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A u s g a b e 2 4 5 / O k t o b e r 2 0 2 3
Großes Darmstädter Modehaus reagiert auf Fachkräftemangel im Einzelhandel
Viertage-Woche bei Henschel: Neues Arbeitsmodell soll Jobs attraktiver machen – und die City stärken
Noble Fassade: Doch das in dritter Generation geführte Traditionshaus tritt kürzer.
DARMSTADT (tt), Für die Auszubildende
Sarah Schütz ist die Viertage-
Woche ideal. „Ich habe mich gleich
angemeldet“, sagt sie. Genauso wie
alle anderen Jugendlichen, die ihre
berufliche Karriere im Modehaus
Henschel beginnen. Die angehende
Handelsfachwirtin sieht Job
und Freizeit als Lebensfaktoren im
Gleichgewicht. Durch das neue Modell
bleibe ihr mehr Zeit für Freunde
und das Lernen in der Berufsschule.
Work-Life-Balance nennt man das
Neudeutsch. Immer mehr Menschen
wollen beruflich einen Gang
zurückschalten. Das Argument:
Arbeit allein macht nicht glücklich.
Neue Lebenskonzepte verdrängen
konservative Arbeitswelten.
Dass sich gut ein Drittel der kompletten
Belegschaft sofort für
die Viertage-Woche entschieden
hatten, macht den geschäftsführenden
Gesellschafter Dr. Moritz
Koch durchaus glücklich. Für die
Mitarbeiter bedeutet das eine Verringerung
der Arbeitszeit um rund
fünf Prozent. Wer mitmacht, fängt
morgens eine Stunde früher an und
arbeitet an vier Tagen jeweils neun
Stunden, erläutert Koch bei einem
Besuch der Saarländischen Ministerpräsidentin
Anke Rehlinger Ende
August in der Darmstädter Filiale
des Unternehmens. Ein klassischer
Wahlkampftermin. Doch das Thema
ist zeitlos und dauerhaft akut: der
Fachkräftemangel trifft die Branche
hart. Der Einzelhandel hat schwere
Probleme, geeigneten Nachwuchs
zu rekrutieren.
Durch das reduzierte Job-Angebot
erwartet das in dritter Generation
geführte Familienunternehmen
einen Anstieg an qualifizierten
Bewerbungen insbesondere in
den Bereichen Abteilungsleitung
und Modeberatung in Vollzeit.
Man will sich als zukunftsfähiger,
moderner Arbeitgeber positionieren.
Außen vor sind die beiden
oberen Führungsebenen und die
Gastromitarbeiter im hauseigenen
Dachrestaurant „Obendrüber“. Sie
müssen weiterhin fünf Tage im
Haus erscheinen. Insgesamt hat
Henschel gut 200 Mitarbeiter an
seinem Darmstädter Standort. Aber
auch in den Filialen in Heidelberg,
Michelstadt und Lübeck will man
über kurz oder lang zeitgemäße
Arbeitszeitmodelle umsetzen.
Fotos: Thomas Tritsch
Während einer dreimonatigen
Testphase können Mitarbeiter ausprobieren,
ob ihnen der neue Ablauf
gefällt - oder wieder zum herkömmlichen
Modell zurückkehren. Sollte
sich der Versuchsballon als erfolgreich
herausstellen, werde die Vier-
Tage-Woche im Anschluss endgültig
eingeführt, so Koch. Finanziell sollen
die Kurz-Arbeiter keinen Nachteil
haben: die Differenz zwischen den
36 Stunden und der vertraglichen
Internationale Tennisstars bei Jubiläumsfeier des TC Seeheim zu Gast
Moritz Koch erläuterte der Saarländischen Ministerpräsidentin Anke Rehlinger die Herausforderungen
für den Handel in der Darmstädter Innenstadt.
Verein kann auf eine erfolgreiche 50-jährige Geschichte zurückblicken und sich auf eine positive Zukunft freuen
Wochenarbeitszeit werde durch die
Einbindung bei Kundenevents sowie
durch Sonntags- oder Abendöffnungszeiten
ausgeglichen.
Letztlich geht es bei dem Pilotprojekt
aber nicht nur um die persönlichen
Jobperspektiven der Menschen,
sondern um eine Belebung
der gesamten Innenstadt. Besser
gesagt: um eine Wiederbelebung.
Denn der alte Glanz ist schwer
gebröckelt. Leerstände und Billigheimer
breiten sich aus. Der Wissenschafts-
und Kulturstadt steht das
ungut zu Gesicht. Spätestens 2022
hatte der allgemeine Negativtrend
auch Darmstadt erreicht. Zuvor
präsentierte sich die Innenstadt
vergleichsweise krisenfest. Bei
einem Rundgang Ende Dezember
in der Fußgängerzone wurden dann
allerdings 44 leere Läden bilanziert,
mit einem deutlichen Schwerpunkt
in der Wilhelminen- und Elisabethenstraße.
