220926Wellerbuch lay 1
Anlässlich seines 77. Geburtstages hat Alexander Weller, gebürtiger Holländer - inzwischen Tiroler - 77 Begegnungen mit besonderen Menschen in seinem Lebenslauf und seiner jeweiligen Umgebung aufgeschrieben. Das Buch kostenlos an Freunde, Interessierte - ausgegeben. Für eine Spende zugunsten der Gambrinusfreunde, die damit Menschen denen es nicht so gut geht hilft. Stand: Dezember 2023 waren EUR 4.555,00 zusammengekommen. Ein rundum gelungenes Projekt.
Anlässlich seines 77. Geburtstages hat Alexander Weller, gebürtiger Holländer - inzwischen Tiroler - 77 Begegnungen mit besonderen Menschen in seinem Lebenslauf und seiner jeweiligen Umgebung aufgeschrieben. Das Buch kostenlos an Freunde, Interessierte - ausgegeben. Für eine Spende zugunsten der Gambrinusfreunde, die damit Menschen denen es nicht so gut geht hilft. Stand: Dezember 2023 waren EUR 4.555,00 zusammengekommen. Ein rundum gelungenes Projekt.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ATHANASIUS
WELLER´S
77 BESONDERE
BEGEGNU
UND
MENSCHEN
Tingel-Tangel.
Besonderes
Sammelsurium von
Lebenserinnerungen
im Rückspiegel.
NGEN.
ALEXANDER
WELLER
HERR BERT
WALTL
Illustration: leflaneur
Dieses Buch ist nicht nur zufällig entstanden. Sondern: Aus purer Lust und einer Prise Verantwortung
heraus, etwas von meinem Leben, den Erfahrungen, meinen ganz besonderen Begegnungen
– in diesen 77 Jahren weiterzugeben, aufzuschreiben, zu erzählen. Vielleicht damit auch ein
wenig Appetit für die Nachkommenden zu machen – auch in diese faszinierende und besondere
Berufswelt einzutauchen.
Für Ingeborg und meine Familie.
Athanasius Weller
Innsbruck im August 2022
¯2
3¯
¯4
¯DAVOR
ETWAS BESONDERES
HerrBERT Waltl
www.leflaneur.at
Es ist ein Wahnsinnsprojekt. Persönlich habe ich noch nie
jemanden wie den Alexander getroffen. Jemanden, der
so viel erlebt, soviele Unterlagen, Fotos, Ausschnitte gesammelt
und aufbewahrt. Der – fast wie auf ein Stichwort alles
über die Begegnungen, die Karriere, Brüche und Erfolge der
Menschen, die er getroffen hat, weiß. Und das waren nicht
wenige. Ein HOLLÄNDER, der in die Welt der Dienstleistungen
hinausgezogen, dann durch Schicksal - oder Zufall in
Innsbruck hängen geblieben. Mit Fachverstand, Hausverstand
und einer riesigen Portion Erfahrung. Das Projekt ist einzigartig.
Im 77. Lebensjahr stehend, haben es „77 Besondere
Menschen" in dieses Buch geschafft. Als Geschichte. Bebildert
– da gibt es viele, viele mehr. Die Geschichten wurden
von Alexander selbst geschrieben. Alle. Ein paar Repliken und
Rückmeldungen zeugen von seiner Beliebtheit. Zuerst wollten
wir die Deutsch-Holländische-Mixtur an unsere Rechtschreibung
anpassen, um dann zu erkennen, gerade dieser Mix
macht den Charme des Alexanders, – vielleicht auch des
Buches aus. Also ist die Sprache in diesem Buch "Holland-
Deutsch". Kunterbunt.
Alexander ist ein Tausendsassa. Die Finanzierung wurde
durch Spenden, Druckkostenzuschüsse und Insertionskosten
gestemmt. Alles, das übrig bleibt, gibt es für die Gambrinus-
Freunde. Die damit Gutes tun. An dieser Stelle – Danke an
alle, die mitgeholfen haben, dieses Buch zu finanzieren und
letztlich zu realisieren. Alle Produktionskosten wurden schmal
gehalten, keine Grafikkosten - ausschließlich die Druckproduktionskosten
waren fällig.
Ein Monsterprojekt. Alexander wurde von mir motiviert.
Und er hat sich „durchgekämpft" – im wahrsten Sinn der
Worte. Durch keine Herzrhythmusstörung war er aus dem
Gleichgewicht zu bringen. Soeben noch in der Klinik, hockte
er Stunden später schon wieder bei einem Glaserl in seinem
Wohnzimmer. Interessant. Witzig. Sympathisch. All die Menschen
kennenzulernen. Durch die Brille und den Stift vom
Athanasius. Einige durfte ich auch persönlich kennenlernen.
Er, Alex hat nicht nur viel zu erzählen. Er hatte bei diesem
Projekt auch jede Menge Geduld. – Telefonieren, Mailen,
Whatsappen, Nachtlaufen, Interviewen, Nachlaufen, Bilder–sammeln,
korrigieren. Als Nachtmensch war er sowieso
immer umtriebig. Aber auch bei Tage hat er sich um „seine
Geschichten" gekümmert. Nicht alle wußten diese Mühe und
Wertschätzung richtig zu schätzen. Die meisten schon. Viel
Wohlwollen, Wertschätzung und Zuneigung sind zurückgekommen.
Letztlich haben es eben genau 77 Besondere
Menschen in eine Geschichte von Meister Weller geschafft.
Dass die legendären Beatles dabei sind, überrascht mich da
nicht. Eher schon der aufgebahrte Trappist mit den dunklen
Socken. Oder die „Song Of Norway" – ... – ach was! Es
gibt in diesem Buch viel zu entdecken. Lesen Sie einfach
selber.
Wie schön, wie vielfältig, wie wunderbar einfach und
ausfüllend ein Leben mit 77 Jahren sein kann, ja ist – auch
mit einer verheirateten Niere kann man über 25 Jahre leben.
Der Alexander ist auch ein medizinischer Wunderwuzzi. Die
Zusammenarbeit mit ihm hat mir viel Spaß gemacht.
Wir haben uns damals am 2. Jänner 1981 im Vorzimmer
des Vorstandsvorsitzenden der Landes-Hypothekenbank Tirol
das erste Mal getroffen. Ich dachte mir im Stillen, der schön
gekleidete „ältere Herr !?", der da mit mir wartend sitzt, ist
ein besonderer Kunde! Es war unsere gemeinsamer erster
Tag im Geldtempel. Alex ist 7 Jahre geblieben, bei mir sind
es fast 41 Jahre Geldtempel geworden. Unser Kontakt ist nie
abgerissen. 2020 - bei Pensions – sprich Flaneurantritt hat
mir Alexander angeboten „kleine Erkundungswanderungen"
rund um Innsbruck zu machen. Gerne mitgemacht. Er hat alle
Wege gekannt - ich nix. Dabei haben wir erste Interviews zu
verschiedenen Themenblöcken seine Erlebnisse und Lebensabschnitte
in Bild und Ton festgehalten. Diese Zeitdokumente
waren letztlich Auslöser für dieses Buch, das Sie jetzt in ihren
Händen halten.
Möge es auch Sie so unterhalten, gleich faszinieren,
auch motivieren, vielleicht inspirieren – gleichwohl auch so
berühren, wie es mich damit „erwischt" hat. Jeder Tag – hier
– da wo wir gerade sind – ist etwas Besonderes. Genießen
wir den Augenblick und erfreuen uns an der Schönheit des
Seins. In allen Lebenslagen und mit allen angesammelten
Jahresringen. Das – und noch viel mehr steckt in diesem
Büchlein.
Es hat mich sehr gefreut, hier mitarbeiten zu dürfen.
Herbert Waltl, der Flaneur, der, der Zeit vertreibt, – und hofft
dass diese bleibt. Jetzt, heute im August 2022.
5¯
¯6
¯WIE (M)EIN LEBEN SO AUSSCHAUT.
7¯
¯JEDER KENNT ETWA 5000 GESICHTER.
NUR – ICH BIN MIR SICHER DER ALEXANDER
KENNT SICHER MEHR ...
Unsere Redaktion hat diese Meldung redaktionell nicht
bearbeitet. Sie wurde automatisch von der Deutschen
Presse-Agentur (dpa) übernommen.
York (dpa) - Jeder Mensch kennt im Mittel etwa 5000
Gesichter anderer Menschen. Auf diesen SCHÄTZWERT
sind Forscher nach mehreren Versuchen gekommen. Dabei
gibt es große Unterschiede: Die Spanne reicht von etwa 1000
bis 10.000 Gesichtern, wie das Team um Rob Jenkins von der
Universität York (Großbritannien) im Fachjournal «Proceedings
B» der britischen Royal Society berichtet.
Bekannt sei schon länger, dass es deutliche Unterschiede
in der Wahrnehmung vertrauter und unbekannter Gesichter
gibt, erklären die Wissenschaftler. Die Gesamtzahl an Gesichtern,
die ein Mensch kennt, sei bisher unbekannt gewesen.
Jenkins und Kollegen verfolgten einen mehrstufi gen Ansatz,
um eine Schätzung dafür zu ermitteln. Zunächst ließen sie 15
Frauen und 10 Männer im Alter von 18 bis 61 Jahren Bilder
mit Gesichtern von Menschen aus deren Umgebung ansehen
- Verwandte, Freunde, Kollegen, Mitstudenten oder andere
Bekannte. Innerhalb einer Stunde identifi zierten die Probanden
im Durchschnitt 362 Gesichter. Die Spanne lag zwischen
167 und 524. Die Versuchsteilnehmer mussten den Namen
oder eine eindeutige Beschreibung der Person nennen (etwa
«Hausmeister der Hochschule»).
Den gleichen Versuch machten die Forscher mit Gesichtern
von Personen des öffentlichen Lebens, etwa aus Kunst, Film und
Fernsehen, Politik, Sport oder Wirtschaft. Hier war die Identifi
zierungsquote geringer: 290 Gesichter im Mittel (Spanne:
169 bis 407). Bei beiden Versuchen nahm die Geschwindigkeit
der Identifi zierungen ab: Im ersten Versuch erkannten
die Probanden in den ersten fünf Minuten durchschnittlich 40
Gesichter, in den letzten fünf Minuten des Versuchs nur noch
21 Gesichter.
Welche Ideen habt Ihr, um den Krisen dieser Tage zu begegnen?
Zwei Tage lang wollen wir mit Euch diskutieren und
laden 1.000 junge Menschen nach Berlin ein.
Diese geradlinige Abnahme der Identifi zierung führten die
Forscher weiter bis auf null. Wenn sie mehr Zeit als 60 Minuten
gehabt hätten, hätten die Teilnehmer demnach durchschnittlich
im ersten Versuch 549 Gesichter und im zweiten Versuch 395
erkannt, zusammengenommen also 944.
In einem weiteren Versuch ermittelte die Gruppe um Jenkins,
wie viele Gesichter Menschen als «bekannt» bezeichnen,
ohne dass sie sie einem Namen oder einer Funktion zuordnen
mussten. Die Gesichter stammten wieder von Personen des öffentlichen
Lebens, doch diesmal gab es keine Zeitbegrenzung.
Die Forscher verglichen nun bei den einzelnen Versuchsteilnehmern
die Anzahl der identifi zierten Gesichter mit der
Anzahl der als «bekannt» bezeichneten Gesichter. Sie kamen
auf ein Verhältnis von 1:4,62 (also deutlich mehr bekannte als
identifi zierte Gesichter).
Mittels dieses Faktors ermittelten die Wissenschaftler aus
der Summe der identifi zierten Gesichter aus den ersten beiden
Versuchen eine Gesamtzahl von 4240 Gesichtern, die ein
Mensch kennt. «Diese exakte Zahl unterstellt eine Genauigkeit,
die wir nicht haben», schreiben die Forscher. «Unser Vorschlag
ist, sie auf 5000 zu runden.»
Ich (Waltl) erhöhe hier ganz locker nocheinmal. Und
dazu brauche ich keine Studie. Der Athanasius hat sicher bis
zu – und über 10.000 Gesichter gesehen UND sie sich auch
gemerkt. Wenn man sein Archiv sieht ...
¯8
Ausschnitt Tiroler Tageszeitung vom 11. März 2018.
9¯
¯10
UNSERE ORDNUNGS-
NUMMER
SEITE
INGEBORG WELLER 12
01 RAINER HUSAR 18
02 JOHANN KAISER 222
03 GÜNTER GFÖLLNER 42
04 ANDREAS HOTTER 74
05 ABSOLUT 32
06 MARTIN LECHNER 204
07 Peter Roman
08 Franz Busta
09 JOHNNY 120
10 MIJNHEER DE GRAAF 16
11 HYPO BANK 20
12 FRANZ WAGNER 122
13 MATTHIAS AIGNER 40
14 FRITZ SCHALLER 72
15 DIETER SCHERFLER 104
16 Alfred Müller
17 Georg Bliem
18 Gerhard Schilling
19 Robert Zeisel
20 FRANZ R. STEINMAYR 70
21 RUDI HUNDSBICHLER 36
22 Gerald Striedinger
23 „Lemmy“
24 Jörg Tschoner
25 Fredi Fuchs
26 Heinz Mader
27 HEIMO LEITGEB 66
28 Walter Bauer
29 Johannes Stani
30 Günter Hager-Linz
31 Klaus Feuerstein
32 E-M Mischkulnig
33 OPA WELLER 218
34 Mario del Marco
35 Walter Hager
36 Peter Gruber-Igls
37 Markus Schweiggl
38 Stefan Beck
39 Karl Kobliha 128
40 Walter Schmuck
41 Walter Weymayer
42 Andreas Hirzinger
43 SONJA GRÖSSINGER 84
SEITE
44 SAMIR MANGALIFY 130
45 Josef Hauser
46 ANGELO GANNER 132
47 TONI SKARDARASY 138
48 ALF ANGLEITNER 224
49 SKAMRADA MICHAEL 238
50 Peter Schedifka
51 ALEXANDER RADLOWSKYJ 140
52 Markus Walch
53 Andrea Krieger
54 Schmitt Monika
55 Werner Leibner
56 LOEK VERSLUIS 48
57 Wilfried Dunzendorfer
58 MARTIN KLAUSNER 226
59 Klaus Steinbauer
60 GIOVANNI 112
61 Christian Neururer
62 Ralf Pülacher
63 Corona Walter
64 Werner Knoll
65 Franz Radinger
66 Herwig Hirscher
67 Metin & Markus
68 Stefan Höllinger
69 Franz Busta
70 Gerry Deicker
71 Günter Ferstl
72 Helga Peintner
73 Thomas Hiessl
74 MARTIN HINTERLEITNER 208
75 ROLAND DENGG 202
76 Albin Lintner
77 Johannes Neuner
78 Günter Brunner
79 Manfred Furtner
80 Manni Kleiner
81 Gerhard Hörtnagl
82 Lukas Marberger
83 Stefan Stevancsecz
84 THOMAS HEISER 52
SEITE
85 Benno Gedhina
86 Andreas Spiss
87 Gregor Lintner
88 Günther Christandl
89 Hans Eder
90 SPORT-WELLER 62
91 Norbert Waldnig
92 Klaus Doleschall
93 ERNST AIGNER 214
94 Richy Langthaler
95 Johann Spendier
96 Harry Schmitt
97 HARALD MÜLLER 144
98 Laszlo Molnar
99 Georg Wurm
100 MATTHIAS GURSCHLER 108
101 Andreas Höckl
102 VIKTOR HAID 98
103 MANUEL TOMMASI 234
104 Karl Heinz Pale
105 HEINZ SCHALLER 242
106 RUDOLF KOBATSCH 148
107 Oliver Neth
108 Philipp Schilcher
109 ANDREAS PLAUTZ 232
110 St.Müller/Bucher K.
111 Rüdiger Leimer
112 MARTIN TIEFENTHALER 244
113 SONG OF NORWAY 80
114 BAD MILS BLACK 150
115 DIE WELLER BRÜCKE 46
116 GAMBRINUS-FREUNDE 28
117 RAIMUND MARGREITER 88
118 ERICH UNTERWURZACHER 152
119 Bruno Gerber
120 HUBERT WEIDACHER 158
121 Wolfgang Mucher
122 Robert Hohensinn
123 Walter Bauer
124 ALBERT HACKL 200
125 THE BEATLES 114
SEITE
126 RICARDO-GENF 78
127 FRANCESCO 160
128 Doris Dannecker
129 Markus Messner
130 HARALD PICHLER 162
131 ANGELO PEER 30
132 ALOIS JANTSCHER 172
133 MICHAEL SCHMITT 164
134 MICHAEL KOMENDA 168
135 GERT WEIHSMANN 170
136 TOURISMUSVERBAND IBK 176
137 ALBERT MAIR 174
138 ATHANASIUS NACHWORT 246
139 Reinhard Haimun
140 GÉRARD MONTFREY 180
141 CHRISTIAAN WILLEMSE 182
142 JAN JANSSEN 184
143 FALSTAFF 188
144 WHISKY SCHIFF 82
145 CITY HIGH LIGHTS 190
146 JAN BOMANS 192
147 Wolfgang Forstmayr
148 HELMUT FRÖHLICH 92
149 MARKUS RIMML 194
150 Lerchbaumer Manuela
151 BLUMENCORSO 198
152 EXPERTEN - Das Original 212
153 THOMAS HACKL 118
154 HELMUT EDER 102
155 Vinzenz Triendl
156 KLAUS SCHWAIGER 100
157 MICHAEL STEININGER 240
158 Wolfgang Schedelberger
159 Stefan Wörgotter
160 Hannes Konzett
161 Harald Burstein
162 INGA JOHANNESSON 210
163 FRITZ AIGNER 228
164 Peter Weissnegger
165 EXPERTEN II – Die Nachahmer 236
166 Andreas Elmer
167 Rudi Walch
11¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯MEINE GANZ BESONDERE BEGEGNUNG.
INGEBORG HACKL. VERHEIRATETE WELLER
Ganz vorne.
Es ist der 8. November 2021. Waren genau 25 Jahren vergangen,
wo der berühmte Professor Margreiter die Niere
meiner Frau entnahm und zu mir transplantierte! Wegen
dieses Wunders der Medizin, war ich in der Lage ein zweites
Leben zu starten.
Zwei Wochen später entnahm man mir meine eigenen
nicht mehr funktionsfähigen Nieren. Ohne diesen Eingriff
wäre es uns nicht möglich gewesen im Oktober 2021 uns 50
jähriges Hochzeitsjubiläum zu feiern. Zwei glückliche Menschen
mit insgesamt zwei Nieren! Diese Geschichte hat, so
wie alle andere Geschichten auch, irgendwo seinen Anfang:
Erstbegegnung im Hotel Luna, Jesolo, in Mai 1968. Sie als
Gast, ich als Oberkellner. Weshalb und warum ich zu Hause
schon als Jugendlicher gesagt habe – „Das Mädchen das ich
nach Hause bringe heirate ich!“ – weiß ich nicht. Ein bisserl
„Strange“, entspricht aber der Wahrheit. September 1968.
Ich lade meine Urlaubsbekanntschaft zu mir nach Hause,
nach Holland, ein. "Holländische und Tiroler Schmetterlinge"
flatterten, obwohl fast schon Herbst, wie im Frühling! Anfang
Oktober 1971 Hochzeit in Innsbruck. Ende Oktober Hochzeit
in Holland. Anschließend Familienfeier in Belgien. Inzwischen
sind Unmengen Wasser den Inn entlang geflossen und auf
der Patscherkofel Olympiastrecke erstaunlich wenig internationale
Skirennen durchgeführt. Unser Leben hat gesunden
Nachwuchs, Tochter Natalie, Sohn Marcus und Enkel Wim
hervorgebracht.
Das Leben hat es gut mit uns gemeint. Das Leben hat es
besonders mit mir sehr gut gemeint.
Erinnerungen an 1971.
und an die wohl legendärste Postkarte aus Florida.
Man beachte den letzten Satz!
HAUPTSÄCHLICH –
DANK MEINER FRAU INGEBORG!
¯12
13¯
¯14
15¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯MEIN ERSTER WICHTIGER LEHRER.
MIJNHEER DE GRAAF
Unsere Nummer 10
¯16
Zuhause hatten wir schon immer Katzen, Kanarienvögel,
Kaninchen, einen Hahn mit fünf oder sechs Hennen sowie
verschiedene Arten von Ziertauben. Trotzdem fehlte mir
das Tierliebe-Gen vollkommen. Die Tiersammlung wurde mit
Posttauben vergrößert und öfters durfte ich mitfahren, wenn
mein Vater nach einer langen Autofahrt den Posttauben behutsam
zur freien Flucht ver half. Ich war zwar jung und mathematisch
noch nicht sehr geschult, jedoch war mir klar, besonders
nachdem die Autofahrten immer länger wurden, dass die Tauben
sich schneller fortbewegten als wir. Jedes Mal waren die
Tauben schon lange vor uns zuhause und ich verstand daher
die lange Hin- und Rück fahrten nicht ganz.
Mein Vater kaufte in der Nähe der belgischen Grenze
circa zwei Hektar Grund mit viel Wald und Wiesen, ideal
für Indianer und total un gewohnt für Städter. Während ich im
Zelt lebend den Wald aufräumte, waren Fasane und Kaninchen
meine neuen Nachbarn. Neben unserem Wohnhaus
entstanden Wohngelegenheiten für Tauben, Kanarienvögel,
Hühner, Kanin chen, Enten, Ziegen und SCHAFE und diese
wurden nach und nach auch be wohnt. Alles florierte hervorragend.
Frische Hühnereier waren gefragt, und bald versorgten
wir in der Stadt Breda, unweit von uns entfernt, einmal
wö chentlich zuerst drei Haushalte, dann zehn und als Folge
ganze Straßenzüge mit frischen Eiern. Enteneier wurden ebenfalls
verlangt. Nachdem auch Be darf für Ziegenmilch bestand,
lernte ich, unsere Ziegen zu melken. Logischer weise erwarteten
unsere Eierkundinnen sehnlichst frische, bratfertige Hühner.
Ohne Fachnachweis war der Verkauf aber nicht erlaubt! Da
stand ich nun mit sieben Bäuerinnen in einem sterilen, hellen
Metzgerschlachthaus, ange treten für eine „Wild- und Geflügelhändler-Schulung“.
Alle hatten Holzschu he an, ich Gummistiefel. Alle waren
vom Land, ich „Städter“. Unser Lehrer, MEIJN HEER de Graaf,
war ebenfalls Städter und bekam alsbald Mitleid mit mir. Er
merkte sofort, dass ich mehr Angst vor den Tieren hatte als
umgekehrt und bot mir an, neben den Nachmittagskursen
auch die Abendkurse zu besu chen. Ziel war es, eine Prüfung
zu bestehen, in der man ein lebendiges Tier in ein bratfertiges
Tier zu verwandeln hatte. Lustig waren diese Lern- und
Qual-Stunden überhaupt nicht! Utrecht, 4. Dezember 1962,
Prüfungstag. Mir wurde ein Reh zugelost. Es hätte schlimmer
kommen können. Das Reh lebte nicht mehr und es war in dreißig
Minuten auszunehmen und küchenfertig zu bearbeiten.
Mein Prüfungsobjekt hing auf Augenhöhe. Das Aufschneiden
der Bauchdecke bewältigte ich fehlerlos. Das "Entfernen der
Blase" machten die meisten allerdings anders. Und wesentlich
besser‘ Die Blase war noch voll und ich bald ziemlich nass.
Ich bestand trotzdem - mit Gänsehaut!
Fazit dieser Geschichte: Es ist für junge Leute wichtig zu
wissen, welchen Beruf sie für ihre Zukunft NICHT ergreifen
wollen.
DIPLOM
„Da stand ich nun mit sieben
Bäuerinnen in einem sterilen,
hellen Metzgerschlachthaus,
– ange treten zur „Wild- und
Geflügelhändler-Schulung“.
17¯
NBEGEGN UN GE
¯RAINER THE SHAKER.
RAINER HUSAR
BESO NDERE
Unsere Nummer 01
Die Jugend braucht Idole. Man denke an Franz Klammer,
Annemarie Moser-Pröll, Hermann Maier, Marcel Hirscher,
Gregor Schlierenzauer, Thomas Muster, Dominic
Thiem und Andy Herzog, um nur ein paar zu nennen. In der Bar
Szene gab es keinen Zweifel: Rainer Husar war das Idol, keine
Frage. Das Wort „Rainer Husar“ sprach man in der Bar-Branche
mit Respekt aus. Egal, wo man sich befand, in Vorarlberg,
Burgenland oder Wien. Er war bekannt als nationale Bar
Legende - berühmt durch seine Tätigkeiten am Arlberg, in der
legendären „Zürsl Bar“ im Hotel Edelweiß in Zürs und in Pörtschach
am Wörthersee im eigenen Lokal „Rainers“ – bekannt
durch rauschende Feste und spektakuläre Veranstaltungen.
Für jungen, aufstrebenden Bar-Nachwuchs war es ein
Traum, bei „Rainers“ arbeiten zu dürfen! Rainers Regime:
Disziplin, Disziplin, und last but not least, Disziplin! Motto:„
Der Gast ist unser Arbeitgeber!“ Anwesenheitspfl icht um 10
Uhr früh, „Monte-Carlo-Platz und Lokalitäten“ säubern. Egal,
wie kurz die Nacht war! Respekt zu den Gästen stand ganz
oben auf Rainers Skala. Für die Angestellten galt: Gäste
empfangen, in die Augen schauen, mit Namen ansprechen.
Geforderte Arbeitserscheinung: frisch und sauber. Blitzschnell
"Feuer – Bitte!" – damals noch - der Zigarette oder Zigarre
geben. Aschenbecher immer sauber halten. Ausreichend
Wechselgeld und Selbstdisziplin! All das war selbstverständlich.
Obwohl diese Merkmale normalerweise Bar-Basis-Praxis
sein sollten, wusste man sofort, egal welche Bar man in
Österreich besuchte: Das ist eine „Rainer Schülerin“ oder ein
„Rainer Schüler“.
PÖRTSCHACH: Anfang der Neunziger im letzten
Jahrhundert. Da saß ich nun in der bekannten Pörtschacher
Konditorei „Wienerroither“. Mir gegenüber der berühmte
meistfotografi erte Barmann des Landes, Rainer Husar. Vielfach
fotografi ert mit einer Flasche Schlumberger Sekt als Nebendarsteller.
Jeder Pressebericht, jedes Foto mit Schlumberger
Sekt war nicht in unserem Sinne. Ganz und gar nicht!
Wir von „Seagram Spirituosen“ mit Mumm Sekt im Angebot,
Marktführer in Deutschland, waren gerade dabei,
die Marke „Mumm Sekt“ in Österreich im Prämien-Bereich
bekannt zu machen und aufzubauen! Meine Aufgabe von
unserem österreichischen Geschäftsführer, Herr Schaller, war
ganz klar: Nicht verhandeln, nicht mit weniger anfangen,
nicht erhöhen: Genau 500.000 Schilling für eine Neulistung
von „Mumm Sekt“ als Pouring anzubieten. Resultat: Herr
Rainer Husar überlegte nicht lange, empfand das Angebot
als „Ehre“, wollte diesen Wechsel seinem Freund Rudolf
Kobatsch, Geschäftsführer von Schlumberger Österreich,
jedoch nicht antun und verzichtete auf mein Angebot!
Damals für mich kein Anlass erfreut zu sein, im Nachhinein
aber ALLE ACHTUNG!
Die Geschichte bekam aber eine für mich unerwartete
Wendung: Ende 1997 verkauften die Seagram-Besitzer,
Familie Bronfman, ihre Anteile, um in das Entertainment (als
ob Spirituosen nicht ausreichend Entertainment böten) -Geschäft
einzusteigen. Ca. 35.000 Angestellte verloren ihren
Job. Weltweit! Auch ich, bereits 53-jährig, war somit arbeitslos,
wurde aber von Dr. Rudolf Kobatsch angeworben,
um Schlumberger Sekt (!) und anderen Produkte(n) zu einer
Umsatzsteigerung zu verhelfen! Bis zu meiner Pensionierung
Ende 2017 habe ich mich dafür redlich eingesetzt.
Im Laufe der Jahre hat sich das Verhältnis zwischen Rainer
Husar und meiner Person – von Rainer „Xandi“ benannt
- zu einer wahren Freundschaft entwickelt. Diese Freundschaft
gipfelte im Winter 2019/20 in eine Einladung bei
Rainers „Arlberg farewell Tour“ dabei zu sein. Übernachtet
wurde bei Rainers früherem Arbeitgeber Hotel Edelweiß
in Zürs (noch vor der Übergabe von Familie Strolz an den
Neubetreiber). Bei dieser Abschiedstour ebenfalls dabei
waren, die Gastro-Kapazunder Klaus Feuerstein, Feldkirch,
leider 2021 verstorben. Franz Wagner Wels/Linz sowie
Toni Skardarasy vom Hotel „Flexen“ in Zürs.
Der Fondue-Abend im „Flexen Häusl“ war ABSOLUT
gemütlich…
¯18
Abschiedstour.
Bei dieser Abschiedstour mit Rainer
Husar ebenfalls dabei, die Gastro Kapazunder
Klaus Feuerstein, Feldkirch, Franz
Wagner Wels/Linz sowie Toni Skardarasy
vom Hotel Flexen in Zürs.
v.l.n.r. – im Uhrzeigersinn:
Rainer als Piccolo im Arbeiterheim
Kleinmünchen .
Rainers Bar - RAINER best age
Crew Rainers Bar - Rudi Walch
- Striedinger - James - Schnuderl
…
Business style - Geschäftsführer.
19¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯EINE SICHERE BANK.
LANDES-HYPOTHEKENBANK TIROL
Unsere Nummer 11
1982: Das erste Kassierhandbuch der Hypo Tirol Bank mit
Alexander Weller am Conver. Illustriert und gezeichnet von
Kurt Mayr.
Die LANDES-HYPOTHEKENBANK TIROL. Mittwoch,
2. Januar 1980. Hauptgeschäftsstelle Hypothekenbank
am BoznerPlatz in Innsbruck. Ein bedeutender
Tag für mich. Eintritt in die Welt des Geldes. In eine für mich
total fremde Welt. Mit 45 nicht mehr der Allerjüngste, verantwortlich
für eine Ehefrau und zwei kleine Kinder,eine doch
recht abenteuerliche Geschichte!
Ich werde von einer freundlichen Dame in ein Büro geleitet
und nehme neben einem wesentlich jüngeren Herrn
Platz. Dieser „jüngere Herr“, Herbert Waltl, wird mir viel, viel
später noch von großer Bedeutung werden(er wird 41 Jahre
später der Ideengeber, Initiator und Begleiter dieses Buches
„Besondere Begegnungen“ sein!).
Wir sitzen einem leeren Stuhl gegenüber und starren vor
uns hin. Es tritt ein Herr mit ziemlich roter Gesichtsfarbe ein.
„Herr Engler“† sollte nicht aufgeregt sein, das sollten eher
wir als Neuankömmlinge sein, ging es mir durch den Kopf.
Herr Engler, so stellte sich später heraus, war zuständig für die
täglich benötigten Geldfassungen bei der Nationalbank. Eine
besonders wichtige, penibel durchzuführende Aufgabe, und
sein immerwährender rötlicher Teint war bei dieser Verantwortung
daher leicht erklärbar. Sehr auskunftsfreudig machte
Herr Engler mit uns im Hause eine Vorstellungsrunde. Tja, das
waren so viele Leute in so vielen Abteilungen, dass ich danach
nicht behaupten konnte, wesentlich schlauer geworden
zu sein…
Um eine lange Geschichte ein bisserl zu verkürzen: Eigentlich
konnte ich nichts besonders. Geld zählen konnte ich, das
hatte ich ja bei der Geldwechselstube am Hauptbahnhof
gelernt.
Mein Vorgesetzter, Herr Flunger, Leiter sämtlicher Abteilungen
im Parterre, wusste offensichtlich auch nicht genau, was
tun mit dieser Person, die ihm „von oben“ ungefragt zugeteilt
worden war. Ich konnte nicht mal maschinschreiben! Wurde
später zu einem WIFI-Schreibmaschinenschreibkurs geschickt.
In meiner Abendfreizeit zu absolvieren, eh klar.
Ich wurde an der Schillingkassa eingeschult. Hier galt
es, sich zu konzentrieren, denn mit einem Minus am Ende
des Tages war keinem Menschen geholfen. Im Gegenteil, es
verursachte eine Menge Unannehmlichkeiten. Bereits in der
¯20
ersten Woche wurde mir geraten, der Gewerkschaft beizutreten.
Tja, und was macht man in so einer Situation? Genau,
man unterschreibt und ist ungewollt „Gewerkschaftler“.
Langsam, aber sicher, lernt man Kollegen, Kolleginnen,
Abläufe und Abteilungen kennen. Auf Initiative von Herbert
Waltl wurde „Wawasch“ gegründet. Abkürzung von Waltl,
(Peter) Walch und (Horst) Scherl. Das Ziel war, mit geringen
monatlichen Beiträgen Geld für gemeinsame Ausflüge zu
sammeln. Ein glorreiches und bis zur endgültigen Hypo-Verabschiedung
der teilnehmenden Personen sinnvolles Unterfangen.
Vor Bank-Prüfungen ist man nicht gefeit. Ordentlich Bescheid
wissen sollte man schon über Aktien, Wertpapiere,
Dividenden, GmbHs, Stiftungen und so weiter. Hierüber
wurden wir durch die Leiter der verschiedensten Abteilungen
schulmäßig unterrichtet. Auf den Teilnehmerlisten war
ich nie ganz oben zu finden, sondern eher in den unteren
Regionen, wenn nicht ganz unten. Dafür hatte ich Fähigkeiten,
über welche auf den Ergebnislisten ganz oben
Platzierte, offensichtlich eher nicht verfügten. Inspiriert durch
Sommerbesuche bei meiner Schwägerin in New Jersey,
USA, importierte ich den sogenannten „Ein-Meter-Abstand-Strich“
zur Kassa. Es bedurfte beim eher weltfremden
zuständigen Vizedirektor Anton Weigl schon logischer
Argumente, aber letztendlich war es vorbei mit dem „Ausdirekter-Nähe-Verfolgen
der Geldgeschäfte“ des vor sich
stehenden Kunden. Nachdem Amerika ein großes Land ist,
in dem als Zahlungsmittel ausschließlich Dollar verwendet
werden, ist es schwierig, dort seine Auslandswährung in
Dollar zu wechseln. Auch hier willigte Direktor Weigl ein
und es entstand an der Fassade, neben dem Banklogo, die
Aufschrift „Money Exchange“.
Eine Landesbank ist von Haus aus träge, da passiert
nicht viel, ändert sich kaum etwas. Zumindest damals nicht.
Die Kunden pilgerten zur Bank. Wenn nicht, dann eben
nicht. Ich war der Meinung, warum nicht die Kunden in
der Nachbarschaft besuchen. Ein Lebenszeichen geben.
Interesse am Wohlbefinden zeigen. Fragen, ob etwas
gebraucht wird. Ob man behilflich sein kann. Das dadurch
nebenbei auch Neukunden akquiriert wurden, war ein
gewinnbringender Nebeneffekt. Die Leute waren überrascht,
erfreut, aber auch verärgert! Schräg gegenüber, auf
keinen hundert Metern Entfernung. „Über dreißig Jahr hat
sich hier von Ihnen keiner blicken lassen! Ich brauche Sie
jetzt auch nicht. Auf Wiedersehen!“ Im Endeffekt erntete
ich nur drei Absagen; diese bereits erwähnte, sowie: „Was
kann Ihre Bank besser, was meine Bank nicht schon ewig für
mich macht?“, und eine überhebliche Person, die offensichtlich
nicht ihren besten Tag hatte und mir unmissverständlich
mitteilte, ich „solle verschwinden!“.
Anton Kraler †, zuständig für die Filialen und Filialerweiterungen,
befand, dass wir im Gebiet Seefeld nicht vertreten
waren. Herr Flunger meinte, dass ich dafür die ideale
Person wäre. Dieses Gebiet umfasste außer Seefeld auch
Telfs und ging via Mösern bis zur Leutasch. Ein Tourismusgebiet
mit vielen Hotels, die über 10.000 Betten verfügten. Für
meine Person als Akquisiteur und ehemaliger Gastro-Kenner
ein herrliches Jagdgebiet!
Nach der allerersten „Geldwechseltour“ warteten die
Herren Flunger und Kraler erwartungsvoll auf meinen Rapport.
Meinen Bericht deuteten beide Herren als absolut unerwarteten
Erfolg. Herr Kraler meinte gar: „Ins kalte Wasser
gesprungen mit so einem positiven Resultat! Unglaublich!“ Ab
dort verwandelte ich mich jeden Dienstag in eine „Mobile
Hypo-Filiale“.
Das ursprüngliche Geldwechseln vergrößerte sich um
Geldeinlagen, Kontoeröffnungen, Kredit-, Um- und Neubau-
Vermittlungen. Logischerweise wird man mal auf einen Kaffee
eingeladen. Gespräche werden geführt. Fragen werden
beantwortet. Man wird zum Berater. In meinem Fall nicht nur
Bankberater, sondern auch Gastronomieberater. Für manche
Hoteliers-Ehegattin sogar zum Beichtvater!
Es entstand ein reales Vertrauensverhältnis. Ein Wochentag
war nicht mehr ausreichend, deshalb wurde die
„Donnerstagtour“ fix dazu reserviert. In einem unauffälligen
Mittelklasse-Opel unterwegs, war die Arbeit selbst ein abwechslungsreiches
Kinderspiel. Schwierig war es, bei immer
mehr anzufahrenden Kunden, immer zur gleichen Zeit zu
erscheinen. Man wurde ja erwartet! Noch schwieriger wurde
es, mit den vielen Wertsachen rechtzeitig noch vor 16 Uhr in
der Zentrale zu sein. Ab dort war kein hineinkommen mehr
möglich. Alarmgesichert!
Für die Hoteliersgattinnen genehmigte Herr Flunger mir
den wohlverdienten üppigen „Frühlingsblumenstrauß“. Ein von
den Damen gerne und mit großer Freude entgegengenommener
„Hypo-Gruß“!
Durch meine ungewohnten Aktivitäten wurde ich von
meinen Kollegen und Kolleginnen als eine Art Paradiesvogel
betrachtet. Das größte Kompliment kam wohl von einer Seefelder
Mitbewerberbank. Der Filialleiter, so wurde mir zugetragen,
verkündete am Stammtisch: „Wenn ich diesem Weller
mal begegne, schmeiß ich ihn den Zirler Berg hinunter!“ Und
der geht bekanntlich besonders steil hinunter!
Auch mein Nachfolger, Herr Waltl -eh klar-, hatte an „meiner
Tour“ so seine „Freude“. Irgendwann endete diese geschichts-
21¯
MEINE BANKENVITA:
Ehem. Mister Flunger Befehlsempfänger
Ehem. Hypo Kassier (Kassa 1-4 mit HJ Fuchs/Dluhos/Draxl†/Ertl)
Ehem. Hypo Entertainer(neben Lehrmeister Schmeikal† Kassa 5&6)
Ehem. Hypo Wertpapier Zähler
(Bei Kunstlicht im Keller mit Mister Sachsenmaier †)
Ehem. Hypo Konto Auszüge Sortierer
(Täglich-freiwillig mit Kollege Bucher)
Ehem. Hypo Acquisiteur (all alone - all around)
Ehem. Mobile Hypo Filiale
Ehem. Hoteliers Gattinnen Beichtvater & Ratgeber
Ehem. Hypo Bordellschleicher
Zeitraum : à „Hello“ 02.01. 1980 (Gemeinsam mit Herrn Bert)
„Goodbye“ 31.07. 1987 (OHNE Herrn Bert)
reiche Tour, wurde eingestellt und die Hypo Bank eröffnete in
Seefeld eine Filiale! Mit meinem „Entdecker“ Hofrat Mair hatte
ich nach meinen intensiven Einstellungsgesprächen so gut wie
gar keinen Kontakt mehr. Wir grüßten uns logischerweise, aber
das war auch schon alles. Es folgten übrigens Hofrat Weingartner
und danach Dr. Fröhlich als seine Nachfolger.
Nach ca. fünf Jahren Hypo-Tätigkeit kam Hofrat Mairs
Sekretärin, Frau Helga Sturm, ziemlich aufgebracht auf mich
zu: „Es kann wohl nicht wahr sein, dass in Ihrem Akt Ihr Bewerbungsschreiben
fehlt!“ In ihrer Funktion als Chefsekretärin
gewohnt, ihren Willen durchzusetzen, war das in meinem Fall
nicht möglich, da ich mich ja nicht beworben hatte! Dennoch
bestand sie auf einen vollständigen Akt. Natürlich blieb dieser
ach so wichtige Akt, zähneknirschend ihrerseits, unvollständig!
Eine Flamingo-Situation ist immer und in jeder Branche
gefährlich. Man braucht schon zwei Beine, um halbwegs zu
funktionieren. Die Seefelder hatten zwar einen ewig-lange-tätigen
Tourismusdirektor, dieser versäumte es allerdings, andere
Länder als England zu beackern.
Die Niederländer und Deutschen kamen ja sowieso mit
dem Auto. Nunmehr aber sauste der englische Pfund Richtung
Keller und die Engländer blieben aus. Die Zeiten,in denen sich
zwei Seefelder Hoteliers überlegten, Touristen ein Golfplatz-
Verbot zu erteilen, damit es für Einheimische ein angenehmeres
Spielen wurde (echt wahr!!!), überflüssig! Für Seefeld und
Umgebung waren definitiv andere, wesentlich schlechtere
Zeiten angebrochen. Man hatte ernsthafte Schwierigkeiten.
Auch, um die Kredite zu bedienen. Ich wollte meinen Kunden
helfen. Brauchte dazu mehr Zeit und ein eigenes Büro mit
Sekretärin. Mit dem Angebot in der Tasche, vorerst stellvertretender
Tourismusdirektor von Innsbruck-Igls zu werden, stellte
diese, übrigens abgelehnte, Forderung für mich kein Risiko
dar. Viel gelernt, viel mitgemacht und neugierig auf neue Aufgaben,
verabschiedete ich mich im August 1987 von meinen
höchst verwunderten Kollegen und Kolleginnen.
¯22
¯TURNVEREIN
REPLIK
HERR BERT WALTL ÜBERNIMMT
DIE INKASSOTOUR
VOM ALEXANDER
Athanasius, Alexander – ist ein besonderer Mensch.
Schon damals, am 2. Jänner 1980. Ich dachte mir
ein besonderer Kunde der Hypo Bank. Mein erster
Tag in der Bank. Was ich vorab nicht wußte auch sein erster.
Alexander hat die damals antiquierte Landesbank ordentich
durcheinander gewirbelt. Mit vielen innovativen, neuen
Ideen, oft auch nur mit simplem Hausverstand, verstand er es
- alle - wirklich alle zu überraschen. Schade, dass er nach 7
Jahren das Handtuch geworfen.
Was er mir noch übrig gelassen hat, bei den vielen
Geschichten. Das Beste von allem. (Nicht alle Hypoianer
waren dieser Meinung!) Habe heute einen riesigen Fundus
von Erlebnissen, an denen ich, auch mit diesem Büchlein
teilhaben kann. Was hat er noch "übriggelassen"? Das
Ende der Inkassotouren nach Seefeld, Leutasch und Scharnitz.
Denn diese endeten immer in der Nähe des Bahnhofs.
Die Inkassotouren waren auch der Grund für eine Geschäftsstelle
in Seefeld. Damals.
Es kommt NUR auf den Blickwinkel an. Damals. In
den Achtzigern. Es war halt irgendwie eine Bestrafung.
Für ein falsches Wort, schiefe Augenlage äh! Blicke oder
was-weiß-ich-schon. Freiwillige gab es dafür eh kaum. Der
Kassendirektor „Waltl - der macht diese Woche die Inkassotour
Seefeld“ - und schon wars passiert. Die Geschäftsstelle
in Seefeld war noch nicht geboren. Ein-Tages-Inkassotour
mit dem grünen, alten Opel Ascona (militärschiach!
grad wie ein rostiger Laubfrosch!) der Hypo. Zuerst Seefeld,
die vielen Hotels, für die, dies interessiert, solche die heute
noch da, große, kleine, und andere sind schon Geschichte
(Schneeweiß, Prachensky) die Valuten abholen, Reiseschecks,
Bargeld, hie und da gab es einen Kaffee. Nette
Worte. Augenhöhe. Bei einem Hotelier konnte man sogar
den legendären Ernst Happel oder Hansi Müller treffen.
Und auch mit diesen sprechen. Manche „Kunden“ waren
nett, andere weniger. Ein rasanter Kurzausflug eines fliegenden
Kassiers - von den Hotelprotzen über „Möchtegerne“
bis hin zum schillingnotleidenden Kunden. Von Freundlichkeit
bis Präpotenz. „Stellen sie bitte das Hypo-Auto nicht auf
unseren Parkplatz“, meinte die Directrice vom kleinsten Viersternehotel,
einer exklusive BMW Destination, übrigens
heute die Rückseite von einem großen Kaltschmid-Hotel - und
nur noch so nebenbei, diese Directrice heiratete später ihren
Chef und leitete danach unser Hypo Schloß in der Steiermark;
- Inkassotour weiter - danach gings mit den vielen Millionen,
Schilling ja, manche mußte man nachzählen, andere waren
perfekt vorbereitet weiter nach Leutasch, Scharnitz, ein
Besuch in Reith, kurze Mittagspause und Jause irgendwo im
Wald, stimmt der grüne „ Militäropel“ hatte eine Sicherheitseinrichtung,
genau eine schrille Sirene eingebaut. Rückfahrt
- den Schluß bildete stets der „Innsbrucker-Turnverein“ in der
Südbahnstrasse. „Ich-verkaufe-alles, brauchens-nix-von-der-
Hypo“ – Alexander Weller hatte das initiiert. Hintereingang.
Läuten. Warten. Mit dem Koffer in der Hand. „Was mögst
denn Du, Burli“ meint die Hübsche, die öffnet, leicht bekleidet,
zumindest in meiner Erinnerung. Ost-Österreicherin. „Ich
komme von der Hypo Bank“. Sie trippelt vor mir her, ins Haus,
schreit kräftig in das Stiegenhaus „Die Bank ist doaoo!!!!“.
Rechts. In der Küche werden dann die Geschäfte gemacht.
Leicht beschürzte Mädels. Eine nach der anderen. Freundlich.
Geldwechsel. Einzahlen. Schecks. „So ein Betrüger!“
Gefälschte Schecks, kopiertes Geld. Der SOLARRECHNER
verrichtet seinen Dienst im leicht-halb-rotem Licht nur mühsam.
Ich muß weiter! Um 16:15 muß man spätestens bei der
Hauptkasse der Zentrale sein. Sonst wird der Hauptkassier
Arthur Mayr † grantig. Am meisten Trinkgeld gabs immer im
Puff. Ich meine. Ein wunderschöner Tag und weit weg von
irgendeiner Strafe. In meinem Blickwinkel sind die Erinnerungen
daran kunterbunt und menschenfroh. Ja! Aha - So: Sie
wollen wissen, ob ich später noch geschäftlich im Turnverein
war? Nein. Irgendwann wurden auch die Inkassodienste eingestellt.
Eine Gattin eines „Tournachfolgers“ hatte, so glaube
ich mich zu erinnern, auch etwas dagegen, daß man ihren
Mann an der hinteren Pforte zum Puff sehen konnte. Aber mir
hat die „Inkassotour“ immer sehr viel Spaß gemacht.
23¯
¯24
25¯
¯ATHANASIUS - SEINE VITA.
hier und da nur in Kurzform.
¯26
1945 Mai Geburtsort Overschie/Rotterdam
1950 – 1954 Volksschule Overschie
1954 – 1958 Mittelschule Internat „Oudenbosch“, Bundesland „Noord Brabant“
1959/10 – 1960/2 „Willemse“, GH Vögel und Aquarium Artikel, Breda „Noord Brabant“
1959 – Sommer Jan Janssen, Wäscherei, Breda.
1960/2 –1961/3 „Ambi“, PKW Zubehör, Breda
1961– 1962 Farmer - Rijsbergen, Bundesland „Noord Brabant“
1961 Wirtschaft Befähigung Nachweis
1962 Wild- und Geflügelhändler Diplom
1962 –1963 Koch/Kellner/Bar „Hotel Restaurant „Coin des Gastronomes“ Weert, BL „Limburg“
1963 –1964 Commis de Rang/ Demi Chef de Rang, „Treslong“ Hillegom, BL „Noord Holland“
1964 – Sommer Commis de Rang, „Castello del Sole“ Ascona, Tessin, Schweiz
1964–1965– Winter Commis de Rang, „Hotel Carlton Elite“, Zürich, Schweiz
1965 – Frühling „Flambieren-Tranchieren“, Schweizerische Hotelfachschule, Hotel Montana, Luzern
1965 – Sommer „Commis de Rang“ „Hotel Excelsior“, Montreux, Schweiz
1965/10 – 1967/5 Militärdienst, Husar, Koch-Kellner-Bar, `t Harde, Bundesland Gelderland
1967 – Sommer „Eurotel Riviera“, Montreux, Schweiz
1967-68 – Winter Nachtrestaurant „Le Chandelier“ , Genf, Schweiz
1968 – Sommer Hotel „Luna“, Jesolo, Venezia, Italia
1968/69 – Winter Chef de Rang, Sporthotel Igls, Igls, Tirol
1969/70 So & Wi Mâitre d`Hotel, Sporthotel Igls, Igls, Tirol
1970 – Herbst „Mixen & All.Getränkekunde“ Schweizerische. Hotelfachschule, Hotel Montana, Luzern
1970 – So&Wi Barman, Sporthotel Igls, Igls, Tirol
1971 – Sommer Stewart, „Song of Norway", Miami, Florida, Karibische Inseln, 6 Monate Oberkellner in Müllheim,
Hochzeit mit Ingeborg Hackl
1972– 1975/2 Oberkellner–Barman, Schlosshotel Igls, -1972 Geburten: Tochter Natalie + 1974 Sohn Marcus
1975/3 –1978/4 Tiroler Landesreisebüro, Geldwechsel Hauptbahnhof, Innsbruck
1976 – April Verleihung Österreichische Staatsbürgerschaft
1978/3 –1979/12 Innsbrucker Zimmernachweis
1980/1 – 1987/8 „Landes-Hypothekenbank Tirol“
1987/8 - 1987/12 Spectrum, Werbeagentur
1987/88 –Wi & So „Fremdenverkehrsverband Innsbruck Igls“
1988/1 – 1997/10 „Seagram Spirituosen“ – Vbg, Tirol, Sbg, OÖ, Osttirol, Kärnten
1997/11 –12/2007 „Schlumberger Top Spirit“
27¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯GAMBRINUS–FREUNDE.
DER KÖNIG DER BIERBRAUER
Der Verein der Gambrinus Freunde wurde 2001 gegründet, um ursprünglich das Gauder Fest zu unterstützen,
dessen Wurzeln auf das Jahr 1428 zurückreichen.
Das Gauder Fest war früher geprägt vom bäuerlichen Leben. Es wurden Absprachen für die Almsaison getroffen
und verschiedene Tierkämpfe um die besten Weideplätze veranstaltet. Mittlerweile ist das Gauder Fest gesellschaftlicher
Höhepunkt im Tiroler Frühjahr und begeistert mit einem einzigartigen Charakter und feinster Bierkultur.
Wir Gambrinus Freunde haben es uns damals zur Aufgabe gemacht neue, authentische Inhalte für das Fest zu
suchen und es erfolgreich in die Zukunft zu führen.
Die Gambrinus Rede, die das Gauder Fest alljährlich eröffnet, wird von den Gambrinus Freunden organisiert. Mit
der Rede wird in heiter kabarettistischer Art den Politikern und Mächtigen im Land ein Spiegel vorgehalten. Gemeinsam
mit dem Tiroler Landestrachtenverband ist es auch gelungen den größten Trachtenumzug Österreichs am
Gauder Sonntag zu etablieren. Das ist der emotionale Höhepunkt jedes Festes.
2014 wurde das GAUDER FEST in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.
Mit dieser besonderen Auszeichnung wurde unser gemeinsames Engagement mit der Marktgemeinde Zell am
Ziller, dem Tourismusverband Zell-Gerlos und Zillertal Bier gewürdigt.
Im Rahmen der 3. Generalversammlung am Freitag den 5. November 2004, erfolgte die offizielle Gründung des
Gambrinus Freunde Sozialfonds, mit dem unschuldig in Not geratene Tiroler Familien schnell und unbürokratisch
unterstützt werden. Dieses soziale Engagement ist inzwischen auch zentraler Bestandteil des Vereins.
Der Fond wird durch die einmaligen Einschreibgebühr, die jährlichen Mitgliedsbeiträge, Spenden und durch Vereinsaktivitäten,
wie das Gambrinus Freunde Golfturnier, gespeist. Die Einnahmen fließen zu 100% in den Sozialfonds.
Zillertal Bier unterstützt den Fonds als Sponsor tatkräftig, stellt die notwendige Infrastruktur zur Verfügung
und trägt alle Kosten die beispielsweise für die Vereinsverwaltung, Briefpapier oder Portospesen entstehen.
So konnten bis Ende 2021 knapp 700 Tiroler Familien mit einem Betrag von rund € 430.000 unterstützt werden.
In den Dienst der guten Sache kann sich jede und jeder stellen, die oder der von einem Gambrinus Freund geworben
wird oder sich an untenstehenden Kontakt wendet.
www.gambrinus-freunde.at
info@gambrinus-freunde.at
¯28
REPLIK
DIE GAMBRINUS FREUNDE
Der Verein der Gambrinus Freunde wurde 2001 gegründet
und hat sich zu Beginn drei wichtigen Aufgaben verschrieben:
der Förderung des Brauchtums im Allgemeinen, des Gauder
Festes im Speziellen und die Pflege einer neuen, gehobenen
Bierkultur. 2004 wurde dann der Gambrinus Freunde Sozialfond
gegründet, mit dem zahlreichen in Not geratenen Tiroler
Familien schnell und unbürokratisch geholfen wird.
Fotos: Gambrinus-Freunde
29¯
NBEGEGN UN GE
BESO NDERE
¯NACHTLEBENKRITIKER.
ANGELO PEER
Unsere Nummer 131
In „Bewertung“ ist das Wort „Wert“ enthalten. Das fängt an
bei „Wert-voll“ und endet bei „Wert-los“. Die Anfänge der
Restaurantbewertungen, mit Hauben, Sternen, Besteck und
Servietten, Mitte der Achtzigern brachte die ganze Branche in
höhere Sphären. Die „Nouvelle Cuisine“ entstand:
Das Angebot an Wein wurde wesentlich verbessert. Die
Gläser immer nobler. Das Geschirr immer bunter. Die Teller
immer größer. Die Portionen immer kleiner, aber auch feiner.
Küche und Service stachelten sich gegenseitig an und vollbrachten
Höchstleitungen.
Die neuen jährlich erscheinenden Bewertungs-Bücher wurden
teils mit Freude, teils aber auch mit Angst erwartet. Es verursachte
Zufriedenheit, aber auch Verzweifl ung, Missstimmung
und Streit. Einige der Gastronomen fühlten sich ungerecht
bewertet, verweigerten die Auszeichnungen und gaben den
Kritikern Lokalverbot. (Auch eine Art von Werbung!). An erste
Stelle wurde die Küche bewertet. Das Service lief zwangsmäßig
irgendwie mit. Nachdem es noch kaum American
Bars gab, fehlten auch die Barkritiker. Meine immerwährende
Hochachtung bezieht sich auf einen einzigen mutigen „DON
QUICHOTE“, welcher in dieser Branche fl eißig unterwegs
und tätig war. Den meisten Bartendern unbekannt, vermutete
man durch diesen Don, in Begleitung seiner antiquerten
ledernen Schultasche, ein unangemeldeter Kontrollbesuch
vom Finanzamt. Unverfroren bestellte der neue Gast klassische
Drinks, meist „Before Dinners“, wohl zum prüfen wie fi t sein
Gegenüber war.
Bedingt durch seine geheimnisvolle Unbekanntheit, sein
eher auffälliges unauffälliges Auftreten, seine bedrohlich
wirkende Schultasche, fand zumindest beim Erstbesuch, kaum
eine Konversation statt. Angestachelt durch Nichtbeachtung,
konzentriert auf sämtliche Fehler, besuchte der Don noch
etliche Bars und beendete den Arbeitstag im Hotelzimmer.
Dort spitzte er dann vergnügt und voller Elan seinen Bleistift!
Unvergessen seine (Bar-)Eindrücke über Innsbruck, mit der
Empfehlung auf der A-3 besser nicht abzubiegen, sondern
direkt weiter zu fahren!
¯30
31¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯EINE ABSOLUTE ERFOLGSGESCHICHTE.
ABSOLUT DER VODKA
Unsere Nummer 5
¯32
Die Marke „Red Bull“ hat sich anfangs ziemlich schwergetan,
sich am Markt durchzusetzen. In vielen Ländern
offensichtlich wegen des gesundheitsschädigenden
Inhaltsstoff Taurinverboten und daher nicht "verkehrsfähig!" Alles,
was verboten ist, hat allerdings einen gewissen Reiz.
ABSOLUT Vodka war in Österreich verkehrsfähig und
daher nicht verboten. Allerdings war anfänglich für ABSOLUT
keine Nachfrage vorhanden. Im Oktober 1988 war mein
Eintritt beim internationalen Spirituosenkonzern „Seagram
Spirituosen“.
Dieses weltweit zweitgrößte Spirituosen-Unternehmen ist
im Besitz der Familie Bronfman. Zur Familie gehören Marken
wie Four Roses Bourbon Whisky, Chivas Regal Whisky, Myers´s
Rum, „Mumm Cordon Rouge“ Champagne und noch
einige Marken mehr, inklusive Destillerien, Landhäuser, Grund
und Besitztümer.
1989 wird Sandeman Sherry in Jerez, Spanien, um über
1 Milliarde Dollar übernommen und im gleichen Jahr Martell
Cognac, Cognac, Frankreich, um 550 Millionen Dollar. In
Südkorea wird eine Biermarke gekauft, nur damit die Kundenkontribution
übernommen werden kann. Die Familie Bronfman
wird auf der Forbes Liste unter den 10 vermögendsten Familien
der USA geführt! Der Grundstein dieses fabelhaften Reichtums
wurde in der Zeit der Prohibition 1920 bis 1933 in Nordamerika
gelegt und durch Ankäufe gefestigt. In Kanada produzierte
man fleißig Spirituosen und, in Fässern als „Anti Freeze“
getarnt, wurden diese abgefüllt und in die USA „exportiert“!
(Hat es da nicht Anfang der 80er auch bei uns in Österreich
mit Frostschutzmitteln in Verbindung mit Wein eine weniger
angenehme nationale Geschichte gegeben?)
1987. Büro Seagram Österreich, Gumpendorferstraße 65,
1060 Wien. GF Heinz Schaller und ein kleines Team versuchen
ohne Außendienst mit dem Gastronomiegroßhandel zu
kooperieren. Bei Metro und Wedl funktioniert diese Zusammenarbeit
mit einigen Produkten bereits. Seagram international,
also auch in Österreich, hat ABSOLUT Vodka im Vertrieb.
ABSOLUT Vodka ist SCHWEDISCHES Staatseigentum.
Österreich: In den Regalen, gut sichtbar platziert, werden
0,75-Liter-Flaschen ABSOLUT Vodka angeboten, INKLUSIVE
eine Flasche 0,375 l GRATIS dazu! Eine total unbekannte
Vodka-Marke mit der Aktion „1 plus ½ gratis“ in den
Kampf gegen die Marktführer Smirnoff und Wyborowa zu
schicken, war keine besonders gute Idee. Und schon gar
keine zielführende Strategie! Von Amerika schwappte eine
ungekannt erfolgreiche ABSOLUT-Werbe-Kampagne zu
uns herüber. Jung und Alt, insbesondere unser Kunden-Ziel,
das Barpersonal, waren angetan und begeistert! Ich, als
Gastronomie-Außendienst (in Folge als AD bezeichnet)-
Neustarter – und als erster Seagram-Gastro-AD in Österreich
überhaupt - profitierte logischerweise davon.
Ich spielte das ganze Jahr Weihnachtsmann und verteilte
die tollsten ABSOLUT-Accessoires: Manchmal nur
einen, manchmal mehrere. Ich vervielfachte dadurch unser
Kundenpotenzial!
ABSOLUT-Anoraks, ABSOLUT-Pullover, ABSOLUT-
Hemden, ABSOLUT-Manschettenknöpfe, ABSOLUT-
Krawatten, ABSOLUT-Kappen, ABSOLUT-Schürzen mit
Lokal-Logo, ABSOLUT-„Eiswürfel-brems“-Longdrink-Gläser,
ABSOLUT-Shot-Gläser, ABSOLUT-Schlüsselanhänger.
ABSOLUT-Zylinder - in Zirkusdirektor-Hutform - Eiskühler
aus Glas, ABSOLUT-Eiswürfelschöpfer in ABSOLUT-Flaschenform,
ABSOLUT-Barlöffel. ABSOLUT-Stirrer, AB-
SOLUT-Strohhalme, ABSOLUT-POSTER, ABSOLUT-(Bar)
Würfelspiel, ABSOLUT-Rechenblöcke mit Lokal-Logo,
Angebotstafel in ABSOLUT-Flaschenform, ein 2 Meter
hohes Nirosta-Display in ABSOLUT-Flaschenform und noch
einiges mehr. Auch verteilte ich von mir kreierte innovative
ABSOLUT-Longdrink- und ABSOLUT-Shot-Rezepturen.
Insgesamt waren viele Accessoires da, allerdings viel
zu wenige, um den enormen Bedarf befriedigen zu können.
Es galt, diese verkaufsfördernden praktischen Neuigkeiten
gezielt zu verteilen. Empfänger fühlten sich gebauchpinselt
und zur gleichen Zeit verpflichtet, sich für ABSOLUT Vodka
intensiv und innovativ einzusetzen. Je nach Einsatzintensität
bekamen die besonders fleißigen eigene Visitenkarten, in
ABSOLUT-Flaschenform angefertigt!
November 1989: Salzburger Gastro-Messe „Alles
für den Gast“: Die Idee „ABSOLUT Schneebar“ wurde
geboren, bereits 1 ½ Monate später „Die Palmenalpe“ in
Zug bei Lech total in ABSOLUT- Outfit gesteckt und mit aus-
Es war allen klar, wer der
MISTER ABSOLUT war.
Ein Bekannter Nichtgenannter
reichend ABSOLUT-Accessoires ausgestattet.
Auch auf dem Linzer bis zu 2.000 Meter hohen „Hausberg“in
Hinterstoder wurde die „Dachs Alm“ mit ABSOLUT-
Accessoires versorgt!
Anfang der Neunziger: „Rifi fi Bar“-Innsbruck-Pächter
Georg Bliem überlegt, vom Steinmetz ein Weihwasserbecken
beim Eingang installieren zu lassen - gefüllt mit
ABSOLUT Vodka! Somit wäre es jedem Gast möglich, sich
beim Eintreten in das Lokal ein devotes Kreuzerl auf die Stirn
zu machen. Beim Verlassen des Lokales wäre ein frommes
„Gute Heimfahrt“– Stoßgebet sinnvoll.
Die Idee wäre ABSOLUT pressetauglich, aber im „Heiligen
Land Tirol“ eher mit Spuckattacken und zerbrochenen
Fensterscheiben verbunden. Diese christliche Idee wurde
somit nicht mehr weiterverfolgt.
Der ganze absolute ABSOLUT-Aufwand wurde initiiert
mit dem Ziel, ABSOLUT Vodka bekannt zu machen und vor
allem dessen Umsatz zu steigern. Das ist uns in gigantischem
Ausmaß nicht nur in Österreich eindrucksvoll gelungen! Auch
der süddeutsche Raum und die Ostschweiz haben sichtlich
profi tiert. Obwohl ich sehr viele andere weltbekannte Spirituosenmarken
– bei „Seagram“, auch später bei „Schlumberger-Top
Spirit“ vertreten habe, werde ich in Barkreisen immer
noch mit „Mister ABSOLUT“ begrüßt!
33¯
¯34
35¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯IM NAMEN DES SCHWERTES.
RUDI HUNDSBICHLER UND DER
CLAYMORE WHISKEY CLUB
Unsere Nummer 21
Schaut man bei Wikipedia, Google oder diversen Wörterbüchern
(ja, die verwende ich gelegentlich noch), so
findet man die verschiedensten Erklärungen. Das Wort
„Verein“ scheint auf, „Clique“ ist ebenfalls dabei, erscheint
mir aber nicht unbedingt vorteilhaft.
Diese hat ein nicht besonders elitäres
Image. Einen Verein wie den Fußballclub
„Bayern München“ bezeichnet
man eben nicht als „Clique“! Halten
wir es wie im „Fremdwörterbuch
DUDEN“: „Gruppe von Leute, die
sich amüsieren.“ Das passt genau!
Sowohl Mitglieder von „Bayern
München“ als auch vom „Claymore
Whisky Club“ wollen sich amüsieren.
Es gibt natürlich schon einen Unterschied.
In München müssen die sich
manchmal ärgern, dafür haben die
mehr Club-Mitglieder… Wobei wir
nunmehr beim Gründer von „Claymore“
angelangt sind:
RUDOLF „RUDI“ HUNDSBICHLER. Die Hundsbichlers
stammen aus dem Zillertal. Das Zillertal war bereits im Jahr
1.200 vor Christi besiedelt. Aus welcher Gegend diese Bewohner
ursprünglich ihren Weg in das Zillertal fanden, ist nicht
erforscht. Also hat die Besiedlung am a) Anfang oder am b)
Ende stattgefunden, oder gar aus dem c) Norden. Nach den
Eigenheiten der heutigen Bewohner zu urteilen, vermute ich,
dass durch die a, b und c Vermischung eine Art „Menschen
Blend“ entstanden ist… Anmerkung: Das „Ende“ vom Zillertal ist
im Norden!
Ich wollte aber etwas über Whisky Blends und auch über
Single Malts berichten: Im Jahre 2.000 tritt die Abstufung des
zulässigen Promillesatzes für Autofahrer auf 0,5 Promille in
Kraft. Die Gastronomie befürchtete in der Folge Umsatzeinbußen.
Für Rudi Hundsbichler (ab jetzt als „Rudi“ bezeichnet) Anlass,
sich eine Nische zu suchen, begann er sich doch neben
Schnaps, Bier und Wein für Whisky zu interessieren und als
Folge darauf zu spezialisieren. Diesbezüglich kann man die
Entstehungsphase durchaus mit den Bemühungen von „Herrn
Franz“ mit seiner „Diana Bar“ in Hall vergleichen. Die Entwicklung
von einer Disco zur Nobelbar war eine äußerst schwierige
und verlangt viel Geduld. Die Entwicklung von Enzian und
Co. zu noblem Whisky nicht weniger! Für Stammgäste waren
Rudis „Tastings“ eine nette Abwechslung. Während Rudis
Vorführungen wurde geraucht, geredet, gemurmelt, gehustet
und Toiletten-Pause eingelegt. Lange hat es gedauert, bis
die Teilnehmerschaft sich zu wirklichen
Whisky-Interessierten verwandelt hat.
Für Whisky-Produzenten ist Tirol genauso
wichtig wie für Ostösterreicher
Preiselbeeren zum Wiener Schnitzel.
Unbekannt!
Wegen Rudis zahlreichen Schottlandreisen
und ausgezeichneten
Kontakten nach Wien verbinden viele
Whisky-Marketing-Manager namhafter
Destillerien einen Wienbesuch mit
einer Durchreise in Innsbruck. Inzwischen
mit dem sehr selten vergebenen
Titel „Keeper of the Quaich“ (Hüter
der Schale) ausgezeichnet, organisiert
Rudi Schottlandreisen und ca.
viermal jährlich Whisky-Verkostungen,
sogenannte „Tastings“, im eigenen
Haus. Dabei erklären entweder Schotten, nationale Marketing-Manager
oder Rudi persönlich die Welt des Whiskys.
Nach einem gemütlichen Welcome-Whisky versorgt Rudis
Frau Tina, flankiert von Sohn Thomas, die Teilnehmerinnen
und Teilnehmer mit einem zünftigen Buffet, Schweinshaxen,
Spanferkel oder Wiener Schnitzel für eine ordentliche
Unterlage. Nunmehr werden sieben bis acht verschiedene
Whiskys zelebriert. Die geografische Lage der Destillerie
wird erklärt, so wie der jeweilige, immer an Qualität und
Seltenheit steigende Whisky analysiert und probiert. Und
das für die Teilnehmer zu angenehmen Preisen! Kein Wunder,
dass nach der Ausschreibung eines Tastings bald kein
Platz mehr dafür zu bekommen ist!
Infolge seiner Tätigkeit als ehrenamtlicher Whisky-Botschafter
sind wir Whisky-Liebhaber froh, dass es bei uns in
Tirol einen Spezialisten und somit Whisky-Entwicklungshelfer
wie Rudi gibt.
Möge er uns noch viele Achensee-„Whisky-Bootsfahrt-
Happenings“ organisieren!
¯36
Hallo Alexander,
es ehrt mich das ich für deinen Bogen eingeplant wurde. Leider bin ich
kein Freund von Biographien. Auch sind Fotos für mich sehr persönlich.
Für mich zählen die Begnung mit Menschen wie Dir ( Feier bei Oscars
in Liechtenstein oder der Ausfl ug ins Allgäu zu den Whiskyfreunden,
dein Beefeater bei den Highland Games in Völs an der Chivas Bar).
Das sind Erlebnisse die für mich wichtig sind und die Bilder dazu kom-
men immer wieder, wenn ich ein altes Oscar Magazin sehe oder eine
Flasche Beefeater im Regal. Was sieht eine andere Person beim Anblick
einer Flasche Beefeater? (wahrscheinlich nichts- oder er hat auch
eine persönliche Geschichte dazu). Ich werde deine Gambrinus Sache
gerne unterstützen.
Rudi
14.9.2021
Whiskyprofi s unter sich: - Rudi Hundsbichler (links) und Alexander
www.claymore-whisky-club.at
Der Name „CLAYMORE“ ist eine ca. 500 Jahre alte schottische
Bezeichnung für die übliche Form eines Schwertes. Der Erfi nder von im Koreakrieg
eingesetzten Landminen bezeichnete diese wegen ihres eleganten
Aussehens (!) ebenfalls mit diesem Namen.
37¯
NBEGEGN UN GE
BESO NDERE
¯ATHANASIUS AUS OVERSCHIE.
ONKEL LEO WELLER †
Unsere Nummer 138
¯38
Ich stamme ursprünglich aus „Overschie“, einem Dörfl ein
in der Provinz „Zuid Holland“, voller Wiesen und vieeeel
Natur. Das idyllische Dorf wurde Jahrzehnte später ein Ortsteil
von Rotterdam. Automatisch und zwangsläufi g ist man da
lebenslang kein Anhänger von Ajax Amsterdam, sondern von
Feijenoord Rotterdam. Feijenoord ist ein Ortsteil von Rotterdam,
ähnlich Margarethen in Wien.
Wir sind insgesamt fünf Kinder. Ich bin der „Mittlere“
zwischen drei Schwestern und einem Bruder.Unser Vater war
sehr katholisch, was den Vorteil hatte, dass die Taufnamen
seiner Kinder schnell gefunden waren: Er schaute einfach,
welchem Heiligen der jeweilige Geburtstag gewidmet war –
und –„Bingo“ – hatte er bereits den richtigen Namen. Mein
älterer Bruder musste sich demnach mit „Timotheus“ durch das
Leben schlagen.
„Patricia“ folgte, und nach mir kamen noch „Silvestra“ (31.
Dezember) und „Iphigénia“ dazu. Ich wurde am Tage des
Heiligen „Athanasius“ geboren! Das war natürlich Pech vom
Feinsten! Nachdem wohl kaum Menschen auf dieser Welt mit
diesem exotischen Namen durch das tägliche Lebenspazieren,
fand mein Vater einen Kompromiss. Er schaute sich den
nächsten Tag an - und siehe da: „Alexander“ war akzeptabel,
nicht ungewohnt, und wurde somit mein Rufname.
Zur Ergänzung erhielt ich noch einen Zusatznamen, „Franciscus“
(von Sales), weil er den sehr bewunderte. Bei unserer
Tochter „Natalie“ haben meine Frau und ich diese Tradition
aufrechterhalten können. Bei unserem Sohn, geboren am 1.
November zu „ALLERheiligen“, war das ein wenig komplizierter
...
