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BIBER 12_23_OLA

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WIR WAREN <strong>BIBER</strong><br />

Das Ende von biber ist auch das Ende der biber-Akademie. Sie war<br />

Kaderschmiede für unzählige Journalist:innen mit Migrationshintergrund<br />

und das erste journalistische Zuhause für jene, die weder Deutsch noch<br />

Qualtinger mit der Muttermilch aufgesogen haben.<br />

Zur Autorin: Marina Delcheva war Akademie-Leiterin bei biber und leitet jetzt das Wirtschaftsressort bei profil.<br />

Amra Durić, Alexandra Stanić,<br />

Naz Küçüktekin und Marina Delcheva<br />

(v.l.n.r.) lassen ihre Zeit in der biber<br />

Akademie Revue passieren.<br />

Ich will eigentlich nur schreiben. Ich weiß,<br />

es gibt nicht so viele von meiner Sorte“,<br />

sagte sie und zeigte auf ihr Kopftuch, „aber<br />

ich glaube, ich kann das!“ Urheberin dieser<br />

Aussage ist Menerva Hammad und sie sagte<br />

das beim Vorstellungsgespräch für die biber-<br />

Akademie 2014. Heute schreibt sie immer noch<br />

und das sehr erfolgreich, sie ist Buchautorin.<br />

Jahrzehntelang bekamen heimische Chefredakteure<br />

– es waren jahrzehntelang fast nur Männer<br />

– Sätze wie diese so gut wie nie zu hören. In<br />

den bunten Räumen der biber-Redaktion und<br />

bei den unzähligen Vorstellungsgesprächen für<br />

die biber-Akademie fielen Sätze wie diese aber<br />

ganz oft.<br />

„Am liebsten habe ich die Geschichte über<br />

den bosnischen Müllbaron geschrieben. Er<br />

hat sich in der bosnischen Stadt Prijedor ein<br />

Müllimperium geschaffen und zusammen mit<br />

korrupten Beamten ein lukratives Business<br />

aufgebaut“, erzählt Alexandra Stanić. Und es<br />

kam noch sehr viel mehr: Missbrauchsvorwürfe<br />

an der Grazer Oper, die heimlichen Symbole der<br />

serbischen Nationalisten, eine transfeindliche<br />

Montessori-Schule. Stanić ist heute erfolgreiche<br />

Autorin, Fotografin und Influencerin.<br />

Begonnen hat aber alles in<br />

der biber-Akademie vor über zehn<br />

Jahren. Seit 2011 hat die Akademie<br />

gut 300 jungen Menschen<br />

– fast immer mit und selten ohne<br />

Migrationshintergrund – journalistisch<br />

ausgebildet, ihnen den Raum<br />

und die Zeit gegeben, ihre eigenen<br />

Geschichten zu erzählen und ihnen<br />

„<br />

Ich kenne fast keine<br />

Journalist:innen<br />

mit Migrationshintergrund<br />

in Österreich,<br />

die nicht bei<br />

biber waren.<br />

“<br />

Biber war für die vier Journalistinnen das<br />

Sprungbrett in die Medienbranche.<br />

Praktika in den großen Medienhäusern des<br />

Landes vermittelt. Die Mission: Mehr Menschen<br />

mit Migrationshintergrund in die österreichische<br />

Medienlandschaft zu bringen. Doch es ging auch<br />

über die Landesgrenzen hinaus: Seit 2021 hatte<br />

biber eine Kooperation mit jetzt.de, dem Onlinemagazin<br />

der Süddeutschen Zeitung in München<br />

– wo einige talentierte biber-Stipendiat*innen ihr<br />

Folgepraktikum absolviert haben. Und das mit<br />

Erfolg.<br />

„Ich kenne fast keine Journalist:innen mit<br />

Migrationshintergrund in Österreich, die nicht<br />

bei biber waren“, sagt Amra Durić. Bis vor<br />

kurzem war sie stellvertretende Online-Chef-<br />

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