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220926Wellerbuch lay 1

Anlässlich seines 77. Geburtstages hat Alexander Weller, gebürtiger Holländer - inzwischen Tiroler - 77 Begegnungen mit besonderen Menschen in seinem Lebenslauf und seiner jeweiligen Umgebung aufgeschrieben. Das Buch kostenlos an Freunde, Interessierte - ausgegeben. Für eine Spende zugunsten der Gambrinusfreunde, die damit Menschen denen es nicht so gut geht hilft. Stand: Dezember 2023 waren EUR 4.555,00 zusammengekommen. Ein rundum gelungenes Projekt.

Anlässlich seines 77. Geburtstages hat Alexander Weller, gebürtiger Holländer - inzwischen Tiroler - 77 Begegnungen mit besonderen Menschen in seinem Lebenslauf und seiner jeweiligen Umgebung aufgeschrieben. Das Buch kostenlos an Freunde, Interessierte - ausgegeben. Für eine Spende zugunsten der Gambrinusfreunde, die damit Menschen denen es nicht so gut geht hilft. Stand: Dezember 2023 waren EUR 4.555,00 zusammengekommen. Ein rundum gelungenes Projekt.

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ATHANASIUS

WELLER´S

77 BESONDERE

BEGEGNU

UND

MENSCHEN

Tingel-Tangel.

Besonderes

Sammelsurium von

Lebenserinnerungen

im Rückspiegel.

NGEN.

ALEXANDER

WELLER

HERR BERT

WALTL


Illustration: leflaneur

Dieses Buch ist nicht nur zufällig entstanden. Sondern: Aus purer Lust und einer Prise Verantwortung

heraus, etwas von meinem Leben, den Erfahrungen, meinen ganz besonderen Begegnungen

– in diesen 77 Jahren weiterzugeben, aufzuschreiben, zu erzählen. Vielleicht damit auch ein

wenig Appetit für die Nachkommenden zu machen – auch in diese faszinierende und besondere

Berufswelt einzutauchen.

Für Ingeborg und meine Familie.

Athanasius Weller

Innsbruck im August 2022

¯2



¯4


¯DAVOR

ETWAS BESONDERES

HerrBERT Waltl

www.leflaneur.at

Es ist ein Wahnsinnsprojekt. Persönlich habe ich noch nie

jemanden wie den Alexander getroffen. Jemanden, der

so viel erlebt, soviele Unterlagen, Fotos, Ausschnitte gesammelt

und aufbewahrt. Der – fast wie auf ein Stichwort alles

über die Begegnungen, die Karriere, Brüche und Erfolge der

Menschen, die er getroffen hat, weiß. Und das waren nicht

wenige. Ein HOLLÄNDER, der in die Welt der Dienstleistungen

hinausgezogen, dann durch Schicksal - oder Zufall in

Innsbruck hängen geblieben. Mit Fachverstand, Hausverstand

und einer riesigen Portion Erfahrung. Das Projekt ist einzigartig.

Im 77. Lebensjahr stehend, haben es „77 Besondere

Menschen" in dieses Buch geschafft. Als Geschichte. Bebildert

– da gibt es viele, viele mehr. Die Geschichten wurden

von Alexander selbst geschrieben. Alle. Ein paar Repliken und

Rückmeldungen zeugen von seiner Beliebtheit. Zuerst wollten

wir die Deutsch-Holländische-Mixtur an unsere Rechtschreibung

anpassen, um dann zu erkennen, gerade dieser Mix

macht den Charme des Alexanders, – vielleicht auch des

Buches aus. Also ist die Sprache in diesem Buch "Holland-

Deutsch". Kunterbunt.

Alexander ist ein Tausendsassa. Die Finanzierung wurde

durch Spenden, Druckkostenzuschüsse und Insertionskosten

gestemmt. Alles, das übrig bleibt, gibt es für die Gambrinus-

Freunde. Die damit Gutes tun. An dieser Stelle – Danke an

alle, die mitgeholfen haben, dieses Buch zu finanzieren und

letztlich zu realisieren. Alle Produktionskosten wurden schmal

gehalten, keine Grafikkosten - ausschließlich die Druckproduktionskosten

waren fällig.

Ein Monsterprojekt. Alexander wurde von mir motiviert.

Und er hat sich „durchgekämpft" – im wahrsten Sinn der

Worte. Durch keine Herzrhythmusstörung war er aus dem

Gleichgewicht zu bringen. Soeben noch in der Klinik, hockte

er Stunden später schon wieder bei einem Glaserl in seinem

Wohnzimmer. Interessant. Witzig. Sympathisch. All die Menschen

kennenzulernen. Durch die Brille und den Stift vom

Athanasius. Einige durfte ich auch persönlich kennenlernen.

Er, Alex hat nicht nur viel zu erzählen. Er hatte bei diesem

Projekt auch jede Menge Geduld. – Telefonieren, Mailen,

Whatsappen, Nachtlaufen, Interviewen, Nachlaufen, Bilder–sammeln,

korrigieren. Als Nachtmensch war er sowieso

immer umtriebig. Aber auch bei Tage hat er sich um „seine

Geschichten" gekümmert. Nicht alle wußten diese Mühe und

Wertschätzung richtig zu schätzen. Die meisten schon. Viel

Wohlwollen, Wertschätzung und Zuneigung sind zurückgekommen.

Letztlich haben es eben genau 77 Besondere

Menschen in eine Geschichte von Meister Weller geschafft.

Dass die legendären Beatles dabei sind, überrascht mich da

nicht. Eher schon der aufgebahrte Trappist mit den dunklen

Socken. Oder die „Song Of Norway" – ... – ach was! Es

gibt in diesem Buch viel zu entdecken. Lesen Sie einfach

selber.

Wie schön, wie vielfältig, wie wunderbar einfach und

ausfüllend ein Leben mit 77 Jahren sein kann, ja ist – auch

mit einer verheirateten Niere kann man über 25 Jahre leben.

Der Alexander ist auch ein medizinischer Wunderwuzzi. Die

Zusammenarbeit mit ihm hat mir viel Spaß gemacht.

Wir haben uns damals am 2. Jänner 1981 im Vorzimmer

des Vorstandsvorsitzenden der Landes-Hypothekenbank Tirol

das erste Mal getroffen. Ich dachte mir im Stillen, der schön

gekleidete „ältere Herr !?", der da mit mir wartend sitzt, ist

ein besonderer Kunde! Es war unsere gemeinsamer erster

Tag im Geldtempel. Alex ist 7 Jahre geblieben, bei mir sind

es fast 41 Jahre Geldtempel geworden. Unser Kontakt ist nie

abgerissen. 2020 - bei Pensions – sprich Flaneurantritt hat

mir Alexander angeboten „kleine Erkundungswanderungen"

rund um Innsbruck zu machen. Gerne mitgemacht. Er hat alle

Wege gekannt - ich nix. Dabei haben wir erste Interviews zu

verschiedenen Themenblöcken seine Erlebnisse und Lebensabschnitte

in Bild und Ton festgehalten. Diese Zeitdokumente

waren letztlich Auslöser für dieses Buch, das Sie jetzt in ihren

Händen halten.

Möge es auch Sie so unterhalten, gleich faszinieren,

auch motivieren, vielleicht inspirieren – gleichwohl auch so

berühren, wie es mich damit „erwischt" hat. Jeder Tag – hier

– da wo wir gerade sind – ist etwas Besonderes. Genießen

wir den Augenblick und erfreuen uns an der Schönheit des

Seins. In allen Lebenslagen und mit allen angesammelten

Jahresringen. Das – und noch viel mehr steckt in diesem

Büchlein.

Es hat mich sehr gefreut, hier mitarbeiten zu dürfen.

Herbert Waltl, der Flaneur, der, der Zeit vertreibt, – und hofft

dass diese bleibt. Jetzt, heute im August 2022.


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¯WIE (M)EIN LEBEN SO AUSSCHAUT.



¯JEDER KENNT ETWA 5000 GESICHTER.

NUR – ICH BIN MIR SICHER DER ALEXANDER

KENNT SICHER MEHR ...

Unsere Redaktion hat diese Meldung redaktionell nicht

bearbeitet. Sie wurde automatisch von der Deutschen

Presse-Agentur (dpa) übernommen.

York (dpa) - Jeder Mensch kennt im Mittel etwa 5000

Gesichter anderer Menschen. Auf diesen SCHÄTZWERT

sind Forscher nach mehreren Versuchen gekommen. Dabei

gibt es große Unterschiede: Die Spanne reicht von etwa 1000

bis 10.000 Gesichtern, wie das Team um Rob Jenkins von der

Universität York (Großbritannien) im Fachjournal «Proceedings

B» der britischen Royal Society berichtet.

Bekannt sei schon länger, dass es deutliche Unterschiede

in der Wahrnehmung vertrauter und unbekannter Gesichter

gibt, erklären die Wissenschaftler. Die Gesamtzahl an Gesichtern,

die ein Mensch kennt, sei bisher unbekannt gewesen.

Jenkins und Kollegen verfolgten einen mehrstufi gen Ansatz,

um eine Schätzung dafür zu ermitteln. Zunächst ließen sie 15

Frauen und 10 Männer im Alter von 18 bis 61 Jahren Bilder

mit Gesichtern von Menschen aus deren Umgebung ansehen

- Verwandte, Freunde, Kollegen, Mitstudenten oder andere

Bekannte. Innerhalb einer Stunde identifi zierten die Probanden

im Durchschnitt 362 Gesichter. Die Spanne lag zwischen

167 und 524. Die Versuchsteilnehmer mussten den Namen

oder eine eindeutige Beschreibung der Person nennen (etwa

«Hausmeister der Hochschule»).

Den gleichen Versuch machten die Forscher mit Gesichtern

von Personen des öffentlichen Lebens, etwa aus Kunst, Film und

Fernsehen, Politik, Sport oder Wirtschaft. Hier war die Identifi

zierungsquote geringer: 290 Gesichter im Mittel (Spanne:

169 bis 407). Bei beiden Versuchen nahm die Geschwindigkeit

der Identifi zierungen ab: Im ersten Versuch erkannten

die Probanden in den ersten fünf Minuten durchschnittlich 40

Gesichter, in den letzten fünf Minuten des Versuchs nur noch

21 Gesichter.

Welche Ideen habt Ihr, um den Krisen dieser Tage zu begegnen?

Zwei Tage lang wollen wir mit Euch diskutieren und

laden 1.000 junge Menschen nach Berlin ein.

Diese geradlinige Abnahme der Identifi zierung führten die

Forscher weiter bis auf null. Wenn sie mehr Zeit als 60 Minuten

gehabt hätten, hätten die Teilnehmer demnach durchschnittlich

im ersten Versuch 549 Gesichter und im zweiten Versuch 395

erkannt, zusammengenommen also 944.

In einem weiteren Versuch ermittelte die Gruppe um Jenkins,

wie viele Gesichter Menschen als «bekannt» bezeichnen,

ohne dass sie sie einem Namen oder einer Funktion zuordnen

mussten. Die Gesichter stammten wieder von Personen des öffentlichen

Lebens, doch diesmal gab es keine Zeitbegrenzung.

Die Forscher verglichen nun bei den einzelnen Versuchsteilnehmern

die Anzahl der identifi zierten Gesichter mit der

Anzahl der als «bekannt» bezeichneten Gesichter. Sie kamen

auf ein Verhältnis von 1:4,62 (also deutlich mehr bekannte als

identifi zierte Gesichter).

Mittels dieses Faktors ermittelten die Wissenschaftler aus

der Summe der identifi zierten Gesichter aus den ersten beiden

Versuchen eine Gesamtzahl von 4240 Gesichtern, die ein

Mensch kennt. «Diese exakte Zahl unterstellt eine Genauigkeit,

die wir nicht haben», schreiben die Forscher. «Unser Vorschlag

ist, sie auf 5000 zu runden.»

Ich (Waltl) erhöhe hier ganz locker nocheinmal. Und

dazu brauche ich keine Studie. Der Athanasius hat sicher bis

zu – und über 10.000 Gesichter gesehen UND sie sich auch

gemerkt. Wenn man sein Archiv sieht ...

¯8


Ausschnitt Tiroler Tageszeitung vom 11. März 2018.


¯10

UNSERE ORDNUNGS-

NUMMER

SEITE

INGEBORG WELLER 12

01 RAINER HUSAR 18

02 JOHANN KAISER 222

03 GÜNTER GFÖLLNER 42

04 ANDREAS HOTTER 74

05 ABSOLUT 32

06 MARTIN LECHNER 204

07 Peter Roman

08 Franz Busta

09 JOHNNY 120

10 MIJNHEER DE GRAAF 16

11 HYPO BANK 20

12 FRANZ WAGNER 122

13 MATTHIAS AIGNER 40

14 FRITZ SCHALLER 72

15 DIETER SCHERFLER 104

16 Alfred Müller

17 Georg Bliem

18 Gerhard Schilling

19 Robert Zeisel

20 FRANZ R. STEINMAYR 70

21 RUDI HUNDSBICHLER 36

22 Gerald Striedinger

23 „Lemmy“

24 Jörg Tschoner

25 Fredi Fuchs

26 Heinz Mader

27 HEIMO LEITGEB 66

28 Walter Bauer

29 Johannes Stani

30 Günter Hager-Linz

31 Klaus Feuerstein

32 E-M Mischkulnig

33 OPA WELLER 218

34 Mario del Marco

35 Walter Hager

36 Peter Gruber-Igls

37 Markus Schweiggl

38 Stefan Beck

39 Karl Kobliha 128

40 Walter Schmuck

41 Walter Weymayer

42 Andreas Hirzinger

43 SONJA GRÖSSINGER 84

SEITE

44 SAMIR MANGALIFY 130

45 Josef Hauser

46 ANGELO GANNER 132

47 TONI SKARDARASY 138

48 ALF ANGLEITNER 224

49 SKAMRADA MICHAEL 238

50 Peter Schedifka

51 ALEXANDER RADLOWSKYJ 140

52 Markus Walch

53 Andrea Krieger

54 Schmitt Monika

55 Werner Leibner

56 LOEK VERSLUIS 48

57 Wilfried Dunzendorfer

58 MARTIN KLAUSNER 226

59 Klaus Steinbauer

60 GIOVANNI 112

61 Christian Neururer

62 Ralf Pülacher

63 Corona Walter

64 Werner Knoll

65 Franz Radinger

66 Herwig Hirscher

67 Metin & Markus

68 Stefan Höllinger

69 Franz Busta

70 Gerry Deicker

71 Günter Ferstl

72 Helga Peintner

73 Thomas Hiessl

74 MARTIN HINTERLEITNER 208

75 ROLAND DENGG 202

76 Albin Lintner

77 Johannes Neuner

78 Günter Brunner

79 Manfred Furtner

80 Manni Kleiner

81 Gerhard Hörtnagl

82 Lukas Marberger

83 Stefan Stevancsecz

84 THOMAS HEISER 52


SEITE

85 Benno Gedhina

86 Andreas Spiss

87 Gregor Lintner

88 Günther Christandl

89 Hans Eder

90 SPORT-WELLER 62

91 Norbert Waldnig

92 Klaus Doleschall

93 ERNST AIGNER 214

94 Richy Langthaler

95 Johann Spendier

96 Harry Schmitt

97 HARALD MÜLLER 144

98 Laszlo Molnar

99 Georg Wurm

100 MATTHIAS GURSCHLER 108

101 Andreas Höckl

102 VIKTOR HAID 98

103 MANUEL TOMMASI 234

104 Karl Heinz Pale

105 HEINZ SCHALLER 242

106 RUDOLF KOBATSCH 148

107 Oliver Neth

108 Philipp Schilcher

109 ANDREAS PLAUTZ 232

110 St.Müller/Bucher K.

111 Rüdiger Leimer

112 MARTIN TIEFENTHALER 244

113 SONG OF NORWAY 80

114 BAD MILS BLACK 150

115 DIE WELLER BRÜCKE 46

116 GAMBRINUS-FREUNDE 28

117 RAIMUND MARGREITER 88

118 ERICH UNTERWURZACHER 152

119 Bruno Gerber

120 HUBERT WEIDACHER 158

121 Wolfgang Mucher

122 Robert Hohensinn

123 Walter Bauer

124 ALBERT HACKL 200

125 THE BEATLES 114

SEITE

126 RICARDO-GENF 78

127 FRANCESCO 160

128 Doris Dannecker

129 Markus Messner

130 HARALD PICHLER 162

131 ANGELO PEER 30

132 ALOIS JANTSCHER 172

133 MICHAEL SCHMITT 164

134 MICHAEL KOMENDA 168

135 GERT WEIHSMANN 170

136 TOURISMUSVERBAND IBK 176

137 ALBERT MAIR 174

138 ATHANASIUS NACHWORT 246

139 Reinhard Haimun

140 GÉRARD MONTFREY 180

141 CHRISTIAAN WILLEMSE 182

142 JAN JANSSEN 184

143 FALSTAFF 188

144 WHISKY SCHIFF 82

145 CITY HIGH LIGHTS 190

146 JAN BOMANS 192

147 Wolfgang Forstmayr

148 HELMUT FRÖHLICH 92

149 MARKUS RIMML 194

150 Lerchbaumer Manuela

151 BLUMENCORSO 198

152 EXPERTEN - Das Original 212

153 THOMAS HACKL 118

154 HELMUT EDER 102

155 Vinzenz Triendl

156 KLAUS SCHWAIGER 100

157 MICHAEL STEININGER 240

158 Wolfgang Schedelberger

159 Stefan Wörgotter

160 Hannes Konzett

161 Harald Burstein

162 INGA JOHANNESSON 210

163 FRITZ AIGNER 228

164 Peter Weissnegger

165 EXPERTEN II – Die Nachahmer 236

166 Andreas Elmer

167 Rudi Walch

11¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯MEINE GANZ BESONDERE BEGEGNUNG.

INGEBORG HACKL. VERHEIRATETE WELLER

Ganz vorne.

Es ist der 8. November 2021. Waren genau 25 Jahren vergangen,

wo der berühmte Professor Margreiter die Niere

meiner Frau entnahm und zu mir transplantierte! Wegen

dieses Wunders der Medizin, war ich in der Lage ein zweites

Leben zu starten.

Zwei Wochen später entnahm man mir meine eigenen

nicht mehr funktionsfähigen Nieren. Ohne diesen Eingriff

wäre es uns nicht möglich gewesen im Oktober 2021 uns 50

jähriges Hochzeitsjubiläum zu feiern. Zwei glückliche Menschen

mit insgesamt zwei Nieren! Diese Geschichte hat, so

wie alle andere Geschichten auch, irgendwo seinen Anfang:

Erstbegegnung im Hotel Luna, Jesolo, in Mai 1968. Sie als

Gast, ich als Oberkellner. Weshalb und warum ich zu Hause

schon als Jugendlicher gesagt habe – „Das Mädchen das ich

nach Hause bringe heirate ich!“ – weiß ich nicht. Ein bisserl

„Strange“, entspricht aber der Wahrheit. September 1968.

Ich lade meine Urlaubsbekanntschaft zu mir nach Hause,

nach Holland, ein. "Holländische und Tiroler Schmetterlinge"

flatterten, obwohl fast schon Herbst, wie im Frühling! Anfang

Oktober 1971 Hochzeit in Innsbruck. Ende Oktober Hochzeit

in Holland. Anschließend Familienfeier in Belgien. Inzwischen

sind Unmengen Wasser den Inn entlang geflossen und auf

der Patscherkofel Olympiastrecke erstaunlich wenig internationale

Skirennen durchgeführt. Unser Leben hat gesunden

Nachwuchs, Tochter Natalie, Sohn Marcus und Enkel Wim

hervorgebracht.

Das Leben hat es gut mit uns gemeint. Das Leben hat es

besonders mit mir sehr gut gemeint.

Erinnerungen an 1971.

und an die wohl legendärste Postkarte aus Florida.

Man beachte den letzten Satz!

HAUPTSÄCHLICH –

DANK MEINER FRAU INGEBORG!

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15¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯MEIN ERSTER WICHTIGER LEHRER.

MIJNHEER DE GRAAF

Unsere Nummer 10

¯16

Zuhause hatten wir schon immer Katzen, Kanarienvögel,

Kaninchen, einen Hahn mit fünf oder sechs Hennen sowie

verschiedene Arten von Ziertauben. Trotzdem fehlte mir

das Tierliebe-Gen vollkommen. Die Tiersammlung wurde mit

Posttauben vergrößert und öfters durfte ich mitfahren, wenn

mein Vater nach einer langen Autofahrt den Posttauben behutsam

zur freien Flucht ver half. Ich war zwar jung und mathematisch

noch nicht sehr geschult, jedoch war mir klar, besonders

nachdem die Autofahrten immer länger wurden, dass die Tauben

sich schneller fortbewegten als wir. Jedes Mal waren die

Tauben schon lange vor uns zuhause und ich verstand daher

die lange Hin- und Rück fahrten nicht ganz.

Mein Vater kaufte in der Nähe der belgischen Grenze

circa zwei Hektar Grund mit viel Wald und Wiesen, ideal

für Indianer und total un gewohnt für Städter. Während ich im

Zelt lebend den Wald aufräumte, waren Fasane und Kaninchen

meine neuen Nachbarn. Neben unserem Wohnhaus

entstanden Wohngelegenheiten für Tauben, Kanarienvögel,

Hühner, Kanin chen, Enten, Ziegen und SCHAFE und diese

wurden nach und nach auch be wohnt. Alles florierte hervorragend.

Frische Hühnereier waren gefragt, und bald versorgten

wir in der Stadt Breda, unweit von uns entfernt, einmal

wö chentlich zuerst drei Haushalte, dann zehn und als Folge

ganze Straßenzüge mit frischen Eiern. Enteneier wurden ebenfalls

verlangt. Nachdem auch Be darf für Ziegenmilch bestand,

lernte ich, unsere Ziegen zu melken. Logischer weise erwarteten

unsere Eierkundinnen sehnlichst frische, bratfertige Hühner.

Ohne Fachnachweis war der Verkauf aber nicht erlaubt! Da

stand ich nun mit sieben Bäuerinnen in einem sterilen, hellen

Metzgerschlachthaus, ange treten für eine „Wild- und Geflügelhändler-Schulung“.

Alle hatten Holzschu he an, ich Gummistiefel. Alle waren

vom Land, ich „Städter“. Unser Lehrer, MEIJN HEER de Graaf,

war ebenfalls Städter und bekam alsbald Mitleid mit mir. Er

merkte sofort, dass ich mehr Angst vor den Tieren hatte als

umgekehrt und bot mir an, neben den Nachmittagskursen

auch die Abendkurse zu besu chen. Ziel war es, eine Prüfung

zu bestehen, in der man ein lebendiges Tier in ein bratfertiges

Tier zu verwandeln hatte. Lustig waren diese Lern- und

Qual-Stunden überhaupt nicht! Utrecht, 4. Dezember 1962,

Prüfungstag. Mir wurde ein Reh zugelost. Es hätte schlimmer

kommen können. Das Reh lebte nicht mehr und es war in dreißig

Minuten auszunehmen und küchenfertig zu bearbeiten.

Mein Prüfungsobjekt hing auf Augenhöhe. Das Aufschneiden

der Bauchdecke bewältigte ich fehlerlos. Das "Entfernen der

Blase" machten die meisten allerdings anders. Und wesentlich

besser‘ Die Blase war noch voll und ich bald ziemlich nass.

Ich bestand trotzdem - mit Gänsehaut!

Fazit dieser Geschichte: Es ist für junge Leute wichtig zu

wissen, welchen Beruf sie für ihre Zukunft NICHT ergreifen

wollen.

DIPLOM


„Da stand ich nun mit sieben

Bäuerinnen in einem sterilen,

hellen Metzgerschlachthaus,

– ange treten zur „Wild- und

Geflügelhändler-Schulung“.

17¯


NBEGEGN UN GE

¯RAINER THE SHAKER.

RAINER HUSAR

BESO NDERE

Unsere Nummer 01

Die Jugend braucht Idole. Man denke an Franz Klammer,

Annemarie Moser-Pröll, Hermann Maier, Marcel Hirscher,

Gregor Schlierenzauer, Thomas Muster, Dominic

Thiem und Andy Herzog, um nur ein paar zu nennen. In der Bar

Szene gab es keinen Zweifel: Rainer Husar war das Idol, keine

Frage. Das Wort „Rainer Husar“ sprach man in der Bar-Branche

mit Respekt aus. Egal, wo man sich befand, in Vorarlberg,

Burgenland oder Wien. Er war bekannt als nationale Bar

Legende - berühmt durch seine Tätigkeiten am Arlberg, in der

legendären „Zürsl Bar“ im Hotel Edelweiß in Zürs und in Pörtschach

am Wörthersee im eigenen Lokal „Rainers“ – bekannt

durch rauschende Feste und spektakuläre Veranstaltungen.

Für jungen, aufstrebenden Bar-Nachwuchs war es ein

Traum, bei „Rainers“ arbeiten zu dürfen! Rainers Regime:

Disziplin, Disziplin, und last but not least, Disziplin! Motto:„

Der Gast ist unser Arbeitgeber!“ Anwesenheitspfl icht um 10

Uhr früh, „Monte-Carlo-Platz und Lokalitäten“ säubern. Egal,

wie kurz die Nacht war! Respekt zu den Gästen stand ganz

oben auf Rainers Skala. Für die Angestellten galt: Gäste

empfangen, in die Augen schauen, mit Namen ansprechen.

Geforderte Arbeitserscheinung: frisch und sauber. Blitzschnell

"Feuer – Bitte!" – damals noch - der Zigarette oder Zigarre

geben. Aschenbecher immer sauber halten. Ausreichend

Wechselgeld und Selbstdisziplin! All das war selbstverständlich.

Obwohl diese Merkmale normalerweise Bar-Basis-Praxis

sein sollten, wusste man sofort, egal welche Bar man in

Österreich besuchte: Das ist eine „Rainer Schülerin“ oder ein

„Rainer Schüler“.

PÖRTSCHACH: Anfang der Neunziger im letzten

Jahrhundert. Da saß ich nun in der bekannten Pörtschacher

Konditorei „Wienerroither“. Mir gegenüber der berühmte

meistfotografi erte Barmann des Landes, Rainer Husar. Vielfach

fotografi ert mit einer Flasche Schlumberger Sekt als Nebendarsteller.

Jeder Pressebericht, jedes Foto mit Schlumberger

Sekt war nicht in unserem Sinne. Ganz und gar nicht!

Wir von „Seagram Spirituosen“ mit Mumm Sekt im Angebot,

Marktführer in Deutschland, waren gerade dabei,

die Marke „Mumm Sekt“ in Österreich im Prämien-Bereich

bekannt zu machen und aufzubauen! Meine Aufgabe von

unserem österreichischen Geschäftsführer, Herr Schaller, war

ganz klar: Nicht verhandeln, nicht mit weniger anfangen,

nicht erhöhen: Genau 500.000 Schilling für eine Neulistung

von „Mumm Sekt“ als Pouring anzubieten. Resultat: Herr

Rainer Husar überlegte nicht lange, empfand das Angebot

als „Ehre“, wollte diesen Wechsel seinem Freund Rudolf

Kobatsch, Geschäftsführer von Schlumberger Österreich,

jedoch nicht antun und verzichtete auf mein Angebot!

Damals für mich kein Anlass erfreut zu sein, im Nachhinein

aber ALLE ACHTUNG!

Die Geschichte bekam aber eine für mich unerwartete

Wendung: Ende 1997 verkauften die Seagram-Besitzer,

Familie Bronfman, ihre Anteile, um in das Entertainment (als

ob Spirituosen nicht ausreichend Entertainment böten) -Geschäft

einzusteigen. Ca. 35.000 Angestellte verloren ihren

Job. Weltweit! Auch ich, bereits 53-jährig, war somit arbeitslos,

wurde aber von Dr. Rudolf Kobatsch angeworben,

um Schlumberger Sekt (!) und anderen Produkte(n) zu einer

Umsatzsteigerung zu verhelfen! Bis zu meiner Pensionierung

Ende 2017 habe ich mich dafür redlich eingesetzt.

Im Laufe der Jahre hat sich das Verhältnis zwischen Rainer

Husar und meiner Person – von Rainer „Xandi“ benannt

- zu einer wahren Freundschaft entwickelt. Diese Freundschaft

gipfelte im Winter 2019/20 in eine Einladung bei

Rainers „Arlberg farewell Tour“ dabei zu sein. Übernachtet

wurde bei Rainers früherem Arbeitgeber Hotel Edelweiß

in Zürs (noch vor der Übergabe von Familie Strolz an den

Neubetreiber). Bei dieser Abschiedstour ebenfalls dabei

waren, die Gastro-Kapazunder Klaus Feuerstein, Feldkirch,

leider 2021 verstorben. Franz Wagner Wels/Linz sowie

Toni Skardarasy vom Hotel „Flexen“ in Zürs.

Der Fondue-Abend im „Flexen Häusl“ war ABSOLUT

gemütlich…

¯18


Abschiedstour.

Bei dieser Abschiedstour mit Rainer

Husar ebenfalls dabei, die Gastro Kapazunder

Klaus Feuerstein, Feldkirch, Franz

Wagner Wels/Linz sowie Toni Skardarasy

vom Hotel Flexen in Zürs.

v.l.n.r. – im Uhrzeigersinn:

Rainer als Piccolo im Arbeiterheim

Kleinmünchen .

Rainers Bar - RAINER best age

Crew Rainers Bar - Rudi Walch

- Striedinger - James - Schnuderl

Business style - Geschäftsführer.

19¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯EINE SICHERE BANK.

LANDES-HYPOTHEKENBANK TIROL

Unsere Nummer 11

1982: Das erste Kassierhandbuch der Hypo Tirol Bank mit

Alexander Weller am Conver. Illustriert und gezeichnet von

Kurt Mayr.

Die LANDES-HYPOTHEKENBANK TIROL. Mittwoch,

2. Januar 1980. Hauptgeschäftsstelle Hypothekenbank

am BoznerPlatz in Innsbruck. Ein bedeutender

Tag für mich. Eintritt in die Welt des Geldes. In eine für mich

total fremde Welt. Mit 45 nicht mehr der Allerjüngste, verantwortlich

für eine Ehefrau und zwei kleine Kinder,eine doch

recht abenteuerliche Geschichte!

Ich werde von einer freundlichen Dame in ein Büro geleitet

und nehme neben einem wesentlich jüngeren Herrn

Platz. Dieser „jüngere Herr“, Herbert Waltl, wird mir viel, viel

später noch von großer Bedeutung werden(er wird 41 Jahre

später der Ideengeber, Initiator und Begleiter dieses Buches

„Besondere Begegnungen“ sein!).

Wir sitzen einem leeren Stuhl gegenüber und starren vor

uns hin. Es tritt ein Herr mit ziemlich roter Gesichtsfarbe ein.

„Herr Engler“† sollte nicht aufgeregt sein, das sollten eher

wir als Neuankömmlinge sein, ging es mir durch den Kopf.

Herr Engler, so stellte sich später heraus, war zuständig für die

täglich benötigten Geldfassungen bei der Nationalbank. Eine

besonders wichtige, penibel durchzuführende Aufgabe, und

sein immerwährender rötlicher Teint war bei dieser Verantwortung

daher leicht erklärbar. Sehr auskunftsfreudig machte

Herr Engler mit uns im Hause eine Vorstellungsrunde. Tja, das

waren so viele Leute in so vielen Abteilungen, dass ich danach

nicht behaupten konnte, wesentlich schlauer geworden

zu sein…

Um eine lange Geschichte ein bisserl zu verkürzen: Eigentlich

konnte ich nichts besonders. Geld zählen konnte ich, das

hatte ich ja bei der Geldwechselstube am Hauptbahnhof

gelernt.

Mein Vorgesetzter, Herr Flunger, Leiter sämtlicher Abteilungen

im Parterre, wusste offensichtlich auch nicht genau, was

tun mit dieser Person, die ihm „von oben“ ungefragt zugeteilt

worden war. Ich konnte nicht mal maschinschreiben! Wurde

später zu einem WIFI-Schreibmaschinenschreibkurs geschickt.

In meiner Abendfreizeit zu absolvieren, eh klar.

Ich wurde an der Schillingkassa eingeschult. Hier galt

es, sich zu konzentrieren, denn mit einem Minus am Ende

des Tages war keinem Menschen geholfen. Im Gegenteil, es

verursachte eine Menge Unannehmlichkeiten. Bereits in der

¯20

ersten Woche wurde mir geraten, der Gewerkschaft beizutreten.

Tja, und was macht man in so einer Situation? Genau,

man unterschreibt und ist ungewollt „Gewerkschaftler“.

Langsam, aber sicher, lernt man Kollegen, Kolleginnen,

Abläufe und Abteilungen kennen. Auf Initiative von Herbert

Waltl wurde „Wawasch“ gegründet. Abkürzung von Waltl,

(Peter) Walch und (Horst) Scherl. Das Ziel war, mit geringen

monatlichen Beiträgen Geld für gemeinsame Ausflüge zu

sammeln. Ein glorreiches und bis zur endgültigen Hypo-Verabschiedung

der teilnehmenden Personen sinnvolles Unterfangen.

Vor Bank-Prüfungen ist man nicht gefeit. Ordentlich Bescheid

wissen sollte man schon über Aktien, Wertpapiere,


Dividenden, GmbHs, Stiftungen und so weiter. Hierüber

wurden wir durch die Leiter der verschiedensten Abteilungen

schulmäßig unterrichtet. Auf den Teilnehmerlisten war

ich nie ganz oben zu finden, sondern eher in den unteren

Regionen, wenn nicht ganz unten. Dafür hatte ich Fähigkeiten,

über welche auf den Ergebnislisten ganz oben

Platzierte, offensichtlich eher nicht verfügten. Inspiriert durch

Sommerbesuche bei meiner Schwägerin in New Jersey,

USA, importierte ich den sogenannten „Ein-Meter-Abstand-Strich“

zur Kassa. Es bedurfte beim eher weltfremden

zuständigen Vizedirektor Anton Weigl schon logischer

Argumente, aber letztendlich war es vorbei mit dem „Ausdirekter-Nähe-Verfolgen

der Geldgeschäfte“ des vor sich

stehenden Kunden. Nachdem Amerika ein großes Land ist,

in dem als Zahlungsmittel ausschließlich Dollar verwendet

werden, ist es schwierig, dort seine Auslandswährung in

Dollar zu wechseln. Auch hier willigte Direktor Weigl ein

und es entstand an der Fassade, neben dem Banklogo, die

Aufschrift „Money Exchange“.

Eine Landesbank ist von Haus aus träge, da passiert

nicht viel, ändert sich kaum etwas. Zumindest damals nicht.

Die Kunden pilgerten zur Bank. Wenn nicht, dann eben

nicht. Ich war der Meinung, warum nicht die Kunden in

der Nachbarschaft besuchen. Ein Lebenszeichen geben.

Interesse am Wohlbefinden zeigen. Fragen, ob etwas

gebraucht wird. Ob man behilflich sein kann. Das dadurch

nebenbei auch Neukunden akquiriert wurden, war ein

gewinnbringender Nebeneffekt. Die Leute waren überrascht,

erfreut, aber auch verärgert! Schräg gegenüber, auf

keinen hundert Metern Entfernung. „Über dreißig Jahr hat

sich hier von Ihnen keiner blicken lassen! Ich brauche Sie

jetzt auch nicht. Auf Wiedersehen!“ Im Endeffekt erntete

ich nur drei Absagen; diese bereits erwähnte, sowie: „Was

kann Ihre Bank besser, was meine Bank nicht schon ewig für

mich macht?“, und eine überhebliche Person, die offensichtlich

nicht ihren besten Tag hatte und mir unmissverständlich

mitteilte, ich „solle verschwinden!“.

Anton Kraler †, zuständig für die Filialen und Filialerweiterungen,

befand, dass wir im Gebiet Seefeld nicht vertreten

waren. Herr Flunger meinte, dass ich dafür die ideale

Person wäre. Dieses Gebiet umfasste außer Seefeld auch

Telfs und ging via Mösern bis zur Leutasch. Ein Tourismusgebiet

mit vielen Hotels, die über 10.000 Betten verfügten. Für

meine Person als Akquisiteur und ehemaliger Gastro-Kenner

ein herrliches Jagdgebiet!

Nach der allerersten „Geldwechseltour“ warteten die

Herren Flunger und Kraler erwartungsvoll auf meinen Rapport.

Meinen Bericht deuteten beide Herren als absolut unerwarteten

Erfolg. Herr Kraler meinte gar: „Ins kalte Wasser

gesprungen mit so einem positiven Resultat! Unglaublich!“ Ab

dort verwandelte ich mich jeden Dienstag in eine „Mobile

Hypo-Filiale“.

Das ursprüngliche Geldwechseln vergrößerte sich um

Geldeinlagen, Kontoeröffnungen, Kredit-, Um- und Neubau-

Vermittlungen. Logischerweise wird man mal auf einen Kaffee

eingeladen. Gespräche werden geführt. Fragen werden

beantwortet. Man wird zum Berater. In meinem Fall nicht nur

Bankberater, sondern auch Gastronomieberater. Für manche

Hoteliers-Ehegattin sogar zum Beichtvater!

Es entstand ein reales Vertrauensverhältnis. Ein Wochentag

war nicht mehr ausreichend, deshalb wurde die

„Donnerstagtour“ fix dazu reserviert. In einem unauffälligen

Mittelklasse-Opel unterwegs, war die Arbeit selbst ein abwechslungsreiches

Kinderspiel. Schwierig war es, bei immer

mehr anzufahrenden Kunden, immer zur gleichen Zeit zu

erscheinen. Man wurde ja erwartet! Noch schwieriger wurde

es, mit den vielen Wertsachen rechtzeitig noch vor 16 Uhr in

der Zentrale zu sein. Ab dort war kein hineinkommen mehr

möglich. Alarmgesichert!

Für die Hoteliersgattinnen genehmigte Herr Flunger mir

den wohlverdienten üppigen „Frühlingsblumenstrauß“. Ein von

den Damen gerne und mit großer Freude entgegengenommener

„Hypo-Gruß“!

Durch meine ungewohnten Aktivitäten wurde ich von

meinen Kollegen und Kolleginnen als eine Art Paradiesvogel

betrachtet. Das größte Kompliment kam wohl von einer Seefelder

Mitbewerberbank. Der Filialleiter, so wurde mir zugetragen,

verkündete am Stammtisch: „Wenn ich diesem Weller

mal begegne, schmeiß ich ihn den Zirler Berg hinunter!“ Und

der geht bekanntlich besonders steil hinunter!

Auch mein Nachfolger, Herr Waltl -eh klar-, hatte an „meiner

Tour“ so seine „Freude“. Irgendwann endete diese geschichts-

21¯


MEINE BANKENVITA:

Ehem. Mister Flunger Befehlsempfänger

Ehem. Hypo Kassier (Kassa 1-4 mit HJ Fuchs/Dluhos/Draxl†/Ertl)

Ehem. Hypo Entertainer(neben Lehrmeister Schmeikal† Kassa 5&6)

Ehem. Hypo Wertpapier Zähler

(Bei Kunstlicht im Keller mit Mister Sachsenmaier †)

Ehem. Hypo Konto Auszüge Sortierer

(Täglich-freiwillig mit Kollege Bucher)

Ehem. Hypo Acquisiteur (all alone - all around)

Ehem. Mobile Hypo Filiale

Ehem. Hoteliers Gattinnen Beichtvater & Ratgeber

Ehem. Hypo Bordellschleicher

Zeitraum : à „Hello“ 02.01. 1980 (Gemeinsam mit Herrn Bert)

„Goodbye“ 31.07. 1987 (OHNE Herrn Bert)

reiche Tour, wurde eingestellt und die Hypo Bank eröffnete in

Seefeld eine Filiale! Mit meinem „Entdecker“ Hofrat Mair hatte

ich nach meinen intensiven Einstellungsgesprächen so gut wie

gar keinen Kontakt mehr. Wir grüßten uns logischerweise, aber

das war auch schon alles. Es folgten übrigens Hofrat Weingartner

und danach Dr. Fröhlich als seine Nachfolger.

Nach ca. fünf Jahren Hypo-Tätigkeit kam Hofrat Mairs

Sekretärin, Frau Helga Sturm, ziemlich aufgebracht auf mich

zu: „Es kann wohl nicht wahr sein, dass in Ihrem Akt Ihr Bewerbungsschreiben

fehlt!“ In ihrer Funktion als Chefsekretärin

gewohnt, ihren Willen durchzusetzen, war das in meinem Fall

nicht möglich, da ich mich ja nicht beworben hatte! Dennoch

bestand sie auf einen vollständigen Akt. Natürlich blieb dieser

ach so wichtige Akt, zähneknirschend ihrerseits, unvollständig!

Eine Flamingo-Situation ist immer und in jeder Branche

gefährlich. Man braucht schon zwei Beine, um halbwegs zu

funktionieren. Die Seefelder hatten zwar einen ewig-lange-tätigen

Tourismusdirektor, dieser versäumte es allerdings, andere

Länder als England zu beackern.

Die Niederländer und Deutschen kamen ja sowieso mit

dem Auto. Nunmehr aber sauste der englische Pfund Richtung

Keller und die Engländer blieben aus. Die Zeiten,in denen sich

zwei Seefelder Hoteliers überlegten, Touristen ein Golfplatz-

Verbot zu erteilen, damit es für Einheimische ein angenehmeres

Spielen wurde (echt wahr!!!), überflüssig! Für Seefeld und

Umgebung waren definitiv andere, wesentlich schlechtere

Zeiten angebrochen. Man hatte ernsthafte Schwierigkeiten.

Auch, um die Kredite zu bedienen. Ich wollte meinen Kunden

helfen. Brauchte dazu mehr Zeit und ein eigenes Büro mit

Sekretärin. Mit dem Angebot in der Tasche, vorerst stellvertretender

Tourismusdirektor von Innsbruck-Igls zu werden, stellte

diese, übrigens abgelehnte, Forderung für mich kein Risiko

dar. Viel gelernt, viel mitgemacht und neugierig auf neue Aufgaben,

verabschiedete ich mich im August 1987 von meinen

höchst verwunderten Kollegen und Kolleginnen.

¯22


¯TURNVEREIN

REPLIK

HERR BERT WALTL ÜBERNIMMT

DIE INKASSOTOUR

VOM ALEXANDER

Athanasius, Alexander – ist ein besonderer Mensch.

Schon damals, am 2. Jänner 1980. Ich dachte mir

ein besonderer Kunde der Hypo Bank. Mein erster

Tag in der Bank. Was ich vorab nicht wußte auch sein erster.

Alexander hat die damals antiquierte Landesbank ordentich

durcheinander gewirbelt. Mit vielen innovativen, neuen

Ideen, oft auch nur mit simplem Hausverstand, verstand er es

- alle - wirklich alle zu überraschen. Schade, dass er nach 7

Jahren das Handtuch geworfen.

Was er mir noch übrig gelassen hat, bei den vielen

Geschichten. Das Beste von allem. (Nicht alle Hypoianer

waren dieser Meinung!) Habe heute einen riesigen Fundus

von Erlebnissen, an denen ich, auch mit diesem Büchlein

teilhaben kann. Was hat er noch "übriggelassen"? Das

Ende der Inkassotouren nach Seefeld, Leutasch und Scharnitz.

Denn diese endeten immer in der Nähe des Bahnhofs.

Die Inkassotouren waren auch der Grund für eine Geschäftsstelle

in Seefeld. Damals.

Es kommt NUR auf den Blickwinkel an. Damals. In

den Achtzigern. Es war halt irgendwie eine Bestrafung.

Für ein falsches Wort, schiefe Augenlage äh! Blicke oder

was-weiß-ich-schon. Freiwillige gab es dafür eh kaum. Der

Kassendirektor „Waltl - der macht diese Woche die Inkassotour

Seefeld“ - und schon wars passiert. Die Geschäftsstelle

in Seefeld war noch nicht geboren. Ein-Tages-Inkassotour

mit dem grünen, alten Opel Ascona (militärschiach!

grad wie ein rostiger Laubfrosch!) der Hypo. Zuerst Seefeld,

die vielen Hotels, für die, dies interessiert, solche die heute

noch da, große, kleine, und andere sind schon Geschichte

(Schneeweiß, Prachensky) die Valuten abholen, Reiseschecks,

Bargeld, hie und da gab es einen Kaffee. Nette

Worte. Augenhöhe. Bei einem Hotelier konnte man sogar

den legendären Ernst Happel oder Hansi Müller treffen.

Und auch mit diesen sprechen. Manche „Kunden“ waren

nett, andere weniger. Ein rasanter Kurzausflug eines fliegenden

Kassiers - von den Hotelprotzen über „Möchtegerne“

bis hin zum schillingnotleidenden Kunden. Von Freundlichkeit

bis Präpotenz. „Stellen sie bitte das Hypo-Auto nicht auf

unseren Parkplatz“, meinte die Directrice vom kleinsten Viersternehotel,

einer exklusive BMW Destination, übrigens

heute die Rückseite von einem großen Kaltschmid-Hotel - und

nur noch so nebenbei, diese Directrice heiratete später ihren

Chef und leitete danach unser Hypo Schloß in der Steiermark;

- Inkassotour weiter - danach gings mit den vielen Millionen,

Schilling ja, manche mußte man nachzählen, andere waren

perfekt vorbereitet weiter nach Leutasch, Scharnitz, ein

Besuch in Reith, kurze Mittagspause und Jause irgendwo im

Wald, stimmt der grüne „ Militäropel“ hatte eine Sicherheitseinrichtung,

genau eine schrille Sirene eingebaut. Rückfahrt

- den Schluß bildete stets der „Innsbrucker-Turnverein“ in der

Südbahnstrasse. „Ich-verkaufe-alles, brauchens-nix-von-der-

Hypo“ – Alexander Weller hatte das initiiert. Hintereingang.

Läuten. Warten. Mit dem Koffer in der Hand. „Was mögst

denn Du, Burli“ meint die Hübsche, die öffnet, leicht bekleidet,

zumindest in meiner Erinnerung. Ost-Österreicherin. „Ich

komme von der Hypo Bank“. Sie trippelt vor mir her, ins Haus,

schreit kräftig in das Stiegenhaus „Die Bank ist doaoo!!!!“.

Rechts. In der Küche werden dann die Geschäfte gemacht.

Leicht beschürzte Mädels. Eine nach der anderen. Freundlich.

Geldwechsel. Einzahlen. Schecks. „So ein Betrüger!“

Gefälschte Schecks, kopiertes Geld. Der SOLARRECHNER

verrichtet seinen Dienst im leicht-halb-rotem Licht nur mühsam.

Ich muß weiter! Um 16:15 muß man spätestens bei der

Hauptkasse der Zentrale sein. Sonst wird der Hauptkassier

Arthur Mayr † grantig. Am meisten Trinkgeld gabs immer im

Puff. Ich meine. Ein wunderschöner Tag und weit weg von

irgendeiner Strafe. In meinem Blickwinkel sind die Erinnerungen

daran kunterbunt und menschenfroh. Ja! Aha - So: Sie

wollen wissen, ob ich später noch geschäftlich im Turnverein

war? Nein. Irgendwann wurden auch die Inkassodienste eingestellt.

Eine Gattin eines „Tournachfolgers“ hatte, so glaube

ich mich zu erinnern, auch etwas dagegen, daß man ihren

Mann an der hinteren Pforte zum Puff sehen konnte. Aber mir

hat die „Inkassotour“ immer sehr viel Spaß gemacht.

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¯ATHANASIUS - SEINE VITA.

hier und da nur in Kurzform.

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1945 Mai Geburtsort Overschie/Rotterdam

1950 – 1954 Volksschule Overschie

1954 – 1958 Mittelschule Internat „Oudenbosch“, Bundesland „Noord Brabant“

1959/10 – 1960/2 „Willemse“, GH Vögel und Aquarium Artikel, Breda „Noord Brabant“

1959 – Sommer Jan Janssen, Wäscherei, Breda.

1960/2 –1961/3 „Ambi“, PKW Zubehör, Breda

1961– 1962 Farmer - Rijsbergen, Bundesland „Noord Brabant“

1961 Wirtschaft Befähigung Nachweis

1962 Wild- und Geflügelhändler Diplom

1962 –1963 Koch/Kellner/Bar „Hotel Restaurant „Coin des Gastronomes“ Weert, BL „Limburg“

1963 –1964 Commis de Rang/ Demi Chef de Rang, „Treslong“ Hillegom, BL „Noord Holland“

1964 – Sommer Commis de Rang, „Castello del Sole“ Ascona, Tessin, Schweiz

1964–1965– Winter Commis de Rang, „Hotel Carlton Elite“, Zürich, Schweiz

1965 – Frühling „Flambieren-Tranchieren“, Schweizerische Hotelfachschule, Hotel Montana, Luzern

1965 – Sommer „Commis de Rang“ „Hotel Excelsior“, Montreux, Schweiz

1965/10 – 1967/5 Militärdienst, Husar, Koch-Kellner-Bar, `t Harde, Bundesland Gelderland

1967 – Sommer „Eurotel Riviera“, Montreux, Schweiz

1967-68 – Winter Nachtrestaurant „Le Chandelier“ , Genf, Schweiz

1968 – Sommer Hotel „Luna“, Jesolo, Venezia, Italia

1968/69 – Winter Chef de Rang, Sporthotel Igls, Igls, Tirol

1969/70 So & Wi Mâitre d`Hotel, Sporthotel Igls, Igls, Tirol

1970 – Herbst „Mixen & All.Getränkekunde“ Schweizerische. Hotelfachschule, Hotel Montana, Luzern

1970 – So&Wi Barman, Sporthotel Igls, Igls, Tirol

1971 – Sommer Stewart, „Song of Norway", Miami, Florida, Karibische Inseln, 6 Monate Oberkellner in Müllheim,

Hochzeit mit Ingeborg Hackl

1972– 1975/2 Oberkellner–Barman, Schlosshotel Igls, -1972 Geburten: Tochter Natalie + 1974 Sohn Marcus

1975/3 –1978/4 Tiroler Landesreisebüro, Geldwechsel Hauptbahnhof, Innsbruck

1976 – April Verleihung Österreichische Staatsbürgerschaft

1978/3 –1979/12 Innsbrucker Zimmernachweis

1980/1 – 1987/8 „Landes-Hypothekenbank Tirol“

1987/8 - 1987/12 Spectrum, Werbeagentur

1987/88 –Wi & So „Fremdenverkehrsverband Innsbruck Igls“

1988/1 – 1997/10 „Seagram Spirituosen“ – Vbg, Tirol, Sbg, OÖ, Osttirol, Kärnten

1997/11 –12/2007 „Schlumberger Top Spirit“


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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯GAMBRINUS–FREUNDE.

DER KÖNIG DER BIERBRAUER

Der Verein der Gambrinus Freunde wurde 2001 gegründet, um ursprünglich das Gauder Fest zu unterstützen,

dessen Wurzeln auf das Jahr 1428 zurückreichen.

Das Gauder Fest war früher geprägt vom bäuerlichen Leben. Es wurden Absprachen für die Almsaison getroffen

und verschiedene Tierkämpfe um die besten Weideplätze veranstaltet. Mittlerweile ist das Gauder Fest gesellschaftlicher

Höhepunkt im Tiroler Frühjahr und begeistert mit einem einzigartigen Charakter und feinster Bierkultur.

Wir Gambrinus Freunde haben es uns damals zur Aufgabe gemacht neue, authentische Inhalte für das Fest zu

suchen und es erfolgreich in die Zukunft zu führen.

Die Gambrinus Rede, die das Gauder Fest alljährlich eröffnet, wird von den Gambrinus Freunden organisiert. Mit

der Rede wird in heiter kabarettistischer Art den Politikern und Mächtigen im Land ein Spiegel vorgehalten. Gemeinsam

mit dem Tiroler Landestrachtenverband ist es auch gelungen den größten Trachtenumzug Österreichs am

Gauder Sonntag zu etablieren. Das ist der emotionale Höhepunkt jedes Festes.

2014 wurde das GAUDER FEST in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.

Mit dieser besonderen Auszeichnung wurde unser gemeinsames Engagement mit der Marktgemeinde Zell am

Ziller, dem Tourismusverband Zell-Gerlos und Zillertal Bier gewürdigt.

Im Rahmen der 3. Generalversammlung am Freitag den 5. November 2004, erfolgte die offizielle Gründung des

Gambrinus Freunde Sozialfonds, mit dem unschuldig in Not geratene Tiroler Familien schnell und unbürokratisch

unterstützt werden. Dieses soziale Engagement ist inzwischen auch zentraler Bestandteil des Vereins.

Der Fond wird durch die einmaligen Einschreibgebühr, die jährlichen Mitgliedsbeiträge, Spenden und durch Vereinsaktivitäten,

wie das Gambrinus Freunde Golfturnier, gespeist. Die Einnahmen fließen zu 100% in den Sozialfonds.

Zillertal Bier unterstützt den Fonds als Sponsor tatkräftig, stellt die notwendige Infrastruktur zur Verfügung

und trägt alle Kosten die beispielsweise für die Vereinsverwaltung, Briefpapier oder Portospesen entstehen.

So konnten bis Ende 2021 knapp 700 Tiroler Familien mit einem Betrag von rund € 430.000 unterstützt werden.

In den Dienst der guten Sache kann sich jede und jeder stellen, die oder der von einem Gambrinus Freund geworben

wird oder sich an untenstehenden Kontakt wendet.

www.gambrinus-freunde.at

info@gambrinus-freunde.at

¯28


REPLIK

DIE GAMBRINUS FREUNDE

Der Verein der Gambrinus Freunde wurde 2001 gegründet

und hat sich zu Beginn drei wichtigen Aufgaben verschrieben:

der Förderung des Brauchtums im Allgemeinen, des Gauder

Festes im Speziellen und die Pflege einer neuen, gehobenen

Bierkultur. 2004 wurde dann der Gambrinus Freunde Sozialfond

gegründet, mit dem zahlreichen in Not geratenen Tiroler

Familien schnell und unbürokratisch geholfen wird.

Fotos: Gambrinus-Freunde

29¯


NBEGEGN UN GE

BESO NDERE

¯NACHTLEBENKRITIKER.

ANGELO PEER

Unsere Nummer 131

In „Bewertung“ ist das Wort „Wert“ enthalten. Das fängt an

bei „Wert-voll“ und endet bei „Wert-los“. Die Anfänge der

Restaurantbewertungen, mit Hauben, Sternen, Besteck und

Servietten, Mitte der Achtzigern brachte die ganze Branche in

höhere Sphären. Die „Nouvelle Cuisine“ entstand:

Das Angebot an Wein wurde wesentlich verbessert. Die

Gläser immer nobler. Das Geschirr immer bunter. Die Teller

immer größer. Die Portionen immer kleiner, aber auch feiner.

Küche und Service stachelten sich gegenseitig an und vollbrachten

Höchstleitungen.

Die neuen jährlich erscheinenden Bewertungs-Bücher wurden

teils mit Freude, teils aber auch mit Angst erwartet. Es verursachte

Zufriedenheit, aber auch Verzweifl ung, Missstimmung

und Streit. Einige der Gastronomen fühlten sich ungerecht

bewertet, verweigerten die Auszeichnungen und gaben den

Kritikern Lokalverbot. (Auch eine Art von Werbung!). An erste

Stelle wurde die Küche bewertet. Das Service lief zwangsmäßig

irgendwie mit. Nachdem es noch kaum American

Bars gab, fehlten auch die Barkritiker. Meine immerwährende

Hochachtung bezieht sich auf einen einzigen mutigen „DON

QUICHOTE“, welcher in dieser Branche fl eißig unterwegs

und tätig war. Den meisten Bartendern unbekannt, vermutete

man durch diesen Don, in Begleitung seiner antiquerten

ledernen Schultasche, ein unangemeldeter Kontrollbesuch

vom Finanzamt. Unverfroren bestellte der neue Gast klassische

Drinks, meist „Before Dinners“, wohl zum prüfen wie fi t sein

Gegenüber war.

Bedingt durch seine geheimnisvolle Unbekanntheit, sein

eher auffälliges unauffälliges Auftreten, seine bedrohlich

wirkende Schultasche, fand zumindest beim Erstbesuch, kaum

eine Konversation statt. Angestachelt durch Nichtbeachtung,

konzentriert auf sämtliche Fehler, besuchte der Don noch

etliche Bars und beendete den Arbeitstag im Hotelzimmer.

Dort spitzte er dann vergnügt und voller Elan seinen Bleistift!

Unvergessen seine (Bar-)Eindrücke über Innsbruck, mit der

Empfehlung auf der A-3 besser nicht abzubiegen, sondern

direkt weiter zu fahren!

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31¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯EINE ABSOLUTE ERFOLGSGESCHICHTE.

ABSOLUT DER VODKA

Unsere Nummer 5

¯32

Die Marke „Red Bull“ hat sich anfangs ziemlich schwergetan,

sich am Markt durchzusetzen. In vielen Ländern

offensichtlich wegen des gesundheitsschädigenden

Inhaltsstoff Taurinverboten und daher nicht "verkehrsfähig!" Alles,

was verboten ist, hat allerdings einen gewissen Reiz.

ABSOLUT Vodka war in Österreich verkehrsfähig und

daher nicht verboten. Allerdings war anfänglich für ABSOLUT

keine Nachfrage vorhanden. Im Oktober 1988 war mein

Eintritt beim internationalen Spirituosenkonzern „Seagram

Spirituosen“.

Dieses weltweit zweitgrößte Spirituosen-Unternehmen ist

im Besitz der Familie Bronfman. Zur Familie gehören Marken

wie Four Roses Bourbon Whisky, Chivas Regal Whisky, Myers´s

Rum, „Mumm Cordon Rouge“ Champagne und noch

einige Marken mehr, inklusive Destillerien, Landhäuser, Grund

und Besitztümer.

1989 wird Sandeman Sherry in Jerez, Spanien, um über

1 Milliarde Dollar übernommen und im gleichen Jahr Martell

Cognac, Cognac, Frankreich, um 550 Millionen Dollar. In

Südkorea wird eine Biermarke gekauft, nur damit die Kundenkontribution

übernommen werden kann. Die Familie Bronfman

wird auf der Forbes Liste unter den 10 vermögendsten Familien

der USA geführt! Der Grundstein dieses fabelhaften Reichtums

wurde in der Zeit der Prohibition 1920 bis 1933 in Nordamerika

gelegt und durch Ankäufe gefestigt. In Kanada produzierte

man fleißig Spirituosen und, in Fässern als „Anti Freeze“

getarnt, wurden diese abgefüllt und in die USA „exportiert“!

(Hat es da nicht Anfang der 80er auch bei uns in Österreich

mit Frostschutzmitteln in Verbindung mit Wein eine weniger

angenehme nationale Geschichte gegeben?)

1987. Büro Seagram Österreich, Gumpendorferstraße 65,

1060 Wien. GF Heinz Schaller und ein kleines Team versuchen

ohne Außendienst mit dem Gastronomiegroßhandel zu

kooperieren. Bei Metro und Wedl funktioniert diese Zusammenarbeit

mit einigen Produkten bereits. Seagram international,

also auch in Österreich, hat ABSOLUT Vodka im Vertrieb.

ABSOLUT Vodka ist SCHWEDISCHES Staatseigentum.

Österreich: In den Regalen, gut sichtbar platziert, werden

0,75-Liter-Flaschen ABSOLUT Vodka angeboten, INKLUSIVE

eine Flasche 0,375 l GRATIS dazu! Eine total unbekannte

Vodka-Marke mit der Aktion „1 plus ½ gratis“ in den

Kampf gegen die Marktführer Smirnoff und Wyborowa zu

schicken, war keine besonders gute Idee. Und schon gar

keine zielführende Strategie! Von Amerika schwappte eine

ungekannt erfolgreiche ABSOLUT-Werbe-Kampagne zu

uns herüber. Jung und Alt, insbesondere unser Kunden-Ziel,

das Barpersonal, waren angetan und begeistert! Ich, als

Gastronomie-Außendienst (in Folge als AD bezeichnet)-

Neustarter – und als erster Seagram-Gastro-AD in Österreich

überhaupt - profitierte logischerweise davon.

Ich spielte das ganze Jahr Weihnachtsmann und verteilte

die tollsten ABSOLUT-Accessoires: Manchmal nur

einen, manchmal mehrere. Ich vervielfachte dadurch unser

Kundenpotenzial!

ABSOLUT-Anoraks, ABSOLUT-Pullover, ABSOLUT-

Hemden, ABSOLUT-Manschettenknöpfe, ABSOLUT-

Krawatten, ABSOLUT-Kappen, ABSOLUT-Schürzen mit

Lokal-Logo, ABSOLUT-„Eiswürfel-brems“-Longdrink-Gläser,

ABSOLUT-Shot-Gläser, ABSOLUT-Schlüsselanhänger.

ABSOLUT-Zylinder - in Zirkusdirektor-Hutform - Eiskühler

aus Glas, ABSOLUT-Eiswürfelschöpfer in ABSOLUT-Flaschenform,

ABSOLUT-Barlöffel. ABSOLUT-Stirrer, AB-

SOLUT-Strohhalme, ABSOLUT-POSTER, ABSOLUT-(Bar)

Würfelspiel, ABSOLUT-Rechenblöcke mit Lokal-Logo,

Angebotstafel in ABSOLUT-Flaschenform, ein 2 Meter

hohes Nirosta-Display in ABSOLUT-Flaschenform und noch

einiges mehr. Auch verteilte ich von mir kreierte innovative

ABSOLUT-Longdrink- und ABSOLUT-Shot-Rezepturen.

Insgesamt waren viele Accessoires da, allerdings viel

zu wenige, um den enormen Bedarf befriedigen zu können.

Es galt, diese verkaufsfördernden praktischen Neuigkeiten

gezielt zu verteilen. Empfänger fühlten sich gebauchpinselt

und zur gleichen Zeit verpflichtet, sich für ABSOLUT Vodka

intensiv und innovativ einzusetzen. Je nach Einsatzintensität

bekamen die besonders fleißigen eigene Visitenkarten, in

ABSOLUT-Flaschenform angefertigt!

November 1989: Salzburger Gastro-Messe „Alles

für den Gast“: Die Idee „ABSOLUT Schneebar“ wurde

geboren, bereits 1 ½ Monate später „Die Palmenalpe“ in

Zug bei Lech total in ABSOLUT- Outfit gesteckt und mit aus-


Es war allen klar, wer der

MISTER ABSOLUT war.

Ein Bekannter Nichtgenannter

reichend ABSOLUT-Accessoires ausgestattet.

Auch auf dem Linzer bis zu 2.000 Meter hohen „Hausberg“in

Hinterstoder wurde die „Dachs Alm“ mit ABSOLUT-

Accessoires versorgt!

Anfang der Neunziger: „Rifi fi Bar“-Innsbruck-Pächter

Georg Bliem überlegt, vom Steinmetz ein Weihwasserbecken

beim Eingang installieren zu lassen - gefüllt mit

ABSOLUT Vodka! Somit wäre es jedem Gast möglich, sich

beim Eintreten in das Lokal ein devotes Kreuzerl auf die Stirn

zu machen. Beim Verlassen des Lokales wäre ein frommes

„Gute Heimfahrt“– Stoßgebet sinnvoll.

Die Idee wäre ABSOLUT pressetauglich, aber im „Heiligen

Land Tirol“ eher mit Spuckattacken und zerbrochenen

Fensterscheiben verbunden. Diese christliche Idee wurde

somit nicht mehr weiterverfolgt.

Der ganze absolute ABSOLUT-Aufwand wurde initiiert

mit dem Ziel, ABSOLUT Vodka bekannt zu machen und vor

allem dessen Umsatz zu steigern. Das ist uns in gigantischem

Ausmaß nicht nur in Österreich eindrucksvoll gelungen! Auch

der süddeutsche Raum und die Ostschweiz haben sichtlich

profi tiert. Obwohl ich sehr viele andere weltbekannte Spirituosenmarken

– bei „Seagram“, auch später bei „Schlumberger-Top

Spirit“ vertreten habe, werde ich in Barkreisen immer

noch mit „Mister ABSOLUT“ begrüßt!

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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯IM NAMEN DES SCHWERTES.

RUDI HUNDSBICHLER UND DER

CLAYMORE WHISKEY CLUB

Unsere Nummer 21

Schaut man bei Wikipedia, Google oder diversen Wörterbüchern

(ja, die verwende ich gelegentlich noch), so

findet man die verschiedensten Erklärungen. Das Wort

„Verein“ scheint auf, „Clique“ ist ebenfalls dabei, erscheint

mir aber nicht unbedingt vorteilhaft.

Diese hat ein nicht besonders elitäres

Image. Einen Verein wie den Fußballclub

„Bayern München“ bezeichnet

man eben nicht als „Clique“! Halten

wir es wie im „Fremdwörterbuch

DUDEN“: „Gruppe von Leute, die

sich amüsieren.“ Das passt genau!

Sowohl Mitglieder von „Bayern

München“ als auch vom „Claymore

Whisky Club“ wollen sich amüsieren.

Es gibt natürlich schon einen Unterschied.

In München müssen die sich

manchmal ärgern, dafür haben die

mehr Club-Mitglieder… Wobei wir

nunmehr beim Gründer von „Claymore“

angelangt sind:

RUDOLF „RUDI“ HUNDSBICHLER. Die Hundsbichlers

stammen aus dem Zillertal. Das Zillertal war bereits im Jahr

1.200 vor Christi besiedelt. Aus welcher Gegend diese Bewohner

ursprünglich ihren Weg in das Zillertal fanden, ist nicht

erforscht. Also hat die Besiedlung am a) Anfang oder am b)

Ende stattgefunden, oder gar aus dem c) Norden. Nach den

Eigenheiten der heutigen Bewohner zu urteilen, vermute ich,

dass durch die a, b und c Vermischung eine Art „Menschen

Blend“ entstanden ist… Anmerkung: Das „Ende“ vom Zillertal ist

im Norden!

Ich wollte aber etwas über Whisky Blends und auch über

Single Malts berichten: Im Jahre 2.000 tritt die Abstufung des

zulässigen Promillesatzes für Autofahrer auf 0,5 Promille in

Kraft. Die Gastronomie befürchtete in der Folge Umsatzeinbußen.

Für Rudi Hundsbichler (ab jetzt als „Rudi“ bezeichnet) Anlass,

sich eine Nische zu suchen, begann er sich doch neben

Schnaps, Bier und Wein für Whisky zu interessieren und als

Folge darauf zu spezialisieren. Diesbezüglich kann man die

Entstehungsphase durchaus mit den Bemühungen von „Herrn

Franz“ mit seiner „Diana Bar“ in Hall vergleichen. Die Entwicklung

von einer Disco zur Nobelbar war eine äußerst schwierige

und verlangt viel Geduld. Die Entwicklung von Enzian und

Co. zu noblem Whisky nicht weniger! Für Stammgäste waren

Rudis „Tastings“ eine nette Abwechslung. Während Rudis

Vorführungen wurde geraucht, geredet, gemurmelt, gehustet

und Toiletten-Pause eingelegt. Lange hat es gedauert, bis

die Teilnehmerschaft sich zu wirklichen

Whisky-Interessierten verwandelt hat.

Für Whisky-Produzenten ist Tirol genauso

wichtig wie für Ostösterreicher

Preiselbeeren zum Wiener Schnitzel.

Unbekannt!

Wegen Rudis zahlreichen Schottlandreisen

und ausgezeichneten

Kontakten nach Wien verbinden viele

Whisky-Marketing-Manager namhafter

Destillerien einen Wienbesuch mit

einer Durchreise in Innsbruck. Inzwischen

mit dem sehr selten vergebenen

Titel „Keeper of the Quaich“ (Hüter

der Schale) ausgezeichnet, organisiert

Rudi Schottlandreisen und ca.

viermal jährlich Whisky-Verkostungen,

sogenannte „Tastings“, im eigenen

Haus. Dabei erklären entweder Schotten, nationale Marketing-Manager

oder Rudi persönlich die Welt des Whiskys.

Nach einem gemütlichen Welcome-Whisky versorgt Rudis

Frau Tina, flankiert von Sohn Thomas, die Teilnehmerinnen

und Teilnehmer mit einem zünftigen Buffet, Schweinshaxen,

Spanferkel oder Wiener Schnitzel für eine ordentliche

Unterlage. Nunmehr werden sieben bis acht verschiedene

Whiskys zelebriert. Die geografische Lage der Destillerie

wird erklärt, so wie der jeweilige, immer an Qualität und

Seltenheit steigende Whisky analysiert und probiert. Und

das für die Teilnehmer zu angenehmen Preisen! Kein Wunder,

dass nach der Ausschreibung eines Tastings bald kein

Platz mehr dafür zu bekommen ist!

Infolge seiner Tätigkeit als ehrenamtlicher Whisky-Botschafter

sind wir Whisky-Liebhaber froh, dass es bei uns in

Tirol einen Spezialisten und somit Whisky-Entwicklungshelfer

wie Rudi gibt.

Möge er uns noch viele Achensee-„Whisky-Bootsfahrt-

Happenings“ organisieren!

¯36


Hallo Alexander,

es ehrt mich das ich für deinen Bogen eingeplant wurde. Leider bin ich

kein Freund von Biographien. Auch sind Fotos für mich sehr persönlich.

Für mich zählen die Begnung mit Menschen wie Dir ( Feier bei Oscars

in Liechtenstein oder der Ausfl ug ins Allgäu zu den Whiskyfreunden,

dein Beefeater bei den Highland Games in Völs an der Chivas Bar).

Das sind Erlebnisse die für mich wichtig sind und die Bilder dazu kom-

men immer wieder, wenn ich ein altes Oscar Magazin sehe oder eine

Flasche Beefeater im Regal. Was sieht eine andere Person beim Anblick

einer Flasche Beefeater? (wahrscheinlich nichts- oder er hat auch

eine persönliche Geschichte dazu). Ich werde deine Gambrinus Sache

gerne unterstützen.

Rudi

14.9.2021

Whiskyprofi s unter sich: - Rudi Hundsbichler (links) und Alexander

www.claymore-whisky-club.at

Der Name „CLAYMORE“ ist eine ca. 500 Jahre alte schottische

Bezeichnung für die übliche Form eines Schwertes. Der Erfi nder von im Koreakrieg

eingesetzten Landminen bezeichnete diese wegen ihres eleganten

Aussehens (!) ebenfalls mit diesem Namen.

37¯


NBEGEGN UN GE

BESO NDERE

¯ATHANASIUS AUS OVERSCHIE.

ONKEL LEO WELLER †

Unsere Nummer 138

¯38

Ich stamme ursprünglich aus „Overschie“, einem Dörfl ein

in der Provinz „Zuid Holland“, voller Wiesen und vieeeel

Natur. Das idyllische Dorf wurde Jahrzehnte später ein Ortsteil

von Rotterdam. Automatisch und zwangsläufi g ist man da

lebenslang kein Anhänger von Ajax Amsterdam, sondern von

Feijenoord Rotterdam. Feijenoord ist ein Ortsteil von Rotterdam,

ähnlich Margarethen in Wien.

Wir sind insgesamt fünf Kinder. Ich bin der „Mittlere“

zwischen drei Schwestern und einem Bruder.Unser Vater war

sehr katholisch, was den Vorteil hatte, dass die Taufnamen

seiner Kinder schnell gefunden waren: Er schaute einfach,

welchem Heiligen der jeweilige Geburtstag gewidmet war –

und –„Bingo“ – hatte er bereits den richtigen Namen. Mein

älterer Bruder musste sich demnach mit „Timotheus“ durch das

Leben schlagen.

„Patricia“ folgte, und nach mir kamen noch „Silvestra“ (31.

Dezember) und „Iphigénia“ dazu. Ich wurde am Tage des

Heiligen „Athanasius“ geboren! Das war natürlich Pech vom

Feinsten! Nachdem wohl kaum Menschen auf dieser Welt mit

diesem exotischen Namen durch das tägliche Lebenspazieren,

fand mein Vater einen Kompromiss. Er schaute sich den

nächsten Tag an - und siehe da: „Alexander“ war akzeptabel,

nicht ungewohnt, und wurde somit mein Rufname.

Zur Ergänzung erhielt ich noch einen Zusatznamen, „Franciscus“

(von Sales), weil er den sehr bewunderte. Bei unserer

Tochter „Natalie“ haben meine Frau und ich diese Tradition

aufrechterhalten können. Bei unserem Sohn, geboren am 1.

