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durch<br />
blick<br />
Autorenzeitschrift<br />
Seit 1986<br />
Nr. 1/<strong>2024</strong><br />
kostenlos<br />
mitnehmen<br />
800 Jahre Stadt Siegen<br />
Die Dreigroschenoper Seite 23
Inhaltsübersicht<br />
Aus der Redaktion3<br />
Kurz berichtet4<br />
Aus den Seniorenbeiräten13<br />
800 Jahre Siegen 18<br />
Melodie der Meere 22<br />
Dreigroschenoper 23<br />
Der vergessene Rioasse 24<br />
Ein Eldorado 26<br />
Freusburg 28<br />
Landwirtschaft aus Leidenschaft 30<br />
Brache statt Rasen 31<br />
Gesundheitsversorgung 32<br />
Mundart 34<br />
Sag doch einfach „Sie“ zu mir 40<br />
Gäste sollen sich wohlfühlen 41<br />
Viel Lust auf Zusammenarbeit 42<br />
Wiedersehen auf dem Biggesee 44<br />
Ein ungewöhnlicher Morgen 45<br />
Handarbeiten 46<br />
Filmbesprechung 47<br />
Buchbesprechungen 48<br />
Worpswede – Murnau 50<br />
As slow as possible 53<br />
Filmzauber und ERinnerungen! 54<br />
Mitreisende 56<br />
Gedächtnistaining 58<br />
Unterwegs in Deekelsen 60<br />
Unterwegs im Norden 62<br />
Arthur Miller „Hexenjagd“ 64<br />
Erinnerungen an Franz Beckenbauer 68<br />
durchblick verlost Freikarten 71<br />
Wiederkehrende Termine 72<br />
Veranstaltungen im „Haus Herbstzeitlos“ 74<br />
Vorstellung Gruppe 74<br />
Veranstaltungen zu 800 Jahre Siegen 75<br />
Veranstaltungen im Kreis Siegen-Wittgenstein 76<br />
Es fiel uns auf / Lösungen / 82<br />
Zu guter Letzt / Impressum 82<br />
Titelfoto: Bozica Babic, Köln „Seniorentheater Düsseldorf“<br />
Aus der Redaktion<br />
Liebe Leserinnen und Leser, mit unserer Filmkritik auf Seite 47 stellt Lara Steinbichel<br />
den neuesten Film des Regisseurs Don Schubert vor. Torero Allemagne handelt<br />
von der jungen Berleburger Stierkämpeferin Clara Sofie Kreutter, die wegen ihres<br />
Berufs von den Medien stark kritisiert wurde. Um einem Shitstorm vorzubeugen,<br />
benutzt die Autorin ein Pseudonym, ihr richtiger Name ist der Redaktion bekannt. Es<br />
ist, wie sie sagt, „eine Vorsichtsmaßnahme“, und: „Ich liebe Tiere!“<br />
Der Regissuer stellt in seinem Film auch unsere ambivalente Einstellung zu Tieren<br />
dar. Die gleichzeitige Existenz von Stierkampf, Massentierhaltung, dem Streben nach<br />
verbessertem Tierwohl und unser übermäßiger Fleischkonsum wirft ethische Fragen<br />
auf, die nicht zu beantworten sind. Darüber hinaus steht der Film inhaltlich im krassen<br />
Gegensatz zur Geschichte „Handarbeiten“, von Tilla Ute Schöllchen auf Seite 46.<br />
1/<strong>2024</strong> durchblick 3
Kurz berichtet<br />
Neue Vorschule in Antsahamaina<br />
Eine-Welt-Kreis veranstaltet 27. Sponsorenlauf zur weiteren Unterstützung<br />
Siegen. Der Eine Welt Kreis der beteiligten<br />
Gemeinden im Pastoralverbund<br />
Siegen-Freudenberg engagiert sich seit<br />
über 50 Jahren in Mission und Entwicklungshilfe.<br />
Fast 30 Projekte wurden in<br />
der Vergangenheit bereits realisiert<br />
und mehrere hunderttausend Euro an<br />
Spenden aufgebracht und eingesetzt.<br />
2023 entschied sich dieser Eine Welt<br />
Kreis für ein Projekt um den Schulstart<br />
für Kinder in Antsahamaina zu verbessern.<br />
Das Ziel: drei Klassenräume für<br />
eine Vorschule zu bauen, finanziert durch<br />
eigene Mittel, eine Großspende und die<br />
aktive Beteiligung der Dorfgemeinschaft.<br />
Ganze 14.500 € waren für das Projekt<br />
erforderlich und die Dorfgemeinschaft<br />
verpflichtete sich, ein Drittel<br />
der Kosten durch Eigenleistungen zu<br />
übernehmen. Die Vorschulklassen<br />
waren seit vier Jahren ein sehnlicher<br />
Wunsch der Dorfgemeinschaft Antsahamaina.<br />
Das Dorf liegt in einer entlegenen<br />
Hochlandebene von Madagaskar<br />
und ist von der nächst größeren Stadt<br />
350 km entfernt.<br />
Bei der Eröffnung der Misereor Fastenaktion<br />
in Augsburg wurde der Kontakt<br />
mit der Projektbeauftragten Frau<br />
Taratra hergestellt und kaum wieder zu<br />
Hause in Madagaskar schrieb sie schon,<br />
wie sehr sich die Dorfbewohner freuten<br />
und dass der Dorfchef das Grundstück<br />
rechtlich an die Misereor-Partnerorganisation<br />
VOZAMA übertragen habe.<br />
Anfang September entstanden die<br />
ersten Bilder von der Baumaßnahme<br />
und schon Ende Oktober wurde mit<br />
dem Unterricht begonnen.<br />
Insbesondere durch die erheblichen<br />
Eigenleistungen der Dorffamilien<br />
konnte das Projekt so schnell realisiert<br />
werden.<br />
Nun hat der Eine Welt Kreis entschieden,<br />
sich am jährlichen Budget<br />
der Vorklassen zu beteiligen.<br />
Mit der Teilnahme am Siegerländer<br />
Solidaritätsmarsch können sie die weitere<br />
Arbeit des Eine Welt Kreises unterstützen.<br />
Der Sponsorenlauf wird am<br />
17. März <strong>2024</strong> in St. Marien Freudenberg<br />
starten. Drei ausgezeichneten Routen<br />
von 5 km, 10 km und 15 km werden<br />
zur Verfügung stehen. In allen Kirchen<br />
liegen Info-Flyer aus. Weitere Infos erhalten<br />
Sie unter 0271- 76277. <strong>db</strong><br />
Hausnotruf.<br />
Informieren Sie sich jetzt!<br />
Telefon 0271 / 33716-0<br />
www.drk-siegen-wittgenstein.de<br />
„Hilfe auf Kopfdruck.<br />
Das gibt meiner Mutter mehr<br />
Sicherheit - und mir auch.”<br />
UN-Konvention zu Rechten Älterer<br />
Berlin. Zum Internationalen Tag der<br />
Menschenrechte am 10.12.2023 haben<br />
Nichtregierungsorganisationen aus 80<br />
Ländern eine UN-Konvention für die<br />
Rechte älterer Menschen gefordert. Mit<br />
einer weltweiten Petition wenden sie<br />
sich an die internationale Staatengemeinschaft<br />
und rufen dazu auf, unverzüglich<br />
mit der Ausarbeitung einer Altenrechtskonvention<br />
zu beginnen. Die<br />
BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der Seniorenorganisationen beteiligt<br />
sich an der Aktion. Die Petition kann<br />
auf der Plattform change.org unterzeichnet<br />
werden.<br />
Mit der Allgemeinen Erklärung der<br />
Menschenrechte legten die Vereinten<br />
Nationen vor 75 Jahren die Rechte<br />
fest, die für alle Menschen unabhängig<br />
von ihrem Lebensalter gelten.<br />
Doch kommen weltweit viele ältere<br />
Menschen nicht in den Genuss dieser<br />
Rechte, heißt es in der Petition. Ältere<br />
Menschen seien häufig Gewalt und Vernachlässigung<br />
ausgesetzt oder erhielten<br />
nicht die Pflege und Unterstützung,<br />
die sie benötigten.<br />
Ziel einer Konvention ist es deshalb,<br />
bestehende Lücken im rechtlichen<br />
Schutz älterer Menschen zu schließen.<br />
„Bei den Vereinten Nationen wurden bereits<br />
zahlreiche Beweise dafür vorgelegt,<br />
dass eine Altenrechtskonvention<br />
dringend erforderlich ist. Ältere Menschen<br />
müssen den gleichen Zugang<br />
zu Gesundheit, Bildung, Arbeit, finanzieller<br />
Sicherheit und einem angemessenen<br />
Lebensstandard haben“, so die<br />
Petition im Wortlaut.<br />
Die Petition für eine UN-Altenrechtskonvention<br />
wurde von der Globalen Allianz<br />
für die Rechte älterer Menschen<br />
(GAROP) gestartet, um Druck auf die<br />
anstehenden Verhandlungen der Vereinten<br />
Nationen zu den Rechten Älterer<br />
im Frühjahr <strong>2024</strong> auszuüben. <strong>db</strong><br />
4 durchblick 1/<strong>2024</strong><br />
1/<strong>2024</strong> durchblick 5
Siegen. Das inklusive Familienfest<br />
„Tag der Begegnung“ für Menschen mit<br />
und ohne Behinderung wird dieses<br />
Jahr am 25.05.<strong>2024</strong> in der Zeit von<br />
11:00 bis 16:00 Uhr auf der Siegbrücke<br />
und dem Scheinerplatz – mitten<br />
in Siegen – stattfinden und dazu sind<br />
alle herzlich eingeladen!<br />
Kurz berichtet<br />
Südwestfalenbörse<br />
Siegen. Am Samstag, 6. April <strong>2024</strong>,<br />
zwischen 10 bis 16 Uhr, wird die Siegerlandhalle<br />
zum überregionalen Sammler-<br />
Mekka: Unter der Schirmherrschaft von<br />
Bürgermeister Steffen Mues organisieren<br />
die fünf südwestfälischen Briefmarkenvereine<br />
Siegen, Olpe, Netphen, Bergneustadt<br />
und Wittgenstein im Leonhard-<br />
Gläser-Saal, der Siegerlandhalle diese<br />
Veranstaltung! Die Besucher erwartet<br />
unter dem Motto „Weck' Deine Erinnerungen!“<br />
ein vielseitiges Angebot an Briefmarken,<br />
Münzen, Medaillen, Banknoten,<br />
Ansichtskarten, Orden und Ehrenzeichen.<br />
In diesem Jahr feiert die Stadt Siegen<br />
ihr 800-jähriges Bestehen und die Deut-<br />
Tag der Begegnung<br />
Gemeinsam wollen die AG-Begegnung<br />
der Universitätsstadt Siegen,<br />
der Inklusionsbeirat, der Beauftragte<br />
für Menschen mit Behinderung des<br />
Kreises Siegen – Wittgenstein und<br />
die Beauftragte für Menschen mit Behinderung<br />
mit einem vielfältigem Programm<br />
den Tag der Begegnung feiern.<br />
sche Post würdigt dieses Jubiläum mit<br />
einer offiziellen Sonderbriefmarke. Dazu<br />
entsendet die Deutsche Post ihr „Event-<br />
Team“ und hat an diesem Tag einen Sonderstempel<br />
mit dem Motiv zur 800-Jahr-<br />
Feier der Stadt Siegen im Gepäck.<br />
Besondere Bedeutung gewinnt die<br />
Südwestfalenbörse durch den Informationsstand<br />
der Verbandsprüfer des Verbands<br />
Philatelistischer Prüfer e.V. (VP)<br />
und Verbands Philatelistischer Experten<br />
(VPEX) zum Thema „Echt! Oder falsch?“.<br />
Fachleute der Verbände sind an diesem<br />
Tag als Ansprechpartner vor Ort. Die Expertise<br />
und auch Bewertung von Sammlerstücken<br />
ist kostenlos, ebenso die<br />
kompetente Beratung zur Veräußerung<br />
von Briefmarken, Münzen oder Orden<br />
und Ehrenzeichen. Der Eintritt für Besucher<br />
ist frei.<br />
Weitere Infos: Karl-Josef Halberstadt<br />
<strong>01</strong>57-51458337 (ab 18 Uhr) oder<br />
unter www.suedwestfalenboerse.de<br />
Wenn Sie als Selbsthilfegruppe, Verein,<br />
Initiative oder Organisation mit einem<br />
Infostand oder einen Beitrag zum<br />
Bühnenprogramm mitmachen möchten,<br />
dann können Sie sich bis zum 15.<br />
März <strong>2024</strong> unter der E-Mailadresse<br />
m.massenhove@siegen-stadt.de<br />
anmelden. Für weitere Informationen<br />
steht Ihnen Monica Massenhove auch<br />
unter der Rufnummer 0271/404-2247<br />
zur Verfügung. <br />
<strong>db</strong><br />
Kurz berichtet<br />
DRK Frauenverein ehrte treue Vereinszugehörige<br />
Siegen. Die Jahreshauptversammlung<br />
führte der DRK-Frauenverein Siegen<br />
Ende Oktober in den Räumlichkeiten der<br />
DRK-Kinderklinik durch und erinnerte<br />
daran, dass der „Vaterländische Frauenverein<br />
vom Roten Kreuz“ in der Siegener<br />
Grabenstraße vor über hundert Jahren<br />
eine Kinderkrippe errichtete. Die Keimzelle<br />
der heutigen DRK-Kinderklinik.<br />
Auf dem Programm standen unter anderem<br />
die Ehrungen von langjährigen<br />
verdienten Mitgliedern. So zeichnete<br />
Sylvia Schürg, Vorsitzende des DRK-<br />
Frauenvereins Siegen im Rahmen der<br />
Jahreshauptversammlung des DRK Frauenverein<br />
Siegen für engagierte und langjährige<br />
Mitgliedschaft aus: Erika Ulmer<br />
(45 Jahre), Elly Vlam (15 Jahre) sowie<br />
Christa Hennenberg (10 Jahre). „Mitglieder<br />
wie sie sind es, die den Verein zusammenhalten<br />
und ihr Engagement der<br />
DRK-Kinderklinik zu Gute kommen lassen.<br />
Dafür sind wir besonders dankbar.“<br />
Im zurückliegenden Jahr war die Unterstützung<br />
und Durchführung von Blutspenden<br />
in der Region eine der aktuellen<br />
Hauptaufgaben des<br />
Siegener Frauenvereins.<br />
Insgesamt wurden<br />
215 Blutspendetermine<br />
durchgeführt,<br />
zu denen 4731 Blutspender<br />
kamen, davon<br />
512 Erstspender.<br />
„Unsere Blutspendetermine<br />
stellen ein<br />
wichtiges Element in<br />
der regionalen Gesundheitsversorgung<br />
dar. Für Ihren unermüdlichen<br />
Einsatz<br />
bedanke mich ganz<br />
herzlich bei allen Helferinnen<br />
und Helfern“,<br />
so Schürg zu den anwesenden<br />
Mitgliedern.<br />
Dr. Martin Horchler, Christa Hennenberg, Elly Vlam,<br />
Erika Ulmer und Sylvia Schürg (v.l.n.r.).<br />
Mit seiner Arbeit hat<br />
der Frauenverein im vergangen Jahr<br />
wieder erhebliche Mittel erwirtschaften<br />
können. 12.000 Euro davon gingen<br />
allein an die ambulante Onkologie der<br />
das Kinderpalliativ Team Siegen. Tobias<br />
Went (Kommissarischer Chefarzt der<br />
Kinderchirurgie und Kinderurologie) berichtete<br />
in der Versammlung über „Das<br />
Kinderklinik. Weitere 1.053 Euro an brandverletzte Kind“. <br />
<strong>db</strong><br />
6 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 7
Kurz berichtet<br />
Mit einem Cochlea Implantat dazu gehören<br />
CI-Selbsthilfegruppe feiert Jubiläum<br />
Kurz berichtet<br />
Ehrungen für Rotkreuzler<br />
Überraschung im DRK-Ortsverein Eiserfeld/Eisern<br />
Siegen. Am 2. März <strong>2024</strong> feiert die CI-<br />
SHG Südwestfalen ihr 15-jähriges Bestehen<br />
mit einem Festakt in der Weißen<br />
Villa in Kreuztal. Die Gruppe hat sich<br />
als eine der führenden Selbsthilfegruppen<br />
in NRW etabliert und zieht Ratsu-<br />
chende aus dem<br />
ganzen Umland<br />
an. Gegründet<br />
wurde sie am<br />
24. Januar 2009.<br />
Sie fungiert<br />
als Anlaufstelle<br />
für CI-<br />
Träger*innen<br />
und Hörgeschädigte<br />
aller Altersgruppen. Dabei ist das<br />
Hauptziel, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben,<br />
indem sie Menschen mit Hörbehinderungen<br />
mit Informationen, Beratung<br />
und der Vermittlung von Kontakten zu<br />
anderen CI-Trägern und Hörgeschädig-<br />
ten unterstützt. Auch Angehörige und<br />
Interessierte sind herzlich in der Gruppe<br />
willkommen.<br />
Der Informations- und Aufklärungsansatz<br />
erstreckt sich über verschiedene<br />
Themen wie CI-Implantationen,<br />
Hörstörungen, Tinnitus, Hörgeräte,<br />
Hilfsmittel und Fachvorträge mit ausgewiesenen<br />
Experten. Um die Kommunikation<br />
zu erleichtern, setzen wir auf<br />
Induktionsschleifen, den Einsatz von<br />
PC-Technik während Vorträgen sowie<br />
Schriftdolmetscher.<br />
Kontakt: Ricarda Wagner, 02732 - 6147,<br />
info@ci-shg-suedwestfalen.de<br />
www.ci-shg-suedwestfalen.de. <strong>db</strong><br />
Siegen. Der Landesrotkreuzleiter<br />
Thorsten Junker besuchte im November<br />
2023 den Ortsverein und hatte<br />
als Überraschung einige Ehrungen im<br />
Gepäck. Silke Schlabach und Mareile<br />
Oerter wurden mit der Verdienstmedaille<br />
des DRK-Landesverbandes<br />
ausgezeichnet. Damit würdigte er die<br />
umfangreiche Arbeit der beiden Rotkreuzlerinnen<br />
für Menschen, die von<br />
MS betroffen sind sowie für Menschen<br />
mit Behinderung, insbesondere für Kinder<br />
und Jugendliche. Zudem hob er die<br />
langjährige Tätigkeit von Mareile Oerter<br />
als Schriftführerin im MS-Kreis und<br />
Schatzmeisterin im DRK-Ortsverein<br />
hervor. Zwei weitere Mitglieder erhielten<br />
die höchste Ehrung, des Deutschen<br />
Roten Kreuzes, das DRK-Ehrenzeichen.<br />
Dietmar Rademacher ist in Würdigung<br />
seiner Lebensleistung für das DRK und<br />
die von ihm betreuten Menschen bis in<br />
die heutigen Tage geehrt worden. Ute<br />
Upphoff wurde ausgezeichnet für ihre<br />
umfangreiche aktive ehrenamtliche Arbeit<br />
vom Jugendrotkreuz an bis hin zu<br />
den Erwachsenengemeinschaften im<br />
DRK sowie für ihre vielfältigen Tätigkeiten<br />
im Arbeitskreis Behindertenhilfe<br />
und im MS-Kreis Siegen<br />
<strong>db</strong><br />
Spenden dringend gebraucht<br />
Siegen. Die Anzahl minderjähriger<br />
Flüchtlinge, die ohne Eltern nach<br />
Deutschland kommen, nimmt von<br />
Jahr zu Jahr kontinuierlich zu. Die zum<br />
Teil schwer traumatisierten jungen<br />
Menschen werden seit einigen Jahren<br />
beim Sozialdienst katholischer Frauen<br />
Siegen e.V. (SkF) in Siegen sozialpädagogisch<br />
betreut. Derzeit bietet der<br />
SKF Siegen e.V. acht Jugendlichen aus<br />
verschiedenen Krisengebieten der Welt<br />
eine Heimat auf Zeit. „Vor und während<br />
ihrer Flucht haben sie Schreckliches<br />
erlebt“, erklärt die verantwortliche<br />
Fachkraft Julia Biesalski.<br />
Weit über die sozialpädagogische<br />
Betreuung hinaus begleiten die pädagogisch<br />
geschulten Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter des SkF die Jugendlichen<br />
in ihrem Alltag. Ziel ist es ihnen<br />
u.a. durch einen geregelten Tagesablauf<br />
und verlässliche Beziehungsangebote,<br />
Sicherheit und Selbstvertrauen<br />
zu geben, um die Neuorientierung in<br />
einer unbekannten Umgebung zu erleichtern.<br />
Um eine gelungene Integration gewährleisten<br />
zu können, werden neben<br />
den notwendigen Sachspenden<br />
auch finanzielle Zuwendungen benötigt.<br />
Spenden für junge Geflüchtete<br />
bittet der Skf unter dem Stichwort<br />
„umA-SkF Siegen e.V.“ auf das Spendenkonto<br />
bei der Sparkasse Siegen<br />
IBAN: DE24 4605 00<strong>01</strong> 00<strong>01</strong> 1318 53<br />
einzahlen. <br />
<strong>db</strong><br />
Heinz-Wilhelm Upphoff, Ute Upphoff, Thorsten Junker, Mareile Oerter, Silke Schlabach,<br />
Annemarie Bender, Dietmar Rademacher, Dr. Martin Horchler (von links).<br />
Musik:Momente<br />
Chor für Menschen mit und ohne Demenz<br />
Siegen. Musik schenkt Lebensfreude,<br />
Verbundenheit und weckt kostbare Erinnerungen,<br />
Singen im Chor verbessert<br />
die Stimmung, das Wohlbefinden und<br />
die Zufriedenheit. Gemeinsam möchte<br />
der Chor für Menschen mit und ohne Demenz<br />
alles singen, was ihnen gefällt und<br />
sie bisher durchs Leben begleitet hat.<br />
Der Chor richtet sich an alle, die<br />
Freude an einem gemeinsamen musikalischen<br />
Moment haben, an Menschen<br />
mit Demenz, ihre An- und Zugehörigen,<br />
Nachbarn, Freunde und Kinder.<br />
Musikalisch unterstützt wird der<br />
Chor durch Gitarre und Klavier. Notenkenntnisse<br />
sind für die Teilnahme<br />
nicht erforderlich. „Jeder ist herzlich<br />
willkommen!“, so Stephanie Mülln vom<br />
Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe.<br />
Die Teilnahme ist kostenlos.<br />
Die Treffen sind jeden 3. Donnerstag<br />
im Monat, im Gemeindezentrum Siegen-Seelbach,<br />
Lilienstr. 14. Infos unter:<br />
Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe Siegen-<br />
Wittgenstein 0271- 67 34 72 39<br />
Pflegeselbsthilfe@alzheimer-siegen.de<br />
8 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 9
Kurz berichtet<br />
Handeln macht Mut<br />
Omas for Future<br />
Kurz berichtet<br />
Gut für Schulen<br />
Wettbewerb der Sparkasse Siegen<br />
Siegen. Mit tiefer Trauer nehmen<br />
wir Abschied von Jörgen Meister,<br />
der im November 2023 verstorben<br />
ist. Jörgen war ein charismatischer,<br />
warmherziger Mann, der maßgeblich<br />
an der Verbesserung der Verteilung<br />
unserer Zeitschrift beteiligt war.<br />
Er leitete diesen Bereich und sorgte<br />
erfolgreich dafür, dass weit über<br />
20.000 durchblick jeder Ausgabe<br />
pünktlich an 650 Verteilstellen ausgelegt<br />
waren. Aus gesundheitlichen<br />
Gründen musste er diese ehrenamtliche<br />
Tätigkeit aufgeben, stand<br />
dann aber dem durchblick weiterhinals<br />
Lektor zur Verfügung.<br />
Als Herausgeber des ehemaligen<br />
TIPP haben wir Kolleginnen und Kollegen<br />
von seinem Wissen und seinem<br />
Können immer wieder profitiert.<br />
Seine positive Ausstrahlung und sein<br />
unerschütterlicher Optimismus beeinflussten<br />
nicht nur die Arbeitsatmosphäre,<br />
sondern auch die Menschen<br />
um ihn herum. In dieser schweren<br />
Zeit möchten wir unser tiefstes Mitgefühl<br />
seiner Familie ausdrücken und<br />
ihnen viel Kraft in der Bewältigung<br />
dieses Verlustes wünschen.<br />
Die Kolleginnen und Kollegen vom<br />
durchblick-siegen e.V<br />
Freudenberg. In Leipzig<br />
wurde 2<strong>01</strong>9 der<br />
Verein „Leben im Einklang<br />
mit der Natur e.V.“<br />
gegründet, aus dem<br />
die „Omas for Future“-<br />
Bewegung entstanden<br />
ist mit heute etwa 70<br />
Regionalgruppen in<br />
Deutschland, Österreich<br />
und den Niederlanden.<br />
Das Motto der Bewegung<br />
heißt Handeln aus<br />
Liebe zum Leben, aus<br />
Liebe zu unseren Kindern<br />
und Enkelkindern<br />
und zu dieser wunderschönen Erde.<br />
Niemand ist zu alt dafür, jeder kann<br />
etwas einbringen! Gerade die Selbstwirksamkeit<br />
kann bis zu 30 % des für<br />
das Leben giftigen CO 2 Ausstoßes verringern<br />
und so den Klimawandel begrenzen!<br />
Deshalb wurde ein Klimaquiz<br />
erarbeitet, „Das 1x1 für unsere Zukunft“.<br />
Wer weiß schon, dass zum Beispiel, die<br />
Suchmaschine Ecosia nur erneuerbare<br />
Energie verbraucht und die Betreiber ein<br />
Baumpflanzprogramm aufgelegt haben?<br />
Wem ist schon bewusst, dass sich mit<br />
Tempo 100 statt 130 etwa 30% Co 2 einsparen<br />
lässt, das 64 % der Agrarfläche<br />
in Deutschland nur für die Erzeugung<br />
tierischer Produkte verbraucht wird<br />
und man mit maßvollem Fleischkonsum<br />
selbst viel gesunder lebt? Wem ist bekannt,<br />
dass mit der Bahn verglichen mit<br />
einem Flug 86% CO 2 einspart wird, usw..<br />
Aber es geht den Omas nicht darum,<br />
mit erhobenem Zeigefinger Dinge zu<br />
verbieten oder anzuprangern. Es geht ihnen<br />
darum, individuell zu schauen, welchen<br />
Beitrag einjeder selbst leisten kann.<br />
In diesem Jahr hat sich eine Gruppe<br />
von Omas und Opas auch in Freudenberg<br />
gegründet. Ihr Anliegen ist,<br />
möglichst viele Menschen zu motivieren<br />
mitzumachen, sei es aktiv oder<br />
selbstwirksam zu Hause. Im Kurpark<br />
Freudenberg und bei den Klimawelten<br />
in Hilchenbach hat die Gruppe das<br />
neue Umweltquiz vorgestellt und ist auf<br />
viel Interesse gestoßen. „Es hat große<br />
Freude gemacht, über dieses so wichtige<br />
Thema ins Gespräch zu kommen,<br />
echtes Interesse zu spüren und mit viel<br />
Spaß und Spannung am Glücksrad zu<br />
drehen, Fragen zu beantworten und<br />
Neues zu erfahren!“, so eine Sprecherin<br />
von „Omas for Future“, und weriter:<br />
„Handeln macht Mut! Zu Hause in Resignation<br />
zu sitzen bringt niemandem<br />
etwas! Wer bei uns noch mitmachen<br />
möchte oder Fragen hat, kann sich über<br />
unsere E-mailadresse freudenberg@<br />
omasforfuture.de an uns wenden. Wir<br />
freuen uns auf Anfragen“.<br />
<strong>db</strong><br />
Siegen. Im jährlichen Wechsel zwischen<br />
Primar- und Sekundarstufen können<br />
sich die Schulen im Geschäftsgebiet<br />
der Sparkasse Siegen mit je einem<br />
Projekt bei „Gut für Schulen“ bewerben.<br />
2023 teilten sich 18 Preisträger des<br />
Projekts die Spendensumme von insgesamt<br />
50.000 Euro.<br />
Den ersten Platz belegte die Schule<br />
Am Sonnenhang in Netphen. “Ihr Projekt<br />
“School, Dance and Sing” trägt auf<br />
hervorragende Weise dazu bei, die Gemeinschaft<br />
zu stärken, alle Schüler zu<br />
integrieren und Kompetenzen für das<br />
weitere Leben zu vermitteln”, begründete<br />
Günter Zimmermann die Wahl der<br />
Jury. Die Schule Am Sonnenhang gewann<br />
6.000 Euro.<br />
In ihrem Projekt widmen sich die<br />
Schüler der Förderschule für geistige<br />
Entwicklung der Einrichtung einer Pausendisco<br />
mit Getränkeverkauf. Dabei<br />
üben die Kinder den Ein- und Verkauf<br />
sowie die Buchhaltung. Durch den Einsatz<br />
von MP3-Playern können auch<br />
autistische Schüler an der Disco teilhaben.<br />
Insgesamt fördert das Projekt die<br />
Selbstständigkeit der Kinder und vermittelt<br />
soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit<br />
und Kommunikation.<br />
Dicht gefolgt wurde der erste Platz<br />
von der Hauptschule Wilnsdorf, der<br />
Pestalozzischule Siegen und der Gesamtschule<br />
Auf dem Schießberg. Alle<br />
drei gewannen nicht nur die Platin-Kategorie<br />
und damit 5.000 Euro, sondern<br />
auch einen Nachhaltigkeitspreis.<br />
In der Kategorie Nachhaltigkeit überzeugten<br />
fünf Schulen die Jury. Sie erhielten<br />
damit jeweils 1.000 Euro. Drei<br />
dieser Projekte widmen sich dem Ausoder<br />
Neubau von sogenannte Grünen<br />
Klassenzimmern bzw. Schulgärten (Ev.<br />
Gymnasium Siegen-Weidenau, Pestalozzischule<br />
Siegen und Gymnasium<br />
Netphen). Auch die Hauptschule Wilnsdorf<br />
sicherte sich mit der Förderung<br />
von Fahrradaktivitäten (Sicherheitstrainings,<br />
Radtouren, Leihräder und<br />
eine Fahrradwerkstatt) den begehrten<br />
Nachhaltigkeitspreis. Ebenfalls ausgezeichnet<br />
wurde die Gesamtschule Auf<br />
dem Schießberg, die auf dem Schulgelände<br />
einen Hühnerstall eingerichtet<br />
hat, um den verantwortungsvollen Umgang<br />
mit Tieren zu vermitteln. <strong>db</strong><br />
Alles ist gut gegangen<br />
Themenkino im Viktoria-Theater<br />
Hilchenbach. Dem beim Filmfest in<br />
Cannes 2021 zum ersten Mal gezeigten<br />
Film „Alles ist gut gegangen“, von Francois<br />
Ozon liegt ein Buch der Französin<br />
Emmanuèle Bernheim zugrunde. Sie<br />
schildert darin ihre Zeit, nachdem ihr<br />
geliebter, sehr vitaler, wenn auch schon<br />
alter Vater sie nach einem Schlaganfall<br />
bittet, ihm zu helfen sein Leben zu<br />
beenden. Laut Süddeutscher Zeitung<br />
handelt es sich um einen Film‚ „über<br />
die Strenge und Heiterkeit des Todes,<br />
das Abschiednehmen und Bleibenwollen.“<br />
Dank der Kooperation mit der<br />
deutschen Gesellschaft für humanes<br />
Sterben, (DGHS) und Seniorenbeirat<br />
der Stadt Siegen ist der Film mit seiner<br />
erstklassigen Starbesetzung am<br />
18. April ab 18 Uhr im Viktoria Kino in<br />
Dahlbruch zu sehen. Nach Ende des<br />
Films findet noch eine themenbezogene<br />
Diskussion statt. <br />
<strong>db</strong><br />
10 durchblick 1/<strong>2024</strong><br />
1/<strong>2024</strong> durchblick 11
Kurz berichtet<br />
Dem Klimawandel auf der Spur<br />
Wandern auf neuen Wegen mit dem SGV<br />
Siegen. Wer aufmerksam durch Siegens<br />
wunderschöne Waldnatur wandert,<br />
dem bleiben die dramatischen Veränderungen<br />
durch die zunehmende Erderwärmung<br />
nicht verborgen. Mehrere<br />
Sommer in Folge mit zu viel Hitze und zu<br />
wenig Regen als Folgen des Klimawandels<br />
reichten dem Borkenkäfer, um große<br />
Flächen Fichtenwald zu vernichten.<br />
So, wie wir den Wald kannten, wird er<br />
nie wieder sein. Doch die Neupflanzung<br />
von Baumarten, die dem Klimawandel<br />
besser widerstehen, hat begonnen.<br />
Davon ist natürlich auch das Wander-<br />
SKF Siegen e.V. erweitert Vorstand<br />
Schwester Katharina Hartleib, Monika Altz, Pfarrer Ludwig Reffelmann,<br />
Beate Schmies und Martina Becher (von links).<br />
Siegen. Bei seiner diesjährigen Mitgliederversammlung<br />
hat der Sozialdienst<br />
katholischer Frauen Siegen e.V. (SkF)<br />
mit Beate Schmies, ehemalige langjährige<br />
Leiterin des WDR in Siegen, ein neu-<br />
es Vereinsvorstandsmitglied bestimmt.<br />
Die Mitglieder freuen sich auf eine gute<br />
Zusammenarbeit mit dem Vorstand, der<br />
nun mit Beate Schmies erweitert und<br />
vor allem bereichert wurde.<br />
programm des SGV Siegen betroffen.<br />
Manche vertraute Strecke unter Schatten<br />
spendenden Bäumen liegt nun in der<br />
prallen Sonne, droht völlig auszutrocknen.<br />
Wanderführer Peter Küppers ist<br />
dennoch zuversichtlich, dass sich auch<br />
im beschädigten Wald neue Wege finden<br />
lassen, die eine Wanderung lohnen.<br />
Der SGV Siegen steht im Kontakt mit<br />
Experten in den Forstämtern, die sich<br />
um die Wiederaufforstung kümmern. Er<br />
ist dabei, wenn neue Wege entstehen,<br />
wo alte aufgegeben werden müssen.<br />
Der SGV Siegen zeichnet diese Wege<br />
und bietet mittwochs sowie sonntags<br />
regelmäßige Wanderungen in unterschiedlicher<br />
Länge an, um unsere veränderte<br />
Naturumgebung zu erkunden.<br />
Im Mittelpunkt steht dabei nicht der<br />
Verlust, sondern die neuen Perspektiven<br />
und Ausblicke, die sich nun ergeben.<br />
Wer mitgehen und mitschauen möchte,<br />
wie sich der Wald allmählich wieder erholt,<br />
wer trotz teils trauriger Anblicke<br />
im Heute die Hoffnung auf bessere Aussichten<br />
in der Zukunft nicht aufgegeben<br />
hat, ist eingeladen, mitzuwandern – in<br />
jedem Alter.<br />
Neue Wanderfreunde und -freundinnen<br />
sind jederzeit herzlich willkommen.<br />
Weitere Informationen auf der Homepage:<br />
www.siegen-sgv.de<br />
<strong>db</strong><br />
Der SkF ist im sozialen Bereich eine<br />
wichtige Stütze für die Gesellschaft. Er<br />
unterstützt Menschen in Not und bietet<br />
Beratung und Begleitung in vielfältigen<br />
Lebenslagen an. Die Arbeit des SkF<br />
Siegen wird getragen von einem hohen<br />
fachlichen Anspruch, der sichere Räume<br />
schafft, in denen Kinder, Jugendliche,<br />
Frauen und Familien, unabhängig<br />
von ihrer Nationalität, Geschlecht, Religionszugehörigkeit<br />
und finanzieller<br />
Lage, offene und wertschätzende Begegnung<br />
und Hilfestellung erfahren.<br />
„Es war und ist nicht immer alles einfach,<br />
aber es ist schön zu sehen, was<br />
man gemeinsam bewegen kann, wenn<br />
man es anpackt und wir werden es weiter<br />
anpacken“, fasst die stellvertretende<br />
Vorstandsvorsitzende Monika Altz<br />
nach ausführlichen Beratungen und<br />
Vorträgen abschließend ihr Statement<br />
zusammen.<br />
<strong>db</strong><br />
Siegen. Betrügereien mit Hilfe<br />
von künstlicher Intelligenz nehmen<br />
leider immer mehr zu. Kriminelle<br />
können Stimmentools<br />
für ihre Machenschaften nutzen.<br />
Betrüger kopieren beispielsweise<br />
Stimmen von Verwandten und<br />
Freunden aus Videos im Internet,<br />
YouTube, TikTok, Sprachnachrichten<br />
oder Anrufmitschnitten. Mit<br />
"Audio Deepfake", so die Bezeichnung<br />
dieser Technologie, werden<br />
nur wenige Stimmproben der Person<br />
in den Computer eingegeben<br />
und per Knopfdruck werden Texte<br />
erstellt.<br />
Die so erzeugte synthetische<br />
Stimme gibt dann alles mit der<br />
Stimme der Person wieder, die<br />
angeblich anruft. Die Kopie lässt<br />
sich vom Original kaum oder gar<br />
nicht mehr unterscheiden. Die<br />
möglichen Missbrauchsszenarien<br />
sind vielfältig und beunruhigend.<br />
Enkeltrick und Schockanrufe werden<br />
dadurch noch gefährlicher!<br />
Siegen. Die Abzocke von Senioren<br />
ist ein trauriges Phänomen,<br />
das in der Gesellschaft zunehmend<br />
um sich greift. Ältere Menschen<br />
sind oft besonders anfällig<br />
für betrügerische Machenschaften,<br />
sei es durch Telefonbetrug,<br />
falsche Handwerker oder betrügerische<br />
Verkaufsmaschen. Es ist<br />
daher von großer Wichtigkeit, die<br />
Öffentlichkeit für diese ernsten<br />
Probleme zu sensibilisieren.<br />
Immer wieder kommt es zu<br />
betrügerischen Haustürgeschäften,<br />
bei denen sich vermeintliche<br />
Handwerker oder Vertreter von<br />
Service-Unternehmen Zugang<br />
zur Wohnung bzw. einem Haus<br />
verschaffen. Oft werden unnötige<br />
Reparaturen oder Dienstleistungen<br />
angeboten, die dann zu<br />
überhöhten Preisen abgerechnet<br />
werden. Senioren, die weniger<br />
technikaffin sind, können leicht<br />
getäuscht werden und zahlen für<br />
Leistungen, die entweder minderwertig<br />
ausgeführt, überflüssig<br />
oder überteuert sind.<br />
Tatort Telefon –<br />
Betrug mittels geklonter Stimmen<br />
Die Täter imitieren die Stimme des Angehörigen,<br />
sodass z.B. selbst die eigenen<br />
Eltern denken, dass sich ihr Kind<br />
tatsächlich in einer Notlage befindet.<br />
Abzocke bei älteren Menschen<br />
Folgendes widerführ kürzlich einem<br />
Mitglied des Seniorenbeirates:<br />
Er wollte sich zur besseren Erreichbarkeit<br />
der einzelnen Etagen in seinem<br />
Haus einen Treppenlift einbauen lassen.<br />
Hierzu holte er drei Angebote ein.<br />
Sie beliefen sich auf die Summen von<br />
11.000 €, 14.000 € und 16.000 €.<br />
Schützen Sie sich, indem Sie<br />
mit ihren Verwandten und Bekannten<br />
ein Codewort vereinbaren,<br />
das jeder bei solchen Fällen<br />
sofort nennen kann! Rufen Sie die<br />
Person, die Sie angeblich anruft,<br />
zurück und verschaffen Sie sich<br />
Klarheit! Bewahren Sie Ruhe und<br />
handeln Sie besonnen. Lassen<br />
Sie sich nicht durch Angstmacherei<br />
und Drohungen einschüchtern!<br />
Kommen Sie nicht voreilig Geldforderungen<br />
nach! Übergeben Sie<br />
kein Geld an fremde Menschen.<br />
Um diesen und anderen Telefonbetrügereien<br />
vorzubeugen, ist<br />
es für ältere Menschen sinnvoll,<br />
ihren Eintrag im Telefonbuch zu<br />
löschen, den Vornamen abzukürzen<br />
oder wegzulassen, z. B.<br />
A. Meier. Die meisten Betrüger<br />
beziehen ihre Kontaktdaten aus<br />
dem Telefonbuch. Bei älteren Vornamen<br />
gehen sie davon aus, dass<br />
es sich auch um eine ältere Person<br />
handelt! <br />
ssb<br />
Da sich Technik, das Design,<br />
Material etc. bei allen Angeboten<br />
nur geringfügig bis kaum unterschieden,<br />
fiel die Entscheidung<br />
dann auf das Modell für 11.000 €.<br />
Nach anschließender Rücksprache<br />
mit dem Anbieter der<br />
teuersten Variante bekam er die<br />
Mitteilung, dass auch dieser den<br />
Treppenlift zum Preis von 11.000<br />
€ hätte einbauen können.<br />
Dies zeigt offensichtlich, dass<br />
bei derartigen Verkaufsmaschen<br />
gezielt mit den Bedürfnissen der<br />
Senioren gespielt wird, um diese<br />
zu unüberlegten finanziellen Entscheidungen<br />
zu bewegen.<br />
Um Senioren vor Abzocke zu<br />
schützen, ist Aufklärung von großer<br />
Bedeutung. Es ist wichtig,<br />
dass ältere Menschen über gängige<br />
Maschen informiert sind und<br />
sensibilisiert werden.<br />
Familie, Freunde und Beratungsstellen<br />
können eine unterstützende<br />
Rolle spielen, wenn sie<br />
im Zweifelsfall hinzugezogen werden.<br />
<br />
olaf<br />
12 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 13
Siegen. Im letzten November fand eine<br />
bemerkenswerte Veranstaltung statt:<br />
Mitglieder des Seniorenbeirats kochten<br />
im Café Patchwork eine warme Mahlzeit<br />
für rund 40 obdachlose Menschen.<br />
Aus den Seniorenbeiräten<br />
Warme Mahlzeiten für Wohnungslose<br />
Mitglieder des Seniorenbeirates kochten im Café Patchwork<br />
Die Köche: Dr. Bernd Knapp und Karin Piorkowski<br />
vom Siegener Seniorenbeirat.<br />
Siegen. Wer kennt es nicht, man<br />
ist in der Stadt unterwegs und Blase<br />
oder Darm machen sich plötzlich<br />
bemerkbar. Was kann man nun<br />
tun? Der Blick sucht nach Orten einer<br />
öffentlichen Toilette oder nach<br />
einem Lokal der Gastronomie. Oft<br />
ist es jedoch unangenehm in Geschäften<br />
nach einer Toilette zu fragen<br />
und die Nutzung der Toilette<br />
einer Gastronomie verlangt oftmals<br />
den vorherigen Verzehr einer Speise<br />
oder eines Getränks. Für viele<br />
Menschen, ist dies ein sehr großes<br />
Problem und sie vermeiden oftmals<br />
den Gang in die Stadt, aus Angst<br />
im Ernstfall nicht rechtzeitig eine<br />
Toilette finden zu können.<br />
Seit 2<strong>01</strong>2 hat sich die Stadt Siegen<br />
dem Projekt der „Netten Toilette“<br />
angeschlossen und aktuell gibt es 26<br />
teilnehmende öffentliche Einrichtungen,<br />
Restaurants, Cafés und Einzelhändler im<br />
Stadtgebiet Siegen. Die teilnehmenden<br />
Einrichtungen signalisieren mit einem<br />
sichtbaren roten Aufkleber, dass ihre<br />
Toilette im Rahmen der „Netten Toilette“<br />
Die Vorbereitungen<br />
für diese besondere<br />
Aktion wurden von Dr.<br />
Bernd Knapp, einem<br />
Mitglied des Seniorenbeirats<br />
und Ideengeber,<br />
getroffen. Dazu<br />
gehörten die Auswahl<br />