Das Dorf Overschie, nördlich von Rotterdam gelegen,
war ursprünglich Sumpfgebiet. In Overschie fl ießen vier verschiedene
„Schie“ (Gewässer) zusammen. Der Delfshavense
Schie, der Delftse Schie, der Schiedamse Schie und der
Rotterdamse Schie. Der Sammelname „Schie“ wurde somit
zu „Over-Schie“, also „Über der Schie“. Im 13. Jahrhundert
entwickelte sich der Schie sogar zur wichtigen Transportroute.
Durch weitere Entwicklungen der Wasserwege verlor das
Dorf im Laufe der Zeit zunehmend an Wichtigkeit. Trotzdem
hatte es immer noch eine Bedeutung im Zusammenhang mit
Transportrouten. Overschie hatte Hauptplatz, Kirche, Kindergarten,
Schule, Bäcker, Metzger und Gemeindeamt.
Umgeben von endlosem Weideland, unterteilt, so wie in
Holland üblich, von WASSERGRABEN. Es gab Obst- und
Gemüsekulturen und Wald, hie und da durchsetzt von wildwüchsigen
Gegenden. Also so ziemlich alles, was ein Dorf
braucht, um als Dorf lebensfähig zu sein.
Mai 1945: Rotterdam lag in Schutt und Asche! Es war
eigentlich nichts Nennenswertes mehr heil, außer dem Rhein,
welcher, wie eh und je, gemütlich durch die Stadt seinen Weg
suchte. Overschie wurde weitgehendst von Bomben und den
Alliierten verschont. Man war uns anscheinend freundlich gesinnt,
oder man befand unser Dorf für zu unwichtig, um daran
teure Bomben zu verschwenden.
Der „Torenlaan“ (Turmstraße), wo wir wohnten, war an
einer Seitenstraße des Dorfes gelegen und bestand zum
Großteil aus typischen Doppelfamilienhäusern, säuberlich
durch auf Augenhöhe angebrachte Mauern getrennt. Alle
hatten einen Vorgarten, ersten Stock, Dachboden, Garage
und einen großen Garten auf der Rückseite. Dieser war von
der Straße aus deutlich sichtbar, da hier keiner auf Vorhänge
Wert legte.
Die Häuser hatten fast alle unbeschädigt überlebt, und die
Kirche stand schon lange so, wie sie schon immer dagestanden
war. Auch Weideland und Obstkulturen waren frisch-frühlingshaft
und bereit, beackert zu werden. Nur die Einwohner
waren, seit diesem unheilvollen Tag im Mai 1944, nicht mehr
vollzählig da. „Die Moffen“, das niederländische „Kosewort“
für die deutschen Besatzer, waren mit einem Straßenkommando
in unsere Straße einmarschiert. Mit allem, was so dazugehört.
Die mit Stahl beschlagenen Stiefel produzierten ein beängstigendes
Geräusch, ähnlich einem heranrasenden Zug!
DIE HEILIGEN
TIMOTHÉUS : À „TIM“ 24. 01. 1939
IPHIGÉNIA : À „IPHI“ 27. 09. 1952
PATRICIA : À „PAT“ 16. 03. 1942
SILVESTRA : À „SIL“ 31. 12. 1947
ATHANASIUS : À „AAL“ 02. 05. 1945
Bei jedem Haus wurde, nach laut geschrieenen Befehlen,
angehalten, und, obwohl Türklingeln vorhanden waren, durch
lautes unverschämtes Hauen mit den Maschinengewehrkolben
auf dieEingangstüren, um Einlass begehrt. Pro Haus
stürmten zwei, drei Soldaten hinein und durchsuchten es von
unten bis oben und von vorne bis hinten nach Männern.
Egal,ob jung oder alt, Hauptsache kräftige Männer, wurden
brutal auf die Straße gedrängt und mit unbekanntem Ziel
abtransportiert! Einigen gelang es, sich zu verstecken. Obwohl
man den„Moffen“ eine gewisse Gründlichkeit nachsagt,
wurden doch einige von dieser Odyssee, die zum Teil ohne
Wiederkehr endete, verschont. Mein Vater war vorgewarnt
und lag todesbleich, mit je einer halben geschälten Zwiebel
unter seinen Achseln, darnieder. Blass-grün im Gesicht wurde
er für den Abtransport verschont! Nachdem in der Gegend
inzwischen klar geworden war, dass Männer wie die Tiere
zum Schlachthof eingesammelt und abtransportiert wurden,
versteckte sich mein Onkel Leo in der elterlichen Garage
in einem selbstgebastelten unterirdischen Verlies. Dieses
Verlies war zum Stehen nicht tief genug, er konnte sich aber
im Liegen halbwegs bewegen.Die Holzplanken am Boden
konnte er selbst verschieben und auf- oder zu machen. Mit
seinem selbst verordneten Hausarrest und gelegentlichen, bei
drohender Gefahr, Versteck-Zeremonien, überstand Onkel Leo
so unbehelligt das Ende des Krieges.
Diese Geschichte hat zwar nichts mit Gastronomie zu tun,
sollte man aber trotzdem mal hie und da in Erinnerung rufen.
Wir sind insgesamt fünf Kinder.
Ich bin der „Mittlere“ von drei
Schwestern und einem Bruder.
Unser Vater war sehr katholisch,
was den Vorteil hatte
sich um den Taufnamen seiner
Kinder keine große Gedanken
machen zu müssen. Er schaute
einfach welchem Heiligen der
Geburtstag gewidmet war und
„Bingo“, hatte er bereits den
treffenden Namen ...!
39¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯WIR FAHREN EDLE WAREN.
MATTHIAS AIGNER
Unsere Nummer 13
¯40
Der Innsbrucker Matthias Aigner bekam bereits bei seiner
Geburt die Lebensmittel-Gene seines Vaters, Filialleiter
eines Lebensmittel Giganten, mit in der Wiege gelegt.
Nach den üblichen Schuljahren absolvierte er seine Lehrjahre
bei MPreis, ein schnell wachsendes Unternehmen im Westen
Österreichs. Hier durchlief er in einigen Filialen, die verschiedenste
Abteilungen. Bei dem „Nobel Anbieter“ „Meindl“ in der
Amraser Straße, lernte Matthias als Filialleiter Stellvertreter wie
man mit feinsten Qualitätsprodukten umzugehen hatte. „Feinkost“
wurde bei Julius Meinl ganz GROSS geschrieben.
Die Ware, zumindest in Tirol, mit dem Delikatessenangebot
zu dieser Zeit führend. Es folgte die Anstellung als
Abteilungsleiter in der Feinkost Abteilung bei Interspar. Das
bedeutete als junger Bursche, 14 Frauen dazu zu bringen, sich
mehr um Kunden zu bemühen und weniger sich in privaten
Gesprächen zu verlieren. In der Spirituosen Abteilung des
Gross-Handelshaus Wedl kam Matthias mit der Welt der
Gastronomen in Kontakt. Persönliche Beratungen gehörten
zum Alltag, der Kontakt zum Kunden dadurch intensiver.
Während seiner Urlaubzeit Herbst 2000 und im Frühling des
darauf folgenden Jahres erarbeitete sich Matthias erfolgreich
den „Diplom Sommelier“ Titel. Matthias war somit fähig
nicht nur im Spirituosen Bereich, auch im Weinbereich seine
Kunden professionell zu beraten. Besuche von Anbietern, so
wie ich einer war, gehörten ebenfalls zum Alltag.
Man hatte ja die drei „A“s, Aktive Angebots Aktionen
oder besuchte Matthias nur schon wegen der Kontaktpflege.
Meine Bitte die Cuervo Tequila Flaschen von Schienbeinhöhe
auf Augenhöhe zu übersiedeln, kam er sofort nach und resultierte
im Jahre 2000 zu einem Engagement bei Schlumberger/Top
Spirit. Er wurde also zu meinem Kollegen und bekam
die Bundesländer Tirol und Vorarlberg zugeteilt. Hier war die
Arbeit eine andere: Nicht mehr auf Kunden warten, sondern
selber zum Kunden hin pilgern. Bewusst Kontakt aufbauen,
beraten, verkaufen. Bei manchem Kunden konnte ich Matthias
natürlich ein bisserl unterstützen, sei es in der Kontaktherstellung
oder Informationen über bestimmte Kunden-Eigenheiten.
Unser Deutscher Firmenchef, Emil Underberg, weltbekannt
durch seine Magenmedizin, dessen Erfolg übrigens sich erst
nach Wechsel von Großflaschen auf Miniflaschen einstellte,
schickte uns „Außendienstler“ für je einen Tag eine mitfahrende
„Vertrauensperson“. Mit dieser extra aus Deutschland
angereisten Person war eigentlich keiner von uns happy. Wer
hat schon gerne einen Spion am Nebensitz? Bei Matthias
erkundigte sich der „Deutsche“ nach Verbesserungsvorschlägen.
Wie zum Beispiel interne Abläufe zu optimieren seien.
Matthias spontane Antwort „Mein Gehalt erhöhen“ war zwar
originell und kühn, aber für eine große Familie Unternehmen
wenig hilfreich. Außerdem verfügte „Herr Emil“ nicht über
ausreichend viel Humor um sich an diesem Vorschlag zu
erfreuen!
Nach sieben Jahrenin Emils Diensten folgte Matthias dem
Ruf des Vorarlberger Getränke Vertreibers „Pfanner“. Das
bedeutete neue Kunden akquirieren und alte Kunden nicht
verlieren. Während einer „Umstrukturierungs Phase“ der Tiroler
Filiale, wie das im Allgemeinen so schön genannt wird, schaute
sich Matthias nach andere Arbeitsmöglichkeiten um und
entschied 2009, sich auf eigene Beine zu stellen. Er wurde
selbständig, gründete „Aigner Getränke und Raritäten“. Jedes
Jahr fährt Matthias nach Lutzmannsburg im Burgenland. Hier
im Weingut der Familie Weber wird vor Ort der sehr erfolgreiche
„Purknall“ aus verschiedenste Traubensorten cuvèetiert.
Bei seinen Weinverkostungen verwendet Matthias manchmal
AUGENBINDEN und serviert sowohl Rot- als auch Weißwein
auf Zimmertemperatur. Nunmehr sollten die Teilnehmern
herausfinden, welcher der Rot- und welcher der Weißwein
ist. Hier gibt es logischerweise eine fifty-fifty Gewinnchance.
Aber auch eine Verlust Möglichkeit. Und diese letzte Möglichkeit
wird oft gewählt! Der Lieferwagen mit Aufschrift „Wir
fahren edle Waren“ ermöglicht schnelle Lieferungen an Privatund
Gastronomie Kunden, auch an den Wochenenden. Eine
große Unterstützung hat er von seiner Ehefrau Sandra. Sie
macht die Buchhaltung und organisiert die Werbung im Netz.
So wie die Meisten seiner Kunden war die Corona Phase
eine schwierige Zeit. Zum Glück trinken die Leute auch in
Krisenzeiten, nur vermehrt zu Hause. Daher florierten die Internet
Bestellungen und überstand Matthias diese Zeit mit einem
Blauen und einem lachenden Auge! Matthias wohnt mit Frau
und zwei Töchter in Ampass, ein Dorf unweit von Innsbruck.
So oft als möglich verbringt Matthias Zeit mit seiner Familie. In
der Natur, beim Schi-, Radfahren und schwimmen. Genießen
tut er gerne bei einem guten Glas Wein. Das darf Weiß aber
auch Rot sein. Dazu braucht er seine Familie ausnahmsweise
nicht, das zelebriert er mit Freunden.
Getränke-Raritäten aus aller Welt
Dipl. Som. Matthias Aigner
Römerstr. 3a | 6070 Ampass
E. office@aigner-getraenke.at
www.aigner-getraenke.at
M. +43 (0) 660 250 66 11
41¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯NOI – IST NICHT KLEIN.
GÜNTER GFÖLLNER
Unsere Nummer 3
¯42
In meiner Funktion als „Reisender“ in fünf Bundesländer habe
ich die verschiedenen Mentalitäten der Bewohner und Bewohnerinnen
kennen gelernt. Die Vorarlberger sind anfänglich
mit ihrer Sprache nicht so leicht zu verstehen, im Umgang aber
sofort freundlich und offen.
Bei den Tirolern von St. Anton bis Innsbruck braucht man,
bedingt durch das blockierende Gebirge, eine ganze Weile,
bis die gegenseitige Chemie passt. Im Raum von Innsbruck bis
Kufstein funktioniert das wesentlich schneller. Die Salzburger
sind reserviert(er) und die Oberösterreicher immer freundlich
und gut (dr)auf! Womit wir bei Günter Gföllner angekommen
sind:
Geboren in Ried, kam er 1985 zum Studieren nach Innsbruck.
Mit diversen Jobs finanzierte er sein Studentendasein.
Unter anderem war Günter beim legendären „Queen Anne“
als Türsteher beschäftigt, was in einigen Vorladungen beim
Gericht resultierte. Im „Rififi“ in der Schöpfstraße war er ebenfalls
vorübergehend beschäftigt. Das „Rififi“, benannt nach
dem bekannten französischen Schwarzweißfilm, in unmittelbarer
Kliniknähe, war ein Studentenlokal, öffnete um 18 Uhr
und endete irgendwann nach Mitternacht mit „Happy“ End.
Angehende Ärzte, angehende Anwälte aus den verschiedensten
Bundesländern, ebenso wie bereits promovierte sowie
Einheimische bildeten einen bunten Gästenmix. Das „Vorübergehende“
dauerte bei Günter ein bisserl länger als vorgesehen
und zwar von 1999 bis Ende 2005!
Übrigens: Ein STUDENTENLOKAL zu führen bedeutet
nicht nur im Sommer wenig Geschäft, sondern auch geschätzte
20 % Gästeverlust jährlich! Studenten promovieren und
verlassen die Stadt, manche ziehen woanders hin, anderen
wiederum heiraten und kommen nicht mehr (so oft). Es gilt also
jährlich, jeden ausbleibenden fünften Gast durch neue Gäste
zu ersetzen, und das ist nicht einfach!
Nachdem der Pächter Georg Bliem viel mit ABSOLUT
und Averna arbeitete, kam ich daher öfter, gewappnet mit
verschiedenen Accessoires, zu Besuch! Günter war sowohl
„oben“ an der Bar als auch „unten“ im Keller darauf spezialisiert,
die Gäste mit seinem oberösterreichischen Schmäh
bestens zu unterhalten. Wenn ab und zu der ein oder andere
Gast Mutterspracheprobleme bekam, so war bei Günter, als
unterstützender Mittrinkender, kaum was Auffälliges zu bemerken.
Kein Wunder, denn sein Körpervolumen reichte leicht für
zwei Personen. Zusammengerechnet konsumierte er auch für
zwei Personen. Ohne (sichtbare) Nebenwirkungen!
Jedes Jahr in März veranstaltete Seagram und später
Top-Spirit/Schlumberger gemeinsam mit der Österreichischen
Barkeeper Union am „Rendl Beach“ St. Anton, auf über 2.000
Meter Seehöhe, einen offenen, also auch für Bar-Crew ohne
ÖBU Mitgliedschaft, Cocktailwettbewerb. Die Organisation
und das Akquirieren der Teilnehmer wurde immer leichter, je
bekannter dieser Wettbewerb wurde. Bedeutete logischerweise
auch Mehrarbeit. Ich brauchte einen „Assist Manager“.
„Alleskönner“ Günter war dafür prädestiniert und somit die
ideale Besetzung. Im Zug von Innsbruck nach St. Anton, vorsichtshalber
gewappnet mit einer Flasche Champagner, auch
bei der über eine Viertelstunde dauernden Gondelfahrt hinauf,
war alles noch im geplanten Bereich. Oben, wo es dann
echt zum Arbeiten war, tief im Schnee gehend und stehend,
waren Günters Sommerschuhe dann doch nicht das ideale
Schuhwerk. Der verpasste Zug zurück nach Innsbruck hatte mit
seinen Sommerschuhen nichts zu tun, sondern weil es unten in
St. Anton am Stammtisch(!) besonders gemütlich war.
Seit Jänner 2006 betreibt Günter, gemeinsam mit seiner
thailändischen Frau Bao, das Thai-Restaurant „NOI“ in der
Kaiserjägerstraße 1. NUMMER EINS! Das thailändische Wort
„NOI“ bedeutet übersetzt „klein“. Um Missverständnissen
vorzubeugen: Klein ist das Lokal, nicht die Portionen. Relativ
klein ist Bao. Günter eher nicht. Günter ist zwar Restaurantbetreiber,
seine flüssigen Roots sind im „NOI“ aber immer
noch deutlich sichtbar. Es sind überraschend hervorragende
Tröpferln vorhanden. Für mich als Freund ist es immer wieder
ein Vergnügen, bei einem angenehmen Gläschen über die
Entwicklungen und Neuigkeiten in der Gastro-Szene informiert
zu werden.
www.noithaikueche.at
43¯
¯44
45¯
¯BRÜCKEN-WELL-ER-BAUER ?
EINE WELLER-BRÜCKE IM TIROLER OBERLAND
Unsere Nummer 115
REPLIK
HALLO ALEXANDER!
Habe etwas im internet recherchiert:
... auf der Seite soulboarder.com steht etwas über die Wellerbrücke
und tolle Bilder
Ein Felssturz vor etwa 12000 Jahren veränderte die Landkarte,
er staute den Piburgersee auf und verlegte die Ötztaler Ache,
die sich daher noch heute über einen wilden Katarakt in die
Tiefe stürzt.
1911 Eröffnung der jetzigen Wellerbrücke nach dem Rittmeister
Karl Weller
Unter oetz.tirol.gv.at kommst du auf die Unterteilung „unser
oetz“, dann Unterteilung „chronik“, dann „unser chronist“ auf
die Kontaktdaten vom Ortschronisten Siegbert Schöpf
und zum Schluss gehe im Internet auf „Rittmeister Karl Weller“.
Dort findest Du genug Informationen?
Gerade gut für das Wetter wie heute.
Viel Spass, Sissi
SEHR GEEHRTER FAMILIE WELLER,
Ich möchte mich für die späte Antwort entschuldigen - trotz
Corona ist dzt einiges zu bearbeiten.
Betreffend der Wellerbrücke folgende Info:
Die Idee für eine Fußbrücke über die Ötztaler Ache, die
das Gebiet des Piburger Sees mit dem der Uferpromenade
verbinden sollte, stammte vom Industriellen Rittmeister Karl
Weller. Er verbrachte als treuer Stammgast in Oetz gemeinsam
mit seiner Frau über 50 Jahre seines Urlaubs und verlobte
sich sogar hier mit seiner „Pipsi“. Ein Gedenkstein in der
Nähe der Wellerbrücke erinnert daran. Rittmeister Karl Weller
brachte die nötigen Gelder zum Bau der Brücke auf, die um
1910 gebaut und im Jahr 1912 eingeweiht wurde.
Im Jahr 1921 zerstörte ein Hochwasser die Fußgängerbrücke.
Das Geld zum Wiederaufbau wurde wiederum von
der Familie Weller gespendet. Weitere Hochwasser 1960,
1961 und 1987 zerstörten die Brücke abermals. Nach dem
Katastrophensommer im Jahr 1987 erfolgte ein Spendenaufruf.
Mit großzügigen Spenden der Oetzer Bevölkerung, des Landes
Tirol und der Gemeinde Oetz, des Tourismusverbandes
Oetz und Oetzer Firmen konnte schließlich die heutige Brücke
gebaut werden.
Im Jahre 2010 sanierte der Ötztaler Tourismus die Brücke
neuerlich.
In Gedenken an Karl und Josephine Weller erhielt die
Brücke den Namen dieser wohlhabenden und großzügigen
Familie. Auch hat sich eine Oetzer Musikgruppe zusammengetan
und nannten bzw nennen sich „Die Oetzer Wellerbrüggler“.
Sollte Rittmeister Karl Weller oder seine Frau Josephine
in irgendeinerweise eine Beziehung zu ihnen haben, wäre es
nett, wenn ich davon erfahren könnte.
Ich hoffe die Information ist für sie hilfreich und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Sieghard, DER DORFCHRONIST
¯46
Wellerbrücke Hauptstraße 66, 6433 Oetz, Ganzjährig begehbar.
WILDES WASSSER - INNERE RUHE
Ein Ort, um Kraft zu tanken und die Gedanken schweifen zu lassen. Das Rauschen der Ötztaler Ache begleitet den Wanderer auf
dem einfachen Weg am Flussufer und Waldrand entlang. Auf dem breiten Schotterweg erreicht man die unter Aussichtsplattform.
Hier gewinnt man einen ersten Eindruck von den Gewalten des Wasseres und der vielen Jahrtausende zurückliegenden Bergstürze.
Die Holzbrücke fügt sich dann perfekt in das bewaldete Gebiet ein. Auf der Brücke stehend spürt und erlebt man die unbändige
Kraft des Wassers am besten. Feiner Sprühnebel weht dem Besucher ins Gesicht, das Rauschen der Ache dröhnt in den Ohren.
Der markante Flusslauf entstand nach einem gewaltigen Felssturz am Ende der letzten Eiszeit. Dieser verlegt den ursprünglichen Fluss
und das Wasser grub sich einen neuen Weg. So bildeten sich die eindrucksvollen Stromschnellen, welche auch bei Wildwassersportlern
sehr bekannt sind.
Ausgangspunkt: Zentrumsparkplatz Oetz, Gehzeit hin und zurück: 60 min
47¯
NBEGEGN UN GE
BESO NDERE
¯DER UMTRIEBIGE.
LOEK VERSLUIS
Unsere Nummer 56
¯48
RezitaTOR. Hier ist das Wort „Tor“ enthalten, was international
„Goal“ oder auch „Ziel“ bedeutet. Ein ewiges Tor
in Österreich stammt wohl vom Schauspieler und Rezitator
Helmut Qualtinger: „Simmering gegen Kapfenberg – das nenne
ich Brutalität!“ Brutalität und Rivalität ist im Sport alltäglich.
Siehe in der Formel 1: Prost - Senna, Lauda - Hunt oder Lewis
Hamilton - Max Verstappen.
Max Verstappen, da denkt man automatisch an „Oranje“
und an Holland, obwohl er in Monaco wohnt. In Holland
gibt es die Rivalität zwischen Ajax Amsterdam und Feyenoord
Rotterdam.
Ebenso zwischen Amsterdam und Rotterdam. Warum und
weshalb das entstanden ist? Ist unerforscht, aber historisch!
Interessant: Im Ausland verschwinden diese Ressentiments, ist
man sogar froh, einen Landsmann zu sehen!
Herbst 1994, Hotel-Restaurant „Villa Blanka“ in Innsbruck:
Hier sammelten die Schüler und Schülerinnen der gleichnamigen
Hotelfachschule reale Erfahrungen. Wir von Seagram
verteilten die extra auf Gastronomiebetriebe zugeschnittenen
„Reservierungsbücher“ mit Informationen über Feier- und
Urlaubstage, auch die der deutschen Bundesländer. Nobel
gebunden, mit Hochglanzbild von „Mumm Cordon Rouge
Champagne“, pro Tag ZWEI Seiten, für Mittagessen eine Seite
und für das Abendessen eine Seite. Ein Novum, denn die
damals üblichen „Bankbücher“ enthielten nur eine Seite pro
Tag. Die Reservierungsbücher dienten einerseits als Werbeträger
für bedeutende Kunden, andererseits als Akquisitionsinstrument.
Das Hotel Villa Blanka war kein besonders bedeutender
Kunde, sehr wohl aber die gleichnamige Hotelfachschule, in
der zukünftige Gastronomen ausgebildet wurden.
Die Übergabe des 1995er-„Jahresbuches“ erfolgte an
den Direktor des Hotels, ein mir nicht bekannter, groß gewachsener,
schlanker Herr, der sich als „Versluis“ vorstellte.
Im Gespräch war es nicht besonders schwierig, festzustellen,
dass Herr Versluis aus den Niederlanden stammte.
Obwohl erst Herbst, war das Eis zwischen Herrn Versluis
aus Amsterdam und meiner Person aus Rotterdam in Sekundenbruchteilen
gebrochen! Im Laufe der Zeit hat sich daraus
sogar eine richtige Freundschaft entwickelt!
„Loek“ Versluis - ein typisch holländischer Vorname -
absolvierte die Hotelfachschule in Amsterdam und landete
nach gezählten zehn (!) Stationen in Holland, Schweiz und
Deutschland, schließlich in Innsbruck. Herr Direktor Versluis
hatte ziemliche Schwierigkeiten, in Ruhe sitzen zu bleiben.
Dauernd waren seine Augen auf der Jagd nach verbesserungswürdigen
Zielen. Verschob im Gehen Stühle, Tische,
Blumenvasen oder Tischdecken. Bückte sich sogar, wenn er
am Teppich etwas Störendes sah.
Im Sommer 1995 beendete „Loek“ notgedrungen sein
Arrangement in Innsbruck, denn das Hotel wurde, im Gegensatz
zur Schule, niedergerissen, um für einen Neubau Platz zu
© Foto: Mc Donald´s Vorarlberg
machen. Bei einem „Jobvermittlungsbüro“ hinterließ er seine
Referenzen und übersiedelte nach Brand, Vorarlberg. Dort,
im „Hotel Scesaplana“, wo er als Einkäufer und Direktor tätig
war, besuchte ich Loek Versluis natürlich öfters.
Erstens, weil wir uns gegenseitig immer viel zu berichten
hatten, und andererseits, um das Spirituosenangebot seines
Hauses ein wenig zu überarbeiten … Auch hier strebte er
ununterbrochen, egal in welcher Abteilung des Hotels, nach
V
© Foto: Dietmar Mathis
Perfektion. Sein Ideenreservoir war unendlich und sprudelte
wie ein Wasserfall, ohne Pausen einzulegen. Zu beschäftigt,
sich noch an seine hinterlassenen Unterlagen beim
Jobvermittler zu erinnern, wurde er dennoch kontaktiert: Ob
er Lust hätte, bei McDonalds zu arbeiten? McDonalds ist,
wenn man nur in erstklassigen Hotels gearbeitet hat, nicht
unbedingt eine zu empfehlende Adresse. Nach einigen
Überlegungen und dem OK seiner Frau, Masseurin und
Kosmetikerin Annette, willigte Loek ein und absolvierte 1996
ein Management-Traning bei McDonalds Österreich wo er in
verschiedene Restaurants, wie Graz, Bürs, Wien, Hollabrunn,
Innsbruck und Hard seine Trainings absolvierte.
McDonald’s Hard
McDonald’s Dornbirn
Wertvoll für
die Region.
Mit sechs Standorten ist
McDonald’s Vorarlberg ein
wertvoller Arbeitgeber der
Region, bei dem Förderung,
Gleichberechtigung und
gute Zusammenarbeit
großgeschrieben werden.
McDonald’s Vorarlberg ist
stolz drauf, ein geschätzter
Teil der Region zu sein!
McDonald’s Lustenau
McDonald’s Hohenems
McDonald’s Rankweil
McDonald’s Bürs
49¯
Versluis_allg_AZ_Tourismusland_08_21.indd 1 30.08.21 11:39
© Foto: Kay © Foto: Dietmar Mathis Blaschke
Das war der Anfang einer ungeahnten ERFOLGSGE-
SCHICHTE. Jetzt, wo ich diese Story Ende 2021 niederschreibe,
betreibt Loek Versluis, nach unermüdlichem Einsatz,
zahlreichen Um-, Zu- und Neubauten, McCafé-Erweiterungen
und privatem Lebensqualität-Verzicht, sechs (!) McDonalds-Restaurants
mit 369 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen
aus 39 Nationen in Vorarlberg!
Und das trotz, oder gerade wegen, der äußerst strengen
eisernen, international geltenden, McDonalds-Vorgaben. Loek
Versluis, „der Holländer“, steht ganz gewaltig stark in seinen
(nein, nicht Holz-) Schuhen und hat sich zum größten Arbeitgeber
in der Gastronomie Vorarlbergs entwickelt. Da ziehe
ich ganz ehrfürchtig meinen Tiroler Hut, inklusive Gamsbart.
Anders gesagt: „CHAPEAU!“ Hinter einer erfolgreichen Karriere
steckt nicht immer, aber meistens, eine unterstützende Frau:
Sommersaison 1987, im bekannten Nobelhotel Bürgerstock
in Luzern, begegneten sich Loek Versluis und die Annette das
erste Mal. Loek, in der Funktion als Leiter des Fitnesszentrums,
Annette als Masseurin. Nach gemeinsamen Stationen in der
Schweiz, Deutschland und Österreich kam die McDonalds-
Story. Inzwischen geht diese gemeinsame Erfolgsgeschichte
schon 25 Jahre inklusive zwei großgezogener Kindern, ist
Annette die Vertrauensperson und die gute Seele für alle
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Sie schaut darauf, dass in
sauberen Betrieben sämtliche menschlichen Abläufe ordentlich
funktionieren.
Und hier ziehe ich zum zweiten Male meinen Hut.
Also: „Chapeau in Stereo!“
© Foto: Mc Donald´s Vorarlberg
FAMILIENBETRIEB MIT
UNTERNEHMERISCHER VERANTWORTUNG
DIE FÖRDERUNG SEINER MITARBEITER:INNEN
in den McDonald’s Restaurants nimmt für den Vorarlberger
Franchisenehmer Loek Versluis einen hohen Stellenwert ein.
So wurde der Erfolgsunternehmer bereits selbst mehrfach
ausgezeichnet – etwa mit dem „Inklusionspreis“ des Sozialministeriumservice
Vorarlberg sowie kürzlich zum wiederholten
Mal mit dem Gütesiegel „Ausgezeichneter familienfreundlicher
Betrieb“ für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Auch sind fünf Versluis-Restaurants als „Great Place to Work
®“ zertifi ziert und erhielten das Zertifi kat „Vorarlbergs Beste
Arbeitgeber im Tourismus“.
¯50
© Foto: Dietmar Mathis
51¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯DER FACHLEHRER.
THOMAS HEISER
Unsere Nummer 84
In der heutigen Zeit fehlt Fachpersonal an alle Ecken und
Enden! Mit intensiven Diskussionen und Werbekampagnen
versuchen die Handels- und Wirtschaftskammern, dem
Nachwuchs sowie dessen Eltern die Vorteile eines Lehrberufes
schmackhaft zu machen. Handwerksberufe sind nicht jedermanns
Sache. Auf Elterndruck Gymnasium und Studium zu
absolvieren, ebenfalls nicht. Bereits in jungen Jahren sollte
man sich für die ideale Richtung entscheiden. Immer weniger
entscheiden sich für ein Leben im Gastgewerbe. Außerdem
wenden sich immer mehr von diesem Leben mit unattraktiven
Arbeitszeiten ab!
Die Basis hat viele Ursachen und liegt weit zurück:
In dem in meinem Besitz befindliche „Deutsch-Niederländische
Wörterbuch“, Ausgabe 1960, ist das Wort „Wertschätzung“
erst gar nicht vorhanden und hier liegt wohl das
größte Manko.
Bei uns in Österreich ist das Verhältnis Bauer zu Knecht/
Magd in die Beziehung Hotelier zu Personal gewissermaßen
umgewandelt worden! Der Kuhstall wurde zum „Kalt- und
Warmwasserzimmer“ umfunktioniert, die Monatslohn-Auszahlung
– wer hatte schon ein Konto? – war im Chefbüro
abzuholen. Diese unterwürfige „In-der-Reihe-stehen“-Zeremonie
wurde vom Neu-Gastronomen als eigene Großzügigkeit
betrachtet und trotzdem oft bis zum 10. des Folgemonats
hinausgezögert!
Die Entflechtung zum realen menschlichen Umgang hat
jahrzehntelang gebraucht. Zudem führten familienunfreundliche
Arbeitszeiten mit schlechter Bezahlung zu einem katastrophalen
Image! Das Umdenken hat erst angefangen, als es
schon längst zu spät war!
Fazit: zu wenig Personal in der Gastronomie!
Das Anfangswort von „Gastronomie“ ist „Gastro“, das
griechische Wort für „Magen“. Da kann man schon bald bei
„da dreht sich der Magen um“ landen. Auch das Wort „No“
ist enthalten, das englische Wort für das negative „Nein“. Wir
filetieren aber keine Wörter und beschäftigen uns mit dem
ganzen Wort „Gastronomie“. Die Bedeutung ist folgende:
„Die Gastronomie befasst sich mit der Bewirtung von Gästen.
Sie befriedigt die Bedürfnisse Hunger und Durst. Auch den
kulturellen Bedarf an Erlebnis und Kommunikation.“
¯52
Nunmehr möchte ich die Sache einmal umdrehen, also
nicht aus Sicht der Gäste, sondern aus Sicht von denjenigen,
die sich für ein Leben in der (Erlebnis-) Gastronomie entschieden
haben.
GASTRONOMIE IST ERLEBNIS. Als ein Beispiel für
Tausende Menschen in Österreich habe ich mir einen Vorarlberger
Burschen ausgesucht. Ich möchte aufzeichnen, wie
abwechslungsreich ein Lehrberuf im Gastgewerbe in Vergleich
zu einem Studium sein kann. Allerdings steht „Flexibilität“
GANZ OBEN auf der Lebens-Liste:
Geboren 1970 in Dornbirn. Volksschule, Hauptschule,
Kochlehre mit Abschluss 1988 an der „Landesberufsschule für
das Gastgewerbe“ in Lochau, Vorarlberg. Als gelernter Koch
die erste Stelle in Liechtenstein, Hotel Hubertushof, aber im
Service(!) angetreten. Saisonen als Commis de Bar in Brienz
und Interlaken, Schweiz. Ober im Sporthotel Weißseespitze,
Kaunertal, Tirol.
Sommer /94 Barmann in Schenna, Südtirol. Barmann-Arrangement
im legendären Nachtclub „Filou“ in Innsbruck.
Zurück zum Restaurant auf dem Binnenfahrtsschiff „M/S
Berlin“. Ab dem Winter 96/97 Hotel Madlein, Ischgl, bleibt
er der Bar nunmehr treu und arbeitet im „Hotel Hospiz“ am
Arlberg, „Casino Bar“ in Bregenz, und “Zürserl“ in Zürs am
Arlberg.
Als Mitglied der Österreichischen Barkeeper Union
(ÖBU) erfolgreiche Teilnahme an zahlreichen nationalen und
internationalen Cocktailwettbewerben, diese führen ihn sogar
bis nach Kuba. Vom Schnee zum Strand im Sommer 2003:
„Seepferdchen“ auf Sylt, Norddeutschland. Im Winter 03/04
wieder retour nach Zürs.
Übrigens: Der Gastronom wirbt Personal an durch „Verpflegung
und Aufenthalt frei“. Hört sich natürlich gut an. Tatsache
ist, dass die monatlichen Kosten der Basiswohnung der
Saisonniers, in unserem Fall in Dornbirn, normal weiterlaufen!
Dieses „Strand-Schnee-Wechselspiel“ auf Sylt und Zürs
wiederholen sich bis zum Frühling 2008. Aufenthalte in USA
und Rom verbessern seine Sprachkenntnisse. Das Kofferpacken
satt, hat er nunmehr, nach notwendigen Studien, einen
fixen Arbeitsplatz an der Landesberufsschule Lochau, als
Vertragslehrer BEd, gefunden. Zuständig für Getränke- und
Menükunde, Ernährungslehre, Betriebsorganisation, Servieren
und Gästeberatung.
Zwanzig Lehrer und Lehrerinnen geben ihr Wissen in
dieser Schule an ca. 450 Schüler weiter. Um seine Schüler
und Schülerinnen umfangreicher ausbilden zu können,
erlangt er Titel als Barista, Wein- und Käse-Sommelier und
macht mit den Lehrlingen die verschiedensten Betriebsbesichtigungen.
Der von mir so genannte „Bursche aus Dornbirn“ ist
keine fiktive Person. Sein Name ist Thomas Heiser.
Thomas Heiser dient als Beispiel für viele seiner Kollegen
und Kolleginnen in der Gastronomie. Sein Werdegang
zeigt, wie abwechslungsreich ein Leben sein kann, wenn
man diese Richtung wählt. Möchte man eine erfolgreiche
Laufbahn absolvieren, sind die Faktoren Fleiß, Disziplin und
Ehrlichkeit natürlich unverzichtbar und tägliche Begleiter. Ich
hatte das Vergnügen, Herrn Thomas Heiser auf vielen seiner
Stationen begleiten zu können.
Logisch, dass dadurch eine lebensdauernde Freundschaft
entstanden ist.
53¯
¯54
55¯
¯56
Die Familie Weller bei einem der
jährlichen Treffen – 1970.
57¯
„Als weltweit operierende Airline befürworten
wir eine verpflichtende Impfung
für unsere Crews. Wir brauchen darüber hinaus
eine Möglichkeit zur Erfassung der Impfdaten.“
Für Lufthansa-Vorstand Detlef Kayser ist ein stabiler weltweiter
Flugbetrieb künftig ohne Impfung nicht vorstellbar. Foto: Lufthansa
rt
r
d bereits
hr.
rten von konvenmputern
die Prog
auf dem Quanr
zu simulieren.
nn man die Limiman
hat, reduziel
haben wir solche
pirierte Verfahren
außergewöhnlich
nis“, so Sailer. Für
ßten Energiekonly
„Q-BEAT“, eine
pirierte Optimiel
für das Dispatnd
20.000 Außenbeiter,
entwickelt.
man unter andeduktion
der Fahrußendienstmitarehr
als 20 Prozent.
ße Bedeutung Reer
Quantentechmessen,
würden
rderungen zeigen,
e Entwicklung ben
Österreich werio.
Euro sein. In
sind es zwei Mrd.
-Präsident Joe Bintische
180 Mrd.
e Entwicklung von
putern zugesagt.
ei jetzt allerdings
cruiting. Für Unsei
es essentiell,
te die notwendiiter
für Quantum
zu identifizieren
afür auszubilden.
aftlichen Vorteile
bereits als enorm
, daher wird es
Jahren extrem
in, die notwendiachkräften
für ein
en zu gewinnen“,
. Deswegen sei es
Bedeutung, jetzt
itarbeiter dafür zu
an das Thema he-
. „Wenn man dieicht
macht, dann
Unternehmen in
da und bekomute
für diesen Bet
Sailer. (hu)
platz
eigten sich deutliche
Foto: Böhm
Schlumberger-Vorstandsvorsitzender Benedikt Zacherl. Foto: Schlumberger
„Corona wird
vieles ändern“
Benedikt Zacherl, Schlumberger-
Vorstandsvorsitzender, über die
Corona-Krise, Nachhaltigkeit und
Veränderungen in der Arbeitswelt.
Wie ist Ihr Unternehmen
durch die Pandemie gekommen?
Benedikt Zacherl: An sich
hatten wir eine sehr gute Wintersaison.
Dann sind uns mit
Gastro und dem Exportgeschäft,
hier vor allem Flughäfen,
auf einen Schlag zwei von
drei Standbeinen von einem
auf den anderen Tag weggebrochen.
Wir haben uns mit
Kurzarbeit, Home-Office und
dem Freimachen gebundener
Finanzmittel durch die Krise
gekämpft. Schlussendlich sind
wir mit einem blauen Auge davongekommen,
auch weil wir
im Export einiges kompensieren
konnten.
Was kann ein Unternehmen
aus dieser Krise mitnehmen?
Zacherl: Also das eine, das
wir gelernt haben, ist, dass
das Thema Regionalität, kurze
Lieferketten und auch Liefersicherheit,
viel stärker ins
Bewusstsein gerückt ist. Für
uns lag der Fokus vor allem
auf der Gesundheit unserer
Mitarbeiter und dem Erhalt
der Arbeitsplätze. Gleichzeitig
ist das Thema Digitalisierung
bei uns stärker in den Fokus
gerückt, auch wenn wir hier
noch Aufholbedarf haben. Wir
entwickeln gerade eine ‚Digital
Unit‘, um die Transformation
aller Unternehmensbereiche
voranzutreiben.
Welche Erfahrungen haben
Sie mit Home-Office gemacht?
Zacherl: Vor der Pandemie
hat Home-Office keine große
Rolle bei uns gespielt. Heute
muss ich sagen, dass die Erfahrungen
damit sehr gut waren.
Deshalb bieten wir unseren
Mitarbeitern auch zukünftig
die Möglichkeit, bis zu zwei Tage
pro Woche von zu Hause zu
arbeiten. Was die Krise sicher
beschleunigt hat, ist ein sich
verändernder Umgang mit
den Mitarbeitern. Das heißt,
ich muss als Unternehmen
meinen Leuten viel mehr die
Möglichkeit geben, sich einzubringen,
und sie auch in Entscheidungen
einbinden, sonst
kommen sie erst gar nicht.
Sie haben vor einiger Zeit einen
Relaunch angekündigt?
Zacherl: Starke Innovationen,
zielgruppengerechte Kommunikation
und die bestmögliche
Stärkung der österreichischen
Wertschöpfung sind weitere
wesentliche Eckpfeiler für die
kommenden Jahre. Wir sind
ein österreichisches Traditionsunternehmen
mit einer
rund 180-jährigen Geschichte.
Hier gilt für uns, „Tradition ist
nicht die Anbetung der Asche,
sondern die Weitergabe des
Feuers“. Für uns bedeutet dies,
dass wir unseren umfassenden
Relaunch immer im Einklang
mit unserem Markenkern vorantreiben.
Unsere wichtigste
Marke Schlumberger haben
wir in den letzten Jahren entsprechend
behutsam revitalisiert.
Und auch das Sortiment
wird stetig weiterentwickelt.
Welche Bedeutung hat
Nachhaltigkeit für Sie?
Zacherl: Für uns ist das Thema
heute wichtiger denn je. Im
September haben wir den ersten
biozertifizierten Sekt aus
unserem Haus auf den Markt
gebracht, unseren Schlumberger
Grüner Veltliner Klassik
Brut. Mit der Marke Goldeck
haben wir uns eine Neupositionierung
als reinsortiger Anbieter
mit Herkunftsland Österreich
zum Ziel gesetzt. Hier
sind etwa die Rebsorten Zweigelt
und Welschriesling als
sortenreine Sekte erhältlich.
Aber auch mit unserer Marke
Mozart wollen wir mithilfe des
aktuellen Re-Designs durchstarten.
Hierzulande gilt dieser
Schoko-Likör als Tourismus-
Artikel, während er im Ausland
als Qualitätsprodukt wahrgenommen
wird. Das wollen wir
auch in Österreich erreichen.
Das Gespräch führte
Hugo Müllner
¯58
Kopien und
das Original.
Klar zwei Kopien, ein Bus in
Innsbruck und das unholändische
Gedudel vom WELLER
PAUL aus England.!
Hier versammelt die Autoren
vom Büchlein "Tagebuch
des Älterwerdens" Herausgegeben
von Lothar Müller
und Herbert Waltl. Mit
Beiträgen von Athanasius
Weller, Alfred Lerchbaumer
und vielen, vielen alten
Weisen.
59¯
¯PRESSE
¯60
61¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯ES LEBE DER SPORT.
ALEXANDER "SPORTSMANN" WELLER
Es lebe der Sport“ Bei uns in Österreich, und zum Teil auch
in Deutschland, ist bekannt, dass Reinhard Fendrich , ohne
Papiere und neue Sandalen, unangenehme Erinnerungen
an Italien mit nach Hause gebracht hat und daher froh ist „from
Austria“ zu sein! Ob er gelegentlich Tennis-, Golf- oder Fußball
Schuhwerk benützt, ist, zumindest für die meisten seiner Fans,
weitgehend unbekannt.
Als nicht unbedingt sehr intensiv wahrgenommenes Kind
geschiedener Eltern, eines von insgesamt fünf Kindern, hatte
ich zwei Paar Schuhe: Ein Paar Straßenschuhe und ein
Paar Turnschuhe, traditionsmäßig, so wie all meine Kleidung
auch, von meinem sechs Jahr älteren Bruder Tim. Tim, ein
begnadeter Zeichner, besuchte die Kunstakademie, war auf
unserem gemeinsamen Dach-Schlafzimmer schwer beschäftigt
mit „Body Building“ und brachte ganz stolz regelmäßig,
jeweils einern farblich anderen Judogürtel nach Hause. Tim
lernte mir übrigens das Schachspiel und durch gezielte feste
Erinnerungsklöpfer am Hinterkopf verlor ich das Interesse am
Nägelknabbern. Fußball spielte Tim leider nicht! Im Internat,
vom 8. bis zum 13. Lebensjahr, überließen mir die älteren
Internatsschüler ihre zu klein gewordene Fußballschuhe. Somit
war ich schuhmäßig immer bestens versorgt. Das Internat
war für junge Burschen nicht unbedingt das Paradies, bot
mir aber(sportliche)Vorteile. Mit Tischtennis, Volleyball und
Handball konnte man sich richtig austoben. Intensiv, voller
Elan und Freude habe ich davon gerne Gebrauch gemacht.
Karambolage-Billard und vor allem Fußball stand bei mir auf
der Beliebtheitsskala ganz oben. Beidbeinig hatte ich keinen
festen Einsatzplatz im Fußballteam. Ich wurde als Linksaußen,
Rechtsaußen, Mittelstürmer und durch mein schnelles Wachstum
als „Stopper“ und schlussendlich als Tormann eingesetzt.
Nach der Übersiedlung meiner Familie von Zuid Holland
nach Noord Brabant befand sich bei uns in Breda, direkt auf
der gegenüberliegenden Straßenseite, das Sportareal von
Zweitdivisionär „Der Baronie“. Klar meldete ich mich direkt
nach meinem Internatsaufenthalt als Mitglied an und dürfte
nach einem Probetraining bereits mit der „Ersten Mannschaft“
mittrainieren. Allerdings wurde der in der Ersten Division
spielende „NAC Breda“ mein Lieblingsverein. Von Feijenoord
Rotterdam zu einem im Mittel- und der unteren Tabellenplätze
¯62
herum gurkende Verein, ziemlich gewöhnungsbedürftig! Absolute
Highlights waren natürlich die Heimspiele gegen Top
Clubs wie Ajax Amsterdam oder Feijenoord Rotterdam. Bei
Feijenoord kannte ich sämtliche Spieler. Vor allem der kleine
Linksaußen COEN MOLIJN war das Eintrittsgeld wert! Mit
Dauergrinsen war er Richtung Tor manchmal schneller als der
Ball und musste öfters beim Sprint notgedrungen ein „Bremser"
einlegen. Spektakulär und unvergesslich das Tor von dem für
„Heerenveen“ spielenden Abe Lenstra. Heerenveen, eine
Stadt in der Provinz Friesland. Friesen, ein dickköpfiges Völkchen
mit eigener, unverständlicher Sprache und Unabhängigkeitsgelüsten,
sich vom Rest der Niederlande zu separieren.
Der Fußballverein Heerenveen hatte in seinen Reihen keine
„Auswärtigen“ – Spieler, nur Friesen! Anders herum betrachteten
die Niederländer Friesen als Auswärtige!
Der Nationalspieler Abe Lenstra, damals, ob seiner
Genialität berühmt, wurde paradoxerweise sehr wohl als Niederländer
betrachtet! In Breda, gegen NAC Breda, eigentlich
schon in Fußballpension, kompensierte er Laufbereitschaft
durch Übersicht. Unmittelbar nach seinem 35 Meter Schuss,
drehte er sich, während der Ball noch weit vor dem Tor in
der Luft war, mit gestreckter Faust um und feierte schon sein
geniales Tor, das er selber gar nicht zu Gesicht bekam! 1962,
siebzehn jährig, endete meine noch nicht richtig angefangene
Fußballkarriere noch bevor es so richtig angefangen hat. Erstens
weil ich meine Koch/Kellner Lehre, in der Provinz Limburg
startete, weit weg von „De Baronie“, und zweitens weil meine
Arbeitszeiten mit Training- und Spielzeiten grandios kollidierten.
Vielen Jahren später habe ich mir, diesmal neue, Fußballschuhe
besorgt. Im Sporthotel in Igls, hatte sich, zur Gaudium
der Hotelgäste, einen Fußball-Mannschaft gebildet. Unser
Team, mit unter anderem, Walter Schmuck aus Zell am See,
Charly Kobliha – Burgenland, Roman Peter und Walter Weymayer,
beide aus Wien und meine Wenigkeit als „Holländer“,
bestand aus, mit Ausnahme des einheimischen Mittelfeldstrategen
Dieter Scherfler, aus lauter Legionären. Bei uns war der
Spruch „no racism“ überflüssig, denn wir waren ein Kumpel
Team! Nicht schlecht waren wir, haben sogar passable Spiele
abgeliefert. Mit dem üblichen „Bierchen danach“ war allerdings
nichts, denn ab 18 Uhr war die Zimmerstunde zu Ende.
Tormann: Dr. Fred Beck
Das Bierchen holten wir dann im Winter beim Eistockschießen
nach. Für Skeleton auf der Igler Bob Bahn, mit dem
Kopf nach vorne, brauchte ich am Start einen Obstler.
Das Schifahren war für mich als Flachländer eine
ziemlich exotische Angelegenheit. Egal ob wir an der Bar
bis drei Uhr Nachts gearbeitet hatten, um 8.30 Uhr waren
Scherfler Dieter und ich mit dem ersten Patscherkofel –
Gondel unterwegs – hinauf! Für Dieter kein Vergnügen!
So richtig Schifahren war bei meinen zahlreiche Stürzen
für ihn nicht möglich. Mit Engelsgeduld machte Dieter mir
Mut aufzustehen und weiter zu fahren, denn ab 10 Uhr war
Arbeitsbeginn, Dieter mit „Mise en place“ in der Bar, ich mit
Buchhaltung beschäftigt. Nachdem die Intervalle zwischen
dem Hinfallen sukzessive länger und länger wurden, zum
Schluss fast ausblieben, fühlte ich mich fit genug für verschiedene
Schirennen ein Teil- und Anmeldeformular zu
unterschreiben. Erfolge garantiert.
Ich war immer der beste Holländer!
63¯
¯64
65¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯SLALOMVIRUS.
HEIMO LEITGEB
Unsere Nummer 27
¯66
Sankt Veit an der Glan ist regional natürlich von Bedeutung.
St. Veit schaut auf vielfältige historische, sowohl auf
positive als auch weniger erfreuliche, Geschehnisse zurück.
Belagerung der Ungarn und Einfälle der Türken deuten auf
eine gewisse Internationalität hin. Wegen seinem bedeutenden
Verkehrsknotenpunkt von der Adria bis zu den Donauländern
war St. Veit bis Anfang der 1500 Jahren sogar Landeshauptstadt
von Kärnten! Fünf Schlösser bezeugen die Wichtigkeit zu
dieser Zeit.
Nachdem Klagenfurt diese Funktion übernommen hat
wanderten im Laufe der Zeit viele Einwohner ab. Es wohnen
nur noch ca.13.000 Einwohnern in St. Veith. Es ist zwar nicht
von großer Bedeutung, aber doch interessant zu wissen, dass
Wolfgang Puck 1949, der wohl bekannteste Auslands-St.
Veiter, außer vielleicht der (Ex)Fußballprofi Martin Hinteregger
1992, hier der die Basis beider Karrieren war. Womit wir
bei der Hauptperson diesen Beitrags gelandet sind: Heimo
Leitgeb.
Sein bemerkenswerter Lebensweg und die außergewöhnliche
internationale Gastronomikarriere startete 1955
ebenfalls in St. Veit an der Glan: Volksschule ab 1961 eben
dort. Es folgten (der) die Priesterschule Tanzenberg, Kärnten.
Heimo wollte unbedingt Missionar werden. Reisen und den
Mensen in den verschiedenen Ländern helfen. Älter werdend,
merkte Heimo, dass er auch im Gastgewerbe reisen konnte.
Deshalb folgte 1970 ein Berufs- und Bundesländer – Sprung
von der Theologie in Kärnten in die Tourismusschule nach
Absam in Tirol, welche er dort 1973 erfolgreich beendete. Via
Zeitungsinserat, startete er 1973 im „Schlosshotel Igls“ seine
Küchenkarriere. Diese ehemalige Ruine wurde durch die Familie
Beck, ebenfalls Besitzer des „Sporthotel Igls“, zu einem
exklusive(s)n Hotel mit 36 Betten umfunktioniert. Hier, wo alles
für illustre Gäste auf Ruhe, Erholung und vom „normalen Volk“
abgeschiedenen Aufenthalt konzipiert wurde, kreuzten sich
Heimos und mein Lebenswe). Heimo in der Funktion als Kochlehrling,
ich als Oberkellner. Hier gingen Zusammenarbeit,
Service - Küche in Harmonie im perfektem Einklaung mit dem
Ambiente.. Ruhig, gepflegt und mit gegenseitigem Respekt!
Keine Streitereien, keine gegenseitige Beschuldigungen, keinerlei
Stress und hervorragendes Essen für Service, Rezeption
und Zimmermädchen! Für mich, als fast 24 Stunden Verantwortlicher
und Vater einer Tochter, waren diese Annehmlichkeiten
allerdings an Arbeitsstunden nicht zu unterschätzen.
Mit Frühstück, Lunch, Abendessen und Bar, bis in den späten
Abend hinein, wurde das heutzutage wohl nicht mehr möglich
sein. Heimos Küchenchef kam direkt vom Schiff. Bekanntlich ist
das Leben am Schiff ein anderes wie an Land. Die Arbeit am
Schiff ist wie das Meer; kann ruhig sein, aber auch wellenreich,
rau und stürmisch.
Eine der ganz wenigen Freizeitmöglichkeiten, außer wenn
man freudenvoll auf einen Hafen hinzu steuert, besteht aus
trinken. Wissenschaftlich ist schon längst bekannt, dass Salz
durstig macht. Und ein fahrendes Schiff ist nunmehr zu 100%
vom Salzwasser umgeben. Jedes Crew-Mitglied verspürt
am Gaumen den Bedarf nach Flüssigkeit. Der eine mehr, der
andere weniger. Heimos Küchenchef gehörte zweifelsohne
zu den Erstgenannten. Am Schiff, speziell das Küchenpersonal
verrichtet dort reale schweißfördernde, fast unmenschliche
Leistungen. Hier gehört das „Entspannungsgläschen“ zum
Kochleben praktisch dazu. An Land schaut die Sache dann
wieder ganz anders aus! Beim Minimieren der alkoholhaltigen
Getränke tut sich manch Landrückkehrer schwer. Der
eine mehr, der andere weniger. In der Realität war Heimo zu
Mittag KochlLehrling. Am Abend Küchenchef! Dr. Beck fiel
diese Situation längste Zeit nicht auf! Der Tag der Wahrheit
konnte natürlich nicht ausbleiben: Dr. Beck bekam zum Lunch
eine Seezunge serviert. Normalerweise eine feine Sache.
Wir verfolgen mal den Werdegang dieser Seezunge: in der
Nordsee gefangen, geliefert von unserem Fischelieferanten,
Herrn Angerer, angestellt bei gleichnamige Firma.
In der Schlosshotel – Küche für seine Gäste professionell
mit Salz und anderen Zutaten zubereitet. Nicht gebraucht,
also übrig geblieben. Tiefgekühlt. Wochen später aufgetaut,
erneut mit Salz und andere Zutaten verfeinert und ja, genau
diese total versalzener Seezunge landete auf Dr. Becks Teller.
Der Leser dieser Zeilen hat es schon längst kapiert : Salz war
der Ursache warum Heimo über Nacht zum Küchenchef aufstieg!
Nachdem Dr. Beck zwei Hotels und das dazugehörige
Personal zu organisieren hatte, war es manchmal unvermeidbar
Heimo bei beiden Hotels die Küchenverantwortung zu
Ich wollte immer die
Welt sehen und mich
dabei weiterbilden,
was mir auch gelungen
ist. Mein Job war
und ist immer noch
auch meine größte
Leidenschaft.
Heimo Leitgeb - 18.9.2021
67¯
¯68
übergeben. Nunmehr beginnt
für mich als „Schreiberling“ eine
nicht leichte Aufgabe. Wie soll
ich Heimos internationalen Berufsweg
– sieben vollgeschriebene
DIN A4 Seiten kurz und
verfassen? Mit einer Vielzahl
an internationalen Lehrgänge in
USA, Oslo, Nice, Manchester,
Lyon und Reims. Mit professionellen
Mitgliedschaften in
Frankreich, Hong Kong, China,
Belgien, Kuweit und Bahrein.
Mit Ehrentitel und Auszeichnungen
aus Las Vegas und Orlando,
China und Kuweit. Heimo wurde in Österreich mit dem
Titel „HOTELIER DES JAHRES 2006/07“ geehrt.
Auch das „Silberne Verdienstkreuz der Stadt Wien“
wurde ihm 2010 verliehen. Da gibt es nur eine Möglichkeit
und die bedeutet; Heimo sollte selber ein Buch schreiben.
Natürlich werde ich versuchen seine globalen-Slalom-Berufs-Routen,
so kurz wie möglich, zu beschreiben:
Nach Igls folgte Beschäftigungen in Österreich, Bahamas,
Haiti, Sri Lanka, Bankok, Indonesien, Oman und die
Vereinigte Arabische Emiraten. 1988 wanderte er als „Assist
GM “bis 1990 nach Peking, wo er seine spätere Wiener
Ehefrau kennen lernte. Bis 1995 internationale Aufgaben für
die Radisson SAS Hotel Kette. Innerhalb dieser Gruppe GM
in Kuwait und Bahrein. 2003 hatte er reichlich Erfahrungen
gesammelt um sich als General Manager zu betätigen. Zehn
Jahre war Heimo verantwortlich für das Wiener „Radisson
Blu“ Palais Hotel, inklusive 16 Rezidor Hotels in Ost Europa.
Er spezialisierte sich als Konsulent für neue Hotels in
Rumänien, Kudistan-Irak und Kosovo. Auch versuchte er das
Hotel „Panhans“ am Semmering zu reaktivieren. Ab 2016
wanderte er als General Manager nach Shanghai, 2019
nach Addis Abeba. Heimos Tochter besitzt ebenfalls das
„Leitgeb-Wander-Virus“ und sammelte Erfahrungen in Dubai.
Jetzt, also im Herbst 2021 unterstützt Heimo seinen Sohn
Alexander im Familien Hotel.
WWW.TIMEOUT.CO.AT
Das bedeutet aber nicht, dass ihn das „Slalom Virus“ für
immer verlassen hat….
WWW.TIMEOUT.CO.AT
REPLIK
Hallo Alexander,
Ja das mit dem geschieden sein kann passieren
wenn man die Frau zu lange alleine
läßt. Warum ich von Kärnten nach Innsbruck
gegangen bin, ist sicher interessant. Ich war
von 10 bis 14 im Priesterseminar. Ich wollte
unbedingt Priester und dann Missionar
werden. In der Priesterschule haben Sie
mich immer wieder gefragt warum ich Pfarrer
werden möchte ist doch das niemand in
meiner Familie. Meine Antwort war immer
das ich Missionar werde und den Leuten in
den verschiedenen Ländern helfen werde.
Als ich dann älter wurde und ich merkte das
ich duch das Gastgewerbe auch reisen
kann habe ich mich um eine Stelle im Hotel
umgesehen. So kam ich auf die Anzeige in
der Zeitung auf die Stelle als Kochlehrling
ins Sporthotel. Nachdem meine Eltern nur in
Kärnten auf den Bauernhof aufgewachsen
sind konnte mir auch niemand helfen, darum
habe ich meinen Berufsweg alleine aufgebaut.
Das wars,
Liebe Grüsse Heimo
69¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯DER HERR FRANZ.
FRANZ JOSEF STEINMAYR †
Unsere Nummer 20
¯70
Es gibt außergewöhnliche und seltene Gegenstände. Es gibt
außergewöhnliche Barbücher. Es gibt außergewöhnliche
Cocktails. Es gibt außergewöhnliche Whiskyflaschen. Es
gibt logischerweise auch außergewöhnliche Barkeeper. Und
hier sind wir 1989 bei Franz Josef Steinmayr in der „Diana Bar“
in Hall in Tirol gelandet!
Nach Auslandsaufenthalten, unter anderem in Köln, wanderte
„Herr Franz“ retour nach Österreich in das Innsbrucker,
von der Familie Cammerlander geführte, Steak-Restaurant
„Churrasco“. Bei telefonischen Tischbestellungen gab es zwei
Varianten: „Bitte bei Herrn Franz“ oder „Bitte NICHT bei
Herrn Franz!“ Offensichtlich polarisierte Herr Franz.
In den 80ern übernahm Herr Franz die Disco „Diana Bar“
in Hall in Tirol von seinem Vater. Ohne Namensänderung, aus
welchen Gründen auch immer. Diese Entscheidung erwies sich
nicht als besonders klug. Die Gäste hatten von einer neuen
Betriebsübernahme keine Ahnung. Und genau diese Gäste
passten überhaupt nicht in Herrn Franzs Konzept. „Herr Weller,
mein Ziel ist es, egal, wie lange das dauert, den Disco-
Gästen den Eintritt zu verwehren und sie durch neue, gepflegte
Gäste zu ersetzen! Ein Gast soll seinen Drink genießen, mir
300 Schilling dalassen und zufrieden nach Hause gehen!“
Disco-Gäste würden sein immenses Angebot an Spirituosen
sowieso nicht verstehen und bei Cola, Cola Rum, Bier oder
Wein bleiben. Es galt also, zu selektieren. Mein Angebot in
dieser für ihn sehr schwierigen Zeit: „Seagram bezahlt Ihnen
eine Werbekampagne.“ Seine Antwort: „Nein, Herr Weller,
das ist sehr nett, aber Werbung ist kurzfristig und ich plane
langfristig!“
Im Sommer platzierte er sich auf einer seiner 3-Tische-Terrasse
und am Abend und im Winter hielt er die Eingangstüre
versperrt. In Sekundenschnelle war, abhängig von Outfit,
Haarpracht, Promille oder allgemeinem Eindruck Ankommender,
zu entscheiden über eine Begrüßung wie etwa „Leider
kein Platz mehr“, „Geschlossene Gesellschaft“ oder „Sind Sie
Mitglied?“, obwohl das Lokal gänzlich leer war!
Bei positivem Gesamteindruck der Ankommenden lächelte
er wohlwollend, machte die Tür weit auf und schloss sie dann
gleich wieder von innen ab! Dieses System erwies sich zwar á
la longue als zielführend, war aber nicht unbedingt förderlich
dafür, eine Frau und drei Kinder zu versorgen. Außerdem, ja
außerdem waren da immer und immer wieder ganz seltene
Whisky-, Cognac- oder Rum-Flaschen besonders verlockend
und er konnte da meistens nicht widerstehen und legte sich
einige davon zu! In Herrn Franzs „Flaschen-Museum“ waren
nicht nur die Flaschen einmalig.
Auch Herr Franz persönlich war absolut einmalig: Die
am Nachmittag gelieferten Eisblöcke zerkleinerte er mit einer
Hacke in verwendungstaugliche, aber logischerweise nicht
gleichgeformte Eiswürfel. Die Zubereitung der Cocktails gestaltete
Herr Franz als eine richtige Zeremonie.
Zuerst kam das Eis ins Glas, die Cocktails wurden präzise
bis an den Rand gefüllt, und der Shaker war dann, bis auf die
Eiswürfel, leer! Tja, wie gelingt so etwas? Das ist wohl kaum
erklärbar. Breit lächelnd, den Cocktail mit gespreizten Fingern
theatralisch serviert, fügte er obendrein noch salbungsvoll ein
„Ich beneide Sie!“ hinzu. Einmal im Herbst: Ein bayrisches
Ehepaar hat die erste Hürde überstanden, der Dame wird ein
Platz an der Bar zugewiesen. Der Herr geht zur Toilette. Nach
kurzer Zeit kommt der Herr zurück, nimmt Platz neben seiner
Begleitung, und es stehen bereits zwei nicht bestellte Drinks
bereit.
„WAS IST DENN DAS, WIR HABEN JA NOCH
NICHTS BESTELLT?“, möchte der verwunderte Gast wissen.
Herr Franz, wie aus der Pistole geschossen: „Am 18. April
waren Sie bereits einmal hier, sind auf den gleichen Plätzen
gesessen und haben genau diese zwei Drinks bestellt!“ Für
den Gast eine schwierige Entscheidung: ärgern oder bewundern?
Nicht so erbaut war Herr Franz, wenn ein Glas Wein bestellt
wurde. Nach kleiner Zöger-Pause und mit leicht angehobenen
Schultern entschied er dann doch „Naja, ist ja auch ein
Getränk“, das Begehrte zu servieren. Bier wurde entweder in
einem seltenen Original-Glas oder versteckt in einem Silberbecher
serviert. Red Bull wurde überhaupt nicht serviert! Herr
Franz empfand das bei seinem außerordentlichen Angebot
als persönliche Beleidigung! Ein junger Bursch beispielsweise
mit grenzwertiger Haarlänge in Begleitung seiner Freundin
wurde in diesem Zusammenhang harsch aus der ehrenwerten
Diana-Bar gewiesen mit der Empfehlung „Ja nicht wieder-
zukommen!“.Für mich war es jedes Mal ein Erlebnis, mit
Gästen Herrn Franz zu besuchen. Meine Gastro-Gäste
waren immer überaus und ausnahmslos begeistert. Auch
Herrn Franz konnte man begeistern: mit seltenen Spirituosen-Accessoires!
Er hatte immer Zeit für ein Gespräch, eine
Anekdote oder Fachempfehlung, denn, wie schon erwähnt,
Museen werden durch Publikum kaum überlaufen, und auch
in der Diana-Cocktail-Bar war die Anzahl der Gäste meistens
überschaubar. Der Unterschied war, hier gab es keinen
Eintritt zu bezahlen! Nur die Drinks! Seine Rechnungen,
schwungvoll gestaltet, waren für mich wahre Kunstwerke!
Es gibt viele Geschichten von, mit und über „Herrn
Franz“.
Herr Franz verabschiedete sich von uns und seinem
Barjuwel viel zu früh und ist in der Branche mittlerweile zum
Mythos geworden.
71¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯SPARKLING FRITZ.
FRITZ SCHALLER
Unsere Nummer 14
¯72
Gerne gewählte Daten für Hochzeiten und besondere
Feiern (das gilt eher nicht für Scheidungen) sind die sogenannten
„immer bleibenden, wie ins Hirn gelöteten
Daten“: 2.2.2022, 2.22.2022 oder 3.3.2023 und so weiter
gehören dazu.
Am 8.8.1988, also 8.8.88, um 18.08 Uhr, an einem
Montag, war der große Tag des Fritz Schaller. Er eröffnete
nach jahrelangem Schwedenaufenthalt eine Bar in Jochberg
bei Kitzbühel, später dann, am 8.8.1988 die „Sparkling Cocktail
Bar“ in Innsbruck. Für hauptsächlich Bier konsumierende
Zeitgenossen ziemlich risikoreich. Gewagt und ungewohnt,
sein Spirituosen Altar, aber praktisch, denn jede Flasche war
dadurch gut sichtbar! Die „Sparkling-Cocktail-Karte“ in Shaker-Form
mit silbernem Deckblatt war eine absolute Neuigkeit.
Für Pina Coladas verwendete er selbst angefertigte und
veredelte ausgehöhlte Kokosnüsse. Für silberne Shaker und
Bar-Utensilien fuhr er extra nach Garmisch.
„Roses Limejuice“, in Österreich noch nicht verkehrsfähig,
wurde ebenfalls in Garmisch besorgt. Sein Angebot war für
die damalige Zeit besonders. Er arbeitete bereits mit Pisco,
Myers‘s Rum sowie Captain Morgan black. „Fritz“ hatte
unheimliche Cocktailkenntnisse und wurde gelegentlich von
Kollegen telefonisch kontaktiert, um Ad-hoc-Hilfestellung für
Cocktailrezepte zu geben, denn nicht jeder Barmann präferiert
es, vor dem Gast ein Buch zu konsultieren.
Als Mitglied der Österreichischen Barkeeper Union(ÖBU)
und Sieger vieler nationaler und internationaler Cocktailbewerbe
war Fritz Schaller sehr interessiert am Wohlbefinden
und der Arbeitsweise der Kollegen in „meinen“ fünf Bundesländern.
Öfters arbeitete ich daher als „National News
Paper“, berichtete Fritz über Trends in Vorarlberg, „In-Drinks“
in Salzburg, Szene-Lokale in Oberösterreich und Veranstaltungen
in Kärnten.
Merke: Die Zeit der Handys war noch im Entwicklungsstadium
und Neuigkeiten via Personen üblich!
Mein Lieblingsdrink bei Fritz war der „Pisco Gimlet“, dieser
wurde bald durch „ABSOLUT Gimlet“ abgelöst, obwohl
das Original mit Gin zubereitet gehört! Dieses „Viererpaket“-
Drink genießen, News übermitteln, Fritz zuhören und Fritz bei
der Arbeit zuschauen - war für mich ein Highlight des Tages.
Fritz in seiner ruhigen Art konnte zwei, drei verschiedene
Cocktails zur gleichen Zeit zubereiten!
Fritz war immer freundlich und zum Auskunft Geben bereit.
Viele Schüler und Schülerinnen der nicht weit entfernten
Hotelfachschule „Villa Blanka“ kamen gerne, auch zum
Lernen,(Der Sinn: Zu lernen wie ein richtiger Cocktail gemacht
wird) um bei Herrn Fritz einen exotischen Cocktail zu „erleben“.
NICHT WENIGE HABEN WEGEN IHRES VOR-
BILDS „Herr Fritz“ die Bar-Laufbahn eingeschlagen bzw.
in ihrem Gastronomieleben eine besondere Liebe zur Bar
entwickelt!
Der spätere Cocktail-Weltmeister Angelo Ganner war
ebenfalls „Sparkling Fritz“-Bewunderer. Fritz erkrankte an
Parkinson, arbeitete so lange wie nur möglich, bis seine Frau
Herlinde übernahm. Auf meinem Weg nach Kärnten oder
umgekehrt nach Innsbruck besuchte ich Fritz und Herlinde
regelmäßig in deren Haus in Jochberg. Interesse am nationalen
Bargeschehen war bis zu seinem definitiven Abschied
unverändert.
73¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯SPIRITUOSEN-WISSENSCHAFTLER.
ANDREAS HOTTER
Unsere Nummer 4
¯74
Das Zillertal. Die Historie: Das Zillertal war bereits ab
1200 VOR Christi besiedelt. Allerdings fehlen über
besagte Zeit jegliche Aufzeichnungen über touristische
Aktivitäten. Geschichte: Bis zum 8. Jahrhundert dümpelte das
Geschehen so dahin. Christianisierung: Ab dem 8. Jahrhundert.
Bier: Das Erzbistum Salzburg erteilte 1500 die Genehmigung
zum Bierbrauen. Ebenfalls im Jahre 1500 erfolgte die Gründung
der „Zeller Brauerei“.
Zillertal Bier ist somit eine der ältesten Privatbrauereien
Österreichs! Ebenfalls im Jahre 1500 findet das erste Gauderfest
auf dem Gauderanwesen statt. Seine Dauer: von Samstag
12 Uhr mittags bis Mittwochfrüh. Das „Ranggeln“ ist beliebt
und der Übergang zum „Raufen“ naheliegend. Die Spielregeln
sind unkompliziert und für Bauer und Knecht so einfach
wie möglich gestaltet. Messer sollte man zum Schlachten der
Tiere verwenden und sind daher nicht erlaubt. Den Gegner
mit den Zähnen anzugreifen und das Augenausstechen sind
allerdings erlaubt. Das unverwechselbare und äußerst gesunde
„Gauder Bier“ entsteht. Das Gauderfest ist ein Kirchtagsfest.
„Kirchliche Festtage“ verbreiten sich rasant in Österreich
und dem süddeutschen Sprachraum.
Das „Augenausdrehen“ wird nicht mehr mit Pluspunkten
bewertet, verliert daher sukzessive an Attraktivität und verschwindet
im Laufe der Zeit gänzlich. Sehr zum Leidwesen der
Kirchen und Ehefrauen dauern Kirchtagsfeste nicht selten nicht
nur den ganzen Tag, sondern auch noch bis in den folgenden
Tag hinein.
1809: Abnabelung von Salzburg, Rückfall an die Bayern
und Plünderung von Zell am Ziller. 1816: Angliederung an
Tirol.
1820 – 1900: Via durch die USA tourenden Zillertaler
Musikgruppen wird das „Jodeln“ in Country- & Westernmusik
integriert.
1902: Jungfernfahrt der Zillertalbahn. Das wohl umweltunfreundlichste
Verkehrsmittel Österreichs ist bei Touristen äußerst
beliebt. Bei Einheimischen wohl weniger.
1953: Wintertouristische Erschließung in Gerlosstein.
