Land & Leben Oktober 2023
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REGIONALE BERICHTE<br />
Tierheime am Limit<br />
Sommerferien haben die Situation noch verschärft<br />
Immer mehr Tierheime sehen sich mit einem<br />
drängenden Problem konfrontiert: Sie können<br />
keine hilfsbedürftigen Tiere mehr aufnehmen.<br />
Die Gründe hierfür sind vielfältig,<br />
doch die Situation hat sich durch die Sommerferien<br />
noch weiter verschärft.<br />
Der Deutsche Tierschutzbund hat die Alarmglocken<br />
geläutet, da Tierheime landesweit<br />
an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Thomas<br />
Schröder, der Präsident des Bundes, äußerte<br />
seine Sorge über das Schicksal von Haustieren,<br />
die aufgrund dramatischer Überfüllung<br />
nicht mehr aufgenommen werden können.<br />
Die Hintergründe für diese Krise sind vielfältig,<br />
doch ein wesentlicher Faktor ist der<br />
Haustierboom während der Corona-Pandemie.<br />
Ein weiteres Problem ist, dass nicht alle Tierheime<br />
öffentlich kommunizieren, wenn sie<br />
einen Aufnahmestopp verhängen. Dies führt<br />
dazu, dass Besitzer, die ihre Tiere abgeben<br />
möchten, oft im Dunkeln tappen. In solchen<br />
Fällen wird gelegentlich Vermittlungshilfe<br />
angeboten. Das Bundesministerium für Ernährung<br />
und <strong>Land</strong>wirtschaft (BMEL) betont<br />
die unverzichtbare Rolle der Tierheime im<br />
Tierschutz. Obwohl der Bund keine finanziellen<br />
Verpflichtungen hat, wurden Finanzhilfen<br />
zur Bewältigung der coronabedingten<br />
Kosten und der Unterbringung von Tieren<br />
aus der Ukraine bereitgestellt. Die Einrichtung<br />
einer Stiftung zur weiteren Unterstützung<br />
der Tierheime wird geprüft. Nicht nur<br />
die Überfüllung der Tierheime ist ein Problem,<br />
sondern auch die steigenden Kosten<br />
für Tierarztleistungen. Seit der Einführung<br />
der neuen Gebührenordnung der Tierärzte<br />
(GOT) im November 2022 sind viele Behandlungen<br />
und Eingriffe teurer geworden. Für<br />
viele Tierhalter, insbesondere diejenigen mit<br />
geringem Einkommen, ist dies eine enorme<br />
finanzielle Belastung, die oft nur durch die<br />
Abgabe ihrer Tiere im Tierheim gelöst werden<br />
kann.<br />
Die Lage in deutschen Tierheimen ist ernst,<br />
da sie angesichts der steigenden Anzahl von<br />
Tieren und der finanziellen Herausforderungen<br />
an ihre Grenzen stoßen. Es ist wichtig,<br />
dass Tierbesitzer verantwortungsbewusst<br />
handeln und sich ihrer Tiere nicht leichtfertig<br />
entledigen. Gleichzeitig sind Unterstützung<br />
und finanzielle Hilfe für Tierheime dringend<br />
erforderlich, um diesen wichtigen Tierschutzeinrichtungen<br />
zu helfen, die steigende Nachfrage<br />
zu bewältigen. Tiere sind keine Weihnachts-<br />
oder Geburtagsgeschenke, sondern<br />
Lebewesen und können nicht einfach umgetauscht<br />
oder entsorgt werden - darüber sollte<br />
einmal nachgedacht werden. (hg)<br />
Tierschutz im <strong>Land</strong>kreis Rotenburg<br />
Einsatz für Tiere in Not: Susanne Backhaus (Tierhilfe Rotenburg) berichtet über das Elend der Katzen bei uns<br />
Was ist Tierschutz und warum sollten wir<br />
uns alle dafür interessieren? In Zeven gibt<br />
