November 2023 - coolibri

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22 | Musik von hier „WENN ICH ES HINKRIEGE, DASS KINDER UND JUGENDLICHE NACH DEM AUFWACHEN MIT WENIGER ANGST DEN ALLTAG BESTREITEN, WERDE ICH DAS BIS ZUM LEBENSENDE DURCHZIEHEN.“ Marcella Rockefeller gilt als rockigste Dragqueen Deutschlands. Im November startet ihre Tour, im Frühjahr 2024 soll das neue Album folgen. Foto: YoungT Production „LIEBE IST FÜR ALLE DA“ Als Bühnenfigur MARCELLA ROCKEFELLER ist der Kölner Marcel Kaupp laut, politisch und Deutschlands rockigste Dragqueen. Christopher Filipecki traf ihn auf einen Kaffee. Was hat dich dazu bewegt, mit Drag anzufangen, Marcel? Der Kölner Karneval. Ich habe mir mit mehreren Anderen überlegt, dass man Karneval als berühmte Frauen gehen könnte. Zu dem Zeitpunkt war Lady Gaga das Ding, und sich als Lady Gaga zu verkleiden war wirklich ziemlich einfach. Es kam aber jemand auf mich zu, der meinte: „Hey, du singst doch auch, mach doch mal beides zusammen!“ Ich war erst noch eher verhalten, aber dann war ich in Köln bei einer offenen Bühne, auf der das Motto „Kölns next Top- Drag“ anstand. Ich habe mitgemacht und ein Veranstalter im Publikum hat mich zu seiner Party eingeladen, um das dort zu wiederholen. Ich habe mit zwei Freunden Choreos von Lady Gaga auswendig gelernt, dann ging’s los. Merkst du denn eine Veränderung, wenn du in dein Alter Ego Marcella schlüpfst – womöglich schon während des Schminkens? Ja. Extrem. Ich würde mich als Marcel eher als introvertiert bezeichnen. Ich bin ganz oft auch auf Partys eher am Rand. Bin ich aber als Marcella unterwegs, bin ich The Centre of Attention. Ich sage immer, ich wäre auch happy, wenn ich das alles tun könnte, ohne dass mich jemand erkennt. Marcella ist eine Art Beschützerin. Wenn du eine Kunstfigur selbst kreierst, wirst du sie auch ein Stück weit. Sie lässt mich Sachen machen, die ich im Privaten nicht immer hinbekomme oder nicht möchte. Ich mache Drag als Hommage an all die starken Frauen, die mir in meinem Leben Kraft gegeben haben. Frauen leiden unter dem Patriarchat, Queers tun es auch. Das ist mein Mittelfinger dem Ganzen gegenüber. Machst du dir Gedanken um deinen Beruf und deine Person, wenn du aktuelle Prognosen siehst? Jein. Ich bin auf sehr vielen Prides und sehe dort so viele Menschen – so viele gibt es meiner Meinung nach bei den wirklich schlimmen Demos des rechten Flügels nicht. Deswegen hoffe ich weiterhin, dass wir genug sind, um mehr zu sein – das früh genug zu checken und zu stoppen. Aber auch bei der CDU/CSU werden Drags geschnitten, die im Kindergarten nur ein Märchen vorlesen. Kinder nehmen uns aber fast immer als eine Fabelfigur wahr. Solang solche Ereignisse passieren, werde ich das Maul nicht halten und kämpfen, auch wenn ich Phasen habe, in denen ich denke, dass ich ohne Schminke und Perücke das Alles vielleicht nicht immer machen würde. Aber wenn ich es hinkriege, dass Kinder und Jugendliche nach dem Aufwachen mit weniger Angst den Alltag bestreiten, werde ich das bis zum Lebensende durchziehen. Im November kommt deine erste Single zum zweiten Album, „Discokugel“. Die ist dreckig, rotzig, anders. Warum genau dieser Song als Vorbote? Genau aus dem Grund. Sie ist selbstgeschrieben. Jetzt ist nämlich mal Me-Time. „Discokugel“ ist in Katerstimmung in Hannover entstanden. Wir sind zwischendrin feiern gegangen neben dem Schreiben. Genau nach so einer Clubbingnacht wurde der Song geboren. Die Discokugel ist der Ort, unter dem wir für mich alle gleich sind. Die Nacht knallt und du liebst und lebst das Leben. Das neue Album habe ich komplett mit meiner vor zwei Jahren zusammengewürfelten Band aufgenommen. Wir planen die Veröffentlichung fürs erste oder zweite Quartal in 2024. Wird auf jeden Fall rockig – Dragrock, wie ich es gern nenne – und auf die Fresse. Und viel Sex. Auch wenn wir jetzt was anderes und eigenes machen, wünsche ich mir aber natürlich, dass es gefällt. Die nun kommende Tour heißt „Ich mach schon mal den Abwasch!