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TREFFPUNKT<br />
HEISSES EISEN<br />
Abschieben oder brauchen?<br />
DIE ITALIENISCHE REGIERUNG GERÄT AUFGRUND DER AUSUFERNDEN FLÜCHTLINGSWELLE<br />
UNEHMEND UNTER DRUCK. ABSCHIEBEZENTREN SOLLEN DAS JETZT ÜBERTÜNCHEN, ABER…<br />
Laut und dauerhaft war das Geschrei<br />
der aktuell Regierenden, also sie noch die<br />
Oppositionsbank drückten: Seeblockade,<br />
stoppt die Einwanderung, Ausländer raus!<br />
Sogar von Versenken der Boote war die<br />
Rede gewesen. Mittlerweile hat sich die<br />
Zahl derer, die in Lampedusa anlanden<br />
mehr als verdoppelt. <strong>Die</strong> Problematik mit<br />
den Migranten erhielt mit den jüngsten<br />
Ankündigungen zum Ausbau der Abschiebezentren<br />
neue Nahrung. Eines davon soll<br />
in Südtirol entstehen – aber, um alle zu<br />
beruhigen, nur zur Unterbringung von in<br />
Südtirol straffällig gewordenen Ausländern<br />
oder solchen, die kein Bleiberecht haben.<br />
AUSLÄNDER RAUS<br />
<strong>Die</strong>ser Slogan ist, sofern er nicht pauschal<br />
angewandt wird, nicht per se falsch.<br />
Meistens aus der Not straffällig gewordene<br />
Ausländer tun sich mangels eines sozialen<br />
Netzes, das sie auffängt, auch nach eventuell<br />
verbüßter Strafe schwer ein normales<br />
Leben zu führen. Sie in ihr Herkunftsland<br />
abzuschieben wäre zwar logisch, aber aus<br />
zwei Gründen auch nicht unbedingt die Lösung.<br />
Zum einen gibt es mit den wenigsten<br />
Herkunftsländern Abkommen zur Rückführung<br />
der Migranten und zum anderen<br />
ist eine Rückführung gleichbedeutend mit<br />
Straffreiheit. Nichts hindert diese Migranten<br />
dann, die Fahrt über das Mittelmeer erneut<br />
in Angriff zu nehmen und wieder straffällig<br />
zu werden. Signalwirkung, wie man sie sich<br />
von Abschiebezentren erhofft, wird man<br />
vergeblich erwarten. Es gibt Hunderte, die<br />
mehrmals abgeschoben und dann wieder<br />
in Italien aufgegriffen wurden. Es handelt<br />
sich um ein Problem, das die gesamte EU<br />
betrifft. Von rund 500.000 Migranten, die<br />
jährlich aufgefordert werden das jeweilige<br />
EU-Land zu verlassen, halten sich nur 20<br />
Prozent daran. Das Abschieben ist nebenbei<br />
mit hohen Kosten verbunden. Italien berappt<br />
dafür Jahr für Jahr rund 10 Millionen<br />
Euro. Wäre ja nicht ein Problem, wenn es<br />
nicht beim Fenster hinausgeworfen wäre,<br />
weil viele Abgeschobene eben durch die<br />
Hintertür wieder reinkommen.<br />
UND DA IST NOCH DIE ANDERE<br />
SEITE DER MEDAILLE<br />
<strong>Die</strong> Führung der Abschiebezentren wird<br />
vom Staat an Private verpachtet. Das öffnet<br />
der Spekulation Tür und Tor, denn bei<br />
privaten Organisationen geht es in erster<br />
Linie um Gewinnmaximierung und das<br />
geschieht hauptsächlich durch Sparen bei<br />
den Standards. Probleme und Unterwanderung<br />
durch das organisierte Verbrechen<br />
sind nicht nur möglich, sondern sicher. Das<br />
ist eine Kehrseite. <strong>Die</strong>se Medaille hat aber<br />
noch andere. Da ist beispielsweise der Trick<br />
der Herkunftsländer, sich für die Wiederaufnahme<br />
bezahlen zu lassen und dann<br />
doch nichts gegen das erneute Übersetzen<br />
zu unternehmen. 2020 beispielsweise erhielt<br />
Tunesien dafür von Italien 11 Millionen<br />
Euro und doch machen Tunesier<br />
immer noch jene Nationalität aus, die am<br />
häufigsten abgeschoben wird. 2021 waren<br />
von 3.400 Abgeschobenen 57 Prozent aus<br />
Tunesien.<br />
Italien hat aber auch reelle wirtschaftliche<br />
Erfordernisse. Das ist die nächste<br />
Kehrseite. Das Problem Italiens heißt Bevölkerungsschwund.<br />
Während die Bevölkerungsanzahl<br />
in den restlichen EU-Ländern<br />
in den letzten zehn Jahren um 5,5 Millionen<br />
zugelegt hat, musste Italien ein Negativsaldo<br />
von 650.000 Einwohnern hinnehmen. Nicht<br />
umsonst will die Ministerpräsidentin fast<br />
klammheimlich 500.000 Arbeitskräfte aus<br />
dem Ausland nach Italien holen, nachdem<br />
das Studienzentrum Idos analysiert hatte,<br />
dass mindestens 400.000 nötig sind, um<br />
den Wirtschaftsaufschwung zu garantieren<br />
und das demografische Negativsaldo zu<br />
kompensieren. Würde sich Italien organisatorisch<br />
besser aufstellen und jene Positionen<br />
regeln, die eine Abschiebung riskieren, nur<br />
weil das Bleiberecht zeitlich verwirkt ist und<br />
sich richtigerweise auf Straftäter konzentrieren,<br />
bräuchte es weniger Abschiebezentren<br />
und weniger neue Zuwanderung. Zwei<br />
Fliegen mit einer Klappe.<br />
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