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FORUM<br />
SO REDN<br />
MIR PA INS<br />
Quelle: Quelle: Cäcilia xx Wegscheider<br />
Minderwertiger Wein?<br />
Leps!<br />
FLURNAMEN<br />
Iber die Gleis – Montaner Flurnamen<br />
Cäcilia Wegscheider<br />
Aus gegebenem Anlass – am 7. <strong>Jänner</strong><br />
hat die Tiroler Maschggra begonnen und<br />
kaum einen Monat später geht das Spektakel<br />
über die Bühne. Kalte Zeiten, da tut<br />
ein Schlückchen Hochprozentiges oder<br />
wenigstens Alkoholisches gut. Im Egetmann-Protokoll<br />
heißt es dann auch sinngemäß:<br />
Der oane hòt a Leitn, der åndre a<br />
Stuck, und kriegn mir koan Guatn,nochr<br />
bittn mr um an Druck! Mit Guatn ist hier,<br />
soweit kommen wir, ein guter Wein gemeint,<br />
doch mit Druck werden wir heute,<br />
abgesehen vom schönen Reim, nicht viel<br />
anfangen können. Drukwain meint das<br />
einschlägige Wörterbuch hierzu, ist der<br />
„aus den Trestern gepreßte Nachwein“.<br />
Ein minderwertiges Erzeugnis, ähnlich<br />
eines Leps, dieser im Unterschied dazu<br />
aber „durch Wasseraufgießen gewonnene<br />
Trunk“. <strong>Die</strong> Etymologie zu Leps ist<br />
nicht so eindeutig, vielleicht zur indogermanischen<br />
Wortwurzel, leip ‘lassen’.<br />
Wir haben ein Verb, leppern, das ‘hastig,<br />
schlürfend trinken’, mittelhochdeutsches<br />
„lappen“ soll Pate stehen, die Wortfamilie<br />
geht von standarddeutschen Lappen<br />
bis schlaff. Nun ist es einmal so, dass ein<br />
Terminus, sollte er in seiner ursprünglichen<br />
Form nicht mehr in Verwendung<br />
sein – oder welcher Bauer erzeugt heute<br />
noch einen richtigen Leps? – eine andere<br />
Bedeutung annimmt. Naheliegend beim<br />
Leps, nicht besonders gut war er ja schon<br />
vorher, dass er sich mittlerweile als Bezeichnung<br />
für einen minderwertigen,<br />
auch dünnen Wein eingebürgert hat.<br />
Den Druckwein haben wir als Begriff aber<br />
leider verloren. Trotzdem eine schöne<br />
Maschggra!<br />
Montan, die Unterlandler Gemeinde<br />
mit den Fraktionen Pinzon, Glen, Kalditsch,<br />
Gschnon und Kaltenbrunn, dehnt sich auf<br />
einer breiten Mittelgebirgsterrasse Richtung<br />
Fleimstal und Truden und gegen<br />
Neumarkt hin aus. Hier trifft romanisches<br />
– Strint, Lagastal, Falsion, Gorfn oder<br />
Tschalfoa auf deutsches Flurnamengut.<br />
ZWISCHEN STUCK,<br />
LEIT UND TOALER<br />
<strong>Die</strong> heutigen Großfluren nannte man<br />
früher Rigl: Lehen – erstbelegt 1288 als<br />
„feudum“, Gebach, Gehof, Kosten, Lehen,<br />
Runggò oder Peint. <strong>Die</strong> Basiswörter, um<br />
ein Weingut zu bezeichnen, bleiben das<br />
Stuck oder die hanglastige Leit. Auf die<br />
frühere Bebauung hinweisend werden heutige<br />
Obstwiesen Åcker oder Wies genannt.<br />
Italienische Einsprengsel – Traminer<br />
Vècio, Tonda, Riviera, Peschietto – finden<br />
sich in Glen. Wenn Familienübernamen<br />
Anschol oder Fidensi heißen, dann kann nur<br />
ein Angelo oder Fidenzio dahinterstecken.<br />
Über Glen und das hochgelegene Gschnon<br />
erstreckt sich der gemeindeeigene Hittwåld<br />
mit seinen ehemaligen Holzdriften, den<br />
Risen. Über Montan und Kalditsch hingegen<br />
wurde der Wald in Toaler ausgewiesen.<br />
GEHEIMNISVOLLES<br />
CASTELFEDER<br />
Auf Castelfeder, dem gemeindeeigenen<br />
Weidegebiet, deshalb auch Gmoan, tobt<br />
sich schließlich das Sagenhafte aus. Zwischen<br />
Schalensteinen und den verwitterten<br />
Resten der ursprünglichen Besiedlung und<br />
Wahrzeichen des Hügels, den Kuchelen,<br />
findet man Flurnamen wie die Goldana<br />
Stiag oder den Fraunsea. Sage findet Geschichte.<br />
VON DER SCHIEZE ZUM KLAUS<br />
Im Allgemeinen hadern die Unterlandler<br />
mit ihren Höfenamen. Tatsache ist, die<br />
Hofbezeichnungen sind „besitzernamenlastig“.<br />
Je nachdem, ob da eben ein Jakob –<br />
Jacum oder ein Heinrich – Heindl, ein Roth<br />
oder ein Leys auf dem Hof gesessen ist.<br />
Dort, wo sich die Höfe eher in Einzellage<br />
befinden, wie in Kalditsch oder Oberglen<br />
ist es ein bisschen anders. In Kalditsch<br />
hat der einstige Wohnstättenname an der<br />
Schieze, erstbelegt im Meinhardinischen<br />
Urbar 1288 als Schießner eine beeindruckende<br />
Kontinuität bis zum heutigen Tag<br />
erlebt. So wie auch der Klausenhof in Glen<br />
von einem bereits im 15. Jahrhundert belegten<br />
Nikolaus.<br />
Iber die Gleis? <strong>Die</strong> Bahntrasse der ehemaligen<br />
Fleimstalbahn zieht sich durch das<br />
Gemeindegebiet, von Auer kommend über<br />
Castelfeder nach Montan, über Glen und<br />
Kalditsch ins Fleimstal. Heute ist die Trasse<br />
ein beliebter Wanderweg – wer hat von der<br />
ikonischen Glener Prugg noch nicht das<br />
Unterland überblickt – und seit einigen<br />
Jahren auch Radweg. Immer noch, obwohl<br />
die Bahngeleise längst verschwunden sind,<br />
geht man in Montan iber die Gleis.<br />
Nachlesen? Ja bitte. Zum Beispiel im<br />
Beitrag von Cristian Kollmann über<br />
die Montaner Flurnamen im Dorfbuch<br />
Montan.<br />
46 // JÄNNER/FEBRUAR <strong>2024</strong>