2012-03
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durch<br />
blick<br />
Nr. 3/<strong>2012</strong><br />
26. Jahrgang<br />
kostenlos<br />
Autorenzeitschrift<br />
... nicht nur für Senioren<br />
MEINUNGEN<br />
INFORMATIONEN<br />
PERSPEKTIVEN<br />
UNTERHALTUNG<br />
KULTUR<br />
Seite 19 *
W I R B E W E G E N M E N S C H E N<br />
• Personenaufzüge<br />
• Lastenaufzüge<br />
• Plattformlifte<br />
• Treppenlifte<br />
• Wartung<br />
Schräg-Plattformlifte<br />
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Inhaltsübersicht / Aus der Redaktion<br />
!Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein 6<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos 14<br />
Der neue Seniorenbeirat 18<br />
Zimmer frei 20<br />
Senior - nicht mehr gut genug 24<br />
!Das hätte ich Dir auch gleich sagen können 22<br />
Aus Großmutters Zeiten 26<br />
Rückkehr der Bücher 27<br />
Kaleidoskop 28<br />
Der neue Rasen 29<br />
!Bridget Riley 30<br />
Vorgestellt: Renate Tietze 32<br />
Bürgschaft 34<br />
Eine Erlebnisreise 39<br />
!Mut zum Risiko 42<br />
Eine Lanze für das Camping 44<br />
No risk no fun 46<br />
Gedächtnistraining 48<br />
Heinrich Bäumer 50<br />
!Das uralte Medaillon 51<br />
Die Frau mit dem Hut 52<br />
Siegerland einst Land der vielen Feuer 54<br />
Bahnfahrt nach zwanzig Jahren 56<br />
!Inklusion?! 57<br />
Ein Tag 58<br />
Hearbst / 23. September 61<br />
!Kultur im nördlichen Siegerland 62<br />
Veranstaltungen im Haus Herbstzeitlos 64<br />
Veranstaltungshinweise 65<br />
Alzheimer und Kunst 70<br />
!Herbstgedichte 71<br />
Leserbriefe 72<br />
Es fiel uns auf... / Lösungen 74<br />
Zu guter Letzt / Impressum 74<br />
An dieser Stelle möchten wir uns wieder einmal für die vielen wunderbaren Artikel<br />
bedanken, die Sie, liebe Leserinnen und Leser, uns eingereicht haben. Früher hatten wir<br />
Leserbeiträge gesammelt und in erweiterten Dezember-Ausgaben veröffentlicht. Mittlerweile<br />
schreiben Sie so emsig, dass wir jede Ausgabe um Ihre gut geschriebenen Texte erweitern<br />
können. Gern drucken wir Abhandlungen, die regionale, altersspezifische oder persönliche<br />
Erlebnisse zum Inhalt haben. Ratschläge zur Gesundheit oder zur Lebensführung sind hingegen<br />
keine bevorzugten Themen für uns! Wir freuen uns weiterhin auf Ihre Texte!<br />
Für diese Ausgabe schickte uns Annette Schmidt den Text einer Jugendpredigt ihrer<br />
Enkeltochter. Zum Thema „Senior – nicht mehr gut genug“ hat sich die 14-jährige Luca<br />
gemeinsam mit weiteren Gleichaltrigen anlässlich eines Gottesdienstes so ihre Gedanken<br />
gemacht. (Seite 26).<br />
Der Siegener Buchautor und Leiter des „Aktiven Museums Südwestfalen“ Klaus<br />
Dietermann, kommt in dieser Ausgabe zu Wort. Er hat einen kurzen Krankenhausaufenthalt<br />
fast protokollmäßig festgehalten und berichtet ab Seite 55 über seine Erlebnisse.<br />
Große Resonanz erhielten wir auf den im letzten Heft gedruckten Artikel „Lederwerke<br />
im Siegerland“ unseres Lesers Heinz Bensberg. Er ist auch in dieser Ausgabe mit einer<br />
Geschichte über die frühe Eisengewinnung im Siegerland vertreten und hat für die nächsten<br />
„durchblicke“ weitere spannende Beiträge angekündigt.<br />
Wir wünschen Ihnen einen schönen Herbst und natürlich viel Freude beim Lesen des<br />
neuen durchblick.<br />
Stark fürs Leben!<br />
Unsere Wohn- und Pflegeeinrichtungen<br />
möchten mit Ihnen in den<br />
nächsten, aktiven Lebensabschnitt<br />
starten.<br />
Informieren Sie sich über unsere<br />
Einrichtungen<br />
Marienheim, Weidenau<br />
Haus St. Elisabeth, Netphen<br />
Haus St. Raphael, Burbach<br />
Haus St. Klara, Friesenhagen<br />
Haus Mutter Teresa, Niederfischbach<br />
marienkrankenhaus.com<br />
fb.com/marienkrankenhaus.siegen<br />
Tel.: (0271) 231-2106<br />
Ein Unternehmen der<br />
St. Marien-Krankenhaus<br />
Siegen gem. GmbH<br />
Titelfoto: Fotolia<br />
3
Partner in Sachen Weiterbildung<br />
700<br />
VHS-Kurse<br />
im Kreisgebiet von September <strong>2012</strong><br />
bis Januar 2013<br />
18 Kurse<br />
Englisch für Ältere<br />
Vom Einsteigerkurs bis zu Fortgeschrittenen<br />
Siegen-Wittgenstein<br />
Unsere Volkshochschule<br />
in Bad Berleburg, Bad Laasphe, Burbach, Erndtebrück, Freudenberg,<br />
Hilchenbach, Kreuztal, Netphen, Neunkirchen und Wilnsdorf<br />
Infos unter Tel. 02 71-333 15 19 | Fax 02 71-333 14 70 | www.siegen-wittgenstein.de/vhs<br />
9 Computerkurse für Ältere<br />
in fast allen Städten<br />
und Gemeinden des Kreises<br />
190<br />
Gesundheitskurse<br />
Yoga, Qigong, Autogenes Training,<br />
Feldenkrais, Meditation, etc.<br />
Kultur erleben und mit allen Sinnen genießen – Hilchenbach bietet dazu viele Gelegenheiten.<br />
In einer Zeit, in der von den Menschen immer größere Flexibilität und Leistungsfähigkeit verlangt wird, bietet ein erstklassiges Kulturangebot<br />
einen wertvollen Ausgleich für Geist und Seele. Theater, Konzerte und Kabarett vermitteln Kunst als ganz persönliches Erlebnis.<br />
27. September<br />
Konzert<br />
Mit der Philharmonie<br />
Südwestfalen.<br />
Eröffnung der 52. Spielzeit.<br />
Dirigent: Clemens<br />
Schuldt. Solist: Ferenc<br />
Mausz, Trompete<br />
4. November<br />
Unterbiberger<br />
Hofmusikanten<br />
Ensemble Franz Josef<br />
Himpsl, mit den Gästen:<br />
Jay Ashby (Posaune)<br />
und Matthias Schriefl<br />
(Trompete)<br />
9. November<br />
Damit wir uns<br />
nicht verlieren<br />
Lesung aus dem Briefwechsel<br />
von Sophie Scholl<br />
und Fritz Hartnagel. Es<br />
lesen: Theresa Hanich<br />
und Michael Stacheder<br />
22. November<br />
Zweifel<br />
Eine Parabel in zwei<br />
Akten von John Patrick<br />
Shanley. Mit Renan<br />
Demirkan, Katalyn Bohn,<br />
Wolfgang Seidenberg,<br />
und Karin Boyd .<br />
Gebrüder Busch-Theater, Bernhard-Weiss-Platz 6, Hilchenbach-Dahlbruch<br />
Karten erhältlich im Bürgerbüro Hilchenbach, Tel. 02733/288-134, Gebrüder-Busch-Kreis, Tel. 02733/53350<br />
Weitere Infos und Buchungsmöglichkeiten: www.gebrueder-busch-kreis.de und www.proticket.de<br />
Kabarett, Musik, Theater, Literatur & Varieté — alles im Lÿz!<br />
Werner Schneyder 28.09.12<br />
Carmen Souza 01.12.12<br />
Denis Scheck 25.10.12<br />
Dieter Hildebrandt 25.01.13<br />
Klaus Hoffmann 25.11.12<br />
Programmheft kostenlos anfordern: 0271/333-244833-2448 oder www.lyz.de<br />
Hannelore Hoger 16.02.13
Sonntag, 9. September ‘12<br />
11.00 bis 17.00 Uhr<br />
Kundenzentrum der Sparkasse Siegen<br />
(Morleystr. 2) und Sieg Carré<br />
Eintritt frei!<br />
Mitten im Leben!<br />
Die Messe rund ums Älterwerden<br />
s<br />
Sparkasse<br />
Siegen<br />
. viele regionale Aussteller . buntes Messeprogramm . interessante Fachvorträge . Eintritt frei<br />
Siegener Herz-Tag <strong>2012</strong><br />
16. Arzt-Patienten-Seminar<br />
Herz in Gefahr<br />
Diagnose und Therapie der koronaren Herzkrankheit<br />
Leitung und Moderation:<br />
Prof. Michael Buerke und Prof. Peter Schuster<br />
Samstag, 27. Oktober <strong>2012</strong> um 9.00 Uhr<br />
Gläser-Saal, Siegerlandhalle Siegen<br />
Der Eintritt ist frei. Die Halle ist bereits eine Stunde vor Beginn für Blutdruckmessungen<br />
etc. geöffnet.
Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
Seniorenbeiräte<br />
sollen in Gemeindeordnung verankert werden<br />
Düsseldorf/Siegen. Der Seniorenbeirat<br />
der Stadt Siegen kann zum Ende<br />
der Legislaturperiode einen eher unerwarteten<br />
Erfolg verbuchen: Die neue<br />
rot-grüne Landesregierung hat die<br />
Aufnahme der Seniorenbeiräte in die<br />
Gemeindeordnung (GO) des Landes<br />
Nordrhein-Westfalen in ihrem Koalitionsvertrag<br />
fest verankert. Dafür hatte<br />
sich der Siegener Seniorenbeirat in<br />
der Vergangeheit sowohl bei der Landesseniorenvertretung<br />
(LSV) wie auch<br />
bei dem zuständigen Ministerium für<br />
Gesundheit, Emanzipation, Pflege und<br />
Alter (MGEPA) und seiner Ministerin<br />
Barbara Steffens (Grüne) in Düsseldorf<br />
intensiv eingesetzt. Zudem wurden vor<br />
der Landtagswahl die Kandidaten und<br />
Kandidatinnen aller Parteien im Kreisgebiet<br />
um ihre Stellungnahme in dieser<br />
Angelegenheit gebeten.<br />
Sowohl SPD, Grüne, Linke und FDP hatten<br />
dabei ihre Zustimmung zur Aufnahme<br />
der Seniorenbeiräte in die Gemeindeordnung<br />
signalisiert. Lediglich die CDU<br />
formulierte eine ablehnende Haltung.<br />
Der Seniorenbeirat der Stadt Siegen sieht<br />
sich mit der Absichtserklärung der Landesregierung<br />
im Koaltionsvertrag damit<br />
auf seinem eingeschlagenen Weg der<br />
Stärkung von Mitwirkungs- und Teilhaberechten<br />
Älterer und ihrer Vertretungen<br />
in Politik und Gesellschaft bestätigt und<br />
ermutigt.<br />
hoba<br />
Schüler kreativ<br />
Siegen. Öffentlichkeitsarbeit ist wichtig<br />
für den Verein HsM (handeln statt misshandeln).<br />
Die Schülerinnen und Schüler<br />
der Hans-Reinhardt-Schule sind stolz,<br />
dass sie das Schaufenster der Initiative<br />
gegen Gewalt im Alter e.V. gestalten<br />
durften. Gleichzeitig konnten sie sich<br />
so mit der Situation Alter auseinandersetzen.<br />
emh<br />
Autorenfoto<br />
Unterhaltsames Sommerfest<br />
Jubiläumsfeier im Kursana Domizil Siegen<br />
Siegen. Sein zehnjähriges Bestehen am Standort in<br />
Siegen-Achenbach, Am Witschert 10, feierte das<br />
Autorenfoto<br />
Kursana Domizil Siegen<br />
am Samstag 23.<br />
Juni, mit einem unterhaltsamen,<br />
bunten<br />
Festprogramm. Zu den<br />
Höhepunkten des Programms<br />
zählten ein<br />
Auftritt der Original Siegener<br />
Stadtmusikanten,<br />
die für die musikalische<br />
Unterhaltung des Tages<br />
sorgten, sowie ein bunter<br />
Basar und eine Vorstellung<br />
der Tanzgruppe<br />
der Kindertagesstätte<br />
Regenbogen. Direktor<br />
Dieter Weltermann-Kluwe begrüßte<br />
Bürgermeister Mues und besonders<br />
Freunde und Förderer der Einrichtung.<br />
Mit einem breiten kulinarischen Angebot<br />
und frisch gezapftem Bier wurden<br />
Gäste und Bewohner der Einrichtung<br />
verwöhnt. „Unser Haus ist ein lebendiger<br />
Teil der Stadt, deshalb freuen wir<br />
uns immer über zahlreiche Besucher“,<br />
so Weltermann-Kluwe.<br />
Wer die Seniorenpflegeeinrichtung,<br />
genauer kennen lernen wollte, hatte Gelegenheit,<br />
an Führungen teilzunehmen<br />
oder seine Fragen zwanglos im Gespräch<br />
mit der Leitung oder dem Team<br />
der Einrichtung zu klären. eb<br />
6 durchblick 3/<strong>2012</strong>
Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
Martina Groos (rechts) im Einzelunterricht<br />
Siegen. „Wollten Sie schon immer einmal<br />
ein Instrument erlernen? Sind sie<br />
von der Gitarre mit ihren vielfältigen<br />
Möglichkeiten und dem schönen Klang<br />
fasziniert? Möchten Sie lernen, Lieder<br />
zu begleiten? Dann könnte jetzt die Gelegenheit<br />
sein, sich ihren lange gehegten<br />
Wunsch zu erfüllen“. So stellt Martina<br />
Groos ihr Programm vor. Sie will so<br />
Mit Freude musizieren<br />
„Jugendmusikschule“ für Senioren<br />
etwas wie eine „Jugendmusikschule“<br />
für Senioren einrichten.<br />
In ruhiger und kreativer Atmosphäre,<br />
mit viel Geduld und<br />
Freude möchte sie die ersten<br />
Griffe und Grundlagen des Gitarrenspiels<br />
vermitteln. „Ich knüpfe<br />
in der Regel an bereits bestehende<br />
Vorkenntnisse an“ so Groos und<br />
„an erster Stelle stehen dabei die<br />
Schüler mit ihren persönlichen Vorstellungen<br />
und Wünschen“.<br />
Viele Menschen haben eine Begabung<br />
im musikalischen Bereich, vielfach<br />
kann sich dieses Talent nicht entfalten,<br />
weil es einfach nicht entdeckt wird.<br />
Ganz abgesehen davon ist es wichtig,<br />
geistig und körperlich aktiv zu sein,<br />
dabei dürfen durchaus Spaß und eigene<br />
Autorenfoto<br />
Interessen im Vordergrund stehen. Das<br />
bietet auf spielerische Weise das Erlernen<br />
eines Musikintruments, meint die<br />
junge Musiklehrerin.<br />
Mit ihrer Überzeugung befindet sich<br />
Martina Groos in guter Gesellschaft.<br />
Auch die Medizin sagt, dass das Erlernen<br />
von Instrumenten der Verbesserung<br />
der Konzentration dient, die Aufmerksamkeit,<br />
Koordination und Feinmotorik<br />
fördert und dadurch der Aktivierung des<br />
Gehirns dient.<br />
Die Räumlichkeiten für den Musikunterricht<br />
befinden sich in Siegen oder<br />
Siegen-Weidenau. Je nach Wohnort ist<br />
es auch möglich, Unterrichtsstunden in<br />
der eigenen Wohnung zu nehmen.<br />
Nähere Informationen erhalten Sie<br />
unter # 0151-53924715. emh<br />
Netphen. Wie früher: Sich chic machen,<br />
ausgehen, das Tanzbein schwingen. Das<br />
sollen Menschen mit Demenz und ihre<br />
Partner wieder erleben können. Susanne<br />
Tuppeck von der Tanzschule „Im Takt“<br />
in Dreis-Tiefenbach hat sich darauf eingestellt.<br />
Regelmäßig einmal im Monat<br />
findet hier ein Tanzkreis statt. Eingeladen<br />
sind Paare, von denen jeweils einer<br />
der beiden an einer Demenz erkrankt<br />
ist. Der Partner kann der Ehepartner<br />
sein, aber auch die Tochter, der Sohn,<br />
der Freund, der Nachbar, ein ehrenamtlicher<br />
Helfer. Natürlich dürfen an den<br />
Tanzveranstaltungen auch Seniorinnen<br />
und Senioren teilnehmen, die nicht dement<br />
sind. Die Erfahrung zeigt: Tanzmusik<br />
spricht die Gefühle an, weckt<br />
Erinnerungen, Tanzen spricht alle Sinne<br />
an, macht Freude und entspannt. Wenn<br />
Menschen mit Demenz das erleben, steigert<br />
das ihre Lebensfreude.<br />
Autorenfoto<br />
Hilfe bei:<br />
„Wir tanzen wieder!“<br />
Menschen mit Demenz schwingen dasTanzbein<br />
In einer speziellen Schulung<br />
konnten ehrenamtliche<br />
Helfer/innen und Mitarbeiter/innen<br />
aus Senioreneinrichtungen<br />
erleben und lernen,<br />
wie ein Tanzangebot<br />
für Menschen mit Demenz<br />
gestaltet werden sollte.<br />
AWO Bürgerservice Brückenbauer<br />
Koblenzer Str. 136 · 57072 Siegen<br />
Tel.: 0271/3386-144<br />
Fax: 0271 / 3386-199<br />
www.awo-siegen.de<br />
E-Mail: brueckenbauer@awo-siegen.de<br />
Kreisverband<br />
Siegen-Wittgenstein/Olpe<br />
Problemen mit Behörden, dem Vermieter<br />
Antragstellungen u.v.m.<br />
kostenfrei unbürokratisch vertraulich<br />
Kooperationspartner des Projektes sind<br />
das Demenz-Servicezentrum im Caritasverband<br />
Siegen-Wittgenstein e.V., die<br />
Tanzschule Im Takt, die Senioren-Service-Stelle<br />
der Stadt Netphen, der Verein<br />
VergissMeinNicht Netphen e.V. und die<br />
Zukunftsinitiative des Kreises. Informationen<br />
unter: # 0271 234178-17.<br />
Sprechzeiten:<br />
Dienstag: 09.00 - 12.00 Uhr<br />
(Peter Bahnschulte; im Bild rechts)<br />
Donnerstag: 15.00 - 17.00 Uhr<br />
(Wolf Heller; links)<br />
sowie nach Vereinbarung.<br />
durchblick 3/<strong>2012</strong> 7
Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
Kreisgebiet. Der AWO-Kreisverband<br />
Siegen-Wittgenstein/Olpe bietet über<br />
Weihnachten und Silvester eine betreute<br />
Seniorenreise in den Bayerischen<br />
Wald an. Ziel der Fahrt vom<br />
22.12.<strong>2012</strong> bis 02.01.2013 ist der Luftkurort<br />
Schönberg, der durch seine bunten<br />
südländisch wirkenden Häuser auch<br />
als Meran des Bayerischen Waldes<br />
bekannt ist. Begrüßt werden die Reisegäste<br />
von Bürgermeister Peter Siegert<br />
im Rathaus, das Ausgangspunkt<br />
der anschließenden Stadtführung mit<br />
Besichtigung der Bärwurzerei Schloss<br />
Ramelsberg ist. Zum Programm gehören<br />
ebenfalls ein Ausflug ins charmante<br />
Passau, eine Kutschfahrt mit<br />
Glühwein-Pause sowie eine Rundfahrt<br />
zum Großen Arber mit Besuch einer<br />
traditionellen Glashütte und des Märchenschlosses<br />
Lambach.<br />
Das Hotel Antoniushof liegt in Schönberg<br />
am Südhang des unteren Marktplatzes<br />
mit<br />
viel Ruhe<br />
und kurzen<br />
Wegen ins<br />
Zentrum.<br />
Es verfügt<br />
über Hallenbad,<br />
Sauna,<br />
Wellnessbereich<br />
und<br />
komfortabel<br />
ausgestattete<br />
Zimmer,<br />
die zum Teil<br />
über einen<br />
Aufzug erreichbar<br />
sind.<br />
Der Preis inkl. Halbpension beträgt pro<br />
Person im Einzelzimmer 1025 € bzw. im<br />
Doppelzimmer 905 €. Das Reiseangebot<br />
richtet sich besonders an Menschen in<br />
der zweiten Lebenshälfte, die gerne<br />
in guter Gemeinschaft verreisen und<br />
Weihnachten im Schnee<br />
Reise in den Bayrischen Wald<br />
Autorenfoto<br />
die Feiertage nicht alleine verbringen<br />
möchten. Während der Fahrt werden die<br />
Teilnehmer von einer ehrenamtlichen<br />
Reiseleitung betreut.<br />
Informationen, auch über weitere Reisen,<br />
unter # 0271/3386-132.<br />
Neues aus der SeniorenServiceStelle Siegen-Süd<br />
Die Regiestelle Leben im Alter der<br />
Stadt Siegen teilt mit, dass die Senioren-<br />
ServiceStelle Siegen-Süd (im Eiserfelder<br />
Sparkassengebäude) bis auf Weiteres<br />
telefonisch nicht zu erreichen ist. Der<br />
städtische Seniorenberater, Dipl.-Sozialarbeiter<br />
Udo Knopp, steht aber trotzdem<br />
am 3. Donnerstag jedes Monats von 10-<br />
12 Uhr weiterhin für persönliche Beratung<br />
zur Verfügung. Auch der Seniorenbeirat<br />
bietet weiter seine Sprechstunde<br />
dienstags von 10-12 Uhr an.<br />
Die Beratungsstunde der Selbsthilfegruppe<br />
Kontinenz in der Eiserfelder<br />
SeniorenServiceStelle hat nach der<br />
Sommerpause die Beratung wieder<br />
fortgesetzt. Die Selbsthilfegruppe ist<br />
erreichbar unter # 0271/33 99 67.<br />
Der Diakonische Freundeskreis Siegen-Süd<br />
e.V., ebenfalls Partner in der<br />
SeniorenServiceStelle, hat seine Sprechzeiten<br />
montags und freitags von 10-12<br />
Uhr und mittwochs von 14-16 Uhr. eb<br />
PKW-Training für Ältere<br />
Ältere Autofahrer verfügen<br />
oft über jahrelange Fahrpraxis.<br />
Aber das zunehmende Alter, neue<br />
Fahrzeugtechnik und erhöhtes<br />
Verkehrsaufkommen stellen auch<br />
für routinierte Autofahrer eine<br />
Herausforderung dar. Ein gezieltes<br />
Training mit dem eigenen PKW hilft,<br />
gefährliche Situationen<br />
besser erkennen und<br />
daraufbesserreagierenzu<br />
können. Die Regiestelle<br />
Leben im Alter und der<br />
Seniorenbeirat der Stadt<br />
Siegen bieten deshalb ein<br />
Fahrsicherheitstraining<br />
für Ältere im Verkehrs-<br />
sicherheitszentrum Olpe an. Das<br />
Training findet am Montag, dem<br />
29. Oktober, statt und dauert von<br />
9–17 Uhr. Es kostet 30,– € pro Teilnehmer.<br />
Interessierte können sich bereitsjetztbeiderRegiestelleLebenim<br />
AlterderStadtSiegenanmelden,unter<br />
# 0271/404-2200. eb<br />
8 durchblick 3/<strong>2012</strong><br />
Foto: ADAC
Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
„Mitten im Leben“<br />
4.Auflage beliebter Messe<br />
Siegen. Was die Region für ältere Menschen<br />
alles zu bieten hat, präsentiert die<br />
Sparkasse Siegen am verkaufsoffenen<br />
Sonntag, 9. September <strong>2012</strong>, von 11<br />
bis 17 Uhr in ihrem Kundenzentrum<br />
Morleystraße in Siegen und im angrenzenden<br />
Sieg Carré. Dort findet die Messe<br />
„Mitten im Leben“ statt.<br />
Die Veranstaltung dreht sich rund um<br />
das Thema Älterwerden und möchte<br />
Menschen ansprechen, die zwar an Lebensjahren<br />
nicht mehr jung, dafür aber<br />
ganz und gar nicht „von gestern“ sind.<br />
Eine Vielzahl von Ausstellern aus den<br />
unterschiedlichsten Themenbereichen<br />
präsentiert sich mit ihrem Angebot,<br />
speziell für die Altersgruppe „55 plus“.<br />
Wandern, ehrenamtliches Engagement,<br />
Sport, gesunde Ernährung, Gehirnjogging<br />
und Reisen – das Angebot ist vielfältig<br />
und wird ergänzt durch thematisch<br />
passende Vorträge. Dabei werden so<br />
wichtige Themen abgedeckt wie „Erben<br />
und vererben“ oder auch „Pflegeversicherung“.<br />
Fachvorträge zum Thema Finanzen<br />
runden das Programm ab. Zudem bietet<br />
die Sparkasse einen Vortrag zum Thema<br />
„Online-Banking“ an.<br />
Das komplette Messeprogramm sowie<br />
der Veranstaltungsplan mit allen<br />
Fachvorträgen und Workshops ist in<br />
allen Filialen der Sparkasse Siegen zu<br />
finden, wie auch im Internet unter www.<br />
sparkasse-siegen.de. Der Besuch der<br />
Messe sowie der Fachvorträge ist kostenlos.<br />
Für die Teilnahme an den Vorträgen<br />
bitten die Veranstalter aber um<br />
Anmeldung, formlos in allen Filialen<br />
oder direkt im Internet.<br />
eb<br />
Erfolgreich qualifiziert<br />
Künftig mit der Lizenz zum Beraten!<br />
Siegen. Erfolgreich weitergebildet hat<br />
sich die Leiterin der Regiestelle „Leben<br />
im Alter“, Astrid E. Schneider. „GenerationErfahrung:<br />
Chance 50Plus“ ist<br />
die Qualifikation überschrieben, die<br />
befähigt, Klein- und Mittelunternehmen<br />
sowie Verwaltungen und Verbände<br />
künftig zum Thema zu beraten.<br />
Wichtige Aspekte hierbei sind u.a.<br />
„Der demografische Wandel: Die gesellschaftliche<br />
Entwicklung konkret<br />
auf die Region bezogen“, „Die Zukunft<br />
der Arbeitswelt: Das Erfahrungswissen<br />
der Älteren erschließen, erhalten und<br />
fördern“, „Fit und 50: Gesunde Ernährung<br />
und Bewegung“, „Übergänge: Die<br />
letzten fünfzehn Jahre im Beruf und die<br />
nachberufliche Lebensphase gestalten“<br />
und „Generation Sandwich: Eine Generation<br />
in Doppel- und Dreifachbelastung.<br />
Informationen zur Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Pflege“.<br />
Durchgeführt wurde die Qualifizierung<br />
im Auftrag des Bundesministeriums für<br />
Familie, Senioren, Frauen und Jugend.<br />
Das Qualifizierungszertifikat wurde jetzt<br />
stellvertretend von Siegens Stadträtin Babette<br />
Bammann überreicht.<br />
eb<br />
Autorenfoto<br />
Babette Bammann re. überreicht<br />
Astrid.E.Schneider die Urkunde<br />
Alzheimertag<br />
Vortrag und Ausstellung<br />
Netphen. Auch in diesem Jahr will<br />
die Senioren-Service-Stelle der Stadt<br />
Netphen und der Verein „VergissMein-<br />
Nicht“ mit einer Veranstaltung zum<br />
Weltalzheimertag <strong>2012</strong> dazu beitragen,<br />
ein Tabu zu brechen, zu sensibilisieren,<br />
Aufklärung zu leisten. Dazu findet am<br />
9. Oktober im Rahmen der laufenden<br />
„Carolus Horn“-Ausstellung ein Vortrag<br />
über Alzheimer und Kunst im Netphener<br />
Rathaus statt. Wir berichten Näheres auf<br />
Seite 70 in dieser Ausgabe. eb<br />
Gesund und beweglich bleiben<br />
Praxis für chinesische Medizin<br />
Dr. Hans-Joachim Kraemer<br />
Herborner Str. 2<br />
57250 Netphen-Deuz<br />
Tel. 02737/3180<br />
Akupunktur- und<br />
chinesische Heilkräuter bei<br />
Augenerkrankungen<br />
<br />
<br />
<br />
Anspannungszuständen<br />
<br />
und <br />
allen Gelenken<br />
Wir haben Zeit für unsere Gäste!<br />
Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der<br />
Tagespflege Villa Bohn möchten, dass ihre<br />
Besucher freudig am Leben teilnehmen.<br />
Jeder Gast bekommt die Hilfe, die er - unter<br />
Einbeziehung der eigenen Fähigkeiten -<br />
benötigt.<br />
<br />
anvertrauten Menschen als Einheit von<br />
Körper und Seele zu sehen.<br />
<br />
see <br />
in der Villa Bohn berücksichtigt und individuell<br />
gefördert.<br />
VIL<br />
LA BOHN<br />
Tag<br />
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flege<br />
Tagespflege in freundlichem,<br />
familärem Ambiente<br />
tagsüber sinnvoll betreut<br />
am Abend wieder im eigenen Haus<br />
<br />
Marburger Str. 21<br />
57250 Netphen-Deuz<br />
(Inhaber: Dr. med. H.-J. Kraemer)<br />
Tel. 02737-592870<br />
Eigener Fahrdienst.<br />
Fast völlige Übernahme aller Kosten<br />
durch Ihre Krankenkasse.<br />
durchblick 3/<strong>2012</strong> 9
SeniorenServiceStellen des Kreises Siegen-Wittgenstein<br />
Stadt Kreuztal<br />
Helga Rother 02732/51-314<br />
Siegenerstr. 5 572223 Kreuztal<br />
h.rother@kreuztal.de<br />
Mo-Fr. 8.30-12.00 Uhr<br />
Stadt Netphen<br />
Eva Vitt 02738/6<strong>03</strong>-145<br />
Amtsstr. 6 57250 Netphen<br />
e.vitt@netphen.de<br />
Mo-Fr. 8.30-12.00 Uhr<br />
Gemeinde Burbach<br />
Christine Sahm 02736/45-56<br />
Eicher Weg 13 57299 Burbach<br />
c.sahm@burbach-siegerland.de<br />
Mo-Fr. 8.30-12.00 Uhr<br />
Gemeinde Wilnsdorf<br />
Jutta Schmidt 02739/802-129<br />
Marktplatz 1 57234 Wilnsdorf<br />
j.schmidt@wilnsdorf.de<br />
Mo-Fr. 8.30-12.00 Uhr<br />
Bad Berleburg<br />
Holger Homrighausen 02751/923-268<br />
Poststr. 42 57319 Bad Berleburg<br />
h.homrighausen@bad-berleburg.de<br />
Mo-Mi. u. Fr. 8.30-12.30 Uhr und 14.00-16.00 Uhr<br />
Do. 8.30-12.30 Uhr und 14.00-18.00 Uhr<br />
Stadt Siegen<br />
Manuela Krafft 0271/404-2200<br />
Weidenauer Str. 211-213 57076 Siegen<br />
m.krafft@siegen.de<br />
Mo-Fr. 8.00-12.00 Uhr<br />
Gemeinde Erndtebrück<br />
Udo Schneider 02753/605-124<br />
Talstr. 27 57339 Erndtebrück<br />
u.schneider@erndtebrueck.de<br />
Mo-Mi. 8.00-12.30 Uhr und 14.00-16.30 Uhr<br />
Do. 8.00-12.30 Uhr und 14.00-17.30 Uhr<br />
Fr. 8.00-12.00 Uhr<br />
Stadt Freudenberg<br />
Heike Weigel 02734/43-174<br />
Mórer Platz 1 57258 Freudenberg<br />
h.weigel@freudenberg-stadt.de<br />
Mo-Fr 8.00-12.30 Uhr<br />
Di 14.00-16.00 Uhr u. Do14.00-17.00 Uhr<br />
Stadt Bad Laasphe<br />
Gisela Homrighause 02752/909-153<br />
Mühlenstr. 20 57334 Bad Laasphe<br />
g.homrighause@bad-laasphe.de<br />
Mo, Di, Mi, Fr. 8.30-12.00 Uhr<br />
Do. 14.00-17.00 Uhr<br />
Stadt Hilchenbach<br />
Annette Kreutz 02733/288-117<br />
Marktstr. 13 57271 Hilchenbach<br />
a.kreutz@hilchenbach.de<br />
Mo-Fr. 8.30-12.00 Uhr<br />
Gemeinde Neunkirchen<br />
Bettina Großhaus-Lutz 02735/767-207<br />
Bahnhofstr. 3 57290 Neunkirchen<br />
b.grosshaus-lutz@neunkirchen-siegerland.de<br />
Mo-Fr. 8.30-12.00 Uhr<br />
Ihr Ansprechpartner:<br />
Reiner Jakobs<br />
Zukunftsinitiative<br />
Siegen-Wittgenstein 2020<br />
Programmleitung<br />
„Leben und Wohnen im Alter“<br />
Servicezentrum für soziale Beratung,<br />
Betreuung und Prävention<br />
Bismarckstr. 45,<br />
57076 Siegen<br />
<br />
lwa@siegen-wittgenstein.de<br />
Stadt Siegen<br />
SeniorenServiceStellen<br />
Weidenau Rathaus<br />
Weidenauer Str. 211-215<br />
Mo - Fr. 8 - 12 Uhr 0271/404-2208<br />
Geisweid Bürgerhaus<br />
Obere Kaiserstr. 6<br />
Mo + Mi. 10 - 12 Uhr 0271/23392519<br />
Siegen Ost - Haus Herbstzeitlos<br />
Marienborner Str. 151<br />
Mo + Mi. 10 - 12 Uhr 0271/3846108<br />
Eiserfeld - Sparkasse<br />
Eiserfelder Str. 474<br />
Di + Do. 10 - 12 Uhr 0271/80937825<br />
Honoraranwalt der<br />
Verbraucherzentrale<br />
NRW<br />
VertrauensAnwalt<br />
Mitglied im AnwaltVerein<br />
Arbeitsgemeinschaft der<br />
Fachanwälte für Arbeitsrecht<br />
Dipl. Soz.<br />
Michael Kringe - Rechtsanwalt und Notar<br />
57234 Wilnsdorf, Rathausstraße 1<br />
02739 - 1049 info@rechtsanwalt-kringe.de<br />
10 durchblick 3/<strong>2012</strong>
Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
BR'UCHE M'R NET<br />
Warum tun sich Männer mit der Vorsorge so schwer?<br />
Kreisgebiet. Niemand spricht gerne<br />
darüber, doch ignorieren hilft nicht:<br />
Prostatakrebs ist die häufigste bösartige<br />
Tumorart bei Männern in Deutschland.<br />
Im Frühstadium gibt es kaum Beschwerden.<br />
Die ersten Warnsignale sind bei gutund<br />
bösartigen Prostata-Veränderungen<br />
oft gleich: Häufiger Harndrang, auch<br />
nachts, der Harnfluss wird geringer, der<br />
Strahl schwach, die Blase wird nicht<br />
völlig entleert. Bei akuten Schmerzen<br />
beim Wasserlassen oder gar bei Blut im<br />
Harn sollte man sofort einen Arzt aufsuchen.<br />
Das Risiko, an dieser Krebsform zu<br />
erkranken, steigt mit zunehmendem Alter.<br />
Bei Männern unter 50 Jahren kommt<br />
Prostatakrebs nur selten vor. Das durchschnittliche<br />
Erkrankungsalter liegt bei<br />
69 Jahren. Wenn jedoch bei einem Verwandten<br />
ersten Grades, d. h. Vater oder<br />
Bruder, bereits Prostatakrebs festgestellt<br />
wurde, steigt auch das eigene Risiko, daran<br />
zu erkranken.<br />
Bei einer rechtzeitigen Früherkennung<br />
gibt es allerdings gute Heilungschancen.<br />
Daher ist es sehr wichtig, dass jeder<br />
Mann regelmäßig zur ärztlichen Vorsorge-Untersuchung<br />
geht. Ab dem 45. Lebensjahr<br />
hat man einmal im Jahr einen<br />
gesetzlichen Anspruch darauf.<br />
Trotzdem gehen nur etwa 25 % aller<br />
Männer regelmäßig zur Vorsorge<br />
(bei den Frauen sind es immerhin ca.<br />
55 %). In mittlerweile 10 Jahren Öffentlichkeitsarbeit<br />
kämpft die Siegener<br />
Prostatakrebs-Selbsthilfegruppe mit<br />
allen Mitteln dafür, dass auch Männer<br />
die Vorsorge ernster nehmen. Natürlich<br />
kennt man in der Gruppe auch die<br />
typischen männlichen Ausreden: „Mir<br />
fehlt nichts“ oder „Demnächst gehe ich<br />
ganz bestimmt, aber im Moment geht es<br />
terminlich einfach nicht.“<br />
Ein Motto der Selbsthilfegruppe<br />
heißt „Wissen ist Macht“. Das bedeutet,<br />
dass die Information in der<br />
Gruppe einen sehr hohen Stellenwert<br />
hat. Der Vorsitzende Lothar Stock erklärt:<br />
„Das betrifft die Vorbeugung,<br />
die Behandlungsmöglichkeiten, die<br />
Nachsorge und den gegenseitigen<br />
Erfahrungsaustausch. Heutzutage<br />
müssen nämlich Krebspatienten keinesfalls<br />
hilflos vor dem Tumor kapitulieren<br />
und klare Worte sind oft<br />
besser als verschleierndes Drumherumreden,<br />
denn Heimlichtuerei<br />
und falsche Tabuisierung führen zu<br />
wilden und oft völlig falschen Spekulationen<br />
über unsere Krankheit.“<br />
- Informationen über diese Selbsthilfegruppe<br />
bekommt man am besten<br />
beim Gruppensprecher Lothar Stock<br />
#. 02735/5260) oder im Internet unter<br />
www.prostatakrebs-siegen.de. eb<br />
„Wahlverwandte“<br />
Generationen übergreifendes Wohnvorhaben in Siegen<br />
Kreisgebiet. Gemeinschaftliche Wohnformen<br />
entwickeln sich in den letzten 20<br />
Jahren in zunehmendem Maße. Nordrhein<br />
Westfalen nimmt hier eine Vorreiterrolle<br />
ein. Bekannte Projekte sind z. B.<br />
das „Haus Mobile“ in Köln, „WohnreWir<br />
Tremonia“ in Dortmund, „das Lebendige<br />
Haus“ in Siegen, „Leben mitAlt und Jung<br />
e.V.“ in Köln, „Amaryllis“ in Bonn. Informationen<br />
zu den einzelnen Projekten<br />
sind im Internet zu finden.<br />
Im Kreis Siegen-Wittgenstein organisiert<br />
der Verein „WohnTräume“<br />
bereits seit vier Jahren Austausch und<br />
Informationstreffen zu inhaltlichen Fragestellungen<br />
des gemeinschaftlichen<br />
Wohnens. Hieraus hat sich der Verein<br />
„Wahlverwandte“ gegründet. Der Verein<br />
„Wahlverwandte“ setzt sich aus<br />
Personen zusammen, die sich zum Ziel<br />
gesetzt haben, ein Mehrgenerationen-<br />
Wohnprojekt in Siegen zu initiieren. Wie<br />
die Erfahrung aus anderen Städten zeigt,<br />
ist bei konkreter Projektrealisierung ein<br />
großer Zulauf zu erwarten. Damit rechnen<br />
auch die „Wahlverwandten Siegen“<br />
und laden zu Informationstreffen am<br />
25. Sept., 23. Okt., 20. Nov. und 11. Dez.<br />
- jeweils um 19 Uhr ins Siegener Begegnunszentrum<br />
„Haus Herbstzeitlos“ ein.<br />
Die „Wahlverwandten“ möchten<br />
ihr Vorhaben mit Unterstützung der<br />
Wohnungswirtschaft realisieren. Ziel<br />
ist, eine gemeinschaftliche Wohnform<br />
zu schaffen, die sich<br />
auch Menschen mit geringem<br />
Einkommen leisten<br />
können.<br />
Es sollen Hilfs- und Unterstützungssysteme<br />
entstehen,<br />
die es einerseits<br />
ermöglichen, in einer guten<br />
nachbarschaftlichen Atmosphäre<br />
zu leben und andererseits<br />
so lange wie möglich<br />
zu Hause bleiben zu<br />
können. Bei akutem Pflegebedarf<br />
sollten externe,<br />
ambulante Pflegedienste<br />
hinzugezogen werden.<br />
Der Vereinsname ist Programm:<br />
‚Wahlverwandte’ ersetzen die ggf.<br />
fehlenden leiblichen Verwandten. Gemeinschaftlich<br />
organisiertes Wohnen<br />
bietet die fehlenden Kommunikationsmöglichkeiten,<br />
im begrenzten Umfang<br />
Unterstützung bei Krankheit – auf dem<br />
verlässlichen Hintergrund einer eigenen<br />
Wohnung.<br />
eb<br />
„Stadthaus statt Haus“, Aachen, Friedlandstr. 12<br />
durchblick 3/<strong>2012</strong> 11
Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
Sicher mobil im Straßenverkehr<br />
Senioren-Service-Stellen schnürten Verkehrspaket<br />
Seniorenband<br />
spielt auf<br />
Burbach. Egal ob Langsamer Walzer,<br />
Salsa oder Foxtrott – Tanzen macht<br />
Spaß und ist gesund. Am Sonntag, 9.<br />
September, lädt der TV Holzhausen ab<br />
15 Uhr, anlässlich seines 50-jährigen<br />
Jubiläums, zum Tanznachmittag in die<br />
Turnhalle ein. Die Burbacher Seniorenband<br />
sorgt für den passenden Sound.<br />
Aber nicht nur das, denn die Veranstaltung<br />
hat mehr zu bieten: Kaffee, Kuchen<br />
und Unterhaltendes.<br />
Anmeldung unter: Senioren-Service-<br />
Stelle Burbach, # 02736/45-56<br />
Kulturbüro Burbach, # 02736/5577 !<br />
Autorenfoto<br />
Burbach/Wilnsdorf. Dass der Verkehr<br />
auf Deutschlands Straßen immer mehr<br />
zunimmt, ist kein Geheimnis. Dabei<br />
kommt es immer wieder zu Unfällen.<br />
Die Senioren-Service-Stellen der Gemeinden<br />
