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db 2024-01-WEB Korr

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durch<br />

blick<br />

Autorenzeitschrift<br />

Seit 1986<br />

Nr. 1/<strong>2024</strong><br />

kostenlos<br />

mitnehmen<br />

800 Jahre Stadt Siegen<br />

Die Dreigroschenoper Seite 23


Inhaltsübersicht<br />

Aus der Redaktion3<br />

Kurz berichtet4<br />

Aus den Seniorenbeiräten13<br />

800 Jahre Siegen 18<br />

Melodie der Meere 22<br />

Dreigroschenoper 23<br />

Der vergessene Rioasse 24<br />

Ein Eldorado 26<br />

Freusburg 28<br />

Landwirtschaft aus Leidenschaft 30<br />

Brache statt Rasen 31<br />

Gesundheitsversorgung 32<br />

Mundart 34<br />

Sag doch einfach „Sie“ zu mir 40<br />

Gäste sollen sich wohlfühlen 41<br />

Viel Lust auf Zusammenarbeit 42<br />

Wiedersehen auf dem Biggesee 44<br />

Ein ungewöhnlicher Morgen 45<br />

Handarbeiten 46<br />

Filmbesprechung 47<br />

Buchbesprechungen 48<br />

Worpswede – Murnau 50<br />

As slow as possible 53<br />

Filmzauber und ERinnerungen! 54<br />

Mitreisende 56<br />

Gedächtnistaining 58<br />

Unterwegs in Deekelsen 60<br />

Unterwegs im Norden 62<br />

Arthur Miller „Hexenjagd“ 64<br />

Erinnerungen an Franz Beckenbauer 68<br />

durchblick verlost Freikarten 71<br />

Wiederkehrende Termine 72<br />

Veranstaltungen im „Haus Herbstzeitlos“ 74<br />

Vorstellung Gruppe 74<br />

Veranstaltungen zu 800 Jahre Siegen 75<br />

Veranstaltungen im Kreis Siegen-Wittgenstein 76<br />

Es fiel uns auf / Lösungen / 82<br />

Zu guter Letzt / Impressum 82<br />

Titelfoto: Bozica Babic, Köln „Seniorentheater Düsseldorf“<br />

Aus der Redaktion<br />

Liebe Leserinnen und Leser, mit unserer Filmkritik auf Seite 47 stellt Lara Steinbichel<br />

den neuesten Film des Regisseurs Don Schubert vor. Torero Allemagne handelt<br />

von der jungen Berleburger Stierkämpeferin Clara Sofie Kreutter, die wegen ihres<br />

Berufs von den Medien stark kritisiert wurde. Um einem Shitstorm vorzubeugen,<br />

benutzt die Autorin ein Pseudonym, ihr richtiger Name ist der Redaktion bekannt. Es<br />

ist, wie sie sagt, „eine Vorsichtsmaßnahme“, und: „Ich liebe Tiere!“<br />

Der Regissuer stellt in seinem Film auch unsere ambivalente Einstellung zu Tieren<br />

dar. Die gleichzeitige Existenz von Stierkampf, Massentierhaltung, dem Streben nach<br />

verbessertem Tierwohl und unser übermäßiger Fleischkonsum wirft ethische Fragen<br />

auf, die nicht zu beantworten sind. Darüber hinaus steht der Film inhaltlich im krassen<br />

Gegensatz zur Geschichte „Handarbeiten“, von Tilla Ute Schöllchen auf Seite 46.<br />

1/<strong>2024</strong> durchblick 3


Kurz berichtet<br />

Neue Vorschule in Antsahamaina<br />

Eine-Welt-Kreis veranstaltet 27. Sponsorenlauf zur weiteren Unterstützung<br />

Siegen. Der Eine Welt Kreis der beteiligten<br />

Gemeinden im Pastoralverbund<br />

Siegen-Freudenberg engagiert sich seit<br />

über 50 Jahren in Mission und Entwicklungshilfe.<br />

Fast 30 Projekte wurden in<br />

der Vergangenheit bereits realisiert<br />

und mehrere hunderttausend Euro an<br />

Spenden aufgebracht und eingesetzt.<br />

2023 entschied sich dieser Eine Welt<br />

Kreis für ein Projekt um den Schulstart<br />

für Kinder in Antsahamaina zu verbessern.<br />

Das Ziel: drei Klassenräume für<br />

eine Vorschule zu bauen, finanziert durch<br />

eigene Mittel, eine Großspende und die<br />

aktive Beteiligung der Dorfgemeinschaft.<br />

Ganze 14.500 € waren für das Projekt<br />

erforderlich und die Dorfgemeinschaft<br />

verpflichtete sich, ein Drittel<br />

der Kosten durch Eigenleistungen zu<br />

übernehmen. Die Vorschulklassen<br />

waren seit vier Jahren ein sehnlicher<br />

Wunsch der Dorfgemeinschaft Antsahamaina.<br />

Das Dorf liegt in einer entlegenen<br />

Hochlandebene von Madagaskar<br />

und ist von der nächst größeren Stadt<br />

350 km entfernt.<br />

Bei der Eröffnung der Misereor Fastenaktion<br />

in Augsburg wurde der Kontakt<br />

mit der Projektbeauftragten Frau<br />

Taratra hergestellt und kaum wieder zu<br />

Hause in Madagaskar schrieb sie schon,<br />

wie sehr sich die Dorfbewohner freuten<br />

und dass der Dorfchef das Grundstück<br />

rechtlich an die Misereor-Partnerorganisation<br />

VOZAMA übertragen habe.<br />

Anfang September entstanden die<br />

ersten Bilder von der Baumaßnahme<br />

und schon Ende Oktober wurde mit<br />

dem Unterricht begonnen.<br />

Insbesondere durch die erheblichen<br />

Eigenleistungen der Dorffamilien<br />

konnte das Projekt so schnell realisiert<br />

werden.<br />

Nun hat der Eine Welt Kreis entschieden,<br />

sich am jährlichen Budget<br />

der Vorklassen zu beteiligen.<br />

Mit der Teilnahme am Siegerländer<br />

Solidaritätsmarsch können sie die weitere<br />

Arbeit des Eine Welt Kreises unterstützen.<br />

Der Sponsorenlauf wird am<br />

17. März <strong>2024</strong> in St. Marien Freudenberg<br />

starten. Drei ausgezeichneten Routen<br />

von 5 km, 10 km und 15 km werden<br />

zur Verfügung stehen. In allen Kirchen<br />

liegen Info-Flyer aus. Weitere Infos erhalten<br />

Sie unter 0271- 76277. <strong>db</strong><br />

Hausnotruf.<br />

Informieren Sie sich jetzt!<br />

Telefon 0271 / 33716-0<br />

www.drk-siegen-wittgenstein.de<br />

„Hilfe auf Kopfdruck.<br />

Das gibt meiner Mutter mehr<br />

Sicherheit - und mir auch.”<br />

UN-Konvention zu Rechten Älterer<br />

Berlin. Zum Internationalen Tag der<br />

Menschenrechte am 10.12.2023 haben<br />

Nichtregierungsorganisationen aus 80<br />

Ländern eine UN-Konvention für die<br />

Rechte älterer Menschen gefordert. Mit<br />

einer weltweiten Petition wenden sie<br />

sich an die internationale Staatengemeinschaft<br />

und rufen dazu auf, unverzüglich<br />

mit der Ausarbeitung einer Altenrechtskonvention<br />

zu beginnen. Die<br />

BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Seniorenorganisationen beteiligt<br />

sich an der Aktion. Die Petition kann<br />

auf der Plattform change.org unterzeichnet<br />

werden.<br />

Mit der Allgemeinen Erklärung der<br />

Menschenrechte legten die Vereinten<br />

Nationen vor 75 Jahren die Rechte<br />

fest, die für alle Menschen unabhängig<br />

von ihrem Lebensalter gelten.<br />

Doch kommen weltweit viele ältere<br />

Menschen nicht in den Genuss dieser<br />

Rechte, heißt es in der Petition. Ältere<br />

Menschen seien häufig Gewalt und Vernachlässigung<br />

ausgesetzt oder erhielten<br />

nicht die Pflege und Unterstützung,<br />

die sie benötigten.<br />

Ziel einer Konvention ist es deshalb,<br />

bestehende Lücken im rechtlichen<br />

Schutz älterer Menschen zu schließen.<br />

„Bei den Vereinten Nationen wurden bereits<br />

zahlreiche Beweise dafür vorgelegt,<br />

dass eine Altenrechtskonvention<br />

dringend erforderlich ist. Ältere Menschen<br />

müssen den gleichen Zugang<br />

zu Gesundheit, Bildung, Arbeit, finanzieller<br />

Sicherheit und einem angemessenen<br />

Lebensstandard haben“, so die<br />

Petition im Wortlaut.<br />

Die Petition für eine UN-Altenrechtskonvention<br />

wurde von der Globalen Allianz<br />

für die Rechte älterer Menschen<br />

(GAROP) gestartet, um Druck auf die<br />

anstehenden Verhandlungen der Vereinten<br />

Nationen zu den Rechten Älterer<br />

im Frühjahr <strong>2024</strong> auszuüben. <strong>db</strong><br />

4 durchblick 1/<strong>2024</strong><br />

1/<strong>2024</strong> durchblick 5


Siegen. Das inklusive Familienfest<br />

„Tag der Begegnung“ für Menschen mit<br />

und ohne Behinderung wird dieses<br />

Jahr am 25.05.<strong>2024</strong> in der Zeit von<br />

11:00 bis 16:00 Uhr auf der Siegbrücke<br />

und dem Scheinerplatz – mitten<br />

in Siegen – stattfinden und dazu sind<br />

alle herzlich eingeladen!<br />

Kurz berichtet<br />

Südwestfalenbörse<br />

Siegen. Am Samstag, 6. April <strong>2024</strong>,<br />

zwischen 10 bis 16 Uhr, wird die Siegerlandhalle<br />

zum überregionalen Sammler-<br />

Mekka: Unter der Schirmherrschaft von<br />

Bürgermeister Steffen Mues organisieren<br />

die fünf südwestfälischen Briefmarkenvereine<br />

Siegen, Olpe, Netphen, Bergneustadt<br />

und Wittgenstein im Leonhard-<br />

Gläser-Saal, der Siegerlandhalle diese<br />

Veranstaltung! Die Besucher erwartet<br />

unter dem Motto „Weck' Deine Erinnerungen!“<br />

ein vielseitiges Angebot an Briefmarken,<br />

Münzen, Medaillen, Banknoten,<br />

Ansichtskarten, Orden und Ehrenzeichen.<br />

In diesem Jahr feiert die Stadt Siegen<br />

ihr 800-jähriges Bestehen und die Deut-<br />

Tag der Begegnung<br />

Gemeinsam wollen die AG-Begegnung<br />

der Universitätsstadt Siegen,<br />

der Inklusionsbeirat, der Beauftragte<br />

für Menschen mit Behinderung des<br />

Kreises Siegen – Wittgenstein und<br />

die Beauftragte für Menschen mit Behinderung<br />

mit einem vielfältigem Programm<br />

den Tag der Begegnung feiern.<br />

sche Post würdigt dieses Jubiläum mit<br />

einer offiziellen Sonderbriefmarke. Dazu<br />

entsendet die Deutsche Post ihr „Event-<br />

Team“ und hat an diesem Tag einen Sonderstempel<br />

mit dem Motiv zur 800-Jahr-<br />

Feier der Stadt Siegen im Gepäck.<br />

Besondere Bedeutung gewinnt die<br />

Südwestfalenbörse durch den Informationsstand<br />

der Verbandsprüfer des Verbands<br />

Philatelistischer Prüfer e.V. (VP)<br />

und Verbands Philatelistischer Experten<br />

(VPEX) zum Thema „Echt! Oder falsch?“.<br />

Fachleute der Verbände sind an diesem<br />

Tag als Ansprechpartner vor Ort. Die Expertise<br />

und auch Bewertung von Sammlerstücken<br />

ist kostenlos, ebenso die<br />

kompetente Beratung zur Veräußerung<br />

von Briefmarken, Münzen oder Orden<br />

und Ehrenzeichen. Der Eintritt für Besucher<br />

ist frei.<br />

Weitere Infos: Karl-Josef Halberstadt<br />

<strong>01</strong>57-51458337 (ab 18 Uhr) oder<br />

unter www.suedwestfalenboerse.de<br />

Wenn Sie als Selbsthilfegruppe, Verein,<br />

Initiative oder Organisation mit einem<br />

Infostand oder einen Beitrag zum<br />

Bühnenprogramm mitmachen möchten,<br />

dann können Sie sich bis zum 15.<br />

März <strong>2024</strong> unter der E-Mailadresse<br />

m.massenhove@siegen-stadt.de<br />

anmelden. Für weitere Informationen<br />

steht Ihnen Monica Massenhove auch<br />

unter der Rufnummer 0271/404-2247<br />

zur Verfügung. <br />

<strong>db</strong><br />

Kurz berichtet<br />

DRK Frauenverein ehrte treue Vereinszugehörige<br />

Siegen. Die Jahreshauptversammlung<br />

führte der DRK-Frauenverein Siegen<br />

Ende Oktober in den Räumlichkeiten der<br />

DRK-Kinderklinik durch und erinnerte<br />

daran, dass der „Vaterländische Frauenverein<br />

vom Roten Kreuz“ in der Siegener<br />

Grabenstraße vor über hundert Jahren<br />

eine Kinderkrippe errichtete. Die Keimzelle<br />

der heutigen DRK-Kinderklinik.<br />

Auf dem Programm standen unter anderem<br />

die Ehrungen von langjährigen<br />

verdienten Mitgliedern. So zeichnete<br />

Sylvia Schürg, Vorsitzende des DRK-<br />

Frauenvereins Siegen im Rahmen der<br />

Jahreshauptversammlung des DRK Frauenverein<br />

Siegen für engagierte und langjährige<br />

Mitgliedschaft aus: Erika Ulmer<br />

(45 Jahre), Elly Vlam (15 Jahre) sowie<br />

Christa Hennenberg (10 Jahre). „Mitglieder<br />

wie sie sind es, die den Verein zusammenhalten<br />

und ihr Engagement der<br />

DRK-Kinderklinik zu Gute kommen lassen.<br />

Dafür sind wir besonders dankbar.“<br />

Im zurückliegenden Jahr war die Unterstützung<br />

und Durchführung von Blutspenden<br />

in der Region eine der aktuellen<br />

Hauptaufgaben des<br />

Siegener Frauenvereins.<br />

Insgesamt wurden<br />

215 Blutspendetermine<br />

durchgeführt,<br />

zu denen 4731 Blutspender<br />

kamen, davon<br />

512 Erstspender.<br />

„Unsere Blutspendetermine<br />

stellen ein<br />

wichtiges Element in<br />

der regionalen Gesundheitsversorgung<br />

dar. Für Ihren unermüdlichen<br />

Einsatz<br />

bedanke mich ganz<br />

herzlich bei allen Helferinnen<br />

und Helfern“,<br />

so Schürg zu den anwesenden<br />

Mitgliedern.<br />

Dr. Martin Horchler, Christa Hennenberg, Elly Vlam,<br />

Erika Ulmer und Sylvia Schürg (v.l.n.r.).<br />

Mit seiner Arbeit hat<br />

der Frauenverein im vergangen Jahr<br />

wieder erhebliche Mittel erwirtschaften<br />

können. 12.000 Euro davon gingen<br />

allein an die ambulante Onkologie der<br />

das Kinderpalliativ Team Siegen. Tobias<br />

Went (Kommissarischer Chefarzt der<br />

Kinderchirurgie und Kinderurologie) berichtete<br />

in der Versammlung über „Das<br />

Kinderklinik. Weitere 1.053 Euro an brandverletzte Kind“. <br />

<strong>db</strong><br />

6 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 7


Kurz berichtet<br />

Mit einem Cochlea Implantat dazu gehören<br />

CI-Selbsthilfegruppe feiert Jubiläum<br />

Kurz berichtet<br />

Ehrungen für Rotkreuzler<br />

Überraschung im DRK-Ortsverein Eiserfeld/Eisern<br />

Siegen. Am 2. März <strong>2024</strong> feiert die CI-<br />

SHG Südwestfalen ihr 15-jähriges Bestehen<br />

mit einem Festakt in der Weißen<br />

Villa in Kreuztal. Die Gruppe hat sich<br />

als eine der führenden Selbsthilfegruppen<br />

in NRW etabliert und zieht Ratsu-<br />

chende aus dem<br />

ganzen Umland<br />

an. Gegründet<br />

wurde sie am<br />

24. Januar 2009.<br />

Sie fungiert<br />

als Anlaufstelle<br />

für CI-<br />

Träger*innen<br />

und Hörgeschädigte<br />

aller Altersgruppen. Dabei ist das<br />

Hauptziel, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben,<br />

indem sie Menschen mit Hörbehinderungen<br />

mit Informationen, Beratung<br />

und der Vermittlung von Kontakten zu<br />

anderen CI-Trägern und Hörgeschädig-<br />

ten unterstützt. Auch Angehörige und<br />

Interessierte sind herzlich in der Gruppe<br />

willkommen.<br />

Der Informations- und Aufklärungsansatz<br />

erstreckt sich über verschiedene<br />

Themen wie CI-Implantationen,<br />

Hörstörungen, Tinnitus, Hörgeräte,<br />

Hilfsmittel und Fachvorträge mit ausgewiesenen<br />

Experten. Um die Kommunikation<br />

zu erleichtern, setzen wir auf<br />

Induktionsschleifen, den Einsatz von<br />

PC-Technik während Vorträgen sowie<br />

Schriftdolmetscher.<br />

Kontakt: Ricarda Wagner, 02732 - 6147,<br />

info@ci-shg-suedwestfalen.de<br />

www.ci-shg-suedwestfalen.de. <strong>db</strong><br />

Siegen. Der Landesrotkreuzleiter<br />

Thorsten Junker besuchte im November<br />

2023 den Ortsverein und hatte<br />

als Überraschung einige Ehrungen im<br />

Gepäck. Silke Schlabach und Mareile<br />

Oerter wurden mit der Verdienstmedaille<br />

des DRK-Landesverbandes<br />

ausgezeichnet. Damit würdigte er die<br />

umfangreiche Arbeit der beiden Rotkreuzlerinnen<br />

für Menschen, die von<br />

MS betroffen sind sowie für Menschen<br />

mit Behinderung, insbesondere für Kinder<br />

und Jugendliche. Zudem hob er die<br />

langjährige Tätigkeit von Mareile Oerter<br />

als Schriftführerin im MS-Kreis und<br />

Schatzmeisterin im DRK-Ortsverein<br />

hervor. Zwei weitere Mitglieder erhielten<br />

die höchste Ehrung, des Deutschen<br />

Roten Kreuzes, das DRK-Ehrenzeichen.<br />

Dietmar Rademacher ist in Würdigung<br />

seiner Lebensleistung für das DRK und<br />

die von ihm betreuten Menschen bis in<br />

die heutigen Tage geehrt worden. Ute<br />

Upphoff wurde ausgezeichnet für ihre<br />

umfangreiche aktive ehrenamtliche Arbeit<br />

vom Jugendrotkreuz an bis hin zu<br />

den Erwachsenengemeinschaften im<br />

DRK sowie für ihre vielfältigen Tätigkeiten<br />

im Arbeitskreis Behindertenhilfe<br />

und im MS-Kreis Siegen<br />

<strong>db</strong><br />

Spenden dringend gebraucht<br />

Siegen. Die Anzahl minderjähriger<br />

Flüchtlinge, die ohne Eltern nach<br />

Deutschland kommen, nimmt von<br />

Jahr zu Jahr kontinuierlich zu. Die zum<br />

Teil schwer traumatisierten jungen<br />

Menschen werden seit einigen Jahren<br />

beim Sozialdienst katholischer Frauen<br />

Siegen e.V. (SkF) in Siegen sozialpädagogisch<br />

betreut. Derzeit bietet der<br />

SKF Siegen e.V. acht Jugendlichen aus<br />

verschiedenen Krisengebieten der Welt<br />

eine Heimat auf Zeit. „Vor und während<br />

ihrer Flucht haben sie Schreckliches<br />

erlebt“, erklärt die verantwortliche<br />

Fachkraft Julia Biesalski.<br />

Weit über die sozialpädagogische<br />

Betreuung hinaus begleiten die pädagogisch<br />

geschulten Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter des SkF die Jugendlichen<br />

in ihrem Alltag. Ziel ist es ihnen<br />

u.a. durch einen geregelten Tagesablauf<br />

und verlässliche Beziehungsangebote,<br />

Sicherheit und Selbstvertrauen<br />

zu geben, um die Neuorientierung in<br />

einer unbekannten Umgebung zu erleichtern.<br />

Um eine gelungene Integration gewährleisten<br />

zu können, werden neben<br />

den notwendigen Sachspenden<br />

auch finanzielle Zuwendungen benötigt.<br />

Spenden für junge Geflüchtete<br />

bittet der Skf unter dem Stichwort<br />

„umA-SkF Siegen e.V.“ auf das Spendenkonto<br />

bei der Sparkasse Siegen<br />

IBAN: DE24 4605 00<strong>01</strong> 00<strong>01</strong> 1318 53<br />

einzahlen. <br />

<strong>db</strong><br />

Heinz-Wilhelm Upphoff, Ute Upphoff, Thorsten Junker, Mareile Oerter, Silke Schlabach,<br />