1970: Nutzung der eigenen Wasserkraft. Hochgebirgsnaturpark
mit 379 km². Das Zillertal besitzt fünf Stauseen UND
im Winter an jedem Samstag den wohl längsten PKW-Anreisestau
im ganzen deutschsprachigen Alpengebiet.
Küche: Regionale, nationale und internationale Anerkennung
durch Zillertaler Graukäse, Groiggn, Käse, Krapfen,
Schissalnüdln und Schliachtnudeln. Die Wadeln der Burschen
werden immer kräftiger, die ... der Madln ebenfalls.
Zell am Ziller: Im 8. Jahrhundert legten Mönche vom
Gerlospass aus die Grundlage der Gemeinde und errichteten
eine schlichte Mönchs„celle“.
1188 entstand aus „Celle“ der Ortsname „Zell“.
In Zell entstanden Hütten, daraus wiederum Bauernhöfe
mit Ställen und aus Ställen wurden „Fremden-Zimmer“
gebastelt. Es entwickelten sich „Privatzimmer mit fließendem
Kalt- und Warmwasser“, Pensionen mit Frühstück und als Folge
Hotels mit „Komfortzimmern“. 2010 verfügte das Zillertal über
586 hauptberuflich geführte land- und forstwirtschaftliche- sowie
über ca. 750 Beherbergungsbetriebe. 2013 (die Tourismusschule
gab es aber schon länger!) machen die „Tourismusschulen
Zell am Ziller“ über 600 Schüler und Schülerinnen fit
für nationale und internationale Tourismusaufgaben.
Wobei wir, immer noch in Zell am Ziller, bei Andreas
„Andy“ Hotter, Absolvent der oben genannten Schule, angekommen
sind. 1999 übernimmt Andy im elterlichen „Hotel
Englhof“ die Hotelbar. Voller Ideen, Elan, Tatendrang und
Fleiß verwandelt Andy Hotter diese einfache Hotelbar zu
einem wahren Erlebnisort. „Herr Andreas“ unterrichtet die
zukünftigen Bar-Hoffnungsträger und -trägerinnen in Bar-
Grundregeln. „Andy“ vertritt als Mitglied der Österreichischen
Barkeeper-Union Österreich bei zahlreichen internationalen
Cocktail- und „Flairing“-Wettbewerben. Im Laufe der Zeit entwickelt
sich Andy zu einem veritablen „Miracumix“. Tagtäglich
experimentiert und novelliert er klassische Cocktails.
Dadurch entstehen moderne „Hammer-Drinks“! Im
„Englhof Labor“ entwickelt Andy Erdnussbutter-, Apfel-Bourbon-,
Trüffel-, Bananen-, Rum-, Earl-Grey-, Ingwer-, Limette-,
Vanille-, Waldhonig- und Grenadine-Sirups.
Auch Ingredienzien mit Zucker, Salz und Kräutern werden
in der „Englhof Manufaktur“ hergestellt. Die Gestaltung seiner
Eiswürfel erforderte wiederum exklusive Cocktailgläser. Inzwischen
hat sich Andy „Miracumix“ zusätzlich zum „Spirituosenwissenschaftler“
entwickelt!
Mein bereits im Jahre 2010 auf meiner Homepage veröffentlichter
Bericht „Austrias best Hotel Bar“ wurde durch
„Mixology“ 2019 und 2020 durch „Fallstaff“ bestätigt!!!
Es ist nicht leicht, dieses ganze, äußerst extravagante „Bar
Paket“ präzise zu beschreiben.
AM BESTEN GEHT MAN SELBER HIN, lässt sich
beraten und verwöhnen und erstarrt in Ehrfrucht.
„Feel well at Andy‘s place in Zell!“
www.englhof.at
75¯
¯76
77¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯GENF. WINTER 1967-68.
NACHTRESTAURANT "LE CHANDELIER"
Unsere Nummer 126
¯78
Es war ein kleines Restaurant mit sechs Tischen im Restaurant
im Parterre und sieben Tischen im ersten Stock. Klein, aber
fein! Arbeitsanfang für „mise en place“ um 19.00 Uhr,
Personalessen um 19.30 Uhr, und ab 20 Uhr war geöffnet bis
zwei oder drei Uhr früh.
„SPERRSTUNDE“ oder dessen Kontrolle waren (für
uns) unbekannt. Das Verhältnis Küche-Service hatte Verbesserungspotential.
Der Küchenchef war (für uns) nicht besonders
kreativ. Am einen Tag gab es Steak, am nächsten Tag Entrecôte.
Danach Steak, und so weiter. Das hört sich zwar gut an,
ist es auf Dauer aber nicht. Man sehnte sich manchmal, und
wer hätte das je gedacht, nach dem meist auch nicht berühmten
Personalessen, das man von früheren Hotels kannte!
Wegen der für Künstler und Schauspieler angenehmen
Öffnungszeiten besuchten uns bekannte Persönlichkeiten wie
Jean Marais (Fantomas), Alain Délon und Marianne Faithfull,
inklusive ihrer Filmcrews. Spezialitäten waren Steaks und
Fondue Bourguignonne. Unser Service war erstklassig, sogar
die Mais-Hühnchen wurden am Tisch tranchiert!
Gérard, der Franzose, hatte das Parterre-Restaurant über
und fand irgendwie immer einen Parkplatz in der Genfer
Altstadt. Sein Citroën 2CV hatte ein französisches Nummernschild.
Von der Arbeit kommend, wurde er, mittels an der
Windschutzscheibe befestigtem „Willkommen in Genf“-Gruß,
gebeten, sein Auto beim nächsten Besuch doch dort zu
parken, wo das erlaubt sei. Ricardo aus Mailand hatte das
Service im ersten Stock zu verantworten.
Wie die meisten Italiener nicht besonders groß gewachsen,
mit seinem breiten Lächeln und auffallend weißen Zähnen
im immer braungebrannten Gesicht, war er wohl der geborene
Entertainer.
Da wir aus Platzgründen ohne Buffet arbeiteten, hatten
sowohl Gérard als auch Ricardo die Spirituosen „auf Stand“.
Sowohl im Parterre als auch im 1. Stock hatte jeder eine
Espressomaschine zur Verfügung. Stand und Kaffee mussten
beim Patron gekauft werden. Ricardos Kaffeecreation war, so
meinte er, „fantastico“, und bestand aus zwei Dritteln frischem,
gekauften „Patron Kaffee“, verfeinert mit einem Drittel bereits
gebrauchtem und zu Hause auf seinem Balkon getrocknetem
Kaffee. Ricardos Vorteil bestand darin, weniger „Patron-Kaffee“
kaufen zu müssen. Nachteil war, dass er erstens gutes
Wetter brauchte und zweitens nach einer bestimmten Zeit
wieder bei null anzufangen hatte, weil ansonsten die Mischung
nicht mehr ganz ideal war.
Getränkekarten
ein Beitrag von Alexander Weller.
Erschienen im "OSCAR"
Sie haben sich sicher schon mal geärgert, wenn man Ihren
Vornamen falsch geschrieben hat, oder gar Ihren Nachnamen?
Wenn es um Produktnamen bei Getränkekarten geht,
scheint das nicht so eine große Rolle zu spielen.Es ist schon
Arbeit genug, das Angebot zusammenzustellen, korrekt zu
rubrizieren und die Preise zu kalkulieren. Den Rest „macht eh
mein Grafi ker“.
Glauben Sie mir: Kein Grafi ker hat irgendwo gelernt, wie
man Produktnamen von Spirituosen richtig schreibt. Schuld
hat meistens die Zeit – „keine Zeit gehabt“. Warum passiert
dieses Missgeschick eigentlich nur im Service und fast nie bei
einer Speisekarte? Köche haben ebenfalls wenig Zeit. Auch
bei Weinkarten wird viel Zeit investiert. Das macht der Patron
selbst, oder der Sommelier, und die sind sogar stolz auf das
Endresultat.
Mit Recht! In Zeiten des Internets dürfen solche Fehler gar
nicht mehr passieren! Getränkekarten mit „Baccardi“, „Heinecken“,
„Ramazotti“, „Unterberg“ oder „Myers Rum“ sind ein
Verhöhnung der Produzenten und ergeben für das jeweilige
Image wohl kaum Pluspunkte. Es zeugt von Engstirnigkeit, Gedankenlosigkeit,
Ahnungslosigkeit und Lustlosigkeit.
Wenn man diese vier Begriffe nebeneinander reiht und
die ersten Buchstaben liest, entsteht ein Wort, das wohl am
meisten zutrifft. Leider sind in Österreich geschätzte 80 % der
Getränkekarten fehlerhaft! Mathematisch betrachtet bedeutet
das, dass im international viel gelobten Gastronomieland
Österreich acht von zehn Getränkekarten mit Fehlern behaftet
sind! Es gibt kaum Gründe, Capucino anzubieten statt Cappuccino,
Henessy statt Hennessy, Sambucca statt Sambuca,
Teqilla statt Tequila, etc.
Auch der geographische Sprung bei Whisk(e)y von
Schottland nach Amerika, dann retour nach Irland und via
Kanada wieder zurück nach Schottland ist nicht nachvollziehbar.
Unbegründete und völlig sinnlose Sprunghaftigkeit dieser
Art ist bei Weinkarten wohl unvorstellbar!
Für die nächste Visitenkarte des Hauses ein wenig mehr
Zeit zu investieren, wäre nicht von Nachteil!
Just drink about it!
79¯
NBEGEGN UN GE
BESO NDERE
¯SUMMER OF 1971.
THE SONG OF NORWAY
Unsere Nummer 113
Royal Caribbean Cruise Line. Inc.: „M/S Song of Norway“.
Ein Luxusschiff für 800 Passagiere. Angebot: wöchentliche
Cruises ab und nach Miami via Nassau-Bahamas,
San Juan-Puerto Rico und Saint Thomas-Virgin Islands. Wegen
des US-Embargos konnten wir Kubas Küste nur aus der Ferne
beobachten.Um an ausgebildete europäische Fachkräfte zu
gelangen, wurden, via Postweg, hervorragende Positions- und
Verdienst-Angebote zugesagt, aber nicht eingehalten.
„OVER THE OCEAN“, also vor Ort in Miami, war das
dann „im Moment noch nicht möglich“ und wurde „für später“
in Aussicht gestellt. Die Personalchefs wurden regelmäßig
ausgetauscht und keiner wusste mehr Bescheid, weder über
Versprechungen noch über Zusagen. „Zur Sicherheit“ (dieses
Systems) wurde der Reisepass eingezogen! Für Landgänge in
Miami erhielten wir eine 24-hours-Aufenthaltsgenehmigung.
Die Kontrollen waren äußerst streng, arbeiteten doch viele
hauptsächlich deshalb am Schiff, um in das gelobte Land
USA zu gelangen. Vor allem die Italiener entpuppten sich als
wahre Spezialisten darin, Amerikanerinnen zu schwängern, zu
heiraten und zu bleiben.
Von 400 Crewmitgliedern gab es am Schiff nur acht
weibliche Mitarbeiterinnen. Fünf Shopdamen, zwei Friseurinnen
und die Schiffsärztin. Die (meist turnusmäßig wechselnde)
Freundin vom Kapitän nicht mit eingerechnet.
Die mir zugesagte Stelle als Barmanager, also Leiter
aller Bars, entwickelte sich „für den Anfang“ zu einem „Bar-
Lounge-Steward“. Also nicht hinter, sondern vor der Bar
wurde ich eingeteilt. Wir waren dort zu viele Stewards, und
das ohne fi xe Station.
Wer zuerst beim Gast war, hatte Bedienungsrecht. Ohne
Gäste kein Trinkgeld und ohne Trinkgeld keine Einnahmen.
Eigentlich hätte man Turnschuhe für diese Arbeit gebraucht. Ein
wenig ungewohnt und für mich nicht das Ideale, weshalb ich
zum Speisesaal wechselte. Wir erhielten für jeden Tag eine
andere Servicejacke. In Bordeauxrot, Grün, Braun, Weiß,
Blau und Kanariengelb. Für das Mitternachtsbuffet arbeiteten
wir in rot-weiß-gestreiften New-Orleans Jacken. Führungsmitarbeiter
hatten ein Fixum. Der Maître $ 800 im Monat, sein
Stellvertreter $ 700, beide „Haidwaiters“ und die „Winewaiters“
$ 600. Der Speisesaal war für diese Leute zu groß, um
¯80
sich Gäste-Kontaktnähe
zu verschaffen, und sie
lukrierten deshalb kaum
Trinkgeld. Wir Stewards wurden von der Company mit $ 50
pro Woche entlohnt. Wir dachten und arbeiteten deshalb
nicht pro Saison, sondern pro Woche.
Jeder Passagier war verpfl ichtet, am Ende der Woche
für das Service am Tisch für Frühstück, Lunch und Dinner $ 2
pro Person und Tag zu bezahlen. Je größer die Station, umso
höher der Verdienst.
Um mehr Tische zugeteilt zu bekommen, war es wichtig,
dass die Chemie zum einteilenden Maître, einem gebürtigen
Wiener, passte. Es bedurfte also des Wohlwollens der „Einteiler“,
und das war bei mir, von seiner Seite aus gesehen,
denkbar schlecht: Es stellte sich heraus, dass auch er sich als
Bar-Chef im Sporthotel Igls beworben und eine Absage bekommen
hatte, da ich diese Stelle bekam! Ich erhielt deshalb
immer wieder eine weit von der Küche entfernte kleine Station
und zusätzlich, anstelle von Freigang, in Anfahrtshäfen die
„Ehre“, die Offi ziere ehrenamtlich zu bedienen.
Spannend war das Abschieds-Dinner – Deshalb: würden
die Passagiere die verpfl ichtend zu bezahlenden $ 2 pro
Tag und Nase wirklich berücksichtigen? Und wie sahen die
Beurteilungsbögen bezüglich der Qualität der Küche und des
Service aus? Die Passagiere hatten die Wahl, zwischen „Excellent“,
„Good“, „Fair“ oder „Poor“ zu beurteilen. Hatte man
in zehn (!) Wochen bei allen Passagieren „Excellent“ erhalten,
so gab es von der Company eine Prämie von $ 1.000. Nachdem
wir auf die Qualität der Küche keinen Einfl uss hatten und
zusätzlich angewiesen waren auf die Konzentration und auf
die Launen der Passagiere, war dieser von der Zentrale angedachte
„Motivationsschub“ real natürlich nicht erreichbar und
uns gegenüber eher eine Pfl anzerei.
Trotzdem war dieses Schiffsabenteuer eine für mich wertvolle
Erfahrung. Zwecks „Horizonterweiterung“ empfehle ich
jungen Menschen, „ein bisserl cruisen“ zu gehen. Es schadet
kaum, ist recht abenteuerlich und stärkt das geistige Immunsystem.
SONG OF NORWAY
Die Geschichte der "Song of Norway"
Sechs Namenswechsel und 2013 ein chinesisches Ende
Die "SONG OF NORWAY" war ein Kreuzfahrtschiff von Royal
Caribbean International. Es wurde im Jahr 1970 als erster Neubau der
Reederei in Dienst gestellt. Die Song of Norway entstand unter der
Baunummer NB 392 in der Werft von Wärtsilä in Helsinki und lief am 2.
Dezember 1969 als erster Neubau der Reederei Royal Caribbean International
vom Stapel. Nach der Ablieferung am 5. Oktober 1970 brach
das Schiff am 7. November zu seiner Jungfernfahrt in die Karibik auf, wo
es den Großteil seiner Laufbahn für Royal Caribbean verbringen sollte.
In den folgenden Jahren wurden Kreuzfahrten immer beliebter,
weshalb das Schiff von August bis November 1978 bei seinem Erbauer
Wärtsilä in Helsinki um fast 30 Meter verlängert wurde, um mehr Passagiere
aufnehmen zu können. Die Song of Norway war damals das erste
Kreuzfahrtschiff, das durch den Einbau einer Sektion verlängert wurde.
Anschließend blieb sie fast zwanzig weitere Jahre für Karibik-Kreuzfahrten
im Einsatz. Im Mai 1997 beendete das von der weitaus größeren Vision-
Klasse abgelöste Schiff seine letzte Fahrt für Royal Caribbean
SUNDREAM
Noch im selben Monat wurde die Song of Norway unter dem
neuen Namen Sundream an die Reederei Sun Cruises verkauft, die zum
Reiseveranstalter Airtours gehörte. Die folgenden knapp sieben Jahren
verbrachte das Schiff mit Kreuzfahrten im Mittelmeer sowie in Nordeuropa.
Im Januar 2004 beendete die Sundream ihre letzte Reise für Sun
Cruises, die noch im selben Jahr den Betrieb einstellten.
DREAM PRINCESS
Nach Ende der Dienstzeit bei Sun Cruises wurde das Schiff in
Piräus modernisiert, in Dream Princess umbenannt und an die israelische
Reederei Caspi Cruises verkauft. Fortan unternahm die Dream Princess
Kreuzfahrten ab Haifa. Im Januar 2006 ging das Schiff nach New
Orleans, um dort als schwimmende Unterkunft für die Tulane University
nach Schäden durch Hurrikan Katrina zu dienen. Dieser Einsatz war im
Juni 2006 beendet, jedoch kehrte die Dream Princess nicht wieder in den
Dienst für Caspi Cruises zurück.
2007 kollidierte die Dream bei starktem Wind erneut im Hafen von Rhodos
mit einem Frachtschiff.
CLIPPER PEARL
Nach Umbauarbeiten in Kuşadası im November 2007 ging das Schiff
im Dezember als Clipper Pearl an seinen neuen Eigner Pearl Owner Ltd.
über. Diese vercharterten es im Mai 2008 als Clipper Pacific an die japanische
Hilfsorganisation Peaceboat. Eine anschließend geplante Weltreise
wurde durch technische Mängel verworfen. So musste die Clipper Pacific im
Juli 2008 aufgrund eines Lecks in New York City zur Reparatur nach Florida
gebracht werden. Die Reise wurde schließlich nach weiteren Problemen in
Seward (Alaska) beendet. Anschließend ging das Schiff zur Reparatur nach
Istanbul. Peaceboat hatte jedoch an der Clipper Pacific kein Interesse mehr.
FESTIVAL / OCEAN PEAR
Nach längerer Liegezeit war das Schiff ab Juli 2009 kurzfristig unter
dem Namen Festival wieder für Caspi Cruises im Einsatz. Im November desselben
Jahres ging die Festival als Ocean Pearl an die in Mexiko ansässige
Reisegesellschaft Quail Travel’s Happy Cruises. Im September 2011 wurde
das Schiff außer Dienst gestellt und zum Verkauf ausgeschrieben, nachdem
der Betreiber Insolvenz anmelden musste.
FORMOSA QUEEN
Im April 2012 ging die Ocean Pearl an unbekannte Eigner in China, die
das Schiff in Formosa Queen umbenannten und zu einem Casinoschiff umbauen
lassen wollten Dieses Vorhaben scheiterte jedoch, und die ehemalige
Song of Norway wurde im November 2013 zum Verschrotten an einen
unbekannten Abbrecher in China verkauft, der das Schiff zerlegte. In Yinhu
wurde es verschrottet
Quellennachweis: Wikipedia.
Neuer Eigner des nun in Dream umbenannten Schiffes wurde die
Lance Shipping Company mit Sitz auf den Bahamas. Im Dezember 2006
unternahm die Dream eine Kreuzfahrt vor Dubai und stand anschließend
ab Januar 2007 für Mittelmeer-Fahrten im Dienst.
Am 18. September 2007 bekam die Dream während einer Kreuzfahrt
im Hafen von Rhodos zehn Grad Schlagseite. Die Rettungsboote
wurden klargemacht, da ein Sinken des Schiffes befürchtet wurde. Die
Dream Princess konnte jedoch stabilisiert werden. Grund für den Vorfall
waren technische Probleme in der Abwasseranlage. Am 18. November
81¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯WASSER & WHISKY.
DER ACHENSEE
Unsere Nummer 144
Rezension von Alexander Weller
Der Achensee liegt im Naturschutzgebiet Karwendel, hat
133 Meter Tiefe, verfügt über 9 Kilometer Länge mit eine
Oberfläche von 6.800 km² und ist der wohl beliebteste
und bekannteste See der Tiroler und Tirolerinnen. Es werden die
wildesten Geschichten über den Achensee und die Bewohner
seiner Ufer, „die Achen-Seeher“, kolportiert. Es muss ja einen
Grund geben, weshalb die „Seeher“ ungern in ihre Vergangenheit
tauchen. Das praktizieren die Halb-Bajuwaren lieber direkt
im See selber. Interessant ist das Verhältnis zu den Zillertalern.
Getrennt durch die Inntalfurche, grüßt man sich zwar, aber
ein „Seeher“ wird wohl kaum Zillertaler Bier in seinem Betrieb
führen bzw. mit Genuss konsumieren. Doch lassen wir diese
Geschichte der See- und Tal-Rivalität und schauen wir auf das
WW (Whisky-Wesentliche) vom 23. Oktober 2021:
Die Organisation, präzise vorbereitet, jedoch ein wenig
unüblich: Anstelle eines fixen Bus-Abfahrtsplatzes wurde für
eine flexiblere Variante entschieden. Jeder Teilnehmer wurde
von zu Hause abgeholt!!!
Nicht verwunderlich, dass ab Innsbruck Richtung Achensee
bereits in Innsbruck einen Viertelstunde Verspätung
entstand. Vermutlich war das mit Absicht eingeplant, denn
Warten erhöht sowohl die Erwartungshaltung und als auch
damit die Spannung! Thomas Hundbichlers Freundin Nina aus
Zell (am See!) kontrollierte gekonnt die 4 Gs: Getestet, Geimpft,
Genesen & Gesehen, und verwöhnte die Bus-Einsteiger
mit Reiseproviant.
Einen „Welcome Glenlivet 12y“, sowie, damit das Reden
keine Halsbeschwerden hervorruft, ein kleines Flascherl mit
Vitaminflüssigkeit, wohl auch „Zipfer“ genannt. Pünktlich
erreichten wir den mit verschiedenen „Versorgungsinseln“ ausgestatteten
Abfahrtsplatz beim Fürstenhaus.
AM ACHENSEESCHIFF die übliche 4-G-Kontrolle und
an der Kasse die Möglichkeit zum Erwerb der als Zahlungsmittelvorgesehenen
Chips. Es war bereits reger Betrieb,
denn ein Großteil der Teilnehmer war schon längst bei den
verschiedenen Whisky-Inseln, übersichtlich verteilt in den
verschiedenen Gruppen: High/Low Lands, Islys, Blends und
„Rest der Welt“, eifrig beim Debattieren und Konsumieren.Ein
großes Lob dem „Tiroler Schotten Service Team“, gekonnt und
professionell wurde beraten und eingeschenkt. Die Zigarren-
Insel war logischerweise im Freien, was an der Farbe der
Nasenspitze beim zuständigen Herrn Mayrhofer deutlich
sichtbar war. Ziemlich grau und daher angepasst an die
Asche seiner Zigarren. Die „Pipers“, direkt eingeflogen von St.
Ulrich am Pillersee, versorgten das Schiffspublikum mit original
schottischen Klängen. Die ganze Gesellschaft unterhielt sich
prächtig und „netzwerkte“ in lockerer gemütlicher Atmosphäre.
Im Grunde spielte sich hier bei uns in Tirol ein gigantisches
Spektakel ab; mit See und Hügellandschaft wähnte man sich
tatsächlich in Schottland! Abfahrt des „Whisky-Schiffes“ pünktlich
um 19.00 Uhr.
Die Motoren kaum hörbar, wie Hybrid. Windstill. Der See
ruhig, ohne Wellen. Nur beim Hinausschauen bekam man
das Gefühl, auf einem Schiff zu sein.Herr Mario Prinz, langjähriger
Beschaffer seltener Whiskys für den Claymore Whisky
Club und vor allem Vermittler einer Vielzahl von Whiskys an
schottische Marketingmanager der verschiedensten Destillerien
in Innsbruck, eröffnete den offiziellen Teil der Veranstaltung.
Herr Gert Weihsmann, proud in „Great Britain Flag
Shoes“, Keeper of the Quaich, Verantwortlicher und Sponsor
des weltweit zweitgrößten Spirituosengiganten Pernod Ricard,
erklärte die verschiedenen Menü-Begleiter. Der „Claymore“
Gründer Rudi Hundsbichler, ebenfalls Keeper oft the Quaich
und Organisator dieses Whisky-Happenings, wünschte einen
interessanten Abend.
Für die zur Verfügung gestellten Whiskys hat die Küche ein
5-Gang-Menu kreiert:
Entrée: 12y The Glenlivet
Suppe: 15y The Glenlivet
Zwischengericht: The Glenlivet finished in japanese cask
Hauptgericht: Aberlour 12y
Dessert: Aberlour 15y
Finale: Aberlour A`BUNAD, Oloroso cask,
Original cask strength, 59.6 Vol.%
Ich als Beobachter verteile für das Service das Maximum
an Punkten. Unauffällig, schnell und bewundernswert gut umgehend
mit dem (zu) schweren Geschirr. Auch ein Lob dem
Küchenpersonal. Sie haben sich bemüht, aber es war deutlich
erkennbar, dass für diese Anzahl an zu versorgenden Gästen
entweder die Küche zu klein oder zu wenig Personal vor Ort
war. Ein LOB der Tirol-Schifffahrt, die a) sich getraut hat, dieses
Abenteuer zu organisieren, und extra für diese Veranstaltung
die richtigen „Nosing“-Gläser besorgte. Insgesamt war
dieses erste „Whisky am Schiff Spektakel“ eine (Achensee-)
Reise wert! Ideal, diese Anfangserfahrungen für Verbesserungen
im Jahr 2022 zu verwenden:
a)Man sollte nicht überrascht sein, wenn Weißwein
bestellt wird. Logischerweise gilt diese Regel nicht nur für Ver-
¯82
anstaltungen! Weißwein muss KALT serviert werden! Weißwein
mit Zimmertemperatur serviert, schmeckt wie lauwarme
Cola oder Fanta, nämlich ÜBERHAUPT NICHT.
b)Wenn wir schon beim Punkt Temperatur angelangt
sind: Ein Jammer, und ein absolutes „No-go“, das Servieren
von eiskaltem Whisky. Und das Notabene auf einem
Whisky-Schiff! Offensichtlich aus „platztechnischen Gründen“.Hier
verlieren Nase, Geschmack und Genuss ihre
Berechtigung und es verlieren sämtliche in Generationen
verfeinerten Herstellungsbemühungen ihre Bedeutung. Der
Restaurantleiter empfahl mir, inklusive Schulterklöpferl, „Tuast
a bisserl warten, dann wird des scho wieda.“
c)Eine Aufteilung auf zwei Tage wäre, aus organisatorischen
Gründen, überlegenswert. Und eine Reduzierung der
Teilnehmer, aus küchentechnischen Gründen, empfehlenswert.
Die Bus-Heimreise, nicht mehr von allen Anwesenden
real miterlebt, war wiederum eine interessante „Sight-Seeing-Tour“.
Dermaßen interessant, dass in Absam sogar ein
Kollege unbedingt im Bus bleiben wollte. Er möchte, bitte
schön, doch direkt vor seiner Haustüre, quasi in seinem
Wohnzimmer, aussteigen. Dieses Begehr wäre in der engen
Zufahrt nicht nur ungemütlich, sondern mit zweieinhalb Tonnen
Begrenzung sogar verboten gewesen! Wir bedanken
uns bei www.brisnikbus.at, speziell beim Chauffeur, der
sich gewiss noch längere Zeit an diese unfallfreie Fahrt und
seine Whisky-Passagiere erinnern wird.
Er hat mich um ca. 2 Uhr früh, nicht weit von zuhause,
zart und leise, abgesetzt. Wobei wir zum Schluss bei Punkt
d) angelangt sind: Wenn aus technischen Gründen möglich,
wäre eine um zwei Stunden vorverlegten Abfahrt für alle
Beteiligten kein Nachteil. Es war „ein voll cooles Happening“
&I hope to see you next year
meint Alexander Weller.
83¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯POWERFRAU MIXT MÄNNERDOMÄNE.
SONJA GRÖSSINGER
Unsere Nummer 43
¯84
Durch Besuche an der „Internationalen Tourismus Börse“,
kurz „ITB“ genannt, in Berlin, und Messeteilnahme für
Innsbruck-Igls an der „Salon Mondial du Tourisme“ in
Paris, hatte ich bereits Messeerfahrungen gesammelt. 1988
folgte für mich die erste Gastronomiemesse, und zwar „Alles für
den Gast“ in Salzburg. Diesmal mit und für „Seagram Spirituosen“.
Jährlich in der zweite Novemberwoche findet man hier
Aussteller und Besucher der wichtigsten nationalen und internationalen
Multiplikatoren in Gastronomie, Hotellerie und
Lebensmittelindustrie. Alles besonders professionell organisiert.
Hier pflegt man seine Kontakte. Hier trifft man sich. Hier
entstehen Freundschaften. Hier wird begutachtet, werden
Aufträge erteilt, ist man auf der Jagd nach lukrativen Geschäftsbeziehungen.
Die Wenigsten bleiben über Nacht, reisen mit dem Zug
an, denn es wird ja bei jedem Anbieter gratis Alkohol angeboten,
sind diszipliniert und arbeiten gezielt mit einer Liste der
zu kontaktierenden Firmen. Andere wiederum sind besonders
schlau, kommen mit dem Auto, parken bis zur Autobahn und
fahren am Abend fröhlich, aber weniger fit, wieder nach Hause.
Für die örtliche Polizei sind das richtige „Leckerli-Tage“. Es
gibt wohl kaum ein Gebiet in Österreich, wo – wie bei dieser
fünf Tage dauernden Messe – eine so hohe Zahl an Führerscheinen
den Besitzer wechselt!
Seagram Crew: Freitag: Standaufbau, Hotelzimmer beziehen,
Kollegen-Treff und Besprechung der Schwerpunkte
während eines gemeinsamen Abendessens. Hier erfolgt die
Einteilung des Abends. Lokal- und Bar-Besuche. Salzburger
Kunden wissen, dass wir in der Stadt sind, und erwarten
unseren Besuch, inklusive deftiger Spesen-Rechnung. Für uns
Aussteller ein wahrer Marathon: Nach einem anstrengenden
Tag, mit Verkostungen und viel Konversation folgt das Abendessen
und anschließend Kunden-Besuche bis zwei, drei oder
vier Uhr früh. Ein paar Stunden später, ab 9 Uhr, steht man
wieder am Stand und wartet auf neue Besucher. Voller Unternehmungslust
und mit einem freundlichen Gesicht. Eh klar! Fünf
Tage und vier Nächte sind wir unterwegs!
Am Stand gibt es zwei kleine Besprechungsräume, durch
einen Vorhang abgeschirmt, wo man sich in Ruhe mit dem
Kunden unterhalten, sprich verhandeln, kann. Die Mehrzahl
der Besucher kommt nicht zur „Gast“ und bezahlt Eintritt, nur
um ein paar Freunde zu treffen oder um ein Gläschen zu
konsumieren. Nein, man möchte ganz gezielt einen Vorteil erhaschen.
Es werden Gläser, Accessoires, Beratung, Ideen, ein
Besuch, Naturalrabatt oder Unterstützung bei Veranstaltungen
gebraucht und erwartet! Und hier sind wir nunmehr, als eine
von vielen Besuchern bzw. Besucherinnen, bei Frau Sonja
Grössinger gelandet.
Besitzerin eines Billard-Cafés sowie der bekannten Cocktail-Bar
„Grotta Azzura“ in Eugendorf. Zu dieser Bar pilgerte
sogar die Salzburger Elite gerne hin. Genau unser Ziel: eine
Partnerschaft mit „Opinionleadern“ der Branche herzustellen.
Etwa Mitte 20, schlank, blond, attraktiv, einnehmendes
Lächeln und, wie sich herausstellte, eine äußerst zähe Verhandlerin.
Für mich, als noch nicht fix angestellter Mitarbeiter
ohne Pourvoir, eine Nummer zu groß. Herr Roman Peter übernahm
die Verhandlungen. Offenbar erlag er Frau Größingers
Charme, denn, neben ausreichend Accessoires der verschiedensten
Spirituosen, ging Frau Sonja mit der Zusage auf
eine ganze Gratis-Palette MM-Sekt, inklusive mengenweise
MM-Gläsern und MM-Kühlern, zufrieden heimwärts! Als
Gegenleistungen wurden verschiedene Seagram-Aktionen
vereinbart.
Für Seagram Austria auch nicht verkehrt, stand doch MM-
Sekt bei uns im Fokus. MM-Sekt mit Plastikkork wurde von uns
als „ehrlicher österreichischer Sekt, der niemals korkt“ propagiert!
Durch ORF-Fernsehwerbung inklusive Wiener Walzer
mit Johann-Strauß-Musik erreichte der MM Sekt zu dieser
Zeit einen Anteil von fast 13% am österreichischen Sektmarkt!
Bis, ja bis, Mitbewerber herausfanden, dass Johanns Musik
irgendwie „hineingeschmuggelt“ worden war.
Diese MM-Story sei nur nebenbei bemerkt. Wir bleiben
bei der taffen Frau Sonja Grössinger, denn zu dieser Zeit
waren Lokalbetreiber und Entscheidungsträger zum Großteil
männlich. Dursetzungsvermögen und Kampfqualität waren da
unbedingt vonnöten. Sie wurde geboren an einem Sonntag
in Salzburg und ist bis zum 10. Lebensjahr auf einem Bauernhof
aufgewachsen. Die Eltern erbauen und eröffnen 1972 die
Pension „Heubergrand“ in Eugendorf, der Grundstein ihrer
gastronomischen Laufbahn. Obwohl Frau Sonja unbedingt
Frisörin lernen wollte, wählten ihre Eltern für sie eine Gastronomielehre
aus. Ihre Lehrjahre 1977-1981 absolvierte
sie bei der „Firma Koller & Koller“, damals Betreiber des
Hotel Stieglbräu, Stieglkeller, K&K am Waagplatz sowie
des Flughafenrestaurants. Beeindruckt vom Bar-Geschäft
startete Sonja die Wintersaison 81/82 als Commis de Bar
im „Hotel Alpenhof“, St. Jakob in Osttirol. Sonja durfte ihren
Bar-Chef Herrn Pallauf Helmut bei einem Mixwettbewerb
der ÖBU begleiten.Hier entstand ihre Begeisterung für Mixgetränke
und deren spektakuläre Cocktailwelt. Ihre erste
„Bar auf Rechnung“ bot ihr das „Hotel Mara“ in Zürs. Im anschließenden
Sommer führte Sonja das Schwimmbadbuffet
Friesach in Kärnten.
Den Wunsch, ihr Englisch zu verbessern, realisierte
Sonja als Au-pair in Southend on sea, England. Back to the
roots als Bar-Chefin der Tagesbar „Seehotel Überfahrt“,
Rottach-Egern am Tegernsee. Dann Bar-Chef-Stellvertreterin
der Tagesbar Ramada Renaissance Hotel, Hamburg.
Die erste Frau in dieser Position in einem 5 Sterne Haus im
hohen Norden. Ausreichend geschult eröffnete Frau Sonja
1986 neben ihrem Billard-Café die Cocktail-Bar „Grotta
Azzura“ in Eugendorf, unweit von Salzburg.
Voller Elan, Ideen und Unternehmungslust, stellte sich
ihre Bar bald nicht nur als absolutes Highlight, sondern auch
als eine der ganz wenigen Cocktail-Bars der Salzburger
Szene dar.
Geführt von einer Frau! Auch das war damals eine
Ausnahme! DBU-Mitglied 1986, ÖBU-Mitglied 1987, zu
der Zeit, die erste Frau in der ÖBU. Im Vorstand der ÖBU
von 1997 – 2014. Ihre Cocktail-Passion resultierte bei
nationalen und internationalen Mixwettbewerben in unzählige
Urkunden, Auszeichnungen und Pokale. Der Höhepunkt ihrer
Mixkarriere war die Weltmeisterschaft in Japan 1996. Es wurde
in 4 Kategorien gemixt, Pre Dinner, Longdrink, After Dinner
und Ladys Cup. Sonja erzielte beim Ladys Cup die beste
Arbeit unter 38 Nationen und ermixte für ihren Drink „Halodri“
den 3. Platz. Das war ein unvergessliches Erlebniss.
Frau Sonja, immer gut gelaunt, Probleme weglächelnd,
dachte sich „das kann doch nicht alles sein“, brauchte neue
Herausforderungen, verpachtete ihre Betriebe und machte
einen Lehrgang für „Finanzbuchhalterin“ . Dieser Schritt erscheint
unerwartet, denn wer jongliert schon gerne anstelle
mit Shaker, mit Ziffern und Zahlen? Aber Frau Sonja dachte
sich, das lässt sich irgendwann gut kombinieren. Außerdem ist,
wenn man Betriebe zu führen hat, eine Finanzausbildung nur
von Vorteil. Gut kann ich mich erinnern, dass mir ein in Finanzschwierigkeiten
geratener bekannter Hotelier einmal mitgeteilt
hat: „Hätte ich meinen Sohn besser anstelle der Hotelfachschule
als Steuerberater ausbilden lassen!“
Frau Sonja arbeitete ab 1992 in einem Steuerberatungsbüro
um Erfahrung zu sammeln. Auch arbeitete sie in der
Finanzbuchhaltung der Firma „Nannerl Getränke Innovationen“.
Finanzfit übernahm Frau Sonja 1994 den elterlichen
Betrieb.
Die erfolgreiche „Grotta Azzura“ wurde renoviert und auf
„Collins“ umbenannt. 2016 bildete sich bei der tüchtigen Frau
Sonja die Meinung heraus, ausreichend und genug in der
Gastronomie gearbeitet zu haben, verkaufte ihre Betriebe und
verabschiedete sich von der Gastronomie.
Treffend, mit einem Cocktail vergleichbar, ist die analytische
Betrachtung von Frau Sonjas „One Woman Show“-Berufsleben:
Abwechslungsreich, Bemerkenswert, Erlebnisvoll,
Nachhaltig, Trocken, Erfolgreich, Unumstritten, Erfrischend,
Rührend, Lustig, Interessant, Colourful, Herrlich.
Das Cocktailmixen hat Frau Sonja allerdings nicht verlernt.
Das praktiziert sie immer noch gerne.
Für Freunde und Privatgäste.
Zu Hause!
85¯
¯86
87¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯DER WELTBEKANNTE.
RAIMUND MARGREITER
Unsere Nummer 117
¯88
Juli 1988: Anfrage des Radiosender (SWR) aus Stuttgart, ob
Innsbruck Interesse hätte, bei der dort populären Städtequiz-Sendung
mitzumachen. Bekannte Stadtbewohner erzählten
eine Geschichte über ihre Stadt, ohne diese namentlich
zu erwähnen. Am Ende der Sendung konnten Zuhörer anrufen
und raten, um welche Stadt es sich handelte. Klar hatten wir als
Tourismusstadt Interesse!
In meiner Funktion als Vizedirektor des Tourismusverbandes
Innsbruck-Igls, zuständig für das Marketing, war die
Vorbereitung dieser Sendung eine interessante Aufgabe.
Auf meiner Liste, inklusive Zeitraster zu je 15 Minuten pro
Vortragendem, unter anderem Altbürgermeister Alois Lugger,
Vizebürgermeister Arthur Krasovic, zuständig für Kultur, und
der weltbekannte Chirurg Raimund Margreiter.
10 vielbeschäftigte Leute telefonisch zu erreichen, sie zu
überzeugen, für Innsbruck etwas Gutes zu tun und zusätzlich
zu einer vorgegebenen Zeit zu erscheinen, ist eine abenteuerliche
Geschichte.Telefonat mit der Klinik Innsbruck, Abteilung
Chirurgie: Nach einer üblichen längeren Wartezeit höre ich
Professor Margreiters Stimme. Ich erkläre ihm unser Vorhaben,
und als Antwort erfolgt eine Schimpfkanonade auf Landesregierung,
Landesbeamte und Klinik-Eifersüchteleien. Resultat:
Prof. Margreiter kommt pünktlich mit seinem roten Mercedes-
Cabrio 300 SL mit dem Kennzeichen „LMAA1“ und liefert
einen wirklich außergewöhnlichen Beitrag ab.
Oktober 1996: Im Büro von Professor Margreiter. Anwesend
der Professor, meine Frau Ingeborg und ich. Diskussion
zum Thema: NIERENLEBENDSPENDE UND TRANS-
PLANTATION.Mein Creatininwert - das Maß für nicht
verarbeitete Giftstoffe im Körper - war bereits auf über 11
gestiegen. Der gesunde Mensch hat 1 bis 1,5.
Es wurde beschlossen, zu transplantieren, sobald ein
Wert über 12 gemessen wurde. Da erhob der Professor mit
auf mich gerichtetem Zeigefinger seine Stimme und herrschte
mich an: „Ich mach das! Aber nicht wegen dir, weil DU bist
krank, sondern wegen deiner Frau, weil die ist gesund!“ Und
so geschah es auch. Professor Margreiter hat uns am 28.
November 1996 erfolgreich transplantiert. Meine eigenen
– nutzlosen und daher überflüssigen - Nieren würden später
entfernt. Das Wort „ERFOLGREICH“ ist hier wohl vollkommen
berechtigt anzuwenden, denn am 28. November 2021 hatte
ich die Niere meiner Frau ein Vierteljahrhundert in meinem
Körper. Der Creatininwert, gemessen bei meiner vierteljährlichen
Kontrolle, pendelt seither zwischen 1,2 und 1,3!
Herbst 1998: ORF-Landesstudio Salzburg. ORF 1,
Sendung mit Barbara Stöckl. Eingeladen Professor Margreiter
sowie meine Frau und ich. Ziel der Sendung war es, Lebendspenden
zu propagieren. Gleichzeitig war dies auch eine Art
Werbesendung für die Klinik des transplantierenden Chirurgs.
Im Besprechungsraum warteten wir auf Professor Margreiter.
„Ganz nebenbei“ erfuhren wir, dass der Professor AUSGELA-
DEN worden war!
Meine Frau wollte unverzüglich die Heimreise antreten,
wurde aber dann doch überredet, zu bleiben. Wir saßen bei
der Sendung im Publikum und wurden mit ein paar Fragen
bedacht. Florian Lauda, der jüngere Bruder des ehemaligen
Rennfahrers Niki, war nämlich wesentlich prominenter. Florian
mit „seinem Wiener Chirurgen“ wurde am Podium interviewt
und die beiden waren die Stars der Sendung.
Vom ORF ein starkes Zeichen, sich zu verhalten, wie es
sich NICHT gehört!
89¯
POST
EIN ANDERER MESSI.
Er hat alles aufbewahrt. Ich habe noch nie jemanden kennengelernt,
noch getroffen, der ein derartig reichhaltiges Reservoir
an schriftlichen Erinnerungsstücken hat, wie Athanasius "Alexander"
Weller. Piff-Baff-Erstaunt. – Herbert Waltl
¯90
91¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯MENSCHENFREUND UND SAUSER.
HELMUT FRÖHLICH
Unsere Nummer 148
Meine Tätigkeiten bei der „Landes-Hypothekenbank“,
verteilten sich über sieben und ein halb Jahren. Später
wurde dann von Direktor, und spätere Landeshauptmann,
Wendelin Weingartner, schlauerweise, damit sich alle
Tiroler und Tirolerinnen angesprochen fühlten, das Wort „Tirol“
hinzugefügt.
Dennoch hatte ich in meiner Zeit in der Hypo mit Helmut
Fröhlich eher wenige Berührungspunkte. Denn „Herr Dr. Fröhlich“
befand sich ganz nämlich ganz wo anders. Anderes
Stockwerk, er auf der erste Etage, ich im Parterre oder außer
Haus. Andere Abteilung, er in der Kredit Abteilung, ich, an der
Kassa. Beim Geldwechsel. Kunden Konto Auszüge ordnen.
Pfandbriefe zählen. Travellerchecks verkaufen. Kunden aquirieren.
Kunden außerhalb Innsbruck betreuen und trachten
noch rechtzeitig in die Zentrale zu gelangen, noch bevor diese
ganze Bank wieder hermetisch zugesperrt wurde. Deshalb
war der Hierarchie auch eine andere.
Dr. Fröhlich, kannte ich eigentlich nur vom hastig-vorbeisausen.
Immer freundlich grüßend. Er schien pausenlos in Eile
zu sein. Trotzdem fand er regelmäßig Zeit sich mit seinem
Gegenüber kurz zu unterhalten und sich interessiert nach
deren Wohlbefinden zu informieren. Somit war er trotz Zeitknappheit
über die meisten seiner Kollegen und Kolleginnen
bestens informiert.
Jetzt, in seinem WOHLVERDIENTEN RUHESTAND,
ist sein Interesse an ihm bekannten Personen, sei es irgendwo
draussen im Freien oder bei einer Veranstaltung, nach wie vor
nicht abgeklungen! Auch aus Wertschätzung und Interesse
an meinem (Buch)Partner Herr Bert Waltl und mir, sprach er
spontan eine Einladung zum Mittagessen aus. Grund für mich
ein wenig über „Herr Dr. Fröhlich! nachzuforschen: Geboren
1939. 18 jährig bei der Hypo Bank eingetreten und ganze 42
Jahr treu geblieben!
Sein Karriereleiter war eine alpinähnliche: langsam aber
stetig bergauf hinauf.! 1971 Abteilungsleiter Darlehensabteilung.
1974 Vorstand der Darlehens- und Kreditabteilung. Als
Laie fragt man sich schon was der Unterschied von Darlehen
und Kredit tatsächlich bedeutet. Das Wort „Kredit“ stammt aus
dem Lateinischen und bedeutet „ Glauben“ - „Vertrauen“. Das
Althochdeutsche Wort „Darlehen“ ist entstanden aus „Lêhen“
¯92
– „Leihen“ – „ Ausleihen von Geld“. Ich als Holländer sehe da
kaum eine Differenz und summe das berühmte Lied aus 1959
von Dinah Washington: „What a difference a word makes…“
Mit Fragezeichen!
Während dieser Zeit war meine Tätigkeit als mobile Filiale
eine verbindende. Ich schloss keine Verträge ab. Nicht mal
einen Bausparvertag! Und schon gar keine Kredit- oder Darlehensverträge!
Ich war der Mittelsmann zwischen Kunden
und den verschiedenen Abteilungen in der Zentrale. So
plante ein Seefelder Hotelier einen größeren Zubau. Deshalb
fuhren Dr. Fröhlich und ich an einem Vormittag zu dem bauwilligen
Kunde. Nachdem dieses Geschäft zwar noch nicht abgeschlossen,
dennoch weitgehend vorbereitet war, besuchten
wir spontan noch weitere Kunden am „Sonnen – Hochplateau“.
Kunde um Kunde waren erfreut und fühlten sich geehrt
über diesen hohen freundschaftlichen Besuch. Ich, Beifahrer
„Herr Weller“, war es gewohnt, eine Kleinigkeit zu Mittag
zu mir zu nehmen. Meist bei einem "Asiaten". Ich liebe das
schnell zubereitete und günstige Menu mit Reis oder Nudeln.
Klar hatten wir im Auto regen Austausch über den nächsten zu
besuchenden Kunden. Das Menu allerdings schaffte es nicht
aus meinen Kopf. Das Menu nahm, je mehr der große Zeiger
meiner Armbanduhr sich fortbewegte, fast ganz Besitz von mir
ein. Der nächste Kunde geriet immer deutlicher im Hintergrund.
Bei mir, offensichtlich nicht bei Dr. Fröhlich.
Ich hatte richtigen Hunger! Großen Hunger.
13 Uhr, Kundenbesuch. Es wurde später, 13.30 Uhr. –
3.45 Uhr – für das Menu war es bereits zu spät. Für den Vorstand
einer Abteilung war der Kunde in diesem Fall tatsächlich
König und für ein unbedeutendes Mittagessen wäre es für
mich als Untergebenen wohl nicht angebracht seine Gedankengänge
offen zu legen. Unerwartet und kurz vor den
Ausstieg beim nächsten Kunden meinte Dr. Fröhlich: „ Wenn
Sie Hunger haben, auf dem Rücksitz liegt eine Banane!“. Mit
„Chiquita“ Aufkleber. Also nicht mal aus Asien!
Bei einen ähnlichen Kunden-Tour am Hochplateau mit Dr.
Fröhlich, war ich der Chauffeur und hat sich das wieder ausgeglichen!
Beim Mittagessen trank Dr. Fröhlich Apfelsaft. Kein
kleines Bier oder ein Glaserl Wein. Er erklärte mir, seit seinem
Unfall in seiner Jugend nie mehr Alkohol getrunken zu haben.
Also, so dachte ich mir, hat er nie den schrägen Geruch und
Geschmack eines korkenden Weins erfahren. Wir graben
weiter in Dr. Fröhlichs Vergangenheit: 1986 Vorstandsdirektor
1989 Vorstandsvorsitzender Damit war der höchste Stufe
in der Bankenleiter in der Hypo erreicht.
Als Menschenfreund stand bei ihm immer das Gegenüber
im Mittelpunkt und Vordergrund.
Mit dem Eurowechsel verabschiedete sich auch Dr.
Fröhlich von seiner langjähriger Geldwelt. Verfügt jetzt
über wesentlich mehr Zeit – zu seiner freien Verfügung. Ein
Leben ohne Auto und ohne Handy bedeutet in diesem Fall
wenig(er) Stress und ausreichend „RUHE“. Andererseits
hat seine Motivation schnell zu handeln, was Sinnvolles zu
unternehmen, zu helfen, zu tun nicht ein bisschen nachgelassen.
Man sieht ihm vielleicht nicht mehr so schnell „sausen“
wie in früheren Zeiten, dafür ist er ruhiger, bedachtsamer,
noch weiser und überlegener geworden. Diese
Eigenschaften setzt er immer noch gerne bei Kulturbesuchen
und karikativen Einsätzen ein. Inzwischen ist er für alle
seine ehemaligen Kolleginnen und Kollegen zum einfachen
"Helmut" geworden. Seine Auftritte und seine sympathischen
Wortspenden veredeln jedes Fest, egal ob Geburtstag,
Pensionsantritt oder auch letzte Worte am Lebensende.
Helmut ist verheiratet und hat eine Tochter und zwei
Buben, inzwischen natürlich ziemlich erwachsen…. und
mehrere Enkelkinder.
93¯
¯94
PRESSE
95¯
¯96
97¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯JA. JA! – DER HERR REINDL.
VIKTOR HAID
Unsere Nummer 102
Der Name Viktor Haid, ist kein besonderer. Wenn „Viktor“
gerufen wird, bleiben viele Leute stehen oder drehen sich
um, weil sie sich angesprochen fühlen. Bei dem Familiennamen
„Haid“ sind das schon wesentlich weniger. Aber
immerhin ist da nichts Auffälliges. Auffällig hingegen ist der
Name „Herr Reindl“. Jedem Tiroler und jeder Tirolerin ist der
Herr Reindl ein Begriff.
Seit 1995, als Nachfolger von „Grantler Griesser“, machte
Herr Reindl, bewaffnet mit seiner mobilen Doppelmülltonne
- seinem "Zweitonner" jeden Freitagabend zum Schluss der regionalen
Fernseh-Sendung „Tirol Heute“ die ganze abgelaufene
Woche sauber. Hier landeten schon manche Späne nicht
in einer seiner MÜLLTONNEN, sondern ganz woanders!
Wenn der Herr Reindl, krankheitsbedingt oder auf Urlaub, mal
nicht sauber machen konnte, waren tausenden Fans in Tirol
enttäuscht. Grund genug mich mit meinem früheren Tiroler
Landes-Reisebüro-Kollegen näher zu befassen: 1953, im
Innsbrucker Stadtteil Pradl das erste Mal die frische gesunde
Tiroler Luft geschnuppert, wuchs Viktor als ganz normales Kind
friedlich, ohne nennenswerte Vorkommnisse, auf. Die üblichen
Schuljahre bewertet Viktor im Nachhinein als nicht besonders
lustig, „waren aber in Ordnung!“. Eigendefinition seiner schulischen
Karriere: „Kindergarten mit Auszeichnung. Volksschule
mit sehr gutem Erfolg. Unterstufen Real-Gymnasium mit gutem,
Oberstufen ohne Erfolg. Vor der Matura in beiderseitigem
Einverständnis aufgelöst“. Viktor interessierte sich schon früh
für Musik. Schlagzeuger Viktor gründete daher zusammen mit
Jugendfreund Edmund "Max" Sparer eine eigene Band. Viktor
liebte es auf sein Instrument zu dreschen, vorzugsweise so laut
wie möglich. Beschwerden gab es daher fast immer, egal in
welchem Proberaum musiziert wurde. Da kam man auf die
glorreiche Idee im Gehörlosenheim in der Ing.-Etzel-Straße
anzufragen – und jawohl da durfte tatsächlich geprobt und
sogar vor Publikum aufgetreten werden! Das Publikum, meist
Heimbewohner, wurde per Schreibtafel informiert ob gerade
Walzer, Rock, Beat oder Country gespielt wurde. Unmittelbar
nach seiner Zeit beim Militär landete Viktor, von weit entfernten
Länder träumend, am 1. April (!) 1972 als sogenannter
„Springer“ beim „Tiroler Landesreisebüro“. Springer beim
TLR bedeutete damals mit seinem Lohn nicht weit springen
¯98
zu können und trotzdem überall einsetzbar zu sein! Auch
eingesetzt als mein Kollege in der „Geldwechselstube am
Hauptbahnhof“, wo wir uns so richtig kennen gelernt haben.
Am Bahnschalter in der Zentrale am Bozner Platz lernte Viktor
Catherine , das frühere englische Kindermädchen des Grafen
von Thurn und Taxis im „Hotel Grünwalderhof“ in Patsch
kennen. Catherine war damals schon in der Filiale des Tiroler
Landesreisebüros in Igls beschäftigt, wo sie für ihre Kunden
internationale Bahnfahrkarten über Viktor bestellen musste. Die
häufigen Telefonate führten schließlich dazu dass sich bald
bei beiden die ersten Schmetterlinge in Bewegung setzten!
Falls Viktor gehofft hatte seine holprigen Englischkenntnissen
durch seine „Cathy“ verbessern zu können sah er sich arg getäuscht,
denn Catherine sprach schon ein akzentfreies "Tirolerdeutsch"!
Die erhofften Sprachstunden wurden intensiver und
endeten, jawohl - eh klar -, am Traualtar! Später resultierte
diese feierliche Veranstaltung in drei Kinder, zwei Mädchen,
ein Bub. Das Tiroler Landesreisebüro hatte in Tirol eine Filiale
in Mieders im Stubaital.
Direktor Hofrat Lässer überließ Viktor dort die Leitung
des Büros. Es gibt eine Unterschied zwischen „Leitung der
Filiale“ und „Filialleiter“. Normalerweise sollte das am Ende
des Monats einen Unterschied machen. Bei Viktor nicht, sein
Gehalt blieb derselbe. Eigentlich logisch, war er doch nicht
Filialleiter! 1981 wechselte Viktor seinen Tätigkeitsbereich und
verabschiedete sich von dem „unterbezahlten Laden“(Eigendefinition)
zum Antiquitäten-Geschäft in der Altstadt, Kiebachgasse.
Antiquitätenhandel mit der Spezialität von Einrahmen
alter Meisterwerke, Spiegel, Bilder und Fotos. Hier ließen
auch Künstler wie Dietmar Kainrath Ihre Bilder einrahmen.
Passend dazu das in der Nähe gelegene Café „La Bohème“,
Viktors Stammlokal wo er auch öfters Dichterlesungen
von eigenen Werken veranstaltete. Unter den Gästen war
auch oft sein alter Freund Heinz Fechner, Kameramann und
Regisseur beim ORF. Man suchte einen „Wochen-Ender“ für
„Tirol Heute“. Type „Saubermacher“. Humoristisch. Sarkastisch.
Kritisch. Heinz Fechner entwickelte zusammen mit Viktor
eine geeignete Figur und 1995 war „Herr Reindl“ geboren.
Herr Reindl schwerste Zeit in der Woche war der Donnerstagabend,
anschließend an „Tirol Heute“: Vor einem leeren Blatt
Papier grübelnd was zum schreiben die Mühe wert war.
Geschehnisse die, die Zuseher interessieren würden. Zwei
Hürden waren zu beachten, die zur Verfügung stehenden
Zeit, 2 Minuten und 30 Sekunden, sowie die Themen: Nicht
gesendete aktuelle Themen, die man schon aus der Zeitung
kannte, waren verpönt. Was senden, wenn diese Woche
nur negative Meldungen angestanden? Lawinentote, Autounfälle
und Brände sind nicht besonders lustig.
Aber immer wieder gelang es Herrn Reindl Heiterkeit
in die Tiroler Wohnstuben zu transportieren. Kurz, die via
Tiroler Berge ins Wohnzimmer gelangten „Herr Reindl“
Sendungen erlangten bald Beliebtheit und Herr Reindl
wurde zum öffentlichem Eigentum. Die anfängliche relative
Lockerheit was Drehort, Drehzeit und Sendezeit sowie
Personalressource betraf, musste aus Spargründen gestrafft
werden und im Dezember 2019, nach 25 Dienstjahren und
über 1.000 Sauberarbeiten, wurde Viktor, meines Erachtens,
zumindest öffentlich, ungebührend schlicht und schlecht
verabschiedet.
Unvergessen seine „GAMBRINUS REDEN“, seine
politische Jahres-Rückblicke beim Gauderfest in Zell am
Ziller. Das hat bei so manchen Politiker, mancher Politikerin
den Eindruck erweckt, gerade beim Asiaten Süß-Saures
gegessen zu haben! Privat ist Viktor immer noch „Herr
Reindl“. Wird täglich, egal wo er sich gerade befindet, in
Tirol, Jesolo oder in Griechenland, öffentlich erkannt, begrüßt,
verehrt und angesprochen. Klar erwarten die Leute
auch noch ein lustiger „Sager“. Verständnisvoll befriedigt
Herr Reindl diesen Wünsch. „Und das wird bis zum Ende so
bleiben“ meint Viktor.
Viktor hat sich selber zu einer Tiroler Fernsehlegende
geschrieben und wohl auch gemacht.
Oben:: Erste Bühnenrolle mit 4 oder 5 bei den Pradler Ritterspielen.
– darunter: Catherine und Viktor – ganz unten: Viktors
damalige Band "Mayflower" 1974.
99¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯LORD OF THE WHISKYS.
KLAUS SCHWAIGER †
Unsere Nummer 156
Traurig habe ich am 5. März 2022 die Meldung von Klaus
Schwaigers Ableben erfahren. Klaus, der Sir. Der Wissende.
Der Fleißige.
Der zurückhaltende Benno – DJ und Barkeeper der
ABSOLUT Bar „PSSST“ in Jenbach hat mir den Kontakt zum
Whiskysammler Klaus hergestellt. Das wird so Anfang der
90ern gewesen sein. Bei meinen Abendbesuche in „PSSST“
übergab ich Benno öfters Whisky Accessoires für Klaus.
Nach netten Rückmeldungen besuchte ich Klaus, mit einem
„Four Roses“ Wasserkrug als kleines Mitbringsel, in seinem
Blumengeschäft, ebenfalls in Jenbach. Logisch, dass die
Chemie zwischen Klaus und mir sofort optimal war! Rührend
erklärte mir Klaus alles über seine Blumen und Pflanzen, zeigte
mir stolz „Frischlinge“, selber in alle Früh direkt aus München
abgeholt. Öfters habe ich ihm im Geschäft ein seltenes
Whisky Accessoire vorbei gebracht. Die Pflanzenwelt war ihm
fast noch wichtiger als seine Whiskywelt. Zumindest in seinem
Blumengeschäft.
In der Freizeit änderte sich diese Einstellung schlagartig.
Da hat man das Wort „Blumen“ nicht mehr gehört. Klaus lebte
eigentlich zwei Leben. Ein Blumen-Leben und ein Whisky-Leben.
Und das voller Liebe und Überzeugung. Voller Leidenschaft
konnte er berichten wo und wann und zu welchem
Preis er eine seltene Flasche erworben hatte. Öfters trafen
wir uns im „Joes Pub“. Das war in der Nähe und er hatte eine
Vertretung im Geschäft. Unvergessen mein Besuch bei Klaus in
seiner Wohnung. Für mich eine reale Sensation! Whisky Flaschen
wo immer man auch hinsah. Auf Doppelregale reihten
sich seltene Whiskyflaschen. Keine leere, nein, ungeöffnete
wohlgemerkt! Wohnzimmer, Schlafzimmer, ja sogar auf der
Toilette. „Langsam geht mir der Platz aus“ meinte Klaus. Am
Tisch im Wohnzimmer Gläser und eine einladende geöffnete
Glenfarclas 15y. Hier stellte ich Klaus eine Frage, dessen
Antwort ich schon wusste: Ob die Entscheidung der Auswahl
für diese eine Flasche am Wohnzimmertisch eine schwierige
gewesen sei?
"Und klar ist das eine schwierige Entscheidung und mir tut
das Herz weh, hat doch jeder Flasche seine eigene Geschichte!"
Große Bewunderung und Hochachtung hatte ich für
die jährlich stattfindenden Whisky Ausstellungen und Verkostungen,
organisiert von Klaus mit seinem Partner Joe Riedmüller
im Hause „Jägerwirt“ bei Hans Knapp in Volders.
Hier waren gleich drei Whisky-Kapazunder zugegen!
Nur diese Situation alleine war schon eine tolle Erfahrung
wenn man sich in der Whiskywelt ein bisserl auskennt. Hunderte
Flaschen, original Bilder, Wappen, Aschenbecher und
Accessoires jeder Art waren durch Joe und Klaus transportiert
und platziert worden und nach der Ausstellung wieder retour
gebracht. Durch Zufall erfuhr ich das Klaus sehr, sehr krank
war und sich schon über eine Woche in der Innsbrucker Klinik
befand. Vorwurfsvoll meinte ich, dass er sich hätte melden
sollen. „Ich bin froh meine Ruhe zu haben“ meinte er und
optimistisch: „des wird scho wieda“.
Ein unglaublicher Fußabdruck auf dieser Welt ist wohl seine
Initiative – das Whiskymuseums „Angelshare“ in Jenbach.
Eine Fahrt nach Jenbach und der Besuch ist absolut empfehlenswert.
Dank Klaus! Mit Ehrfurcht werde ich mich immer an unsere
gemeinsamen Erlebnisse erinnern!
¯100
101¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯DER, DER FLÜGEL VERLEIHT.
HELMUT EDER
Unsere Nummer 154
¯102
September 1988, Weller Alexander, arbeitslos. Als Revoluzzer
vom Fremdenverkehrsverband Innsbruck-Igls abgestempelt,
mit Betonung auf „ab“. Vom „Arbeitslosen Büro“
überqualifiziert eingestuft. Nunmehr beim Inhaber der „Spectrum
Werbeagentur“ Josef Hauser, ein ehemaliger Kollege bei
der Hypo Bank, beschäftigt. Werbung bedeutet „Kunden zu
mehr Umsatz zu verhelfen“.
Genau auf meine vorher gehenden Tätigkeiten zugeschnitten!
Hier lernte ich Helmut Eder kennen. Zu zweit waren
wir mit der Entstehung einer Veranstaltungszeitung, genannt
„Tyrol-Tyrol“, eingeteilt. Die Entstehung eines neuen Produktes
ist immer spannend. Durch gemeinsames lautes Nachdenken,
durch Millenniums „Brain-storming“ genannt, Überlegungen
und Verwerfungen, entsteht meistens ein überzeugendes
Produkt! Mein Partner, Helmut Eder, ein nachdenklicher,
angenehm ruhiger Bursche. Helmut Eder : 1965 in Koblenz
geboren, wuchs ohne besondere Vorkommnisse, oder hyperaktive
Anzeichen, auf. Erst in der frühen Pubertät entwickelte
sich in Helmuts Körper ein unruhiges Gen. Helmut entwickelte
sich, obwohl nicht schwindelfrei, zum „Adrenalin junky“.
Von Null auf Hundert. Je schneller umso risikoreicher, desto
intensiver der Nervenkitzel! Als Teenager auf dem Rücken
von Rennpferden als Jockey (mehrfacher Gewinner von Bewerben
zur Europameisterschaft). Später bedeutete das Motorrad
eine Steigerung, Motorradrennen das Optimum. Seine
Sponsoren, die Edel Etablissements „Lady O“ und „Nofretete“.
Zeitweise war es Helmut oft langweilig. Neugierig suchte
er im Telefonbuch um etwas Ungewöhnliches zu finden. Und
jawohl, unter „F“ entdeckte Helmut „Fallschirm Springen“, das
war die logische Fortsetzung des Speed Gefühl. 1993 starte
Helmut seine eigene Werbeagentur, interessierte sich auch für
Flugzeuge.
Sein Ziel war nunmehr der Flugschein. Das Fliegen
empfand Helmut „wie Autofahren“. Fahren, fliegen, einparken,
alles „ganz easy“! Die Theorie allerdings war eine echte Herausforderung.
Er musste wieder lernen zu lernen! 1997, nach
40 Flugstunden, war sein ersehntes Ziel erreicht! Befähigt ein
kleines Flugzeug „nach Sicht zu fliegen", wurde bald weniger
lustig. Der alte Flieger war oft defekt. Etwas unterfordert mit
den Kurztrips, bestand Helmut, nach 200 Flugstunden, in
Florida seinen „Instrumenten Führerschein“! Das bedeutet unter
anderem auch bei Nebel einwandfrei Fliegen zu können. Die
EU- und die Ost Erweiterung verursachten weniger Bürokratie
und der Bedarf an geschäftlichen Flüge intensivierte sich. Zur
Jahrtausendwende erarbeitete Helmut sich das Optimum -
den Berufspilotenschein!
Genug gesehen, gelernt und geflogen, fand Helmut seine
Berufung nicht mehr in der Werbung. Er eröffnete seine Privatcharter-Airline
„Fly Tyrol“ am Innsbrucker Flughafen mit AOC
(Aircraft Operator Certificat). Bei dieser Eröffnungsfeier war
ich, als ehemaliger Kollege, mit ABSOLUT Variationen gerne
behilflich! Wer hätte das gedacht: von „Tyrol-Tyrol“ zu „Fly
Tyrol“! Man kann zu jederzeit telefonisch oder per Mail unbürokratisch
einen Flug reservieren. Egal wohin. Motto „Helmut
verleiht Flüüügel!“.
Hier verdient Helmut immer noch seine Brötchen. Eingeflogene
oder auch nicht eingeflogen. Sein Speedy-Gen hat
sich derweil ein bisserl beruhigt. Er bleibt aber nach wie vor
quirlig. Mit Schi- und Radfahren, Taekwondo und laufen wird
„Bewegung“ immer noch nicht all zu klein geschrieben. Somit
bleiben bei Helmut Körper und Geist offen für weitere unvorhergesehenen
Entwicklungen!
Helmut Eder - 2012
Helmut Eder – Ende 2019
New York City Marathon
2015, Finisher
Motorradrennen 1995
Helmuts Traumauto 1999 Wien Freudenau 1983
103¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯MEIN BESTER FREUND.
DIETER SCHERFLER †
Unsere Nummer 15
¯104
Obwohl auf meiner Home Page zu seinen Lebzeiten
ausführlich gratuliert, so ist es doch naheliegend Näheres
über meinen besten Freund zu berichten: Der als
Sohn einer alleinstehenden Mutter ist in äußerst bescheidenen
Verhältnissen aufgewachsene Dieter Scherfler wurde in Januar
1944 im Innsbrucker Stadtteil Wilten geboren.
Nach abgeschlossener Bäckerlehre in Bregenz startete
Dieter seine Kariere als Bäcker Junggeselle in Innsbruck. Hierauf
folgten drei Jahre, ebenfalls als Bäcker, in Australien. Unsere
erste Begegnung ereignete sich Anfang der Sommersaison
1970 im großen Speisesaal von „Sporthotel Igls“. Ein wenig
überrascht, da Direktor Klaus Ledwinka mich als zuständigen
Oberkellner nicht informiert hatte, stellte sich Dieter selber als
neuer Mitarbeiter vor.
Natürlich waren wir über eine Zusatzarbeitskraft erfreut
und Dieter fing voller Elan als Commis bei uns an. Küchenchef
Martin aus Reith bei Seefeld war uns nicht besonders gut gesinnt.
Das Personalessen hatte entsprechende Qualität. Aus der
Not heraus entstand deshalb ein neues Versorgungs-Konzept.
Lehrling Andreas Hirzinger bestellte in der Küche Hauptspeise
Supplement und versteckte das behutsam. Nach dem Abendservice
ging das Licht im Speisesaal aus, Kerzen beleuchteten
das auf dem Rechaud aufgewärmte Essen und bei unserem
gemütlichen „Candle Light Diner“ verstärkten wir vom Service
unsere freundschaftliche Bindung.
Die Gäste hatten jeden Donnerstag „Candle Light Dinner“.
Wir Täglich! Auch die Bindung zu unseren Gästen war uns
wichtig. Wir veranstalteten Fußballspiele gegen andere Hotels,
Radrennen Patsch-Lans auf halbwegs echten Rennrädern
und im Winter waren die Gastronomie Hindernis - Schirennen
natürlich besonders unterhaltsam! Ende der Saison kam ich zu
der Erkenntnis als Oberkellner in diesem Hause ausreichend
gelernt zu haben. Außerdem packte mich das Fernweh, plante
eine andere Sprache zu lernen. Hotelbesitzer Dr. Fred Beck
wollte mich nicht ziehen lassen und überzeugte mich mit seinem
Angebot die Bar zu übernehmen. Ich war mir nicht sicher,
überlegte und fuhr spätnachts zu Dieter, damals in der Kanne
in Seefeld als Bar Commis tätig und überzeugte meinerseits
Dieter, mit mir, diese attraktive Herausforderung an zu nehmen.
Gemeinam in der Hotelfachschule „Montana“ in Luzern, absolvierten
wir einen Barmixkurs.
Genau zu dieser Zeit erfuhren wir, treue „Wacker Innsbruck“–Fans,
via Radio über den Sieg in Madrid über Real
Madrid. Für uns, eine unglaublich beeindruckende Geschichte!
Mit Barkenntnisse angereichert entstand ein gut eingespielters
Entertainer Duo im Sporthotel Igls. Unsere Hauptaufgabe
war nicht nur die Zubereitung der Drinks, sondern galt unbedingt
auch die Gäste zu unterhalten. Dieter war da sicher der
bessere von uns zwei, denn über seinen „eigener Schmäh"
lachte er selber am meisten!
Die Samstag Zimmerstunden waren ausnahmslos auf der
Steh-Tribüne West für die Heimspiele von Wacker Innsbruck
reserviert. Die echten Fans spazierten nach dem Spiel zum gegenüberliegenden
Eisstadion, wo die Heimspiele des „IEV“,
der Innsbrucker Eishockey Verein, bestritten wurden. Für uns
natürlich nicht machbar, denn das Gästeentertainment stand,
so wie jeden Abend, am Programm und freie Tage standen
damals überhaupt nicht zur Diskussion.
Sommersaison 1970 zu Ende, sehnten auch wir uns nach
Entertainment und verbrachten mit unseren Freundinnen gemeinsam,
Dieter mit Brigitte Spörr, ich mit Ingeborg Hackl,
einen wohlverdienten, unbeschwerten Urlaub in Tunis. Während
ich den Drang einen Sommer am Schiff in der Karibik zu
verbringen 1971 nachgab, übernahm Dieter meiner Position
als Chef Barkeeper. Nach diesem interessanten Meeres
Abenteuer wurde es im Herbst 1991 Ernst.
Wir besorgten uns Heiratsringe in Sterzing, Südtirol und
heirateten. Dieter seine Brigitte, ich meine Ingeborg. Wieder
in Igls beschäftigt, diesmal im Schlosshotel, sollte unser Ausflug
1974 mit Deutschen Gästen zum Fußball WM Finale Deutschland-Holland
in München zum Highlight des Sommers werden.
Das wurde es für mich aber nicht. Zuerst beim 0-1 für die
Holländer, als ich als einziger Holländer zwischen tausenden
Deutschen freudevoll aufsprang, hatte es noch den Anschein.
In Folge hatte ich noch Wochenlang mit Häme zu Leben! 2
-1 für Germany! Dieter entwickelte sich weiter, eröffnete das
später mit einer Haube ausgezeichnete Restaurant „Pic-Nic“.
Wegen der Nähe zum Gericht gehörten viele Anwälte, Richter
und auch bekannte Sportler und Politiker zu seinen Gästen.
