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Jürgen van Oorschot | Andreas Wagner (Hrsg.): Biografie und Lebensalter (Leseprobe)

Anthropologie wird manifest, wenn es um Biografie und Lebensalter geht. So verwundert es nicht, wenn Fragen konkreter Lebensführung, ihrer materialen und sozialen Grundlagen sowie die Biografie neben dem Alten Testament auch in der Altorientalistik und der Ägyptologie intensiv diskutiert werden. Der vorliegende Band versammelt neben je einem ägyptologischen und hethitologischen Exempel alttestamentliche Beiträge zur Rechtsanthropologie, zur Ethik sowie ausgewählten Literaturbereichen des Alten Testaments inkl. Ben Sirach, in denen Aspekte von Biografie und Lebensalter mit ihren Hinweisen auf die materiale, soziale und theologische Verfasstheit des Menschen dargestellt werden.

Anthropologie wird manifest, wenn es um Biografie und Lebensalter geht. So verwundert es nicht, wenn Fragen konkreter Lebensführung, ihrer materialen und sozialen Grundlagen sowie die Biografie neben dem Alten Testament auch in der Altorientalistik und der Ägyptologie intensiv diskutiert werden. Der vorliegende Band versammelt neben je einem ägyptologischen und hethitologischen Exempel alttestamentliche Beiträge zur Rechtsanthropologie, zur Ethik sowie ausgewählten Literaturbereichen des Alten Testaments inkl. Ben Sirach, in denen Aspekte von Biografie und Lebensalter mit ihren Hinweisen auf die materiale, soziale und theologische Verfasstheit des Menschen dargestellt werden.

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<strong>Jürgen</strong> <strong>van</strong> <strong>Oorschot</strong> | <strong>Andreas</strong> <strong>Wagner</strong><br />

(<strong>Hrsg</strong>.)<br />

<strong>Biografie</strong> <strong>und</strong> <strong>Lebensalter</strong><br />

Zur materialen, soziologischen <strong>und</strong><br />

theologischen Verfasstheit<br />

biografischer Bezüge<br />

Veröffentlichungen der<br />

Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie


Vorwort<br />

Anthropologie wird manifest, wenn es um <strong>Biografie</strong> <strong>und</strong> <strong>Lebensalter</strong> geht. So<br />

verw<strong>und</strong>ert es nicht, dass Fragen konkreter Lebensführung, ihrer materialen<br />

<strong>und</strong> sozialen Gr<strong>und</strong>lagen sowie die <strong>Biografie</strong> nicht allein in der alttestamentlichen<br />

Wissenschaft, sondern auch in der Altorientalistik <strong>und</strong> der Ägyptologie<br />

sowie in den Altertumswissenschaften diskutiert werden. Auf diesem Hintergr<strong>und</strong><br />

dokumentiert dieser Band die letzte Tagung der Projektgruppe „Anthropologie<br />

des Alten Testaments“, die vom 29.09.2022 – 01.10.2022 an der Leucorea<br />

in Wittenberg stattfand, <strong>und</strong> fragt exemplarisch nach der materialen,<br />

sozialen <strong>und</strong> theologischen Verfasstheit des Menschen, sprich nach Aspekten<br />

von <strong>Biografie</strong> <strong>und</strong> <strong>Lebensalter</strong>.<br />

Der Band wird von einem Beitrag von Eckard Otto zur Biblischen Rechtsanthropologie<br />

eröffnet, der vorführt, dass diese zu „einer Gleichwertung der Geschlechter<br />

<strong>und</strong> der Generationen“ hinführt. Dies erläutert er an zwei Beispielen<br />

aus dem kasuistischen Körperverletzungsrecht, des Lebensschutzes für Kinder<br />

<strong>und</strong> Frauen <strong>und</strong> dem Elterngebot als Schutz der älteren Generation.<br />

Dem folgen zwei Beiträge aus den Altorienalia. An je einem Beispiel aus<br />

dem ägyptischen <strong>und</strong> dem hethitischen Bereich werden Texte charismatischer<br />

Herrscher vorgestellt, die autobiografische Bezüge tragen. Bei Anchtifi von<br />

Hefat handelt es sich erkennbar um einen Sonderfall, so Ludwig Morenz, der<br />

dem Zerfall der alten Dynastie geschuldet ist <strong>und</strong> die Gestalt eines messianischen<br />

Herrschers hervorbringt. Aus dem Hetitischen stellt Birgit Christiansen<br />

einen Text über Ḫattušilis III. vor, der aus der Retrospektive die wichtigsten<br />

Stationen der Lebensgeschichte des Herrschers schildert.<br />

Dem schließen sich zwei Exempel Zur Ethik an. Zunächst geht Rainer Kessler<br />

den ethischen Aspekten des Alterns nach. Dabei fällt auf, dass alte Menschen<br />

zum einen analog zu gesellschaftlich schwachen <strong>und</strong> prekären Personen<br />

eingeordnet werden. Zum anderen aber heben sie sich durch einen besonderen<br />

Vorteil von den Jüngeren ab: Sie verfügen über Erfahrung <strong>und</strong> sind Hüter der<br />

Tradition. Hans-Peter Mathys wagt im Anschluss eine Neuinterpretation von Lev<br />

27,1-8, einem Text der Ablösesummen für Gelübde benennt <strong>und</strong> damit unterschiedliche<br />

Wertigkeiten von Personen je nach vier Altersstufen <strong>und</strong> nach Geschlecht<br />

markiert. Seine These: Die Zahlen sind den unterschiedlichen alttestamentlichen<br />

Berichten zum Bau des Heiligtums entnommen. Eine neue Sinn–


6<br />

Vorwort<br />

gebung der Zahlenwerte, eine geheimnisvolle Analogie zwischen Tempel <strong>und</strong><br />

Mensch sowie Aussagen zum Verhältnis der Geschlechter gehören zu den Konsequenzen<br />

der These von Mathys<br />

Im umfänglichsten Teil wird Biblisches unter Einschluss des Sirachbuches<br />

exemplarisch entfaltet. Zunächst stellt <strong>Andreas</strong> Kunz-Lübcke fragmentierte <strong>Biografie</strong>n<br />

anhand der biblischen Figuren, Joseph, Samuel <strong>und</strong> David vor <strong>und</strong> charakterisiert<br />

diese als narrative Konstrukte. Georg Fischer SJ geht im Anschluss<br />

der Frage nach, wie sich die Lesenden die <strong>Biografie</strong> Jeremias vorstellen sollen,<br />

<strong>und</strong> kommt zu dem Schluss, dass hier eine neue Form von Literatur eingeführt<br />

wird, die stärker als andere Texte biografische Akzente setzt. Achim Behrens<br />

betrachtet danach Psalm 90 unter dem Zeitaspekt, einem für die Frage nach<br />

<strong>Biografie</strong> <strong>und</strong> <strong>Lebensalter</strong> zentralen Moment. Dabei wird deutlich, dass der<br />

Psalm mit seiner Einsicht in die Sterblichkeit einen Tiefpunkt erreichen muss,<br />

um den Menschen von daher wieder Mut <strong>und</strong> Kraft zu geben. Ebenfalls anhand<br />

von Psalmen arbeitet Susanne Gillmayr-Bucher heraus, dass insbesondere zwei<br />

Metaphern in ihnen die Daseinsweise des Menschen beschreiben: „Das räumliche<br />

Bild der Wege <strong>und</strong> das Bild der Pflanzen.“ Schließlich wendet sich der abschließende<br />

Text von Frank Ueberschaer Ben Sira zu. Zunächst den dort erwähnten<br />

Lebensphasen nachspürend nimmt er die thematisierten Gender- <strong>und</strong><br />

Rollenerwartungen auf <strong>und</strong> bringt sie mit den biografiebezogenen Reflexionen<br />

des Sirachbbuches ins Gespräch.<br />

Zwischen den hier erwähnten Texten finden sich auf der Tagung gehaltene<br />

Responses, die einzelne Schlaglichter der Beiträge fokussieren. Allen Respondierenden<br />

sei gedankt, dass sie sich im Vorfeld der Tagung die Mühe gemacht<br />

haben, sich in die Texte einzuarbeiten, um einen ersten inhaltlichen Zugriff zu<br />

liefern.<br />

Die hier dokumentierte lebhafte Debatte in der Leucorea in Wittenberg sowie<br />

die Publikation wurden fre<strong>und</strong>licherweise durch Mittel der Wissenschaftlichen<br />

Gesellschaft für Theologie sowie des Zentralinstituts „Anthropologie der<br />

Religion(en)“ gefördert. Für die Vorbereitung <strong>und</strong> das Gelingen der Tagung sowie<br />

die Korrektur der Manuskripte <strong>und</strong> die Erstellung der Druckvorlage danke<br />

ich auch im Namen von <strong>Andreas</strong> <strong>Wagner</strong> einmal mehr Herrn PD Dr. Lars Allolio-<br />

Näcke. Tatkräftig unterstützt wurde er dabei von der Studentischen Hilfskraft<br />

Frau Johanna Parthe – auch ihr gilt mein Dank.<br />

Erlangen, im Juli 2023<br />

<strong>Jürgen</strong> <strong>van</strong> <strong>Oorschot</strong>


Inhalt<br />

Vorwort ................................................................................................................. 5<br />

Inhalt .................................................................................................................... 7<br />

Aspekte der <strong>Lebensalter</strong> in der Biblischen Rechtsanthropologie ................. 9<br />

Eckart Otto<br />

Altorientalia<br />

Anchtifi als erschienener „Messias“ ....................................................................... 27<br />

Eine Selbst-Präsentation zwischen Mythogeschichte <strong>und</strong><br />

Geschichtsphilosophie<br />

Ludwig D. Morenz<br />

Anchtifi als „erschienener Messias“ .................................................................. 53<br />

Eine Selbst-Präsentation zwischen Mythogeschichte <strong>und</strong><br />

Geschichtsphilosophie (Response auf Ludwig Morenz)<br />

Michaela Bauks<br />

Biographische Schilderungen bei den Hethitern ............................................. 61<br />

Zwischen Reflexion, Rechtfertigung <strong>und</strong> Propaganda<br />

Birgit Christiansen<br />

Response auf Birgit Christiansen ........................................................................ 73<br />

Rainer Kessler<br />

Zur Ethik<br />

Das Alter – ethische Aspekte ............................................................................... 79<br />

Rainer Kessler


8<br />

Inhalt<br />

Response zum Vortrag von Rainer Kessler ....................................................... 91<br />

Nancy Rahn<br />

Zur Auslösung geweihter Menschen (Lev 27,1-8) ............................................. 95<br />

Ein neuer Vorschlag<br />

Hans-Peter Mathys<br />

Biblisches<br />

Fragmentierte <strong>Biografie</strong>n .................................................................................... 119<br />

Die Figuren Josef, Samuel <strong>und</strong> David als narrative Konstrukte.<br />

<strong>Andreas</strong> Kunz-Lübcke<br />

Vom Werden <strong>und</strong> Sein ............................................................................................ 137<br />

Response zu <strong>Andreas</strong> Kunz-Lübcke, Fragmentierte <strong>Biografie</strong>n<br />

Andrea Beyer<br />

Wie sollen Lesende sich das Leben Jeremias vorstellen? ............................. 143<br />

Georg Fischer SJ<br />

Leben im Angesicht der Ewigkeit ........................................................................ 157<br />

Beobachtungen zu Psalm 90<br />

Achim Behrens<br />

Psalmen: Biografische Entwürfe in Bildern .................................................... 171<br />

Susanne Gillmayr-Bucher<br />

Lebensphasen ........................................................................................................... 185<br />

Gender, Rollenerwartungen <strong>und</strong> biographiebezogene Reflexionen bei Ben Sira<br />

