die psychologische Psychotherapeutin<br />
Gritt Ladwig<br />
beschäftigt sich in ihrer Promotion<br />
an der Universität<br />
Osnabrück mit den Auswirkungen<br />
sozialer Medien auf<br />
die Körper zufriedenheit. In<br />
diesem Rahmen untersucht<br />
sie auch die Effekte von<br />
Fitspiration, Body<br />
Positivity und Body<br />
Neutrality auf die Körperzufriedenheit<br />
von Frauen<br />
mit und ohne Essstörungen.<br />
Im Interview gibt sie<br />
Einblicke in ihre Arbeit<br />
und Tipps, wie die Body-<br />
Neutrality-Einstellung<br />
auch in den Familienalltag<br />
integriert werden kann.<br />
»<strong>KÄNGURUplus</strong>: Welchen<br />
Einfluss haben soziale Medien<br />
auf unser Körperbild?<br />
Gritt Ladwig: Bei den sozialen Medien<br />
ist es so, dass die Nutzung von<br />
fotobasierten Plattformen wie Instagram<br />
besonders stark mit der Körperunzufriedenheit<br />
zusammenhängt. Dort<br />
sehen wir Fitnessinfluencer:innen,<br />
die ihre schlanken, trainierten Körper<br />
präsentieren und ihr vermeintlich perfektes<br />
Leben zeigen. Wir fangen an, uns<br />
damit zu vergleichen, stellen fest, dass<br />
wir nicht so aussehen und unser Leben<br />
Interview mit<br />
Gritt Ladwig, M.Sc. Psych.<br />
nicht so ist, und werden unzufrieden.<br />
Auch die Filter prozesse innerhalb der<br />
sozialen Medien spielen eine Rolle, weil<br />
wir durch die Algorithmen immer mehr<br />
Videos zu einem Thema vorgeschlagen<br />
bekommen. Wenn wir uns ein Fitnessvideo<br />
anschauen, werden uns direkt<br />
Saftkuren zur Kalorienreduktion präsentiert.<br />
Eine weitere wichtige Rolle spielen<br />
Beauty-Filter und die Bearbeitung der<br />
Bilder, da wir uns mit etwas vergleichen,<br />
das nicht der Realität entspricht.<br />
Wir versuchen, etwas zu erreichen, das<br />
es nicht gibt. Auch unabhängig von<br />
Filtern sind Körper unterschiedlich und<br />
nicht jeder Mensch kann jede Figur<br />
erreichen.<br />
»Können soziale Medien auch<br />
einen positiven Effekt auf die<br />
Körperzufriedenheit haben?<br />
Unter dem Hashtag Body Positivity werden<br />
häufig Bilder von mehrgewichtigen<br />
Personen, vorrangig Frauen, gezeigt,<br />
die dazu anregen sollen, den Körper<br />
zu lieben – unabhängig von Gewicht,<br />
Hautfarbe und vermeintlichen Makeln<br />
wie Narben. Es kann einen positiven<br />
Effekt haben, sich so etwas anzuschauen,<br />
allerdings wurde das Body-Positivity-<br />
Konzept auch schon kritisiert. Zum<br />
einen, weil der Fokus auf dem Aussehen<br />
bleibt: Es geht weiterhin um den Körper.<br />
Zudem gibt es eine Art Aneignungseffekt,<br />
sodass viele sehr schlanke, weiße<br />
cis-Frauen diesen Hashtag verwenden,<br />
obwohl sie dem westlichen Schönheitsi<br />
deal entsprechen. Ich kenne keine<br />
Studie, die das empirisch unterstützen<br />
würde, aber es wird auch kritisiert, dass<br />
ein vermeintlich nicht gesundes Ideal<br />
gefördert werden würde.<br />
Ich sehe in der Body-Positivity-<br />
Bewegung das Problem, dass Personen,<br />
die mit ihrem Körper unzufrieden<br />
sind, den Sprung schaffen sollen, ihren<br />
Körper zu feiern. Für viele ist es unrealistisch,<br />
diese Wandlung zu durchleben.<br />
An diesem Punkt kann die Body Neutrality<br />
sehr hilfreich sein, weil bei dem Konzept<br />
der Fokus vom Aussehen weggeht.<br />
Auch wir selbst können durch unseren<br />
Umgang mit den sozialen Medien<br />
dafür sorgen, dass diese unser Körperbild<br />
weniger beeinflussen. Wir können<br />
versuchen, beim Anschauen eines<br />
Bildes bewusst nicht den dargestellten<br />
Körper zu bewerten, sondern<br />
darüber nachzudenken, welche Stimmung<br />
durch das Bild verbreitet wird<br />
oder was im Hintergrund zu sehen ist.<br />
Es geht darum, ein Bewusstsein für die<br />
eigenen Gedanken zu entwickeln und<br />
zu versuchen, diese von der körperbezogenen<br />
Wahrnehmung umzulenken.<br />
Neben den sozialen Medien gibt<br />
es drei weitere maßgebliche Faktoren,<br />
10 <strong>KÄNGURUplus</strong> 10/23
FAMILIENLEBEN<br />
die die Körperzufriedenheit beeinflussen:<br />
traditionelle Medien, Eltern und<br />
Gleichaltrige.<br />
»Wie unterstütze ich mein<br />
Kind dabei, einen gesunden,<br />
wertschätzenden Umgang mit dem<br />
eigenen Körper zu entwickeln?<br />
Das ist gar nicht so einfach, weil sehr<br />
viele Menschen, also auch Eltern, selbst<br />
mit ihrem Körper unzufrieden sind. Also<br />
ist es wichtig, bei sich selbst anzufangen.<br />
Wenn Kinder bei ihren Eltern ständige<br />
Diätversuche mitbekommen oder<br />
negative Kommentare gegenüber dem<br />
eigenen oder fremden Körpern hören,<br />
übernehmen sie indirekt solche Verhaltensweisen<br />
und Einstellungen. Das<br />
Wichtigste ist, ein Bewusstsein für das<br />
eigene Verhältnis zum Körper und den<br />
daraus entstehenden Einfluss auf die<br />
Kinder zu entwickeln. Erst dann kann<br />
man dagegensteuern. Sich selbst klarzumachen,<br />
dass Unsicherheiten existieren,<br />
ist der erste Schritt. Daraus kann<br />
die Entscheidung getroffen werden,<br />
dass ungünstige Verhaltensweisen nicht<br />
vor den Kindern gezeigt werden. Zum<br />
Beispiel nicht den eigenen Bauch zu<br />
kommentieren, wenn der Nachwuchs<br />
dabei ist. Wenn man zugenommen hat<br />
und das thematisieren möchte, kann<br />
man darüber sprechen, dass sich Körper<br />
verändern und dass das auch okay<br />
ist. Man kann dem Kind auch erklären,<br />
dass man sich in letzter Zeit weniger<br />
bewegt hat und nun wieder mehr Sport<br />
machen möchte, um beweglicher zu<br />
werden. Wenn man das Gefühl hat, sehr<br />
unzufrieden zu sein und ein Problem zu<br />
haben, sollte sich Beratung gesucht<br />
oder bei einer psychischen Erkrankung<br />
wie einer Essstörung eine therapeutische<br />
Unterstützung angenommen werden.<br />
Neben dem indirekten Einfluss gibt es<br />
auch Eltern, die das Essverhalten und<br />
den Körper des Kindes aktiv kommentieren.<br />
Das sollte dringend unterlassen<br />
werden, um die Körperunzufriedenheit<br />
nicht zu steigern. Eine Unzufriedenheit<br />
mit dem eigenen Körper ist der Hauptfaktor<br />
für die Entwicklung einer Essstörung.<br />
»Wie helfe ich meinem Kind,<br />
wenn es unzufrieden mit dem<br />
eigenen Körper ist?<br />
Es ist wichtig, herauszufinden, was genau<br />