Durch diese Kontakte entstand bei Dieter ein gigantisches
Rechts: Dieter mit Sänger Eros Ramazotti
und FC Tirol-Kicker Hansi Müller.
Wissen über Politik und Sport.
Es ergab sich die Chance das Buffet des städtischen
Schwimmbads „Tivoli“ zu übernehmen, wodurch das „Pic –
Nic“ für Dieter zur Vergangenheit gehörte. Die Küchenleistung
blieb auf Hauben Niveau, denn Küchenchef Louis und
auch das restliche Personal, blieb Dieter treu. 17 Sommer
lang umsorgten Dieter und Team die Schwimmbad Gäste.
Die wichtigsten Nachrichten, waren die Wettervorhersagen,
denn für mögliche bis zu 10.000 Gäste nicht ausreichend
Proviant im Hause zu haben, da bekommt man keine Pluspunkte!
Im Winter kam das „Schutzhaus Patscherkofel“ auf
2.000 Meter Höhe, dazu. Auch hier sorgte das Team für
hervorragende Verpflegung und Dieter zusätzlich, wie gewohnt,
für gute Stimmung.
Unglaublich wie er in Stresssituationen den Überblick
nicht verlor und Zeit für sein Schmäh fand! Man traf sich
„am Kofel bei Dieter, nicht „im Schutzhaus“. Als einer in der
Öffentlichkeit stehenden Person, war er doch auch „Wirtschaftskämmerer“,
kannte „Dieter“ sehr viele Leute. Noch
mehr kannten Dieter! Unangenehm war es ihm allerdings
schon, wegen seiner Verdienste um Gastronomie und
Tourismus vom Landeshauptmann das Verdienstzeichen des
Landes Tirol überreicht zu bekommen. Dieter verabschiedete
sich 2016 von dieser Welt.
DER BESCHEIDENE, IMMER GUT GELAUNTE
DIETER FEHLT NICHT NUR MIR, GEWALTIG!
105¯
¯106
107¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯TAUSENDSASSA! MATTHIAS.
MATTHIAS GURSCHLER
Unsere Nummer 100
¯108
SÖLDEN im Ötztal werden wir uns einmal näher anschauen.
Entstanden aus 12 Urhöfen um ca. 1300 n. Chr.,
liegt auf fast 1400 Höhenmetern und ist mit 468 km² die
flächenmäßig größte Gemeinde Österreichs!
Woher sind die Ureinwohner dieser Urhöfe gekommen?
Höchstwahrscheinlich aus dem Süden über den Hochalpenkamm.
Auch der damals noch völlig unbekannte
„Ötzi“ benutzte einen dieser Wanderwege!
Gesprochen wurde rätoromanisch. Eine Sprache,
welche durch ihre verschiedenen Dialekte
manchmal für Verwirrung sorgte, was der Pfeil
in Ötzis Schulter beweist!
Inzwischen ist viel Zeit vergangen, verfügt
Sölden mit seinen 3.000 Einwohnern über
15.000 Gästebetten, hat sich vom ursprünglichen
Bergbauerndorf weit entfernt und zu
einer Tourismus-Betten(Hoch)burg entwickelt.
Grob gerechnet sorgen drei Touristen für den
Lebensunterhalt von einem Einwohner bzw.
einer Einwohnerin. Mitten im Zentrum steht das
traditionsreiche, 1960 erbaute „Parkhotel“.
Von hier stammt die Hauptperson dieses Beitrages:
Matthias Gurschler, geboren 1962 als
jüngster von insgesamt drei Brüdern.
Hier erlernte er in sämtlichen Abteilungen,
wie das Hotelgewerbe funktioniert. Matthias
besuchte nach der Volksschule 1972 das
imagemäßig hochangesehene Bundesrealgymnasium in
Reutte. Er war ein meist braver Schüler. Fleißig muss er auch
gewesen sein, denn er maturierte 1980, ohne sitzengeblieben
zu sein! Das beflügelt natürlich, und der Sprung zum Studentenleben
in Innsbruck war ein abwechslungsreiches Unternehmen.
Studienzwang statt Schulzwang. Die Zeiten variabler.
Die Nächte länger. Lokalstudium zusätzlich zum Wirtschaftsstudium!
Kontaktfreudig, wie er war, kannte er bald viele Lokalbetreiber.
Andersherum natürlich ebenso! Das Studentenleben
ist hart. Vor allem „in the mountains“. Trotz Vierfachbelastung,
Studieren in Stereo, Fußball und Aushilfskraft im elterlichen
Hotel, wo er sämtliche Hotelabteilungen durchlief und auch
mit der Lieferantenseite in Berührung kam, schloss Matthias mit
dem Titel „Magister“ erfolgreich, stolz und zufrieden ab!
Zivildienst beim Roten Kreuz; hier lernte er, wie hilfsbedürftige
Patienten mit Sorgfalt und Humor zu „behandeln“ sind!
Nachdem sein älterer Bruder das Hotel übernahm, bewarb
Jungakademiker Matthias sich wenig erfolgreich bei
einer Versicherung als „Geschäftskundenbetreuer“.
Hier
befand man den Jungmagister
als nicht übermäßig „Kundenumgangsfreudig“
vulgo kommunikativ.(????)
Bei einer anderen Firma in
der Personalabteilung war man
auch nicht besonders angetan.
Erst dann bei der Österreichischen
Brau AG wagte Direktor
Hans Sulzberger, eine Art
Bierpapst in Westösterreich,
das Risiko einzugehen, fand
irgendwie Gefallen an diesem
Ex-Studenten und frischem
Magister. 1988 stieg Matthias
als „moderner Bierkutscher“ bei
der Österreichischen Brau AG
ein! Ein Traumjob für Matthias,
keine Frage.
Abendliche Lokalbesuche absolvierte er nunmehr nicht
mehr als Freizeitbeschäftigung, sondern als seriöse Arbeit!
Diese Arbeit erledigte Matthias besonders erfolgreich, er
kam zur Verwunderung von seinem Direktor frühmorgens mit
unterschriebenen Verträgen zur Arbeit! Diese Situation wurde
von der Direktion nicht goutiert und deshalb die Arbeitszeiten
verschoben: Abends und nachts unterwegs bedeutete
späteres Erscheinen im Büro! Resultat seiner so eigentlich nicht
geplanten Tätigkeiten: Schon 1990 stieg er zum jüngsten
Verkaufsleiter Österreichs auf! Verlässlich war er auch als „Verbinder“
zwischen seinen Verteidiger- und Sturm-Kollegen der
Fußballmannschaft Silz/Mötz. Nicht nur beim Fußball schien
er in dieser Position ein Naturtalent zu sein, was seinen weite-
109¯
ren Lebensweg entscheidend positiv beeinfl ussen würde:
Beim Auswärtsspiel am Kemater Fußballplatz lernte Matthias
ein Mädel namens Beatrix, zufällig ebenfalls aus Sölden,
kennen. Hier muss Matthias alle seine Talente eingesetzt
haben, endete nicht am Fußballplatz, sondern am Traualtar
in der Kirche. Das Resultat: zwei Eheringe und ebensoviele
Kinder!
Nach profi tablem Verkauf des Seagram-Konzerns 1987
war nicht nur ich ohne Arbeit, sondern sämtliche meiner
weltweit 30.000 Kolleginnen und Kollegen ebenfalls. Die
ehemalige Besitzerfamilie Bronfman stieg um in das Entertainmentgeschäft
(was der Familie im nachhinein betrachtet kein
Glück bringen sollte). Wie das halt so funktioniert in dieser
modernen Zeit, fusionierte die Brau Union mit dem niederländischen
Biergiganten „Heineken“. Dort in Holland hat man
vernommen, dass ein erfolgreicher niederländischer Verkäufer
mit viel Gastronomieerfahrung in Österreich Arbeit suchte. Ein
Telefonat der Heineken Zentrale nach Wien zu Schlumberger
fi nalisierte sich im Anruf von Direktor Dr. Kovacs. Mir brachte
das Telefonat in der Folge eine zehnjährige Verbindung zu
Heineken/Schlumberger/Top Spirit.
Für mich ein interessanter Sprung von Corona zu Heineken.
Mein Antrittsbesuch bei Morandell in Wörgl war ernüchternd.
Und resultierte in meinen Letztbesuch. Der zuständige
„Herr Magister“ sah mich als Mitbewerber, nicht als Unterstützer,
denn wir bei Schlumberger/Top Spirit verkauften ja nicht
direkt, sondern vermittelten vom Kunden zum Verkäufer. Das
Gespräch mit dem Herrn Magister verlief schleppend und
entwickelte sich eigentlich nicht zu einem sinnvollen, eher zu
einem feindlichen! Ganz anders das Gespräch mit der Brau
Union Innsbruck. Da war ich sogar willkommen, die verstanden
meine Aufgabe als Unterstützer und Vermittler, nicht als
Mitbewerber.
¯110
FÜR UNS WAR DER ALEXANDER
EINFACH DER MISTER HEINEKEN!
Matthias Gurschler
Die haben das System verstanden, gewusst, dass ich
den Heineken-Markt in meinem Gebiet bestens vorbereitet
hatte, dass ich nicht direkt verkaufe, sondern nur betreue
und Neukunden bringe. Das resultierte in gemeinsamen
Aktionen und reibungsloser Zusammenarbeit. Accessoires
von Top Spirit, Verkauf von der Brau Union. Diese Zusammenarbeit
wurde nicht nur von mir goutiert und resultierte in
eine, von mir besonders geschätzte, jährliche – herbstliche
Einladung, via Vermittler Matthias Gurschler, zum Edelweiss
Gamsbock-Anstich in Innsbruck.
UND HIER AUF DIESER BÜHNE, am Podium ist
Matthias ganz zu Hause. Das ist Entertainment pur. Seinen
Beruf verfehlt hat Matthias sicher nicht, aber als Kabarettist
wäre er bestimmt auch ein erfolgreicher! Klar muss am Rednerpult,
direkt in Reichweite, immer „sein“ Bier stehen, denn,
laut Eigendefi nition, lebt er „vom Bier“!
111¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯EIN NACHTEXPRESS ALS EVERGREEN.
HANS "GIOVANNI" RIEDMANN
Unsere Nummer 60
¯112
Der Spruch „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ ist ja
allgemein bekannt. Die Person dieses Beitrages hat mit
Letzterem absolut nichts am Hut. Daher machen wir einen
kleinen Rückblick über Silber. Landes-Hypothekenbank Tirol,
Zentrale, 1982.
Ein etwa 60 jähriger vertrauensvoller Numismatiker von
der Schöller Bank, extra für uns
Tiroler Bankangestellten aus dem
fernen Wien angereist, referiert
über die ab dem Jahre 1350 in
der Haller „Münzerturm“ angefertigte
, damals berühmteste
und bekannteste „Silberthaler“
der Welt. Die englisch sprechende
Bevölkerung in USA war
nicht fähig das Wort „Thaler“
richtig zu pronouncieren, und die
Bezeichnung „Dollar“ entspringt
daher auch aus Hall in Tirol!–
OK, das wissen wir nun, aber
die Basis, das Grundprodukt
muss ja irgendwo her stammen.
Und jawohl, da kommen wir die Sache schon näher: in etwa
20 Kilometer Entfernung befindet sich die „Knappenstadt“
Schwaz mit dem „Silberbergwerk Schwaz“. Hier, um etwa
1400, war eine ganze Armada Knappen, unter schwerste
Arbeitsbedingungen, damit beschäftigt die leeren Taschen von
„Friedl mit den leeren Taschen“ seine Taschen ein wenig nach
zu füllen.
In dieser historisch bedeutende „Bezirkshauptstadt“
Schwaz, ist GIOVANNI RIEDMANN einer der ca. 14.000
Bewohner. In Ried, ein Ortsteil von Schwaz wird Giovanni
1957 als jüngster, von vier Geschwistern geboren. In diese
historisch bedeutende „Bezirkshauptstadt“ Schwaz, ist Giovanni
RIEDMANN einer der ca. 14.000 Bewohner. In Ried im
Oberinntal wird Hans 1957 als jüngster, von vier Geschwistern
geboren. Giovannis Kindheitstraum „Leute zu unterhalten“
ging im Nachhinein betrachtet, voll in Erfüllung. Nachdem er
die „Kitteln“ seiner älteren Schwestern „auftragen“ musste,
gelang ihm das schon in seine Kinderjahren. Allerdings un-
gewollt! Giovannis lebensfroher Schwager, Beamter bei der
Bundesbahn, inspiriert Giovanni ebenfalls einen ähnlich "sorgenlosen"
Lebensweg zu wählen. Resultat: Eine Beschäftigung
als jüngster Bundesbahn-Fahrdienstleiter in ganz Tirol frohen
Gemutes, nicht unbedingt beamtenmäßig, strebsam und
fleißig und doch immer in bester Stimmung, schaffte Giovanni
die „Fahrdienstleitungabschlussprüfung“
mit Bravour und stieg
zum Leiter in Wattens auf. Die
angesparten Urlaube verbrachte
er als Schilehrer in Pertisau.
Giovanni verdankt seinen Künstlernamen
der Umstellung von
teureren Vier-oder-Fünf-Mann-
Live-Musikkapellen hin zu den
wesentlich billigeren Disc-Jockeys.
Ab Mitte der Siebziger
Jahre wird „Disco“ Massenkult.
Einer dieser neuen Plauderstars
der „DJ‘s“, wollte im Lokal
mal Pause machen, ersuchte
kurzerhand Giovanni – ihn, kurz
zu vertreten und voila!, Giovanni fand Gefallen an dieser Art
der Gästeunterhaltung. Borgte sich die notwendige Schallplatten
bei der „Inn Diele“ aus. Der Name Hans löste sich auf
und „GIOVANNI“ drehte Platten in Kitzbühel, Ischgl und am
Wolfgangsee. An die 200 Disco`s beackert – von Norwegen
im Norden Europas bis zu Ibiza im Süden prägte sein
Zigeunerleben. Er gewann gemeinsam mit KURT MAYR einen
„Redewettbewerb“ von Ö3 und moderierte als Gewinner,
unter RUDI KLAUSNITZER den „Ö3-NACHTEXPRESS“.
Hier muss ich kurz abschweifen zu einem anderen interessanten
Schwazer. Martin Winderl, Betreiber eines Schwazer
Farbengeschäftes. Also hattest Du eine Wand oder sonst was
zu bemalen und verschönern, besorgte man sich Farben und
Pinsel bei Martin. Inspiriert und animiert durch das Innsbrucker
Nachtleben orientierte Martin sich zunehmend Richtung leerstehende
Nachbargeschäft. Er plante und eröffnete ein neues
Lokal, das „Parterre“ Ein frisches Highlight in der Schwazer
Szene entstand – und für Martin ein nagelneues Metier!
Viel später wurde er sogar Hotelier und baute das Schwazer
Hotel „Stay Inn“. Café Bar„Parterre“, ja das war mein
Kunde, unsere Produkte machten dort guten Eindruck und
hier begegneten Giovanni und ich uns im Jahre 1999 das
erste Mal. Giovanni, inzwischen verheiratet mit Karin Rieser,
Tochter einer Hotelliersfamilie, ihr Vater war der Ex Bürgermeister
von Pertisau, hatte sich von der äusserst erfolgreiche
Radiosendung „Ö3-Nachtexpress“ verabschiedet. Die obligaten
zusätzlichen Nachrichten zu verkünden waren ihm zu
langweilig und animierte längst keinen Menschen mehr zum
fröhlichen Hupfen. Ihm selber am allerwenigste.
Giovanni eröffnete das „Giovanni“, eine gigantisch
große Disco mit einer außergewöhnlicher Außenfassade, gestaltet
von der bekannte Jagdmaler Hubert Weidinger. Fünf
große eingerahmte ABSOLUT Poster zierten Giovannis noble
WC Anlage. Ganz seltene Exemplare! Er ganz happy,
ich ganz stolz. Bis, ja bis, plötzlich die Wände ohne Poster
ziemlich nackt da waren. An Empfang und Security vorbei,
waren die Poster schon noch da. Aber woanders! Manch
Idee haben wir geboren und Veranstaltungen gemeinsam
durchgeführt. Giovanni, der Sunny Boy und Paradiesvogel,
immer gut gelaunt voller Tatendrang, Karin meisterte
Buchhaltung, die Logistik bedachtsam mit Übersicht. Nicht
nur geschäftlich harmoniert dieses „Giokarin“ Duo hervorragend,
auch privat wird jeder Aktivität, wie Harley- oder
Bootsfahrten gemeinsam durchgeführt. Giovannis Korrektur
der Augenlider, öffentlich bekannt geworden in der lokalen
Fernsehsendung „Tirol Heute“, machte Karin aber nicht mit.
Für Giovanni war das aber unbedingt notwendig, damit er
die Pläne seiner nächste Baustelle besser studieren konnte:
Ein Bekannter von Giovanni war wegen einer geplanten
männlichen Spielwiese bei sämtlichen Behörden mit Bomben
und Granaten durchgefallen. Hier erwachte dann Giovannis
Jagdinstinkt, sein Durchhaltevermögen, er wollte sich selber
beweisen! Das Ziel, im heimatlichen Schwaz einen "Turnverein"
zu realisieren gelang!
Am 1. April 2000 überreichte er seiner Karin, zu Ihrem
40. Geburtstag, die Schlüssel vom „La Rose“!
Notiz am Rande: Zum Vorhaben von Giovanni wetterte
der „Hohe Geistlichkeit“ vom Kanzel in der voll besetzte
Kirche, notabene ausgerechnet am Jahrestodestag von
Giovannis Vater, wie ein Berserker! „Da wird Schande über
der Stadt entstehen, Zuhälterei und Drogen werden Einzug
halten“. Der Pfarrer hatte ja das Mikrofon, als Zuhörer ist man
da machtlos. Nicht nur Giovanni und Karin waren entsetzt
über diese öffentliche Standpauke! Ein Großteil der Zuhörer
wanderte ob dieser öffentlichen Erniedrigung auf die Seite
von Giovanni und Karin.
Die Übergabe dieses Geschäftes an Tochter Lisa und
deren Ehemann fand im Jahre 2017reibungslos statt. Es sei
noch erwähnt, dass nichts von dem was der Herr Pfarrer
Vorhergessagt hat eingetreten ist! Die Disco „Giovanni“ ist
längst Geschichte. Die Erfolgsgeschichte vom Tausendsassa
Giovanni aber noch lange nicht zu Ende. Das Gegenteil ist
ganz deutlich an dem derzeit entstehenden fünfstöckigem
Multifunktionskomplex in Stans, dem „Aupark“ zu sehen!
113¯
NBEGEGN UN GE
BESO NDERE
¯DO YOU HAVE A PIECE OF BREAD FOR ME.
THE BEATLES
Unsere Nummer 125
Wir schreiben den 5. Juni 1964. Veranstaltungszentrum
„Treslong“ in Hillegom, Provinz Noord Holland.
Ich war im Restaurant Commis de Rang.
Die Beatles kommen! Die 30 Kilometer lange Autobahn,
vom Flughafen Schiphol bis Treslong, waren beidseitig voller
hysterische Fans. Wir hatten für so einen Ansturm von Presse
und Fans zu wenig Personal. Daher wurde mir mein freier Tag
gestrichen und ich mit der Betreuung der Beatles beauftragt,
einerseits ärgerlich, andererseits schon aufregend! Ich benötigte
für meinen „Beatles-Haarschnitt“ keinen Friseur. Das hatte
ich selber modelliert!
Ihr Umkleideraum war ein Abstellraum, wo wir einen
Tisch hineingeschoben hatten. Diner im Restaurant wäre ja
undenkbar. Verschiedene Gegenstände verhinderten die
volle Beleuchtung des Raumes. Bei Ihrer Ankunft hatten die
Beatles HUNGER und wollten was essen, mussten aber auf
Anweisung von Manager Brian Epstein zuerst proben. Die
Jungs hatten echt Hunger, durften aber weiterhin, auch in den
Probe-Pausen, nichts zu sich nehmen. John Lennon war hier
nicht ganz einverstanden und frohlockte süßsauer zu mir:„Do
you have a piece of bread for me?“
Schließlich war tatsächlich „time to eat“ und servierte ich,
mit Beatle Frisur, den Beatles im halbdunklen Raum ein Steak.
Der Fotograf von größten Tageszeitung „De Telegraaf“ beurteilte
diese Situation, „Ein Beatle bedient die Beatles“, als
sensationell und machte einige Bilder. Die Beatles waren jetzt
richtig gut drauf, richtig happy und ulkten wie Schulbuben miteinander,
besonders pisackten sie ihren Manager Brian Epstein
und hatten eine Menge Spaß dabei. Weshalb die Proben
so wichtig waren, ist nachträglich nicht nachvollziehbar, da
am Abend dann durch irgendeinen Defekt – mitten in einem
Song – die Technik streikte und die Musik abrupt aufhörte.
Am nächsten Tag war ich natürlich schon neugierig was
„De Telegraaf“ zu berichten hatte und wie ich wohl mit meiner
Beatlesfrisur darin aussah. Mein Suchen war vergebens, denn
als „Sensation“ auf Seite eins, hatte es ein blondes Mädchen
geschafft, welche zum Beatles „Konzert“ extra aus Bangkok
angereist gekommen war.
Am 4. April 1964
belegten die BEATLES die TOP 5 komplett.
¯114
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
Alexander mit dem Roten Album der BEATLES und deren HIts von 1962 bis 1966.
115¯
¯116
117¯
NBEGEGN UN GE
BESO NDERE
¯DER HALB-STEIRER.
THOMAS HACKL
Unsere Nummer 153
www.goldeneradler.com
¯118
Lang, lange bevor 1867 bei uns der Begriff „K & K“ entstand
(Bezeichnung der Österreich-Ungarischen Gesamtmonarchie),
sind die ersten urkundliche Aufzeichnungen vom Hotel
„Goldener Adler“ 1390 aufgezeichnet worden!
Innsbrucks ältestes Hotel hat da schon Jahrhunderte Könige,
Kardinäle, Edelmänner und edle Frauen betreut. Sogar
die Hochadel geborenen Kaiser Maximilian hat dort, und
Jahre später Andreas Hofer und König Ludwig von Bayern,
des öfters Ihren Stresshormonen beruhigt! Dieses Geschichtsträchtige
Immobilie, lange im Besitz der Familie Cammerlander
wurde, nach langen Verhandlungen, durch Tippgeberin
Bürgermeisterin Hilde Zach, 2004 an Familie Hackl verkauft.
Offi ziell wurde dieser Deal am 1. April 2004 Realität. Jawohl
– 1. April, kein Witz.
Die neuen Besitzer, der Steirer Josef und seine Frau, die
Tirolerin aus Nassereith, Zita, hatten bis dahin das gegenüber
liegende, ebenfalls historienträchtige bekannte Restaurant
„Ottoburg“ ab 1983 fast 17 Jahre bewirtschaftet. Ihre Kinder,
Thomas und Katharina haben dort schon sehr früh mitgeholfen
und gelernt wie man sich als Gastgeber zu verhalten hat.
Nesthäkchen Madlen war noch zu jung dazu. Der „Halb-
Steirer“ Thomas, geboren 1982 in Innsbruck, bereitete es
große Freude bereits ab dem 12. Lebensjahr, jedes Jahr am
Weihnachtsmarktstand, GLÜHWEIN zu verkaufen und das
selbständige kassieren gehörte natürlich auch dazu. Alle drei
Kinder bestritten die üblichen Schulzeiten. Ob vorbildhaft oder
nicht, ist mir nicht bekannt. Auch die Tourismusschule „Villa
Blanka“ haben alle drei erfolgreich überstanden. Zu verschiedene
Zeiten. Versteht sich. Bleiben wir bei der älteste der drei
Kinder, Thomas. Thomas spricht jetzt noch, anfangs mit Verwunderung,
später dann mit Bewunderung und ein gewisses
Verständnis, über „seinen“ Direktor Siegfried Kirschner.
Der Herr Direktor kam vom Militär. Auch Vornamen verpfl
ichten: Bei Fehlverhalten, und der Direktor hat natürlich
immer Recht, befahl er „Pumpen Sie 20!“. Somit waren also
20 Liegestützen zu absolvieren.. Zur Deutlichkeit sei erwähnt,
dass diese Tätigkeit nicht später während der Turnstunde zu
absolvieren war, sondern als sofortiges „mise an place“ zu
vollbringen war. Der Herr Direktor war somit bestens über die
Fitness seiner Schüler und Schülerinnen informiert! Um Praxis
zu sammeln verbrachte Thomas, Schulpfl icht bedingt, drei
Sommer lang in Genf, im Sternerestaurant Auberge du Lion
d’Or in Cologny. Ab hier sind wir bei zwei Personen, Thomas
UND seine Villa Blanka Schul-Liebe, die Vorarlbergerin Ulrike,
kurz „Ulli“ genannt.
Beide 1996 bis 2001 in die gleiche Hotelfachschul Klasse.
Nach Beendigung der lehrreichen Jahre in der Villa Blanka
war Ullis erster Start in die reale Wirklichkeit 2002 an die
Rezeption vom Sporthotel Igls, wo auch ich zu früheren Zeiten
beschäftigt war! Die Vorarlbergerin Ulli, damals hieß Sie noch
Schmiedt, war also beim ursprünglich ebenfalls aus Vorarlberg
stammende Familie Beck beschäftigt! Thomas verbrachte
diese Zeit beim Militär, im Offi ziers Kasino in Innsbruck.Wie es
so sein soll bei junge Leute; das Ausland ruft! 2003: Diesmal
gelang es im gleichen Ort zu arbeiten.
Thomas im „Hotel Mirador Kempinski“ Montreux, Ulli im
„Eurotel Riviera“ ebenfalls Montreux! Im gleichen Hotel wo
auch ich den Sommer 1967 verbrachte, allerdings hatte man
damals das Zusatzwort „Riviera“ noch nicht zugefügt. Nebenbei
bemerkt: Interessant was nur ein Zusatzwort für Preisschub
bewirken kann! Die Thomas - Ulli, Geschichte, kurz „Thulli“
genannt ist noch nicht zu Ende, fängt eigentlich erst richtig
an. Rückkehr nach Hause: Da warten die Eltern dringend auf
Unterstützung. Da Zita und Josef Hackl den Goldenen Adler
nur deshalb gekauft hatten, weil Thomas zu diesem Projekt auf
Lebzeit ohne viel Nachzudenken gleich JA sagte und es bis
heute nie bereut hatte. Ulli an der Rezeption. Thomas als Alleskönner
überall einsetzbar.
Nur Kamin kehren ließ er aus, denn da hatte Thomas in
seiner Kleiderkasten kein Kaminkehrer-Berufskleidung. Der
Betrieb, wie wir wissen nicht mehr des allerfrischeste, daher
renovieren, sanieren und modernisieren unbedingt notwendig.
Die Zimmer hatten Ihren Glanz verloren und wurden alle über
die Jahre vollkommen renoviert, der größte Umbau 2019: die
Küche vom ersten Stock in das Parterre verlegt. Nach dem
Kauf im Jahr 2004 übernahm das Haus mit 33 Zimmern,
heute sind es immerhin 43. Das Team Thulli zog nach Kauf von
2004-2006 in den Goldenen Adler und haben in jedem Zimmer
übernachtet, das wird auch „controll sleeping“ genannt.
Der vom Vorbesitzer übernommenen Mitgliedschaft bei „Best
Alle Fotos: Raphael Plentl
Western Hotels“ hat sich im Laufe der Zeit zur Stütze entwickelt.
In dieser aus ca 4000 Privat Hotels weltweit bestehenden
Gruppe stieg Thomas zum Beirat in der Region „Central
Europe“ auf, und wirkt in diesem. Hier geht es mitunter um
wichtige Strategien und Finanzangelegenheiten für 250 Hotelierskollegen
in dieser Region. Drei bis viermal Jährlich wird
über die Zukunft diskutiert und entschieden. Nicht umsonst,
denn ein Betrieb wie der Goldene Adler mit ein Drittel Hotelund
zwei Drittel F&B Umsatz ist wohl vorbildhaft.
2015 war das Team Thully offiziell, es wurde geheiratet in
der Mitte von Österreich, in Bad Aussee. Das Resultat; zwei
Eheringe und Sohn Veit.
2021 Generationswechsel. Thomas übernahm die Verantwortung
des Hotels. Katharina, trotz ausreichend mit Ihre
zwei Kinder beschäftigt, das Café Bar Restaurant „Maria
von Burgund“ direkt unter dem „Goldenen Dach“ und Küchenchefin
Madlen ist ebenfalls reichlich mit Arbeit eingedeckt,
kocht ausgezeichnet und zuständig für Organisation,
Einkauf und Ablauf der Küche. Oma Zita, das ganze Leben
resolut aber liebevoll um Gäste gekümmert, kümmert sich
nunmehr gerne um ihre Enkelkinder. Opa Pepi, der steirische
Vollblutgastronom, hat sich jahrelang als „Kammerer“ für
seine Berufsgruppe unermüdlich eingesetzt und ist längst zu
Tiroler Legende angewachsen. Sein Hobby ist Schifahren,
auch wenn er manchmal ein wenig zu schell unterwegs ist
(kann als Folge-schon mal passiert-nur noch mit links trinken)
und zur Weihnachtzeit am Christkindl-Stand Glühwein ausschenken.
Wenn man an den 12 jährigen Thomas zurück
denkt, ist da nicht viel Unterschied, ähneln die sich schon
sehr. Bekanntlich besteht ein Jahr nicht nur aus Weihnacht
Zeit. Das ist in sämtliche Bundesländer gleich. Auch in Tirol.
Diese Zeit verbringt Peppi sehr oft, sein drittes Hobby, im
Betrieb mit seinen Gästen. In seiner Funktion als Entertainer
und Alleinunterhalter redet er wie der steirische Günster
Wasserfall. Unaufhörlich berichtet er über allen möglichen
Themen. Man wundert sich, dass er noch Zeit findet zum atmen
und sein geliebtes Puntigamer Bier zu trinken. Ein selber
destillierten aus seltenen fast ausgestorbenen steirischen Apfelsorten
„Aufmunterer“ spendiert er gerne an seine Zuhörer.
Wenn sich das Tempo seiner Erzählungen erhöht, nehmt also
das Tempo der Krimmler Wasserfälle an, ja dann ist es außen
eher schon beim Dunkel werden. Das „Thully Team“ spendiert
die spärliche Freizeit mit Sohn Veit. Thomas spielt gerne Tennis
zum Fit- bleiben und hat während dieser ganz unangenehme
Corone-Hotel-Sperrzeiten, Klavier spielen gelernt.
Wie heißt es doch so schön: „Kein Nachteil ohne Vorteil“
119¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯DER MÜNZENSAMMLER.
JOHNNY
Unsere Nummer 9
Als Commis de Rang und später als Demi-Chef de Rang
in der Blumenzwiebel Felder Gegend,nicht weit vom
berühmten „Keukenhof“ entfernt, habe ich nicht nur
gastronomisch so einiges gelernt.„Treslong-Hillegom“ war in
den Niederlande ein Begriff. Weshalb man zum Bezeichnung
„Treslong“ auch noch automatisch der Dorfname „Hillegom“
dazu gefügt hat, obwohl kein zweites „Treslong“ existierte, ist
kurios.
JOHNNY WAR EIN FESCHER KERL, so um die
zwanzig. Mit seinen blitzblanken Zähne, welche er mit seinem
Dauerlächeln gerne herzeigte, wirkte er aufgeweckt und sympathisch.
Mit seinem Charme und Humor wäre er der perfekte
Gastonomie-Fachman. Daher, auf den ersten Blick, nicht ganz
nachvollziehbar weshalb er die Garderobe über hatte. Wir
hatten einen gigantischen Betrieb mit vielen Veranstaltungen.
Jeden Donnerstag kamen hunderte Blumenzwiebel-
Züchter und finalisierten per Handschlag das abgeschlossene
Geschäft. Pro Geschäft waren offensichtlich fünf oder
sechs Handschläge unbedingt notwendig, was ein enormen
„Klatsch-Klatsch-Klatsch“-Lärm im Saal verursachte. Jeden
Sonntag Nachmittag war „Thé dansant“ mit Orchester Musik
angesagt. Zweifelsohne eine enorme Erfolgsgeschichte
und da war die Warteliste für das Restaurant respektabel.
Mittwoch war unbegrenzt (!) Brathähnchen essen. Manche
schafften bis zu sieben halbe Hähnchen, (weniger lustig wie
die Tische danach ausgeschaut haben!),manche schaffte nicht
mal zwei halbe Hähnchen, wodurch die Kalkulation wieder
stimmte. „Treslong" war in ganz „Nederland“ – ( Neder-Land
-Niederes Land) – berühmt für seine Fernsehübertragungen
mit Lou van Burg und anderen berühmten Entertainern. Rudi
Carell ließ für seinen Montreux Beitrag „Die goldene Rose
von Montreux“ mit Esther Ofraim eigens einen der Säle unter
Wasser setzen, da sonst der benötigte Insel nicht realistisch
genug erschien. Und fast alle mussten bei Johnny, der professioneller
„Sunny Boy“, vorbei. Johnny hatte hervorragende
Augen und verpasste weder Gast, Künstler noch Reisegruppe.
Jede Jacke, Mantel oder Regen Mantel war bei ihm abzugeben.Eines
Tages kam Johnny mit einem nagelneuen knallroten
Motorrad zur Arbeit. Johnny war, so wie immer, happy und
bestens aufgelegt.
„Das habe ich mir aufgespart“ teilte er uns erstaunten
Kollegen ganz stolz mit. Später, in Vertrauen, erklärte er
mir wie sein „Garderoben – Sparsystem“ funktionierte:
Sämtliche bei ihm abgegebene Kleidungsstücke erleichterte
er nicht um das ganze Kleingeld, sondern nur um wenige
Münzen, sonst würde es möglicherweise auffallen. Wenn
man bedenkt was das Wort „Garderobe“ ( Garde Robe )
bedeutet, kann man Johnny keinen Vorwurf machen da er
bei Fremdsprachen nie zu der Beste in seiner Klasse gehörte.
Er war aber schlau genug sich in Zukunft für die Sommermonate
eine andere Tätigkeit zu suchen.
¯120
121¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯FRANZ MILLI VANILLI.
FRANZ WAGNER
Unsere Nummer 12
Porco Zio oder „Madonna!“ schreien spontan verärgerte
Italiener. Warum hier der Onkel oder gar die heilige Maria
auf- und angerufen werden, ist ein italienisches Geheimnis.
Die amerikanische Sängerin „Madonna“ ist hier gewiss nicht
gemeint – die Sängerin mit italienischen Wurzeln, die sich
selber schon jahrzehntelang immer wieder neu erfindet.
Womit wir bei Franz Wagner gelandet sind- kein Italiener,
sondern gebürtiger stolzer Oberösterreicher! Franz Wagner,
der Mann der sich ebenfalls immer wieder selber neu
erfunden hat. Neu erfunden, um dadurch immer seiner Zeit voraus
zu marschieren und neue Trends in der Gastronomie zu
kreieren! Der Mann voller Ideen, der Mann, der seine Ideen
nicht nur hat, sondern auch umsetzt! Der Mann der Videos im
Eiltempo anschaut, damit keine kostbare Zeit verloren geht!
Es gibt Fußballer, die vor lauter „Vielzuschnellunterwegsein“,
manchmal auf das Arbeitsgerät, den Ball, vergessen. Franz
verstolpert sich vor lauter Energie und Enthusiasmus zwar
nicht in seiner Muttersprache, als sein Zuhörer ist allerdings
Aufmerksamkeit und Konzentration unbedingt notwendig. Mit
nicht einmal 18 Jahren verlässt er das elterliche Gasthaus in
Prambachkirchen, eröffnet einmal 1975 das Szenelokal „Fly“
in Linz und erarbeitet dieses Lokal zu einem der Top 3 in
Österreich. Sieben Jahre später folgt im Zentrum von Linz das
legendäre Lokal „Vanilli“. (Namensgeber war die Musikgruppe
„Milli Vanilli“, mit Sängerin Gina Mohammed, welche
Franz beeindruckte.) Hatte man sich entschieden, einmal im
„Vanilli“ die Eingangstüre hinter sich zu lassen, kam man nicht
mehr so bald wieder hinaus.
Genau hier, im „Vanilli“, traf man Linz! Hier traf man Oberösterreich!
Hier traf man sogar Wien! Der Mann voller Ideen
organisierte die allerersten österreichischen „Clubbings“.
1985 „BANG!!!!“ mit bis zu 3000 Feierwilligen pro Event
in einer Viehversteigerungs Halle in Wels. Im Posthof Linz
folgten Auftritte bekannter und unbekannter Musiker. Franz
eröffnete 1986 das „Liwanzl“. Das erste Tex-Mex Lokal in der
Hofgasse in Linz entstand 1987. 1988 folgte „Schrebers“, ein
Lokal, vollgestopft mit Gartenzwergen. Franz eröffnete„Loft“
1990, „Landgraf“ 1992 und „Zizas“ 1993. Sogar ein Hotel
namens „Landgraf“ nahm 2001 seinen Betrieb auf. Nicht zu
vergessen 1990 die „Dachsalm“ in Hinterstoder, am Ski-Haus-
¯122
berg der Linzer, nach der „Palmenalpe“ in Zug-Lech, der
zweiten „ABSOLUT Bar“ in Österreich.
Mein “Jagdgebiet“ (nach Kunden) war „West-Österreich“.
Laut Seagram Hauptbüro in Wien gehörte Kärnten und
Oberösterreich zu „West-Österreich“ Also Linz gehörte laut
Seagram-Analyse auch dazu! Salzburg 1989, Gastronomie
Messe „Alles für den Gast“. Hier ist der Platz, wo Kontakte
gepflegt und Kontakte gelegt werden.Visitenkarten werden
ausgetauscht und bestimmten für uns Aussteller Betriebsbesuche
für das ganze Jahr bis zur nächsten „Gast“- Messe:
Cafés, Beiseln, Bars, Restaurants und Hotels. Von Eferding bis
zum Wörthersee, vom Wörthersee bis zum Bodensee. Und
alles, was dazwischen liegt! Jahre später begnügte sich Salzburg
nicht mehr nur mit der Herbstmesse.Der „Frühlings Gast“
entstand. Verständlich, aber nicht ganz OK, wurden Austeller
genötigt, im Frühling mitzumachen, ansonsten konnte der
jahrelange Fixplatz nicht mehr garantiert werden! November
1989, auf unserem Stand in Halle C, besuchte uns ein neugieriger
Mann. Nicht groß von Statur, aber groß im Denken, von
oben bis unten in Schwarz gekleidet und besonders an unserem
Angebot und der Arbeitsweise interessiert. Laut Visitenkarte
war er Franz Wagner, Inhaber von „Vanilli Consulting“ mit
Hauptsitz in München.
Er stattete GASTRONOMIEBETRIEBE mit einem
von ihm persönlich entwickelten Abrechnungs-System aus.
Im Nachhinein gesagt : Alle Achtung, das es ihm gelang,
zu seinen Aktivitäten noch zusätzliche Aufgaben zu meistern!
Sein Muster- und Basis Verkaufssystem im Szenelokal
„VanillI“ enthielt keinerlei Seagram-Produkte. Tja, somit wurde
mir MEINE Aufgabe klar: Ich musste das ändern. Im Laufe
unzähligen Nächte bis zum Morgengrauen im „Vanilli“ ist
das Step bei Step gelungen. Absolut Vodka, Myers`s Rum,
Scharlachberg waren nicht nur im Lokal „Pouring“, sondern
auch im Basispaket „Vanilli-Abrechnungs System“ vertreten. Im
Laufe der Zeit wurde logischerweise die Betreuung intensiver
und es entstand, zwischen Franz Wagner und mir eine richtige
Freundschaft. 2007 verabschiedete sich Franz Wagner von
seinen Gastronomiebetrieben, stieg aus der Gastronomie aus,
konzentrierte sich auf neue Projekte.
Franz Wagner betreibt nunmehr www.vanilli.com
www.vanilli.com
123¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯IN DER KÜCHE MIT VIELEN GERÜCHEN ...
GÜNTER HAGER
Unsere Nummer 30
Gerne berichte ich über einen in jeder Hinsicht interessanten
und besonderen Menschen: Günter Hager,
Linz. Geboren 1955 in Wels, OÖ. Neben Kochlehre,
vielen Stationen in Top-Hotels bei internationalen Haubenköchen,
fand er noch Zeit, in Hinterstoder als Landesskilehrer zu
arbeiten, denn
„In der Küche,
mit vielen Gerüchen,
bietet die Natur,
frische Luft pur.“
Also entspannender Ausgleich zum stressigen Beruf!
Küchenmeisterprüfung, Konzessionsprüfung, Feng-Shuiund
Reiki-Ausbildung. Meine Erstbegegnung mit Günter
Hager war, wie bei vielen anderen auch, auf der „Gast“ in
Salzburg. Wie üblich folgte ein Hausbesuch. Diesmal war
das also das Restaurant „Allegro“ in Linz, das erste Linzer
Zwei-Hauben-Restaurant: Den ersten Stock hinauf. Ehrfurcht
meinerseits. In rosa Farbe gedeckte Tische.
Noble Tischdekorationen, ohne Salz und Pfeffer. Riedel-Gläser.
Zehn Jahre lang war das „Allegro“ nicht nur in
Linz, sondern von Wien bis Bregenz ein angesehener und
gerne frequentierter Gourmet-Tempel. Das ist jeden Tag
eine Herausforderung. Jeden Tag ist Kampftag und bedeutet
Können, Kampfgeist, Durchhaltevermögen, Organisationstalent,
Verzicht auf Lebensqualität, gute Nerven und vor allem
ausreichend qualifiziertes Fachpersonal.
Ein unverzichtbarer Faktor ist eben das Letztere, die Mitarbeiter-Crew!
Hier dürfte die Ursache des Endes von „Allegro“
zu finden sein. Die Herstellung der „Allegro-Knödel“ übernahm
eine Hausfrau in „Homework“ und bald flüsterte man,
dass das „Allegro“ seine Speisen von außerhalb bezieht,
„man koche kaum noch selber“. Hier sieht man: „Kleine Ursache,
große Wirkung.“ Wie es im Leben so spielt: Kein Nachteil
ohne Vorteil! Mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, eröffnete
Günter Hager„den Stadtwirt“, „Amadeus“, „Josef“ und
„Kaufmann‘s Kaffeehaus“, allesamt in Linz, und das ist natürlich
mit viel Verantwortung verbunden. Viel Verantwortung bedeutet
eine Vielzahl an zu erledigenden Aufgaben, und diese
wiederum sind automatisch mit viel Büroarbeiten und behördlichen
Gängen und Spielregeln verbunden, mit unpraktischen
Spielregeln und kaum nachvollziehbaren Gesetzen. Man
muss seinem Ärger auch mal Luft machen. Manche machen
die Augen zu und lassen ihren Lungeninhalt langsam und
konzentriert entweichen. Manche entleeren einen Doppelliter
Wein in Rekordtempo (Helmut Qualtinger ¼ Liter Slibowitz).
Einige fluchen intensiv und werfen Möbel aus dem Fenster.
Ganz wenige, wie Günter Hager, erleichtern ihr Gemüt durch
Schreiben eines Buches.
Über ihre Frustrationen. Das Resultat seiner Erlebnisse ist
das Buch „Fucking Gastro“! Für Verbraucher und Verbraucherinnen
lehrhaft und teilamüsant. Für den Verfasser, Günter
Hager, weniger lustig! Zahlreiche positive Reaktionen waren
Triebfeder dafür, Band 2, „Fucking Gastro Reloaded“ auf den
Markt zu bringen!
Zusätzlich findet er seit 2006 Zeit und Energie dafür, sich
für soziale Projekte zu engagieren.
Dies hauptsächlich, nicht ganz in der Nähe, in Tibet.
Mehrmals trifft er den Dalai Lama persönlich und hilft der
Bevölkerung mit dem Bau von ZWEI Waisenhäusern, sowie
eines Altersheimes für 100 tibetische Bergnomaden.
Von mir bekommt Günter Hager DREI AUSZEICH-
NUNGEN:
Falls ich eine tibetische Kopfbedeckung hätte, ich würde sie
DREImal abnehmen:
1 x für seine gastronomische Hingabe, Kampfgeist und Durchhaltevermögen
1 x für seinen beeindruckenden sozialen Einsatz
1 x für seine literarische Leistung
Zeit für sein Hobby, ein gutes Glas Wein zu genießen,
bleibt ihm allemal!
¯124
„Offen, streitbar und kontroversiell:
Günter Hager ist der Thilo Sarrazin der österreichischen
Gastronomieszene.“
Adolf Werner,Arlberg Hospiz Hotel, Tirol
„Nach 45 Jahren an der Spitze
der österreichischen Gastronomie weiß er,
wovon er spricht. Bravo!“
Karl J. Reiter, Reiters Reserve, Südburgenland
„Endlich ein Buch über die wohl aufregendste,
verrückteste, herausforderndste
und meist kritisierte
Branche der Welt – die Gastronomie.“
Heinz Reitbauer sen., Wirtshaus Steirereck, Steiermark
125¯
¯126
127¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯DER CHARLIE KANNS ...
KARL KOBLIHA
Unsere Nummer 39
In diesem Beitrag reisen wir in Gedanken nahe an die ungarische
Grenze. Im besinnlichen Dörfchen Oberwart hat Karl
Kobliha, ab jetzt „Charlie“ genannt, die Hauptperson dieses
Berichtes, 1950 erstmals das Licht dieser burgenländischen Gegend
erblickt. Das Wort „OBER“ wird im Verlauf seines Lebens
eine wesentliche Rolle spielen.
Halbiert man 1950, so verbleiben 19,50. Für Euro 19,50
bekommt man heutzutage in einem ordentlichen Restaurant
ein ordentliches Wiener Schnitzel. Vom Kalb, eh klar! Mit
oder ohne Preiselbeeren. Damals war das noch nicht der Fall.
Nicht, weil es dort noch keine ordentlichen Gasthäuser gegeben
hätte, nein, aber für 268.-Schilling konnte sich eine ganze
Großfamilie satt essen! Und man hatte anderes zu tun, als sich
um die regionale Weinqualität zu kümmern. Damals besuchte
Charlie die Volksschule und das Bundes-Realgymnasium in
Oberwart, mit dem Ziel, etwas zu lernen. Ob man ein solches
geplantes Ziel erreicht, stellt sich nicht sofort, sondern eher im
Lauf des Lebens, heraus! Inspiriert von regionalen Spezialitäten
und neugierig darauf, fremde Kulturen kennen zu lernen,
wagte Charlie den Sprung über die Grenzen seines Landes,
und das brachte ihn nach Niederösterreich. Seine Lehre absolvierte
er im „Hotel Lang“ in Mönichkirchen. In der Saison
1969/70 kreuzten sich unsere Berufswege im Sporthotel Igls.
Charlie als Chef de Rang. Ich als Oberkellner. Das Sporthotel-
Team anno dazumal war beruflich UND sportlich ein veritables
Team. Charlie passte da hinein wie bestellt! Er entwickelte
sich nicht nur als verlässlicher und fleißiger Arbeiter, sondern
auch äußerst sportlich.
Beim Fußball war Charlie der beste Burgenländer im
Team. Durch seine raffiniert durchdachten Spielzüge, seine
Doppelpässe und seine Tore brachte er die Gegner oft zur
Verzweiflung! Abends, nach dem Service, so ab 22 Uhr, ja,
auch da war Charlie Teamplayer. Beim „Gassigehen“ (später
bei Seagram entstand dafür die Bezeichnung „Lokalstudium“)
ließ er uns nie alleine ziehen. Vor Igls war er schon im Flughafen
Restaurant „TOP Air“ in Zürich. Nach Igls begab er sich
auf 1180m Seehöhe nach Seefeld. Charlie
fühlte sich in Seefeld besonders wohl. Sieben Jahre lang
war er im Kaltschmied-Betrieb „Tenne Bar“ in Abend- und
nächtlichen Stunden der absolute „Entertainer Star“. 1975
¯128
lernte Charlie seine spätere Frau Marianne, mit ihren Eltern
in Seefeld flanierend auf Kaffee und Kuchen unterwegs,
kennen. Marianne aus dem Sauerland war gar nicht sauer.
Im Gegenteil: 1977 wurde geheiratet! Inzwischen in Fügen im
Zillertal, erarbeitete Charlie sich die Sympathien der Einheimischen.
Wieder im Nachtgeschäft, in der „Zillertal-Tenne“ und
wiederum, wie gehabt, als Star-Entertainer.
Grund und Boden waren auch dazumal nicht billig. Trotzdem
erwarben Charlie und Marianne 1.404 m² Baugrund,
die Basis ihres weiteren Lebens.
Ab damals waren die drei „Gs“ ihre wichtigsten Begleiter.
Es wurde zusätzlich „step by step“ Baugrund dazugekauft,
geplant und gebaut. Gekauft, geplant und gebaut. Pizzeria,
Hotel, Gästerestaurant, à-la-Carte-Restaurant, Zimmer umgebaut
und dazu gebaut, Küche erweitert, Disco, etc. Marianne
kochte für immer mehr Gäste, Charlie betätigte sich als Baumeister
und Hotelier. Das „Hotel Alpina“ florierte. Die Kinder
Michael und Markus, nach Hotelfachschule mit Villa-Blanka-
Abschluss, brachten sich immer mehr im Hotel ein. Entlasteten
die Eltern: Michael als Stratege und im Service, Markus als
Küchenchef und F&B Manager. Es entstand ein zweites Gebäude,
mit unterirdischem Gang verbunden. „Hotel Alpina“,
immer aktiv und innovativ, verwandelte sich in ein Kinderhotel.
Viele Kinder bedeuten mengenweise Windeln. Für viele
Windeln braucht man idealerweise eine eigene Wäscherei.
Für viele Kinder braucht man eigene „Kindertanten“, damit
deren Eltern sich entspannen können. Kinder plantschen gerne
im Wasser. Idealerweise im hoteleigenen Kinder-Pool. Auch
die Eltern der Kinder schwimmen gerne, idealerweise im ruhigeren
eigenen Erwachsenen-Pool on Top. Nicht nur das Hotel
verbesserte und veränderte sich dauernd, auch die
Bezeichnung des Hotels änderte sich. „Mia Alpina“ ist
DAS Kinderhotel im Zillertal. Um- und Zusatz-Baupläne liegen
bereits in der vom Tischler handgefertigten Schublade! Es wird
weiter geplant und gebaut. Marianne und Charlie hindert das
aber nicht daran, gemeinsam die verschiedensten Golfplätze
zu besuchen. Auch im Burgenland.
www.mia-alpina.at
129¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯ÄGYPTEN GOES INNSBRUCK.
SAMIR EL MANGALIFY
Unsere Nummer 44
Samir El Mangalify, von Freunden kurz „Sammy“ genannt.
Geboren 1973 in der damaligen „Baby Station“ der
Kreuzschwestern in Innsbruck. Mutter: Absolventin der
Hotelfachschule „Villa Blanka“, Tochter des Bezirkskaminkehrermeisters
Walser aus Landeck.Vater: aus Ägypten, direkt aus
Gizeh, nahe den Pyramiden, hat im bekannten „Hotel Mena
House“ in Kairo gearbeitet. In den frühen Sechzigerjahren
nach Dänemark und Schweden gereist, um dort seine Gastronomiekenntnisse
zu perfektionieren. Vater Mangalify war ein
Sprachwunder, er beherrschte insgesamt zwölf Fremdsprachen,
davon acht in Wort und Schrift. Samirs Eltern haben sich 1966
in Stockholm kennen gelernt.
Aufgewachsen im elterlichen Hotel in Nauders, ein Bergdorf,
ziemlich weit oben am Berg, an der Grenze zu Italien.
Zahlreiche interessante, lustige, aber auch weniger lustige
„Schmugglergeschichten“ machen in dieser Gegend immer
noch einen Teil des Lebens aus, werden an nachfolgende
Generationen, nicht immer wahrheitsgetreu, weitergegeben.
Nach der Volksschule in Nauders und Hauptschule in
Prutz schloss Samir 1993 die „Höhere Lehranstalt für Tourismusberufe
Villa Blanka“ in Innsbruck erfolgreich ab.
Nach „Gastro-Lernstationen“ in Nauders, Innsbruck,
Schweiz und Salzburg startete Samir 1996 im Innsbrucker
„Holiday Inn“ als Banquet Manager und F&B Assist Manager.
Bis zum Jahre 2003 durchlief Sammy sämtliche Abteilungen:
Sales-, Front Office- und F&B Manager, Manager
of Sales und GM Assist, bis zum Re-Brand-Gestalter von
„Holiday Inn“ zu „Hilton“! Für diese renommierten Hotelkonzerne
brachte Samir die richtige ureigenste „amerikanische
Einstellung“ mit:
„You‘ve got to do one inch more!“
Nach diesen Erfahrungen und mit diesen Eigenschaften
wäre Sammy, nicht nur beruflich, sondern auch optisch,
der ideale Fachmann, um international Karriere zu machen:
fachlich versiert, tagtäglich gierig nach Neuem, offen für
Experimente, neugierig auf innovative Ideen, ja, in sämtlichen
Weltteilen dieser Erde werden solche Fachleute dringendst
gesucht und mit offenen Armen empfangen!
Samir entschied sich aber trotz seiner Aufgaben im Hilton
Innsbruck im Jahr 2001 zur Selbstständigkeit und eröffnete ge-
¯130
meinsam mit seiner Frau Margret in Innsbruck, direkt gegenüber
der SOWI-Fakultät, neben dem „Kapuzinerkloster“ und
oberhalb der „Kapuziner Tiefgarage“, eine Cafe/Bar und
nannte sie „Kapuziner“.
Margret, eine gebürtige Oberösterreicherin, hat ihre Lehre
im renommierten Café Konditorei „Pürstinger“ in Bad Hall absolviert
und im Jahr 1990 auf Saison im Ötztal und in Serfaus
gearbeitet. 1994 haben sich Margret und Samir in Samirs elterlichem
„Hotel Erika“ in Nauders kennen und lieben gelernt.
Für die frommen unmittelbaren Nachbarn des „Kapuziner“,
die Kapuzinerbrüder ein bisserl ungewohnt, assoziiert
man den Begriff „Kapuziner“ doch vorwiegend mit dem
physischen Wohl der Menschen.
Es entstand ein Lokal, von der Firma Koll aus Schwanenstadt
entworfen und eingerichtet, das weder mit „Kapuziner“-
noch mit „Tiroler Tradition“ zu tun hat. Wohl eher im Gegenteil:
urban, flippig, modern nicht nur die Einrichtung, sondern auch
das Angebot an Speisen und Getränken.
Da durfte ein „Kapuzinergetränk“, Pfiff-Ottakringer-Bier
mit 2 cl Averna oben drauf, natürlich nicht fehlen, genauso wie
der klassische „Kapuziner Kaffee“.
Im Sommer sorgt die gemütliche Kapuziner-Terrasse mitten
in der Stadt für Ruhe und Entspannung. Samir und Margret
achten auf höchste Qualität und perfektes Verhalten gegenüber
dem Gast. Auf Geschirr- und Gläserkultur wird hier, so
wie es sich gehört, großer Wert gelegt.
Nach wie vor ist das Ehepaar Mangalify tagtäglich (neu-)
gierig auf der Suche nach Innovationen und Verbesserungen,
um Funktion, Ablauf und Angebot zu optimieren. Beim glasweisen
Weinangebot ist das nicht mehr notwendig, das ist
bereits perfekt.
131¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯COCKTAIL WELTMEISTER.
ANGELO GANNER
Unsere Nummer 46
¯132
Ja! 1971 war ein denkwürdiges Jahr: In der DDR übernimmt
Erich Honecker das Ruder von Walter Ulbricht und in den
USA stolpert Richard Nixon über die Watergate-Affäre.
Ich, der Schreiber dieser Rückblick-Zeilen, stolper, in Begleitung
meines Schilehrers Dieter Scherfler, auf knallroten, 2.10 Meter
langen „OBER Schi“ den Patscherkofel hinunter. Manchmal
schaffe ich durchgehend 150 Meter in einem, ohne im Schnee
liegen zu bleiben.
Die Hauptperson dieses Beitrages, der spätere Cocktailweltmeister
Angelo Ganner, wird unterhalb dieses Berges, in
Innsbruck geboren: Kennen gelernt haben sich seine Eltern in
Seefeld, Tirol. Vater italienischer Weinhändler, Mutter Tirolerin.
Beiden lernten sich beim fortgehen in der bekannten Seefelder
Bar „Kanne“ im Hotel Klosterbräu kennen.
Der Halb-Tiroler Herr Angelo Ganner, künftig als Angelo
tituliert, besucht die Volksschule in Mühlau, Innsbruck. Hauptschule
in der Leopoldstraße ebendort. Ab 1985 bis 1991 folgt
die „HLA für Fremdenverkehr“ an der Villa Blanka. Ein Abendmarsch
von der Schule Richtung Zentrum von Innsbruck, führte
automatisch bei der „Sparkling Bar“ des Cocktailvirtuosen
Schaller Fritz vorbei.
Nicht nur die Schule, sondern auch die vielen Besuche
und somit Bar-Lernstunden bei „Herrn Fritz“ animierten Student
Angelo dermaßen, dass er sich anschließend für die Anmelde-Formalitäten
für die „Hotelfachschule Villa Blanka“
entschied und diese mit Erfolg beendete.
Es folgten Lernstunden als Bar-Commis in der Hilton
Haus- und Casino-Bar. Hier waren „Springerdienste“ für die
im Parterre gelegene Hausbar und die im 2.Stock befindliche
Casino-Bar vorgesehen. Der Unterschied zwischen den
beiden Bars im gleichen Haus:
Die Hausbar wurde frequentiert von entspannten Gästen,
welche mit dem Barmann ein Plauscherl oder von ihm eine
bestimmte Auskunft über die Stadt wünschten. An der Casino-Bar
waren etwa ein Viertel der Gäste an ihren Drinks &
Cocktails interessiert. Der Rest der Gäste, Spieler, gestresst
und nervös konzentrierte sich auf die Anzeigetafeln, nicht auf
die Drinks. Bei Gewinn konnte man sich über einen hingeworfenen
Jeton freuen. Bei Verlust verdunkelten sich die Gesichter
und die Stimmung wurde dadurch nicht gehoben.
Vom Hotel freigestellt absolvierte Angelo seinen Zivildienst
bei der „Rettung Innsbruck“ und war für die Patientenversorgung
zuständig. Zahlreiche Teilnahmen und Pokale bei nationalen
und internationalen Mix-Wettbewerben zeichneten
ÖBU-Mitglied Angelo als profunden Cocktail-Praktiker aus.
Der diesbezügliche Höhenpunkt war wohl die Cocktail-Weltmeisterschaft
1997 in Karlsbad, Tschechien.
Zur Teilnahme berechtigt sind nur nationale Staatsmeister.
Dies schaffte Angelo mit einem Pre-Dinner Cocktail ein Jahr
vorher in Velden am Wörthersee. Nachdem sämtliche Teilnehmerkosten
die ÖBU bezahlte, hatte Angelo schon ein bisserl
Pech im Glück, denn anstelle von Melbourne, Los Angeles,
Südafrika oder sonstwo fand 1997 diese Cocktail-Weltmeisterschaft
direkt an Österreichs Grenze in Karlsbad statt.
Bei über 40 teilnehmenden Ländern landete Angelo mit
noch acht siegeshungrigen Kolleginnen und Kollegen im
Halbfinale. Im Finale mit noch zwei Übriggebliebenen siegte
Angelo mit „Passione“, im Ruhrgas zubereitet, in Cocktailschale
serviert:
1.5 cl Bacardi Limon
1.5 cl Beefeater Gin
1.5 cl Cinzano rosé
2 cl Peachtree
1 Tropfen frischen Limettensaft.
Garnitur: Physalis & Limettenspirale.(Siehe hierzu auch die
Teilnahme von :Grössinger Sonja in Japan) Das Resultat: In
Karlsbad wurde Angelo Österreichs erster Weltmeister!
Interessant, dass für Bar-Profis oft nicht unbedingt die Zusammenstellung
des Drinks die schwierigste Aufgabe darstellt,
sondern die Namensgebung! Auch das sollte neu und daher
einmalig sein.
Durch seine ruhige, angenehme, elegante Art, seine Gäste
zu betreuen, stieg Angelo 2002 zum Chef-Stellvertreter beider
Bars auf und 2004 sogar zum Barmanager. Das bedeutete
Übernahme sämtlicher damit verbundener Aufgaben wie
Führung der sieben Mitarbeiter, Einkauf, Angebotserstellung,
Organisation der Caterings und vieles mehr.
Obwohl Freizeit nicht besonders großgeschrieben wurde,
schaffte Angelo es, noch zusätzlich auf verschiedenen Betätigungsfeldern
aktiv zu sein.
133¯
¯ZEUGEN
¯134
135¯
¯136
137¯
NBEGEGN UN GE
BESO NDERE
¯DER FLEXEN TONI.
TONI SKARDARASY
Unsere Nummer 47
www.fl exen.com
Im „Duden“ gibt es keine Erklärung für „Akrophobie“. Diese
existiert also offenbar nicht. Dennoch, schaut man bei
Wikipedia nach, steht dort: „Akrophobie oder Höhenangst
bezeichnet eine Angst, die durch Aufenthalt in größeren Höhen
ausgelöst werden kann“. Und hier denken wir automatisch an
die Vorarlberger „Xiberger“.
Nicht die „Überm Berg“, von Tiroler Seite aus gesehen,
sondern die „Auf m Berg“. Wenn man auf über 1700
Höhenmetern lebt, ja also das menschliche Hirn weniger mit
Sauerstoff versorgt wird als bei denen „unten im Tal“, was für
Auswirkungen hat das auf das tägliche Verhalten?
Meines Wissens gibt es diesbezüglich über die Einwohner
und Einwohnerinnen von Zürs (und Lech) noch keine wissenschaftliche
Studie. Sind die „anders“ als die anderen? Als
langjähriger Kundenbetreuer in Zürs 1988 – Dezember 2017
denkt man unvermeidlich an der wohl bekanntesten Zürser,
Anton „Flexen Toni“ Skardarasy, langjähriger Besitzer und
Betreiber vom „teuersten Drei Sternen Hotel Österreichs!“
(Eigendefi nition)Wenn der Wind ordentlich wehte, erzeugte
das im Hotel zusätzliche – gratis – Musik! Toni ist ein „Alleskönner“.
Außer vielleicht beim Autofahren.
Das mit dem Tempo, dem Unterschied zu „erlaubt“ und
„eher nicht erlaubt“, hat er meistens schon, dennoch nicht
immer im Griff! Toni kann gut und schnell, wenn es notwendig
ist, kochen.
Toni kann Küche, kann Service, kann Rezeption und kann
Organisieren. Toni kann viel rauchen. Kann aber auch gut und
eisern längere Zeit NICHT rauchen. Toni kann viel trinken.
Kann aber auch gut und eisern NICHT trinken, kann längere
Pausen einlegen. Toni arbeitet in der Küche, ganz nobel, in
einer weißen Kochjacke. Im Hotel meist in Sommerkleidung,
bestehend aus Hose, offenem Hemd und Sommerschuhen.
Auch im Winter.
Winter 1993, Mitternacht: Ein Besuch im Nachtlokal
„Sennkessel“ in ZUG bei Lech stand bei mir am Programm. Es
brauchte ein wenig Überredungskunst, Toni zu überzeugen,
mitzukommen, denn „Da war ich noch nie!“ Der Ausstieg
aus dem Auto vor dem Lokal erfolgte noch unfallfrei. Die paar
Meter zum Lokal wohl weniger. Hier machten Tonis „Humanic“-
Sommerschuhe einfach nicht mit! Toni, im Sommerhemd
¯138
ohne Jacke, ohne Wintermantel, ruhte sich unfreiwillig bei –
(Minus!) 10° im Schnee ein wenig aus! Leider gab es damals
noch keine fotofähigen Handys. Das wäre wohl das Pressefoto
des Jahres geworden. Nein, nicht für die Tirol Werbung
natürlich.
Beim, meist sommerlichen, „Gassigehen“, auch „Lokalstudium“
genannt, wurde Toni öfters mit einem Araberpferd
verglichen: War „Flexen Toni“ einmal unterwegs, war er wohl
nicht mehr zu bremsen! Toni hockte am Barhocker und machte
für UHU freiwillig Werbung. Bei Sperrstunde fand er immer
ein Lokalmöbel, auf dem er sich bis zum Aufsperren ausruhen
konnte! Flexen Toni war ursprünglich Wyborowa-mit-Cola-
Trinker.
Später dann wurde Wyborowa durch ABSOLUT ersetzt.
Das Cola blieb! Die ABSOLUT-Vodka-Marketing-Lady aus
Germany war für die „Mitgeh-Tour“ angekündigt. Bei derlei
Touren wird automatisch eine „Schokoladetour“ geplant. Das
bedeutet: Man geht zu Kunden bei denen das Produkt funktioniert.
Wir wollen uns bei „den Deutschen“ ja nicht blamieren!
Die wollen ja was sehen, was lernen.
Wiederum tiefster Winter: Wir sitzen auf Barhockern an
der Hotel - „Flexen Bar“. Der ABSOLUT-Lady gefällt Tonis Art.
Wie er im offenen Sommerhemd hinter der Bar zum
professionellen Entertainer wird. Toni gefi el unser Besuch
offenbar auch, denn als ich ankündigte, gehen zu müssen,
und es höchste Zeit für den nächsten Lokalbesuch war, fehlte
mir auf einmal ein Schuh! Von hinten angeschlichen, von mir
nicht bemerkt, hatte Toni mich blitzschnell diesen von mir dringend
gebrauchten Schuhs entledigt! Wie die Lehrerin in der
Volksschule entschied er, breit grinsend, Kopf und Zeigefi nger
bewegend: „Nein mein Freund, Du gehst noch nicht!“
Bei unseren jährlich in der „Zürsel Bar“ in Zürs stattfi ndenden
Winteropening-Einladungen für das Arlberger Hotel- und
Barpersonal war „Flexen Toni“ zwar nie der erste, sehr wohl
aber und mit Sicherheit der letzte, der die Ausgangstüre
benutzte.Nach dieser Veranstaltung werden zwei Gruppen
eingeteilt, damit so viele Kunden wie möglich besucht werden
können. Für „Flexen“ eingeteilt, sah ich Toni, obwohl außen
windstill, wie auf einem Schiff, in anstrengendem Kampf
gegen Sturmböen kämpfen. Bemüht und erfolgreich versah er
unfallfrei seinen Bardienst! Alle Achtung! Profi ist eben Profi !
Wie am Anfang erwähnt, Höhenangst haben die Zürser nicht,
aber „a bisserl anders sind die schon“. Jetzt, wo das „Flexen
Theater“ für „Flexen Toni“ Geschichte und er zum Dauerurlauber
geworden ist, wirkt es für mich beruhigend zu wissen,
einen Freund zu haben, bei dem man ernsthafte Gespräche,
begleitet von einem gemütlichen Glaserl, jederzeit führen
kann…..
www.laloupe.com
139¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯DER PRÄSIDENT.
ALEXANDER RADLOWSKYJ
Unsere Nummer 51
Wissen wir genau, wer, wo mit dem Wodkabrennen
angefangen hat? War das ein Schwarzbrenner
in Russland oder in Polen? Schreibt man Wodka
oder Vodka? Wurde er erstmals irgendwo aus Kartoffeln oder
Getreide hergestellt? Wissen wir genau, wer mit dem Whiskybrennen
angefangen hat? Waren das die Whiskybrenner aus
Schottland? Oder waren das die Whiskybrenner aus Irland? Ist
ein Blend (Vermischung)-Whisky ein Cocktail?
Nachdem es nur je zwei Antworten geben kann, ob
richtig oder nicht, sind das relativ einfache Fragen. Wesentlich
komplizierter wird es bei der Entstehung des Cocktails!
Wikipedia und DUDEN stimmen überein und schreiben:„ein
alkoholisches Mischgetränk“. Ganz genau wissen wir aber
nicht, wo dessen Name entstanden ist. Asien oder Südamerika
(Hahnenkämpfe)? USA und auch London, England, stehen
zur Wahl!
Zahlreiche Mythen, Geschichten und vor allem „Fake
Facts“ zirkulieren rund um den Globus. Am unwahrscheinlichsten
scheint mir die am meisten verbreitete mit den Hahnenfedern
zu sein! Und das mit dem französischen „Cocquetier“(Eierbecher)
ist ausgesprochener Unsinn. Als „kurios“ ist
mit Sicherheit zu vermerken, dass einem so geheimnisvollen
Produkt ein derart überwältigender weltweiter Erfolg beschert
war.
Womit wir, hier in Österreich, bei der Österreichischen
Barkeeper Union (ÖBU) angelangt sind. Seit der Gründung
der ÖBU 1926 ist Alexander Radlowskyj der 14. Präsident
und seit 1998 der wohl längstdienende. Das erste Mal
begegnet sind wir uns 1988 auf der „Alles für den Gast“ in
Salzburg. Bei meinen „am Berg“ (Arlberg) Seagram-Touren
besuchte ich seitdem, entweder am Hin- oder am Rückweg,
das allerletzte Hotel von St. Anton bergwärts bzw. das allererste
Hotel talwärts „Hotel Mooserkreuz“.
„Herr Alexander“ war dort Herr über Hotel, Restaurant
und Bar. Bergwärts hatte ich, in der Funktion als moderne
Posttaube, aus den abgelaufenen Wochen über die Kollegen
und Kolleginnen der verschiedensten Bundesländer so einiges
an Neuigkeiten im Gepäck. Talwärts natürlich zusätzlich viel
Regionales über St.Christoph, Zürs, Lech und Zug. (Andersherum
funktionierte dieser für mich wichtige Informationsaustausch
¯140
natürlich ebenfalls!) Mit zusätzlich gelieferten Produkt-Accessoires
aus dem Kofferraum entsteht automatisch eine freundschaftliche
Basis, auf Dauer ein vertrauensvolles Verhältnis und
echte Freundschaft. Gemeinsame Ideen werden geboren,
Aktionen durchgeführt und dadurch Erfolge erzielt.
1991, Hotel Hospiz, St. Christoph am Arlberg.Internationales
Seagram-Meeting. Viele BIG BOSSES, auch aus Übersee.
Bereits am zweiten Tag wurden alle durch Adi Werner
ritterlich in die „Bruderschaft St. Christoph“ aufgenommen
(und im Jahr darauf feierlich in „Schiclub Arlberg“-Pullover
gesteckt). Abendveranstaltung: (Nostalgie Bus-)Transfer ab
Hotel Hospiz. Alexanders Idee wurde umgesetzt: Umstieg auf
Pferdewägen vor dem Hotel Mooserkreuz. Alexander erwartet
uns bei Minusgraden im Dunkeln, mit dem für Ausländer
total unbekannten Seagram-Produkt „Weiße Gams“, schön
winterlich tiefgekühlt, mit crashed Eis und Sternspritzern verschönert.
Völlig überrascht und infolge gestärkt ging es in der
tiefwinterlichen Landschaft drei Kilometer per Pferdegespann
Richtung Restaurant Verwall zur nächsten Etappe des Abends.
Mooserkreuz beherbergte viele Familien. Die Väter brachten
nach dem Abendessen ihre Familien ins Zimmer, kamen
noch auf einen oder zwei Drinks. Alexander schaffte es meist
irgendwie das eine oder andere Grüppchen an Unentwegten
bis über Mitternacht hinaus noch an der Bar zu halten und
hatte, mit Bar-Commis Alexandra, die Ausdauer, noch ein,
zwei Stunden zu warten, bis das durstige St. Antoner Gastronomievolk
nach der Arbeit zu Besuch kam und das Geschäft
bis in die Morgenstunden hinein belebte. Nach jahrelanger
Treue zum Mooserkreuz veränderten Alexander und Alexandra
Arbeitsplatz und Arbeitsstunden und zogen weiter den
Berg hinauf nach Lech und gestalteten aus der ehrwürdigen
„Kronenbar“ als Inhaber, den Music-Night-Club „Side Step“
in Lech. Hier verkehrten diverse Hotelgäste, Schickeria von
auswärts, und wegen der späten Öffnungszeiten ebenfalls
viele Gastronomen und Angestellte. Durch die regelmäßigen
unkomplizierten Nacht-Busverbindungen Lech-Zürs und
Zürs-Lech gehörte ein reger Gästeaustausch zur Normalität.