November zu „ALLERheiligen“, war das ein wenig komplizierter

...

Das Dorf Overschie, nördlich von Rotterdam gelegen,

war ursprünglich Sumpfgebiet. In Overschie fl ießen vier verschiedene

„Schie“ (Gewässer) zusammen. Der Delfshavense

Schie, der Delftse Schie, der Schiedamse Schie und der

Rotterdamse Schie. Der Sammelname „Schie“ wurde somit

zu „Over-Schie“, also „Über der Schie“. Im 13. Jahrhundert

entwickelte sich der Schie sogar zur wichtigen Transportroute.

Durch weitere Entwicklungen der Wasserwege verlor das

Dorf im Laufe der Zeit zunehmend an Wichtigkeit. Trotzdem

hatte es immer noch eine Bedeutung im Zusammenhang mit

Transportrouten. Overschie hatte Hauptplatz, Kirche, Kindergarten,

Schule, Bäcker, Metzger und Gemeindeamt.

Umgeben von endlosem Weideland, unterteilt, so wie in

Holland üblich, von WASSERGRABEN. Es gab Obst- und

Gemüsekulturen und Wald, hie und da durchsetzt von wildwüchsigen

Gegenden. Also so ziemlich alles, was ein Dorf

braucht, um als Dorf lebensfähig zu sein.

Mai 1945: Rotterdam lag in Schutt und Asche! Es war

eigentlich nichts Nennenswertes mehr heil, außer dem Rhein,

welcher, wie eh und je, gemütlich durch die Stadt seinen Weg

suchte. Overschie wurde weitgehendst von Bomben und den

Alliierten verschont. Man war uns anscheinend freundlich gesinnt,

oder man befand unser Dorf für zu unwichtig, um daran

teure Bomben zu verschwenden.

Der „Torenlaan“ (Turmstraße), wo wir wohnten, war an

einer Seitenstraße des Dorfes gelegen und bestand zum

Großteil aus typischen Doppelfamilienhäusern, säuberlich

durch auf Augenhöhe angebrachte Mauern getrennt. Alle

hatten einen Vorgarten, ersten Stock, Dachboden, Garage

und einen großen Garten auf der Rückseite. Dieser war von

der Straße aus deutlich sichtbar, da hier keiner auf Vorhänge

Wert legte.

Die Häuser hatten fast alle unbeschädigt überlebt, und die

Kirche stand schon lange so, wie sie schon immer dagestanden

war. Auch Weideland und Obstkulturen waren frisch-frühlingshaft

und bereit, beackert zu werden. Nur die Einwohner

waren, seit diesem unheilvollen Tag im Mai 1944, nicht mehr

vollzählig da. „Die Moffen“, das niederländische „Kosewort“

für die deutschen Besatzer, waren mit einem Straßenkommando

in unsere Straße einmarschiert. Mit allem, was so dazugehört.

Die mit Stahl beschlagenen Stiefel produzierten ein beängstigendes

Geräusch, ähnlich einem heranrasenden Zug!


DIE HEILIGEN

TIMOTHÉUS : À „TIM“ 24. 01. 1939

IPHIGÉNIA : À „IPHI“ 27. 09. 1952

PATRICIA : À „PAT“ 16. 03. 1942

SILVESTRA : À „SIL“ 31. 12. 1947

ATHANASIUS : À „AAL“ 02. 05. 1945

Bei jedem Haus wurde, nach laut geschrieenen Befehlen,

angehalten, und, obwohl Türklingeln vorhanden waren, durch

lautes unverschämtes Hauen mit den Maschinengewehrkolben

auf dieEingangstüren, um Einlass begehrt. Pro Haus

stürmten zwei, drei Soldaten hinein und durchsuchten es von

unten bis oben und von vorne bis hinten nach Männern.

Egal,ob jung oder alt, Hauptsache kräftige Männer, wurden

brutal auf die Straße gedrängt und mit unbekanntem Ziel

abtransportiert! Einigen gelang es, sich zu verstecken. Obwohl

man den„Moffen“ eine gewisse Gründlichkeit nachsagt,

wurden doch einige von dieser Odyssee, die zum Teil ohne

Wiederkehr endete, verschont. Mein Vater war vorgewarnt

und lag todesbleich, mit je einer halben geschälten Zwiebel

unter seinen Achseln, darnieder. Blass-grün im Gesicht wurde

er für den Abtransport verschont! Nachdem in der Gegend

inzwischen klar geworden war, dass Männer wie die Tiere

zum Schlachthof eingesammelt und abtransportiert wurden,

versteckte sich mein Onkel Leo in der elterlichen Garage

in einem selbstgebastelten unterirdischen Verlies. Dieses

Verlies war zum Stehen nicht tief genug, er konnte sich aber

im Liegen halbwegs bewegen.Die Holzplanken am Boden

konnte er selbst verschieben und auf- oder zu machen. Mit

seinem selbst verordneten Hausarrest und gelegentlichen, bei

drohender Gefahr, Versteck-Zeremonien, überstand Onkel Leo

so unbehelligt das Ende des Krieges.

Diese Geschichte hat zwar nichts mit Gastronomie zu tun,

sollte man aber trotzdem mal hie und da in Erinnerung rufen.

Wir sind insgesamt fünf Kinder.

Ich bin der „Mittlere“ von drei

Schwestern und einem Bruder.

Unser Vater war sehr katholisch,

was den Vorteil hatte

sich um den Taufnamen seiner

Kinder keine große Gedanken

machen zu müssen. Er schaute

einfach welchem Heiligen der

Geburtstag gewidmet war und

„Bingo“, hatte er bereits den

treffenden Namen ...!

39¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯WIR FAHREN EDLE WAREN.

MATTHIAS AIGNER

Unsere Nummer 13

¯40

Der Innsbrucker Matthias Aigner bekam bereits bei seiner

Geburt die Lebensmittel-Gene seines Vaters, Filialleiter

eines Lebensmittel Giganten, mit in der Wiege gelegt.

Nach den üblichen Schuljahren absolvierte er seine Lehrjahre

bei MPreis, ein schnell wachsendes Unternehmen im Westen

Österreichs. Hier durchlief er in einigen Filialen, die verschiedenste

Abteilungen. Bei dem „Nobel Anbieter“ „Meindl“ in der

Amraser Straße, lernte Matthias als Filialleiter Stellvertreter wie

man mit feinsten Qualitätsprodukten umzugehen hatte. „Feinkost“

wurde bei Julius Meinl ganz GROSS geschrieben.

Die Ware, zumindest in Tirol, mit dem Delikatessenangebot

zu dieser Zeit führend. Es folgte die Anstellung als

Abteilungsleiter in der Feinkost Abteilung bei Interspar. Das

bedeutete als junger Bursche, 14 Frauen dazu zu bringen, sich

mehr um Kunden zu bemühen und weniger sich in privaten

Gesprächen zu verlieren. In der Spirituosen Abteilung des

Gross-Handelshaus Wedl kam Matthias mit der Welt der

Gastronomen in Kontakt. Persönliche Beratungen gehörten

zum Alltag, der Kontakt zum Kunden dadurch intensiver.

Während seiner Urlaubzeit Herbst 2000 und im Frühling des

darauf folgenden Jahres erarbeitete sich Matthias erfolgreich

den „Diplom Sommelier“ Titel. Matthias war somit fähig

nicht nur im Spirituosen Bereich, auch im Weinbereich seine

Kunden professionell zu beraten. Besuche von Anbietern, so

wie ich einer war, gehörten ebenfalls zum Alltag.

Man hatte ja die drei „A“s, Aktive Angebots Aktionen

oder besuchte Matthias nur schon wegen der Kontaktpflege.

Meine Bitte die Cuervo Tequila Flaschen von Schienbeinhöhe

auf Augenhöhe zu übersiedeln, kam er sofort nach und resultierte

im Jahre 2000 zu einem Engagement bei Schlumberger/Top

Spirit. Er wurde also zu meinem Kollegen und bekam

die Bundesländer Tirol und Vorarlberg zugeteilt. Hier war die

Arbeit eine andere: Nicht mehr auf Kunden warten, sondern

selber zum Kunden hin pilgern. Bewusst Kontakt aufbauen,

beraten, verkaufen. Bei manchem Kunden konnte ich Matthias

natürlich ein bisserl unterstützen, sei es in der Kontaktherstellung

oder Informationen über bestimmte Kunden-Eigenheiten.

Unser Deutscher Firmenchef, Emil Underberg, weltbekannt

durch seine Magenmedizin, dessen Erfolg übrigens sich erst

nach Wechsel von Großflaschen auf Miniflaschen einstellte,

schickte uns „Außendienstler“ für je einen Tag eine mitfahrende

„Vertrauensperson“. Mit dieser extra aus Deutschland

angereisten Person war eigentlich keiner von uns happy. Wer

hat schon gerne einen Spion am Nebensitz? Bei Matthias

erkundigte sich der „Deutsche“ nach Verbesserungsvorschlägen.

Wie zum Beispiel interne Abläufe zu optimieren seien.

Matthias spontane Antwort „Mein Gehalt erhöhen“ war zwar

originell und kühn, aber für eine große Familie Unternehmen

wenig hilfreich. Außerdem verfügte „Herr Emil“ nicht über

ausreichend viel Humor um sich an diesem Vorschlag zu

erfreuen!

Nach sieben Jahrenin Emils Diensten folgte Matthias dem

Ruf des Vorarlberger Getränke Vertreibers „Pfanner“. Das

bedeutete neue Kunden akquirieren und alte Kunden nicht

verlieren. Während einer „Umstrukturierungs Phase“ der Tiroler

Filiale, wie das im Allgemeinen so schön genannt wird, schaute

sich Matthias nach andere Arbeitsmöglichkeiten um und

entschied 2009, sich auf eigene Beine zu stellen. Er wurde

selbständig, gründete „Aigner Getränke und Raritäten“. Jedes

Jahr fährt Matthias nach Lutzmannsburg im Burgenland. Hier

im Weingut der Familie Weber wird vor Ort der sehr erfolgreiche

„Purknall“ aus verschiedenste Traubensorten cuvèetiert.

Bei seinen Weinverkostungen verwendet Matthias manchmal

AUGENBINDEN und serviert sowohl Rot- als auch Weißwein

auf Zimmertemperatur. Nunmehr sollten die Teilnehmern

herausfinden, welcher der Rot- und welcher der Weißwein

ist. Hier gibt es logischerweise eine fifty-fifty Gewinnchance.

Aber auch eine Verlust Möglichkeit. Und diese letzte Möglichkeit

wird oft gewählt! Der Lieferwagen mit Aufschrift „Wir

fahren edle Waren“ ermöglicht schnelle Lieferungen an Privatund

Gastronomie Kunden, auch an den Wochenenden. Eine

große Unterstützung hat er von seiner Ehefrau Sandra. Sie

macht die Buchhaltung und organisiert die Werbung im Netz.

So wie die Meisten seiner Kunden war die Corona Phase

eine schwierige Zeit. Zum Glück trinken die Leute auch in

Krisenzeiten, nur vermehrt zu Hause. Daher florierten die Internet

Bestellungen und überstand Matthias diese Zeit mit einem

Blauen und einem lachenden Auge! Matthias wohnt mit Frau

und zwei Töchter in Ampass, ein Dorf unweit von Innsbruck.

So oft als möglich verbringt Matthias Zeit mit seiner Familie. In


der Natur, beim Schi-, Radfahren und schwimmen. Genießen

tut er gerne bei einem guten Glas Wein. Das darf Weiß aber

auch Rot sein. Dazu braucht er seine Familie ausnahmsweise

nicht, das zelebriert er mit Freunden.

Getränke-Raritäten aus aller Welt

Dipl. Som. Matthias Aigner

Römerstr. 3a | 6070 Ampass

E. office@aigner-getraenke.at

www.aigner-getraenke.at

M. +43 (0) 660 250 66 11

41¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯NOI – IST NICHT KLEIN.

GÜNTER GFÖLLNER

Unsere Nummer 3

¯42

In meiner Funktion als „Reisender“ in fünf Bundesländer habe

ich die verschiedenen Mentalitäten der Bewohner und Bewohnerinnen

kennen gelernt. Die Vorarlberger sind anfänglich

mit ihrer Sprache nicht so leicht zu verstehen, im Umgang aber

sofort freundlich und offen.

Bei den Tirolern von St. Anton bis Innsbruck braucht man,

bedingt durch das blockierende Gebirge, eine ganze Weile,

bis die gegenseitige Chemie passt. Im Raum von Innsbruck bis

Kufstein funktioniert das wesentlich schneller. Die Salzburger

sind reserviert(er) und die Oberösterreicher immer freundlich

und gut (dr)auf! Womit wir bei Günter Gföllner angekommen

sind:

Geboren in Ried, kam er 1985 zum Studieren nach Innsbruck.

Mit diversen Jobs finanzierte er sein Studentendasein.

Unter anderem war Günter beim legendären „Queen Anne“

als Türsteher beschäftigt, was in einigen Vorladungen beim

Gericht resultierte. Im „Rififi“ in der Schöpfstraße war er ebenfalls

vorübergehend beschäftigt. Das „Rififi“, benannt nach

dem bekannten französischen Schwarzweißfilm, in unmittelbarer

Kliniknähe, war ein Studentenlokal, öffnete um 18 Uhr

und endete irgendwann nach Mitternacht mit „Happy“ End.

Angehende Ärzte, angehende Anwälte aus den verschiedensten

Bundesländern, ebenso wie bereits promovierte sowie

Einheimische bildeten einen bunten Gästenmix. Das „Vorübergehende“

dauerte bei Günter ein bisserl länger als vorgesehen

und zwar von 1999 bis Ende 2005!

Übrigens: Ein STUDENTENLOKAL zu führen bedeutet

nicht nur im Sommer wenig Geschäft, sondern auch geschätzte

20 % Gästeverlust jährlich! Studenten promovieren und

verlassen die Stadt, manche ziehen woanders hin, anderen

wiederum heiraten und kommen nicht mehr (so oft). Es gilt also

jährlich, jeden ausbleibenden fünften Gast durch neue Gäste

zu ersetzen, und das ist nicht einfach!

Nachdem der Pächter Georg Bliem viel mit ABSOLUT

und Averna arbeitete, kam ich daher öfter, gewappnet mit

verschiedenen Accessoires, zu Besuch! Günter war sowohl

„oben“ an der Bar als auch „unten“ im Keller darauf spezialisiert,

die Gäste mit seinem oberösterreichischen Schmäh

bestens zu unterhalten. Wenn ab und zu der ein oder andere

Gast Mutterspracheprobleme bekam, so war bei Günter, als

unterstützender Mittrinkender, kaum was Auffälliges zu bemerken.

Kein Wunder, denn sein Körpervolumen reichte leicht für

zwei Personen. Zusammengerechnet konsumierte er auch für

zwei Personen. Ohne (sichtbare) Nebenwirkungen!

Jedes Jahr in März veranstaltete Seagram und später

Top-Spirit/Schlumberger gemeinsam mit der Österreichischen

Barkeeper Union am „Rendl Beach“ St. Anton, auf über 2.000

Meter Seehöhe, einen offenen, also auch für Bar-Crew ohne

ÖBU Mitgliedschaft, Cocktailwettbewerb. Die Organisation

und das Akquirieren der Teilnehmer wurde immer leichter, je

bekannter dieser Wettbewerb wurde. Bedeutete logischerweise

auch Mehrarbeit. Ich brauchte einen „Assist Manager“.

„Alleskönner“ Günter war dafür prädestiniert und somit die

ideale Besetzung. Im Zug von Innsbruck nach St. Anton, vorsichtshalber

gewappnet mit einer Flasche Champagner, auch

bei der über eine Viertelstunde dauernden Gondelfahrt hinauf,

war alles noch im geplanten Bereich. Oben, wo es dann

echt zum Arbeiten war, tief im Schnee gehend und stehend,

waren Günters Sommerschuhe dann doch nicht das ideale

Schuhwerk. Der verpasste Zug zurück nach Innsbruck hatte mit

seinen Sommerschuhen nichts zu tun, sondern weil es unten in

St. Anton am Stammtisch(!) besonders gemütlich war.

Seit Jänner 2006 betreibt Günter, gemeinsam mit seiner

thailändischen Frau Bao, das Thai-Restaurant „NOI“ in der

Kaiserjägerstraße 1. NUMMER EINS! Das thailändische Wort

„NOI“ bedeutet übersetzt „klein“. Um Missverständnissen

vorzubeugen: Klein ist das Lokal, nicht die Portionen. Relativ

klein ist Bao. Günter eher nicht. Günter ist zwar Restaurantbetreiber,

seine flüssigen Roots sind im „NOI“ aber immer

noch deutlich sichtbar. Es sind überraschend hervorragende

Tröpferln vorhanden. Für mich als Freund ist es immer wieder

ein Vergnügen, bei einem angenehmen Gläschen über die

Entwicklungen und Neuigkeiten in der Gastro-Szene informiert

zu werden.


www.noithaikueche.at

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¯BRÜCKEN-WELL-ER-BAUER ?

EINE WELLER-BRÜCKE IM TIROLER OBERLAND

Unsere Nummer 115

REPLIK

HALLO ALEXANDER!

Habe etwas im internet recherchiert:

... auf der Seite soulboarder.com steht etwas über die Wellerbrücke

und tolle Bilder

Ein Felssturz vor etwa 12000 Jahren veränderte die Landkarte,

er staute den Piburgersee auf und verlegte die Ötztaler Ache,

die sich daher noch heute über einen wilden Katarakt in die

Tiefe stürzt.

1911 Eröffnung der jetzigen Wellerbrücke nach dem Rittmeister

Karl Weller

Unter oetz.tirol.gv.at kommst du auf die Unterteilung „unser

oetz“, dann Unterteilung „chronik“, dann „unser chronist“ auf

die Kontaktdaten vom Ortschronisten Siegbert Schöpf

und zum Schluss gehe im Internet auf „Rittmeister Karl Weller“.

Dort findest Du genug Informationen?

Gerade gut für das Wetter wie heute.

Viel Spass, Sissi

SEHR GEEHRTER FAMILIE WELLER,

Ich möchte mich für die späte Antwort entschuldigen - trotz

Corona ist dzt einiges zu bearbeiten.

Betreffend der Wellerbrücke folgende Info:

Die Idee für eine Fußbrücke über die Ötztaler Ache, die

das Gebiet des Piburger Sees mit dem der Uferpromenade

verbinden sollte, stammte vom Industriellen Rittmeister Karl

Weller. Er verbrachte als treuer Stammgast in Oetz gemeinsam

mit seiner Frau über 50 Jahre seines Urlaubs und verlobte

sich sogar hier mit seiner „Pipsi“. Ein Gedenkstein in der

Nähe der Wellerbrücke erinnert daran. Rittmeister Karl Weller

brachte die nötigen Gelder zum Bau der Brücke auf, die um

1910 gebaut und im Jahr 1912 eingeweiht wurde.

Im Jahr 1921 zerstörte ein Hochwasser die Fußgängerbrücke.

Das Geld zum Wiederaufbau wurde wiederum von

der Familie Weller gespendet. Weitere Hochwasser 1960,

1961 und 1987 zerstörten die Brücke abermals. Nach dem

Katastrophensommer im Jahr 1987 erfolgte ein Spendenaufruf.

Mit großzügigen Spenden der Oetzer Bevölkerung, des Landes

Tirol und der Gemeinde Oetz, des Tourismusverbandes

Oetz und Oetzer Firmen konnte schließlich die heutige Brücke

gebaut werden.

Im Jahre 2010 sanierte der Ötztaler Tourismus die Brücke

neuerlich.

In Gedenken an Karl und Josephine Weller erhielt die

Brücke den Namen dieser wohlhabenden und großzügigen

Familie. Auch hat sich eine Oetzer Musikgruppe zusammengetan

und nannten bzw nennen sich „Die Oetzer Wellerbrüggler“.

Sollte Rittmeister Karl Weller oder seine Frau Josephine

in irgendeinerweise eine Beziehung zu ihnen haben, wäre es

nett, wenn ich davon erfahren könnte.

Ich hoffe die Information ist für sie hilfreich und verbleibe

mit freundlichen Grüßen

Sieghard, DER DORFCHRONIST

¯46


Wellerbrücke Hauptstraße 66, 6433 Oetz, Ganzjährig begehbar.

WILDES WASSSER - INNERE RUHE

Ein Ort, um Kraft zu tanken und die Gedanken schweifen zu lassen. Das Rauschen der Ötztaler Ache begleitet den Wanderer auf

dem einfachen Weg am Flussufer und Waldrand entlang. Auf dem breiten Schotterweg erreicht man die unter Aussichtsplattform.

Hier gewinnt man einen ersten Eindruck von den Gewalten des Wasseres und der vielen Jahrtausende zurückliegenden Bergstürze.

Die Holzbrücke fügt sich dann perfekt in das bewaldete Gebiet ein. Auf der Brücke stehend spürt und erlebt man die unbändige

Kraft des Wassers am besten. Feiner Sprühnebel weht dem Besucher ins Gesicht, das Rauschen der Ache dröhnt in den Ohren.

Der markante Flusslauf entstand nach einem gewaltigen Felssturz am Ende der letzten Eiszeit. Dieser verlegt den ursprünglichen Fluss

und das Wasser grub sich einen neuen Weg. So bildeten sich die eindrucksvollen Stromschnellen, welche auch bei Wildwassersportlern

sehr bekannt sind.

Ausgangspunkt: Zentrumsparkplatz Oetz, Gehzeit hin und zurück: 60 min

47¯


NBEGEGN UN GE

BESO NDERE

¯DER UMTRIEBIGE.

LOEK VERSLUIS

Unsere Nummer 56

¯48

RezitaTOR. Hier ist das Wort „Tor“ enthalten, was international

„Goal“ oder auch „Ziel“ bedeutet. Ein ewiges Tor

in Österreich stammt wohl vom Schauspieler und Rezitator

Helmut Qualtinger: „Simmering gegen Kapfenberg – das nenne

ich Brutalität!“ Brutalität und Rivalität ist im Sport alltäglich.

Siehe in der Formel 1: Prost - Senna, Lauda - Hunt oder Lewis

Hamilton - Max Verstappen.

Max Verstappen, da denkt man automatisch an „Oranje“

und an Holland, obwohl er in Monaco wohnt. In Holland

gibt es die Rivalität zwischen Ajax Amsterdam und Feyenoord

Rotterdam.

Ebenso zwischen Amsterdam und Rotterdam. Warum und

weshalb das entstanden ist? Ist unerforscht, aber historisch!

Interessant: Im Ausland verschwinden diese Ressentiments, ist

man sogar froh, einen Landsmann zu sehen!

Herbst 1994, Hotel-Restaurant „Villa Blanka“ in Innsbruck:

Hier sammelten die Schüler und Schülerinnen der gleichnamigen

Hotelfachschule reale Erfahrungen. Wir von Seagram

verteilten die extra auf Gastronomiebetriebe zugeschnittenen

„Reservierungsbücher“ mit Informationen über Feier- und

Urlaubstage, auch die der deutschen Bundesländer. Nobel

gebunden, mit Hochglanzbild von „Mumm Cordon Rouge

Champagne“, pro Tag ZWEI Seiten, für Mittagessen eine Seite

und für das Abendessen eine Seite. Ein Novum, denn die

damals üblichen „Bankbücher“ enthielten nur eine Seite pro

Tag. Die Reservierungsbücher dienten einerseits als Werbeträger

für bedeutende Kunden, andererseits als Akquisitionsinstrument.

Das Hotel Villa Blanka war kein besonders bedeutender

Kunde, sehr wohl aber die gleichnamige Hotelfachschule, in

der zukünftige Gastronomen ausgebildet wurden.

Die Übergabe des 1995er-„Jahresbuches“ erfolgte an

den Direktor des Hotels, ein mir nicht bekannter, groß gewachsener,

schlanker Herr, der sich als „Versluis“ vorstellte.

Im Gespräch war es nicht besonders schwierig, festzustellen,

dass Herr Versluis aus den Niederlanden stammte.

Obwohl erst Herbst, war das Eis zwischen Herrn Versluis

aus Amsterdam und meiner Person aus Rotterdam in Sekundenbruchteilen

gebrochen! Im Laufe der Zeit hat sich daraus

sogar eine richtige Freundschaft entwickelt!

„Loek“ Versluis - ein typisch holländischer Vorname -

absolvierte die Hotelfachschule in Amsterdam und landete

nach gezählten zehn (!) Stationen in Holland, Schweiz und

Deutschland, schließlich in Innsbruck. Herr Direktor Versluis

hatte ziemliche Schwierigkeiten, in Ruhe sitzen zu bleiben.

Dauernd waren seine Augen auf der Jagd nach verbesserungswürdigen

Zielen. Verschob im Gehen Stühle, Tische,

Blumenvasen oder Tischdecken. Bückte sich sogar, wenn er

am Teppich etwas Störendes sah.

Im Sommer 1995 beendete „Loek“ notgedrungen sein

Arrangement in Innsbruck, denn das Hotel wurde, im Gegensatz

zur Schule, niedergerissen, um für einen Neubau Platz zu

© Foto: Mc Donald´s Vorarlberg

machen. Bei einem „Jobvermittlungsbüro“ hinterließ er seine

Referenzen und übersiedelte nach Brand, Vorarlberg. Dort,

im „Hotel Scesaplana“, wo er als Einkäufer und Direktor tätig

war, besuchte ich Loek Versluis natürlich öfters.

Erstens, weil wir uns gegenseitig immer viel zu berichten

hatten, und andererseits, um das Spirituosenangebot seines

Hauses ein wenig zu überarbeiten … Auch hier strebte er

ununterbrochen, egal in welcher Abteilung des Hotels, nach

V


© Foto: Dietmar Mathis

Perfektion. Sein Ideenreservoir war unendlich und sprudelte

wie ein Wasserfall, ohne Pausen einzulegen. Zu beschäftigt,

sich noch an seine hinterlassenen Unterlagen beim

Jobvermittler zu erinnern, wurde er dennoch kontaktiert: Ob

er Lust hätte, bei McDonalds zu arbeiten? McDonalds ist,

wenn man nur in erstklassigen Hotels gearbeitet hat, nicht

unbedingt eine zu empfehlende Adresse. Nach einigen

Überlegungen und dem OK seiner Frau, Masseurin und

Kosmetikerin Annette, willigte Loek ein und absolvierte 1996

ein Management-Traning bei McDonalds Österreich wo er in

verschiedene Restaurants, wie Graz, Bürs, Wien, Hollabrunn,

Innsbruck und Hard seine Trainings absolvierte.

McDonald’s Hard

McDonald’s Dornbirn

Wertvoll für

die Region.

Mit sechs Standorten ist

McDonald’s Vorarlberg ein

wertvoller Arbeitgeber der

Region, bei dem Förderung,

Gleichberechtigung und

gute Zusammenarbeit

großgeschrieben werden.

McDonald’s Vorarlberg ist

stolz drauf, ein geschätzter

Teil der Region zu sein!

McDonald’s Lustenau

McDonald’s Hohenems

McDonald’s Rankweil

McDonald’s Bürs

49¯

Versluis_allg_AZ_Tourismusland_08_21.indd 1 30.08.21 11:39


© Foto: Kay © Foto: Dietmar Mathis Blaschke

Das war der Anfang einer ungeahnten ERFOLGSGE-

SCHICHTE. Jetzt, wo ich diese Story Ende 2021 niederschreibe,

betreibt Loek Versluis, nach unermüdlichem Einsatz,

zahlreichen Um-, Zu- und Neubauten, McCafé-Erweiterungen

und privatem Lebensqualität-Verzicht, sechs (!) McDonalds-Restaurants

mit 369 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen

aus 39 Nationen in Vorarlberg!

Und das trotz, oder gerade wegen, der äußerst strengen

eisernen, international geltenden, McDonalds-Vorgaben. Loek

Versluis, „der Holländer“, steht ganz gewaltig stark in seinen

(nein, nicht Holz-) Schuhen und hat sich zum größten Arbeitgeber

in der Gastronomie Vorarlbergs entwickelt. Da ziehe

ich ganz ehrfürchtig meinen Tiroler Hut, inklusive Gamsbart.

Anders gesagt: „CHAPEAU!“ Hinter einer erfolgreichen Karriere

steckt nicht immer, aber meistens, eine unterstützende Frau:

Sommersaison 1987, im bekannten Nobelhotel Bürgerstock

in Luzern, begegneten sich Loek Versluis und die Annette das

erste Mal. Loek, in der Funktion als Leiter des Fitnesszentrums,

Annette als Masseurin. Nach gemeinsamen Stationen in der

Schweiz, Deutschland und Österreich kam die McDonalds-

Story. Inzwischen geht diese gemeinsame Erfolgsgeschichte

schon 25 Jahre inklusive zwei großgezogener Kindern, ist

Annette die Vertrauensperson und die gute Seele für alle

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Sie schaut darauf, dass in

sauberen Betrieben sämtliche menschlichen Abläufe ordentlich

funktionieren.

Und hier ziehe ich zum zweiten Male meinen Hut.

Also: „Chapeau in Stereo!“

© Foto: Mc Donald´s Vorarlberg

FAMILIENBETRIEB MIT

UNTERNEHMERISCHER VERANTWORTUNG

DIE FÖRDERUNG SEINER MITARBEITER:INNEN

in den McDonald’s Restaurants nimmt für den Vorarlberger

Franchisenehmer Loek Versluis einen hohen Stellenwert ein.

So wurde der Erfolgsunternehmer bereits selbst mehrfach

ausgezeichnet – etwa mit dem „Inklusionspreis“ des Sozialministeriumservice

Vorarlberg sowie kürzlich zum wiederholten

Mal mit dem Gütesiegel „Ausgezeichneter familienfreundlicher

Betrieb“ für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Auch sind fünf Versluis-Restaurants als „Great Place to Work

®“ zertifi ziert und erhielten das Zertifi kat „Vorarlbergs Beste

Arbeitgeber im Tourismus“.

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© Foto: Dietmar Mathis

51¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯DER FACHLEHRER.

THOMAS HEISER

Unsere Nummer 84

In der heutigen Zeit fehlt Fachpersonal an alle Ecken und

Enden! Mit intensiven Diskussionen und Werbekampagnen

versuchen die Handels- und Wirtschaftskammern, dem

Nachwuchs sowie dessen Eltern die Vorteile eines Lehrberufes

schmackhaft zu machen. Handwerksberufe sind nicht jedermanns

Sache. Auf Elterndruck Gymnasium und Studium zu

absolvieren, ebenfalls nicht. Bereits in jungen Jahren sollte

man sich für die ideale Richtung entscheiden. Immer weniger

entscheiden sich für ein Leben im Gastgewerbe. Außerdem

wenden sich immer mehr von diesem Leben mit unattraktiven

Arbeitszeiten ab!

Die Basis hat viele Ursachen und liegt weit zurück:

In dem in meinem Besitz befindliche „Deutsch-Niederländische

Wörterbuch“, Ausgabe 1960, ist das Wort „Wertschätzung“

erst gar nicht vorhanden und hier liegt wohl das

größte Manko.

Bei uns in Österreich ist das Verhältnis Bauer zu Knecht/

Magd in die Beziehung Hotelier zu Personal gewissermaßen

umgewandelt worden! Der Kuhstall wurde zum „Kalt- und

Warmwasserzimmer“ umfunktioniert, die Monatslohn-Auszahlung

– wer hatte schon ein Konto? – war im Chefbüro

abzuholen. Diese unterwürfige „In-der-Reihe-stehen“-Zeremonie

wurde vom Neu-Gastronomen als eigene Großzügigkeit

betrachtet und trotzdem oft bis zum 10. des Folgemonats

hinausgezögert!

Die Entflechtung zum realen menschlichen Umgang hat

jahrzehntelang gebraucht. Zudem führten familienunfreundliche

Arbeitszeiten mit schlechter Bezahlung zu einem katastrophalen

Image! Das Umdenken hat erst angefangen, als es

schon längst zu spät war!

Fazit: zu wenig Personal in der Gastronomie!

Das Anfangswort von „Gastronomie“ ist „Gastro“, das

griechische Wort für „Magen“. Da kann man schon bald bei

„da dreht sich der Magen um“ landen. Auch das Wort „No“

ist enthalten, das englische Wort für das negative „Nein“. Wir

filetieren aber keine Wörter und beschäftigen uns mit dem

ganzen Wort „Gastronomie“. Die Bedeutung ist folgende:

„Die Gastronomie befasst sich mit der Bewirtung von Gästen.

Sie befriedigt die Bedürfnisse Hunger und Durst. Auch den

kulturellen Bedarf an Erlebnis und Kommunikation.“

¯52

Nunmehr möchte ich die Sache einmal umdrehen, also

nicht aus Sicht der Gäste, sondern aus Sicht von denjenigen,

die sich für ein Leben in der (Erlebnis-) Gastronomie entschieden

haben.

GASTRONOMIE IST ERLEBNIS. Als ein Beispiel für

Tausende Menschen in Österreich habe ich mir einen Vorarlberger

Burschen ausgesucht. Ich möchte aufzeichnen, wie

abwechslungsreich ein Lehrberuf im Gastgewerbe in Vergleich

zu einem Studium sein kann. Allerdings steht „Flexibilität“

GANZ OBEN auf der Lebens-Liste:

Geboren 1970 in Dornbirn. Volksschule, Hauptschule,

Kochlehre mit Abschluss 1988 an der „Landesberufsschule für

das Gastgewerbe“ in Lochau, Vorarlberg. Als gelernter Koch

die erste Stelle in Liechtenstein, Hotel Hubertushof, aber im

Service(!) angetreten. Saisonen als Commis de Bar in Brienz

und Interlaken, Schweiz. Ober im Sporthotel Weißseespitze,

Kaunertal, Tirol.

Sommer /94 Barmann in Schenna, Südtirol. Barmann-Arrangement

im legendären Nachtclub „Filou“ in Innsbruck.

Zurück zum Restaurant auf dem Binnenfahrtsschiff „M/S

Berlin“. Ab dem Winter 96/97 Hotel Madlein, Ischgl, bleibt

er der Bar nunmehr treu und arbeitet im „Hotel Hospiz“ am

Arlberg, „Casino Bar“ in Bregenz, und “Zürserl“ in Zürs am

Arlberg.

Als Mitglied der Österreichischen Barkeeper Union

(ÖBU) erfolgreiche Teilnahme an zahlreichen nationalen und

internationalen Cocktailwettbewerben, diese führen ihn sogar

bis nach Kuba. Vom Schnee zum Strand im Sommer 2003:

„Seepferdchen“ auf Sylt, Norddeutschland. Im Winter 03/04

wieder retour nach Zürs.

Übrigens: Der Gastronom wirbt Personal an durch „Verpflegung

und Aufenthalt frei“. Hört sich natürlich gut an. Tatsache

ist, dass die monatlichen Kosten der Basiswohnung der

Saisonniers, in unserem Fall in Dornbirn, normal weiterlaufen!

Dieses „Strand-Schnee-Wechselspiel“ auf Sylt und Zürs

wiederholen sich bis zum Frühling 2008. Aufenthalte in USA

und Rom verbessern seine Sprachkenntnisse. Das Kofferpacken

satt, hat er nunmehr, nach notwendigen Studien, einen

fixen Arbeitsplatz an der Landesberufsschule Lochau, als

Vertragslehrer BEd, gefunden. Zuständig für Getränke- und


Menükunde, Ernährungslehre, Betriebsorganisation, Servieren

und Gästeberatung.

Zwanzig Lehrer und Lehrerinnen geben ihr Wissen in

dieser Schule an ca. 450 Schüler weiter. Um seine Schüler

und Schülerinnen umfangreicher ausbilden zu können,

erlangt er Titel als Barista, Wein- und Käse-Sommelier und

macht mit den Lehrlingen die verschiedensten Betriebsbesichtigungen.

Der von mir so genannte „Bursche aus Dornbirn“ ist

keine fiktive Person. Sein Name ist Thomas Heiser.

Thomas Heiser dient als Beispiel für viele seiner Kollegen

und Kolleginnen in der Gastronomie. Sein Werdegang

zeigt, wie abwechslungsreich ein Leben sein kann, wenn

man diese Richtung wählt. Möchte man eine erfolgreiche

Laufbahn absolvieren, sind die Faktoren Fleiß, Disziplin und

Ehrlichkeit natürlich unverzichtbar und tägliche Begleiter. Ich

hatte das Vergnügen, Herrn Thomas Heiser auf vielen seiner

Stationen begleiten zu können.

Logisch, dass dadurch eine lebensdauernde Freundschaft

entstanden ist.

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¯54


55¯


¯56

Die Familie Weller bei einem der

jährlichen Treffen – 1970.


57¯


„Als weltweit operierende Airline befürworten

wir eine verpflichtende Impfung

für unsere Crews. Wir brauchen darüber hinaus

eine Möglichkeit zur Erfassung der Impfdaten.“

Für Lufthansa-Vorstand Detlef Kayser ist ein stabiler weltweiter

Flugbetrieb künftig ohne Impfung nicht vorstellbar. Foto: Lufthansa

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Foto: Böhm

Schlumberger-Vorstandsvorsitzender Benedikt Zacherl. Foto: Schlumberger

„Corona wird

vieles ändern“

Benedikt Zacherl, Schlumberger-

Vorstandsvorsitzender, über die

Corona-Krise, Nachhaltigkeit und

Veränderungen in der Arbeitswelt.

Wie ist Ihr Unternehmen

durch die Pandemie gekommen?

Benedikt Zacherl: An sich

hatten wir eine sehr gute Wintersaison.

Dann sind uns mit

Gastro und dem Exportgeschäft,

hier vor allem Flughäfen,

auf einen Schlag zwei von

drei Standbeinen von einem

auf den anderen Tag weggebrochen.

Wir haben uns mit

Kurzarbeit, Home-Office und

dem Freimachen gebundener

Finanzmittel durch die Krise

gekämpft. Schlussendlich sind

wir mit einem blauen Auge davongekommen,

auch weil wir

im Export einiges kompensieren

konnten.

Was kann ein Unternehmen

aus dieser Krise mitnehmen?

Zacherl: Also das eine, das

wir gelernt haben, ist, dass

das Thema Regionalität, kurze

Lieferketten und auch Liefersicherheit,

viel stärker ins

Bewusstsein gerückt ist. Für

uns lag der Fokus vor allem

auf der Gesundheit unserer

Mitarbeiter und dem Erhalt

der Arbeitsplätze. Gleichzeitig

ist das Thema Digitalisierung

bei uns stärker in den Fokus

gerückt, auch wenn wir hier

noch Aufholbedarf haben. Wir

entwickeln gerade eine ‚Digital

Unit‘, um die Transformation

aller Unternehmensbereiche

voranzutreiben.

Welche Erfahrungen haben

Sie mit Home-Office gemacht?

Zacherl: Vor der Pandemie

hat Home-Office keine große

Rolle bei uns gespielt. Heute

muss ich sagen, dass die Erfahrungen

damit sehr gut waren.

Deshalb bieten wir unseren

Mitarbeitern auch zukünftig

die Möglichkeit, bis zu zwei Tage

pro Woche von zu Hause zu

arbeiten. Was die Krise sicher

beschleunigt hat, ist ein sich

verändernder Umgang mit

den Mitarbeitern. Das heißt,

ich muss als Unternehmen

meinen Leuten viel mehr die

Möglichkeit geben, sich einzubringen,

und sie auch in Entscheidungen

einbinden, sonst

kommen sie erst gar nicht.

Sie haben vor einiger Zeit einen

Relaunch angekündigt?

Zacherl: Starke Innovationen,

zielgruppengerechte Kommunikation

und die bestmögliche

Stärkung der österreichischen

Wertschöpfung sind weitere

wesentliche Eckpfeiler für die

kommenden Jahre. Wir sind

ein österreichisches Traditionsunternehmen

mit einer

rund 180-jährigen Geschichte.

Hier gilt für uns, „Tradition ist

nicht die Anbetung der Asche,

sondern die Weitergabe des

Feuers“. Für uns bedeutet dies,

dass wir unseren umfassenden

Relaunch immer im Einklang

mit unserem Markenkern vorantreiben.

Unsere wichtigste

Marke Schlumberger haben

wir in den letzten Jahren entsprechend

behutsam revitalisiert.

Und auch das Sortiment

wird stetig weiterentwickelt.

Welche Bedeutung hat

Nachhaltigkeit für Sie?

Zacherl: Für uns ist das Thema

heute wichtiger denn je. Im

September haben wir den ersten

biozertifizierten Sekt aus

unserem Haus auf den Markt

gebracht, unseren Schlumberger

Grüner Veltliner Klassik

Brut. Mit der Marke Goldeck

haben wir uns eine Neupositionierung

als reinsortiger Anbieter

mit Herkunftsland Österreich

zum Ziel gesetzt. Hier

sind etwa die Rebsorten Zweigelt

und Welschriesling als

sortenreine Sekte erhältlich.

Aber auch mit unserer Marke

Mozart wollen wir mithilfe des

aktuellen Re-Designs durchstarten.

Hierzulande gilt dieser

Schoko-Likör als Tourismus-

Artikel, während er im Ausland

als Qualitätsprodukt wahrgenommen

wird. Das wollen wir

auch in Österreich erreichen.

Das Gespräch führte

Hugo Müllner

¯58


Kopien und

das Original.

Klar zwei Kopien, ein Bus in

Innsbruck und das unholändische

Gedudel vom WELLER

PAUL aus England.!

Hier versammelt die Autoren

vom Büchlein "Tagebuch

des Älterwerdens" Herausgegeben

von Lothar Müller

und Herbert Waltl. Mit

Beiträgen von Athanasius

Weller, Alfred Lerchbaumer

und vielen, vielen alten

Weisen.

59¯


¯PRESSE

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61¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯ES LEBE DER SPORT.

ALEXANDER "SPORTSMANN" WELLER

Es lebe der Sport“ Bei uns in Österreich, und zum Teil auch

in Deutschland, ist bekannt, dass Reinhard Fendrich , ohne

Papiere und neue Sandalen, unangenehme Erinnerungen

an Italien mit nach Hause gebracht hat und daher froh ist „from

Austria“ zu sein! Ob er gelegentlich Tennis-, Golf- oder Fußball

Schuhwerk benützt, ist, zumindest für die meisten seiner Fans,

weitgehend unbekannt.

Als nicht unbedingt sehr intensiv wahrgenommenes Kind

geschiedener Eltern, eines von insgesamt fünf Kindern, hatte

ich zwei Paar Schuhe: Ein Paar Straßenschuhe und ein

Paar Turnschuhe, traditionsmäßig, so wie all meine Kleidung

auch, von meinem sechs Jahr älteren Bruder Tim. Tim, ein

begnadeter Zeichner, besuchte die Kunstakademie, war auf

unserem gemeinsamen Dach-Schlafzimmer schwer beschäftigt

mit „Body Building“ und brachte ganz stolz regelmäßig,

jeweils einern farblich anderen Judogürtel nach Hause. Tim

lernte mir übrigens das Schachspiel und durch gezielte feste

Erinnerungsklöpfer am Hinterkopf verlor ich das Interesse am

Nägelknabbern. Fußball spielte Tim leider nicht! Im Internat,

vom 8. bis zum 13. Lebensjahr, überließen mir die älteren

Internatsschüler ihre zu klein gewordene Fußballschuhe. Somit

war ich schuhmäßig immer bestens versorgt. Das Internat

war für junge Burschen nicht unbedingt das Paradies, bot

mir aber(sportliche)Vorteile. Mit Tischtennis, Volleyball und

Handball konnte man sich richtig austoben. Intensiv, voller

Elan und Freude habe ich davon gerne Gebrauch gemacht.

Karambolage-Billard und vor allem Fußball stand bei mir auf

der Beliebtheitsskala ganz oben. Beidbeinig hatte ich keinen

festen Einsatzplatz im Fußballteam. Ich wurde als Linksaußen,

Rechtsaußen, Mittelstürmer und durch mein schnelles Wachstum

als „Stopper“ und schlussendlich als Tormann eingesetzt.

Nach der Übersiedlung meiner Familie von Zuid Holland

nach Noord Brabant befand sich bei uns in Breda, direkt auf

der gegenüberliegenden Straßenseite, das Sportareal von

Zweitdivisionär „Der Baronie“. Klar meldete ich mich direkt

nach meinem Internatsaufenthalt als Mitglied an und dürfte

nach einem Probetraining bereits mit der „Ersten Mannschaft“

mittrainieren. Allerdings wurde der in der Ersten Division

spielende „NAC Breda“ mein Lieblingsverein. Von Feijenoord

Rotterdam zu einem im Mittel- und der unteren Tabellenplätze

¯62

herum gurkende Verein, ziemlich gewöhnungsbedürftig! Absolute

Highlights waren natürlich die Heimspiele gegen Top

Clubs wie Ajax Amsterdam oder Feijenoord Rotterdam. Bei

Feijenoord kannte ich sämtliche Spieler. Vor allem der kleine

Linksaußen COEN MOLIJN war das Eintrittsgeld wert! Mit

Dauergrinsen war er Richtung Tor manchmal schneller als der

Ball und musste öfters beim Sprint notgedrungen ein „Bremser"

einlegen. Spektakulär und unvergesslich das Tor von dem für

„Heerenveen“ spielenden Abe Lenstra. Heerenveen, eine

Stadt in der Provinz Friesland. Friesen, ein dickköpfiges Völkchen

mit eigener, unverständlicher Sprache und Unabhängigkeitsgelüsten,

sich vom Rest der Niederlande zu separieren.

Der Fußballverein Heerenveen hatte in seinen Reihen keine

„Auswärtigen“ – Spieler, nur Friesen! Anders herum betrachteten

die Niederländer Friesen als Auswärtige!

Der Nationalspieler Abe Lenstra, damals, ob seiner

Genialität berühmt, wurde paradoxerweise sehr wohl als Niederländer

betrachtet! In Breda, gegen NAC Breda, eigentlich

schon in Fußballpension, kompensierte er Laufbereitschaft

durch Übersicht. Unmittelbar nach seinem 35 Meter Schuss,

drehte er sich, während der Ball noch weit vor dem Tor in

der Luft war, mit gestreckter Faust um und feierte schon sein

geniales Tor, das er selber gar nicht zu Gesicht bekam! 1962,

siebzehn jährig, endete meine noch nicht richtig angefangene

Fußballkarriere noch bevor es so richtig angefangen hat. Erstens

weil ich meine Koch/Kellner Lehre, in der Provinz Limburg

startete, weit weg von „De Baronie“, und zweitens weil meine

Arbeitszeiten mit Training- und Spielzeiten grandios kollidierten.

Vielen Jahren später habe ich mir, diesmal neue, Fußballschuhe

besorgt. Im Sporthotel in Igls, hatte sich, zur Gaudium

der Hotelgäste, einen Fußball-Mannschaft gebildet. Unser

Team, mit unter anderem, Walter Schmuck aus Zell am See,

Charly Kobliha – Burgenland, Roman Peter und Walter Weymayer,

beide aus Wien und meine Wenigkeit als „Holländer“,

bestand aus, mit Ausnahme des einheimischen Mittelfeldstrategen

Dieter Scherfler, aus lauter Legionären. Bei uns war der

Spruch „no racism“ überflüssig, denn wir waren ein Kumpel

Team! Nicht schlecht waren wir, haben sogar passable Spiele

abgeliefert. Mit dem üblichen „Bierchen danach“ war allerdings

nichts, denn ab 18 Uhr war die Zimmerstunde zu Ende.


Tormann: Dr. Fred Beck

Das Bierchen holten wir dann im Winter beim Eistockschießen

nach. Für Skeleton auf der Igler Bob Bahn, mit dem

Kopf nach vorne, brauchte ich am Start einen Obstler.

Das Schifahren war für mich als Flachländer eine

ziemlich exotische Angelegenheit. Egal ob wir an der Bar

bis drei Uhr Nachts gearbeitet hatten, um 8.30 Uhr waren

Scherfler Dieter und ich mit dem ersten Patscherkofel –

Gondel unterwegs – hinauf! Für Dieter kein Vergnügen!

So richtig Schifahren war bei meinen zahlreiche Stürzen

für ihn nicht möglich. Mit Engelsgeduld machte Dieter mir

Mut aufzustehen und weiter zu fahren, denn ab 10 Uhr war

Arbeitsbeginn, Dieter mit „Mise en place“ in der Bar, ich mit

Buchhaltung beschäftigt. Nachdem die Intervalle zwischen

dem Hinfallen sukzessive länger und länger wurden, zum

Schluss fast ausblieben, fühlte ich mich fit genug für verschiedene

Schirennen ein Teil- und Anmeldeformular zu

unterschreiben. Erfolge garantiert.

Ich war immer der beste Holländer!

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¯64


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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯SLALOMVIRUS.

HEIMO LEITGEB

Unsere Nummer 27

¯66

Sankt Veit an der Glan ist regional natürlich von Bedeutung.

St. Veit schaut auf vielfältige historische, sowohl auf

positive als auch weniger erfreuliche, Geschehnisse zurück.

Belagerung der Ungarn und Einfälle der Türken deuten auf

eine gewisse Internationalität hin. Wegen seinem bedeutenden

Verkehrsknotenpunkt von der Adria bis zu den Donauländern

war St. Veit bis Anfang der 1500 Jahren sogar Landeshauptstadt

von Kärnten! Fünf Schlösser bezeugen die Wichtigkeit zu

dieser Zeit.

Nachdem Klagenfurt diese Funktion übernommen hat

wanderten im Laufe der Zeit viele Einwohner ab. Es wohnen

nur noch ca.13.000 Einwohnern in St. Veith. Es ist zwar nicht

von großer Bedeutung, aber doch interessant zu wissen, dass

Wolfgang Puck 1949, der wohl bekannteste Auslands-St.

Veiter, außer vielleicht der (Ex)Fußballprofi Martin Hinteregger

1992, hier der die Basis beider Karrieren war. Womit wir

bei der Hauptperson diesen Beitrags gelandet sind: Heimo

Leitgeb.

Sein bemerkenswerter Lebensweg und die außergewöhnliche

internationale Gastronomikarriere startete 1955

ebenfalls in St. Veit an der Glan: Volksschule ab 1961 eben

dort. Es folgten (der) die Priesterschule Tanzenberg, Kärnten.

Heimo wollte unbedingt Missionar werden. Reisen und den

Mensen in den verschiedenen Ländern helfen. Älter werdend,

merkte Heimo, dass er auch im Gastgewerbe reisen konnte.

Deshalb folgte 1970 ein Berufs- und Bundesländer – Sprung

von der Theologie in Kärnten in die Tourismusschule nach

Absam in Tirol, welche er dort 1973 erfolgreich beendete. Via

Zeitungsinserat, startete er 1973 im „Schlosshotel Igls“ seine

Küchenkarriere. Diese ehemalige Ruine wurde durch die Familie

Beck, ebenfalls Besitzer des „Sporthotel Igls“, zu einem

exklusive(s)n Hotel mit 36 Betten umfunktioniert. Hier, wo alles

für illustre Gäste auf Ruhe, Erholung und vom „normalen Volk“

abgeschiedenen Aufenthalt konzipiert wurde, kreuzten sich

Heimos und mein Lebenswe). Heimo in der Funktion als Kochlehrling,

ich als Oberkellner. Hier gingen Zusammenarbeit,

Service - Küche in Harmonie im perfektem Einklaung mit dem

Ambiente.. Ruhig, gepflegt und mit gegenseitigem Respekt!

Keine Streitereien, keine gegenseitige Beschuldigungen, keinerlei

Stress und hervorragendes Essen für Service, Rezeption

und Zimmermädchen! Für mich, als fast 24 Stunden Verantwortlicher

und Vater einer Tochter, waren diese Annehmlichkeiten

allerdings an Arbeitsstunden nicht zu unterschätzen.

Mit Frühstück, Lunch, Abendessen und Bar, bis in den späten

Abend hinein, wurde das heutzutage wohl nicht mehr möglich

sein. Heimos Küchenchef kam direkt vom Schiff. Bekanntlich ist

das Leben am Schiff ein anderes wie an Land. Die Arbeit am

Schiff ist wie das Meer; kann ruhig sein, aber auch wellenreich,

rau und stürmisch.

Eine der ganz wenigen Freizeitmöglichkeiten, außer wenn

man freudenvoll auf einen Hafen hinzu steuert, besteht aus

trinken. Wissenschaftlich ist schon längst bekannt, dass Salz

durstig macht. Und ein fahrendes Schiff ist nunmehr zu 100%

vom Salzwasser umgeben. Jedes Crew-Mitglied verspürt

am Gaumen den Bedarf nach Flüssigkeit. Der eine mehr, der

andere weniger. Heimos Küchenchef gehörte zweifelsohne

zu den Erstgenannten. Am Schiff, speziell das Küchenpersonal

verrichtet dort reale schweißfördernde, fast unmenschliche

Leistungen. Hier gehört das „Entspannungsgläschen“ zum

Kochleben praktisch dazu. An Land schaut die Sache dann

wieder ganz anders aus! Beim Minimieren der alkoholhaltigen

Getränke tut sich manch Landrückkehrer schwer. Der

eine mehr, der andere weniger. In der Realität war Heimo zu

Mittag KochlLehrling. Am Abend Küchenchef! Dr. Beck fiel

diese Situation längste Zeit nicht auf! Der Tag der Wahrheit

konnte natürlich nicht ausbleiben: Dr. Beck bekam zum Lunch

eine Seezunge serviert. Normalerweise eine feine Sache.

Wir verfolgen mal den Werdegang dieser Seezunge: in der

Nordsee gefangen, geliefert von unserem Fischelieferanten,

Herrn Angerer, angestellt bei gleichnamige Firma.

In der Schlosshotel – Küche für seine Gäste professionell

mit Salz und anderen Zutaten zubereitet. Nicht gebraucht,

also übrig geblieben. Tiefgekühlt. Wochen später aufgetaut,

erneut mit Salz und andere Zutaten verfeinert und ja, genau

diese total versalzener Seezunge landete auf Dr. Becks Teller.

Der Leser dieser Zeilen hat es schon längst kapiert : Salz war

der Ursache warum Heimo über Nacht zum Küchenchef aufstieg!

Nachdem Dr. Beck zwei Hotels und das dazugehörige

Personal zu organisieren hatte, war es manchmal unvermeidbar

Heimo bei beiden Hotels die Küchenverantwortung zu


Ich wollte immer die

Welt sehen und mich

dabei weiterbilden,

was mir auch gelungen

ist. Mein Job war

und ist immer noch

auch meine größte

Leidenschaft.

Heimo Leitgeb - 18.9.2021

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¯68

übergeben. Nunmehr beginnt

für mich als „Schreiberling“ eine

nicht leichte Aufgabe. Wie soll

ich Heimos internationalen Berufsweg

– sieben vollgeschriebene

DIN A4 Seiten kurz und

verfassen? Mit einer Vielzahl

an internationalen Lehrgänge in

USA, Oslo, Nice, Manchester,

Lyon und Reims. Mit professionellen

Mitgliedschaften in

Frankreich, Hong Kong, China,

Belgien, Kuweit und Bahrein.

Mit Ehrentitel und Auszeichnungen

aus Las Vegas und Orlando,

China und Kuweit. Heimo wurde in Österreich mit dem

Titel „HOTELIER DES JAHRES 2006/07“ geehrt.

Auch das „Silberne Verdienstkreuz der Stadt Wien“

wurde ihm 2010 verliehen. Da gibt es nur eine Möglichkeit

und die bedeutet; Heimo sollte selber ein Buch schreiben.

Natürlich werde ich versuchen seine globalen-Slalom-Berufs-Routen,

so kurz wie möglich, zu beschreiben:

Nach Igls folgte Beschäftigungen in Österreich, Bahamas,

Haiti, Sri Lanka, Bankok, Indonesien, Oman und die

Vereinigte Arabische Emiraten. 1988 wanderte er als „Assist

GM “bis 1990 nach Peking, wo er seine spätere Wiener

Ehefrau kennen lernte. Bis 1995 internationale Aufgaben für

die Radisson SAS Hotel Kette. Innerhalb dieser Gruppe GM

in Kuwait und Bahrein. 2003 hatte er reichlich Erfahrungen

gesammelt um sich als General Manager zu betätigen. Zehn

Jahre war Heimo verantwortlich für das Wiener „Radisson

Blu“ Palais Hotel, inklusive 16 Rezidor Hotels in Ost Europa.

Er spezialisierte sich als Konsulent für neue Hotels in

Rumänien, Kudistan-Irak und Kosovo. Auch versuchte er das

Hotel „Panhans“ am Semmering zu reaktivieren. Ab 2016

wanderte er als General Manager nach Shanghai, 2019

nach Addis Abeba. Heimos Tochter besitzt ebenfalls das

„Leitgeb-Wander-Virus“ und sammelte Erfahrungen in Dubai.

Jetzt, also im Herbst 2021 unterstützt Heimo seinen Sohn

Alexander im Familien Hotel.

WWW.TIMEOUT.CO.AT

Das bedeutet aber nicht, dass ihn das „Slalom Virus“ für

immer verlassen hat….


WWW.TIMEOUT.CO.AT

REPLIK

Hallo Alexander,

Ja das mit dem geschieden sein kann passieren

wenn man die Frau zu lange alleine

läßt. Warum ich von Kärnten nach Innsbruck

gegangen bin, ist sicher interessant. Ich war

von 10 bis 14 im Priesterseminar. Ich wollte

unbedingt Priester und dann Missionar

werden. In der Priesterschule haben Sie

mich immer wieder gefragt warum ich Pfarrer

werden möchte ist doch das niemand in

meiner Familie. Meine Antwort war immer

das ich Missionar werde und den Leuten in

den verschiedenen Ländern helfen werde.

Als ich dann älter wurde und ich merkte das

ich duch das Gastgewerbe auch reisen

kann habe ich mich um eine Stelle im Hotel

umgesehen. So kam ich auf die Anzeige in

der Zeitung auf die Stelle als Kochlehrling

ins Sporthotel. Nachdem meine Eltern nur in

Kärnten auf den Bauernhof aufgewachsen

sind konnte mir auch niemand helfen, darum

habe ich meinen Berufsweg alleine aufgebaut.

Das wars,

Liebe Grüsse Heimo

69¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯DER HERR FRANZ.

FRANZ JOSEF STEINMAYR †

Unsere Nummer 20

¯70

Es gibt außergewöhnliche und seltene Gegenstände. Es gibt

außergewöhnliche Barbücher. Es gibt außergewöhnliche

Cocktails. Es gibt außergewöhnliche Whiskyflaschen. Es

gibt logischerweise auch außergewöhnliche Barkeeper. Und

hier sind wir 1989 bei Franz Josef Steinmayr in der „Diana Bar“

in Hall in Tirol gelandet!

Nach Auslandsaufenthalten, unter anderem in Köln, wanderte

„Herr Franz“ retour nach Österreich in das Innsbrucker,

von der Familie Cammerlander geführte, Steak-Restaurant

„Churrasco“. Bei telefonischen Tischbestellungen gab es zwei

Varianten: „Bitte bei Herrn Franz“ oder „Bitte NICHT bei

Herrn Franz!“ Offensichtlich polarisierte Herr Franz.

In den 80ern übernahm Herr Franz die Disco „Diana Bar“

in Hall in Tirol von seinem Vater. Ohne Namensänderung, aus

welchen Gründen auch immer. Diese Entscheidung erwies sich

nicht als besonders klug. Die Gäste hatten von einer neuen

Betriebsübernahme keine Ahnung. Und genau diese Gäste

passten überhaupt nicht in Herrn Franzs Konzept. „Herr Weller,

mein Ziel ist es, egal, wie lange das dauert, den Disco-

Gästen den Eintritt zu verwehren und sie durch neue, gepflegte

Gäste zu ersetzen! Ein Gast soll seinen Drink genießen, mir

300 Schilling dalassen und zufrieden nach Hause gehen!“

Disco-Gäste würden sein immenses Angebot an Spirituosen

sowieso nicht verstehen und bei Cola, Cola Rum, Bier oder

Wein bleiben. Es galt also, zu selektieren. Mein Angebot in

dieser für ihn sehr schwierigen Zeit: „Seagram bezahlt Ihnen

eine Werbekampagne.“ Seine Antwort: „Nein, Herr Weller,

das ist sehr nett, aber Werbung ist kurzfristig und ich plane

langfristig!“

Im Sommer platzierte er sich auf einer seiner 3-Tische-Terrasse

und am Abend und im Winter hielt er die Eingangstüre

versperrt. In Sekundenschnelle war, abhängig von Outfit,

Haarpracht, Promille oder allgemeinem Eindruck Ankommender,

zu entscheiden über eine Begrüßung wie etwa „Leider

kein Platz mehr“, „Geschlossene Gesellschaft“ oder „Sind Sie

Mitglied?“, obwohl das Lokal gänzlich leer war!

Bei positivem Gesamteindruck der Ankommenden lächelte

er wohlwollend, machte die Tür weit auf und schloss sie dann

gleich wieder von innen ab! Dieses System erwies sich zwar á

la longue als zielführend, war aber nicht unbedingt förderlich

dafür, eine Frau und drei Kinder zu versorgen. Außerdem, ja

außerdem waren da immer und immer wieder ganz seltene

Whisky-, Cognac- oder Rum-Flaschen besonders verlockend

und er konnte da meistens nicht widerstehen und legte sich

einige davon zu! In Herrn Franzs „Flaschen-Museum“ waren

nicht nur die Flaschen einmalig.

Auch Herr Franz persönlich war absolut einmalig: Die

am Nachmittag gelieferten Eisblöcke zerkleinerte er mit einer

Hacke in verwendungstaugliche, aber logischerweise nicht

gleichgeformte Eiswürfel. Die Zubereitung der Cocktails gestaltete

Herr Franz als eine richtige Zeremonie.

Zuerst kam das Eis ins Glas, die Cocktails wurden präzise

bis an den Rand gefüllt, und der Shaker war dann, bis auf die

Eiswürfel, leer! Tja, wie gelingt so etwas? Das ist wohl kaum

erklärbar. Breit lächelnd, den Cocktail mit gespreizten Fingern

theatralisch serviert, fügte er obendrein noch salbungsvoll ein

„Ich beneide Sie!“ hinzu. Einmal im Herbst: Ein bayrisches

Ehepaar hat die erste Hürde überstanden, der Dame wird ein

Platz an der Bar zugewiesen. Der Herr geht zur Toilette. Nach

kurzer Zeit kommt der Herr zurück, nimmt Platz neben seiner

Begleitung, und es stehen bereits zwei nicht bestellte Drinks

bereit.

„WAS IST DENN DAS, WIR HABEN JA NOCH

NICHTS BESTELLT?“, möchte der verwunderte Gast wissen.

Herr Franz, wie aus der Pistole geschossen: „Am 18. April

waren Sie bereits einmal hier, sind auf den gleichen Plätzen

gesessen und haben genau diese zwei Drinks bestellt!“ Für

den Gast eine schwierige Entscheidung: ärgern oder bewundern?

Nicht so erbaut war Herr Franz, wenn ein Glas Wein bestellt

wurde. Nach kleiner Zöger-Pause und mit leicht angehobenen

Schultern entschied er dann doch „Naja, ist ja auch ein

Getränk“, das Begehrte zu servieren. Bier wurde entweder in

einem seltenen Original-Glas oder versteckt in einem Silberbecher

serviert. Red Bull wurde überhaupt nicht serviert! Herr

Franz empfand das bei seinem außerordentlichen Angebot

als persönliche Beleidigung! Ein junger Bursch beispielsweise

mit grenzwertiger Haarlänge in Begleitung seiner Freundin

wurde in diesem Zusammenhang harsch aus der ehrenwerten

Diana-Bar gewiesen mit der Empfehlung „Ja nicht wieder-


zukommen!“.Für mich war es jedes Mal ein Erlebnis, mit

Gästen Herrn Franz zu besuchen. Meine Gastro-Gäste

waren immer überaus und ausnahmslos begeistert. Auch

Herrn Franz konnte man begeistern: mit seltenen Spirituosen-Accessoires!

Er hatte immer Zeit für ein Gespräch, eine

Anekdote oder Fachempfehlung, denn, wie schon erwähnt,

Museen werden durch Publikum kaum überlaufen, und auch

in der Diana-Cocktail-Bar war die Anzahl der Gäste meistens

überschaubar. Der Unterschied war, hier gab es keinen

Eintritt zu bezahlen! Nur die Drinks! Seine Rechnungen,

schwungvoll gestaltet, waren für mich wahre Kunstwerke!

Es gibt viele Geschichten von, mit und über „Herrn

Franz“.

Herr Franz verabschiedete sich von uns und seinem

Barjuwel viel zu früh und ist in der Branche mittlerweile zum

Mythos geworden.

71¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯SPARKLING FRITZ.

FRITZ SCHALLER

Unsere Nummer 14

¯72

Gerne gewählte Daten für Hochzeiten und besondere

Feiern (das gilt eher nicht für Scheidungen) sind die sogenannten

„immer bleibenden, wie ins Hirn gelöteten

Daten“: 2.2.2022, 2.22.2022 oder 3.3.2023 und so weiter

gehören dazu.

Am 8.8.1988, also 8.8.88, um 18.08 Uhr, an einem

Montag, war der große Tag des Fritz Schaller. Er eröffnete

nach jahrelangem Schwedenaufenthalt eine Bar in Jochberg

bei Kitzbühel, später dann, am 8.8.1988 die „Sparkling Cocktail

Bar“ in Innsbruck. Für hauptsächlich Bier konsumierende

Zeitgenossen ziemlich risikoreich. Gewagt und ungewohnt,

sein Spirituosen Altar, aber praktisch, denn jede Flasche war

dadurch gut sichtbar! Die „Sparkling-Cocktail-Karte“ in Shaker-Form

mit silbernem Deckblatt war eine absolute Neuigkeit.

Für Pina Coladas verwendete er selbst angefertigte und

veredelte ausgehöhlte Kokosnüsse. Für silberne Shaker und

Bar-Utensilien fuhr er extra nach Garmisch.

„Roses Limejuice“, in Österreich noch nicht verkehrsfähig,

wurde ebenfalls in Garmisch besorgt. Sein Angebot war für

die damalige Zeit besonders. Er arbeitete bereits mit Pisco,

Myers‘s Rum sowie Captain Morgan black. „Fritz“ hatte

unheimliche Cocktailkenntnisse und wurde gelegentlich von

Kollegen telefonisch kontaktiert, um Ad-hoc-Hilfestellung für

Cocktailrezepte zu geben, denn nicht jeder Barmann präferiert

es, vor dem Gast ein Buch zu konsultieren.

Als Mitglied der Österreichischen Barkeeper Union(ÖBU)

und Sieger vieler nationaler und internationaler Cocktailbewerbe

war Fritz Schaller sehr interessiert am Wohlbefinden

und der Arbeitsweise der Kollegen in „meinen“ fünf Bundesländern.

Öfters arbeitete ich daher als „National News

Paper“, berichtete Fritz über Trends in Vorarlberg, „In-Drinks“

in Salzburg, Szene-Lokale in Oberösterreich und Veranstaltungen

in Kärnten.

Merke: Die Zeit der Handys war noch im Entwicklungsstadium

und Neuigkeiten via Personen üblich!

Mein Lieblingsdrink bei Fritz war der „Pisco Gimlet“, dieser

wurde bald durch „ABSOLUT Gimlet“ abgelöst, obwohl

das Original mit Gin zubereitet gehört! Dieses „Viererpaket“-

Drink genießen, News übermitteln, Fritz zuhören und Fritz bei

der Arbeit zuschauen - war für mich ein Highlight des Tages.

Fritz in seiner ruhigen Art konnte zwei, drei verschiedene

Cocktails zur gleichen Zeit zubereiten!

Fritz war immer freundlich und zum Auskunft Geben bereit.

Viele Schüler und Schülerinnen der nicht weit entfernten

Hotelfachschule „Villa Blanka“ kamen gerne, auch zum

Lernen,(Der Sinn: Zu lernen wie ein richtiger Cocktail gemacht

wird) um bei Herrn Fritz einen exotischen Cocktail zu „erleben“.

NICHT WENIGE HABEN WEGEN IHRES VOR-

BILDS „Herr Fritz“ die Bar-Laufbahn eingeschlagen bzw.

in ihrem Gastronomieleben eine besondere Liebe zur Bar

entwickelt!

Der spätere Cocktail-Weltmeister Angelo Ganner war

ebenfalls „Sparkling Fritz“-Bewunderer. Fritz erkrankte an

Parkinson, arbeitete so lange wie nur möglich, bis seine Frau

Herlinde übernahm. Auf meinem Weg nach Kärnten oder

umgekehrt nach Innsbruck besuchte ich Fritz und Herlinde

regelmäßig in deren Haus in Jochberg. Interesse am nationalen

Bargeschehen war bis zu seinem definitiven Abschied

unverändert.


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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯SPIRITUOSEN-WISSENSCHAFTLER.

ANDREAS HOTTER

Unsere Nummer 4

¯74

Das Zillertal. Die Historie: Das Zillertal war bereits ab

1200 VOR Christi besiedelt. Allerdings fehlen über

besagte Zeit jegliche Aufzeichnungen über touristische

Aktivitäten. Geschichte: Bis zum 8. Jahrhundert dümpelte das

Geschehen so dahin. Christianisierung: Ab dem 8. Jahrhundert.

Bier: Das Erzbistum Salzburg erteilte 1500 die Genehmigung

zum Bierbrauen. Ebenfalls im Jahre 1500 erfolgte die Gründung

der „Zeller Brauerei“.

Zillertal Bier ist somit eine der ältesten Privatbrauereien

Österreichs! Ebenfalls im Jahre 1500 findet das erste Gauderfest

auf dem Gauderanwesen statt. Seine Dauer: von Samstag

12 Uhr mittags bis Mittwochfrüh. Das „Ranggeln“ ist beliebt

und der Übergang zum „Raufen“ naheliegend. Die Spielregeln

sind unkompliziert und für Bauer und Knecht so einfach

wie möglich gestaltet. Messer sollte man zum Schlachten der

Tiere verwenden und sind daher nicht erlaubt. Den Gegner

mit den Zähnen anzugreifen und das Augenausstechen sind

allerdings erlaubt. Das unverwechselbare und äußerst gesunde

„Gauder Bier“ entsteht. Das Gauderfest ist ein Kirchtagsfest.

„Kirchliche Festtage“ verbreiten sich rasant in Österreich

und dem süddeutschen Sprachraum.

Das „Augenausdrehen“ wird nicht mehr mit Pluspunkten

bewertet, verliert daher sukzessive an Attraktivität und verschwindet

im Laufe der Zeit gänzlich. Sehr zum Leidwesen der

Kirchen und Ehefrauen dauern Kirchtagsfeste nicht selten nicht

nur den ganzen Tag, sondern auch noch bis in den folgenden

Tag hinein.

1809: Abnabelung von Salzburg, Rückfall an die Bayern

und Plünderung von Zell am Ziller. 1816: Angliederung an

Tirol.

1820 – 1900: Via durch die USA tourenden Zillertaler

Musikgruppen wird das „Jodeln“ in Country- & Westernmusik

integriert.

1902: Jungfernfahrt der Zillertalbahn. Das wohl umweltunfreundlichste

Verkehrsmittel Österreichs ist bei Touristen äußerst

beliebt. Bei Einheimischen wohl weniger.

1953: Wintertouristische Erschließung in Gerlosstein.

1970: Nutzung der eigenen Wasserkraft. Hochgebirgsnaturpark

mit 379 km². Das Zillertal besitzt fünf Stauseen UND

im Winter an jedem Samstag den wohl längsten PKW-Anreisestau

im ganzen deutschsprachigen Alpengebiet.

Küche: Regionale, nationale und internationale Anerkennung

durch Zillertaler Graukäse, Groiggn, Käse, Krapfen,

Schissalnüdln und Schliachtnudeln. Die Wadeln der Burschen

werden immer kräftiger, die ... der Madln ebenfalls.

Zell am Ziller: Im 8. Jahrhundert legten Mönche vom

Gerlospass aus die Grundlage der Gemeinde und errichteten

eine schlichte Mönchs„celle“.

1188 entstand aus „Celle“ der Ortsname „Zell“.

