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220926Wellerbuch lay 1

Anlässlich seines 77. Geburtstages hat Alexander Weller, gebürtiger Holländer - inzwischen Tiroler - 77 Begegnungen mit besonderen Menschen in seinem Lebenslauf und seiner jeweiligen Umgebung aufgeschrieben. Das Buch kostenlos an Freunde, Interessierte - ausgegeben. Für eine Spende zugunsten der Gambrinusfreunde, die damit Menschen denen es nicht so gut geht hilft. Stand: Dezember 2023 waren EUR 4.555,00 zusammengekommen. Ein rundum gelungenes Projekt.

Anlässlich seines 77. Geburtstages hat Alexander Weller, gebürtiger Holländer - inzwischen Tiroler - 77 Begegnungen mit besonderen Menschen in seinem Lebenslauf und seiner jeweiligen Umgebung aufgeschrieben. Das Buch kostenlos an Freunde, Interessierte - ausgegeben. Für eine Spende zugunsten der Gambrinusfreunde, die damit Menschen denen es nicht so gut geht hilft. Stand: Dezember 2023 waren EUR 4.555,00 zusammengekommen. Ein rundum gelungenes Projekt.

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NBEGEGN UN GE

BESO NDERE

¯ATHANASIUS AUS OVERSCHIE.

ONKEL LEO WELLER †

Unsere Nummer 138

¯38

Ich stamme ursprünglich aus „Overschie“, einem Dörfl ein

in der Provinz „Zuid Holland“, voller Wiesen und vieeeel

Natur. Das idyllische Dorf wurde Jahrzehnte später ein Ortsteil

von Rotterdam. Automatisch und zwangsläufi g ist man da

lebenslang kein Anhänger von Ajax Amsterdam, sondern von

Feijenoord Rotterdam. Feijenoord ist ein Ortsteil von Rotterdam,

ähnlich Margarethen in Wien.

Wir sind insgesamt fünf Kinder. Ich bin der „Mittlere“

zwischen drei Schwestern und einem Bruder.Unser Vater war

sehr katholisch, was den Vorteil hatte, dass die Taufnamen

seiner Kinder schnell gefunden waren: Er schaute einfach,

welchem Heiligen der jeweilige Geburtstag gewidmet war –

und –„Bingo“ – hatte er bereits den richtigen Namen. Mein

älterer Bruder musste sich demnach mit „Timotheus“ durch das

Leben schlagen.

„Patricia“ folgte, und nach mir kamen noch „Silvestra“ (31.

Dezember) und „Iphigénia“ dazu. Ich wurde am Tage des

Heiligen „Athanasius“ geboren! Das war natürlich Pech vom

Feinsten! Nachdem wohl kaum Menschen auf dieser Welt mit

diesem exotischen Namen durch das tägliche Lebenspazieren,

fand mein Vater einen Kompromiss. Er schaute sich den

nächsten Tag an - und siehe da: „Alexander“ war akzeptabel,

nicht ungewohnt, und wurde somit mein Rufname.

Zur Ergänzung erhielt ich noch einen Zusatznamen, „Franciscus“

(von Sales), weil er den sehr bewunderte. Bei unserer

Tochter „Natalie“ haben meine Frau und ich diese Tradition

aufrechterhalten können. Bei unserem Sohn, geboren am 1.

November zu „ALLERheiligen“, war das ein wenig komplizierter

...

Das Dorf Overschie, nördlich von Rotterdam gelegen,

war ursprünglich Sumpfgebiet. In Overschie fl ießen vier verschiedene

„Schie“ (Gewässer) zusammen. Der Delfshavense

Schie, der Delftse Schie, der Schiedamse Schie und der

Rotterdamse Schie. Der Sammelname „Schie“ wurde somit

zu „Over-Schie“, also „Über der Schie“. Im 13. Jahrhundert

entwickelte sich der Schie sogar zur wichtigen Transportroute.

Durch weitere Entwicklungen der Wasserwege verlor das

Dorf im Laufe der Zeit zunehmend an Wichtigkeit. Trotzdem

hatte es immer noch eine Bedeutung im Zusammenhang mit

Transportrouten. Overschie hatte Hauptplatz, Kirche, Kindergarten,

Schule, Bäcker, Metzger und Gemeindeamt.

Umgeben von endlosem Weideland, unterteilt, so wie in

Holland üblich, von WASSERGRABEN. Es gab Obst- und

Gemüsekulturen und Wald, hie und da durchsetzt von wildwüchsigen

Gegenden. Also so ziemlich alles, was ein Dorf

braucht, um als Dorf lebensfähig zu sein.

Mai 1945: Rotterdam lag in Schutt und Asche! Es war

eigentlich nichts Nennenswertes mehr heil, außer dem Rhein,

welcher, wie eh und je, gemütlich durch die Stadt seinen Weg

suchte. Overschie wurde weitgehendst von Bomben und den

Alliierten verschont. Man war uns anscheinend freundlich gesinnt,

oder man befand unser Dorf für zu unwichtig, um daran

teure Bomben zu verschwenden.

Der „Torenlaan“ (Turmstraße), wo wir wohnten, war an

einer Seitenstraße des Dorfes gelegen und bestand zum

Großteil aus typischen Doppelfamilienhäusern, säuberlich

durch auf Augenhöhe angebrachte Mauern getrennt. Alle

hatten einen Vorgarten, ersten Stock, Dachboden, Garage

und einen großen Garten auf der Rückseite. Dieser war von

der Straße aus deutlich sichtbar, da hier keiner auf Vorhänge

Wert legte.

Die Häuser hatten fast alle unbeschädigt überlebt, und die

Kirche stand schon lange so, wie sie schon immer dagestanden

war. Auch Weideland und Obstkulturen waren frisch-frühlingshaft

und bereit, beackert zu werden. Nur die Einwohner

waren, seit diesem unheilvollen Tag im Mai 1944, nicht mehr

vollzählig da. „Die Moffen“, das niederländische „Kosewort“

für die deutschen Besatzer, waren mit einem Straßenkommando

in unsere Straße einmarschiert. Mit allem, was so dazugehört.

Die mit Stahl beschlagenen Stiefel produzierten ein beängstigendes

Geräusch, ähnlich einem heranrasenden Zug!

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