Alexander verwöhnte seine Gäste regelmäßig mit Auftritten
bekannter Musiker unterschiedlichster Art wie zum Beispiel
„Kurt Ostbahn“, „Andy Lee Lang“, „Short People“, usw,. Als
ÖBU-Präsident hatte Alexander natürlich viele Mix-Wettbewerbe
zu betreuen. Seagram und später Schlumberger/
Top Spirit traten oftmals als Sponsor auf. Zufriedene und
begeisterte Teilnehmer der unzähligen gemeinsam organisierten
nationalen und internationalen Veranstaltungen
brachten neue Kontakte, neue Kunden, neue Ideen und
neue Partnerschaften hervor.
Mit ÖBU-Vizepräsident Stefan Höllinger, Bar-Chef im
„Hotel Arlberg“/Lech, organisierten wir jedes Jahr, insgesamt
20 Jahre lang, gemeinsam den beliebten St. Antoner
„Arlberg Cup - Rendl-Beach-Mix-Wettbewerb“ auf über
2.000 Metern Seehöhe. Teilnehmer und Teilnehmerinnen
aus der Schweiz, Deutschland und ganz Österreich kamen
zum Teil direkt von der Arbeit zum „Rendl“ angereist. Zum
Ende der Wintersaison war es da oben, unter blauem
Himmel, mitten im Schnee, nicht mehr so kalt, dass man
die Finger nicht mehr vom Shaker bekam. Das Panorama
überwältigend! Die Wettbewerbe, unterstützt durch
Tourismusverband und Bergbahn, hatten nicht nur Drinks zu
bieten, auch die „Nebengeräusche“ konnten sich sehen
lassen: Pokalübergabe durch Fallschirmspringer, Live-Musikgruppen,
Dessous-Show (auf 2.000 Metern), etc. In
diesem einmaligen Umfeld, mit Alexander als Präsentator,
bedeuteten diese Veranstaltungen (auf hohem Niveau…) für
Teilnehmer und Zuschauer eine bleibende Erinnerung.
Filetiert man salopp Alexanders Familiennamen zu
„Rad Low Skyj“, so entstehen die Begriffe „Rad“, „niedrig/
schleppend“ und „Ski“. Wegen seiner nächtlichen Arbeitszeiten
verlaufen seine Tag-Stunden ein wenig in „slow
motion“ bzw. harmoniert seine innere Uhr nicht immer mit
der tatsächlichen Uhrzeit. 1997. Offener Mix-Wettbewerb.
Bedeutet Teilnahme auch für nicht ÖBU-Mitglieder. Messehalle
Innsbruck. Alles vorbereitet. Startnummern ausgelost.
Mise en place der Teilnehmer mit Säften, Sirups, Spirituosen
und Drinkgarnituren, fertig. Podium mit nummerierten
Gläsern und Kühlern mit Eiswürfeln gefüllt. Start 14 Uhr.
Teilnehmer, Teilnehmerinnen, Betreuer, Publikum und Jury
sind bereit. „Hotelfachschule Villa Blanka“- und „Tourismus
Kolleg“-Schüler und deren Lehrer hoffen, wie alle anderen
auch, auf eine erfolgreiche Teilnahme. Wir warten auf
den Präsentator, Herrn Radlowskyj, kommend per PKW vom
Arlberg. 14 Uhr fünf, die Situation ist angespannt. 14 Uhr zehn,
wir Organisatoren versuchen zu beruhigen. Telefonat um
14.13 Uhr: „Ich bin schon vor Innsbruck.“
Wie Alexanders Zeitgefühl sich bei der zweimal jährlich
stattfindenden Zeitumstellung entwickelt…? Wird sich vielleicht
dann halbwegs normalisieren, wenn Brüssel diesen überflüssigen
Vorgang einstellt.
141¯
WAS WAR DAS FÜR EINE
WERBUNG –MEHR – KULT
ES GAB EIN BUCH MIT ALL
DIESEN WERKEN ...
¯142
ALEXANDER HAT ALS
MISTER ABSOLUT NATÜR-
LICH SO EIN KOSTBARES
WERK IM FUNDUS.
143¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯RUMREISENDER VERKAUFT WASSER.
HARALD MÜLLER
Unsere Nummer 97
¯144
Der Name „Harald“ hat seinen Ursprung aus dem althochdeutschen
Sprachelementen „Harja“ = Armee - Heer
und “waltan“ = verwalten – herrschen – „Herrschen“.
Weshalb man im Allgemeinen lieber zum „Harry“ übergeht,
denn die allermeisten Haralds neigen nicht zum herrschen,
sondern verfügen über angenehme gemütliche Charaktere.
Genau mit diesen Eigenschaften ist Harry Müller, mein langjähriger
Kollege und durch innerbetriebliche Umstrukturierung bei
Schlumberger, sogar für einige Zeit mein direkter Vorgesetzter.
Auch hier können wir dieser Bezeichnung wieder näher
anschauen: Harry Müller wurde mir „vor gesetzt“, „vor
gereiht“. In der Hierarchie . Und vermutlich auch bei der
Entlohnung. In der Praxis führt diese Änderung meist zu Konflikt
Situationen. Bei uns war genau das Gegenteil der Fall. Wir
funktionierten arbeitsmäßig genau so harmonisch wie vorher.
Vielleich sogar noch besser!
„Harry“ Müller geboren 1969 in Kitzbühel. Lebt mit Frau
und zwei Buben in Schwendt, Tirol.
Volksschule in Going, Hauptschule und Polytechnische
ebenfalls in St. Johann. International als „Saint John“ betitelt.
„Kitzbühel“ und „Saint. John“, eine herrliche Gegend. Nicht
weit entfernt liegt der Ortschaft Ellmau am Wilden Kaiser
(dort wo Jahren später ein bekannter Hausarzt, oben am
Berg, seine Praxis eröffnen sollte). Das Image von Kitzbühel
und Umgebung ist ein nobles, exklusives. Die Umgebung,
die Hotels, die Restaurants. Die Weinkarten. Die Speisen der
Küchen. Harry faszinierte nicht nur ein zünftiges Bier, sondern
auch ein anständiges Essen dazu. Eine Kochlehre bis 1988
in den bekannten 2 Hauben Restaurant „Hotel Bär“ in Elmau
war das Resultat.
Im Hauben Restaurant „Tischlerwirt“ hat Harry in zusätzliche
zwei Jahren noch eine Menge Feinheiten dazugelernt.
Konzessionsprüfung erfolgreich bestanden und eine nationale
oder internationale Karriere war eigentlich vorgezeichnet.
Der ungewollte Zufall sollte aber anders über Harrys Leben
verfügen. Via Harrys Vater, Zeitlebens verantwortlich für die
Kaffeerösterei der Gastronomie - Lieferant „Eurogast - Sinnesberger“,
bot die Möglichkeit einer angenehmeren Lebensqualität.
Abends, Sonn- und Feiertage für Musik, Schifahren und
Bergtouren mehr Zeit verbringen zu können. Voller Ideen und
Enthusiasmus war Harry bald Abteilungsleiter und baute dort,
insgesamt, elf Jahre lang, die Vinothek auf. Harry, inzwischen
mit sämtliche Kunden bestens vertraut war Neu-Gierig, wollte
wissen wie die Hotels, Restaurants und Lokale funktionierten.
Deshalb nicht warten bis die Kunden zu ihm kamen, sondern
zu den Kunden hinaus. Kunden besuchen. Kundenbesuche,
bei denen Zuhause Produkte verkaufen! Eine tolle Herausforderung!
Ab 2002 in „seinem“ Gebiet, der Kitzbühler Gegend und
darüber hinaus, im Tal und Berg, das Image für die Privatbrennerei
„Freihof“ – Lustenau, mit Hoch edle Destillate zu verbessern.
Gar nicht langweilig und daher spannend, die lokale
Brennerei Erber aus Brixlegg als unmittelbare Mitbewerber
zu wissen! Hier wurden Harry und ich Kollegen, erlebten
gemeinsam Kundenbesuche, Veranstaltungen, Seminare und
Messebeteiligungen. „Eat and drink“, meine-jahrzehnte- lange-Spezialität
TRINKEN und ESSEN harmonisch zu vereinen,
animierte Harry den „Geile Nuss“, Freihof Haselnuss-Schnaps
mit zusätzlich eine echte Haselnuss im Schnaps-Glas oder der
„Rausch Kugel“, „Pitú Kokoslikör“ mit einer Rum Kokus Kugel
von Casali zu erfinden und erfolgreich zu verkaufen. Der als
„ Jolly Kiss“ getaufte Freihof Kirsch mit „Mon Cherry Bon Bon“
im Glas durfte natürlich nicht fehlen.
„Freihof“, Tochter Unternehmen von Top Sprit – Schlumberger,
wurde zur Gänze von Schlumberger einverleibt. Die
Firma umstrukturiert und Harry, wie bereits erwähnt, für meine
letzten zwei Jahre bevor ich zum Dauerurlauber wurde, mir
vor gesetzt….
Ab 2009 bot ihm die Privatbrauerei „Stiegl“ eine Chance
seine Schlumberger Kunden weiter zu betreuen, nur mit einem
anderen Produkt. Für Harry, eine Chance nicht mit-umstrukturiert
zu werden, Neu – Gierig und ehrgeistig wie er ist,
bedeutete das wieder frisch und munter eine neue Herausforderung!
Auch beim neuen Arbeitgeber arbeitete Harry gut, gerne
und erfolgreich. 2021, nach dreizehn Jahr schleicht sich
automatisch der wohlbekannte Herr Trott ein. Laut Wörterbuch
„eine eingefahrene Verhaltensweise“. Das Wort „Trottel“
ist nicht von ungefähr von „Trott“ abgeleitet. Es Besteht die
Möglichkeit und Gefahr von Trott zu Trottel-Arbeit und von
Trottel Arbeit zu Trottel ab zu gleiten. Auch wenn sich dieses
Empfinden nur im Kopf abspielt, sogar das Gegenteil der
Fall ist, ein gewisses Gefühl von „immer gleich bleibender
Arbeit“ entsteht und wird immer nachdrücklicher und stärker.
Die meisten Leute sind froh dieses Gefühl nicht zu spüren
und bleiben aus Bequemlichkeit und Gewohnheit, das
ganze Leben beim gleichen Arbeitgeber. Harry mit seine
52 Lebensjahre, mit seine Bekanntheitsgrad bei Gastronomen
in der Region, mit seinem Netzwerk und Erfahrung,
schlummerte schon länger die Gedanken sich Arbeitsmäßig
noch einmal zu verändern, noch einmal ganz von vorne
an zu fangen. Das Kribbeln einen Neuanfang zu spüren.
Hierzu war die Zustimmung der Familie logischerweise
von Vorteil und jawohl, die Entscheidung wurde in Harrys
Sinne beschlossen. Diese Entscheidung hatte absolut nichts
mit dem momentan statt findenden Klimawandels zu tun.
Obwohl man natürlich nicht abstreiten kann, dass diese
globale Situation zum Nachteil der Umsatzzahlen führen
wird. Harry, der gelernte Koch, Lebensmittelverkäufer, Spirituosen-Anbieter
und Bier Experte startete im Frühjahr 2022
ganz frisch, neugierig und voller Tatendrang einen neuen
Lebensabschnitt. Er bietet und verkauft zwar immer noch
Flüssigkeiten, diesmal aber ohne Alkohol: das elitäre „Montes
Mineralwasser“ für noble Kundschaft. „Silberquelle“ für
die Allgemeinheit und Sirups und Limonaden für das jüngere
Publikum. Seine Klientel hat sich also wesentlich vergrößert!
Harrys zweiter nicht unwesentlicher Vorteil ist beruhigend.
Fahrzeugkontrollen werden seine Herzfrequenz in Zukunft
nicht mehr erhöhen.
145¯
¯146
147¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯SIR SCHLUMBERGER.
RUDOLF KOBATSCH †
Unsere Nummer 106
Der moderne Fußballer, der seinen Verein verlassen möchte,
kommt nicht oder unregelmäßig zum Training. Zeigt
beim Einsatz nicht seinen gewohnten Biss. Dieses Verhalten
wird so lange betrieben, bis sich der Verein das nicht mehr
leisten kann, und nachgibt. Der Spieler wechselt der Verein und
bekommt für die gleiche Arbeit einen Rucksack mehr Gehalt,
zusätzliche Prämien und Werbeverträge!
„Wanderer soll man nicht aufhalten“ sagt man wenn
jemand seinen Job wechseln möchte und lässt Ihn oder Sie
woanders hin ziehen. Bei mir passierte die gleiche Geschichte.
Nur anders herum! Herbst 1996. Wir Handel- und Gastronomie
Angestellten bekamen bei einem Seagram Seminar
(lustiger Weise im Sporthotel in Igls, mein früherer Arbeitsplatz)
einen neuen Geschäftsführer vorgestellt: Herr Harold
Burstein kam direkt von „Bahlsen Kekse“ (auch ihm hat man
nicht aufgehalten….)
Wien, August 1997: Der Deutsche „Herr Strauss“, aus
der Seagram Deutschland Zentrale, bekannt als „Entlassung
Experte“ im deutsch sprachigen Raum, war im Anmarsch. Es
war wohl klar weshalb wir Außendienst Mitarbeiter(AD) nach
Wien gerufen wurden. Herr Burstein erklärte der ganzen Belegschaft
so schonend wie möglich weshalb wir uns um einen
anderen Job umsehen sollten. Besitzerfamilie Bronfman, hat
alle Produkte als Einheit an ein Investment Gruppe verkauft
und steigt in die Entertainment Branche ein. 30.000 Arbeitnehmer
und Arbeitnehmerinnen weltweit waren somit plötzlich
arbeitslos.
Auch wir in Österreich!
Nach Herrn Burstein erklärte uns Herr Strauss, wesentlich
weniger schonend, dass die „Seagram Story“ zu Ende
war. Nicht nur für uns auch für ihn und Herrn Burstein. Meine
Person und noch zwei anderen Betroffenen wurden zum
Einzelgespräch mit Herrn Strauss eingeladen: Mitbewerber
Sekthersteller „Hochriegl“ hatte uns drei auserkoren dort
unsere Tätigkeiten fort zu setzen. Sehr nobel. Wir sollten uns
geehrt fühlen und froh sein nicht arbeitslos zu werden. Dieses
Angebot als „freier Mitarbeiter“, wärmstens empfohlen von
Herrn Straus und auch von Herrn Burstein: „Da Sie doch
schon ein gewisses Alter haben“ (53), habe ich abgelehnt.
Nach kurzem durchrechnen, hätte ich sogar noch monatlich
¯148
noch was drauf zahlen müssen! Kosten für Auto und Telefon,
wären selber zu bezahlen, kaum Spesen. Mit Arbeitslosen
Unterstützung war ich tatsächlich besser bedient! Großzügigste
Seagram Abfertigung mit Auto und Gehalt bis Ende des
Jahres, gab mir Gelegenheit mich von meinen Kunden in fünf
Bundesländern anständig zu verabschieden. Einige waren
nicht erfreut und verlangten weitere Betreuung!
September 1997. Großgmain bei Salzburg,: Ich befinde
mich auf einer terminlich schon längst fixierten Kur. Herr Martin
Hinterleitner, seines Zeigens Vize Direktor von „Schlumberger“
kommt, in Auftrag von Dr. Rudolf Kobatsch, zu Besuch: Erstaunlich:
er lobte mich ausdrücklich, da ich als Mitbewerber nie
schlecht über die Firma Schlumberger geredet habe. Erstens
hat das gestimmt und zweitens tut man das aus Anstand
und Fairness schon nicht. Ob ich mich vorstellen könnte für
Schlumberger zu arbeiten? Ja, das konnte ich und fuhr nach
dem Kuraufenthalt Richtung Wien zur Vertragsunterzeichnung.
Vorerst für ein (Probe) Jahr.
Meine Erstbegegnung mit Dr. Kobatsch verlief ausgesprochen
freundschaftlich. Im Laufe der Jahre habe ich Dr.
Kobatsch eher als verständnisvollen Kollege und schon gar
nicht als gestrenger, antreibenden Boss gesehen. Wahrscheinlich,
nachdem er selber früher der gleichen Tätigkeiten
nachgegangen ist, war sein Umgang mit uns AD`s immer
angenehm, wurde nie ausfallend. Jeder, auch seine Angestellten,
begrüßte er freundlich in die Augen schauend, mit festem
Händedruck! Nicht nur in seinem früherern Arbeitsgebiet „Am
Berg“ (Arlberg) war er ein gern gesehener Gast.
In ganz Österreich, egal wann und wo, egal beruflich
oder privat, war „Mister Schlumbergér“ eine besondere Persönlichkeit
und bei Eigenveranstaltungen ein charmanter Gastgeber.
Nicht zu vergessen; Dr. Kobatsch war ein begnadeter
Rhetoriker! Das hat man ihm nicht einflüstern brauchen, davon
war er selber überzeugt! Bei jeder ihm gebotenen Möglichkeit
meldete er sich zu Wort. Je nach Anlass, ernst, fachlich
oder humoristisch. Am besten natürlich als „Blend Rede“
verpackt (also alle drei Begriffe zusammen vermischt) und
möglichst mit einem (gefüllten) Glas in der Hand! Dass seine
„Blends“ ein wenig länger dauerten war aus oben erwähnten
Gründen logisch. Nicht nur er persönlich fühlte sich wohl da-
bei, sondern auch seine Zuhörer hatten Spaß ihm zuzuhören!
Gerne spielte er, wenn es die Zeit erlaubte, Tennis. Auf
diesem Gebiet war er vielleicht nicht der allerbeste, nach
dem Tennis, so zu sagen als Ausgleich in gemütlicher Runde,
lief er aber zu Hochform auf! Der fl eißige „Dr. Kobatsch“
wurde durch seinen Arbeitgeber Emil Underberg auf ein
Nebengleis manövriert, in die Pension geschickt, was der
Neo-Pensionist sehr bedauerte.
Für uns AD`s organisierte er in der Flachau noch ein
gemütliches Abschieds Einladung-Wochenende.
Dr. Kobatsch verstarb unerwartet, nach einem intensiven
Schitag, zwei Wochen vor seinem 75. Geburtstag.
149¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯BAD MILS BLACK BOYS.
KARL HEINZ BADER
Unsere Nummer 114
¯150
Noch im Altertum spielte Hochprozentiges eine große
Rolle und wurde als schmerzstillend angesehen. Erst ab
dem Mittelalter hat es sich zu einem Genussmittel entwickelt.
Im 16. Jahrhundert gewann Paracelsus durch Brennen
einen Branntwein.
Die Weiterentwicklung nahm ihren Lauf. Bis zum heutigen
Tag wird mit den verschiedensten Trauben, Obstsorten, Pflanzen,
Kräutern experimentiert, es wird verfeinert und veredelt.
(Auch das Optische spielt dabei eine Rolle. In Südostasien
werden sogar Schlangen, Schildkröten, Insekten und kleine
Vögel in Reiswein eingelegt.)
Wir übersiedeln von Asien nach Mils, ein Nachbardorf
von Hall in Tirol. Mils verfügt über eine Kirche, Gemeindeamt,
Schule, und wie in den meisten Tiroler Dörfern, auch über
Schnapsbrenner. Wobei wir bei der Hauptperson dieses
Beitrags angelangt sind, dem 1957 in Innsbruck geborenen
Karlheinz „Heinz“ Bader. Auch hier wieder ein kurzer Rückblick
ins Mittelalter:
„Bader“, damals Zunftbezeichnung für die ersten Ärzte,
später für Bäderbetreiber. Heinz‘ Vater diente, eh klar, als
Bademeister im Innsbrucker Hallenbad Höttinger Au. Heinz
selber beendete dort, inzwischen nach Mils übersiedelt, in
der Funktion als Geschäftsführer sämtlicher Innsbrucker Bäder,
seine Karriere. Über die Zeit dazwischen gibt es so einiges
zu berichten: Volks- und Hauptschule in Innsbruck, anschließend
„Fachschule für Werkzeug und Vorrichtungsbau“ in
Fulpmes/Stubaital, Präsenzdienst, Bauamt - Erarbeitung eines
„Energiespar-Konzeptes“, Wasserwerke Innsbruck und der
Sprung zum „Bademeister“; technischer Leiter der Innsbrucker
Schwimmbäder. Abschluss HTL-Abendschule „Maschinenbau“.
Ab 2002 bis zu seiner Pensionierung 2017 ist Heinz als
Geschäftsführer für sämtliche Innsbrucker Schwimmbäder verantwortlich.
Das Interessante an dieser Geschichte folgt jetzt:
Heinz und sein Freund Leo sind fanatische Obstbrenner
aus Überzeugung; „WIR fabrizieren die beste Qualität. –
„Vü bessa geats nimma.“ Bis für beide Freunde durch einen
simplen 12 Jahre alten Jameson auch Interesse an Whisky entstand.
Mit keinerlei Ahnung, was die Basis des Whiskys war,
es wurden Baumfrüchte vermutet!
Seit diesem Erlebnis 2005 hat sich die Situation wesentlich
geändert. Leo, ebenfalls Maschinenbauer, und Heinz
beschließen, Wissen über die Whiskyherstellung zu erwerben,
die benötigten Anlagen selbst zu bauen, damit das Endziel,
ein veritabler unverfälschter Tiroler Pure Pot Still Single Malt,
erreicht wird! Erste Versuche mit einem 13-Liter-Schnapskessel
und Abfüllung in neue, bei Schneckenleitner in Waidhofen an
der Ybbs erworbene, 5-Liter-Fässer. Die ersten Proben sind
nicht unbedingt „das Gelbe vom Ei“. Via Internet wird eine
10-Liter-Tisch-Destillerie erworben.
Bei der Herstellung gesellen sich Hugo, ebenfalls mit
Metallbau-Ausbildung gesegnet, Erich, Josef und Walter und
später dann noch Armin dazu. Die „New Make“ Single Malt
ist schlecht, eigentlich katastrophal!
Nach notwendigen Studienreisen nach Schottland wird
die Maische-Anlage umgebaut und optimiert. Als Raubrand-Kessel
wird ein einwändiger 75-Liter-Kupferkessel in
einen Futterdämpfer mit Holzbefeuerung eingebaut. Für den
Feinbrand entsteht ein druckloser 30-Liter-Wasserbadkessel
mit Elektroheizung. Professionelles Outfit, Flasche, Etikett und
Geschenkkarton werden entworfen und realisiert.
2009 wird die Produktionsstätte im Keller mit einer halbautomatischen
Maische-Anlage erweitert. Im Keller entstehen
zusätzlich Pub und kleine Küche. Der Freitagabend wird zum
„Heiligen Abend“ umbenannt. Die Lebensqualität der lebenslustigen
Beteiligten wird durch gemütlich Zusammensitzen,
Whiskyproduzieren, Essen, Trinken, Plaudern UND Zigarren
Anzünden wesentlich optimiert.
Rudi Hundsbichler, Initiator und Organisator des Claymore
Whisky Clubs, sowie meine Person hatten die Ehre,
einen „Holy Evening“ mitzuzelebrieren. Im (Zigarrenrauch-)
Keller-Pub gab es ein herrliches „Irish Stew“ mit einer Vielzahl
verschiedener „Drams“. Ununterbrochen wird an dem
Spirit-Still-Kessel gebastelt, umgebaut, erneuert und verbessert.
Man fragt sich, was die Burschen lieber tun, basteln und
umbauen oder Whisky herstellen. Überwiegend wird „Single
Cask Whisky“ abgefüllt und mit Sherry- und Madeira-Fässern
gearbeitet. 2015 Gründung der „Badmils Black Distillery“
als Einzelunternehmen! „Bad“ – Abkürzung für den Familiennamen
„Bader“ und ins Englische übersetzt „schlecht“, „Mils“
www.badmilsblack-whisky-distillery.at
– Heimatdorf der Fabrikation, „Black“ – weil ehemalige
Schwarzbrennerei. Für mich heißt das Team vereinfacht:
„The Bad Boys“. Mitbegründer Leo verabschiedet sich Richtung
Ausland, wohnt jetzt im Burgenland. 2016: Austausch
des Raubrandkessels gegen eine gebrauchte 130-Liter-
Wasserbadanlage. 2019: Vergrößerung der Maischeanlage
von 60 auf 100 Liter. Lagerbestand November 2021:
86 Fässer zu je 10-20 Liter! Im gleichen Jahr die unerwartete
Ernte aller Bemühungen: Bronzemedaille bei der „USA
Spirit Rating“ in San Francisco für „Bad Mils Black Bourben“.
Nicht „Bourbon“, sondern „Bourben“ als unverwechselbares
Produkt aus Mils. Diese Geschichte zeigt einerseits,
wie man mit Elan, Fleiß und Durchhaltevermögen ein Ziel
erreichen kann. Andererseits als Anregung für Interessierte,
sich mit Gleichgesinnten zusammenzuschließen, und das
muss ja nicht unbedingt zur Whiskyherstellung sein, damit
gemütliche Stunden entstehen.
Für Auskünfte zum Kauf und zur Schnaps- oder Whiskyherstellung
stehen die Bad Boys gerne zur Verfügung:
www.badmilsblack-whisky-distillery.at
badmils-black@gmx.at
REPLIK
KARL HEINZ BADER
Lieber Alexander!
Ich erinnere mich noch sehr gut an unsere erste Begegnung.
Ein Mitarbeiter von mir –ich war zu der Zeit Geschäftsführer
der IKB Bäderbetriebe in Innsbruck- hat uns vorgestellt.
Du bist gerade in Pension gegangen und machtest deine
täglichen „Auslauf-Runde“ am Baggersee. Whisky war sehr
schnell als gemeinsames Interesse entdeckt. In diesem Sinn
war unsere Begegnung unausweichlich.
Im Verlauf unseres Lebens lernen wir viele Menschen kennen.
Einige bringen uns viele nützliche Dinge für den Rest
unseres Lebens, andere bringen uns hingegen gar nichts,
oder zumindest glauben wir das. Du lieber Alexander gehörst
zu den Ersteren.
Dank deiner Fürsprache und Initiative fand ich Einlass in die
heimische Whiskyszene. Bei defakto jeder Veranstaltung in
Sache Whisky treffen wir uns seither und fachsimpeln über
den Charakter, den Geruch und Geschmack der Kostproben.
Deine Hintergrundinformationen zu Destillerien und
die wirtschaftliche Verfl echtungen deren Eigentümer sind
für mich oft unbekannt und es ist eine Wonne bei deinen
Ausführungen zu zuhören. Auch sind dank deiner fl eißigen
Kameraarbeit von den Treffen immer Fotos vorhanden
(Mein Badmils Black Archiv besteht fast ausschließlich aus
deinen Aufnahmen).
Alexander du bist ein Fixstern – nicht nur als Fachmann in
der Whiskyszene. Du bist darüber hinaus ein aufmerksamer
Beobachter und ein mit nobler Zurückhaltung ausgestatteter
Ratgeber. Ich danke der glücklicher Fügung dich kennengelernt
zu haben.
151¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯OSTTIROLER.
ERICH UNTERWURZACHER
Unsere Nummer 118
Igls: selbsternannter „Luftkurort“ oberhalb von Innsbruck am
Fuß des Patscherkofel, Hausberg der Innsbrucker. Durch Luxushotels
wie „Sporthotel“ und „Iglerhof“ entwickelt sich das Dorf
kontinuierlich.
„Kalt- und Warmwasser“-Hinweise an den Häusern
der Privatzimmervermieter wurden nach Renovierungen
überflüssig. Ordentliche Pensionen entstanden. Immer mehr
Hotels und Cafés siedelten sich an. Das bedeutete, nicht nur
„Sommerfrischler“, sondern auch Einheimische aus Innsbruck
und Umgebung suchten in Igls, Erholung. Machten einen-
Spaziergang, konsumierten gemütlich Kaffee mit Kuchen im
„Stefanie“,„Stern“ oder „Stettnerhof“.
Die Olympiade 1964 verhalf Igls zu einem noch höheren
Bekanntheitsgrad. Bobsportler teilten die Bobbahn Igls mit
der sich neu verbreitenden, durch Pionier Gunther Sachs in St.
Moritz bekannt gemachten Sportart, „Skeleton“. Tennis war
noch nobel, exklusiv, praktisch die Vorstufe zu Golf.
Ein Naturjuwel, die im Igler Park angelegten Tennisplätze.
Der „Zauber-Dr.“ Kolitscher behandelt wohlhabende Damen
und Herren(!) mit Schafs-Embryo-Impfungen. Spendet somit
schwächeren Patienten Hoffnung, sich zu erholen und den
üblichen Alterungsprozess des Körpers zu verlangsamen.
Innsbruck-Igls springt 1976 kurzfristig für Denver ein und organisiert
zum zweiten Mal Olympische Spiele. Franz Klammer
gewinnt in kanariengelbem Renn-Anzug die Patscherkofel-Abfahrt.
Zusätzlich zum 8-Loch-Golfplatz „Sparbegg“ in Lans eröffnet
der 18-Loch-Golfplatz im nahegelegenen Rinn. All diese
Aktivitäten vergrößerten den Bedarf an Personal natürlich
erheblich! Nicht nur in Innsbruck-Igls, sondern in ganz Tirol.
Damals noch ohne „Wellnesshotels“, war die Steiermark
ein wahrer Brunnen frischer und williger Arbeitskräfte. Es
entstanden Tiroler-Steirer-Bekanntschaften, -Verbindungen,
-Seilschaften, -Verlobungen,-Hochzeiten und -Kinder. Auch in
Osttirol war die Situation nicht viel anders, zu wenig Arbeitsplätze
dort, man zog, wenn möglich, nach Westtirol. (Nordtirol
ist gemeint – Anmerkung der Redaktion) Und da sind
wir jetzt bei der Hauptperson dieses Beitrages gelandet: der
1946 in Osttirol geborene Erich Unterwurzacher: Der Vater
von acht Kindern, Herr Unterwurzacher Senior, war nach Igls
¯152
gezogen und verrichtete dort im angesehenen Hotel „Iglerhof“
in Igls als Hausmeister seinen Dienst. Sohn Erich besuchte
dort die Volksschule und die Hauptschule in Innsbruck.
Beeinflusst durch Papas Anstellung im „Hotel Iglerhof“
verdiente Erich ab 1959 dort als „Mädchen für alles“seine
ersten (Trinkgeld-)Schillinge. Per Bauchladen Zigaretten- und
Zigarren-Verkauf, Koffer schleppen, Lift bedienen, Sachen
reparieren etc. Alsbald servierte er Getränke in der Lounge,
später dann Speisen und Getränke im Speisesaal und endete
schließlich hinter der Bar. Dort gefiel es Erich am besten. Hier
fühlte er sich wohl!
Hier, im „Hotel Iglerhof“, lernte er seine spätere Frau Renate,
tätig an der Rezeption, kennen. Bar und Renate würden
in Zukunft sein Leben bestimmen. In immer wechselnder Reihenfolge.
Der Iglerhof wurde an den Immobilienhändler Franz
Knollseisen verkauft und es entstanden Wohnungen. Das ehemalige
Iglerhof-Personal fand mehrheitlich im neu eröffneten
Hotel Holiday Inn, nahe dem Triumphbogen in Innsbruck, eine
Beschäftigung.
Erich erweiterte seinen Horizont im „Hotel Stafford“,
London, „Hotel Bär“ in Ellmau/Tirol, und im „Inntalerhof“,
Mösern. 1976 startete Erich bei seinen Alt-Kollegen im ehemaligen
Holiday Inn, nunmehr Sheraton, an der Hotelbar.
Hier kreuzten sich 1988 unsere beruflichen Wegen wieder.
Erich als Bar-Chef, ich als Seagram AD. Mit dem ehemaligen
Küchenchef vom Iglerhof und nunmehr Sheraton-Einkäufer
des Hotels, Herrn Franz Göschl, verstand ich mich bestens.
Zwischen Direktor Gsenger und mir entstand ein freundschaftliches
Verhältnis.
Logisch, dass auf meine Produkte Rücksicht genommen
wurde.(Direktor Gsenger wurde dann später, nach seiner
Übersiedlung zu Sheraton Salzburg, mein „door opener“
ebendort.) Obwohl ich fünf Bundesländer zu betreuen hatte,
nahm ich mir die Zeit, Erich regelmäßig und oft zu besuchen.
Er war oft mein letzter Besuch des Tages. Hier wurden Cocktail-Trends
und
„ÖBU-News“ besprochen. Trotz seines Bestreben, durch
Ideen etwas Neues für seine Gäste anzubieten, erfuhr Erich
von der Führungsetage nicht viel Verständnis und daher
kaum Entgegenkommen. Herr Erich arbeitete trotzdem immer
freundlich, bestens gelaunt, voller Elan und professionell
weiter, tüftelte an neuen Drinks und verlor nie die Hoffnung,
irgendwann unterstützt und gelobt zu werden. Schöne
Tages- und Wochen-Angebote, handgeschrieben und mit
Fotos versehen, fertigte Erich daher persönlich an. Seine Leidenschaft
waren die Cocktails in „seiner Bar“, seine Gäste
und die Begegnungen mit den ÖBU-Kollegen. Wenn es
der Dienstplan ermöglichte, verpasste er keinen Cocktailmix-Wettbewerb.
Zahlreiche Urkunden und Pokale zeugen
davon!
Nach zahlreichen Umbauten „seiner Bar“ und über 30
Jahren im Dienst mit Umbenennungen von Holiday Inn auf
Sheraton von Sheraton auf Scandic Crown und von Scandic
Crown wiederum zu Holiday Inn verabschiedete sich
Erich von seinem ereignisreichen Cocktail-Leben. (Heute
heißt dieses Hotel Radisson) Erich, der gekommen war, um
zu bleiben, lebt mit seiner Familie in Vill, unweit von Igls,wo
damals seine Gastronomiekarriere als junger Bursche seinen
Anfang genommen hatte. Dort, im zum Großteil selbst
gebauten Haus, bastelt er keine ausgefallenen Cocktails
mehr zusammen,sondern modellgetreue, aus verschiedenen
Holzsorten gefertigte Holzautos! Die Wochen vor Weihnachten
und Ostern ist Erich in verschiedenen Kaufhäusern
damit beschäftigt,entspannt, ausgeglichen, zufrieden und
beratend seine Unikate weiterzubringen.
Der Unterschied zu früher sind nur die Produkte!
153¯
¯EX-PERTENOSTTIROLER.
ERICH UNTERWURZACHER
über Alexander Weller
REPLIK
Meine Erinnerungen an Herrn Alexander Weller
liegen über 50 Jahre zurück, er war damals in Igls
auf Saison im Schlosshotel/ Sporthotel als Oberkellner/Barman
tätig und ich im Golfhotel Iglerhof in der
Hotelbar.
Die Mittarbeiter in beider Hotels waren eigentlich alles
Österreicher, Herr Weller war Holländer und fiel wegen
seiner Sprache während einer Unterhaltung im Lokal
natürlich auf und dann, nach vielen Jahren trifft man sich
plötzlich wieder. So nahm das Wiedersehen 2013 seinen
Lauf.
In meiner Laufbahn als Barman seit 1970 in Hotelbars
tätig, habe ich auch Erfahrung sammeln können und viele
Berufskollegen aus der Hotelbranche, der Bar-Scene und
ÖBU Sektion kennengelernt und erinnere mich besonders
gerne an Herrn Alexander Weller, AD bei Fa. Seagrams,
später Fa. Schlumberger.
So kam es ab 1989/90 bis 2007, fast 20 Jahre lang,
immer wieder zu einer Zusammenarbeit mit Herrn Weller
auf organisationscher Basis bei Events, Veranstaltungen und
Präsentationen im Hotel Scandic Crown.
Eines Abends, Herr Weller kam auf einen Drink zu mir
in die Hotelbar, hocherfreut über seinen Besuch, offenbarte
ich mein Anliegen an ihm. Ich wollte für meine Gäste eine
attraktive Cocktailkarte machen. Daraufhin gab mir Herr
Weller interessante Vorschläge, half mir bei der Cocktailauswahl,
Karte Gestaltung, Kalkulation und Druck der
Karte. An meiner Aufnahme als aktives Mitglied in die ÖBU
1995 bis 2003 hat auch Herr Weller Alexander maßgeblich
beigetragen.
Am 28.10.1995 wurde das Casino Innsbruck eröffnet,
gleichzeitig soll im Hotel Scandic Crown von der ÖBU der
Alpenländer Cup und der Internationale Longdrink Wettbewerb
stattfinden. Tage zuvor, Herr Weller bewegte mich
zielstrebend dazu an diesen Wettbewerb teilzunehmen und
eine Aufnahme in die ÖBU zu beantragen um weiterhin
an Wettbewerben teilnehmen zu können. Dank Herrn Wellers
Hartnäckigkeit, wurde ich in die ÖBU aufgenommen.
In den 8 Jahren meiner ÖBU Zugehörigkeit habe ich an 29
Cocktail-Wettbewerben teilgenommen. Die Pension rückte
¯154
näher, 2007/2008 war es soweit und unsere Zusammenarbeit
endete.
Es war eine lehrreiche Arbeitszeit in meinen Berufsleben
als Barman mit Höhen und auch Tiefen, wie man so schön
sagt, aber auch mit besonderen Ereignissen, Erlebnissen
und interessanten Menschen.
Besonders Herr Alexander Weller und viele damalige
enge MittarbeiterInnen und BerufskollegInnen bleiben mir
guter in Erinnerung.
Im Februar 2013, nach 7 Jahren, kam es zufällig mit
Herrn Weller zu einem Wiedersehen. Unsere alte Freundschaft
wurde erneuert und gepflegt. Es entstand peu à peu
eine „EXperten-Team“. „EX“ groß geschrieben! Inzwischen
sind wir 12 Personen. Wir sind lauter Kollegen aus der Gastronomie,
kennen die gleichen Leute, wir interessieren uns
für die gleiche Themen, tauschen Neuigkeiten aus, organisieren
monatlich einen Kulturellen Ausflug und gehen in ein
nettes Restaurant gemeinsam gemütlich zu Mittag essen.
Motto: Wir lieben das Leben.
NOCH EINE SEITE MIT DEN GRANDIOSEN WERKEN
RUND UM EINE SIMPLE VODKA – FLASCHE.
155¯
¯156
157¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯KÄSE-HARRY.
HARALD WEIDACHER
Unsere Nummer 120
¯158
Eine Parallele zwischen mir und Herrn Harald Weidacher, in
der Folge „Harry“ genannt, besteht praktisch schon seit der
Volksschule. Auch bei Harry bestand in der Schulklasse das
System, Schüler in alphabetischer Reihenfolge aufzurufen.
Und „W“ befindet sich nun mal nicht am Anfang des
Alphabets. Glück hatte man, wenn nach „We…“ noch ein
Klassenkamerad existierte. Man war dadurch nicht der Allerletzte!
Sprichwörter sind gesprochene Wörter, stehen also
nicht in Stein gemeißelt! „Die Letzten sollen die Ersten sein“,
war zumindest in der Schulzeit eine falsche Interpretation!
Gewiss aber ist, dass man sich automatisch ein bisschen mehr
anstrengen soll, nicht der Letzte zu bleiben. Und das prägt.
Wir „Ws“ sind geneigt, im Leben automatisch immer ein wenig
„mehr“ zu liefern als notwendig.
Mein „We“-Kollege Harry, 1965 in Innsbruck am grünen
Inn geboren, startete sein Gastronomieleben 1980 im „Hotel
Grauer Bär“ in Innsbruck mit dem Lehrabschluss im Service.
Anschließend zwei Jahre Demi Chef de Rang ebendort und
Wechsel zum Grand Hotel Europa, ebenfalls in Innsbruck.
Als Jungtiroler mit Fernweh behaftet (dies im Gegensatz
zu Tirolern im Alter, die mit Heimweh zu kämpfen haben), war
ein Engagement als Steward auf der MS Sagafjord und MS
Vistafjord eine logische Herausforderung. Ausreichend am Luxusliner-Leben
teilgenommen, wieder retour nach Österreich,
diesmal als 2. Oberkellner im „Hotel Grauer Bär“.
Ab 1989 Geschäftsführer des „BIG BEN“ in Kitzbühel.
Sieben Jahre Mitplaner und Mitarbeiter bei der Entwicklung
der „Miedler Gastro Betriebe“, bestehend aus „Post“/Jochberg,
„Madlen“/Kirchberg und „Hornplatz“/Kitzbühel. Ein
nicht allzu langes Gastspiel als Billa-Filialleiter in Kirchdorf
- das sollte man ja auch mal ausprobieren - blieb Harry zwei
Jahre der Kitzbüheler Gegend im Hotel „Kramerhof“, ebenfalls
Kirchdorf/Tirol, treu. Mit so viel Erfahrung macht man
sich - vorausgesetzt die Ehefrau spielt mit -, sobald sich die
Möglichkeit bietet, selbstständig! Harry und Ehefrau Barbara
lernten sich in Innsbruck im Night Club „Pascha“ kennen.
Barbara war in einem Immobilienbüro tätig und arbeitete
in ihrer Freizeit aushilfsweise im Pascha. Harry gefiel als Besucher
nicht nur das Lokal, sondern vor allem die Serviererin
Barbara! Harry und Barbara eröffneten 1999 in St. Johann
nahe Kitzbühel das English-Pub „Old Dog“. Ein Lokal, voll gepflastert
mit original typisch britischen Accessoires.
Neben offenem Beck‘s Bier und Maisel‘s Weisse hatten
die Gäste die Wahl zwischen zusätzlich fünfzig (!) verschiedenen
Biersorten! Für mich als „Heineken Heini“ nicht
unwichtig, das Produkt Heineken zu forcieren. Meine Besuchszeiten
waren immer so um 16 Uhr, noch bevor die durstigen
Tourismusschüler das Lokal vereinnahmten. Da hatte Harry
Zeit. Hinter der Bar, Barbara mit Serviererin bereit, immer bestens
gelaunt, den erwarteten Ansturm zu bewältigen. Harry
in Warteposition im Lokal oder auf der Terrasse. Harry hatte
etwas Bayrisches! Zwar ohne Lederhose, aber immerhin.
Vielleicht ein halbes Kilo zu viel am Hosengurt, den Schalk
im Nacken, stresslos, freundlich, verständnisvoll, humorvoll mit
„Passt eh“-Mentalität. Ein beruhigender Schmähschädel halt.
Aufgeschlossen für Ideen, neue Drinks und Aktionen.
Für mich der ideale Partner. Genauso erfreulich wie es ist,
neue Kunden zu gewinnen, ist es ebenso traurig, Kunden zu
verlieren. Harry, sehr zur Freude von Gattin Barbara, sagte
dem englischen „alten Hund“ nach vier Jahren ade und bereitete
sich vor für ein Lehramt an der „HBLA für Tourismus und
Hotellerie“ in St. Johann. Er entschied sich also für ein ruhigeres,
geregelteres Leben mit festgelegten Sperrstunden.
Sein zweites Leben nahm Formen an: erfolgreiche Lehramtsprüfung,
unterrichtete Getränke- und Servierkunde.
Vortragender für Agrar und Umwelt. Ausbildung Käsesommelier.
Obmann Käsesommelier-Verein Österreich. Milch- und
Käse-Sensoriker. Als absoluter Höhepunkt seiner beruflichen
Entwicklung wurde Harry mit dem ehrenvollen Titel „Käsesommelier
des Jahres 2021“ ausgezeichnet! Charles de Gaulle
hat mal erwähnt: „Wie soll man ein Land mit über 300 verschiedenen
Käsesorten regieren?“
Harry ist gewiss bekannt, über wie viele Käsesorten Österreich
verfügt, bestimmt wesentlich weniger. Trotzdem ist das
Regieren bei uns in Österreich offensichtlich auch keine leichte
Aufgabe! Bleibt noch zu erwähnen, dass die holländischen
Käsesorten eine bessere Qualität aufweisen als die österreichischen.
Zumindest was das globale Image betrifft.
Da muss Harry noch ein bisserl dran arbeiten!
Laudatio Käsekaiser 2021
Als im Jahr 1987 der erste „Käsesommelier des Jahres“ einen Käsekaiser erhielt, war es
Herbert Schmid – seinerzeit Käsesommelier im Steirereck, der mit dem Preis ausgezeichnet
wurde. Damit war klar, auf welchem Niveau der Käsekaiser angesiedelt ist. Auf dem
höchsten! Dort etablierte er sich seither als die höchste Würdigung, die ein Käsesommelier
hierzulande für seine herausragenden Leistungen erhalten kann. Auch heute, 34 Jahre
später, zeichnen wir wieder einen Menschen aus, der sich in ganz besonderer Weise für das
Käseland Österreich und die Weiterentwicklung der heimischen Käsekultur im In- und
Ausland verdient gemacht hat.
Geboren wurde unser Laureat 1965 in Innsbruck, das er gewissermaßen auf dem Seeweg
verließ. Denn auch wenn es dem umtriebigen Tiroler nicht unbedingt in die Wiege gelegt
wurde, einige Jahre seiner gastronomischen Laufbahn, verbrachte er auf Schiffen – und
somit an vielen Orten dieser Welt. Anders gesagt: Sein kulinarischer Lehrmeister war die
ganze Welt.
Seiner Frau ist es zu verdanken, dass er sein großes Wissen seit 1998 an die nächste
Generation weiterreicht. Damals stieg er in den Lehrberuf ein. Bis heute profitieren seine
Schülerinnen und Schüler in den Tourismusschulen Am Wilden Kaiser von seinem enormen
Fachwissen. Am 7. November 2008 krönte er seine Weiterbildungen mit dem Abschluss der
Käsesommelierausbildung in Kärnten. Den letzten Stein auf diese Krone setzte er, als er auch
zertifizierter Milch- und Käsesensoriker wurde.
Nicht nur seine Leidenschaft für Käse, auch seine ausgeprägte Empathie ist charakteristisch
für ihn. Eine Kombination, die zeigt, warum er von 2012 bis 2017 dem seinerzeit
angeschlagenen Verein Käsesommelier Österreich als Obmann und engagiertes Mitglied zu
neuer Blüte verhalf. Der Verein „blüht“ noch immer und dafür sind und bleiben wir ihm sehr
dankbar.
Seit 2018 widmet er sich neben seiner beruflichen Tätigkeit dem Aufbau und der Leitung der
Käsesommelierausbildung für Lehrkräfte in landwirtschaftlichen Schulen. Mit Refresh und
Brush Up Trainingseinheiten hält er die Lehrkräfte in den Tourismusschulen zukunftsfit. Seit
drei Jahren ist er auch Mitglied der internationalen Käse Guilde, ein begehrter Juror und
Prüfer bei nationalen und internationalen Käsewettbewerben. Er, das ist der großartige
Harald Weidacher!
Lieber Harry, das Wichtigste ist, du warst immer ein verlässlicher Freund auf den man zählen
kann. Nie hast Du aufgehört dich weiter zu bilden. Du stellst dein Wissen immer anderen zur
Verfügung und legst dabei großen Wert auf zwischenmenschliche Harmonie. Wir würdigen
heute dein großes Engagement für den Käse und verneigen uns vor deiner menschlichen
Leistung, die weit über das fachliche hinausgeht.
Lieber Harald Weidacher, heute zeichnen wir dich für dein Lebenswerk mit der höchsten
Auszeichnung für heimische Käsebotschafter aus, dem AMA-Käsekaiser in der Kategorie
„Käsesommelier des Jahres 2021“.
Wir gratulieren Dir dazu nicht nur ganz herzlich, sondern auch von ganzem Herzen.
159¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯NEUES KASSENSYSTEM.
FRANCESCO
Unsere Nummer 127
Eurotel, Montreux, Mai 1967: Das Hotel war neu. Nagelneu,
aber noch nicht ganz fertig! Der Oberkellner fungierte
als Dirigent. Er arbeitete nur mit seinen zwei Zeigefingern.
Er teilte uns ein. Ohne Taktstock: „Du machst das und Du machst
das!“
Hierarchische Unterschiede gab es nicht. Damit das Restaurant
und Personalbereich baldigst betriebsbereit wurden,
mussten alle anpacken und schleppen. Das Restaurant hatte
zusätzlich noch eine große Außen-Terrasse. Im Innen-Restaurant
hatten wir das altbewährte Service System, mit Oberkellner,
Chef de Rang und Commis. Auf der Terrasse aber,
arbeitete man alleine und da war jeder verantwortlich für
seine eigene Station. Francesco aus Neapel wurde meistens
auf der Terrasse eingeteilt.
Er liebte die frische Luft direkt am Genfer See. Besonders
das neue Kassa-System behagte ihm. Ein Kassabon bestand
aus zwei Teilen. Je einer für Küche oder Buffet und einer – optisch
ident, aber mit einer zwei Zentimeter kürzeren Allonge für
den Gast. Francescos Bons waren, durch geschicktes Ziehen,
gleich lang. Die Gäste-Bons steckte man ins leere bekannte
Schweizer 1/16 Fendant Weißwein Glas, auf dem Gäste-
Tisch. Nachdem die Rechnung bezahlt war, zerriss Francesco
die Gäste-Bons nicht, sondern verwendete diesen dann nochmals!
Ende August, so sagte er, erkrankte Francescos Großmutter
schwer. Und das, obwohl die Saison noch nicht zu
Ende war trat er, mit hervorragendem Zeugnis in der Tasche,
die Heimreise nach Neapel an. Zu spät erkannte die Geschäftsführung,
dass der immer strahlend lachende Francesco
nicht nur im Service gut gearbeitet hatte.
¯160
161¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯GESUNDES WASSER UND HEILBIER.
HARALD PICHLER
Unsere Nummer 130
Friesach, die älteste Stadt Kärntens, verfügt über ca. 5000
Einwohner. Im 6. Jahrhundert durch Slowenen und um 740
zusätzlich durch Bajuwaren besiedelt, entwickelte sich
eine sehr gemischte, interessante und schlaue Bevölkerungsgruppe:
Schlawiner“ und BAyern, JUbeln-feiern, Waren-aller
Art. Genau hier, in dieser geschichtsreichen Stadt, wurde mein
langjähriger Freund und Kollege, Harald „Harry“ Pichler 1969
geboren.1,92 m groß, schlank, fesch UND, wie wir gerade gelernt
haben, ab Geburt bereits intelligent. Das war nicht immer
so. Bei seiner Geburt war er wesentlich kleiner.
Im 15 Kilometer entfernten Neumarkt in der Steiermark
absolvierte Harry die Volksschule, Hauptschule und den
Polytechnischen Lehrgang. Der allerbeste Schüler war Harry
nicht, aber meistens der lustigste Kärntner dort in der Steiermark.
Kärnten, Steiermark, beide Bundesländer bekannt als
Genussregionen, inspirierten Harry, eine Lehre in der Gastronomie
zu starten. Er entschied sich für ein drittes Bundesland
und meldete sich bei„ Gut Brandlhof“ in Saalfelden, Salzburg.
1985 bis 1989 lernte Harry als Koch-Kellner alle Gepflogenheiten
eines Luxushotels kennen. Seinen Rucksack reichlich mit
Gastro-Erfahrung vollgepackt, wanderte Harry nach Villach.
Im „Warmbaderhof“, in der Funktion als Barkeeper, wurde
Harry automatisch zum Entertainer. Logisch, man steht an der
Front und immer im Schaufenster seiner Gäste. Schnell und
soigniert versorgte Harry seine illustren Gäste mit exotischen
Drinks, extra garniert mit, man ist ja nicht umsonst Entertainer,
dazu passendem Schmäh.Inzwischen nach Klagenfurt gezogen,
ergab es sich fast automatisch, im nur einen Fußmarsch
vom Wohnort entfernten „Gasthof Krall“ tätig zu werden. Ab
1991, zuständig für ALLES, was in einem Gasthof so anfällt,
war Harry keine Arbeit zu schade. Der familiäre Umgang mit
der Familie Krall und den Gästen gefiel Harry besonders.
Er fühlte sich wohl, wie in einem zweiten Zuhause. Dennoch
wechselte er vier Jahre später seinen Beruf, mochte nicht
immer am gleichen Platz bleiben. Wollte mobil sein. Bei der
Schleifmittelfirma „Braun 3M“ fand er diese Voraussetzungen.
Zuständig für die Region Süd, versorgte Harry im Firmenauto
A4 Quattro seine Kunden mit Schleifmitteln und war dort bis
2002 nicht nur happy, sondern auch erfolgreich.
Bis, ja, bis die Firma Schlumberger sich im Gasthof Krall
¯162
einquartierte. Schlumberger, inklusive meiner Person, war auf
der Klagenfurter Gastronomie Messe vertreten. Bei starkem
Geschäft war Harry immer wieder zum aushelfen im Gasthaus
Krall zugegen. Weil es Spaß machte! Servieren. Bier zapfen.
Schmäh zapfen. Harrys offene Art, sein lockerer Umgang mit
den Gästen, auch mit uns, blieb Gastronomie Verkaufsleiter
Herr Walter Bauer nicht verborgen. Resultat: Herr Harald
Pichler verkaufte ab 2002 keine Schleifmittel mehr, sondern
weltweit bekannte Spirituosen von höchster Qualität.
Eine Menge gemeinsamer Erlebnisse, Kundenbesuche,
Veranstaltungen, Messebeteiligungen und Auslandslehrgänge,
wie bei Metaxa in Griechenland oder Rémy Martin in
Cognac, Frankreich, schweißten uns automatisch als Freunde
zusammen. Bis 2007 bei Schlumberger, inzwischen zu „Top
Spirit“ umbenannt, eine neue Führung ihren Einzug nahm.
Auf „neu“ folgten Begriffe wie „anders denken“, „anders
arbeiten“, „anders orientieren“. In der Praxis kreierte man
dafür das Wort „Umstrukturieren“! Ältere und jahrelang treue
Mitarbeiter sind bei dieser neuen Denk- und Arbeitsweise
manchmal etwas träge. Sie verfügen meistens über wesentlich
mehr Fachwissen als die neu und anders denkenden Führungspersonen.
Tja, und das hemmt natürlich das Tempo der Umstrukturierung.
Daher sind Entlassungen unerlässlich.
Dieser unangenehme Prozess war bei uns merkbar vorhanden
und Harry war schlau genug, schneller als die Firma
zu sein: Kontaktaufnahme am Red-Bull-Stand auf der Herbstmesse
„Alles für den Gast“ 2007. Fazit:
Ab 2008 engagierte Harry sich bei Red Bull als Key
Account Manager, zuständig für Österreich Süd und -West!
Aber die Story ist noch nicht zu Ende: „Talheimer Heilwasser“-
Besitzer Herr Dietrich Mateschitz, seinen Mitarbeiter Harald
Pichlernach nach 12-jähriger Tätigkeit wohl kennend, bot Harry
an, die Geschäftsführung zu übernehmen, um Abläufe und
Umsatz zu optimieren. Wohl ein Angebot, das man eher nicht
ablehnt! Daher leitet Harald Pichler seit 2021 die Geschicke
von Talheimer Flüssigkeiten. Weil dort werden nicht nur quellendes
Heilwasser und gesunde Limonaden hergestellt und
in Flaschen abgefüllt, sondern auch bekömmliches Bier! Ja,
Harald Pichler ist nicht nur bei Entscheidungen, sondern auch
auf dem Motorrad schnell. Ziemlich schnell!
163¯
NBEGEGN UN GE
BESO NDERE
¯MONKEY "MIKE".
MIKE SCHMITT
Unsere Nummer 133
Das Mühlviertel hat seinen Namen von den Flüssen Große
Mühl, Kleine Mühl und Steinerne Mühl und hat seit 1993
zwei Nachbarn, Deutschland in NW und Tschechien
im Norden. Das Mühlviertel bedeckt ein Viertel vom Landesgebietes
Oberösterreich. Für Einheimische logisch, für mich als
gebürtigen Holländer nicht. Ich dachte, entweder es stehen dort
haufenweise holländische Mühl-Duplikaten oder, wäre es ein
Drittel der Fläche so würde man es als „Mühldrittel“ bezeichnen!
Hier im Mühl-VIERTEL befi ndet sich das idyllische Dorf
„Reichenstein“. Zusammen geschrieben! Ansonsten sich im
Kopf möglicherweise eine „Fake Story“ entwickelt. Hier
wiederum befi ndet sich das Gasthaus „Hoftaverne“. 1230
erstmals urkundlich als „Burgschenke“ erwähnt und seit 1881
in Besitz der Familie Schmitt, lebenslang betrieben durch Rosa
und Erich Schmitt.
Nach viele Stationen unter anderem am Wörthersee, hat
Tochter Monika den Familienbetrieb 2006 übernommen.
Neben viel Schmäh bietet Monika auch noch ausgezeichnete
Oberösterreichische Hausmannskost zu gästefreundlichen
"Einheimischen-Preisen". Der Schmäh gibt es dann gratis dazu.
Bruder Harry, ebenfalls mit Gasthaus Bazillus zur Welt gekommen
hat wie Monika, viele Sommer und Winter-Saisonen
absolviert, wie zum Beispiel in Ischgl und in Velden am Wörthersee.
Harry is im Dorf Mondsee sesshaft geworden und
arbeitet als „Sky Bar“ Chef im „Hotel Imlauer“ in Salzburg.
Mit Monikas zweiter Bruder Michael, wie seine Geschwister
gasthausgeprägt, als Folge „Mike“ genannt, werden
wir uns jetzt ein bisserl näher beschäftigen:1971 in Freistadt
geboren durchwanderte Mike gemütlich, nicht immer ganz
brav, bis 1989 zu Hause in Reichenstein die Volksschule, die
Hauptschule in Pregarten und die Gastgewerbefachschule
Bad Leonfelden. Erste Restaurant Fußstapfen hinterließ er, nach
seine Erfahrungen zu Hause, im „Sporthotel Gossau“ und
„Gasthof Rote Wand“ in Zug/Lech. Interessanter empfand
Mike das Bargeschäft und wechselte im Sommer zum „Rainers“
nach Pörtschach, damals wohl Österreichs bekanntester
Bar und im Winter nach Zürs ins „Zürserl“, auch kein unbekannter
Bar! Nach dem Präsenzdienst 1991 zählte für Mike
der Wechseldienst Sommer/Winter von Rainer Husar zum
¯164
„Hotel Madlein“ in Ischgl, fast zum Lebensstandard. 3 Sommer
bei Rainer und insgesamt 8 Sommer-Winter Saisonen an
der Hotel Bar in Ischgl.
An unser erster Zusammenarbeit kann ich mir deshalb gut
erinnern denn bereits bei seiner erste Teilnahme, unter Fittiche
von Stefan Stevancsecz, beim von der ÖBU und mir mitorganisierten
„Rendl Beach Cocktailwettbewerb“ 1992, Mike
den sehr begehrten „Arbeitspreis“ gewann. Dieser Preis wird
durch eine professionelle Jury für saubere und perfekte Arbeit
bewertet und vergeben. Motiviert durch diesen Erfolg war
seine Entscheidung sich als Mitglied der ÖBU zu registrieren
eine logische. Seitdem sollten noch viele Mixwettbewerbe
und Pokale folgen!
Zu dieser Zeit war es mir vergönnt, ab Treffpunkt Linz, mit
Chauffeur Mike als „Fremdenführer“, sein Zuhause zu besuchen.
Nach ein Sightseeing Fahrt durch viel, viel, echt viel
Gegend, waren wir am Ziel im Gasthaus „Hoftaverne“.
Zum Mittagessen freundlicherweise eingeladen, bleiben
mir die durch Mikes Mutter Rosa zubereitete Oberösterreichische
Knödel in lebhafte Erinnerung. In Holland hatte man
damit Tennis spielen können, in Reichenstein und Oberösterreich
reiht man das unter der Kategorie „Spezialität“ ein.
Zur Hoftaverne gehören nicht nur mengenweise historische
Geschichten, sondern auch ein übervoller Karpfenteich. Die
Karpfen waren ziemliche Granaten. Richtig durchgefuttert.
Möglicherweise, so dachte ich mir, gefüttert mit Oberösterreichische
Knödel.
Mikes Leben nach Madlein geht weiter, zuerst, weil „over
the ocean“ sollte jeder mal gewesen sein, Überwinterung als
Barchef in „The Warf“ auf Cayman Island. Logisch, denn dort
haben Sommercocktails ihre Berechtigung, in Ischgl weniger.
Wieder retour hört das Zigeuner Leben nicht auf: „Anna W“
- Pörtschach, bei Hotel Post, „Posthörndl“ Ischgl hinein in das
laute Nachtgeschäft, „Liehmann“ – Seewalchen, „Vernissage“
– Zürs, und „Friesacher Stadl“.
Bei all diese ganze Stationen, außer „over the ocean“,
habe ich Mike begleitet und er hatte schon längst einen festen
ABSOLUT Chip implantiert, deshalb hat er ununterbrochen
voller Enthusiasmus mit unzählige ABSOLUT Varianten experimentiert,
introduziert und erfolgreich verkauft. Bei „Friesacher“
machter er „Eins mit Eins“ salonfähig und populär: ½ Liter
frisch gepresster „Pink grapefruit juice“ mit 0.7 ABSOLUT
Vodka. Für mich immer eine echtes „Happening“ junge
Motivierten Barkeeper, wie Mike, bei der Arbeit zu beobachten.
Schaut alles leicht aus, ist aber nur nach jahrelanger
Praxis realisierbar. Man muss nicht nur Mixen und kassieren,
auch, wie die Eiskunstläuferinnen, immer ein freundliches
Gesicht machen!
Mikes Reise ist noch lange nicht zu Ende: 2002
Gründung der Handelsfirma „Barworld“ und Barchef „Bluu
Club“ in Linz. Mit dem „Glashaus“, Bar Restaurant mit ca.
250 Verabreichungsplätze in Wels folgen Selbständigkeit.
Hier handelt er sich freiwillig wesentlich mehr Tätigkeiten,
als nur Cocktail-Mixen, ein.
Hier wurde er auch als Barman des Jahres 2006
ausgezeichnet! Nach Veräußerung seiner Firmenanteile,
zurück zum Angestelltenverhältnis: März 2011 „Sichtbar“-
Grieskirchen, „Lennox Bar“- Linz und sein letzte Coup, seit
2013 angestellt bei einer der weltweit größten Spirituosen
Unternehmen, Pernod Ricard, bereist, betreut, besucht und
berät Mike Kunden in Nieder- und Oberösterreich. Bei
Wifi Linz und Salzburg vermittelt Diplomsommelier „Herr
Michael“ Nachwuchskollegen und Kolleginnen sein Wissen
über Flüssiges. Mit Bruder Harry geht es öfters mit dem Radl
Mal schnell auf den Großglockner, oder geht lange laufen
– Langlaufen. Sämtliche berufliche Eskapaden, also wenig
Zuhause, sind nur machbar wenn die Ehefrau da mitspielt.
Außerdem sind da noch zwei Töchter die Papa hie und da
sehen wollen. Dennoch Zeit für seine Leidenschaft das Glas
zu heben bleibt immer, sei es beruflich oder Privat. Logischerweise
gefüllt mit einem Pernod Ricard Produkt.
165¯
¯166
167¯
NBEGEGN UN GE
BESO NDERE
¯DER RUHIGE.
MICHAEL KOMENDA
Unsere Nummer 134
Sommer 1969: Mit meiner damaligen Freundin und späteren
Ehefrau Ingeborg besuchten wir, inklusive meinen
späteren Schwiegereltern, den Tiroler Pfarrer Horst
Durchhalter. Einen Tiroler Pfarrer zu besuchen ist natürlich nichts
Weltbewegendes.
Sehr wohl besonders, dass Pfarrer Durchhalter, dankbar
über unseren Besuch, es nicht leicht hatte, dort durchzuhalten!
Obwohl schon lange her, erinnere ich mich deshalb daran,
weil zuerst die Autofahrt von Innsbruck zum Dorf Horn, direkt
an der Grenze zur Tschechoslowakei, damals eine lange und
mühsame war. Wir besuchten nicht nur den hocherfreuten
Pfarrer, sondern füllten unseren Kofferraum ausreichend mit
Bouteillen und Doppelliter Wein.
Zum Zweiten erinnere ich mich deshalb noch so genau
daran, weil die Reaktionen der Winzer, als sie erfuhren, dass
in Tiroler Lokalen für ein Viertelliter Wein 25.- Schilling verlangt
wurden, von absolutem und totalem Unglauben geprägt und
daher unvergesslich waren!
Genau in diesem Jahr, 1969, wurde Michael Komenda,
die Hauptperson dieser Geschichte, in Wien geboren, wo er
die Volksschule ohne weitere besondere Vorkommnisse besuchte.
Er absolvierte in Horn das Bundesgymnasium und die
HAK. Interessiert an Gastronomie, startete Michael seine, wie
man sehen wird, weitschichtige, abwechslungsreiche Karriere
als Koch- und Kellnerlehrling im „Stadthotel Eggenburg“.
Unterbrochen durch das Bundesheer in Mautern an der
Donau, folgte sein erstes Bar-Engagement als Commis de Bar
im Hotel Intercontinental, Wien.
Ab dem Winter 1989 bot sich ihm die Chance, die Bar im
Interalpen Hotel in Telfs, Tirol, zu übernehmen. Ab hier beginnt
meine Zusammenarbeit mit dem Barkeeper „Herr Michael“.
Für mich als Chronikschreiber wird die Geschichte über
Michael Komenda,wenn ich seine zahlreichen Saisonen
einzeln und mit Jahres- und Sommer-Winter-Angabe präzise
beschreibe, ein wenig kompliziert. Deshalb versuche ich mich
so kurz und übersichtlich wie möglich zu halten, wobei die
angegebenen Betriebe so oder so über Sommer oder Winter
Klarheit schaffen.
Nach Telfs geht es mit der „MS Sagafjord“ auf Hohe
See, Oslo–Nassau, Bahamas und retour. Barchef Hotelbar
¯168
„Tümmlerhof“, Seefeld, Barkeeper „Hotel Edelweiß“, Zürs, drei
Sommer „Rainers Bar“, Pörtschach, „Fledermaus“, Seefeld,
„Top Hotel Hochgurgl“, „Alpenrose, Zürs“, zwei Sommer
Hotel „Schloss Seefels“, „Hotel Elisabeth“ Ischgl und zwei
Winter „Hotel Zürsersee“ Zürs. Sechs Saisonen „Roses Bar“
in Pörtschach. Eifriger Praktikant des „Blue Monday“! Zwei
Flaschen ABSOLUT-Vodka zum Einzelpreis! Für Gäste war
es sinnvoll, Michael täglich nach der Arbeit zu besuchen und
den Inhalt innerhalb einer Woche zu bewältigen, mit dem
Ziel, am nächsten „Blue Monday“ wieder zwei Flaschen zu
bestellen.
ÖBU-Mitglied Michael, erfolgreicher Teilnehmer vieler
Cocktailwettbewerbe, ein wahrer Cocktailspezialist. In keiner
Weise abgehoben. Mit seiner ruhigen, angenehmen Art war
es für mich immer eine Freude, Michael bei seiner Arbeit
zu beobachten. Vor allem, wenn „die Hütte voll war“, denn
Übersicht und Ruhe zu bewahren war seine Spezialität.
Drei Sommer „American Bar“, Pörtschach, acht Winter
Restaurantleiter und Dipl. Sommelier im „Hotel Montana“,
Oberlech. Ab „Punchstand, Klagenfurt“: Wechsel zu ruhigerem
Ambiente, vier Saisonen „Restaurant Porto Bello“ im
Schloss Seefels.
Auch die Seeterrasse mit direktem Boots-Anfahrplatz
gehörte zu Michaels Arbeitsgebiet. Schon etwas surreal,
wenn Gäste wie Udo Jürgens unter heiterem Himmel auf
türkisblauem Wasser mit ihrem Boot andockten und zum Lunch
vorbeikamen.
Nach Pörtschach nochmals zwei Saisonen Hotel „Montana“,
Oberlech, Sechs Sommer „Jilly Beach“, Pörtschach, sowie
„Wispelhof“ in Klagenfurt. Kurz zusammengezählt waren
das, wenn ich richtig gezählt habe, zum Teil 45 verschiedene,
von intensiver Arbeit geprägte Arbeitsplätze! Das bedeutet
Kofferpacken, neue Umgebung, neue Gewohnheiten, neue
Chefi täten, neue Kolleginnen und Kollegen.
In Horn, damals, hatte Michael sich dieses Leben eher
nicht erwartet. Eine Art „Wanderleben“ zu führen, wäre ohne
Einwilligung und Mitarbeit seiner Frau Annemarie natürlich
nicht möglich gewesen! Kennengelernt haben sich die beiden
in „Rainer‘s Bar“. Nicht im „Roses“, denn da galt die „Eins für
zwei Regel“… Michael, obwohl ruhiger Arbeiter, liebt in seiner
Freizeit rasantes Ski- und Motorradfahren. Zum Relaxen
schätzt er ein gutes Glas Wein, Whisky oder Champagner.
Nicht scheu, Neues zu erleben, wechselt Michael Anfang
2017 die Fronten und entscheidet sich für die andere
Seite des Geschäftes. Er heuert bei einem der größten Spirituosenkonzerne,
Pernod Richard, an, denn hier vertritt er
genau das, was er schätzt: absolute Top-Qualität! Michael
spielt Beichtvater, engagiert, akquiriert, beackert, verwöhnt
und bespielt seine Kunden in Kärnten, Osttirol und einem
Teil der Steiermark. Da kennt er sich hervorragend aus!
Einziger Unterschied zu früher: Die Gäste sind zu Kunden
geworden.
169¯
NBEGEGN UN GE
BESO NDERE
¯KEEPER OF THE QUAICH.
GERT WEIHSMANN
Unsere Nummer 135
Villach, wer hätte das gedacht, ist die siebtgrößte Stadt
Österreichs! ABER, eh klar, nach Klagenfurt erst der zweit
größte in Kärnten….Das erzeugt natürlich eine gewisse
ewigdauernde Rivalität.
Das macht sich nicht nur im Sport bemerkbar. Im täglichen
Klagenfurter Sprachgebrauch wird Villach nicht gerade
zimperlich behandelt. Da erhält humoristischer Sarkasmus
wohl die Überhand. Die Villacher behaupten allerdings, dass
die Klagenfurter nicht nur einen Drachen ihr eigen nennen.
Vergleicht man die in einer dieser Städte geborenen berühmten
Persönlichkeiten, so ist Klagenfurt wiederum oben auf der
Liste. Unsere Hauptperson dieses Beitrages, Gert Weihsmann,
stammt, der Leser wird es erraten haben, aus Villach und ist
österreichweit mit den Titel „Keeper oft he Quiach“ in der
Whisky Branche nicht nur sehr bekannt, sondern auch von
Bedeutung. Nur ein paar Österreicher können sich rühmen
diesen Titel inne zu haben.
Es gilt als höchste Ehrung die innerhalb der schottischen
Whiskykultur vergeben wird und entspricht in ihrer Bedeutung
einer Ordensverleihung. Geboren 1961, wir wissen jetzt wo,
interessiert sich Gert, nach Matura und Wehrdienst, neben
der Kärntner Sprachkultur, auch für andere Sprachen. Das
resultiert in ein Studium der Sprachwissenschaft in Wien. Ziel,
Ausbildung zum Übersetzer. Das Studentenleben ist nicht
billig, erfordert Einfallsreichtum, Flexibilität und Fleiß. Außerdem
verursachen Studentenkonversationen üblicherweise eine
trockene Kehle. Gert schnuppert nicht nur in Wien, sondern
arbeitet auch, sprachbedingt, in Italien in den verschiedensten
Restaurants und Lokale.
Zwei Jahre absolviert Gert bei Ca`del Bosco ein Marketing
Praktikum. Bei seinen gastronomischen Eskapaden
kommt Gert logischerweise mit den verschiedenste Whiskys
in Berührung. Das interessiert ihn besonders und wird sein
weiteres Leben prägen. Ab 2006 heuert er deshalb bei
der Spirituosen Gigant Pernod Ricard an, als Whisky-Ambassador
natürlich „just the right place to be.“ Er organisiert
und unterstützt im Laufe der Zeit an die 1.000 (!!!) Veranstaltungen,
Whisky-, Cognac- und Champagner Verkostungen.
Inzwischen hat er sich auf die Whisky Regionen Speyside und
Highlands spezialisiert und sein fulminantes Fachwissen zwei
¯170
Generationen von Barkeepern, Restaurant- und Hotelpersonal
weitergegeben. Selbstverständlich ist Gert viel im Ausland, hat
sich aber Zeit frei gemacht ZWEI Kriminal Bücher verfasst!
“Ischgler Schnee“ und „Wiener Lied“, erschienen im
Gmeiner Verlag, Messkirch-Deutschland, sind die Resultate!
Vielleicht hat Gert bereits über ein dritte Kriminal-Biografi e
nachgedacht. Titel: Kriminal Inspektor Gert sucht Teil 1 - besser
„Welcher Holländer hat das 50-Liter-Hering-Whiskyfass
entwendet?“
171¯
NBEGEGN UN GE
BESO NDERE
¯KUNST. KREATIVITÄT. PUR.
