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2012-03

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durch<br />

blick<br />

Nr. 3/<strong>2012</strong><br />

26. Jahrgang<br />

kostenlos<br />

Autorenzeitschrift<br />

... nicht nur für Senioren<br />

MEINUNGEN<br />

INFORMATIONEN<br />

PERSPEKTIVEN<br />

UNTERHALTUNG<br />

KULTUR<br />

Seite 19 *


W I R B E W E G E N M E N S C H E N<br />

• Personenaufzüge<br />

• Lastenaufzüge<br />

• Plattformlifte<br />

• Treppenlifte<br />

• Wartung<br />

Schräg-Plattformlifte<br />

Vertikale Plattformlifte<br />

Mehr<br />

Lebensqualität!<br />

Hindernisse<br />

überwinden<br />

... ganz in<br />

Ihrer Nähe<br />

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Tel. 0271 - 8 90 95 92<br />

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Inhaltsübersicht / Aus der Redaktion<br />

!Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein 6<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos 14<br />

Der neue Seniorenbeirat 18<br />

Zimmer frei 20<br />

Senior - nicht mehr gut genug 24<br />

!Das hätte ich Dir auch gleich sagen können 22<br />

Aus Großmutters Zeiten 26<br />

Rückkehr der Bücher 27<br />

Kaleidoskop 28<br />

Der neue Rasen 29<br />

!Bridget Riley 30<br />

Vorgestellt: Renate Tietze 32<br />

Bürgschaft 34<br />

Eine Erlebnisreise 39<br />

!Mut zum Risiko 42<br />

Eine Lanze für das Camping 44<br />

No risk no fun 46<br />

Gedächtnistraining 48<br />

Heinrich Bäumer 50<br />

!Das uralte Medaillon 51<br />

Die Frau mit dem Hut 52<br />

Siegerland einst Land der vielen Feuer 54<br />

Bahnfahrt nach zwanzig Jahren 56<br />

!Inklusion?! 57<br />

Ein Tag 58<br />

Hearbst / 23. September 61<br />

!Kultur im nördlichen Siegerland 62<br />

Veranstaltungen im Haus Herbstzeitlos 64<br />

Veranstaltungshinweise 65<br />

Alzheimer und Kunst 70<br />

!Herbstgedichte 71<br />

Leserbriefe 72<br />

Es fiel uns auf... / Lösungen 74<br />

Zu guter Letzt / Impressum 74<br />

An dieser Stelle möchten wir uns wieder einmal für die vielen wunderbaren Artikel<br />

bedanken, die Sie, liebe Leserinnen und Leser, uns eingereicht haben. Früher hatten wir<br />

Leserbeiträge gesammelt und in erweiterten Dezember-Ausgaben veröffentlicht. Mittlerweile<br />

schreiben Sie so emsig, dass wir jede Ausgabe um Ihre gut geschriebenen Texte erweitern<br />

können. Gern drucken wir Abhandlungen, die regionale, altersspezifische oder persönliche<br />

Erlebnisse zum Inhalt haben. Ratschläge zur Gesundheit oder zur Lebensführung sind hingegen<br />

keine bevorzugten Themen für uns! Wir freuen uns weiterhin auf Ihre Texte!<br />

Für diese Ausgabe schickte uns Annette Schmidt den Text einer Jugendpredigt ihrer<br />

Enkeltochter. Zum Thema „Senior – nicht mehr gut genug“ hat sich die 14-jährige Luca<br />

gemeinsam mit weiteren Gleichaltrigen anlässlich eines Gottesdienstes so ihre Gedanken<br />

gemacht. (Seite 26).<br />

Der Siegener Buchautor und Leiter des „Aktiven Museums Südwestfalen“ Klaus<br />

Dietermann, kommt in dieser Ausgabe zu Wort. Er hat einen kurzen Krankenhausaufenthalt<br />

fast protokollmäßig festgehalten und berichtet ab Seite 55 über seine Erlebnisse.<br />

Große Resonanz erhielten wir auf den im letzten Heft gedruckten Artikel „Lederwerke<br />

im Siegerland“ unseres Lesers Heinz Bensberg. Er ist auch in dieser Ausgabe mit einer<br />

Geschichte über die frühe Eisengewinnung im Siegerland vertreten und hat für die nächsten<br />

„durchblicke“ weitere spannende Beiträge angekündigt.<br />

Wir wünschen Ihnen einen schönen Herbst und natürlich viel Freude beim Lesen des<br />

neuen durchblick.<br />

Stark fürs Leben!<br />

Unsere Wohn- und Pflegeeinrichtungen<br />

möchten mit Ihnen in den<br />

nächsten, aktiven Lebensabschnitt<br />

starten.<br />

Informieren Sie sich über unsere<br />

Einrichtungen<br />

Marienheim, Weidenau<br />

Haus St. Elisabeth, Netphen<br />

Haus St. Raphael, Burbach<br />

Haus St. Klara, Friesenhagen<br />

Haus Mutter Teresa, Niederfischbach<br />

marienkrankenhaus.com<br />

fb.com/marienkrankenhaus.siegen<br />

Tel.: (0271) 231-2106<br />

Ein Unternehmen der<br />

St. Marien-Krankenhaus<br />

Siegen gem. GmbH<br />

Titelfoto: Fotolia<br />

3


Partner in Sachen Weiterbildung<br />

700<br />

VHS-Kurse<br />

im Kreisgebiet von September <strong>2012</strong><br />

bis Januar 2013<br />

18 Kurse<br />

Englisch für Ältere<br />

Vom Einsteigerkurs bis zu Fortgeschrittenen<br />

Siegen-Wittgenstein<br />

Unsere Volkshochschule<br />

in Bad Berleburg, Bad Laasphe, Burbach, Erndtebrück, Freudenberg,<br />

Hilchenbach, Kreuztal, Netphen, Neunkirchen und Wilnsdorf<br />

Infos unter Tel. 02 71-333 15 19 | Fax 02 71-333 14 70 | www.siegen-wittgenstein.de/vhs<br />

9 Computerkurse für Ältere<br />

in fast allen Städten<br />

und Gemeinden des Kreises<br />

190<br />

Gesundheitskurse<br />

Yoga, Qigong, Autogenes Training,<br />

Feldenkrais, Meditation, etc.<br />

Kultur erleben und mit allen Sinnen genießen – Hilchenbach bietet dazu viele Gelegenheiten.<br />

In einer Zeit, in der von den Menschen immer größere Flexibilität und Leistungsfähigkeit verlangt wird, bietet ein erstklassiges Kulturangebot<br />

einen wertvollen Ausgleich für Geist und Seele. Theater, Konzerte und Kabarett vermitteln Kunst als ganz persönliches Erlebnis.<br />

27. September<br />

Konzert<br />

Mit der Philharmonie<br />

Südwestfalen.<br />

Eröffnung der 52. Spielzeit.<br />

Dirigent: Clemens<br />

Schuldt. Solist: Ferenc<br />

Mausz, Trompete<br />

4. November<br />

Unterbiberger<br />

Hofmusikanten<br />

Ensemble Franz Josef<br />

Himpsl, mit den Gästen:<br />

Jay Ashby (Posaune)<br />

und Matthias Schriefl<br />

(Trompete)<br />

9. November<br />

Damit wir uns<br />

nicht verlieren<br />

Lesung aus dem Briefwechsel<br />

von Sophie Scholl<br />

und Fritz Hartnagel. Es<br />

lesen: Theresa Hanich<br />

und Michael Stacheder<br />

22. November<br />

Zweifel<br />

Eine Parabel in zwei<br />

Akten von John Patrick<br />

Shanley. Mit Renan<br />

Demirkan, Katalyn Bohn,<br />

Wolfgang Seidenberg,<br />

und Karin Boyd .<br />

Gebrüder Busch-Theater, Bernhard-Weiss-Platz 6, Hilchenbach-Dahlbruch<br />

Karten erhältlich im Bürgerbüro Hilchenbach, Tel. 02733/288-134, Gebrüder-Busch-Kreis, Tel. 02733/53350<br />

Weitere Infos und Buchungsmöglichkeiten: www.gebrueder-busch-kreis.de und www.proticket.de<br />

Kabarett, Musik, Theater, Literatur & Varieté — alles im Lÿz!<br />

Werner Schneyder 28.09.12<br />

Carmen Souza 01.12.12<br />

Denis Scheck 25.10.12<br />

Dieter Hildebrandt 25.01.13<br />

Klaus Hoffmann 25.11.12<br />

Programmheft kostenlos anfordern: 0271/333-244833-2448 oder www.lyz.de<br />

Hannelore Hoger 16.02.13


Sonntag, 9. September ‘12<br />

11.00 bis 17.00 Uhr<br />

Kundenzentrum der Sparkasse Siegen<br />

(Morleystr. 2) und Sieg Carré<br />

Eintritt frei!<br />

Mitten im Leben!<br />

Die Messe rund ums Älterwerden<br />

s<br />

Sparkasse<br />

Siegen<br />

. viele regionale Aussteller . buntes Messeprogramm . interessante Fachvorträge . Eintritt frei<br />

Siegener Herz-Tag <strong>2012</strong><br />

16. Arzt-Patienten-Seminar<br />

Herz in Gefahr<br />

Diagnose und Therapie der koronaren Herzkrankheit<br />

Leitung und Moderation:<br />

Prof. Michael Buerke und Prof. Peter Schuster<br />

Samstag, 27. Oktober <strong>2012</strong> um 9.00 Uhr<br />

Gläser-Saal, Siegerlandhalle Siegen<br />

Der Eintritt ist frei. Die Halle ist bereits eine Stunde vor Beginn für Blutdruckmessungen<br />

etc. geöffnet.


Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

Seniorenbeiräte<br />

sollen in Gemeindeordnung verankert werden<br />

Düsseldorf/Siegen. Der Seniorenbeirat<br />

der Stadt Siegen kann zum Ende<br />

der Legislaturperiode einen eher unerwarteten<br />

Erfolg verbuchen: Die neue<br />

rot-grüne Landesregierung hat die<br />

Aufnahme der Seniorenbeiräte in die<br />

Gemeindeordnung (GO) des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen in ihrem Koalitionsvertrag<br />

fest verankert. Dafür hatte<br />

sich der Siegener Seniorenbeirat in<br />

der Vergangeheit sowohl bei der Landesseniorenvertretung<br />

(LSV) wie auch<br />

bei dem zuständigen Ministerium für<br />

Gesundheit, Emanzipation, Pflege und<br />

Alter (MGEPA) und seiner Ministerin<br />

Barbara Steffens (Grüne) in Düsseldorf<br />

intensiv eingesetzt. Zudem wurden vor<br />

der Landtagswahl die Kandidaten und<br />

Kandidatinnen aller Parteien im Kreisgebiet<br />

um ihre Stellungnahme in dieser<br />

Angelegenheit gebeten.<br />

Sowohl SPD, Grüne, Linke und FDP hatten<br />

dabei ihre Zustimmung zur Aufnahme<br />

der Seniorenbeiräte in die Gemeindeordnung<br />

signalisiert. Lediglich die CDU<br />

formulierte eine ablehnende Haltung.<br />

Der Seniorenbeirat der Stadt Siegen sieht<br />

sich mit der Absichtserklärung der Landesregierung<br />

im Koaltionsvertrag damit<br />

auf seinem eingeschlagenen Weg der<br />

Stärkung von Mitwirkungs- und Teilhaberechten<br />

Älterer und ihrer Vertretungen<br />

in Politik und Gesellschaft bestätigt und<br />

ermutigt.<br />

hoba<br />

Schüler kreativ<br />

Siegen. Öffentlichkeitsarbeit ist wichtig<br />

für den Verein HsM (handeln statt misshandeln).<br />

Die Schülerinnen und Schüler<br />

der Hans-Reinhardt-Schule sind stolz,<br />

dass sie das Schaufenster der Initiative<br />

gegen Gewalt im Alter e.V. gestalten<br />

durften. Gleichzeitig konnten sie sich<br />

so mit der Situation Alter auseinandersetzen.<br />

emh<br />

Autorenfoto<br />

Unterhaltsames Sommerfest<br />

Jubiläumsfeier im Kursana Domizil Siegen<br />

Siegen. Sein zehnjähriges Bestehen am Standort in<br />

Siegen-Achenbach, Am Witschert 10, feierte das<br />

Autorenfoto<br />

Kursana Domizil Siegen<br />

am Samstag 23.<br />

Juni, mit einem unterhaltsamen,<br />

bunten<br />

Festprogramm. Zu den<br />

Höhepunkten des Programms<br />

zählten ein<br />

Auftritt der Original Siegener<br />

Stadtmusikanten,<br />

die für die musikalische<br />

Unterhaltung des Tages<br />

sorgten, sowie ein bunter<br />

Basar und eine Vorstellung<br />

der Tanzgruppe<br />

der Kindertagesstätte<br />

Regenbogen. Direktor<br />

Dieter Weltermann-Kluwe begrüßte<br />

Bürgermeister Mues und besonders<br />

Freunde und Förderer der Einrichtung.<br />

Mit einem breiten kulinarischen Angebot<br />

und frisch gezapftem Bier wurden<br />

Gäste und Bewohner der Einrichtung<br />

verwöhnt. „Unser Haus ist ein lebendiger<br />

Teil der Stadt, deshalb freuen wir<br />

uns immer über zahlreiche Besucher“,<br />

so Weltermann-Kluwe.<br />

Wer die Seniorenpflegeeinrichtung,<br />

genauer kennen lernen wollte, hatte Gelegenheit,<br />

an Führungen teilzunehmen<br />

oder seine Fragen zwanglos im Gespräch<br />

mit der Leitung oder dem Team<br />

der Einrichtung zu klären. eb<br />

6 durchblick 3/<strong>2012</strong>


Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

Martina Groos (rechts) im Einzelunterricht<br />

Siegen. „Wollten Sie schon immer einmal<br />

ein Instrument erlernen? Sind sie<br />

von der Gitarre mit ihren vielfältigen<br />

Möglichkeiten und dem schönen Klang<br />

fasziniert? Möchten Sie lernen, Lieder<br />

zu begleiten? Dann könnte jetzt die Gelegenheit<br />

sein, sich ihren lange gehegten<br />

Wunsch zu erfüllen“. So stellt Martina<br />

Groos ihr Programm vor. Sie will so<br />

Mit Freude musizieren<br />

„Jugendmusikschule“ für Senioren<br />

etwas wie eine „Jugendmusikschule“<br />

für Senioren einrichten.<br />

In ruhiger und kreativer Atmosphäre,<br />

mit viel Geduld und<br />

Freude möchte sie die ersten<br />

Griffe und Grundlagen des Gitarrenspiels<br />

vermitteln. „Ich knüpfe<br />

in der Regel an bereits bestehende<br />

Vorkenntnisse an“ so Groos und<br />

„an erster Stelle stehen dabei die<br />

Schüler mit ihren persönlichen Vorstellungen<br />

und Wünschen“.<br />

Viele Menschen haben eine Begabung<br />

im musikalischen Bereich, vielfach<br />

kann sich dieses Talent nicht entfalten,<br />

weil es einfach nicht entdeckt wird.<br />

Ganz abgesehen davon ist es wichtig,<br />

geistig und körperlich aktiv zu sein,<br />

dabei dürfen durchaus Spaß und eigene<br />

Autorenfoto<br />

Interessen im Vordergrund stehen. Das<br />

bietet auf spielerische Weise das Erlernen<br />

eines Musikintruments, meint die<br />

junge Musiklehrerin.<br />

Mit ihrer Überzeugung befindet sich<br />

Martina Groos in guter Gesellschaft.<br />

Auch die Medizin sagt, dass das Erlernen<br />

von Instrumenten der Verbesserung<br />

der Konzentration dient, die Aufmerksamkeit,<br />

Koordination und Feinmotorik<br />

fördert und dadurch der Aktivierung des<br />

Gehirns dient.<br />

Die Räumlichkeiten für den Musikunterricht<br />

befinden sich in Siegen oder<br />

Siegen-Weidenau. Je nach Wohnort ist<br />

es auch möglich, Unterrichtsstunden in<br />

der eigenen Wohnung zu nehmen.<br />

Nähere Informationen erhalten Sie<br />

unter # 0151-53924715. emh<br />

Netphen. Wie früher: Sich chic machen,<br />

ausgehen, das Tanzbein schwingen. Das<br />

sollen Menschen mit Demenz und ihre<br />

Partner wieder erleben können. Susanne<br />

Tuppeck von der Tanzschule „Im Takt“<br />

in Dreis-Tiefenbach hat sich darauf eingestellt.<br />

Regelmäßig einmal im Monat<br />

findet hier ein Tanzkreis statt. Eingeladen<br />

sind Paare, von denen jeweils einer<br />

der beiden an einer Demenz erkrankt<br />

ist. Der Partner kann der Ehepartner<br />

sein, aber auch die Tochter, der Sohn,<br />

der Freund, der Nachbar, ein ehrenamtlicher<br />

Helfer. Natürlich dürfen an den<br />

Tanzveranstaltungen auch Seniorinnen<br />

und Senioren teilnehmen, die nicht dement<br />

sind. Die Erfahrung zeigt: Tanzmusik<br />

spricht die Gefühle an, weckt<br />

Erinnerungen, Tanzen spricht alle Sinne<br />

an, macht Freude und entspannt. Wenn<br />

Menschen mit Demenz das erleben, steigert<br />

das ihre Lebensfreude.<br />

Autorenfoto<br />

Hilfe bei:<br />

„Wir tanzen wieder!“<br />

Menschen mit Demenz schwingen dasTanzbein<br />

In einer speziellen Schulung<br />

konnten ehrenamtliche<br />

Helfer/innen und Mitarbeiter/innen<br />

aus Senioreneinrichtungen<br />

erleben und lernen,<br />

wie ein Tanzangebot<br />

für Menschen mit Demenz<br />

gestaltet werden sollte.<br />

AWO Bürgerservice Brückenbauer<br />

Koblenzer Str. 136 · 57072 Siegen<br />

Tel.: 0271/3386-144<br />

Fax: 0271 / 3386-199<br />

www.awo-siegen.de<br />

E-Mail: brueckenbauer@awo-siegen.de<br />

Kreisverband<br />

Siegen-Wittgenstein/Olpe<br />

Problemen mit Behörden, dem Vermieter<br />

Antragstellungen u.v.m.<br />

kostenfrei unbürokratisch vertraulich<br />

Kooperationspartner des Projektes sind<br />

das Demenz-Servicezentrum im Caritasverband<br />

Siegen-Wittgenstein e.V., die<br />

Tanzschule Im Takt, die Senioren-Service-Stelle<br />

der Stadt Netphen, der Verein<br />

VergissMeinNicht Netphen e.V. und die<br />

Zukunftsinitiative des Kreises. Informationen<br />

unter: # 0271 234178-17.<br />

Sprechzeiten:<br />

Dienstag: 09.00 - 12.00 Uhr<br />

(Peter Bahnschulte; im Bild rechts)<br />

Donnerstag: 15.00 - 17.00 Uhr<br />

(Wolf Heller; links)<br />

sowie nach Vereinbarung.<br />

durchblick 3/<strong>2012</strong> 7


Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

Kreisgebiet. Der AWO-Kreisverband<br />

Siegen-Wittgenstein/Olpe bietet über<br />

Weihnachten und Silvester eine betreute<br />

Seniorenreise in den Bayerischen<br />

Wald an. Ziel der Fahrt vom<br />

22.12.<strong>2012</strong> bis 02.01.2013 ist der Luftkurort<br />

Schönberg, der durch seine bunten<br />

südländisch wirkenden Häuser auch<br />

als Meran des Bayerischen Waldes<br />

bekannt ist. Begrüßt werden die Reisegäste<br />

von Bürgermeister Peter Siegert<br />

im Rathaus, das Ausgangspunkt<br />

der anschließenden Stadtführung mit<br />

Besichtigung der Bärwurzerei Schloss<br />

Ramelsberg ist. Zum Programm gehören<br />

ebenfalls ein Ausflug ins charmante<br />

Passau, eine Kutschfahrt mit<br />

Glühwein-Pause sowie eine Rundfahrt<br />

zum Großen Arber mit Besuch einer<br />

traditionellen Glashütte und des Märchenschlosses<br />

Lambach.<br />

Das Hotel Antoniushof liegt in Schönberg<br />

am Südhang des unteren Marktplatzes<br />

mit<br />

viel Ruhe<br />

und kurzen<br />

Wegen ins<br />

Zentrum.<br />

Es verfügt<br />

über Hallenbad,<br />

Sauna,<br />

Wellnessbereich<br />

und<br />

komfortabel<br />

ausgestattete<br />

Zimmer,<br />

die zum Teil<br />

über einen<br />

Aufzug erreichbar<br />

sind.<br />

Der Preis inkl. Halbpension beträgt pro<br />

Person im Einzelzimmer 1025 € bzw. im<br />

Doppelzimmer 905 €. Das Reiseangebot<br />

richtet sich besonders an Menschen in<br />

der zweiten Lebenshälfte, die gerne<br />

in guter Gemeinschaft verreisen und<br />

Weihnachten im Schnee<br />

Reise in den Bayrischen Wald<br />

Autorenfoto<br />

die Feiertage nicht alleine verbringen<br />

möchten. Während der Fahrt werden die<br />

Teilnehmer von einer ehrenamtlichen<br />

Reiseleitung betreut.<br />

Informationen, auch über weitere Reisen,<br />

unter # 0271/3386-132.<br />

Neues aus der SeniorenServiceStelle Siegen-Süd<br />

Die Regiestelle Leben im Alter der<br />

Stadt Siegen teilt mit, dass die Senioren-<br />

ServiceStelle Siegen-Süd (im Eiserfelder<br />

Sparkassengebäude) bis auf Weiteres<br />

telefonisch nicht zu erreichen ist. Der<br />

städtische Seniorenberater, Dipl.-Sozialarbeiter<br />

Udo Knopp, steht aber trotzdem<br />

am 3. Donnerstag jedes Monats von 10-<br />

12 Uhr weiterhin für persönliche Beratung<br />

zur Verfügung. Auch der Seniorenbeirat<br />

bietet weiter seine Sprechstunde<br />

dienstags von 10-12 Uhr an.<br />

Die Beratungsstunde der Selbsthilfegruppe<br />

Kontinenz in der Eiserfelder<br />

SeniorenServiceStelle hat nach der<br />

Sommerpause die Beratung wieder<br />

fortgesetzt. Die Selbsthilfegruppe ist<br />

erreichbar unter # 0271/33 99 67.<br />

Der Diakonische Freundeskreis Siegen-Süd<br />

e.V., ebenfalls Partner in der<br />

SeniorenServiceStelle, hat seine Sprechzeiten<br />

montags und freitags von 10-12<br />

Uhr und mittwochs von 14-16 Uhr. eb<br />

PKW-Training für Ältere<br />

Ältere Autofahrer verfügen<br />

oft über jahrelange Fahrpraxis.<br />

Aber das zunehmende Alter, neue<br />

Fahrzeugtechnik und erhöhtes<br />

Verkehrsaufkommen stellen auch<br />

für routinierte Autofahrer eine<br />

Herausforderung dar. Ein gezieltes<br />

Training mit dem eigenen PKW hilft,<br />

gefährliche Situationen<br />

besser erkennen und<br />

daraufbesserreagierenzu<br />

können. Die Regiestelle<br />

Leben im Alter und der<br />

Seniorenbeirat der Stadt<br />

Siegen bieten deshalb ein<br />

Fahrsicherheitstraining<br />

für Ältere im Verkehrs-<br />

sicherheitszentrum Olpe an. Das<br />

Training findet am Montag, dem<br />

29. Oktober, statt und dauert von<br />

9–17 Uhr. Es kostet 30,– € pro Teilnehmer.<br />

Interessierte können sich bereitsjetztbeiderRegiestelleLebenim<br />

AlterderStadtSiegenanmelden,unter<br />

# 0271/404-2200. eb<br />

8 durchblick 3/<strong>2012</strong><br />

Foto: ADAC


Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

„Mitten im Leben“<br />

4.Auflage beliebter Messe<br />

Siegen. Was die Region für ältere Menschen<br />

alles zu bieten hat, präsentiert die<br />

Sparkasse Siegen am verkaufsoffenen<br />

Sonntag, 9. September <strong>2012</strong>, von 11<br />

bis 17 Uhr in ihrem Kundenzentrum<br />

Morleystraße in Siegen und im angrenzenden<br />

Sieg Carré. Dort findet die Messe<br />

„Mitten im Leben“ statt.<br />

Die Veranstaltung dreht sich rund um<br />

das Thema Älterwerden und möchte<br />

Menschen ansprechen, die zwar an Lebensjahren<br />

nicht mehr jung, dafür aber<br />

ganz und gar nicht „von gestern“ sind.<br />

Eine Vielzahl von Ausstellern aus den<br />

unterschiedlichsten Themenbereichen<br />

präsentiert sich mit ihrem Angebot,<br />

speziell für die Altersgruppe „55 plus“.<br />

Wandern, ehrenamtliches Engagement,<br />

Sport, gesunde Ernährung, Gehirnjogging<br />

und Reisen – das Angebot ist vielfältig<br />

und wird ergänzt durch thematisch<br />

passende Vorträge. Dabei werden so<br />

wichtige Themen abgedeckt wie „Erben<br />

und vererben“ oder auch „Pflegeversicherung“.<br />

Fachvorträge zum Thema Finanzen<br />

runden das Programm ab. Zudem bietet<br />

die Sparkasse einen Vortrag zum Thema<br />

„Online-Banking“ an.<br />

Das komplette Messeprogramm sowie<br />

der Veranstaltungsplan mit allen<br />

Fachvorträgen und Workshops ist in<br />

allen Filialen der Sparkasse Siegen zu<br />

finden, wie auch im Internet unter www.<br />

sparkasse-siegen.de. Der Besuch der<br />

Messe sowie der Fachvorträge ist kostenlos.<br />

Für die Teilnahme an den Vorträgen<br />

bitten die Veranstalter aber um<br />

Anmeldung, formlos in allen Filialen<br />

oder direkt im Internet.<br />

eb<br />

Erfolgreich qualifiziert<br />

Künftig mit der Lizenz zum Beraten!<br />

Siegen. Erfolgreich weitergebildet hat<br />

sich die Leiterin der Regiestelle „Leben<br />

im Alter“, Astrid E. Schneider. „GenerationErfahrung:<br />

Chance 50Plus“ ist<br />

die Qualifikation überschrieben, die<br />

befähigt, Klein- und Mittelunternehmen<br />

sowie Verwaltungen und Verbände<br />

künftig zum Thema zu beraten.<br />

Wichtige Aspekte hierbei sind u.a.<br />

„Der demografische Wandel: Die gesellschaftliche<br />

Entwicklung konkret<br />

auf die Region bezogen“, „Die Zukunft<br />

der Arbeitswelt: Das Erfahrungswissen<br />

der Älteren erschließen, erhalten und<br />

fördern“, „Fit und 50: Gesunde Ernährung<br />

und Bewegung“, „Übergänge: Die<br />

letzten fünfzehn Jahre im Beruf und die<br />

nachberufliche Lebensphase gestalten“<br />

und „Generation Sandwich: Eine Generation<br />

in Doppel- und Dreifachbelastung.<br />

Informationen zur Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Pflege“.<br />

Durchgeführt wurde die Qualifizierung<br />

im Auftrag des Bundesministeriums für<br />

Familie, Senioren, Frauen und Jugend.<br />

Das Qualifizierungszertifikat wurde jetzt<br />

stellvertretend von Siegens Stadträtin Babette<br />

Bammann überreicht.<br />

eb<br />

Autorenfoto<br />

Babette Bammann re. überreicht<br />

Astrid.E.Schneider die Urkunde<br />

Alzheimertag<br />

Vortrag und Ausstellung<br />

Netphen. Auch in diesem Jahr will<br />

die Senioren-Service-Stelle der Stadt<br />

Netphen und der Verein „VergissMein-<br />

Nicht“ mit einer Veranstaltung zum<br />

Weltalzheimertag <strong>2012</strong> dazu beitragen,<br />

ein Tabu zu brechen, zu sensibilisieren,<br />

Aufklärung zu leisten. Dazu findet am<br />

9. Oktober im Rahmen der laufenden<br />

„Carolus Horn“-Ausstellung ein Vortrag<br />

über Alzheimer und Kunst im Netphener<br />

Rathaus statt. Wir berichten Näheres auf<br />

Seite 70 in dieser Ausgabe. eb<br />

Gesund und beweglich bleiben<br />

Praxis für chinesische Medizin<br />

Dr. Hans-Joachim Kraemer<br />

Herborner Str. 2<br />

57250 Netphen-Deuz<br />

Tel. 02737/3180<br />

Akupunktur- und<br />

chinesische Heilkräuter bei<br />

Augenerkrankungen<br />

<br />

<br />

<br />

Anspannungszuständen<br />

<br />

und <br />

allen Gelenken<br />

Wir haben Zeit für unsere Gäste!<br />

Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der<br />

Tagespflege Villa Bohn möchten, dass ihre<br />

Besucher freudig am Leben teilnehmen.<br />

Jeder Gast bekommt die Hilfe, die er - unter<br />

Einbeziehung der eigenen Fähigkeiten -<br />

benötigt.<br />

<br />

anvertrauten Menschen als Einheit von<br />

Körper und Seele zu sehen.<br />

<br />

see <br />

in der Villa Bohn berücksichtigt und individuell<br />

gefördert.<br />

VIL<br />

LA BOHN<br />

Tag<br />

esp<br />

flege<br />

Tagespflege in freundlichem,<br />

familärem Ambiente<br />

tagsüber sinnvoll betreut<br />

am Abend wieder im eigenen Haus<br />

<br />

Marburger Str. 21<br />

57250 Netphen-Deuz<br />

(Inhaber: Dr. med. H.-J. Kraemer)<br />

Tel. 02737-592870<br />

Eigener Fahrdienst.<br />

Fast völlige Übernahme aller Kosten<br />

durch Ihre Krankenkasse.<br />

durchblick 3/<strong>2012</strong> 9


SeniorenServiceStellen des Kreises Siegen-Wittgenstein<br />

Stadt Kreuztal<br />

Helga Rother 02732/51-314<br />

Siegenerstr. 5 572223 Kreuztal<br />

h.rother@kreuztal.de<br />

Mo-Fr. 8.30-12.00 Uhr<br />

Stadt Netphen<br />

Eva Vitt 02738/6<strong>03</strong>-145<br />

Amtsstr. 6 57250 Netphen<br />

e.vitt@netphen.de<br />

Mo-Fr. 8.30-12.00 Uhr<br />

Gemeinde Burbach<br />

Christine Sahm 02736/45-56<br />

Eicher Weg 13 57299 Burbach<br />

c.sahm@burbach-siegerland.de<br />

Mo-Fr. 8.30-12.00 Uhr<br />

Gemeinde Wilnsdorf<br />

Jutta Schmidt 02739/802-129<br />

Marktplatz 1 57234 Wilnsdorf<br />

j.schmidt@wilnsdorf.de<br />

Mo-Fr. 8.30-12.00 Uhr<br />

Bad Berleburg<br />

Holger Homrighausen 02751/923-268<br />

Poststr. 42 57319 Bad Berleburg<br />

h.homrighausen@bad-berleburg.de<br />

Mo-Mi. u. Fr. 8.30-12.30 Uhr und 14.00-16.00 Uhr<br />

Do. 8.30-12.30 Uhr und 14.00-18.00 Uhr<br />

Stadt Siegen<br />

Manuela Krafft 0271/404-2200<br />

Weidenauer Str. 211-213 57076 Siegen<br />

m.krafft@siegen.de<br />

Mo-Fr. 8.00-12.00 Uhr<br />

Gemeinde Erndtebrück<br />

Udo Schneider 02753/605-124<br />

Talstr. 27 57339 Erndtebrück<br />

u.schneider@erndtebrueck.de<br />

Mo-Mi. 8.00-12.30 Uhr und 14.00-16.30 Uhr<br />

Do. 8.00-12.30 Uhr und 14.00-17.30 Uhr<br />

Fr. 8.00-12.00 Uhr<br />

Stadt Freudenberg<br />

Heike Weigel 02734/43-174<br />

Mórer Platz 1 57258 Freudenberg<br />

h.weigel@freudenberg-stadt.de<br />

Mo-Fr 8.00-12.30 Uhr<br />

Di 14.00-16.00 Uhr u. Do14.00-17.00 Uhr<br />

Stadt Bad Laasphe<br />

Gisela Homrighause 02752/909-153<br />

Mühlenstr. 20 57334 Bad Laasphe<br />

g.homrighause@bad-laasphe.de<br />

Mo, Di, Mi, Fr. 8.30-12.00 Uhr<br />

Do. 14.00-17.00 Uhr<br />

Stadt Hilchenbach<br />

Annette Kreutz 02733/288-117<br />

Marktstr. 13 57271 Hilchenbach<br />

a.kreutz@hilchenbach.de<br />

Mo-Fr. 8.30-12.00 Uhr<br />

Gemeinde Neunkirchen<br />

Bettina Großhaus-Lutz 02735/767-207<br />

Bahnhofstr. 3 57290 Neunkirchen<br />

b.grosshaus-lutz@neunkirchen-siegerland.de<br />

Mo-Fr. 8.30-12.00 Uhr<br />

Ihr Ansprechpartner:<br />

Reiner Jakobs<br />

Zukunftsinitiative<br />

Siegen-Wittgenstein 2020<br />

Programmleitung<br />

„Leben und Wohnen im Alter“<br />

Servicezentrum für soziale Beratung,<br />

Betreuung und Prävention<br />

Bismarckstr. 45,<br />

57076 Siegen<br />

<br />

lwa@siegen-wittgenstein.de<br />

Stadt Siegen<br />

SeniorenServiceStellen<br />

Weidenau Rathaus<br />

Weidenauer Str. 211-215<br />

Mo - Fr. 8 - 12 Uhr 0271/404-2208<br />

Geisweid Bürgerhaus<br />

Obere Kaiserstr. 6<br />

Mo + Mi. 10 - 12 Uhr 0271/23392519<br />

Siegen Ost - Haus Herbstzeitlos<br />

Marienborner Str. 151<br />

Mo + Mi. 10 - 12 Uhr 0271/3846108<br />

Eiserfeld - Sparkasse<br />

Eiserfelder Str. 474<br />

Di + Do. 10 - 12 Uhr 0271/80937825<br />

Honoraranwalt der<br />

Verbraucherzentrale<br />

NRW<br />

VertrauensAnwalt<br />

Mitglied im AnwaltVerein<br />

Arbeitsgemeinschaft der<br />

Fachanwälte für Arbeitsrecht<br />

Dipl. Soz.<br />

Michael Kringe - Rechtsanwalt und Notar<br />

57234 Wilnsdorf, Rathausstraße 1<br />

02739 - 1049 info@rechtsanwalt-kringe.de<br />

10 durchblick 3/<strong>2012</strong>


Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

BR'UCHE M'R NET<br />

Warum tun sich Männer mit der Vorsorge so schwer?<br />

Kreisgebiet. Niemand spricht gerne<br />

darüber, doch ignorieren hilft nicht:<br />

Prostatakrebs ist die häufigste bösartige<br />

Tumorart bei Männern in Deutschland.<br />

Im Frühstadium gibt es kaum Beschwerden.<br />

Die ersten Warnsignale sind bei gutund<br />

bösartigen Prostata-Veränderungen<br />

oft gleich: Häufiger Harndrang, auch<br />

nachts, der Harnfluss wird geringer, der<br />

Strahl schwach, die Blase wird nicht<br />

völlig entleert. Bei akuten Schmerzen<br />

beim Wasserlassen oder gar bei Blut im<br />

Harn sollte man sofort einen Arzt aufsuchen.<br />

Das Risiko, an dieser Krebsform zu<br />

erkranken, steigt mit zunehmendem Alter.<br />

Bei Männern unter 50 Jahren kommt<br />

Prostatakrebs nur selten vor. Das durchschnittliche<br />

Erkrankungsalter liegt bei<br />

69 Jahren. Wenn jedoch bei einem Verwandten<br />

ersten Grades, d. h. Vater oder<br />

Bruder, bereits Prostatakrebs festgestellt<br />

wurde, steigt auch das eigene Risiko, daran<br />

zu erkranken.<br />

Bei einer rechtzeitigen Früherkennung<br />

gibt es allerdings gute Heilungschancen.<br />

Daher ist es sehr wichtig, dass jeder<br />

Mann regelmäßig zur ärztlichen Vorsorge-Untersuchung<br />

geht. Ab dem 45. Lebensjahr<br />

hat man einmal im Jahr einen<br />

gesetzlichen Anspruch darauf.<br />

Trotzdem gehen nur etwa 25 % aller<br />

Männer regelmäßig zur Vorsorge<br />

(bei den Frauen sind es immerhin ca.<br />

55 %). In mittlerweile 10 Jahren Öffentlichkeitsarbeit<br />

kämpft die Siegener<br />

Prostatakrebs-Selbsthilfegruppe mit<br />

allen Mitteln dafür, dass auch Männer<br />

die Vorsorge ernster nehmen. Natürlich<br />

kennt man in der Gruppe auch die<br />

typischen männlichen Ausreden: „Mir<br />

fehlt nichts“ oder „Demnächst gehe ich<br />

ganz bestimmt, aber im Moment geht es<br />

terminlich einfach nicht.“<br />

Ein Motto der Selbsthilfegruppe<br />

heißt „Wissen ist Macht“. Das bedeutet,<br />

dass die Information in der<br />

Gruppe einen sehr hohen Stellenwert<br />

hat. Der Vorsitzende Lothar Stock erklärt:<br />

„Das betrifft die Vorbeugung,<br />

die Behandlungsmöglichkeiten, die<br />

Nachsorge und den gegenseitigen<br />

Erfahrungsaustausch. Heutzutage<br />

müssen nämlich Krebspatienten keinesfalls<br />

hilflos vor dem Tumor kapitulieren<br />

und klare Worte sind oft<br />

besser als verschleierndes Drumherumreden,<br />

denn Heimlichtuerei<br />

und falsche Tabuisierung führen zu<br />

wilden und oft völlig falschen Spekulationen<br />

über unsere Krankheit.“<br />

- Informationen über diese Selbsthilfegruppe<br />

bekommt man am besten<br />

beim Gruppensprecher Lothar Stock<br />

#. 02735/5260) oder im Internet unter<br />

www.prostatakrebs-siegen.de. eb<br />

„Wahlverwandte“<br />

Generationen übergreifendes Wohnvorhaben in Siegen<br />

Kreisgebiet. Gemeinschaftliche Wohnformen<br />

entwickeln sich in den letzten 20<br />

Jahren in zunehmendem Maße. Nordrhein<br />

Westfalen nimmt hier eine Vorreiterrolle<br />

ein. Bekannte Projekte sind z. B.<br />

das „Haus Mobile“ in Köln, „WohnreWir<br />

Tremonia“ in Dortmund, „das Lebendige<br />

Haus“ in Siegen, „Leben mitAlt und Jung<br />

e.V.“ in Köln, „Amaryllis“ in Bonn. Informationen<br />

zu den einzelnen Projekten<br />

sind im Internet zu finden.<br />

Im Kreis Siegen-Wittgenstein organisiert<br />

der Verein „WohnTräume“<br />

bereits seit vier Jahren Austausch und<br />

Informationstreffen zu inhaltlichen Fragestellungen<br />

des gemeinschaftlichen<br />

Wohnens. Hieraus hat sich der Verein<br />

„Wahlverwandte“ gegründet. Der Verein<br />

„Wahlverwandte“ setzt sich aus<br />

Personen zusammen, die sich zum Ziel<br />

gesetzt haben, ein Mehrgenerationen-<br />

Wohnprojekt in Siegen zu initiieren. Wie<br />

die Erfahrung aus anderen Städten zeigt,<br />

ist bei konkreter Projektrealisierung ein<br />

großer Zulauf zu erwarten. Damit rechnen<br />

auch die „Wahlverwandten Siegen“<br />

und laden zu Informationstreffen am<br />

25. Sept., 23. Okt., 20. Nov. und 11. Dez.<br />

- jeweils um 19 Uhr ins Siegener Begegnunszentrum<br />

„Haus Herbstzeitlos“ ein.<br />

Die „Wahlverwandten“ möchten<br />

ihr Vorhaben mit Unterstützung der<br />

Wohnungswirtschaft realisieren. Ziel<br />

ist, eine gemeinschaftliche Wohnform<br />

zu schaffen, die sich<br />

auch Menschen mit geringem<br />

Einkommen leisten<br />

können.<br />

Es sollen Hilfs- und Unterstützungssysteme<br />

entstehen,<br />

die es einerseits<br />

ermöglichen, in einer guten<br />

nachbarschaftlichen Atmosphäre<br />

zu leben und andererseits<br />

so lange wie möglich<br />

zu Hause bleiben zu<br />

können. Bei akutem Pflegebedarf<br />

sollten externe,<br />

ambulante Pflegedienste<br />

hinzugezogen werden.<br />

Der Vereinsname ist Programm:<br />

‚Wahlverwandte’ ersetzen die ggf.<br />

fehlenden leiblichen Verwandten. Gemeinschaftlich<br />

organisiertes Wohnen<br />

bietet die fehlenden Kommunikationsmöglichkeiten,<br />

im begrenzten Umfang<br />

Unterstützung bei Krankheit – auf dem<br />

verlässlichen Hintergrund einer eigenen<br />

Wohnung.<br />

eb<br />

„Stadthaus statt Haus“, Aachen, Friedlandstr. 12<br />

durchblick 3/<strong>2012</strong> 11


Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

Sicher mobil im Straßenverkehr<br />

Senioren-Service-Stellen schnürten Verkehrspaket<br />

Seniorenband<br />

spielt auf<br />

Burbach. Egal ob Langsamer Walzer,<br />

Salsa oder Foxtrott – Tanzen macht<br />

Spaß und ist gesund. Am Sonntag, 9.<br />

September, lädt der TV Holzhausen ab<br />

15 Uhr, anlässlich seines 50-jährigen<br />

Jubiläums, zum Tanznachmittag in die<br />

Turnhalle ein. Die Burbacher Seniorenband<br />

sorgt für den passenden Sound.<br />

Aber nicht nur das, denn die Veranstaltung<br />

hat mehr zu bieten: Kaffee, Kuchen<br />

und Unterhaltendes.<br />

Anmeldung unter: Senioren-Service-<br />

Stelle Burbach, # 02736/45-56<br />

Kulturbüro Burbach, # 02736/5577 !<br />

Autorenfoto<br />

Burbach/Wilnsdorf. Dass der Verkehr<br />

auf Deutschlands Straßen immer mehr<br />

zunimmt, ist kein Geheimnis. Dabei<br />

kommt es immer wieder zu Unfällen.<br />

Die Senioren-Service-Stellen der Gemeinden<br />

Burbach und Wilnsdorf haben<br />

deshalb ein dreiteiliges Veranstaltungspaket<br />

unter der Überschrift „Als Senior<br />

sicher mobil“ geschnürt, um ältere Autofahrer<br />

auf die Gefahren, aber auch auf<br />

Neuerungen und Erleichterungen beim<br />

täglichen Autofahren aufmerksam zu<br />

machen. „Es geht nicht darum, mobilen<br />

Senioren den schwarzen Peter zuzuschieben.<br />

Es ist ja erwiesen, dass jüngere<br />

Autofahrer häufiger in Unfälle verwickelt<br />

sind“, erläutern Christine Sahm<br />

und Jutta Schmidt, die beiden Seniorenbeauftragten,<br />

die Intention des Angebots.<br />

„Trotzdem sind wir der Meinung,<br />

dass die Senioren sensibilisiert und über<br />

die neuen Anforderungen an den Straßenverkehr<br />

informiert werden sollten.<br />

Es geht auch um Selbstverantwortung.<br />

Jeder Autofahrer hat die Pflicht, seine<br />

Kenntnisse auf den aktuellen Stand zu<br />

bringen. Ebenso gilt für alle im Straßenverkehr<br />

immer das Prinzip der gegenseitigen<br />

Rücksichtnahme.“<br />

Den Auftakt der Veranstaltungsreihe<br />

bildete ein Vortrag mit dem Arzt und<br />

Apotheker Henning Bohne in Wilnsdorf.<br />

Er informierte über die Risiken<br />

des Autofahrens unter Medikamenteneinfluss.<br />

Zurück in die Fahrschule und die<br />

Schulbank drücken hieß es für die Besucher<br />

des zweiten Vortrages. Fachkundig<br />

referierte Rolf Dzubiel, richtiges<br />

Verhalten im Straßenverkehr und über<br />

technische Fortschritte im Autobau<br />

Zum Abschluss der Veranstaltungsreihe<br />

geht es von der Theorie in die Praxis.<br />

Im Oktober wird für die Senioren<br />

beider Gemeinden wieder ein Fahrsicherheitstraining<br />

in Olpe angeboten. eb<br />

Neuer Siegener Seniorenbeirat nimmt Arbeit auf<br />

Dr Horst Bach<br />

Erster Vorsitzender<br />

Dr. Maria Czell<br />

Erste stellv. Vors.<br />

Michael Horak<br />

Zweiter stellv. Vors.<br />

Ernst Göckus<br />

Pressesprecher<br />

Hans Amely<br />

Schriftführer<br />

Siegen. „Wir sind aktiv“, dies war und<br />

ist der Leitgedanke des alten und neuen<br />

Siegener Seniorenbeirates, der im Juli<br />

gewählt wurde (siehe auch Seite 18 und<br />

19). Für die nächste fünfjährigeAmtsperiode<br />

verstehen sich die Mitglieder wiederum<br />

als Sprachrohr für die Belange<br />

der älteren Menschen.<br />

Die konstituierende Sitzung, auf der<br />

auch der Vorstand gewählt wurde, fand<br />

am 14. August unter der Leitung von<br />

Bürgermeister Steffen Mues im Geisweider<br />

Rathaus statt. Mues lobte noch<br />

einmal die Arbeit der nun ausgeschiedenen<br />

Mitglieder; insbesondere galt<br />

seine Anerkennung dem bisherigen<br />

Vorsitzenden Bernd Alberts, der in dieser<br />

Legislaturperiode nicht mehr kandidieren<br />

wollte.<br />

Im Vorgriff schon bedankte er sich bei<br />

den gewählten Mitgliedern für ihr „Engagement<br />

in Gegenwart und Zukunft“.<br />

„Der Anteil der älteren Mitbürgerinnen<br />

und Mitbürger unserer Stadt<br />

wird sich bis 2017 beträchtlich erhöhen“,<br />

erklärte der Bürgermeister und<br />

nannte konkrete Zahlen. Gerade vor<br />

diesem Hintergrund würden die Aufgaben<br />

des Seniorenbeirates weiter an<br />

Bedeutung gewinnen, dies auch gerade,<br />

weil das Gremium vor Ort der älteren<br />

Generation häufig näherstehe als der<br />

Rat der Stadt Siegen.<br />

Mues sagte seine Unterstützung „sowohl<br />

bei der Entscheidungsvorbereitung<br />

als auch bei der Entscheidungsdurchsetzung“<br />

zu.<br />

Über Zielsetzungen und Schwerpunkte<br />

der künftigen Arbeit wird der<br />

durchblick in seiner nächsten Ausgabe<br />

ausführlich berichten.<br />

Ernst Göckus<br />

12 durchblick 3/<strong>2012</strong>


Kurzzeitpflege<br />

möglich<br />

casa reha Seniorenpflegeheim<br />

»Gilberghof«<br />

neu in Siegen-Eiserfeld<br />

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auf hohem Niveau<br />

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www.casa-reha.de/gilberghof<br />