des Menüs, Einkäufe<br />
und die Sicherstellung,<br />
dass alles Notwendige<br />
vorhanden war. Das<br />
Kochen für eine so<br />
große Gruppe kann<br />
eine Herausforderung<br />
darstellen, insbesondere<br />
wenn man nur<br />
den häuslichen Herd<br />
gewohnt ist. Glücklicherweise<br />
konnte sich<br />
der Seniorenbeirat auf<br />
Karin Piorkowski stützen, die mit dem<br />
Kochen für große soziale Gruppen vertraut<br />
ist.<br />
Die Kochveranstaltungen, die von<br />
Mitgliedern des Seniorenbeirats finan-<br />
Nette Toilette in Siegen<br />
praktischer Faltplan zeigt Standorte<br />
auch kostenlos mitgenutzt werden kann.<br />
Der Aufkleber zeigt weiter in Form eines<br />
Piktogramms, ob die Toilette behindertengerecht<br />
ist und ob auch eine Wickelmöglichkeit<br />
für Baby und Kleinkinder<br />
besteht. Seit Ende Dezember 2023 hat<br />
die Stadt Siegen den neunen Faltplan<br />
der „Netten Toilette“ veröffentlicht. Hier<br />
ziell getragen wurden, waren ein voller<br />
Erfolg und erhielten eine äußerst positive<br />
Resonanz. Sie hatten nicht nur das<br />
Ziel, schmackhaftes Essen zu verteilen,<br />
sondern auch eine Gelegenheit zu<br />
schaffen, Gemeinschaft und Unterstützung<br />
für diejenigen anzubieten, die es<br />
am dringendsten benötigen.<br />
In Sitzungen des Sozialausschusses<br />
der Stadt Siegen konnten Mitglieder<br />
des Seniorenbeirates das starke Engagement<br />
für die Belange der Wohnungslosen<br />
mitverfolgen. Daher war es nicht<br />
überraschend, dass nicht nur finanzielle<br />
und praktische Unterstützung am<br />
Herd angeboten wurde, sondern ein<br />
Vertreter des Sozialausschusses das<br />
gemeinsame Kochen ebenfalls sponserte.<br />
Die meisten Fraktionen des Rates<br />
der Krönchenstadt haben ihr Sitzungsgeld<br />
für Dezember 2023 dem Projekt<br />
„Kochen für Wohnungslose“ gespendet.<br />
Diese Erfolgsgeschichte ist ein herausragendes<br />
Beispiel für bürgerschaftliches<br />
Engagement.<br />
<strong>db</strong><br />
finden Sie die „Nette Toilette Standorte“<br />
aber auch öffentliche Toiletten<br />
der Stadt Siegen u.a. in der Oberund<br />
Unterstadt aber auch in den<br />
Stadtteilen Eiserfeld, Geisweid und<br />
Weidenau. Die Öffnungszeiten sind<br />
dort auch hinterlegt.<br />
Die neuen Faltpläne liegen u.a.<br />
in den Rathäusern der Stadt Siegen,<br />
dem KrönchenCenter, Haus<br />
Seel, Stadtmarketing, in den Hallenbädern<br />
und im Haus Herbstzeitlos<br />
aus oder Sie wenden sich<br />
direkt an den Seniorenbeauftragten:<br />
0271 / 404-2434 sowie per<br />
seniorenservice@siegen-stadt.de.<br />
Neben dem Faltplan gibt es auch<br />
die App „Nette Toilette“ so der Seniorenbeauftragte<br />
der Stadt Siegen,<br />
Volker Reichmann, der für das Projekt<br />
verantwortlich ist. Diese App kann<br />
einfach auf das Handy heruntergeladen<br />
werden. Dazu den entsprechenden<br />
QR-Code abscannen. Mit der App ist man<br />
immer auf dem aktuellen Stand, auch<br />
wenn sich das Angebot der „Netten Toiletten“<br />
im Stadtgebiet erweitert. <strong>db</strong><br />
Aus den Seniorenbeiräten<br />
Graffiti-Projekt<br />
Schüler und Seniorenbeirat wurden gemeinsam aktiv<br />
Siegen. Zur 800 Jahrfeier der Stadt<br />
Siegen erwartet Sie in diesem Jahr ein<br />
besonders unterhaltsamer Nachmittag<br />
mit Musik, Tanz und vielen Darbietungen<br />
bei Kaffee und Kuchen.<br />
Eintrittskarten zu diesem Fest können<br />
ab dem 11.4.<strong>2024</strong> in den Bürgerbüros<br />
im Rathaus Oberstadt Siegen, Markt 2<br />
und im Rathaus Weidenau, Weidenauer<br />
Str. 211-213 gekauft werden. Reservierungen<br />
nimmt gerne auch Volker<br />
Wie einst im Mai<br />
am 8. Mai <strong>2024</strong><br />
Siegen. In einer beeindruckenden Zusammenarbeit<br />
zwischen Schülern des<br />
Evangelischen Gymnasiums (EVAU)<br />
und dem Seniorenbeirat der Universitätsstadt<br />
Siegen wurden zwei der HTS-<br />
Säulen in Siegen zu Leinwänden für<br />
eine einzigartige Graffiti-Kunstaktion.<br />
Im Oktober 2023 setzten die Jugendlichen<br />
ihre kreativen Einfälle in einem<br />
bunten Graffiti um.<br />
Die Idee hierzu stammte von Herrn<br />
Dr. Bernd Knapp, als Mitglied im Seniorenbeirat.<br />
Sowohl er, als auch weitere<br />
Mitglieder des Seniorenbeirats waren<br />
im Vorfeld maßgeblich an den Vorbereitungen<br />
beteiligt.<br />
Die Vorlaufzeit betrug rund zwei Jahre,<br />
die durchaus auch mit Schwierigkeiten<br />
verbunden waren. Für die nicht unerheblichen<br />
Kosten mussten zunächst<br />
Sponsoren gesucht werden, die sich mit<br />
großzügigen Finanz- und Sachspenden<br />
daran beteiligten. Da derartige Aktivitäten<br />
nicht ohne Antrag und Genehmigung<br />
umsetzbar sind, bedurfte es der<br />
vertraglichen Zustimmung zwischen<br />
der Stadt Siegen und Straßen-NRW, als<br />
Verantwortliche für die Säulen.<br />
Die Entwürfe für die beiden ausgewählten<br />
Säulen an der Boschgotthardshütte,<br />
dem Schulweg der Schüler des EVAUs,<br />
stammten ausschließlich von den Schülern.<br />
Julian Arzdorf (Freshpainter), dem<br />
Siegen zahlreiche Beispiele von Kunst im<br />
öffentlichen Raum verdankt, gab graffitirelevante<br />
Tipps für die Ausführung, die<br />
gemeinsam in einem Workshop mit den<br />
Schülern erarbeitet wurde.<br />
Die Idee, die HTS-Säulen nicht nur<br />
als Verkehrsbauwerke zu sehen, sondern<br />
als künstlerische Ausdrucksform<br />
im öffentlichen Raum zu nutzen, setzten<br />
die Schüler (zwischen 12 und 18<br />
Jahren) innerhalb von zwei Tagen mit<br />
großer Begeisterung um. So wurden<br />
die farbenfrohen Kunstwerke zu regelrechten<br />
Hinguckern.<br />
Diese Initiative verdeutlicht eindrucksvoll,<br />
wie durch die Zusammenarbeit<br />
verschiedener Generationen und gesellschaftlicher<br />
Gruppen das Stadtbild auf<br />
kreative Weise bereichert werden kann.<br />
Ohne die Unterstützung durch Firmen,<br />
der Stadt Siegen, Förderverein<br />
des EVAUs und Bürger aus dem Umfeld<br />
des Gymnasiums und des Seniorenbeirats<br />
hätte das Projekt nicht durchgeführt<br />
werden können. Olaf Koplin<br />
Reichmann, der Seniorenbeauftragte<br />
der Stadt Siegen entgegen unter:<br />
0271/404-2434 oder -2022<br />
Der Eintritt beträgt 6,00 Euro, darin<br />
enthalten ist auch Kaffee und Kuchen.<br />
Einlass ist ab 13.00 Uhr, die Veranstaltung<br />
beginnt ab 14.30 Uhr. „Wie einst<br />
im Mai“ findet wieder im Leonhard-<br />
Gläser-Saal der Siegerlandhalle Siegen,<br />
Koblenzer Str. 151 statt. <br />
<strong>db</strong><br />
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Das Siegener Stadtgebiet wurde bereits seit der Mittelsteinzeit<br />
immer wieder von durchziehenden Jäger-<br />
und Sammlergruppen berührt, die einige wenige<br />
Steinartefakte im Siegener Stadtgebiet hinterlassen<br />
haben. Eine steinzeitliche Siedlung konnte noch nicht nachgewiesen<br />
werden. Es gibt auch nur spärliche Keramikfunde.<br />
An die Bronzezeit ab etwa 2200 v. Chr. (Fund eines Bronzebeils<br />
in Krombach) schloss sich ab etwa 800 v. Chr. die<br />
Eisenzeit an. Rodungen des Waldes und erste Besiedlungen<br />
der für agrarische Aktivitäten günstigen Lagen des Siegerlandes<br />
lassen sich ab etwa 700 v. Chr. archäologisch nachweisen.<br />
Es folgten weitere Siedler, wohl aus dem Raum der<br />
Die Urkunde von 1224<br />
ist Grundlage für das<br />
Jubiläumsjahr<br />
800 Jahre Stadt Siegen<br />
Wetterau und anderen europäischen Regionen, die für etwa<br />
800 Jahre das Siegerland besiedelten. Angelockt wurden die<br />
eisenzeitlichen Hüttenleute durch die bis an die Erdoberfläche<br />
austretenden Eisenerzgänge. Viele Hinterlassenschaften<br />
dieser Siedler wurden durch die menschlichen Aktivitäten<br />
der Hochindustrialisierung überprägt und verschwanden<br />
ohne Dokumentation durch die archäologische Forschung.<br />
Das im Siegerland produzierte Eisen (Stahl) wurde ab dem<br />
3. Jahrhundert v. Chr. zu einem wichtigen Produkt, dass die<br />
Lebensverhältnisse der Menschen stark beeinflusste. Eiserne<br />
Pflugscharen erleichterten z. B. die Bearbeitung der<br />
schweren Böden in den Mittelgebirgsregionen. Dies führte<br />
zu einer massiven Aufsiedlung bislang wenig besiedelter<br />
Räume in unserer heimischen Gegend. Von der Zeit um 100<br />
n. Chr. bis zur im Frühmittelalter einsetzenden Christianisierung<br />
fehlen archäologische Nachweise für eine Besiedlung.<br />
Wie Siegen zur „Krönchen“- Stadt wurde<br />
Erstmals wurde Siegen (Sigena) in einer Schenkungsurkunde<br />
aus der Amtszeit des Kölner Erzbischofs Sigewin<br />
von Are (1079 – 1089) genannt. Seit etwa 1170 erfolgte<br />
unter Graf Rupert III. von Nassau, der wahrscheinlich<br />
ein Sohn des Grafen Arnold II. von Laurenburg war, die<br />
Prägung eigener Siegener Münzen mit der Bezeichnung<br />
„civitas“ (Stadt). 1224 wurde Siegen in einem ohne Angabe<br />
eines Tagesdatums abgeschlossenen Vertrag zwischen dem<br />
mächtigen Erzbischof Engelbert I. von Köln und dem ohne<br />
Nennung seines Vornamens aufgeführten Grafen Heinrich<br />
II. von Nassau als eine neu (von neuem) erbaute Stadt (lateinischer<br />
Wortlaut: „opidi Sige de novo constructi“) erwähnt.<br />
Als Gegenleistung für die ihm hierdurch nachträglich ge-<br />
währte rechtliche Anerkennung der vorhandenen Verhältnisse<br />
musste Heinrich II. von Nassau die Hälfte von Siegen<br />
an das Kölner Erzbistum abtreten. Die durch diese neunzeilige<br />
Urkunde begründete Doppelherrschaft endete erst 1414.<br />
Ein eigenes städtisches Siegel, das das Vorhandensein<br />
städtischer Institutionen voraussetzt, fand erstmals 1270<br />
Erwähnung. Am 19. Oktober 1303 erhielt die Stadt das<br />
Soester Stadtrecht. Als früheste Hütte wurde 1311 „die<br />
Mashutte uff der Weste“, also die Massenhütte am Weißbach,<br />
genannt. Die 1317 erstmals in den Quellen erwähnte<br />
Nikolaikirche erhielt auf ihrer Turmspitze 1658 eine<br />
vergoldete Fürstenkrone, das heutige „Wahrzeichen“ der<br />
Stadt. Der Stifter des mit Blattgold überzogenen „Krönchens“<br />
war der 1652 in den Reichsfürstenstand erhobene<br />
Johann Moritz, der der evangelisch-reformierten Linie des<br />
Hauses Nassau-Siegen entstammte.<br />
Die Zeitreise geht weiter<br />
Mit der Reformation wurde in den 1530er Jahren zunächst<br />
das lutherische Bekenntnis und in den 1580er Jahren<br />
die calvinistisch-reformierte Konfession von den jeweils<br />
herrschenden Nassauer Grafen in Siegen eingeführt. 1536<br />
wurde das Siegener Pädagogium zunächst im 1534 aufgelösten<br />
Franziskanerkloster untergebracht, bis die neuen<br />
Räumlichkeiten unter dem Dach der Nikolaikirche fertiggestellt<br />
waren. Spätestens ab 1547 war die Lateinschule für<br />
fast 300 Jahre dort untergebracht. Erster Direktor des Pädagogiums,<br />
aus dem das heutige Gymnasium am Löhrtor<br />
hervorgegangen ist, war der lutherische Theologe Erasmus<br />
Sarcerius. Siegen war bedeutend genug, um in „Die gemeine<br />
Landtaffel des Deutschen Landes“, eine 1560 als Holzschnitt<br />
von dem Gelehrten und Kartografen Tilemann Stella<br />
(Stolz) angefertigte Landkarte, aufgenommen zu werden.<br />
Seit 1607 war Siegen die Residenz der Grafen von Nassau-Siegen.<br />
Bereits 1623 war im Rahmen der Erbfolge die<br />
konfessionelle Spaltung der Grafschaft in eine katholische<br />
und eine evangelische Linie<br />
erfolgt, nachdem Johann VIII.<br />
von Nassau-Siegen, der Halbbruder<br />
von Johann Moritz, zum<br />
Katholizismus konvertiert war.<br />
Die Gebeine von Johann Moritz<br />
(1604 – 1679) ruhen in der 1670<br />
fertiggestellten Fürstengruft, um<br />
die herum nach dem verheerenden<br />
Stadtbrand von 1695 für<br />
die evangelischen Landesherren<br />
von 1698 –WW 1720 das Untere<br />
Schloss errichtet wurde. Zuvor<br />
hatte hier die Residenz der<br />
evangelischen Linie des Hauses<br />
Nassau-Siegen, der Nassauische<br />
Hof, gestanden. Von 1702 – 1725<br />
wurde an der Löhrstraße die katholische<br />
Marienkirche erbaut.<br />
800 Jahre Stadt Siegen<br />
Seit 1904 bereichern die lebensgroßen Bronzeskulpturen<br />
von Bergmann „Henner“ und<br />
Hüttenmann „Frieder“ Siegens Stadtbild.<br />
Die noch immer geliebten Symbolfiguren stehen<br />
für die im Arbeitsleben damals typischen Berufe.<br />
Mit dem Aussterben der evangelisch-reformierten und<br />
der katholischen Linie kam Siegen von 1743 bis 1806 unter<br />
die Herrschaft von Oranien-Nassau und wurde nach kurzer<br />
Zugehörigkeit zum Großherzogtum Berg 1815 preußisch.<br />
Der zuvor in Thurn und Taxisschen Diensten stehende Jakob<br />
Gerlach wurde am 1. Juli 1816 der erste preußische Vorsteher<br />
des Postamts Siegen, das seit 1822 im Wittgensteiner<br />
Flügel des Unteren Schlosses untergebracht war. In Riesenschritten<br />
vollzog sich nun der Übergang vom alten Handwerk<br />
und Gewerbe hin zum Industriezeitalter. 1818 wurde<br />
in Siegen die Bergschule für die Ausbildung bergmännischer<br />
Berufe gegründet. 1853 folgte die Wiesenbauschule,<br />
ein Vorläufer der aus der 1972 gegründeten Gesamthochschule<br />
hervorgegangenen heutigen Universität. 1861 erfolgte<br />
der Anschluss Siegens an das deutsche Eisenbahnnetz.<br />
1895 startete hier die erste Motoromnibuslinie der Welt auf<br />
der Strecke Siegen-Netphen-Deuz. Seit 1904 bereichern die<br />
lebensgroßen Bronzeskulpturen von Bergmann „Henner“<br />
und Hüttenmann „Frieder“, die noch immer geliebten Symbolfiguren<br />
für die im Arbeitsleben damals typischen Berufe,<br />
Siegens Stadtbild. Am 22. Juli 1904 wurde am Obergraben<br />
eine Synagoge eingeweiht, die am 10. November 1938, einen<br />
Tag später als in den anderen deutschen Städten, von<br />
den Nazis durch Brandstiftung zerstört wurde. An ihrer<br />
Stelle wurde einer der zahlreichen noch heute im Stadtbild<br />
sichtbaren Luftschutzbunker errichtet. Darin befindet<br />
sich seit 1996 das Aktive Museum Südwestfalen, in dem<br />
an das Schicksal der Juden und der anderen Opfer des NS-<br />
Terrorregimes erinnert wird. Zum Schicksalstag wurde im<br />
Zweiten Weltkrieg für Siegen der 16. Dezember 1944, als<br />
durch einen Luftangriff der Royal Air Force über 80 % der<br />
Stadt zerstört wurden. 348 Deutsche und eine unbekannte<br />
Anzahl von Zwangsarbeitern wurden dadurch getötet. Etwa<br />
zeitgleich detonierte eine vom Leitstand Siegen aus geführte<br />
V2-Rakete in einem vollbesetzten Kino der Rubens-Stadt<br />
Antwerpen, wobei 567 Menschen starben. Die durch ihre<br />
pittoresken Fachwerkhäuser in<br />
der sog. „Oberstadt“ bekannte<br />
Bergstadt Siegen war auch ein<br />
Eisenbahnknotenpunkt, Standort<br />
kriegswichtiger Industrie<br />
und seit 1935 Garnisonsstadt.<br />
Das Hauptdurchgangslager<br />
für Vertriebene und Flüchtlinge<br />
wurde Ende 1945 von der Britischen<br />
Militärregierung in der<br />
ehemaligen Kaserne „Am Wellersberg“<br />
in Siegen eingerichtet.<br />
Bis 1951 sind hier 410.000 Personen<br />
registriert und an westfälische<br />
Gemeinden weitergeleitet<br />
worden. Von 1946 – 1994 beherbergte<br />
Siegen eine belgische<br />
Garnison. In den 1950er Wirtschaftswunderjahren<br />
galt es,<br />
<br />
18 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 19
Für Einheimische und Touristen besonders anziehend, der Schlosspark auf dem Siegberg<br />
Siegen zu neuen Ufern<br />
auch in Siegen schnell und kostengünstig neue Wohnungen<br />
zu errichten. Mit dem Bau des Leimbachstadions und der Siegerlandhalle<br />
wurden in den Jahren 1958 bis 1961 aber auch<br />
andere wichtige städtebauliche Akzente gesetzt. 1961 wurde<br />
mit der Grube „Neue Haardt“ die letzte Erzgrube im heutigen<br />
Stadtgebiet geschlossen. Den notwendigen wirtschaftlichen<br />
Strukturwandel beschleunigte im Jahr 1971 die Einweihung<br />
der „Sauerlandlinie“, der Autobahn A 45 mit der 106 m hohen<br />
Siegtalbrücke. Vom 5. – 27. September 1970 fand in der<br />
Siegerlandhalle die XIX. Schach-Olympiade statt. Auf den<br />
Siegberg führt seit 1970 die steilste Fußgängerzone Deutschlands.<br />
Am Kölner Tor erinnert seit 1974 der „Berliner Bär“ als<br />
Geschenk des Berliner Bezirks Spandau daran, dass seit 1952<br />
im Rahmen der Städtepartnerschaft Berliner Ferienkinder in<br />
Siegen „aufgepäppelt“ wurden. Am 1. Januar 1975 entstand<br />
durch die Zusammenlegung mit den erst Mitte 1966 gebildeten<br />
Städten Eiserfeld in Süden und Hüttental im Norden<br />
als Oberzentrum in Südwestfalen die Großstadt Siegen mit<br />
aktuell über 105.000 Einwohnern. 1977 wurde das erste Teilstück<br />
der Stadtautobahn „Hüttentalstraße“ für den Verkehr<br />
freigegeben. Siegen beherbergt inzwischen viele mittelständische,<br />
oft metallverarbeitende Unternehmen, die als „hidden<br />
Champions“ Weltmarktführer in den von ihnen besetzten<br />
Nischen sind. Vor der deutschen Wiedervereinigung konnte<br />
die südwestfälische Metropole damit werben, genau im Zentrum<br />
der Bundesrepublik zu liegen. Den stolz geführten Titel<br />
der waldreichsten und dadurch „grünsten Großstadt Deutschlands“<br />
hat Siegen inzwischen aber wohl als Folge mehrerer<br />
dem Klimawandel zu verdankender Trockenjahre verloren.<br />
Nach jahrzehntelangem Vorlauf wurde 20<strong>01</strong> aus dem<br />
„Apollo-Theater“, einem umgebauten ehemaligen Kinogebäude,<br />
ein echtes Theater. Unter dem Motto „Siegen pulsiert“<br />
wurde hier vom 17. – 19. September 2<strong>01</strong>0 der NRW-<br />
Tag ausgerichtet. Durch die Städtebaumaßnahme „Siegen<br />
zu neuen Ufern“ wurde ab 2<strong>01</strong>2 im Stadtzentrum in der sog.<br />
„Unterstadt“ die seit den 1960er Jahren unter einer als Parkdeck<br />
genutzten „Siegplatte“ aus Beton versteckte Sieg wieder<br />
freigelegt und hat seit 2<strong>01</strong>6 durch die hier am Flussufer<br />
geschaffene Stufenanlage den Freizeitwert deutlich erhöht.<br />
In der direkten Nachbarschaft soll mit einer derzeit angelegten<br />
Parkanlage im nach einem Gebäudeabriss wieder<br />
unbebauten restlichen Areal des einst von Fürst Johann<br />
Moritz angelegten Herrengartens die Aufenthaltsqualität<br />
in der Innenstadt Siegens weiter erhöht werden. Auch<br />
„Rund um den Siegberg“, so der Name einer weiteren<br />
Städtebaumaßnahme, tut sich seit einiger Zeit so manches<br />
zur Verschönerung des Stadtbildes. Die Sanierung der<br />
historischen Stadtmauer und die Erweiterung des schon<br />
immer Einheimische und Touristen besonders anziehenden<br />
Schlossparks auf dem Gipfel des Siegbergs tragen<br />
zusätzlich zur Attraktivität der „Universitätsstadt Siegen“<br />
bei. Diese Bezeichnung begrüßt die Besucher der Stadt<br />
seit 2<strong>01</strong>2 auch auf allen Ortseingangsschildern. Nach und<br />
nach zieht die Universität mit mehreren Fakultäten vom<br />
Haardter Berg aus dem Stadtteil Weidenau in die Siegener<br />
Innenstadt, z.B. in das Untere Schloss.<br />
20 Jahre lang schwebte ein Spruch wie ein Damoklesschwert<br />
über der Stadt: „Was ist schlimmer als verlieren?<br />
Siegen!“ 1996 hatte der Journalist Hanjo Seißler nach einem<br />
Besuch in der Stadt seiner Kinderferien unter dieser<br />
Überschrift im Magazin der Süddeutschen Zeitung einen<br />
Artikel veröffentlicht und traf mit seiner Kritik die Stadt<br />
völlig unvorbereitet bis ins Mark. Unter dem Eindruck<br />
der inzwischen eingetretenen Veränderungen revidierte er<br />
2<strong>01</strong>6 bei einem erneuten Besuch voll des Lobes sein damaliges<br />
vernichtendes Urteil über die Stadt Siegen.<br />
Siegen als Rubensstadt<br />
Bisher gibt es nur wenige deutsche Briefmarken, die<br />
eine Verbindung zur Stadt Siegen aufweisen. Da ist zunächst<br />
einmal die Sondermarke vom 17. Mai 1977 zum<br />
400. Geburtstag von Peter Paul Rubens, dem flämischen<br />
Barockmaler und Diplomaten im Dienste der spanischen<br />
Niederlande, zu erwähnen. Inzwischen stand nach einem<br />
vorausgegangenen langen Historikerstreit fest, dass dieser<br />
am 28. oder 29. Juni 1577 weder in Antwerpen, noch in<br />
Köln, sondern in Siegen das Licht der Welt erblickt hatte.<br />
Der von dem Siegener Künstler Hermann Kuhmichel in<br />
den 1930er Jahren gestaltete Rubensbrunnen im Park des<br />
Oberen Schlosses machte dies unmissverständlich klar. Allerdings<br />
hat Peter Paul Rubens mit seinen Eltern, die sich<br />
erneut in Köln niedergelassen haben, Siegen schon 1578<br />
wieder verlassen. Ob zum 450. Geburtstag des Malerfürsten<br />
in drei Jahren erneut eine deutsche Sonderbriefmarke<br />
erscheinen wird?<br />
Im Rubenssaal des Siegerlandmuseums sind mehrere<br />
Originalgemälde von ihm zu sehen. Das Museum wurde<br />
1905 im Oberen Schloss auf dem Siegberg eröffnet. Das<br />
bereits 1259 als Höhenburg erstmals urkundlich erwähnte<br />
Gebäude wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des<br />
12. Jahrhunderts errichtet.<br />
Seit 1957 vergibt die Rubens-Stadt Siegen alle fünf Jahre<br />
den Rubenspreis für zeitgenössische Malerei. Wertvolle<br />
Gemälde aller bisherigen 14 RubenspreisträgerInnen sind<br />
dank einer Mäzenin im Museum für Gegenwartskunst Siegen<br />
ausgestellt, das 20<strong>01</strong> eröffnet und 2<strong>01</strong>1 von der deutschen<br />
Sektion des Internationalen Kunstkritikerverbandes<br />
als Museum des Jahres ausgezeichnet wurde. Der Altbau<br />
des Museums war am 20. Juni 1894 als neues Siegener<br />
Post- und Telegrafenamt eröffnet worden.<br />
Jubiläum Anlass für eine Sonderbriefmarke<br />
Ein weiterer gebürtiger Siegener ist auf der am 27. September<br />
1990 erschienenen letzten Briefmarke mit der Bezeichnung<br />
Deutsche Bundespost Berlin abgebildet. Es handelt<br />
sich um den Pädagogen und Bildungspolitiker Adolph<br />
Diesterweg (* 29. Oktober 1790), der viele Jahre in Berlin<br />
gewirkt hat und auch dort 1866 gestorben ist. Seinen<br />
200. Geburtstag hat auch die Deutsche Post der DDR am<br />
20. März 1990 mit einer Sondermarke gewürdigt.<br />
Der philatelistische Höhepunkt ist nun aber die am<br />
4. April <strong>2024</strong> erscheinende Sonderbriefmarke „800 Jahre<br />
Stadt Siegen“. Das im aufwendigen Stahlstich-Tiefdruckverfahren<br />
hergestellte Postwertzeichen zu 100 Cent <br />
Aufgrund von Umbaumaßnahmen muss<br />
das Siegerlandmuseum vom 8. bis<br />
29. April schließen. Ab dem 30. April<br />
gelten wieder normale Öffnungszeiten,<br />
dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr.<br />
20 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 21
„Melodie der Meere“<br />
Einzigartiges Shantykonzert<br />
Ein musikalisches Ereignis der besonderen Art steht bevor,<br />
um das 800-jährige Bestehen Siegens gebührend<br />
zu feiern: Das Shanty-Konzert „Melodie der Meere“<br />
verspricht, die Weißtalhalle am 20. April <strong>2024</strong> um 18 Uhr in<br />
einen musikalischen Ozean zu verwandeln.<br />
Der Seemannschor der Marinekameradschaft Siegerland,<br />
als Veranstalter dieses einzigartigen Abends, wird gemeinsam<br />
mit den bekannten Shantychören aus Siegens deutschen<br />
Partnerstädten Berlin-Spandau und Plauen auftreten. Der<br />
Shanty-Chor Berlin wurde 1985 gegründet und ist aus Auftritten<br />
im rbb und vielen internationalen Konzerten bekannt.<br />
Der Plauener Shanty-Chor wurde 1992 von der Marineka-<br />
800 Jahre Stadt Siegen<br />
zeigt in [wald]grüner Farbgebung einen Ausschnitt aus<br />
einem die Stadt Siegen in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts<br />
zeigenden Kupferstich von Matthäus Merian<br />
(1593 – 1650), veröffentlicht in der „Topographia Hassiae<br />
et Regionum Viciinarum“. Über der Nikolaikirche<br />
schwebt übergroß das goldene „Krönchen“, das es ja noch<br />
nicht gab, als Merians Stadtansicht entstand. Die dann in<br />
ganz Deutschland an den Postschaltern erhältliche Briefmarke<br />
wird auch am 6. April <strong>2024</strong> während der nicht nur<br />
die Briefmarken-, Münzen- und Ansichtskartensammler<br />
anlockenden Südwestfalenbörse im Leonhard-Gläser-Saal<br />
der Siegerlandhalle von einem Event-Team der Deutschen<br />
Post Philatelie angeboten. Zugleich gibt es dort den Sonderstempel<br />
„800 Jahre Stadt Siegen“, der die Siegener Synagoge<br />
zeigt. Nicht zu sehen ist auf der Briefmarke leider die<br />
bereits 1311 urkundlich erwähnte Martinikirche, die sich<br />
ganz rechts auf der Merian-Stadtansicht befindet. Aus archäologischen<br />
Funden, darunter ein Fußbodenmosaik, wird<br />
geschlossen, dass am Standort der Kirche bereits deutlich<br />
früher ein sakraler Vorgängerbau errichtet wurde.<br />
Diejenigen, bei denen der in Siegen geborene Verfasser<br />
nun den Wunsch geweckt hat, sich daraufhin selbst in Siegen<br />
umzuschauen und auch als Einheimische noch einiges<br />
Neues zu entdecken, zu erfahren und zu erleben, finden im<br />
Programm des Jubiläumsjahres sicher genügend Anregungen,<br />
um aus dem Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen.<br />
www.siegen800.de/veranstaltungen/<br />
<br />
Wilfried Lerchstein<br />
meradschaft Plauen gegründet und glänzte bei vielen Konzerten.<br />
Diese Zusammenkunft dreier Seemannschöre in der<br />
Siegener Weißtalhalle verspricht, die Herzen der Zuhörer zu<br />
erobern und eine unvergessliche Reise in die Welt der Melodie<br />
der Meere zu bieten.<br />
„Melodie der Meere“ verspricht, nicht nur die kulturelle<br />
Verbindung zwischen den Städten zu zelebrieren, sondern<br />
auch die Liebe zur Seefahrt und zur musikalischen Tradition.<br />
„Es wird ein Abend sein, der die Wellen der Emotionen und<br />
Begeisterung weckt und das Publikum auf eine unvergessliche<br />
musikalische Seereise mitnimmt“, davon ist der Veranstalter<br />
überzeugt.<br />
<strong>db</strong><br />
Dieses außergewöhnlichen Konzerts findet am Samstag, den 20.April um !8 Uhr in der Weißtalhalle statt. Karten gibt es zum<br />
Preis von 15,-€ in vielen Vorverkaufsstellen des Siegerlands oder über Email an: schatzmeister@mk-siegerland.de.<br />
Im Rahmen der bevorstehenden Feierlichkeiten zum Siegener<br />
Stadt-Jubiläum wird auf Initiative des Seniorenbeirats<br />
der Universitätsstadt Siegen und des Apollo-Theaters<br />
ein besonderes Highlight für die ältere Bevölkerung angeboten.<br />
Die Mitglieder des Seniorenbeirats entschieden sich dazu,<br />
eine Senioren-Theater-Vorstellung unter dem Motto „von<br />
Senioren für Senioren“ anzubieten. Dazu hat der Seniorenbeirat<br />
das renommierte Senioren-Theater „SeTa Düsseldorf<br />
e.V,“ eingeladen Diese Theatergruppe kann auf eine 35-jährige<br />
Geschichte zurückblicken und wird von professioneller<br />
Leitung geführt. Nicht zuletzt wurden sie bereits zweimal mit<br />
dem Deutschen Amateur-Theaterpreis ausgezeichnet.<br />
Die Leitung des Apollo-Theaters zeigte sich begeistert<br />
von der Idee und erklärte sich bereit, die Aufführung in ihren<br />
Räumlichkeiten zu ermöglichen. Die Zusammenarbeit<br />
verspricht somit nicht nur eine kulturelle Bereicherung, sondern<br />
auch eine wunderbare Möglichkeit für die ältere Generation,<br />
das Stadt-Jubiläum in einem besonderen Rahmen<br />
zu feiern. Die Vorstellung des Senioren-Theaters wird zweifelsohne<br />
zu einem Höhepunkt der Festlichkeiten werden<br />
und somit einem Beitrag zur Förderung kultureller Vielfalt<br />
in der Universitätsstadt liefern.<br />
Die epochale „Dreigroschenoper“ feierte 1928 im Theater<br />
am Schiffbauerdamm in Berlin ihre Uraufführung. Die<br />
kritische Auseinandersetzung mit der Doppelmoral der bürgerlich-kapitalistischen<br />
Gesellschaft in den 20er Jahren fand<br />
in Brechts „epischem Theater“ Ausdruck, das bewusst eine<br />
Distanz zwischen Publikum und Bühnengeschehen schuf.<br />
Im Zentrum des Stücks stehen die Machtkämpfe zweier<br />
800 Jahre Stadt Siegen<br />
Dreigroschenoper<br />
Seniorentheater Düsseldorf zu Gast im Apollo-Theater<br />
skrupelloser Geschäftemacher: Macheath, ein charmanter<br />
Verbrecher, und Peachum, Betreiber der Firma „Bettlers<br />
Freund“. Polly, Peachums Tochter, heiratet heimlich Macheath,<br />
was zu dramatischen Entwicklungen führt. Nach<br />
einer Serie von Diebstählen und einem Überfall auf Bettler<br />
endet Macheath im Gefängnis.<br />
Die Handlung spitzt sich zu, als Polly und Lucy, eine<br />
weitere Liebschaft Macs, erkennen, dass sie von ihm betrogen<br />
wurden. Macheath steht dem Galgen gegenüber, doch<br />
in letzter Minute erreicht ihn eine Begnadigung der Königin.<br />
Dieser Wendepunkt markiert den Höhepunkt von Brechts<br />
und Weills meisterhafter Inszenierung.<br />
Brecht adaptierte die „Beggar‘s Opera“ von John Gay<br />
aus dem Jahr 1728, übersetzt von Elisabeth Hauptmann, als<br />
Grundlage für dieses bahnbrechende Werk. Die Musik von<br />
Kurt Weill, insbesondere der Song „Die Moritat von Mackie<br />
Messer“, verleiht der „Dreigroschenoper“ zeitlose Popularität.<br />
Interpretationen von Künstlern wie Louis Armstrong,<br />
Bobby Darin und Ella Fitzgerald trugen zur Verbreitung dieses<br />
Klassikers bei.<br />
Die Dreigroschenoper bleibt nicht nur ein künstlerisches<br />
Meisterwerk, sondern auch eine kritische Reflexion über die<br />
gesellschaftlichen Zustände ihrer Zeit. Ihre Relevanz und<br />
Faszination halten bis heute an, und die Inszenierungen des<br />
Stücks begeistern weiterhin ein weltweites Publikum. <strong>db</strong><br />
Sonntag, 28. April <strong>2024</strong>, 16:00 Uhr<br />
Kartenverkauf Online unter: www. Apollosiegen.de/Karten<br />
oder direkt an der Theaterkasse.<br />
Plätze für Rollstuhlfahrer sind nur an der Theaterkasse erhältlich.<br />
Foto: Bozica Babic, „Seniorentheater Düsseldorf"<br />
22 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 23
Siegerländer Dorfgeschichten<br />
Siegerländer Dorfgeschichten<br />
Denjenigen, die mit der Überschrift<br />
nicht klar kommen,<br />
denen sei gesagt, dass ein<br />
Rioasse ein Zuchtstier ist. Wörtlich<br />
übersetzt heißt diese Bezeichnung<br />
für den Vierbeiner „Reitochse“. Nun<br />
soll niemand glauben, dass man auf<br />
ihm reitet. Nein, er selbst ist es, dem<br />
diese edle Tätigkeit bei allen Kühen<br />
und Rindern in der Gemeinde obliegt.<br />
Einzelheiten hierzu erspare ich<br />
Ihnen und mir.<br />
Eines Tages kamen die Klafelder<br />
wieder mal in die schwierige Lage,<br />
einen jungen Rioassen anschaffen<br />
zu müssen. Der alte reifte wegen<br />
Fettleibigkeit und zunehmendem<br />
Unvermögen zum Schlachten heran.<br />
So rüstete man denn eine auserlesene<br />
„Ochsenkommission“ aus, um im benachbarten Gebirgsdorfe<br />
Unglinghausen einen jungen Rioassen zu kaufen. Der dortige<br />
Klörnbuer hatte ihn den Klafeldern angeboten.<br />
Diese auserlesene Kommission bestand aus vier vorzüglichen<br />
Männern. Da war erstens der alte Hierde-Mannes, dem<br />
als Viehdoktor und -kenner der Sachverstand aus dem Gesicht<br />
leuchtete. Zweitens gehörte natürlich der reichste und<br />
darum vielleicht auch klügste Mann im Dorfe dazu; das war<br />
der Lisebuer, in dessen Stall die Rioassen traditionell untergebracht<br />
wurden. Weiter war der Bass-Ädde dabei, der in<br />
der Dorfkapelle den Bass spielte und daher als Kunstsachverständiger<br />
die Stimme des jungen Rioassen zu prüfen hatte.<br />
Der notwendige Vierte im Bunde war der Ohierde (Gehilfe<br />
des Hirten), der als Treiber mit dem Hudestabe, einem Strick,<br />
dem Hirtenhunde und einem „Glonk“ bewaffnet war.<br />
An einem warmen Augusttage zogen denn diese vier Männer<br />
über die Klafelder Geißenweide hinüber durch das Dorf<br />
Setzen, das durch seinen Hirten Berühmtheit erlangt hatte.<br />
Diesen „Setzer Hirten“ besuchten die Leute von weither, um<br />
sich von ihm bei Verrenkungen und Verstauchungen heilen zu<br />
lassen. Sogar bei Knochenbrüchen wurde er aufgesucht und<br />
die heimischen Ärzte empfahlen ihn als „Spezialisten“. Heute<br />
hatte der „Setzer Hirte“ sein Sprechzimmer geschlossen, da<br />
er den Klafeldern versprochen hatte, die ausgesandte Ochsenkommission<br />
nach Unglinghausen zu begleiten.Da stand er<br />
schon am Ausgange des Dorfes, da, wo der Weg nach Obersetzen<br />
geht und gleich waltete der Ohierde seines Amtes. Als<br />
Mundschenk nahm er den branntweingefüllten Glonk von seiner<br />
Seite und bot dem Hirten Labung an. Danach machte der<br />
Glonk die Runde und erquickte die fünf Männer. Dies geschah<br />
unterwegs noch des Öfteren und so war der Glonk leer, als die<br />
Ochsenkommission ungefähr um elf Uhr im Klörnhofe ankam.<br />
Der Klörnbuer – oder Klörn Hannes, wie er hier allgemein<br />
hieß – war vom Lisebuer schriftlich von dem Vorhaben<br />
der Ochsenkommission verständigt worden. Er empfing<br />
also die Männer mit freundlichem Gruße und Handschlage<br />
Der vergessene<br />
Rioasse<br />
vor seinem Hause. Hier war er gerade mit dem Ausbessern<br />
eines Pfluges beschäftigt, denn der Herbst mit der Ernte nahte.<br />
Klörn Hannes ging den Männern voraus zum Stalle und der<br />
Ochsenhandel begann. Dieser bewegte sich, wie nicht anders<br />
zu erwarten, in der herkömmlichen viehhändlerischen Weise.<br />
Es ging hin und her, jeder Behauptung wurde mit einem Gegenargument<br />
widersprochen; es schien, als ob ausgemachte,<br />
gerissene Viehhändler zugange seien. Endlich aber war die<br />
Sache „strack“, der Handschlag war weithin zu vernehmen.<br />
Gleich darauf betrat der Bauer mit den Gästen vom Stalle<br />
her die an der Küche liegende Wohnstube. Der Lisebuer, bei<br />
diesem Kauf der Säckelmeister, zählte aus seinem Säckel dreißig<br />
harte silberne Taler auf den Tisch und fragte: „Schdemmt<br />
et, Hannes?“ „Jo, et schdemmt, he es de Quitting“, sagte der<br />
Hausherr und lud gleich danach ein: „Setzt ou! Ir sid hongrich,<br />
et es Meddach.“<br />
Klörn Mamme hatte während des Handels Schmatzbäckel<br />
gebacken. Das Siegerländer Nationalgebäck ist ein Kartoffelreibekuchen,<br />
der nicht in der Pfanne, sondern auf der heißen<br />
Herdplatte gebacken wird. Und wo es Schmatzbäckel gibt, da<br />
kommt kein Fleisch auf den Tisch, sondern eine Milchgrützsuppe.<br />
Auf die Schmatzbäckel konnte man sich goldgelbe<br />
Butter schmieren; als Nachtisch lockte ein Korb mit Stachelbeeren,<br />
die hier oben spät reif werden.<br />
Als alle Platz genommen hatten, da kam schon die Magd<br />
und stellte mit kurzem Gruß eine tiefe irdene Schüssel mit<br />
der Suppe auf den ungedeckten Tisch. „Gondach zesame!“,<br />
betrat jetzt grüßend Klörn Mamme die Stube und reichte dem<br />
Lisebuer und dann auch den anderen, die sie alle kannte, dem<br />
Range nach die Hand. Das rundliche Frauchen war selber<br />
eine geborene Klafelderin und kam von der Geisweid.<br />
Dann sprach der Bauer das Tischgebet: „Aller Augen<br />
warten auf den Herrn.“ Jeder langte zu, bis die Suppe, die<br />
Schmatzbäckel und die Stachelbeeren verzehrt waren. Nach<br />
dem Dankgebet steckten die Männer ihre stinkigen Pfeifen an,<br />
der „Setzer Hirte“ rauchte als Naturheilkundiger nicht. Man<br />
stattete später dem ganzen Anwesen noch einen Besuch ab<br />
und verabschiedete sich dann, während die Nachbarn neugierig<br />
zuschauten.Im Vorbeigehen ließ der Ohierde-Mundschenk<br />
im Dorfwirtshause noch einmal den Glonk füllen, dann zog<br />
der Trupp mit dem vom Bass-Ädde geführten Rioasse den<br />
Berg hinab. Hinter dem nächsten Busch machte der Glonk<br />
gleich hintereinander zwei Runden und damit die Zungen gesprächig.<br />
