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Land & Leben Oktober 2023

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KULTUR | KOLUMNE | KIDS<br />

Dave denkt…<br />

Das hol’ ich mir!<br />

Superschnell soll es sein: Das<br />

Internet von morgen. Wie<br />

praktisch, dass die Zukunft<br />

schon persönlich vor meiner<br />

Türe stand. Denn nicht per<br />

Internet kam die Offerte, sondern<br />

im ganz alten Stil.<br />

Eines Tages klingelte es bei mir. Es war ein<br />

Vertreter. Zwar keiner von so geschätzten<br />

Traditionsunternehmen wie Pahlgruber &<br />

Söhne, Heinzelmann oder Hamburg-Ranschleimer<br />

– sondern in diesem Falle ein von<br />

einem Subunternehmen meines bisherigen<br />

Telefon- und Internetanbieters geschickter<br />

Verkäufer, der mir den Glasfaser-Anschluss<br />

für lau und einen vermeintlichen Super-Tarif<br />

versprach. Okay, Telefon und Internet funktionierten<br />

in meinem trauten Heim auch<br />

schon bis jetzt ganz gut, aber ich möchte für<br />

die Zukunft – also für die Zeit, in der das<br />

olle Kupferkabel vollkommen durchgerostet<br />

ist – gerüstet sein. Ein Blick vor meine Hofauffahrt<br />

bestärkte mich in meinem Glauben<br />

an die Zukunft und an das tolle Angebot.<br />

Denn neben der Auffahrt steht ein Schalt-<br />

kasten, von denen, die sich mal<br />

Bundespost nannten. Und mindestens<br />

einmal alle zwei Wochen<br />

grüßt mich beim Verlassen<br />

des Grundstücks ein freundlicher<br />

Mensch in schwarz-magentafarbener<br />

Kleidung, der an ebenjenem Kasten<br />

mal wieder etwas zu reparieren hat. Also<br />

biss ich bei dem Angebot des Vertreters an.<br />

Wenig später wurden in rasendem Tempo<br />

von den Mitarbeitern eines anderen Subunternehmens<br />

die Fußwege der Siedlung aufgerissen.<br />

Es wurden Leer-Rohre verlegt und<br />

das Ganze in ebenso rasendem Tempo ziemlich<br />

hügelig wieder zugepflastert. Nicht mehr<br />

ganz so schnell, das heißt erst einige Wochen<br />

später rief mich dann ein Tiefbauunternehmen<br />

aus dem Ruhrpott an. Wir vereinbarten<br />

einen Termin für den Hausanschluss. Das<br />

nächste Leer-Rohr von der Hauptleitung zu<br />

meinem Haus kam unter die Erde.<br />

Apropos rasend schnell: Erst viele Monate<br />

später meldete sich der Mensch eines anderen,<br />

weiteren Subunternehmens, um endlich<br />

die Glasfaser-Strippen durch die Leer-Rohre<br />

ins Haus zu ziehen. Ging aber nicht, weil<br />

Subunternehmen Nummer eins vergessen<br />

hatte, das Rohr zu meiner Hütte mit dem<br />

Hauptrohr zu verbinden. Also vorgespult:<br />

Noch ein paar Wochen später rückte der Tiefbau<br />

erneut an, um Hausanschluss und Hauptrohr<br />

zu verbinden. Was aber nicht nur für<br />

meinen Anschluss, sondern auch für die<br />

Anschlüsse jeder Menge Nachbarn galt.<br />

So, das Glasfaser-Kabel liegt. Ich warte nun<br />

auf die für in zwei Wochen angekündigte Freischaltung.<br />

In der Zwischenzeit hat mir übrigens<br />

ein freundlicher Mitarbeiter des örtlichen<br />

Internetanbieter-Service-Ladens erklärt,<br />

dass mein bisheriger Router nicht passt. Das<br />

hatte der Vertreter jeder Menge anderen Leuten<br />

auch schon augenscheinlich falsch erklärt.<br />

Jedenfalls folgen nun ein neuer Router, die<br />

Freischaltung und der Downgrade des vermeintlichen<br />

Super-Tarifs auf ein günstigeres<br />

Angebot. Oder der Erwerb eines Fax-Geräts,<br />

falls das alles weiterhin so „rasend schnell“<br />

vonstatten geht. Denn so ein Fax ist deutscher<br />

Gold-Standard und innerhalb von Sekunden<br />

verschickt. Ich glaub’, das hol’ mir! (dh)<br />

Ende der Zevener Erntewagen-Parade?<br />

Zum vierten Mal in Folge ausgefallen – <strong>Land</strong>volkverband zieht sich offenbar zurück<br />