durchblick 3/<strong>2012</strong> 13


Haus Herbstzeitlos<br />

HAUS HERBSTZEITLOS<br />

Begegnungszentrum für Senioren in Siegen<br />

Alt werden, aktiv bleiben, selbstbestimmt leben<br />

Foto: Gottfried Klör<br />

Dieser Bericht über das Haus Herbstzeitlos entstand<br />

im Rahmen eines Unterrichtsbesuchs von<br />

Schülerinnen und Schülern der Altenpflegeschule<br />

„maxQ“ im Berufsfortbildungswerk Siegen-Geisweid.<br />

Unterrichtsthema war: Zusammenhänge<br />

zwischen Lebensqualität und sinnvoller Beschäftigung;<br />

Aktivitätstheorie.<br />

Das Haus Herbstzeitlos bietet älteren Menschen in<br />

zahlreichen Gruppen Beschäftigung mit Literatur,<br />

Computer, Musik, Redaktionsarbeit, Malen, Handarbeiten,<br />

Holzbearbeitung, Sprachen, Gedächtnistraining,<br />

Gymnastik oder Selbstverteidigung u.v.m. an.<br />

Das Begegnungszentrum ist offen für alle älteren Menschen,<br />

die aktiv sind, etwas für sich tun wollen, „mit anderen<br />

und für andere“, wie es in einem Prospekt über das Seniorenzentrum<br />

geschrieben steht. Für aktivere, selbstständige<br />

ältere Menschen, die nicht pflege- und hilfebedürftig sind,<br />

bietet das Haus Herbstzeitlos die Möglichkeit „Initiative<br />

zu zeigen“. Diese Initiative kommt von ihnen selbst. Für<br />

Inhalte und Organisation sind die Senioren selbstverantwortlich.Alles<br />

wird ehrenamtlich organisiert, alles wird untereinander<br />

geregelt. Dabei spielt das eigene Einkommen<br />

keine Rolle, die Angebote sind durchweg kostenlos. Das<br />

Prinzip „Eigenverantwortung“ wird hier großgeschrieben.<br />

Gemeinsam statt einsam: Für alle, die gern in Gesellschaft<br />

essen, weil sie die Unterhaltung wünschen, gibt es<br />

z.B. jede Woche donnerstags einen beachtenswerten Mittagstisch<br />

für nur 3,50 Euro.<br />

Lernen in Gemeinschaft: Eine weitere beliebte Aktivität<br />

ist das Computercafé „Senecafè“ (nach dem römischen Philosoph<br />

Seneca genannt) des Vereins AlterAktiv. „Bei uns ist<br />

keine Frage zu blöd“, merkt Antonie Dell an, Leiterin des<br />

Cafès, in dem die Besucherinnen und Besucher ohne Zeitund<br />

Leistungsdruck das Medium PC erklärt bekommen.<br />

In Gemeinschaft lernen können auch Interessierte in unterschiedlichen<br />

Englischkursen.<br />

Seniorensicherheit wird großgeschrieben: Anke Berg,<br />

zuständig für das Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos,<br />

berichtet, das eine Kooperation mit der Polizei bezüglich<br />

Beratungen über Seniorensicherheit geplant ist. insbesondere<br />

soll vor Wohnungseinbrüchen, über Telefon-Abzocke<br />

bis bis zu dubiosen Kaffeefahrten gewarnt werden.<br />

Eine eigene Zeitung: Im Haus Herbstzeitlos entstehen<br />

auch die Seniorenzeitung durchblick, die gleichnamige<br />

Hör-CD und Bücher aus der durchblick-buchreihe. An den<br />

durchblick-Projekten sind derzeit 85 Personen beteiligt.<br />

Im Haus Herbstzeitlos werden Projekte entwickelt und<br />

gefördert, die ermöglichen, dass ältere Menschen aktiv bleiben<br />

bzw. aktiv werden. Im Vordergrund stehen die Weitergabe<br />

von Erfahrungen, die Stärkung sozialer Kontakte und<br />

die Schaffung von Netzwerken.<br />

Zufriedenheit im Alter hängt unter anderem von sozialen<br />

Kontakten ab. Rollenverluste aufgrund der Berufsaufgabe<br />

müssen kompensiert werden. Die Aktivitäten im Haus<br />

Herbstzeitlos unterstützen aktive, selbständige ältere Leute,<br />

die ihre Zeit im Ruhestand sinnvoll gestalten wollen, das<br />

macht für viele den Bruch aus dem Erwerbsleben leichter.<br />

Das Haus Herbstzeitlos bietet Chancen und Perspektiven<br />

im Sinne der Aktivitätstheorie der amerikanischen<br />

Gerontologin Bernice Neugarten (1916–2001), die einen<br />

positiven Zusammenhang zwischen dem sozialen Aktivitätsniveau<br />

und der Lebenszufriedenheit.sieht.<br />

Philip Lubenov.<br />

14 durchblick 3/<strong>2012</strong>


Haus Herbstzeitlos<br />

DAS SENEC@FÉ<br />

Technik für mehr Menschlichkeit<br />

Das Internet wird zu einem immer selbstverständlicheren<br />

Informations- und Kommunikationsmittel.<br />

Zunehmend organisieren auch ältere Menschen ihre<br />

Einkäufe, Behördengänge und Bankgeschäfte von zu Hause<br />

aus. Dennoch bewegen sich immer noch 43 % der 60 bis<br />

69-Jährigen nicht im Netz. Die Zurückhaltung der „Nichtnutzer“<br />

lässt sich überwinden, indem über die Chancen der<br />

Internetnutzung informiert wird und wie mit der Technik und<br />

Sicherheitsproblemen umzugehen ist. Die damalige Siegener<br />

„Arbeitsgruppe ALTERAktiv“ – jetzt ALTERAktiv Siegen-<br />

Wittgenstein e.V. – erkannte im Jahr<br />

2000, dass das Internet neue Möglichkeiten<br />

der selbstbestimmten Lebensgestaltung<br />

im Alter bietet und beteiligte<br />

sich an einem Förderprogramm der<br />

NRW-Landesregierung. Danach erhielten<br />

neu einzurichtende Internet-Cafés<br />

einen Zuschuss in Höhe von 5.000<br />

DM, wenn sie mehrere Jahre lang wöchentlich<br />

mindestens 10 Stunden nur<br />

für ältere Erwachsene geöffnet waren.<br />

Aber es war absehbar, dass vielen<br />

älteren Menschen der Mut fehlt(e), sich<br />

auf die erforderliche Schulung einzulassen.<br />

Ein Leitbild musste her und wurde<br />

im römischen Philosophen Lucius Annaeus<br />

Seneca gefunden. Zahlreiche,<br />

von ihm geäußerte Lebensweisheiten<br />

sind zeitlos gültig und schienen geeignet,<br />

Seneca zum Namensgeber für das<br />

neue Internet-Café zu machen:<br />

Besucherzahlen: Im Jahr 2011 waren es mehr als 1.000 ältere<br />

Erwachsene, die Senecas Aussage beherzigten „non scholae,<br />

sed vitae discimus“ („…nicht für die Schule, sondern für das<br />

Leben lernen wir…“).<br />

Seit 2010 sind die im Senecafé verantwortlichen Mitglieder<br />

des Vereins ALTERAktiv Kooperationspartner in mehreren<br />

Projekten der UNI Siegen. Hier geht es nicht um einen<br />

Philosophen aus dem 1. Jahrh. n.Chr., sondern um etwas sehr<br />

Konkretes: den Einsatz intelligenter Technik, die das Leben sicherer<br />

macht und dazu beiträgt, dass ältere Menschen so lange<br />

Der Philosoph als Mutmacher<br />

„Nicht weil es schwer ist, wagen wir<br />

es nicht, sondern weil wir es nicht wagen,<br />

ist es schwer“. Oder als Pädagoge:<br />

„Je mehr wir in uns aufnehmen, umso<br />

größer wird unser geistiges Fassungsvermögen.“<br />

Auf dieser Grundlage wurde<br />

das Senecafé am 22. Dezember 2000<br />

an seinem ersten Standort an der Alten<br />

Poststraße Nr. 12–16 in Siegen eröffnet.<br />

Im Jahr 20<strong>03</strong> erfolgte der Umzug<br />

des Senecafé in das städtische Begegnungszentrum<br />

Haus Herbstzeitlos.<br />

Mehrfache Zuwendungen seitens der<br />

Sparkasse Siegen ermöglichten eine<br />

hervorragende Ausstattung des Internet-Cafés<br />

und führten zu steigenden<br />

durchblick 3/<strong>2012</strong> 15


Haus Herbstzeitlos<br />

Lucius Annaeus Seneca,<br />

römischer Philosoph<br />

1 v. Chr. bis 65 n. Chr.<br />

und so selbstbestimmt wie möglich<br />

in ihrem vertrauten Zuhause<br />

leben können. Oder einfacher formuliert:<br />

es geht um altersgerechte<br />

Assistenzsysteme für ein gesundes<br />

und unabhängiges Leben.<br />

Auch Computerspiele – lange eine<br />

Domäne junger Nutzer – werden<br />

im Senecafé erprobt. Es sind<br />

interaktive Lernspiele,<br />

mit denen<br />

sich Körper und<br />

Geist trainieren<br />

lassen.<br />

Foto: wikipedia.de<br />

Hauptaufgabe des Senecafé ist jedoch<br />

noch immer, ein Angebot zur Unterstützung<br />

älterer Menschen beim Umgang mit PC und<br />

Internet zu machen. Es geht z. B. um den<br />

Umgang mit Suchmaschinen, um sicheres<br />

Online-Banking, Kniffs beim Mailen, Hilfestellungen<br />

bei der Nutzung von anderer<br />

Online-Angebote, aber durchaus auch beim<br />

Umgang mit digitalen Fotos, Präsentationen<br />

oder anderen Standardprogrammen des PC.<br />

Im Austausch und mit Unterstützung überregionaler<br />

Organisationen ist der Verein AL-<br />

TERAktiv Siegen-Wittgenstein bestrebt, das<br />

Angebot zu erweitern. Abhängig von einer<br />

Beteiligung weiterer ehrenamtlich Engagierter,<br />

soll die Beratung durch geübte Internet-Nutzerinnen und<br />

-nutzer intensiviert werden. Zum Beispiel im Rahmen regelmäßiger<br />

Sprechstunden oder ggf. durch Hausbesuche bei mobilitätseingeschränkten<br />

älteren Menschen. Angestrebt ist auch<br />

die Gewinnung von Expertinnen und Experten z.B. aus der<br />

Studentenschaft der örtlichen UNI oder auch aus der Belegschaft<br />

von ortsansässigen Unternehmen. Je nach Aufwand ist<br />

denkbar, dass für die Hilfeleistung ein (geringes) Entgelt gehoben<br />

wird.<br />

Erich Kerkhoff<br />

Öffnungszeiten des Senecafé:<br />

Montags 14 – 18 Uhr, mittwochs 9 – 12 und 14 – 18 Uhr.<br />

# 0271-250 32 39 oder: www.senioren-siegen.de<br />

Autorenfoto<br />

ERFOLGREICHER START DER HEINZELWERKER<br />

In der letztenAusgabe des durchblick berichteten wir über<br />

das neue Projekt Heinzelwerk mit seinem Standort im städtischen<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos. Hier befindet<br />

sich auch eine Werkstatt mit einem kleinen Materiallager.<br />

Das Heinzelwerk ist eine ehrenamtliche Initiative zur Nachbarschaftshilfe<br />

unter dem Dach der Stadt Siegen. Mittlerweile<br />

sind die Heinzelwerker erfolgreich und motiviert durchgestartet<br />

und haben bereits einige Aufträge bearbeitet. „Die Resonanz<br />

ist bisher durchaus positiv. Das Projekt scheint bei den<br />

Menschen gut anzukommen“, so Astrid E. Schneider.<br />

Das Team um Kalli Fries, einer der Mitgründer der<br />

Heinzelwerker, besteht aus handwerklich und organisatorisch<br />

geschickten Menschen, die ein wenig ihrer Zeit damit<br />

verbringen möchten, bedürftige Menschen zu unterstützen.<br />

Bedürftig kann man aus unterschiedlichen Gründen sein:<br />

Alter, Krankheit, Behinderung, familiäre Überlastung und<br />

die dazu kommende schlechte finanzielle Situation. Bedürftig<br />

sind also alle Menschen, denen Alltagsarbeiten aus den<br />

oben genannten Gründen große Schwierigkeiten bereiten.<br />

Die Heinzelwerker wollen nicht mit dem hiesigen Handwerk<br />

konkurrieren und verweisen im Fall der Fälle auch auf<br />

dieses. So kann beispielsweise nicht bei Umzügen geholfen<br />

werden. Ebenso wenig können beschädigte Türscharniere repariert<br />

oder ganze Gartenzäune gestrichen werden. Hierfür<br />

gibt es die „Profis“. Jedoch helfen die Heinzelwerker gerne<br />

nach einem Umzug und bringen das ein oder andere Bild an<br />

die Wand. Sie ölen ein quietschendes Türscharnier, wechseln<br />

eine Glühbirne oder bringen ein Sonnenrollo an. Vorstellbar<br />

sind auch unregelmäßige Begleitgänge zu Behörden, das<br />

Wegbringen der Post im Verhinderungsfall oder die gelegentliche<br />

Unterstützung bei Spaziergängen mit kleinen Kindern,<br />

Behinderten und älteren Menschen.<br />

Für die weitere Arbeit sucht das engagierte Team noch<br />

handwerklich geschickte Mitstreiter.<br />

Informationen erteilt die Regiestelle Leben im Alter<br />

# 0271/404-2200 oder 0271/404-2204 Anja Bottenberg<br />

16 durchblick 3/<strong>2012</strong>


Haus Herbstzeitlos<br />

SENIORENHILFE UNTER NEUER LEITUNG<br />

Mitte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts<br />

wurde eine Seniorengruppe, „Zukunftswerkstatt“<br />

genannt, unter Leitung der damaligen<br />

Seniorenbeauftragten Astrid E. Schneider (heute Leiterin<br />

der Regiestelle Leben im Alter) ins Leben gerufen .Unterstützt<br />

von der Stadt Siegen, wurden Gedankengänge<br />

zur Gründung einer Senioren-Selbsthilfegruppe erörtert.<br />

Anregungen und Informationen wurden durch Kontaktaufnahme<br />

mit bestehenden Gruppen anderer Städte, besonders<br />

Dieburg (Hessen), erreicht.<br />

Im Juni 1996 war es dann so weit und es fand die Gründungsversammlung<br />

im Rathaus Weidenau statt. Von den<br />

über 50 interessierten anwesenden Senioren und Seniorinnen<br />

traten bereits 46 als Gründungsmitglieder der „Seniorenhilfe<br />

Siegen e.V.“ bei.<br />

Will Röwer, der damalige verantwortliche Redakteur<br />

der Seniorenzeitung „durchblick“, wurde zum<br />

1. Vorsitzenden gewählt. Zur ersten Jahreshautversammlung<br />

nach einem Jahr zählte der Verein, dank der intensiven<br />

Arbeit des Vorstandes, bereits 147 Mitglieder.<br />

Aus persönlichen Gründen stellte Will Röwer nach<br />

einem Jahr seinAmt als 1. Vorsitzender zur Verfügung. Leider<br />

verstarb auch in diesem Jahr der 2. Vorsitzende Eckard<br />

Scholl. Helga Mücke übernahm dann bei dieser ersten Jahreshauptversammlung<br />

die Position der 1. Vorsitzenden, die<br />

sie bis zur diesjährigen Mitgliederversammlung erfolgreich<br />

ausgeübt hat.<br />

Die Zielrichtung der „Seniorenhilfe Siegen e.V.“ unter<br />

dem Motto „Miteinander – Füreinander“ wurde vom<br />

Vorstand systematisch verfolgt, ausgebaut und erweitert,<br />

so dass bei der<br />

Feier zum<br />

10-jährigen<br />

Bestehen in<br />

der Siegerlandhalle<br />

festgestellt<br />

werden konnte,<br />

dass die<br />

Anzahl der<br />

Mitglieder<br />

300 Personen<br />

überschritten<br />

habe.<br />

Foto: Ingrid Drabe<br />

Susanne Müller,<br />

neue Vorsitzende der Seniorenhilfe e.V.<br />

Die Anfragen und Angebote der gegenseitigen Hilfen<br />

stiegen in den ersten Jahren stets an. Doch durch das unvermeidliche<br />

Älterwerden, besonders der aktiven Mitglieder,<br />

sank dasAngebot wie auch die Nachfragen. Ein wünschenswerter<br />

stärkerer Zustrom jüngerer Mitglieder blieb in den<br />

letzten Jahren aus, da sich gerade in dieser Zeit sehr viele<br />

Interessengruppen mit den verschiedensten Aktivitäten gebildet<br />

haben. Die diversen Angebote der „Seniorenhilfe“<br />

wie zum Beispiel Lesekreis, Singen, Wandern, Handarbeit,<br />

Frühstückstreff und ähnliches sind gut frequentiert. Auch<br />

sind die, speziell für Senioren angebotenen Vorträge im<br />

Haus Herbstzeitlos, gut besucht.<br />

Seit der letzten Mitgliederversammlung wird der Verein<br />

von Susanne Müller, Am Vogelsang 56, 57076 Siegen, als<br />

1. Vorsitzende geleitet. Leonhard Kraus/Horst Mahle<br />

VdK Soziale Sicherheit in einer<br />

großen Gemeinscha"<br />

Kreisverband<br />

Siegen-Olpe-Wi!genstein<br />

57072 Siegen Morleystr.15-17<br />

Tel.: 02 71 / 30 38 29-0<br />

Fax: 02 71 / 30 38 29-18<br />

e-mail: kv-siegen@vdk.de<br />

www.vdk.de/kv-siegen-olpe-wi!genstein<br />

Falls Sie mehr über den VdK wissen möchten,<br />

wenden Sie sich an den Kreisverband oder direkt<br />

an den für Sie zuständigen Ortsverband<br />

durchblick 3/<strong>2012</strong> 17


Die Seiten 18-19 stehen der Stadt Siegen zur Verfügung. Die Redaktion des „durchblick“ hat keinen Einfluss auf Inhalt und Auswahl der Beiträge.<br />

Aus dem Siegener Seniorenbeirat<br />

REGIESTELLE STEHT REDE UND ANTWORT<br />

Astrid E. Schneider: Dem Wahlrecht lagen die gleichen<br />

Bedingungen zu Grunde wie der Kandidatur. Also: 60 Jahre<br />

alt sein und seit 3 Monaten seinen Hauptwohnsitz in<br />

Siegen haben.<br />

SB: Wie wurde die Wahl kommuniziert, bzw. beworben?<br />

Astrid E.Schneider (re) mit ihren Mitarbeiterinnen<br />

Manuela Nöll, (li.) und Inge Janotte<br />

Interview mit Astrid E. Schneider, Leiterin der Regiestelle<br />

Leben im Alter, zur Seniorenbeiratswahl<br />

Knapp 30.000 Siegener Bürgerinnen und Bürger<br />

waren aufgerufen, einen neuen Seniorenbeirat<br />

zu wählen. Die Verantwortung für die Durchführung<br />

der Wahl lag bei Astrid E. Schneider, Leiterin<br />

der Regiestelle Leben im Alter der Stadt Siegen<br />

Mein Name ist Sonja Bottenberg (SB), ich bin 33 Jahre alt<br />

und studiere Soziale Arbeit an der Universität Siegen. Im<br />

Rahmen des Studiums absolviere ich ein Praktikum in der<br />

Regiestelle Leben im Alter. Gleich zu Beginn wurde ich<br />

mit der Seniorenbeiratswahl konfrontiert und es ergaben<br />

sich für mich einige Fragen, denen sich Frau Schneider<br />

gerne stellte.<br />

SB: Was ist der Seniorenbeirat? Und was macht der Seniorenbeirat?<br />

Astrid E. Schneider: Der Seniorenbeirat ist die demokratisch<br />

legitimierte Interessenvertretung für Menschen<br />

ab 60 Jahren in der Stadt Siegen. Er berät den Rat und<br />

seine Ausschüsse in allen Angelegenheiten für Ältere.<br />

Darüber hinaus verfolgt der Seniorenbeirat eigene Initiativen,<br />

Ideen und Projekte.<br />

SB: Wer kann sich zur Wahl stellen?<br />

Astrid E. Schneider: Zur Wahl stellen konnten sich alle<br />

Siegener Bürgerinnen und Bürger, die das 60. Lebensjahr<br />

vollendet hatten und seit mindestens drei Monaten in<br />

Siegen lebten.<br />

SB: Und wer kann den Seniorenberat überhaupt wählen?<br />

Autorenfoto<br />

Astrid E. Schneider: Die Öffentlichkeitsarbeit fand in zwei<br />

Phasen statt. In der ersten Phase ging es darum, Kandidatinnen<br />

und Kandidaten zu finden.Als diese gefunden waren,<br />

richteten sich unsere Aktivitäten auf das Bekanntmachen<br />

der Kandidatinnen und Kandidaten. Hier kamen alle Mittel<br />

zum Einsatz, die man auch aus anderen Wahlkämpfen<br />

kennt: Stände auf Wochenmärkten und in Einkaufszentren,<br />

Hausbesuche, Anzeigen, Verteilen von Kandidatenbriefen<br />

usw. Dabei war es unser Ziel, mindestens zweimal in jedem<br />

Stadtbezirk vor Ort gewesen zu sein.<br />

SB: Wie fand die Wahl des Seniorenbeirates statt?<br />

Astrid E. Schneider: Die Wahl fand als ausschließliche<br />

Briefwahl statt, mit dem gleichen Prozedere, wie wir es<br />

von Kommunalwahlen kennen. Die Entscheidung des<br />

Rates im Jahr 2007 für diese Form der Wahl basiert auf<br />

der Tatsache, dass so eine höhere Beteiligung erreicht<br />

werden kann. Gerade für Menschen, die krank oder aus<br />

anderen Gründen nicht mobil sind, wird so die Teilnahme<br />

am Wahlgeschehen möglich.<br />

SB: Das war sicher ein großer organisatorischer Aufwand.<br />

Wie erfolgte denn der Versand der Briefwahlunterlagen?<br />

Astrid E. Schneider: Vor dem Versand lag das Zusammenstellen<br />

der Briefwahlunterlagen. Und das war eine<br />

Meisterleistung ehrenamtlichen Engagements. Während<br />

eines Zeitraums von 14 Tagen legten täglich zwischen 20<br />

und 30 Ehrenamtliche knapp 30.000 Wahlumschläge zusammen<br />

(bestehend aus fünf verschiedenen Elementen)<br />

und getrennt nach den sechs Wahlbezirken.<br />

SB: Bei der Auszählung habe ich mitgeholfen. Sie hat sehr<br />

lange gedauert. Woran lag das?<br />

Astrid E. Schneider: Ein solches Wahlverfahren bedarf<br />

natürlich auch einer besonderen Sorgfalt bei der<br />

Auswertung. Allein die entsprechenden Vorschriften<br />

für die auszählenden Wahlvorstände umfassten vier Seiten.<br />

Bevor man jedoch zur Auszählung kommen konnte,<br />

musste die formale Korrektheit eines jeden Umschlags<br />

geprüft werden. Bei fast 10.000 Umschlägen dauert das<br />

halt seine Zeit.<br />

18 durchblick 3/<strong>2012</strong>


Verantwortlich nach dem Presserecht ist die Regiestelle Leben im Alter der Stadt Siegen.<br />

Aus dem Siegener Seniorenbeirat<br />

SB: Ich war zufällig dabei als meine Oma die Wahlunterlagen<br />

geöffnet hat. Sie hatte schon Schwierigkeiten<br />

mit der richtigen Vorgehensweise und dem korrekten<br />

Ausfüllen und „eintüten“ der ganzen Unterlagen. Haben<br />

Sie schon mal über ein vereinfachtes Wahlverfahren<br />

nachgedacht?<br />

Astrid E. Schneider: Da sprechen Sie in der Tat einen<br />

wichtigen Punkt an. Wir haben auch bei dieser Wahl wieder,<br />

ähnlich wie in 2007, einen Anteil bei den zurückgesandten<br />

Wahlbriefen von 10 bis 15 Prozent, die nicht den<br />

formalen Vorschriften entsprachen. In der Regel war die eidesstattliche<br />

Versicherung nicht dabei oder lag im falschen<br />

Umschlag. Ich setze mich sehr dafür ein, dass wir bis zu<br />

den nächsten Wahlen im Jahr 2017 über einen Wahlmodus<br />

nachdenken, der einerseits einfacher in der Handhabung ist,<br />

andererseits aber den Anforderungen von Wahlgeheimnis<br />

und Datenschutz nachkommt.<br />

ZAHLEN UND FAKTEN ZUR WAHL<br />

Zur Wahl standen insgesamt 24 Kandidatinnen und<br />

Kandidaten, verteilt auf sechs Bezirke. Jeder Wahlberechtigte<br />

konnte bis zu drei Stimmen abgeben.<br />

Die Wahlbeteiligung lag bei gut 36 % - ein leichter Rückgang<br />

im Vergleich zu 2007. Gewählt wurden:<br />

Bezirk I – Geisweid: Dr. Horst Bach, Hans Amely,<br />

Magdalene Sörries-Meister; stellvertretend: Klaus Leukel,<br />

Hasan Sahin.<br />

Bezirk II – Weidenau: Dr. Jochen Münch, Alfonso Lopez-<br />

Garcia, Christel Henke; stellvertretend: Rotraud Ewert.<br />

Bezirk III – Ost: Dr. Wolfgang Bauch, Ingrid Röhl-<br />

Hirsch, Helga Mücke.<br />

Bezirk IV – Mitte: Brigitte Burk, Heinrich Killet, Maria<br />

Magdalena Müller; stellvertretend: Dr. Dieter Stündel.<br />

Bezirk V – West: Dr. Maria Czell, Ernst Göckus, Dagmar<br />

Göllner; stellvertretend: Helmut Plate, Friedrich<br />

Burk.<br />

Bezirk VI – Süd: Rolf Holdinghausen, Karin Piorkowski,<br />

Michael Horak.<br />

Stadtreinigung Siegen<br />

Die Stadtreinigung ist<br />

neben der allgemeinen<br />

Sauberkeit zuständig<br />

für die Müllabfuhr,<br />

die Abfallberatung, die<br />

Straßenreinigung und<br />

den Schneeräumdienst.<br />

Indirekt organisiert sie die<br />

Entsorgung von Altpapier,<br />

Altglas und Wertstoffen<br />

(gelber Sack).<br />

Den Großteil der<br />

Müllabfuhr führt die Stadt<br />

mit eigenem Personal<br />

und eigenen Fahrzeugen<br />

durch. Hierzu zählt auch<br />

die Entsorgung des<br />

Restmülls, des Sperrmülls<br />

und der Bioabfälle für<br />

etwa 60.000 Haushalte.<br />

Um unnötige Abfälle zu vermeiden,<br />

können wir alle bei unseren täglichen<br />

Einkäufen darauf achten, Produkte in<br />

Einwegverpackungen zu vermeiden.<br />

Jeder Einzelne kann durch sorgfältige<br />

Auswahl von Waren dazu beitragen,<br />

die Umwelt zu schonen und Geld für die<br />

immer aufwändigere Abfallentsorgung<br />

zu sparen.<br />

Straßenreinigung<br />

Neben der Reinigung<br />

bestimmter Straßen ist die<br />

Abteilung Stadtreinigung<br />

für die Säuberung der<br />

städtischen Grundstücke,<br />

die Reinigung der Fußgängerzonen<br />

und die<br />

Leerung von über 2.000 im<br />

Stadtgebiet aufgestellten<br />

Papierkörben zuständig.<br />

Winterdienst<br />

Im Winter hält die Stadtreinigung<br />

nicht nur die<br />

Fahrbahnen schneefrei,<br />

auch der Winterdienst auf<br />

den Gehwegen an städtischen<br />

Liegenschaften gehört<br />

zum Aufgabenbereich.<br />

Müllabfuhr<br />

In Zeiten knapper werdender Rohstoffe ist es besonders<br />

wichtig, Abfälle getrennt zu sammeln und einer<br />

ökologisch unbedenklichen Verwertung zuzuführen.<br />

Auf diese Weise tragen wir alle ein Stück dazu bei, die<br />

natürlichen Ressourcen zu schonen bzw. eine erneute<br />

Verwertung zu sichern.<br />

Altpapier<br />

Die Entsorgung von<br />

Altpapier ist auf ein privates<br />

Unternehmen übertragen, das<br />

im Auftrag der Stadt Siegen<br />

eine Wiederverwertung sicherstellt.<br />

Altglas / Plastik<br />

Die Entsorgung von<br />

Altglas und Plastik (Gelber<br />

Sack) erfolgt im Rahmen<br />

des Dualen Systems<br />

Deutschland (DSD). Hier<br />

wird die Stadt Siegen lediglich<br />

durch die Bereitstellung<br />

der Wertstoffdepotstandorte<br />

und die Veröffentlichung der<br />

Abfuhrtermine tätig.<br />

Abfallberatung<br />

Weitere Informationen zu<br />

den Themen Stadtreinigung<br />

und Müllabfuhr erhalten Sie<br />

unter:<br />

Stadt Siegen<br />

Stadtreinigung<br />

57074 Siegen<br />

Fludersbach 56<br />

Telefon 0271 / 404-0<br />

www.siegen.de<br />

durchblick 3/<strong>2012</strong> 19


ZIMMER FREI<br />

„Oma allein zu Hau<br />

Wohnraum zuviel?<br />

Da hat man mit viel persönlichem und finanziellem<br />

Einsatz für die Familie ein Haus gebaut<br />

oder auch eines gekauft, um sich ein Zuhause<br />

zu schaffen. Und dann wird mit den Jahren dieses Haus<br />

immer leerer. Die Kinder ziehen aus, gehen ihre eigenen<br />

Wege, die alten Eltern, die vielleicht auch mit im Haus<br />

gelebt haben, sind nicht mehr. Man selbst spürt die Last<br />

der Jahre immer deutlicher und fühlt sich den Anforderungen<br />

von Haus und Garten nicht mehr gewachsen. Es<br />

wird mühsam und vielleicht auch ein bisschen einsam.<br />

Und es wird im Laufe der Zeit auch noch mühsamer werden,<br />

also muss eine Lösung her. Das Haus verkaufen ist<br />

oft kein Thema, denn es wurde ja gebaut oder erworben,<br />

um darin zu leben und in Ruhe alt zu werden. Es ist das<br />

Zuhause! Also was tun?<br />

Kommerzielle Hilfsangebote zur Bewältigung der unterschiedlichen<br />

Anforderungen, die auf dem Hausbesitzer<br />

lasten, gibt es genug. Das kostet Geld. Und trotz aller<br />

Hilfeleistungen bleibt man auch weiterhin allein im Haus<br />

mit all dem ungenutzten Raum. Da greift eine spannende<br />

Wohnidee:<br />

Die Wohnpartnerschaft!<br />

Hausbesitzer bieten freien Wohnraum an. Der Mietpreis<br />

mindert sich durch die Mithilfe des Mieters in Haus und/<br />

oder Garten oder durch ähnliche Dienstleistungen.<br />

20 durchblick 3/<strong>2012</strong>


Potenzielle Mieter<br />

suchen günstigen<br />

Wohnraum und sind<br />

bereit, dafür als Gegenleistung<br />

ihre genau<br />

definierte Mithilfe<br />

einzubringen.<br />

Ehrenamtlich tätige<br />

Mitarbeiter des<br />

Vereins ALTERAktiv<br />

Siegen-Wittgenstein<br />

e.V. bieten Hilfe bei<br />

der Vermittlung und<br />

Begleitung solcher<br />

Wohnpartnerschaften<br />

an. *<br />

Wie so etwas in der<br />

Praxis funktioniert,<br />

hat der durchblick von<br />

der 87-jährigen Hausbesitzerin<br />

Erna Immel<br />

und ihrer Mieterin,<br />

Pia Mesdag, eine<br />

22-jährige Studentin,<br />

erfahren, die seit zwei<br />

Jahren in einer Wohnpartnerschaft<br />

leben.<br />

Die Wohnpartnerschaft<br />

von Erna Immel<br />

und Pia Mesdag<br />

gilt als ein besonders<br />

gut gelungenes Beispiel.<br />

Durch die enge<br />

Wohngemeinschaft<br />

- sie nutzen die Wohnung<br />

von Frau Immel<br />

teilweise gemeinsam,<br />

Frau Mesdag hat ein<br />

eigenes Zimmer und<br />

Bad - und durch die<br />

„stimmige Chemie“<br />

der Beiden ist eine<br />

eher familiäre Wohnsituation<br />

entstanden. Dass die Chemie zwischen Erna Immel<br />

und Pia Mesdag stimmt, ist ganz offensichtlich, denn<br />

beide beurteilen ihre Wohnpartnerschaft einstimmig so:<br />

„Gut für Erna, gut für Pia!“<br />

Andere Wohnpartnerschaften sind anders geprägt, durch<br />

unterschiedliche Wohnbedingungen und andere Bedürfnisse<br />

der Wohnpartner. Grundsätzlich eine Wohnidee, die<br />

Schule machen könnte.<br />

Bei dem Gespräch mit Erna Immel und Pia Mesdag hat<br />

die Fachfrau für Wohnpatenschaften beim Verein ALTER-<br />

Aktiv, Annette Becker, den durchblick begleitet.<br />

s“...Was nun?<br />

durchblick: Wie wir wissen, haben Sie seit dem Tod ihres<br />

Mannes immer wieder Mieter im Haus gehabt. Seit zwei<br />

Jahren haben Sie sich auf eine Wohnpartnerschaft eingelassen.<br />

Wie haben Sie von der Möglichkeit einer solchen<br />

Wohnpartnerschaft erfahren?<br />

Erna Immel: Meine Nachbarin hat darüber in der Zeitung<br />

gelesen und meinem Sohn davon erzählt, weil sie meinte,<br />

das wäre doch was für mich.<br />

durchblick: Was macht diese Wohnform für Sie attraktiv?<br />

Erna Immel: Man ist nicht mehr allein im Haus, und besonders<br />

nachts gibt das ein sicheres Gefühl. Und man kann<br />

auch mal rufen, wenn man Hilfe braucht, z.B. beim Socken<br />

anziehen, und auch andere Kleinigkeiten werden erledigt.<br />

durchblick: Sie haben eine Wohnpartnerin gefunden, wie<br />

ist das zustande gekommen? Nach welchen Gesichtspunkten<br />

haben Sie sich entschieden?<br />

Erna Immel: Mein Sohn hat zu Frau Becker von der Wohnpartnerschaftsvermittlung<br />