Frank Ueberschaer<br />

Autorenverzeichnis ........................................................................................ 203


Aspekte der <strong>Lebensalter</strong> in der<br />

Biblischen Rechtsanthropologie<br />

Eckart Otto<br />

1. Theologisierung der biblischen<br />

Rechtsanthropologie <strong>und</strong> das Problem ihres<br />

Ausgleichs mit der Lebenserfahrung<br />

Die anthropologische Theorie von Recht <strong>und</strong> Ethik in der Hebräischen Bibel<br />

verdankt sich der Rationalisierung kontingenter Lebenserfahrungen vieler Generationen<br />

1 <strong>und</strong> wird zur Theorie geronnen selbst wieder zum Problem angesichts<br />

einer Spannung zwischen Theorie <strong>und</strong> Lebenserfahrung, die sich nicht<br />

der Theorie beugen will. 2 Ausgangspunkt der Theorie der Rechtsanthropologie<br />

ist eine „synthetische Lebensauffassung“ 3 der pragmatischen Konstitution der<br />

Person durch ihr Tun, das ihr Ergehen konstituieren soll, wobei die Differenzierung<br />

von Erfolg <strong>und</strong> Misserfolg in der rechtsanthropologischen Theorie sich an<br />

der Gemeinschaftsgemäßheit <strong>und</strong> -solidarität des Handelns bemessen soll, was<br />

weiter ausgreift als die Befolgung autoritativ gesetzter Normen. Vielmehr soll<br />

sich das Handeln umfassend an allen Aspekten der Förderung der jeweiligen<br />

Gemeinschaften, in denen der Einzelne gleichzeitig lebt, orientieren, wie besonders<br />

eindringlich an den Erzählungen der Genesis nachzuverfolgen ist. 4 Diese<br />

Gemeinschaftsgemäßheit <strong>und</strong> -solidarität wird u. a. durch Lexeme der hebräischen<br />

Wurzel ṣdq zum Ausdruck gebracht, deren semantische Konnotation Jan<br />

Assmann treffend als iustitia connectiva in Abgrenzung von einer aristotelischen<br />

iustitia distributiva <strong>und</strong> iustitia commutativa 5 umschrieben hat. 6 Dass sich<br />

aber ein gemeinschaftsförderliches Handeln keineswegs regelhaft als gelingendes<br />

Leben auszahlt, lässt die Theorie der Rechtsanthropologie <strong>und</strong> die Lebenserfahrung<br />

der Menschen wieder auseinanderbrechen, worauf die JHWH-Religion<br />

1<br />

Zur anthropologischen Gr<strong>und</strong>legung von Recht <strong>und</strong> Ethik in den Kulturen der mediterranen<br />

Antike siehe OTTO, Law and Ethics, 84–97.519–521.<br />

2<br />

Siehe dazu OTTO, Rechtsanthropologie, 632–634.<br />

3<br />

Siehe FAHLGREN, Gegensätze, 87–129.<br />

4<br />

Siehe OTTO, Genesis, 262–280.<br />

5<br />

Siehe DIHLE, Gerechtigkeit, 260–262.<br />

6<br />

Siehe ASSMANN, Ma’at, 67.69.91.283–288; cf. dazu auch die Einwände von KOCH, Ma’at,<br />

37–64. Für das alttestamentliche Verständnis von „Gerechtigkeit“ siehe OTTO, Gerechtigkeit,<br />

220-223 (Lit.).


10<br />

Eckart Otto<br />

u. a. mit ihrer Solarisierung reagierte 7 , was starke Impulse für eine Theologisierung<br />

des Rechts 8 <strong>und</strong> mit ihm der biblischen Rechtsanthropologie waren, sodass<br />

die Theologisierung des Rechts, soweit es die Hebräische Bibel zu erkennen<br />

gibt, als Reaktion auf die sozialen Verwerfungen 9 in einer auseinanderbrechenden<br />

Gesellschaft erfolgte 10 : Aus dem kasuistischen Konfliktregelungsrecht entwickelte<br />

sich ein Ethos sozialer Empathie als Form sozialer Konfliktregelung 11 ,<br />

das die priesterlichen Schreiber mit der höchsten Autorität in Gestalt der Autorität<br />

JHWHS als Gesetzgeber versahen <strong>und</strong> damit das Einfallstor zur Theologisierung<br />

des Rechts öffneten. 12 An den Bruchlinien der judäischen Gesellschaft<br />

im 8.-7. Jh. setzte die Theologisierung des biblischen Rechts ein.<br />

Teilt die Hebräische Bibel mit der gesamten mediterranen Antike der Zeit<br />

den pragmatischen Ansatz der Rechtsanthropologie, wie auch die prinzipiell<br />

konservativen Züge verb<strong>und</strong>en mit der Funktion, gesellschaftlich abweichendes<br />

Verhalten „zurechtzurücken“ (šutēšuru/m/) sowie Konflikte zu lösen <strong>und</strong><br />

zu pazifizieren 13 , so weicht das biblische Recht mit seiner Theologisierung im<br />

Sinne seiner Rückführung auf JHWH als Rechtsquelle entscheidend auch für<br />

die Rechtsanthropologie von den Rechtsgestalten anderer mediterraner Kulturen<br />

gerade auch der Keilschriftrechte ab, was insbesondere darauf zurückzuführen<br />

ist, dass in anderen Kulturen wie in Mesopotamien das Rechtswesen<br />

stärker als in Israel <strong>und</strong> Juda staatlich organisiert war, sodass soziale Verwerfungen<br />

durch staatliche Rechtsmaßnahmen des sozialen Ausgleichs wie die der<br />

mīšaru/m/- <strong>und</strong> andurâru/m/-Akte abgemildert werden konnten 14 , was in Israel<br />

<strong>und</strong> Juda angesichts der weitgehenden Staatsdistanz der lokalen Rechtsinstitutionen<br />

über lange Zeit nicht möglich war. 15 So wurde im Deuteronomium in Dtn<br />

15 16 zwar die keilschriftrechtliche Idee von staatlichen Maßnahmen zum sozialen<br />

Ausgleich 17 rezipiert <strong>und</strong> theologisch zu einem regelmäßigen Schuldenerlass<br />

umformuliert, was aber bis in das 2. Jahrh<strong>und</strong>ert v. Chr. Idee blieb <strong>und</strong><br />

nicht realisiert werden konnte. Judäische Priester glichen diesen Mangel an<br />

staatlich gestützter Durchsetzungsmöglichkeit von rechtlichen Sozialmaßnah-<br />

7<br />

Siehe dazu ARNETH, Solarisierung; JOHNSON, Solarization, 45–54 mit weiteren Literaturangaben.<br />

8<br />

Zur Theologisierung im biblischen Recht cf. OTTO; Rechtsbegründungen, 38–75; DERS.,<br />

Theologische Ethik, 81–111; ALBERTZ, Theologisierung, 187–207; SCHMID, Divine Legitimation,<br />

129-153; DERS., Gesetzgeber, 267–294; DERS., Gottesrecht, 119–138; MARKL, Theologization,<br />

47–61; JIANG, Injustice, 441–457; PANOV, Schreibergruppen, 147–167.<br />

9<br />

Siehe dazu KESSLER; Staat, 22–131.<br />

10<br />

Siehe OTTO, Social Issues, 305–311<br />

11<br />

Siehe OTTO, Ausdifferenzierung, 94–111.<br />

12<br />

Siehe OTTO, Theologische Ethik, 81–94.<br />

13<br />

Siehe dazu OTTO, Rechtswesen, 197-209 (Lit.); DERS., Konfliktlösung, 352–362.<br />

14<br />

Siehe dazu KRAUS, Verfügungen; CHARPIN, L‘ andurârum, 253–270; OTTO, Restitution,<br />

125–160.<br />

15<br />

Zur Relation von Staat <strong>und</strong> Rechtssystem in Juda siehe OTTO, Staatsentstehung, 49–62.<br />

16<br />

Siehe dazu OTTO, Deuteronomium 12–34, 1337–1360.<br />

17<br />

Cf. dazu M. DIETRICH, W. DIETRICH, Abstieg, 501–565.


Aspekte der <strong>Lebensalter</strong> in der Biblischen Rechtsanthropologie 11<br />

men durch die Entwicklung eines sozialen Ethos aus, das sie im B<strong>und</strong>esbuch<br />

unter Rückgriff auf Psalmen wie Ps 72 theologisch als auf JHWH zurückgehend<br />

legitimierten, wie es sich in Ex 22,20–26* paradigmatisch zeigt. 18 Mit dem theologisch<br />

begründeten Sozialethos wurden auch die Sammlungen kasuistischen<br />

Rechts zu Körperverletzungen in Ex 21,18–32 <strong>und</strong> zu Ersatzleistungen bei<br />

Sachschäden in Ex 21,33–22,14, die in weisheitlichem Kontext unter keilschriftrechtlichem<br />

Einfluss zur Rechtsausbildung redigiert worden waren 19 , von<br />

judäischen Priestern auf JHWH als Rechtsquelle zurückgeführt. 20<br />

Die Theologisierung der Rechtsanthropologie als Konsequenz aus der Theologisierung<br />

des Rechts musste den Graben zwischen anthropologischer Theorie<br />

<strong>und</strong> Lebenserfahrung der Menschen dramatisch vertiefen, insofern die Diastase<br />

zwischen einem normgemäßen Verhalten <strong>und</strong> einem Mangel an Erfolg<br />

<strong>und</strong> Glückseligkeit im Leben nun zu einem Gottesproblem werden musste, das<br />

die Weisheit intensiv bearbeitet hat, nicht zuletzt in dem schon im Aufbau an<br />

der Rechtsthematik entlang argumentierenden Buch Hiob. 21<br />

Die Bearbeitung<br />

dieser Spannung von Theorie der Rechtsanthropologie <strong>und</strong> Lebenspraxis hat<br />

sich nicht weniger dramatisch in der Literaturgeschichte des Pentateuchs gerade<br />

in seinen Anfangs- <strong>und</strong> Schlusskapiteln niedergeschlagen. Die Paradieserzählung<br />

in Gen 2–3, die im Dialog mit den Büchern Hiob <strong>und</strong> Qohelet niedergeschrieben<br />

wurde, entwickelte die gegenüber den weisheitlichen Dialogpartnern<br />

eigenständige Lösung, dass Minderungen im Leben der Menschen, die die Flüche<br />

in Gen 3 benennen, ein pretium libertatis für die von Gott dem Menschen<br />

gewährte Freiheit seien <strong>und</strong> also nicht Konsequenz individuellen Versagens gegenüber<br />

der Gemeinschaft oder dem Gotteswillen sein müssen. 22 In den Schlusskapiteln<br />

des Pentateuchs entwickelten die priesterlichen Schriftgelehrten im<br />

Gespräch u. a. mit Jer 31 23 in Dtn 30 die Idee einer eschatologisch zu nennenden<br />

anthropologisch zugespitzten Hoffnung auf die Beschneidung der Herzen in Israel<br />

24 . In Dtn 32–33 wird diese anthropologische Hoffnung mit der eschatolo-<br />

18<br />

Die priesterlichen Autoren griffen dabei u. a.in Ex 22,20–26* auf die Jerusalemer Psalmenüberlieferung<br />

zurück, so auf Ps 72, indem sie Aussagen über den König als sozialen<br />

Helfer in Ps 72 auf JHWH übertrugen.<br />

19<br />

Siehe OTTO, Amalgamierung, 458–482.<br />

20<br />

Die Sozialkritiken der Propheten des 8. <strong>und</strong> 7. Jahrh<strong>und</strong>erts bezeugen die sozialen<br />

Verwerfungen, auf die die priesterlichen Schriftgelehrten im B<strong>und</strong>esbuch mit der Entwicklung<br />

eines expliziten Sozialethos <strong>und</strong> der Theologisierung von Recht reagierten.<br />

Doch ist die priesterliche Lösung soweit von der prophetischen geschieden, dass man<br />

kaum die Theologisierung des Rechts im B<strong>und</strong>esbuch auf prophetische Krise zurückführen<br />

kann, wie JIANG (Injustice, 441–457) meint.<br />

21<br />

Siehe MAGDALENE, Righteousness; NEWSOME, Invention, 246–259.<br />

22<br />

Siehe OTTO, Urmensch, 679–689; DERS., Genesis, 270–275; cf. auch BAUKS, Erkenntnis,<br />

20–42; SCHMID, Sapiental Text, 279–290.<br />

23<br />

Siehe OTTO, Jeremia, 539–557; DERS., B<strong>und</strong>, 563–567; ROSSI, Revelation Program, 202–<br />

225; DIES., Authority, 383–410.<br />

24<br />

Siehe EHRENREICH, Leben. Im Unterschied zu Ernst Ehrenreich ist Dtn 30,6 nicht präsentisch<br />

zu interpretieren, sondern als Aussage über Israels Zukunft, was durch den<br />

Diskurs mit Jer 31,31–34 unterstrichen wird.