los ist, um Aufklärung leisten zu können.<br />
Als Eltern kann man dem Kind erklären,<br />
was die sozialen Medien mit der eigenen<br />
Wahrnehmung machen, und Aspekte<br />
wie die Bildbearbeitung ansprechen.<br />
Es hilft auch, den Selbstwert des Kindes<br />
anderweitig zu stärken. Also Lob und<br />
Anerkennung unabhängig von Aussehen<br />
und Gewicht zu äußern. Komplimente<br />
können auf konkrete Verhaltensweisen<br />
oder Interessen des Kindes eingehen,<br />
wie beispielsweise das selbstständige<br />
Anrufen für einen Arzttermin oder<br />
das Lösen eines Konfliktes mit einer<br />
Freundin. Es ist auch schön, wenn<br />
die Bemühungen des Kindes bestärkt<br />
werden und nicht erst der Erfolg anerkannt<br />
wird. Allgemein ist es ein guter<br />
Ansatz, es zu unterlassen, Körper zu<br />
kommentieren. Egal wem gegenüber<br />
und auch, wenn es positiv gemeint ist. Oft<br />
kennen wir die Hintergründe nicht und<br />
auch Gewichtsverlust kann ungewollt<br />
oder Ausdruck von seelischem Leid sein.<br />
Das ist nicht leicht, denn in unserer<br />
Gesellschaft ist es sehr verankert, Komplimente<br />
auf das Aussehen zu beziehen.<br />
Dabei gibt es oft noch so viele weitere<br />
positive Merkmale, die ausgezeichnet<br />
werden können.<br />
»Wie können wir im Alltag als<br />
Familie Body Neutrality<br />
umsetzen?<br />
Auch hier fängt viel bei der Gesprächskultur<br />
an. Dass das Aussehen und<br />
Gewicht nicht kommentiert wird,<br />
sondern positive Komplimente für<br />
andere Dinge ausgesprochen werden.<br />
Zum Beispiel: „Ich verbringe gerne<br />
Zeit mit dir“ oder „Ich mag deinen<br />
Humor.“ Wenn man einen Familienausflug<br />
macht, kann danach darüber<br />
gesprochen werden, wie schön<br />
es war, dass unsere Körper uns diesen<br />
Spaziergang ermöglicht haben.<br />
Oder wie gut die Erdbeeren auf dem<br />
Feld gerochen haben. Außerdem<br />
ist es wichtig, nicht zu vergleichen.<br />
Auch wenn es um die Funktionen des<br />
Körpers geht, sollte es kein Wettkampf<br />
sein, welcher Körper besser funktioniert<br />
und beispielsweise schneller laufen<br />
kann. Es ist auch nachvollziehbar und<br />
okay, es doof zu finden, wenn der eigene<br />
Körper gewisse Dinge nicht machen<br />
kann. Letztendlich geht es darum, zu<br />
vermitteln, dass der Wert des Menschen<br />
nicht vom Aussehen oder der Leistung<br />
des Körpers abhängt.<br />
Tages<br />
und<br />
Abend<br />
Schule<br />
Köln<br />
Dein Ticket für die Zukunft. Schulabschluss und Berufsperspektive.<br />
Hauptschulabschluss nach Klasse 10 • Mittlerer Abschluss • Fachhochschulreife<br />
www.tas-koeln.de<br />
<strong>KÄNGURUplus</strong> 10/23 11
FAMILIENLEBEN<br />
ZITATE JUGENDLICHE<br />
»Natürlich werde ich von Social<br />
Media und meinem persönlichen<br />
Umfeld beeinflusst, weil ich mich<br />
oft mit anderen Mädchen vergleiche.<br />
Bei Instagram finde ich es besonders<br />
anstrengend, da mir ständig Tipps und<br />
Tricks vorgeschlagen werden, wie ich<br />
mich optimieren kann. Ich fühle mich<br />
schlecht, wenn ich nicht ausprobiere,<br />
wie das Rezept für selbstgemachte<br />
Hautpflege funktioniert, wie ich meine<br />
Locken richtig style und meinen Körper<br />
durch die richtigen Workouts in Form<br />
bringe. Ich denke, meine Faulheit beschützt<br />
mich davor, zu vielen Schönheitstrends<br />
hinterherzulaufen und den<br />
perfekten Mädchen nachzueifern, die<br />
mir erzählen, was sie alles gemacht<br />
haben, um so toll auszusehen. Richtig<br />
frustrierend ist die Erkenntnis, dass<br />
ich manches nicht ändern kann.<br />
Zu schmale Lippen, zu kleine Brüste,<br />
zu kurze Beine. Im Vergleich zu anderen<br />
kommt immer wieder der Gedanke:<br />
Du bist nicht perfekt, aber alle<br />
anderen schon. «<br />
ANNA, 17 JAHRE<br />
»Ich ertappe mich manchmal<br />
dabei, wie ich mich mit<br />
Menschen auf Social Media vergleiche,<br />
obwohl ich es besser weiß. Ich frage<br />
mich nicht selten, was diese Menschen<br />
für ihren Körper tun, um so auszusehen,<br />
und ob sie sich wohlfühlen. Oft<br />
sind es Menschen, die perfekt in<br />
das Barbie-Schönheitsideal passen.<br />
Andererseits gibt es immer mehr<br />
Menschen auf Social Media, die ihr<br />
eigenes Ding in Sachen Style machen.<br />
Es scheint, als würden sie sich nicht<br />
darum scheren, was andere von ihnen<br />
denken, was mich inspiriert. «<br />
ÉMILIE, 17 JAHRE<br />
© adobestock.com/Atlas<br />
»Mit dem Anfang der Pubertät<br />
haben sich die Gesprächsthemen<br />
verändert. Es reicht ja aus,<br />
wenn sich zwei Personen aus dem<br />
Freundeskreis für Muskelaufbau interessieren,<br />
um die Gruppendynamik<br />
zu beeinflussen. Ein Freund von mir<br />
trainiert schon lange intensiv und wird<br />
auch immer stärker, aber die Frustration<br />
ist groß, weil sein Trainingserfolg<br />
nicht nach außen sichtbar wird. Ich<br />
merke ihm an, dass dadurch seine<br />
Frustrationstoleranz auch in anderen<br />
Bereichen geringer geworden ist.<br />
Ich kam relativ früh in die Pubertät,<br />
weshalb ich zunächst der Größte in<br />
meinem Freundeskreis war.<br />
Mit 14 ging es los mit Corona und<br />
Homeschooling. Da ich eine Vorerkrankung<br />
habe, war ich insgesamt fast drei<br />
Jahre nicht in der Schule. Als endlich<br />
wieder der Präsenzunterricht begann,<br />
war ich plötzlich der Kleinste unter den<br />
Jungs. Das musste ich erstmal verkraften<br />
und mich daran gewöhnen. Mittlerweile<br />
finde ich es aber voll okay und<br />
von meinen Freunden werde ich sogar<br />
dafür bewundert, dass ich nicht so viel<br />
Energie und Zeit ins Krafttraining und<br />
allgemein mein Aussehen investiere. «<br />
PAUL, 17 JAHRE<br />
DIE BUNDESWEITE<br />
AUSBILDUNGS-INITIATIVE<br />
FÜR DAS SHK-HANDWERK<br />
www.zeitzustarten.de<br />
INNUNG SANITÄR HEIZUNG KLIMA KÖLN<br />
ROLSHOVER STR. 115 | 51105 KÖLN<br />
TELEFON (0221) 83712-0<br />
INFO@SHK-INNUNG-KOELN.DE<br />
WWW.SHK-INNUNG-KOELN.DE<br />
12 <strong>KÄNGURUplus</strong> 10/23
FAMILIENLEBEN<br />
Du bist sehr<br />
kreativ,<br />
das inspiriert<br />
mich.<br />
Ich fühle mich<br />
wohl mit dir!<br />
Schön, dass es<br />
dich gibt.<br />
6<br />
KOMPLIMENTE,<br />
DIE NICHTS<br />
MIT DEM<br />
AUSSEHEN ZU<br />
TUN HABEN<br />
Deine<br />
Gelassenheit<br />
hilft mir, mich zu<br />