es eine Kastrations- und Kennzeichnungspflicht<br />
für Freigängerkatzen. Stadtbewohner<br />
können sogar einen<br />
Kastrationsgutschein erhalten,<br />
um Tierarztkosten für ihre<br />
Katzen in der Samtgemeinde<br />
zu reduzieren. Doch ist das<br />
ausreichend? Meiner Meinung<br />
nach, nein. Besonders in ländlichen<br />
Gegenden, wo Katzen oft<br />
als Mäusejäger gehalten werden,<br />
existiert diese Pflicht noch nicht.<br />
Im Juni <strong>2023</strong> hat der <strong>Land</strong>tag eine Kastrations-<br />
und Kennzeichnungspflicht beschlossen,<br />
aber die Umsetzung wird Zeit in Anspruch<br />
nehmen. Warum müssen erst Gesetze<br />
erlassen werden, bevor Menschen reagieren?<br />
Überall sieht man das Elend der Katzen,<br />
wenn man genau hinschaut: Inzucht, kranke<br />
Nachkommen, unzureichende Versorgung<br />
und eine unkontrollierte Vermehrung verwilderter<br />
Katzen. All das kann vermieden<br />
werden.<br />
Der Mythos, dass kastrierte Katzen keine<br />
Mäuse mehr fangen, hält sich hartnäckig.<br />
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Unsere Erfahrung zeigt jedoch, dass kastrierte<br />
Tiere immer noch jagen. Warum übernehmen<br />
die Menschen dann nicht die Verantwortung<br />
und lassen ihre Katzen<br />
kastrieren? Ist es zu teuer oder<br />
zu aufwendig?<br />
Tiere zu halten bedeutet,<br />
sich um sie zu kümmern.<br />
Das bloße Füttern reicht<br />
nicht aus! Katzen sind<br />
schon unter einem Jahr geschlechtsreif<br />
und können<br />
mehrmals im Jahr Nachwuchs<br />
bekommen. Wo führt das hin? Katzen,<br />
die wild geboren wurden und ums Überleben<br />
kämpfen müssen. Kastration kann dieses<br />
Elend verhindern.<br />
Tierschutzorganisationen leisten Großes. Sie<br />
kastrieren herrenlose Katzen, versorgen<br />
kranke Tiere, päppeln verwaiste Katzenkinder<br />
auf und kümmern sich um Streunerkatzen.<br />
Sie finanzieren sich hauptsächlich<br />
durch Spenden, denn Tierheime sind überfüllt<br />
und Pflegestellen knapp. Wir alle arbeiten<br />
am Limit. Es gibt Menschen, die Tiere<br />
aussetzen, weil sie sich nicht mehr um sie<br />
kümmern können. Als Mitglied der Tierhilfe<br />
Rotenburg (Wümme) sehe ich täglich dieses<br />
Elend. Was muss geschehen, damit es endet?<br />
Wir benötigen finanzielle Unterstützung, vor<br />
allem von <strong>Land</strong> und Gemeinden, da Spenden<br />
allein nicht ausreichen. Tierarztkosten und<br />
Futter sind kaum noch zu stemmen. Geld-,<br />
Sach- und Futterspenden sind willkommen.<br />
Wir suchen dringend Pflegestellen, um der<br />
jährlichen Flut notleidender Katzen gerecht<br />
zu werden. Neue aktive Mitglieder sind ebenfalls<br />
dringend benötigt.<br />
Mein Motto: Man muss Katzen nicht mögen,<br />
aber niemand sollte ihnen Leid zufügen! Es<br />
gibt viele Anlaufstellen, die Hilfe bieten. Bitte<br />
rufen Sie an. (sb)<br />
Tierschutzorganisationen im LK ROW:<br />
• Tierhilfe Rotenburg e. V. für Katzen<br />
in Not: 04261 966389<br />
• Tierheim in Mulmshorn Tierschutz-<br />
verein für den <strong>Land</strong>kreis Rotenburg<br />
(Wümme) e. V.: 04268 94343<br />
• Tierhilfe direkt e. V. Initiative Katzenwaisen<br />
BRV-Gräpel für Katzen (Flaschenkinder)<br />
in Not: 01525 7110732