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Die Weinstraße - Jänner-Februar 2024

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FORUM<br />

SO REDN<br />

MIR PA INS<br />

Quelle: Quelle: Cäcilia xx Wegscheider<br />

Minderwertiger Wein?<br />

Leps!<br />

FLURNAMEN<br />

Iber die Gleis – Montaner Flurnamen<br />

Cäcilia Wegscheider<br />

Aus gegebenem Anlass – am 7. <strong>Jänner</strong><br />

hat die Tiroler Maschggra begonnen und<br />

kaum einen Monat später geht das Spektakel<br />

über die Bühne. Kalte Zeiten, da tut<br />

ein Schlückchen Hochprozentiges oder<br />

wenigstens Alkoholisches gut. Im Egetmann-Protokoll<br />

heißt es dann auch sinngemäß:<br />

Der oane hòt a Leitn, der åndre a<br />

Stuck, und kriegn mir koan Guatn,nochr<br />

bittn mr um an Druck! Mit Guatn ist hier,<br />

soweit kommen wir, ein guter Wein gemeint,<br />

doch mit Druck werden wir heute,<br />

abgesehen vom schönen Reim, nicht viel<br />

anfangen können. Drukwain meint das<br />

einschlägige Wörterbuch hierzu, ist der<br />

„aus den Trestern gepreßte Nachwein“.<br />

Ein minderwertiges Erzeugnis, ähnlich<br />

eines Leps, dieser im Unterschied dazu<br />

aber „durch Wasseraufgießen gewonnene<br />

Trunk“. <strong>Die</strong> Etymologie zu Leps ist<br />

nicht so eindeutig, vielleicht zur indogermanischen<br />

Wortwurzel, leip ‘lassen’.<br />

Wir haben ein Verb, leppern, das ‘hastig,<br />

schlürfend trinken’, mittelhochdeutsches<br />

„lappen“ soll Pate stehen, die Wortfamilie<br />

geht von standarddeutschen Lappen<br />

bis schlaff. Nun ist es einmal so, dass ein<br />

Terminus, sollte er in seiner ursprünglichen<br />

Form nicht mehr in Verwendung<br />

sein – oder welcher Bauer erzeugt heute<br />

noch einen richtigen Leps? – eine andere<br />

Bedeutung annimmt. Naheliegend beim<br />

Leps, nicht besonders gut war er ja schon<br />

vorher, dass er sich mittlerweile als Bezeichnung<br />

für einen minderwertigen,<br />

auch dünnen Wein eingebürgert hat.<br />

Den Druckwein haben wir als Begriff aber<br />

leider verloren. Trotzdem eine schöne<br />

Maschggra!<br />

Montan, die Unterlandler Gemeinde<br />

mit den Fraktionen Pinzon, Glen, Kalditsch,<br />

Gschnon und Kaltenbrunn, dehnt sich auf<br />

einer breiten Mittelgebirgsterrasse Richtung<br />

Fleimstal und Truden und gegen<br />

Neumarkt hin aus. Hier trifft romanisches<br />

– Strint, Lagastal, Falsion, Gorfn oder<br />

Tschalfoa auf deutsches Flurnamengut.<br />

ZWISCHEN STUCK,<br />

LEIT UND TOALER<br />

<strong>Die</strong> heutigen Großfluren nannte man<br />

früher Rigl: Lehen – erstbelegt 1288 als<br />

„feudum“, Gebach, Gehof, Kosten, Lehen,<br />

Runggò oder Peint. <strong>Die</strong> Basiswörter, um<br />

ein Weingut zu bezeichnen, bleiben das<br />

Stuck oder die hanglastige Leit. Auf die<br />

frühere Bebauung hinweisend werden heutige<br />

Obstwiesen Åcker oder Wies genannt.<br />

Italienische Einsprengsel – Traminer<br />

Vècio, Tonda, Riviera, Peschietto – finden<br />

sich in Glen. Wenn Familienübernamen<br />

Anschol oder Fidensi heißen, dann kann nur<br />

ein Angelo oder Fidenzio dahinterstecken.<br />

Über Glen und das hochgelegene Gschnon<br />

erstreckt sich der gemeindeeigene Hittwåld<br />

mit seinen ehemaligen Holzdriften, den<br />

Risen. Über Montan und Kalditsch hingegen<br />

wurde der Wald in Toaler ausgewiesen.<br />

GEHEIMNISVOLLES<br />

CASTELFEDER<br />

Auf Castelfeder, dem gemeindeeigenen<br />

Weidegebiet, deshalb auch Gmoan, tobt<br />

sich schließlich das Sagenhafte aus. Zwischen<br />

Schalensteinen und den verwitterten<br />

Resten der ursprünglichen Besiedlung und<br />

Wahrzeichen des Hügels, den Kuchelen,<br />

findet man Flurnamen wie die Goldana<br />

Stiag oder den Fraunsea. Sage findet Geschichte.<br />

VON DER SCHIEZE ZUM KLAUS<br />

Im Allgemeinen hadern die Unterlandler<br />

mit ihren Höfenamen. Tatsache ist, die<br />

Hofbezeichnungen sind „besitzernamenlastig“.<br />

Je nachdem, ob da eben ein Jakob –<br />

Jacum oder ein Heinrich – Heindl, ein Roth<br />

oder ein Leys auf dem Hof gesessen ist.<br />

Dort, wo sich die Höfe eher in Einzellage<br />

befinden, wie in Kalditsch oder Oberglen<br />

ist es ein bisschen anders. In Kalditsch<br />

hat der einstige Wohnstättenname an der<br />

Schieze, erstbelegt im Meinhardinischen<br />

Urbar 1288 als Schießner eine beeindruckende<br />

Kontinuität bis zum heutigen Tag<br />

erlebt. So wie auch der Klausenhof in Glen<br />

von einem bereits im 15. Jahrhundert belegten<br />

Nikolaus.<br />

Iber die Gleis? <strong>Die</strong> Bahntrasse der ehemaligen<br />

Fleimstalbahn zieht sich durch das<br />

Gemeindegebiet, von Auer kommend über<br />

Castelfeder nach Montan, über Glen und<br />

Kalditsch ins Fleimstal. Heute ist die Trasse<br />

ein beliebter Wanderweg – wer hat von der<br />

ikonischen Glener Prugg noch nicht das<br />

Unterland überblickt – und seit einigen<br />

Jahren auch Radweg. Immer noch, obwohl<br />

die Bahngeleise längst verschwunden sind,<br />

geht man in Montan iber die Gleis.<br />

Nachlesen? Ja bitte. Zum Beispiel im<br />

Beitrag von Cristian Kollmann über<br />

die Montaner Flurnamen im Dorfbuch<br />

Montan.<br />

46 // JÄNNER/FEBRUAR <strong>2024</strong>

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