ALOIS JANTSCHER
Unsere Nummer 132
¯172
1964. Auf einem Bergbauernhof auf der „Gleinalpe“,
ein Gebirgszug in der Steiermark, nordwestlich von der
Landeshauptstadt Graz, wird klein Lois geboren. In äußerst
ärmlichen Verhältnissen mit vier Geschwistern aufgewachsen,
lernt Lois schon als Kind zu teilen! Spielsachen waren unerschwinglich.
Gekonnt und mit großer Freude bastelte Lois für
sich und seine Geschwister die schönsten Gegenstände. Diese
Fähigkeiten hat Lois im Laufe der Zeit perfektioniert. Er bastelt,
pickt zusammen, zeichnet und malt außergewöhnliche Bilder.
Er hätte professioneller Künstler werden können. Ist er
aber nicht: Volksschule in Kainach und Hauptschule in Bärnbach,
beide im Bezirk Voitsberg, Steiermark. Kein Großstadtleben,
jeder kennt jeden, wenig Verkehr, viel Natur. Lois und
Geschwister wurden von ihrer Mutter in das Gastgewerbe
geschickt, denn: „ Da gibt es immer was zum Essen und einen
warmen Platz!“ Das Ziel vorgegeben verbringt Lois seine
Koch und Konditor Lehrzeit in Schladming im „Hotel Rohrmoserhof“.
Nach der Lehre geht Lois Richtung Tirol als Chef de
Partie im Hauben Restaurant „Tiroler Weinstuben“, Brixlegg
und anschließend leistet er 1985 seinen Präsenzdienst in Freistadt,
OÖ.
Zurück in Tirol warten die verschiedensten Stationen: Konditor
im „Hotel Bergwelt“ - Obergurgl, Sous Chef im „Hotel
Olymp“ – Axamer Lizum, Konditor im „Hotel Alpina“ – Obergurgl
und bis 1990 drei Jahre Tournant im „Hotel „Interalpen“
– Telfs/Mösern. Diesmal ruft Wien: Chef Gardemanger im
„Hilton Plaza“. Die Hauptstadt ist natürlich interessant, aber
Tirol gefällt Lois besser: 1991 Chef Saucier im „Hotel Post“
– Lech. 1993 Küchenchef im „Restaurant Harlander“ – Imst.
1994 ehelicht Lois seine Isabell. Aus dieser Verbindung werden
sich später die Töchter Christine und Jasmina gesellen. In
der Küchenhierarchie am Gipfel angekommen, bekommt Lois
Bedürfnis nach Änderung und landet bei „Migros“ in Widnau,
Kanton St. Gallen, Schweiz, in der Feinkostabteilung. Unterstützt,
wenn Not am Mann ist, auch in der Metzgerei!
Nach zwei Jahren Schweizer Fränkli, verdient er bei
Eurospar in Imst ab 1997, ebenfalls in der Feinkostabteilung,
wieder Österreichische Schillinge. Mit diesen Erfahrungen
der oben erwähnten Funktionen, ist Lois mit der ganzen Skala
der regionalen, nationalen und internationalen Küche bestens
vertraut und wechselte 2001 zur Gastronomie Lieferant
Grissemann in Zams in den Außendienst! Vom Ötztal bis Seefeld
reicht sein Arbeitsgebiet. Hier betreut Lois bestehenden
Kunden und akquiriert Neu-Kunden.
Bei den sogenannten zweimal jährlich stattfi ndenden
„Hausmessen“ lernten wir uns kennen. Lois als direkt Verkäufer.
Ich als Unterstützer, also als indirekter Verkäufer. 2006,
nach fünf Jahre Gastro AD bei Grissemann, meint Lois ein
anderes Gebiet zu betreuen wäre interressant und wechselt
zu Unilever als AD Gastronomie Gebietsleiter für West Tirol.
Ab 2008 der letzte berufl iche Wechsel. Lois startet bei Pernod
Ricard, einer der wohl größten Spirituosen Giganten weltweit.
Eigendefi nition „Eine Firma mit Herz“. Im zarten Alter von
44 Jahren bei einer Firma neu zu starten ist in dieser Branche
nichts Außergewöhnliches. Ich war bereits wesentlich älter, als
ich von Schlumberger engagiert wurde. Im Laufe der Jahre
hat man logischerweise ein beachtliches Netzwerk aufgebaut
und das ist für die jeweiligen Firmen von großer Bedeutung.
„Per Du“ zu sein mit Hotel Direktoren, Einkäufer, Restaurant-
Leiter, Barcrew, und Großhandel Verantwortlichen, gelingt nur
wenn ehrlich, anständig und vertrauensvoll gearbeitet wird
und dadurch die gegenseitige Chemie passt.
Mit viel Elan, Enthusiasmus und Freude ist Lois nun bereits
seit vierzehn Jahren als legaler mobiler Drogenhändler, so wie
auch ich einer war, erfolgreich unterwegs. Er verkauft Spirituosen!
Bei so vielen qualitativ hervorragenden Produkten im
Portfolio ist es für Lois nicht einfach seine Favoriten zu nennen,
denn lieben tut er alle! Dennoch traut er sich Ramazzotti ein
wenig hervor zu heben. Nicht nur wegen dem italienischen
Life Style und die verschiedenen möglichen Variationen der
Zubereitung. Hauptsächlich weil es ihm schmeckt. Während
Lois Zeit hat und Kunstwerke schafft, seine „K & K Zeit“ (Kunst
& Kreativität) nützt, ist er nie alleine. Meist ist er in Begleitung
von, je nach Tageszeit, ein guter Schluck Ricard, ein schönes
ABSOLUT Gemisch oder der momentan besonders verbreitete
„Ramazzotti Rosato Wild Berry“. Da kann Lois sich angenehm
entspannen und fühlt sich richtig wohl.
173¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯LANDESBANK.
ALBERT MAIR †
Unsere Nummer 137
Genau 30 Jahre bin ich jung und steige mit diesem Alter
wunschgemäß aus der Gastronomie aus. Tagesablauf
zu dieser Zeit im Schlosshotel Igls: Halb sechs aufstehen,
Hinauffahrt Innsbruck-Igls, halb sieben „Mise en Place“ für
das Frühstück, Lunch, Igls-Innsbruck Hinunterfahrt, Zimmerstunde,
Innsbruck-Igls Hinauffahrt und Diner. Anschließend Bardienst,
bis der letzte Gast sich entscheidet, zu Bett zu gehen.
Für mich war diese Zeit zwischen Diner und Bar zusperren
eigentlich überflüssig. Auch für das Hotel war sie nicht
besonders lukrativ, denn die Konsumation der Gäste war
minimalst. Die Mitteilungsfreude der Gäste, sowohl männlich
als auch weiblich, war dagegen außerordentlich präzisiert
und ausführlich!
Die Stammgäste kommen zwei-, dreimal jährlich. Sämtliche
Krankheiten der „Gäste-Patienten“ wurden mir als Zuhörer
in spätabendlichen Stunden schon x-mal mitgeteilt und von mir
„behandelt“.Die meisten Hotel Gäste sind in einem gewissen
Alter und meist mit Krankheiten gesegnet. Nach dem gemütlichen
„After Diner Drink“ am Kaminfeuer, ziehen sich die Gäste
in Ihr Zimmer zurück. Einige wenige, auch Einzelpersonen, hoben
sich aus den ledernen Fauteuils und setzten sich zu mir an
die Bar. Hier spiele ich dann den verständnisvollen Zuhörer!
Diese Zeiten sind nunmehr passee.
Gut, es wiederholte sich ja, falls kein berühmter Gast arrivierte,
nur sechsmal wöchentlich. Für mich als Saisonarbeiter
mit gewohnter Sieben-Tage-Woche trotzdem zum Aushalten.
Aber für einen Familienvater mit zwei kleinen Kindern kein
idealer Lebensrhythmus.
Ich heuerte beim „Tiroler Landesreisebüro“ an. Abteilung
„Geldwechsel am Hauptbahnhof“. Für Direktor Hofrat Lässer
war ich wegen meiner Sprachkenntnisse die ideale Person
dafür, Fremdwährungen sowie „Traveller Checks“ der Touristen
in Schilling zu wechseln und Fragen über regionale Unklarheiten
zu klären. Mit zwei Tagen Dienst und zwei Tagen frei
zur Verfügung, natürlich ein traumhafter Wechsel in doppelter
Hinsicht! Bis der Nachbar am Bahnhof 1978, Herr Otto
Schuster, Direktor des „Zimmernachweis Innsbruck“, mich bat,
doch das neue Büro an der Autobahn kurz vor Innsbruck, mit
noch einem Kollegen zu besetzen. Hier wurden durch uns
durchreisende Touristen unterwegs Richtung Süden mit Zim-
¯174
mern, Straßenkarten, Stadtplänen, Mautkarten, Geldwechsel
und Informationen jeglicher Art versorgt. Auch das Festnetztelefon
war ein wichtiger Grund, bei uns einzukehren.
Direktor Schuster meinte, dass ich wegen meiner Sprachkenntnisse
die ideale Besetzung für diese Aufgabe sei. Nachdem
mein Kollege und ich bei jedem Verkauf ein bisserl mit
dazu verdienten, eine interessante und spannende Herausforderung.
Notabene bei gleichen Dienstzeiten, zwei Tage
Dienst, zwei Tage frei! Wechseldienst mit Herr Hans Reichl,
eine für mich ideale Diensteinteilung mit abwechslungsreicher
Arbeit!
Bis, ja bis,1978 ein gewisser, für mich völlig unbekannter
Herrn Albert Mair, Direktor der „LANDES HYPOTHE-
KEN BANK“ anruft. Das Zimmernachweis Büro knalle-voll.
Die „Kunst“ bestand darin, den Anwesenden im Büro durch
Augenkontakt und eine kurze Bemerkung das Gefühl zu
vermitteln,dass ihnen bald geholfen werde. Reisende sind
ungeduldig, wollen weiter und sind an keinerlei Zeitverlust
interessiert.
Außerdem gab es für uns bei „flüchtenden“ Kunden nichts
zu verdienen! Also das Telefonat mit „Direktor Mair“ war für
mich eher ein Verlustgeschäft und das Gespräch daher nicht
von langer Dauer. Direktor Mair benötigte am Bozner Platz,
eine Person „der die Kunden begrüßt“.„Es gibt niemand, der
das kann“, begründete er seinen Anruf. Nachdem ich mit
meiner momentanen Arbeitssituation äußerst zufrieden war,
bestand für mich keinerlei Bedarf, meinen Job zu ändern. Er
bestand aber auf ein Gespräch, was ich ihm, damit ich anstelle
zu telefonieren, weiterarbeiten konnte, zusicherte.
Dieses Gespräch in Direktor Mairs Büro war natürlich
hochinteressant. Auf der einen Seite eine Person,die auf
irgendeine Weise auf mich aufmerksam geworden war und
mich offenbar unbedingt als „Guten-Tag-Sager“ einsetzen
wollte. Auf der anderen Seite meine Person, abgeneigt, da
mit Verdienst und abwechslungsreicher Arbeit hochzufrieden.
Freundlich und bestimmt erteilte ich Hofrat Mair eine Absage.
Bis, ja bis, Hofrat Mair eine Woche später nochmals
anrief. Das Büro wieder, wie gehabt, knalle voll. Beim
Zweit-Treffen überhäufte mich Hofrat Mair mit gut klingenden
Argumenten: „Bei uns können Sie ohne finanzielle Einbußen
krank werden“,„Bei uns haben Sie einen sicheren Job“, „Der
Wirtschaft wird es mal schlecht gehen, da sind Sie bei uns
bestens aufgehoben“, etc. Im Endeffekt war das ausreichend
überzeugend, ich erbat Bedenkzeit, um mit meiner
Frau beraten zu können, und sagte letztendlich zu.
Insgesamt hat mich die Zusage fast acht Jahre lang in
eine für mich unbekannte Welt katapultiert und mir hochinteressante
Erlebnisse beschert. Bis, ja bis, Kommerzialrat Dr.
Fred Beck, Obmann des Tourismusverbands Innsbruck-Igls,
anrief.
Ob ich Interesse hätte, Nachfolger von Tourismusdirektor
Georg Lamp zu werden, denn der war in seiner zusätzlichen
Doppelfunktion als Kongresshaus-Direktor politisch
nicht (mehr) tragbar. Aber das ist ja wieder eine andere
Geschichte.
175¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯DIE FREMDEN KOMMEN.
TOURISMUSVERBAND INNSBRUCK
Unsere Nummer 136
Vorgeschichte: Als Angestellte beim „Innsbrucker Zimmernachweis“
ärgerten wir uns, Direktor Otto Schuster und
ich, über die mangelhafte Zusammenarbeit mit dem
„Fremdenverkehrsverband Innsbruck-Igls“ am Burggraben. Hatten
wir doch die gleiche Aufgabe: Innsbruck-Besuchern einen
angenehmen Aufenthalt zu ermöglichen. Für uns als - mehr oder
weniger - Kollegen zeigte keiner Interesse. Wenn beim Wort
„Zusammenarbeit“ „Zusammen“ fehlt, bleibt nur noch „Arbeit“
übrig!
Grund für uns, dort die Organisation näher anzuschauen.
Es zeigte sich - aus unserer Sicht - ein katastrophales, veraltetes,
verkrustetes, unrentables, dringendst erneuerungsbedürftiges,
viel zu aufgeblasenes Unternehmen. Es schien dort die
Zeit direkt nach dem 2. Weltkrieg stehen geblieben zu sein!
Zur Hypo-Zeit gewohnt und geschult darin, im Namen
des Direktors Schuster für die „Kaunertaler Gletscherbahn“,
„Uttendorfer Bergbahnen“ und „Axamer Lizum“ Konzepte zu
verfassen, erstellte ich neue Richtlinien für das „Tourismusbüro“.
Gemeinsam mit Direktor Schuster unterbreiteten wir Dr.
Fred Beck, Vorsitzender der Tourismusorganisation, mein
wohldurchdachtes Konzept. Der leicht irritierte Dr. Fred Beck
befand über das von mir falsch geschriebene Wort „Hotellier“:
„Hotelier schreibt man mit einem „L“!“ Das war‘s. Mehr
Reaktion zeigte Dr. Beck fürs Erste nicht! Fazit: Das Büro am
Burggraben wurde komplett umgestellt, neu organisiert. Umzug
vom Parterre ein Stockwerk hinauf und die „Innsbruck
Information“, mit Direktor Schuster als Leiter, neu installiert. Ziel:
Fokus auf Gewinn durch Verkauf von Theaterkarten, Stadtpläne,
Souvenirs und Hotel-Zimmerbuchungen.
Nachdem wir mit dem „Umzugkonzept“ im Hintergrund
gearbeitet hatten, glaubte ich damals nicht, dass Direktor
Georg Lamp über den Ursprung dieser Pläne informiert war,
nämlich, dass ich der eigentliche Initiator gewesen bin.
Der Grund für meine Anstellung als sein Stellvertreter war
für Dr. Beck ganz offensichtlich: Die Presse bekrittelte Herrn
Lamp aufgrund seiner Doppelfunktion als Tourismus- UND
Kongresshaus-Direktor zu oft und das brachte der ÖVP in der
Öffentlichkeit keine Pluspunkte.
Ich sollte daher sein Nachfolger werden und startete dort
im September 1987. Es existierte ein äußerst informatives Drei-
¯176
faltprospekt mit Fotos und Beschreibung der 24 bekanntesten
Innsbrucker Sehenswürdigkeiten in sechs verschiedenen Sprachen.
Bereits in der ersten Woche meiner Tätigkeit erhielt jeder
Mitarbeiter von mir den Auftrag, einmal pro Woche eine
dieser Sehenswürdigkeiten zu besuchen und einen Kurzbericht
mit eventuellen Verbesserungsvorschlägen zu verfassen. Die
Angestellten verspürten hierzu keinerlei Bedarf, beschwerten
sich bei Tourismusschule-Klessheim-Absolvent Direktor Lamp,
und die Aktion war somit abgeblasen. Bereits ab der ersten
Woche war die Chemie zwischen Direktor Lamp, den Angestellten
und mir somit nicht mehr ideal. Unbeirrt verfolgte
ich meinen Auftrag, Arbeit und Strukturen für die verpflichtend
„Tourismusbeitrag“ zahlende Innsbrucker Geschäftswelt zu
verbessern: Stammtisch der Igler Hotels, Stammtisch der
Hungerburg-Hotels, Museen mit zumindest zweisprachigen
Erklärungen der Exponate, Besuche der Incoming-Reisebüros,
Bemühungen, Patscherkofel und Seegrube zum günstigeren
Preis anzubieten, Attraktivierung der Straßenbahnbenützung,
Intensivierung der Alpenzoo-Werbung, Verlängerung des
Christkindlmarktes bis zum 7. Januar durch Stadtteil-Betreiber
und noch einiges mehr.
Direktor Lamp empfand meine Tätigkeiten wortwörtlich als
„an seinem Stuhl sägen“. In dieser Situation, mit zwei verschiedenen
Zielen, war eine sinnvolle Zusammenarbeit natürlich
nicht realistisch. Um ein ordentliches Gespräch ohne Störungen
zu ermöglichen, lud ich Direktor Lamp im Café Lamprechter
in der Altstadt auf einen Kaffee ein. Die Konversation war
recht kurz. „Entweder Sie gehen oder ich!“, war eher eine
Aufforderung ihm gegenüber. Kein Vorschlag und schon gar
kein Gespräch. Direktor Lamp fand das keine besonders gute
Idee!
Mein Vorschlag war relativ ungewohnt und verursachte
einen riesen Wirbel. Dr. Beck machte mir große Vorwürfe,
dass ich, „sein Mann“, keine Geduld gehabt hatte.
Es wurde eine Vorstandssitzung einberufen, Dr. Beck, Herr
Grassmayr, der Glockengießer, Herr Plank, Altstadt-Hotelier,
Herr Pallua, Altstadt-Damen-Handtaschen-Anbieter und
Direktor Lamp. Ich hatte, während über mich beraten wurde,
draußen zu warten. Nicht besonders demokratisch. Nach
einiger Zeit konnte ich das Besprechungszimmer betreten,
wurde als „Revoluzzer“ tituliert, erhielt keine Redezeit, um
meinen Standpunkt darzulegen und im Mai 1988 wurde
eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses in „beiderlei Einvernehmen“
eingeleitet. Öffentliches Bedauern erhielt ich
unter anderem von Dr. Mazzegger, Direktor der Innsbrucker
Verkehrsbetriebe, und Dr. Pechlaner, Direktor des Alpenzoos.
Mein Don-Quichotte-Gastspiel für Innsbruck-Igls
überdauerte also keine neun Monate! Am Ende waren mit
dieser Situation wahrscheinlich mehr Leute zufrieden als
enttäuscht.
Also hatte es doch etwas Gutes.
177¯
¯178
179¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯MIJNHEER GERARD.
GERARD MONTFROY †
Unsere Nummer 140
25. Februar 1960. Breda, Provincie Noord-Brabant. Unser
„Zweit-Nachbar", „Mijnheer Verheugen“, war Vertreter
bei Peugeot. Bestens informiert über das PKW-Geschehen
in der Stadt, informierte er meinen Vater, dass bei der Firma
„Ambi“ Autozubehör ein Lehrling gesucht wurde. Diese Information
resultierte in einer Beendigung meiner geliebten Tier- und
Tierfutter-Aktivitäten am Freitag und dem Beginn bei unlebendigen
Verkaufsgegenständen am darauffolgenden Montag.
Diese Spontanität war gewiss nicht meiner Verbundenheit zu
Autozubehör geschuldet, denn davon hatte ich absolut keine
Ahnung, weder von Autos und schon gar nicht von Zubehör,
sondern ich hatte vielmehr keinen großen Drang mehr, mich mit
Engelhaar und Kleintieren zu beschäftigen (sie dazu Willemse
Christiaan). Meinen neuen Chef, „Mijnheer Gérard Montfroy“,
hatte ich mir als rauchenden Automechaniker im Unterhemd und
speckiger Arbeitskluft mit öligen Händen vorgestellt.
Vor- und Nachname deuteten auf einen französischen
Ursprung hin. Das könnte stimmen, musste es aber nicht. Er
war schlichtweg eine ungewöhnlich gepflegte Erscheinung.
Konnte als Filmschauspieler durchgehen. Etwa 40 Jahre, um
die 1,75 m groß, dunkler Typ, schwarze Haare, Geheimratsecken,
mittelschlank, blütenweißes zugeknöpftes langärmliges
Van-Laack-Hemd, knallrote Krawatte mit hüpfenden weißen
Pferdchen und gebügelte blaue Hose. Seine Füße steckten in
sorgfältig geputzten braunen Schuhen, und das ganze „Montfroy-Paket“
umhüllte ein blassblauer Designer-Arbeitsmantel
mit dunkelblauem Kragen und ebensolchem Gürtel. Am auffälligsten
war aber ein Goldzahn rechts oben.
Ich war überrascht und stand ein wenig neben meinen
nicht allzu intensiv geputzten Schuhen! Nicht nur mein Chef
war ein Unikat, auch die ganze Umgebung war außergewöhnlich.
Nichts Gebrauchtes oder Öliges! Im hell beleuchteten, ca.
100 m² großen Raum war absolut ALLES blitzsauber. Das Verkaufspult,
mit Artikelkatalog, Rechner, Rechenblock und Kassa
bestückt, fast leer. Die drei übereinander platzierten Regale
hatten nur die halbe Höhe der Räumlichkeit und die Artikel am
obersten Regal waren mit kurzer Leiter leicht erreichbar.
Hier sah man keine unverpackten oder gebrauchten
Einzelteile, sondern nur sauber verpackte neue Verkaufsartikel,
wie Deichselbox, Radkappen, Sicherungen, Scheinwerfer,
Schrauben aller Art, Warndreiecke, Seilwinden, Ladungssicherungen,
Batterieladegeräte, etc., etc.
Das Ganze wirkte auf mich steril, wie ein Zahnlabor! Hier
herrschte Ordnung! Der Kontrast zwischen den eintretenden
Mechanikern und der ganzen Umgebung, inklusive „Mijnheer
Gérard“ war filmreif, fast unrealistisch. Herr Gérard entpuppte
sich als äußerst angenehmer Zeitgenosse. Freundlich, geduldig,
zuvorkommend, den Kunden, aber auch mir gegenüber.
Es war ganz deutlich, hier arbeitete jemand, der seinen
Beruf liebte und daher gerne hilfsbereit auch die dümmste,
von ahnungslosen Hobbymechanikern gestellte Frage in aller
Ruhe beantwortete. Ein Großteil der Kunden waren keine
Profis, sondern begeisterte Freizeit-Autobastler. Das Niveau
der Käufer dezent und angenehm, froh und dankbar, das gewünschte
Teil ergattert zu haben.
Vielleicht war das der Grund, so ahnte ich, für Herrn
Gérards außergewöhnliches Verhalten: Die Kunden brachten
freiwillig ihr Geld zu ihm und gingen zufrieden wieder nach
Hause! Die Zentrale von „Ambi“, Kürzel für „Automobil“, befand
sich in Amsterdam.
Unser System konnte einfacher nicht sein: Sämtliche täglich
verkauften Artikel wurden abends in Amsterdam nachbestellt,
so dass wir immer eines am Regal und eines im Keller auf
Lager hatten. Meine Aufgabe bestand aus a) Amsterdamer
Waren der zuliefernden Spedition entgegenzunehmen, zu
kontrollieren und im Keller ordnungsgemäß zu platzieren, und
b) nach Bedarf die Regale im Verkaufsraum nachzufüllen und
vor allem sauber zu halten. Natürlich durfte ich am Verkaufspult
stehend, ebenfalls im Designer-Verkaufsmantel, bei Beratungsgesprächen
zuhören. Ich stand dabei, nickte bei Bedarf
professionell und besorgte, vom Lager oder aus dem Keller,
die erforderlichen Artikel.
Mijnheer Gérard hätte mich noch gerne behalten, denn
wir hatten uns, nach einem Jahr Tätigkeit, inzwischen zu einem
gut eingespielten Team entwickelt, dennoch verabschiedete
ich mich, selbstverständlich in aller Freundschaft, von Herrn
Gérard, was er sehr bedauerte. Der Grund meiner Kündigung
war, dass die Pläne meines Vaters, eine „Weller-Farm“ für uns
zu realisieren, immer mehr Gestalt annahmen.
Angedacht war, Vaters Hobby zu frönen und zur gleichen
Zeit für mich eine Lebensgrundlage zu kreieren.
¯180
181¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯ZIERLICHE LEBEWESEN.
WILLEMSE CHRISTIAAN †
Unsere Nummer 141
Breda, Provincie Noord Brabant, Oktober 1959. Nach
meinem „Wäsche-Aktivitäten“, war das Gedachte meines
Vaters, nicht so sehr WAS ich für Arbeit verrichte, sondern
DAS ich Arbeit habe. Erleichtert und stolz teilte Vater mir mit,
dass unser Vogelfutter-Lieferant bereit sei mich als „Lehrling für
Geschäftsbedienung“ auf zu nehmen! Meine Kenntnisse beschränkte
sich allerdings hauptsächlich in zuschauen wie mein
Vater in seiner groß ausgebauten Vogelvoliere abends seine
Kanarien Vögel fütterte.
Herr Christiaan Willemse war Mitte fünfzig, etwa 1.70
groß, hatte eine Silber-weiße Haarpracht, verdeckte seine
ungepflegte Kleidung mit einem braunen gepflegten Arbeitsmantel
und war besonders misstrauisch. Nicht nur mir und meinem
Kollege Jan gegenüber, sondern sämtlichen Lebewesen
gegenüber. Wenn er meinte betrogen zu werden bekamen
seine Augen asiatische Zügen, seinen Kopf senkte sich schief
hinunter und vermied, während er redete, jeder Form von
Augenkontakt.
Das machte er nicht nur mit uns zwei, auch mit unseren
Kunden. Die ganze Außenwand des Geschäftes bestand
aus Glas und bot viel Platz für die verschiedenste Tiere und
ungefähr alles was damit zusammen hängt. Oberhalb der
Glasauslage war in Buchstaben das Angebot präzisiert: „
Großhandel- alle Sorten Vögel – und Aquarium Artikel – Tauben
Futter – Lose und verpacktes Vogelfutter - Zucht Utensilien
– Angelsport Artikel“. Man wundert sich, dass dazu an der
Fassade noch Platz war! Vorne an der Straßenseite befand
sich der Kundeneingang. Der Verkaufsraum nahm in etwa
ein Viertel des gesamte Unternehmen aus. Zwei Drittel, durch
einen Vorhang abgetrennt, benötigte die Tierhaltung, weiters
Kojen und Aquarien und ein Viertel für das Lager, mit dem
extra Hintereingang für die Lieferanten.
So eine Menge an verschiedenen Artikeln verursacht eine
Menge Arbeit! Eine Menge Übersicht. Eine Menge Planung,
Einteilung und Kenntnisse. Kollege Jan war schon länger dort
beschäftigt, kannte sich schon sehr gut aus und zeigte mir die
verschiedensten Abläufe. Auch Herr Willemse brachte mir
mit viel Geduld das Notwendigste bei. So lernte ich peu à
peu immer mehr Feinheiten. Im Geschäft hatte ich lehreichen
Kundenkontakte, konnte zuhören, herrichten und an der Kassa
¯182
abrechnen. Das zweite Mal, ich - stolz mein eigenes Geld zu
verdienen -bezahlte Herr Willemse mich nicht für Nichtstun:
Im „Aquarium Raum“ waren ca. zwanzig Behälter aufgestellt.
Für jede exotische Süßwasser Zierfisch-Sorte ein eigener Behälter.
Täglich war nicht nur das Füttern der Tiere notwendig,
sondern die Pflege der Dekoration, Temperatur -, Luftfilter -
und Beleuchtungskontrolle. Regelmäßig war eine Sanierung
notwendig, das Wasser auszulassen, Fenster geputzt und total
neu herrichten.
Mir bereitete dieser für mich neuartiges Versorgen dieser
kleine zierliche Lebewesen Spaß und ich richtete mir zu Hause,
sehr zur Freude meines Vaters, ein kleines Aquarium ein.
Ähnlich wie bei den Fische verhielt es sich bei den Behausungen
der Kanarienvögel, Wellensittiche, Finken, Kakadus,
Papageien, Hamster, Klein-Reptilien, Futtern und säubern,
mit dem Ziel die Tieren zu fangen, transportfähig zu machen
und zu verkaufen. Ich lernte sogar der Unterschied zwischen
Männlein und Weiblein kennen!
Für Tauben, ein viel verbreiteter Sport, fehlte zum Glück
ausreichend Platz, nur das Futter war bei uns erhältlich. Für
mich als Techno-Wunder war es besser die Beratung und
Verkauf der Angelruten und Angelzubehör an Herr Willemse
oder em Kollege Jan zu überlassen.. Fischfutter Verkauf, für
die Zier-Süßwasser-Fische, als auch das Futter für Sportangler
das war meine Abteilung und ich entwickelte in dieser Sparte
ein gewisses „know how“.
Beim Abwiegen und verpacken der Würmer hielt sich
meine Begeisterung allerdings in Grenzen. Jetzt wo wir beim
„Verpacken“ sind, ja das war bei Herr Willemse ein wichtiges
Thema! Als selbst ernannter „Großhhändlerl“ wurde hier, je
nach Produkt, zu 10, 20 oder 25 Kilo Einheiten geliefert. Hier
war die Aufgabe klar geregelt: Katzen Sand, Hamster ,Holz
Späne, Vogel- und Fischfutter, egal was, alles wurde durch
Jan und meine Person in das ungeheizte Lager zu kleineren
Einheiten umverteilt. Für diese Verpackungen hatte Herr Willemse
viel Zeit und Fantasie investiert. Das Material und Form
variierten zwischen plumper Jute, gewöhnlichem Packpapier,
oder ganz nobel, durchsichtigem Plastik. Der Grund-Regel
war, je kleiner die Einheiten, desto teurerer das Produkt! „Normalkunden“
waren froh und zufrieden beim „Großhandel“
günstig eingekauft zu haben… Erwähnenswert, dass Herr
Willemse ziemlich sparsam war. Schaufeln stellte er zwar
für diese Arbeiten zur Verfügung, aber Gummihandschuhe
waren für Ihn wohl ein Fremdwort. Fakt war, dass wir sämtliche
Tätigkeiten mit bloßen Händen zu verrichten hatten.
Schon nur das Anfassen der Schaufel bei Minusgraden
war kein Vergnügen. Das absolute Highlight war aber die
Umverteilung der für den Christbaum benötigten, zehn Kilo
schweren „Engelshaar“-Einheiten, in 10, 25 und 50 Gramm
Plastiksäckchen.
Optisch sah es so ähnlich aus wie Herr Willems silbernes
eigenes Haar. War es aber nicht! Mit Glaspartikeln
angereichert war diese Arbeit der absolute Horror. Vor,
während und auch nach der Weihnachtzeit hatten wir diese
Glaspartikeln über dern ganzen Körper verteilt,
Tag und Nacht als Wegbegleiter! Bekannt als verlässlicher
Lieferant, genügte einen Anruf und einer von uns
beiden machte den Fahrraddienst für Hauslieferungen.
Meist Katzen-, Hunde- oder Vogelfutter, manchmal aber
auch tropische Fische in Plastik Beutel mit Wasser gefüllt. Bei
Minusgraden und dichtes Schneetreiben am Fahrrad, wahrscheinlich
auch für die transportierten Fische nicht besonders
angenehm!
Nach dreizehn Wochen war mir klar, dass ich mein zukünftiges
Glück eher nicht bei Herr Willemse finden würde
und beendete, sehr zur Verwunderung meines tierliebenden
Vater, meine Tätigkeiten mit Kleintieren aller Art.
183¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯SAUBER ...
JAN JANSEN †
Unsere Nummer 142
¯184
Breda, Provinz „Noord Brabant“, Sommer 1959. Meine
Eltern geschieden.Meinem Vater wurden die fünf Kinder
zugewiesen. Mutter blieb in unserem Haus wohnen
(zusammen mit dem ehemaligen Nachbar!) und wir zogen
in eine Pension. Vater hatte im elterlichen Schweißgeräte-und
Butan-Gas-Unternehmen, inklusive jeweils eine Stunde Hin- und
Rückfahrt von Breda nach Rotterdam und retour, nicht all zu viel
Zeit für uns Kinder. Meine älteste Schwester, Patricia, wurde von
der „Haushalt Schule“ abgezogen, damit sie für uns einkaufen
und kochen konnte. In dieser Situation passte es durchaus, dass
ich nicht zu Hause, sondern im Internat aufwuchs. Daher war
geplant und ziemlich fix, dass ich nach der Hauptschule die
nächste Schulstufe weiterhin in einem Internat verbringen sollte.
Womit ich allerdings nicht ganz einverstanden war.
Fünf Jahre in einem streng katholischen Internat, mit zu
den Feiertage drei Kirchen Feierlichkeiten, tägliche Messe,
Hochamt und Vesper sowie wöchentliche Beichttermin, waren
meines Erachtens ausreichend. Für die Internat Gymnasium
Prüfung habe ich mir dann ordentlich Mühe gegeben so viel
wie möglich falsch zu machen. Das Resultat war geplant und
von meiner Seite gesehen erfolgreich. Die Übersiedlung zum
nächstfolgenden Internat somit versperrt. Nachdem ich nicht
sonderlich euphorisch auf eine weitere schulische Karriere
war, kontaktierte Vater unseren Wäsche Lieferant Herr Jan
Janssen, Eigentümer der Wäscherei „Janssen wasserij“.
„Mijnheer Jan“, etwa 50, ca. 1.60 groß, Jenever Nase, Markenzeichen
grüne Gummistiefel. Ob es möglich wäre Sohn
Alexander, beim Abholen der Schmutzwäsche und liefern
der saubere Wäsche, im Lieferauto bei den Kunden Touren
mitfahren zu lassen. „Ja“ entschied „mijnheer Jan Janssen“
(man fragt sich automatisch wie einfallsreich die Eltern, bei der
Namensgebung ihres Sohnes, damals waren).
Schon am darauf folgende Montag verdiente ich als „Beifahrer“
mein erstes eigenes Geld. Auch lernte ich wie flexibel
die Geschäftswelt funktionierte. Bereits nach eine Woche war
meine Zeit als „Beifahrer“ vorbei und wurde ich, laut Prokurist,
„vorübergehend“ in der Wäscherei eingesetzt. Hier fehlten
fleißige, schnelle Arbeitshände an allen Wäscherei-Ecken und
–Enden. Chef Jan Janssen hatte von Anfang an geplant mich
in der Wäscherei einzusetzen! Enorme Wasch-Maschinen,
Trocken Maschinen und Bügel Maschinen verursachten in
der Halle unangenehm störenden Lärm. Metallene Wäsche
Behälter auf Räder, über den Rand vollgestopft mit aus der
Trockenmaschine geklaubten Wäsche, wurden durch Kollegen,
Kolleginnen oder mich hin und her transportiert. Mein
Arbeitsplatz, ein einundeinhalb Meter breiter, zwei Meter
langer Tisch. Links von mir der gleiche Tisch und in der Mitte
Platz für immer volle Wäschewägen mit getrockneter Wäsche.
Neben mir am zweiten Tisch Albert „ Berti“ genannt, ein ca.
fünfundzwanzig jähriger schlanker, blonder, immer lächelnder,
ein wenig zurückgebliebener Bursche.
Die Aufgabe war, zu zweit die einzelnen Wäschestücke
aus den Wäschewagen zu nehmen, per Hand so schnell wie
möglich für die Bügelmaschinen zu glätten und damit fertig
zu sein bevor der nächste volle Wäschebehälter zu verarbeiten
war. Je leerer der Behälter um so tiefer müssten wir uns
hinunter bewegen. Zweifelsohne eine besonders interessante
Arbeit! Berti arbeitete fleißig, lächelte und redete pausenlos
mit mir. Nicht nur wegen dem Lärm der Maschinen bekam ich
kaum was mit über seine Geschichten. Auch ohne Maschinen-
Lärm war er kaum zu verstehen. Nach jeder (Rauch)Pause
wechselten wir unseren Standplatz. Eine kluge Abwechslung.
Somit vermieden wir am Ende des Tages auf nur einer Körperseite
taub zu sein. Die Rauchpausen bedeuteten für mich der
reine Sexualunterricht. Die drei Haupt-Themen bestanden aus
Sex, Sex und Sex. (Schon eine andere Stufe wie im Internat
Oudenbosch, wo Bruder Gottfried mit hoch rotem Kopf uns
eindringlich warnte, „bestimmte Organe nur im Sakrament der
Ehe verwenden zu dürfen“.).
Die Kolleginnen wurden auf das ordinärste und im
übelsten Jargon angemacht, die fantasievollsten möglichsten
und unmöglichsten Stellungen beschrieben. Die Kolleginnen
konterten, mit oder ohne Unbehagen, mit nicht minder vulgären
Kommentaren. Freitag zur Mittagpause war Auszahlungstermin.
Der Prokurist, äußerst bedacht ja keine persönliche
Bindung mit den Angestellten entstehen zu lassen, war dafür
Zuständig. Alleine, ohne Gehilfen, brauchte das natürlich
seine Zeit, wodurch eine ziemlich lange Wartereihe entstand.
Unwillig, unfreundlich und barsch machte der Prokurist seine
Arbeit, zählte Scheine und Münzen zweimal und übergab der
jeweiligen Mitarbeiterin oder Mitarbeiter ein graues Papier-
Kuvert mit Inhalt des Wochenlohns. Nicht ganz begeistert
über ihre tägliche Arbeit, wurde in der Warteschlange
lautstark geschimpft. Unerschöpflich die Schimpf –Themen:
„Scheiß Arbeit“, „Zu kalt in der Werkshalle“, der Prokurist sollte
mal „schneller arbeiten“, etc. Hauptthema, die miserable
Bezahlung!
Nach vier und ein halb Monaten war ich mir sicher
ausreichend über Wäsche gelernt zu haben und kündigte.
Wodurch ich meinen Vater, ungern, da eh schon ausreichend
mit Sorgen eingedeckt, wieder belästigen musste für mich
eine andere Tätigkeit zu suchen.
185¯
¯186
187¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯ENTWICKLUNGSHELFER.
BRANCHENINSIDER
Unsere Nummer 143
¯188
Anfang der 80er, Zeit des Aufbruchs. Zeit der viel beachteten
„Nouvelle Cuisine“. Zeit des Fachmagazins
„Gault Millau“. Zeit des ersten kritischen Fachmagazin
in Österreich in Kooperation mit den Franzosen Henri Gault
und Christian Millau. Zeit des Herausgebers Michael Reinartz.
Eigendefinition: „Vor Ihnen liegt Österreichs erster und einziger
qualifizierterr Restaurant- und Hotelführer. Er erscheint unbeeinflusst
von allen Institutionen und Interessenverbänden.“
Auch Zeit der Wirtschaftsjournalisten und „Falstaff“
Herausgeber Hans Dibold und Helmut Romé. 1980 erschien
die erste Ausgabe vom fachkritischem Magazin „Falstaff“.
Namensgeber Shakespears wohlbeleibte, trink- und raufsüchtigen
Soldaten „Sir John Falstaff“.
Durch Weinpapst Helmut Romé positiv beurteilten Bewertungen“
verteuerten sich Weine über Nacht um bis zu
100 Schilling. Das war der sogenannte, durch die Fachwelt
akzeptierte und tolerierte, „Falstaff Bonus“.
Durch Falstaff erfuhr die Gastronomie eine komplette
Neuorientierung. Das Geschirr wurde bunter. Gläser nobler.
Weinkarten zu Kunstwerken. Weinschränke angeschafft.
Ade üppige Speisen. Übergang zu „klein und fein“. Weinbegleitung-Menüs
mit bis über zehn Gängen keine Seltenheit.
„Andersherum Bestellungen“. Zuerst Weinbestimmung, anschließend
Menu-Zusammenstellung. Viele echte Kapazunder
wie Werner Matt / Wien, Rudolf Kellner / Wien, Günter
Hager / Linz, Franz Novotny / Waidhofen an der Ybbs,
Karl E.Eschlböck / Mondsee, „Hasi“ Unterberg / Kitzbühel,
Ernst Huber / Bregenz, um einige, geographisch gereiht, zu
nennen.
Seagram Schwerpunkt; Mumm Cordon Rouge Champagne:
Vertrag mit Falstaff, 1/3 Seite pro Ausgabe. Ziel: Cross-
Marketing für Gastronom und Produkt. So hatten wir ein nettes
Angebot für diese Kochkünstler als Basiszusammen(arbeit)
gestellt. Gerade der Kontakt zu diesem elitären Kundenkreis
wollten wir intensivieren und gründeten dazu den „Martell
(Cognac) Cordon Bleu Club“.
Eine exklusive Martell CB-Plakette verschönerte bald die
gewünschten Restaurants, Einladungen zu außergewöhnlichen
„Happenings“ wurden überreicht und die erste Veranstaltung
organisiert und durchgeführt: Empfang VIP Raum
Flughafen Wien mit „Mumm Codon Rouge“ Champagne.
„MCR Champagner Flug“, mit Zwischenstopp in Salzburg,
nach Innsbruck. MCR Champagner-Bustransfer zum Hotel
Sheraton. MCR Champagner Empfang und Einchecken. MCR
Champagner Bus Transfer zum „Martell CBC Mitglied“ Adi
Werner, Hotel Hospiz. Diner mit sowohl MCR Champagne
als auch MCB Cognac. MCR Champagner Busfahrt retour
zur Übernachtung im Sheraton. Frühstück mit MCR Champagner
je nach Bedarf. Warum erzähl ich von diesem Überfluss
an noblen Getränken? Ich erzähle diese Geschichte weil der
Falstaff Redakteur, der SUPERSTAR Weinkritiker MICHAEL
PRONAI, sich beschwerte (!), dass während der 15 Minuten
Fahrt vom Hotel zum Flughafen Innsbruck kein Champagne
ausgeschenkt wurde…..
Obwohl nicht Falstaff bezogen berichte ich noch kurz
über das zweite Treffen, ein Jahr später, im Grand Hotel
Sauerhof, Baden Baden. Tagesprogramm bei herrlichem
(traumhaften) Sommerwetter; gemütlicher MCRChampangne
Vier-Pferdegespann Tour durch das romantische Bühertal.
Plötzlicher Überfall durch, hoch zu Ross sitzenden, Römische
Soldaten, in voller Ornat. Vier Krieger verlangten Labendes zu
trinken, für sich, nicht für die Pferde.
Wir Überfallenen zweifelten an der Echtheit der Soldaten,
alle ausgestattet mit Armbanduhr! Direktor Kurt Dohnal hatte
für den Abend ein „Römisches Buffet“ vorbereitet:
In Jesus Sandalen und – Gewand, inklusive unübersehbarem
Martell Logo , wurde das Buffet, historisch richtig, im
Liegen konsumiert! Zu Mitternacht hatten Werner Matt, Günter
Hager und meine Person spontan das Bedürfnis ein bisserl
Baden-Baden zu erkunden, denn wozu stehen vor dem Hotel
Fahrräder aufgestellt? Drei Fahrrad fahrende, nach frischer Luft
schnappende Apostel, waren auch im geschichtsträchtigen
Baden Baden eher eine Seltenheit.
Ich glaube schon, dass diese einmaligen, außerordentlichen
Veranstaltungen für diese stark in der Öffentlichkeit und
geschäftlich unter Druck stehenden Pioniere, ein willkommenes
Ventil zum täglichen Stressabbau dar stellten. Für uns Seagram-
Mitarbeiter bedeutete diese Art der Kontaktpflege
natürlich nachhaltige Kundenbindung.
189¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯CITY HIGHLIGHTS.
DIE GROSSE GALA GANZ ANDERS.
Unsere Nummer 145
¯190
Anfang der 90er: Mit „City High Lights“ ist nicht die Innsbrucker
Stadt-Beleuchtung gemeint, sondern damit sind
gefragte Lokale der Stadt gemeint. Meine Vision war
Mitbewerber zusammenzuschließen und gemeinsame Aktionen
zu planen und zu verwirklichen.
Bei wöchentliche Sitzungen wurden Möglichkeiten diskutiert,
Ideen kreiert und Vor- und Nachteile besprochen.
Der Name „City Highlights“ war bald gefunden und fixiert,
ein Logo dazu entworfen. Ein „Drink des Monats“ war keine
große Kunst. Gegenseitige Stammgäste-Empfehlungen, Mitbewerberlokale
zu besuchen ging weniger schnell, brauchte
ein wenig Überzeugungsarbeit. Sogar ein einheitlicher Einkauf
stand zur Diskussion. Ein gemeinsamer Messeauftritt, wie am
Foto zu sehen, war eines der Resultate dieser Sitzungen.
„Seagram Spirituosen“, als Ideengeber und Initiator
dieser Geschichte, trat logischerweise auch als Finanzier auf!
Wir wollten aber einen richtigen „BANG!“. Ein Veranstaltung
wo man noch lange drüber diskutieren würde. Ein echtes
„Happening“ eben, mit dem Ziel unsere Gäste zu begeistern.
Ein Plan entstand, die Organisation eingeteilt, Poster und
Flyer produziert, Anmeldung bei der Stadt durchgeführt und in
allen Lokalen die Werbetrommel gerührt.
Eine Veranstaltung wie geplant kostet. Die Hauptkosten:
Miete Kongresshaus sowie Big Band Auftritt. Rettung Anwesenheit
und Polizei Überwachung waren dagegen gering.
Das ganze Equipment, wie Getränke, Gläser, Bars und Kühlkäste
angeschleppt und betriebsfertig aufgestellt.
Um 20 Uhr waren alle festlich angezogenen Beteiligten,
voller Erwartung, bereit für einen Mega Einsatz! Die Big
Band, mit Betonung auf BIG, extra aus München angereist,
hat sich auf die Musik von Glen Miller spezialisiert. In ihrer
US Militär Kleidung des 2. Weltkrieges, professionell und
harmonisch an diese Musik Richtung angepasst, fabrizierten
einen fantastischen Sound. 20.30 Uhr kaum Gäste! 21 Uhr
ganz wenige Gäste. 21.30 Uhr keine Änderung. 22 Uhr nur
tropfenweise erschienen neue Gäste.
Wir befanden „... ist eh klar, wir sind ja alle Abendlokale,
die Gäste kommen erst später“. 22.30 Uhr, die ersten Gäste
entschieden sich diese gigantisch große und fast leere „Dogana“
zu verlassen und wo anders hin zu gehen, „wo was
los ist!“ Für uns war deutlich, das keine Leute mehr kommen
würden. Keine normal gekleideten Gäste und schon gar keine
festlich gekleideten!
Wir mussten eingestehen, dass wir einen gigantischen
Flop produziert hatten! Nicht nur die Musikkapelle war „Big“,
auch unsere Enttäuschung war nicht weniger „BIG“!
Vieles hatten wir im Vorfeld besprochen. Nur nicht das
für diesen besonderen Abend das Zusperren der Lokale! Die
„City High Lights“ hatten also nicht so geleuchtet wie erwartet.
Die Idee der Zusammenarbeit verlor seine Leuchtkraft um als
Folge dann ganz zu verschwinden.
Bereut wurde diese Geschichte durch keinen von uns,
denn eine „Glen Miller“ Band fast für sich ganz alleine zu
erleben, ja, darauf können sich nicht viele berufen!
191¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯BRUDER – JAN DER TRAPPIST.
JAN BAPTIST BOMANS †
Unsere Numme 146
Es bestand, ausgehend von mein Vater, schon eine sehr
lange Tradition mit der ganzen Familie in der Trappisten
Kloster-Kirche „Cisterciènzer Abdij Maria Toevlucht“,
Zundert, Bundesland Noord-Brabant, Niederlande, die Sonntagsmesse
zu besuchen. Für uns Kinder war das eher ein nicht
allzu lustiger Ausflug: Hinfahrt, feierliche in lateinischer Sprache
gehaltene Messe, nicht enden wollende Predigt mit dem Kampf
sich ruhig und brav zu verhalten. Echt gefreut haben wir uns erst
nach dem Hochamt, wo es erlaubt war im Klosterpark uns endlich
so richtig auszutoben. Besonders zur Kastanienzeit, gab es
ein Überfluss an Sammelobjekten.
Durch diese wöchentlichen Besuche entstand eine richtige
Freundschaft zwischen „Bruder Jan“ und meinem Vater. Herbst
1965, Sommersaison in Montreux war für mich zu Ende.
Militär Antritt in Dezember. Mein besonders gläubiger Vater
hielt es für eine gute Idee vier Wochen in diesem Kloster zu
verbringen. Abstand vom Alltag zu bekommen, mich zu besinnen
und das Klosterleben kennen zu lernen.
Das resultierte in einem ernsten „Kennenlerngespräch“ mit
„Vater Abt Jeroen Witkamp“. Im besonders sterilen „Besuchszimmer“
saß ich einem überraschend jungen, ca. 45 jährigen
mageren Mann gegenüber. Der Abt wollte so viel wie möglich
über mich wissen, „Weil ich kann ja nicht den Teufel ins
Haus holen“. Und das wollte er offensichtlich nicht.
ÜBEREINKUNFT UND RESULTAT: Erlaubnis und
Versprechen das ganze religiöse Leben ernsthaft mit den
Klostergeistlichen zu zelebrieren! Also Erstgebet in der (kalten)
Kirche um 5 Uhr mitmachen! Meine Kontaktperson, der mir
einzig Bekannte in dieser für mich absolut anderen Welt, war
„Bruder Jan“.
Für den zutiefst gläubigen Bruder Jan bedeutete meine
Person, was ich erst viel später begriffen habe, eine besonders
willkommene Abwechslung zum Klosterleben. Zwischen uns
entstand ein außerordentliches, vertrauensvolles, freundschaftliches
Verhältnis.
Bei mir verschwanden die traurigen Augen, die fast quälenden
Gesichtszüge, die demütige Körperhaltung. Der Schalk
in seinen Augen entstand, wie mit Zauberstab herbeigeführt,
sobald wir alleine waren. Wahrscheinlich familiär bedingt,
denn sein Bruder Godfried Bomans war wohl der bekanntes-
¯192
te, humoristischste, auflagenstärkste Autor in der Niederlande.
Bruder Jan hatte das Bedürfnis sich mitzuteilen, sich zu öffnen.
Über sein Leben zu erzählen: Sein Vater, ein Familien-Patriarch,
duldete nur seine eigene Meinung. Seine Kinder lebten
geistig in weiter Entfernung. Im Haus eines der ersten Telefone
weit und breit. Vaters Hobby, die Bibel. Nicht nur zum Beten,
sondern vielmehr, das mit Farbstiften verschönern der schwarz
weiß Zeichnungen! In aller Stille, zutiefst konzentriert mit dieser
wichtigen Tätigkeit, empfand er eine telefonische Störung als
unerhört unverschämt, nahm den Hörer, gab ein lautes „Ich
bin beschäftigt!“ von sich und das „Gespräch“ war zu Ende
bevor es angefangen hatte.
Jan drängte es 1935 weg von zu Hause. Fühlte sich nicht
wohl dort. Mit 17 Jahren realisierte er, ohne sich von zu Hause
zu verabschieden, sein Vorhaben und legte den weiten Weg
von über 100 Kilometer, von Noord Holland, zum Kloster in
Noord Brabant, zu Fuß (!!!) zurück. Also nicht mit dem Rad,
was man zu sein Lebensgeschichte unrichtigerweise transportiert!
Ein freundlicher Trappist öffnete für Jan Bomans die
schwere Kloster Eingangstüren und blieb fortan dort! In seiner
nicht geänderten Haut, aber ein total anderes Leben, entschuldigte
und verabschiedete „Bruder Jan Baptist“ sich per
Brief von seiner Familie! Natürlich hatte ich mit andere Brüder
ebenfalls Kontakt. „Bruder Hans“ erzählte mir von seinem Lotterleben
als Schiffsmaschinist auf hoher See. Einer plötzlichen
Eingebung folgend war er vom letzten Hafen direkt hier nach
Zundert zum Kloster gereist, denn „Ich möchte in den Himmel
kommen.“
Neben einer Vielzahl an Tätigkeiten war die Hauptaufgabe
von Bruder Jan die Wäsche in der Wäscherei zu verarbeiten.
Wäscherei Kollege „Bruder Georg“ hatte seine Aufgaben
in Afrika beendet und sich wieder retour, in seinem Heimat
Kloster, gemeldet. Im Gepäck, als Andenken sozusagen, eine
„Westliche Grünmeerkatze“. Ziemlich harmlos. Denkt man.
Das ist die Bezeichnung von einer, bis zu 60 Zentimeter groß
werdende, afrikanische Affenrasse.
Der Abt war darüber „not amused“, erlaubte Bruder
Georg aber eine Art Koje zu fertigen und an der Wand zu
befestigen. Bruder Jan, bei seiner Arbeit von oben aus der
Koje dauerbeobachtet, titulierte diesen Neuankömmling
freundschaftlich als „Mein Spion“.
Bruder Jan fühlte sich nicht besonders
Wohl mit seinem Spion im gleichen
Raum. Trotzdem testete Bruder Jan, nicht
nur einmal, die Intelligenz der Westlichen
Grünmeerkatze und machte das Schloss der Koje
locker. Wohlgemerkt, er öffnete die Tür der Koje nicht! Wohl
aber schaute er so bald als möglich ins Freie zu gelangen!
Bruder Jan freute sich wie ein kleines Kind, nur schon bei
der Vorstellung, wie Mitbruder Georg mit dieser Situation
zurecht kam. Regelmäßig unregelmäßig, um Punkt vier
Uhr, also noch eine Stunde vor dem Morgengebet, klopfte
Bruder Jan leise an meine Besucherzimmertür. So lautlos
wie möglich, schlichen wir wie die Einbrecher durch graue
lange finstere Gänge. Ziel, unter einer dicke Herbstblätter-
Schicht, durch Bruder Jan im Park versteckte Sport Utensilien,
bestehend aus zwei amateurhaft gefertigten Holz
Schläger und ein aus alten Socken geformter Spielball. Bei
Mondbeleuchtung im Dunkeln, versuchen diesen Stoffbeutel
zu retournieren, bereitete Bruder Jan enorme Freude.
Wahrscheinleich weil der Abt diese Tätigkeit, wie Bruder
Jan richtigerweise als „Federball“ titulierte, eher nicht genehmigen
würde! Die Predigten am Sonntag waren eeeeendlos!
So lange bis man, als Zuhörer, den Faden verlor und in
Gedanken schon beim Mittagtisch war!
Ich habe Pater Jan Bomans, immer offen für Experimente,
überzeugt sich mal KURZ zu halten! „Die Leute schlafen
ein, können sich nicht mehr konzentrieren“, verkündete ich
ihm.„Wenn Du meinst werde ich mir in dieser Richtung was
Neues überlegen.“ meinte er. Und das hatte er: Pater Jan
Bomans schritt die Stiegen zur Predigtkanzel hinauf. Oben
angekommen. Sagte mal gar nichts. Sah die Kirchengängern
von links nach rechts an. In der Kirche hörte das
Husten auf. Sah die Kirchengänger von rechts nach links
an. Obwohl Pater Jan Bomans noch nichts sagte, hörten
alle gespannt hin! Dann, in eine gespenstische Stille voller
Erwartung, breitete er seine Arme aus und sagte „Kinder,
seid nett zu einander!“. Faltete die Hände zusammen und
ging den Predigtstuhl hinunter. Die Stille wurde noch stiller.
Die Kirchgänger waren verwirrt. Als ob eine Bombe eingeschlagen
hätte!!! Eine bessere Predigt hatte und habe ich
nie mehr gehört! Bruder Jan hat, familiär bedingt, seine Gedanken
schriftlich zusammengefasst mit dem Ziel das wahre
Klosterleben als Buch zu veröffentlichen. Dem Verleger wurde
die Herausgabe durch den Abt verboten, denn „Sämtliche
Geschichten entsprechen nicht der Wahrheit!“ So gäbe es für
diesen, für mich ereignisreichen Klostermonat, noch vieles zu
berichten. Leider gibt es über meinen Jahre später geäußerte
Herzenswunsch, Bruder Jan, meine für den Herbst 1971 (Zwischensaison)
geplante Hochzeitmesse, zu gewinnen, nichts zu
berichten. Der Abt erlaubte das, aus welchen Gründen auch
immer, leider nicht! Nicht nur Bruder Jan, Gehorsam gelobt
und geprobt, war darüber besonders traurig.
Bruder Jan nützte die Trappisten Tradition für Begräbnisse
keinen Sarg zu verwenden. Es war ein stiller, für sämtliche
Anwesenden gut sichtbarer, humorvoller Protest gegen Gehorsam.
Seinen letzter Wunsch, in blütenweißes Festgewand
mit absolut unüblichen pechschwarzen Socken begraben zu
werden, konnte Abt Jeroen ihm nicht (mehr) verwehren!
193¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯THE LIVING RESTAURANTS.
MARKUS RIMML †
Unsere Nummer 149
Sommer 1978, Pension Rimml, Kranebitten, Innsbruck.„Innsbrucker
Zimmernachweis“, das ganze Team von Büro
Hauptbahnhof, Büro Ost und Büro West bestand aus
fünf Personen. Sämtliche Angestellten versorgten die Hotellerie
der Stadt und Umgebung mit, nach Übernachtung suchenden
Personen.
Bei ca. 10.000 Betten, kann es schon sein, dass der
ein oder andere Betrieb sich bei uns ein bisserl im Vordergrund
erarbeiten möchte. Sei es mit einem vorbeigebrachten
Flascherl Wein „weil ich gerade in der Nähe war“, ein bisserl
was zum Jausnen, oder gar ein Abendessen.
Herr Rimml Senior war besonders geschäftstüchtig. Er
holte die Gäste direkt vom Büro ab. Der Gast war erfreut die
Transportkosten für andere Bedürfnisse verwenden zu können.
Noch auf dem Weg zur „Pension Rimml“ machte er das Angebot,
„Drei Übernächtigungen, davon eine gratis“. Damals
waren die mit dem Zug Reisenden, von uns „Rücksäckler“ genannten,
Touristen meist ohne festen Zeitplan unterwegs.
Die Überlegung von Herr Rimml: Die Wäsche ist nach
einer Übernachtung sowieso zum reinigen. Warum also nicht
eine bezahlte Nacht zusätzlich und der dritte Nacht gratis?
Der Kontakt von Herr Rimml zu uns wurde intensiviert und der
Gast motiviert das nächstemal wieder zu buchen.
Dieses Angebot war ein erfolgreiches! Zum Abendessen
bei der Familie Rimml im Stadtteil Kranebitten eingeladen, servierte
uns der Hotelfachschule „VILLA BLANKA“ Schüler,
Sohn Markus, vorbildlich. Das Essen hervorragend und der
Grüne Veltliner bestens gekühlt. Die dritte Flasche empfand
ich als „anders“ als die zwei Vorgänger. Verwirrung am Tisch,
denn Winzer und Etikett waren ident. Aber der Jahrgang eine
andere! Bewunderung beim Schüler Markus und die Basis für
eine vom Respekt bestimmte lange – später intensive Zusammenarbeit.
Markus startete als GF bei der zur Familie Cammerlander
gehörenden Lokalität „Tabasco“. Ich bei „Seagram
Spirituosen“ als Ratgeber und Ideenlieferant. Der Name
„Tabasco“ war sehr treffend für diese Lokalität mit offener, für
der Gast einsehbarer Küche und innovatives Angebot. Viele
Jahre hat es gedauert bis der Produzent aus dem US Bundesstaat
New Mexico den Tabasco Braten gerochen hat und via
Wiener Anwalt kund tat, mit dieser Namensgebung nicht ein-
¯194
verstanden zu sein. Resultat; „Tabasco“ hieß fortan „`Basco“.
Aus „`Basco“ viele Jahre später „Kravogel“. Markus Rimml
übersiedelte zum ebenfalls zu den Familie Cammerlander in
Vorbereitung befindende Restaurant „Die Geisterburg“ in Hall.
Hier im „Pre opening office“ traf er alle Entscheidungen
mit, war täglich auf der Baustelle. Ein für Markus unerschöpflicher
Lernbrunnen! Das Delikatessen Geschäft „Julius Meinl“
in der Meranerstraße, Innsbruck, übersiedelte. Markus Rimml,
gestärkt durch seine Erfahrungen in Hall, übernahm die Räumlichkeit
und eröffnete das italienische „Al Dente“. Die Idee im
dicht mit Büros besiedeltem Zentrum, schnelles italienisches
Mittagessen anzubieten, ging über sämtliche Erwartungen voll
auf! Im zum Betrieb gehörenden winzigen Kellerraum machte
Markus Rimml persönlich seine Spaghetti, Lasagne, etc. das
ganze „mice en place“ täglich selber. Die Tische bistromäßig
auf schnelles „Essen und Gehen“ konzipiert, „verarbeiteten“
zu Mittag drei Sitzungen und war somit pro M² Umsatz wohl
eine der Stärksten in Österreich! Meine Idee: 10 Mittagsmenüs
& das 11. gratis funktionierte bald nicht mehr wunschgemäß,
weder für die Gäste, noch für den Ablauf im Restaurant.
Das 11. Gratismenu wurde deshalb auf „nur ab 13.30 Uhr“
verschoben!
Der Erfolg beflügelte, Filialen in ganz Österreich angedacht
und auch ein zweiter „A 1 Platz“ in Innsbruck. Berufsbedingt
erfuhr ich von der geplanten Übersiedlung vom „Büro
Tirol Werbung“ Ecke Bozner Platz-Adamgasse.
Beim Informationstermin beim Besitzer der Immobilie, Herr
Stedile-Foradori, berichtete mir dieser seine Vorstellungen:
Dieser Platz sei total ungeeignet für ein Büro! Das Büro werde
einige Stockwerke höher verlegt. Zum Beleben des Bozner
Platzes sei eine in Innsbruck fehlende „Champagner Bar“ erforderlich!
Für den Kunden „Driss“, Betreiber vom bekannten
Lokal „Casablanca“ , so wie ich früher im Sporthotel in Igls
beschäftigt, organisierte ich deshalb einen Termin. Driss aber
war eine Champagner Bar in Innsbruck zu riskant. Hat sozusagen
kalte Füßen bekommen. Ist abgesprungen, womit ein
Termin bei Herr Stedile-Foradori ohne Gesprächspartner über
ein „A 1 Platz“ vorhanden war. Herr Rimml hat diesen Termin
wahrgenommen, die Champagner Bar Plänen verworfen und
mit seinem Konzept „Erlebnis Gastronomie“ überzeugt. Herr
Rimml schwärmte von einem „Argentinischen Steakhouse“.
In Österreich war aber die Einfuhr von Argentinisches
Fleisch noch nicht verkehrsfähig, per Gesetzt nicht erlaubt.
Als Notlösung entstand somit das erste mexikanische
Restaurant im deutschsprachigem Raum, das Restaurant
„Chili`s“. Rimml Markus wird in die Geschichte als Gründungsvater
einer gewaltigen mexikanische Welle eingehen.
Von Innsbruck, via Salzburg nach Wien entstand
ein anderes, neues Lebensgefühl. Von Hamburg bis nach
München, auch in der Schweiz, entstand ein kultige Innenarchitektur.
Tequila und Corona mit Limetten-Spalten im
Flaschenhals, begleitet von mexikanische Sound, vermittelte
einen exotische Flair. Für uns, Olmeca Tequila und Corona
Bier vertreibend, kein Nachteil!
„Herr Rimml“, wir waren respektvoll gegenseitig immer
per „Sie“, überließ mich für die Lokal-Vermittlung ungefragt
(!!!) 30.000.- Schilling. „Weil es sich so gehört!“ meinte er.
195¯
¯196
197¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯BLUMENCORSO.
MARIO KASTEN
Unsere Nummer 151
¯198
Ende der 1980er Jahre. Das bekannte „Non Stop Kino“
in der Maria-Theresien Straße in Innsbruck sperrt zu. Ich
suche Kontakt mit dem neuen Besitzer Christian Lanquetin.
Das resultiert in oftmalige Beratungsgespräche und einem
nächtlichen konzeptsuchenden Lokalstudiums in Vorarlberg.
Hier, für uns „über den Berg“, befinden sich einige ehemalige
Fabrikhallen als bestens funktionierenden Lokalitäten. Voller
Eindrücke und innovative Ideen ging es bei Tageslicht wieder
retour nach Tirol. Eine nächtliche „Arbeitstag“ mit einem Kunden
bringt eine Menge Vorteile.
Der Kunde kann, wie oft im Geschäft üblich, nicht gestört
werden, kann nicht davon laufen. Ein Lokalstudium festigt die
Beziehung zum Kunden und vereinfacht, nachdem notabene
Seagram die gesamte Kosten übernimmt, die Listung der zum
Betrieb passenden Produkte. Vorerst war im alten Non Stop
Kino eine „Clubbing Lokalität“ mit „NEUER DEUTSCHER
WELLE“ also Musik geplant, brachte aber nicht den erhofften
Erfolg. In Tschechien befinden sich ebenfalls alte Fabrikhallen,
nicht als Lokalität konzipiert, sondern als immense Verkauflager
übervoll mit altem Möbel. Hier bezog Christian sein
Interieur, engagierte einen fähigen Bierbrauer und eröffnete
in Innsbrucks Flaniermeile Maria Theresien Straße, 1994 das
„Theresienbräu“. Einer der sich oft wechselnden Geschäftsführer
war der Deutsche Mario Kasten. Und hier sind wir jetzt
beim Anfang meiner Geschichte: Mario Kasten hatte was im
Kasten, wollte höher hinauf und zog nach Seefeld, auf fast
1.300 Meter Seehöhe. Seine neue Arbeitsstätte, die „Fledermaus“.
Der Vorteil für uns reisende, beratende Verkäufer ist
zweifelsfrei der Wechsel eines Kunden. Mit besten Beziehungen
zum Kunden ist man im neuen Lokal schon gleich vorne
dabei, werden die übliche Listungen weiter verwendet oder
sogar noch erweitert. So auch bei Mario. Einige Produkte wie
ABSOLUT blieben als „Pouring“, Heineken nahm er zusätzlich
dazu. Mario war außerordentlich zufrieden mit dem Produkt,
denn Seefeld ist ein Touristenort per excellence und Heineken
verfügt über ein international hervorragendes Image. Zum
anstehendes Blumencorso wollte Mario, als unbekannter „Zugereister“,
seinen Bekanntheitsgrad in Seefeld und Umgebung
erhöhen und entschloss sich zu einer "Corso"-Beteiligung.
Das Thema sollte unbedingt etwas Einzigartiges sein. Mit ein
wenig Unterstützung von unserer Seite entstand ein Heineken
Schiff aus Blumenpracht. Das Schiff als Symbol das Heineken
global liefert und das Bier, das weltweit konsumiert werden
kann. Auch in Seefeld. In der „Fledermaus“!
Gerne denke ich an diese Aktion zurück, denn ein Heinekenschiff
hat auch eine wenig bekannte historische Geschichte:
Die Niederländer war es bekannt, dass die Prohibition
in den USA 1933 bald kippen würde. Vor dem New Yorker
Hafen harrte ein „Heineken Schiff“ auf diesen Moment. Somit
war Heineken das erste Bier nach 14 jährigem Alkoholverbot
,das der New Yorker Bevölkerung zur Verfügung stand.
Nicht umsonst sind noch viele Amerikaner der Meinung, dass
Heineken ein amerikanisches Bier ist. Am Ende dieser Blumen
Geschichte sei der Vollständigkeit halber noch erwähnt, dass
Christan Lanquetin 2018 verstarb und das dieses in seiner Art
einzigartige Bierlokal „Theresienbräu“ 2020 für immer seine
Eingangstüren versperrte. Mario Kasten kehrte in seine Heimat
zurück und veranstaltet in der Stuttgarter Gegend Veranstaltungen.
199¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯PAPA HACKL. HELFER UND RETTER.
ERWIN ALBERT HACKL†
Unsere Nummer 124
Sommer 1971. Vier Personen sitzen am Wohnzimmertisch
der Familie Hackl. Hofrat Erwin Albert Hackl liest Zeitung.
Mutter Erna strickt. Tochter Ingeborg Hackl ist in Fachliteratur
vertieft und ich sitze da, überlege wie ich es anfangen
soll. Wieso lernt man nicht irgendwann, irgendwo mit so einer
heiklen Situation umzugehen? Wie anfangen? Klar hat man gelernt,
dass Napoleon in Waterloo ein bisserl Pech gehabt hat,
dass Charles Lindberg 1927 als erstem die Alleinüberquerung
des Atlantiks gelang und noch vieles mehr. Wie man bei den
Eltern um die Hand eines Mädchens, das man heiraten möchte,
anhält, da hatte ich also nicht viel Übung! Eigentlich überhaupt
keine Ahnung!
Ich beschloss spontan auf „Attacke“ zu schalten und
durchbrach die Stille mit: „ Ich würde gerne Ihre Tochter
heiraten und bitte um Ihre Erlaubnis“. Schlagartig änderte sich
die Ruhe im Raum. Mutter Erna, ließ ihre Arme in den Schoss
fallen, stoppte mit ihrer Stickerei, starrte mit großen Augen
ihren Ehemann an. Vater Albert hatte diese Situation offensichtlich
auch noch nicht oft durchgespielt, denn er legte die
Zeitung blitzartig auf den Wohnzimmertisch, schlug nervös
das rechte Bein über das linke, nahm die Zeitung wieder auf
und sagte zuerst einmal gar nichts. Inge, meine hoffentlich
zukünftige Ehefrau, beobachtete das Geschehen mit Spannung.
Ich ebenso. Hier haben Mütter nichts zu sagen, also
starrten wir alle drei das Haupt-der-Familie erwartungsvoll an.
Klar dämmerte es Ingeborgs Vater eine Reaktion zeigen zu
müssen. Nicht so einfach als Tiroler, der erste Schwiegersohn
aus Indien und der zukünftige nächste auch kein Tiroler!
Die Chance auf Verbesserung war, mangels dritte Tochter,
nicht vorhanden. Und dennoch, er erteilte mir, immer noch ein
bisschen verdattert, aber doch, die Erlaubnis seiner Tochter
zu heiraten. Es wurde gleich zweimal geheiratet. Einmal
standesamtlich unterm Goldenen Dachl und das zweite Mal
kirchlich in Breda, Niederlande. Erstens damit meine Familie
nicht so weit zu fahren brauchte und zweitens, und das ist ja
allgemein bekannt, hält doppelt wesentlich besser. Typisch für
meinen nunmehriger Urtiroler Schwiegervater – die besonders
gut ernährten, in der Landschaft grasenden niederländischen
Kühe zwar zu loben – aber gleichzeitig festzustellen, dass
die Tiroler Kühe in der Heimat optisch doch einen erheblich
¯200
besseren Eindruck machen! Hofrat Dr. Albert Erwin Hackl,
geboren 1912 in Zaunhof, einem Bergweiler im Pitztal, wuchs
dort als 14. Kind einer Bergbauernfamilie auf. Er lernte über
die allgemeinen Entbehrungen der damaligen Kriegs- und
Nachkriegszeit von Kindheit an die Folgen persönlicher Armut
kennen. Nach dem Gymnasium in Volders studierte er an der
Universität Innsbruck Rechtswissenschaft. Als "Bettelstudent"
hatte er für sein Studium weitgehendst selbst aufzukommen. In
der NS-Zeit wurde er wegen seiner österreichischen Gesinnung
seines Postens enthoben und 1941 zum Wehrdienst an
die Ostfront einberufen. Nach Kriegsende 1945 trat er in den
Landesdienst bei der Präsidialabteilung ein und hatte dort die
unangenehme Aufgabe den Personalstand beim Mittel- und
Pflichtschulsektor zu entnazifizieren! Schon hier war Albert
Hackl der Helfer und Retter der politisch Verfolgten.
