Wiener Wirtschaft Nr. 03/24
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
26 #ZUKUNFT<br />
KEIN QUANTENSPRUNG<br />
bis zur Marktreife<br />
Quantentechnologie hat großes Potenzial, doch birgt sie<br />
auch viele Risiken in sich, so die Wissenschaft. Es gilt, jetzt<br />
auf den Zug aufzuspringen und sich darauf vorzubereiten.<br />
VON PIA MOIK<br />
© James Thew | stock.adobe.com<br />
Grundsätzlich beschäftigt sich<br />
Quantenphysik mit den kleinsten<br />
Teilchen, etwa dem Aufbau<br />
und der Energiestruktur von<br />
Atomen. Wenn wir die Dinge<br />
von Grund auf verstehen<br />
wollen, muss man hier anfangen”, beschreibt<br />
die Physikerin Mira Maiwöger, Lektorin an der<br />
FH Technikum Wien. Das Wissen darum findet<br />
sich bereits jetzt in vielen Alltagsgegenständen,<br />
sei es in der Halbleiter-Technologie etwa von<br />
Computerchips oder der elektromagnetischen<br />
Strahlung beim Einsatz jedes Lasers. Entdeckungen,<br />
die bereits Jahrzehnte zurückliegen und die<br />
Basis bilden für die nächsten, womöglich weit<br />
spektakuläreren Entwicklungen. Was hier wie<br />
Zukunftsmusik klingt, klopft bereits an unsere<br />
Haustüre. Darunter wichtige Technologien wie<br />
Quantencomputer (siehe Kasten) oder Quantenkryptographie,<br />
wo es um Datenverschlüsselung<br />
geht. „Diese Technologien kommen gerade von<br />
der Grundlagenforschung in die Marktreife”,<br />
schildert Maiwöger den Status quo. Bisherige<br />
Modelle der Quantencomputer sind noch nicht<br />
leistungsfähig genug, unter anderem wegen ihrer<br />
Störungsanfälligkeit. Doch es gibt schon erste<br />
Modelle, mit denen man einfache Aufgaben<br />
lösen kann. Wann werden wir hier den Durchbruch<br />
erleben? „Wir gehen davon aus, dass es in<br />
zirka zehn Jahren so weit sein wird”, sagt dazu<br />
Maiwöger.<br />
Große Chancen und Risiken<br />
Forschung und <strong>Wirtschaft</strong> sehen das Potenzial<br />
von Quantencomputern dort, wo hochkomplexe<br />
Rechenleistungen gefragt sind, die die Möglichkeiten<br />
unserer bisherigen Computer mehr<br />
als übersteigen. Es sind Hochleistungsgeräte, die<br />
ausgezeichnet darin sind, in Sekundenschnelle<br />
komplexe mathematische Aufgaben zu lösen.<br />
Für den Standard-Gebrauch zuhause sind sie damit<br />
nicht gedacht. Anwendungsbeispiele findet<br />
man jedoch in der Pharmazie, die sich unter<br />
anderem individuelle, auf Personen zugeschnittene<br />
Arzneimittel erhofft. Weiterer großer Sektor<br />
ist das Bankenwesen. Hier verspricht man<br />
sich eine zuverlässigere Möglichkeit zur Kalkulation<br />
von Risiken hinsichtlich von Finanzdienstleistungen.<br />
Doch wie bei vielen Technologien liegen hinter<br />
den großen Chancen auch große Risiken verborgen.<br />
Dazu Unternehmer und Wissenschaftler<br />
Rupert Ursin: „Es ist ein gigantisches Problem,<br />
das hier auf uns zurollt.” Er selbst hängte seinen<br />
Job als Forscher an der Akademie der Wissenschaften<br />
an den Nagel und gründete 2020 sein<br />
Unternehmen, sagt der Gründer und CEO von<br />
Quantum Technology Laboratories mit Sitz in<br />
Wien, das sich genau diesem Problem widmet.<br />
Profi-Hacker<br />
Denn Quantencomputer lassen sich damit mühelos<br />
auch für das Hacken von Daten verwenden.<br />
Schließlich werden auch diese in Form<br />
von mathematischen Codes auf Servern abgespeichert<br />
beziehungsweise auch so übertragen,