Annemarie Bender, Dietmar Rademacher, Dr. Martin Horchler (von links).<br />

Musik:Momente<br />

Chor für Menschen mit und ohne Demenz<br />

Siegen. Musik schenkt Lebensfreude,<br />

Verbundenheit und weckt kostbare Erinnerungen,<br />

Singen im Chor verbessert<br />

die Stimmung, das Wohlbefinden und<br />

die Zufriedenheit. Gemeinsam möchte<br />

der Chor für Menschen mit und ohne Demenz<br />

alles singen, was ihnen gefällt und<br />

sie bisher durchs Leben begleitet hat.<br />

Der Chor richtet sich an alle, die<br />

Freude an einem gemeinsamen musikalischen<br />

Moment haben, an Menschen<br />

mit Demenz, ihre An- und Zugehörigen,<br />

Nachbarn, Freunde und Kinder.<br />

Musikalisch unterstützt wird der<br />

Chor durch Gitarre und Klavier. Notenkenntnisse<br />

sind für die Teilnahme<br />

nicht erforderlich. „Jeder ist herzlich<br />

willkommen!“, so Stephanie Mülln vom<br />

Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe.<br />

Die Teilnahme ist kostenlos.<br />

Die Treffen sind jeden 3. Donnerstag<br />

im Monat, im Gemeindezentrum Siegen-Seelbach,<br />

Lilienstr. 14. Infos unter:<br />

Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe Siegen-<br />

Wittgenstein 0271- 67 34 72 39<br />

Pflegeselbsthilfe@alzheimer-siegen.de<br />

8 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 9


Kurz berichtet<br />

Handeln macht Mut<br />

Omas for Future<br />

Kurz berichtet<br />

Gut für Schulen<br />

Wettbewerb der Sparkasse Siegen<br />

Siegen. Mit tiefer Trauer nehmen<br />

wir Abschied von Jörgen Meister,<br />

der im November 2023 verstorben<br />

ist. Jörgen war ein charismatischer,<br />

warmherziger Mann, der maßgeblich<br />

an der Verbesserung der Verteilung<br />

unserer Zeitschrift beteiligt war.<br />

Er leitete diesen Bereich und sorgte<br />

erfolgreich dafür, dass weit über<br />

20.000 durchblick jeder Ausgabe<br />

pünktlich an 650 Verteilstellen ausgelegt<br />

waren. Aus gesundheitlichen<br />

Gründen musste er diese ehrenamtliche<br />

Tätigkeit aufgeben, stand<br />

dann aber dem durchblick weiterhinals<br />

Lektor zur Verfügung.<br />

Als Herausgeber des ehemaligen<br />

TIPP haben wir Kolleginnen und Kollegen<br />

von seinem Wissen und seinem<br />

Können immer wieder profitiert.<br />

Seine positive Ausstrahlung und sein<br />

unerschütterlicher Optimismus beeinflussten<br />

nicht nur die Arbeitsatmosphäre,<br />

sondern auch die Menschen<br />

um ihn herum. In dieser schweren<br />

Zeit möchten wir unser tiefstes Mitgefühl<br />

seiner Familie ausdrücken und<br />

ihnen viel Kraft in der Bewältigung<br />

dieses Verlustes wünschen.<br />

Die Kolleginnen und Kollegen vom<br />

durchblick-siegen e.V<br />

Freudenberg. In Leipzig<br />

wurde 2<strong>01</strong>9 der<br />

Verein „Leben im Einklang<br />

mit der Natur e.V.“<br />

gegründet, aus dem<br />

die „Omas for Future“-<br />

Bewegung entstanden<br />

ist mit heute etwa 70<br />

Regionalgruppen in<br />

Deutschland, Österreich<br />

und den Niederlanden.<br />

Das Motto der Bewegung<br />

heißt Handeln aus<br />

Liebe zum Leben, aus<br />

Liebe zu unseren Kindern<br />

und Enkelkindern<br />

und zu dieser wunderschönen Erde.<br />

Niemand ist zu alt dafür, jeder kann<br />

etwas einbringen! Gerade die Selbstwirksamkeit<br />

kann bis zu 30 % des für<br />

das Leben giftigen CO 2 Ausstoßes verringern<br />

und so den Klimawandel begrenzen!<br />

Deshalb wurde ein Klimaquiz<br />

erarbeitet, „Das 1x1 für unsere Zukunft“.<br />

Wer weiß schon, dass zum Beispiel, die<br />

Suchmaschine Ecosia nur erneuerbare<br />

Energie verbraucht und die Betreiber ein<br />

Baumpflanzprogramm aufgelegt haben?<br />

Wem ist schon bewusst, dass sich mit<br />

Tempo 100 statt 130 etwa 30% Co 2 einsparen<br />

lässt, das 64 % der Agrarfläche<br />

in Deutschland nur für die Erzeugung<br />

tierischer Produkte verbraucht wird<br />

und man mit maßvollem Fleischkonsum<br />

selbst viel gesunder lebt? Wem ist bekannt,<br />

dass mit der Bahn verglichen mit<br />

einem Flug 86% CO 2 einspart wird, usw..<br />

Aber es geht den Omas nicht darum,<br />

mit erhobenem Zeigefinger Dinge zu<br />

verbieten oder anzuprangern. Es geht ihnen<br />

darum, individuell zu schauen, welchen<br />

Beitrag einjeder selbst leisten kann.<br />

In diesem Jahr hat sich eine Gruppe<br />

von Omas und Opas auch in Freudenberg<br />

gegründet. Ihr Anliegen ist,<br />

möglichst viele Menschen zu motivieren<br />

mitzumachen, sei es aktiv oder<br />

selbstwirksam zu Hause. Im Kurpark<br />

Freudenberg und bei den Klimawelten<br />

in Hilchenbach hat die Gruppe das<br />

neue Umweltquiz vorgestellt und ist auf<br />

viel Interesse gestoßen. „Es hat große<br />

Freude gemacht, über dieses so wichtige<br />

Thema ins Gespräch zu kommen,<br />

echtes Interesse zu spüren und mit viel<br />

Spaß und Spannung am Glücksrad zu<br />

drehen, Fragen zu beantworten und<br />

Neues zu erfahren!“, so eine Sprecherin<br />

von „Omas for Future“, und weriter:<br />

„Handeln macht Mut! Zu Hause in Resignation<br />

zu sitzen bringt niemandem<br />

etwas! Wer bei uns noch mitmachen<br />

möchte oder Fragen hat, kann sich über<br />

unsere E-mailadresse freudenberg@<br />

omasforfuture.de an uns wenden. Wir<br />

freuen uns auf Anfragen“.<br />

<strong>db</strong><br />

Siegen. Im jährlichen Wechsel zwischen<br />

Primar- und Sekundarstufen können<br />

sich die Schulen im Geschäftsgebiet<br />

der Sparkasse Siegen mit je einem<br />

Projekt bei „Gut für Schulen“ bewerben.<br />

2023 teilten sich 18 Preisträger des<br />

Projekts die Spendensumme von insgesamt<br />

50.000 Euro.<br />

Den ersten Platz belegte die Schule<br />

Am Sonnenhang in Netphen. “Ihr Projekt<br />

“School, Dance and Sing” trägt auf<br />

hervorragende Weise dazu bei, die Gemeinschaft<br />

zu stärken, alle Schüler zu<br />

integrieren und Kompetenzen für das<br />

weitere Leben zu vermitteln”, begründete<br />

Günter Zimmermann die Wahl der<br />

Jury. Die Schule Am Sonnenhang gewann<br />

6.000 Euro.<br />

In ihrem Projekt widmen sich die<br />

Schüler der Förderschule für geistige<br />

Entwicklung der Einrichtung einer Pausendisco<br />

mit Getränkeverkauf. Dabei<br />

üben die Kinder den Ein- und Verkauf<br />

sowie die Buchhaltung. Durch den Einsatz<br />

von MP3-Playern können auch<br />

autistische Schüler an der Disco teilhaben.<br />

Insgesamt fördert das Projekt die<br />

Selbstständigkeit der Kinder und vermittelt<br />

soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit<br />

und Kommunikation.<br />

Dicht gefolgt wurde der erste Platz<br />

von der Hauptschule Wilnsdorf, der<br />

Pestalozzischule Siegen und der Gesamtschule<br />

Auf dem Schießberg. Alle<br />

drei gewannen nicht nur die Platin-Kategorie<br />

und damit 5.000 Euro, sondern<br />

auch einen Nachhaltigkeitspreis.<br />

In der Kategorie Nachhaltigkeit überzeugten<br />

fünf Schulen die Jury. Sie erhielten<br />

damit jeweils 1.000 Euro. Drei<br />

dieser Projekte widmen sich dem Ausoder<br />

Neubau von sogenannte Grünen<br />

Klassenzimmern bzw. Schulgärten (Ev.<br />

Gymnasium Siegen-Weidenau, Pestalozzischule<br />

Siegen und Gymnasium<br />

Netphen). Auch die Hauptschule Wilnsdorf<br />

sicherte sich mit der Förderung<br />

von Fahrradaktivitäten (Sicherheitstrainings,<br />

Radtouren, Leihräder und<br />

eine Fahrradwerkstatt) den begehrten<br />

Nachhaltigkeitspreis. Ebenfalls ausgezeichnet<br />

wurde die Gesamtschule Auf<br />

dem Schießberg, die auf dem Schulgelände<br />

einen Hühnerstall eingerichtet<br />

hat, um den verantwortungsvollen Umgang<br />

mit Tieren zu vermitteln. <strong>db</strong><br />

Alles ist gut gegangen<br />

Themenkino im Viktoria-Theater<br />

Hilchenbach. Dem beim Filmfest in<br />

Cannes 2021 zum ersten Mal gezeigten<br />

Film „Alles ist gut gegangen“, von Francois<br />

Ozon liegt ein Buch der Französin<br />

Emmanuèle Bernheim zugrunde. Sie<br />

schildert darin ihre Zeit, nachdem ihr<br />

geliebter, sehr vitaler, wenn auch schon<br />

alter Vater sie nach einem Schlaganfall<br />

bittet, ihm zu helfen sein Leben zu<br />

beenden. Laut Süddeutscher Zeitung<br />

handelt es sich um einen Film‚ „über<br />

die Strenge und Heiterkeit des Todes,<br />

das Abschiednehmen und Bleibenwollen.“<br />

Dank der Kooperation mit der<br />

deutschen Gesellschaft für humanes<br />

Sterben, (DGHS) und Seniorenbeirat<br />

der Stadt Siegen ist der Film mit seiner<br />

erstklassigen Starbesetzung am<br />

18. April ab 18 Uhr im Viktoria Kino in<br />

Dahlbruch zu sehen. Nach Ende des<br />

Films findet noch eine themenbezogene<br />

Diskussion statt. <br />

<strong>db</strong><br />

10 durchblick 1/<strong>2024</strong><br />

1/<strong>2024</strong> durchblick 11


Kurz berichtet<br />

Dem Klimawandel auf der Spur<br />

Wandern auf neuen Wegen mit dem SGV<br />

Siegen. Wer aufmerksam durch Siegens<br />

wunderschöne Waldnatur wandert,<br />

dem bleiben die dramatischen Veränderungen<br />

durch die zunehmende Erderwärmung<br />

nicht verborgen. Mehrere<br />

Sommer in Folge mit zu viel Hitze und zu<br />

wenig Regen als Folgen des Klimawandels<br />

reichten dem Borkenkäfer, um große<br />

Flächen Fichtenwald zu vernichten.<br />

So, wie wir den Wald kannten, wird er<br />

nie wieder sein. Doch die Neupflanzung<br />

von Baumarten, die dem Klimawandel<br />

besser widerstehen, hat begonnen.<br />

Davon ist natürlich auch das Wander-<br />

SKF Siegen e.V. erweitert Vorstand<br />

Schwester Katharina Hartleib, Monika Altz, Pfarrer Ludwig Reffelmann,<br />

Beate Schmies und Martina Becher (von links).<br />

Siegen. Bei seiner diesjährigen Mitgliederversammlung<br />

hat der Sozialdienst<br />

katholischer Frauen Siegen e.V. (SkF)<br />

mit Beate Schmies, ehemalige langjährige<br />

Leiterin des WDR in Siegen, ein neu-<br />

es Vereinsvorstandsmitglied bestimmt.<br />

Die Mitglieder freuen sich auf eine gute<br />

Zusammenarbeit mit dem Vorstand, der<br />

nun mit Beate Schmies erweitert und<br />

vor allem bereichert wurde.<br />

programm des SGV Siegen betroffen.<br />

Manche vertraute Strecke unter Schatten<br />

spendenden Bäumen liegt nun in der<br />

prallen Sonne, droht völlig auszutrocknen.<br />

Wanderführer Peter Küppers ist<br />

dennoch zuversichtlich, dass sich auch<br />

im beschädigten Wald neue Wege finden<br />

lassen, die eine Wanderung lohnen.<br />

Der SGV Siegen steht im Kontakt mit<br />

Experten in den Forstämtern, die sich<br />

um die Wiederaufforstung kümmern. Er<br />

ist dabei, wenn neue Wege entstehen,<br />

wo alte aufgegeben werden müssen.<br />

Der SGV Siegen zeichnet diese Wege<br />

und bietet mittwochs sowie sonntags<br />

regelmäßige Wanderungen in unterschiedlicher<br />

Länge an, um unsere veränderte<br />

Naturumgebung zu erkunden.<br />

Im Mittelpunkt steht dabei nicht der<br />

Verlust, sondern die neuen Perspektiven<br />

und Ausblicke, die sich nun ergeben.<br />

Wer mitgehen und mitschauen möchte,<br />

wie sich der Wald allmählich wieder erholt,<br />

wer trotz teils trauriger Anblicke<br />

im Heute die Hoffnung auf bessere Aussichten<br />

in der Zukunft nicht aufgegeben<br />

hat, ist eingeladen, mitzuwandern – in<br />

jedem Alter.<br />

Neue Wanderfreunde und -freundinnen<br />

sind jederzeit herzlich willkommen.<br />

Weitere Informationen auf der Homepage:<br />

www.siegen-sgv.de<br />

<strong>db</strong><br />

Der SkF ist im sozialen Bereich eine<br />

wichtige Stütze für die Gesellschaft. Er<br />

unterstützt Menschen in Not und bietet<br />

Beratung und Begleitung in vielfältigen<br />

Lebenslagen an. Die Arbeit des SkF<br />

Siegen wird getragen von einem hohen<br />

fachlichen Anspruch, der sichere Räume<br />

schafft, in denen Kinder, Jugendliche,<br />

Frauen und Familien, unabhängig<br />

von ihrer Nationalität, Geschlecht, Religionszugehörigkeit<br />

und finanzieller<br />

Lage, offene und wertschätzende Begegnung<br />

und Hilfestellung erfahren.<br />

„Es war und ist nicht immer alles einfach,<br />

aber es ist schön zu sehen, was<br />

man gemeinsam bewegen kann, wenn<br />

man es anpackt und wir werden es weiter<br />

anpacken“, fasst die stellvertretende<br />

Vorstandsvorsitzende Monika Altz<br />

nach ausführlichen Beratungen und<br />

Vorträgen abschließend ihr Statement<br />

zusammen.<br />

<strong>db</strong><br />

Siegen. Betrügereien mit Hilfe<br />

von künstlicher Intelligenz nehmen<br />

leider immer mehr zu. Kriminelle<br />

können Stimmentools<br />

für ihre Machenschaften nutzen.<br />

Betrüger kopieren beispielsweise<br />

Stimmen von Verwandten und<br />

Freunden aus Videos im Internet,<br />

YouTube, TikTok, Sprachnachrichten<br />

oder Anrufmitschnitten. Mit<br />

"Audio Deepfake", so die Bezeichnung<br />

dieser Technologie, werden<br />

nur wenige Stimmproben der Person<br />

in den Computer eingegeben<br />

und per Knopfdruck werden Texte<br />

erstellt.<br />

Die so erzeugte synthetische<br />

Stimme gibt dann alles mit der<br />

Stimme der Person wieder, die<br />

angeblich anruft. Die Kopie lässt<br />

sich vom Original kaum oder gar<br />

nicht mehr unterscheiden. Die<br />

möglichen Missbrauchsszenarien<br />

sind vielfältig und beunruhigend.<br />

Enkeltrick und Schockanrufe werden<br />

dadurch noch gefährlicher!<br />

Siegen. Die Abzocke von Senioren<br />

ist ein trauriges Phänomen,<br />

das in der Gesellschaft zunehmend<br />

um sich greift. Ältere Menschen<br />

sind oft besonders anfällig<br />

für betrügerische Machenschaften,<br />

sei es durch Telefonbetrug,<br />

falsche Handwerker oder betrügerische<br />

Verkaufsmaschen. Es ist<br />

daher von großer Wichtigkeit, die<br />

Öffentlichkeit für diese ernsten<br />

Probleme zu sensibilisieren.<br />

Immer wieder kommt es zu<br />

betrügerischen Haustürgeschäften,<br />

bei denen sich vermeintliche<br />

Handwerker oder Vertreter von<br />

Service-Unternehmen Zugang<br />

zur Wohnung bzw. einem Haus<br />

verschaffen. Oft werden unnötige<br />

Reparaturen oder Dienstleistungen<br />

angeboten, die dann zu<br />

überhöhten Preisen abgerechnet<br />

werden. Senioren, die weniger<br />

technikaffin sind, können leicht<br />

getäuscht werden und zahlen für<br />

Leistungen, die entweder minderwertig<br />

ausgeführt, überflüssig<br />

oder überteuert sind.<br />

Tatort Telefon –<br />

Betrug mittels geklonter Stimmen<br />

Die Täter imitieren die Stimme des Angehörigen,<br />

sodass z.B. selbst die eigenen<br />

Eltern denken, dass sich ihr Kind<br />

tatsächlich in einer Notlage befindet.<br />

Abzocke bei älteren Menschen<br />

Folgendes widerführ kürzlich einem<br />

Mitglied des Seniorenbeirates:<br />

Er wollte sich zur besseren Erreichbarkeit<br />

der einzelnen Etagen in seinem<br />

Haus einen Treppenlift einbauen lassen.<br />

Hierzu holte er drei Angebote ein.<br />

Sie beliefen sich auf die Summen von<br />

11.000 €, 14.000 € und 16.000 €.<br />

Schützen Sie sich, indem Sie<br />

mit ihren Verwandten und Bekannten<br />

ein Codewort vereinbaren,<br />

das jeder bei solchen Fällen<br />

sofort nennen kann! Rufen Sie die<br />

Person, die Sie angeblich anruft,<br />

zurück und verschaffen Sie sich<br />

Klarheit! Bewahren Sie Ruhe und<br />

handeln Sie besonnen. Lassen<br />

Sie sich nicht durch Angstmacherei<br />

und Drohungen einschüchtern!<br />

Kommen Sie nicht voreilig Geldforderungen<br />

nach! Übergeben Sie<br />

kein Geld an fremde Menschen.<br />

Um diesen und anderen Telefonbetrügereien<br />

vorzubeugen, ist<br />

es für ältere Menschen sinnvoll,<br />

ihren Eintrag im Telefonbuch zu<br />

löschen, den Vornamen abzukürzen<br />

oder wegzulassen, z. B.<br />

A. Meier. Die meisten Betrüger<br />

beziehen ihre Kontaktdaten aus<br />

dem Telefonbuch. Bei älteren Vornamen<br />

gehen sie davon aus, dass<br />

es sich auch um eine ältere Person<br />

handelt! <br />

ssb<br />

Da sich Technik, das Design,<br />

Material etc. bei allen Angeboten<br />

nur geringfügig bis kaum unterschieden,<br />

fiel die Entscheidung<br />

dann auf das Modell für 11.000 €.<br />

Nach anschließender Rücksprache<br />

mit dem Anbieter der<br />

teuersten Variante bekam er die<br />

Mitteilung, dass auch dieser den<br />

Treppenlift zum Preis von 11.000<br />

€ hätte einbauen können.<br />

Dies zeigt offensichtlich, dass<br />

bei derartigen Verkaufsmaschen<br />

gezielt mit den Bedürfnissen der<br />

Senioren gespielt wird, um diese<br />

zu unüberlegten finanziellen Entscheidungen<br />

zu bewegen.<br />

Um Senioren vor Abzocke zu<br />

schützen, ist Aufklärung von großer<br />

Bedeutung. Es ist wichtig,<br />

dass ältere Menschen über gängige<br />

Maschen informiert sind und<br />

sensibilisiert werden.<br />

Familie, Freunde und Beratungsstellen<br />

können eine unterstützende<br />

Rolle spielen, wenn sie<br />

im Zweifelsfall hinzugezogen werden.<br />

<br />

olaf<br />

12 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 13


Siegen. Im letzten November fand eine<br />

bemerkenswerte Veranstaltung statt:<br />

Mitglieder des Seniorenbeirats kochten<br />

im Café Patchwork eine warme Mahlzeit<br />

für rund 40 obdachlose Menschen.<br />

Aus den Seniorenbeiräten<br />

Warme Mahlzeiten für Wohnungslose<br />

Mitglieder des Seniorenbeirates kochten im Café Patchwork<br />

Die Köche: Dr. Bernd Knapp und Karin Piorkowski<br />

vom Siegener Seniorenbeirat.<br />

Siegen. Wer kennt es nicht, man<br />

ist in der Stadt unterwegs und Blase<br />

oder Darm machen sich plötzlich<br />

bemerkbar. Was kann man nun<br />

tun? Der Blick sucht nach Orten einer<br />

öffentlichen Toilette oder nach<br />

einem Lokal der Gastronomie. Oft<br />

ist es jedoch unangenehm in Geschäften<br />

nach einer Toilette zu fragen<br />

und die Nutzung der Toilette<br />

einer Gastronomie verlangt oftmals<br />

den vorherigen Verzehr einer Speise<br />

oder eines Getränks. Für viele<br />

Menschen, ist dies ein sehr großes<br />

Problem und sie vermeiden oftmals<br />

den Gang in die Stadt, aus Angst<br />

im Ernstfall nicht rechtzeitig eine<br />

Toilette finden zu können.<br />

Seit 2<strong>01</strong>2 hat sich die Stadt Siegen<br />

dem Projekt der „Netten Toilette“<br />

angeschlossen und aktuell gibt es 26<br />

teilnehmende öffentliche Einrichtungen,<br />

Restaurants, Cafés und Einzelhändler im<br />

Stadtgebiet Siegen. Die teilnehmenden<br />

Einrichtungen signalisieren mit einem<br />

sichtbaren roten Aufkleber, dass ihre<br />

Toilette im Rahmen der „Netten Toilette“<br />

Die Vorbereitungen<br />

für diese besondere<br />

Aktion wurden von Dr.<br />

Bernd Knapp, einem<br />

Mitglied des Seniorenbeirats<br />

und Ideengeber,<br />

getroffen. Dazu<br />

gehörten die Auswahl<br />

des Menüs, Einkäufe<br />

und die Sicherstellung,<br />

dass alles Notwendige<br />

vorhanden war. Das<br />

Kochen für eine so<br />

große Gruppe kann<br />

eine Herausforderung<br />

darstellen, insbesondere<br />

wenn man nur<br />

den häuslichen Herd<br />

gewohnt ist. Glücklicherweise<br />

konnte sich<br />

der Seniorenbeirat auf<br />

Karin Piorkowski stützen, die mit dem<br />

Kochen für große soziale Gruppen vertraut<br />

ist.<br />

Die Kochveranstaltungen, die von<br />

Mitgliedern des Seniorenbeirats finan-<br />

Nette Toilette in Siegen<br />

praktischer Faltplan zeigt Standorte<br />

auch kostenlos mitgenutzt werden kann.<br />

Der Aufkleber zeigt weiter in Form eines<br />

Piktogramms, ob die Toilette behindertengerecht<br />

ist und ob auch eine Wickelmöglichkeit<br />

für Baby und Kleinkinder<br />

besteht. Seit Ende Dezember 2023 hat<br />

die Stadt Siegen den neunen Faltplan<br />

der „Netten Toilette“ veröffentlicht. Hier<br />

ziell getragen wurden, waren ein voller<br />

Erfolg und erhielten eine äußerst positive<br />

Resonanz. Sie hatten nicht nur das<br />

Ziel, schmackhaftes Essen zu verteilen,<br />

sondern auch eine Gelegenheit zu<br />

schaffen, Gemeinschaft und Unterstützung<br />

für diejenigen anzubieten, die es<br />

am dringendsten benötigen.<br />

In Sitzungen des Sozialausschusses<br />

der Stadt Siegen konnten Mitglieder<br />

des Seniorenbeirates das starke Engagement<br />

für die Belange der Wohnungslosen<br />

mitverfolgen. Daher war es nicht<br />

überraschend, dass nicht nur finanzielle<br />

und praktische Unterstützung am<br />

Herd angeboten wurde, sondern ein<br />

Vertreter des Sozialausschusses das<br />

gemeinsame Kochen ebenfalls sponserte.<br />

Die meisten Fraktionen des Rates<br />

der Krönchenstadt haben ihr Sitzungsgeld<br />

für Dezember 2023 dem Projekt<br />

„Kochen für Wohnungslose“ gespendet.<br />

Diese Erfolgsgeschichte ist ein herausragendes<br />

Beispiel für bürgerschaftliches<br />

Engagement.<br />

<strong>db</strong><br />

finden Sie die „Nette Toilette Standorte“<br />

aber auch öffentliche Toiletten<br />

der Stadt Siegen u.a. in der Oberund<br />

Unterstadt aber auch in den<br />

Stadtteilen Eiserfeld, Geisweid und<br />

Weidenau. Die Öffnungszeiten sind<br />

dort auch hinterlegt.<br />

Die neuen Faltpläne liegen u.a.<br />

in den Rathäusern der Stadt Siegen,<br />

dem KrönchenCenter, Haus<br />

Seel, Stadtmarketing, in den Hallenbädern<br />

und im Haus Herbstzeitlos<br />

aus oder Sie wenden sich<br />

direkt an den Seniorenbeauftragten:<br />

0271 / 404-2434 sowie per<br />

seniorenservice@siegen-stadt.de.<br />

Neben dem Faltplan gibt es auch<br />

die App „Nette Toilette“ so der Seniorenbeauftragte<br />

der Stadt Siegen,<br />

Volker Reichmann, der für das Projekt<br />

verantwortlich ist. Diese App kann<br />

einfach auf das Handy heruntergeladen<br />

werden. Dazu den entsprechenden<br />

QR-Code abscannen. Mit der App ist man<br />

immer auf dem aktuellen Stand, auch<br />

wenn sich das Angebot der „Netten Toiletten“<br />

im Stadtgebiet erweitert. <strong>db</strong><br />

Aus den Seniorenbeiräten<br />

Graffiti-Projekt<br />

Schüler und Seniorenbeirat wurden gemeinsam aktiv<br />

Siegen. Zur 800 Jahrfeier der Stadt<br />

Siegen erwartet Sie in diesem Jahr ein<br />

besonders unterhaltsamer Nachmittag<br />

mit Musik, Tanz und vielen Darbietungen<br />

bei Kaffee und Kuchen.<br />

Eintrittskarten zu diesem Fest können<br />

ab dem 11.4.<strong>2024</strong> in den Bürgerbüros<br />

im Rathaus Oberstadt Siegen, Markt 2<br />

und im Rathaus Weidenau, Weidenauer<br />

Str. 211-213 gekauft werden. Reservierungen<br />

nimmt gerne auch Volker<br />

Wie einst im Mai<br />

am 8. Mai <strong>2024</strong><br />

Siegen. In einer beeindruckenden Zusammenarbeit<br />

zwischen Schülern des<br />

Evangelischen Gymnasiums (EVAU)<br />

und dem Seniorenbeirat der Universitätsstadt<br />

Siegen wurden zwei der HTS-<br />

Säulen in Siegen zu Leinwänden für<br />

eine einzigartige Graffiti-Kunstaktion.<br />

Im Oktober 2023 setzten die Jugendlichen<br />

ihre kreativen Einfälle in einem<br />

bunten Graffiti um.<br />

Die Idee hierzu stammte von Herrn<br />

Dr. Bernd Knapp, als Mitglied im Seniorenbeirat.<br />

Sowohl er, als auch weitere<br />

Mitglieder des Seniorenbeirats waren<br />

im Vorfeld maßgeblich an den Vorbereitungen<br />

beteiligt.<br />

Die Vorlaufzeit betrug rund zwei Jahre,<br />

die durchaus auch mit Schwierigkeiten<br />

verbunden waren. Für die nicht unerheblichen<br />

Kosten mussten zunächst<br />

Sponsoren gesucht werden, die sich mit<br />

großzügigen Finanz- und Sachspenden<br />

daran beteiligten. Da derartige Aktivitäten<br />

nicht ohne Antrag und Genehmigung<br />

umsetzbar sind, bedurfte es der<br />

vertraglichen Zustimmung zwischen<br />

der Stadt Siegen und Straßen-NRW, als<br />

Verantwortliche für die Säulen.<br />

Die Entwürfe für die beiden ausgewählten<br />

Säulen an der Boschgotthardshütte,<br />

dem Schulweg der Schüler des EVAUs,<br />

stammten ausschließlich von den Schülern.<br />

Julian Arzdorf (Freshpainter), dem<br />

Siegen zahlreiche Beispiele von Kunst im<br />

öffentlichen Raum verdankt, gab graffitirelevante<br />

Tipps für die Ausführung, die<br />

gemeinsam in einem Workshop mit den<br />

Schülern erarbeitet wurde.<br />

Die Idee, die HTS-Säulen nicht nur<br />

als Verkehrsbauwerke zu sehen, sondern<br />

als künstlerische Ausdrucksform<br />

im öffentlichen Raum zu nutzen, setzten<br />

die Schüler (zwischen 12 und 18<br />

Jahren) innerhalb von zwei Tagen mit<br />

großer Begeisterung um. So wurden<br />

die farbenfrohen Kunstwerke zu regelrechten<br />

Hinguckern.<br />

Diese Initiative verdeutlicht eindrucksvoll,<br />

wie durch die Zusammenarbeit<br />

verschiedener Generationen und gesellschaftlicher<br />

Gruppen das Stadtbild auf<br />

kreative Weise bereichert werden kann.<br />

Ohne die Unterstützung durch Firmen,<br />

der Stadt Siegen, Förderverein<br />

des EVAUs und Bürger aus dem Umfeld<br />

des Gymnasiums und des Seniorenbeirats<br />

hätte das Projekt nicht durchgeführt<br />

werden können. Olaf Koplin<br />

Reichmann, der Seniorenbeauftragte<br />

der Stadt Siegen entgegen unter:<br />

0271/404-2434 oder -2022<br />

Der Eintritt beträgt 6,00 Euro, darin<br />

enthalten ist auch Kaffee und Kuchen.<br />

Einlass ist ab 13.00 Uhr, die Veranstaltung<br />

beginnt ab 14.30 Uhr. „Wie einst<br />

im Mai“ findet wieder im Leonhard-<br />

Gläser-Saal der Siegerlandhalle Siegen,<br />

Koblenzer Str. 151 statt. <br />

<strong>db</strong><br />

14 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 15


Das Siegener Stadtgebiet wurde bereits seit der Mittelsteinzeit<br />

immer wieder von durchziehenden Jäger-<br />

und Sammlergruppen berührt, die einige wenige<br />

Steinartefakte im Siegener Stadtgebiet hinterlassen<br />

haben. Eine steinzeitliche Siedlung konnte noch nicht nachgewiesen<br />

werden. Es gibt auch nur spärliche Keramikfunde.<br />

An die Bronzezeit ab etwa 2200 v. Chr. (Fund eines Bronzebeils<br />

in Krombach) schloss sich ab etwa 800 v. Chr. die<br />

Eisenzeit an. Rodungen des Waldes und erste Besiedlungen<br />

der für agrarische Aktivitäten günstigen Lagen des Siegerlandes<br />

lassen sich ab etwa 700 v. Chr. archäologisch nachweisen.<br />

Es folgten weitere Siedler, wohl aus dem Raum der<br />

Die Urkunde von 1224<br />

ist Grundlage für das<br />

Jubiläumsjahr<br />

800 Jahre Stadt Siegen<br />

Wetterau und anderen europäischen Regionen, die für etwa<br />

800 Jahre das Siegerland besiedelten. Angelockt wurden die<br />

eisenzeitlichen Hüttenleute durch die bis an die Erdoberfläche<br />

austretenden Eisenerzgänge. Viele Hinterlassenschaften<br />

dieser Siedler wurden durch die menschlichen Aktivitäten<br />

der Hochindustrialisierung überprägt und verschwanden<br />

ohne Dokumentation durch die archäologische Forschung.<br />

Das im Siegerland produzierte Eisen (Stahl) wurde ab dem<br />

3. Jahrhundert v. Chr. zu einem wichtigen Produkt, dass die<br />

Lebensverhältnisse der Menschen stark beeinflusste. Eiserne<br />

Pflugscharen erleichterten z. B. die Bearbeitung der<br />

schweren Böden in den Mittelgebirgsregionen. Dies führte<br />

zu einer massiven Aufsiedlung bislang wenig besiedelter<br />

Räume in unserer heimischen Gegend. Von der Zeit um 100<br />

n. Chr. bis zur im Frühmittelalter einsetzenden Christianisierung<br />

fehlen archäologische Nachweise für eine Besiedlung.<br />

Wie Siegen zur „Krönchen“- Stadt wurde<br />

Erstmals wurde Siegen (Sigena) in einer Schenkungsurkunde<br />

aus der Amtszeit des Kölner Erzbischofs Sigewin<br />

von Are (1079 – 1089) genannt. Seit etwa 1170 erfolgte<br />

unter Graf Rupert III. von Nassau, der wahrscheinlich<br />

ein Sohn des Grafen Arnold II. von Laurenburg war, die<br />

Prägung eigener Siegener Münzen mit der Bezeichnung<br />

„civitas“ (Stadt). 1224 wurde Siegen in einem ohne Angabe<br />

eines Tagesdatums abgeschlossenen Vertrag zwischen dem<br />

mächtigen Erzbischof Engelbert I. von Köln und dem ohne<br />

Nennung seines Vornamens aufgeführten Grafen Heinrich<br />

II. von Nassau als eine neu (von neuem) erbaute Stadt (lateinischer<br />

Wortlaut: „opidi Sige de novo constructi“) erwähnt.<br />

Als Gegenleistung für die ihm hierdurch nachträglich ge-<br />

währte rechtliche Anerkennung der vorhandenen Verhältnisse<br />

musste Heinrich II. von Nassau die Hälfte von Siegen<br />

an das Kölner Erzbistum abtreten. Die durch diese neunzeilige<br />

Urkunde begründete Doppelherrschaft endete erst 1414.<br />

Ein eigenes städtisches Siegel, das das Vorhandensein<br />

städtischer Institutionen voraussetzt, fand erstmals 1270<br />

Erwähnung. Am 19. Oktober 1303 erhielt die Stadt das<br />

Soester Stadtrecht. Als früheste Hütte wurde 1311 „die<br />

Mashutte uff der Weste“, also die Massenhütte am Weißbach,<br />

genannt. Die 1317 erstmals in den Quellen erwähnte<br />

Nikolaikirche erhielt auf ihrer Turmspitze 1658 eine<br />

vergoldete Fürstenkrone, das heutige „Wahrzeichen“ der<br />

Stadt. Der Stifter des mit Blattgold überzogenen „Krönchens“<br />

war der 1652 in den Reichsfürstenstand erhobene<br />

Johann Moritz, der der evangelisch-reformierten Linie des<br />

Hauses Nassau-Siegen entstammte.<br />

Die Zeitreise geht weiter<br />

Mit der Reformation wurde in den 1530er Jahren zunächst<br />

das lutherische Bekenntnis und in den 1580er Jahren<br />

die calvinistisch-reformierte Konfession von den jeweils<br />

herrschenden Nassauer Grafen in Siegen eingeführt. 1536<br />

wurde das Siegener Pädagogium zunächst im 1534 aufgelösten<br />

Franziskanerkloster untergebracht, bis die neuen<br />

Räumlichkeiten unter dem Dach der Nikolaikirche fertiggestellt<br />

waren. Spätestens ab 1547 war die Lateinschule für<br />

fast 300 Jahre dort untergebracht. Erster Direktor des Pädagogiums,<br />

aus dem das heutige Gymnasium am Löhrtor<br />

hervorgegangen ist, war der lutherische Theologe Erasmus<br />

Sarcerius. Siegen war bedeutend genug, um in „Die gemeine<br />

Landtaffel des Deutschen Landes“, eine 1560 als Holzschnitt<br />

von dem Gelehrten und Kartografen Tilemann Stella<br />

(Stolz) angefertigte Landkarte, aufgenommen zu werden.<br />

Seit 1607 war Siegen die Residenz der Grafen von Nassau-Siegen.<br />

Bereits 1623 war im Rahmen der Erbfolge die<br />

konfessionelle Spaltung der Grafschaft in eine katholische<br />

und eine evangelische Linie<br />

erfolgt, nachdem Johann VIII.<br />

von Nassau-Siegen, der Halbbruder<br />

von Johann Moritz, zum<br />

Katholizismus konvertiert war.<br />

Die Gebeine von Johann Moritz<br />

(1604 – 1679) ruhen in der 1670<br />

fertiggestellten Fürstengruft, um<br />

die herum nach dem verheerenden<br />

Stadtbrand von 1695 für<br />

die evangelischen Landesherren<br />

von 1698 –WW 1720 das Untere<br />

Schloss errichtet wurde. Zuvor<br />

hatte hier die Residenz der<br />

evangelischen Linie des Hauses<br />

Nassau-Siegen, der Nassauische<br />

Hof, gestanden. Von 1702 – 1725<br />

wurde an der Löhrstraße die katholische<br />

Marienkirche erbaut.<br />

800 Jahre Stadt Siegen<br />

Seit 1904 bereichern die lebensgroßen Bronzeskulpturen<br />

von Bergmann „Henner“ und<br />

Hüttenmann „Frieder“ Siegens Stadtbild.<br />

Die noch immer geliebten Symbolfiguren stehen<br />

für die im Arbeitsleben damals typischen Berufe.<br />

Mit dem Aussterben der evangelisch-reformierten und<br />

der katholischen Linie kam Siegen von 1743 bis 1806 unter<br />

die Herrschaft von Oranien-Nassau und wurde nach kurzer<br />

Zugehörigkeit zum Großherzogtum Berg 1815 preußisch.<br />

Der zuvor in Thurn und Taxisschen Diensten stehende Jakob<br />

Gerlach wurde am 1. Juli 1816 der erste preußische Vorsteher<br />

des Postamts Siegen, das seit 1822 im Wittgensteiner<br />

Flügel des Unteren Schlosses untergebracht war. In Riesenschritten<br />

vollzog sich nun der Übergang vom alten Handwerk<br />

und Gewerbe hin zum Industriezeitalter. 1818 wurde<br />

in Siegen die Bergschule für die Ausbildung bergmännischer<br />

Berufe gegründet. 1853 folgte die Wiesenbauschule,<br />

ein Vorläufer der aus der 1972 gegründeten Gesamthochschule<br />

hervorgegangenen heutigen Universität. 1861 erfolgte<br />

der Anschluss Siegens an das deutsche Eisenbahnnetz.<br />

1895 startete hier die erste Motoromnibuslinie der Welt auf<br />

der Strecke Siegen-Netphen-Deuz. Seit 1904 bereichern die<br />

lebensgroßen Bronzeskulpturen von Bergmann „Henner“<br />

und Hüttenmann „Frieder“, die noch immer geliebten Symbolfiguren<br />

für die im Arbeitsleben damals typischen Berufe,<br />

Siegens Stadtbild. Am 22. Juli 1904 wurde am Obergraben<br />

eine Synagoge eingeweiht, die am 10. November 1938, einen<br />

Tag später als in den anderen deutschen Städten, von<br />

den Nazis durch Brandstiftung zerstört wurde. An ihrer<br />

Stelle wurde einer der zahlreichen noch heute im Stadtbild<br />

sichtbaren Luftschutzbunker errichtet. Darin befindet<br />

sich seit 1996 das Aktive Museum Südwestfalen, in dem<br />

an das Schicksal der Juden und der anderen Opfer des NS-<br />

Terrorregimes erinnert wird. Zum Schicksalstag wurde im<br />

Zweiten Weltkrieg für Siegen der 16. Dezember 1944, als<br />

durch einen Luftangriff der Royal Air Force über 80 % der<br />

Stadt zerstört wurden. 348 Deutsche und eine unbekannte<br />

Anzahl von Zwangsarbeitern wurden dadurch getötet. Etwa<br />

zeitgleich detonierte eine vom Leitstand Siegen aus geführte<br />

V2-Rakete in einem vollbesetzten Kino der Rubens-Stadt<br />

Antwerpen, wobei 567 Menschen starben. Die durch ihre<br />

pittoresken Fachwerkhäuser in<br />

der sog. „Oberstadt“ bekannte<br />

Bergstadt Siegen war auch ein<br />

Eisenbahnknotenpunkt, Standort<br />

kriegswichtiger Industrie<br />

und seit 1935 Garnisonsstadt.<br />

Das Hauptdurchgangslager<br />

für Vertriebene und Flüchtlinge<br />

wurde Ende 1945 von der Britischen<br />

Militärregierung in der<br />

ehemaligen Kaserne „Am Wellersberg“<br />

in Siegen eingerichtet.<br />

Bis 1951 sind hier 410.000 Personen<br />

registriert und an westfälische<br />

Gemeinden weitergeleitet<br />

worden. Von 1946 – 1994 beherbergte<br />

Siegen eine belgische<br />

Garnison. In den 1950er Wirtschaftswunderjahren<br />

galt es,<br />

<br />

18 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 19


Für Einheimische und Touristen besonders anziehend, der Schlosspark auf dem Siegberg<br />

Siegen zu neuen Ufern<br />

auch in Siegen schnell und kostengünstig neue Wohnungen<br />

zu errichten. Mit dem Bau des Leimbachstadions und der Siegerlandhalle<br />

wurden in den Jahren 1958 bis 1961 aber auch<br />

andere wichtige städtebauliche Akzente gesetzt. 1961 wurde<br />

mit der Grube „Neue Haardt“ die letzte Erzgrube im heutigen<br />

Stadtgebiet geschlossen. Den notwendigen wirtschaftlichen<br />

Strukturwandel beschleunigte im Jahr 1971 die Einweihung<br />

der „Sauerlandlinie“, der Autobahn A 45 mit der 106 m hohen<br />

Siegtalbrücke. Vom 5. – 27. September 1970 fand in der<br />

Siegerlandhalle die XIX. Schach-Olympiade statt. Auf den<br />

Siegberg führt seit 1970 die steilste Fußgängerzone Deutschlands.<br />

Am Kölner Tor erinnert seit 1974 der „Berliner Bär“ als<br />

Geschenk des Berliner Bezirks Spandau daran, dass seit 1952<br />

im Rahmen der Städtepartnerschaft Berliner Ferienkinder in<br />

Siegen „aufgepäppelt“ wurden. Am 1. Januar 1975 entstand<br />

durch die Zusammenlegung mit den erst Mitte 1966 gebildeten<br />

Städten Eiserfeld in Süden und Hüttental im Norden<br />

als Oberzentrum in Südwestfalen die Großstadt Siegen mit<br />

aktuell über 105.000 Einwohnern. 1977 wurde das erste Teilstück<br />

der Stadtautobahn „Hüttentalstraße“ für den Verkehr<br />

freigegeben. Siegen beherbergt inzwischen viele mittelständische,<br />

oft metallverarbeitende Unternehmen, die als „hidden<br />

Champions“ Weltmarktführer in den von ihnen besetzten<br />

Nischen sind. Vor der deutschen Wiedervereinigung konnte<br />

die südwestfälische Metropole damit werben, genau im Zentrum<br />

der Bundesrepublik zu liegen. Den stolz geführten Titel<br />

der waldreichsten und dadurch „grünsten Großstadt Deutschlands“<br />

hat Siegen inzwischen aber wohl als Folge mehrerer<br />

dem Klimawandel zu verdankender Trockenjahre verloren.<br />

Nach jahrzehntelangem Vorlauf wurde 20<strong>01</strong> aus dem<br />

„Apollo-Theater“, einem umgebauten ehemaligen Kinogebäude,<br />

ein echtes Theater. Unter dem Motto „Siegen pulsiert“<br />

wurde hier vom 17. – 19. September 2<strong>01</strong>0 der NRW-<br />

Tag ausgerichtet. Durch die Städtebaumaßnahme „Siegen<br />

zu neuen Ufern“ wurde ab 2<strong>01</strong>2 im Stadtzentrum in der sog.<br />

„Unterstadt“ die seit den 1960er Jahren unter einer als Parkdeck<br />

genutzten „Siegplatte“ aus Beton versteckte Sieg wieder<br />

freigelegt und hat seit 2<strong>01</strong>6 durch die hier am Flussufer<br />

geschaffene Stufenanlage den Freizeitwert deutlich erhöht.<br />

In der direkten Nachbarschaft soll mit einer derzeit angelegten<br />

Parkanlage im nach einem Gebäudeabriss wieder<br />

unbebauten restlichen Areal des einst von Fürst Johann<br />

Moritz angelegten Herrengartens die Aufenthaltsqualität<br />

in der Innenstadt Siegens weiter erhöht werden. Auch<br />

„Rund um den Siegberg“, so der Name einer weiteren<br />

Städtebaumaßnahme, tut sich seit einiger Zeit so manches<br />

zur Verschönerung des Stadtbildes. Die Sanierung der<br />

historischen Stadtmauer und die Erweiterung des schon<br />

immer Einheimische und Touristen besonders anziehenden<br />

Schlossparks auf dem Gipfel des Siegbergs tragen<br />

zusätzlich zur Attraktivität der „Universitätsstadt Siegen“<br />

bei. Diese Bezeichnung begrüßt die Besucher der Stadt<br />

seit 2<strong>01</strong>2 auch auf allen Ortseingangsschildern. Nach und<br />

nach zieht die Universität mit mehreren Fakultäten vom<br />

Haardter Berg aus dem Stadtteil Weidenau in die Siegener<br />

Innenstadt, z.B. in das Untere Schloss.<br />

20 Jahre lang schwebte ein Spruch wie ein Damoklesschwert<br />

über der Stadt: „Was ist schlimmer als verlieren?<br />

Siegen!“ 1996 hatte der Journalist Hanjo Seißler nach einem<br />

Besuch in der Stadt seiner Kinderferien unter dieser<br />

Überschrift im Magazin der Süddeutschen Zeitung einen<br />

Artikel veröffentlicht und traf mit seiner Kritik die Stadt<br />

völlig unvorbereitet bis ins Mark. Unter dem Eindruck<br />

der inzwischen eingetretenen Veränderungen revidierte er<br />

2<strong>01</strong>6 bei einem erneuten Besuch voll des Lobes sein damaliges<br />

vernichtendes Urteil über die Stadt Siegen.<br />

Siegen als Rubensstadt<br />

Bisher gibt es nur wenige deutsche Briefmarken, die<br />

eine Verbindung zur Stadt Siegen aufweisen. Da ist zunächst<br />

einmal die Sondermarke vom 17. Mai 1977 zum<br />

400. Geburtstag von Peter Paul Rubens, dem flämischen<br />

Barockmaler und Diplomaten im Dienste der spanischen<br />

Niederlande, zu erwähnen. Inzwischen stand nach einem<br />

vorausgegangenen langen Historikerstreit fest, dass dieser<br />

am 28. oder 29. Juni 1577 weder in Antwerpen, noch in<br />

Köln, sondern in Siegen das Licht der Welt erblickt hatte.<br />

Der von dem Siegener Künstler Hermann Kuhmichel in<br />

den 1930er Jahren gestaltete Rubensbrunnen im Park des<br />

Oberen Schlosses machte dies unmissverständlich klar. Allerdings<br />

hat Peter Paul Rubens mit seinen Eltern, die sich<br />

erneut in Köln niedergelassen haben, Siegen schon 1578<br />

wieder verlassen. Ob zum 450. Geburtstag des Malerfürsten<br />

in drei Jahren erneut eine deutsche Sonderbriefmarke<br />

erscheinen wird?<br />

Im Rubenssaal des Siegerlandmuseums sind mehrere<br />

Originalgemälde von ihm zu sehen. Das Museum wurde<br />

1905 im Oberen Schloss auf dem Siegberg eröffnet. Das<br />

bereits 1259 als Höhenburg erstmals urkundlich erwähnte<br />

Gebäude wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des<br />

12. Jahrhunderts errichtet.<br />

Seit 1957 vergibt die Rubens-Stadt Siegen alle fünf Jahre<br />

den Rubenspreis für zeitgenössische Malerei. Wertvolle<br />

Gemälde aller bisherigen 14 RubenspreisträgerInnen sind<br />

dank einer Mäzenin im Museum für Gegenwartskunst Siegen<br />

ausgestellt, das 20<strong>01</strong> eröffnet und 2<strong>01</strong>1 von der deutschen<br />

Sektion des Internationalen Kunstkritikerverbandes<br />

als Museum des Jahres ausgezeichnet wurde. Der Altbau<br />

des Museums war am 20. Juni 1894 als neues Siegener<br />

Post- und Telegrafenamt eröffnet worden.<br />

Jubiläum Anlass für eine Sonderbriefmarke<br />

Ein weiterer gebürtiger Siegener ist auf der am 27. September<br />

1990 erschienenen letzten Briefmarke mit der Bezeichnung<br />

Deutsche Bundespost Berlin abgebildet. Es handelt<br />

sich um den Pädagogen und Bildungspolitiker Adolph<br />

Diesterweg (* 29. Oktober 1790), der viele Jahre in Berlin<br />

gewirkt hat und auch dort 1866 gestorben ist. Seinen<br />

200. Geburtstag hat auch die Deutsche Post der DDR am<br />

20. März 1990 mit einer Sondermarke gewürdigt.<br />

Der philatelistische Höhepunkt ist nun aber die am<br />

4. April <strong>2024</strong> erscheinende Sonderbriefmarke „800 Jahre<br />

Stadt Siegen“. Das im aufwendigen Stahlstich-Tiefdruckverfahren<br />

hergestellte Postwertzeichen zu 100 Cent <br />

Aufgrund von Umbaumaßnahmen muss<br />

das Siegerlandmuseum vom 8. bis<br />

29. April schließen. Ab dem 30. April<br />

gelten wieder normale Öffnungszeiten,<br />

dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr.<br />

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„Melodie der Meere“<br />

Einzigartiges Shantykonzert<br />

Ein musikalisches Ereignis der besonderen Art steht bevor,<br />

um das 800-jährige Bestehen Siegens gebührend<br />

zu feiern: Das Shanty-Konzert „Melodie der Meere“<br />

verspricht, die Weißtalhalle am 20. April <strong>2024</strong> um 18 Uhr in<br />

einen musikalischen Ozean zu verwandeln.<br />

Der Seemannschor der Marinekameradschaft Siegerland,<br />

als Veranstalter dieses einzigartigen Abends, wird gemeinsam<br />

mit den bekannten Shantychören aus Siegens deutschen<br />

Partnerstädten Berlin-Spandau und Plauen auftreten. Der<br />

Shanty-Chor Berlin wurde 1985 gegründet und ist aus Auftritten<br />

im rbb und vielen internationalen Konzerten bekannt.<br />

Der Plauener Shanty-Chor wurde 1992 von der Marineka-<br />

800 Jahre Stadt Siegen<br />

zeigt in [wald]grüner Farbgebung einen Ausschnitt aus<br />

einem die Stadt Siegen in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts<br />

zeigenden Kupferstich von Matthäus Merian<br />

(1593 – 1650), veröffentlicht in der „Topographia Hassiae<br />

et Regionum Viciinarum“. Über der Nikolaikirche<br />

schwebt übergroß das goldene „Krönchen“, das es ja noch<br />

nicht gab, als Merians Stadtansicht entstand. Die dann in<br />

ganz Deutschland an den Postschaltern erhältliche Briefmarke<br />

wird auch am 6. April <strong>2024</strong> während der nicht nur<br />

die Briefmarken-, Münzen- und Ansichtskartensammler<br />

anlockenden Südwestfalenbörse im Leonhard-Gläser-Saal<br />

der Siegerlandhalle von einem Event-Team der Deutschen<br />

Post Philatelie angeboten. Zugleich gibt es dort den Sonderstempel<br />

„800 Jahre Stadt Siegen“, der die Siegener Synagoge<br />

zeigt. Nicht zu sehen ist auf der Briefmarke leider die<br />

bereits 1311 urkundlich erwähnte Martinikirche, die sich<br />

ganz rechts auf der Merian-Stadtansicht befindet. Aus archäologischen<br />

Funden, darunter ein Fußbodenmosaik, wird<br />

geschlossen, dass am Standort der Kirche bereits deutlich<br />

früher ein sakraler Vorgängerbau errichtet wurde.<br />

Diejenigen, bei denen der in Siegen geborene Verfasser<br />

nun den Wunsch geweckt hat, sich daraufhin selbst in Siegen<br />

umzuschauen und auch als Einheimische noch einiges<br />

Neues zu entdecken, zu erfahren und zu erleben, finden im<br />

Programm des Jubiläumsjahres sicher genügend Anregungen,<br />

um aus dem Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen.<br />

www.siegen800.de/veranstaltungen/<br />

<br />

Wilfried Lerchstein<br />

meradschaft Plauen gegründet und glänzte bei vielen Konzerten.<br />

Diese Zusammenkunft dreier Seemannschöre in der<br />

Siegener Weißtalhalle verspricht, die Herzen der Zuhörer zu<br />

erobern und eine unvergessliche Reise in die Welt der Melodie<br />

der Meere zu bieten.<br />

„Melodie der Meere“ verspricht, nicht nur die kulturelle<br />

Verbindung zwischen den Städten zu zelebrieren, sondern<br />

auch die Liebe zur Seefahrt und zur musikalischen Tradition.<br />

„Es wird ein Abend sein, der die Wellen der Emotionen und<br />

Begeisterung weckt und das Publikum auf eine unvergessliche<br />

musikalische Seereise mitnimmt“, davon ist der Veranstalter<br />

überzeugt.<br />

<strong>db</strong><br />

Dieses außergewöhnlichen Konzerts findet am Samstag, den 20.April um !8 Uhr in der Weißtalhalle statt. Karten gibt es zum<br />

Preis von 15,-€ in vielen Vorverkaufsstellen des Siegerlands oder über Email an: schatzmeister@mk-siegerland.de.<br />

Im Rahmen der bevorstehenden Feierlichkeiten zum Siegener<br />

Stadt-Jubiläum wird auf Initiative des Seniorenbeirats<br />

der Universitätsstadt Siegen und des Apollo-Theaters<br />

ein besonderes Highlight für die ältere Bevölkerung angeboten.<br />

Die Mitglieder des Seniorenbeirats entschieden sich dazu,<br />

eine Senioren-Theater-Vorstellung unter dem Motto „von<br />

Senioren für Senioren“ anzubieten. Dazu hat der Seniorenbeirat<br />

das renommierte Senioren-Theater „SeTa Düsseldorf<br />

e.V,“ eingeladen Diese Theatergruppe kann auf eine 35-jährige<br />

Geschichte zurückblicken und wird von professioneller<br />

Leitung geführt. Nicht zuletzt wurden sie bereits zweimal mit<br />

dem Deutschen Amateur-Theaterpreis ausgezeichnet.<br />

Die Leitung des Apollo-Theaters zeigte sich begeistert<br />

von der Idee und erklärte sich bereit, die Aufführung in ihren<br />

Räumlichkeiten zu ermöglichen. Die Zusammenarbeit<br />

verspricht somit nicht nur eine kulturelle Bereicherung, sondern<br />

auch eine wunderbare Möglichkeit für die ältere Generation,<br />

das Stadt-Jubiläum in einem besonderen Rahmen<br />

zu feiern. Die Vorstellung des Senioren-Theaters wird zweifelsohne<br />

zu einem Höhepunkt der Festlichkeiten werden<br />

und somit einem Beitrag zur Förderung kultureller Vielfalt<br />

in der Universitätsstadt liefern.<br />

Die epochale „Dreigroschenoper“ feierte 1928 im Theater<br />

am Schiffbauerdamm in Berlin ihre Uraufführung. Die<br />

kritische Auseinandersetzung mit der Doppelmoral der bürgerlich-kapitalistischen<br />

Gesellschaft in den 20er Jahren fand<br />

in Brechts „epischem Theater“ Ausdruck, das bewusst eine<br />

Distanz zwischen Publikum und Bühnengeschehen schuf.<br />

Im Zentrum des Stücks stehen die Machtkämpfe zweier<br />

800 Jahre Stadt Siegen<br />

Dreigroschenoper<br />

Seniorentheater Düsseldorf zu Gast im Apollo-Theater<br />

skrupelloser Geschäftemacher: Macheath, ein charmanter<br />

Verbrecher, und Peachum, Betreiber der Firma „Bettlers<br />

Freund“. Polly, Peachums Tochter, heiratet heimlich Macheath,<br />

was zu dramatischen Entwicklungen führt. Nach<br />

einer Serie von Diebstählen und einem Überfall auf Bettler<br />

endet Macheath im Gefängnis.<br />

Die Handlung spitzt sich zu, als Polly und Lucy, eine<br />

weitere Liebschaft Macs, erkennen, dass sie von ihm betrogen<br />

wurden. Macheath steht dem Galgen gegenüber, doch<br />

in letzter Minute erreicht ihn eine Begnadigung der Königin.<br />

Dieser Wendepunkt markiert den Höhepunkt von Brechts<br />

und Weills meisterhafter Inszenierung.<br />

Brecht adaptierte die „Beggar‘s Opera“ von John Gay<br />

aus dem Jahr 1728, übersetzt von Elisabeth Hauptmann, als<br />

Grundlage für dieses bahnbrechende Werk. Die Musik von<br />

Kurt Weill, insbesondere der Song „Die Moritat von Mackie<br />

Messer“, verleiht der „Dreigroschenoper“ zeitlose Popularität.<br />

Interpretationen von Künstlern wie Louis Armstrong,<br />

Bobby Darin und Ella Fitzgerald trugen zur Verbreitung dieses<br />

Klassikers bei.<br />

Die Dreigroschenoper bleibt nicht nur ein künstlerisches<br />

Meisterwerk, sondern auch eine kritische Reflexion über die<br />

gesellschaftlichen Zustände ihrer Zeit. Ihre Relevanz und<br />

Faszination halten bis heute an, und die Inszenierungen des<br />

Stücks begeistern weiterhin ein weltweites Publikum. <strong>db</strong><br />

Sonntag, 28. April <strong>2024</strong>, 16:00 Uhr<br />

Kartenverkauf Online unter: www. Apollosiegen.de/Karten<br />

oder direkt an der Theaterkasse.<br />

Plätze für Rollstuhlfahrer sind nur an der Theaterkasse erhältlich.<br />

Foto: Bozica Babic, „Seniorentheater Düsseldorf"<br />

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Siegerländer Dorfgeschichten<br />