In Zell entstanden Hütten, daraus wiederum Bauernhöfe

mit Ställen und aus Ställen wurden „Fremden-Zimmer“

gebastelt. Es entwickelten sich „Privatzimmer mit fließendem

Kalt- und Warmwasser“, Pensionen mit Frühstück und als Folge

Hotels mit „Komfortzimmern“. 2010 verfügte das Zillertal über

586 hauptberuflich geführte land- und forstwirtschaftliche- sowie

über ca. 750 Beherbergungsbetriebe. 2013 (die Tourismusschule

gab es aber schon länger!) machen die „Tourismusschulen

Zell am Ziller“ über 600 Schüler und Schülerinnen fit

für nationale und internationale Tourismusaufgaben.

Wobei wir, immer noch in Zell am Ziller, bei Andreas

„Andy“ Hotter, Absolvent der oben genannten Schule, angekommen

sind. 1999 übernimmt Andy im elterlichen „Hotel

Englhof“ die Hotelbar. Voller Ideen, Elan, Tatendrang und

Fleiß verwandelt Andy Hotter diese einfache Hotelbar zu

einem wahren Erlebnisort. „Herr Andreas“ unterrichtet die

zukünftigen Bar-Hoffnungsträger und -trägerinnen in Bar-

Grundregeln. „Andy“ vertritt als Mitglied der Österreichischen

Barkeeper-Union Österreich bei zahlreichen internationalen

Cocktail- und „Flairing“-Wettbewerben. Im Laufe der Zeit entwickelt

sich Andy zu einem veritablen „Miracumix“. Tagtäglich

experimentiert und novelliert er klassische Cocktails.

Dadurch entstehen moderne „Hammer-Drinks“! Im

„Englhof Labor“ entwickelt Andy Erdnussbutter-, Apfel-Bourbon-,

Trüffel-, Bananen-, Rum-, Earl-Grey-, Ingwer-, Limette-,

Vanille-, Waldhonig- und Grenadine-Sirups.

Auch Ingredienzien mit Zucker, Salz und Kräutern werden

in der „Englhof Manufaktur“ hergestellt. Die Gestaltung seiner

Eiswürfel erforderte wiederum exklusive Cocktailgläser. Inzwischen

hat sich Andy „Miracumix“ zusätzlich zum „Spirituosenwissenschaftler“

entwickelt!


Mein bereits im Jahre 2010 auf meiner Homepage veröffentlichter

Bericht „Austrias best Hotel Bar“ wurde durch

„Mixology“ 2019 und 2020 durch „Fallstaff“ bestätigt!!!

Es ist nicht leicht, dieses ganze, äußerst extravagante „Bar

Paket“ präzise zu beschreiben.

AM BESTEN GEHT MAN SELBER HIN, lässt sich

beraten und verwöhnen und erstarrt in Ehrfrucht.

„Feel well at Andy‘s place in Zell!“

www.englhof.at

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77¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯GENF. WINTER 1967-68.

NACHTRESTAURANT "LE CHANDELIER"

Unsere Nummer 126

¯78

Es war ein kleines Restaurant mit sechs Tischen im Restaurant

im Parterre und sieben Tischen im ersten Stock. Klein, aber

fein! Arbeitsanfang für „mise en place“ um 19.00 Uhr,

Personalessen um 19.30 Uhr, und ab 20 Uhr war geöffnet bis

zwei oder drei Uhr früh.

„SPERRSTUNDE“ oder dessen Kontrolle waren (für

uns) unbekannt. Das Verhältnis Küche-Service hatte Verbesserungspotential.

Der Küchenchef war (für uns) nicht besonders

kreativ. Am einen Tag gab es Steak, am nächsten Tag Entrecôte.

Danach Steak, und so weiter. Das hört sich zwar gut an,

ist es auf Dauer aber nicht. Man sehnte sich manchmal, und

wer hätte das je gedacht, nach dem meist auch nicht berühmten

Personalessen, das man von früheren Hotels kannte!

Wegen der für Künstler und Schauspieler angenehmen

Öffnungszeiten besuchten uns bekannte Persönlichkeiten wie

Jean Marais (Fantomas), Alain Délon und Marianne Faithfull,

inklusive ihrer Filmcrews. Spezialitäten waren Steaks und

Fondue Bourguignonne. Unser Service war erstklassig, sogar

die Mais-Hühnchen wurden am Tisch tranchiert!

Gérard, der Franzose, hatte das Parterre-Restaurant über

und fand irgendwie immer einen Parkplatz in der Genfer

Altstadt. Sein Citroën 2CV hatte ein französisches Nummernschild.

Von der Arbeit kommend, wurde er, mittels an der

Windschutzscheibe befestigtem „Willkommen in Genf“-Gruß,

gebeten, sein Auto beim nächsten Besuch doch dort zu

parken, wo das erlaubt sei. Ricardo aus Mailand hatte das

Service im ersten Stock zu verantworten.

Wie die meisten Italiener nicht besonders groß gewachsen,

mit seinem breiten Lächeln und auffallend weißen Zähnen

im immer braungebrannten Gesicht, war er wohl der geborene

Entertainer.

Da wir aus Platzgründen ohne Buffet arbeiteten, hatten

sowohl Gérard als auch Ricardo die Spirituosen „auf Stand“.

Sowohl im Parterre als auch im 1. Stock hatte jeder eine

Espressomaschine zur Verfügung. Stand und Kaffee mussten

beim Patron gekauft werden. Ricardos Kaffeecreation war, so

meinte er, „fantastico“, und bestand aus zwei Dritteln frischem,

gekauften „Patron Kaffee“, verfeinert mit einem Drittel bereits

gebrauchtem und zu Hause auf seinem Balkon getrocknetem

Kaffee. Ricardos Vorteil bestand darin, weniger „Patron-Kaffee“

kaufen zu müssen. Nachteil war, dass er erstens gutes

Wetter brauchte und zweitens nach einer bestimmten Zeit

wieder bei null anzufangen hatte, weil ansonsten die Mischung

nicht mehr ganz ideal war.


Getränkekarten

ein Beitrag von Alexander Weller.

Erschienen im "OSCAR"

Sie haben sich sicher schon mal geärgert, wenn man Ihren

Vornamen falsch geschrieben hat, oder gar Ihren Nachnamen?

Wenn es um Produktnamen bei Getränkekarten geht,

scheint das nicht so eine große Rolle zu spielen.Es ist schon

Arbeit genug, das Angebot zusammenzustellen, korrekt zu

rubrizieren und die Preise zu kalkulieren. Den Rest „macht eh

mein Grafi ker“.

Glauben Sie mir: Kein Grafi ker hat irgendwo gelernt, wie

man Produktnamen von Spirituosen richtig schreibt. Schuld

hat meistens die Zeit – „keine Zeit gehabt“. Warum passiert

dieses Missgeschick eigentlich nur im Service und fast nie bei

einer Speisekarte? Köche haben ebenfalls wenig Zeit. Auch

bei Weinkarten wird viel Zeit investiert. Das macht der Patron

selbst, oder der Sommelier, und die sind sogar stolz auf das

Endresultat.

Mit Recht! In Zeiten des Internets dürfen solche Fehler gar

nicht mehr passieren! Getränkekarten mit „Baccardi“, „Heinecken“,

„Ramazotti“, „Unterberg“ oder „Myers Rum“ sind ein

Verhöhnung der Produzenten und ergeben für das jeweilige

Image wohl kaum Pluspunkte. Es zeugt von Engstirnigkeit, Gedankenlosigkeit,

Ahnungslosigkeit und Lustlosigkeit.

Wenn man diese vier Begriffe nebeneinander reiht und

die ersten Buchstaben liest, entsteht ein Wort, das wohl am

meisten zutrifft. Leider sind in Österreich geschätzte 80 % der

Getränkekarten fehlerhaft! Mathematisch betrachtet bedeutet

das, dass im international viel gelobten Gastronomieland

Österreich acht von zehn Getränkekarten mit Fehlern behaftet

sind! Es gibt kaum Gründe, Capucino anzubieten statt Cappuccino,

Henessy statt Hennessy, Sambucca statt Sambuca,

Teqilla statt Tequila, etc.

Auch der geographische Sprung bei Whisk(e)y von

Schottland nach Amerika, dann retour nach Irland und via

Kanada wieder zurück nach Schottland ist nicht nachvollziehbar.

Unbegründete und völlig sinnlose Sprunghaftigkeit dieser

Art ist bei Weinkarten wohl unvorstellbar!

Für die nächste Visitenkarte des Hauses ein wenig mehr

Zeit zu investieren, wäre nicht von Nachteil!

Just drink about it!

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NBEGEGN UN GE

BESO NDERE

¯SUMMER OF 1971.

THE SONG OF NORWAY

Unsere Nummer 113

Royal Caribbean Cruise Line. Inc.: „M/S Song of Norway“.

Ein Luxusschiff für 800 Passagiere. Angebot: wöchentliche

Cruises ab und nach Miami via Nassau-Bahamas,

San Juan-Puerto Rico und Saint Thomas-Virgin Islands. Wegen

des US-Embargos konnten wir Kubas Küste nur aus der Ferne

beobachten.Um an ausgebildete europäische Fachkräfte zu

gelangen, wurden, via Postweg, hervorragende Positions- und

Verdienst-Angebote zugesagt, aber nicht eingehalten.

„OVER THE OCEAN“, also vor Ort in Miami, war das

dann „im Moment noch nicht möglich“ und wurde „für später“

in Aussicht gestellt. Die Personalchefs wurden regelmäßig

ausgetauscht und keiner wusste mehr Bescheid, weder über

Versprechungen noch über Zusagen. „Zur Sicherheit“ (dieses

Systems) wurde der Reisepass eingezogen! Für Landgänge in

Miami erhielten wir eine 24-hours-Aufenthaltsgenehmigung.

Die Kontrollen waren äußerst streng, arbeiteten doch viele

hauptsächlich deshalb am Schiff, um in das gelobte Land

USA zu gelangen. Vor allem die Italiener entpuppten sich als

wahre Spezialisten darin, Amerikanerinnen zu schwängern, zu

heiraten und zu bleiben.

Von 400 Crewmitgliedern gab es am Schiff nur acht

weibliche Mitarbeiterinnen. Fünf Shopdamen, zwei Friseurinnen

und die Schiffsärztin. Die (meist turnusmäßig wechselnde)

Freundin vom Kapitän nicht mit eingerechnet.

Die mir zugesagte Stelle als Barmanager, also Leiter

aller Bars, entwickelte sich „für den Anfang“ zu einem „Bar-

Lounge-Steward“. Also nicht hinter, sondern vor der Bar

wurde ich eingeteilt. Wir waren dort zu viele Stewards, und

das ohne fi xe Station.

Wer zuerst beim Gast war, hatte Bedienungsrecht. Ohne

Gäste kein Trinkgeld und ohne Trinkgeld keine Einnahmen.

Eigentlich hätte man Turnschuhe für diese Arbeit gebraucht. Ein

wenig ungewohnt und für mich nicht das Ideale, weshalb ich

zum Speisesaal wechselte. Wir erhielten für jeden Tag eine

andere Servicejacke. In Bordeauxrot, Grün, Braun, Weiß,

Blau und Kanariengelb. Für das Mitternachtsbuffet arbeiteten

wir in rot-weiß-gestreiften New-Orleans Jacken. Führungsmitarbeiter

hatten ein Fixum. Der Maître $ 800 im Monat, sein

Stellvertreter $ 700, beide „Haidwaiters“ und die „Winewaiters“

$ 600. Der Speisesaal war für diese Leute zu groß, um

¯80

sich Gäste-Kontaktnähe

zu verschaffen, und sie

lukrierten deshalb kaum

Trinkgeld. Wir Stewards wurden von der Company mit $ 50

pro Woche entlohnt. Wir dachten und arbeiteten deshalb

nicht pro Saison, sondern pro Woche.

Jeder Passagier war verpfl ichtet, am Ende der Woche

für das Service am Tisch für Frühstück, Lunch und Dinner $ 2

pro Person und Tag zu bezahlen. Je größer die Station, umso

höher der Verdienst.

Um mehr Tische zugeteilt zu bekommen, war es wichtig,

dass die Chemie zum einteilenden Maître, einem gebürtigen

Wiener, passte. Es bedurfte also des Wohlwollens der „Einteiler“,

und das war bei mir, von seiner Seite aus gesehen,

denkbar schlecht: Es stellte sich heraus, dass auch er sich als

Bar-Chef im Sporthotel Igls beworben und eine Absage bekommen

hatte, da ich diese Stelle bekam! Ich erhielt deshalb

immer wieder eine weit von der Küche entfernte kleine Station

und zusätzlich, anstelle von Freigang, in Anfahrtshäfen die

„Ehre“, die Offi ziere ehrenamtlich zu bedienen.

Spannend war das Abschieds-Dinner – Deshalb: würden

die Passagiere die verpfl ichtend zu bezahlenden $ 2 pro

Tag und Nase wirklich berücksichtigen? Und wie sahen die

Beurteilungsbögen bezüglich der Qualität der Küche und des

Service aus? Die Passagiere hatten die Wahl, zwischen „Excellent“,

„Good“, „Fair“ oder „Poor“ zu beurteilen. Hatte man

in zehn (!) Wochen bei allen Passagieren „Excellent“ erhalten,

so gab es von der Company eine Prämie von $ 1.000. Nachdem

wir auf die Qualität der Küche keinen Einfl uss hatten und

zusätzlich angewiesen waren auf die Konzentration und auf

die Launen der Passagiere, war dieser von der Zentrale angedachte

„Motivationsschub“ real natürlich nicht erreichbar und

uns gegenüber eher eine Pfl anzerei.

Trotzdem war dieses Schiffsabenteuer eine für mich wertvolle

Erfahrung. Zwecks „Horizonterweiterung“ empfehle ich

jungen Menschen, „ein bisserl cruisen“ zu gehen. Es schadet

kaum, ist recht abenteuerlich und stärkt das geistige Immunsystem.


SONG OF NORWAY

Die Geschichte der "Song of Norway"

Sechs Namenswechsel und 2013 ein chinesisches Ende

Die "SONG OF NORWAY" war ein Kreuzfahrtschiff von Royal

Caribbean International. Es wurde im Jahr 1970 als erster Neubau der

Reederei in Dienst gestellt. Die Song of Norway entstand unter der

Baunummer NB 392 in der Werft von Wärtsilä in Helsinki und lief am 2.

Dezember 1969 als erster Neubau der Reederei Royal Caribbean International

vom Stapel. Nach der Ablieferung am 5. Oktober 1970 brach

das Schiff am 7. November zu seiner Jungfernfahrt in die Karibik auf, wo

es den Großteil seiner Laufbahn für Royal Caribbean verbringen sollte.

In den folgenden Jahren wurden Kreuzfahrten immer beliebter,

weshalb das Schiff von August bis November 1978 bei seinem Erbauer

Wärtsilä in Helsinki um fast 30 Meter verlängert wurde, um mehr Passagiere

aufnehmen zu können. Die Song of Norway war damals das erste

Kreuzfahrtschiff, das durch den Einbau einer Sektion verlängert wurde.

Anschließend blieb sie fast zwanzig weitere Jahre für Karibik-Kreuzfahrten

im Einsatz. Im Mai 1997 beendete das von der weitaus größeren Vision-

Klasse abgelöste Schiff seine letzte Fahrt für Royal Caribbean

SUNDREAM

Noch im selben Monat wurde die Song of Norway unter dem

neuen Namen Sundream an die Reederei Sun Cruises verkauft, die zum

Reiseveranstalter Airtours gehörte. Die folgenden knapp sieben Jahren

verbrachte das Schiff mit Kreuzfahrten im Mittelmeer sowie in Nordeuropa.

Im Januar 2004 beendete die Sundream ihre letzte Reise für Sun

Cruises, die noch im selben Jahr den Betrieb einstellten.

DREAM PRINCESS

Nach Ende der Dienstzeit bei Sun Cruises wurde das Schiff in

Piräus modernisiert, in Dream Princess umbenannt und an die israelische

Reederei Caspi Cruises verkauft. Fortan unternahm die Dream Princess

Kreuzfahrten ab Haifa. Im Januar 2006 ging das Schiff nach New

Orleans, um dort als schwimmende Unterkunft für die Tulane University

nach Schäden durch Hurrikan Katrina zu dienen. Dieser Einsatz war im

Juni 2006 beendet, jedoch kehrte die Dream Princess nicht wieder in den

Dienst für Caspi Cruises zurück.

2007 kollidierte die Dream bei starktem Wind erneut im Hafen von Rhodos

mit einem Frachtschiff.

CLIPPER PEARL

Nach Umbauarbeiten in Kuşadası im November 2007 ging das Schiff

im Dezember als Clipper Pearl an seinen neuen Eigner Pearl Owner Ltd.

über. Diese vercharterten es im Mai 2008 als Clipper Pacific an die japanische

Hilfsorganisation Peaceboat. Eine anschließend geplante Weltreise

wurde durch technische Mängel verworfen. So musste die Clipper Pacific im

Juli 2008 aufgrund eines Lecks in New York City zur Reparatur nach Florida

gebracht werden. Die Reise wurde schließlich nach weiteren Problemen in

Seward (Alaska) beendet. Anschließend ging das Schiff zur Reparatur nach

Istanbul. Peaceboat hatte jedoch an der Clipper Pacific kein Interesse mehr.

FESTIVAL / OCEAN PEAR

Nach längerer Liegezeit war das Schiff ab Juli 2009 kurzfristig unter

dem Namen Festival wieder für Caspi Cruises im Einsatz. Im November desselben

Jahres ging die Festival als Ocean Pearl an die in Mexiko ansässige

Reisegesellschaft Quail Travel’s Happy Cruises. Im September 2011 wurde

das Schiff außer Dienst gestellt und zum Verkauf ausgeschrieben, nachdem

der Betreiber Insolvenz anmelden musste.

FORMOSA QUEEN

Im April 2012 ging die Ocean Pearl an unbekannte Eigner in China, die

das Schiff in Formosa Queen umbenannten und zu einem Casinoschiff umbauen

lassen wollten Dieses Vorhaben scheiterte jedoch, und die ehemalige

Song of Norway wurde im November 2013 zum Verschrotten an einen

unbekannten Abbrecher in China verkauft, der das Schiff zerlegte. In Yinhu

wurde es verschrottet

Quellennachweis: Wikipedia.

Neuer Eigner des nun in Dream umbenannten Schiffes wurde die

Lance Shipping Company mit Sitz auf den Bahamas. Im Dezember 2006

unternahm die Dream eine Kreuzfahrt vor Dubai und stand anschließend

ab Januar 2007 für Mittelmeer-Fahrten im Dienst.

Am 18. September 2007 bekam die Dream während einer Kreuzfahrt

im Hafen von Rhodos zehn Grad Schlagseite. Die Rettungsboote

wurden klargemacht, da ein Sinken des Schiffes befürchtet wurde. Die

Dream Princess konnte jedoch stabilisiert werden. Grund für den Vorfall

waren technische Probleme in der Abwasseranlage. Am 18. November

81¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯WASSER & WHISKY.

DER ACHENSEE

Unsere Nummer 144

Rezension von Alexander Weller

Der Achensee liegt im Naturschutzgebiet Karwendel, hat

133 Meter Tiefe, verfügt über 9 Kilometer Länge mit eine

Oberfläche von 6.800 km² und ist der wohl beliebteste

und bekannteste See der Tiroler und Tirolerinnen. Es werden die

wildesten Geschichten über den Achensee und die Bewohner

seiner Ufer, „die Achen-Seeher“, kolportiert. Es muss ja einen

Grund geben, weshalb die „Seeher“ ungern in ihre Vergangenheit

tauchen. Das praktizieren die Halb-Bajuwaren lieber direkt

im See selber. Interessant ist das Verhältnis zu den Zillertalern.

Getrennt durch die Inntalfurche, grüßt man sich zwar, aber

ein „Seeher“ wird wohl kaum Zillertaler Bier in seinem Betrieb

führen bzw. mit Genuss konsumieren. Doch lassen wir diese

Geschichte der See- und Tal-Rivalität und schauen wir auf das

WW (Whisky-Wesentliche) vom 23. Oktober 2021:

Die Organisation, präzise vorbereitet, jedoch ein wenig

unüblich: Anstelle eines fixen Bus-Abfahrtsplatzes wurde für

eine flexiblere Variante entschieden. Jeder Teilnehmer wurde

von zu Hause abgeholt!!!

Nicht verwunderlich, dass ab Innsbruck Richtung Achensee

bereits in Innsbruck einen Viertelstunde Verspätung

entstand. Vermutlich war das mit Absicht eingeplant, denn

Warten erhöht sowohl die Erwartungshaltung und als auch

damit die Spannung! Thomas Hundbichlers Freundin Nina aus

Zell (am See!) kontrollierte gekonnt die 4 Gs: Getestet, Geimpft,

Genesen & Gesehen, und verwöhnte die Bus-Einsteiger

mit Reiseproviant.

Einen „Welcome Glenlivet 12y“, sowie, damit das Reden

keine Halsbeschwerden hervorruft, ein kleines Flascherl mit

Vitaminflüssigkeit, wohl auch „Zipfer“ genannt. Pünktlich

erreichten wir den mit verschiedenen „Versorgungsinseln“ ausgestatteten

Abfahrtsplatz beim Fürstenhaus.

AM ACHENSEESCHIFF die übliche 4-G-Kontrolle und

an der Kasse die Möglichkeit zum Erwerb der als Zahlungsmittelvorgesehenen

Chips. Es war bereits reger Betrieb,

denn ein Großteil der Teilnehmer war schon längst bei den

verschiedenen Whisky-Inseln, übersichtlich verteilt in den

verschiedenen Gruppen: High/Low Lands, Islys, Blends und

„Rest der Welt“, eifrig beim Debattieren und Konsumieren.Ein

großes Lob dem „Tiroler Schotten Service Team“, gekonnt und

professionell wurde beraten und eingeschenkt. Die Zigarren-

Insel war logischerweise im Freien, was an der Farbe der

Nasenspitze beim zuständigen Herrn Mayrhofer deutlich

sichtbar war. Ziemlich grau und daher angepasst an die

Asche seiner Zigarren. Die „Pipers“, direkt eingeflogen von St.

Ulrich am Pillersee, versorgten das Schiffspublikum mit original

schottischen Klängen. Die ganze Gesellschaft unterhielt sich

prächtig und „netzwerkte“ in lockerer gemütlicher Atmosphäre.

Im Grunde spielte sich hier bei uns in Tirol ein gigantisches

Spektakel ab; mit See und Hügellandschaft wähnte man sich

tatsächlich in Schottland! Abfahrt des „Whisky-Schiffes“ pünktlich

um 19.00 Uhr.

Die Motoren kaum hörbar, wie Hybrid. Windstill. Der See

ruhig, ohne Wellen. Nur beim Hinausschauen bekam man

das Gefühl, auf einem Schiff zu sein.Herr Mario Prinz, langjähriger

Beschaffer seltener Whiskys für den Claymore Whisky

Club und vor allem Vermittler einer Vielzahl von Whiskys an

schottische Marketingmanager der verschiedensten Destillerien

in Innsbruck, eröffnete den offiziellen Teil der Veranstaltung.

Herr Gert Weihsmann, proud in „Great Britain Flag

Shoes“, Keeper of the Quaich, Verantwortlicher und Sponsor

des weltweit zweitgrößten Spirituosengiganten Pernod Ricard,

erklärte die verschiedenen Menü-Begleiter. Der „Claymore“

Gründer Rudi Hundsbichler, ebenfalls Keeper oft the Quaich

und Organisator dieses Whisky-Happenings, wünschte einen

interessanten Abend.

Für die zur Verfügung gestellten Whiskys hat die Küche ein

5-Gang-Menu kreiert:

Entrée: 12y The Glenlivet

Suppe: 15y The Glenlivet

Zwischengericht: The Glenlivet finished in japanese cask

Hauptgericht: Aberlour 12y

Dessert: Aberlour 15y

Finale: Aberlour A`BUNAD, Oloroso cask,

Original cask strength, 59.6 Vol.%

Ich als Beobachter verteile für das Service das Maximum

an Punkten. Unauffällig, schnell und bewundernswert gut umgehend

mit dem (zu) schweren Geschirr. Auch ein Lob dem

Küchenpersonal. Sie haben sich bemüht, aber es war deutlich

erkennbar, dass für diese Anzahl an zu versorgenden Gästen

entweder die Küche zu klein oder zu wenig Personal vor Ort

war. Ein LOB der Tirol-Schifffahrt, die a) sich getraut hat, dieses

Abenteuer zu organisieren, und extra für diese Veranstaltung

die richtigen „Nosing“-Gläser besorgte. Insgesamt war

dieses erste „Whisky am Schiff Spektakel“ eine (Achensee-)

Reise wert! Ideal, diese Anfangserfahrungen für Verbesserungen

im Jahr 2022 zu verwenden:

a)Man sollte nicht überrascht sein, wenn Weißwein

bestellt wird. Logischerweise gilt diese Regel nicht nur für Ver-

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anstaltungen! Weißwein muss KALT serviert werden! Weißwein

mit Zimmertemperatur serviert, schmeckt wie lauwarme

Cola oder Fanta, nämlich ÜBERHAUPT NICHT.

b)Wenn wir schon beim Punkt Temperatur angelangt

sind: Ein Jammer, und ein absolutes „No-go“, das Servieren

von eiskaltem Whisky. Und das Notabene auf einem

Whisky-Schiff! Offensichtlich aus „platztechnischen Gründen“.Hier

verlieren Nase, Geschmack und Genuss ihre

Berechtigung und es verlieren sämtliche in Generationen

verfeinerten Herstellungsbemühungen ihre Bedeutung. Der

Restaurantleiter empfahl mir, inklusive Schulterklöpferl, „Tuast

a bisserl warten, dann wird des scho wieda.“

c)Eine Aufteilung auf zwei Tage wäre, aus organisatorischen

Gründen, überlegenswert. Und eine Reduzierung der

Teilnehmer, aus küchentechnischen Gründen, empfehlenswert.

Die Bus-Heimreise, nicht mehr von allen Anwesenden

real miterlebt, war wiederum eine interessante „Sight-Seeing-Tour“.

Dermaßen interessant, dass in Absam sogar ein

Kollege unbedingt im Bus bleiben wollte. Er möchte, bitte

schön, doch direkt vor seiner Haustüre, quasi in seinem

Wohnzimmer, aussteigen. Dieses Begehr wäre in der engen

Zufahrt nicht nur ungemütlich, sondern mit zweieinhalb Tonnen

Begrenzung sogar verboten gewesen! Wir bedanken

uns bei www.brisnikbus.at, speziell beim Chauffeur, der

sich gewiss noch längere Zeit an diese unfallfreie Fahrt und

seine Whisky-Passagiere erinnern wird.

Er hat mich um ca. 2 Uhr früh, nicht weit von zuhause,

zart und leise, abgesetzt. Wobei wir zum Schluss bei Punkt

d) angelangt sind: Wenn aus technischen Gründen möglich,

wäre eine um zwei Stunden vorverlegten Abfahrt für alle

Beteiligten kein Nachteil. Es war „ein voll cooles Happening“

&I hope to see you next year

meint Alexander Weller.

83¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯POWERFRAU MIXT MÄNNERDOMÄNE.

SONJA GRÖSSINGER

Unsere Nummer 43

¯84

Durch Besuche an der „Internationalen Tourismus Börse“,

kurz „ITB“ genannt, in Berlin, und Messeteilnahme für

Innsbruck-Igls an der „Salon Mondial du Tourisme“ in

Paris, hatte ich bereits Messeerfahrungen gesammelt. 1988

folgte für mich die erste Gastronomiemesse, und zwar „Alles für

den Gast“ in Salzburg. Diesmal mit und für „Seagram Spirituosen“.

Jährlich in der zweite Novemberwoche findet man hier

Aussteller und Besucher der wichtigsten nationalen und internationalen

Multiplikatoren in Gastronomie, Hotellerie und

Lebensmittelindustrie. Alles besonders professionell organisiert.

Hier pflegt man seine Kontakte. Hier trifft man sich. Hier

entstehen Freundschaften. Hier wird begutachtet, werden

Aufträge erteilt, ist man auf der Jagd nach lukrativen Geschäftsbeziehungen.

Die Wenigsten bleiben über Nacht, reisen mit dem Zug

an, denn es wird ja bei jedem Anbieter gratis Alkohol angeboten,

sind diszipliniert und arbeiten gezielt mit einer Liste der

zu kontaktierenden Firmen. Andere wiederum sind besonders

schlau, kommen mit dem Auto, parken bis zur Autobahn und

fahren am Abend fröhlich, aber weniger fit, wieder nach Hause.

Für die örtliche Polizei sind das richtige „Leckerli-Tage“. Es

gibt wohl kaum ein Gebiet in Österreich, wo – wie bei dieser

fünf Tage dauernden Messe – eine so hohe Zahl an Führerscheinen

den Besitzer wechselt!

Seagram Crew: Freitag: Standaufbau, Hotelzimmer beziehen,

Kollegen-Treff und Besprechung der Schwerpunkte

während eines gemeinsamen Abendessens. Hier erfolgt die

Einteilung des Abends. Lokal- und Bar-Besuche. Salzburger

Kunden wissen, dass wir in der Stadt sind, und erwarten

unseren Besuch, inklusive deftiger Spesen-Rechnung. Für uns

Aussteller ein wahrer Marathon: Nach einem anstrengenden

Tag, mit Verkostungen und viel Konversation folgt das Abendessen

und anschließend Kunden-Besuche bis zwei, drei oder

vier Uhr früh. Ein paar Stunden später, ab 9 Uhr, steht man

wieder am Stand und wartet auf neue Besucher. Voller Unternehmungslust

und mit einem freundlichen Gesicht. Eh klar! Fünf

Tage und vier Nächte sind wir unterwegs!

Am Stand gibt es zwei kleine Besprechungsräume, durch

einen Vorhang abgeschirmt, wo man sich in Ruhe mit dem

Kunden unterhalten, sprich verhandeln, kann. Die Mehrzahl

der Besucher kommt nicht zur „Gast“ und bezahlt Eintritt, nur

um ein paar Freunde zu treffen oder um ein Gläschen zu

konsumieren. Nein, man möchte ganz gezielt einen Vorteil erhaschen.

Es werden Gläser, Accessoires, Beratung, Ideen, ein

Besuch, Naturalrabatt oder Unterstützung bei Veranstaltungen

gebraucht und erwartet! Und hier sind wir nunmehr, als eine

von vielen Besuchern bzw. Besucherinnen, bei Frau Sonja

Grössinger gelandet.

Besitzerin eines Billard-Cafés sowie der bekannten Cocktail-Bar

„Grotta Azzura“ in Eugendorf. Zu dieser Bar pilgerte

sogar die Salzburger Elite gerne hin. Genau unser Ziel: eine

Partnerschaft mit „Opinionleadern“ der Branche herzustellen.

Etwa Mitte 20, schlank, blond, attraktiv, einnehmendes

Lächeln und, wie sich herausstellte, eine äußerst zähe Verhandlerin.

Für mich, als noch nicht fix angestellter Mitarbeiter

ohne Pourvoir, eine Nummer zu groß. Herr Roman Peter übernahm

die Verhandlungen. Offenbar erlag er Frau Größingers

Charme, denn, neben ausreichend Accessoires der verschiedensten

Spirituosen, ging Frau Sonja mit der Zusage auf

eine ganze Gratis-Palette MM-Sekt, inklusive mengenweise

MM-Gläsern und MM-Kühlern, zufrieden heimwärts! Als

Gegenleistungen wurden verschiedene Seagram-Aktionen

vereinbart.

Für Seagram Austria auch nicht verkehrt, stand doch MM-

Sekt bei uns im Fokus. MM-Sekt mit Plastikkork wurde von uns

als „ehrlicher österreichischer Sekt, der niemals korkt“ propagiert!

Durch ORF-Fernsehwerbung inklusive Wiener Walzer

mit Johann-Strauß-Musik erreichte der MM Sekt zu dieser

Zeit einen Anteil von fast 13% am österreichischen Sektmarkt!

Bis, ja bis, Mitbewerber herausfanden, dass Johanns Musik

irgendwie „hineingeschmuggelt“ worden war.

Diese MM-Story sei nur nebenbei bemerkt. Wir bleiben

bei der taffen Frau Sonja Grössinger, denn zu dieser Zeit

waren Lokalbetreiber und Entscheidungsträger zum Großteil

männlich. Dursetzungsvermögen und Kampfqualität waren da

unbedingt vonnöten. Sie wurde geboren an einem Sonntag

in Salzburg und ist bis zum 10. Lebensjahr auf einem Bauernhof

aufgewachsen. Die Eltern erbauen und eröffnen 1972 die

Pension „Heubergrand“ in Eugendorf, der Grundstein ihrer


gastronomischen Laufbahn. Obwohl Frau Sonja unbedingt

Frisörin lernen wollte, wählten ihre Eltern für sie eine Gastronomielehre

aus. Ihre Lehrjahre 1977-1981 absolvierte

sie bei der „Firma Koller & Koller“, damals Betreiber des

Hotel Stieglbräu, Stieglkeller, K&K am Waagplatz sowie

des Flughafenrestaurants. Beeindruckt vom Bar-Geschäft

startete Sonja die Wintersaison 81/82 als Commis de Bar

im „Hotel Alpenhof“, St. Jakob in Osttirol. Sonja durfte ihren

Bar-Chef Herrn Pallauf Helmut bei einem Mixwettbewerb

der ÖBU begleiten.Hier entstand ihre Begeisterung für Mixgetränke

und deren spektakuläre Cocktailwelt. Ihre erste

„Bar auf Rechnung“ bot ihr das „Hotel Mara“ in Zürs. Im anschließenden

Sommer führte Sonja das Schwimmbadbuffet

Friesach in Kärnten.

Den Wunsch, ihr Englisch zu verbessern, realisierte

Sonja als Au-pair in Southend on sea, England. Back to the

roots als Bar-Chefin der Tagesbar „Seehotel Überfahrt“,

Rottach-Egern am Tegernsee. Dann Bar-Chef-Stellvertreterin

der Tagesbar Ramada Renaissance Hotel, Hamburg.

Die erste Frau in dieser Position in einem 5 Sterne Haus im

hohen Norden. Ausreichend geschult eröffnete Frau Sonja

1986 neben ihrem Billard-Café die Cocktail-Bar „Grotta

Azzura“ in Eugendorf, unweit von Salzburg.

Voller Elan, Ideen und Unternehmungslust, stellte sich

ihre Bar bald nicht nur als absolutes Highlight, sondern auch

als eine der ganz wenigen Cocktail-Bars der Salzburger

Szene dar.

Geführt von einer Frau! Auch das war damals eine

Ausnahme! DBU-Mitglied 1986, ÖBU-Mitglied 1987, zu

der Zeit, die erste Frau in der ÖBU. Im Vorstand der ÖBU

von 1997 – 2014. Ihre Cocktail-Passion resultierte bei

nationalen und internationalen Mixwettbewerben in unzählige

Urkunden, Auszeichnungen und Pokale. Der Höhepunkt ihrer

Mixkarriere war die Weltmeisterschaft in Japan 1996. Es wurde

in 4 Kategorien gemixt, Pre Dinner, Longdrink, After Dinner

und Ladys Cup. Sonja erzielte beim Ladys Cup die beste

Arbeit unter 38 Nationen und ermixte für ihren Drink „Halodri“

den 3. Platz. Das war ein unvergessliches Erlebniss.

Frau Sonja, immer gut gelaunt, Probleme weglächelnd,

dachte sich „das kann doch nicht alles sein“, brauchte neue

Herausforderungen, verpachtete ihre Betriebe und machte

einen Lehrgang für „Finanzbuchhalterin“ . Dieser Schritt erscheint

unerwartet, denn wer jongliert schon gerne anstelle

mit Shaker, mit Ziffern und Zahlen? Aber Frau Sonja dachte

sich, das lässt sich irgendwann gut kombinieren. Außerdem ist,

wenn man Betriebe zu führen hat, eine Finanzausbildung nur

von Vorteil. Gut kann ich mich erinnern, dass mir ein in Finanzschwierigkeiten

geratener bekannter Hotelier einmal mitgeteilt

hat: „Hätte ich meinen Sohn besser anstelle der Hotelfachschule

als Steuerberater ausbilden lassen!“

Frau Sonja arbeitete ab 1992 in einem Steuerberatungsbüro

um Erfahrung zu sammeln. Auch arbeitete sie in der

Finanzbuchhaltung der Firma „Nannerl Getränke Innovationen“.

Finanzfit übernahm Frau Sonja 1994 den elterlichen

Betrieb.

Die erfolgreiche „Grotta Azzura“ wurde renoviert und auf

„Collins“ umbenannt. 2016 bildete sich bei der tüchtigen Frau

Sonja die Meinung heraus, ausreichend und genug in der

Gastronomie gearbeitet zu haben, verkaufte ihre Betriebe und

verabschiedete sich von der Gastronomie.

Treffend, mit einem Cocktail vergleichbar, ist die analytische

Betrachtung von Frau Sonjas „One Woman Show“-Berufsleben:

Abwechslungsreich, Bemerkenswert, Erlebnisvoll,

Nachhaltig, Trocken, Erfolgreich, Unumstritten, Erfrischend,

Rührend, Lustig, Interessant, Colourful, Herrlich.

Das Cocktailmixen hat Frau Sonja allerdings nicht verlernt.

Das praktiziert sie immer noch gerne.

Für Freunde und Privatgäste.

Zu Hause!

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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯DER WELTBEKANNTE.

RAIMUND MARGREITER

Unsere Nummer 117

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Juli 1988: Anfrage des Radiosender (SWR) aus Stuttgart, ob

Innsbruck Interesse hätte, bei der dort populären Städtequiz-Sendung

mitzumachen. Bekannte Stadtbewohner erzählten

eine Geschichte über ihre Stadt, ohne diese namentlich

zu erwähnen. Am Ende der Sendung konnten Zuhörer anrufen

und raten, um welche Stadt es sich handelte. Klar hatten wir als

Tourismusstadt Interesse!

In meiner Funktion als Vizedirektor des Tourismusverbandes

Innsbruck-Igls, zuständig für das Marketing, war die

Vorbereitung dieser Sendung eine interessante Aufgabe.

Auf meiner Liste, inklusive Zeitraster zu je 15 Minuten pro

Vortragendem, unter anderem Altbürgermeister Alois Lugger,

Vizebürgermeister Arthur Krasovic, zuständig für Kultur, und

der weltbekannte Chirurg Raimund Margreiter.

10 vielbeschäftigte Leute telefonisch zu erreichen, sie zu

überzeugen, für Innsbruck etwas Gutes zu tun und zusätzlich

zu einer vorgegebenen Zeit zu erscheinen, ist eine abenteuerliche

Geschichte.Telefonat mit der Klinik Innsbruck, Abteilung

Chirurgie: Nach einer üblichen längeren Wartezeit höre ich

Professor Margreiters Stimme. Ich erkläre ihm unser Vorhaben,

und als Antwort erfolgt eine Schimpfkanonade auf Landesregierung,

Landesbeamte und Klinik-Eifersüchteleien. Resultat:

Prof. Margreiter kommt pünktlich mit seinem roten Mercedes-

Cabrio 300 SL mit dem Kennzeichen „LMAA1“ und liefert

einen wirklich außergewöhnlichen Beitrag ab.

Oktober 1996: Im Büro von Professor Margreiter. Anwesend

der Professor, meine Frau Ingeborg und ich. Diskussion

zum Thema: NIERENLEBENDSPENDE UND TRANS-

PLANTATION.Mein Creatininwert - das Maß für nicht

verarbeitete Giftstoffe im Körper - war bereits auf über 11

gestiegen. Der gesunde Mensch hat 1 bis 1,5.

Es wurde beschlossen, zu transplantieren, sobald ein

Wert über 12 gemessen wurde. Da erhob der Professor mit

auf mich gerichtetem Zeigefinger seine Stimme und herrschte

mich an: „Ich mach das! Aber nicht wegen dir, weil DU bist

krank, sondern wegen deiner Frau, weil die ist gesund!“ Und

so geschah es auch. Professor Margreiter hat uns am 28.

November 1996 erfolgreich transplantiert. Meine eigenen

– nutzlosen und daher überflüssigen - Nieren würden später

entfernt. Das Wort „ERFOLGREICH“ ist hier wohl vollkommen

berechtigt anzuwenden, denn am 28. November 2021 hatte

ich die Niere meiner Frau ein Vierteljahrhundert in meinem

Körper. Der Creatininwert, gemessen bei meiner vierteljährlichen

Kontrolle, pendelt seither zwischen 1,2 und 1,3!

Herbst 1998: ORF-Landesstudio Salzburg. ORF 1,

Sendung mit Barbara Stöckl. Eingeladen Professor Margreiter

sowie meine Frau und ich. Ziel der Sendung war es, Lebendspenden

zu propagieren. Gleichzeitig war dies auch eine Art

Werbesendung für die Klinik des transplantierenden Chirurgs.

Im Besprechungsraum warteten wir auf Professor Margreiter.

„Ganz nebenbei“ erfuhren wir, dass der Professor AUSGELA-

DEN worden war!

Meine Frau wollte unverzüglich die Heimreise antreten,

wurde aber dann doch überredet, zu bleiben. Wir saßen bei

der Sendung im Publikum und wurden mit ein paar Fragen

bedacht. Florian Lauda, der jüngere Bruder des ehemaligen

Rennfahrers Niki, war nämlich wesentlich prominenter. Florian

mit „seinem Wiener Chirurgen“ wurde am Podium interviewt

und die beiden waren die Stars der Sendung.

Vom ORF ein starkes Zeichen, sich zu verhalten, wie es

sich NICHT gehört!


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POST

EIN ANDERER MESSI.

Er hat alles aufbewahrt. Ich habe noch nie jemanden kennengelernt,

noch getroffen, der ein derartig reichhaltiges Reservoir

an schriftlichen Erinnerungsstücken hat, wie Athanasius "Alexander"

Weller. Piff-Baff-Erstaunt. – Herbert Waltl

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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯MENSCHENFREUND UND SAUSER.

HELMUT FRÖHLICH

Unsere Nummer 148

Meine Tätigkeiten bei der „Landes-Hypothekenbank“,

verteilten sich über sieben und ein halb Jahren. Später

wurde dann von Direktor, und spätere Landeshauptmann,

Wendelin Weingartner, schlauerweise, damit sich alle

Tiroler und Tirolerinnen angesprochen fühlten, das Wort „Tirol“

hinzugefügt.

Dennoch hatte ich in meiner Zeit in der Hypo mit Helmut

Fröhlich eher wenige Berührungspunkte. Denn „Herr Dr. Fröhlich“

befand sich ganz nämlich ganz wo anders. Anderes

Stockwerk, er auf der erste Etage, ich im Parterre oder außer

Haus. Andere Abteilung, er in der Kredit Abteilung, ich, an der

Kassa. Beim Geldwechsel. Kunden Konto Auszüge ordnen.

Pfandbriefe zählen. Travellerchecks verkaufen. Kunden aquirieren.

Kunden außerhalb Innsbruck betreuen und trachten

noch rechtzeitig in die Zentrale zu gelangen, noch bevor diese

ganze Bank wieder hermetisch zugesperrt wurde. Deshalb

war der Hierarchie auch eine andere.

Dr. Fröhlich, kannte ich eigentlich nur vom hastig-vorbeisausen.

Immer freundlich grüßend. Er schien pausenlos in Eile

zu sein. Trotzdem fand er regelmäßig Zeit sich mit seinem

Gegenüber kurz zu unterhalten und sich interessiert nach

deren Wohlbefinden zu informieren. Somit war er trotz Zeitknappheit

über die meisten seiner Kollegen und Kolleginnen

bestens informiert.

Jetzt, in seinem WOHLVERDIENTEN RUHESTAND,

ist sein Interesse an ihm bekannten Personen, sei es irgendwo

draussen im Freien oder bei einer Veranstaltung, nach wie vor

nicht abgeklungen! Auch aus Wertschätzung und Interesse

an meinem (Buch)Partner Herr Bert Waltl und mir, sprach er

spontan eine Einladung zum Mittagessen aus. Grund für mich

ein wenig über „Herr Dr. Fröhlich! nachzuforschen: Geboren

1939. 18 jährig bei der Hypo Bank eingetreten und ganze 42

Jahr treu geblieben!

Sein Karriereleiter war eine alpinähnliche: langsam aber

stetig bergauf hinauf.! 1971 Abteilungsleiter Darlehensabteilung.

1974 Vorstand der Darlehens- und Kreditabteilung. Als

Laie fragt man sich schon was der Unterschied von Darlehen

und Kredit tatsächlich bedeutet. Das Wort „Kredit“ stammt aus

dem Lateinischen und bedeutet „ Glauben“ - „Vertrauen“. Das

Althochdeutsche Wort „Darlehen“ ist entstanden aus „Lêhen“

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– „Leihen“ – „ Ausleihen von Geld“. Ich als Holländer sehe da

kaum eine Differenz und summe das berühmte Lied aus 1959

von Dinah Washington: „What a difference a word makes…“

Mit Fragezeichen!

Während dieser Zeit war meine Tätigkeit als mobile Filiale

eine verbindende. Ich schloss keine Verträge ab. Nicht mal

einen Bausparvertag! Und schon gar keine Kredit- oder Darlehensverträge!

Ich war der Mittelsmann zwischen Kunden

und den verschiedenen Abteilungen in der Zentrale. So

plante ein Seefelder Hotelier einen größeren Zubau. Deshalb

fuhren Dr. Fröhlich und ich an einem Vormittag zu dem bauwilligen

Kunde. Nachdem dieses Geschäft zwar noch nicht abgeschlossen,

dennoch weitgehend vorbereitet war, besuchten

wir spontan noch weitere Kunden am „Sonnen – Hochplateau“.

Kunde um Kunde waren erfreut und fühlten sich geehrt

über diesen hohen freundschaftlichen Besuch. Ich, Beifahrer

„Herr Weller“, war es gewohnt, eine Kleinigkeit zu Mittag

zu mir zu nehmen. Meist bei einem "Asiaten". Ich liebe das

schnell zubereitete und günstige Menu mit Reis oder Nudeln.

Klar hatten wir im Auto regen Austausch über den nächsten zu

besuchenden Kunden. Das Menu allerdings schaffte es nicht

aus meinen Kopf. Das Menu nahm, je mehr der große Zeiger

meiner Armbanduhr sich fortbewegte, fast ganz Besitz von mir

ein. Der nächste Kunde geriet immer deutlicher im Hintergrund.

Bei mir, offensichtlich nicht bei Dr. Fröhlich.

Ich hatte richtigen Hunger! Großen Hunger.

13 Uhr, Kundenbesuch. Es wurde später, 13.30 Uhr. –

3.45 Uhr – für das Menu war es bereits zu spät. Für den Vorstand

einer Abteilung war der Kunde in diesem Fall tatsächlich

König und für ein unbedeutendes Mittagessen wäre es für

mich als Untergebenen wohl nicht angebracht seine Gedankengänge

offen zu legen. Unerwartet und kurz vor den

Ausstieg beim nächsten Kunden meinte Dr. Fröhlich: „ Wenn

Sie Hunger haben, auf dem Rücksitz liegt eine Banane!“. Mit

„Chiquita“ Aufkleber. Also nicht mal aus Asien!

Bei einen ähnlichen Kunden-Tour am Hochplateau mit Dr.

Fröhlich, war ich der Chauffeur und hat sich das wieder ausgeglichen!

Beim Mittagessen trank Dr. Fröhlich Apfelsaft. Kein

kleines Bier oder ein Glaserl Wein. Er erklärte mir, seit seinem

Unfall in seiner Jugend nie mehr Alkohol getrunken zu haben.


Also, so dachte ich mir, hat er nie den schrägen Geruch und

Geschmack eines korkenden Weins erfahren. Wir graben

weiter in Dr. Fröhlichs Vergangenheit: 1986 Vorstandsdirektor

1989 Vorstandsvorsitzender Damit war der höchste Stufe

in der Bankenleiter in der Hypo erreicht.

Als Menschenfreund stand bei ihm immer das Gegenüber

im Mittelpunkt und Vordergrund.

Mit dem Eurowechsel verabschiedete sich auch Dr.

Fröhlich von seiner langjähriger Geldwelt. Verfügt jetzt

über wesentlich mehr Zeit – zu seiner freien Verfügung. Ein

Leben ohne Auto und ohne Handy bedeutet in diesem Fall

wenig(er) Stress und ausreichend „RUHE“. Andererseits

hat seine Motivation schnell zu handeln, was Sinnvolles zu

unternehmen, zu helfen, zu tun nicht ein bisschen nachgelassen.

Man sieht ihm vielleicht nicht mehr so schnell „sausen“

wie in früheren Zeiten, dafür ist er ruhiger, bedachtsamer,

noch weiser und überlegener geworden. Diese

Eigenschaften setzt er immer noch gerne bei Kulturbesuchen

und karikativen Einsätzen ein. Inzwischen ist er für alle

seine ehemaligen Kolleginnen und Kollegen zum einfachen

"Helmut" geworden. Seine Auftritte und seine sympathischen

Wortspenden veredeln jedes Fest, egal ob Geburtstag,

Pensionsantritt oder auch letzte Worte am Lebensende.

Helmut ist verheiratet und hat eine Tochter und zwei

Buben, inzwischen natürlich ziemlich erwachsen…. und

mehrere Enkelkinder.

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PRESSE


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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯JA. JA! – DER HERR REINDL.

VIKTOR HAID

Unsere Nummer 102

Der Name Viktor Haid, ist kein besonderer. Wenn „Viktor“

gerufen wird, bleiben viele Leute stehen oder drehen sich

um, weil sie sich angesprochen fühlen. Bei dem Familiennamen

„Haid“ sind das schon wesentlich weniger. Aber

immerhin ist da nichts Auffälliges. Auffällig hingegen ist der

Name „Herr Reindl“. Jedem Tiroler und jeder Tirolerin ist der

Herr Reindl ein Begriff.

Seit 1995, als Nachfolger von „Grantler Griesser“, machte

Herr Reindl, bewaffnet mit seiner mobilen Doppelmülltonne

- seinem "Zweitonner" jeden Freitagabend zum Schluss der regionalen

Fernseh-Sendung „Tirol Heute“ die ganze abgelaufene

Woche sauber. Hier landeten schon manche Späne nicht

in einer seiner MÜLLTONNEN, sondern ganz woanders!

Wenn der Herr Reindl, krankheitsbedingt oder auf Urlaub, mal

nicht sauber machen konnte, waren tausenden Fans in Tirol

enttäuscht. Grund genug mich mit meinem früheren Tiroler

Landes-Reisebüro-Kollegen näher zu befassen: 1953, im

Innsbrucker Stadtteil Pradl das erste Mal die frische gesunde

Tiroler Luft geschnuppert, wuchs Viktor als ganz normales Kind

friedlich, ohne nennenswerte Vorkommnisse, auf. Die üblichen

Schuljahre bewertet Viktor im Nachhinein als nicht besonders

lustig, „waren aber in Ordnung!“. Eigendefinition seiner schulischen

Karriere: „Kindergarten mit Auszeichnung. Volksschule

mit sehr gutem Erfolg. Unterstufen Real-Gymnasium mit gutem,

Oberstufen ohne Erfolg. Vor der Matura in beiderseitigem

Einverständnis aufgelöst“. Viktor interessierte sich schon früh

für Musik. Schlagzeuger Viktor gründete daher zusammen mit

Jugendfreund Edmund "Max" Sparer eine eigene Band. Viktor

liebte es auf sein Instrument zu dreschen, vorzugsweise so laut

wie möglich. Beschwerden gab es daher fast immer, egal in

welchem Proberaum musiziert wurde. Da kam man auf die

glorreiche Idee im Gehörlosenheim in der Ing.-Etzel-Straße

anzufragen – und jawohl da durfte tatsächlich geprobt und

sogar vor Publikum aufgetreten werden! Das Publikum, meist

Heimbewohner, wurde per Schreibtafel informiert ob gerade

Walzer, Rock, Beat oder Country gespielt wurde. Unmittelbar

nach seiner Zeit beim Militär landete Viktor, von weit entfernten

Länder träumend, am 1. April (!) 1972 als sogenannter

„Springer“ beim „Tiroler Landesreisebüro“. Springer beim

TLR bedeutete damals mit seinem Lohn nicht weit springen

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zu können und trotzdem überall einsetzbar zu sein! Auch

eingesetzt als mein Kollege in der „Geldwechselstube am

Hauptbahnhof“, wo wir uns so richtig kennen gelernt haben.

Am Bahnschalter in der Zentrale am Bozner Platz lernte Viktor

Catherine , das frühere englische Kindermädchen des Grafen

von Thurn und Taxis im „Hotel Grünwalderhof“ in Patsch

kennen. Catherine war damals schon in der Filiale des Tiroler

Landesreisebüros in Igls beschäftigt, wo sie für ihre Kunden

internationale Bahnfahrkarten über Viktor bestellen musste. Die

häufigen Telefonate führten schließlich dazu dass sich bald

bei beiden die ersten Schmetterlinge in Bewegung setzten!

Falls Viktor gehofft hatte seine holprigen Englischkenntnissen

durch seine „Cathy“ verbessern zu können sah er sich arg getäuscht,

denn Catherine sprach schon ein akzentfreies "Tirolerdeutsch"!

Die erhofften Sprachstunden wurden intensiver und

endeten, jawohl - eh klar -, am Traualtar! Später resultierte

diese feierliche Veranstaltung in drei Kinder, zwei Mädchen,

ein Bub. Das Tiroler Landesreisebüro hatte in Tirol eine Filiale

in Mieders im Stubaital.

Direktor Hofrat Lässer überließ Viktor dort die Leitung

des Büros. Es gibt eine Unterschied zwischen „Leitung der

Filiale“ und „Filialleiter“. Normalerweise sollte das am Ende

des Monats einen Unterschied machen. Bei Viktor nicht, sein

Gehalt blieb derselbe. Eigentlich logisch, war er doch nicht

Filialleiter! 1981 wechselte Viktor seinen Tätigkeitsbereich und

verabschiedete sich von dem „unterbezahlten Laden“(Eigendefinition)

zum Antiquitäten-Geschäft in der Altstadt, Kiebachgasse.

Antiquitätenhandel mit der Spezialität von Einrahmen

alter Meisterwerke, Spiegel, Bilder und Fotos. Hier ließen

auch Künstler wie Dietmar Kainrath Ihre Bilder einrahmen.

Passend dazu das in der Nähe gelegene Café „La Bohème“,

Viktors Stammlokal wo er auch öfters Dichterlesungen

von eigenen Werken veranstaltete. Unter den Gästen war

auch oft sein alter Freund Heinz Fechner, Kameramann und

Regisseur beim ORF. Man suchte einen „Wochen-Ender“ für

„Tirol Heute“. Type „Saubermacher“. Humoristisch. Sarkastisch.

Kritisch. Heinz Fechner entwickelte zusammen mit Viktor

eine geeignete Figur und 1995 war „Herr Reindl“ geboren.

Herr Reindl schwerste Zeit in der Woche war der Donnerstagabend,

anschließend an „Tirol Heute“: Vor einem leeren Blatt


Papier grübelnd was zum schreiben die Mühe wert war.

Geschehnisse die, die Zuseher interessieren würden. Zwei

Hürden waren zu beachten, die zur Verfügung stehenden

Zeit, 2 Minuten und 30 Sekunden, sowie die Themen: Nicht

gesendete aktuelle Themen, die man schon aus der Zeitung

kannte, waren verpönt. Was senden, wenn diese Woche

nur negative Meldungen angestanden? Lawinentote, Autounfälle

und Brände sind nicht besonders lustig.

Aber immer wieder gelang es Herrn Reindl Heiterkeit

in die Tiroler Wohnstuben zu transportieren. Kurz, die via

Tiroler Berge ins Wohnzimmer gelangten „Herr Reindl“

Sendungen erlangten bald Beliebtheit und Herr Reindl

wurde zum öffentlichem Eigentum. Die anfängliche relative

Lockerheit was Drehort, Drehzeit und Sendezeit sowie

Personalressource betraf, musste aus Spargründen gestrafft

werden und im Dezember 2019, nach 25 Dienstjahren und

über 1.000 Sauberarbeiten, wurde Viktor, meines Erachtens,

zumindest öffentlich, ungebührend schlicht und schlecht

verabschiedet.

Unvergessen seine „GAMBRINUS REDEN“, seine

politische Jahres-Rückblicke beim Gauderfest in Zell am

Ziller. Das hat bei so manchen Politiker, mancher Politikerin

den Eindruck erweckt, gerade beim Asiaten Süß-Saures

gegessen zu haben! Privat ist Viktor immer noch „Herr

Reindl“. Wird täglich, egal wo er sich gerade befindet, in

Tirol, Jesolo oder in Griechenland, öffentlich erkannt, begrüßt,

verehrt und angesprochen. Klar erwarten die Leute

auch noch ein lustiger „Sager“. Verständnisvoll befriedigt

Herr Reindl diesen Wünsch. „Und das wird bis zum Ende so

bleiben“ meint Viktor.

Viktor hat sich selber zu einer Tiroler Fernsehlegende

geschrieben und wohl auch gemacht.

Oben:: Erste Bühnenrolle mit 4 oder 5 bei den Pradler Ritterspielen.

– darunter: Catherine und Viktor – ganz unten: Viktors

damalige Band "Mayflower" 1974.

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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯LORD OF THE WHISKYS.

KLAUS SCHWAIGER †

Unsere Nummer 156

Traurig habe ich am 5. März 2022 die Meldung von Klaus

Schwaigers Ableben erfahren. Klaus, der Sir. Der Wissende.

Der Fleißige.

Der zurückhaltende Benno – DJ und Barkeeper der

ABSOLUT Bar „PSSST“ in Jenbach hat mir den Kontakt zum

Whiskysammler Klaus hergestellt. Das wird so Anfang der

90ern gewesen sein. Bei meinen Abendbesuche in „PSSST“

übergab ich Benno öfters Whisky Accessoires für Klaus.

Nach netten Rückmeldungen besuchte ich Klaus, mit einem

„Four Roses“ Wasserkrug als kleines Mitbringsel, in seinem

Blumengeschäft, ebenfalls in Jenbach. Logisch, dass die

Chemie zwischen Klaus und mir sofort optimal war! Rührend

erklärte mir Klaus alles über seine Blumen und Pflanzen, zeigte

mir stolz „Frischlinge“, selber in alle Früh direkt aus München

abgeholt. Öfters habe ich ihm im Geschäft ein seltenes

Whisky Accessoire vorbei gebracht. Die Pflanzenwelt war ihm

fast noch wichtiger als seine Whiskywelt. Zumindest in seinem

Blumengeschäft.

In der Freizeit änderte sich diese Einstellung schlagartig.

Da hat man das Wort „Blumen“ nicht mehr gehört. Klaus lebte

eigentlich zwei Leben. Ein Blumen-Leben und ein Whisky-Leben.

Und das voller Liebe und Überzeugung. Voller Leidenschaft

konnte er berichten wo und wann und zu welchem

Preis er eine seltene Flasche erworben hatte. Öfters trafen

wir uns im „Joes Pub“. Das war in der Nähe und er hatte eine

Vertretung im Geschäft. Unvergessen mein Besuch bei Klaus in

seiner Wohnung. Für mich eine reale Sensation! Whisky Flaschen

wo immer man auch hinsah. Auf Doppelregale reihten

sich seltene Whiskyflaschen. Keine leere, nein, ungeöffnete

wohlgemerkt! Wohnzimmer, Schlafzimmer, ja sogar auf der

Toilette. „Langsam geht mir der Platz aus“ meinte Klaus. Am

Tisch im Wohnzimmer Gläser und eine einladende geöffnete

Glenfarclas 15y. Hier stellte ich Klaus eine Frage, dessen

Antwort ich schon wusste: Ob die Entscheidung der Auswahl

für diese eine Flasche am Wohnzimmertisch eine schwierige

gewesen sei?

"Und klar ist das eine schwierige Entscheidung und mir tut

das Herz weh, hat doch jeder Flasche seine eigene Geschichte!"

Große Bewunderung und Hochachtung hatte ich für

die jährlich stattfindenden Whisky Ausstellungen und Verkostungen,

organisiert von Klaus mit seinem Partner Joe Riedmüller

im Hause „Jägerwirt“ bei Hans Knapp in Volders.

Hier waren gleich drei Whisky-Kapazunder zugegen!

Nur diese Situation alleine war schon eine tolle Erfahrung

wenn man sich in der Whiskywelt ein bisserl auskennt. Hunderte

Flaschen, original Bilder, Wappen, Aschenbecher und

Accessoires jeder Art waren durch Joe und Klaus transportiert

und platziert worden und nach der Ausstellung wieder retour

gebracht. Durch Zufall erfuhr ich das Klaus sehr, sehr krank

war und sich schon über eine Woche in der Innsbrucker Klinik

befand. Vorwurfsvoll meinte ich, dass er sich hätte melden

sollen. „Ich bin froh meine Ruhe zu haben“ meinte er und

optimistisch: „des wird scho wieda“.

Ein unglaublicher Fußabdruck auf dieser Welt ist wohl seine

Initiative – das Whiskymuseums „Angelshare“ in Jenbach.

Eine Fahrt nach Jenbach und der Besuch ist absolut empfehlenswert.

Dank Klaus! Mit Ehrfurcht werde ich mich immer an unsere

gemeinsamen Erlebnisse erinnern!

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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯DER, DER FLÜGEL VERLEIHT.

HELMUT EDER

Unsere Nummer 154

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September 1988, Weller Alexander, arbeitslos. Als Revoluzzer

vom Fremdenverkehrsverband Innsbruck-Igls abgestempelt,

mit Betonung auf „ab“. Vom „Arbeitslosen Büro“

überqualifiziert eingestuft. Nunmehr beim Inhaber der „Spectrum

Werbeagentur“ Josef Hauser, ein ehemaliger Kollege bei

der Hypo Bank, beschäftigt. Werbung bedeutet „Kunden zu

mehr Umsatz zu verhelfen“.

Genau auf meine vorher gehenden Tätigkeiten zugeschnitten!

Hier lernte ich Helmut Eder kennen. Zu zweit waren

wir mit der Entstehung einer Veranstaltungszeitung, genannt

„Tyrol-Tyrol“, eingeteilt. Die Entstehung eines neuen Produktes

ist immer spannend. Durch gemeinsames lautes Nachdenken,

durch Millenniums „Brain-storming“ genannt, Überlegungen

und Verwerfungen, entsteht meistens ein überzeugendes

Produkt! Mein Partner, Helmut Eder, ein nachdenklicher,

angenehm ruhiger Bursche. Helmut Eder : 1965 in Koblenz

geboren, wuchs ohne besondere Vorkommnisse, oder hyperaktive

Anzeichen, auf. Erst in der frühen Pubertät entwickelte

sich in Helmuts Körper ein unruhiges Gen. Helmut entwickelte

sich, obwohl nicht schwindelfrei, zum „Adrenalin junky“.

Von Null auf Hundert. Je schneller umso risikoreicher, desto

intensiver der Nervenkitzel! Als Teenager auf dem Rücken

von Rennpferden als Jockey (mehrfacher Gewinner von Bewerben

zur Europameisterschaft). Später bedeutete das Motorrad

eine Steigerung, Motorradrennen das Optimum. Seine

Sponsoren, die Edel Etablissements „Lady O“ und „Nofretete“.

Zeitweise war es Helmut oft langweilig. Neugierig suchte

er im Telefonbuch um etwas Ungewöhnliches zu finden. Und

jawohl, unter „F“ entdeckte Helmut „Fallschirm Springen“, das

war die logische Fortsetzung des Speed Gefühl. 1993 starte

Helmut seine eigene Werbeagentur, interessierte sich auch für

Flugzeuge.

Sein Ziel war nunmehr der Flugschein. Das Fliegen

empfand Helmut „wie Autofahren“. Fahren, fliegen, einparken,

alles „ganz easy“! Die Theorie allerdings war eine echte Herausforderung.

Er musste wieder lernen zu lernen! 1997, nach

40 Flugstunden, war sein ersehntes Ziel erreicht! Befähigt ein

kleines Flugzeug „nach Sicht zu fliegen", wurde bald weniger

lustig. Der alte Flieger war oft defekt. Etwas unterfordert mit

den Kurztrips, bestand Helmut, nach 200 Flugstunden, in

Florida seinen „Instrumenten Führerschein“! Das bedeutet unter

anderem auch bei Nebel einwandfrei Fliegen zu können. Die

EU- und die Ost Erweiterung verursachten weniger Bürokratie

und der Bedarf an geschäftlichen Flüge intensivierte sich. Zur

Jahrtausendwende erarbeitete Helmut sich das Optimum -

den Berufspilotenschein!

Genug gesehen, gelernt und geflogen, fand Helmut seine

Berufung nicht mehr in der Werbung. Er eröffnete seine Privatcharter-Airline

„Fly Tyrol“ am Innsbrucker Flughafen mit AOC

(Aircraft Operator Certificat). Bei dieser Eröffnungsfeier war

ich, als ehemaliger Kollege, mit ABSOLUT Variationen gerne

behilflich! Wer hätte das gedacht: von „Tyrol-Tyrol“ zu „Fly

Tyrol“! Man kann zu jederzeit telefonisch oder per Mail unbürokratisch

einen Flug reservieren. Egal wohin. Motto „Helmut

verleiht Flüüügel!“.

Hier verdient Helmut immer noch seine Brötchen. Eingeflogene

oder auch nicht eingeflogen. Sein Speedy-Gen hat

sich derweil ein bisserl beruhigt. Er bleibt aber nach wie vor

quirlig. Mit Schi- und Radfahren, Taekwondo und laufen wird

„Bewegung“ immer noch nicht all zu klein geschrieben. Somit

bleiben bei Helmut Körper und Geist offen für weitere unvorhergesehenen

Entwicklungen!


Helmut Eder - 2012

Helmut Eder – Ende 2019

New York City Marathon

2015, Finisher

Motorradrennen 1995

Helmuts Traumauto 1999 Wien Freudenau 1983

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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯MEIN BESTER FREUND.

DIETER SCHERFLER †

Unsere Nummer 15

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Obwohl auf meiner Home Page zu seinen Lebzeiten

ausführlich gratuliert, so ist es doch naheliegend Näheres

über meinen besten Freund zu berichten: Der als

Sohn einer alleinstehenden Mutter ist in äußerst bescheidenen

Verhältnissen aufgewachsene Dieter Scherfler wurde in Januar

1944 im Innsbrucker Stadtteil Wilten geboren.

Nach abgeschlossener Bäckerlehre in Bregenz startete

Dieter seine Kariere als Bäcker Junggeselle in Innsbruck. Hierauf

folgten drei Jahre, ebenfalls als Bäcker, in Australien. Unsere

erste Begegnung ereignete sich Anfang der Sommersaison

1970 im großen Speisesaal von „Sporthotel Igls“. Ein wenig

überrascht, da Direktor Klaus Ledwinka mich als zuständigen

Oberkellner nicht informiert hatte, stellte sich Dieter selber als

neuer Mitarbeiter vor.

Natürlich waren wir über eine Zusatzarbeitskraft erfreut

und Dieter fing voller Elan als Commis bei uns an. Küchenchef

Martin aus Reith bei Seefeld war uns nicht besonders gut gesinnt.

Das Personalessen hatte entsprechende Qualität. Aus der

Not heraus entstand deshalb ein neues Versorgungs-Konzept.

Lehrling Andreas Hirzinger bestellte in der Küche Hauptspeise

Supplement und versteckte das behutsam. Nach dem Abendservice

ging das Licht im Speisesaal aus, Kerzen beleuchteten

das auf dem Rechaud aufgewärmte Essen und bei unserem

gemütlichen „Candle Light Diner“ verstärkten wir vom Service

unsere freundschaftliche Bindung.

Die Gäste hatten jeden Donnerstag „Candle Light Dinner“.

Wir Täglich! Auch die Bindung zu unseren Gästen war uns

wichtig. Wir veranstalteten Fußballspiele gegen andere Hotels,

Radrennen Patsch-Lans auf halbwegs echten Rennrädern

und im Winter waren die Gastronomie Hindernis - Schirennen

natürlich besonders unterhaltsam! Ende der Saison kam ich zu

der Erkenntnis als Oberkellner in diesem Hause ausreichend

gelernt zu haben. Außerdem packte mich das Fernweh, plante

eine andere Sprache zu lernen. Hotelbesitzer Dr. Fred Beck

wollte mich nicht ziehen lassen und überzeugte mich mit seinem

Angebot die Bar zu übernehmen. Ich war mir nicht sicher,

überlegte und fuhr spätnachts zu Dieter, damals in der Kanne

in Seefeld als Bar Commis tätig und überzeugte meinerseits

Dieter, mit mir, diese attraktive Herausforderung an zu nehmen.

Gemeinam in der Hotelfachschule „Montana“ in Luzern, absolvierten

wir einen Barmixkurs.

Genau zu dieser Zeit erfuhren wir, treue „Wacker Innsbruck“–Fans,

via Radio über den Sieg in Madrid über Real

Madrid. Für uns, eine unglaublich beeindruckende Geschichte!

Mit Barkenntnisse angereichert entstand ein gut eingespielters

Entertainer Duo im Sporthotel Igls. Unsere Hauptaufgabe

war nicht nur die Zubereitung der Drinks, sondern galt unbedingt

auch die Gäste zu unterhalten. Dieter war da sicher der

bessere von uns zwei, denn über seinen „eigener Schmäh"

lachte er selber am meisten!

Die Samstag Zimmerstunden waren ausnahmslos auf der

Steh-Tribüne West für die Heimspiele von Wacker Innsbruck

reserviert. Die echten Fans spazierten nach dem Spiel zum gegenüberliegenden

Eisstadion, wo die Heimspiele des „IEV“,

der Innsbrucker Eishockey Verein, bestritten wurden. Für uns

natürlich nicht machbar, denn das Gästeentertainment stand,

so wie jeden Abend, am Programm und freie Tage standen

damals überhaupt nicht zur Diskussion.

Sommersaison 1970 zu Ende, sehnten auch wir uns nach

Entertainment und verbrachten mit unseren Freundinnen gemeinsam,

Dieter mit Brigitte Spörr, ich mit Ingeborg Hackl,

einen wohlverdienten, unbeschwerten Urlaub in Tunis. Während

ich den Drang einen Sommer am Schiff in der Karibik zu

verbringen 1971 nachgab, übernahm Dieter meiner Position

als Chef Barkeeper. Nach diesem interessanten Meeres

Abenteuer wurde es im Herbst 1991 Ernst.

Wir besorgten uns Heiratsringe in Sterzing, Südtirol und

heirateten. Dieter seine Brigitte, ich meine Ingeborg. Wieder

in Igls beschäftigt, diesmal im Schlosshotel, sollte unser Ausflug

1974 mit Deutschen Gästen zum Fußball WM Finale Deutschland-Holland

in München zum Highlight des Sommers werden.

Das wurde es für mich aber nicht. Zuerst beim 0-1 für die

Holländer, als ich als einziger Holländer zwischen tausenden

Deutschen freudevoll aufsprang, hatte es noch den Anschein.

In Folge hatte ich noch Wochenlang mit Häme zu Leben! 2

-1 für Germany! Dieter entwickelte sich weiter, eröffnete das

später mit einer Haube ausgezeichnete Restaurant „Pic-Nic“.

Wegen der Nähe zum Gericht gehörten viele Anwälte, Richter

und auch bekannte Sportler und Politiker zu seinen Gästen.

Durch diese Kontakte entstand bei Dieter ein gigantisches


Rechts: Dieter mit Sänger Eros Ramazotti

und FC Tirol-Kicker Hansi Müller.

Wissen über Politik und Sport.

Es ergab sich die Chance das Buffet des städtischen

Schwimmbads „Tivoli“ zu übernehmen, wodurch das „Pic –

Nic“ für Dieter zur Vergangenheit gehörte. Die Küchenleistung

blieb auf Hauben Niveau, denn Küchenchef Louis und

auch das restliche Personal, blieb Dieter treu. 17 Sommer

lang umsorgten Dieter und Team die Schwimmbad Gäste.

Die wichtigsten Nachrichten, waren die Wettervorhersagen,

denn für mögliche bis zu 10.000 Gäste nicht ausreichend

Proviant im Hause zu haben, da bekommt man keine Pluspunkte!