von ALTERAktiv Kontakt aufgenommen.<br />

Es haben sich auch einige junge Leute gemeldet,<br />

aber irgend etwas passte immer nicht. Als dann Pia vor<br />

der Haustür stand, war es für mich sofort klar: Die ist es!<br />

Das war Liebe auf den ersten Blick. Wir sind nämlich beide<br />

„Nordlichter“, d.h. wir kommen beide aus Norddeutschland<br />

und haben die gleiche Mentalität, wohl auch deshalb haben<br />

wir uns wirklich auf Anhieb gemocht.<br />

durchblick: Was ist für Sie in Ihrer Wohnpartnerschaft besonders<br />

wichtig?<br />

Erna Immel: Es muss jeder ein Stück zugeben können.<br />

Die Jungen kommen aus einer anderen Welt als<br />

wir Alten, da muss man auch bereit sein, sich an die<br />

„Marotten“ des anderen zu gewöhnen. Und ganz wichtig:<br />

Wenn etwas nicht stimmt, dann ist ein wahres Wort<br />

immer besser, als wie die Katze um den heißen Brei<br />

herumzuschleichen.<br />

durchblick: Würden Sie diese Wohnform auch anderen Senioren<br />

in einer ähnlichen Lebenssituation empfehlen?<br />

Erna Immel: Ja, wenn jemand auch mal gut allein sein<br />

kann, denn negativ sind die Semesterferien, in denen die<br />

Studenten auch mal länger fort sind. Da muss man denn<br />

auch alleine sein können.<br />

durchblick: Sie haben eine günstige Wohnmöglichkeit für<br />

die Zeit ihres Studiums hier in Siegen gesucht und sind<br />

bereit, dafür Gegenleistungen zu erbringen, wie sind Sie<br />

auf das Angebot einer Wohnpartnerschaft aufmerksam geworden?<br />

Pia Mesdag: Erst gar nicht. Wir haben uns selbst um eine<br />

Wohnung bemüht, meine Mutter hat eine entsprechende<br />

Anzeige in die Zeitung gesetzt. Den Kontakt hat dann Frau<br />

Becker aufgenommen.<br />

durchblick: Sie haben sich auf eine Wohnpartnerschaft<br />

eingelassen. Was waren Ihre Gründe, sich für diese Wohnpartnerschaft<br />

mit Ihrer Vermieterin und für diese Wohnung<br />

zu entscheiden?<br />

Pia Mesdag: Ich habe mir vorher viele Wohnungen angeschaut,<br />

die zu klein und zu teuer waren. Und die !<br />

durchblick 3/<strong>2012</strong> 21


Titel<br />

Auf der Wohnzimmerkommode<br />

von Erna Immel steht der Spruch:<br />

„Die kürzeste Verbindung<br />

zwischen zwei Menschen<br />

ist ein Lächeln“.<br />

WGs waren zu<br />

schmuddelig.<br />

Da habe ich gedacht,<br />

schau dir<br />

die Sache mal<br />

an ... und dann<br />

macht Erna die<br />

Türe auf und<br />

das ist es! Es war, wie man so sagt: „Liebe auf den ersten<br />

Blick“, und das wohl gegenseitig.<br />

durchblick: Sind die daran geknüpften Bedingungen wie<br />

z.B. die vereinbarten Hilfeleistungen für Sie in Ihrem Alltag<br />

umsetzbar?<br />

Pia Mesdag: Wir haben vorher vereinbart, für welche Aufgaben<br />

ich zuständig bin: Einkaufen, mich um das Holz<br />

kümmern (es wird noch mit Holz geheizt) und für den<br />

Winterdienst. Anderes hat sich im Zusammenleben entwickelt,<br />

zum Beispiel kochen und essen wir zusammen. Oder<br />

ich helfe Erna die Socken anzuziehen u.ä. Aber wenn Erna<br />

z.B. das Bedürfniss nach Gespräch und Gesellschaft hat<br />

und ich gerade keine Zeit habe, weil ich beschäftigt bin,<br />

dann signalisiere ich „geht jetzt nicht, später“. Das ist dann<br />

auch in Ordnung. Und wenn ich merke, es wird mir zu viel,<br />

geh’ ich nach oben. Später komme ich dann wieder runter<br />

und erkundige mich, ob alles in Ordnung ist oder ob Erna<br />

was braucht.<br />

durchblick: In einer Wohnpartnerschaft kann es zu Unstimmigkeiten,<br />

Missverständnissen und anderen Problemen<br />

kommen. Wie gehen Sie damit um, bzw. wie werden<br />

Konflikte gelöst?<br />

Pia Mesdag: Konflikte gibt es zwischen uns beiden eigentlich<br />

nur beim Essen, da zicken wir uns schon mal an, lacht<br />

Pia ... „Dann ist es auch mal ein paar Tage stiller im Haus“<br />

ergänzt Erna schmunzelnd.<br />

durchblick: Wie sieht das aus?<br />

Pia Mesdag: Ich hab zum Beispiel einen Topf voll Nudeln<br />

gekocht, Erna hat aber schon Erbsen und Möhren mit Cordon<br />

bleu vorbereitet. Sie isst auch nicht soooo gerne Nudeln.<br />

Dann kann es eine kurze, zickige Auseinadersetzung<br />

geben, die aber nicht wirklich an der Sympathie kratzt.<br />

durchblick: Wie fühlen Sie sich in Ihrer Wohnpartnerschaft?<br />

Würden Sie diese Wohnform weiter empfehlen?<br />

Pia Mesdag: Ich fühle mich wohl, fahre aber auch immer<br />

wieder gerne nach Hause. Wenn man so eng zusammen<br />

wohnt wie wir, muss nicht nur die Chemie stimmen, man<br />

braucht auch gelegentlich den Abstand voneinander.<br />

durchblick: Frau Becker, Sie vermitteln die Wohnpartnerschaften<br />

und begleiten sie auch weiter, wenn Probleme<br />

auftauchen. Wie groß ist die Nachfrage, bei der älteren Generation,<br />

bzw. bei den jungen Leuten?<br />

Annette Becker: Bei den jüngeren Leuten ist die Nachfrage<br />

größer.<br />

durchblick: Woran liegt das?<br />

Annette Becker: Es fällt älteren Menschen schwer, zuzugeben,<br />

dass sie Hilfe brauchen. Teilweise haben sie auch negative<br />

Vorerfahrungen mit Mietern, oder man will generell<br />

keine „fremdem Leute“ im Haus haben. Dann sind da die<br />

alten Vorurteile: Studenten feiern nur ... Studenten bringen<br />

so viele andere Leute ins Haus ... usw. Die jungen Leute<br />

tun sich da leichter: Sie rufen spontan bei uns an, oder sie<br />

schicken eine E-Mail. Sie haben ganz konkret den Druck,<br />

Wohnraum zu finden. Zudem fällt es ihnen leichter, sich<br />

auf neue Situationen und Erfahrungen einzulassen, das ist<br />

ihre Lebenssituation.<br />

durchblick: Welche Voraussetzungen sollten bei den Interessenten<br />

gegeben sein, bei den Vermietern, bei den Mietern?<br />

Annette Becker: Ganz wichtig ist Toleranz auf beiden Seiten!Als<br />

Vermieter müssen die alten Leute sehr aufgeschlossen<br />

und offen sein für die ganz andere Welt der jungen<br />

Generation, und als Mieter müssen sich die jungen Leute<br />

auf die alte Generation einlassen und offen sein für deren<br />

Eigenheiten, die ja in einem langen Leben gewachsen sind.<br />

Pia Mesdag: Und sie müssen bereit sein, Zeit mitzubringen,<br />

um dem Wohnpartner bei Bedarf auch einfach mal<br />

Gesellschaft zu leisten.<br />

Erna Immel<br />

Annette Becker<br />

Pia Mesdag<br />

durchblick: Wie bringen<br />

Sie Wohnpartner zusammen?<br />

Annette Becker: Der<br />

erste Schritt ist unser persönliches<br />

Kennenlernen<br />

der Partnerschaftskandidaten:<br />

Wir stellen gemeinsam<br />

fest, welche Vorstellungen<br />

der Vermieter hat,<br />

welche Dienstleistungen<br />

er benötigt und wie die<br />

22 durchblick 3/<strong>2012</strong>


Titel<br />

Wohnverhältnisse sind. Bei dem potentiellen Mieter<br />

erfragen wir, zu welchen Dienstleistungen er bereit ist,<br />

welche Wohnvorstellungen er hat und welche den Vermieter,<br />

das heißt, den zukünftigen Wohnpartner, betreffend.<br />

Wir sammeln diese Informationen und überlegen<br />

im Team von ALTERAktiv, welche Partner zusammen<br />

passen könnten.<br />

durchblick: Und, wie geht es weiter?<br />

Annette Becker: Der zweite Schritt ist ein erstes Kennenlernen<br />

der Partnerschaftskandidaten in der Wohnung des<br />

Vermieters. Oft spürt man an den Reaktionen der möglichen<br />

Partner sofort, wenn es nicht „passt“. Dann wird<br />

der Besuch freundlich beendet. In der Regel geben wir<br />

aber beiden Parteien eine Woche Bedenkzeit und nehmen<br />

danach wieder Kontakt auf, um zu<br />

fragen, ob sie sich eine gemeinsame<br />

Wohnpartnerschaft vorstellen können.<br />

Wenn ja, vereinbaren wir im<br />

dritten Schritt ein nächstes Treffen,<br />

bei dem im Detail die gewünschten<br />

Hilfeleistungen, der benötigte Zeitaufwand<br />

und die Höhe der Miete<br />

besprochen werden. Danach erhalten<br />

beide Parteien zwei Wochen Bedenkzeit,<br />

sich zu entscheiden.<br />

durchblick: Wie regeln Sie die Aufgabe personell.<br />

Annette Becker: Für die Betreuung bestehender Wohnpartnerschaften<br />

brauchen wir mehr engagierte Menschen, die<br />

als Ansprechpartner - in Form von Patenschaften - für eine<br />

Wohnpartnerschaft mitarbeiten wollen. Der Gesprächsbedarf<br />

ist sehr hoch, da können wir dringend Unterstützung<br />

gebrauchen.<br />

durchblick: Vielen Dank für das Gespräch<br />

Anne Alhäuser<br />

* Das seit 2009 laufende Projekt „Wohnpartnerschaft“<br />

wird von der Sparkassenstiftung<br />

ZUKUNFT, der Stadt Siegen und dem Kreis<br />

Siegen-Wittgenstein finanziell gefördert.<br />

durchblick: Angenommen, es passt,<br />

ist dann Ihre Aufgabe erledigt?<br />

Annette Becker: Nein, wenn sich<br />

beide auf eine Wohnpartnerschaft<br />

einlassen wollen, wird der Mietvertrag<br />

geschlossen. Damit verbunden<br />

ist auch die Zusage einer weiteren<br />

Begleitung der Wohnpartnerschaft<br />

durch ALTERAktiv.<br />

durchblick: Wie beurteilen Sie den<br />

bisherigen Erfolg und was wünschen<br />

Sie sich für die zukünftige Vermittlungsarbeit?<br />

Annette Becker: Der Erfolg ist gut,<br />

wir haben inzwischen eine ganze<br />

Anzahl von Wohnpartnerschaften<br />

im Raum Siegen vermitteln können,<br />

die gut laufen. Was ich mir<br />

wünsche, sind mehr Senioren, die<br />

sich für diese Wohnform öffnen.<br />

Wir haben mehr interessierte Studenten,<br />

als wir Wohnungen anbieten<br />

können. Da möchte ich den<br />

Senioren Mut machen und sie aus<br />

meiner Erfahrung wissen lassen,<br />

dass die heutigen Studenten nicht<br />

so schlecht sind wie ihr (alter) Ruf.<br />

durchblick 3/<strong>2012</strong> 23


Leserinnenbeitrag<br />

SENIOR – NICHT MEHR GUT GENUG?<br />

Aus der Predigt einer Konfirmandin über das Alter<br />

Zuerst fand ich<br />

es für mich als<br />

jungen Menschen<br />

nicht einfach,<br />

den Einstieg in das<br />

Thema „Senior - nicht<br />

mehr gut genug“ zu<br />

finden. Dann dachte<br />

ich darüber nach, welche<br />

älteren Menschen<br />

ich kenne und wie ihr<br />

Leben aussieht. Dabei<br />

fielen mir als erstes<br />

meine eigenen Opas<br />

und Omas ein Ich habe<br />

Luca Montermann, 14 Jahre<br />

sogar noch eine Uroma,<br />

die 92 Jahre alt und fit<br />

ist. Was würden die wohl sagen, wenn ich ihnen die Frage<br />

stellte „Nicht mehr gut genug“? Empfinden sie auch wie<br />

so viele Ältere nur am Rand zu stehen, fühlen sich abgeschrieben,<br />

meinen, dass man ihnen nicht mehr viel zutraut<br />

und sie sich selbst auch nicht. Denken sie darüber nach, was<br />

sie noch vom Leben zu erwarten haben?<br />

Haben sie Angst um ihre Gesundheit und haben sie das<br />

Gefühl, uns eine Last zu sein? Oder genießen sie diesen<br />

Lebensabschnitt, wo sie nicht mehr im Berufsleben stehen<br />

und die Tage so gestalten können, wie sie es wollen?<br />

Diese Frage kann ich nicht einheitlich für alle meine<br />

Großeltern beantworten, denn ihr Leben ist ganz verschieden.<br />

Meine eine Oma zum Beispiel ist seit fünf Jahren im<br />

Seniorenbeirat der Stadt Siegen und engagiert sich dort für<br />

viele Wünsche der älteren Menschen. Meiner anderen Oma<br />

geht es nicht mehr gut, sie ist krank und ein Pflegefall. Aber<br />

vor ihrer Krankheit hat sie als Seniorin noch vieles gemacht,<br />

an dem sie Freude hatte. Sie hat im Chor gesungen, sie ist<br />

Autorenfoto<br />

mit meinem Opa viel verreist, sie hat sich oft mit Freunden<br />

getroffen und gerne gelacht und gefeiert. Und alle meine<br />

Großeltern sind und waren immer für uns Enkel da und haben<br />

geholfen und angepackt, wenn es nötig war. Keiner von<br />

ihnen hat sich, glaube ich, als „nicht gut genug“ empfunden.<br />

Alte Menschen dürfen darum nicht als Belastung angesehen<br />

werden für die Gesellschaft, sondern als Mitglieder,<br />

die vieles leisten, wozu die jüngeren, die im Berufsleben<br />

stehen, nicht immer die Zeit finden.<br />

Es kommt aber natürlich auch darauf an, wie wir Jungen<br />

die älteren Menschen sehen und behandeln. Wenn wir<br />

jemanden spüren lassen, dass er nichts mehr wert ist für<br />

unsere Gesellschaft, dann empfindet er es selbst auch so.<br />

Wenn wir aber offen sind für ihre Erinnerungen und Erfahrungen<br />

und diese als Bereicherung ansehen und uns nicht<br />

darüber ärgern „Jetzt erzählt er schon wieder von früher“,<br />

dann können beide Seite davon profitieren. Die Älteren,<br />

weil sie merken, sie werden noch gebraucht und die Jüngeren,<br />

weil sie Unterstützung bekommen.<br />

Ich zum Beispiel freue mich immer wenn meine Großeltern<br />

von früher erzählen, über ihren Beruf oder die Schule<br />

oder die Streiche, die sie gemacht haben.<br />

Zu diesem Thema habe ich ein Gedicht von Hermann<br />

Hesse gefunden, das ich sehr schön finde.<br />

Stufen<br />

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend<br />

Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,<br />

Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend<br />

Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.<br />

Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe<br />

Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,<br />

Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern<br />

In andre, neue Bindungen zu geben.<br />

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,<br />

Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.<br />

Hermann Hesse<br />

Ich denke, die Angst vor dem Älter- oder Alt werden ist<br />

auch die Angst vor dem Tod. Das ist eine Angst, die viele<br />

Menschen haben, auch jüngere, aber je älter jemand wird,<br />

um so häufiger denkt man sicher über diese Frage nach.<br />

Worin findet man dann Trost? Woran soll man festhalten?<br />

Als ich mal bei meiner Oma und meinem Opa war, habe<br />

ich gemerkt, dass sie am Sonntag Morgen den Gottesdienst<br />

im Fernsehen angeschaut haben. Früher sind sie immer zur<br />

Kirche gegangen, aber seit meine Oma krank ist, geht das<br />

nicht mehr. Trotzdem schauen sie weiter den Gottesdienst<br />

an, beten und singen mit. Sie glauben weiter und halten an<br />

Gott fest - denn er gibt ihnen Kraft. Luca Montermann<br />

24 durchblick 3/<strong>2012</strong>


Gesellschaft<br />

DAS HÄTTE ICH DIR AUCH GLEICH<br />

SAGEN KÖNNEN...<br />

Vom Umgang mit der eigenen Lebenserfahrung<br />

Das hätte ich<br />

Dir auch<br />

gleich sagen<br />

können ... ein wenig<br />

hilfreicher Satz, wenn<br />

etwas schief gegangen<br />

ist, oder? Und<br />

von dieser Art Kommentare<br />

gibt es noch<br />

jede Menge.<br />

Dazu der entsprechende<br />

Dialog: „Und<br />

warum hast du es mir<br />

dann nicht gleich gesagt?“<br />

Antwort: „Du<br />

hast mich ja nicht gefragt<br />

...“. Oder: „Du<br />

wolltest ja nichts davon wissen ...“ usw., auch diese Sprüche<br />

lassen sich beliebig fortsetzen.<br />

Mich hat es auch immer wieder gestört, wenn ein durchaus<br />

wohlwollender neunmalkluger Mensch mir so kommt.<br />

Aber wie gehe ich heute mit meinem Erfahrungsschatz um?<br />

Ich gebe zu, es gibt Situationen, in denen muss ich mir auf die<br />

Zunge beißen, um nicht selbst solche neunmalklugen Sätze<br />

von mir zu geben. Und manchmal passiert es dann doch ....<br />

Wieder so eine Generationengeschichte? Auch, aber<br />

wohl eher das Ungleichgewicht zwischen Unerfahrenheit<br />

und Erfahrung, zwischen fehlender Kenntnis, fehlender<br />

Praxis und erworbener Kompetenz. Da spielt das Alter<br />

nicht immer unbedingt die ausschlaggebende Rolle.<br />

So weit, so gut, aber nun stehe ich da mit all meiner<br />

Berufs- und Lebenserfahrung und frage mich, wie ich diesen<br />

Fundus gut einbringen kann ohne dabei in Oberlehrermanier<br />

zum Ärgernis zu werden? Schließlich haben auch<br />

wir Erfahrenen das Rad nicht immer wieder neu erfunden,<br />

sondern uns auf vorhandenes Wissen und die Erfahrung<br />

anderer gestützt. Also möchte ich mein Wissen und meine<br />

Erfahrungen auch gerne weitergeben und nutzbar machen.<br />

In Erziehung und Ausbildung ist Wissens- und Erfahrungsvermittlung<br />

Inhalt, Ziel und Zweck, ist gewollt und<br />

akzeptiert. Hier geht es in erster Linie um methodische<br />

Fragen: Was braucht der Mensch, ob groß oder klein, um<br />

sinnvoll und gut zu lernen?<br />

Was aber ist mit all den anderen Lebenssituationen, in denen<br />

die Unerfahrenen ihre eigenen Erfahrungen sammeln wollen<br />

und dabei ihre ganz eigenen Wege gehen? Und du stehst<br />

daneben und siehst, wie sie offenen Auges - vermeintlich oder<br />

auch wirklich - in ihr Unglück rennen, wenn sie so weitermachen.<br />

Du ahnst es, nein, du weißt, das kann nicht gutgehen!<br />

Es fällt ja so schwer, dann nicht gleich dem ersten Impuls<br />

nachzugeben und sofort und ungefragt einzugreifen,<br />

die Hände ruhig und den Mund still zu halten, wenn ich<br />

sehe, dass die Situation förmlich nach Hilfe schreit. Es gibt<br />

allerdings Situationen, da gebieten es die Vernunft und die<br />

Erfahrung und die Verantwortung, zu intervenieren, um<br />

Schaden zu verhindern oder zu begrenzen.<br />

Meine Erfahrungen und die daraus gewonnene „Lebensweisheit“<br />

sind sicher in einigen Situationen vergleichbar<br />

mit denen anderer Menschen, aber sie sind nicht auch automatisch<br />

übertragbar. Ob sie für jemand anderen von Nutzen<br />

sind, muss ich seiner Entscheidung überlassen.<br />

Eine gute Voraussetzung für einen Erfolg ist nach meiner<br />

Erfahrung, dass ich um meine Meinung und meinen Rat<br />

gefragt werde, denn das setzt das Vertrauen des Anderen in<br />

meine Kenntnisse und in meine Absichten voraus.<br />

Wenn mein Wissen dann einem anderen zu ganz neuen<br />

Lösungen in einer scheinbar schwierigen Situation verhelfen<br />

kann, dann habe ich mein Ziel erreicht! Anne Alhäuser<br />

durchblick 3/<strong>2012</strong> 25


Buchbesprechung<br />

AUS GROßMUTTERS ZEITEN<br />

Momente des Erinnerns<br />

Unter dem Titel „Aus Großmutters Zeiten“ hat Horst<br />

Beckmann Geschichten aufgeschrieben als Erinnerungen<br />

an die „gute alte Zeit“, wie er sie (Jahrgang<br />

1926) als Kind und Jugendlicher in Stargard im damaligen<br />

Pommern erlebt hat. Dabei spielte die „alte“ Großmutter<br />

– zur Unterscheidung zur „jungen“ Großmutter mütterlicherseits<br />

– eine wesentliche Rolle.<br />

Wie ein roter Faden zieht sich Großmutters der Kaiserzeit<br />

verhaftete Ansicht zu allem Neuen durch viele Geschichten.<br />

„Dat is Düwelstüch!“ (Das ist Teufelszeug!) war<br />

dann ihr Kommentar. Elektrischer Strom, Radio, Telefon<br />

und Automobil waren „Düwelstüch“ und wurden deshalb<br />

in Frage gestellt oder ganz abgelehnt.<br />

In „Pust dat Licht ut!“ lehnt sie den Einzug der Elektrizität<br />

in ihre Wohnung ab. Selbst als die Leitungen längst gelegt<br />

sind, behält sie ihre alte Petroleumlampe. Wenn es Abend<br />

wurde, wurde diese mit einem Fidibus angezündet und vor<br />

dem Schlafengehen ausgepustet. Sie wies dann den Letzten,<br />

der aus dem Wohnzimmer kam, an: „Pust dat Licht ut!“<br />

Einen guten Einblick in die Zeit<br />

der Weimarer Republik und der Inflation<br />

gibt die Geschichte „Das Konfirmationsgeschenk“.<br />

Darin wird von<br />

einem Jungen erzählt, der im Jahr<br />

1919 einen großzügigen Patenonkel<br />

hatte. Nach seiner Einsegnung stellte<br />

er sich vor dem Konfirmand auf, gab<br />

ihm gute Ratschläge fürs Leben und<br />

überreichte ihm dann ein Kuvert. Der<br />

Junge traute seinen Augen nicht: Es<br />

enthielt einen Hundertmarkschein!<br />

„Dafür, lieber Helmut, kaufst du dir<br />

ein Fahrrad!“, sagte der Patenonkel.<br />

Ein richtiges Fahrrad? Das war natürlich<br />

zu der damaligen Zeit etwas ganz<br />

Besonderes. Gangschaltung gab es<br />

noch nicht und die älteren unter unseren<br />

Lesern erinnern sich vielleicht<br />

noch, dass die ersten Räder noch Vollgummireifen<br />

hatten.<br />

Aber diese Geschichte geht<br />

weiter, denn der Vater sagt ihm,<br />

dass er das Geld erst mal zur Bank<br />

geben solle, damit es Zinsen bringe. Und so wird ein<br />

Sparbuch angelegt. Aber dann kam es zur Inflation, das<br />

Geld verlor immer mehr an Wert und die Ersparnisse<br />

schrumpften täglich mehr zusammen. Für ein Fahrrad<br />

reichte die Geldanlage schon nicht mehr. So wollte die<br />

Mutter das Geld abheben, um wenigstens noch ein Oberhemd<br />

zu kaufen. Aber der Vater meinte: „Kommt Zeit,<br />

kommt Rat.“ Die Zeit kam und guter Rat wurde teuer<br />

Aber lassen wir den Betroffenen einmal selbst erzählen:<br />

„Als ich dann sah, wie Vater täglich Berge von Geldscheinen<br />

nach Hause brachte, um sie am selben Tag noch in wenige<br />

Lebensmittel umzusetzen, damit wir am nächsten Tag<br />

zu essen hatten, bestand auch ich auf meinem Geld. Ich ging<br />

mit dem Sparbuch zur Bank. Man zahlte mir meine Spareinlagen<br />

nebst Zinsen aus. Nun hatte ich mein großzügiges<br />

Konfirmationsgeschenk wieder als Bargeld in der Hand.<br />

Etwa 108 Mark waren mit Zinsen daraus geworden….Doch<br />

was würde ich dafür überhaupt erwerben können?“<br />

Er geht dann in das nebenan liegende Kolonialwarengeschäft.<br />

Als er den Laden betrat, fragte ihn die Nachbarin:<br />

„Na, Helmut, was hast du auf dem Herzen?“ Er<br />

legte seine Ersparnisse auf den Tresen. Die Kaufmannsfrau<br />

überblickte schnell die Lage. Jeden Tag bekamen die<br />

Banken damals neu gedruckte Geldscheine mit immer<br />

höheren, abenteuerlichen Werten. Jeden Tag eilten die<br />

Menschen in die Läden, um das Nötigste zum Leben zu<br />

kaufen. Da meinte die Kaufmannsfrau:<br />

„Du isst doch gerne Hering?“ Er nickte<br />

und schon griff sie nach der Holzzange,<br />

die über dem Fassrand hing und<br />

packte ihm einen Bismarckhering ein.<br />

Er erzählt weiter: „Den habe ich dann<br />

zu Hause mit Genuss gegessen, denn<br />

schließlich hatte ich ihn von meinem<br />

ersten gesparten Geld gekauft. Das<br />

großzügige Geschenk meines Patenonkels,<br />

gedacht für den Kauf eines Fahrrads,<br />

war zum Wert eines Bismarckherings<br />

zusammengeschrumpft!“<br />

Die Lebenserinnerungen aus der<br />

„guten alten Zeit“ enden mit Geschichten<br />

nach dem Tod der geliebten Großmutter<br />

1940. Da fragt sich der Autor:<br />

Was hätte Großmutter wohl dazu gesagt,<br />

dass er zum Beispiel im April 1945 vor<br />

seiner Exekution bewahrt wurde und<br />

Erschienen im Zeitgut Verlag zum Dank dafür Gott versprach, ihm<br />

125 Seiten 12,90 €<br />

sein Leben zu schenken und Pfarrer zu<br />

werden? Großmutter hätte es vermutlich<br />

gefallen, dass er sein Wort einhielt.<br />

Das Buch enthält Familienfotos und historische Abbildungen<br />

von Gebäuden und anderen Zeitzeugen, die das<br />

Erzählte lebendig werden lassen. Ich habe das Buch mit<br />

großem Interesse gelesen; es ist meines Erachtens ein Buch<br />

nicht nur für uns Ältere sondern für alle Generationen –<br />

zum Erinnern, Staunen und Schmunzeln.<br />

Horst Mahle<br />

26 durchblick 3/<strong>2012</strong>


Literaturfestival<br />

DIE RÜCKKEHR DER BÜCHER<br />

VielSeitig – das europäische Literaturfestival<br />

Einladung zur literarischen Entdeckungsreise in<br />

die Siegener Innenstadt<br />

Menschen, die von einer Lesung zur anderen flanieren,<br />

zwischendurch im Buch einer englischen<br />

Dramatikerin blättern und dann abends mit viel<br />

Enthusiasmus am Kneipentresen mit dem eben gehörten<br />

Bestseller-Autor aus Irland diskutieren:<br />

Von Donnerstag, 25., bis Sonntag, 28. Oktober, heißt es<br />

wieder „The books are back in town“, denn zum zweiten<br />

Mal treffen mitten in Siegen Leser auf ihre Lieblingsautoren,<br />

Hörbuchfreunde auf Kultstimmen und die große europäische<br />

Literatur auf ein begeisterungsfähiges Publikum<br />

in kleinen Kneipen und Cafés.<br />

Der Startschuss für das Festival fällt bereits einen Tag<br />

früher als noch 2010: Moderiert von dem renommierten<br />

TV-Literaturkritiker Dennis Scheck, sorgen die preisgekrönten<br />

Wortakrobaten Marcus Jeroch, Christine Prayon<br />

und der legendäre Wolfgang Nitschke in der literarischkabarettistischen<br />

Eigenproduktion „Wortwechsel“ (25.10.)<br />

mit polemischem Bestsellerfressen und Neuinterpretationen<br />

populärer Klassiker für literarische Einsichten. Ein<br />

gefundenes Fressen für Freunde der schwarzhumorigen<br />

Weltliteratur kündigt sich dagegen eher wie eine Haushaltsfibel<br />

der ‘50er an: „Zehn Tipps, das Morden zu beenden<br />

und mit dem Abwasch zu beginnen“ (28.10.) des Isländers<br />

Hallgrímur Helgason mauserte sich direkt nach Erscheinen<br />

zum Dauerbrenner auf den internationalen Bestsellerlisten.<br />

Wie schon<br />

2010 mit Rufus<br />

Beck für Mark<br />

Twains „Bummel<br />

durch Europa“,<br />

konnte<br />

vielSeitig auch<br />

<strong>2012</strong> wieder<br />

einen ganz besonderen<br />

Präsentator<br />

für das<br />

witzig-ironische<br />

Roadmovie gewinnen.<br />

Zusammen mit seiner Band „The Toxic Truth“<br />

erläutert ausgerechnet Schauspieler-Ikone Uwe Ochsenknecht<br />

(„Männer“) mögliche Motivationen, sich in die<br />

Hausarbeit zu stürzen.<br />

Dass Bücher aller Art auch im schnelllebigen Internetzeitalter<br />

ihre Faszination behalten und über Alters- und<br />

Genregrenzen hinweg begeistern, zeigen die von univer-<br />

sitärer Seite eingebrachten vielSeitig-Projekte: Ein „Dozenten-Duell“<br />

(27.10.) demonstriert hautnah, welcher<br />

„Prof“ wirklich mit Texten umgehen kann, gleichzeitig<br />

gibt „All you can read“ (27.10.) nur wenige Meter entfernt<br />

orginalsprachliche Einblicke in die Lieblingsliteratur ausländischer<br />

Studierender.<br />

Dreh- und Angelpunkte des viertägigen Festivals sind<br />

zwar die großformatigen Literatur-Präsentationen im Lÿz,<br />

doch auch die atmosphärischen Café-Lesungen stoßen<br />

garantiert auf großes Publikumsinteresse. <strong>2012</strong> findet der<br />

irische Autor Ken Bruen mit seinem trinkfesten Ermittler<br />

Jack Taylor (26.10.12) im Irish Pub „The Shamrock“ einen<br />

ebenso angemessenen Vortragsplatz wie der exzentrische<br />

Österreicher Heinz Vegh mit seinem schräg-deftigen Roadmovie-Roman<br />

„Shopping Town 66“ (28.10.12) im „Naschwerk“,<br />

mitten im Shopping-Herzen von Siegen.<br />

Daneben setzen sich einige Lesungen auch mit aktuellen<br />

Fragen auseinander, wenn z.B. die Deutsch-Italienerin Petra<br />

Reski mit ihrem Buch „Von Kamen nach Corleone“<br />

zeigt, wie gut sich die Mafia seit 40 Jahren in Deutschland<br />

eingerichtet hat oder Michael Ridpath mit seinem Thriller<br />

„Wut“ (28.10.) die internationale Finanzkrise thematisiert.<br />

Ein Leckerbissen steht am 27.10. im „Hackermann kücke &<br />

bar“ auf dem Programm, wenn der Slowake Michal Hvorecky,<br />

Auszüge aus seinem Abenteuerroman „Tod auf der<br />

Donau“ liest.<br />

Veranstaltet wird vielSeitig. Europäisches Literaturfestival<br />

Siegen in Kooperation zweier Institutionen, die fester<br />

Bestandteil der südwestfälischen Kulturlandschaft sind:<br />

Die Universität Siegen und das Kultur!Büro des Kreises<br />

Siegen-Wittgenstein ergänzen sich durch ihre Kenntnisse<br />

im Literaturbetrieb ebenso wie durch ihre Erfahrungen in<br />

Sachen Projekte und Veranstaltungen. Karten und ausführliche<br />

Informationen zum Programm gibt es im Internet auf<br />

www.vielseitig-festival.eu oder unter #. 0271/333-2448.<br />

Andreas Schmidt<br />

durchblick 3/<strong>2012</strong> 27


Buchbesprechung<br />

KALEIDOSKOP<br />

Lesenswertes aus der „durchblick-buchreihe“<br />

Jeder, der eine Buchbesprechung<br />

durchführen will, lebt gefährlich,<br />

nicht nur, weil schon Goethe<br />

gesagt hat: „Schlagt ihn tot, er ist<br />

ein Rezensent“, mit der Erinnerung<br />

an Verrisse, die unsensible Rezensenten<br />

der unkritischen Leserschaft<br />

verantwortungslos vorstellten, sondern<br />

auch, weil der Kritiker, wenn<br />

er es ernst meint, bei seinen Ausführungen<br />

unweigerlich vieles von<br />

sich selbst preisgibt, was vielleicht<br />

besser ungesagt bliebe. Wie leicht<br />

könnte das Gesagte gegen ihn verwendet<br />

werden, weil er vielleicht<br />

unbequeme Wahrheiten ausspricht,<br />

die dem besprochenen Autoren nicht<br />

recht behagen.<br />

Bei dem Buch von Erika Krumm, erschienen im durchblick-Verlag,<br />

braucht mir nicht bange zu sein. Es gibt keinen<br />

schrill klingenden Tadel, ich bin damit vollkommen einverstanden.<br />

Das fängt schon beim treffenden Titel an.<br />

Ein Kaleidoskop! Wer erinnert sich nicht daran, als<br />

Kind das kleine Röhrchen in der Hand gehabt zu haben,<br />

um lustvoll die glänzenden Bilder anzusehen, die bei jedem<br />

Schütteln neue Formen annahmen und sich in tausenden<br />

neuen glänzenden Facetten zusammenfügten.<br />

Bei dem Buch von Erika Krumm ist es ähnlich, jedes Umschlagen<br />

einer Seite entspricht dem Schütteln des Röhrchens<br />

und bringt neue Figuren und Bilder, die Assoziationen hervorrufen,<br />

alte, liebgewordene Gedanken neu beleben, neue<br />

Ideen vorstellen. Sie schreibt in erfrischender Weise und lässt<br />

den ganzen Reichtum ihrer tiefsinnigen Gedanken Form annehmen,<br />

dabei aus dem Erfahrungsschatz eines langen, mit<br />

offenen Augen gelebten Lebens schöpfend und einer großen<br />

Menge verarbeiteter Literatur. Erika Krumm spielt auch<br />

Klavier. Das gibt mir schnell die Idee von einer glücklichen<br />

Symbiose zwischen ihrem feinen Empfinden für Literatur<br />

und ihrer Musikalität, die uns Leser überrascht und dankbar<br />

aufhorchen lässt. Offenbar gibt es in ihrem Leben zwei große<br />

Einflussebenen, die ihr Dasein bestimmen, die Dichtung und<br />

die Musik, die sich gegenseitig bereichern, bewusst oder<br />

unbewusst überschneiden und durch ihre Wechselwirkung<br />

ihr Schreiben beflügeln, Ausdruck des Wunsches nach einer<br />

idealen Gesellschaft, die sich in der ständigen Auseinandersetzung<br />

zwischen Ideal und beschränkter Bürgerlichkeit sieht.<br />

Dabei wendet sie sich mit bewegter Anteilnahme den<br />

unterschiedlichsten Themen zu, sie aus den verschiedensten<br />

Blickwinkeln beleuchtend und doch nur zögernd<br />

von Streifzügen sprechend.<br />

Der Schlüssel zu ihrem Schrifttum, der<br />

sich auch im „durchblick“ dokumentiert, liegt<br />

wohl in einem großen Begreifen, in das sie<br />

uns einbezieht, wenn wir ihr bei ihren Gedanken<br />

um eine Wohngemeinschaft folgen, ihren<br />

fürsorglichen Umgang mit anderen Menschen<br />

sehen, ihre Bedenken beim Umgang mit dem<br />

Alter erspüren, ihre einfühlsamen Skizzen<br />

über Personen vergangener Zeiten lesen, tapfere<br />

Gedanken über Leben und Tod.<br />

Erika Krumm bringt eine Fülle von Anstößen,<br />

die uns geradezu auffordern, ihr<br />

Buch immer wieder zur Hand zu nehmen,<br />

den Geist spielen zu lassen, die angerissenen<br />

Welten zu betreten und darin umherzuwandern<br />

und neue Bilder zu entwickeln.<br />

Dabei führt sie uns in eine sprachliche Welt,<br />

die frei ist von Sentimentalität und Süßlichkeit<br />

und Imitation einer vorausgegangenen Zeit, sondern<br />

gekennzeichnet von überzeugender Transparenz und Symbolhaftigkeit,<br />

von Klarheit und Ausdrucksstärke.<br />

Das Buch ist ein Gewinn für jeden Bücherschrank. Es<br />

ist kein intelligentes Buch, weil es weder intelligente noch<br />

andere mit geistigen Eigenschaften ausgestattete Bücher<br />

gibt, das wäre Stilschlamperei, aber es ist ein intelligent<br />

geschriebenes Buch, ein Buch voller kluger Gedanken,<br />

flüssig und überzeugend geschrieben. Lassen wir es nicht<br />

im Bücherschrank stehen, nehmen wir es immer wieder heraus,<br />

lassen wir uns inspirieren. Johannes Buhl<br />

Zur Sicherheit!<br />

Johanniter-<br />

Hausnotruf<br />

Fühlen Sie sich zuhause<br />

sicher und geborgen.<br />

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28 durchblick 3/<strong>2012</strong>


