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DER TEXT IST IN DER DEZEMBER-<br />
AUSGABE 2010 ERSCHIENEN.<br />
Fun Fact: Dieser<br />
Artikel ist bis heute der<br />
meistgeklickte Beitrag<br />
auf dasbiber.at.<br />
Dem Koran nach hat Sexualität einen<br />
großen Stellenwert im Islam. Ran darf<br />
man aber erst, wenn man verheiratet<br />
ist. Junge Muslime erzählen über ihre<br />
Gratwanderung zwischen frommer<br />
Tradition und dem Bedürfnis nach Lust.<br />
Von Anna Thalhammer und Linda Say, Collage: Zoe Opratko<br />
Sex und Islam – diese zwei Wörter in einem Satz zu<br />
verwenden ist schon hochexplosives Material und<br />
die Recherche zu diesem Artikel spiegelt das Dilemma<br />
wider, in dem sich junge Muslime befinden. „Das<br />
könnt ihr nicht drucken, ihr werdet alle Leser verlieren, denn<br />
darüber spricht man nicht“, wurde uns gesagt. Jemanden zum<br />
Reden zu bringen war nicht so einfach, denn die Angst erkannt<br />
zu werden, war groß. Dennoch dauerte jedes einzelne Interview<br />
mehr als eine Stunde und von vielen hörten wir „Ich bin<br />
so froh endlich einmal darüber reden zu können.“ Die Namen<br />
der Protagonisten wurden von der Redaktion geändert.<br />
MEHR ALS NUR SEX<br />
„Über Sex in dem Sinn habe ich mit meinen Eltern nie gesprochen.<br />
Nur, dass das Jungfernhäutchen bis zur Hochzeit nicht<br />
kaputt werden darf, das wurde mir eingebläut.“ Dunja ist 26<br />
Jahre alt, kommt aus dem Iran und ist in einer traditionellen<br />
muslimischen Familie groß geworden. Ihre Mutter, eine von vielen,<br />
„die es auch so erlebt hatten“, hat ihre Tochter nach eben<br />
diesen traditionellen Wertvorstellungen erzogen, die aber nicht<br />
unbedingt in Dunjas Welt passen.<br />
So lebt sie wie viele ihrer muslimischen Freunde in einer<br />
Doppelwelt zwischen überholten Moralvorstellungen und Löffelchenstellung.<br />
„Es geht nicht nur darum, dass ich keinen Sex<br />
haben darf. Den hatte ich schon mit 16. Das Problem ist viel<br />
tiefgreifender und dringt in etliche Bereiche des Lebens ein:<br />
ich durfte nie reiten, o.b. hab’ ich immer heimlich verwendet<br />
und die unbenutzten Binden in den Mistkübel geworfen. Reisen<br />
konnte ich nie. Jetzt lebe ich mit meinem Freund zusammen<br />
und hab ein Alibi-Zimmer in einem Mädchenstudentenheim. Ich<br />
habe mich nicht an ein sexloses Leben vor der Ehe gehalten<br />
und mir ist das bisschen Haut wurscht. Die Ehre einer Frau liegt<br />
nicht zwischen ihren Beinen. Aber vielen meiner Freundinnen<br />
ist das ganz wichtig. Sie haben dann eben Analsex, damit<br />
nichts passiert. Ich und viele andere führen ein ständiges Doppelleben,<br />
das aus einem Konstrukt von Lügen besteht.“<br />
Gerne würde Dunja mit ihren Eltern ihre Gefühle teilen und<br />
ihnen auch ihren Freund vorstellen, der das Versteckspiel seit<br />
Jahren mitspielt.<br />
„Aber für sie würde eine Welt einstürzen. Ich möchte das<br />
gute Verhältnis nicht gefährden“, sagt die schöne Perserin und<br />
zuckt ratlos mit den Schultern<br />
KEINE REINE FRAUENSACHE<br />
Wir treffen ein junges muslimisches Pärchen im Caféhaus, das<br />
während des Gesprächs nicht die Finger voneinander lassen<br />
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