Was einst so erfolgreich begann und zu den<br />

beliebtesten Großveranstaltungen der Stadt<br />

zählte, ist zweifellos die Zevener Erntewagen-Parade.<br />

Jetzt scheint dieses Ereignis,<br />

zu dem sich die umliegenden Dörfer nach<br />

vorangegangenen Ernteumzügen alljährlich<br />

mit ihren prächtigen Schmuckwagen in Zeven<br />

noch einmal präsentierten, wohl endgültig<br />

Geschichte zu sein.<br />

Die letzte Parade, es war die 26., fand am 27.<br />

<strong>Oktober</strong> 2019 statt. Nachdem Corona zwei<br />

2019: Voraus der Spielmannszug Hesedorf<br />

beim Einmarsch in die Stadt Zeven. Foto: Millert<br />

40<br />

Jahre für eine Zwangspause gesorgt hatte,<br />

bekam der <strong>Land</strong>volkverband 2022 und auch<br />

in diesem Jahr erneut keine Zevener Erntewagen-Parade<br />

zustande.<br />

Ein Blick in die Entstehungsgeschichte reicht<br />

bis Anfang der 1990er-Jahre. Reinhold Reyl,<br />

Vorsitzender der Zevener Werbegemeinschaft,<br />

hatte 1986 anlässlich der Zevener<br />

1000-Jahr-Feier einen großartigen Umzug mit<br />

90 bunten Schaubildern organisiert. Damit<br />

war er Ideengeber für die Erntewagenparade.<br />

Bei <strong>Land</strong>volkvorsitzendem Heiner Ehlen und<br />

Geschäftsführer Dirk Meschke fand er offene<br />

Ohren und tatkräftige Unterstützer, wenn<br />

auch die erste Parade trotz großer Ankündigung<br />

wegen zu kurzfristiger Planungen ausfallen<br />

musste.<br />

In den Folgejahren nahm die Parade jedoch<br />

eine enorme Aufwärtsentwicklung, weil das<br />

<strong>Land</strong>volk Zeven die Dorfjugend, Ortsvertrauensleute,<br />

<strong>Land</strong>frauenverbände, Volkenser<br />

Backhusfrünn, Standbetreiber, <strong>Land</strong>wirte,<br />

diverse Musikzüge und die Zevener Geschäftswelt<br />

mit ins Boot geholt hatte.<br />

Viele Tausend Menschen säumten die Straßen<br />

der Innenstadt, wenn Schmuck- und Themenwagen<br />

am letzten <strong>Oktober</strong>sonntag an<br />

ihnen vorbeizogen. Die geöffneten Geschäfte<br />

waren proppenvoll, und in den Cafés und<br />

Kneipen gab es kaum noch einen freien Platz.<br />

Auf dem Veranstaltungsgelände waren zuvor<br />

die Erntewagen von einer Jury bewertet worden.<br />

Am Ende des Tages wurden die schönsten<br />

von ihnen auf dem Viehmarkt, später auf<br />

dem Vitusplatz, unter den Klängen der Jagdhornbläser<br />

ausgezeichnet. Der Jubel der<br />

preisgekrönten Dorfjugend nahm schier kein<br />

Ende.<br />

Dass dieses nun alles vorbei ist, liegt in der<br />

Hauptsache wohl daran, dass der <strong>Land</strong>volkverband<br />

Zeven 2020 nach seiner Fusionierung<br />

mit Bremervörde unter neuer Geschäftsführung<br />

seine Prioritäten woanders als in<br />

die Organisation der Zevener Erntewagen-<br />

Parade gesetzt hat.<br />

Mag es ein kleiner Trost sein, dass am Sonntag,<br />

22. <strong>Oktober</strong>, von 11 Uhr bis 18 Uhr in<br />

der Fußgängerzone ein Bauernmarkt stattfindet,<br />

zu dem sich bereits mehr als 30 Beschicker<br />

mit regionalen Produkten bei „Zeven<br />

+ Touristik“ angemeldet haben. Eine Initiative<br />

der Werbegemeinschaft „apropos Zeven“,<br />

deren Geschäfte an dem Tag ab 13 Uhr geöffnet<br />

sind. (mi)

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