M8 Wirtschaft & Politik Nihat Anac Geschäftsführer „Ich habe zum Glück schon lange keine negativen Erfahrungen mehr erlebt. Aber durchaus gab es diese in der Vergangenheit! Ich erinnere mich gut an Situationen, in denen ich gemerkt habe, dass ich wegen meiner Herkunft schlechter behandelt wurde. Abends beim weggehen zum Beispiel, wenn ich mit meinen Jungs unterwegs war und wir in eine Disco wollten. Wir waren alle zum ersten Mal dort und meine „deutschen Freunde“ kamen alle ohne Probleme rein. Bei mir hieß es dann sehr oft „heute nur für Stammgäste“. Oder wenn ich neue Leute kennen lerne und mir kurz gesagt „DU SPRICHST ABER GUT DEUTSCH“ IST KEIN KOMPLIMENT, WENN MAN HIER GEBOREN IST! wird, wie toll ich deutsch spreche und wie gut ich mich in dieses Land integriert habe und mir zum Ausdruck gebracht wird, es sollten doch alle so sein wie ich. <strong>Das</strong> ist für mich natürlich eher diskriminierend als ein Kompliment, da ich in Deutschland geboren bin! Bei meinen Flügen in die USA war ich oft der „Auserwählte“ für eine Spezialkontrolle - nicht meine deutschen, mitreisenden Freunde. Einmal wurde ich sogar am Münchner Flughafen separiert und musste in einem eingegrenzten Bereich warten, den man auch nicht verlassen durfte. Es wäre wohl eine Zufallsauswahl per Computer gewesen, sagte man mir. Allerdings war es auffallend, dass zusammen mit mir nur weitere ausländische Personen in diesem Bereich saßen. Natürlich beunruhigt mich daher auch die aktuelle Entwicklung sehr. Ich hätte nie gedacht, dass wir in so eine Situation kommen. Aber bin auch davon überzeugt, dass wir nicht in die rechte Ecke abdriften werden. Dazu sind wir ein zu gut entwickeltes Land. Ich bin auch davon überzeugt, dass es eine sehr kleine Minderheit ist, die dieses negative Gedankengut in sich trägt. Um die gegenseitige Akzeptanz zu verbessern, sollten wir alle mehr aufeinander zugehen und keine Vorurteile zulassen. Integration ist für mich keine Einbahnstraße. Hier müssen alle Seiten mitmachen. Wir sind ein so buntes und vielfältiges Land. <strong>Das</strong> ist etwas sehr besonderes und kann auch viele Chancen bieten. Und genau das gefällt mir an unserem, meinem Land auch so!“ Fatmir Seferi Unternehmer „Als ich nach Deutschland beziehungsweise nach Augsburg kam, war ich immer wieder mit Schwierigkeiten konfrontiert. Grundsätzlich ist es nicht einfach, wenn man seine Heimat verliert und eine neue suchen muss <strong>–</strong> Man denkt man hätte eine gefunden und wird dann trotzdem ständig mit schiefen Augen angesehen. Dennoch muss ich sagen, dass ich in Augsburg nie das Gefühl hatte, nicht willkommen zu sein. Als Migrant muss man realisieren, dass man sich an die Gegebenheiten im neuen Land anpasst und nicht umgekehrt. Ich bin seit vielen Jahren deutscher Staatsbürger und ich fühle mich auch als solcher. Ich bin hier Unternehmer und zahle meine Steuern. Ich sehe das Problem insgesamt auch gar nicht bei der Gesellschaft, die ein Problem mit Migranten haben soll, sondern eher bei der Politik <strong>–</strong> Wenn Steuergelder in der ganzen Welt verteilt werden und hier für die Bildung unserer Kinder dann fehlen. Wenn man beispielsweise sieht, wie marode die Schulen sind, finde ich es einfach schade, dass das Geld nicht hierfür zum Einsatz kommt. Ich glaube auch nicht, dass die Gesellschaft unsere Demokratie gefährdet, sondern die Politiker, die keine Ahnung haben. Die sollten einfach aufgeben und Platz machen für diejenigen, die etwas bewegen möchten. Es geht einfach nicht, dass immer weniger arbeiten <strong>–</strong> Was nicht daran liegt, dass wir keine Arbeit haben, sondern dass sich diese Arbeit nicht lohnt. Viele kommen hierher <strong>–</strong> haben fünf, sechs Kinder, was ja auch gut ist, es muss ja jemand unsere Rente verdienen… Aber wenn sie 18 Euro in der Stunde verdienen, dann hätten sie immer noch mehr, wenn sie Bürgergeld beziehen. Für mich ist es beunruhigend, wenn der Staat selbst die Angriffsflächen aufbaut und damit überhaupt erst Bürgergruppen aufwiegelt und einen Nährboden für radikalere Parteien schafft.“ F R I E D B E R G FÜR DEMOKRATIE, FREIHEIT UND TOLERANZ
Image: Freepik.com FÜR TOLERANZ UND RESPEKT: Gemeinsam gegen Rassismus, Ausgrenzung und rechte Ideologien. spd-fraktion-augsburg.de