12<br />

Eckart Otto<br />

gischen Erwartung in Bezug auf die äußere Wirklichkeit so vermittelt, dass<br />

JHWH die feindlichen Nationen niederringen, so Dtn 32, <strong>und</strong> Israel friedlich als<br />

Stämmeverband leben werde, was in Dtn 33 als Pastorale einer friedlichen Zukunft,<br />

die sich mit den vorstaatlichen Anfängen zusammenschließen werde, geschildert<br />

wird. 25 So will zum Beschluss der Pentateuch die Diastase zwischen<br />

der Theorie der theologisierten Rechtsanthropologie <strong>und</strong> der erwarteten Lebenswirklichkeit<br />

überwinden, indem die JHWH-Religion auch in der Tora in ihren<br />

Schlusskapiteln Züge einer Erlösungsreligion annimmt.<br />

2. Lebensschutz für Frauen <strong>und</strong> Kinder in der<br />

biblischen Rechtsanthropologie<br />

Das kasuistische Körperverletzungsrecht, das in einer ursprünglich literarisch<br />

eigenständigen Sammlung in Ex 21,18–32 in weisheitlichem Kontext gesammelt<br />

worden war, ehe es redaktionell in das B<strong>und</strong>esbuch integriert wurde, bietet<br />

sich als Ausgangspunkt für eine Untersuchung zur Rechtsanthropologie<br />

an 26 , um in diesem Zusammenhang die Frage nach der Bedeutung der <strong>Lebensalter</strong><br />

im Zusammenhang der Rechtsanthropologie zu stellen. Das biblische Körperverletzungsrecht<br />

in Ex 21,18–32, das seine redaktionelle Mitte in der Talion<br />

in Ex 21,22–25 hat, deren Rechtsanwendung durch die redaktionelle Einbindung<br />

auf die Körperverletzung mit Todesfolge beschränkt wird, in allen anderen<br />

Fällen aber durch die rahmenden Rechtssätze zum Körperverletzungsrecht<br />

der Rechtsrevision unterzogen wird 27 , spiegelt in diesem Prozess der Rechtsrevision<br />

die rechtsanthropologische Differenzierung von mens rea <strong>und</strong> actus reus 28<br />

<strong>und</strong> die Revision der Erfolgshaftung durch die Verschuldenshaftung mittels der<br />

Einbeziehung der „inneren Tatsache“ des Vorsatzes mit der Differenzierung<br />

zwischen einer vorsätzlichen <strong>und</strong> einer nicht-vorsätzlichen Tat wider. 29 Mit dieser<br />

das Keilschriftrecht weiterführenden Rechtsrevision verbindet sich die Einführung<br />

eines absoluten Lebensschutzes in das biblische Körperverletzungsrecht,<br />

der dem Keilschriftrecht fremd war. 30 Diese Differenz wird anhand des<br />

babylonischen Lehrparadigmas zum stößigen Ochsen aus dem E.DUBB.A paradigmatisch<br />

deutlich, das in die Rechtssammlung aus Ešnunna in CE §§ 53–55<br />

<strong>und</strong> in die des Hammurapi in CH §§ 250–252 31 aufgenommen wurde <strong>und</strong> auch<br />

25<br />

Siehe dazu OTTO, Deuteronomium 12–34, 2022–2260.<br />

26<br />

Zur Rechtsgeschichte des keilschriftlichen <strong>und</strong> biblischen Körperverletzungsrechts<br />

siehe OTTO, Körperverletzungsrecht. Zur Zusammenstellung dieser Rechtssätze in weisheitlichem<br />

Kontext zur Rechtsausbildung siehe DERS., a.a.O., 118–189 sowie DERS.,<br />

Amalgamierung, 458–482.<br />

27<br />

Siehe OTTO, Talion, 224–245.<br />

28<br />

Siehe STRAWN, Criminal Law, 13–30.<br />

29<br />

Siehe OTTO, Rechtsanthropologie, 635f.<br />

30<br />

Siehe dazu OTTO, Lebensschutz, 5-12.<br />

31<br />

Zu Text, Übersetzung <strong>und</strong> Kommentierung von CE §§ 53–55 <strong>und</strong> CH §§ 250–252 siehe<br />

OTTO, Körperverletzungen, 86–95.


Aspekte der <strong>Lebensalter</strong> in der Biblischen Rechtsanthropologie 13<br />

in das B<strong>und</strong>esbuch Eingang fand. Nach Ex 21,28–32 soll eine Körperverletzung<br />

mit Todesfolge durch den Ochsen bei Fahrlässigkeit des Tierhalters mit der Todesstrafe<br />

für den Tierhalter <strong>und</strong> den Ochsen geahndet werden. Das Keilschriftrecht<br />

sieht für diesen Fall nur eine Geldzahlung des Tierhalters vor. 32 Im Gegensatz<br />

zum Keilschriftrecht geht das biblische Recht von einer prinzipiellen<br />

Inkommensurabilität von Leben <strong>und</strong> Geld aus. Umgekehrt kennt das biblische<br />

Recht im Gegensatz zum Keilschriftrecht keine Todesstrafe bei Delikten, die<br />

Sachwerte betreffen. Fragt man nach den Gründen für diesen prinzipiellen Unterschied<br />

zwischen den Keilschriftrechten <strong>und</strong> dem biblischen Recht, so ist man<br />

zunächst auf das apodiktische Todesrecht verwiesen, das in Ex 21,12.(13–<br />

14).15–17 Eingang in das B<strong>und</strong>esbuch gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> auf die Revision des keilschriftlichen<br />

Lehrparadigmas vom stößigen Ochsen eingewirkt hat, indem die<br />

Rechtsfolge der Todessanktion in der Revision des keilschriftrechtlichen Lehrparadigmas<br />

aus Ex 21,12 übernommen wurde, sodass in der Redaktion des B<strong>und</strong>esbuches<br />

das Lehrparadigma in den Horizont des apodiktischen Rechts trat,<br />

was auch für die Erweiterung der Talion in der Sammlung des Körperverletzungsrechts<br />

um den in der Revision der Talion als gültig aufgewiesenen Gr<strong>und</strong>satz<br />

naepaeš taḥat naepaš in Ex 21,23 gilt. Doch allein auf einen Einfluss des<br />

apodiktischen Rechts ist diese Besonderheit des biblischen Rechts gegenüber<br />

dem Keilschriftrecht nicht zurückzuführen. Die jüdischen Forscher Moshe<br />

Greenberg, Jacob J. Finkelstein, Moshe Cohn <strong>und</strong> Shalom M. Paul haben den<br />

Lebensschutz im biblischen Recht auf die Anthropologie der Priesterschrift in<br />

Gen 1,26–27 <strong>und</strong> Gen 9,5–6 zurückführen wollen 33 , doch setzten sie damit eine<br />

Frühdatierung der Priesterschrift im Gefolge von Yehezkel Kaufmann voraus,<br />

die sich in der Forschung nicht durchgesetzt hat. Sucht man nach Alternativen<br />

der Erklärung, so ist in Rechnung zu stellen, dass die kasuistischen Rechtssätze<br />

des Körperverletzungsrechts im B<strong>und</strong>esbuch in Ex 21,18–32 in weisheitlichem<br />

Schulkontext zur Rechtsausbildung gesammelt <strong>und</strong> unter Nutzung keilschriftrechtlicher<br />

Redaktionstechniken 34 <strong>und</strong> solcher, die ihren Ort in der Proverbien-<br />

32<br />

Wenn drei Merkmale zur Exkulpierung des Tierhalters in Gestalt des mangelnden<br />

Vorsatzes <strong>und</strong> der Fahrlässigkeit des Tierhalters sowie des konkurrierenden Verschuldens<br />

mit dem des Tieres, das ebenfalls als schuldfähig gilt, zusammenkommen, soll nach<br />

dem literarischen Zusatz Ex 21,30 (siehe SCHWIENHORST-SCHÖNBERGER, B<strong>und</strong>esbuch,<br />

137f.) ein Wergeld zulässig sein, was nicht mit der Geldstrafe im Keilschriftrecht kompatibel<br />

ist, da nach Ex 21,29 als ursprünglicher die Todesstrafe angesetzt wird, was dem<br />

Keilschriftrecht fremd ist, sodass trotz Ex 21,30 festgestellt ist, dass es sich auch bei<br />

Fahrlässigkeit als Verschulden um eine tosdeswürdige Tat handelt, sodass es nicht wie<br />

im Keilschriftrecht um eine geldwerte Bemessung des Verlustes eines Menschenlebens<br />

geht, sondern um die Feststellung eines absoluten Schutz des Lebens durch die Generalprävention<br />

des Strafrechts, wobei die Inkommensurabilität von Geld <strong>und</strong> Leben vorausgesetzt<br />

wird, was dazu führt, dass in Num 35,32 die Möglichkeit des Wergeldes<br />

wieder aufgehoben wird.<br />

33<br />

Siehe GREENBERG, Postulates, 5–28; FINKELSTEIN, Ox, 1–89; COHN, Wörterbuch, 154f.;<br />

PAUL, Studies, 78–81.<br />

34<br />

Siehe dazu OTTO, Kodex Ešnunna, 106–160.


