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2016-02

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durch<br />

blick<br />

Nr. 2/<strong>2016</strong><br />

Seit 1986<br />

kostenlos<br />

Autorenzeitschrift<br />

... nicht nur für Senioren<br />

MEINUNGEN<br />

INFORMATION<br />

PERSPEKTIVEN<br />

UNTERHALTUNG<br />

KULTUR<br />

P a n ta Rhei Seite 43


Inhaltsübersicht<br />

Nachrichten aus der Region6<br />

Senioren-Service-Stellen im Kreis 12<br />

Siegen leicht gemacht 13<br />

Wanderwege in der Region 14<br />

Verstehen und verstanden werden 19<br />

Wo die Sonne ewig scheint 20<br />

Sommergedichte 22<br />

Für Sie entdeckt 24<br />

Die Welt im Fokus 26<br />

Leben 28<br />

Mundart 28<br />

Treffen mit Herrn Nolde 32<br />

Mausgrau hat sich gemausert 34<br />

Fast vergessene Orte 36<br />

Engagement gegen Fluchtursachen 37<br />

Von Mario Adorf und Schulspeisung 38<br />

Johann Hübner 40<br />

Thomas Kellner ausgezeichnet 42<br />

Panta Rhei 43<br />

Wie fühlt sich denn das an? 44<br />

Nachtfalterbesuch 47<br />

Die außergewöhnliche Liebe 48<br />

Mein alter Freund „Steiner“ 50<br />

Der Mann im Haus 51<br />

Die unverstandenen Nachrichten 52<br />

Dorf mit Krone 54<br />

Jedem das Seine 55<br />

Gedächtnistraining 56<br />

Eingequetscht von allen Seiten 58<br />

Der Kommentar 59<br />

Der alte Mensch und die Klinik 60<br />

Siegener Sommerfestival 64<br />

Hilchenbacher Musikfest 66<br />

Veranstaltungen im Haus Herbstzeitlos 68<br />

Wiederkehrende Termine 70<br />

Veranstaltungskalender 72<br />

Leserbriefe 77<br />

Es fiel uns auf / Lösungen / Zu guter Letzt / Impressum 78<br />

Aus der Redaktion<br />

Kurz nach Redaktionsschluss der letzten Ausgabe ereilte uns die Nachricht vom<br />

Tod unserer langjährigen Mitarbeiterin Gerda Greis. Auf Seite 28 erscheint ein Nachruf<br />

auf diese großartige Frau.<br />

Auf Seite 43 dieser Ausgabe beginnt Uli Hoffmann mit einer Serie, deren erste Geschichte<br />

er Panta Rhei nennt (alles fließt). Der Autor und sein Freund Henner ordnen<br />

darin bei fiktiven Kaffeeplauschs die heimische Welt. Zuweilen entstehen dabei sehr<br />

eigenwillige Sichtweisen auf die Dinge. Das Titelbild hat sich unter reger Teilnahme<br />

aller Kollegen entwickelt. Nicole Scherzberg, der Neuzugang unserer Bildredaktion, hat<br />

die Ideen mit Fotos von Rita Petri graphisch umgesetzt.<br />

Nicole Scherzberg ist seit der letzten Ausgabe auch verantwortlich für die Organisation<br />

der Verteilung des durchblick. Eine gewaltige Aufgabe, wenn man bedenkt, dass die<br />

Zeitung mittlerweile an 640 Verteilstellen im gesamten Kreisgebiet zur Mitnahme ausliegt.<br />

Ihnen nun viel Freude beim Lesen des neuen durchblick.<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 3


Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

Fotos und Videos bearbeiten<br />

Workshops im Haus Herbstzeitlos<br />

Europameister<br />

Wissensquiz mit Netphenern<br />

Im Alter im Senec@fé die Schulbank drücken<br />

Siegen. Schon seit längerer Zeit beobachten<br />

die Mitarbeiter des Senec@fes<br />

in Siegen, dass sich immer mehr ältere<br />

Menschen für mobile Geräte interessieren.<br />

Sei es als Zweitgerät für unterwegs<br />

oder als Ersatz für das alte Handy.<br />

Im Senec@fé hat jeder die Möglichkeit,<br />

sich beraten zu lassen und erhält<br />

eine Einweisung. Bei Interesse werden<br />

Workshops angeboten, in denen Grundkenntnisse<br />

und weiterführende Anleitungen<br />

für den Gebrauch vermittelt<br />

werden. PC-Einsteiger und Umsteiger<br />

auf Windows 10 können sich ebenso<br />

beraten lassen. Während der normalen<br />

Öffnungszeiten werden Hilfe und Unterstützung<br />

bei Fragen rund um PC und<br />

der mobilen Geräte gegeben.<br />

Wie schreibe ich Emails? Wie übernehme<br />

ich Fotos auf den Computer?<br />

Kann ich Bilder zu einem Video verarbeiten?<br />

Kann ich Fernsehsendungen über<br />

den Computer nachträglich anschauen?<br />

Für Textverarbeitung mit Word gibt<br />

es Themen-Workshops, die Tipps und<br />

Tricks vermitteln und zeigen, wie man<br />

kreativ mit Word arbeitet.<br />

Senec@fé im Haus Herbstzeitlos,<br />

Marienborner Str. 151, 57074 Siegen<br />

www.senioren-siegen.de. <br />

Veranstalterfoto<br />

Netphen. Themen wie die Flüchtlingskrise,<br />

die Situation in Griechenland oder der<br />

drohende „Brexit“ beherrschen die Medien<br />

seit Monaten. Doch Europa ist viel<br />

mehr als das und längst im Alltag der Bürger<br />

verankert – und genau dies will der<br />

gemeinnützige Verein Bürger Europas<br />

e.V. in einem neuen Europa-Wissensquiz<br />

vorstellen. (www.buerger-europas.de)<br />

Unter dem Motto „Wer wird Europameister?“<br />

werden in informativen<br />

und unterhaltsamen Quizrunden, verschiedene<br />

Fragen aus acht europäischen<br />

Themenbereichen, darunter „Nordrhein-<br />

Westfalen und Europa“, „Die EU und ihre<br />

Bürger“ oder „Europa in der Welt“,<br />

an das Publikum gestellt. Mit Hilfe eines<br />

Abstimmungssystems, wie beim Publikumsjoker<br />

bei Günther Jauch, können<br />

die Seniorinnen und Senioren mit raten<br />

und auf unterhaltsame Art dabei viel<br />

Neues rund um Europa und europäische<br />

Politik erfahren.<br />

Am 5.7.<strong>2016</strong> wird Heiko Fröhlich vom<br />

Verein Bürger Europas e.V., in Kooperation<br />

mit der Senioren-Service-Stelle der<br />

Stadt Netphen, im Ratssaal des Rathauses<br />

das Europaquiz durchführen. In der Zeit<br />

von 15 bis 17.30 Uhr haben ca. 50 Seniorinnen<br />

und Senioren aus Netphen die<br />

Möglichkeit, das eigene Europawissen zu<br />

testen und kleine Preise zu gewinnen. <br />

4 durchblick 2/<strong>2016</strong>


Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

Angestrebte Patenschaften<br />

Verein ALTERAktiv unterstützt Integration<br />

Pflegebedürftig<br />

Was tun?<br />

Siegen. Der Verein ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein<br />