Burbach und Wilnsdorf haben<br />
deshalb ein dreiteiliges Veranstaltungspaket<br />
unter der Überschrift „Als Senior<br />
sicher mobil“ geschnürt, um ältere Autofahrer<br />
auf die Gefahren, aber auch auf<br />
Neuerungen und Erleichterungen beim<br />
täglichen Autofahren aufmerksam zu<br />
machen. „Es geht nicht darum, mobilen<br />
Senioren den schwarzen Peter zuzuschieben.<br />
Es ist ja erwiesen, dass jüngere<br />
Autofahrer häufiger in Unfälle verwickelt<br />
sind“, erläutern Christine Sahm<br />
und Jutta Schmidt, die beiden Seniorenbeauftragten,<br />
die Intention des Angebots.<br />
„Trotzdem sind wir der Meinung,<br />
dass die Senioren sensibilisiert und über<br />
die neuen Anforderungen an den Straßenverkehr<br />
informiert werden sollten.<br />
Es geht auch um Selbstverantwortung.<br />
Jeder Autofahrer hat die Pflicht, seine<br />
Kenntnisse auf den aktuellen Stand zu<br />
bringen. Ebenso gilt für alle im Straßenverkehr<br />
immer das Prinzip der gegenseitigen<br />
Rücksichtnahme.“<br />
Den Auftakt der Veranstaltungsreihe<br />
bildete ein Vortrag mit dem Arzt und<br />
Apotheker Henning Bohne in Wilnsdorf.<br />
Er informierte über die Risiken<br />
des Autofahrens unter Medikamenteneinfluss.<br />
Zurück in die Fahrschule und die<br />
Schulbank drücken hieß es für die Besucher<br />
des zweiten Vortrages. Fachkundig<br />
referierte Rolf Dzubiel, richtiges<br />
Verhalten im Straßenverkehr und über<br />
technische Fortschritte im Autobau<br />
Zum Abschluss der Veranstaltungsreihe<br />
geht es von der Theorie in die Praxis.<br />
Im Oktober wird für die Senioren<br />
beider Gemeinden wieder ein Fahrsicherheitstraining<br />
in Olpe angeboten. eb<br />
Neuer Siegener Seniorenbeirat nimmt Arbeit auf<br />
Dr Horst Bach<br />
Erster Vorsitzender<br />
Dr. Maria Czell<br />
Erste stellv. Vors.<br />
Michael Horak<br />
Zweiter stellv. Vors.<br />
Ernst Göckus<br />
Pressesprecher<br />
Hans Amely<br />
Schriftführer<br />
Siegen. „Wir sind aktiv“, dies war und<br />
ist der Leitgedanke des alten und neuen<br />
Siegener Seniorenbeirates, der im Juli<br />
gewählt wurde (siehe auch Seite 18 und<br />
19). Für die nächste fünfjährigeAmtsperiode<br />
verstehen sich die Mitglieder wiederum<br />
als Sprachrohr für die Belange<br />
der älteren Menschen.<br />
Die konstituierende Sitzung, auf der<br />
auch der Vorstand gewählt wurde, fand<br />
am 14. August unter der Leitung von<br />
Bürgermeister Steffen Mues im Geisweider<br />
Rathaus statt. Mues lobte noch<br />
einmal die Arbeit der nun ausgeschiedenen<br />
Mitglieder; insbesondere galt<br />
seine Anerkennung dem bisherigen<br />
Vorsitzenden Bernd Alberts, der in dieser<br />
Legislaturperiode nicht mehr kandidieren<br />
wollte.<br />
Im Vorgriff schon bedankte er sich bei<br />
den gewählten Mitgliedern für ihr „Engagement<br />
in Gegenwart und Zukunft“.<br />
„Der Anteil der älteren Mitbürgerinnen<br />
und Mitbürger unserer Stadt<br />
wird sich bis 2017 beträchtlich erhöhen“,<br />
erklärte der Bürgermeister und<br />
nannte konkrete Zahlen. Gerade vor<br />
diesem Hintergrund würden die Aufgaben<br />
des Seniorenbeirates weiter an<br />
Bedeutung gewinnen, dies auch gerade,<br />
weil das Gremium vor Ort der älteren<br />
Generation häufig näherstehe als der<br />
Rat der Stadt Siegen.<br />
Mues sagte seine Unterstützung „sowohl<br />
bei der Entscheidungsvorbereitung<br />
als auch bei der Entscheidungsdurchsetzung“<br />
zu.<br />
Über Zielsetzungen und Schwerpunkte<br />
der künftigen Arbeit wird der<br />
durchblick in seiner nächsten Ausgabe<br />
ausführlich berichten.<br />
Ernst Göckus<br />
12 durchblick 3/<strong>2012</strong>
Kurzzeitpflege<br />
möglich<br />
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durchblick 3/<strong>2012</strong> 13
Haus Herbstzeitlos<br />
HAUS HERBSTZEITLOS<br />
Begegnungszentrum für Senioren in Siegen<br />
Alt werden, aktiv bleiben, selbstbestimmt leben<br />
Foto: Gottfried Klör<br />
Dieser Bericht über das Haus Herbstzeitlos entstand<br />
im Rahmen eines Unterrichtsbesuchs von<br />
Schülerinnen und Schülern der Altenpflegeschule<br />
„maxQ“ im Berufsfortbildungswerk Siegen-Geisweid.<br />
Unterrichtsthema war: Zusammenhänge<br />
zwischen Lebensqualität und sinnvoller Beschäftigung;<br />
Aktivitätstheorie.<br />
Das Haus Herbstzeitlos bietet älteren Menschen in<br />
zahlreichen Gruppen Beschäftigung mit Literatur,<br />
Computer, Musik, Redaktionsarbeit, Malen, Handarbeiten,<br />
Holzbearbeitung, Sprachen, Gedächtnistraining,<br />
Gymnastik oder Selbstverteidigung u.v.m. an.<br />
Das Begegnungszentrum ist offen für alle älteren Menschen,<br />
die aktiv sind, etwas für sich tun wollen, „mit anderen<br />
und für andere“, wie es in einem Prospekt über das Seniorenzentrum<br />
geschrieben steht. Für aktivere, selbstständige<br />
ältere Menschen, die nicht pflege- und hilfebedürftig sind,<br />
bietet das Haus Herbstzeitlos die Möglichkeit „Initiative<br />
zu zeigen“. Diese Initiative kommt von ihnen selbst. Für<br />
Inhalte und Organisation sind die Senioren selbstverantwortlich.Alles<br />
wird ehrenamtlich organisiert, alles wird untereinander<br />
geregelt. Dabei spielt das eigene Einkommen<br />
keine Rolle, die Angebote sind durchweg kostenlos. Das<br />
Prinzip „Eigenverantwortung“ wird hier großgeschrieben.<br />
Gemeinsam statt einsam: Für alle, die gern in Gesellschaft<br />
essen, weil sie die Unterhaltung wünschen, gibt es<br />
z.B. jede Woche donnerstags einen beachtenswerten Mittagstisch<br />
für nur 3,50 Euro.<br />
Lernen in Gemeinschaft: Eine weitere beliebte Aktivität<br />
ist das Computercafé „Senecafè“ (nach dem römischen Philosoph<br />
Seneca genannt) des Vereins AlterAktiv. „Bei uns ist<br />
keine Frage zu blöd“, merkt Antonie Dell an, Leiterin des<br />
Cafès, in dem die Besucherinnen und Besucher ohne Zeitund<br />
Leistungsdruck das Medium PC erklärt bekommen.<br />
In Gemeinschaft lernen können auch Interessierte in unterschiedlichen<br />
Englischkursen.<br />
Seniorensicherheit wird großgeschrieben: Anke Berg,<br />
zuständig für das Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos,<br />
berichtet, das eine Kooperation mit der Polizei bezüglich<br />
Beratungen über Seniorensicherheit geplant ist. insbesondere<br />
soll vor Wohnungseinbrüchen, über Telefon-Abzocke<br />
bis bis zu dubiosen Kaffeefahrten gewarnt werden.<br />
Eine eigene Zeitung: Im Haus Herbstzeitlos entstehen<br />
auch die Seniorenzeitung durchblick, die gleichnamige<br />
Hör-CD und Bücher aus der durchblick-buchreihe. An den<br />
durchblick-Projekten sind derzeit 85 Personen beteiligt.<br />
Im Haus Herbstzeitlos werden Projekte entwickelt und<br />
gefördert, die ermöglichen, dass ältere Menschen aktiv bleiben<br />
bzw. aktiv werden. Im Vordergrund stehen die Weitergabe<br />
von Erfahrungen, die Stärkung sozialer Kontakte und<br />
die Schaffung von Netzwerken.<br />
Zufriedenheit im Alter hängt unter anderem von sozialen<br />
Kontakten ab. Rollenverluste aufgrund der Berufsaufgabe<br />
müssen kompensiert werden. Die Aktivitäten im Haus<br />
Herbstzeitlos unterstützen aktive, selbständige ältere Leute,<br />
die ihre Zeit im Ruhestand sinnvoll gestalten wollen, das<br />
macht für viele den Bruch aus dem Erwerbsleben leichter.<br />
Das Haus Herbstzeitlos bietet Chancen und Perspektiven<br />
im Sinne der Aktivitätstheorie der amerikanischen<br />
Gerontologin Bernice Neugarten (1916–2001), die einen<br />
positiven Zusammenhang zwischen dem sozialen Aktivitätsniveau<br />
und der Lebenszufriedenheit.sieht.<br />
Philip Lubenov.<br />
14 durchblick 3/<strong>2012</strong>
Haus Herbstzeitlos<br />
DAS SENEC@FÉ<br />
Technik für mehr Menschlichkeit<br />
Das Internet wird zu einem immer selbstverständlicheren<br />
Informations- und Kommunikationsmittel.<br />
Zunehmend organisieren auch ältere Menschen ihre<br />
Einkäufe, Behördengänge und Bankgeschäfte von zu Hause<br />
aus. Dennoch bewegen sich immer noch 43 % der 60 bis<br />
69-Jährigen nicht im Netz. Die Zurückhaltung der „Nichtnutzer“<br />
lässt sich überwinden, indem über die Chancen der<br />
Internetnutzung informiert wird und wie mit der Technik und<br />
Sicherheitsproblemen umzugehen ist. Die damalige Siegener<br />
„Arbeitsgruppe ALTERAktiv“ – jetzt ALTERAktiv Siegen-<br />
Wittgenstein e.V. – erkannte im Jahr<br />
2000, dass das Internet neue Möglichkeiten<br />
der selbstbestimmten Lebensgestaltung<br />
im Alter bietet und beteiligte<br />
sich an einem Förderprogramm der<br />
NRW-Landesregierung. Danach erhielten<br />
neu einzurichtende Internet-Cafés<br />
einen Zuschuss in Höhe von 5.000<br />
DM, wenn sie mehrere Jahre lang wöchentlich<br />
mindestens 10 Stunden nur<br />
für ältere Erwachsene geöffnet waren.<br />
Aber es war absehbar, dass vielen<br />
älteren Menschen der Mut fehlt(e), sich<br />
auf die erforderliche Schulung einzulassen.<br />
Ein Leitbild musste her und wurde<br />
im römischen Philosophen Lucius Annaeus<br />
Seneca gefunden. Zahlreiche,<br />
von ihm geäußerte Lebensweisheiten<br />
sind zeitlos gültig und schienen geeignet,<br />
Seneca zum Namensgeber für das<br />
neue Internet-Café zu machen:<br />
Besucherzahlen: Im Jahr 2011 waren es mehr als 1.000 ältere<br />
Erwachsene, die Senecas Aussage beherzigten „non scholae,<br />
sed vitae discimus“ („…nicht für die Schule, sondern für das<br />
Leben lernen wir…“).<br />
Seit 2010 sind die im Senecafé verantwortlichen Mitglieder<br />
des Vereins ALTERAktiv Kooperationspartner in mehreren<br />
Projekten der UNI Siegen. Hier geht es nicht um einen<br />
Philosophen aus dem 1. Jahrh. n.Chr., sondern um etwas sehr<br />
Konkretes: den Einsatz intelligenter Technik, die das Leben sicherer<br />
macht und dazu beiträgt, dass ältere Menschen so lange<br />
Der Philosoph als Mutmacher<br />
„Nicht weil es schwer ist, wagen wir<br />
es nicht, sondern weil wir es nicht wagen,<br />
ist es schwer“. Oder als Pädagoge:<br />
„Je mehr wir in uns aufnehmen, umso<br />
größer wird unser geistiges Fassungsvermögen.“<br />
Auf dieser Grundlage wurde<br />
das Senecafé am 22. Dezember 2000<br />
an seinem ersten Standort an der Alten<br />
Poststraße Nr. 12–16 in Siegen eröffnet.<br />
Im Jahr 20<strong>03</strong> erfolgte der Umzug<br />
des Senecafé in das städtische Begegnungszentrum<br />
Haus Herbstzeitlos.<br />
Mehrfache Zuwendungen seitens der<br />
Sparkasse Siegen ermöglichten eine<br />
hervorragende Ausstattung des Internet-Cafés<br />
und führten zu steigenden<br />
durchblick 3/<strong>2012</strong> 15
Haus Herbstzeitlos<br />
Lucius Annaeus Seneca,<br />
römischer Philosoph<br />
1 v. Chr. bis 65 n. Chr.<br />
und so selbstbestimmt wie möglich<br />
in ihrem vertrauten Zuhause<br />
leben können. Oder einfacher formuliert:<br />
es geht um altersgerechte<br />
Assistenzsysteme für ein gesundes<br />
und unabhängiges Leben.<br />
Auch Computerspiele – lange eine<br />
Domäne junger Nutzer – werden<br />
im Senecafé erprobt. Es sind<br />
interaktive Lernspiele,<br />
mit denen<br />
sich Körper und<br />
Geist trainieren<br />
lassen.<br />
Foto: wikipedia.de<br />
Hauptaufgabe des Senecafé ist jedoch<br />
noch immer, ein Angebot zur Unterstützung<br />
älterer Menschen beim Umgang mit PC und<br />
Internet zu machen. Es geht z. B. um den<br />
Umgang mit Suchmaschinen, um sicheres<br />
Online-Banking, Kniffs beim Mailen, Hilfestellungen<br />
bei der Nutzung von anderer<br />
Online-Angebote, aber durchaus auch beim<br />
Umgang mit digitalen Fotos, Präsentationen<br />
oder anderen Standardprogrammen des PC.<br />
Im Austausch und mit Unterstützung überregionaler<br />
Organisationen ist der Verein AL-<br />
TERAktiv Siegen-Wittgenstein bestrebt, das<br />
Angebot zu erweitern. Abhängig von einer<br />
Beteiligung weiterer ehrenamtlich Engagierter,<br />
soll die Beratung durch geübte Internet-Nutzerinnen und<br />
-nutzer intensiviert werden. Zum Beispiel im Rahmen regelmäßiger<br />
Sprechstunden oder ggf. durch Hausbesuche bei mobilitätseingeschränkten<br />
älteren Menschen. Angestrebt ist auch<br />
die Gewinnung von Expertinnen und Experten z.B. aus der<br />
Studentenschaft der örtlichen UNI oder auch aus der Belegschaft<br />
von ortsansässigen Unternehmen. Je nach Aufwand ist<br />
denkbar, dass für die Hilfeleistung ein (geringes) Entgelt gehoben<br />
wird.<br />
Erich Kerkhoff<br />
Öffnungszeiten des Senecafé:<br />
Montags 14 – 18 Uhr, mittwochs 9 – 12 und 14 – 18 Uhr.<br />
# 0271-250 32 39 oder: www.senioren-siegen.de<br />
Autorenfoto<br />
ERFOLGREICHER START DER HEINZELWERKER<br />
In der letztenAusgabe des durchblick berichteten wir über<br />
das neue Projekt Heinzelwerk mit seinem Standort im städtischen<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos. Hier befindet<br />
sich auch eine Werkstatt mit einem kleinen Materiallager.<br />
Das Heinzelwerk ist eine ehrenamtliche Initiative zur Nachbarschaftshilfe<br />
unter dem Dach der Stadt Siegen. Mittlerweile<br />
sind die Heinzelwerker erfolgreich und motiviert durchgestartet<br />
und haben bereits einige Aufträge bearbeitet. „Die Resonanz<br />
ist bisher durchaus positiv. Das Projekt scheint bei den<br />
Menschen gut anzukommen“, so Astrid E. Schneider.<br />
Das Team um Kalli Fries, einer der Mitgründer der<br />
Heinzelwerker, besteht aus handwerklich und organisatorisch<br />
geschickten Menschen, die ein wenig ihrer Zeit damit<br />
verbringen möchten, bedürftige Menschen zu unterstützen.<br />
Bedürftig kann man aus unterschiedlichen Gründen sein:<br />
Alter, Krankheit, Behinderung, familiäre Überlastung und<br />
die dazu kommende schlechte finanzielle Situation. Bedürftig<br />
sind also alle Menschen, denen Alltagsarbeiten aus den<br />
oben genannten Gründen große Schwierigkeiten bereiten.<br />
Die Heinzelwerker wollen nicht mit dem hiesigen Handwerk<br />
konkurrieren und verweisen im Fall der Fälle auch auf<br />
dieses. So kann beispielsweise nicht bei Umzügen geholfen<br />
werden. Ebenso wenig können beschädigte Türscharniere repariert<br />
oder ganze Gartenzäune gestrichen werden. Hierfür<br />
gibt es die „Profis“. Jedoch helfen die Heinzelwerker gerne<br />
nach einem Umzug und bringen das ein oder andere Bild an<br />
die Wand. Sie ölen ein quietschendes Türscharnier, wechseln<br />
eine Glühbirne oder bringen ein Sonnenrollo an. Vorstellbar<br />
sind auch unregelmäßige Begleitgänge zu Behörden, das<br />
Wegbringen der Post im Verhinderungsfall oder die gelegentliche<br />
Unterstützung bei Spaziergängen mit kleinen Kindern,<br />
Behinderten und älteren Menschen.<br />
Für die weitere Arbeit sucht das engagierte Team noch<br />
handwerklich geschickte Mitstreiter.<br />
Informationen erteilt die Regiestelle Leben im Alter<br />
# 0271/404-2200 oder 0271/404-2204 Anja Bottenberg<br />
16 durchblick 3/<strong>2012</strong>
Haus Herbstzeitlos<br />
SENIORENHILFE UNTER NEUER LEITUNG<br />
Mitte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts<br />
wurde eine Seniorengruppe, „Zukunftswerkstatt“<br />
genannt, unter Leitung der damaligen<br />
Seniorenbeauftragten Astrid E. Schneider (heute Leiterin<br />
der Regiestelle Leben im Alter) ins Leben gerufen .Unterstützt<br />
von der Stadt Siegen, wurden Gedankengänge<br />
zur Gründung einer Senioren-Selbsthilfegruppe erörtert.<br />
Anregungen und Informationen wurden durch Kontaktaufnahme<br />
mit bestehenden Gruppen anderer Städte, besonders<br />
Dieburg (Hessen), erreicht.<br />
Im Juni 1996 war es dann so weit und es fand die Gründungsversammlung<br />
im Rathaus Weidenau statt. Von den<br />
über 50 interessierten anwesenden Senioren und Seniorinnen<br />
traten bereits 46 als Gründungsmitglieder der „Seniorenhilfe<br />
Siegen e.V.“ bei.<br />
Will Röwer, der damalige verantwortliche Redakteur<br />
der Seniorenzeitung „durchblick“, wurde zum<br />
1. Vorsitzenden gewählt. Zur ersten Jahreshautversammlung<br />
nach einem Jahr zählte der Verein, dank der intensiven<br />
Arbeit des Vorstandes, bereits 147 Mitglieder.<br />
Aus persönlichen Gründen stellte Will Röwer nach<br />
einem Jahr seinAmt als 1. Vorsitzender zur Verfügung. Leider<br />
verstarb auch in diesem Jahr der 2. Vorsitzende Eckard<br />
Scholl. Helga Mücke übernahm dann bei dieser ersten Jahreshauptversammlung<br />
die Position der 1. Vorsitzenden, die<br />
sie bis zur diesjährigen Mitgliederversammlung erfolgreich<br />
ausgeübt hat.<br />
Die Zielrichtung der „Seniorenhilfe Siegen e.V.“ unter<br />
dem Motto „Miteinander – Füreinander“ wurde vom<br />
Vorstand systematisch verfolgt, ausgebaut und erweitert,<br />
so dass bei der<br />
Feier zum<br />
10-jährigen<br />
Bestehen in<br />
der Siegerlandhalle<br />
festgestellt<br />
werden konnte,<br />
dass die<br />
Anzahl der<br />
Mitglieder<br />
300 Personen<br />
überschritten<br />
habe.<br />
Foto: Ingrid Drabe<br />
Susanne Müller,<br />
neue Vorsitzende der Seniorenhilfe e.V.<br />
Die Anfragen und Angebote der gegenseitigen Hilfen<br />
stiegen in den ersten Jahren stets an. Doch durch das unvermeidliche<br />
Älterwerden, besonders der aktiven Mitglieder,<br />
sank dasAngebot wie auch die Nachfragen. Ein wünschenswerter<br />
stärkerer Zustrom jüngerer Mitglieder blieb in den<br />
letzten Jahren aus, da sich gerade in dieser Zeit sehr viele<br />
Interessengruppen mit den verschiedensten Aktivitäten gebildet<br />
haben. Die diversen Angebote der „Seniorenhilfe“<br />
wie zum Beispiel Lesekreis, Singen, Wandern, Handarbeit,<br />
Frühstückstreff und ähnliches sind gut frequentiert. Auch<br />
sind die, speziell für Senioren angebotenen Vorträge im<br />
Haus Herbstzeitlos, gut besucht.<br />
Seit der letzten Mitgliederversammlung wird der Verein<br />
von Susanne Müller, Am Vogelsang 56, 57076 Siegen, als<br />
1. Vorsitzende geleitet. Leonhard Kraus/Horst Mahle<br />
VdK Soziale Sicherheit in einer<br />
großen Gemeinscha"<br />
Kreisverband<br />
Siegen-Olpe-Wi!genstein<br />
57072 Siegen Morleystr.15-17<br />
Tel.: 02 71 / 30 38 29-0<br />
Fax: 02 71 / 30 38 29-18<br />
e-mail: kv-siegen@vdk.de<br />
www.vdk.de/kv-siegen-olpe-wi!genstein<br />
Falls Sie mehr über den VdK wissen möchten,<br />
wenden Sie sich an den Kreisverband oder direkt<br />
an den für Sie zuständigen Ortsverband<br />
durchblick 3/<strong>2012</strong> 17
Die Seiten 18-19 stehen der Stadt Siegen zur Verfügung. Die Redaktion des „durchblick“ hat keinen Einfluss auf Inhalt und Auswahl der Beiträge.<br />
Aus dem Siegener Seniorenbeirat<br />
REGIESTELLE STEHT REDE UND ANTWORT<br />
Astrid E. Schneider: Dem Wahlrecht lagen die gleichen<br />
Bedingungen zu Grunde wie der Kandidatur. Also: 60 Jahre<br />
alt sein und seit 3 Monaten seinen Hauptwohnsitz in<br />
Siegen haben.<br />
SB: Wie wurde die Wahl kommuniziert, bzw. beworben?<br />
Astrid E.Schneider (re) mit ihren Mitarbeiterinnen<br />
Manuela Nöll, (li.) und Inge Janotte<br />
Interview mit Astrid E. Schneider, Leiterin der Regiestelle<br />
Leben im Alter, zur Seniorenbeiratswahl<br />
Knapp 30.000 Siegener Bürgerinnen und Bürger<br />
waren aufgerufen, einen neuen Seniorenbeirat<br />
zu wählen. Die Verantwortung für die Durchführung<br />
der Wahl lag bei Astrid E. Schneider, Leiterin<br />
der Regiestelle Leben im Alter der Stadt Siegen<br />
Mein Name ist Sonja Bottenberg (SB), ich bin 33 Jahre alt<br />
und studiere Soziale Arbeit an der Universität Siegen. Im<br />
Rahmen des Studiums absolviere ich ein Praktikum in der<br />
Regiestelle Leben im Alter. Gleich zu Beginn wurde ich<br />
mit der Seniorenbeiratswahl konfrontiert und es ergaben<br />
sich für mich einige Fragen, denen sich Frau Schneider<br />
gerne stellte.<br />
SB: Was ist der Seniorenbeirat? Und was macht der Seniorenbeirat?<br />
Astrid E. Schneider: Der Seniorenbeirat ist die demokratisch<br />
legitimierte Interessenvertretung für Menschen<br />
ab 60 Jahren in der Stadt Siegen. Er berät den Rat und<br />
seine Ausschüsse in allen Angelegenheiten für Ältere.<br />
Darüber hinaus verfolgt der Seniorenbeirat eigene Initiativen,<br />
Ideen und Projekte.<br />
SB: Wer kann sich zur Wahl stellen?<br />
Astrid E. Schneider: Zur Wahl stellen konnten sich alle<br />
Siegener Bürgerinnen und Bürger, die das 60. Lebensjahr<br />
vollendet hatten und seit mindestens drei Monaten in<br />
Siegen lebten.<br />
SB: Und wer kann den Seniorenberat überhaupt wählen?<br />
Autorenfoto<br />
Astrid E. Schneider: Die Öffentlichkeitsarbeit fand in zwei<br />
Phasen statt. In der ersten Phase ging es darum, Kandidatinnen<br />
und Kandidaten zu finden.Als diese gefunden waren,<br />
richteten sich unsere Aktivitäten auf das Bekanntmachen<br />
der Kandidatinnen und Kandidaten. Hier kamen alle Mittel<br />
zum Einsatz, die man auch aus anderen Wahlkämpfen<br />
kennt: Stände auf Wochenmärkten und in Einkaufszentren,<br />
Hausbesuche, Anzeigen, Verteilen von Kandidatenbriefen<br />
usw. Dabei war es unser Ziel, mindestens zweimal in jedem<br />
Stadtbezirk vor Ort gewesen zu sein.<br />
SB: Wie fand die Wahl des Seniorenbeirates statt?<br />
Astrid E. Schneider: Die Wahl fand als ausschließliche<br />
Briefwahl statt, mit dem gleichen Prozedere, wie wir es<br />
von Kommunalwahlen kennen. Die Entscheidung des<br />
Rates im Jahr 2007 für diese Form der Wahl basiert auf<br />
der Tatsache, dass so eine höhere Beteiligung erreicht<br />
werden kann. Gerade für Menschen, die krank oder aus<br />
anderen Gründen nicht mobil sind, wird so die Teilnahme<br />
am Wahlgeschehen möglich.<br />
SB: Das war sicher ein großer organisatorischer Aufwand.<br />
Wie erfolgte denn der Versand der Briefwahlunterlagen?<br />
Astrid E. Schneider: Vor dem Versand lag das Zusammenstellen<br />
der Briefwahlunterlagen. Und das war eine<br />
Meisterleistung ehrenamtlichen Engagements. Während<br />
eines Zeitraums von 14 Tagen legten täglich zwischen 20<br />
und 30 Ehrenamtliche knapp 30.000 Wahlumschläge zusammen<br />
(bestehend aus fünf verschiedenen Elementen)<br />
und getrennt nach den sechs Wahlbezirken.<br />
SB: Bei der Auszählung habe ich mitgeholfen. Sie hat sehr<br />
lange gedauert. Woran lag das?<br />
Astrid E. Schneider: Ein solches Wahlverfahren bedarf<br />
natürlich auch einer besonderen Sorgfalt bei der<br />
Auswertung. Allein die entsprechenden Vorschriften<br />
für die auszählenden Wahlvorstände umfassten vier Seiten.<br />
Bevor man jedoch zur Auszählung kommen konnte,<br />
musste die formale Korrektheit eines jeden Umschlags<br />
geprüft werden. Bei fast 10.000 Umschlägen dauert das<br />
halt seine Zeit.<br />
18 durchblick 3/<strong>2012</strong>
Verantwortlich nach dem Presserecht ist die Regiestelle Leben im Alter der Stadt Siegen.<br />
Aus dem Siegener Seniorenbeirat<br />
SB: Ich war zufällig dabei als meine Oma die Wahlunterlagen<br />
geöffnet hat. Sie hatte schon Schwierigkeiten<br />
mit der richtigen Vorgehensweise und dem korrekten<br />
Ausfüllen und „eintüten“ der ganzen Unterlagen. Haben<br />
Sie schon mal über ein vereinfachtes Wahlverfahren<br />
nachgedacht?<br />
Astrid E. Schneider: Da sprechen Sie in der Tat einen<br />
wichtigen Punkt an. Wir haben auch bei dieser Wahl wieder,<br />
ähnlich wie in 2007, einen Anteil bei den zurückgesandten<br />
Wahlbriefen von 10 bis 15 Prozent, die nicht den<br />
formalen Vorschriften entsprachen. In der Regel war die eidesstattliche<br />
Versicherung nicht dabei oder lag im falschen<br />
Umschlag. Ich setze mich sehr dafür ein, dass wir bis zu<br />
den nächsten Wahlen im Jahr 2017 über einen Wahlmodus<br />
nachdenken, der einerseits einfacher in der Handhabung ist,<br />
andererseits aber den Anforderungen von Wahlgeheimnis<br />
und Datenschutz nachkommt.<br />
ZAHLEN UND FAKTEN ZUR WAHL<br />
Zur Wahl standen insgesamt 24 Kandidatinnen und<br />
Kandidaten, verteilt auf sechs Bezirke. Jeder Wahlberechtigte<br />
konnte bis zu drei Stimmen abgeben.<br />
Die Wahlbeteiligung lag bei gut 36 % - ein leichter Rückgang<br />
im Vergleich zu 2007. Gewählt wurden:<br />
Bezirk I – Geisweid: Dr. Horst Bach, Hans Amely,<br />
Magdalene Sörries-Meister; stellvertretend: Klaus Leukel,<br />
Hasan Sahin.<br />
Bezirk II – Weidenau: Dr. Jochen Münch, Alfonso Lopez-<br />
Garcia, Christel Henke; stellvertretend: Rotraud Ewert.<br />
Bezirk III – Ost: Dr. Wolfgang Bauch, Ingrid Röhl-<br />
Hirsch, Helga Mücke.<br />
Bezirk IV – Mitte: Brigitte Burk, Heinrich Killet, Maria<br />
Magdalena Müller; stellvertretend: Dr. Dieter Stündel.<br />
Bezirk V – West: Dr. Maria Czell, Ernst Göckus, Dagmar<br />
Göllner; stellvertretend: Helmut Plate, Friedrich<br />
Burk.<br />
Bezirk VI – Süd: Rolf Holdinghausen, Karin Piorkowski,<br />
Michael Horak.<br />
Stadtreinigung Siegen<br />
Die Stadtreinigung ist<br />
neben der allgemeinen<br />
Sauberkeit zuständig<br />
für die Müllabfuhr,<br />
die Abfallberatung, die<br />
Straßenreinigung und<br />
den Schneeräumdienst.<br />
Indirekt organisiert sie die<br />
Entsorgung von Altpapier,<br />
Altglas und Wertstoffen<br />
(gelber Sack).<br />
Den Großteil der<br />
Müllabfuhr führt die Stadt<br />
mit eigenem Personal<br />
und eigenen Fahrzeugen<br />
durch. Hierzu zählt auch<br />
die Entsorgung des<br />
Restmülls, des Sperrmülls<br />
und der Bioabfälle für<br />
etwa 60.000 Haushalte.<br />
Um unnötige Abfälle zu vermeiden,<br />
können wir alle bei unseren täglichen<br />
Einkäufen darauf achten, Produkte in<br />
Einwegverpackungen zu vermeiden.<br />
Jeder Einzelne kann durch sorgfältige<br />
Auswahl von Waren dazu beitragen,<br />
die Umwelt zu schonen und Geld für die<br />
immer aufwändigere Abfallentsorgung<br />
zu sparen.<br />
Straßenreinigung<br />
Neben der Reinigung<br />
bestimmter Straßen ist die<br />
Abteilung Stadtreinigung<br />
für die Säuberung der<br />
städtischen Grundstücke,<br />
die Reinigung der Fußgängerzonen<br />
und die<br />
Leerung von über 2.000 im<br />
Stadtgebiet aufgestellten<br />
Papierkörben zuständig.<br />
Winterdienst<br />
Im Winter hält die Stadtreinigung<br />
nicht nur die<br />
Fahrbahnen schneefrei,<br />
auch der Winterdienst auf<br />
den Gehwegen an städtischen<br />
Liegenschaften gehört<br />
zum Aufgabenbereich.<br />
Müllabfuhr<br />
In Zeiten knapper werdender Rohstoffe ist es besonders<br />
wichtig, Abfälle getrennt zu sammeln und einer<br />
ökologisch unbedenklichen Verwertung zuzuführen.<br />
Auf diese Weise tragen wir alle ein Stück dazu bei, die<br />
natürlichen Ressourcen zu schonen bzw. eine erneute<br />
Verwertung zu sichern.<br />
Altpapier<br />
Die Entsorgung von<br />
Altpapier ist auf ein privates<br />
Unternehmen übertragen, das<br />
im Auftrag der Stadt Siegen<br />
eine Wiederverwertung sicherstellt.<br />
Altglas / Plastik<br />
Die Entsorgung von<br />
Altglas und Plastik (Gelber<br />
Sack) erfolgt im Rahmen<br />
des Dualen Systems<br />
Deutschland (DSD). Hier<br />
wird die Stadt Siegen lediglich<br />
durch die Bereitstellung<br />
der Wertstoffdepotstandorte<br />
und die Veröffentlichung der<br />
Abfuhrtermine tätig.<br />
Abfallberatung<br />
Weitere Informationen zu<br />
den Themen Stadtreinigung<br />
und Müllabfuhr erhalten Sie<br />
unter:<br />
Stadt Siegen<br />
Stadtreinigung<br />
57074 Siegen<br />
Fludersbach 56<br />
Telefon 0271 / 404-0<br />
www.siegen.de<br />
durchblick 3/<strong>2012</strong> 19
ZIMMER FREI<br />
„Oma allein zu Hau<br />
Wohnraum zuviel?<br />
Da hat man mit viel persönlichem und finanziellem<br />
Einsatz für die Familie ein Haus gebaut<br />
oder auch eines gekauft, um sich ein Zuhause<br />
zu schaffen. Und dann wird mit den Jahren dieses Haus<br />
immer leerer. Die Kinder ziehen aus, gehen ihre eigenen<br />
Wege, die alten Eltern, die vielleicht auch mit im Haus<br />
gelebt haben, sind nicht mehr. Man selbst spürt die Last<br />
der Jahre immer deutlicher und fühlt sich den Anforderungen<br />
von Haus und Garten nicht mehr gewachsen. Es<br />
wird mühsam und vielleicht auch ein bisschen einsam.<br />
Und es wird im Laufe der Zeit auch noch mühsamer werden,<br />
also muss eine Lösung her. Das Haus verkaufen ist<br />
oft kein Thema, denn es wurde ja gebaut oder erworben,<br />
um darin zu leben und in Ruhe alt zu werden. Es ist das<br />
Zuhause! Also was tun?<br />
Kommerzielle Hilfsangebote zur Bewältigung der unterschiedlichen<br />
Anforderungen, die auf dem Hausbesitzer<br />
lasten, gibt es genug. Das kostet Geld. Und trotz aller<br />
Hilfeleistungen bleibt man auch weiterhin allein im Haus<br />
mit all dem ungenutzten Raum. Da greift eine spannende<br />
Wohnidee:<br />
Die Wohnpartnerschaft!<br />
Hausbesitzer bieten freien Wohnraum an. Der Mietpreis<br />
mindert sich durch die Mithilfe des Mieters in Haus und/<br />
oder Garten oder durch ähnliche Dienstleistungen.<br />
20 durchblick 3/<strong>2012</strong>
Potenzielle Mieter<br />
suchen günstigen<br />
Wohnraum und sind<br />
bereit, dafür als Gegenleistung<br />
ihre genau<br />
definierte Mithilfe<br />
einzubringen.<br />
Ehrenamtlich tätige<br />
Mitarbeiter des<br />
Vereins ALTERAktiv<br />
Siegen-Wittgenstein<br />
e.V. bieten Hilfe bei<br />
der Vermittlung und<br />
Begleitung solcher<br />
Wohnpartnerschaften<br />
an. *<br />
Wie so etwas in der<br />
Praxis funktioniert,<br />
hat der durchblick von<br />
der 87-jährigen Hausbesitzerin<br />
Erna Immel<br />
und ihrer Mieterin,<br />
Pia Mesdag, eine<br />
22-jährige Studentin,<br />
erfahren, die seit zwei<br />
Jahren in einer Wohnpartnerschaft<br />
leben.<br />
Die Wohnpartnerschaft<br />
von Erna Immel<br />
und Pia Mesdag<br />
gilt als ein besonders<br />
gut gelungenes Beispiel.<br />
Durch die enge<br />
Wohngemeinschaft<br />
- sie nutzen die Wohnung<br />
von Frau Immel<br />
teilweise gemeinsam,<br />
Frau Mesdag hat ein<br />
eigenes Zimmer und<br />
Bad - und durch die<br />
„stimmige Chemie“<br />
der Beiden ist eine<br />
eher familiäre Wohnsituation<br />
entstanden. Dass die Chemie zwischen Erna Immel<br />
und Pia Mesdag stimmt, ist ganz offensichtlich, denn<br />
beide beurteilen ihre Wohnpartnerschaft einstimmig so:<br />
„Gut für Erna, gut für Pia!“<br />
Andere Wohnpartnerschaften sind anders geprägt, durch<br />
unterschiedliche Wohnbedingungen und andere Bedürfnisse<br />
der Wohnpartner. Grundsätzlich eine Wohnidee, die<br />
Schule machen könnte.<br />
Bei dem Gespräch mit Erna Immel und Pia Mesdag hat<br />
die Fachfrau für Wohnpatenschaften beim Verein ALTER-<br />
Aktiv, Annette Becker, den durchblick begleitet.<br />
s“...Was nun?<br />
durchblick: Wie wir wissen, haben Sie seit dem Tod ihres<br />
Mannes immer wieder Mieter im Haus gehabt. Seit zwei<br />
Jahren haben Sie sich auf eine Wohnpartnerschaft eingelassen.<br />
Wie haben Sie von der Möglichkeit einer solchen<br />
Wohnpartnerschaft erfahren?<br />
Erna Immel: Meine Nachbarin hat darüber in der Zeitung<br />
gelesen und meinem Sohn davon erzählt, weil sie meinte,<br />
das wäre doch was für mich.<br />
durchblick: Was macht diese Wohnform für Sie attraktiv?<br />
Erna Immel: Man ist nicht mehr allein im Haus, und besonders<br />
nachts gibt das ein sicheres Gefühl. Und man kann<br />
auch mal rufen, wenn man Hilfe braucht, z.B. beim Socken<br />
anziehen, und auch andere Kleinigkeiten werden erledigt.<br />
durchblick: Sie haben eine Wohnpartnerin gefunden, wie<br />
ist das zustande gekommen? Nach welchen Gesichtspunkten<br />
haben Sie sich entschieden?<br />
Erna Immel: Mein Sohn hat zu Frau Becker von der Wohnpartnerschaftsvermittlung<br />
von ALTERAktiv Kontakt aufgenommen.<br />
Es haben sich auch einige junge Leute gemeldet,<br />
aber irgend etwas passte immer nicht. Als dann Pia vor<br />
der Haustür stand, war es für mich sofort klar: Die ist es!<br />
Das war Liebe auf den ersten Blick. Wir sind nämlich beide<br />
„Nordlichter“, d.h. wir kommen beide aus Norddeutschland<br />
und haben die gleiche Mentalität, wohl auch deshalb haben<br />
wir uns wirklich auf Anhieb gemocht.<br />
durchblick: Was ist für Sie in Ihrer Wohnpartnerschaft besonders<br />
wichtig?<br />
Erna Immel: Es muss jeder ein Stück zugeben können.<br />
Die Jungen kommen aus einer anderen Welt als<br />
wir Alten, da muss man auch bereit sein, sich an die<br />
„Marotten“ des anderen zu gewöhnen. Und ganz wichtig:<br />
Wenn etwas nicht stimmt, dann ist ein wahres Wort<br />
immer besser, als wie die Katze um den heißen Brei<br />
herumzuschleichen.<br />
durchblick: Würden Sie diese Wohnform auch anderen Senioren<br />
in einer ähnlichen Lebenssituation empfehlen?<br />
Erna Immel: Ja, wenn jemand auch mal gut allein sein<br />
kann, denn negativ sind die Semesterferien, in denen die<br />
Studenten auch mal länger fort sind. Da muss man denn<br />
auch alleine sein können.<br />
durchblick: Sie haben eine günstige Wohnmöglichkeit für<br />
die Zeit ihres Studiums hier in Siegen gesucht und sind<br />
bereit, dafür Gegenleistungen zu erbringen, wie sind Sie<br />
auf das Angebot einer Wohnpartnerschaft aufmerksam geworden?<br />
Pia Mesdag: Erst gar nicht. Wir haben uns selbst um eine<br />
Wohnung bemüht, meine Mutter hat eine entsprechende<br />
