recycling aktiv 01/24
Die Fachzeitschrift für Recycling-Industrien recycling aktiv berichtet praxisnah über aktuelle Programme und Entwicklungen aus dem Maschinen- und Anlagenbereich - von Metallen, Kunststoffen, Papier, Baustoffen über andere Recycling-Bereiche.
Die Fachzeitschrift für Recycling-Industrien recycling aktiv berichtet praxisnah über aktuelle Programme und Entwicklungen aus dem Maschinen- und Anlagenbereich - von Metallen, Kunststoffen, Papier, Baustoffen über andere Recycling-Bereiche.
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Materialumschlag & Transport<br />
<strong>recycling</strong> <strong>aktiv</strong> REIFEN-SPECIAL<br />
Reifen<strong>recycling</strong><br />
Positive Ökobilanz<br />
der Runderneuerung<br />
Die Allianz Zukunft Reifen (AZuR)<br />
hat Anfang Dezember 2023 den Europäischen<br />
Transportpreis für Nachhaltigkeit<br />
20<strong>24</strong> in der Kategorie Reifen<br />
und Reifen-Peripherie erhalten.<br />
Ausgezeichnet wurde die AZuR-Studie<br />
zur positiven Ökobilanz der<br />
Runderneuerung. Nach der vom<br />
Fraunhofer-Institut UMSICHT durchgeführten<br />
Studie, die von der DBU<br />
gefördert wurde, spart die Runderneuerung<br />
im Vergleich zur Neureifenherstellung<br />
ca. zwei Drittel der<br />
Rohstoffe, über 60 Prozent CO 2<br />
-<br />
Emissionen und 50 Prozent Energie.<br />
Runderneuerte Markenreifen für Lkw<br />
und Nutzfahrzeuge bieten bei klaren<br />
ökologischen Vorteilen dieselbe<br />
Qualität, Sicherheit und Laufleistung<br />
wie vergleichbare Neureifen. In der<br />
CO 2<br />
-Bilanz schneiden runderneuerte<br />
Reifen in der Fertigung deutlich besser<br />
ab als qualitativ vergleichbare hochwertige<br />
Neureifen. Ein runderneuerter<br />
Lkw-Reifen verursacht im Durchschnitt<br />
rund 135 kg weniger CO 2<br />
-Emissionen<br />
als ein Lkw-Neureifen. 2021 konnten<br />
durch Runderneuerte in Deutschland<br />
rund 114.000 Tonnen CO 2<br />
-Emissionen<br />
eingespart werden. Der ökologische<br />
Vorsprung der Runderneuerung steigt<br />
durch die Betrachtung der im Fertigungsprozess<br />
gesparten Energie (rund<br />
50 Prozent Strom/Gas) in Relation zur<br />
Neureifenherstellung. 2021 konnten<br />
mit der Runderneuerung in Deutschland<br />
über 14,1 Millionen kWh Strom<br />
und rund 46,9 Millionen kWh Gas gespart<br />
werden. Außerdem vermeidet<br />
die Runderneuerung jährlich Hunderttausende<br />
Tonnen Abfälle und schont<br />
natürliche Ressourcen. Runderneuerte<br />
Lkw-Reifen sind zudem in der Anschaffung<br />
um bis zu 30 Prozent günstiger.<br />
Verbindliche Grundlage für das<br />
Altreifen<strong>recycling</strong> gefordert<br />
Nach der von der DBU<br />
geförderten AZuR-<br />
Ökobilanz verursacht<br />
die Runderneuerung<br />
rund 63 Prozent weniger<br />
CO 2<br />
-Emissionen als die<br />
Neureifenherstellung.<br />
Foto: Reifen Hinghaus.<br />
Im Gegensatz zu dieser positiven Meldung<br />
sieht der bvse-Fachverband Recycling<br />
von Reifen und Gummi gerade<br />
beim Altreifen<strong>recycling</strong> große Probleme.<br />
So stellen die Fachbetriebe fest,<br />
dass immer weniger Reifen, die sich für<br />
eine Weiterverwendung oder Runderneuerung<br />
eignen würden, in den Sammelfraktionen<br />
ankommen. Deshalb<br />
müsse sichergestellt werden, so der<br />
Fachverband, dass Reifen ordnungsgemäß<br />
gesammelt und sortiert werden.<br />
Es müsse diskutiert werden, wie<br />
eine verbindliche Grundlage geschaffen<br />
werden könne. Das könnte beispielsweise<br />
eine gesetzliche Verordnung<br />
oder auch eine freiwillige Selbstverpflichtung<br />
sein.<br />
Auch nehme die Qualität der Reifen,<br />
die sich fürs Recycling eignen, immer<br />
mehr ab. So werden speziell Neureifen<br />
aus China zunehmend in Deutschland<br />
verkauft, obwohl sie umweltgefährdende<br />
Bestandteile beinhalten, die ein<br />
Recycling nach der Gebrauchsphase<br />
ausschließen. Aber auch die deutschen<br />
und europäischen Reifenhersteller<br />
haben keine weiße Weste, so<br />
der Fachverband. Die Reifenindustrie<br />
verwendet nach wie vor hochbelastete<br />
Ruße für die Herstellung von Reifen<br />
und gefährdet so massiv das Altreifen<strong>recycling</strong>.<br />
Das Problem: Die Ruße sind<br />
mit giftigen Polyzyklischen Aromatischen<br />
Kohlenwasserstoffen, kurz<br />
PAK, so sehr belastet, dass die vorgegebenen<br />
Grenzwerte in Recyclingprodukten<br />
immer wieder überschritten<br />
werden. Auf dem Markt gäbe es durchaus<br />
PAK-freie Ruße, die aber teurer als<br />
die „guten“ Ruße sind.<br />
Ein weiteres Problem: Immer mehr<br />
lasse die Qualität der Altreifen-Sammlung<br />
zu wünschen übrig. Durch den<br />
Eintrag von Verschmutzungen, wie<br />
beispielsweise Verpackungsabfälle<br />
aus Aluminium oder Kunststoffen in<br />
den Sammelcontainern, werde das<br />
Recycling der Altreifen mitunter erheblich<br />
beeinträchtigt, sogar bis hin zu<br />
Anlagenausfällen. Aber nicht nur die<br />
Input-Seite sorgt für Sorgenfalten,<br />
sondern auch die Vermarktung. Runderneuerte<br />
Reifen seien beispielsweise<br />
einem immer stärkeren Konkurrenzdruck<br />
durch billige Neuware aus dem<br />
asiatischen Raum ausgesetzt und werden<br />
von den Reifenhändlern deshalb<br />
immer öfter ausgelistet. Ein weiteres<br />
Thema: Aus Altreifen gewonnene<br />
Gummirecyclate werden kaum in Asphalt<br />
eingesetzt, obwohl die Vorteile<br />
wie Langlebigkeit, Nachhaltigkeit,<br />
bessere Haftung und damit geringerer<br />
Bremsweg und natürlich eine deutlich<br />
geringere Lärmentwicklung doch auf<br />
der Hand liegen sollten.<br />
www.azur-netzwerk.de<br />
www.runderneuert.de<br />
www.bvse.de<br />
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