„Prachtvoller Rioasse“, nahm der Lisebuer das Wort<br />
und „barbarisch“, führte der Hierde-Mannes anerkennend bei.<br />
„Klatsch“, ließ das junge Öchslein etwas hinter sich zur<br />
Erde fallen, was einem grünen, dampfenden Schmatzbäckel<br />
nicht unähnlich sah. „Do konnt`r seh, dat dä Oasse och enwennich<br />
god em Schdand es!“, rief eifrig der Lisebuer und<br />
freute sich als Ochsenpfleger schon auf den zu erwartenden<br />
guten Mist. Die ganze Kommission steckte die Köpfe über<br />
dem „Koblätter“ zusammen, dessen nach Kleie und Gras duftendes<br />
Aroma offenbar ein Labsal für die Bauernnasen war.<br />
Nach dieser „hinterhältigen“ Leistung ließ sich das Tier<br />
nun auch vorne vernehmen und stieß einen wunderschönen<br />
Orgelton in die Waldesstille hinein. „Prachtvoll!“, rief der<br />
Bass-Ädde begeistert. „Wat for en Schdemm, d`r reinste<br />
Edelbass-Bariton! So en Rioasse gerret röm on döm kenn<br />
zweite!“ Wiederum tönte der wunderbare Orgelbass durch<br />
den Forst und der Bass-Ädde wurde ganz närrisch vor Freude.<br />
Daraufhin nestelte der Ohierde den Glonk von seiner Seite<br />
und reichte ihn zunächst dem Bass-Ädde, der ihn nach einem<br />
tüchtigen Schluck weitergab. Und kurz darauf war das<br />
Gefäß schon wieder leer. In Setzen wurde der Rioasse beim<br />
Wirt Engelhard in den Stall gestellt. Die Männer gingen in die<br />
Schenke und labten sich am hellen Bier. Dann spielte man mit<br />
den Karten „Napoleon“; ab und zu sang man ein Vaterlandslied<br />
und erzählte sich Geschichten. Und ehe sie dann schwer<br />
beladen bei beginnender Dunkelheit den Heimweg antraten,<br />
brachten sie erst noch dem „Setzer Hierde“ ein Ständchen<br />
und so klang durch das Dorf das Lied „Wenn die Schwalben<br />
heimwärts ziehen.“<br />
Bis nach Klafeld wurden die Männer von der Gewalt des<br />
bösen Geistes, der im Alkohol steckt, von einer Seite auf die<br />
andere gezogen. Es nahm kein gutes Ende. Der Hierde-Mannes<br />
landete friedlich in seinem Schanzenschuppen vor dem<br />
Hause, wo ihn am Morgen eine geharnischte Gardinenpredigt<br />
aufweckte. Dem Lisebuer seine Eheliebste fand denselben<br />
hingegen im leeren Ochsenstalle ebenfalls friedlich schlafend.<br />
Vergeblich sah sie sich nach dem neuen Rioasse um. Auf ihre<br />
Frage nach diesem stotterte der Ochsenpfleger schlaftrunken<br />
und mit schmerzendem Kopf: „Rioasse? – Wat for en Rioasse?<br />
– Warhafdich, d`r Rioasse!“<br />
Und wie der Lisebuer nachher so beim Kaffee sitzt, da<br />
hört er plötzlich wieder den herrlichen Orgelton des Rioassen.<br />
Gleich darauf betritt der Wirt Engelhard aus Setzen die<br />
Stube und sagt nach kurzem Grüßen: „Ir haddet gäsdern d`r<br />
Oasse fergässe; dusse schdeht hä; ech ha`n her gelait.“ (Ihr<br />
hattet gestern den Ochsen vergessen, draußen steht er, ich<br />
habe ihn hierher geführt.) Obwohl alle Beteiligten strengstes<br />
Stillschweigen vereinbart hatten, so ist die Geschichte doch<br />
ruchbar geworden.<br />
Josef Trapp<br />
24 durchblick 1/<strong>2024</strong>
Aus der Region<br />
Ein Eldorado<br />
für Traktor- und Automobil-Enthusiasten<br />
Das Fahrzeugmuseum<br />
der Familie Schmidt in Laaspherhütte<br />
Neugierige und strahlende Blicke werfen Auto-Liebhaber<br />
in die 900 qm große Halle des Oldtimer-<br />
Museums schon beim ersten Besuch. Links sieht<br />
man Gerätschafen zur Herstellung von Butter oder Kraut<br />
von Anno Dazumal. Daran reiht sich die Parade von Oldtimern:<br />
Limousinen, kleine Autos wie eine Isetta, die immer<br />
für Heiterkeit sorgt, sowie Mopeds und Motorräder aller Art<br />
bis hin zur Harley-Davidson. Und rechts stehen stolz die<br />
Trecker, Schlepper oder Traktoren, die sind die „Stars“ der<br />
Ausstellung und der Familie Schmidt. Aus eigener Initiative<br />
und ohne Fördergelder gelang es der Familie auf ihrem eigenen<br />
Grundstück nach vielen Jahren ihren Schätzen ein eigenes<br />
Zuhause zu geben. Das Museum wurde 2022 eröffnet.<br />
Im ländlichen Raum ist bei vielen kleinen Knirpsen im<br />
frühesten Alter das Coolste, wenn Sie neben Papa oder Opa<br />
zum ersten Mal stolz neben ihm auf dem Schlepper sitzen<br />
und mitfahren können, bis sie zum ersten Mal selbst voller<br />
Begeisterung die ersten Runden fahren dürfen. Und diese<br />
Liebe hält bei vielen Männern, auch taffen Frauen, ein<br />
Leben lang. Wer die Sendung im TV „Bauer sucht Frau“<br />
kennt, weiß dass heute von den angehenden Landwirtinnen<br />
auch Geschick im Umgang mit Treckern und je nach Art<br />
des Betriebs auch mit riesigen Landmaschinen gewünscht<br />
wird. Der Traktor ist der Klassiker der Landmaschinen, der<br />
seit Ende des 19. Jahrhunderts langsam das Zugtier für die<br />
Ackergeräte ablöste.<br />
Die große Halle in reicht schon<br />
lange nicht mehr für die vielen<br />
Exponate, die immer mal ausgetauscht<br />
werden. Familie Schmidt<br />
träumt schon von einer oberen<br />
Etage, um die Ausstellungsfläche<br />
zu vergrößern. Mit Witz und<br />
Fachwissen werden sonntags Besucher<br />
immer von einem Familienmitglied<br />
durch die Ausstellung<br />
geführt. Die Drei vom Museum<br />
sind: Christoph, Bernd und Friedrich<br />
Adolf Schmidt. Auch der fast<br />
14-jährige Lukas kann schon mal<br />
als Guide einspringen, denn der<br />
Funke ist längst auf die nächste<br />
Generation übergesprungen. Erst<br />
durch deren Erklärungen, Fachwissen<br />
und vor allem durch persönliche<br />
Geschichten wird der<br />
Rundgang zum Erlebnis. Schon<br />
der Jüngste, Felix, fährt schon mit<br />
Begeisterung auf seinem Kinder-<br />
Traktor durch die Halle. Die Besucher spüren wie diese<br />
Männer für ihre Oldtimer „brennen“ und ihre Begeisterung<br />
springt über. Bernd Schmidt, der Senior, bleibt vor einem<br />
alten Hanomag Trecker stehen und erzählt, wie es ihm gelang<br />
das lang ersehnte Original-Schild mit der Veedol-Frau<br />
zu bekommen. Ein Händler bot es ihm für sage und schreibe<br />
800 DM an. Ein Wahnsinn. Durch seine guten Beziehungen<br />
in der Ölbranche bekam er zu guter Letzt die heiß ersehnte<br />
Lady aus Blech geschenkt. Auf Schlittschuhen gleitet die<br />
Blondine über imaginäres Eis. Schnelligkeit, Leichtigkeit<br />
und eine erotische Ausstrahlung charakterisieren diese berühmte<br />
Figur und macht Werbung für die Schmierstoffe von<br />
Veedol seit 1952. Vieles erfährt man vom Senior vom Leben<br />
damals im Ort, vom harten Leben der Bauern und vom<br />
Wandel und Fortschritt der Technik in der Landwirtschaft.<br />
Unter der Woche sind alle Erwachsenen im eigenen Straßen-<br />
und Tiefbau Unternehmen tätig, das seit der Gründung<br />
1918 über Generationen erfolgreich<br />
besteht. Das Museum ist<br />
eher eine Liebhaberei und Hobby<br />
der Familie Schmidt. Die Frauen<br />
kümmern sich um das Traditions-<br />
Restaurant Schmidt/Wagner mit<br />
Gästezimmern, ein beliebtes<br />
Ausflugsziel. Das separate Dorf<br />
Café ist der alte umgebaute Kuhstall<br />
vom Bauernhof, der nun<br />
liebevoll mit Souvenirs aus der<br />
alten Zeit dekoriert wurde.<br />
Die präsentierten Trecker bieten<br />
nicht nur eine nostalgische<br />
Zeitreise durch die Mechanisierung<br />
der Landwirtschaft und<br />
Landtechnik, ebenso kann man<br />
hier die Geschichte des Automobilbaus<br />
verfolgen und etwa Oldtimer<br />
wie den legendären Opel P4<br />
bewundern, der zwischen 1935<br />
und 1937 im Stammwerk in Rüsselsheim<br />
gebaut wurde. 1954/55<br />
hatte Friedrich Adolf Schmidts Großvater diese Limousine<br />
erworben, etwa um die Mitarbeiter seiner Baufirma<br />
Schmidt zu Begutachtungen von Hochwasserschäden und<br />
Bachbettregulierungen zu transportieren. Der Opel ist ein<br />
Herzstück der Sammlung und viele Besucher bekommen<br />
glänzende Augen. Der jüngste Oldtimer ist ein Mercedes SL<br />
Baujahr 1986. Alle Fahrzeuge und Maschinen sind picobello<br />
gepflegt und einsatzbereit.<br />
Auch für die Kids ist der Ausflug nach Laaspherhütte<br />
ein großer Spaß. Es gibt so viele „Kleinteile“ und auch Kindertraktoren<br />
und Motorräder anzuschauen. Es beflügelt die<br />
Fantasie der Kleinen. Die Großen können mit gleichgesinnten<br />
Oldtimer- und Traktorenthusiasten fachsimpeln, sich<br />
austauschen, Erfahrungen teilen und neue Kontakte knüpfen.<br />
Das Museum wurde 2022 eröffnet und ist seitdem zum Publikumsmagnet<br />
in der Region Wittgenstein geworden. Nichts<br />
wie hin! Fotos: Reinhard Petri, Text: Tessie Reeh<br />
Damit hat es angefangen: Opel P4 Bj. 1936<br />
Infos unter: www.gasthof-schmidt-laaspherhütte.de
Aus der Region<br />
Aus der Region<br />
Freusburg –<br />
die Burgberg-Kapelle und die historischen Glocken<br />
Historisches Geläut begleitet die Sieg zwischen Mudersbach<br />
und Kirchen seit mehr als 400 Jahren. Es<br />
schallt vom Ausläufer des Burgberges über die Häuser,<br />
die sich um den Bergkegel gruppieren, bis hinunter zum<br />
Fluss, der unaufhaltsam dem Rhein zustrebt. Der über 900<br />
Jahre alte Herrensitz gab dem Ort seinen Namen: Freusburg.<br />
Vermutlich ist die erste Wohnburg um 1.100 errichtet<br />
worden 1) . Der Eigentumsübergang an die Grafen von Sayn,<br />
deren Stammschloss sich in Sayn bei Neuwied befindet,<br />
wird der Zeit zwischen 1212 und 1246 zugeordnet. In<br />
1927/28 erfolgte der Um- und Ausbau zur Jugendherberge.<br />
Restliche Mauerteile der ursprünglichen Burgkapelle gingen<br />
dabei verloren. Sie soll sich als kleine Hauskapelle im<br />
Burghof befunden haben.<br />
Die „neue“ Burgkapelle feiert in diesem Jahr zum 430 mal<br />
ihre Indienststellung, die der lutherische Hofprediger Adam<br />
Klingspor 1594 vornahm 2) . Sie verfügt über einen ausgeprägten<br />
Dachreiter, aus dem zwei historische Glocken und eine<br />
jüngere Glocke die Menschen mit ihrem Klag erfreuen.<br />
Graf Heinrich IV von Sayn begann im Jahr<br />
1580 mit einer maßgeblichen Vergrößerung der<br />
Burg. Nach Beendigung der Arbeiten, die insbesondere<br />
durch die Errichtung des „Heinrichsbaus“<br />
einige Jahre in Anspruch nahmen, ordnete er den<br />
Neubau der Kapelle an, deren Glocken besondere<br />
Aufmerksamkeit verdienen.<br />
Am Tag der Kapelleneinweihung stiftete der<br />
Bauherr eine Bronzeglocke, die in der Beschriftung<br />
auf Graf Heinrich, das Jahr des Gusses (1594)<br />
und den Namen des Glockengießers hinweist. Sie<br />
hat ein Gewicht von ca. 130 kg 3) und befindet sich<br />
ununterbrochen am gleichen Platz.<br />
Die zweitgrößte Glocke ist ca. 75 kg schwer<br />
und ein Geschenk der katholischen Gemeinde von<br />
Kirchen aus dem Jahr 1949. Dort versah sie bis<br />
dahin die Begleitung der Turmuhr. Da im ersten<br />
Weltkrieg die jüngste der ursprünglichen Kapellenglocken,<br />
gegossen 1883, zum Einschmelzen abgegeben<br />
werden musste, stellte das Glockengeschenk<br />
aus Kirchen eine wertvolle Ergänzung dar.<br />
Die Geschichte der kleinsten, ca. 60 kg schweren<br />
Glocke ist von besonderem Interesse. Ihre<br />
Aufschrift ist markant und verweist auf das Jahr<br />
des Glockengusses sowie auf das Stifter-Ehepaar<br />
Friedrich Wilhelm von der Lip, Ambtmann zu<br />
Windeck, und Anna von der Lip, geb. von Hall, die<br />
ausdrücklich genannt werden. Als Datum ist der<br />
20. Novembris 1619 erkennbar.<br />
Die Glockenstiftung zugunsten der Kapelle<br />
geht die wundersame Krankenheilung der Stifterin<br />
im gleichen Jahr voraus. Die Kunde von der Heilwirkung<br />
eines Quellwassers in der Nähe des Lahnhofs hatte sich<br />
auch bis in das mittlere Siegtal herumgesprochen. Der<br />
Quelle war der Name „Heiligenborn“ zugeteilt worden<br />
und insbesondere im 17ten Jahrhundert pilgerten Hunderte<br />
zu dem abgelegenen Weiler, in dem Graf Ludwig „der<br />
Jüngere“ von Wittgenstein, von 1605 bis 1634 Regent der<br />
dortigen Grafschaft, Hütten, Ruheplätze und einen Badeteich<br />
errichten lies 4) Anna war dort von einer schweren<br />
Krankheit genesen.<br />
Aus Dankbarkeit schenkten die Eheleute von der Lip<br />
der Freusburger Kapelle eine Glocke. Sie bildete bis kurz<br />
vor dem Ende des zweiten Weltkrieges das Geläut mit der<br />
Glocke aus 1594.<br />
Durch die vielfachen Glockenabgaben im ersten Weltkrieg<br />
waren im zweiten Weltkrieg die Rückbehaltungskriterien<br />
für historische Glocken erhebliche verschärft worden.<br />
Trotzdem wurde sie kurz vor Kriegende zur Einschmelzung<br />
abtransportiert. Wie durch ein Wunder unterblieb dieser<br />
Vorsatz. Auf einem „Glockenfriedhof“ wurde sie nach<br />
Kriegsende entdeckt und unter großer Anteilnahme der<br />
Bevölkerung heimgeholt. In einem Festgottesdienst wurde<br />
sie an ihrem angestammten Platz willkommen geheißen 5) .<br />
Die in Netphen geborene und später in Düsseldorf lebende<br />
Dichterin Elisabeth Grube, geb. Diez, heiratete<br />
an ihrem 20ten Geburtstag, dem 22.10.1823, den Lehrer<br />
Friedrich Wilhelm Grube, der in Kirchen tätig war. Die<br />
gemeinsamen Wanderungen durch den Giebelwald fanden<br />
ihren Niederschlag in mehreren Gedichten, die ihre Begeisterung<br />
zum Ausdruck brachten. Aus dem Rittersaal der<br />
Freusburg geht der Blick des Betrachtes ins Siegtal hinab:<br />
„Und hier kann er der Worte Wahrheit schauen,<br />
im schönen Thal kann sich der Blick ergehen<br />
und herrlich ist´s in Freusburgs reiche Auen,<br />
aus dieses Saales Fensterhöhen sehn.“<br />
Dies hat sich bis heute, ca. 200 Jahre nach Verfassung<br />
des Gedichtes, auch vom Standort der Kapelle, nicht verändert.<br />
Heinz Stötzel<br />
Literaturverzeichnis: Solbach, Benno Freusburg-Chronik, 1998, Seiten 29-31. Fritsche,<br />
Hans, Die Freusburg und die Freusburger Kapelle, Seite 20. Fritsche, Hans Graf Heinrich<br />
IV v. Sayn, im Heft 22 des Kirchener Heimatvereins, 2005, Seiten 3-5. Nebe, Karl Heiligenborn,<br />
eine alte Wunderquelle „Siegerland“, Bd. 3, 1918, Seiten 114 ff. wie 2. und 3.<br />
Festschrift Kirchengemeinde Freusburg, 1967, Seiten 64 und 65.<br />
28 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 29
Aus der Region<br />
Meinung<br />
Landwirtschaft aus Leidenschaft<br />
Im Einklang mit der Natur<br />
Andrea Junk gilt als Pionierin des solidarischen Gemüseanbaus<br />
im Siegerland und blickt auf eine über<br />
20-jährige Erfolgsgeschichte der besonderen Art<br />
zurück. Der Ort des Geschehens: Krombach, zwischen<br />
Naturfreibad und Beerwerth’s Biohof, der das Land zur<br />
Verfügung stellt. Hier ist die bislang einzige SOLAWI Solidarische<br />
Landwirtschaft im Siegerland zu finden.<br />
Nach den Anfängen auf zunächst kleinerer Fläche ging es<br />
bereits im Jahr 2003 richtig los. Andrea Junk gründete als selbständige<br />
Landwirtin, mit Unterstützung der Wirtschaftsförderung<br />
des Kreises Siegen-Wittgenstein und Frau und Beruf bei<br />
der Gleichstellungsstelle der Stadt Siegen, ihr eigenes Unternehmen,<br />
zunächst unter dem Namen „Crombacher Natur-Gemüsegarten“.<br />
Ihre Geschäftsidee: Anzucht von Pflanzen und<br />
Anbau von vielfältigen Gemüsesorten, Blumen und Kräutern<br />
und deren Vermarktung. Bedingung: Kein Kunstdünger, keine<br />
Pestizide, Bewässerung nur dort wo unerlässlich, ansonsten<br />
im Einklang mit dem Siegerländer Wetter – in guten wie<br />
in schlechten Zeiten. Es sollte bewusst eine Alternative zum<br />
herkömmlichen Gemüseanbau sein und zu den vielfach nicht<br />
im Einklang mit den Jahreszeiten stattfindenden Importen und<br />
Essgewohnheiten.<br />
Mit Bio-Landwirt Matthias Beerwerth hatte sie einen Verbündeten<br />
der ressourcenschonenden Landwirtschaft und regionaler<br />
Direktver- marktung gefunden. Er stellte 3.700 qm<br />
seiner hofeigenen Flächen für das wagemutige Projekt von<br />
Andrea Junk zur Verfügung und unterstützt bis heute mit Treckereinsatz<br />
im Frühjahr und beim Kartoffel setzen sowie mit<br />
regelmäßig gefüllten Wasserfässern.<br />
Bis 2<strong>01</strong>4 arbeitete Andrea Junk im wesentlichen als Landwirtin<br />
allein auf dieser enormen Fläche mit den zuvor unzählig<br />
selbst gezogenen Pflanzen. Allein Tomaten sind mit<br />
rund 250 Pflanzen und 40 – 50 unterschiedlichen Sorten im<br />
großen Gewächshaus dabei.<br />
Kartoffeln sind nicht nur einfach Kartoffeln bei Andrea<br />
Junk, es gibt auch Experimente z.B. in blau und rot. Die Vielfalt<br />
des Gemüses war von Anfang an Bedingung. Viele Salatsorten,<br />
wie Radicetta und Prachtsalat. Möhren, Pastinaken,<br />
Rote Bete, Rettich und Mangold in allen Farben gehören zum<br />
Standard wie auch unterschiedliche Kohlsorten, Porree, Zwiebeln,<br />
Zucchini, Bohnen, Erbsen und Kürbis und vieles mehr.<br />
Blumen und Kräuter sind die ganz besonderen Hingucker.<br />
Planung, Bodenbearbeitung, säen, pikieren, vereinzeln,<br />
pflanzen, ernten, Lagerung, Beratung, Verkauf: Dies sind die<br />
regelmäßigen Schritte, vom Samenkorn bis auf den Teller.<br />
An Ort und Stelle kann man sich davon überzeugen, dass<br />
im Einklang mit der Natur gearbeitet wird. Die abwechslungsreiche<br />
Bewirtschaftung mit standortgerechten Pflanzen, die<br />
Düngung mit Mist und Kompost, natürliche Spritzmethoden,<br />
z.B. Brennessel halten die Pflanzen gesund und den Boden<br />
ertragreich. Natürlich gab es in dieser Zeit auch immer wieder<br />
ehrenamtliche Hilfe von der Kundschaft, die beim jäten, hacken<br />
und Verkauf mit anpackten.<br />
Dennoch stellte sich für Andrea Junk zunehmend die Frage<br />
nach Veränderung, zumal sie während dieser Jahre auch<br />
den Kreuztaler Bauernmarkt initiierte und viele Jahre ehrenamtlich<br />
für die Organisation verantwortlich war.<br />
Nach einer mehrmonatigen Sondierungsphase im Winter<br />
2<strong>01</strong>4 gemeinsam mit überregionalen Initiativen, entstand die<br />
Neuausrichtung ab 2<strong>01</strong>5 als SOLAWI – Solidarische Landwirtschaft.<br />
Diese Gemeinschaft funktioniert nun so, dass<br />
zwischen 30 – 35 Beteiligte sich von Mai bis November verpflichten<br />
einen Anteil zu kaufen. Im Gegenzug wird die Ernte<br />
aufgeteilt und in kleinen und großen Gemüsekisten verteilt.<br />
Die Arbeit der hauptberuflichen Landwirtin Andrea Junk bekommt<br />
so mehr wirtschaftliche Stabilität.<br />
Der freiwillige Arbeitseinsatz wurde etwas mehr organisiert<br />
und strukturiert. So erfolgt zum Beispiel die Ausgabe der<br />
Gemüsekisten im Wechsel durch die SOLAWI-Mitglieder<br />
und Einsätze zum jäten, hacken etc. werden von Andrea Junk<br />
angefordert. Falls es Überschüsse gibt, wird an den Ausgabetagen<br />
der Gemüsekisten direkt vom Land an die „Laufkundschaft“<br />
verkauft, jeweils mittwochs und freitags zwischen 16<br />
und 18 Uhr. Und manchmal kommen auch Leute einfach nur<br />
zum schauen, klönen und ausruhen in den Garten von Andrea<br />
Junk, an den Ort der guten Lebensmittel, der Blumen und der<br />
guten Gespräche und Begegnungen.<br />
Das nördliche Siegerland war in der Vergangenheit nicht<br />
gerade für üppigen Garten- und Feldanbau bekannt, doch<br />
Dank der Pionierarbeit, Leidenschaft und Beharrlichkeit von<br />
Andrea Junk und allen in und rund um die SOLAWI Crombacher-Natur-Gemüsegarten<br />
ist hier ein Beispiel entstanden,<br />
das im wahrsten Wortsinn ‚Schule‘ gemacht hat.<br />
Der BUND verlieh 2<strong>01</strong>9 die Umwelturkunde an Andrea<br />
Junk und die SOLAWI die solidarische Landwirtschaft, mit<br />
allen, die sie unterstützen. Sie folgen dem Leitbild einer umweltschonenden<br />
und nachhaltigen Produktion.<br />
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so<br />
nah? Und wie gesagt seit mehr als 20 Jahren. Bislang hat sich<br />
die Forschungsgruppe der Uni Siegen nicht für die SOLAWI<br />
in Krombach interessiert. Förderung wäre nötig für dieses<br />
besondere Unternehmen in Kombination mit sehr viel Ehrenamt;<br />
z.B. als Dürreausgleich, für Biodiversität oder Erhalt<br />
von Lebensraum für Insekten und Schmetterlinge, für die<br />
Reparatur der Fräsen etc.. Das wäre doch mal eine praktische<br />
Tat für <strong>2024</strong>, aus welchem Förder- oder Spendentopf auch<br />
immer; wünscht sich die Gruppe der ehrenamtlich mitarbeitenden<br />
in Krombach. <br />
Helga Dellori<br />
Andrea Junk,Landwirtin aus Leidenschaft.<br />
Brache<br />
statt Rasen<br />
Jetzt rattert er wieder, des Deutschen liebstes Kind nach<br />
dem Auto: der Rasenmäher und mit ihm seine Verwandten.<br />
Bei jedem Mähvorgang wird ein größeres<br />
Ökomassaker veranstaltet als der vergleichsweise kleine<br />
Vorgang der Baumfällung in Siegen verursachte, der so viel<br />
Aufregung hervorgerufen hat. Wahrscheinlich liegt es unter<br />
anderem daran, dass der Grashalm nicht so einen Zugang<br />
zu unseren Herzen gefunden hat wie der symbolträchtige<br />
Baum. Denn, objektiv und unideologisch betrachtet, wird<br />
beim Mähen viel Biomasse abgeschnitten (CO2-Speicher),<br />
werden Massen von Insekten und ihre Behausungen geschreddert<br />
(Biodiversität- und Insektenschwund von 75 %),<br />
wird Abgas und Lärm emittiert, fossiler Brennstoff verbrannt,<br />
die Feuchtigkeitsspeicherung verhindert und der<br />
Wasserabfluss beschleunigt. Und wofür das alles? Doch<br />
wohl für das deutsche tiefsitzende Bedürfnis nach Ordnung<br />
und Sauberkeit. Angesichts der dramatischen Entwicklung<br />
von Klima und schwindender Artenvielfalt müssen wir<br />
um 180 o umsteuern.<br />
Eigentlich ist das sehr<br />
leicht: einfach den Rasen<br />
brach liegen lassen,<br />
nur die Verkehrsflächen<br />
mähen, den eigenen<br />
Geschmack verändern<br />
(Brache ist keine<br />
Unordnung, sondern<br />
ein wertvoller Lebensraum)<br />
und das Urteil<br />
der Leute als irrige<br />
Unkenntnis verstehen<br />
und negieren. Viel tun<br />
durch nichts tun und<br />
Ressourcen sparen. Jeder<br />
Quadratmeter zählt.<br />
Trauen Sie sich!<br />
Ulrich Schöllchen,<br />
30 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 31
Aus der Region<br />
Aus der Region<br />
Gesundheitsversorgung<br />
Apotheken ab den 50er Jahren<br />
Apotheken hatten<br />
jahrhundertelang<br />
ein<br />
jeweils eigenes Wahrzeichen,<br />
das zu ihrem<br />
Erkennungsbild gehörte.<br />
Bemalte Bilder mit<br />
Wappen, Pflanzen, Tieroder<br />
Heiligenfiguren<br />
wiesen auf den Namen<br />
der Apotheke oder den<br />
Besitzer hin.<br />
Heute gilt das rote<br />
Apothekenlogo als Erkennungszeichen<br />
für<br />
Wappen der<br />
Apotheke in Krombach<br />
öffentliche Apotheken<br />
in Deutschland. Es ist ein großes, rotes, gotisches A auf<br />
weißem Grund mit weiß eingezeichnetem Arzneikelch<br />
mit Schlange. Der Giftkelch, die Schale der Hygieia, soll<br />
auf die toxischen (giftigen) Stoffe hinweisen und die<br />
Schlange ist das Symbol für Äskulap, den antiken Gott<br />
der Heilkunst; es steht für Gesundheit und Heilkunde 1) .<br />
Nach dem Krieg spielten Apotheken<br />
eine entscheidende Rolle in der medizinischen<br />
Versorgung der Bevölkerung. Sie<br />
waren viel mehr als nur ein traditioneller<br />
Ort zum Kauf von Medikamenten. Sie<br />
wurden ausschließlich von approbierten<br />
Apothekern oder Apothekerinnen inhabergeführt<br />
und fungierten als wichtige<br />
Anlaufstellen für medizinische Informationen<br />
und Beratung. Darüber hinaus<br />
tauschten sich Kunden untereinander aus<br />
und das Apothekenpersonal war in gewisser<br />
Weise auch Seelenklempner. Auf dem<br />
Land ist das vielfach auch heute noch so,<br />
Kunden halten gern<br />
ein Schwätzchen, es<br />
besteht in der Regel<br />
ein vertrauensvolles<br />
Verhältnis.<br />
In den kleinen gemütlichen<br />
Verkaufsräumen<br />
mit Ladentisch,<br />
offenen Schränken und<br />
Schubladen wurden<br />
medizinische Produkte<br />
verkauft. Es gab damals<br />
schon viele Medikamente,<br />
wobei die<br />
Fritz Rupprecht Mathieu<br />
entwarf 1951 das rote<br />
Apothekenzeichen.<br />
Alte Medikamente<br />
Altes Mikroskop<br />
und Prüfungsbuch<br />
Überwachung noch nicht<br />
so streng war wie heute.<br />
Viele Arzneimittel wurden<br />
noch in Handarbeit vor<br />
Ort hergestellt und individuell<br />
den Bedürfnisse der<br />
Patienten individuell angepasst.<br />
Pillen wurden auf<br />
dem Pillenbrett gedreht,<br />
Salben in einer Porzellanreibschale<br />
mit dem Pistill<br />
manuell gerührt. Es gab<br />
auch „Großproduktionen“<br />
von Hustensäften, Stärkungsmitteln,<br />
Tees und<br />
anderen beliebten Hausmitteln.<br />
Diese in größerer Menge hergestellten Gesundheitsprodukte<br />
wurden dann in kleine, verkaufsübliche Verpackungen<br />
abgefüllt. Durch die Vielzahl der Eigenprodukte musste<br />
man noch keine Lieferengpässe bei Medikamenten befürchten.<br />
Ab den fünfziger Jahren wurden vermehrt mikroskopische<br />
Untersuchungen von Arzneimittel durchgeführt. Zu<br />
den häufigsten gehörten Prüfungen von<br />
Arzneimitteln, um Qualität und Reinheit<br />
zu sicherzustellen. Pflanzliche Arzneimittel<br />
und Kräuterextrakte wurden darauf<br />
analysiert, ob sie die gewünschten Wirkstoffe<br />
in guter Qualität enthielten.<br />
Apotheker und Apothekerinnen waren<br />
in der Gesellschaft sehr angesehen, sie<br />
wurden oft um Rat gefragt, was sich bis<br />
heute kaum verändert hat. Die MitarbeiterInnen<br />
trugen, wie die Ärzte, weiße Kittel,<br />
was ihr Ansehen und ihre Kompetenz<br />
betonten sollten.<br />
Als ich 1971 meine Laufbahn als P.T.A.<br />
(pharmazeutisch-technische<br />
Assistentin) in<br />
einer Siegener Apotheke<br />
startete, trug ich<br />
mit Stolz diese Berufsbekleidung.<br />
Ich wie<br />
ich fand, dass sie mir<br />
eine gewisse Wichtigkeit<br />
verlieh. Der Beruf<br />
der P.T.A. wurde 1968<br />
ins Leben gerufen und<br />
ich gehörte zu den ersten,<br />
die in diesem Beruf<br />
tätig wurden.<br />
Eine Besonderheit war der Apothekennotdienst, er<br />
dauerte zunächst eine ganze Woche. Später ging man<br />
zu einem täglichen Turnus über. Der Notdienst wurde<br />
oft misbraucht. Mir ist passiert, dass in einer Nacht von<br />
Samstag auf Sonntag um ca. 0:30 die Notdienstglocke<br />
schrillte und eine ältere Dame doch tatsächlich Lorbeerblätter<br />
für den Sonntagsbraten verlangte!<br />
Die Apotheker*innen spielten eine wichtige Rolle bei<br />
der persönlichen Betreuung der Patienten. Sie machten<br />
„Hausbesuche“, wenn ihre Patienten nicht in der Lage waren,<br />
in die Apotheke zu kommen. Nicht selten hat der Chef<br />
die Medikamentenlieferung immer dann persönlich vorgenommen,<br />
wenn eine Beratung zu angebracht war.<br />
Alles in allem waren die Apotheken sehr wichtig für das<br />
Gesundheitssystem und die medizinische Versorgung, wobei<br />
das persönliche Engagement für das Wohlergehen der<br />
Gemeinschaft häufig im Vordergrund stand.<br />
In den sechziger und siebziger Jahren entwickelte sich<br />
die pharmazeutische Industrie weiter. Es wurden immer<br />
mehr Medikamente von großen Pharmaunternehmen in<br />
Massenproduktion hergestellt. Die größere Auswahl führte<br />
mancherorts zu einem Verlust der persönlichen Note der<br />
Apotheken. Es wurden immer weniger Arzneimittel selbst<br />
und individuell produziert. Durch die Digitalisierung wurden<br />
Arbeitsprozesse durch Computer wirkungsvoller und<br />
wirtschaftlicher. Der Apotheker wurde mehr zum Geschäftsmann<br />
und manch einer entfremdete sich auch von<br />
seiner Kundschaft. Manche Apotheken bieten inzwischen<br />
sogar auch Online-Dienste an.<br />
Die wachsende Bürokratie, Lieferengpässe und der Erklärungsbedarf<br />
gegenüber dem Kunden sind mit einem<br />
ständig wachsenden Arbeitsaufwand verbunden. Auch der<br />
Ärger darüber wird nicht weniger und viele ApothekerInnen<br />
und ihr Personal verlieren darüber manchmal die Freude an<br />
ihrem schönen Beruf.<br />
Trotz allem wird die Apotheke nach wie vor eine wichtige<br />
Rolle in der Gesundheitsversorgung spielen.<br />
Text: Ulla Schreiber<br />
Fotos: Linden-Apotheke Krombach<br />
Apotheke und Wohnhaus der Apothekerin Wiltrud Weyandt<br />
32 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 33
Mundart<br />
Dr neie Tierarzt<br />
Eu Playboy wi em Hemmel<br />
Frejer, wie de Lei im Doorf noch Veeh hadden, koom ie<br />
rejelmäßije Abschdenn dr Tierarzt Un unnersuchde de<br />
Deerer. Mei Obba woar Ortslandwirt un wahrscheinlich<br />
däesweje wuer dr Dokder no us zum Midaachäese iegeloare.<br />
Meisdens koom dr Dokder Blackstein aus dm Hickegrund.<br />
Däen hierde mr schue voe weirem. Hä schwätzde<br />
vill un laut un laachde gäärn. Hä muuch och net vill Gedäh<br />
bet Schooh abbotze. Sue wie hä aus däem Schdall koom, bet<br />
Schdrieh un Keehschess oe de Schdiwweln, marschierde hä<br />
ie dr Oma ähr Woehnkiche un Sadde sich oe de Desch – et<br />
wuern sueäewe noch de Henn vierhär gewäsche.<br />
Us Oma woar oa däem Daach emmer ie heller Offrejung<br />
- dr Dokder gehierde immerhin zor Hoot Wollee. Et wuer<br />
gekocht un gebroore un Kooche gebacke. Et goob en goo<br />
Fleischsobbe zweierlei gebroore Fleisch bet Sooß, Doffeln,<br />
Arwese un Morn un je no Joahreszeit Buehne orer Kobbsalood.<br />
Hennerhär noch Iegemachdet aus dm Keller. Wenn dr<br />
Dokder Blackstein soat woar, trunk hä gäern noch e Schnäpsje<br />
zor Verdauung – orer zwei. Us gans Familje sooß bet oam<br />
Desch un lausderde, watt dr Dokder ze verzealn hadde.<br />
En schiene Daach saade hä:“Nächstesmal bringe ich einen<br />
jungen Kollegen mit – der soll sich die Arbeit im Dorf mal<br />
ansehen.“ Du wuern us Oma un us Waltraud hellhörich un<br />
froochden dr Dokder Blackstein noo däem neie Tierarzt<br />
aus. Dobei koom raus, datt hä noch loesleerich woar<br />
un irjendwu aus dem Gehaarland ie dr Betzdorfer<br />
Gejend koom un Dokder Bierbaum hieß.<br />
Je näher dr Termin voe dr Veehunnersuchung<br />
koom, desde offgereechder wuer us<br />
Oma un us Waltraud. Us Waltraud woar<br />
mei jingsde Dande un nur 13 Joahr äller<br />
wie ech. Et woar nommol e suegenannder<br />
Nachzüchler un voe dr<br />
Oma schwäer verwäehnt. Ech<br />
woar dumols sechs Joahr alt – us<br />
Waltraud also 19.<br />
Endlich woar dr grueße<br />
Daach do. B et dr Kocherei<br />
hadden se sich desmol selwer<br />
iwwertroffe. Et goob e Äeße,<br />
wie ech et drletzt beim Redlichs<br />
Kuert off dr Hochzeit kridd hadde. Dr<br />
Kurt woar dem Obba seine Neffe un bei der<br />
Hochzeit mußde ech vier däem Brautpaar Blume schdreie<br />
un hadde extra e hellbloe lang Organdykleid genäht un Schillerlocke<br />
gedräht kridd. Datt Organdy-kleid hat nur annerthalf<br />
Schdunn gehaale – du hadde ech mir ie de Vorderseite<br />
en schwäre Finfder niegeträere. Awer etz zeregge noom neie<br />
Tierarzt.<br />
Us Waltraud wull, datt de Oma äer bloo Schärz abdu<br />
sull. Ech hierde se desbediern: „Dr Dokder Bierbaum glaabt<br />
jo, wenn dau bet dr Schärz remhärlaifst, mir wäer de lätzde<br />
Keehbauern.“ Dodroff us Oma: „Ech sei mei Läebdach<br />
ie dr Wuche noch net uhne Schärz gelaufe – watt sunn de<br />
Noochbern bloß denke, wenn se mich uhne Schärz sieh, als<br />
wenn et Sunnich wär.“ Naje, langer Rede kurzer Sinn: De<br />
Oma do de Schärz ab. Och us Waltraud sooch schie aus.<br />
Wenn et laachde, sooch mr datt Schdeggelche Gold, watt<br />
im linke Schneidezoah iege- satt woar. Do hadde<br />
dr Obba äehm beim Äese<br />
mol bem Läffel<br />
offt Maul geschlaa,<br />
weil et äehm<br />
en batzich Antwort ge-<br />
gäeh hadde un<br />
dobei woar e Schde- ggelche voem<br />
Zoah abgebro- che. De Oma hadde<br />
kaa Rooh gegä-<br />
eh, bis die Ecke bet<br />
Gold repariert<br />
wuer.Datt Gold blinkde<br />
un glitzer-<br />
de wenn et laachde. Sue<br />
watt wull<br />
ech och hoa, wenn ech<br />
grueß<br />
woar – orer besser noch e<br />
ganzer Goldzoah.<br />
Vierm Äeße kridde ech<br />
voam Waltraud nommol genaue<br />
Inschtrukzione, wie ech mich ze<br />
benäehme hadde. Geweß ziehmol<br />
wuer gesaad:“ Nu fräeß net wie e<br />
Heckedeer un schwätz net , wenn de<br />
net gefroocht wärscht, un besau off<br />
kenn Fall bet dr Sooß datt goore Deschdooch.“<br />
So, etz woar et endlich sue weit un mir<br />
sooße all em de Kichedesch. Dä woar bet dr<br />
Oma ährem besde Dafeldooch gedeckt un bet<br />
de goore Gläser, un im Fall dr Dokder Bierbaum<br />
Wie trenge wull, schdunn en Fläsche Liebfrauenmilch<br />
parat.<br />
De Sobbe kridde jeder noch ausgeschäbbt – datt<br />
anner mußde mr sich selwer näehme. Weil ech net wie<br />
e Häggedeer fräeße sull, noohm ech mir nur veer Doffeln<br />
un aa Scheib Fleisch voe jeder Soorde – also drei. Datt ging<br />
jo all noch goot. Awer wie ech mir Sooß noohm, kridde ech<br />
et bet dr Angst ze duu, weil ech jo net drebbeln sull – un unne<br />
oam Sooßeläffel hung e dicker Drebbel. Also läeckde ech<br />
däen Läffel schie reilich un doo äen wirrer ie de Sooßekump.<br />
Batsch! Kridde ech voam Waltraud en henner de Kobb,<br />
datt ech bem Gesichde baal ie meinem Däller landede un wuer<br />
oagebröllt:“ Sowatt machen mir nicht, du altes Schwein!“<br />
Ech lief plarrend noff ie us Woahning un us Waltraud woar<br />
mir en ganz zeitlang bieß, weil dr Dokder Bierbaum et noo<br />
däer Geschichde nemmie beachdet hadde. Sue woar dr abgeläeckde<br />
Sooßeläffel vielleicht schold droe, datt ech kenn<br />
Tierarzt als Onkel kridde. Siegrid Kobsch, Burbach<br />
Loeslerich = ledig, desbediern = disputieren, schwärer Finfder = großes, gezacktes Loch<br />
Däm Plaxboy feel dat wahne schwer<br />
hä klobbde ah de Hemmelsdör,<br />
on häd bem lewe Gott beschwatt,<br />
wat hä so all jesÜlldicht häd<br />
e sinnem lasderhafde Läwe,<br />
on öf hä äm dat könn vergäwe.<br />
Dr lewe Gott säd: „Gorer Mah,<br />
et göd zwar nix, wat ech net ka,<br />
eh dinnem Fall, loaß öwerlä,<br />
wat ech dir vör en Buße gä.<br />
Zwo Johr et Klosder bet 12 Nonne,<br />
bet dän ze läwe es ken Wonne,<br />
dat hale ech för ajemesse,<br />
da könn din Sünden ech vergesse.<br />
Fromm moßt du si, vör allen Dingen<br />
dr ganze Daach Hosianna singe,<br />
on Ave munneln – sei gegrüßt,<br />
on ärwe, dat dr Schweiß dir flüsst,<br />
Sing jonet dinne Wertschaftsleerer,<br />
öm zeh es Nachtrouh, on net spärer.<br />
Bim Bäre blif du jonet setze,<br />
doa moßt de ob de Knee römrötsche,<br />
du häst ken Penning eh dr Däsche,<br />
böjjelst dän Nonne Üngerwäsche<br />
oahne a irjendwat ze denke.<br />
On dö dir net dn Hals verrenke,<br />
süsd du moal‘n Nonne oahne Kutte,<br />
verwahr dir jo din freche Schnudde!<br />
Loaß die Novizinne e Rouh,<br />
sösd krijsde Buße noch doazo,<br />
net apäggsch wem, ech warne dech,<br />
die Stroafe würd sösd förchderlech<br />
loaß jo ken Nonne eh din Zelle,<br />
on merke dir för alle Fälle:<br />
spörscht du Errejung eh dr Botze,<br />
da gier zorn Beichde, dat würd notze.<br />
Vergess de Wiwer on dt danze,<br />
em Gaarde kast de Krüttcher planze,<br />
Orgien wie em Playboyläwe<br />
würet em Klosder och net gäwe,<br />
die Nonne eh dän schwarze Kutten<br />
drenke nur Tee va Hagebutten.<br />
Noch einmoal zor Erennerung:<br />
noa zwai Johr, on bi Besserung<br />
höerlst du dir en Termin bi mir,<br />
klobb drejjmoal ab de Hemmelsdör,<br />
Parole lautet Halleluja<br />
dr Petrus froawt dech: wat wet du da,<br />
da säst de äm wat de erläwt häst,<br />
on wat de etz föm schnatzer Kerl wördst.<br />
Zwo Johr em Klosder öwerstange,<br />
meh ka dr Chef doch net verlange.<br />
Dr Petrus säd nur: alles klar<br />
so‘ n Typ wie du basst wunderbar<br />
e ose Hemmelswerkstatt re,<br />
öf du wat dauchst wem mir jo seh.<br />
