RegionalSport - 15.02.2024
Das Sportmagazin im Norden
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Eintracht Braunschweig<br />
Interview mit Benjamin Kessel (36) – Eintracht Braunschweigs Geschäftsführer Sport über das Duell am Millerntor<br />
„Wir sind auf einem guten Weg”<br />
Herr Kessel, inwiefern war<br />
das 2:0 gegen den KSC auch<br />
für die Psyche wichtig?<br />
Benjamin Kessel: Es ist eine<br />
schöne Momentaufnahme.<br />
Nach der unglücklichen Niederlage<br />
auf Schalke war es<br />
wichtig, direkt wieder in die<br />
Spur zu kommen. Wir haben<br />
zwar nicht unser bestes Spiel<br />
im Ballbesitz gemacht, aber<br />
hinten alles leidenschaftlich<br />
wegverteidigt.<br />
Sie haben unlängst betont,<br />
dass es zwischen Cheftrainer<br />
Daniel Scherning und der Eintracht<br />
sehr gut passt. In welchen<br />
Bereichen besteht denn<br />
Deckungsgleichheit?<br />
Benjamin Kessel: Daniel<br />
Scherning passt mit seinen<br />
fachlichen Fähigkeiten und seiner<br />
emotionalen Art sehr gut<br />
zur Eintracht – aber auch seine<br />
externe sowie interne Kommunikation<br />
gefällt uns. Die Ergebnisse,<br />
die er zuletzt erzielt hat,<br />
sprechen ja auch eine ganz klare<br />
Sprache.<br />
Nicht wenige im Umfeld des<br />
Vereins sprechen davon, dass<br />
sich die eher destruktive<br />
Spielweise durch den Trainerwechsel<br />
geändert hat. Stimmen<br />
Sie dem zu?<br />
Benjamin Kessel: Unser Spielstil<br />
gegen den Ball ist ähnlich<br />
kompakt. Daniel Scherning<br />
spielt aktuell mit einer<br />
Dreier/Fünferkette - Jens Härtel<br />
hatte hingegen zuvor ja auch<br />
immer mal wieder auf eine Viererkette<br />
gewechselt. Insgesamt<br />
kriegen wir jetzt deutlich weniger<br />
Gegentore. Im Ballbesitz<br />
spielen wir auch mutiger. Natürlich<br />
leben wir nach wie vor<br />
von Umschaltmomenten – aber<br />
auch in der Ballbesitzstruktur<br />
haben wir deutliche Schritte<br />
nach vorne gemacht.<br />
Hätten Sie bei der Verpflichtung<br />
von Ermin Bicakcic gedacht,<br />
dass er sofort die Rolle<br />
des Abwehrchefs einnimmt?<br />
Benjamin Kessel: Ja, sonst hätten<br />
wir ihn nicht geholt. Er ist<br />
bei uns als Wortführer gefragt.<br />
Durch ihn haben auch seine<br />
beiden Nebenleute Hasan Kurucay<br />
und Robert Ivanov einen<br />
Leistungssprung gemacht.<br />
Wie schwer wiegt am Sonntag<br />
der gelbgesperrte Ausfall von<br />
Robin Krauße?<br />
Benjamin Kessel: Klar, er ist<br />
unser Vize-Kapitän und gemeinsam<br />
mit Ermin ist Robin<br />
einer der Wortführer auf dem<br />
Platz. Wir haben aber mit<br />
Niklas Tauer, Hampus Finndell<br />
oder auch Jannis Nikolaou gute<br />
Alternativen.<br />
Was hat denn der 1. FC Magdeburg<br />
gegen St. Pauli gut gemacht,<br />
was Ihrer Elf als Blaupause<br />
dienen könnte?<br />
Benjamin Kessel: Erstmal: St.<br />
Pauli ist eine absolute Spitzenmannschaft.<br />
Sie sind das spielstärkste<br />
Team der Liga und haben<br />
klare Abläufe. Für den neutralen<br />
Zuschauer ist dieser<br />
gepflegte Spielstil schön anzuschauen.<br />
Magdeburg hat hinten<br />
gut gestanden und vorne situativ<br />
gepresst, so ist ja auch das<br />
entscheidende Tor gefallen. Wir<br />
haben aber unseren Spielstil<br />
und sind selbstbewusst genug<br />
zu sagen: Wir wollen auch am<br />
Millerntor unseren Spielstil<br />
durchdrücken.<br />
Worauf wird es denn ankommen?<br />
Benjamin Kessel: Wir müssen<br />