Anzeige in die Zeitung gesetzt. Den Kontakt hat dann Frau<br />
Becker aufgenommen.<br />
durchblick: Sie haben sich auf eine Wohnpartnerschaft<br />
eingelassen. Was waren Ihre Gründe, sich für diese Wohnpartnerschaft<br />
mit Ihrer Vermieterin und für diese Wohnung<br />
zu entscheiden?<br />
Pia Mesdag: Ich habe mir vorher viele Wohnungen angeschaut,<br />
die zu klein und zu teuer waren. Und die !<br />
durchblick 3/<strong>2012</strong> 21
Titel<br />
Auf der Wohnzimmerkommode<br />
von Erna Immel steht der Spruch:<br />
„Die kürzeste Verbindung<br />
zwischen zwei Menschen<br />
ist ein Lächeln“.<br />
WGs waren zu<br />
schmuddelig.<br />
Da habe ich gedacht,<br />
schau dir<br />
die Sache mal<br />
an ... und dann<br />
macht Erna die<br />
Türe auf und<br />
das ist es! Es war, wie man so sagt: „Liebe auf den ersten<br />
Blick“, und das wohl gegenseitig.<br />
durchblick: Sind die daran geknüpften Bedingungen wie<br />
z.B. die vereinbarten Hilfeleistungen für Sie in Ihrem Alltag<br />
umsetzbar?<br />
Pia Mesdag: Wir haben vorher vereinbart, für welche Aufgaben<br />
ich zuständig bin: Einkaufen, mich um das Holz<br />
kümmern (es wird noch mit Holz geheizt) und für den<br />
Winterdienst. Anderes hat sich im Zusammenleben entwickelt,<br />
zum Beispiel kochen und essen wir zusammen. Oder<br />
ich helfe Erna die Socken anzuziehen u.ä. Aber wenn Erna<br />
z.B. das Bedürfniss nach Gespräch und Gesellschaft hat<br />
und ich gerade keine Zeit habe, weil ich beschäftigt bin,<br />
dann signalisiere ich „geht jetzt nicht, später“. Das ist dann<br />
auch in Ordnung. Und wenn ich merke, es wird mir zu viel,<br />
geh’ ich nach oben. Später komme ich dann wieder runter<br />
und erkundige mich, ob alles in Ordnung ist oder ob Erna<br />
was braucht.<br />
durchblick: In einer Wohnpartnerschaft kann es zu Unstimmigkeiten,<br />
Missverständnissen und anderen Problemen<br />
kommen. Wie gehen Sie damit um, bzw. wie werden<br />
Konflikte gelöst?<br />
Pia Mesdag: Konflikte gibt es zwischen uns beiden eigentlich<br />
nur beim Essen, da zicken wir uns schon mal an, lacht<br />
Pia ... „Dann ist es auch mal ein paar Tage stiller im Haus“<br />
ergänzt Erna schmunzelnd.<br />
durchblick: Wie sieht das aus?<br />
Pia Mesdag: Ich hab zum Beispiel einen Topf voll Nudeln<br />
gekocht, Erna hat aber schon Erbsen und Möhren mit Cordon<br />
bleu vorbereitet. Sie isst auch nicht soooo gerne Nudeln.<br />
Dann kann es eine kurze, zickige Auseinadersetzung<br />
geben, die aber nicht wirklich an der Sympathie kratzt.<br />
durchblick: Wie fühlen Sie sich in Ihrer Wohnpartnerschaft?<br />
Würden Sie diese Wohnform weiter empfehlen?<br />
Pia Mesdag: Ich fühle mich wohl, fahre aber auch immer<br />
wieder gerne nach Hause. Wenn man so eng zusammen<br />
wohnt wie wir, muss nicht nur die Chemie stimmen, man<br />
braucht auch gelegentlich den Abstand voneinander.<br />
durchblick: Frau Becker, Sie vermitteln die Wohnpartnerschaften<br />
und begleiten sie auch weiter, wenn Probleme<br />
auftauchen. Wie groß ist die Nachfrage, bei der älteren Generation,<br />
bzw. bei den jungen Leuten?<br />
Annette Becker: Bei den jüngeren Leuten ist die Nachfrage<br />
größer.<br />
durchblick: Woran liegt das?<br />
Annette Becker: Es fällt älteren Menschen schwer, zuzugeben,<br />
dass sie Hilfe brauchen. Teilweise haben sie auch negative<br />
Vorerfahrungen mit Mietern, oder man will generell<br />
keine „fremdem Leute“ im Haus haben. Dann sind da die<br />
alten Vorurteile: Studenten feiern nur ... Studenten bringen<br />
so viele andere Leute ins Haus ... usw. Die jungen Leute<br />
tun sich da leichter: Sie rufen spontan bei uns an, oder sie<br />
schicken eine E-Mail. Sie haben ganz konkret den Druck,<br />
Wohnraum zu finden. Zudem fällt es ihnen leichter, sich<br />
auf neue Situationen und Erfahrungen einzulassen, das ist<br />
ihre Lebenssituation.<br />
durchblick: Welche Voraussetzungen sollten bei den Interessenten<br />
gegeben sein, bei den Vermietern, bei den Mietern?<br />
Annette Becker: Ganz wichtig ist Toleranz auf beiden Seiten!Als<br />
Vermieter müssen die alten Leute sehr aufgeschlossen<br />
und offen sein für die ganz andere Welt der jungen<br />
Generation, und als Mieter müssen sich die jungen Leute<br />
auf die alte Generation einlassen und offen sein für deren<br />
Eigenheiten, die ja in einem langen Leben gewachsen sind.<br />
Pia Mesdag: Und sie müssen bereit sein, Zeit mitzubringen,<br />
um dem Wohnpartner bei Bedarf auch einfach mal<br />
Gesellschaft zu leisten.<br />
Erna Immel<br />
Annette Becker<br />
Pia Mesdag<br />
durchblick: Wie bringen<br />
Sie Wohnpartner zusammen?<br />
Annette Becker: Der<br />
erste Schritt ist unser persönliches<br />
Kennenlernen<br />
der Partnerschaftskandidaten:<br />
Wir stellen gemeinsam<br />
fest, welche Vorstellungen<br />
der Vermieter hat,<br />
welche Dienstleistungen<br />
er benötigt und wie die<br />
22 durchblick 3/<strong>2012</strong>
Titel<br />
Wohnverhältnisse sind. Bei dem potentiellen Mieter<br />
erfragen wir, zu welchen Dienstleistungen er bereit ist,<br />
welche Wohnvorstellungen er hat und welche den Vermieter,<br />
das heißt, den zukünftigen Wohnpartner, betreffend.<br />
Wir sammeln diese Informationen und überlegen<br />
im Team von ALTERAktiv, welche Partner zusammen<br />
passen könnten.<br />
durchblick: Und, wie geht es weiter?<br />
Annette Becker: Der zweite Schritt ist ein erstes Kennenlernen<br />
der Partnerschaftskandidaten in der Wohnung des<br />
Vermieters. Oft spürt man an den Reaktionen der möglichen<br />
Partner sofort, wenn es nicht „passt“. Dann wird<br />
der Besuch freundlich beendet. In der Regel geben wir<br />
aber beiden Parteien eine Woche Bedenkzeit und nehmen<br />
danach wieder Kontakt auf, um zu<br />
fragen, ob sie sich eine gemeinsame<br />
Wohnpartnerschaft vorstellen können.<br />
Wenn ja, vereinbaren wir im<br />
dritten Schritt ein nächstes Treffen,<br />
bei dem im Detail die gewünschten<br />
Hilfeleistungen, der benötigte Zeitaufwand<br />
und die Höhe der Miete<br />
besprochen werden. Danach erhalten<br />
beide Parteien zwei Wochen Bedenkzeit,<br />
sich zu entscheiden.<br />
durchblick: Wie regeln Sie die Aufgabe personell.<br />
Annette Becker: Für die Betreuung bestehender Wohnpartnerschaften<br />
brauchen wir mehr engagierte Menschen, die<br />
als Ansprechpartner - in Form von Patenschaften - für eine<br />
Wohnpartnerschaft mitarbeiten wollen. Der Gesprächsbedarf<br />
ist sehr hoch, da können wir dringend Unterstützung<br />
gebrauchen.<br />
durchblick: Vielen Dank für das Gespräch<br />
Anne Alhäuser<br />
* Das seit 2009 laufende Projekt „Wohnpartnerschaft“<br />
wird von der Sparkassenstiftung<br />
ZUKUNFT, der Stadt Siegen und dem Kreis<br />
Siegen-Wittgenstein finanziell gefördert.<br />
durchblick: Angenommen, es passt,<br />
ist dann Ihre Aufgabe erledigt?<br />
Annette Becker: Nein, wenn sich<br />
beide auf eine Wohnpartnerschaft<br />
einlassen wollen, wird der Mietvertrag<br />
geschlossen. Damit verbunden<br />
ist auch die Zusage einer weiteren<br />
Begleitung der Wohnpartnerschaft<br />
durch ALTERAktiv.<br />
durchblick: Wie beurteilen Sie den<br />
bisherigen Erfolg und was wünschen<br />
Sie sich für die zukünftige Vermittlungsarbeit?<br />
Annette Becker: Der Erfolg ist gut,<br />
wir haben inzwischen eine ganze<br />
Anzahl von Wohnpartnerschaften<br />
im Raum Siegen vermitteln können,<br />
die gut laufen. Was ich mir<br />
wünsche, sind mehr Senioren, die<br />
sich für diese Wohnform öffnen.<br />
Wir haben mehr interessierte Studenten,<br />
als wir Wohnungen anbieten<br />
können. Da möchte ich den<br />
Senioren Mut machen und sie aus<br />
meiner Erfahrung wissen lassen,<br />
dass die heutigen Studenten nicht<br />
so schlecht sind wie ihr (alter) Ruf.<br />
durchblick 3/<strong>2012</strong> 23
Leserinnenbeitrag<br />
SENIOR – NICHT MEHR GUT GENUG?<br />
Aus der Predigt einer Konfirmandin über das Alter<br />
Zuerst fand ich<br />
es für mich als<br />
jungen Menschen<br />
nicht einfach,<br />
den Einstieg in das<br />
Thema „Senior - nicht<br />
mehr gut genug“ zu<br />
finden. Dann dachte<br />
ich darüber nach, welche<br />
älteren Menschen<br />
ich kenne und wie ihr<br />
Leben aussieht. Dabei<br />
fielen mir als erstes<br />
meine eigenen Opas<br />
und Omas ein Ich habe<br />
Luca Montermann, 14 Jahre<br />
sogar noch eine Uroma,<br />
die 92 Jahre alt und fit<br />
ist. Was würden die wohl sagen, wenn ich ihnen die Frage<br />
stellte „Nicht mehr gut genug“? Empfinden sie auch wie<br />
so viele Ältere nur am Rand zu stehen, fühlen sich abgeschrieben,<br />
meinen, dass man ihnen nicht mehr viel zutraut<br />
und sie sich selbst auch nicht. Denken sie darüber nach, was<br />
sie noch vom Leben zu erwarten haben?<br />
Haben sie Angst um ihre Gesundheit und haben sie das<br />
Gefühl, uns eine Last zu sein? Oder genießen sie diesen<br />
Lebensabschnitt, wo sie nicht mehr im Berufsleben stehen<br />
und die Tage so gestalten können, wie sie es wollen?<br />
Diese Frage kann ich nicht einheitlich für alle meine<br />
Großeltern beantworten, denn ihr Leben ist ganz verschieden.<br />
Meine eine Oma zum Beispiel ist seit fünf Jahren im<br />
Seniorenbeirat der Stadt Siegen und engagiert sich dort für<br />
viele Wünsche der älteren Menschen. Meiner anderen Oma<br />
geht es nicht mehr gut, sie ist krank und ein Pflegefall. Aber<br />
vor ihrer Krankheit hat sie als Seniorin noch vieles gemacht,<br />
an dem sie Freude hatte. Sie hat im Chor gesungen, sie ist<br />
Autorenfoto<br />
mit meinem Opa viel verreist, sie hat sich oft mit Freunden<br />
getroffen und gerne gelacht und gefeiert. Und alle meine<br />
Großeltern sind und waren immer für uns Enkel da und haben<br />
geholfen und angepackt, wenn es nötig war. Keiner von<br />
ihnen hat sich, glaube ich, als „nicht gut genug“ empfunden.<br />
Alte Menschen dürfen darum nicht als Belastung angesehen<br />
werden für die Gesellschaft, sondern als Mitglieder,<br />
die vieles leisten, wozu die jüngeren, die im Berufsleben<br />
stehen, nicht immer die Zeit finden.<br />
Es kommt aber natürlich auch darauf an, wie wir Jungen<br />
die älteren Menschen sehen und behandeln. Wenn wir<br />
jemanden spüren lassen, dass er nichts mehr wert ist für<br />
unsere Gesellschaft, dann empfindet er es selbst auch so.<br />
Wenn wir aber offen sind für ihre Erinnerungen und Erfahrungen<br />
und diese als Bereicherung ansehen und uns nicht<br />
darüber ärgern „Jetzt erzählt er schon wieder von früher“,<br />
dann können beide Seite davon profitieren. Die Älteren,<br />
weil sie merken, sie werden noch gebraucht und die Jüngeren,<br />
weil sie Unterstützung bekommen.<br />
Ich zum Beispiel freue mich immer wenn meine Großeltern<br />
von früher erzählen, über ihren Beruf oder die Schule<br />
oder die Streiche, die sie gemacht haben.<br />
Zu diesem Thema habe ich ein Gedicht von Hermann<br />
Hesse gefunden, das ich sehr schön finde.<br />
Stufen<br />
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend<br />
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,<br />
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend<br />
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.<br />
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe<br />
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,<br />
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern<br />
In andre, neue Bindungen zu geben.<br />
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,<br />
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.<br />
Hermann Hesse<br />
Ich denke, die Angst vor dem Älter- oder Alt werden ist<br />
auch die Angst vor dem Tod. Das ist eine Angst, die viele<br />
Menschen haben, auch jüngere, aber je älter jemand wird,<br />
um so häufiger denkt man sicher über diese Frage nach.<br />
Worin findet man dann Trost? Woran soll man festhalten?<br />
Als ich mal bei meiner Oma und meinem Opa war, habe<br />
ich gemerkt, dass sie am Sonntag Morgen den Gottesdienst<br />
im Fernsehen angeschaut haben. Früher sind sie immer zur<br />
Kirche gegangen, aber seit meine Oma krank ist, geht das<br />
nicht mehr. Trotzdem schauen sie weiter den Gottesdienst<br />
an, beten und singen mit. Sie glauben weiter und halten an<br />
Gott fest - denn er gibt ihnen Kraft. Luca Montermann<br />
24 durchblick 3/<strong>2012</strong>
Gesellschaft<br />
DAS HÄTTE ICH DIR AUCH GLEICH<br />
SAGEN KÖNNEN...<br />
Vom Umgang mit der eigenen Lebenserfahrung<br />
Das hätte ich<br />
Dir auch<br />
gleich sagen<br />
können ... ein wenig<br />
hilfreicher Satz, wenn<br />
etwas schief gegangen<br />
ist, oder? Und<br />
von dieser Art Kommentare<br />
gibt es noch<br />
jede Menge.<br />
Dazu der entsprechende<br />
Dialog: „Und<br />
warum hast du es mir<br />
dann nicht gleich gesagt?“<br />
Antwort: „Du<br />
hast mich ja nicht gefragt<br />
...“. Oder: „Du<br />
wolltest ja nichts davon wissen ...“ usw., auch diese Sprüche<br />
lassen sich beliebig fortsetzen.<br />
Mich hat es auch immer wieder gestört, wenn ein durchaus<br />
wohlwollender neunmalkluger Mensch mir so kommt.<br />
Aber wie gehe ich heute mit meinem Erfahrungsschatz um?<br />
Ich gebe zu, es gibt Situationen, in denen muss ich mir auf die<br />
Zunge beißen, um nicht selbst solche neunmalklugen Sätze<br />
von mir zu geben. Und manchmal passiert es dann doch ....<br />
Wieder so eine Generationengeschichte? Auch, aber<br />
wohl eher das Ungleichgewicht zwischen Unerfahrenheit<br />
und Erfahrung, zwischen fehlender Kenntnis, fehlender<br />
Praxis und erworbener Kompetenz. Da spielt das Alter<br />
nicht immer unbedingt die ausschlaggebende Rolle.<br />
So weit, so gut, aber nun stehe ich da mit all meiner<br />
Berufs- und Lebenserfahrung und frage mich, wie ich diesen<br />
Fundus gut einbringen kann ohne dabei in Oberlehrermanier<br />
zum Ärgernis zu werden? Schließlich haben auch<br />
wir Erfahrenen das Rad nicht immer wieder neu erfunden,<br />
sondern uns auf vorhandenes Wissen und die Erfahrung<br />
anderer gestützt. Also möchte ich mein Wissen und meine<br />
Erfahrungen auch gerne weitergeben und nutzbar machen.<br />
In Erziehung und Ausbildung ist Wissens- und Erfahrungsvermittlung<br />
Inhalt, Ziel und Zweck, ist gewollt und<br />
akzeptiert. Hier geht es in erster Linie um methodische<br />
Fragen: Was braucht der Mensch, ob groß oder klein, um<br />
sinnvoll und gut zu lernen?<br />
Was aber ist mit all den anderen Lebenssituationen, in denen<br />
die Unerfahrenen ihre eigenen Erfahrungen sammeln wollen<br />
und dabei ihre ganz eigenen Wege gehen? Und du stehst<br />
daneben und siehst, wie sie offenen Auges - vermeintlich oder<br />
auch wirklich - in ihr Unglück rennen, wenn sie so weitermachen.<br />
Du ahnst es, nein, du weißt, das kann nicht gutgehen!<br />
Es fällt ja so schwer, dann nicht gleich dem ersten Impuls<br />
nachzugeben und sofort und ungefragt einzugreifen,<br />
die Hände ruhig und den Mund still zu halten, wenn ich<br />
sehe, dass die Situation förmlich nach Hilfe schreit. Es gibt<br />
allerdings Situationen, da gebieten es die Vernunft und die<br />
Erfahrung und die Verantwortung, zu intervenieren, um<br />
Schaden zu verhindern oder zu begrenzen.<br />
Meine Erfahrungen und die daraus gewonnene „Lebensweisheit“<br />
sind sicher in einigen Situationen vergleichbar<br />
mit denen anderer Menschen, aber sie sind nicht auch automatisch<br />
übertragbar. Ob sie für jemand anderen von Nutzen<br />
sind, muss ich seiner Entscheidung überlassen.<br />
Eine gute Voraussetzung für einen Erfolg ist nach meiner<br />
Erfahrung, dass ich um meine Meinung und meinen Rat<br />
gefragt werde, denn das setzt das Vertrauen des Anderen in<br />
meine Kenntnisse und in meine Absichten voraus.<br />
Wenn mein Wissen dann einem anderen zu ganz neuen<br />
Lösungen in einer scheinbar schwierigen Situation verhelfen<br />
kann, dann habe ich mein Ziel erreicht! Anne Alhäuser<br />
durchblick 3/<strong>2012</strong> 25
Buchbesprechung<br />
AUS GROßMUTTERS ZEITEN<br />
Momente des Erinnerns<br />
Unter dem Titel „Aus Großmutters Zeiten“ hat Horst<br />
Beckmann Geschichten aufgeschrieben als Erinnerungen<br />
an die „gute alte Zeit“, wie er sie (Jahrgang<br />
1926) als Kind und Jugendlicher in Stargard im damaligen<br />
Pommern erlebt hat. Dabei spielte die „alte“ Großmutter<br />
– zur Unterscheidung zur „jungen“ Großmutter mütterlicherseits<br />
– eine wesentliche Rolle.<br />
Wie ein roter Faden zieht sich Großmutters der Kaiserzeit<br />
verhaftete Ansicht zu allem Neuen durch viele Geschichten.<br />
„Dat is Düwelstüch!“ (Das ist Teufelszeug!) war<br />
dann ihr Kommentar. Elektrischer Strom, Radio, Telefon<br />
und Automobil waren „Düwelstüch“ und wurden deshalb<br />
in Frage gestellt oder ganz abgelehnt.<br />
In „Pust dat Licht ut!“ lehnt sie den Einzug der Elektrizität<br />
in ihre Wohnung ab. Selbst als die Leitungen längst gelegt<br />
sind, behält sie ihre alte Petroleumlampe. Wenn es Abend<br />
wurde, wurde diese mit einem Fidibus angezündet und vor<br />
dem Schlafengehen ausgepustet. Sie wies dann den Letzten,<br />
der aus dem Wohnzimmer kam, an: „Pust dat Licht ut!“<br />
Einen guten Einblick in die Zeit<br />
der Weimarer Republik und der Inflation<br />
gibt die Geschichte „Das Konfirmationsgeschenk“.<br />
Darin wird von<br />
einem Jungen erzählt, der im Jahr<br />
1919 einen großzügigen Patenonkel<br />
hatte. Nach seiner Einsegnung stellte<br />
er sich vor dem Konfirmand auf, gab<br />
ihm gute Ratschläge fürs Leben und<br />
überreichte ihm dann ein Kuvert. Der<br />
Junge traute seinen Augen nicht: Es<br />
enthielt einen Hundertmarkschein!<br />
„Dafür, lieber Helmut, kaufst du dir<br />
ein Fahrrad!“, sagte der Patenonkel.<br />
Ein richtiges Fahrrad? Das war natürlich<br />
zu der damaligen Zeit etwas ganz<br />
Besonderes. Gangschaltung gab es<br />
noch nicht und die älteren unter unseren<br />
Lesern erinnern sich vielleicht<br />
noch, dass die ersten Räder noch Vollgummireifen<br />
hatten.<br />
Aber diese Geschichte geht<br />
weiter, denn der Vater sagt ihm,<br />
dass er das Geld erst mal zur Bank<br />
geben solle, damit es Zinsen bringe. Und so wird ein<br />
Sparbuch angelegt. Aber dann kam es zur Inflation, das<br />
Geld verlor immer mehr an Wert und die Ersparnisse<br />
schrumpften täglich mehr zusammen. Für ein Fahrrad<br />
reichte die Geldanlage schon nicht mehr. So wollte die<br />
Mutter das Geld abheben, um wenigstens noch ein Oberhemd<br />
zu kaufen. Aber der Vater meinte: „Kommt Zeit,<br />
kommt Rat.“ Die Zeit kam und guter Rat wurde teuer<br />
Aber lassen wir den Betroffenen einmal selbst erzählen:<br />
„Als ich dann sah, wie Vater täglich Berge von Geldscheinen<br />
nach Hause brachte, um sie am selben Tag noch in wenige<br />
Lebensmittel umzusetzen, damit wir am nächsten Tag<br />
zu essen hatten, bestand auch ich auf meinem Geld. Ich ging<br />
mit dem Sparbuch zur Bank. Man zahlte mir meine Spareinlagen<br />
nebst Zinsen aus. Nun hatte ich mein großzügiges<br />
Konfirmationsgeschenk wieder als Bargeld in der Hand.<br />
Etwa 108 Mark waren mit Zinsen daraus geworden….Doch<br />
was würde ich dafür überhaupt erwerben können?“<br />
Er geht dann in das nebenan liegende Kolonialwarengeschäft.<br />
Als er den Laden betrat, fragte ihn die Nachbarin:<br />
„Na, Helmut, was hast du auf dem Herzen?“ Er<br />
legte seine Ersparnisse auf den Tresen. Die Kaufmannsfrau<br />
überblickte schnell die Lage. Jeden Tag bekamen die<br />
Banken damals neu gedruckte Geldscheine mit immer<br />
höheren, abenteuerlichen Werten. Jeden Tag eilten die<br />
Menschen in die Läden, um das Nötigste zum Leben zu<br />
kaufen. Da meinte die Kaufmannsfrau:<br />
„Du isst doch gerne Hering?“ Er nickte<br />
und schon griff sie nach der Holzzange,<br />
die über dem Fassrand hing und<br />
packte ihm einen Bismarckhering ein.<br />
Er erzählt weiter: „Den habe ich dann<br />
zu Hause mit Genuss gegessen, denn<br />
schließlich hatte ich ihn von meinem<br />
ersten gesparten Geld gekauft. Das<br />
großzügige Geschenk meines Patenonkels,<br />
gedacht für den Kauf eines Fahrrads,<br />
war zum Wert eines Bismarckherings<br />
zusammengeschrumpft!“<br />
Die Lebenserinnerungen aus der<br />
„guten alten Zeit“ enden mit Geschichten<br />
nach dem Tod der geliebten Großmutter<br />
1940. Da fragt sich der Autor:<br />
Was hätte Großmutter wohl dazu gesagt,<br />
dass er zum Beispiel im April 1945 vor<br />
seiner Exekution bewahrt wurde und<br />
Erschienen im Zeitgut Verlag zum Dank dafür Gott versprach, ihm<br />
125 Seiten 12,90 €<br />
sein Leben zu schenken und Pfarrer zu<br />
werden? Großmutter hätte es vermutlich<br />
gefallen, dass er sein Wort einhielt.<br />
Das Buch enthält Familienfotos und historische Abbildungen<br />
von Gebäuden und anderen Zeitzeugen, die das<br />
Erzählte lebendig werden lassen. Ich habe das Buch mit<br />
großem Interesse gelesen; es ist meines Erachtens ein Buch<br />
nicht nur für uns Ältere sondern für alle Generationen –<br />
zum Erinnern, Staunen und Schmunzeln.<br />
Horst Mahle<br />
26 durchblick 3/<strong>2012</strong>
Literaturfestival<br />
DIE RÜCKKEHR DER BÜCHER<br />
VielSeitig – das europäische Literaturfestival<br />
Einladung zur literarischen Entdeckungsreise in<br />
die Siegener Innenstadt<br />
Menschen, die von einer Lesung zur anderen flanieren,<br />
zwischendurch im Buch einer englischen<br />
Dramatikerin blättern und dann abends mit viel<br />
Enthusiasmus am Kneipentresen mit dem eben gehörten<br />
Bestseller-Autor aus Irland diskutieren:<br />
Von Donnerstag, 25., bis Sonntag, 28. Oktober, heißt es<br />
wieder „The books are back in town“, denn zum zweiten<br />
Mal treffen mitten in Siegen Leser auf ihre Lieblingsautoren,<br />
Hörbuchfreunde auf Kultstimmen und die große europäische<br />
Literatur auf ein begeisterungsfähiges Publikum<br />
in kleinen Kneipen und Cafés.<br />
Der Startschuss für das Festival fällt bereits einen Tag<br />
früher als noch 2010: Moderiert von dem renommierten<br />
TV-Literaturkritiker Dennis Scheck, sorgen die preisgekrönten<br />
Wortakrobaten Marcus Jeroch, Christine Prayon<br />
und der legendäre Wolfgang Nitschke in der literarischkabarettistischen<br />
Eigenproduktion „Wortwechsel“ (25.10.)<br />
mit polemischem Bestsellerfressen und Neuinterpretationen<br />
populärer Klassiker für literarische Einsichten. Ein<br />
gefundenes Fressen für Freunde der schwarzhumorigen<br />
Weltliteratur kündigt sich dagegen eher wie eine Haushaltsfibel<br />
der ‘50er an: „Zehn Tipps, das Morden zu beenden<br />
und mit dem Abwasch zu beginnen“ (28.10.) des Isländers<br />
Hallgrímur Helgason mauserte sich direkt nach Erscheinen<br />
zum Dauerbrenner auf den internationalen Bestsellerlisten.<br />
Wie schon<br />
2010 mit Rufus<br />
Beck für Mark<br />
Twains „Bummel<br />
durch Europa“,<br />
konnte<br />
vielSeitig auch<br />
<strong>2012</strong> wieder<br />
einen ganz besonderen<br />
Präsentator<br />
für das<br />
witzig-ironische<br />
Roadmovie gewinnen.<br />
Zusammen mit seiner Band „The Toxic Truth“<br />
erläutert ausgerechnet Schauspieler-Ikone Uwe Ochsenknecht<br />
(„Männer“) mögliche Motivationen, sich in die<br />
Hausarbeit zu stürzen.<br />
Dass Bücher aller Art auch im schnelllebigen Internetzeitalter<br />
ihre Faszination behalten und über Alters- und<br />
Genregrenzen hinweg begeistern, zeigen die von univer-<br />
sitärer Seite eingebrachten vielSeitig-Projekte: Ein „Dozenten-Duell“<br />
(27.10.) demonstriert hautnah, welcher<br />
„Prof“ wirklich mit Texten umgehen kann, gleichzeitig<br />
gibt „All you can read“ (27.10.) nur wenige Meter entfernt<br />
orginalsprachliche Einblicke in die Lieblingsliteratur ausländischer<br />
Studierender.<br />
Dreh- und Angelpunkte des viertägigen Festivals sind<br />
zwar die großformatigen Literatur-Präsentationen im Lÿz,<br />
doch auch die atmosphärischen Café-Lesungen stoßen<br />
garantiert auf großes Publikumsinteresse. <strong>2012</strong> findet der<br />
irische Autor Ken Bruen mit seinem trinkfesten Ermittler<br />
Jack Taylor (26.10.12) im Irish Pub „The Shamrock“ einen<br />
ebenso angemessenen Vortragsplatz wie der exzentrische<br />
Österreicher Heinz Vegh mit seinem schräg-deftigen Roadmovie-Roman<br />
„Shopping Town 66“ (28.10.12) im „Naschwerk“,<br />
mitten im Shopping-Herzen von Siegen.<br />
Daneben setzen sich einige Lesungen auch mit aktuellen<br />
Fragen auseinander, wenn z.B. die Deutsch-Italienerin Petra<br />
Reski mit ihrem Buch „Von Kamen nach Corleone“<br />
zeigt, wie gut sich die Mafia seit 40 Jahren in Deutschland<br />
eingerichtet hat oder Michael Ridpath mit seinem Thriller<br />
„Wut“ (28.10.) die internationale Finanzkrise thematisiert.<br />
Ein Leckerbissen steht am 27.10. im „Hackermann kücke &<br />
bar“ auf dem Programm, wenn der Slowake Michal Hvorecky,<br />
Auszüge aus seinem Abenteuerroman „Tod auf der<br />
Donau“ liest.<br />
Veranstaltet wird vielSeitig. Europäisches Literaturfestival<br />
Siegen in Kooperation zweier Institutionen, die fester<br />
Bestandteil der südwestfälischen Kulturlandschaft sind:<br />
Die Universität Siegen und das Kultur!Büro des Kreises<br />
Siegen-Wittgenstein ergänzen sich durch ihre Kenntnisse<br />
im Literaturbetrieb ebenso wie durch ihre Erfahrungen in<br />
Sachen Projekte und Veranstaltungen. Karten und ausführliche<br />
Informationen zum Programm gibt es im Internet auf<br />
www.vielseitig-festival.eu oder unter #. 0271/333-2448.<br />
Andreas Schmidt<br />
durchblick 3/<strong>2012</strong> 27
Buchbesprechung<br />
KALEIDOSKOP<br />
Lesenswertes aus der „durchblick-buchreihe“<br />
Jeder, der eine Buchbesprechung<br />
durchführen will, lebt gefährlich,<br />
nicht nur, weil schon Goethe<br />
gesagt hat: „Schlagt ihn tot, er ist<br />
ein Rezensent“, mit der Erinnerung<br />
an Verrisse, die unsensible Rezensenten<br />
der unkritischen Leserschaft<br />
verantwortungslos vorstellten, sondern<br />
auch, weil der Kritiker, wenn<br />
er es ernst meint, bei seinen Ausführungen<br />
unweigerlich vieles von<br />
sich selbst preisgibt, was vielleicht<br />
besser ungesagt bliebe. Wie leicht<br />
könnte das Gesagte gegen ihn verwendet<br />
werden, weil er vielleicht<br />
unbequeme Wahrheiten ausspricht,<br />
die dem besprochenen Autoren nicht<br />
recht behagen.<br />
Bei dem Buch von Erika Krumm, erschienen im durchblick-Verlag,<br />
braucht mir nicht bange zu sein. Es gibt keinen<br />
schrill klingenden Tadel, ich bin damit vollkommen einverstanden.<br />
Das fängt schon beim treffenden Titel an.<br />
Ein Kaleidoskop! Wer erinnert sich nicht daran, als<br />
Kind das kleine Röhrchen in der Hand gehabt zu haben,<br />
um lustvoll die glänzenden Bilder anzusehen, die bei jedem<br />
Schütteln neue Formen annahmen und sich in tausenden<br />
neuen glänzenden Facetten zusammenfügten.<br />
Bei dem Buch von Erika Krumm ist es ähnlich, jedes Umschlagen<br />
einer Seite entspricht dem Schütteln des Röhrchens<br />
und bringt neue Figuren und Bilder, die Assoziationen hervorrufen,<br />
alte, liebgewordene Gedanken neu beleben, neue<br />
Ideen vorstellen. Sie schreibt in erfrischender Weise und lässt<br />
den ganzen Reichtum ihrer tiefsinnigen Gedanken Form annehmen,<br />
dabei aus dem Erfahrungsschatz eines langen, mit<br />
offenen Augen gelebten Lebens schöpfend und einer großen<br />
Menge verarbeiteter Literatur. Erika Krumm spielt auch<br />
Klavier. Das gibt mir schnell die Idee von einer glücklichen<br />
Symbiose zwischen ihrem feinen Empfinden für Literatur<br />
und ihrer Musikalität, die uns Leser überrascht und dankbar<br />
aufhorchen lässt. Offenbar gibt es in ihrem Leben zwei große<br />
Einflussebenen, die ihr Dasein bestimmen, die Dichtung und<br />
die Musik, die sich gegenseitig bereichern, bewusst oder<br />
unbewusst überschneiden und durch ihre Wechselwirkung<br />
ihr Schreiben beflügeln, Ausdruck des Wunsches nach einer<br />
idealen Gesellschaft, die sich in der ständigen Auseinandersetzung<br />
zwischen Ideal und beschränkter Bürgerlichkeit sieht.<br />
Dabei wendet sie sich mit bewegter Anteilnahme den<br />
unterschiedlichsten Themen zu, sie aus den verschiedensten<br />
Blickwinkeln beleuchtend und doch nur zögernd<br />
von Streifzügen sprechend.<br />
Der Schlüssel zu ihrem Schrifttum, der<br />
sich auch im „durchblick“ dokumentiert, liegt<br />
wohl in einem großen Begreifen, in das sie<br />
uns einbezieht, wenn wir ihr bei ihren Gedanken<br />
um eine Wohngemeinschaft folgen, ihren<br />
fürsorglichen Umgang mit anderen Menschen<br />
sehen, ihre Bedenken beim Umgang mit dem<br />
Alter erspüren, ihre einfühlsamen Skizzen<br />
über Personen vergangener Zeiten lesen, tapfere<br />
Gedanken über Leben und Tod.<br />
Erika Krumm bringt eine Fülle von Anstößen,<br />
die uns geradezu auffordern, ihr<br />
Buch immer wieder zur Hand zu nehmen,<br />
den Geist spielen zu lassen, die angerissenen<br />
Welten zu betreten und darin umherzuwandern<br />
und neue Bilder zu entwickeln.<br />
Dabei führt sie uns in eine sprachliche Welt,<br />
die frei ist von Sentimentalität und Süßlichkeit<br />
und Imitation einer vorausgegangenen Zeit, sondern<br />
gekennzeichnet von überzeugender Transparenz und Symbolhaftigkeit,<br />
von Klarheit und Ausdrucksstärke.<br />
Das Buch ist ein Gewinn für jeden Bücherschrank. Es<br />
ist kein intelligentes Buch, weil es weder intelligente noch<br />
andere mit geistigen Eigenschaften ausgestattete Bücher<br />
gibt, das wäre Stilschlamperei, aber es ist ein intelligent<br />
geschriebenes Buch, ein Buch voller kluger Gedanken,<br />
flüssig und überzeugend geschrieben. Lassen wir es nicht<br />
im Bücherschrank stehen, nehmen wir es immer wieder heraus,<br />
lassen wir uns inspirieren. Johannes Buhl<br />
Zur Sicherheit!<br />
Johanniter-<br />
Hausnotruf<br />
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28 durchblick 3/<strong>2012</strong>
DER NEUE RASEN<br />
Manchmal träume ich in den Tag...<br />
Ich höre Vogelgezwitscher. Rieche milde Frühlingsluft.<br />
Genieße die Sonnenstrahlen die durch frisches Laub gefiltert<br />
werden und ein angenehmes Licht auf die Terrasse<br />
bringen. Ich sehe den liebevoll gedeckten Kaffeetisch, an<br />
dem mein Sohn schon wartet und den Kuchen aufschneidet,<br />
während ich mit einem frischen Blumenstrauß durch die<br />
Türe trete. Mein Mann, der noch kleine Schönheitsreparaturen<br />
an unserem Holzzaun vornimmt, signalisiert mir, das<br />
der Kaffeeduft bei ihm angekommen ist und er augenblicklich<br />
zu Tische kommt.....<br />
Den Tisch auf unserer Terrasse gibt es tatsächlich. Dort<br />
sitze ich vor einem Stapel Zeitungen. Trotz unseres Supersonnenschirmes<br />
brauche ich noch eine Sonnenbrille, um<br />
mich vor dem grellen Licht zu schützen. Vielleicht hätte<br />
man doch eine dunklere Farbe für den Bezugsstoff wählen<br />
sollen. Unser Umzug ins neue Haus am Rande der Stadt ist<br />
erst wenige Monate her. Die neu gepflanzten Baumsetzlinge<br />
werden noch Jahrzehnte brauchen, bis sie Schatten<br />
spenden.<br />
Meinen Kaffee habe ich ausgetrunken. Die Tassen von<br />
Johannes, meinem Mann, und Jannik, unserem Sohn, sind<br />
noch unberührt. Selbst der Himbeerkuchen steht noch unangetastet<br />
auf dem Tisch. Jannik sitzt abgewandt auf der<br />
Stuhlkante und tippt unermüdlich Nachrichten in sein Handy.<br />
Johannes sitzt im Arbeitszimmer und tippt in seinen<br />
neuen Laptop. Manchmal komme ich mir hoffnungslos<br />
altmodisch vor. Ich habe nur das Blätterrascheln meiner<br />
Zeitungen als Geräusch anzubieten.<br />
Johannes kommt aus dem Haus und sagt mir, dass er eine<br />
e-mail empfangen hat, die uns mitteilt, das wir morgen den<br />
neuen Rollrasen geliefert bekommen.<br />
„Ich dachte immer, wir säen Grassaat.“ Für einen Moment<br />
sehe ich vor meinem inneren Auge einen sonnengebräunten<br />
Johannes mit einer altmodischen Saattasche, der<br />
das Saatgut auswirft, während ich mit einem Holzrechen....<br />
„Das hat man vielleicht vor vielen Jahren so gemacht. Nein,<br />
morgen kommt ein Lastwagen und liefert die Grasrollen.“<br />
Und genau so ist es. Ich bin wie meistens allein zu Hause<br />
und habe mich gerade an dieAbwesenheit von Klimpern und<br />
Piepsen und die dadurch entstandene Ruhe gewöhnt. Ja, ich<br />
glaube sogar, das ich für einen Moment Vogelgezwitscher<br />
höre, als die Rasenfirma anrollt.<br />
Die Männer verlegen die Rasenbahnen so, dass amAbend<br />
alle Erdfläche im Garten dem makellosen grünen Belag<br />
gewichen ist. Neugierig nehme ich alles in Augenschein.<br />
Saubere Arbeit, man sieht kaum Nahtstellen. Nur am Rand<br />
kann man die Bahnen noch mühelos anheben. Der Bauleiter<br />
erklärt mir, dass sich das alles verwächst, wenn der Rasen<br />
ordentlich feucht gehalten wird.<br />
Johannes kommt wie meistens spät aus der Firma nach<br />
Hause, wirft einen kurzen Blick auf die Rasenfläche und<br />