Siegerländer Dorfgeschichten<br />

Denjenigen, die mit der Überschrift<br />

nicht klar kommen,<br />

denen sei gesagt, dass ein<br />

Rioasse ein Zuchtstier ist. Wörtlich<br />

übersetzt heißt diese Bezeichnung<br />

für den Vierbeiner „Reitochse“. Nun<br />

soll niemand glauben, dass man auf<br />

ihm reitet. Nein, er selbst ist es, dem<br />

diese edle Tätigkeit bei allen Kühen<br />

und Rindern in der Gemeinde obliegt.<br />

Einzelheiten hierzu erspare ich<br />

Ihnen und mir.<br />

Eines Tages kamen die Klafelder<br />

wieder mal in die schwierige Lage,<br />

einen jungen Rioassen anschaffen<br />

zu müssen. Der alte reifte wegen<br />

Fettleibigkeit und zunehmendem<br />

Unvermögen zum Schlachten heran.<br />

So rüstete man denn eine auserlesene<br />

„Ochsenkommission“ aus, um im benachbarten Gebirgsdorfe<br />

Unglinghausen einen jungen Rioassen zu kaufen. Der dortige<br />

Klörnbuer hatte ihn den Klafeldern angeboten.<br />

Diese auserlesene Kommission bestand aus vier vorzüglichen<br />

Männern. Da war erstens der alte Hierde-Mannes, dem<br />

als Viehdoktor und -kenner der Sachverstand aus dem Gesicht<br />

leuchtete. Zweitens gehörte natürlich der reichste und<br />

darum vielleicht auch klügste Mann im Dorfe dazu; das war<br />

der Lisebuer, in dessen Stall die Rioassen traditionell untergebracht<br />

wurden. Weiter war der Bass-Ädde dabei, der in<br />

der Dorfkapelle den Bass spielte und daher als Kunstsachverständiger<br />

die Stimme des jungen Rioassen zu prüfen hatte.<br />

Der notwendige Vierte im Bunde war der Ohierde (Gehilfe<br />

des Hirten), der als Treiber mit dem Hudestabe, einem Strick,<br />

dem Hirtenhunde und einem „Glonk“ bewaffnet war.<br />

An einem warmen Augusttage zogen denn diese vier Männer<br />

über die Klafelder Geißenweide hinüber durch das Dorf<br />

Setzen, das durch seinen Hirten Berühmtheit erlangt hatte.<br />

Diesen „Setzer Hirten“ besuchten die Leute von weither, um<br />

sich von ihm bei Verrenkungen und Verstauchungen heilen zu<br />

lassen. Sogar bei Knochenbrüchen wurde er aufgesucht und<br />

die heimischen Ärzte empfahlen ihn als „Spezialisten“. Heute<br />

hatte der „Setzer Hirte“ sein Sprechzimmer geschlossen, da<br />

er den Klafeldern versprochen hatte, die ausgesandte Ochsenkommission<br />

nach Unglinghausen zu begleiten.Da stand er<br />

schon am Ausgange des Dorfes, da, wo der Weg nach Obersetzen<br />

geht und gleich waltete der Ohierde seines Amtes. Als<br />

Mundschenk nahm er den branntweingefüllten Glonk von seiner<br />

Seite und bot dem Hirten Labung an. Danach machte der<br />

Glonk die Runde und erquickte die fünf Männer. Dies geschah<br />

unterwegs noch des Öfteren und so war der Glonk leer, als die<br />

Ochsenkommission ungefähr um elf Uhr im Klörnhofe ankam.<br />

Der Klörnbuer – oder Klörn Hannes, wie er hier allgemein<br />

hieß – war vom Lisebuer schriftlich von dem Vorhaben<br />

der Ochsenkommission verständigt worden. Er empfing<br />

also die Männer mit freundlichem Gruße und Handschlage<br />

Der vergessene<br />

Rioasse<br />

vor seinem Hause. Hier war er gerade mit dem Ausbessern<br />

eines Pfluges beschäftigt, denn der Herbst mit der Ernte nahte.<br />

Klörn Hannes ging den Männern voraus zum Stalle und der<br />

Ochsenhandel begann. Dieser bewegte sich, wie nicht anders<br />

zu erwarten, in der herkömmlichen viehhändlerischen Weise.<br />

Es ging hin und her, jeder Behauptung wurde mit einem Gegenargument<br />

widersprochen; es schien, als ob ausgemachte,<br />

gerissene Viehhändler zugange seien. Endlich aber war die<br />

Sache „strack“, der Handschlag war weithin zu vernehmen.<br />

Gleich darauf betrat der Bauer mit den Gästen vom Stalle<br />

her die an der Küche liegende Wohnstube. Der Lisebuer, bei<br />

diesem Kauf der Säckelmeister, zählte aus seinem Säckel dreißig<br />

harte silberne Taler auf den Tisch und fragte: „Schdemmt<br />

et, Hannes?“ „Jo, et schdemmt, he es de Quitting“, sagte der<br />

Hausherr und lud gleich danach ein: „Setzt ou! Ir sid hongrich,<br />

et es Meddach.“<br />

Klörn Mamme hatte während des Handels Schmatzbäckel<br />

gebacken. Das Siegerländer Nationalgebäck ist ein Kartoffelreibekuchen,<br />

der nicht in der Pfanne, sondern auf der heißen<br />

Herdplatte gebacken wird. Und wo es Schmatzbäckel gibt, da<br />

kommt kein Fleisch auf den Tisch, sondern eine Milchgrützsuppe.<br />

Auf die Schmatzbäckel konnte man sich goldgelbe<br />

Butter schmieren; als Nachtisch lockte ein Korb mit Stachelbeeren,<br />

die hier oben spät reif werden.<br />

Als alle Platz genommen hatten, da kam schon die Magd<br />

und stellte mit kurzem Gruß eine tiefe irdene Schüssel mit<br />

der Suppe auf den ungedeckten Tisch. „Gondach zesame!“,<br />

betrat jetzt grüßend Klörn Mamme die Stube und reichte dem<br />

Lisebuer und dann auch den anderen, die sie alle kannte, dem<br />

Range nach die Hand. Das rundliche Frauchen war selber<br />

eine geborene Klafelderin und kam von der Geisweid.<br />

Dann sprach der Bauer das Tischgebet: „Aller Augen<br />

warten auf den Herrn.“ Jeder langte zu, bis die Suppe, die<br />

Schmatzbäckel und die Stachelbeeren verzehrt waren. Nach<br />

dem Dankgebet steckten die Männer ihre stinkigen Pfeifen an,<br />

der „Setzer Hirte“ rauchte als Naturheilkundiger nicht. Man<br />

stattete später dem ganzen Anwesen noch einen Besuch ab<br />

und verabschiedete sich dann, während die Nachbarn neugierig<br />

zuschauten.Im Vorbeigehen ließ der Ohierde-Mundschenk<br />

im Dorfwirtshause noch einmal den Glonk füllen, dann zog<br />

der Trupp mit dem vom Bass-Ädde geführten Rioasse den<br />

Berg hinab. Hinter dem nächsten Busch machte der Glonk<br />

gleich hintereinander zwei Runden und damit die Zungen gesprächig.<br />

„Prachtvoller Rioasse“, nahm der Lisebuer das Wort<br />

und „barbarisch“, führte der Hierde-Mannes anerkennend bei.<br />

„Klatsch“, ließ das junge Öchslein etwas hinter sich zur<br />

Erde fallen, was einem grünen, dampfenden Schmatzbäckel<br />

nicht unähnlich sah. „Do konnt`r seh, dat dä Oasse och enwennich<br />

god em Schdand es!“, rief eifrig der Lisebuer und<br />

freute sich als Ochsenpfleger schon auf den zu erwartenden<br />

guten Mist. Die ganze Kommission steckte die Köpfe über<br />

dem „Koblätter“ zusammen, dessen nach Kleie und Gras duftendes<br />

Aroma offenbar ein Labsal für die Bauernnasen war.<br />

Nach dieser „hinterhältigen“ Leistung ließ sich das Tier<br />

nun auch vorne vernehmen und stieß einen wunderschönen<br />

Orgelton in die Waldesstille hinein. „Prachtvoll!“, rief der<br />

Bass-Ädde begeistert. „Wat for en Schdemm, d`r reinste<br />

Edelbass-Bariton! So en Rioasse gerret röm on döm kenn<br />

zweite!“ Wiederum tönte der wunderbare Orgelbass durch<br />

den Forst und der Bass-Ädde wurde ganz närrisch vor Freude.<br />

Daraufhin nestelte der Ohierde den Glonk von seiner Seite<br />

und reichte ihn zunächst dem Bass-Ädde, der ihn nach einem<br />

tüchtigen Schluck weitergab. Und kurz darauf war das<br />

Gefäß schon wieder leer. In Setzen wurde der Rioasse beim<br />

Wirt Engelhard in den Stall gestellt. Die Männer gingen in die<br />

Schenke und labten sich am hellen Bier. Dann spielte man mit<br />

den Karten „Napoleon“; ab und zu sang man ein Vaterlandslied<br />

und erzählte sich Geschichten. Und ehe sie dann schwer<br />

beladen bei beginnender Dunkelheit den Heimweg antraten,<br />

brachten sie erst noch dem „Setzer Hierde“ ein Ständchen<br />

und so klang durch das Dorf das Lied „Wenn die Schwalben<br />

heimwärts ziehen.“<br />

Bis nach Klafeld wurden die Männer von der Gewalt des<br />

bösen Geistes, der im Alkohol steckt, von einer Seite auf die<br />

andere gezogen. Es nahm kein gutes Ende. Der Hierde-Mannes<br />

landete friedlich in seinem Schanzenschuppen vor dem<br />

Hause, wo ihn am Morgen eine geharnischte Gardinenpredigt<br />

aufweckte. Dem Lisebuer seine Eheliebste fand denselben<br />

hingegen im leeren Ochsenstalle ebenfalls friedlich schlafend.<br />

Vergeblich sah sie sich nach dem neuen Rioasse um. Auf ihre<br />

Frage nach diesem stotterte der Ochsenpfleger schlaftrunken<br />

und mit schmerzendem Kopf: „Rioasse? – Wat for en Rioasse?<br />

– Warhafdich, d`r Rioasse!“<br />

Und wie der Lisebuer nachher so beim Kaffee sitzt, da<br />

hört er plötzlich wieder den herrlichen Orgelton des Rioassen.<br />

Gleich darauf betritt der Wirt Engelhard aus Setzen die<br />

Stube und sagt nach kurzem Grüßen: „Ir haddet gäsdern d`r<br />

Oasse fergässe; dusse schdeht hä; ech ha`n her gelait.“ (Ihr<br />

hattet gestern den Ochsen vergessen, draußen steht er, ich<br />

habe ihn hierher geführt.) Obwohl alle Beteiligten strengstes<br />

Stillschweigen vereinbart hatten, so ist die Geschichte doch<br />

ruchbar geworden.<br />

Josef Trapp<br />

24 durchblick 1/<strong>2024</strong>


Aus der Region<br />

Ein Eldorado<br />

für Traktor- und Automobil-Enthusiasten<br />

Das Fahrzeugmuseum<br />

der Familie Schmidt in Laaspherhütte<br />

Neugierige und strahlende Blicke werfen Auto-Liebhaber<br />

in die 900 qm große Halle des Oldtimer-<br />

Museums schon beim ersten Besuch. Links sieht<br />

man Gerätschafen zur Herstellung von Butter oder Kraut<br />

von Anno Dazumal. Daran reiht sich die Parade von Oldtimern:<br />

Limousinen, kleine Autos wie eine Isetta, die immer<br />

für Heiterkeit sorgt, sowie Mopeds und Motorräder aller Art<br />

bis hin zur Harley-Davidson. Und rechts stehen stolz die<br />

Trecker, Schlepper oder Traktoren, die sind die „Stars“ der<br />

Ausstellung und der Familie Schmidt. Aus eigener Initiative<br />

und ohne Fördergelder gelang es der Familie auf ihrem eigenen<br />

Grundstück nach vielen Jahren ihren Schätzen ein eigenes<br />

Zuhause zu geben. Das Museum wurde 2022 eröffnet.<br />

Im ländlichen Raum ist bei vielen kleinen Knirpsen im<br />

frühesten Alter das Coolste, wenn Sie neben Papa oder Opa<br />

zum ersten Mal stolz neben ihm auf dem Schlepper sitzen<br />

und mitfahren können, bis sie zum ersten Mal selbst voller<br />

Begeisterung die ersten Runden fahren dürfen. Und diese<br />

Liebe hält bei vielen Männern, auch taffen Frauen, ein<br />

Leben lang. Wer die Sendung im TV „Bauer sucht Frau“<br />

kennt, weiß dass heute von den angehenden Landwirtinnen<br />

auch Geschick im Umgang mit Treckern und je nach Art<br />

des Betriebs auch mit riesigen Landmaschinen gewünscht<br />

wird. Der Traktor ist der Klassiker der Landmaschinen, der<br />

seit Ende des 19. Jahrhunderts langsam das Zugtier für die<br />

Ackergeräte ablöste.<br />

Die große Halle in reicht schon<br />

lange nicht mehr für die vielen<br />

Exponate, die immer mal ausgetauscht<br />

werden. Familie Schmidt<br />

träumt schon von einer oberen<br />

Etage, um die Ausstellungsfläche<br />

zu vergrößern. Mit Witz und<br />

Fachwissen werden sonntags Besucher<br />

immer von einem Familienmitglied<br />

durch die Ausstellung<br />

geführt. Die Drei vom Museum<br />

sind: Christoph, Bernd und Friedrich<br />

Adolf Schmidt. Auch der fast<br />

14-jährige Lukas kann schon mal<br />

als Guide einspringen, denn der<br />

Funke ist längst auf die nächste<br />

Generation übergesprungen. Erst<br />

durch deren Erklärungen, Fachwissen<br />

und vor allem durch persönliche<br />

Geschichten wird der<br />

Rundgang zum Erlebnis. Schon<br />

der Jüngste, Felix, fährt schon mit<br />

Begeisterung auf seinem Kinder-<br />

Traktor durch die Halle. Die Besucher spüren wie diese<br />

Männer für ihre Oldtimer „brennen“ und ihre Begeisterung<br />

springt über. Bernd Schmidt, der Senior, bleibt vor einem<br />

alten Hanomag Trecker stehen und erzählt, wie es ihm gelang<br />

das lang ersehnte Original-Schild mit der Veedol-Frau<br />

zu bekommen. Ein Händler bot es ihm für sage und schreibe<br />

800 DM an. Ein Wahnsinn. Durch seine guten Beziehungen<br />

in der Ölbranche bekam er zu guter Letzt die heiß ersehnte<br />

Lady aus Blech geschenkt. Auf Schlittschuhen gleitet die<br />

Blondine über imaginäres Eis. Schnelligkeit, Leichtigkeit<br />

und eine erotische Ausstrahlung charakterisieren diese berühmte<br />

Figur und macht Werbung für die Schmierstoffe von<br />

Veedol seit 1952. Vieles erfährt man vom Senior vom Leben<br />

damals im Ort, vom harten Leben der Bauern und vom<br />

Wandel und Fortschritt der Technik in der Landwirtschaft.<br />

Unter der Woche sind alle Erwachsenen im eigenen Straßen-<br />

und Tiefbau Unternehmen tätig, das seit der Gründung<br />

1918 über Generationen erfolgreich<br />

besteht. Das Museum ist<br />

eher eine Liebhaberei und Hobby<br />

der Familie Schmidt. Die Frauen<br />

kümmern sich um das Traditions-<br />

Restaurant Schmidt/Wagner mit<br />

Gästezimmern, ein beliebtes<br />

Ausflugsziel. Das separate Dorf<br />

Café ist der alte umgebaute Kuhstall<br />

vom Bauernhof, der nun<br />

liebevoll mit Souvenirs aus der<br />

alten Zeit dekoriert wurde.<br />

Die präsentierten Trecker bieten<br />

nicht nur eine nostalgische<br />

Zeitreise durch die Mechanisierung<br />

der Landwirtschaft und<br />

Landtechnik, ebenso kann man<br />

hier die Geschichte des Automobilbaus<br />

verfolgen und etwa Oldtimer<br />

wie den legendären Opel P4<br />

bewundern, der zwischen 1935<br />

und 1937 im Stammwerk in Rüsselsheim<br />

gebaut wurde. 1954/55<br />

hatte Friedrich Adolf Schmidts Großvater diese Limousine<br />

erworben, etwa um die Mitarbeiter seiner Baufirma<br />

Schmidt zu Begutachtungen von Hochwasserschäden und<br />

Bachbettregulierungen zu transportieren. Der Opel ist ein<br />

Herzstück der Sammlung und viele Besucher bekommen<br />

glänzende Augen. Der jüngste Oldtimer ist ein Mercedes SL<br />

Baujahr 1986. Alle Fahrzeuge und Maschinen sind picobello<br />

gepflegt und einsatzbereit.<br />

Auch für die Kids ist der Ausflug nach Laaspherhütte<br />

ein großer Spaß. Es gibt so viele „Kleinteile“ und auch Kindertraktoren<br />

und Motorräder anzuschauen. Es beflügelt die<br />

Fantasie der Kleinen. Die Großen können mit gleichgesinnten<br />

Oldtimer- und Traktorenthusiasten fachsimpeln, sich<br />

austauschen, Erfahrungen teilen und neue Kontakte knüpfen.<br />

Das Museum wurde 2022 eröffnet und ist seitdem zum Publikumsmagnet<br />

in der Region Wittgenstein geworden. Nichts<br />

wie hin! Fotos: Reinhard Petri, Text: Tessie Reeh<br />

Damit hat es angefangen: Opel P4 Bj. 1936<br />

Infos unter: www.gasthof-schmidt-laaspherhütte.de


Aus der Region<br />

Aus der Region<br />

Freusburg –<br />

die Burgberg-Kapelle und die historischen Glocken<br />

Historisches Geläut begleitet die Sieg zwischen Mudersbach<br />

und Kirchen seit mehr als 400 Jahren. Es<br />

schallt vom Ausläufer des Burgberges über die Häuser,<br />

die sich um den Bergkegel gruppieren, bis hinunter zum<br />

Fluss, der unaufhaltsam dem Rhein zustrebt. Der über 900<br />

Jahre alte Herrensitz gab dem Ort seinen Namen: Freusburg.<br />

Vermutlich ist die erste Wohnburg um 1.100 errichtet<br />

worden 1) . Der Eigentumsübergang an die Grafen von Sayn,<br />

deren Stammschloss sich in Sayn bei Neuwied befindet,<br />

wird der Zeit zwischen 1212 und 1246 zugeordnet. In<br />

1927/28 erfolgte der Um- und Ausbau zur Jugendherberge.<br />

Restliche Mauerteile der ursprünglichen Burgkapelle gingen<br />

dabei verloren. Sie soll sich als kleine Hauskapelle im<br />

Burghof befunden haben.<br />

Die „neue“ Burgkapelle feiert in diesem Jahr zum 430 mal<br />

ihre Indienststellung, die der lutherische Hofprediger Adam<br />

Klingspor 1594 vornahm 2) . Sie verfügt über einen ausgeprägten<br />

Dachreiter, aus dem zwei historische Glocken und eine<br />

jüngere Glocke die Menschen mit ihrem Klag erfreuen.<br />

Graf Heinrich IV von Sayn begann im Jahr<br />

1580 mit einer maßgeblichen Vergrößerung der<br />

Burg. Nach Beendigung der Arbeiten, die insbesondere<br />

durch die Errichtung des „Heinrichsbaus“<br />

einige Jahre in Anspruch nahmen, ordnete er den<br />

Neubau der Kapelle an, deren Glocken besondere<br />

Aufmerksamkeit verdienen.<br />

Am Tag der Kapelleneinweihung stiftete der<br />

Bauherr eine Bronzeglocke, die in der Beschriftung<br />

auf Graf Heinrich, das Jahr des Gusses (1594)<br />

und den Namen des Glockengießers hinweist. Sie<br />

hat ein Gewicht von ca. 130 kg 3) und befindet sich<br />

ununterbrochen am gleichen Platz.<br />

Die zweitgrößte Glocke ist ca. 75 kg schwer<br />

und ein Geschenk der katholischen Gemeinde von<br />

Kirchen aus dem Jahr 1949. Dort versah sie bis<br />

dahin die Begleitung der Turmuhr. Da im ersten<br />

Weltkrieg die jüngste der ursprünglichen Kapellenglocken,<br />

gegossen 1883, zum Einschmelzen abgegeben<br />

werden musste, stellte das Glockengeschenk<br />

aus Kirchen eine wertvolle Ergänzung dar.<br />

Die Geschichte der kleinsten, ca. 60 kg schweren<br />

Glocke ist von besonderem Interesse. Ihre<br />

Aufschrift ist markant und verweist auf das Jahr<br />

des Glockengusses sowie auf das Stifter-Ehepaar<br />

Friedrich Wilhelm von der Lip, Ambtmann zu<br />

Windeck, und Anna von der Lip, geb. von Hall, die<br />

ausdrücklich genannt werden. Als Datum ist der<br />

20. Novembris 1619 erkennbar.<br />

Die Glockenstiftung zugunsten der Kapelle<br />

geht die wundersame Krankenheilung der Stifterin<br />

im gleichen Jahr voraus. Die Kunde von der Heilwirkung<br />

eines Quellwassers in der Nähe des Lahnhofs hatte sich<br />

auch bis in das mittlere Siegtal herumgesprochen. Der<br />

Quelle war der Name „Heiligenborn“ zugeteilt worden<br />

und insbesondere im 17ten Jahrhundert pilgerten Hunderte<br />

zu dem abgelegenen Weiler, in dem Graf Ludwig „der<br />

Jüngere“ von Wittgenstein, von 1605 bis 1634 Regent der<br />

dortigen Grafschaft, Hütten, Ruheplätze und einen Badeteich<br />

errichten lies 4) Anna war dort von einer schweren<br />

Krankheit genesen.<br />

Aus Dankbarkeit schenkten die Eheleute von der Lip<br />

der Freusburger Kapelle eine Glocke. Sie bildete bis kurz<br />

vor dem Ende des zweiten Weltkrieges das Geläut mit der<br />

Glocke aus 1594.<br />

Durch die vielfachen Glockenabgaben im ersten Weltkrieg<br />

waren im zweiten Weltkrieg die Rückbehaltungskriterien<br />

für historische Glocken erhebliche verschärft worden.<br />

Trotzdem wurde sie kurz vor Kriegende zur Einschmelzung<br />

abtransportiert. Wie durch ein Wunder unterblieb dieser<br />

Vorsatz. Auf einem „Glockenfriedhof“ wurde sie nach<br />

Kriegsende entdeckt und unter großer Anteilnahme der<br />

Bevölkerung heimgeholt. In einem Festgottesdienst wurde<br />

sie an ihrem angestammten Platz willkommen geheißen 5) .<br />

Die in Netphen geborene und später in Düsseldorf lebende<br />

Dichterin Elisabeth Grube, geb. Diez, heiratete<br />

an ihrem 20ten Geburtstag, dem 22.10.1823, den Lehrer<br />

Friedrich Wilhelm Grube, der in Kirchen tätig war. Die<br />

gemeinsamen Wanderungen durch den Giebelwald fanden<br />

ihren Niederschlag in mehreren Gedichten, die ihre Begeisterung<br />

zum Ausdruck brachten. Aus dem Rittersaal der<br />

Freusburg geht der Blick des Betrachtes ins Siegtal hinab:<br />

„Und hier kann er der Worte Wahrheit schauen,<br />

im schönen Thal kann sich der Blick ergehen<br />

und herrlich ist´s in Freusburgs reiche Auen,<br />

aus dieses Saales Fensterhöhen sehn.“<br />

Dies hat sich bis heute, ca. 200 Jahre nach Verfassung<br />

des Gedichtes, auch vom Standort der Kapelle, nicht verändert.<br />

Heinz Stötzel<br />

Literaturverzeichnis: Solbach, Benno Freusburg-Chronik, 1998, Seiten 29-31. Fritsche,<br />

Hans, Die Freusburg und die Freusburger Kapelle, Seite 20. Fritsche, Hans Graf Heinrich<br />

IV v. Sayn, im Heft 22 des Kirchener Heimatvereins, 2005, Seiten 3-5. Nebe, Karl Heiligenborn,<br />

eine alte Wunderquelle „Siegerland“, Bd. 3, 1918, Seiten 114 ff. wie 2. und 3.<br />

Festschrift Kirchengemeinde Freusburg, 1967, Seiten 64 und 65.<br />

28 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 29


Aus der Region<br />

Meinung<br />

Landwirtschaft aus Leidenschaft<br />

Im Einklang mit der Natur<br />

Andrea Junk gilt als Pionierin des solidarischen Gemüseanbaus<br />

im Siegerland und blickt auf eine über<br />

20-jährige Erfolgsgeschichte der besonderen Art<br />

zurück. Der Ort des Geschehens: Krombach, zwischen<br />

Naturfreibad und Beerwerth’s Biohof, der das Land zur<br />

Verfügung stellt. Hier ist die bislang einzige SOLAWI Solidarische<br />

Landwirtschaft im Siegerland zu finden.<br />

Nach den Anfängen auf zunächst kleinerer Fläche ging es<br />

bereits im Jahr 2003 richtig los. Andrea Junk gründete als selbständige<br />

Landwirtin, mit Unterstützung der Wirtschaftsförderung<br />

des Kreises Siegen-Wittgenstein und Frau und Beruf bei<br />

der Gleichstellungsstelle der Stadt Siegen, ihr eigenes Unternehmen,<br />

zunächst unter dem Namen „Crombacher Natur-Gemüsegarten“.<br />

Ihre Geschäftsidee: Anzucht von Pflanzen und<br />

Anbau von vielfältigen Gemüsesorten, Blumen und Kräutern<br />

und deren Vermarktung. Bedingung: Kein Kunstdünger, keine<br />

Pestizide, Bewässerung nur dort wo unerlässlich, ansonsten<br />

im Einklang mit dem Siegerländer Wetter – in guten wie<br />

in schlechten Zeiten. Es sollte bewusst eine Alternative zum<br />

herkömmlichen Gemüseanbau sein und zu den vielfach nicht<br />

im Einklang mit den Jahreszeiten stattfindenden Importen und<br />

Essgewohnheiten.<br />

Mit Bio-Landwirt Matthias Beerwerth hatte sie einen Verbündeten<br />

der ressourcenschonenden Landwirtschaft und regionaler<br />

Direktver- marktung gefunden. Er stellte 3.700 qm<br />

seiner hofeigenen Flächen für das wagemutige Projekt von<br />

Andrea Junk zur Verfügung und unterstützt bis heute mit Treckereinsatz<br />

im Frühjahr und beim Kartoffel setzen sowie mit<br />

regelmäßig gefüllten Wasserfässern.<br />

Bis 2<strong>01</strong>4 arbeitete Andrea Junk im wesentlichen als Landwirtin<br />

allein auf dieser enormen Fläche mit den zuvor unzählig<br />

selbst gezogenen Pflanzen. Allein Tomaten sind mit<br />

rund 250 Pflanzen und 40 – 50 unterschiedlichen Sorten im<br />

großen Gewächshaus dabei.<br />

Kartoffeln sind nicht nur einfach Kartoffeln bei Andrea<br />

Junk, es gibt auch Experimente z.B. in blau und rot. Die Vielfalt<br />

des Gemüses war von Anfang an Bedingung. Viele Salatsorten,<br />

wie Radicetta und Prachtsalat. Möhren, Pastinaken,<br />

Rote Bete, Rettich und Mangold in allen Farben gehören zum<br />

Standard wie auch unterschiedliche Kohlsorten, Porree, Zwiebeln,<br />

Zucchini, Bohnen, Erbsen und Kürbis und vieles mehr.<br />

Blumen und Kräuter sind die ganz besonderen Hingucker.<br />

Planung, Bodenbearbeitung, säen, pikieren, vereinzeln,<br />

pflanzen, ernten, Lagerung, Beratung, Verkauf: Dies sind die<br />

regelmäßigen Schritte, vom Samenkorn bis auf den Teller.<br />

An Ort und Stelle kann man sich davon überzeugen, dass<br />

im Einklang mit der Natur gearbeitet wird. Die abwechslungsreiche<br />

Bewirtschaftung mit standortgerechten Pflanzen, die<br />

Düngung mit Mist und Kompost, natürliche Spritzmethoden,<br />

z.B. Brennessel halten die Pflanzen gesund und den Boden<br />

ertragreich. Natürlich gab es in dieser Zeit auch immer wieder<br />

ehrenamtliche Hilfe von der Kundschaft, die beim jäten, hacken<br />

und Verkauf mit anpackten.<br />

Dennoch stellte sich für Andrea Junk zunehmend die Frage<br />

nach Veränderung, zumal sie während dieser Jahre auch<br />

den Kreuztaler Bauernmarkt initiierte und viele Jahre ehrenamtlich<br />

für die Organisation verantwortlich war.<br />

Nach einer mehrmonatigen Sondierungsphase im Winter<br />

2<strong>01</strong>4 gemeinsam mit überregionalen Initiativen, entstand die<br />

Neuausrichtung ab 2<strong>01</strong>5 als SOLAWI – Solidarische Landwirtschaft.<br />

Diese Gemeinschaft funktioniert nun so, dass<br />

zwischen 30 – 35 Beteiligte sich von Mai bis November verpflichten<br />

einen Anteil zu kaufen. Im Gegenzug wird die Ernte<br />

aufgeteilt und in kleinen und großen Gemüsekisten verteilt.<br />

Die Arbeit der hauptberuflichen Landwirtin Andrea Junk bekommt<br />

so mehr wirtschaftliche Stabilität.<br />

Der freiwillige Arbeitseinsatz wurde etwas mehr organisiert<br />

und strukturiert. So erfolgt zum Beispiel die Ausgabe der<br />

Gemüsekisten im Wechsel durch die SOLAWI-Mitglieder<br />

und Einsätze zum jäten, hacken etc. werden von Andrea Junk<br />

angefordert. Falls es Überschüsse gibt, wird an den Ausgabetagen<br />

der Gemüsekisten direkt vom Land an die „Laufkundschaft“<br />

verkauft, jeweils mittwochs und freitags zwischen 16<br />

und 18 Uhr. Und manchmal kommen auch Leute einfach nur<br />

zum schauen, klönen und ausruhen in den Garten von Andrea<br />

Junk, an den Ort der guten Lebensmittel, der Blumen und der<br />

guten Gespräche und Begegnungen.<br />

Das nördliche Siegerland war in der Vergangenheit nicht<br />

gerade für üppigen Garten- und Feldanbau bekannt, doch<br />

Dank der Pionierarbeit, Leidenschaft und Beharrlichkeit von<br />

Andrea Junk und allen in und rund um die SOLAWI Crombacher-Natur-Gemüsegarten<br />

ist hier ein Beispiel entstanden,<br />

das im wahrsten Wortsinn ‚Schule‘ gemacht hat.<br />

Der BUND verlieh 2<strong>01</strong>9 die Umwelturkunde an Andrea<br />

Junk und die SOLAWI die solidarische Landwirtschaft, mit<br />

allen, die sie unterstützen. Sie folgen dem Leitbild einer umweltschonenden<br />

und nachhaltigen Produktion.<br />

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so<br />

nah? Und wie gesagt seit mehr als 20 Jahren. Bislang hat sich<br />

die Forschungsgruppe der Uni Siegen nicht für die SOLAWI<br />

in Krombach interessiert. Förderung wäre nötig für dieses<br />

besondere Unternehmen in Kombination mit sehr viel Ehrenamt;<br />

z.B. als Dürreausgleich, für Biodiversität oder Erhalt<br />

von Lebensraum für Insekten und Schmetterlinge, für die<br />

Reparatur der Fräsen etc.. Das wäre doch mal eine praktische<br />

Tat für <strong>2024</strong>, aus welchem Förder- oder Spendentopf auch<br />

immer; wünscht sich die Gruppe der ehrenamtlich mitarbeitenden<br />

in Krombach. <br />

Helga Dellori<br />

Andrea Junk,Landwirtin aus Leidenschaft.<br />

Brache<br />

statt Rasen<br />

Jetzt rattert er wieder, des Deutschen liebstes Kind nach<br />

dem Auto: der Rasenmäher und mit ihm seine Verwandten.<br />

Bei jedem Mähvorgang wird ein größeres<br />

Ökomassaker veranstaltet als der vergleichsweise kleine<br />

Vorgang der Baumfällung in Siegen verursachte, der so viel<br />

Aufregung hervorgerufen hat. Wahrscheinlich liegt es unter<br />

anderem daran, dass der Grashalm nicht so einen Zugang<br />

zu unseren Herzen gefunden hat wie der symbolträchtige<br />

Baum. Denn, objektiv und unideologisch betrachtet, wird<br />

beim Mähen viel Biomasse abgeschnitten (CO2-Speicher),<br />

werden Massen von Insekten und ihre Behausungen geschreddert<br />

(Biodiversität- und Insektenschwund von 75 %),<br />

wird Abgas und Lärm emittiert, fossiler Brennstoff verbrannt,<br />

die Feuchtigkeitsspeicherung verhindert und der<br />

Wasserabfluss beschleunigt. Und wofür das alles? Doch<br />

wohl für das deutsche tiefsitzende Bedürfnis nach Ordnung<br />

und Sauberkeit. Angesichts der dramatischen Entwicklung<br />

von Klima und schwindender Artenvielfalt müssen wir<br />

um 180 o umsteuern.<br />

Eigentlich ist das sehr<br />

leicht: einfach den Rasen<br />

brach liegen lassen,<br />

nur die Verkehrsflächen<br />

mähen, den eigenen<br />

Geschmack verändern<br />

(Brache ist keine<br />

Unordnung, sondern<br />

ein wertvoller Lebensraum)<br />

und das Urteil<br />

der Leute als irrige<br />

Unkenntnis verstehen<br />

und negieren. Viel tun<br />

durch nichts tun und<br />

Ressourcen sparen. Jeder<br />

Quadratmeter zählt.<br />

Trauen Sie sich!<br />

Ulrich Schöllchen,<br />

30 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 31


Aus der Region<br />

Aus der Region<br />

Gesundheitsversorgung<br />

Apotheken ab den 50er Jahren<br />

Apotheken hatten<br />

jahrhundertelang<br />

ein<br />

jeweils eigenes Wahrzeichen,<br />

das zu ihrem<br />

Erkennungsbild gehörte.<br />

Bemalte Bilder mit<br />

Wappen, Pflanzen, Tieroder<br />

Heiligenfiguren<br />

wiesen auf den Namen<br />

der Apotheke oder den<br />

Besitzer hin.<br />

Heute gilt das rote<br />

Apothekenlogo als Erkennungszeichen<br />

für<br />

Wappen der<br />

Apotheke in Krombach<br />

öffentliche Apotheken<br />

in Deutschland. Es ist ein großes, rotes, gotisches A auf<br />

weißem Grund mit weiß eingezeichnetem Arzneikelch<br />

mit Schlange. Der Giftkelch, die Schale der Hygieia, soll<br />

auf die toxischen (giftigen) Stoffe hinweisen und die<br />

Schlange ist das Symbol für Äskulap, den antiken Gott<br />

der Heilkunst; es steht für Gesundheit und Heilkunde 1) .<br />

Nach dem Krieg spielten Apotheken<br />

eine entscheidende Rolle in der medizinischen<br />

Versorgung der Bevölkerung. Sie<br />

waren viel mehr als nur ein traditioneller<br />

Ort zum Kauf von Medikamenten. Sie<br />

wurden ausschließlich von approbierten<br />

Apothekern oder Apothekerinnen inhabergeführt<br />

und fungierten als wichtige<br />

Anlaufstellen für medizinische Informationen<br />

und Beratung. Darüber hinaus<br />

tauschten sich Kunden untereinander aus<br />

und das Apothekenpersonal war in gewisser<br />

Weise auch Seelenklempner. Auf dem<br />

Land ist das vielfach auch heute noch so,<br />

Kunden halten gern<br />

ein Schwätzchen, es<br />

besteht in der Regel<br />

ein vertrauensvolles<br />

Verhältnis.<br />

In den kleinen gemütlichen<br />

Verkaufsräumen<br />

mit Ladentisch,<br />

offenen Schränken und<br />

Schubladen wurden<br />

medizinische Produkte<br />

verkauft. Es gab damals<br />

schon viele Medikamente,<br />

wobei die<br />

Fritz Rupprecht Mathieu<br />

entwarf 1951 das rote<br />

Apothekenzeichen.<br />

Alte Medikamente<br />

Altes Mikroskop<br />

und Prüfungsbuch<br />

Überwachung noch nicht<br />

so streng war wie heute.<br />

Viele Arzneimittel wurden<br />

noch in Handarbeit vor<br />

Ort hergestellt und individuell<br />

den Bedürfnisse der<br />

Patienten individuell angepasst.<br />

Pillen wurden auf<br />

dem Pillenbrett gedreht,<br />

Salben in einer Porzellanreibschale<br />

mit dem Pistill<br />

manuell gerührt. Es gab<br />

auch „Großproduktionen“<br />

von Hustensäften, Stärkungsmitteln,<br />

Tees und<br />

anderen beliebten Hausmitteln.<br />

Diese in größerer Menge hergestellten Gesundheitsprodukte<br />

wurden dann in kleine, verkaufsübliche Verpackungen<br />

abgefüllt. Durch die Vielzahl der Eigenprodukte musste<br />

man noch keine Lieferengpässe bei Medikamenten befürchten.<br />

Ab den fünfziger Jahren wurden vermehrt mikroskopische<br />

Untersuchungen von Arzneimittel durchgeführt. Zu<br />

den häufigsten gehörten Prüfungen von<br />

Arzneimitteln, um Qualität und Reinheit<br />

zu sicherzustellen. Pflanzliche Arzneimittel<br />

und Kräuterextrakte wurden darauf<br />

analysiert, ob sie die gewünschten Wirkstoffe<br />

in guter Qualität enthielten.<br />

Apotheker und Apothekerinnen waren<br />

in der Gesellschaft sehr angesehen, sie<br />

wurden oft um Rat gefragt, was sich bis<br />

heute kaum verändert hat. Die MitarbeiterInnen<br />

trugen, wie die Ärzte, weiße Kittel,<br />

was ihr Ansehen und ihre Kompetenz<br />

betonten sollten.<br />

Als ich 1971 meine Laufbahn als P.T.A.<br />

(pharmazeutisch-technische<br />

Assistentin) in<br />

einer Siegener Apotheke<br />

startete, trug ich<br />

mit Stolz diese Berufsbekleidung.<br />

Ich wie<br />

ich fand, dass sie mir<br />

eine gewisse Wichtigkeit<br />

verlieh. Der Beruf<br />

der P.T.A. wurde 1968<br />

ins Leben gerufen und<br />

ich gehörte zu den ersten,<br />

die in diesem Beruf<br />

tätig wurden.<br />

Eine Besonderheit war der Apothekennotdienst, er<br />

dauerte zunächst eine ganze Woche. Später ging man<br />

zu einem täglichen Turnus über. Der Notdienst wurde<br />

oft misbraucht. Mir ist passiert, dass in einer Nacht von<br />

Samstag auf Sonntag um ca. 0:30 die Notdienstglocke<br />

schrillte und eine ältere Dame doch tatsächlich Lorbeerblätter<br />

für den Sonntagsbraten verlangte!<br />

Die Apotheker*innen spielten eine wichtige Rolle bei<br />

der persönlichen Betreuung der Patienten. Sie machten<br />

„Hausbesuche“, wenn ihre Patienten nicht in der Lage waren,<br />

in die Apotheke zu kommen. Nicht selten hat der Chef<br />

die Medikamentenlieferung immer dann persönlich vorgenommen,<br />

wenn eine Beratung zu angebracht war.<br />

Alles in allem waren die Apotheken sehr wichtig für das<br />

Gesundheitssystem und die medizinische Versorgung, wobei<br />

das persönliche Engagement für das Wohlergehen der<br />

Gemeinschaft häufig im Vordergrund stand.<br />

In den sechziger und siebziger Jahren entwickelte sich<br />

die pharmazeutische Industrie weiter. Es wurden immer<br />

mehr Medikamente von großen Pharmaunternehmen in<br />

Massenproduktion hergestellt. Die größere Auswahl führte<br />

mancherorts zu einem Verlust der persönlichen Note der<br />

Apotheken. Es wurden immer weniger Arzneimittel selbst<br />

und individuell produziert. Durch die Digitalisierung wurden<br />

Arbeitsprozesse durch Computer wirkungsvoller und<br />

wirtschaftlicher. Der Apotheker wurde mehr zum Geschäftsmann<br />

und manch einer entfremdete sich auch von<br />

seiner Kundschaft. Manche Apotheken bieten inzwischen<br />

sogar auch Online-Dienste an.<br />

Die wachsende Bürokratie, Lieferengpässe und der Erklärungsbedarf<br />

gegenüber dem Kunden sind mit einem<br />

ständig wachsenden Arbeitsaufwand verbunden. Auch der<br />

Ärger darüber wird nicht weniger und viele ApothekerInnen<br />

und ihr Personal verlieren darüber manchmal die Freude an<br />

ihrem schönen Beruf.<br />

Trotz allem wird die Apotheke nach wie vor eine wichtige<br />

Rolle in der Gesundheitsversorgung spielen.<br />

Text: Ulla Schreiber<br />

Fotos: Linden-Apotheke Krombach<br />

Apotheke und Wohnhaus der Apothekerin Wiltrud Weyandt<br />

32 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 33


Mundart<br />

Dr neie Tierarzt<br />

Eu Playboy wi em Hemmel<br />

Frejer, wie de Lei im Doorf noch Veeh hadden, koom ie<br />

rejelmäßije Abschdenn dr Tierarzt Un unnersuchde de<br />

Deerer. Mei Obba woar Ortslandwirt un wahrscheinlich<br />

däesweje wuer dr Dokder no us zum Midaachäese iegeloare.<br />

Meisdens koom dr Dokder Blackstein aus dm Hickegrund.<br />

Däen hierde mr schue voe weirem. Hä schwätzde<br />

vill un laut un laachde gäärn. Hä muuch och net vill Gedäh<br />

bet Schooh abbotze. Sue wie hä aus däem Schdall koom, bet<br />

Schdrieh un Keehschess oe de Schdiwweln, marschierde hä<br />

ie dr Oma ähr Woehnkiche un Sadde sich oe de Desch – et<br />

wuern sueäewe noch de Henn vierhär gewäsche.<br />

Us Oma woar oa däem Daach emmer ie heller Offrejung<br />

- dr Dokder gehierde immerhin zor Hoot Wollee. Et wuer<br />

gekocht un gebroore un Kooche gebacke. Et goob en goo<br />

Fleischsobbe zweierlei gebroore Fleisch bet Sooß, Doffeln,<br />

Arwese un Morn un je no Joahreszeit Buehne orer Kobbsalood.<br />

Hennerhär noch Iegemachdet aus dm Keller. Wenn dr<br />

Dokder Blackstein soat woar, trunk hä gäern noch e Schnäpsje<br />

zor Verdauung – orer zwei. Us gans Familje sooß bet oam<br />

Desch un lausderde, watt dr Dokder ze verzealn hadde.<br />

En schiene Daach saade hä:“Nächstesmal bringe ich einen<br />

jungen Kollegen mit – der soll sich die Arbeit im Dorf mal<br />

ansehen.“ Du wuern us Oma un us Waltraud hellhörich un<br />

froochden dr Dokder Blackstein noo däem neie Tierarzt<br />

aus. Dobei koom raus, datt hä noch loesleerich woar<br />

un irjendwu aus dem Gehaarland ie dr Betzdorfer<br />

Gejend koom un Dokder Bierbaum hieß.<br />

Je näher dr Termin voe dr Veehunnersuchung<br />

koom, desde offgereechder wuer us<br />

Oma un us Waltraud. Us Waltraud woar<br />

mei jingsde Dande un nur 13 Joahr äller<br />

wie ech. Et woar nommol e suegenannder<br />

Nachzüchler un voe dr<br />

Oma schwäer verwäehnt. Ech<br />

woar dumols sechs Joahr alt – us<br />

Waltraud also 19.<br />

Endlich woar dr grueße<br />

Daach do. B et dr Kocherei<br />

hadden se sich desmol selwer<br />

iwwertroffe. Et goob e Äeße,<br />

wie ech et drletzt beim Redlichs<br />

Kuert off dr Hochzeit kridd hadde. Dr<br />

Kurt woar dem Obba seine Neffe un bei der<br />

Hochzeit mußde ech vier däem Brautpaar Blume schdreie<br />

un hadde extra e hellbloe lang Organdykleid genäht un Schillerlocke<br />

gedräht kridd. Datt Organdy-kleid hat nur annerthalf<br />

Schdunn gehaale – du hadde ech mir ie de Vorderseite<br />

en schwäre Finfder niegeträere. Awer etz zeregge noom neie<br />

Tierarzt.<br />

Us Waltraud wull, datt de Oma äer bloo Schärz abdu<br />

sull. Ech hierde se desbediern: „Dr Dokder Bierbaum glaabt<br />

jo, wenn dau bet dr Schärz remhärlaifst, mir wäer de lätzde<br />

Keehbauern.“ Dodroff us Oma: „Ech sei mei Läebdach<br />

ie dr Wuche noch net uhne Schärz gelaufe – watt sunn de<br />

Noochbern bloß denke, wenn se mich uhne Schärz sieh, als<br />

wenn et Sunnich wär.“ Naje, langer Rede kurzer Sinn: De<br />

Oma do de Schärz ab. Och us Waltraud sooch schie aus.<br />

Wenn et laachde, sooch mr datt Schdeggelche Gold, watt<br />

im linke Schneidezoah iege- satt woar. Do hadde<br />

dr Obba äehm beim Äese<br />

mol bem Läffel<br />

offt Maul geschlaa,<br />

weil et äehm<br />

en batzich Antwort ge-<br />

gäeh hadde un<br />

dobei woar e Schde- ggelche voem<br />

Zoah abgebro- che. De Oma hadde<br />

kaa Rooh gegä-<br />

eh, bis die Ecke bet<br />

Gold repariert<br />

wuer.Datt Gold blinkde<br />

un glitzer-<br />

de wenn et laachde. Sue<br />

watt wull<br />

ech och hoa, wenn ech<br />

grueß<br />

woar – orer besser noch e<br />

ganzer Goldzoah.<br />

Vierm Äeße kridde ech<br />

voam Waltraud nommol genaue<br />

Inschtrukzione, wie ech mich ze<br />

benäehme hadde. Geweß ziehmol<br />

wuer gesaad:“ Nu fräeß net wie e<br />

Heckedeer un schwätz net , wenn de<br />

net gefroocht wärscht, un besau off<br />

kenn Fall bet dr Sooß datt goore Deschdooch.“<br />

So, etz woar et endlich sue weit un mir<br />

sooße all em de Kichedesch. Dä woar bet dr<br />

Oma ährem besde Dafeldooch gedeckt un bet<br />

de goore Gläser, un im Fall dr Dokder Bierbaum<br />

Wie trenge wull, schdunn en Fläsche Liebfrauenmilch<br />

parat.<br />

De Sobbe kridde jeder noch ausgeschäbbt – datt<br />

anner mußde mr sich selwer näehme. Weil ech net wie<br />

e Häggedeer fräeße sull, noohm ech mir nur veer Doffeln<br />

un aa Scheib Fleisch voe jeder Soorde – also drei. Datt ging<br />

jo all noch goot. Awer wie ech mir Sooß noohm, kridde ech<br />

et bet dr Angst ze duu, weil ech jo net drebbeln sull – un unne<br />

oam Sooßeläffel hung e dicker Drebbel. Also läeckde ech<br />

däen Läffel schie reilich un doo äen wirrer ie de Sooßekump.<br />

Batsch! Kridde ech voam Waltraud en henner de Kobb,<br />

datt ech bem Gesichde baal ie meinem Däller landede un wuer<br />

oagebröllt:“ Sowatt machen mir nicht, du altes Schwein!“<br />

Ech lief plarrend noff ie us Woahning un us Waltraud woar<br />

mir en ganz zeitlang bieß, weil dr Dokder Bierbaum et noo<br />

däer Geschichde nemmie beachdet hadde. Sue woar dr abgeläeckde<br />

Sooßeläffel vielleicht schold droe, datt ech kenn<br />

Tierarzt als Onkel kridde. Siegrid Kobsch, Burbach<br />

Loeslerich = ledig, desbediern = disputieren, schwärer Finfder = großes, gezacktes Loch<br />