1960 erging an Dr. Hackl der Auftrag, in Tirol ein wirksames
Studien-Beihilfewesen aufzubauen. Bei weit über 3.000
Anfragen jährlich, keine leichte Aufgabe – die Stipendien
gerecht zu vergeben. Es wurde erst entschieden nachdem er
einen genauen Überblick der sozialen Lage und des schulischen
Fortschrittes hatte, bevor er die ihm anvertrauten Mittel
als Stipendien weitergab. Er verschaffte unzähligen Studenten
kostenlose Kostplätze. Wenn er für „seine“ Studenten Hilfe
brauchte, pilgerte er im Landhaus sowohl zu den „Roten“ als
auch zu den „Schwarzen“! Der damals einzige Studierte aus
dem Pitztal der sich für Pitztaler Interessen wirkungsvoll im
Landhaus einsetzte, war eben der mit Ehrfurcht ausgesprochene
„Hofrat Hackl“. Bevorzugt ging er zu Fuß von seiner
Wohnung in Wilten zum Landhaus. Auf der Straße traf er viele
Bekannten und erkundigte sich nach Familie und Studienfortschritte
der Kinder. Kein Wunder, dass sich einerseits auf dem
Bürotisch die Anträge stapelten und andererseits am Boden
Unordnung herrschte. Wein-, Schnapsflaschen, Forellen und
Wildbrett, Kuchen und Gebackenes bildeten dort ungewollt
eine Vielfalt der heimischen Produktionen ab. Alpenrosen
nicht immer, aber frische Blumen standen meistens auf seinem
Schreibtisch! Ich als wohlerzogener Niederländer wunderte
mich ein wenig über so viel Transparenz! Hatte der Bauer
nach eigenen Angaben nicht drei, sondern dreizehn Kühe
im Stall, so erhielt sein Sohn oder seine Tochter eben kein
Stipendium. Albert Hackl hatte das aber auch einfach
ein wenig im Gefühl, wann die Angaben nicht stimmten.
Menschenkenntnis eben. Er ließ sich, nachdem er zeitlebens
ohne Führerschein unterwegs war, zum jeweiligen Bauernhof
fahren und traf erst dann seine Entscheidung! Samstage
oder Sonntage waren für diese Tätigkeiten vorgesehen.
Am Beifahrersitz seiner Gattin Erna, genoss er diese
Autotouren in die Natur, sichtlich. Zugekehrt wurde immer
bei irgendeinem Bauernhof, wo man sich stets bemühte
den unangemeldeten „Herrn Hofrat“ die Zeit so angenehm
wie möglich zu gestalten! Ich als sein Schwiegersohn habe
Albert Hackl als besonders, angenehme, die Geselligkeit
liebende Person kennen und lieben gelernt. Er liebte seine
Enkelkinder abgöttisch.
Ein Glaserl Rot, aus Gemütlichkeit und auch ein
Schnapserl, so für zwischendurch, hat er nie abgelehnt! Am
1. Januar 1978, nach 18 Jahre Studentenunterstützung beendete
er, gesetzlich bedingt, diese wundervolle Tätigkeit.
Viele erfolgreiche und bekannten Tiroler und Tirolerinnen
verdanken sicher auch ihm einen entscheidenden Teil ihrer
Karriere! Seinen Ruhestand vermochte er nicht all zu lange
genießen.
69 Jährig, in November 1980 verlor er beim Fischen am
Inn den Kampf gegen eine Forelle und seinem Herzen, das
stets dem bäuerlichen Berufsstand verbunden war, aufgrund
eines Herzinfarktes. Wie beliebt er war bewies die übervolle
Serviten-Kirche in der Maria Theresia Straße in Innsbruck
bei seiner beeindruckenden Verabschiedung von dieser
Welt. Eine Bemerkung eines Kirchenbesuchers beim Hinausgehen
„Als ob er der Landeshauptmann gewesen wäre.“
201¯
NBEGEGN UN GE
¯SCHLUTZKRAPFEN UND KNÖDEL-
MANUFAKTUR – PUR.
BESO NDERE
HEIDI UND ROLAND DENGG
Unsere Nummer 75
Riedau. Eine beschauliche Marktgemeinde im Bezirk Schärding
mit knappe 2.000 Einwohnern. Hier in dieser ruhigen
Gegend eröffnete 1972 HEIDI UTTENTHALER erstmals,
neugierig und auf Entdeckungsreise, ihre Augen.Mittersill. Im
Pinzgau wurde Roland Dengg bereits 1971von der Gischt der
Krimmler Wasserfälle 1971 berieselt! Man sagt diesem Nebenprodukt
der Krimmler Wasserfälle heilende Wirkung nach.
Das dürfte zumindest bei Roland seine Richtigkeit haben, denn
Roland wuchs zu einem gesunden Naturburschen heran.
Was Heidi und Roland gemeinsam verbindet? Vorerst
überhaupt nichts. Nach der Handelsakademie, entschied sich
Heidi für ein Psychologie- und BWL-Studium in Innsbruck.
Ihr Traumberuf Kriminalpsychologin. Um ihre Lebenskosten
fi nanzieren zu können „kellnerte“ Heidi unter anderem in den
Kulturzentren„Treibhaus“ und „Utopia“ – und im damals wohl
bekanntesten Lokal „Harleys Coffee Bar“. Roland, der schon
als 10jähriger seinen berufl ichen Weg „im Service“ gesehen
hatte, meldete sich bereits als 15 jähriger als Kellnerlehrling
beim „Gasthof Schranz“, in Wald im Pinzgau. Das "Reisebusgeschäft"
war damals noch ein bisserl anders. Reservierungen
nicht unbedingt Usus. Wenn die Buspassagiere gerade Platz
genommen hatten, stand manchmal bereits der nächste unangemeldete
Bus vor der Türe. Das erforderte von Junglehrling
Roland natürlich schnelles Denken, schnelles Reagieren,
schnelles Arbeiten und optimale Konzentration. Eigenschaften
welche Roland im späteren Leben reichlich zu Gute kommen
sollten.
Es folgte der Dienst beim österreichischen Bundesheer,
Wintersaison im Hotel Alpina, Gerlos und 1991 Sommersaison
im „Hotel Schorn“ am Wörthersee. Dieses Hotel, direkt
am See, war oft auch „mein Zuhause“ wenn ich meine Touren
„am See“ absolvierte. Leider bin ich auf die besagten 77
Berichte begrenzt, denn über die Hotelbetreiber Herr Emil
Schorn und Gattin, hätte ich noch sagenhafte G`schichterln
im Talon. – Winter 91/92 Oberkellner im „Hotel Viktoria
Jungfrau“, Interlaken, Sommer Restaurantleiter „Hotel Schöneben“,
Wald im Pinzgau und das erste Engagement als
Bartender in „Myers`s American Bar“ in Wien. Hat man dort
mal gearbeitet wusste man schon genau, wie das Bar- und
Cocktailgeschäft funktioniert! 1994 lernte ich im „Café Club
¯202
Filou“, DAS Wohnzimmer der gehobene Innsbrucker-„Gassi
Geher“, Roland in seiner Funktion als Barchef kennen und
bewundern. Ich. Alleine unterwegs – auch als „Lokalstudierender
Reiseführer“ für Gastronomen aus den verschiedensten
Bundesländer – es war offensichtlich, dass Roland im übervollen
(Räucher-)Kellergewölbe, im Halbdunkel, bei unerträglich
lauter Musik, schnell, konsequent und immer freundlich,
die Übersicht nicht verlor – um seinen Gästen einen schönen
Abend und ebensolche Nacht zu bereiten. Unerklärliche vier
Jahre im Keller-Chaos verkraften nicht viele in der Branche!
Nicht viel ruhiger war es darauf folgend im „Dorfstadl Dancing“
in Strobl am Wolfgangsee.
Zum „Relaxen“ verblieb Roland zwei Monate in Südafrika,
ehe er für die Familie Hackl die Eröffnung des „Café Maria
von Burgund“ direkt unter dem Goldenen Dachl in Innsbruck,
unterstützte. 1998, zog es „Wandervogel“ und Motorradfahrer
Roland zur „Harley`s Coffee Bar“ und da, ja da, Sie ahnen
es schon, lernten eine geborene Oberösterreicherin und
ein Pinzgauer sich kennen! Auch hier war intensives Arbeiten
gefragt und endete für beide in einer gemeinsamen Weltreise.
Geplant waren fünf bis sechs Monate, aber in Neuseeland
und Australien, auch in Thailand waren die Drinks doch teurer
als gedacht….
Wieder in Innsbruck, im „Hofgarten“, und zwar tatsächlich
an den Garten-Außen-Bars, wurde wieder fest gearbeitet.
Geplant war eine gemeinsame Zukunft und eine Hotelübernahme
in Rolands Heimat, – im Pinzgau. Das dafür vorgesehene
Hotel brannte leider bis zu den Grundmauern ab,
somit wurde daraus nichts. Tiroler-Bergtouren in der Freizeit
strengen an, erfordern Kondition und erzeugen nicht nur Durst,
auch Hunger! Nachdem am späten Nachmittag bei der ersten
Alm die Knödel „Leider aus!“, bei der zweiten „Leider alle
verkauft!!!“ und bei der dritten Alm nur noch ein Stück Knödel
übrig war, wunderten sich Heidi und Roland. Wieso? Warum
im „Knödel Bergland Tirol“ die gewünschte Knödel, obwohl
oft Convenience, nicht ausreichend vorhanden waren. Nach
Erkundigungen bzw. kleinerMarktforschung, erkannten Heidi
und Roland den Bedarf an „handgemachten Tiroler Spezialitäten“.
So wurde im Herbst 2001 die Produktion von handgemachten
Schlutzkrapfen& Knödeln begonnen.
Der erste Großauftrag kam vom Haller Gastropartner
Fa. Eisendle GmbH, der die beiden mit ordentlich viel
Arbeit eindeckte, da schlicht das Knowhow Schlutzkrapfen
und Knödel in großen Mengen zu produzieren erst erarbeitet
werden musste. Angestachelt – das Ganze in den
Griff zu bekommen, wurde in Volders, unweit von Innsbruck,
zuerst experimentiert und dann produziert. „Handmade“
war der Schlüssel zum Erfolg!!! Bald war die, mit einem
anderen Betrieb geteilte, Arbeitsstätte zu klein, flugs eine
neue Produktionsstätte in Hall in Tirol geplant und umgebaut.
Im Mai 2012 wurde die „Dengg Krapfen- und
Knödelmanufaktur“ auf über 1.400 m² eröffnet. Klar ist auch
die Corona Krise nicht problemlos vorübergegangen, aber
gegessen wird immer. 20 Jahre später beschäftigen Heidi
und Roland 19 Mitarbeiter und produzieren bis zu 8.000
Knödel oder 35.000 Schlutzkrapfen täglich! Dengg –
handgefertigte Schlutzkrapfen, Knödel und Krapfen werden
in Tirol, Südtirol & Bayern im Gastronomiegroßhandel sowie
an diverse Spezialitätenhändler, im Direktverkauf in Haupthaus
Hall und via Onlineshop verkauft. Übrigens sind Heidi
und Roland schon seit 2003 offiziell ein Paar. Im überaus
gesunden Krimml wurde feierlich geheiratet.
Éinmal wöchentlich kocht Heidi NICHT! Da werden
Dengg-Spezialitäten getestet!
203¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯BIER MIT TRADITION.
MARTIN LECHNER
Unsere Nummer 6
Bereits in der 16. Generation wird die Zillertaler Brauerei
durch Martin Lechner vorbildlich geführt. Gemeinsam mit
Top Spirit haben wir Aktionen durchgeführt unter anderem
sind so die „Bieries“ entstanden, Bier mit 2 cl. Likör. Martin
ist ein äußerst angenehmer Partner. Bedachtsam, offen, ehrlich,
mit richtiger Handschlagqualität.
Nachdem mein Partner, Herbert Waltl und meine Person,
mit diesem Buch bestrebt sind eine sinnvolle Nachhaltigkeit
zu erreichen, haben wir einen Termin bei Martin angestrebt
und sofort erhalten. Von Zillertal Bier erhielten wir spontan
die Zusage für eine Buchunterstützung. Von uns bekam der
Initiator und Obmann der Gambrinus Bruderschaft, Martin
Lechner, die Zusage dass mögliche Gewinne (wissen wir
noch nicht! Wer konnte DAS damals schon ahnen, dass es
Krieg geben wird, Papier täglich teurer werden wird ...), der
Produktionskosten-Überling und all die freiwilligen Spenden
für das "kostenlose" Buch an die Gambrinus Freunde
weitergeleitet werden. Im Anschluss dieses „Win-Win“
Gespräches erhielten wir von Martin noch eine Führung
im höchst informativem – 2020 eröffnet und mit 5.000 m²
Ausstellungsfläche ausgestattete „Braukunsthaus“ Verkostung.
Einige hochinteressante, passend zu Martins Ausführungen
seltene Zillertaler Biersorten durften da nicht fehlen. Es wird
hier im Zillertal, Ressourcenschonend und energierückgewinnend
produziert, daher braucht man sich über die Zukunft
der Zillertal Brauerei nicht sorgen, denn die 17. Generation
befindet sich schon voller Enthusiasmus in den Steigbügeln!
¯204
Bunter Schwarz-Weiss-Bilderreigen.
Bunter Schwarz-Weiss-Bilderreigen: Interessanter Besuch bei der ZILLERTAL BRAUEREI und bei Geschäftsführer MARTIN LECH-
NER. Gleichzeitig auch der Start einer Kooperation. Dafür danken wir.
ALLE ERLÖSE (Spenden, Druckkostenbeiträge) die nach Abzug der Produktionskosten für das vorliegende Buch übrig bleiben
werden direkt an die GAMBRINUS Bruderschaft weitergeleitet.
Mehr unter: www.gambrinus-freunde.at
205¯
¯206
207¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯GLASKLAR. MEISTERKLASSE.
MARTIN HINTERLEITNER
Unsere Nummer 74
¯208
Wenn der Vater dieses Beitrages genau so katholisch
tiefgläubig wie mein Vater gewesen wäre, würde
ein zweiter ATHANASIUS in Österreich, zumindest
denkbar, möglich gewesen sein. Das wäre toll. Dann wäre
ich nicht so alleine…. Auch David Beckham hätte das ganze
Königreich Great Britain überrascht und mit einem wesentlich
schwierigeren Vorname durch das Leben wandern müssen!
Jawohl, wir alle drei haben das gleiche Geburtsdatum! Das
GeburtsJAHR ist aber nicht ident…
Wir bleiben aber bei unserem Protagonisten dieser jetzt
folgenden Vorstellung, Martin Hinterleitner. Geboren 1951 in
Wien, aufgewachsen in Hütteldorf, Wien. Als Kind hatte er
die Möglichkeit aus zwei Traumberufe zu wählen; Förster, was
ein gesundes Leben in der Natur bedeutete, oder Papst, denn
„Unfehlbar“ zu sein müsste doch ein bleibendes befriedigendes
Gefühl sein. Es kam dann doch ein wenig anders: Mit
Bäume „umsagln“ hatte das nichts zu tun, als Sportler war er
trotzdem sehr oft in der Natur. 1970/72 leistete Martin ganz
brav seinen Militärdienst. Schießübungen standen ziemlich
weit hinten auf seiner Tätigkeitsskala. Als SPITZENSPORT-
LER in Österreich auch nicht notwendig. Eingeteilt in der
HSNS Kompanie („Heeres Sport und Nahkampf Schule) war
volle Konzentration auf seine Disziplin zu 100% gegeben.
Martin ruderte als „Ruderer“ durch seine Militärzeit. Unter
anderem war der Tiroler Radfahrer Wolfgang Steinmayr
ebenfalls bei dieser Kompanie eingeteilt. Verwechslungen
ausgeschlossen, denn es wurde nicht in einheitlichem Militär
Look gekämpft, sondern jeder Sparte hatte sein eigenes
„Leiberl“. Sonst hätte es passieren können, dass Wolfgang im
Ruderboot und Martin am Rad unterwegs waren. Bei HSNS
steht der Sport im Vordergrund! Martin ruderte im „Zweier“, im
„Vierer“ und im „Achter“ mit oder ohne Steuermann. Man hat
zwar bei offiziellen Gelegenheiten hie und da das Militärgewand
an, gehört aber zum „Elitär – Militär“. Martin „sportelte“
zur vollsten Zufriedenheit seiner Vorgesetzten und wurde
deshalb sogar (Chapeau!) 1972 zur Teilnahme an Olympische
Spielen im München eingeteilt! Beim Rudern hatte Martin
nicht nur Zielstrebigkeit, Fokussierung und Disziplin gelernt.
Zusätzlich „Fit im Kopf“ zu sein, war ein wesentlicher Faktor!
Das Betriebswirtschaft Studium 1971/76 an der Wirtschaftuniversität
in Wien sollte daher nicht all zu schwierig sein. 1976
war ein besonders bedeutendes Jahr:
Mit der Bezeichnung „Magister“ heiratete Martin seine
Eva-Maria. Eine med. techn. Assistentin in der Familie dazu zu
bekommen ist beruhigend. Die Familie Hinterleitner vergrößerte
sich peu à peu mit Christoph, Cornelia, Michael, ein Hund
und eine Katze. Martins erste Gehversuche in der Wirtschaft,
wir befinden uns immer noch im Jahre 1976, waren bei der
ÖMV. Eine Vielzahl an Abteilungen vermittelte ausreichend
Erfahrung und Wissen, damit er 1979 als Assistent Vorstandsdirektor
der kaufmännischen Direktion, zuständig für die Koordination
von ARAL, ELAN und TOTAL seiner Karriere einen
dicken Punkt zufügen konnte!
Nach fünf lehrreichen intensiven Jahren bei der ÖMV
erfolgte Martins zweite wichtige Berufs Entscheidung: Martin
zog es zu „Procter & Gamble Österreich“, ein in 70 Länder
vertretener Weltkonzern, spezialisiert auf die verschiedensten
Produkte des täglichen Gebrauches. International bezeichnet
als, spezialisiert auf „daily human needs“. Hier durchlief
Martin in den verschiedensten Abteilungen, wie „Health &
Beauty Care“, „P&G Beverages“ und „Paper & Detergent“ in
führenden Positionen so ungefähr alle wichtige Sparten. Sämtliche
P&G Tätigkeiten hatten überwiegend mit Logistik und
Marketing, also direkt oder indirekt, mit Verkauf zu tun. Nach
erfolgreichen 12 Jahren wechselte er 1994 zum Vorstandsdirektor.
Zum Genussmittel Unternehmen „Schlumberger“. Bei
dieser Wein-, Sekt, und Spirituosen Anbieter kreuzten sich in
September 1997 erstmalig unsere Wege. Ich befand mich,
53 Jahre jung, von „Seagram“ kommend wegen Konzern
Auflassung, arbeitslos, vier Wochen im Rehabilitation Zentrum
Großgmein, unweit von Salzburg. Interessant übrigens, damals
waren zur Genesung unbedingt VIER Wochen Therapie
notwendig! Aus den verschiedensten Gründen hat sich diese
Aufenthaltsdauer nunmehr auf drei Wochen reduziert! Hoher
Besuch hat sich angesagt. Vorstandsdirektor Magister Martin
Hinterleitner kam mich persönlich im Reha Zentrum besuchen.
Zum ausloten ob ich bereit wäre in Zukunft für „Schlumberger“
zu arbeiten. Das Gespräch war angenehm, die Chemie
zwischen uns passte und jawohl, obwohl noch bis Ende des
Jahres auf „Seagrams“ Gehaltliste platziert, startete ich bereits
Fotonachweis: Privat
in Oktober bei diesem Genußmittel Anbieter. Natürlich
sind der Kontakte des Reisenden AD (Außen Dienstler) und
Personen der Geschäftsführung keine täglichen.
Auf Messen, Tagungen und Veranstaltungen hat
man allerdings sehr wohl engen Kontakt und der Kontakt
„Magister Hinterleitner“ und „Herr Weller“ war immer von
gegenseitigem Respekt geprägt. Unsere Zusammenarbeit
war, aus meiner Sicht, optimal, wir hatten nie Probleme.
Martins Art freundlich aber bestimmt, Leistungen einzufordern,
waren überzeugend! 2007 bot sich für Martin die
Chance ganz was Neues an zu fangen! Das bedeutete
seinen momentanen Arbeitgeber zu verlassen und die
vierte lebenswichtige Entscheidung zu treffen. Obwohl
selbstverständlich risikoreich entschied Martin seinen
Arbeitgeber Schlumberger Adé zu sagen und gemeinsam
mit seinem Schlumberger-Kollegen Josef Karner, die Glasmanufaktur
„Zalto Glas“ zu übernehmen. Der Anfang für
die zwei nicht mehr all zu junge „Start Up Buben“ ist nicht
leicht.
Martin und Kollege Karner haben alle Hände voll
zu tun mit großen Umstellungen. Renovieren, Umbauten,
Versand und Verkauf. Viel zu tun mit „Umstrukturierungen“!
Besonders der Verkauf funktioniert nicht wie von der Bank
gewünscht und der ganzen Geschichte drohte das Ende.
Bis einige bekannte Weinproduzenten und Sommeliers die
Vorteile von Zalto Gläser entdeckten. Die edlen einzigartigen
mundgeblasenen Zalto Endprodukte zeichnen sich
aus durch Leichtigkeit und ultra dünne Glaswände. Sind
spülmaschenfest und „Trüberesistent". Das Glas verschwindet
beim Gebrauch in den Hintergrund, der Inhalt gewinnt
dadurch an Bedeutung. Beide Herren sind pausenlos
weltweit auf Verkaufstour.
Das Resultat kann sich sehen lassen: es werden in
allen fünf Kontinenten, in den besten Restaurants, mit Zalto
Gläser gearbeitet. Kein Wunder, dass Zalto Gläser am
Olymp angekommen sind und Traditionsunternehmen wie
Riedel, Schott-Zwiesel und Stölzle in der Qualität hinter
sich gelassen hat. Umsatzmäßig natürlich nicht. Eigendefinition
„Gegenüber den Großen sind wir nur ein Micky-
Mouse-Unternehmen“. Im Hause Hinterleitner haben die
Kinder inzwischen die elterliche Bleibe verlassen. Auch Hund
und Katze sind nicht mehr. Das „Gassi gehen“ entfällt, dafür
bleibt dem Ehepaar Hinterleitner, wenn Martin mal zu Hause
ist, mehr Zeit sich auf ein gutes Glas Wein zu konzentrieren.
Im Zalto Glas natürlich.
209¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯MESSER, GABEL ... SP(R)ITZE.
INGA JOHANNESON
Unsere Nummer 162
¯210
Second Service bedeutet nicht nur, dass ich jetzt das
zweite Mal vom Sommer 1971 vom Luxusliner "Song of
Norway", mit wöchentlichen Abfahrten ab Miami, berichte,
sondern vor allem über den Service. 800 Passagiere mit
nur 400 Sitzplätzen im Speisesaal bedeutete damals, wie auch
heute, "Service in Stereo" also 2x Frühstück, 2x Lunch und 2x
Dinner. Ganz interessant war, dass nur für ca. 700 Passagiere
Essensbesteck vorhanden war.
So eine Tatsache macht erfinderisch! Nach dem letzten
Abendservice "sein" Besteck in eine Serviette zu bündeln,
unter das Kopfkissen oder Matratze zu verstecken und gemeinsam
schlafen zu gehen, war üblich. Nützte aber wenig,
wenn die Kollegen das Besteck vom bereits gedeckten Tisch
entwendeten, während man in der Küche für das Passagier-
Essen in der Schlange wartete. Es entstanden die tollsten
Verstecke. So grandios, dass man manchmal selber nicht mehr
wusste, wo man es versteckt hatte, was wahrscheinlich auch
der Grund dieses täglichen Kampfes war. Die meisten der
Crew kamen von den karibischen Inseln und Mittelamerika.
Alles aktuelle oder frühere Kolonien, was den Umgang mit uns
Weißen nicht wirklich fördernd machte für eine gute Zusammenarbeit.
Das Management wusste Bescheid und konstruierte
bei der Zusammenstellung der Vierer-Crew-Kabinen daher
keine Farbspiele. Muttersprachen: Französisch, Spanisch,
Portugiesisch, Kauderwelsch, Chinesisch (Wäscherei) und vor
allem besonders schlechtes Englisch. Trotzdem waren alle
rhetorisch begabt.
Bei Sätzen von zehn Wörtern wurden noch zusätzlich in
etwa die gleiche Anzahl mit dem schönen, und das im englischen
Sprachgebrauch meist verwendeten, Wort "F ... ing"
hinein interpretiert. Bei so außergewöhnlichen Mitarbeitern
waren strenge, allerdings nicht im Logbuch festgeschriebene
Gesetze notwendig und nicht verwunderlich. Um fristloser
Entlassung zu entgehen, sollte man Messerstechereien, sowie
längere Serviceleistungen in Kabinen mit weiblichen Passagieren
vermeiden. Regel Nummer drei betraf die Freundin
vom Kapitän. Er schätzte es nicht besonders, wenn man sie
anlächelte und schon gar nicht, wenn sich da mehr entwickelte.
Der fesche Ricardo aus den Abruzzen wusste von diesem
ungeschriebenen Gesetz, aber was konnte er dafür, dass der
Freundin vom Kapitän langweilig war, während der Kapitän
zu arbeiten hatte? Der Kapitän war "not amused" und Ricardo
wurde am erstbesten Hafen abgesetzt. Die Freundin blieb an
Bord! Der Kapitän: fesch, schlank, braungebrannt und täglich
in blütenweißer Uniform, hatte viele Funktionen. Er war absoluter
Alleinherrscher am Schiff. Oberster Richter bei Streitereien.
Fotomotiv vieler Passagiere. 1x Im Monat "Crew Kabinen-Inspektor",
während wir, wie beim Militär (bei der Kabineninspektion!),
mit Händen am Rücken und starren Blick, hofften
von einer Rüge verschont zu bleiben. Wöchentlich "oberster
Befehlshaber" beim Probealarm, wo wir in Rettungsbooten bis
zum Wasseroberfläche hinuntergelassen wurden und unseren
Spaß hatten. Seine Lieblingsfarbe war "blond", das war offensichtlich,
da nicht nur die Passagiere jede Woche neu an Bord
kamen.
Die, Schiffsärztin, Dr. Inga Johanneson, war ihrer Ansicht
nach für die Passagiere angestellt, weshalb sie sich für
uns Crewmitglieder nur eine Stunde pro Woche Zeit nahm.
Längere Krankheitserklärungen verkürzte sie durch „umdrehen
und Hose herunter!“Verabreichung einer Penicillin-Injektion,
noch bevor der Patient zu Ende geredet hatte!
Schließlich hatte jeder Hafen seine "Sehenswürdigkeiten".
Schnell UND deutlich sprechen war hier angesagt! Es bliebe
noch so einiges über das Leben am Schiff in einer dunklen
Viererkabine, zu berichten. Über die "Kollegen". Über Arbeitsleistung,
ohne versichert zu sein. Über viel zu lange Arbeitstage
sowie über die "Tischmanieren" der amerikanischen
Passagiere. Es hat sich aber vieles zum Besseren entwickelt
und daher empfehle ich "Yes, you can!" und halte es mit NIKE:
"Just do it!" and see the world~
Bildausschnitt FRITZ AIGNER
211¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯WEISE, ALTE MÄNNER.
EX-PERTEN, DAS ORIGINAL.
Unsere Nummer 152
¯212
Januar 2013. Der Anfang. Zufälliger Treff mit Josef Gruber,
langjähriger Küchenchef in einem Innsbrucker Hotel. Dieses
Hotel hat eine abenteuerliche Geschichte hinter sich. In der
Ära von „Olympia Alois“ Bürgermeister Alois Lugger gebaut,
geplant durch das Architekten Team ATP (Achammer-Tritthart
und Partner), wirbelte dieser moderne große Hotelturm, neben
dem historischen Triumphbogen, gebaut noch unter Kaiserin
Maria Theresia, bei der Innsbrucker Bevölkerung viel Staub auf.
Das passte wohl überhaupt nicht zusammen.
„Da wird wohl Geld geflossen sein“ munkelte man. Der
erste Pächter war die internationale Hotel Gruppe „Hilton“.
Darauf folgte „Sheraton“, „Holiday In“, „Scandic Crown“ und
wiederum „Hilton“. (Ganz aktuell geführt von „AC Marriott“).
Sämtliche Änderungen und Umstrukturierungen verlangten
von langjährigen Mitarbeitern eine gehörige Portion
Flexibilität. Joe Gruber, in Pension, endlich von Änderungen
befreit, war gemütlich beim Einkaufen. Ein kurzer Plausch im
Stehen folgte Februar 2013 ein Treffen im sitzen, gemeinsam
mit dem ebenfalls pensionierten langjährige Barmann Erich
Unterwurzacher. Es war äußerst nett sich über frühere Zeiten
zu unterhalten, kannten wir uns doch bereits seit unsere Igler
Zeit 1969/70. Beide Kollegen im „Golfhotel Iglerhof“, ich
im „Sporthotel-Igls“. Es folgte daher ein zweites Treffen. Ein
drittes. Dazu gesellte sich mein langjähriger Freund und
Kollege im Sporthotel Igls, Hauben Restaurant „Pick Nick“
Gründer, Pächter „Tivoli Schwimmbad Buffet“ sowie „Schutzhaus
am Patscherkofel“
Dieter Scherfler. Unsere damalige Chefs de Rang vom
Sporthotel Igls, Charly „Tupferl“ Kobliha, Senior Chef von
Kinderhotel „Hotel Mia Alpina“ in Fügen, sowie Walter-
Schmuck, ehemalige Pächter „Fürstenhaus-Pertisau“ und Wirt
von „Lärchenhof“ in Maurach kamen ebenfalls dazu. Es
bildete bei dieser „Igler Connection“ feste Strukturen: Gemeinsamer
Lunch am ersten Montag des Monats mit einem
kulturellen Erlebnis verbunden. Jedes Treffen, anfänglich durch
mich organisiert, übernahm ein Ortskundiger. Weitere Zuwanderung:
Alfred Müller, ehemaliger Direktor der Tourismus
Schulen-Zell am Ziller, Günther Kortschak und Horst Haisjackl,
beide Tourismus Kolleg Innsbruck, Hans Eder, „Goldenes
Brünnl“, „Schröders“ und „Büro“ alle in Innsbruck, Heinz
Mader, ehemals Küchenchef im „Schlosshotel Igls“, Michael
Skamrada, F&B „Interalpen“- Reith bei Seefeld, und als
Nesthäkchen Hermann Wegscheider, Gründer „Hotel Vier
Jahreszeiten“-Maurach. Kulturelle Ereignisse, werden nur
und ausschließlich mit professionelle Führungen gemacht, anschließend
in ein Restaurant zu Mittag gegessen.
Jedes Treffen ist ein Genuss, man freut sich voller Erwartung
was der Tag so mit sich bringt. Kein Wunder, kennt man
sich doch zum Teil schon über ein halbes Jahrhundert, blickt
zurück auf eine ähnliche (altmodische) Ausbildung, erfährt
über die neuesten Entwicklungen in der Gastronomie und hat
einen ähnlichen Bekanntenkreis. Viele unserer „Happenings“
habe ich auf meiner Home Page unter der Rubrik „Restaurants“
festgehalten, die meisten der oben beschriebenen
Personen finden Sie bei „EXperten Runde“.
Natürlich ist nicht immer diese GASTRONOVEN-Gruppe
komplett. Urlaube und nicht zu vergessen, in unserem Alter
notwendige Arztbesuche, verhindern das. Es hat einen Grund
weshalb ich Ihnen von dieser EXperten Geschichte erzähle. Es
soll Ihnen als Denkanstoß inspirieren einen ähnlichen Freundeskreis
zu organisieren. DAS FÄNGT MIT ZWEI PERSO-
NEN AN. Einer davon ist der Initiativnehmer!
Just drink about it!
213¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯ERNST UND ALMENRAUSCH.
ERNST AIGNER
Unsere Nummer 93
Hinterstoder, Oberösterreich. Ganzjähriges Urlaubsparadies.
Etwa 90 Kilometer, 1 Stunde Fahrzeit, von
der Landeshauptstadt Linz entfernt und daher sowohl im
Winter als auch im Sommer Hausberg der Linzer. Genau hier
wurde die Hauptperson dieses Beitrages, Herr Ernst Aigner, in
eine Dachdeckerfamilie 1960 geboren.
Logisch, dass in seiner Jugend die Natur eine große Rolle
spielte. Im Sommer Fußball und zu Fuß den Berg hinauf, im
Winter auf die Schi, den Berg hinunter. Der Vater war Jäger
und „Ernstl“ durfte seinen Papa oft begleiten. Der befreundete
Wirt vom Dorfgasthaus war froh über das frisch erlegte
Wildfleisch! Ernst dürfte hier im Gasthaus „sein Taschengeld
aufbessern“, wurde aber für viel zu viele Stunden für viel
zu wenig „Taschengeld“ regelrecht ausgenützt! Der Wirt
fand Gefallen an diesem fleißigen Bursche und organisierte
für Ernst einen Platz in der Berufsschule „Hotel Austria“ in
Gmunden. Geplant als Dachdecker und Dachbauer sein
Leben zu bestreiten, war Ernst unerwarteter Weise auf einmal
Koch-Kellner Lehrling! Bereits mit 15 Jahren wusste Ernst wohin
sein Lebensweg hinführte. Nicht auf Dächer, sondern in die
abenteuerliche Welt der Gastronomie. Im Winter im „Hotel
Austria“ Gmunden, und Sommer im „Hotel Krainer Hütte“, Helenental,
Baden bei Wien. Hinzu leitete Ernst, bei verschiedenen
Lehrlings Koch Wettbewerben in Wels und in Wien, das
Oberösterreichische Team. 1980/81 Wechsel von der Küche
zum Service. Fünf Wintersaisonen im äußerst noblen „Hotel
Zürserhof“ in Zürs. Traumgegend für Schifahrer!
Das „Winter – Sommer“ Spiel ist in der Saison-Gastronomie
eine abwechslungsreichere als die Ganzjahres-Gastronomie:
Drei Sommer im „Hotel Krainerhütte“ Baden bei Wien,
einen Sommer „Seehotel Rust“ und einen Sommer im „Sporthotel
Igls“, jeweils als Chef de Rang. Meeresluft schnuppern
ist der Wunsch vieler in der Gastronomie. Dieser Wunsch
praktizierte Ernst 84/85 auf der „MS Sagaford“. Nicht weit
vom Wasser entfernt, aber ohne Sturmgefahr, war der anschließende
Sommer auf der Insel Guernsey im „Fermain Bay
Hotel“. Sprung zur Bar im „Posthotel Achenkirch“ am Achensee.
Im Winter„Hotel Alt Igls“ und im Sommer „Sporthotel
Igls“, beide in Igls und beide für einige Saisonen. Fleißig wie
er ist, erarbeitet Ernst sich zu dieser Zeit die Konzessionsprü-
¯214
fung für das Gastgewerbe. Aus dieser Zeit stammen meine
ersten Begegnungen mit „Herrn Ernst“ im „Sporthotel Igls“.
Ernst als Barchef und ich in meiner ehemaligen Arbeitsstätte
als Seagram Berater. Bei zahlreichen Cocktail Mixwettbewerbe
zeigte Ernst seinen professionellen Fähigkeiten. Fünf
Saisonen an der SPORThotel Bar bedeutete zusätzlich Zeit
zu finden für die Ausbildung zum Bergwanderführer. Sommer
1992. Hotel Scandic Crown Innsbruck.
Der neue F & B, Herr Walter Hager, gerade von „Hotel
ScandicCrown“, Wien, gekommen und daher ortsunkundig,
blätterte in einem Ordner voller Bewerbungen. Sowohl für
das Hotel, als auch für das in Verwaltung von „Hotel Scandic-
Crown“ stehendem Casino wurde dringend Personal gesucht.
Als neutraler Berater sah ich die Bewerbung von Ernst Aigner
und empfahl Ernst als Casino Bar Chef einzustellen.Resultat:
Ernst übernahm voller Elan ab Dezember 1992 die noble
Casino Bar in Innsbruck! Elf Jahre lang um drei Uhr Nachts
zusperren und um vier Uhr Nachts Heimwärts. Direkt von der
Arbeit nach Hause. Kein entspannter Kaffeehausbesuch oder
Bierchen mit Kollegen oder Kolleginnen. Auch zu Hause keine
Ansprechpartner. Alle schlafen und man soll daher leise wie
ein Einbrecher sein! Uns allen im Verkauf ist der Spruch „Man
kauft bei Leute die man mag!“ bekannt. Logisch ist auch: man
besucht die Bar wo man gerne hingeht. Wo man die Leute
hinter der Bar gerne mag!
Im Casino Geschäft ist es ziemlich unwichtig wer hinter
der Bar bedient. Man geht nicht zum Barkeeper, Barkeeperin
oder Barcrew. Nein, man geht zum Spielen in eine Casino
Bar, versucht sein Glück. Da sind hauptsächlich die Zahlen
wichtig. Spielt man auf zwei Tischen sind die Leuchttafeln mit
Ziffern wichtig. Man hat zu tun, aber nicht mit Drinks oder
Barcrew. Der anfängliche Elan und Enthusiasmus bei der
Arbeit schwindet nicht nur bei Ernst, langsam aber sicher.
Man bekommt ein Gefühl ein Roboter zu sein. Ein lebendiger
Getränke Automat. Man macht zwar seine Arbeit, hat aber im
Kopf gekündigt! Nach elf langen Jahren im Casino Innsbruck
übernimmt Ernst die Geschäftsführung im „Agidihof“ in seinem
Wohnort Igls. „Geschäftsführer“ in einem Familienbetrieb ist
man zwar laut Vertrag, hat mit der tägliche Praxis allerdings
nur am Rande zu tun. Nach 5 Jahren „Nicht Geschäftsführer“
orientiert sich Ernst ab 2009 in eine ganz andere Richtung:
Ausbildung zum Unternehmer folgt die Selbständigkeit im
Bereich Dienstleistungen in der automatischen Datenverarbeitung
und Informationstechnik. Dies ermöglicht Ernst
wiederum zur offiziellen Gründung seiner Webseite „Almenrausch.at“.
Im letzten Jahr mit über 2.8 Mio Besuchen
und 5.1 Mio Einzelseitenabrufen wohl eine erfolgreiche
Geschichte!
Durch all diese Tätigkeiten ist für Ernst die Gastronomie
kein Thema mehr, hat sein Hobby zum Beruf gemacht,
schließt 1998 die Bergführungsausbildung erfolgreich ab
und ist seit 2009 zertifizierter Bergwanderführer! Ernst
begeht 45 der 90 bestehenden 3000er! Er wird Co-Buchautor
mit einer Erstauflage von 4.000 und Zweitauflage
ebenfalls 4.000 Exemplaren. Titel „Hohe Ziele - Die besten
3000er für Wanderer in den Ostalpen“.
Rückblickend über Ernst Aigners Wechsel „Vom Nachtmensch
zum Naturbursch“ ein außerordentlicher Werdegang
und ein wohl interessanter nächster Buchtitel!
215¯
¯216
217¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯17. JUNI 1940.
OPA WELLER
Unsere Nummer 164
Die Erinnerungen an mein Großpapa, väterlicherseits, sind
vielfältig und außergewöhnlich.Nicht echt herzlich, denn
dafür war er zu alt und ich zu jung.
Die meisten Geschichten über ihm erfuhr ich via Erzählungen
meiner Familie. Frederik Henderik Weller wurde 1881
in Frankfurt am Main geboren. Die Familie ging es nicht gut,
übersiedelte in den Niederlande, wo sich die Familie ein
besseres Leben und ausreichend Essen erhoffte. 1918 besaß
mein Opa rein gar nichts mehr. Hatte alle seine Besitztümer
verloren. 1940 war die Situation ähnlich. 1967 hinterließ er
meiner Oma ein ansehnliches Vermögen und ermöglichte es
meiner Oma (1885 – 1985) ohne finanzielle Sorgen ihren
Lebensunterhalt zu bestreiten. Sie erlebte noch 18 Jahre Wohlstand
und schloss Ihre Augen für immer im Alter von 99 ½. Am
meisten weiß mein Opa natürlich über sich selber zu berichten
und daher lasse ich ihm selber zu Wort kommen. Es ist ein
durch ihm am „Sonntag den 17. Juni 1940 am Nachmittag“,
in deutscher Sprache verfasstes Dokument. Es sind Kopien von
Kopien, sind X-Fach kopiert und daher schlecht zu entziffern,
weshalb ich seine handgeschriebenen, 12 Seiten befassenden
Erlebnisse, wörtlich wiedergebe:
Sonntag den 17. Juni 1940 Nachmittag! Ich sitze jetzt hier
in meinem neuen kleinen Mietshaus allein mit meinem Trauer
und überdenke viele Stunden meines Lebens, sogar von
meiner frühesten Jugend an. Meine gute Frau kocht, wie sie es
tat als wir jung verheiratet waren und es schmeckt mir heuer
noch besser als damals, nicht weil sie jetzt etwa besser kocht
als damals vor über 31 Jahren, nein weil sie es mit derselben
Hingabe und Liebe tut und weil ich heute weiß, dass wir alle
noch zu den Lebenden gehören und einander noch haben in
Freud und Leid.
Ich denke zurück an meine Schulzeit wo ich in der ersten
Schule spielte mit Knaben und Mädchen die mich ärgerten
weil ich von meiner deutschen Mutter anders gekleidet wurde
als sie und dadurch etwas fremdartig ihnen gegenüber aussah.
Ich denke daran, dass ich als ich endlich mit ihnen etwas
intimer und freundschaftlicher umging und mitmachen durfte
Kinderunfug zu treiben, von den Eltern aus übersiedeln musste
¯218
als einer mit der ersten, der in damals gegründete erste deutsche
Schule überging.
Ich denke an den Oberlehrer Rektor Heller, der graue
Herr der die Schule gründete und meine Eltern zu überreden
wusste, mich mit meinen beiden kleinen Schwestern in die
deutsche Schule zu schicken.
Ich denke an den so oft mit und ohne Begleitung zurückgelegten
Weg von unser Wohnung über der „Maasbrücke“
zur Schule Nieuwe Haven 78, ein altes Patrizierhaus und
primitiv vom Rektor Heller und seiner Tochter Olga, die auch
Unterricht erteilte als die Schule eingerichtet wurde.
Ich denke an unsere liebe, sorgsame Mutter, wie sie uns
warm anzog, dass wir im Winter über die kalte, windige
Maasbrücke gehend, nicht verfroren oder uns erkälteten. Ich
denke an den Rektor Heller, der arm wie er war manchmal
Sonntags bei uns Sauerbraten mit Nudeln mitessen dürfte,
wo es sich für die ganze Woche zu laben schien, aber sich
stundenlang mit unserem gelehrten Vater lateinisch und griechisch
unterhielt, wovon weder Mutter noch wir Kinder etwas
erfassten.
Ich denke an die Zeit, dass ich von der Schule heruntergenommen
wurde und Geld Verdienen sollte, wo ich in die
Lehre kam in das „Speditions- und Schifffahrtshaus Theodor
Dasbach“. Der Chef der ein alter Deutscher war der wenig
sprach, aber wenn er redete sehr laut war. Ich denke an
den Prokuristen Martin Pohl, der glaubte mit Ohrfeigen seine
Befehle geben um mir Kenntnisse beibringen zu müssen,
was meine holländische Oberkollegen ihm anfangs sofort
abgewöhnten. Ich denke an die Arbeitszeit, die ich damals
hatte, vom morgens meistens 7 Uhr bis in der Woche abends
9 Uhr und Samstags sogar bis 10 und 11 Uhr, dass mein liebe
Mutter mich abholte und nicht begreifen konnte, dass ich noch
im Büro war und kam dann aus dem Geschäft beladen, ja
schwer beladen mit Säcke Getreidemuster, die ich dann noch
zur Hauptpost tragen musste, wobei ich, weil ich groß und
männlich erscheinen wollte, nicht zuließ, dass Mutter einige
Säckchen für mich tragen würde, wenn sie mir helfen wollte.
Ich denke an die erste Gratifikation, die mein Chef mir
gab. 25 Gulden! In meinem Gedanken ein Vermögen die
ich nach 3 Monaten zum Neujahr erhielt bei meinem Gehalt
von einem Gulden die
Woche.
Ich denke an die
Freude meiner Eltern,
als der Vater meinem
Chef per Telefon dafür
dankend, vernehmen
konnte, dass der Chef so
sehr zufrieden über ihren
Sohn war. Schnell denke
ich dann an meine Freude,
dass dieses Geld
meinen Eltern gerade so
gelegen kam, weil sie
so sehr zurückgegangen
waren.
Ich denke an meinen ersten Stellenwechsel, wodurch
ich als angehender Commis mich wagte einen Posten in
einem Schifffahrtgesellschaft anzunehmen, an der Umgang
mit ausländischen englischen, spanischen, schwedischen,
usw. Kapitänen von denen ich die Sprachen durch den Umgang
etwas lernte.
Ich denke an die Stunden die ich dann abends nahm
um fremde Sprachen zu lernen, die ich im Geschäft dringend
bräuchte.
Ich denke an den Lehrer, denn ich bekam durch einen
Nachbarsjungen, Leen Hoek, der auch von dem Lehrer
Sprachunterricht erhielt, aber für Rechnung der Holland
Amerika Linie wo er Stift war, während meine Eltern die
Stunden für mich bezahlen mussten.
Ich denke an das kleine Hotel das meine Eltern angefangen
hatten und in dem ich mit den Amerikanern englisch
redete, wodurch ich einen amerikanische Zungfall bekam.
Ich denke an mein schlechtes Französisch das ich
kwatschte, wodurch ich mich bei unserem Hausdiener
blamierte.
Auch denke ich an meine Rechenkunst, wovon ich
morgens helfen konnte die Rechnungen für die Hotelgäste
in den verschiedenen Valuten schnell und richtig auszuschreiben.
Dann denke ich an
die schlechte Saison
an denen zu wenig
Gäste kamen, wodurch
die Sorgen der Eltern,
die Miete, Steuern,
Beleuchtung, Personals,
und andere Unkosten
herbeizuzaubern sogar
fast unerträglich waren,
worunter speziell meine
Mutter sehr gelitten hat,
dass keine Sonne auf
dem Gesicht der Eltern
zu sehen war.
Weiter denke ich
daran, verschiedene Einzelheiten übergehend, an meinen
zweiten Geschäftswechsel, als ich vom Seegeschäft der Firma
„ Druckwilders & Co“ mit meinem zweiten guten Zeugnis,
die ich bei noch zum Bombardement aufgehoben hatte, in
das „Internationale Speditionshaus Baumann & Kreuziger“
übersiedelte, wo ich einen besser bezahlten Posten bekam
und wo Georg Mayer, der „schwarze Mayer“ genannt, mein
direkter Chef wurde. Sofort kommt mir dabei in`s Gedächtnis,
dass mein Vater im Juni 1900 starb und ich plötzlich meinen
Posten verlassen musste, da ich meiner herzleidenden Mutter
im Geschäft helfen musste. Zu dem Hotelbetrieb, der mir als
Kaufmann gar nicht zusagte, übernahm ich eine Vertretung in
Rheinwein der Firma August Reuter in Rüdisheim. Meine Mutter
musste wegen ihrem Herzleiden nach Bad Nauheim, wo sie
ganz hinzog und wir das Hotel an den Restaurateur Heinrich
Riedrich, vom „ Kohn Dampfer Kaiser Wilhelm II“ verkauften
wonach ich ein möbliertes Zimmer bei Frau Elixhoven nahm.
Sofort denke ich jetzt an meine Bewerbungen um eine
neue kaufmännische Stelle, die ich nach kurze Zeit fand als
Büroleiter der Filiale von der Rheinische Schifffahrts Gesellschaft
„Janssen-Strijp und Remberg“ aus Duisburg-Ruhrort.
Ich denke dabei an meine frohe Zeit im „Deutschen Turn
und Ruder Verein“ mit den schönen Ruderfahrten und Bierabenden,
an den „Deutschen Männergesang Verein“ den
219¯
Athanasius - 1952
¯220
gemütlichen Gesangstundenabende
und die
Feste und Bälle dieser beiden
Vereine. Ebenfalls denke ich
an Kegelclubs, Tanzclubs, Skatclubs
usw. an denen ich die freudigsten Erinnerungen
habe und wodurch ich in Bekanntschaft diverser jungen Damen
kam die mich aber noch nicht zu einer Verlobung oder
Techtelmechtel verführen konnten.
Ich denke an meinen Aufstieg in dem Geschäft wo ich
sehr bald die ganze Leitung übernahm und Prokura bekam.
Dann denke ich an den Eintritt in das Geschäft von Leopold
van Laack, mit wessen Tochter, meiner späteren Frau, ich
innerlich und im geheimen ernste Absichten hatte. Kurz nach
meinem Eintritt konnte ich mich mit der ältesten Tochter verloben
und nach einem halben Jahr mit ihr verheiraten.
Ich denke gerne an dieser Zeit zurück wo meine Braut
und ich mit ihrem jüngsten Bruder Carl im Kinderwagen
spazieren gingen , sodass man meinen konnte es wäre unser
eigener Sprössling.
Dann denke ich an einen neuen Abschnitt meines Lebens
als ich mich selbständig machte. Nachdem ich schon in
diversen Artikel gehandelt und Assekuranzen gemakelt hatte,
gründete ich meine Firma mit dem Büro in der Wohnung und
handelte in Kohlen, Stroh, vermittelte Assekuranz und bekam
bei kleinen Schleppagenturgeschäften kurz darauf die Vertretungen
in Hopfen und Sauerstoff. Letzterer Artikeln in Stahlflaschen
sollte der Anfang eines feststehenbleibenden Dauergeschäftes
werden zu dem später Autogengeräte und andere
Gase wie Wasserstoff, Acetylen, Stickstoff, Petroleumgas
sich gesellten. Alsbald hatte ich so viel zu tun, und so wenig
Geld, indem mein Schwiegervater mir die versprochenen Fl.
10.000.— nicht gegeben hatte, dass ich mir ein Compagnon,
Herrn T. ten Cate zulegte und die Firma in „Weller & ten
Cate“ umtaufte. Wir waren aber zwei verschiedener Naturen,
sodass ich ihn nach einem Jahr wieder auskaufte und allein
das Geschäft weiter führte. Außer den Gasen und Autogengeräten
fing ich an in Carbit zu handeln und denke dabei
, dass ich inzwischen einen Sohn, Stammhalter von meiner
Frau geschenkt bekommen hatte der Nachts des öfteren für
Musikbegleitung sorgte.
Das Geschäft ging stets
vorwärts und wenn ich denke
an Verschiedenes, was ich nicht
niedergeschrieben habe. So wie zum
Beispiel meine Jugendfreunde Leen Hoek und
Henk van der Loo mit denen ich noch zu Hause ein Briefmarkengeschäft
unterhalten hatte. Sowie meinen Freund Max von
Riesen aus Elbling mit dem ich vor meiner Ehe auf möblierten
Zimmer zusammen gewohnt hatten.
Meinen Freund Adolf Bärth den ich in Paris besuchte, wo
ich zum ersten Male in fremden Lande Ferien durchbrachte.
Ich denke jetzt mehr an meiner Zeit des eigenen Geschäftes,
das ich ohne Geld anfing, wodurch ich die Kohlensäcke
anfangs selbst füllen musste, was morgens in der Früh geschah
und an den Handwagen mit dem ich selbst die ersten
Flaschen Sauerstoff zu den Kunden führ. Von diesen Kunden
sind mir Einige noch heute, nach zirka 30 Jahren treu geblieben.
Ich denke dann an die Kinderschar 7 an der Zahl die
meine Frau mir in der Ehe geschenkt hat. Denke an die Abund
Flutzeiten in meinem Geschäft. Denke an den Weltkrieg,
wo ich in Karbid etc. viel Geld verdiente um es nach dem
Krieg wieder in noch größerem Masse zu verlieren. Denke
an meine Karbidgeshäfte, an treu und untreue Beamte die
ich gehabt habe. An den Tod meines Schiegervaters der sich
in Voorburg zur Ruhe gesetzt hatte, krank wurde und bis zu
seinem Tode krank blieb. Weiter denke ich an meinen ältesten
Schwager Leo der auch in Voorburg starb, an unsere gute
Mutter, die in Wassenaar gestorben ist, nachdem Sie wenig
Freude an Ihrem Lebensabend gehabt hat. Jetzt denke ich
daran, dass ich in 1929 eine Aktien Gesellschaft von meiner
Firma machte und mein Schwager Wesselink zum Aufsichtsrat
wählte. Ich denke nun daran, dass ich in meiner Praxis dann
verschiedene neue Artikel worunter Kohlensäure, Heizkörper
u.s.w., sowie Aufsichtsratposten etc. aufgenommen habe die
inzwischen fast alle wieder beseitigt wurden. Dann denke ich
an meinen Umzug in ein Bürogebäude und an das große gekaufte
Wohnhaus in der Prins Hendrik Straße. Nicht weniger
denke ich daran, dass ich dann wieder langsam vorwärts kam
und privat Aktien und Häuser kaufen konnte. Dass meine Kin-
der immer größer wurden und mein Sohn Max in meinem
Geschäft eintrat. Jetzt wird nach glorioser Zeit plötzlich der
Himmel wieder dunkel, denn vor einem Monat kamen wir
in den Krieg. Es überfiel uns wie ein schweres Bombardement,
wobei Rotterdam und damit mein Haus vollständig
zerstört, verbrannt und meine sämtliche Häuser beschädigt
wurden. Durch diesen Zustand wurden wir obdachlos und
meine Aktien fielen sehr im Werte. Ich sitze jetzt in Overschie,
wo ich ein kleines Häuschen und ein Büro, sowie
ein Lager gemietet habe. In Letzeres liess ich meine noch
gerettete Waren überbringen und fange in meine ungefähr
60sten Lebenszeitalter frisch froh und munter auf`s Neue
an im festen Glauben und Gottvertrauen, dass ich wieder
wie nach 1918 hochkommen werde da ich stets daran denke:
„Reichtum ist keine Schande und Armut allein kann auch nicht
immer glücklich machen.“
221¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯BERATENDES SCHWEIGEN PERFEKTIONIERT.
JOHANN KAISER
Unsere Nummer 2
¯222
Weltpresse Meldung am 2. November (Allerseelen)
2016:„Gestern am 1. November (Allerheiligen)
2016 starb der 86 jährige weltberühmte Clown
Oleg Popow in der Manege des Rostocker Zirkus.“ Das Sprichwort
„learning by doing“ wäre hier ja fehl in der Manege!
Ob Oleg Popow heilig war, entgeht meiner Kenntnis. Fakt
allerdings, Oleg Popow war Russe! Um so erstaunlicher seinen
Leibspruch „Das ganze Leben ist Theater!“
Jetzt sind wir bei einem anderen Entertainer gelandet:
Johann „Hansi“ Kaiser, kein Russe aber seines Zeichens
fanatischer Ober-Österreicher. Koch/Konditor Lehre „Pöstlingberg“,
Linz, verschiedene Stationen in Österreich, Schweiz,
New Jersey und nach Welt Umfahrungen auf dem Luxusliner
„Royal Viking Star“ hat er ausreichend Erfahrungen gesammelt
sich selber zum Star zu machen: Hier in der „20er Bar“, so
benannt nach der exakt 20m² Größe des Lokales – inklusive
Toilette - war er der perfekte Kapitän, Chef de Manege und
Entertainer, bemüht seine Gäste so lange wie möglich am
Gehen zu (ver)hindern…
Linz, Juni 1988. Ein traumhafter, hochsommerlicher Tag.
Zu Fuß unterwegs und im Gedanken bereits beim nächsten
Kunde erwartet mich eine Überraschung! Bürgerstrasse 4.
Eine Art Gartenzwergen Bar. So klein und doch so einladend!
Hinter der Bar steht ein blendend gut gelaunter Barmann im
klassischen Outfit. Schwarze Hose, weißes Hemd, weiße
Schürze, blaues Mascherl mit gelben Sternchen. Über dem
Hemdkragen, weiße Zähne in einem strahlenden Gesicht.
Logischerweise gehe ich hinein. Es folgt der übliche Ablauf;
ich stelle mich vor, setzte mich auf einen Barhocker, lade der
Barmann auf einen Drink ein, schaue die Produkte an und
frage ob er irgendwas braucht. „Jawohl“, Gläser, Stirrer und
Strohhalme, werden beim nächsten Linz Besuch besorgt! Beim
Zweitbesuch wird über ein Seagram Produkt geredet. „Jawohl“,
für „Four Roses“ Whiskey gibt es Longdrink Gläser und
Eiskühler, wird für den nächsten Linz Besuch selbstverständlich
besorgt (mitgebracht!) Automatisch wird nach jedem Besuch
die gegenseitige Sympathie verstärkt, die Bindung zu mir und
somit die Verwendung der Seagram Produkte, vermehrt und
intensiviert.
Die „20er Bar“, so stellte ich immer wieder fest, war die
ideale Spielwiese für „Herr Hans“. Hier war er Kapitän, Chef
de Manege und Entertainer, fesselte seine Gäste mit unnachahmlichen
Schmäh und Geschichten. Nur für die Drinks hatte
der Gast zu bezahlen. Seinen „Weitblick“ entstand durch
seine Tätigkeiten am Schiff, auf hoher See. Da war er zwar
nicht Kapitän, aber hat viele Länder gesehen und sammelte
somit viele „G`schichterln“.
Es folgte nach der „20er Bar“, 1990, eine Anstellung als
„Chef Bar Stratege“ im noblen Schillerpark. Die einzige mir
bekannte Bar wo einzelne Damen (keine „Gewerbe Damen“)
auch nach Mitternacht noch auf ein gemütliches Gläschen
vorbei kamen und in Ruhe gelassen wurden. Das war eben
die „Kaiser Bar“, nobel, gedämpftes Licht, leise angepasste
Musik, Plüsch Möbel.
Klassisch eben! Fritz Aigner, der bekannte exzentrische
Linzer Maler, fand hier, nach getaner Atelier Arbeit, bei
„Herrn Hans“ fast täglich seine Ruhe, fühlte sich wohl!
1994: Herr Entertainer Hans suchte eine neue Herausforderung
und landete bei….“Seagram Spirituosen“! Jagdgebiet
Bundesland Salzburg und Ober Österreich!
Der ABSOLUT geborene „Kunden Akquisiteur“ war plötzlich
mein Kollege! Ja mit derart professionellen Kollegen ist es
natürlich eine Freude zusammen zu arbeiten!
Unsere Arbeitsweise „Beratendes Schweigen“ hatten wir
im Laufe der Zeit perfektioniert. Es wurde beim Kunden über
alles geredet, nur nicht über unsere Produkte! Das ergab sich
beim 2 oder Drittbesuch automatisch, allerdings ging das
dann vom Kunden aus! Bei Vorbereitungsgesprächen(treffen)
für Neueröffnungen sprachen wir über offenes Bier, Bier
Marke, Kaffee Marke, Drinks im allgemeinen, Snacks an der
Bar, Personal Kleidung, Geschirr, Stoff – oder Papier Servietten,
Stoff- oder Papier Tischdecken, gepflegte Aschenbecher,
oder mit Werbe Aufschriften, Lieferanten, Öffnungszeiten,
sogar über die Farbe der Vorhänge (edel) oder doch besser
Rouleaux (steril), etc. all das waren Themen!
Für den Gastronom unüblich und daher war das folgende
Gespräch über Seagram Produkte kurz und erfolgreich.
Sommer 1994, Attersee, Nußdorf, „American Bar“, ca.
22,30 Uhr. Nach einer intensiven und erfolgreichen Tour am
Attersee, machen wir unseren letzten Besuch des Tages. Das
Lokal, ein ehemaliger Viehstall, voller ausgelassener Gäste.
Urlaub. Stimmung. Anregende Musik. Barmann Peter und
sein Commis rudern anständig. Wir, korrekt in Anzug und
Krawatte ausgestattet, heben uns zwar von den anwesenden
Gäste ab, fallen aber im übervollen Lokal überhaupt
nicht auf. Peter stellt blitzschnell und ungefragt (!) 4 Long
Drink Gläser gefüllt mit Eiswürfel, eine Flasche 0.75 L AB-
SOLUT und zwei Flaschen 0.33 L Schweppes Bitter Lemon
auf den Tresen. Zwei Gläser für uns und zwei Gläser für
ihn und sein Commis. Am Österreichischen Markt war nur
Schweppes vorhanden und ABSOLUT war absolut „in“!
Wir prosten uns zu und weiter geht das Geschäft. Eine richtige
Wohltat für uns Ex-Barmänner, Peter bei seinen Schmäh
und rasend schnelle, professionelle Arbeit zu beobachten!
Das Flascherl leer und Hansi war noch fit genug die
Heimreise nach Linz zu meistern. Fit genug nach der weltweiten
Auflassung des Seagram Konzernes war „Herr
Kaiser“ allemal: Es folgte Direktoren Aufgaben in „Seniorenhotel
Waldegg“ (wo „das schwarze Taxi“ regelmäßig benötigt
wurde), „Novotel Linz“, „All Seasons Hotel“ Linz und
zu guter Letzt in „Comfort Hotel-Star Inn“ ebenfalls in Linz.
Zahlreiche gemeinsame Einsätze und Erlebnisse ergeben
automatisch eine bleibende Freundschaft.
Und das ist gut so!
223¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯WÄSCHEREI-ALF.
ALFRED ANGLEITNER
Unsere Nummer 48
¯224
Was wissen wir eigentlich über Brixlegg in Tirol?
Spontan. Nicht all zu viel würde ich meinen. Nach
näherer Betrachtung zeigt sich: Seit 1927 Marktgemeinde
im Bezirk Kufstein. In den „Montanwerken“ wird seit
über 550 Jahre Kupfer und Silber verarbeitet. Der Betrieb mit
ca. 350 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ist also nicht all zu
klein. Eine wesentlich jüngere Vergangenheit, dafür paradoxerweise
umso bekannter, haben die „Gruber Buben“, Hermann
und Günther. Mit die Herstellung von „Silberquelle Mineralwasser“,
das exquisite „Montes Mineralwasser“ sowie Limonaden
und Sirups haben sich die beiden Brüder ein ordentliches
Image aufgebaut.
In Brixlegg wird Alfred „Alf“ Angleitner geboren, auf den
wir nunmehr näher informieren. 1975 geboren und bis zum 7.
Lebensjahr hat Alf seine Kindheit in Maurach am Achensee
verbracht. Die Volksschule besuchte er nicht in Tirol, sondern
wegen familiären Umständen bei seinen Großeltern in Taiskirchen
in Ober-Österreich. Zurück nach Tirol, besuchte Alf das
Gymnasium bei den Franziskaner in der Münzstadt Hall. 1991
-1995, im „Hotel „Weißes Kreuz“ in der Innsbrucker Altstadt,
verbringt Alf seine Koch-Kellner Beruf Zeit und lernt den Umgang
mit internationalen Gästen aus allen Ecken dieser Erde
kennen. Hier ist schnelles handeln, reagieren und arbeiten
gefragt.
Die anschließende Konzessions-Prüfung beim WIFI in Innsbruck
wird sich für seinen weiteren Werdegang als wichtige
Entscheidung herausstellen. Winter 1995/96 nicht weit von
Innsbruck entfernt, arbeitet Alf als Restaurant-Bar „Springer“
im Hotel Steigenberger, in Reith bei Seefeld. Dieses Haus, der
spätere „Alpenkönig“, wird nicht mehr bewirtschaftet und ist
schon jahrelang geschlossen. Es folgen drei Jahre im Service,
in „Papa Joe`s“, das, doch wohl berühmte, mexikanische Restaurant,
in der Innsbrucker Altstadt, unter Führung von Herrn
Markus Rimml. Neben seiner Mama ist Herr Rimml wohl der
meist prägendste Mensch in Alfs bisherigen Leben (Eigendefinition):
Im Interview erklärte Alf mir die Entstehung dieser
Verbindungsnähe zu Herrn Markus Rimml: „Für mich ein Vordenker
und Pionier der Gastronomie, der seiner Zeit weit voraus
war. Nicht zwingend dadurch, weil er innovative Produkte
und einen absolut neuen Style in der Gastronomie geprägt
hat, sondern vor allem, weil er in meinen Augen sowohl die
Wertigkeit der Gäste als auch von Mitarbeitern auf eine ganz
besondere Art neu definiert hat. Für mich war, unabhängig der
zahlreiche Möglichkeiten, die er mir damals offerierte, die Art
und Vorstellung von Dienstleistung und Fürsorge für den Gast
eine dermaßen prägende Erfahrung, die mich bis heute auf all
meine Stationen begleitet hat und immer noch tagtäglich auf
das Neue herausfordert , mein Bestes zu geben“.
Als Berater von Herrn Markus Rimml und fleißiger
(„Seagram“) Gast an der „Papa Joe`s Bar“ lernte ich Alf, im
Service tätig, kennen. Gemeinsam mit seinen Kollegen hinter
der Bar, Marcel, Manni, Christof und Tobi verzauberte dieses
Team durch eine Art Zirkus Atmosphäre. Mit ansteckender guten
Laune, unter Einfluss von rockige „Papa Joes Musik“, wurde
mit Gläser, Shaker und Cocktails jongliert und somit Urlaubstimmung
hervor gerufen. Entertainment pur eben! Nach
verpflichtender Bundesheerzeit folgte im Jahre 2000 der Weg
zurück zu Herrn Markus Rimml. Diesmal allerdings zum Innsbrucker
„Chilli`s“ am Boznerplatz, das allererste „Mexican
Restaurant“ in Österreich und Trendgeber in deutschsprachigen
Raum. Zuerst im Service, anschließend als Restaurantleiter.
In Folge reiste Alf nach Moskau und betätigte sich als Starthelfer
für den russischen „Papa Joes“ Franchisenehmer. Zurück
aus Russland folgten Bar Stationen im „Prosecceria Mionetto“,
Innsbruck, „Pfefferkorn“ in Lech am Arlberg, und „Waltershof“
auf Sylt. Marketing Erfahrung im „Event und Freizeitmanagement“
und Motorsport waren lehrreiche Abstecher, bis die Zeit
zur Selbständigkeit gekommen war:
Ab 2006 betrieb Alf das „Pool Café“ in der Müllerstrasse,
Innsbruck. Ein Lokal mit sechs Billard Tische, war bald in der
Billard Scene bekannt und beliebt. Gerne kam ich bei Alf zu
Besuch. Nicht zum Billard spielen, aber auf ein Plauscherl in
Begleitung mit ein Flascherl Heineken oder einen ABSOLUT
Vodka Drink. Alf führte sämtliche ABSOLUT Flavours, von
„Vanilia“, via „Kurant“ bis zum „Peppar“. Bei so viel Auswahl
war meine Entscheidung meistens ident: Zusammen konsumierten
wir gerne „ABSOLUT Classic Gimlet“ mit einen Spritzer
„Roses Lime Juice“. März 2012 erfolgte der große Umbruch!
Alfs Traum wurde zur Realität! Nach intensiven Gesprächen,
Vorbereitungen, Entscheidungen und Umbauten eröffne-
te Alf das Billard Lokal, Bar-Restaurant „Die Wäscherei“ in
Innsbruck. Alfs Angebot mit Billard und Drinks erweiterte er
mit hervorragender Küche. Alf kauft nur allerbeste Qualität
„das bin ich meinen Gästen schuldig!“, achtet sehr auf
Regionalität.
Alf kocht nicht nur gerne sondern auch besonders gut.
Sein Küchenrepertoire ist variantenreich, das Preis-Leistunsg-Verhältnis
passt! Es ist beruhigend zu wissen einen
Fachmann wie Alf unter uns zu haben. Fachleute die sich
sowohl hinter der Bar mit Drinks und Cocktails bestens
auskennen und auch in der Küche genau so eine gute Figur
machen sind selten! Natürlich muss auch Alf viel Zeit in die
Personalsuche investieren. Personal das, trotz Vier-Tage-
Woche, nicht vorhanden ist und daher täglich zusätzliche
Probleme verursacht. In dieser Situation ist Alf nicht alleine,
Fachpersonal fehlt in fast allen Branchen, ist also nicht als
persönliche Ursache zu betrachten und irgendwann wird
dieses Manko wohl wieder gelöst werden. Ich freue mich
immer wieder ganz besonders mit einem durch und durch
Gastro-Profi wie Alf, gemeinsam Ideen zu kreieren, über
Gastronomie-Themen zu diskutieren und dabei auf Flüssiges
nicht zu verzichten.
Die Wahl zwischen Heineken und Gimlet ist nicht besonders
schwierig. Zuerst wird mit Heineken zugeprostet,
danach mit einen gepflegten ABSOLUT Gimlet!
225¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯EIN SIEG ÜBER DAS SCHICKSAL.
MARTIN KLAUSNER
Unsere Nummer 58
Im geschichtsträchtigen Hall in Tirol wird 1965 Martin Klausner
geboren. Am elterlichen Bauernhof im nahegelegenen
Dorf Absam wächst Martin, gemeinsam mit seiner Schwester
und vielen „Haustieren“, auf! Als Jugendlicher ist er gerne in
Opas kleiner Tischlerei. Schaut zu wie Opa arbeitet, Gegenstände
erneuert und repariert. Das gefällt Martin außerordentlich.
Obwohl „Konditor“ sein Traumberuf ist, absolviert Martin
von 1980 bis 1983 eine Tischlerlehre. Im Tiroler Dorfleben
ist es wohl Brauch bei zumindest einem Verein dabei zu sein.
Martin konnte seine Energien am besten bei den Schuhplattlern
ausleben. Für den notwendigen Ranzen, mit handgefertigter
Federkiel Stickerei fehlte Martin das Geld. Also
was macht man als geschickter Handwerker in so einem Fall?
Genau, man macht sich an die Arbeit und stickt sich seinen
eigenen Ranzen! Das funktionierte besser als anfänglich
gedacht und veranlast Martin seine Zukunft in eine andere
Richtung zu lenken. Er spezialisierte sich auf Federkielstickerei
und eröffnete ein Trachten Mode Geschäft im Stadtteil Pradl!
Ab diesem Zeitpunkt verlief sein weiterer beruflicher Werdegang
in verschiedene Richtungen. Martin gab Stickerei Kurse,
organisierte Veranstaltungen, betrieb eine Musikagentur,
funktionierte als Bezirksobmann der Schuhplattler und verkaufte
Trachten Mode! Sämtliche Tätigkeiten hatten mit Freude
und Geselligkeit zu tun und Martin dachte sich; warum immer
wo anders zusammen sitzen? Woanders Feiern? Deshalb eröffnete
er sein erstes Lokal, das „Platzl“ in seinem Heimatdorf
in Absam. Zu dieser Zeit begegneten wir uns das erste Mal.
Ich, in Innsbruck „on Tour“ für Seagram Spirituosen, lud
Martin ein, mich bei einem kleinen „Lokalstudium“ zu begleiten.
Übrigens sind die „follow my umbrella Touren“ dazu
geeignet die begleitenden Gastronomen, gezielte Einblicke
in andere gastronomische Betriebe zu gewähren und somit
ihren Horizont zu erweitern. Martin, der fast Konditor, Schuhplattler,
Tischler, Federkiel Sticker, Trachten Mode Verkäufer,
Musikagent und Veranstaltungs-Organisator eröffnete noch
weitere gastronomische Betriebe: In seinen Betrieben wird
Martin von Tochter Nicole unterstützt.
2019 änderte sich Martins Leben. Auf einen Schlag wurde
sein bisheriges Leben auf dem Kopf gestellt, waren die so-
¯226
genannten „ganz wichtigen Geschäfte“ plötzlich bedeutungslos.
Durch Zufall wurde bei Martin "Mantellymphom"
festgestellt. Nach sechs mühsamen Chemotherapie Behandlungen,
hoffen auf ein positives Ergebnis.
Herbst 2020, Martin erlitt einen Rückfall. Leider war
das Resultat negativ, die Therapien umsonst gewesen und
die Suche nach einem Knochenmarkspender organisiert.
Martin wartet täglich auf das erlösende Resultat. Quälendes
Warten. Wöchentlich. Monatlich. Drei potentielle
Spender waren nicht optimal. Das Risiko zu groß und
daher wird weiter abgewartet. Sein behandelnder Arzt
hatte zufällig Verbindung mit der an genau dieser Krankheit
arbeitenden Forschungsabteilung der Universität Klinik in
Würzburg, Deutschland. Martin hatte wohl nichts mehr zu
verlieren und war als Studienobjekt, bereit mit sich experimentieren
zu lassen. Martin verbrachte dort vier Wochen.
Stammzellenentnahme. Abwarten zu Hause in Tirol. Wieder
drei Wochen Würzburg und das phänomenale Ende von
seinem Leidensweg:
Martin hat es geschafft! Ist gesund! Arbeitet wieder! Ist
fähig das Leben mit Freude zu genießen! Martin ist, durch
seine Bereitschaft an dem experimentellen Forschungs Programm
mitgearbeitet zu haben, zum Hoffnungsträger tausender
Betroffenen geworden! Besonders nachdem diese
Therapie nunmehr auch von der EU genehmigt wurde! ALLE
ACHTUNG! Im Leben gibt es wohl kaum einen Nacheil
ohne Vorteil. Von seinen vielen gastronomischen Betrieben
hat er sich verabschiedet. Übrig bleibt das besonders gut
frequentierte und bei dem Einheimischen sehr beliebte
„Deck 47“ direkt am Innsbrucker Baggersee. Martin hat
sich nur noch um Personalsuche für schlicht einen Betrieb zu
kümmern. Und das ist schon schwierig genug! Dafür Lebensqualität
gewonnen um auch wertvolle Zeit mit seinen drei
Enkelkinder zu verbringen.