Im Winter kam das „Schutzhaus Patscherkofel“ auf

2.000 Meter Höhe, dazu. Auch hier sorgte das Team für

hervorragende Verpflegung und Dieter zusätzlich, wie gewohnt,

für gute Stimmung.

Unglaublich wie er in Stresssituationen den Überblick

nicht verlor und Zeit für sein Schmäh fand! Man traf sich

„am Kofel bei Dieter, nicht „im Schutzhaus“. Als einer in der

Öffentlichkeit stehenden Person, war er doch auch „Wirtschaftskämmerer“,

kannte „Dieter“ sehr viele Leute. Noch

mehr kannten Dieter! Unangenehm war es ihm allerdings

schon, wegen seiner Verdienste um Gastronomie und

Tourismus vom Landeshauptmann das Verdienstzeichen des

Landes Tirol überreicht zu bekommen. Dieter verabschiedete

sich 2016 von dieser Welt.

DER BESCHEIDENE, IMMER GUT GELAUNTE

DIETER FEHLT NICHT NUR MIR, GEWALTIG!

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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯TAUSENDSASSA! MATTHIAS.

MATTHIAS GURSCHLER

Unsere Nummer 100

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SÖLDEN im Ötztal werden wir uns einmal näher anschauen.

Entstanden aus 12 Urhöfen um ca. 1300 n. Chr.,

liegt auf fast 1400 Höhenmetern und ist mit 468 km² die

flächenmäßig größte Gemeinde Österreichs!

Woher sind die Ureinwohner dieser Urhöfe gekommen?

Höchstwahrscheinlich aus dem Süden über den Hochalpenkamm.

Auch der damals noch völlig unbekannte

„Ötzi“ benutzte einen dieser Wanderwege!

Gesprochen wurde rätoromanisch. Eine Sprache,

welche durch ihre verschiedenen Dialekte

manchmal für Verwirrung sorgte, was der Pfeil

in Ötzis Schulter beweist!

Inzwischen ist viel Zeit vergangen, verfügt

Sölden mit seinen 3.000 Einwohnern über

15.000 Gästebetten, hat sich vom ursprünglichen

Bergbauerndorf weit entfernt und zu

einer Tourismus-Betten(Hoch)burg entwickelt.

Grob gerechnet sorgen drei Touristen für den

Lebensunterhalt von einem Einwohner bzw.

einer Einwohnerin. Mitten im Zentrum steht das

traditionsreiche, 1960 erbaute „Parkhotel“.

Von hier stammt die Hauptperson dieses Beitrages:

Matthias Gurschler, geboren 1962 als

jüngster von insgesamt drei Brüdern.

Hier erlernte er in sämtlichen Abteilungen,

wie das Hotelgewerbe funktioniert. Matthias

besuchte nach der Volksschule 1972 das

imagemäßig hochangesehene Bundesrealgymnasium in

Reutte. Er war ein meist braver Schüler. Fleißig muss er auch

gewesen sein, denn er maturierte 1980, ohne sitzengeblieben

zu sein! Das beflügelt natürlich, und der Sprung zum Studentenleben

in Innsbruck war ein abwechslungsreiches Unternehmen.

Studienzwang statt Schulzwang. Die Zeiten variabler.

Die Nächte länger. Lokalstudium zusätzlich zum Wirtschaftsstudium!

Kontaktfreudig, wie er war, kannte er bald viele Lokalbetreiber.

Andersherum natürlich ebenso! Das Studentenleben

ist hart. Vor allem „in the mountains“. Trotz Vierfachbelastung,

Studieren in Stereo, Fußball und Aushilfskraft im elterlichen

Hotel, wo er sämtliche Hotelabteilungen durchlief und auch

mit der Lieferantenseite in Berührung kam, schloss Matthias mit

dem Titel „Magister“ erfolgreich, stolz und zufrieden ab!

Zivildienst beim Roten Kreuz; hier lernte er, wie hilfsbedürftige

Patienten mit Sorgfalt und Humor zu „behandeln“ sind!

Nachdem sein älterer Bruder das Hotel übernahm, bewarb

Jungakademiker Matthias sich wenig erfolgreich bei

einer Versicherung als „Geschäftskundenbetreuer“.

Hier

befand man den Jungmagister

als nicht übermäßig „Kundenumgangsfreudig“

vulgo kommunikativ.(????)

Bei einer anderen Firma in

der Personalabteilung war man

auch nicht besonders angetan.

Erst dann bei der Österreichischen

Brau AG wagte Direktor

Hans Sulzberger, eine Art

Bierpapst in Westösterreich,

das Risiko einzugehen, fand

irgendwie Gefallen an diesem

Ex-Studenten und frischem

Magister. 1988 stieg Matthias

als „moderner Bierkutscher“ bei

der Österreichischen Brau AG

ein! Ein Traumjob für Matthias,

keine Frage.

Abendliche Lokalbesuche absolvierte er nunmehr nicht

mehr als Freizeitbeschäftigung, sondern als seriöse Arbeit!

Diese Arbeit erledigte Matthias besonders erfolgreich, er

kam zur Verwunderung von seinem Direktor frühmorgens mit

unterschriebenen Verträgen zur Arbeit! Diese Situation wurde

von der Direktion nicht goutiert und deshalb die Arbeitszeiten

verschoben: Abends und nachts unterwegs bedeutete

späteres Erscheinen im Büro! Resultat seiner so eigentlich nicht

geplanten Tätigkeiten: Schon 1990 stieg er zum jüngsten

Verkaufsleiter Österreichs auf! Verlässlich war er auch als „Verbinder“

zwischen seinen Verteidiger- und Sturm-Kollegen der

Fußballmannschaft Silz/Mötz. Nicht nur beim Fußball schien

er in dieser Position ein Naturtalent zu sein, was seinen weite-


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ren Lebensweg entscheidend positiv beeinfl ussen würde:

Beim Auswärtsspiel am Kemater Fußballplatz lernte Matthias

ein Mädel namens Beatrix, zufällig ebenfalls aus Sölden,

kennen. Hier muss Matthias alle seine Talente eingesetzt

haben, endete nicht am Fußballplatz, sondern am Traualtar

in der Kirche. Das Resultat: zwei Eheringe und ebensoviele

Kinder!

Nach profi tablem Verkauf des Seagram-Konzerns 1987

war nicht nur ich ohne Arbeit, sondern sämtliche meiner

weltweit 30.000 Kolleginnen und Kollegen ebenfalls. Die

ehemalige Besitzerfamilie Bronfman stieg um in das Entertainmentgeschäft

(was der Familie im nachhinein betrachtet kein

Glück bringen sollte). Wie das halt so funktioniert in dieser

modernen Zeit, fusionierte die Brau Union mit dem niederländischen

Biergiganten „Heineken“. Dort in Holland hat man

vernommen, dass ein erfolgreicher niederländischer Verkäufer

mit viel Gastronomieerfahrung in Österreich Arbeit suchte. Ein

Telefonat der Heineken Zentrale nach Wien zu Schlumberger

fi nalisierte sich im Anruf von Direktor Dr. Kovacs. Mir brachte

das Telefonat in der Folge eine zehnjährige Verbindung zu

Heineken/Schlumberger/Top Spirit.

Für mich ein interessanter Sprung von Corona zu Heineken.

Mein Antrittsbesuch bei Morandell in Wörgl war ernüchternd.

Und resultierte in meinen Letztbesuch. Der zuständige

„Herr Magister“ sah mich als Mitbewerber, nicht als Unterstützer,

denn wir bei Schlumberger/Top Spirit verkauften ja nicht

direkt, sondern vermittelten vom Kunden zum Verkäufer. Das

Gespräch mit dem Herrn Magister verlief schleppend und

entwickelte sich eigentlich nicht zu einem sinnvollen, eher zu

einem feindlichen! Ganz anders das Gespräch mit der Brau

Union Innsbruck. Da war ich sogar willkommen, die verstanden

meine Aufgabe als Unterstützer und Vermittler, nicht als

Mitbewerber.

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FÜR UNS WAR DER ALEXANDER

EINFACH DER MISTER HEINEKEN!

Matthias Gurschler

Die haben das System verstanden, gewusst, dass ich

den Heineken-Markt in meinem Gebiet bestens vorbereitet

hatte, dass ich nicht direkt verkaufe, sondern nur betreue

und Neukunden bringe. Das resultierte in gemeinsamen

Aktionen und reibungsloser Zusammenarbeit. Accessoires

von Top Spirit, Verkauf von der Brau Union. Diese Zusammenarbeit

wurde nicht nur von mir goutiert und resultierte in

eine, von mir besonders geschätzte, jährliche – herbstliche

Einladung, via Vermittler Matthias Gurschler, zum Edelweiss

Gamsbock-Anstich in Innsbruck.

UND HIER AUF DIESER BÜHNE, am Podium ist

Matthias ganz zu Hause. Das ist Entertainment pur. Seinen

Beruf verfehlt hat Matthias sicher nicht, aber als Kabarettist

wäre er bestimmt auch ein erfolgreicher! Klar muss am Rednerpult,

direkt in Reichweite, immer „sein“ Bier stehen, denn,

laut Eigendefi nition, lebt er „vom Bier“!

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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯EIN NACHTEXPRESS ALS EVERGREEN.

HANS "GIOVANNI" RIEDMANN

Unsere Nummer 60

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Der Spruch „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ ist ja

allgemein bekannt. Die Person dieses Beitrages hat mit

Letzterem absolut nichts am Hut. Daher machen wir einen

kleinen Rückblick über Silber. Landes-Hypothekenbank Tirol,

Zentrale, 1982.

Ein etwa 60 jähriger vertrauensvoller Numismatiker von

der Schöller Bank, extra für uns

Tiroler Bankangestellten aus dem

fernen Wien angereist, referiert

über die ab dem Jahre 1350 in

der Haller „Münzerturm“ angefertigte

, damals berühmteste

und bekannteste „Silberthaler“

der Welt. Die englisch sprechende

Bevölkerung in USA war

nicht fähig das Wort „Thaler“

richtig zu pronouncieren, und die

Bezeichnung „Dollar“ entspringt

daher auch aus Hall in Tirol!–

OK, das wissen wir nun, aber

die Basis, das Grundprodukt

muss ja irgendwo her stammen.

Und jawohl, da kommen wir die Sache schon näher: in etwa

20 Kilometer Entfernung befindet sich die „Knappenstadt“

Schwaz mit dem „Silberbergwerk Schwaz“. Hier, um etwa

1400, war eine ganze Armada Knappen, unter schwerste

Arbeitsbedingungen, damit beschäftigt die leeren Taschen von

„Friedl mit den leeren Taschen“ seine Taschen ein wenig nach

zu füllen.

In dieser historisch bedeutende „Bezirkshauptstadt“

Schwaz, ist GIOVANNI RIEDMANN einer der ca. 14.000

Bewohner. In Ried, ein Ortsteil von Schwaz wird Giovanni

1957 als jüngster, von vier Geschwistern geboren. In diese

historisch bedeutende „Bezirkshauptstadt“ Schwaz, ist Giovanni

RIEDMANN einer der ca. 14.000 Bewohner. In Ried im

Oberinntal wird Hans 1957 als jüngster, von vier Geschwistern

geboren. Giovannis Kindheitstraum „Leute zu unterhalten“

ging im Nachhinein betrachtet, voll in Erfüllung. Nachdem er

die „Kitteln“ seiner älteren Schwestern „auftragen“ musste,

gelang ihm das schon in seine Kinderjahren. Allerdings un-

gewollt! Giovannis lebensfroher Schwager, Beamter bei der

Bundesbahn, inspiriert Giovanni ebenfalls einen ähnlich "sorgenlosen"

Lebensweg zu wählen. Resultat: Eine Beschäftigung

als jüngster Bundesbahn-Fahrdienstleiter in ganz Tirol frohen

Gemutes, nicht unbedingt beamtenmäßig, strebsam und

fleißig und doch immer in bester Stimmung, schaffte Giovanni

die „Fahrdienstleitungabschlussprüfung“

mit Bravour und stieg

zum Leiter in Wattens auf. Die

angesparten Urlaube verbrachte

er als Schilehrer in Pertisau.

Giovanni verdankt seinen Künstlernamen

der Umstellung von

teureren Vier-oder-Fünf-Mann-

Live-Musikkapellen hin zu den

wesentlich billigeren Disc-Jockeys.

Ab Mitte der Siebziger

Jahre wird „Disco“ Massenkult.

Einer dieser neuen Plauderstars

der „DJ‘s“, wollte im Lokal

mal Pause machen, ersuchte

kurzerhand Giovanni – ihn, kurz

zu vertreten und voila!, Giovanni fand Gefallen an dieser Art

der Gästeunterhaltung. Borgte sich die notwendige Schallplatten

bei der „Inn Diele“ aus. Der Name Hans löste sich auf

und „GIOVANNI“ drehte Platten in Kitzbühel, Ischgl und am

Wolfgangsee. An die 200 Disco`s beackert – von Norwegen

im Norden Europas bis zu Ibiza im Süden prägte sein

Zigeunerleben. Er gewann gemeinsam mit KURT MAYR einen

„Redewettbewerb“ von Ö3 und moderierte als Gewinner,

unter RUDI KLAUSNITZER den „Ö3-NACHTEXPRESS“.

Hier muss ich kurz abschweifen zu einem anderen interessanten

Schwazer. Martin Winderl, Betreiber eines Schwazer

Farbengeschäftes. Also hattest Du eine Wand oder sonst was

zu bemalen und verschönern, besorgte man sich Farben und

Pinsel bei Martin. Inspiriert und animiert durch das Innsbrucker

Nachtleben orientierte Martin sich zunehmend Richtung leerstehende

Nachbargeschäft. Er plante und eröffnete ein neues

Lokal, das „Parterre“ Ein frisches Highlight in der Schwazer

Szene entstand – und für Martin ein nagelneues Metier!


Viel später wurde er sogar Hotelier und baute das Schwazer

Hotel „Stay Inn“. Café Bar„Parterre“, ja das war mein

Kunde, unsere Produkte machten dort guten Eindruck und

hier begegneten Giovanni und ich uns im Jahre 1999 das

erste Mal. Giovanni, inzwischen verheiratet mit Karin Rieser,

Tochter einer Hotelliersfamilie, ihr Vater war der Ex Bürgermeister

von Pertisau, hatte sich von der äusserst erfolgreiche

Radiosendung „Ö3-Nachtexpress“ verabschiedet. Die obligaten

zusätzlichen Nachrichten zu verkünden waren ihm zu

langweilig und animierte längst keinen Menschen mehr zum

fröhlichen Hupfen. Ihm selber am allerwenigste.

Giovanni eröffnete das „Giovanni“, eine gigantisch

große Disco mit einer außergewöhnlicher Außenfassade, gestaltet

von der bekannte Jagdmaler Hubert Weidinger. Fünf

große eingerahmte ABSOLUT Poster zierten Giovannis noble

WC Anlage. Ganz seltene Exemplare! Er ganz happy,

ich ganz stolz. Bis, ja bis, plötzlich die Wände ohne Poster

ziemlich nackt da waren. An Empfang und Security vorbei,

waren die Poster schon noch da. Aber woanders! Manch

Idee haben wir geboren und Veranstaltungen gemeinsam

durchgeführt. Giovanni, der Sunny Boy und Paradiesvogel,

immer gut gelaunt voller Tatendrang, Karin meisterte

Buchhaltung, die Logistik bedachtsam mit Übersicht. Nicht

nur geschäftlich harmoniert dieses „Giokarin“ Duo hervorragend,

auch privat wird jeder Aktivität, wie Harley- oder

Bootsfahrten gemeinsam durchgeführt. Giovannis Korrektur

der Augenlider, öffentlich bekannt geworden in der lokalen

Fernsehsendung „Tirol Heute“, machte Karin aber nicht mit.

Für Giovanni war das aber unbedingt notwendig, damit er

die Pläne seiner nächste Baustelle besser studieren konnte:

Ein Bekannter von Giovanni war wegen einer geplanten

männlichen Spielwiese bei sämtlichen Behörden mit Bomben

und Granaten durchgefallen. Hier erwachte dann Giovannis

Jagdinstinkt, sein Durchhaltevermögen, er wollte sich selber

beweisen! Das Ziel, im heimatlichen Schwaz einen "Turnverein"

zu realisieren gelang!

Am 1. April 2000 überreichte er seiner Karin, zu Ihrem

40. Geburtstag, die Schlüssel vom „La Rose“!

Notiz am Rande: Zum Vorhaben von Giovanni wetterte

der „Hohe Geistlichkeit“ vom Kanzel in der voll besetzte

Kirche, notabene ausgerechnet am Jahrestodestag von

Giovannis Vater, wie ein Berserker! „Da wird Schande über

der Stadt entstehen, Zuhälterei und Drogen werden Einzug

halten“. Der Pfarrer hatte ja das Mikrofon, als Zuhörer ist man

da machtlos. Nicht nur Giovanni und Karin waren entsetzt

über diese öffentliche Standpauke! Ein Großteil der Zuhörer

wanderte ob dieser öffentlichen Erniedrigung auf die Seite

von Giovanni und Karin.

Die Übergabe dieses Geschäftes an Tochter Lisa und

deren Ehemann fand im Jahre 2017reibungslos statt. Es sei

noch erwähnt, dass nichts von dem was der Herr Pfarrer

Vorhergessagt hat eingetreten ist! Die Disco „Giovanni“ ist

längst Geschichte. Die Erfolgsgeschichte vom Tausendsassa

Giovanni aber noch lange nicht zu Ende. Das Gegenteil ist

ganz deutlich an dem derzeit entstehenden fünfstöckigem

Multifunktionskomplex in Stans, dem „Aupark“ zu sehen!

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NBEGEGN UN GE

BESO NDERE

¯DO YOU HAVE A PIECE OF BREAD FOR ME.

THE BEATLES

Unsere Nummer 125

Wir schreiben den 5. Juni 1964. Veranstaltungszentrum

„Treslong“ in Hillegom, Provinz Noord Holland.

Ich war im Restaurant Commis de Rang.

Die Beatles kommen! Die 30 Kilometer lange Autobahn,

vom Flughafen Schiphol bis Treslong, waren beidseitig voller

hysterische Fans. Wir hatten für so einen Ansturm von Presse

und Fans zu wenig Personal. Daher wurde mir mein freier Tag

gestrichen und ich mit der Betreuung der Beatles beauftragt,

einerseits ärgerlich, andererseits schon aufregend! Ich benötigte

für meinen „Beatles-Haarschnitt“ keinen Friseur. Das hatte

ich selber modelliert!

Ihr Umkleideraum war ein Abstellraum, wo wir einen

Tisch hineingeschoben hatten. Diner im Restaurant wäre ja

undenkbar. Verschiedene Gegenstände verhinderten die

volle Beleuchtung des Raumes. Bei Ihrer Ankunft hatten die

Beatles HUNGER und wollten was essen, mussten aber auf

Anweisung von Manager Brian Epstein zuerst proben. Die

Jungs hatten echt Hunger, durften aber weiterhin, auch in den

Probe-Pausen, nichts zu sich nehmen. John Lennon war hier

nicht ganz einverstanden und frohlockte süßsauer zu mir:„Do

you have a piece of bread for me?“

Schließlich war tatsächlich „time to eat“ und servierte ich,

mit Beatle Frisur, den Beatles im halbdunklen Raum ein Steak.

Der Fotograf von größten Tageszeitung „De Telegraaf“ beurteilte

diese Situation, „Ein Beatle bedient die Beatles“, als

sensationell und machte einige Bilder. Die Beatles waren jetzt

richtig gut drauf, richtig happy und ulkten wie Schulbuben miteinander,

besonders pisackten sie ihren Manager Brian Epstein

und hatten eine Menge Spaß dabei. Weshalb die Proben

so wichtig waren, ist nachträglich nicht nachvollziehbar, da

am Abend dann durch irgendeinen Defekt – mitten in einem

Song – die Technik streikte und die Musik abrupt aufhörte.

Am nächsten Tag war ich natürlich schon neugierig was

„De Telegraaf“ zu berichten hatte und wie ich wohl mit meiner

Beatlesfrisur darin aussah. Mein Suchen war vergebens, denn

als „Sensation“ auf Seite eins, hatte es ein blondes Mädchen

geschafft, welche zum Beatles „Konzert“ extra aus Bangkok

angereist gekommen war.

Am 4. April 1964

belegten die BEATLES die TOP 5 komplett.

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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

Alexander mit dem Roten Album der BEATLES und deren HIts von 1962 bis 1966.

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NBEGEGN UN GE

BESO NDERE

¯DER HALB-STEIRER.

THOMAS HACKL

Unsere Nummer 153

www.goldeneradler.com

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Lang, lange bevor 1867 bei uns der Begriff „K & K“ entstand

(Bezeichnung der Österreich-Ungarischen Gesamtmonarchie),

sind die ersten urkundliche Aufzeichnungen vom Hotel

„Goldener Adler“ 1390 aufgezeichnet worden!

Innsbrucks ältestes Hotel hat da schon Jahrhunderte Könige,

Kardinäle, Edelmänner und edle Frauen betreut. Sogar

die Hochadel geborenen Kaiser Maximilian hat dort, und

Jahre später Andreas Hofer und König Ludwig von Bayern,

des öfters Ihren Stresshormonen beruhigt! Dieses Geschichtsträchtige

Immobilie, lange im Besitz der Familie Cammerlander

wurde, nach langen Verhandlungen, durch Tippgeberin

Bürgermeisterin Hilde Zach, 2004 an Familie Hackl verkauft.

Offi ziell wurde dieser Deal am 1. April 2004 Realität. Jawohl

– 1. April, kein Witz.

Die neuen Besitzer, der Steirer Josef und seine Frau, die

Tirolerin aus Nassereith, Zita, hatten bis dahin das gegenüber

liegende, ebenfalls historienträchtige bekannte Restaurant

„Ottoburg“ ab 1983 fast 17 Jahre bewirtschaftet. Ihre Kinder,

Thomas und Katharina haben dort schon sehr früh mitgeholfen

und gelernt wie man sich als Gastgeber zu verhalten hat.

Nesthäkchen Madlen war noch zu jung dazu. Der „Halb-

Steirer“ Thomas, geboren 1982 in Innsbruck, bereitete es

große Freude bereits ab dem 12. Lebensjahr, jedes Jahr am

Weihnachtsmarktstand, GLÜHWEIN zu verkaufen und das

selbständige kassieren gehörte natürlich auch dazu. Alle drei

Kinder bestritten die üblichen Schulzeiten. Ob vorbildhaft oder

nicht, ist mir nicht bekannt. Auch die Tourismusschule „Villa

Blanka“ haben alle drei erfolgreich überstanden. Zu verschiedene

Zeiten. Versteht sich. Bleiben wir bei der älteste der drei

Kinder, Thomas. Thomas spricht jetzt noch, anfangs mit Verwunderung,

später dann mit Bewunderung und ein gewisses

Verständnis, über „seinen“ Direktor Siegfried Kirschner.

Der Herr Direktor kam vom Militär. Auch Vornamen verpfl

ichten: Bei Fehlverhalten, und der Direktor hat natürlich

immer Recht, befahl er „Pumpen Sie 20!“. Somit waren also

20 Liegestützen zu absolvieren.. Zur Deutlichkeit sei erwähnt,

dass diese Tätigkeit nicht später während der Turnstunde zu

absolvieren war, sondern als sofortiges „mise an place“ zu

vollbringen war. Der Herr Direktor war somit bestens über die

Fitness seiner Schüler und Schülerinnen informiert! Um Praxis

zu sammeln verbrachte Thomas, Schulpfl icht bedingt, drei

Sommer lang in Genf, im Sternerestaurant Auberge du Lion

d’Or in Cologny. Ab hier sind wir bei zwei Personen, Thomas

UND seine Villa Blanka Schul-Liebe, die Vorarlbergerin Ulrike,

kurz „Ulli“ genannt.

Beide 1996 bis 2001 in die gleiche Hotelfachschul Klasse.

Nach Beendigung der lehrreichen Jahre in der Villa Blanka

war Ullis erster Start in die reale Wirklichkeit 2002 an die

Rezeption vom Sporthotel Igls, wo auch ich zu früheren Zeiten

beschäftigt war! Die Vorarlbergerin Ulli, damals hieß Sie noch

Schmiedt, war also beim ursprünglich ebenfalls aus Vorarlberg

stammende Familie Beck beschäftigt! Thomas verbrachte

diese Zeit beim Militär, im Offi ziers Kasino in Innsbruck.Wie es

so sein soll bei junge Leute; das Ausland ruft! 2003: Diesmal

gelang es im gleichen Ort zu arbeiten.

Thomas im „Hotel Mirador Kempinski“ Montreux, Ulli im

„Eurotel Riviera“ ebenfalls Montreux! Im gleichen Hotel wo

auch ich den Sommer 1967 verbrachte, allerdings hatte man

damals das Zusatzwort „Riviera“ noch nicht zugefügt. Nebenbei

bemerkt: Interessant was nur ein Zusatzwort für Preisschub

bewirken kann! Die Thomas - Ulli, Geschichte, kurz „Thulli“

genannt ist noch nicht zu Ende, fängt eigentlich erst richtig

an. Rückkehr nach Hause: Da warten die Eltern dringend auf

Unterstützung. Da Zita und Josef Hackl den Goldenen Adler

nur deshalb gekauft hatten, weil Thomas zu diesem Projekt auf

Lebzeit ohne viel Nachzudenken gleich JA sagte und es bis

heute nie bereut hatte. Ulli an der Rezeption. Thomas als Alleskönner

überall einsetzbar.

Nur Kamin kehren ließ er aus, denn da hatte Thomas in

seiner Kleiderkasten kein Kaminkehrer-Berufskleidung. Der

Betrieb, wie wir wissen nicht mehr des allerfrischeste, daher

renovieren, sanieren und modernisieren unbedingt notwendig.

Die Zimmer hatten Ihren Glanz verloren und wurden alle über

die Jahre vollkommen renoviert, der größte Umbau 2019: die

Küche vom ersten Stock in das Parterre verlegt. Nach dem

Kauf im Jahr 2004 übernahm das Haus mit 33 Zimmern,

heute sind es immerhin 43. Das Team Thulli zog nach Kauf von

2004-2006 in den Goldenen Adler und haben in jedem Zimmer

übernachtet, das wird auch „controll sleeping“ genannt.

Der vom Vorbesitzer übernommenen Mitgliedschaft bei „Best


Alle Fotos: Raphael Plentl

Western Hotels“ hat sich im Laufe der Zeit zur Stütze entwickelt.

In dieser aus ca 4000 Privat Hotels weltweit bestehenden

Gruppe stieg Thomas zum Beirat in der Region „Central

Europe“ auf, und wirkt in diesem. Hier geht es mitunter um

wichtige Strategien und Finanzangelegenheiten für 250 Hotelierskollegen

in dieser Region. Drei bis viermal Jährlich wird

über die Zukunft diskutiert und entschieden. Nicht umsonst,

denn ein Betrieb wie der Goldene Adler mit ein Drittel Hotelund

zwei Drittel F&B Umsatz ist wohl vorbildhaft.

2015 war das Team Thully offiziell, es wurde geheiratet in

der Mitte von Österreich, in Bad Aussee. Das Resultat; zwei

Eheringe und Sohn Veit.

2021 Generationswechsel. Thomas übernahm die Verantwortung

des Hotels. Katharina, trotz ausreichend mit Ihre

zwei Kinder beschäftigt, das Café Bar Restaurant „Maria

von Burgund“ direkt unter dem „Goldenen Dach“ und Küchenchefin

Madlen ist ebenfalls reichlich mit Arbeit eingedeckt,

kocht ausgezeichnet und zuständig für Organisation,

Einkauf und Ablauf der Küche. Oma Zita, das ganze Leben

resolut aber liebevoll um Gäste gekümmert, kümmert sich

nunmehr gerne um ihre Enkelkinder. Opa Pepi, der steirische

Vollblutgastronom, hat sich jahrelang als „Kammerer“ für

seine Berufsgruppe unermüdlich eingesetzt und ist längst zu

Tiroler Legende angewachsen. Sein Hobby ist Schifahren,

auch wenn er manchmal ein wenig zu schell unterwegs ist

(kann als Folge-schon mal passiert-nur noch mit links trinken)

und zur Weihnachtzeit am Christkindl-Stand Glühwein ausschenken.

Wenn man an den 12 jährigen Thomas zurück

denkt, ist da nicht viel Unterschied, ähneln die sich schon

sehr. Bekanntlich besteht ein Jahr nicht nur aus Weihnacht

Zeit. Das ist in sämtliche Bundesländer gleich. Auch in Tirol.

Diese Zeit verbringt Peppi sehr oft, sein drittes Hobby, im

Betrieb mit seinen Gästen. In seiner Funktion als Entertainer

und Alleinunterhalter redet er wie der steirische Günster

Wasserfall. Unaufhörlich berichtet er über allen möglichen

Themen. Man wundert sich, dass er noch Zeit findet zum atmen

und sein geliebtes Puntigamer Bier zu trinken. Ein selber

destillierten aus seltenen fast ausgestorbenen steirischen Apfelsorten

„Aufmunterer“ spendiert er gerne an seine Zuhörer.

Wenn sich das Tempo seiner Erzählungen erhöht, nehmt also

das Tempo der Krimmler Wasserfälle an, ja dann ist es außen

eher schon beim Dunkel werden. Das „Thully Team“ spendiert

die spärliche Freizeit mit Sohn Veit. Thomas spielt gerne Tennis

zum Fit- bleiben und hat während dieser ganz unangenehme

Corone-Hotel-Sperrzeiten, Klavier spielen gelernt.

Wie heißt es doch so schön: „Kein Nachteil ohne Vorteil“

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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯DER MÜNZENSAMMLER.

JOHNNY

Unsere Nummer 9

Als Commis de Rang und später als Demi-Chef de Rang

in der Blumenzwiebel Felder Gegend,nicht weit vom

berühmten „Keukenhof“ entfernt, habe ich nicht nur

gastronomisch so einiges gelernt.„Treslong-Hillegom“ war in

den Niederlande ein Begriff. Weshalb man zum Bezeichnung

„Treslong“ auch noch automatisch der Dorfname „Hillegom“

dazu gefügt hat, obwohl kein zweites „Treslong“ existierte, ist

kurios.

JOHNNY WAR EIN FESCHER KERL, so um die

zwanzig. Mit seinen blitzblanken Zähne, welche er mit seinem

Dauerlächeln gerne herzeigte, wirkte er aufgeweckt und sympathisch.

Mit seinem Charme und Humor wäre er der perfekte

Gastonomie-Fachman. Daher, auf den ersten Blick, nicht ganz

nachvollziehbar weshalb er die Garderobe über hatte. Wir

hatten einen gigantischen Betrieb mit vielen Veranstaltungen.

Jeden Donnerstag kamen hunderte Blumenzwiebel-

Züchter und finalisierten per Handschlag das abgeschlossene

Geschäft. Pro Geschäft waren offensichtlich fünf oder

sechs Handschläge unbedingt notwendig, was ein enormen

„Klatsch-Klatsch-Klatsch“-Lärm im Saal verursachte. Jeden

Sonntag Nachmittag war „Thé dansant“ mit Orchester Musik

angesagt. Zweifelsohne eine enorme Erfolgsgeschichte

und da war die Warteliste für das Restaurant respektabel.

Mittwoch war unbegrenzt (!) Brathähnchen essen. Manche

schafften bis zu sieben halbe Hähnchen, (weniger lustig wie

die Tische danach ausgeschaut haben!),manche schaffte nicht

mal zwei halbe Hähnchen, wodurch die Kalkulation wieder

stimmte. „Treslong" war in ganz „Nederland“ – ( Neder-Land

-Niederes Land) – berühmt für seine Fernsehübertragungen

mit Lou van Burg und anderen berühmten Entertainern. Rudi

Carell ließ für seinen Montreux Beitrag „Die goldene Rose

von Montreux“ mit Esther Ofraim eigens einen der Säle unter

Wasser setzen, da sonst der benötigte Insel nicht realistisch

genug erschien. Und fast alle mussten bei Johnny, der professioneller

„Sunny Boy“, vorbei. Johnny hatte hervorragende

Augen und verpasste weder Gast, Künstler noch Reisegruppe.

Jede Jacke, Mantel oder Regen Mantel war bei ihm abzugeben.Eines

Tages kam Johnny mit einem nagelneuen knallroten

Motorrad zur Arbeit. Johnny war, so wie immer, happy und

bestens aufgelegt.

„Das habe ich mir aufgespart“ teilte er uns erstaunten

Kollegen ganz stolz mit. Später, in Vertrauen, erklärte er

mir wie sein „Garderoben – Sparsystem“ funktionierte:

Sämtliche bei ihm abgegebene Kleidungsstücke erleichterte

er nicht um das ganze Kleingeld, sondern nur um wenige

Münzen, sonst würde es möglicherweise auffallen. Wenn

man bedenkt was das Wort „Garderobe“ ( Garde Robe )

bedeutet, kann man Johnny keinen Vorwurf machen da er

bei Fremdsprachen nie zu der Beste in seiner Klasse gehörte.

Er war aber schlau genug sich in Zukunft für die Sommermonate

eine andere Tätigkeit zu suchen.

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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯FRANZ MILLI VANILLI.

FRANZ WAGNER

Unsere Nummer 12

Porco Zio oder „Madonna!“ schreien spontan verärgerte

Italiener. Warum hier der Onkel oder gar die heilige Maria

auf- und angerufen werden, ist ein italienisches Geheimnis.

Die amerikanische Sängerin „Madonna“ ist hier gewiss nicht

gemeint – die Sängerin mit italienischen Wurzeln, die sich

selber schon jahrzehntelang immer wieder neu erfindet.

Womit wir bei Franz Wagner gelandet sind- kein Italiener,

sondern gebürtiger stolzer Oberösterreicher! Franz Wagner,

der Mann der sich ebenfalls immer wieder selber neu

erfunden hat. Neu erfunden, um dadurch immer seiner Zeit voraus

zu marschieren und neue Trends in der Gastronomie zu

kreieren! Der Mann voller Ideen, der Mann, der seine Ideen

nicht nur hat, sondern auch umsetzt! Der Mann der Videos im

Eiltempo anschaut, damit keine kostbare Zeit verloren geht!

Es gibt Fußballer, die vor lauter „Vielzuschnellunterwegsein“,

manchmal auf das Arbeitsgerät, den Ball, vergessen. Franz

verstolpert sich vor lauter Energie und Enthusiasmus zwar

nicht in seiner Muttersprache, als sein Zuhörer ist allerdings

Aufmerksamkeit und Konzentration unbedingt notwendig. Mit

nicht einmal 18 Jahren verlässt er das elterliche Gasthaus in

Prambachkirchen, eröffnet einmal 1975 das Szenelokal „Fly“

in Linz und erarbeitet dieses Lokal zu einem der Top 3 in

Österreich. Sieben Jahre später folgt im Zentrum von Linz das

legendäre Lokal „Vanilli“. (Namensgeber war die Musikgruppe

„Milli Vanilli“, mit Sängerin Gina Mohammed, welche

Franz beeindruckte.) Hatte man sich entschieden, einmal im

„Vanilli“ die Eingangstüre hinter sich zu lassen, kam man nicht

mehr so bald wieder hinaus.

Genau hier, im „Vanilli“, traf man Linz! Hier traf man Oberösterreich!

Hier traf man sogar Wien! Der Mann voller Ideen

organisierte die allerersten österreichischen „Clubbings“.

1985 „BANG!!!!“ mit bis zu 3000 Feierwilligen pro Event

in einer Viehversteigerungs Halle in Wels. Im Posthof Linz

folgten Auftritte bekannter und unbekannter Musiker. Franz

eröffnete 1986 das „Liwanzl“. Das erste Tex-Mex Lokal in der

Hofgasse in Linz entstand 1987. 1988 folgte „Schrebers“, ein

Lokal, vollgestopft mit Gartenzwergen. Franz eröffnete„Loft“

1990, „Landgraf“ 1992 und „Zizas“ 1993. Sogar ein Hotel

namens „Landgraf“ nahm 2001 seinen Betrieb auf. Nicht zu

vergessen 1990 die „Dachsalm“ in Hinterstoder, am Ski-Haus-

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berg der Linzer, nach der „Palmenalpe“ in Zug-Lech, der

zweiten „ABSOLUT Bar“ in Österreich.

Mein “Jagdgebiet“ (nach Kunden) war „West-Österreich“.

Laut Seagram Hauptbüro in Wien gehörte Kärnten und

Oberösterreich zu „West-Österreich“ Also Linz gehörte laut

Seagram-Analyse auch dazu! Salzburg 1989, Gastronomie

Messe „Alles für den Gast“. Hier ist der Platz, wo Kontakte

gepflegt und Kontakte gelegt werden.Visitenkarten werden

ausgetauscht und bestimmten für uns Aussteller Betriebsbesuche

für das ganze Jahr bis zur nächsten „Gast“- Messe:

Cafés, Beiseln, Bars, Restaurants und Hotels. Von Eferding bis

zum Wörthersee, vom Wörthersee bis zum Bodensee. Und

alles, was dazwischen liegt! Jahre später begnügte sich Salzburg

nicht mehr nur mit der Herbstmesse.Der „Frühlings Gast“

entstand. Verständlich, aber nicht ganz OK, wurden Austeller

genötigt, im Frühling mitzumachen, ansonsten konnte der

jahrelange Fixplatz nicht mehr garantiert werden! November

1989, auf unserem Stand in Halle C, besuchte uns ein neugieriger

Mann. Nicht groß von Statur, aber groß im Denken, von

oben bis unten in Schwarz gekleidet und besonders an unserem

Angebot und der Arbeitsweise interessiert. Laut Visitenkarte

war er Franz Wagner, Inhaber von „Vanilli Consulting“ mit

Hauptsitz in München.

Er stattete GASTRONOMIEBETRIEBE mit einem

von ihm persönlich entwickelten Abrechnungs-System aus.

Im Nachhinein gesagt : Alle Achtung, das es ihm gelang,

zu seinen Aktivitäten noch zusätzliche Aufgaben zu meistern!

Sein Muster- und Basis Verkaufssystem im Szenelokal

„VanillI“ enthielt keinerlei Seagram-Produkte. Tja, somit wurde

mir MEINE Aufgabe klar: Ich musste das ändern. Im Laufe

unzähligen Nächte bis zum Morgengrauen im „Vanilli“ ist

das Step bei Step gelungen. Absolut Vodka, Myers`s Rum,

Scharlachberg waren nicht nur im Lokal „Pouring“, sondern

auch im Basispaket „Vanilli-Abrechnungs System“ vertreten. Im

Laufe der Zeit wurde logischerweise die Betreuung intensiver

und es entstand, zwischen Franz Wagner und mir eine richtige

Freundschaft. 2007 verabschiedete sich Franz Wagner von

seinen Gastronomiebetrieben, stieg aus der Gastronomie aus,

konzentrierte sich auf neue Projekte.

Franz Wagner betreibt nunmehr www.vanilli.com


www.vanilli.com

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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯IN DER KÜCHE MIT VIELEN GERÜCHEN ...

GÜNTER HAGER

Unsere Nummer 30

Gerne berichte ich über einen in jeder Hinsicht interessanten

und besonderen Menschen: Günter Hager,

Linz. Geboren 1955 in Wels, OÖ. Neben Kochlehre,

vielen Stationen in Top-Hotels bei internationalen Haubenköchen,

fand er noch Zeit, in Hinterstoder als Landesskilehrer zu

arbeiten, denn

„In der Küche,

mit vielen Gerüchen,

bietet die Natur,

frische Luft pur.“

Also entspannender Ausgleich zum stressigen Beruf!

Küchenmeisterprüfung, Konzessionsprüfung, Feng-Shuiund

Reiki-Ausbildung. Meine Erstbegegnung mit Günter

Hager war, wie bei vielen anderen auch, auf der „Gast“ in

Salzburg. Wie üblich folgte ein Hausbesuch. Diesmal war

das also das Restaurant „Allegro“ in Linz, das erste Linzer

Zwei-Hauben-Restaurant: Den ersten Stock hinauf. Ehrfurcht

meinerseits. In rosa Farbe gedeckte Tische.

Noble Tischdekorationen, ohne Salz und Pfeffer. Riedel-Gläser.

Zehn Jahre lang war das „Allegro“ nicht nur in

Linz, sondern von Wien bis Bregenz ein angesehener und

gerne frequentierter Gourmet-Tempel. Das ist jeden Tag

eine Herausforderung. Jeden Tag ist Kampftag und bedeutet

Können, Kampfgeist, Durchhaltevermögen, Organisationstalent,

Verzicht auf Lebensqualität, gute Nerven und vor allem

ausreichend qualifiziertes Fachpersonal.

Ein unverzichtbarer Faktor ist eben das Letztere, die Mitarbeiter-Crew!

Hier dürfte die Ursache des Endes von „Allegro“

zu finden sein. Die Herstellung der „Allegro-Knödel“ übernahm

eine Hausfrau in „Homework“ und bald flüsterte man,

dass das „Allegro“ seine Speisen von außerhalb bezieht,

„man koche kaum noch selber“. Hier sieht man: „Kleine Ursache,

große Wirkung.“ Wie es im Leben so spielt: Kein Nachteil

ohne Vorteil! Mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, eröffnete

Günter Hager„den Stadtwirt“, „Amadeus“, „Josef“ und

„Kaufmann‘s Kaffeehaus“, allesamt in Linz, und das ist natürlich

mit viel Verantwortung verbunden. Viel Verantwortung bedeutet

eine Vielzahl an zu erledigenden Aufgaben, und diese

wiederum sind automatisch mit viel Büroarbeiten und behördlichen

Gängen und Spielregeln verbunden, mit unpraktischen

Spielregeln und kaum nachvollziehbaren Gesetzen. Man

muss seinem Ärger auch mal Luft machen. Manche machen

die Augen zu und lassen ihren Lungeninhalt langsam und

konzentriert entweichen. Manche entleeren einen Doppelliter

Wein in Rekordtempo (Helmut Qualtinger ¼ Liter Slibowitz).

Einige fluchen intensiv und werfen Möbel aus dem Fenster.

Ganz wenige, wie Günter Hager, erleichtern ihr Gemüt durch

Schreiben eines Buches.

Über ihre Frustrationen. Das Resultat seiner Erlebnisse ist

das Buch „Fucking Gastro“! Für Verbraucher und Verbraucherinnen

lehrhaft und teilamüsant. Für den Verfasser, Günter

Hager, weniger lustig! Zahlreiche positive Reaktionen waren

Triebfeder dafür, Band 2, „Fucking Gastro Reloaded“ auf den

Markt zu bringen!

Zusätzlich findet er seit 2006 Zeit und Energie dafür, sich

für soziale Projekte zu engagieren.

Dies hauptsächlich, nicht ganz in der Nähe, in Tibet.

Mehrmals trifft er den Dalai Lama persönlich und hilft der

Bevölkerung mit dem Bau von ZWEI Waisenhäusern, sowie

eines Altersheimes für 100 tibetische Bergnomaden.

Von mir bekommt Günter Hager DREI AUSZEICH-

NUNGEN:

Falls ich eine tibetische Kopfbedeckung hätte, ich würde sie

DREImal abnehmen:

1 x für seine gastronomische Hingabe, Kampfgeist und Durchhaltevermögen

1 x für seinen beeindruckenden sozialen Einsatz

1 x für seine literarische Leistung

Zeit für sein Hobby, ein gutes Glas Wein zu genießen,

bleibt ihm allemal!

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„Offen, streitbar und kontroversiell:

Günter Hager ist der Thilo Sarrazin der österreichischen

Gastronomieszene.“

Adolf Werner,Arlberg Hospiz Hotel, Tirol

„Nach 45 Jahren an der Spitze

der österreichischen Gastronomie weiß er,

wovon er spricht. Bravo!“

Karl J. Reiter, Reiters Reserve, Südburgenland

„Endlich ein Buch über die wohl aufregendste,

verrückteste, herausforderndste

und meist kritisierte

Branche der Welt – die Gastronomie.“

Heinz Reitbauer sen., Wirtshaus Steirereck, Steiermark

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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯DER CHARLIE KANNS ...

KARL KOBLIHA

Unsere Nummer 39

In diesem Beitrag reisen wir in Gedanken nahe an die ungarische

Grenze. Im besinnlichen Dörfchen Oberwart hat Karl

Kobliha, ab jetzt „Charlie“ genannt, die Hauptperson dieses

Berichtes, 1950 erstmals das Licht dieser burgenländischen Gegend

erblickt. Das Wort „OBER“ wird im Verlauf seines Lebens

eine wesentliche Rolle spielen.

Halbiert man 1950, so verbleiben 19,50. Für Euro 19,50

bekommt man heutzutage in einem ordentlichen Restaurant

ein ordentliches Wiener Schnitzel. Vom Kalb, eh klar! Mit

oder ohne Preiselbeeren. Damals war das noch nicht der Fall.

Nicht, weil es dort noch keine ordentlichen Gasthäuser gegeben

hätte, nein, aber für 268.-Schilling konnte sich eine ganze

Großfamilie satt essen! Und man hatte anderes zu tun, als sich

um die regionale Weinqualität zu kümmern. Damals besuchte

Charlie die Volksschule und das Bundes-Realgymnasium in

Oberwart, mit dem Ziel, etwas zu lernen. Ob man ein solches

geplantes Ziel erreicht, stellt sich nicht sofort, sondern eher im

Lauf des Lebens, heraus! Inspiriert von regionalen Spezialitäten

und neugierig darauf, fremde Kulturen kennen zu lernen,

wagte Charlie den Sprung über die Grenzen seines Landes,

und das brachte ihn nach Niederösterreich. Seine Lehre absolvierte

er im „Hotel Lang“ in Mönichkirchen. In der Saison

1969/70 kreuzten sich unsere Berufswege im Sporthotel Igls.

Charlie als Chef de Rang. Ich als Oberkellner. Das Sporthotel-

Team anno dazumal war beruflich UND sportlich ein veritables

Team. Charlie passte da hinein wie bestellt! Er entwickelte

sich nicht nur als verlässlicher und fleißiger Arbeiter, sondern

auch äußerst sportlich.

Beim Fußball war Charlie der beste Burgenländer im

Team. Durch seine raffiniert durchdachten Spielzüge, seine

Doppelpässe und seine Tore brachte er die Gegner oft zur

Verzweiflung! Abends, nach dem Service, so ab 22 Uhr, ja,

auch da war Charlie Teamplayer. Beim „Gassigehen“ (später

bei Seagram entstand dafür die Bezeichnung „Lokalstudium“)

ließ er uns nie alleine ziehen. Vor Igls war er schon im Flughafen

Restaurant „TOP Air“ in Zürich. Nach Igls begab er sich

auf 1180m Seehöhe nach Seefeld. Charlie

fühlte sich in Seefeld besonders wohl. Sieben Jahre lang

war er im Kaltschmied-Betrieb „Tenne Bar“ in Abend- und

nächtlichen Stunden der absolute „Entertainer Star“. 1975

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lernte Charlie seine spätere Frau Marianne, mit ihren Eltern

in Seefeld flanierend auf Kaffee und Kuchen unterwegs,

kennen. Marianne aus dem Sauerland war gar nicht sauer.

Im Gegenteil: 1977 wurde geheiratet! Inzwischen in Fügen im

Zillertal, erarbeitete Charlie sich die Sympathien der Einheimischen.

Wieder im Nachtgeschäft, in der „Zillertal-Tenne“ und

wiederum, wie gehabt, als Star-Entertainer.

Grund und Boden waren auch dazumal nicht billig. Trotzdem

erwarben Charlie und Marianne 1.404 m² Baugrund,

die Basis ihres weiteren Lebens.

Ab damals waren die drei „Gs“ ihre wichtigsten Begleiter.

Es wurde zusätzlich „step by step“ Baugrund dazugekauft,

geplant und gebaut. Gekauft, geplant und gebaut. Pizzeria,

Hotel, Gästerestaurant, à-la-Carte-Restaurant, Zimmer umgebaut

und dazu gebaut, Küche erweitert, Disco, etc. Marianne

kochte für immer mehr Gäste, Charlie betätigte sich als Baumeister

und Hotelier. Das „Hotel Alpina“ florierte. Die Kinder

Michael und Markus, nach Hotelfachschule mit Villa-Blanka-

Abschluss, brachten sich immer mehr im Hotel ein. Entlasteten

die Eltern: Michael als Stratege und im Service, Markus als

Küchenchef und F&B Manager. Es entstand ein zweites Gebäude,

mit unterirdischem Gang verbunden. „Hotel Alpina“,

immer aktiv und innovativ, verwandelte sich in ein Kinderhotel.

Viele Kinder bedeuten mengenweise Windeln. Für viele

Windeln braucht man idealerweise eine eigene Wäscherei.

Für viele Kinder braucht man eigene „Kindertanten“, damit

deren Eltern sich entspannen können. Kinder plantschen gerne

im Wasser. Idealerweise im hoteleigenen Kinder-Pool. Auch

die Eltern der Kinder schwimmen gerne, idealerweise im ruhigeren

eigenen Erwachsenen-Pool on Top. Nicht nur das Hotel

verbesserte und veränderte sich dauernd, auch die

Bezeichnung des Hotels änderte sich. „Mia Alpina“ ist

DAS Kinderhotel im Zillertal. Um- und Zusatz-Baupläne liegen

bereits in der vom Tischler handgefertigten Schublade! Es wird

weiter geplant und gebaut. Marianne und Charlie hindert das

aber nicht daran, gemeinsam die verschiedensten Golfplätze

zu besuchen. Auch im Burgenland.


www.mia-alpina.at

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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯ÄGYPTEN GOES INNSBRUCK.

SAMIR EL MANGALIFY

Unsere Nummer 44

Samir El Mangalify, von Freunden kurz „Sammy“ genannt.

Geboren 1973 in der damaligen „Baby Station“ der

Kreuzschwestern in Innsbruck. Mutter: Absolventin der

Hotelfachschule „Villa Blanka“, Tochter des Bezirkskaminkehrermeisters

Walser aus Landeck.Vater: aus Ägypten, direkt aus

Gizeh, nahe den Pyramiden, hat im bekannten „Hotel Mena

House“ in Kairo gearbeitet. In den frühen Sechzigerjahren

nach Dänemark und Schweden gereist, um dort seine Gastronomiekenntnisse

zu perfektionieren. Vater Mangalify war ein

Sprachwunder, er beherrschte insgesamt zwölf Fremdsprachen,

davon acht in Wort und Schrift. Samirs Eltern haben sich 1966

in Stockholm kennen gelernt.

Aufgewachsen im elterlichen Hotel in Nauders, ein Bergdorf,

ziemlich weit oben am Berg, an der Grenze zu Italien.

Zahlreiche interessante, lustige, aber auch weniger lustige

„Schmugglergeschichten“ machen in dieser Gegend immer

noch einen Teil des Lebens aus, werden an nachfolgende

Generationen, nicht immer wahrheitsgetreu, weitergegeben.

Nach der Volksschule in Nauders und Hauptschule in

Prutz schloss Samir 1993 die „Höhere Lehranstalt für Tourismusberufe

Villa Blanka“ in Innsbruck erfolgreich ab.

Nach „Gastro-Lernstationen“ in Nauders, Innsbruck,

Schweiz und Salzburg startete Samir 1996 im Innsbrucker

„Holiday Inn“ als Banquet Manager und F&B Assist Manager.

Bis zum Jahre 2003 durchlief Sammy sämtliche Abteilungen:

Sales-, Front Office- und F&B Manager, Manager

of Sales und GM Assist, bis zum Re-Brand-Gestalter von

„Holiday Inn“ zu „Hilton“! Für diese renommierten Hotelkonzerne

brachte Samir die richtige ureigenste „amerikanische

Einstellung“ mit:

„You‘ve got to do one inch more!“

Nach diesen Erfahrungen und mit diesen Eigenschaften

wäre Sammy, nicht nur beruflich, sondern auch optisch,

der ideale Fachmann, um international Karriere zu machen:

fachlich versiert, tagtäglich gierig nach Neuem, offen für

Experimente, neugierig auf innovative Ideen, ja, in sämtlichen

Weltteilen dieser Erde werden solche Fachleute dringendst

gesucht und mit offenen Armen empfangen!

Samir entschied sich aber trotz seiner Aufgaben im Hilton

Innsbruck im Jahr 2001 zur Selbstständigkeit und eröffnete ge-

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meinsam mit seiner Frau Margret in Innsbruck, direkt gegenüber

der SOWI-Fakultät, neben dem „Kapuzinerkloster“ und

oberhalb der „Kapuziner Tiefgarage“, eine Cafe/Bar und

nannte sie „Kapuziner“.

Margret, eine gebürtige Oberösterreicherin, hat ihre Lehre

im renommierten Café Konditorei „Pürstinger“ in Bad Hall absolviert

und im Jahr 1990 auf Saison im Ötztal und in Serfaus

gearbeitet. 1994 haben sich Margret und Samir in Samirs elterlichem

„Hotel Erika“ in Nauders kennen und lieben gelernt.

Für die frommen unmittelbaren Nachbarn des „Kapuziner“,

die Kapuzinerbrüder ein bisserl ungewohnt, assoziiert

man den Begriff „Kapuziner“ doch vorwiegend mit dem

physischen Wohl der Menschen.

Es entstand ein Lokal, von der Firma Koll aus Schwanenstadt

entworfen und eingerichtet, das weder mit „Kapuziner“-

noch mit „Tiroler Tradition“ zu tun hat. Wohl eher im Gegenteil:

urban, flippig, modern nicht nur die Einrichtung, sondern auch

das Angebot an Speisen und Getränken.

Da durfte ein „Kapuzinergetränk“, Pfiff-Ottakringer-Bier

mit 2 cl Averna oben drauf, natürlich nicht fehlen, genauso wie

der klassische „Kapuziner Kaffee“.

Im Sommer sorgt die gemütliche Kapuziner-Terrasse mitten

in der Stadt für Ruhe und Entspannung. Samir und Margret

achten auf höchste Qualität und perfektes Verhalten gegenüber

dem Gast. Auf Geschirr- und Gläserkultur wird hier, so

wie es sich gehört, großer Wert gelegt.

Nach wie vor ist das Ehepaar Mangalify tagtäglich (neu-)

gierig auf der Suche nach Innovationen und Verbesserungen,

um Funktion, Ablauf und Angebot zu optimieren. Beim glasweisen

Weinangebot ist das nicht mehr notwendig, das ist

bereits perfekt.


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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯COCKTAIL WELTMEISTER.

ANGELO GANNER

Unsere Nummer 46

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Ja! 1971 war ein denkwürdiges Jahr: In der DDR übernimmt

Erich Honecker das Ruder von Walter Ulbricht und in den

USA stolpert Richard Nixon über die Watergate-Affäre.

Ich, der Schreiber dieser Rückblick-Zeilen, stolper, in Begleitung

meines Schilehrers Dieter Scherfler, auf knallroten, 2.10 Meter

langen „OBER Schi“ den Patscherkofel hinunter. Manchmal

schaffe ich durchgehend 150 Meter in einem, ohne im Schnee

liegen zu bleiben.

Die Hauptperson dieses Beitrages, der spätere Cocktailweltmeister

Angelo Ganner, wird unterhalb dieses Berges, in

Innsbruck geboren: Kennen gelernt haben sich seine Eltern in

Seefeld, Tirol. Vater italienischer Weinhändler, Mutter Tirolerin.

Beiden lernten sich beim fortgehen in der bekannten Seefelder

Bar „Kanne“ im Hotel Klosterbräu kennen.

Der Halb-Tiroler Herr Angelo Ganner, künftig als Angelo

tituliert, besucht die Volksschule in Mühlau, Innsbruck. Hauptschule

in der Leopoldstraße ebendort. Ab 1985 bis 1991 folgt

die „HLA für Fremdenverkehr“ an der Villa Blanka. Ein Abendmarsch

von der Schule Richtung Zentrum von Innsbruck, führte

automatisch bei der „Sparkling Bar“ des Cocktailvirtuosen

Schaller Fritz vorbei.

Nicht nur die Schule, sondern auch die vielen Besuche

und somit Bar-Lernstunden bei „Herrn Fritz“ animierten Student

Angelo dermaßen, dass er sich anschließend für die Anmelde-Formalitäten

für die „Hotelfachschule Villa Blanka“

entschied und diese mit Erfolg beendete.

Es folgten Lernstunden als Bar-Commis in der Hilton

Haus- und Casino-Bar. Hier waren „Springerdienste“ für die

im Parterre gelegene Hausbar und die im 2.Stock befindliche

Casino-Bar vorgesehen. Der Unterschied zwischen den

beiden Bars im gleichen Haus:

Die Hausbar wurde frequentiert von entspannten Gästen,

welche mit dem Barmann ein Plauscherl oder von ihm eine

bestimmte Auskunft über die Stadt wünschten. An der Casino-Bar

waren etwa ein Viertel der Gäste an ihren Drinks &

Cocktails interessiert. Der Rest der Gäste, Spieler, gestresst

und nervös konzentrierte sich auf die Anzeigetafeln, nicht auf

die Drinks. Bei Gewinn konnte man sich über einen hingeworfenen

Jeton freuen. Bei Verlust verdunkelten sich die Gesichter

und die Stimmung wurde dadurch nicht gehoben.

Vom Hotel freigestellt absolvierte Angelo seinen Zivildienst

bei der „Rettung Innsbruck“ und war für die Patientenversorgung

zuständig. Zahlreiche Teilnahmen und Pokale bei nationalen

und internationalen Mix-Wettbewerben zeichneten

ÖBU-Mitglied Angelo als profunden Cocktail-Praktiker aus.

Der diesbezügliche Höhenpunkt war wohl die Cocktail-Weltmeisterschaft

1997 in Karlsbad, Tschechien.

Zur Teilnahme berechtigt sind nur nationale Staatsmeister.

Dies schaffte Angelo mit einem Pre-Dinner Cocktail ein Jahr

vorher in Velden am Wörthersee. Nachdem sämtliche Teilnehmerkosten

die ÖBU bezahlte, hatte Angelo schon ein bisserl

Pech im Glück, denn anstelle von Melbourne, Los Angeles,

Südafrika oder sonstwo fand 1997 diese Cocktail-Weltmeisterschaft

direkt an Österreichs Grenze in Karlsbad statt.

Bei über 40 teilnehmenden Ländern landete Angelo mit

noch acht siegeshungrigen Kolleginnen und Kollegen im

Halbfinale. Im Finale mit noch zwei Übriggebliebenen siegte

Angelo mit „Passione“, im Ruhrgas zubereitet, in Cocktailschale

serviert:

1.5 cl Bacardi Limon

1.5 cl Beefeater Gin

1.5 cl Cinzano rosé

2 cl Peachtree

1 Tropfen frischen Limettensaft.

Garnitur: Physalis & Limettenspirale.(Siehe hierzu auch die

Teilnahme von :Grössinger Sonja in Japan) Das Resultat: In

Karlsbad wurde Angelo Österreichs erster Weltmeister!

Interessant, dass für Bar-Profis oft nicht unbedingt die Zusammenstellung

des Drinks die schwierigste Aufgabe darstellt,

sondern die Namensgebung! Auch das sollte neu und daher

einmalig sein.

Durch seine ruhige, angenehme, elegante Art, seine Gäste

zu betreuen, stieg Angelo 2002 zum Chef-Stellvertreter beider

Bars auf und 2004 sogar zum Barmanager. Das bedeutete

Übernahme sämtlicher damit verbundener Aufgaben wie

Führung der sieben Mitarbeiter, Einkauf, Angebotserstellung,

Organisation der Caterings und vieles mehr.

Obwohl Freizeit nicht besonders großgeschrieben wurde,

schaffte Angelo es, noch zusätzlich auf verschiedenen Betätigungsfeldern

aktiv zu sein.


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¯ZEUGEN

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NBEGEGN UN GE

BESO NDERE

¯DER FLEXEN TONI.

TONI SKARDARASY

Unsere Nummer 47

www.fl exen.com

Im „Duden“ gibt es keine Erklärung für „Akrophobie“. Diese

existiert also offenbar nicht. Dennoch, schaut man bei

Wikipedia nach, steht dort: „Akrophobie oder Höhenangst

bezeichnet eine Angst, die durch Aufenthalt in größeren Höhen

ausgelöst werden kann“. Und hier denken wir automatisch an

die Vorarlberger „Xiberger“.

Nicht die „Überm Berg“, von Tiroler Seite aus gesehen,

sondern die „Auf m Berg“. Wenn man auf über 1700

Höhenmetern lebt, ja also das menschliche Hirn weniger mit

Sauerstoff versorgt wird als bei denen „unten im Tal“, was für

Auswirkungen hat das auf das tägliche Verhalten?

Meines Wissens gibt es diesbezüglich über die Einwohner

und Einwohnerinnen von Zürs (und Lech) noch keine wissenschaftliche

Studie. Sind die „anders“ als die anderen? Als

langjähriger Kundenbetreuer in Zürs 1988 – Dezember 2017

denkt man unvermeidlich an der wohl bekanntesten Zürser,

Anton „Flexen Toni“ Skardarasy, langjähriger Besitzer und

Betreiber vom „teuersten Drei Sternen Hotel Österreichs!“

(Eigendefi nition)Wenn der Wind ordentlich wehte, erzeugte

das im Hotel zusätzliche – gratis – Musik! Toni ist ein „Alleskönner“.

Außer vielleicht beim Autofahren.

Das mit dem Tempo, dem Unterschied zu „erlaubt“ und

„eher nicht erlaubt“, hat er meistens schon, dennoch nicht

immer im Griff! Toni kann gut und schnell, wenn es notwendig

ist, kochen.

Toni kann Küche, kann Service, kann Rezeption und kann

Organisieren. Toni kann viel rauchen. Kann aber auch gut und

eisern längere Zeit NICHT rauchen. Toni kann viel trinken.

Kann aber auch gut und eisern NICHT trinken, kann längere

Pausen einlegen. Toni arbeitet in der Küche, ganz nobel, in

einer weißen Kochjacke. Im Hotel meist in Sommerkleidung,

bestehend aus Hose, offenem Hemd und Sommerschuhen.

Auch im Winter.

Winter 1993, Mitternacht: Ein Besuch im Nachtlokal

„Sennkessel“ in ZUG bei Lech stand bei mir am Programm. Es

brauchte ein wenig Überredungskunst, Toni zu überzeugen,

mitzukommen, denn „Da war ich noch nie!“ Der Ausstieg

aus dem Auto vor dem Lokal erfolgte noch unfallfrei. Die paar

Meter zum Lokal wohl weniger. Hier machten Tonis „Humanic“-

Sommerschuhe einfach nicht mit! Toni, im Sommerhemd

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ohne Jacke, ohne Wintermantel, ruhte sich unfreiwillig bei –

(Minus!) 10° im Schnee ein wenig aus! Leider gab es damals

noch keine fotofähigen Handys. Das wäre wohl das Pressefoto

des Jahres geworden. Nein, nicht für die Tirol Werbung

natürlich.

Beim, meist sommerlichen, „Gassigehen“, auch „Lokalstudium“

genannt, wurde Toni öfters mit einem Araberpferd

verglichen: War „Flexen Toni“ einmal unterwegs, war er wohl

nicht mehr zu bremsen! Toni hockte am Barhocker und machte

für UHU freiwillig Werbung. Bei Sperrstunde fand er immer

ein Lokalmöbel, auf dem er sich bis zum Aufsperren ausruhen

konnte! Flexen Toni war ursprünglich Wyborowa-mit-Cola-

Trinker.

Später dann wurde Wyborowa durch ABSOLUT ersetzt.

Das Cola blieb! Die ABSOLUT-Vodka-Marketing-Lady aus

Germany war für die „Mitgeh-Tour“ angekündigt. Bei derlei

Touren wird automatisch eine „Schokoladetour“ geplant. Das

bedeutet: Man geht zu Kunden bei denen das Produkt funktioniert.

Wir wollen uns bei „den Deutschen“ ja nicht blamieren!

Die wollen ja was sehen, was lernen.

Wiederum tiefster Winter: Wir sitzen auf Barhockern an

der Hotel - „Flexen Bar“. Der ABSOLUT-Lady gefällt Tonis Art.

Wie er im offenen Sommerhemd hinter der Bar zum

professionellen Entertainer wird. Toni gefi el unser Besuch

offenbar auch, denn als ich ankündigte, gehen zu müssen,

und es höchste Zeit für den nächsten Lokalbesuch war, fehlte

mir auf einmal ein Schuh! Von hinten angeschlichen, von mir

nicht bemerkt, hatte Toni mich blitzschnell diesen von mir dringend

gebrauchten Schuhs entledigt! Wie die Lehrerin in der

Volksschule entschied er, breit grinsend, Kopf und Zeigefi nger

bewegend: „Nein mein Freund, Du gehst noch nicht!“

Bei unseren jährlich in der „Zürsel Bar“ in Zürs stattfi ndenden

Winteropening-Einladungen für das Arlberger Hotel- und

Barpersonal war „Flexen Toni“ zwar nie der erste, sehr wohl

aber und mit Sicherheit der letzte, der die Ausgangstüre

benutzte.Nach dieser Veranstaltung werden zwei Gruppen

eingeteilt, damit so viele Kunden wie möglich besucht werden

können. Für „Flexen“ eingeteilt, sah ich Toni, obwohl außen

windstill, wie auf einem Schiff, in anstrengendem Kampf

gegen Sturmböen kämpfen. Bemüht und erfolgreich versah er


unfallfrei seinen Bardienst! Alle Achtung! Profi ist eben Profi !

Wie am Anfang erwähnt, Höhenangst haben die Zürser nicht,

aber „a bisserl anders sind die schon“. Jetzt, wo das „Flexen

Theater“ für „Flexen Toni“ Geschichte und er zum Dauerurlauber

geworden ist, wirkt es für mich beruhigend zu wissen,

einen Freund zu haben, bei dem man ernsthafte Gespräche,

begleitet von einem gemütlichen Glaserl, jederzeit führen

kann…..

www.laloupe.com

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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯DER PRÄSIDENT.

ALEXANDER RADLOWSKYJ

Unsere Nummer 51

Wissen wir genau, wer, wo mit dem Wodkabrennen

angefangen hat? War das ein Schwarzbrenner

in Russland oder in Polen? Schreibt man Wodka

oder Vodka? Wurde er erstmals irgendwo aus Kartoffeln oder

Getreide hergestellt? Wissen wir genau, wer mit dem Whiskybrennen

angefangen hat? Waren das die Whiskybrenner aus

Schottland? Oder waren das die Whiskybrenner aus Irland? Ist

ein Blend (Vermischung)-Whisky ein Cocktail?

Nachdem es nur je zwei Antworten geben kann, ob

richtig oder nicht, sind das relativ einfache Fragen. Wesentlich

komplizierter wird es bei der Entstehung des Cocktails!

Wikipedia und DUDEN stimmen überein und schreiben:„ein

alkoholisches Mischgetränk“. Ganz genau wissen wir aber

nicht, wo dessen Name entstanden ist. Asien oder Südamerika

(Hahnenkämpfe)? USA und auch London, England, stehen

zur Wahl!

Zahlreiche Mythen, Geschichten und vor allem „Fake

Facts“ zirkulieren rund um den Globus. Am unwahrscheinlichsten

scheint mir die am meisten verbreitete mit den Hahnenfedern

zu sein! Und das mit dem französischen „Cocquetier“(Eierbecher)

ist ausgesprochener Unsinn. Als „kurios“ ist

mit Sicherheit zu vermerken, dass einem so geheimnisvollen

Produkt ein derart überwältigender weltweiter Erfolg beschert

war.

Womit wir, hier in Österreich, bei der Österreichischen

Barkeeper Union (ÖBU) angelangt sind. Seit der Gründung

der ÖBU 1926 ist Alexander Radlowskyj der 14. Präsident

und seit 1998 der wohl längstdienende. Das erste Mal

begegnet sind wir uns 1988 auf der „Alles für den Gast“ in

Salzburg. Bei meinen „am Berg“ (Arlberg) Seagram-Touren

besuchte ich seitdem, entweder am Hin- oder am Rückweg,

das allerletzte Hotel von St. Anton bergwärts bzw. das allererste

Hotel talwärts „Hotel Mooserkreuz“.

„Herr Alexander“ war dort Herr über Hotel, Restaurant

und Bar. Bergwärts hatte ich, in der Funktion als moderne

Posttaube, aus den abgelaufenen Wochen über die Kollegen

und Kolleginnen der verschiedensten Bundesländer so einiges

an Neuigkeiten im Gepäck. Talwärts natürlich zusätzlich viel

Regionales über St.Christoph, Zürs, Lech und Zug. (Andersherum

funktionierte dieser für mich wichtige Informationsaustausch

¯140

natürlich ebenfalls!) Mit zusätzlich gelieferten Produkt-Accessoires

aus dem Kofferraum entsteht automatisch eine freundschaftliche

Basis, auf Dauer ein vertrauensvolles Verhältnis und

echte Freundschaft. Gemeinsame Ideen werden geboren,

Aktionen durchgeführt und dadurch Erfolge erzielt.

1991, Hotel Hospiz, St. Christoph am Arlberg.Internationales

Seagram-Meeting. Viele BIG BOSSES, auch aus Übersee.

Bereits am zweiten Tag wurden alle durch Adi Werner

ritterlich in die „Bruderschaft St. Christoph“ aufgenommen

(und im Jahr darauf feierlich in „Schiclub Arlberg“-Pullover

gesteckt). Abendveranstaltung: (Nostalgie Bus-)Transfer ab

Hotel Hospiz. Alexanders Idee wurde umgesetzt: Umstieg auf

Pferdewägen vor dem Hotel Mooserkreuz. Alexander erwartet

uns bei Minusgraden im Dunkeln, mit dem für Ausländer

total unbekannten Seagram-Produkt „Weiße Gams“, schön

winterlich tiefgekühlt, mit crashed Eis und Sternspritzern verschönert.

Völlig überrascht und infolge gestärkt ging es in der

tiefwinterlichen Landschaft drei Kilometer per Pferdegespann

Richtung Restaurant Verwall zur nächsten Etappe des Abends.

Mooserkreuz beherbergte viele Familien. Die Väter brachten

nach dem Abendessen ihre Familien ins Zimmer, kamen

noch auf einen oder zwei Drinks. Alexander schaffte es meist

irgendwie das eine oder andere Grüppchen an Unentwegten

bis über Mitternacht hinaus noch an der Bar zu halten und

hatte, mit Bar-Commis Alexandra, die Ausdauer, noch ein,

zwei Stunden zu warten, bis das durstige St. Antoner Gastronomievolk

nach der Arbeit zu Besuch kam und das Geschäft

bis in die Morgenstunden hinein belebte. Nach jahrelanger

Treue zum Mooserkreuz veränderten Alexander und Alexandra

Arbeitsplatz und Arbeitsstunden und zogen weiter den

Berg hinauf nach Lech und gestalteten aus der ehrwürdigen

„Kronenbar“ als Inhaber, den Music-Night-Club „Side Step“

in Lech. Hier verkehrten diverse Hotelgäste, Schickeria von

auswärts, und wegen der späten Öffnungszeiten ebenfalls

viele Gastronomen und Angestellte. Durch die regelmäßigen

unkomplizierten Nacht-Busverbindungen Lech-Zürs und

Zürs-Lech gehörte ein reger Gästeaustausch zur Normalität.

Alexander verwöhnte seine Gäste regelmäßig mit Auftritten

bekannter Musiker unterschiedlichster Art wie zum Beispiel

„Kurt Ostbahn“, „Andy Lee Lang“, „Short People“, usw,. Als


ÖBU-Präsident hatte Alexander natürlich viele Mix-Wettbewerbe

zu betreuen. Seagram und später Schlumberger/

Top Spirit traten oftmals als Sponsor auf. Zufriedene und

begeisterte Teilnehmer der unzähligen gemeinsam organisierten

nationalen und internationalen Veranstaltungen

brachten neue Kontakte, neue Kunden, neue Ideen und

neue Partnerschaften hervor.