Lagömbeser görret jenoocht,<br />
bi os wem Fachärw›der jesoocht,<br />
Du Wütschd de Melchstroaße hö fäje,<br />
mach vörra, on dö dech bewäje,<br />
doanoa wem Stemschnubbe poliert,<br />
on döscherdörch wüerd jubiliert.<br />
Ern Gaarde Eden Okrutt rabbe,<br />
on merke Dir, hal jo de Klabbe!<br />
Noch länger es de Ärwetslesde,<br />
dr Playboy denkt - verdammde Kesde,<br />
ech si em falsche Film, mr mößde<br />
eh minnem Fall e Oaw zodrögge,<br />
wä brängt mech noa dr Är zerögge?<br />
Wör ech moal e Sankt Pauli blewe,<br />
doa häddech Fraue seggs bes sewe,<br />
och Geld wie Höjj, könn Ziggarn pöffeln,<br />
on keiner draut sech mech ze röffeln,<br />
denn alles danzt noa minner Piffe,<br />
för dn Hemmel sinech noch net riffe.<br />
Die Ärwet loa es mir ze groff,<br />
ech mache mech erschdmoal vam Hoff.<br />
Sä›m lewe Gott en schüeme Groß,<br />
e Sankt Pauli, doa sinech dr Boss.<br />
Bruno Steuber Littfeld<br />
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Mundart<br />
Mundart<br />
Söjjschwänzjer ässe •••<br />
Et wor eh de foffzijer Johm. Ech wor ern 4. Schuerljohr<br />
on rnoßde rnoal berechde, warret am Wocheäng<br />
bi os so ze ässe goaw. Bi os koam, wie dornoals eh<br />
de rneisde Ärwederfamilie Sonnoawends dt Eintopfdöbbe<br />
ob dn Herd. Derlewest hadde ech de Ärwetsesoabbe bet<br />
Isbääng, Buchspeck, örrer am besde Söjjschwänzjer dren.<br />
Die Ärwetse rnoßde de Mudder öwer Nacht ehweiche. Mr<br />
konn awer dornoals bi Jusdeherrmanns och alt Erbstwurst<br />
kaufe, örn dat die Soabbe e besselche schneller ferdech wur.<br />
Eh der Zitt wur rnengenmöaßich noch net soveel Züch doare<br />
jebaaft wie hö. Mir rnoßde, wie veele angern Lüh och, noch<br />
bern Penning reche. Wenn öwerhaupt moal Fleischworschd<br />
ob dn Deller koam, da krej dr Vadder ömrner dt grüerßde<br />
Stögge, weil hä doch eh dr Schmedde dt Geld verdeen, on<br />
bi Kräfde bliewe rnoßde. Awer zerögge zorn Söjjschwänzje.<br />
De Zeje<br />
(Wahre Begebenheit)<br />
Verm erschde Weltkrieg wor dos i jedem Haus so Moore,<br />
däs ma sich ä orrer zwä Zeje hill. Des no de Viehcha<br />
ere Melche ach imma gowe, mussde se jo ach jedes<br />
Johr ä Lämmche krije. Zu dem Zweck koome se verher<br />
nom Bock. No worsch no werra mol soweit, des dos Dierche<br />
fort mussde. Dos wor schwinna gesät wie gedoh. Nimmand<br />
woll da Wek med da Zeje mache, do mussde da Vadda<br />
selwa met na fort. Hä nohm se on Streck on säd zum Jonge:<br />
„Heinrich, Du mussd mett, on kannst ma mol dos Dier bessche<br />
treiwe“. On dos wor en Befehl, do gobs kä Werraworte,<br />
da Heinrich mussde seim Vadda hern, sonst hädde hä vo<br />
dem poa henna de Läffeln kreje. Korz on gutt, da Heinrich<br />
mussde mett. Dem Vadda ohnde schon, wos vielläicht komme<br />
konn. Om Wek zum Bock no Bonfe ging ach alles gudd.<br />
Et war för rnech faszinierend, wenn dr Vadder jenüsslech<br />
die kleine Knöchelcher afleggde, on wenn doabi dr Knorpel<br />
döscher de Ziem knirschde. Ech sädde eh dr Schuerl: „Mein<br />
Vater ißt Knochen“. De Lehrerin wor etwas irritiert, on de<br />
ganze Klasse hadde ären Spaß för dän Daach.<br />
Sowat vergesst mr net, on derwäje könn ech hö noch<br />
nachts för ‚n gore Ärwetsesoabbe obstoab. Derbest<br />
schmeggt die nadürlech ab dr fresche Loft us dm grourße<br />
Kessel, so zorn Beispeel am zweide Pingest bim SGV<br />
Waldesheim, örrer fröher och am Haseplatz. Fröh rnorjes<br />
erschdernoal zorn Sonneobgang on zorn Waldgottesdejst<br />
noam Kingelsbrich (Waldesruh‘), on da orn Röggwäch Soabbe<br />
ässe, Bier drenke on Bekannde dreffe, die mr sösd dt<br />
ganze Johr net ze seh krijt. Dat verbinge ech bet Heimat.<br />
Bruno Steuber, Littfeld<br />
Doch komisch worsch nur, wies off de Hämwek ging. Dos<br />
Biest woll imma schlächda laafe. Rächt on schlächt worn se<br />
bes i de Stämelsha gekomme, do worsch soweit, se ging no<br />
ken Schrett mi, on läd sech off de Ere. Wos woll da Vadda i<br />
seina Not mache, äs wor gurra Rood däia. Do kom dem ale<br />
Heinrich en gurre Gedaanke.<br />
Wos mänt ehr wohl, wos hä mochde? Heinrich sät hä zum<br />
Jonge: „Helf ma mol des Dier off den Recke häwe, ech tra se<br />
etz no häm“. Doch koum woarn se poar Meta gegange, do<br />
bess de Zeje den Vadda e sei Locke i da Aanke. Awa do krek<br />
da Vadda bei all seina Guddheit no doch de Wut. Hä liß se<br />
los, schmess se of de Ere on sät: "Wos win ma etz met dem<br />
Biest mache?" Doch do kom dem jonge Hein-rich en lichde<br />
Moment, hä sät so trocke: „Vadda, winn masche schlochde?“<br />
Do mussde bei allem Ärja awa ach da Vadda lache.<br />
Wie die beiden nun mit der Ziege nach Hause gekommen<br />
sind, entzieht sich der Kenntnis der Schreiberin. All<br />
das ist vor vor über 100 Jahren passiert.<br />
Frieda Frank, Laaspherhütte<br />
Ee de fuffzijer Juhre harren mer ee Aachen e kleene<br />
Wittjesteener Kolonie, medd Beckasch Kall vom<br />
Römmelanner Bahnhoob, Beckasch Lene aus Bärghaus,<br />
meiner Modda, meinem Brürer un mer. Dazü gehoadde<br />
ö 's Christel vom Balleburjer Bahnhoob; dos Christelche<br />
lannte ee insem Loore Vakäuferin, weil's wie su manchesmuul<br />
ee Wittjestee kee Lehrstelle gab. Ech vazehlen itzd<br />
zwee Geschichte, wie's nem Wittjesteener ee Aachen genn<br />
kann. Ee da eene wünn de Huure nedd richtig lejje un ee dä<br />
annere getts ö em nen schräwe Berüff.<br />
Mei Modda saad immer: „Sei klug. Sprich nie einem Aachener<br />
etwas nach, auch, wenn du meinst, ihn gut verstanden<br />
zu haben.“ Wie raachd se dumed had, zeijed e wuhre<br />
Geschichde. Mer harren ee Aachen e Bäckerei. Ee insem<br />
Loore traffen sech manchesmuul zwee Hannelsvertreter, die<br />
de Bestellinge vo meiner Modda medd nahmen. Die klobbden<br />
sech da uff de Scholla un da eene saad werra dä annere:<br />
„Ah, aue Makro-e!“ Wos dä annere med nem strahlende<br />
„Ah, aue Makrittel!“ quiddierte. Inse Balleburjer Christelche<br />
Wittjesteener<br />
em Auslaand<br />
Beliebtes Ausflugsziel auch für Wittjesteener, der Münsterplatz am Aachener Dom<br />
hoadde genau zü un begräff: Die Beere saaren sech wos<br />
Liewes. Wos die zwee Schmagauke sech wagglech saaren,<br />
hadds awwa nedd richtich vastanne. Herren se werrananna<br />
gesaad: „Ah, du alter Gauner, Schieber, Strolch“ orra sosd<br />
su wos, inse Christelche hedds gewäss nedd nugeschwatzd.<br />
O nem Sonnowend em Veermeddaag stunn da Loore med<br />
Leire vull un nee kam Nohbasch Siegfried, da Schhwarm vom<br />
Christelche. Wie freides sech, wie floog em dos Maadchehazze<br />
entgeje. Un su jubeldes dämm Siggi zü: „Ah, aue Makrittel.“<br />
De Leire stunnen starr veer Schrecke un sparrten de Mailer uff ,<br />
bis eener de Lage begräff un alle lachten. ('s Christel wull seim<br />
Siegfried wos Liewes zürüfffe. En „Makro-e“ äss awwa en<br />
Meckes, en ausgewossene „Zuhälter“, un en „Makrittel“ äss<br />
e klee „Zuhälterche“, en Lehrling ee dämm Gewerwe. Ee Aachen<br />
kann ma sech manches med Liewe saa, wos ee Wittjestee<br />
baale da Schiedsmann interessiere deed. Awwa sälwad ee Aachen<br />
juweln de Maare nedd öffentlich äährem Schwarm medd<br />
dämm Rüff zü: „Makrittel! (Zuhälterchen)<br />
Dr. Peter Kickartz, Raumland/Hemschlar<br />
36 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 37
stromlos<br />
An einem späten Nachmittag im Dezember, draußen<br />
war es schon dunkel, war plötzlich der Strom weg!<br />
Ich hatte es mir gerade in meinem neuen Fernsehsessel<br />
gemütlich gemacht und schaute im Fernsehen eine<br />
Tiersendung. AUS – Fernseher aus, Licht aus, Ade Gemütlichkeit!<br />
Ich blickte zum Fenster hinaus und sah, dass der<br />
größte Teil von Burbach im Dunklen lag. Einige Zeit saß<br />
ich wie vom Donner gerührt da. Aber, so langsam erwachten<br />
meine Lebensgeister wieder. Ich hatte Kerzen – haufenweise<br />
-, ich hatte es mollig warm in meinem Wohnzimmer,<br />
weil das Feuer im Kaminofen brannte und in der Dunkelheit<br />
umso schöner durch die Glasscheibe zu sehen war. Ich zündete<br />
ein paar Kerzen an und setzte mich wieder in meinen<br />
Sessel. Eigentlich war es ja ganz gemütlich, aber was sollte<br />
ich jetzt machen? Wie abhängig ich doch von dem Fernsehen<br />
bin, dachte ich. Um lesen zu können hätte ich noch viel<br />
mehr Kerzen anzünden müssen, doch das wollte ich nicht.<br />
Da ich seit dem Tod meines Mannes alleine bin, hatte ich<br />
auch niemanden zum Reden. Ja klar, ich rufe meine Freundin<br />
an und quatsche mit ihr. Oh Sigrid, du Dussel, geht ja<br />
nicht, Strom ist weg! Aber ich habe ja noch mein Handy!<br />
Ganz verblüfft musste ich registrieren, dass WhatsApp auch<br />
nicht funktionierte. Wieso nicht? Hat doch eine aufgeladene<br />
Batterie! Begreife ich nicht, bin zu alt für die neue Technik!<br />
Was haben die Leute denn früher gemacht, als es weder<br />
elektrisches Licht noch Fernseher noch Radio oder gar<br />
Telefon gab? Haben beim Licht einer Petroleumlampe gesessen<br />
und sich unterhalten, vielleicht „Mensch ärger dich<br />
nicht“ gespielt, sich Geschichten erzählt, Volkslieder gesungen.<br />
Denen ging es nicht so wie mir, dass sie nichts mit sich<br />
anzufangen wussten. Wer allein war, ging ins Nachbarhaus,<br />
um zu quatschen. Das war früher kein Problem – heute muss<br />
man sich vorher telefonisch anmelden.<br />
Ich fing gerade an, mir ein bisschen leid zu tun, als es<br />
an die Tür klopfte. Meine jüngste Enkelin Lina – 14 Jahre<br />
alt – wollte mich besuchen! Ihr ging es so wie mir, wusste<br />
auch nichts mit sich anzufangen: Internet-Entzug! Ich stellte<br />
ein paar Plätzchen auf den Tisch und dann unterhielten wir<br />
uns; d.h. hauptsächlich redete ich, weil ich von unseren Vorfahren<br />
und meiner Jugend erzählen sollte. Dabei fiel mir so<br />
manches ein, woran ich lange nicht mehr gedacht hatte. Lustiges<br />
– Trauriges. Kein Auto, keine Urlaube, trotzdem schön!<br />
Irgendwann handelte unser Gespräch von den „Enkelurlauben“.<br />
Als mein Mann und ich mit unseren vier Enkelkinder<br />
jahrelang im Sommer für eine Woche auf verschiedenen<br />
Bauernhöfen Urlaub machten. Morgens nach dem Frühstück<br />
Ränzlein schnüren. Jeder hatte seinen Rucksack mit Broten<br />
und Getränk und stets einer besonderen Leckerei. Dann wurde<br />
gewandert, mit vielen Spielpausen, und nachmittags war<br />
„Bauernhof-Zeit“. Herrliche Tage, die unsere Enkelkinder nie<br />
vergessen werden! Plötzlich wurde es hell. Der Strom war<br />
nach anderthalb Stunden wieder da! Die Kerzen wurden ausgeblasen,<br />
die Unterhaltung beendet, und Lina verabschiedete<br />
sich, nachdem sie mich herzlich umarmt hatte.<br />
Wie schön waren die letzten Stunden! Wie schnell waren<br />
sie vorbei! Wenn es beim nächsten Stromausfall wieder<br />
so schön wird, freue ich mich jetzt schon drauf!<br />
Sigrid Kobsch<br />
38 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 39
Gesellschaft<br />
Sag doch einfach „Sie“ zu mir<br />
Über die geheime Macht der Sprache<br />
Gäste sollen sich wohlfühlen<br />
Unsere Umgangsformen lockern sich immer mehr. Wir<br />
duzen uns weitgehend nach formloser Übereinkunft,<br />
während man noch in den sechziger Jahren des vergangenen<br />
Jahrhunderts aus dem Übergang vom „Sie“ zum<br />
„Du“ mit „Brüderschaft trinken“ einen feierlichen Akt zelebrierte.<br />
Man stieß – natürlich in Gesellschaft – mit dem Weinglas<br />
an. (Bier und Schnaps galten schon fast als Tabubruch.)<br />
Man hakte, mit dem rechten Arm das Weinglas haltend, den<br />
rechten Arm des zukünftigen Duzfreundes unter und beide<br />
tranken gemeinsam aus ihrem jeweils eigenen Glas. Danach<br />
nannte man seinen Vornamen und gab ihn damit zur künftigen<br />
Nutzung durch den neuen Freund frei. Diesem einvernehmlichen<br />
feierlichen Akt gingen auffällig unauffällige Vorklärungen<br />
voraus. Das „Du“ anbieten stand dem Älteren und<br />
Ranghöheren zu. Andersherum wäre es ein unverzeihlicher<br />
und möglicherweise Karriere schädigender Fauxpas gewesen.<br />
Richtig angewandt konnte es die entscheidenden Türen öffnen.<br />
Mit den Falschen praktiziert, schlug es diese Türen zu.<br />
Da lebt es sich mit der mittlerweile entspannteren Umgangsform<br />
doch unkomplizierter. Hierarchien flachen mehr<br />
und mehr ab. Wir alle begegnen uns auf Augenhöhe. „Du“ zu<br />
sagen ist akzeptiert. Meint man zumindest. Wir gehen in den<br />
Supermarkt und treffen auf das Schild: „Du kannst Dir im<br />
Eingangsbereich Deinen Einkaufswagen desinfizieren.“ Aha.<br />
Da tritt mir also jemand, der mir nicht mitteilt, wer er oder sie<br />
ist, ungefragt zu nahe und teilt mir eigentlich nur mit: „Ich<br />
mache hier gar nichts. Putz Dir gefälligst Deine Karre selber.“<br />
Gehe ich zu IKEA, geht es mir nicht besser. Die meiern<br />
sich genauso ungefragt an: „Du hast Fragen zu einem Produkt<br />
oder Einkauf? Du kannst auch Unterstützung in unseren<br />
Selbsthilfe-Tools finden.“ Da haben wir es wieder! Klartext:<br />
„Such gefälligst selber!“ Bei der Bezahlung bietet Klarna<br />
verschiedene Bezahlungen an: „Du entscheidest.“ Da fragt<br />
man sich doch, wie die Anredeform aussieht, wenn Kundschaft<br />
nicht zeitig oder angemessen zahlt. Dann sind wir ganz<br />
schnell wieder beim „Sie“. Inkasso-Unternehmen suchen<br />
nämlich keine persönliche Nähe. Die treiben Geld ein.<br />
Nun könnte man einwenden, in Schweden würden sich<br />
alle duzen. Dort duzt man sogar den König. Interessant!<br />
Wer wollte sie daran hindern? Schließlich kennen wir das<br />
schwedische Märchen „Der Zaubertopf“, in dem der König<br />
auf einem Nachttopf durch die nächtliche Landschaft<br />
fliegt. Wer das Märchen weiter liest, erfährt, dass so viel<br />
Nähe dem König auch nicht passt. Es macht eben schon<br />
einen Unterschied, ob sich zwei Warmblüter im Umgang<br />
miteinander einvernehmlich duzen, oder ob eine Institution<br />
sich ungefragt und ungebeten per „Du“ aufdrängt. Mit<br />
dem „Du“ baut die Kommunikation Beißhemmungen ab.<br />
Es sagt sich viel leichter „Du Blödmann“ als „Sie Blödmann“.<br />
Im Zweifelsfalle ließen sich im menschlichen Dialog<br />
auch mit dem Gegenüber Grenzen aufstellen.<br />
Die Kommunikation von Firmen und anderen Institutionen<br />
strukturiert sich aber anders. Da schreibt eine Maschine<br />
an ihr unbekannte Menschen und bedient sich dabei einer<br />
Vertrautheit, die in Wirklichkeit nicht existiert. Warum tritt<br />
mir dann eine Maschine oder jemand dahinter, mit dem ich<br />
vermutlich gar nichts zu tun haben will, zu nahe? Der meint<br />
doch vermutlich nicht nur mich sondern auch zig andere?<br />
Mit dem „Du“ werden wir manipulierbarer. Freunden<br />
das aufgedrängte Kaufangebot abzuschlagen fällt uns<br />
schwerer als bei Fremden. Wir landen also leichter da, wo<br />
uns die Geschäftswelt haben will, im Konsum. Wir werden<br />
mit geschickter Verklausulierung so klein gehalten, dass wir<br />
nach Wunsch funktionieren. Wir werden so über den Tisch<br />
gezogen, dass wir die entstehende Reibungshitze als Nestwärme<br />
empfinden.<br />
Per „Du“ angeschrieben zu werden, hört sich unverkrampft<br />
an, hat aber auch einen „Hautgout“ von Übergriffigkeit.<br />
Ich muss nicht mehr umständlich Brüderschaft<br />
trinken, aber ich möchte von Fremden, egal ob real oder im<br />
Netz, schon gerne noch um Erlaubnis zum Duzen gefragt<br />
werden. Mir ist die Gewohnheit, zunächst zu Siezen und<br />
mich dann nach meinem Wunsch für „Du“ zu entscheiden<br />
immer noch lieber. <br />
Tilla Ute Schöllchen<br />
„Food Court“ im Gebäude „Mensa-US“ lädt ein!<br />
Das Uni-Restaurant, hat seine Türen für alle geöffnet.<br />
Menschen, die gern in Gesellschaft sind, Abwechslung<br />
lieben und Wert auf gutes und gesundes Essen<br />
legen, sind im „Food Court“ sehr willkommen, berichtet Dr.<br />
Insa Dreeken, Leiterin des Studierendenwerks der Universität<br />
Siegen. Hinter dem neumodischen Begriff „Food Court“<br />
verbirgt sich am Unteren Schloss, zwischen Obergraben und<br />
Grabenstraße eine Art Markthalle mit vielen verschiedenen<br />
Ständen, die täglich bis zu 20 unterschiedliche warme Essen<br />
anbieten. Vom frisch panierten Schnitzel, über hausgemachte<br />
Pasta und Pizza sowie asiatische Gerichte bis hin zum Eintopf<br />
ist für jeden Geschmack etwas dabei. Auch vegetarische<br />
und vegane Essen stehen täglich zur Auswahl. Alle Gerichte<br />
werden stets frisch vor den Augen der Gäste zubereitet und<br />
kosten ab sechs Euro pro Portion.<br />
Die Idee des Uni-Restaurant war von Beginn an, Studierende,<br />
Bedienstete der Uni und auch Bürgerinnen und Bürger<br />
aus Siegen und dem Umland kulinarisch anzusprechen. Immer<br />
schon weiß der durchblick von vielen seiner Leserinnen<br />
und Lesern, dass sie sich nach sozialen Kontakten sehnen.<br />
Die Einsamkeit bei älteren Menschen ist oft ein leidvolles<br />
Problem. Das zu bekämpfen, so dachten sich unsere Kolleginnen<br />
und Kollegen vom durchblick, könnte eine klassische<br />
Win-Win-Situation werden, der „Food Court“ könnte seine<br />
Auslastung erhöhen, während Seniorinnen und Senioren die<br />
Möglichkeit erhielten, auf angenehme Weise ihre sozialen<br />
Kreise zu erweitern.<br />
Der Gedanke, Senioren und Studenten zusammenzubringen,<br />
entstand auch aus der Erkenntnis, dass beide Gruppen<br />
mit ähnlichen Herausforderungen im Hinblick auf soziale<br />
Verbindungen und Einsamkeit konfrontiert sind. Während ältere<br />
Menschen oft mit dem Verlust von Lebenspartnern und<br />
einem abnehmenden sozialen Netzwerk konfrontiert sind,<br />
kämpfen Studenten häufig mit der Belastung des akademischen<br />
Drucks und der Herausforderung, sich in einer neuen<br />
Umgebung zurechtzufinden.<br />
Der „Food Court“ ist von Montag bis Freitag geöffnet.<br />
Ab 7:30 Uhr gibt es Frühstück, ab 11:00 Uhr warmes Mittagessen<br />
und nachmittags hausgemachten Kuchen. Gewöhnungsbedüftig<br />
ist, dass nicht mit Bargeld bezahlt werden<br />
kann, sondern nur mit Bankkarte. Das ist für viele Ältere zwar<br />
ungewöhnlich, „aber man kann sich schnell darauf einstellen,<br />
zumal die Mitarbeiterinnen geduldig und hilfsbereit sind“,<br />
wie uns Regina Krüger (75) berichtet, die das umfangreiche<br />
und leckere Angebot des „Food Court“ regelmäßig nutzt.<br />
Parken kann man sowohl im Karstadt-Parkhaus als auch<br />
im nahe gelegenen Löhrtor-Parkhaus. Von beiden Häusern<br />
sind es nur ein paar Schritte zum Uni-Restaurant. Das gesamte<br />
Gebäude ist barrierefrei zugänglich.<br />
Bei unserem Besuch sprachen wir mit Walter Schindler,<br />
einem 76-jährigen Gast, der sich begeistert zeigte: „Es ist<br />
wunderbar, hier zu sein. Die jungen Leute sind so freundlich<br />
und aufgeschlossen. Man fühlt sich wirklich willkommen,<br />
und das Essen ist auch noch ausgezeichnet!“<br />
Der „Food-Court“ ist offen für Anregungen und neue Ideen<br />
sind dem Restaurantteam willkommen, wie uns versichert<br />
wurde.<br />
Der Seniorenbeirat der Stadt Siegen hofft, dass diese Initiative<br />
Schule macht. Der Austausch zwischen den Generationen<br />
hat das Potenzial, nicht nur Einsamkeit zu lindern,<br />
sondern auch das Verständnis und die Toleranz zwischen<br />
verschiedenen Altersgruppen zu fördern. Diese inspirierende<br />
Zusammenarbeit beweist jetzt schon, dass gemeinsame<br />
Mahlzeiten mehr als nur Nahrungsaufnahme sein können.<br />
„Sie können Brücken zwischen den Generationen bauen und<br />
einen Raum für wertvolle menschliche Verbindungen schaffen“<br />
so Armin Maxeiner, Vorsitzender des Seniorenbeirats der<br />
Stadt Siegen.<br />
Vielleicht fühlen sich bald noch mehr Senioren von diesem<br />
Wohlfühlangebot angezogen.<br />
<strong>db</strong><br />
40 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 41
Gesellschaft<br />
Viel Lust auf Zusammenarbeit –<br />
15 Jahre Runder Tisch Demenz<br />
wurde nicht mit Menschen mit Demenz in Zusammenhang<br />
gebracht. „Das Thema Demenz war in der Anfangszeit ein<br />
Thema, um das man einen großen Bogen gemacht hat. Das<br />
hat sich deutlich geändert“, ergänzt Bettina Großhaus-Lutz,<br />
Senioren-Service-Stelle Neunkirchen. „Wir hatten im vergangenen<br />
September einen Informationsstand in der Siegener<br />
Oberstadt. Und wir haben deutlich gemerkt: Heute ist<br />
es viel einfacher, miteinander über Demenz ins Gespräch<br />
zu kommen.“<br />
In den 15 Jahren des Bestehens gab es spektakuläre Aktionen<br />
wie einen Tanz-Flashmob auf der Siegbrücke in Siegen,<br />
aber auch Schulungen für die Feuerwehr. Es fanden etliche<br />
Fachveranstaltungen statt und jedes Jahr ein Programm zum<br />
Welt-Alzheimertag, der mit vielfältigen Veranstaltungen zu<br />
Welt-Alzheimerwochen ausgeweitet wurde. Im Oktober<br />
2023 fand in jeder Kommune des Kreises die Kurzschulung<br />
Demenz-Wissen kompakt statt. „So eine große Aktion<br />
funktioniert nur, wenn wir uns zusammenschließen und die<br />
Aufgaben, die mit einer solchen Schulungsoffensive zusammenhängen,<br />
auf mehrere Schultern verteilen,“ berichtet Julia<br />
Witte vom Regionalbüro Alter Pflege und Demenz. Sie<br />
war Teil des Teams, das die Schulungen durchgeführt hat.<br />
Mit viel Kreativität wurde in 15 Jahren immer wieder die<br />
Stefanie Kremer,<br />
Ansprechpartnerin der<br />
Alzheimer Gesellschaft<br />
Siegen-Wittgenstein e.V.<br />
Teilhabe von Menschen mit<br />
Demenz in den Blick genommen.<br />
So entwickelten<br />
sich Ideen für Museumsführungen<br />
für Menschen<br />
mit Demenz oder die Idee<br />
für eine Broschüre mit Freizeittipps<br />
für Menschen mit<br />
und ohne Demenz. „Diese<br />
Broschüre war so erfolgreich,<br />
dass wir sie nach<br />
Corona neu überarbeitet<br />
haben,“ berichtet Stefanie<br />
Kremer, Alzheimer Gesellschaft<br />
Siegen-Wittgenstein.<br />
Nach 15 Jahren geht es<br />
mit dem Runden Tisch Demenz<br />
weiter: Mit Lust auf Netzwerkarbeit und auf Zusammenarbeit<br />
wird sich der Runde Tisch in diesem Jahr dem<br />
Thema Kriegskinder, Nachkriegskinder und Kriegsenkel<br />
widmen, ebenso dem Thema Demenz und geistige Behinderung<br />
und wird sich weiter mit sozialer und kultureller Teilhabe<br />
von Menschen mit Demenz beschäftigen. <strong>db</strong><br />
Ist ein Mensch von Demenz<br />
betroffen, steht er,<br />
aber auch seine Familie,<br />
Freunde und Nachbarn, vor<br />
großen Herausforderungen.<br />
Als sich im Jahr 2008<br />
engagierte Menschen zum<br />
Runden Tisch Demenz zusammen<br />
schlossen, gab es<br />
im Kreisgebiet ca. 5.070<br />
Menschen mit einer Demenz.<br />
Heute rechnet man mit kreisweit<br />
5.370 Menschen mit Demenz, und die Zahlen steigen<br />
weiter. Für die Gründerinnen und Gründer des Runden Tisches,<br />
die aus unterschiedlichen Arbeitsbereichen kamen,<br />
gab es 2008 ein gemeinsames, ein verbindendes Thema:<br />
Demenz. Und das gilt bis heute. „Wenn wir über den Tellerrand<br />
schauen, können wir von den Erfahrungen der anderen<br />
profitieren, und dann können wir für Menschen mit Demenz<br />
etwas bewegen,“ erläutert Marion Bock, Diakonisches<br />
Werk Wittgenstein gGmbH. Bis heute gilt der Leitgedanke,<br />
gemeinsam zur Verbesserung der Situation von Menschen<br />
mit Demenz und ihrer An- und Zugehörigen beizutragen.<br />
Der Runde Tisch Demenz Kreis Siegen-Wittgenstein feierte<br />
nun im November 2023 sein 15-jähriges Bestehen.<br />
Infos – Runder Tisch Demenz Siegen-Wittgenstein:<br />
Gründung 2008<br />
Netzwerkpartner aus den Bereichen der ambulanten,<br />
teilstationären und stationären Pflege,<br />
medizinischer Bereich, Beratungsinstitutionen,<br />
Selbsthilfe, Kommunen.<br />
Viele Austauschtreffen<br />
und zahlreiche gemeinsame<br />
Aktionen sind<br />
das Erfolgsrezept für den<br />
Runden Tisch Demenz<br />
Siegen-Wittgenstein. Professionell<br />
tätige Menschen<br />
aus der Altenhilfe,<br />
der Selbsthilfe, aus Medizin<br />
und Kommunen finden<br />
sich im Runden Tisch<br />
zusammen, um gemeinsam<br />
Defizite aufzudecken und an Lösungen zu arbeiten. Der<br />
Runde Tisch leistete in den vergangenen 15 Jahren einen<br />
wichtigen Beitrag zur Sensibilisierung für das Thema Demenz<br />
und hat mit dazu beigetragen, dass heute offener mit<br />
der Krankheit Demenz umgegangen wird. „Enttabuisierung<br />
von Demenz und eine demenzsensible Umgebung sind der<br />
erste wichtige Schritt zur Verbesserung der Lebenssituation<br />
für Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind“, sagt<br />
Brigitte Weber-Wilhelm, Alzheimer Gesellschaft Siegen-<br />
Wittgenstein, die von Anfang an mitarbeitet. Im Laufe der<br />
15 Jahre veränderte sich das Bild über Demenz. Als sich<br />
der Runde Tisch vor 15 Jahren das erste Mal traf, sprach<br />
man von „Demenzkranken“, gesellschaftliche Teilhabe<br />
Geschäftsführung und Ansprechpartner:<br />
Alzheimer Gesellschaft Siegen-Wittgenstein e.V.<br />
Weidenauer Straße 202, 57076 Siegen.<br />
<strong>01</strong>51 55818073 kremer@alzheimer-siegen.de,<br />
42 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 43
Wiedersehen auf dem Biggesee<br />
Charlotte bedankte sich und nahm das vollste Glas<br />
Prosecco vom Tablett. Sie trank einen großen<br />
Schluck. Das tat gut! So und nun erst einmal die<br />
Lage peilen! Tante Rosi ließ sich zur Feier ihres 80. Geburtstages<br />
wirklich nicht lumpen. Ihre Zeiten als „arme Ossi-Tante“<br />
waren vorbei, seit sie nach der Wende ein riesiges<br />
Grundstück mit einem kleinen Häuschen im Osten verkauft<br />
hatte, und anschließend ins Sauerland übersiedelte.<br />
Die baufällige alte Villa samt Plumpsklo wurde damals<br />
vom neuen Eigentümer sofort abgerissen. Gott<br />
sei Dank! Charlotte erinnerte sich an viele unheimliche<br />
Stunden dort. Zu ihrem heutigen Ehrentag hatte Tantchen<br />
ein Schiff gemietet. Für vier Stunden würde es die<br />
vielen Gäste an diesem herrlichen Sommernachmittag<br />
über den Biggesee schippern. Das Freiluftoberdeck sah<br />
wunderschön aus: Weiß eingehusste Tische und Stühle,<br />
darauf dezent farbige Akzente mit schönen Sommerblumen<br />
und Gräsern. Da könnte einem wirklich das<br />
Herz aufgehen, außer, man wäre gerne woanders. So<br />
wie Charlotte, die jetzt viel lieber in Limburg bei ihrer<br />
Mutter im Krankenhaus wäre. „Kommt gar nicht infrage“,<br />
hatte ihr Stiefvater gestern gesagt. „Ich bin da und<br />
kann das gebrochene Bein streicheln und Beate Gesellschaft<br />
leisten. Du fährst mal schön ins Sauerland und<br />
vertritts deine Mutter!“ Seufzend hatte Charlotte sich<br />
in ihr einsames Schicksal ergeben. Ihr Mann war leider<br />
auf Geschäftsreise, die Tochter im Auslandssemester in<br />
Paris. Also, die Letzte beißen die Hunde!<br />
„Charlottchen! Wie schön, dass du es doch noch geschafft<br />
hast zu kommen. In deinem Alter läuft es sich<br />
in so hohen Pumps wohl nicht mehr so flott? Und sag<br />
mal, warum hast du dich in dieses Etuikleid gezwängt?“<br />
Super, Tantchen hatte sie erspäht und sofort wieder ihre<br />
blöden Bemerkungen parat. Charlotte hob ihr Glas und<br />
ließ es gegen das der Tante klirren. „Herzlichen Glückwunsch<br />
und alles Gute, Tante Rosi“. Sie nahm die alte<br />
Dame im modernen bunten Overall in Augenschein<br />
und konterte: „Na, den Modemut habe ich dir wohl<br />
Foto: Wikipedia<br />
abgeguckt. So ein ärmelloser Einteiler ist ja gewagt<br />
jugendlich, hat irgendwie was von einem Strampler!“<br />
Im Stillen musste Charlotte allerdings zugeben, dass<br />
der bunte Overall der sportlichen alten Dame sehr gut<br />
stand. Doch bevor Tantchen zu einer spitzen Antwort<br />
ansetzten konnte, mischte sich ein Mann, etwa in Charlottes<br />
Alter, in den Schlagabtausch.<br />
Charlotte hatte ihn schon aus dem Augenwinkel, an<br />
der Reling stehend, wahrgenommen. Aber hallo, so ein<br />
attraktives Exemplar von Mann hatte sie schon lange<br />
nicht mehr in echt gesehen: groß, sportlich, volles Haar,<br />
leicht graue Schläfen und ein Grübchen im markanten<br />
Kinn. Wow, und diese leuchtend blauen Augen. Toll!<br />
„Mutter du wirst unter Deck gebraucht, dass Büfett muss<br />
abgenommen werden“, sagte er zu Tante Rosi. „Mutter?“,<br />
fragte Charlotte völlig überrascht. „Sag bloß, du bist Marvin,<br />
mein kleiner Cousin?“ „Klein ist gut“, grinste Marvin,<br />
der sie um mindestens einen Kopf überragte. „Freut<br />
mich, als wir uns das letzte Mal gesehen haben, war ich<br />
so dreizehn, pickelig und ungelenk. Du hast dich hingegen<br />
gar nicht wesentlich verändert. Da ist immer noch<br />
diese Ähnlichkeit mit Romy Schneider“, „Aha, und eine<br />
inzwischen über fünfzigjährige Romy Schneider findest<br />
du immer noch schön?“ So wie Marvin sie anschaute,<br />
bestand kein Zweifel, dass er seine Cousine sogar sehr<br />
attraktiv und schön fand, so wie früher.<br />
Damals fand sie das einfach nur lästig. So wie alles<br />
nur lästig war, was mit Tante Rosi und Großdittmannsdorf,<br />
dem Geburtsort ihrer Mutter, zusammenhing. Jedes<br />
Jahr hatte sie mit Mutter Beate diese Reise in den südöstlichen<br />
Teil Sachsens unternehmen müssen. Immer von<br />
Köln mit dem Zug die Transitstrecke bis in die „Hauptstadt<br />
der DDR“, dann weiter Richtung Dresden und zum<br />
Schluss die holprige Fahrt mit der alten Straßenbahn bis<br />
Großdittmannsdorf. Als kleines Kind war Charlotte immer<br />
völlig verstört gewesen, wenn die meist unfreundlichen<br />
und bewaffneten Grenzbeamten sie kontrollierten.<br />
Als Teenager dann, fand sie die DDR einfach nur trostlos.<br />
Und seit ihrem achtzehnten Lebensjahr verweigerte<br />
sie die Verwandtenbesuche. „Ich glaube, Mutter kann<br />
dich eigentlich gut leiden“, behauptete Marvin gerade.<br />
„Ja klar! Deswegen hat sie mich früher schon, wie gerade<br />
eben auch, bei jeder Gelegenheit runtergeputzt!“ „Na ja,<br />
schließlich warst du der Grund dafür, dass ihre geliebte<br />
jüngere Schwester Beate kurz vor dem Mauerbau in den<br />
Westen rüber ist.“ Beate hatte sich in einen jungen Studenten<br />
aus Köln verliebt, der für eine Weile bei seinen<br />
Großeltern in Großdittmannsdorf zu Besuch war. Als ihr<br />
klar wurde, dass sie schwanger war, befand sich der junge<br />
Mann längst wieder im Westen. Beate hoffte, ihn in<br />
Köln zur Heirat zu bewegen. Doch das hatte leider nicht<br />
geklappt. Aber Beate gefiel es im Rheinland und sie beschloss<br />
zu bleiben. Das hatte vor allem etwas mit einem<br />
gewissen Ferdinand zu tun.<br />
„Bei Liebeskummer handelt man schon mal unvernünftig“,<br />
sagte Marvin. „Ich zum Beispiel hatte lange<br />
ein Foto von dir unter meinem Kopfkissen.“ Charlotte<br />
wurde rot und schaute verlegen weg. Marvin hat übrigens<br />
eine auffallend gut aussehende Ehefrau und zwei<br />
ebenso hübsche Töchter. Die konnte sie allerdings nur<br />
auf Fotos bewundern, weil sie sich momentan bei der<br />
Familie in Italien aufhielten.<br />
Spät abends, nach der schönen Geburtstagsfeier,<br />
bummelten Cousin und Cousine noch am Biggesee<br />
entlang. Charlotte hatte ihre unbequemen Pumps gegen<br />
Latschen ausgetauscht und fühlte sich herrlich unbeschwert.<br />
Vom anderen Ufer klang Musik zu ihnen<br />
herüber. Charlotte erinnerte sich, wie ihr kleiner Vetter<br />
immer so herrlich ungelenk zu tanzen versuchte. Und<br />
so bat sie ihn um ein Tänzchen, zu der immer deutlicher<br />
zu hörenden Musik am Biggesee. Marvin tanzte<br />
göttlich und beide genossen diesen Augenblick. Viel<br />
später verabschiedeten sie sich mit dem Versprechen<br />
auf ein baldiges Wiedersehen! Ulla D’Amico<br />
Ein ungewöhnlicher Morgen!<br />
Es war früh am Morgen, und wenn ich so darüber nachdachte,<br />
nein, das war nicht mein Tag. Ganz sicher nicht.<br />
Lust auf ein Frühstück, das ich mir auch noch selbst<br />
machen musste, verspürte ich absolut nicht. Also entschloss<br />
ich mich: „Du gehst zum Frühstücken!“ Aber wohin nur?<br />
Da kam mir die Idee, oh, da war doch der neu eröffnete<br />
Supermarkt in Richtung Eiserfeld. Der neue Globus. Den<br />
wollte ich mir doch schon längst einmal angesehen haben.<br />
Ja, und frühstücken könnte ich dann dort. Also machte ich<br />
mich auf den Weg. Als ich den Parkplatz erreichte, beeindruckte<br />
mich bereits die Größe des Gebäudes und die<br />
Menge an Parkplätzen. Ein reges Treiben deutete darauf<br />
hin, dass der Laden gut besucht war. Ich parkte mein Auto,<br />
suchte nach einem Chip, griff nach einem Einkaufswagen<br />
und steuerte auf den Eingang zu. Das Gebäude allein von<br />
der Größe ließ auf ein reichhaltiges Angebot schließen.<br />
Langsam schob ich meinen Einkaufswagen auf den<br />
Eingang zu, als ein hüpfendes Mädchen, das wohl zwischen<br />
vier und sechs Jahre alt sein konnte, auf mich zusprang.<br />
Ich versuchte, ihr auszuweichen, aber sie schien es<br />
auf mich abgesehen zu haben. Sie blieb vor mir stehen und<br />
schaute mich mit großen dunklen Augen an. Wo waren<br />
ihre Eltern, wo war eine Begleitperson? Ich schaute mich<br />
um, konnte aber niemanden erkennen. Plötzlich, ohne Vorwarnung,<br />
sprudelte es aus ihr heraus: „Bist du eine Oma?“<br />
Die Frage überraschte mich, und ich verneinte. „Was bist<br />
du dann?“ Ich bin eine Mutter, teilte ich ihr mit. Doch die<br />
Information schien ihr nicht auszureichen: „Wenn du eine<br />
Mutter bist, hast du Kinder!“ Nach meiner Bestätigung fuhr<br />
sie fort: „Dann bist du doch eine Oma.“<br />
Unterhaltung<br />
Die Situation wurde merkwürdiger. Sie ließ nicht locker<br />
und wiederholte ihre Bestätigung. Mir war das lästig, trotzdem<br />
versuchte ich ihr zu erklären, dass man erst Oma wird, wenn<br />
die eigenen Kinder Kinder haben. Doch sie schien nicht nachgeben<br />
zu wollen und forschte weiter: Warum meine Kinder<br />
keine Kinder hätten. Verblüfft über ihre Hartnäckigkeit konnte<br />
ich nur mit den Schultern zucken und antworten, dass ich das<br />
nicht beantworten könnte, das sei eine Frage für meine Kinder.<br />
Sie schaute mich ernst an und sprudelte heraus: „Du musst<br />
nicht traurig sein. Du siehst doch aus wie eine Oma.“ Na prima,<br />
dachte ich, ich habe mich doch noch immer so jung gefühlt.<br />
Dann hüpfte sie davon, verschwand auf dem Parkplatz.<br />
Ich betrat den Supermarkt, auf der Suche nach einem<br />
guten Frühstück, immer noch im Gedanken an diesen ungewöhnlichen<br />
Morgen.<br />
Ingrid Drabe<br />
44 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 45
Gesellschaft<br />
Filmbesprechung<br />
Handarbeiten<br />
– Mädchenerziehung<br />
Viele Leserinnen<br />
werden<br />
sich erinnern an<br />
Handarbeitsunterricht<br />
während ihrer Schulzeit.<br />
Mädchen wurden –<br />
vorzugsweise in späten<br />
Randstunden und oft<br />
aus zwei Parallelklassen<br />
– zusammengefasst<br />
und in „Grundtechniken<br />
der Hand- oder<br />
Nadelarbeit“ unterrichtet:<br />
Stricken, Häkeln,<br />
Sticken, Nähen,<br />
Weben, (Jungen hatten<br />
währenddessen Sport,<br />
Technik, Physik oder<br />
auch ganz frei) eben<br />
das, was nach dem<br />
Zeitgeist für Mädchen<br />
entbehrlich schien.<br />
Eigentlich gab es<br />
über Jahrhunderte keine<br />
Festlegung: Nadelarbeit<br />
= Frauenarbeit.<br />
Denken Sie an strickende<br />
Schäfer, Gerhard<br />
Hauptmanns Drama:<br />
„Die Weber“ oder<br />
„Das tapfere Schneiderlein“.<br />
Erst im 19. Jahrhundert wurden Frauen und Mädchen<br />
in die Häuslichkeit gedrängt, Jungen und Männer in außerhäusliche<br />