DER NEUE RASEN<br />

Manchmal träume ich in den Tag...<br />

Ich höre Vogelgezwitscher. Rieche milde Frühlingsluft.<br />

Genieße die Sonnenstrahlen die durch frisches Laub gefiltert<br />

werden und ein angenehmes Licht auf die Terrasse<br />

bringen. Ich sehe den liebevoll gedeckten Kaffeetisch, an<br />

dem mein Sohn schon wartet und den Kuchen aufschneidet,<br />

während ich mit einem frischen Blumenstrauß durch die<br />

Türe trete. Mein Mann, der noch kleine Schönheitsreparaturen<br />

an unserem Holzzaun vornimmt, signalisiert mir, das<br />

der Kaffeeduft bei ihm angekommen ist und er augenblicklich<br />

zu Tische kommt.....<br />

Den Tisch auf unserer Terrasse gibt es tatsächlich. Dort<br />

sitze ich vor einem Stapel Zeitungen. Trotz unseres Supersonnenschirmes<br />

brauche ich noch eine Sonnenbrille, um<br />

mich vor dem grellen Licht zu schützen. Vielleicht hätte<br />

man doch eine dunklere Farbe für den Bezugsstoff wählen<br />

sollen. Unser Umzug ins neue Haus am Rande der Stadt ist<br />

erst wenige Monate her. Die neu gepflanzten Baumsetzlinge<br />

werden noch Jahrzehnte brauchen, bis sie Schatten<br />

spenden.<br />

Meinen Kaffee habe ich ausgetrunken. Die Tassen von<br />

Johannes, meinem Mann, und Jannik, unserem Sohn, sind<br />

noch unberührt. Selbst der Himbeerkuchen steht noch unangetastet<br />

auf dem Tisch. Jannik sitzt abgewandt auf der<br />

Stuhlkante und tippt unermüdlich Nachrichten in sein Handy.<br />

Johannes sitzt im Arbeitszimmer und tippt in seinen<br />

neuen Laptop. Manchmal komme ich mir hoffnungslos<br />

altmodisch vor. Ich habe nur das Blätterrascheln meiner<br />

Zeitungen als Geräusch anzubieten.<br />

Johannes kommt aus dem Haus und sagt mir, dass er eine<br />

e-mail empfangen hat, die uns mitteilt, das wir morgen den<br />

neuen Rollrasen geliefert bekommen.<br />

„Ich dachte immer, wir säen Grassaat.“ Für einen Moment<br />

sehe ich vor meinem inneren Auge einen sonnengebräunten<br />

Johannes mit einer altmodischen Saattasche, der<br />

das Saatgut auswirft, während ich mit einem Holzrechen....<br />

„Das hat man vielleicht vor vielen Jahren so gemacht. Nein,<br />

morgen kommt ein Lastwagen und liefert die Grasrollen.“<br />

Und genau so ist es. Ich bin wie meistens allein zu Hause<br />

und habe mich gerade an dieAbwesenheit von Klimpern und<br />

Piepsen und die dadurch entstandene Ruhe gewöhnt. Ja, ich<br />

glaube sogar, das ich für einen Moment Vogelgezwitscher<br />

höre, als die Rasenfirma anrollt.<br />

Die Männer verlegen die Rasenbahnen so, dass amAbend<br />

alle Erdfläche im Garten dem makellosen grünen Belag<br />

gewichen ist. Neugierig nehme ich alles in Augenschein.<br />

Saubere Arbeit, man sieht kaum Nahtstellen. Nur am Rand<br />

kann man die Bahnen noch mühelos anheben. Der Bauleiter<br />

erklärt mir, dass sich das alles verwächst, wenn der Rasen<br />

ordentlich feucht gehalten wird.<br />

Johannes kommt wie meistens spät aus der Firma nach<br />

Hause, wirft einen kurzen Blick auf die Rasenfläche und<br />

verschwindet im Bad. Jannik betritt grußlos die Küche,<br />

schnuppert mit angewiderter Miene am inzwischen stundenlang<br />

warmgehaltenen Essen und teilt mir mit, dass er<br />

gleich wieder los müsse. Auf meine Frage nach dem Wohin<br />

bekomme ich keine Antwort, weil er schon wieder am<br />

SMSen ist. Ich schaue über seine Schulter und lese gerade<br />

noch, bevor er „Senden“ drückt: „Mama nervt!“ Dann ist<br />

er verschwunden.<br />

Mitten in der Nacht wache ich auf. Im Traum sah ich das<br />

Mondlicht, das wunderschöne Schatten der Bäume auf unseren<br />

Rasen warf. Tatsächlich aber ist es bei uns im Schlafzimmer<br />

stockdunkel, weil die Jalousien alles Außenlicht<br />

abhalten. Nur die rote LED-Anzeige des Weckers leuchtet<br />

im Dunkeln: 1:56 Uhr.<br />

Unten knallt die Haustüre. Jannik ist nach Hause gekommen.<br />

Ich kann nicht wieder einschlafen, weil irgendwo<br />

im Haus höre ich ein durchdringendes Piepsen. Sicher muss<br />

irgend ein Akku aufgeladen werden. Ich schubse Johannes<br />

an, doch der dreht sich nur auf die andere Seite und murmelt:<br />

„Nerv mich nicht!“<br />

Später stehe ich auf und gehe in Janniks Zimmer. Er<br />

schläft tief und fest. Auf dem Boden vor dem Bett liegt sein<br />

Handy. Im Wohnzimmer auf der Couch finde ich Johannes'<br />

Laptop. Das Piepsen ist leiser geworden und kommt in größeren<br />

Abständen.<br />

Draußen ist der Garten in Mondlicht getaucht. Die Terrassenmöbel<br />

werfen harte Schatten. Unter meinen Füßen<br />

spüre ich den kühlen Rollrasen. Die Ränder sind immer<br />

noch leicht anzuheben.<br />

Am nächsten Morgen sitze ich mit einem frisch aufgebrühten<br />

Kaffee auf der Terrasse. Ich bin schon früh aufgestanden<br />

und habe die wenigen Blumenkübel gegossen und<br />

ein frisches Kuchenbrot gebacken. Gerade blättere ich in<br />

einem Gartenkatalog und stelle fest, man kann sich auch<br />

erwachsene Bäume liefern lassen. Schon zehn Meter hoch,<br />

mit breiten, schattenspendenden Ästen.<br />

Johannes kommt zu mir. „Hast du meinen Laptop gesehen?<br />

Ich hatte ihn doch im Wohnzimmer stehen.“ Von oben<br />

brüllt Jannik dazwischen: „Wo ist mein Handy? Das war<br />

doch hier in meinem …“<br />

Ich lasse mich nicht stören. „Sieht der Rasen nicht wunderschön<br />

aus? So eine schöne grüne glatte Fläche.“<br />

Doch niemand reagiert auf meine Bemerkung.<br />

Ich genieße den Frühsommertag. In den Büschen auf<br />

dem schon länger bepflanzten Nachbargrundstück zwitschern<br />

die Vögel. Die Rasenbewässerung zischt gleichmäßig<br />

und fast beruhigend. Niemand kommt auf die Idee, sein<br />

Ohr auf den nassen Rasen zu pressen. Was sollte er auch<br />

hören. Höchstens, vielleicht ganz gedämpft, ein allerletztes,<br />

ganz schwaches „Piepsen“.<br />

Ulla D' Amico, Freudenberg<br />

durchblick 3/<strong>2012</strong> 29


BRIDGET<br />

RILEY<br />

RUBENSPREISTRÄGERIN <strong>2012</strong><br />

Heiter, gelassen, 81 Jahre – na und? Hellwach checkt<br />

die englische Künstlerin die Vorbereitungen für ihre<br />

Ausstellung, die eine Woche später im Museum<br />

für Gegenwartskunst Siegen eröffnet werden soll. Sie ist<br />

die Rubenspreisträgerin <strong>2012</strong>, eine Ehre, die sie in eine<br />

Reihe mit Künstlern wie Francis Bacon, Lucian Freund,<br />

Antoni Tàpies oder Maria Lassnig stellt. Klein, drahtig,<br />

selbstbewusst läuft sie mit ihrer Entourage aus Assistenten,<br />

Freunden, Museumsleuten und Journalisten durch die Ausstellungsräume.<br />

Modern und zeitlos präsentiert sich die<br />

Künstlerin in Jeans, Mokassins, Streifenshirt und blauer<br />

Jacke mit kurzen braunen strubbligen Haaren.<br />

Bridget Riley im Gespräch mit Stefanie Scheit-Koppitz<br />

vom Museum (rechts) und Tessie Reeh vom durchblick<br />

Man spürt ihre Leidenschaft, sie „brennt“ für die Kunst.<br />

Das Posieren vor den Kameras scheint sie zu genießen und<br />

stellt sich geduldig mit strahlenden Augen vor ihre Werke,<br />

die teils noch an den Wänden lehnen oder durch ihre Assistenten<br />

an die Wände gemalt werden. Sie gibt das Konzept<br />

vor. Wie in einer barocken Werkstatt führen ihre Mitarbeiter<br />

minutiös ihre Entwürfe aus. Hier steht sie in der Tradition<br />

von Rubens z.B., der auch in seiner Werkstatt im Team mit<br />

Meistern und Gesellen seine Gemälde auf die Leinwand<br />

brachte. Bridget Riley spricht nicht von Wandmalerei, sondern<br />

von Aufführungen ihrer Werke.<br />

Am Schluss der Ausstellung, am 11. November, werden<br />

ihre drei großen, zum Teil 18 Meter langen Wandbilder<br />

wieder übermalt und können später an anderen Orten erneut<br />

aufgeführt werden. Eine Woche vor der offiziellen Eröffnung<br />

erklärt sie mehrmals, dass eben noch nicht alles perfekt<br />

und fertig sei. Ihre Assistenten stehen noch auf Leitern mit<br />

Farbtöpfen und Pinseln bewaffnet, um den Bildern den letzten<br />

Schliff zu geben. Und Bridget Riley ist die Regisseurin.<br />

Ihre Bilder sind ungegenständlich. Sie zeigen geometrische<br />

Figuren, Streifen, Diagonalen, Kreise, Kurven, Rauten,<br />

rhythmische Überschneidungen, die manchmal zu tanzen<br />

scheinen. Je nach Blickwinkel des Betrachters ergeben sich<br />

immer neue optische Eindrücke und Überraschungen. Ihre<br />

Farben folgen dem Motiv. Sie habe keine Lieblingsfarbe,<br />

antwortet sie auf meine Frage. Beim Wandbild „Arcadia“<br />

verwendet sie Grün, Blau, Weiß in rhythmischer Folge, und<br />

man erinnert sich an das Flimmern der Meereswellen und<br />

die liebliche Landschaft in Cornwall, wo die Künstlerin<br />

aufgewachsen ist. Rot-Grün und Gewürztöne interpretieren<br />

ihr Bild von Indien, „Rajasthan“ heißt das Werk. Man spürt<br />

die Macht der Farben. Hier versteht man, dass Bridget Riley<br />

als Kunststudentin von den Impressionisten angeregt wurde,<br />

die erstmals ihren Eindruck von Landschaft und Licht<br />

mit Hilfe von verschiedenen Farbtupfen und -punkten darstellten.<br />

Strenger, ernsthafter und doch weiblich kommt das<br />

größte Wandbild der Siegener Ausstellung daher: Klare<br />

geometrische Kreise in Dunkelgrau formen mit gezirkelten<br />

Überschneidungen vor einem weißen Hintergrund ihre<br />

„Composition With Circles“. Hier wird nichts dem Zufall<br />

überlassen, und akribisch überwacht die Regisseurin die<br />

Ausführung der Malerei durch ein Schweizer Team. Charmant<br />

lächelnd behält sie den Überblick. Bei längerem Verweilen<br />

lädt die Malerei den Betrachter zum Innehalten, ja<br />

zum Meditieren ein und beschert fast magische Momente.<br />

Der Kreis bedeutet doch Vollkommenheit, ist Symbol für<br />

die Sonne, das Leben, die Weiblichkeit. Bei dieser Komposition<br />

mit Kreisen von 1998 knüpft Bridget Riley wieder<br />

30 durchblick 3/<strong>2012</strong>


an den Anfang ihres künstlerischen Schaffens in den frühen<br />

70-iger Jahren an, an die Schwarz-Weiß-Phase. Damals, in<br />

den sechziger Jahren, wurde aus der OP-Art schnell POP-<br />

Art und als geometrische Muster landeten die Motive auf<br />

Kleiderstoffen und Tapeten im Alltag. Nicht so bei Bridget<br />

Riley.<br />

Die Siegener Ausstellung zeigt Werke der Künstlerin<br />

von 1980 bis <strong>2012</strong>. Angefangen hatte Bridget Riley, die<br />

in London geboren wurde und in Cornwall aufwuchs, mit<br />

einem Kunststudium in verschiedenen Colleges in Cheltenham,<br />

später in London, bis sie in den frühen 60-iger Jahren<br />

selber einen Lehrauftrag bekam, dem auch ihre erste Einzelausstellung<br />

in London folgte. Sie kreierte Bühnenbilder,<br />

gestaltete Innenräume, hielt Vorlesungen, Vorträge und<br />

verfasste theoretische Schriften. Auf vielen Reisen nach<br />

Afrika, Asien oder Indien ließ sie sich inspirieren. In ihren<br />

Ateliers in Cornwall oder Vaucluse in Südfrankreich fand<br />

sie Ruhe neben ihrem hektischen Leben in London.<br />

Die Anerkennung – auch international – blieb nicht aus:<br />

1968 war sie Teilnehmerin der 4. Documenta in Kassel,<br />

später nahm sie an der Biennale in Venedig teil, und es<br />

folgten Stipendien und Auszeichnungen. In England erhielt<br />

sie die Ehrendoktorwürde der Universitäten Oxford und<br />

Cambridge. 1999 wurde ihr von der englischen Königin<br />

der Titel „Companion of Honour“ verliehen, nachdem sie<br />

die Erhebung in den Adelsstand mit dem dazugehörigen<br />

Titel „Dame“ abgelehnt hatte.<br />

Wie Queen Elisabeth II. hat Bridget Riley die entbehrungsreiche<br />

Kriegs- und Nachkriegszeit in England erlebt.<br />

Den Aufbruch der Jugend in den 60-iger Jahren mit Sex,<br />

Drogen und Rock ’n’ Roll. Margret Thatchers harte Reformen<br />

in den 80-igern. Den Wandel Londons vom Handels-<br />

zum Finanzzentrum. Sie hat Premierminister von<br />

Labour und den Tories kommen und gehen sehen, von<br />

Winston Churchill bis David Cameron.<br />

Engländer werden oft als exzentrisch und skurril charakterisiert.<br />

Bei Bridget Riley hiervon keine Spur. Sie ist ihrem<br />

geometrisch-abstrakten Stil über Jahrzehnte treu geblieben<br />

und hat ihn konsequent weiterentwickelt und perfektioniert.<br />

So ist die erfolgreiche englische Lady zum „Klassiker“ der<br />

modernen Kunst geworden.<br />

Tessie Reeh<br />

Die Ausstellung „Bridget Riley“ ist bis zum 11. 11. <strong>2012</strong><br />

im Museum für Gegenwartskunst Siegen zu sehen.<br />

Fotos: Hartmut Reeh<br />

Bridget Riley vor ihrer Wandarbeit<br />

„Rajasthan“ (<strong>2012</strong>)<br />

durchblick 3/<strong>2012</strong> 31


Mit einer Super-8-Kamera, ohne Ton natürlich,<br />

und ohne viel Ahnung fing für Renate Tietze<br />

das Abenteuer Filmen an. Von ihrem Vater hatte<br />

sie das Fernweh geerbt und die Neugier auf fremde Länder<br />

und Menschen. Offen für alles, freundlich und wuselig gibt<br />

Renate Tietze gern Auskunft über diese Hobbys. Jahrelang<br />

hatte sie, die als kaufmännische Angestellte gearbeitet hatte,<br />

jeden Pfennig hierfür gespart.<br />

Ihre erste große Reise führte sie 1976 nach Amerika,<br />

um den „Wilden Westen“ endlich mit eigenen Augen kennenzulernen.<br />

Bis heute folgten Reisen in alle Welt: 2010<br />

Namibia, 2011 Indien, <strong>2012</strong> Kanada. Auch für die Zukunft<br />

sucht sie immer neue und andere Herausforderungen. Und<br />

immer ist ihre Kamera dabei. Heute arbeitet sie professionell<br />

mit einem Camcorder, mit Ton und Display natürlich.<br />

Ihre Filme entstehen im Kopf, schon während der Aufnahme.<br />

Gedanklich mischt sie schon die passenden Erklärungen<br />

und Musik dazu. Auch ihr Studio ist mit der Zeit<br />

gegangen. Am Schneidecomputer<br />

bearbeitet sie ihre Filme,<br />

mischt Geräusche, Musik und Texte<br />

zu den laufenden Bildern. Inzwischen<br />

hat Renate Tietze an die 70 Filme als<br />

DVD im Archiv. Sie hält ihre Erlebnisse in fernen Ländern<br />

fest, so wie ihre Reise über die alte Seidenstraße.<br />

Auf den Spuren der großen Eroberer war sie oft mit dem<br />

„Rotel“ unterwegs. Spartanisch sind hier die Schlafgelegenheiten<br />

in Kojen (2 Meter lang und 70 Centimeter breit),<br />

gekocht wird selbst, an den Koffer kommt man nur alle drei<br />

Tage. Unter kundiger Führung gelangen die anspruchsvollen<br />

Busreisenden an Orte jenseits der Touristenpfade. Oft<br />

sind Studenten, Lehrer oder Senioren Gäste der rollenden<br />

Hotels rund um den Globus. Auf meine Frage nach ihrem<br />

Lieblingsland sagt sie mir: „Jedes Land ist ein Erlebnis“.<br />

32 durchblick 3/<strong>2012</strong>


Ihre Filme zeigt sie mit Begeisterung<br />

bei Nachbarschaftstreffen<br />

der Kreissiedlungsgesellschaft<br />

(KSG). Aktuell<br />

arbeitet sie an der Dokumentation<br />

über die Modernisierung der<br />

KSG-Häuser im Wenscht – von<br />

der Entkernung der Häuser bis<br />

zum Neueinzug der Mieter hält<br />

sie alles fest. Nicht zu vergessen<br />

wäre dann auch ihr großes soziales<br />

Engagement bei der Siegener<br />

Tafel.<br />

Text: Tessie Reeh<br />

Collagen: Gottfried Klör<br />

durchblick 3/<strong>2012</strong> 33


Mundart<br />

BÜRGSCHAFT<br />

von Friedrich Schiller<br />

Zum Dyonis, dem Thyrannen, schlich,<br />

Damon, den Dolch im Gewande,<br />

ihn schlugen die Häscher in Bande.<br />

“Was wolltest du mit dem Dolche, sprich!”<br />

entgegnete finster der Wüterich.<br />

“Die Stadt vom Thyrannen befreien!”<br />

“Das sollst du am Kreuze bereuen.”<br />

“Ich bin”, spricht jener, “zu sterben bereit,<br />

und bitte nicht um mein Leben,<br />

doch willst du Gnade mir geben,<br />

ich flehe dich um drei Tage Zeit,<br />

bis ich die Schwester dem Gatten gefreit,<br />

ich lasse den Freund dir als Bürgen,<br />

ihn magst du, entrinn ich, erwürgen.”<br />

Da lächelt der König mit arger List<br />

und spricht nach kurzem Bedenken:<br />

“Drei Tage will ich dir schenken.<br />

Doch wisse! Wenn sie verstrichen die Frist,<br />

eh du zurück mir gegeben bist,<br />

so muß er statt deiner erblassen,<br />

doch dir ist die Strafe erlassen.”<br />

Und er kommt zum Freunde: “Der König gebeut,<br />

daß ich am Kreuze mit dem Leben<br />

bezahle das frevelnde Streben,<br />

doch will er mir gönnen drei Tage Zeit,<br />

bis ich die Schwester dem Gatten gefreit,<br />

so bleib du dem König zu Pfande,<br />

bis ich komme, zu lösen die Bande.”<br />

Und schweigend umarmt ihn der treue Freund<br />

und liefert sich aus dem Thyrannen,<br />

der andere ziehet von dannen.<br />

Und ehe das dritte Morgenrot scheint,<br />

hat er schnell mit dem Gatten die Schwester vereint,<br />

eilt heim mit sorgender Seele,<br />

damit er die Frist nicht verfehle.<br />

- 2 -<br />

Da gießt unendlicher Regen herab,<br />

von den Bergen stürzen die Quellen,<br />

und die Bäche, die Ströme schwellen.<br />

Und er kommt ans Ufer mit wanderndem Stab,<br />

„BÜRGSCHAFT“<br />

übersetzt von Gerda Greis<br />

Zom Dionys, däm Tyrann, kom geschleche<br />

Damon mem Dolch en d’r Däsche,<br />

da ha Häscher än ergreffe.<br />

“Sä, wat wolldesde mem Dolch, du Schdrolch?”,<br />

merrem beasem Bleck d’r O’hold sät.<br />

“Befrait fam Tyrann de Schdatt ech hät!”<br />

“Dofoar wierschde a’d Gritze gelät!”<br />

Zom Schderwe sin ech berait, säre,<br />

grische net em min Läwe,<br />

doch kasde m’r gnärich sin<br />

dräj Dage Zitt gewearn; dofoar flä’ ech dech a,<br />

bes ech ha, de Schwäsder beschdat mem Ma,<br />

min Frend grisde d’rfoar als Bierje,<br />

du kast än, hau ech ab, erwuerje.<br />

Itz d’r König grenst met aricher Lest,<br />

sät no kuerzem bedänke:<br />

“Dräj Dage well ech d’r schänke.<br />

Doch si’ gewess! Wann ferschdreche de Frest,<br />

befoar zerecke gegä du m’r best,<br />

moss hä schdatt dinner sin Läwe loase,<br />

on dier es de Schdrofe erloase.”<br />

Zom Frend hä no geat on sät: “Os König well,<br />

darrech am Gritze sall met minnem Läwe,<br />

bezaln dat o’gore Schdräwe,<br />

doch dräj Dage Zitt hä m’r get,<br />

bes ech de Schwäsder ha beschdat merrem Ma,<br />

on du als Pfand d’m König blibst,<br />

bes ech zerecke sin, em Knast du setzt.”<br />

On schdell hält dä draije Frend än emschlonge,<br />

da lefert hä sech uss däm Thyrann,<br />

on dä anner zitt fadann’.<br />

Am dredde Dach, e’ de Sonn of geng,<br />

härre zesame gedo merrem Ma de Schwäsder schwinn,<br />

illt nohaim met Soarje em Hearze,<br />

well de Frest sech net ferschearze.<br />

- 2 -<br />

Da feng’et of aimo arich a ze rän,<br />

fam Bearch komen geschosse de Gwälln,<br />

brochden Bäche on Schdreme zom Schwälln.<br />

A’d Ufer hä merrem Wannerschdab kom,<br />

34 durchblick 3/<strong>2012</strong>


Mundart<br />

da reißet die Brücke der Strudel hinab,<br />

und donnernd sprengen dieWogen<br />

des Gewölbes krachenden Bogen.<br />

Und trostlos irrt er an Ufersrand,<br />

wie weit er auch spähet und blicket<br />

und die Stimme, die rufende, schicket,<br />

da stößet kein Nachen vom sichern Strand,<br />

der ihn setze an das gewünschte Land,<br />

kein Schiffer lenket die Fähre,<br />

und der wilde Strom wird zum Meere.<br />

Da sinkt er ans Ufer und weint und fleht,<br />

die Hände zum Zeus erhoben:<br />

“O hemme des Stromes Toben!<br />

Es eilen die Stunden, im Mittag steht<br />

die Sonne, und wenn sie niedergeht<br />

und ich kann die Stadt nicht erreichen,<br />

so muss der Freund mir erbleichen”<br />

Doch wachsend erneut sich des Stromes Wut,<br />

und Welle auf Welle zerrinnet,<br />

und Stunde an Stunde entrinnet,<br />

da treibt ihn die Angst, da fasst er sich Mut<br />

und wirft sich hinein in die brausende Flut,<br />

und teilt mit gewaltigen Armen<br />

den Strom, und ein Gott hat Erbarmen.<br />

Und gewinnt das Ufer und eilet fort<br />

und danket dem rettenden Gotte,<br />

da stürzet die raubende Rotte<br />

hervor aus des Waldes nächtlichem Ort,<br />

den Pfad ihm sperrend, und schnaubet Mord<br />

und hemmet des Wanderes Eile<br />

mit drohend geschwungener Keule.<br />

do d’r Schdrudel ronner de Brecke nom,<br />

on met Gedonner gladschden de Wälln,<br />

fa d’r Brecke d’n Räst ze zerschälln.<br />

Am Ufer rännt hä bedribbelt hin on her,<br />

wi witt hä och guckt, kainer es en d’r Nä’,<br />

met gräfdijer Schdemm hä reft on reft,<br />

doch kai Boot kemmt fam annern Schdrand,<br />

nemes dä än brängt en sin ä’jenes Land.<br />

Kai Ma merrem Färscheff kom!<br />

On zom Meer wuer dä welle Schdrom.<br />

Da hockt hä am Ufer, grischt on flät,<br />

de Hänn hoch zom Zeus hä nom:<br />

”O drossel dä tobende Schdrom!”<br />

On de Zitt fergeat, em Meddach schdeat<br />

de Sonn, on wann se onner geat,<br />

on ech neme erraiche ka de Schdatt,<br />

da moss min Frend schderwe a minner schdatt.<br />

Doch schwellt on schwellt dä Schdrom met Wot,<br />

on ain Wäll no d’r annern Wäll zerrennt,<br />

on Schdonn em Schdonn entrennt,<br />

da driebt än de puere Angst, da fasst hä ser Mot<br />

on schmisst sech ren en de welle Flot,<br />

dailt gewaldich met gräfdije Arme<br />

dä tosende Schdrom, on ain Gott hät Erbarme.<br />

Hä kemmt a’d Ufer, illt schwinn foart<br />

on bedankt sech biem rettende Gotte,<br />

da awer schdierzt en räuberische Horde<br />

hearfoar ussem Wald am sälwe Oart,<br />

ferschberrt äm d’r Wäch on brellt Mord.<br />

Hä ka net wierer, hä kemmt net foarra,<br />

decke Gnebbel di geschwonge ha.<br />

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durchblick 3/<strong>2012</strong> 35


Mundart<br />

- 3 -<br />

“Was wollt ihr”, ruft er vor Schrecken bleich,<br />

“ich habe nichts als mein Leben,<br />

das muß ich dem Könige geben!”<br />

Und entreißt die Keule dem nächsten gleich:<br />

“Um des Freundes Willen erbarmet euch!”<br />

Und drei, mit gewaltigen Streichen,<br />

erlegt er, die anderen entweichen.<br />

Und die Sonne versendet glühenden Brand,<br />

und von der unendlichen Mühe<br />

ermattet sinken die Kniee:<br />

“O hast du mich gnädig aus Räubershand,<br />

aus dem Strom mich gerettet ans heilige Land,<br />

und soll hier verschmachtend verderben,<br />

und der Freund mir, der liebende, sterben!”<br />

Und horch! Da sprudelt es silberhell<br />

ganz nahe, wie rieselndes Rauschen,<br />

und stille hält er zu lauschen,<br />

und sieh, aus dem Felsen geschwätzig schnell,<br />

springt murmelnd hervor ein lebendiger Quell,<br />

und freudig bückt er sich nieder<br />

und erfrischet die brennenden Glieder.<br />

Und die Sonne blickt durch der Zweige Grün<br />

und malt auf den glänzenden Matten<br />

der Bäume gigantische Schatten;<br />

und zwei Wanderer sieht er die Straße ziehn,<br />

will eilenden Laufes vorüberfliehn,<br />

da hört er die Worte sie sagen:<br />

“Jetzt wird er ans Kreuz geschlagen.”<br />

Und die Angst beflügelt den eilenden Fuß,<br />

ihn jagen der Sorgen Qualen,<br />

da schimmern in Abendrots Strahlen<br />

von Ferne die Türme von Syrakus,<br />

und entgegen kommt ihm Philostratus,<br />

des Hauses redlicher Hüter,<br />

der erkennet entsetzt den Gebieter:<br />

- 4 -<br />

“Zurück! Du rettest den Freund nicht mehr,<br />

so rette das eigene Leben!<br />

Den Tod erleidet er eben.<br />

Von Stunde zu Stunde gewartet’ er<br />

mit hoffender Seele der Wiederkehr,<br />

ihm konnte den mutigen Glauben<br />

der Hohn des Thyrannen nicht rauben.”<br />

- 3 -<br />

“Wat wollt ear?” reft hä foar Schräcke wiss,<br />

“ech ha niks als min Läwe,<br />

on dat moss ech d’m König gäwe!”<br />

Da grallt hä ser d’n Gnebbel fam nächsde glich:<br />

“Foar min Frend!” Kainer erbarmet sech,<br />

on met gräfdije Schläj dräj hä ferdrescht,<br />

di annern ferze’ sech end Gebesch.<br />

On wail de Sonn äm ze haiss brännt,<br />

on hä sech so arich a’geschdrängt,<br />

senkt foar ludder Me’ hä of de Knee:<br />

“O du häst gnärich mech uss Räuberhand,<br />

uss d’m Schdrom mech gerettet a’d hailige Land,<br />

on no sall ech he o’got ferderwe,<br />

on min lewer Frend moss schdatt minner schderwe!”<br />

Of aimo es Geblätscher ze hearn glockehell<br />

wi rieselnd Gerausche, on net witt<br />

hält hä enne, ze lusdern em Schdelle, on sit,<br />

ussem Fälse schbrengt murmelnd schnell<br />

schbrudelnd herfoar en läwiger Gwäll.<br />

Hä fräjjt sech, beckt sech,<br />

de lame Gnoche ze erfresche sech.<br />

On zwecher grenem Geäst de Sonn duerchbleckt<br />

molt of glänzende Wesematte<br />

fa de Baim gigantische Schatte;<br />

da sit hä of d’r Schdrose zwo Wannersli,<br />

well schwinn laufe a dän foarbi,<br />

do heart hä se laut schwätze on sä:<br />

“Itz wirre a’d Gritze geschlä.”<br />

On Angst heabt sin schnelle Fos<br />

gedrewe fa gwälende Soarje,<br />

on en d’r Owendsonn flimmernd geboarje<br />

läjje fern de Bu’rchschbetze fa Syrakus.<br />

Do kemmt äm entgäje Philostratus,<br />

fam Huss d’r gore Hüeter,<br />

dä erkännt met Entsätze sin Gebieter.<br />

- 4 -<br />

“Zerecke!”din Frend es neme ze rette;<br />

doch rette din äjenes Läwe!<br />

D’r Toad kemmt zo äm äwe.<br />

Fa Schdonn zo Schdonn hät gewadet hä,<br />

gehofft sin arm Seal of din Wererkear,<br />

on konnte a dech sin Glauwe<br />

och en höenischer Thyrann net rauwe.”<br />

36 durchblick 3/<strong>2012</strong>


Mundart<br />

“Und ist es zu spät, und kann ich ihm nicht<br />

ein Retter willkommen erscheinen,<br />

so soll mich der Tod ihm vereinen.<br />

Des rühme der blut’ge Thyrann sich nicht,<br />

daß der Freund dem Freunde gebrochen die Pflicht,<br />

er schlachte der Opfer zweie<br />

und glaube ab Liebe und Treue.”<br />

Und die Sonne geht unter, da steht er am Tor<br />

und sieht das Kreuz schon erhöhet,<br />

das die Menge gaffend umstehet,<br />

an dem Seile schon zieht man den Freund empor,<br />

da zertrennt er gewaltig den dichten Chor:<br />

“Mich, Henker!” ruft er, “erwürget,<br />

das bin ich, für den er gebürget!”<br />

Und Erstaunen ergreifet das Volk umher,<br />

in den Armen liegen sich beide<br />

und weinen vor Schmerzen und Freude.<br />

Da sieht man kein Auge tränenleer,<br />

und zum Könige bringt man die Wundermär,<br />

der fühlt ein menschliches Rühren,<br />

läßt schnell vor den Thron sie führen.<br />

Und blicket sie lange verwundert an,<br />

drauf spricht er: “Es ist euch gelungen,<br />

ihr habt das Herz mir bezwungen,<br />

und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn,<br />

so nehmet auch mich zum Genossen an,<br />

ich sei, gewährt mir die Bitte,<br />

in eurem Bunde der Dritte.”<br />

On erret ze schbä, on ech ka neme<br />

als Retter wellkomme sin,<br />

well ech doat feraint met äm sin.<br />

Dä blorige Thyrann sech net rüeme ka,<br />

darren Fend d’m Frend sall de Pflecht gebroche ha,<br />

zwo Opfer moss schlachde hä,<br />

em Lewe on Draije d’r Glauwe ze gä.<br />

On de Sonn geat onner, do schdeat hä am Doar,<br />

sit hoch dat Gritze schdoa,<br />

on de Li dremrem, di gaffe on se’<br />

a’nem Sail zitt m’r d’n Frend schoa en de He’,<br />

itz drännt hä gewaldich usse’nanner de Li:<br />

“Mech, Hänker” reft hä, “erwuerjet,<br />

he sin ech foar dä d’r Frend gebierjet!”<br />

On ergreffe schdaune di Mänsche ronsrem,<br />

en de Arme baide sech läjje,<br />

on foar Schmärze se’ grische, sech fräjje.<br />

Kai Aug’ blibt tränelear,<br />

on zom Köenig brängt m’r de Wonnermär,<br />

dä itzend en sech Mänschlechkait schbiert,<br />

on schwinn wearn di Zwai foar d’n Thron gefiert.<br />

On lank bleckt hä se ferwonnert a,<br />

on sät da: “Ou erret gelonge,<br />

ear hat det Hearz mier bezwonge,<br />

on de Draije, si es doch kän learer Wa’,<br />

so nämmt och mech zo ouerm Genosse a,<br />

ech sij, geweart mier di Bedde,<br />

en ouerm Bonde dä Dredde.”<br />

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durchblick 3/<strong>2012</strong> 37


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38 durchblick 3/<strong>2012</strong>


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EINE ERLEBNISREISE<br />

Deutschlands größte Insel – Rügen<br />

Mit dem Bus über die neue Rügenbrücke auf die<br />

Ostseeinsel Rügen zu kommen ist einfach, aber<br />

die Insel dann zünftig in Wanderkleidung mit<br />

Rucksack, Wanderstöcken und gutem Schuhwerk teilweise<br />

zu durchqueren, erfordert viel Liebe zur Natur, Lust zur<br />

Bewegung und auch Kondition. Eine solche „Bus-Wanderfahrt“<br />

bot der „DAV – Deutscher Alpenverein, Sektion<br />

Siegerland“ an. 38 Interessenten hatten sich zu dieser<br />

Wander-Reise angemeldet und ich hatte Glück, dass ich<br />

dabei sein konnte. Nach circa zwölf Stunden Busfahrt erreichten<br />

wir unser Ziel, die Stadt Saßnitz, im Nordosten<br />

der Insel gelegen. Rügen gehört zum Bundesland Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Die Entfernungen auf dieser größten<br />