Mit ÖBU-Vizepräsident Stefan Höllinger, Bar-Chef im

„Hotel Arlberg“/Lech, organisierten wir jedes Jahr, insgesamt

20 Jahre lang, gemeinsam den beliebten St. Antoner

„Arlberg Cup - Rendl-Beach-Mix-Wettbewerb“ auf über

2.000 Metern Seehöhe. Teilnehmer und Teilnehmerinnen

aus der Schweiz, Deutschland und ganz Österreich kamen

zum Teil direkt von der Arbeit zum „Rendl“ angereist. Zum

Ende der Wintersaison war es da oben, unter blauem

Himmel, mitten im Schnee, nicht mehr so kalt, dass man

die Finger nicht mehr vom Shaker bekam. Das Panorama

überwältigend! Die Wettbewerbe, unterstützt durch

Tourismusverband und Bergbahn, hatten nicht nur Drinks zu

bieten, auch die „Nebengeräusche“ konnten sich sehen

lassen: Pokalübergabe durch Fallschirmspringer, Live-Musikgruppen,

Dessous-Show (auf 2.000 Metern), etc. In

diesem einmaligen Umfeld, mit Alexander als Präsentator,

bedeuteten diese Veranstaltungen (auf hohem Niveau…) für

Teilnehmer und Zuschauer eine bleibende Erinnerung.

Filetiert man salopp Alexanders Familiennamen zu

„Rad Low Skyj“, so entstehen die Begriffe „Rad“, „niedrig/

schleppend“ und „Ski“. Wegen seiner nächtlichen Arbeitszeiten

verlaufen seine Tag-Stunden ein wenig in „slow

motion“ bzw. harmoniert seine innere Uhr nicht immer mit

der tatsächlichen Uhrzeit. 1997. Offener Mix-Wettbewerb.

Bedeutet Teilnahme auch für nicht ÖBU-Mitglieder. Messehalle

Innsbruck. Alles vorbereitet. Startnummern ausgelost.

Mise en place der Teilnehmer mit Säften, Sirups, Spirituosen

und Drinkgarnituren, fertig. Podium mit nummerierten

Gläsern und Kühlern mit Eiswürfeln gefüllt. Start 14 Uhr.

Teilnehmer, Teilnehmerinnen, Betreuer, Publikum und Jury

sind bereit. „Hotelfachschule Villa Blanka“- und „Tourismus

Kolleg“-Schüler und deren Lehrer hoffen, wie alle anderen

auch, auf eine erfolgreiche Teilnahme. Wir warten auf

den Präsentator, Herrn Radlowskyj, kommend per PKW vom

Arlberg. 14 Uhr fünf, die Situation ist angespannt. 14 Uhr zehn,

wir Organisatoren versuchen zu beruhigen. Telefonat um

14.13 Uhr: „Ich bin schon vor Innsbruck.“

Wie Alexanders Zeitgefühl sich bei der zweimal jährlich

stattfindenden Zeitumstellung entwickelt…? Wird sich vielleicht

dann halbwegs normalisieren, wenn Brüssel diesen überflüssigen

Vorgang einstellt.

141¯


WAS WAR DAS FÜR EINE

WERBUNG –MEHR – KULT

ES GAB EIN BUCH MIT ALL

DIESEN WERKEN ...

¯142


ALEXANDER HAT ALS

MISTER ABSOLUT NATÜR-

LICH SO EIN KOSTBARES

WERK IM FUNDUS.

143¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯RUMREISENDER VERKAUFT WASSER.

HARALD MÜLLER

Unsere Nummer 97

¯144

Der Name „Harald“ hat seinen Ursprung aus dem althochdeutschen

Sprachelementen „Harja“ = Armee - Heer

und “waltan“ = verwalten – herrschen – „Herrschen“.

Weshalb man im Allgemeinen lieber zum „Harry“ übergeht,

denn die allermeisten Haralds neigen nicht zum herrschen,

sondern verfügen über angenehme gemütliche Charaktere.

Genau mit diesen Eigenschaften ist Harry Müller, mein langjähriger

Kollege und durch innerbetriebliche Umstrukturierung bei

Schlumberger, sogar für einige Zeit mein direkter Vorgesetzter.

Auch hier können wir dieser Bezeichnung wieder näher

anschauen: Harry Müller wurde mir „vor gesetzt“, „vor

gereiht“. In der Hierarchie . Und vermutlich auch bei der

Entlohnung. In der Praxis führt diese Änderung meist zu Konflikt

Situationen. Bei uns war genau das Gegenteil der Fall. Wir

funktionierten arbeitsmäßig genau so harmonisch wie vorher.

Vielleich sogar noch besser!

„Harry“ Müller geboren 1969 in Kitzbühel. Lebt mit Frau

und zwei Buben in Schwendt, Tirol.

Volksschule in Going, Hauptschule und Polytechnische

ebenfalls in St. Johann. International als „Saint John“ betitelt.

„Kitzbühel“ und „Saint. John“, eine herrliche Gegend. Nicht

weit entfernt liegt der Ortschaft Ellmau am Wilden Kaiser

(dort wo Jahren später ein bekannter Hausarzt, oben am

Berg, seine Praxis eröffnen sollte). Das Image von Kitzbühel

und Umgebung ist ein nobles, exklusives. Die Umgebung,

die Hotels, die Restaurants. Die Weinkarten. Die Speisen der

Küchen. Harry faszinierte nicht nur ein zünftiges Bier, sondern

auch ein anständiges Essen dazu. Eine Kochlehre bis 1988

in den bekannten 2 Hauben Restaurant „Hotel Bär“ in Elmau

war das Resultat.

Im Hauben Restaurant „Tischlerwirt“ hat Harry in zusätzliche

zwei Jahren noch eine Menge Feinheiten dazugelernt.

Konzessionsprüfung erfolgreich bestanden und eine nationale

oder internationale Karriere war eigentlich vorgezeichnet.

Der ungewollte Zufall sollte aber anders über Harrys Leben

verfügen. Via Harrys Vater, Zeitlebens verantwortlich für die

Kaffeerösterei der Gastronomie - Lieferant „Eurogast - Sinnesberger“,

bot die Möglichkeit einer angenehmeren Lebensqualität.

Abends, Sonn- und Feiertage für Musik, Schifahren und

Bergtouren mehr Zeit verbringen zu können. Voller Ideen und

Enthusiasmus war Harry bald Abteilungsleiter und baute dort,

insgesamt, elf Jahre lang, die Vinothek auf. Harry, inzwischen

mit sämtliche Kunden bestens vertraut war Neu-Gierig, wollte

wissen wie die Hotels, Restaurants und Lokale funktionierten.

Deshalb nicht warten bis die Kunden zu ihm kamen, sondern

zu den Kunden hinaus. Kunden besuchen. Kundenbesuche,

bei denen Zuhause Produkte verkaufen! Eine tolle Herausforderung!

Ab 2002 in „seinem“ Gebiet, der Kitzbühler Gegend und

darüber hinaus, im Tal und Berg, das Image für die Privatbrennerei

„Freihof“ – Lustenau, mit Hoch edle Destillate zu verbessern.

Gar nicht langweilig und daher spannend, die lokale

Brennerei Erber aus Brixlegg als unmittelbare Mitbewerber

zu wissen! Hier wurden Harry und ich Kollegen, erlebten

gemeinsam Kundenbesuche, Veranstaltungen, Seminare und

Messebeteiligungen. „Eat and drink“, meine-jahrzehnte- lange-Spezialität

TRINKEN und ESSEN harmonisch zu vereinen,

animierte Harry den „Geile Nuss“, Freihof Haselnuss-Schnaps

mit zusätzlich eine echte Haselnuss im Schnaps-Glas oder der

„Rausch Kugel“, „Pitú Kokoslikör“ mit einer Rum Kokus Kugel

von Casali zu erfinden und erfolgreich zu verkaufen. Der als

„ Jolly Kiss“ getaufte Freihof Kirsch mit „Mon Cherry Bon Bon“

im Glas durfte natürlich nicht fehlen.

„Freihof“, Tochter Unternehmen von Top Sprit – Schlumberger,

wurde zur Gänze von Schlumberger einverleibt. Die

Firma umstrukturiert und Harry, wie bereits erwähnt, für meine

letzten zwei Jahre bevor ich zum Dauerurlauber wurde, mir

vor gesetzt….

Ab 2009 bot ihm die Privatbrauerei „Stiegl“ eine Chance

seine Schlumberger Kunden weiter zu betreuen, nur mit einem

anderen Produkt. Für Harry, eine Chance nicht mit-umstrukturiert

zu werden, Neu – Gierig und ehrgeistig wie er ist,

bedeutete das wieder frisch und munter eine neue Herausforderung!

Auch beim neuen Arbeitgeber arbeitete Harry gut, gerne

und erfolgreich. 2021, nach dreizehn Jahr schleicht sich

automatisch der wohlbekannte Herr Trott ein. Laut Wörterbuch

„eine eingefahrene Verhaltensweise“. Das Wort „Trottel“

ist nicht von ungefähr von „Trott“ abgeleitet. Es Besteht die

Möglichkeit und Gefahr von Trott zu Trottel-Arbeit und von


Trottel Arbeit zu Trottel ab zu gleiten. Auch wenn sich dieses

Empfinden nur im Kopf abspielt, sogar das Gegenteil der

Fall ist, ein gewisses Gefühl von „immer gleich bleibender

Arbeit“ entsteht und wird immer nachdrücklicher und stärker.

Die meisten Leute sind froh dieses Gefühl nicht zu spüren

und bleiben aus Bequemlichkeit und Gewohnheit, das

ganze Leben beim gleichen Arbeitgeber. Harry mit seine

52 Lebensjahre, mit seine Bekanntheitsgrad bei Gastronomen

in der Region, mit seinem Netzwerk und Erfahrung,

schlummerte schon länger die Gedanken sich Arbeitsmäßig

noch einmal zu verändern, noch einmal ganz von vorne

an zu fangen. Das Kribbeln einen Neuanfang zu spüren.

Hierzu war die Zustimmung der Familie logischerweise

von Vorteil und jawohl, die Entscheidung wurde in Harrys

Sinne beschlossen. Diese Entscheidung hatte absolut nichts

mit dem momentan statt findenden Klimawandels zu tun.

Obwohl man natürlich nicht abstreiten kann, dass diese

globale Situation zum Nachteil der Umsatzzahlen führen

wird. Harry, der gelernte Koch, Lebensmittelverkäufer, Spirituosen-Anbieter

und Bier Experte startete im Frühjahr 2022

ganz frisch, neugierig und voller Tatendrang einen neuen

Lebensabschnitt. Er bietet und verkauft zwar immer noch

Flüssigkeiten, diesmal aber ohne Alkohol: das elitäre „Montes

Mineralwasser“ für noble Kundschaft. „Silberquelle“ für

die Allgemeinheit und Sirups und Limonaden für das jüngere

Publikum. Seine Klientel hat sich also wesentlich vergrößert!

Harrys zweiter nicht unwesentlicher Vorteil ist beruhigend.

Fahrzeugkontrollen werden seine Herzfrequenz in Zukunft

nicht mehr erhöhen.

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147¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯SIR SCHLUMBERGER.

RUDOLF KOBATSCH †

Unsere Nummer 106

Der moderne Fußballer, der seinen Verein verlassen möchte,

kommt nicht oder unregelmäßig zum Training. Zeigt

beim Einsatz nicht seinen gewohnten Biss. Dieses Verhalten

wird so lange betrieben, bis sich der Verein das nicht mehr

leisten kann, und nachgibt. Der Spieler wechselt der Verein und

bekommt für die gleiche Arbeit einen Rucksack mehr Gehalt,

zusätzliche Prämien und Werbeverträge!

„Wanderer soll man nicht aufhalten“ sagt man wenn

jemand seinen Job wechseln möchte und lässt Ihn oder Sie

woanders hin ziehen. Bei mir passierte die gleiche Geschichte.

Nur anders herum! Herbst 1996. Wir Handel- und Gastronomie

Angestellten bekamen bei einem Seagram Seminar

(lustiger Weise im Sporthotel in Igls, mein früherer Arbeitsplatz)

einen neuen Geschäftsführer vorgestellt: Herr Harold

Burstein kam direkt von „Bahlsen Kekse“ (auch ihm hat man

nicht aufgehalten….)

Wien, August 1997: Der Deutsche „Herr Strauss“, aus

der Seagram Deutschland Zentrale, bekannt als „Entlassung

Experte“ im deutsch sprachigen Raum, war im Anmarsch. Es

war wohl klar weshalb wir Außendienst Mitarbeiter(AD) nach

Wien gerufen wurden. Herr Burstein erklärte der ganzen Belegschaft

so schonend wie möglich weshalb wir uns um einen

anderen Job umsehen sollten. Besitzerfamilie Bronfman, hat

alle Produkte als Einheit an ein Investment Gruppe verkauft

und steigt in die Entertainment Branche ein. 30.000 Arbeitnehmer

und Arbeitnehmerinnen weltweit waren somit plötzlich

arbeitslos.

Auch wir in Österreich!

Nach Herrn Burstein erklärte uns Herr Strauss, wesentlich

weniger schonend, dass die „Seagram Story“ zu Ende

war. Nicht nur für uns auch für ihn und Herrn Burstein. Meine

Person und noch zwei anderen Betroffenen wurden zum

Einzelgespräch mit Herrn Strauss eingeladen: Mitbewerber

Sekthersteller „Hochriegl“ hatte uns drei auserkoren dort

unsere Tätigkeiten fort zu setzen. Sehr nobel. Wir sollten uns

geehrt fühlen und froh sein nicht arbeitslos zu werden. Dieses

Angebot als „freier Mitarbeiter“, wärmstens empfohlen von

Herrn Straus und auch von Herrn Burstein: „Da Sie doch

schon ein gewisses Alter haben“ (53), habe ich abgelehnt.

Nach kurzem durchrechnen, hätte ich sogar noch monatlich

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noch was drauf zahlen müssen! Kosten für Auto und Telefon,

wären selber zu bezahlen, kaum Spesen. Mit Arbeitslosen

Unterstützung war ich tatsächlich besser bedient! Großzügigste

Seagram Abfertigung mit Auto und Gehalt bis Ende des

Jahres, gab mir Gelegenheit mich von meinen Kunden in fünf

Bundesländern anständig zu verabschieden. Einige waren

nicht erfreut und verlangten weitere Betreuung!

September 1997. Großgmain bei Salzburg,: Ich befinde

mich auf einer terminlich schon längst fixierten Kur. Herr Martin

Hinterleitner, seines Zeigens Vize Direktor von „Schlumberger“

kommt, in Auftrag von Dr. Rudolf Kobatsch, zu Besuch: Erstaunlich:

er lobte mich ausdrücklich, da ich als Mitbewerber nie

schlecht über die Firma Schlumberger geredet habe. Erstens

hat das gestimmt und zweitens tut man das aus Anstand

und Fairness schon nicht. Ob ich mich vorstellen könnte für

Schlumberger zu arbeiten? Ja, das konnte ich und fuhr nach

dem Kuraufenthalt Richtung Wien zur Vertragsunterzeichnung.

Vorerst für ein (Probe) Jahr.

Meine Erstbegegnung mit Dr. Kobatsch verlief ausgesprochen

freundschaftlich. Im Laufe der Jahre habe ich Dr.

Kobatsch eher als verständnisvollen Kollege und schon gar

nicht als gestrenger, antreibenden Boss gesehen. Wahrscheinlich,

nachdem er selber früher der gleichen Tätigkeiten

nachgegangen ist, war sein Umgang mit uns AD`s immer

angenehm, wurde nie ausfallend. Jeder, auch seine Angestellten,

begrüßte er freundlich in die Augen schauend, mit festem

Händedruck! Nicht nur in seinem früherern Arbeitsgebiet „Am

Berg“ (Arlberg) war er ein gern gesehener Gast.

In ganz Österreich, egal wann und wo, egal beruflich

oder privat, war „Mister Schlumbergér“ eine besondere Persönlichkeit

und bei Eigenveranstaltungen ein charmanter Gastgeber.

Nicht zu vergessen; Dr. Kobatsch war ein begnadeter

Rhetoriker! Das hat man ihm nicht einflüstern brauchen, davon

war er selber überzeugt! Bei jeder ihm gebotenen Möglichkeit

meldete er sich zu Wort. Je nach Anlass, ernst, fachlich

oder humoristisch. Am besten natürlich als „Blend Rede“

verpackt (also alle drei Begriffe zusammen vermischt) und

möglichst mit einem (gefüllten) Glas in der Hand! Dass seine

„Blends“ ein wenig länger dauerten war aus oben erwähnten

Gründen logisch. Nicht nur er persönlich fühlte sich wohl da-


bei, sondern auch seine Zuhörer hatten Spaß ihm zuzuhören!

Gerne spielte er, wenn es die Zeit erlaubte, Tennis. Auf

diesem Gebiet war er vielleicht nicht der allerbeste, nach

dem Tennis, so zu sagen als Ausgleich in gemütlicher Runde,

lief er aber zu Hochform auf! Der fl eißige „Dr. Kobatsch“

wurde durch seinen Arbeitgeber Emil Underberg auf ein

Nebengleis manövriert, in die Pension geschickt, was der

Neo-Pensionist sehr bedauerte.

Für uns AD`s organisierte er in der Flachau noch ein

gemütliches Abschieds Einladung-Wochenende.

Dr. Kobatsch verstarb unerwartet, nach einem intensiven

Schitag, zwei Wochen vor seinem 75. Geburtstag.

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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯BAD MILS BLACK BOYS.

KARL HEINZ BADER

Unsere Nummer 114

¯150

Noch im Altertum spielte Hochprozentiges eine große

Rolle und wurde als schmerzstillend angesehen. Erst ab

dem Mittelalter hat es sich zu einem Genussmittel entwickelt.

Im 16. Jahrhundert gewann Paracelsus durch Brennen

einen Branntwein.

Die Weiterentwicklung nahm ihren Lauf. Bis zum heutigen

Tag wird mit den verschiedensten Trauben, Obstsorten, Pflanzen,

Kräutern experimentiert, es wird verfeinert und veredelt.

(Auch das Optische spielt dabei eine Rolle. In Südostasien

werden sogar Schlangen, Schildkröten, Insekten und kleine

Vögel in Reiswein eingelegt.)

Wir übersiedeln von Asien nach Mils, ein Nachbardorf

von Hall in Tirol. Mils verfügt über eine Kirche, Gemeindeamt,

Schule, und wie in den meisten Tiroler Dörfern, auch über

Schnapsbrenner. Wobei wir bei der Hauptperson dieses

Beitrags angelangt sind, dem 1957 in Innsbruck geborenen

Karlheinz „Heinz“ Bader. Auch hier wieder ein kurzer Rückblick

ins Mittelalter:

„Bader“, damals Zunftbezeichnung für die ersten Ärzte,

später für Bäderbetreiber. Heinz‘ Vater diente, eh klar, als

Bademeister im Innsbrucker Hallenbad Höttinger Au. Heinz

selber beendete dort, inzwischen nach Mils übersiedelt, in

der Funktion als Geschäftsführer sämtlicher Innsbrucker Bäder,

seine Karriere. Über die Zeit dazwischen gibt es so einiges

zu berichten: Volks- und Hauptschule in Innsbruck, anschließend

„Fachschule für Werkzeug und Vorrichtungsbau“ in

Fulpmes/Stubaital, Präsenzdienst, Bauamt - Erarbeitung eines

„Energiespar-Konzeptes“, Wasserwerke Innsbruck und der

Sprung zum „Bademeister“; technischer Leiter der Innsbrucker

Schwimmbäder. Abschluss HTL-Abendschule „Maschinenbau“.

Ab 2002 bis zu seiner Pensionierung 2017 ist Heinz als

Geschäftsführer für sämtliche Innsbrucker Schwimmbäder verantwortlich.

Das Interessante an dieser Geschichte folgt jetzt:

Heinz und sein Freund Leo sind fanatische Obstbrenner

aus Überzeugung; „WIR fabrizieren die beste Qualität. –

„Vü bessa geats nimma.“ Bis für beide Freunde durch einen

simplen 12 Jahre alten Jameson auch Interesse an Whisky entstand.

Mit keinerlei Ahnung, was die Basis des Whiskys war,

es wurden Baumfrüchte vermutet!

Seit diesem Erlebnis 2005 hat sich die Situation wesentlich

geändert. Leo, ebenfalls Maschinenbauer, und Heinz

beschließen, Wissen über die Whiskyherstellung zu erwerben,

die benötigten Anlagen selbst zu bauen, damit das Endziel,

ein veritabler unverfälschter Tiroler Pure Pot Still Single Malt,

erreicht wird! Erste Versuche mit einem 13-Liter-Schnapskessel

und Abfüllung in neue, bei Schneckenleitner in Waidhofen an

der Ybbs erworbene, 5-Liter-Fässer. Die ersten Proben sind

nicht unbedingt „das Gelbe vom Ei“. Via Internet wird eine

10-Liter-Tisch-Destillerie erworben.

Bei der Herstellung gesellen sich Hugo, ebenfalls mit

Metallbau-Ausbildung gesegnet, Erich, Josef und Walter und

später dann noch Armin dazu. Die „New Make“ Single Malt

ist schlecht, eigentlich katastrophal!

Nach notwendigen Studienreisen nach Schottland wird

die Maische-Anlage umgebaut und optimiert. Als Raubrand-Kessel

wird ein einwändiger 75-Liter-Kupferkessel in

einen Futterdämpfer mit Holzbefeuerung eingebaut. Für den

Feinbrand entsteht ein druckloser 30-Liter-Wasserbadkessel

mit Elektroheizung. Professionelles Outfit, Flasche, Etikett und

Geschenkkarton werden entworfen und realisiert.

2009 wird die Produktionsstätte im Keller mit einer halbautomatischen

Maische-Anlage erweitert. Im Keller entstehen

zusätzlich Pub und kleine Küche. Der Freitagabend wird zum

„Heiligen Abend“ umbenannt. Die Lebensqualität der lebenslustigen

Beteiligten wird durch gemütlich Zusammensitzen,

Whiskyproduzieren, Essen, Trinken, Plaudern UND Zigarren

Anzünden wesentlich optimiert.

Rudi Hundsbichler, Initiator und Organisator des Claymore

Whisky Clubs, sowie meine Person hatten die Ehre,

einen „Holy Evening“ mitzuzelebrieren. Im (Zigarrenrauch-)

Keller-Pub gab es ein herrliches „Irish Stew“ mit einer Vielzahl

verschiedener „Drams“. Ununterbrochen wird an dem

Spirit-Still-Kessel gebastelt, umgebaut, erneuert und verbessert.

Man fragt sich, was die Burschen lieber tun, basteln und

umbauen oder Whisky herstellen. Überwiegend wird „Single

Cask Whisky“ abgefüllt und mit Sherry- und Madeira-Fässern

gearbeitet. 2015 Gründung der „Badmils Black Distillery“

als Einzelunternehmen! „Bad“ – Abkürzung für den Familiennamen

„Bader“ und ins Englische übersetzt „schlecht“, „Mils“


www.badmilsblack-whisky-distillery.at

– Heimatdorf der Fabrikation, „Black“ – weil ehemalige

Schwarzbrennerei. Für mich heißt das Team vereinfacht:

„The Bad Boys“. Mitbegründer Leo verabschiedet sich Richtung

Ausland, wohnt jetzt im Burgenland. 2016: Austausch

des Raubrandkessels gegen eine gebrauchte 130-Liter-

Wasserbadanlage. 2019: Vergrößerung der Maischeanlage

von 60 auf 100 Liter. Lagerbestand November 2021:

86 Fässer zu je 10-20 Liter! Im gleichen Jahr die unerwartete

Ernte aller Bemühungen: Bronzemedaille bei der „USA

Spirit Rating“ in San Francisco für „Bad Mils Black Bourben“.

Nicht „Bourbon“, sondern „Bourben“ als unverwechselbares

Produkt aus Mils. Diese Geschichte zeigt einerseits,

wie man mit Elan, Fleiß und Durchhaltevermögen ein Ziel

erreichen kann. Andererseits als Anregung für Interessierte,

sich mit Gleichgesinnten zusammenzuschließen, und das

muss ja nicht unbedingt zur Whiskyherstellung sein, damit

gemütliche Stunden entstehen.

Für Auskünfte zum Kauf und zur Schnaps- oder Whiskyherstellung

stehen die Bad Boys gerne zur Verfügung:

www.badmilsblack-whisky-distillery.at

badmils-black@gmx.at

REPLIK

KARL HEINZ BADER

Lieber Alexander!

Ich erinnere mich noch sehr gut an unsere erste Begegnung.

Ein Mitarbeiter von mir –ich war zu der Zeit Geschäftsführer

der IKB Bäderbetriebe in Innsbruck- hat uns vorgestellt.

Du bist gerade in Pension gegangen und machtest deine

täglichen „Auslauf-Runde“ am Baggersee. Whisky war sehr

schnell als gemeinsames Interesse entdeckt. In diesem Sinn

war unsere Begegnung unausweichlich.

Im Verlauf unseres Lebens lernen wir viele Menschen kennen.

Einige bringen uns viele nützliche Dinge für den Rest

unseres Lebens, andere bringen uns hingegen gar nichts,

oder zumindest glauben wir das. Du lieber Alexander gehörst

zu den Ersteren.

Dank deiner Fürsprache und Initiative fand ich Einlass in die

heimische Whiskyszene. Bei defakto jeder Veranstaltung in

Sache Whisky treffen wir uns seither und fachsimpeln über

den Charakter, den Geruch und Geschmack der Kostproben.

Deine Hintergrundinformationen zu Destillerien und

die wirtschaftliche Verfl echtungen deren Eigentümer sind

für mich oft unbekannt und es ist eine Wonne bei deinen

Ausführungen zu zuhören. Auch sind dank deiner fl eißigen

Kameraarbeit von den Treffen immer Fotos vorhanden

(Mein Badmils Black Archiv besteht fast ausschließlich aus

deinen Aufnahmen).

Alexander du bist ein Fixstern – nicht nur als Fachmann in

der Whiskyszene. Du bist darüber hinaus ein aufmerksamer

Beobachter und ein mit nobler Zurückhaltung ausgestatteter

Ratgeber. Ich danke der glücklicher Fügung dich kennengelernt

zu haben.

151¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯OSTTIROLER.

ERICH UNTERWURZACHER

Unsere Nummer 118

Igls: selbsternannter „Luftkurort“ oberhalb von Innsbruck am

Fuß des Patscherkofel, Hausberg der Innsbrucker. Durch Luxushotels

wie „Sporthotel“ und „Iglerhof“ entwickelt sich das Dorf

kontinuierlich.

„Kalt- und Warmwasser“-Hinweise an den Häusern

der Privatzimmervermieter wurden nach Renovierungen

überflüssig. Ordentliche Pensionen entstanden. Immer mehr

Hotels und Cafés siedelten sich an. Das bedeutete, nicht nur

„Sommerfrischler“, sondern auch Einheimische aus Innsbruck

und Umgebung suchten in Igls, Erholung. Machten einen-

Spaziergang, konsumierten gemütlich Kaffee mit Kuchen im

„Stefanie“,„Stern“ oder „Stettnerhof“.

Die Olympiade 1964 verhalf Igls zu einem noch höheren

Bekanntheitsgrad. Bobsportler teilten die Bobbahn Igls mit

der sich neu verbreitenden, durch Pionier Gunther Sachs in St.

Moritz bekannt gemachten Sportart, „Skeleton“. Tennis war

noch nobel, exklusiv, praktisch die Vorstufe zu Golf.

Ein Naturjuwel, die im Igler Park angelegten Tennisplätze.

Der „Zauber-Dr.“ Kolitscher behandelt wohlhabende Damen

und Herren(!) mit Schafs-Embryo-Impfungen. Spendet somit

schwächeren Patienten Hoffnung, sich zu erholen und den

üblichen Alterungsprozess des Körpers zu verlangsamen.

Innsbruck-Igls springt 1976 kurzfristig für Denver ein und organisiert

zum zweiten Mal Olympische Spiele. Franz Klammer

gewinnt in kanariengelbem Renn-Anzug die Patscherkofel-Abfahrt.

Zusätzlich zum 8-Loch-Golfplatz „Sparbegg“ in Lans eröffnet

der 18-Loch-Golfplatz im nahegelegenen Rinn. All diese

Aktivitäten vergrößerten den Bedarf an Personal natürlich

erheblich! Nicht nur in Innsbruck-Igls, sondern in ganz Tirol.

Damals noch ohne „Wellnesshotels“, war die Steiermark

ein wahrer Brunnen frischer und williger Arbeitskräfte. Es

entstanden Tiroler-Steirer-Bekanntschaften, -Verbindungen,

-Seilschaften, -Verlobungen,-Hochzeiten und -Kinder. Auch in

Osttirol war die Situation nicht viel anders, zu wenig Arbeitsplätze

dort, man zog, wenn möglich, nach Westtirol. (Nordtirol

ist gemeint – Anmerkung der Redaktion) Und da sind

wir jetzt bei der Hauptperson dieses Beitrages gelandet: der

1946 in Osttirol geborene Erich Unterwurzacher: Der Vater

von acht Kindern, Herr Unterwurzacher Senior, war nach Igls

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gezogen und verrichtete dort im angesehenen Hotel „Iglerhof“

in Igls als Hausmeister seinen Dienst. Sohn Erich besuchte

dort die Volksschule und die Hauptschule in Innsbruck.

Beeinflusst durch Papas Anstellung im „Hotel Iglerhof“

verdiente Erich ab 1959 dort als „Mädchen für alles“seine

ersten (Trinkgeld-)Schillinge. Per Bauchladen Zigaretten- und

Zigarren-Verkauf, Koffer schleppen, Lift bedienen, Sachen

reparieren etc. Alsbald servierte er Getränke in der Lounge,

später dann Speisen und Getränke im Speisesaal und endete

schließlich hinter der Bar. Dort gefiel es Erich am besten. Hier

fühlte er sich wohl!

Hier, im „Hotel Iglerhof“, lernte er seine spätere Frau Renate,

tätig an der Rezeption, kennen. Bar und Renate würden

in Zukunft sein Leben bestimmen. In immer wechselnder Reihenfolge.

Der Iglerhof wurde an den Immobilienhändler Franz

Knollseisen verkauft und es entstanden Wohnungen. Das ehemalige

Iglerhof-Personal fand mehrheitlich im neu eröffneten

Hotel Holiday Inn, nahe dem Triumphbogen in Innsbruck, eine

Beschäftigung.

Erich erweiterte seinen Horizont im „Hotel Stafford“,

London, „Hotel Bär“ in Ellmau/Tirol, und im „Inntalerhof“,

Mösern. 1976 startete Erich bei seinen Alt-Kollegen im ehemaligen

Holiday Inn, nunmehr Sheraton, an der Hotelbar.

Hier kreuzten sich 1988 unsere beruflichen Wegen wieder.

Erich als Bar-Chef, ich als Seagram AD. Mit dem ehemaligen

Küchenchef vom Iglerhof und nunmehr Sheraton-Einkäufer

des Hotels, Herrn Franz Göschl, verstand ich mich bestens.

Zwischen Direktor Gsenger und mir entstand ein freundschaftliches

Verhältnis.

Logisch, dass auf meine Produkte Rücksicht genommen

wurde.(Direktor Gsenger wurde dann später, nach seiner

Übersiedlung zu Sheraton Salzburg, mein „door opener“

ebendort.) Obwohl ich fünf Bundesländer zu betreuen hatte,

nahm ich mir die Zeit, Erich regelmäßig und oft zu besuchen.

Er war oft mein letzter Besuch des Tages. Hier wurden Cocktail-Trends

und

„ÖBU-News“ besprochen. Trotz seines Bestreben, durch

Ideen etwas Neues für seine Gäste anzubieten, erfuhr Erich

von der Führungsetage nicht viel Verständnis und daher

kaum Entgegenkommen. Herr Erich arbeitete trotzdem immer


freundlich, bestens gelaunt, voller Elan und professionell

weiter, tüftelte an neuen Drinks und verlor nie die Hoffnung,

irgendwann unterstützt und gelobt zu werden. Schöne

Tages- und Wochen-Angebote, handgeschrieben und mit

Fotos versehen, fertigte Erich daher persönlich an. Seine Leidenschaft

waren die Cocktails in „seiner Bar“, seine Gäste

und die Begegnungen mit den ÖBU-Kollegen. Wenn es

der Dienstplan ermöglichte, verpasste er keinen Cocktailmix-Wettbewerb.

Zahlreiche Urkunden und Pokale zeugen

davon!

Nach zahlreichen Umbauten „seiner Bar“ und über 30

Jahren im Dienst mit Umbenennungen von Holiday Inn auf

Sheraton von Sheraton auf Scandic Crown und von Scandic

Crown wiederum zu Holiday Inn verabschiedete sich

Erich von seinem ereignisreichen Cocktail-Leben. (Heute

heißt dieses Hotel Radisson) Erich, der gekommen war, um

zu bleiben, lebt mit seiner Familie in Vill, unweit von Igls,wo

damals seine Gastronomiekarriere als junger Bursche seinen

Anfang genommen hatte. Dort, im zum Großteil selbst

gebauten Haus, bastelt er keine ausgefallenen Cocktails

mehr zusammen,sondern modellgetreue, aus verschiedenen

Holzsorten gefertigte Holzautos! Die Wochen vor Weihnachten

und Ostern ist Erich in verschiedenen Kaufhäusern

damit beschäftigt,entspannt, ausgeglichen, zufrieden und

beratend seine Unikate weiterzubringen.

Der Unterschied zu früher sind nur die Produkte!

153¯


¯EX-PERTENOSTTIROLER.

ERICH UNTERWURZACHER

über Alexander Weller

REPLIK

Meine Erinnerungen an Herrn Alexander Weller

liegen über 50 Jahre zurück, er war damals in Igls

auf Saison im Schlosshotel/ Sporthotel als Oberkellner/Barman

tätig und ich im Golfhotel Iglerhof in der

Hotelbar.

Die Mittarbeiter in beider Hotels waren eigentlich alles

Österreicher, Herr Weller war Holländer und fiel wegen

seiner Sprache während einer Unterhaltung im Lokal

natürlich auf und dann, nach vielen Jahren trifft man sich

plötzlich wieder. So nahm das Wiedersehen 2013 seinen

Lauf.

In meiner Laufbahn als Barman seit 1970 in Hotelbars

tätig, habe ich auch Erfahrung sammeln können und viele

Berufskollegen aus der Hotelbranche, der Bar-Scene und

ÖBU Sektion kennengelernt und erinnere mich besonders

gerne an Herrn Alexander Weller, AD bei Fa. Seagrams,

später Fa. Schlumberger.

So kam es ab 1989/90 bis 2007, fast 20 Jahre lang,

immer wieder zu einer Zusammenarbeit mit Herrn Weller

auf organisationscher Basis bei Events, Veranstaltungen und

Präsentationen im Hotel Scandic Crown.

Eines Abends, Herr Weller kam auf einen Drink zu mir

in die Hotelbar, hocherfreut über seinen Besuch, offenbarte

ich mein Anliegen an ihm. Ich wollte für meine Gäste eine

attraktive Cocktailkarte machen. Daraufhin gab mir Herr

Weller interessante Vorschläge, half mir bei der Cocktailauswahl,

Karte Gestaltung, Kalkulation und Druck der

Karte. An meiner Aufnahme als aktives Mitglied in die ÖBU

1995 bis 2003 hat auch Herr Weller Alexander maßgeblich

beigetragen.

Am 28.10.1995 wurde das Casino Innsbruck eröffnet,

gleichzeitig soll im Hotel Scandic Crown von der ÖBU der

Alpenländer Cup und der Internationale Longdrink Wettbewerb

stattfinden. Tage zuvor, Herr Weller bewegte mich

zielstrebend dazu an diesen Wettbewerb teilzunehmen und

eine Aufnahme in die ÖBU zu beantragen um weiterhin

an Wettbewerben teilnehmen zu können. Dank Herrn Wellers

Hartnäckigkeit, wurde ich in die ÖBU aufgenommen.

In den 8 Jahren meiner ÖBU Zugehörigkeit habe ich an 29

Cocktail-Wettbewerben teilgenommen. Die Pension rückte

¯154

näher, 2007/2008 war es soweit und unsere Zusammenarbeit

endete.

Es war eine lehrreiche Arbeitszeit in meinen Berufsleben

als Barman mit Höhen und auch Tiefen, wie man so schön

sagt, aber auch mit besonderen Ereignissen, Erlebnissen

und interessanten Menschen.

Besonders Herr Alexander Weller und viele damalige

enge MittarbeiterInnen und BerufskollegInnen bleiben mir

guter in Erinnerung.

Im Februar 2013, nach 7 Jahren, kam es zufällig mit

Herrn Weller zu einem Wiedersehen. Unsere alte Freundschaft

wurde erneuert und gepflegt. Es entstand peu à peu

eine „EXperten-Team“. „EX“ groß geschrieben! Inzwischen

sind wir 12 Personen. Wir sind lauter Kollegen aus der Gastronomie,

kennen die gleichen Leute, wir interessieren uns

für die gleiche Themen, tauschen Neuigkeiten aus, organisieren

monatlich einen Kulturellen Ausflug und gehen in ein

nettes Restaurant gemeinsam gemütlich zu Mittag essen.

Motto: Wir lieben das Leben.


NOCH EINE SEITE MIT DEN GRANDIOSEN WERKEN

RUND UM EINE SIMPLE VODKA – FLASCHE.

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157¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯KÄSE-HARRY.

HARALD WEIDACHER

Unsere Nummer 120

¯158

Eine Parallele zwischen mir und Herrn Harald Weidacher, in

der Folge „Harry“ genannt, besteht praktisch schon seit der

Volksschule. Auch bei Harry bestand in der Schulklasse das

System, Schüler in alphabetischer Reihenfolge aufzurufen.

Und „W“ befindet sich nun mal nicht am Anfang des

Alphabets. Glück hatte man, wenn nach „We…“ noch ein

Klassenkamerad existierte. Man war dadurch nicht der Allerletzte!

Sprichwörter sind gesprochene Wörter, stehen also

nicht in Stein gemeißelt! „Die Letzten sollen die Ersten sein“,

war zumindest in der Schulzeit eine falsche Interpretation!

Gewiss aber ist, dass man sich automatisch ein bisschen mehr

anstrengen soll, nicht der Letzte zu bleiben. Und das prägt.

Wir „Ws“ sind geneigt, im Leben automatisch immer ein wenig

„mehr“ zu liefern als notwendig.

Mein „We“-Kollege Harry, 1965 in Innsbruck am grünen

Inn geboren, startete sein Gastronomieleben 1980 im „Hotel

Grauer Bär“ in Innsbruck mit dem Lehrabschluss im Service.

Anschließend zwei Jahre Demi Chef de Rang ebendort und

Wechsel zum Grand Hotel Europa, ebenfalls in Innsbruck.

Als Jungtiroler mit Fernweh behaftet (dies im Gegensatz

zu Tirolern im Alter, die mit Heimweh zu kämpfen haben), war

ein Engagement als Steward auf der MS Sagafjord und MS

Vistafjord eine logische Herausforderung. Ausreichend am Luxusliner-Leben

teilgenommen, wieder retour nach Österreich,

diesmal als 2. Oberkellner im „Hotel Grauer Bär“.

Ab 1989 Geschäftsführer des „BIG BEN“ in Kitzbühel.

Sieben Jahre Mitplaner und Mitarbeiter bei der Entwicklung

der „Miedler Gastro Betriebe“, bestehend aus „Post“/Jochberg,

„Madlen“/Kirchberg und „Hornplatz“/Kitzbühel. Ein

nicht allzu langes Gastspiel als Billa-Filialleiter in Kirchdorf

- das sollte man ja auch mal ausprobieren - blieb Harry zwei

Jahre der Kitzbüheler Gegend im Hotel „Kramerhof“, ebenfalls

Kirchdorf/Tirol, treu. Mit so viel Erfahrung macht man

sich - vorausgesetzt die Ehefrau spielt mit -, sobald sich die

Möglichkeit bietet, selbstständig! Harry und Ehefrau Barbara

lernten sich in Innsbruck im Night Club „Pascha“ kennen.

Barbara war in einem Immobilienbüro tätig und arbeitete

in ihrer Freizeit aushilfsweise im Pascha. Harry gefiel als Besucher

nicht nur das Lokal, sondern vor allem die Serviererin

Barbara! Harry und Barbara eröffneten 1999 in St. Johann

nahe Kitzbühel das English-Pub „Old Dog“. Ein Lokal, voll gepflastert

mit original typisch britischen Accessoires.

Neben offenem Beck‘s Bier und Maisel‘s Weisse hatten

die Gäste die Wahl zwischen zusätzlich fünfzig (!) verschiedenen

Biersorten! Für mich als „Heineken Heini“ nicht

unwichtig, das Produkt Heineken zu forcieren. Meine Besuchszeiten

waren immer so um 16 Uhr, noch bevor die durstigen

Tourismusschüler das Lokal vereinnahmten. Da hatte Harry

Zeit. Hinter der Bar, Barbara mit Serviererin bereit, immer bestens

gelaunt, den erwarteten Ansturm zu bewältigen. Harry

in Warteposition im Lokal oder auf der Terrasse. Harry hatte

etwas Bayrisches! Zwar ohne Lederhose, aber immerhin.

Vielleicht ein halbes Kilo zu viel am Hosengurt, den Schalk

im Nacken, stresslos, freundlich, verständnisvoll, humorvoll mit

„Passt eh“-Mentalität. Ein beruhigender Schmähschädel halt.

Aufgeschlossen für Ideen, neue Drinks und Aktionen.

Für mich der ideale Partner. Genauso erfreulich wie es ist,

neue Kunden zu gewinnen, ist es ebenso traurig, Kunden zu

verlieren. Harry, sehr zur Freude von Gattin Barbara, sagte

dem englischen „alten Hund“ nach vier Jahren ade und bereitete

sich vor für ein Lehramt an der „HBLA für Tourismus und

Hotellerie“ in St. Johann. Er entschied sich also für ein ruhigeres,

geregelteres Leben mit festgelegten Sperrstunden.

Sein zweites Leben nahm Formen an: erfolgreiche Lehramtsprüfung,

unterrichtete Getränke- und Servierkunde.

Vortragender für Agrar und Umwelt. Ausbildung Käsesommelier.

Obmann Käsesommelier-Verein Österreich. Milch- und

Käse-Sensoriker. Als absoluter Höhepunkt seiner beruflichen

Entwicklung wurde Harry mit dem ehrenvollen Titel „Käsesommelier

des Jahres 2021“ ausgezeichnet! Charles de Gaulle

hat mal erwähnt: „Wie soll man ein Land mit über 300 verschiedenen

Käsesorten regieren?“

Harry ist gewiss bekannt, über wie viele Käsesorten Österreich

verfügt, bestimmt wesentlich weniger. Trotzdem ist das

Regieren bei uns in Österreich offensichtlich auch keine leichte

Aufgabe! Bleibt noch zu erwähnen, dass die holländischen

Käsesorten eine bessere Qualität aufweisen als die österreichischen.

Zumindest was das globale Image betrifft.

Da muss Harry noch ein bisserl dran arbeiten!


Laudatio Käsekaiser 2021

Als im Jahr 1987 der erste „Käsesommelier des Jahres“ einen Käsekaiser erhielt, war es

Herbert Schmid – seinerzeit Käsesommelier im Steirereck, der mit dem Preis ausgezeichnet

wurde. Damit war klar, auf welchem Niveau der Käsekaiser angesiedelt ist. Auf dem

höchsten! Dort etablierte er sich seither als die höchste Würdigung, die ein Käsesommelier

hierzulande für seine herausragenden Leistungen erhalten kann. Auch heute, 34 Jahre

später, zeichnen wir wieder einen Menschen aus, der sich in ganz besonderer Weise für das

Käseland Österreich und die Weiterentwicklung der heimischen Käsekultur im In- und

Ausland verdient gemacht hat.

Geboren wurde unser Laureat 1965 in Innsbruck, das er gewissermaßen auf dem Seeweg

verließ. Denn auch wenn es dem umtriebigen Tiroler nicht unbedingt in die Wiege gelegt

wurde, einige Jahre seiner gastronomischen Laufbahn, verbrachte er auf Schiffen – und

somit an vielen Orten dieser Welt. Anders gesagt: Sein kulinarischer Lehrmeister war die

ganze Welt.

Seiner Frau ist es zu verdanken, dass er sein großes Wissen seit 1998 an die nächste

Generation weiterreicht. Damals stieg er in den Lehrberuf ein. Bis heute profitieren seine

Schülerinnen und Schüler in den Tourismusschulen Am Wilden Kaiser von seinem enormen

Fachwissen. Am 7. November 2008 krönte er seine Weiterbildungen mit dem Abschluss der

Käsesommelierausbildung in Kärnten. Den letzten Stein auf diese Krone setzte er, als er auch

zertifizierter Milch- und Käsesensoriker wurde.

Nicht nur seine Leidenschaft für Käse, auch seine ausgeprägte Empathie ist charakteristisch

für ihn. Eine Kombination, die zeigt, warum er von 2012 bis 2017 dem seinerzeit

angeschlagenen Verein Käsesommelier Österreich als Obmann und engagiertes Mitglied zu

neuer Blüte verhalf. Der Verein „blüht“ noch immer und dafür sind und bleiben wir ihm sehr

dankbar.

Seit 2018 widmet er sich neben seiner beruflichen Tätigkeit dem Aufbau und der Leitung der

Käsesommelierausbildung für Lehrkräfte in landwirtschaftlichen Schulen. Mit Refresh und

Brush Up Trainingseinheiten hält er die Lehrkräfte in den Tourismusschulen zukunftsfit. Seit

drei Jahren ist er auch Mitglied der internationalen Käse Guilde, ein begehrter Juror und

Prüfer bei nationalen und internationalen Käsewettbewerben. Er, das ist der großartige

Harald Weidacher!

Lieber Harry, das Wichtigste ist, du warst immer ein verlässlicher Freund auf den man zählen

kann. Nie hast Du aufgehört dich weiter zu bilden. Du stellst dein Wissen immer anderen zur

Verfügung und legst dabei großen Wert auf zwischenmenschliche Harmonie. Wir würdigen

heute dein großes Engagement für den Käse und verneigen uns vor deiner menschlichen

Leistung, die weit über das fachliche hinausgeht.

Lieber Harald Weidacher, heute zeichnen wir dich für dein Lebenswerk mit der höchsten

Auszeichnung für heimische Käsebotschafter aus, dem AMA-Käsekaiser in der Kategorie

„Käsesommelier des Jahres 2021“.

Wir gratulieren Dir dazu nicht nur ganz herzlich, sondern auch von ganzem Herzen.

159¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯NEUES KASSENSYSTEM.

FRANCESCO

Unsere Nummer 127

Eurotel, Montreux, Mai 1967: Das Hotel war neu. Nagelneu,

aber noch nicht ganz fertig! Der Oberkellner fungierte

als Dirigent. Er arbeitete nur mit seinen zwei Zeigefingern.

Er teilte uns ein. Ohne Taktstock: „Du machst das und Du machst

das!“

Hierarchische Unterschiede gab es nicht. Damit das Restaurant

und Personalbereich baldigst betriebsbereit wurden,

mussten alle anpacken und schleppen. Das Restaurant hatte

zusätzlich noch eine große Außen-Terrasse. Im Innen-Restaurant

hatten wir das altbewährte Service System, mit Oberkellner,

Chef de Rang und Commis. Auf der Terrasse aber,

arbeitete man alleine und da war jeder verantwortlich für

seine eigene Station. Francesco aus Neapel wurde meistens

auf der Terrasse eingeteilt.

Er liebte die frische Luft direkt am Genfer See. Besonders

das neue Kassa-System behagte ihm. Ein Kassabon bestand

aus zwei Teilen. Je einer für Küche oder Buffet und einer – optisch

ident, aber mit einer zwei Zentimeter kürzeren Allonge für

den Gast. Francescos Bons waren, durch geschicktes Ziehen,

gleich lang. Die Gäste-Bons steckte man ins leere bekannte

Schweizer 1/16 Fendant Weißwein Glas, auf dem Gäste-

Tisch. Nachdem die Rechnung bezahlt war, zerriss Francesco

die Gäste-Bons nicht, sondern verwendete diesen dann nochmals!

Ende August, so sagte er, erkrankte Francescos Großmutter

schwer. Und das, obwohl die Saison noch nicht zu

Ende war trat er, mit hervorragendem Zeugnis in der Tasche,

die Heimreise nach Neapel an. Zu spät erkannte die Geschäftsführung,

dass der immer strahlend lachende Francesco

nicht nur im Service gut gearbeitet hatte.

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161¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯GESUNDES WASSER UND HEILBIER.

HARALD PICHLER

Unsere Nummer 130

Friesach, die älteste Stadt Kärntens, verfügt über ca. 5000

Einwohner. Im 6. Jahrhundert durch Slowenen und um 740

zusätzlich durch Bajuwaren besiedelt, entwickelte sich

eine sehr gemischte, interessante und schlaue Bevölkerungsgruppe:

Schlawiner“ und BAyern, JUbeln-feiern, Waren-aller

Art. Genau hier, in dieser geschichtsreichen Stadt, wurde mein

langjähriger Freund und Kollege, Harald „Harry“ Pichler 1969

geboren.1,92 m groß, schlank, fesch UND, wie wir gerade gelernt

haben, ab Geburt bereits intelligent. Das war nicht immer

so. Bei seiner Geburt war er wesentlich kleiner.

Im 15 Kilometer entfernten Neumarkt in der Steiermark

absolvierte Harry die Volksschule, Hauptschule und den

Polytechnischen Lehrgang. Der allerbeste Schüler war Harry

nicht, aber meistens der lustigste Kärntner dort in der Steiermark.

Kärnten, Steiermark, beide Bundesländer bekannt als

Genussregionen, inspirierten Harry, eine Lehre in der Gastronomie

zu starten. Er entschied sich für ein drittes Bundesland

und meldete sich bei„ Gut Brandlhof“ in Saalfelden, Salzburg.

1985 bis 1989 lernte Harry als Koch-Kellner alle Gepflogenheiten

eines Luxushotels kennen. Seinen Rucksack reichlich mit

Gastro-Erfahrung vollgepackt, wanderte Harry nach Villach.

Im „Warmbaderhof“, in der Funktion als Barkeeper, wurde

Harry automatisch zum Entertainer. Logisch, man steht an der

Front und immer im Schaufenster seiner Gäste. Schnell und

soigniert versorgte Harry seine illustren Gäste mit exotischen

Drinks, extra garniert mit, man ist ja nicht umsonst Entertainer,

dazu passendem Schmäh.Inzwischen nach Klagenfurt gezogen,

ergab es sich fast automatisch, im nur einen Fußmarsch

vom Wohnort entfernten „Gasthof Krall“ tätig zu werden. Ab

1991, zuständig für ALLES, was in einem Gasthof so anfällt,

war Harry keine Arbeit zu schade. Der familiäre Umgang mit

der Familie Krall und den Gästen gefiel Harry besonders.

Er fühlte sich wohl, wie in einem zweiten Zuhause. Dennoch

wechselte er vier Jahre später seinen Beruf, mochte nicht

immer am gleichen Platz bleiben. Wollte mobil sein. Bei der

Schleifmittelfirma „Braun 3M“ fand er diese Voraussetzungen.

Zuständig für die Region Süd, versorgte Harry im Firmenauto

A4 Quattro seine Kunden mit Schleifmitteln und war dort bis

2002 nicht nur happy, sondern auch erfolgreich.

Bis, ja, bis die Firma Schlumberger sich im Gasthof Krall

¯162

einquartierte. Schlumberger, inklusive meiner Person, war auf

der Klagenfurter Gastronomie Messe vertreten. Bei starkem

Geschäft war Harry immer wieder zum aushelfen im Gasthaus

Krall zugegen. Weil es Spaß machte! Servieren. Bier zapfen.

Schmäh zapfen. Harrys offene Art, sein lockerer Umgang mit

den Gästen, auch mit uns, blieb Gastronomie Verkaufsleiter

Herr Walter Bauer nicht verborgen. Resultat: Herr Harald

Pichler verkaufte ab 2002 keine Schleifmittel mehr, sondern

weltweit bekannte Spirituosen von höchster Qualität.

Eine Menge gemeinsamer Erlebnisse, Kundenbesuche,

Veranstaltungen, Messebeteiligungen und Auslandslehrgänge,

wie bei Metaxa in Griechenland oder Rémy Martin in

Cognac, Frankreich, schweißten uns automatisch als Freunde

zusammen. Bis 2007 bei Schlumberger, inzwischen zu „Top

Spirit“ umbenannt, eine neue Führung ihren Einzug nahm.

Auf „neu“ folgten Begriffe wie „anders denken“, „anders

arbeiten“, „anders orientieren“. In der Praxis kreierte man

dafür das Wort „Umstrukturieren“! Ältere und jahrelang treue

Mitarbeiter sind bei dieser neuen Denk- und Arbeitsweise

manchmal etwas träge. Sie verfügen meistens über wesentlich

mehr Fachwissen als die neu und anders denkenden Führungspersonen.

Tja, und das hemmt natürlich das Tempo der Umstrukturierung.

Daher sind Entlassungen unerlässlich.

Dieser unangenehme Prozess war bei uns merkbar vorhanden

und Harry war schlau genug, schneller als die Firma

zu sein: Kontaktaufnahme am Red-Bull-Stand auf der Herbstmesse

„Alles für den Gast“ 2007. Fazit:

Ab 2008 engagierte Harry sich bei Red Bull als Key

Account Manager, zuständig für Österreich Süd und -West!

Aber die Story ist noch nicht zu Ende: „Talheimer Heilwasser“-

Besitzer Herr Dietrich Mateschitz, seinen Mitarbeiter Harald

Pichlernach nach 12-jähriger Tätigkeit wohl kennend, bot Harry

an, die Geschäftsführung zu übernehmen, um Abläufe und

Umsatz zu optimieren. Wohl ein Angebot, das man eher nicht

ablehnt! Daher leitet Harald Pichler seit 2021 die Geschicke

von Talheimer Flüssigkeiten. Weil dort werden nicht nur quellendes

Heilwasser und gesunde Limonaden hergestellt und

in Flaschen abgefüllt, sondern auch bekömmliches Bier! Ja,

Harald Pichler ist nicht nur bei Entscheidungen, sondern auch

auf dem Motorrad schnell. Ziemlich schnell!


163¯


NBEGEGN UN GE

BESO NDERE

¯MONKEY "MIKE".

MIKE SCHMITT

Unsere Nummer 133

Das Mühlviertel hat seinen Namen von den Flüssen Große

Mühl, Kleine Mühl und Steinerne Mühl und hat seit 1993

zwei Nachbarn, Deutschland in NW und Tschechien

im Norden. Das Mühlviertel bedeckt ein Viertel vom Landesgebietes

Oberösterreich. Für Einheimische logisch, für mich als

gebürtigen Holländer nicht. Ich dachte, entweder es stehen dort

haufenweise holländische Mühl-Duplikaten oder, wäre es ein

Drittel der Fläche so würde man es als „Mühldrittel“ bezeichnen!

Hier im Mühl-VIERTEL befi ndet sich das idyllische Dorf

„Reichenstein“. Zusammen geschrieben! Ansonsten sich im

Kopf möglicherweise eine „Fake Story“ entwickelt. Hier

wiederum befi ndet sich das Gasthaus „Hoftaverne“. 1230

erstmals urkundlich als „Burgschenke“ erwähnt und seit 1881

in Besitz der Familie Schmitt, lebenslang betrieben durch Rosa

und Erich Schmitt.

Nach viele Stationen unter anderem am Wörthersee, hat

Tochter Monika den Familienbetrieb 2006 übernommen.

Neben viel Schmäh bietet Monika auch noch ausgezeichnete

Oberösterreichische Hausmannskost zu gästefreundlichen

"Einheimischen-Preisen". Der Schmäh gibt es dann gratis dazu.

Bruder Harry, ebenfalls mit Gasthaus Bazillus zur Welt gekommen

hat wie Monika, viele Sommer und Winter-Saisonen

absolviert, wie zum Beispiel in Ischgl und in Velden am Wörthersee.

Harry is im Dorf Mondsee sesshaft geworden und

arbeitet als „Sky Bar“ Chef im „Hotel Imlauer“ in Salzburg.

Mit Monikas zweiter Bruder Michael, wie seine Geschwister

gasthausgeprägt, als Folge „Mike“ genannt, werden

wir uns jetzt ein bisserl näher beschäftigen:1971 in Freistadt

geboren durchwanderte Mike gemütlich, nicht immer ganz

brav, bis 1989 zu Hause in Reichenstein die Volksschule, die

Hauptschule in Pregarten und die Gastgewerbefachschule

Bad Leonfelden. Erste Restaurant Fußstapfen hinterließ er, nach

seine Erfahrungen zu Hause, im „Sporthotel Gossau“ und

„Gasthof Rote Wand“ in Zug/Lech. Interessanter empfand

Mike das Bargeschäft und wechselte im Sommer zum „Rainers“

nach Pörtschach, damals wohl Österreichs bekanntester

Bar und im Winter nach Zürs ins „Zürserl“, auch kein unbekannter

Bar! Nach dem Präsenzdienst 1991 zählte für Mike

der Wechseldienst Sommer/Winter von Rainer Husar zum

¯164

„Hotel Madlein“ in Ischgl, fast zum Lebensstandard. 3 Sommer

bei Rainer und insgesamt 8 Sommer-Winter Saisonen an

der Hotel Bar in Ischgl.

An unser erster Zusammenarbeit kann ich mir deshalb gut

erinnern denn bereits bei seiner erste Teilnahme, unter Fittiche

von Stefan Stevancsecz, beim von der ÖBU und mir mitorganisierten

„Rendl Beach Cocktailwettbewerb“ 1992, Mike

den sehr begehrten „Arbeitspreis“ gewann. Dieser Preis wird

durch eine professionelle Jury für saubere und perfekte Arbeit

bewertet und vergeben. Motiviert durch diesen Erfolg war

seine Entscheidung sich als Mitglied der ÖBU zu registrieren

eine logische. Seitdem sollten noch viele Mixwettbewerbe

und Pokale folgen!

Zu dieser Zeit war es mir vergönnt, ab Treffpunkt Linz, mit

Chauffeur Mike als „Fremdenführer“, sein Zuhause zu besuchen.

Nach ein Sightseeing Fahrt durch viel, viel, echt viel

Gegend, waren wir am Ziel im Gasthaus „Hoftaverne“.

Zum Mittagessen freundlicherweise eingeladen, bleiben

mir die durch Mikes Mutter Rosa zubereitete Oberösterreichische

Knödel in lebhafte Erinnerung. In Holland hatte man

damit Tennis spielen können, in Reichenstein und Oberösterreich

reiht man das unter der Kategorie „Spezialität“ ein.

Zur Hoftaverne gehören nicht nur mengenweise historische

Geschichten, sondern auch ein übervoller Karpfenteich. Die

Karpfen waren ziemliche Granaten. Richtig durchgefuttert.

Möglicherweise, so dachte ich mir, gefüttert mit Oberösterreichische

Knödel.

Mikes Leben nach Madlein geht weiter, zuerst, weil „over

the ocean“ sollte jeder mal gewesen sein, Überwinterung als

Barchef in „The Warf“ auf Cayman Island. Logisch, denn dort

haben Sommercocktails ihre Berechtigung, in Ischgl weniger.

Wieder retour hört das Zigeuner Leben nicht auf: „Anna W“

- Pörtschach, bei Hotel Post, „Posthörndl“ Ischgl hinein in das

laute Nachtgeschäft, „Liehmann“ – Seewalchen, „Vernissage“

– Zürs, und „Friesacher Stadl“.

Bei all diese ganze Stationen, außer „over the ocean“,

habe ich Mike begleitet und er hatte schon längst einen festen

ABSOLUT Chip implantiert, deshalb hat er ununterbrochen

voller Enthusiasmus mit unzählige ABSOLUT Varianten experimentiert,

introduziert und erfolgreich verkauft. Bei „Friesacher“


machter er „Eins mit Eins“ salonfähig und populär: ½ Liter

frisch gepresster „Pink grapefruit juice“ mit 0.7 ABSOLUT

Vodka. Für mich immer eine echtes „Happening“ junge

Motivierten Barkeeper, wie Mike, bei der Arbeit zu beobachten.

Schaut alles leicht aus, ist aber nur nach jahrelanger

Praxis realisierbar. Man muss nicht nur Mixen und kassieren,

auch, wie die Eiskunstläuferinnen, immer ein freundliches

Gesicht machen!

Mikes Reise ist noch lange nicht zu Ende: 2002

Gründung der Handelsfirma „Barworld“ und Barchef „Bluu

Club“ in Linz. Mit dem „Glashaus“, Bar Restaurant mit ca.

250 Verabreichungsplätze in Wels folgen Selbständigkeit.

Hier handelt er sich freiwillig wesentlich mehr Tätigkeiten,

als nur Cocktail-Mixen, ein.

Hier wurde er auch als Barman des Jahres 2006

ausgezeichnet! Nach Veräußerung seiner Firmenanteile,

zurück zum Angestelltenverhältnis: März 2011 „Sichtbar“-

Grieskirchen, „Lennox Bar“- Linz und sein letzte Coup, seit

2013 angestellt bei einer der weltweit größten Spirituosen

Unternehmen, Pernod Ricard, bereist, betreut, besucht und

berät Mike Kunden in Nieder- und Oberösterreich. Bei

Wifi Linz und Salzburg vermittelt Diplomsommelier „Herr

Michael“ Nachwuchskollegen und Kolleginnen sein Wissen

über Flüssiges. Mit Bruder Harry geht es öfters mit dem Radl

Mal schnell auf den Großglockner, oder geht lange laufen

– Langlaufen. Sämtliche berufliche Eskapaden, also wenig

Zuhause, sind nur machbar wenn die Ehefrau da mitspielt.

Außerdem sind da noch zwei Töchter die Papa hie und da

sehen wollen. Dennoch Zeit für seine Leidenschaft das Glas

zu heben bleibt immer, sei es beruflich oder Privat. Logischerweise

gefüllt mit einem Pernod Ricard Produkt.

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NBEGEGN UN GE

BESO NDERE

¯DER RUHIGE.

MICHAEL KOMENDA

Unsere Nummer 134

Sommer 1969: Mit meiner damaligen Freundin und späteren

Ehefrau Ingeborg besuchten wir, inklusive meinen

späteren Schwiegereltern, den Tiroler Pfarrer Horst

Durchhalter. Einen Tiroler Pfarrer zu besuchen ist natürlich nichts

Weltbewegendes.

Sehr wohl besonders, dass Pfarrer Durchhalter, dankbar

über unseren Besuch, es nicht leicht hatte, dort durchzuhalten!

Obwohl schon lange her, erinnere ich mich deshalb daran,

weil zuerst die Autofahrt von Innsbruck zum Dorf Horn, direkt

an der Grenze zur Tschechoslowakei, damals eine lange und

mühsame war. Wir besuchten nicht nur den hocherfreuten

Pfarrer, sondern füllten unseren Kofferraum ausreichend mit

Bouteillen und Doppelliter Wein.

Zum Zweiten erinnere ich mich deshalb noch so genau

daran, weil die Reaktionen der Winzer, als sie erfuhren, dass

in Tiroler Lokalen für ein Viertelliter Wein 25.- Schilling verlangt

wurden, von absolutem und totalem Unglauben geprägt und

daher unvergesslich waren!

Genau in diesem Jahr, 1969, wurde Michael Komenda,

die Hauptperson dieser Geschichte, in Wien geboren, wo er

die Volksschule ohne weitere besondere Vorkommnisse besuchte.

Er absolvierte in Horn das Bundesgymnasium und die

HAK. Interessiert an Gastronomie, startete Michael seine, wie

man sehen wird, weitschichtige, abwechslungsreiche Karriere

als Koch- und Kellnerlehrling im „Stadthotel Eggenburg“.

Unterbrochen durch das Bundesheer in Mautern an der

Donau, folgte sein erstes Bar-Engagement als Commis de Bar

im Hotel Intercontinental, Wien.

Ab dem Winter 1989 bot sich ihm die Chance, die Bar im

Interalpen Hotel in Telfs, Tirol, zu übernehmen. Ab hier beginnt

meine Zusammenarbeit mit dem Barkeeper „Herr Michael“.

Für mich als Chronikschreiber wird die Geschichte über

Michael Komenda,wenn ich seine zahlreichen Saisonen

einzeln und mit Jahres- und Sommer-Winter-Angabe präzise

beschreibe, ein wenig kompliziert. Deshalb versuche ich mich

so kurz und übersichtlich wie möglich zu halten, wobei die

angegebenen Betriebe so oder so über Sommer oder Winter

Klarheit schaffen.

Nach Telfs geht es mit der „MS Sagafjord“ auf Hohe

See, Oslo–Nassau, Bahamas und retour. Barchef Hotelbar

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„Tümmlerhof“, Seefeld, Barkeeper „Hotel Edelweiß“, Zürs, drei

Sommer „Rainers Bar“, Pörtschach, „Fledermaus“, Seefeld,

„Top Hotel Hochgurgl“, „Alpenrose, Zürs“, zwei Sommer

Hotel „Schloss Seefels“, „Hotel Elisabeth“ Ischgl und zwei

Winter „Hotel Zürsersee“ Zürs. Sechs Saisonen „Roses Bar“

in Pörtschach. Eifriger Praktikant des „Blue Monday“! Zwei

Flaschen ABSOLUT-Vodka zum Einzelpreis! Für Gäste war

es sinnvoll, Michael täglich nach der Arbeit zu besuchen und

den Inhalt innerhalb einer Woche zu bewältigen, mit dem

Ziel, am nächsten „Blue Monday“ wieder zwei Flaschen zu

bestellen.

ÖBU-Mitglied Michael, erfolgreicher Teilnehmer vieler

Cocktailwettbewerbe, ein wahrer Cocktailspezialist. In keiner

Weise abgehoben. Mit seiner ruhigen, angenehmen Art war

es für mich immer eine Freude, Michael bei seiner Arbeit

zu beobachten. Vor allem, wenn „die Hütte voll war“, denn

Übersicht und Ruhe zu bewahren war seine Spezialität.

Drei Sommer „American Bar“, Pörtschach, acht Winter

Restaurantleiter und Dipl. Sommelier im „Hotel Montana“,

Oberlech. Ab „Punchstand, Klagenfurt“: Wechsel zu ruhigerem

Ambiente, vier Saisonen „Restaurant Porto Bello“ im

Schloss Seefels.

Auch die Seeterrasse mit direktem Boots-Anfahrplatz

gehörte zu Michaels Arbeitsgebiet. Schon etwas surreal,

wenn Gäste wie Udo Jürgens unter heiterem Himmel auf

türkisblauem Wasser mit ihrem Boot andockten und zum Lunch

vorbeikamen.

Nach Pörtschach nochmals zwei Saisonen Hotel „Montana“,

Oberlech, Sechs Sommer „Jilly Beach“, Pörtschach, sowie

„Wispelhof“ in Klagenfurt. Kurz zusammengezählt waren

das, wenn ich richtig gezählt habe, zum Teil 45 verschiedene,

von intensiver Arbeit geprägte Arbeitsplätze! Das bedeutet

Kofferpacken, neue Umgebung, neue Gewohnheiten, neue

Chefi täten, neue Kolleginnen und Kollegen.

In Horn, damals, hatte Michael sich dieses Leben eher

nicht erwartet. Eine Art „Wanderleben“ zu führen, wäre ohne

Einwilligung und Mitarbeit seiner Frau Annemarie natürlich

nicht möglich gewesen! Kennengelernt haben sich die beiden

in „Rainer‘s Bar“. Nicht im „Roses“, denn da galt die „Eins für

zwei Regel“… Michael, obwohl ruhiger Arbeiter, liebt in seiner


Freizeit rasantes Ski- und Motorradfahren. Zum Relaxen

schätzt er ein gutes Glas Wein, Whisky oder Champagner.

Nicht scheu, Neues zu erleben, wechselt Michael Anfang

2017 die Fronten und entscheidet sich für die andere

Seite des Geschäftes. Er heuert bei einem der größten Spirituosenkonzerne,

Pernod Richard, an, denn hier vertritt er

genau das, was er schätzt: absolute Top-Qualität! Michael

spielt Beichtvater, engagiert, akquiriert, beackert, verwöhnt

und bespielt seine Kunden in Kärnten, Osttirol und einem

Teil der Steiermark. Da kennt er sich hervorragend aus!

Einziger Unterschied zu früher: Die Gäste sind zu Kunden

geworden.

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NBEGEGN UN GE

BESO NDERE

¯KEEPER OF THE QUAICH.

GERT WEIHSMANN

Unsere Nummer 135

Villach, wer hätte das gedacht, ist die siebtgrößte Stadt

Österreichs! ABER, eh klar, nach Klagenfurt erst der zweit

größte in Kärnten….Das erzeugt natürlich eine gewisse

ewigdauernde Rivalität.

Das macht sich nicht nur im Sport bemerkbar. Im täglichen

Klagenfurter Sprachgebrauch wird Villach nicht gerade

zimperlich behandelt. Da erhält humoristischer Sarkasmus

wohl die Überhand. Die Villacher behaupten allerdings, dass

die Klagenfurter nicht nur einen Drachen ihr eigen nennen.

Vergleicht man die in einer dieser Städte geborenen berühmten

Persönlichkeiten, so ist Klagenfurt wiederum oben auf der

Liste. Unsere Hauptperson dieses Beitrages, Gert Weihsmann,

stammt, der Leser wird es erraten haben, aus Villach und ist

österreichweit mit den Titel „Keeper oft he Quiach“ in der

Whisky Branche nicht nur sehr bekannt, sondern auch von

Bedeutung. Nur ein paar Österreicher können sich rühmen

diesen Titel inne zu haben.

Es gilt als höchste Ehrung die innerhalb der schottischen

Whiskykultur vergeben wird und entspricht in ihrer Bedeutung

einer Ordensverleihung. Geboren 1961, wir wissen jetzt wo,

interessiert sich Gert, nach Matura und Wehrdienst, neben

der Kärntner Sprachkultur, auch für andere Sprachen. Das

resultiert in ein Studium der Sprachwissenschaft in Wien. Ziel,

Ausbildung zum Übersetzer. Das Studentenleben ist nicht

billig, erfordert Einfallsreichtum, Flexibilität und Fleiß. Außerdem

verursachen Studentenkonversationen üblicherweise eine

trockene Kehle. Gert schnuppert nicht nur in Wien, sondern

arbeitet auch, sprachbedingt, in Italien in den verschiedensten

Restaurants und Lokale.

Zwei Jahre absolviert Gert bei Ca`del Bosco ein Marketing

Praktikum. Bei seinen gastronomischen Eskapaden

kommt Gert logischerweise mit den verschiedenste Whiskys

in Berührung. Das interessiert ihn besonders und wird sein

weiteres Leben prägen. Ab 2006 heuert er deshalb bei

der Spirituosen Gigant Pernod Ricard an, als Whisky-Ambassador

natürlich „just the right place to be.“ Er organisiert

und unterstützt im Laufe der Zeit an die 1.000 (!!!) Veranstaltungen,

Whisky-, Cognac- und Champagner Verkostungen.

Inzwischen hat er sich auf die Whisky Regionen Speyside und

Highlands spezialisiert und sein fulminantes Fachwissen zwei

¯170

Generationen von Barkeepern, Restaurant- und Hotelpersonal

weitergegeben. Selbstverständlich ist Gert viel im Ausland, hat

sich aber Zeit frei gemacht ZWEI Kriminal Bücher verfasst!

“Ischgler Schnee“ und „Wiener Lied“, erschienen im

Gmeiner Verlag, Messkirch-Deutschland, sind die Resultate!

Vielleicht hat Gert bereits über ein dritte Kriminal-Biografi e

nachgedacht. Titel: Kriminal Inspektor Gert sucht Teil 1 - besser

„Welcher Holländer hat das 50-Liter-Hering-Whiskyfass

entwendet?“


171¯


NBEGEGN UN GE

BESO NDERE

¯KUNST. KREATIVITÄT. PUR.

ALOIS JANTSCHER

Unsere Nummer 132

¯172

1964. Auf einem Bergbauernhof auf der „Gleinalpe“,

ein Gebirgszug in der Steiermark, nordwestlich von der

Landeshauptstadt Graz, wird klein Lois geboren. In äußerst

ärmlichen Verhältnissen mit vier Geschwistern aufgewachsen,

lernt Lois schon als Kind zu teilen! Spielsachen waren unerschwinglich.