Erwerbsarbeit geleitet. Entsprechend wurde<br />
der schulische Lehrplan diesbezüglich lange Jahre von bürgerlichen<br />
Wertvorstellungen geprägt, nicht von historischer<br />
Königsklasse: Musterlappen von 1913 mit Knöpfen, Aufhänger, Knopflöcher,<br />
verschieden Stichvariationen, verschiedenen Flicktechniken<br />
Realität. So wurden<br />
Mädchen mit jedem<br />
Nadelstich ans weibliche<br />
Klischee festgeheftet.<br />
Ein Schelm,<br />
wer Böses dabei<br />
denkt. Stöbern Sie<br />
mal im Internet unter<br />
„textilgeschichten.<br />
net“. Sie werden sich<br />
wundern!<br />
Königsklasse:<br />
Musterlappen von<br />
1913 mit Knöpfen,<br />
Aufhänger, Knopflöcher,<br />
verschieden<br />
Stichvariationen,<br />
verschiedenen Flicktechniken<br />
Nun ist die Fähigkeit,<br />
Bekleidung oder<br />
textile Gebrauchsgegenstände<br />
herzustellen,<br />
sehr zu begrüßen.<br />
Zudem lernt und übt<br />
man in diesem Unterricht<br />
grundlegende Fähigkeiten<br />
und Fertigkeiten<br />
wie Präzision,<br />
Kreativität, Ausdauer,<br />
Konstruktion. (Entwerfen<br />
Sie mal das<br />
Schnittmuster für ein Oberhemd oder eine Bluse!) Rätselhaft,<br />
dass man diese Ausbildung Jungen vorenthielt. Vielleicht<br />
hing es ja auch damit zusammen, dass Handarbeitende<br />
ihre Impulse, ihre Ungeduld, ihr Temperament sehr gut<br />
kontrollieren, also unterdrücken mussten. Das nagte schon<br />
mal an der seelischen Ausgeglichenheit.<br />
Nicht umsonst galten<br />
„Nähmädchen“ als zickig.<br />
Sehenswert und erstaunlich<br />
bleibt, wie Mädchen ihr Können<br />
von den ersten einfachen Produkten<br />
wie Topflappen, steigerten<br />
bis hin zu perfekten Ergebnissen<br />
wie Stickmustertypen.<br />
Ich danke Ute Mudersbach<br />
für die Bereitstellung ihrer<br />
Handarbeitserzeugnisse.<br />
Tilla Ute Schöllchen<br />
Filmstart ist ab 28.02 <strong>2024</strong><br />
Torera<br />
Alemana<br />
Ich bin Vegetarierin und<br />
war mir sicher, dass der<br />
Film „Clara Sofie – la primera<br />
Torera alemana. Untertitel:<br />
Was passiert, wenn man<br />
einen Film über die erste deutsche<br />
Stierkämpferin macht.“<br />
nicht nur einen viel zu umständlichen Titel gewählt hat, sondern<br />
gerade prädestiniert ist für einen Verriss.<br />
Achtung Spoiler: Dann beginnt der Film mit einer anonymen<br />
Frau, die einer anderen anonymen Person rät (ich tippe<br />
auf den Regisseur), diesen Film NICHT zu machen. Wie gut,<br />
dass er nicht auf seine Vertraute gehört und diesen Film trotzdem<br />
gemacht hat. Und das unter – „Lost in La Mancha“ lässt<br />
grüßen – äußerst schwierigen Produktionsbedingungen.<br />
Über ein Jahr lang hat er mit einem internationalen<br />
Filmteam die junge Deutsche, Clara Sofie Kreutter, während<br />
ihrer 1. Temporada (Begriff für Stierkampfsaison) begleitet.<br />
Die Story: Eine Dressurreiterin aus Bad Berleburg entdeckt<br />
durch einen Zufall ihr Talent und ihre Liebe zum Stierkampf,<br />
obwohl weder sie, noch sonst irgendjemand in ihrer<br />
vor allem künstlerischen Familie mit Stierkampf oder dem<br />
Töten von Tieren zu tun hatte. Wie kann das sein?<br />
Regisseur Don Schubert (u.a. „Rudi Assauer. Macher.<br />
Mensch. Legende.“, „Die Deutschen“, „Blind ermittelt“) und<br />
sein Team gehen dieser Frage nach und ihnen gelingt der<br />
Drahtseilakt Clara Sofie nahe zu sein, ohne sich mit ihr oder<br />
gar mit dem umstrittenen Stierkampf gemein zu machen.<br />
So erfahren wir einerseits von Clara Sofies großer Tierliebe,<br />
werden aber auch Zeuge davon, wie sie bei ihrer allerersten<br />
Corrida (umgangssprachlich „Stierkampf“) im spanischen<br />
Ledaña 500 KG schwere Bullen tötet.<br />
Spätestens hier hätte ich ausschalten müssen. Konnte ich<br />
aber nicht. Vielleicht liegt es an den durchweg sympathischen<br />
Interviewpartner*innen: ihrer witzigen, kreativen und empatischen<br />
Familie, aber auch einem Stierkampfmanager, Banderilha-<br />
Hersteller, Pferdepfleger usw., alle wirken absolut authentisch.<br />
Vielleicht liegt's an den außergewöhnlichen Bildern oder<br />
auch an der Tatsache, dass die Tierschutzvereinigung PETA<br />
mit dem Kampagnenleiter Peter Höffken mir in (fast) allen<br />
Punkten aus der Seele spricht. Da die Macher*innen vor allem<br />
aus der Fiction-Welt kommen, habe ich dann für einen<br />
Moment gehofft, es handele sich um eine Mini-Version von<br />
„Krieg der Welten“, also um eine erfundene Geschichte, die<br />
nur echt wirkt. Doch die Story ist ebenso einzigartig wie wahr.<br />
Dieser Film wird für einige/viele schwer zu ertragen sein.<br />
Vielleicht ist es gerade deswegen so wichtig, dass es ihn gibt.<br />
Schade nur, dass eine wichtige Frage ungeklärt bleibt. Welche,<br />
verrate ich hier nicht, denn das wäre ein echter Spoiler. (;-)<br />
<br />
Lara Steinbichel.<br />
46 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 47
Buchbesprechung<br />
Buchbesprechung<br />
Wider die Niedergeschlagenheit<br />
Buchtipps zur Unterstützung der Zuversicht<br />
Ungewöhnliche Geschichten<br />
Freudenberger Autor verbindet Erlebtes mit Erdachtem<br />
144 Seiten 20 Euro<br />
ISBN-Nr.: 978-3-9870007-4-4<br />
Keine Sorge,<br />
bald hat<br />
die Werbung<br />
in eigener<br />
Sache ein Ende!<br />
Nur, jetzt muss sie<br />
noch mal sein. Irgendwie<br />
hatte ich<br />
letztes Jahr das<br />
Gefühl, es müsse<br />
mal ein Buch zur<br />
allgemeinen Ermutigung<br />
her, und<br />
da ich literarisch<br />
nun mal ziemlich<br />
kurzatmig bin und<br />
kaum Längeres zustande<br />
bringe als<br />
Gedichte, war klar,<br />
dass es auch dieses<br />
Buch wieder mal ein Lyrikband werden würde.<br />
„Nur Mut!“, so sollte das Buch ursprünglich heißen und<br />
ausschließlich Texte enthalten, die den Leser gut drauf<br />
bringen. Da aber Mut nur ein kleiner Teil dessen ist, der<br />
einen gut drauf bringt, und für Alltagshelden auch nicht<br />
immer so ohne Weiteres zur Hand ist, war klar, dass man<br />
das Thema umfassender anzugehen habe.<br />
So finden Sie in diesem Ermutigungsbuch, das der Verlag<br />
am Eschbach pünktlich zum Jahresbeginn herausgebracht<br />
hat, unter zwölf Rubriken allerlei Gereimtes, mit<br />
dem ich selber versucht habe, mir möglichst viel von dem<br />
zu verschaffen, mit dem sich der Alltag aushalten bzw. aufhellen<br />
lässt, welcher ja schon lange nicht mehr von so viel<br />
düsteren Nebelschwaden durchdrungen ist wie zurzeit.<br />
Ich weiß, die zwölf Rubriken sind Binsenweisheiten,<br />
tausendmal in Büchern gelesen oder sonst wo aufgeschnappt,<br />
aber vielleicht doch wert, einmal lyrisch vari-iert<br />
und mithilfe von Rhythmus und Reim konkreter illustriert<br />
zu werden: Sei, wie du bist! Tu, was du kannst! Pflücke<br />
den Tag! Halt dich ans Schöne! Gib acht auf das Kleine!<br />
Bleibe gelassen! Lass los, was vorbei ist! Sei offen für<br />
Neues! Prüf deine Träume! Lass dich nicht hindern! Vergiss<br />
nicht zu lächeln! Vertraue dem Himmel!<br />
Ich habe die Jammereien und Rüpeleien einfach satt<br />
und bedauere die gesamtgesellschaftliche Tendenz, jeden,<br />
der nicht exakt die eigene Meinung teilt, als Gegner zu betrachten,<br />
und jede Form der Veränderung immer nur vom<br />
anderen zu erwarten, obwohl doch die Selbstveränderung<br />
sehr viel effizienter wäre.<br />
Nicht warten, bis die Schatten weichen, / der graue Nebel<br />
sich verzieht, / die dunklen Zeiten bald verstrei-chen<br />
/ und irgendetwas neu geschieht! / Nicht re-gungslos am<br />
Boden kauern, / so schwer und träge wie ein Stein, / nicht<br />
stumm dem Licht entgegenlauern, / stattdessen: selber Sonne<br />
sein!<br />
Sehr viel profunder<br />
als mein eigener<br />
Neuling ist freilich<br />
das neue Buch des<br />
Theologen Fulbert<br />
Steffensky, auf den<br />
ich erst spät so richtig<br />
aufmerksam geworden<br />
bin und den ich<br />
immer mehr liebe, je<br />
länger ich ihn lese.<br />
Siegerländer, denen<br />
noch die fromme<br />
Keule engherziger<br />
Züchtigungstheologie<br />
im Nacken sitzt,<br />
264 Seiten 18 Euro<br />
ISBN-Nr.: 978-3-87173-890-6<br />
atmen bei der Lektüre von Steffensky befreit auf, stoßen<br />
in seinen Büchern auf den belebenden Geist evangelischer<br />
Auf-richtigkeit, die jeden menschlichen Sachverhalt unerschrocken<br />
beim Namen nennt, wachsam und kritisch,<br />
offen und selbstkritisch, denn Kritik wird von Steffenky<br />
nicht um ihrer selbst willen betrieben, mit dem verächtlichen<br />
Grundton intellektueller Überlegenheit und mit behaglich<br />
zersetzender Stoßrichtung, sondern mit großem<br />
Sinn für die Schönheit der Sprache und höchstem Respekt<br />
vor der Wahrheit, zu der immer auch die biblische zählt,<br />
die Steffensky unermüdlich unter dem Schutt und der<br />
Asche kirchlicher Ruinen wie einen verborgenen Schatz<br />
hervorzugraben sucht.<br />
Zu den biblischen Schätzen gehören für Steffensky<br />
auch die Losungen: Sie kommen daher „wie ein fremder<br />
Gast, dem man jeden Morgen Gastrecht einräumt und<br />
Aufmerksamkeit schenkt. Selten passt der Gast zu der eigenen<br />
augenblicklichen Stimmung. Er ist meistens falsch<br />
angezogen, wenn er uns besucht. Im Glück bringt er vielleicht<br />
eine Botschaft der Trauer, in der Trauer spricht er<br />
vom Glück. Diese Fremdheit ist sein Vorteil. Er lockt uns<br />
von uns weg und führt uns dahin, wo wir nicht sind. Der<br />
Gast verwickelt uns damit in Widersprüche und lässt uns<br />
nicht im Gefängnis des eigenen Augenblicks.“<br />
Nichts muss so bleiben, wie es ist, am wenigsten: man<br />
selber. Nebel, Schutt und Asche zum Trotz! Also los!<br />
Jörn Heller, Buchhändler<br />
Der Freudenberger Bertram Münker war sich nicht<br />
sicher, ob er das Rentenalter erreichen würde. Denn<br />
mehrere lebensbedrohliche Krankheiten hintereinander<br />
bestimmten für viele Jahre seinen Alltag, dabei waren<br />
zwei Krebserkrankungen das schlimmste Erleben. Schon<br />
während der Schulzeit schrieb und fotografierte er für Zeitungen<br />
und Zeitschriften. Zehn Jahre lang bis 1993 verdiente<br />
er als freier Autor mit der Erstellung von Bil<strong>db</strong>änden,<br />
Kunst- und Landschaftsführern, Naturbüchern und Fotoreportagen<br />
sein Geld. „Ich brauchte irgendwie einen Anker“,<br />
sagt er rückblickend. „Und da bin ich ins Briefzentrum nach<br />
Freudenberg zurückgekehrt, wo ich schon früher gejobbt<br />
hatte“. Dort hat er bis zum Ruhestand die berufliche Heimat<br />
gefunden, die er sich immer gewünscht hat.<br />
Nun gibt es von ihm einen Band mit Erzählungen, die an<br />
Sieg und Rhein angesiedelt sind; deshalb der Titel des Buches.<br />
Seine Motivation beim Schreiben war es, „den Lesern<br />
die Freude zu bereiten, die ich selbst beim Schreiben hatte<br />
(aber nicht unbedingt beim Erleben)“. Einfache Geschichten<br />
sollten es sein, Erinnerungen an Erlebnisse aus Kindheit,<br />
Jugend und Erwachsenenleben, aus einer Zeit vor Computer<br />
und Internet. Skurrile, erlebte und erfundene, auf jeden Fall<br />
ungewöhnliche Geschichten sind es geworden.<br />
Die Erzählungen haben auch alle ein überraschendes<br />
Ende, wie in den Geschichten von Roald Dahl oder von<br />
Ehm Welk, zwei seiner Lieblingsautoren. Welk ist als Autor<br />
von „Die Heiden von Kummerow“ und „Die Gerechten von<br />
Kummerow“ einer größeren Leserschar bekannt. Sehr eindrücklich<br />
schildert Münker in seiner Geschichte „Schrecken<br />
überm Alten Flecken“ wie er vom Leiter des Fremdenverkehrsbüros<br />
den Auftrag bekommen hatte, für einen neuen<br />
Stadtprospekt Aufnahmen von Freudenberg zu machen. Sein<br />
Anspruch war es, nur wirklich gute Bilder abzuliefern, die<br />
von ungewöhnlichen Standorten aus gemacht worden waren.<br />
Die klassische Ansicht vom Kurpark durfte dabei nicht<br />
322 Seiten 15,95 Euro<br />
ISBN-Nr.: 978-3-98527-826-8<br />
fehlen, aber er wollte<br />
auch die Evangelische<br />
Kirche auf dem<br />
Schlossberg über der<br />
Altstadt als Standort<br />
nutzen. In der Kirche<br />
gehen seine Gedanken<br />
zwanzig Jahre<br />
in seine Kindheit zurück<br />
und er erinnert<br />
sich, dass er sich gewünscht<br />
hatte, einmal<br />
selbst auf der Kanzel<br />
zu stehen. Seine Oma<br />
hatte ihm damals die<br />
Strafe Gottes angedroht,<br />
wenn er diesen<br />
Frevel begehen<br />
würde. Jetzt war die<br />
Gelegenheit gekommen:<br />
Der längst vergessene Wunsch, jahrzehntelang aus<br />
dem Gedächtnis verschwunden, konnte nun in die Tat umgesetzt<br />
werden. Ganz wohl war ihm nicht dabei. Aber das<br />
himmlische Strafgericht blieb aus, und auch das weltliche<br />
Strafgericht in Gestalt des Küsters ließ sich nicht blicken.<br />
Dieser warnt ihn dann auch, zu dieser Zeit auf den Turm zu<br />
gehen, was er natürlich ignoriert. Was ihn dann dort noch<br />
für ein Schrecken über Freudenberg erwartet, sei an dieser<br />
Stelle noch nicht verraten.<br />
„An Sieg und Rhein“ schmückt ein Foto vom Alten Flecken,<br />
der Heimat, der sich Münker sehr verbunden fühlt.<br />
Die Erzählungen entführen in eine Zeit, da die Welt noch<br />
nicht so angeschlagen war wie heute, in eine Zeit weg von<br />
Krieg, Klimawandel und Künstlicher Intelligenz. Es macht<br />
Spaß, diese Geschichten zu lesen. Horst Mahle<br />
48 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 49
Kultur<br />
Worpswede –<br />
Murnau<br />
Warum nenne ich beide Ortschaften in einem<br />
Atemzug? Geographisch trennen ungefähr<br />
850 km Murnau und Worpswede.<br />
Worpswede ist ein Moordorf nicht weit von Bremen<br />
im Norden, Markt Murnau ist eine kleine Stadt im<br />
Voralpenland. Landschaftlich sind die Orte sehr verschieden.<br />
Murnau ist farbig bunt im Blauen Land<br />
gelegen. Die Berge des Voralpenlandes dominieren.<br />
Weidehänge mit vielen Heuschobern, Kühen und<br />
Schafen umgeben das kleine reizvolle Städtchen.<br />
Worpswede ist geprägt durch die Weite, das Licht,<br />
die Moorlandschaft, Birken- und Eichenalleen. Und<br />
das Verbindende? In beiden Orten und Umgebung<br />
siedelten sich Künstler um das Jahr 1900 an, wurden<br />
Künstlerkolonien. Sie entflohen den großen Städten,<br />
den Kunstakademien und wollten im Einklang mit<br />
der Natur ihren eigenen Stil finden, sich gegenseitig<br />
inspirieren.<br />
Die Künstler Heinrich Vogeler, Fritz Mackensen,<br />
Otto Modersohn, Hans am Ende, Fritz Oberbeck<br />
waren die Gründer der Künstlerkolonie Worpswede.<br />
Etwas später gesellten sich Paula Becker und Clara<br />
Westhoff dazu. Auch Dichter und Schriftsteller wie<br />
Rainer Maria Rilke, Manfred Hausmann, Carl Hauptmann<br />
erweiterten den Kreis der Malkünstler. Kulturelles reges<br />
Leben wurde im Barkenhoff, den Heinrich Vogeler als Domizil<br />
aufbaute, gepflegt. In Murnau und Umgebung ließen<br />
sich Wassily Kandinsky, Alexej Jawlensky, Marianne<br />
von Werferin, Franz Marc, August Macke Gabriele Münter<br />
und andere nieder. Der Blaue Reiter wurde gegründet. Es<br />
war eine Zeit des Umbruchs, der Expressionismus<br />
begann. Ausdrucksstarke Farben, markante, teils abstrakte<br />
Formen waren wesentliche Merkmale.<br />
Von den vielen Künstlern möchte ich zwei Malerinnen<br />
besonders hervorheben: Paula Modersohn-Becker<br />
im Norden, Gabriele Münter im Süden. Frauen<br />
hatten zu der Zeit keinen Zutritt zu den Kunstakademien.<br />
Erblickte man sie malend mit Staffel, langen,<br />
zu der Zeit modischen Gewändern, wurden sie in der<br />
Öffentlichkeit abfällig Malweiber genannt.<br />
Paula Modersohn-Becker<br />
Als 3. Kind von sieben Geschwistern wurde Paula<br />
am 8. Februar 1876 in eine weltoffene Familie<br />
hinein geboren. Die ersten zwölf Jahre verbrachte<br />
die bürgerliche Familie Becker in Dresden. Im Jahr<br />
1888 zog die Familie nach Bremen. Bei der Erziehung<br />
der Kinder spielten Kunst, Literatur und Musik<br />
eine große Rolle. Paula bekam neben Klavierunterricht<br />
Zeichenunterricht. Auf Wunsch der Eltern verbrachte<br />
sie im Jahr 1892 sechs Monate in England bei einer Tante,<br />
um Englisch und Hauswirtschaft zu lernen. Auch dort bekam<br />
sie Malunterricht. Von 1893 - bis 1895 besuchte Paula<br />
in Bremen das Lehrerinnenseminar, wie auch zwei ihrer<br />
Schwestern. Sie schloss mit gutem Ergebnis ab. Danach<br />
bekam Paula Kunstunterricht in Berlin.<br />
Sie kehrte<br />
nach Bremen zurück.<br />
Bei einem<br />
Familienausflug<br />
nach Worpswede<br />
lernte Paula die<br />
Künstlerkolonie<br />
kennen.<br />
„WORPSWE-<br />
DE, WORPSWE-<br />
DE, DU LIEGST<br />
MIR IM SINN.“<br />
Immer wieder<br />
verweilte sie<br />
in Worpswede,<br />
freundete sich mit<br />
Clara Westhoff<br />
an, die später Rainer<br />
Maria Rilke<br />
heiratete. Als Otto Modersohn Witwer wurde, heiratete er<br />
Paula. Sie bekam ein Atelier. Und malte, malte unermüdlich.<br />
Sie hatte den Vorsatz: Aus mir soll was werden! Bald<br />
reichten ihr die Anregungen in Worpswede nicht mehr. Sie<br />
reiste viermal nach Paris, der Stadt der Künstler. Auch<br />
dort ließ sie sich inspirieren. Die Ehe mit Otto Modersohn<br />
drohte zu zerbrechen. Paula Modersohn - Becker kehrte<br />
nach Worpswede zurück. Sie wurde schwanger. Am 2. November<br />
1907 wurde Mathilde Modersohn geboren. Am<br />
20. November starb 1907 Paula Modersohn - Becker an<br />
einer Embolie. Tochter Mathilde wurde Sozialarbeiterin.<br />
Sie gründete eine Paula - Modersohn - Becker Stiftung<br />
und sorgte für den Nachlass der Mutter. Anlässlich einer<br />
Lesung war sie als über 80-jährige in Siegen. So konnte<br />
man sie persönlich erleben. Sie starb am 26. August 1998.<br />
Paula Modersohn - Becker ist eine der bedeutendsten<br />
Malerinen des frühen Expressionismus. In der kurzen Lebensdauer<br />
schuf sie über 750 Gemälde, 1000 Zeichnungen.<br />
Das Werk umfasst viele Porträts, Landschaften, Kinderbildnisse,<br />
Selbstporträts. Aus ihren Tagebüchern und<br />
Briefen ist ihre Zielstrebigkeit zu erkennen. In Bremen<br />
entstand ein ihr gewidmetes großes Museum. In Worpswede<br />
im Wohnhaus der Modersohns entstand ebenfalls ein<br />
Museum. Rainer Maria Rilke schrieb ein Requiem nach<br />
dem Tod der Künstlerin.<br />
Gabriele Münter<br />
Am 19. Februar 1877 wurde Gabriele Münter in Berlin<br />
geboren, ein Jahr nach Paula Modersohn - Becker. Ihre Eltern<br />
waren liberal - bürgerlich. Schon früh zeichnete sich<br />
Ihr Talent ab. Sie besuchte eine Zeichenschule in Düsseldorf.<br />
Finanziell war sie durch das Elternhaus abgesichert.<br />
Gabriele bekam eine wertvolle Kamera. Mit ihrer Schwester<br />
reiste sie<br />
nach dem Tod<br />
ihrer Eltern<br />
nach Amerika<br />
zu Verwandten.<br />
Dort entstanden<br />
viele<br />
Fotos, die sehr<br />
künstlerisch<br />
waren. 19<strong>01</strong><br />
zieht Gabriele<br />
Münter nach<br />
München. Sie<br />
besuchte Kurse<br />
von Wassily<br />
Kandinsky.<br />
Wie Paula Modersohn<br />
- Becker<br />
war <br />
50 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 51
Kultur<br />
Kultur<br />
ie als Frau in der Akademie nicht zugelassen. 1903 verlobte<br />
sie sich mit Wassily Kandinsky, der aber noch verheiratet<br />
war. Sie unternehmen zahlreiche Reisen, nach Tunesien,<br />
Dänemark, Holland und Paris. Theoretisch hätten sie Paula<br />
Modersohn - Becker dort treffen können. Sie erwarben<br />
ein Landhaus in Murnau, das sie gemeinsam mit Marianne<br />
von Werefkin und Alexej von Jawlensky bewohnten.<br />
Gabriele Münter: „Im Juni 1908 betrat ich auf einem<br />
Dreitage-Ausflug zum ersten mal den Ort, und ich war<br />
entzückt“ Gabriele Münter entwickelte einen neuen Malstil.<br />
Sie malte flächig mit leuchtenden Farben und grenzte<br />
die Formen mit dunklen Umrisslinien ab. Sie verlässt mit<br />
Franz Marc und Wassily Kandinsky die Neue Künstlervereinigung<br />
und beteiligt sich am Almanach des Blauen<br />
Reiters. Der Erste Weltkrieg beginnt. Kandinsky reist nach<br />
Russland zurück, Gabriele Münter zieht nach Stockholm<br />
und Kopenhagen. Auf Grund von Depressionen hört sie<br />
vorübergehend auf zu malen. Eine weitere Parisreise gibt<br />
ihr neue Impulse. 1931 zieht sie mit ihrem zweiten Lebensgefährten<br />
endgültig nach Murnau. Kandinsky löste<br />
seine Ehe und heiratete eine Russin.<br />
1937 gab es ein Ausstellungsverbot. Sie versteckt die in<br />
ihrem Besitz befindlichen Werke, auch von Kandinsky, vor<br />
den Nationalsozialisten in ihrem Haus in Murnau. In vielen<br />
Museen werden die Bilder von Gabriele Münter ausgestellt.<br />
1957 übergibt sie alle in ihrem Besitz befindlichen Bilder,<br />
auch die von Kandinsky, dem Lenbachhaus in München.<br />
Am 19. Mai 1962 stirbt Gabriele Münter in Murnau.<br />
Gabriele Münter gilt neben Paula Modersohn - Becker<br />
zu den bedeutendsten Vertretern des Expressionismus und<br />
Landhaus von Wassily Kandinsky und<br />
Gabriele Münker, in Murnau<br />
hinterlässt viele Gemälde und Fotografien. Das Wohnhaus<br />
in Murnau ist als Museum eingerichtet. Auch im Murnauer<br />
Schloss und in München gibt es immer wieder Ausstellungen.<br />
Paula Modersohn - Becker und Gabriele Münter: zwei<br />
großartige Künstlerinnen zu einer Zeit, wo Frauen nicht an<br />
Kunstakademien zugelassen waren.<br />
Gudrun Fokken<br />
As slow as possible<br />
Die Entdeckung der Langsamkeit –<br />
As slow as possible ist ein Orgel-Stück von John Cage<br />
überschrieben. Festgelegt sind nur die Tonhöhen und<br />
Zeitproportionen. Geschrieben war das Werk für einen<br />
Wettbewerb, bei dem um einen fünf- bis zehnminütigen<br />
Beitrag gebeten wurde. Der Organist Gerd Zacher, dem Cage<br />
das Stück gewidmet hat, zog es bei der Uraufführung auf eine<br />
Länge von 29 Minuten. Aber was bedeutet „so langsam wie<br />
möglich“ eigentlich bei der Orgel, bei der ein Ton nur dann<br />
verklingt, wenn die Luftzufuhr abgeschnitten wird?<br />
In der ehemaligen Klosterkirche St. Burchardi in Halberstadt<br />
ist eine eigenwillige Interpretation von „As slow<br />
as possible“ zu erleben: Das Cage-Stück wird über einen<br />
Zeitraum von 639 Jahren gestreckt, was man aus der Orgelgeschichte<br />
der Stadt abgeleitet hat. Generationen von Menschen<br />
können also das gleiche Konzert besuchen, und niemand<br />
wird es je vollständig hören können. Eine Viertelnote<br />
erstreckt sich bereits über einen Zeitraum von vier Monaten.<br />
Richtet man seinen Besuch also nicht ganz gezielt nach dem<br />
Kalender aus, wenn ein Tonwechsel ansteht, wird man bestenfalls<br />
einen Klang erleben – wenn nicht gerade Pause ist.<br />
Wird diese künstlerische Idee über hunderte von Jahren<br />
tragen, oder ist sie nicht doch in ihrem Ansatz schon ein<br />
wenig dürftig? Darüber streiten Komponisten, Organisten,<br />
Musikwissenschaftler, Orgelbauer, Theologen und Philosophen<br />
lustvoll, und ganz normale Besucher reihen sich ein.<br />
Ich habe mich, zunächst wenig begeistert, von Freundinnen<br />
überreden lassen, der Burchardi-Kirche einen Besuch<br />
abzustatten. Wo wir ohnehin schon in Halberstadt waren,<br />
konnte ich auch einer spinnerten Idee eine Chance geben.<br />
Doch nie hätte ich mir ausgemalt, dass mich ein einzelner,<br />
stehender Klang eine Stunde lang faszinieren würde.<br />
Es war wie die „Entdeckung der Langsamkeit“, ein Klang,<br />
der für den Augenblick geschrieben war und der ganz ohne<br />
Mephistos Zauberkraft verweilt, bis man ihn in jeder möglichen<br />
Art und Weise ausgekostet hat. Erlebte Gegenwart,<br />
die sich zwischen Vergangenheit und Zukunft ausdehnt, bis<br />
der Besucher sie freiwillig zurücklässt. Vergangenheit, denn<br />
ich bin längst wieder im Siegerland angekommen, und doch<br />
wohl immer noch die gleiche Gegenwart, der gleiche Klang<br />
in dieser Kirche, der sich nicht um die Geschwindigkeit<br />
schert, mit der sich die Welt außen herum verändert.<br />
Tatsächlich sind bis zum nächsten Pfeifenwechsel fünf<br />
Töne zu hören, eine kleine Sekunde in tief wummerndem<br />
Bass, eine None in höherem Register, ein Ton gedoppelt –<br />
schräg insgesamt. Und doch unterschiedlich schräg, wenn<br />
man sich über den Schotterboden durch die alte Kirchenruine<br />
bewegt. Die Bässe wummern anders, wenn ich in einer<br />
Nische stehe, als unter dem hohen Kirchendach. Mal bringt<br />
die kleine Sekunde die Fußsohlen in Resonanz, mal steigt<br />
sie hoch bis in den Bauch.<br />
Burchardi-Kirche in Halberstadt<br />
Und während ich so umherstreiche, um den Klang von<br />
allen Orten aus und mit allen Sinnen auf mich wirken zu lassen,<br />
lese ich auf Tafeln an der Wand die Namen von Spendern<br />
für dieses transepochale Konzert und philosophisch-optimistische,<br />
teils religiöse Sprüche zur Zeit. Für jedes Jahr hängt<br />
eine Tafel da. „Was wird geblieben sein?“, fragt eine Tafel.<br />
Buddha zitiert eine andere: „Nimm dir jeden Tag die Zeit, still<br />
zu sitzen und auf Dinge zu lauschen. Achte auf die Melodie<br />
des Lebens, welche in dir schwingt.“ Ein paar Hundert Jahre<br />
hat dieser Satz schon überlebt. Ob man ihn im Jahr 2289, für<br />
das er bestimmt ist, noch in Halberstadt lesen können wird?<br />
„As slow as possible“ ist in acht Teilen notiert, von<br />
denen einer ausgelassen und einer wiederholt werden<br />
soll. Der erste Teil wird noch bis 2072 musiziert. Bis zum<br />
4. September 2640 läuft das ganze Stück. Wer sich also<br />
jetzt angeregt fühlt, einen Ausschnitt daraus zu erleben,<br />
hat vielleicht nicht alle Zeit der Welt dazu, kann aber doch<br />
einen beliebigen Teil seiner Lebenszeit dafür einsetzen.<br />
Es gibt ein Cage-Begleitprogramm, und ehrenamtliche<br />
Helfer verkaufen in der Kirche Merchandising-Artikel.<br />
Auf Youtube kann man sich den Livestream ansehen, sogar<br />
einen Klangwechsel nachverfolgen.<br />
John Cage starb 1992, Jahre bevor dieses Orgel-Kunst-<br />
Projekt in der Burchardi-Kirche in Halberstadt begann. Aber<br />
hätte sie ihm gefallen, diese Aufführung von geradezu religiösen<br />
Dimensionen, ihm, der so gerne bestehende Grenzen<br />
sprengte? Zumindest liebte er Fragen, und er hätte vielleicht<br />
auf diese typische Art und Weise geantwortet: „That’s a very<br />
good question. I should not want to spoil it with an answer.“<br />
Adele von Bünau<br />
52 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 53
Kultur<br />
Filmzauber und Erinnerungen!<br />
Kino, ein nostalgischer Rückblick<br />
Sissi, „Schicksalsjahre einer Kaiserin“ 1957.<br />
Kinobesuche waren damals in den fünfziger Jahren<br />
noch ein besonderes Erlebnis, man machte sich<br />
chic, man ging ja schließlich aus. So sahen es auch<br />
meine Eltern, die mich später auch ins Kino mitnahmen.<br />
Mein erster Film war „Sissi“.<br />
Jeder kennt den Film mit Romy Schneider und Karl-<br />
Heinz Böhm, der alle Jahre wieder und das mehrmals über<br />
die Bildschirme flimmert. So wunderschön romantisch und<br />
herzerwärmend! Manche sagen auch kitschig, ist eben Geschmackssache.<br />
Ich muss gestehen, ich sehe mir die drei<br />
Folgen jedes Mal wieder an! Im zarten Alter von fünf Jahren<br />
nahmen meine Eltern mich mit ins Apollo-Kino. Wir saßen<br />
im Parkett, für Loge oder Empore reichte das Geld damals<br />
nicht, schade! Ich hätte gern in der Loge gesessen, denn da<br />
waren große gemütliche Sessel und von den Reihen davor<br />
abgetrennt. Einen Platz auf der Empore hätte ich auch nicht<br />
abgelehnt, weil man von dort sehr gut sehen konnte, besonders<br />
ich, weil ich noch etwas kleiner war. Mein Vater kaufte<br />
die Eintrittskarten, die im Kinosaal nochmal kontrolliert<br />
wurden und anschließend wurden uns die Plätze gezeigt. Es<br />
war alles sehr spannend und ich erwartete mit Ungeduld,<br />
dass der riesige Vorhang sich bewegte und aufgezogen wurde.<br />
Endlich, das Licht ging aus und die schwere Samtportiere<br />
teilte sich in der Mitte, eine riesige Leinwand kam zum<br />
Vorschein. Leider musste ich immer noch auf den richtigen<br />
Film warten; es gab vorher die Wochenschau und einen Vorfilm,<br />
danach ging das Licht wieder an und der Vorhang wieder<br />
zu! Was sollte das jetzt? Meine Mutter beruhigte mich<br />
und zeigte auf einen Mann, der mit einem Bauchladen herumging<br />
und Eis und Süßigkeiten verkaufte, Popcorn gab es<br />
damals nicht. Ich bekam leider nichts, die Kinokarten waren<br />
für uns teuer genug.<br />
Aber egal, Hauptsache Kino und Sissi. Endlich tat sich<br />
etwas und der Film fing an. Ich war plötzlich in Possenhofen<br />
bei der Familie von Sissi, fühlte mich wie ein Teil davon.<br />
Die bayerische Prinzessin, die Kaiserin von Österreich<br />
wurde, hatte sofort mein Herz erobert und ich brannte auf<br />
die nächsten zwei Folgen. Gut, dass meinen Eltern der Film<br />
auch sehr gut gefiel und sie mich auch dazu mitnahmen!<br />
Das nächste Kinoerlebnis hatte ich mit meinen Freundinnen<br />
zusammen: Winnetou, der Häuptling der Apachen,<br />
der zusammen mit Old Shatterhand für das Gute kämpfte!<br />
Pierre Brice sah sensationell gut aus, wobei Lex Barker eher<br />
mein Typ war! Mit meinen damals ca.12 Jahren (1964) hatte<br />
ich schon eine sehr genaue Vorstellung von meinem Traummann!<br />
Möglicherweise haben wir den Film im Central-Kino<br />
auf der Sandstraße gesehen, das weiß ich aber nicht mehr.<br />
Das Central war kleiner als das Apollo und nicht so komfortabel;<br />
2<strong>01</strong>5 wurde es als Diskothek umgebaut.<br />
Auf Winnetou folgte Angelique, deren Abenteuer ich<br />
zuerst gelesen hatte und dann auf der Leinwand verfolgte.<br />
Der Film war da aber fast schon Nebensache, denn der<br />
Kinobesuch erfolgte in „männlicher Begleitung“, ich war<br />
schließlich schon fast erwachsen! In der Dunkelheit des<br />
Kinos wurden die ersten Zärtlichkeiten verstohlen ausgetauscht.<br />
Danach trat das Kino vorerst in den Hintergrund<br />
und wurde von Diskotheken abgewechselt.<br />
Erst ab 1969 habe ich mir mit meinem damaligen<br />
Freund und jetzigen und besten Ehemann aller Zeiten wieder<br />
viele Filme im Kino angesehen, darunter etliche Klassiker<br />
wie z.B. „Ben Hur“, „Dr. Schiwago“ und „Vom Winde<br />
verweht“, bei uns auch heute noch ein absolutes Muss,<br />
wenn sie im Fernsehen gezeigt werden. Auch Dracula- und<br />
Werwolf-Filme gehörten zu meinen Favoriten, bei denen<br />
ich mir ab und an die Hand vor die Augen gehalten hatte,<br />
aber mein Mann war ja bei mir.<br />
Lang, lang ist´s her. – Eine Wiederbelebung der Kinozeit<br />
kam ab 2000, wo wir dann das Kino mit unseren<br />
Kleinen unsicher machten und uns die wunderschönen<br />
Zeichentrickfilme von Walt Disney mit großer Begeisterung<br />
anschauten. Auch diese schöne Zeit endete, denn aus<br />
Kindern werden ja bekanntlich Leute, also Erwachsene.<br />
Soweit mein nostalgischer Ausflug in meine Welt des<br />
Kinos und der Erinnerungen.<br />
Ulla Schreiber<br />
54 durchblick 1/<strong>2024</strong>
Kultur<br />
Häuser ziehen vorbei. Gebäude mehr. Die Luft ist<br />
stickig. Fühlt sich fast zu dick zum Atmen an. Ein<br />
Ruckeln unter den Füßen kündigt an, dass die<br />
Gleisspur gewechselt wird.<br />
Sie hält den Atem an, lässt die Luft dann langsam wieder<br />
durch ihre Nase entweichen, während ihre Hände die<br />
Handtasche auf ihrem Schoß neu ordnen. Dann wird der<br />
Zug langsamer. Ein Quietschen folgt, bis alles zum Stillstand<br />
kommt. Ein Raunen geht durch das Abteil. Gesichter<br />
drehen sich der Fensterscheiben zu, als könnten sie so erfahren,<br />
was der Grund ihres Halts ist.<br />
Sie sitzt in der Mitte und hat einen guten Blick auf die Leute,<br />
die ihre zwölfminütigen Mitreisenden sind. Jetzt zwölf plus.<br />
Ihre Hände suchen in ihrer Tasche. Dann zieht sie ein<br />
Pfefferminzbonbon hervor, entfaltet es und steckt es sich<br />
in den Mund. Verstohlen schaut sie nach links. Dort sitzt<br />
ein Mädchen mit falschen Wimpern.<br />
Franziska schaut aus dem Fenster. Vor ihrem Auge die<br />
dreckige Scheibe, am Rand mit Graffiti beschmiert. Weiter<br />
dahinter das Bild ihrer Erinnerung. Im Kopf hört sie Leons<br />
Stimme, der ihr versichert, dass es nur sie gäbe. Seine Hände<br />
liegen auf ihren Armen, um ihr Glauben zu gewinnen. Sein<br />
Blick funkelt. Das Funkeln sagt ihr, dass er sie nicht versteht.<br />
Eine Durchsage informiert die Fahrgäste, dass es aufgrund<br />
technischer Störungen zu einer kurzen Verzögerung<br />
kommen wird.<br />
Deutsche Bahn, seufzt ein Mann irgendwo. Franziska holt<br />
ihr Smartphone hervor. Auf dem Display sieht sie sich und<br />
Leon, sie huckepack auf seinem Rücken, fröhlich lachend.<br />
Wenn sie mit ihm verabredet ist, geht sie in die Fabrik.<br />
Mitreisende<br />
So nennt sie es. Sie schließt sich ins Bad ein, steigt unter<br />
die Dusche. Sie wäscht sich nicht, sie vollbringt eine<br />
Grundreinigung. Sie rasiert sich am ganzen Körper, bis es<br />
brennt. Sie betäubt das Brennen mit Bodylotion, die duftet.<br />
Sie bürstet ihr Haar und glättet es mit Hitze, bis es qualmt.<br />
Sie färbt ihre Augenbrauen. Sie klebt Wimpern an. Sie<br />
überdeckt Unebenheiten ihrer Haut. Sie feilt und lackiert<br />
ihre Nägel. Sie kleidet sich zu kalt für den Winter. Sie zieht<br />
den Bauch ein. Danach sieht sie aus wie jedes Mädchen<br />
ihrer Generation. Eine Projektion männlicher Begierde.<br />
In der Scheibe des Zugfensters sehen die Wimpern<br />
verschwommen aus. Wie schwarze Schwanenflügel. Mit<br />
einem Ruck reißt sie sie ab.<br />
Herr Grümpel zupft sein Sakko zurecht. Unter den Armen<br />
bildet sich Schweiß, was erst sein Hemd und dann das<br />
Innenfutter durchnässen wird. Unauffällig beugt er den<br />
Kopf ein Stück nach unten und kann schon den Geruch<br />
seines Deos wahrnehmen. Dann richtet er sich wieder auf.<br />
Nickt und lächelt kurz der älteren Frau zu, die ihn ansieht.<br />
Wenn er gleich nach Hause kommt, wird das Haus leer<br />
wirken. Die Rollos werden zur Hälfte hinabgelassen sein.<br />
Kälte wird ihn empfangen, obwohl die Heizung eingeschaltet<br />
ist. Die Küche wird unbenutzt sein. Im Wohnzimmer<br />
wird er seine Frau vorfinden.<br />
Liane hat sich aufgelöst. Ein Grau ist in ihr Haus geschlichen,<br />
hat seine Frau gepackt und mit sich genommen.<br />
Stückchenweise. Seitdem ist sie nicht mehr da. Manchmal<br />
glaubt Herr Grümpel, ein kleines Stückchen von ihr wiedergefunden<br />
haben. In der Hoffnung, dass das Grau noch mehr<br />
Stückchen von ihr auf seinem Weg verloren hat und er sie<br />
Foto: Pixabay<br />
wieder zusammenpuzzeln kann. Dann steht auf dem Herd<br />
ein Kochtopf mit Nudeln darin. Oder eine Blume zeugt von<br />
Frühling auf ihrer Fensterbank. Doch wenn die Nudeln zu<br />
einer blubbernden Masse im Topf verenden und die Blume<br />
nach wenigen Tagen verdorrt ist, weiß er, dass das nur Botschaften<br />
des Graus sind. Es sagt: Ich gewinne immer.<br />
Gleich wird Herr Grümpel nach Hause kommen. Er<br />
wird die Rollos hochziehen, zwei Tiefkühlpizzen aufbacken,<br />
seine Frau auf die tote Stirn küssen und so tun, als<br />
wäre alles gut. Später, wenn Liane schläft, wird er sich um<br />
die Wäsche kümmern. Vielleicht hängt im Schrank sogar<br />
noch ein frisches Sakko.<br />
Gabi lässt den Kopf nach hinten sinken. Zwei Tote an<br />
einem Tag. Es hat einmal eine Zeit gegeben, da hat sie jeden<br />
Toten betrauert. Heute betrauert sie nur sich selbst. Personalmangel.<br />
Überbelegung. Inflation. Müde lässt sie ihren<br />