Däm Plaxboy feel dat wahne schwer<br />

hä klobbde ah de Hemmelsdör,<br />

on häd bem lewe Gott beschwatt,<br />

wat hä so all jesÜlldicht häd<br />

e sinnem lasderhafde Läwe,<br />

on öf hä äm dat könn vergäwe.<br />

Dr lewe Gott säd: „Gorer Mah,<br />

et göd zwar nix, wat ech net ka,<br />

eh dinnem Fall, loaß öwerlä,<br />

wat ech dir vör en Buße gä.<br />

Zwo Johr et Klosder bet 12 Nonne,<br />

bet dän ze läwe es ken Wonne,<br />

dat hale ech för ajemesse,<br />

da könn din Sünden ech vergesse.<br />

Fromm moßt du si, vör allen Dingen<br />

dr ganze Daach Hosianna singe,<br />

on Ave munneln – sei gegrüßt,<br />

on ärwe, dat dr Schweiß dir flüsst,<br />

Sing jonet dinne Wertschaftsleerer,<br />

öm zeh es Nachtrouh, on net spärer.<br />

Bim Bäre blif du jonet setze,<br />

doa moßt de ob de Knee römrötsche,<br />

du häst ken Penning eh dr Däsche,<br />

böjjelst dän Nonne Üngerwäsche<br />

oahne a irjendwat ze denke.<br />

On dö dir net dn Hals verrenke,<br />

süsd du moal‘n Nonne oahne Kutte,<br />

verwahr dir jo din freche Schnudde!<br />

Loaß die Novizinne e Rouh,<br />

sösd krijsde Buße noch doazo,<br />

net apäggsch wem, ech warne dech,<br />

die Stroafe würd sösd förchderlech<br />

loaß jo ken Nonne eh din Zelle,<br />

on merke dir för alle Fälle:<br />

spörscht du Errejung eh dr Botze,<br />

da gier zorn Beichde, dat würd notze.<br />

Vergess de Wiwer on dt danze,<br />

em Gaarde kast de Krüttcher planze,<br />

Orgien wie em Playboyläwe<br />

würet em Klosder och net gäwe,<br />

die Nonne eh dän schwarze Kutten<br />

drenke nur Tee va Hagebutten.<br />

Noch einmoal zor Erennerung:<br />

noa zwai Johr, on bi Besserung<br />

höerlst du dir en Termin bi mir,<br />

klobb drejjmoal ab de Hemmelsdör,<br />

Parole lautet Halleluja<br />

dr Petrus froawt dech: wat wet du da,<br />

da säst de äm wat de erläwt häst,<br />

on wat de etz föm schnatzer Kerl wördst.<br />

Zwo Johr em Klosder öwerstange,<br />

meh ka dr Chef doch net verlange.<br />

Dr Petrus säd nur: alles klar<br />

so‘ n Typ wie du basst wunderbar<br />

e ose Hemmelswerkstatt re,<br />

öf du wat dauchst wem mir jo seh.<br />

Lagömbeser görret jenoocht,<br />

bi os wem Fachärw›der jesoocht,<br />

Du Wütschd de Melchstroaße hö fäje,<br />

mach vörra, on dö dech bewäje,<br />

doanoa wem Stemschnubbe poliert,<br />

on döscherdörch wüerd jubiliert.<br />

Ern Gaarde Eden Okrutt rabbe,<br />

on merke Dir, hal jo de Klabbe!<br />

Noch länger es de Ärwetslesde,<br />

dr Playboy denkt - verdammde Kesde,<br />

ech si em falsche Film, mr mößde<br />

eh minnem Fall e Oaw zodrögge,<br />

wä brängt mech noa dr Är zerögge?<br />

Wör ech moal e Sankt Pauli blewe,<br />

doa häddech Fraue seggs bes sewe,<br />

och Geld wie Höjj, könn Ziggarn pöffeln,<br />

on keiner draut sech mech ze röffeln,<br />

denn alles danzt noa minner Piffe,<br />

för dn Hemmel sinech noch net riffe.<br />

Die Ärwet loa es mir ze groff,<br />

ech mache mech erschdmoal vam Hoff.<br />

Sä›m lewe Gott en schüeme Groß,<br />

e Sankt Pauli, doa sinech dr Boss.<br />

Bruno Steuber Littfeld<br />

34 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 35


Mundart<br />

Mundart<br />

Söjjschwänzjer ässe •••<br />

Et wor eh de foffzijer Johm. Ech wor ern 4. Schuerljohr<br />

on rnoßde rnoal berechde, warret am Wocheäng<br />

bi os so ze ässe goaw. Bi os koam, wie dornoals eh<br />

de rneisde Ärwederfamilie Sonnoawends dt Eintopfdöbbe<br />

ob dn Herd. Derlewest hadde ech de Ärwetsesoabbe bet<br />

Isbääng, Buchspeck, örrer am besde Söjjschwänzjer dren.<br />

Die Ärwetse rnoßde de Mudder öwer Nacht ehweiche. Mr<br />

konn awer dornoals bi Jusdeherrmanns och alt Erbstwurst<br />

kaufe, örn dat die Soabbe e besselche schneller ferdech wur.<br />

Eh der Zitt wur rnengenmöaßich noch net soveel Züch doare<br />

jebaaft wie hö. Mir rnoßde, wie veele angern Lüh och, noch<br />

bern Penning reche. Wenn öwerhaupt moal Fleischworschd<br />

ob dn Deller koam, da krej dr Vadder ömrner dt grüerßde<br />

Stögge, weil hä doch eh dr Schmedde dt Geld verdeen, on<br />

bi Kräfde bliewe rnoßde. Awer zerögge zorn Söjjschwänzje.<br />

De Zeje<br />

(Wahre Begebenheit)<br />

Verm erschde Weltkrieg wor dos i jedem Haus so Moore,<br />

däs ma sich ä orrer zwä Zeje hill. Des no de Viehcha<br />

ere Melche ach imma gowe, mussde se jo ach jedes<br />

Johr ä Lämmche krije. Zu dem Zweck koome se verher<br />

nom Bock. No worsch no werra mol soweit, des dos Dierche<br />

fort mussde. Dos wor schwinna gesät wie gedoh. Nimmand<br />

woll da Wek med da Zeje mache, do mussde da Vadda<br />

selwa met na fort. Hä nohm se on Streck on säd zum Jonge:<br />

„Heinrich, Du mussd mett, on kannst ma mol dos Dier bessche<br />

treiwe“. On dos wor en Befehl, do gobs kä Werraworte,<br />

da Heinrich mussde seim Vadda hern, sonst hädde hä vo<br />

dem poa henna de Läffeln kreje. Korz on gutt, da Heinrich<br />

mussde mett. Dem Vadda ohnde schon, wos vielläicht komme<br />

konn. Om Wek zum Bock no Bonfe ging ach alles gudd.<br />

Et war för rnech faszinierend, wenn dr Vadder jenüsslech<br />

die kleine Knöchelcher afleggde, on wenn doabi dr Knorpel<br />

döscher de Ziem knirschde. Ech sädde eh dr Schuerl: „Mein<br />

Vater ißt Knochen“. De Lehrerin wor etwas irritiert, on de<br />

ganze Klasse hadde ären Spaß för dän Daach.<br />

Sowat vergesst mr net, on derwäje könn ech hö noch<br />

nachts för ‚n gore Ärwetsesoabbe obstoab. Derbest<br />

schmeggt die nadürlech ab dr fresche Loft us dm grourße<br />

Kessel, so zorn Beispeel am zweide Pingest bim SGV<br />

Waldesheim, örrer fröher och am Haseplatz. Fröh rnorjes<br />

erschdernoal zorn Sonneobgang on zorn Waldgottesdejst<br />

noam Kingelsbrich (Waldesruh‘), on da orn Röggwäch Soabbe<br />

ässe, Bier drenke on Bekannde dreffe, die mr sösd dt<br />

ganze Johr net ze seh krijt. Dat verbinge ech bet Heimat.<br />

Bruno Steuber, Littfeld<br />

Doch komisch worsch nur, wies off de Hämwek ging. Dos<br />

Biest woll imma schlächda laafe. Rächt on schlächt worn se<br />

bes i de Stämelsha gekomme, do worsch soweit, se ging no<br />

ken Schrett mi, on läd sech off de Ere. Wos woll da Vadda i<br />

seina Not mache, äs wor gurra Rood däia. Do kom dem ale<br />

Heinrich en gurre Gedaanke.<br />

Wos mänt ehr wohl, wos hä mochde? Heinrich sät hä zum<br />

Jonge: „Helf ma mol des Dier off den Recke häwe, ech tra se<br />

etz no häm“. Doch koum woarn se poar Meta gegange, do<br />

bess de Zeje den Vadda e sei Locke i da Aanke. Awa do krek<br />

da Vadda bei all seina Guddheit no doch de Wut. Hä liß se<br />

los, schmess se of de Ere on sät: "Wos win ma etz met dem<br />

Biest mache?" Doch do kom dem jonge Hein-rich en lichde<br />

Moment, hä sät so trocke: „Vadda, winn masche schlochde?“<br />

Do mussde bei allem Ärja awa ach da Vadda lache.<br />

Wie die beiden nun mit der Ziege nach Hause gekommen<br />

sind, entzieht sich der Kenntnis der Schreiberin. All<br />

das ist vor vor über 100 Jahren passiert.<br />

Frieda Frank, Laaspherhütte<br />

Ee de fuffzijer Juhre harren mer ee Aachen e kleene<br />

Wittjesteener Kolonie, medd Beckasch Kall vom<br />

Römmelanner Bahnhoob, Beckasch Lene aus Bärghaus,<br />

meiner Modda, meinem Brürer un mer. Dazü gehoadde<br />

ö 's Christel vom Balleburjer Bahnhoob; dos Christelche<br />

lannte ee insem Loore Vakäuferin, weil's wie su manchesmuul<br />

ee Wittjestee kee Lehrstelle gab. Ech vazehlen itzd<br />

zwee Geschichte, wie's nem Wittjesteener ee Aachen genn<br />

kann. Ee da eene wünn de Huure nedd richtig lejje un ee dä<br />

annere getts ö em nen schräwe Berüff.<br />

Mei Modda saad immer: „Sei klug. Sprich nie einem Aachener<br />

etwas nach, auch, wenn du meinst, ihn gut verstanden<br />

zu haben.“ Wie raachd se dumed had, zeijed e wuhre<br />

Geschichde. Mer harren ee Aachen e Bäckerei. Ee insem<br />

Loore traffen sech manchesmuul zwee Hannelsvertreter, die<br />

de Bestellinge vo meiner Modda medd nahmen. Die klobbden<br />

sech da uff de Scholla un da eene saad werra dä annere:<br />

„Ah, aue Makro-e!“ Wos dä annere med nem strahlende<br />

„Ah, aue Makrittel!“ quiddierte. Inse Balleburjer Christelche<br />

Wittjesteener<br />

em Auslaand<br />

Beliebtes Ausflugsziel auch für Wittjesteener, der Münsterplatz am Aachener Dom<br />

hoadde genau zü un begräff: Die Beere saaren sech wos<br />

Liewes. Wos die zwee Schmagauke sech wagglech saaren,<br />

hadds awwa nedd richtich vastanne. Herren se werrananna<br />

gesaad: „Ah, du alter Gauner, Schieber, Strolch“ orra sosd<br />

su wos, inse Christelche hedds gewäss nedd nugeschwatzd.<br />

O nem Sonnowend em Veermeddaag stunn da Loore med<br />

Leire vull un nee kam Nohbasch Siegfried, da Schhwarm vom<br />

Christelche. Wie freides sech, wie floog em dos Maadchehazze<br />

entgeje. Un su jubeldes dämm Siggi zü: „Ah, aue Makrittel.“<br />

De Leire stunnen starr veer Schrecke un sparrten de Mailer uff ,<br />

bis eener de Lage begräff un alle lachten. ('s Christel wull seim<br />

Siegfried wos Liewes zürüfffe. En „Makro-e“ äss awwa en<br />

Meckes, en ausgewossene „Zuhälter“, un en „Makrittel“ äss<br />

e klee „Zuhälterche“, en Lehrling ee dämm Gewerwe. Ee Aachen<br />

kann ma sech manches med Liewe saa, wos ee Wittjestee<br />

baale da Schiedsmann interessiere deed. Awwa sälwad ee Aachen<br />

juweln de Maare nedd öffentlich äährem Schwarm medd<br />

dämm Rüff zü: „Makrittel! (Zuhälterchen)<br />

Dr. Peter Kickartz, Raumland/Hemschlar<br />

36 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 37


stromlos<br />

An einem späten Nachmittag im Dezember, draußen<br />

war es schon dunkel, war plötzlich der Strom weg!<br />

Ich hatte es mir gerade in meinem neuen Fernsehsessel<br />

gemütlich gemacht und schaute im Fernsehen eine<br />

Tiersendung. AUS – Fernseher aus, Licht aus, Ade Gemütlichkeit!<br />

Ich blickte zum Fenster hinaus und sah, dass der<br />

größte Teil von Burbach im Dunklen lag. Einige Zeit saß<br />

ich wie vom Donner gerührt da. Aber, so langsam erwachten<br />

meine Lebensgeister wieder. Ich hatte Kerzen – haufenweise<br />

-, ich hatte es mollig warm in meinem Wohnzimmer,<br />

weil das Feuer im Kaminofen brannte und in der Dunkelheit<br />

umso schöner durch die Glasscheibe zu sehen war. Ich zündete<br />

ein paar Kerzen an und setzte mich wieder in meinen<br />

Sessel. Eigentlich war es ja ganz gemütlich, aber was sollte<br />

ich jetzt machen? Wie abhängig ich doch von dem Fernsehen<br />

bin, dachte ich. Um lesen zu können hätte ich noch viel<br />

mehr Kerzen anzünden müssen, doch das wollte ich nicht.<br />

Da ich seit dem Tod meines Mannes alleine bin, hatte ich<br />

auch niemanden zum Reden. Ja klar, ich rufe meine Freundin<br />

an und quatsche mit ihr. Oh Sigrid, du Dussel, geht ja<br />

nicht, Strom ist weg! Aber ich habe ja noch mein Handy!<br />

Ganz verblüfft musste ich registrieren, dass WhatsApp auch<br />

nicht funktionierte. Wieso nicht? Hat doch eine aufgeladene<br />

Batterie! Begreife ich nicht, bin zu alt für die neue Technik!<br />

Was haben die Leute denn früher gemacht, als es weder<br />

elektrisches Licht noch Fernseher noch Radio oder gar<br />

Telefon gab? Haben beim Licht einer Petroleumlampe gesessen<br />

und sich unterhalten, vielleicht „Mensch ärger dich<br />

nicht“ gespielt, sich Geschichten erzählt, Volkslieder gesungen.<br />

Denen ging es nicht so wie mir, dass sie nichts mit sich<br />

anzufangen wussten. Wer allein war, ging ins Nachbarhaus,<br />

um zu quatschen. Das war früher kein Problem – heute muss<br />

man sich vorher telefonisch anmelden.<br />

Ich fing gerade an, mir ein bisschen leid zu tun, als es<br />

an die Tür klopfte. Meine jüngste Enkelin Lina – 14 Jahre<br />

alt – wollte mich besuchen! Ihr ging es so wie mir, wusste<br />

auch nichts mit sich anzufangen: Internet-Entzug! Ich stellte<br />

ein paar Plätzchen auf den Tisch und dann unterhielten wir<br />

uns; d.h. hauptsächlich redete ich, weil ich von unseren Vorfahren<br />

und meiner Jugend erzählen sollte. Dabei fiel mir so<br />

manches ein, woran ich lange nicht mehr gedacht hatte. Lustiges<br />

– Trauriges. Kein Auto, keine Urlaube, trotzdem schön!<br />

Irgendwann handelte unser Gespräch von den „Enkelurlauben“.<br />

Als mein Mann und ich mit unseren vier Enkelkinder<br />

jahrelang im Sommer für eine Woche auf verschiedenen<br />

Bauernhöfen Urlaub machten. Morgens nach dem Frühstück<br />

Ränzlein schnüren. Jeder hatte seinen Rucksack mit Broten<br />

und Getränk und stets einer besonderen Leckerei. Dann wurde<br />

gewandert, mit vielen Spielpausen, und nachmittags war<br />

„Bauernhof-Zeit“. Herrliche Tage, die unsere Enkelkinder nie<br />

vergessen werden! Plötzlich wurde es hell. Der Strom war<br />

nach anderthalb Stunden wieder da! Die Kerzen wurden ausgeblasen,<br />

die Unterhaltung beendet, und Lina verabschiedete<br />

sich, nachdem sie mich herzlich umarmt hatte.<br />

Wie schön waren die letzten Stunden! Wie schnell waren<br />

sie vorbei! Wenn es beim nächsten Stromausfall wieder<br />

so schön wird, freue ich mich jetzt schon drauf!<br />

Sigrid Kobsch<br />

38 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 39


Gesellschaft<br />

Sag doch einfach „Sie“ zu mir<br />

Über die geheime Macht der Sprache<br />

Gäste sollen sich wohlfühlen<br />

Unsere Umgangsformen lockern sich immer mehr. Wir<br />

duzen uns weitgehend nach formloser Übereinkunft,<br />

während man noch in den sechziger Jahren des vergangenen<br />

Jahrhunderts aus dem Übergang vom „Sie“ zum<br />

„Du“ mit „Brüderschaft trinken“ einen feierlichen Akt zelebrierte.<br />

Man stieß – natürlich in Gesellschaft – mit dem Weinglas<br />

an. (Bier und Schnaps galten schon fast als Tabubruch.)<br />

Man hakte, mit dem rechten Arm das Weinglas haltend, den<br />

rechten Arm des zukünftigen Duzfreundes unter und beide<br />

tranken gemeinsam aus ihrem jeweils eigenen Glas. Danach<br />

nannte man seinen Vornamen und gab ihn damit zur künftigen<br />

Nutzung durch den neuen Freund frei. Diesem einvernehmlichen<br />

feierlichen Akt gingen auffällig unauffällige Vorklärungen<br />

voraus. Das „Du“ anbieten stand dem Älteren und<br />

Ranghöheren zu. Andersherum wäre es ein unverzeihlicher<br />

und möglicherweise Karriere schädigender Fauxpas gewesen.<br />

Richtig angewandt konnte es die entscheidenden Türen öffnen.<br />

Mit den Falschen praktiziert, schlug es diese Türen zu.<br />

Da lebt es sich mit der mittlerweile entspannteren Umgangsform<br />

doch unkomplizierter. Hierarchien flachen mehr<br />

und mehr ab. Wir alle begegnen uns auf Augenhöhe. „Du“ zu<br />

sagen ist akzeptiert. Meint man zumindest. Wir gehen in den<br />

Supermarkt und treffen auf das Schild: „Du kannst Dir im<br />

Eingangsbereich Deinen Einkaufswagen desinfizieren.“ Aha.<br />

Da tritt mir also jemand, der mir nicht mitteilt, wer er oder sie<br />

ist, ungefragt zu nahe und teilt mir eigentlich nur mit: „Ich<br />

mache hier gar nichts. Putz Dir gefälligst Deine Karre selber.“<br />

Gehe ich zu IKEA, geht es mir nicht besser. Die meiern<br />

sich genauso ungefragt an: „Du hast Fragen zu einem Produkt<br />

oder Einkauf? Du kannst auch Unterstützung in unseren<br />

Selbsthilfe-Tools finden.“ Da haben wir es wieder! Klartext:<br />

„Such gefälligst selber!“ Bei der Bezahlung bietet Klarna<br />

verschiedene Bezahlungen an: „Du entscheidest.“ Da fragt<br />

man sich doch, wie die Anredeform aussieht, wenn Kundschaft<br />

nicht zeitig oder angemessen zahlt. Dann sind wir ganz<br />

schnell wieder beim „Sie“. Inkasso-Unternehmen suchen<br />

nämlich keine persönliche Nähe. Die treiben Geld ein.<br />

Nun könnte man einwenden, in Schweden würden sich<br />

alle duzen. Dort duzt man sogar den König. Interessant!<br />

Wer wollte sie daran hindern? Schließlich kennen wir das<br />

schwedische Märchen „Der Zaubertopf“, in dem der König<br />

auf einem Nachttopf durch die nächtliche Landschaft<br />

fliegt. Wer das Märchen weiter liest, erfährt, dass so viel<br />

Nähe dem König auch nicht passt. Es macht eben schon<br />

einen Unterschied, ob sich zwei Warmblüter im Umgang<br />

miteinander einvernehmlich duzen, oder ob eine Institution<br />

sich ungefragt und ungebeten per „Du“ aufdrängt. Mit<br />

dem „Du“ baut die Kommunikation Beißhemmungen ab.<br />

Es sagt sich viel leichter „Du Blödmann“ als „Sie Blödmann“.<br />

Im Zweifelsfalle ließen sich im menschlichen Dialog<br />

auch mit dem Gegenüber Grenzen aufstellen.<br />

Die Kommunikation von Firmen und anderen Institutionen<br />

strukturiert sich aber anders. Da schreibt eine Maschine<br />

an ihr unbekannte Menschen und bedient sich dabei einer<br />

Vertrautheit, die in Wirklichkeit nicht existiert. Warum tritt<br />

mir dann eine Maschine oder jemand dahinter, mit dem ich<br />

vermutlich gar nichts zu tun haben will, zu nahe? Der meint<br />

doch vermutlich nicht nur mich sondern auch zig andere?<br />

Mit dem „Du“ werden wir manipulierbarer. Freunden<br />

das aufgedrängte Kaufangebot abzuschlagen fällt uns<br />

schwerer als bei Fremden. Wir landen also leichter da, wo<br />

uns die Geschäftswelt haben will, im Konsum. Wir werden<br />

mit geschickter Verklausulierung so klein gehalten, dass wir<br />

nach Wunsch funktionieren. Wir werden so über den Tisch<br />

gezogen, dass wir die entstehende Reibungshitze als Nestwärme<br />

empfinden.<br />

Per „Du“ angeschrieben zu werden, hört sich unverkrampft<br />

an, hat aber auch einen „Hautgout“ von Übergriffigkeit.<br />

Ich muss nicht mehr umständlich Brüderschaft<br />

trinken, aber ich möchte von Fremden, egal ob real oder im<br />

Netz, schon gerne noch um Erlaubnis zum Duzen gefragt<br />

werden. Mir ist die Gewohnheit, zunächst zu Siezen und<br />

mich dann nach meinem Wunsch für „Du“ zu entscheiden<br />

immer noch lieber. <br />

Tilla Ute Schöllchen<br />

„Food Court“ im Gebäude „Mensa-US“ lädt ein!<br />

Das Uni-Restaurant, hat seine Türen für alle geöffnet.<br />

Menschen, die gern in Gesellschaft sind, Abwechslung<br />

lieben und Wert auf gutes und gesundes Essen<br />

legen, sind im „Food Court“ sehr willkommen, berichtet Dr.<br />

Insa Dreeken, Leiterin des Studierendenwerks der Universität<br />

Siegen. Hinter dem neumodischen Begriff „Food Court“<br />

verbirgt sich am Unteren Schloss, zwischen Obergraben und<br />

Grabenstraße eine Art Markthalle mit vielen verschiedenen<br />

Ständen, die täglich bis zu 20 unterschiedliche warme Essen<br />

anbieten. Vom frisch panierten Schnitzel, über hausgemachte<br />

Pasta und Pizza sowie asiatische Gerichte bis hin zum Eintopf<br />

ist für jeden Geschmack etwas dabei. Auch vegetarische<br />

und vegane Essen stehen täglich zur Auswahl. Alle Gerichte<br />

werden stets frisch vor den Augen der Gäste zubereitet und<br />

kosten ab sechs Euro pro Portion.<br />

Die Idee des Uni-Restaurant war von Beginn an, Studierende,<br />

Bedienstete der Uni und auch Bürgerinnen und Bürger<br />

aus Siegen und dem Umland kulinarisch anzusprechen. Immer<br />

schon weiß der durchblick von vielen seiner Leserinnen<br />

und Lesern, dass sie sich nach sozialen Kontakten sehnen.<br />

Die Einsamkeit bei älteren Menschen ist oft ein leidvolles<br />

Problem. Das zu bekämpfen, so dachten sich unsere Kolleginnen<br />

und Kollegen vom durchblick, könnte eine klassische<br />

Win-Win-Situation werden, der „Food Court“ könnte seine<br />

Auslastung erhöhen, während Seniorinnen und Senioren die<br />

Möglichkeit erhielten, auf angenehme Weise ihre sozialen<br />

Kreise zu erweitern.<br />

Der Gedanke, Senioren und Studenten zusammenzubringen,<br />

entstand auch aus der Erkenntnis, dass beide Gruppen<br />

mit ähnlichen Herausforderungen im Hinblick auf soziale<br />

Verbindungen und Einsamkeit konfrontiert sind. Während ältere<br />

Menschen oft mit dem Verlust von Lebenspartnern und<br />

einem abnehmenden sozialen Netzwerk konfrontiert sind,<br />

kämpfen Studenten häufig mit der Belastung des akademischen<br />

Drucks und der Herausforderung, sich in einer neuen<br />

Umgebung zurechtzufinden.<br />

Der „Food Court“ ist von Montag bis Freitag geöffnet.<br />

Ab 7:30 Uhr gibt es Frühstück, ab 11:00 Uhr warmes Mittagessen<br />

und nachmittags hausgemachten Kuchen. Gewöhnungsbedüftig<br />

ist, dass nicht mit Bargeld bezahlt werden<br />

kann, sondern nur mit Bankkarte. Das ist für viele Ältere zwar<br />

ungewöhnlich, „aber man kann sich schnell darauf einstellen,<br />

zumal die Mitarbeiterinnen geduldig und hilfsbereit sind“,<br />

wie uns Regina Krüger (75) berichtet, die das umfangreiche<br />

und leckere Angebot des „Food Court“ regelmäßig nutzt.<br />

Parken kann man sowohl im Karstadt-Parkhaus als auch<br />

im nahe gelegenen Löhrtor-Parkhaus. Von beiden Häusern<br />

sind es nur ein paar Schritte zum Uni-Restaurant. Das gesamte<br />

Gebäude ist barrierefrei zugänglich.<br />

Bei unserem Besuch sprachen wir mit Walter Schindler,<br />

einem 76-jährigen Gast, der sich begeistert zeigte: „Es ist<br />

wunderbar, hier zu sein. Die jungen Leute sind so freundlich<br />

und aufgeschlossen. Man fühlt sich wirklich willkommen,<br />

und das Essen ist auch noch ausgezeichnet!“<br />

Der „Food-Court“ ist offen für Anregungen und neue Ideen<br />

sind dem Restaurantteam willkommen, wie uns versichert<br />

wurde.<br />

Der Seniorenbeirat der Stadt Siegen hofft, dass diese Initiative<br />

Schule macht. Der Austausch zwischen den Generationen<br />

hat das Potenzial, nicht nur Einsamkeit zu lindern,<br />

sondern auch das Verständnis und die Toleranz zwischen<br />

verschiedenen Altersgruppen zu fördern. Diese inspirierende<br />

Zusammenarbeit beweist jetzt schon, dass gemeinsame<br />

Mahlzeiten mehr als nur Nahrungsaufnahme sein können.<br />

„Sie können Brücken zwischen den Generationen bauen und<br />

einen Raum für wertvolle menschliche Verbindungen schaffen“<br />

so Armin Maxeiner, Vorsitzender des Seniorenbeirats der<br />

Stadt Siegen.<br />

Vielleicht fühlen sich bald noch mehr Senioren von diesem<br />

Wohlfühlangebot angezogen.<br />

<strong>db</strong><br />

40 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 41


Gesellschaft<br />

Viel Lust auf Zusammenarbeit –<br />

15 Jahre Runder Tisch Demenz<br />

wurde nicht mit Menschen mit Demenz in Zusammenhang<br />

gebracht. „Das Thema Demenz war in der Anfangszeit ein<br />

Thema, um das man einen großen Bogen gemacht hat. Das<br />

hat sich deutlich geändert“, ergänzt Bettina Großhaus-Lutz,<br />

Senioren-Service-Stelle Neunkirchen. „Wir hatten im vergangenen<br />

September einen Informationsstand in der Siegener<br />

Oberstadt. Und wir haben deutlich gemerkt: Heute ist<br />

es viel einfacher, miteinander über Demenz ins Gespräch<br />

zu kommen.“<br />

In den 15 Jahren des Bestehens gab es spektakuläre Aktionen<br />

wie einen Tanz-Flashmob auf der Siegbrücke in Siegen,<br />

aber auch Schulungen für die Feuerwehr. Es fanden etliche<br />

Fachveranstaltungen statt und jedes Jahr ein Programm zum<br />

Welt-Alzheimertag, der mit vielfältigen Veranstaltungen zu<br />

Welt-Alzheimerwochen ausgeweitet wurde. Im Oktober<br />

2023 fand in jeder Kommune des Kreises die Kurzschulung<br />

Demenz-Wissen kompakt statt. „So eine große Aktion<br />

funktioniert nur, wenn wir uns zusammenschließen und die<br />

Aufgaben, die mit einer solchen Schulungsoffensive zusammenhängen,<br />

auf mehrere Schultern verteilen,“ berichtet Julia<br />

Witte vom Regionalbüro Alter Pflege und Demenz. Sie<br />

war Teil des Teams, das die Schulungen durchgeführt hat.<br />

Mit viel Kreativität wurde in 15 Jahren immer wieder die<br />

Stefanie Kremer,<br />

Ansprechpartnerin der<br />

Alzheimer Gesellschaft<br />

Siegen-Wittgenstein e.V.<br />

Teilhabe von Menschen mit<br />

Demenz in den Blick genommen.<br />

So entwickelten<br />

sich Ideen für Museumsführungen<br />

für Menschen<br />

mit Demenz oder die Idee<br />

für eine Broschüre mit Freizeittipps<br />

für Menschen mit<br />

und ohne Demenz. „Diese<br />

Broschüre war so erfolgreich,<br />

dass wir sie nach<br />

Corona neu überarbeitet<br />

haben,“ berichtet Stefanie<br />

Kremer, Alzheimer Gesellschaft<br />

Siegen-Wittgenstein.<br />

Nach 15 Jahren geht es<br />

mit dem Runden Tisch Demenz<br />

weiter: Mit Lust auf Netzwerkarbeit und auf Zusammenarbeit<br />

wird sich der Runde Tisch in diesem Jahr dem<br />

Thema Kriegskinder, Nachkriegskinder und Kriegsenkel<br />

widmen, ebenso dem Thema Demenz und geistige Behinderung<br />

und wird sich weiter mit sozialer und kultureller Teilhabe<br />

von Menschen mit Demenz beschäftigen. <strong>db</strong><br />

Ist ein Mensch von Demenz<br />

betroffen, steht er,<br />

aber auch seine Familie,<br />

Freunde und Nachbarn, vor<br />

großen Herausforderungen.<br />

Als sich im Jahr 2008<br />

engagierte Menschen zum<br />

Runden Tisch Demenz zusammen<br />

schlossen, gab es<br />

im Kreisgebiet ca. 5.070<br />

Menschen mit einer Demenz.<br />

Heute rechnet man mit kreisweit<br />

5.370 Menschen mit Demenz, und die Zahlen steigen<br />

weiter. Für die Gründerinnen und Gründer des Runden Tisches,<br />

die aus unterschiedlichen Arbeitsbereichen kamen,<br />

gab es 2008 ein gemeinsames, ein verbindendes Thema:<br />

Demenz. Und das gilt bis heute. „Wenn wir über den Tellerrand<br />

schauen, können wir von den Erfahrungen der anderen<br />

profitieren, und dann können wir für Menschen mit Demenz<br />

etwas bewegen,“ erläutert Marion Bock, Diakonisches<br />

Werk Wittgenstein gGmbH. Bis heute gilt der Leitgedanke,<br />

gemeinsam zur Verbesserung der Situation von Menschen<br />

mit Demenz und ihrer An- und Zugehörigen beizutragen.<br />

Der Runde Tisch Demenz Kreis Siegen-Wittgenstein feierte<br />

nun im November 2023 sein 15-jähriges Bestehen.<br />

Infos – Runder Tisch Demenz Siegen-Wittgenstein:<br />

Gründung 2008<br />

Netzwerkpartner aus den Bereichen der ambulanten,<br />

teilstationären und stationären Pflege,<br />

medizinischer Bereich, Beratungsinstitutionen,<br />

Selbsthilfe, Kommunen.<br />

Viele Austauschtreffen<br />

und zahlreiche gemeinsame<br />

Aktionen sind<br />

das Erfolgsrezept für den<br />

Runden Tisch Demenz<br />

Siegen-Wittgenstein. Professionell<br />

tätige Menschen<br />

aus der Altenhilfe,<br />

der Selbsthilfe, aus Medizin<br />

und Kommunen finden<br />

sich im Runden Tisch<br />

zusammen, um gemeinsam<br />

Defizite aufzudecken und an Lösungen zu arbeiten. Der<br />

Runde Tisch leistete in den vergangenen 15 Jahren einen<br />

wichtigen Beitrag zur Sensibilisierung für das Thema Demenz<br />

und hat mit dazu beigetragen, dass heute offener mit<br />

der Krankheit Demenz umgegangen wird. „Enttabuisierung<br />

von Demenz und eine demenzsensible Umgebung sind der<br />

erste wichtige Schritt zur Verbesserung der Lebenssituation<br />

für Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind“, sagt<br />

Brigitte Weber-Wilhelm, Alzheimer Gesellschaft Siegen-<br />

Wittgenstein, die von Anfang an mitarbeitet. Im Laufe der<br />

15 Jahre veränderte sich das Bild über Demenz. Als sich<br />

der Runde Tisch vor 15 Jahren das erste Mal traf, sprach<br />

man von „Demenzkranken“, gesellschaftliche Teilhabe<br />

Geschäftsführung und Ansprechpartner:<br />

Alzheimer Gesellschaft Siegen-Wittgenstein e.V.<br />

Weidenauer Straße 202, 57076 Siegen.<br />

<strong>01</strong>51 55818073 kremer@alzheimer-siegen.de,<br />

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Wiedersehen auf dem Biggesee<br />