ALTORIENTALIA


Anchtifi als erschienener „Messias“<br />

Eine Selbst-Präsentation zwischen Mythogeschichte <strong>und</strong><br />

Geschichtsphilosophie 1<br />

Ludwig D. Morenz<br />

Ein neues Denken <strong>und</strong> neues Sprechen lässt sich im ägyptischen Niltal am Ende<br />

des Dritten Jahrtausends zwar verschiedentlich beobachten, aber doch in einer<br />

besonderen <strong>und</strong> ausgeprägten Weise in der Grabinschrift des lokalen Potentaten<br />

Anchtifi von Hefat fassen. In dieser Selbst-Präsentation aus der frühen Zeit<br />

der Regionen (sog. Erste Zwischenzeit) 2 begegnen viele Wörter, Schreibungen,<br />

Redeweisen <strong>und</strong> Themen zum ersten Mal im ägyptischen Textuniversum. 3 Steht<br />

vielleicht sogar auch, dies sei eingangs <strong>und</strong> in aller Vereinfachung gefragt, eine<br />

in der funerären Inszenierung eines lokalen Potentaten gleichsam wild gewordene<br />

Rhetorik am Anfang gewisser messianischer Vorstellungen?<br />

Ich bin Anfang der Menschen <strong>und</strong> Ende der Menschen (jnk HA.t rmT pH.wj rmT) –<br />

diese markante Formel 4 klingt dann, wenn wir die auf den ersten Blick so überzogen<br />

<strong>und</strong> übersteigert wirkenden Worte in ihrem Gehalt ernst zu nehmen versuchen,<br />

mit ihrem Anspruch messianisch, jedenfalls in einem Alltagssinn <strong>und</strong><br />

durchaus auch noch darüber hinaus. 5<br />

1<br />

Hier versuche ich eine Fortführung meiner Überlegungen in MORENZ, Anchtifi von<br />

Hefat. Mein gr<strong>und</strong>sätzlicher <strong>und</strong> großer Dank geht an die Liverpooler Kollegen <strong>und</strong><br />

Fre<strong>und</strong>e für die gemeinsame Arbeit vor Ort in den Jahren 2002-2004 (Liverpool Mission<br />

to Moalla). Roland Enmarch <strong>und</strong> Yannick Wiechmann danke ich für Hinweise zu ersten<br />

Fassungen herzlich. Gewidmet sind diese Überlegungen der Erinnerung an <strong>Andreas</strong><br />

Blasius (1967–2023).<br />

2<br />

Zur Begrifflichkeit: MORENZ, Die Zeit, 29–52.<br />

3 MORENZ, Anchtifi von Hefat, passim.<br />

4<br />

Sie wäre im Blick auf Wortwahl <strong>und</strong> Schrift-Bild gezielt misszuverstehen als „ich bin<br />

Stirn der Menschen <strong>und</strong> Hinterteil der Menschen“.<br />

5<br />

Breiter gefächerter Überblick zu Messias-Konzepten: Messias (verschiedene Autoren),<br />

in: Encyclopedia of the Bible and its Reception, 850–904. Messias-Vorstellungen können<br />

(wenn überhaupt, <strong>und</strong> nicht im Sinne des Gottes-Knechts) im Sinne von Max Weber eher<br />

mit charismatischer als mit dynastischer Herrschaft verb<strong>und</strong>en werden, passen also<br />

strukturell nicht zum normalen Pharao-Konzept. Sehr allgemein gebraucht wurde der<br />

Begriff in ZANDEE, Le Messie; zur Problematik auch ASSMANN, Herrschaft <strong>und</strong> Heil. Hier<br />

nicht weiter betrachtet wird die Frage eines möglichen ‚spätzeitlichen‘ Messianismus


28<br />

Ludwig D. Morenz<br />

Fig. 1) Ausschnitt der Inschrift auf Pfeiler 2; auffällig parallele HA.t-Zeichen (so wird auf visueller<br />

Ebene Anchtifis Titel HAtj-a [„Graf“] mit „Anfang der Menschen“ parallelisiert) hier markiert<br />

Aus dem Jesaja-Buch (<strong>und</strong> zwar dem sog. Deuterojesaja) kennen wir familienähnlich<br />

anmutende Aussagen wie etwa<br />

im Niltal, dazu: MEYER, Die eschatologische Wende des politischen Messianismus. Wir<br />

können nach einem kulturell-spezifischen Messias-Konzept <strong>und</strong> -Begriff fragen (<strong>und</strong> das<br />

entsprechend für die Hebräische Bibel reservieren) oder aber breiter kultur- <strong>und</strong> religionsgeschichtlich<br />

vergleichen. Dann stellt sich auch die Frage nach unabhängiger Verbreitung,<br />

etwa (<strong>und</strong> ohne jeden Einfluss des Alten Orients) ein mesoamerikanischer<br />

‚Messianismus‘ mit Maya-Vorstellungen von Kulturheroen <strong>und</strong> der Apotheose von Herrschern<br />

<strong>und</strong> Priestern. Besonders prominent ist dabei Ce Acatl Topiltzin Quetzalcoatl (=<br />

Gefiederte Schlange), eine komplexe Figur, die von einigen Forschern als historischer<br />

Herrscher von Tula während der Terminal Classic Periode verstanden wird. Einer der<br />

stärkeren ‚messianischen‘ Aspekte von Quetzalcoatl ist seine angekündigte „Rückkehr“<br />

im Jahr „Eins Rohr“ (Ce Acatl), was in Korrespondenz zu dem Jahr-<strong>und</strong>-Tag-Zeichen<br />

steht, an dem er geboren wurde <strong>und</strong> entsprechend als kalendarisches Zeichen fungiert<br />

(de SAHAGUN, Florentiner Codex). Für Hinweise zu diesem hier nur anzureißenden Gedankengang<br />

danke ich meinem Bonner altamerikanistischen Kollegen Carlos Pallan<br />

herzlich.


Anchtifi als erschienener „Messias“ 29<br />

Ich bin der Urfrühe, ich bin der Letztspäte – Außer mir ist kein Gott (Jes. 44.6) 6 .<br />

Im Unterschied zu Anchtifi von Hefat, der am Ende des Dritten Jahrtausends v.<br />

Chr. lebte, 7 sind sie allerdings auf den einen (<strong>und</strong> hier den markant einzigen 8 )<br />

Gott gemünzt. Neutestamentlich lässt sich dem die auch auf Jesus Christus bezogene<br />

Bezeichnung als Alpha <strong>und</strong> Omega (τὸ ἄλφα καὶ τὸ ὦ: Selbstbezeichnung<br />

Jesu gemäß der Offenbarung des Johannes, 22, 13; wobei in eben diesem<br />

Text auch Gott so bezeichnet ist, so in 1,8; 21, 6) an die Seite stellen 9 , also in<br />

der Sphäre zwischen Gott <strong>und</strong> Mensch.<br />

In diesem Essay wird unter ‚Messianisch‘ vor allem das Heraufbringen einer<br />

neuartigen Heilszeit auf Erden verstanden. Genau dessen wird Anchtifi gerühmt,<br />

<strong>und</strong> so sei hier also von ihm als ‚Messias‘ – die Anführungszeichen sollen<br />

die Problematik eines solchen interkulturellen Vergleichs <strong>und</strong> der<br />

entsprechenden Begrifflichkeit anzeigen – gesprochen (auch wenn er nicht ‚Gesalbter‘<br />

war, aber immerhin als ein von Gott Erwählter inszeniert wird). Wie<br />

Gott (insbesondere der Sonnengott, Pfeiler VI g, s. u.) für die Schöpfung steht<br />

Anchtifi als Gott-Beauftragter für eine neue Schöpfung <strong>und</strong> insbesondere den<br />

Anbruch einer neuen Ära. Neben der Offenbarung des Johannes kann aus der<br />

Textwelt des Neuen Testaments allgemeiner vergleichend besonders der Kolosser-Brief<br />

15-20, in dem der Heiland hymnisch gepriesen wird, herangezogen<br />

werden 10 .<br />

Die Prägung einer Heilshoffnung auf den konkreten Menschen Anchtifi<br />

zeigt ein charismatisches <strong>und</strong> überhohes Sendungsbewusstsein, die radikale<br />

Inszenierung des Potentaten in einer Rolle als herrscherlicher Retter 11<br />

<strong>und</strong><br />

Heilsbringer, also einem Über-Mann (hier spielt tatsächlich eine besondere Maskulinitäts-Vorstellung<br />

eine wesentliche Rolle! - s. u. zur Anchtifi-Formel jnk pw<br />

TAy jwty wn ky), der etwas ganz Neues <strong>und</strong> Neuartiges in einer krisengeschüttelten<br />

Zeit heraufbringt. Hier wird auf eine absolute Außergewöhnlichkeit der Person<br />

Anchtifi in der Zeit einer radikalen sozialen Krise nach einem halben Jahrtausend<br />

(mehr oder weniger) stabilem Staat im Niltal 12 gesetzt. In dieser Ära<br />

(Zeit der Regionen) 13<br />

können wir nicht nur eine starke Regionalisierung im<br />

6<br />

Übersetzung Martin Buber; aus dem als kohärent geltenden Textcorpus Deuterojesaja<br />

kennen wir zwei weitere ähnlich lautende Passagen: 41,4 <strong>und</strong> 48,13.<br />

7<br />

Gr<strong>und</strong>legend VANDIER, Mo c alla, 1950; zuletzt MORENZ, Anchtifi von Hefat, 2022.<br />

8<br />

Hier genüge ein Hinweis auf eine der neueren Monotheismus-Debatten im Anschluss<br />

an ASSMANNS „Der Mann Mose“, SCHIEDER (<strong>Hrsg</strong>.), Die Gewalt des einen Gottes.<br />

9 DU RAND, Alpha and Omega, 850–852.<br />

10<br />

Hinweis M. Bauks.<br />

11<br />

Im Herrschaftskontext ist die Messias-Vorstellung mit charismatischer Herrschaft im<br />

Sinne Max Webers verb<strong>und</strong>en.<br />

12<br />

Zur Problematik der Stabilität von Staaten: YOFFEE (ed.), The Evolution of Fragility.<br />

Tatsächlich suggeriert staatliche Verfasstheit in vielen Fällen aus dem Altertum mehr<br />

Stabilität als sie wirklich bot. Immerhin gehört die Fiktion von Stabilität – also ein Ordnungsversprechen<br />

– substantiell zu Staatsvorstellungen <strong>und</strong> Staatsbegründungen.<br />

13<br />

Zur Begrifflichkeit MORENZ, Die Zeit, 29–52.


30<br />

Ludwig D. Morenz<br />

Niltal, sondern, eng verb<strong>und</strong>en damit, eine enorm verstärkte Betonung von individueller<br />

Leistung <strong>und</strong> sogar auch konkreter ausgedrückter persönlicher Gottesbeziehung<br />

14 im Horizont von im Herzen (jb) lokalisierter Eigenverantwortlichkeit<br />

(inner directedness) 15 konstatieren. 16 Eine solche Darstellungsweise<br />

kennen wir aus den Texten des Alten Reiches nicht <strong>und</strong> sie ist typisch für Decorums-<br />

<strong>und</strong> Diskursverschiebungen am Ende des Dritten Jahrtausends v. Chr.<br />

Diese zeittypische Betonung von Individualität eines Elite-Mannes mündete in<br />

Agonalität <strong>und</strong> Kompetitivität innerhalb der Peer-Group 17 , wie sie sich bei<br />

Anchtifi etwa in folgender Wettbewerbs-Formel (Schema: aA X(=j) r mjtj(=j) nb)<br />

ausdrückt:<br />

aA bjA(=j) r mjtj(=j) nb<br />

Größer war mein Kupfer(-‚Geld‘) 18 als das jedes meinesgleichen (mjtj) 19 .<br />

Der charismatische Herrschaftsanspruch speziell Anchtifis reichte aber noch<br />

viel weiter, zielte nicht etwa nur auf ein einfaches <strong>und</strong> graduelles Bessersein,<br />

sondern vielmehr auf die Behauptung einer absoluten Unvergleichlichkeit dieses<br />

messianischen Heilsbringers <strong>und</strong> seine distinkte Über-Menschlichkeit als<br />

„Anfang der Menschen <strong>und</strong> Ende der Menschen“.<br />

Tatsächlich ist diese starke Selbst-Aussage im ägyptischen Textuniversum<br />

überhaupt nur zweimal belegt, <strong>und</strong> beide Male eben in der Grabinschrift des<br />

Potentaten Anchtifi von Hefat aus dem späten Dritten Jahrtausend v. Chr. 20 Zwar<br />

14<br />

So wird der eigene soziale Aufstieg konkret auf das Einwirken eines bestimmten Gottes<br />

zurückgeführt, MORENZ, Anchtifi von Hefat, 66–74.<br />

15 LICHTHEIM, Moral Values.<br />

16<br />

In diesem Zug der Zeit kann eine gewisse ‚Achsenzeitlichkeit‘ der Zeit der Regionen<br />

gesehen werden (ASSMANN, Cultural Memory and the Myth of the Axial Age) <strong>und</strong> dazu<br />

gehört eine Tendenz zu einem „second order thinking“, DIETRICH, Hebräisches Denken<br />