entspannen.<br />
Du kannst stolz<br />
darauf sein,<br />
was du bisher<br />
erreicht hast.<br />
Du kannst gut<br />
zuhören,<br />
bei dir fühle<br />
ich mich<br />
verstanden.<br />
Ich liebe<br />
deinen Humor,<br />
Zeit mit dir zu<br />
verbringen macht<br />
mir gute<br />
Laune.<br />
© adobestock.com/ LAONG/Comauthor<br />
HAST DU<br />
WAS AUF<br />
DEM KASTEN?<br />
Hier gibt’s<br />
alle Infos!<br />
Cölner Hofbräu Früh . 0221 2 61 30 . frueh-karriere.de<br />
<strong>KÄNGURUplus</strong> 10/23 13
ZUKUNFT<br />
Text: Thea Wittmann<br />
WO SOLL'S<br />
HINGEHEN?<br />
Gap Year: Auszeit nach dem<br />
Schulabschluss<br />
Mit der Schule<br />
fertig, los!<br />
FSJ / BFD<br />
Orientieren und praktische<br />
Erfahrungen sammeln.<br />
FSJ und BFD werden gefördert vom:<br />
fsd-köln.de<br />
14 <strong>KÄNGURUplus</strong> 10/23
ZUKUNFT<br />
School's out forever!<br />
Der Abschluss ist geschafft –<br />
und was kommt jetzt?<br />
Wenn Ausbildung oder Studium<br />
noch ein bisschen warten können<br />
oder es noch nicht sicher ist,<br />
wo der erufsweg hinführt, steht<br />
Jugend lichen die Welt offen,<br />
zum Beispiel für eine Auszeit,<br />
ein „Gap Year“.<br />
Freiwilligendienst, Au-pair,<br />
Work & Travel oder Farmarbeit:<br />
Wir zeigen, wo junge<br />
Menschen die passenden<br />
Angebote finden.<br />
© unsplash.com/priscilla-du-preez<br />
<strong>KÄNGURUplus</strong> 10/23 15
ZUKUNFT<br />
Freiwilligendienste: FSJ, FÖJ, BFD und IJFD<br />
Ein freiwilliger Einsatz hilft dabei, sich<br />
auszuprobieren und sich zu finden. Er<br />
kann ein Sprungbrett in die Selbstständigkeit<br />
sein und das Abnabeln von zu<br />
Hause erleichtern. Das Arbeitsleben kennenlernen,<br />
Selbstbewusstsein tanken –<br />
das passiert nebenbei. In erster Linie<br />
übernehmen Jugendliche Aufgaben,<br />
von denen sowohl sie selbst als auch die<br />
Gesellschaft profitieren.<br />
Voraussetzung:<br />
• Die Regelschulzeit ist abgeschlossen,<br />
je nach Bundesland sind das<br />
9 bzw. 10 Schuljahre.<br />
Der Dienst ist auf 6 bis <strong>24</strong> Monate<br />
(Regelzeit 12 Monate) und Vollzeit angelegt,<br />
maximal 40 Stunden pro Woche.<br />
Dafür gibt’s ein Taschengeld.<br />
In Deutschland werden mehrere Freiwilligendienste<br />
staatlich gefördert:<br />
Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) mit<br />
Einsatzbereichen in:<br />
• Kultur und Bildung (z. B. Schulen,<br />
Kindergärten, Museen)<br />
• Politik (z. B. Flüchtlingshilfe)<br />
• im Sport (Vereine und Sporteinrichtungen)<br />
• in handwerklichen Bereichen<br />
(z. B. Tischlereien, Malerbetriebe)<br />
• technischen Bereichen<br />
(Softwareentwicklung, Produktentwicklung)<br />
Im Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ)<br />
arbeiten FÖJler:innen im Klima- und<br />
Umweltschutz, zum Beispiel in einer<br />
Umweltstation oder auf dem Ökobauernhof.<br />
Empfehlenswert ist das für alle,<br />
die ein Jahr lang zupackend arbeiten<br />
und sich beruflich orientieren wollen<br />
und die gerne draußen in der Natur sind.<br />
Der Bundesfreiwilligendienst (BFD) ist<br />
zeitlich flexibler und kann sogar mehrmals<br />
geleistet werden.<br />
Der Internationale Jugendfreiwilligendienst<br />
(IJFD) für 18- bis 26-Jährige<br />
findet im Ausland statt. Einen Teil der<br />
Kosten übernimmt das Bundesministerium<br />
für Familie.<br />
Was bringt der Freiwilligendienst?<br />
Viele Jugendliche wählen das FSJ<br />
und Co., um nach der Schule etwas<br />
Praktisches zu tun, bevor es im Studium<br />
mit dem Pauken weitergeht.<br />
» Fiete (20) hat seinen BFD als<br />
Basket balltrainer im Sportverein<br />
geleistet, mit 37 Stunden pro Woche.<br />
Nach dem Abitur wollte er studieren,<br />
wusste aber noch nicht genau, was<br />
und wo. Warum ausgerechnet der<br />
Basketballverein? „Ich mache gern<br />
Sport, spiele selbst im Verein – und<br />
die Trainerarbeit klang attraktiver als<br />
ein Bürojob“, sagt er. Vorteilhaft: Der<br />
BFD bietet angenehme Arbeitsfelder,<br />
Fiete bekam weiterhin Kindergeld.<br />
Nachteile: Das Training war immer<br />
abends, dazu kamen die Spiele am<br />
Wochenende. Für private Aktivitäten<br />
blieb wenig Zeit. «<br />
Andere wollen ins Ausland und in dieser<br />
Auszeit sinnvolle Projekte unterstützen.<br />
» Phöbe (22) hat sich 2019 für einen<br />
weltwärts-Freiwilligendienst in Malawi<br />
entschieden, einem Entwicklungsland<br />
in Südostafrika. Dort arbeitete<br />
sie in einem Projekt rund um Up- und<br />
Recycling: Stühle aus Plastikflaschen,<br />
Gläser aus Glasflaschen, Mosaike aus<br />
Flaschendeckeln, Ketten und Armbänder<br />
aus Zeitschriften. Was sie daran<br />
gereizt hat? „So klischeehaft es klingt:<br />
der Blick über den Tellerrand. Der<br />
Freiwilligendienst in Malawi hat mir<br />
die Möglichkeit gegeben, eine andere<br />
Lebensrealität kennenzulernen. Außerdem<br />
hat mich das Projekt begeistert<br />
und ich habe vieles gelernt, was<br />
ich jetzt in meinem Studium ‚Mensch<br />
und Umwelt‘ vertiefe.“ «<br />
Neben der praktischen Arbeit werden<br />
Freiwillige individuell begleitet. Die fachliche<br />
Anleitung übernimmt die Einsatzstelle.<br />
Im Vorbereitungsseminar lernen<br />
sie die Kolleg:innen kennen und erfahren<br />
etwas über den Einsatzort, die Menschen<br />
und die Arbeit, die sie erwartet.<br />
» Mara (18) macht ihr FSJ mit welt wärts<br />
auf den Philippinen. Acht Monate verbringt<br />
sie auf der Insel Sebu. „Ich wollte<br />
meinen Horizont erweitern, andere<br />
Lebens umstände kennenlernen, ohne<br />
Arbeiten mit<br />
LEBENSHUNGER<br />
WISSENSDURST<br />
Verstärkung gesucht - komm zu uns ins Team!<br />
Mach bei den Johannitern einen Freiwilligendienst.<br />
Das zeichnet Dich aus:<br />
• vertrauensvolle Arbeitsweise und eine hohe Lernbereitschaft<br />
• Einfühlungsvermögen und Spaß am Umgang mit Menschen<br />
• Verantwortungsbewusstsein und Teamgeist<br />
• einen gültigen Führerschein der Klasse B<br />
Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.<br />
Regionalverband Köln/Leverkusen/Rhein-Erft<br />
Frankfurter Str. 666, 51107 Köln<br />
www.johanniter.de/koeln, www.facebook.com/JohanniterKoeln/<br />
Jetzt bewerben<br />
16 <strong>KÄNGURUplus</strong> 10/23
ZUKUNFT<br />
Waschmaschine, Dusche, Spülmaschine“,<br />