Charlotte bedankte sich und nahm das vollste Glas<br />

Prosecco vom Tablett. Sie trank einen großen<br />

Schluck. Das tat gut! So und nun erst einmal die<br />

Lage peilen! Tante Rosi ließ sich zur Feier ihres 80. Geburtstages<br />

wirklich nicht lumpen. Ihre Zeiten als „arme Ossi-Tante“<br />

waren vorbei, seit sie nach der Wende ein riesiges<br />

Grundstück mit einem kleinen Häuschen im Osten verkauft<br />

hatte, und anschließend ins Sauerland übersiedelte.<br />

Die baufällige alte Villa samt Plumpsklo wurde damals<br />

vom neuen Eigentümer sofort abgerissen. Gott<br />

sei Dank! Charlotte erinnerte sich an viele unheimliche<br />

Stunden dort. Zu ihrem heutigen Ehrentag hatte Tantchen<br />

ein Schiff gemietet. Für vier Stunden würde es die<br />

vielen Gäste an diesem herrlichen Sommernachmittag<br />

über den Biggesee schippern. Das Freiluftoberdeck sah<br />

wunderschön aus: Weiß eingehusste Tische und Stühle,<br />

darauf dezent farbige Akzente mit schönen Sommerblumen<br />

und Gräsern. Da könnte einem wirklich das<br />

Herz aufgehen, außer, man wäre gerne woanders. So<br />

wie Charlotte, die jetzt viel lieber in Limburg bei ihrer<br />

Mutter im Krankenhaus wäre. „Kommt gar nicht infrage“,<br />

hatte ihr Stiefvater gestern gesagt. „Ich bin da und<br />

kann das gebrochene Bein streicheln und Beate Gesellschaft<br />

leisten. Du fährst mal schön ins Sauerland und<br />

vertritts deine Mutter!“ Seufzend hatte Charlotte sich<br />

in ihr einsames Schicksal ergeben. Ihr Mann war leider<br />

auf Geschäftsreise, die Tochter im Auslandssemester in<br />

Paris. Also, die Letzte beißen die Hunde!<br />

„Charlottchen! Wie schön, dass du es doch noch geschafft<br />

hast zu kommen. In deinem Alter läuft es sich<br />

in so hohen Pumps wohl nicht mehr so flott? Und sag<br />

mal, warum hast du dich in dieses Etuikleid gezwängt?“<br />

Super, Tantchen hatte sie erspäht und sofort wieder ihre<br />

blöden Bemerkungen parat. Charlotte hob ihr Glas und<br />

ließ es gegen das der Tante klirren. „Herzlichen Glückwunsch<br />

und alles Gute, Tante Rosi“. Sie nahm die alte<br />

Dame im modernen bunten Overall in Augenschein<br />

und konterte: „Na, den Modemut habe ich dir wohl<br />

Foto: Wikipedia<br />

abgeguckt. So ein ärmelloser Einteiler ist ja gewagt<br />

jugendlich, hat irgendwie was von einem Strampler!“<br />

Im Stillen musste Charlotte allerdings zugeben, dass<br />

der bunte Overall der sportlichen alten Dame sehr gut<br />

stand. Doch bevor Tantchen zu einer spitzen Antwort<br />

ansetzten konnte, mischte sich ein Mann, etwa in Charlottes<br />

Alter, in den Schlagabtausch.<br />

Charlotte hatte ihn schon aus dem Augenwinkel, an<br />

der Reling stehend, wahrgenommen. Aber hallo, so ein<br />

attraktives Exemplar von Mann hatte sie schon lange<br />

nicht mehr in echt gesehen: groß, sportlich, volles Haar,<br />

leicht graue Schläfen und ein Grübchen im markanten<br />

Kinn. Wow, und diese leuchtend blauen Augen. Toll!<br />

„Mutter du wirst unter Deck gebraucht, dass Büfett muss<br />

abgenommen werden“, sagte er zu Tante Rosi. „Mutter?“,<br />

fragte Charlotte völlig überrascht. „Sag bloß, du bist Marvin,<br />

mein kleiner Cousin?“ „Klein ist gut“, grinste Marvin,<br />

der sie um mindestens einen Kopf überragte. „Freut<br />

mich, als wir uns das letzte Mal gesehen haben, war ich<br />

so dreizehn, pickelig und ungelenk. Du hast dich hingegen<br />

gar nicht wesentlich verändert. Da ist immer noch<br />

diese Ähnlichkeit mit Romy Schneider“, „Aha, und eine<br />

inzwischen über fünfzigjährige Romy Schneider findest<br />

du immer noch schön?“ So wie Marvin sie anschaute,<br />

bestand kein Zweifel, dass er seine Cousine sogar sehr<br />

attraktiv und schön fand, so wie früher.<br />

Damals fand sie das einfach nur lästig. So wie alles<br />

nur lästig war, was mit Tante Rosi und Großdittmannsdorf,<br />

dem Geburtsort ihrer Mutter, zusammenhing. Jedes<br />

Jahr hatte sie mit Mutter Beate diese Reise in den südöstlichen<br />

Teil Sachsens unternehmen müssen. Immer von<br />

Köln mit dem Zug die Transitstrecke bis in die „Hauptstadt<br />

der DDR“, dann weiter Richtung Dresden und zum<br />

Schluss die holprige Fahrt mit der alten Straßenbahn bis<br />

Großdittmannsdorf. Als kleines Kind war Charlotte immer<br />

völlig verstört gewesen, wenn die meist unfreundlichen<br />

und bewaffneten Grenzbeamten sie kontrollierten.<br />

Als Teenager dann, fand sie die DDR einfach nur trostlos.<br />

Und seit ihrem achtzehnten Lebensjahr verweigerte<br />

sie die Verwandtenbesuche. „Ich glaube, Mutter kann<br />

dich eigentlich gut leiden“, behauptete Marvin gerade.<br />

„Ja klar! Deswegen hat sie mich früher schon, wie gerade<br />

eben auch, bei jeder Gelegenheit runtergeputzt!“ „Na ja,<br />

schließlich warst du der Grund dafür, dass ihre geliebte<br />

jüngere Schwester Beate kurz vor dem Mauerbau in den<br />

Westen rüber ist.“ Beate hatte sich in einen jungen Studenten<br />

aus Köln verliebt, der für eine Weile bei seinen<br />

Großeltern in Großdittmannsdorf zu Besuch war. Als ihr<br />

klar wurde, dass sie schwanger war, befand sich der junge<br />

Mann längst wieder im Westen. Beate hoffte, ihn in<br />

Köln zur Heirat zu bewegen. Doch das hatte leider nicht<br />

geklappt. Aber Beate gefiel es im Rheinland und sie beschloss<br />

zu bleiben. Das hatte vor allem etwas mit einem<br />

gewissen Ferdinand zu tun.<br />

„Bei Liebeskummer handelt man schon mal unvernünftig“,<br />

sagte Marvin. „Ich zum Beispiel hatte lange<br />

ein Foto von dir unter meinem Kopfkissen.“ Charlotte<br />

wurde rot und schaute verlegen weg. Marvin hat übrigens<br />

eine auffallend gut aussehende Ehefrau und zwei<br />

ebenso hübsche Töchter. Die konnte sie allerdings nur<br />

auf Fotos bewundern, weil sie sich momentan bei der<br />

Familie in Italien aufhielten.<br />

Spät abends, nach der schönen Geburtstagsfeier,<br />

bummelten Cousin und Cousine noch am Biggesee<br />

entlang. Charlotte hatte ihre unbequemen Pumps gegen<br />

Latschen ausgetauscht und fühlte sich herrlich unbeschwert.<br />

Vom anderen Ufer klang Musik zu ihnen<br />

herüber. Charlotte erinnerte sich, wie ihr kleiner Vetter<br />

immer so herrlich ungelenk zu tanzen versuchte. Und<br />

so bat sie ihn um ein Tänzchen, zu der immer deutlicher<br />

zu hörenden Musik am Biggesee. Marvin tanzte<br />

göttlich und beide genossen diesen Augenblick. Viel<br />

später verabschiedeten sie sich mit dem Versprechen<br />

auf ein baldiges Wiedersehen! Ulla D’Amico<br />

Ein ungewöhnlicher Morgen!<br />

Es war früh am Morgen, und wenn ich so darüber nachdachte,<br />

nein, das war nicht mein Tag. Ganz sicher nicht.<br />

Lust auf ein Frühstück, das ich mir auch noch selbst<br />

machen musste, verspürte ich absolut nicht. Also entschloss<br />

ich mich: „Du gehst zum Frühstücken!“ Aber wohin nur?<br />

Da kam mir die Idee, oh, da war doch der neu eröffnete<br />

Supermarkt in Richtung Eiserfeld. Der neue Globus. Den<br />

wollte ich mir doch schon längst einmal angesehen haben.<br />

Ja, und frühstücken könnte ich dann dort. Also machte ich<br />

mich auf den Weg. Als ich den Parkplatz erreichte, beeindruckte<br />

mich bereits die Größe des Gebäudes und die<br />

Menge an Parkplätzen. Ein reges Treiben deutete darauf<br />

hin, dass der Laden gut besucht war. Ich parkte mein Auto,<br />

suchte nach einem Chip, griff nach einem Einkaufswagen<br />

und steuerte auf den Eingang zu. Das Gebäude allein von<br />

der Größe ließ auf ein reichhaltiges Angebot schließen.<br />

Langsam schob ich meinen Einkaufswagen auf den<br />

Eingang zu, als ein hüpfendes Mädchen, das wohl zwischen<br />

vier und sechs Jahre alt sein konnte, auf mich zusprang.<br />

Ich versuchte, ihr auszuweichen, aber sie schien es<br />

auf mich abgesehen zu haben. Sie blieb vor mir stehen und<br />

schaute mich mit großen dunklen Augen an. Wo waren<br />

ihre Eltern, wo war eine Begleitperson? Ich schaute mich<br />

um, konnte aber niemanden erkennen. Plötzlich, ohne Vorwarnung,<br />

sprudelte es aus ihr heraus: „Bist du eine Oma?“<br />

Die Frage überraschte mich, und ich verneinte. „Was bist<br />

du dann?“ Ich bin eine Mutter, teilte ich ihr mit. Doch die<br />

Information schien ihr nicht auszureichen: „Wenn du eine<br />

Mutter bist, hast du Kinder!“ Nach meiner Bestätigung fuhr<br />

sie fort: „Dann bist du doch eine Oma.“<br />

Unterhaltung<br />

Die Situation wurde merkwürdiger. Sie ließ nicht locker<br />

und wiederholte ihre Bestätigung. Mir war das lästig, trotzdem<br />

versuchte ich ihr zu erklären, dass man erst Oma wird, wenn<br />

die eigenen Kinder Kinder haben. Doch sie schien nicht nachgeben<br />

zu wollen und forschte weiter: Warum meine Kinder<br />

keine Kinder hätten. Verblüfft über ihre Hartnäckigkeit konnte<br />

ich nur mit den Schultern zucken und antworten, dass ich das<br />

nicht beantworten könnte, das sei eine Frage für meine Kinder.<br />

Sie schaute mich ernst an und sprudelte heraus: „Du musst<br />

nicht traurig sein. Du siehst doch aus wie eine Oma.“ Na prima,<br />

dachte ich, ich habe mich doch noch immer so jung gefühlt.<br />

Dann hüpfte sie davon, verschwand auf dem Parkplatz.<br />

Ich betrat den Supermarkt, auf der Suche nach einem<br />

guten Frühstück, immer noch im Gedanken an diesen ungewöhnlichen<br />

Morgen.<br />

Ingrid Drabe<br />

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Gesellschaft<br />

Filmbesprechung<br />

Handarbeiten<br />

– Mädchenerziehung<br />

Viele Leserinnen<br />

werden<br />

sich erinnern an<br />

Handarbeitsunterricht<br />

während ihrer Schulzeit.<br />

Mädchen wurden –<br />

vorzugsweise in späten<br />

Randstunden und oft<br />

aus zwei Parallelklassen<br />

– zusammengefasst<br />

und in „Grundtechniken<br />

der Hand- oder<br />

Nadelarbeit“ unterrichtet:<br />

Stricken, Häkeln,<br />

Sticken, Nähen,<br />

Weben, (Jungen hatten<br />

währenddessen Sport,<br />

Technik, Physik oder<br />

auch ganz frei) eben<br />

das, was nach dem<br />

Zeitgeist für Mädchen<br />

entbehrlich schien.<br />

Eigentlich gab es<br />

über Jahrhunderte keine<br />

Festlegung: Nadelarbeit<br />

= Frauenarbeit.<br />

Denken Sie an strickende<br />

Schäfer, Gerhard<br />

Hauptmanns Drama:<br />

„Die Weber“ oder<br />

„Das tapfere Schneiderlein“.<br />

Erst im 19. Jahrhundert wurden Frauen und Mädchen<br />

in die Häuslichkeit gedrängt, Jungen und Männer in außerhäusliche<br />

Erwerbsarbeit geleitet. Entsprechend wurde<br />

der schulische Lehrplan diesbezüglich lange Jahre von bürgerlichen<br />

Wertvorstellungen geprägt, nicht von historischer<br />

Königsklasse: Musterlappen von 1913 mit Knöpfen, Aufhänger, Knopflöcher,<br />

verschieden Stichvariationen, verschiedenen Flicktechniken<br />

Realität. So wurden<br />

Mädchen mit jedem<br />

Nadelstich ans weibliche<br />

Klischee festgeheftet.<br />

Ein Schelm,<br />

wer Böses dabei<br />

denkt. Stöbern Sie<br />

mal im Internet unter<br />

„textilgeschichten.<br />

net“. Sie werden sich<br />

wundern!<br />

Königsklasse:<br />

Musterlappen von<br />

1913 mit Knöpfen,<br />

Aufhänger, Knopflöcher,<br />

verschieden<br />

Stichvariationen,<br />

verschiedenen Flicktechniken<br />

Nun ist die Fähigkeit,<br />

Bekleidung oder<br />

textile Gebrauchsgegenstände<br />

herzustellen,<br />

sehr zu begrüßen.<br />

Zudem lernt und übt<br />

man in diesem Unterricht<br />

grundlegende Fähigkeiten<br />

und Fertigkeiten<br />

wie Präzision,<br />

Kreativität, Ausdauer,<br />

Konstruktion. (Entwerfen<br />

Sie mal das<br />

Schnittmuster für ein Oberhemd oder eine Bluse!) Rätselhaft,<br />

dass man diese Ausbildung Jungen vorenthielt. Vielleicht<br />

hing es ja auch damit zusammen, dass Handarbeitende<br />

ihre Impulse, ihre Ungeduld, ihr Temperament sehr gut<br />

kontrollieren, also unterdrücken mussten. Das nagte schon<br />

mal an der seelischen Ausgeglichenheit.<br />

Nicht umsonst galten<br />

„Nähmädchen“ als zickig.<br />

Sehenswert und erstaunlich<br />

bleibt, wie Mädchen ihr Können<br />

von den ersten einfachen Produkten<br />

wie Topflappen, steigerten<br />

bis hin zu perfekten Ergebnissen<br />

wie Stickmustertypen.<br />

Ich danke Ute Mudersbach<br />

für die Bereitstellung ihrer<br />

Handarbeitserzeugnisse.<br />

Tilla Ute Schöllchen<br />

Filmstart ist ab 28.02 <strong>2024</strong><br />

Torera<br />

Alemana<br />

Ich bin Vegetarierin und<br />

war mir sicher, dass der<br />

Film „Clara Sofie – la primera<br />

Torera alemana. Untertitel:<br />

Was passiert, wenn man<br />

einen Film über die erste deutsche<br />

Stierkämpferin macht.“<br />

nicht nur einen viel zu umständlichen Titel gewählt hat, sondern<br />

gerade prädestiniert ist für einen Verriss.<br />

Achtung Spoiler: Dann beginnt der Film mit einer anonymen<br />

Frau, die einer anderen anonymen Person rät (ich tippe<br />

auf den Regisseur), diesen Film NICHT zu machen. Wie gut,<br />

dass er nicht auf seine Vertraute gehört und diesen Film trotzdem<br />

gemacht hat. Und das unter – „Lost in La Mancha“ lässt<br />

grüßen – äußerst schwierigen Produktionsbedingungen.<br />

Über ein Jahr lang hat er mit einem internationalen<br />

Filmteam die junge Deutsche, Clara Sofie Kreutter, während<br />

ihrer 1. Temporada (Begriff für Stierkampfsaison) begleitet.<br />

Die Story: Eine Dressurreiterin aus Bad Berleburg entdeckt<br />

durch einen Zufall ihr Talent und ihre Liebe zum Stierkampf,<br />

obwohl weder sie, noch sonst irgendjemand in ihrer<br />

vor allem künstlerischen Familie mit Stierkampf oder dem<br />

Töten von Tieren zu tun hatte. Wie kann das sein?<br />

Regisseur Don Schubert (u.a. „Rudi Assauer. Macher.<br />

Mensch. Legende.“, „Die Deutschen“, „Blind ermittelt“) und<br />

sein Team gehen dieser Frage nach und ihnen gelingt der<br />

Drahtseilakt Clara Sofie nahe zu sein, ohne sich mit ihr oder<br />

gar mit dem umstrittenen Stierkampf gemein zu machen.<br />

So erfahren wir einerseits von Clara Sofies großer Tierliebe,<br />

werden aber auch Zeuge davon, wie sie bei ihrer allerersten<br />

Corrida (umgangssprachlich „Stierkampf“) im spanischen<br />

Ledaña 500 KG schwere Bullen tötet.<br />

Spätestens hier hätte ich ausschalten müssen. Konnte ich<br />

aber nicht. Vielleicht liegt es an den durchweg sympathischen<br />

Interviewpartner*innen: ihrer witzigen, kreativen und empatischen<br />

Familie, aber auch einem Stierkampfmanager, Banderilha-<br />

Hersteller, Pferdepfleger usw., alle wirken absolut authentisch.<br />

Vielleicht liegt's an den außergewöhnlichen Bildern oder<br />

auch an der Tatsache, dass die Tierschutzvereinigung PETA<br />

mit dem Kampagnenleiter Peter Höffken mir in (fast) allen<br />

Punkten aus der Seele spricht. Da die Macher*innen vor allem<br />

aus der Fiction-Welt kommen, habe ich dann für einen<br />

Moment gehofft, es handele sich um eine Mini-Version von<br />

„Krieg der Welten“, also um eine erfundene Geschichte, die<br />

nur echt wirkt. Doch die Story ist ebenso einzigartig wie wahr.<br />

Dieser Film wird für einige/viele schwer zu ertragen sein.<br />

Vielleicht ist es gerade deswegen so wichtig, dass es ihn gibt.<br />

Schade nur, dass eine wichtige Frage ungeklärt bleibt. Welche,<br />

verrate ich hier nicht, denn das wäre ein echter Spoiler. (;-)<br />

<br />

Lara Steinbichel.<br />

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Buchbesprechung<br />

Buchbesprechung<br />

Wider die Niedergeschlagenheit<br />

Buchtipps zur Unterstützung der Zuversicht<br />

Ungewöhnliche Geschichten<br />

Freudenberger Autor verbindet Erlebtes mit Erdachtem<br />

144 Seiten 20 Euro<br />

ISBN-Nr.: 978-3-9870007-4-4<br />

Keine Sorge,<br />

bald hat<br />

die Werbung<br />

in eigener<br />

Sache ein Ende!<br />

Nur, jetzt muss sie<br />

noch mal sein. Irgendwie<br />

hatte ich<br />

letztes Jahr das<br />

Gefühl, es müsse<br />

mal ein Buch zur<br />

allgemeinen Ermutigung<br />

her, und<br />

da ich literarisch<br />

nun mal ziemlich<br />

kurzatmig bin und<br />

kaum Längeres zustande<br />

bringe als<br />

Gedichte, war klar,<br />

dass es auch dieses<br />

Buch wieder mal ein Lyrikband werden würde.<br />

„Nur Mut!“, so sollte das Buch ursprünglich heißen und<br />

ausschließlich Texte enthalten, die den Leser gut drauf<br />

bringen. Da aber Mut nur ein kleiner Teil dessen ist, der<br />

einen gut drauf bringt, und für Alltagshelden auch nicht<br />

immer so ohne Weiteres zur Hand ist, war klar, dass man<br />

das Thema umfassender anzugehen habe.<br />

So finden Sie in diesem Ermutigungsbuch, das der Verlag<br />

am Eschbach pünktlich zum Jahresbeginn herausgebracht<br />

hat, unter zwölf Rubriken allerlei Gereimtes, mit<br />

dem ich selber versucht habe, mir möglichst viel von dem<br />

zu verschaffen, mit dem sich der Alltag aushalten bzw. aufhellen<br />

lässt, welcher ja schon lange nicht mehr von so viel<br />

düsteren Nebelschwaden durchdrungen ist wie zurzeit.<br />

Ich weiß, die zwölf Rubriken sind Binsenweisheiten,<br />

tausendmal in Büchern gelesen oder sonst wo aufgeschnappt,<br />

aber vielleicht doch wert, einmal lyrisch vari-iert<br />

und mithilfe von Rhythmus und Reim konkreter illustriert<br />

zu werden: Sei, wie du bist! Tu, was du kannst! Pflücke<br />

den Tag! Halt dich ans Schöne! Gib acht auf das Kleine!<br />

Bleibe gelassen! Lass los, was vorbei ist! Sei offen für<br />

Neues! Prüf deine Träume! Lass dich nicht hindern! Vergiss<br />

nicht zu lächeln! Vertraue dem Himmel!<br />

Ich habe die Jammereien und Rüpeleien einfach satt<br />

und bedauere die gesamtgesellschaftliche Tendenz, jeden,<br />

der nicht exakt die eigene Meinung teilt, als Gegner zu betrachten,<br />

und jede Form der Veränderung immer nur vom<br />

anderen zu erwarten, obwohl doch die Selbstveränderung<br />

sehr viel effizienter wäre.<br />

Nicht warten, bis die Schatten weichen, / der graue Nebel<br />

sich verzieht, / die dunklen Zeiten bald verstrei-chen<br />

/ und irgendetwas neu geschieht! / Nicht re-gungslos am<br />

Boden kauern, / so schwer und träge wie ein Stein, / nicht<br />

stumm dem Licht entgegenlauern, / stattdessen: selber Sonne<br />

sein!<br />

Sehr viel profunder<br />

als mein eigener<br />

Neuling ist freilich<br />

das neue Buch des<br />

Theologen Fulbert<br />

Steffensky, auf den<br />

ich erst spät so richtig<br />

aufmerksam geworden<br />

bin und den ich<br />

immer mehr liebe, je<br />

länger ich ihn lese.<br />

Siegerländer, denen<br />

noch die fromme<br />

Keule engherziger<br />

Züchtigungstheologie<br />

im Nacken sitzt,<br />

264 Seiten 18 Euro<br />

ISBN-Nr.: 978-3-87173-890-6<br />

atmen bei der Lektüre von Steffensky befreit auf, stoßen<br />

in seinen Büchern auf den belebenden Geist evangelischer<br />

Auf-richtigkeit, die jeden menschlichen Sachverhalt unerschrocken<br />

beim Namen nennt, wachsam und kritisch,<br />

offen und selbstkritisch, denn Kritik wird von Steffenky<br />

nicht um ihrer selbst willen betrieben, mit dem verächtlichen<br />

Grundton intellektueller Überlegenheit und mit behaglich<br />

zersetzender Stoßrichtung, sondern mit großem<br />

Sinn für die Schönheit der Sprache und höchstem Respekt<br />

vor der Wahrheit, zu der immer auch die biblische zählt,<br />

die Steffensky unermüdlich unter dem Schutt und der<br />

Asche kirchlicher Ruinen wie einen verborgenen Schatz<br />

hervorzugraben sucht.<br />

Zu den biblischen Schätzen gehören für Steffensky<br />

auch die Losungen: Sie kommen daher „wie ein fremder<br />

Gast, dem man jeden Morgen Gastrecht einräumt und<br />

Aufmerksamkeit schenkt. Selten passt der Gast zu der eigenen<br />

augenblicklichen Stimmung. Er ist meistens falsch<br />

angezogen, wenn er uns besucht. Im Glück bringt er vielleicht<br />

eine Botschaft der Trauer, in der Trauer spricht er<br />

vom Glück. Diese Fremdheit ist sein Vorteil. Er lockt uns<br />

von uns weg und führt uns dahin, wo wir nicht sind. Der<br />

Gast verwickelt uns damit in Widersprüche und lässt uns<br />

nicht im Gefängnis des eigenen Augenblicks.“<br />

Nichts muss so bleiben, wie es ist, am wenigsten: man<br />

selber. Nebel, Schutt und Asche zum Trotz! Also los!<br />

Jörn Heller, Buchhändler<br />

Der Freudenberger Bertram Münker war sich nicht<br />

sicher, ob er das Rentenalter erreichen würde. Denn<br />

mehrere lebensbedrohliche Krankheiten hintereinander<br />

bestimmten für viele Jahre seinen Alltag, dabei waren<br />

zwei Krebserkrankungen das schlimmste Erleben. Schon<br />

während der Schulzeit schrieb und fotografierte er für Zeitungen<br />

und Zeitschriften. Zehn Jahre lang bis 1993 verdiente<br />

er als freier Autor mit der Erstellung von Bil<strong>db</strong>änden,<br />

Kunst- und Landschaftsführern, Naturbüchern und Fotoreportagen<br />

sein Geld. „Ich brauchte irgendwie einen Anker“,<br />

sagt er rückblickend. „Und da bin ich ins Briefzentrum nach<br />

Freudenberg zurückgekehrt, wo ich schon früher gejobbt<br />

hatte“. Dort hat er bis zum Ruhestand die berufliche Heimat<br />

gefunden, die er sich immer gewünscht hat.<br />

Nun gibt es von ihm einen Band mit Erzählungen, die an<br />

Sieg und Rhein angesiedelt sind; deshalb der Titel des Buches.<br />

Seine Motivation beim Schreiben war es, „den Lesern<br />

die Freude zu bereiten, die ich selbst beim Schreiben hatte<br />

(aber nicht unbedingt beim Erleben)“. Einfache Geschichten<br />

sollten es sein, Erinnerungen an Erlebnisse aus Kindheit,<br />

Jugend und Erwachsenenleben, aus einer Zeit vor Computer<br />

und Internet. Skurrile, erlebte und erfundene, auf jeden Fall<br />

ungewöhnliche Geschichten sind es geworden.<br />

Die Erzählungen haben auch alle ein überraschendes<br />

Ende, wie in den Geschichten von Roald Dahl oder von<br />

Ehm Welk, zwei seiner Lieblingsautoren. Welk ist als Autor<br />

von „Die Heiden von Kummerow“ und „Die Gerechten von<br />

Kummerow“ einer größeren Leserschar bekannt. Sehr eindrücklich<br />

schildert Münker in seiner Geschichte „Schrecken<br />

überm Alten Flecken“ wie er vom Leiter des Fremdenverkehrsbüros<br />

den Auftrag bekommen hatte, für einen neuen<br />

Stadtprospekt Aufnahmen von Freudenberg zu machen. Sein<br />

Anspruch war es, nur wirklich gute Bilder abzuliefern, die<br />

von ungewöhnlichen Standorten aus gemacht worden waren.<br />

Die klassische Ansicht vom Kurpark durfte dabei nicht<br />

322 Seiten 15,95 Euro<br />

ISBN-Nr.: 978-3-98527-826-8<br />

fehlen, aber er wollte<br />

auch die Evangelische<br />

Kirche auf dem<br />

Schlossberg über der<br />

Altstadt als Standort<br />

nutzen. In der Kirche<br />

gehen seine Gedanken<br />

zwanzig Jahre<br />

in seine Kindheit zurück<br />

und er erinnert<br />

sich, dass er sich gewünscht<br />

hatte, einmal<br />

selbst auf der Kanzel<br />

zu stehen. Seine Oma<br />

hatte ihm damals die<br />

Strafe Gottes angedroht,<br />

wenn er diesen<br />

Frevel begehen<br />

würde. Jetzt war die<br />

Gelegenheit gekommen:<br />

Der längst vergessene Wunsch, jahrzehntelang aus<br />

dem Gedächtnis verschwunden, konnte nun in die Tat umgesetzt<br />

werden. Ganz wohl war ihm nicht dabei. Aber das<br />

himmlische Strafgericht blieb aus, und auch das weltliche<br />

Strafgericht in Gestalt des Küsters ließ sich nicht blicken.<br />

Dieser warnt ihn dann auch, zu dieser Zeit auf den Turm zu<br />

gehen, was er natürlich ignoriert. Was ihn dann dort noch<br />

für ein Schrecken über Freudenberg erwartet, sei an dieser<br />

Stelle noch nicht verraten.<br />

„An Sieg und Rhein“ schmückt ein Foto vom Alten Flecken,<br />

der Heimat, der sich Münker sehr verbunden fühlt.<br />

Die Erzählungen entführen in eine Zeit, da die Welt noch<br />

nicht so angeschlagen war wie heute, in eine Zeit weg von<br />

Krieg, Klimawandel und Künstlicher Intelligenz. Es macht<br />

Spaß, diese Geschichten zu lesen. Horst Mahle<br />

48 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 49


Kultur<br />

Worpswede –<br />

Murnau<br />

Warum nenne ich beide Ortschaften in einem<br />

Atemzug? Geographisch trennen ungefähr<br />

850 km Murnau und Worpswede.<br />

Worpswede ist ein Moordorf nicht weit von Bremen<br />

im Norden, Markt Murnau ist eine kleine Stadt im<br />

Voralpenland. Landschaftlich sind die Orte sehr verschieden.<br />

Murnau ist farbig bunt im Blauen Land<br />

gelegen. Die Berge des Voralpenlandes dominieren.<br />

Weidehänge mit vielen Heuschobern, Kühen und<br />

Schafen umgeben das kleine reizvolle Städtchen.<br />

Worpswede ist geprägt durch die Weite, das Licht,<br />

die Moorlandschaft, Birken- und Eichenalleen. Und<br />

das Verbindende? In beiden Orten und Umgebung<br />

siedelten sich Künstler um das Jahr 1900 an, wurden<br />

Künstlerkolonien. Sie entflohen den großen Städten,<br />

den Kunstakademien und wollten im Einklang mit<br />

der Natur ihren eigenen Stil finden, sich gegenseitig<br />

inspirieren.<br />

Die Künstler Heinrich Vogeler, Fritz Mackensen,<br />

Otto Modersohn, Hans am Ende, Fritz Oberbeck<br />

waren die Gründer der Künstlerkolonie Worpswede.<br />

Etwas später gesellten sich Paula Becker und Clara<br />

Westhoff dazu. Auch Dichter und Schriftsteller wie<br />

Rainer Maria Rilke, Manfred Hausmann, Carl Hauptmann<br />

erweiterten den Kreis der Malkünstler. Kulturelles reges<br />

Leben wurde im Barkenhoff, den Heinrich Vogeler als Domizil<br />

aufbaute, gepflegt. In Murnau und Umgebung ließen<br />

sich Wassily Kandinsky, Alexej Jawlensky, Marianne<br />

von Werferin, Franz Marc, August Macke Gabriele Münter<br />

und andere nieder. Der Blaue Reiter wurde gegründet. Es<br />

war eine Zeit des Umbruchs, der Expressionismus<br />

begann. Ausdrucksstarke Farben, markante, teils abstrakte<br />

Formen waren wesentliche Merkmale.<br />

Von den vielen Künstlern möchte ich zwei Malerinnen<br />

besonders hervorheben: Paula Modersohn-Becker<br />

im Norden, Gabriele Münter im Süden. Frauen<br />

hatten zu der Zeit keinen Zutritt zu den Kunstakademien.<br />

Erblickte man sie malend mit Staffel, langen,<br />

zu der Zeit modischen Gewändern, wurden sie in der<br />

Öffentlichkeit abfällig Malweiber genannt.<br />

Paula Modersohn-Becker<br />

Als 3. Kind von sieben Geschwistern wurde Paula<br />

am 8. Februar 1876 in eine weltoffene Familie<br />

hinein geboren. Die ersten zwölf Jahre verbrachte<br />

die bürgerliche Familie Becker in Dresden. Im Jahr<br />

1888 zog die Familie nach Bremen. Bei der Erziehung<br />

der Kinder spielten Kunst, Literatur und Musik<br />

eine große Rolle. Paula bekam neben Klavierunterricht<br />

Zeichenunterricht. Auf Wunsch der Eltern verbrachte<br />

sie im Jahr 1892 sechs Monate in England bei einer Tante,<br />

um Englisch und Hauswirtschaft zu lernen. Auch dort bekam<br />

sie Malunterricht. Von 1893 - bis 1895 besuchte Paula<br />

in Bremen das Lehrerinnenseminar, wie auch zwei ihrer<br />

Schwestern. Sie schloss mit gutem Ergebnis ab. Danach<br />

bekam Paula Kunstunterricht in Berlin.<br />

Sie kehrte<br />

nach Bremen zurück.<br />

Bei einem<br />

Familienausflug<br />

nach Worpswede<br />

lernte Paula die<br />

Künstlerkolonie<br />

kennen.<br />

„WORPSWE-<br />

DE, WORPSWE-<br />

DE, DU LIEGST<br />

MIR IM SINN.“<br />

Immer wieder<br />

verweilte sie<br />

in Worpswede,<br />

freundete sich mit<br />

Clara Westhoff<br />

an, die später Rainer<br />

Maria Rilke<br />

heiratete. Als Otto Modersohn Witwer wurde, heiratete er<br />

Paula. Sie bekam ein Atelier. Und malte, malte unermüdlich.<br />

Sie hatte den Vorsatz: Aus mir soll was werden! Bald<br />

reichten ihr die Anregungen in Worpswede nicht mehr. Sie<br />

reiste viermal nach Paris, der Stadt der Künstler. Auch<br />

dort ließ sie sich inspirieren. Die Ehe mit Otto Modersohn<br />

drohte zu zerbrechen. Paula Modersohn - Becker kehrte<br />

nach Worpswede zurück. Sie wurde schwanger. Am 2. November<br />

1907 wurde Mathilde Modersohn geboren. Am<br />

20. November starb 1907 Paula Modersohn - Becker an<br />

einer Embolie. Tochter Mathilde wurde Sozialarbeiterin.<br />

Sie gründete eine Paula - Modersohn - Becker Stiftung<br />

und sorgte für den Nachlass der Mutter. Anlässlich einer<br />

Lesung war sie als über 80-jährige in Siegen. So konnte<br />

man sie persönlich erleben. Sie starb am 26. August 1998.<br />

Paula Modersohn - Becker ist eine der bedeutendsten<br />

Malerinen des frühen Expressionismus. In der kurzen Lebensdauer<br />

schuf sie über 750 Gemälde, 1000 Zeichnungen.<br />

Das Werk umfasst viele Porträts, Landschaften, Kinderbildnisse,<br />

Selbstporträts. Aus ihren Tagebüchern und<br />

Briefen ist ihre Zielstrebigkeit zu erkennen. In Bremen<br />

entstand ein ihr gewidmetes großes Museum. In Worpswede<br />

im Wohnhaus der Modersohns entstand ebenfalls ein<br />

Museum. Rainer Maria Rilke schrieb ein Requiem nach<br />

dem Tod der Künstlerin.<br />

Gabriele Münter<br />

Am 19. Februar 1877 wurde Gabriele Münter in Berlin<br />

geboren, ein Jahr nach Paula Modersohn - Becker. Ihre Eltern<br />

waren liberal - bürgerlich. Schon früh zeichnete sich<br />

Ihr Talent ab. Sie besuchte eine Zeichenschule in Düsseldorf.<br />

Finanziell war sie durch das Elternhaus abgesichert.<br />

Gabriele bekam eine wertvolle Kamera. Mit ihrer Schwester<br />

reiste sie<br />

nach dem Tod<br />

ihrer Eltern<br />

nach Amerika<br />

zu Verwandten.<br />

Dort entstanden<br />

viele<br />

Fotos, die sehr<br />

künstlerisch<br />

waren. 19<strong>01</strong><br />

zieht Gabriele<br />

Münter nach<br />

München. Sie<br />

besuchte Kurse<br />

von Wassily<br />

Kandinsky.<br />

Wie Paula Modersohn<br />

- Becker<br />

war <br />

50 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 51


Kultur<br />

Kultur<br />

ie als Frau in der Akademie nicht zugelassen. 1903 verlobte<br />

sie sich mit Wassily Kandinsky, der aber noch verheiratet<br />

war. Sie unternehmen zahlreiche Reisen, nach Tunesien,<br />

Dänemark, Holland und Paris. Theoretisch hätten sie Paula<br />

Modersohn - Becker dort treffen können. Sie erwarben<br />

ein Landhaus in Murnau, das sie gemeinsam mit Marianne<br />

von Werefkin und Alexej von Jawlensky bewohnten.<br />

Gabriele Münter: „Im Juni 1908 betrat ich auf einem<br />

Dreitage-Ausflug zum ersten mal den Ort, und ich war<br />

entzückt“ Gabriele Münter entwickelte einen neuen Malstil.<br />

Sie malte flächig mit leuchtenden Farben und grenzte<br />

die Formen mit dunklen Umrisslinien ab. Sie verlässt mit<br />

Franz Marc und Wassily Kandinsky die Neue Künstlervereinigung<br />

und beteiligt sich am Almanach des Blauen<br />

Reiters. Der Erste Weltkrieg beginnt. Kandinsky reist nach<br />

Russland zurück, Gabriele Münter zieht nach Stockholm<br />

und Kopenhagen. Auf Grund von Depressionen hört sie<br />

vorübergehend auf zu malen. Eine weitere Parisreise gibt<br />

ihr neue Impulse. 1931 zieht sie mit ihrem zweiten Lebensgefährten<br />

endgültig nach Murnau. Kandinsky löste<br />

seine Ehe und heiratete eine Russin.<br />

1937 gab es ein Ausstellungsverbot. Sie versteckt die in<br />

ihrem Besitz befindlichen Werke, auch von Kandinsky, vor<br />

den Nationalsozialisten in ihrem Haus in Murnau. In vielen<br />

Museen werden die Bilder von Gabriele Münter ausgestellt.<br />

1957 übergibt sie alle in ihrem Besitz befindlichen Bilder,<br />

auch die von Kandinsky, dem Lenbachhaus in München.<br />

Am 19. Mai 1962 stirbt Gabriele Münter in Murnau.<br />

Gabriele Münter gilt neben Paula Modersohn - Becker<br />

zu den bedeutendsten Vertretern des Expressionismus und<br />

Landhaus von Wassily Kandinsky und<br />

Gabriele Münker, in Murnau<br />

hinterlässt viele Gemälde und Fotografien. Das Wohnhaus<br />

in Murnau ist als Museum eingerichtet. Auch im Murnauer<br />

Schloss und in München gibt es immer wieder Ausstellungen.<br />

Paula Modersohn - Becker und Gabriele Münter: zwei<br />

großartige Künstlerinnen zu einer Zeit, wo Frauen nicht an<br />

Kunstakademien zugelassen waren.<br />

Gudrun Fokken<br />

As slow as possible<br />

Die Entdeckung der Langsamkeit –<br />

As slow as possible ist ein Orgel-Stück von John Cage<br />

überschrieben. Festgelegt sind nur die Tonhöhen und<br />

Zeitproportionen. Geschrieben war das Werk für einen<br />

Wettbewerb, bei dem um einen fünf- bis zehnminütigen<br />

Beitrag gebeten wurde. Der Organist Gerd Zacher, dem Cage<br />

das Stück gewidmet hat, zog es bei der Uraufführung auf eine<br />

Länge von 29 Minuten. Aber was bedeutet „so langsam wie<br />

möglich“ eigentlich bei der Orgel, bei der ein Ton nur dann<br />

verklingt, wenn die Luftzufuhr abgeschnitten wird?<br />

In der ehemaligen Klosterkirche St. Burchardi in Halberstadt<br />

ist eine eigenwillige Interpretation von „As slow<br />

as possible“ zu erleben: Das Cage-Stück wird über einen<br />

Zeitraum von 639 Jahren gestreckt, was man aus der Orgelgeschichte<br />

der Stadt abgeleitet hat. Generationen von Menschen<br />

können also das gleiche Konzert besuchen, und niemand<br />

wird es je vollständig hören können. Eine Viertelnote<br />

erstreckt sich bereits über einen Zeitraum von vier Monaten.<br />

Richtet man seinen Besuch also nicht ganz gezielt nach dem<br />

Kalender aus, wenn ein Tonwechsel ansteht, wird man bestenfalls<br />

einen Klang erleben – wenn nicht gerade Pause ist.<br />

Wird diese künstlerische Idee über hunderte von Jahren<br />

tragen, oder ist sie nicht doch in ihrem Ansatz schon ein<br />

wenig dürftig? Darüber streiten Komponisten, Organisten,<br />

Musikwissenschaftler, Orgelbauer, Theologen und Philosophen<br />

lustvoll, und ganz normale Besucher reihen sich ein.<br />

Ich habe mich, zunächst wenig begeistert, von Freundinnen<br />

überreden lassen, der Burchardi-Kirche einen Besuch<br />

abzustatten. Wo wir ohnehin schon in Halberstadt waren,<br />

konnte ich auch einer spinnerten Idee eine Chance geben.<br />

Doch nie hätte ich mir ausgemalt, dass mich ein einzelner,<br />

stehender Klang eine Stunde lang faszinieren würde.<br />

Es war wie die „Entdeckung der Langsamkeit“, ein Klang,<br />

der für den Augenblick geschrieben war und der ganz ohne<br />

Mephistos Zauberkraft verweilt, bis man ihn in jeder möglichen<br />

Art und Weise ausgekostet hat. Erlebte Gegenwart,<br />

die sich zwischen Vergangenheit und Zukunft ausdehnt, bis<br />

der Besucher sie freiwillig zurücklässt. Vergangenheit, denn<br />

ich bin längst wieder im Siegerland angekommen, und doch<br />

wohl immer noch die gleiche Gegenwart, der gleiche Klang<br />

in dieser Kirche, der sich nicht um die Geschwindigkeit<br />

schert, mit der sich die Welt außen herum verändert.<br />

Tatsächlich sind bis zum nächsten Pfeifenwechsel fünf<br />

Töne zu hören, eine kleine Sekunde in tief wummerndem<br />

Bass, eine None in höherem Register, ein Ton gedoppelt –<br />

schräg insgesamt. Und doch unterschiedlich schräg, wenn<br />

man sich über den Schotterboden durch die alte Kirchenruine<br />

bewegt. Die Bässe wummern anders, wenn ich in einer<br />

Nische stehe, als unter dem hohen Kirchendach. Mal bringt<br />

die kleine Sekunde die Fußsohlen in Resonanz, mal steigt<br />

sie hoch bis in den Bauch.<br />

Burchardi-Kirche in Halberstadt<br />

Und während ich so umherstreiche, um den Klang von<br />

allen Orten aus und mit allen Sinnen auf mich wirken zu lassen,<br />

lese ich auf Tafeln an der Wand die Namen von Spendern<br />

für dieses transepochale Konzert und philosophisch-optimistische,<br />

teils religiöse Sprüche zur Zeit. Für jedes Jahr hängt<br />

eine Tafel da. „Was wird geblieben sein?“, fragt eine Tafel.<br />

Buddha zitiert eine andere: „Nimm dir jeden Tag die Zeit, still<br />

zu sitzen und auf Dinge zu lauschen. Achte auf die Melodie<br />

des Lebens, welche in dir schwingt.“ Ein paar Hundert Jahre<br />

hat dieser Satz schon überlebt. Ob man ihn im Jahr 2289, für<br />

das er bestimmt ist, noch in Halberstadt lesen können wird?<br />

„As slow as possible“ ist in acht Teilen notiert, von<br />

denen einer ausgelassen und einer wiederholt werden<br />

soll. Der erste Teil wird noch bis 2072 musiziert. Bis zum<br />

4. September 2640 läuft das ganze Stück. Wer sich also<br />

jetzt angeregt fühlt, einen Ausschnitt daraus zu erleben,<br />

hat vielleicht nicht alle Zeit der Welt dazu, kann aber doch<br />

einen beliebigen Teil seiner Lebenszeit dafür einsetzen.<br />

Es gibt ein Cage-Begleitprogramm, und ehrenamtliche<br />

Helfer verkaufen in der Kirche Merchandising-Artikel.<br />

Auf Youtube kann man sich den Livestream ansehen, sogar<br />

einen Klangwechsel nachverfolgen.<br />

John Cage starb 1992, Jahre bevor dieses Orgel-Kunst-<br />

Projekt in der Burchardi-Kirche in Halberstadt begann. Aber<br />

hätte sie ihm gefallen, diese Aufführung von geradezu religiösen<br />

Dimensionen, ihm, der so gerne bestehende Grenzen<br />

sprengte? Zumindest liebte er Fragen, und er hätte vielleicht<br />

auf diese typische Art und Weise geantwortet: „That’s a very<br />

good question. I should not want to spoil it with an answer.“<br />

Adele von Bünau<br />

52 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 53


Kultur<br />

Filmzauber und Erinnerungen!<br />

Kino, ein nostalgischer Rückblick<br />

Sissi, „Schicksalsjahre einer Kaiserin“ 1957.<br />

Kinobesuche waren damals in den fünfziger Jahren<br />

noch ein besonderes Erlebnis, man machte sich<br />

chic, man ging ja schließlich aus. So sahen es auch<br />

meine Eltern, die mich später auch ins Kino mitnahmen.<br />

Mein erster Film war „Sissi“.<br />

Jeder kennt den Film mit Romy Schneider und Karl-<br />

Heinz Böhm, der alle Jahre wieder und das mehrmals über<br />

die Bildschirme flimmert. So wunderschön romantisch und<br />

herzerwärmend! Manche sagen auch kitschig, ist eben Geschmackssache.<br />

Ich muss gestehen, ich sehe mir die drei<br />

Folgen jedes Mal wieder an! Im zarten Alter von fünf Jahren<br />

nahmen meine Eltern mich mit ins Apollo-Kino. Wir saßen<br />

im Parkett, für Loge oder Empore reichte das Geld damals<br />

nicht, schade! Ich hätte gern in der Loge gesessen, denn da<br />

waren große gemütliche Sessel und von den Reihen davor<br />

abgetrennt. Einen Platz auf der Empore hätte ich auch nicht<br />

abgelehnt, weil man von dort sehr gut sehen konnte, besonders<br />

ich, weil ich noch etwas kleiner war. Mein Vater kaufte<br />

die Eintrittskarten, die im Kinosaal nochmal kontrolliert<br />

wurden und anschließend wurden uns die Plätze gezeigt. Es<br />

war alles sehr spannend und ich erwartete mit Ungeduld,<br />

dass der riesige Vorhang sich bewegte und aufgezogen wurde.<br />

Endlich, das Licht ging aus und die schwere Samtportiere<br />

teilte sich in der Mitte, eine riesige Leinwand kam zum<br />

Vorschein. Leider musste ich immer noch auf den richtigen<br />

Film warten; es gab vorher die Wochenschau und einen Vorfilm,<br />

danach ging das Licht wieder an und der Vorhang wieder<br />

zu! Was sollte das jetzt? Meine Mutter beruhigte mich<br />

und zeigte auf einen Mann, der mit einem Bauchladen herumging<br />

und Eis und Süßigkeiten verkaufte, Popcorn gab es<br />

damals nicht. Ich bekam leider nichts, die Kinokarten waren<br />

für uns teuer genug.<br />

Aber egal, Hauptsache Kino und Sissi. Endlich tat sich<br />

etwas und der Film fing an. Ich war plötzlich in Possenhofen<br />

bei der Familie von Sissi, fühlte mich wie ein Teil davon.<br />

Die bayerische Prinzessin, die Kaiserin von Österreich<br />

wurde, hatte sofort mein Herz erobert und ich brannte auf<br />

die nächsten zwei Folgen. Gut, dass meinen Eltern der Film<br />

auch sehr gut gefiel und sie mich auch dazu mitnahmen!<br />

Das nächste Kinoerlebnis hatte ich mit meinen Freundinnen<br />

zusammen: Winnetou, der Häuptling der Apachen,<br />

der zusammen mit Old Shatterhand für das Gute kämpfte!<br />

Pierre Brice sah sensationell gut aus, wobei Lex Barker eher<br />

mein Typ war! Mit meinen damals ca.12 Jahren (1964) hatte<br />

ich schon eine sehr genaue Vorstellung von meinem Traummann!<br />

Möglicherweise haben wir den Film im Central-Kino<br />

auf der Sandstraße gesehen, das weiß ich aber nicht mehr.<br />

Das Central war kleiner als das Apollo und nicht so komfortabel;<br />

2<strong>01</strong>5 wurde es als Diskothek umgebaut.<br />

Auf Winnetou folgte Angelique, deren Abenteuer ich<br />

zuerst gelesen hatte und dann auf der Leinwand verfolgte.<br />

Der Film war da aber fast schon Nebensache, denn der<br />

Kinobesuch erfolgte in „männlicher Begleitung“, ich war<br />

schließlich schon fast erwachsen! In der Dunkelheit des<br />

Kinos wurden die ersten Zärtlichkeiten verstohlen ausgetauscht.<br />

Danach trat das Kino vorerst in den Hintergrund<br />

und wurde von Diskotheken abgewechselt.<br />

Erst ab 1969 habe ich mir mit meinem damaligen<br />

Freund und jetzigen und besten Ehemann aller Zeiten wieder<br />

viele Filme im Kino angesehen, darunter etliche Klassiker<br />

wie z.B. „Ben Hur“, „Dr. Schiwago“ und „Vom Winde<br />

verweht“, bei uns auch heute noch ein absolutes Muss,<br />

wenn sie im Fernsehen gezeigt werden. Auch Dracula- und<br />

Werwolf-Filme gehörten zu meinen Favoriten, bei denen<br />

ich mir ab und an die Hand vor die Augen gehalten hatte,<br />

aber mein Mann war ja bei mir.<br />

Lang, lang ist´s her. – Eine Wiederbelebung der Kinozeit<br />

kam ab 2000, wo wir dann das Kino mit unseren<br />

Kleinen unsicher machten und uns die wunderschönen<br />

Zeichentrickfilme von Walt Disney mit großer Begeisterung<br />

anschauten. Auch diese schöne Zeit endete, denn aus<br />

Kindern werden ja bekanntlich Leute, also Erwachsene.<br />

Soweit mein nostalgischer Ausflug in meine Welt des<br />

Kinos und der Erinnerungen.<br />

Ulla Schreiber<br />

54 durchblick 1/<strong>2024</strong>


Kultur<br />

Häuser ziehen vorbei. Gebäude mehr. Die Luft ist<br />

stickig. Fühlt sich fast zu dick zum Atmen an. Ein<br />

Ruckeln unter den Füßen kündigt an, dass die<br />

Gleisspur gewechselt wird.<br />

Sie hält den Atem an, lässt die Luft dann langsam wieder<br />

durch ihre Nase entweichen, während ihre Hände die<br />

Handtasche auf ihrem Schoß neu ordnen. Dann wird der<br />

Zug langsamer. Ein Quietschen folgt, bis alles zum Stillstand<br />

kommt. Ein Raunen geht durch das Abteil. Gesichter<br />

drehen sich der Fensterscheiben zu, als könnten sie so erfahren,<br />

was der Grund ihres Halts ist.<br />

Sie sitzt in der Mitte und hat einen guten Blick auf die Leute,<br />

die ihre zwölfminütigen Mitreisenden sind. Jetzt zwölf plus.<br />

Ihre Hände suchen in ihrer Tasche. Dann zieht sie ein<br />

Pfefferminzbonbon hervor, entfaltet es und steckt es sich<br />

in den Mund. Verstohlen schaut sie nach links. Dort sitzt<br />

ein Mädchen mit falschen Wimpern.<br />

Franziska schaut aus dem Fenster. Vor ihrem Auge die<br />

dreckige Scheibe, am Rand mit Graffiti beschmiert. Weiter<br />

dahinter das Bild ihrer Erinnerung. Im Kopf hört sie Leons<br />

Stimme, der ihr versichert, dass es nur sie gäbe. Seine Hände<br />

liegen auf ihren Armen, um ihr Glauben zu gewinnen. Sein<br />

Blick funkelt. Das Funkeln sagt ihr, dass er sie nicht versteht.<br />

Eine Durchsage informiert die Fahrgäste, dass es aufgrund<br />

technischer Störungen zu einer kurzen Verzögerung<br />

kommen wird.<br />

Deutsche Bahn, seufzt ein Mann irgendwo. Franziska holt<br />

ihr Smartphone hervor. Auf dem Display sieht sie sich und<br />

Leon, sie huckepack auf seinem Rücken, fröhlich lachend.<br />

Wenn sie mit ihm verabredet ist, geht sie in die Fabrik.<br />

Mitreisende<br />

So nennt sie es. Sie schließt sich ins Bad ein, steigt unter<br />

die Dusche. Sie wäscht sich nicht, sie vollbringt eine<br />

Grundreinigung. Sie rasiert sich am ganzen Körper, bis es<br />

brennt. Sie betäubt das Brennen mit Bodylotion, die duftet.<br />

Sie bürstet ihr Haar und glättet es mit Hitze, bis es qualmt.<br />

Sie färbt ihre Augenbrauen. Sie klebt Wimpern an. Sie<br />

überdeckt Unebenheiten ihrer Haut. Sie feilt und lackiert<br />

ihre Nägel. Sie kleidet sich zu kalt für den Winter. Sie zieht<br />

den Bauch ein. Danach sieht sie aus wie jedes Mädchen<br />

ihrer Generation. Eine Projektion männlicher Begierde.<br />

In der Scheibe des Zugfensters sehen die Wimpern<br />

verschwommen aus. Wie schwarze Schwanenflügel. Mit<br />

einem Ruck reißt sie sie ab.<br />

Herr Grümpel zupft sein Sakko zurecht. Unter den Armen<br />

bildet sich Schweiß, was erst sein Hemd und dann das<br />

Innenfutter durchnässen wird. Unauffällig beugt er den<br />

Kopf ein Stück nach unten und kann schon den Geruch<br />

seines Deos wahrnehmen. Dann richtet er sich wieder auf.<br />

Nickt und lächelt kurz der älteren Frau zu, die ihn ansieht.<br />

Wenn er gleich nach Hause kommt, wird das Haus leer<br />

wirken. Die Rollos werden zur Hälfte hinabgelassen sein.<br />

Kälte wird ihn empfangen, obwohl die Heizung eingeschaltet<br />

ist. Die Küche wird unbenutzt sein. Im Wohnzimmer<br />

wird er seine Frau vorfinden.<br />

Liane hat sich aufgelöst. Ein Grau ist in ihr Haus geschlichen,<br />

hat seine Frau gepackt und mit sich genommen.<br />

Stückchenweise. Seitdem ist sie nicht mehr da. Manchmal<br />

glaubt Herr Grümpel, ein kleines Stückchen von ihr wiedergefunden<br />

haben. In der Hoffnung, dass das Grau noch mehr<br />

Stückchen von ihr auf seinem Weg verloren hat und er sie<br />

Foto: Pixabay<br />