Insel Deutschlands sind weiter als angenommen; man sollte<br />

sie daher auf den gut ausgebauten Bundesstraßen und den<br />

beschilderten Radwegen durchfahren oder auf Schusters<br />

Rappen etappenweise durchwandern. Wir hatten uns zu<br />

Letzterem entschlossen.<br />

Gleich am ersten Tag schnüren wir die Wanderschuhe<br />

und laufen über die neue Fußgängerbrücke in den Hafenbereich<br />

von Saßnitz. Der Stadthafen von Saßnitz ist heute<br />

eine Mischung aus Fischerei- und Tourismushafen. Restaurants,<br />

Kneipen und kleine Geschäfte laden zum Verweilen<br />

ein. Unser Weg führt durch den Hafenbereich und dann<br />

über Treppen hinauf auf den unvergesslichen Hochuferweg<br />

entlang der Kreideküste durch Deutschlands kleinsten<br />

Nationalpark, der gerade in diesem Monat sein einjähriges<br />

UNESCO-Weltnaturerbe feiern konnte. Wir wandern durch<br />

unberührte Buchenwälder mit vielen herrlichenAusblicken<br />

auf die Kreideküste, den vorgelagerten Strand, die Ostsee<br />

und enden an seiner höchsten Erhebung, dem Königsstuhl<br />

mit etwa 118 Metern. Berühmt geworden ist diese Landschaft<br />

auch durch den Künstler der kulturgeschichtlichen<br />

Epoche der Romantik, Caspar David Friedrich, der die Formationen<br />

der Kreideküste auf einigen seiner Gemälde festgehalten<br />

hat. Gleich am ersten Tag teilen wir die Gruppe in<br />

a) die zügigen, unermüdlichen und b) die Kurz-Wanderer,<br />

oder mit Kosenamen „Krabbelgruppe“, ein. Letztere Gruppe<br />

darf auch schon mal Abkürzungen in Anspruch nehmen.<br />

Heute haben wir gemeinsam unser erstes Ziel erreicht und<br />

ruhen uns bei Kaffee und Kuchen aus. Die unermüdlichen<br />

Wanderer gehen jedoch noch einige Kilometer weiter und<br />

steigen dann später in den Bus zu, der uns jeden Tag an ein<br />

Ziel bringt und auch wieder nach Absprache abholt.<br />

Am nächsten Tag lassen wir es uns etwas gutgehen und<br />

machen mit dem Bus eine geführte Inselfahrt auf die circa<br />

30 Quadratkilometer große Halbinsel Mönchgut, im Südosten<br />

der Insel gelegen, besuchen die Ostseebäder Göhren<br />

und Sellin. Die Stadt Sellin strahlt in Blau und Weiß mit<br />

ihren Prachtbauten aus der Gründerzeit und hat die längste<br />

Seebrücke auf Rügen, die mit 394 Meter Länge weit in die<br />

Ostsee hinaus ragt. Weiter geht es zum „Jagdschloss !<br />

Autorenfoto<br />

durchblick 3/<strong>2012</strong> 39


Reisen<br />

Granitz“, welches inmitten eines 1.000 Hektar großen Waldgebietes<br />

liegt. Vom Parkplatz Binz erreichen wir mit dem<br />

„Jagdschloss-Express“ das auf einem Berg gelegene Schloss.<br />

Dieser Höhenrücken wurde als Naturschutzgebiet ausgewiesen.<br />

Der Wald, bestehend aus hochgewachsenen, alten Rotbuchen<br />

und Traubeneichen, hat ein sattes, gesundes Grün.<br />

Das Schloß war bis zum Jahre 1944 im Besitz der Familie<br />

von Putbus, stand nach der Inhaftierung des Herrn Malte<br />

von Putbus unter Verwaltung der Nationalsozialisten und<br />

wurde dann im Zuge der<br />

ostdeutschen Bodenreform<br />

enteignet. Bestrebungen<br />

eines Enkels des ehemaligen<br />

Besitzers, diesen<br />

Familienbesitz nach Ende<br />

des Zweiten Weltkrieges<br />

wieder zu erlangen, scheiterten<br />

vor Gericht. Heute<br />

wird das Schloß als Museum<br />

genutzt. Sehr beeindruckend<br />

ist die im Inneren des<br />

Mittelturmes nachträglich<br />

erbaute Wendeltreppe mit<br />

gußeisernen Stufen, 154 an<br />

der Zahl, die wir hochsteigen<br />

und vom Turm aus eine<br />

großartigeAussicht über<br />

weite Teile der Insel Rügen<br />

haben.<br />

Der spätere Besuch in<br />

einer Lachs-Räucherei im idyllischen Hafen Gager ist nicht<br />

nur für mich ein Gourmet-Highlight dieses edlen Fisches.<br />

Frisch geräucherter Lachs in diversen Variationen wird uns<br />

als Lachs-Cocktail serviert – ich kann nur sagen – köstlich!<br />

Etwas nüchterner und ruhiger wird es dann, als wir am<br />

ehemaligen „KdF – Kraft durch Freude“ Erholungsheim,<br />

dem „Koloss von Prora“ vorbeifahren, ein knapp fünf Kilometer<br />

langer Gebäudekomplex aus fünfstöckigen Betonbauten,<br />

Grundsteinlegung noch in der Nazi-Zeit 1936. In<br />

zehntausend Zwei-Bett-Zimmern mit Meeresblick sollten<br />

sich hier 20.000 Menschen erholen. Die Bauarbeiten wurden<br />

bei Kriegsausbruch eingestellt. Zu DDR-Zeiten nutzte<br />

man einige Bauten für die Nationale Volksarmee. Nach der<br />

Wiedervereinigung hat man diverse Blocks zu einer Jugendherberge<br />

ausgebaut. Die restlichen Bauklötze warten<br />

noch auf ihre Investoren.<br />

Mit dem Wetter haben wir wirklich Glück und wandern<br />

am nächsten Morgen über den Nordstrand Richtung Kap<br />

Arkona. Entgegen der allgemeinen Meinung ist hier nicht<br />

der nördlichste Punkt der Insel Rügen, sondern der befindet<br />

sich circa einen Kilometer weiter nordwestlich bei Gellort,<br />

wo auch der 165 Tonnen schwere Findling „Siebenschneider“<br />

zu sehen ist. Auch dieser Weg lässt immer wieder Ausblicke<br />

auf die offene Ostsee zu, die von vielen Schiffen<br />

befahren wird. Wir sind nicht alleine auf dem Wanderweg,<br />

Autorenfoto<br />

Rügen mit seinen berühmten Kreidefelsen<br />

viele Radfahrer begegnen uns in beiden Richtungen. Die<br />

beiden unterschiedlich hohen Türme auf dem Plateau des<br />

Kap Arkona stammen aus jüngerer Zeit. Der kleinere, mit<br />

nur 19 Metern, im Jahre 1828 vom Architekten Karl Friedrich<br />

Schinkel erbaut, daher auch Schinkelturm genannt.<br />

Den größeren errichtete man im Jahre 1902 in direkter Nähe<br />

mit 35 Metern. Dieser neue Turm übernahm dann die<br />

Aufgabe, den Schiffen den Weg vorbei am 45 Meter hohen<br />

rauhen Kap mit Leuchtsignalen zu zeigen.<br />

Immer wieder fahren<br />

wir mit dem Bus durch<br />

Baum-Alleen und einzigartige<br />

Landschaften zu<br />

einem weiteren Zielpunkt.<br />

Über einen Damm erreichen<br />

wir die ehemalige<br />

Hansestadt Stralsund, im<br />

Nordosten Deutschlands,<br />

des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern,<br />

an<br />

einer Meerenge der Ostsee<br />

gelegen. Auf Grund ihrer<br />

Lage wird sie auch als Tor<br />

zur Insel Rügen bezeichnet.<br />

Drei große Kirchen,<br />

die Marienkirche - Nikolaikirche<br />

und Jakobikirche<br />

und das alte Rathaus<br />

aus Backsteingotik erinnern<br />

an den Reichtum und<br />

auch die Bedeutung mittelalterlicher Kultur dieser Stadt.<br />

Bis zum Jahre 1871 wurde Stralsund durch zehn Stadttore<br />

geschützt, von denen heute noch zwei erhalten sind.<br />

Beide Weltkriege haben ihre Spuren hinterlassen. Nach<br />

1945 wurde die Deutsche Demokratische Republik Machthaber<br />

der Stadt und vernachlässigte die Sanierung der Altstadt.<br />

Im Zuge der Wiedervereinigung wurde Stralsund<br />

jedoch Modellstadt der Städtebauförderung und einschließlich<br />

des Stadthafens so saniert, dass es im Jahre 2002 zum<br />

UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde.<br />

Rechtsanwaltskanzlei<br />

Dr. Buß & Coll.<br />

Dr. jur. Annette Buß<br />

Tätigkeitsschwerpunkt<br />

- Erbrecht<br />

- Familienrecht<br />

- Erstellung von<br />

Patientenverfügungen<br />

<br />

<br />

40 durchblick 3/<strong>2012</strong>


Reisen<br />

Auch die Insel Usedom mit dem Peenemünder Historisch-Technischen<br />

Museum, kurz Heeresversuchsanstalt<br />

genannt, findet bei uns reges Interesse. Hier wurde während<br />

des Zweiten Weltkrieges unter Leitung des Wissenschaftlers<br />

Wernher von Braun die erste funktionsfähige Großrakete,<br />

die V2, entwickelt und getestet, die aber nicht die<br />

erforderliche Reichweite erzielte, um feindliches Gebiet zu<br />

treffen.<br />

Weiter südlich liegt das Ostseebad Heringsdorf an der<br />

Grenze zu Polen. Entlang der Strandpromenade bewundern<br />

wir zahlreiche weiße, herrschaftliche Villen der Bäderarchitektur<br />

aus Gründerzeiten, die während der DDR Zeiten<br />

gerne von Funktionären in Anspruch genommen wurden.<br />

Etwas abseits der Strandpromenade, im Weißen Schloß,<br />

logierte Kaiser Wilhelm l. in seinem Urlaub. Prominente,<br />

Kurgäste, Touristen und wir flanieren über die längste Seebrücke<br />

Deutschlands mit 508 Metern, vorbei an kleinen<br />

Geschäften und Boutiquen.<br />

Es ist ein „Muss“ für jeden Rügen-Besucher, auch eine<br />

Fahrt mit dem „Rasenden Roland“ zu machen. Der aber fährt<br />

langsam und gemütlich vorbei an verträumten Fischerdörfern<br />

mit ihren reetgedeckten Häusern, durch urwüchsige, unberührte<br />

Naturstriche, vorbei an vereinzelt grasenden Rehen<br />

und Schafen und auch hier und da entdecken wir ein Storchennest.<br />

Überall dort, wo keine Autos mehr erlaubt sind,<br />

sucht der Rasende Roland auf den Schienen seinen Weg.<br />

jetzt im<br />

Gesundheitszentrum<br />

am Siegbogen<br />

Siegen-Weidenau<br />

Weidenauer Str. 196<br />

2. Obergeschoss<br />

im neuen Gebäude<br />

der Sparkasse<br />

gegenüber<br />

Finanzamt und<br />

Rathaus<br />

Ein Tagesausflug zur autofreien Insel Hiddensee ist ein<br />

weiterer Programmpunkt. Sie ist der Insel Rügen westlich<br />

vorgelagert. Wir erreichen sie mit der Fähre von Schabrode<br />

aus in circa einer Stunde. Das kulturelle Zentrum der Insel<br />

liegt in dem kleinen Ort Kloster, den wir nach einem kurzen<br />

Fußmarsch, vorbei an Heide- und Wiesenlandschaften, erreichen.<br />

Auf dieser naturbelassenen Insel verbrachte auch<br />

Gerhart Hauptmann viele Jahre seines dichterischen Schaffens,<br />

zunächst in wechselnden Pensionen und später noch<br />

einige Jahre in seinem „Haus Seedorn“. Er nannte sie ein<br />

„liebliches Eiland“ auf der man Ruhe und Erholung finden<br />

kann. Auch der Schriftsteller Thomas Mann weilte hin und<br />

wieder auf der bezaubernden Naturinsel. Sie begeistert zu<br />

jeder Jahreszeit, endlose Sandstrände, steile, weiße Klippen,<br />

Heidelandschaften, gelbe Sanddornbüsche, eine Artenvielfalt<br />

von Vögeln und nicht zu vergessen, die schmucken reetgedeckten<br />

Häuser, alte und neue. Ein Tag ist zu wenig, um<br />

die vielen Schönheiten der Natur dieser Insel zu erkunden.<br />

Für mich war es ein besonderes Erlebnis, mit so viel<br />

wanderfreudigen, der Natur aufgeschlossenen Menschen<br />

zusammen zu sein, die jeden Tag gut gelaunt ihre Wanderschuhe<br />

schnürten und neugierig dem Tag entgegensahen.<br />

Ein besonderer Dank gilt dem Ehepaar Anne und Karl-<br />

Heinz Kastner für die bestens organisierte Reise.<br />

Wir lösen Ihr Hörproblem<br />

seit 10 Jahren in Weidenau<br />

Foto: Gottfried Klör<br />

Helga Siebel-Achenbach<br />

Gutschein<br />

Für einen kostenlosen Hörtest und<br />

kostenloses Probetragen<br />

eines Hörgeräts<br />

Kreuztal<br />

Roonstr. 2 0 27 32 - 55 39 77<br />

<br />

Siegen<br />

Weidenauer Str. 196 02 71 - 7 41 17 05<br />

durchblick 3/<strong>2012</strong> 41


Unterhaltung<br />

MUT ZUM RISIKO<br />

Helmut aus dem Siegerland ist mit Marianne, die aus<br />

Brandenburg stammt, verheiratet. 1958 kam Marianne<br />

im Zuge einer Familienzusammenführung<br />

in die Bundesrepublik Deutschland.<br />

Eines Abends, im Jahr 1973, kam Helmut nach Hause,<br />

und seine Frau erzählte ihm, dass ihre Tante Trudchen und<br />

ihr Onkel Alfred zu Besuch bei ihren Eltern seien. Die Verwandten<br />

kamen beide aus Biesdorf bei Ostberlin. Helmut<br />

und Marianne konnten sich nicht erklären, wie es möglich<br />

war, aus der DDR in die Bundesrepublik zu reisen. Um<br />

Einzelheiten über den Besuch zu erfahren, machten sie sich<br />

kurzerhand auf den Weg zu ihren Eltern. Viele Jahre war es<br />

her, dass sie sich zuletzt gesehen hatten, so gab es natürlich<br />

viel zu erzählen. Neugierig, wie Helmut war, wollte er nun<br />

von Trudchen und Alfred genau wissen, wie es möglich<br />

wäre, von Ostberlin nach Siegen zu reisen.<br />

Autorenfotos<br />

Trudchen erzählte, dass Anfang der 70er Jahren die<br />

DDR-Regierung ihren Rentnerinnen und Rentnern auf Antrag<br />

die Ausreise erlaubte. Mit der S-Bahn durfte man dann<br />

über den Grenzübergang Friedrichstraße nach Westberlin<br />

reisen. Dort durfte man sich dann eine begrenzte Zeit aufhalten.<br />

Die Gelegenheit nutzten die beiden, um ihren in<br />

Westberlin wohnenden ältesten Sohn Fred zu besuchen.<br />

Der jüngere Sohn Wolfgang wohnte mit seiner Familie in<br />

Ostberlin. Alfred hatte bis zum Mauerbau in Westberlin gearbeitet<br />

und sich dort ein Bankkonto eingerichtet. Mit dem<br />

noch vorhandenen Geld ließ es sich in Westberlin einige<br />

Tage gut leben.<br />

Während des Besuchs bei ihrem Sohn kam Trudchen auf<br />

die wahnwitzige Idee, ihren Bruder und ihre Schwägerin<br />

in Siegen zu besuchen. Alfred und sein Sohn verstanden<br />

die Welt nicht mehr. Sie empfanden das Risiko für solche<br />

Experimente als viel zu groß. Alle Einwände prallten bei<br />

Trudchen jedoch ab. Erst nach unendlich langer Diskussion<br />

stimmte Alfred schweren Herzens dem Abenteuer zu. Sie<br />

flogen nun vom Westberliner Flughafen Tempelhof nach<br />

Hannover.<br />

Fred fuhr dann mit seinem Auto auf der Transitstrecke<br />

ebenfalls nach Hannover, um von dort seine Eltern ins Siegerland<br />

zu kutschieren.<br />

Bis hierhin war das schon ein gewagtes Unternehmen,<br />

gewesen, aber es sollte noch heftiger kommen!<br />

Wenige Tage nach dem ersten Besuch traf man sich<br />

erneut. Es gab ja immer noch viel zu erzählen! In vorgerückter<br />

Stunde verabschiedet man sich und Helmut, leicht<br />

alkoholschwanger, erzählte noch beim Rausgehen, dass er<br />

am Wochenende mit Frau und Sohn nach Rimini in den<br />

Urlaub fahren wolle. „Es ist ja schade, dass ihr nicht mitkommen<br />

könnt“ sagte er. Helmut hatte sich nichts dabei<br />

gedacht. Mit der unbedarften Aussage nahm das Abenteuer<br />

aber einen anderen Verlauf. Am nächsten Morgen wurde<br />

Helmut von seiner Frau an seinem Arbeitsplatz überrascht.<br />

Entsetzt teilte sie mit, dass Trudchen undAlfred seine unbedarfte<br />

Aussage tatsächlich als Einladung aufgefasst hatten,<br />

sie nach Italien mitzunehmen.<br />

Trudchen hatte schon mit dem Einwohnermeldeamt<br />

gesprochen und klar gemacht, dass sie mit Passbildern und<br />

ihren gültigen Personalausweisen einen provisorischen<br />

Personalausweis der Bundesrepublik Deutschland erhalten<br />

würden. Diese Mitteilung riss Helmut „vom Stuhl“.<br />

Als er nachmittags nach Hause kam, war die familiäre<br />

Atmosphäre auf dem Tiefpunkt. Sätze waren durch die<br />

Luft geflogen wie: „Hast Du doch!“ – „Hab ich nicht!“<br />

– „War aber so!“ „Frag Mutti und Papa, die können das<br />

42 durchblick 3/<strong>2012</strong>


Unterhaltung<br />

bestätigen“. Es ging immer nur darum, ob Helmut beide<br />

eingeladen hatte oder nicht. Helmut sah keinen Ausweg.<br />

Noch am selben Tag sagte er Trudchen und Alfred zu, sie<br />

mitzunehmen. Ganz beiläufig hatte Marianne sarkastisch<br />

gefragt: „Sollen die denn auch bei uns im Zimmer schlafen?“<br />

und weiter: „Dann ruf Du wenigstens in Italien an,<br />

und frag Lino (Hotelbesitzer) ob er noch zwei Notbetten<br />

in unserm Zimmer aufstellen könne. Ob die Möglichkeit<br />

bestand, für zwei Wochen ein weiteres Doppelzimmer mit<br />

Halbpension zu bekommen, darüber hatte sich Helmut bis<br />

dato noch gar keine Gedanken gemacht, da aber keine<br />

Hauptsaison war, war es kein Problem.<br />

Der Stress im Büro und jetzt noch das Experiment mit<br />

Trudchen und Alfred hatten ihn bald in einen Nervenzusammenbruch<br />

getrieben.<br />

In zwei Tagen sollte die Reise losgehen. Konsequent,<br />

wie Trudchen war, hatte sie sich alle notwendigen Reiseunterlagen<br />

besorgt. Nachts um zwei Uhr gings los. Die beiden<br />

wurden bei den Schwiegereltern übernommen und die<br />

Reise begann. Die Fahrtzeit über den Brenner betrug etwa<br />

12 Stunden mit Zwischenstopps, aber ohne Übernachtung.<br />

Beide wussten, dass die Fahrt sehr stressig werden würde.<br />

Nach Passieren des Brenners war Alfred in tiefen Schlaf<br />

gesunken. Trudchen konnte nicht verstehen, dass man bei<br />

dem Ausblick auf Weinberge und Obstplantagen schlafen<br />

konnte. In Rimini angekommen, war auch Alfred wieder<br />

hellwach. Das Meer, die Hotels mit ihren Anlagen versetzten<br />

beide in Staunen. Helmut war seinerseits auch erstaunt,<br />

aber eher darüber, dass Trudchen und Alfred nach all dem<br />

Erlebten nicht hundskaputt ins Bett fielen. Am nächsten<br />

Tag, als sich alle erholt hatten, führte der erste Gang an<br />

den Strand, Sonnenschirme und Liegestühle wurden in Beschlag<br />

genommen.<br />

Die Kleidung der Verwandten war schon sehr gewöhnungsbedürftig.<br />

ZweiAlte aus dem Ostblock im modischen<br />

Italien ... !<br />

Bei Ankunft im Hotel hatten<br />

Helmut und Marianne die „Fahnenflüchtigen“<br />

eindringlich davor<br />

gewarnt, zu erzählen, dass sie<br />

aus der DDR seien. DieAngst war<br />

groß, immerhin war diese Reise<br />

für Trude und Alfred ein Straftatbestand<br />

nach DDR-Recht. Diese<br />

Warnung hatte aber überhaupt<br />

nichts genützt. Die ersten Tage<br />

vergingen sehr harmonisch. Am<br />

dritten Tag überraschte Trudchen<br />

die Familie damit, dass Alfred<br />

am übernächsten Tag 70 Jahre<br />

alt würde. Helmut und Marianne<br />

waren sehr überrascht! Trudchen<br />

wurde seit den frühen Morgenstunden<br />

kaum mehr gesehen.<br />

Die Spaziergänge am Strand waren<br />

ja sehr unterhaltsam, und es gab ja auch viel zu erzählen.<br />

Morgens am Frühstückstisch standen Kaffeepulverreste -<br />

Milchreste - Kakaopulver und angebrochene Weinflaschen<br />

auf dem Tisch, die die abreisenden Gäste für die „Ostdeutschen“<br />

abgestellt hatten. Trudchen musste wohl jedem erzählt<br />

haben, dass sie aus der DDR seien. Helmut regte sich<br />

fürchterlich darüber auf.<br />

Clever, wie man es den Italienern nachsagt, hatten sich<br />

zwei Bastler einen alten Wagen zurecht gemacht, auf dem<br />

eine Plastikpalme befestigt war. In ihrer obersten Spitze saß<br />

ein Affe. Jeder, der wollte, konnte sich vor diesem Gefährt<br />

fotografieren lassen. An Alfreds Geburtstag wollte man<br />

sich diese Attraktion nicht entgehen lassen und machte das<br />

Spektakel mit. Lino, der Hotelbesitzer, schenkte Alfred zu<br />

seinem Geburtstag eine Flasche „Asti Spumante“ – (die<br />

westdeutschen Geburtstagskinder bekamen allerdings nur<br />

einen warmen Händedruck). Nach 14 Tagen traten Trude<br />

und Alfred, wie geplant, alleine die Heimreise an. Diesmal<br />

nicht mit dem Auto, sondern per Bahn, über München,<br />

Frankfurt, zunächst nach Siegen.<br />

In Siegen am Bahnhof angekommen, müde und kaputt,<br />

stolperte Trudchen über ihre eigene Tasche und brach sich<br />

zu allem Überfluss durch den Sturz auch noch den rechten<br />

Unterarm. In der Bahnhofsmission wurde der Arm provisorisch<br />

versorgt. Ein Krankenhausaufenthalt war nicht<br />

möglich, weil sie nicht nur in zwei Tagen wieder in Ostberlin<br />

sein musste, die gesamte Reise außerhalb Berlins<br />

war ja illegal.Am nächsten Morgen, Trudchen hatte laufend<br />

Schmerztabletten genommen, wurde die nächste Etappe der<br />

Heimreise angetreten: Von Siegen mit der Bahn nach Hannover,<br />

von dort mit dem Flieger wieder nach Westberlin.<br />

24 Stunden vor Ablauf des befristeten Aufenthaltes kamen<br />

die beiden wieder in Ostberlin an. Dort wurde Trudchen<br />

operiert und dabei festgestellt, dass sie einen komplizierten<br />

Unterarmbruch hatte. Werner Müller-Späth<br />

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durchblick 3/<strong>2012</strong> 43


Freizeit<br />

EINE LANZE<br />

Foto: Thomas Benauer<br />

FÜR DAS CAMPING<br />

Der Sommer ist endgültig vorüber. Kalt weht der<br />

Wind die Blätter vor sich her und fügt sie strichweise<br />

zusammen, wo sie Widerstand finden, an<br />

den Wegesrändern, an den stacheligen Zweigen der nackten<br />

Brombeerbüsche, an den Umrandungen und Einfriedungen<br />

der verlassenen Wohnwagen. Der letzte Regen hat sie nun<br />

schwer gemacht und ein herber Duft steigt von ihnen auf.<br />

Eichenblätter, braun und hart, die dem kommenden Jahr<br />

entgegenmodern und doch so manchem Insekt, Wühlmäusen<br />

und Maulwürfen Schutz bieten. Eichhörnchen schnuppern<br />

drüber hin und finden hier und da Früchte, die sie eilig<br />

wegschleppen. Lautlos geht der Schritt über einen Teppich<br />

von Kiefernnadeln.<br />

Nicht weit von der Landstraße, aber doch im Wald,<br />

liegt der Campingplatz. Einer von denen, auf dem nicht<br />

Wagen neben Wagen steht, weil die Platzeigner habgierig<br />

genug sind, sich über die Wünsche der Mieter nach Ruhe<br />

hinwegzusetzen und nur an ihren Profit denken. Nein, hier<br />

sieht es etwas anders aus, wenn auch nicht deswegen, weil<br />

der Eigentümer humaner wäre, sondern weil im Laufe der<br />

Zeit immer mehr Stellplätze weggebrochen sind. Waren es<br />

früher 120 und mehr, so gibt es heute nur noch etwa 50,<br />

und nur ganz selten kommt Zuzug. Man weiß nicht recht,<br />

sind es dieAuswirkungen derArbeitslosigkeit, tut die Teuerung<br />

dem luftigen Leben Abbruch, haben sich die Wünsche<br />

verändert oder sind die Menschen nur älter geworden, gestorben<br />

oder anderswohin gezogen. Es hat sich etwas geändert.<br />

Auch die Stimmung hat sich verändert. Wo früher<br />

einer dem anderen half, wenn er dazu in der Lage war oder<br />

auch, wenn er nicht dazu in der Lage war, sondern nur herumstand<br />

und Anteil nahm, gehen die Platzbewohner jetzt<br />

einander mehr oder weniger aus dem Wege, nehmen jeden<br />

Vorfall zum Anlass, den anderen beim Platzwart anzuzeigen,<br />

auch wenn sie selbst eigentlich keinen Schaden haben<br />

und auch nicht belästigt werden, nehmen für sich Vorteile in<br />

Anspruch, auch wenn sie ihre Grenzen damit überschreiten<br />

und die Rechte der Nachbarn einschränken. Auf Beschwerden<br />

reagieren sie mit einem Wortschwall, den sie mit dem<br />

ausgestreckten erhobenen Mittelfinger unterstreichen und<br />

verstehen dies wohl als Ausdruck ihrer Persönlichkeit.<br />

So geschieht es und kennzeichnet einen Schlag von Menschen,<br />

der das eigenwillige aber im guten Sinne merkwürdige<br />

Völkchen der alten Camper mehr und mehr verdrängt,<br />

die sich auch zu Recht daran stoßen, dass der Herr des Platzes<br />

in seiner aufgetragenenAutorität Denunziationen nur zu gern<br />

aufnimmt, weil er meint, damit Gerechtigkeit zu üben.<br />

So schließt sich jeder ab, beobachtet nur, nimmt nicht<br />

mehr Anteil an dem Geschick des anderen, der ihm ein<br />

guter Freund sein könnte. Vorbei die Zeit, als sich die Camper<br />

morgens im Waschhaus trafen und dann heiße Diskussionen<br />

entstanden, die sicherlich nicht von großer Sachkenntnis<br />

und fundiertem Wissen getragen wurden, aber<br />

durchaus ihre soziale Funktion erfüllten. Und das Lachen<br />

schallte durch den Raum und die Teilnehmer fühlten sich<br />

44 durchblick 3/<strong>2012</strong>


Reisen<br />

gehoben und mit Wohlwollen gesättigt, das sie dann auf ihre<br />

Frauen und ihren Kreis übertrugen. Kleine Zäune grenzten<br />

zwar ihren Besitz und ihre Intimsphäre ab, verhinderte jedoch<br />

nicht den Blick auf ihre Gefilde. Heute sind die Büsche<br />

der Einfriedung so hoch, dass man keinerlei Bewegung mehr<br />

wahrnehmen kann. Kein Zuruf von hüben nach drüben, und<br />

bei zufälligen Begegnungen beschränkt sich die Kommunikation<br />

auf ein müdes „Halloh“ , wobei jeder sorgsam darauf<br />

achtet, dass der andere den Mund zuerst aufmacht. Sie warten<br />

auf den Gruß, vergessen aber dabei, dass der Wunsch<br />

nach Begegnung keine hierarchischen Unterschiede verträgt.<br />

Die Zeit hat sich verkühlt. Wo früher ein Klima herrschte,<br />

das von Wohlwollen und Hilfsbereitschaft getragen wurde,<br />

gelten jetzt nur noch Egoismus und Nützlichkeitsdenken.<br />

Und wenn es doch mal zu Gesprächen kommt, geht es<br />

nur darum, sich selbst darzustellen und sich durch die Schilderung<br />

von Auslandsreisen und das Vorstellen eines neuen<br />

Wagens in Szene zu setzen und den eigenen Wert in Höhen<br />

zu stoßen, die von anderen nicht mehr wahrgenommen werden.<br />

Es gibt keine Inhalte mehr, keine echten Gedanken,<br />

die den anderen mit einbeziehen wollen. Jeder lebt für sich<br />

so dahin, und am Abend glühen die Bildschirme der Fernsehempfänger.<br />

Rückzug auf der ganzen Linie, jeder zieht sich in seinen<br />

kleinen Lebensraum zurück, verlagert sein kommodes<br />

Zuhause in den kleinen Raum des Wohnwagens und wähnt<br />

sich im Schutz seiner Höhle.<br />

Aber es ist ein ungesunder und unbefriedigender Zustand.<br />

Der Mensch lebt nicht für sich allein, er braucht seine<br />

Nachbarn und sie brauchen ihn, auch wenn sie es nicht<br />

wahrhaben wollen.<br />

Und doch, auch wenn sie sich verwehren, bleibt immer die<br />

Natur, für den, der ein Gespür dafür hat. Da ist der Wald, der<br />

dem Menschen Schutz<br />

und Geborgenheit gibt.<br />

Es sind nur ein paar<br />

Schritte, und er hüllt den<br />

suchenden Wanderer<br />

ein, umraunt ihn mit den<br />

uralten Mären, erzählt<br />

ihm Geschichten, die<br />

nur sein Ohr vernimmt,<br />

umgibt ihn schweigend<br />

oder zornig, schüttelt<br />

sich und wirft ihm Tau<br />

ins Gesicht, damit er<br />

aufmerksam wird oder<br />

verströmt seinen harzigen<br />

Duft, der bis in<br />

die letzte Fiber seiner<br />

Seele dringt, bietet ihm<br />

die Pilgerschaft, um ihn<br />

dann in die Weite des<br />

Raumes zu entlassen.<br />

Aber immer ist er ihm<br />

Freund und Gastgeber, der sich nie verweigert, niemals tadelt<br />

oder geißelt, ihn immer wieder aufnimmt und in sein<br />

schützendes Dämmer birgt. Und wenn dann die lange Nacht<br />

kommt, fängt er an, mit tausend Stimmen zu reden, wispert<br />

und stöhnt, flüstert und murmelt und reckt seine Zweige zum<br />

Himmel. Und die Sterne geben ihm Antwort und dem, der<br />

sich mit dem All verbunden weiß, wenn er nach dem Erlöschen<br />

der letzten Lichter vor dem Zelt oder Wagen sitzt und<br />

die schweigenden Worte aufsaugt. Und alles ist gut.<br />

Und dann ist da die Heide, die an den Wald anstößt, die<br />

den Blick öffnet in die Weite, in die der Wanderer mit raumgreifendem<br />

Schritt eindringt, auf Pfaden, die uralt sind und<br />

erahnen lassen, dass sie schon seit langem von Menschen<br />

beschritten wurden, als die Welt noch nicht so ausgebeutet<br />

war. Und hier leuchtet die Erika im Herbst und Millionen<br />

von Bienen bringen sie zum Summen. Aber auch zu anderen<br />

Jahreszeiten, wenn sie nur ihr braunes Kleid trägt,<br />

ruht das andächtige Auge des Beschauers wie auf einem<br />

Kleinod, und er möchte mit der Hand darüber streifen und<br />

sagen: Wie schön ist die Welt.<br />

Freiheit ist es, die der Kundige finden kann, ob im Moor,<br />

wo das lebendige Wasser gluckert oder an der weithin<br />

leuchtenden See, die die gischtenden Wogen ans Gestade<br />

donnert und wo der rote Glanz der untergehenden Sonne<br />

die harten, Kreise zeichnenden Gräser umspielt. Freiheit<br />

von den Händeln der gierigen Menschen, Freiheit von der<br />

Mühsal des Alltags und des Notwendigen, Freiheit von<br />

Qual und Pein, Freiheit, wie eine neue Religion, die uns<br />

zum Teil des Universums macht, die uns zum Menschen<br />

macht, wie in einer unbewussten Bindung.<br />

So finden wir vielleicht, wenn wir uns die Möglichkeiten<br />

schaffen, auf einem anderen Weg als dem alltäglichen, ein<br />

Stück der Glückseligkeit.<br />

Johannes Buhl<br />

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durchblick 3/<strong>2012</strong> 45


Unterhaltung<br />

NO RISK NO FUN.<br />

Glücksspiele seien Teufelswerk, sagte meine Oma, und<br />

sicher waren sie noch zu ihrer Zeit sehr verpönt. Inwieweit<br />

man dies heute unter diesem Gesichtspunkt sieht, mag dahingestellt<br />

sein. Glück im Spiel. Welche Gedanken lassen sich<br />

damit verbinden. Es eröffnen sich in vielfacher Weise Hoffnungen,<br />

Sehnsüchte, positive Erwartungen. Ja, es veranlasst<br />

zum Bau von irgendwelchen Luftschlössern. Per Postwurfsendungen<br />

flattern uns Chancen aller Arten ins Haus, die auf<br />

Verlockungen, Treffer, profitable Spekulationen oder enorme<br />

Erlöse hinweisen. Nicht nur Haushaltsgeräte, Weine aus vortrefflichen<br />

Anbaugebieten,<br />

Fahrzeuge der Luxusklasse,<br />

Reisen zu fernen Zielen<br />

werden genannt; dasAngebot<br />

der zu erwartenden Gewinne<br />

kennt keine Grenzen<br />

mehr. Man bietet etwas<br />

Nervenkitzel, appelliert an<br />

die Bereitschaft zum Risiko<br />

nach dem Schema, dass<br />

nur der gewinnt, der auch<br />

etwas wagt. No risk no fun!<br />

Wer kennt diesen Spruch<br />

nicht. Nun ja, es wird auch<br />

gewarnt, dass es rein vom<br />

Verstand her gar nicht klappen<br />

kann. Trotzdem lieben viele unserer Mitmenschen diese<br />

Glücksmomente. Wahrscheinlich ist die Freude am Spielen<br />

und Gewinnen zu groß, denn kaum eine Zeitschrift erscheint<br />

ohne ein Versprechen. Ebenso bieten Rundfunk-, Fernsehsender<br />

zusätzlich teils dämliche Fragen, die man nur innerhalb<br />

einer ewig-langen Hotline-Verbindung beantworten kann.<br />

Woche für Woche flimmern nicht nur am Mittwoch, sondern<br />

auch an jedem Sonnabend irgendwelche Glückszahlen über<br />

unsere Bildschirme im Vorabendprogramm. Früher hörte<br />

man öfter von neuen Lotto- oder Lotteriemillionären. Heute<br />

hält man die glücklichen Gewinner hoher Summen geheim.<br />

Sicher weil die Gefahren zu groß geworden sind, dass sich<br />

böse Gesellen ebenfalls bereichern wollen.<br />

Einen zusätzlichen Reiz bietet oft der Wert des mit einer<br />

unglaublichen Summe angesetzten Jackpots. Für dieses<br />

spektakuläre Gewinnglück überschreiten zuweilen wirkliche<br />

Spielernaturen die Landesgrenzen, um mit dabei zu<br />

sein. Mit jedem Lotterielos erleben sie wahrscheinlich einen<br />

großen hoffnungsvollen Taumel der zu erhoffenden Gunst<br />

der Stunde oder des Schicksals. Jeder sehnt sich danach,<br />

einmal der Gewinner zu sein, einmal das Rennen zu machen,<br />

einmal das Gefühl zu haben, im Gelde baden oder gar<br />

schwimmen zu können! Es war in meiner Kindheit, als ich<br />

diesen Rausch des Glückes auch bei meinem Vater erlebte.<br />

Damals gab es an einem Abend, ich weiß nicht mehr, war es<br />

am Sonnabend oder am Sonntagabend, die Gewinnzahlen<br />

im Totoblock. In diesen wenigen Minuten, in der die Ziehungszahlen<br />

im Radio ausgestrahlt wurden, herrschte bei<br />

uns ein familiärer Ausnahmezustand, eine grundsätzliche<br />

Ruhe. Meistens spitzte unser Vater dafür zunächst einmal<br />

einen Bleistift mit einem Küchenmesser an, nahm dann seinen<br />

Stammplatz am Küchentisch ein und zum Mitschreiben<br />

der Gewinnreihe lag stets und ständig eine zusammengefaltete<br />

Zeitung parat. Alle im Raume anwesenden Personen<br />

verhielten sich gedämpft stille, denn: Vati wartete gespannt<br />

auf die freundliche<br />

Stimme aus dem<br />

Äther. Es muss eine<br />

nette junge Dame<br />

gewesen sein,<br />

jedenfalls klang<br />

die fremde Stimme<br />

melodisch freundlich<br />

und einfühlsam.<br />

Fein säuberlich<br />

schrieb unser<br />

Vater alle Zahlen<br />

untereinander auf<br />

den Zeitungsrand.<br />

Dann kam der<br />

spannende Augenblick.<br />

Er erhob sich, schritt zum Küchenschrank. Mit einem<br />

Griff hinter den blechernen, blau-weiß emaillierten Brotkasten<br />

holte er den Tippschein. Bevor er sich wieder hinsetzte,<br />

überzeugte er sich, dass es sich auch um den richtigen, dem<br />

Datum entsprechenden Glücksschein handelte. Allerdings<br />

endete es überwiegend in einer enttäuschten Mine und den<br />

ernüchternden Worten „wieder nichts“! Alle Hoffnungen<br />

waren dahin! Wieder wurde erneut dafür gespart. Eben weniger<br />

Tabak für die Pfeife, dafür aber neue Erwartungen für<br />

die nächste Runde mit dem wöchentlichen Tippschein. Die<br />

gespannte Erwartung, Ungeduld und wohl auch eine erneute<br />

Vorfreude auf das: Wenn es denn mal klappt mit dem<br />

Gewinn! Es gab dem tristen und eintönigen Arbeitsablauf<br />

einer Woche einen hoffnungsvollen Sinn. Unser Vati tippte<br />

Woche für Woche stetig und unermüdlich weiter.<br />

Irgendwann im Verlaufe der Zeit verlagerte er seine<br />

Passion von Fußball-Toto auf die Chancen im Lottoglück.<br />

Die Stimme im Radio sagte dann am Sonnabendabend: „Im<br />

deutschen Lottoblock wurden folgende Gewinnzahlen gezogen“.<br />

Für die Ziehung hatte man damals Waisenkinder<br />

ausgesucht. Ich muss so etwa zehn-elf Jahre alt gewesen<br />

sein, und in unserer Küche spielte sich das Ritual einer<br />

Glückserwartung wieder ab. Die friedvolle Wochenend-<br />

Stimmung schwand, in der es zur Gewohnheit geworden<br />

war, dass Vati zuvor das Neueste aus aller Welt aus der<br />

Foto: Agnes Spar<br />

46 durchblick 3/<strong>2012</strong>


Unterhaltung<br />

Zeitung vorgelesen hatte. Mutti saß wie üblich in jenen<br />

Abendstunden am Küchentisch und stopfte. Einen kleinen<br />

Korb mit löchrigen Socken und schadhaften Kleidungsstücken<br />

vor sich, daneben eine Pappschachtel mit Stopfgarn<br />

und war recht vertieft in ihre Arbeit. Ein Blick auf die Uhr,<br />

und unser Vater faltete ruhig seine Zeitung zusammen, um<br />

nun erwartungsvoll der Ziehung der Glückszahlen entgegenzusehen.<br />

Wie immer hatte er zuvor seinen Bleistift angespitzt,<br />

trommelte noch etwas nervös auf der Tischplatte<br />

herum und notierte ordentlich die sechs Ziehungszahlen,<br />

plus der Zusatzzahl, eben so, wie sie die Stimme aus dem<br />

Radio nannte. Ich hatte ebenfalls am Tisch gesessen und<br />

niemand, weder Mutti noch Vati, hatten mich beachtet. Sehr<br />

emsig hatte ich mich beschäftigt und schob in freudiger<br />

Erwartung den Lottoschein über den Tisch. Es fiel nicht<br />

auf, dass der Schein nicht wie sonst hinter dem Brotkasten<br />

hervor geholt werden musste. Vati war wie üblich in ungeduldiger,<br />

erwartungsvoller Spannung. Er sah die Zahlen.<br />

Er verglich sie mehrfach mit dem Zeitungsrand. Er atmete<br />

immer schwerer, tiefer… und dann holte er ganz tief Luft<br />

und sagte „Hilde, das ist nicht möglich! Das kann nicht<br />

sein!“ Ja, er wurde ganz aufgeregt: „Wir haben alle sechs<br />

Zahlen! Mein Gott! Menschenskind! Wir haben gewonnen“.<br />

Er stutzte! Irgendwie schien er seinem Glück nicht<br />

zu trauen, „Hilde, guck doch mal! Vergleiche mal“, sagte er<br />

zu Mutti, die nun freudig aufgeschreckt ganz spontan ihre<br />

Arbeit aus der Hand gelegt hatte.Auch sie stutzte, schluckte<br />

und bemerkte es sofort! Auf dem Schein war ein Feld oder<br />

eine Reihe zu viel ausgefüllt. Statt der sonst üblichen zwei<br />

Reihen befanden sich hier auf seltsame Weise plötzlich drei<br />

angekreuzte Zahlenreihen. Wie das? Ich tat ganz teilnahmslos.<br />

Heimlich hatte ich zuvor den Lottoschein unter meinem<br />

Zeichenblock versteckt und die Zahlen mit angekreuzt, wie<br />

sie hintereinander von der Stimme im Radio genannt worden<br />

waren. Die Enttäuschung war für Vati groß, als es ihm<br />

dann wie Schuppen von den Augen fiel. Zur Strafe musste<br />

ich sofort und ohne Murren ins Bett gehen.<br />

Es minderte aber nicht seine Glücksspielphase und dank<br />

seines beständigen Glaubens an den Zufall erzielte Vati einen<br />

zweiten und tatsächlichen Lottogewinn. Ein paar Monate später<br />

war die Glücksgöttin Fortuna ihm wohlwollend zugetan. Vier<br />

seiner angekreuzten Zahlen wurden gezogen. Die Freude war<br />

riesengroß und die Zahlenreihe echt! Schon amAbend wurden<br />

zahlreiche Pläne geschmiedet, was man denn von diesem unerwarteten<br />

Geldsegen anschaffen könne. In jedem Fall entschied<br />

Vati „kaufen wir zwei große Kringel Fleischwurst, damit sich<br />

jeder einmal richtig rundum satt essen kann“. Gesagt, getan.<br />

Am Montag erstand Mutti beim Metzger zwei große, dicke<br />

Kringel. Sechs strahlende Augenpaare blickten auf die im<br />

Wasserbad erhitzten Würste, wie sie auf unseren Tellern verteilt<br />

wurden. Allein die Vorfreude auf diesen Genuss stimmte<br />

uns schon Stunden zuvor fröhlich, glücklich, und wir Kinder<br />

waren total aus dem Häuschen. „Fettleber“ war angesagt! Ein<br />

Schlemmen nach Herzenslust. Es bedeutete für uns mehr als<br />

der Genuss eines nach heutigem Ermessen ausgerichteten<br />

fünf-Sterne Gourmetmenüs! Einen derartigen Ausdruck des<br />

Genießens kannten wir zudem damals noch nicht. Und dann<br />

kam das Pech im Glück! Es hatte sich ja so vielversprechend<br />

angehört: vier Richtige. Ernüchterung setzte bei der Nachricht<br />

ein, dass anhand der großen Anzahl von Gewinnern mit einer<br />

geringen Lottoquote gerechnet werden müsse! So meldete es<br />

der Rundfunk im Laufe der darauffolgenden Woche. Unsere<br />

Mutti wurde langsam unruhig und schweigsam. Naja, und<br />

als dann der Briefträger die Geldanweisung der Lottogesellschaft<br />

überbrachte, wich die Freude der tristen Enttäuschung.<br />

„Um Himmels Willen, wir haben den ganzen Lottogewinn<br />

vertilgt…, dabei wäre manches andere wesentlich wichtiger<br />

und nützlicher gewesen…“ klagte Mutti tagelang. Die vier<br />

richtigen Zahlen brachten einen Gewinn von 12,80 Deutschen<br />

Mark. Zwei Mark hatteVati in den Lottoschein investiert, knappe<br />

neun Mark hatten die beiden großen Kringel Wurst gekostet.<br />

Geschmeckt hatte es trotzdem, beteuerten wir uns gegenseitig.<br />

Es war alles in allem doch noch ein Gewinn, von dem wir in<br />

Gedanken sehr lange zehren konnten. Eva Maria Herrmann<br />

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durchblick 3/<strong>2012</strong> 47


GEDÄCHTNISTRAINING<br />

Silbenrätsel<br />

Bilden Sie aus den unten stehenden<br />

Silben andere Worte der<br />

gleichen Bedeutung für die folgenden<br />

Begriffe.<br />

z.B. Laub - BL-ATT-WE-RK<br />

1.Verhalten-__________________<br />

2.sprechen -__________________<br />

3.essen -__________________<br />

4.erklären -__________________<br />

5.Zwang -__________________<br />

6.Gebiet -__________________<br />

7.Mensch -__________________<br />

ATT - BE - BE - BE - BEN - BL<br />

- DEN - EI - EN - GE - IS - MEN<br />

- NEH - NÖ- PF- RE - RK - RK -<br />

SCHR - SCHÖ - SPE - TIG - UNG<br />

- WE - ZI -<br />

Tainingsziel: Wortfindung<br />

assozioatives Denken<br />

Logisches Denken<br />

im Quadrat<br />

In jeder der vorgegebenen Zeilen<br />

und Spalten, sowie in jedem<br />

kleinen Viererquadrat, muss jedes<br />

dieser Kartenspielzeichen<br />

♥ ♦ ♣ ♠ je einmal vorkommen.<br />

Mit logischem Denken haben<br />

Sie die Kästchen schnell gefüllt.<br />

Buchstabensalat<br />

Suchen Sie im unten stehenden Durcheinander 15 Begriffe. Sie vereinen sich zu einem<br />

bestimmten Thema. Wie heißt das Thema?<br />

ZDFMARTINGDHISOLDATMNFKOKLBZDARDNVMKDIUHNC<br />

MDHKILEFBVCMKINDERGAGXLSJNLLATERNEBCOWÖDNC<br />

BETTLERBETTMIGFFJBCNBCCJGDLSMARTINSGANSDERT<br />

LSODLEDJDFKDJKBASTELNNDKJKKDFNKDKKTEILENHHK<br />

GHDGBFKERZEHHBDKJHDKJKDLICHTGJDHCJKNKDKKDK<br />

MMANTELDNOZEMHJHLFSHDKJNOVEMBERJJDOOSIOIIO<br />

HDJHJHJJSWLPAMVBJVLATERNENZUGLATEASDRKLOPM<br />

MANTLJDNSTUTENMANNNDLSKDLZUCKERBREZELJDOS<br />

Sie trainieren Konzentration, Wahrnehmung, Wortfindung und assoziatives Denken<br />

48 durchblick 3/<strong>2012</strong>


Lösungen auf Seite 74<br />

Wortmix<br />

In dem Durcheinander versteckt<br />

sich ein Begriff.<br />

Finden Sie ihn !<br />

Tainingsziel: Wortfindung<br />

Wahrnehmung<br />

Finden Sie möglichst viele Wörter,<br />

die die Buchstabenkombination - ng -<br />

beinhalten.<br />

Z.B. Ding , Unterhaltung...<br />

Sie trainieren: Wortfindung<br />

Wochentage<br />

Finden Sie heraus, welcher Wochentag<br />

gemeint ist!<br />

1. Gestern war Freitag. Welcher Tag<br />

kommt nach übermorgen?<br />

2. Zwei Tage nach übermorgen ist Mittwoch.<br />

Welcher Tag war vorgestern?<br />

3. Heute ist Montag. Welcher Tag war drei<br />

Tage vor morgen?<br />

4. Der Tag, der nach übermorgen kommt, ist<br />

Samstag. Welcher Tag war gestern?<br />

Sie trainieren: Denkflexibilität,<br />

Konzentration<br />

Die Übun<br />

unge<br />

gen wurd<br />

rden<br />

zusa<br />

mmen<br />

enge<br />

gest<br />

ellt von:<br />

Stress mit den Ohren?<br />

Viel hören - Wenig verstehen?<br />

Von diesem Problem mit dem Gehör ist annähernd jeder<br />

Siebte betroffen. Der Anfang: Angestrengtes Verstehen<br />

und Verwechselung bei Neben<br />

geräuschen, wobei es bei Einzelgesprächen<br />

oft noch geht.<br />

Meist sind beide Ohren gleichermaßen<br />

betroffen. Bei uns<br />

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durchblick 3/<strong>2012</strong> 49


Aus dem Siegerland<br />

STEINREICH IN NIEDERSETZEN<br />

Helmut Müller besitzt einzigartige Mineraliensammlung<br />

Helmut Müller ist<br />

im wahrsten Sinne<br />

des Wortes steinreich.<br />

Wer das Wohnhaus<br />

des 67-jährigen Rentners In<br />

der Burbach 28 in Niedersetzen<br />

betritt, der ist fasziniert<br />

von der einzigartigen<br />

Mineraliensammlung, die<br />

in nahezu allen Räumen<br />

des Hauses untergebracht<br />

und zu bewundern ist.Vom<br />

Wohnzimmer im Obergeschoss<br />

bis hinab in die Kellerräume<br />

verbergen sich<br />

hinter Glas und in offenen<br />

Regalen über 1000 wunderschöne<br />

Exponate aus<br />

dem Siegerland und seinen<br />

Nachbargebieten sowie der<br />

Alpenregion. Da zwischen<br />

1950 und 1965 die meisten<br />

Eisenerzgruben im Siegerland geschlossen wurden, gibt es<br />

dort nicht mehr viel zu finden. „Doch die Halden bergen<br />

noch so manche Schätze“, verrät Helmut Müller. Vor 45<br />

Jahren entdeckte er seine Liebe zu Steinen und Stufen, als<br />

er mit seiner Frau im Zillertal den Urlaub verbrachte. Daran<br />

kann sich Helmut Müller noch ganz genau erinnern: „Bei<br />

einem Besuch beim Wurzel-Max in Mayerhofen habe ich<br />

mich in ein blaues Steinwunder verliebt. Es war ein Amethyst.Aber<br />

das habe ich erst durch Nachfragen herausgefunden.<br />

Ich habe die schöne Stufe dann auch direkt gekauft.“<br />

DerAnfang von Helmut Müllers Mineraliensammlung war<br />

damit gemacht. Im Laufe der nächsten Jahre hat er manch<br />

altes Grubengebiet im Siegerland und in ganz Deutschland<br />

Stolz präsentiert Helmut Müller seine Mineraliensammlung<br />

„durchkämmt“.<br />

Besonders angetan<br />

haben es ihm<br />

dabei die Fundstellen<br />

in den Alpen.<br />

„Hier musste<br />

ich immer erst in<br />

höhere Regionen<br />

steigen, um nach<br />

großer Schinderei<br />

vielleicht eine<br />

Quader oder ein<br />

kleines Bergkristallstüfchen<br />

ans<br />

Licht der Welt zu<br />

bringen. Aber die<br />

Freude über den<br />

Fund hat dann so<br />

manche Quälerei<br />

beim Bergsteigen<br />

vergessen gemacht“,<br />

so Helmut<br />

Müller. Und: „Vor lauter Steinefieber habe ich da schon<br />

einmal das Essen vergessen.“ Früher habe man auch ohne<br />

Erlaubnis des zuständigen Bürgermeisters noch in die Berghänge<br />

gehen und sammeln können. Heute sei dies nur noch<br />

Berufssammlern gestattet. So ist Hemut Müller zuletzt eher<br />

auf Messen und Mineralienbörsen „fündig“ geworden. Ein<br />

Bergkristall aus dem St. Gotthard und ein rötlich schimmernder<br />

Glaskopf-Eisenstein aus der Grube Neue Haardt<br />

in Weidenau sind Helmut Müllers ganzer Stolz. „Mineralien<br />

sind Produkte der Natur, die in Millionen von Jahren<br />

entstanden sind. Ich begegne ihnen daher mit großer Ehrfurcht“,<br />

begründet Helmut Müller sein langjähriges steiniges<br />

Hobby.<br />

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50 durchblick 3/<strong>2012</strong>