erklärt sie. Gemeinsam mit<br />
einer zweiten FSJlerin arbeitet sie in<br />
einem Dorf, das erst kürzlich umgesiedelt<br />
wurde. Die Jugend lichen sollen<br />
die neue Dorfgemeinschaft stärken –<br />
dazu veranstalten sie Fußballturniere,<br />
Feste, Bingo abende und bringen den<br />
Vorschulkindern Englisch bei – eine<br />
Allround-Aufgabe für die „Entertainerinnen“.<br />
«<br />
Ein dickes Plus: Punkte sammeln<br />
Am Ende des Freiwilligendienstes bekommen<br />
die Absolvent:innen ein Zeugnis<br />
über ihre Arbeit sowie ein Zertifikat<br />
über die Bildungstage. Wer sich für<br />
einen Studienplatz an einer Fachhochschule<br />
bewirbt, die Plätze nach einem<br />
Punktesystem vergibt, kann mit dem<br />
FSJ wichtige Punkte sammeln. Wer die<br />
Fachhochschulreife anstrebt oder ein<br />
Studium im sozialen Bereich beginnen<br />
will, kann an vielen Hochschulen das<br />
FSJ oder den BFD als berufspraktischen<br />
Teil beziehungsweise als Pflicht- oder<br />
Vorpraktikum anerkennen lassen.<br />
Bewerben<br />
Viele Stellen beginnen im September.<br />
Frühzeitig bewerben lohnt sich, am<br />
besten ein Jahr im Voraus – spätestens<br />
aber zehn Monate, bevor es losgehen<br />
soll. Offene Stellen für den Bundesfreiwilligendienst<br />
sind beim Bundesamt<br />
für Familie und zivilgesellschaftliche<br />
Aufgaben aufgelistet.<br />
Au-pair<br />
Eine Stelle als Au-pair<br />
im Ausland ist kein Urlaub:<br />
Bis zu 30 Stunden<br />
in der Woche arbeiten,<br />
die Kinder der Gastfamilie<br />
betreuen, im Haushalt<br />
helfen. Im Gegenzug ist<br />
das Wohnen kostenfrei,<br />
das Au-pair hat Familienanschluss,<br />
wird verpflegt<br />
und erhält zusätzlich ein<br />
Taschengeld. Der Aufenthalt<br />
ist also eine tolle<br />
Möglichkeit, preiswert ein<br />
fremdes Land zu erkunden<br />
und dabei die Sprache,<br />
die Kultur und den<br />
Alltag der Menschen kennenzulernen.<br />
Wer möchte,<br />
kann die Gastfamilie<br />
auf eigene Faust suchen.<br />
Es gibt auch zahlreiche<br />
Agenturen, die Au-pairs<br />
vermitteln. Dafür fallen<br />
Gebühren an. Vertrauenswürdige<br />
Agenturen<br />
haben ein Gütesiegel, das<br />
RAL-Zeichen.<br />
Voraussetzungen:<br />
• Alter zwischen 18<br />
und 30 Jahren<br />
• Mindestens<br />
sechs Monate Zeit<br />
• Erste Erfahrung in<br />
der Kinderbetreuung<br />
Arbeiten auf einer<br />
Farm oder Ranch<br />
Wie wäre es mit einer Auszeit auf dem<br />
Land, Alpakas hüten oder Bio-Gemüse<br />
anbauen? Dieser Wunsch lässt sich mit<br />
einem Auslandsaufenthalt verknüpfen:<br />
zwei Monate auf einer Farm oder Ranch<br />
arbeiten, Unterkunft und tägliche Mahlzeiten<br />
sind frei. Die „World-Wide Opportunities<br />
On Organic Farms" sind ein internationales<br />
Netzwerk mit Einsatzorten<br />
in 100 Ländern. Jedes davon hat seine<br />
eigene Organisation. Eine Pferde-Ranch<br />
in Kanada wäre ein Traum? Die findet<br />
sich unter WWOOF Canada bestimmt.<br />
Voraussetzungen:<br />
• Mindestalter 18 Jahre<br />
• Einjährige Mitgliedschaft,<br />
je nach Land unterschiedlich,<br />
von 25 bis 50 Euro<br />
© adobestock.com/Montri<br />
ANZEIGE<br />
ABI – WAS NUN?<br />
Immer mehr junge Erwachsene zieht<br />
es nach dem Ende der Schulzeit erst<br />
einmal hinaus in die Welt. Gemeinsam<br />
mit Freunden oder auch allein wird<br />
der Rucksack gepackt und das nächste<br />
Ticket in die Ferne gebucht. Dabei lässt<br />
sich leicht etwas für die Bildung tun: Für<br />
ein Auslandsjahr oder kürzere Auszeiten<br />
bietet der Sprachreiseanbieter EF Education<br />
First Sprachkurse in über 50 Ländern<br />
weltweit an, um Schülerinnen und<br />
Schülern, Studierenden und Erwachsenen<br />
dabei zu helfen, ihre Sprachziele im<br />
Ausland zu verwirklichen. Ein beliebtes<br />
Ziel für frischgebackene Abiturientinnen<br />
und Abiturienten ist derzeit Australien.<br />
Die Weiten des Outbacks, angenehmes<br />
Klima und traumhafte Strände<br />
ziehen jedes Jahr junge Menschen an.<br />
Ein weiteres Wunschziel sind die USA:<br />
Dort besteht auch die Möglichkeit,<br />
als Au-pair für mehrere Monate die<br />
Kinderbetreuung bei einheimischen<br />
Familien zu übernehmen.<br />
Info: www.ef.de/abitur<br />
© EF Education First<br />
<strong>KÄNGURUplus</strong> 10/23 17
ZUKUNFT<br />
Work & Travel<br />
Zwölf Monate im Traumland unterwegs sein, arbeiten<br />
und reisen im Wechsel – so lässt sich für junge<br />
Erwachsene auch ein einjähriger Trip finanzieren.<br />
Dabei kommen sie an unterschiedliche Orte, lernen<br />
viele Menschen kennen, müssen aber zwischendurch<br />
auch richtig anpacken: Typisch ist das „fruit<br />
picking“, das Obstpflücken auf einer Plantage, zum<br />
Beispiel für Bananen in Südamerika oder Kiwis in<br />
Neuseeland. Aber es gibt auch zahlreiche andere<br />
Einsätze, ob als Kinderbetreuung, im Restaurant oder<br />
am Flughafen.<br />
Voraussetzungen:<br />
• 18 Jahre, unverheiratet und kinderlos<br />
• Finanzielle Reserve: Wer das<br />
„Working Holiday“-Visum beantragt, muss nachweisen,<br />
dass er oder sie genügend Geld auf der<br />
hohen Kante hat – etwa 2.500 Euro. Australien<br />
verlangt sogar den Nachweis von 3.400 Euro.<br />
• Gute Englischkenntnisse<br />
Eine Agentur betreut die Jugendlichen vor Ort, zum<br />
Beispiel Educational Travel oder Travelworks.<br />
Arbeitsaufenthalte lassen sich auch selbst organisieren –<br />
am besten mit einer Checkliste, die Punkt für Punkt<br />
abgearbeitet wird: Impfungen, Visum, Flug, Auslandsführerschein<br />
und Sprachkurs. Orientierung bietet das<br />
Infoportal Auslandsjob.de.<br />
Weltreise<br />
So ungebunden wie nach dem Schulabschluss sind<br />
junge Menschen vielleicht nie mehr. Wer die Welt<br />
sehen und auf einen Rutsch drei Kontinente bereisen<br />
will, zählt als Weltreisende:r. Pro Monat sollten die<br />
Urlauber:innen allerdings eine Summe von 800 bis<br />
3.000 Euro einkalkulieren – die Grenze ist nach oben<br />
offen, je nachdem, wie hoch die Lebenshaltungs kosten<br />
sind und wie viele Flugtickets anfallen.<br />
Voraussetzungen:<br />
• Flüge rechtzeitig planen (es gibt bei einigen<br />
Airlines so genannte Around-the-World-Tickets)<br />
• Um Visa für die einzelnen Länder kümmern<br />
• Notwendige Impfungen erledigen<br />