wieder zusammenpuzzeln kann. Dann steht auf dem Herd<br />

ein Kochtopf mit Nudeln darin. Oder eine Blume zeugt von<br />

Frühling auf ihrer Fensterbank. Doch wenn die Nudeln zu<br />

einer blubbernden Masse im Topf verenden und die Blume<br />

nach wenigen Tagen verdorrt ist, weiß er, dass das nur Botschaften<br />

des Graus sind. Es sagt: Ich gewinne immer.<br />

Gleich wird Herr Grümpel nach Hause kommen. Er<br />

wird die Rollos hochziehen, zwei Tiefkühlpizzen aufbacken,<br />

seine Frau auf die tote Stirn küssen und so tun, als<br />

wäre alles gut. Später, wenn Liane schläft, wird er sich um<br />

die Wäsche kümmern. Vielleicht hängt im Schrank sogar<br />

noch ein frisches Sakko.<br />

Gabi lässt den Kopf nach hinten sinken. Zwei Tote an<br />

einem Tag. Es hat einmal eine Zeit gegeben, da hat sie jeden<br />

Toten betrauert. Heute betrauert sie nur sich selbst. Personalmangel.<br />

Überbelegung. Inflation. Müde lässt sie ihren<br />

Kopf nach hinten sinken. Sie fragt sich, wie viele Haare<br />

wohl schon an dem Bezug des Kopfteils geklebt haben.<br />

Ismael ist 74. Er hat geglaubt, mit dem Alter in den Ruhestand<br />

gehen zu können. Nun steht er. Ruhe hat er nie.<br />

Fatma macht ihm zu Hause die Hölle heiß, weil er seine<br />

Sachen überall liegen lässt. Can bereitet ihm Sorgen, weil<br />

er lieber Philosophie statt Informatik studieren möchte.<br />

Dabei weiß doch jeder, dass Informatik die Zukunft bedeutet.<br />

Philosophie hat nur Vergangenheit. Hanumscha hat einen<br />

Faulenzer als Mann geheiratet. Seit drei Jahren hat sie<br />

drei Kinder und drei Arbeitsstellen. Würden sie nicht bei<br />

ihm und Fatma leben, würde das Geld nicht reichen. Und<br />

Onkel Murat behandelt ihn immer noch wie einen kleinen<br />

Jungen. Seit Jahren weigert sich der Greis, ins Unendliche<br />

überzusiedeln. Aber Ismael hat gelernt, den Tumult seiner<br />

Familie zu verlassen. Dann reist er nach Assos. Denkt an<br />

das tiefblaue Meer und das fleckige Grün der Berge. Dann<br />

fühlt er wieder die Wärme auf seiner Haut und glaubt, ein<br />

kleiner Junge von acht Jahren zu sein, der seiner Großmutter<br />

beim Backen von Börek zuschaut.<br />

Ein Lächeln stiehlt sich auf sein Gesicht. In seiner Einkaufstasche<br />

liegen Spinat und Käse. Fatma würde zwar<br />

schimpfen, dass sie wieder backen müsste, aber spätestens<br />

beim ersten Bissen wäre es ihm verziehen.<br />

Während das Pfefferminzbonbon in ihrem Mund zu einem<br />

kleinen Rest mit scharfen Kanten schrumpft, denkt sie<br />

über die Menschen in dem Abteil nach. Welche Geschichten<br />

mögen sich hinter den verschlossenen Gesichtern verstecken?<br />

Was hätten sie sich zu erzählen, wenn einer den<br />

Anfang machte? Sie holt tief Luft, setzt zum Sprechen an,<br />

als ein Druck unter ihr einsetzt.<br />

„Liebe Fahrgäste, mit einer Verspätung von fünf Minuten<br />

werden wir nun weiterfahren. Wir wünschen allen Reisenden<br />

eine gute Fahrt.“<br />

Häuser ziehen vorbei. Gebäude mehr. Die Luft ist<br />

stickig. Keiner sagt etwas.<br />

Sonja Dörr<br />

56 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 57


Gedächtnistr aining<br />

Behauptungen zum März<br />

Entscheiden Sie, ob die nachfolgenden Behauptungen stimmen.<br />

1. LENZING ist ein alter deutscher Begriff für März.<br />

2. Der astronomische Frühlingsbeginn fällt immer auf den 22. März.<br />

3. Als `Märzenten´ wurde früher die Stockenten bezeichnet.<br />

4. Im `römischen Kalender´ begann das Jahr mit dem Monat März.<br />

5. `Märzchen´ nennt man Babys, die im März geboren werden.<br />

6. Der März beginnt immer mit demselben Wochentag, wie der November.<br />

7. Der `Märzenbecher´ ist eine weiß blühende Frühlingspflanze.<br />

8. Der Begriff `ausmerzen´ ist nicht vom Wort MÄRZ abgeleitet.<br />

Trainingsziel: Urteilsfähigkeit<br />

richtig<br />

Wer sitzt neben wem?<br />

falsch<br />

Eine Herausforderung für die Gastgeber Barbara und Erich.<br />

Die folgenden Gäste haben noch keinen Platz, jedoch muss berücksichtigt<br />

werden, dass Horst nicht neben Ulla sitzt, Adele nicht direkt<br />

neben Ulla und nicht neben Ernst sitzt. Ulla sitzt, wie Adele nicht<br />

neben Anne und Ernst soll nicht links von Anne Platz nehmen. Wie<br />

schaffen die Gastgeber das?<br />

Trainingsziel: Assoziatives Denken<br />

Horst<br />

Adele Ulla Ernst<br />

Anne<br />

Lösungen Seite 82<br />

Winterwörter<br />

Diese Winterwörter sind<br />

durcheinandergeraten,<br />

wie heißen sie richtig?<br />

1. Eislanglauf und Skikunstlauf<br />

2. Schlittenschwimmen und Eisfahrt<br />

3. Schneeballbau und Igluschlacht<br />

4. Eisflocken und Schneezapfen<br />

5. Eisschieber und Schneekratzer<br />

6. Schneescholle und Eissturm<br />

7. Wintersalz und Streudienst<br />

8. Schneeschlaf und Winterwehe<br />

9. Winterketten und Schneeurlaub<br />

10. Rodelbecher und Eisbahn<br />

11. Winterschuhe und Handmantel<br />

Trainingsziel: Konzentration<br />

Bildausschnitt<br />

Finden Sie das Original Bild<br />

in diesem Heft<br />

Die Übungen wurden<br />

zusammengestellt von:<br />

Gedächtnistrainerin<br />

Bernadette von Plettenberg<br />

Mitglied im Bundesverband<br />

Gedächtnistraining e.V.<br />

02732 / 590420<br />

bernadette@plettenberg-struwe.de<br />

Gedächtnistrainingskurse auf Anfrage<br />

Hintergrundfoto: Pixabay<br />

58 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 59


Unterwegs in Deekeseln<br />

Auf den Spuren des Landarztes<br />

Es ist lange her, aber es gab einmal eine Zeit, in der wir<br />

abends nur ein Fernsehprogramm sehen konnten. Für<br />

uns heute: Unvorstellbar! In meiner Jugendzeit, etwa<br />

1963 kam dann das Zweite Deutsche Fernsehen dazu und gesendet<br />

wurde auch nur in den späten Nachmittag- und Abendstunden.<br />

Vielleicht erinnert sich der eine oder andere Leser<br />

auch noch an das monoton-klingende Geräusch mit dem das<br />

Zeichen zum Sendeschluss gegeben wurde. Anschließend<br />

rauschte es nur noch!!! Und nicht zu vergessen: Das Fernsehprogramm<br />

endete damals noch mit dem Abspielen der Nationalhymne.<br />

Diesen Ritus finden wir heute nur noch im Rundfunk.<br />

Der Deutschlandfunk sendet sie täglich um Mitternacht.<br />

Erst im Januar 1981 strahlten ARD und ZDF auch montags<br />

bis freitags zwischen 10.00 und 13.15 Uhr ein Vormittagsprogramm<br />

aus. Wie verwöhnt leben wir heute bei der Vielzahl der<br />

angebotenen Medien und das auch noch rund um die Uhr. Und<br />

man soll es nicht glauben, es fehlte uns damals auch nicht!<br />

Das Fernsehen, später Glotze genannt, wurde in jener Zeit<br />

bei uns auch nur in den Abendstunden oder zu ausgewählten<br />

Sendungen eingeschaltet. Die Väter sahen überwiegend<br />

die Nachrichten, mit dem langjährigen Sprecher Karl-Heinz<br />

Köpke, dem der Volksmund bald den Beinamen „Mister<br />

Tagesschau“ beimaß. Außerdem war ein ehemals „Siegener<br />

Kind“ an jedem Samstagabend auf dem Bildschirm, die in<br />

Biedenkopf aufgewachsene blonde „Glücksfee“. Auch an sie<br />

vermag sich der eine- oder andere Leser sicher noch erinnern.<br />

Karin Titze-Ludwig mit den sechs vielversprechenden Lotto-<br />

Kugeln, nebst der Zusatzzahl.<br />

Im Unterhaltungsprogramm gaben uns die vielen Serien<br />

Einblicke in harmonische und heile, idyllische Fernsehfamilien.<br />

Da sahen wir den Zirkusdirektor Gustav Knuth in Salto<br />

Mortale als Oberhaupt einer illustren durchtrainierten Artistenschar.<br />

Eine weitere Serie zeigte ihn als stets hilfsbereiten<br />

Tierarzt mit Tilly Lauenstein als Ehefrau. Und wer erinnert<br />

sich noch an die eigenwillige Oma Elisabeth Köpcke dargestellt<br />

von Agnes Windeck in der Serie: Die Unverbesserlichen.<br />

Inge Meysel, die Tochter Käthe und Mutter einer quengeligen<br />

Familie, mit dem Fußballbegeisterten Familienvater Kurt, gespielt<br />

von Joseph Offenbach.<br />

Später saßen wir vor dem Bildschirm mit Professor Brinkmann,<br />

der uns ein intaktes und ach so menschlich und erfrischend<br />

genesungsförderliches Krankenhausumfeld ohne<br />

Fallpauschale und Pflegefachkräftemangel vermittelte. Oder<br />

denken wir an die glamouröse Welt des Adels und der „Reichen“,<br />

der Guldenburgs, mit den kontrovers lebenden Balbecks.<br />

Als ich im vergangenen Jahr vom Tod Christian Quadfliegs<br />

hörte, erinnerte ich mich an die Serie des Landarztes. Dies alles<br />

liegt Jahrzehnte zurück und wir waren fernseh-begeistert<br />

von den Orten der Fernsehserien. Unser Sohn, damals in den<br />

ersten Schuljahren sah mit großem Interesse die Welt der „großen<br />

Haie und kleinen Fische“. Das Großstadtrevier, in dem der<br />

Polizeialltag der Hamburger Ordnungshüter gezeigt wurde. In<br />

2 Fotos: Wikimedia Commons<br />

der Serie begeisterte seitdem der junge Jan Vedder. Deekelsen,<br />

ebenfalls ein Ort aus den Vorabendserien zeigte das Leben<br />

eines pragmatisch-handelnden Landarztes. Spontan entschied<br />

eines Tages unser Sohn. „In den Ferien besuchen wir den<br />

Landarzt“.<br />

So fuhren wir in den Norden, in das Gebiet an der Schlei<br />

und fanden nach und nach die Drehorte von „Deekelsen“, einem<br />

Ort, den es in Wirklichkeit gar nicht gibt.<br />

Die wunderschönen ruhigen Angelplätze, die Doktor<br />

Karsten Mattiesen (Christian Quadflieg) zur Entspannung<br />

aufsuchte fanden wir in der Umgebung rund um die Schlei.<br />

In Kappeln besuchten wir die Kirche, in der jener „Paster“<br />

Albert Eckholm, alias Heinz Reinke seine Schäfchen in<br />

Schach hielt. Überwiegend spielte sich das Leben des<br />

Landarztes in Kappeln an der Schlei ab. Dort erkannten<br />

wir die bekannt häufigsten Motive, wie den Marktplatz,<br />

das Gymnasium, das Polizeirevier und den Hafen. Auch<br />

der Stammtisch in der Kneipe, mit dem Wirt Herrn Asmussen.<br />

Er wurde im Seitentrakt des Restaurants „Aurora“<br />

aufgenommen. Man erzählte uns, dass zu Pfingsten, während<br />

der Kappelner Heringstage, Schilder mit der Aufschrift<br />

Deekelsen aufgestellt werden.<br />

Als Wohnhaus mit der Praxis diente das eigentliche Gutshaus<br />

des ehemaligen Gutes Dänisch Lindau, der „Lindauhof“<br />

in der Gemeinde Boren. Nach Dreharbeiten wurde das Haus<br />

in ein Cafe verwandelt. Der Kräuterdoktor Hinnerk Hinnerksen<br />

mischte seine Teesorten in einer Kate, die innerhalb des<br />

historischen „Holländerhof“s in Wagersrott steht. In Westerholz<br />

wirkte Mark Bohm. Sein Hotelbetrieb wurde teilweise<br />

Reisen<br />

in einem Cafe in Damp, überwiegend<br />

aber in der Mühle „Steinadler“,<br />

im Film als „Mühlenhotel“<br />

gedreht. Es wird weiterhin mit der<br />

alten Windmühle als Hotel geführt.<br />

Freundin von Mutter Olga<br />

Matthiesen (Antje Weisgerber)<br />

war, gespielt von Gisela Trowe<br />

jene Bea Cornelsen, geb. Gräfin<br />

von Kurschheim, die in der ehemaligen<br />

Gärtnerei in Gelting wirkte<br />

und lebte. Und das Haus von<br />

Frau Sellmann (gespielt von Eva<br />

Maria Bauer) war der Wiesnerhof<br />

in Grödersby.<br />

Christian Quadflieg,<br />

erster Landarzt von<br />

„Deekelsen“<br />

Als Geheimtipp galt lange Zeit ein besonderes Schmankerl<br />

für Landarzt-Liebhaber. In Deekelsen, alias Kappeln bot<br />

sich als besonderes Andenken ein gemeinsames Foto mit Jan<br />

Bergmann, dem dritten Landarzt an. Der Darsteller Wayne<br />

Carpendale führte auf einer gesonderten Landarzt-Tour zu den<br />

Drehorten.<br />

Und Dr. Ullrich Teschner, der Zweite in der Runde der<br />

Landärzte, dargestellt von Walter Plathe. Auch er bot, nach<br />

seinem Ausscheiden aus der Serie lange Zeit ein weiteres<br />

Schmankerl an. Er führte Besucher an bedeutende Orte, allerdings<br />

im alten Scheunenviertel in Berlin. Jetzt auch schon<br />

„in die Jahre“ gekommen, schlüpfte er in der Figur des alten<br />

Vaters Zille und er führte seine Gäste an die Orte einer Alt-<br />

Berliner Kindheit. <br />

Eva-Maria Herrmann<br />

60


Meine Kinder lieben Dänemark und wenn es in<br />

den letzten Jahren um die Ferienplanung ging,<br />

hieß es stets: “Aber Oma muss mit“. Nun ja, eigentlich<br />

ehrt es mich, wenn ich im Alter noch so gefragt<br />

bin, andererseits würde ich zuweilen auch gerne im Hause<br />

meine Ruhe genießen.<br />

So waren wir im letzten Jahr wieder durch Schleswig-<br />

Holstein unterwegs, als wir uns dem Nord-Ostsee-Kanal<br />

näherten. Ich erinnerte mich daran, wie wir ihn fast dreißig<br />

Jahre zuvor per Fahrrad von West nach Ost kennengelernt<br />

hatten. Natürlich erzählte ich als Oma meinen Enkeln von<br />

meinen einstigen Eindrücken des tollen Kanals, den wir<br />

gerade überquerten. Meine Worte, dies sei ein Bauwerk<br />

von großer Bedeutung, kommentierte Matti prompt: “Na<br />

klar Oma, sieht man doch wie groß die Brücke ist, sie<br />

überragt das Wasser mitsamt allen Schiffen“. Damit war<br />

für ihn das Thema erledigt. Mich hatte das Bauwerk damals<br />

wesentlich mehr beeindruckt. Ich fand es einzigartig,<br />

wie die großen Pötte die flache Landschaft durchpflügten,<br />

umgeben von saftig, satten Wiesen, auf denen ruhig die<br />

holsteinischen schwarzbunten Kühe grasten.<br />

Nach Kaiser Wilhelm bis ins Jahr 1948 benannt, verbindet<br />

er innerhalb der Elbmündung die Nord- mit der<br />

Ostsee. Von Brunsbüttel durchquert er im Westen bis Kiel-<br />

Holtenau im Osten unser nördlichstes Bundesland.<br />

Schon unsere „Ahnen“ erkannten den Sinn dieser Wasserstraße<br />

und sie hatten den Gedanken, nach einer Verbindung<br />

zwischen dem Wasser zu suchen und so heißt es bei<br />

Wikipedia: Erste Pläne für einen Kanal quer durch das<br />

heutige Schleswig-Holstein reichen wahrscheinlich bis<br />

in das 7. Jahrhundert zurück. Von der damals blühenden<br />

Handelsstadt Haithabu an der Schlei zwischen der Ostsee<br />

und der Nordsee galt es nur 16 Kilometer Landweg zu<br />

Eisenbahn-Hochbrücke in Rendsburg<br />

Unterwegs im<br />

Norden<br />

überbrücken, mit der hier fließende Treene über die hier<br />

fließende Eider in die Nordsee. Die Waren und die leichten<br />

Schiffe der Wikinger wurden über diese Lan<strong>db</strong>rücke<br />

von Ochsen getragen bzw. gezogen. Der direkte Vorläufer<br />

des Nord-Ostsee-Kanals war der Eiderkanal, den der dänische<br />

König Christian VII. 1784 errichten ließ. Er begann<br />

in Kiel und mündete bei Rendsburg in die Eider, die bei<br />

Tönning die Nordsee erreicht. Eine Fahrt durch den Kanal<br />

und Eider dauerte damals dann noch drei bis vier Tage.<br />

Auch Otto von Bismarck, der „Eiserne“ Reichskanzler,<br />

gab vor Beginn des Deutsch-Dänischen Krieges den<br />

Auftrag über eine Verbindung zwischen Nord- und Ostsee<br />

nachzudenken. Er erkannte natürlich die Möglichkeit, dass<br />

die deutsche Flotte, auch: „... alle Kriegs- Handels- und<br />

Dampfschiffe diesen Bereich passieren können, um jederzeit<br />

von der Nordsee in die Ostsee zu gelangen, und: Um<br />

vor den dänischen Kanonen unbehelligt zu bleiben“.<br />

Das Gesetz zum Bau des Kanals wurde vom Reichstag<br />

1886 gebilligt. In Kiel-Holtenau erfolgte im Juni 1887 die<br />

Grundsteinlegung durch den Kaiser und schon am 20. Juni<br />

1895, – man höre und staune – wurde die neue Wasserstraße<br />

eröffnet. Innerhalb von nur acht Jahren Bauzeit waren<br />

bis zu 8.900 Arbeiter damit beschäftigt, die circa achtzig<br />

Millionen Kubikmeter Erdreich mit Schaufeln und Karren<br />

zu bewegen. Als der regelmäßige Betrieb am 1. Juli 1895<br />

aufgenommen wurde, war der Kanal 67 Meter breit und<br />

neun Meter tief. Er hatte 156 Millionen Mark gekostet und<br />

blieb damit, auch für heutige Verhältnisse undenkbar, innerhalb<br />

des festgesetzten veranschlagten Kostenrahmens.<br />

Je nach Abfahrt und Zielhafen sparen Seeschiffe im<br />

Schnitt 250 Seemeilen, es entspricht rund 460 km, die sie<br />

sonst um die Nordspitze Dänemarks fahren müssten.<br />

Die von 1911-13 erbaute Rendsburger Hochbrücke ist<br />

eine Eisenbahnbrücke, an der unterhalb eine hängende<br />

Schwebefähre genutzt werden kann, genannt „die eiserne<br />

Lady“. Sie ist das Wahrzeichen der Stadt Rendsburg und<br />

eines der bedeutendsten Technikdenkmäler Deutschlands.<br />

Unser Sohn war damals von dem Bauwerk geradezu begeistert<br />

und erzählte stolz in der Schule: „Ich habe eine<br />

hängende Brücke als Fähre gesehen“.<br />

Ganz besonders hatten es ihm ebenfalls die „kleinen<br />

Seefahrten“ angetan und ihn begeistert. Sobald eine Fähre<br />

in Sicht kam, hieß es: „Lass uns wieder auf die andere Seite<br />

kommen“. „Das ist bombastisch“, meinte er, „kannst mit dem<br />

Fahrrad immer hin und her fahren, egal auf welcher Seite“.<br />

Vierzehn kleinere Fähren überbrücken sage und schreibe den<br />

Kanal und sie sind Tag und Nacht im Einsatz: für Autos, Fahrräder<br />

und Fußgänger. Und, eine weitere Attraktion: Es besteht<br />

immer noch eine Kaiserliche Verordnung der kostenlosen Beförderung<br />

von einem zum anderen Ufer.<br />

In meinen Erinnerungen hatte ich auch den Ort Haithabu<br />

genannt Der Ort liegt an der Schlei, südlich der Stadt Schleswig.<br />

Es ist eine noch erhaltene alte Wirkungsstätte der Wikinger.<br />

Um 770 galt sie als die wichtigste Siedlung und das<br />

größte Handelszentrum Nordeuropas. Auf einer Fläche von<br />

24 Hektar erbaut, wurde sie durch einen halbkreisförmigen<br />

Wall gesichert, der selbst Schiffen im Hafen vor Angriffen<br />

Schutz bot. Durch die Schlei war Haithabu mit der Ostsee<br />

Reisen<br />

Schwebefähre unter der Hochbrücke<br />

verbunden. Im Ort lebten mindestens 1.000 Einwohner, dazu<br />

Gäste und vor allem Händler. Damals galten die Wikinger<br />

nicht nur als gefürchtete Krieger und Eroberer, sondern auch<br />

als Handwerker und Kaufleute. In ihrer Blütezeit konnte sich<br />

die Stadt mit dem damaligen Köln messen. Die 300-jährige<br />

Geschichte endete im Jahr 1066 nach einem Überfall von slawischen<br />

Truppen. Die Funktionen als Handelszentrum gingen<br />

auf Schleswig am anderen Ufer der Schlei über.<br />

Vielleicht vermag der eine oder andere reisefreudige<br />

und interessierte Leser diese Orte einmal besuchen, es<br />

lohnt sich in jedem Falle. Eva-Maria Herrmann<br />

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Kultur<br />

Kultur<br />

Arthur Miller „Hexenjagd“<br />

Original:„The Crucible“<br />

Ein preisgekröntes zeitgeschichtliches Drama – nach<br />

wie vor von beklemmender Aktualität: Ort der Handlung<br />

ist Salem, Massachusetts, etwa 40 km nördlich<br />

von Boston gelegen. Die handelnden Personen in der nach<br />

strengen puritanischen Grundsätzen lebenden Gemeinde<br />

sind die folgenden in der Reihenfolge ihres Auftretens:<br />

Reverend Parris, Betty Parris, Tituba, Abigail Williams,<br />

Susanna Walcott, Mrs. Ann Putnam. Thomas Putnam, Mercy<br />

Lewis, Mary Warren, John Proctor, Rebecca Nurse, Giles<br />

Corey, Reverend John Hale, Elizabeth Proctor, Francis Nurse,<br />

Marshal Herrick, Richter Hathorne , Deputy Governor<br />

Danforth, Sarah Good, Hopkins. Gegenüber dem tatsächlichen<br />

Geschehen hat Miller einige leichte Änderungen vorgenommen.<br />

Zum Handlungsverlauf:<br />

1. Akt<br />

Es ist Frühling im Jahre 1692. Samuel Parris, seit einigen<br />

Jahren verwitwet, kniet am Bett seiner bewusstlosen Tochter<br />

Betty. Es herrscht eine düstere Atmosphäre der Hilflosigkeit,<br />

Angst und Konfusion. Der Geistliche murmelt sinnentleerte<br />

Gebete, weint zwischendurch, aber seine Tochter bewegt sich<br />

nicht. Als sich Tituba, eine dunkelhäutige Dienerin aus Barbados,<br />

nach Bettys Befinden erkundigt, schickt er sie barsch<br />

unter Androhung körperlicher Strafen weg. Der Arzt der Gemeinde,<br />

Dr. Griggs, kann keinen Grund für Bettys Ohnmacht<br />

finden und hält übernatürliche Dinge für möglich. Parris, in<br />

ständiger Angst seinen Posten zu verlieren, hat nach Reverend<br />

Hale aus Beverly geschickt, ein anerkannter Experte auf<br />

dem Gebiet von Hexerei und Okkultismus. Am Abend zuvor<br />

hatte Parris eine Gruppe von Mädchen überrascht, welche<br />

unter Titubas Führung in ritualisierter Form um einen Kessel<br />

herumtanzten. Beim Anblick ihres Vaters wurde Betty ohnmächtig.<br />

Ähnliches gilt für Ruth Putnam, Tochter einer wohlhabenden<br />

Lan<strong>db</strong>esitzerfamilie. Ihre Mutter, Ann Putnam, hat<br />

bereits sieben Kinder unmittelbar nach der Geburt verloren<br />

und ist sich sicher, dass wie auch jetzt, Teufelswerk im Spiel<br />

ist. Abigail Williams, eine Nichte des Pfarrers, erklärt ihrem<br />

Onkel, dass das ganze Treiben „nur Spaß“ (S. 9) gewesen sei.<br />

Abigail hat erleben müssen, wie ihre Eltern auf grauenhafte<br />

Weise von Eingeborenen ermordet wurden. Putnam nötigt<br />

Parris die Gemeinde unverzüglich von dem Ausbruch<br />

der Hexerei zu unterrichten. Parris versucht zwar die ganze<br />

Sache herunterzuspielen, kann aber nicht verhindern, dass<br />

sich die Kunde sprunghaft wie ein Lauffeuer verbreitet.<br />

Die Mädchen fürchten um ihr Leben, da Hexerei mit dem<br />

Tode bestraft wird. Von Betty, welche zwischenzeitlich<br />

kurz erwacht, erfahren wir, dass Abigail einen Zaubertrank<br />

geschluckt habe. Hiermit wollte sie John Proctors Frau, in<br />

deren Haushalt sie als Dienstbotin beschäftigt gewesen war,<br />

töten, um deren Stelle als Ehefrau einzunehmen. Abigail<br />

bedroht die Mädchen mit düsteren Konsequenzen, sollten<br />

sie von der rituellen Handlung erzählen. „Dann komme ich<br />

mitten in einer schrecklich finsteren Nacht und rechne mit<br />

euch ab, dass ihr euch wünscht, ihr hättet die Sonne nie untergehen<br />

sehen“. (S. 16) Nun erscheint John Proctor, dessen<br />

Farm erwa fünf Meilen von Salem entfernt liegt und stellt<br />

Abigail zur Rede. Sie streitet jegliche Art von Okkultismus<br />

vehement ab. Sie bemüht sich hingegen John Proctor, mit<br />

dem sie vor sieben Monaten auf dessen Farm eine kurze<br />

Liebesaffäre hatte, erneut für sich einzunehmen. „Ich weiß,<br />

wie du mich hinterm Haus gepackt hast und wie ein Hengst<br />

geschwitzt hast, wenn ich dir zu nahekam“ (S. 17). Elizabeth<br />

Proctor hatte Abigail damals entlassen. Für Abigail ist Elizabeth<br />

lediglich eine „gefühllose wehleidige Frau“ (S. 18).<br />

Proctor versucht erneut sich von ihr zu distanzieren, was<br />

Abigail jedoch nicht überzeugt. Nun tritt die 72jährige Rebecca<br />

Nurse auf, sie ist elffache Mutter und siebenundzwanzigfache<br />

Großmutter. Für sie machen die Mädchen lediglich<br />

ihre „verrückten Zeiten“ (S. 20) durch. Mit Gelassenheit<br />

und Vertrauen auf Gott werde sich schon alles regeln, betont<br />

sie vor dem Hintergrund ihrer langjährigen und vielfältigen<br />

Erdahrungen. Hierdurch provoziert bedrängt Putnam Parris<br />

erneut, nach Ursachen für Hexerei zu suchen. Es wird deutlich,<br />

dass Putnam rücksichtslos materielle Interessen unter<br />

religiösem Deckmantel verfolgt. Dies bekommt besonders<br />

der 82jährige Giles Corey zu spüren.<br />

Jetzt erscheint der lang erwartete Reverend Hale. „Er<br />

geht gebückt von der Last eines halben Dutzends schwerer<br />

Bücher“ (S. 24). In diesen Büchern, so Hale, seien alle finsteren<br />

Dämonen und Mächte der Unterwelt beschrieben. Die<br />

Bücher „enthalten das Gewicht der Autorität“ (24), verkündet<br />

er stolz. „Habt keine Angst. Wir werden ihn finden, wenn<br />

er unter uns ist. Und ich will ihn zerschmettern, wenn er sein<br />

wahres Gesicht gezeigt hat“. (26) Auf Rebeccas Frage, ob er<br />

dem Kind wehtun werde, räumt Hale diese Möglichkeit ein.<br />

„Ich glaube, dann gehe ich, dazu bin ich zu alt. Ich will für<br />

sie zu Gott beten“ (27) erwidert Rebecca Nurse. Mit einem<br />

lateinischen Spruch beschwört Hale den Teufel, dass er aus<br />

Bettys Körper zurück zur Hölle kehre. Betty bleibt stumm<br />

liegen. Schließlich befragt er Abigail nach den abendlichen<br />

Tanzritualen, wobei diese sich ausweichend verhält. „Abigail,<br />

es kann sein, dass deine Cousine stirbt. Habt ihr gestern<br />

Abend den Teufel gerufen?“ (29). Daraufhin schiebt Abigail<br />

sämtliche Schuld auf Tituba. Unter steigendem Druck und<br />

in Todesangst gesteht die Dienerin mit dem Teufel im Bunde<br />

zu stehen. Mit Sarah Good und Goody Osburn, beide sozial<br />

Verachtete, habe sie den Leibhaftigen beschworen. Mit<br />

gefalteten Händen und geschlossenen Augen beichtet daraufhin<br />

Abigail mit schriller Stimme ihren eigenen Pakt mit<br />

dem Leibhaftigen. Plötzlich erwacht Betty und wiederholt<br />

schreiend Abigails Bekenntnis. Die Hysterie eskaliert, und<br />

die beiden Mädchen nennen mit ekstatischem Geschrei immer<br />

weitere Bewohner der Gemeinde, welche sie mit dem<br />

Teufel gesehen haben wollen. Hinein in diese Hysterie fällt<br />

der Vorhang.<br />

2. Akt<br />

Im Haus der Familie Proctor 8 Tage später. Die Atmosphäre<br />

erscheint zunächst heiter und beschaulich. Wir hören, wie<br />

Elizabeth Proctor ihre drei Söhne in den Schlaf singt, und es<br />

riecht nach gutem Essen. Bald jedoch wird eine Spannung<br />

zwischen Mann und Frau erkennbar. Gleich nach seiner Ankunft<br />

fragt sie John, warum er so spät heimkomme. Er versucht<br />

sie aufzuheitern mit Plänen über die künftige Entwicklung<br />

ihrer Farm, was sie lediglich mit einsilbigen Floskeln zur<br />

Kenntnis nimmt. Streitobjekt ist auch ihre Dienstbotin Mary<br />

Warren, welche sich trotzt Proctors Verbot nach Salem aufgemacht<br />

hat. Sie müsse dies tun, erklärt seine Frau, sie sei<br />

„jetzt eine Amtliche vor Gericht“ (S. 37). Dann erfährt er von<br />

Elisabeth, dass ein Sondergericht tage mit dem Stellvertreter<br />

des Gouverneurs als Vorsitzenden. Inzwischen befänden sich<br />

schon 14 Menschen im Gefängnis und die ganze Stadt sei in<br />

Aufruhr. Abigail Williams führe jeweils die Mädchen als Zeuginnen<br />

in den Gerichtssaal und wohin sie gehe, teile sich die<br />

Menge wie das Meer im Alten Testament „und die Menschen<br />

werden vor sie geführt, und wenn Abigail schreit und tobt und<br />

auf den Boden fällt, werden die Betreffenden ins Gefängnis<br />

geworfen. Weil sie sie verhext hätten.“ (38)<br />

An dieser Stelle ist anzumerken, dass die sogenannte<br />

spectral evidence, ein Beweis, der lediglich auf Einbildung<br />

beruht, damals vor Gericht zugelassen war. Demnach genügte<br />

die bloße Behauptung jemanden im Bunde mit dem<br />

Teufel gesehen zu haben, um die betreffende Person mit<br />

dem Tode zu bestrafen. Eine bloße Demonstration des Befallenseins<br />

galt als sogenanntes Beweismittel .Als vermeintliche<br />

Rechtfertigung für die Todesstrafe dienen einschlägige<br />

Textstellen aus dem Alten Testament.<br />

Elizabeth erinnert noch einmal ihren Mann an Abigails<br />

Aussage, wonach dies alles nichts mit Hexerei zu tun habe<br />

und er unverzüglich nach Salem gehen solle, um das Gericht<br />

zu informieren. Sie deutet sein Zögern als immer noch<br />

nicht erloschenen Liebesfunken für Abigail. Proctor fordert<br />

sie auf, ihre eigenen Fehler zu bedenken und auch mal das<br />

Gute in ihm zu sehen. „Lern Barmherzigkeit, Frau“ (39).<br />

Als Mary Warren aus Salem zurückkommt, schenkt sie Elizabeth<br />

eine Puppe, welche sie während der Gerichtsverhandlung<br />

gefertigt hat. Sie berichtet, dass inzwischen 39 Frauen<br />

verhaftet worden seien und Goody Osburn gehängt werde.<br />

Zugleich fügt sie beschwichtigend hinzu, dass Sarah Good<br />

mit dem Leben davonkomme, weil sie gestanden habe. Als<br />

Proctor ihr einen erneuten Gang zum Gericht verbieten will,<br />

kontert sie, heute das Leben von Elisabeth Proctor gerettet<br />

zu haben, indem sie deren reinen Charakter bezeugt habe.<br />

In die knisternde Spannung hinein, plötzlich wie aus dem<br />

Nichts, erscheint Reverend Hale, nicht mehr so selbstsicher<br />

wie zu Beginn seines Auftritts. Der Name seiner Frau sei „vor<br />

Gericht erwähnt“ (47) worden, ebenso wie der von Rebecca<br />

Nurse. Nun wolle er einige Fragen stellen, „die den christlichen<br />

Charakter dieses Hauses betreffen“ (94). Er kritisiert<br />

Proctors unregelmäßigen Kirchgang, was dieser mit vernichtender<br />

Kritik an Reverend Parris begründet. So predige dieser<br />

nur Hölle und Verdammnis und habe keine Ruhe gegeben,<br />

bis die Gemeinde goldene Kerzenhalter für seinen Altar bezahlt<br />

habe. Schließlich lobt Hale Proctors Arbeit beim Bau<br />

der Kirche und bittet ihn, die zehn Gebote aufzusagen. Proctor<br />

nimmt seine zehn Finger zur Hilfe, muss sich dann aber<br />

nachdem zehnten Finger von Hale sagen lassen, dass er eines<br />

der Gebote zweimal genannt habe. Elizabeth Proctor souffliert<br />

„Ehebruch“. Bemüht um gute Miene zum bösen Spiel zu<br />

machen, antwortet er „Sie sehen, Herr Hale, zu zweit wissen<br />

wir die alle“. Hale gibt noch einige Ratschläge zum gottgefälligen<br />

Leben, als Giles Corey und Francis Nurse aufgeregt die<br />

Szene betreten. Ihre beiden Frauen sind verhaftet worden. Für<br />

Rebecca Nurse lautet die Anklage „wundersamer und übernatürlicher<br />

Mord an den neugeborenen Kindern von Thomas<br />

und Ann Putnam“ (53). Martha Corey wird durch einen unfähigen<br />

Farmer angeklagt, seine Hausschweine verhext zu<br />

haben, so dass keines länger als vier Wochen am Leben blieb.<br />

In dieser Situation der Angst erscheint Ezekiel Cheever, der<br />

Gerichtsschreiber, mit einem Haft- und Durchsuchungsbefehl.<br />

Sein Blick fällt auf die Puppe, die Mary Warren Elizabeth<br />

Proctor geschenkt hat und entdeckt eine lange Nadel<br />

darin. „Abigail wurde heute Abend durchbohrt und eine Nadel<br />

wurde gefunden, die tief in ihrem Leib steckte“ (57). Abigaile<br />

beschuldigt Elizabeth, als Hexe dafür verantwortlich zu<br />

sein. Nach einem Kampf zwischen Proctor und den Wachen<br />

lässt sich Elizabeth abführen. Sie gibt Mary Warren noch einige<br />

Anweisungen zur Haushaltsführung und fleht ihren Mann<br />

eindringlich um Rettung an. Hale versucht die Situation unter<br />

Hinweis auf die Kompetenz des Gerichtes zu beschwichtigen,<br />

wird aber von Proctor nicht mehr ernst genommen „Sie sind<br />

ein Feigling“ (59). Proctor drängt Mary Warren die Sache am<br />

nächsten Tag unverzüglich zusammen mit ihm vor Gericht zu<br />

klären. Sie soll sagen, „wie die Puppe hierhergekommen ist<br />

und wer die Nadel hineingestochen hat“ (60). Mary Warren<br />

befürchtet Abigails Rache. Am gleichen Abend werden noch<br />

14 weitere Frauen verhaftet.<br />

3. Akt<br />

Gerichtsräume im Gemeindehaus in Salem<br />

einige Tage später:<br />

Vorsitzender Richter ist Thomas Danforth, zugleich stellvertretender<br />

Gouverneur. Er hat bereits nahezu 400 Menschen hinter<br />

Gitter gebracht und 72 Todesurteile gefällt. Von vornherein<br />

gibt er klar zu verstehen, wer hier das Sagen hat. Martha Corey<br />

muss sich vor ihm als angebliche Hexe verantworten. Mit der<br />

Bemerkung sie wisse gar nicht, was eine Hexe sei, gießt sie Öl<br />

ins Feuer. Ihr Mann Giles Corey verschafft sich Einlass in den<br />

Verhandlungsraum, um das Leben seiner Frau zu retten. Zusätzlich<br />

beschuldigt er den wohlhabenden Thomas Putnam,<br />

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„sich an Land bereichern“ (67) zu wollen. Giles unterstellt<br />

Putnam, seine Tochter Ruth angestiftet zu haben George Jacobs<br />

der Hexerei zu bezichtigen, welcher nunmehr deswegen<br />

im Gefängnis sitzt. Sollte Jacobs mit dem Tode bestraft werden,<br />

so würde sein Eigentum behördlich beschlagnahmt und<br />

nur Putnam habe das Geld, den Besitz anschließend zu kaufen.<br />

Giles weigert sich jedoch, den Namen des Informanten<br />

zu nennen, vergreift sich nach Ansicht der Richter im Ton und<br />

wird wegen Missachtung des Gerichts eingesperrt.<br />

Nun erscheint John Proctor mit Mary Warren. Parris versucht<br />

sofort Danforth gegen beide einzustimmen. Nach seiner<br />

Absicht befragt, erklärt Proctor, dass er seine Frau retten<br />

möchte. „Und nirgendwo in Ihrem Herzen oder verborgen<br />

in Ihrem Kopf lauert der Wunsch, dieses Gericht zu untergraben?“,<br />

(72) fragt Danforth drohend. Proctor übergibt dem<br />

Vorsitzenden eine Liste mit 91 Unterschriften von Mitgliedern<br />

der Gemeinde, welche sich für die Integrität von Elizabeth<br />

Proctor, Martha Corey und Rebecca Nurse einsetzen.<br />

Mit unsicherer Stimme gesteht Mary Warren, dass das gesamte<br />

Verhalten der Mädchen lediglich Vortäuschung war. Im<br />

Verlauf der Befragung fordert Ankläger Hathorne die Zeugin<br />

auf, eine Ohnmacht zu simulieren, was dieser nicht gelingt.<br />

Bei einer Gegenüberstellung mit den anderen Mädchen bleiben<br />

diese einmütig bei ihren Aussagen. Als Lüge bezeichnet<br />

Abigail Marys Behauptung, selbst eine Nadel in die Puppe<br />

gesteckt zu haben um diese nicht zu verlieren. Mary Warren<br />

verstrickt sich weiter in Unsicherheit und Widersprüche. Danforth<br />

bedrängt Abigail erneut die Wahrheit zu sagen und droht<br />

mit härtesten Strafen bei falscher Zeugenaussage.<br />

„Ich habe gesehen, wie das Blut aus mir herausströmte“<br />

(88). Tag für Tag habe sie nur ihre Pflicht getan und die Helfershelfer<br />

des Teufels entlarvt. … „und dies ist mein Lohn?<br />

… man glaubt mir nicht“ (88). Abigail warnt den obersten<br />

Richter, dass die Macht der Hölle auch seinen Sinn verwirren<br />

könnte. „Hüten sie sich!“ (88). Die Situation spitzt sich zu,<br />

als Abigail vorgibt zu frieren und Mary dafür verantwortlich<br />

macht. Danforth wird von Abigail in seinen Bann gezogen,<br />

während Mary dem Zusammenbruch nahe ist. Als Abigail<br />

den Himmel anruft, bezeichnet Proctor sie offen als Hure.<br />

Von emotionalem Druck geplagt, gesteht er nach einigem<br />

Zögern seine Schuld, die Affäre mit Abigail. Anschließend<br />

habe seine Frau die Dienstbotin entlassen. Abigail wolle sich<br />

nunmehr an Elizabeth Proctor rächen. Auf Nachfrage versichert<br />

Proctor, dass Elizabeth nie in ihrem Leben gelogen habe.<br />

Nun macht Danforth die Nagelprobe der Gegenüberstellung.<br />

„Jetzt werden wir auf den Grund dieses Sumpfes kommen“<br />

(90). Proctor und seine Frau dürfen sich nicht anschauen oder<br />

miteinander sprechen. Keiner im Saal darf irgendeinen Laut<br />

oder ein Zeichen von sich geben. Elizabeth versucht Zeit zu<br />

gewinnen und erklärt schließlich Abigails Nachlässigkeit als<br />

Grund der Entlassung. Sie weiß nicht, dass ihr Mann bereits<br />

gestanden hat. John fleht sie an die Wahrheit zu sagen, aber<br />

Danforth lässt sich auf nichts mehr ein. Ein krampfhafter Versuch<br />

Hales, Elizabeth zurückzuholen, wird jäh unterbrochen<br />

durch einen gellenden Schrei Abigails. Sie gibt vor, durch<br />

einen Vogel bedroht zu werden, in den sich Mary Warrens<br />

Geist verwandelt habe, um sie mit seinen Krallen zu vernichten.<br />

In totaler Hysterie jagen alle Mädchen schreiend hin und<br />

her. Am Ende steht Mary Warren alleine da, kann dem Druck<br />

nicht mehr standhalten und bezichtigt John Proctor als Werkzeug<br />

des Teufels. „Wir müssen hingehen und das Gericht<br />

stürzen“ (97), habe er gesagt und sie mit körperlicher Gewalt<br />

gezwungen, die Falschaussage zu unterschreiben. Schließlich<br />

rennt sie schluchzend zu Abigail und jammert „Aby, Aby ich<br />

werde dir nie mehr wehtun“ (97). Hale ist fest überzeugt von<br />

der Schauspielerei der Mädchen. Danforth aber schneidet<br />

ihm brutal das Wort ab, woraufhin dieser sein Amt als Mitglied<br />

des Gerichts aufgibt und erklärt das gesamte Gerichtsverfahren<br />

einer höheren Instanz zu melden. Auf die Frage, ob<br />

Proctor immer noch an dem finsteren Bündnis mit dem Teufel<br />

festhalte, erklärt Proctor mit leidenschaftlicher Stimme, dass<br />

das ganze Verfahren nichts als Betrug sei und Gott alle Schuldigen<br />

bestrafen werde.<br />

4. Akt<br />

Etwa 3 Monate später.<br />

In einer Zelle im Gefängnis von Salem verbüßen die geständigen<br />

Sarah und Tituba unter menschenunwürdigen Bedingungen<br />

ihre Strafe. Die Nacht ist schon weit vorgedrungen,<br />

der Mond scheint durch das vergitterte Fenster und man<br />

hört das Brüllen einer Kuh, die dringend gemolken werden<br />

müsste. Danforth, Hathorne und Cheever betreten die Szene.<br />

Bei Sonnenaufgang sollen die Todesurteile an Martha Corey,<br />

Rebecca Nurse und John Proctor vollstreckt werden. Parris,<br />

der mager und eingeschüchtert hinzukommt, berichtet, dass<br />

Abigail zusammen mit Mercy Lewis verschwunden sei, womöglich<br />

an Bord eines Schiffes, nachdem sie sein gesamtes<br />

Vermögen gestohlen haben. Im benachbarten Andover, so<br />

Parris, hätten die Bewohner das Gericht aus der Stadt gejagt<br />

„Sie wollen nichts mehr mit Hexerei zu tun haben“ (104).<br />

Er fleht Danforth an die Hinrichtung zu verschieben, was<br />

dieser kompromisslos ablehnt. „Ein Aufschub jetzt würde<br />

Unsicherheit von meiner Seite bedeuten“ (106). Die Lage<br />

in Salem droht außer Kontrolle zu geraten. Elternlose Kinder,<br />

so berichtet Hale „gehen von Haus zu Haus, herrenloses<br />

Vieh brüllt in den Straßen, der Gestank der verfaulenden<br />

Ernte verpestet die Luft und keiner weiß, wann das Ausschreien<br />

der Mädchen sein Leben beenden wird“ (107). Auf<br />

Danforths Frage, was Hale noch hier zu suchen habe, erklärt<br />

er „ich bin zurückgekommen, um des Teufels Werk zu tun …<br />

um Christen zu raten, sich selbst zu verleumden“ (108), um<br />

durch diese eigene Denunziation der Todesstrafe zu entgehen.<br />

Rebecca Nurse und Martha Corey haben standhaft ihre<br />

Unschuld beteuert und sich nicht auf diesen Handel eingelassen.<br />

Giles Corey ist bereits tot, er starb unter der Folter,<br />

ohne zu gestehen. Das Gericht konnte ihn deswegen nicht<br />

wegen Hexerei verurteilen, womit sein Hof im Besitz seiner<br />

Söhne verbleibt.<br />

Nun soll Elizabeth Proctor auf ihren Mann einwirken,<br />

dass er ein“ Geständnis“ ablegt, um sein Leben zu retten.<br />

Für Elizabeth ist dies „die Beweisführung des Teufels“<br />

(109). Daraufhin möchte Proctor von seiner Frau wissen,<br />

wie er sich verhalten soll. Elizabeth gibt jedoch keine klare<br />

Antwort und lässt die Entscheidung bei ihm: „Was immer<br />

du tust, ein guter Mensch tut es“ (113). Auch sie gesteht<br />

eigene Schuld: „Zur Untreue braucht man eine kalte Frau.“<br />

Im Angesicht des baldigen Sonnenaufganges drängt Hathorne<br />

John Proctor zur Eile.<br />

„Ich will mein Leben,“ (113) schreit Proctor schließlich<br />

heraus. In Gegenwart von Rebecca Nurse soll er sein „Geständnis“<br />

unterschreiben, damit sie seinem Beispiel folgen<br />

möge. Mit erschüttertem Blick auf Proctor weist sie dieses<br />

Ansinnen zurück. „Oh John, möge Gott dir gnädig sein“ (115).<br />

Von Danforth erneut bedrängt, erwidert sie: „Es ist eine Lüge,<br />

wie kann ich mich selbst verdammen?“ (115f.). Nun fragt<br />

Danforth John Proctor, wen er alles mit dem Teufel gesehen<br />

habe. Dieser weigert sich irgendwelche Namen zu nennen,<br />

unterschreibt jedoch das „Geständnis“. Danforth möchte dieses<br />

Dokument als Beweisstück an die Kirchentür nageln, was<br />

Proctor voller Entrüstung ablehnt. „Ich habe 3 Kinder – wie<br />

soll ich sie lehren als aufrechte Menschen durchs Leben zu<br />

gehen, wenn ich meine Freunde verkauft habe … ich habe<br />

Ihnen meine Seele gegeben, lassen Sie mir meinen Namen“<br />

(117/118). Unter unbeschreiblichem emotionalem Druck zerreißt<br />

Proctor schließlich das unterschriebene Dokument. Mit<br />

ruhiger Gelassenheit verabschiedet er sich daraufhin von seiner<br />

Frau, ermutigt von Rebecca Nurse: „Fürchte dich nicht,<br />

ein anderes Gericht erwartet uns alle“ (119). Danforth, zutiefst<br />

in seiner Autorität gekränkt ,ordnet die sofortige Vollstreckung<br />

der Todesurteile an. „Hängt sie hoch über die Stadt.<br />

Wer um diese weint, weint um Verbrecher“ (119). Auf ihrem<br />

letzten Gang strauchelt Rebecca Nurse. Sie kommentiert dies<br />

mit den Worten „Ich habe noch nicht gefrühstückt“ (120). Die<br />

Verurteilten bezahlen ihre Standhaftigkeit mit dem Leben, behalten<br />

aber ihren guten Namen.<br />

Echos im Gefängnisgang (Original S.330)<br />

Geraume Zeit nachdem der Hexenwahn aufhörte, wurde<br />

Parris als Gemeindepfarrer abgewählt. Einer Vermutung<br />

nach soll Abigail später als Prostituierte in Boston aufgetaucht<br />

sein. Zwanzig Jahre nach der letzten Hinrichtung<br />

erhielten die Nachkommen der Opfer eine gewisse „Entschädigung“.<br />

Vier Jahre nach John Proctors Tod heiratete<br />

Elizabeth Proctor erneut.<br />

Die Exkommunikationen der Verurteilten wurden auf<br />

Druck der Regierung im Jahre 1712 aufgehoben. Im gleichen<br />

Jahr leistete die Jury Abbitte gegenüber allen, die unter der Hexenjagd<br />

zu leiden hatten. Die Macht der Theokratie in Massachusetts<br />

war damit praktisch am Ende.<br />

Über den Verfasser:<br />

Arthur Miller wurde 1915 in New York als Sohn einer<br />

wohlhabenden jüdischen Kaufmannsfamilie geboren. Ein<br />

Schlüsselerlebnis war für ihn die Weltwirtschaftskrise in den<br />

Jahren nach 1929, welcher auch der Betrieb seiner Eltern zum<br />

Opfer fiel. Miller studierte Journalismus an der University of<br />

Michigan, stellte jedoch schon bald seine Arbeit als Dramatiker<br />

in den Mittelpunkt seines Schaffens. Der Durchbruch am<br />

Broadway gelang ihm 1947 mit dem Drama „All My Sons<br />

– Alle meine Söhne“, in dessen Mittelpunkt ein geldgieriger<br />

Unternehmer durch die Lieferung ungeprüfter Flugzeugteile<br />

für den Tod mehrerer Luftwaffenpiloten verantwortlich ist.<br />

In„Death of a Salesman – Der Tod eines Handlungsreisenden“,<br />

neben „The Crucible-Hexenjagd“ sein bekanntestes Drama,<br />

setzt er sich kritisch mit den unmenschlichen Schattenseiten<br />

des amerikanischen Traums auseinander. Miller war dreimal<br />

verheiratet, für seine zweite Frau, die Schauspielerin Marylin<br />

Monroe, schrieb er das Drehbuch zu „The Misfits – Nicht<br />

gesellschaftsfähig“. Die männliche Hauptrolle spielte Clark<br />

Gable. Die Uraufführung von „The Crucible“ war am 22. Januar<br />

1953 in New York. Bei einer weiteren Aufführung am<br />

19. Juni 1953 ebenda erhob sich das Publikum am Ende der<br />

Darbietung von den Plätzen und verharrte einige Minuten in<br />

betroffenem Schweigen. Der Grund war die Hinrichtung des<br />

Ehepaares Julius und Ethel Rosenberg zur gleichen Zeit im<br />

Zuchthaus Sing- Sing. Die Rosenbergs waren wegen Atomspionage<br />

für die Sowjetunion zum Tode verurteilt worden, doch<br />

ist ihre Schuld bis heute höchst umstritten. Es war die Zeit<br />

des berüchtigten Senators und Kommunistenjägers Joseph<br />

McCarthy, welcher das House Committee on Un-American<br />

Activities „unamerikanische Umtriebe“ mit brutalen inquisitorischen<br />

Methoden leitete. Bedingt durch die Entwicklung in<br />

der Sowjetunion sowie in China und in Nordkorea herrschte<br />

in den USA eine weitverbreitete Furcht vor einer Ausdehnung<br />

des Kommunismus auf die USA. McCarthy organisierte eine<br />

wahre Hexenjagd mit psychologischem Terror auf mögliche<br />

Staatsfeinde, in erster Linie auf Kommunisten. Wer als solcher<br />

verdächtig galt, wurde nach Washington vorgeladen. Wenn der<br />

Beschuldigte sich „kooperativ“ gab und ihm bekannte Sympathisanten<br />

nannte, ging er in der Regel straffrei aus. Wer jedoch<br />

die Vorwürfe „unkooperativ“ bestritt, und keine Namen preisgab,<br />

wurde wegen Missachtung des Kongresses „Contempt of<br />

Congress“ angeklagt. Ihn erwarteten empfindliche Geldstrafen<br />

oder Gefängnis. Miller musste sich 1956 vor diesem Ausschuss<br />

verantworten. Er war mit zahlreichen gesellschaftskritischen<br />

Personen bekannt. Genau wie John Proctor weigerte er<br />

sich, irgendwelche Namen zu nennen. Miller wurde daraufhin<br />

zu 30 Tagen Gefängnis auf Bewährung und einer Geldstrafe<br />

von 500 Dollar verurteilt, in einem Berufungsverfahren<br />

jedoch ein Jahr später freigesprochen. Unabhängig von den<br />

damaligen Geschehnissen weist das Drama“Hexenjagd“ unmenschliche<br />

und verabscheuungswürdige Verhaltensweisen<br />

und Ablaufmechanismen auf, welche uns nach wie vor auf der<br />

Weltbühne in unterschiedlichsten Formen begegnen. Beispielhaft<br />

seien Folgende genannt: Massenhysterien, Denunziantentum,<br />

Intoleranz, Verbreitung vorsätzlich falscher Nachrichten,<br />

Heuchelei, Verschwörumgstheorien, Machtgier, Projektionen<br />

und Sündenbocksuche. Lassen wir hierzu den Autor in seiner<br />

Biografie abschließend noch einmal zu Wort kommen: „Ich<br />

würde die Salem-Geschichte nie aufgeben. Je länger ich daran<br />

arbeite, desto sicherer spüre ich, dass es Momente gibt, in<br />

denen nur das Gewissen eines Einzelnen verhindert, dass die<br />

Welt zerbricht – so unwahrscheinlich dies auch scheinen mag“<br />

(S. 451). Arthur Miller starb 2005 in Connecticut. E. Göckus<br />

Literaturnachweis: Arthur Miller, The Crucible, in: Plays: One, London 1958. Derselbe, Zeitkurven, Original: Timebends, Ffm 1987. Arthur Miller: Hexenjagd, Ffm1993. Deutsche Übersetzung von<br />