Gekonnt und mit großer Freude bastelte Lois für

sich und seine Geschwister die schönsten Gegenstände. Diese

Fähigkeiten hat Lois im Laufe der Zeit perfektioniert. Er bastelt,

pickt zusammen, zeichnet und malt außergewöhnliche Bilder.

Er hätte professioneller Künstler werden können. Ist er

aber nicht: Volksschule in Kainach und Hauptschule in Bärnbach,

beide im Bezirk Voitsberg, Steiermark. Kein Großstadtleben,

jeder kennt jeden, wenig Verkehr, viel Natur. Lois und

Geschwister wurden von ihrer Mutter in das Gastgewerbe

geschickt, denn: „ Da gibt es immer was zum Essen und einen

warmen Platz!“ Das Ziel vorgegeben verbringt Lois seine

Koch und Konditor Lehrzeit in Schladming im „Hotel Rohrmoserhof“.

Nach der Lehre geht Lois Richtung Tirol als Chef de

Partie im Hauben Restaurant „Tiroler Weinstuben“, Brixlegg

und anschließend leistet er 1985 seinen Präsenzdienst in Freistadt,

OÖ.

Zurück in Tirol warten die verschiedensten Stationen: Konditor

im „Hotel Bergwelt“ - Obergurgl, Sous Chef im „Hotel

Olymp“ – Axamer Lizum, Konditor im „Hotel Alpina“ – Obergurgl

und bis 1990 drei Jahre Tournant im „Hotel „Interalpen“

– Telfs/Mösern. Diesmal ruft Wien: Chef Gardemanger im

„Hilton Plaza“. Die Hauptstadt ist natürlich interessant, aber

Tirol gefällt Lois besser: 1991 Chef Saucier im „Hotel Post“

– Lech. 1993 Küchenchef im „Restaurant Harlander“ – Imst.

1994 ehelicht Lois seine Isabell. Aus dieser Verbindung werden

sich später die Töchter Christine und Jasmina gesellen. In

der Küchenhierarchie am Gipfel angekommen, bekommt Lois

Bedürfnis nach Änderung und landet bei „Migros“ in Widnau,

Kanton St. Gallen, Schweiz, in der Feinkostabteilung. Unterstützt,

wenn Not am Mann ist, auch in der Metzgerei!

Nach zwei Jahren Schweizer Fränkli, verdient er bei

Eurospar in Imst ab 1997, ebenfalls in der Feinkostabteilung,

wieder Österreichische Schillinge. Mit diesen Erfahrungen

der oben erwähnten Funktionen, ist Lois mit der ganzen Skala

der regionalen, nationalen und internationalen Küche bestens

vertraut und wechselte 2001 zur Gastronomie Lieferant

Grissemann in Zams in den Außendienst! Vom Ötztal bis Seefeld

reicht sein Arbeitsgebiet. Hier betreut Lois bestehenden

Kunden und akquiriert Neu-Kunden.

Bei den sogenannten zweimal jährlich stattfi ndenden

„Hausmessen“ lernten wir uns kennen. Lois als direkt Verkäufer.

Ich als Unterstützer, also als indirekter Verkäufer. 2006,

nach fünf Jahre Gastro AD bei Grissemann, meint Lois ein

anderes Gebiet zu betreuen wäre interressant und wechselt

zu Unilever als AD Gastronomie Gebietsleiter für West Tirol.

Ab 2008 der letzte berufl iche Wechsel. Lois startet bei Pernod

Ricard, einer der wohl größten Spirituosen Giganten weltweit.

Eigendefi nition „Eine Firma mit Herz“. Im zarten Alter von

44 Jahren bei einer Firma neu zu starten ist in dieser Branche

nichts Außergewöhnliches. Ich war bereits wesentlich älter, als

ich von Schlumberger engagiert wurde. Im Laufe der Jahre

hat man logischerweise ein beachtliches Netzwerk aufgebaut

und das ist für die jeweiligen Firmen von großer Bedeutung.

„Per Du“ zu sein mit Hotel Direktoren, Einkäufer, Restaurant-

Leiter, Barcrew, und Großhandel Verantwortlichen, gelingt nur

wenn ehrlich, anständig und vertrauensvoll gearbeitet wird

und dadurch die gegenseitige Chemie passt.

Mit viel Elan, Enthusiasmus und Freude ist Lois nun bereits

seit vierzehn Jahren als legaler mobiler Drogenhändler, so wie

auch ich einer war, erfolgreich unterwegs. Er verkauft Spirituosen!

Bei so vielen qualitativ hervorragenden Produkten im

Portfolio ist es für Lois nicht einfach seine Favoriten zu nennen,

denn lieben tut er alle! Dennoch traut er sich Ramazzotti ein

wenig hervor zu heben. Nicht nur wegen dem italienischen

Life Style und die verschiedenen möglichen Variationen der

Zubereitung. Hauptsächlich weil es ihm schmeckt. Während

Lois Zeit hat und Kunstwerke schafft, seine „K & K Zeit“ (Kunst

& Kreativität) nützt, ist er nie alleine. Meist ist er in Begleitung

von, je nach Tageszeit, ein guter Schluck Ricard, ein schönes

ABSOLUT Gemisch oder der momentan besonders verbreitete

„Ramazzotti Rosato Wild Berry“. Da kann Lois sich angenehm

entspannen und fühlt sich richtig wohl.


173¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯LANDESBANK.

ALBERT MAIR †

Unsere Nummer 137

Genau 30 Jahre bin ich jung und steige mit diesem Alter

wunschgemäß aus der Gastronomie aus. Tagesablauf

zu dieser Zeit im Schlosshotel Igls: Halb sechs aufstehen,

Hinauffahrt Innsbruck-Igls, halb sieben „Mise en Place“ für

das Frühstück, Lunch, Igls-Innsbruck Hinunterfahrt, Zimmerstunde,

Innsbruck-Igls Hinauffahrt und Diner. Anschließend Bardienst,

bis der letzte Gast sich entscheidet, zu Bett zu gehen.

Für mich war diese Zeit zwischen Diner und Bar zusperren

eigentlich überflüssig. Auch für das Hotel war sie nicht

besonders lukrativ, denn die Konsumation der Gäste war

minimalst. Die Mitteilungsfreude der Gäste, sowohl männlich

als auch weiblich, war dagegen außerordentlich präzisiert

und ausführlich!

Die Stammgäste kommen zwei-, dreimal jährlich. Sämtliche

Krankheiten der „Gäste-Patienten“ wurden mir als Zuhörer

in spätabendlichen Stunden schon x-mal mitgeteilt und von mir

„behandelt“.Die meisten Hotel Gäste sind in einem gewissen

Alter und meist mit Krankheiten gesegnet. Nach dem gemütlichen

„After Diner Drink“ am Kaminfeuer, ziehen sich die Gäste

in Ihr Zimmer zurück. Einige wenige, auch Einzelpersonen, hoben

sich aus den ledernen Fauteuils und setzten sich zu mir an

die Bar. Hier spiele ich dann den verständnisvollen Zuhörer!

Diese Zeiten sind nunmehr passee.

Gut, es wiederholte sich ja, falls kein berühmter Gast arrivierte,

nur sechsmal wöchentlich. Für mich als Saisonarbeiter

mit gewohnter Sieben-Tage-Woche trotzdem zum Aushalten.

Aber für einen Familienvater mit zwei kleinen Kindern kein

idealer Lebensrhythmus.

Ich heuerte beim „Tiroler Landesreisebüro“ an. Abteilung

„Geldwechsel am Hauptbahnhof“. Für Direktor Hofrat Lässer

war ich wegen meiner Sprachkenntnisse die ideale Person

dafür, Fremdwährungen sowie „Traveller Checks“ der Touristen

in Schilling zu wechseln und Fragen über regionale Unklarheiten

zu klären. Mit zwei Tagen Dienst und zwei Tagen frei

zur Verfügung, natürlich ein traumhafter Wechsel in doppelter

Hinsicht! Bis der Nachbar am Bahnhof 1978, Herr Otto

Schuster, Direktor des „Zimmernachweis Innsbruck“, mich bat,

doch das neue Büro an der Autobahn kurz vor Innsbruck, mit

noch einem Kollegen zu besetzen. Hier wurden durch uns

durchreisende Touristen unterwegs Richtung Süden mit Zim-

¯174

mern, Straßenkarten, Stadtplänen, Mautkarten, Geldwechsel

und Informationen jeglicher Art versorgt. Auch das Festnetztelefon

war ein wichtiger Grund, bei uns einzukehren.

Direktor Schuster meinte, dass ich wegen meiner Sprachkenntnisse

die ideale Besetzung für diese Aufgabe sei. Nachdem

mein Kollege und ich bei jedem Verkauf ein bisserl mit

dazu verdienten, eine interessante und spannende Herausforderung.

Notabene bei gleichen Dienstzeiten, zwei Tage

Dienst, zwei Tage frei! Wechseldienst mit Herr Hans Reichl,

eine für mich ideale Diensteinteilung mit abwechslungsreicher

Arbeit!

Bis, ja bis,1978 ein gewisser, für mich völlig unbekannter

Herrn Albert Mair, Direktor der „LANDES HYPOTHE-

KEN BANK“ anruft. Das Zimmernachweis Büro knalle-voll.

Die „Kunst“ bestand darin, den Anwesenden im Büro durch

Augenkontakt und eine kurze Bemerkung das Gefühl zu

vermitteln,dass ihnen bald geholfen werde. Reisende sind

ungeduldig, wollen weiter und sind an keinerlei Zeitverlust

interessiert.

Außerdem gab es für uns bei „flüchtenden“ Kunden nichts

zu verdienen! Also das Telefonat mit „Direktor Mair“ war für

mich eher ein Verlustgeschäft und das Gespräch daher nicht

von langer Dauer. Direktor Mair benötigte am Bozner Platz,

eine Person „der die Kunden begrüßt“.„Es gibt niemand, der

das kann“, begründete er seinen Anruf. Nachdem ich mit

meiner momentanen Arbeitssituation äußerst zufrieden war,

bestand für mich keinerlei Bedarf, meinen Job zu ändern. Er

bestand aber auf ein Gespräch, was ich ihm, damit ich anstelle

zu telefonieren, weiterarbeiten konnte, zusicherte.

Dieses Gespräch in Direktor Mairs Büro war natürlich

hochinteressant. Auf der einen Seite eine Person,die auf

irgendeine Weise auf mich aufmerksam geworden war und

mich offenbar unbedingt als „Guten-Tag-Sager“ einsetzen

wollte. Auf der anderen Seite meine Person, abgeneigt, da

mit Verdienst und abwechslungsreicher Arbeit hochzufrieden.

Freundlich und bestimmt erteilte ich Hofrat Mair eine Absage.

Bis, ja bis, Hofrat Mair eine Woche später nochmals

anrief. Das Büro wieder, wie gehabt, knalle voll. Beim

Zweit-Treffen überhäufte mich Hofrat Mair mit gut klingenden

Argumenten: „Bei uns können Sie ohne finanzielle Einbußen


krank werden“,„Bei uns haben Sie einen sicheren Job“, „Der

Wirtschaft wird es mal schlecht gehen, da sind Sie bei uns

bestens aufgehoben“, etc. Im Endeffekt war das ausreichend

überzeugend, ich erbat Bedenkzeit, um mit meiner

Frau beraten zu können, und sagte letztendlich zu.

Insgesamt hat mich die Zusage fast acht Jahre lang in

eine für mich unbekannte Welt katapultiert und mir hochinteressante

Erlebnisse beschert. Bis, ja bis, Kommerzialrat Dr.

Fred Beck, Obmann des Tourismusverbands Innsbruck-Igls,

anrief.

Ob ich Interesse hätte, Nachfolger von Tourismusdirektor

Georg Lamp zu werden, denn der war in seiner zusätzlichen

Doppelfunktion als Kongresshaus-Direktor politisch

nicht (mehr) tragbar. Aber das ist ja wieder eine andere

Geschichte.

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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯DIE FREMDEN KOMMEN.

TOURISMUSVERBAND INNSBRUCK

Unsere Nummer 136

Vorgeschichte: Als Angestellte beim „Innsbrucker Zimmernachweis“

ärgerten wir uns, Direktor Otto Schuster und

ich, über die mangelhafte Zusammenarbeit mit dem

„Fremdenverkehrsverband Innsbruck-Igls“ am Burggraben. Hatten

wir doch die gleiche Aufgabe: Innsbruck-Besuchern einen

angenehmen Aufenthalt zu ermöglichen. Für uns als - mehr oder

weniger - Kollegen zeigte keiner Interesse. Wenn beim Wort

„Zusammenarbeit“ „Zusammen“ fehlt, bleibt nur noch „Arbeit“

übrig!

Grund für uns, dort die Organisation näher anzuschauen.

Es zeigte sich - aus unserer Sicht - ein katastrophales, veraltetes,

verkrustetes, unrentables, dringendst erneuerungsbedürftiges,

viel zu aufgeblasenes Unternehmen. Es schien dort die

Zeit direkt nach dem 2. Weltkrieg stehen geblieben zu sein!

Zur Hypo-Zeit gewohnt und geschult darin, im Namen

des Direktors Schuster für die „Kaunertaler Gletscherbahn“,

„Uttendorfer Bergbahnen“ und „Axamer Lizum“ Konzepte zu

verfassen, erstellte ich neue Richtlinien für das „Tourismusbüro“.

Gemeinsam mit Direktor Schuster unterbreiteten wir Dr.

Fred Beck, Vorsitzender der Tourismusorganisation, mein

wohldurchdachtes Konzept. Der leicht irritierte Dr. Fred Beck

befand über das von mir falsch geschriebene Wort „Hotellier“:

„Hotelier schreibt man mit einem „L“!“ Das war‘s. Mehr

Reaktion zeigte Dr. Beck fürs Erste nicht! Fazit: Das Büro am

Burggraben wurde komplett umgestellt, neu organisiert. Umzug

vom Parterre ein Stockwerk hinauf und die „Innsbruck

Information“, mit Direktor Schuster als Leiter, neu installiert. Ziel:

Fokus auf Gewinn durch Verkauf von Theaterkarten, Stadtpläne,

Souvenirs und Hotel-Zimmerbuchungen.

Nachdem wir mit dem „Umzugkonzept“ im Hintergrund

gearbeitet hatten, glaubte ich damals nicht, dass Direktor

Georg Lamp über den Ursprung dieser Pläne informiert war,

nämlich, dass ich der eigentliche Initiator gewesen bin.

Der Grund für meine Anstellung als sein Stellvertreter war

für Dr. Beck ganz offensichtlich: Die Presse bekrittelte Herrn

Lamp aufgrund seiner Doppelfunktion als Tourismus- UND

Kongresshaus-Direktor zu oft und das brachte der ÖVP in der

Öffentlichkeit keine Pluspunkte.

Ich sollte daher sein Nachfolger werden und startete dort

im September 1987. Es existierte ein äußerst informatives Drei-

¯176

faltprospekt mit Fotos und Beschreibung der 24 bekanntesten

Innsbrucker Sehenswürdigkeiten in sechs verschiedenen Sprachen.

Bereits in der ersten Woche meiner Tätigkeit erhielt jeder

Mitarbeiter von mir den Auftrag, einmal pro Woche eine

dieser Sehenswürdigkeiten zu besuchen und einen Kurzbericht

mit eventuellen Verbesserungsvorschlägen zu verfassen. Die

Angestellten verspürten hierzu keinerlei Bedarf, beschwerten

sich bei Tourismusschule-Klessheim-Absolvent Direktor Lamp,

und die Aktion war somit abgeblasen. Bereits ab der ersten

Woche war die Chemie zwischen Direktor Lamp, den Angestellten

und mir somit nicht mehr ideal. Unbeirrt verfolgte

ich meinen Auftrag, Arbeit und Strukturen für die verpflichtend

„Tourismusbeitrag“ zahlende Innsbrucker Geschäftswelt zu

verbessern: Stammtisch der Igler Hotels, Stammtisch der

Hungerburg-Hotels, Museen mit zumindest zweisprachigen

Erklärungen der Exponate, Besuche der Incoming-Reisebüros,

Bemühungen, Patscherkofel und Seegrube zum günstigeren

Preis anzubieten, Attraktivierung der Straßenbahnbenützung,

Intensivierung der Alpenzoo-Werbung, Verlängerung des

Christkindlmarktes bis zum 7. Januar durch Stadtteil-Betreiber

und noch einiges mehr.

Direktor Lamp empfand meine Tätigkeiten wortwörtlich als

„an seinem Stuhl sägen“. In dieser Situation, mit zwei verschiedenen

Zielen, war eine sinnvolle Zusammenarbeit natürlich

nicht realistisch. Um ein ordentliches Gespräch ohne Störungen

zu ermöglichen, lud ich Direktor Lamp im Café Lamprechter

in der Altstadt auf einen Kaffee ein. Die Konversation war

recht kurz. „Entweder Sie gehen oder ich!“, war eher eine

Aufforderung ihm gegenüber. Kein Vorschlag und schon gar

kein Gespräch. Direktor Lamp fand das keine besonders gute

Idee!

Mein Vorschlag war relativ ungewohnt und verursachte

einen riesen Wirbel. Dr. Beck machte mir große Vorwürfe,

dass ich, „sein Mann“, keine Geduld gehabt hatte.

Es wurde eine Vorstandssitzung einberufen, Dr. Beck, Herr

Grassmayr, der Glockengießer, Herr Plank, Altstadt-Hotelier,

Herr Pallua, Altstadt-Damen-Handtaschen-Anbieter und

Direktor Lamp. Ich hatte, während über mich beraten wurde,

draußen zu warten. Nicht besonders demokratisch. Nach

einiger Zeit konnte ich das Besprechungszimmer betreten,


wurde als „Revoluzzer“ tituliert, erhielt keine Redezeit, um

meinen Standpunkt darzulegen und im Mai 1988 wurde

eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses in „beiderlei Einvernehmen“

eingeleitet. Öffentliches Bedauern erhielt ich

unter anderem von Dr. Mazzegger, Direktor der Innsbrucker

Verkehrsbetriebe, und Dr. Pechlaner, Direktor des Alpenzoos.

Mein Don-Quichotte-Gastspiel für Innsbruck-Igls

überdauerte also keine neun Monate! Am Ende waren mit

dieser Situation wahrscheinlich mehr Leute zufrieden als

enttäuscht.

Also hatte es doch etwas Gutes.

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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯MIJNHEER GERARD.

GERARD MONTFROY †

Unsere Nummer 140

25. Februar 1960. Breda, Provincie Noord-Brabant. Unser

„Zweit-Nachbar", „Mijnheer Verheugen“, war Vertreter

bei Peugeot. Bestens informiert über das PKW-Geschehen

in der Stadt, informierte er meinen Vater, dass bei der Firma

„Ambi“ Autozubehör ein Lehrling gesucht wurde. Diese Information

resultierte in einer Beendigung meiner geliebten Tier- und

Tierfutter-Aktivitäten am Freitag und dem Beginn bei unlebendigen

Verkaufsgegenständen am darauffolgenden Montag.

Diese Spontanität war gewiss nicht meiner Verbundenheit zu

Autozubehör geschuldet, denn davon hatte ich absolut keine

Ahnung, weder von Autos und schon gar nicht von Zubehör,

sondern ich hatte vielmehr keinen großen Drang mehr, mich mit

Engelhaar und Kleintieren zu beschäftigen (sie dazu Willemse

Christiaan). Meinen neuen Chef, „Mijnheer Gérard Montfroy“,

hatte ich mir als rauchenden Automechaniker im Unterhemd und

speckiger Arbeitskluft mit öligen Händen vorgestellt.

Vor- und Nachname deuteten auf einen französischen

Ursprung hin. Das könnte stimmen, musste es aber nicht. Er

war schlichtweg eine ungewöhnlich gepflegte Erscheinung.

Konnte als Filmschauspieler durchgehen. Etwa 40 Jahre, um

die 1,75 m groß, dunkler Typ, schwarze Haare, Geheimratsecken,

mittelschlank, blütenweißes zugeknöpftes langärmliges

Van-Laack-Hemd, knallrote Krawatte mit hüpfenden weißen

Pferdchen und gebügelte blaue Hose. Seine Füße steckten in

sorgfältig geputzten braunen Schuhen, und das ganze „Montfroy-Paket“

umhüllte ein blassblauer Designer-Arbeitsmantel

mit dunkelblauem Kragen und ebensolchem Gürtel. Am auffälligsten

war aber ein Goldzahn rechts oben.

Ich war überrascht und stand ein wenig neben meinen

nicht allzu intensiv geputzten Schuhen! Nicht nur mein Chef

war ein Unikat, auch die ganze Umgebung war außergewöhnlich.

Nichts Gebrauchtes oder Öliges! Im hell beleuchteten, ca.

100 m² großen Raum war absolut ALLES blitzsauber. Das Verkaufspult,

mit Artikelkatalog, Rechner, Rechenblock und Kassa

bestückt, fast leer. Die drei übereinander platzierten Regale

hatten nur die halbe Höhe der Räumlichkeit und die Artikel am

obersten Regal waren mit kurzer Leiter leicht erreichbar.

Hier sah man keine unverpackten oder gebrauchten

Einzelteile, sondern nur sauber verpackte neue Verkaufsartikel,

wie Deichselbox, Radkappen, Sicherungen, Scheinwerfer,

Schrauben aller Art, Warndreiecke, Seilwinden, Ladungssicherungen,

Batterieladegeräte, etc., etc.

Das Ganze wirkte auf mich steril, wie ein Zahnlabor! Hier

herrschte Ordnung! Der Kontrast zwischen den eintretenden

Mechanikern und der ganzen Umgebung, inklusive „Mijnheer

Gérard“ war filmreif, fast unrealistisch. Herr Gérard entpuppte

sich als äußerst angenehmer Zeitgenosse. Freundlich, geduldig,

zuvorkommend, den Kunden, aber auch mir gegenüber.

Es war ganz deutlich, hier arbeitete jemand, der seinen

Beruf liebte und daher gerne hilfsbereit auch die dümmste,

von ahnungslosen Hobbymechanikern gestellte Frage in aller

Ruhe beantwortete. Ein Großteil der Kunden waren keine

Profis, sondern begeisterte Freizeit-Autobastler. Das Niveau

der Käufer dezent und angenehm, froh und dankbar, das gewünschte

Teil ergattert zu haben.

Vielleicht war das der Grund, so ahnte ich, für Herrn

Gérards außergewöhnliches Verhalten: Die Kunden brachten

freiwillig ihr Geld zu ihm und gingen zufrieden wieder nach

Hause! Die Zentrale von „Ambi“, Kürzel für „Automobil“, befand

sich in Amsterdam.

Unser System konnte einfacher nicht sein: Sämtliche täglich

verkauften Artikel wurden abends in Amsterdam nachbestellt,

so dass wir immer eines am Regal und eines im Keller auf

Lager hatten. Meine Aufgabe bestand aus a) Amsterdamer

Waren der zuliefernden Spedition entgegenzunehmen, zu

kontrollieren und im Keller ordnungsgemäß zu platzieren, und

b) nach Bedarf die Regale im Verkaufsraum nachzufüllen und

vor allem sauber zu halten. Natürlich durfte ich am Verkaufspult

stehend, ebenfalls im Designer-Verkaufsmantel, bei Beratungsgesprächen

zuhören. Ich stand dabei, nickte bei Bedarf

professionell und besorgte, vom Lager oder aus dem Keller,

die erforderlichen Artikel.

Mijnheer Gérard hätte mich noch gerne behalten, denn

wir hatten uns, nach einem Jahr Tätigkeit, inzwischen zu einem

gut eingespielten Team entwickelt, dennoch verabschiedete

ich mich, selbstverständlich in aller Freundschaft, von Herrn

Gérard, was er sehr bedauerte. Der Grund meiner Kündigung

war, dass die Pläne meines Vaters, eine „Weller-Farm“ für uns

zu realisieren, immer mehr Gestalt annahmen.

Angedacht war, Vaters Hobby zu frönen und zur gleichen

Zeit für mich eine Lebensgrundlage zu kreieren.

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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯ZIERLICHE LEBEWESEN.

WILLEMSE CHRISTIAAN †

Unsere Nummer 141

Breda, Provincie Noord Brabant, Oktober 1959. Nach

meinem „Wäsche-Aktivitäten“, war das Gedachte meines

Vaters, nicht so sehr WAS ich für Arbeit verrichte, sondern

DAS ich Arbeit habe. Erleichtert und stolz teilte Vater mir mit,

dass unser Vogelfutter-Lieferant bereit sei mich als „Lehrling für

Geschäftsbedienung“ auf zu nehmen! Meine Kenntnisse beschränkte

sich allerdings hauptsächlich in zuschauen wie mein

Vater in seiner groß ausgebauten Vogelvoliere abends seine

Kanarien Vögel fütterte.

Herr Christiaan Willemse war Mitte fünfzig, etwa 1.70

groß, hatte eine Silber-weiße Haarpracht, verdeckte seine

ungepflegte Kleidung mit einem braunen gepflegten Arbeitsmantel

und war besonders misstrauisch. Nicht nur mir und meinem

Kollege Jan gegenüber, sondern sämtlichen Lebewesen

gegenüber. Wenn er meinte betrogen zu werden bekamen

seine Augen asiatische Zügen, seinen Kopf senkte sich schief

hinunter und vermied, während er redete, jeder Form von

Augenkontakt.

Das machte er nicht nur mit uns zwei, auch mit unseren

Kunden. Die ganze Außenwand des Geschäftes bestand

aus Glas und bot viel Platz für die verschiedenste Tiere und

ungefähr alles was damit zusammen hängt. Oberhalb der

Glasauslage war in Buchstaben das Angebot präzisiert: „

Großhandel- alle Sorten Vögel – und Aquarium Artikel – Tauben

Futter – Lose und verpacktes Vogelfutter - Zucht Utensilien

– Angelsport Artikel“. Man wundert sich, dass dazu an der

Fassade noch Platz war! Vorne an der Straßenseite befand

sich der Kundeneingang. Der Verkaufsraum nahm in etwa

ein Viertel des gesamte Unternehmen aus. Zwei Drittel, durch

einen Vorhang abgetrennt, benötigte die Tierhaltung, weiters

Kojen und Aquarien und ein Viertel für das Lager, mit dem

extra Hintereingang für die Lieferanten.

So eine Menge an verschiedenen Artikeln verursacht eine

Menge Arbeit! Eine Menge Übersicht. Eine Menge Planung,

Einteilung und Kenntnisse. Kollege Jan war schon länger dort

beschäftigt, kannte sich schon sehr gut aus und zeigte mir die

verschiedensten Abläufe. Auch Herr Willemse brachte mir

mit viel Geduld das Notwendigste bei. So lernte ich peu à

peu immer mehr Feinheiten. Im Geschäft hatte ich lehreichen

Kundenkontakte, konnte zuhören, herrichten und an der Kassa

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abrechnen. Das zweite Mal, ich - stolz mein eigenes Geld zu

verdienen -bezahlte Herr Willemse mich nicht für Nichtstun:

Im „Aquarium Raum“ waren ca. zwanzig Behälter aufgestellt.

Für jede exotische Süßwasser Zierfisch-Sorte ein eigener Behälter.

Täglich war nicht nur das Füttern der Tiere notwendig,

sondern die Pflege der Dekoration, Temperatur -, Luftfilter -

und Beleuchtungskontrolle. Regelmäßig war eine Sanierung

notwendig, das Wasser auszulassen, Fenster geputzt und total

neu herrichten.

Mir bereitete dieser für mich neuartiges Versorgen dieser

kleine zierliche Lebewesen Spaß und ich richtete mir zu Hause,

sehr zur Freude meines Vaters, ein kleines Aquarium ein.

Ähnlich wie bei den Fische verhielt es sich bei den Behausungen

der Kanarienvögel, Wellensittiche, Finken, Kakadus,

Papageien, Hamster, Klein-Reptilien, Futtern und säubern,

mit dem Ziel die Tieren zu fangen, transportfähig zu machen

und zu verkaufen. Ich lernte sogar der Unterschied zwischen

Männlein und Weiblein kennen!

Für Tauben, ein viel verbreiteter Sport, fehlte zum Glück

ausreichend Platz, nur das Futter war bei uns erhältlich. Für

mich als Techno-Wunder war es besser die Beratung und

Verkauf der Angelruten und Angelzubehör an Herr Willemse

oder em Kollege Jan zu überlassen.. Fischfutter Verkauf, für

die Zier-Süßwasser-Fische, als auch das Futter für Sportangler

das war meine Abteilung und ich entwickelte in dieser Sparte

ein gewisses „know how“.

Beim Abwiegen und verpacken der Würmer hielt sich

meine Begeisterung allerdings in Grenzen. Jetzt wo wir beim

„Verpacken“ sind, ja das war bei Herr Willemse ein wichtiges

Thema! Als selbst ernannter „Großhhändlerl“ wurde hier, je

nach Produkt, zu 10, 20 oder 25 Kilo Einheiten geliefert. Hier

war die Aufgabe klar geregelt: Katzen Sand, Hamster ,Holz

Späne, Vogel- und Fischfutter, egal was, alles wurde durch

Jan und meine Person in das ungeheizte Lager zu kleineren

Einheiten umverteilt. Für diese Verpackungen hatte Herr Willemse

viel Zeit und Fantasie investiert. Das Material und Form

variierten zwischen plumper Jute, gewöhnlichem Packpapier,

oder ganz nobel, durchsichtigem Plastik. Der Grund-Regel

war, je kleiner die Einheiten, desto teurerer das Produkt! „Normalkunden“

waren froh und zufrieden beim „Großhandel“


günstig eingekauft zu haben… Erwähnenswert, dass Herr

Willemse ziemlich sparsam war. Schaufeln stellte er zwar

für diese Arbeiten zur Verfügung, aber Gummihandschuhe

waren für Ihn wohl ein Fremdwort. Fakt war, dass wir sämtliche

Tätigkeiten mit bloßen Händen zu verrichten hatten.

Schon nur das Anfassen der Schaufel bei Minusgraden

war kein Vergnügen. Das absolute Highlight war aber die

Umverteilung der für den Christbaum benötigten, zehn Kilo

schweren „Engelshaar“-Einheiten, in 10, 25 und 50 Gramm

Plastiksäckchen.

Optisch sah es so ähnlich aus wie Herr Willems silbernes

eigenes Haar. War es aber nicht! Mit Glaspartikeln

angereichert war diese Arbeit der absolute Horror. Vor,

während und auch nach der Weihnachtzeit hatten wir diese

Glaspartikeln über dern ganzen Körper verteilt,

Tag und Nacht als Wegbegleiter! Bekannt als verlässlicher

Lieferant, genügte einen Anruf und einer von uns

beiden machte den Fahrraddienst für Hauslieferungen.

Meist Katzen-, Hunde- oder Vogelfutter, manchmal aber

auch tropische Fische in Plastik Beutel mit Wasser gefüllt. Bei

Minusgraden und dichtes Schneetreiben am Fahrrad, wahrscheinlich

auch für die transportierten Fische nicht besonders

angenehm!

Nach dreizehn Wochen war mir klar, dass ich mein zukünftiges

Glück eher nicht bei Herr Willemse finden würde

und beendete, sehr zur Verwunderung meines tierliebenden

Vater, meine Tätigkeiten mit Kleintieren aller Art.

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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯SAUBER ...

JAN JANSEN †

Unsere Nummer 142

¯184

Breda, Provinz „Noord Brabant“, Sommer 1959. Meine

Eltern geschieden.Meinem Vater wurden die fünf Kinder

zugewiesen. Mutter blieb in unserem Haus wohnen

(zusammen mit dem ehemaligen Nachbar!) und wir zogen

in eine Pension. Vater hatte im elterlichen Schweißgeräte-und

Butan-Gas-Unternehmen, inklusive jeweils eine Stunde Hin- und

Rückfahrt von Breda nach Rotterdam und retour, nicht all zu viel

Zeit für uns Kinder. Meine älteste Schwester, Patricia, wurde von

der „Haushalt Schule“ abgezogen, damit sie für uns einkaufen

und kochen konnte. In dieser Situation passte es durchaus, dass

ich nicht zu Hause, sondern im Internat aufwuchs. Daher war

geplant und ziemlich fix, dass ich nach der Hauptschule die

nächste Schulstufe weiterhin in einem Internat verbringen sollte.

Womit ich allerdings nicht ganz einverstanden war.

Fünf Jahre in einem streng katholischen Internat, mit zu

den Feiertage drei Kirchen Feierlichkeiten, tägliche Messe,

Hochamt und Vesper sowie wöchentliche Beichttermin, waren

meines Erachtens ausreichend. Für die Internat Gymnasium

Prüfung habe ich mir dann ordentlich Mühe gegeben so viel

wie möglich falsch zu machen. Das Resultat war geplant und

von meiner Seite gesehen erfolgreich. Die Übersiedlung zum

nächstfolgenden Internat somit versperrt. Nachdem ich nicht

sonderlich euphorisch auf eine weitere schulische Karriere

war, kontaktierte Vater unseren Wäsche Lieferant Herr Jan

Janssen, Eigentümer der Wäscherei „Janssen wasserij“.

„Mijnheer Jan“, etwa 50, ca. 1.60 groß, Jenever Nase, Markenzeichen

grüne Gummistiefel. Ob es möglich wäre Sohn

Alexander, beim Abholen der Schmutzwäsche und liefern

der saubere Wäsche, im Lieferauto bei den Kunden Touren

mitfahren zu lassen. „Ja“ entschied „mijnheer Jan Janssen“

(man fragt sich automatisch wie einfallsreich die Eltern, bei der

Namensgebung ihres Sohnes, damals waren).

Schon am darauf folgende Montag verdiente ich als „Beifahrer“

mein erstes eigenes Geld. Auch lernte ich wie flexibel

die Geschäftswelt funktionierte. Bereits nach eine Woche war

meine Zeit als „Beifahrer“ vorbei und wurde ich, laut Prokurist,

„vorübergehend“ in der Wäscherei eingesetzt. Hier fehlten

fleißige, schnelle Arbeitshände an allen Wäscherei-Ecken und

–Enden. Chef Jan Janssen hatte von Anfang an geplant mich

in der Wäscherei einzusetzen! Enorme Wasch-Maschinen,

Trocken Maschinen und Bügel Maschinen verursachten in

der Halle unangenehm störenden Lärm. Metallene Wäsche

Behälter auf Räder, über den Rand vollgestopft mit aus der

Trockenmaschine geklaubten Wäsche, wurden durch Kollegen,

Kolleginnen oder mich hin und her transportiert. Mein

Arbeitsplatz, ein einundeinhalb Meter breiter, zwei Meter

langer Tisch. Links von mir der gleiche Tisch und in der Mitte

Platz für immer volle Wäschewägen mit getrockneter Wäsche.

Neben mir am zweiten Tisch Albert „ Berti“ genannt, ein ca.

fünfundzwanzig jähriger schlanker, blonder, immer lächelnder,

ein wenig zurückgebliebener Bursche.

Die Aufgabe war, zu zweit die einzelnen Wäschestücke

aus den Wäschewagen zu nehmen, per Hand so schnell wie

möglich für die Bügelmaschinen zu glätten und damit fertig

zu sein bevor der nächste volle Wäschebehälter zu verarbeiten

war. Je leerer der Behälter um so tiefer müssten wir uns

hinunter bewegen. Zweifelsohne eine besonders interessante

Arbeit! Berti arbeitete fleißig, lächelte und redete pausenlos

mit mir. Nicht nur wegen dem Lärm der Maschinen bekam ich

kaum was mit über seine Geschichten. Auch ohne Maschinen-

Lärm war er kaum zu verstehen. Nach jeder (Rauch)Pause

wechselten wir unseren Standplatz. Eine kluge Abwechslung.

Somit vermieden wir am Ende des Tages auf nur einer Körperseite

taub zu sein. Die Rauchpausen bedeuteten für mich der

reine Sexualunterricht. Die drei Haupt-Themen bestanden aus

Sex, Sex und Sex. (Schon eine andere Stufe wie im Internat

Oudenbosch, wo Bruder Gottfried mit hoch rotem Kopf uns

eindringlich warnte, „bestimmte Organe nur im Sakrament der

Ehe verwenden zu dürfen“.).

Die Kolleginnen wurden auf das ordinärste und im

übelsten Jargon angemacht, die fantasievollsten möglichsten

und unmöglichsten Stellungen beschrieben. Die Kolleginnen

konterten, mit oder ohne Unbehagen, mit nicht minder vulgären

Kommentaren. Freitag zur Mittagpause war Auszahlungstermin.

Der Prokurist, äußerst bedacht ja keine persönliche

Bindung mit den Angestellten entstehen zu lassen, war dafür

Zuständig. Alleine, ohne Gehilfen, brauchte das natürlich

seine Zeit, wodurch eine ziemlich lange Wartereihe entstand.

Unwillig, unfreundlich und barsch machte der Prokurist seine

Arbeit, zählte Scheine und Münzen zweimal und übergab der


jeweiligen Mitarbeiterin oder Mitarbeiter ein graues Papier-

Kuvert mit Inhalt des Wochenlohns. Nicht ganz begeistert

über ihre tägliche Arbeit, wurde in der Warteschlange

lautstark geschimpft. Unerschöpflich die Schimpf –Themen:

„Scheiß Arbeit“, „Zu kalt in der Werkshalle“, der Prokurist sollte

mal „schneller arbeiten“, etc. Hauptthema, die miserable

Bezahlung!

Nach vier und ein halb Monaten war ich mir sicher

ausreichend über Wäsche gelernt zu haben und kündigte.

Wodurch ich meinen Vater, ungern, da eh schon ausreichend

mit Sorgen eingedeckt, wieder belästigen musste für mich

eine andere Tätigkeit zu suchen.

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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯ENTWICKLUNGSHELFER.

BRANCHENINSIDER

Unsere Nummer 143

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Anfang der 80er, Zeit des Aufbruchs. Zeit der viel beachteten

„Nouvelle Cuisine“. Zeit des Fachmagazins

„Gault Millau“. Zeit des ersten kritischen Fachmagazin

in Österreich in Kooperation mit den Franzosen Henri Gault

und Christian Millau. Zeit des Herausgebers Michael Reinartz.

Eigendefinition: „Vor Ihnen liegt Österreichs erster und einziger

qualifizierterr Restaurant- und Hotelführer. Er erscheint unbeeinflusst

von allen Institutionen und Interessenverbänden.“

Auch Zeit der Wirtschaftsjournalisten und „Falstaff“

Herausgeber Hans Dibold und Helmut Romé. 1980 erschien

die erste Ausgabe vom fachkritischem Magazin „Falstaff“.

Namensgeber Shakespears wohlbeleibte, trink- und raufsüchtigen

Soldaten „Sir John Falstaff“.

Durch Weinpapst Helmut Romé positiv beurteilten Bewertungen“

verteuerten sich Weine über Nacht um bis zu

100 Schilling. Das war der sogenannte, durch die Fachwelt

akzeptierte und tolerierte, „Falstaff Bonus“.

Durch Falstaff erfuhr die Gastronomie eine komplette

Neuorientierung. Das Geschirr wurde bunter. Gläser nobler.

Weinkarten zu Kunstwerken. Weinschränke angeschafft.

Ade üppige Speisen. Übergang zu „klein und fein“. Weinbegleitung-Menüs

mit bis über zehn Gängen keine Seltenheit.

„Andersherum Bestellungen“. Zuerst Weinbestimmung, anschließend

Menu-Zusammenstellung. Viele echte Kapazunder

wie Werner Matt / Wien, Rudolf Kellner / Wien, Günter

Hager / Linz, Franz Novotny / Waidhofen an der Ybbs,

Karl E.Eschlböck / Mondsee, „Hasi“ Unterberg / Kitzbühel,

Ernst Huber / Bregenz, um einige, geographisch gereiht, zu

nennen.

Seagram Schwerpunkt; Mumm Cordon Rouge Champagne:

Vertrag mit Falstaff, 1/3 Seite pro Ausgabe. Ziel: Cross-

Marketing für Gastronom und Produkt. So hatten wir ein nettes

Angebot für diese Kochkünstler als Basiszusammen(arbeit)

gestellt. Gerade der Kontakt zu diesem elitären Kundenkreis

wollten wir intensivieren und gründeten dazu den „Martell

(Cognac) Cordon Bleu Club“.

Eine exklusive Martell CB-Plakette verschönerte bald die

gewünschten Restaurants, Einladungen zu außergewöhnlichen

„Happenings“ wurden überreicht und die erste Veranstaltung

organisiert und durchgeführt: Empfang VIP Raum

Flughafen Wien mit „Mumm Codon Rouge“ Champagne.

„MCR Champagner Flug“, mit Zwischenstopp in Salzburg,

nach Innsbruck. MCR Champagner-Bustransfer zum Hotel

Sheraton. MCR Champagner Empfang und Einchecken. MCR

Champagner Bus Transfer zum „Martell CBC Mitglied“ Adi

Werner, Hotel Hospiz. Diner mit sowohl MCR Champagne

als auch MCB Cognac. MCR Champagner Busfahrt retour

zur Übernachtung im Sheraton. Frühstück mit MCR Champagner

je nach Bedarf. Warum erzähl ich von diesem Überfluss

an noblen Getränken? Ich erzähle diese Geschichte weil der

Falstaff Redakteur, der SUPERSTAR Weinkritiker MICHAEL

PRONAI, sich beschwerte (!), dass während der 15 Minuten

Fahrt vom Hotel zum Flughafen Innsbruck kein Champagne

ausgeschenkt wurde…..

Obwohl nicht Falstaff bezogen berichte ich noch kurz

über das zweite Treffen, ein Jahr später, im Grand Hotel

Sauerhof, Baden Baden. Tagesprogramm bei herrlichem

(traumhaften) Sommerwetter; gemütlicher MCRChampangne

Vier-Pferdegespann Tour durch das romantische Bühertal.

Plötzlicher Überfall durch, hoch zu Ross sitzenden, Römische

Soldaten, in voller Ornat. Vier Krieger verlangten Labendes zu

trinken, für sich, nicht für die Pferde.

Wir Überfallenen zweifelten an der Echtheit der Soldaten,

alle ausgestattet mit Armbanduhr! Direktor Kurt Dohnal hatte

für den Abend ein „Römisches Buffet“ vorbereitet:

In Jesus Sandalen und – Gewand, inklusive unübersehbarem

Martell Logo , wurde das Buffet, historisch richtig, im

Liegen konsumiert! Zu Mitternacht hatten Werner Matt, Günter

Hager und meine Person spontan das Bedürfnis ein bisserl

Baden-Baden zu erkunden, denn wozu stehen vor dem Hotel

Fahrräder aufgestellt? Drei Fahrrad fahrende, nach frischer Luft

schnappende Apostel, waren auch im geschichtsträchtigen

Baden Baden eher eine Seltenheit.

Ich glaube schon, dass diese einmaligen, außerordentlichen

Veranstaltungen für diese stark in der Öffentlichkeit und

geschäftlich unter Druck stehenden Pioniere, ein willkommenes

Ventil zum täglichen Stressabbau dar stellten. Für uns Seagram-

Mitarbeiter bedeutete diese Art der Kontaktpflege

natürlich nachhaltige Kundenbindung.


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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯CITY HIGHLIGHTS.

DIE GROSSE GALA GANZ ANDERS.

Unsere Nummer 145

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Anfang der 90er: Mit „City High Lights“ ist nicht die Innsbrucker

Stadt-Beleuchtung gemeint, sondern damit sind

gefragte Lokale der Stadt gemeint. Meine Vision war

Mitbewerber zusammenzuschließen und gemeinsame Aktionen

zu planen und zu verwirklichen.

Bei wöchentliche Sitzungen wurden Möglichkeiten diskutiert,

Ideen kreiert und Vor- und Nachteile besprochen.

Der Name „City Highlights“ war bald gefunden und fixiert,

ein Logo dazu entworfen. Ein „Drink des Monats“ war keine

große Kunst. Gegenseitige Stammgäste-Empfehlungen, Mitbewerberlokale

zu besuchen ging weniger schnell, brauchte

ein wenig Überzeugungsarbeit. Sogar ein einheitlicher Einkauf

stand zur Diskussion. Ein gemeinsamer Messeauftritt, wie am

Foto zu sehen, war eines der Resultate dieser Sitzungen.

„Seagram Spirituosen“, als Ideengeber und Initiator

dieser Geschichte, trat logischerweise auch als Finanzier auf!

Wir wollten aber einen richtigen „BANG!“. Ein Veranstaltung

wo man noch lange drüber diskutieren würde. Ein echtes

„Happening“ eben, mit dem Ziel unsere Gäste zu begeistern.

Ein Plan entstand, die Organisation eingeteilt, Poster und

Flyer produziert, Anmeldung bei der Stadt durchgeführt und in

allen Lokalen die Werbetrommel gerührt.

Eine Veranstaltung wie geplant kostet. Die Hauptkosten:

Miete Kongresshaus sowie Big Band Auftritt. Rettung Anwesenheit

und Polizei Überwachung waren dagegen gering.

Das ganze Equipment, wie Getränke, Gläser, Bars und Kühlkäste

angeschleppt und betriebsfertig aufgestellt.

Um 20 Uhr waren alle festlich angezogenen Beteiligten,

voller Erwartung, bereit für einen Mega Einsatz! Die Big

Band, mit Betonung auf BIG, extra aus München angereist,

hat sich auf die Musik von Glen Miller spezialisiert. In ihrer

US Militär Kleidung des 2. Weltkrieges, professionell und

harmonisch an diese Musik Richtung angepasst, fabrizierten

einen fantastischen Sound. 20.30 Uhr kaum Gäste! 21 Uhr

ganz wenige Gäste. 21.30 Uhr keine Änderung. 22 Uhr nur

tropfenweise erschienen neue Gäste.

Wir befanden „... ist eh klar, wir sind ja alle Abendlokale,

die Gäste kommen erst später“. 22.30 Uhr, die ersten Gäste

entschieden sich diese gigantisch große und fast leere „Dogana“

zu verlassen und wo anders hin zu gehen, „wo was

los ist!“ Für uns war deutlich, das keine Leute mehr kommen

würden. Keine normal gekleideten Gäste und schon gar keine

festlich gekleideten!

Wir mussten eingestehen, dass wir einen gigantischen

Flop produziert hatten! Nicht nur die Musikkapelle war „Big“,

auch unsere Enttäuschung war nicht weniger „BIG“!

Vieles hatten wir im Vorfeld besprochen. Nur nicht das

für diesen besonderen Abend das Zusperren der Lokale! Die

„City High Lights“ hatten also nicht so geleuchtet wie erwartet.

Die Idee der Zusammenarbeit verlor seine Leuchtkraft um als

Folge dann ganz zu verschwinden.

Bereut wurde diese Geschichte durch keinen von uns,

denn eine „Glen Miller“ Band fast für sich ganz alleine zu

erleben, ja, darauf können sich nicht viele berufen!


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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯BRUDER – JAN DER TRAPPIST.

JAN BAPTIST BOMANS †

Unsere Numme 146

Es bestand, ausgehend von mein Vater, schon eine sehr

lange Tradition mit der ganzen Familie in der Trappisten

Kloster-Kirche „Cisterciènzer Abdij Maria Toevlucht“,

Zundert, Bundesland Noord-Brabant, Niederlande, die Sonntagsmesse

zu besuchen. Für uns Kinder war das eher ein nicht

allzu lustiger Ausflug: Hinfahrt, feierliche in lateinischer Sprache

gehaltene Messe, nicht enden wollende Predigt mit dem Kampf

sich ruhig und brav zu verhalten. Echt gefreut haben wir uns erst

nach dem Hochamt, wo es erlaubt war im Klosterpark uns endlich

so richtig auszutoben. Besonders zur Kastanienzeit, gab es

ein Überfluss an Sammelobjekten.

Durch diese wöchentlichen Besuche entstand eine richtige

Freundschaft zwischen „Bruder Jan“ und meinem Vater. Herbst

1965, Sommersaison in Montreux war für mich zu Ende.

Militär Antritt in Dezember. Mein besonders gläubiger Vater

hielt es für eine gute Idee vier Wochen in diesem Kloster zu

verbringen. Abstand vom Alltag zu bekommen, mich zu besinnen

und das Klosterleben kennen zu lernen.

Das resultierte in einem ernsten „Kennenlerngespräch“ mit

„Vater Abt Jeroen Witkamp“. Im besonders sterilen „Besuchszimmer“

saß ich einem überraschend jungen, ca. 45 jährigen

mageren Mann gegenüber. Der Abt wollte so viel wie möglich

über mich wissen, „Weil ich kann ja nicht den Teufel ins

Haus holen“. Und das wollte er offensichtlich nicht.

ÜBEREINKUNFT UND RESULTAT: Erlaubnis und

Versprechen das ganze religiöse Leben ernsthaft mit den

Klostergeistlichen zu zelebrieren! Also Erstgebet in der (kalten)

Kirche um 5 Uhr mitmachen! Meine Kontaktperson, der mir

einzig Bekannte in dieser für mich absolut anderen Welt, war

„Bruder Jan“.

Für den zutiefst gläubigen Bruder Jan bedeutete meine

Person, was ich erst viel später begriffen habe, eine besonders

willkommene Abwechslung zum Klosterleben. Zwischen uns

entstand ein außerordentliches, vertrauensvolles, freundschaftliches

Verhältnis.

Bei mir verschwanden die traurigen Augen, die fast quälenden

Gesichtszüge, die demütige Körperhaltung. Der Schalk

in seinen Augen entstand, wie mit Zauberstab herbeigeführt,

sobald wir alleine waren. Wahrscheinlich familiär bedingt,

denn sein Bruder Godfried Bomans war wohl der bekanntes-

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te, humoristischste, auflagenstärkste Autor in der Niederlande.

Bruder Jan hatte das Bedürfnis sich mitzuteilen, sich zu öffnen.

Über sein Leben zu erzählen: Sein Vater, ein Familien-Patriarch,

duldete nur seine eigene Meinung. Seine Kinder lebten

geistig in weiter Entfernung. Im Haus eines der ersten Telefone

weit und breit. Vaters Hobby, die Bibel. Nicht nur zum Beten,

sondern vielmehr, das mit Farbstiften verschönern der schwarz

weiß Zeichnungen! In aller Stille, zutiefst konzentriert mit dieser

wichtigen Tätigkeit, empfand er eine telefonische Störung als

unerhört unverschämt, nahm den Hörer, gab ein lautes „Ich

bin beschäftigt!“ von sich und das „Gespräch“ war zu Ende

bevor es angefangen hatte.

Jan drängte es 1935 weg von zu Hause. Fühlte sich nicht

wohl dort. Mit 17 Jahren realisierte er, ohne sich von zu Hause

zu verabschieden, sein Vorhaben und legte den weiten Weg

von über 100 Kilometer, von Noord Holland, zum Kloster in

Noord Brabant, zu Fuß (!!!) zurück. Also nicht mit dem Rad,

was man zu sein Lebensgeschichte unrichtigerweise transportiert!

Ein freundlicher Trappist öffnete für Jan Bomans die

schwere Kloster Eingangstüren und blieb fortan dort! In seiner

nicht geänderten Haut, aber ein total anderes Leben, entschuldigte

und verabschiedete „Bruder Jan Baptist“ sich per

Brief von seiner Familie! Natürlich hatte ich mit andere Brüder

ebenfalls Kontakt. „Bruder Hans“ erzählte mir von seinem Lotterleben

als Schiffsmaschinist auf hoher See. Einer plötzlichen

Eingebung folgend war er vom letzten Hafen direkt hier nach

Zundert zum Kloster gereist, denn „Ich möchte in den Himmel

kommen.“

Neben einer Vielzahl an Tätigkeiten war die Hauptaufgabe

von Bruder Jan die Wäsche in der Wäscherei zu verarbeiten.

Wäscherei Kollege „Bruder Georg“ hatte seine Aufgaben

in Afrika beendet und sich wieder retour, in seinem Heimat

Kloster, gemeldet. Im Gepäck, als Andenken sozusagen, eine

„Westliche Grünmeerkatze“. Ziemlich harmlos. Denkt man.

Das ist die Bezeichnung von einer, bis zu 60 Zentimeter groß

werdende, afrikanische Affenrasse.

Der Abt war darüber „not amused“, erlaubte Bruder

Georg aber eine Art Koje zu fertigen und an der Wand zu

befestigen. Bruder Jan, bei seiner Arbeit von oben aus der

Koje dauerbeobachtet, titulierte diesen Neuankömmling


freundschaftlich als „Mein Spion“.

Bruder Jan fühlte sich nicht besonders

Wohl mit seinem Spion im gleichen

Raum. Trotzdem testete Bruder Jan, nicht

nur einmal, die Intelligenz der Westlichen

Grünmeerkatze und machte das Schloss der Koje

locker. Wohlgemerkt, er öffnete die Tür der Koje nicht! Wohl

aber schaute er so bald als möglich ins Freie zu gelangen!

Bruder Jan freute sich wie ein kleines Kind, nur schon bei

der Vorstellung, wie Mitbruder Georg mit dieser Situation

zurecht kam. Regelmäßig unregelmäßig, um Punkt vier

Uhr, also noch eine Stunde vor dem Morgengebet, klopfte

Bruder Jan leise an meine Besucherzimmertür. So lautlos

wie möglich, schlichen wir wie die Einbrecher durch graue

lange finstere Gänge. Ziel, unter einer dicke Herbstblätter-

Schicht, durch Bruder Jan im Park versteckte Sport Utensilien,

bestehend aus zwei amateurhaft gefertigten Holz

Schläger und ein aus alten Socken geformter Spielball. Bei

Mondbeleuchtung im Dunkeln, versuchen diesen Stoffbeutel

zu retournieren, bereitete Bruder Jan enorme Freude.

Wahrscheinleich weil der Abt diese Tätigkeit, wie Bruder

Jan richtigerweise als „Federball“ titulierte, eher nicht genehmigen

würde! Die Predigten am Sonntag waren eeeeendlos!

So lange bis man, als Zuhörer, den Faden verlor und in

Gedanken schon beim Mittagtisch war!

Ich habe Pater Jan Bomans, immer offen für Experimente,

überzeugt sich mal KURZ zu halten! „Die Leute schlafen

ein, können sich nicht mehr konzentrieren“, verkündete ich

ihm.„Wenn Du meinst werde ich mir in dieser Richtung was

Neues überlegen.“ meinte er. Und das hatte er: Pater Jan

Bomans schritt die Stiegen zur Predigtkanzel hinauf. Oben

angekommen. Sagte mal gar nichts. Sah die Kirchengängern

von links nach rechts an. In der Kirche hörte das

Husten auf. Sah die Kirchengänger von rechts nach links

an. Obwohl Pater Jan Bomans noch nichts sagte, hörten

alle gespannt hin! Dann, in eine gespenstische Stille voller

Erwartung, breitete er seine Arme aus und sagte „Kinder,

seid nett zu einander!“. Faltete die Hände zusammen und

ging den Predigtstuhl hinunter. Die Stille wurde noch stiller.

Die Kirchgänger waren verwirrt. Als ob eine Bombe eingeschlagen

hätte!!! Eine bessere Predigt hatte und habe ich

nie mehr gehört! Bruder Jan hat, familiär bedingt, seine Gedanken

schriftlich zusammengefasst mit dem Ziel das wahre

Klosterleben als Buch zu veröffentlichen. Dem Verleger wurde

die Herausgabe durch den Abt verboten, denn „Sämtliche

Geschichten entsprechen nicht der Wahrheit!“ So gäbe es für

diesen, für mich ereignisreichen Klostermonat, noch vieles zu

berichten. Leider gibt es über meinen Jahre später geäußerte

Herzenswunsch, Bruder Jan, meine für den Herbst 1971 (Zwischensaison)

geplante Hochzeitmesse, zu gewinnen, nichts zu

berichten. Der Abt erlaubte das, aus welchen Gründen auch

immer, leider nicht! Nicht nur Bruder Jan, Gehorsam gelobt

und geprobt, war darüber besonders traurig.

Bruder Jan nützte die Trappisten Tradition für Begräbnisse

keinen Sarg zu verwenden. Es war ein stiller, für sämtliche

Anwesenden gut sichtbarer, humorvoller Protest gegen Gehorsam.

Seinen letzter Wunsch, in blütenweißes Festgewand

mit absolut unüblichen pechschwarzen Socken begraben zu

werden, konnte Abt Jeroen ihm nicht (mehr) verwehren!

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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯THE LIVING RESTAURANTS.

MARKUS RIMML †

Unsere Nummer 149

Sommer 1978, Pension Rimml, Kranebitten, Innsbruck.„Innsbrucker

Zimmernachweis“, das ganze Team von Büro

Hauptbahnhof, Büro Ost und Büro West bestand aus

fünf Personen. Sämtliche Angestellten versorgten die Hotellerie

der Stadt und Umgebung mit, nach Übernachtung suchenden

Personen.

Bei ca. 10.000 Betten, kann es schon sein, dass der

ein oder andere Betrieb sich bei uns ein bisserl im Vordergrund

erarbeiten möchte. Sei es mit einem vorbeigebrachten

Flascherl Wein „weil ich gerade in der Nähe war“, ein bisserl

was zum Jausnen, oder gar ein Abendessen.

Herr Rimml Senior war besonders geschäftstüchtig. Er

holte die Gäste direkt vom Büro ab. Der Gast war erfreut die

Transportkosten für andere Bedürfnisse verwenden zu können.

Noch auf dem Weg zur „Pension Rimml“ machte er das Angebot,

„Drei Übernächtigungen, davon eine gratis“. Damals

waren die mit dem Zug Reisenden, von uns „Rücksäckler“ genannten,

Touristen meist ohne festen Zeitplan unterwegs.

Die Überlegung von Herr Rimml: Die Wäsche ist nach

einer Übernachtung sowieso zum reinigen. Warum also nicht

eine bezahlte Nacht zusätzlich und der dritte Nacht gratis?

Der Kontakt von Herr Rimml zu uns wurde intensiviert und der

Gast motiviert das nächstemal wieder zu buchen.

Dieses Angebot war ein erfolgreiches! Zum Abendessen

bei der Familie Rimml im Stadtteil Kranebitten eingeladen, servierte

uns der Hotelfachschule „VILLA BLANKA“ Schüler,

Sohn Markus, vorbildlich. Das Essen hervorragend und der

Grüne Veltliner bestens gekühlt. Die dritte Flasche empfand

ich als „anders“ als die zwei Vorgänger. Verwirrung am Tisch,

denn Winzer und Etikett waren ident. Aber der Jahrgang eine

andere! Bewunderung beim Schüler Markus und die Basis für

eine vom Respekt bestimmte lange – später intensive Zusammenarbeit.

Markus startete als GF bei der zur Familie Cammerlander

gehörenden Lokalität „Tabasco“. Ich bei „Seagram

Spirituosen“ als Ratgeber und Ideenlieferant. Der Name

„Tabasco“ war sehr treffend für diese Lokalität mit offener, für

der Gast einsehbarer Küche und innovatives Angebot. Viele

Jahre hat es gedauert bis der Produzent aus dem US Bundesstaat

New Mexico den Tabasco Braten gerochen hat und via

Wiener Anwalt kund tat, mit dieser Namensgebung nicht ein-

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verstanden zu sein. Resultat; „Tabasco“ hieß fortan „`Basco“.

Aus „`Basco“ viele Jahre später „Kravogel“. Markus Rimml

übersiedelte zum ebenfalls zu den Familie Cammerlander in

Vorbereitung befindende Restaurant „Die Geisterburg“ in Hall.

Hier im „Pre opening office“ traf er alle Entscheidungen

mit, war täglich auf der Baustelle. Ein für Markus unerschöpflicher

Lernbrunnen! Das Delikatessen Geschäft „Julius Meinl“

in der Meranerstraße, Innsbruck, übersiedelte. Markus Rimml,

gestärkt durch seine Erfahrungen in Hall, übernahm die Räumlichkeit

und eröffnete das italienische „Al Dente“. Die Idee im

dicht mit Büros besiedeltem Zentrum, schnelles italienisches

Mittagessen anzubieten, ging über sämtliche Erwartungen voll

auf! Im zum Betrieb gehörenden winzigen Kellerraum machte

Markus Rimml persönlich seine Spaghetti, Lasagne, etc. das

ganze „mice en place“ täglich selber. Die Tische bistromäßig

auf schnelles „Essen und Gehen“ konzipiert, „verarbeiteten“

zu Mittag drei Sitzungen und war somit pro M² Umsatz wohl

eine der Stärksten in Österreich! Meine Idee: 10 Mittagsmenüs

& das 11. gratis funktionierte bald nicht mehr wunschgemäß,

weder für die Gäste, noch für den Ablauf im Restaurant.

Das 11. Gratismenu wurde deshalb auf „nur ab 13.30 Uhr“

verschoben!

Der Erfolg beflügelte, Filialen in ganz Österreich angedacht

und auch ein zweiter „A 1 Platz“ in Innsbruck. Berufsbedingt

erfuhr ich von der geplanten Übersiedlung vom „Büro

Tirol Werbung“ Ecke Bozner Platz-Adamgasse.

Beim Informationstermin beim Besitzer der Immobilie, Herr

Stedile-Foradori, berichtete mir dieser seine Vorstellungen:

Dieser Platz sei total ungeeignet für ein Büro! Das Büro werde

einige Stockwerke höher verlegt. Zum Beleben des Bozner

Platzes sei eine in Innsbruck fehlende „Champagner Bar“ erforderlich!

Für den Kunden „Driss“, Betreiber vom bekannten

Lokal „Casablanca“ , so wie ich früher im Sporthotel in Igls

beschäftigt, organisierte ich deshalb einen Termin. Driss aber

war eine Champagner Bar in Innsbruck zu riskant. Hat sozusagen

kalte Füßen bekommen. Ist abgesprungen, womit ein

Termin bei Herr Stedile-Foradori ohne Gesprächspartner über

ein „A 1 Platz“ vorhanden war. Herr Rimml hat diesen Termin

wahrgenommen, die Champagner Bar Plänen verworfen und

mit seinem Konzept „Erlebnis Gastronomie“ überzeugt. Herr


Rimml schwärmte von einem „Argentinischen Steakhouse“.

In Österreich war aber die Einfuhr von Argentinisches

Fleisch noch nicht verkehrsfähig, per Gesetzt nicht erlaubt.

Als Notlösung entstand somit das erste mexikanische

Restaurant im deutschsprachigem Raum, das Restaurant

„Chili`s“. Rimml Markus wird in die Geschichte als Gründungsvater

einer gewaltigen mexikanische Welle eingehen.

Von Innsbruck, via Salzburg nach Wien entstand

ein anderes, neues Lebensgefühl. Von Hamburg bis nach

München, auch in der Schweiz, entstand ein kultige Innenarchitektur.

Tequila und Corona mit Limetten-Spalten im

Flaschenhals, begleitet von mexikanische Sound, vermittelte

einen exotische Flair. Für uns, Olmeca Tequila und Corona

Bier vertreibend, kein Nachteil!

„Herr Rimml“, wir waren respektvoll gegenseitig immer

per „Sie“, überließ mich für die Lokal-Vermittlung ungefragt

(!!!) 30.000.- Schilling. „Weil es sich so gehört!“ meinte er.

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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯BLUMENCORSO.

MARIO KASTEN

Unsere Nummer 151

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Ende der 1980er Jahre. Das bekannte „Non Stop Kino“

in der Maria-Theresien Straße in Innsbruck sperrt zu. Ich

suche Kontakt mit dem neuen Besitzer Christian Lanquetin.

Das resultiert in oftmalige Beratungsgespräche und einem

nächtlichen konzeptsuchenden Lokalstudiums in Vorarlberg.

Hier, für uns „über den Berg“, befinden sich einige ehemalige

Fabrikhallen als bestens funktionierenden Lokalitäten. Voller

Eindrücke und innovative Ideen ging es bei Tageslicht wieder

retour nach Tirol. Eine nächtliche „Arbeitstag“ mit einem Kunden

bringt eine Menge Vorteile.

Der Kunde kann, wie oft im Geschäft üblich, nicht gestört

werden, kann nicht davon laufen. Ein Lokalstudium festigt die

Beziehung zum Kunden und vereinfacht, nachdem notabene

Seagram die gesamte Kosten übernimmt, die Listung der zum

Betrieb passenden Produkte. Vorerst war im alten Non Stop

Kino eine „Clubbing Lokalität“ mit „NEUER DEUTSCHER

WELLE“ also Musik geplant, brachte aber nicht den erhofften

Erfolg. In Tschechien befinden sich ebenfalls alte Fabrikhallen,

nicht als Lokalität konzipiert, sondern als immense Verkauflager

übervoll mit altem Möbel. Hier bezog Christian sein

Interieur, engagierte einen fähigen Bierbrauer und eröffnete

in Innsbrucks Flaniermeile Maria Theresien Straße, 1994 das

„Theresienbräu“. Einer der sich oft wechselnden Geschäftsführer

war der Deutsche Mario Kasten. Und hier sind wir jetzt

beim Anfang meiner Geschichte: Mario Kasten hatte was im

Kasten, wollte höher hinauf und zog nach Seefeld, auf fast

1.300 Meter Seehöhe. Seine neue Arbeitsstätte, die „Fledermaus“.

Der Vorteil für uns reisende, beratende Verkäufer ist

zweifelsfrei der Wechsel eines Kunden. Mit besten Beziehungen

zum Kunden ist man im neuen Lokal schon gleich vorne

dabei, werden die übliche Listungen weiter verwendet oder

sogar noch erweitert. So auch bei Mario. Einige Produkte wie

ABSOLUT blieben als „Pouring“, Heineken nahm er zusätzlich

dazu. Mario war außerordentlich zufrieden mit dem Produkt,

denn Seefeld ist ein Touristenort per excellence und Heineken

verfügt über ein international hervorragendes Image. Zum

anstehendes Blumencorso wollte Mario, als unbekannter „Zugereister“,

seinen Bekanntheitsgrad in Seefeld und Umgebung

erhöhen und entschloss sich zu einer "Corso"-Beteiligung.

Das Thema sollte unbedingt etwas Einzigartiges sein. Mit ein

wenig Unterstützung von unserer Seite entstand ein Heineken

Schiff aus Blumenpracht. Das Schiff als Symbol das Heineken

global liefert und das Bier, das weltweit konsumiert werden

kann. Auch in Seefeld. In der „Fledermaus“!

Gerne denke ich an diese Aktion zurück, denn ein Heinekenschiff

hat auch eine wenig bekannte historische Geschichte:

Die Niederländer war es bekannt, dass die Prohibition

in den USA 1933 bald kippen würde. Vor dem New Yorker

Hafen harrte ein „Heineken Schiff“ auf diesen Moment. Somit

war Heineken das erste Bier nach 14 jährigem Alkoholverbot

,das der New Yorker Bevölkerung zur Verfügung stand.

Nicht umsonst sind noch viele Amerikaner der Meinung, dass

Heineken ein amerikanisches Bier ist. Am Ende dieser Blumen

Geschichte sei der Vollständigkeit halber noch erwähnt, dass

Christan Lanquetin 2018 verstarb und das dieses in seiner Art

einzigartige Bierlokal „Theresienbräu“ 2020 für immer seine

Eingangstüren versperrte. Mario Kasten kehrte in seine Heimat

zurück und veranstaltet in der Stuttgarter Gegend Veranstaltungen.


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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯PAPA HACKL. HELFER UND RETTER.

ERWIN ALBERT HACKL†

Unsere Nummer 124

Sommer 1971. Vier Personen sitzen am Wohnzimmertisch

der Familie Hackl. Hofrat Erwin Albert Hackl liest Zeitung.

Mutter Erna strickt. Tochter Ingeborg Hackl ist in Fachliteratur

vertieft und ich sitze da, überlege wie ich es anfangen

soll. Wieso lernt man nicht irgendwann, irgendwo mit so einer

heiklen Situation umzugehen? Wie anfangen? Klar hat man gelernt,

dass Napoleon in Waterloo ein bisserl Pech gehabt hat,

dass Charles Lindberg 1927 als erstem die Alleinüberquerung

des Atlantiks gelang und noch vieles mehr. Wie man bei den

Eltern um die Hand eines Mädchens, das man heiraten möchte,

anhält, da hatte ich also nicht viel Übung! Eigentlich überhaupt

keine Ahnung!

Ich beschloss spontan auf „Attacke“ zu schalten und

durchbrach die Stille mit: „ Ich würde gerne Ihre Tochter

heiraten und bitte um Ihre Erlaubnis“. Schlagartig änderte sich

die Ruhe im Raum. Mutter Erna, ließ ihre Arme in den Schoss

fallen, stoppte mit ihrer Stickerei, starrte mit großen Augen

ihren Ehemann an. Vater Albert hatte diese Situation offensichtlich

auch noch nicht oft durchgespielt, denn er legte die

Zeitung blitzartig auf den Wohnzimmertisch, schlug nervös

das rechte Bein über das linke, nahm die Zeitung wieder auf

und sagte zuerst einmal gar nichts. Inge, meine hoffentlich

zukünftige Ehefrau, beobachtete das Geschehen mit Spannung.

Ich ebenso. Hier haben Mütter nichts zu sagen, also

starrten wir alle drei das Haupt-der-Familie erwartungsvoll an.

Klar dämmerte es Ingeborgs Vater eine Reaktion zeigen zu

müssen. Nicht so einfach als Tiroler, der erste Schwiegersohn

aus Indien und der zukünftige nächste auch kein Tiroler!

Die Chance auf Verbesserung war, mangels dritte Tochter,

nicht vorhanden. Und dennoch, er erteilte mir, immer noch ein

bisschen verdattert, aber doch, die Erlaubnis seiner Tochter

zu heiraten. Es wurde gleich zweimal geheiratet. Einmal

standesamtlich unterm Goldenen Dachl und das zweite Mal

kirchlich in Breda, Niederlande. Erstens damit meine Familie

nicht so weit zu fahren brauchte und zweitens, und das ist ja

allgemein bekannt, hält doppelt wesentlich besser. Typisch für

meinen nunmehriger Urtiroler Schwiegervater – die besonders

gut ernährten, in der Landschaft grasenden niederländischen

Kühe zwar zu loben – aber gleichzeitig festzustellen, dass

die Tiroler Kühe in der Heimat optisch doch einen erheblich

¯200

besseren Eindruck machen! Hofrat Dr. Albert Erwin Hackl,

geboren 1912 in Zaunhof, einem Bergweiler im Pitztal, wuchs

dort als 14. Kind einer Bergbauernfamilie auf. Er lernte über

die allgemeinen Entbehrungen der damaligen Kriegs- und

Nachkriegszeit von Kindheit an die Folgen persönlicher Armut

kennen. Nach dem Gymnasium in Volders studierte er an der

Universität Innsbruck Rechtswissenschaft. Als "Bettelstudent"

hatte er für sein Studium weitgehendst selbst aufzukommen. In

der NS-Zeit wurde er wegen seiner österreichischen Gesinnung

seines Postens enthoben und 1941 zum Wehrdienst an

die Ostfront einberufen. Nach Kriegsende 1945 trat er in den

Landesdienst bei der Präsidialabteilung ein und hatte dort die

unangenehme Aufgabe den Personalstand beim Mittel- und

Pflichtschulsektor zu entnazifizieren! Schon hier war Albert

Hackl der Helfer und Retter der politisch Verfolgten.

1960 erging an Dr. Hackl der Auftrag, in Tirol ein wirksames

Studien-Beihilfewesen aufzubauen. Bei weit über 3.000

Anfragen jährlich, keine leichte Aufgabe – die Stipendien

gerecht zu vergeben. Es wurde erst entschieden nachdem er

einen genauen Überblick der sozialen Lage und des schulischen

Fortschrittes hatte, bevor er die ihm anvertrauten Mittel

als Stipendien weitergab. Er verschaffte unzähligen Studenten

kostenlose Kostplätze. Wenn er für „seine“ Studenten Hilfe

brauchte, pilgerte er im Landhaus sowohl zu den „Roten“ als

auch zu den „Schwarzen“! Der damals einzige Studierte aus

dem Pitztal der sich für Pitztaler Interessen wirkungsvoll im

Landhaus einsetzte, war eben der mit Ehrfurcht ausgesprochene

„Hofrat Hackl“. Bevorzugt ging er zu Fuß von seiner

Wohnung in Wilten zum Landhaus. Auf der Straße traf er viele

Bekannten und erkundigte sich nach Familie und Studienfortschritte

der Kinder. Kein Wunder, dass sich einerseits auf dem

Bürotisch die Anträge stapelten und andererseits am Boden

Unordnung herrschte. Wein-, Schnapsflaschen, Forellen und

Wildbrett, Kuchen und Gebackenes bildeten dort ungewollt

eine Vielfalt der heimischen Produktionen ab. Alpenrosen

nicht immer, aber frische Blumen standen meistens auf seinem

Schreibtisch! Ich als wohlerzogener Niederländer wunderte

mich ein wenig über so viel Transparenz! Hatte der Bauer

nach eigenen Angaben nicht drei, sondern dreizehn Kühe

im Stall, so erhielt sein Sohn oder seine Tochter eben kein


Stipendium. Albert Hackl hatte das aber auch einfach

ein wenig im Gefühl, wann die Angaben nicht stimmten.