Kopf nach hinten sinken. Sie fragt sich, wie viele Haare<br />
wohl schon an dem Bezug des Kopfteils geklebt haben.<br />
Ismael ist 74. Er hat geglaubt, mit dem Alter in den Ruhestand<br />
gehen zu können. Nun steht er. Ruhe hat er nie.<br />
Fatma macht ihm zu Hause die Hölle heiß, weil er seine<br />
Sachen überall liegen lässt. Can bereitet ihm Sorgen, weil<br />
er lieber Philosophie statt Informatik studieren möchte.<br />
Dabei weiß doch jeder, dass Informatik die Zukunft bedeutet.<br />
Philosophie hat nur Vergangenheit. Hanumscha hat einen<br />
Faulenzer als Mann geheiratet. Seit drei Jahren hat sie<br />
drei Kinder und drei Arbeitsstellen. Würden sie nicht bei<br />
ihm und Fatma leben, würde das Geld nicht reichen. Und<br />
Onkel Murat behandelt ihn immer noch wie einen kleinen<br />
Jungen. Seit Jahren weigert sich der Greis, ins Unendliche<br />
überzusiedeln. Aber Ismael hat gelernt, den Tumult seiner<br />
Familie zu verlassen. Dann reist er nach Assos. Denkt an<br />
das tiefblaue Meer und das fleckige Grün der Berge. Dann<br />
fühlt er wieder die Wärme auf seiner Haut und glaubt, ein<br />
kleiner Junge von acht Jahren zu sein, der seiner Großmutter<br />
beim Backen von Börek zuschaut.<br />
Ein Lächeln stiehlt sich auf sein Gesicht. In seiner Einkaufstasche<br />
liegen Spinat und Käse. Fatma würde zwar<br />
schimpfen, dass sie wieder backen müsste, aber spätestens<br />
beim ersten Bissen wäre es ihm verziehen.<br />
Während das Pfefferminzbonbon in ihrem Mund zu einem<br />
kleinen Rest mit scharfen Kanten schrumpft, denkt sie<br />
über die Menschen in dem Abteil nach. Welche Geschichten<br />
mögen sich hinter den verschlossenen Gesichtern verstecken?<br />
Was hätten sie sich zu erzählen, wenn einer den<br />
Anfang machte? Sie holt tief Luft, setzt zum Sprechen an,<br />
als ein Druck unter ihr einsetzt.<br />
„Liebe Fahrgäste, mit einer Verspätung von fünf Minuten<br />
werden wir nun weiterfahren. Wir wünschen allen Reisenden<br />
eine gute Fahrt.“<br />
Häuser ziehen vorbei. Gebäude mehr. Die Luft ist<br />
stickig. Keiner sagt etwas.<br />
Sonja Dörr<br />
56 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 57
Gedächtnistr aining<br />
Behauptungen zum März<br />
Entscheiden Sie, ob die nachfolgenden Behauptungen stimmen.<br />
1. LENZING ist ein alter deutscher Begriff für März.<br />
2. Der astronomische Frühlingsbeginn fällt immer auf den 22. März.<br />
3. Als `Märzenten´ wurde früher die Stockenten bezeichnet.<br />
4. Im `römischen Kalender´ begann das Jahr mit dem Monat März.<br />
5. `Märzchen´ nennt man Babys, die im März geboren werden.<br />
6. Der März beginnt immer mit demselben Wochentag, wie der November.<br />
7. Der `Märzenbecher´ ist eine weiß blühende Frühlingspflanze.<br />
8. Der Begriff `ausmerzen´ ist nicht vom Wort MÄRZ abgeleitet.<br />
Trainingsziel: Urteilsfähigkeit<br />
richtig<br />
Wer sitzt neben wem?<br />
falsch<br />
Eine Herausforderung für die Gastgeber Barbara und Erich.<br />
Die folgenden Gäste haben noch keinen Platz, jedoch muss berücksichtigt<br />
werden, dass Horst nicht neben Ulla sitzt, Adele nicht direkt<br />
neben Ulla und nicht neben Ernst sitzt. Ulla sitzt, wie Adele nicht<br />
neben Anne und Ernst soll nicht links von Anne Platz nehmen. Wie<br />
schaffen die Gastgeber das?<br />
Trainingsziel: Assoziatives Denken<br />
Horst<br />
Adele Ulla Ernst<br />
Anne<br />
Lösungen Seite 82<br />
Winterwörter<br />
Diese Winterwörter sind<br />
durcheinandergeraten,<br />
wie heißen sie richtig?<br />
1. Eislanglauf und Skikunstlauf<br />
2. Schlittenschwimmen und Eisfahrt<br />
3. Schneeballbau und Igluschlacht<br />
4. Eisflocken und Schneezapfen<br />
5. Eisschieber und Schneekratzer<br />
6. Schneescholle und Eissturm<br />
7. Wintersalz und Streudienst<br />
8. Schneeschlaf und Winterwehe<br />
9. Winterketten und Schneeurlaub<br />
10. Rodelbecher und Eisbahn<br />
11. Winterschuhe und Handmantel<br />
Trainingsziel: Konzentration<br />
Bildausschnitt<br />
Finden Sie das Original Bild<br />
in diesem Heft<br />
Die Übungen wurden<br />
zusammengestellt von:<br />
Gedächtnistrainerin<br />
Bernadette von Plettenberg<br />
Mitglied im Bundesverband<br />
Gedächtnistraining e.V.<br />
02732 / 590420<br />
bernadette@plettenberg-struwe.de<br />
Gedächtnistrainingskurse auf Anfrage<br />
Hintergrundfoto: Pixabay<br />
58 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 59
Unterwegs in Deekeseln<br />
Auf den Spuren des Landarztes<br />
Es ist lange her, aber es gab einmal eine Zeit, in der wir<br />
abends nur ein Fernsehprogramm sehen konnten. Für<br />
uns heute: Unvorstellbar! In meiner Jugendzeit, etwa<br />
1963 kam dann das Zweite Deutsche Fernsehen dazu und gesendet<br />
wurde auch nur in den späten Nachmittag- und Abendstunden.<br />
Vielleicht erinnert sich der eine oder andere Leser<br />
auch noch an das monoton-klingende Geräusch mit dem das<br />
Zeichen zum Sendeschluss gegeben wurde. Anschließend<br />
rauschte es nur noch!!! Und nicht zu vergessen: Das Fernsehprogramm<br />
endete damals noch mit dem Abspielen der Nationalhymne.<br />
Diesen Ritus finden wir heute nur noch im Rundfunk.<br />
Der Deutschlandfunk sendet sie täglich um Mitternacht.<br />
Erst im Januar 1981 strahlten ARD und ZDF auch montags<br />
bis freitags zwischen 10.00 und 13.15 Uhr ein Vormittagsprogramm<br />
aus. Wie verwöhnt leben wir heute bei der Vielzahl der<br />
angebotenen Medien und das auch noch rund um die Uhr. Und<br />
man soll es nicht glauben, es fehlte uns damals auch nicht!<br />
Das Fernsehen, später Glotze genannt, wurde in jener Zeit<br />
bei uns auch nur in den Abendstunden oder zu ausgewählten<br />
Sendungen eingeschaltet. Die Väter sahen überwiegend<br />
die Nachrichten, mit dem langjährigen Sprecher Karl-Heinz<br />
Köpke, dem der Volksmund bald den Beinamen „Mister<br />
Tagesschau“ beimaß. Außerdem war ein ehemals „Siegener<br />
Kind“ an jedem Samstagabend auf dem Bildschirm, die in<br />
Biedenkopf aufgewachsene blonde „Glücksfee“. Auch an sie<br />
vermag sich der eine- oder andere Leser sicher noch erinnern.<br />
Karin Titze-Ludwig mit den sechs vielversprechenden Lotto-<br />
Kugeln, nebst der Zusatzzahl.<br />
Im Unterhaltungsprogramm gaben uns die vielen Serien<br />
Einblicke in harmonische und heile, idyllische Fernsehfamilien.<br />
Da sahen wir den Zirkusdirektor Gustav Knuth in Salto<br />
Mortale als Oberhaupt einer illustren durchtrainierten Artistenschar.<br />
Eine weitere Serie zeigte ihn als stets hilfsbereiten<br />
Tierarzt mit Tilly Lauenstein als Ehefrau. Und wer erinnert<br />
sich noch an die eigenwillige Oma Elisabeth Köpcke dargestellt<br />
von Agnes Windeck in der Serie: Die Unverbesserlichen.<br />
Inge Meysel, die Tochter Käthe und Mutter einer quengeligen<br />
Familie, mit dem Fußballbegeisterten Familienvater Kurt, gespielt<br />
von Joseph Offenbach.<br />
Später saßen wir vor dem Bildschirm mit Professor Brinkmann,<br />
der uns ein intaktes und ach so menschlich und erfrischend<br />
genesungsförderliches Krankenhausumfeld ohne<br />
Fallpauschale und Pflegefachkräftemangel vermittelte. Oder<br />
denken wir an die glamouröse Welt des Adels und der „Reichen“,<br />
der Guldenburgs, mit den kontrovers lebenden Balbecks.<br />
Als ich im vergangenen Jahr vom Tod Christian Quadfliegs<br />
hörte, erinnerte ich mich an die Serie des Landarztes. Dies alles<br />
liegt Jahrzehnte zurück und wir waren fernseh-begeistert<br />
von den Orten der Fernsehserien. Unser Sohn, damals in den<br />
ersten Schuljahren sah mit großem Interesse die Welt der „großen<br />
Haie und kleinen Fische“. Das Großstadtrevier, in dem der<br />
Polizeialltag der Hamburger Ordnungshüter gezeigt wurde. In<br />
2 Fotos: Wikimedia Commons<br />
der Serie begeisterte seitdem der junge Jan Vedder. Deekelsen,<br />
ebenfalls ein Ort aus den Vorabendserien zeigte das Leben<br />
eines pragmatisch-handelnden Landarztes. Spontan entschied<br />
eines Tages unser Sohn. „In den Ferien besuchen wir den<br />
Landarzt“.<br />
So fuhren wir in den Norden, in das Gebiet an der Schlei<br />
und fanden nach und nach die Drehorte von „Deekelsen“, einem<br />
Ort, den es in Wirklichkeit gar nicht gibt.<br />
Die wunderschönen ruhigen Angelplätze, die Doktor<br />
Karsten Mattiesen (Christian Quadflieg) zur Entspannung<br />
aufsuchte fanden wir in der Umgebung rund um die Schlei.<br />
In Kappeln besuchten wir die Kirche, in der jener „Paster“<br />
Albert Eckholm, alias Heinz Reinke seine Schäfchen in<br />
Schach hielt. Überwiegend spielte sich das Leben des<br />
Landarztes in Kappeln an der Schlei ab. Dort erkannten<br />
wir die bekannt häufigsten Motive, wie den Marktplatz,<br />
das Gymnasium, das Polizeirevier und den Hafen. Auch<br />
der Stammtisch in der Kneipe, mit dem Wirt Herrn Asmussen.<br />
Er wurde im Seitentrakt des Restaurants „Aurora“<br />
aufgenommen. Man erzählte uns, dass zu Pfingsten, während<br />
der Kappelner Heringstage, Schilder mit der Aufschrift<br />
Deekelsen aufgestellt werden.<br />
Als Wohnhaus mit der Praxis diente das eigentliche Gutshaus<br />
des ehemaligen Gutes Dänisch Lindau, der „Lindauhof“<br />
in der Gemeinde Boren. Nach Dreharbeiten wurde das Haus<br />
in ein Cafe verwandelt. Der Kräuterdoktor Hinnerk Hinnerksen<br />
mischte seine Teesorten in einer Kate, die innerhalb des<br />
historischen „Holländerhof“s in Wagersrott steht. In Westerholz<br />
wirkte Mark Bohm. Sein Hotelbetrieb wurde teilweise<br />
Reisen<br />
in einem Cafe in Damp, überwiegend<br />
aber in der Mühle „Steinadler“,<br />
im Film als „Mühlenhotel“<br />
gedreht. Es wird weiterhin mit der<br />
alten Windmühle als Hotel geführt.<br />
Freundin von Mutter Olga<br />
Matthiesen (Antje Weisgerber)<br />
war, gespielt von Gisela Trowe<br />
jene Bea Cornelsen, geb. Gräfin<br />
von Kurschheim, die in der ehemaligen<br />
Gärtnerei in Gelting wirkte<br />
und lebte. Und das Haus von<br />
Frau Sellmann (gespielt von Eva<br />
Maria Bauer) war der Wiesnerhof<br />
in Grödersby.<br />
Christian Quadflieg,<br />
erster Landarzt von<br />
„Deekelsen“<br />
Als Geheimtipp galt lange Zeit ein besonderes Schmankerl<br />
für Landarzt-Liebhaber. In Deekelsen, alias Kappeln bot<br />
sich als besonderes Andenken ein gemeinsames Foto mit Jan<br />
Bergmann, dem dritten Landarzt an. Der Darsteller Wayne<br />
Carpendale führte auf einer gesonderten Landarzt-Tour zu den<br />
Drehorten.<br />
Und Dr. Ullrich Teschner, der Zweite in der Runde der<br />
Landärzte, dargestellt von Walter Plathe. Auch er bot, nach<br />
seinem Ausscheiden aus der Serie lange Zeit ein weiteres<br />
Schmankerl an. Er führte Besucher an bedeutende Orte, allerdings<br />
im alten Scheunenviertel in Berlin. Jetzt auch schon<br />
„in die Jahre“ gekommen, schlüpfte er in der Figur des alten<br />
Vaters Zille und er führte seine Gäste an die Orte einer Alt-<br />
Berliner Kindheit. <br />
Eva-Maria Herrmann<br />
60
Meine Kinder lieben Dänemark und wenn es in<br />
den letzten Jahren um die Ferienplanung ging,<br />
hieß es stets: “Aber Oma muss mit“. Nun ja, eigentlich<br />
ehrt es mich, wenn ich im Alter noch so gefragt<br />
bin, andererseits würde ich zuweilen auch gerne im Hause<br />
meine Ruhe genießen.<br />
So waren wir im letzten Jahr wieder durch Schleswig-<br />
Holstein unterwegs, als wir uns dem Nord-Ostsee-Kanal<br />
näherten. Ich erinnerte mich daran, wie wir ihn fast dreißig<br />
Jahre zuvor per Fahrrad von West nach Ost kennengelernt<br />
hatten. Natürlich erzählte ich als Oma meinen Enkeln von<br />
meinen einstigen Eindrücken des tollen Kanals, den wir<br />
gerade überquerten. Meine Worte, dies sei ein Bauwerk<br />
von großer Bedeutung, kommentierte Matti prompt: “Na<br />
klar Oma, sieht man doch wie groß die Brücke ist, sie<br />
überragt das Wasser mitsamt allen Schiffen“. Damit war<br />
für ihn das Thema erledigt. Mich hatte das Bauwerk damals<br />
wesentlich mehr beeindruckt. Ich fand es einzigartig,<br />
wie die großen Pötte die flache Landschaft durchpflügten,<br />
umgeben von saftig, satten Wiesen, auf denen ruhig die<br />
holsteinischen schwarzbunten Kühe grasten.<br />
Nach Kaiser Wilhelm bis ins Jahr 1948 benannt, verbindet<br />
er innerhalb der Elbmündung die Nord- mit der<br />
Ostsee. Von Brunsbüttel durchquert er im Westen bis Kiel-<br />
Holtenau im Osten unser nördlichstes Bundesland.<br />
Schon unsere „Ahnen“ erkannten den Sinn dieser Wasserstraße<br />
und sie hatten den Gedanken, nach einer Verbindung<br />
zwischen dem Wasser zu suchen und so heißt es bei<br />
Wikipedia: Erste Pläne für einen Kanal quer durch das<br />
heutige Schleswig-Holstein reichen wahrscheinlich bis<br />
in das 7. Jahrhundert zurück. Von der damals blühenden<br />
Handelsstadt Haithabu an der Schlei zwischen der Ostsee<br />
und der Nordsee galt es nur 16 Kilometer Landweg zu<br />
Eisenbahn-Hochbrücke in Rendsburg<br />
Unterwegs im<br />
Norden<br />
überbrücken, mit der hier fließende Treene über die hier<br />
fließende Eider in die Nordsee. Die Waren und die leichten<br />
Schiffe der Wikinger wurden über diese Lan<strong>db</strong>rücke<br />
von Ochsen getragen bzw. gezogen. Der direkte Vorläufer<br />
des Nord-Ostsee-Kanals war der Eiderkanal, den der dänische<br />
König Christian VII. 1784 errichten ließ. Er begann<br />
in Kiel und mündete bei Rendsburg in die Eider, die bei<br />
Tönning die Nordsee erreicht. Eine Fahrt durch den Kanal<br />
und Eider dauerte damals dann noch drei bis vier Tage.<br />
Auch Otto von Bismarck, der „Eiserne“ Reichskanzler,<br />
gab vor Beginn des Deutsch-Dänischen Krieges den<br />
Auftrag über eine Verbindung zwischen Nord- und Ostsee<br />
nachzudenken. Er erkannte natürlich die Möglichkeit, dass<br />
die deutsche Flotte, auch: „... alle Kriegs- Handels- und<br />
Dampfschiffe diesen Bereich passieren können, um jederzeit<br />
von der Nordsee in die Ostsee zu gelangen, und: Um<br />
vor den dänischen Kanonen unbehelligt zu bleiben“.<br />
Das Gesetz zum Bau des Kanals wurde vom Reichstag<br />
1886 gebilligt. In Kiel-Holtenau erfolgte im Juni 1887 die<br />
Grundsteinlegung durch den Kaiser und schon am 20. Juni<br />
1895, – man höre und staune – wurde die neue Wasserstraße<br />
eröffnet. Innerhalb von nur acht Jahren Bauzeit waren<br />
bis zu 8.900 Arbeiter damit beschäftigt, die circa achtzig<br />
Millionen Kubikmeter Erdreich mit Schaufeln und Karren<br />
zu bewegen. Als der regelmäßige Betrieb am 1. Juli 1895<br />
aufgenommen wurde, war der Kanal 67 Meter breit und<br />
neun Meter tief. Er hatte 156 Millionen Mark gekostet und<br />
blieb damit, auch für heutige Verhältnisse undenkbar, innerhalb<br />
des festgesetzten veranschlagten Kostenrahmens.<br />
Je nach Abfahrt und Zielhafen sparen Seeschiffe im<br />
Schnitt 250 Seemeilen, es entspricht rund 460 km, die sie<br />
sonst um die Nordspitze Dänemarks fahren müssten.<br />
Die von 1911-13 erbaute Rendsburger Hochbrücke ist<br />
eine Eisenbahnbrücke, an der unterhalb eine hängende<br />
Schwebefähre genutzt werden kann, genannt „die eiserne<br />
Lady“. Sie ist das Wahrzeichen der Stadt Rendsburg und<br />
eines der bedeutendsten Technikdenkmäler Deutschlands.<br />
Unser Sohn war damals von dem Bauwerk geradezu begeistert<br />
und erzählte stolz in der Schule: „Ich habe eine<br />
hängende Brücke als Fähre gesehen“.<br />
Ganz besonders hatten es ihm ebenfalls die „kleinen<br />
Seefahrten“ angetan und ihn begeistert. Sobald eine Fähre<br />
in Sicht kam, hieß es: „Lass uns wieder auf die andere Seite<br />
kommen“. „Das ist bombastisch“, meinte er, „kannst mit dem<br />
Fahrrad immer hin und her fahren, egal auf welcher Seite“.<br />
Vierzehn kleinere Fähren überbrücken sage und schreibe den<br />
Kanal und sie sind Tag und Nacht im Einsatz: für Autos, Fahrräder<br />
und Fußgänger. Und, eine weitere Attraktion: Es besteht<br />
immer noch eine Kaiserliche Verordnung der kostenlosen Beförderung<br />
von einem zum anderen Ufer.<br />
In meinen Erinnerungen hatte ich auch den Ort Haithabu<br />
genannt Der Ort liegt an der Schlei, südlich der Stadt Schleswig.<br />
Es ist eine noch erhaltene alte Wirkungsstätte der Wikinger.<br />
Um 770 galt sie als die wichtigste Siedlung und das<br />
größte Handelszentrum Nordeuropas. Auf einer Fläche von<br />
24 Hektar erbaut, wurde sie durch einen halbkreisförmigen<br />
Wall gesichert, der selbst Schiffen im Hafen vor Angriffen<br />
Schutz bot. Durch die Schlei war Haithabu mit der Ostsee<br />
Reisen<br />
Schwebefähre unter der Hochbrücke<br />
verbunden. Im Ort lebten mindestens 1.000 Einwohner, dazu<br />
Gäste und vor allem Händler. Damals galten die Wikinger<br />
nicht nur als gefürchtete Krieger und Eroberer, sondern auch<br />
als Handwerker und Kaufleute. In ihrer Blütezeit konnte sich<br />
die Stadt mit dem damaligen Köln messen. Die 300-jährige<br />
Geschichte endete im Jahr 1066 nach einem Überfall von slawischen<br />
Truppen. Die Funktionen als Handelszentrum gingen<br />
auf Schleswig am anderen Ufer der Schlei über.<br />
Vielleicht vermag der eine oder andere reisefreudige<br />
und interessierte Leser diese Orte einmal besuchen, es<br />
lohnt sich in jedem Falle. Eva-Maria Herrmann<br />
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Kultur<br />
Kultur<br />
Arthur Miller „Hexenjagd“<br />
Original:„The Crucible“<br />
Ein preisgekröntes zeitgeschichtliches Drama – nach<br />
wie vor von beklemmender Aktualität: Ort der Handlung<br />
ist Salem, Massachusetts, etwa 40 km nördlich<br />
von Boston gelegen. Die handelnden Personen in der nach<br />
strengen puritanischen Grundsätzen lebenden Gemeinde<br />
sind die folgenden in der Reihenfolge ihres Auftretens:<br />
Reverend Parris, Betty Parris, Tituba, Abigail Williams,<br />
Susanna Walcott, Mrs. Ann Putnam. Thomas Putnam, Mercy<br />
Lewis, Mary Warren, John Proctor, Rebecca Nurse, Giles<br />
Corey, Reverend John Hale, Elizabeth Proctor, Francis Nurse,<br />
Marshal Herrick, Richter Hathorne , Deputy Governor<br />
Danforth, Sarah Good, Hopkins. Gegenüber dem tatsächlichen<br />
Geschehen hat Miller einige leichte Änderungen vorgenommen.<br />
Zum Handlungsverlauf:<br />
1. Akt<br />
Es ist Frühling im Jahre 1692. Samuel Parris, seit einigen<br />
Jahren verwitwet, kniet am Bett seiner bewusstlosen Tochter<br />
Betty. Es herrscht eine düstere Atmosphäre der Hilflosigkeit,<br />
Angst und Konfusion. Der Geistliche murmelt sinnentleerte<br />
Gebete, weint zwischendurch, aber seine Tochter bewegt sich<br />
nicht. Als sich Tituba, eine dunkelhäutige Dienerin aus Barbados,<br />
nach Bettys Befinden erkundigt, schickt er sie barsch<br />
unter Androhung körperlicher Strafen weg. Der Arzt der Gemeinde,<br />
Dr. Griggs, kann keinen Grund für Bettys Ohnmacht<br />
finden und hält übernatürliche Dinge für möglich. Parris, in<br />
ständiger Angst seinen Posten zu verlieren, hat nach Reverend<br />
Hale aus Beverly geschickt, ein anerkannter Experte auf<br />
dem Gebiet von Hexerei und Okkultismus. Am Abend zuvor<br />
hatte Parris eine Gruppe von Mädchen überrascht, welche<br />
unter Titubas Führung in ritualisierter Form um einen Kessel<br />
herumtanzten. Beim Anblick ihres Vaters wurde Betty ohnmächtig.<br />
Ähnliches gilt für Ruth Putnam, Tochter einer wohlhabenden<br />
Lan<strong>db</strong>esitzerfamilie. Ihre Mutter, Ann Putnam, hat<br />
bereits sieben Kinder unmittelbar nach der Geburt verloren<br />
und ist sich sicher, dass wie auch jetzt, Teufelswerk im Spiel<br />
ist. Abigail Williams, eine Nichte des Pfarrers, erklärt ihrem<br />
Onkel, dass das ganze Treiben „nur Spaß“ (S. 9) gewesen sei.<br />
Abigail hat erleben müssen, wie ihre Eltern auf grauenhafte<br />
Weise von Eingeborenen ermordet wurden. Putnam nötigt<br />
Parris die Gemeinde unverzüglich von dem Ausbruch<br />
der Hexerei zu unterrichten. Parris versucht zwar die ganze<br />
Sache herunterzuspielen, kann aber nicht verhindern, dass<br />
sich die Kunde sprunghaft wie ein Lauffeuer verbreitet.<br />
Die Mädchen fürchten um ihr Leben, da Hexerei mit dem<br />
Tode bestraft wird. Von Betty, welche zwischenzeitlich<br />
kurz erwacht, erfahren wir, dass Abigail einen Zaubertrank<br />
geschluckt habe. Hiermit wollte sie John Proctors Frau, in<br />
deren Haushalt sie als Dienstbotin beschäftigt gewesen war,<br />
töten, um deren Stelle als Ehefrau einzunehmen. Abigail<br />
bedroht die Mädchen mit düsteren Konsequenzen, sollten<br />
sie von der rituellen Handlung erzählen. „Dann komme ich<br />
mitten in einer schrecklich finsteren Nacht und rechne mit<br />
euch ab, dass ihr euch wünscht, ihr hättet die Sonne nie untergehen<br />
sehen“. (S. 16) Nun erscheint John Proctor, dessen<br />
Farm erwa fünf Meilen von Salem entfernt liegt und stellt<br />
Abigail zur Rede. Sie streitet jegliche Art von Okkultismus<br />
vehement ab. Sie bemüht sich hingegen John Proctor, mit<br />
dem sie vor sieben Monaten auf dessen Farm eine kurze<br />
Liebesaffäre hatte, erneut für sich einzunehmen. „Ich weiß,<br />
wie du mich hinterm Haus gepackt hast und wie ein Hengst<br />
geschwitzt hast, wenn ich dir zu nahekam“ (S. 17). Elizabeth<br />
Proctor hatte Abigail damals entlassen. Für Abigail ist Elizabeth<br />
lediglich eine „gefühllose wehleidige Frau“ (S. 18).<br />
Proctor versucht erneut sich von ihr zu distanzieren, was<br />
Abigail jedoch nicht überzeugt. Nun tritt die 72jährige Rebecca<br />
Nurse auf, sie ist elffache Mutter und siebenundzwanzigfache<br />
Großmutter. Für sie machen die Mädchen lediglich<br />
ihre „verrückten Zeiten“ (S. 20) durch. Mit Gelassenheit<br />
und Vertrauen auf Gott werde sich schon alles regeln, betont<br />
sie vor dem Hintergrund ihrer langjährigen und vielfältigen<br />
Erdahrungen. Hierdurch provoziert bedrängt Putnam Parris<br />
erneut, nach Ursachen für Hexerei zu suchen. Es wird deutlich,<br />
dass Putnam rücksichtslos materielle Interessen unter<br />
religiösem Deckmantel verfolgt. Dies bekommt besonders<br />
der 82jährige Giles Corey zu spüren.<br />
Jetzt erscheint der lang erwartete Reverend Hale. „Er<br />
geht gebückt von der Last eines halben Dutzends schwerer<br />
Bücher“ (S. 24). In diesen Büchern, so Hale, seien alle finsteren<br />
Dämonen und Mächte der Unterwelt beschrieben. Die<br />
Bücher „enthalten das Gewicht der Autorität“ (24), verkündet<br />
er stolz. „Habt keine Angst. Wir werden ihn finden, wenn<br />
er unter uns ist. Und ich will ihn zerschmettern, wenn er sein<br />
wahres Gesicht gezeigt hat“. (26) Auf Rebeccas Frage, ob er<br />
dem Kind wehtun werde, räumt Hale diese Möglichkeit ein.<br />
„Ich glaube, dann gehe ich, dazu bin ich zu alt. Ich will für<br />
sie zu Gott beten“ (27) erwidert Rebecca Nurse. Mit einem<br />
lateinischen Spruch beschwört Hale den Teufel, dass er aus<br />
Bettys Körper zurück zur Hölle kehre. Betty bleibt stumm<br />
liegen. Schließlich befragt er Abigail nach den abendlichen<br />
Tanzritualen, wobei diese sich ausweichend verhält. „Abigail,<br />
es kann sein, dass deine Cousine stirbt. Habt ihr gestern<br />
Abend den Teufel gerufen?“ (29). Daraufhin schiebt Abigail<br />
sämtliche Schuld auf Tituba. Unter steigendem Druck und<br />
in Todesangst gesteht die Dienerin mit dem Teufel im Bunde<br />
zu stehen. Mit Sarah Good und Goody Osburn, beide sozial<br />
Verachtete, habe sie den Leibhaftigen beschworen. Mit<br />
gefalteten Händen und geschlossenen Augen beichtet daraufhin<br />
Abigail mit schriller Stimme ihren eigenen Pakt mit<br />
dem Leibhaftigen. Plötzlich erwacht Betty und wiederholt<br />
schreiend Abigails Bekenntnis. Die Hysterie eskaliert, und<br />
die beiden Mädchen nennen mit ekstatischem Geschrei immer<br />
weitere Bewohner der Gemeinde, welche sie mit dem<br />
Teufel gesehen haben wollen. Hinein in diese Hysterie fällt<br />
der Vorhang.<br />
2. Akt<br />
Im Haus der Familie Proctor 8 Tage später. Die Atmosphäre<br />
erscheint zunächst heiter und beschaulich. Wir hören, wie<br />
Elizabeth Proctor ihre drei Söhne in den Schlaf singt, und es<br />
riecht nach gutem Essen. Bald jedoch wird eine Spannung<br />
zwischen Mann und Frau erkennbar. Gleich nach seiner Ankunft<br />
fragt sie John, warum er so spät heimkomme. Er versucht<br />
sie aufzuheitern mit Plänen über die künftige Entwicklung<br />
ihrer Farm, was sie lediglich mit einsilbigen Floskeln zur<br />
Kenntnis nimmt. Streitobjekt ist auch ihre Dienstbotin Mary<br />
Warren, welche sich trotzt Proctors Verbot nach Salem aufgemacht<br />
hat. Sie müsse dies tun, erklärt seine Frau, sie sei<br />
„jetzt eine Amtliche vor Gericht“ (S. 37). Dann erfährt er von<br />
Elisabeth, dass ein Sondergericht tage mit dem Stellvertreter<br />
des Gouverneurs als Vorsitzenden. Inzwischen befänden sich<br />
schon 14 Menschen im Gefängnis und die ganze Stadt sei in<br />
Aufruhr. Abigail Williams führe jeweils die Mädchen als Zeuginnen<br />
in den Gerichtssaal und wohin sie gehe, teile sich die<br />
Menge wie das Meer im Alten Testament „und die Menschen<br />
werden vor sie geführt, und wenn Abigail schreit und tobt und<br />
auf den Boden fällt, werden die Betreffenden ins Gefängnis<br />
geworfen. Weil sie sie verhext hätten.“ (38)<br />
An dieser Stelle ist anzumerken, dass die sogenannte<br />
spectral evidence, ein Beweis, der lediglich auf Einbildung<br />
beruht, damals vor Gericht zugelassen war. Demnach genügte<br />
die bloße Behauptung jemanden im Bunde mit dem<br />
Teufel gesehen zu haben, um die betreffende Person mit<br />
dem Tode zu bestrafen. Eine bloße Demonstration des Befallenseins<br />
galt als sogenanntes Beweismittel .Als vermeintliche<br />
Rechtfertigung für die Todesstrafe dienen einschlägige<br />
Textstellen aus dem Alten Testament.<br />
Elizabeth erinnert noch einmal ihren Mann an Abigails<br />
Aussage, wonach dies alles nichts mit Hexerei zu tun habe<br />
und er unverzüglich nach Salem gehen solle, um das Gericht<br />
zu informieren. Sie deutet sein Zögern als immer noch<br />
nicht erloschenen Liebesfunken für Abigail. Proctor fordert<br />
sie auf, ihre eigenen Fehler zu bedenken und auch mal das<br />
Gute in ihm zu sehen. „Lern Barmherzigkeit, Frau“ (39).<br />
Als Mary Warren aus Salem zurückkommt, schenkt sie Elizabeth<br />
eine Puppe, welche sie während der Gerichtsverhandlung<br />
gefertigt hat. Sie berichtet, dass inzwischen 39 Frauen<br />
verhaftet worden seien und Goody Osburn gehängt werde.<br />
Zugleich fügt sie beschwichtigend hinzu, dass Sarah Good<br />
mit dem Leben davonkomme, weil sie gestanden habe. Als<br />
Proctor ihr einen erneuten Gang zum Gericht verbieten will,<br />
kontert sie, heute das Leben von Elisabeth Proctor gerettet<br />
zu haben, indem sie deren reinen Charakter bezeugt habe.<br />
In die knisternde Spannung hinein, plötzlich wie aus dem<br />
Nichts, erscheint Reverend Hale, nicht mehr so selbstsicher<br />
wie zu Beginn seines Auftritts. Der Name seiner Frau sei „vor<br />
Gericht erwähnt“ (47) worden, ebenso wie der von Rebecca<br />
Nurse. Nun wolle er einige Fragen stellen, „die den christlichen<br />
Charakter dieses Hauses betreffen“ (94). Er kritisiert<br />
Proctors unregelmäßigen Kirchgang, was dieser mit vernichtender<br />
Kritik an Reverend Parris begründet. So predige dieser<br />
nur Hölle und Verdammnis und habe keine Ruhe gegeben,<br />
bis die Gemeinde goldene Kerzenhalter für seinen Altar bezahlt<br />
habe. Schließlich lobt Hale Proctors Arbeit beim Bau<br />
der Kirche und bittet ihn, die zehn Gebote aufzusagen. Proctor<br />
nimmt seine zehn Finger zur Hilfe, muss sich dann aber<br />
nachdem zehnten Finger von Hale sagen lassen, dass er eines<br />
der Gebote zweimal genannt habe. Elizabeth Proctor souffliert<br />
„Ehebruch“. Bemüht um gute Miene zum bösen Spiel zu<br />
machen, antwortet er „Sie sehen, Herr Hale, zu zweit wissen<br />
wir die alle“. Hale gibt noch einige Ratschläge zum gottgefälligen<br />
Leben, als Giles Corey und Francis Nurse aufgeregt die<br />
Szene betreten. Ihre beiden Frauen sind verhaftet worden. Für<br />
Rebecca Nurse lautet die Anklage „wundersamer und übernatürlicher<br />
Mord an den neugeborenen Kindern von Thomas<br />
und Ann Putnam“ (53). Martha Corey wird durch einen unfähigen<br />
Farmer angeklagt, seine Hausschweine verhext zu<br />
haben, so dass keines länger als vier Wochen am Leben blieb.<br />
In dieser Situation der Angst erscheint Ezekiel Cheever, der<br />
Gerichtsschreiber, mit einem Haft- und Durchsuchungsbefehl.<br />
Sein Blick fällt auf die Puppe, die Mary Warren Elizabeth<br />
Proctor geschenkt hat und entdeckt eine lange Nadel<br />
darin. „Abigail wurde heute Abend durchbohrt und eine Nadel<br />
wurde gefunden, die tief in ihrem Leib steckte“ (57). Abigaile<br />
beschuldigt Elizabeth, als Hexe dafür verantwortlich zu<br />
sein. Nach einem Kampf zwischen Proctor und den Wachen<br />
lässt sich Elizabeth abführen. Sie gibt Mary Warren noch einige<br />
Anweisungen zur Haushaltsführung und fleht ihren Mann<br />
eindringlich um Rettung an. Hale versucht die Situation unter<br />
Hinweis auf die Kompetenz des Gerichtes zu beschwichtigen,<br />
wird aber von Proctor nicht mehr ernst genommen „Sie sind<br />
ein Feigling“ (59). Proctor drängt Mary Warren die Sache am<br />
nächsten Tag unverzüglich zusammen mit ihm vor Gericht zu<br />
klären. Sie soll sagen, „wie die Puppe hierhergekommen ist<br />
und wer die Nadel hineingestochen hat“ (60). Mary Warren<br />
befürchtet Abigails Rache. Am gleichen Abend werden noch<br />
14 weitere Frauen verhaftet.<br />
3. Akt<br />
Gerichtsräume im Gemeindehaus in Salem<br />
einige Tage später:<br />
Vorsitzender Richter ist Thomas Danforth, zugleich stellvertretender<br />
Gouverneur. Er hat bereits nahezu 400 Menschen hinter<br />
Gitter gebracht und 72 Todesurteile gefällt. Von vornherein<br />
gibt er klar zu verstehen, wer hier das Sagen hat. Martha Corey<br />
muss sich vor ihm als angebliche Hexe verantworten. Mit der<br />
Bemerkung sie wisse gar nicht, was eine Hexe sei, gießt sie Öl<br />
ins Feuer. Ihr Mann Giles Corey verschafft sich Einlass in den<br />
Verhandlungsraum, um das Leben seiner Frau zu retten. Zusätzlich<br />
beschuldigt er den wohlhabenden Thomas Putnam,<br />
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„sich an Land bereichern“ (67) zu wollen. Giles unterstellt<br />
Putnam, seine Tochter Ruth angestiftet zu haben George Jacobs<br />
der Hexerei zu bezichtigen, welcher nunmehr deswegen<br />
im Gefängnis sitzt. Sollte Jacobs mit dem Tode bestraft werden,<br />
so würde sein Eigentum behördlich beschlagnahmt und<br />
nur Putnam habe das Geld, den Besitz anschließend zu kaufen.<br />
Giles weigert sich jedoch, den Namen des Informanten<br />
zu nennen, vergreift sich nach Ansicht der Richter im Ton und<br />
wird wegen Missachtung des Gerichts eingesperrt.<br />
Nun erscheint John Proctor mit Mary Warren. Parris versucht<br />
sofort Danforth gegen beide einzustimmen. Nach seiner<br />
Absicht befragt, erklärt Proctor, dass er seine Frau retten<br />
möchte. „Und nirgendwo in Ihrem Herzen oder verborgen<br />
in Ihrem Kopf lauert der Wunsch, dieses Gericht zu untergraben?“,<br />
(72) fragt Danforth drohend. Proctor übergibt dem<br />
Vorsitzenden eine Liste mit 91 Unterschriften von Mitgliedern<br />
der Gemeinde, welche sich für die Integrität von Elizabeth<br />
Proctor, Martha Corey und Rebecca Nurse einsetzen.<br />
Mit unsicherer Stimme gesteht Mary Warren, dass das gesamte<br />
Verhalten der Mädchen lediglich Vortäuschung war. Im<br />
Verlauf der Befragung fordert Ankläger Hathorne die Zeugin<br />
auf, eine Ohnmacht zu simulieren, was dieser nicht gelingt.<br />
Bei einer Gegenüberstellung mit den anderen Mädchen bleiben<br />
diese einmütig bei ihren Aussagen. Als Lüge bezeichnet<br />
Abigail Marys Behauptung, selbst eine Nadel in die Puppe<br />
gesteckt zu haben um diese nicht zu verlieren. Mary Warren<br />
verstrickt sich weiter in Unsicherheit und Widersprüche. Danforth<br />
bedrängt Abigail erneut die Wahrheit zu sagen und droht<br />
mit härtesten Strafen bei falscher Zeugenaussage.<br />
„Ich habe gesehen, wie das Blut aus mir herausströmte“<br />
(88). Tag für Tag habe sie nur ihre Pflicht getan und die Helfershelfer<br />
des Teufels entlarvt. … „und dies ist mein Lohn?<br />
… man glaubt mir nicht“ (88). Abigail warnt den obersten<br />
Richter, dass die Macht der Hölle auch seinen Sinn verwirren<br />
könnte. „Hüten sie sich!“ (88). Die Situation spitzt sich zu,<br />
als Abigail vorgibt zu frieren und Mary dafür verantwortlich<br />
macht. Danforth wird von Abigail in seinen Bann gezogen,<br />
während Mary dem Zusammenbruch nahe ist. Als Abigail<br />
den Himmel anruft, bezeichnet Proctor sie offen als Hure.<br />
Von emotionalem Druck geplagt, gesteht er nach einigem<br />
Zögern seine Schuld, die Affäre mit Abigail. Anschließend<br />
habe seine Frau die Dienstbotin entlassen. Abigail wolle sich<br />
nunmehr an Elizabeth Proctor rächen. Auf Nachfrage versichert<br />
Proctor, dass Elizabeth nie in ihrem Leben gelogen habe.<br />
Nun macht Danforth die Nagelprobe der Gegenüberstellung.<br />
„Jetzt werden wir auf den Grund dieses Sumpfes kommen“<br />
(90). Proctor und seine Frau dürfen sich nicht anschauen oder<br />
miteinander sprechen. Keiner im Saal darf irgendeinen Laut<br />
oder ein Zeichen von sich geben. Elizabeth versucht Zeit zu<br />
gewinnen und erklärt schließlich Abigails Nachlässigkeit als<br />
Grund der Entlassung. Sie weiß nicht, dass ihr Mann bereits<br />
gestanden hat. John fleht sie an die Wahrheit zu sagen, aber<br />
Danforth lässt sich auf nichts mehr ein. Ein krampfhafter Versuch<br />
Hales, Elizabeth zurückzuholen, wird jäh unterbrochen<br />
durch einen gellenden Schrei Abigails. Sie gibt vor, durch<br />
einen Vogel bedroht zu werden, in den sich Mary Warrens<br />
Geist verwandelt habe, um sie mit seinen Krallen zu vernichten.<br />
In totaler Hysterie jagen alle Mädchen schreiend hin und<br />
her. Am Ende steht Mary Warren alleine da, kann dem Druck<br />
nicht mehr standhalten und bezichtigt John Proctor als Werkzeug<br />
des Teufels. „Wir müssen hingehen und das Gericht<br />
stürzen“ (97), habe er gesagt und sie mit körperlicher Gewalt<br />
gezwungen, die Falschaussage zu unterschreiben. Schließlich<br />
rennt sie schluchzend zu Abigail und jammert „Aby, Aby ich<br />
werde dir nie mehr wehtun“ (97). Hale ist fest überzeugt von<br />
der Schauspielerei der Mädchen. Danforth aber schneidet<br />
ihm brutal das Wort ab, woraufhin dieser sein Amt als Mitglied<br />
des Gerichts aufgibt und erklärt das gesamte Gerichtsverfahren<br />
einer höheren Instanz zu melden. Auf die Frage, ob<br />
Proctor immer noch an dem finsteren Bündnis mit dem Teufel<br />
festhalte, erklärt Proctor mit leidenschaftlicher Stimme, dass<br />
das ganze Verfahren nichts als Betrug sei und Gott alle Schuldigen<br />
bestrafen werde.<br />
4. Akt<br />
Etwa 3 Monate später.<br />
In einer Zelle im Gefängnis von Salem verbüßen die geständigen<br />
Sarah und Tituba unter menschenunwürdigen Bedingungen<br />
ihre Strafe. Die Nacht ist schon weit vorgedrungen,<br />
der Mond scheint durch das vergitterte Fenster und man<br />
hört das Brüllen einer Kuh, die dringend gemolken werden<br />
müsste. Danforth, Hathorne und Cheever betreten die Szene.<br />
Bei Sonnenaufgang sollen die Todesurteile an Martha Corey,<br />
Rebecca Nurse und John Proctor vollstreckt werden. Parris,<br />
der mager und eingeschüchtert hinzukommt, berichtet, dass<br />
Abigail zusammen mit Mercy Lewis verschwunden sei, womöglich<br />