<strong>und</strong> die Frage nach den Ursprüngen des Denkens zweiter Ordnung.<br />

17<br />

Innerhalb der ägyptischen Elite war Kompetition selten ein direktes Thema, während<br />

sie in den funerären Monumenten der Elite seit dem Alten Reich den ‚Arbeitern‘ zugeschrieben<br />

wurde, also in der Elitekultur wohl auch als ‚vulgär‘ galt. Auf diese Vorläufer<br />

kann Anchtifis Diktion zumindest partiell zurückgeführt werden, nicht zuletzt sein jnk<br />

pw TAy, MORENZ, Anchtifi von Hefat, 82–92.<br />

18<br />

Die Bedeutung von Kupfer im Gebrauch als eine Art Geld kam anscheinend in der Zeit<br />

der Regionen auf (MÜLLER WOLLERMANN, Funktionsträger von Geld) <strong>und</strong> kann mit den<br />

sozio-ökonomischen Umschichtungen <strong>und</strong> Entwicklungen eben in dieser Zeit verb<strong>und</strong>en<br />

werden.<br />

19<br />

Diese Phrase ist mehrfach ähnlich belegt, FISCHER, Notes on the Mo c alla Inscriptions.<br />

Wir kennen sie auch von der Selbst-Präsentation des Heka-ib (BM 1671; POLOTSKY, The<br />

Stela) <strong>und</strong> können hier durchaus eine bestimmte Gebeleiner Phraseologie vermuten,<br />

MORENZ, Die Zeit, 236–246.<br />

20<br />

Eine sehr viel abgeschwächtere Form steht in dem satirischen Brief des Hori (P. A-<br />

nastasi I). In diesem Text aus dem Neuen Reich lesen wir: ḥꜢ.tỉ-Ꜥ n č̣Ꜣm.w⸗f nn twt n⸗f –


Anchtifi als erschienener „Messias“ 31<br />

bleibt das Caveat des für uns ferne Betrachter kaum sicher abschätzbaren Überlieferungszufalls,<br />

doch könnte die radikale Einzigkeitsbehauptung als rhetorische<br />

Figur <strong>und</strong> Formel sogar ganz spezifisch für eben diesen Anchtifi geprägt<br />

worden sein.<br />

Exkurs 1: Vergleich mit dem – jüngeren – pharaonischen Herrschaftsmuster<br />

Im pharaonischen Herrschaftsdiskurs seit dem Mittleren Reich – gespiegelt<br />

etwa in den Kahuner Hymnen auf Sesostris 21 – finden wir Aussagen wie „Seinesgleichen<br />

hat nicht existiert“ oder auch „einen wie ihn wird es nicht geben“. 22<br />

Tatsächlich kennen wir diese Art Phraseologie noch nicht aus dem Alten Reich<br />

belegt <strong>und</strong> vielleicht wurde dann im Zweiten Jahrtausend ein etwa zur Zeit des<br />

Anchtifi geprägter Herrschafts-Diskurs in die pharaonische Sphäre übertragen<br />

<strong>und</strong> royal fortgesponnen. Anchtifi jedenfalls reklamiert für sich eine extrem<br />

pharaonische Rolle als irdischer Repräsentant des Sonnengottes <strong>und</strong> geht dabei<br />

weit über die traditionellen Grenzen des Decorum hinaus. Seine Behauptung<br />

übersteigt selbst pharaonische Phraseologie noch drastisch. Diese partielle Auflösung<br />

von lange gültigen Regeln des Decorum ist typisch für die Zeit der Regionen<br />

<strong>und</strong> ganz besonders für die Selbst-Präsentation des Anchtifi.<br />

Ziel dieser Überlegungen ist zum einen eine kulturhistorische Kontextualisierung<br />

<strong>und</strong> zum anderen ein konkretes Verständnis des spezifischen Textes.<br />

Markant ist eine anscheinend ganz ernsthaft behauptete (<strong>und</strong> vielleicht sogar<br />

tatsächlich geglaubte??? 23 ) Dimension von einer herausragenden Über-Menschlichkeit<br />

des Anchtifi. Ein kurzer Steckbrief soll zunächst einige Basisinformationen<br />

für das Folgende liefern:<br />

a. Ort des Geschehens: Hefat: südliches Oberägypten, etwa 30km südlich<br />

von Luxor auf der Ostseite des Nils<br />

b. Zeit der Handlung: Ende des Alten Reiches <strong>und</strong> große sozio-ökonomische<br />

Krise 24 , Regionalisierung anstatt dem bisherigen Territorialstaat<br />

c. Wer war Anchtifi: regionaler Potentat mit Kernmachtbereich in Hefat;<br />

Wahl einer natürlichen Pyramide (Fig. 2) als Begräbnisort für seine<br />

„pharaonische“ Inszenierung 25 ; zugleich als Über-Mensch konzipiert<br />

„der Erste seiner Generation, es gibt keinen ihm Gleichen“; FISCHER-ELFERT, Die satirische<br />

Streitschrift, 16; WIECHMANN, Autorität <strong>und</strong> Mythos, i. V.<br />

21 OSING, Zu zwei literarischen Werken.<br />

22 BLUMENTHAL, Untersuchungen zum ägyptischen Königtum.<br />

23<br />

Bei dieser Frage nach der konkreten persönlichen Sichtweise können wir angesichts<br />

der öffentlichen Aufzeichnungssituation natürlich nur spekulieren.<br />

24 MÜLLER-WOLLERMANN, Krisenfaktoren; zum Begriff der Krise: KOSSELLECK, Kritik <strong>und</strong><br />

Krise; Versuch eines Zeit-Bildes: MORENZ, Die Zeit.<br />

25 EJSMOND, Natural Pyramids; MORENZ, Anchtifi von Hefat, 58–62.


32<br />

Ludwig D. Morenz<br />

d. Selbst-Präsentation: konventionelle Form der Selbst-Präsentation im<br />

Pfeiler-Grab (Fig. 3) auf sieben Pfeiler geschrieben (Fig. 4), aber ganz<br />

idiosynkratische Diktion sowohl im Gesamttext als auch in Teilen, zugleich<br />

natürlich auch Verwendung diverser konventioneller Elemente<br />

Fig. 2) Nekropole in Pyramidenform; W-O- <strong>und</strong> O-W-Ansicht; Grab des Anchtifi dominiert deutlich<br />

Fig. 3) Pfeilergrab; Plan; Pfeiler mit Inschriften der Selbst-Präsentation <strong>und</strong> Leserichtung hier<br />

markiert


Anchtifi als „erschienener Messias“<br />

Eine Selbst-Präsentation zwischen Mythogeschichte <strong>und</strong><br />

Geschichtsphilosophie (Response auf Ludwig Morenz)<br />

Michaela Bauks<br />

1. Anmerkungen zur These<br />

„Ich bin Anfang der Menschen <strong>und</strong> Ende der Menschen“ (jnk ḥ3.t rmṯ pḥ.wj rmṯ)<br />

wird von dem Kollegen Ludwig Morenz als eine messianische Formel „in einem<br />

Alltagssinn“ 1 definiert.<br />

Offensichtlich geht es in der altägyptischen Grabinschrift um das hohe Sendungsbewusstsein<br />

des Gaufürsten von Herakleopolis <strong>und</strong> Edfu, der in dieser<br />

Grabinschrift als Retter <strong>und</strong> Heilsbringer in einer Zeit der radikalen gesellschaftlichen<br />

Krise, nämlich zu Beginn der sogenannten ersten Zwischenzeit,<br />

inszeniert ist. 2<br />

Wie theologisch lässt sich diese Figur verstehen, um sie als<br />

„messianisch“ bezeichnen zu können?<br />

Der Topos lässt sich s. E. mit der Formsprache Deutero-Jesajas verbinden,<br />

wie sie z. B. in Jes 44,6 begegnet: „Ich bin der Urfrühe, ich bin der Letztspäte.<br />

Außer mir ist kein Gott“ (Jes 44,6 – Übersetzung M. Buber; s. oben S. 29). Die<br />

Formel dient in dem gegebenen literarischen Kontext der Ausformulierung eines<br />

exkludierenden Monotheismus.<br />

Interessanterweise berichtet innerhalb der prophetischen Bücher 3 nur Deutero-<br />

Jesaja von einem Messias, der allerdings in dem persischen König Kyros (44,28<br />

„mein Hirte“, 45,1 „mein Gesalbter“) sehr weltlich gezeichnet ist. Der Text<br />

1<br />

S. oben S. 27. Vgl. zu den Schwierigkeiten der Begriffsverwendung auch LEUENBERGER,<br />

Messias im Übergang, 39–42. Er unterstreicht, dass der Begriff Messias <strong>und</strong> eschatologische<br />

Konzepte im AT an keiner Stelle gemeinsam auftreten, woraus zu schließen ist,<br />

dass Messias <strong>und</strong> messianische Vorstellungen in unterschiedliche Zusammenhänge verweisen.<br />

Erst in Ps.Sal 17,4.32 begegnet erstmals ein König als eschatologischer Herrscher<br />

(κύριος χριστός). Weitere Belege finden sich in den Texten vom Toten Meer (z. B.<br />

1QS 9,5–11; 1Q Sa2,11–22; CD 12,23) oder auch in 1Hen 61,8; 62,2, wo der auf dem<br />

Thron sitzende Sohn Gottes auch Messias genannt wird (1Hen 48,10; 52,4), der Schöpfung<br />

präexistent ist (48,3) <strong>und</strong> in 71,14 vermutlich nachträglich mit Henoch identifiziert<br />

wird; vgl. COLLINS, King and Messiah, 305.<br />

2<br />

Zur Übersetzung vgl. BREYER, TUAT NF, Bd. 2, 187–196, der allerdings andere Akzente<br />

setzt als Morenz in seinem Beitrag.<br />

3<br />

Sonst begegnet die Bezeichnung in der prophetischen Literatur nicht (Ausn. Hab 3,13),<br />

sondern vor allem in den sog. Geschichtsbüchern <strong>und</strong> in den Psalmen zumeist in einem<br />

politischen Kontext; vgl. 2Sam 5,1–3; Ps 2,2; 18,51; 89,21.