Hannelene Limpach und Dietrich Hilsdorf (Die Seitenangaben zu den einzelnen Akten beziehen sich auf diesen Text). Reitz, Bernhard: Anmerkungen zu The Crucible, Stuttgart 1999. Millers Werk<br />

wurde, wie andere seiner Dramen, mehrfach verfilmt. So u.a. mit Yves Montand und Simone Signoret nach dem Drehbuch von Jean Paul Sartre. Deutsch: Die Hexen von Salem. Als TV- Film war<br />

„Hexenjagd“ 1960 zu sehen mit Hans- Christian Blech als Proctor, Paul Dahlke als Vorsitzender des Gerichts und Ernst- Fritz Fürbringer als Reverend Hale. Eine spätere Verfilmung mit Winona Ryder<br />

und Daniel Day Lewis 1996 gefällt besonders durch ihre werkgetreue Darstellung. Hintergrun<strong>db</strong>ild: commons.wikimedia.org/wiki/File:The_Crucible_(41437864681).jpg<br />

66 durchblick 1/<strong>2024</strong><br />

1/<strong>2024</strong> durchblick 67


Gesellschaft<br />

Gesellschaft<br />

Mit Franz Beckenbauer ist Deutsch lands größter Fussballer gestorben<br />

Wie der begnadete Ballkünstler zum „Kaiser“ und zur Lichtgestalt des deutschen Fußballs wurde<br />

Foto Wikipedia Commons<br />

Am 7. Januar <strong>2024</strong> ist Franz Beckenbauer in Salzburg<br />

in seiner Wahlheimat Österreich gestorben.<br />

Geboren wurde er am 11. September 1945 in München-Giesing<br />

in bescheidenen Verhältnissen, die er auch<br />

im späteren Leben, z.B. mit der Gründung der Franz-Beckenbauer-Stiftung<br />

zur Unterstützung behinderter, kranker<br />

oder unverschuldet in Not geratener Menschen, nie<br />

vergessen hat. Dazwischen lagen 78 Jahre, in denen dem<br />

Sohn eines Postbeamten zunächst fast alles gelang, was er<br />

anpackte, in denen er zuletzt aber auch die Schattenseiten<br />

des Lebens zu spüren bekam.<br />

Beckenbauer lernte das Fußballspielen beim SC 1906<br />

München im Stadtteil Giesing in unmittelbarer Nähe seines<br />

Elternhauses. Als 12-Jähriger plante er 1958 den Wechsel<br />

zum TSV 1860 München. Wie wäre wohl seine Karriere<br />

verlaufen, wenn er nicht während eines Spiels gegen<br />

eben jenen Verein ausgerechnet mit einem Gegenspieler<br />

namens Gerhard König aneinandergeraten wäre,<br />

der dem späteren „Kaiser“ daraufhin eine schallende<br />

Ohrfeige gab? Jedenfalls änderte Beckenbauer umgehend<br />

seine Pläne und wechselte stattdessen zum FC<br />

Bayern München. Als aktiver Fußballspieler gewann er<br />

mit den Vereinen FC Bayern München, Cosmos New<br />

York und Hamburger SV und in der deutschen Nationalmannschaft<br />

alles, was es an Titeln zu gewinnen gab.<br />

Zusammen mit seinen Vereinskameraden Sepp Maier<br />

und Gerd Müller bestimmte er über viele Jahre den<br />

deutschen Fußball. Von 1974 bis 1976 traf dies sogar<br />

mit drei Titeln in Folge als Europapokalsieger der Landesmeister<br />

auf europäischer Ebene zu. Im Laufe seiner<br />

Bundesligakarriere wurde Beckenbauer fünfmal deutscher<br />

Meister und absolvierte 424 Bundesligaspiele,<br />

davon 396 für den FC Bayern München, für den er auch<br />

alle seine 44 Bundesligatore erzielte. Hinzu kamen mit<br />

dem FC Bayern München noch vier DFB-Pokal-Siege.<br />

In den zwölf Jahren als Nationalspieler bestritt er 103<br />

Länderspiele und schoss 14 Tore. 1972 führte Beckenbauer<br />

als Kapitän und Libero Deutschland durch einen<br />

3:0-Endspielsieg gegen die UdSSR zum Europameistertitel.<br />

Er wurde daraufhin mit dem Ballon d’Or als<br />

„Europas Fußballer des Jahres“ ausgezeichnet, wozu<br />

er erneut 1976 gewählt wurde. Als bereits viermaliger<br />

deutscher Fußballer des Jahres wurde Beckenbauer im<br />

Jahr 2000 schließlich noch zu Deutschlands Fußballer<br />

des Jahrhunderts gewählt.<br />

Als „Kaiser“ soll er nach eigenem Bekunden erstmals<br />

1971 bezeichnet worden sein, nachdem er sich<br />

in Wien neben einer Statue von Österreichs Kaiser<br />

Franz-Josef I. hatte fotografieren lassen. Es kursieren<br />

aber auch noch andere Erklärungsversionen, wie es zu<br />

diesem Titel kam. Nach seinem Wechsel vom Mittelfeldspieler<br />

auf den Posten des Liberos festigte die Souveränität<br />

seines eleganten Auftritts diesen ihm zugedachten Spitznamen<br />

und umgab so den Ausnahmefußballer mit der Aura<br />

des Unantastbaren. Seine größten sportlichen Erfolge waren<br />

die Siege bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 in der<br />

Bundesrepublik Deutschland als Mannschaftskapitän und<br />

als Teamchef (Fußballtrainer ohne Trainerschein) der bundesdeutschen<br />

Fußballnationalmannschaft bei der WM 1990<br />

in Italien. In dieser neuen Funktion hatte er 1984 den zuletzt<br />

erfolglosen bisherigen Bundestrainer Jupp Derwall abgelöst.<br />

Als Interims-Vereinstrainer führte er den FC Bayern München<br />

1994 zur deutschen Meisterschaft und gewann 1996<br />

mit dem Verein den UEFA-Cup.<br />

In bester Erinnerung bleiben die<br />

Fernsehbilder des am 8. Juli 1990 nach<br />

dem 1:0-WM-Endspielsieg gegen<br />

Argentinien in sich gekehrt auf dem<br />

Rasen des Olympiastadions in Rom<br />

wandelnden Teamchefs und vom geglückten<br />

Versuch des „Kaisers“, den<br />

auf einem gefüllten Weißbierglas platzierten<br />

Fußball unten rechts in der legendären<br />

ZDF-Torwand zu versenken.<br />

Aber auch das am 3. Oktober 1982 für<br />

einen Rekor<strong>db</strong>esuch von 24.728 zahlenden<br />

Zuschauern im Siegener Leimbachstadion<br />

sorgende Nostalgiespiel<br />

wird niemand vergessen, der damals<br />

live dabei war. Die 1974er Fußballweltmeister<br />

mit Trainer Helmut Schön und<br />

Kapitän Franz Beckenbauer gewannen<br />

gegen eine von Herbert Schäfer trainierte<br />

Siegerland-Auswahl 10:2, wobei<br />

das Ergebnis selbst nebensächlich<br />

war. Die Einnahmen dieses aus einer<br />

von Beckenbauer wenige Monate zuvor<br />

während einer aus der Siegerlandhalle im ZDF ausgestrahlten<br />

„Wetten, dass ...?“-Sendung verlorenen Wette resultierenden<br />

Benefiz-Fußballspiels kamen anschließend größtenteils seiner<br />

Franz-Beckenbauer-Stiftung zugute. Die Fußballfans, die<br />

Franz Beckenbauer persönlich kennenlernen durften, schildern<br />

ihn als eine bodenständige Persönlichkeit ohne Starallüren,<br />

mit der man sich ganz normal<br />

unterhalten konnte, die sich erstaunlich<br />

viel Zeit für sie genommen hat und<br />

nicht eher fortging, bis auch der letzte<br />

Autogrammwunsch erfüllt war.<br />

Auch als Werbe-Ikone machte<br />

Franz Beckenbauer von sich Reden.<br />

Während der WM 1986 kam es zu<br />

einem Eklat im deutschen Lager, als<br />

Beckenbauer von Ersatztorhüter Uli<br />

Stein in Anspielung auf seine 20 Jahre<br />

zurückliegende Werbetätigkeit für die<br />

Firma Knorr mit dem Spruch „Kraft<br />

in den Teller – Knorr auf den Tisch“<br />

als „Suppenkasper“ bezeichnet wurde.<br />

Stein wurde daraufhin aus dem Kader<br />

suspendiert und musste die Heimreise<br />

antreten. Unvergessen ist auch Beckenbauers<br />

Werbespruch „Ja is‘ denn<br />

heut‘ scho‘ Weihnachten?“ aus einer<br />

E-Plus-Kampagne aus dem Jahr 2000.<br />

Foto Wikipedia Commons<br />

Franz Beckenbauer und Johan Cruyff beim Finale des FIFA World Cup 1974.<br />

Beckenbauer war auch als Sportfunktionär sehr erfolgreich.<br />

Von 1994 bis 2009 war er Präsident des FC Bayern<br />

München. 2009 wurde er dort Ehrenpräsident. Als Vorsitzender<br />

des deutschen Bewerbungs-Komitees und als Präsident<br />

des Organisationskomitees der Fußball-WM 2006<br />

wurde er endgültig zur Lichtgestalt des deutschen <br />

Franz Beckenbauer 1991 beim Training der Sportfreunde Siegen Jugend.<br />

Foto Archiv Daniel Petri<br />

68 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 69


Briefmarke nach<br />

einer Lithograhie<br />

von Andy Warhol<br />

Foto Archiv Lerchstein<br />

Fußballs. Denn es gelang ihm am 6. Juli 2000 in Zürich,<br />

dieses Großereignis erneut nach Deutschland zu holen und<br />

sechs Jahre später zum „Sommermärchen“ werden zu lassen.<br />

Ein neuer Patriotismus erfasste das Land und konnte<br />

u.a. an Millionen schwarz-rot-goldenen Fahnen im Straßenbild<br />

festgemacht werden. Die WM-Begeisterung steigerte<br />

sich in einen regelrechten kollektiven Rausch, der<br />

immer breitere Teile der deutschen Bevölkerung erfasste.<br />

Insbesondere im Ausland führte die überall im Land wahrzunehmende<br />

begeisternde, aufgeschlossene und lebensfrohe<br />

Stimmung zu einer ganz neuen und überaus positiven<br />

Sicht auf die Deutschen.<br />

Von 1998 bis 2<strong>01</strong>0 gehörte Beckenbauer als einer der<br />

DFB-Vizepräsidenten dem DFB-Präsidium an und war<br />

von 2007 bis 2<strong>01</strong>1 Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees.<br />

Die Liste der Ehrungen für seine zahlreichen Erfolge auf<br />

sportlichem und gesellschaftlichem Gebiet, die er zeitlebens<br />

erhalten hat, ist beeindruckend.<br />

Die Österreichische Post gab am 12. April 2006 eine<br />

Briefmarke für 75 Cent zu Beckenbauers Ehren heraus.<br />

Das für die Marke verwendete Porträt, eine mehrfarbige<br />

Lithographie, war von Andy Warhol 1977 während Beckenbauers<br />

Zeit bei Cosmos New York gestaltet worden.<br />

1982 erhielt Franz Beckenbauer von Dr. Herbert Burda das<br />

Gesellschaft<br />

Gemälde überreicht. Am 1. September 2005 stiftete die<br />

Fußball-Legende ihr Porträt der DFB-Kulturstiftung, bevor<br />

es dann als Briefmarke die Welt erobern durfte.<br />

Eine unglückliche Äußerung Beckenbauers zur Situation<br />

der Arbeitsmigranten im Land des WM-Ausrichters<br />

Katar machte 2<strong>01</strong>3 die Runde und beschädigte so seinen<br />

Mythos: „Also, ich hab noch keinen einzigen Sklaven in<br />

Katar gesehen. Die laufen alle frei rum.“ Franz Beckenbauer<br />

war seit 1966 dreimal verheiratet und wurde im<br />

Zeitraum 1963 bis 2003 Vater von fünf Kindern, darunter<br />

zuletzt auch eine Tochter. Ein schwerer Schicksalsschlag<br />

ereilte ihn 2<strong>01</strong>5, als sein Sohn Stephan an einem Gehirntumor<br />

starb. Aber auch die gegen ihn ab 2<strong>01</strong>4 gerichteten<br />

Vorwürfe, die 2<strong>01</strong>0 erfolgten WM-Vergaben für 2<strong>01</strong>8 an<br />

Russland und für 2022 an Katar seien nicht korrekt abgelaufen,<br />

haben Franz Beckenbauer hart getroffen. Dies<br />

galt erst Recht, als 2<strong>01</strong>5 der Verdacht aufkam, auch die<br />

mit 12:11 Stimmen bei einer Enthaltung äußerst knappe<br />

entscheidende Abstimmung über die Vergabe der Fußball-WM<br />

2006 an Deutschland und nicht an das zunächst<br />

favorisierte Südafrika sei nur durch geflossene Bestechungsgelder<br />

möglich gewesen. Ihm persönlich konnten<br />

aber keine Verstrickungen nachgewiesen werden und alle<br />

<strong>Korr</strong>uptionsvorwürfe verjährten schließlich, da er inzwischen<br />

wegen seines schlechten Gesundheitszustands verhandlungsunfähig<br />

war. Gesundheitlich angeschlagen, hat<br />

er sich in seinen letzten Lebensjahren zunehmend aus der<br />

Öffentlichkeit zurückgezogen.<br />

Franz Beckenbauer wurde fünf Tage nach seinem Tod<br />

in München auf dem Friedhof am Perlacher Forst im Grab<br />

seiner Eltern beigesetzt. Er war katholisch, glaubte aber<br />

auch an die Möglichkeit einer Reinkarnation. Ob erneut<br />

als talentierter Fußballspieler, das ließ er dabei offen. Im<br />

Fußball-Olymp ist ihm jedenfalls bestimmt ein Platz neben<br />

ebenfalls berühmten Weggefährten wie Pelé, Bobby Charlton<br />

und natürlich Gerd Müller, dem „Bomber der Nation“,<br />

sicher, die alle bereits vor ihm von der Bühne des Lebens<br />

abberufen worden sind. Denn, um es mit einem Beckenbauer-Schlager<br />

aus dem Jahr 1966 zu sagen: „Gute Freunde<br />

kann niemand trennen“.<br />

Wilfried Lerchstein<br />

durchblick verlost Freikarten<br />

für: Dann eben ohne Titel !<br />

Senioren-Service-Stellen<br />

im Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

Stadt Siegen<br />

Rathaus Weidenau 0271/404-2238<br />

Weidenauer Str. 211-213 57076 Siegen<br />

Termine nach Vereinbarung<br />

k.fey@siegen.de<br />

Stadt Siegen<br />

Haus Herbstzeitlos 0271/404-2434<br />

Marienborner Str. 151 57074 Siegen<br />

montags und mittwochs 09-12 Uhr<br />

v.reichmann@siegen.de<br />

Samstag 13. April<br />

20.00 Uhr<br />

im Gebr.-Busch-Theater<br />

Hilchenbach<br />

Zwei Schwestern, eine Geschichte und ein Buch ohne Titel.<br />

Anja und Gerit Kling sind seit Jahrzehnten als Schauspielerinnen erfolgreich<br />

