ROSENHEIMERIN Weihnachtsausgabe 2023 Weihnachten Spezial
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WEIHNACHTEN SPEZIAL<br />
WEISSE<br />
WEIHNACHTEN<br />
Schnee und <strong>Weihnachten</strong> sind in unserer Vorstellung untrennbar miteinander<br />
verbunden. Denn früher war das Winterwetter eine verlässliche Größe an den Feiertagen.<br />
War es das? Ein meteorologischer Rückblick auf die vergangenen sechs Jahrzehnte.<br />
von Raphaela Kreitmeir<br />
Erinnert man sich zurück, war die Heilige Nacht immer<br />
auch weiß. Durch knirschenden Schnee stapfte man an<br />
der Hand der Eltern zur Kirche und mit vor Aufregung<br />
und Kälte geröteten Wangen wieder nach Hause. Die Kerzen<br />
am Christbaum im Wohnzimmer spiegelten sich in den von Eiskristallen<br />
überzuckerten Scheiben. Und an den Feiertagen fuhr<br />
man auf neuen Skiern auf frisch verschneiten Pisten ins Tal. So<br />
in etwa sieht der Film aus, der bei vielen vor dem inneren Auge<br />
abläuft, wenn sie nach den Weihnachtsfeiertagen in der Kindheit<br />
frägt. Aber stimmt das auch – also im Hinblick auf das<br />
Wetter? Das hängt natürlich davon ab, wo man lebt. Aber auch<br />
am gleichen Ort lässt sich die Tendenz zu weniger Winter, und<br />
das bedeutet auch weniger Schnee, feststellen. Wir haben uns<br />
die Daten am 24., 25. und 26. Dezember für Rosenheim und<br />
angesehen – und zwar von 1960 bis 2020.*<br />
Wobei unser Bild von tiefverschneiten <strong>Weihnachten</strong> aus amerikanischen<br />
Filmen stammt. Das ist zum einen ein romantisches<br />
Klischee, das zum anderen aber auf den Wetterverhältnissen in<br />
den Nordstaaten der USA basiert. Dort sind weiße <strong>Weihnachten</strong><br />
nichts Ungewöhnliches. Bei uns reicht bereits eine relativ<br />
geringe Schneemenge aus, um den Feiertagen rein<br />
meteorologisch das Attribut „weiß“ zu verleihen. Wird nämlich<br />
an einer Wetterstation am 24., 25. und 26. Dezember jeweils ein<br />
Zentimeter Schnee oder mehr gemessen, spricht man bereits<br />
von weißen <strong>Weihnachten</strong>.<br />
Aktuelle Analysen des Deutschen Wetterdienstes DWD zeigen,<br />
dass weiße <strong>Weihnachten</strong> in den vergangenen Jahrzehnten seltener<br />
geworden sind. Die Chancen auf eine Schneedecke an allen drei<br />
Weihnachtstagen gingen in Deutschland durchschnittlich um<br />
13 Prozent und regional sogar um bis zu 44 Prozent zurück,<br />
vergleicht man die Zeitspanne von 1991 bis 2020 mit der von 1961<br />
bis 1990. Besonders betroffen von dem Schneerückgang aufgrund<br />
des Klimawandels mit steigenden Temperaturen ist laut DWD<br />
der Süden Deutschlands.<br />
ROSENHEIM<br />
1960er Jahre<br />
6-mal Schnee an allen Weihnachtstagen<br />
2-mal Schnee an einem der Weihnachtstage<br />
2-mal gar kein Schnee<br />
1970er Jahre<br />
4-mal Schnee an allen Weihnachtstagen<br />
2-mal Schnee an einem der Weihnachtstage<br />
4-mal gar kein Schnee<br />
1980er Jahre<br />
3-mal alle Tage Schnee<br />
1-mal Schnee an einem der Weihnachtstage<br />
6-mal gar kein Schnee<br />
1990er Jahre<br />
5-mal alle Tage Schnee<br />
3-mal Schnee an einem der Weihnachtstage<br />
2-mal gar kein Schnee<br />
2000er Jahre<br />
4-mal alle Tage Schnee<br />
2-mal Schnee an einem der Weihnachtstage<br />
4-mal gar kein Schnee<br />
2010er Jahre<br />
1-mal alle Tage Schnee<br />
1-mal Schnee an einem der Weihnachtstage<br />
8-mal gar kein Schnee<br />
Fotos: shutterstock.com/LilKar, Aleksandrs Bondars *Quelle: interaktiv.waz.de/schnee-an-weihnachten<br />
96 | <strong>ROSENHEIMERIN</strong> WEIHNACHTSAUSGABE <strong>2023</strong>