54<br />

Michaela Bauks<br />

überträgt hier königsideologische Prädikate – vor allem David gilt als Gesalbter<br />

JHWHs – auf einen Fremdherrscher, der im Zuge des göttlichen Restaurationshandelns<br />

an Israel-Juda im Anschluss an die babylonische Zerstörung (587/586<br />

v. Chr.) zur ausführenden Kraft wird. Somit ist die Ausgangslage eine andere,<br />

da die neue Schöpfung eindeutig auf JHWH, den Gott Israel-Judas, zurückgeführt<br />

wird, der den Alleinanspruch auf Göttlichkeit erhebt. Deshalb braucht das<br />

Volk sich vor der Zukunft (vgl. „die kommenden Dinge“ in 45,11; 41,23) nicht<br />

mehr zu fürchten. 4 JHWH ist Israels ג (go’el) im Sinne der geläufigen familienrechtlichen<br />

Institution <strong>und</strong> sichert die „Erlösung“ des Volks aus der Not<br />

(44,6b; 41,14 u. ö.). Dies geschieht im Zuge eines Befreiungshandelns, das die<br />

frühere Ordnung wiederherstellt. 5 Da in den sog. messianischen Texten Jesajas,<br />

die von einem zeitlich unbestimmten, künftigen Heilsherrscher handeln – Jes<br />

7; 9 <strong>und</strong> vor allem der exilisch-nachexilische Text Jes 11 –, der Begriff des Gesalbten<br />

6 aber gänzlich fehlt, ist das alttestamentliche Messiaskonzept von einem<br />

eschatologischen Konzept von Weltende <strong>und</strong> Welterneuerung zu unterscheiden.<br />

7<br />

Eine andere Tradition ist die urzeitliche Figur der Weisheit in Prv 8,22, „die<br />

am/als Anfang ( ‏ִית /rešît) seines Weges von JHWH erschaffen wurde“, der<br />

Urzeit angehört <strong>und</strong> der Menschenschöpfung zeitlich vorgelagert ist. 8<br />

Allerdings<br />

nimmt auch diese schöpfungstheologisch wichtige Passage eine Endzeit<br />

nicht in den Blick.<br />

Wie ließen sich die mythischen, schöpfungstheologischen Konnotationen<br />

der Anchtifi-Inschrift dann mit einem eschatologischen Messiaskonzept in Verbindung<br />

bringen? Ein möglicher Beispieltext wäre – neben den genannten Belegen<br />

aus der Offenbarung des Johannes (s. oben S. 29) – der Kolosserhymnus<br />

(Kol 1,15–20). Dieser kommt auch gattungsmäßig dem Selbstlob einer Grabinschrift<br />

recht nahe. Kol 1,15 beschreibt in dem Christuslob Jesus Christus als<br />

„Bild des unsichtbaren Gottes“ <strong>und</strong> „Erstgeborenen aller Schöpfung“ <strong>und</strong> folgert<br />

in V. „16 denn in ihm wurde alles geschaffen im Himmel <strong>und</strong> auf der Erde, das<br />

Sichtbare <strong>und</strong> das Unsichtbare, Throne, Herrschaften, Gewalten, Mächte; durch<br />

ihn <strong>und</strong> auf ihn hin ist alles geschaffen. 17 Und er ist vor allem (καὶ αὐτός ἐστιν<br />

πρὸ πάντων; d. h. vor aller Schöpfung), <strong>und</strong> alles findet in ihm seinen Zusammenhalt.“<br />

9 Eine eschatologische Perspektive eröffnet schließlich V. 18, wenn es<br />

heißt: Christus „ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten, damit er in<br />

allem Erster werde (ὅς ἐστιν ἀρχή).“ 10 Somit gibt dieser – allerdings um ca. 2200<br />

לֵאֹ‏<br />

אשֵׁר<br />

4<br />

Dass die Durchsetzung des Alleinanspruchs kein Selbstzweck sei, sondern eben diese<br />

paränetische Absicht verfolgt, betont BERGES, Jesaja 40–48, 326 mit Rekurs auf ELLIGER,<br />

Jesaja 40,1–45,7, 399.<br />

5 BERGES, Jesaja 40–48, 327; vgl. 196f.<br />

6<br />

Vgl. HARTENSTEIN, Psalm 2, 85f.<br />

7<br />

Vgl. SAEBO, Verhältnis, bes. 36f.; LEUENBERGER, Messias im Übergang, 42.<br />

8<br />

Vgl. zu Übersetzung <strong>und</strong> Kommentierung SCHIPPER, Sprüche, 523–526.<br />

9<br />

Übersetzung von, SCHWEITZER, Der Brief an die Kolosser, 50.<br />

10<br />

Anders betont Eph 1,4 die Erwählung der Menschen vor der Erschaffung der Welt in<br />

Jesus Christus.


Anchtifi als „erschienener Messias“ 55<br />

Jahre jüngere Text – eine Zusammenschau von Schöpfung, eschatologischer<br />

Neuschöpfung <strong>und</strong> Messianologie vor, wobei im Rekurs auf die Gottebenbildlichkeit<br />

Christi (πρωτόκος πάσης κτίσεως; V. 15) eine Anleihe an die ägyptische<br />

Königideologie durchschimmern könnte.<br />

Allerdings scheint mir die überschneidende Sphäre von Göttlichem <strong>und</strong><br />

Menschlichem in der Inschrift des Anchtifi deutlich in den Hintergr<strong>und</strong> zu treten.<br />

11 Zentral geht es doch um einen konkreten Herrscher, der in Zeiten einer<br />

großen politischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Krise ein äußerst hohes Sendungsbewusstsein<br />

erkennen lässt. Denn er bezieht die Einzigkeitsaussage in dem<br />

Selbstlob auf sich selbst <strong>und</strong> bereitet damit einen sich im Mittleren Reich neu<br />

ausbildenden Herrschaftsdiskurs vor, wie er z. B. in der Vorhersage des Neferti<br />

wiederbegegnet. 12<br />

Anders als es die Übersetzung der Inschrift durch Francis Breyer erkennen<br />

lässt, die allerdings die Inschrift von Pfeiler 6 nicht dokumentiert hat, betont<br />

Ludwig Morenz das Aufkommen einer neuen Form des Gott-Königtums. Unter<br />

Berücksichtigung von Pfeiler VIγ mit der Erwähnung von rk R‘ „Zeit des Sonnengottes“<br />

(s. oben S. 44) hebt er die enge Beziehung zwischen politischer Endzeitstimmung<br />

<strong>und</strong> der Erwartung einer durch Anchtifi selbst erwirkten Neuschöpfung<br />

hervor. Dank der Nennung von Apophis (IV.10) als Chaossymbol sei<br />

auf ein kosmologisches Thema angespielt. Ein zweiter Topos sei das in Iα2 erwähnte<br />

Sumpfgebiet (grg.t) von Edfu, das der Neugründung (grg) durch Anchtifi<br />

bedarf. Und daraus lese sich s. E. Anchtifis Schöpfungsanspruch ab, der zu einem<br />

neuen Äon („in dieser Jahr Million“ ḥḥ n rnp.t pn in IIβ1) führe. Diesen<br />

neuen Zeitbegriff könne man mit „der Zeit Res“ (rk R‘) parallelisieren, wodurch<br />

der Schöpfungsaspekt wiederum verstärkt werde (s. oben S. 38). Die von rebellierenden<br />

Kräften verantwortete Krise müsse behoben werden, <strong>und</strong> Anchtifi<br />

werde zum erwarteten Helden (vgl. die Inschrift auf Pfeiler Iβ2-3):<br />

„2 … Ich bin der Anfang des Menschen <strong>und</strong> das Ende des Menschen, einer, der die Lösung<br />

fand, als es an ihr ermangelte im Land, (<strong>und</strong> dies) wegen meines [energisch]en<br />

Vorgehens <strong>und</strong> gewaltigen Wortes (einer,) 3 der am Tag, als die (drei?) Gaue vereinigt<br />

wurden [kühlen Kopf bewahrte]. 13<br />

Auf Pfeiler IIβ1 erfährt die Selbstprädikation noch eine Steigerung, indem<br />

Anchtifis Stärke sogar auf einen neuen Äon (so Morenz, s. o. S. 43) verweist:<br />

11<br />

Vgl. ASSMANN, Herrschaft <strong>und</strong> Heil, 117–122, der für die Inschrift die entschiedene<br />

Loyalität in einem Patronatsverhältnis herausstreicht, zu der die Inschrift in Abwehr<br />

anderer möglicher Patronatsherren aufruft.<br />

12<br />

S. dazu oben Morenz, S. 48.<br />

13<br />

Übersetzung BREYER, TUAT NF Bd. 2, 190.


56<br />

Michaela Bauks<br />

„Ich habe übertroffen, was meine Vorfahren geleistet haben, <strong>und</strong> meine Nachfahren werden<br />

mich (auch) in diesem Aeon (lit. Millionen an Jahren) nicht erreichen bezüglich all<br />

dessen, was ich geleistet habe, denn schließlich ist [dieses La]nd [ruhig]“. 14<br />

Während der Nachsatz – allerdings ist der Text hier korrupt – auch auf die geschichtliche<br />

Zeit verweisen könnte, deutet Morenz die Passage wegen der Wendung<br />

„in dieser Jahr Million“ ḥḥ n rnp.t pn messianisch-eschatologisch als „neue<br />

Zeit“.<br />

In jedem Fall unterstreicht die virile Selbstbeschreibung als „Manns-Kerl –<br />

Es wird keinen anderen geben“ seinen außerordentlichen Anspruch, der in dem<br />

Text refrainartig mehrfach wiederkehrt.<br />

2. Messias <strong>und</strong> Gottebenbildlichkeit – qädäm als<br />

besonderes Zeitschema<br />

Anhand von zwei alttestamentlichen Diskursen möchte ich diese geschichtsphilosophische<br />

Rekonstruktion nochmals kritisch reflektieren.<br />

1. Messias <strong>und</strong> Gottebenbildlichkeit bilden zwei unabhängige Stränge der<br />

biblischen Königsideologie. Wie die zitierten Texte aus Deutero-Jesaja<br />

<strong>und</strong> dem Kolosserhymnus demonstrieren, ist die Bezeichnung Messias<br />

traditionsgeschichtlich komplex, sobald man nämlich das etymologische<br />

Verständnis einer rituell gesalbten zumeist königlichen Gestalt<br />

verlässt („Alltagssinn“) <strong>und</strong> die theologische Bedeutung erhebt. Denn<br />

das Neue Testament kennt Messias/Christos als Hoheitstitel, wobei der<br />

eschatologische Charakter prägend ist. Diese Konnotation fehlt jedoch<br />

im Alten Testament, wo der funktionale Bezug überwiegt. 15 Im NT begegnen<br />

die Gottessohnschaft des Gesalbten (Mk 14,61f; vgl. Kol 1,3)<br />

neben seiner Davidsohnschaft (z. B. Mk 10,47f; 11,10).<br />

2. Der Christus-Hymnus verweist in Kol 1,15 in Bezug auf die Gottebenbildlichkeit<br />

auf einen weiteren königsideologischen Kontext, wobei das<br />

Konzept im Vergleich zur alttestamentlichen Anwendung auf den Menschen<br />

an sich im NT eine Revision erfährt. Die Bezeichnung wird zum<br />

Hoheitstitel von Jesus Christus, <strong>und</strong> die Inanspruchnahme durch die<br />

Menschen bedarf nun des Umwegs über die Nachfolge Jesu. Christus<br />

14<br />

Übersetzung BREYER, TUAT NF Bd. 2, 191; s. oben Morenz S. 43.<br />

15<br />

Leuenberger führt aus, dass in dem einschlägigen Königspsalm Ps 2,2.6 der Messias<br />

genannt ist, innerhalb des gezeichneten Weltbildes von Gott als Weltenherrscher erstmals<br />

auf dem Zion (anders Ps 20,3; 110,2) eingesetzt bzw. gezeugt ist, dessen Erbland<br />

bis an die Enden der Erde reicht (V. 8ff). Doch verzichtet die kosmisch ausgeweitete<br />

Tempel- <strong>und</strong> Palastvorstellung darauf, eine endzeitliche Königsvorstellung einzutragen.<br />

Stattdessen führt der König die Herrschaft zusammen mit JHWH aus (LEUENBERGER., Messias<br />

im Übergang, 46; vgl. HARTENSTEIN, Psalm 2, 81.97).