• Einen umfangreichen Auslandskrankenschutz<br />
abschließen<br />
Ganz egal, wohin es Jugendliche zieht: Als Teenager<br />
oder junge:r Erwachsene:r allein in ein fremdes Land<br />
zu reisen, eine völlig neue Tätigkeit auszuprobieren<br />
oder in einer fremden Familie zu leben, das erfordert<br />
Mut. Der wird aber belohnt! Die Erfahrung wird die<br />
Sicht auf die Welt verändern und schafft Erinnerungen<br />
für ein ganzes Leben.<br />
Keinen Plan? So finden<br />
Jugendliche heraus, was<br />
zu ihnen passt.<br />
Alle Freiwilligendienste auf nur einem Portal: Freiwillig<br />
Ja vereint zahlreiche Organisationen, Träger und Einsatzstellen<br />
für FSJ, FÖJ usw. Auf einen Klick öffnet sich<br />
die Stellensuche, um den passenden Einsatzort zu finden.<br />
Hier lassen sich Filter je nach Interessen setzen.<br />
freiwillig-ja.de<br />
Wege ins Ausland unterstützt mit einem Überblick bei<br />
der Entscheidungsfindung und Planung. Die Seite informiert<br />
über sämtliche Auslandsprogramme, ob Au-pair<br />
oder Auslandssemester, Sprachreise, Summerschool<br />
oder Work & Travel. Sie bündelt Infos zur Finanzierung<br />
und Förderung, nützliche Apps, praktische Tipps und<br />
sämtliche Termine zu Jugend bildungsmessen.<br />
wege-ins-ausland.de<br />
Ein Jahr freiwillig wird von der Evangelischen Kirche<br />
in Deutschland (EKD) erstellt. Hier gibt es Videos von<br />
Einsatzstellen, FSJler:innen berichten über ihre Erfahrungen.<br />
Die Suche ist nach Ort, Tätigkeit oder Anbieter<br />
möglich – innerhalb Deutschlands oder weltweit.<br />
Hier gibt es unter anderem Stellen für folgende Programme:<br />
• WELTWÄRTS: Die Freiwilligen unterstützen ein<br />
lokales, gemeinnütziges Projekt. Das weltwärts-<br />
Programm wird vom Bundesministerium für<br />
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung<br />
(BMZ) gefördert.<br />
• ESK – Europäisches Solidaritätskorps: Projekte mit<br />
jungen Menschen, die europäische Solidarität und<br />
das gegenseitige Verständnis fördern. Das Europäische<br />
Solidaritätskorps (ESK) wird von der Europäischen<br />
Union (EU) gefördert.<br />
ein-jahr-freiwillig.de<br />
Die Einstieg GmbH ist spezialisiert auf den Berufs einstieg<br />
und veranstaltet Messen, auf denen sich Jugendliche,<br />
Eltern und Lehrkräfte neben Ausbildung und Studium<br />
auch über das Gap Year informieren können.<br />
einstieg.com<br />
Spät dran? Die IJAB – Fachstelle für Internationale<br />
Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e. V.<br />
bietet Reisehinweise zu über fünfzig Ländern. Über<br />
den Last-Minute-Markt finden Kurzentschlossene freie<br />
Plätze in Auslandsprojekten.<br />
rausvonzuhaus.de<br />
Inspiration, welches Gap Year das richtige sein könnte,<br />
bietet das Portal Auslandszeit.<br />
auslandszeit.de<br />
Wenn es darum geht, Interessen und Vorlieben herauszufinden,<br />
kann das Portal planet-beruf.de helfen.<br />
planet-beruf.de<br />
18 <strong>KÄNGURUplus</strong> 10/23
ZUKUNFT<br />
Die Wahl des richtigen Berufswegs ist eine wichtige<br />
Entscheidung, die junge Menschen vor spannende<br />
Herausforderungen stellt. Hier kommen Berufsorientierungsmessen<br />
ins Spiel, denn sie bieten eine<br />
hervorragende Gelegenheit, einen ersten Blick in<br />
die Welt der verschiedenen Karrieremöglichkeiten<br />
zu werfen. Diese Messen bringen Schüler:innen,<br />
Studierende und junge Berufseinsteiger:innen mit<br />
Unternehmen, Institutionen und Bildungseinrichtungen<br />
in Kontakt. Sie ermöglichen nicht nur Einblicke<br />
in verschiedene Berufsfelder, sondern auch persönliche<br />
Gespräche mit Fachleuten aus der Praxis. Auf<br />
Berufsorientierungsmessen können Besucher:innen<br />
Informationen sammeln, Fragen stellen, Kontakte<br />
knüpfen und somit eine fundierte Basis für ihre berufliche<br />
Zukunft schaffen. [ld]<br />
BERUFE LIVE<br />
RHEINLAND<br />
27./28. Oktober <strong>2023</strong><br />
XPOST Köln<br />
Eintritt frei mit<br />
Online-Registrierung<br />
berufe-live.de<br />
KARRIERETAG<br />
16. November <strong>2023</strong><br />
RheinEnergieSTADION,<br />
Köln<br />
Eintritt frei<br />
karrieretag.org<br />
Berufsorientierungsmessen<br />
EIN WEG<br />
ZUM TRAUM-<br />
BERUF<br />
JUBI –<br />
DIE JUGENDBILDUNGS-<br />
MESSE<br />
18. November <strong>2023</strong>/<br />
2. März 20<strong>24</strong><br />
Schulzentrum Hardtberg<br />
(Aula)/Konrad-Adenauer-<br />
Gymnasium, Bonn<br />
13. Januar/22. Juni/<br />
26. August 20<strong>24</strong><br />
Humboldt Gymnasium/<br />
KonferenzZentrum des<br />
TechnologieParks/<br />
Aula EvT & Schiller-Gymnasium,<br />
Köln<br />
Eintritt frei, Anmeldung<br />
empfohlen<br />
jugendbildungsmesse.de<br />
EINSTIEG KÖLN<br />
16./17. Februar 20<strong>24</strong><br />
Koelnmesse, Köln<br />
Eintritt frei mit Online-<br />
Registrierung<br />
einstieg.com/messen/<br />
koeln<br />
VOCATIUM<br />
15./16. November <strong>2023</strong><br />
Videochat<br />
7./8. Mai 20<strong>24</strong><br />
Brückenforum Bonn<br />
11./12. Juni 20<strong>24</strong><br />
XPOST, Köln<br />
Eintritt frei<br />
vocatium.de<br />
10. JOBMESSE KÖLN<br />
16./17. März 20<strong>24</strong><br />
MOTORWORLD, Köln<br />
Eintritt 3 Euro<br />
Eintritt frei für<br />
Schüler:innen, Azubis,<br />
Studierende, Kinder<br />
bis 14 Jahre und weitere<br />
jobmessen.de/koeln<br />
STUZUBI KÖLN<br />
7. September 20<strong>24</strong><br />
vorauss. Palladium, Köln<br />
Eintritt frei<br />
2. Dezember <strong>2023</strong><br />
Online<br />
Keine Kosten<br />
stuzubi.de<br />
DABEI HELFEN,<br />
DASS SIE IHREN<br />
ATEM HÖRT ?<br />
IST JETZT DEIN JOB !<br />
Jetzt<br />
bewerben!<br />
Mach eine Ausbildung<br />
zum Hörakustiker (m/w/d) !<br />
Jetzt bewerben unter:<br />
koettgen-hoerrevolution.de/azubis<br />
Du magst den Umgang mit<br />
Menschen? Du möchtest<br />
etwas Sinnvolles machen<br />
und anderen helfen?<br />
Wenn Du gerne Kontakt mit Jugendlichen und<br />
Erwachsenen hast und Freude an Ästhetik hast,<br />
bist Du in unserem Team genau richtig!<br />
Wir sind eine moderne Kieferorthopädische<br />
Praxis in Köln, die ihren Beruf mit einer<br />
großen Begeisterung praktiziert.<br />
Eine gute Stimmung im gesamten<br />
Team ist uns sehr wichtig, ebenso wie<br />
eine wertschätzende Atmosphäre<br />
allen Mitarbeitern gegenüber.<br />