verschwindet im Bad. Jannik betritt grußlos die Küche,<br />
schnuppert mit angewiderter Miene am inzwischen stundenlang<br />
warmgehaltenen Essen und teilt mir mit, dass er<br />
gleich wieder los müsse. Auf meine Frage nach dem Wohin<br />
bekomme ich keine Antwort, weil er schon wieder am<br />
SMSen ist. Ich schaue über seine Schulter und lese gerade<br />
noch, bevor er „Senden“ drückt: „Mama nervt!“ Dann ist<br />
er verschwunden.<br />
Mitten in der Nacht wache ich auf. Im Traum sah ich das<br />
Mondlicht, das wunderschöne Schatten der Bäume auf unseren<br />
Rasen warf. Tatsächlich aber ist es bei uns im Schlafzimmer<br />
stockdunkel, weil die Jalousien alles Außenlicht<br />
abhalten. Nur die rote LED-Anzeige des Weckers leuchtet<br />
im Dunkeln: 1:56 Uhr.<br />
Unten knallt die Haustüre. Jannik ist nach Hause gekommen.<br />
Ich kann nicht wieder einschlafen, weil irgendwo<br />
im Haus höre ich ein durchdringendes Piepsen. Sicher muss<br />
irgend ein Akku aufgeladen werden. Ich schubse Johannes<br />
an, doch der dreht sich nur auf die andere Seite und murmelt:<br />
„Nerv mich nicht!“<br />
Später stehe ich auf und gehe in Janniks Zimmer. Er<br />
schläft tief und fest. Auf dem Boden vor dem Bett liegt sein<br />
Handy. Im Wohnzimmer auf der Couch finde ich Johannes'<br />
Laptop. Das Piepsen ist leiser geworden und kommt in größeren<br />
Abständen.<br />
Draußen ist der Garten in Mondlicht getaucht. Die Terrassenmöbel<br />
werfen harte Schatten. Unter meinen Füßen<br />
spüre ich den kühlen Rollrasen. Die Ränder sind immer<br />
noch leicht anzuheben.<br />
Am nächsten Morgen sitze ich mit einem frisch aufgebrühten<br />
Kaffee auf der Terrasse. Ich bin schon früh aufgestanden<br />
und habe die wenigen Blumenkübel gegossen und<br />
ein frisches Kuchenbrot gebacken. Gerade blättere ich in<br />
einem Gartenkatalog und stelle fest, man kann sich auch<br />
erwachsene Bäume liefern lassen. Schon zehn Meter hoch,<br />
mit breiten, schattenspendenden Ästen.<br />
Johannes kommt zu mir. „Hast du meinen Laptop gesehen?<br />
Ich hatte ihn doch im Wohnzimmer stehen.“ Von oben<br />
brüllt Jannik dazwischen: „Wo ist mein Handy? Das war<br />
doch hier in meinem …“<br />
Ich lasse mich nicht stören. „Sieht der Rasen nicht wunderschön<br />
aus? So eine schöne grüne glatte Fläche.“<br />
Doch niemand reagiert auf meine Bemerkung.<br />
Ich genieße den Frühsommertag. In den Büschen auf<br />
dem schon länger bepflanzten Nachbargrundstück zwitschern<br />
die Vögel. Die Rasenbewässerung zischt gleichmäßig<br />
und fast beruhigend. Niemand kommt auf die Idee, sein<br />
Ohr auf den nassen Rasen zu pressen. Was sollte er auch<br />
hören. Höchstens, vielleicht ganz gedämpft, ein allerletztes,<br />
ganz schwaches „Piepsen“.<br />
Ulla D' Amico, Freudenberg<br />
durchblick 3/<strong>2012</strong> 29
BRIDGET<br />
RILEY<br />
RUBENSPREISTRÄGERIN <strong>2012</strong><br />
Heiter, gelassen, 81 Jahre – na und? Hellwach checkt<br />
die englische Künstlerin die Vorbereitungen für ihre<br />
Ausstellung, die eine Woche später im Museum<br />
für Gegenwartskunst Siegen eröffnet werden soll. Sie ist<br />
die Rubenspreisträgerin <strong>2012</strong>, eine Ehre, die sie in eine<br />
Reihe mit Künstlern wie Francis Bacon, Lucian Freund,<br />
Antoni Tàpies oder Maria Lassnig stellt. Klein, drahtig,<br />
selbstbewusst läuft sie mit ihrer Entourage aus Assistenten,<br />
Freunden, Museumsleuten und Journalisten durch die Ausstellungsräume.<br />
Modern und zeitlos präsentiert sich die<br />
Künstlerin in Jeans, Mokassins, Streifenshirt und blauer<br />
Jacke mit kurzen braunen strubbligen Haaren.<br />
Bridget Riley im Gespräch mit Stefanie Scheit-Koppitz<br />
vom Museum (rechts) und Tessie Reeh vom durchblick<br />
Man spürt ihre Leidenschaft, sie „brennt“ für die Kunst.<br />
Das Posieren vor den Kameras scheint sie zu genießen und<br />
stellt sich geduldig mit strahlenden Augen vor ihre Werke,<br />
die teils noch an den Wänden lehnen oder durch ihre Assistenten<br />
an die Wände gemalt werden. Sie gibt das Konzept<br />
vor. Wie in einer barocken Werkstatt führen ihre Mitarbeiter<br />
minutiös ihre Entwürfe aus. Hier steht sie in der Tradition<br />
von Rubens z.B., der auch in seiner Werkstatt im Team mit<br />
Meistern und Gesellen seine Gemälde auf die Leinwand<br />
brachte. Bridget Riley spricht nicht von Wandmalerei, sondern<br />
von Aufführungen ihrer Werke.<br />
Am Schluss der Ausstellung, am 11. November, werden<br />
ihre drei großen, zum Teil 18 Meter langen Wandbilder<br />
wieder übermalt und können später an anderen Orten erneut<br />
aufgeführt werden. Eine Woche vor der offiziellen Eröffnung<br />
erklärt sie mehrmals, dass eben noch nicht alles perfekt<br />
und fertig sei. Ihre Assistenten stehen noch auf Leitern mit<br />
Farbtöpfen und Pinseln bewaffnet, um den Bildern den letzten<br />
Schliff zu geben. Und Bridget Riley ist die Regisseurin.<br />
Ihre Bilder sind ungegenständlich. Sie zeigen geometrische<br />
Figuren, Streifen, Diagonalen, Kreise, Kurven, Rauten,<br />
rhythmische Überschneidungen, die manchmal zu tanzen<br />
scheinen. Je nach Blickwinkel des Betrachters ergeben sich<br />
immer neue optische Eindrücke und Überraschungen. Ihre<br />
Farben folgen dem Motiv. Sie habe keine Lieblingsfarbe,<br />
antwortet sie auf meine Frage. Beim Wandbild „Arcadia“<br />
verwendet sie Grün, Blau, Weiß in rhythmischer Folge, und<br />
man erinnert sich an das Flimmern der Meereswellen und<br />
die liebliche Landschaft in Cornwall, wo die Künstlerin<br />
aufgewachsen ist. Rot-Grün und Gewürztöne interpretieren<br />
ihr Bild von Indien, „Rajasthan“ heißt das Werk. Man spürt<br />
die Macht der Farben. Hier versteht man, dass Bridget Riley<br />
als Kunststudentin von den Impressionisten angeregt wurde,<br />
die erstmals ihren Eindruck von Landschaft und Licht<br />
mit Hilfe von verschiedenen Farbtupfen und -punkten darstellten.<br />
Strenger, ernsthafter und doch weiblich kommt das<br />
größte Wandbild der Siegener Ausstellung daher: Klare<br />
geometrische Kreise in Dunkelgrau formen mit gezirkelten<br />
Überschneidungen vor einem weißen Hintergrund ihre<br />
„Composition With Circles“. Hier wird nichts dem Zufall<br />
überlassen, und akribisch überwacht die Regisseurin die<br />
Ausführung der Malerei durch ein Schweizer Team. Charmant<br />
lächelnd behält sie den Überblick. Bei längerem Verweilen<br />
lädt die Malerei den Betrachter zum Innehalten, ja<br />
zum Meditieren ein und beschert fast magische Momente.<br />
Der Kreis bedeutet doch Vollkommenheit, ist Symbol für<br />
die Sonne, das Leben, die Weiblichkeit. Bei dieser Komposition<br />
mit Kreisen von 1998 knüpft Bridget Riley wieder<br />
30 durchblick 3/<strong>2012</strong>
an den Anfang ihres künstlerischen Schaffens in den frühen<br />
70-iger Jahren an, an die Schwarz-Weiß-Phase. Damals, in<br />
den sechziger Jahren, wurde aus der OP-Art schnell POP-<br />
Art und als geometrische Muster landeten die Motive auf<br />
Kleiderstoffen und Tapeten im Alltag. Nicht so bei Bridget<br />
Riley.<br />
Die Siegener Ausstellung zeigt Werke der Künstlerin<br />
von 1980 bis <strong>2012</strong>. Angefangen hatte Bridget Riley, die<br />
in London geboren wurde und in Cornwall aufwuchs, mit<br />
einem Kunststudium in verschiedenen Colleges in Cheltenham,<br />
später in London, bis sie in den frühen 60-iger Jahren<br />
selber einen Lehrauftrag bekam, dem auch ihre erste Einzelausstellung<br />
in London folgte. Sie kreierte Bühnenbilder,<br />
gestaltete Innenräume, hielt Vorlesungen, Vorträge und<br />
verfasste theoretische Schriften. Auf vielen Reisen nach<br />
Afrika, Asien oder Indien ließ sie sich inspirieren. In ihren<br />
Ateliers in Cornwall oder Vaucluse in Südfrankreich fand<br />
sie Ruhe neben ihrem hektischen Leben in London.<br />
Die Anerkennung – auch international – blieb nicht aus:<br />
1968 war sie Teilnehmerin der 4. Documenta in Kassel,<br />
später nahm sie an der Biennale in Venedig teil, und es<br />
folgten Stipendien und Auszeichnungen. In England erhielt<br />
sie die Ehrendoktorwürde der Universitäten Oxford und<br />
Cambridge. 1999 wurde ihr von der englischen Königin<br />
der Titel „Companion of Honour“ verliehen, nachdem sie<br />
die Erhebung in den Adelsstand mit dem dazugehörigen<br />
Titel „Dame“ abgelehnt hatte.<br />
Wie Queen Elisabeth II. hat Bridget Riley die entbehrungsreiche<br />
Kriegs- und Nachkriegszeit in England erlebt.<br />
Den Aufbruch der Jugend in den 60-iger Jahren mit Sex,<br />
Drogen und Rock ’n’ Roll. Margret Thatchers harte Reformen<br />
in den 80-igern. Den Wandel Londons vom Handels-<br />
zum Finanzzentrum. Sie hat Premierminister von<br />
Labour und den Tories kommen und gehen sehen, von<br />
Winston Churchill bis David Cameron.<br />
Engländer werden oft als exzentrisch und skurril charakterisiert.<br />
Bei Bridget Riley hiervon keine Spur. Sie ist ihrem<br />
geometrisch-abstrakten Stil über Jahrzehnte treu geblieben<br />
und hat ihn konsequent weiterentwickelt und perfektioniert.<br />
So ist die erfolgreiche englische Lady zum „Klassiker“ der<br />
modernen Kunst geworden.<br />
Tessie Reeh<br />
Die Ausstellung „Bridget Riley“ ist bis zum 11. 11. <strong>2012</strong><br />
im Museum für Gegenwartskunst Siegen zu sehen.<br />
Fotos: Hartmut Reeh<br />
Bridget Riley vor ihrer Wandarbeit<br />
„Rajasthan“ (<strong>2012</strong>)<br />
durchblick 3/<strong>2012</strong> 31
Mit einer Super-8-Kamera, ohne Ton natürlich,<br />
und ohne viel Ahnung fing für Renate Tietze<br />
das Abenteuer Filmen an. Von ihrem Vater hatte<br />
sie das Fernweh geerbt und die Neugier auf fremde Länder<br />
und Menschen. Offen für alles, freundlich und wuselig gibt<br />
Renate Tietze gern Auskunft über diese Hobbys. Jahrelang<br />
hatte sie, die als kaufmännische Angestellte gearbeitet hatte,<br />
jeden Pfennig hierfür gespart.<br />
Ihre erste große Reise führte sie 1976 nach Amerika,<br />
um den „Wilden Westen“ endlich mit eigenen Augen kennenzulernen.<br />
Bis heute folgten Reisen in alle Welt: 2010<br />
Namibia, 2011 Indien, <strong>2012</strong> Kanada. Auch für die Zukunft<br />
sucht sie immer neue und andere Herausforderungen. Und<br />
immer ist ihre Kamera dabei. Heute arbeitet sie professionell<br />
mit einem Camcorder, mit Ton und Display natürlich.<br />
Ihre Filme entstehen im Kopf, schon während der Aufnahme.<br />
Gedanklich mischt sie schon die passenden Erklärungen<br />
und Musik dazu. Auch ihr Studio ist mit der Zeit<br />
gegangen. Am Schneidecomputer<br />
bearbeitet sie ihre Filme,<br />
mischt Geräusche, Musik und Texte<br />
zu den laufenden Bildern. Inzwischen<br />
hat Renate Tietze an die 70 Filme als<br />
DVD im Archiv. Sie hält ihre Erlebnisse in fernen Ländern<br />
fest, so wie ihre Reise über die alte Seidenstraße.<br />
Auf den Spuren der großen Eroberer war sie oft mit dem<br />
„Rotel“ unterwegs. Spartanisch sind hier die Schlafgelegenheiten<br />
in Kojen (2 Meter lang und 70 Centimeter breit),<br />
gekocht wird selbst, an den Koffer kommt man nur alle drei<br />
Tage. Unter kundiger Führung gelangen die anspruchsvollen<br />
Busreisenden an Orte jenseits der Touristenpfade. Oft<br />
sind Studenten, Lehrer oder Senioren Gäste der rollenden<br />
Hotels rund um den Globus. Auf meine Frage nach ihrem<br />
Lieblingsland sagt sie mir: „Jedes Land ist ein Erlebnis“.<br />
32 durchblick 3/<strong>2012</strong>
Ihre Filme zeigt sie mit Begeisterung<br />
bei Nachbarschaftstreffen<br />
der Kreissiedlungsgesellschaft<br />
(KSG). Aktuell<br />
arbeitet sie an der Dokumentation<br />
über die Modernisierung der<br />
KSG-Häuser im Wenscht – von<br />
der Entkernung der Häuser bis<br />
zum Neueinzug der Mieter hält<br />
sie alles fest. Nicht zu vergessen<br />
wäre dann auch ihr großes soziales<br />
Engagement bei der Siegener<br />
Tafel.<br />
Text: Tessie Reeh<br />
Collagen: Gottfried Klör<br />
durchblick 3/<strong>2012</strong> 33
Mundart<br />
BÜRGSCHAFT<br />
von Friedrich Schiller<br />
Zum Dyonis, dem Thyrannen, schlich,<br />
Damon, den Dolch im Gewande,<br />
ihn schlugen die Häscher in Bande.<br />
“Was wolltest du mit dem Dolche, sprich!”<br />
entgegnete finster der Wüterich.<br />
“Die Stadt vom Thyrannen befreien!”<br />
“Das sollst du am Kreuze bereuen.”<br />
“Ich bin”, spricht jener, “zu sterben bereit,<br />
und bitte nicht um mein Leben,<br />
doch willst du Gnade mir geben,<br />
ich flehe dich um drei Tage Zeit,<br />
bis ich die Schwester dem Gatten gefreit,<br />
ich lasse den Freund dir als Bürgen,<br />
ihn magst du, entrinn ich, erwürgen.”<br />
Da lächelt der König mit arger List<br />
und spricht nach kurzem Bedenken:<br />
“Drei Tage will ich dir schenken.<br />
Doch wisse! Wenn sie verstrichen die Frist,<br />
eh du zurück mir gegeben bist,<br />
so muß er statt deiner erblassen,<br />
doch dir ist die Strafe erlassen.”<br />
Und er kommt zum Freunde: “Der König gebeut,<br />
daß ich am Kreuze mit dem Leben<br />
bezahle das frevelnde Streben,<br />
doch will er mir gönnen drei Tage Zeit,<br />
bis ich die Schwester dem Gatten gefreit,<br />
so bleib du dem König zu Pfande,<br />
bis ich komme, zu lösen die Bande.”<br />
Und schweigend umarmt ihn der treue Freund<br />
und liefert sich aus dem Thyrannen,<br />
der andere ziehet von dannen.<br />
Und ehe das dritte Morgenrot scheint,<br />
hat er schnell mit dem Gatten die Schwester vereint,<br />
eilt heim mit sorgender Seele,<br />
damit er die Frist nicht verfehle.<br />
- 2 -<br />
Da gießt unendlicher Regen herab,<br />
von den Bergen stürzen die Quellen,<br />
und die Bäche, die Ströme schwellen.<br />
Und er kommt ans Ufer mit wanderndem Stab,<br />
„BÜRGSCHAFT“<br />
übersetzt von Gerda Greis<br />
Zom Dionys, däm Tyrann, kom geschleche<br />
Damon mem Dolch en d’r Däsche,<br />
da ha Häscher än ergreffe.<br />
“Sä, wat wolldesde mem Dolch, du Schdrolch?”,<br />
merrem beasem Bleck d’r O’hold sät.<br />
“Befrait fam Tyrann de Schdatt ech hät!”<br />
“Dofoar wierschde a’d Gritze gelät!”<br />
Zom Schderwe sin ech berait, säre,<br />
grische net em min Läwe,<br />
doch kasde m’r gnärich sin<br />
dräj Dage Zitt gewearn; dofoar flä’ ech dech a,<br />
bes ech ha, de Schwäsder beschdat mem Ma,<br />
min Frend grisde d’rfoar als Bierje,<br />
du kast än, hau ech ab, erwuerje.<br />
Itz d’r König grenst met aricher Lest,<br />
sät no kuerzem bedänke:<br />
“Dräj Dage well ech d’r schänke.<br />
Doch si’ gewess! Wann ferschdreche de Frest,<br />
befoar zerecke gegä du m’r best,<br />
moss hä schdatt dinner sin Läwe loase,<br />
on dier es de Schdrofe erloase.”<br />
Zom Frend hä no geat on sät: “Os König well,<br />
darrech am Gritze sall met minnem Läwe,<br />
bezaln dat o’gore Schdräwe,<br />
doch dräj Dage Zitt hä m’r get,<br />
bes ech de Schwäsder ha beschdat merrem Ma,<br />
on du als Pfand d’m König blibst,<br />
bes ech zerecke sin, em Knast du setzt.”<br />
On schdell hält dä draije Frend än emschlonge,<br />
da lefert hä sech uss däm Thyrann,<br />
on dä anner zitt fadann’.<br />
Am dredde Dach, e’ de Sonn of geng,<br />
härre zesame gedo merrem Ma de Schwäsder schwinn,<br />
illt nohaim met Soarje em Hearze,<br />
well de Frest sech net ferschearze.<br />
- 2 -<br />
Da feng’et of aimo arich a ze rän,<br />
fam Bearch komen geschosse de Gwälln,<br />
brochden Bäche on Schdreme zom Schwälln.<br />
A’d Ufer hä merrem Wannerschdab kom,<br />
34 durchblick 3/<strong>2012</strong>
Mundart<br />
da reißet die Brücke der Strudel hinab,<br />
und donnernd sprengen dieWogen<br />
des Gewölbes krachenden Bogen.<br />
Und trostlos irrt er an Ufersrand,<br />
wie weit er auch spähet und blicket<br />
und die Stimme, die rufende, schicket,<br />
da stößet kein Nachen vom sichern Strand,<br />
der ihn setze an das gewünschte Land,<br />
kein Schiffer lenket die Fähre,<br />
und der wilde Strom wird zum Meere.<br />
Da sinkt er ans Ufer und weint und fleht,<br />
die Hände zum Zeus erhoben:<br />
“O hemme des Stromes Toben!<br />
Es eilen die Stunden, im Mittag steht<br />
die Sonne, und wenn sie niedergeht<br />
und ich kann die Stadt nicht erreichen,<br />
so muss der Freund mir erbleichen”<br />
Doch wachsend erneut sich des Stromes Wut,<br />
und Welle auf Welle zerrinnet,<br />
und Stunde an Stunde entrinnet,<br />
da treibt ihn die Angst, da fasst er sich Mut<br />
und wirft sich hinein in die brausende Flut,<br />
und teilt mit gewaltigen Armen<br />
den Strom, und ein Gott hat Erbarmen.<br />
Und gewinnt das Ufer und eilet fort<br />
und danket dem rettenden Gotte,<br />
da stürzet die raubende Rotte<br />
hervor aus des Waldes nächtlichem Ort,<br />
den Pfad ihm sperrend, und schnaubet Mord<br />
und hemmet des Wanderes Eile<br />
mit drohend geschwungener Keule.<br />
do d’r Schdrudel ronner de Brecke nom,<br />
on met Gedonner gladschden de Wälln,<br />
fa d’r Brecke d’n Räst ze zerschälln.<br />
Am Ufer rännt hä bedribbelt hin on her,<br />
wi witt hä och guckt, kainer es en d’r Nä’,<br />
met gräfdijer Schdemm hä reft on reft,<br />
doch kai Boot kemmt fam annern Schdrand,<br />
nemes dä än brängt en sin ä’jenes Land.<br />
Kai Ma merrem Färscheff kom!<br />
On zom Meer wuer dä welle Schdrom.<br />
Da hockt hä am Ufer, grischt on flät,<br />
de Hänn hoch zom Zeus hä nom:<br />
”O drossel dä tobende Schdrom!”<br />
On de Zitt fergeat, em Meddach schdeat<br />
de Sonn, on wann se onner geat,<br />
on ech neme erraiche ka de Schdatt,<br />
da moss min Frend schderwe a minner schdatt.<br />
Doch schwellt on schwellt dä Schdrom met Wot,<br />
on ain Wäll no d’r annern Wäll zerrennt,<br />
on Schdonn em Schdonn entrennt,<br />
da driebt än de puere Angst, da fasst hä ser Mot<br />
on schmisst sech ren en de welle Flot,<br />
dailt gewaldich met gräfdije Arme<br />
dä tosende Schdrom, on ain Gott hät Erbarme.<br />
Hä kemmt a’d Ufer, illt schwinn foart<br />
on bedankt sech biem rettende Gotte,<br />
da awer schdierzt en räuberische Horde<br />
hearfoar ussem Wald am sälwe Oart,<br />
ferschberrt äm d’r Wäch on brellt Mord.<br />
Hä ka net wierer, hä kemmt net foarra,<br />
decke Gnebbel di geschwonge ha.<br />
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durchblick 3/<strong>2012</strong> 35
Mundart<br />
- 3 -<br />
“Was wollt ihr”, ruft er vor Schrecken bleich,<br />
“ich habe nichts als mein Leben,<br />
das muß ich dem Könige geben!”<br />
Und entreißt die Keule dem nächsten gleich:<br />
“Um des Freundes Willen erbarmet euch!”<br />
Und drei, mit gewaltigen Streichen,<br />
erlegt er, die anderen entweichen.<br />
Und die Sonne versendet glühenden Brand,<br />
und von der unendlichen Mühe<br />
ermattet sinken die Kniee:<br />
“O hast du mich gnädig aus Räubershand,<br />
aus dem Strom mich gerettet ans heilige Land,<br />
und soll hier verschmachtend verderben,<br />
und der Freund mir, der liebende, sterben!”<br />
Und horch! Da sprudelt es silberhell<br />
ganz nahe, wie rieselndes Rauschen,<br />
und stille hält er zu lauschen,<br />
und sieh, aus dem Felsen geschwätzig schnell,<br />
springt murmelnd hervor ein lebendiger Quell,<br />
und freudig bückt er sich nieder<br />
und erfrischet die brennenden Glieder.<br />
Und die Sonne blickt durch der Zweige Grün<br />
und malt auf den glänzenden Matten<br />
der Bäume gigantische Schatten;<br />
und zwei Wanderer sieht er die Straße ziehn,<br />
will eilenden Laufes vorüberfliehn,<br />
da hört er die Worte sie sagen:<br />
“Jetzt wird er ans Kreuz geschlagen.”<br />
Und die Angst beflügelt den eilenden Fuß,<br />
ihn jagen der Sorgen Qualen,<br />
da schimmern in Abendrots Strahlen<br />
von Ferne die Türme von Syrakus,<br />
und entgegen kommt ihm Philostratus,<br />
des Hauses redlicher Hüter,<br />
der erkennet entsetzt den Gebieter:<br />
- 4 -<br />
“Zurück! Du rettest den Freund nicht mehr,<br />
so rette das eigene Leben!<br />
Den Tod erleidet er eben.<br />
Von Stunde zu Stunde gewartet’ er<br />
mit hoffender Seele der Wiederkehr,<br />
ihm konnte den mutigen Glauben<br />
der Hohn des Thyrannen nicht rauben.”<br />
- 3 -<br />
“Wat wollt ear?” reft hä foar Schräcke wiss,<br />
“ech ha niks als min Läwe,<br />
on dat moss ech d’m König gäwe!”<br />
Da grallt hä ser d’n Gnebbel fam nächsde glich:<br />
“Foar min Frend!” Kainer erbarmet sech,<br />
on met gräfdije Schläj dräj hä ferdrescht,<br />
di annern ferze’ sech end Gebesch.<br />
On wail de Sonn äm ze haiss brännt,<br />
on hä sech so arich a’geschdrängt,<br />
senkt foar ludder Me’ hä of de Knee:<br />
“O du häst gnärich mech uss Räuberhand,<br />
uss d’m Schdrom mech gerettet a’d hailige Land,<br />
on no sall ech he o’got ferderwe,<br />
on min lewer Frend moss schdatt minner schderwe!”<br />
Of aimo es Geblätscher ze hearn glockehell<br />
wi rieselnd Gerausche, on net witt<br />
hält hä enne, ze lusdern em Schdelle, on sit,<br />
ussem Fälse schbrengt murmelnd schnell<br />
schbrudelnd herfoar en läwiger Gwäll.<br />
Hä fräjjt sech, beckt sech,<br />
de lame Gnoche ze erfresche sech.<br />
On zwecher grenem Geäst de Sonn duerchbleckt<br />
molt of glänzende Wesematte<br />
fa de Baim gigantische Schatte;<br />
da sit hä of d’r Schdrose zwo Wannersli,<br />
well schwinn laufe a dän foarbi,<br />
do heart hä se laut schwätze on sä:<br />
“Itz wirre a’d Gritze geschlä.”<br />
On Angst heabt sin schnelle Fos<br />
gedrewe fa gwälende Soarje,<br />
on en d’r Owendsonn flimmernd geboarje<br />
läjje fern de Bu’rchschbetze fa Syrakus.<br />
Do kemmt äm entgäje Philostratus,<br />
fam Huss d’r gore Hüeter,<br />
dä erkännt met Entsätze sin Gebieter.<br />
- 4 -<br />
“Zerecke!”din Frend es neme ze rette;<br />
doch rette din äjenes Läwe!<br />
D’r Toad kemmt zo äm äwe.<br />
Fa Schdonn zo Schdonn hät gewadet hä,<br />
gehofft sin arm Seal of din Wererkear,<br />
on konnte a dech sin Glauwe<br />
och en höenischer Thyrann net rauwe.”<br />
36 durchblick 3/<strong>2012</strong>
Mundart<br />
“Und ist es zu spät, und kann ich ihm nicht<br />
ein Retter willkommen erscheinen,<br />
so soll mich der Tod ihm vereinen.<br />
Des rühme der blut’ge Thyrann sich nicht,<br />
daß der Freund dem Freunde gebrochen die Pflicht,<br />
er schlachte der Opfer zweie<br />
und glaube ab Liebe und Treue.”<br />
Und die Sonne geht unter, da steht er am Tor<br />
und sieht das Kreuz schon erhöhet,<br />
das die Menge gaffend umstehet,<br />
an dem Seile schon zieht man den Freund empor,<br />
da zertrennt er gewaltig den dichten Chor:<br />
“Mich, Henker!” ruft er, “erwürget,<br />
das bin ich, für den er gebürget!”<br />
Und Erstaunen ergreifet das Volk umher,<br />
in den Armen liegen sich beide<br />
und weinen vor Schmerzen und Freude.<br />
Da sieht man kein Auge tränenleer,<br />
und zum Könige bringt man die Wundermär,<br />
der fühlt ein menschliches Rühren,<br />
läßt schnell vor den Thron sie führen.<br />
Und blicket sie lange verwundert an,<br />
drauf spricht er: “Es ist euch gelungen,<br />
ihr habt das Herz mir bezwungen,<br />
und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn,<br />
so nehmet auch mich zum Genossen an,<br />
ich sei, gewährt mir die Bitte,<br />
in eurem Bunde der Dritte.”<br />
On erret ze schbä, on ech ka neme<br />
als Retter wellkomme sin,<br />
well ech doat feraint met äm sin.<br />
Dä blorige Thyrann sech net rüeme ka,<br />
darren Fend d’m Frend sall de Pflecht gebroche ha,<br />
zwo Opfer moss schlachde hä,<br />
em Lewe on Draije d’r Glauwe ze gä.<br />
On de Sonn geat onner, do schdeat hä am Doar,<br />
sit hoch dat Gritze schdoa,<br />
on de Li dremrem, di gaffe on se’<br />
a’nem Sail zitt m’r d’n Frend schoa en de He’,<br />
itz drännt hä gewaldich usse’nanner de Li:<br />
“Mech, Hänker” reft hä, “erwuerjet,<br />
he sin ech foar dä d’r Frend gebierjet!”<br />
On ergreffe schdaune di Mänsche ronsrem,<br />
en de Arme baide sech läjje,<br />
on foar Schmärze se’ grische, sech fräjje.<br />
Kai Aug’ blibt tränelear,<br />
on zom Köenig brängt m’r de Wonnermär,<br />
dä itzend en sech Mänschlechkait schbiert,<br />
on schwinn wearn di Zwai foar d’n Thron gefiert.<br />
On lank bleckt hä se ferwonnert a,<br />
on sät da: “Ou erret gelonge,<br />
ear hat det Hearz mier bezwonge,<br />
on de Draije, si es doch kän learer Wa’,<br />
so nämmt och mech zo ouerm Genosse a,<br />
ech sij, geweart mier di Bedde,<br />
en ouerm Bonde dä Dredde.”<br />
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durchblick 3/<strong>2012</strong> 37
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38 durchblick 3/<strong>2012</strong>
Reisen<br />
EINE ERLEBNISREISE<br />
Deutschlands größte Insel – Rügen<br />
Mit dem Bus über die neue Rügenbrücke auf die<br />
Ostseeinsel Rügen zu kommen ist einfach, aber<br />
die Insel dann zünftig in Wanderkleidung mit<br />
Rucksack, Wanderstöcken und gutem Schuhwerk teilweise<br />
zu durchqueren, erfordert viel Liebe zur Natur, Lust zur<br />
Bewegung und auch Kondition. Eine solche „Bus-Wanderfahrt“<br />
bot der „DAV – Deutscher Alpenverein, Sektion<br />
Siegerland“ an. 38 Interessenten hatten sich zu dieser<br />
Wander-Reise angemeldet und ich hatte Glück, dass ich<br />
dabei sein konnte. Nach circa zwölf Stunden Busfahrt erreichten<br />
wir unser Ziel, die Stadt Saßnitz, im Nordosten<br />
der Insel gelegen. Rügen gehört zum Bundesland Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Die Entfernungen auf dieser größten<br />
Insel Deutschlands sind weiter als angenommen; man sollte<br />
sie daher auf den gut ausgebauten Bundesstraßen und den<br />
beschilderten Radwegen durchfahren oder auf Schusters<br />
Rappen etappenweise durchwandern. Wir hatten uns zu<br />
Letzterem entschlossen.<br />
Gleich am ersten Tag schnüren wir die Wanderschuhe<br />
und laufen über die neue Fußgängerbrücke in den Hafenbereich<br />
von Saßnitz. Der Stadthafen von Saßnitz ist heute<br />
eine Mischung aus Fischerei- und Tourismushafen. Restaurants,<br />
Kneipen und kleine Geschäfte laden zum Verweilen<br />
ein. Unser Weg führt durch den Hafenbereich und dann<br />
über Treppen hinauf auf den unvergesslichen Hochuferweg<br />
entlang der Kreideküste durch Deutschlands kleinsten<br />
Nationalpark, der gerade in diesem Monat sein einjähriges<br />
UNESCO-Weltnaturerbe feiern konnte. Wir wandern durch<br />
unberührte Buchenwälder mit vielen herrlichenAusblicken<br />
auf die Kreideküste, den vorgelagerten Strand, die Ostsee<br />
und enden an seiner höchsten Erhebung, dem Königsstuhl<br />
mit etwa 118 Metern. Berühmt geworden ist diese Landschaft<br />
auch durch den Künstler der kulturgeschichtlichen<br />
Epoche der Romantik, Caspar David Friedrich, der die Formationen<br />
der Kreideküste auf einigen seiner Gemälde festgehalten<br />
hat. Gleich am ersten Tag teilen wir die Gruppe in<br />
a) die zügigen, unermüdlichen und b) die Kurz-Wanderer,<br />
oder mit Kosenamen „Krabbelgruppe“, ein. Letztere Gruppe<br />
darf auch schon mal Abkürzungen in Anspruch nehmen.<br />
Heute haben wir gemeinsam unser erstes Ziel erreicht und<br />
ruhen uns bei Kaffee und Kuchen aus. Die unermüdlichen<br />
Wanderer gehen jedoch noch einige Kilometer weiter und<br />
steigen dann später in den Bus zu, der uns jeden Tag an ein<br />
Ziel bringt und auch wieder nach Absprache abholt.<br />
Am nächsten Tag lassen wir es uns etwas gutgehen und<br />
machen mit dem Bus eine geführte Inselfahrt auf die circa<br />
30 Quadratkilometer große Halbinsel Mönchgut, im Südosten<br />
der Insel gelegen, besuchen die Ostseebäder Göhren<br />
und Sellin. Die Stadt Sellin strahlt in Blau und Weiß mit<br />
ihren Prachtbauten aus der Gründerzeit und hat die längste<br />
Seebrücke auf Rügen, die mit 394 Meter Länge weit in die<br />
Ostsee hinaus ragt. Weiter geht es zum „Jagdschloss !<br />
Autorenfoto<br />
durchblick 3/<strong>2012</strong> 39
Reisen<br />
Granitz“, welches inmitten eines 1.000 Hektar großen Waldgebietes<br />
liegt. Vom Parkplatz Binz erreichen wir mit dem<br />
„Jagdschloss-Express“ das auf einem Berg gelegene Schloss.<br />
Dieser Höhenrücken wurde als Naturschutzgebiet ausgewiesen.<br />
Der Wald, bestehend aus hochgewachsenen, alten Rotbuchen<br />
und Traubeneichen, hat ein sattes, gesundes Grün.<br />
Das Schloß war bis zum Jahre 1944 im Besitz der Familie<br />
von Putbus, stand nach der Inhaftierung des Herrn Malte<br />
von Putbus unter Verwaltung der Nationalsozialisten und<br />
wurde dann im Zuge der<br />
ostdeutschen Bodenreform<br />
enteignet. Bestrebungen<br />
eines Enkels des ehemaligen<br />
Besitzers, diesen<br />
Familienbesitz nach Ende<br />
des Zweiten Weltkrieges<br />
wieder zu erlangen, scheiterten<br />
vor Gericht. Heute<br />
wird das Schloß als Museum<br />
genutzt. Sehr beeindruckend<br />
ist die im Inneren des<br />
Mittelturmes nachträglich<br />
erbaute Wendeltreppe mit<br />
gußeisernen Stufen, 154 an<br />
der Zahl, die wir hochsteigen<br />
und vom Turm aus eine<br />
großartigeAussicht über<br />
weite Teile der Insel Rügen<br />
haben.<br />
Der spätere Besuch in<br />
einer Lachs-Räucherei im idyllischen Hafen Gager ist nicht<br />
nur für mich ein Gourmet-Highlight dieses edlen Fisches.<br />
Frisch geräucherter Lachs in diversen Variationen wird uns<br />
als Lachs-Cocktail serviert – ich kann nur sagen – köstlich!<br />
Etwas nüchterner und ruhiger wird es dann, als wir am<br />
ehemaligen „KdF – Kraft durch Freude“ Erholungsheim,<br />
dem „Koloss von Prora“ vorbeifahren, ein knapp fünf Kilometer<br />
langer Gebäudekomplex aus fünfstöckigen Betonbauten,<br />
Grundsteinlegung noch in der Nazi-Zeit 1936. In<br />
zehntausend Zwei-Bett-Zimmern mit Meeresblick sollten<br />
sich hier 20.000 Menschen erholen. Die Bauarbeiten wurden<br />
bei Kriegsausbruch eingestellt. Zu DDR-Zeiten nutzte<br />
man einige Bauten für die Nationale Volksarmee. Nach der<br />
Wiedervereinigung hat man diverse Blocks zu einer Jugendherberge<br />
ausgebaut. Die restlichen Bauklötze warten<br />
noch auf ihre Investoren.<br />
Mit dem Wetter haben wir wirklich Glück und wandern<br />
am nächsten Morgen über den Nordstrand Richtung Kap<br />
Arkona. Entgegen der allgemeinen Meinung ist hier nicht<br />
der nördlichste Punkt der Insel Rügen, sondern der befindet<br />
sich circa einen Kilometer weiter nordwestlich bei Gellort,<br />
wo auch der 165 Tonnen schwere Findling „Siebenschneider“<br />
zu sehen ist. Auch dieser Weg lässt immer wieder Ausblicke<br />
auf die offene Ostsee zu, die von vielen Schiffen<br />
befahren wird. Wir sind nicht alleine auf dem Wanderweg,<br />
Autorenfoto<br />
Rügen mit seinen berühmten Kreidefelsen<br />
viele Radfahrer begegnen uns in beiden Richtungen. Die<br />
beiden unterschiedlich hohen Türme auf dem Plateau des<br />
Kap Arkona stammen aus jüngerer Zeit. Der kleinere, mit<br />
nur 19 Metern, im Jahre 1828 vom Architekten Karl Friedrich<br />
Schinkel erbaut, daher auch Schinkelturm genannt.<br />
Den größeren errichtete man im Jahre 1902 in direkter Nähe<br />
mit 35 Metern. Dieser neue Turm übernahm dann die<br />
Aufgabe, den Schiffen den Weg vorbei am 45 Meter hohen<br />
rauhen Kap mit Leuchtsignalen zu zeigen.<br />
Immer wieder fahren<br />
wir mit dem Bus durch<br />
Baum-Alleen und einzigartige<br />
Landschaften zu<br />
einem weiteren Zielpunkt.<br />
Über einen Damm erreichen<br />
wir die ehemalige<br />
Hansestadt Stralsund, im<br />
Nordosten Deutschlands,<br />
des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern,<br />
an<br />
einer Meerenge der Ostsee<br />
gelegen. Auf Grund ihrer<br />
Lage wird sie auch als Tor<br />
zur Insel Rügen bezeichnet.<br />
Drei große Kirchen,<br />
die Marienkirche - Nikolaikirche<br />
und Jakobikirche<br />
und das alte Rathaus<br />
aus Backsteingotik erinnern<br />
an den Reichtum und<br />
auch die Bedeutung mittelalterlicher Kultur dieser Stadt.<br />
Bis zum Jahre 1871 wurde Stralsund durch zehn Stadttore<br />
geschützt, von denen heute noch zwei erhalten sind.<br />
Beide Weltkriege haben ihre Spuren hinterlassen. Nach<br />
1945 wurde die Deutsche Demokratische Republik Machthaber<br />
der Stadt und vernachlässigte die Sanierung der Altstadt.<br />
Im Zuge der Wiedervereinigung wurde Stralsund<br />
jedoch Modellstadt der Städtebauförderung und einschließlich<br />
des Stadthafens so saniert, dass es im Jahre 2002 zum<br />
UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde.<br />
Rechtsanwaltskanzlei<br />
Dr. Buß & Coll.<br />
Dr. jur. Annette Buß<br />
Tätigkeitsschwerpunkt<br />
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Patientenverfügungen<br />
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<br />
40 durchblick 3/<strong>2012</strong>
Reisen<br />
Auch die Insel Usedom mit dem Peenemünder Historisch-Technischen<br />
Museum, kurz Heeresversuchsanstalt<br />
genannt, findet bei uns reges Interesse. Hier wurde während<br />
des Zweiten Weltkrieges unter Leitung des Wissenschaftlers<br />
Wernher von Braun die erste funktionsfähige Großrakete,<br />
die V2, entwickelt und getestet, die aber nicht die<br />
erforderliche Reichweite erzielte, um feindliches Gebiet zu<br />