Zuschauen will man dabei nicht. Das
Innenstadtentwicklungskonzept
mit dem Namen „DA mittendrin”
soll eine strategische Grundlage
für eine attraktive Darmstädter
Innenstadt schaffen, in der neben
Einzelhandel und Gastronomie auch
die Kultur wieder eine stärkere Rolle
einnehmen soll. Konkrete Handlungsempfehlungen
will man laut
Rathaus nun zeitnah umsetzen. Mit
dem Konzept reagiert die Stadt aber
auch auf die wachsende Bedrohung
des innerstädtischen Einzelhandels
durch die Online-Konkurrenz und
das veränderte Konsum- und Freizeitverhalten
der Menschen.
Noch aber ist die Trostlosigkeit
in der Fußgängerzone kaum zu
übersehen – und auch nicht schönzureden.
Abgeklebte Schaufenster,
Schlussverkaufsplakate und nomadisierende
Kleinhändler, die leere
Geschäftsflächen wenigstens ein
paar Monate lang mit niederpreisigen
Waren füllen. Eine Handvoll
Pop-up-Stores halten die Stellung,
sind aber am Ende auch nur vorübergehende
Kosmetik. „Jeder
einzelne Leerstand schadet der
Innenstadt“, so Moritz Koch über die
Ausbreitung der „schwarzen Löcher“
in den besten Lagen. Lediglich das
Luisencenter wirkt belebt, doch
auch dort gibt es Abwanderungen.
Nur fallen sie in dieser Umgebung
weniger auf. Doch auch dieser
Komplex bleibt ein hermetisch
geschlossener Monolith in einer
offenen Umgebung. Langfristig will
man auch hier eine Auflockerung
mit kleinteiligen Stores und Gastronischen
erreichen.
Der wohl prominenteste Abgang
ist die Schließung der Galeria-
Kaufhof-Filiale am Weißen Turm,
gleich gegenüber des Modehauses
Henschel. Das Aus in Darmstadt
ist die Folge eines wirtschaftlichen
Tsunamis: bundesweit machen
insgesamt 52 Filialen dicht. Ende
Januar gehen die Türen endgültig
zu. 60 Beschäftigte sind betroffen.
Die Endzeitstimmung im Innern ist
offensichtlich. Die meisten Nischen
sind ausgeräumt, die restliche Ware
wird an Sammelkasse feilgeboten.
Wurde die Eröffnung des Kaufhauses
im Oktober 1953 noch als Signal
des wirtschaftlichen Aufbruchs
verstanden, markiert die Aufgabe
jetzt symbolisch einen allgemeinen
Niedergang – aber vielleicht auch
einen Neubeginn. Die freiwerdenden
Flächen will die Stadt mit
„zukunftsweisenden Lösungen“ auf
der Grundlage einer intelligenten
Nachnutzungsstrategie neu bespielen.
Der Begriff „Mittendrin-
Haus“ macht die Runde. Ein Ort
mit Gastronomie und Einzelhandel,
konsumfreien Treffpunkten und
Raum für gesellschaftliches Engagement,
Wissen und Produktion
soll es werden.
Der Einfluss der Stadt bleibe jedoch
nicht auf eine Vermittlungsposition
beschränkt, heißt es. Ist ein Leerstand
absehbar, sei ein mehrstufiger
Prozess vorgesehen, in dem die
Räumung, Rabatt, Reduziert: in
der Darmstädter City ist die Branchenkrise
immer deutlicher zu spüren
(Schaufenster der Galeria Kaufhof).
Stadt aktiv und bei Bedarf auch als
Käufer oder Zwischennutzer auftreten
könnte. Dafür wurde Anfang
des Jahres eine spezielle Vorkaufsrechtssatzung
für die Innenstadt
beschlossen. Zentrale Anlaufstelle
ist das Quartiersmanagement.
Bei Henschel herrscht leise Zuversicht.
Das Pilotmodell sei ein Signal
an die Mitarbeiter – alte wie neue
– und ein richtiger Schritt, ist Moritz
Koch überzeugt. Beim Gespräch mit
der Ministerpräsidentin im 2018
eröffneten Restaurant- und Barkonzept
auf der vierten Etage betonte
er, dass auch die kulinarische Etage
Shoppinggäste anlocken soll. Es
gehe um ein stimmiges Einkaufserlebnis,
das alle Sinne anspricht.
Vom Erdgeschoss bis zum Rooftop.
Um das zu erreichen, wurden vor
fünf Jahren zehn Millionen Euro
investiert, um das Modehaus mit
seiner feinen Jugendstilfassade
auch innenarchitektonisch zu veredeln.
Kaum Plastik, dafür viel Holz,
Glas, Stein, Beton und Stahl.
Von der Dachterrasse reicht der
Blick auf die City, den Marktplatz
und das Schloss. Eine Panorama-
Perspektive über eine Innenstadt, in
der sich in den nächsten Jahren eine
Menge tun soll. Tun muss.
SEEHEIM (ves), Der Tennisclub
Seeheim feierte am 16. September
2023 sein 50-jähriges Jubiläum.