beteiligt sich an einem<br />

von der Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros<br />

(BaS) koordinierten Projekt.<br />

Unter dem Titel „Seniorenbüros<br />

unterstützen Geflüchtete“ ist beabsichtigt,<br />

deutschlandweit insgesamt 300 Patenschaften<br />

einzurichten, von denen der<br />

Verein zehn verantworteten will. Die<br />

angestrebten Patenschaften sind darauf<br />

ausgerichtet, geflüchtete Menschen zu<br />

befähigen, den diversen Anforderungen<br />

des Alltags zunehmend selbständig<br />

nachzukommen. Beispielsweise kann<br />

es sich um die Begleitung zu Behörden<br />

handeln, um das Zurechtfinden im<br />

Straßenverkehr, um die Erkundung von<br />

Schule, Kita, Vereinen (z.B. Stadtbesichtigungen),<br />

die Unterstützung beim Spracherwerb,<br />

Hilfe bei der Ausbildung und<br />

so weiter.<br />

Im Hinblick auf die jetzt geplanten<br />

Patenschaften organisiert oder vermittelt<br />

der Verein u.a. Erstgespräche, Beratung<br />

zu Rahmenbedingungen (Versicherung<br />

usw.) und Konfliktberatung,<br />

er informiert über weitere/ergänzende<br />

Hilfsangebote und Austauschmöglichkeiten.<br />

Von den „Paten“ wird erwartet,<br />

dass sie Offenheit für andere Kulturen<br />

zeigen, organisationsfähig, zuverlässig<br />

und hilfsbereit sind, aber ohne missionarischen<br />

Eifer. Bei asyl- und aufenthaltsrechtlichen<br />

Problemen oder Traumaverarbeitung<br />

können und sollen sie<br />

höchstens eine Lotsenfunktion zu den<br />

zuständigen Stellen übernehmen.<br />

Es sind auch Familienpatenschaften<br />

möglich, solange ein volljähriges Familienmitglied<br />

als Hauptansprechpartner<br />

die Verantwortung übernimmt. Sofern<br />

die Patenschaft für einen unbegleiteten<br />

minderjährigen Flüchtling übernommen<br />

wird, sollten – neben weiteren Anforderungen<br />

– Erfahrungen im Umgang mit<br />

Jugendlichen nachweisbar sein.<br />

Der Zeitaufwand kann mit drei bis<br />

vier Stunden/Woche veranschlagt werden.<br />

Die Erstattung notwendiger Kosten<br />

erfolgt auf Grundlage einer schriftlichen<br />

Vereinbarung und mit finanzieller Unterstützung<br />

des Bundesministeriums für<br />

Familie, Senioren, Frauen und Jugend.<br />

Die Tätigkeit der Paten erfolgt unentgeltlich,<br />

sie ist nicht an eine Mitgliedschaft<br />

im Verein ALTERAktiv gebunden. Die<br />

fachliche Begleitung der Paten wird vom<br />

Institut für Kirche und Gesellschaft (Siegen)<br />

unterstützt.<br />

Informationen: ALTERAktiv Siegen-<br />

Wittgenstein e.V., St. Johann-Str. 7, Siegen<br />

info@senioren-siegen.de<br />

Kontakt: Erich Kerkhoff<br />

<br />

Netphen. Ein Pflegefall tritt meist plötzlich<br />

und unerwartet ein. Niemand ist<br />

wirklich darauf vorbereitet. Für die Angehörigen<br />

ist dies eine schwierige Situation,<br />

da sie schnell reagieren und kurzfristig<br />

Hilfe arrangieren müssen. Neben der<br />

psychischen und emotionalen Belastung<br />

gibt es viel Organisatorisches zu klären.<br />

„Oft sind Betroffene überfordert, da sie<br />

nicht wissen, welche Angebote es vor<br />

Ort gibt, an wen sie sich wenden sollen<br />

oder welche finanziellen Leistungen ihnen<br />

aus der Pflegeversicherung zustehen“,<br />

so Eva Vitt, Seniorenbeauftragte<br />

der Stadt Netphen. „In der Regel führt<br />

die eigene Betroffenheit zu einer intensiven<br />

Auseinandersetzung mit der Thematik<br />

„Pflegebedürftigkeit“.<br />

Um Angehörige und Betroffene nicht<br />

alleine zu lassen, laden die Senioren-<br />

Service-Stelle der Stadt Netphen und der<br />

Verein VergissMeinNicht Netphen e.V.<br />

für Dienstag, 7. Juni um 19 Uhr zur Infoveranstaltung<br />