treffen.<br />
Weiter südlich liegt das Ostseebad Heringsdorf an der<br />
Grenze zu Polen. Entlang der Strandpromenade bewundern<br />
wir zahlreiche weiße, herrschaftliche Villen der Bäderarchitektur<br />
aus Gründerzeiten, die während der DDR Zeiten<br />
gerne von Funktionären in Anspruch genommen wurden.<br />
Etwas abseits der Strandpromenade, im Weißen Schloß,<br />
logierte Kaiser Wilhelm l. in seinem Urlaub. Prominente,<br />
Kurgäste, Touristen und wir flanieren über die längste Seebrücke<br />
Deutschlands mit 508 Metern, vorbei an kleinen<br />
Geschäften und Boutiquen.<br />
Es ist ein „Muss“ für jeden Rügen-Besucher, auch eine<br />
Fahrt mit dem „Rasenden Roland“ zu machen. Der aber fährt<br />
langsam und gemütlich vorbei an verträumten Fischerdörfern<br />
mit ihren reetgedeckten Häusern, durch urwüchsige, unberührte<br />
Naturstriche, vorbei an vereinzelt grasenden Rehen<br />
und Schafen und auch hier und da entdecken wir ein Storchennest.<br />
Überall dort, wo keine Autos mehr erlaubt sind,<br />
sucht der Rasende Roland auf den Schienen seinen Weg.<br />
jetzt im<br />
Gesundheitszentrum<br />
am Siegbogen<br />
Siegen-Weidenau<br />
Weidenauer Str. 196<br />
2. Obergeschoss<br />
im neuen Gebäude<br />
der Sparkasse<br />
gegenüber<br />
Finanzamt und<br />
Rathaus<br />
Ein Tagesausflug zur autofreien Insel Hiddensee ist ein<br />
weiterer Programmpunkt. Sie ist der Insel Rügen westlich<br />
vorgelagert. Wir erreichen sie mit der Fähre von Schabrode<br />
aus in circa einer Stunde. Das kulturelle Zentrum der Insel<br />
liegt in dem kleinen Ort Kloster, den wir nach einem kurzen<br />
Fußmarsch, vorbei an Heide- und Wiesenlandschaften, erreichen.<br />
Auf dieser naturbelassenen Insel verbrachte auch<br />
Gerhart Hauptmann viele Jahre seines dichterischen Schaffens,<br />
zunächst in wechselnden Pensionen und später noch<br />
einige Jahre in seinem „Haus Seedorn“. Er nannte sie ein<br />
„liebliches Eiland“ auf der man Ruhe und Erholung finden<br />
kann. Auch der Schriftsteller Thomas Mann weilte hin und<br />
wieder auf der bezaubernden Naturinsel. Sie begeistert zu<br />
jeder Jahreszeit, endlose Sandstrände, steile, weiße Klippen,<br />
Heidelandschaften, gelbe Sanddornbüsche, eine Artenvielfalt<br />
von Vögeln und nicht zu vergessen, die schmucken reetgedeckten<br />
Häuser, alte und neue. Ein Tag ist zu wenig, um<br />
die vielen Schönheiten der Natur dieser Insel zu erkunden.<br />
Für mich war es ein besonderes Erlebnis, mit so viel<br />
wanderfreudigen, der Natur aufgeschlossenen Menschen<br />
zusammen zu sein, die jeden Tag gut gelaunt ihre Wanderschuhe<br />
schnürten und neugierig dem Tag entgegensahen.<br />
Ein besonderer Dank gilt dem Ehepaar Anne und Karl-<br />
Heinz Kastner für die bestens organisierte Reise.<br />
Wir lösen Ihr Hörproblem<br />
seit 10 Jahren in Weidenau<br />
Foto: Gottfried Klör<br />
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durchblick 3/<strong>2012</strong> 41
Unterhaltung<br />
MUT ZUM RISIKO<br />
Helmut aus dem Siegerland ist mit Marianne, die aus<br />
Brandenburg stammt, verheiratet. 1958 kam Marianne<br />
im Zuge einer Familienzusammenführung<br />
in die Bundesrepublik Deutschland.<br />
Eines Abends, im Jahr 1973, kam Helmut nach Hause,<br />
und seine Frau erzählte ihm, dass ihre Tante Trudchen und<br />
ihr Onkel Alfred zu Besuch bei ihren Eltern seien. Die Verwandten<br />
kamen beide aus Biesdorf bei Ostberlin. Helmut<br />
und Marianne konnten sich nicht erklären, wie es möglich<br />
war, aus der DDR in die Bundesrepublik zu reisen. Um<br />
Einzelheiten über den Besuch zu erfahren, machten sie sich<br />
kurzerhand auf den Weg zu ihren Eltern. Viele Jahre war es<br />
her, dass sie sich zuletzt gesehen hatten, so gab es natürlich<br />
viel zu erzählen. Neugierig, wie Helmut war, wollte er nun<br />
von Trudchen und Alfred genau wissen, wie es möglich<br />
wäre, von Ostberlin nach Siegen zu reisen.<br />
Autorenfotos<br />
Trudchen erzählte, dass Anfang der 70er Jahren die<br />
DDR-Regierung ihren Rentnerinnen und Rentnern auf Antrag<br />
die Ausreise erlaubte. Mit der S-Bahn durfte man dann<br />
über den Grenzübergang Friedrichstraße nach Westberlin<br />
reisen. Dort durfte man sich dann eine begrenzte Zeit aufhalten.<br />
Die Gelegenheit nutzten die beiden, um ihren in<br />
Westberlin wohnenden ältesten Sohn Fred zu besuchen.<br />
Der jüngere Sohn Wolfgang wohnte mit seiner Familie in<br />
Ostberlin. Alfred hatte bis zum Mauerbau in Westberlin gearbeitet<br />
und sich dort ein Bankkonto eingerichtet. Mit dem<br />
noch vorhandenen Geld ließ es sich in Westberlin einige<br />
Tage gut leben.<br />
Während des Besuchs bei ihrem Sohn kam Trudchen auf<br />
die wahnwitzige Idee, ihren Bruder und ihre Schwägerin<br />
in Siegen zu besuchen. Alfred und sein Sohn verstanden<br />
die Welt nicht mehr. Sie empfanden das Risiko für solche<br />
Experimente als viel zu groß. Alle Einwände prallten bei<br />
Trudchen jedoch ab. Erst nach unendlich langer Diskussion<br />
stimmte Alfred schweren Herzens dem Abenteuer zu. Sie<br />
flogen nun vom Westberliner Flughafen Tempelhof nach<br />
Hannover.<br />
Fred fuhr dann mit seinem Auto auf der Transitstrecke<br />
ebenfalls nach Hannover, um von dort seine Eltern ins Siegerland<br />
zu kutschieren.<br />
Bis hierhin war das schon ein gewagtes Unternehmen,<br />
gewesen, aber es sollte noch heftiger kommen!<br />
Wenige Tage nach dem ersten Besuch traf man sich<br />
erneut. Es gab ja immer noch viel zu erzählen! In vorgerückter<br />
Stunde verabschiedet man sich und Helmut, leicht<br />
alkoholschwanger, erzählte noch beim Rausgehen, dass er<br />
am Wochenende mit Frau und Sohn nach Rimini in den<br />
Urlaub fahren wolle. „Es ist ja schade, dass ihr nicht mitkommen<br />
könnt“ sagte er. Helmut hatte sich nichts dabei<br />
gedacht. Mit der unbedarften Aussage nahm das Abenteuer<br />
aber einen anderen Verlauf. Am nächsten Morgen wurde<br />
Helmut von seiner Frau an seinem Arbeitsplatz überrascht.<br />
Entsetzt teilte sie mit, dass Trudchen undAlfred seine unbedarfte<br />
Aussage tatsächlich als Einladung aufgefasst hatten,<br />
sie nach Italien mitzunehmen.<br />
Trudchen hatte schon mit dem Einwohnermeldeamt<br />
gesprochen und klar gemacht, dass sie mit Passbildern und<br />
ihren gültigen Personalausweisen einen provisorischen<br />
Personalausweis der Bundesrepublik Deutschland erhalten<br />
würden. Diese Mitteilung riss Helmut „vom Stuhl“.<br />
Als er nachmittags nach Hause kam, war die familiäre<br />
Atmosphäre auf dem Tiefpunkt. Sätze waren durch die<br />
Luft geflogen wie: „Hast Du doch!“ – „Hab ich nicht!“<br />
– „War aber so!“ „Frag Mutti und Papa, die können das<br />
42 durchblick 3/<strong>2012</strong>
Unterhaltung<br />
bestätigen“. Es ging immer nur darum, ob Helmut beide<br />
eingeladen hatte oder nicht. Helmut sah keinen Ausweg.<br />
Noch am selben Tag sagte er Trudchen und Alfred zu, sie<br />
mitzunehmen. Ganz beiläufig hatte Marianne sarkastisch<br />
gefragt: „Sollen die denn auch bei uns im Zimmer schlafen?“<br />
und weiter: „Dann ruf Du wenigstens in Italien an,<br />
und frag Lino (Hotelbesitzer) ob er noch zwei Notbetten<br />
in unserm Zimmer aufstellen könne. Ob die Möglichkeit<br />
bestand, für zwei Wochen ein weiteres Doppelzimmer mit<br />
Halbpension zu bekommen, darüber hatte sich Helmut bis<br />
dato noch gar keine Gedanken gemacht, da aber keine<br />
Hauptsaison war, war es kein Problem.<br />
Der Stress im Büro und jetzt noch das Experiment mit<br />
Trudchen und Alfred hatten ihn bald in einen Nervenzusammenbruch<br />
getrieben.<br />
In zwei Tagen sollte die Reise losgehen. Konsequent,<br />
wie Trudchen war, hatte sie sich alle notwendigen Reiseunterlagen<br />
besorgt. Nachts um zwei Uhr gings los. Die beiden<br />
wurden bei den Schwiegereltern übernommen und die<br />
Reise begann. Die Fahrtzeit über den Brenner betrug etwa<br />
12 Stunden mit Zwischenstopps, aber ohne Übernachtung.<br />
Beide wussten, dass die Fahrt sehr stressig werden würde.<br />
Nach Passieren des Brenners war Alfred in tiefen Schlaf<br />
gesunken. Trudchen konnte nicht verstehen, dass man bei<br />
dem Ausblick auf Weinberge und Obstplantagen schlafen<br />
konnte. In Rimini angekommen, war auch Alfred wieder<br />
hellwach. Das Meer, die Hotels mit ihren Anlagen versetzten<br />
beide in Staunen. Helmut war seinerseits auch erstaunt,<br />
aber eher darüber, dass Trudchen und Alfred nach all dem<br />
Erlebten nicht hundskaputt ins Bett fielen. Am nächsten<br />
Tag, als sich alle erholt hatten, führte der erste Gang an<br />
den Strand, Sonnenschirme und Liegestühle wurden in Beschlag<br />
genommen.<br />
Die Kleidung der Verwandten war schon sehr gewöhnungsbedürftig.<br />
ZweiAlte aus dem Ostblock im modischen<br />
Italien ... !<br />
Bei Ankunft im Hotel hatten<br />
Helmut und Marianne die „Fahnenflüchtigen“<br />
eindringlich davor<br />
gewarnt, zu erzählen, dass sie<br />
aus der DDR seien. DieAngst war<br />
groß, immerhin war diese Reise<br />
für Trude und Alfred ein Straftatbestand<br />
nach DDR-Recht. Diese<br />
Warnung hatte aber überhaupt<br />
nichts genützt. Die ersten Tage<br />
vergingen sehr harmonisch. Am<br />
dritten Tag überraschte Trudchen<br />
die Familie damit, dass Alfred<br />
am übernächsten Tag 70 Jahre<br />
alt würde. Helmut und Marianne<br />
waren sehr überrascht! Trudchen<br />
wurde seit den frühen Morgenstunden<br />
kaum mehr gesehen.<br />
Die Spaziergänge am Strand waren<br />
ja sehr unterhaltsam, und es gab ja auch viel zu erzählen.<br />
Morgens am Frühstückstisch standen Kaffeepulverreste -<br />
Milchreste - Kakaopulver und angebrochene Weinflaschen<br />
auf dem Tisch, die die abreisenden Gäste für die „Ostdeutschen“<br />
abgestellt hatten. Trudchen musste wohl jedem erzählt<br />
haben, dass sie aus der DDR seien. Helmut regte sich<br />
fürchterlich darüber auf.<br />
Clever, wie man es den Italienern nachsagt, hatten sich<br />
zwei Bastler einen alten Wagen zurecht gemacht, auf dem<br />
eine Plastikpalme befestigt war. In ihrer obersten Spitze saß<br />
ein Affe. Jeder, der wollte, konnte sich vor diesem Gefährt<br />
fotografieren lassen. An Alfreds Geburtstag wollte man<br />
sich diese Attraktion nicht entgehen lassen und machte das<br />
Spektakel mit. Lino, der Hotelbesitzer, schenkte Alfred zu<br />
seinem Geburtstag eine Flasche „Asti Spumante“ – (die<br />
westdeutschen Geburtstagskinder bekamen allerdings nur<br />
einen warmen Händedruck). Nach 14 Tagen traten Trude<br />
und Alfred, wie geplant, alleine die Heimreise an. Diesmal<br />
nicht mit dem Auto, sondern per Bahn, über München,<br />
Frankfurt, zunächst nach Siegen.<br />
In Siegen am Bahnhof angekommen, müde und kaputt,<br />
stolperte Trudchen über ihre eigene Tasche und brach sich<br />
zu allem Überfluss durch den Sturz auch noch den rechten<br />
Unterarm. In der Bahnhofsmission wurde der Arm provisorisch<br />
versorgt. Ein Krankenhausaufenthalt war nicht<br />
möglich, weil sie nicht nur in zwei Tagen wieder in Ostberlin<br />
sein musste, die gesamte Reise außerhalb Berlins<br />
war ja illegal.Am nächsten Morgen, Trudchen hatte laufend<br />
Schmerztabletten genommen, wurde die nächste Etappe der<br />
Heimreise angetreten: Von Siegen mit der Bahn nach Hannover,<br />
von dort mit dem Flieger wieder nach Westberlin.<br />
24 Stunden vor Ablauf des befristeten Aufenthaltes kamen<br />
die beiden wieder in Ostberlin an. Dort wurde Trudchen<br />
operiert und dabei festgestellt, dass sie einen komplizierten<br />
Unterarmbruch hatte. Werner Müller-Späth<br />
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durchblick 3/<strong>2012</strong> 43
Freizeit<br />
EINE LANZE<br />
Foto: Thomas Benauer<br />
FÜR DAS CAMPING<br />
Der Sommer ist endgültig vorüber. Kalt weht der<br />
Wind die Blätter vor sich her und fügt sie strichweise<br />
zusammen, wo sie Widerstand finden, an<br />
den Wegesrändern, an den stacheligen Zweigen der nackten<br />
Brombeerbüsche, an den Umrandungen und Einfriedungen<br />
der verlassenen Wohnwagen. Der letzte Regen hat sie nun<br />
schwer gemacht und ein herber Duft steigt von ihnen auf.<br />
Eichenblätter, braun und hart, die dem kommenden Jahr<br />
entgegenmodern und doch so manchem Insekt, Wühlmäusen<br />
und Maulwürfen Schutz bieten. Eichhörnchen schnuppern<br />
drüber hin und finden hier und da Früchte, die sie eilig<br />
wegschleppen. Lautlos geht der Schritt über einen Teppich<br />
von Kiefernnadeln.<br />
Nicht weit von der Landstraße, aber doch im Wald,<br />
liegt der Campingplatz. Einer von denen, auf dem nicht<br />
Wagen neben Wagen steht, weil die Platzeigner habgierig<br />
genug sind, sich über die Wünsche der Mieter nach Ruhe<br />
hinwegzusetzen und nur an ihren Profit denken. Nein, hier<br />
sieht es etwas anders aus, wenn auch nicht deswegen, weil<br />
der Eigentümer humaner wäre, sondern weil im Laufe der<br />
Zeit immer mehr Stellplätze weggebrochen sind. Waren es<br />
früher 120 und mehr, so gibt es heute nur noch etwa 50,<br />
und nur ganz selten kommt Zuzug. Man weiß nicht recht,<br />
sind es dieAuswirkungen derArbeitslosigkeit, tut die Teuerung<br />
dem luftigen Leben Abbruch, haben sich die Wünsche<br />
verändert oder sind die Menschen nur älter geworden, gestorben<br />
oder anderswohin gezogen. Es hat sich etwas geändert.<br />
Auch die Stimmung hat sich verändert. Wo früher<br />
einer dem anderen half, wenn er dazu in der Lage war oder<br />
auch, wenn er nicht dazu in der Lage war, sondern nur herumstand<br />
und Anteil nahm, gehen die Platzbewohner jetzt<br />
einander mehr oder weniger aus dem Wege, nehmen jeden<br />
Vorfall zum Anlass, den anderen beim Platzwart anzuzeigen,<br />
auch wenn sie selbst eigentlich keinen Schaden haben<br />
und auch nicht belästigt werden, nehmen für sich Vorteile in<br />
Anspruch, auch wenn sie ihre Grenzen damit überschreiten<br />
und die Rechte der Nachbarn einschränken. Auf Beschwerden<br />
reagieren sie mit einem Wortschwall, den sie mit dem<br />
ausgestreckten erhobenen Mittelfinger unterstreichen und<br />
verstehen dies wohl als Ausdruck ihrer Persönlichkeit.<br />
So geschieht es und kennzeichnet einen Schlag von Menschen,<br />
der das eigenwillige aber im guten Sinne merkwürdige<br />
Völkchen der alten Camper mehr und mehr verdrängt,<br />
die sich auch zu Recht daran stoßen, dass der Herr des Platzes<br />
in seiner aufgetragenenAutorität Denunziationen nur zu gern<br />
aufnimmt, weil er meint, damit Gerechtigkeit zu üben.<br />
So schließt sich jeder ab, beobachtet nur, nimmt nicht<br />
mehr Anteil an dem Geschick des anderen, der ihm ein<br />
guter Freund sein könnte. Vorbei die Zeit, als sich die Camper<br />
morgens im Waschhaus trafen und dann heiße Diskussionen<br />
entstanden, die sicherlich nicht von großer Sachkenntnis<br />
und fundiertem Wissen getragen wurden, aber<br />
durchaus ihre soziale Funktion erfüllten. Und das Lachen<br />
schallte durch den Raum und die Teilnehmer fühlten sich<br />
44 durchblick 3/<strong>2012</strong>
Reisen<br />
gehoben und mit Wohlwollen gesättigt, das sie dann auf ihre<br />
Frauen und ihren Kreis übertrugen. Kleine Zäune grenzten<br />
zwar ihren Besitz und ihre Intimsphäre ab, verhinderte jedoch<br />
nicht den Blick auf ihre Gefilde. Heute sind die Büsche<br />
der Einfriedung so hoch, dass man keinerlei Bewegung mehr<br />
wahrnehmen kann. Kein Zuruf von hüben nach drüben, und<br />
bei zufälligen Begegnungen beschränkt sich die Kommunikation<br />
auf ein müdes „Halloh“ , wobei jeder sorgsam darauf<br />
achtet, dass der andere den Mund zuerst aufmacht. Sie warten<br />
auf den Gruß, vergessen aber dabei, dass der Wunsch<br />
nach Begegnung keine hierarchischen Unterschiede verträgt.<br />
Die Zeit hat sich verkühlt. Wo früher ein Klima herrschte,<br />
das von Wohlwollen und Hilfsbereitschaft getragen wurde,<br />
gelten jetzt nur noch Egoismus und Nützlichkeitsdenken.<br />
Und wenn es doch mal zu Gesprächen kommt, geht es<br />
nur darum, sich selbst darzustellen und sich durch die Schilderung<br />
von Auslandsreisen und das Vorstellen eines neuen<br />
Wagens in Szene zu setzen und den eigenen Wert in Höhen<br />
zu stoßen, die von anderen nicht mehr wahrgenommen werden.<br />
Es gibt keine Inhalte mehr, keine echten Gedanken,<br />
die den anderen mit einbeziehen wollen. Jeder lebt für sich<br />
so dahin, und am Abend glühen die Bildschirme der Fernsehempfänger.<br />
Rückzug auf der ganzen Linie, jeder zieht sich in seinen<br />
kleinen Lebensraum zurück, verlagert sein kommodes<br />
Zuhause in den kleinen Raum des Wohnwagens und wähnt<br />
sich im Schutz seiner Höhle.<br />
Aber es ist ein ungesunder und unbefriedigender Zustand.<br />
Der Mensch lebt nicht für sich allein, er braucht seine<br />
Nachbarn und sie brauchen ihn, auch wenn sie es nicht<br />
wahrhaben wollen.<br />
Und doch, auch wenn sie sich verwehren, bleibt immer die<br />
Natur, für den, der ein Gespür dafür hat. Da ist der Wald, der<br />
dem Menschen Schutz<br />
und Geborgenheit gibt.<br />
Es sind nur ein paar<br />
Schritte, und er hüllt den<br />
suchenden Wanderer<br />
ein, umraunt ihn mit den<br />
uralten Mären, erzählt<br />
ihm Geschichten, die<br />
nur sein Ohr vernimmt,<br />
umgibt ihn schweigend<br />
oder zornig, schüttelt<br />
sich und wirft ihm Tau<br />
ins Gesicht, damit er<br />
aufmerksam wird oder<br />
verströmt seinen harzigen<br />
Duft, der bis in<br />
die letzte Fiber seiner<br />
Seele dringt, bietet ihm<br />
die Pilgerschaft, um ihn<br />
dann in die Weite des<br />
Raumes zu entlassen.<br />
Aber immer ist er ihm<br />
Freund und Gastgeber, der sich nie verweigert, niemals tadelt<br />
oder geißelt, ihn immer wieder aufnimmt und in sein<br />
schützendes Dämmer birgt. Und wenn dann die lange Nacht<br />
kommt, fängt er an, mit tausend Stimmen zu reden, wispert<br />
und stöhnt, flüstert und murmelt und reckt seine Zweige zum<br />
Himmel. Und die Sterne geben ihm Antwort und dem, der<br />
sich mit dem All verbunden weiß, wenn er nach dem Erlöschen<br />
der letzten Lichter vor dem Zelt oder Wagen sitzt und<br />
die schweigenden Worte aufsaugt. Und alles ist gut.<br />
Und dann ist da die Heide, die an den Wald anstößt, die<br />
den Blick öffnet in die Weite, in die der Wanderer mit raumgreifendem<br />
Schritt eindringt, auf Pfaden, die uralt sind und<br />
erahnen lassen, dass sie schon seit langem von Menschen<br />
beschritten wurden, als die Welt noch nicht so ausgebeutet<br />
war. Und hier leuchtet die Erika im Herbst und Millionen<br />
von Bienen bringen sie zum Summen. Aber auch zu anderen<br />
Jahreszeiten, wenn sie nur ihr braunes Kleid trägt,<br />
ruht das andächtige Auge des Beschauers wie auf einem<br />
Kleinod, und er möchte mit der Hand darüber streifen und<br />
sagen: Wie schön ist die Welt.<br />
Freiheit ist es, die der Kundige finden kann, ob im Moor,<br />
wo das lebendige Wasser gluckert oder an der weithin<br />
leuchtenden See, die die gischtenden Wogen ans Gestade<br />
donnert und wo der rote Glanz der untergehenden Sonne<br />
die harten, Kreise zeichnenden Gräser umspielt. Freiheit<br />
von den Händeln der gierigen Menschen, Freiheit von der<br />
Mühsal des Alltags und des Notwendigen, Freiheit von<br />
Qual und Pein, Freiheit, wie eine neue Religion, die uns<br />
zum Teil des Universums macht, die uns zum Menschen<br />
macht, wie in einer unbewussten Bindung.<br />
So finden wir vielleicht, wenn wir uns die Möglichkeiten<br />
schaffen, auf einem anderen Weg als dem alltäglichen, ein<br />
Stück der Glückseligkeit.<br />
Johannes Buhl<br />
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durchblick 3/<strong>2012</strong> 45
Unterhaltung<br />
NO RISK NO FUN.<br />
Glücksspiele seien Teufelswerk, sagte meine Oma, und<br />
sicher waren sie noch zu ihrer Zeit sehr verpönt. Inwieweit<br />
man dies heute unter diesem Gesichtspunkt sieht, mag dahingestellt<br />
sein. Glück im Spiel. Welche Gedanken lassen sich<br />
damit verbinden. Es eröffnen sich in vielfacher Weise Hoffnungen,<br />
Sehnsüchte, positive Erwartungen. Ja, es veranlasst<br />
zum Bau von irgendwelchen Luftschlössern. Per Postwurfsendungen<br />
flattern uns Chancen aller Arten ins Haus, die auf<br />
Verlockungen, Treffer, profitable Spekulationen oder enorme<br />
Erlöse hinweisen. Nicht nur Haushaltsgeräte, Weine aus vortrefflichen<br />
Anbaugebieten,<br />
Fahrzeuge der Luxusklasse,<br />
Reisen zu fernen Zielen<br />
werden genannt; dasAngebot<br />
der zu erwartenden Gewinne<br />
kennt keine Grenzen<br />
mehr. Man bietet etwas<br />
Nervenkitzel, appelliert an<br />
die Bereitschaft zum Risiko<br />
nach dem Schema, dass<br />
nur der gewinnt, der auch<br />
etwas wagt. No risk no fun!<br />
Wer kennt diesen Spruch<br />
nicht. Nun ja, es wird auch<br />
gewarnt, dass es rein vom<br />
Verstand her gar nicht klappen<br />
kann. Trotzdem lieben viele unserer Mitmenschen diese<br />
Glücksmomente. Wahrscheinlich ist die Freude am Spielen<br />
und Gewinnen zu groß, denn kaum eine Zeitschrift erscheint<br />
ohne ein Versprechen. Ebenso bieten Rundfunk-, Fernsehsender<br />
zusätzlich teils dämliche Fragen, die man nur innerhalb<br />
einer ewig-langen Hotline-Verbindung beantworten kann.<br />
Woche für Woche flimmern nicht nur am Mittwoch, sondern<br />
auch an jedem Sonnabend irgendwelche Glückszahlen über<br />
unsere Bildschirme im Vorabendprogramm. Früher hörte<br />
man öfter von neuen Lotto- oder Lotteriemillionären. Heute<br />
hält man die glücklichen Gewinner hoher Summen geheim.<br />
Sicher weil die Gefahren zu groß geworden sind, dass sich<br />
böse Gesellen ebenfalls bereichern wollen.<br />
Einen zusätzlichen Reiz bietet oft der Wert des mit einer<br />
unglaublichen Summe angesetzten Jackpots. Für dieses<br />
spektakuläre Gewinnglück überschreiten zuweilen wirkliche<br />
Spielernaturen die Landesgrenzen, um mit dabei zu<br />
sein. Mit jedem Lotterielos erleben sie wahrscheinlich einen<br />
großen hoffnungsvollen Taumel der zu erhoffenden Gunst<br />
der Stunde oder des Schicksals. Jeder sehnt sich danach,<br />
einmal der Gewinner zu sein, einmal das Rennen zu machen,<br />
einmal das Gefühl zu haben, im Gelde baden oder gar<br />
schwimmen zu können! Es war in meiner Kindheit, als ich<br />
diesen Rausch des Glückes auch bei meinem Vater erlebte.<br />
Damals gab es an einem Abend, ich weiß nicht mehr, war es<br />
am Sonnabend oder am Sonntagabend, die Gewinnzahlen<br />
im Totoblock. In diesen wenigen Minuten, in der die Ziehungszahlen<br />
im Radio ausgestrahlt wurden, herrschte bei<br />
uns ein familiärer Ausnahmezustand, eine grundsätzliche<br />
Ruhe. Meistens spitzte unser Vater dafür zunächst einmal<br />
einen Bleistift mit einem Küchenmesser an, nahm dann seinen<br />
Stammplatz am Küchentisch ein und zum Mitschreiben<br />
der Gewinnreihe lag stets und ständig eine zusammengefaltete<br />
Zeitung parat. Alle im Raume anwesenden Personen<br />
verhielten sich gedämpft stille, denn: Vati wartete gespannt<br />
auf die freundliche<br />
Stimme aus dem<br />
Äther. Es muss eine<br />
nette junge Dame<br />
gewesen sein,<br />
jedenfalls klang<br />
die fremde Stimme<br />
melodisch freundlich<br />
und einfühlsam.<br />
Fein säuberlich<br />
schrieb unser<br />
Vater alle Zahlen<br />
untereinander auf<br />
den Zeitungsrand.<br />
Dann kam der<br />
spannende Augenblick.<br />
Er erhob sich, schritt zum Küchenschrank. Mit einem<br />
Griff hinter den blechernen, blau-weiß emaillierten Brotkasten<br />
holte er den Tippschein. Bevor er sich wieder hinsetzte,<br />
überzeugte er sich, dass es sich auch um den richtigen, dem<br />
Datum entsprechenden Glücksschein handelte. Allerdings<br />
endete es überwiegend in einer enttäuschten Mine und den<br />
ernüchternden Worten „wieder nichts“! Alle Hoffnungen<br />
waren dahin! Wieder wurde erneut dafür gespart. Eben weniger<br />
Tabak für die Pfeife, dafür aber neue Erwartungen für<br />
die nächste Runde mit dem wöchentlichen Tippschein. Die<br />
gespannte Erwartung, Ungeduld und wohl auch eine erneute<br />
Vorfreude auf das: Wenn es denn mal klappt mit dem<br />
Gewinn! Es gab dem tristen und eintönigen Arbeitsablauf<br />
einer Woche einen hoffnungsvollen Sinn. Unser Vati tippte<br />
Woche für Woche stetig und unermüdlich weiter.<br />
Irgendwann im Verlaufe der Zeit verlagerte er seine<br />
Passion von Fußball-Toto auf die Chancen im Lottoglück.<br />
Die Stimme im Radio sagte dann am Sonnabendabend: „Im<br />
deutschen Lottoblock wurden folgende Gewinnzahlen gezogen“.<br />
Für die Ziehung hatte man damals Waisenkinder<br />
ausgesucht. Ich muss so etwa zehn-elf Jahre alt gewesen<br />
sein, und in unserer Küche spielte sich das Ritual einer<br />
Glückserwartung wieder ab. Die friedvolle Wochenend-<br />
Stimmung schwand, in der es zur Gewohnheit geworden<br />
war, dass Vati zuvor das Neueste aus aller Welt aus der<br />
Foto: Agnes Spar<br />
46 durchblick 3/<strong>2012</strong>
Unterhaltung<br />
Zeitung vorgelesen hatte. Mutti saß wie üblich in jenen<br />
Abendstunden am Küchentisch und stopfte. Einen kleinen<br />
Korb mit löchrigen Socken und schadhaften Kleidungsstücken<br />
vor sich, daneben eine Pappschachtel mit Stopfgarn<br />
und war recht vertieft in ihre Arbeit. Ein Blick auf die Uhr,<br />
und unser Vater faltete ruhig seine Zeitung zusammen, um<br />
nun erwartungsvoll der Ziehung der Glückszahlen entgegenzusehen.<br />
Wie immer hatte er zuvor seinen Bleistift angespitzt,<br />
trommelte noch etwas nervös auf der Tischplatte<br />
herum und notierte ordentlich die sechs Ziehungszahlen,<br />
plus der Zusatzzahl, eben so, wie sie die Stimme aus dem<br />
Radio nannte. Ich hatte ebenfalls am Tisch gesessen und<br />
niemand, weder Mutti noch Vati, hatten mich beachtet. Sehr<br />
emsig hatte ich mich beschäftigt und schob in freudiger<br />
Erwartung den Lottoschein über den Tisch. Es fiel nicht<br />
auf, dass der Schein nicht wie sonst hinter dem Brotkasten<br />
hervor geholt werden musste. Vati war wie üblich in ungeduldiger,<br />
erwartungsvoller Spannung. Er sah die Zahlen.<br />
Er verglich sie mehrfach mit dem Zeitungsrand. Er atmete<br />
immer schwerer, tiefer… und dann holte er ganz tief Luft<br />
und sagte „Hilde, das ist nicht möglich! Das kann nicht<br />
sein!“ Ja, er wurde ganz aufgeregt: „Wir haben alle sechs<br />
Zahlen! Mein Gott! Menschenskind! Wir haben gewonnen“.<br />
Er stutzte! Irgendwie schien er seinem Glück nicht<br />
zu trauen, „Hilde, guck doch mal! Vergleiche mal“, sagte er<br />
zu Mutti, die nun freudig aufgeschreckt ganz spontan ihre<br />
Arbeit aus der Hand gelegt hatte.Auch sie stutzte, schluckte<br />
und bemerkte es sofort! Auf dem Schein war ein Feld oder<br />
eine Reihe zu viel ausgefüllt. Statt der sonst üblichen zwei<br />
Reihen befanden sich hier auf seltsame Weise plötzlich drei<br />
angekreuzte Zahlenreihen. Wie das? Ich tat ganz teilnahmslos.<br />
Heimlich hatte ich zuvor den Lottoschein unter meinem<br />
Zeichenblock versteckt und die Zahlen mit angekreuzt, wie<br />
sie hintereinander von der Stimme im Radio genannt worden<br />
waren. Die Enttäuschung war für Vati groß, als es ihm<br />
dann wie Schuppen von den Augen fiel. Zur Strafe musste<br />
ich sofort und ohne Murren ins Bett gehen.<br />
Es minderte aber nicht seine Glücksspielphase und dank<br />
seines beständigen Glaubens an den Zufall erzielte Vati einen<br />
zweiten und tatsächlichen Lottogewinn. Ein paar Monate später<br />
war die Glücksgöttin Fortuna ihm wohlwollend zugetan. Vier<br />
seiner angekreuzten Zahlen wurden gezogen. Die Freude war<br />
riesengroß und die Zahlenreihe echt! Schon amAbend wurden<br />
zahlreiche Pläne geschmiedet, was man denn von diesem unerwarteten<br />
Geldsegen anschaffen könne. In jedem Fall entschied<br />
Vati „kaufen wir zwei große Kringel Fleischwurst, damit sich<br />
jeder einmal richtig rundum satt essen kann“. Gesagt, getan.<br />
Am Montag erstand Mutti beim Metzger zwei große, dicke<br />
Kringel. Sechs strahlende Augenpaare blickten auf die im<br />
Wasserbad erhitzten Würste, wie sie auf unseren Tellern verteilt<br />
wurden. Allein die Vorfreude auf diesen Genuss stimmte<br />
uns schon Stunden zuvor fröhlich, glücklich, und wir Kinder<br />
waren total aus dem Häuschen. „Fettleber“ war angesagt! Ein<br />
Schlemmen nach Herzenslust. Es bedeutete für uns mehr als<br />
der Genuss eines nach heutigem Ermessen ausgerichteten<br />
fünf-Sterne Gourmetmenüs! Einen derartigen Ausdruck des<br />
Genießens kannten wir zudem damals noch nicht. Und dann<br />
kam das Pech im Glück! Es hatte sich ja so vielversprechend<br />
angehört: vier Richtige. Ernüchterung setzte bei der Nachricht<br />
ein, dass anhand der großen Anzahl von Gewinnern mit einer<br />
geringen Lottoquote gerechnet werden müsse! So meldete es<br />
der Rundfunk im Laufe der darauffolgenden Woche. Unsere<br />
Mutti wurde langsam unruhig und schweigsam. Naja, und<br />
als dann der Briefträger die Geldanweisung der Lottogesellschaft<br />
überbrachte, wich die Freude der tristen Enttäuschung.<br />
„Um Himmels Willen, wir haben den ganzen Lottogewinn<br />
vertilgt…, dabei wäre manches andere wesentlich wichtiger<br />
und nützlicher gewesen…“ klagte Mutti tagelang. Die vier<br />
richtigen Zahlen brachten einen Gewinn von 12,80 Deutschen<br />
Mark. Zwei Mark hatteVati in den Lottoschein investiert, knappe<br />
neun Mark hatten die beiden großen Kringel Wurst gekostet.<br />
Geschmeckt hatte es trotzdem, beteuerten wir uns gegenseitig.<br />
Es war alles in allem doch noch ein Gewinn, von dem wir in<br />
Gedanken sehr lange zehren konnten. Eva Maria Herrmann<br />
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durchblick 3/<strong>2012</strong> 47
GEDÄCHTNISTRAINING<br />
Silbenrätsel<br />
Bilden Sie aus den unten stehenden<br />
Silben andere Worte der<br />
gleichen Bedeutung für die folgenden<br />
Begriffe.<br />
z.B. Laub - BL-ATT-WE-RK<br />
1.Verhalten-__________________<br />
2.sprechen -__________________<br />
3.essen -__________________<br />
4.erklären -__________________<br />
5.Zwang -__________________<br />
6.Gebiet -__________________<br />
7.Mensch -__________________<br />
ATT - BE - BE - BE - BEN - BL<br />
- DEN - EI - EN - GE - IS - MEN<br />
- NEH - NÖ- PF- RE - RK - RK -<br />
SCHR - SCHÖ - SPE - TIG - UNG<br />
- WE - ZI -<br />
Tainingsziel: Wortfindung<br />
assozioatives Denken<br />
Logisches Denken<br />
im Quadrat<br />
In jeder der vorgegebenen Zeilen<br />
und Spalten, sowie in jedem<br />
kleinen Viererquadrat, muss jedes<br />
dieser Kartenspielzeichen<br />
♥ ♦ ♣ ♠ je einmal vorkommen.<br />
Mit logischem Denken haben<br />
Sie die Kästchen schnell gefüllt.<br />
Buchstabensalat<br />
Suchen Sie im unten stehenden Durcheinander 15 Begriffe. Sie vereinen sich zu einem<br />
bestimmten Thema. Wie heißt das Thema?<br />
ZDFMARTINGDHISOLDATMNFKOKLBZDARDNVMKDIUHNC<br />
MDHKILEFBVCMKINDERGAGXLSJNLLATERNEBCOWÖDNC<br />
BETTLERBETTMIGFFJBCNBCCJGDLSMARTINSGANSDERT<br />
LSODLEDJDFKDJKBASTELNNDKJKKDFNKDKKTEILENHHK<br />
GHDGBFKERZEHHBDKJHDKJKDLICHTGJDHCJKNKDKKDK<br />
MMANTELDNOZEMHJHLFSHDKJNOVEMBERJJDOOSIOIIO<br />
HDJHJHJJSWLPAMVBJVLATERNENZUGLATEASDRKLOPM<br />
MANTLJDNSTUTENMANNNDLSKDLZUCKERBREZELJDOS<br />
Sie trainieren Konzentration, Wahrnehmung, Wortfindung und assoziatives Denken<br />
48 durchblick 3/<strong>2012</strong>
Lösungen auf Seite 74<br />
Wortmix<br />
In dem Durcheinander versteckt<br />
sich ein Begriff.<br />
Finden Sie ihn !<br />
Tainingsziel: Wortfindung<br />
Wahrnehmung<br />
Finden Sie möglichst viele Wörter,<br />
die die Buchstabenkombination - ng -<br />
beinhalten.<br />
Z.B. Ding , Unterhaltung...<br />
Sie trainieren: Wortfindung<br />
Wochentage<br />
Finden Sie heraus, welcher Wochentag<br />
gemeint ist!<br />
1. Gestern war Freitag. Welcher Tag<br />
kommt nach übermorgen?<br />
2. Zwei Tage nach übermorgen ist Mittwoch.<br />
Welcher Tag war vorgestern?<br />
3. Heute ist Montag. Welcher Tag war drei<br />
Tage vor morgen?<br />
4. Der Tag, der nach übermorgen kommt, ist<br />
Samstag. Welcher Tag war gestern?<br />
Sie trainieren: Denkflexibilität,<br />
Konzentration<br />
Die Übun<br />
unge<br />
gen wurd<br />
rden<br />
zusa<br />
mmen<br />
enge<br />
gest<br />
ellt von:<br />
Stress mit den Ohren?<br />
Viel hören - Wenig verstehen?<br />
Von diesem Problem mit dem Gehör ist annähernd jeder<br />
Siebte betroffen. Der Anfang: Angestrengtes Verstehen<br />
und Verwechselung bei Neben<br />
geräuschen, wobei es bei Einzelgesprächen<br />
oft noch geht.<br />
Meist sind beide Ohren gleichermaßen<br />
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durchblick 3/<strong>2012</strong> 49
Aus dem Siegerland<br />
STEINREICH IN NIEDERSETZEN<br />
Helmut Müller besitzt einzigartige Mineraliensammlung<br />
Helmut Müller ist<br />
im wahrsten Sinne<br />
des Wortes steinreich.<br />
Wer das Wohnhaus<br />