Wir suchen ab sofort ein/e/s<br />
AUSZUBILDENDE/R/S ZUR<br />
ZAHNMEDIZINISCHE/N<br />
FACHANGESTELLTE/N/S<br />
Komm doch einfach mal vorbei und<br />
mache Dir ein Bild von uns und unserem<br />
Team und schaust, wieviel Freude<br />
dieser Beruf macht!<br />
Melde Dich gerne per Mail:<br />
dr.julia.neuschulz@gmx.de oder ruf<br />
einfach an: 0221 58910 555!<br />
www.diekfo.de<br />
#die_kieferorthopaedie<br />
<strong>KÄNGURUplus</strong> 10/23 19
ZUKUNFT<br />
Ausbildung als Fachkraft<br />
für Abwassertechnik<br />
Voraussetzungen:<br />
Interesse an Chemie, Mathematik,<br />
Umwelt und Teamarbeit, handwerkliche<br />
Fähigkeiten, Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein,<br />
Fähigkeit zum schnellen<br />
Eingreifen bei Störungen.<br />
Mittlerer Bildungsabschluss,<br />
Realschulabschluss.<br />
Inhalte:<br />
Zur Ausbildung gehören Deutsch und<br />
Kommunikation, Chemie und Mathematik,<br />
handwerkliche Tätigkeiten wie Elektrotechnik<br />
und Schlosserarbeiten.<br />
Vergütung:<br />
Im 1. Ausbildungsjahr ca. 1.100 €<br />
Im 2. Ausbildungsjahr ca. 1.200 €<br />
Im 3. Ausbildungsjahr ca. 1.250 €<br />
Weiterbildung:<br />
Meister:in, Techniker:in, Studium in<br />
technischen und umwelt technischen<br />
Bereichen.<br />
web.arbeitsagentur.de/berufenet/<br />
beruf/14755<br />
steb-koeln.de/karriere/ausbildung-beiden-steb-koeln/ausbildung-bei-densteb.jsp<br />
steb-koeln.de/abwasser-und-entwaesserung/der-weg-des-abwassers/<br />
das-klaerwerk-weiden/das-klaerwerkweiden.jsp<br />
Text: Hanka Meves-Fricke<br />
Foto: Wenke Atkins<br />
Nächster Girls‘ und Boys‘ Day ist<br />
am 25. April 20<strong>24</strong><br />
girls-day.de<br />
boys-day.de<br />
MARIE-LUISE KRAUSE:<br />
FACHKRAFT FÜR ABWASSERTECHNIK<br />
EIN BESONDERER<br />
BERUF, DER<br />
DIE UMWELT<br />
SCHÜTZT
ZUKUNFT<br />
Auf dem Weg zum Klärwerk Köln-Weiden geht mir<br />
durch den Kopf, dass ich nicht wirklich weiß, was eine<br />
Fachkraft für Abwassertechnik macht. Dabei habe ich<br />
mir vor dem Interview die dazu passenden Internetseiten<br />
angesehen, sogar gründlich, und nicht nur die der<br />
Stadtentwässerungsbetriebe Köln, StEB Köln. Was soll's?<br />
Ich hoffe, Marie-Luise Krause, genannt<br />
Malu, wird mir alles erklären. So ist es<br />
dann auch: Denn Malu kennt sich aus<br />
und macht mir gleich zu Anfang klar,<br />
dass ihre Arbeit viel mit Umweltschutz zu<br />
tun hat.<br />
HANDWERKLICHES<br />
GESCHICK GEFRAGT<br />
In ihrer Schulzeit hat die heute <strong>24</strong>-Jährige<br />
bei einem Girls‘ Day in ihrem Wohnort<br />
die Abwasserbetriebe besucht. „Das<br />
wäre was für mich“, dachte Malu. „Ich<br />
wollte einen besonderen Beruf lernen,<br />
irgendwas, auf das man nicht so schnell<br />
kommt.“<br />
Malu führt uns über das Klärwerk: zwei<br />
riesige runde Türme, Wasserbecken und<br />
einige Gebäude. Das Gelände ist weitläufig.<br />
Ab und zu erreicht uns ein müffelnder<br />
Geruch. Doch was verbirgt sich in den<br />
Türmen, Becken, Gebäuden?<br />
EIN DIGITALES LEIT-<br />
SYSTEM STEUERT ALLES<br />
„Wir lernen, die Abwasseranlage zu steuern“,<br />
erklärt uns Malu. „Wir beschäftigen<br />
uns mit Arbeiten, mit denen wir vorher<br />
nie zu tun hatten, analysieren zum Beispiel<br />
das Wasser, lernen viel über Mikroorganismen,<br />
die nützlich oder schädlich<br />
sein können, schützen so die Umwelt.<br />
Unsere Ausbildung beinhaltet Elektrotechnik,<br />
Schlosserarbeiten, aber auch<br />
den Umgang mit Computern. Hier ist die<br />
Steuerung digitalisiert. Das ist alles vielfältig.“<br />
Kann man alles gleich gut können? Sie<br />
schüttelt den Kopf. „Wir spezialisieren<br />
uns in der Ausbildung. Wichtige Voraussetzung<br />
ist jedoch Interesse an Naturwissenschaften,<br />
besonders an Chemie und<br />
Mathematik.“<br />
PRAKTIKA HELFEN BEI<br />
DER ENTSCHEIDUNG<br />
FÜR EINEN BERUF<br />
Malu hat vor der Ausbildung einen Realschulabschluss<br />
gemacht. Ihre erste Bewerbung<br />
bei den Abwasserbetrieben im<br />
Aggerverband wurde abgelehnt. Darum<br />
hat sie sich in anderen Berufen umgesehen,<br />
Praktika gemacht. „Ich habe als<br />
Friedhofsgärtnerin gearbeitet. Auch das<br />
ist spannend und ein besonderer Beruf.“<br />
Dann hat sie sich bei den StEB Köln beworben.<br />
„Ein Glücksfall für mich, dass sie<br />
mich genommen haben. Nach Köln gekommen<br />
bin ich über einen Japanisch-<br />
Kurs. Dann habe ich meinen Freund kennengelernt<br />
und mich in die Stadt verliebt.<br />
Als Kind waren mir viele Menschen zu<br />
viel. Jetzt genieße ich den Trube. In einer<br />
Großstadt ist man unter Menschen, aber<br />
auch für sich allein. Zudem ist Köln nicht<br />
zu weit entfernt von meinem Heimatort<br />
Bergneustadt.“ Da die Mieten hoch sind,<br />
teilt sich Malu ihre Zwei-Zimmer-Wohnung<br />
mit ihrem Freund und dessen Mutter,<br />
die nur vier Tage pro Woche zu Hause<br />
sind. Mit der Ausbildungsvergütung<br />
kommt sie über die Runden. Sie hat gelernt<br />
zu wirtschaften. Das Ausbildungsklärwerk<br />
der StEB Köln im Stadtteil Weiden<br />
ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
sehr gut zu erreichen. Das Unternehmen<br />
übernimmt für Auszubildende die Fahrtkosten,<br />
jetzt das Deutschlandticket. Ihr<br />
Berufskolleg liegt in Gelsenkirchen, fast<br />
zwei Stunden von Köln entfernt. Der Unterricht<br />
erfolgt in Blöcken, die zumeist<br />
drei Wochen lang sind. Die Auszubildenden<br />
wohnen in einem Hostel neben der<br />
Schule.<br />
BEI STÖRUNGEN SCHNELL<br />
REAGIEREN<br />
Köln hat fünf Klärwerke. Vier davon<br />
sind Außenklärwerke. Allein das Klärwerk<br />
Köln-Weiden reinigt das Abwasser<br />
von 62.000 Einwohner:innen. Die<br />
Kolleg:innen arbeiten von Montag bis<br />
Donnerstag von 7 bis 16 Uhr und freitags<br />
von 7 bis 12 Uhr. Zudem gibt es Bereitschaftsdienste,<br />
zu denen Auszubildende<br />
jedoch noch nicht eingeteilt werden.<br />
Das Großklärwerk in Köln-Stammheim<br />
rollt in Schichtarbeit. Abwasserreinigung<br />
muss rund um die Uhr an sieben Tagen<br />
pro Woche erfolgen.<br />
Am Morgen schauen Malu und ihre<br />
Kolleg:innen als Erstes auf ihr digitales<br />
Leitsystem. Es zeigt an, ob es Störungen<br />
gibt. Wenn das der Fall ist, müssen<br />
sie schnell reagieren, wie zum<br />