Bildnachweis: MeinBezirk - Sarah Erb.
Bildnachweis: 6020 Stadtmagazin
227¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯SONDERBARER, GENIALER KÜNSTLER.
FRITZ AIGNER
Unsere Nummer 163
Linz 1990. Hotel Schiller Park. Das Leben als selbständiger
Barbetreiber der „20er Bar“ hat Hans Kaiser ade gesagt
und den nächste Schritt seiner Karriere gemacht. Die
Schillerpark Hotelbar wurde zu „Kaiser Bar“ umgetauft. Hier
war das Ambiente eine andere, – nobler. Das Wein- und
Spirituosen Angebot größer. Die Gäste internationaler. Hans
Kaisers Schmäh Repertoire änderte sich allerdings kaum und
als Vollprofi kümmerte er sich nach wie vor um das Wohl seiner
Gäste. Einem bemerkenswerten Gast gefiel das Ambiente der
Kaiser Bar und die Chemie zum Bar Chef stimmte perfekt. Der
exzentrische Kunst-Maler Fritz Aigner fühlte sich nach getaner
Atelier Arbeit in der „Kaiser
Bar“ besonders Wohl.
Halb hell beleuchtet,
eingerichtet wie in
den „roaring twenties“,
mit bequemen Plüschmöbeln
ausgestattet und
mit angenehmer dezenter
Hintergrundmusik. Immer
öfter besuchte er Barmann
Hans. Aus „öfters“ wurde
„täglich“. So ab 19 Uhr
zog er sich in „seine Ecke“
an „seinem Tisch“ zurück,
hatte keinerlei Bedarf sich
mit irgendwelchen Leuten
zu unterhalten. Wollte nur seine Ruhe. Hier konnte er praktisch
unbemerkt rauchen, sein Bier genießen, hie und da einen
Irish Whiskey dazu, Selbstgespräche führen und Gäste beobachten.
Zwischen dem Künstler Fritz Aigner und Barmann
Hans entstand ein freundschaftliches Verhältnis. Das führte
dazu, dass immer wieder ein oder zwei aktuelle „Aigner
Produktionen“ in der Kaiser Bar ausgestellt wurde. Auch für
Gäste natürlich spannend und interessant an Fritz Aigners
Gedankenwelt teilnehmen zu können. Tief in Gedanken und
sich nicht bewusst von Fritz Aigner im dunklen Eck beobachtet
zu werden, studierte der Linzer Bürgermeister Franz Dobusch
eines der ausgestellten Bilder bis es befehlsähnlich „Hände
aus Deiner Tasche, wenn Du meinen Bilder anschaust!“ klang.
¯228
Fritz Aigners Gedankengänge
waren unergründlich,
eher abstrus. Mit dem
Auftrags Bild „Rembrandt
mit drei Augen“ zu Schilling
80.000.— befand der
Auftraggeber, dass Rembrandts
Hand vielleicht
ein wenig zu groß geraten
war. Fritz Aigner war da
anderer Meinung und demolierte
das Bild spontan.
Beidfüßig war das keine all
zu große Kunst und schnell
erledigt! Der Künstler war ein genialer Porträt-Maler. Geplant
war Hans Kaisers Tochter zu porträtieren: „aber da müssen wir
schnell sein, so lange das Mädchen noch Jungfrau ist!“ Für
ein über dimensionales Familienporträt veranlasste ein Kunde
aus Bayern, verschiedene Räumlichkeiten um zu planen, damit
das immense Gemälde ausreichend zur Geltung kam!
Des Künstlers Arbeitsweise war ebenfalls ziemlich außergewöhnlich:
zuerst malte er die Kleidung erst danach folgte
die Schöpfung der Gesichter. Roberto Blanco besuchte nach
einer großen ORF Veranstaltung die „Kaiser Bar“. Roberto studierte
einige Aigner Bilder. Warf einen Blick auf den Künstler
und meinte: „Das kann wohl nicht der besoffenen Armutskerl
gemalt haben.“ Das Echo „Kaufst a Banane und verschwindest
im Urwald“ war unüberhörbar! Roberto Blanco war ob
dieser Bemerkung nicht besonders erfreut. Robertos Reaktion:
der Irish Whiskey wanderte spontan in Fritz Aigners Gesicht!
Bar Chef Hans beruhigte die Situation: er begleitete Fritz
Aigner zum Ausgang, bat ihn sich zu beruhigen und erst am
nächsten Tag wieder zu kommen. An Roberto Blanco, außer
sich, „Das ist mir noch nie vorgekommen“, adressierte Hans
die Botschaft in Zukunft keinen Künstler zu beleidigen und als
„Armutskerl“ zu betiteln. Ich glaube nicht, dass Roberto Blanco
im nachhinein an Fritz Aigner ein Porträt in Auftrag gegeben
hat…
Des Künstlers Ehefrau Helga wohnte mit den gemeinsamen
drei Buben zu Hause. Ehemann Fritz im Atelier. Nachdem
er sich neben Bier und Irish
Whiskey auch von anderen
Sachen zu ernähren hatte,
ging er öfters mit mobilem
Schillerpark-Essen Richtung
Atelier, oder beauftragte ein
Taxi (!) um am Pöstlingberg
ein halbes Brathähnchen
zu besorgen. Des Öfteren
brauchte er einen Umgebungswechsel.
Neue Ideen
und Inspirationen aufspüren.
Meistens blieb er sechs bis
acht Wochen auf Island.
Hier konnte er neue Eindrücke gewinnen. Schiffe beobachten
und malen. Ich hoffe er hat gerne Fisch gegessen….
Nach seiner „Auszeit“, zurückkommend nach Linz, zog
er seine beste Kleidung an, ging zum Friseur, ließ seinen
Bart entfernen, Haare kurz schneiden und besuchte den
damaligen Pächter Gruber Peppi in der Klammstrasse 1,
jetzt „Rosi`s Bar. Da fragte er Peppi : „Ich habe gehört mein
Bruder Fritz kommt manchmal hierher. Stimmt das?“. Peppi
meinte „Jawohl, aber Fritz war längere Zeit nicht mehr hier“.
Peppi hatte seinen gepflegten langjährigen Gast Fritz nicht
erkannt! Wir befinden uns im Jahre 1993.
Meine Gespräche mit Fritz Aigner in der Kaiser Bar
waren durchaus als „kurz“ zu bezeichnen, resultierte aber,
durch Hans Kaisers Vermittlung, in eine abenteuerliche
Vernissage in Innsbruck! Mein Arbeitgeber „Seagram
Spirituosen“ in Wien war einverstanden die Kosten zu
übernehmen. Ich als Organisator hatte einiges an Administration
zu erledigen, Versicherungen abzuschließen und eine
Spedition zu beauftragen um die wertvollen Unikate unfallfrei
von Linz nach Innsbruck und retour, zu transportieren.
Die Bilder waren schon da, Maler Fritz Aigner mit Ehefrau
Helga und Vermittler Hans Kaiser kamen aus Linz nach.
Die Eröffnung Ansprache übernahm die Innsbrucker Kultur
Stadträtin. Am Ende der Ansprache meinte der Künstler zur
Stadträtin gewandt: „ Sie haben zwar schöne Schuhe an,
aber von Kunst haben Sie keine Ahnung“, ging in die frische
229¯
¯230
Luft und zündete sich eine Zigarette an! Dieser Art von Humor
ist nicht leicht zu verstehen und auch nicht die allerfeinste Art.
Für mich persönlich eher peinlich. Übrigens ähnlich erging es
dem Linzer Kulturstadtrat. Er beauftragte ein Panorama Bild
der Stadt Linz anzufertigen. Aigners Reaktion: „Gehst zum
Fotografen!“. Zum Abschluss dieser ungewöhnlich interessanten
Begegnung mit Fritz Aigner stellte sich heraus, dass er
mit der Ausstellung seiner Bilder in Innsbruck zufrieden war.
Er überreichte mir als Andenken sein fast gesamtes Ouvre in
Buchform, Nummer 870 von 999, mit persönlicher Widmung!
Der Autor Heinz Dieckmann vermerkt: „ Seit vierzig Jahren
wie besessen schaffend, ist er ein Zerrissener, dem Leben und
seinen Mitbürgern gegenüber. Er ist spröde bis zur Unhöflichkeit.
Bis heute lassen ihn materielle Güter kalt. Er malt nicht um
zu gefallen“. Das Buch widmete er seiner Frau Helga mit dem
Vermerk: „ Für meiner Frau Helga, die dieses Leben mit mir so
oft verzweifelt gelebt hat“.
231¯
¯IMMER ABSOLUT IN(N).
ANDREAS PLAUTZ
Unsere Nummer 109
1988, Innsbruck, Ortsteil Amras. Auf den so genannten
„Trappschen Gründen“, auf 10 Hektar Grund, werden 61
Wohnungen gebaut und in August 1990 durch die neuen
Eigentümer feierlich übernommen. Hätte die Familie Trapp in
USA sich mehr Zeit genommen und zu je 1.000 m² filetiert,
wäre der Ertrag für die Familie Trapp wohl höher gewesen.
Nach siebenjähriger Suche für eine Parterrewohnung mit
Garten, endlich fündig geworden, zogen auch wir, die Familie
Weller, dort ein. Direkter Nachbarin eine Brasilianerin. Sie hat
uns Bewohner jahrelang mit lauter brasilianischer Musik beglückt.
Meistens wenn ihr Tiroler Ehemann nicht zu Hause war.
Im 2. Stock, wohnte der Gastronom Herr Andreas Plautz. Herr
Plautz, in Folge als „Andreas“ tituliert, war, bis zu seinen Umzug,
14 Jahre lang ein besonders angenehmer Nachbar.
Gemeinsam mit seinem damaligen Lebenspartner Dietmar
haben wir nie zu laute Musik oder Lärmbelästigungen erfahren.
Über Dietmar werde ich später noch eine interessante
Geschichte erzählen. Der Werdegang von Andreas Plautz
ist ebenfalls besonders interessant und daher werde wir uns
in diesem Beitrag mit Andreas befassen: 1964, unweit der
italienische Grenze, in Matrei am Brenner geboren. Andreas
ist am Ende des Navis Tal, in der Ortschaft Navis, gemeinsam
mit acht Geschwistern und einer Menge Vierfüßler am elterlichen
Bauernhof aufgewachsen. Volksschule in Navis. Nach
der Hauptschule in Matrei befolgt er den Rat seiner älteren
Schwester eine Kochlehre zu machen, denn „da bist Du nie
Arbeitslos!“.
Diesen Rat folgend startete Jungspund Andreas mit
sechszehn Jahren als Kochlehrling beim damals bekannten
Rallye Fahrer Walter Schatz. Herr Schatz betrieb mit seiner
Gattin das „Restaurant Wilder Mann“ in Lans, bei Innsbruck
und die AGIP Tankstelle in Matrei an der Brenner Autobahn.
Beim Restaurant „Wilder Mann“ lernte Andreas das gepflegte
wohlüberlegte Kochhandwerk kennen, beim Tankstellen Buffet
schnelles reagieren, schnelles arbeiten. Eine ideale Basis für
eine erfolgreiche Laufbahn! Wintersaison 1983/84 bleibt
Andreas auf „Wilder Mann Niveau“: Entremetier (Beilagen
Koch) bei der Familie Scheiber im „TOP Hotel Hochgurgl“.
Direkt nach seinem Bundesheer Pflicht in der Kaserne „Siezenheim
Salzburg“ folgen Stationen in Neustift, Stubaital
¯232
als Pizza Koch im „Hotel Anneliese“, Sous Chef im „Hotel
Brenner Spitz“, ebenfalls in Neustift, Entremetier im „Hotel
Höhwald“, Klosters, Kanton Graubünden und ab 1986 Rôtisseur
im neu eröffneten „Austrotel“ in Innsbruck. Andreas Reise
ist noch lange nicht zu Ende: Winter 86/87, Sous Chef im
„Hotel Jungbrunn“, Tannheim. Sommer 87 nochmals Entremetier
im Restaurant „Wilder Mann“, Lans und Winter 1987/88
Gardemanger (Kalte Küche), Hotel Ingonda, Saalbach.
Anschließend bleiben Andreas, samt seinen Reiskoffern, drei
Jahre lang zu Hause und arbeitet als Küchenchef im Szene-
Lokal „DOM Stuben“ in der Innsbrucker Altstadt.
Eine intensive Unilever Studienzeit absolvierte Andreas
während der Manager Schule in Wiesbaden, Linz und Wien.
1991, als Vorbereitung für seine neue Aufgabe im Kaufhaus
„Sillpark“, nahe Innsbrucker Hauptbahnhof. Dort leitet Andreas
vier Jahre lang das „Nordsee Meeres Buffet“. Nachdem
Andreas, außer dem Schwarzgeschirr, ziemlich alle Küchenabteilungen
durchlaufen hat, drängt es Andreas zusätzlich in
die Selbständigkeit. Es bot sich die Chance das In-Lokal „Petit
Filou“ vom Gastro Guru Georg Wurm zu übernehmen. „Neu-
Übernahme“ bedeutet, nicht immer aber oft: Neugestaltung,
neues Angebot, neue Aktionen und Namensänderung des
Lokales. Und hier fängt unsere berufliche Zusammenarbeit an:
Bei Café Herbert am Adolf Pichler Platz, basteln Andreas,
Dietmar und ich, vor einem leeren Blatt Papier an dem „Petit
Filou“ Ersatzname. Nach einer Vielzahl an Bezeichnungen,
entschieden wir uns für „ABSOLUT Inn“. Begründung: AB-
SOLUT Vodka war damals absolut der Renner und der Inn
in unmittelbarer Nähe. Für Andreas eine gute Idee und in
der Trend der Zeit liegend. Für mich, in Österreich bereits
als „Mister ABSOLUT“ bekannt, ein gelungener Marketing
Gag, aber eine Riskante. Für die Seagram Headquarters in
Wien bedenklich, da außer meiner Kompetenz entstanden
und für die Schwedischen Eigentümer total unakzeptabel. Die
Namensgebung des Lokals „ABSOLUT“ in Wien, war eine
Ausnahme. Weltweit. Das hatte unsere „Seagram Manager
Peter Roman“ mit Schweden raffiniert durchgeboxt. Man vergibt
keinen Produkt Namen! Lokale wechseln den Besitzer und
die Möglichkeit des Wechsels in ein „Etablissement“ durchaus
realistisch, weshalb wir diese Geschichte so unauffällig wie
möglich tolerierten. Erst 2018, und daher total unerwartet,
bekamen die Neu Pächter, zwei Schwestern, Anwalt-Post
aus Wien.
Im Namen von „ABSOLUT Vodka“ in Ahus, Schweden,
werden, falls die Bezeichnung „ABSOLUT Inn“ bestehen
bleibt, astronomische Strafzahlungen verlangt! Man einigte
sich und das Lokal wird unter anderen Name weiter geführt.
Auch bei Dietmar Luschnik, wie oben kurz erwähnt, damals
bei der Namensgebung anwesend, erging es ähnlich.
Dietmar eröffnete die „Beluga Lounge Bar“ in Lustenau. Ein
Linzer Gastronom, und Inhaber des „Beluga Lounge Bar“
ebendort, hatte diesen Name geschützt.
Auch Dietmar bekam Post und fing an zu rechnen: Alles
umgestalten, inklusive „Beluga“ Eingangstüre und Imageverlust,
oder Geld nach Linz überweisen. Zur Zeit meines
Besuches bei Dietmar im „Beluga Lokal“ in Lustenau war er
noch beim rechnen. Letztendlich hat man sich geeinigt und
bleibt es bei zwei Beluga Lokalitäten in Österreich. Nach
diesem Intermezzo, gehen wir wieder zu Andreas retour:
1995 trennte sich Andreas von „ABSOLUT Inn“ und
übernahm für fünf Jahre das „Gasthaus Krippe“ in Hall in
Tirol, 1996 für elf Jahre das Restaurant „Hirschenstube“ in
der Innsbrucker Altstadt, neun Jahre das „Cafe Corso“ im
Stadtteil Pradl, das legendäre „Filou“ für vier Jahre und
letztendlich für fast zwanzig Jahre, bis 2018, das, genau
zwischen Universität und Universität Klinik gelegene „Uni
Café“. Immer mit Partner natürlich, denn Andreas kann viel,
nur überall zur gleichen Zeit anwesend zu sein, das schafft
auch er nicht! Für so viel Einsatz, Initiativfreude und Risikobereitschaft
kann man nur seinen Hut ziehen! Inzwischen
hat Andreas alles verkauft, und arbeitet im Sommer, mehr
oder weniger als Hobby, am Tivoli Schwimmbad-Buffet in
Innsbruck.
Im Winter lebt Andreas in Thailand. Kann sich dort ausgezeichnet
relaxen und ist mit karitativen Vereinen ziemlich
beschäftigt. Eigendefinition: „Ich habe im Leben so viel
bekommen, da ist es mir ein Bedürfnis etwas zurück geben
zu können.“ Obwohl sein Zwillingsbruder, der berühmte
Fußball Schiedsrichter Konrad und sein Neffe, Thomas Silberberger,
der langjährige „WSG Wattens“ Fußball-Trainer,
sich intensiv mit Fußball beschäftigen, so hat Andreas andere
Lieblings Beschäftigungen: Essen(Thailändisch in Thailand und
Tafelspitz in Österreich) und Trinken (ein gutes Glas Wein)
gehören dazu und gerne geht er Schifahren, schwimmen und
Bergsteigen. Ohne Ball.
233¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯1000Tausendsassamanuel.
MANUEL TOMMASI
Unsere Nummer 103
¯234
Stanislav ist in östlichen Ländern ein üblicher männlicher
Vorname. In Österreich kommt diese Bezeichnung zwar
vor, ist aber eher selten. Für einen Kater wäre das möglich,
sogar lustig, aber unüblich. Besonders gewöhnungsbedürftig
wird es wenn eine Katze als „Stanislav“, also „Stani“, tituliert
wird. Kann aber durchaus passieren, wenn man einen „Baby
Kater“ geschenkt bekommt und das Geschenk sich später als
weiblich entpuppt. Der Einfachheit halber ist es bei Stani geblieben.
Wir sind somit bei der Familie Tommasi in Innsbruck gelandet.
Der Vater Udo nicht orientierungslos, sondern ganz im
Gegenteil, Flugzeugpilot mit Orientierungssinn und mengenweise
Orientierungs- und Navigation Apparaturen in Sichtweite.
In den frühen Siebzigern, wo die meisten Menschen
noch nie geflogen waren, bedeutete es ein interessantes
Erlebnis einen Alpenrundflug über Tirol zu buchen, sei es als
Hochzeitshappening, als Firmungs- oder Erstkommunionsgeschenk
oder für sich selber als „Abenteuer Kick“! Mutter Margit
Tommasi, eine ehemalige Primaballerina in Paris, arbeitete
in der Hauptpost in der Maximilian Straße.
Hier arbeitete Sie in dem Gebäude das Ihr (Schwieger-)
Großvater, Prof. Natale Tommasi, gebaut hatte! Auch dort
verlief das Geschehen ohne durcheinander, ordnungsmäßig.
Genau dort wo ich zumeist einmal monatlich brav in einer
Reihe stand und mich am Schalter für ein Telefongespräch
anzumelden hatte. Sobald ich an der Reihe war und eine der
Kabinen frei wurde, galt es für mich so schnell wie möglich zu
artikulieren und zu Hause in Holland zu melden, dass es mir
gut ging. Denn das Ticken des Telefonzählers war schnell und
teuer! Übrigens; Hier stammt das bekannte Sprichwort „Zeit ist
Geld“ her.
Inspiriert durch seinen Vater wusste der älteste Sohn Diego
schon als Knirps bereits was er später für einen Beruf ergreifen
würde. Jawohl, Pilot! Tatsächlich ist er bei einer Fluglinie als
Pilot gelandet! Er fliegt aber viel abwechslungsreicher und
wesentlich weiter als nur über Tirol. Die Bezeichnung seiner
Fluglinie nennt man im täglichen Leben öfters. Vor allem wenn
man sich unerwartet weh tut und einem spontan „AUA“ entwischt.
Bei den aktuellen globalen Flugsituationen wäre eine
Stereo Bezeichnung „AUA AUA“ sicher international einzigartig,
aber im deutschsprachigem Raum marketingtechnisch
nicht zu empfehlen. Wir rekapitulieren: Der Kater ist eine
Katze, Vater Pilot, Mutter, als ehemalige Balletttänzerin, bei
der Post, der ältere Bruder wachst mit dem Ziel „Pilotenschein“
auf. Nunmehr sind wir bei Nummer fünf der Familie Tommasi
angelangt, bei Manuel. Manuel ist ein Kürzel für „manuell“,
also „handwerklich“. Damit keine Unklarheiten entstehen: Manuel
ist keineswegs per Handfertigung entstanden, sondern
entsprach dem Wunsch seiner Eltern:„Manuell“,„Kann alles“,
„Ist geschickt“, „Universal Talent“.
Geboren im April 1963. Nein, nicht am 1., entwickelte
Manuel sich noch nicht direkt als „Alleskönner“. Sein Berufswunsch
„Laissez faire“, „Wird schon werden“, „Easy Going“,
also nichts Bestimmtes! Manuel wollte wahrscheinlich ZU
viel, war hyperaktiv, auch „overdrived“ genannt, weshalb
sich die Eltern entschlossen Klein-Manuel durch die Zisterzienser
des Klosters Wettingen-Mehrerau, nahe Bregenz,
streng aber korrekt, erziehen zu lassen. Nachdem ich selber
vom 8. bis zum 13. Lebensjahr in einen katholischen Internat
„erzogen“ wurde, so bezweifle ich doch ein wenig, ob diese
Zeit für Manuel eine lustige war! 1981 maturiert, achtzehnjährig,
bedeutete die Rückkehr nach Innsbruck, ohne Bekannte
und ohne Freunde, vorerst keine einfache Zeit! Aber genau
ab diesen Zeitpunkt entpuppte Manuel sich „manuell“. War
erfinderisch, sich für nichts zu schade. Packte an was sich so
ergab. Sein Wesen offen, spontan, freundlich, immer positiv
eingestellt! Sportlich mit Eishockey beschäftigt und während
seiner Internat Zeit in Bregenz Vorarlberger Landesmeister im
Tischtennis, bekräftigte Manuel den Wunsch seiner Eltern ein
smarter Bursche zu werden und zu sein. Je kleiner im Sport
das Arbeitsgerät, je intellektueller und schnell reagierender
Sportler.
Man vergleiche Federball, Squash, Tennis und Handball
mit Football, Fußball und Basketball! Golf erscheint da ein
wenig als Zwitter. Ende der achtziger, Anfang der neunziger
Jahre des letzten Jahrhunderts, war die Zeit der „Cocktail Bar
Renaissance“: „Rainer`s“ in Pörtschach, „American Bar“ in
Velden, „Intercont“, „Hilton“ und „Meyers`s“ in Wien, „Easy
Bar“ in Linz,„Grotta Azzurra“ in Eugendorf, Salzburg, „Sparkling
Bar“ und „Kir Royal Bar“ in Innsbruck, sowie „Diana Bar“
in Hall in Tirol. Zu dieser Zeit eröffnete auch Harry Juratsch
seine „Zino`s Cocktail Bar“, ebenfalls in Hall, mit zusätzlich
internationalem Zigarren Angebot. Genau hier im
Jahre 1990, in dieses fantastische noble Ambiente, wo auf
internationalen Niveau gearbeitet wurde, begegnete ich
Manuel das erste Mal. Ein Vergnügen, einem Voll-Profi bei
der Arbeit zu beobachten. Ich war überzeugt, der Mann
steht schon mindestens ein Jahrzehnt hinter der Bar.
Hier bewahrheitete sich, das „easy going!“. Leider war
für Manuel nach ca. zwei Jahren Schluss mit Cocktails und
Zigarren. Es passierte das,was oft in der Realität vorkommt:
Wenn es dem Patron an Disziplin fehlt. Alles läuft wunschgemäß
und hervorragend. Man steht als Patron daher mehr
VOR der Bar, kommt später zum Dienst, kommt unregelmäßig
zum Dienst, hat ein angenehmes Leben. Bis die Gäste
kürzer bleiben, weniger konsumieren, ganz ausbleiben und
das Lokal zusperren muss!
Manuel, der geborene Entertainer und flexible Kommunikator,
wäre wahrscheinlich lebenslang nicht mehr hinter
der Bar weg gekommen. Im Nachhinein bedeutete dieses
Zwang-Zusperrens des „Zino`s“ der Anfang eines nicht
enden wollenden Abenteuer:Die Fortführung seines Jus
Studiums. Barmann und Assist F&B an der Türkischen Riviera
im Club „Aldiana“. Rad (!) Reiseleiter bei „Rotalis Komfort
Reisen“. Marketing- und Vertriebsleiter bei Steinbock Mode
sowie später in der ASI, Alpin Schule Innsbruck.
Viele Ideen verwirklicht bei Christian Wolf`s„MCP“
Werbeagentur. Verschiedene „Big Happenings“ mit Mode-
Label „ESTEBE“, für welches Manuel sogar den Hollywood
Star Johnny Depp nach Österreich brachte. Gemeinsam mit
Geschäftspartner „Caesar“ belebte er in den späten 90ern
mit zahlreichen Events und Parties, wie z.B. die legendäre
Airportparty die Stadt Innsbruck. Bei all diesen Tätigkeiten
ist es nicht verwunderlich das Manuel sein Jus Studium nicht
im Eiltempo abschloss! Zwölf Jahre hat Manuel dazu gebraucht.
Hat aber abgeschlossen. Mit Stolz abgeschlossen.
Und das mit RECHT! Manuel hat seine berufliche (vorläufige?)
Wanderzeit abgeschlossen und als Tiroler Geschäftsführer
beim Lifestyle Magazin „Weekend“ angedockt. Als
Sportreferent der UNI Innsbruck lernte Manuel im Innsbrucker
„Sport Spezial“ Fachgeschäft, seine hübsche Nina
kennen. Und lieben. Am 20.07.2007 wurde die Liebe in Rinn,
dem malerischen Tiroler Dorf am Fuße des Berges Glungezer,
besiegelt und resultierte mit Matteo und Fabio in eine „Vierer
Familie“. Ohne Katze……. Aber mittlerweile mit Hündin Shiva,
denn das letzte Kind hat meistens ein Fell.
235¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯EX-PERTEN ZWEI – DIE NACHMACHER.
DIE EX-PERTEN - NEOPHYTEN
Unsere Nummer 165
Herbert Waltl, alias www.leflaneur.at, besser bekannt als
„Herr Bert“, verfügt über eine undurchsichtige und überdurchschnittliche
Zahl an Fähigkeiten. 41 Jahre war Herr
Bert professionell bei der Tiroler Hypotheken Bank als außergewöhnlicher
Paradiesvogel tätig. Nicht immer zur Freude
seiner Vorgesetzten.
Herr Bert kann so ziemlich alles: Vordenker, Querdenker,
Wörterverdreher, Wörter Erfinder, Kunstliebhaber, Künstler
Unterstützer, Entertainer, Arrangeur, Zeichner, Fotograf, Grafiker,
Beobachter und nicht zuletzt Initiator und Organisator
dieses Buches. Inspiriert durch die von mir in Februar 2013
gegründeten monatlichen Meetings des, aus lauter Ex-Gastronoven
bestehendem „EXperten Team“, startete auch Herr
Bert in September 2021 mit einem EXperten Meeting.
Mit Betonung auf „EX“. Die berufliche Aktivität ist passé
und daher sieht man in der Runde vorwiegend grau, silberne
Haarpracht. Die Teilnehmer von Bertl`s EXperten Team sind
nicht nur ehemalige Bank Kollegen. Auch „Bank-Fremde“
sind gerne gesehen. Je beruflich weiter vom Bankgeschehen
entfernt, umso interessanter die Diskussionsthemen. Jeden 2.
Donnerstag des Monats selektiert Herr Bert ein noch nicht besuchtes
Lokal in Innsbruck und reserviert dort, ohne zu wissen
wie viele Personen teilnehmen, einen Tisch. Bereits ab 10 Uhr
Vormittag sind die ersten EXperten willkommen. Es wird gekommen
und je nach Bedarf gegangen. OHNE ZWANG.
Es wird zusammen eine Kleinigkeit gegessen, intensiv geredet,
nicht immer harmonisch die Welt verbessert und dazu nicht
nur Jasmin Tee konsumiert!
Klar werden verschiedene Weine gustiert und man lernt
so nebenbei die verschiedensten Winzer kennen! Der Grund
weshalb ich diese Geschichte erzähle? Ganz einfach: Es soll
die Leserin, den Leser diese Zeilen anregen ein bisserl nachzudenken.
Nachzudenken ob ein monatliches Treffen im eigenen
Bekanntenkreis nicht auch in eigener Runde möglich ist.
Ein gemütliches monatliches Treffen fängt mit zwei oder drei
Personen an und ähnelt dem Werbespruch von Römerquelle
Mineralwasser „Es belebt die Sinne“. Wobei zu bemerken ist,
dass es nicht Pflicht ist, nur Mineralwasser zu trinken.
Xperten
Treff en
Alexander Weller
Karl Freudenthaler
Werner Pfeifer
Otto Steixner
Georg Köll
Burkhard Weber
Herbert Mersch
Günther Böhler
Hansjörg Fuchs
Klaus Pümpel
Roland Hellbert
Herbert Waltl
und dann
immer wieder
die besonderen
Gäste ...
... da waren
zum Beispiel:
Viktor Haid
Franz Mair
Helmut Krieghofer
Thomas Silberberger
...
¯236
237¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯CHEF-EINKÄUFER, EIN SCHAFFER.
MICHAEL SKAMRADA
Unsere Nummer 49
Sommer 1990. Sonnenschein. Herrliches Wetter. Seefeld
Besuche sind von mir geplant. Links von mir, auf der
Bundesstraße fahrend, ein fantastischer Anblick. Hotel
Steigenberger, das spätere „Hotel Alpenkönig“, Reith bei Seefeld.
Da war ich noch nie! Spontaner Richtungswechsel! Schon
der Parkplatz machte einen hervorragenden Eindruck.
Nicht direkt vor dem Hotel Eingang, großzügig terrassenförmig
angelegt, bestens gepflegt mit viel Grün. Zufällig
kommt ein mir bestens bekannte Person, Ernst Heindl, seines
Zeichens Küchenchef, entgegen und erklärt mir wie ich durch
die verwinkelte Anlage das F&B Büro erreiche. Unangemeldet
klopfe ich an und trete ein. Nach einem kurzen Vorstellungsgespräch
ist klar, obwohl der Einkäufer Herr Skamrada den
spanischer Weinbrand „Cardenal Mendoza“ von Sánchez
Romate aus Jerez bevorzugt, ist Martell Cognac V.S.O.P.
in der Bar gelistet und für „Mumm Cordon Rouge“ zeigt er
Interesse. Man merkt, dass die Chemie stimmt. Die Verkaufsgespräche
werden kürzer, die Fachgespräche länger. So
entstehen meistens Freundschaften. Bei mir zumindest. Einladungen
zum Essen, mit Rechnungslegung für meinen Arbeitgeber
„Seagram“, werden gerne angenommen, bevorzugt im
eigenen Haus.
Angenehm und bequem für den Einkäufer und für mich als
(indirekt-) Verkäufer besonders vorteilhaft, denn mein Gegenüber
hat Zeit und kann nicht durch Telefonate gestört werden.
(Damals waren Handys noch kein Störfaktor!) Übrigens,
Mumm Cordon Rouge wurde zur Hausmarke. Wir vertiefen
uns nunmehr in den Werdegang eines Hotel Einkäufers. Meist
zusätzlich mit Aufgabe als „CONTROLLER“. Es wird kontrolliert
ob die von ihm/ihr eingekauften Waren und Produkte
effizient eingesetzt werden. Festgesellt wird außerdem ob
sparpotential vorhanden ist. Wie wird so eine Position erreicht?
Als gutes Beispiel verfolgen wir deswegen die Karriere
in der Person von eben diesen Michael Skamrada: Geboren
1965 im 13. Bezirk, Hietzing in Wien.
Der direkte Blick zum Hütteldorfer Rapid-Stadion hat
ihm nicht beeindruckt, aber die Düfte des nahegelegenen
Stammhauses der Familie Plachutta, das „Hietzinger Bräu“,
offensichtlich schon…. Vater Schneider, Mutter Goldschmid.
Michaels Traumberuf; Koch. Nach Volksschule und Real-
¯238
gymnasium besucht Michael die Gastgewerbeschule „Gafa“
am Judenplatz, mit Abschluss „Hotelkaufmann“. Nach dem
Wehrdienst steigt Michael 1985 bei der internationalen
Hotelkette „Steigenberger“ als Assist Einkäufer in Reith bei
Seefeld ein. Er wird zum F&B Chef befördert.
Seine verantwortungsvolle Tätigkeiten werden immer
umfangreicher: Zuständig für den gesamten Einkauf für alle
anderen Hotelbereiche, für das interne Berichtswesen und für
die wirtschaftliche Organisation. Nachdem sukzessive diese
Aufgaben immer mehr durch die Zentrale in Frankfurt erledigt
wurden, fand Michael, nach zehn Jahre „Alpenkönig“, eine
neue, aber ähnliche, interessante Aufgabe bei „MPreis“. In
diesen größten Tiroler Familien Handelsunternehmen, mit
Filialen in verschiedenen Bundesländern, bleibt Michael
ebenfalls fast 10 Jahre. Beschäftigt mit den gesamten Einkaufsverhandlungen
für Food- und Nonfood -Sortimente, effiziente
Organisation von Dispo und Lagerhaltung, Vorbereitung und
Auswertung der Inventuren, sowie Gestaltung neuer Marketingmaßnahmen
und die dazugehörenden Strategien dazu.
Nach diesen umfangreichen, fast zwei Jahrzehnten dauernden
Erfahrungen, wechselt Michael 2005 als „Key Account
Manager“ zu Nestlé, West Österreich. Hier erwirbt Michael,
mit Betreuung der wichtigsten Kunden, wieder ganz andere
fachspezifische Aufgaben und Erfahrungen. Auf der Gastro
Messe „Alles für den Gast“ haben wir uns öfters getroffen und
bei einer Tasse Nestlé Kaffee über frühere Zeiten im „Alpenkönig“
geplaudert. „Gschwandtner Süßwaren“ mit Hauptsitz
in Salzburg, benötigte einen nationalen „Key Account Manager“
und wusste um die Fähigkeiten von Michael Skamrada.
2012 erfolgte für Michael somit neuerdings ein Jobwechsel,
wiederum als Key Accounter.
Verantwortlich für 7 Außendienstmitarbeiter, beackerte er
die Einkäufer der großen Handelsketten in Österreich. Keine
leichte Aufgabe, denn die sind wohl die härtesten Verhandler
die man sich vorstellen kann. Für Michael eine herausfordernde
Tätigkeit, dennoch mit zu intensiven Reisestrapazen verbunden.
Ein Angebot der Familie Swarovski, die Wildfleisch-
Metzgerei „Gut Leutasch“ nahe Seefeld, auf Vordermann zu
bringen, kam daher 2015 besonders gelegen. Auftrag: Verlust
abzuwenden und in die Gewinnzone zu bringen. Genau die
richtige Aufgabe für Michael!
Es wurden die Ärmel aufgekrempelt und durchgestartet:
Rekrutierung hoch qualifizierter Mitarbeiter, das Sortiment
laufend mit regionale Produkten und Kräutern aus nachhaltiger
Herkunft ergänzt. Michael fühlte sich so richtig
Wohl. Nicht nur kochen war sein Hobby. Spaziergänge mit
seinen Hund, sowie gutes Essen, begleitet mit einem Glas
Wein, gehören dazu. Ein zusätzliches Hobby war nunmehr
eine kaufmännische fundierte Basis für „Gut Leutasch“ zu
schaffen: Personalmanagement, EDV, Einkauf, Vertrieb und
Warenwirtschaft wurden von Michael rechtskonform geplant,
organisiert und durchgeführt. Mit zehn Mitarbeitern
konnte er die Produktion auf jährlich 30 Tonnen hochwertigste
Edelwurstwaren steigern. Die Produkte wurden
einerseits regional in den Tiroler Tourismushochburgen in
Feinkostgeschäften vertrieben, aber auch international auf
den Luxus Kreuzfahrtschiffen von TUI Cruises angeboten.
Durch Kontaktaufnahme mit Herr Michel Skamrada hatte
er sich bereit erklärt, für unsere EXperten Gruppe eine Betriebsführung
in „Gut Leutasch“ durchzuführen.
Diese interessante Exkursion ermöglichte uns einen
Einblick in die Welt der Wildverarbeitung. Für Michael
bedeutete es die Mitgliedschaft in unser „EXperten Team“!
2019 waren Zuwachs und Qualität Steigerung für „Gut
Leutasch“ plötzlich nicht mehr so wichtig, denn der Besitzer,
Herr Alexander Swarovski, trennte sich vom Gut Leutasch.
Seit dem ist Michael im Hotel Astoria in Seefeld für den
gesamten Einkauf in allen Bereichen, sowie das Controlling
zuständig.
Für unser „ EX-perten Team“ eine willkommener Ergänzung
durch einen so veritablen Experte komplettiert worden
zu sein!
239¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯SWISS-VORARLBERGER.
MICHAEL STEININGER
Unsere Nummer 157
¯240
Vorarlberg ist für Ostösterreicher ein eher unbekanntes,
zumindest wenig besuchtes Bundesland. Das gilt natürlich
andersherum ebenso: Man kann nicht behaupten,
dass Vorarlberger regelmäßig das Burgenland besuchen. Der
Grund wird nicht in der unterschiedlichen Kultur, Mentalität und
Sprache zu suchen sein. Im Gegenteil; ein Auslandsbesuch im
Inland hat gewiss interessante Reize, bietet eine ganze Menge
an Foto-Objekte!
Die Ursache wird eher an der zu überbrückenden Entfernung
zu suchen sein. Inwieweit das trennende Arlberg
Gebirge, oder die bereits seit Mai 1919 schwellenden Diskussionen
ein neues Schweizer Kanton zu werden ein Rolle
spielt, vermag ich nicht zu beurteilen. Wer weiß zum Beispiel,
dass die Stadt Feldkirch, nach Dornbirn, die zweitgrößte Stadt
des Bundeslandes Vorarlberg ist? Dass Feldkirch, mit seinen
35.000 Einwohnern, also noch vor Bregenz, mit circa 5.000
weniger, rangiert? Bleiben wir bei Feldkirch, das romantische
Städtchen, direkt an der schweizer Grenze gelegen. Durch
meine berufliche Tätigkeit habe ich dort viele Freunde kennen
gelernt. Aber nur eine Person hat mit mir für den gleichen
Arbeitgeber gearbeitet: Michael Steininger, geboren 1975
in Feldkirch, war vier Jahre lang mein Kollege beim traditionsunternehmen
Schlumberger - Top Spirit. Für mich eine Überlegung
wert mich näher mit Michael „Mike“ zu beschäftigen.
Der Vater Betriebswirt bei „Rauch Fruchtsäfte“, Mutter bei der
Sozialversicherung angestellt. Beim Rückblick auf Michaels
bisheriges Leben zeigt sich wie abwechslungsreich ein Leben
in der Gastronomie sein kann, aber auch, dass man eine
gehörige Portion Flexibilität im Repertoire benötigt. Nach
Volksschule und Bundesrealgymnasium in Dornbirn, besucht
Michael 1 Jahr die Handelsakademie in Bregenz. Nicht ganz
das Richtige wie sich herausstellte. Daher folgen drei Jahre
„Landesberufsschule für das Gastgewerbe“ in Landeck, Tirol.
Die Lehre absolviert Michael im „Arlberg Hospiz Hotel“ in St.
Christoph. Eine Adresse wie der Lehrling das GASTgewerbe
perfekt zu lernen vermag! Wehrdienst in der Walgaukaserne
in Bludesch. Damit wir den Überblick nicht verlieren hier in
Kurzform Michaels Stationen: Chef de Rang im „Hotel Rickartschwende“
– Dornbirn. Chef de Rang im à la Carte Restaurant
„Hotel Inter Continental“ in Genf. Barchef & Serviceleitung
im „Ballhaus“, Bregenz. 1 Jahr F&B Assist Manager im „Hotel
Four Seasons“, New York. Chef de Bar „Palais Schwarzenberg“,
Wien. 1 Jahr Chef de Bar „Sky Bar“, Wien. 1 Jahr
Geschäftsführer „Theatercafé“, Wien. 3 Jahre Geschäftsführer
„Bordeaux bar a vin“, Wien. 1 Saison Contoller „Restaurant
Aux Gazelles“, Wien. 3 Jahre Key Account mit vielen Zusatzaufgaben
bei Weinvertrieb „ Andrä Vergeiner“, Lienz, Gebiet
Tirol und Vorarlberg.
Ab 2011 werden Michael und meine Person bei dem-
Wein – und Spirituosen Unternehmen Schlumberger Partner
im Außendienst! Die Aufgaben für Vorarlberg und Tirol sind
genau seinen Fähigkeiten angepasst: Key Account für Fachund
Großhandel, Akquise Neukunden, Betreuung Gastronomie
Kunden, Markt- und Mitbewerber Beobachtung. Hier
habe ich Michael als humorvollen, fleißigen Kollege und
arbeitsmäßig als richtigen „Beißer“ kennen gelernt. Noch
bevor er beim Kunden die Tür öffnete hatte er sein Ziel bereits
festgelegt: Das erfolgreichste Produkt der Mitbewerber durch
Neulistung eines ebenbürtigen Produktes von unserer Firma,
bzw. mit unüblichen Aktionen oder Preisgestaltung, im Umsatz
zu bremsen. Nicht umsonst war „Der Pate“ mit Marlon Brando
einer seiner Lieblingsfilme. Er offerierte ein Angebot, das der
Kunde kaum ablehnen konnte!
Wenn Michael das gelungen war strahlte er wie eine
Tomate in der prallen Sonne! Das war aber nicht sein einziges
Hobby: Mit Kollegen Team einmal bei ihm zu Hause eingeladen,
entpuppte Michael sich als begnadeter Koch. Nach vier
erfolgreichen Schlumberger Jahren bot sich die Gelegenheit
die „GenussBar Kornmarkt“ im Zentrum von Bregenz zu übernehmen.
Bei der feierlichen Eröffnung konnte ich Michael in
Form von Naturalien ein wenig unterstützen. Sieben Tage pro
Woche für alles verantwortlich zu sein, schlaucht Geist und
Körper, ist auf Dauer nicht lustig und Michael wechselte 2016
wieder in ein Angestellten Verhältnis zurück, er übersiedelte in
die Schweiz. Bei „Top Cash & Carry“ in Buchs, erhielt Michael
ähnliche Aufgaben wie vorher bei Schlumberger. Die erste
Zeit am Standort Buchs, mit Spezialität Weinverkostungen,
später dann zusätzlich als mobiler Berater und Akquisiteur.
Wenn es nicht ratsam ist ein gutes Angebot abzulehnen, dann,
so haben wir bereits gelernt, akzeptiert man das Angebot!
Michael wechselt nach fünf Jahre in Buchs zum „Weinkultur
und Reinkultur - Scherer und Bühler“ in Meggen-Luzern. Zuständig
für acht Kantone!
Hier fühlt Michael sich weitere fünf Jahre richtig wohl,
kann alle seine Fähigkeiten optimal einsetzen. 2021 war ein
ereignisvolles Jahr für Michael. Michael heiratete, standesgemäß
im Weinkeller des „Gasthaus Gupf“ in Rehetober,
Kanton Arau, die Weintechnologin und Sommelière
Stefanie. Im selben Jahr 2021, greift in Michaels Leben das
bewährte „Bayern München System“: Mitbewerber schwächen,
durch Übernahme der fähigsten Mitarbeiter. Das
Angebot von „Paul Ulrich AG“ in Basel war außergewöhnlich.
Nicht nur arbeitsmäßig, auch fi nanziell. Bis Februar
2022, wurde klar, Versprechungen einerseits und Realität
andererseits stimmen nicht unbedingt immer überein. Wenn
der Küchenchef Butter bestellt und dafür Margarine geliefert
bekommt, stimmt etwas nicht. Falls das öfters passiert wird
der Küchenchef seinen Lieferanten ändern. Detto der F&B;
Champagner zu bezahlen für eine Lieferung Prosecco,
damit kann man nicht zufrieden sein. Aber wie es im Leben
oft spielt, kein Schaden ohne Nutzen.
Dieses misslungene Intermezzo bei „Paul Ullrich“ hat
Michael weitere Türen geöffnet mit dem Resultat: ab März
2022 dirigiert Michael seinen Taktstock für „Arthur`s Cellar
International“, mit Hauptsitz in Genf. Zuständig für Deutsch-
Schweiz und Tessin. Mit fast einem halben Jahrhundert an
Lebensjährchen und gezählten sechszehn Arbeitgeber, ist
diesbezüglich vielleicht das Ende in Sicht.
Vielleicht aber auch nicht!
www.arthurscellar.com
241¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯THE COUNTRY MANAGER.
HEINZ SCHALLER †
Unsere Nummer 105
August 1988: Alexander Weller, Direktor Stellvertreter
vom Tourismusverband Innsbruck-Igls, wurde vom Vorstand
wegen schädigenden Verhaltens „im gegenseitiges
Einvernehmen“ entlassen. Tja, mit einem dunkel schwarzen
Vorstand mit total verrosteten Strukturen und freundwirtschaftlichen
Arbeitsweisen, Änderungen zu planen, damit macht man
sich keine Freunde! Da wird man als „Revoluzzer“ abgestempelt
und wird nach Hause geschickt!
September 1988, einen Monat später (inzwischen bin ich
bei der „Spectrum Werbeagentur“ beschäftigt): Hotel Sheraton
Innsbruck. COCKTAILWETTBEWERB Österreichischer
Barkeeper Union (ÖBU) – Präsidenten Wechsel Peter Roman
übergibt an Günter Ferstl. Am Ehrentisch die beide Herren Roman
und Ferstl sowie Herr Schaller, Country Manager „Seagram
Austria“ und „Mister Sandeman“, bis vor kurzem Inhaber
von Sandeman Sherry und Sandeman Portwine. Ebenfalls am
Tisch das Ehepaar Ingeborg und Alexander Weller, eingeladen
durch (noch) ÖBU Präsident Peter Roman.
Das Sandeman Imperium wurde um $ 550 Mio von
Seagram International übernommen, Herr Sandeman, bereits
in der 7. Generation, somit in der Funktion als „Aushängeschild“
tätig – hat weltweit nur noch repräsentativen Aufgaben
zu vollbringen. Original Spruch von Herrn Sandeman:„Oft ist
mir beim Aufstehen nicht bewusst in was einem Land ich mich
befinde!“. (Übrigens in Österreich wohl das meist verbreitete
Missverständnis auf Getränkekarten „Sandemann“ mit zwei
„nn“ zu vermerken. Die Familien Sandeman waren immer
schon Engländer). Nicht vermutend, dass Seagram eine eigene
Werbeabteilung in Wien beschäftigt, kontaktierte ich Herrn
Schaller telefonisch und bot ihm die Bobbahnkurven in Igls zur
Vermietung an.
Also in Zukunft würde Kurve 2 „Chivas Kurve“, Kurve 3
„ABSOLUT Kurve“ benannt werden können. (Josef Hauser ein
Ex-Kollege aus der Hypo Bank hatte sich mit der „Spectrum
Werbeagentur“ selbständig gemacht. Wir betreuten unter
anderem „die Olympiaworld“ , Eisstadion, Innsbrucker Eishockey
Verein „IEV“ und die Olympia Bob und Rodel Bahn in
Igls.) „Wie flexibel sind Sie?“ war seine kurze Antwort „Ich bin
morgen in Salzburg!“ „Wenn Sie morgen in Salzburg sind bin
ich auch in Salzburg“, war meine Antwort. Es wurde daraus
¯242
ein längeres Mittagessen im Restaurant „Zum Eulenspiegel“
wobei mich Herr Schaller genau beobachtete wie ich mich
verhielt: Tischmanieren und Gesprächskultur waren offensichtlich
wichtig. Herr Schaller, noch ohne Gastro Außendienst,
wollte mich vom Fleck weg engagieren. Aus den Bobbahn
Kurven wurde nichts, mit einer, von mir gar nicht vorgesehenen,
Anstellung schon. Wir einigten uns auf, gegen ausgezeichnete
Bezahlung, einige Tagen Einsatz pro Woche. Noch
in der gleichen Woche holte mich Herr Schaller vom Wiener
Flughafen ab.
Es galt das von Herr Peter Roman aufgestellte Konzept zu
präzisieren. Anwesend ein Flip Chart, Herr Schaller, Sekretärin
Frau Holler, der Marketing Chef Herrn Simader und meine
Person. Schon bald übergab Herr Schaller mir den Flip Chart
Stift „Denn, Sie haben da viel mehr Ahnung!“ Eine Menge
Chancen und Möglichkeiten am österreichische Markt stark
vertreten und erfolgreich zu sein wurden zusammengefasst.
Für Mittagessen blieb keine Zeit und den Abendflug retour
nach Innsbruck hatte ich fast verpasst. Mit meiner ersten
„Gast“ – „Alles für den Gast“ – Gastronomie Messe im
November 1988 in Salzburg hatten wir am Stand so viele
Kontakte und Besuchs Anfragen erhalten, dass Seagram sich
keine Sorgen über zu wenig Arbeit machen musste. Meine
Person, ab 2. Januar 1989 fix angestellt, auch nicht.
Winter 1990/91: Die persönliche Sekretärin von Herrn
Rütter, Direktor Deutschland, Schweiz und Österreich, Frau
Christl Marx war der Vorbote des „Seagram Europe“ Meeting
der Country Manager, am Arlberg. Genächtigt wurde im
„Hospitz Hotel“ in St. Christoph. Die Privat Flugzeug Piloten
buchten wir im „Hotel Zürserhof“ in Zürs. Es galt das „Three
Days Happening“ optimal zu organisieren. Hier lernte ich
wie gründlich in Deutschland vorbereitet wird. Alles wird
zumindest zweifach, wenn nicht dreifach, wiederholt. Dieses
Meeting war für uns natürlich von enormen Bedeutung, weshalb
auch Herr Schaller mit dabei war.
Es waren, unterwegs am Berg-Richtung Berghütten, einige
kurze Strecken zu Fuß zu meistern. Es wurde offensichtlich,
dass Herr Schaller, in der weißen Pracht des Arlberges, ein
starker Raucher war und kaum über Kondition verfügte. Alle
50 Meter blieb er stehen, machte eine Pause. Nicht nur um
eine Zigarette anzuzünden, sondern vor allem um aus zu
pusten. Das Meeting wurde übrigens eine total erfolgreiches
Happening, wobei wir, eh klar, von der „Bruderschaft
St. Christoph“ – Vorsitzender Adi Werner, alle zu „Brüderr“
genötigt wurden…. Seagram ist ein amerikanisches Unternehmen,
weshalb in den Statuten „Alle Arbeitsabläufe sind
zu jeder Zeit zu hinterfragen“ vermerkt und vier mal jährlich
Seminare zu absolvieren waren.
Damit der Teamgeist gefestigt wird sind Nächtigungen
bei Seminaren im Hotel Pflicht, auch wenn man in der Nähe
wohnt! (manchmal hatte man schon das Gefühl „Geld
wurde abgeschafft“). Wir hatten ausgezeichnete Trainer mit
ausgezeichnete Methoden. Jeder Teilnehmer hatte exakt
zehn Minuten Zeit über seine letzte drei Monaten zu berichten,
sowie neue Ideen für die Zukunft zu präsentieren.
Herr Schaller hatte zwar keine Stoppuhr, sehr wohl aber
drehte er sich mit dem Rücken zum Vortragenden sobald
diese zehn Minuten abgelaufen waren. Bewundernswert
seine Entscheidungen in Sekundenbruchteile, auch bei
schwierige Situationen. Zum Leidwesen seiner Sekretärin
Frau Margarethe Höller, war er unermüdlich im Einsatz.
Dass wir AD`s zum Teil länger als 24 Stunden (!) unterwegs
waren, bewertete er mit einem Schulterzucken. Geizte
zudem mit Komplimente. „Das haben Sie gut gemacht“
habe ich nur ein einziges Mal erleb und zwar nach einem
5 Tage-und-4-Nächte-Einsatz auf der „Alles für den Gast“
in Salzburg. Herr Schaller war ein Rechner, aber großzügig.
Klinkt paradox, war aber so.
Alles was man an Kosten verbrauchte müsste à la Longe
zehnfach retour kommen. Dies ermöglichte uns, mit ein kleines
AD Team, am österreichischen Markt außergewöhnlich
erfolgreich zu sein. Herr Schaller wurde, genauso wie das
ganze „Seagram Austria Team“ 1997 entlassen, machte
sich daraufhin mit „Star Brands“ noch selbständig und verabschiedete
sich, nicht mehr ganz gesund nicht nur vom
österreichische Spirituosen Markt, sondern auch von dieser
Welt, endgültig.
243¯
BESO NDERE BEGEGN UN GEN
¯NEPHRO.
MARTIN TIEFENTHALER
Unsere Nummer 112
¯244
1958 Antwerpen, Radstadion: Besuch der „Sechstageradrennen“.
Von klein auf mit Bahn- und Straßenrennen
konfrontiert, wird man automatisch Fan! Die ganz Großen
wie Jacques Anquetil (Straße) und Rik van Looy (Straße und
Bahn)hat man bewundert. Ein Lebensspruch von Berufs-Sportler
Rik van Looy ist mir immer noch geläufig:„Es ist keine Kunst,
fünf „pintjes“ (Pils) zu trinken!“–„Fünf pintjes NICHT zu trinken,
DAS ist eine Kunst!“ Aus dieser Radrenn Zeit stammt auch der
Spruch „Der Mann mit dem Hammer!“
Kommt der Mann mit dem Hammer, ja, dann geht nichts
mehr, der Körper kann nicht mehr, man „steht“ am Rad, hat
keinerlei Energie mehr, ist vollkommen fix und fertig.
Das Gegenteil war viele Jahren später der Großglockner
Etappen Sieger Jaap Zoetemelk! Am Ziel auf 2.578 Höhenmetern
fragte ein Reporter wie er sich sein „Bergtraining“ einteilt.
Der Niederländer antwortete: „Bergtraining? Ich habe
noch nie vorher einen Berg gesehen!“
1995: Wegen meinem Zuständigkeitsgebiet als „Reisender“
von West Österreich, Ost Tirol und Kärnten war ich logischerweise
viel mit dem Auto unterwegs. Nicht nur, um von
A nach B zu kommen, sondern auch, damit meine Kunden
mit notwendigen Accessoires versorgt werden konnten. Und
hier sind wir nunmehr wieder bei, wie oben erzählt, „dem
Mann mit dem Hammer“. Innerhalb von Minuten streikte mein
Körper und es war dringendst ein Parkplatz vonnöten! Nach
10-15 Minuten Erholung ging es mir wieder besser und ich
konnte problemlos weiterfahren. Offensichtlich funktionierte
bei meine Inneren Mechanik nicht alles ordnungsgemäß.
Nach dreitägigem Aufenthalt mit Untersuchungen in der
Innsbrucker Klinik wurde ich mit „Magengastritis“ nach Hause
entlassen. Nachdem sich die Beschwerden nicht verbesserten,
sondern im Gegenteil, ich fast unerträgliche Schmerzen
bekam, werde mit Blaulicht retour zur Klinik gefahren und die
Ursache entdeckt: NIERENINFARKT! Die Erklärung der
Ärzteschaft: Die Niere ist ein „Stressorgan“, üblicherweise
bekommt man einen Hirnschlag, ganz selten einen Nieren
Infarkt! Um eine ziemlich laaange Geschichte zu verkürzen:
Auch die zweite Niere war betroffen, das hatte den Vorteil,
dass ich diesmal den Ärzten gleich die richtige Diagnose
geben konnte! In der Folge werde auf eine Lebendspende
meiner Frau entschieden.
1997: Der berühmte Transplantations - Chirurg Professor
Raimund Margreiter sitzt in seinem Büro. Meine Frau Ingeborg
und ich abwartend gegenüber. Der Professor ziemlich laut
und robust, mit Fingerzeig zu mir: „Ich werde transplantieren!
Das mache ich nicht wegen dir, weil du bist krank!“ Sich umwendend
endend zu meiner Frau: „ Das mache ich wegen dir,
denn du bist gesund!“
Das Creatinin ist inzwischen auf über 12 gestiegen! 28.
November 1997: Ich werde in den OP geschoben, nicht aufgeregt,
aber doch in der Hoffnung, nach der Narkose irgendwann
wieder halbwegs gesund wach zu werden. In einer Art
Schuhschachtel, mit Alufolie umwickelt, befindet sich bereits
die Niere meiner Frau. Meine Gedanken sind bei meiner
Frau. Danach dämmere ich gemütlich dahin. Im Dezember
1997 werden meine eigenen nutzlosen Nieren entfernt.
Inzwischen leben wir bereits ohne Einschränkungen ein
Vierteljahrhundert mit je einer Niere!!! Auf Empfehlung meines
langjährigen Freundes Peter Gruber von „Gruberhof“ in Igls
bin ich mit meiner Ehefrau immer freundlich „ …denn sonst will
sie ihre Niere zurück!“
Nach der Transplantation wird auf der Nephro-Ambulanz
wöchentlich kontrolliert. Die Intervalle werden immer
länger, bis man, wenn alles gut geht, nur noch jedes Quartal
zu Besuch ist.
Ich habe das große Glück, dass schon über ein Jahrzehnt
sich immer derselbe Arzt um mich kümmert. Professor Dr.
Martin Tiefenthaler, Betriebsrat der Medizinärzte, kommt mich
vom Wartezimmer persönlich abholen, denn „Namentlich via
Lautsprecher aufgerufen zu werden ist mit dem Datenschutz
nicht vereinbar“. Durch diese langjährige Betreuung weiß der
Professor bereits vorher welche Medikamente ich nehme!
Es hat sich außerdem eine interessante kulinarische Beziehung
entwickelt: Wir schicken uns gegenseitig Fotos von zu
Hause gekochten Köstlichkeiten.
REPLIK
Nierenlebendspende –
ein Liebesgeschenk unter Partnern.
Die Nierenlebendspende ist eine Option, Patienten eine
Nierenersatztherapie durch Bauchfelldialyse oder Hämodialyse
zu ersparen. Idealerweise wird sie präventiv also vor
dem Beginn der notwendigen Dialyse durchgeführt, was auch
zu besseren Transplantatüberleben geführt hat. Der neben der
traditionellen Spende für die leiblichen Kinder hat den größten
emotionellen Wert die Spende unter Partnern, die von der
Gewebsverträglichkeit her nicht gematcht ist und auch naturgemäß
unverwandt erfolgt.
Dennoch zeigt sich an Transplantatüberleben hier kaum
ein Nachteil im Vergleich zu einer verwandten Spende und
diese Kombination auch innerhalb der Partner-Beziehungen
den größten Benefit, weil natürlich im Alltag der Partner sich
nicht einer chronischen Dialysebehandlung unterziehen muss.
Bei der Spende unter Geschwistern ist dieser täglich innige
Kontakt und Verlust an Lebensqualität meist nicht so wahrnehmbar,
weshalb auch der größte emotionelle Gewinn nach
meinem Dafürhalten in der Partner-Spende gegeben ist.
Die diesbezügliche Beurteilung von Spenden an leibliche
Kinder möchte ich nicht weiter beurteilen, da mir dazu die Erfahrung
fehlt. In den letzten Jahren hat sich noch die Spende
über die Blutgruppengrenzen innerhalb der Partnerschaft etabliert,
auch das eine sehr gut verträgliche Option, mit etwas
mehr Vorbereitung.
Zusammengefasst sollte wenn medizinisch nichts dagegen
spricht jedenfalls eine Lebendspende angestrebt werden.
Ao. Univ-Prof. Dr. Martin Tiefenthaler
Facharzt für Innere Medizin (Nephrologie)
Innsbruck, August 2022
245¯
¯DANACH
EIN NACHWORT
Alexander Weller
Ein nicht alltägliches Berufsleben ist mir vergönnt gewesen.
Meine Ehefrau Ingeborg, Familie, Freunde und Bekannte
haben mir vielfach geraten diese, meine Erlebnisse schriftlich
fest zu halten. Fakt ist, dass mir die Idee natürlich selber
auch eingefallen ist. BEREITS VIER MAL HABE ich mich an
diese Mammut-Aufgabe herangewagt. Viele Seiten habe ich
verfasst und jedes Mal habe ich kapituliert. Nicht an Erlebnisse
hat es gemangelt, sondern die Aufgabe war zu umfangreich,
wodurch der Elan zum weitermachen zunehmend geringer
wurde.
Im August 2021 hat mich mein Ex Hypo Bank Kollege und
ehemaliger „Innsbrucker Festival der Träume“ Organisator,
Herbert (Herr Bert) Waltl während einer unserer „Walking
Touren“, für ein geplanter „Weller Dokumentation“ interviewt.
Herr Bert war jedes Mal professionell mit Fotoapparatur und
Aufnahmegerät ausgerüstet. Über die von Herr Bert vorgegebenen
Themen erzählte ich über die verschiedenen Stationen
meines Lebens. An einem ruhigen Plätzchen im Wald machten
wir es uns bequem. Oder auf einem Friedhof, weil das so
eine ruhige und interessante Gegend ist. Mit einem Bierchen
in der Hand. Eh klar! Am Mühlauer Friedhof, in Begleitung
viele bekannten Künstler, ruhend in künstlerisch gestalteten
Gräber, entstand Herr Berts Idee „Kurzgeschichten“ über
Begegnungen mit Menschen zu beschreiben, zu Papier
zu bringen. Über die Menschen zu erzählen, Erlebnisse in
Erinnerung zu rufen und gleichzeitig ein „bisserl was“ über
mich zu berichten. „KURZ zu berichten“, fand ich eine gute
Idee. Rückblickend, sich mit jedem Einzelnen zu beschäftigen
war auch für mich eine spannende Angelegenheit. Auf meine
spontane Basisliste waren etwa sechzig potenzielle Personen
vermerkt und diese vergrößerten sich im Laufe der Zeit immer
mehr. Wesentlich mehr als die von mir geplanten 77 Personen.
Mehr als das doppelte sogar! Weshalb genau 77? Zum Ersten
braucht man ein Ziel und zum Zweiten wurde ich im Jahre
2022 sieben und siebzig Jährchen jung! Die Aufgaben für
dieses, unseres, kreatives Duo: Ich schreibe, Herr Bert macht
„Alles Andere“. Schließlich hatte Herr Bert diesbezüglich
bereits Erfahrung mit der Herausgabe von Büchern. August
2021, das Arbeits-Konzept gemeinsam fixiert und gestartet.
Das „Weller Archiv“ hat eine ungewöhnlich große Dimension.
¯246
Dokumenten, Briefwechsel, Postkarten, Fotos, viele Fotos.
Ich war selber überrascht so eine immense Sammlung an
unterlagen im Besitz zu haben. Von meiner Geburt bis heute,
ich habe alles aufbewahrt! Für Herr Bert eine unübersichtliche
und zeitraubenden Geschichte, alles zu fotografieren, zu ordnen
und zu archivieren. Nicht einfach wenn man nicht mal 1 %
der auf Fotos abgebildeten Personen kennt! Daher arbeiteten
wir mit einer Nummern-Liste. „Loek Versluis“ kennt Herr Bert
überhaupt nicht. Hat keine Ahnung wie er ausschaut. Daher
bekam Herr Loek Versluis eine Nummer. In diesem Fall Nummer
56. Beim Mail Verkehr oder Video-Besprechungen haben
wir uns über „Nummer 56“ verständigt. Fast alle ausgesuchten
Teilnehmer hatten vollstes Vertrauen, schickte spontan Ihr Lebens-Werdegang,
oder berichteten im Interview frei und offen
über ihr bisheriges Leben. Bei anderen wiederum war ein,
oder zwei Mal Urgieren notwendig. Ganz wenige haben aus
den verschiedenste Gründen abgesagt. Einzigartig der Vielbeschäftigte:
„Mache das mit meiner Sekretärin, Alexander“.
Lustig der ehemalige Gastronom, jetzt Hobby Künstler: „Kunst
hat nichts mit Gastronomie zu tun!“ Rückblickend war ich nach
dem Ausstieg aus der Gastronomie, egal wo ich gearbeitet
habe, Ideengeber. Berater. Immer versucht das Geschäft des
Anderen zu optimieren, deren Umsatz zu steigern. In Villach
eine innovative Aktion gesehen, konnte ich diese in Kufstein
empfehlen. In Efferding ein neues Sysem beobachtet, in Lienz
weitergegeben. Am Attersee ein „Happening“ mitorganisiert,
am Bodensee ebenfalls durchgeführt.
Es geht natürlich nicht nur um Aktionen. Die meisten
Gastronomen sind vom Tagesgeschäft zu beschäftigt für neue
Ideen, Veränderungen herbeizuführen und umzusetzen. Wir
Gastro AD`s waren ja die Vorreiter der jetzt hoch im Kurs und
Ansehen stehenden „Unternehmensberater“. Wir stellten unser
breites Netzwerk an benötigten Kontakten zur Verfügung.
Besonders bei Neueröffnungen. Ja, das waren spannende
und interessante Zeiten. Vom Anfang bis zum Ende. Würde
ich wieder mal jung sein, ich würde alles wieder genau so
machen. Ohne Ausnahme.
Halleluja!
247¯
hypotirol.com
¯248
PS: Am Ende hat Alexander
bei Malerarbeiten in der
Wohnung noch mehrere Kisten
mit "Material gefunden" ...
Waaahnsinn! 12.9.2022
249¯
åftang:*
* Auf gut Zillertalerisch. Passt immer.
¯250
zb_inserat_aftang_200x264,4_1.0.indd 1 12.08.22 12:35
:35
WIR BEDANKEN uns ausnahmslos bei allen, die mitgeholfen haben,
dieses Buch – zuerst zu planen, dann zu machen und letztlich fertigzustellen.
Vom Ausliefern und vom Lesen wollen wir noch gar nicht reden.
Danken denen die irgendwie vorkommen, wirklich allen, die diese vielen
Geschichten im Leben des Alexanders mitgeschrieben haben.
Ebenso ein dickes DANKESCHÖN allen, die etwas für die Gambrinus-
Freunde spenden wollen oder schon gespendet haben.
251¯
¯FINALE.
Tiroler Illusionsbanderolen
www.illusionsbanderolen.tirol
TIROLER ILLUSIONSBANDEROLEN – TREIBHAUS – 2022
EIN HERZ FÜR DEN
TIROLER FUSSBALL.
www.wsg-fussball.at
HERR BERT WALTL
Aus Lienz. Heute: Innsbruck,
Völs. Ehemaliger Kulturvermittler,
"Festival der Träume" – in
Innsbruck 1991-2016. Noch
länger - 1980 - 2020 in der
Hypo Tirol Kommunikation-
Werbung & Marketing.
Seit 2021 – Ständiger Flaneur.
herbert@w2c.at
www.lefl aneur.at
think
ll
times
asted
od times
N & The Animals, 1967
77 BESONDERE BEGEGNUNGEN
ATHANASIUS
WELLER´S
UND
Tingel-Tangel.
Besonderes
Sammelsurium seiner
Lebenserinnerungen
im Rückspiegel.
77 BESONDERE
MENSCHEN
BEGEGNUN
ALEXANDER
WELLER
HERR BERT
WALTL
EGNUNGEN.
www.alexanderweller.at
¯252
ATHANASIUS WELLER
NOCHEINMAL: Alle Texte
sind von ihm, ausser die gekennzeichneten.
Fotorecherche,
Telefon- und Mailrecherche
Immer wieder positive Signale
setzend hat er alle seine Kontakte
ausgegraben. Sprache
- charmantes Holländisch-
Deutsch - da sind wenige Korrekturen
möglich. Und sinnvoll
wärs auch nicht.
www.alexanderweller.at
EDITORISCHE ANMERKUNGEN
Alle Artikel der „Besonderen Begegnungen" sind
lose und frei abgedruckt, alle 77 wurden von
Alexander Weller verfasst. Die „neue“ Rechtschreibung,
sagen wIr es so, die Rechtschreibung
überhaupt, die gewohnten Satzstellungen wurden
außer Acht gelassen. Holländisch-Deutsch
als charmante Neuform, passend zum Alexander
und seinem bekannten „Sprech" eingeführt.
EINE WEITERE EDITORISCHE ANMERKUNG:
Wer einen Fehler sucht und einen oder mehrere findet, dem
sei gedankt. Getreu dem Motto: Wer suchet der findet. Als
kleines Geschenk darf die Finderin, der Finder das Gefundene
auch gerne behalten.
NACHDRUCK. ABDRUCK. EINDRUCK:
- gerne – bitte – mit Quellnachweis.
WAS UNS IMMER WICHTIG WAR UND IST:
Aus Gründen der Lesbarkeit wurde hier darauf verzichtet,
geschlechtsspezifische Formulierungen zu verwenden. Soweit
personenbezogene Bezeichnungen nur in männlicher Form
angeführt sind, beziehen sie sich auf Männer und Frauen in
gleicher Weise. Was der Alexander immer sagt.
AUGUST UND SEPTEMBER 2022.
Ein Jahr Vor- und Aufbereitung. Oder waren es zwei?
Ein für sich und uns EIGEN-ART-IGES Projekt.
Fotos: Privatarchiv der Besonderen Begegnungen. Fundus von
Alexander Weller, bei vielen Bilder war ein Bildnachweis nicht
zu finden.
Quellennachweis: Kopf und Archiv vom Alexander,
Repliken-Autoren gekennzeichnet,
Alle Rechte vorbehalten.
© 2022 Erschienen im Eigenverlag.
Alexander Weller und Herbert Waltl.
Mit Unterstützung durch mehr als die 77 besonderen Begegnungen.
Die mit Namen gekennzeichneten Artikel geben die
Meinung des jeweiligen Verfassers wieder.
EINE ORDNUNGSLOSE ZUSAMMENFASSUNG
von Begegnungen, Fotos, Sprüchen und Infoschnipseln – war
genau so geplant. Aufgeschrieben, gesehen, gehört, abgeschrieben,
aufbewahrt, versammelt, gemischt und zusammengetragen
vom Alexander. Wo es möglich war, mit Ursprungsund
Quellenangaben versehen. Allen Schreiberlingen sei an
dieser Stelle auch aufrichtigst gedankt. Und mehr.
DAS TEAM:
Kuratiert – Schrift- und Projektleiter,
Buchstabeningenieur und alt-biederer GestaltungHANDWER-
KER in einem: Herbert Waltl
Ursprungs- und Begegnungssammler: Athanasius Weller
Grafik-Supervisor: Haben wir uns aus Kostengründen erspart.
Und das Projekt zu einer, zu unserer Herzensangelegenheit
gemacht.
Inge, Marcus und Marlis haben noch tatkräftig mitgemacht.
FOTONACHWEIS:
Laut speziellen Auszeichnung direkt bei den Fotos,
sonst Alexander Weller, Herbert Waltl.
Oder eben aus dem Privatbesitz der jeweiligen „Besonderen
Begegnung".
Druck und Bindung: druck.at
ALLEN 1000DANK.
253¯
Dieses Buch wäre nie ohne Ideengeber und Initiator Herbert
(Herr Bert) Waltl entstanden.
Daher gilt mein besonderer DANK der
A dministrator
L ektor
L isten Führer
E innerer
S chreiber
K orrigierer
Ö sterreicher
N achfrager
N eusprächler(Neuwörter Erfinder)
E ingliederer
R eralisator
meint der Autor der 77-Begegnungen
Alexander Weller
¯254
HINTER DEM
JETZT STEHT
IMMER EINE
VERGANGENHEIT
UND DAVOR
LIEGT EINE
ZUKUNFT.
Der Text stammt aus dem Programmheft 100 Jahre Hypo Tirol Bank. Und paßt perfekt zu diesem Buch.
255¯
When I think
of all the good times
that I've wasted
having good times
Stolen from ERIC BURDON & The Animals, 1967
¯256