und könnten doch kaum unterschiedlicher sein. Beide, Gerit und<br />

die fünf Jahre jüngere Anja, wuchsen in der Nähe von Potsdam auf, erlebten<br />

die klassische DDR Jugend und träumten schon früh von einem Leben<br />

in Freiheit. Fünf Tage vor dem Mauerfall flüchteten sie in den Westen.<br />

Anja und Gerit Kling erzählen launig, berührend und immer ehrlich von<br />

den Höhen und Tiefen des Lebens, die sie als Schwestern gemeistert haben;<br />

davon, dass man am besten durchs Leben kommt, wenn man sich selbst<br />

nicht immer so ernst nimmt. Und sie verraten, wie man gemeinsam ein<br />

Buch schreibt, wenn man sich nicht einmal auf einen Titel einigen kann…<br />

Veranstalter: Gebrüder-Busch-Kreis in Zusammenarbeit<br />

mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Hilchenbach.<br />

Gemeinde Neunkirchen<br />

Bettina Großhaus-Lutz 02735/767-200<br />

Bahnhofstr. 3 57290 Neunkirchen<br />

b.grosshaus-lutz@neunkirchen-siegerland.de<br />

Stadt Netphen<br />

Kristina Marino 02738/603-145<br />

Amtsstr. 6 Zi.1003 57250 Netphen<br />

k.marino@netphen.de<br />

Stadt Hilchenbach<br />

Gudrun Roth 02733/288-229<br />

Markt 13 57271 Hilchenbach<br />

g.roth@hilchenbach.de<br />

Stadt Bad Laasphe<br />

Maike Thielmann 02752/909-153<br />

Mühlenstr. 20 57334 Bad Laasphe<br />

m.thielmann@bad-laasphe.de<br />

Bad Berleburg<br />

Silke Weller 02751/923-268<br />

Poststr. 42 57319 Bad Berleburg<br />

s.weller@bad-berleburg.de<br />

Gewinnen können Sie<br />

3 x 2 Eintrittskarten,<br />

wenn Sie bis 28. März eine<br />

Nachricht mit Ihrem Namen,<br />

Adresse, Telefonnummer<br />

und dem Vermerk<br />

„Freikarten“ senden an:<br />

Redaktion durchblick<br />

Marienborner Str. 151<br />

57074 Siegen<br />

gewinnspiel@durchblick-siegen.de<br />

Die Gewinner werden<br />

telefonisch benachrichtigt.<br />

Die Tickets werden an der Abendkasse<br />

auf Ihren Namen hinterlegt<br />

Die Gewinner der letzten<br />

Verlosung waren:<br />

CROSSOVER<br />

Siegerlandhalle Siegen<br />

Je zwei Karten erhielten:<br />

Gladiqny Steven, Siegen,<br />

Peter Thaler, Mudersbach und<br />

Gerhard Knappstein, Netphen<br />

Gemeinde Erndtebrück<br />

02753/605-0<br />

Talstraße 27 57339 Erndtebrück<br />

info@erndtebrück.<br />

Gemeinde Burbach<br />

Birgit Meier-Braun 02736/45-56<br />

Eicher Weg 13 57299 Burbach<br />

b.meier-braun@burbach-siegerland.de<br />

Stadt Freudenberg<br />

Tanja Hensel-Glöckner 02734/43-174<br />

Mórer Platz 1 57258 Freudenberg<br />

t.gloeckner@freudenberg-stadt.de<br />

Gemeinde Wilnsdorf<br />

Jutta Schmidt 02739/802-129<br />

Marktplatz 1 57234 Wilnsdorf<br />

j.schmidt@wilnsdorf.de<br />

Seniorenberatung Kreuztal:<br />

Diakoniestation im Haus der Diakonie, Martin-Luther-Str. 2 57223 Kreuztal<br />

Katja Ermert-Weise 02732/582470<br />

seniorenberatung@diakoniestation-kreuztal.de<br />

70 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 71


montags:<br />

Wiederkehrende Termine<br />

14.00 Montagscafé des<br />

DRK–Siegen Nord e.V.,<br />

Weidenau, Schneppenkauten<br />

1, 0271/76585<br />

18.00 Lese- und Literaturkreis<br />

mit Gustav Rinder,<br />

Lebendiges Haus e.V<br />

Siegen, Melanchtonstr. 61,<br />

0271/70328-46<br />

18.00 Singen zu Keyboardmusik<br />

mit Yuliyan,<br />

Stadtteilbüro FES & MGH<br />

Kreuztal, Danziger Str. 2 <br />

02732/3790<br />

20.30 Tangosalon:<br />

Milonga, Tango Argentino –<br />

Gefühle tanzen, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.<br />

Jeden 1. Montag<br />

14.00-16.00 Kreuztaler<br />

Repaircafé, Dietrich-Bonhoeffer-Hs.,<br />

Leipziger Str. 6<br />

<strong>01</strong>60 / 977 861 15<br />

19.00 Trauergruppe der<br />

Amb. Hospizhilfe, Stift. Diakoniestation<br />

Kreuztal, Ernsdorfstr.<br />

3, 02732/1028<br />

20.00 Tango Schnupperkurs<br />

(bis 21 Uhr),<br />

anschließend Tangosalon,<br />

Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-<br />

Johann-Straße 18<br />

Jeden 2. Montag<br />

10.00 Trauercafé der<br />

Amb. ökumenischen Hospizhilfe<br />

Siegen e.V., „Haus<br />

Herbstzeitlos“ Siegen,<br />

0271/23602-67<br />

15.15 Montagsgespräch<br />

des „Bund der Vertriebenen“<br />

Siegen, Seilereiweg 6<br />

0271/82838<br />

18.30 „Anders Altern“<br />

Gruppe für gleichgeschlechtlich<br />

Lebende und Liebende,<br />

„Haus Herbstzeitlos“ Siegen,<br />

0271/404-2434<br />

Jeden 4. Montag<br />

14.30-16.30 Spielenachmittag,<br />

AWO<br />

Seniorenzentrum Erndtebrück,<br />

Struthstr. 4, <br />

02753/5077-40<br />

Letzter Montag<br />

10.00 Stadteilfrühstück,<br />

Stadtteilbüro FES & MGH<br />

Kreuztal, Danziger Str. 2<br />

02732/3790<br />

16.30 Hayatın içinden<br />

– Selbsthilfegruppe für<br />

pflegende Angehörige (in<br />

türkischer Sprache), Verein<br />

De.-Türk. Akademiker e.V.<br />

Siegen, Hagener Str. 75<br />

0271/67347239<br />

18.30 Selbsthilfegruppe<br />

Asthma und Bronchitis<br />

„Haus Herbstzeitlos“ Siegen,<br />

02737/3308<br />

dienstags:<br />

Jeden 1. Dienstag<br />

15.30-17.00 Smartphone-Treff,<br />

AWO Seniorenzentrum<br />

Erndtebrück,<br />

Struthstraße 4, Information:<br />

<strong>01</strong>72/42861-50<br />

16.15 SHG Angehörige<br />

von Menschen mit Demenz,<br />

Siegerlandzimmer in<br />

der Siegerlandhalle, Anmeldung:<br />

0271/67347239<br />

17.00 Treffen der SHG für<br />

Hörgeschädigte, Ev. Martini-Kirchengemeinde<br />

Siegen,<br />

St. Johann Str. 7, Brigitte<br />

Schmelzer 02737/93470<br />

20.00 SHG für Angehörige<br />

psychisch Kranker,<br />

(alle Altersgruppen „Haus<br />

Herbstzeitlos“ Siegen<br />

Jeden 2. Dienstag<br />

19.00 Vorwärts-Chor,<br />

städtisches Seniorenzentrum<br />

„Haus Herbstzeitlos“ Siegen<br />

Jeden 3. Dienstag<br />

15.00 Treffen der Heinzelwerker<br />

städtisches<br />

Seniorenzentrum „Haus<br />

Herbstzeitlos“ Siegen, Marienborner<br />

Str 151. Helfer<br />

sind sehr willkommen!<br />

15.30-17.00 Smartphone-Treff,<br />

AWO Seniorenzentrum<br />

Erndtebrück,<br />

Information: Aufwind<br />

Jugendhilfe GmbH, Julia<br />

Trettin <strong>01</strong>72/42861-50<br />

15.30 Smartphonecafé,<br />

Digitale Themennachmittage.<br />

Stadtteilbüro FES<br />

& Mehrgenerationenhaus<br />

Kreuztal, Danziger Str. 2,<br />

02732/3790<br />

Jeden 4. Dienstag<br />

17.30 Gesprächskreis<br />

der SHG für Angehörige von<br />

Menschen mit Demenz, Caritas<br />

Tagespfl. St. Raphael<br />

Burbach, Steinhardtstr. 4<br />

0271/67347239<br />

Jeden letzten Dienstag<br />

14.30-16.00 Café Auszeit<br />

Gesprächskreis für pflegende<br />

Angehörige, mit der<br />

Gruppe Lebensfreude, Otto-<br />

Reiffenrath-Haus Neunkirchen,<br />

0271/67 34 72 39<br />

17.30-19.00 Gesprächskreis<br />

der SHG für Angehörige<br />

von Menschen mit<br />

Demenz, Caritas Tagespfl.<br />

St. Raphael Burbach,<br />

Steinhardtstr. 4<br />

0271/67 34 72 39<br />

mittwochs:<br />

9.00 Ü55-Fitness, (nicht<br />

in den Ferien) Stadtteilbüro<br />

FES & MGH Kreuztal, Danziger<br />

Str. 2 02732/3790<br />

9.00 Wandern, Nordic<br />

Walking, ab Wanderparkplatz<br />

Siegen, Rosterbergstraße,<br />

Günter Dickel,<br />

0271/3345-66<br />

10.00 Wanderungen, ca.<br />

5 km des „Interkulturelles<br />

Seniorennetzwerk“ ab<br />

Siegerl.-Center Weidenau,<br />

A.L. García 0271/42517<br />

13.00-17.00 ALTERAktiv<br />

Fahrrad-Reparatur-Treff<br />

Selbsthilfe Werkstatt Siegen,<br />

Sandstraße 20, Innenhof,<br />

Info: Klaus Reifenrath,<br />

<strong>01</strong>71/88214-20<br />

14.00 Hilfen für zu Hause<br />

des Diak. Freundeskreises<br />

Siegen-Süd, Diakonie<br />

Si.-Eiserfeld, Mühlenstr. 7<br />

14.00-17.00 Taschengel<strong>db</strong>örse<br />

Siegen, MGZ,<br />

Martinigemeinde Siegen,<br />

St.-Johannstraße 7,<br />

0271/2339425<br />

15.30 Geselliger Nachmittag<br />

Lebendiges Haus<br />

e.V Si., Melanchtonstr. 61,<br />

0271/23166-79<br />

Jeden 1. Mittwoch<br />

10.00 Trauercafé Regenbogen<br />

der ambul.<br />

Hospizhilfe, Diakonistation<br />

Kreuztal, Ernsdorfstraße 3,<br />

02732/1028<br />

15.00 Seniorennachmittag<br />

des Heimatvereins<br />

Burbach-Niederdresselndorf,<br />

Alte Schule, 0273/67726<br />

15.00 Frauenzimmer,<br />

Frauencafé des DRK-Siegen-Niederschelden,<br />

Josefstraße<br />

1, 0271/354962<br />

15.30 Selbsthilfegruppe<br />

Angehörige von Menschen<br />

mit Demenz, im<br />

Repair-Café der Klimawelten<br />

Hilchenb., Kirchw. 17<br />

0271/67 34 72 39<br />

17.00 Smartphonecafé,<br />

Hilfe rund um Handy Laptop<br />

und Co., Stadtteilbüro FES<br />

& Mehrgenerationenhaus<br />

Kreuztal, Danziger Str. 2<br />

02732/3790<br />

19.30 Treffen der Heimatfreunde<br />

Trupach, Kapellenschule<br />

Si.-Trupbacher<br />

Str. 34, 0271/371022<br />

Jeden 2. Mittwoch<br />

14.30-16.30 Café Zeitlos,<br />

in der EssBar, Siegen,<br />

Schweriner Str. 23, (außer in<br />

den Ferien)<br />

17.30 Gesprächskreis für<br />

pflegende Angehörige<br />

Tagespflege „Bethanien“ Siegen,<br />

Weidenauer Str. 151,<br />

0271/67 34 72- 39<br />

Jeden 3. Mittwoch<br />

16.00 Workshop Ton<br />

fühlen und formen, Angebot<br />

für Menschen mit Demenz<br />

und ihre Angehörigen. Netphen<br />

Untere Industriestr.<br />

57 (begr. Teilnehmerzahl)<br />

0271/ 67 34 72-39<br />

Jeden 4. Mittwoch<br />

14.30-16.30 Café Zeitlos,<br />

in der EssBar, Siegen,<br />

Schweriner Str. 23 (außer<br />

in den Ferien)<br />

15.00 Fit im Kopf- gemeinsam<br />

das Gedächtnis in<br />

Bewegung halten Konferenzzimmer<br />

der Siegerlandhalle,<br />

0271/67 34 72 39<br />

Letzter Mittwoch<br />

14.00-17.00 Seniorencafé,<br />

Stadtteilbüro FES & MGH<br />

Kreuztal, Danziger Str. 2<br />

begrenzte Teilnehmerzahl<br />

02732/3790<br />

15.00-16.30 Selbsthilfegruppe<br />

Frontotemporale<br />

Demenz im Café Auszeit<br />

Kreuztal, Ernsdorfstr. 5<br />

15.00-16.30 Fit im Kopfdas<br />

Gedächtnis in Bewegung<br />

halten, im Konferenzzimmer<br />

der Siegerlandhalle<br />

donnerstags:<br />

10.00-12.00 Seniorenwerkstatt,<br />

„Interkulturelles<br />

Seniorennetzwerke“, Span.<br />

Gemeinde e.V., kath. Gemeindehaus<br />

Siegen, St.-Michaelstraße<br />

3 0271/42517<br />

10-12 Uhr Diakonischer<br />

Freundeskreis Siegen-Süd,<br />

Hilfen für zu Hause, Eiserfeld,<br />

Mühlenstraße 7<br />

12.30 Kunstpause Führung<br />

durch die Wechselausstellung,<br />

MfG Siegen<br />

14.00 Handarbeitstreff,<br />

Stadtteilbüro FES & MGH<br />

Kreuztal, Danziger Str. 2<br />

(Nicht in den NRW-Ferien)<br />

Jeden 1. Donnerstag<br />

16.15 Kochgruppe für<br />

pflegende Angehörige und<br />

Interessierte, Familienzentr.<br />

kath. Kita St. Laurentius Wi.-<br />

Rudersdf. Auf dem Haaren 13,<br />

0271/67 34 72 39<br />

19.00 Tischtennistreff für<br />

Männer, Stadtteilbüro FES<br />

& MGH Kreuztal, Danziger<br />

Str. 2<br />

19.00 SHG Morbus<br />

Crohn, Haus Herbstzeitlos<br />

Si., Marienborner Str. 151<br />

Jeden 2. Donnerstag<br />

15.00 SHG Mitten im<br />

Leben für Menschen mit<br />

Gedächtnisproblemen<br />

KSG-Wohnanlage Si., Weidenauer<br />

Str. 202,<br />

0271/ 6734 --7239<br />

18.00 Gruppentreffen<br />

Omas for Future (Opas<br />

willkommen) Café Kaktus<br />

Freudenberg, Im Kurpark<br />

Jeden 3. Donnerstag<br />

16.30 Musik:Momente<br />

Chor für Menschen mit und<br />

ohne Demenz, Gemeindezentrum<br />

Seelbach, Lilienstr.<br />

14 0271 67347239<br />

19.00 Tischtennistreff für<br />

Männer, Stadtteilbüro FES &<br />

MGH Kreuzt., Danziger Str. 2<br />

Jeden letzten Donnerst.<br />

17.30 Kraft tanken für<br />

die Pflege – Gesprächkreis<br />

für pflegende Angehörige,<br />

Tagespflege Burbach-<br />

Dresselndorf, Westerwaldstr.<br />

86, 0271/67 34 72 39<br />

freitags:<br />

10.00 Lernc@fé digital,<br />

„KlimaWelten“ Hilchenbach,<br />

Kirchweg 17<br />

16.00 Tanzen ab der<br />

Lebensmitte auch ohne<br />

Partner, TanzZentrum<br />

Si.-Geisweid, Birlenbacher<br />

Hütte 16, 0271/84999<br />

18.00 Wochenschlussandacht,<br />

Autobahnkirche,<br />

Wilnsdorf, Info@Autobahnkirche-Siegerland.de<br />

21.00 Tango Milonga,<br />

Café Basico Kreuztal, Hüttenstraße<br />

30<br />

Jeden 1. Freitag<br />

16.00 Reparaturtreff im<br />

Gemeindezentrum „Mittendrin“<br />

Siegen-Geisweid,<br />

Koomanstr. 8<br />

Jeden 2. Freitag<br />

19.00 Stammtisch, ein<br />

Stadtteil - ein Verein, in<br />

der Hainer Schule, Siegen,<br />

Marienborner Str. 151<br />

samstags:<br />

Jeden 3. Samstag<br />

9.00-12.00 Repaircafé,<br />

Kath. Gemeindehs. Erndtebrück,<br />

Birkenweg 2 F. Oldeleer<br />

02759/21495-60<br />

13.00 ALTERAktiv Repaircafé,<br />

Mehrgenerationenzentrum<br />

Siegen,<br />

St.-Johannstr. 7<br />

<strong>01</strong>71/88214-20<br />

Jeden 4. Samstag<br />

13.00 Klimawelten<br />

Repaircafé, Florenburg<br />

Hilchenb., Kirchweg 17,<br />

Ingrid Lagemann<br />

02733/2366<br />

sonntags:<br />

16.00 Öffentliche Führung<br />

durch die Wechselausstellung<br />

Museum für<br />

Gegenwartskunst Siegen<br />

20.00 Salsa Fiesta, Café<br />

Basico Kreuzt., Hüttenstr. 30<br />

Jeden 1. Sonntag<br />

14.00 Johannland-Museum,<br />

geöffnet ab 15<br />

Uhr, Kaffee und Kuchen,<br />

Netphen-Irmgarteichen,<br />

Glockenstraße 19<br />

15.00 Führungen im<br />

Wodanstollen Heimatverein<br />

Salchendorf e.V.,<br />

Neunkirchen, Arbachstr.<br />

28 a, <strong>01</strong>70/ 47706-66<br />

15.00 Trauercafé der<br />

Ambulanten ökumenischen<br />

Hospizhilfe Siegen e.V.,<br />

Pfarrheim Heilig Kreuz<br />

Siegen, Im Kalten Born, <br />

0271/23602-67<br />

15.00 Sonntagscafé<br />

Begegnungszentrum Haus<br />

Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />

Str. 151<br />

15.00 Führung durch<br />

Neu-Entdeckungen Museum<br />

für Gegenwartskunst<br />

Siegen, Unteres Schloss 1<br />

Jeden 2. Sonntag<br />

10.00-12.00 Tausch und<br />

Plausch, Treffen der Briefmarkenfreunde<br />

Netpherland,<br />

Heimatmuseum<br />

Netphen, Lahnstr. 47<br />

02737/2095-27<br />

14.30 Sonntagscafé,<br />

Alten Linde Wilnsdorf-Niederdielfen,<br />

Weißtalstraße<br />

15.00 Sonntagscafè,<br />

des Heimatvereins Niederschelden,<br />

im Bürgerhaus<br />

Siegen-Niederschelden,<br />

Auf der Burg 15<br />

0271/3115-79<br />

Mobile Dienste<br />

Friseure<br />

Netphen: N. Primerano<br />

<strong>01</strong>62-2 69 53 57<br />

Bad Laasphe: I. Scharavin<br />

<strong>01</strong>76-70434995<br />

Jeden 3. Sonntag<br />

14.30 Kaffeeklatsch im<br />

Heimatverein Salchendorf<br />

e.V., Haus Henrichs<br />

Neunkirchen-Salchendorf,<br />

Hindenburgplatz 1<br />

Fußpflege<br />

Siegen: C. Frey<br />

<strong>01</strong>60-95585842<br />

Si., Wilnsdf., Freudenbg:<br />

C. Bruna, <strong>01</strong>515-4316642<br />

Hier könnten auch Ihr Salon / Praxis stehen<br />

72 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 73


Haus Herbstzeitlos<br />

Seniorenbegegnungszentrum der Universitätsstadt Siegen<br />

Verwaltung:<br />

Seniorenbeauftragter 0271 / 404-24 34<br />

Fachberatung Senioren0271 / 404-22 38<br />

ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.<br />

Senec@fé 0271 / 2 50 32 39<br />

montags<br />

57074 Siegen • Marienborner Straße 151<br />

www.unser-quartier.de/haus-herbstzeitlos-siegen<br />

09.00 - 12.00 SeniorenServiceStelle der<br />

Stadt Siegen geöffnet<br />

14.00 - 18.00 ALTERAktiv-Senec@fé<br />

Computertreff<br />

17.00 - 18.00 Tai Chi unter Anleitung<br />

dienstags<br />

09.00 - 12.00 ALTERAktiv-Senec@fé,<br />

Computertreff<br />

10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des<br />

durchblick geöffnet<br />

18.00 - 20.00 Arbeitskr. MitweltZukunft,<br />

0271 / 404-2434<br />

(Nur in geraden Wochen)<br />

Kostenlose<br />

Parkplätze am Haus –<br />

Aufzug vorhanden<br />

Obwohl die Seniorenhilfe Siegen e.V.,<br />

aufgeben musste, bleiben alle von<br />

ihr betreuten Gruppen aktiv! Das ist das<br />

Gute in der schlechten Nachricht!<br />

Wegen Personalmangel konnten die<br />

gesetzlich vorgeschriebenen Vorstandspositionen<br />

des gemeinnützigen Vereins<br />

nicht mehr besetzt werden. Die Seniorenhilfe,<br />

hat deshalb ihre organisatorische<br />

Arbeit zum 31.12.2023 eingestellt.<br />

Damit geht eine ?? jährige Ära zu<br />

Ende, die fast 25 Jahre Haus Herbstzeitlos<br />

stattgefunden hatte.<br />

In dieser Zeit haben die vielfältigen<br />

unterschiedlichen Angebote unzählig<br />

viele Menschen immer wieder erfreut.<br />

mittwochs<br />

09.00 - 10.30 Englisch für Senioren<br />

VHS Kurs Stadt Siegen<br />

09.00 - 12.00 SeniorenServiceStelle der<br />

Stadt Siegen geöffnet<br />

09.00 - 12.00 ALTERAktiv-Senec@fé<br />

Computertreff<br />

10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des<br />

durchblick geöffnet<br />

10.30 - 12.00 Englisch für Senioren<br />

VHS Kurs Stadt Siegen<br />

14.00 - 18.00 ALTERAktiv-Senec@fé<br />

Computertreff<br />

15.00 - 17.00 Singgruppe<br />

17.00 - 20.00 Regenbogentreff<br />

Spielen und Klönen<br />

18.00 - 21.30 Film und Videoclub<br />

14.00 - 16.30 (von Oktober bis März)<br />

Die Singgruppe bleibt, wie bisher<br />

auch, unter der Leitung von Ute Helsper<br />

und trifft sich unverändert jeden<br />

Mittwoch von 15-17 Uhr um fröhlich<br />

und munter gemeinsam zu singen.<br />

Der Literaturkreis um Dorothee<br />

Hellwig hat sich aus inhaltlichen und<br />

thematischen Gründern dem durchblick<br />

angeschlossen, der sich über den Zuwachs<br />

sehr freut, zumal Mitglieder der<br />

Redaktion schon immer dem Kreis angehören.<br />

Der Regenbogentreff mit der Gründerin<br />

Elfriede Holz, trifft sich seit über<br />

durchblick - siegen e.V.<br />

Geschäftsstelle 0271 / 6 16 47<br />

Redaktion <strong>01</strong>71 / 6 20 64 13<br />

Seniorenbeirat 0271 / 404-22 02<br />

SeniorenServiceStelle 0271 / 38 78 6 1 62<br />

Gruppen<br />

Trauercafé 0271 / 23 602-67<br />

Film- und Video-Club 02732 / 1 24 60<br />

Selbstverteidigung <strong>01</strong>60 / 8 30 18 67<br />

Heinzelwerkstatt 0271 / 6 39 61<br />

Englischkurse VHS 0271 / 404-30 46<br />

donnerstags<br />

09.30 - 10.30 Selbstverteidigung<br />

10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des<br />

durchblick geöffnet<br />

11.00 - 12.00 Yoga unter Anleitung<br />

12.15 - 13.15 Yoga auf dem Stuhl<br />

0271 / 404-2202<br />

14.00 - 16.30 Das Heinzelwerk<br />

Werkstatt geöffnet<br />

samstags<br />

09.00 - 12.00 Wandergruppe des<br />

Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen. Termine<br />

auf Anfrage<br />

^ 0271 / 404-24 34<br />

Bushaltestelle: Blumenstraße<br />

Busse ab zentraler Omnibusbahnhof Siegen:<br />

B 1-2: Linien R 12, R 13, R 17, L 109.<br />

Zuversichtlich ins neue Jahr gestartet<br />

Alle Gruppen im Haus Herbstzeitlos sind voller Pläne<br />

32 Jahren zu Karten- Brettspielen und zum<br />

Klönen auch weiterhin im Haus Herbstzeitlos.<br />

Infos unter 0271 / 39 45 45.<br />

Die Singgruppe.<br />

März<br />

8. Freitag<br />

19.00 Frauen formen Siegen, Ausstellungsprojekt,<br />

KrönchenCenter<br />

Siegen, Markt 25<br />

10. Sonntag<br />

15.00 Nachmittags-Café Warm<br />

und Schön, ein Angebot für<br />

Siegener*innen mit kleinem Gel<strong>db</strong>eutel,<br />

Pfarrheim St. Peter und Paul<br />

Siegen, Peter-Paul-Str. 9<br />

21. Donnerstag<br />

19.00 Vortrag: Die Entwicklung<br />

der Stadt Siegen in ihrem regionalen<br />

Umfeld anhand historischer<br />

Karten und Pläne, Vortragsreihe<br />

Schlaglichter zur Siegener<br />

Stadtgeschichte, im Ratssaal Rathaus<br />

Siegen Markt 2<br />

26. Dienstag<br />

9.30 Betriebsbesichtigung Deutsche<br />

Edelstahlwerke Geisweid, Obere<br />

Kaiserstr. 6, Tor 3. Begrenzte Teilnehmerzahl<br />

0271/404-2535<br />

April<br />

13. Samstag<br />

17.00 Konzert der Fritz-Busch-Musikschule<br />

mit dem Siegener Blasorchester,<br />

Siegerlandhalle, Eintritt frei<br />

16. Dienstag<br />

17.00 Eröffnung der Foto-Ausstellung,<br />

Der Siegener Marktplatz im<br />

Wandel, KrönchenCenter Siegen<br />

18. Donnerstag<br />

19.00 Vortrag: Die Siegener Oberstadt<br />

nach 1945 – Wiederaufbau<br />

in lokaler Tradition? Rathaus Siegen<br />

20. Samstag<br />

18.00 Gemeinschaftliches Konzert<br />

Marinekameradschaft mit dem<br />

Shanty-Chor Plauen 1899 e.V. und<br />

dem Shanty-Chor Berlin e.V., Weißtalhalle<br />

Siegen, Blumertsfeld 2<br />

27. Samstag<br />

18.00 Talk unterm Krönchen,<br />

Kirche in der pluralistischen Stadtgesellschaft,<br />

Nikolaikirche Siegen<br />

28. Sonntag<br />

10.00 Kantatengottesdienst in der<br />

Nikolaikirche Siegen<br />

15.30 Festveranstaltung des Seniorenbeirates<br />

der Stadt Siegen, anschließend<br />

Aufführung der Dreigroschenoper<br />

von Berthold Brecht, im<br />

Apollo-Theater Siegen, Morleystraße 1<br />

Mai<br />

04.Samstag<br />

10.00 Ausstellungsbeginn Siegen.<br />

Fremde. Heimat. im Siegerlandmuseum,<br />

Oberes Schloss 2<br />

08. Mittwoch<br />

14.30 Wie einst im Mai, die beliebte<br />

Seniorenveranstaltung Siegerlandhalle<br />

10. Freitag<br />

Siegener Mobilitätstage <strong>2024</strong><br />

Ausstellungen und Aktivitäten in der<br />

Siegener Oberstadt<br />

11. Samstag<br />

Siegener Mobilitätstage <strong>2024</strong><br />

Ganztägig Schnauferl-Rallye in der<br />

gesamten Siegener Oberstadt<br />

Siegener Mobilitätstage <strong>2024</strong><br />

18.00 9. Siegener BälleRennen<br />

Siegener Oberstadt<br />

14.Dienstag<br />

18.00 Vortrag: Die Freiheit wird<br />

einem nicht angeboren, sie wird<br />

nicht geschenkt, sie will erarbeitet<br />

sein, VHS KrönchenCenter Siegen,<br />

Markt 25<br />

16. Donnerstag<br />

19.00 Vortrag: Zwiespalt unter dem<br />

Krönchen: Leben in der bikonfessionellen<br />

Stadt Siegen seit 1612,<br />

Vortragsreihe Schlaglichter zur Siegener<br />

Stadtgeschichte, Ratssaal im<br />

Rathaus Siegen, Markt<br />

25.Samstag<br />

11.00 Tag der Begegnung Verschiedene<br />

Gruppen und Initiativen<br />

stellen sich vor. Siegbrücke und Jakob-Scheiner-Platz<br />

in der Siegener<br />

Unterstadt<br />

10.00 Westfalentag eintägige Tagung<br />

mit Vorträgen, Workshops und<br />

Exkursionen, Siegerlandhalle Siegen,<br />

Koblenzer Straße 151<br />

74 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 75


Einfach<br />

hingehen, ohne<br />

Anmeldung!<br />

1. Freitag<br />

19.30 Konzert der Philharmonie Südwestfalen:<br />

Werke von Strauß und<br />

Bruckner, Apollo-Theater Siegen,<br />

20.00 Multivision mit Live-Kommentar,<br />

Kai-Uwe Küchler - Cornwall und<br />

Südengland, Otto-Reiffenrath-Haus,<br />

Neunkirchen, Bahnhofstr. 1<br />

20.00 Jochem Malsheimer, Statt<br />

wesentlich die Welt bewegt, habe ich<br />

wohl das Meer gepflügt, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

20.00 Klavierkabarett: William Wahl,<br />

Nachts sind alle Tasten grau, Gebrüder-Busch-Theater,<br />

Dahlbruch<br />

2. Samstag<br />

19.00 Die verrückt-phantastischen<br />

Abenteuer des anderen<br />

Grimm, Eichener Hamer Kreuztal,<br />

Am Parkplatz 2<br />

19.30 Schauspiel spielt Chorgesang,<br />

Wie im Himmel, Landestheater Detmold,<br />

Apollo-Theater Siegen<br />

19.30 Theater: GROSSRAUM, Tanzprojekt<br />

der Theaterwerkstatt, Bruchwerktheater<br />

Siegen, Siegbergstraße 1<br />

19.30 Klassik trifft Pop mit einem<br />

Quartett der Philarmoniker, Alte Linde,<br />

Wilnsdorf-Niederdielfen, Weißtalstr. 2<br />

3. Sonntag<br />

10.30 Bücher: Brunch - Moderator<br />

Crauss trifft Lydia Daher, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

16.00 Vernissage: Ausstellung VIEL-<br />

SCHICHTIG KulturFlecken, Freudenberg,<br />

Am Silberstern 4a<br />

19.30 Theater: GROSSRAUM, Tanzprojekt<br />

der Theaterwerkstatt, Bruchwerktheater<br />

Siegen, Siegbergstraße 1<br />

März<br />

6. Mittwoch<br />

20.00 Kirchen und Kino – Nicht<br />

ganz koscher, Residenz-Kino-Center<br />

Bad Laasphe, Brückenstr. 2<br />

7. Donnerstag<br />

19.30 Anne Folger zu Weltfrauentag:<br />

Fußnoten sind keine Reflexzonen,<br />

Aula des Johannes-Althusius-Gymnasiums<br />

Bad Berleburg, Im<br />

Herrengarten 11<br />

8. Freitag<br />

19.00 KulturFleckenSilberstern:<br />

Candlelight-Lesung, Thomas Brokamp,<br />

Freudenberg, Am Silberstern 4<br />

20.00 Jazzclub Oase: Albie Donnelly<br />

- BIG THING, Jazz, Blues &<br />

Soul, Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Straße<br />

18<br />

20.00 kreuztalkultur, Comedy: Solo-Programm<br />

mit Abdelkarim, Wir<br />

beruhigen uns, Eichener Hamer<br />

Kreuztal, Am Parkplatz 2<br />

20.00 Schauspiel mit Musik: Don<br />

Quijote zwischen Realität und<br />

Fantasie, Heimhof-Theater Burbach,<br />

Heimhofstr. 7a<br />

20.00 Jubiläums-Tournee: American<br />

String Quartet, Gebrüder-<br />

Busch-Theater, Hilchen-Dahlbruch,<br />

Bernhard-Weiss-Platz<br />

9. Samstag<br />

14.00 Second Hand Mode Event -<br />

Frühlingsedition, Vintage Kontor, Kirchen,<br />

Hauptstraße 17<br />

19.00 Lies Pauwels muziektheater<br />

in Koproduktion mit DESINGEL &<br />

B'ROCK Orchestra, Siegerlandhalle<br />

19.30 Hommage auf TINA – The<br />

Rock Legend, Siegerlandhalle Siegen<br />

19.30 Schauspiel: Theaterprojekt<br />

PING, Bruchwerk Theater Siegen,<br />

Siegbergstraße 1<br />

20.00 Ein-Mann-Musical: Tino Selbach<br />

spielt Macho Man, Heimhof-<br />

Theater Burbach, Heimhofstr. 7a<br />

20.00 Theater: Die Dame vom<br />

Maxim, Sängerheim der Liedertafel,<br />

Freudenberg, Am Silberstern 23<br />

20.00 KulturFleckenSilberstern: DIE<br />

NIERE - mit dem Konnex Theater,<br />

Technikmuseum Freudenberg, Olper<br />

Straße 5<br />

10. Sonntag<br />

14.00 Sonntagscafé, Mehrgenerationshaus<br />

Kreuztal, Danziger Str.2<br />

15.00 kreuztalkultur, Teddybärenkonzert<br />

Peter und der Wolf, mit der<br />

Philharmonie Südwestfalen, Otto-<br />

Flick-Halle, Kreuztal, Moltkestr. 12W<br />

15.00 Ausstellung VIELSCHICH-<br />

TIG KulturFlecken, Freudenberg,<br />

Am Silberstern 4a<br />

18.00 Film: Livevertonung<br />

Stummfilm, Großmutters<br />

Liebling, Filmpalast im Heimhof-Theater,<br />

Heimhofstr. 7a<br />

19.00 Konzert: Passionskantaten<br />

: Musik vom Leiden und<br />

Hoffen, Ev. Martinikirche Siegen,<br />

Grabenstraße 27<br />

19.30 Show: Dance Masters<br />

- Best of Irish Dance, Siegerlandhalle<br />

Siegen<br />

19.30 Schauspiel: Theaterprojekt<br />

PING, Bruchwerk<br />

Theater Siegen, Siegbergstraße<br />

1<br />

11. Montag<br />

19.30 Spass bei Tango, Man<br />

muss das Leben tanzen,<br />

Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.<br />

18<br />

12. Dienstag<br />

19.00 Filmklub Kurbelkiste: zum<br />

Internationalen Frauentag, Keiner<br />

schiebt uns weg, Kulturhaus Lÿz<br />

Siegen, St.-Johann-Str.18<br />

14. Donnerstag<br />

14.30 durchblick- LiteraturCafé,<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

20.00 Show: SIXX PAXX Magic Tour,<br />

Tanz, Gesang, Zauberei, Siegerlandhalle<br />

Siegen, Koblenzer Str. 151<br />

15. Freitag<br />

19.30 Schauspiel: Theaterprojekt<br />

PING, Bruchwerk Theater Siegen,<br />

Siegbergstraße 1<br />

Einfach<br />

hingehen, ohne<br />

Anmeldung!<br />

Jazz & Friends, Konzert der FRITZ-BUSCH-Musikschule am 19. März im Kulturhaus Lÿz<br />

20.00 Konzert: Anika Nilles, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.18<br />

20.00 kreuztalkultur, Dialog: Barbara<br />

Auer & Walter Sittler, Unsere<br />

Seelen bei Nacht, Eichener Hamer<br />

Kreuztal, Am Parkplatz 2<br />

16. Samstag<br />

15.00 Kinderchormusical: Shelly<br />

– Eine Schildkröte räumt auf, Ev.<br />

Martinikirche Siegen, Grabenstraße 27<br />

19.00 Kantorei Siegen: Aufführung<br />

der Johannes-Passion, Ev. Kirche Hilchenbach,<br />

Kirchplatz 1<br />

19.30 Schauspiel: Theaterprojekt<br />

PING, Bruchwerk Theater Siegen,<br />

Siegbergstraße 1<br />

19.30 Helge Schmidt in Tax<br />

for free, Apollo-Theater Siegen,<br />

Morleystr. 1<br />

20.00 Kabarett: Wilfried<br />

Schmickler, Es hört nicht<br />

auf, Kulturhaus Lÿz Siegen,<br />

St.-Johann-Str.18<br />

17. Sonntag<br />

11.00 Trödelmarkt für Jedermann,<br />

Bismarckplatz, Siegen-Weidenau<br />

15.00 Ausstellung VIEL-<br />

SCHICHTIG KulturFlecken,<br />

Freudenberg, Am Silberstern<br />

4a<br />

15.00 Koblenzer Puppenspiele:<br />

Nulli und Priesemut:<br />

Angsthase, Pfeffernase!,<br />

Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-<br />

Johann-Str.18<br />

17.00 kreuztalkultur, xpeditionen<br />

SPECIAL: Die Seele<br />

des Waldes, von Stefan<br />

Erdmann, Eichener Hamer,<br />

Kreuztal<br />

17.00 kreuztalkultur, Intermezzo<br />

Musicals & More,<br />

Turn- und Festhalle Kreuztal-<br />

Buschhütten, Buschhüttener<br />

Str. 91<br />

19.30 Komödie: Rent a<br />

Friend, Schlosspark Theater<br />

Berlin, Apollo-Theater Siegen,<br />

19. Dienstag<br />

15.30 Digitaler Themennachmittag,<br />

Navigieren mit dem Smartphone<br />

(Google Maps), Mehrgenerationshaus<br />

Kreuztal, Danziger Str. 2<br />

20.00 Jazz & Friends, Jahreskonzert<br />

der FRITZ-BUSCH-Musikschule<br />

<strong>2024</strong>, im Kulturhaus Lÿz Siegen<br />

20. Mittwoch<br />

19.30 Widerworte, Talk im Rahmen<br />

der Reiher, WO WORTE WIRBELN,<br />

Bruchwerk Theater Siegen, Siegbergstraße<br />

1<br />

20.00 Viktoria Filmtheater : Holy Spider,<br />

Hilchenbach-Dahlbruch<br />

Vortragsveranstaltungen<br />

des Seniorenbeirates der<br />

Stadt Siegen und der<br />

Senioren-Service-Stelle<br />

Haus Herbstzeitlos,<br />

Marienborner Str. 151<br />

Siegen-Hain<br />

Anzeige<br />

14. März 14.30 Uhr<br />

Auffrischung 1. Hilfe<br />

und Defibrillator<br />

Referent: DRK Kreisvereinigung<br />

Siegen-Wittgenstein<br />

18. April 14.30 Uhr<br />

Wenn es brenzlig wird –<br />

Die Feuerwehr kommt<br />

Referent: Olaf Pohlmann<br />

Feuerwehr Stadt Siegen<br />

16. Mai 14.30 Uhr<br />

Pflegegradeinstufung und<br />

deren Leistungen<br />

Referentin: Kerstin Fey<br />

Fachberatung Leben im Alter<br />

- Stadt Siegen<br />

76 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 77


Einfach<br />

hingehen, ohne<br />

Anmeldung!<br />

21. Donnerstag<br />

16.30 Für Strickfreunde: Wolle Nadel,<br />

Stadtbibliothek Siegen, Krönchen<br />

Center, Markt 25<br />

19.30 Schauspiel von Dennis Kelly,<br />

DER WEG ZURÜCK, Bruchwerk Theater<br />

Siegen, Siegbergstraße 1<br />

19.30 Lesung: Alexandra Zykunov,<br />

Wir sind doch alle längst gleichberechtigt!,<br />

Kulturhaus Lÿz Siegen<br />

20.00 Show: HELGE and his Travelling<br />

Stars KATZENKLO AUF RÄDER,<br />

Siegerlandhalle Siegen<br />

22. Freitag<br />

15.00 SpieleTreff mit Pen&Paper<br />

für Einsteiger, Stadtbibliothek Siegen,<br />

Krönchen Center, Markt 25<br />

1. Montag<br />

10.00 Erfreut euch, ihr Herzen:<br />

Bachkantate zu Ostern,<br />

Ev. Martinikirche Siegen, Grabenstraße<br />

27<br />

2. Dienstag<br />

19.30 Konzert: Sugar, Männer<br />

haben hier keinen Platz,<br />

Apollo-Theater Siegen<br />

3. Mittwoch<br />

16.30 Für Strickfreunde:<br />

Wolle Nadel, Stadtbibliothek<br />

Siegen, Krönchen Center,<br />

Markt 25<br />

6. Samstag<br />

19.30 Theater: Monolog eines<br />

Hundes, Ich, AKIRA, Bruchwerk<br />

Theater Siegen, Siegbergstraße<br />

1<br />

März<br />

20.00 Comedy: Helene Bockhorst,<br />

NIMM MICH ernst, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

19.30 Konzert der Philharmonie<br />

Südwestfalen: Musik von Sibelius &<br />

Prokofjew, Apollo-Theater Siegen,<br />

20.00 Schauspiel: Miss Daisy und<br />

ihr Chauffeur, Aula des Gymnasiums<br />

Wilnsdorf, Hoheroth 94<br />

23. Samstag<br />

11.00 Mädelsflohmarkt, Haus des<br />

Gastes, Bad Laasphe, Wilhelmsplatz 3<br />

19.30 Theater: JEPPS, Burghofbühne<br />

Dinslaken, Apollo-Theater Siegen<br />

20.00 Kabarett: Philipp Scharrenberg,<br />

Verwirren ist menschlich, Heimhof-<br />

Theater Burbach, Heimhofstr. 7a<br />

April<br />

20.00 Siegener Metaller Geballer,<br />

Cobra Spell, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen<br />

24. Sonntag<br />

11.00 Trödelmarkt für Jedermann,<br />

I.H.W. Park Eiserfeld,<br />

Siegen<br />

15.00 Pettersson und Findus<br />

und der Hahn im Korb,<br />

Landestheater Detmold, Apollo-Theater<br />

Siegen<br />

17.30 Konzertreihe: Kooperation<br />

mit der Philharmonie<br />

Südwestfalen Winterkonzert<br />

im Siegerlandmuseum Oberes<br />

Schloss, Siegen<br />

20.00 Siegener Metaller Geballer<br />

Cobra Spell-Snakebite-<br />

Pussy Sister Kulturhaus Lÿz<br />

Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

27. Mittwoch<br />

19.30 Wer Probt, hat Angst, Wettkampf<br />

im Improvisationstheater,<br />

Bruchwerk Theater Siegen, Siegbergstraße<br />

1<br />

28. Donnerstag<br />

14.30 durchblick-LiteraturCafé,<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

19.30 Theater: Beben von Maria<br />

Milisavljevic, Bruchwerk Theater Siegen,<br />

Siegbergstraße 1<br />

31. Sonntag<br />

11.00 Trödelmarkt für Jedermann,<br />

METRO Parkplatz Siegen-Eiserfeld,<br />

Eiserfelder Straße 176<br />

7. Sonntag<br />

18.00 kreuztalkultur, Konzert:<br />

Peter Autschbach TA2, Weiße<br />

Villa in Dreslers Park, Kreuztal<br />

19.00 Konzertlesung mit Musik<br />

& Anekdoten, Dieter Falk &<br />

Son, Heimhof-Theater Burbach<br />

10. Mittwoch<br />

20.00 Kirchen und Kino, Roter<br />

Himmel, Residenz-Kino-Center<br />

Bad Laasphe, Brückenstr. 2<br />

11. Donnerstag<br />

14.30 durchblick-LiteraturCafé,<br />

Begegnungszentrum<br />

Haus Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />

Str. 151<br />

20.00 kreuztalkultur, Kabarett:<br />

Tobias Mann, Mann gegen<br />

Mann, Eichener Hamer Kreuztal,<br />

Am Parkplatz 2<br />

12. Freitag<br />

20.00 The Taste of Music: Klavierund<br />

Orgelabend, Ev. Martinikirche<br />

Siegen, Grabenstraße 27<br />

20.00 Paul Panzer: APAULKALYP-<br />

SE – Jede Reise geht einmal zu Ende,<br />

Siegerlandhalle Siegen<br />

20.00 Magie zwischen Lachen<br />

und Staunen mit Thorsten Rosenthal,<br />

KulturFlecken, Freudenberg,<br />

Am Silberstern 4a<br />

13. Samstag<br />

19.00 Konzert: Dire Straits-Tribute-<br />

Band, dIRE sTRAts, Dreisbachhalle<br />

Netphen Dreis-Tiefenbach, Hüttenwiese<br />

6<br />

20.00 Konzert: Demon's Eye, The<br />

Golden Years of Deep Purple, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

20.00 Lesung: Anja und Gerit Kling,<br />

Dann eben ohne Titel ..., Gebrüder-Busch-Theater,<br />

Hilchenbach-<br />

Dahlbruch, Bernhard-Weiss-Platz<br />

14. Sonntag<br />

14.00 Sonntagscafé, Mehrgenerationshaus<br />

Kreuztal, Danziger Str.2<br />

15.00 Musiktheater: Emil und die<br />

Detektive, Apollo-Theater Siegen<br />

16. Dienstag<br />

15.30 Digitaler Themennachmittag,<br />

Medienkompetenz: Seriöse<br />

von unseriösen Inhalten unterscheiden,<br />

Mehrgenerationshaus Kreuztal,<br />

Danziger Str. 2<br />

17. Mittwoch<br />

19.30 Elena Uhlig & Fritz Karl: Beziehungsstatus:<br />

erledigt, Apollo-<br />

Theater Siegen, Morleystr. 1<br />

19.30 Philharmonie Südwestfalen:<br />

Wagner, Mercadante, Berlioz,<br />

Apollo-Theater Siegen, Morleystr. 1<br />

18. Donnerstag<br />

16.30 Für Strickfreunde: Wolle Nadel,<br />

Stadtbibliothek Siegen, Krönchen<br />

Center, Markt 25<br />

18.00 Film: Kooperation von<br />

DGHS und Seniorenbeirat der<br />

Stadt Siegen: Alles ist gut gegangen,<br />

Viktoria Filmtheater<br />

Hi.- Dahlbruch<br />

19.00 Blaze Bayley: Unstoppable<br />

Tour <strong>2024</strong>, Vortex Surfer<br />

Musikclub, Siegen-Weidenau,<br />

Auf den Hütten 4<br />

19. Freitag<br />

19.30 Konzert: Philharmonie<br />

Südwestfalen: Wagner, Mercadante,<br />

Berlioz, Apollo-Theater<br />

Siegen<br />

20. Samstag<br />

18.00 Shanty-Konzert: Melodie der<br />

Meere, anläßlich 800-Jahre Siegen,<br />

Weißtalhalle, Kaan Marienborn<br />

19.30 Casa Tango mit Walter Sievert<br />

und Band, Alte Linde, Wilnsdorf-<br />

Niederdielfen, Weißtalstr. 2<br />

21. Sonntag<br />

19.00 A-Cappella-Gruppe Rock4 :<br />

The Vocal Experience, Heimhof-<br />

Theater Burbach, Heimhofstr. 7a<br />

19.30 Kabarett: Jürgen B. Hausmann,<br />

25 Jahre - Dat is e Ding!<br />

Bürgerhaus am Markt Bad Berleburg,<br />

Marktplatz 1a<br />

19.30 Anselm Nefts Roman: Vom<br />

Licht, Theater an der Ruhr, Apollo-<br />

Theater Siegen, Morleystr. 1<br />

23. Dienstag<br />

19.30 Ungefähr Nathan, Landestheater<br />

Detmold , Apollo-Theater<br />

Siegen, Morleystr. 1<br />

24. Mittwoch<br />

20.00 Viktoria Filmtheater: Nicht<br />

ganz koscher, Hilchenbach-Dahlbruch,<br />

Bernhard-Weiss-Platz 6<br />

26. Freitag<br />

15.00 SpieleTreff mit Pen&Paper<br />

für Einsteiger, Stadtbibliothek Siegen,<br />

Krönchen Center, Markt 25<br />

19.30 Schauspiel von Dennis Kelly,<br />

DER WEG ZURÜCK, Bruchwerk<br />

Theater Siegen, Siegbergstraße 1<br />

27. Samstag<br />

19.30 Kriminalkomödie: Acht Frauen,<br />

theaterlust, Apollo-Theater Siegen,<br />

Morleystr. 1<br />

19.00 Hörgerät, ...rocken ohne<br />

Strom, Die Kultband des Siegerlandes,<br />

Heimhof-Theater Burbach,<br />

Heimhofstr. 7a<br />

28. Sonntag<br />

15.30 Festveranstaltung des Seniorenbeirates<br />

der Stadt Siegen, anschließend<br />

Aufführung der Dreigroschenoper<br />

von Berthold Brecht, im<br />

Apollo-Theater Siegen, Morleystraße 1<br />

17.00 kreuztalkultur, Frühjahrskonzert<br />

mit dem Blasorchesters<br />

Stadt Kreuztal, Kreuzkirche<br />

Kreuztal, Martin-Luther-Str. 1<br />

19.00 Ingrid Kühne - Von Liebe allein<br />

wird auch keiner satt, Siegerlandhalle<br />

Siegen, Koblenzer Str. 151<br />

Hörgerät... rocken ohne Strom, am 27. April 19 Uhr, Heimhof-Theater Burbach<br />

78 durchblick 1/<strong>2024</strong> 1/<strong>2024</strong> durchblick 79


Einfach<br />

hingehen, ohne<br />

Anmeldung!<br />

Mai<br />

11. Samstag<br />

19.30 Berlin zur Zeit der Weimarer<br />

Republik: Fabian, Apollo-Theater<br />

Siegen<br />

Einfach<br />

hingehen, ohne<br />

Anmeldung!<br />

Mittwoch 08. Mai 14.30 Uhr<br />

„Wie einst im Mai“<br />

12. Sonntag<br />

16.00 Muttertags-Konzert mit dem<br />

Duo Rosenpfeffer, Vintage Kontor,<br />

Kirchen (Sieg), Hauptstraße 17<br />

Leonard-Gläser-Saal<br />

Siegerlandhalle Siegen<br />

Eintritt: 6,00 Euro<br />

Anlässlich des 800-jährigen Stadtjubiläums<br />

erwartet Sie eine besondere Veranstaltung mit<br />

Walk Acts, Musikgruppen und Chören,<br />

Unterhaltungsmusikern und vielem mehr.<br />

Ein Conférencier wird durchs Programm führen.<br />

13. Montag<br />

19.30 Der Bach-Chor lädt herzlich<br />

zum Mitsingen ein: Wer mich liebet,<br />

Ev. Gemeindehaus Siegen-Kaan-Marienborn,<br />

Augärtenstr. 4<br />

14. Dienstag<br />

20.00 kreuztalkultur, Kabarett: Gerhard<br />

Polt und die Well-Brüder<br />

aus´m Biermoos, Otto-Flick-Halle,<br />

Kreuztal, Moltkestr. 12<br />

2. Donnerstag<br />

20.00 Bachabend mit Studierenden<br />

der Uni.- Siegen, Ev. Martinikirche<br />

Siegen, Grabenstraße 27<br />

3. Freitag<br />

19.30 Theater: Monolog eines Hundes,<br />

Ich, AKIRA, Bruchwerk Theater<br />

Siegen, Siegbergstraße 1<br />

4. Samstag<br />

20.00 Zaubershow: DESiMO Manipulation!<br />

Heimhof-Theater Burbach,<br />

Heimhofstr. 7a<br />

5. Sonntag<br />

11.00 Bad Laaspher Schaufenster,<br />

Haus des Gastes, Bad Laasphe,<br />

Wilhelmsplatz 3<br />

17.00 Konzert: Eine Reise nach<br />

Spanien, Kammermusik mit Musikern<br />

der Philharmonie Südwestfalen,<br />

Ginsburg bei Hilchenbach-Lützel<br />

19.00 Bach-Chor-Siegen: Ola Gjeilo,<br />

Sunrise Mass, Ev. Martinikirche Siegen,<br />

Grabenstraße 27<br />

19.30 Neue Show von Maybebop:<br />

Muss man mögen, Apollo-Theater<br />

Siegen, Morleystr. 1<br />

6. Montag<br />

19.30 Der Bach-Chor lädt herzlich<br />

zum Mitsingen ein: Wer mich liebet,<br />

Ev. Gemeindehaus Siegen-Kaan-Marienborn,<br />

Augärtenstr. 4<br />

7. Dienstag<br />

15.00 Picknick im Gemeinschaftsgarten,<br />

Kreuztal, Danziger Straße<br />

8. Mittwoch<br />

16.30 Für Strickfreunde: Wolle Nadel,<br />

Stadtbibliothek Siegen, Krönchen<br />

Center, Markt 25<br />

16. Donnerstag<br />

10.30 Für Strickfreunde: Wolle Nadel,<br />

Stadtbibliothek Siegen, Krönchen<br />

Center, Markt 25<br />

19.00 Impulsvortrag: Tradition -<br />

überlebt' Eine Kraftquelle, Städtische<br />

Galerie Haus Seel Siegen,<br />

17. Freitag<br />

19.30 Schauspiel von Dennis Kelly:<br />

DER WEG ZURÜCK, Bruchwerk Theater<br />

Siegen, Siegbergstraße 1<br />

18. Samstag<br />

14.00 Der Bach-Chor lädt herzlich<br />

zum Mitsingen ein: Wer mich liebet,<br />

Ev. Gemeindehaus Siegen-Kaan-Marienborn,<br />

Augärtenstr. 4<br />

19. Sonntag<br />

9.00 Wer mich liebet, Bachkantate<br />

zu Pfingsten, Ev. Kirche Kaan-Marienborn,<br />

Augärtenstraße 6<br />

19.00 KulturPur: Die Fantastischen<br />

Vier, Zelttheater auf dem<br />

Giller, bei Hilchenbach-Lützel<br />

20. Montag<br />

19.00 KulturPur: Die Fantastischen<br />

Vier, Zelttheater auf dem Giller,<br />

bei Hilchenbach-Lützel<br />

21. Dienstag<br />

15.30 Digitaler Themennachmittag,<br />

Kaufen und Verkaufen (Kleinanzeigen)<br />

Mehrgenerationshaus Kreuztal,<br />

Danziger Str. 2<br />

22. Mittwoch<br />

19.30 Die großen Themen: Studio<br />

für Neue Musik der Universität Siegen,<br />

Apollo-Theater Siegen<br />

20.00 Viktoria Filmtheater: Roter<br />

Himmel, Hilchenbach-Dahlbruch<br />

23. Donnerstag<br />

14.30 durchblick-LiteraturCafé,<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

25. Samstag<br />

10.00 Grenzenloses Wandervergnügen<br />

Oberes Lahntal, ganztägig,<br />

Schutzhütte Niederlaasphe, Bad<br />

Laasphe, Hainweg<br />

19.30 Theater: Aufguss, Landesbühne<br />

Rheinland-Pfalz Schlosstheater<br />

Neuwied, Apollo-Theater Siegen,<br />

26. Sonntag<br />

7.30 Grenzenloses Wandervergnügen<br />

Oberes Lahntal, ganztägig,<br />

Schutzhütte Niederlaasphe, Bad<br />

Laasphe, Hainweg<br />

11.00 KulturFleckenSilberstern:<br />

KUNST IM PARK, Freudenberg, Villa<br />

Bubenzer, Villa-Bubenzer-Weg 7<br />

31. Freitag<br />

15.00 SpieleTreff mit Pen&Paper<br />

für Einsteiger, Stadtbibliothek Siegen,<br />

Krönchen Center, Markt 25<br />

Zaubershow: Manipulation! am 4. Mai 20 Uhr im Heimhof-Theater Burbach,<br />

9. Donnerstag<br />

14.30 durchblick-LiteraturCafé,<br />

Begegnungszentrum<br />

Haus Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />

Str. 151<br />

KulturPur am Rothaarsteig 32. Int. Musik- und Theaterfestival auf dem Giller bei Hilchenbach-Lützel<br />

80 durchblick 1/<strong>2024</strong><br />

Rund 60.000 Besucher und 300 Künstler machen das internationale Musik- und Theaterfestival zu einem der größten naturnahen<br />

Zeltfestivals in Europa und sorgen mit rund 80 Veranstaltungen an fünf Tagen dafür, dass die Heidefläche am Rande des<br />

Rothaargebirges immer wieder zum kulturellen „Wallfahrtsort“ für Festivalfreunde aus ganz Deutschland wird. Aufregende<br />

Showlegenden und Highlights wie die bereits ausverkauften Konzerte der Fantastischen Vier, die am Sonntag (19.5.) und<br />

Pfingstmontag (20.5.) die Zeltkathedrale zum Beben bringen, die exklusive Eigenproduktion der Philharmonie Südwestfalen am<br />

Donnerstag (16.5.), oder die Techno-Marching Band MEUTE, die am Festivalfreitag (17.5.) für frischen Wind auf dem Kamm des<br />

Rothaargebirges sorgt, sind sicher auch <strong>2024</strong> ein Grund für eine KulturPur-Erfolgsgeschichte: Ein weiterer, wenn nicht der Hauptanziehungspunkt<br />

für Familien und Tagesausflügler sind dagegen die umfangreichen Nachmittags- und Open-Air-Programme.<br />

Die Zutaten für den einzigartigen „Umsonst und Draußen-Mix“ sind garantiert liebenswürdig und oft auch etwas schräg. Ob<br />

live Musik drinnen oder draußen, spontan kostenlos oder für ‚wenig Geld im großen Zelt‘, auf Schusters Rappen oder mit einer<br />

Vorverkaufskarte kostenlos im Bus: Das Programm bei KulturPur bietet garantiert für alle etwas und das auch noch umweltbewusst.<br />

Karten gibt es über www.kulturpur-festival.de und die Sparkassen-Hotline von ProTicket Tel. <strong>01</strong>803/742654.


Unterhaltung / Impressum<br />

Es fiel uns auf, …<br />

…dass Granfluencer die neuen Internet-Stars sind.<br />

Leute, die im Internet viele andere erreichen, sind uns ja<br />

heute als Influencer bekannt. Aber Granfluencer? Die Wortschöpfung<br />

aus „Grandparents“ (dt.: Großeltern) und Influencer<br />

steht für ältere Social-Media-Stars. So hat die New<br />

Yorkerin Iris Apfel drei Millionen Instagram-Follower und<br />

ist bereits 102 Jahre alt. Andere Beispiele sind Günther<br />

Krabbenhöft, der sich seinen 280000 Followern als „Hipster-Opa“<br />

(Ende 70) stets elegant im Anzug zeigt oder die<br />

83-jährige Erika Rischko mit 115000 Followern.<br />

…dass eine Pille bald den Sport ersetzen könnte.<br />

Schneller Stoffwechsel und bessere Ausdauer lassen sich eigentlich<br />

nur mit Training erreichen. US-Wissenschaftler entwickeln<br />

jedoch gerade eine „Sportpille“, die dieselben positiven<br />

Effekte im Körper auslösen soll. Das Medikament SLU-PP-332<br />

kann den Muskeln vorgaukeln, sportlich aktiv gewesen zu sein.<br />

Allerdings sind noch weitere Studien notwendig.<br />

…dass das Volksgetränk Kaffee unsere Zellen schützt.<br />

Das beliebteste Heißgetränk hierzulande ist bekanntlich der<br />

Kaffee. Die Deutschen trinken davon im Durchschnitt vier<br />

Tassen pro Tag. Das Getränk liefert wertvolle Stoffe, die vor<br />

Krankheiten schützen können. Der Altersforscher Prof. Dr. Albert<br />

Augustin erklärt, dass bei Kaffeetrinkern die Telomere<br />

verlängert werden können, das sind die „Schutzkappen“ unserer<br />

Chromosomen, die das Erbgut vor Schäden bewahren.<br />

Telomere gelten als wahre Jungbrunnen: Je länger sie sind,<br />

desto eher bleibt man bis ins hohe Alter gesund. homa<br />

Gedächtnistraining – Lösungen von Seite 58 / 59<br />

Behauptungen zu März: 1. richtig. 2. falsch: Der Frühlingsbeginn<br />

liegt immer zwischen dem 19. und 21. März. 3. richtig:<br />

Die Stockente wurde so genannt, weil sie schon im März mit<br />

der Eiablage beginnt. 4. richtig: Der römische Kalender begann<br />

ursprünglich mit dem März als erstem Monat. 5. falsch: Das<br />

Märzchen ist ein typisches Geschenk zum ersten März. Es besteht<br />

aus einer rot-weißen Schnur, meistens mit einem kleinen<br />

Anhänger, und ist oft an einer Bluse oder einem anderen Kleidungsstück<br />

befestigt. 6. richtig. 7. richtig: Der korrekte Name<br />

ist Frühlings-Knotenblume. 8. falsch: Merzvieh sind zur Zucht<br />

ungeeignete Nutztiere, die daher ausgemerzt (getötet) werden.<br />

Wer sitzt neben wem?: Adele, Horst, Anne, Ernst, Ulla.<br />

Winterwörter: 1. Skilanglauf und Eiskunstlauf, 2. Eisschwimmen<br />

und Schlittenfahrt, 3. Iglubau und Schneeballschlacht, 4.<br />

Schneeflocken und Eiszapfen, 5. Schneeschieber und Eiskratzer,<br />

6. Eisscholle und Schneesturm, 7. Streusalz und Winterdienst,<br />

8. Winterschlaf und Schneewehe, 9. Schneeketten und<br />

Winterurlaub, 10. Eisbecher und Rodelbahn, 11. Handschuhe<br />

und Wintermantel. Bildersuche: Dreigroschenoper S. 23.<br />

Zu guter Letzt von Jörn Heller:<br />

Wichtig !<br />

Macht euch nicht runter,<br />

macht euch Mut!<br />

Redet euch nicht schlecht,<br />

redet euch gut!<br />

Keiner ist nutzlos,<br />

keiner ist nichtig -<br />

jeder ist wichtig!<br />

durch<br />

blick<br />

Gemeinnützige Seniorenzeitschrift<br />

für Siegen und Siegen-Wittgenstein<br />

Herausgeber:<br />

durchblick-siegen Information und Medien e.V.<br />

Anschrift der Redaktion:<br />

„Haus Herbstzeitlos“, Marienborner Str. 151, 57074 Siegen<br />

Telefon 0271 / 6 16 47, Mobil: <strong>01</strong>71 / 6 20 64 13<br />

E-Mail: redaktion@durchblick-siegen.de<br />

Internet: www.durchblick-siegen.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

dienstags bis donnerstags von 10.00 bis 12.00 Uhr<br />

1. und 3. Dienstag im Monat auch von 15.00 bis 17.00 Uhr<br />

Redaktion:<br />

Anne Alhäuser, Ulla D'Amico, Ingrid Drabe (Veranstaltungen),<br />

Friedhelm Eickhoff (ViSdP), Ernst Göckus, Eva-Maria Herrmann<br />

(stellv. Redaktionsleiterin), Erna Homolla, Erich Kerkhoff, Olaf<br />

U. Koplin (Sen.beirat), Sigrid Kobsch, Horst Mahle, Tessie Reeh,<br />

Guntram Römer (Seniorenbeirat), Helga Siebel-Achenbach, Nicole<br />

Scherzberg, Tilla-Ute Schöllchen (Redaktionsleitung), Ulla Schreiber,<br />

Angelika van Vegten.<br />

Bildredaktion:<br />

Thomas Benauer, Tessie Reeh, Nicole Scherzberg, Angelika v. Vegten.<br />

Bildnachweise: Sofern am Objekt nicht angegeben, stammen die<br />

veröffentlichten Bilder von den Autoren, bzw. den Veranstaltern.<br />

Lektorat:<br />

Anne Eickhoff, Gertrud Hein-Eickhoff, Horst Mahle, Dieter Moll.<br />

Internet:<br />

Thomas Benauer, Thomas Greiner, Nicole Scherzberg.<br />

An dieser Ausgabe haben ferner mitgewirkt:<br />

Adele von Bünau, Sonja Dörr, Jörn Heller, Wilfried Lerchstein, Bernadette<br />

von Plettenberg, Volker Reichmann, Bruno Steuber, Heinz<br />

Stötzel, Josef Trapp.<br />

Gestaltung und Herstellung:<br />

Nicole Scherzberg, Angelika van Vegten, Friedhelm Eickhoff.<br />

Anzeigenanfrage:<br />

durchblick-siegen e.V. Telefon <strong>01</strong>71 / 6 20 64 13 oder 0271 / 6 16 47<br />

E-Mail: anzeigen@durchblick-siegen.de Es gilt die Preisliste 13/2021<br />

(www.durchblick-siegen.de/Mediadaten)<br />

Druck: Strube Druck, klimaneutral gedruckt<br />

Erscheinungsweise:<br />

März, Juni, September, Dezember<br />

Verteilung:<br />

Hans Amely, Gerd Bombien, Patrick Diehl, Nadine Gerhard, Erika<br />

Graff, Maximilian Großhaus-Lutz, Arndt Hensel, Wolfgang von<br />

Keutz, Geli Kreutter, Olaf Kurz, Jörn Lagemann, Oliver Mahle,<br />

Günter Matthes-Arongagbor, Marion Ortmann, Wolfgang Paesler,<br />

Karin Piorkowski, Birgit Rabanus, Christel Schmidt-Hufer,<br />

Hans-Rüdiger Schmidt und alle Redakteure<br />

Der durchblick liegt im gesamten Kreisgebiet kostenlos aus: in Sparkassen,<br />

Apotheken, Arztpraxen, Buchhandlungen und Geschäften des<br />

täglichen Bedarfs, in der City-Galerie, Läden des Siegerlandzentrums,<br />

bei unseren Anzeigenkunden, in öffentlichen Gebäuden, vielen sozialen<br />

Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände und Kirchen, in Rathäusern<br />

und Senioren-Service-Stellen des Kreises Siegen-Wittgenstein, sowie<br />

eingeheftet in den Zeitschriftenmappen des „Lesezirkel Siegerland“.<br />

Der durchblick ist kostenlos. Für die Postzustellung werden für vier Ausgaben<br />

jährlich 10,00 € ins Inland bzw. 16,00 € ins Ausland berechnet.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der<br />

Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte Beiträge und<br />

Leserbriefe zu kürzen. Bei Nichtveröffentlichung von unverlangt eingesandten<br />

Beiträgen erfolgt keine Benachrichtigung. Der Nachdruck ist nur mit schriftlicher<br />

Genehmigung des Herausgebers gestattet.<br />

82 durchblick 1/<strong>2024</strong>

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