Menschenkenntnis eben. Er ließ sich, nachdem er zeitlebens

ohne Führerschein unterwegs war, zum jeweiligen Bauernhof

fahren und traf erst dann seine Entscheidung! Samstage

oder Sonntage waren für diese Tätigkeiten vorgesehen.

Am Beifahrersitz seiner Gattin Erna, genoss er diese

Autotouren in die Natur, sichtlich. Zugekehrt wurde immer

bei irgendeinem Bauernhof, wo man sich stets bemühte

den unangemeldeten „Herrn Hofrat“ die Zeit so angenehm

wie möglich zu gestalten! Ich als sein Schwiegersohn habe

Albert Hackl als besonders, angenehme, die Geselligkeit

liebende Person kennen und lieben gelernt. Er liebte seine

Enkelkinder abgöttisch.

Ein Glaserl Rot, aus Gemütlichkeit und auch ein

Schnapserl, so für zwischendurch, hat er nie abgelehnt! Am

1. Januar 1978, nach 18 Jahre Studentenunterstützung beendete

er, gesetzlich bedingt, diese wundervolle Tätigkeit.

Viele erfolgreiche und bekannten Tiroler und Tirolerinnen

verdanken sicher auch ihm einen entscheidenden Teil ihrer

Karriere! Seinen Ruhestand vermochte er nicht all zu lange

genießen.

69 Jährig, in November 1980 verlor er beim Fischen am

Inn den Kampf gegen eine Forelle und seinem Herzen, das

stets dem bäuerlichen Berufsstand verbunden war, aufgrund

eines Herzinfarktes. Wie beliebt er war bewies die übervolle

Serviten-Kirche in der Maria Theresia Straße in Innsbruck

bei seiner beeindruckenden Verabschiedung von dieser

Welt. Eine Bemerkung eines Kirchenbesuchers beim Hinausgehen

„Als ob er der Landeshauptmann gewesen wäre.“

201¯


NBEGEGN UN GE

¯SCHLUTZKRAPFEN UND KNÖDEL-

MANUFAKTUR – PUR.

BESO NDERE

HEIDI UND ROLAND DENGG

Unsere Nummer 75

Riedau. Eine beschauliche Marktgemeinde im Bezirk Schärding

mit knappe 2.000 Einwohnern. Hier in dieser ruhigen

Gegend eröffnete 1972 HEIDI UTTENTHALER erstmals,

neugierig und auf Entdeckungsreise, ihre Augen.Mittersill. Im

Pinzgau wurde Roland Dengg bereits 1971von der Gischt der

Krimmler Wasserfälle 1971 berieselt! Man sagt diesem Nebenprodukt

der Krimmler Wasserfälle heilende Wirkung nach.

Das dürfte zumindest bei Roland seine Richtigkeit haben, denn

Roland wuchs zu einem gesunden Naturburschen heran.

Was Heidi und Roland gemeinsam verbindet? Vorerst

überhaupt nichts. Nach der Handelsakademie, entschied sich

Heidi für ein Psychologie- und BWL-Studium in Innsbruck.

Ihr Traumberuf Kriminalpsychologin. Um ihre Lebenskosten

fi nanzieren zu können „kellnerte“ Heidi unter anderem in den

Kulturzentren„Treibhaus“ und „Utopia“ – und im damals wohl

bekanntesten Lokal „Harleys Coffee Bar“. Roland, der schon

als 10jähriger seinen berufl ichen Weg „im Service“ gesehen

hatte, meldete sich bereits als 15 jähriger als Kellnerlehrling

beim „Gasthof Schranz“, in Wald im Pinzgau. Das "Reisebusgeschäft"

war damals noch ein bisserl anders. Reservierungen

nicht unbedingt Usus. Wenn die Buspassagiere gerade Platz

genommen hatten, stand manchmal bereits der nächste unangemeldete

Bus vor der Türe. Das erforderte von Junglehrling

Roland natürlich schnelles Denken, schnelles Reagieren,

schnelles Arbeiten und optimale Konzentration. Eigenschaften

welche Roland im späteren Leben reichlich zu Gute kommen

sollten.

Es folgte der Dienst beim österreichischen Bundesheer,

Wintersaison im Hotel Alpina, Gerlos und 1991 Sommersaison

im „Hotel Schorn“ am Wörthersee. Dieses Hotel, direkt

am See, war oft auch „mein Zuhause“ wenn ich meine Touren

„am See“ absolvierte. Leider bin ich auf die besagten 77

Berichte begrenzt, denn über die Hotelbetreiber Herr Emil

Schorn und Gattin, hätte ich noch sagenhafte G`schichterln

im Talon. – Winter 91/92 Oberkellner im „Hotel Viktoria

Jungfrau“, Interlaken, Sommer Restaurantleiter „Hotel Schöneben“,

Wald im Pinzgau und das erste Engagement als

Bartender in „Myers`s American Bar“ in Wien. Hat man dort

mal gearbeitet wusste man schon genau, wie das Bar- und

Cocktailgeschäft funktioniert! 1994 lernte ich im „Café Club

¯202

Filou“, DAS Wohnzimmer der gehobene Innsbrucker-„Gassi

Geher“, Roland in seiner Funktion als Barchef kennen und

bewundern. Ich. Alleine unterwegs – auch als „Lokalstudierender

Reiseführer“ für Gastronomen aus den verschiedensten

Bundesländer – es war offensichtlich, dass Roland im übervollen

(Räucher-)Kellergewölbe, im Halbdunkel, bei unerträglich

lauter Musik, schnell, konsequent und immer freundlich,

die Übersicht nicht verlor – um seinen Gästen einen schönen

Abend und ebensolche Nacht zu bereiten. Unerklärliche vier

Jahre im Keller-Chaos verkraften nicht viele in der Branche!

Nicht viel ruhiger war es darauf folgend im „Dorfstadl Dancing“

in Strobl am Wolfgangsee.

Zum „Relaxen“ verblieb Roland zwei Monate in Südafrika,

ehe er für die Familie Hackl die Eröffnung des „Café Maria

von Burgund“ direkt unter dem Goldenen Dachl in Innsbruck,

unterstützte. 1998, zog es „Wandervogel“ und Motorradfahrer

Roland zur „Harley`s Coffee Bar“ und da, ja da, Sie ahnen

es schon, lernten eine geborene Oberösterreicherin und

ein Pinzgauer sich kennen! Auch hier war intensives Arbeiten

gefragt und endete für beide in einer gemeinsamen Weltreise.

Geplant waren fünf bis sechs Monate, aber in Neuseeland

und Australien, auch in Thailand waren die Drinks doch teurer

als gedacht….

Wieder in Innsbruck, im „Hofgarten“, und zwar tatsächlich

an den Garten-Außen-Bars, wurde wieder fest gearbeitet.

Geplant war eine gemeinsame Zukunft und eine Hotelübernahme

in Rolands Heimat, – im Pinzgau. Das dafür vorgesehene

Hotel brannte leider bis zu den Grundmauern ab,

somit wurde daraus nichts. Tiroler-Bergtouren in der Freizeit

strengen an, erfordern Kondition und erzeugen nicht nur Durst,

auch Hunger! Nachdem am späten Nachmittag bei der ersten

Alm die Knödel „Leider aus!“, bei der zweiten „Leider alle

verkauft!!!“ und bei der dritten Alm nur noch ein Stück Knödel

übrig war, wunderten sich Heidi und Roland. Wieso? Warum

im „Knödel Bergland Tirol“ die gewünschte Knödel, obwohl

oft Convenience, nicht ausreichend vorhanden waren. Nach

Erkundigungen bzw. kleinerMarktforschung, erkannten Heidi

und Roland den Bedarf an „handgemachten Tiroler Spezialitäten“.

So wurde im Herbst 2001 die Produktion von handgemachten

Schlutzkrapfen& Knödeln begonnen.


Der erste Großauftrag kam vom Haller Gastropartner

Fa. Eisendle GmbH, der die beiden mit ordentlich viel

Arbeit eindeckte, da schlicht das Knowhow Schlutzkrapfen

und Knödel in großen Mengen zu produzieren erst erarbeitet

werden musste. Angestachelt – das Ganze in den

Griff zu bekommen, wurde in Volders, unweit von Innsbruck,

zuerst experimentiert und dann produziert. „Handmade“

war der Schlüssel zum Erfolg!!! Bald war die, mit einem

anderen Betrieb geteilte, Arbeitsstätte zu klein, flugs eine

neue Produktionsstätte in Hall in Tirol geplant und umgebaut.

Im Mai 2012 wurde die „Dengg Krapfen- und

Knödelmanufaktur“ auf über 1.400 m² eröffnet. Klar ist auch

die Corona Krise nicht problemlos vorübergegangen, aber

gegessen wird immer. 20 Jahre später beschäftigen Heidi

und Roland 19 Mitarbeiter und produzieren bis zu 8.000

Knödel oder 35.000 Schlutzkrapfen täglich! Dengg –

handgefertigte Schlutzkrapfen, Knödel und Krapfen werden

in Tirol, Südtirol & Bayern im Gastronomiegroßhandel sowie

an diverse Spezialitätenhändler, im Direktverkauf in Haupthaus

Hall und via Onlineshop verkauft. Übrigens sind Heidi

und Roland schon seit 2003 offiziell ein Paar. Im überaus

gesunden Krimml wurde feierlich geheiratet.

Éinmal wöchentlich kocht Heidi NICHT! Da werden

Dengg-Spezialitäten getestet!

203¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯BIER MIT TRADITION.

MARTIN LECHNER

Unsere Nummer 6

Bereits in der 16. Generation wird die Zillertaler Brauerei

durch Martin Lechner vorbildlich geführt. Gemeinsam mit

Top Spirit haben wir Aktionen durchgeführt unter anderem

sind so die „Bieries“ entstanden, Bier mit 2 cl. Likör. Martin

ist ein äußerst angenehmer Partner. Bedachtsam, offen, ehrlich,

mit richtiger Handschlagqualität.

Nachdem mein Partner, Herbert Waltl und meine Person,

mit diesem Buch bestrebt sind eine sinnvolle Nachhaltigkeit

zu erreichen, haben wir einen Termin bei Martin angestrebt

und sofort erhalten. Von Zillertal Bier erhielten wir spontan

die Zusage für eine Buchunterstützung. Von uns bekam der

Initiator und Obmann der Gambrinus Bruderschaft, Martin

Lechner, die Zusage dass mögliche Gewinne (wissen wir

noch nicht! Wer konnte DAS damals schon ahnen, dass es

Krieg geben wird, Papier täglich teurer werden wird ...), der

Produktionskosten-Überling und all die freiwilligen Spenden

für das "kostenlose" Buch an die Gambrinus Freunde

weitergeleitet werden. Im Anschluss dieses „Win-Win“

Gespräches erhielten wir von Martin noch eine Führung

im höchst informativem – 2020 eröffnet und mit 5.000 m²

Ausstellungsfläche ausgestattete „Braukunsthaus“ Verkostung.

Einige hochinteressante, passend zu Martins Ausführungen

seltene Zillertaler Biersorten durften da nicht fehlen. Es wird

hier im Zillertal, Ressourcenschonend und energierückgewinnend

produziert, daher braucht man sich über die Zukunft

der Zillertal Brauerei nicht sorgen, denn die 17. Generation

befindet sich schon voller Enthusiasmus in den Steigbügeln!

¯204


Bunter Schwarz-Weiss-Bilderreigen.

Bunter Schwarz-Weiss-Bilderreigen: Interessanter Besuch bei der ZILLERTAL BRAUEREI und bei Geschäftsführer MARTIN LECH-

NER. Gleichzeitig auch der Start einer Kooperation. Dafür danken wir.

ALLE ERLÖSE (Spenden, Druckkostenbeiträge) die nach Abzug der Produktionskosten für das vorliegende Buch übrig bleiben

werden direkt an die GAMBRINUS Bruderschaft weitergeleitet.

Mehr unter: www.gambrinus-freunde.at

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¯206


207¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯GLASKLAR. MEISTERKLASSE.

MARTIN HINTERLEITNER

Unsere Nummer 74

¯208

Wenn der Vater dieses Beitrages genau so katholisch

tiefgläubig wie mein Vater gewesen wäre, würde

ein zweiter ATHANASIUS in Österreich, zumindest

denkbar, möglich gewesen sein. Das wäre toll. Dann wäre

ich nicht so alleine…. Auch David Beckham hätte das ganze

Königreich Great Britain überrascht und mit einem wesentlich

schwierigeren Vorname durch das Leben wandern müssen!

Jawohl, wir alle drei haben das gleiche Geburtsdatum! Das

GeburtsJAHR ist aber nicht ident…

Wir bleiben aber bei unserem Protagonisten dieser jetzt

folgenden Vorstellung, Martin Hinterleitner. Geboren 1951 in

Wien, aufgewachsen in Hütteldorf, Wien. Als Kind hatte er

die Möglichkeit aus zwei Traumberufe zu wählen; Förster, was

ein gesundes Leben in der Natur bedeutete, oder Papst, denn

„Unfehlbar“ zu sein müsste doch ein bleibendes befriedigendes

Gefühl sein. Es kam dann doch ein wenig anders: Mit

Bäume „umsagln“ hatte das nichts zu tun, als Sportler war er

trotzdem sehr oft in der Natur. 1970/72 leistete Martin ganz

brav seinen Militärdienst. Schießübungen standen ziemlich

weit hinten auf seiner Tätigkeitsskala. Als SPITZENSPORT-

LER in Österreich auch nicht notwendig. Eingeteilt in der

HSNS Kompanie („Heeres Sport und Nahkampf Schule) war

volle Konzentration auf seine Disziplin zu 100% gegeben.

Martin ruderte als „Ruderer“ durch seine Militärzeit. Unter

anderem war der Tiroler Radfahrer Wolfgang Steinmayr

ebenfalls bei dieser Kompanie eingeteilt. Verwechslungen

ausgeschlossen, denn es wurde nicht in einheitlichem Militär

Look gekämpft, sondern jeder Sparte hatte sein eigenes

„Leiberl“. Sonst hätte es passieren können, dass Wolfgang im

Ruderboot und Martin am Rad unterwegs waren. Bei HSNS

steht der Sport im Vordergrund! Martin ruderte im „Zweier“, im

„Vierer“ und im „Achter“ mit oder ohne Steuermann. Man hat

zwar bei offiziellen Gelegenheiten hie und da das Militärgewand

an, gehört aber zum „Elitär – Militär“. Martin „sportelte“

zur vollsten Zufriedenheit seiner Vorgesetzten und wurde

deshalb sogar (Chapeau!) 1972 zur Teilnahme an Olympische

Spielen im München eingeteilt! Beim Rudern hatte Martin

nicht nur Zielstrebigkeit, Fokussierung und Disziplin gelernt.

Zusätzlich „Fit im Kopf“ zu sein, war ein wesentlicher Faktor!

Das Betriebswirtschaft Studium 1971/76 an der Wirtschaftuniversität

in Wien sollte daher nicht all zu schwierig sein. 1976

war ein besonders bedeutendes Jahr:

Mit der Bezeichnung „Magister“ heiratete Martin seine

Eva-Maria. Eine med. techn. Assistentin in der Familie dazu zu

bekommen ist beruhigend. Die Familie Hinterleitner vergrößerte

sich peu à peu mit Christoph, Cornelia, Michael, ein Hund

und eine Katze. Martins erste Gehversuche in der Wirtschaft,

wir befinden uns immer noch im Jahre 1976, waren bei der

ÖMV. Eine Vielzahl an Abteilungen vermittelte ausreichend

Erfahrung und Wissen, damit er 1979 als Assistent Vorstandsdirektor

der kaufmännischen Direktion, zuständig für die Koordination

von ARAL, ELAN und TOTAL seiner Karriere einen

dicken Punkt zufügen konnte!

Nach fünf lehrreichen intensiven Jahren bei der ÖMV

erfolgte Martins zweite wichtige Berufs Entscheidung: Martin

zog es zu „Procter & Gamble Österreich“, ein in 70 Länder

vertretener Weltkonzern, spezialisiert auf die verschiedensten

Produkte des täglichen Gebrauches. International bezeichnet

als, spezialisiert auf „daily human needs“. Hier durchlief

Martin in den verschiedensten Abteilungen, wie „Health &

Beauty Care“, „P&G Beverages“ und „Paper & Detergent“ in

führenden Positionen so ungefähr alle wichtige Sparten. Sämtliche

P&G Tätigkeiten hatten überwiegend mit Logistik und

Marketing, also direkt oder indirekt, mit Verkauf zu tun. Nach

erfolgreichen 12 Jahren wechselte er 1994 zum Vorstandsdirektor.

Zum Genussmittel Unternehmen „Schlumberger“. Bei

dieser Wein-, Sekt, und Spirituosen Anbieter kreuzten sich in

September 1997 erstmalig unsere Wege. Ich befand mich,

53 Jahre jung, von „Seagram“ kommend wegen Konzern

Auflassung, arbeitslos, vier Wochen im Rehabilitation Zentrum

Großgmein, unweit von Salzburg. Interessant übrigens, damals

waren zur Genesung unbedingt VIER Wochen Therapie

notwendig! Aus den verschiedensten Gründen hat sich diese

Aufenthaltsdauer nunmehr auf drei Wochen reduziert! Hoher

Besuch hat sich angesagt. Vorstandsdirektor Magister Martin

Hinterleitner kam mich persönlich im Reha Zentrum besuchen.

Zum ausloten ob ich bereit wäre in Zukunft für „Schlumberger“

zu arbeiten. Das Gespräch war angenehm, die Chemie

zwischen uns passte und jawohl, obwohl noch bis Ende des

Jahres auf „Seagrams“ Gehaltliste platziert, startete ich bereits


Fotonachweis: Privat

in Oktober bei diesem Genußmittel Anbieter. Natürlich

sind der Kontakte des Reisenden AD (Außen Dienstler) und

Personen der Geschäftsführung keine täglichen.

Auf Messen, Tagungen und Veranstaltungen hat

man allerdings sehr wohl engen Kontakt und der Kontakt

„Magister Hinterleitner“ und „Herr Weller“ war immer von

gegenseitigem Respekt geprägt. Unsere Zusammenarbeit

war, aus meiner Sicht, optimal, wir hatten nie Probleme.

Martins Art freundlich aber bestimmt, Leistungen einzufordern,

waren überzeugend! 2007 bot sich für Martin die

Chance ganz was Neues an zu fangen! Das bedeutete

seinen momentanen Arbeitgeber zu verlassen und die

vierte lebenswichtige Entscheidung zu treffen. Obwohl

selbstverständlich risikoreich entschied Martin seinen

Arbeitgeber Schlumberger Adé zu sagen und gemeinsam

mit seinem Schlumberger-Kollegen Josef Karner, die Glasmanufaktur

„Zalto Glas“ zu übernehmen. Der Anfang für

die zwei nicht mehr all zu junge „Start Up Buben“ ist nicht

leicht.

Martin und Kollege Karner haben alle Hände voll

zu tun mit großen Umstellungen. Renovieren, Umbauten,

Versand und Verkauf. Viel zu tun mit „Umstrukturierungen“!

Besonders der Verkauf funktioniert nicht wie von der Bank

gewünscht und der ganzen Geschichte drohte das Ende.

Bis einige bekannte Weinproduzenten und Sommeliers die

Vorteile von Zalto Gläser entdeckten. Die edlen einzigartigen

mundgeblasenen Zalto Endprodukte zeichnen sich

aus durch Leichtigkeit und ultra dünne Glaswände. Sind

spülmaschenfest und „Trüberesistent". Das Glas verschwindet

beim Gebrauch in den Hintergrund, der Inhalt gewinnt

dadurch an Bedeutung. Beide Herren sind pausenlos

weltweit auf Verkaufstour.

Das Resultat kann sich sehen lassen: es werden in

allen fünf Kontinenten, in den besten Restaurants, mit Zalto

Gläser gearbeitet. Kein Wunder, dass Zalto Gläser am

Olymp angekommen sind und Traditionsunternehmen wie

Riedel, Schott-Zwiesel und Stölzle in der Qualität hinter

sich gelassen hat. Umsatzmäßig natürlich nicht. Eigendefinition

„Gegenüber den Großen sind wir nur ein Micky-

Mouse-Unternehmen“. Im Hause Hinterleitner haben die

Kinder inzwischen die elterliche Bleibe verlassen. Auch Hund

und Katze sind nicht mehr. Das „Gassi gehen“ entfällt, dafür

bleibt dem Ehepaar Hinterleitner, wenn Martin mal zu Hause

ist, mehr Zeit sich auf ein gutes Glas Wein zu konzentrieren.

Im Zalto Glas natürlich.

209¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯MESSER, GABEL ... SP(R)ITZE.

INGA JOHANNESON

Unsere Nummer 162

¯210

Second Service bedeutet nicht nur, dass ich jetzt das

zweite Mal vom Sommer 1971 vom Luxusliner "Song of

Norway", mit wöchentlichen Abfahrten ab Miami, berichte,

sondern vor allem über den Service. 800 Passagiere mit

nur 400 Sitzplätzen im Speisesaal bedeutete damals, wie auch

heute, "Service in Stereo" also 2x Frühstück, 2x Lunch und 2x

Dinner. Ganz interessant war, dass nur für ca. 700 Passagiere

Essensbesteck vorhanden war.

So eine Tatsache macht erfinderisch! Nach dem letzten

Abendservice "sein" Besteck in eine Serviette zu bündeln,

unter das Kopfkissen oder Matratze zu verstecken und gemeinsam

schlafen zu gehen, war üblich. Nützte aber wenig,

wenn die Kollegen das Besteck vom bereits gedeckten Tisch

entwendeten, während man in der Küche für das Passagier-

Essen in der Schlange wartete. Es entstanden die tollsten

Verstecke. So grandios, dass man manchmal selber nicht mehr

wusste, wo man es versteckt hatte, was wahrscheinlich auch

der Grund dieses täglichen Kampfes war. Die meisten der

Crew kamen von den karibischen Inseln und Mittelamerika.

Alles aktuelle oder frühere Kolonien, was den Umgang mit uns

Weißen nicht wirklich fördernd machte für eine gute Zusammenarbeit.

Das Management wusste Bescheid und konstruierte

bei der Zusammenstellung der Vierer-Crew-Kabinen daher

keine Farbspiele. Muttersprachen: Französisch, Spanisch,

Portugiesisch, Kauderwelsch, Chinesisch (Wäscherei) und vor

allem besonders schlechtes Englisch. Trotzdem waren alle

rhetorisch begabt.

Bei Sätzen von zehn Wörtern wurden noch zusätzlich in

etwa die gleiche Anzahl mit dem schönen, und das im englischen

Sprachgebrauch meist verwendeten, Wort "F ... ing"

hinein interpretiert. Bei so außergewöhnlichen Mitarbeitern

waren strenge, allerdings nicht im Logbuch festgeschriebene

Gesetze notwendig und nicht verwunderlich. Um fristloser

Entlassung zu entgehen, sollte man Messerstechereien, sowie

längere Serviceleistungen in Kabinen mit weiblichen Passagieren

vermeiden. Regel Nummer drei betraf die Freundin

vom Kapitän. Er schätzte es nicht besonders, wenn man sie

anlächelte und schon gar nicht, wenn sich da mehr entwickelte.

Der fesche Ricardo aus den Abruzzen wusste von diesem

ungeschriebenen Gesetz, aber was konnte er dafür, dass der

Freundin vom Kapitän langweilig war, während der Kapitän

zu arbeiten hatte? Der Kapitän war "not amused" und Ricardo

wurde am erstbesten Hafen abgesetzt. Die Freundin blieb an

Bord! Der Kapitän: fesch, schlank, braungebrannt und täglich

in blütenweißer Uniform, hatte viele Funktionen. Er war absoluter

Alleinherrscher am Schiff. Oberster Richter bei Streitereien.

Fotomotiv vieler Passagiere. 1x Im Monat "Crew Kabinen-Inspektor",

während wir, wie beim Militär (bei der Kabineninspektion!),

mit Händen am Rücken und starren Blick, hofften

von einer Rüge verschont zu bleiben. Wöchentlich "oberster

Befehlshaber" beim Probealarm, wo wir in Rettungsbooten bis

zum Wasseroberfläche hinuntergelassen wurden und unseren

Spaß hatten. Seine Lieblingsfarbe war "blond", das war offensichtlich,

da nicht nur die Passagiere jede Woche neu an Bord

kamen.

Die, Schiffsärztin, Dr. Inga Johanneson, war ihrer Ansicht

nach für die Passagiere angestellt, weshalb sie sich für

uns Crewmitglieder nur eine Stunde pro Woche Zeit nahm.

Längere Krankheitserklärungen verkürzte sie durch „umdrehen

und Hose herunter!“Verabreichung einer Penicillin-Injektion,

noch bevor der Patient zu Ende geredet hatte!

Schließlich hatte jeder Hafen seine "Sehenswürdigkeiten".

Schnell UND deutlich sprechen war hier angesagt! Es bliebe

noch so einiges über das Leben am Schiff in einer dunklen

Viererkabine, zu berichten. Über die "Kollegen". Über Arbeitsleistung,

ohne versichert zu sein. Über viel zu lange Arbeitstage

sowie über die "Tischmanieren" der amerikanischen

Passagiere. Es hat sich aber vieles zum Besseren entwickelt

und daher empfehle ich "Yes, you can!" und halte es mit NIKE:

"Just do it!" and see the world~


Bildausschnitt FRITZ AIGNER

211¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯WEISE, ALTE MÄNNER.

EX-PERTEN, DAS ORIGINAL.

Unsere Nummer 152

¯212

Januar 2013. Der Anfang. Zufälliger Treff mit Josef Gruber,

langjähriger Küchenchef in einem Innsbrucker Hotel. Dieses

Hotel hat eine abenteuerliche Geschichte hinter sich. In der

Ära von „Olympia Alois“ Bürgermeister Alois Lugger gebaut,

geplant durch das Architekten Team ATP (Achammer-Tritthart

und Partner), wirbelte dieser moderne große Hotelturm, neben

dem historischen Triumphbogen, gebaut noch unter Kaiserin

Maria Theresia, bei der Innsbrucker Bevölkerung viel Staub auf.

Das passte wohl überhaupt nicht zusammen.

„Da wird wohl Geld geflossen sein“ munkelte man. Der

erste Pächter war die internationale Hotel Gruppe „Hilton“.

Darauf folgte „Sheraton“, „Holiday In“, „Scandic Crown“ und

wiederum „Hilton“. (Ganz aktuell geführt von „AC Marriott“).

Sämtliche Änderungen und Umstrukturierungen verlangten

von langjährigen Mitarbeitern eine gehörige Portion

Flexibilität. Joe Gruber, in Pension, endlich von Änderungen

befreit, war gemütlich beim Einkaufen. Ein kurzer Plausch im

Stehen folgte Februar 2013 ein Treffen im sitzen, gemeinsam

mit dem ebenfalls pensionierten langjährige Barmann Erich

Unterwurzacher. Es war äußerst nett sich über frühere Zeiten

zu unterhalten, kannten wir uns doch bereits seit unsere Igler

Zeit 1969/70. Beide Kollegen im „Golfhotel Iglerhof“, ich

im „Sporthotel-Igls“. Es folgte daher ein zweites Treffen. Ein

drittes. Dazu gesellte sich mein langjähriger Freund und

Kollege im Sporthotel Igls, Hauben Restaurant „Pick Nick“

Gründer, Pächter „Tivoli Schwimmbad Buffet“ sowie „Schutzhaus

am Patscherkofel“

Dieter Scherfler. Unsere damalige Chefs de Rang vom

Sporthotel Igls, Charly „Tupferl“ Kobliha, Senior Chef von

Kinderhotel „Hotel Mia Alpina“ in Fügen, sowie Walter-

Schmuck, ehemalige Pächter „Fürstenhaus-Pertisau“ und Wirt

von „Lärchenhof“ in Maurach kamen ebenfalls dazu. Es

bildete bei dieser „Igler Connection“ feste Strukturen: Gemeinsamer

Lunch am ersten Montag des Monats mit einem

kulturellen Erlebnis verbunden. Jedes Treffen, anfänglich durch

mich organisiert, übernahm ein Ortskundiger. Weitere Zuwanderung:

Alfred Müller, ehemaliger Direktor der Tourismus

Schulen-Zell am Ziller, Günther Kortschak und Horst Haisjackl,

beide Tourismus Kolleg Innsbruck, Hans Eder, „Goldenes

Brünnl“, „Schröders“ und „Büro“ alle in Innsbruck, Heinz

Mader, ehemals Küchenchef im „Schlosshotel Igls“, Michael

Skamrada, F&B „Interalpen“- Reith bei Seefeld, und als

Nesthäkchen Hermann Wegscheider, Gründer „Hotel Vier

Jahreszeiten“-Maurach. Kulturelle Ereignisse, werden nur

und ausschließlich mit professionelle Führungen gemacht, anschließend

in ein Restaurant zu Mittag gegessen.

Jedes Treffen ist ein Genuss, man freut sich voller Erwartung

was der Tag so mit sich bringt. Kein Wunder, kennt man

sich doch zum Teil schon über ein halbes Jahrhundert, blickt

zurück auf eine ähnliche (altmodische) Ausbildung, erfährt

über die neuesten Entwicklungen in der Gastronomie und hat

einen ähnlichen Bekanntenkreis. Viele unserer „Happenings“

habe ich auf meiner Home Page unter der Rubrik „Restaurants“

festgehalten, die meisten der oben beschriebenen

Personen finden Sie bei „EXperten Runde“.

Natürlich ist nicht immer diese GASTRONOVEN-Gruppe

komplett. Urlaube und nicht zu vergessen, in unserem Alter

notwendige Arztbesuche, verhindern das. Es hat einen Grund

weshalb ich Ihnen von dieser EXperten Geschichte erzähle. Es

soll Ihnen als Denkanstoß inspirieren einen ähnlichen Freundeskreis

zu organisieren. DAS FÄNGT MIT ZWEI PERSO-

NEN AN. Einer davon ist der Initiativnehmer!

Just drink about it!


213¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯ERNST UND ALMENRAUSCH.

ERNST AIGNER

Unsere Nummer 93

Hinterstoder, Oberösterreich. Ganzjähriges Urlaubsparadies.

Etwa 90 Kilometer, 1 Stunde Fahrzeit, von

der Landeshauptstadt Linz entfernt und daher sowohl im

Winter als auch im Sommer Hausberg der Linzer. Genau hier

wurde die Hauptperson dieses Beitrages, Herr Ernst Aigner, in

eine Dachdeckerfamilie 1960 geboren.

Logisch, dass in seiner Jugend die Natur eine große Rolle

spielte. Im Sommer Fußball und zu Fuß den Berg hinauf, im

Winter auf die Schi, den Berg hinunter. Der Vater war Jäger

und „Ernstl“ durfte seinen Papa oft begleiten. Der befreundete

Wirt vom Dorfgasthaus war froh über das frisch erlegte

Wildfleisch! Ernst dürfte hier im Gasthaus „sein Taschengeld

aufbessern“, wurde aber für viel zu viele Stunden für viel

zu wenig „Taschengeld“ regelrecht ausgenützt! Der Wirt

fand Gefallen an diesem fleißigen Bursche und organisierte

für Ernst einen Platz in der Berufsschule „Hotel Austria“ in

Gmunden. Geplant als Dachdecker und Dachbauer sein

Leben zu bestreiten, war Ernst unerwarteter Weise auf einmal

Koch-Kellner Lehrling! Bereits mit 15 Jahren wusste Ernst wohin

sein Lebensweg hinführte. Nicht auf Dächer, sondern in die

abenteuerliche Welt der Gastronomie. Im Winter im „Hotel

Austria“ Gmunden, und Sommer im „Hotel Krainer Hütte“, Helenental,

Baden bei Wien. Hinzu leitete Ernst, bei verschiedenen

Lehrlings Koch Wettbewerben in Wels und in Wien, das

Oberösterreichische Team. 1980/81 Wechsel von der Küche

zum Service. Fünf Wintersaisonen im äußerst noblen „Hotel

Zürserhof“ in Zürs. Traumgegend für Schifahrer!

Das „Winter – Sommer“ Spiel ist in der Saison-Gastronomie

eine abwechslungsreichere als die Ganzjahres-Gastronomie:

Drei Sommer im „Hotel Krainerhütte“ Baden bei Wien,

einen Sommer „Seehotel Rust“ und einen Sommer im „Sporthotel

Igls“, jeweils als Chef de Rang. Meeresluft schnuppern

ist der Wunsch vieler in der Gastronomie. Dieser Wunsch

praktizierte Ernst 84/85 auf der „MS Sagaford“. Nicht weit

vom Wasser entfernt, aber ohne Sturmgefahr, war der anschließende

Sommer auf der Insel Guernsey im „Fermain Bay

Hotel“. Sprung zur Bar im „Posthotel Achenkirch“ am Achensee.

Im Winter„Hotel Alt Igls“ und im Sommer „Sporthotel

Igls“, beide in Igls und beide für einige Saisonen. Fleißig wie

er ist, erarbeitet Ernst sich zu dieser Zeit die Konzessionsprü-

¯214

fung für das Gastgewerbe. Aus dieser Zeit stammen meine

ersten Begegnungen mit „Herrn Ernst“ im „Sporthotel Igls“.

Ernst als Barchef und ich in meiner ehemaligen Arbeitsstätte

als Seagram Berater. Bei zahlreichen Cocktail Mixwettbewerbe

zeigte Ernst seinen professionellen Fähigkeiten. Fünf

Saisonen an der SPORThotel Bar bedeutete zusätzlich Zeit

zu finden für die Ausbildung zum Bergwanderführer. Sommer

1992. Hotel Scandic Crown Innsbruck.

Der neue F & B, Herr Walter Hager, gerade von „Hotel

ScandicCrown“, Wien, gekommen und daher ortsunkundig,

blätterte in einem Ordner voller Bewerbungen. Sowohl für

das Hotel, als auch für das in Verwaltung von „Hotel Scandic-

Crown“ stehendem Casino wurde dringend Personal gesucht.

Als neutraler Berater sah ich die Bewerbung von Ernst Aigner

und empfahl Ernst als Casino Bar Chef einzustellen.Resultat:

Ernst übernahm voller Elan ab Dezember 1992 die noble

Casino Bar in Innsbruck! Elf Jahre lang um drei Uhr Nachts

zusperren und um vier Uhr Nachts Heimwärts. Direkt von der

Arbeit nach Hause. Kein entspannter Kaffeehausbesuch oder

Bierchen mit Kollegen oder Kolleginnen. Auch zu Hause keine

Ansprechpartner. Alle schlafen und man soll daher leise wie

ein Einbrecher sein! Uns allen im Verkauf ist der Spruch „Man

kauft bei Leute die man mag!“ bekannt. Logisch ist auch: man

besucht die Bar wo man gerne hingeht. Wo man die Leute

hinter der Bar gerne mag!

Im Casino Geschäft ist es ziemlich unwichtig wer hinter

der Bar bedient. Man geht nicht zum Barkeeper, Barkeeperin

oder Barcrew. Nein, man geht zum Spielen in eine Casino

Bar, versucht sein Glück. Da sind hauptsächlich die Zahlen

wichtig. Spielt man auf zwei Tischen sind die Leuchttafeln mit

Ziffern wichtig. Man hat zu tun, aber nicht mit Drinks oder

Barcrew. Der anfängliche Elan und Enthusiasmus bei der

Arbeit schwindet nicht nur bei Ernst, langsam aber sicher.

Man bekommt ein Gefühl ein Roboter zu sein. Ein lebendiger

Getränke Automat. Man macht zwar seine Arbeit, hat aber im

Kopf gekündigt! Nach elf langen Jahren im Casino Innsbruck

übernimmt Ernst die Geschäftsführung im „Agidihof“ in seinem

Wohnort Igls. „Geschäftsführer“ in einem Familienbetrieb ist

man zwar laut Vertrag, hat mit der tägliche Praxis allerdings

nur am Rande zu tun. Nach 5 Jahren „Nicht Geschäftsführer“


orientiert sich Ernst ab 2009 in eine ganz andere Richtung:

Ausbildung zum Unternehmer folgt die Selbständigkeit im

Bereich Dienstleistungen in der automatischen Datenverarbeitung

und Informationstechnik. Dies ermöglicht Ernst

wiederum zur offiziellen Gründung seiner Webseite „Almenrausch.at“.

Im letzten Jahr mit über 2.8 Mio Besuchen

und 5.1 Mio Einzelseitenabrufen wohl eine erfolgreiche

Geschichte!

Durch all diese Tätigkeiten ist für Ernst die Gastronomie

kein Thema mehr, hat sein Hobby zum Beruf gemacht,

schließt 1998 die Bergführungsausbildung erfolgreich ab

und ist seit 2009 zertifizierter Bergwanderführer! Ernst

begeht 45 der 90 bestehenden 3000er! Er wird Co-Buchautor

mit einer Erstauflage von 4.000 und Zweitauflage

ebenfalls 4.000 Exemplaren. Titel „Hohe Ziele - Die besten

3000er für Wanderer in den Ostalpen“.

Rückblickend über Ernst Aigners Wechsel „Vom Nachtmensch

zum Naturbursch“ ein außerordentlicher Werdegang

und ein wohl interessanter nächster Buchtitel!

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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯17. JUNI 1940.

OPA WELLER

Unsere Nummer 164

Die Erinnerungen an mein Großpapa, väterlicherseits, sind

vielfältig und außergewöhnlich.Nicht echt herzlich, denn

dafür war er zu alt und ich zu jung.

Die meisten Geschichten über ihm erfuhr ich via Erzählungen

meiner Familie. Frederik Henderik Weller wurde 1881

in Frankfurt am Main geboren. Die Familie ging es nicht gut,

übersiedelte in den Niederlande, wo sich die Familie ein

besseres Leben und ausreichend Essen erhoffte. 1918 besaß

mein Opa rein gar nichts mehr. Hatte alle seine Besitztümer

verloren. 1940 war die Situation ähnlich. 1967 hinterließ er

meiner Oma ein ansehnliches Vermögen und ermöglichte es

meiner Oma (1885 – 1985) ohne finanzielle Sorgen ihren

Lebensunterhalt zu bestreiten. Sie erlebte noch 18 Jahre Wohlstand

und schloss Ihre Augen für immer im Alter von 99 ½. Am

meisten weiß mein Opa natürlich über sich selber zu berichten

und daher lasse ich ihm selber zu Wort kommen. Es ist ein

durch ihm am „Sonntag den 17. Juni 1940 am Nachmittag“,

in deutscher Sprache verfasstes Dokument. Es sind Kopien von

Kopien, sind X-Fach kopiert und daher schlecht zu entziffern,

weshalb ich seine handgeschriebenen, 12 Seiten befassenden

Erlebnisse, wörtlich wiedergebe:

Sonntag den 17. Juni 1940 Nachmittag! Ich sitze jetzt hier

in meinem neuen kleinen Mietshaus allein mit meinem Trauer

und überdenke viele Stunden meines Lebens, sogar von

meiner frühesten Jugend an. Meine gute Frau kocht, wie sie es

tat als wir jung verheiratet waren und es schmeckt mir heuer

noch besser als damals, nicht weil sie jetzt etwa besser kocht

als damals vor über 31 Jahren, nein weil sie es mit derselben

Hingabe und Liebe tut und weil ich heute weiß, dass wir alle

noch zu den Lebenden gehören und einander noch haben in

Freud und Leid.

Ich denke zurück an meine Schulzeit wo ich in der ersten

Schule spielte mit Knaben und Mädchen die mich ärgerten

weil ich von meiner deutschen Mutter anders gekleidet wurde

als sie und dadurch etwas fremdartig ihnen gegenüber aussah.

Ich denke daran, dass ich als ich endlich mit ihnen etwas

intimer und freundschaftlicher umging und mitmachen durfte

Kinderunfug zu treiben, von den Eltern aus übersiedeln musste

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als einer mit der ersten, der in damals gegründete erste deutsche

Schule überging.

Ich denke an den Oberlehrer Rektor Heller, der graue

Herr der die Schule gründete und meine Eltern zu überreden

wusste, mich mit meinen beiden kleinen Schwestern in die

deutsche Schule zu schicken.

Ich denke an den so oft mit und ohne Begleitung zurückgelegten

Weg von unser Wohnung über der „Maasbrücke“

zur Schule Nieuwe Haven 78, ein altes Patrizierhaus und

primitiv vom Rektor Heller und seiner Tochter Olga, die auch

Unterricht erteilte als die Schule eingerichtet wurde.

Ich denke an unsere liebe, sorgsame Mutter, wie sie uns

warm anzog, dass wir im Winter über die kalte, windige

Maasbrücke gehend, nicht verfroren oder uns erkälteten. Ich

denke an den Rektor Heller, der arm wie er war manchmal

Sonntags bei uns Sauerbraten mit Nudeln mitessen dürfte,

wo es sich für die ganze Woche zu laben schien, aber sich

stundenlang mit unserem gelehrten Vater lateinisch und griechisch

unterhielt, wovon weder Mutter noch wir Kinder etwas

erfassten.

Ich denke an die Zeit, dass ich von der Schule heruntergenommen

wurde und Geld Verdienen sollte, wo ich in die

Lehre kam in das „Speditions- und Schifffahrtshaus Theodor

Dasbach“. Der Chef der ein alter Deutscher war der wenig

sprach, aber wenn er redete sehr laut war. Ich denke an

den Prokuristen Martin Pohl, der glaubte mit Ohrfeigen seine

Befehle geben um mir Kenntnisse beibringen zu müssen,

was meine holländische Oberkollegen ihm anfangs sofort

abgewöhnten. Ich denke an die Arbeitszeit, die ich damals

hatte, vom morgens meistens 7 Uhr bis in der Woche abends

9 Uhr und Samstags sogar bis 10 und 11 Uhr, dass mein liebe

Mutter mich abholte und nicht begreifen konnte, dass ich noch

im Büro war und kam dann aus dem Geschäft beladen, ja

schwer beladen mit Säcke Getreidemuster, die ich dann noch

zur Hauptpost tragen musste, wobei ich, weil ich groß und

männlich erscheinen wollte, nicht zuließ, dass Mutter einige

Säckchen für mich tragen würde, wenn sie mir helfen wollte.

Ich denke an die erste Gratifikation, die mein Chef mir

gab. 25 Gulden! In meinem Gedanken ein Vermögen die

ich nach 3 Monaten zum Neujahr erhielt bei meinem Gehalt


von einem Gulden die

Woche.

Ich denke an die

Freude meiner Eltern,

als der Vater meinem

Chef per Telefon dafür

dankend, vernehmen

konnte, dass der Chef so

sehr zufrieden über ihren

Sohn war. Schnell denke

ich dann an meine Freude,

dass dieses Geld

meinen Eltern gerade so

gelegen kam, weil sie

so sehr zurückgegangen

waren.

Ich denke an meinen ersten Stellenwechsel, wodurch

ich als angehender Commis mich wagte einen Posten in

einem Schifffahrtgesellschaft anzunehmen, an der Umgang

mit ausländischen englischen, spanischen, schwedischen,

usw. Kapitänen von denen ich die Sprachen durch den Umgang

etwas lernte.

Ich denke an die Stunden die ich dann abends nahm

um fremde Sprachen zu lernen, die ich im Geschäft dringend

bräuchte.

Ich denke an den Lehrer, denn ich bekam durch einen

Nachbarsjungen, Leen Hoek, der auch von dem Lehrer

Sprachunterricht erhielt, aber für Rechnung der Holland

Amerika Linie wo er Stift war, während meine Eltern die

Stunden für mich bezahlen mussten.

Ich denke an das kleine Hotel das meine Eltern angefangen

hatten und in dem ich mit den Amerikanern englisch

redete, wodurch ich einen amerikanische Zungfall bekam.

Ich denke an mein schlechtes Französisch das ich

kwatschte, wodurch ich mich bei unserem Hausdiener

blamierte.

Auch denke ich an meine Rechenkunst, wovon ich

morgens helfen konnte die Rechnungen für die Hotelgäste

in den verschiedenen Valuten schnell und richtig auszuschreiben.

Dann denke ich an

die schlechte Saison

an denen zu wenig

Gäste kamen, wodurch

die Sorgen der Eltern,

die Miete, Steuern,

Beleuchtung, Personals,

und andere Unkosten

herbeizuzaubern sogar

fast unerträglich waren,

worunter speziell meine

Mutter sehr gelitten hat,

dass keine Sonne auf

dem Gesicht der Eltern

zu sehen war.

Weiter denke ich

daran, verschiedene Einzelheiten übergehend, an meinen

zweiten Geschäftswechsel, als ich vom Seegeschäft der Firma

„ Druckwilders & Co“ mit meinem zweiten guten Zeugnis,

die ich bei noch zum Bombardement aufgehoben hatte, in

das „Internationale Speditionshaus Baumann & Kreuziger“

übersiedelte, wo ich einen besser bezahlten Posten bekam

und wo Georg Mayer, der „schwarze Mayer“ genannt, mein

direkter Chef wurde. Sofort kommt mir dabei in`s Gedächtnis,

dass mein Vater im Juni 1900 starb und ich plötzlich meinen

Posten verlassen musste, da ich meiner herzleidenden Mutter

im Geschäft helfen musste. Zu dem Hotelbetrieb, der mir als

Kaufmann gar nicht zusagte, übernahm ich eine Vertretung in

Rheinwein der Firma August Reuter in Rüdisheim. Meine Mutter

musste wegen ihrem Herzleiden nach Bad Nauheim, wo sie

ganz hinzog und wir das Hotel an den Restaurateur Heinrich

Riedrich, vom „ Kohn Dampfer Kaiser Wilhelm II“ verkauften

wonach ich ein möbliertes Zimmer bei Frau Elixhoven nahm.

Sofort denke ich jetzt an meine Bewerbungen um eine

neue kaufmännische Stelle, die ich nach kurze Zeit fand als

Büroleiter der Filiale von der Rheinische Schifffahrts Gesellschaft

„Janssen-Strijp und Remberg“ aus Duisburg-Ruhrort.

Ich denke dabei an meine frohe Zeit im „Deutschen Turn

und Ruder Verein“ mit den schönen Ruderfahrten und Bierabenden,

an den „Deutschen Männergesang Verein“ den

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Athanasius - 1952

¯220

gemütlichen Gesangstundenabende

und die

Feste und Bälle dieser beiden

Vereine. Ebenfalls denke ich

an Kegelclubs, Tanzclubs, Skatclubs

usw. an denen ich die freudigsten Erinnerungen

habe und wodurch ich in Bekanntschaft diverser jungen Damen

kam die mich aber noch nicht zu einer Verlobung oder

Techtelmechtel verführen konnten.

Ich denke an meinen Aufstieg in dem Geschäft wo ich

sehr bald die ganze Leitung übernahm und Prokura bekam.

Dann denke ich an den Eintritt in das Geschäft von Leopold

van Laack, mit wessen Tochter, meiner späteren Frau, ich

innerlich und im geheimen ernste Absichten hatte. Kurz nach

meinem Eintritt konnte ich mich mit der ältesten Tochter verloben

und nach einem halben Jahr mit ihr verheiraten.

Ich denke gerne an dieser Zeit zurück wo meine Braut

und ich mit ihrem jüngsten Bruder Carl im Kinderwagen

spazieren gingen , sodass man meinen konnte es wäre unser

eigener Sprössling.

Dann denke ich an einen neuen Abschnitt meines Lebens

als ich mich selbständig machte. Nachdem ich schon in

diversen Artikel gehandelt und Assekuranzen gemakelt hatte,

gründete ich meine Firma mit dem Büro in der Wohnung und

handelte in Kohlen, Stroh, vermittelte Assekuranz und bekam

bei kleinen Schleppagenturgeschäften kurz darauf die Vertretungen

in Hopfen und Sauerstoff. Letzterer Artikeln in Stahlflaschen

sollte der Anfang eines feststehenbleibenden Dauergeschäftes

werden zu dem später Autogengeräte und andere

Gase wie Wasserstoff, Acetylen, Stickstoff, Petroleumgas

sich gesellten. Alsbald hatte ich so viel zu tun, und so wenig

Geld, indem mein Schwiegervater mir die versprochenen Fl.

10.000.— nicht gegeben hatte, dass ich mir ein Compagnon,

Herrn T. ten Cate zulegte und die Firma in „Weller & ten

Cate“ umtaufte. Wir waren aber zwei verschiedener Naturen,

sodass ich ihn nach einem Jahr wieder auskaufte und allein

das Geschäft weiter führte. Außer den Gasen und Autogengeräten

fing ich an in Carbit zu handeln und denke dabei

, dass ich inzwischen einen Sohn, Stammhalter von meiner

Frau geschenkt bekommen hatte der Nachts des öfteren für

Musikbegleitung sorgte.

Das Geschäft ging stets

vorwärts und wenn ich denke

an Verschiedenes, was ich nicht

niedergeschrieben habe. So wie zum

Beispiel meine Jugendfreunde Leen Hoek und

Henk van der Loo mit denen ich noch zu Hause ein Briefmarkengeschäft

unterhalten hatte. Sowie meinen Freund Max von

Riesen aus Elbling mit dem ich vor meiner Ehe auf möblierten

Zimmer zusammen gewohnt hatten.

Meinen Freund Adolf Bärth den ich in Paris besuchte, wo

ich zum ersten Male in fremden Lande Ferien durchbrachte.

Ich denke jetzt mehr an meiner Zeit des eigenen Geschäftes,

das ich ohne Geld anfing, wodurch ich die Kohlensäcke

anfangs selbst füllen musste, was morgens in der Früh geschah

und an den Handwagen mit dem ich selbst die ersten

Flaschen Sauerstoff zu den Kunden führ. Von diesen Kunden

sind mir Einige noch heute, nach zirka 30 Jahren treu geblieben.

Ich denke dann an die Kinderschar 7 an der Zahl die

meine Frau mir in der Ehe geschenkt hat. Denke an die Abund

Flutzeiten in meinem Geschäft. Denke an den Weltkrieg,

wo ich in Karbid etc. viel Geld verdiente um es nach dem

Krieg wieder in noch größerem Masse zu verlieren. Denke

an meine Karbidgeshäfte, an treu und untreue Beamte die

ich gehabt habe. An den Tod meines Schiegervaters der sich

in Voorburg zur Ruhe gesetzt hatte, krank wurde und bis zu

seinem Tode krank blieb. Weiter denke ich an meinen ältesten

Schwager Leo der auch in Voorburg starb, an unsere gute

Mutter, die in Wassenaar gestorben ist, nachdem Sie wenig

Freude an Ihrem Lebensabend gehabt hat. Jetzt denke ich

daran, dass ich in 1929 eine Aktien Gesellschaft von meiner

Firma machte und mein Schwager Wesselink zum Aufsichtsrat

wählte. Ich denke nun daran, dass ich in meiner Praxis dann

verschiedene neue Artikel worunter Kohlensäure, Heizkörper

u.s.w., sowie Aufsichtsratposten etc. aufgenommen habe die

inzwischen fast alle wieder beseitigt wurden. Dann denke ich

an meinen Umzug in ein Bürogebäude und an das große gekaufte

Wohnhaus in der Prins Hendrik Straße. Nicht weniger

denke ich daran, dass ich dann wieder langsam vorwärts kam

und privat Aktien und Häuser kaufen konnte. Dass meine Kin-


der immer größer wurden und mein Sohn Max in meinem

Geschäft eintrat. Jetzt wird nach glorioser Zeit plötzlich der

Himmel wieder dunkel, denn vor einem Monat kamen wir

in den Krieg. Es überfiel uns wie ein schweres Bombardement,

wobei Rotterdam und damit mein Haus vollständig

zerstört, verbrannt und meine sämtliche Häuser beschädigt

wurden. Durch diesen Zustand wurden wir obdachlos und

meine Aktien fielen sehr im Werte. Ich sitze jetzt in Overschie,

wo ich ein kleines Häuschen und ein Büro, sowie

ein Lager gemietet habe. In Letzeres liess ich meine noch

gerettete Waren überbringen und fange in meine ungefähr

60sten Lebenszeitalter frisch froh und munter auf`s Neue

an im festen Glauben und Gottvertrauen, dass ich wieder

wie nach 1918 hochkommen werde da ich stets daran denke:

„Reichtum ist keine Schande und Armut allein kann auch nicht

immer glücklich machen.“

221¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯BERATENDES SCHWEIGEN PERFEKTIONIERT.

JOHANN KAISER

Unsere Nummer 2

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Weltpresse Meldung am 2. November (Allerseelen)

2016:„Gestern am 1. November (Allerheiligen)

2016 starb der 86 jährige weltberühmte Clown

Oleg Popow in der Manege des Rostocker Zirkus.“ Das Sprichwort

„learning by doing“ wäre hier ja fehl in der Manege!

Ob Oleg Popow heilig war, entgeht meiner Kenntnis. Fakt

allerdings, Oleg Popow war Russe! Um so erstaunlicher seinen

Leibspruch „Das ganze Leben ist Theater!“

Jetzt sind wir bei einem anderen Entertainer gelandet:

Johann „Hansi“ Kaiser, kein Russe aber seines Zeichens

fanatischer Ober-Österreicher. Koch/Konditor Lehre „Pöstlingberg“,

Linz, verschiedene Stationen in Österreich, Schweiz,

New Jersey und nach Welt Umfahrungen auf dem Luxusliner

„Royal Viking Star“ hat er ausreichend Erfahrungen gesammelt

sich selber zum Star zu machen: Hier in der „20er Bar“, so

benannt nach der exakt 20m² Größe des Lokales – inklusive

Toilette - war er der perfekte Kapitän, Chef de Manege und

Entertainer, bemüht seine Gäste so lange wie möglich am

Gehen zu (ver)hindern…

Linz, Juni 1988. Ein traumhafter, hochsommerlicher Tag.

Zu Fuß unterwegs und im Gedanken bereits beim nächsten

Kunde erwartet mich eine Überraschung! Bürgerstrasse 4.

Eine Art Gartenzwergen Bar. So klein und doch so einladend!

Hinter der Bar steht ein blendend gut gelaunter Barmann im

klassischen Outfit. Schwarze Hose, weißes Hemd, weiße

Schürze, blaues Mascherl mit gelben Sternchen. Über dem

Hemdkragen, weiße Zähne in einem strahlenden Gesicht.

Logischerweise gehe ich hinein. Es folgt der übliche Ablauf;

ich stelle mich vor, setzte mich auf einen Barhocker, lade der

Barmann auf einen Drink ein, schaue die Produkte an und

frage ob er irgendwas braucht. „Jawohl“, Gläser, Stirrer und

Strohhalme, werden beim nächsten Linz Besuch besorgt! Beim

Zweitbesuch wird über ein Seagram Produkt geredet. „Jawohl“,

für „Four Roses“ Whiskey gibt es Longdrink Gläser und

Eiskühler, wird für den nächsten Linz Besuch selbstverständlich

besorgt (mitgebracht!) Automatisch wird nach jedem Besuch

die gegenseitige Sympathie verstärkt, die Bindung zu mir und

somit die Verwendung der Seagram Produkte, vermehrt und

intensiviert.

Die „20er Bar“, so stellte ich immer wieder fest, war die

ideale Spielwiese für „Herr Hans“. Hier war er Kapitän, Chef

de Manege und Entertainer, fesselte seine Gäste mit unnachahmlichen

Schmäh und Geschichten. Nur für die Drinks hatte

der Gast zu bezahlen. Seinen „Weitblick“ entstand durch

seine Tätigkeiten am Schiff, auf hoher See. Da war er zwar

nicht Kapitän, aber hat viele Länder gesehen und sammelte

somit viele „G`schichterln“.

Es folgte nach der „20er Bar“, 1990, eine Anstellung als

„Chef Bar Stratege“ im noblen Schillerpark. Die einzige mir

bekannte Bar wo einzelne Damen (keine „Gewerbe Damen“)

auch nach Mitternacht noch auf ein gemütliches Gläschen

vorbei kamen und in Ruhe gelassen wurden. Das war eben

die „Kaiser Bar“, nobel, gedämpftes Licht, leise angepasste

Musik, Plüsch Möbel.

Klassisch eben! Fritz Aigner, der bekannte exzentrische

Linzer Maler, fand hier, nach getaner Atelier Arbeit, bei

„Herrn Hans“ fast täglich seine Ruhe, fühlte sich wohl!

1994: Herr Entertainer Hans suchte eine neue Herausforderung

und landete bei….“Seagram Spirituosen“! Jagdgebiet

Bundesland Salzburg und Ober Österreich!

Der ABSOLUT geborene „Kunden Akquisiteur“ war plötzlich

mein Kollege! Ja mit derart professionellen Kollegen ist es

natürlich eine Freude zusammen zu arbeiten!

Unsere Arbeitsweise „Beratendes Schweigen“ hatten wir

im Laufe der Zeit perfektioniert. Es wurde beim Kunden über

alles geredet, nur nicht über unsere Produkte! Das ergab sich

beim 2 oder Drittbesuch automatisch, allerdings ging das

dann vom Kunden aus! Bei Vorbereitungsgesprächen(treffen)

für Neueröffnungen sprachen wir über offenes Bier, Bier

Marke, Kaffee Marke, Drinks im allgemeinen, Snacks an der

Bar, Personal Kleidung, Geschirr, Stoff – oder Papier Servietten,

Stoff- oder Papier Tischdecken, gepflegte Aschenbecher,

oder mit Werbe Aufschriften, Lieferanten, Öffnungszeiten,

sogar über die Farbe der Vorhänge (edel) oder doch besser

Rouleaux (steril), etc. all das waren Themen!

Für den Gastronom unüblich und daher war das folgende

Gespräch über Seagram Produkte kurz und erfolgreich.

Sommer 1994, Attersee, Nußdorf, „American Bar“, ca.

22,30 Uhr. Nach einer intensiven und erfolgreichen Tour am

Attersee, machen wir unseren letzten Besuch des Tages. Das


Lokal, ein ehemaliger Viehstall, voller ausgelassener Gäste.

Urlaub. Stimmung. Anregende Musik. Barmann Peter und

sein Commis rudern anständig. Wir, korrekt in Anzug und

Krawatte ausgestattet, heben uns zwar von den anwesenden

Gäste ab, fallen aber im übervollen Lokal überhaupt

nicht auf. Peter stellt blitzschnell und ungefragt (!) 4 Long

Drink Gläser gefüllt mit Eiswürfel, eine Flasche 0.75 L AB-

SOLUT und zwei Flaschen 0.33 L Schweppes Bitter Lemon

auf den Tresen. Zwei Gläser für uns und zwei Gläser für

ihn und sein Commis. Am Österreichischen Markt war nur

Schweppes vorhanden und ABSOLUT war absolut „in“!

Wir prosten uns zu und weiter geht das Geschäft. Eine richtige

Wohltat für uns Ex-Barmänner, Peter bei seinen Schmäh

und rasend schnelle, professionelle Arbeit zu beobachten!

Das Flascherl leer und Hansi war noch fit genug die

Heimreise nach Linz zu meistern. Fit genug nach der weltweiten

Auflassung des Seagram Konzernes war „Herr

Kaiser“ allemal: Es folgte Direktoren Aufgaben in „Seniorenhotel

Waldegg“ (wo „das schwarze Taxi“ regelmäßig benötigt

wurde), „Novotel Linz“, „All Seasons Hotel“ Linz und

zu guter Letzt in „Comfort Hotel-Star Inn“ ebenfalls in Linz.

Zahlreiche gemeinsame Einsätze und Erlebnisse ergeben

automatisch eine bleibende Freundschaft.

Und das ist gut so!

223¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯WÄSCHEREI-ALF.

ALFRED ANGLEITNER

Unsere Nummer 48

¯224

Was wissen wir eigentlich über Brixlegg in Tirol?

Spontan. Nicht all zu viel würde ich meinen. Nach

näherer Betrachtung zeigt sich: Seit 1927 Marktgemeinde

im Bezirk Kufstein. In den „Montanwerken“ wird seit

über 550 Jahre Kupfer und Silber verarbeitet. Der Betrieb mit

ca. 350 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ist also nicht all zu

klein. Eine wesentlich jüngere Vergangenheit, dafür paradoxerweise

umso bekannter, haben die „Gruber Buben“, Hermann

und Günther. Mit die Herstellung von „Silberquelle Mineralwasser“,

das exquisite „Montes Mineralwasser“ sowie Limonaden

und Sirups haben sich die beiden Brüder ein ordentliches

Image aufgebaut.

In Brixlegg wird Alfred „Alf“ Angleitner geboren, auf den

wir nunmehr näher informieren. 1975 geboren und bis zum 7.

Lebensjahr hat Alf seine Kindheit in Maurach am Achensee

verbracht. Die Volksschule besuchte er nicht in Tirol, sondern

wegen familiären Umständen bei seinen Großeltern in Taiskirchen

in Ober-Österreich. Zurück nach Tirol, besuchte Alf das

Gymnasium bei den Franziskaner in der Münzstadt Hall. 1991

-1995, im „Hotel „Weißes Kreuz“ in der Innsbrucker Altstadt,

verbringt Alf seine Koch-Kellner Beruf Zeit und lernt den Umgang

mit internationalen Gästen aus allen Ecken dieser Erde

kennen. Hier ist schnelles handeln, reagieren und arbeiten

gefragt.

Die anschließende Konzessions-Prüfung beim WIFI in Innsbruck

wird sich für seinen weiteren Werdegang als wichtige

Entscheidung herausstellen. Winter 1995/96 nicht weit von

Innsbruck entfernt, arbeitet Alf als Restaurant-Bar „Springer“

im Hotel Steigenberger, in Reith bei Seefeld. Dieses Haus, der

spätere „Alpenkönig“, wird nicht mehr bewirtschaftet und ist

schon jahrelang geschlossen. Es folgen drei Jahre im Service,

in „Papa Joe`s“, das, doch wohl berühmte, mexikanische Restaurant,

in der Innsbrucker Altstadt, unter Führung von Herrn

Markus Rimml. Neben seiner Mama ist Herr Rimml wohl der

meist prägendste Mensch in Alfs bisherigen Leben (Eigendefinition):

Im Interview erklärte Alf mir die Entstehung dieser

Verbindungsnähe zu Herrn Markus Rimml: „Für mich ein Vordenker

und Pionier der Gastronomie, der seiner Zeit weit voraus

war. Nicht zwingend dadurch, weil er innovative Produkte

und einen absolut neuen Style in der Gastronomie geprägt

hat, sondern vor allem, weil er in meinen Augen sowohl die

Wertigkeit der Gäste als auch von Mitarbeitern auf eine ganz

besondere Art neu definiert hat. Für mich war, unabhängig der

zahlreiche Möglichkeiten, die er mir damals offerierte, die Art

und Vorstellung von Dienstleistung und Fürsorge für den Gast

eine dermaßen prägende Erfahrung, die mich bis heute auf all

meine Stationen begleitet hat und immer noch tagtäglich auf

das Neue herausfordert , mein Bestes zu geben“.

Als Berater von Herrn Markus Rimml und fleißiger

(„Seagram“) Gast an der „Papa Joe`s Bar“ lernte ich Alf, im

Service tätig, kennen. Gemeinsam mit seinen Kollegen hinter

der Bar, Marcel, Manni, Christof und Tobi verzauberte dieses

Team durch eine Art Zirkus Atmosphäre. Mit ansteckender guten

Laune, unter Einfluss von rockige „Papa Joes Musik“, wurde

mit Gläser, Shaker und Cocktails jongliert und somit Urlaubstimmung

hervor gerufen. Entertainment pur eben! Nach

verpflichtender Bundesheerzeit folgte im Jahre 2000 der Weg

zurück zu Herrn Markus Rimml. Diesmal allerdings zum Innsbrucker

„Chilli`s“ am Boznerplatz, das allererste „Mexican

Restaurant“ in Österreich und Trendgeber in deutschsprachigen

Raum. Zuerst im Service, anschließend als Restaurantleiter.

In Folge reiste Alf nach Moskau und betätigte sich als Starthelfer

für den russischen „Papa Joes“ Franchisenehmer. Zurück

aus Russland folgten Bar Stationen im „Prosecceria Mionetto“,

Innsbruck, „Pfefferkorn“ in Lech am Arlberg, und „Waltershof“

auf Sylt. Marketing Erfahrung im „Event und Freizeitmanagement“

und Motorsport waren lehrreiche Abstecher, bis die Zeit

zur Selbständigkeit gekommen war:

Ab 2006 betrieb Alf das „Pool Café“ in der Müllerstrasse,

Innsbruck. Ein Lokal mit sechs Billard Tische, war bald in der

Billard Scene bekannt und beliebt. Gerne kam ich bei Alf zu

Besuch. Nicht zum Billard spielen, aber auf ein Plauscherl in

Begleitung mit ein Flascherl Heineken oder einen ABSOLUT

Vodka Drink. Alf führte sämtliche ABSOLUT Flavours, von

„Vanilia“, via „Kurant“ bis zum „Peppar“. Bei so viel Auswahl

war meine Entscheidung meistens ident: Zusammen konsumierten

wir gerne „ABSOLUT Classic Gimlet“ mit einen Spritzer

„Roses Lime Juice“. März 2012 erfolgte der große Umbruch!

Alfs Traum wurde zur Realität! Nach intensiven Gesprächen,

Vorbereitungen, Entscheidungen und Umbauten eröffne-


te Alf das Billard Lokal, Bar-Restaurant „Die Wäscherei“ in

Innsbruck. Alfs Angebot mit Billard und Drinks erweiterte er

mit hervorragender Küche. Alf kauft nur allerbeste Qualität

„das bin ich meinen Gästen schuldig!“, achtet sehr auf

Regionalität.

Alf kocht nicht nur gerne sondern auch besonders gut.

Sein Küchenrepertoire ist variantenreich, das Preis-Leistunsg-Verhältnis

passt! Es ist beruhigend zu wissen einen

Fachmann wie Alf unter uns zu haben. Fachleute die sich

sowohl hinter der Bar mit Drinks und Cocktails bestens

auskennen und auch in der Küche genau so eine gute Figur

machen sind selten! Natürlich muss auch Alf viel Zeit in die

Personalsuche investieren. Personal das, trotz Vier-Tage-

Woche, nicht vorhanden ist und daher täglich zusätzliche

Probleme verursacht. In dieser Situation ist Alf nicht alleine,

Fachpersonal fehlt in fast allen Branchen, ist also nicht als

persönliche Ursache zu betrachten und irgendwann wird

dieses Manko wohl wieder gelöst werden. Ich freue mich

immer wieder ganz besonders mit einem durch und durch

Gastro-Profi wie Alf, gemeinsam Ideen zu kreieren, über

Gastronomie-Themen zu diskutieren und dabei auf Flüssiges

nicht zu verzichten.

Die Wahl zwischen Heineken und Gimlet ist nicht besonders

schwierig. Zuerst wird mit Heineken zugeprostet,

danach mit einen gepflegten ABSOLUT Gimlet!

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BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯EIN SIEG ÜBER DAS SCHICKSAL.

MARTIN KLAUSNER

Unsere Nummer 58

Im geschichtsträchtigen Hall in Tirol wird 1965 Martin Klausner

geboren. Am elterlichen Bauernhof im nahegelegenen

Dorf Absam wächst Martin, gemeinsam mit seiner Schwester

und vielen „Haustieren“, auf! Als Jugendlicher ist er gerne in

Opas kleiner Tischlerei. Schaut zu wie Opa arbeitet, Gegenstände

erneuert und repariert. Das gefällt Martin außerordentlich.

Obwohl „Konditor“ sein Traumberuf ist, absolviert Martin

von 1980 bis 1983 eine Tischlerlehre. Im Tiroler Dorfleben

ist es wohl Brauch bei zumindest einem Verein dabei zu sein.

Martin konnte seine Energien am besten bei den Schuhplattlern

ausleben. Für den notwendigen Ranzen, mit handgefertigter

Federkiel Stickerei fehlte Martin das Geld. Also

was macht man als geschickter Handwerker in so einem Fall?

Genau, man macht sich an die Arbeit und stickt sich seinen

eigenen Ranzen! Das funktionierte besser als anfänglich

gedacht und veranlast Martin seine Zukunft in eine andere

Richtung zu lenken. Er spezialisierte sich auf Federkielstickerei

und eröffnete ein Trachten Mode Geschäft im Stadtteil Pradl!

Ab diesem Zeitpunkt verlief sein weiterer beruflicher Werdegang

in verschiedene Richtungen. Martin gab Stickerei Kurse,

organisierte Veranstaltungen, betrieb eine Musikagentur,

funktionierte als Bezirksobmann der Schuhplattler und verkaufte

Trachten Mode! Sämtliche Tätigkeiten hatten mit Freude

und Geselligkeit zu tun und Martin dachte sich; warum immer

wo anders zusammen sitzen? Woanders Feiern? Deshalb eröffnete

er sein erstes Lokal, das „Platzl“ in seinem Heimatdorf

in Absam. Zu dieser Zeit begegneten wir uns das erste Mal.

Ich, in Innsbruck „on Tour“ für Seagram Spirituosen, lud

Martin ein, mich bei einem kleinen „Lokalstudium“ zu begleiten.

Übrigens sind die „follow my umbrella Touren“ dazu

geeignet die begleitenden Gastronomen, gezielte Einblicke

in andere gastronomische Betriebe zu gewähren und somit

ihren Horizont zu erweitern. Martin, der fast Konditor, Schuhplattler,

Tischler, Federkiel Sticker, Trachten Mode Verkäufer,

Musikagent und Veranstaltungs-Organisator eröffnete noch

weitere gastronomische Betriebe: In seinen Betrieben wird

Martin von Tochter Nicole unterstützt.

2019 änderte sich Martins Leben. Auf einen Schlag wurde

sein bisheriges Leben auf dem Kopf gestellt, waren die so-

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genannten „ganz wichtigen Geschäfte“ plötzlich bedeutungslos.

Durch Zufall wurde bei Martin "Mantellymphom"

festgestellt. Nach sechs mühsamen Chemotherapie Behandlungen,

hoffen auf ein positives Ergebnis.

Herbst 2020, Martin erlitt einen Rückfall. Leider war

das Resultat negativ, die Therapien umsonst gewesen und

die Suche nach einem Knochenmarkspender organisiert.

Martin wartet täglich auf das erlösende Resultat. Quälendes

Warten. Wöchentlich. Monatlich. Drei potentielle

Spender waren nicht optimal. Das Risiko zu groß und

daher wird weiter abgewartet. Sein behandelnder Arzt

hatte zufällig Verbindung mit der an genau dieser Krankheit

arbeitenden Forschungsabteilung der Universität Klinik in

Würzburg, Deutschland. Martin hatte wohl nichts mehr zu

verlieren und war als Studienobjekt, bereit mit sich experimentieren

zu lassen. Martin verbrachte dort vier Wochen.

Stammzellenentnahme. Abwarten zu Hause in Tirol. Wieder

drei Wochen Würzburg und das phänomenale Ende von

seinem Leidensweg:

Martin hat es geschafft! Ist gesund! Arbeitet wieder! Ist

fähig das Leben mit Freude zu genießen! Martin ist, durch

seine Bereitschaft an dem experimentellen Forschungs Programm

mitgearbeitet zu haben, zum Hoffnungsträger tausender

Betroffenen geworden! Besonders nachdem diese

Therapie nunmehr auch von der EU genehmigt wurde! ALLE

ACHTUNG! Im Leben gibt es wohl kaum einen Nacheil

ohne Vorteil. Von seinen vielen gastronomischen Betrieben

hat er sich verabschiedet. Übrig bleibt das besonders gut

frequentierte und bei dem Einheimischen sehr beliebte

„Deck 47“ direkt am Innsbrucker Baggersee. Martin hat

sich nur noch um Personalsuche für schlicht einen Betrieb zu

kümmern. Und das ist schon schwierig genug! Dafür Lebensqualität

gewonnen um auch wertvolle Zeit mit seinen drei

Enkelkinder zu verbringen.