Gesellschaft<br />

DAS URALTE MEDAILLON<br />

2 Autorenfotos<br />

In Omas altem Vertiko verbarg<br />

sich ein geheimnisvoller<br />

Schatz aus dem 19.<br />

Jahrhundert. Für mich war es<br />

sehr schnell spannend, den Inhalt<br />

der für mich noch nicht erreichbaren<br />

Schubladen in Omas<br />

altem Vertiko zu erkunden. Neugierig<br />

stand ich auf Zehenspitzen<br />

vor diesem Schrank mit seinem<br />

Aufbau, in den sogar ein Spiegel<br />

Medaillon, vererbt über vier Generationen<br />

eingesetzt war. Ich muss circa vier Jahre alt gewesen sein,<br />

als ich Oma immer wieder bat, mich einmal hochzuheben,<br />

um dort hineinschauen zu können.<br />

So holte Oma eines Tages einen sehr großen Schemel, ich<br />

stieg hoch und konnte die Griffe der beiden kleinen Schubladen<br />

gerade so erreichen. Trotzdem war ich noch zu klein,<br />

sie aufzuziehen, um hineinschauen zu können. Oma half mir<br />

dabei, und so konnte ich eine<br />

samtige Schatulle ertasten.<br />

Die Spannung stieg, und ich<br />

war jetzt noch neugieriger<br />

geworden. Oma nahm die<br />

mit purpurrotem Samt bezogene<br />

Schatztruhe heraus,<br />

klappte sie auf und zeigte mir<br />

ganz vorsichtig das darin befindliche<br />

Medaillon. Ich war<br />

ganz sprachlos.<br />

Sie hatte es von ihrer<br />

Mutter geerbt, die es als<br />

Hochzeitsgeschenk bekommen<br />

hatte. Später wurde es<br />

geschont und kaum getragen,<br />

denn auch sie war, wie<br />

meine Großmutter, Landwirtin.<br />

Damals auf dem Lande<br />

trug man so etwas Kostbares<br />

selten oder nur zu besonderen<br />

Anlässen. Nun hatte ich es zum ersten Mal gesehen<br />

und wollte es am liebsten behalten. Doch Oma klappte den<br />

Deckel des Kästchens wieder zu und legte es zurück an<br />

seinen Platz.<br />

Ganz aufgeregt stand ich da, denn Oma hatte gesagt:<br />

„Wenn Du einmal groß bist, wirst Du es von mir bekommen!“<br />

Das stellte mich zufrieden. Für lange Zeit vergaß<br />

ich das Medaillon wieder. Als ich sechsjährig eingeschult<br />

wurde, durfte ich alle meine Schulferien bei Oma in Oberhessen<br />

verbringen. Ich freute mich riesig und habe mir in<br />

allen Ferien, wenigstens einmal, das für mich so besondere<br />

Medaillon zeigen lassen. Doch eines Tages gab es noch eine<br />

große Überraschung für mich,<br />

denn ich hatte entdeckt, dass man<br />

es sogar öffnen konnte! Dabei sah<br />

ich nun die beiden kleinen Fotos<br />

meiner Urgroßeltern. Jetzt war es<br />

noch interessanter für mich geworden,<br />

ich war begeistert! Mit<br />

diesem wertvollen Inhalt hatte<br />

ich nicht gerechnet. So gefiel es<br />

mir noch besser!<br />

Meine besondere Bewunderung<br />

galt dem stilvollen Kleid meiner Urgroßmutter, der<br />

Uniform meines Urgroßvaters und seinem Oberlippenbart.<br />

Oma konnte mir Einiges dazu erzählen, unter anderem, dass<br />

ihre Mutter sehr zart und besonders liebevoll war, ihr Vater<br />

hingegen grob und streng. Sie waren fünf Geschwister zu<br />

Hause und bei Tisch durfte nicht gezappelt und gekichert<br />

werden. Aber stets hatte eines der Kinder etwas zu wispern<br />

oder zu lachen gehabt,<br />

woraufhin der Vater durchgriff.<br />

Er löste seinen Ledergürtel<br />

vom Hosenbund und<br />

verschaffte sich damit den<br />

nötigen Respekt. Sie erzählte<br />

es mir sehr traurig! Ihr Satz:<br />

„Ei, mei arm Mutter`che“, ist<br />

mir unvergessen. Was sollte<br />

sie wohl damit gemeint haben?<br />

Das konnte vieles bedeuten,<br />

sind meine Überlegungen<br />

heute. Das Medaillon<br />

kann mir nicht erzählen, was<br />

seine erste Trägerin erlebte<br />

und was hinter diesen Worten<br />

steckte. Vielleicht hatte<br />

Foto: Gottfried Klör<br />

sie, als sie es zur Hochzeit<br />

bekam, von einem schöneren<br />

Leben geträumt?!<br />

Eigentlich dauerte es mir<br />

viel zu lang, bis ich groß war, denn Oma hatte mir wieder<br />

versichert, dass ich es später einmal haben sollte. Doch die<br />

Jahre vergingen schnell und nicht nur ich, sondern auch<br />

Oma war älter geworden.<br />

Als ich dann achtzehn Jahre alt war und Oma schon über<br />

siebzig, schenkte sie mir das geliebte Medaillon. Von nun<br />

an wurde es in Ehren getragen und nicht mehr so sehr geschont.<br />

Im Beruf trug ich es täglich, und so erfuhr es schon<br />

manche Bewunderung.<br />

So kommt es heute noch zur Geltung und ist für mich<br />

nicht nur ein hübsches Schmuckstück, sondern ein kostbares<br />

Familienandenken.<br />

Helga Düringer<br />

Autorenfoto<br />

durchblick 3/<strong>2012</strong> 51


Erinnerung<br />

DIE FRAU MIT DEM HUT<br />

Foto: Gottfried Klör<br />

Als ich ihn kennenlernte, war er für mich ein alter<br />

Mann. 70 Jahre oder mehr, der nie in seinem Leben<br />

irgendeinen Sport getrieben hatte. Ein schwerer<br />

Mann, mittelgroß, leicht aufgedunsen, mit einer runden<br />

Stirn, wenig Haaren und einer starken Brille, hinter der die<br />

Augen kaum zu sehen waren. Seine Bewegungen waren<br />

langsam, und wenn er sich erhob, hatte er einige Mühe,<br />

wieder in Bewegung zu kommen. Trotzdem wanderte er<br />

gern zu festgesetzten Zeiten, um sich Bewegung zu verschaffen.<br />

Dabei beschränkten sich diese Wanderungen auf<br />

wenige Kilometer, die er nach Möglichkeit in einem Zug<br />

laufen wollte, weil er immer sagte, dass auch alte Pferde<br />

sich lieber immer in Bewegung befänden, weil ihnen das<br />

Aufstehen schwerfiele. Die Gruppe setzte sich meistens<br />

zusammen aus ihm, seiner energischen Sekretärin, einer<br />

stabilen Frau, meiner Frau, mir und ein oder zwei anderen<br />

Bekannten. Manchmal schloss sich sein Cousin an, der in<br />

Gelsenkirchen die Bahnhofsbuchhandlung betrieb.<br />

Ging es einen Hügel hinauf, mussten wir Vater Busch,<br />

wie wir ihn nannten, hinaufschieben, was er sich gern<br />

gefallen ließ, und er genoss dabei das Gefühl, umsorgt<br />

zu sein.<br />

Die Verbindung zu ihm kam über meine Frau und<br />

ihre Familie, der er im südlichen Münsterland, mit Preußischem<br />

Landrecht, auf das er spezialisiert war, immer<br />

den nötigen Rechtsbeistand gewährt hatte.<br />

Inzwischen waren die Eltern tot und das freundschaftliche<br />

Verhältnis hatte sich auf die Töchter, meine<br />

Schwägerin und meine Frau, übertragen. Meine Anwesenheit<br />

schien er wenigstens zur Kenntnis zu nehmen,<br />

so dass sich Gespräche ergaben, die sich über das allgemeine<br />

Geplänkel erhoben. Er war am Tagesgeschehen<br />

interessiert, an Politik und Religion, bei der er allerdings<br />

mehr unbewusst als bewusst seinen besonderen Standpunkt<br />

vertrat, den ich anfangs nicht verstand.<br />

Alles ist schon lange her, aber nichts ist vergessen.<br />

Damals gingen die holländischen Katholiken gerade auf<br />

die Barrikaden, weil sie mit Rom in vielen Dingen nicht<br />

übereinstimmten. Sie wollten Modernität der Kirche und<br />

stießen auf Granit. Was schon 2000 Jahre praktiziert wurde,<br />

musste richtig sein. Auch ich war katholisch getauft,<br />

aber mein Blick war nicht, wie bei vielen, durch Weihwasser<br />

verschleiert, und ich nahm zur Kenntnis, dass vieles<br />

faul sein musste. Das fing an bei unserem lieben Pastor<br />

in unserer kleinen Stadt in der Diaspora, in der ich aufgewachsen<br />

war. Ein gütiger Mensch mit einer durchaus<br />

nicht despektierlich gemeinten Herzenseinfalt, der aber<br />

ein Faible für kleine Jungen hatte, und endete nach dessen<br />

Ablösung aus Altersgründen mit dem neuen Würdenträger,<br />

dessen Kontakte immer nur für die reichen Familien<br />

langte. Sicherlich Äußerlichkeiten, vielleicht entschuldbar,<br />

vielleicht vernachlässigbar, immerhin aber stark genug,<br />

um schon bei einem Kind, das ich damals war, Gedanken<br />

in Bewegung zu setzen. Die Holländer hatten zu der Zeit<br />

begründetere Sorgen, wurden aber alsbald zurückgepfiffen<br />

und das Problem wurde durch Personalveränderungen gelöst.Als<br />

ich mit Vater Busch einmal darüber sprechen wollte,<br />

meinte er nur: „Ach, Herr Buhl, lassen sie mir doch einfach<br />

nur meinen kleinen Kinderglauben.“ Ich begriff noch nicht,<br />

wunderte mich nur, dass ein erwachsener Mensch solche offenbar<br />

so eminent wichtigen Dinge nicht diskutieren wollte.<br />

Er war doch ein intelligenter, redegewandter, mitten im Leben<br />

stehender Mann. Und wenn er auch nicht mehr gut sehen<br />

und hören konnte, waren seine Gedanken doch nicht eingeschränkt.<br />

Wo lagen die Ursachen?<br />

Irgendwie genoss ich es, dazuzugehören, eingebunden in<br />

einen Rahmen, der mir während meines bisherigen Lebens<br />

unbekannt geblieben war. Vater Busch wurde für mich ein<br />

fester Bezugspunkt, dem ich ein fast familiäres Vertrauen<br />

52 durchblick 3/<strong>2012</strong>


Erinnerung<br />

entgegenbrachte, das noch durch meine Idealvorstellungen<br />

über charakterliche Eigenschaften von Akademikern und<br />

exponierten Personen, wie Ärzten, Pastoren,Amtspersonen<br />

gestützt wurde. Kästner hat einmal formuliert, dass er als<br />

kleiner Junge geglaubt habe, große Personen müssten auch<br />

große Menschen sein. Er habe sich aber getäuscht. Bei dem<br />

alten Herrn brauchte ich meine Idealvorstellungen am wenigsten<br />

in Frage zu stellen. Er hatte von vornherein einen<br />

Vertrauensbonus, und selbst heute kann ich mir nicht vorstellen,<br />

dass er diesen jemals missbraucht hätte.<br />

So kam es, dass er mich gelegentlich einlud, ihn einmal<br />

zu besuchen, und ich nahm diese Einladungen nur zu gern<br />

an und lernte dabei auch seine Frau kennen. Bisher hatte<br />

man sie nur gelegentlich erwähnt. Sie war für mich keine<br />

kalkulierbare noch kalkulierwürdige Person gewesen.<br />

Klein, schmal, unscheinbar mit einem leicht verkniffenen<br />

Mund und einem höflichen Lächeln, das erstarrte, wenn<br />

man nicht mehr hinsah. Es liegt nahe, auch als wahr anzunehmen,<br />

wenn berichtet wurde, dass sie jeden Sonntag – sie<br />

war erz-katholisch – in die Kirche ging, angetan mit ihren<br />

besten Stücken und einem großen, breitrandigen Hut, den<br />

Frauen ja in der Kirche merkwürdigerweise nicht abzunehmen<br />

brauchen. Dieser Hut wurde für mich die Inkarnation<br />

einer heuchlerischen, eitlen, puritanischen Gesinnung,<br />

nachdem ich merkte, dass hinter der Fassade eines wohlrenommierten<br />

Hauses kein Heim zu finden war.<br />

Es war ein Haus wie viele andere, in einer respektablen<br />

Wohngegend der Großstadt. Eine gediegene Einrichtung, keine<br />

Auffälligkeiten in Form von Zugeständnissen an die Zeit.<br />

Und trotz der hohen Fenster wirkte der Raum, in dem der alte<br />

Herr lebte, kalt und steril. In einem Lehnsessel hörte er seine<br />

Hörbücher aus der Leihbibliothek und verdammte sich damit<br />

selbst zur Unbeweglichkeit. Aber die geistige Nahrung war<br />

ihm wohl wichtig genug. Für sein Leibeswohl wurde gesorgt,<br />

oh ja, der Teller mit seinem Essen wurde ihm ins Zimmer gebracht.<br />

Er bemerkte wohl meine Reaktion, denn er fragte mich,<br />

ob er nicht für seine Familie alles getan hätte, und kassierte<br />

wie bei einer rhetorischen Frage die entsprechende Antwort.<br />

Ausdruck einer Verzweiflung, die mir das Blut in den<br />

Kopf trieb und meine Augen mit Tränen füllten.<br />

An die Gläubigkeit von Menschen hatte ich nie so recht<br />

glauben können, zu häufig wurden die Worte nicht durch<br />

Taten belegt. Hier aber bekam der Glaube für mich plötzlich<br />

eine inhaltsschwere Bedeutung. Glaube an Auferstehung,<br />

an Hoffnung, an Liebe, Mitleid und Barmherzigkeit. Glaube<br />

an göttliche Gnade und immerwährende Heilswirkung<br />

für ein krankes Herz. Nun verstand ich den Kinderglauben<br />

und die Ablehnung aller theoretischen Geschmeidigkeiten.<br />

Ein Mann sehnte sich nach Wärme, Zuwendung und Liebe<br />

und fand sie allein in seinem Gespräch mit seinem Gott,<br />

und der Glaube daran war seine einzige Lebensbestätigung.<br />

Johannes Buhl<br />

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durchblick 3/<strong>2012</strong> 53


SIEGERLAND<br />

einst Land der<br />

vielen Feuer<br />

La-Tène-Ofen, eisenzeitlicher Schmelzofen, ca. 2500 Jahre alt, der in Wilnsdorf-Obersdorf zu finden ist.<br />

Foto: A.Bingener<br />

Das Land der vielen Feuer lag rechts am mittleren<br />

Rhein zwischen Ruhr und Lahn. Dort, wo sich vor<br />

langer, langer Zeit die Sieg mit ihren Nebenflüssen<br />

durch waldbewachsene Gebirgszüge gegraben hatte. Das<br />

Siegerland.<br />

Auf diesen Bergeshöhen standen einst viele Feuer und<br />

schickten Rauchsäulen gen Himmel. Das Feuer war der<br />

stärkste Gehilfe der Menschen, und es brannte hier wohl<br />

intensiver als sonst irgendwo in deutschen Landen. Denn<br />

nur durch seine Kraft wurde das Erz, das die Bergleiber<br />

einst reichlich spendeten, zur tosenden roten Glut, die Eisen<br />

und Schlacke voneinander trennten.<br />

Die Kelten hausten lange vor der Menschwerdung des<br />

Herrn in diesem Erzland. Sie verstanden es, in kleinen, fast<br />

mannshohen Lehmöfen, sogenannten Rennöfen, mit schwieligen<br />

Händen ein gutes Eisen zu gewinnen, das sie in alle<br />

Lande verschickten, und sie verstanden es wohl auch selbst,<br />

nutzbare Geräte und tödliche Waffen daraus zu formen. Diese<br />

Öfen, die man auch Wind- oder Gebläseöfen nannte, da sie<br />

bei starkem Wind am besten loderten und die größte Hitze<br />

hervorbrachten, standen aus diesen Gründen immer auf den<br />

Bergeshöhen. Auch deswegen, weil die Bergwälder ihnen<br />

das Holz für die Holzkohle lieferten. Etwa eintausend Feuer“<br />

haben seinerzeit auf den Siegerländer Höhen gebrannt und<br />

unserer Heimat den Namen „Land der vielen Feuer“ gegeben.<br />

Ja, im Siegerland soll einst die Wiege der deutschen<br />

Eisenherstellung gestanden haben.<br />

Dann kam aus Osten ein starkes kriegerisches Volk, die<br />

Sugambrer. Sie besiegten die Einwohner des Erzlandes,<br />

eroberten ihre Wallburgen und trieben die Kelten nach<br />

Westen weit über den Rhein. Die Eroberung der Fliehburgen<br />

ist bestimmt durch Aushungerung erfolgt, denn<br />

kämpferisch waren diese Wallburgen kaum einzunehmen.<br />

Die Sugambrer lebten von der Jagd und von der Viehzucht.<br />

Sie zogen auf den kargen Äckern etwas Frucht. Erz, das in<br />

den Bergen ruhte, kannten sie nicht, somit auch nicht die<br />

Kunst, Eisen daraus zu gewinnen. All ihre Waffen und Geräte<br />

bestanden zum größten Teil aus Knochen, Holz oder<br />

Stein. Überall fanden sie jedoch Eisengeräte, welche die<br />

Kelten zurückgelassen hatten. Schnell erkannten sie den<br />

großen Vorteil, der ihnen winkte, wenn auch sie Eisen zu<br />

machen und zu verformen verstünden. Sie wünschten sich<br />

nun auch Arbeitsgeräte, Waffen und andere Gegenstände<br />

aus Eisen.<br />

Unter ihnen waren noch einige Kelten, die das Geheimnis<br />

des Eisenmachens kannten. Es waren der höchste<br />

Priester und einige seiner Gehilfen. Sie wollten aber die<br />

heilige Stätte des Druidensteins nicht verlassen und lebten<br />

in einem Hain unterhalb des Opferstockes. Sie waren verschont<br />

worden, da sie die Stätte achteten. Aber man hatte<br />

auch Ehrfurcht vor der Gestalt des greisen Priesters mit<br />

Namen „Offa“.<br />

Der Sugambrer-König ging zu Offa und bat ihn zu<br />

lehren, wie man Eisen mache. Der Greis schüttelte sein<br />

54 durchblick 3/<strong>2012</strong>


Aus dem Siegerland<br />

Haupt: „Ihr habt die Götter erzürnt!“ „Was müssen wir<br />

tun, um sie zu beruhigen?“. Der Druide sprach: „Opfern“.<br />

Die schönsten Rinder und Stiere schickte der Häuptling<br />

nun zum Opferstein und ging zu Offa. Doch dieser schüttelte<br />

erneut den Kopf: „Nicht genug“. Nun brachte man<br />

die besten und schnellsten Pferde zur Opferstätte und opferte<br />

sie. Doch der Greis sprach erneut: „Nicht genug, es<br />

muss ein edleres Opfer sein!“ „So nenne es“, bat drängend<br />

der Sugambrer. Der hohe Priester erwiderte: „Der Tapferste<br />

deines Stammes!“ Da erschrak der Häuptling und rief:<br />

„Der Tapferste – das bin ich wohl!“ Der Truide entgegnete<br />

höhnisch: „Wenn du ihn schon kennst, dann brauchst du<br />

ihn nicht mehr zu suchen“.<br />

Mit den Stammesmännern beriet der Häuptling im<br />

Thing, dem Gerichtsort, die Forderung der Götter, die durch<br />

den Priester ausgesprochen war. Die Meinung war gespalten.<br />

Viele waren der Ansicht, dass man den Göttern den<br />

Zorn und dem Druiden das Geheimnis des Eisens lassen<br />

sollte. Doch die Mehrheit wollte die Versöhnung und das<br />

Geheimnis des Eisens erfahren. Hunderte Krieger haben<br />

für diese neue Heimstätte ihr Leben geopfert, soll es nun an<br />

einem einzigen mangeln, wenn es darum geht, mehr Macht<br />

und Schutz durch bessere Waffen zu bekommen und den<br />

Zorn der Götter abzuwenden? Der Tapferste muss sich opfern,<br />

bestimmte die Mehrzahl.<br />

Da sprach der Häuptling: „Ihr habt mich als den Tapfersten<br />

gewählt, also werde ich mich opfern“. Da rief der<br />

Sohn, der seinen Vater über alles liebte: „Seht ihr Männer,<br />

wie er sich brüstet und aufbläht. Ihr wisst doch alle, dass<br />

ich viel tapferer bin als er“. Es entstand ein heftiger Streit<br />

zwischen Vater und Sohn. Sie beschlossen endlich, Offa<br />

selbst entscheiden zu lassen, wer von ihnen den Göttern<br />

angenehmer sei.<br />

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Beide, Vater und Sohn, gingen zu dem Druiden. Der<br />

weißhaarige alte Priester neigte sein Haupt, als er vernahm,<br />

welche Wahl man ihm anvertraute. „Alle Männer unseres<br />

Stammes wissen, dass meinem Vater das Alter viel genommen<br />

hat,“ sagte der Sohn, „Ich bin der Stärkste, der Gewandeste<br />

und Mutigste“. Da widersprach der Vater: „Glaube<br />

ihm nicht Priester. Die Jugend verfällt gern in Eigenlob und<br />

ihre Tapferkeit zerfällt bald. Der Mut des Alters ist fest und<br />

die Erfahrung stützt mich.“<br />

Da nahm der Druide beide und stellte sie auf den steinernen<br />

Opfertisch vor dem gewaltigen Basaltklotz, welcher<br />

noch die Wipfel der uralten Eichen überragte. Dann kniete<br />

er nieder und verharrte sehr lange Zeit im Gebet. Er trat nun<br />

vor die beiden Sugambrer und sagte mit milder und zitternder<br />

Stimme: „Die Götter wollen weder Vater noch Sohn. Ihr<br />

seid beide gleich tapfer und habt die Götter versöhnt mit<br />

eurer Liebe und eurem Opfermut. Beides gilt ihnen mehr<br />

als das Blut eines Opfers. Auch meinen Hass und meine<br />

Rache habt ihr damit bezwungen, ich will euch lehren, wie<br />

man Eisen gewinnt und wie man es schmiedet.“<br />

Heinz Bensberg<br />

Der Kommentar<br />

„Bleiben Sie doch noch!“<br />

So lautete in den letzten Tagen die Überschrift in der<br />

Süddeutschen Zeitung zum neuen Trend auf dem<br />

Arbeitsmarkt, Ältere zu bitten, länger im Beruf zu<br />

bleiben als sie müssen. Offenbar sind ältere Menschen<br />

im Beruf nun wieder etwas wert und gefragt. Einerseits<br />

hat man den Eindruck, dass die Erfahrung und Zuverlässigkeit<br />

älterer Berufstätiger allmählich erkannt wird. Anderseits<br />

ist die demografische Situation so, dass auf dem<br />

Arbeitsmarkt qualifizierte Arbeitskräfte fehlen.<br />

Dass in unserem Land zu wenig Kinder geboren werden,<br />

ist inzwischen allseits bekannt. Die Gründe hierfür sind vielfältig<br />

und werden lebhaft diskutiert. Ein Grund ist sicher auch<br />

die Zunahme der Single-Haushalte. Das Statistische Bundesamt<br />

veröffentliche in diesen Tagen dazu neueste Zahlen.<br />

Im vergangenen Jahr gab es rund 15,9 Millionen Single-<br />

Haushalte in der Bundesrepublik und damit 4,5 Millionen<br />

mehr als 1991. Als Gründe hierfür werden vermutet, dass<br />

Männer und Frauen zunehmend Angst haben sich zu binden.<br />

Die Individualisierung der Gesellschaft schreitet immer weiter<br />

voran.Als eine weitere Ursache<br />

wird angesehen, dass Eltern<br />

ihre Kinder zu lange klammern<br />

und zu spät loslassen.<br />

Wie immer man auch zu<br />

der Beschäftigung älterer<br />

Menschen über das Rentenalter<br />

hinaus steht, denen die noch<br />

gerne arbeiten möchten, sollte<br />

man die Möglichkeit dazu geben.<br />

Der Eintritt in den Ruhestand<br />

wird ja ohnehin vom<br />

Gesetzgeber immer weiter<br />

rausgeschoben.<br />

Heute von Horst Mahle<br />

durchblick 3/<strong>2012</strong> 55


Historisches<br />

Bahnhof Siegen: Abfahrt – Gleis Frankfurt.<br />

BAHNFAHRT NACH ZWANZIG JAHREN<br />

Da stand ich im Frühjahr 1994, wollte nach Mainz,<br />

war seit zwanzig Jahren nicht mehr bahngefahren<br />

und wartete nun gespannt auf die Einfahrt des<br />

Zuges. „Ist doch kein Problem!”, dachte ich, „einmal in<br />

Frankfurt umsteigen in die Stadtbahn nach Mainz!“<br />

Der Zug brauste heran, ich spürte den Fahrtwind und<br />

schaute der Lok bis zum Haltepunkt nach. Türen öffneten<br />

sich, Fahrgäste stiegen aus, und die, die mitfahren wollten,<br />

verteilten sich zügig auf die einzelnen Wagen. Ich ging zu<br />

dem Einstieg, wo die wenigsten Personen standen, fand bald<br />

ein leeres Abteil und dachte: „Die Bahn hat sich aber in den<br />

letzten zwanzig Jahren gemausert, so schöne bequeme Sitze”,<br />

nahm den Fensterplatz mit dem Rücken in Fahrtrichtung,<br />

fühlte mich wohl und sah gelassen meinem Ziel entgegen.<br />

In Dillenburg bekam ich Gesellschaft. Ein freundlich<br />

aussehender Herr mittleren Alters nahm den Fensterplatz<br />

in Fahrtrichtung. Ich musste zwar meine langen Beine etwas<br />

zurücknehmen, doch hatte ich immer noch eine angenehm<br />

bequeme Sitzposition. Ab Haiger kamen wir ins Gespräch.<br />

Mein Gegenüber fragte interessiert, ob ich gerne mit der<br />

Bahn reise? „Oh”, dachte ich, „man sieht sogar, dass du dich<br />

so gut<br />

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wohlfühlst.”<br />

Meine Antwort,<br />

dass ich seit<br />

zwanzig Jahren<br />

das erste<br />

Mal wieder<br />

mit der Bahn<br />

fahre und es<br />

auch weiterhin<br />

vorhabe, wurde<br />

mit einem gütigen<br />

Lächeln<br />

bedacht und<br />

mir noch viele<br />

angenehme<br />

Bahnfahrten<br />

gewünscht.<br />

In Gießen kam der Kontrolleur: „Ihre Fahrkarte bitte!”<br />

Ich wurde zuerst angesprochen und reichte ihm fröhlich meinen<br />

Fahrschein. Nach einem anfänglichen Zögern sagte der<br />

Bahnbeamte: „Möchten Sie nachzahlen?” Ich schaute diesen<br />

netten Schaffner reichlich verdutzt an und fragte: „Warum?”<br />

„Sie befinden sich hier im Erste-Klasse-Abteil, Ihr Fahrschein<br />

ist nur für die Zweite Klasse gültig”, erklärte er mir<br />

in einer überaus höflichen Art. Nun hatte ich ein Problem!<br />

Ich muss sehr unglücklich ausgesehen haben, fühlte<br />

mich wie im Kindergarten und wäre am liebsten vor lauter<br />

Scham und ganz besonders wegen meiner Schusseligkeit,<br />

wie Rumpelstilzchen im Erdboden verschwunden. Und<br />

dann war ja da auch noch dieser nette Herr im Abteil! Es<br />

war beschämend und mein Spruch mit den zwanzig Jahren<br />

kam nochmals zur Anwendung. Eingeschüchtert wie ich<br />

nun war, fragte ich vorsichtig nach der Höhe des Zuzahlungspreises<br />

und erwähnte dabei ganz kleinlaut, dass ich<br />

nicht mit Absicht das falsche Abteil gewählt hätte. Nachgezahlt<br />

habe ich nicht, denn Erste Klasse zu reisen konnte<br />

ich mir nicht erlauben. Und das alles war mir ja so etwas<br />

von unangenehm.<br />

Der nette Kontrolleur begleitete mich dann zu dem Zweite-Klasse-Wagen.<br />

Alle Abteile waren besetzt, es war die Zeit<br />

des Berufsverkehrs, und ich musste wie viele andere Reisende<br />

im Durchgang stehenderweise meine Reise fortsetzen.<br />

Der Bahnbeamte flüsterte mir noch auf eine mitfühlende Art<br />

und Weise zu: „Von mir aus hätten Sie im Erste-Klasse-Abteil<br />

bleiben können, doch das war mein Chef, der mit Ihnen<br />

im Abteil saß.” Er wünschte mir einen angenehmen Tag und<br />

gute Weiterreise, und das war genauso ehrlich gemeint wie<br />

meine Zwanzig-Jahre-Version, dazu, die Bahn hätte sich<br />

wirklich in der Zeit gemausert und mein irriger Glaube, ich<br />

säße im falschen Abteil.<br />

Gerda Greis<br />

56 durchblick 3/<strong>2012</strong>


Gesellschaft<br />

INKLUSION?!<br />

Der Begriff „Integration“ ist den meisten Menschen<br />

bekannt. Aber was ist „Inklusion“? Wie ist<br />

das Ziel – die „gemeinsame Vielfalt“ – zu verstehen,<br />

wie zu verwirklichen, wer soll gefördert werden,<br />

wer ist gefordert?<br />

Es geht um die Umsetzung der im Dezember 2006<br />

verabschiedeten UN-Konvention über die Rechte von<br />

Menschen mit Behinderungen (UN-BRK). Dazu hat das<br />

Bundeskabinett im Juni 2011 einen Nationalen Aktionsplan<br />

beschlossen. Mit dem Ziel, die gelebte Teilhabe behinderter<br />

Menschen zu gewährleisten, werden zwölf Handlungsfelder<br />

genannt, unter anderem in den Bereichen<br />

„Arbeit und Beschäftigung“, „Bildung“, „Gesundheit<br />

und Pflege“, „Bauen und Wohnen“, „Mobilität“.<br />

Inklusion heißt Gemeinsamkeit von Anfang<br />

an. Sie beendet das aufwendige Wechselspiel<br />

von Exklusion (= ausgrenzen) und Integration<br />

(= wieder hereinholen).“<br />

Inklusion heißt, Diskriminierungen zu erkennen<br />

und wirksam zu bekämpfen…<br />

Inklusion heißt, dass Menschen mit Behinderungen<br />

gleichberechtigt mit anderen wirksam<br />

und umfassend am politischen und gesellschaftlichen<br />

Leben teilhaben können.<br />

Die Vorgaben des Nationalen Aktionsplans – ergänzt<br />

durch einen Landesaktionsplan NRW – sind<br />

Grundlage eines zu erarbeitenden regionalen Handlungskonzepts.<br />

Diese Aufgabe wurde im Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

einer interfraktionell und interkommunal<br />

besetzten Arbeitsgruppe übertragen. Aber nicht nur Gremien<br />

und Arbeitsgruppen sind gefordert; schließlich geht<br />

es um eine Veränderung der Alltagskultur, um die damit<br />

verbundenen Herausforderungen und vor allem um die Beseitigung<br />

von Vorurteilen, denn<br />

• Behinderung ist das Ergebnis einer Wechselwirkung<br />

zwischen Menschen mit einer Beeinträchtigung und<br />

den Barrieren (in der Umwelt und im Kopf)<br />

• die meisten Behinderungen („Beeinträchtigungen“)<br />

sind nicht sichtbar nur 4,5 % sind angeboren, der<br />

„Rest“ ist durch Unfälle, Krankheiten oder Alterserscheinungen<br />

verursacht<br />

• drei von vier beeinträchtigten Menschen sind älter<br />

als 55 Jahre<br />

• in Deutschland leben etwa 9,6 Millionen Behinderte<br />

(11,7 % der Bevölkerung) davon 7,1 Millionen mit<br />

einer schweren Behinderung.<br />

Foto: Beirat der Menschen mit Behinderung Siegen<br />

Besonders Interesse gilt der Inklusion im Bildungsbereich,<br />

dass beispielsweise Kinder mit und ohne Behinderung<br />

in der Schule gemeinsam unterrichtet werden. Dieses<br />

Ziel sehen gegenwärtig nur 20 Prozent der betroffenen<br />

Eltern als tatsächlich umgesetzt an, 65 % hingegen sehen<br />

hier Defizite. Die Bevölkerung insgesamt hat einen zwiespältigen,<br />

tendenziell eher negativen Eindruck von der aktuellen<br />

Situation behinderter Menschen: Fast die Hälfte der<br />

Bevölkerung (48 %) sieht diese als weniger oder gar nicht<br />

gut. Nur annähernd jeder Dritte kommt zu einer positiven<br />

Einschätzung (x) .<br />

Häufige Ursache für Diskriminierung ist die Kombination<br />

„Behinderung und Alter“. In diesem Zusammenhang<br />

Engagement für Inklusion, die sehbehinderten<br />

Fritz Schutz (lks.) und Rainer Damerius<br />

ist das Thema „Bauen und Wohnen“ anzusprechen, denn<br />

die Menschen in Deutschland werden immer älter, damit<br />

nimmt der Umfang altersbedingter Behinderungen zu.<br />

Daher wird die Forderung nach barrierefreien Wohnungen<br />

drängender, denn Inklusion bedeutet auch, dass beeinträchtigte<br />

Menschen möglichst lange in der gewohnten<br />

Umgebung leben können.<br />

Für die Lebensqualität älterer Menschen wird das Thema<br />

„Inklusion“ vermutlich in Zukunft besonders wichtig, denn<br />

zunehmend viele leben allein, haben kaum familiäre Bindungen<br />

und sind von Einsamkeit und/oder Armut bedroht.<br />

Daher wird seitens der Bundesregierung die Notwendigkeit<br />

gesehen, wohnortnahe Begegnungs- und Beratungsstrukturen,<br />

eine Vielfalt an Wohnformen und Fachdiensten sowie<br />

sozialräumliche Unterstützungs- Netzwerk- und Hilfemix-<br />

Strukturen zu etablieren und zu fördern. (xx) Erich Kerkhoff<br />

Quelle: (x) Institut für Demoskopie Allensbach: „Gesellschaftliche Teilhabe<br />

von Menschen mit Behinderung in Deutschland.“ Juni 2011. (xx) Nationaler<br />

Aktionsplan.<br />

durchblick 3/<strong>2012</strong> 57


Leserbeitrag<br />

EIN TAG<br />

26 Stunden in einem Siegener Krankenhaus<br />

Für Montagmorgen um 7 Uhr war ich bestellt. Ich<br />

war pünktlich. Mit mir wartete eine kleine ausländische<br />

Frau vor dem Stationszimmer. Aus einem<br />

der Krankenzimmer kam plötzlich ein Pulk von Personen.<br />

Alle in weißen oder grünen Kitteln. Zwei der Kittelträger<br />

waren männlich, vier weiblich. Eine Schwester löste sich<br />

aus dem Verbund und kam auf uns zu. „Bitte warten Sie<br />

noch ein wenig, Ihre Aufnahme erfolgt nach der Visite.“<br />

Wie angewiesen warteten wir auf dem Flur. Ich schaute<br />

mir eine Bildertafel mit vielen freundlichen Gesichtern an.<br />

So konnte ich die beiden männlichen Personen namentlich<br />

identifizieren. Es waren der Chefarzt und der Oberarzt.<br />

Nach einiger Zeit erfolgten dann meine Aufnahme und die<br />

der ausländischen Frau. Ein alter Mann in einem Rollstuhl<br />

wurde an uns vorbei geschoben an einen Tisch am Fenster.<br />

Wir wurden gebeten, ebenfalls an dem kleinen Tisch Platz<br />

zu nehmen.<br />

Wir begrüßten den alten Mann und setzten uns links und<br />

rechts von ihm an den kleinen Tisch. Auf dem Tisch stand<br />

eine Vase mit Blumen. Die ausländische Frau bekam dann<br />

ein Formular des Anästhesisten gebracht, das sie ausfüllen<br />

sollte. Sicher füllte sie Zeile um Zeile. Der alte Mann, nennen<br />

wir ihn Herrn K., versuchte der Frau das Blatt abzunehmen.<br />

Sie lächelte und rückte ein wenig ab. Nach einiger<br />

Zeit schob sich die Hand von Herrn K. wieder vor, um an<br />

das Formular zu gelangen. Als er es erreichte, sagte die ausländische<br />

Frau: „Nein.“ Erschrocken nahm der alte Mann<br />

seine Hand zurück. Als Herr K. nach einiger Zeit wieder<br />

versuchte, in den Besitz des Fragebogens zu gelangen, gab<br />

die Frau ihm eine alte Fernsehzeitung, die auf dem Tisch<br />

lag. Nun schien er zufrieden. Er drehte sie so lange, bis er<br />

das Blatt schön gerollt hatte. Nun hatte die Frau ihr Formular<br />

ausgefüllt, sie ging mit ihrer Tasche zum Stationszimmer.<br />

Herr K. und ich schauten zum Fenster hinaus. Er nahm<br />

nun seine Zeitungsrolle und schob die Vase ein Stück aus<br />

der Mitte des Tisches zum Rand. Eine Schwester verschwand<br />

nun mit der kleinen Frau in einem Krankenzimmer.<br />

Wir schauten weiter zum Fenster hinaus. Jetzt schob<br />

Herr K. mit seiner Rolle die Vase weiter zum Tischrand.<br />

Schweigend betrachteten wir draußen Passanten. Die Zeit<br />

schien nicht zu vergehen. Wieder ging der Arm von Herrn<br />

K. nach vorne. Die Vase stand nun genau am Rand des Tisches.<br />

Minuten später ein neuer Versuch, die Blumenvase<br />

weiter zu schieben. Dies hätte ihren Absturz bedeutet. Ich<br />

nahm die Vase und stellte sie auf die Fensterbank. Nun war<br />

sie unerreichbar für Herrn K., die Blumen waren gerettet.<br />

Herr K. nahm es gleichgültig hin.<br />

Die Schwester kam zu uns, sie hatte einen jungen Pfleger<br />

im Schlepptau. Er stellte sich als Pfleger M. vor und<br />

wollte mir die Station und mein Zimmer zeigen. Die Station<br />

war schnell erklärt. Nun nahm ich Tasche und Mantel, wir<br />

gingen zu dem Zimmer, das mir für einen Tag und eine<br />

Nacht Herberge sein sollte. M. öffnete die Tür, ich erschrak.<br />

Ich glaubte dem verstorbenen Schauspieler Diether Krebs<br />

gegenüberzustehen. Krebs hatte seine Brille mit den Glasbausteinen<br />

aufgesetzt und das Gebiss mit langen Zähnen<br />

im Mund. Er saß auf einem Stuhl und hatte nur eine Pampers<br />

um. Daneben im Bett lag röchelnd ein alter Mann.<br />

Das leere Bett in der Ecke sollte meines sein. „Nein“, kam<br />

es über meine Lippen, „dann gehe ich wieder nach Hause.<br />

Als Privatpatient möchte ich nicht in ein Dreibettzimmer.“<br />

Wir gingen zurück zum Stationszimmer, um der Schwester<br />

die Situation zu schildern. „Aber wir haben sonst kein<br />

Bett frei“, meinte sie achselzuckend. Ich solle nochmals<br />

bei Herrn K. warten, sie wolle etwas für mich versuchen.<br />

Herr K. nahm mich kaum wahr, ihn beschäftigte weiter<br />

seine Zeitungsrolle. Er führte sie in alle Richtungen über<br />

den kleinen Tisch. Zeit verging, nach einer Stunde kam<br />

die Schwester zurück. „Wir haben ein Zimmer auf einer<br />

anderen Station für Sie: Kommen Sie mit, wir holen Ihr<br />

taupadel<br />

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58 durchblick 3/<strong>2012</strong>