Beispiel bei dem Hochwasser im Ahrtal,<br />
das Auswirkungen bis nach Köln<br />
hatte. Mit dem Leitsystem können die<br />
Mitarbeiter:innen die Anlage steuern,<br />
sehen, ob Regler offen oder geschlossen<br />
sind. Nach der ersten Prüfung<br />
gehen sie die einzelnen Stationen ab:<br />
1. das Einlaufpumpwerk, 2. die mechanische<br />
Reinigung in der Rechenanlage,<br />
3. die biologische Reinigung in den Belebungsbecken,<br />
in denen Mikroorganismen<br />
für die Umwelt arbeiten, 4. die<br />
Nachklärbecken, 5. die Faulbehälter, in<br />
denen der Klärschlamm bei circa 38 Grad<br />
Celsius über 28 Tage lang vergärt. Das<br />
funktioniert ähnlich wie eine Biogasanlage.<br />
Das Gas wird in speziellen Behältern<br />
gesammelt. Die StEB Köln decken<br />
damit bis zu 98 Prozent ihres Strom- und<br />
100 Prozent des Wärmebedarfs. In den<br />
Gebäuden befinden sich das Leitsystem<br />
und die Ausbildungsräume. Durch<br />
die Keller laufen lange Rohre mit einem<br />
komplizierten Reglersystem.<br />
MAL DRINNEN,<br />
MAL DRAUSSEN<br />
Die praktische Ausbildung kann körperlich<br />
anstrengend sein. Auf dem Gelände<br />
befinden sich schwere Motoren. „Wir haben<br />
Hilfsmittel, um sie zu bewegen, aber<br />
ich kann auch immer Kolleg:innen fragen.“<br />
Malu lächelt mich an: „Manchmal<br />
arbeiten wir im Büro, aber etwa die Hälfte<br />
der Arbeitszeit sind wir im Außengelände.<br />
Es gibt Zeiten, in denen man allein, und<br />
Zeiten, in denen man im Team arbeitet.<br />
All das gefällt mir.“ Einmal im Jahr übernehmen<br />
Auszubildende aus verschiedenen<br />
Fachrichtungen für einige Zeit den<br />
Betrieb der Kläranlage in Köln-Weiden.<br />
Dann übernehmen sie alle Aufgaben von<br />
der Klärwerksleitung bis zu den anfallenden<br />
Tagesaufgaben.<br />
Noch weiß Malu nicht, ob sie nach den<br />
drei Ausbildungsjahren weiterlernen<br />
möchte. Sie ist erst im ersten Jahr. Aber<br />
sie weiß, dass ihre Arbeit wichtig ist. „Kollegen<br />
haben mir erzählt, wie im Großklärwerk<br />
Köln-Stammheim während der<br />
Pandemie das Abwasser auf Viren untersucht<br />
wurde, um bessere Einschätzungen<br />
zur Corona-Lage geben zu können.<br />
Das finde ich spannend, das ist Umweltschutz.“<br />
Sie empfiehlt, vor der Ausbildung<br />
ein Praktikum zu machen. Die StEB<br />
Köln bildet Fachkräfte für Abwassertechnik<br />
und andere Berufe aus.<br />
UND EIN WUNSCH AN<br />
DIE KÖLNER:INNEN<br />
Als ich Malu und ihre Ausbilderin, Christiane<br />
Hinrichs, frage, ob sie Wünsche<br />
an die Kölner:innen haben, sind sie sich<br />
einig: „Werft nur das, was in die Toilette<br />
gehört, hinein, also unsere Exkremente<br />
und Papier. Alles andere verstopft das<br />
Abwassersystem. Das kann für uns gefährlich<br />
werden. Das ist ein kleiner, aber<br />
wichtiger Beitrag zum Umweltschutz.“<br />
<strong>KÄNGURUplus</strong> 10/23 21
ZUKUNFT<br />
Text: Hanka Meves-Fricke<br />
Foto: Wenke Atkins<br />
INGMAR LAENEN:<br />
BINNENSCHIFFER<br />
HOGWARTS<br />
FÜR BINNEN-<br />
SCHIFFER<br />
Ausbildung<br />
Binnenschiffer:in<br />
Voraussetzungen:<br />
• Mindestens Mittlerer Bildungsabschluss<br />
• Hauptschule, es gibt auch manchmal<br />
Leute ohne Abschluss<br />
Ausbildungsinhalte:<br />
• Schulische Themen:<br />
Deutsch, Mathematik, Englisch,<br />
Niederländisch<br />
• Berufsbezogener Lernbereich:<br />
Technik und Nautik sowie Erdkunde<br />
inklusive Kunde der Wasserwege,<br />
Erste-Hilfe-Kurs, der alle zwei Jahre als<br />
Auffrischungslehrgang wiederholt werden<br />
muss, sowie Rettung und Bergen.<br />
Ausbildung zur oder zum Sachkundigen<br />
in der Fahrgastschifffahrt, die alle<br />
fünf Jahre mit einer Prüfung bewiesen<br />
werden muss.<br />
Vergütung:<br />
Im 1. Ausbildungsjahr ca. 950 €<br />
Im 2. Ausbildungsjahr ca. 1.050 €<br />
Im 3. Ausbildungsjahr ca. 1.150 €<br />
Weiterbildung<br />
Weiterbildung vom Matrosen zum<br />
Steuermann und Kapitän. Studium der<br />
Binnenschifffahrt und Hafenlogistik.<br />
Es ist einer der heißesten Tage des Sommers,<br />
als ich mich auf den Weg zur Schiffsanlegestelle der<br />
Köln-Düsseldorfer mache, um Ingmar Laenen<br />
zu treffen. Er lernt Binnenschiffer. Was gibt es<br />
denn Schöneres, als bei einem solchen Wetter auf<br />
dem Rhein unterwegs zu sein? Und dann stehe<br />
ich vor der MS RheinEnergie, die 1.650 Passagiere<br />
an Bord nehmen kann.<br />
schulschiff-rhein.de/<br />
k-d.com/de/
ZUKUNFT<br />
„Während der Corona-Zeit habe ich auf<br />
Lehramt studiert“, erzählt mir Ingmar,<br />
22 Jahre alt. „Das hat mir überhaupt<br />
nicht gefallen, obwohl ich mir in der<br />
Schule immer sicher war, dass das genau<br />
das Richtige für mich ist. Nachdem ich<br />
das Studium abgebrochen hatte, wusste<br />
ich überhaupt nicht, was ich machen<br />
könnte oder wollte.“ Zum Glück kannte<br />
seine Mutter die Köln-Düsseldorfer, KD,<br />
gut und hat dort nachgefragt, ob er nicht<br />
ein Praktikum machen kann. Das konnte<br />
Ingmar. Zuerst ist er am Mittelrhein mitgefahren.<br />
„Es ist superschön, auf dem<br />
Mittelrhein zu fahren. Für mich war darum<br />
schnell klar, dass ich die Ausbildung<br />
machen möchte.“<br />
KLAR SCHIFF MACHEN<br />
Ingmar hat Abitur gemacht, aber viele andere<br />
Auszubildende in der Binnenschifffahrt<br />
haben einen Hauptschul- oder<br />
Realschulabschluss. „Bei uns in der Berufsschule<br />
ist sogar ein Auszubildender<br />
dabei, der schon über vierzig Jahre alt<br />
ist, und einer, der keine Schulaus bildung<br />
abgeschlossen hat. Die Ausbildung zum/<br />
zur Binnenschiffer:in gibt es in zwei<br />
Variationen, entweder klassisch oder<br />
mit dem gleichzeitigen Erwerb des<br />
Kapitänspatents<br />
Doch was gehört eigentlich zur Ausbildung?<br />
Klar Schiff machen, dieses geflügelte<br />
Wort kennt fast jede:r. Klar Schiff<br />
gemacht wird auch bei der KD. „Es ist<br />
wichtig, dass sich Gäste an Bord wohl<br />
fühlen. Dazu muss das Schiff sauber<br />
und sicher sein“, erzählt Ingmar. Doch<br />
das ist nur eine Seite der Ausbildung.<br />
An Bord müssen die Matros:innen und<br />
Kapitän:innen für alles sorgen. „Zuerst<br />
schauen wir selbst, wie wir ein technisches<br />
Problem auf dem Schiff lösen<br />
können. Dazu lernen wir in der Berufsschule,<br />
wie die Maschinen laufen und<br />