Anchtifi als „erschienener Messias“ 57<br />

ist darin auch als „Erstlingsschaft in aller Schöpfung“ charakterisiert.<br />

Das erinnert an die Präfiguration der Weisheit in Prv 8, fügt aber darüber<br />

hinaus einen eschatologischen, d. h. auf das Jenseits ausgerichteten<br />

Zeitbegriff ein. Denn Christus ist in V. 18 auch als „der Anfang, der<br />

Erstgeborene von den Toten, damit er in allem Erster werde“ vorgestellt<br />

(vgl. 1Kor 15,20). Somit gelangen wir hier tatsächlich zu einem<br />

Zeitkonzept, das der Rekonstruktion auf der Basis der Grabinschrift<br />

des Anchtifi ähnelt.<br />

3. Die Rede vom Ersten <strong>und</strong> Letzten ist in biblisch-traditionsgeschichtlicher<br />

Sicht weniger ein Merkmal von Messianismus als der Hinweis auf<br />

ein Zeitkonzept, das die letzten Dinge nicht im Sinne einer „kupierten<br />

Apokalyptik“ 16 , d. h. als Offenbarung ohne Heil benennt, sondern als<br />

Voraussetzung für eine Neuschöpfung. Es geht um die Errichtung einer<br />

besseren Welt, die in einer Abfolge von gut – schlecht – gut bzw. Leben<br />

– Tod – Wiedergeburt erscheint. In den Texten Deutero-Jesajas ist aber<br />

Gott selbst als der Erste <strong>und</strong> der Letzte präsentiert. Und das Ende der<br />

politischen <strong>und</strong> sozialen Not sowie die Restauration der Verhältnisse<br />

sind vorrangig dank des als Schöpfer erfolgreich waltenden Gottes erwartbar.<br />

Denn der fremdländische Messias Kyros ist lediglich das Instrument<br />

des göttlichen Heilshandelns, ohne selbst an der Göttlichkeit<br />

zu partizipieren. Auch wird er an keiner Stelle als König tituliert. Dieser<br />

Titel bleibt bei Deutero-Jesaja – zumal mit Blick auf das Ende der<br />

judäischen Monarchie – Gott vorbehalten. Anders impliziert die Beschreibung<br />

Anchtifis, „Anfang <strong>und</strong> Ende des Menschen“ zu sein – zumal<br />

im gegebenen Grabkontext –, die eschatologische Dimension, die<br />

auf das Fortleben des Toten zielt, wobei der Akt der „Neuschöpfung“<br />

die Restauration der zu seinen Lebzeiten erfahrenen Verhältnisse übertrifft.<br />

Die alttestamentlichen Texte lassen ihre Zeitvorstellungen in der<br />

Urzeit wurzeln ( qædæm‏/םֶדֶק 17 , םָלוֹע /‘ôlam 18 ), während das Nachher der<br />

historischen Zeit ( /’acharît) 19 weitgehend unbestimmt bleibt. Die<br />

Aussicht auf den Neubeginn setzt in den Texten Deutero-Jesajas die<br />

תיִ‏ רֲחאַ<br />

16<br />

Vgl. KÖRTNER, Enthüllung der Wirklichkeit, 383–402, hier 396 im Rückgriff auf<br />

VONDUNG, Apokalypse, 12. Es geht in der religiösen Apokalyptik nicht um die Enthüllung<br />

der Wirklichkeit im definitiven Untergang, sondern um ein Konzept, das die Katastrophe<br />

als Krise versteht, auf die Erlösung in einer neuen Wirklichkeit folgt.<br />

17<br />

Qädäm hat aber auch deutlich räumliche Konnotation <strong>und</strong> bezeichnet die Himmelsrichtung<br />

Osten.<br />

18<br />

S. auch der Plural םיִמָלוֹע „Vorzeit“ in Jes 51,9. S. aber auch וֹלָםעְל <strong>und</strong> עוֹלדַע ־ םָ‏ als auf<br />

die Zukunft gerichtete Ewigkeitsaussage z. B. im Kontext der davidischen Königsdynastie<br />

(1Sam 20,42) im Rahmen eines ewigen B<strong>und</strong>es bzw. der Lebenszeit des Königs (1Kön<br />

1,31; Ps 110,4). Bei Sir wird es zur Bezeichnung von „Zeit“ (42,18 u. ö.) oder „Zukunft“<br />

(Sir 48,25). Häufig hat die Verwendung von + Präposition vor allem steigernde Wirkung<br />

(Ps 118,14 u. ö; vgl. PREUß, Art. ‛olam, 1155.<br />

19<br />

Dtn 11,12; Ez 38,8; s. aber auch den prophetischen Gebrauch im Sinne vom „Ende der<br />

Tage“ in Jes 2,2; Jer 23,20; 30,24 u. ö.<br />

םָלוֹע


Biographische Schilderungen bei den<br />

Hethitern<br />

Zwischen Reflexion, Rechtfertigung <strong>und</strong> Propaganda<br />

Birgit Christiansen<br />

1. Einleitung<br />

Im Jahre 1998 ist ein Tagungsbeitrag von Stefan Maul erschienen, der den Titel<br />

Altorientalische Tatenberichte mit (auto)biographischen Zügen trägt. 1 Maul hält<br />

in dem Beitrag fest, dass es autobiographische oder biographische Texte im Alten<br />

Orient nicht gegeben hat.<br />

Betrachtet man nur die Überlieferung der Babylonier <strong>und</strong> Assyrer, ist Maul<br />

recht zu geben. So sind uns zwar zahlreiche Königsinschriften überliefert, die<br />

sich von kurzen Bauinschriften bis hin zu ausführlichen Tatenberichten entwickeln.<br />

Da sie in der 1. Person Singular verfasst sind, erwecken sie den Eindruck<br />

einer Ich-Erzählung des jeweiligen Herrschers. Wie Maul zutreffend feststellt,<br />

geht es in diesen Inschriften aber nicht darum, die verschiedenen Stationen des<br />

Lebens des jeweiligen Herrschers oder seine Persönlichkeit <strong>und</strong> die Triebfedern<br />

seines Handelns darzustellen.<br />

So thematisieren die Texte weder Geburt <strong>und</strong> Jugend des Königs noch die<br />

Umstände seiner Thronbesteigung. Ebensowenig finden familiäre Ereignisse<br />

wie Hochzeit <strong>und</strong> Geburt der Kinder oder Krankheit <strong>und</strong> Tod von Familienmitgliedern<br />

Erwähnung. 2 Es handelt sich vielmehr um res gestae bzw. annalistische<br />

Texte, die die Ruhmestaten des jeweiligen Königs für ewig festhalten sollten.<br />

Dabei stellen die Tatenberichte babylonischer Herrscher die Bautätigkeit <strong>und</strong><br />

die Pflege der Tempel in den Vordergr<strong>und</strong>, während der Fokus der assyrischen<br />

Berichte auf den politisch-militärischen Unternehmungen des Herrschers liegt.<br />

Letztere beinhalten die Feldzüge des Herrschers in chronologischer Reihenfolge<br />

vom ersten Regierungsjahr bis zum Zeitpunkt der Abfassung der Niederschrift.<br />

Zur Rekonstruktion historischer Ereignisse sind diese Texte aber nur bedingt<br />

geeignet, weil politische <strong>und</strong> militärische Misserfolge entweder ausgespart oder<br />

geschönt dargestellt wurden. Vielmehr ging es den Verfassern der Texte darum,<br />

den Namen <strong>und</strong> die Ruhmestaten des jeweiligen Herrschers für die Nachwelt<br />

festzuhalten <strong>und</strong> letztere zukünftigen Herrschern zum Vorbild zu machen.<br />

1 MAUL, Altorientalische Tatenberichte.<br />

2 MAUL, Altorientalische Tatenberichte, 11–12.


62<br />

Birgit Christiansen<br />

Nur einige wenige Texte weichen von den Gepflogenheiten ab <strong>und</strong> enthalten<br />

Elemente, die für biographische bzw. autobiographische Texte typisch sind. Als<br />

Beispiel verweist Maul auf eine Königsinschrift des assyrischen Herrschers<br />

Asarhaddons (680–669 v. Chr.), in der auch familiäre Zwistigkeiten vor dessen<br />

Thronbesteigung Erwähnung finden. Der von Maul zitierte Passus lautet: 3<br />

Obwohl ich jünger war als meine älteren Brüder, hat auf Befehl des Assur, Sin,<br />

Schamasch, Bel <strong>und</strong> Nabu, der Ištar von Ninive <strong>und</strong> der Ištar von Arbela mein Vater, der<br />

mich erzeugt hat, in der Versammlung meiner Brüder mein Haupt fest erhöht mit den<br />

Worten: ‚Dieser ist mein Thronfolger.‘ […] Böse Zunge, Verleumdung <strong>und</strong> Lüge streuten<br />

sie gegen den Willen der Götter über mich aus, Lügen <strong>und</strong> Unheilvolles sprachen sie<br />

hinter meinem Rücken, sowie Gehässigkeiten. Das mir wohlgesonnene Herz meines Vaters<br />

verfeindeten sie gegen den Willen der Götter mit mir. Insgeheim empfand jedoch<br />

sein Herz Mitleid, <strong>und</strong> sein Augenmerk blieb darauf gerichtet, daß ich die Königsherrschaft<br />

ausübe. Da redete ich mit meinem Herzen, <strong>und</strong> mein Gemüt erwog folgendermaßen:<br />

‚Ihre Taten sind hoffärtig <strong>und</strong> sie vertrauen auf ihren eigenen Verstand. Was werden<br />

sie wohl ohne die Götter verüben?‘ (Prisma-Inschrift Ninive A Asarhaddons I 8–34)<br />

Da der Text erst verfasst wurde, als Asarhaddon die Thronfolge für seine Söhne<br />

regelte, dient er nach Maul nicht in erster Linie dazu, Asarhaddons eigene<br />

Thronbesteigung zu rechtfertigen (die stattfand, obwohl er offenbar bei seinem<br />

Vater in Ungnade gefallen war). Die zentrale Botschaft sei vielmehr, dass es<br />

sinnlos sei, eine göttlich sanktionierte Thronfolge in Frage zu stellen. 4<br />

Im Hinblick auf die Fragestellung des vorliegenden Beitrags lässt sich auf<br />

jeden Fall festhalten, dass der Text zwar autobiographische Züge enthält, sich<br />

aber insgesamt nicht als Autobiographie charakterisieren lässt. 5<br />

Wie aber verhält es sich mit dem Schrifttum der Hethiter aus dem bronzezeitlichen<br />

Anatolien? Lässt sich hier ähnliches wie für die Schriftquellen des<br />

alten Mesopotamien feststellen oder sind uns von den Hethitern Texte überliefert,<br />

die ein höheres Maß an (auto)biographischen Zügen aufweisen oder sich<br />

gar als (Auto)biographien bezeichnen lassen? Dieser Frage möchte ich in den<br />

folgenden Abschnitten nachgehen.<br />

2. Biographische bzw. autobiographische<br />

Schilderungen im Hethitischen Schrifttum<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich ist festzustellen, dass sich im hethitischen Schrifttum deutlich<br />

mehr Schilderungen mit (auto)biographischen Bezügen als in der babylonischen<br />

<strong>und</strong> assyrischen Überlieferung finden. So nehmen Texte unterschiedlicher<br />

Genres wie königliche Annalen, Staatsverträge, Erlässe <strong>und</strong> Gebetstexte<br />

3 MAUL, Altorientalische Tatenberichte, 20–21.<br />

4 MAUL, Altorientalische Tatenberichte, 21–22.<br />

5<br />

Siehe zu dem Text auch TADMOR, Autobiographical Apology, 36–57.