des 67-jährigen Rentners In<br />
der Burbach 28 in Niedersetzen<br />
betritt, der ist fasziniert<br />
von der einzigartigen<br />
Mineraliensammlung, die<br />
in nahezu allen Räumen<br />
des Hauses untergebracht<br />
und zu bewundern ist.Vom<br />
Wohnzimmer im Obergeschoss<br />
bis hinab in die Kellerräume<br />
verbergen sich<br />
hinter Glas und in offenen<br />
Regalen über 1000 wunderschöne<br />
Exponate aus<br />
dem Siegerland und seinen<br />
Nachbargebieten sowie der<br />
Alpenregion. Da zwischen<br />
1950 und 1965 die meisten<br />
Eisenerzgruben im Siegerland geschlossen wurden, gibt es<br />
dort nicht mehr viel zu finden. „Doch die Halden bergen<br />
noch so manche Schätze“, verrät Helmut Müller. Vor 45<br />
Jahren entdeckte er seine Liebe zu Steinen und Stufen, als<br />
er mit seiner Frau im Zillertal den Urlaub verbrachte. Daran<br />
kann sich Helmut Müller noch ganz genau erinnern: „Bei<br />
einem Besuch beim Wurzel-Max in Mayerhofen habe ich<br />
mich in ein blaues Steinwunder verliebt. Es war ein Amethyst.Aber<br />
das habe ich erst durch Nachfragen herausgefunden.<br />
Ich habe die schöne Stufe dann auch direkt gekauft.“<br />
DerAnfang von Helmut Müllers Mineraliensammlung war<br />
damit gemacht. Im Laufe der nächsten Jahre hat er manch<br />
altes Grubengebiet im Siegerland und in ganz Deutschland<br />
Stolz präsentiert Helmut Müller seine Mineraliensammlung<br />
„durchkämmt“.<br />
Besonders angetan<br />
haben es ihm<br />
dabei die Fundstellen<br />
in den Alpen.<br />
„Hier musste<br />
ich immer erst in<br />
höhere Regionen<br />
steigen, um nach<br />
großer Schinderei<br />
vielleicht eine<br />
Quader oder ein<br />
kleines Bergkristallstüfchen<br />
ans<br />
Licht der Welt zu<br />
bringen. Aber die<br />
Freude über den<br />
Fund hat dann so<br />
manche Quälerei<br />
beim Bergsteigen<br />
vergessen gemacht“,<br />
so Helmut<br />
Müller. Und: „Vor lauter Steinefieber habe ich da schon<br />
einmal das Essen vergessen.“ Früher habe man auch ohne<br />
Erlaubnis des zuständigen Bürgermeisters noch in die Berghänge<br />
gehen und sammeln können. Heute sei dies nur noch<br />
Berufssammlern gestattet. So ist Hemut Müller zuletzt eher<br />
auf Messen und Mineralienbörsen „fündig“ geworden. Ein<br />
Bergkristall aus dem St. Gotthard und ein rötlich schimmernder<br />
Glaskopf-Eisenstein aus der Grube Neue Haardt<br />
in Weidenau sind Helmut Müllers ganzer Stolz. „Mineralien<br />
sind Produkte der Natur, die in Millionen von Jahren<br />
entstanden sind. Ich begegne ihnen daher mit großer Ehrfurcht“,<br />
begründet Helmut Müller sein langjähriges steiniges<br />
Hobby.<br />
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50 durchblick 3/<strong>2012</strong>
Gesellschaft<br />
DAS URALTE MEDAILLON<br />
2 Autorenfotos<br />
In Omas altem Vertiko verbarg<br />
sich ein geheimnisvoller<br />
Schatz aus dem 19.<br />
Jahrhundert. Für mich war es<br />
sehr schnell spannend, den Inhalt<br />
der für mich noch nicht erreichbaren<br />
Schubladen in Omas<br />
altem Vertiko zu erkunden. Neugierig<br />
stand ich auf Zehenspitzen<br />
vor diesem Schrank mit seinem<br />
Aufbau, in den sogar ein Spiegel<br />
Medaillon, vererbt über vier Generationen<br />
eingesetzt war. Ich muss circa vier Jahre alt gewesen sein,<br />
als ich Oma immer wieder bat, mich einmal hochzuheben,<br />
um dort hineinschauen zu können.<br />
So holte Oma eines Tages einen sehr großen Schemel, ich<br />
stieg hoch und konnte die Griffe der beiden kleinen Schubladen<br />
gerade so erreichen. Trotzdem war ich noch zu klein,<br />
sie aufzuziehen, um hineinschauen zu können. Oma half mir<br />
dabei, und so konnte ich eine<br />
samtige Schatulle ertasten.<br />
Die Spannung stieg, und ich<br />
war jetzt noch neugieriger<br />
geworden. Oma nahm die<br />
mit purpurrotem Samt bezogene<br />
Schatztruhe heraus,<br />
klappte sie auf und zeigte mir<br />
ganz vorsichtig das darin befindliche<br />
Medaillon. Ich war<br />
ganz sprachlos.<br />
Sie hatte es von ihrer<br />
Mutter geerbt, die es als<br />
Hochzeitsgeschenk bekommen<br />
hatte. Später wurde es<br />
geschont und kaum getragen,<br />
denn auch sie war, wie<br />
meine Großmutter, Landwirtin.<br />
Damals auf dem Lande<br />
trug man so etwas Kostbares<br />
selten oder nur zu besonderen<br />
Anlässen. Nun hatte ich es zum ersten Mal gesehen<br />
und wollte es am liebsten behalten. Doch Oma klappte den<br />
Deckel des Kästchens wieder zu und legte es zurück an<br />
seinen Platz.<br />
Ganz aufgeregt stand ich da, denn Oma hatte gesagt:<br />
„Wenn Du einmal groß bist, wirst Du es von mir bekommen!“<br />
Das stellte mich zufrieden. Für lange Zeit vergaß<br />
ich das Medaillon wieder. Als ich sechsjährig eingeschult<br />
wurde, durfte ich alle meine Schulferien bei Oma in Oberhessen<br />
verbringen. Ich freute mich riesig und habe mir in<br />
allen Ferien, wenigstens einmal, das für mich so besondere<br />
Medaillon zeigen lassen. Doch eines Tages gab es noch eine<br />
große Überraschung für mich,<br />
denn ich hatte entdeckt, dass man<br />
es sogar öffnen konnte! Dabei sah<br />
ich nun die beiden kleinen Fotos<br />
meiner Urgroßeltern. Jetzt war es<br />
noch interessanter für mich geworden,<br />
ich war begeistert! Mit<br />
diesem wertvollen Inhalt hatte<br />
ich nicht gerechnet. So gefiel es<br />
mir noch besser!<br />
Meine besondere Bewunderung<br />
galt dem stilvollen Kleid meiner Urgroßmutter, der<br />
Uniform meines Urgroßvaters und seinem Oberlippenbart.<br />
Oma konnte mir Einiges dazu erzählen, unter anderem, dass<br />
ihre Mutter sehr zart und besonders liebevoll war, ihr Vater<br />
hingegen grob und streng. Sie waren fünf Geschwister zu<br />
Hause und bei Tisch durfte nicht gezappelt und gekichert<br />
werden. Aber stets hatte eines der Kinder etwas zu wispern<br />
oder zu lachen gehabt,<br />
woraufhin der Vater durchgriff.<br />
Er löste seinen Ledergürtel<br />
vom Hosenbund und<br />
verschaffte sich damit den<br />
nötigen Respekt. Sie erzählte<br />
es mir sehr traurig! Ihr Satz:<br />
„Ei, mei arm Mutter`che“, ist<br />
mir unvergessen. Was sollte<br />
sie wohl damit gemeint haben?<br />
Das konnte vieles bedeuten,<br />
sind meine Überlegungen<br />
heute. Das Medaillon<br />
kann mir nicht erzählen, was<br />
seine erste Trägerin erlebte<br />
und was hinter diesen Worten<br />
steckte. Vielleicht hatte<br />
Foto: Gottfried Klör<br />
sie, als sie es zur Hochzeit<br />
bekam, von einem schöneren<br />
Leben geträumt?!<br />
Eigentlich dauerte es mir<br />
viel zu lang, bis ich groß war, denn Oma hatte mir wieder<br />
versichert, dass ich es später einmal haben sollte. Doch die<br />
Jahre vergingen schnell und nicht nur ich, sondern auch<br />
Oma war älter geworden.<br />
Als ich dann achtzehn Jahre alt war und Oma schon über<br />
siebzig, schenkte sie mir das geliebte Medaillon. Von nun<br />
an wurde es in Ehren getragen und nicht mehr so sehr geschont.<br />
Im Beruf trug ich es täglich, und so erfuhr es schon<br />
manche Bewunderung.<br />
So kommt es heute noch zur Geltung und ist für mich<br />
nicht nur ein hübsches Schmuckstück, sondern ein kostbares<br />
Familienandenken.<br />
Helga Düringer<br />
Autorenfoto<br />
durchblick 3/<strong>2012</strong> 51
Erinnerung<br />
DIE FRAU MIT DEM HUT<br />
Foto: Gottfried Klör<br />
Als ich ihn kennenlernte, war er für mich ein alter<br />
Mann. 70 Jahre oder mehr, der nie in seinem Leben<br />
irgendeinen Sport getrieben hatte. Ein schwerer<br />
Mann, mittelgroß, leicht aufgedunsen, mit einer runden<br />
Stirn, wenig Haaren und einer starken Brille, hinter der die<br />
Augen kaum zu sehen waren. Seine Bewegungen waren<br />
langsam, und wenn er sich erhob, hatte er einige Mühe,<br />
wieder in Bewegung zu kommen. Trotzdem wanderte er<br />
gern zu festgesetzten Zeiten, um sich Bewegung zu verschaffen.<br />
Dabei beschränkten sich diese Wanderungen auf<br />
wenige Kilometer, die er nach Möglichkeit in einem Zug<br />
laufen wollte, weil er immer sagte, dass auch alte Pferde<br />
sich lieber immer in Bewegung befänden, weil ihnen das<br />
Aufstehen schwerfiele. Die Gruppe setzte sich meistens<br />
zusammen aus ihm, seiner energischen Sekretärin, einer<br />
stabilen Frau, meiner Frau, mir und ein oder zwei anderen<br />
Bekannten. Manchmal schloss sich sein Cousin an, der in<br />
Gelsenkirchen die Bahnhofsbuchhandlung betrieb.<br />
Ging es einen Hügel hinauf, mussten wir Vater Busch,<br />
wie wir ihn nannten, hinaufschieben, was er sich gern<br />
gefallen ließ, und er genoss dabei das Gefühl, umsorgt<br />
zu sein.<br />
Die Verbindung zu ihm kam über meine Frau und<br />
ihre Familie, der er im südlichen Münsterland, mit Preußischem<br />
Landrecht, auf das er spezialisiert war, immer<br />
den nötigen Rechtsbeistand gewährt hatte.<br />
Inzwischen waren die Eltern tot und das freundschaftliche<br />
Verhältnis hatte sich auf die Töchter, meine<br />
Schwägerin und meine Frau, übertragen. Meine Anwesenheit<br />
schien er wenigstens zur Kenntnis zu nehmen,<br />
so dass sich Gespräche ergaben, die sich über das allgemeine<br />
Geplänkel erhoben. Er war am Tagesgeschehen<br />
interessiert, an Politik und Religion, bei der er allerdings<br />
mehr unbewusst als bewusst seinen besonderen Standpunkt<br />
vertrat, den ich anfangs nicht verstand.<br />
Alles ist schon lange her, aber nichts ist vergessen.<br />
Damals gingen die holländischen Katholiken gerade auf<br />
die Barrikaden, weil sie mit Rom in vielen Dingen nicht<br />
übereinstimmten. Sie wollten Modernität der Kirche und<br />
stießen auf Granit. Was schon 2000 Jahre praktiziert wurde,<br />
musste richtig sein. Auch ich war katholisch getauft,<br />
aber mein Blick war nicht, wie bei vielen, durch Weihwasser<br />
verschleiert, und ich nahm zur Kenntnis, dass vieles<br />
faul sein musste. Das fing an bei unserem lieben Pastor<br />
in unserer kleinen Stadt in der Diaspora, in der ich aufgewachsen<br />
war. Ein gütiger Mensch mit einer durchaus<br />
nicht despektierlich gemeinten Herzenseinfalt, der aber<br />
ein Faible für kleine Jungen hatte, und endete nach dessen<br />
Ablösung aus Altersgründen mit dem neuen Würdenträger,<br />
dessen Kontakte immer nur für die reichen Familien<br />
langte. Sicherlich Äußerlichkeiten, vielleicht entschuldbar,<br />
vielleicht vernachlässigbar, immerhin aber stark genug,<br />
um schon bei einem Kind, das ich damals war, Gedanken<br />
in Bewegung zu setzen. Die Holländer hatten zu der Zeit<br />
begründetere Sorgen, wurden aber alsbald zurückgepfiffen<br />
und das Problem wurde durch Personalveränderungen gelöst.Als<br />
ich mit Vater Busch einmal darüber sprechen wollte,<br />
meinte er nur: „Ach, Herr Buhl, lassen sie mir doch einfach<br />
nur meinen kleinen Kinderglauben.“ Ich begriff noch nicht,<br />
wunderte mich nur, dass ein erwachsener Mensch solche offenbar<br />
so eminent wichtigen Dinge nicht diskutieren wollte.<br />
Er war doch ein intelligenter, redegewandter, mitten im Leben<br />
stehender Mann. Und wenn er auch nicht mehr gut sehen<br />
und hören konnte, waren seine Gedanken doch nicht eingeschränkt.<br />
Wo lagen die Ursachen?<br />
Irgendwie genoss ich es, dazuzugehören, eingebunden in<br />
einen Rahmen, der mir während meines bisherigen Lebens<br />
unbekannt geblieben war. Vater Busch wurde für mich ein<br />
fester Bezugspunkt, dem ich ein fast familiäres Vertrauen<br />
52 durchblick 3/<strong>2012</strong>
Erinnerung<br />
entgegenbrachte, das noch durch meine Idealvorstellungen<br />
über charakterliche Eigenschaften von Akademikern und<br />
exponierten Personen, wie Ärzten, Pastoren,Amtspersonen<br />
gestützt wurde. Kästner hat einmal formuliert, dass er als<br />
kleiner Junge geglaubt habe, große Personen müssten auch<br />
große Menschen sein. Er habe sich aber getäuscht. Bei dem<br />
alten Herrn brauchte ich meine Idealvorstellungen am wenigsten<br />
in Frage zu stellen. Er hatte von vornherein einen<br />
Vertrauensbonus, und selbst heute kann ich mir nicht vorstellen,<br />
dass er diesen jemals missbraucht hätte.<br />
So kam es, dass er mich gelegentlich einlud, ihn einmal<br />
zu besuchen, und ich nahm diese Einladungen nur zu gern<br />
an und lernte dabei auch seine Frau kennen. Bisher hatte<br />
man sie nur gelegentlich erwähnt. Sie war für mich keine<br />
kalkulierbare noch kalkulierwürdige Person gewesen.<br />
Klein, schmal, unscheinbar mit einem leicht verkniffenen<br />
Mund und einem höflichen Lächeln, das erstarrte, wenn<br />
man nicht mehr hinsah. Es liegt nahe, auch als wahr anzunehmen,<br />
wenn berichtet wurde, dass sie jeden Sonntag – sie<br />
war erz-katholisch – in die Kirche ging, angetan mit ihren<br />
besten Stücken und einem großen, breitrandigen Hut, den<br />
Frauen ja in der Kirche merkwürdigerweise nicht abzunehmen<br />
brauchen. Dieser Hut wurde für mich die Inkarnation<br />
einer heuchlerischen, eitlen, puritanischen Gesinnung,<br />
nachdem ich merkte, dass hinter der Fassade eines wohlrenommierten<br />
Hauses kein Heim zu finden war.<br />
Es war ein Haus wie viele andere, in einer respektablen<br />
Wohngegend der Großstadt. Eine gediegene Einrichtung, keine<br />
Auffälligkeiten in Form von Zugeständnissen an die Zeit.<br />
Und trotz der hohen Fenster wirkte der Raum, in dem der alte<br />
Herr lebte, kalt und steril. In einem Lehnsessel hörte er seine<br />
Hörbücher aus der Leihbibliothek und verdammte sich damit<br />
selbst zur Unbeweglichkeit. Aber die geistige Nahrung war<br />
ihm wohl wichtig genug. Für sein Leibeswohl wurde gesorgt,<br />
oh ja, der Teller mit seinem Essen wurde ihm ins Zimmer gebracht.<br />
Er bemerkte wohl meine Reaktion, denn er fragte mich,<br />
ob er nicht für seine Familie alles getan hätte, und kassierte<br />
wie bei einer rhetorischen Frage die entsprechende Antwort.<br />
Ausdruck einer Verzweiflung, die mir das Blut in den<br />
Kopf trieb und meine Augen mit Tränen füllten.<br />
An die Gläubigkeit von Menschen hatte ich nie so recht<br />
glauben können, zu häufig wurden die Worte nicht durch<br />
Taten belegt. Hier aber bekam der Glaube für mich plötzlich<br />
eine inhaltsschwere Bedeutung. Glaube an Auferstehung,<br />
an Hoffnung, an Liebe, Mitleid und Barmherzigkeit. Glaube<br />
an göttliche Gnade und immerwährende Heilswirkung<br />
für ein krankes Herz. Nun verstand ich den Kinderglauben<br />
und die Ablehnung aller theoretischen Geschmeidigkeiten.<br />
Ein Mann sehnte sich nach Wärme, Zuwendung und Liebe<br />
und fand sie allein in seinem Gespräch mit seinem Gott,<br />
und der Glaube daran war seine einzige Lebensbestätigung.<br />
Johannes Buhl<br />
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durchblick 3/<strong>2012</strong> 53
SIEGERLAND<br />
einst Land der<br />
vielen Feuer<br />
La-Tène-Ofen, eisenzeitlicher Schmelzofen, ca. 2500 Jahre alt, der in Wilnsdorf-Obersdorf zu finden ist.<br />
Foto: A.Bingener<br />
Das Land der vielen Feuer lag rechts am mittleren<br />
Rhein zwischen Ruhr und Lahn. Dort, wo sich vor<br />
langer, langer Zeit die Sieg mit ihren Nebenflüssen<br />
durch waldbewachsene Gebirgszüge gegraben hatte. Das<br />
Siegerland.<br />
Auf diesen Bergeshöhen standen einst viele Feuer und<br />
schickten Rauchsäulen gen Himmel. Das Feuer war der<br />
stärkste Gehilfe der Menschen, und es brannte hier wohl<br />
intensiver als sonst irgendwo in deutschen Landen. Denn<br />
nur durch seine Kraft wurde das Erz, das die Bergleiber<br />
einst reichlich spendeten, zur tosenden roten Glut, die Eisen<br />
und Schlacke voneinander trennten.<br />
Die Kelten hausten lange vor der Menschwerdung des<br />
Herrn in diesem Erzland. Sie verstanden es, in kleinen, fast<br />
mannshohen Lehmöfen, sogenannten Rennöfen, mit schwieligen<br />
Händen ein gutes Eisen zu gewinnen, das sie in alle<br />
Lande verschickten, und sie verstanden es wohl auch selbst,<br />
nutzbare Geräte und tödliche Waffen daraus zu formen. Diese<br />
Öfen, die man auch Wind- oder Gebläseöfen nannte, da sie<br />
bei starkem Wind am besten loderten und die größte Hitze<br />
hervorbrachten, standen aus diesen Gründen immer auf den<br />
Bergeshöhen. Auch deswegen, weil die Bergwälder ihnen<br />
das Holz für die Holzkohle lieferten. Etwa eintausend Feuer“<br />
haben seinerzeit auf den Siegerländer Höhen gebrannt und<br />
unserer Heimat den Namen „Land der vielen Feuer“ gegeben.<br />
Ja, im Siegerland soll einst die Wiege der deutschen<br />
Eisenherstellung gestanden haben.<br />
Dann kam aus Osten ein starkes kriegerisches Volk, die<br />
Sugambrer. Sie besiegten die Einwohner des Erzlandes,<br />
eroberten ihre Wallburgen und trieben die Kelten nach<br />
Westen weit über den Rhein. Die Eroberung der Fliehburgen<br />
ist bestimmt durch Aushungerung erfolgt, denn<br />
kämpferisch waren diese Wallburgen kaum einzunehmen.<br />
Die Sugambrer lebten von der Jagd und von der Viehzucht.<br />
Sie zogen auf den kargen Äckern etwas Frucht. Erz, das in<br />
den Bergen ruhte, kannten sie nicht, somit auch nicht die<br />
Kunst, Eisen daraus zu gewinnen. All ihre Waffen und Geräte<br />
bestanden zum größten Teil aus Knochen, Holz oder<br />
Stein. Überall fanden sie jedoch Eisengeräte, welche die<br />
Kelten zurückgelassen hatten. Schnell erkannten sie den<br />
großen Vorteil, der ihnen winkte, wenn auch sie Eisen zu<br />
machen und zu verformen verstünden. Sie wünschten sich<br />
nun auch Arbeitsgeräte, Waffen und andere Gegenstände<br />
aus Eisen.<br />
Unter ihnen waren noch einige Kelten, die das Geheimnis<br />
des Eisenmachens kannten. Es waren der höchste<br />
Priester und einige seiner Gehilfen. Sie wollten aber die<br />
heilige Stätte des Druidensteins nicht verlassen und lebten<br />
in einem Hain unterhalb des Opferstockes. Sie waren verschont<br />
worden, da sie die Stätte achteten. Aber man hatte<br />
auch Ehrfurcht vor der Gestalt des greisen Priesters mit<br />
Namen „Offa“.<br />
Der Sugambrer-König ging zu Offa und bat ihn zu<br />
lehren, wie man Eisen mache. Der Greis schüttelte sein<br />
54 durchblick 3/<strong>2012</strong>
Aus dem Siegerland<br />
Haupt: „Ihr habt die Götter erzürnt!“ „Was müssen wir<br />
tun, um sie zu beruhigen?“. Der Druide sprach: „Opfern“.<br />
Die schönsten Rinder und Stiere schickte der Häuptling<br />
nun zum Opferstein und ging zu Offa. Doch dieser schüttelte<br />
erneut den Kopf: „Nicht genug“. Nun brachte man<br />
die besten und schnellsten Pferde zur Opferstätte und opferte<br />
sie. Doch der Greis sprach erneut: „Nicht genug, es<br />
muss ein edleres Opfer sein!“ „So nenne es“, bat drängend<br />
der Sugambrer. Der hohe Priester erwiderte: „Der Tapferste<br />
deines Stammes!“ Da erschrak der Häuptling und rief:<br />
„Der Tapferste – das bin ich wohl!“ Der Truide entgegnete<br />
höhnisch: „Wenn du ihn schon kennst, dann brauchst du<br />
ihn nicht mehr zu suchen“.<br />
Mit den Stammesmännern beriet der Häuptling im<br />
Thing, dem Gerichtsort, die Forderung der Götter, die durch<br />
den Priester ausgesprochen war. Die Meinung war gespalten.<br />
Viele waren der Ansicht, dass man den Göttern den<br />
Zorn und dem Druiden das Geheimnis des Eisens lassen<br />
sollte. Doch die Mehrheit wollte die Versöhnung und das<br />
Geheimnis des Eisens erfahren. Hunderte Krieger haben<br />
für diese neue Heimstätte ihr Leben geopfert, soll es nun an<br />
einem einzigen mangeln, wenn es darum geht, mehr Macht<br />
und Schutz durch bessere Waffen zu bekommen und den<br />
Zorn der Götter abzuwenden? Der Tapferste muss sich opfern,<br />
bestimmte die Mehrzahl.<br />
Da sprach der Häuptling: „Ihr habt mich als den Tapfersten<br />
gewählt, also werde ich mich opfern“. Da rief der<br />
Sohn, der seinen Vater über alles liebte: „Seht ihr Männer,<br />
wie er sich brüstet und aufbläht. Ihr wisst doch alle, dass<br />
ich viel tapferer bin als er“. Es entstand ein heftiger Streit<br />
zwischen Vater und Sohn. Sie beschlossen endlich, Offa<br />
selbst entscheiden zu lassen, wer von ihnen den Göttern<br />
angenehmer sei.<br />
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Beide, Vater und Sohn, gingen zu dem Druiden. Der<br />
weißhaarige alte Priester neigte sein Haupt, als er vernahm,<br />
welche Wahl man ihm anvertraute. „Alle Männer unseres<br />
Stammes wissen, dass meinem Vater das Alter viel genommen<br />
hat,“ sagte der Sohn, „Ich bin der Stärkste, der Gewandeste<br />
und Mutigste“. Da widersprach der Vater: „Glaube<br />
ihm nicht Priester. Die Jugend verfällt gern in Eigenlob und<br />
ihre Tapferkeit zerfällt bald. Der Mut des Alters ist fest und<br />
die Erfahrung stützt mich.“<br />
Da nahm der Druide beide und stellte sie auf den steinernen<br />
Opfertisch vor dem gewaltigen Basaltklotz, welcher<br />
noch die Wipfel der uralten Eichen überragte. Dann kniete<br />
er nieder und verharrte sehr lange Zeit im Gebet. Er trat nun<br />
vor die beiden Sugambrer und sagte mit milder und zitternder<br />
Stimme: „Die Götter wollen weder Vater noch Sohn. Ihr<br />
seid beide gleich tapfer und habt die Götter versöhnt mit<br />
eurer Liebe und eurem Opfermut. Beides gilt ihnen mehr<br />
als das Blut eines Opfers. Auch meinen Hass und meine<br />
Rache habt ihr damit bezwungen, ich will euch lehren, wie<br />
man Eisen gewinnt und wie man es schmiedet.“<br />
Heinz Bensberg<br />
Der Kommentar<br />
„Bleiben Sie doch noch!“<br />
So lautete in den letzten Tagen die Überschrift in der<br />
Süddeutschen Zeitung zum neuen Trend auf dem<br />
Arbeitsmarkt, Ältere zu bitten, länger im Beruf zu<br />
bleiben als sie müssen. Offenbar sind ältere Menschen<br />
im Beruf nun wieder etwas wert und gefragt. Einerseits<br />
hat man den Eindruck, dass die Erfahrung und Zuverlässigkeit<br />
älterer Berufstätiger allmählich erkannt wird. Anderseits<br />
ist die demografische Situation so, dass auf dem<br />
Arbeitsmarkt qualifizierte Arbeitskräfte fehlen.<br />
Dass in unserem Land zu wenig Kinder geboren werden,<br />
ist inzwischen allseits bekannt. Die Gründe hierfür sind vielfältig<br />
und werden lebhaft diskutiert. Ein Grund ist sicher auch<br />
die Zunahme der Single-Haushalte. Das Statistische Bundesamt<br />
veröffentliche in diesen Tagen dazu neueste Zahlen.<br />
Im vergangenen Jahr gab es rund 15,9 Millionen Single-<br />
Haushalte in der Bundesrepublik und damit 4,5 Millionen<br />
mehr als 1991. Als Gründe hierfür werden vermutet, dass<br />
Männer und Frauen zunehmend Angst haben sich zu binden.<br />
Die Individualisierung der Gesellschaft schreitet immer weiter<br />
voran.Als eine weitere Ursache<br />
wird angesehen, dass Eltern<br />
ihre Kinder zu lange klammern<br />
und zu spät loslassen.<br />
Wie immer man auch zu<br />
der Beschäftigung älterer<br />
Menschen über das Rentenalter<br />
hinaus steht, denen die noch<br />
gerne arbeiten möchten, sollte<br />
man die Möglichkeit dazu geben.<br />
Der Eintritt in den Ruhestand<br />
wird ja ohnehin vom<br />
Gesetzgeber immer weiter<br />
rausgeschoben.<br />
Heute von Horst Mahle<br />
durchblick 3/<strong>2012</strong> 55
Historisches<br />
Bahnhof Siegen: Abfahrt – Gleis Frankfurt.<br />
BAHNFAHRT NACH ZWANZIG JAHREN<br />
Da stand ich im Frühjahr 1994, wollte nach Mainz,<br />
war seit zwanzig Jahren nicht mehr bahngefahren<br />
und wartete nun gespannt auf die Einfahrt des<br />
Zuges. „Ist doch kein Problem!”, dachte ich, „einmal in<br />
Frankfurt umsteigen in die Stadtbahn nach Mainz!“<br />
Der Zug brauste heran, ich spürte den Fahrtwind und<br />
schaute der Lok bis zum Haltepunkt nach. Türen öffneten<br />
sich, Fahrgäste stiegen aus, und die, die mitfahren wollten,<br />
verteilten sich zügig auf die einzelnen Wagen. Ich ging zu<br />
dem Einstieg, wo die wenigsten Personen standen, fand bald<br />
ein leeres Abteil und dachte: „Die Bahn hat sich aber in den<br />
letzten zwanzig Jahren gemausert, so schöne bequeme Sitze”,<br />
nahm den Fensterplatz mit dem Rücken in Fahrtrichtung,<br />
fühlte mich wohl und sah gelassen meinem Ziel entgegen.<br />
In Dillenburg bekam ich Gesellschaft. Ein freundlich<br />
aussehender Herr mittleren Alters nahm den Fensterplatz<br />
in Fahrtrichtung. Ich musste zwar meine langen Beine etwas<br />
zurücknehmen, doch hatte ich immer noch eine angenehm<br />
bequeme Sitzposition. Ab Haiger kamen wir ins Gespräch.<br />
Mein Gegenüber fragte interessiert, ob ich gerne mit der<br />
Bahn reise? „Oh”, dachte ich, „man sieht sogar, dass du dich<br />
so gut<br />
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wohlfühlst.”<br />
Meine Antwort,<br />
dass ich seit<br />
zwanzig Jahren<br />
das erste<br />
Mal wieder<br />
mit der Bahn<br />
fahre und es<br />
auch weiterhin<br />
vorhabe, wurde<br />
mit einem gütigen<br />
Lächeln<br />
bedacht und<br />
mir noch viele<br />
angenehme<br />
Bahnfahrten<br />
gewünscht.<br />
In Gießen kam der Kontrolleur: „Ihre Fahrkarte bitte!”<br />
Ich wurde zuerst angesprochen und reichte ihm fröhlich meinen<br />
Fahrschein. Nach einem anfänglichen Zögern sagte der<br />
Bahnbeamte: „Möchten Sie nachzahlen?” Ich schaute diesen<br />
netten Schaffner reichlich verdutzt an und fragte: „Warum?”<br />
„Sie befinden sich hier im Erste-Klasse-Abteil, Ihr Fahrschein<br />
ist nur für die Zweite Klasse gültig”, erklärte er mir<br />
in einer überaus höflichen Art. Nun hatte ich ein Problem!<br />
Ich muss sehr unglücklich ausgesehen haben, fühlte<br />
mich wie im Kindergarten und wäre am liebsten vor lauter<br />
Scham und ganz besonders wegen meiner Schusseligkeit,<br />
wie Rumpelstilzchen im Erdboden verschwunden. Und<br />
dann war ja da auch noch dieser nette Herr im Abteil! Es<br />
war beschämend und mein Spruch mit den zwanzig Jahren<br />
kam nochmals zur Anwendung. Eingeschüchtert wie ich<br />
nun war, fragte ich vorsichtig nach der Höhe des Zuzahlungspreises<br />
und erwähnte dabei ganz kleinlaut, dass ich<br />
nicht mit Absicht das falsche Abteil gewählt hätte. Nachgezahlt<br />
habe ich nicht, denn Erste Klasse zu reisen konnte<br />
ich mir nicht erlauben. Und das alles war mir ja so etwas<br />
von unangenehm.<br />
Der nette Kontrolleur begleitete mich dann zu dem Zweite-Klasse-Wagen.<br />
Alle Abteile waren besetzt, es war die Zeit<br />
des Berufsverkehrs, und ich musste wie viele andere Reisende<br />
im Durchgang stehenderweise meine Reise fortsetzen.<br />
Der Bahnbeamte flüsterte mir noch auf eine mitfühlende Art<br />
und Weise zu: „Von mir aus hätten Sie im Erste-Klasse-Abteil<br />
bleiben können, doch das war mein Chef, der mit Ihnen<br />
im Abteil saß.” Er wünschte mir einen angenehmen Tag und<br />
gute Weiterreise, und das war genauso ehrlich gemeint wie<br />
meine Zwanzig-Jahre-Version, dazu, die Bahn hätte sich<br />
wirklich in der Zeit gemausert und mein irriger Glaube, ich<br />
säße im falschen Abteil.<br />
Gerda Greis<br />
56 durchblick 3/<strong>2012</strong>
Gesellschaft<br />
INKLUSION?!<br />
Der Begriff „Integration“ ist den meisten Menschen<br />
bekannt. Aber was ist „Inklusion“? Wie ist<br />
das Ziel – die „gemeinsame Vielfalt“ – zu verstehen,<br />
wie zu verwirklichen, wer soll gefördert werden,<br />
wer ist gefordert?<br />
Es geht um die Umsetzung der im Dezember 2006<br />
verabschiedeten UN-Konvention über die Rechte von<br />
Menschen mit Behinderungen (UN-BRK). Dazu hat das<br />
Bundeskabinett im Juni 2011 einen Nationalen Aktionsplan<br />
beschlossen. Mit dem Ziel, die gelebte Teilhabe behinderter<br />
Menschen zu gewährleisten, werden zwölf Handlungsfelder<br />
genannt, unter anderem in den Bereichen<br />
„Arbeit und Beschäftigung“, „Bildung“, „Gesundheit<br />
und Pflege“, „Bauen und Wohnen“, „Mobilität“.<br />
Inklusion heißt Gemeinsamkeit von Anfang<br />
an. Sie beendet das aufwendige Wechselspiel<br />
von Exklusion (= ausgrenzen) und Integration<br />
(= wieder hereinholen).“<br />
Inklusion heißt, Diskriminierungen zu erkennen<br />
und wirksam zu bekämpfen…<br />
Inklusion heißt, dass Menschen mit Behinderungen<br />
gleichberechtigt mit anderen wirksam<br />
und umfassend am politischen und gesellschaftlichen<br />
Leben teilhaben können.<br />
Die Vorgaben des Nationalen Aktionsplans – ergänzt<br />
durch einen Landesaktionsplan NRW – sind<br />
Grundlage eines zu erarbeitenden regionalen Handlungskonzepts.<br />
Diese Aufgabe wurde im Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
einer interfraktionell und interkommunal<br />
besetzten Arbeitsgruppe übertragen. Aber nicht nur Gremien<br />
und Arbeitsgruppen sind gefordert; schließlich geht<br />
es um eine Veränderung der Alltagskultur, um die damit<br />
verbundenen Herausforderungen und vor allem um die Beseitigung<br />
von Vorurteilen, denn<br />
• Behinderung ist das Ergebnis einer Wechselwirkung<br />
zwischen Menschen mit einer Beeinträchtigung und<br />
den Barrieren (in der Umwelt und im Kopf)<br />
• die meisten Behinderungen („Beeinträchtigungen“)<br />
sind nicht sichtbar nur 4,5 % sind angeboren, der<br />
„Rest“ ist durch Unfälle, Krankheiten oder Alterserscheinungen<br />
verursacht<br />
• drei von vier beeinträchtigten Menschen sind älter<br />
als 55 Jahre<br />
• in Deutschland leben etwa 9,6 Millionen Behinderte<br />
(11,7 % der Bevölkerung) davon 7,1 Millionen mit<br />
einer schweren Behinderung.<br />
Foto: Beirat der Menschen mit Behinderung Siegen<br />
Besonders Interesse gilt der Inklusion im Bildungsbereich,<br />
dass beispielsweise Kinder mit und ohne Behinderung<br />
in der Schule gemeinsam unterrichtet werden. Dieses<br />
Ziel sehen gegenwärtig nur 20 Prozent der betroffenen<br />
Eltern als tatsächlich umgesetzt an, 65 % hingegen sehen<br />
hier Defizite. Die Bevölkerung insgesamt hat einen zwiespältigen,<br />
tendenziell eher negativen Eindruck von der aktuellen<br />
Situation behinderter Menschen: Fast die Hälfte der<br />
Bevölkerung (48 %) sieht diese als weniger oder gar nicht<br />
gut. Nur annähernd jeder Dritte kommt zu einer positiven<br />
Einschätzung (x) .<br />
Häufige Ursache für Diskriminierung ist die Kombination<br />
„Behinderung und Alter“. In diesem Zusammenhang<br />
Engagement für Inklusion, die sehbehinderten<br />
Fritz Schutz (lks.) und Rainer Damerius<br />
ist das Thema „Bauen und Wohnen“ anzusprechen, denn<br />
die Menschen in Deutschland werden immer älter, damit<br />
nimmt der Umfang altersbedingter Behinderungen zu.<br />
Daher wird die Forderung nach barrierefreien Wohnungen<br />
drängender, denn Inklusion bedeutet auch, dass beeinträchtigte<br />
Menschen möglichst lange in der gewohnten<br />
Umgebung leben können.<br />
Für die Lebensqualität älterer Menschen wird das Thema<br />
„Inklusion“ vermutlich in Zukunft besonders wichtig, denn<br />
zunehmend viele leben allein, haben kaum familiäre Bindungen<br />
und sind von Einsamkeit und/oder Armut bedroht.<br />
Daher wird seitens der Bundesregierung die Notwendigkeit<br />
gesehen, wohnortnahe Begegnungs- und Beratungsstrukturen,<br />
eine Vielfalt an Wohnformen und Fachdiensten sowie<br />
sozialräumliche Unterstützungs- Netzwerk- und Hilfemix-<br />
Strukturen zu etablieren und zu fördern. (xx) Erich Kerkhoff<br />
Quelle: (x) Institut für Demoskopie Allensbach: „Gesellschaftliche Teilhabe<br />
von Menschen mit Behinderung in Deutschland.“ Juni 2011. (xx) Nationaler<br />
Aktionsplan.<br />
durchblick 3/<strong>2012</strong> 57
Leserbeitrag<br />
EIN TAG<br />
26 Stunden in einem Siegener Krankenhaus<br />
Für Montagmorgen um 7 Uhr war ich bestellt. Ich<br />
war pünktlich. Mit mir wartete eine kleine ausländische<br />
Frau vor dem Stationszimmer. Aus einem<br />
der Krankenzimmer kam plötzlich ein Pulk von Personen.<br />
Alle in weißen oder grünen Kitteln. Zwei der Kittelträger<br />
waren männlich, vier weiblich. Eine Schwester löste sich<br />
aus dem Verbund und kam auf uns zu. „Bitte warten Sie<br />
noch ein wenig, Ihre Aufnahme erfolgt nach der Visite.“<br />
Wie angewiesen warteten wir auf dem Flur. Ich schaute<br />
mir eine Bildertafel mit vielen freundlichen Gesichtern an.<br />
So konnte ich die beiden männlichen Personen namentlich<br />
identifizieren. Es waren der Chefarzt und der Oberarzt.<br />
Nach einiger Zeit erfolgten dann meine Aufnahme und die<br />
der ausländischen Frau. Ein alter Mann in einem Rollstuhl<br />
wurde an uns vorbei geschoben an einen Tisch am Fenster.<br />
Wir wurden gebeten, ebenfalls an dem kleinen Tisch Platz<br />
zu nehmen.<br />
Wir begrüßten den alten Mann und setzten uns links und<br />
rechts von ihm an den kleinen Tisch. Auf dem Tisch stand<br />
eine Vase mit Blumen. Die ausländische Frau bekam dann<br />
ein Formular des Anästhesisten gebracht, das sie ausfüllen<br />
sollte. Sicher füllte sie Zeile um Zeile. Der alte Mann, nennen<br />
wir ihn Herrn K., versuchte der Frau das Blatt abzunehmen.<br />
Sie lächelte und rückte ein wenig ab. Nach einiger<br />
Zeit schob sich die Hand von Herrn K. wieder vor, um an<br />
das Formular zu gelangen. Als er es erreichte, sagte die ausländische<br />