Über 250 Gäste und Mitglieder
waren ins große Festzelt gekommen,
darunter Vertreter aus Sport
und Vertreter der Tennisvereine aus
der näheren Umgebung. Die Kommunalpolitik
war vertreten durch
Max Schimmel, Mathias Zeuner
und Torsten Leveringhaus.
Erster Vorsitzender Hans-Gerd
Lindlar begrüßte die zahlreich
erschienenen Gäste und ging in
seiner Begrüßungsrede auf die
Entstehungsgeschichte des TC
Seeheim ein. Der Verein wurde
1973 im Haus Hufnagel gegründet,
das war 10 Jahre vor dem Tennis-
Boom mit Steffi Graf und Boris
Prominenter Besuch: Andrea Petkovic und Philipp Marx.
Auch die Gründungsmitglieder waren zum 50-jährigen Jubiläum des
Vereins gekommen.
Becker. Nach der Vereinsgründung
erhielt man einen Erbpachtvertrag
und Stück für Stück entstand aus
eigener Kraft und mit eigenem
Kapital in Nachbarschaft zum
Schuldorf Bergstraße die heutige
Tennisanlage. Die Gemeinde
Seeheim-Jugenheim stellte dem
Verein keine fertige Sportstätte
zur Verfügung.
Heute zählt der Verein über 600
Mitglieder, die in 40 Mannschaften
spielen. Die Spielklassen reichen
von der Kreisklasse bis zur Regionalliga.
Der TC Seeheim vereinigt
Breiten- und Leistungssport unter
einem Dach.
Seeheim ist auch Zentrum des
Rollstuhltennis. Ela Porges vertritt
Seeheim seit 2007 erfolgreich im
Nach dem offiziellen Teil wurde bei Musik von DJ Stefan bis in die
frühen Morgenstunden gefeiert.
Rollstuhltennis. 2023 wurde sie in
den Nachwuchskader 1 des DBS
aufgenommen und erreichte auf
der Weltrangliste Platz 6.
Dem Verein ist es sehr wichtig, dass
er für für Nachhaltigkeit steht.
Z.B. ist auf dem Dach der Tennishalle
eine Photovoltaik-Anlage
installiert, und alte Bälle werden
recycelt.
Erster Kreisbeigeordneter Lutz
Köhler stattete dem Verein in
Vertretung des Landrates Klaus-
Peter Schellhaas einen Besuch ab
und übergab eine natürlich immer
willkommene finanzielle Förderung.
Dieter Behrendt überbrachte
die Grüße und Glückwünsche des
Sportkreises Darmstadt-Dieburg.
Ein Highlight des frühen Abends
war der Besuch der international
bekannten Tennisstars Andrea
Petkovic und Philipp Marx. Beide
haben als Kinder in Seeheim mit
dem Tennisspielen begonnen. Bis
Philipp Marx 16 Jahre alt wurde
trainierte ihn Jova Petkovic,
der heute noch Trainer beim TC
Seeheim ist. Auch Nico Petkovic
förderte ihn in seiner Jugend. Mit
16 Jahren wechselte er nach Bad
Homburg. Sein größter Erfolg war
das Erreichen des Viertelfinales im
Wimbledon Doppel und 2010 das
Mix-Spiel mit Andrea Petkovic.
Heute ist Philipp Marx Trainer in
Frankfurt.
Andrea Petkovics Familie ist bis
heute stark verbunden und aktiv
im TC Seeheim. Sie trainiert am
Stolz auf ihr Autogramm von Andrea Petkovic sind Asier, Philipp und
Benas (v.li.) .
Fotos: Vera Samstag
liebsten auf Platz 10, einem Hartplatz.
Hier bereitete sie sich für die
US Open vor. Ihr Lieblingspartner
ist Basti Weber. Ihr schönster sportlicher
Moment war das Erreichen
des Finales der French Open. Andrea
Petkovic bringt den Flair der
Bergstraße nach Wimbledon.
Anschließend übernahm Bürgermeister
Alexander Kreisl das Wort.
Er sei stolz auf den TC Seeheim,
denn dieser gehört zu den 25 Top
Tennisvereinen in Hessen. Außerdem
sei der Verein ein Vorreiter
in der Entwicklung. „Es wird in
Nachhaltigkeit und die Zukunft
investiert. Die Jugend wird gefördert,“
lobte der Rathauschef.
Die Gründungsmitglieder Klaus
Dreste und Gerhard Cimbollek
berichteten dann über die Entstehungsgeschichte
des Vereins und
den Bau des Clubhauses.
Den Höhepunkt des offiziellen Teils
bildete die Ehrung der langjährigen
Mitglieder und von Sigrid Grünig,
die für 40 Jahre ehrenamtliche
Vorstandsarbeit vom HTV ausgezeichnet
wurde. Die Jubiläumsfeier
endete mit einem gemütlichen
Beisammensein und Musik.
Weitere Infos über den Verein findet
man unter www.tc-seeheim.de.
Zum Geburtstag hat sich der Verein
noch einen Fanshop geschenkt.
Denn es gilt die 40 Mannschaften
und Fans des TC Seeheim für die
nächste auszurüsten.