Biographische Schilderungen bei den Hethitern 63<br />

häufiger auf persönliche <strong>und</strong> familiäre Erfahrungen <strong>und</strong> Ereignisse wie Krankheit,<br />

Tod, Konflikte mit Familienmitgliedern oder Anfeindungen durch politische<br />

Gegner Bezug. Bisweilen finden sich auch Schilderungen, die in der Retrospektive<br />

wichtige Stationen der eigenen Lebensgeschichte in ihrer Abfolge<br />

beschreiben <strong>und</strong> interpretieren.<br />

Der Terminus ‚autobiographisch‘ impliziert hier natürlich nicht unbedingt,<br />

dass diese Schilderungen tatsächlich von der Person stammen, die im Text als<br />

Ich-Erzähler <strong>und</strong> Protagonist auftritt. Sie werden zwar als wörtliche Rede der<br />

jeweiligen Person, bei der es sich zumeist um den Herrscher handelt, ausgegeben.<br />

Die Texte wurden aber ebenso wie in Mesopotamien <strong>und</strong> anderen Kulturen<br />

des Altertums von Schreibern niedergeschrieben <strong>und</strong> häufig unter Rückgriff<br />

von Standardformen <strong>und</strong> auf der Gr<strong>und</strong>lage früherer Texte komponiert. Es handelt<br />

sich damit also zumeist um eine ‚autobiographische Fiktion‘. Allerdings sei<br />

daran erinnert, dass dies auch bei modernen Autobiographien der Fall ist. So<br />

bedienen sich heute zahlreiche mehr oder weniger prominente Personen eines<br />

Ghostwriters oder zumindest professioneller Unterstützung wie Lektoren <strong>und</strong><br />

anderen Beratern.<br />

Und ebenso wie autobiographische Schilderungen des Altertums sind autobiographische<br />

Texte jüngerer Zeit stets subjektiv <strong>und</strong> werden meist mit dem<br />

Ziel geschrieben, das eigene Handeln in ein positives Licht zu rücken <strong>und</strong> zu<br />

rechtfertigen. Negative Ereignisse, Schwierigkeiten, Rückschläge <strong>und</strong> bisweilen<br />

auch eigenes Fehlverhalten werden zwar oft erwähnt. Sie dienen aber zumeist<br />

als Kontrastfolie, die die Schilderung interessanter machen <strong>und</strong> die Erfolge<br />

umso stärker hervorheben. Außerdem wird damit erreicht, dass die Leser<br />

die Erzählung stärker mit ihrer eigenen Lebensgeschichte verknüpfen können<br />

<strong>und</strong> somit stärker emotional beteiligt werden. Doch auch dann, wenn eine Person<br />

versucht, schonungslos <strong>und</strong> ungeschönt von ihrem Lebensweg zu berichten,<br />

muss sie unter der Vielzahl von Ereignissen eine Auswahl treffen. Ein umfassender<br />

<strong>und</strong> neutraler Bericht über das eigene Leben ist also schlechterdings<br />

nicht möglich. Und Ähnliches gilt auch für Biographien. Diese mögen zwar das<br />

Leben der anderen Person aus einer größeren Distanz <strong>und</strong> kritischer betrachten<br />

als eine Autobiographie. Doch auch sie sind keine objektive oder neutrale Schilderung<br />

der Vita der betreffenden Person, weil der Verfasser des Textes nur das<br />

berichten kann, was ihm zugänglich ist <strong>und</strong> eine subjektive Auswahl aus den<br />

Lebensereignissen trifft. Was <strong>und</strong> wie berichtet wird, hängt zudem stark von<br />

der Beziehung zu der Person <strong>und</strong> der Einstellung ihr gegenüber ab.<br />

Dies alles gilt es bei der Betrachtung antiker Texte zu berücksichtigen. Sie<br />

unterscheiden sich zwar von heutigen Texten unter anderem dadurch, dass die<br />

heutigen Standards der Textproduktion <strong>und</strong> Vervielfältigung den damaligen<br />

Menschen unbekannt waren. So wurden beispielsweise Elemente aus älteren<br />

Texten übernommen bzw. zitiert, ohne dass dies kenntlich gemacht wurde. Und<br />

auch die Autorenschaft bleibt oft unklar. Einem Text den autobiographischen<br />

Charakter abzusprechen, nur weil er bewusst oder unbewusst mit dem Ziel verfasst<br />

wurde, das eigene Handeln in der Vergangenheit vor sich <strong>und</strong> anderen zu


64<br />

Birgit Christiansen<br />

rechtfertigen, in ein positives Licht zu rücken oder Ereignisse anders darzustellen,<br />

als sie tatsächlich waren, wäre verfehlt. Vielmehr lässt sich autobiographisches<br />

Erzählen dadurch charakterisieren, dass es zentrale Lebensstationen<br />

schildert. Dazu gehören unter anderem Schilderungen der eigenen Kindheit<br />

<strong>und</strong> Jugend, Angaben zum Elternhaus <strong>und</strong> den familiären Verhältnissen, der<br />

berufliche Werdegang, Herausforderungen <strong>und</strong> Erfolge. Abhängig vom Adressatenkreis<br />

<strong>und</strong> dem Ziel der Schilderung werden bestimmte Ereignisse <strong>und</strong> Lebensstationen<br />

stärker betont, während andere weggelassen werden. So werden<br />

beispielsweise im Lebenslauf, mit dem man sich um eine Stelle oder ein Stipendium<br />

bewirbt, Fehlschläge <strong>und</strong> Schwächen üblicherweise ausgeklammert.<br />

3. Die sogenannte Apologie bzw. Autographie<br />

Ḫattušilis III.<br />

Nach diesen Vorbemerkungen möchte ich einen hethitischen Text in den Blick<br />

nehmen, der seit seiner Erstedition durch Sturte<strong>van</strong>t <strong>und</strong> Bechtel im Jahre 1935<br />

meist als Apologie Ḫattušilis III. angesprochen wird. 6 Das Genre dieses Textes<br />

wird allerdings seit langer Zeit kontrovers diskutiert, weil er sich aus verschiedenen<br />

Elementen zusammensetzt.<br />

§ 1 weist den Text als Rede des Großkönigs Ḫattušili aus. Er beginnt mit<br />

der üblichen Wendung UMMA PN „Folgendermaßen (spricht) PN“ gefolgt von<br />

der Titulatur <strong>und</strong> Genealogie des betreffenden Herrschers:<br />

Folgendermaßen (spricht) Tabarna Ḫattušili, der Großkönig, König des Landes Ḫatti,<br />

Sohn des Muršili, des Großkönigs, Königs des Landes Ḫatti, Nachfahre des Ḫattušili, des<br />

Königs von Kuššar. 7<br />

Interessant ist hier, dass die Genealogie vom Vater Ḫattušilis III. Muršili II. zurück<br />

bis zu Ḫattušili I. reicht, der von ca. 1590–1560 v. Chr. regierte <strong>und</strong> damit<br />

ca. 300 Jahre vor seinem Namensvetter Ḫattušili III. (ca. 1273–1245 v. Chr.).<br />

Ḫattušili III. betont also die Verbindung zum ersten König der hethitischen Geschichte,<br />

von dem uns schriftliche Aufzeichnungen überliefert sind, die als so<br />

bedeutend empf<strong>und</strong>en wurden, dass von ihnen auch in der Großreichszeit neue<br />

Abschriften angefertigt wurden.<br />

§ 2 nennt das Ziel des Textes. Ḫattušili möchte vom gerechten Walten der<br />

Göttin Ištar berichten. Jedermann soll seine Rede hören <strong>und</strong> in Zukunft sollen<br />

seine Nachfahren der Göttin Ištar besondere Ehrfurcht entgegenbringen. Der<br />

6 STURTEVANT, A Hittite Chrestomathy, 64–83; OTTEN, Die Apologie Hattusilis III.; OTTEN,<br />

KÜMMEL, Die Apologie Hattusilis III.; HOUT, Apology of Ḫattušili III; HOFFNER JR., The Apology<br />

of Ḫattušili III.<br />

7<br />

Die Übersetzung folgt hier <strong>und</strong> im Folgenden mit kleineren Abweichungen derjenigen<br />

von OTTEN, Die Apologie Hattusilis III., <strong>und</strong> OTTEN, KÜMMEL, Die Apologie Hattusilis III.


Biographische Schilderungen bei den Hethitern 65<br />

Text wird also als Lobrede auf die Göttin Ištar ausgewiesen, die mit einem Auftrag<br />

an zukünftige Generationen verb<strong>und</strong>en ist.<br />

Von der Göttin Ištar fürsorglichem Walten will ich berichten, <strong>und</strong> jedermann soll es<br />

hören! Und in Zukunft soll der Sohn Seiner Majestät, sein Enkel, <strong>und</strong> die Nachkommenschaft<br />

Seiner Majestät unter den Göttern der Ištar gegenüber ehrfürchtig sein (naḫḫan<br />

ešdu).<br />

Daraufhin folgt der Hauptteil des Textes (§§ 3–60).<br />

Er ist autobiographischer Natur <strong>und</strong> schildert in der Retrospektive wichtige<br />

Stationen der Lebensgeschichte Ḫattušilis III. Diese werden aber, wie in § 2<br />

betont wird, nicht erzählt, um Ḫattušilis eigenes Handeln zu rühmen, sondern<br />

um in diesem das Wirken der Göttin Ištar aufzuzeigen.<br />

Nachdem Ḫattušili den Bericht über das gerechte Walten der Göttin abgeschlossen<br />

hat, das sich in seiner Vita widerspiegelt, berichtet er von den Wohltaten,<br />

die er der Göttin aus Dankbarkeit für ihr Handeln an ihm erwiesen hat.<br />

So habe er ihr das Haus seines Widersachers Armadatta <strong>und</strong> die zugehörigen<br />

Ortschaften sowie ein Beinhaus übergeben (§ 12b).<br />

Daran schließt Ḫattušili einen Auftrag an seinen Sohn Tutḫaliya <strong>und</strong> an<br />

zukünftige Generationen an: Tutḫaliya soll den Tempel der Ištar verwalten <strong>und</strong><br />

ihr ebenso wie Ḫattušili dienen. Zukünftige Generationen dürfen den Tempel<br />

nicht der Nachkommenschaft des Ḫattušili <strong>und</strong> seiner Frau Puduḫepa entziehen.<br />

Außerdem dürfen sie nicht zu Lehens- <strong>und</strong> Frondienst herangezogen werden.<br />

Dieses Verbot wird mit einer Drohung verb<strong>und</strong>en. Wer sich dem Willen<br />

Ḫattušilis widersetzt, der soll die Göttin Ištar von Šamuḫa zur Gerichtsgegnerin<br />

haben.<br />

Abschließend appelliert Ḫattušili erneut an seine Nachkommen, der Ištar<br />

von Šamuḫa gegenüber ehrfürchtig zu sein.<br />

Der Text gibt sich also als Lobpreis der Göttin Ištar für ihr gerechtes Walten<br />

<strong>und</strong> als Mahnung an zukünftige Nachfolger aus, der Göttin besondere Achtung<br />

zukommen zu lassen. Außerdem enthält er Vorschriften für den Umgang mit<br />

dem von Ḫattušili III. gestifteten Ištartempel.<br />

Betrachtet man aber allein den Umfang, den die Schilderungen von Ḫattušilis<br />

beruflichen Werdegangs <strong>und</strong> seiner Erfahrungen einnehmen, <strong>und</strong> richtet<br />

man das Augenmerk auf die Ereignisse <strong>und</strong> die Art, wie diese erzählt werden,<br />

gewinnt man den Eindruck, dass es Ḫattušili nicht allein oder primär darum<br />

geht, die Göttin Ištar <strong>und</strong> ihr Handeln zu preisen. Vielmehr versucht Ḫattušili<br />

mit diesem Text zu rechtfertigen, dass er seinen Vorgänger auf dem Königsthron,<br />

Urḫi-Teššub, der den Thronnamen Muršili (III.) trug, als Großkönig absetzte,<br />

aus dem Lande vertrieb <strong>und</strong> selbst zum Großkönig des hethitischen Reiches<br />

wurde.<br />

Äußerst bemerkenswert ist aber, dass Ḫattušili diesen Aufstieg nicht auf<br />

sein eigenes Handeln zurückführt, sondern auf das gerechte Walten der Göttin


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Cover: Kai-Michael Gustmann, Leipzig<br />

Satz: Lars Allolio-Näcke, Erlangen<br />

Druck <strong>und</strong> Binden: BELTZ Grafische Betriebe, Bad Langensalza<br />

ISBN Print 978-3-374-07446-4 // eISBN (PDF) 978-3-374-07447-1<br />

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