Frau: „Nein.“ Erschrocken nahm der alte Mann<br />
seine Hand zurück. Als Herr K. nach einiger Zeit wieder<br />
versuchte, in den Besitz des Fragebogens zu gelangen, gab<br />
die Frau ihm eine alte Fernsehzeitung, die auf dem Tisch<br />
lag. Nun schien er zufrieden. Er drehte sie so lange, bis er<br />
das Blatt schön gerollt hatte. Nun hatte die Frau ihr Formular<br />
ausgefüllt, sie ging mit ihrer Tasche zum Stationszimmer.<br />
Herr K. und ich schauten zum Fenster hinaus. Er nahm<br />
nun seine Zeitungsrolle und schob die Vase ein Stück aus<br />
der Mitte des Tisches zum Rand. Eine Schwester verschwand<br />
nun mit der kleinen Frau in einem Krankenzimmer.<br />
Wir schauten weiter zum Fenster hinaus. Jetzt schob<br />
Herr K. mit seiner Rolle die Vase weiter zum Tischrand.<br />
Schweigend betrachteten wir draußen Passanten. Die Zeit<br />
schien nicht zu vergehen. Wieder ging der Arm von Herrn<br />
K. nach vorne. Die Vase stand nun genau am Rand des Tisches.<br />
Minuten später ein neuer Versuch, die Blumenvase<br />
weiter zu schieben. Dies hätte ihren Absturz bedeutet. Ich<br />
nahm die Vase und stellte sie auf die Fensterbank. Nun war<br />
sie unerreichbar für Herrn K., die Blumen waren gerettet.<br />
Herr K. nahm es gleichgültig hin.<br />
Die Schwester kam zu uns, sie hatte einen jungen Pfleger<br />
im Schlepptau. Er stellte sich als Pfleger M. vor und<br />
wollte mir die Station und mein Zimmer zeigen. Die Station<br />
war schnell erklärt. Nun nahm ich Tasche und Mantel, wir<br />
gingen zu dem Zimmer, das mir für einen Tag und eine<br />
Nacht Herberge sein sollte. M. öffnete die Tür, ich erschrak.<br />
Ich glaubte dem verstorbenen Schauspieler Diether Krebs<br />
gegenüberzustehen. Krebs hatte seine Brille mit den Glasbausteinen<br />
aufgesetzt und das Gebiss mit langen Zähnen<br />
im Mund. Er saß auf einem Stuhl und hatte nur eine Pampers<br />
um. Daneben im Bett lag röchelnd ein alter Mann.<br />
Das leere Bett in der Ecke sollte meines sein. „Nein“, kam<br />
es über meine Lippen, „dann gehe ich wieder nach Hause.<br />
Als Privatpatient möchte ich nicht in ein Dreibettzimmer.“<br />
Wir gingen zurück zum Stationszimmer, um der Schwester<br />
die Situation zu schildern. „Aber wir haben sonst kein<br />
Bett frei“, meinte sie achselzuckend. Ich solle nochmals<br />
bei Herrn K. warten, sie wolle etwas für mich versuchen.<br />
Herr K. nahm mich kaum wahr, ihn beschäftigte weiter<br />
seine Zeitungsrolle. Er führte sie in alle Richtungen über<br />
den kleinen Tisch. Zeit verging, nach einer Stunde kam<br />
die Schwester zurück. „Wir haben ein Zimmer auf einer<br />
anderen Station für Sie: Kommen Sie mit, wir holen Ihr<br />
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58 durchblick 3/<strong>2012</strong>
Leserbeitrag<br />
Bett.“ Gemeinsam suchten wir das Zimmer von „Diether<br />
Krebs“ wieder auf. Ich warf Mantel und Tasche auf das<br />
unbenutzte Bett, gemeinsam schoben wir es über den Flur<br />
zum Aufzug. Es ging eine Etage tiefer. Dort trafen wir auf<br />
Stationsschwester K. Mein Zimmer sei noch belegt, wir<br />
sollten mein Bett erst einmal in den Wachraum schieben, da<br />
sei noch Platz. Im Wachraum lagen zwei Patienten, die sich<br />
von ihrer Operation erholten, sie waren noch nicht ganz<br />
bei Bewusstsein. Ob ich mich für die Operation umziehen<br />
sollte, fragte ich die Schwester. Es war etwa 9.30 Uhr. Das<br />
könne mit der OP noch dauern, entgegnete sie. So nahm<br />
ich mein Buch, setzte mich im Wachzimmer neben mein<br />
Bett und begann zu lesen. Zwei weitere Patienten wurden<br />
nacheinander ins Zimmer geschoben. Nun lagen vier Personen<br />
auf dem Wachzimmer. Ich saß vor meinem Bett und<br />
wartete auf das Signal, mich umzuziehen. Alle Personen<br />
waren durch Vorhänge voneinander abgetrennt.Als sich die<br />
Schwester mit einem der Aufwachenden unterhielt, fragte<br />
der nebenan Liegende: „Bist du das, Paul?“ – „Ja, Hans,<br />
was machst du denn hier?“ Zwei Nachbarn aus einem Dorf<br />
hatten sich unverhofft getroffen. Die Schwester zog den<br />
Vorhang fort, die beiden begannen freudig auf Mundart sich<br />
zu unterhalten. Da mich das Gespräch der Nachbarn nicht<br />
interessierte, zog ich es vor, mich auf dem Flur vor dem<br />
Wachzimmer mit meinem Buch niederzulassen.<br />
Die Zeit schlich dahin. Ich konnte mich nicht aufs Lesen<br />
konzentrieren, es geschah so viel auf dem langen Flur.<br />
Eine Frau wurde an mir vorbei in den nebenan liegenden<br />
Operationssaal geschoben. Jemand anderes wurde herausgeschoben<br />
ins Wachzimmer. Zwei Männer von einem privaten<br />
Pflegedienst schoben eine Liege durch den Flur. Sie<br />
suchten jemanden, den sie zurück in ein anderes Krankenhaus<br />
bringen sollten. Zwei Schwestern kamen vorbei. Sie<br />
halte das heute nicht länger aus, meinte die Kleinere, sie<br />
fange gleich an zu heulen. Ein Maler mit einem langen Stab<br />
und einem großen Eimer Wandfarbe fragte die Schwester<br />
nach einem Zimmer, das er streichen solle. Eine Schwester<br />
beklagte sich bei einer Ärztin, dass ihr Kollege schon seit<br />
Wochen nicht mehr mit ihr spreche, ohne dass sie wisse,<br />
was der Grund dafür sei.<br />
Ich stellte mich ans Fenster. Hell schien die Sonne hinein,<br />
obwohl es bereits November war. Draußen war Leben,<br />
im Krankenhaus … - ja, da war auch Leben, nur es<br />
passierte nichts, das mich weiter brachte. Ich wartete jetzt<br />
seit fünf Stunden auf meine Operation. Das Mittagessen<br />
wurde über die Flure gefahren. Es roch gut. Ich hatte seit<br />
gestern Abend nichts mehr gegessen. Ein Ehepaar ging suchend<br />
über den Flur. Die beiden Männer vom Pflegedienst<br />
kamen auch wieder mit ihrer Trage vorbei. Niemand lag<br />
darauf. Sie waren in der falschen Etage ausgestiegen. Eine<br />
Schwester stützte einen alten Mann und schimpfte diesen,<br />
warum er denn so lange gewartet habe. Beim Essen habe er<br />
eben nichts bemerkt, meinte er entschuldigend zur Schwester.<br />
Er schaffe es nicht mehr bis zur Toilette. Dann solle er<br />
sich gefälligst zusammennehmen, herrschte sie ihn an. „Zu<br />
spät“, murmelte der Alte.<br />
Das Mittagessen wurden abgeräumt. Zwei dicke ausländische<br />
Frauen fuhren einen Container mit schmutziger Wäsche<br />
über den Flur. Sie unterhielten sich in einer Sprache,<br />
die ich keinem Land zuordnen konnte. Ein junger Mann im<br />
Trainingsanzug ging lungernd über den Flur. Ziellos schaute<br />
er sich um, verweilte, schlenderte, sich umsehend, weiter.<br />
Ob der was stehlen will, überkam mich ein Gedanke? Es<br />
passierte so viel auf dem Flur, wenn man es nur sah. Wie<br />
oft war die Stationsschwester schon in den Wachraum in<br />
den letzten Stunden gegangen? Dabei drückte sie jedes Mal<br />
einen Knopf, damit eine Leuchte über der Tür anging. Praktisch,<br />
dachte ich, so weiß ein jeder immer, dass sie im Wachzimmer<br />
ist. Jetzt kamen die beiden Männer vom privaten<br />
Pflegedienst zum dritten Mal. Sie verschwanden mit ihrer<br />
Trage im Wachzimmer. Einer der beiden Nachbarn wurde<br />
nun auf die Trage gelegt, festgeschnallt und zurück in ein<br />
anderes Krankenhaus gebracht. Eine gute Stunde hatten sie<br />
dafür gebraucht, um ihn zu finden. Eine Schwester fragte die<br />
Stationsschwester nach mir. Ich solle zur Operation. „Warum<br />
sind Sie denn noch nicht umgezogen?“, fragte sie mich<br />
vorwurfvoll. Es war jetzt 13.30 Uhr. Und seit 7.00 Uhr hatte<br />
ich auf diesen Augenblick gewartet. Keine fünf Minuten<br />
später hatte ich mein „Engelskostüm“ an und wurde in den<br />
Operationssaal geschoben.<br />
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Ihr Partner fürs<br />
Wohnen und Bauen<br />
durchblick 3/<strong>2012</strong> 59
Leserbeitrag<br />
Ich wachte im Operationssaal bald wieder auf. Ein Anästhesist<br />
rühmte die Vorzüge seines BMW. „Im Anzug ist<br />
der Spitze!“ Sein Kollege schwärmte mehr von seinem Volvo<br />
Kombi, da er für den Urlaub doch allerhand mitnehmen<br />
könne. Ich wollte mich ins Gespräch einklinken, doch hielt<br />
ich mich zurück. Eine Schwester kam, sie schoben mich<br />
hinaus. Es ging in den Fahrstuhl und wieder zurück auf die<br />
Station, wo alles am Morgen begonnen hatte. Die Schwester<br />
muss meinen entsetzten Gesichtsausdruck bemerkt<br />
haben. „Sie bekommen ein Einzelzimmer“, ließ sie mich<br />
wissen. Ich war beruhigt.<br />
Meine Frau wartete schon im Zimmer auf mich. Es war<br />
fast 15 Uhr. Endlich hatte ich alles überstanden. Ich hing<br />
noch an einem Tropf. Als er durchgelaufen war, ging meine<br />
Frau ins Stationszimmer, um zu fragen, ob ein neuer angeschlossen<br />
werden müsse. Die Schwester wusste es nicht,<br />
sie wolle aber nachfragen. Nachdem 30 min nichts passiert<br />
war, klingelte ich. Ein Pfleger stand nach mehr als halbstündigem<br />
Warten in der Tür und fragte nach meinen Wünschen.<br />
Ich stellte ihm die gleiche Frage nach dem Tropf.<br />
Er wolle nachfragen, sagte er und verschwand. Nach einer<br />
Dreiviertelstunde war er wieder da. Er murmelte etwas von<br />
Notfällen und klemmte mich vom Tropf ab. Er blieb drohend<br />
über mir hängen. Die Nachtschwester nahm ihn beim<br />
Gute-Nacht-Sagen gegen 21 Uhr ab.<br />
Meine Frau war nach Hause gegangen, und ich hatte<br />
mich wieder in mein Buch versenkt. Plötzlich schepperte<br />
es vor meiner Tür. Ich sah auf die Uhr: 19 Uhr – das muss<br />
das Abendessen sein, dachte ich. Ich hievte mich aus dem<br />
Bett, humpelte zur Tür und meinte freundlich lächelnd zur<br />
Schwester: „Aha, das Abendessen?“ – „Nein, das ist längst<br />
durch, haben Sie denn nichts bekommen?“ Ich verneinte.<br />
„Das haben wir gleich“, sagte sie. Sie hob die Deckel verschiedener<br />
Portionen hoch und wurde nach einiger Zeit<br />
fündig. „Hier haben wir eine Portion, die ist noch komplett.“<br />
Nun, ich muss zugeben, dass mir beim Essen nicht<br />
ganz wohl war. Ich überlegte, auf welchem Zimmer wohl<br />
die Portion so lange gestanden hatte. Doch nicht etwa bei<br />
„Diether Krebs“? Der Hunger überwog, ich aß alles auf,<br />
schließlich hatte ich seit mehr als 24 Stunden nichts mehr<br />
gegessen.<br />
Ich war müde und schlief gleich ein. Zwei Mal wurde<br />
ich in der Nacht wach, als eine Schwester in meinem<br />
Zimmer nach mir sah. Um 6.45 Uhr hieß es aufstehen. Der<br />
Arzt, der mich operiert hatte, schaut kurze Zeit später rein<br />
und besah sich die Wunde. Er war zufrieden und verband<br />
mich aufs Neue. Ich fragte nach der Entlassung. „Morgen“,<br />
sagte er. „Damit bin ich nicht einverstanden“, war meine<br />
Antwort. „Es ist wegen der Wunde besser für Sie“, sagte<br />
der Doktor. Ich nahm mein Buch wieder und las. Nachdem<br />
ich gut zwei Stunden gelesen hatte und nichts passiert<br />
war, packte ich das Buch weg und ging ins Stationszimmer.<br />
„Ich möchte den Arzt sprechen, denn ich will nach Hause.“<br />
Ein Pfleger drückte mir meine Krankenakte in die Hand<br />
und nannte mir eine Zimmernummer, wo der Arzt zu finden<br />
wäre. Er würde ihn verständigen. So war es auch. Der<br />
Doktor fragte noch, warum ich es denn so eilig habe? Ich<br />
entgegnete ihm, dass ich gestern ein Abendessen erst nach<br />
meiner Intervention bekommen habe und es mich daher<br />
auch heute Morgen nicht verwundert habe, dass ich kein<br />
Frühstück bekam. Er schaute mich fassungslos an und unterschrieb<br />
die Entlassung. Als ich auf mein Einzelzimmer<br />
zurückkam, stand dort ein Frühstück. Ob es so „zustande<br />
gekommen“ war wie gestern das Abendessen? Ich ließ das<br />
Frühstück stehen, packte meine Tasche, zog den Mantel<br />
über und ging grußlos. Ich schaute noch auf die Stationsuhr:<br />
Dienstagmorgen 9.20 Uhr.<br />
Klaus Dietermann<br />
Wenn ...<br />
· das Herz stolpert<br />
· die Beine streiken<br />
· der Zucker entgleist<br />
· der Blutdruck schwankt<br />
· die Knochen schmerzen<br />
· das Gedächtnis nachlässt<br />
· das Gewicht zur Last wird<br />
Wir begleiten Sie fachärztlich und hausärztlich,<br />
damit die Richtung wieder stimmt.<br />
Medizinisches Versorgungs-Zentrum<br />
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60 3/<strong>2012</strong>
Herbst<br />
HEARBST<br />
von Gerda Greis<br />
Bi wendigem Wärer<br />
driwe de Blärer<br />
ewerall rem.<br />
De Baim do seh us !<br />
Wä macht sech wat drus !<br />
Guckt de Sonn nuer zo ?<br />
Ha mier wat annerschdes ze do ?<br />
Ewerall rem<br />
driwe de Blärer<br />
bi wendigem Wärer.<br />
Roat on brung geschäckt.<br />
Gre on gäl gefläckt.<br />
Bondich azese‘.<br />
Bal läjjt alt werrer Schnee<br />
ewerall rem.<br />
23. SEPTEMBER<br />
von Hans Basekow<br />
Ich weiß, dass das, was ich jetzt heute 8.27 Uhr schreibe,<br />
Ausdruck meiner Verwirrung der letzten Zeit ist, aber<br />
ich weiß nicht mehr weiter.<br />
Um mit meinem Leben Schluss zu machen, fehlt mir der<br />
irrsinnige Mut, obwohl ich verzweifelt bin, mich unaufhörlich<br />
frage, wozu noch weiterleben. Seit über einem Monat,<br />
glaube ich, bin ich nicht mehr bei Hepa gewesen, weil ich<br />
nicht mehr will. Warum nicht? Ich bin unfähig zu denken,<br />
richtig zu denken, warum ich mich so verändert habe.<br />
Ich müsste sterben können. Denn ich kann alles nicht<br />
mehr so wie es sein muss. Ich meine so wie früher. Wie<br />
sagt Posa zu Don Carlos: „Die schönen Tage von Aranjuez<br />
sind vorüber“, tröstend oder warnend, wer weiß es, nur Posa<br />
kann es wissen.<br />
Niemand erinnert mich an unsere schönen Tage, und<br />
wenn ich mich erinnere, ist es ohne Freude, es tut nur weh.<br />
Ich will Hepa, die jetzt seit eineinhalb Jahren im Kursana-<br />
Heim ist, nicht an die schönen Tage erinnern, die Erinnerung<br />
tut mir weh, also auch ihr. Warum ist der Mensch, warum<br />
bin ich am Ende, wenn das Leben nur noch Erinnerung<br />
ist? Seltsame Wege, seltene Wege sind Irrwege, sind Wege<br />
in die Hoffnungslosigkeit. !<br />
3/<strong>2012</strong> 61
KULTUR IM<br />
NÖRDLICHEN<br />
SIEGERLAND<br />
Gebrüder-Busch-Theater Hilchenbach # 02733-53350<br />
4 Veranstalterfotos<br />
Konstantin Wecker<br />
„Wut und Zärtlichkeit“<br />
mit Jo Barnickel (Piano) und Jens Fischer-Rodrian (Gitarre<br />
und Perkussion).<br />
Konstantin Wecker muss man nicht vorstellen. Nach<br />
mehr als 40 Jahren als Liedermacher und Chansonnier, als<br />
Musikproduzent und Komponist, als Buchautor und Schauspieler,<br />
als Träger ungezählter Preise und Auszeichnungen<br />
sowie als einer, der vor den politischen und sozialen Problemen<br />
der Welt die Augen nie verschlossen und seine Stimme<br />
mahnend und protestierend erhoben hat, ist er ein Begriff für<br />
alle, die die Zeit von 1968 bis heute bewusst erlebt haben.<br />
Gebrüder-Busch-Theater Hilchenbach-Dahlbruch.<br />
Sonntag, 16. September <strong>2012</strong> 19 Uhr<br />
Ana-Marija Markovina<br />
Klavierkonzert<br />
Carl Philipp E. Bach „Württembergische Sonate“ und<br />
„Preußische Sonate“ Modest P. Mussorgski „Bilder einer<br />
Ausstellung“<br />
Ana-Marija Markovina ist eine authentische und unkonventionelle<br />
Künstlerin, deren Karriere schon früh unter<br />
der Anleitung bedeutender Lehrer begann. Zu ihnen zählen<br />
Vitaly Margulis, Anatol Ugorski und Paul Badura-Skoda.<br />
Skoda bezeichnete Markovina, die in Kroatien geboren<br />
wurde und in Köln lebt, als eine der bedeutendsten Künstlerinnen<br />
ihrer Generation: Sie feierte umjubelte Konzerte<br />
mit vielen deutschen Orchestern und im Ausland. Ihr Klavierspiel<br />
fasziniert mit tiefster Hingabe und der scheinbaren<br />
Leichtigkeit, die Kennzeichen wahrhafter Meisterschaft ist.<br />
Die Künstlerin geht mit großer Zielstrebigkeit zu Werke,<br />
es gelingt ihr der Brückenschlag zwischen Intimität und<br />
Expressivität. Aula des Gymnasiums Netphen.<br />
Sonntag, 30. September <strong>2012</strong> 19 Uhr<br />
Susanne Pätzold & Alex Burgos<br />
„Bis dass derTanz uns scheidet!“<br />
Love-Tanz-Kabarett-Comedy mit Franco Melis (Regie)<br />
Was Susanne Pätzold und Alex Burgos mit „Bis dass<br />
der Tanz uns scheidet!“ auf die Bühne bringen, ist das Ergebnis<br />
der Suche nach einer neuen Form von Bühnenshow.<br />
Susanne Pätzolds Idee: „Im nächsten Programm soll alles<br />
zusammenkommen: Comedy, Schauspiel, Kabarett und<br />
der Tanz!“ Gemeinsam mit dem Regisseur Franco Melis<br />
entwickelte sie ihre Vorstellungen, suchte und fand in dem<br />
Schauspielkollegen und Choreographen Alex Burgos den<br />
perfekten Spielpartner, und das neue Bühnenformat war geboren.<br />
Der Erfolg beim Publikum ließ nicht auf sich warten,<br />
er war enorm! Gebrüder-Busch-Theater Hilchenbach.<br />
Dienstag, 2. Oktober <strong>2012</strong> 20 Uhr<br />
Unterbiberger<br />
Hofmusik<br />
Ensemble Franz Josef Himpsl, Gäste:<br />
Jay Ashby (Posaune) Matthias Schriefl<br />
(Trompete)<br />
Die „Unterbiberger Hofmusik“ ist<br />
ein Familienunternehmen, das sich der<br />
ursprünglichen Volksmusik verschrieben<br />
hat, das diese pflegt und weiterentwickelt,<br />
indem es sie mit Jazz, mit brasilianischen<br />
Rhythmen und Klängen<br />
oder mit Musik türkischer Tradition<br />
verbindet und verschmilzt.<br />
62 durchblick 3/<strong>2012</strong>
Ständig ist man auf der Suche nach neuen Anregungen<br />
und Partnern, um die Idee einer Art kosmopolitischer<br />
Volksmusik voranzutreiben. Dazu gehört die Zusammenarbeit<br />
mit Musikern, die sich für diese Gedanken nicht nur<br />
erwärmen, sondern haben begeistern lassen. Evangelische<br />
Kirche Hilchenbach<br />
Sonntag, 4. November <strong>2012</strong> 17 Uhr<br />
„Damit wir uns nicht verlieren“<br />
Lesung aus dem Briefwechsel von Sophie Scholl und Fritz<br />
Hartnagel mit dem Jungen Schauspiel Ensemble München<br />
Es lesen: Theresa Hanich und Michael Stacheder, am Klavier:<br />
Frank Selzle.<br />
Im Winter 1942/43 kämpfen Sophie und Hans Scholl<br />
mit den Flugblättern der „Weißen Rose“ gegen das NS-<br />
Regime. Zur selben Zeit ist Fritz Hartnagel, Offizier der<br />
deutschen Wehrmacht, im Kessel von Stalingrad eingeschlossen.<br />
Als er im Lazarett Sophies letzten Brief erhält,<br />
ist das Todesurteil gegen sie bereits vollstreckt.<br />
1937 hat die Freundschaft, die Liebe zwischen der sechzehnjährigen<br />
Schülerin und dem jungen Leutnant begonnen.<br />
Zusammensein und Gespräche müssen oft durch Briefe ersetzt<br />
werden. Sie spiegeln alle Phasen dieser außergewöhnlichen<br />
Beziehung: die gegensätzlichen Auffassungen der<br />
beiden wie ihr Bedürfnis nach Nähe, ihr Bemühen, innere<br />
Freiheit und die Fähigkeit zu verantwortungsvollem Handeln<br />
zu erwerben und zu bewahren – „allen Gewalten zum<br />
Trotz“. Konventsaal Stift-Keppel Hilchenbach-Allenbach.<br />
Freitag, 9. November <strong>2012</strong> 20 Uhr<br />
„Zweifel“<br />
Eine Parabel in zwei Akten von<br />
John Patrick Shanley, Euro Studio<br />
Landgraf / Altes Schauspielhaus<br />
Stuttgart, mit Renan Demirkan,<br />
Katalyn Bohn, Wolfgang Seidenberg,<br />
Karin Boyd, Regie: Harald<br />
Demmer<br />
Es geht um ernste, existenzielle<br />
und drängend aktuelle Probleme<br />
unserer Zeit. Schwester Aloysius,<br />
Leiterin einer katholischen Schule<br />
in der Bronx, wacht mit Argusaugen über die ihr anvertrauten<br />
Jungen und führt das Internat mit eiserner Hand.<br />
Der junge, allseits beliebte Pater Flynn mit seinen fortschrittlichen<br />
Ansichten und seiner Liberalität ist ihr ein<br />
Dorn im Auge. Als sie erfährt, wie intensiv sich Flynn um<br />
Donald, den ersten schwarzen Schüler der Anstalt, kümmert,<br />
ist ihr Misstrauen geweckt: Ist Flynns Anteilnahme<br />
am Schicksal des Jungen wirklich rein beruflicher Natur,<br />
oder vergeht sich womöglich der Pater an dem Kind? Für<br />
Schwester Aloysius reicht diese Frage aus, um einen Feldzug<br />
aus Verdächtigung und Verleumdung gegen Flynn zu<br />
starten. Gebrüder-Busch-Theater Hilchenbach-Müsen.<br />
Donnerstag, 22. November <strong>2012</strong> 20 Uhr<br />
Das könnte der<br />
Beginn einer<br />
langen, gesunden<br />
Beziehung sein.<br />
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durchblick 3/<strong>2012</strong> 63
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Seniorenhilfe Siegen e.V.<br />
Telefon 02 71/661<strong>03</strong>35<br />
durchblick e.V.<br />
02 71/6 16 47 + 01 71/6 20 64 13<br />
AlterAktiv e.V. Siegen-Wittgenstein<br />
Senecafé 02 71/2 50 32 39<br />
SeniorenServiceStelle 0271 /3 84 61 08<br />
DER STADT SIEGEN<br />
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57074 SIEGEN, MARIENBORNER STR. 151<br />
Café „Unter der Linde“ 02 71 / 5 64 10<br />
Englischkurse 02 71 / 404-2139<br />
Film- und Video-Club 027 32/1 24 60<br />
Seniorenbeirat 02 71 / 404-2202<br />
Gedächtnistraining 071 / 84999<br />
Lesepaten 02739 / 2290<br />
Malgruppe 0271 / 3 73 87<br />
Selbstverteidigung 0160 / 30 18 67<br />
SeniorenTheaterSiegen0271 / 5 65 28<br />
Trauercafé 0271/ 5 34 46<br />
Wahlverwandte 0271 / 2 38 01 08<br />
Werkstatt 02 71 / 6 27 76<br />
montags<br />
10:00 -12:00 Sprechstunde der<br />
Seniorenhilfe<br />
09:00 -12:00 SeniorenServiceStelle<br />
geöffnet 0271 / 3846108<br />
10:00 -12:00 Werkstatt geöffnet<br />
14:00 -18:00 ALTERAktiv Senecafé<br />
dienstags<br />
10:00 -12:00 Sprechstunde der<br />
Seniorenhilfe<br />
10:00 -12:00 Redaktionsbüro des<br />
durchblick geöffnet<br />
09:30 -12:00 Malgruppe (außer 1.Di.Monat)<br />
18:00 -20:00 durchblick-Photo-Shop-<br />
Club (für Fortgeschrittene)<br />
ALTERAktiv-Computerkurse<br />
und Anmeldung für Englischkurse<br />
auf telefonische Anfrage<br />
mittwochs<br />
09:00 -12:00 SeniorenServiceStelle<br />
geöffnet 0271 / 3846108<br />
09:00 -12:00 ALTERAktiv<br />
Senecafé<br />
09:00-10:30 Englisch für Senioren,<br />
Anfänger-Kurs 1. Semester:<br />
Einstieg nach Absprache<br />
10:00 -12:00 Redaktionsbüro des<br />
durchblick geöffnet<br />
10:30-12:00 Englisch für Senioren,<br />
Anfänger-Kurs 2. Semester:<br />
Einstieg nach Absprache<br />
15:00 -17:00 Singen mit der<br />
Seniorenhilfe<br />
14:30 -16:30 Handarbeiten mit der<br />
Seniorenhilfe<br />
14:30 -16:30 Werkstatt geöffnet<br />
14:00 -18:00 ALTERAktiv Senecafé<br />
19:00 -21:00 Regenbogentreff<br />
Spielen und Klönen<br />
19:30 -22:30 Film- und Videoclub<br />
donnerstags<br />
09:30 - 10:30 Selbstverteidigung<br />
10:00 - 12:00 Sprechstunde der<br />
Seniorenhilfe<br />
12:30 - 15:00 Mittagstisch für Ältere,<br />
Vortagsanm. bis 12 Uhr<br />
# 0271- 404-2200<br />
freitags<br />
10:00 - 12:00 Sprechstunde der<br />
Seniorenhilfe<br />
samstags<br />
09:00 - 12:00 Wandergruppe<br />
der Seniorenhilfe<br />
Wegen möglicher Änderungen einzelner Termine (Ferien, Krankheit usw.) empfiehlt sich die telefonische Anfrage.<br />
Das Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos befindet sich hinter der alten „Hainer Schule“, Ecke Marienborner Str. / Blumenstr.<br />
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Wir haben die passenden Veranstaltungen für Sie:<br />
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<br />
Englisch für Ältere (verschiedene Stufen)<br />
Computerkurse für Ältere (Grundlagen, Internet, E-Mail u. a.)<br />
Programm <strong>2012</strong>/2013<br />
Programm<br />
<strong>2012</strong>/2013<br />
August <strong>2012</strong> - Juli 2013<br />
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Vorträge | Café-Zeit im KrönchenCenter<br />
und vieles Andere mehr.<br />
VHS Siegen, KrönchenCenter, Markt 25, 57072 Siegen<br />
www.vhs-siegen.de<br />
Telefon: 0271 404-3000<br />
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14.00 Uhr ab Weidenau Finanzamt<br />
18.00 Uhr Rückkehr<br />
- 11.09. Bigge Vorstaubecken, Rd.weg*<br />
- 25.09. Elkhausen*<br />
- 09.10. Buchhellertal<br />
- 23.10. Ferndorf-Irlenhecken<br />
- 06.11. Milchenbach-Saalhausen<br />
- 20.11. Abschluss*<br />
Fugler (Tel. 87<strong>03</strong>15/87<strong>03</strong>05)<br />
14.00 Uhr ab Geisweid, Klaf. Markt<br />
18.00 Uhr Rückkehr<br />
- 11.09. Wilnsdorf<br />
- 25.09. Kickenbach Langenei<br />
- 09.10. Lahnhof<br />
- 23.10. Drolshagen Beul<br />
- 06.11. Helgersdorf<br />
Fritz/Hartzer (Tel. 42616/75801)<br />
13.45 Uhr ab Wdn., Humboldt-Pl.<br />
14.00 Uhr ab Weidenau, A.d. Hütten<br />
18.00 Uhr Rückkehr<br />
- 04.09. Lahnhof<br />
- 18.09. Wissen<br />
- 02.10. Saalhausen<br />
- 16.10. Repetal<br />
- 30.10. Wenden<br />
- 13.11. Dörnschlade<br />
- 27.11. Helgersdorf<br />
Hövelmann/Flender (75980/82733)<br />
14.00 UhrAbfahrt Weidenau, Bhf.<br />
14.15 UhrAbf. Marktpl. Geisweid<br />
18.00 Uhr Rückkehr<br />
- 04.09. Helgersdorf<br />
- 18.09. Drolshagen-Dumicke<br />
- 02.10. Rehringhausen<br />
- 16.10. Meiswinkel-Buchen<br />
- 30.10. Bad Marienberg<br />
- 13.11. Schönau<br />
- 27.11. Abschluss*<br />
* Anmeldung erforderlich<br />
Dienstag, 4. Dezember 14:30 Uhr<br />
Adventfeier in der Bismarckhalle Weidenau
Wiederkehrende Termine<br />
Veranstaltungshinweise<br />
montags:<br />
10:00 Seniorengymnastik mit<br />
Anne Freudenberger, im Gemeinschaftsraum<br />
Dr. Ernst-Schuppener-Haus,<br />
Stadtteilbüro Heidenberg,<br />
# 0271-23418872<br />
14:30 Handarbeitstreff: Stricken,<br />
häkeln, sticken, nähen, ... „Regiestelle<br />
Leben im Alter“ Rathaus<br />
Weidenauer Str. 215, #<br />
0271/404-2200<br />
Jeden 2. Montag im Monat<br />
10:00 Frühstückstreff:AWO-Ortsverein<br />
Siegen, in der Begegnungsstätte<br />
Rosterstr. 186, Siegen, #<br />
0271/3386-160<br />
10:00 Trauercafé der ambulanten<br />
ökumenischen Hospizhilfe e.V.; Begegnungszentrum<br />
Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151,<br />
# 0160-99 49 40 56<br />
16:00 KSG-Café im Wenscht: Lesepatin,<br />
Siegen-Geisweid, Fichtenweg 5,<br />
# 0271/89106<br />
Jeden 3. Montag im Monat<br />
14:00 KSG-Café im Wenscht: Malen/<br />
Basteln für Erwachsene, Siegen-Geisweid,<br />
Fichtenweg 5, # 0271/89106<br />
19:30 Treffen Wohnprojekt: Wahlverwandte<br />
Begegnungszentrum Haus<br />
Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />
Str. 151, # 0271-2380108<br />
Jeden 4. Montag im Monat<br />
10:00 Frühstückstreff der Seniorenhilfe<br />
e.V. im Begegnungszentrum Haus<br />
Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />
Str. 151 # 0271/661<strong>03</strong>35<br />
14:30 Kaffeekränzchen: AWO-Ortsverein<br />
Siegen, in der Begegnungsstätte Rosterstr.<br />
186, Siegen, # 0271/3386-160<br />
19:00 Selbsthilfegruppe Asthma Begegnungszentrum<br />
Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen-Hain, Marienborner Str. 151,<br />
# 02737-3308<br />
Haus Herbstzeitlos der Stadt Siegen, beliebtes Begegnungszentrum für Senioren<br />
dienstags:<br />
Jeden 1. Dienstag im Monat<br />
10:00 Kreativgruppe Haushalt, Städtisches<br />
Begegnungszentrum „Haus<br />
Herbstzeitlos“ Siegen, Marienborner<br />
Str. 151, # 02737-3455<br />
14:30 ALTERAktiv Lesepaten, Städtisches<br />
Begegnungszentrum Haus<br />
Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />
Str. 151, # 02739/2290<br />
mittwochs:<br />
10:00 Spaziergang: 3000 Schritte,<br />
Tempo und Strecke sind angepasst, ab<br />
„Regiestelle Leben im Alter“, Rathaus<br />
Weidenauer Str. 215, # 404-2200<br />
Jeden 1. Mittwoch im Monat<br />
10:00 Wandern mit Dieter Solms:<br />
Achenbach und Umgebung, ab Dr.<br />
Ernst-Schuppener-Haus, Stadtteilbüro<br />
Heidenberg, # 23418872<br />
14:00 KSG-Offenes Café im Wenscht,<br />
Siegen-Geisweid, Fichtenweg 5, #<br />
0271/89106<br />
19:30 Gesprächskreis für pflegende<br />
Angehörige, Diakoniestation Kreuztal,<br />
Martin-Luther-Str. 2, Anmeldung<br />
vormittags, # 02732-582470<br />
Jeden 2. Mittwoch im Monat<br />
14:30 KSG-Café im Wenscht: Kochstudio<br />
International, Siegen-Geisweid,<br />
Fichtenweg 5, #0271/89106<br />
Jeden 3. Mittwoch im Monat<br />
14:30 VDK-Siegen-Treff; Frohe Runde<br />
des Ortsverbandes, Christofferhaus<br />
Siegen, Friedrich-Wilhelm-Str. 118,<br />
# 0271-3<strong>03</strong>8290<br />
donnerstags:<br />
Jeden Donnerstag<br />
09:30-10:30 Selbstverteidigung<br />
# 0160-8301867<br />
Jeden 4. Donnerstag im Monat<br />
15:00 Trauercafé der ambulanten ökumenischen<br />
Hospizhilfe Siegen e.V.,<br />
Städtisches Begegnungszentrum „Haus<br />
Herbstzeitlos“ Siegen, Marienborner<br />
Str. 151, # 0160-99 49 40 56<br />
sonntags:<br />
Jeden 3. Sonntag im Monat<br />
14:30CafèunterderLinde,Begegnungszentrum<br />
Haus Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />
Str. 151, # 0271/56410<br />
15:00 Trauercafé der ambulanten ökumenischen<br />
Hospizhilfe Siegen e.V.,<br />
Alter Kindergarten Freudenberg, Oranienstr.<br />
25, # 0160-99 49 40 56<br />
Wegen möglicher Terminänderungen empfiehlt<br />
sich die Anfrage beim Veranstalter<br />
Jürgen Ritter<br />
Halbtagesfahrten<br />
mit Jürgen Ritter<br />
Alle Touren beginnen um 14 Uhr. Start ist am städtischen Begegnungszentrum Haus<br />
Herbstzeitlos, Siegen-Hain, Marienborner Straße 151. Im Preis von 9,50 Euro sind auch<br />
Kaffee und Kuchen inbegriffen. Anmeldung bis eineWoche vorher unter # 0271-682299<br />
Do. 20. Sept<br />
Leichter Spaziergang im Imhäusertal<br />
Do. 18 Oktober<br />
Spaziergang Tierpark Bad Marienberg<br />
Do. 15. November<br />
Leichter Spaziergang am Wiesensee<br />
Do. 13. Dezember<br />
Überraschungstour<br />
durchblick 3/<strong>2012</strong> 65
Backestage<br />
im Siegerland<br />
September <strong>2012</strong><br />
Sa. 01./ 15-22 Uhr, Netph.Nenkersdorf<br />
11-17 Uhr, Burbach-Gilsbach<br />
14-16 Uhr, Netph.-Salchendorf<br />
08-12 Uhr, Sgn.-Trupbach<br />
Do. 06./ 09-17 Uhr, Burb.-Holzhausen<br />
Fr. 07./ 09-17 Uhr, Burb.-Holzhausen<br />
11-13 Uhr, Burb.-Nd.dresselndf.<br />
ab 14 Uhr, Netph.-Afholderbach<br />
So. 09./ 11-13 Uhr, Fbg.-Lindenberg<br />
Sa. 15./ 06-13 Uhr, Burb.-Ob.dresselndf.<br />
ab 11 Uhr, Backes Obersdorf<br />
So. 16./ 14-17 Uhr, Netphen -Im Bruch<br />
11-18 Uhr, Wilnsd.-Anzhausen<br />
10-13 Uhr, Fbg.-Alchen<br />
10-18 Uhr, Netph.-Afholderb.<br />
Sa. 22./ 11-15 Uhr, Fbg.-Oberheuslingen<br />
So. 23./ 11-17 Uhr, Fbg.-Oberfischbach<br />
Fr. 28./ 06-12 Uhr, Burb. Lützeln<br />
Sa. 29./ 06-12 Uhr, Burb. Lützeln<br />
06-12 Uhr, Burbach Alte Vogtei<br />
13-16 Uhr, Sgn.-Birlenbach<br />
ab 12 Uhr, Sgn.-Nd.-Setzen<br />
So. 30./ 10-13 Uhr, Fbg.-Alchen<br />
10-18 Uhr, Fbg.-Oberheuslingen<br />
ab 10 Uhr, Fbg.-Oberholzklau<br />
ab 10 Uhr, Fbg.- Heisberg<br />
Oktober <strong>2012</strong><br />
Sa. 06./ 11-18 Uhr, Bad Berleburg<br />
11-17 Uhr, Langenholdinghausen<br />
14-16 Uhr, Netph.-Salchendorf<br />
Di. 09./ 11-13 Uhr, Burb.-Nd.dresselndf.<br />
Sa. 13./ 06-13 Uhr, Burb.-Ob.dresselndf.<br />
So. 21./ 14-17 Uhr, Netphen-Im Bruch<br />
ab 15 Uhr, Langenholdinghausen<br />
Do. 25./ 09-17 Uhr, Burb.- Holzhausen<br />
Fr. 26./ 09-17 Uhr, Burb.- Holzhausen<br />
Sa. 27./ 06-12 Uhr, Alte Vogtei, Burbach<br />
10-15 Uhr, Fbg.-Oberheuslingen<br />
10-15 Uhr, Fbg.-Oberholzklau<br />
ab 12 Uhr, Sgn.-Nd.-Setzen<br />
Nov. <strong>2012</strong><br />
Sa. <strong>03</strong>./ 14-16 Uhr, Netph.-Salchendorf<br />
Sa. 10./ 06-13 Uhr, Burb.-Ob.dresselndf.<br />
Sa. 10./ ab 14 Uhr, Netph.-Afholderbach<br />
So. 18./ 14-17 Uhr, Netphen-Im Bruch<br />
Fr. 23./ 11-13 Uhr, Burb.-Nd.dresselndf.<br />
Sa. 24./ 10-13 Uhr, Fbg.-Alchen<br />
ab 12 Uhr, Sgn.-Nd.-Setzen<br />
Fr. 30./ 11-13 Uhr, Burb.-Nd.dresselndf.<br />
ab 10 Uhr, Fbg.- Heisberg<br />
Dezember <strong>2012</strong><br />
Sa. 01./ 10-18 Uhr, Fbg.-Oberheuslingen<br />
ab 10 Uhr, Fbg.- Oberholzklau<br />
Veranstaltungshinweise<br />
Vermittlung<br />
von Wohnpartnerschaften<br />
Die Koordinierungsstelle „Wohnpartnerschaften“<br />
beim Verein ALTERAktiv sucht ältere Menschen,<br />
die Wohnraum zur Verfügung stellen können und<br />
Hilfe oder Begleitung bei Haus- und Gartenarbeit,<br />
beim Einkauf u.ä. benötigen oder wünschen. Sie<br />
vermittelt junge Menschen als MieterInnen, die<br />
tatkräftig Unterstützung leisten und so ihre Mietkosten reduzieren wollen.<br />
Als Faustregel gilt: Eine Stunde Hilfe im Monat für einen Quadratmeter<br />
Wohnraum plus Nebenkosten.<br />
Wenn Sie interessiert sind, wenden Sie sich an:<br />
ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.<br />
Geschäftsstelle / Seniorenbüro<br />
57074 Siegen, St Johann-Str. 7<br />
Tel.: 02 71/2 34 60 66<br />
Fax: 02 71/2 34 60 77<br />
E-Mail: wohnpartnerschaft@senioren-si.de<br />
Internet: www.senioren-siegen.de und www.senioren-si.de<br />
Wohnen ist Vertrauenssache<br />
Preiswerte Wohnungen für alle!<br />
Wir vermieten in:<br />
Siegen, Weidenau, Geisweid, Kaan-Marienborn und Netphen<br />
freifinanzierte Wohnungen – ohne Einkommensgrenzen<br />
öffentlich geförderte Wohnungen – mit Wohnberechtigungsschein<br />
Wir informieren Sie gerne, bitte sprechen Sie<br />
Frau Gruner, Durchwahl 4895115, E-Mail: ggruner@wgh-siegen.de oder<br />
Frau Stauf, Durchwahl 4895111, E-Mail: jstauf@wgh-siegen.de, an.<br />
WGH<br />
Wohnungsgenossenschaft<br />