an Bord eines Schiffes, nachdem sie sein gesamtes<br />
Vermögen gestohlen haben. Im benachbarten Andover, so<br />
Parris, hätten die Bewohner das Gericht aus der Stadt gejagt<br />
„Sie wollen nichts mehr mit Hexerei zu tun haben“ (104).<br />
Er fleht Danforth an die Hinrichtung zu verschieben, was<br />
dieser kompromisslos ablehnt. „Ein Aufschub jetzt würde<br />
Unsicherheit von meiner Seite bedeuten“ (106). Die Lage<br />
in Salem droht außer Kontrolle zu geraten. Elternlose Kinder,<br />
so berichtet Hale „gehen von Haus zu Haus, herrenloses<br />
Vieh brüllt in den Straßen, der Gestank der verfaulenden<br />
Ernte verpestet die Luft und keiner weiß, wann das Ausschreien<br />
der Mädchen sein Leben beenden wird“ (107). Auf<br />
Danforths Frage, was Hale noch hier zu suchen habe, erklärt<br />
er „ich bin zurückgekommen, um des Teufels Werk zu tun …<br />
um Christen zu raten, sich selbst zu verleumden“ (108), um<br />
durch diese eigene Denunziation der Todesstrafe zu entgehen.<br />
Rebecca Nurse und Martha Corey haben standhaft ihre<br />
Unschuld beteuert und sich nicht auf diesen Handel eingelassen.<br />
Giles Corey ist bereits tot, er starb unter der Folter,<br />
ohne zu gestehen. Das Gericht konnte ihn deswegen nicht<br />
wegen Hexerei verurteilen, womit sein Hof im Besitz seiner<br />
Söhne verbleibt.<br />
Nun soll Elizabeth Proctor auf ihren Mann einwirken,<br />
dass er ein“ Geständnis“ ablegt, um sein Leben zu retten.<br />
Für Elizabeth ist dies „die Beweisführung des Teufels“<br />
(109). Daraufhin möchte Proctor von seiner Frau wissen,<br />
wie er sich verhalten soll. Elizabeth gibt jedoch keine klare<br />
Antwort und lässt die Entscheidung bei ihm: „Was immer<br />
du tust, ein guter Mensch tut es“ (113). Auch sie gesteht<br />
eigene Schuld: „Zur Untreue braucht man eine kalte Frau.“<br />
Im Angesicht des baldigen Sonnenaufganges drängt Hathorne<br />
John Proctor zur Eile.<br />
„Ich will mein Leben,“ (113) schreit Proctor schließlich<br />
heraus. In Gegenwart von Rebecca Nurse soll er sein „Geständnis“<br />
unterschreiben, damit sie seinem Beispiel folgen<br />
möge. Mit erschüttertem Blick auf Proctor weist sie dieses<br />
Ansinnen zurück. „Oh John, möge Gott dir gnädig sein“ (115).<br />
Von Danforth erneut bedrängt, erwidert sie: „Es ist eine Lüge,<br />
wie kann ich mich selbst verdammen?“ (115f.). Nun fragt<br />
Danforth John Proctor, wen er alles mit dem Teufel gesehen<br />
habe. Dieser weigert sich irgendwelche Namen zu nennen,<br />
unterschreibt jedoch das „Geständnis“. Danforth möchte dieses<br />
Dokument als Beweisstück an die Kirchentür nageln, was<br />
Proctor voller Entrüstung ablehnt. „Ich habe 3 Kinder – wie<br />
soll ich sie lehren als aufrechte Menschen durchs Leben zu<br />
gehen, wenn ich meine Freunde verkauft habe … ich habe<br />
Ihnen meine Seele gegeben, lassen Sie mir meinen Namen“<br />
(117/118). Unter unbeschreiblichem emotionalem Druck zerreißt<br />
Proctor schließlich das unterschriebene Dokument. Mit<br />
ruhiger Gelassenheit verabschiedet er sich daraufhin von seiner<br />
Frau, ermutigt von Rebecca Nurse: „Fürchte dich nicht,<br />
ein anderes Gericht erwartet uns alle“ (119). Danforth, zutiefst<br />
in seiner Autorität gekränkt ,ordnet die sofortige Vollstreckung<br />
der Todesurteile an. „Hängt sie hoch über die Stadt.<br />
Wer um diese weint, weint um Verbrecher“ (119). Auf ihrem<br />
letzten Gang strauchelt Rebecca Nurse. Sie kommentiert dies<br />
mit den Worten „Ich habe noch nicht gefrühstückt“ (120). Die<br />
Verurteilten bezahlen ihre Standhaftigkeit mit dem Leben, behalten<br />
aber ihren guten Namen.<br />
Echos im Gefängnisgang (Original S.330)<br />
Geraume Zeit nachdem der Hexenwahn aufhörte, wurde<br />
Parris als Gemeindepfarrer abgewählt. Einer Vermutung<br />
nach soll Abigail später als Prostituierte in Boston aufgetaucht<br />
sein. Zwanzig Jahre nach der letzten Hinrichtung<br />
erhielten die Nachkommen der Opfer eine gewisse „Entschädigung“.<br />
Vier Jahre nach John Proctors Tod heiratete<br />
Elizabeth Proctor erneut.<br />
Die Exkommunikationen der Verurteilten wurden auf<br />
Druck der Regierung im Jahre 1712 aufgehoben. Im gleichen<br />
Jahr leistete die Jury Abbitte gegenüber allen, die unter der Hexenjagd<br />
zu leiden hatten. Die Macht der Theokratie in Massachusetts<br />
war damit praktisch am Ende.<br />
Über den Verfasser:<br />
Arthur Miller wurde 1915 in New York als Sohn einer<br />
wohlhabenden jüdischen Kaufmannsfamilie geboren. Ein<br />
Schlüsselerlebnis war für ihn die Weltwirtschaftskrise in den<br />
Jahren nach 1929, welcher auch der Betrieb seiner Eltern zum<br />
Opfer fiel. Miller studierte Journalismus an der University of<br />
Michigan, stellte jedoch schon bald seine Arbeit als Dramatiker<br />
in den Mittelpunkt seines Schaffens. Der Durchbruch am<br />
Broadway gelang ihm 1947 mit dem Drama „All My Sons<br />
– Alle meine Söhne“, in dessen Mittelpunkt ein geldgieriger<br />
Unternehmer durch die Lieferung ungeprüfter Flugzeugteile<br />
für den Tod mehrerer Luftwaffenpiloten verantwortlich ist.<br />
In„Death of a Salesman – Der Tod eines Handlungsreisenden“,<br />
neben „The Crucible-Hexenjagd“ sein bekanntestes Drama,<br />
setzt er sich kritisch mit den unmenschlichen Schattenseiten<br />
des amerikanischen Traums auseinander. Miller war dreimal<br />
verheiratet, für seine zweite Frau, die Schauspielerin Marylin<br />
Monroe, schrieb er das Drehbuch zu „The Misfits – Nicht<br />
gesellschaftsfähig“. Die männliche Hauptrolle spielte Clark<br />
Gable. Die Uraufführung von „The Crucible“ war am 22. Januar<br />
1953 in New York. Bei einer weiteren Aufführung am<br />
19. Juni 1953 ebenda erhob sich das Publikum am Ende der<br />
Darbietung von den Plätzen und verharrte einige Minuten in<br />
betroffenem Schweigen. Der Grund war die Hinrichtung des<br />
Ehepaares Julius und Ethel Rosenberg zur gleichen Zeit im<br />
Zuchthaus Sing- Sing. Die Rosenbergs waren wegen Atomspionage<br />
für die Sowjetunion zum Tode verurteilt worden, doch<br />
ist ihre Schuld bis heute höchst umstritten. Es war die Zeit<br />
des berüchtigten Senators und Kommunistenjägers Joseph<br />
McCarthy, welcher das House Committee on Un-American<br />
Activities „unamerikanische Umtriebe“ mit brutalen inquisitorischen<br />
Methoden leitete. Bedingt durch die Entwicklung in<br />
der Sowjetunion sowie in China und in Nordkorea herrschte<br />
in den USA eine weitverbreitete Furcht vor einer Ausdehnung<br />
des Kommunismus auf die USA. McCarthy organisierte eine<br />
wahre Hexenjagd mit psychologischem Terror auf mögliche<br />
Staatsfeinde, in erster Linie auf Kommunisten. Wer als solcher<br />
verdächtig galt, wurde nach Washington vorgeladen. Wenn der<br />
Beschuldigte sich „kooperativ“ gab und ihm bekannte Sympathisanten<br />
nannte, ging er in der Regel straffrei aus. Wer jedoch<br />
die Vorwürfe „unkooperativ“ bestritt, und keine Namen preisgab,<br />
wurde wegen Missachtung des Kongresses „Contempt of<br />
Congress“ angeklagt. Ihn erwarteten empfindliche Geldstrafen<br />
oder Gefängnis. Miller musste sich 1956 vor diesem Ausschuss<br />
verantworten. Er war mit zahlreichen gesellschaftskritischen<br />
Personen bekannt. Genau wie John Proctor weigerte er<br />
sich, irgendwelche Namen zu nennen. Miller wurde daraufhin<br />
zu 30 Tagen Gefängnis auf Bewährung und einer Geldstrafe<br />
von 500 Dollar verurteilt, in einem Berufungsverfahren<br />
jedoch ein Jahr später freigesprochen. Unabhängig von den<br />
damaligen Geschehnissen weist das Drama“Hexenjagd“ unmenschliche<br />
und verabscheuungswürdige Verhaltensweisen<br />
und Ablaufmechanismen auf, welche uns nach wie vor auf der<br />
Weltbühne in unterschiedlichsten Formen begegnen. Beispielhaft<br />
seien Folgende genannt: Massenhysterien, Denunziantentum,<br />
Intoleranz, Verbreitung vorsätzlich falscher Nachrichten,<br />
Heuchelei, Verschwörumgstheorien, Machtgier, Projektionen<br />
und Sündenbocksuche. Lassen wir hierzu den Autor in seiner<br />
Biografie abschließend noch einmal zu Wort kommen: „Ich<br />
würde die Salem-Geschichte nie aufgeben. Je länger ich daran<br />
arbeite, desto sicherer spüre ich, dass es Momente gibt, in<br />
denen nur das Gewissen eines Einzelnen verhindert, dass die<br />
Welt zerbricht – so unwahrscheinlich dies auch scheinen mag“<br />
(S. 451). Arthur Miller starb 2005 in Connecticut. E. Göckus<br />
Literaturnachweis: Arthur Miller, The Crucible, in: Plays: One, London 1958. Derselbe, Zeitkurven, Original: Timebends, Ffm 1987. Arthur Miller: Hexenjagd, Ffm1993. Deutsche Übersetzung von<br />
Hannelene Limpach und Dietrich Hilsdorf (Die Seitenangaben zu den einzelnen Akten beziehen sich auf diesen Text). Reitz, Bernhard: Anmerkungen zu The Crucible, Stuttgart 1999. Millers Werk<br />
wurde, wie andere seiner Dramen, mehrfach verfilmt. So u.a. mit Yves Montand und Simone Signoret nach dem Drehbuch von Jean Paul Sartre. Deutsch: Die Hexen von Salem. Als TV- Film war<br />
„Hexenjagd“ 1960 zu sehen mit Hans- Christian Blech als Proctor, Paul Dahlke als Vorsitzender des Gerichts und Ernst- Fritz Fürbringer als Reverend Hale. Eine spätere Verfilmung mit Winona Ryder<br />
und Daniel Day Lewis 1996 gefällt besonders durch ihre werkgetreue Darstellung. Hintergrun<strong>db</strong>ild: commons.wikimedia.org/wiki/File:The_Crucible_(41437864681).jpg<br />
66 durchblick 1/<strong>2024</strong><br />
1/<strong>2024</strong> durchblick 67
Gesellschaft<br />
Gesellschaft<br />
Mit Franz Beckenbauer ist Deutsch lands größter Fussballer gestorben<br />
Wie der begnadete Ballkünstler zum „Kaiser“ und zur Lichtgestalt des deutschen Fußballs wurde<br />
Foto Wikipedia Commons<br />
Am 7. Januar <strong>2024</strong> ist Franz Beckenbauer in Salzburg<br />
in seiner Wahlheimat Österreich gestorben.<br />
Geboren wurde er am 11. September 1945 in München-Giesing<br />
in bescheidenen Verhältnissen, die er auch<br />
im späteren Leben, z.B. mit der Gründung der Franz-Beckenbauer-Stiftung<br />
zur Unterstützung behinderter, kranker<br />
oder unverschuldet in Not geratener Menschen, nie<br />
vergessen hat. Dazwischen lagen 78 Jahre, in denen dem<br />
Sohn eines Postbeamten zunächst fast alles gelang, was er<br />
anpackte, in denen er zuletzt aber auch die Schattenseiten<br />
des Lebens zu spüren bekam.<br />
Beckenbauer lernte das Fußballspielen beim SC 1906<br />
München im Stadtteil Giesing in unmittelbarer Nähe seines<br />
Elternhauses. Als 12-Jähriger plante er 1958 den Wechsel<br />
zum TSV 1860 München. Wie wäre wohl seine Karriere<br />
verlaufen, wenn er nicht während eines Spiels gegen<br />
eben jenen Verein ausgerechnet mit einem Gegenspieler<br />
namens Gerhard König aneinandergeraten wäre,<br />
der dem späteren „Kaiser“ daraufhin eine schallende<br />
Ohrfeige gab? Jedenfalls änderte Beckenbauer umgehend<br />
seine Pläne und wechselte stattdessen zum FC<br />
Bayern München. Als aktiver Fußballspieler gewann er<br />
mit den Vereinen FC Bayern München, Cosmos New<br />
York und Hamburger SV und in der deutschen Nationalmannschaft<br />
alles, was es an Titeln zu gewinnen gab.<br />
Zusammen mit seinen Vereinskameraden Sepp Maier<br />
und Gerd Müller bestimmte er über viele Jahre den<br />
deutschen Fußball. Von 1974 bis 1976 traf dies sogar<br />
mit drei Titeln in Folge als Europapokalsieger der Landesmeister<br />
auf europäischer Ebene zu. Im Laufe seiner<br />
Bundesligakarriere wurde Beckenbauer fünfmal deutscher<br />
Meister und absolvierte 424 Bundesligaspiele,<br />
davon 396 für den FC Bayern München, für den er auch<br />
alle seine 44 Bundesligatore erzielte. Hinzu kamen mit<br />
dem FC Bayern München noch vier DFB-Pokal-Siege.<br />
In den zwölf Jahren als Nationalspieler bestritt er 103<br />
Länderspiele und schoss 14 Tore. 1972 führte Beckenbauer<br />
als Kapitän und Libero Deutschland durch einen<br />
3:0-Endspielsieg gegen die UdSSR zum Europameistertitel.<br />
Er wurde daraufhin mit dem Ballon d’Or als<br />
„Europas Fußballer des Jahres“ ausgezeichnet, wozu<br />
er erneut 1976 gewählt wurde. Als bereits viermaliger<br />
deutscher Fußballer des Jahres wurde Beckenbauer im<br />
Jahr 2000 schließlich noch zu Deutschlands Fußballer<br />
des Jahrhunderts gewählt.<br />
Als „Kaiser“ soll er nach eigenem Bekunden erstmals<br />
1971 bezeichnet worden sein, nachdem er sich<br />
in Wien neben einer Statue von Österreichs Kaiser<br />
Franz-Josef I. hatte fotografieren lassen. Es kursieren<br />
aber auch noch andere Erklärungsversionen, wie es zu<br />
diesem Titel kam. Nach seinem Wechsel vom Mittelfeldspieler<br />
auf den Posten des Liberos festigte die Souveränität<br />
seines eleganten Auftritts diesen ihm zugedachten Spitznamen<br />
und umgab so den Ausnahmefußballer mit der Aura<br />
des Unantastbaren. Seine größten sportlichen Erfolge waren<br />
die Siege bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 in der<br />
Bundesrepublik Deutschland als Mannschaftskapitän und<br />
als Teamchef (Fußballtrainer ohne Trainerschein) der bundesdeutschen<br />
Fußballnationalmannschaft bei der WM 1990<br />
in Italien. In dieser neuen Funktion hatte er 1984 den zuletzt<br />
erfolglosen bisherigen Bundestrainer Jupp Derwall abgelöst.<br />
Als Interims-Vereinstrainer führte er den FC Bayern München<br />
1994 zur deutschen Meisterschaft und gewann 1996<br />
mit dem Verein den UEFA-Cup.<br />
In bester Erinnerung bleiben die<br />
Fernsehbilder des am 8. Juli 1990 nach<br />
dem 1:0-WM-Endspielsieg gegen<br />
Argentinien in sich gekehrt auf dem<br />
Rasen des Olympiastadions in Rom<br />
wandelnden Teamchefs und vom geglückten<br />
Versuch des „Kaisers“, den<br />
auf einem gefüllten Weißbierglas platzierten<br />
Fußball unten rechts in der legendären<br />
ZDF-Torwand zu versenken.<br />
Aber auch das am 3. Oktober 1982 für<br />
einen Rekor<strong>db</strong>esuch von 24.728 zahlenden<br />
Zuschauern im Siegener Leimbachstadion<br />
sorgende Nostalgiespiel<br />
wird niemand vergessen, der damals<br />
live dabei war. Die 1974er Fußballweltmeister<br />
mit Trainer Helmut Schön und<br />
Kapitän Franz Beckenbauer gewannen<br />
gegen eine von Herbert Schäfer trainierte<br />
Siegerland-Auswahl 10:2, wobei<br />
das Ergebnis selbst nebensächlich<br />
war. Die Einnahmen dieses aus einer<br />
von Beckenbauer wenige Monate zuvor<br />
während einer aus der Siegerlandhalle im ZDF ausgestrahlten<br />
„Wetten, dass ...?“-Sendung verlorenen Wette resultierenden<br />
Benefiz-Fußballspiels kamen anschließend größtenteils seiner<br />
Franz-Beckenbauer-Stiftung zugute. Die Fußballfans, die<br />
Franz Beckenbauer persönlich kennenlernen durften, schildern<br />
ihn als eine bodenständige Persönlichkeit ohne Starallüren,<br />
mit der man sich ganz normal<br />
unterhalten konnte, die sich erstaunlich<br />
viel Zeit für sie genommen hat und<br />
nicht eher fortging, bis auch der letzte<br />
Autogrammwunsch erfüllt war.<br />
Auch als Werbe-Ikone machte<br />
Franz Beckenbauer von sich Reden.<br />
Während der WM 1986 kam es zu<br />
einem Eklat im deutschen Lager, als<br />
Beckenbauer von Ersatztorhüter Uli<br />
Stein in Anspielung auf seine 20 Jahre<br />
zurückliegende Werbetätigkeit für die<br />
Firma Knorr mit dem Spruch „Kraft<br />
in den Teller – Knorr auf den Tisch“<br />
als „Suppenkasper“ bezeichnet wurde.<br />
Stein wurde daraufhin aus dem Kader<br />
suspendiert und musste die Heimreise<br />
antreten. Unvergessen ist auch Beckenbauers<br />
Werbespruch „Ja is‘ denn<br />
heut‘ scho‘ Weihnachten?“ aus einer<br />
E-Plus-Kampagne aus dem Jahr 2000.<br />
Foto Wikipedia Commons<br />
Franz Beckenbauer und Johan Cruyff beim Finale des FIFA World Cup 1974.<br />
Beckenbauer war auch als Sportfunktionär sehr erfolgreich.<br />
Von 1994 bis 2009 war er Präsident des FC Bayern<br />
München. 2009 wurde er dort Ehrenpräsident. Als Vorsitzender<br />
des deutschen Bewerbungs-Komitees und als Präsident<br />
des Organisationskomitees der Fußball-WM 2006<br />
wurde er endgültig zur Lichtgestalt des deutschen <br />
Franz Beckenbauer 1991 beim Training der Sportfreunde Siegen Jugend.<br />
Foto Archiv Daniel Petri<br />
68 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 69
Briefmarke nach<br />
einer Lithograhie<br />
von Andy Warhol<br />
Foto Archiv Lerchstein<br />
Fußballs. Denn es gelang ihm am 6. Juli 2000 in Zürich,<br />
dieses Großereignis erneut nach Deutschland zu holen und<br />
sechs Jahre später zum „Sommermärchen“ werden zu lassen.<br />
Ein neuer Patriotismus erfasste das Land und konnte<br />
u.a. an Millionen schwarz-rot-goldenen Fahnen im Straßenbild<br />
festgemacht werden. Die WM-Begeisterung steigerte<br />
sich in einen regelrechten kollektiven Rausch, der<br />
immer breitere Teile der deutschen Bevölkerung erfasste.<br />
Insbesondere im Ausland führte die überall im Land wahrzunehmende<br />
begeisternde, aufgeschlossene und lebensfrohe<br />
Stimmung zu einer ganz neuen und überaus positiven<br />
Sicht auf die Deutschen.<br />
Von 1998 bis 2<strong>01</strong>0 gehörte Beckenbauer als einer der<br />
DFB-Vizepräsidenten dem DFB-Präsidium an und war<br />
von 2007 bis 2<strong>01</strong>1 Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees.<br />
Die Liste der Ehrungen für seine zahlreichen Erfolge auf<br />
sportlichem und gesellschaftlichem Gebiet, die er zeitlebens<br />
erhalten hat, ist beeindruckend.<br />
Die Österreichische Post gab am 12. April 2006 eine<br />
Briefmarke für 75 Cent zu Beckenbauers Ehren heraus.<br />
Das für die Marke verwendete Porträt, eine mehrfarbige<br />
Lithographie, war von Andy Warhol 1977 während Beckenbauers<br />
Zeit bei Cosmos New York gestaltet worden.<br />
1982 erhielt Franz Beckenbauer von Dr. Herbert Burda das<br />
Gesellschaft<br />
Gemälde überreicht. Am 1. September 2005 stiftete die<br />
Fußball-Legende ihr Porträt der DFB-Kulturstiftung, bevor<br />
es dann als Briefmarke die Welt erobern durfte.<br />
Eine unglückliche Äußerung Beckenbauers zur Situation<br />
der Arbeitsmigranten im Land des WM-Ausrichters<br />
Katar machte 2<strong>01</strong>3 die Runde und beschädigte so seinen<br />
Mythos: „Also, ich hab noch keinen einzigen Sklaven in<br />
Katar gesehen. Die laufen alle frei rum.“ Franz Beckenbauer<br />
war seit 1966 dreimal verheiratet und wurde im<br />
Zeitraum 1963 bis 2003 Vater von fünf Kindern, darunter<br />
zuletzt auch eine Tochter. Ein schwerer Schicksalsschlag<br />
ereilte ihn 2<strong>01</strong>5, als sein Sohn Stephan an einem Gehirntumor<br />
starb. Aber auch die gegen ihn ab 2<strong>01</strong>4 gerichteten<br />
Vorwürfe, die 2<strong>01</strong>0 erfolgten WM-Vergaben für 2<strong>01</strong>8 an<br />
Russland und für 2022 an Katar seien nicht korrekt abgelaufen,<br />
haben Franz Beckenbauer hart getroffen. Dies<br />
galt erst Recht, als 2<strong>01</strong>5 der Verdacht aufkam, auch die<br />
mit 12:11 Stimmen bei einer Enthaltung äußerst knappe<br />
entscheidende Abstimmung über die Vergabe der Fußball-WM<br />
2006 an Deutschland und nicht an das zunächst<br />
favorisierte Südafrika sei nur durch geflossene Bestechungsgelder<br />
möglich gewesen. Ihm persönlich konnten<br />
aber keine Verstrickungen nachgewiesen werden und alle<br />
<strong>Korr</strong>uptionsvorwürfe verjährten schließlich, da er inzwischen<br />
wegen seines schlechten Gesundheitszustands verhandlungsunfähig<br />
war. Gesundheitlich angeschlagen, hat<br />
er sich in seinen letzten Lebensjahren zunehmend aus der<br />
Öffentlichkeit zurückgezogen.<br />
Franz Beckenbauer wurde fünf Tage nach seinem Tod<br />
in München auf dem Friedhof am Perlacher Forst im Grab<br />
seiner Eltern beigesetzt. Er war katholisch, glaubte aber<br />
auch an die Möglichkeit einer Reinkarnation. Ob erneut<br />
als talentierter Fußballspieler, das ließ er dabei offen. Im<br />
Fußball-Olymp ist ihm jedenfalls bestimmt ein Platz neben<br />
ebenfalls berühmten Weggefährten wie Pelé, Bobby Charlton<br />
und natürlich Gerd Müller, dem „Bomber der Nation“,<br />
sicher, die alle bereits vor ihm von der Bühne des Lebens<br />
abberufen worden sind. Denn, um es mit einem Beckenbauer-Schlager<br />
aus dem Jahr 1966 zu sagen: „Gute Freunde<br />
kann niemand trennen“.<br />
Wilfried Lerchstein<br />
durchblick verlost Freikarten<br />
für: Dann eben ohne Titel !<br />
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im Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
Stadt Siegen<br />
Rathaus Weidenau 0271/404-2238<br />
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montags und mittwochs 09-12 Uhr<br />
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Samstag 13. April<br />
20.00 Uhr<br />
im Gebr.-Busch-Theater<br />
Hilchenbach<br />
Zwei Schwestern, eine Geschichte und ein Buch ohne Titel.<br />
Anja und Gerit Kling sind seit Jahrzehnten als Schauspielerinnen erfolgreich<br />
und könnten doch kaum unterschiedlicher sein. Beide, Gerit und<br />
die fünf Jahre jüngere Anja, wuchsen in der Nähe von Potsdam auf, erlebten<br />
die klassische DDR Jugend und träumten schon früh von einem Leben<br />
in Freiheit. Fünf Tage vor dem Mauerfall flüchteten sie in den Westen.<br />
Anja und Gerit Kling erzählen launig, berührend und immer ehrlich von<br />
den Höhen und Tiefen des Lebens, die sie als Schwestern gemeistert haben;<br />
davon, dass man am besten durchs Leben kommt, wenn man sich selbst<br />
nicht immer so ernst nimmt. Und sie verraten, wie man gemeinsam ein<br />
Buch schreibt, wenn man sich nicht einmal auf einen Titel einigen kann…<br />
Veranstalter: Gebrüder-Busch-Kreis in Zusammenarbeit<br />
mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Hilchenbach.<br />
Gemeinde Neunkirchen<br />
Bettina Großhaus-Lutz 02735/767-200<br />
Bahnhofstr. 3 57290 Neunkirchen<br />
b.grosshaus-lutz@neunkirchen-siegerland.de<br />
Stadt Netphen<br />
Kristina Marino 02738/603-145<br />
Amtsstr. 6 Zi.1003 57250 Netphen<br />
k.marino@netphen.de<br />
Stadt Hilchenbach<br />
Gudrun Roth 02733/288-229<br />
Markt 13 57271 Hilchenbach<br />
g.roth@hilchenbach.de<br />
Stadt Bad Laasphe<br />
Maike Thielmann 02752/909-153<br />
Mühlenstr. 20 57334 Bad Laasphe<br />
m.thielmann@bad-laasphe.de<br />
Bad Berleburg<br />
Silke Weller 02751/923-268<br />
Poststr. 42 57319 Bad Berleburg<br />
s.weller@bad-berleburg.de<br />
Gewinnen können Sie<br />
3 x 2 Eintrittskarten,<br />
wenn Sie bis 28. März eine<br />
Nachricht mit Ihrem Namen,<br />
Adresse, Telefonnummer<br />
und dem Vermerk<br />
„Freikarten“ senden an:<br />
Redaktion durchblick<br />
Marienborner Str. 151<br />
57074 Siegen<br />
gewinnspiel@durchblick-siegen.de<br />
Die Gewinner werden<br />
telefonisch benachrichtigt.<br />
Die Tickets werden an der Abendkasse<br />
auf Ihren Namen hinterlegt<br />
Die Gewinner der letzten<br />
Verlosung waren:<br />
CROSSOVER<br />
Siegerlandhalle Siegen<br />
Je zwei Karten erhielten:<br />
Gladiqny Steven, Siegen,<br />
Peter Thaler, Mudersbach und<br />
Gerhard Knappstein, Netphen<br />
Gemeinde Erndtebrück<br />
02753/605-0<br />
Talstraße 27 57339 Erndtebrück<br />
info@erndtebrück.<br />
Gemeinde Burbach<br />
Birgit Meier-Braun 02736/45-56<br />
Eicher Weg 13 57299 Burbach<br />
b.meier-braun@burbach-siegerland.de<br />
Stadt Freudenberg<br />
Tanja Hensel-Glöckner 02734/43-174<br />
Mórer Platz 1 57258 Freudenberg<br />
t.gloeckner@freudenberg-stadt.de<br />
Gemeinde Wilnsdorf<br />
Jutta Schmidt 02739/802-129<br />
Marktplatz 1 57234 Wilnsdorf<br />
j.schmidt@wilnsdorf.de<br />
Seniorenberatung Kreuztal:<br />
Diakoniestation im Haus der Diakonie, Martin-Luther-Str. 2 57223 Kreuztal<br />
Katja Ermert-Weise 02732/582470<br />
seniorenberatung@diakoniestation-kreuztal.de<br />
70 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 71
montags:<br />
Wiederkehrende Termine<br />
14.00 Montagscafé des<br />
DRK–Siegen Nord e.V.,<br />
Weidenau, Schneppenkauten<br />
1, 0271/76585<br />
18.00 Lese- und Literaturkreis<br />
mit Gustav Rinder,<br />
Lebendiges Haus e.V<br />
Siegen, Melanchtonstr. 61,<br />
0271/70328-46<br />
18.00 Singen zu Keyboardmusik<br />
mit Yuliyan,<br />
Stadtteilbüro FES & MGH<br />
Kreuztal, Danziger Str. 2 <br />
02732/3790<br />
20.30 Tangosalon:<br />
Milonga, Tango Argentino –<br />
Gefühle tanzen, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.<br />
Jeden 1. Montag<br />
14.00-16.00 Kreuztaler<br />
Repaircafé, Dietrich-Bonhoeffer-Hs.,<br />
Leipziger Str. 6<br />
<strong>01</strong>60 / 977 861 15<br />
19.00 Trauergruppe der<br />
Amb. Hospizhilfe, Stift. Diakoniestation<br />
Kreuztal, Ernsdorfstr.<br />
3, 02732/1028<br />
20.00 Tango Schnupperkurs<br />
(bis 21 Uhr),<br />
anschließend Tangosalon,<br />
Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-<br />
Johann-Straße 18<br />
Jeden 2. Montag<br />
10.00 Trauercafé der<br />
Amb. ökumenischen Hospizhilfe<br />
Siegen e.V., „Haus<br />
Herbstzeitlos“ Siegen,<br />
0271/23602-67<br />
15.15 Montagsgespräch<br />
des „Bund der Vertriebenen“<br />
Siegen, Seilereiweg 6<br />
0271/82838<br />
18.30 „Anders Altern“<br />
Gruppe für gleichgeschlechtlich<br />
Lebende und Liebende,<br />
„Haus Herbstzeitlos“ Siegen,<br />
0271/404-2434<br />
Jeden 4. Montag<br />
14.30-16.30 Spielenachmittag,<br />
AWO<br />
Seniorenzentrum Erndtebrück,<br />
Struthstr. 4, <br />
02753/5077-40<br />
Letzter Montag<br />
10.00 Stadteilfrühstück,<br />
Stadtteilbüro FES & MGH<br />
Kreuztal, Danziger Str. 2<br />
02732/3790<br />
16.30 Hayatın içinden<br />
– Selbsthilfegruppe für<br />
pflegende Angehörige (in<br />
türkischer Sprache), Verein<br />
De.-Türk. Akademiker e.V.<br />
Siegen, Hagener Str. 75<br />
0271/67347239<br />
18.30 Selbsthilfegruppe<br />
Asthma und Bronchitis<br />
„Haus Herbstzeitlos“ Siegen,<br />
02737/3308<br />
dienstags:<br />
Jeden 1. Dienstag<br />
15.30-17.00 Smartphone-Treff,<br />
AWO Seniorenzentrum<br />
Erndtebrück,<br />
Struthstraße 4, Information:<br />
<strong>01</strong>72/42861-50<br />
16.15 SHG Angehörige<br />
von Menschen mit Demenz,<br />
Siegerlandzimmer in<br />
der Siegerlandhalle, Anmeldung:<br />
0271/67347239<br />
17.00 Treffen der SHG für<br />
Hörgeschädigte, Ev. Martini-Kirchengemeinde<br />
Siegen,<br />
St. Johann Str. 7, Brigitte<br />
Schmelzer 02737/93470<br />
20.00 SHG für Angehörige<br />
psychisch Kranker,<br />
(alle Altersgruppen „Haus<br />
Herbstzeitlos“ Siegen<br />
Jeden 2. Dienstag<br />
19.00 Vorwärts-Chor,<br />
städtisches Seniorenzentrum<br />
„Haus Herbstzeitlos“ Siegen<br />
Jeden 3. Dienstag<br />
15.00 Treffen der Heinzelwerker<br />
städtisches<br />
Seniorenzentrum „Haus<br />
Herbstzeitlos“ Siegen, Marienborner<br />
Str 151. Helfer<br />
sind sehr willkommen!<br />
15.30-17.00 Smartphone-Treff,<br />
AWO Seniorenzentrum<br />
Erndtebrück,<br />
Information: Aufwind<br />
Jugendhilfe GmbH, Julia<br />
Trettin <strong>01</strong>72/42861-50<br />
15.30 Smartphonecafé,<br />
Digitale Themennachmittage.<br />
Stadtteilbüro FES<br />
& Mehrgenerationenhaus<br />
Kreuztal, Danziger Str. 2,<br />
02732/3790<br />
Jeden 4. Dienstag<br />
17.30 Gesprächskreis<br />
der SHG für Angehörige von<br />
Menschen mit Demenz, Caritas<br />
Tagespfl. St. Raphael<br />
Burbach, Steinhardtstr. 4<br />
0271/67347239<br />
Jeden letzten Dienstag<br />
14.30-16.00 Café Auszeit<br />
Gesprächskreis für pflegende<br />
Angehörige, mit der<br />
Gruppe Lebensfreude, Otto-<br />
Reiffenrath-Haus Neunkirchen,<br />
0271/67 34 72 39<br />
17.30-19.00 Gesprächskreis<br />
der SHG für Angehörige<br />
von Menschen mit<br />
Demenz, Caritas Tagespfl.<br />
St. Raphael Burbach,<br />
Steinhardtstr. 4<br />
0271/67 34 72 39<br />
mittwochs:<br />
9.00 Ü55-Fitness, (nicht<br />
in den Ferien) Stadtteilbüro<br />
FES & MGH Kreuztal, Danziger<br />
Str. 2 02732/3790<br />
9.00 Wandern, Nordic<br />
Walking, ab Wanderparkplatz<br />
Siegen, Rosterbergstraße,<br />
Günter Dickel,<br />
0271/3345-66<br />
10.00 Wanderungen, ca.<br />
5 km des „Interkulturelles<br />
Seniorennetzwerk“ ab<br />
Siegerl.-Center Weidenau,<br />
A.L. García 0271/42517<br />
13.00-17.00 ALTERAktiv<br />
Fahrrad-Reparatur-Treff<br />
Selbsthilfe Werkstatt Siegen,<br />
Sandstraße 20, Innenhof,<br />
Info: Klaus Reifenrath,<br />
<strong>01</strong>71/88214-20<br />
14.00 Hilfen für zu Hause<br />
des Diak. Freundeskreises<br />
Siegen-Süd, Diakonie<br />
Si.-Eiserfeld, Mühlenstr. 7<br />
14.00-17.00 Taschengel<strong>db</strong>örse<br />
Siegen, MGZ,<br />
Martinigemeinde Siegen,<br />
St.-Johannstraße 7,<br />
0271/2339425<br />
15.30 Geselliger Nachmittag<br />
Lebendiges Haus<br />
e.V Si., Melanchtonstr. 61,<br />
0271/23166-79<br />
Jeden 1. Mittwoch<br />
10.00 Trauercafé Regenbogen<br />
der ambul.<br />
Hospizhilfe, Diakonistation<br />
Kreuztal, Ernsdorfstraße 3,<br />
02732/1028<br />
15.00 Seniorennachmittag<br />
des Heimatvereins<br />
Burbach-Niederdresselndorf,<br />
Alte Schule, 0273/67726<br />
15.00 Frauenzimmer,<br />
Frauencafé des DRK-Siegen-Niederschelden,<br />
Josefstraße<br />
1, 0271/354962<br />
15.30 Selbsthilfegruppe<br />
Angehörige von Menschen<br />
mit Demenz, im<br />
Repair-Café der Klimawelten<br />
Hilchenb., Kirchw. 17<br />
0271/67 34 72 39<br />
17.00 Smartphonecafé,<br />
Hilfe rund um Handy Laptop<br />
und Co., Stadtteilbüro FES<br />
& Mehrgenerationenhaus<br />
Kreuztal, Danziger Str. 2<br />
02732/3790<br />
19.30 Treffen der Heimatfreunde<br />
Trupach, Kapellenschule<br />
Si.-Trupbacher<br />
Str. 34, 0271/371022<br />
Jeden 2. Mittwoch<br />
14.30-16.30 Café Zeitlos,<br />
in der EssBar, Siegen,<br />
Schweriner Str. 23, (außer in<br />
den Ferien)<br />
17.30 Gesprächskreis für<br />
pflegende Angehörige<br />
Tagespflege „Bethanien“ Siegen,<br />
Weidenauer Str. 151,<br />
0271/67 34 72- 39<br />
Jeden 3. Mittwoch<br />
16.00 Workshop Ton<br />
fühlen und formen, Angebot<br />
für Menschen mit Demenz<br />
und ihre Angehörigen. Netphen<br />
Untere Industriestr.<br />
57 (begr. Teilnehmerzahl)<br />
0271/ 67 34 72-39<br />
Jeden 4. Mittwoch<br />
14.30-16.30 Café Zeitlos,<br />
in der EssBar, Siegen,<br />
Schweriner Str. 23 (außer<br />
in den Ferien)<br />
15.00 Fit im Kopf- gemeinsam<br />
das Gedächtnis in<br />
Bewegung halten Konferenzzimmer<br />
der Siegerlandhalle,<br />
0271/67 34 72 39<br />
Letzter Mittwoch<br />
14.00-17.00 Seniorencafé,<br />
Stadtteilbüro FES & MGH<br />
Kreuztal, Danziger Str. 2<br />
begrenzte Teilnehmerzahl<br />
02732/3790<br />
15.00-16.30 Selbsthilfegruppe<br />
Frontotemporale<br />
Demenz im Café Auszeit<br />
Kreuztal, Ernsdorfstr. 5<br />
15.00-16.30 Fit im Kopfdas<br />
Gedächtnis in Bewegung<br />
halten, im Konferenzzimmer<br />
der Siegerlandhalle<br />
donnerstags:<br />
10.00-12.00 Seniorenwerkstatt,<br />
„Interkulturelles<br />
Seniorennetzwerke“, Span.<br />
Gemeinde e.V., kath. Gemeindehaus<br />
Siegen, St.-Michaelstraße<br />
3 0271/42517<br />
10-12 Uhr Diakonischer<br />
Freundeskreis Siegen-Süd,<br />
Hilfen für zu Hause, Eiserfeld,<br />
Mühlenstraße 7<br />
12.30 Kunstpause Führung<br />
durch die Wechselausstellung,<br />
MfG Siegen<br />
14.00 Handarbeitstreff,<br />
Stadtteilbüro FES & MGH<br />
Kreuztal, Danziger Str. 2<br />
(Nicht in den NRW-Ferien)<br />
Jeden 1. Donnerstag<br />
16.15 Kochgruppe für<br />
pflegende Angehörige und<br />
Interessierte, Familienzentr.<br />
kath. Kita St. Laurentius Wi.-<br />
Rudersdf. Auf dem Haaren 13,<br />
0271/67 34 72 39<br />
19.00 Tischtennistreff für<br />
Männer, Stadtteilbüro FES<br />
& MGH Kreuztal, Danziger<br />
Str. 2<br />
19.00 SHG Morbus<br />
Crohn, Haus Herbstzeitlos<br />
Si., Marienborner Str. 151<br />
Jeden 2. Donnerstag<br />
15.00 SHG Mitten im<br />
Leben für Menschen mit<br />
Gedächtnisproblemen<br />
KSG-Wohnanlage Si., Weidenauer<br />
Str. 202,<br />
0271/ 6734 --7239<br />
18.00 Gruppentreffen<br />
Omas for Future (Opas<br />
willkommen) Café Kaktus<br />
Freudenberg, Im Kurpark<br />
Jeden 3. Donnerstag<br />
16.30 Musik:Momente<br />
Chor für Menschen mit und<br />
ohne Demenz, Gemeindezentrum<br />
Seelbach, Lilienstr.<br />
14 0271 67347239<br />
19.00 Tischtennistreff für<br />
Männer, Stadtteilbüro FES &<br />
MGH Kreuzt., Danziger Str. 2<br />
Jeden letzten Donnerst.<br />
17.30 Kraft tanken für<br />
die Pflege – Gesprächkreis<br />
für pflegende Angehörige,<br />
Tagespflege Burbach-<br />
Dresselndorf, Westerwaldstr.<br />
86, 0271/67 34 72 39<br />
freitags:<br />
10.00 Lernc@fé digital,<br />
„KlimaWelten“ Hilchenbach,<br />
Kirchweg 17<br />
16.00 Tanzen ab der<br />
Lebensmitte auch ohne<br />
Partner, TanzZentrum<br />
Si.-Geisweid, Birlenbacher<br />
Hütte 16, 0271/84999<br />
18.00 Wochenschlussandacht,<br />
Autobahnkirche,<br />
Wilnsdorf, Info@Autobahnkirche-Siegerland.de<br />
21.00 Tango Milonga,<br />
Café Basico Kreuztal, Hüttenstraße<br />
30<br />
Jeden 1. Freitag<br />
16.00 Reparaturtreff im<br />
Gemeindezentrum „Mittendrin“<br />
Siegen-Geisweid,<br />
Koomanstr. 8<br />
Jeden 2. Freitag<br />
19.00 Stammtisch, ein<br />
Stadtteil - ein Verein, in<br />
der Hainer Schule, Siegen,<br />
Marienborner Str. 151<br />
samstags:<br />
Jeden 3. Samstag<br />
9.00-12.00 Repaircafé,<br />
Kath. Gemeindehs. Erndtebrück,<br />
Birkenweg 2 F. Oldeleer<br />
02759/21495-60<br />
13.00 ALTERAktiv Repaircafé,<br />
Mehrgenerationenzentrum<br />
Siegen,<br />
St.-Johannstr. 7<br />
<strong>01</strong>71/88214-20<br />
Jeden 4. Samstag<br />
13.00 Klimawelten<br />
Repaircafé, Florenburg<br />
Hilchenb., Kirchweg 17,<br />
Ingrid Lagemann<br />
02733/2366<br />
sonntags:<br />
16.00 Öffentliche Führung<br />
durch die Wechselausstellung<br />
Museum für<br />
Gegenwartskunst Siegen<br />
20.00 Salsa Fiesta, Café<br />
Basico Kreuzt., Hüttenstr. 30<br />
Jeden 1. Sonntag<br />
14.00 Johannland-Museum,<br />
geöffnet ab 15<br />
Uhr, Kaffee und Kuchen,<br />
Netphen-Irmgarteichen,<br />
Glockenstraße 19<br />
15.00 Führungen im<br />
Wodanstollen Heimatverein<br />
Salchendorf e.V.,<br />
Neunkirchen, Arbachstr.<br />
28 a, <strong>01</strong>70/ 47706-66<br />
15.00 Trauercafé der<br />
Ambulanten ökumenischen<br />
Hospizhilfe Siegen e.V.,<br />
Pfarrheim Heilig Kreuz<br />
Siegen, Im Kalten Born, <br />
0271/23602-67<br />
15.00 Sonntagscafé<br />
Begegnungszentrum Haus<br />
Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />
Str. 151<br />
15.00 Führung durch<br />
Neu-Entdeckungen Museum<br />
für Gegenwartskunst<br />
Siegen, Unteres Schloss 1<br />
Jeden 2. Sonntag<br />
10.00-12.00 Tausch und<br />
Plausch, Treffen der Briefmarkenfreunde<br />
Netpherland,<br />
Heimatmuseum<br />
Netphen, Lahnstr. 47<br />
02737/2095-27<br />
14.30 Sonntagscafé,<br />
Alten Linde Wilnsdorf-Niederdielfen,<br />
Weißtalstraße<br />
15.00 Sonntagscafè,<br />
des Heimatvereins Niederschelden,<br />
im Bürgerhaus<br />
Siegen-Niederschelden,<br />
Auf der Burg 15<br />
0271/3115-79<br />
Mobile Dienste<br />
Friseure<br />
Netphen: N. Primerano<br />
<strong>01</strong>62-2 69 53 57<br />
Bad Laasphe: I. Scharavin<br />
<strong>01</strong>76-70434995<br />
Jeden 3. Sonntag<br />
14.30 Kaffeeklatsch im<br />
Heimatverein Salchendorf<br />
e.V., Haus Henrichs<br />
Neunkirchen-Salchendorf,<br />
Hindenburgplatz 1<br />
Fußpflege<br />
Siegen: C. Frey<br />
<strong>01</strong>60-95585842<br />
Si., Wilnsdf., Freudenbg:<br />
C. Bruna, <strong>01</strong>515-4316642<br />
Hier könnten auch Ihr Salon / Praxis stehen<br />
72 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 73
Haus Herbstzeitlos<br />