Leserbeitrag<br />

Bett.“ Gemeinsam suchten wir das Zimmer von „Diether<br />

Krebs“ wieder auf. Ich warf Mantel und Tasche auf das<br />

unbenutzte Bett, gemeinsam schoben wir es über den Flur<br />

zum Aufzug. Es ging eine Etage tiefer. Dort trafen wir auf<br />

Stationsschwester K. Mein Zimmer sei noch belegt, wir<br />

sollten mein Bett erst einmal in den Wachraum schieben, da<br />

sei noch Platz. Im Wachraum lagen zwei Patienten, die sich<br />

von ihrer Operation erholten, sie waren noch nicht ganz<br />

bei Bewusstsein. Ob ich mich für die Operation umziehen<br />

sollte, fragte ich die Schwester. Es war etwa 9.30 Uhr. Das<br />

könne mit der OP noch dauern, entgegnete sie. So nahm<br />

ich mein Buch, setzte mich im Wachzimmer neben mein<br />

Bett und begann zu lesen. Zwei weitere Patienten wurden<br />

nacheinander ins Zimmer geschoben. Nun lagen vier Personen<br />

auf dem Wachzimmer. Ich saß vor meinem Bett und<br />

wartete auf das Signal, mich umzuziehen. Alle Personen<br />

waren durch Vorhänge voneinander abgetrennt.Als sich die<br />

Schwester mit einem der Aufwachenden unterhielt, fragte<br />

der nebenan Liegende: „Bist du das, Paul?“ – „Ja, Hans,<br />

was machst du denn hier?“ Zwei Nachbarn aus einem Dorf<br />

hatten sich unverhofft getroffen. Die Schwester zog den<br />

Vorhang fort, die beiden begannen freudig auf Mundart sich<br />

zu unterhalten. Da mich das Gespräch der Nachbarn nicht<br />

interessierte, zog ich es vor, mich auf dem Flur vor dem<br />

Wachzimmer mit meinem Buch niederzulassen.<br />

Die Zeit schlich dahin. Ich konnte mich nicht aufs Lesen<br />

konzentrieren, es geschah so viel auf dem langen Flur.<br />

Eine Frau wurde an mir vorbei in den nebenan liegenden<br />

Operationssaal geschoben. Jemand anderes wurde herausgeschoben<br />

ins Wachzimmer. Zwei Männer von einem privaten<br />

Pflegedienst schoben eine Liege durch den Flur. Sie<br />

suchten jemanden, den sie zurück in ein anderes Krankenhaus<br />

bringen sollten. Zwei Schwestern kamen vorbei. Sie<br />

halte das heute nicht länger aus, meinte die Kleinere, sie<br />

fange gleich an zu heulen. Ein Maler mit einem langen Stab<br />

und einem großen Eimer Wandfarbe fragte die Schwester<br />

nach einem Zimmer, das er streichen solle. Eine Schwester<br />

beklagte sich bei einer Ärztin, dass ihr Kollege schon seit<br />

Wochen nicht mehr mit ihr spreche, ohne dass sie wisse,<br />

was der Grund dafür sei.<br />

Ich stellte mich ans Fenster. Hell schien die Sonne hinein,<br />

obwohl es bereits November war. Draußen war Leben,<br />

im Krankenhaus … - ja, da war auch Leben, nur es<br />

passierte nichts, das mich weiter brachte. Ich wartete jetzt<br />

seit fünf Stunden auf meine Operation. Das Mittagessen<br />

wurde über die Flure gefahren. Es roch gut. Ich hatte seit<br />

gestern Abend nichts mehr gegessen. Ein Ehepaar ging suchend<br />

über den Flur. Die beiden Männer vom Pflegedienst<br />

kamen auch wieder mit ihrer Trage vorbei. Niemand lag<br />

darauf. Sie waren in der falschen Etage ausgestiegen. Eine<br />

Schwester stützte einen alten Mann und schimpfte diesen,<br />

warum er denn so lange gewartet habe. Beim Essen habe er<br />

eben nichts bemerkt, meinte er entschuldigend zur Schwester.<br />

Er schaffe es nicht mehr bis zur Toilette. Dann solle er<br />

sich gefälligst zusammennehmen, herrschte sie ihn an. „Zu<br />

spät“, murmelte der Alte.<br />

Das Mittagessen wurden abgeräumt. Zwei dicke ausländische<br />

Frauen fuhren einen Container mit schmutziger Wäsche<br />

über den Flur. Sie unterhielten sich in einer Sprache,<br />

die ich keinem Land zuordnen konnte. Ein junger Mann im<br />

Trainingsanzug ging lungernd über den Flur. Ziellos schaute<br />

er sich um, verweilte, schlenderte, sich umsehend, weiter.<br />

Ob der was stehlen will, überkam mich ein Gedanke? Es<br />

passierte so viel auf dem Flur, wenn man es nur sah. Wie<br />

oft war die Stationsschwester schon in den Wachraum in<br />

den letzten Stunden gegangen? Dabei drückte sie jedes Mal<br />

einen Knopf, damit eine Leuchte über der Tür anging. Praktisch,<br />

dachte ich, so weiß ein jeder immer, dass sie im Wachzimmer<br />

ist. Jetzt kamen die beiden Männer vom privaten<br />

Pflegedienst zum dritten Mal. Sie verschwanden mit ihrer<br />

Trage im Wachzimmer. Einer der beiden Nachbarn wurde<br />

nun auf die Trage gelegt, festgeschnallt und zurück in ein<br />

anderes Krankenhaus gebracht. Eine gute Stunde hatten sie<br />

dafür gebraucht, um ihn zu finden. Eine Schwester fragte die<br />

Stationsschwester nach mir. Ich solle zur Operation. „Warum<br />

sind Sie denn noch nicht umgezogen?“, fragte sie mich<br />

vorwurfvoll. Es war jetzt 13.30 Uhr. Und seit 7.00 Uhr hatte<br />

ich auf diesen Augenblick gewartet. Keine fünf Minuten<br />

später hatte ich mein „Engelskostüm“ an und wurde in den<br />

Operationssaal geschoben.<br />

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Ihr Partner fürs<br />

Wohnen und Bauen<br />

durchblick 3/<strong>2012</strong> 59


Leserbeitrag<br />

Ich wachte im Operationssaal bald wieder auf. Ein Anästhesist<br />

rühmte die Vorzüge seines BMW. „Im Anzug ist<br />

der Spitze!“ Sein Kollege schwärmte mehr von seinem Volvo<br />

Kombi, da er für den Urlaub doch allerhand mitnehmen<br />

könne. Ich wollte mich ins Gespräch einklinken, doch hielt<br />

ich mich zurück. Eine Schwester kam, sie schoben mich<br />

hinaus. Es ging in den Fahrstuhl und wieder zurück auf die<br />

Station, wo alles am Morgen begonnen hatte. Die Schwester<br />

muss meinen entsetzten Gesichtsausdruck bemerkt<br />

haben. „Sie bekommen ein Einzelzimmer“, ließ sie mich<br />

wissen. Ich war beruhigt.<br />

Meine Frau wartete schon im Zimmer auf mich. Es war<br />

fast 15 Uhr. Endlich hatte ich alles überstanden. Ich hing<br />

noch an einem Tropf. Als er durchgelaufen war, ging meine<br />

Frau ins Stationszimmer, um zu fragen, ob ein neuer angeschlossen<br />

werden müsse. Die Schwester wusste es nicht,<br />

sie wolle aber nachfragen. Nachdem 30 min nichts passiert<br />

war, klingelte ich. Ein Pfleger stand nach mehr als halbstündigem<br />

Warten in der Tür und fragte nach meinen Wünschen.<br />

Ich stellte ihm die gleiche Frage nach dem Tropf.<br />

Er wolle nachfragen, sagte er und verschwand. Nach einer<br />

Dreiviertelstunde war er wieder da. Er murmelte etwas von<br />

Notfällen und klemmte mich vom Tropf ab. Er blieb drohend<br />

über mir hängen. Die Nachtschwester nahm ihn beim<br />

Gute-Nacht-Sagen gegen 21 Uhr ab.<br />

Meine Frau war nach Hause gegangen, und ich hatte<br />

mich wieder in mein Buch versenkt. Plötzlich schepperte<br />

es vor meiner Tür. Ich sah auf die Uhr: 19 Uhr – das muss<br />

das Abendessen sein, dachte ich. Ich hievte mich aus dem<br />

Bett, humpelte zur Tür und meinte freundlich lächelnd zur<br />

Schwester: „Aha, das Abendessen?“ – „Nein, das ist längst<br />

durch, haben Sie denn nichts bekommen?“ Ich verneinte.<br />

„Das haben wir gleich“, sagte sie. Sie hob die Deckel verschiedener<br />

Portionen hoch und wurde nach einiger Zeit<br />

fündig. „Hier haben wir eine Portion, die ist noch komplett.“<br />

Nun, ich muss zugeben, dass mir beim Essen nicht<br />

ganz wohl war. Ich überlegte, auf welchem Zimmer wohl<br />

die Portion so lange gestanden hatte. Doch nicht etwa bei<br />

„Diether Krebs“? Der Hunger überwog, ich aß alles auf,<br />

schließlich hatte ich seit mehr als 24 Stunden nichts mehr<br />

gegessen.<br />

Ich war müde und schlief gleich ein. Zwei Mal wurde<br />

ich in der Nacht wach, als eine Schwester in meinem<br />

Zimmer nach mir sah. Um 6.45 Uhr hieß es aufstehen. Der<br />

Arzt, der mich operiert hatte, schaut kurze Zeit später rein<br />

und besah sich die Wunde. Er war zufrieden und verband<br />

mich aufs Neue. Ich fragte nach der Entlassung. „Morgen“,<br />

sagte er. „Damit bin ich nicht einverstanden“, war meine<br />

Antwort. „Es ist wegen der Wunde besser für Sie“, sagte<br />

der Doktor. Ich nahm mein Buch wieder und las. Nachdem<br />

ich gut zwei Stunden gelesen hatte und nichts passiert<br />

war, packte ich das Buch weg und ging ins Stationszimmer.<br />

„Ich möchte den Arzt sprechen, denn ich will nach Hause.“<br />

Ein Pfleger drückte mir meine Krankenakte in die Hand<br />

und nannte mir eine Zimmernummer, wo der Arzt zu finden<br />

wäre. Er würde ihn verständigen. So war es auch. Der<br />

Doktor fragte noch, warum ich es denn so eilig habe? Ich<br />

entgegnete ihm, dass ich gestern ein Abendessen erst nach<br />

meiner Intervention bekommen habe und es mich daher<br />

auch heute Morgen nicht verwundert habe, dass ich kein<br />

Frühstück bekam. Er schaute mich fassungslos an und unterschrieb<br />

die Entlassung. Als ich auf mein Einzelzimmer<br />

zurückkam, stand dort ein Frühstück. Ob es so „zustande<br />

gekommen“ war wie gestern das Abendessen? Ich ließ das<br />

Frühstück stehen, packte meine Tasche, zog den Mantel<br />

über und ging grußlos. Ich schaute noch auf die Stationsuhr:<br />

Dienstagmorgen 9.20 Uhr.<br />

Klaus Dietermann<br />

Wenn ...<br />

· das Herz stolpert<br />

· die Beine streiken<br />

· der Zucker entgleist<br />

· der Blutdruck schwankt<br />

· die Knochen schmerzen<br />

· das Gedächtnis nachlässt<br />

· das Gewicht zur Last wird<br />

Wir begleiten Sie fachärztlich und hausärztlich,<br />

damit die Richtung wieder stimmt.<br />

Medizinisches Versorgungs-Zentrum<br />

Herz–Gefäße–Diabetes<br />

Dr. A. Krämer Dr. U. Overhoff Dr. K. Worbes<br />

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60 3/<strong>2012</strong>


Herbst<br />

HEARBST<br />

von Gerda Greis<br />

Bi wendigem Wärer<br />

driwe de Blärer<br />

ewerall rem.<br />

De Baim do seh us !<br />

Wä macht sech wat drus !<br />

Guckt de Sonn nuer zo ?<br />

Ha mier wat annerschdes ze do ?<br />

Ewerall rem<br />

driwe de Blärer<br />

bi wendigem Wärer.<br />

Roat on brung geschäckt.<br />

Gre on gäl gefläckt.<br />

Bondich azese‘.<br />

Bal läjjt alt werrer Schnee<br />

ewerall rem.<br />

23. SEPTEMBER<br />

von Hans Basekow<br />

Ich weiß, dass das, was ich jetzt heute 8.27 Uhr schreibe,<br />

Ausdruck meiner Verwirrung der letzten Zeit ist, aber<br />

ich weiß nicht mehr weiter.<br />

Um mit meinem Leben Schluss zu machen, fehlt mir der<br />

irrsinnige Mut, obwohl ich verzweifelt bin, mich unaufhörlich<br />

frage, wozu noch weiterleben. Seit über einem Monat,<br />

glaube ich, bin ich nicht mehr bei Hepa gewesen, weil ich<br />

nicht mehr will. Warum nicht? Ich bin unfähig zu denken,<br />

richtig zu denken, warum ich mich so verändert habe.<br />

Ich müsste sterben können. Denn ich kann alles nicht<br />

mehr so wie es sein muss. Ich meine so wie früher. Wie<br />

sagt Posa zu Don Carlos: „Die schönen Tage von Aranjuez<br />

sind vorüber“, tröstend oder warnend, wer weiß es, nur Posa<br />

kann es wissen.<br />

Niemand erinnert mich an unsere schönen Tage, und<br />

wenn ich mich erinnere, ist es ohne Freude, es tut nur weh.<br />

Ich will Hepa, die jetzt seit eineinhalb Jahren im Kursana-<br />

Heim ist, nicht an die schönen Tage erinnern, die Erinnerung<br />

tut mir weh, also auch ihr. Warum ist der Mensch, warum<br />

bin ich am Ende, wenn das Leben nur noch Erinnerung<br />

ist? Seltsame Wege, seltene Wege sind Irrwege, sind Wege<br />

in die Hoffnungslosigkeit. !<br />

3/<strong>2012</strong> 61


KULTUR IM<br />

NÖRDLICHEN<br />

SIEGERLAND<br />

Gebrüder-Busch-Theater Hilchenbach # 02733-53350<br />

4 Veranstalterfotos<br />

Konstantin Wecker<br />

„Wut und Zärtlichkeit“<br />

mit Jo Barnickel (Piano) und Jens Fischer-Rodrian (Gitarre<br />

und Perkussion).<br />

Konstantin Wecker muss man nicht vorstellen. Nach<br />

mehr als 40 Jahren als Liedermacher und Chansonnier, als<br />

Musikproduzent und Komponist, als Buchautor und Schauspieler,<br />

als Träger ungezählter Preise und Auszeichnungen<br />

sowie als einer, der vor den politischen und sozialen Problemen<br />

der Welt die Augen nie verschlossen und seine Stimme<br />

mahnend und protestierend erhoben hat, ist er ein Begriff für<br />

alle, die die Zeit von 1968 bis heute bewusst erlebt haben.<br />

Gebrüder-Busch-Theater Hilchenbach-Dahlbruch.<br />

Sonntag, 16. September <strong>2012</strong> 19 Uhr<br />

Ana-Marija Markovina<br />

Klavierkonzert<br />

Carl Philipp E. Bach „Württembergische Sonate“ und<br />

„Preußische Sonate“ Modest P. Mussorgski „Bilder einer<br />

Ausstellung“<br />

Ana-Marija Markovina ist eine authentische und unkonventionelle<br />

Künstlerin, deren Karriere schon früh unter<br />

der Anleitung bedeutender Lehrer begann. Zu ihnen zählen<br />

Vitaly Margulis, Anatol Ugorski und Paul Badura-Skoda.<br />

Skoda bezeichnete Markovina, die in Kroatien geboren<br />

wurde und in Köln lebt, als eine der bedeutendsten Künstlerinnen<br />

ihrer Generation: Sie feierte umjubelte Konzerte<br />

mit vielen deutschen Orchestern und im Ausland. Ihr Klavierspiel<br />

fasziniert mit tiefster Hingabe und der scheinbaren<br />

Leichtigkeit, die Kennzeichen wahrhafter Meisterschaft ist.<br />

Die Künstlerin geht mit großer Zielstrebigkeit zu Werke,<br />

es gelingt ihr der Brückenschlag zwischen Intimität und<br />

Expressivität. Aula des Gymnasiums Netphen.<br />

Sonntag, 30. September <strong>2012</strong> 19 Uhr<br />

Susanne Pätzold & Alex Burgos<br />

„Bis dass derTanz uns scheidet!“<br />

Love-Tanz-Kabarett-Comedy mit Franco Melis (Regie)<br />

Was Susanne Pätzold und Alex Burgos mit „Bis dass<br />

der Tanz uns scheidet!“ auf die Bühne bringen, ist das Ergebnis<br />

der Suche nach einer neuen Form von Bühnenshow.<br />

Susanne Pätzolds Idee: „Im nächsten Programm soll alles<br />

zusammenkommen: Comedy, Schauspiel, Kabarett und<br />

der Tanz!“ Gemeinsam mit dem Regisseur Franco Melis<br />

entwickelte sie ihre Vorstellungen, suchte und fand in dem<br />

Schauspielkollegen und Choreographen Alex Burgos den<br />

perfekten Spielpartner, und das neue Bühnenformat war geboren.<br />

Der Erfolg beim Publikum ließ nicht auf sich warten,<br />

er war enorm! Gebrüder-Busch-Theater Hilchenbach.<br />

Dienstag, 2. Oktober <strong>2012</strong> 20 Uhr<br />

Unterbiberger<br />

Hofmusik<br />

Ensemble Franz Josef Himpsl, Gäste:<br />

Jay Ashby (Posaune) Matthias Schriefl<br />

(Trompete)<br />

Die „Unterbiberger Hofmusik“ ist<br />

ein Familienunternehmen, das sich der<br />

ursprünglichen Volksmusik verschrieben<br />

hat, das diese pflegt und weiterentwickelt,<br />

indem es sie mit Jazz, mit brasilianischen<br />

Rhythmen und Klängen<br />

oder mit Musik türkischer Tradition<br />

verbindet und verschmilzt.<br />

62 durchblick 3/<strong>2012</strong>


Ständig ist man auf der Suche nach neuen Anregungen<br />

und Partnern, um die Idee einer Art kosmopolitischer<br />

Volksmusik voranzutreiben. Dazu gehört die Zusammenarbeit<br />

mit Musikern, die sich für diese Gedanken nicht nur<br />

erwärmen, sondern haben begeistern lassen. Evangelische<br />

Kirche Hilchenbach<br />

Sonntag, 4. November <strong>2012</strong> 17 Uhr<br />

„Damit wir uns nicht verlieren“<br />

Lesung aus dem Briefwechsel von Sophie Scholl und Fritz<br />

Hartnagel mit dem Jungen Schauspiel Ensemble München<br />

Es lesen: Theresa Hanich und Michael Stacheder, am Klavier:<br />

Frank Selzle.<br />

Im Winter 1942/43 kämpfen Sophie und Hans Scholl<br />

mit den Flugblättern der „Weißen Rose“ gegen das NS-<br />

Regime. Zur selben Zeit ist Fritz Hartnagel, Offizier der<br />

deutschen Wehrmacht, im Kessel von Stalingrad eingeschlossen.<br />

Als er im Lazarett Sophies letzten Brief erhält,<br />

ist das Todesurteil gegen sie bereits vollstreckt.<br />

1937 hat die Freundschaft, die Liebe zwischen der sechzehnjährigen<br />

Schülerin und dem jungen Leutnant begonnen.<br />

Zusammensein und Gespräche müssen oft durch Briefe ersetzt<br />

werden. Sie spiegeln alle Phasen dieser außergewöhnlichen<br />

Beziehung: die gegensätzlichen Auffassungen der<br />

beiden wie ihr Bedürfnis nach Nähe, ihr Bemühen, innere<br />

Freiheit und die Fähigkeit zu verantwortungsvollem Handeln<br />

zu erwerben und zu bewahren – „allen Gewalten zum<br />

Trotz“. Konventsaal Stift-Keppel Hilchenbach-Allenbach.<br />

Freitag, 9. November <strong>2012</strong> 20 Uhr<br />

„Zweifel“<br />

Eine Parabel in zwei Akten von<br />

John Patrick Shanley, Euro Studio<br />

Landgraf / Altes Schauspielhaus<br />

Stuttgart, mit Renan Demirkan,<br />

Katalyn Bohn, Wolfgang Seidenberg,<br />

Karin Boyd, Regie: Harald<br />

Demmer<br />

Es geht um ernste, existenzielle<br />

und drängend aktuelle Probleme<br />

unserer Zeit. Schwester Aloysius,<br />

Leiterin einer katholischen Schule<br />

in der Bronx, wacht mit Argusaugen über die ihr anvertrauten<br />

Jungen und führt das Internat mit eiserner Hand.<br />

Der junge, allseits beliebte Pater Flynn mit seinen fortschrittlichen<br />

Ansichten und seiner Liberalität ist ihr ein<br />

Dorn im Auge. Als sie erfährt, wie intensiv sich Flynn um<br />

Donald, den ersten schwarzen Schüler der Anstalt, kümmert,<br />

ist ihr Misstrauen geweckt: Ist Flynns Anteilnahme<br />

am Schicksal des Jungen wirklich rein beruflicher Natur,<br />

oder vergeht sich womöglich der Pater an dem Kind? Für<br />

Schwester Aloysius reicht diese Frage aus, um einen Feldzug<br />

aus Verdächtigung und Verleumdung gegen Flynn zu<br />

starten. Gebrüder-Busch-Theater Hilchenbach-Müsen.<br />

Donnerstag, 22. November <strong>2012</strong> 20 Uhr<br />

Das könnte der<br />

Beginn einer<br />

langen, gesunden<br />

Beziehung sein.<br />

Besuchen Sie uns und lassen Sie<br />

sich von unseren langfristigen<br />

Vorteilen überzeugen:<br />

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durchblick 3/<strong>2012</strong> 63


VERANSTALTUNGEN IM SENIOREN BEGEGNUNGSZENTRUM<br />

Seniorenhilfe Siegen e.V.<br />

Telefon 02 71/661<strong>03</strong>35<br />

durchblick e.V.<br />

02 71/6 16 47 + 01 71/6 20 64 13<br />

AlterAktiv e.V. Siegen-Wittgenstein<br />

Senecafé 02 71/2 50 32 39<br />

SeniorenServiceStelle 0271 /3 84 61 08<br />

DER STADT SIEGEN<br />

HAUS HERBSTZEITLOS<br />

57074 SIEGEN, MARIENBORNER STR. 151<br />

Café „Unter der Linde“ 02 71 / 5 64 10<br />

Englischkurse 02 71 / 404-2139<br />

Film- und Video-Club 027 32/1 24 60<br />

Seniorenbeirat 02 71 / 404-2202<br />

Gedächtnistraining 071 / 84999<br />

Lesepaten 02739 / 2290<br />

Malgruppe 0271 / 3 73 87<br />

Selbstverteidigung 0160 / 30 18 67<br />

SeniorenTheaterSiegen0271 / 5 65 28<br />

Trauercafé 0271/ 5 34 46<br />

Wahlverwandte 0271 / 2 38 01 08<br />

Werkstatt 02 71 / 6 27 76<br />

montags<br />

10:00 -12:00 Sprechstunde der<br />

Seniorenhilfe<br />

09:00 -12:00 SeniorenServiceStelle<br />

geöffnet 0271 / 3846108<br />

10:00 -12:00 Werkstatt geöffnet<br />

14:00 -18:00 ALTERAktiv Senecafé<br />

dienstags<br />

10:00 -12:00 Sprechstunde der<br />

Seniorenhilfe<br />

10:00 -12:00 Redaktionsbüro des<br />

durchblick geöffnet<br />

09:30 -12:00 Malgruppe (außer 1.Di.Monat)<br />

18:00 -20:00 durchblick-Photo-Shop-<br />

Club (für Fortgeschrittene)<br />

ALTERAktiv-Computerkurse<br />

und Anmeldung für Englischkurse<br />

auf telefonische Anfrage<br />

mittwochs<br />

09:00 -12:00 SeniorenServiceStelle<br />

geöffnet 0271 / 3846108<br />

09:00 -12:00 ALTERAktiv<br />

Senecafé<br />

09:00-10:30 Englisch für Senioren,<br />

Anfänger-Kurs 1. Semester:<br />

Einstieg nach Absprache<br />

10:00 -12:00 Redaktionsbüro des<br />

durchblick geöffnet<br />

10:30-12:00 Englisch für Senioren,<br />

Anfänger-Kurs 2. Semester:<br />

Einstieg nach Absprache<br />

15:00 -17:00 Singen mit der<br />

Seniorenhilfe<br />

14:30 -16:30 Handarbeiten mit der<br />

Seniorenhilfe<br />

14:30 -16:30 Werkstatt geöffnet<br />

14:00 -18:00 ALTERAktiv Senecafé<br />

19:00 -21:00 Regenbogentreff<br />

Spielen und Klönen<br />

19:30 -22:30 Film- und Videoclub<br />

donnerstags<br />

09:30 - 10:30 Selbstverteidigung<br />

10:00 - 12:00 Sprechstunde der<br />

Seniorenhilfe<br />

12:30 - 15:00 Mittagstisch für Ältere,<br />

Vortagsanm. bis 12 Uhr<br />

# 0271- 404-2200<br />

freitags<br />

10:00 - 12:00 Sprechstunde der<br />

Seniorenhilfe<br />

samstags<br />

09:00 - 12:00 Wandergruppe<br />

der Seniorenhilfe<br />

Wegen möglicher Änderungen einzelner Termine (Ferien, Krankheit usw.) empfiehlt sich die telefonische Anfrage.<br />

Das Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos befindet sich hinter der alten „Hainer Schule“, Ecke Marienborner Str. / Blumenstr.<br />

Anfahrt: Ab Hauptbahnhof, ZOB Bussteig B 1-2: Linien R 12, R 13, R 17, L 109 (Bushaltest, Blumenstraße). Parkplatz: Kostenlos am Haus<br />

Wir haben die passenden Veranstaltungen für Sie:<br />

<br />

<br />

Englisch für Ältere (verschiedene Stufen)<br />

Computerkurse für Ältere (Grundlagen, Internet, E-Mail u. a.)<br />

Programm <strong>2012</strong>/2013<br />

Programm<br />

<strong>2012</strong>/2013<br />

August <strong>2012</strong> - Juli 2013<br />

<br />

Vorträge | Café-Zeit im KrönchenCenter<br />

und vieles Andere mehr.<br />

VHS Siegen, KrönchenCenter, Markt 25, 57072 Siegen<br />

www.vhs-siegen.de<br />

Telefon: 0271 404-3000<br />

„Wandern und Schauen, Hobby mit Tempo 3“<br />

Kneppe/Gottschalk (79516/79154)<br />

14.00 Uhr ab Weidenau Finanzamt<br />

18.00 Uhr Rückkehr<br />

- 11.09. Bigge Vorstaubecken, Rd.weg*<br />

- 25.09. Elkhausen*<br />

- 09.10. Buchhellertal<br />

- 23.10. Ferndorf-Irlenhecken<br />

- 06.11. Milchenbach-Saalhausen<br />

- 20.11. Abschluss*<br />

Fugler (Tel. 87<strong>03</strong>15/87<strong>03</strong>05)<br />

14.00 Uhr ab Geisweid, Klaf. Markt<br />

18.00 Uhr Rückkehr<br />

- 11.09. Wilnsdorf<br />

- 25.09. Kickenbach Langenei<br />

- 09.10. Lahnhof<br />

- 23.10. Drolshagen Beul<br />

- 06.11. Helgersdorf<br />

Fritz/Hartzer (Tel. 42616/75801)<br />

13.45 Uhr ab Wdn., Humboldt-Pl.<br />

14.00 Uhr ab Weidenau, A.d. Hütten<br />

18.00 Uhr Rückkehr<br />

- 04.09. Lahnhof<br />

- 18.09. Wissen<br />

- 02.10. Saalhausen<br />

- 16.10. Repetal<br />

- 30.10. Wenden<br />

- 13.11. Dörnschlade<br />

- 27.11. Helgersdorf<br />

Hövelmann/Flender (75980/82733)<br />

14.00 UhrAbfahrt Weidenau, Bhf.<br />

14.15 UhrAbf. Marktpl. Geisweid<br />

18.00 Uhr Rückkehr<br />

- 04.09. Helgersdorf<br />

- 18.09. Drolshagen-Dumicke<br />

- 02.10. Rehringhausen<br />

- 16.10. Meiswinkel-Buchen<br />

- 30.10. Bad Marienberg<br />

- 13.11. Schönau<br />

- 27.11. Abschluss*<br />

* Anmeldung erforderlich<br />

Dienstag, 4. Dezember 14:30 Uhr<br />

Adventfeier in der Bismarckhalle Weidenau


Wiederkehrende Termine<br />

Veranstaltungshinweise<br />

montags:<br />

10:00 Seniorengymnastik mit<br />

Anne Freudenberger, im Gemeinschaftsraum<br />

Dr. Ernst-Schuppener-Haus,<br />

Stadtteilbüro Heidenberg,<br />

# 0271-23418872<br />

14:30 Handarbeitstreff: Stricken,<br />

häkeln, sticken, nähen, ... „Regiestelle<br />

Leben im Alter“ Rathaus<br />

Weidenauer Str. 215, #<br />

0271/404-2200<br />

Jeden 2. Montag im Monat<br />

10:00 Frühstückstreff:AWO-Ortsverein<br />

Siegen, in der Begegnungsstätte<br />

Rosterstr. 186, Siegen, #<br />

0271/3386-160<br />

10:00 Trauercafé der ambulanten<br />

ökumenischen Hospizhilfe e.V.; Begegnungszentrum<br />

Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151,<br />

# 0160-99 49 40 56<br />

16:00 KSG-Café im Wenscht: Lesepatin,<br />

Siegen-Geisweid, Fichtenweg 5,<br />

# 0271/89106<br />

Jeden 3. Montag im Monat<br />

14:00 KSG-Café im Wenscht: Malen/<br />

Basteln für Erwachsene, Siegen-Geisweid,<br />

Fichtenweg 5, # 0271/89106<br />

19:30 Treffen Wohnprojekt: Wahlverwandte<br />

Begegnungszentrum Haus<br />

Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />

Str. 151, # 0271-2380108<br />

Jeden 4. Montag im Monat<br />

10:00 Frühstückstreff der Seniorenhilfe<br />

e.V. im Begegnungszentrum Haus<br />

Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />

Str. 151 # 0271/661<strong>03</strong>35<br />

14:30 Kaffeekränzchen: AWO-Ortsverein<br />

Siegen, in der Begegnungsstätte Rosterstr.<br />

186, Siegen, # 0271/3386-160<br />

19:00 Selbsthilfegruppe Asthma Begegnungszentrum<br />

Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen-Hain, Marienborner Str. 151,<br />

# 02737-3308<br />

Haus Herbstzeitlos der Stadt Siegen, beliebtes Begegnungszentrum für Senioren<br />

dienstags:<br />

Jeden 1. Dienstag im Monat<br />

10:00 Kreativgruppe Haushalt, Städtisches<br />

Begegnungszentrum „Haus<br />

Herbstzeitlos“ Siegen, Marienborner<br />

Str. 151, # 02737-3455<br />

14:30 ALTERAktiv Lesepaten, Städtisches<br />

Begegnungszentrum Haus<br />

Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />

Str. 151, # 02739/2290<br />

mittwochs:<br />

10:00 Spaziergang: 3000 Schritte,<br />

Tempo und Strecke sind angepasst, ab<br />

„Regiestelle Leben im Alter“, Rathaus<br />

Weidenauer Str. 215, # 404-2200<br />

Jeden 1. Mittwoch im Monat<br />

10:00 Wandern mit Dieter Solms:<br />

Achenbach und Umgebung, ab Dr.<br />

Ernst-Schuppener-Haus, Stadtteilbüro<br />

Heidenberg, # 23418872<br />

14:00 KSG-Offenes Café im Wenscht,<br />

Siegen-Geisweid, Fichtenweg 5, #<br />

0271/89106<br />

19:30 Gesprächskreis für pflegende<br />

Angehörige, Diakoniestation Kreuztal,<br />

Martin-Luther-Str. 2, Anmeldung<br />

vormittags, # 02732-582470<br />

Jeden 2. Mittwoch im Monat<br />

14:30 KSG-Café im Wenscht: Kochstudio<br />

International, Siegen-Geisweid,<br />

Fichtenweg 5, #0271/89106<br />

Jeden 3. Mittwoch im Monat<br />

14:30 VDK-Siegen-Treff; Frohe Runde<br />

des Ortsverbandes, Christofferhaus<br />

Siegen, Friedrich-Wilhelm-Str. 118,<br />

# 0271-3<strong>03</strong>8290<br />

donnerstags:<br />

Jeden Donnerstag<br />

09:30-10:30 Selbstverteidigung<br />

# 0160-8301867<br />

Jeden 4. Donnerstag im Monat<br />

15:00 Trauercafé der ambulanten ökumenischen<br />

Hospizhilfe Siegen e.V.,<br />

Städtisches Begegnungszentrum „Haus<br />

Herbstzeitlos“ Siegen, Marienborner<br />

Str. 151, # 0160-99 49 40 56<br />

sonntags:<br />

Jeden 3. Sonntag im Monat<br />

14:30CafèunterderLinde,Begegnungszentrum<br />

Haus Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />

Str. 151, # 0271/56410<br />

15:00 Trauercafé der ambulanten ökumenischen<br />

Hospizhilfe Siegen e.V.,<br />

Alter Kindergarten Freudenberg, Oranienstr.<br />

25, # 0160-99 49 40 56<br />

Wegen möglicher Terminänderungen empfiehlt<br />

sich die Anfrage beim Veranstalter<br />

Jürgen Ritter<br />

Halbtagesfahrten<br />

mit Jürgen Ritter<br />

Alle Touren beginnen um 14 Uhr. Start ist am städtischen Begegnungszentrum Haus<br />

Herbstzeitlos, Siegen-Hain, Marienborner Straße 151. Im Preis von 9,50 Euro sind auch<br />

Kaffee und Kuchen inbegriffen. Anmeldung bis eineWoche vorher unter # 0271-682299<br />

