HalleinÖffentlicheUhrenDGCJahresschrift2023
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
146 MICHAEL NEUREITER – BAD VIGAUN<br />
Das Mayrhofer-Altarbild war dann die Vorlage<br />
für das Altarbild des Junggesellenaltars/Pestaltars<br />
in der neuen Stadtpfarrkirche, geschaffen<br />
um 1798. Die Stadtansicht mit der Darstellung<br />
von Kranken wurde übernommen. Der Künstler<br />
– möglicherweise Johann Löxhaller, vielleicht<br />
schon in Hallein wohnhaft, wo er 1817 starb – hat<br />
die Dreifaltigkeit durch Christus ersetzt, den<br />
Pestheiligen Sebastian belassen und anstelle von<br />
Maria den hl. Karl Borromäus platziert, auch bekannt<br />
für seinen Einsatz gegen die Pest.<br />
Ein halbes Jahrhundert später schuf 1854 (?)<br />
der Halleiner Maler Anton Eggl (* 1816, † 1886)<br />
mit Blick von den beiden Türmen von Schloss<br />
Wiespach sein großes Hallein-Panorama, 14,6 m<br />
lang und 1,4 m hoch. Es wurde zuerst auf einem<br />
Halleiner Stadtplatz präsentiert und 1896 zur<br />
Ausstattung des neuen Sitzungssaals des Halleiner<br />
Rathauses in 12 Teile zerschnitten. Der Teil<br />
mit der Hallein-Ansicht, die im Rathaussaal an<br />
der Frontwand rechts angebracht ist, zeigt den<br />
Blick über die »Heide« und die noch nicht mit<br />
der Alten Saline (1854 – 62) bebaute Alte Saline<br />
auf die Altstadt. Anders als bei den beiden vorangehenden<br />
Ansichten steht das Gollinger Tor hier<br />
frei: Das 1532 unter Fürsterzbischof Matthäus<br />
Lang errichtete Mauttor an der Südspitze der<br />
Pernerinsel wurde 1813 abgerissen, als Salzburg<br />
zu Bayern gehörte.<br />
Öffentliche Uhren in Hallein<br />
»Turmuhr« ist eine »in einem Turm oder an<br />
einer Fassade angebrachte, weithin sichtbare Uhr<br />
mit Anzeige der Normalzeit und oft auch einem<br />
Schlagwerk«. 9 In diesem Beitrag geht es um sechs<br />
Uhren in und an Türmen und um vier Uhren an<br />
Fassaden mit dahinterliegendem Uhrwerk, für<br />
beide Typen wird hier zum besseren Verständnis<br />
»öffentliche Uhr« verwendet.<br />
Von den zehn historischen öffentlichen Uhren<br />
in Hallein, die zwischen dem 16. Jahrhundert und<br />
dem Ende des 19. Jahrhunderts eingebaut wurden,<br />
sind vier Uhrwerke erhalten. Nur zwei befinden<br />
sich noch in situ, am originalen »Tatort«.<br />
Trotzdem gibt es einige Informationen zur frühen<br />
und sehr hohen Uhrendichte in der Kleinstadt,<br />
in ihrer Altstadt und ihrer Umgebung.<br />
Woher kommt ein spätgotisches<br />
Turmuhrwerk?<br />
Im Jahr 2014 wurde mir die Gelegenheit gegeben,<br />
im Keltenmuseum Hallein ein Turmuhrwerk zu<br />
begutachten, das sehr wahrscheinlich in Hallein<br />
in Verwendung war. Über den tatsächlichen<br />
Standort war nichts bekannt, auch konnte in der<br />
Zwischenzeit dazu nichts in Erfahrung gebracht<br />
werden. Leider war auch nicht bekannt, woher<br />
◄ Abb. 3 (vorausgehende Doppelseite):<br />
Der Ausschnitt aus dem Hallein-Panorama von<br />
Anton Eggl zeigt die Halleiner Altstadt Mitte des<br />
19. Jahrhunderts: links oben die Wallfahrtskirche<br />
Maria Dürrnberg, links das 1857 abgebrochene<br />
Gollinger Tor, an dem ebenso wie an der Stadtpfarrkirche<br />
ein Zifferblatt zu erkennen ist.<br />
Abb. 4: ► Das spätgotische Uhrwerk im Depot<br />
des Keltenmuseums. Auf den Lagerbändern sind<br />
die Reste des roten Bleimennige-Schutzanstrichs<br />
vergangener Jahrhunderte und eines zweiten grünen<br />
Anstrichs gut zu sehen. Links die aufsteigende Zeigerleitungswelle<br />
mit einer Umdrehung pro Stunde,<br />
die Reste der Zeigerleitung nach oben sind im Turm<br />
vorhanden. In der Mitte oben das Kronrad, das die<br />
horizontale Spindel mit dem leider fehlenden starren<br />
Kurzpendel bewegte, von dem nur der Ansatz an<br />
der Spindelwelle vorhanden ist. 34<br />
Mehr zum Werk: www.turmuhrenaustria.at