Seniorenbegegnungszentrum der Universitätsstadt Siegen<br />
Verwaltung:<br />
Seniorenbeauftragter 0271 / 404-24 34<br />
Fachberatung Senioren0271 / 404-22 38<br />
ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.<br />
Senec@fé 0271 / 2 50 32 39<br />
montags<br />
57074 Siegen • Marienborner Straße 151<br />
www.unser-quartier.de/haus-herbstzeitlos-siegen<br />
09.00 - 12.00 SeniorenServiceStelle der<br />
Stadt Siegen geöffnet<br />
14.00 - 18.00 ALTERAktiv-Senec@fé<br />
Computertreff<br />
17.00 - 18.00 Tai Chi unter Anleitung<br />
dienstags<br />
09.00 - 12.00 ALTERAktiv-Senec@fé,<br />
Computertreff<br />
10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des<br />
durchblick geöffnet<br />
18.00 - 20.00 Arbeitskr. MitweltZukunft,<br />
0271 / 404-2434<br />
(Nur in geraden Wochen)<br />
Kostenlose<br />
Parkplätze am Haus –<br />
Aufzug vorhanden<br />
Obwohl die Seniorenhilfe Siegen e.V.,<br />
aufgeben musste, bleiben alle von<br />
ihr betreuten Gruppen aktiv! Das ist das<br />
Gute in der schlechten Nachricht!<br />
Wegen Personalmangel konnten die<br />
gesetzlich vorgeschriebenen Vorstandspositionen<br />
des gemeinnützigen Vereins<br />
nicht mehr besetzt werden. Die Seniorenhilfe,<br />
hat deshalb ihre organisatorische<br />
Arbeit zum 31.12.2023 eingestellt.<br />
Damit geht eine ?? jährige Ära zu<br />
Ende, die fast 25 Jahre Haus Herbstzeitlos<br />
stattgefunden hatte.<br />
In dieser Zeit haben die vielfältigen<br />
unterschiedlichen Angebote unzählig<br />
viele Menschen immer wieder erfreut.<br />
mittwochs<br />
09.00 - 10.30 Englisch für Senioren<br />
VHS Kurs Stadt Siegen<br />
09.00 - 12.00 SeniorenServiceStelle der<br />
Stadt Siegen geöffnet<br />
09.00 - 12.00 ALTERAktiv-Senec@fé<br />
Computertreff<br />
10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des<br />
durchblick geöffnet<br />
10.30 - 12.00 Englisch für Senioren<br />
VHS Kurs Stadt Siegen<br />
14.00 - 18.00 ALTERAktiv-Senec@fé<br />
Computertreff<br />
15.00 - 17.00 Singgruppe<br />
17.00 - 20.00 Regenbogentreff<br />
Spielen und Klönen<br />
18.00 - 21.30 Film und Videoclub<br />
14.00 - 16.30 (von Oktober bis März)<br />
Die Singgruppe bleibt, wie bisher<br />
auch, unter der Leitung von Ute Helsper<br />
und trifft sich unverändert jeden<br />
Mittwoch von 15-17 Uhr um fröhlich<br />
und munter gemeinsam zu singen.<br />
Der Literaturkreis um Dorothee<br />
Hellwig hat sich aus inhaltlichen und<br />
thematischen Gründern dem durchblick<br />
angeschlossen, der sich über den Zuwachs<br />
sehr freut, zumal Mitglieder der<br />
Redaktion schon immer dem Kreis angehören.<br />
Der Regenbogentreff mit der Gründerin<br />
Elfriede Holz, trifft sich seit über<br />
durchblick - siegen e.V.<br />
Geschäftsstelle 0271 / 6 16 47<br />
Redaktion <strong>01</strong>71 / 6 20 64 13<br />
Seniorenbeirat 0271 / 404-22 02<br />
SeniorenServiceStelle 0271 / 38 78 6 1 62<br />
Gruppen<br />
Trauercafé 0271 / 23 602-67<br />
Film- und Video-Club 02732 / 1 24 60<br />
Selbstverteidigung <strong>01</strong>60 / 8 30 18 67<br />
Heinzelwerkstatt 0271 / 6 39 61<br />
Englischkurse VHS 0271 / 404-30 46<br />
donnerstags<br />
09.30 - 10.30 Selbstverteidigung<br />
10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des<br />
durchblick geöffnet<br />
11.00 - 12.00 Yoga unter Anleitung<br />
12.15 - 13.15 Yoga auf dem Stuhl<br />
0271 / 404-2202<br />
14.00 - 16.30 Das Heinzelwerk<br />
Werkstatt geöffnet<br />
samstags<br />
09.00 - 12.00 Wandergruppe des<br />
Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen. Termine<br />
auf Anfrage<br />
^ 0271 / 404-24 34<br />
Bushaltestelle: Blumenstraße<br />
Busse ab zentraler Omnibusbahnhof Siegen:<br />
B 1-2: Linien R 12, R 13, R 17, L 109.<br />
Zuversichtlich ins neue Jahr gestartet<br />
Alle Gruppen im Haus Herbstzeitlos sind voller Pläne<br />
32 Jahren zu Karten- Brettspielen und zum<br />
Klönen auch weiterhin im Haus Herbstzeitlos.<br />
Infos unter 0271 / 39 45 45.<br />
Die Singgruppe.<br />
März<br />
8. Freitag<br />
19.00 Frauen formen Siegen, Ausstellungsprojekt,<br />
KrönchenCenter<br />
Siegen, Markt 25<br />
10. Sonntag<br />
15.00 Nachmittags-Café Warm<br />
und Schön, ein Angebot für<br />
Siegener*innen mit kleinem Gel<strong>db</strong>eutel,<br />
Pfarrheim St. Peter und Paul<br />
Siegen, Peter-Paul-Str. 9<br />
21. Donnerstag<br />
19.00 Vortrag: Die Entwicklung<br />
der Stadt Siegen in ihrem regionalen<br />
Umfeld anhand historischer<br />
Karten und Pläne, Vortragsreihe<br />
Schlaglichter zur Siegener<br />
Stadtgeschichte, im Ratssaal Rathaus<br />
Siegen Markt 2<br />
26. Dienstag<br />
9.30 Betriebsbesichtigung Deutsche<br />
Edelstahlwerke Geisweid, Obere<br />
Kaiserstr. 6, Tor 3. Begrenzte Teilnehmerzahl<br />
0271/404-2535<br />
April<br />
13. Samstag<br />
17.00 Konzert der Fritz-Busch-Musikschule<br />
mit dem Siegener Blasorchester,<br />
Siegerlandhalle, Eintritt frei<br />
16. Dienstag<br />
17.00 Eröffnung der Foto-Ausstellung,<br />
Der Siegener Marktplatz im<br />
Wandel, KrönchenCenter Siegen<br />
18. Donnerstag<br />
19.00 Vortrag: Die Siegener Oberstadt<br />
nach 1945 – Wiederaufbau<br />
in lokaler Tradition? Rathaus Siegen<br />
20. Samstag<br />
18.00 Gemeinschaftliches Konzert<br />
Marinekameradschaft mit dem<br />
Shanty-Chor Plauen 1899 e.V. und<br />
dem Shanty-Chor Berlin e.V., Weißtalhalle<br />
Siegen, Blumertsfeld 2<br />
27. Samstag<br />
18.00 Talk unterm Krönchen,<br />
Kirche in der pluralistischen Stadtgesellschaft,<br />
Nikolaikirche Siegen<br />
28. Sonntag<br />
10.00 Kantatengottesdienst in der<br />
Nikolaikirche Siegen<br />
15.30 Festveranstaltung des Seniorenbeirates<br />
der Stadt Siegen, anschließend<br />
Aufführung der Dreigroschenoper<br />
von Berthold Brecht, im<br />
Apollo-Theater Siegen, Morleystraße 1<br />
Mai<br />
04.Samstag<br />
10.00 Ausstellungsbeginn Siegen.<br />
Fremde. Heimat. im Siegerlandmuseum,<br />
Oberes Schloss 2<br />
08. Mittwoch<br />
14.30 Wie einst im Mai, die beliebte<br />
Seniorenveranstaltung Siegerlandhalle<br />
10. Freitag<br />
Siegener Mobilitätstage <strong>2024</strong><br />
Ausstellungen und Aktivitäten in der<br />
Siegener Oberstadt<br />
11. Samstag<br />
Siegener Mobilitätstage <strong>2024</strong><br />
Ganztägig Schnauferl-Rallye in der<br />
gesamten Siegener Oberstadt<br />
Siegener Mobilitätstage <strong>2024</strong><br />
18.00 9. Siegener BälleRennen<br />
Siegener Oberstadt<br />
14.Dienstag<br />
18.00 Vortrag: Die Freiheit wird<br />
einem nicht angeboren, sie wird<br />
nicht geschenkt, sie will erarbeitet<br />
sein, VHS KrönchenCenter Siegen,<br />
Markt 25<br />
16. Donnerstag<br />
19.00 Vortrag: Zwiespalt unter dem<br />
Krönchen: Leben in der bikonfessionellen<br />
Stadt Siegen seit 1612,<br />
Vortragsreihe Schlaglichter zur Siegener<br />
Stadtgeschichte, Ratssaal im<br />
Rathaus Siegen, Markt<br />
25.Samstag<br />
11.00 Tag der Begegnung Verschiedene<br />
Gruppen und Initiativen<br />
stellen sich vor. Siegbrücke und Jakob-Scheiner-Platz<br />
in der Siegener<br />
Unterstadt<br />
10.00 Westfalentag eintägige Tagung<br />
mit Vorträgen, Workshops und<br />
Exkursionen, Siegerlandhalle Siegen,<br />
Koblenzer Straße 151<br />
74 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 75
Einfach<br />
hingehen, ohne<br />
Anmeldung!<br />
1. Freitag<br />
19.30 Konzert der Philharmonie Südwestfalen:<br />
Werke von Strauß und<br />
Bruckner, Apollo-Theater Siegen,<br />
20.00 Multivision mit Live-Kommentar,<br />
Kai-Uwe Küchler - Cornwall und<br />
Südengland, Otto-Reiffenrath-Haus,<br />
Neunkirchen, Bahnhofstr. 1<br />
20.00 Jochem Malsheimer, Statt<br />
wesentlich die Welt bewegt, habe ich<br />
wohl das Meer gepflügt, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
20.00 Klavierkabarett: William Wahl,<br />
Nachts sind alle Tasten grau, Gebrüder-Busch-Theater,<br />
Dahlbruch<br />
2. Samstag<br />
19.00 Die verrückt-phantastischen<br />
Abenteuer des anderen<br />
Grimm, Eichener Hamer Kreuztal,<br />
Am Parkplatz 2<br />
19.30 Schauspiel spielt Chorgesang,<br />
Wie im Himmel, Landestheater Detmold,<br />
Apollo-Theater Siegen<br />
19.30 Theater: GROSSRAUM, Tanzprojekt<br />
der Theaterwerkstatt, Bruchwerktheater<br />
Siegen, Siegbergstraße 1<br />
19.30 Klassik trifft Pop mit einem<br />
Quartett der Philarmoniker, Alte Linde,<br />
Wilnsdorf-Niederdielfen, Weißtalstr. 2<br />
3. Sonntag<br />
10.30 Bücher: Brunch - Moderator<br />
Crauss trifft Lydia Daher, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
16.00 Vernissage: Ausstellung VIEL-<br />
SCHICHTIG KulturFlecken, Freudenberg,<br />
Am Silberstern 4a<br />
19.30 Theater: GROSSRAUM, Tanzprojekt<br />
der Theaterwerkstatt, Bruchwerktheater<br />
Siegen, Siegbergstraße 1<br />
März<br />
6. Mittwoch<br />
20.00 Kirchen und Kino – Nicht<br />
ganz koscher, Residenz-Kino-Center<br />
Bad Laasphe, Brückenstr. 2<br />
7. Donnerstag<br />
19.30 Anne Folger zu Weltfrauentag:<br />
Fußnoten sind keine Reflexzonen,<br />
Aula des Johannes-Althusius-Gymnasiums<br />
Bad Berleburg, Im<br />
Herrengarten 11<br />
8. Freitag<br />
19.00 KulturFleckenSilberstern:<br />
Candlelight-Lesung, Thomas Brokamp,<br />
Freudenberg, Am Silberstern 4<br />
20.00 Jazzclub Oase: Albie Donnelly<br />
- BIG THING, Jazz, Blues &<br />
Soul, Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Straße<br />
18<br />
20.00 kreuztalkultur, Comedy: Solo-Programm<br />
mit Abdelkarim, Wir<br />
beruhigen uns, Eichener Hamer<br />
Kreuztal, Am Parkplatz 2<br />
20.00 Schauspiel mit Musik: Don<br />
Quijote zwischen Realität und<br />
Fantasie, Heimhof-Theater Burbach,<br />
Heimhofstr. 7a<br />
20.00 Jubiläums-Tournee: American<br />
String Quartet, Gebrüder-<br />
Busch-Theater, Hilchen-Dahlbruch,<br />
Bernhard-Weiss-Platz<br />
9. Samstag<br />
14.00 Second Hand Mode Event -<br />
Frühlingsedition, Vintage Kontor, Kirchen,<br />
Hauptstraße 17<br />
19.00 Lies Pauwels muziektheater<br />
in Koproduktion mit DESINGEL &<br />
B'ROCK Orchestra, Siegerlandhalle<br />
19.30 Hommage auf TINA – The<br />
Rock Legend, Siegerlandhalle Siegen<br />
19.30 Schauspiel: Theaterprojekt<br />
PING, Bruchwerk Theater Siegen,<br />
Siegbergstraße 1<br />
20.00 Ein-Mann-Musical: Tino Selbach<br />
spielt Macho Man, Heimhof-<br />
Theater Burbach, Heimhofstr. 7a<br />
20.00 Theater: Die Dame vom<br />
Maxim, Sängerheim der Liedertafel,<br />
Freudenberg, Am Silberstern 23<br />
20.00 KulturFleckenSilberstern: DIE<br />
NIERE - mit dem Konnex Theater,<br />
Technikmuseum Freudenberg, Olper<br />
Straße 5<br />
10. Sonntag<br />
14.00 Sonntagscafé, Mehrgenerationshaus<br />
Kreuztal, Danziger Str.2<br />
15.00 kreuztalkultur, Teddybärenkonzert<br />
Peter und der Wolf, mit der<br />
Philharmonie Südwestfalen, Otto-<br />
Flick-Halle, Kreuztal, Moltkestr. 12W<br />
15.00 Ausstellung VIELSCHICH-<br />
TIG KulturFlecken, Freudenberg,<br />
Am Silberstern 4a<br />
18.00 Film: Livevertonung<br />
Stummfilm, Großmutters<br />
Liebling, Filmpalast im Heimhof-Theater,<br />
Heimhofstr. 7a<br />
19.00 Konzert: Passionskantaten<br />
: Musik vom Leiden und<br />
Hoffen, Ev. Martinikirche Siegen,<br />
Grabenstraße 27<br />
19.30 Show: Dance Masters<br />
- Best of Irish Dance, Siegerlandhalle<br />
Siegen<br />
19.30 Schauspiel: Theaterprojekt<br />
PING, Bruchwerk<br />
Theater Siegen, Siegbergstraße<br />
1<br />
11. Montag<br />
19.30 Spass bei Tango, Man<br />
muss das Leben tanzen,<br />
Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.<br />
18<br />
12. Dienstag<br />
19.00 Filmklub Kurbelkiste: zum<br />
Internationalen Frauentag, Keiner<br />
schiebt uns weg, Kulturhaus Lÿz<br />
Siegen, St.-Johann-Str.18<br />
14. Donnerstag<br />
14.30 durchblick- LiteraturCafé,<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
20.00 Show: SIXX PAXX Magic Tour,<br />
Tanz, Gesang, Zauberei, Siegerlandhalle<br />
Siegen, Koblenzer Str. 151<br />
15. Freitag<br />
19.30 Schauspiel: Theaterprojekt<br />
PING, Bruchwerk Theater Siegen,<br />
Siegbergstraße 1<br />
Einfach<br />
hingehen, ohne<br />
Anmeldung!<br />
Jazz & Friends, Konzert der FRITZ-BUSCH-Musikschule am 19. März im Kulturhaus Lÿz<br />
20.00 Konzert: Anika Nilles, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.18<br />
20.00 kreuztalkultur, Dialog: Barbara<br />
Auer & Walter Sittler, Unsere<br />
Seelen bei Nacht, Eichener Hamer<br />
Kreuztal, Am Parkplatz 2<br />
16. Samstag<br />
15.00 Kinderchormusical: Shelly<br />
– Eine Schildkröte räumt auf, Ev.<br />
Martinikirche Siegen, Grabenstraße 27<br />
19.00 Kantorei Siegen: Aufführung<br />
der Johannes-Passion, Ev. Kirche Hilchenbach,<br />
Kirchplatz 1<br />
19.30 Schauspiel: Theaterprojekt<br />
PING, Bruchwerk Theater Siegen,<br />
Siegbergstraße 1<br />
19.30 Helge Schmidt in Tax<br />
for free, Apollo-Theater Siegen,<br />
Morleystr. 1<br />
20.00 Kabarett: Wilfried<br />
Schmickler, Es hört nicht<br />
auf, Kulturhaus Lÿz Siegen,<br />
St.-Johann-Str.18<br />
17. Sonntag<br />
11.00 Trödelmarkt für Jedermann,<br />
Bismarckplatz, Siegen-Weidenau<br />
15.00 Ausstellung VIEL-<br />
SCHICHTIG KulturFlecken,<br />
Freudenberg, Am Silberstern<br />
4a<br />
15.00 Koblenzer Puppenspiele:<br />
Nulli und Priesemut:<br />
Angsthase, Pfeffernase!,<br />
Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-<br />
Johann-Str.18<br />
17.00 kreuztalkultur, xpeditionen<br />
SPECIAL: Die Seele<br />
des Waldes, von Stefan<br />
Erdmann, Eichener Hamer,<br />
Kreuztal<br />
17.00 kreuztalkultur, Intermezzo<br />
Musicals & More,<br />
Turn- und Festhalle Kreuztal-<br />
Buschhütten, Buschhüttener<br />
Str. 91<br />
19.30 Komödie: Rent a<br />
Friend, Schlosspark Theater<br />
Berlin, Apollo-Theater Siegen,<br />
19. Dienstag<br />
15.30 Digitaler Themennachmittag,<br />
Navigieren mit dem Smartphone<br />
(Google Maps), Mehrgenerationshaus<br />
Kreuztal, Danziger Str. 2<br />
20.00 Jazz & Friends, Jahreskonzert<br />
der FRITZ-BUSCH-Musikschule<br />
<strong>2024</strong>, im Kulturhaus Lÿz Siegen<br />
20. Mittwoch<br />
19.30 Widerworte, Talk im Rahmen<br />
der Reiher, WO WORTE WIRBELN,<br />
Bruchwerk Theater Siegen, Siegbergstraße<br />
1<br />
20.00 Viktoria Filmtheater : Holy Spider,<br />
Hilchenbach-Dahlbruch<br />
Vortragsveranstaltungen<br />
des Seniorenbeirates der<br />
Stadt Siegen und der<br />
Senioren-Service-Stelle<br />
Haus Herbstzeitlos,<br />
Marienborner Str. 151<br />
Siegen-Hain<br />
Anzeige<br />
14. März 14.30 Uhr<br />
Auffrischung 1. Hilfe<br />
und Defibrillator<br />
Referent: DRK Kreisvereinigung<br />
Siegen-Wittgenstein<br />
18. April 14.30 Uhr<br />
Wenn es brenzlig wird –<br />
Die Feuerwehr kommt<br />
Referent: Olaf Pohlmann<br />
Feuerwehr Stadt Siegen<br />
16. Mai 14.30 Uhr<br />
Pflegegradeinstufung und<br />
deren Leistungen<br />
Referentin: Kerstin Fey<br />
Fachberatung Leben im Alter<br />
- Stadt Siegen<br />
76 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 77
Einfach<br />
hingehen, ohne<br />
Anmeldung!<br />
21. Donnerstag<br />
16.30 Für Strickfreunde: Wolle Nadel,<br />
Stadtbibliothek Siegen, Krönchen<br />
Center, Markt 25<br />
19.30 Schauspiel von Dennis Kelly,<br />
DER WEG ZURÜCK, Bruchwerk Theater<br />
Siegen, Siegbergstraße 1<br />
19.30 Lesung: Alexandra Zykunov,<br />
Wir sind doch alle längst gleichberechtigt!,<br />
Kulturhaus Lÿz Siegen<br />
20.00 Show: HELGE and his Travelling<br />
Stars KATZENKLO AUF RÄDER,<br />
Siegerlandhalle Siegen<br />
22. Freitag<br />
15.00 SpieleTreff mit Pen&Paper<br />
für Einsteiger, Stadtbibliothek Siegen,<br />
Krönchen Center, Markt 25<br />
1. Montag<br />
10.00 Erfreut euch, ihr Herzen:<br />
Bachkantate zu Ostern,<br />
Ev. Martinikirche Siegen, Grabenstraße<br />
27<br />
2. Dienstag<br />
19.30 Konzert: Sugar, Männer<br />
haben hier keinen Platz,<br />
Apollo-Theater Siegen<br />
3. Mittwoch<br />
16.30 Für Strickfreunde:<br />
Wolle Nadel, Stadtbibliothek<br />
Siegen, Krönchen Center,<br />
Markt 25<br />
6. Samstag<br />
19.30 Theater: Monolog eines<br />
Hundes, Ich, AKIRA, Bruchwerk<br />
Theater Siegen, Siegbergstraße<br />
1<br />
März<br />
20.00 Comedy: Helene Bockhorst,<br />
NIMM MICH ernst, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
19.30 Konzert der Philharmonie<br />
Südwestfalen: Musik von Sibelius &<br />
Prokofjew, Apollo-Theater Siegen,<br />
20.00 Schauspiel: Miss Daisy und<br />
ihr Chauffeur, Aula des Gymnasiums<br />
Wilnsdorf, Hoheroth 94<br />
23. Samstag<br />
11.00 Mädelsflohmarkt, Haus des<br />
Gastes, Bad Laasphe, Wilhelmsplatz 3<br />
19.30 Theater: JEPPS, Burghofbühne<br />
Dinslaken, Apollo-Theater Siegen<br />
20.00 Kabarett: Philipp Scharrenberg,<br />
Verwirren ist menschlich, Heimhof-<br />
Theater Burbach, Heimhofstr. 7a<br />
April<br />
20.00 Siegener Metaller Geballer,<br />
Cobra Spell, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen<br />
24. Sonntag<br />
11.00 Trödelmarkt für Jedermann,<br />
I.H.W. Park Eiserfeld,<br />
Siegen<br />
15.00 Pettersson und Findus<br />
und der Hahn im Korb,<br />
Landestheater Detmold, Apollo-Theater<br />
Siegen<br />
17.30 Konzertreihe: Kooperation<br />
mit der Philharmonie<br />
Südwestfalen Winterkonzert<br />
im Siegerlandmuseum Oberes<br />
Schloss, Siegen<br />
20.00 Siegener Metaller Geballer<br />
Cobra Spell-Snakebite-<br />
Pussy Sister Kulturhaus Lÿz<br />
Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
27. Mittwoch<br />
19.30 Wer Probt, hat Angst, Wettkampf<br />
im Improvisationstheater,<br />
Bruchwerk Theater Siegen, Siegbergstraße<br />
1<br />
28. Donnerstag<br />
14.30 durchblick-LiteraturCafé,<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
19.30 Theater: Beben von Maria<br />
Milisavljevic, Bruchwerk Theater Siegen,<br />
Siegbergstraße 1<br />
31. Sonntag<br />
11.00 Trödelmarkt für Jedermann,<br />
METRO Parkplatz Siegen-Eiserfeld,<br />
Eiserfelder Straße 176<br />
7. Sonntag<br />
18.00 kreuztalkultur, Konzert:<br />
Peter Autschbach TA2, Weiße<br />
Villa in Dreslers Park, Kreuztal<br />
19.00 Konzertlesung mit Musik<br />
& Anekdoten, Dieter Falk &<br />
Son, Heimhof-Theater Burbach<br />
10. Mittwoch<br />
20.00 Kirchen und Kino, Roter<br />
Himmel, Residenz-Kino-Center<br />
Bad Laasphe, Brückenstr. 2<br />
11. Donnerstag<br />
14.30 durchblick-LiteraturCafé,<br />
Begegnungszentrum<br />
Haus Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />
Str. 151<br />
20.00 kreuztalkultur, Kabarett:<br />
Tobias Mann, Mann gegen<br />
Mann, Eichener Hamer Kreuztal,<br />
Am Parkplatz 2<br />
12. Freitag<br />
20.00 The Taste of Music: Klavierund<br />
Orgelabend, Ev. Martinikirche<br />
Siegen, Grabenstraße 27<br />
20.00 Paul Panzer: APAULKALYP-<br />
SE – Jede Reise geht einmal zu Ende,<br />
Siegerlandhalle Siegen<br />
20.00 Magie zwischen Lachen<br />
und Staunen mit Thorsten Rosenthal,<br />
KulturFlecken, Freudenberg,<br />
Am Silberstern 4a<br />
13. Samstag<br />
19.00 Konzert: Dire Straits-Tribute-<br />
Band, dIRE sTRAts, Dreisbachhalle<br />
Netphen Dreis-Tiefenbach, Hüttenwiese<br />
6<br />
20.00 Konzert: Demon's Eye, The<br />
Golden Years of Deep Purple, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
20.00 Lesung: Anja und Gerit Kling,<br />
Dann eben ohne Titel ..., Gebrüder-Busch-Theater,<br />
Hilchenbach-<br />
Dahlbruch, Bernhard-Weiss-Platz<br />
14. Sonntag<br />
14.00 Sonntagscafé, Mehrgenerationshaus<br />
Kreuztal, Danziger Str.2<br />
15.00 Musiktheater: Emil und die<br />
Detektive, Apollo-Theater Siegen<br />
16. Dienstag<br />
15.30 Digitaler Themennachmittag,<br />
Medienkompetenz: Seriöse<br />
von unseriösen Inhalten unterscheiden,<br />
Mehrgenerationshaus Kreuztal,<br />
Danziger Str. 2<br />
17. Mittwoch<br />
19.30 Elena Uhlig & Fritz Karl: Beziehungsstatus:<br />
erledigt, Apollo-<br />
Theater Siegen, Morleystr. 1<br />
19.30 Philharmonie Südwestfalen:<br />
Wagner, Mercadante, Berlioz,<br />
Apollo-Theater Siegen, Morleystr. 1<br />
18. Donnerstag<br />
16.30 Für Strickfreunde: Wolle Nadel,<br />
Stadtbibliothek Siegen, Krönchen<br />
Center, Markt 25<br />
18.00 Film: Kooperation von<br />
DGHS und Seniorenbeirat der<br />
Stadt Siegen: Alles ist gut gegangen,<br />
Viktoria Filmtheater<br />
Hi.- Dahlbruch<br />
19.00 Blaze Bayley: Unstoppable<br />
Tour <strong>2024</strong>, Vortex Surfer<br />
Musikclub, Siegen-Weidenau,<br />
Auf den Hütten 4<br />
19. Freitag<br />
19.30 Konzert: Philharmonie<br />
Südwestfalen: Wagner, Mercadante,<br />
Berlioz, Apollo-Theater<br />
Siegen<br />
20. Samstag<br />
18.00 Shanty-Konzert: Melodie der<br />
Meere, anläßlich 800-Jahre Siegen,<br />
Weißtalhalle, Kaan Marienborn<br />
19.30 Casa Tango mit Walter Sievert<br />
und Band, Alte Linde, Wilnsdorf-<br />
Niederdielfen, Weißtalstr. 2<br />
21. Sonntag<br />
19.00 A-Cappella-Gruppe Rock4 :<br />
The Vocal Experience, Heimhof-<br />
Theater Burbach, Heimhofstr. 7a<br />
19.30 Kabarett: Jürgen B. Hausmann,<br />
25 Jahre - Dat is e Ding!<br />
Bürgerhaus am Markt Bad Berleburg,<br />
Marktplatz 1a<br />
19.30 Anselm Nefts Roman: Vom<br />
Licht, Theater an der Ruhr, Apollo-<br />
Theater Siegen, Morleystr. 1<br />
23. Dienstag<br />
19.30 Ungefähr Nathan, Landestheater<br />
Detmold , Apollo-Theater<br />
Siegen, Morleystr. 1<br />
24. Mittwoch<br />
20.00 Viktoria Filmtheater: Nicht<br />
ganz koscher, Hilchenbach-Dahlbruch,<br />
Bernhard-Weiss-Platz 6<br />
26. Freitag<br />
15.00 SpieleTreff mit Pen&Paper<br />
für Einsteiger, Stadtbibliothek Siegen,<br />
Krönchen Center, Markt 25<br />
19.30 Schauspiel von Dennis Kelly,<br />
DER WEG ZURÜCK, Bruchwerk<br />
Theater Siegen, Siegbergstraße 1<br />
27. Samstag<br />
19.30 Kriminalkomödie: Acht Frauen,<br />
theaterlust, Apollo-Theater Siegen,<br />
Morleystr. 1<br />
19.00 Hörgerät, ...rocken ohne<br />
Strom, Die Kultband des Siegerlandes,<br />
Heimhof-Theater Burbach,<br />
Heimhofstr. 7a<br />
28. Sonntag<br />
15.30 Festveranstaltung des Seniorenbeirates<br />
der Stadt Siegen, anschließend<br />
Aufführung der Dreigroschenoper<br />
von Berthold Brecht, im<br />
Apollo-Theater Siegen, Morleystraße 1<br />
17.00 kreuztalkultur, Frühjahrskonzert<br />
mit dem Blasorchesters<br />
Stadt Kreuztal, Kreuzkirche<br />
Kreuztal, Martin-Luther-Str. 1<br />
19.00 Ingrid Kühne - Von Liebe allein<br />
wird auch keiner satt, Siegerlandhalle<br />
Siegen, Koblenzer Str. 151<br />
Hörgerät... rocken ohne Strom, am 27. April 19 Uhr, Heimhof-Theater Burbach<br />
78 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 79
Einfach<br />
hingehen, ohne<br />
Anmeldung!<br />
Mai<br />
11. Samstag<br />
19.30 Berlin zur Zeit der Weimarer<br />
Republik: Fabian, Apollo-Theater<br />
Siegen<br />
Einfach<br />
hingehen, ohne<br />
Anmeldung!<br />
Mittwoch 08. Mai 14.30 Uhr<br />
„Wie einst im Mai“<br />
12. Sonntag<br />
16.00 Muttertags-Konzert mit dem<br />
Duo Rosenpfeffer, Vintage Kontor,<br />
Kirchen (Sieg), Hauptstraße 17<br />
Leonard-Gläser-Saal<br />
Siegerlandhalle Siegen<br />
Eintritt: 6,00 Euro<br />
Anlässlich des 800-jährigen Stadtjubiläums<br />
erwartet Sie eine besondere Veranstaltung mit<br />
Walk Acts, Musikgruppen und Chören,<br />
Unterhaltungsmusikern und vielem mehr.<br />
Ein Conférencier wird durchs Programm führen.<br />
13. Montag<br />
19.30 Der Bach-Chor lädt herzlich<br />
zum Mitsingen ein: Wer mich liebet,<br />
Ev. Gemeindehaus Siegen-Kaan-Marienborn,<br />
Augärtenstr. 4<br />
14. Dienstag<br />
20.00 kreuztalkultur, Kabarett: Gerhard<br />
Polt und die Well-Brüder<br />
aus´m Biermoos, Otto-Flick-Halle,<br />
Kreuztal, Moltkestr. 12<br />
2. Donnerstag<br />
20.00 Bachabend mit Studierenden<br />
der Uni.- Siegen, Ev. Martinikirche<br />
Siegen, Grabenstraße 27<br />
3. Freitag<br />
19.30 Theater: Monolog eines Hundes,<br />
Ich, AKIRA, Bruchwerk Theater<br />
Siegen, Siegbergstraße 1<br />
4. Samstag<br />
20.00 Zaubershow: DESiMO Manipulation!<br />
Heimhof-Theater Burbach,<br />
Heimhofstr. 7a<br />
5. Sonntag<br />
11.00 Bad Laaspher Schaufenster,<br />
Haus des Gastes, Bad Laasphe,<br />
Wilhelmsplatz 3<br />
17.00 Konzert: Eine Reise nach<br />
Spanien, Kammermusik mit Musikern<br />
der Philharmonie Südwestfalen,<br />
Ginsburg bei Hilchenbach-Lützel<br />
19.00 Bach-Chor-Siegen: Ola Gjeilo,<br />
Sunrise Mass, Ev. Martinikirche Siegen,<br />
Grabenstraße 27<br />
19.30 Neue Show von Maybebop:<br />
Muss man mögen, Apollo-Theater<br />
Siegen, Morleystr. 1<br />
6. Montag<br />
19.30 Der Bach-Chor lädt herzlich<br />
zum Mitsingen ein: Wer mich liebet,<br />
Ev. Gemeindehaus Siegen-Kaan-Marienborn,<br />
Augärtenstr. 4<br />
7. Dienstag<br />
15.00 Picknick im Gemeinschaftsgarten,<br />
Kreuztal, Danziger Straße<br />
8. Mittwoch<br />
16.30 Für Strickfreunde: Wolle Nadel,<br />
Stadtbibliothek Siegen, Krönchen<br />
Center, Markt 25<br />
16. Donnerstag<br />
10.30 Für Strickfreunde: Wolle Nadel,<br />
Stadtbibliothek Siegen, Krönchen<br />
Center, Markt 25<br />
19.00 Impulsvortrag: Tradition -<br />
überlebt' Eine Kraftquelle, Städtische<br />
Galerie Haus Seel Siegen,<br />
17. Freitag<br />
19.30 Schauspiel von Dennis Kelly:<br />
DER WEG ZURÜCK, Bruchwerk Theater<br />
Siegen, Siegbergstraße 1<br />
18. Samstag<br />
14.00 Der Bach-Chor lädt herzlich<br />
zum Mitsingen ein: Wer mich liebet,<br />
Ev. Gemeindehaus Siegen-Kaan-Marienborn,<br />
Augärtenstr. 4<br />
19. Sonntag<br />
9.00 Wer mich liebet, Bachkantate<br />
zu Pfingsten, Ev. Kirche Kaan-Marienborn,<br />
Augärtenstraße 6<br />
19.00 KulturPur: Die Fantastischen<br />
Vier, Zelttheater auf dem<br />
Giller, bei Hilchenbach-Lützel<br />
20. Montag<br />
19.00 KulturPur: Die Fantastischen<br />
Vier, Zelttheater auf dem Giller,<br />
bei Hilchenbach-Lützel<br />
21. Dienstag<br />
15.30 Digitaler Themennachmittag,<br />
Kaufen und Verkaufen (Kleinanzeigen)<br />
Mehrgenerationshaus Kreuztal,<br />
Danziger Str. 2<br />
22. Mittwoch<br />
19.30 Die großen Themen: Studio<br />
für Neue Musik der Universität Siegen,<br />
Apollo-Theater Siegen<br />
20.00 Viktoria Filmtheater: Roter<br />
Himmel, Hilchenbach-Dahlbruch<br />
23. Donnerstag<br />
14.30 durchblick-LiteraturCafé,<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
25. Samstag<br />
10.00 Grenzenloses Wandervergnügen<br />
Oberes Lahntal, ganztägig,<br />
Schutzhütte Niederlaasphe, Bad<br />
Laasphe, Hainweg<br />
19.30 Theater: Aufguss, Landesbühne<br />
Rheinland-Pfalz Schlosstheater<br />
Neuwied, Apollo-Theater Siegen,<br />
26. Sonntag<br />
7.30 Grenzenloses Wandervergnügen<br />
Oberes Lahntal, ganztägig,<br />
Schutzhütte Niederlaasphe, Bad<br />
Laasphe, Hainweg<br />
11.00 KulturFleckenSilberstern:<br />
KUNST IM PARK, Freudenberg, Villa<br />
Bubenzer, Villa-Bubenzer-Weg 7<br />
31. Freitag<br />
15.00 SpieleTreff mit Pen&Paper<br />
für Einsteiger, Stadtbibliothek Siegen,<br />
Krönchen Center, Markt 25<br />
Zaubershow: Manipulation! am 4. Mai 20 Uhr im Heimhof-Theater Burbach,<br />
9. Donnerstag<br />
14.30 durchblick-LiteraturCafé,<br />
Begegnungszentrum<br />
Haus Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />
Str. 151<br />
KulturPur am Rothaarsteig 32. Int. Musik- und Theaterfestival auf dem Giller bei Hilchenbach-Lützel<br />
80 durchblick 1/<strong>2024</strong><br />
Rund 60.000 Besucher und 300 Künstler machen das internationale Musik- und Theaterfestival zu einem der größten naturnahen<br />
Zeltfestivals in Europa und sorgen mit rund 80 Veranstaltungen an fünf Tagen dafür, dass die Heidefläche am Rande des<br />
Rothaargebirges immer wieder zum kulturellen „Wallfahrtsort“ für Festivalfreunde aus ganz Deutschland wird. Aufregende<br />
Showlegenden und Highlights wie die bereits ausverkauften Konzerte der Fantastischen Vier, die am Sonntag (19.5.) und<br />
Pfingstmontag (20.5.) die Zeltkathedrale zum Beben bringen, die exklusive Eigenproduktion der Philharmonie Südwestfalen am<br />
Donnerstag (16.5.), oder die Techno-Marching Band MEUTE, die am Festivalfreitag (17.5.) für frischen Wind auf dem Kamm des<br />
Rothaargebirges sorgt, sind sicher auch <strong>2024</strong> ein Grund für eine KulturPur-Erfolgsgeschichte: Ein weiterer, wenn nicht der Hauptanziehungspunkt<br />
für Familien und Tagesausflügler sind dagegen die umfangreichen Nachmittags- und Open-Air-Programme.<br />
Die Zutaten für den einzigartigen „Umsonst und Draußen-Mix“ sind garantiert liebenswürdig und oft auch etwas schräg. Ob<br />
live Musik drinnen oder draußen, spontan kostenlos oder für ‚wenig Geld im großen Zelt‘, auf Schusters Rappen oder mit einer<br />
Vorverkaufskarte kostenlos im Bus: Das Programm bei KulturPur bietet garantiert für alle etwas und das auch noch umweltbewusst.<br />
Karten gibt es über www.kulturpur-festival.de und die Sparkassen-Hotline von ProTicket Tel. <strong>01</strong>803/742654.
Unterhaltung / Impressum<br />
Es fiel uns auf, …<br />
…dass Granfluencer die neuen Internet-Stars sind.<br />
Leute, die im Internet viele andere erreichen, sind uns ja<br />
heute als Influencer bekannt. Aber Granfluencer? Die Wortschöpfung<br />
aus „Grandparents“ (dt.: Großeltern) und Influencer<br />
steht für ältere Social-Media-Stars. So hat die New<br />
Yorkerin Iris Apfel drei Millionen Instagram-Follower und<br />
ist bereits 102 Jahre alt. Andere Beispiele sind Günther<br />
Krabbenhöft, der sich seinen 280000 Followern als „Hipster-Opa“<br />
(Ende 70) stets elegant im Anzug zeigt oder die<br />
83-jährige Erika Rischko mit 115000 Followern.<br />
…dass eine Pille bald den Sport ersetzen könnte.<br />
Schneller Stoffwechsel und bessere Ausdauer lassen sich eigentlich<br />
nur mit Training erreichen. US-Wissenschaftler entwickeln<br />
jedoch gerade eine „Sportpille“, die dieselben positiven<br />
Effekte im Körper auslösen soll. Das Medikament SLU-PP-332<br />
kann den Muskeln vorgaukeln, sportlich aktiv gewesen zu sein.<br />
Allerdings sind noch weitere Studien notwendig.<br />
…dass das Volksgetränk Kaffee unsere Zellen schützt.<br />
Das beliebteste Heißgetränk hierzulande ist bekanntlich der<br />
Kaffee. Die Deutschen trinken davon im Durchschnitt vier<br />
Tassen pro Tag. Das Getränk liefert wertvolle Stoffe, die vor<br />
Krankheiten schützen können. Der Altersforscher Prof. Dr. Albert<br />
Augustin erklärt, dass bei Kaffeetrinkern die Telomere<br />
verlängert werden können, das sind die „Schutzkappen“ unserer<br />
Chromosomen, die das Erbgut vor Schäden bewahren.<br />
Telomere gelten als wahre Jungbrunnen: Je länger sie sind,<br />
desto eher bleibt man bis ins hohe Alter gesund. homa<br />
Gedächtnistraining – Lösungen von Seite 58 / 59<br />
Behauptungen zu März: 1. richtig. 2. falsch: Der Frühlingsbeginn<br />
liegt immer zwischen dem 19. und 21. März. 3. richtig:<br />
Die Stockente wurde so genannt, weil sie schon im März mit<br />
der Eiablage beginnt. 4. richtig: Der römische Kalender begann<br />
ursprünglich mit dem März als erstem Monat. 5. falsch: Das<br />
Märzchen ist ein typisches Geschenk zum ersten März. Es besteht<br />
aus einer rot-weißen Schnur, meistens mit einem kleinen<br />
Anhänger, und ist oft an einer Bluse oder einem anderen Kleidungsstück<br />
befestigt. 6. richtig. 7. richtig: Der korrekte Name<br />
ist Frühlings-Knotenblume. 8. falsch: Merzvieh sind zur Zucht<br />
ungeeignete Nutztiere, die daher ausgemerzt (getötet) werden.<br />
Wer sitzt neben wem?: Adele, Horst, Anne, Ernst, Ulla.<br />
Winterwörter: 1. Skilanglauf und Eiskunstlauf, 2. Eisschwimmen<br />
und Schlittenfahrt, 3. Iglubau und Schneeballschlacht, 4.<br />
Schneeflocken und Eiszapfen, 5. Schneeschieber und Eiskratzer,<br />
6. Eisscholle und Schneesturm, 7. Streusalz und Winterdienst,<br />
8. Winterschlaf und Schneewehe, 9. Schneeketten und<br />
Winterurlaub, 10. Eisbecher und Rodelbahn, 11. Handschuhe<br />
und Wintermantel. Bildersuche: Dreigroschenoper S. 23.<br />
Zu guter Letzt von Jörn Heller:<br />
Wichtig !<br />
Macht euch nicht runter,<br />
macht euch Mut!<br />
Redet euch nicht schlecht,<br />
redet euch gut!<br />
Keiner ist nutzlos,<br />
keiner ist nichtig -<br />
jeder ist wichtig!<br />
durch<br />
blick<br />
Gemeinnützige Seniorenzeitschrift<br />
für Siegen und Siegen-Wittgenstein<br />
Herausgeber:<br />
durchblick-siegen Information und Medien e.V.<br />
Anschrift der Redaktion:<br />
„Haus Herbstzeitlos“, Marienborner Str. 151, 57074 Siegen<br />
Telefon 0271 / 6 16 47, Mobil: <strong>01</strong>71 / 6 20 64 13<br />
E-Mail: redaktion@durchblick-siegen.de<br />
Internet: www.durchblick-siegen.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
dienstags bis donnerstags von 10.00 bis 12.00 Uhr<br />
1. und 3. Dienstag im Monat auch von 15.00 bis 17.00 Uhr<br />
Redaktion:<br />
Anne Alhäuser, Ulla D'Amico, Ingrid Drabe (Veranstaltungen),<br />
Friedhelm Eickhoff (ViSdP), Ernst Göckus, Eva-Maria Herrmann<br />
(stellv. Redaktionsleiterin), Erna Homolla, Erich Kerkhoff, Olaf<br />
U. Koplin (Sen.beirat), Sigrid Kobsch, Horst Mahle, Tessie Reeh,<br />
Guntram Römer (Seniorenbeirat), Helga Siebel-Achenbach, Nicole<br />
Scherzberg, Tilla-Ute Schöllchen (Redaktionsleitung), Ulla Schreiber,<br />
Angelika van Vegten.<br />
Bildredaktion:<br />
Thomas Benauer, Tessie Reeh, Nicole Scherzberg, Angelika v. Vegten.<br />
Bildnachweise: Sofern am Objekt nicht angegeben, stammen die<br />
veröffentlichten Bilder von den Autoren, bzw. den Veranstaltern.<br />
Lektorat:<br />
Anne Eickhoff, Gertrud Hein-Eickhoff, Horst Mahle, Dieter Moll.<br />
Internet:<br />
Thomas Benauer, Thomas Greiner, Nicole Scherzberg.<br />
An dieser Ausgabe haben ferner mitgewirkt:<br />
Adele von Bünau, Sonja Dörr, Jörn Heller, Wilfried Lerchstein, Bernadette<br />
von Plettenberg, Volker Reichmann, Bruno Steuber, Heinz<br />
Stötzel, Josef Trapp.<br />
Gestaltung und Herstellung:<br />
Nicole Scherzberg, Angelika van Vegten, Friedhelm Eickhoff.<br />
Anzeigenanfrage:<br />
durchblick-siegen e.V. Telefon <strong>01</strong>71 / 6 20 64 13 oder 0271 / 6 16 47<br />
E-Mail: anzeigen@durchblick-siegen.de Es gilt die Preisliste 13/2021<br />
(www.durchblick-siegen.de/Mediadaten)<br />
Druck: Strube Druck, klimaneutral gedruckt<br />
Erscheinungsweise:<br />
März, Juni, September, Dezember<br />
Verteilung:<br />
Hans Amely, Gerd Bombien, Patrick Diehl, Nadine Gerhard, Erika<br />
Graff, Maximilian Großhaus-Lutz, Arndt Hensel, Wolfgang von<br />
Keutz, Geli Kreutter, Olaf Kurz, Jörn Lagemann, Oliver Mahle,<br />
Günter Matthes-Arongagbor, Marion Ortmann, Wolfgang Paesler,<br />
Karin Piorkowski, Birgit Rabanus, Christel Schmidt-Hufer,<br />
Hans-Rüdiger Schmidt und alle Redakteure<br />
Der durchblick liegt im gesamten Kreisgebiet kostenlos aus: in Sparkassen,<br />
Apotheken, Arztpraxen, Buchhandlungen und Geschäften des<br />
täglichen Bedarfs, in der City-Galerie, Läden des Siegerlandzentrums,<br />
bei unseren Anzeigenkunden, in öffentlichen Gebäuden, vielen sozialen<br />
Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände und Kirchen, in Rathäusern<br />
und Senioren-Service-Stellen des Kreises Siegen-Wittgenstein, sowie<br />
eingeheftet in den Zeitschriftenmappen des „Lesezirkel Siegerland“.<br />
Der durchblick ist kostenlos. Für die Postzustellung werden für vier Ausgaben<br />
jährlich 10,00 € ins Inland bzw. 16,00 € ins Ausland berechnet.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der<br />
Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte Beiträge und<br />
Leserbriefe zu kürzen. Bei Nichtveröffentlichung von unverlangt eingesandten<br />
Beiträgen erfolgt keine Benachrichtigung. Der Nachdruck ist nur mit schriftlicher<br />
Genehmigung des Herausgebers gestattet.<br />
82 durchblick 1/<strong>2024</strong>