Do. 20. Sept<br />

Leichter Spaziergang im Imhäusertal<br />

Do. 18 Oktober<br />

Spaziergang Tierpark Bad Marienberg<br />

Do. 15. November<br />

Leichter Spaziergang am Wiesensee<br />

Do. 13. Dezember<br />

Überraschungstour<br />

durchblick 3/<strong>2012</strong> 65


Backestage<br />

im Siegerland<br />

September <strong>2012</strong><br />

Sa. 01./ 15-22 Uhr, Netph.Nenkersdorf<br />

11-17 Uhr, Burbach-Gilsbach<br />

14-16 Uhr, Netph.-Salchendorf<br />

08-12 Uhr, Sgn.-Trupbach<br />

Do. 06./ 09-17 Uhr, Burb.-Holzhausen<br />

Fr. 07./ 09-17 Uhr, Burb.-Holzhausen<br />

11-13 Uhr, Burb.-Nd.dresselndf.<br />

ab 14 Uhr, Netph.-Afholderbach<br />

So. 09./ 11-13 Uhr, Fbg.-Lindenberg<br />

Sa. 15./ 06-13 Uhr, Burb.-Ob.dresselndf.<br />

ab 11 Uhr, Backes Obersdorf<br />

So. 16./ 14-17 Uhr, Netphen -Im Bruch<br />

11-18 Uhr, Wilnsd.-Anzhausen<br />

10-13 Uhr, Fbg.-Alchen<br />

10-18 Uhr, Netph.-Afholderb.<br />

Sa. 22./ 11-15 Uhr, Fbg.-Oberheuslingen<br />

So. 23./ 11-17 Uhr, Fbg.-Oberfischbach<br />

Fr. 28./ 06-12 Uhr, Burb. Lützeln<br />

Sa. 29./ 06-12 Uhr, Burb. Lützeln<br />

06-12 Uhr, Burbach Alte Vogtei<br />

13-16 Uhr, Sgn.-Birlenbach<br />

ab 12 Uhr, Sgn.-Nd.-Setzen<br />

So. 30./ 10-13 Uhr, Fbg.-Alchen<br />

10-18 Uhr, Fbg.-Oberheuslingen<br />

ab 10 Uhr, Fbg.-Oberholzklau<br />

ab 10 Uhr, Fbg.- Heisberg<br />

Oktober <strong>2012</strong><br />

Sa. 06./ 11-18 Uhr, Bad Berleburg<br />

11-17 Uhr, Langenholdinghausen<br />

14-16 Uhr, Netph.-Salchendorf<br />

Di. 09./ 11-13 Uhr, Burb.-Nd.dresselndf.<br />

Sa. 13./ 06-13 Uhr, Burb.-Ob.dresselndf.<br />

So. 21./ 14-17 Uhr, Netphen-Im Bruch<br />

ab 15 Uhr, Langenholdinghausen<br />

Do. 25./ 09-17 Uhr, Burb.- Holzhausen<br />

Fr. 26./ 09-17 Uhr, Burb.- Holzhausen<br />

Sa. 27./ 06-12 Uhr, Alte Vogtei, Burbach<br />

10-15 Uhr, Fbg.-Oberheuslingen<br />

10-15 Uhr, Fbg.-Oberholzklau<br />

ab 12 Uhr, Sgn.-Nd.-Setzen<br />

Nov. <strong>2012</strong><br />

Sa. <strong>03</strong>./ 14-16 Uhr, Netph.-Salchendorf<br />

Sa. 10./ 06-13 Uhr, Burb.-Ob.dresselndf.<br />

Sa. 10./ ab 14 Uhr, Netph.-Afholderbach<br />

So. 18./ 14-17 Uhr, Netphen-Im Bruch<br />

Fr. 23./ 11-13 Uhr, Burb.-Nd.dresselndf.<br />

Sa. 24./ 10-13 Uhr, Fbg.-Alchen<br />

ab 12 Uhr, Sgn.-Nd.-Setzen<br />

Fr. 30./ 11-13 Uhr, Burb.-Nd.dresselndf.<br />

ab 10 Uhr, Fbg.- Heisberg<br />

Dezember <strong>2012</strong><br />

Sa. 01./ 10-18 Uhr, Fbg.-Oberheuslingen<br />

ab 10 Uhr, Fbg.- Oberholzklau<br />

Veranstaltungshinweise<br />

Vermittlung<br />

von Wohnpartnerschaften<br />

Die Koordinierungsstelle „Wohnpartnerschaften“<br />

beim Verein ALTERAktiv sucht ältere Menschen,<br />

die Wohnraum zur Verfügung stellen können und<br />

Hilfe oder Begleitung bei Haus- und Gartenarbeit,<br />

beim Einkauf u.ä. benötigen oder wünschen. Sie<br />

vermittelt junge Menschen als MieterInnen, die<br />

tatkräftig Unterstützung leisten und so ihre Mietkosten reduzieren wollen.<br />

Als Faustregel gilt: Eine Stunde Hilfe im Monat für einen Quadratmeter<br />

Wohnraum plus Nebenkosten.<br />

Wenn Sie interessiert sind, wenden Sie sich an:<br />

ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.<br />

Geschäftsstelle / Seniorenbüro<br />

57074 Siegen, St Johann-Str. 7<br />

Tel.: 02 71/2 34 60 66<br />

Fax: 02 71/2 34 60 77<br />

E-Mail: wohnpartnerschaft@senioren-si.de<br />

Internet: www.senioren-siegen.de und www.senioren-si.de<br />

Wohnen ist Vertrauenssache<br />

Preiswerte Wohnungen für alle!<br />

Wir vermieten in:<br />

Siegen, Weidenau, Geisweid, Kaan-Marienborn und Netphen<br />

freifinanzierte Wohnungen – ohne Einkommensgrenzen<br />

öffentlich geförderte Wohnungen – mit Wohnberechtigungsschein<br />

Wir informieren Sie gerne, bitte sprechen Sie<br />

Frau Gruner, Durchwahl 4895115, E-Mail: ggruner@wgh-siegen.de oder<br />

Frau Stauf, Durchwahl 4895111, E-Mail: jstauf@wgh-siegen.de, an.<br />

WGH<br />

Wohnungsgenossenschaft<br />

Hüttental eG<br />

57076 Siegen-Weidenau · Jahnstraße 45<br />

Tel. 02 71/48 95 10 · Fax 02 71/4 89 51 51<br />

www.wgh-siegen.de<br />

66 durchblick 3/<strong>2012</strong>


Veranstaltungshinweise<br />

September <strong>2012</strong><br />

1. Samstag<br />

14:00 Workshop: Mit Feuer und Amboß,<br />

Technikmuseum Freudenberg, Olper Str.<br />

16:30 Bewegungschoreographie zur<br />

Musik, für alle Altersstufen, Oberes<br />

Schloss Siegen<br />

2. Sonntag<br />

10:00 Bauernmarkt <strong>2012</strong> auf der Ginsberger<br />

Heide, Hilchenbach-Lützel<br />

10:30 Akkordeon Club Herborn, Musikantengrüße<br />

vom Schlosshof, Schlosshof<br />

Bad Berleburg<br />

10:00 Workshop: Mit Feuer und Amboß,<br />

Technikmuseum Freudenberg,<br />

14:30 Stadtführung Rund ums Krönchen,<br />

ab Innenhof im Oberen Schloss Siegen<br />

16:00 Sonntags im Schlossgarten, Konzert<br />

mit dem Siegener Blasorchester,<br />

Oberes Schloss, Siegen<br />

3. Montag<br />

9:30 Gedächtnistraining, Begegnungszentrum<br />

Haus Herbstzeitlos, Siegen<br />

4. Dienstag<br />

20:00 Konzert: 60 Jahre Martini-Orgel<br />

mit Matthias Grünert, Martinikirche Sgn.<br />

5. Mittwoch<br />

20:00 kreuztalkultur, WDR 2 Lachen<br />

Live, Mehr! Stadthalle Kreuztal<br />

8. Samstag<br />

14:00 Museumsfest Kleider machen<br />

Leute, Museum Wilnsdorf<br />

9. Sonntag<br />

10:30 Konzert: Musikantengrüße vom<br />

Schlosshof, ZORRO, Bad Berleburg<br />

11:00 Altstadtfest, Auto-Club-Ausstellung,<br />

Stadtführungen, Konzerte, zum<br />

Aktionstag der Stadt Siegen, in der Innenstadt<br />

11:00 Museumsfest Kleider machen<br />

Leute, Museum Wilnsdorf<br />

16:00 Sonntags im Schlossgarten, Abschlusskonzert<br />

mit den „Herdorfer Dixieland<br />

- Friends“, Oberes Schloss Siegen<br />

10. Montag<br />

14.30 Veranstaltung der Stadt Siegen,<br />

Offenes Singen, Bismarckhalle Siegen-<br />

Weidenau (Eintritt: 1 Euro)<br />

13. Donnerstag<br />

15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

15.Samstag<br />

9:00 Flohmarkt auf dem Birkenhof:<br />

Schnäppchen suchen–finden, Spaßhaben,<br />

Wilnsdorf, Birkenhof 1 # 02739/47698<br />

16. Sonntag<br />

10:00 Ausstellung der Modellbaufreunde<br />

Siegtal, Technikmuseum Freudenberg<br />

10:30 Konzert: Musikantengrüße vom<br />

Schlosshof, Bad Berleburg<br />

19:00 Konzert mit Konstantin Wecker,<br />

Wut und Zärtlichkeit, Gebr.-Busch-Theater,<br />

Hilchenbach-Dahlbruch<br />

17. Montag<br />

14:30 Gedächtnistraining, Begegnungszentrum<br />

Haus Herbstzeitlos, Siegen<br />

16:00 Kino „Ohne ALTERsbeschränkung“<br />

Das kleine Zimmer Viktoria<br />

Filmtheater, Hilchenbach-Dahlbruch<br />

17:00 VHS Siegen-Wittgenstein Neuseeländische<br />

Märchen Geschichtenerzählungen,<br />

Bad Berleburg, Stadtbücherei<br />

(Altes Landratsamt)<br />

18. Dienstag<br />

19:30 VHS Siegen-Wittgenstein Vortrag:<br />

Die Anfänge des Tourismus in<br />

Wittgenstein, Bad<br />

Laasphe, Haus des<br />

Gastes, Wilhelmsplatz<br />

3<br />

19. Mittwoch<br />

14:00 VHS Siegen-<br />

Wittgenstein, Bestimmung<br />

von Pilzen<br />

im Freudenberger<br />

Stadtwald, Treffpunkt<br />

Parkplatz am Ende<br />

der Friedenshortstr.,<br />

Freudenberg<br />

20:00 Birkenhof-<br />

Vortrag: Wasser –<br />

Lebensquelle und Bedrohung,<br />

Wilnsdorf,<br />

Birkenhof 1<br />

20.Donnerstag<br />

17.00 Uhr, Vortrag<br />

von Birgitt Braun:<br />

Wohnanpassung bei<br />

Menschen mit Demenz,<br />

Ratsaal, Gemeinde<br />

Neunkirchen<br />

Konstantin Wecker, im Konzert,<br />

16. September, 19 Uhr,<br />

im Gebr.-Busch-Theater Hilchenbach<br />

21. Freitag<br />

18:00 Wanderausstellung:<br />

Künstler gegen<br />

den Nationalsozialismus, Museum<br />

Wilnsdorf, (bis 26.10.<strong>2012</strong>)<br />

20:00 kreuztalkultur, Dichtung und<br />

Wahrheit, Konzert mit „Salut Salon“,<br />

Stadthalle Kreuztal, Am Erbstollen<br />

22. Samstag<br />

12:00 4. Oldtimer-Motorradtreffen,<br />

Technikmuseum Freudenberg (So. ab 10)<br />

Das Beste aus 10 Jahren Salut Salon<br />

Freitag, 21. September, Stadthalle Kreuztal<br />

durchblick 3/<strong>2012</strong> 67<br />

Veranstalterfoto<br />

Veranstalterfoto


23.Sonntag<br />

10:30 Konzert mit Andreas Schuss<br />

Traumhaft schöne Instrumentalmusik,<br />

Schlosshof Bad Berleburg<br />

18:00 Konzert: 60 Jahre Martini-Orgel<br />

mit Johannes Unger, Martinikirche<br />

Siegen<br />

24. Montag<br />

14:30 Gedächtnistraining, Begegnungszentrum<br />

Haus Herbstzeitlos Siegen,<br />

Marienborner Str. 151<br />

19:00 VHS Siegen-Wittgenstein, Vortrag:<br />

Patientenverfügung - Vorsorgevollmacht<br />

- Betreuungsverfügung, Rathaus<br />

Netphen<br />

25. Dienstag<br />

19:30 VHS Siegen-Wittgenstein, Vortrag:<br />

Demenz in Familie, Freundeskreis<br />

und Nachbarschaft, Kreuztal, Weiße<br />

Villa, Dreslers Park<br />

Veranstaltungshinweise<br />

September <strong>2012</strong><br />

26. Mittwoch<br />

19:00 VHS Siegen-Wittgenstein, Vortrag:<br />

Gefahren aus dem Internet, Computer<br />

und Handy!, Familienzentrum am<br />

Heckersberg Netphen-Dreis-Tiefenbach<br />

27. Donnerstag<br />

15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

20:00 Konzert für Trompete mit der<br />

Philharmonie Südwestfalen, Gebrüder-<br />

Busch-Theater, Hilchenbach-Dahlbruch<br />

20:00 Wer lacht, zeigt Zähne! Kabarett<br />

mit René Steinberg, Lyz Siegen<br />

28. Freitag<br />

20:00 kreuztalkultur, Martina Schwarzmann,<br />

Wer Glück hat, kommt, Stadthalle<br />

Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />

20:00 Partner, Paare, Paarungen, Lesung<br />

mit Werner Schneyder, Lyz Siegen<br />

Oktober <strong>2012</strong><br />

1. Montag<br />

14.30 Seniorenveranstaltung der Stadt<br />

Siegen, Goldener Herbst, Bismarckhalle<br />

Siegen-Weidenau (Eintritt: 3,00 €)<br />

2. Dienstag<br />

20:00 kreuztalkultur, Kabarett: Der<br />

Künstler ist anwesend, mit Jürgen Becker,<br />

Stadthalle Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />

20:00 Theater: Bis dass der Tanz uns<br />

scheidet, Gebrüder-Busch-Theater,<br />

Hilchenbach-Dahlbruch<br />

4. Donnerstag<br />

15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

5. Freitag<br />

10:45 Konzert: Matinée mit Bratsche<br />

und Orgel, in der Kirche St. Joseph,<br />

Weidenau<br />

20:00 Kabarett: Hans Liberg in Ick<br />

Hans Liberg, Siegerlandhalle Siegen<br />

6. Samstag<br />

18.00 + 20.00 Dia-Multivisionshow:<br />

Kanada und Abenteuer Yukon Siegerlandhalle<br />

Siegen<br />

7. Sonntag<br />

14:30 Stadtführung Rund ums Krönchen,<br />

ab Innenhof im oberen Schloss Siegen<br />

17:00 kreuztalkultur 10. Opern- und<br />

Operettengala, Das Beste aus 10 Jahren,<br />

Stadthalle Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />

„Wer lacht, zeigt Zähne!“ Kabarett mit<br />

René Steinberg, am 27. September im<br />

Medien- und Kulturhaus Lyz Siegen<br />

Orgelkonzert mit Johannes Unger, Sonntag,<br />

23. September, in der Martinikirche Siegen<br />

10. Mittwoch<br />

19:30 Seemannsgarn und Bauernzwirn,<br />

Geschichten von und mit Michael Kluthe:<br />

Birkenhof, Wilnsdorf # 02739/47698<br />

11. Donnerstag<br />

15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Straße 151<br />

15:00 VHS Sgn.-Wittgenstein, Lesung<br />

mit Erna Lüttecke: Der unvergessene<br />

Frühling, Bad Laasphe, Haus des Gastes<br />

Königs Weltreise. Ein König, eine Frau, ein verrücktes Volk, Gießkannen,<br />

Regenschirme und eine höchst sonderbare Geschichte. Schattentheater vom<br />

„Theater Handgemenge“ am 2. Novembeber, 20 Uhr, in der Stadthalle Kreuztal<br />

68 durchblick 3/<strong>2012</strong><br />

Veranstalterfoto<br />

Veranstalterfotos


Veranstaltungshinweise<br />

Veranstalterfotos<br />

Uwe Ochsenknecht in Zehn Tipps, das<br />

Morden zu beenden und mit dem Abwasch<br />

zu beginnen, 28.9. im Lyz Siegen<br />

11. Donnerstag<br />

15:00 Vortrag: Grundversorgung im<br />

Alter, „Dämmerstunde“ der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus<br />

Herbstzeitlos Siegen<br />

15. Montag<br />

16:00 Kino „Ohne ALTERsbeschränkung“<br />

Und wenn wir alle zusammenziehen?,<br />

Viktoria Filmtheater Hilchenbach-Dahlbruch,<br />

Bernhard-Weiss-Platz<br />

19. Freitag<br />

20:00 Lesung in englischer Sprache:Anthony<br />

McCarten: Ganz normale Helden,<br />

Sanitätshaus Kienzle, Bad Berleburg, Sählingstraße<br />

16<br />

21. Sonntag<br />

17:00 kreuztalkultur Vortrag: Xpeditionen<br />

- Abenteuer Ozean, von David Hettich,<br />

Stadthalle Kreuztal, Am Erbstollen<br />

23. Dienstag<br />

19:00 VHS Siegen-Wittgenstein, Vortrag:<br />

Testament und Erbvertrag, Festhalle<br />

Wilnsdorf, Rathausstraße 9<br />

25. Donnerstag<br />

15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

19:30VHSSiegen-Wittgenstein,Vortrag:<br />

Lebensmittelverschwendung, Kreuztal<br />

Weiße Villa, Dreslers Park<br />

19:00 Wortwechsel, literarisches Kabarett<br />

mit Dennis Scheck, Marcus Jeroch,<br />

Christine Prayon, Wolfgang Nitschke,<br />

Kulturhaus Lyz Siegen<br />

20:00 Schauspiel von Georg Büchner,<br />

Woyzeck, Gebrüder-Busch-Theater, Hilchenbach,<br />

Bernhard-Weiss-Platz 6<br />

November <strong>2012</strong><br />

26. Freitag<br />

20:00 kreuztalkultur, Songs & Geschichten<br />

mit Georg Ringsgwandl, Das<br />

Leben und Schlimmeres, Stadthalle<br />

Kreuztal,<br />

27. Samstag<br />

18:00 Nacht der alten Technik, mit Feuerwerk,<br />

Technikmuseum Freudenberg<br />

20:00 kreuztalkultur, Kabarett: Alfred<br />

Dorfer Bis jetzt - solo, Stadthalle Kreuztal<br />

20:00 Konzert mit der A-cappella-Band<br />

„Wise Guys“, Siegerlandhalle Siegen<br />

28. Sonntag<br />

20:00 Lesung mit Musik: Uwe Ochsenknecht<br />

& The Toxic Truth, Zehn Tipps,<br />

das Morden zu beenden und mit dem Abwasch<br />

zu beginnen, Lyz Siegen<br />

31. Mittwoch<br />

20:00 Birkenhof-Vortrag: Ernährung<br />

im Alter, von Frau Dr. Petra Kühne,<br />

Wilnsdorf, Birkenhof 1 # 02739/47698<br />

20:00 Lesung mit Musik:Achim Reichel<br />

Solo mit Euch, Mein Leben, meine Musik<br />

-Tour <strong>2012</strong>, Kulturhaus Lyz Siegen<br />

2. Freitag<br />

20:00 kreuztalkultur Theater: Königs<br />

Weltreise, ein Schattentheater, Stadthalle<br />

Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />

3. Samstag<br />

20:00 Kabarett mit Ina Müller, Das wär<br />

dein Lied gewesen, Siegerlandhalle Siegen,<br />

Koblenzer Straße 151<br />

4. Sonntag<br />

16:00 Herbstkonzert des Siegener Blasorchesters,<br />

Gläsersaal Siegerlandhalle<br />

20:00 Gebr.-Busch-Kreis Konzert: Unterbiberger<br />

Hofmusik, Evangelische<br />

Kirche Hilchenbach. (siehe auch S. 62)<br />

5. Montag<br />

9:30 Gedächtnistraining, Begegnungszentrum<br />

Haus Herbstzeitlos Siegen,<br />

Marienborner Str. 151<br />

8. Donnerstag<br />

15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

20:00 Kabarett: Dieter Hallervorden in<br />

Stationen eines Komödianten, Gebrüder-<br />

Busch-Theater, Hilchenb.-Dahlbruch<br />

9. Freitag<br />

20:00 Kabarett mit HG Butzko Herrschaftszeiten,<br />

Medien- und Kulturhaus<br />

Lyz Siegen, St. Johann Straße<br />

10. Samstag<br />

20:00 Konzert: Beat-Gruppen der 60er<br />

Jahre, mit den Back to the Sixties, Siegerlandhalle<br />

Siegen<br />

16. Freitag<br />

20:00 kreuztalkultur Konzert mit Altan,<br />

Return of a legend Irish Folk, Stadthalle<br />

Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />

18. Sonntag<br />

14:00 Spinntreff mit der Webmeisterin<br />

Inge Zöller, Technikmuseum Freudenberg,<br />

Olper Str.<br />

17:00 kreuztalkultur, Herbstkonzert mit<br />

dem Blasorchester der Stadt Kreuztal<br />

e.V. Stadthalle Kreuztal<br />

19. Montag<br />

14:30 Gedächtnistraining, Begegnungszentrum<br />

Haus Herbstzeitlos Siegen,<br />

22. Donnerstag<br />

15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Dieter Hallervorden: „Stationen eines<br />

Komödianten“. Sein 50-jähriges<br />

Bühnenjubiläumsprogramm ist<br />

eine Art Blütenlese seines künstlerischen<br />

Schaffens<br />

8. November, 20 Uhr, im Gebrüder-<br />

Busch-Theater Hilchenbach-Dahlbruch<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

20:00 Schauspiel von John Patrick<br />

Shanley: Zweifel Gebrüder-Busch-Theater,<br />

Hilchenbach-Dahlbruch<br />

durchblick 3/<strong>2012</strong> 69


Veranstaltungshinweise<br />

November <strong>2012</strong><br />

23. Freitag<br />

20:00 kreuztalkultur, Kabarett, Gerd Dudenhöffer<br />

spielt „Heinz Becker“ in Sackgasse,<br />

Stadthalle Kreuztal,<br />

20:00 Alles wird Klara, neue deutsche<br />

Chansons mit Klara, Medien- und Kulturhaus<br />

Lyz Siegen, St.-Johann-Straße<br />

24. Samstag<br />

20:00 Kabarett „Erstes Deutsches<br />

Zwangsensemble“ mit: Die letzte Tour<br />

Medien- und Kulturhaus Lyz Siegen<br />

20.30 Tanz und Unterhaltung: 4. Siegener<br />

Tangoabend, Bismarckhalle<br />

Weidenau<br />

25. Sonntag<br />

17:00 kreuztalkultur, Multivisions-<br />

Vortrag: Norwegen mit Klaus-Peter<br />

Kappest, Stadthalle Kreuztal,<br />

20:00 Chansons: Klaus Hoffmann, Alswenn<br />

es gar nichts wär!, Medien- und<br />

Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />

26. Montag<br />

14:30 Gedächtnistraining, Begegnungszentrum<br />

Haus Herbstzeitlos Siegen<br />

27. Dienstag<br />

20:00 Kammermusik mit dem Abegg-<br />

Klavier-Trio, Gebrüder-Busch-Theater,<br />

Hilchenbach-Dahlbruch<br />

29. Donnerstag<br />

20:00 kreuztalkultur, Varietè-Theater:<br />

Die Bert Engel Show, Weiße Villa,<br />

Dreslers Park Kreuztal<br />

20:00 Kabarett: Gönn' dir' ne Auszeit,<br />

Gebr.-Busch-Theater, Hi.-Dahlbruch<br />

Vorschau<br />

Dezember <strong>2012</strong><br />

1. Samstag<br />

14:00 Weihnachtswerkstatt: Drechsler,<br />

Glasperlenmacherin, Filzerin, Technikmuseum<br />

Freudenberg, Olper Straße 5<br />

(auch Sonntag ab 10 Uhr)<br />

4. Dienstag<br />

14:30 Adventfeier der Seniorenwandergruppen,<br />

Bismarckhalle Si.-Weidenau<br />

6. Donnerstag (Nikolaus)<br />

15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

7. Freitag<br />

20:00 Weihnachtskonzert mit dem<br />

Blechbläserensemble Ludwig Güttler,<br />

evangelische Kirche Hilchenbach<br />

Veranstaltungstermine des Apollo-Theaters<br />

lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor.<br />

Ausstellung im Rathaus Netphen<br />

„Alzheimer und Kunst“<br />

Carolus Horn – „Wie aus Wolken Spiegeleier werden“<br />

Wer seinen Namen<br />

nicht kennt, kennt<br />

zumindest aber seine<br />

Texte: „Nur Fliegen ist schöner“<br />

(Opel), „Alle reden vom Wetter.<br />

Wir nicht.“ (Deutsche Bahn)<br />

oder „Es gibt viel zu tun. Packen<br />

wir`s an“ (Esso) – alle diese Werbeslogans<br />

stammen von Carolus<br />

Horn, einem der bekanntesten<br />

Werbegraphiker und -texter<br />

Deutschlands.<br />

Heute ist sein Name hauptsächlich<br />

mit der Wanderausstellung<br />

„Wie aus Wolken<br />

Spiegeleier werden“, verknüpft,<br />

die mittels seiner<br />

Bilder eindrucksvoll und anschaulich<br />

den Verlauf der<br />

Alzheimerschen Krankheit dokumentiert,<br />

an der Horn im Alter von<br />

71 Jahren 1992 verstarb. Acht Jahre<br />

zuvor hatten sich die ersten Symptome<br />

des fortschreitenden Hirnleidens<br />

bemerkbar gemacht. Seine<br />

Das letzte Brückenbild entstand im mittleren<br />

bis schweren Stadium der Krankheit. Tiefe und<br />

Dynamik sind einem hölzernen, geometrischen<br />

und graphikartigen Design gewichen.<br />

Schaffenskraft blieb bis kurz vor<br />

seinem Tode ungebrochen, seine<br />

Kunst gewann sogar eine neue Ausdruckskraft.<br />

Nur selten erfahren wir etwas darüber,<br />

wie sich die Alzheimer-Krank-<br />

heit auf künstlerisches Schaffen<br />

auswirkt. Hanna Fischer-Wolter<br />

erläutert in ihrem Vortrag zur<br />

Bilderausstellung am Dienstag,<br />

9. 10. <strong>2012</strong>, um 19.00 Uhr im<br />

Ratssaal, wie sich die Krankheit<br />

allmählich in die Werke des<br />

Künstlers einschleicht, wie sie<br />

seine Farben- und Formensprache<br />

im Laufe seiner Erkrankung<br />

verändert, bis sie schließlich den<br />

Zerfall seiner Gestaltungskraft<br />

herbeiführt. Während dieser<br />

Zeit verlor Carolus Horn nie seinen<br />

Willen, sich mitzuteilen und<br />

auch nicht seine Fähigkeit dazu.<br />

Die Malerei gab ihm und seinen<br />

Angehörigen Halt und Trost.<br />

Die außergewöhnliche Bilderausstellung<br />

ist von Freitag, 28. 9.,<br />

bis Mittwoch, 10. 10. <strong>2012</strong>, während<br />

der Öffnungszeiten im Rathaus zu<br />

sehen. Der Eintritt zum Vortrag und<br />

zur Ausstellung ist frei. Infos unter<br />

# 02738/6<strong>03</strong>-145. Eva Vitt<br />

70 durchblick 3/<strong>2012</strong>


HERBSTGEDICHTE<br />

von Helga Düringer<br />

Herbst<br />

Wenn die bunten Drachen steigen,<br />

welke Blätter tanzen Reigen,<br />

wenn die Zweige werden licht,<br />

schaut der Herbst uns ins Gesicht!<br />

Abgestreift des Sommers Blüten,<br />

Zugvögel auf dem Flug gen Süden,<br />

die Ernte wurde eingebracht,<br />

und manchmal noch die Sonne lacht.<br />

Sturm fegt über Stoppelfelder,<br />

feuchtes Laub bedeckt die Wälder,<br />

Kinder gehn mit der Laterne,<br />

graue Nebel in der Ferne.<br />

Es beginnt die stille Zeit,<br />

denn das Jahr ist mächtig weit,<br />

die Natur hüllt sich in Schweigen,<br />

Rauhreif blitzt auf Tannenzweigen.<br />

Wechselspiel der Natur<br />

Und abends dann bei Kerzenlicht,<br />

schaut der Herbst uns ins Gesicht!<br />

Der Sommer sang seinAbschiedslied,<br />

der Herbst fängt an zu träumen.<br />

Er holt sich alles, was noch blüht<br />

und Blätter von den Bäumen.<br />

Nach und nach färbt er sie bunt<br />

in wunderschönen Tönen.<br />

Und es gibt noch manche Stund`<br />

viel Sonne zum Verwöhnen.<br />

Bald schon wehn die Winde rauher,<br />

die Keller wurden reich gefüllt.<br />

Der erste Frost liegt auf der Lauer,<br />

und Nebel hat das Land verhüllt.<br />

Es blühen längst die Herbstzeitlosen,<br />

die Astern senken nun ihr Haupt.<br />

Im Garten stehn die letzten Rosen,<br />

das Jahr ist älter als man glaubt…<br />

Dahlienblüte<br />

Die Dahlien ragen übern Zaun<br />

herrlich sind sie anzuschaun!<br />

Sie stehn jetzt in der reifsten Pracht,<br />

wenn kräftig noch die Sonne lacht.<br />

Bald verblüht ihr bunt` Gewand,<br />

der Sommer reicht dem Herbst die Hand<br />

Die Uhr der Zeit<br />

Die Uhr der Zeit - tickt für uns alle,<br />

ob wir arm sind oder reich,<br />

das Uhrwerk geht in jedem Falle<br />

für alle Menschen ständig gleich!<br />

Schnell verschwinden so die Jahre,<br />

die jedem werden zugedacht,<br />

ob dunkle oder graue Haare,<br />

für alle ist die Zeit gemacht!<br />

Müssen uns dem Schicksal schicken,<br />

wenn unser Leben abgelaufen,<br />

die Uhr der Zeit wird weiterticken,<br />

Zeit, die kann sich niemand kaufen<br />

Gesetze der Natur<br />

Es färben sich die Wälder,<br />

schleichend Ton für Ton,<br />

das Jahr wird langsam älter,<br />

man spürt den Herbst jetzt schon.<br />

Die Kastanien reifen,<br />

Astern stehn in Pracht,<br />

graue Nebel schweifen,<br />

bis der Tag erwacht.<br />

Vögel ziehn gen Süden,<br />

der erste Frost bricht ein,<br />

Blumen, sie verblühten,<br />

gekeltert wird der Wein.<br />

Die Natur im Wandel,<br />

vorbei die Sommerzeit,<br />

bald trägt man wieder Mantel,<br />

der Herbst macht sich nun breit!<br />

Der Maler „Herbst“<br />

Der Herbst mischt seine Farben,<br />

gelb, rot, orange und braun,<br />

auf dem Feld die Garben,<br />

mystisch anzuschaun!<br />

Bald steigt er auf die Bäume<br />

und streift die Blätter ab,<br />

vorbei des Sommers Träume,<br />

er holt sich Blatt für Blatt.<br />

Ton für Ton wird er sie färben<br />

in seine goldne Pracht,<br />

lässt sie dann langsam sterben,<br />

die Sonne hat noch Macht.<br />

Er lässt sie hell erstrahlen,<br />

leuchten weit und breit,<br />

Kastanien springen aus den Schalen,<br />

der Winter ist nicht weit!<br />

durchblick 3/<strong>2012</strong> 71


Leserbriefe<br />

db. 2-<strong>2012</strong> Seite 46 Stadt, Land, Barriere. Da Sie ja von Ihrer<br />

Redaktion aus sicherlich an einer ergänzenden Information<br />

zu der Aktion der AWO über behindertenfreundlichen ÖPNV<br />

interessiert sind, hier meine Erfahrung mit dem berühmt-berüchtigten<br />

Aufzug am Weidenauer Bahnhof vom 13.4.<strong>2012</strong>:<br />

Weil ich mit meinem 85jährigen Vater nach einem verheilten<br />

Oberschenkelhalsbruch endlich eine länger geplante<br />

Tagesfahrt zu einem alten Freund in Essen unternehmen<br />

wollte, hatte ich wegen des Aufzugs am Weidenauer Bahnhof<br />

angefragt. Die mündlicheAuskunft in Weidenau besagte,<br />

dass dies während der Dienstzeit des dortigen Mitarbeiters<br />

kein Problem sei und dass nach seinem Dienstschluss um<br />

17.30 Uhr jemand aus Siegen zur Aufzugbedienung käme.<br />

Dies habe ich dann schriftlich bei der Mobilitätsservice-Zentrale<br />

der DB beantragen müssen, mit der Auskunft, dass ab<br />

16.00 Uhr (!!!) der Aufzug nicht mehr bedient wird! Dafür<br />

bin ich aber jetzt stolze Besitzerin einer 207 Seiten starken<br />

Broschüre der DB „Mobil mit Handikap“.<br />

Als wir an dem Morgen des 13.4. in Weidenau ankamen,<br />

war Geduld angesagt. DieAufzugskabine stand unten in der<br />

Unterführung. Bis sie oben war, dauerte es so lange, wie ich<br />

es bisher noch nie - selbst bei alten Aufzugsmodellen - erlebt<br />

Verkaufsanzeige:<br />

Faltboot KlepperAerius I mit Zubehör und Lektüre<br />

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habe. Hinunter wieder dasselbe.Auf der anderen Seite musste<br />

die Kabine vom Bahnsteig heruntergeholt werden .... alles<br />

in allem eine Prozedur, die länger dauerte als bei der Rückkehr<br />

um 18.43 Uhr der mühsame Gang über die Treppen.<br />

Dorothee Diehl, Siegen<br />

Mit großem Interesse habe ich Ihren Bericht über dieAktion<br />

„Stadt, Land, Barriere“ gelesen.Alles was Sie darin ansprechen<br />

und kritisieren kann ich nur bestätigen! Ich bin aber<br />

ziemlich erstaunt darüber, dass Sie vergleichbare Mängel in<br />

Ihrem eigenen „Haus Herbstzeitlos“ völlig verschweigen.<br />

Es wäre meiner Ansicht nach angebracht gewesen, auf die<br />

erheblichen Schwierigkeiten bei der Benutzung Ihres Aufzuges<br />

hinzuweisen.<br />

Vor einiger Zeit las ich in der Zeitung von dem neu errichteten<br />

Personenaufzug in Ihrer Begegnungsstätte. Die wunderbaren<br />

Parkmöglichkeiten vor dem Haus und nun auch ein Aufzug,<br />

– das stimmte mich als Rollstuhlfahrerin richtig froh! Ich<br />

glaubte tatsächlich, nun auch für mich interessante Angebote<br />

im „Haus Herbstzeitlos“ wahrnehmen zu können. Umso enttäuschter<br />

war ich, als ich geschlagene 15 Minuten draußen<br />

vor dem Aufzug warten musste, bis sich jemand fand, der mit<br />

einem Schlüssel kam und damit den Aufzug aufschließen und<br />

bedienen konnte. (Bahnhof Weidenau lässt grüßen!). Mir ging<br />

die Frage durch den Kopf: Was ist, wenn ich mich im ersten<br />

AUCH IHR AUTO<br />

MÖCHTE NICHT<br />

ZUM ALTEN EISEN<br />

GEHÖREN.<br />

PFLEGEN SIE ES<br />

SO REGELMÄSSIG WIE SICH SELBST.<br />

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Jürgen Spies<br />

Stahlwerkstraße 4<br />

57078 Siegen-Geisweid<br />

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Eiserfelder Straße 208<br />

57072 Siegen<br />

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Hagener Straße 10<br />

57223 Kreuztal<br />

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Die reinste Freude<br />

72 durchblick 3/<strong>2012</strong>


Leserbriefe<br />

Stock befinde und dann dringend die Toilette aufsuchen muss?<br />

Denn die Behindertentoilette befindet sich … im Erdgeschoss!<br />

Warum bauen Sie denAufzug nicht so, dass Besucher ihn selbständig<br />

bedienen können? Öffentliche Gebäude sollten eigentlich<br />

barrierefrei, also ohne fremde Hilfe, erreichbar sein!<br />

Kleiner Tipp: Das Viktoria-Kino in Dahlbruch hat das vorbildlich<br />

hinbekommen; auch dort wurde nachträglich ein Aufzug<br />

installiert. Und den kann ich bedienen. Ganz alleine!<br />

Antje Hering, Siegen-Eiserfeld<br />

www.diakonie-sw.de<br />

db 2-<strong>2012</strong> Seite 54 Demenz. Mit Interesse habe ich Ihre<br />

Zeitung gelesen und wurde insbesondere auf oben genannten,<br />

sehr informativen Artikel von Herrn Dr. Bauch<br />

aufmerksam. Ich beschäftige mich schon seit 13 Jahren<br />

beruflich mit diesem Thema und möchte gerne einige, wie<br />

ich meine, wichtige Anmerkungen machen.<br />

Auf Seite 58 schreibt der Autor zum Thema „Patientenverfügung“<br />

Ausführungen, die einer Korrektur bedürfen.<br />

Es gibt keine Unterscheidung in der Begrifflichkeit<br />

Patientenverfügung und Patiententestament, jedoch sollte<br />

vorzugsweise der Begriff Patientenverfügung verwendet<br />

werden, da eine Verfügung all das regelt, das zu Lebzeiten<br />

geschieht, ein Testament all das, was nach dem Tod zu erledigen<br />

ist, was ja hier nicht Sinn und Zweck ist, so führt der<br />

Begriff Patiententestament regelmäßig zur Verwirrung.<br />

Eine Patientenverfügung sollte immer in Kombination<br />

mit einer Vorsorgevollmacht erstellt werden. Keinesfalls<br />

gibt es wie auf Seite 60 erwähnt: „die unkomplizierte Möglichkeit<br />

der Betreuungsverfügung und Vorsorgevollmacht“.<br />

Eine Vorsorgevollmacht regelt all das, was nicht unmittelbar<br />

mit Krankheit zu tun hat. Als Beispiel sei hier<br />

genannt: die Bevollmächtigung, eine Miete zu kündigen,<br />

Post zu öffnen, Verträge abzuschließen.<br />

Eine Betreuungsverfügung muss nur dann erstellt werden,<br />

wenn keine Person des Vertrauens benannt werden<br />

kann, die mich ggf. vertritt. Hier kann ich für einen eventuell<br />

zu bestellenden Betreuer meine Wünsche äußern. Eine<br />

Betreuungsverfügung meint das Gleiche wie eine Vorsorgevollmacht<br />

/ Patientenverfügung, nur das kein Bevollmächtigter<br />

benannt wird. Ich habe aber die Möglichkeit, die Betreuungsverfügung<br />

beim Zentralregister in Berlin eintragen<br />

zu lassen, sodass bei einer eventuellen Bestellung eines<br />

Betreuers mein Wille auf jeden Fall zum Tragen kommt.<br />

Die Bevollmächtigten in der Vorsorgevollmacht und<br />

Patientenverfügung sollten nicht Betreuer genannt werden,<br />

da dies ein feststehender Begriff des Amtsgerichts<br />

für bestellte Personen ist, sondern besser Bevollmächtigte.<br />

Keinesfalls aber sollte bei der Diagnose Demenz noch<br />

eine Vollmacht erstellt werden!<br />

Jeder ab 18 Jahre, also ab Volljährigkeit, sollte eine<br />

Vorsorgevollmacht / Patientenverfügung erstellen, denn<br />

kein Angehöriger oder Ehepartner kann ohne Bevollmächtigung<br />

handeln.<br />

Altenzentrum Freudenberg<br />

✆ 0 27 34 27 70<br />

Lagemannstraße 24<br />

57258 Freudenberg<br />

Sophienheim<br />

✆ 02 71 6 60 30<br />

Südstraße 11<br />

57074 Siegen<br />

Haus Obere Hengsbach<br />

✆ 02 71 77 01 90<br />

Hengsbachstraße 156<br />

57080 Siegen<br />

Fliedner-Heim<br />

✆ 02 71 4 88 40<br />

Luisenstraße 15<br />

57076 Siegen<br />

Haus Höhwäldchen<br />

✆ 0 27 39 47 80<br />

Höhwäldchen 3<br />

57234 Wilnsdorf<br />

51 Seniorenwohnungen<br />

24 Seniorenwohnungen<br />

12 Plätze für Demenzpatienten<br />

Seniorenresidenz Känerbergstr.<br />

26 Seniorenwohnungen<br />

2 Seniorenwohungen<br />

12 Kurzzeitpflegeplätze<br />

Noch eine letzte Anmerkung: Hausärzte haben nach<br />

meiner Erfahrung leider keine Zeit, eine Beratung zur<br />

Vorsorgevollmacht / Patientenverfügung durchzuführen,<br />

sie kennen sich oftmals selbst nicht damit aus. Sie können<br />

nur in Bezug auf Krankheit und ihre Folgen beratend zur<br />

Seite stehen.<br />

Daniela Sadelkow-Geßner, Hilchenbach<br />

Seniorenberaterin der Stiftung Diakoniestation Kreuztal<br />

durchblick 3/<strong>2012</strong> 73


Unterhaltung / Impressum<br />

Es fiel uns auf …<br />

…dass Rot Energie verleiht. Menschen reagieren besonders<br />

intensiv auf die Farbe Rot. Forscher der holländischen<br />

Universität von Utrecht haben herausgefunden,<br />

dass schon der Anblick Kraft und Reaktionsfähigkeit<br />

steigert. Das können wir bei unserer Kleidung nutzen,<br />

wenn wir viel Energie brauchen.<br />

…dass zu viele Pillen Senioren schaden. Für manche<br />

ältere Menschen sind zehn oder mehr verschiedene Medikamente<br />

am Tag nichts Besonderes. Dadurch steigt<br />

die Zahl der Wechselwirkungen unverhältnismäßig an.<br />

Fachärzte für Geriatrie raten, dass ein Arzt nicht mehr als<br />

fünf Medikamente gleichzeitig verschreiben soll. Nicht<br />

alles muss behandelt werden, und manchmal reichen auch<br />

pflanzliche Mittel aus.<br />

…dass die Demenzzahlen rückläufig sind. Die Menschen<br />

werden immer älter und daraus haben die Statistiker<br />

jahrelang geschlossen, dass auch die Fälle von<br />

Alterserkrankungen wie Demenz in gleichem Maße zunehmen<br />

würden. Nun gibt eine niederländische Forschergruppe<br />

Entwarnung. Ganz so schlimm wird es wohl nicht<br />

kommen. Denn die Menschen heute sind grundsätzlich<br />

gesünder als früher. Heute ist in der Regel der Blutdruck<br />

besser eingestellt und die Schlaganfallrate ist deutlich<br />

geringer. Beides sind extreme Risikofaktoren für Demenz.<br />

…dass ein gutes Gedächtnis richtiges Training erfordert.<br />

Nicht alle Rätsel fördern das Gehirn gleichermaßen.<br />

Kreuzworträtsel sind gut für den Wortschatz. Merkübungen<br />

für das Erinnerungsvermögen, Sudokus für logisches<br />

Denken. Daneben gibt es noch eine Vielzahl von<br />

Trainingsmöglichkeiten<br />

homa<br />

Gedächtnistraining: Lösungen von Seite: 48 - 49<br />

Buchstabensalat: 1. Zeile: MARTIN,SOLDAT, KIN-<br />

DER, LATERNE; 2. Zeile: BETTLER, MARTINS-<br />

GANS, BASTELN, TEILEN; 3.Z.: KERZE, LICHT;<br />

4.Z: MANTEL, NOVEMBER; 5.Z.: LATERNENZUG;<br />

6. Z.: STUTENMANN, ZUCKERBREZEL Thema:<br />

St. Martin. Wortmix: Salatkopf. Silbenrätsel: 1.BE-<br />

NEHMEN 2.REDEN 3. 4.SPEISEN 5.BESCHREIBEN<br />

6.NÖTIGUNG 7.BEZIRK 8.GESCHÖPF. Wochentage:<br />

1.Dienstag, 2.Donnerstag, 3.Samstag, 4.Dienstag<br />

Zu guter Letzt:<br />

Atom<br />

von Hans Basekow<br />

Ein winzig kleines Teil mit zu viel Kraft<br />

ist´s, das der Welt Probleme schafft.<br />

Der Mensch war stolz, es aufzuspalten,<br />

jetzt weiß er kaum es aufzuhalten.<br />

Seit Tschernobyl und Fukushima<br />

verändert es nicht nur das Klima.<br />

durchblick<br />

Gemeinnützige Autorenzeitschrift<br />

für Siegen und Siegen-Wittgenstein<br />

Herausgeber: durchblick-siegen Information und Medien e.V.<br />

Anschrift der Redaktion:<br />

„Haus Herbstzeitlos“, Marienborner Str. 151, 57074 Siegen<br />

Telefon 0271 61647, Mobil: 0171-6206413<br />

E-Mail: redaktion@durchblick-siegen.de<br />

Internet: www.durchblick-siegen.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

dienstags bis donnerstags von 10.00 bis 12.30 Uhr<br />

1. und 3. Dienstag im Monat auch von 15.00 bis 17.00 Uhr<br />

Redaktion:<br />

Anne Alhäuser; Maria Anspach; Johannes Buhl; Helga Düringer;<br />

Friedhelm Eickhoff (v.i.S.d.P.); Fritz Fischer; Eberhard Freundt;<br />

Gerda Greis; Eva-Maria Herrmann; Erich Kerkhoff; Erika Krumm;<br />

Brigitte Lanko; Horst Mahle; Werner Müller-Späth;<br />

Helga Siebel-Achenbach; Ulli Weber<br />

Bildredaktion:<br />

Thomas Benauer; Friedhelm Eickhoff; Gottfried Klör (verantwortlich);<br />

Tessie Reeh; Agnes Spar; Peter Spar<br />

Hörbuch-Redaktion:<br />

Thomas Benauer (verantwortlich); Rolf Bierbrauer; Helmut Drabe;<br />

Hubertus Freundt; (SprecherInnen auf CD-Beilage)<br />

Veranstaltungskalender:<br />

Internet:<br />

Thomas Benauer<br />

Ingrid Drabe<br />

An dieser Ausgabe haben ferner mitgewirkt:<br />

Anja Freundt; Dr. Horst Bach; Wilma Frohne; Ernst Göckus;<br />

Ulla D'Amico; Heinz Bensberg; Susanne Dettmann;<br />

Hartmut Reeh; Eva Vitt; Lothar Stock; Philip Lubenov; Leonhard<br />

Kraus; Sonja Bottenberg; Julian Felgitsch; Luca Montermann;<br />

Klaus Dietermann; Hans Basekow, Anja Botenberg<br />

Gestaltung, Satz und Layout:<br />

db-Lektorat<br />

Herstellung und Druck:<br />

Vorländer, Obergraben 39, 57072 Siegen<br />

Erscheinungsweise: März, Juni, September, Dezember<br />

Verteilung:<br />

Helga Siebel-Achenbach (Ltg.); Hannelore Münch; Paul Jochum;<br />

Dr. Horst Bach; Helga Sperling; Renate Tietze; Rotraud Ewert; Ursula<br />

Gloger; Waltraud Gottschalk; Monika Müller; Christel Mahle; Dieter<br />

Haas; Maximilian Lutz; Herbert Jäppche, Hans Amely, Maju Becker,<br />

Gabi Schumacher und alle Redakteure<br />

Auflage: 19 500 Der durchblick liegt kostenlos aus: In Sparkassen,<br />

Apotheken, Arztpraxen und Zeitungsverlagen, in der City-Galerie,<br />

in den Geschäften des Siegerlandzentrums und bei unseren Inserationskunden,<br />

in öffentlichen Gebäuden und vielen sozialen Einrichtungen<br />

der Wohlfahrtsverbände und Kirchen, in allen Rathäusern und<br />

Senioren-Sercicestellen des Kreises Siegen-Wittgenstein. Für die<br />

Postzustellung berechnen wir für vier Ausgaben jährlich 8 Euro.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die<br />

Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte<br />

Beiträge und Leserbriefe zu kürzen. Unverlangte Beiträge<br />

werden nicht zurückgeschickt.<br />

Der Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers<br />

gestattet.<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste 11/2009.<br />

Gefördert durch<br />

die Stadt Siegen<br />

und den Kreis<br />

Siegen-Wittgenstein<br />

74 durchblick 3/<strong>2012</strong>


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