Bildnachweis: MeinBezirk - Sarah Erb.

Bildnachweis: 6020 Stadtmagazin

227¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯SONDERBARER, GENIALER KÜNSTLER.

FRITZ AIGNER

Unsere Nummer 163

Linz 1990. Hotel Schiller Park. Das Leben als selbständiger

Barbetreiber der „20er Bar“ hat Hans Kaiser ade gesagt

und den nächste Schritt seiner Karriere gemacht. Die

Schillerpark Hotelbar wurde zu „Kaiser Bar“ umgetauft. Hier

war das Ambiente eine andere, – nobler. Das Wein- und

Spirituosen Angebot größer. Die Gäste internationaler. Hans

Kaisers Schmäh Repertoire änderte sich allerdings kaum und

als Vollprofi kümmerte er sich nach wie vor um das Wohl seiner

Gäste. Einem bemerkenswerten Gast gefiel das Ambiente der

Kaiser Bar und die Chemie zum Bar Chef stimmte perfekt. Der

exzentrische Kunst-Maler Fritz Aigner fühlte sich nach getaner

Atelier Arbeit in der „Kaiser

Bar“ besonders Wohl.

Halb hell beleuchtet,

eingerichtet wie in

den „roaring twenties“,

mit bequemen Plüschmöbeln

ausgestattet und

mit angenehmer dezenter

Hintergrundmusik. Immer

öfter besuchte er Barmann

Hans. Aus „öfters“ wurde

„täglich“. So ab 19 Uhr

zog er sich in „seine Ecke“

an „seinem Tisch“ zurück,

hatte keinerlei Bedarf sich

mit irgendwelchen Leuten

zu unterhalten. Wollte nur seine Ruhe. Hier konnte er praktisch

unbemerkt rauchen, sein Bier genießen, hie und da einen

Irish Whiskey dazu, Selbstgespräche führen und Gäste beobachten.

Zwischen dem Künstler Fritz Aigner und Barmann

Hans entstand ein freundschaftliches Verhältnis. Das führte

dazu, dass immer wieder ein oder zwei aktuelle „Aigner

Produktionen“ in der Kaiser Bar ausgestellt wurde. Auch für

Gäste natürlich spannend und interessant an Fritz Aigners

Gedankenwelt teilnehmen zu können. Tief in Gedanken und

sich nicht bewusst von Fritz Aigner im dunklen Eck beobachtet

zu werden, studierte der Linzer Bürgermeister Franz Dobusch

eines der ausgestellten Bilder bis es befehlsähnlich „Hände

aus Deiner Tasche, wenn Du meinen Bilder anschaust!“ klang.

¯228

Fritz Aigners Gedankengänge

waren unergründlich,

eher abstrus. Mit dem

Auftrags Bild „Rembrandt

mit drei Augen“ zu Schilling

80.000.— befand der

Auftraggeber, dass Rembrandts

Hand vielleicht

ein wenig zu groß geraten

war. Fritz Aigner war da

anderer Meinung und demolierte

das Bild spontan.

Beidfüßig war das keine all

zu große Kunst und schnell

erledigt! Der Künstler war ein genialer Porträt-Maler. Geplant

war Hans Kaisers Tochter zu porträtieren: „aber da müssen wir

schnell sein, so lange das Mädchen noch Jungfrau ist!“ Für

ein über dimensionales Familienporträt veranlasste ein Kunde

aus Bayern, verschiedene Räumlichkeiten um zu planen, damit

das immense Gemälde ausreichend zur Geltung kam!

Des Künstlers Arbeitsweise war ebenfalls ziemlich außergewöhnlich:

zuerst malte er die Kleidung erst danach folgte

die Schöpfung der Gesichter. Roberto Blanco besuchte nach

einer großen ORF Veranstaltung die „Kaiser Bar“. Roberto studierte

einige Aigner Bilder. Warf einen Blick auf den Künstler

und meinte: „Das kann wohl nicht der besoffenen Armutskerl

gemalt haben.“ Das Echo „Kaufst a Banane und verschwindest

im Urwald“ war unüberhörbar! Roberto Blanco war ob

dieser Bemerkung nicht besonders erfreut. Robertos Reaktion:

der Irish Whiskey wanderte spontan in Fritz Aigners Gesicht!

Bar Chef Hans beruhigte die Situation: er begleitete Fritz

Aigner zum Ausgang, bat ihn sich zu beruhigen und erst am

nächsten Tag wieder zu kommen. An Roberto Blanco, außer

sich, „Das ist mir noch nie vorgekommen“, adressierte Hans

die Botschaft in Zukunft keinen Künstler zu beleidigen und als

„Armutskerl“ zu betiteln. Ich glaube nicht, dass Roberto Blanco

im nachhinein an Fritz Aigner ein Porträt in Auftrag gegeben

hat…

Des Künstlers Ehefrau Helga wohnte mit den gemeinsamen

drei Buben zu Hause. Ehemann Fritz im Atelier. Nachdem


er sich neben Bier und Irish

Whiskey auch von anderen

Sachen zu ernähren hatte,

ging er öfters mit mobilem

Schillerpark-Essen Richtung

Atelier, oder beauftragte ein

Taxi (!) um am Pöstlingberg

ein halbes Brathähnchen

zu besorgen. Des Öfteren

brauchte er einen Umgebungswechsel.

Neue Ideen

und Inspirationen aufspüren.

Meistens blieb er sechs bis

acht Wochen auf Island.

Hier konnte er neue Eindrücke gewinnen. Schiffe beobachten

und malen. Ich hoffe er hat gerne Fisch gegessen….

Nach seiner „Auszeit“, zurückkommend nach Linz, zog

er seine beste Kleidung an, ging zum Friseur, ließ seinen

Bart entfernen, Haare kurz schneiden und besuchte den

damaligen Pächter Gruber Peppi in der Klammstrasse 1,

jetzt „Rosi`s Bar. Da fragte er Peppi : „Ich habe gehört mein

Bruder Fritz kommt manchmal hierher. Stimmt das?“. Peppi

meinte „Jawohl, aber Fritz war längere Zeit nicht mehr hier“.

Peppi hatte seinen gepflegten langjährigen Gast Fritz nicht

erkannt! Wir befinden uns im Jahre 1993.

Meine Gespräche mit Fritz Aigner in der Kaiser Bar

waren durchaus als „kurz“ zu bezeichnen, resultierte aber,

durch Hans Kaisers Vermittlung, in eine abenteuerliche

Vernissage in Innsbruck! Mein Arbeitgeber „Seagram

Spirituosen“ in Wien war einverstanden die Kosten zu

übernehmen. Ich als Organisator hatte einiges an Administration

zu erledigen, Versicherungen abzuschließen und eine

Spedition zu beauftragen um die wertvollen Unikate unfallfrei

von Linz nach Innsbruck und retour, zu transportieren.

Die Bilder waren schon da, Maler Fritz Aigner mit Ehefrau

Helga und Vermittler Hans Kaiser kamen aus Linz nach.

Die Eröffnung Ansprache übernahm die Innsbrucker Kultur

Stadträtin. Am Ende der Ansprache meinte der Künstler zur

Stadträtin gewandt: „ Sie haben zwar schöne Schuhe an,

aber von Kunst haben Sie keine Ahnung“, ging in die frische

229¯


¯230

Luft und zündete sich eine Zigarette an! Dieser Art von Humor

ist nicht leicht zu verstehen und auch nicht die allerfeinste Art.

Für mich persönlich eher peinlich. Übrigens ähnlich erging es

dem Linzer Kulturstadtrat. Er beauftragte ein Panorama Bild

der Stadt Linz anzufertigen. Aigners Reaktion: „Gehst zum

Fotografen!“. Zum Abschluss dieser ungewöhnlich interessanten

Begegnung mit Fritz Aigner stellte sich heraus, dass er

mit der Ausstellung seiner Bilder in Innsbruck zufrieden war.

Er überreichte mir als Andenken sein fast gesamtes Ouvre in

Buchform, Nummer 870 von 999, mit persönlicher Widmung!

Der Autor Heinz Dieckmann vermerkt: „ Seit vierzig Jahren

wie besessen schaffend, ist er ein Zerrissener, dem Leben und

seinen Mitbürgern gegenüber. Er ist spröde bis zur Unhöflichkeit.

Bis heute lassen ihn materielle Güter kalt. Er malt nicht um

zu gefallen“. Das Buch widmete er seiner Frau Helga mit dem

Vermerk: „ Für meiner Frau Helga, die dieses Leben mit mir so

oft verzweifelt gelebt hat“.


231¯


¯IMMER ABSOLUT IN(N).

ANDREAS PLAUTZ

Unsere Nummer 109

1988, Innsbruck, Ortsteil Amras. Auf den so genannten

„Trappschen Gründen“, auf 10 Hektar Grund, werden 61

Wohnungen gebaut und in August 1990 durch die neuen

Eigentümer feierlich übernommen. Hätte die Familie Trapp in

USA sich mehr Zeit genommen und zu je 1.000 m² filetiert,

wäre der Ertrag für die Familie Trapp wohl höher gewesen.

Nach siebenjähriger Suche für eine Parterrewohnung mit

Garten, endlich fündig geworden, zogen auch wir, die Familie

Weller, dort ein. Direkter Nachbarin eine Brasilianerin. Sie hat

uns Bewohner jahrelang mit lauter brasilianischer Musik beglückt.

Meistens wenn ihr Tiroler Ehemann nicht zu Hause war.

Im 2. Stock, wohnte der Gastronom Herr Andreas Plautz. Herr

Plautz, in Folge als „Andreas“ tituliert, war, bis zu seinen Umzug,

14 Jahre lang ein besonders angenehmer Nachbar.

Gemeinsam mit seinem damaligen Lebenspartner Dietmar

haben wir nie zu laute Musik oder Lärmbelästigungen erfahren.

Über Dietmar werde ich später noch eine interessante

Geschichte erzählen. Der Werdegang von Andreas Plautz

ist ebenfalls besonders interessant und daher werde wir uns

in diesem Beitrag mit Andreas befassen: 1964, unweit der

italienische Grenze, in Matrei am Brenner geboren. Andreas

ist am Ende des Navis Tal, in der Ortschaft Navis, gemeinsam

mit acht Geschwistern und einer Menge Vierfüßler am elterlichen

Bauernhof aufgewachsen. Volksschule in Navis. Nach

der Hauptschule in Matrei befolgt er den Rat seiner älteren

Schwester eine Kochlehre zu machen, denn „da bist Du nie

Arbeitslos!“.

Diesen Rat folgend startete Jungspund Andreas mit

sechszehn Jahren als Kochlehrling beim damals bekannten

Rallye Fahrer Walter Schatz. Herr Schatz betrieb mit seiner

Gattin das „Restaurant Wilder Mann“ in Lans, bei Innsbruck

und die AGIP Tankstelle in Matrei an der Brenner Autobahn.

Beim Restaurant „Wilder Mann“ lernte Andreas das gepflegte

wohlüberlegte Kochhandwerk kennen, beim Tankstellen Buffet

schnelles reagieren, schnelles arbeiten. Eine ideale Basis für

eine erfolgreiche Laufbahn! Wintersaison 1983/84 bleibt

Andreas auf „Wilder Mann Niveau“: Entremetier (Beilagen

Koch) bei der Familie Scheiber im „TOP Hotel Hochgurgl“.

Direkt nach seinem Bundesheer Pflicht in der Kaserne „Siezenheim

Salzburg“ folgen Stationen in Neustift, Stubaital

¯232

als Pizza Koch im „Hotel Anneliese“, Sous Chef im „Hotel

Brenner Spitz“, ebenfalls in Neustift, Entremetier im „Hotel

Höhwald“, Klosters, Kanton Graubünden und ab 1986 Rôtisseur

im neu eröffneten „Austrotel“ in Innsbruck. Andreas Reise

ist noch lange nicht zu Ende: Winter 86/87, Sous Chef im

„Hotel Jungbrunn“, Tannheim. Sommer 87 nochmals Entremetier

im Restaurant „Wilder Mann“, Lans und Winter 1987/88

Gardemanger (Kalte Küche), Hotel Ingonda, Saalbach.

Anschließend bleiben Andreas, samt seinen Reiskoffern, drei

Jahre lang zu Hause und arbeitet als Küchenchef im Szene-

Lokal „DOM Stuben“ in der Innsbrucker Altstadt.

Eine intensive Unilever Studienzeit absolvierte Andreas

während der Manager Schule in Wiesbaden, Linz und Wien.

1991, als Vorbereitung für seine neue Aufgabe im Kaufhaus

„Sillpark“, nahe Innsbrucker Hauptbahnhof. Dort leitet Andreas

vier Jahre lang das „Nordsee Meeres Buffet“. Nachdem

Andreas, außer dem Schwarzgeschirr, ziemlich alle Küchenabteilungen

durchlaufen hat, drängt es Andreas zusätzlich in

die Selbständigkeit. Es bot sich die Chance das In-Lokal „Petit

Filou“ vom Gastro Guru Georg Wurm zu übernehmen. „Neu-

Übernahme“ bedeutet, nicht immer aber oft: Neugestaltung,

neues Angebot, neue Aktionen und Namensänderung des

Lokales. Und hier fängt unsere berufliche Zusammenarbeit an:

Bei Café Herbert am Adolf Pichler Platz, basteln Andreas,

Dietmar und ich, vor einem leeren Blatt Papier an dem „Petit

Filou“ Ersatzname. Nach einer Vielzahl an Bezeichnungen,

entschieden wir uns für „ABSOLUT Inn“. Begründung: AB-

SOLUT Vodka war damals absolut der Renner und der Inn

in unmittelbarer Nähe. Für Andreas eine gute Idee und in

der Trend der Zeit liegend. Für mich, in Österreich bereits

als „Mister ABSOLUT“ bekannt, ein gelungener Marketing

Gag, aber eine Riskante. Für die Seagram Headquarters in

Wien bedenklich, da außer meiner Kompetenz entstanden

und für die Schwedischen Eigentümer total unakzeptabel. Die

Namensgebung des Lokals „ABSOLUT“ in Wien, war eine

Ausnahme. Weltweit. Das hatte unsere „Seagram Manager

Peter Roman“ mit Schweden raffiniert durchgeboxt. Man vergibt

keinen Produkt Namen! Lokale wechseln den Besitzer und

die Möglichkeit des Wechsels in ein „Etablissement“ durchaus

realistisch, weshalb wir diese Geschichte so unauffällig wie


möglich tolerierten. Erst 2018, und daher total unerwartet,

bekamen die Neu Pächter, zwei Schwestern, Anwalt-Post

aus Wien.

Im Namen von „ABSOLUT Vodka“ in Ahus, Schweden,

werden, falls die Bezeichnung „ABSOLUT Inn“ bestehen

bleibt, astronomische Strafzahlungen verlangt! Man einigte

sich und das Lokal wird unter anderen Name weiter geführt.

Auch bei Dietmar Luschnik, wie oben kurz erwähnt, damals

bei der Namensgebung anwesend, erging es ähnlich.

Dietmar eröffnete die „Beluga Lounge Bar“ in Lustenau. Ein

Linzer Gastronom, und Inhaber des „Beluga Lounge Bar“

ebendort, hatte diesen Name geschützt.

Auch Dietmar bekam Post und fing an zu rechnen: Alles

umgestalten, inklusive „Beluga“ Eingangstüre und Imageverlust,

oder Geld nach Linz überweisen. Zur Zeit meines

Besuches bei Dietmar im „Beluga Lokal“ in Lustenau war er

noch beim rechnen. Letztendlich hat man sich geeinigt und

bleibt es bei zwei Beluga Lokalitäten in Österreich. Nach

diesem Intermezzo, gehen wir wieder zu Andreas retour:

1995 trennte sich Andreas von „ABSOLUT Inn“ und

übernahm für fünf Jahre das „Gasthaus Krippe“ in Hall in

Tirol, 1996 für elf Jahre das Restaurant „Hirschenstube“ in

der Innsbrucker Altstadt, neun Jahre das „Cafe Corso“ im

Stadtteil Pradl, das legendäre „Filou“ für vier Jahre und

letztendlich für fast zwanzig Jahre, bis 2018, das, genau

zwischen Universität und Universität Klinik gelegene „Uni

Café“. Immer mit Partner natürlich, denn Andreas kann viel,

nur überall zur gleichen Zeit anwesend zu sein, das schafft

auch er nicht! Für so viel Einsatz, Initiativfreude und Risikobereitschaft

kann man nur seinen Hut ziehen! Inzwischen

hat Andreas alles verkauft, und arbeitet im Sommer, mehr

oder weniger als Hobby, am Tivoli Schwimmbad-Buffet in

Innsbruck.

Im Winter lebt Andreas in Thailand. Kann sich dort ausgezeichnet

relaxen und ist mit karitativen Vereinen ziemlich

beschäftigt. Eigendefinition: „Ich habe im Leben so viel

bekommen, da ist es mir ein Bedürfnis etwas zurück geben

zu können.“ Obwohl sein Zwillingsbruder, der berühmte

Fußball Schiedsrichter Konrad und sein Neffe, Thomas Silberberger,

der langjährige „WSG Wattens“ Fußball-Trainer,

sich intensiv mit Fußball beschäftigen, so hat Andreas andere

Lieblings Beschäftigungen: Essen(Thailändisch in Thailand und

Tafelspitz in Österreich) und Trinken (ein gutes Glas Wein)

gehören dazu und gerne geht er Schifahren, schwimmen und

Bergsteigen. Ohne Ball.

233¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯1000Tausendsassamanuel.

MANUEL TOMMASI

Unsere Nummer 103

¯234

Stanislav ist in östlichen Ländern ein üblicher männlicher

Vorname. In Österreich kommt diese Bezeichnung zwar

vor, ist aber eher selten. Für einen Kater wäre das möglich,

sogar lustig, aber unüblich. Besonders gewöhnungsbedürftig

wird es wenn eine Katze als „Stanislav“, also „Stani“, tituliert

wird. Kann aber durchaus passieren, wenn man einen „Baby

Kater“ geschenkt bekommt und das Geschenk sich später als

weiblich entpuppt. Der Einfachheit halber ist es bei Stani geblieben.

Wir sind somit bei der Familie Tommasi in Innsbruck gelandet.

Der Vater Udo nicht orientierungslos, sondern ganz im

Gegenteil, Flugzeugpilot mit Orientierungssinn und mengenweise

Orientierungs- und Navigation Apparaturen in Sichtweite.

In den frühen Siebzigern, wo die meisten Menschen

noch nie geflogen waren, bedeutete es ein interessantes

Erlebnis einen Alpenrundflug über Tirol zu buchen, sei es als

Hochzeitshappening, als Firmungs- oder Erstkommunionsgeschenk

oder für sich selber als „Abenteuer Kick“! Mutter Margit

Tommasi, eine ehemalige Primaballerina in Paris, arbeitete

in der Hauptpost in der Maximilian Straße.

Hier arbeitete Sie in dem Gebäude das Ihr (Schwieger-)

Großvater, Prof. Natale Tommasi, gebaut hatte! Auch dort

verlief das Geschehen ohne durcheinander, ordnungsmäßig.

Genau dort wo ich zumeist einmal monatlich brav in einer

Reihe stand und mich am Schalter für ein Telefongespräch

anzumelden hatte. Sobald ich an der Reihe war und eine der

Kabinen frei wurde, galt es für mich so schnell wie möglich zu

artikulieren und zu Hause in Holland zu melden, dass es mir

gut ging. Denn das Ticken des Telefonzählers war schnell und

teuer! Übrigens; Hier stammt das bekannte Sprichwort „Zeit ist

Geld“ her.

Inspiriert durch seinen Vater wusste der älteste Sohn Diego

schon als Knirps bereits was er später für einen Beruf ergreifen

würde. Jawohl, Pilot! Tatsächlich ist er bei einer Fluglinie als

Pilot gelandet! Er fliegt aber viel abwechslungsreicher und

wesentlich weiter als nur über Tirol. Die Bezeichnung seiner

Fluglinie nennt man im täglichen Leben öfters. Vor allem wenn

man sich unerwartet weh tut und einem spontan „AUA“ entwischt.

Bei den aktuellen globalen Flugsituationen wäre eine

Stereo Bezeichnung „AUA AUA“ sicher international einzigartig,

aber im deutschsprachigem Raum marketingtechnisch

nicht zu empfehlen. Wir rekapitulieren: Der Kater ist eine

Katze, Vater Pilot, Mutter, als ehemalige Balletttänzerin, bei

der Post, der ältere Bruder wachst mit dem Ziel „Pilotenschein“

auf. Nunmehr sind wir bei Nummer fünf der Familie Tommasi

angelangt, bei Manuel. Manuel ist ein Kürzel für „manuell“,

also „handwerklich“. Damit keine Unklarheiten entstehen: Manuel

ist keineswegs per Handfertigung entstanden, sondern

entsprach dem Wunsch seiner Eltern:„Manuell“,„Kann alles“,

„Ist geschickt“, „Universal Talent“.

Geboren im April 1963. Nein, nicht am 1., entwickelte

Manuel sich noch nicht direkt als „Alleskönner“. Sein Berufswunsch

„Laissez faire“, „Wird schon werden“, „Easy Going“,

also nichts Bestimmtes! Manuel wollte wahrscheinlich ZU

viel, war hyperaktiv, auch „overdrived“ genannt, weshalb

sich die Eltern entschlossen Klein-Manuel durch die Zisterzienser

des Klosters Wettingen-Mehrerau, nahe Bregenz,

streng aber korrekt, erziehen zu lassen. Nachdem ich selber

vom 8. bis zum 13. Lebensjahr in einen katholischen Internat

„erzogen“ wurde, so bezweifle ich doch ein wenig, ob diese

Zeit für Manuel eine lustige war! 1981 maturiert, achtzehnjährig,

bedeutete die Rückkehr nach Innsbruck, ohne Bekannte

und ohne Freunde, vorerst keine einfache Zeit! Aber genau

ab diesen Zeitpunkt entpuppte Manuel sich „manuell“. War

erfinderisch, sich für nichts zu schade. Packte an was sich so

ergab. Sein Wesen offen, spontan, freundlich, immer positiv

eingestellt! Sportlich mit Eishockey beschäftigt und während

seiner Internat Zeit in Bregenz Vorarlberger Landesmeister im

Tischtennis, bekräftigte Manuel den Wunsch seiner Eltern ein

smarter Bursche zu werden und zu sein. Je kleiner im Sport

das Arbeitsgerät, je intellektueller und schnell reagierender

Sportler.

Man vergleiche Federball, Squash, Tennis und Handball

mit Football, Fußball und Basketball! Golf erscheint da ein

wenig als Zwitter. Ende der achtziger, Anfang der neunziger

Jahre des letzten Jahrhunderts, war die Zeit der „Cocktail Bar

Renaissance“: „Rainer`s“ in Pörtschach, „American Bar“ in

Velden, „Intercont“, „Hilton“ und „Meyers`s“ in Wien, „Easy

Bar“ in Linz,„Grotta Azzurra“ in Eugendorf, Salzburg, „Sparkling

Bar“ und „Kir Royal Bar“ in Innsbruck, sowie „Diana Bar“


in Hall in Tirol. Zu dieser Zeit eröffnete auch Harry Juratsch

seine „Zino`s Cocktail Bar“, ebenfalls in Hall, mit zusätzlich

internationalem Zigarren Angebot. Genau hier im

Jahre 1990, in dieses fantastische noble Ambiente, wo auf

internationalen Niveau gearbeitet wurde, begegnete ich

Manuel das erste Mal. Ein Vergnügen, einem Voll-Profi bei

der Arbeit zu beobachten. Ich war überzeugt, der Mann

steht schon mindestens ein Jahrzehnt hinter der Bar.

Hier bewahrheitete sich, das „easy going!“. Leider war

für Manuel nach ca. zwei Jahren Schluss mit Cocktails und

Zigarren. Es passierte das,was oft in der Realität vorkommt:

Wenn es dem Patron an Disziplin fehlt. Alles läuft wunschgemäß

und hervorragend. Man steht als Patron daher mehr

VOR der Bar, kommt später zum Dienst, kommt unregelmäßig

zum Dienst, hat ein angenehmes Leben. Bis die Gäste

kürzer bleiben, weniger konsumieren, ganz ausbleiben und

das Lokal zusperren muss!

Manuel, der geborene Entertainer und flexible Kommunikator,

wäre wahrscheinlich lebenslang nicht mehr hinter

der Bar weg gekommen. Im Nachhinein bedeutete dieses

Zwang-Zusperrens des „Zino`s“ der Anfang eines nicht

enden wollenden Abenteuer:Die Fortführung seines Jus

Studiums. Barmann und Assist F&B an der Türkischen Riviera

im Club „Aldiana“. Rad (!) Reiseleiter bei „Rotalis Komfort

Reisen“. Marketing- und Vertriebsleiter bei Steinbock Mode

sowie später in der ASI, Alpin Schule Innsbruck.

Viele Ideen verwirklicht bei Christian Wolf`s„MCP“

Werbeagentur. Verschiedene „Big Happenings“ mit Mode-

Label „ESTEBE“, für welches Manuel sogar den Hollywood

Star Johnny Depp nach Österreich brachte. Gemeinsam mit

Geschäftspartner „Caesar“ belebte er in den späten 90ern

mit zahlreichen Events und Parties, wie z.B. die legendäre

Airportparty die Stadt Innsbruck. Bei all diesen Tätigkeiten

ist es nicht verwunderlich das Manuel sein Jus Studium nicht

im Eiltempo abschloss! Zwölf Jahre hat Manuel dazu gebraucht.

Hat aber abgeschlossen. Mit Stolz abgeschlossen.

Und das mit RECHT! Manuel hat seine berufliche (vorläufige?)

Wanderzeit abgeschlossen und als Tiroler Geschäftsführer

beim Lifestyle Magazin „Weekend“ angedockt. Als

Sportreferent der UNI Innsbruck lernte Manuel im Innsbrucker

„Sport Spezial“ Fachgeschäft, seine hübsche Nina

kennen. Und lieben. Am 20.07.2007 wurde die Liebe in Rinn,

dem malerischen Tiroler Dorf am Fuße des Berges Glungezer,

besiegelt und resultierte mit Matteo und Fabio in eine „Vierer

Familie“. Ohne Katze……. Aber mittlerweile mit Hündin Shiva,

denn das letzte Kind hat meistens ein Fell.

235¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯EX-PERTEN ZWEI – DIE NACHMACHER.

DIE EX-PERTEN - NEOPHYTEN

Unsere Nummer 165

Herbert Waltl, alias www.leflaneur.at, besser bekannt als

„Herr Bert“, verfügt über eine undurchsichtige und überdurchschnittliche

Zahl an Fähigkeiten. 41 Jahre war Herr

Bert professionell bei der Tiroler Hypotheken Bank als außergewöhnlicher

Paradiesvogel tätig. Nicht immer zur Freude

seiner Vorgesetzten.

Herr Bert kann so ziemlich alles: Vordenker, Querdenker,

Wörterverdreher, Wörter Erfinder, Kunstliebhaber, Künstler

Unterstützer, Entertainer, Arrangeur, Zeichner, Fotograf, Grafiker,

Beobachter und nicht zuletzt Initiator und Organisator

dieses Buches. Inspiriert durch die von mir in Februar 2013

gegründeten monatlichen Meetings des, aus lauter Ex-Gastronoven

bestehendem „EXperten Team“, startete auch Herr

Bert in September 2021 mit einem EXperten Meeting.

Mit Betonung auf „EX“. Die berufliche Aktivität ist passé

und daher sieht man in der Runde vorwiegend grau, silberne

Haarpracht. Die Teilnehmer von Bertl`s EXperten Team sind

nicht nur ehemalige Bank Kollegen. Auch „Bank-Fremde“

sind gerne gesehen. Je beruflich weiter vom Bankgeschehen

entfernt, umso interessanter die Diskussionsthemen. Jeden 2.

Donnerstag des Monats selektiert Herr Bert ein noch nicht besuchtes

Lokal in Innsbruck und reserviert dort, ohne zu wissen

wie viele Personen teilnehmen, einen Tisch. Bereits ab 10 Uhr

Vormittag sind die ersten EXperten willkommen. Es wird gekommen

und je nach Bedarf gegangen. OHNE ZWANG.

Es wird zusammen eine Kleinigkeit gegessen, intensiv geredet,

nicht immer harmonisch die Welt verbessert und dazu nicht

nur Jasmin Tee konsumiert!

Klar werden verschiedene Weine gustiert und man lernt

so nebenbei die verschiedensten Winzer kennen! Der Grund

weshalb ich diese Geschichte erzähle? Ganz einfach: Es soll

die Leserin, den Leser diese Zeilen anregen ein bisserl nachzudenken.

Nachzudenken ob ein monatliches Treffen im eigenen

Bekanntenkreis nicht auch in eigener Runde möglich ist.

Ein gemütliches monatliches Treffen fängt mit zwei oder drei

Personen an und ähnelt dem Werbespruch von Römerquelle

Mineralwasser „Es belebt die Sinne“. Wobei zu bemerken ist,

dass es nicht Pflicht ist, nur Mineralwasser zu trinken.

Xperten

Treff en

Alexander Weller

Karl Freudenthaler

Werner Pfeifer

Otto Steixner

Georg Köll

Burkhard Weber

Herbert Mersch

Günther Böhler

Hansjörg Fuchs

Klaus Pümpel

Roland Hellbert

Herbert Waltl

und dann

immer wieder

die besonderen

Gäste ...

... da waren

zum Beispiel:

Viktor Haid

Franz Mair

Helmut Krieghofer

Thomas Silberberger

...

¯236


237¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯CHEF-EINKÄUFER, EIN SCHAFFER.

MICHAEL SKAMRADA

Unsere Nummer 49

Sommer 1990. Sonnenschein. Herrliches Wetter. Seefeld

Besuche sind von mir geplant. Links von mir, auf der

Bundesstraße fahrend, ein fantastischer Anblick. Hotel

Steigenberger, das spätere „Hotel Alpenkönig“, Reith bei Seefeld.

Da war ich noch nie! Spontaner Richtungswechsel! Schon

der Parkplatz machte einen hervorragenden Eindruck.

Nicht direkt vor dem Hotel Eingang, großzügig terrassenförmig

angelegt, bestens gepflegt mit viel Grün. Zufällig

kommt ein mir bestens bekannte Person, Ernst Heindl, seines

Zeichens Küchenchef, entgegen und erklärt mir wie ich durch

die verwinkelte Anlage das F&B Büro erreiche. Unangemeldet

klopfe ich an und trete ein. Nach einem kurzen Vorstellungsgespräch

ist klar, obwohl der Einkäufer Herr Skamrada den

spanischer Weinbrand „Cardenal Mendoza“ von Sánchez

Romate aus Jerez bevorzugt, ist Martell Cognac V.S.O.P.

in der Bar gelistet und für „Mumm Cordon Rouge“ zeigt er

Interesse. Man merkt, dass die Chemie stimmt. Die Verkaufsgespräche

werden kürzer, die Fachgespräche länger. So

entstehen meistens Freundschaften. Bei mir zumindest. Einladungen

zum Essen, mit Rechnungslegung für meinen Arbeitgeber

„Seagram“, werden gerne angenommen, bevorzugt im

eigenen Haus.

Angenehm und bequem für den Einkäufer und für mich als

(indirekt-) Verkäufer besonders vorteilhaft, denn mein Gegenüber

hat Zeit und kann nicht durch Telefonate gestört werden.

(Damals waren Handys noch kein Störfaktor!) Übrigens,

Mumm Cordon Rouge wurde zur Hausmarke. Wir vertiefen

uns nunmehr in den Werdegang eines Hotel Einkäufers. Meist

zusätzlich mit Aufgabe als „CONTROLLER“. Es wird kontrolliert

ob die von ihm/ihr eingekauften Waren und Produkte

effizient eingesetzt werden. Festgesellt wird außerdem ob

sparpotential vorhanden ist. Wie wird so eine Position erreicht?

Als gutes Beispiel verfolgen wir deswegen die Karriere

in der Person von eben diesen Michael Skamrada: Geboren

1965 im 13. Bezirk, Hietzing in Wien.

Der direkte Blick zum Hütteldorfer Rapid-Stadion hat

ihm nicht beeindruckt, aber die Düfte des nahegelegenen

Stammhauses der Familie Plachutta, das „Hietzinger Bräu“,

offensichtlich schon…. Vater Schneider, Mutter Goldschmid.

Michaels Traumberuf; Koch. Nach Volksschule und Real-

¯238

gymnasium besucht Michael die Gastgewerbeschule „Gafa“

am Judenplatz, mit Abschluss „Hotelkaufmann“. Nach dem

Wehrdienst steigt Michael 1985 bei der internationalen

Hotelkette „Steigenberger“ als Assist Einkäufer in Reith bei

Seefeld ein. Er wird zum F&B Chef befördert.

Seine verantwortungsvolle Tätigkeiten werden immer

umfangreicher: Zuständig für den gesamten Einkauf für alle

anderen Hotelbereiche, für das interne Berichtswesen und für

die wirtschaftliche Organisation. Nachdem sukzessive diese

Aufgaben immer mehr durch die Zentrale in Frankfurt erledigt

wurden, fand Michael, nach zehn Jahre „Alpenkönig“, eine

neue, aber ähnliche, interessante Aufgabe bei „MPreis“. In

diesen größten Tiroler Familien Handelsunternehmen, mit

Filialen in verschiedenen Bundesländern, bleibt Michael

ebenfalls fast 10 Jahre. Beschäftigt mit den gesamten Einkaufsverhandlungen

für Food- und Nonfood -Sortimente, effiziente

Organisation von Dispo und Lagerhaltung, Vorbereitung und

Auswertung der Inventuren, sowie Gestaltung neuer Marketingmaßnahmen

und die dazugehörenden Strategien dazu.

Nach diesen umfangreichen, fast zwei Jahrzehnten dauernden

Erfahrungen, wechselt Michael 2005 als „Key Account

Manager“ zu Nestlé, West Österreich. Hier erwirbt Michael,

mit Betreuung der wichtigsten Kunden, wieder ganz andere

fachspezifische Aufgaben und Erfahrungen. Auf der Gastro

Messe „Alles für den Gast“ haben wir uns öfters getroffen und

bei einer Tasse Nestlé Kaffee über frühere Zeiten im „Alpenkönig“

geplaudert. „Gschwandtner Süßwaren“ mit Hauptsitz

in Salzburg, benötigte einen nationalen „Key Account Manager“

und wusste um die Fähigkeiten von Michael Skamrada.

2012 erfolgte für Michael somit neuerdings ein Jobwechsel,

wiederum als Key Accounter.

Verantwortlich für 7 Außendienstmitarbeiter, beackerte er

die Einkäufer der großen Handelsketten in Österreich. Keine

leichte Aufgabe, denn die sind wohl die härtesten Verhandler

die man sich vorstellen kann. Für Michael eine herausfordernde

Tätigkeit, dennoch mit zu intensiven Reisestrapazen verbunden.

Ein Angebot der Familie Swarovski, die Wildfleisch-

Metzgerei „Gut Leutasch“ nahe Seefeld, auf Vordermann zu

bringen, kam daher 2015 besonders gelegen. Auftrag: Verlust

abzuwenden und in die Gewinnzone zu bringen. Genau die


richtige Aufgabe für Michael!

Es wurden die Ärmel aufgekrempelt und durchgestartet:

Rekrutierung hoch qualifizierter Mitarbeiter, das Sortiment

laufend mit regionale Produkten und Kräutern aus nachhaltiger

Herkunft ergänzt. Michael fühlte sich so richtig

Wohl. Nicht nur kochen war sein Hobby. Spaziergänge mit

seinen Hund, sowie gutes Essen, begleitet mit einem Glas

Wein, gehören dazu. Ein zusätzliches Hobby war nunmehr

eine kaufmännische fundierte Basis für „Gut Leutasch“ zu

schaffen: Personalmanagement, EDV, Einkauf, Vertrieb und

Warenwirtschaft wurden von Michael rechtskonform geplant,

organisiert und durchgeführt. Mit zehn Mitarbeitern

konnte er die Produktion auf jährlich 30 Tonnen hochwertigste

Edelwurstwaren steigern. Die Produkte wurden

einerseits regional in den Tiroler Tourismushochburgen in

Feinkostgeschäften vertrieben, aber auch international auf

den Luxus Kreuzfahrtschiffen von TUI Cruises angeboten.

Durch Kontaktaufnahme mit Herr Michel Skamrada hatte

er sich bereit erklärt, für unsere EXperten Gruppe eine Betriebsführung

in „Gut Leutasch“ durchzuführen.

Diese interessante Exkursion ermöglichte uns einen

Einblick in die Welt der Wildverarbeitung. Für Michael

bedeutete es die Mitgliedschaft in unser „EXperten Team“!

2019 waren Zuwachs und Qualität Steigerung für „Gut

Leutasch“ plötzlich nicht mehr so wichtig, denn der Besitzer,

Herr Alexander Swarovski, trennte sich vom Gut Leutasch.

Seit dem ist Michael im Hotel Astoria in Seefeld für den

gesamten Einkauf in allen Bereichen, sowie das Controlling

zuständig.

Für unser „ EX-perten Team“ eine willkommener Ergänzung

durch einen so veritablen Experte komplettiert worden

zu sein!

239¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯SWISS-VORARLBERGER.

MICHAEL STEININGER

Unsere Nummer 157

¯240

Vorarlberg ist für Ostösterreicher ein eher unbekanntes,

zumindest wenig besuchtes Bundesland. Das gilt natürlich

andersherum ebenso: Man kann nicht behaupten,

dass Vorarlberger regelmäßig das Burgenland besuchen. Der

Grund wird nicht in der unterschiedlichen Kultur, Mentalität und

Sprache zu suchen sein. Im Gegenteil; ein Auslandsbesuch im

Inland hat gewiss interessante Reize, bietet eine ganze Menge

an Foto-Objekte!

Die Ursache wird eher an der zu überbrückenden Entfernung

zu suchen sein. Inwieweit das trennende Arlberg

Gebirge, oder die bereits seit Mai 1919 schwellenden Diskussionen

ein neues Schweizer Kanton zu werden ein Rolle

spielt, vermag ich nicht zu beurteilen. Wer weiß zum Beispiel,

dass die Stadt Feldkirch, nach Dornbirn, die zweitgrößte Stadt

des Bundeslandes Vorarlberg ist? Dass Feldkirch, mit seinen

35.000 Einwohnern, also noch vor Bregenz, mit circa 5.000

weniger, rangiert? Bleiben wir bei Feldkirch, das romantische

Städtchen, direkt an der schweizer Grenze gelegen. Durch

meine berufliche Tätigkeit habe ich dort viele Freunde kennen

gelernt. Aber nur eine Person hat mit mir für den gleichen

Arbeitgeber gearbeitet: Michael Steininger, geboren 1975

in Feldkirch, war vier Jahre lang mein Kollege beim traditionsunternehmen

Schlumberger - Top Spirit. Für mich eine Überlegung

wert mich näher mit Michael „Mike“ zu beschäftigen.

Der Vater Betriebswirt bei „Rauch Fruchtsäfte“, Mutter bei der

Sozialversicherung angestellt. Beim Rückblick auf Michaels

bisheriges Leben zeigt sich wie abwechslungsreich ein Leben

in der Gastronomie sein kann, aber auch, dass man eine

gehörige Portion Flexibilität im Repertoire benötigt. Nach

Volksschule und Bundesrealgymnasium in Dornbirn, besucht

Michael 1 Jahr die Handelsakademie in Bregenz. Nicht ganz

das Richtige wie sich herausstellte. Daher folgen drei Jahre

„Landesberufsschule für das Gastgewerbe“ in Landeck, Tirol.

Die Lehre absolviert Michael im „Arlberg Hospiz Hotel“ in St.

Christoph. Eine Adresse wie der Lehrling das GASTgewerbe

perfekt zu lernen vermag! Wehrdienst in der Walgaukaserne

in Bludesch. Damit wir den Überblick nicht verlieren hier in

Kurzform Michaels Stationen: Chef de Rang im „Hotel Rickartschwende“

– Dornbirn. Chef de Rang im à la Carte Restaurant

„Hotel Inter Continental“ in Genf. Barchef & Serviceleitung

im „Ballhaus“, Bregenz. 1 Jahr F&B Assist Manager im „Hotel

Four Seasons“, New York. Chef de Bar „Palais Schwarzenberg“,

Wien. 1 Jahr Chef de Bar „Sky Bar“, Wien. 1 Jahr

Geschäftsführer „Theatercafé“, Wien. 3 Jahre Geschäftsführer

„Bordeaux bar a vin“, Wien. 1 Saison Contoller „Restaurant

Aux Gazelles“, Wien. 3 Jahre Key Account mit vielen Zusatzaufgaben

bei Weinvertrieb „ Andrä Vergeiner“, Lienz, Gebiet

Tirol und Vorarlberg.

Ab 2011 werden Michael und meine Person bei dem-

Wein – und Spirituosen Unternehmen Schlumberger Partner

im Außendienst! Die Aufgaben für Vorarlberg und Tirol sind

genau seinen Fähigkeiten angepasst: Key Account für Fachund

Großhandel, Akquise Neukunden, Betreuung Gastronomie

Kunden, Markt- und Mitbewerber Beobachtung. Hier

habe ich Michael als humorvollen, fleißigen Kollege und

arbeitsmäßig als richtigen „Beißer“ kennen gelernt. Noch

bevor er beim Kunden die Tür öffnete hatte er sein Ziel bereits

festgelegt: Das erfolgreichste Produkt der Mitbewerber durch

Neulistung eines ebenbürtigen Produktes von unserer Firma,

bzw. mit unüblichen Aktionen oder Preisgestaltung, im Umsatz

zu bremsen. Nicht umsonst war „Der Pate“ mit Marlon Brando

einer seiner Lieblingsfilme. Er offerierte ein Angebot, das der

Kunde kaum ablehnen konnte!

Wenn Michael das gelungen war strahlte er wie eine

Tomate in der prallen Sonne! Das war aber nicht sein einziges

Hobby: Mit Kollegen Team einmal bei ihm zu Hause eingeladen,

entpuppte Michael sich als begnadeter Koch. Nach vier

erfolgreichen Schlumberger Jahren bot sich die Gelegenheit

die „GenussBar Kornmarkt“ im Zentrum von Bregenz zu übernehmen.

Bei der feierlichen Eröffnung konnte ich Michael in

Form von Naturalien ein wenig unterstützen. Sieben Tage pro

Woche für alles verantwortlich zu sein, schlaucht Geist und

Körper, ist auf Dauer nicht lustig und Michael wechselte 2016

wieder in ein Angestellten Verhältnis zurück, er übersiedelte in

die Schweiz. Bei „Top Cash & Carry“ in Buchs, erhielt Michael

ähnliche Aufgaben wie vorher bei Schlumberger. Die erste

Zeit am Standort Buchs, mit Spezialität Weinverkostungen,

später dann zusätzlich als mobiler Berater und Akquisiteur.

Wenn es nicht ratsam ist ein gutes Angebot abzulehnen, dann,

so haben wir bereits gelernt, akzeptiert man das Angebot!


Michael wechselt nach fünf Jahre in Buchs zum „Weinkultur

und Reinkultur - Scherer und Bühler“ in Meggen-Luzern. Zuständig

für acht Kantone!

Hier fühlt Michael sich weitere fünf Jahre richtig wohl,

kann alle seine Fähigkeiten optimal einsetzen. 2021 war ein

ereignisvolles Jahr für Michael. Michael heiratete, standesgemäß

im Weinkeller des „Gasthaus Gupf“ in Rehetober,

Kanton Arau, die Weintechnologin und Sommelière

Stefanie. Im selben Jahr 2021, greift in Michaels Leben das

bewährte „Bayern München System“: Mitbewerber schwächen,

durch Übernahme der fähigsten Mitarbeiter. Das

Angebot von „Paul Ulrich AG“ in Basel war außergewöhnlich.

Nicht nur arbeitsmäßig, auch fi nanziell. Bis Februar

2022, wurde klar, Versprechungen einerseits und Realität

andererseits stimmen nicht unbedingt immer überein. Wenn

der Küchenchef Butter bestellt und dafür Margarine geliefert

bekommt, stimmt etwas nicht. Falls das öfters passiert wird

der Küchenchef seinen Lieferanten ändern. Detto der F&B;

Champagner zu bezahlen für eine Lieferung Prosecco,

damit kann man nicht zufrieden sein. Aber wie es im Leben

oft spielt, kein Schaden ohne Nutzen.

Dieses misslungene Intermezzo bei „Paul Ullrich“ hat

Michael weitere Türen geöffnet mit dem Resultat: ab März

2022 dirigiert Michael seinen Taktstock für „Arthur`s Cellar

International“, mit Hauptsitz in Genf. Zuständig für Deutsch-

Schweiz und Tessin. Mit fast einem halben Jahrhundert an

Lebensjährchen und gezählten sechszehn Arbeitgeber, ist

diesbezüglich vielleicht das Ende in Sicht.

Vielleicht aber auch nicht!

www.arthurscellar.com

241¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯THE COUNTRY MANAGER.

HEINZ SCHALLER †

Unsere Nummer 105

August 1988: Alexander Weller, Direktor Stellvertreter

vom Tourismusverband Innsbruck-Igls, wurde vom Vorstand

wegen schädigenden Verhaltens „im gegenseitiges

Einvernehmen“ entlassen. Tja, mit einem dunkel schwarzen

Vorstand mit total verrosteten Strukturen und freundwirtschaftlichen

Arbeitsweisen, Änderungen zu planen, damit macht man

sich keine Freunde! Da wird man als „Revoluzzer“ abgestempelt

und wird nach Hause geschickt!

September 1988, einen Monat später (inzwischen bin ich

bei der „Spectrum Werbeagentur“ beschäftigt): Hotel Sheraton

Innsbruck. COCKTAILWETTBEWERB Österreichischer

Barkeeper Union (ÖBU) – Präsidenten Wechsel Peter Roman

übergibt an Günter Ferstl. Am Ehrentisch die beide Herren Roman

und Ferstl sowie Herr Schaller, Country Manager „Seagram

Austria“ und „Mister Sandeman“, bis vor kurzem Inhaber

von Sandeman Sherry und Sandeman Portwine. Ebenfalls am

Tisch das Ehepaar Ingeborg und Alexander Weller, eingeladen

durch (noch) ÖBU Präsident Peter Roman.

Das Sandeman Imperium wurde um $ 550 Mio von

Seagram International übernommen, Herr Sandeman, bereits

in der 7. Generation, somit in der Funktion als „Aushängeschild“

tätig – hat weltweit nur noch repräsentativen Aufgaben

zu vollbringen. Original Spruch von Herrn Sandeman:„Oft ist

mir beim Aufstehen nicht bewusst in was einem Land ich mich

befinde!“. (Übrigens in Österreich wohl das meist verbreitete

Missverständnis auf Getränkekarten „Sandemann“ mit zwei

„nn“ zu vermerken. Die Familien Sandeman waren immer

schon Engländer). Nicht vermutend, dass Seagram eine eigene

Werbeabteilung in Wien beschäftigt, kontaktierte ich Herrn

Schaller telefonisch und bot ihm die Bobbahnkurven in Igls zur

Vermietung an.

Also in Zukunft würde Kurve 2 „Chivas Kurve“, Kurve 3

„ABSOLUT Kurve“ benannt werden können. (Josef Hauser ein

Ex-Kollege aus der Hypo Bank hatte sich mit der „Spectrum

Werbeagentur“ selbständig gemacht. Wir betreuten unter

anderem „die Olympiaworld“ , Eisstadion, Innsbrucker Eishockey

Verein „IEV“ und die Olympia Bob und Rodel Bahn in

Igls.) „Wie flexibel sind Sie?“ war seine kurze Antwort „Ich bin

morgen in Salzburg!“ „Wenn Sie morgen in Salzburg sind bin

ich auch in Salzburg“, war meine Antwort. Es wurde daraus

¯242

ein längeres Mittagessen im Restaurant „Zum Eulenspiegel“

wobei mich Herr Schaller genau beobachtete wie ich mich

verhielt: Tischmanieren und Gesprächskultur waren offensichtlich

wichtig. Herr Schaller, noch ohne Gastro Außendienst,

wollte mich vom Fleck weg engagieren. Aus den Bobbahn

Kurven wurde nichts, mit einer, von mir gar nicht vorgesehenen,

Anstellung schon. Wir einigten uns auf, gegen ausgezeichnete

Bezahlung, einige Tagen Einsatz pro Woche. Noch

in der gleichen Woche holte mich Herr Schaller vom Wiener

Flughafen ab.

Es galt das von Herr Peter Roman aufgestellte Konzept zu

präzisieren. Anwesend ein Flip Chart, Herr Schaller, Sekretärin

Frau Holler, der Marketing Chef Herrn Simader und meine

Person. Schon bald übergab Herr Schaller mir den Flip Chart

Stift „Denn, Sie haben da viel mehr Ahnung!“ Eine Menge

Chancen und Möglichkeiten am österreichische Markt stark

vertreten und erfolgreich zu sein wurden zusammengefasst.

Für Mittagessen blieb keine Zeit und den Abendflug retour

nach Innsbruck hatte ich fast verpasst. Mit meiner ersten

„Gast“ – „Alles für den Gast“ – Gastronomie Messe im

November 1988 in Salzburg hatten wir am Stand so viele

Kontakte und Besuchs Anfragen erhalten, dass Seagram sich

keine Sorgen über zu wenig Arbeit machen musste. Meine

Person, ab 2. Januar 1989 fix angestellt, auch nicht.

Winter 1990/91: Die persönliche Sekretärin von Herrn

Rütter, Direktor Deutschland, Schweiz und Österreich, Frau

Christl Marx war der Vorbote des „Seagram Europe“ Meeting

der Country Manager, am Arlberg. Genächtigt wurde im

„Hospitz Hotel“ in St. Christoph. Die Privat Flugzeug Piloten

buchten wir im „Hotel Zürserhof“ in Zürs. Es galt das „Three

Days Happening“ optimal zu organisieren. Hier lernte ich

wie gründlich in Deutschland vorbereitet wird. Alles wird

zumindest zweifach, wenn nicht dreifach, wiederholt. Dieses

Meeting war für uns natürlich von enormen Bedeutung, weshalb

auch Herr Schaller mit dabei war.

Es waren, unterwegs am Berg-Richtung Berghütten, einige

kurze Strecken zu Fuß zu meistern. Es wurde offensichtlich,

dass Herr Schaller, in der weißen Pracht des Arlberges, ein

starker Raucher war und kaum über Kondition verfügte. Alle

50 Meter blieb er stehen, machte eine Pause. Nicht nur um


eine Zigarette anzuzünden, sondern vor allem um aus zu

pusten. Das Meeting wurde übrigens eine total erfolgreiches

Happening, wobei wir, eh klar, von der „Bruderschaft

St. Christoph“ – Vorsitzender Adi Werner, alle zu „Brüderr“

genötigt wurden…. Seagram ist ein amerikanisches Unternehmen,

weshalb in den Statuten „Alle Arbeitsabläufe sind

zu jeder Zeit zu hinterfragen“ vermerkt und vier mal jährlich

Seminare zu absolvieren waren.

Damit der Teamgeist gefestigt wird sind Nächtigungen

bei Seminaren im Hotel Pflicht, auch wenn man in der Nähe

wohnt! (manchmal hatte man schon das Gefühl „Geld

wurde abgeschafft“). Wir hatten ausgezeichnete Trainer mit

ausgezeichnete Methoden. Jeder Teilnehmer hatte exakt

zehn Minuten Zeit über seine letzte drei Monaten zu berichten,

sowie neue Ideen für die Zukunft zu präsentieren.

Herr Schaller hatte zwar keine Stoppuhr, sehr wohl aber

drehte er sich mit dem Rücken zum Vortragenden sobald

diese zehn Minuten abgelaufen waren. Bewundernswert

seine Entscheidungen in Sekundenbruchteile, auch bei

schwierige Situationen. Zum Leidwesen seiner Sekretärin

Frau Margarethe Höller, war er unermüdlich im Einsatz.

Dass wir AD`s zum Teil länger als 24 Stunden (!) unterwegs

waren, bewertete er mit einem Schulterzucken. Geizte

zudem mit Komplimente. „Das haben Sie gut gemacht“

habe ich nur ein einziges Mal erleb und zwar nach einem

5 Tage-und-4-Nächte-Einsatz auf der „Alles für den Gast“

in Salzburg. Herr Schaller war ein Rechner, aber großzügig.

Klinkt paradox, war aber so.

Alles was man an Kosten verbrauchte müsste à la Longe

zehnfach retour kommen. Dies ermöglichte uns, mit ein kleines

AD Team, am österreichischen Markt außergewöhnlich

erfolgreich zu sein. Herr Schaller wurde, genauso wie das

ganze „Seagram Austria Team“ 1997 entlassen, machte

sich daraufhin mit „Star Brands“ noch selbständig und verabschiedete

sich, nicht mehr ganz gesund nicht nur vom

österreichische Spirituosen Markt, sondern auch von dieser

Welt, endgültig.

243¯


BESO NDERE BEGEGN UN GEN

¯NEPHRO.

MARTIN TIEFENTHALER

Unsere Nummer 112

¯244

1958 Antwerpen, Radstadion: Besuch der „Sechstageradrennen“.

Von klein auf mit Bahn- und Straßenrennen

konfrontiert, wird man automatisch Fan! Die ganz Großen

wie Jacques Anquetil (Straße) und Rik van Looy (Straße und

Bahn)hat man bewundert. Ein Lebensspruch von Berufs-Sportler

Rik van Looy ist mir immer noch geläufig:„Es ist keine Kunst,

fünf „pintjes“ (Pils) zu trinken!“–„Fünf pintjes NICHT zu trinken,

DAS ist eine Kunst!“ Aus dieser Radrenn Zeit stammt auch der

Spruch „Der Mann mit dem Hammer!“

Kommt der Mann mit dem Hammer, ja, dann geht nichts

mehr, der Körper kann nicht mehr, man „steht“ am Rad, hat

keinerlei Energie mehr, ist vollkommen fix und fertig.

Das Gegenteil war viele Jahren später der Großglockner

Etappen Sieger Jaap Zoetemelk! Am Ziel auf 2.578 Höhenmetern

fragte ein Reporter wie er sich sein „Bergtraining“ einteilt.

Der Niederländer antwortete: „Bergtraining? Ich habe

noch nie vorher einen Berg gesehen!“

1995: Wegen meinem Zuständigkeitsgebiet als „Reisender“

von West Österreich, Ost Tirol und Kärnten war ich logischerweise

viel mit dem Auto unterwegs. Nicht nur, um von

A nach B zu kommen, sondern auch, damit meine Kunden

mit notwendigen Accessoires versorgt werden konnten. Und

hier sind wir nunmehr wieder bei, wie oben erzählt, „dem

Mann mit dem Hammer“. Innerhalb von Minuten streikte mein

Körper und es war dringendst ein Parkplatz vonnöten! Nach

10-15 Minuten Erholung ging es mir wieder besser und ich

konnte problemlos weiterfahren. Offensichtlich funktionierte

bei meine Inneren Mechanik nicht alles ordnungsgemäß.

Nach dreitägigem Aufenthalt mit Untersuchungen in der

Innsbrucker Klinik wurde ich mit „Magengastritis“ nach Hause

entlassen. Nachdem sich die Beschwerden nicht verbesserten,

sondern im Gegenteil, ich fast unerträgliche Schmerzen

bekam, werde mit Blaulicht retour zur Klinik gefahren und die

Ursache entdeckt: NIERENINFARKT! Die Erklärung der

Ärzteschaft: Die Niere ist ein „Stressorgan“, üblicherweise

bekommt man einen Hirnschlag, ganz selten einen Nieren

Infarkt! Um eine ziemlich laaange Geschichte zu verkürzen:

Auch die zweite Niere war betroffen, das hatte den Vorteil,

dass ich diesmal den Ärzten gleich die richtige Diagnose

geben konnte! In der Folge werde auf eine Lebendspende

meiner Frau entschieden.

1997: Der berühmte Transplantations - Chirurg Professor

Raimund Margreiter sitzt in seinem Büro. Meine Frau Ingeborg

und ich abwartend gegenüber. Der Professor ziemlich laut

und robust, mit Fingerzeig zu mir: „Ich werde transplantieren!

Das mache ich nicht wegen dir, weil du bist krank!“ Sich umwendend

endend zu meiner Frau: „ Das mache ich wegen dir,

denn du bist gesund!“

Das Creatinin ist inzwischen auf über 12 gestiegen! 28.

November 1997: Ich werde in den OP geschoben, nicht aufgeregt,

aber doch in der Hoffnung, nach der Narkose irgendwann

wieder halbwegs gesund wach zu werden. In einer Art

Schuhschachtel, mit Alufolie umwickelt, befindet sich bereits

die Niere meiner Frau. Meine Gedanken sind bei meiner

Frau. Danach dämmere ich gemütlich dahin. Im Dezember

1997 werden meine eigenen nutzlosen Nieren entfernt.

Inzwischen leben wir bereits ohne Einschränkungen ein

Vierteljahrhundert mit je einer Niere!!! Auf Empfehlung meines

langjährigen Freundes Peter Gruber von „Gruberhof“ in Igls

bin ich mit meiner Ehefrau immer freundlich „ …denn sonst will

sie ihre Niere zurück!“

Nach der Transplantation wird auf der Nephro-Ambulanz

wöchentlich kontrolliert. Die Intervalle werden immer

länger, bis man, wenn alles gut geht, nur noch jedes Quartal

zu Besuch ist.

Ich habe das große Glück, dass schon über ein Jahrzehnt

sich immer derselbe Arzt um mich kümmert. Professor Dr.

Martin Tiefenthaler, Betriebsrat der Medizinärzte, kommt mich

vom Wartezimmer persönlich abholen, denn „Namentlich via

Lautsprecher aufgerufen zu werden ist mit dem Datenschutz

nicht vereinbar“. Durch diese langjährige Betreuung weiß der

Professor bereits vorher welche Medikamente ich nehme!

Es hat sich außerdem eine interessante kulinarische Beziehung

entwickelt: Wir schicken uns gegenseitig Fotos von zu

Hause gekochten Köstlichkeiten.


REPLIK

Nierenlebendspende –

ein Liebesgeschenk unter Partnern.

Die Nierenlebendspende ist eine Option, Patienten eine

Nierenersatztherapie durch Bauchfelldialyse oder Hämodialyse

zu ersparen. Idealerweise wird sie präventiv also vor

dem Beginn der notwendigen Dialyse durchgeführt, was auch

zu besseren Transplantatüberleben geführt hat. Der neben der

traditionellen Spende für die leiblichen Kinder hat den größten

emotionellen Wert die Spende unter Partnern, die von der

Gewebsverträglichkeit her nicht gematcht ist und auch naturgemäß

unverwandt erfolgt.

Dennoch zeigt sich an Transplantatüberleben hier kaum

ein Nachteil im Vergleich zu einer verwandten Spende und

diese Kombination auch innerhalb der Partner-Beziehungen

den größten Benefit, weil natürlich im Alltag der Partner sich

nicht einer chronischen Dialysebehandlung unterziehen muss.

Bei der Spende unter Geschwistern ist dieser täglich innige

Kontakt und Verlust an Lebensqualität meist nicht so wahrnehmbar,

weshalb auch der größte emotionelle Gewinn nach

meinem Dafürhalten in der Partner-Spende gegeben ist.

Die diesbezügliche Beurteilung von Spenden an leibliche

Kinder möchte ich nicht weiter beurteilen, da mir dazu die Erfahrung

fehlt. In den letzten Jahren hat sich noch die Spende

über die Blutgruppengrenzen innerhalb der Partnerschaft etabliert,

auch das eine sehr gut verträgliche Option, mit etwas

mehr Vorbereitung.

Zusammengefasst sollte wenn medizinisch nichts dagegen

spricht jedenfalls eine Lebendspende angestrebt werden.

Ao. Univ-Prof. Dr. Martin Tiefenthaler

Facharzt für Innere Medizin (Nephrologie)

Innsbruck, August 2022

245¯


¯DANACH

EIN NACHWORT

Alexander Weller

Ein nicht alltägliches Berufsleben ist mir vergönnt gewesen.

Meine Ehefrau Ingeborg, Familie, Freunde und Bekannte

haben mir vielfach geraten diese, meine Erlebnisse schriftlich

fest zu halten. Fakt ist, dass mir die Idee natürlich selber

auch eingefallen ist. BEREITS VIER MAL HABE ich mich an

diese Mammut-Aufgabe herangewagt. Viele Seiten habe ich

verfasst und jedes Mal habe ich kapituliert. Nicht an Erlebnisse

hat es gemangelt, sondern die Aufgabe war zu umfangreich,

wodurch der Elan zum weitermachen zunehmend geringer

wurde.

Im August 2021 hat mich mein Ex Hypo Bank Kollege und

ehemaliger „Innsbrucker Festival der Träume“ Organisator,

Herbert (Herr Bert) Waltl während einer unserer „Walking

Touren“, für ein geplanter „Weller Dokumentation“ interviewt.

Herr Bert war jedes Mal professionell mit Fotoapparatur und

Aufnahmegerät ausgerüstet. Über die von Herr Bert vorgegebenen

Themen erzählte ich über die verschiedenen Stationen

meines Lebens. An einem ruhigen Plätzchen im Wald machten

wir es uns bequem. Oder auf einem Friedhof, weil das so

eine ruhige und interessante Gegend ist. Mit einem Bierchen

in der Hand. Eh klar! Am Mühlauer Friedhof, in Begleitung

viele bekannten Künstler, ruhend in künstlerisch gestalteten

Gräber, entstand Herr Berts Idee „Kurzgeschichten“ über

Begegnungen mit Menschen zu beschreiben, zu Papier

zu bringen. Über die Menschen zu erzählen, Erlebnisse in

Erinnerung zu rufen und gleichzeitig ein „bisserl was“ über

mich zu berichten. „KURZ zu berichten“, fand ich eine gute

Idee. Rückblickend, sich mit jedem Einzelnen zu beschäftigen

war auch für mich eine spannende Angelegenheit. Auf meine

spontane Basisliste waren etwa sechzig potenzielle Personen

vermerkt und diese vergrößerten sich im Laufe der Zeit immer

mehr. Wesentlich mehr als die von mir geplanten 77 Personen.

Mehr als das doppelte sogar! Weshalb genau 77? Zum Ersten

braucht man ein Ziel und zum Zweiten wurde ich im Jahre

2022 sieben und siebzig Jährchen jung! Die Aufgaben für

dieses, unseres, kreatives Duo: Ich schreibe, Herr Bert macht

„Alles Andere“. Schließlich hatte Herr Bert diesbezüglich

bereits Erfahrung mit der Herausgabe von Büchern. August

2021, das Arbeits-Konzept gemeinsam fixiert und gestartet.

Das „Weller Archiv“ hat eine ungewöhnlich große Dimension.

¯246

Dokumenten, Briefwechsel, Postkarten, Fotos, viele Fotos.

Ich war selber überrascht so eine immense Sammlung an

unterlagen im Besitz zu haben. Von meiner Geburt bis heute,

ich habe alles aufbewahrt! Für Herr Bert eine unübersichtliche

und zeitraubenden Geschichte, alles zu fotografieren, zu ordnen

und zu archivieren. Nicht einfach wenn man nicht mal 1 %

der auf Fotos abgebildeten Personen kennt! Daher arbeiteten

wir mit einer Nummern-Liste. „Loek Versluis“ kennt Herr Bert

überhaupt nicht. Hat keine Ahnung wie er ausschaut. Daher

bekam Herr Loek Versluis eine Nummer. In diesem Fall Nummer

56. Beim Mail Verkehr oder Video-Besprechungen haben

wir uns über „Nummer 56“ verständigt. Fast alle ausgesuchten

Teilnehmer hatten vollstes Vertrauen, schickte spontan Ihr Lebens-Werdegang,

oder berichteten im Interview frei und offen

über ihr bisheriges Leben. Bei anderen wiederum war ein,

oder zwei Mal Urgieren notwendig. Ganz wenige haben aus

den verschiedenste Gründen abgesagt. Einzigartig der Vielbeschäftigte:

„Mache das mit meiner Sekretärin, Alexander“.

Lustig der ehemalige Gastronom, jetzt Hobby Künstler: „Kunst

hat nichts mit Gastronomie zu tun!“ Rückblickend war ich nach

dem Ausstieg aus der Gastronomie, egal wo ich gearbeitet

habe, Ideengeber. Berater. Immer versucht das Geschäft des

Anderen zu optimieren, deren Umsatz zu steigern. In Villach

eine innovative Aktion gesehen, konnte ich diese in Kufstein

empfehlen. In Efferding ein neues Sysem beobachtet, in Lienz

weitergegeben. Am Attersee ein „Happening“ mitorganisiert,

am Bodensee ebenfalls durchgeführt.

Es geht natürlich nicht nur um Aktionen. Die meisten

Gastronomen sind vom Tagesgeschäft zu beschäftigt für neue

Ideen, Veränderungen herbeizuführen und umzusetzen. Wir

Gastro AD`s waren ja die Vorreiter der jetzt hoch im Kurs und

Ansehen stehenden „Unternehmensberater“. Wir stellten unser

breites Netzwerk an benötigten Kontakten zur Verfügung.

Besonders bei Neueröffnungen. Ja, das waren spannende

und interessante Zeiten. Vom Anfang bis zum Ende. Würde

ich wieder mal jung sein, ich würde alles wieder genau so

machen. Ohne Ausnahme.

Halleluja!


247¯


hypotirol.com

¯248


PS: Am Ende hat Alexander

bei Malerarbeiten in der

Wohnung noch mehrere Kisten

mit "Material gefunden" ...

Waaahnsinn! 12.9.2022

249¯


åftang:*

* Auf gut Zillertalerisch. Passt immer.

¯250

zb_inserat_aftang_200x264,4_1.0.indd 1 12.08.22 12:35


:35

WIR BEDANKEN uns ausnahmslos bei allen, die mitgeholfen haben,

dieses Buch – zuerst zu planen, dann zu machen und letztlich fertigzustellen.

Vom Ausliefern und vom Lesen wollen wir noch gar nicht reden.

Danken denen die irgendwie vorkommen, wirklich allen, die diese vielen

Geschichten im Leben des Alexanders mitgeschrieben haben.

Ebenso ein dickes DANKESCHÖN allen, die etwas für die Gambrinus-

Freunde spenden wollen oder schon gespendet haben.

251¯


¯FINALE.

Tiroler Illusionsbanderolen

www.illusionsbanderolen.tirol

TIROLER ILLUSIONSBANDEROLEN – TREIBHAUS – 2022

EIN HERZ FÜR DEN

TIROLER FUSSBALL.

www.wsg-fussball.at

HERR BERT WALTL

Aus Lienz. Heute: Innsbruck,

Völs. Ehemaliger Kulturvermittler,

"Festival der Träume" – in

Innsbruck 1991-2016. Noch

länger - 1980 - 2020 in der

Hypo Tirol Kommunikation-

Werbung & Marketing.

Seit 2021 – Ständiger Flaneur.

herbert@w2c.at

www.lefl aneur.at

think

ll

times

asted

od times

N & The Animals, 1967

77 BESONDERE BEGEGNUNGEN

ATHANASIUS

WELLER´S

UND

Tingel-Tangel.

Besonderes

Sammelsurium seiner

Lebenserinnerungen

im Rückspiegel.

77 BESONDERE

MENSCHEN

BEGEGNUN

ALEXANDER

WELLER

HERR BERT

WALTL

EGNUNGEN.

www.alexanderweller.at

¯252


ATHANASIUS WELLER

NOCHEINMAL: Alle Texte

sind von ihm, ausser die gekennzeichneten.

Fotorecherche,

Telefon- und Mailrecherche

Immer wieder positive Signale

setzend hat er alle seine Kontakte

ausgegraben. Sprache

- charmantes Holländisch-

Deutsch - da sind wenige Korrekturen

möglich. Und sinnvoll

wärs auch nicht.

www.alexanderweller.at

EDITORISCHE ANMERKUNGEN

Alle Artikel der „Besonderen Begegnungen" sind

lose und frei abgedruckt, alle 77 wurden von

Alexander Weller verfasst. Die „neue“ Rechtschreibung,

sagen wIr es so, die Rechtschreibung

überhaupt, die gewohnten Satzstellungen wurden

außer Acht gelassen. Holländisch-Deutsch

als charmante Neuform, passend zum Alexander

und seinem bekannten „Sprech" eingeführt.

EINE WEITERE EDITORISCHE ANMERKUNG:

Wer einen Fehler sucht und einen oder mehrere findet, dem

sei gedankt. Getreu dem Motto: Wer suchet der findet. Als

kleines Geschenk darf die Finderin, der Finder das Gefundene

auch gerne behalten.

NACHDRUCK. ABDRUCK. EINDRUCK:

- gerne – bitte – mit Quellnachweis.

WAS UNS IMMER WICHTIG WAR UND IST:

Aus Gründen der Lesbarkeit wurde hier darauf verzichtet,

geschlechtsspezifische Formulierungen zu verwenden. Soweit

personenbezogene Bezeichnungen nur in männlicher Form

angeführt sind, beziehen sie sich auf Männer und Frauen in

gleicher Weise. Was der Alexander immer sagt.

AUGUST UND SEPTEMBER 2022.

Ein Jahr Vor- und Aufbereitung. Oder waren es zwei?

Ein für sich und uns EIGEN-ART-IGES Projekt.

Fotos: Privatarchiv der Besonderen Begegnungen. Fundus von

Alexander Weller, bei vielen Bilder war ein Bildnachweis nicht

zu finden.

Quellennachweis: Kopf und Archiv vom Alexander,

Repliken-Autoren gekennzeichnet,

Alle Rechte vorbehalten.

© 2022 Erschienen im Eigenverlag.

Alexander Weller und Herbert Waltl.

Mit Unterstützung durch mehr als die 77 besonderen Begegnungen.

Die mit Namen gekennzeichneten Artikel geben die

Meinung des jeweiligen Verfassers wieder.

EINE ORDNUNGSLOSE ZUSAMMENFASSUNG

von Begegnungen, Fotos, Sprüchen und Infoschnipseln – war

genau so geplant. Aufgeschrieben, gesehen, gehört, abgeschrieben,

aufbewahrt, versammelt, gemischt und zusammengetragen

vom Alexander. Wo es möglich war, mit Ursprungsund

Quellenangaben versehen. Allen Schreiberlingen sei an

dieser Stelle auch aufrichtigst gedankt. Und mehr.

DAS TEAM:

Kuratiert – Schrift- und Projektleiter,

Buchstabeningenieur und alt-biederer GestaltungHANDWER-

KER in einem: Herbert Waltl

Ursprungs- und Begegnungssammler: Athanasius Weller

Grafik-Supervisor: Haben wir uns aus Kostengründen erspart.

Und das Projekt zu einer, zu unserer Herzensangelegenheit

gemacht.

Inge, Marcus und Marlis haben noch tatkräftig mitgemacht.

FOTONACHWEIS:

Laut speziellen Auszeichnung direkt bei den Fotos,

sonst Alexander Weller, Herbert Waltl.

Oder eben aus dem Privatbesitz der jeweiligen „Besonderen

Begegnung".

Druck und Bindung: druck.at

ALLEN 1000DANK.

253¯


Dieses Buch wäre nie ohne Ideengeber und Initiator Herbert

(Herr Bert) Waltl entstanden.

Daher gilt mein besonderer DANK der

A dministrator

L ektor

L isten Führer

E innerer

S chreiber

K orrigierer

Ö sterreicher

N achfrager

N eusprächler(Neuwörter Erfinder)

E ingliederer

R eralisator

meint der Autor der 77-Begegnungen

Alexander Weller

¯254


HINTER DEM

JETZT STEHT

IMMER EINE

VERGANGENHEIT

UND DAVOR

LIEGT EINE

ZUKUNFT.

Der Text stammt aus dem Programmheft 100 Jahre Hypo Tirol Bank. Und paßt perfekt zu diesem Buch.

255¯


When I think

of all the good times

that I've wasted

having good times

Stolen from ERIC BURDON & The Animals, 1967

¯256

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