welche typischen Fehler auftreten können.<br />
Eine Prüfungsaufgabe besteht darin,<br />
dass wir einen Maschinenschaden<br />
erkennen und beheben können müssen.“<br />
Wenn sie keine Lösung finden, wird<br />
technische Hilfe gerufen.<br />
TECHNISCHES UND<br />
HANDWERKLICHES<br />
INTERESSE GEFRAGT<br />
Gerade die technische Ausbildung und<br />
der handwerkliche Teil der Arbeit machen<br />
Ingmar viel Freude. „Es ist aber<br />
auch toll, dass an Bord Menschen aus<br />
verschiedenen Nationen arbeiten.“ Zurzeit<br />
sind bei der KD Mitarbeiter:innen<br />
aus 16 Ländern beschäftigt. „Für uns ist<br />
Englisch die Sprache der Verständigung<br />
untereinander, wobei die meisten von<br />
uns eine andere Muttersprache haben.“<br />
Niederländisch gehört auch zur<br />
Ausbildung, denn der Rhein läuft durch<br />
die Niederlande. Ingmar lächelt, als er<br />
davon erzählt. „Meine Eltern sind Niederländer.<br />
Die Sprache wurde mir in die<br />
Wiege gelegt.“<br />
„Putzen gehört zur Arbeit. Das ist normal<br />
für mich“, ergänzt er. „Aber als ich<br />
auf der RMS Goethe stundenlang die<br />
Dampfpfeife, die aus Messing ist, wienern<br />
musste, da ist mir das schon mal<br />
bitter aufgestoßen.“ Zugleich hat er<br />
gerade auf diesem Schiff seine Liebe<br />
zur Rheinschifffahrt entdeckt. „Die RMS<br />
Goethe ist 1913 zu Wasser gelassen<br />
worden. Im Zweiten Weltkrieg wurde<br />
sie versenkt, danach jedoch wieder<br />
schiffbar gemacht. Früher war sie mit<br />
Dampf betrieben und daher muss die<br />
Dampfpfeife noch immer geputzt werden.“<br />
Während seiner Ausbildungszeit<br />
auf dem Mittelrhein hat sich Ingmar mit<br />
der Geschichte des Schiffes beschäftigt,<br />
dazu einen Aufsatz für die Berufsschule<br />
geschrieben. Stolz zeigt er mir ein Foto<br />
vom Gang der RMS Goethe. „Ein Kollege<br />
hat das, was ich geschrieben habe, grafisch<br />
aufgearbeitet und im Schiff aufgehängt.<br />
Jetzt können die Fahrgäste sich<br />
darüber informieren.“<br />
GEWOHNT WIRD AUF<br />
DEM SCHIFF<br />
Gut für diese Aufgabe war, dass Ingmar<br />
gern im Internet herumsurft und recherchiert.<br />
„Früher war ich ein Nerd.<br />
Durch die Arbeit und die regelmäßigen<br />
Mahlzeiten an Bord habe ich einige Kilos<br />
abgenommen.“ Das Besondere bei<br />
der Ausbildung zum Binnenschiffer ist,<br />
dass alle Schiffsleute an Bord wohnen,<br />
während der praktischen und der theoretischen<br />
Ausbildungszeiten und später,<br />
wenn sie auf dem Schiff arbeiten. Die<br />
Berufsschule befindet sich in Duisburg.<br />
380 Schüler:innen aus ganz Deutschland<br />
besuchen zurzeit das Berufskolleg.<br />
Die Schulzeiten laufen im Block außerhalb<br />
der Sommerzeiten, in denen die<br />
meisten Schiffe unterwegs sind und die<br />
Auszubildenden dringend an Bord benötigt<br />
werden. Die Auszubildenden sorgen<br />
auch in der Schule täglich für klar Schiff,<br />
essen zusammen und verbringen den<br />
gesamten Tag gemeinsam. „Das ist wie<br />
Hogwarts für Binnenschiffer“, erzählt mir<br />
Ingmar begeistert. Für manchen kann<br />
das jedoch im täglichen Leben und Arbeiten<br />
zu einer Herausforderung werden.<br />
MEHR UND MEHR<br />
FRAUEN INTERESSIEREN<br />
SICH FÜR DEN BERUF<br />
Die Mehrzahl der Auszubildenden in der<br />
Binnenschifffahrt sind Männer, doch<br />
mehr und mehr Frauen interessieren<br />
sich für diese Arbeit. Die KD hat im letzten<br />
Sommer eine Frau als Matrosin eingestellt,<br />
die ihr Kapitänspatent erwerben<br />
möchte. Die jungen Mitarbeiter:innen<br />
teilen sich zu zweit eine Kabine. Ab einem<br />
goldenen Streifen auf der Uniform,<br />
das steht für Steuermann oder -frau, gibt<br />
es eine Einzelkabine. „Das war eine der<br />
ersten Bemerkungen, die ich an Bord<br />
gehört habe: Wenn du was werden willst<br />
hier, dann sollte eine Einzelkabine dein<br />
Ziel sein.“<br />
Ingmar will was werden, nämlich Kapitän.<br />
Er macht die Ausbildung über<br />
dreieinhalb Jahre. „Die Prüfungen sind<br />
anspruchsvoll. Die jetzige Zwischenprüfung<br />
im zweiten Jahr entspricht der<br />
Abschlussprüfung des Binnenschiffers<br />
in früheren Zeiten.“ Neben den technischen<br />
Aufgaben interessiert sich Ingmar<br />
für die nautischen. „Es ist unglaublich<br />
wichtig zu wissen, wie die Wasserwege<br />
verlaufen und wo es Untiefen oder einen<br />
Grund gibt, gerade jetzt, wo der Wasserstand<br />
im Rhein oft niedrig ist. Wir sind<br />
schließlich für die Sicherheit der Gäste<br />
verantwortlich.“ Wichtig ist bei der Arbeit,<br />
dass man teamfähig ist, einerseits<br />
um in der Mannschaft an Bord klarzukommen<br />
und den Anweisungen des/der<br />
Kapitän:in Folge zu leisten, andererseits<br />
um mit den vielen Gästen umgehen zu<br />
können. Zudem sollten Interessent:innen<br />
an diesem Beruf über Eigeninitiative verfügen.<br />
„Kapitän:innen können nicht immer<br />
zu allem Anweisungen geben. Sie<br />
sind viel beschäftigt. Matros:innen sollten<br />
sich immer an Bord umschauen, wo<br />
etwas zu tun ist.“<br />
ERFAHRUNGEN SAMMELN<br />
FÜR DAS KAPITÄNSPATENT<br />
Ingmar möchte nach seiner Ausbildung<br />
als Matrose Erfahrung an Bord sammeln,<br />
sowohl in der Personenschiff- als auch<br />
der Frachtschifffahrt. Zusätzlich gibt es<br />
noch die Tankschifffahrt. Dafür organisiert<br />
die KD Praktika in Zusammenarbeit<br />
mit Unternehmen der Frachtschifffahrt.<br />
Während der Ausbildung bekommen die<br />
Auszubildenden ein relativ hohes Gehalt,<br />
sind aber auch oft lange von ihren<br />
Familien getrennt. Das ist eine Herausforderung<br />
bei der Arbeit an Bord. Oft<br />
ist die Mannschaft drei bis vier Wochen<br />
am Stück unterwegs und kann erst dann<br />
wieder Urlaub nehmen.<br />
„Es ist ein schöner Job. Man hat viel<br />
Kontakt mit anderen Menschen. Man<br />
kann sich ausleben hier in der Arbeit.“ Als<br />
ich und die Fotografin von Bord gehen,<br />
schauen wir noch einmal zurück: Ja, das<br />
ist ein schöner Job.<br />
<strong>KÄNGURUplus</strong> 10/23 23
Lieber<br />
als<br />
?<br />
@Moris.odndhl live auf der Messe<br />
Vortrag und MEET & GREET<br />
von und mit DACHfluencer<br />
Maurice Odendahl<br />
berufe live<br />
rheinland<br />
Deine Ausbildungsmesse<br />
XPOST Köln | 27. & 28. Oktober<br />
Kostenloses<br />
Ticket<br />
berufe-live.de