Hüttental eG<br />
57076 Siegen-Weidenau · Jahnstraße 45<br />
Tel. 02 71/48 95 10 · Fax 02 71/4 89 51 51<br />
www.wgh-siegen.de<br />
66 durchblick 3/<strong>2012</strong>
Veranstaltungshinweise<br />
September <strong>2012</strong><br />
1. Samstag<br />
14:00 Workshop: Mit Feuer und Amboß,<br />
Technikmuseum Freudenberg, Olper Str.<br />
16:30 Bewegungschoreographie zur<br />
Musik, für alle Altersstufen, Oberes<br />
Schloss Siegen<br />
2. Sonntag<br />
10:00 Bauernmarkt <strong>2012</strong> auf der Ginsberger<br />
Heide, Hilchenbach-Lützel<br />
10:30 Akkordeon Club Herborn, Musikantengrüße<br />
vom Schlosshof, Schlosshof<br />
Bad Berleburg<br />
10:00 Workshop: Mit Feuer und Amboß,<br />
Technikmuseum Freudenberg,<br />
14:30 Stadtführung Rund ums Krönchen,<br />
ab Innenhof im Oberen Schloss Siegen<br />
16:00 Sonntags im Schlossgarten, Konzert<br />
mit dem Siegener Blasorchester,<br />
Oberes Schloss, Siegen<br />
3. Montag<br />
9:30 Gedächtnistraining, Begegnungszentrum<br />
Haus Herbstzeitlos, Siegen<br />
4. Dienstag<br />
20:00 Konzert: 60 Jahre Martini-Orgel<br />
mit Matthias Grünert, Martinikirche Sgn.<br />
5. Mittwoch<br />
20:00 kreuztalkultur, WDR 2 Lachen<br />
Live, Mehr! Stadthalle Kreuztal<br />
8. Samstag<br />
14:00 Museumsfest Kleider machen<br />
Leute, Museum Wilnsdorf<br />
9. Sonntag<br />
10:30 Konzert: Musikantengrüße vom<br />
Schlosshof, ZORRO, Bad Berleburg<br />
11:00 Altstadtfest, Auto-Club-Ausstellung,<br />
Stadtführungen, Konzerte, zum<br />
Aktionstag der Stadt Siegen, in der Innenstadt<br />
11:00 Museumsfest Kleider machen<br />
Leute, Museum Wilnsdorf<br />
16:00 Sonntags im Schlossgarten, Abschlusskonzert<br />
mit den „Herdorfer Dixieland<br />
- Friends“, Oberes Schloss Siegen<br />
10. Montag<br />
14.30 Veranstaltung der Stadt Siegen,<br />
Offenes Singen, Bismarckhalle Siegen-<br />
Weidenau (Eintritt: 1 Euro)<br />
13. Donnerstag<br />
15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
15.Samstag<br />
9:00 Flohmarkt auf dem Birkenhof:<br />
Schnäppchen suchen–finden, Spaßhaben,<br />
Wilnsdorf, Birkenhof 1 # 02739/47698<br />
16. Sonntag<br />
10:00 Ausstellung der Modellbaufreunde<br />
Siegtal, Technikmuseum Freudenberg<br />
10:30 Konzert: Musikantengrüße vom<br />
Schlosshof, Bad Berleburg<br />
19:00 Konzert mit Konstantin Wecker,<br />
Wut und Zärtlichkeit, Gebr.-Busch-Theater,<br />
Hilchenbach-Dahlbruch<br />
17. Montag<br />
14:30 Gedächtnistraining, Begegnungszentrum<br />
Haus Herbstzeitlos, Siegen<br />
16:00 Kino „Ohne ALTERsbeschränkung“<br />
Das kleine Zimmer Viktoria<br />
Filmtheater, Hilchenbach-Dahlbruch<br />
17:00 VHS Siegen-Wittgenstein Neuseeländische<br />
Märchen Geschichtenerzählungen,<br />
Bad Berleburg, Stadtbücherei<br />
(Altes Landratsamt)<br />
18. Dienstag<br />
19:30 VHS Siegen-Wittgenstein Vortrag:<br />
Die Anfänge des Tourismus in<br />
Wittgenstein, Bad<br />
Laasphe, Haus des<br />
Gastes, Wilhelmsplatz<br />
3<br />
19. Mittwoch<br />
14:00 VHS Siegen-<br />
Wittgenstein, Bestimmung<br />
von Pilzen<br />
im Freudenberger<br />
Stadtwald, Treffpunkt<br />
Parkplatz am Ende<br />
der Friedenshortstr.,<br />
Freudenberg<br />
20:00 Birkenhof-<br />
Vortrag: Wasser –<br />
Lebensquelle und Bedrohung,<br />
Wilnsdorf,<br />
Birkenhof 1<br />
20.Donnerstag<br />
17.00 Uhr, Vortrag<br />
von Birgitt Braun:<br />
Wohnanpassung bei<br />
Menschen mit Demenz,<br />
Ratsaal, Gemeinde<br />
Neunkirchen<br />
Konstantin Wecker, im Konzert,<br />
16. September, 19 Uhr,<br />
im Gebr.-Busch-Theater Hilchenbach<br />
21. Freitag<br />
18:00 Wanderausstellung:<br />
Künstler gegen<br />
den Nationalsozialismus, Museum<br />
Wilnsdorf, (bis 26.10.<strong>2012</strong>)<br />
20:00 kreuztalkultur, Dichtung und<br />
Wahrheit, Konzert mit „Salut Salon“,<br />
Stadthalle Kreuztal, Am Erbstollen<br />
22. Samstag<br />
12:00 4. Oldtimer-Motorradtreffen,<br />
Technikmuseum Freudenberg (So. ab 10)<br />
Das Beste aus 10 Jahren Salut Salon<br />
Freitag, 21. September, Stadthalle Kreuztal<br />
durchblick 3/<strong>2012</strong> 67<br />
Veranstalterfoto<br />
Veranstalterfoto
23.Sonntag<br />
10:30 Konzert mit Andreas Schuss<br />
Traumhaft schöne Instrumentalmusik,<br />
Schlosshof Bad Berleburg<br />
18:00 Konzert: 60 Jahre Martini-Orgel<br />
mit Johannes Unger, Martinikirche<br />
Siegen<br />
24. Montag<br />
14:30 Gedächtnistraining, Begegnungszentrum<br />
Haus Herbstzeitlos Siegen,<br />
Marienborner Str. 151<br />
19:00 VHS Siegen-Wittgenstein, Vortrag:<br />
Patientenverfügung - Vorsorgevollmacht<br />
- Betreuungsverfügung, Rathaus<br />
Netphen<br />
25. Dienstag<br />
19:30 VHS Siegen-Wittgenstein, Vortrag:<br />
Demenz in Familie, Freundeskreis<br />
und Nachbarschaft, Kreuztal, Weiße<br />
Villa, Dreslers Park<br />
Veranstaltungshinweise<br />
September <strong>2012</strong><br />
26. Mittwoch<br />
19:00 VHS Siegen-Wittgenstein, Vortrag:<br />
Gefahren aus dem Internet, Computer<br />
und Handy!, Familienzentrum am<br />
Heckersberg Netphen-Dreis-Tiefenbach<br />
27. Donnerstag<br />
15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
20:00 Konzert für Trompete mit der<br />
Philharmonie Südwestfalen, Gebrüder-<br />
Busch-Theater, Hilchenbach-Dahlbruch<br />
20:00 Wer lacht, zeigt Zähne! Kabarett<br />
mit René Steinberg, Lyz Siegen<br />
28. Freitag<br />
20:00 kreuztalkultur, Martina Schwarzmann,<br />
Wer Glück hat, kommt, Stadthalle<br />
Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />
20:00 Partner, Paare, Paarungen, Lesung<br />
mit Werner Schneyder, Lyz Siegen<br />
Oktober <strong>2012</strong><br />
1. Montag<br />
14.30 Seniorenveranstaltung der Stadt<br />
Siegen, Goldener Herbst, Bismarckhalle<br />
Siegen-Weidenau (Eintritt: 3,00 €)<br />
2. Dienstag<br />
20:00 kreuztalkultur, Kabarett: Der<br />
Künstler ist anwesend, mit Jürgen Becker,<br />
Stadthalle Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />
20:00 Theater: Bis dass der Tanz uns<br />
scheidet, Gebrüder-Busch-Theater,<br />
Hilchenbach-Dahlbruch<br />
4. Donnerstag<br />
15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
5. Freitag<br />
10:45 Konzert: Matinée mit Bratsche<br />
und Orgel, in der Kirche St. Joseph,<br />
Weidenau<br />
20:00 Kabarett: Hans Liberg in Ick<br />
Hans Liberg, Siegerlandhalle Siegen<br />
6. Samstag<br />
18.00 + 20.00 Dia-Multivisionshow:<br />
Kanada und Abenteuer Yukon Siegerlandhalle<br />
Siegen<br />
7. Sonntag<br />
14:30 Stadtführung Rund ums Krönchen,<br />
ab Innenhof im oberen Schloss Siegen<br />
17:00 kreuztalkultur 10. Opern- und<br />
Operettengala, Das Beste aus 10 Jahren,<br />
Stadthalle Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />
„Wer lacht, zeigt Zähne!“ Kabarett mit<br />
René Steinberg, am 27. September im<br />
Medien- und Kulturhaus Lyz Siegen<br />
Orgelkonzert mit Johannes Unger, Sonntag,<br />
23. September, in der Martinikirche Siegen<br />
10. Mittwoch<br />
19:30 Seemannsgarn und Bauernzwirn,<br />
Geschichten von und mit Michael Kluthe:<br />
Birkenhof, Wilnsdorf # 02739/47698<br />
11. Donnerstag<br />
15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Straße 151<br />
15:00 VHS Sgn.-Wittgenstein, Lesung<br />
mit Erna Lüttecke: Der unvergessene<br />
Frühling, Bad Laasphe, Haus des Gastes<br />
Königs Weltreise. Ein König, eine Frau, ein verrücktes Volk, Gießkannen,<br />
Regenschirme und eine höchst sonderbare Geschichte. Schattentheater vom<br />
„Theater Handgemenge“ am 2. Novembeber, 20 Uhr, in der Stadthalle Kreuztal<br />
68 durchblick 3/<strong>2012</strong><br />
Veranstalterfoto<br />
Veranstalterfotos
Veranstaltungshinweise<br />
Veranstalterfotos<br />
Uwe Ochsenknecht in Zehn Tipps, das<br />
Morden zu beenden und mit dem Abwasch<br />
zu beginnen, 28.9. im Lyz Siegen<br />
11. Donnerstag<br />
15:00 Vortrag: Grundversorgung im<br />
Alter, „Dämmerstunde“ der Seniorenhilfe,<br />
Begegnungszentrum Haus<br />
Herbstzeitlos Siegen<br />
15. Montag<br />
16:00 Kino „Ohne ALTERsbeschränkung“<br />
Und wenn wir alle zusammenziehen?,<br />
Viktoria Filmtheater Hilchenbach-Dahlbruch,<br />
Bernhard-Weiss-Platz<br />
19. Freitag<br />
20:00 Lesung in englischer Sprache:Anthony<br />
McCarten: Ganz normale Helden,<br />
Sanitätshaus Kienzle, Bad Berleburg, Sählingstraße<br />
16<br />
21. Sonntag<br />
17:00 kreuztalkultur Vortrag: Xpeditionen<br />
- Abenteuer Ozean, von David Hettich,<br />
Stadthalle Kreuztal, Am Erbstollen<br />
23. Dienstag<br />
19:00 VHS Siegen-Wittgenstein, Vortrag:<br />
Testament und Erbvertrag, Festhalle<br />
Wilnsdorf, Rathausstraße 9<br />
25. Donnerstag<br />
15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
19:30VHSSiegen-Wittgenstein,Vortrag:<br />
Lebensmittelverschwendung, Kreuztal<br />
Weiße Villa, Dreslers Park<br />
19:00 Wortwechsel, literarisches Kabarett<br />
mit Dennis Scheck, Marcus Jeroch,<br />
Christine Prayon, Wolfgang Nitschke,<br />
Kulturhaus Lyz Siegen<br />
20:00 Schauspiel von Georg Büchner,<br />
Woyzeck, Gebrüder-Busch-Theater, Hilchenbach,<br />
Bernhard-Weiss-Platz 6<br />
November <strong>2012</strong><br />
26. Freitag<br />
20:00 kreuztalkultur, Songs & Geschichten<br />
mit Georg Ringsgwandl, Das<br />
Leben und Schlimmeres, Stadthalle<br />
Kreuztal,<br />
27. Samstag<br />
18:00 Nacht der alten Technik, mit Feuerwerk,<br />
Technikmuseum Freudenberg<br />
20:00 kreuztalkultur, Kabarett: Alfred<br />
Dorfer Bis jetzt - solo, Stadthalle Kreuztal<br />
20:00 Konzert mit der A-cappella-Band<br />
„Wise Guys“, Siegerlandhalle Siegen<br />
28. Sonntag<br />
20:00 Lesung mit Musik: Uwe Ochsenknecht<br />
& The Toxic Truth, Zehn Tipps,<br />
das Morden zu beenden und mit dem Abwasch<br />
zu beginnen, Lyz Siegen<br />
31. Mittwoch<br />
20:00 Birkenhof-Vortrag: Ernährung<br />
im Alter, von Frau Dr. Petra Kühne,<br />
Wilnsdorf, Birkenhof 1 # 02739/47698<br />
20:00 Lesung mit Musik:Achim Reichel<br />
Solo mit Euch, Mein Leben, meine Musik<br />
-Tour <strong>2012</strong>, Kulturhaus Lyz Siegen<br />
2. Freitag<br />
20:00 kreuztalkultur Theater: Königs<br />
Weltreise, ein Schattentheater, Stadthalle<br />
Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />
3. Samstag<br />
20:00 Kabarett mit Ina Müller, Das wär<br />
dein Lied gewesen, Siegerlandhalle Siegen,<br />
Koblenzer Straße 151<br />
4. Sonntag<br />
16:00 Herbstkonzert des Siegener Blasorchesters,<br />
Gläsersaal Siegerlandhalle<br />
20:00 Gebr.-Busch-Kreis Konzert: Unterbiberger<br />
Hofmusik, Evangelische<br />
Kirche Hilchenbach. (siehe auch S. 62)<br />
5. Montag<br />
9:30 Gedächtnistraining, Begegnungszentrum<br />
Haus Herbstzeitlos Siegen,<br />
Marienborner Str. 151<br />
8. Donnerstag<br />
15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
20:00 Kabarett: Dieter Hallervorden in<br />
Stationen eines Komödianten, Gebrüder-<br />
Busch-Theater, Hilchenb.-Dahlbruch<br />
9. Freitag<br />
20:00 Kabarett mit HG Butzko Herrschaftszeiten,<br />
Medien- und Kulturhaus<br />
Lyz Siegen, St. Johann Straße<br />
10. Samstag<br />
20:00 Konzert: Beat-Gruppen der 60er<br />
Jahre, mit den Back to the Sixties, Siegerlandhalle<br />
Siegen<br />
16. Freitag<br />
20:00 kreuztalkultur Konzert mit Altan,<br />
Return of a legend Irish Folk, Stadthalle<br />
Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />
18. Sonntag<br />
14:00 Spinntreff mit der Webmeisterin<br />
Inge Zöller, Technikmuseum Freudenberg,<br />
Olper Str.<br />
17:00 kreuztalkultur, Herbstkonzert mit<br />
dem Blasorchester der Stadt Kreuztal<br />
e.V. Stadthalle Kreuztal<br />
19. Montag<br />
14:30 Gedächtnistraining, Begegnungszentrum<br />
Haus Herbstzeitlos Siegen,<br />
22. Donnerstag<br />
15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
Dieter Hallervorden: „Stationen eines<br />
Komödianten“. Sein 50-jähriges<br />
Bühnenjubiläumsprogramm ist<br />
eine Art Blütenlese seines künstlerischen<br />
Schaffens<br />
8. November, 20 Uhr, im Gebrüder-<br />
Busch-Theater Hilchenbach-Dahlbruch<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
20:00 Schauspiel von John Patrick<br />
Shanley: Zweifel Gebrüder-Busch-Theater,<br />
Hilchenbach-Dahlbruch<br />
durchblick 3/<strong>2012</strong> 69
Veranstaltungshinweise<br />
November <strong>2012</strong><br />
23. Freitag<br />
20:00 kreuztalkultur, Kabarett, Gerd Dudenhöffer<br />
spielt „Heinz Becker“ in Sackgasse,<br />
Stadthalle Kreuztal,<br />
20:00 Alles wird Klara, neue deutsche<br />
Chansons mit Klara, Medien- und Kulturhaus<br />
Lyz Siegen, St.-Johann-Straße<br />
24. Samstag<br />
20:00 Kabarett „Erstes Deutsches<br />
Zwangsensemble“ mit: Die letzte Tour<br />
Medien- und Kulturhaus Lyz Siegen<br />
20.30 Tanz und Unterhaltung: 4. Siegener<br />
Tangoabend, Bismarckhalle<br />
Weidenau<br />
25. Sonntag<br />
17:00 kreuztalkultur, Multivisions-<br />
Vortrag: Norwegen mit Klaus-Peter<br />
Kappest, Stadthalle Kreuztal,<br />
20:00 Chansons: Klaus Hoffmann, Alswenn<br />
es gar nichts wär!, Medien- und<br />
Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />
26. Montag<br />
14:30 Gedächtnistraining, Begegnungszentrum<br />
Haus Herbstzeitlos Siegen<br />
27. Dienstag<br />
20:00 Kammermusik mit dem Abegg-<br />
Klavier-Trio, Gebrüder-Busch-Theater,<br />
Hilchenbach-Dahlbruch<br />
29. Donnerstag<br />
20:00 kreuztalkultur, Varietè-Theater:<br />
Die Bert Engel Show, Weiße Villa,<br />
Dreslers Park Kreuztal<br />
20:00 Kabarett: Gönn' dir' ne Auszeit,<br />
Gebr.-Busch-Theater, Hi.-Dahlbruch<br />
Vorschau<br />
Dezember <strong>2012</strong><br />
1. Samstag<br />
14:00 Weihnachtswerkstatt: Drechsler,<br />
Glasperlenmacherin, Filzerin, Technikmuseum<br />
Freudenberg, Olper Straße 5<br />
(auch Sonntag ab 10 Uhr)<br />
4. Dienstag<br />
14:30 Adventfeier der Seniorenwandergruppen,<br />
Bismarckhalle Si.-Weidenau<br />
6. Donnerstag (Nikolaus)<br />
15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
7. Freitag<br />
20:00 Weihnachtskonzert mit dem<br />
Blechbläserensemble Ludwig Güttler,<br />
evangelische Kirche Hilchenbach<br />
Veranstaltungstermine des Apollo-Theaters<br />
lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor.<br />
Ausstellung im Rathaus Netphen<br />
„Alzheimer und Kunst“<br />
Carolus Horn – „Wie aus Wolken Spiegeleier werden“<br />
Wer seinen Namen<br />
nicht kennt, kennt<br />
zumindest aber seine<br />
Texte: „Nur Fliegen ist schöner“<br />
(Opel), „Alle reden vom Wetter.<br />
Wir nicht.“ (Deutsche Bahn)<br />
oder „Es gibt viel zu tun. Packen<br />
wir`s an“ (Esso) – alle diese Werbeslogans<br />
stammen von Carolus<br />
Horn, einem der bekanntesten<br />
Werbegraphiker und -texter<br />
Deutschlands.<br />
Heute ist sein Name hauptsächlich<br />
mit der Wanderausstellung<br />
„Wie aus Wolken<br />
Spiegeleier werden“, verknüpft,<br />
die mittels seiner<br />
Bilder eindrucksvoll und anschaulich<br />
den Verlauf der<br />
Alzheimerschen Krankheit dokumentiert,<br />
an der Horn im Alter von<br />
71 Jahren 1992 verstarb. Acht Jahre<br />
zuvor hatten sich die ersten Symptome<br />
des fortschreitenden Hirnleidens<br />
bemerkbar gemacht. Seine<br />
Das letzte Brückenbild entstand im mittleren<br />
bis schweren Stadium der Krankheit. Tiefe und<br />
Dynamik sind einem hölzernen, geometrischen<br />
und graphikartigen Design gewichen.<br />
Schaffenskraft blieb bis kurz vor<br />
seinem Tode ungebrochen, seine<br />
Kunst gewann sogar eine neue Ausdruckskraft.<br />
Nur selten erfahren wir etwas darüber,<br />
wie sich die Alzheimer-Krank-<br />
heit auf künstlerisches Schaffen<br />
auswirkt. Hanna Fischer-Wolter<br />
erläutert in ihrem Vortrag zur<br />
Bilderausstellung am Dienstag,<br />
9. 10. <strong>2012</strong>, um 19.00 Uhr im<br />
Ratssaal, wie sich die Krankheit<br />
allmählich in die Werke des<br />
Künstlers einschleicht, wie sie<br />
seine Farben- und Formensprache<br />
im Laufe seiner Erkrankung<br />
verändert, bis sie schließlich den<br />
Zerfall seiner Gestaltungskraft<br />
herbeiführt. Während dieser<br />
Zeit verlor Carolus Horn nie seinen<br />
Willen, sich mitzuteilen und<br />
auch nicht seine Fähigkeit dazu.<br />
Die Malerei gab ihm und seinen<br />
Angehörigen Halt und Trost.<br />
Die außergewöhnliche Bilderausstellung<br />
ist von Freitag, 28. 9.,<br />
bis Mittwoch, 10. 10. <strong>2012</strong>, während<br />
der Öffnungszeiten im Rathaus zu<br />
sehen. Der Eintritt zum Vortrag und<br />
zur Ausstellung ist frei. Infos unter<br />
# 02738/6<strong>03</strong>-145. Eva Vitt<br />
70 durchblick 3/<strong>2012</strong>
HERBSTGEDICHTE<br />
von Helga Düringer<br />
Herbst<br />
Wenn die bunten Drachen steigen,<br />
welke Blätter tanzen Reigen,<br />
wenn die Zweige werden licht,<br />
schaut der Herbst uns ins Gesicht!<br />
Abgestreift des Sommers Blüten,<br />
Zugvögel auf dem Flug gen Süden,<br />
die Ernte wurde eingebracht,<br />
und manchmal noch die Sonne lacht.<br />
Sturm fegt über Stoppelfelder,<br />
feuchtes Laub bedeckt die Wälder,<br />
Kinder gehn mit der Laterne,<br />
graue Nebel in der Ferne.<br />
Es beginnt die stille Zeit,<br />
denn das Jahr ist mächtig weit,<br />
die Natur hüllt sich in Schweigen,<br />
Rauhreif blitzt auf Tannenzweigen.<br />
Wechselspiel der Natur<br />
Und abends dann bei Kerzenlicht,<br />
schaut der Herbst uns ins Gesicht!<br />
Der Sommer sang seinAbschiedslied,<br />
der Herbst fängt an zu träumen.<br />
Er holt sich alles, was noch blüht<br />
und Blätter von den Bäumen.<br />
Nach und nach färbt er sie bunt<br />
in wunderschönen Tönen.<br />
Und es gibt noch manche Stund`<br />
viel Sonne zum Verwöhnen.<br />
Bald schon wehn die Winde rauher,<br />
die Keller wurden reich gefüllt.<br />
Der erste Frost liegt auf der Lauer,<br />
und Nebel hat das Land verhüllt.<br />
Es blühen längst die Herbstzeitlosen,<br />
die Astern senken nun ihr Haupt.<br />
Im Garten stehn die letzten Rosen,<br />
das Jahr ist älter als man glaubt…<br />
Dahlienblüte<br />
Die Dahlien ragen übern Zaun<br />
herrlich sind sie anzuschaun!<br />
Sie stehn jetzt in der reifsten Pracht,<br />
wenn kräftig noch die Sonne lacht.<br />
Bald verblüht ihr bunt` Gewand,<br />
der Sommer reicht dem Herbst die Hand<br />
Die Uhr der Zeit<br />
Die Uhr der Zeit - tickt für uns alle,<br />
ob wir arm sind oder reich,<br />
das Uhrwerk geht in jedem Falle<br />
für alle Menschen ständig gleich!<br />
Schnell verschwinden so die Jahre,<br />
die jedem werden zugedacht,<br />
ob dunkle oder graue Haare,<br />
für alle ist die Zeit gemacht!<br />
Müssen uns dem Schicksal schicken,<br />
wenn unser Leben abgelaufen,<br />
die Uhr der Zeit wird weiterticken,<br />
Zeit, die kann sich niemand kaufen<br />
Gesetze der Natur<br />
Es färben sich die Wälder,<br />
schleichend Ton für Ton,<br />
das Jahr wird langsam älter,<br />
man spürt den Herbst jetzt schon.<br />
Die Kastanien reifen,<br />
Astern stehn in Pracht,<br />
graue Nebel schweifen,<br />
bis der Tag erwacht.<br />
Vögel ziehn gen Süden,<br />
der erste Frost bricht ein,<br />
Blumen, sie verblühten,<br />
gekeltert wird der Wein.<br />
Die Natur im Wandel,<br />
vorbei die Sommerzeit,<br />
bald trägt man wieder Mantel,<br />
der Herbst macht sich nun breit!<br />
Der Maler „Herbst“<br />
Der Herbst mischt seine Farben,<br />
gelb, rot, orange und braun,<br />
auf dem Feld die Garben,<br />
mystisch anzuschaun!<br />
Bald steigt er auf die Bäume<br />
und streift die Blätter ab,<br />
vorbei des Sommers Träume,<br />
er holt sich Blatt für Blatt.<br />
Ton für Ton wird er sie färben<br />
in seine goldne Pracht,<br />
lässt sie dann langsam sterben,<br />
die Sonne hat noch Macht.<br />
Er lässt sie hell erstrahlen,<br />
leuchten weit und breit,<br />
Kastanien springen aus den Schalen,<br />
der Winter ist nicht weit!<br />
durchblick 3/<strong>2012</strong> 71
Leserbriefe<br />
db. 2-<strong>2012</strong> Seite 46 Stadt, Land, Barriere. Da Sie ja von Ihrer<br />
Redaktion aus sicherlich an einer ergänzenden Information<br />
zu der Aktion der AWO über behindertenfreundlichen ÖPNV<br />
interessiert sind, hier meine Erfahrung mit dem berühmt-berüchtigten<br />
Aufzug am Weidenauer Bahnhof vom 13.4.<strong>2012</strong>:<br />
Weil ich mit meinem 85jährigen Vater nach einem verheilten<br />
Oberschenkelhalsbruch endlich eine länger geplante<br />
Tagesfahrt zu einem alten Freund in Essen unternehmen<br />
wollte, hatte ich wegen des Aufzugs am Weidenauer Bahnhof<br />
angefragt. Die mündlicheAuskunft in Weidenau besagte,<br />
dass dies während der Dienstzeit des dortigen Mitarbeiters<br />
kein Problem sei und dass nach seinem Dienstschluss um<br />
17.30 Uhr jemand aus Siegen zur Aufzugbedienung käme.<br />
Dies habe ich dann schriftlich bei der Mobilitätsservice-Zentrale<br />
der DB beantragen müssen, mit der Auskunft, dass ab<br />
16.00 Uhr (!!!) der Aufzug nicht mehr bedient wird! Dafür<br />
bin ich aber jetzt stolze Besitzerin einer 207 Seiten starken<br />
Broschüre der DB „Mobil mit Handikap“.<br />
Als wir an dem Morgen des 13.4. in Weidenau ankamen,<br />
war Geduld angesagt. DieAufzugskabine stand unten in der<br />
Unterführung. Bis sie oben war, dauerte es so lange, wie ich<br />
es bisher noch nie - selbst bei alten Aufzugsmodellen - erlebt<br />
Verkaufsanzeige:<br />
Faltboot KlepperAerius I mit Zubehör und Lektüre<br />
VB. 1000 € $ 0271/84844<br />
habe. Hinunter wieder dasselbe.Auf der anderen Seite musste<br />
die Kabine vom Bahnsteig heruntergeholt werden .... alles<br />
in allem eine Prozedur, die länger dauerte als bei der Rückkehr<br />
um 18.43 Uhr der mühsame Gang über die Treppen.<br />
Dorothee Diehl, Siegen<br />
Mit großem Interesse habe ich Ihren Bericht über dieAktion<br />
„Stadt, Land, Barriere“ gelesen.Alles was Sie darin ansprechen<br />
und kritisieren kann ich nur bestätigen! Ich bin aber<br />
ziemlich erstaunt darüber, dass Sie vergleichbare Mängel in<br />
Ihrem eigenen „Haus Herbstzeitlos“ völlig verschweigen.<br />
Es wäre meiner Ansicht nach angebracht gewesen, auf die<br />
erheblichen Schwierigkeiten bei der Benutzung Ihres Aufzuges<br />
hinzuweisen.<br />
Vor einiger Zeit las ich in der Zeitung von dem neu errichteten<br />
Personenaufzug in Ihrer Begegnungsstätte. Die wunderbaren<br />
Parkmöglichkeiten vor dem Haus und nun auch ein Aufzug,<br />
– das stimmte mich als Rollstuhlfahrerin richtig froh! Ich<br />
glaubte tatsächlich, nun auch für mich interessante Angebote<br />
im „Haus Herbstzeitlos“ wahrnehmen zu können. Umso enttäuschter<br />
war ich, als ich geschlagene 15 Minuten draußen<br />
vor dem Aufzug warten musste, bis sich jemand fand, der mit<br />
einem Schlüssel kam und damit den Aufzug aufschließen und<br />
bedienen konnte. (Bahnhof Weidenau lässt grüßen!). Mir ging<br />
die Frage durch den Kopf: Was ist, wenn ich mich im ersten<br />
AUCH IHR AUTO<br />
MÖCHTE NICHT<br />
ZUM ALTEN EISEN<br />
GEHÖREN.<br />
PFLEGEN SIE ES<br />
SO REGELMÄSSIG WIE SICH SELBST.<br />
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Jürgen Spies<br />
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Die reinste Freude<br />
72 durchblick 3/<strong>2012</strong>
Leserbriefe<br />
Stock befinde und dann dringend die Toilette aufsuchen muss?<br />
Denn die Behindertentoilette befindet sich … im Erdgeschoss!<br />
Warum bauen Sie denAufzug nicht so, dass Besucher ihn selbständig<br />
bedienen können? Öffentliche Gebäude sollten eigentlich<br />
barrierefrei, also ohne fremde Hilfe, erreichbar sein!<br />
Kleiner Tipp: Das Viktoria-Kino in Dahlbruch hat das vorbildlich<br />
hinbekommen; auch dort wurde nachträglich ein Aufzug<br />
installiert. Und den kann ich bedienen. Ganz alleine!<br />
Antje Hering, Siegen-Eiserfeld<br />
www.diakonie-sw.de<br />
db 2-<strong>2012</strong> Seite 54 Demenz. Mit Interesse habe ich Ihre<br />
Zeitung gelesen und wurde insbesondere auf oben genannten,<br />
sehr informativen Artikel von Herrn Dr. Bauch<br />
aufmerksam. Ich beschäftige mich schon seit 13 Jahren<br />
beruflich mit diesem Thema und möchte gerne einige, wie<br />
ich meine, wichtige Anmerkungen machen.<br />
Auf Seite 58 schreibt der Autor zum Thema „Patientenverfügung“<br />
Ausführungen, die einer Korrektur bedürfen.<br />
Es gibt keine Unterscheidung in der Begrifflichkeit<br />
Patientenverfügung und Patiententestament, jedoch sollte<br />
vorzugsweise der Begriff Patientenverfügung verwendet<br />
werden, da eine Verfügung all das regelt, das zu Lebzeiten<br />
geschieht, ein Testament all das, was nach dem Tod zu erledigen<br />
ist, was ja hier nicht Sinn und Zweck ist, so führt der<br />
Begriff Patiententestament regelmäßig zur Verwirrung.<br />
Eine Patientenverfügung sollte immer in Kombination<br />
mit einer Vorsorgevollmacht erstellt werden. Keinesfalls<br />
gibt es wie auf Seite 60 erwähnt: „die unkomplizierte Möglichkeit<br />
der Betreuungsverfügung und Vorsorgevollmacht“.<br />
Eine Vorsorgevollmacht regelt all das, was nicht unmittelbar<br />
mit Krankheit zu tun hat. Als Beispiel sei hier<br />
genannt: die Bevollmächtigung, eine Miete zu kündigen,<br />
Post zu öffnen, Verträge abzuschließen.<br />
Eine Betreuungsverfügung muss nur dann erstellt werden,<br />
wenn keine Person des Vertrauens benannt werden<br />
kann, die mich ggf. vertritt. Hier kann ich für einen eventuell<br />
zu bestellenden Betreuer meine Wünsche äußern. Eine<br />
Betreuungsverfügung meint das Gleiche wie eine Vorsorgevollmacht<br />
/ Patientenverfügung, nur das kein Bevollmächtigter<br />
benannt wird. Ich habe aber die Möglichkeit, die Betreuungsverfügung<br />
beim Zentralregister in Berlin eintragen<br />
zu lassen, sodass bei einer eventuellen Bestellung eines<br />
Betreuers mein Wille auf jeden Fall zum Tragen kommt.<br />
Die Bevollmächtigten in der Vorsorgevollmacht und<br />
Patientenverfügung sollten nicht Betreuer genannt werden,<br />
da dies ein feststehender Begriff des Amtsgerichts<br />
für bestellte Personen ist, sondern besser Bevollmächtigte.<br />
Keinesfalls aber sollte bei der Diagnose Demenz noch<br />
eine Vollmacht erstellt werden!<br />
Jeder ab 18 Jahre, also ab Volljährigkeit, sollte eine<br />
Vorsorgevollmacht / Patientenverfügung erstellen, denn<br />
kein Angehöriger oder Ehepartner kann ohne Bevollmächtigung<br />
handeln.<br />
Altenzentrum Freudenberg<br />
✆ 0 27 34 27 70<br />
Lagemannstraße 24<br />
57258 Freudenberg<br />
Sophienheim<br />
✆ 02 71 6 60 30<br />
Südstraße 11<br />
57074 Siegen<br />
Haus Obere Hengsbach<br />
✆ 02 71 77 01 90<br />
Hengsbachstraße 156<br />
57080 Siegen<br />
Fliedner-Heim<br />
✆ 02 71 4 88 40<br />
Luisenstraße 15<br />
57076 Siegen<br />
Haus Höhwäldchen<br />
✆ 0 27 39 47 80<br />
Höhwäldchen 3<br />
57234 Wilnsdorf<br />
51 Seniorenwohnungen<br />
24 Seniorenwohnungen<br />
12 Plätze für Demenzpatienten<br />
Seniorenresidenz Känerbergstr.<br />
26 Seniorenwohnungen<br />
2 Seniorenwohungen<br />
12 Kurzzeitpflegeplätze<br />
Noch eine letzte Anmerkung: Hausärzte haben nach<br />
meiner Erfahrung leider keine Zeit, eine Beratung zur<br />
Vorsorgevollmacht / Patientenverfügung durchzuführen,<br />
sie kennen sich oftmals selbst nicht damit aus. Sie können<br />
nur in Bezug auf Krankheit und ihre Folgen beratend zur<br />
Seite stehen.<br />
Daniela Sadelkow-Geßner, Hilchenbach<br />
Seniorenberaterin der Stiftung Diakoniestation Kreuztal<br />
durchblick 3/<strong>2012</strong> 73
Unterhaltung / Impressum<br />
Es fiel uns auf …<br />
…dass Rot Energie verleiht. Menschen reagieren besonders<br />
intensiv auf die Farbe Rot. Forscher der holländischen<br />
Universität von Utrecht haben herausgefunden,<br />
dass schon der Anblick Kraft und Reaktionsfähigkeit<br />
steigert. Das können wir bei unserer Kleidung nutzen,<br />
wenn wir viel Energie brauchen.<br />
…dass zu viele Pillen Senioren schaden. Für manche<br />
ältere Menschen sind zehn oder mehr verschiedene Medikamente<br />
am Tag nichts Besonderes. Dadurch steigt<br />
die Zahl der Wechselwirkungen unverhältnismäßig an.<br />
Fachärzte für Geriatrie raten, dass ein Arzt nicht mehr als<br />
fünf Medikamente gleichzeitig verschreiben soll. Nicht<br />
alles muss behandelt werden, und manchmal reichen auch<br />
pflanzliche Mittel aus.<br />
…dass die Demenzzahlen rückläufig sind. Die Menschen<br />
werden immer älter und daraus haben die Statistiker<br />
jahrelang geschlossen, dass auch die Fälle von<br />
Alterserkrankungen wie Demenz in gleichem Maße zunehmen<br />
würden. Nun gibt eine niederländische Forschergruppe<br />
Entwarnung. Ganz so schlimm wird es wohl nicht<br />
kommen. Denn die Menschen heute sind grundsätzlich<br />
gesünder als früher. Heute ist in der Regel der Blutdruck<br />
besser eingestellt und die Schlaganfallrate ist deutlich<br />
geringer. Beides sind extreme Risikofaktoren für Demenz.<br />
…dass ein gutes Gedächtnis richtiges Training erfordert.<br />
Nicht alle Rätsel fördern das Gehirn gleichermaßen.<br />
Kreuzworträtsel sind gut für den Wortschatz. Merkübungen<br />
für das Erinnerungsvermögen, Sudokus für logisches<br />
Denken. Daneben gibt es noch eine Vielzahl von<br />
Trainingsmöglichkeiten<br />
homa<br />
Gedächtnistraining: Lösungen von Seite: 48 - 49<br />
Buchstabensalat: 1. Zeile: MARTIN,SOLDAT, KIN-<br />
DER, LATERNE; 2. Zeile: BETTLER, MARTINS-<br />
GANS, BASTELN, TEILEN; 3.Z.: KERZE, LICHT;<br />
4.Z: MANTEL, NOVEMBER; 5.Z.: LATERNENZUG;<br />
6. Z.: STUTENMANN, ZUCKERBREZEL Thema:<br />
St. Martin. Wortmix: Salatkopf. Silbenrätsel: 1.BE-<br />
NEHMEN 2.REDEN 3. 4.SPEISEN 5.BESCHREIBEN<br />
6.NÖTIGUNG 7.BEZIRK 8.GESCHÖPF. Wochentage:<br />
1.Dienstag, 2.Donnerstag, 3.Samstag, 4.Dienstag<br />
Zu guter Letzt:<br />
Atom<br />
von Hans Basekow<br />
Ein winzig kleines Teil mit zu viel Kraft<br />
ist´s, das der Welt Probleme schafft.<br />
Der Mensch war stolz, es aufzuspalten,<br />
jetzt weiß er kaum es aufzuhalten.<br />
Seit Tschernobyl und Fukushima<br />
verändert es nicht nur das Klima.<br />
durchblick<br />
Gemeinnützige Autorenzeitschrift<br />
für Siegen und Siegen-Wittgenstein<br />
Herausgeber: durchblick-siegen Information und Medien e.V.<br />
Anschrift der Redaktion:<br />
„Haus Herbstzeitlos“, Marienborner Str. 151, 57074 Siegen<br />
Telefon 0271 61647, Mobil: 0171-6206413<br />
E-Mail: redaktion@durchblick-siegen.de<br />
Internet: www.durchblick-siegen.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
dienstags bis donnerstags von 10.00 bis 12.30 Uhr<br />
1. und 3. Dienstag im Monat auch von 15.00 bis 17.00 Uhr<br />
Redaktion:<br />
Anne Alhäuser; Maria Anspach; Johannes Buhl; Helga Düringer;<br />
Friedhelm Eickhoff (v.i.S.d.P.); Fritz Fischer; Eberhard Freundt;<br />
Gerda Greis; Eva-Maria Herrmann; Erich Kerkhoff; Erika Krumm;<br />
Brigitte Lanko; Horst Mahle; Werner Müller-Späth;<br />
Helga Siebel-Achenbach; Ulli Weber<br />
Bildredaktion:<br />
Thomas Benauer; Friedhelm Eickhoff; Gottfried Klör (verantwortlich);<br />
Tessie Reeh; Agnes Spar; Peter Spar<br />
Hörbuch-Redaktion:<br />
Thomas Benauer (verantwortlich); Rolf Bierbrauer; Helmut Drabe;<br />
Hubertus Freundt; (SprecherInnen auf CD-Beilage)<br />
Veranstaltungskalender:<br />
Internet:<br />
Thomas Benauer<br />
Ingrid Drabe<br />
An dieser Ausgabe haben ferner mitgewirkt:<br />
Anja Freundt; Dr. Horst Bach; Wilma Frohne; Ernst Göckus;<br />
Ulla D'Amico; Heinz Bensberg; Susanne Dettmann;<br />
Hartmut Reeh; Eva Vitt; Lothar Stock; Philip Lubenov; Leonhard<br />
Kraus; Sonja Bottenberg; Julian Felgitsch; Luca Montermann;<br />
Klaus Dietermann; Hans Basekow, Anja Botenberg<br />
Gestaltung, Satz und Layout:<br />
db-Lektorat<br />
Herstellung und Druck:<br />
Vorländer, Obergraben 39, 57072 Siegen<br />
Erscheinungsweise: März, Juni, September, Dezember<br />
Verteilung:<br />
Helga Siebel-Achenbach (Ltg.); Hannelore Münch; Paul Jochum;<br />
Dr. Horst Bach; Helga Sperling; Renate Tietze; Rotraud Ewert; Ursula<br />
Gloger; Waltraud Gottschalk; Monika Müller; Christel Mahle; Dieter<br />
Haas; Maximilian Lutz; Herbert Jäppche, Hans Amely, Maju Becker,<br />
Gabi Schumacher und alle Redakteure<br />
Auflage: 19 500 Der durchblick liegt kostenlos aus: In Sparkassen,<br />
Apotheken, Arztpraxen und Zeitungsverlagen, in der City-Galerie,<br />
in den Geschäften des Siegerlandzentrums und bei unseren Inserationskunden,<br />
in öffentlichen Gebäuden und vielen sozialen Einrichtungen<br />
der Wohlfahrtsverbände und Kirchen, in allen Rathäusern und<br />
Senioren-Sercicestellen des Kreises Siegen-Wittgenstein. Für die<br />
Postzustellung berechnen wir für vier Ausgaben jährlich 8 Euro.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die<br />
Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte<br />
Beiträge und Leserbriefe zu kürzen. Unverlangte Beiträge<br />
werden nicht zurückgeschickt.<br />
Der Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers<br />
gestattet.<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste 11/2009.<br />
Gefördert durch<br />
die Stadt Siegen<br />
und den Kreis<br />
Siegen-Wittgenstein<br />
74 durchblick 3/<strong>2012</strong>
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