defensiv gut stehen, dürfen aber<br />
auch den Ball nicht zu schnell<br />
herschenken. Wir benötigen also<br />
im Ballbesitz unsere Phasen,<br />
um Entlastung zu bekommen.<br />
„Gemeinsam mit Marcel<br />
Hartel bildet Jackson Irvine<br />
das Herzstück<br />
des FC St. Pauli“<br />
Bei St. Pauli könnte Jackson<br />
Irvine in die Startelf zurückkehren.<br />
Welche Bedeutung hat<br />
der Kapitän für die Gastgeber?<br />
Benjamin Kessel: Gemeinsam<br />
mit Marcel Hartel bildet Jackson<br />
Irvine das Herzstück des FC<br />
St. Pauli. Ob er wirklich in der<br />
Startelf steht oder doch ein anderer<br />
Spieler, erfahren wir jedoch<br />
erst am Sonntag rund eine<br />
Stunde vor Anpfiff.<br />
Inwiefern spielt der letzte 2:1-<br />
Auswärtssieg am Millerntor<br />
im April noch eine Rolle in der<br />
Vorbereitung?<br />
Benjamin Kessel: Überhaupt<br />
keine Rolle. Wir haben einen<br />
neuen Trainer und einen anderen<br />
Ansatz. Allerdings würden<br />
wir das Ergebnis sofort wieder<br />
unterschreiben (lacht).<br />
Sie sind vor einigen<br />
Monaten als Nachfolger<br />
von Peter Vollmann<br />
aufgestiegen<br />
und verantwortlich<br />
für den sportlichen<br />
Bereich. An welchen<br />
Stellschrauben haben<br />
Sie zuerst gedreht?<br />
Benjamin Kessel: Ich<br />
war ja zuvor schon als<br />
Sportdirektor tätig und<br />
von daher ging es nicht<br />
von null auf hundert<br />
los. Nach der Freistellung<br />
mussten wir zunächst<br />
einen neuen<br />
Cheftrainer suchen.<br />
Mit Daniel Scherning<br />
haben wir aus unserer<br />
Sicht den richtigen<br />
Mann gefunden. Dazu<br />
war es wichtig, uns in der Abwehr<br />
mit einem erfahrenen<br />
Mann wie mit Bicakcic zu verstärken.<br />
Darüberhinaus bedurfte<br />
es vieler Gespräche intern,<br />
aber auch die Presseanfragen<br />
sind deutlich gestiegen.<br />
Täuscht der Eindruck, oder<br />
versucht die Eintracht immer<br />
mehr verdienstvolle Ex-Profis<br />
an den Verein zu binden?<br />
Benjamin Kessel: Es geht um<br />
qualitativ gute Mitarbeiter.<br />
Darüberhinaus bringen Ex-<br />
Spieler wie Dennis Kruppke,<br />
der eng an meiner Seite arbeitet,<br />
eine hohe Identifikation<br />
mit. Auch im NLZ arbeiten einige<br />
ehemalige Profis – aber<br />
nochmals: Es geht in erster<br />
Vorschau: So., 18.02.2024 - 13:30 Uhr<br />
Linie darum, dass sie für die jeweiligen<br />
Posten fachlich geeignet<br />
sind.<br />
Kurz und knapp: Welche Bedeutung<br />
hätte ein weiteres<br />
Zweitligajahr für Eintracht<br />
Braunschweig?<br />
Benjamin Kessel: Diesem Ziel<br />
ordnen wir alles unter und dafür<br />
arbeiten wir täglich. Aber<br />
auch in der 3. Liga würde es für<br />
uns weitergehen, wir wollen<br />
dieses Szenario dennoch abwenden.<br />
Die Eintracht ist auf einem<br />
guten Weg und das wollen<br />
wir am Sonntag beim FC St.<br />
Pauli ein weiteres Mal unter Beweis<br />
stellen. (Frank Sorgatz)<br />
FC St. Pauli - Eintr. Braunschweig<br />
So könnten sie spielen:<br />
Erfolgreich: Benjamin Kessel hat als Braunschweigs<br />
Geschäftsführer Sport zuletzt wichtige Entscheidungen<br />
treffen müssen.<br />
Foto: Eintracht Braunschweig<br />
St. Pauli: Vasilj - Wahl, Smith, Mets - Saliakas, Irvine, Hartel, Treu -<br />
Afolayan, Eggestein, Saad<br />
Braunschweig: Hoffmann - Ivanov, Bicakcic, Kurucay - Rittmüller,<br />
Nikolaou, Donkor - Kaufmann, Helgason - Gomez, Philippe<br />
Tipp: 1:0<br />
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