“ Ist das ein Insider? Das ging alles mal wieder total schnell. Plötzlich hatten wir Termine, aber keinen Tournamen. Der Albumtitel ist auch noch nicht final, sonst hätten wir die Tour danach benennen können. Vielleicht nennen wir die Platte auch noch „Ich mach schon mal den Abwasch!“ Einfach mal feucht durchwischen – damit kann man super viel spielen. Ich habe noch einiges in petto. Es ist einfach zweideutig, witzig und klingt cool. Gibt es etwas, was auf der Tour auf gar keinen Fall passieren darf? Ich briefe die ganzen Sicherheitsleute vor Ort, welche Art von Veranstaltung das ist. Mir ist sehr wichtig, dass meine Fans ein sicheres Gefühl haben. Ich möchte, dass keiner blöd angemacht wird, alle Spaß haben. Wenn die Leute sich gut fühlen, spüre ich die Energie auch auf der Bühne. Was ist dein ganz persönliches Ziel? Glücklich zu sein. In Deutschland kann man zwar privilegiert leben, aber nur wenige Hunderte Kilometer weiter sieht das ganz anders aus. Deswegen: Durchhalten, gegenhalten, weitermachen. Liebe ist für alle da. Mehr auf marcellarockefeller.de, Facebook: marcellarockefellerofficial, Instagram: marcellarockefeller; nächster NRW-Termin: 8.11., Rotunde Bochum
Musik von hier | 23 COMEDY SO 19.11.2023 18 UHR Historisches Bürgerhaus Langenberg Hauptstraße 64 | 42555 Velbert Mehr Informationen: www.kulturloewen.de Foto: © Dr. Pop Betrayers Of Babylon - Alles wird Groove Das Essener Sextett macht richtig nice Sounds, die entschleunigen, die perfekte Wochenenduntermalung darstellen und einfach nach Glückseligkeit klingen. Basis: Reggae, Topping: Brass. Auf Deutsch. Hört man nicht alle Tage und muss deswegen auf jeden Fall getestet werden. Sänger Luks und seine Gang haben ihre Saiten, Bläser und die Stimme fest im Griff, lyrisch gibt es Post- Student:innen-Leben mit der Suche nach dem Sinn und viel Liebe an die Welt. Anspieltipps: „Epic Fail“, „Melancholiker“ und „Skalpell, bitte“. VÖ: 25.10. Botticelli Baby - Boah Wie man gleichzeitig old fashioned und 2023 klingen kann, präsentieren Botticelli Baby auf dem Silbertablett. Unter dem Albumtitel „Boah“ stellt man sich definitiv im ersten Moment etwas anderes vor. Das 7-köpfige Essener Ensemble spielt eine eigentlich unmögliche Kombi aus Jazz, Balkan- Swing und Punk. Die kreative Instrumentierung, der lasziv-mysteriöse Gesang von Frontmann Marlon und das starke Timing haben die Band schon auf europaweite Bühnen gebracht. Zurück aus der Vergangenheit in die gegenwärtige Zukunft. Oder so. VÖ: 27.10. 15.11.23 DÜSSELDORF MITSUBISHI E LECTRIC HA LLE JETZT TICKETS SICHERN! Patrice - 9 Herbst? Wir streiken! Stattdessen werfen wir das verdammt smoothe neue Album von unserem Lieblingsreggae- Boy in den Player und liegen so instantly bei 27°C unter einer Palme und schlürfen Pina Colada. Der Kölner schafft erneut perfekte Vibes mit Beats, die keine Hüfte in Ruhe lassen. „Become who you are“ geht mit leichten kubanischen Salsa-Rhythmus los, bei „Sun is out“ wird es dancig, treibend und hookig, „Celebrate“ wird die Fans begeistern, die Classic Reggae suchen. VÖ: 3.11. Adam Angst - Twist Sehr kluger, bissiger und ziemlich witziger Punk-Rock mit Turning Point. Adam Angst aus Köln liefern keinen Ausfall, stattdessen viele kreative Ideen. Jeder Song macht Spaß, fordert Konzentration, um sich dann zwischen Headbanging und Schmunzeln nicht entscheiden zu können. Ohrwürmer fürs Moshen („Mindset“) gibt’s genauso wie einen nachdenklichen Rahmen, mit dem es sozialkritisch losgeht („Die Lösung für deine Probleme“) und endet („Dass du bleibst“). VÖ: 17.11. Sparkling - We Are Here To Make You Feel Ziemlich stilsicher! Anders kann man den Sound von Sparkling nicht beschreiben. Auf ihrem 2. Album droppt das Kölner Trio wieder einen Feel-Good-Song nach dem Nächsten, um sich in Clubs, Wohnzimmern oder auf Hauspartys und Dächern der Stadt wild in die Ekstase zu hüpfen. Allen voran schreitet „I Get Sad So Easily“ – wir alle haben unmittelbar den Ort vor Augen, an dem wir damals dazu steilgegangen wären. „Don’t Let Go“ ist eine Kreuzung aus Depeche Mode und MGMT, der Opener „We Are Here To Make You Feel“ ein Song, zu dem wir melancholisch, aber glücklich an Silvester schwofen wollen. Ist ja schon bald. VÖ: 27.10. cf
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