„Pflegebedürftig – was<br />

nun?“ in das Rathaus Netphen ein.<br />

Ein Experte des Sozialrechts und Anbieter<br />

lokaler Pflege- und Betreuungsdienste<br />

werden Auskunft geben. Frank<br />

Neuser von der AOK Nordwest wird zu<br />

Neuerungen durch die letzte Pflegereform<br />

informieren. Schwerpunkte sind<br />

dabei die Leistungen der Pflegeversicherung<br />

nach derzeitigem Recht und ein<br />

Ausblick auf die große Pflegereform, die<br />

zum 1.1.17 in Kraft tritt. Im Anschluss<br />

werden Vertreterinnen und Vertreter der<br />

regionalen ambulanten Pflegedienste,<br />

der Tagespflege, der stationären Pflegeeinrichtungen<br />

und des Betreuungsdienstes<br />

„VergissMeinNicht“ ihre Angebote<br />

und Einrichtungen vorstellen.<br />

Seniorenbüros unterstützen Geflüchtete<br />

Foto: Seniorenbeirat der Stadt Siegen<br />

Abgerundet wird der Abend durch die<br />

Möglichkeit, eigene Fragen an die Expertenrunde<br />

zu stellen sowie sich mit<br />

ausliegendem Informationsmaterial zu<br />

versorgen.<br />

Informationen: e.vitt@netphen.de oder<br />

<strong>02</strong>738/603-145. Damit pflegende<br />

Angehörige teilnehmen können, bietet<br />

der „Verein VergissMeinNicht“ eine<br />

häusliche Betreuung für Erkrankte an.<br />

<strong>02</strong>738/688 82 29 Eva Vitt<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 5


Abstecher in den Pott<br />

Seniorenbeirat informiert sich über „Quartier“<br />

Siegen/Gelsenkirchen. Quartiersarbeit<br />

in Gelsenkirchen, hierzu hatten Vertreter<br />

der Ruhrgebietsstadt den Siegener<br />

Seniorenbeirat eingeladen. In umfassender<br />

Form wurde die Quartiersarbeit<br />

in den beiden Ortsteilen Schaffrath<br />

sowie Scholven vorgestellt und veranschaulicht.<br />

In besonderem Maße gefiel das klar<br />

strukturierte Gesamtkonzept. Somit<br />

konnten sich die Gäste aus Siegen, begleitet<br />

von zwei Vertreterinnen der Stadt<br />

Netphen, von der wirkungsvollen Verzahnung<br />

zwischen Politik, Verwaltung,<br />

Vereinen und Verbänden überzeugen.<br />

Insgesamt 32 private, gemeinnützige<br />

und städtische Einrichtungen arbeiten<br />

mit Vertretern der dritten Generation<br />

zusammen.<br />

Alle diese im Laufe längerer Zeit<br />

gewachsenen Strukturen werden von<br />

hauptamtlichen Mitarbeitern als auch<br />

nebenamtlichen Vertretern mit Leben<br />

Autorenfoto<br />

Besuch bei den Kollegen in Gelsenkirchen<br />

gefüllt. Beispielhaft ein Infocenter mit<br />

Außenstellen, Mehrgenerationenhäuser,<br />

Nachbarschafts-Stifter und Quartiersnetze.<br />

Alle Beteiligten haben es sich zur<br />

Aufgabe gemacht, die Lebensqualität<br />

älterer Menschen zu fördern und sie dabei<br />

zu unterstützen, möglichst lange und<br />

selbständig nach ihren Vorstellungen zu<br />

leben.<br />

Den eigenen Stadtteil liebens- und lebenswert<br />

machen ist zentrales Motto.<br />

Das Besondere an all diesen Vorhaben ist,<br />

dass ältere Menschen ihre Erfahrungen<br />

und Vorstellungen aktiv einbringen und<br />

die Entwicklung der Quartiersarbeit entscheidend<br />

mitgestalten. Zudem hat eine<br />

umfangreiche, wissenschaftlich fundierte<br />

Befragung von rund 500 Bewohnern<br />

wertvolle Informationen geliefert.<br />

Die Siegerländer Gäste zeigten sich beeindruckt<br />

von den Erkenntnissen, konnten<br />

natürlich auch wertvolle Impulse aus<br />

ihrer Tätigkeit geben. Insbesondere wies<br />

der Vorsitzende<br />

des Siegener Seniorenbeirates<br />

Dr. Horst Bach<br />

auf seine bisherige<br />

erfolgreiche<br />

Tätigkeit hin. Für<br />

Oktober dieses<br />

Jahres ist ein Treffen<br />

mit dem Seniorenbeirat<br />

der Siegener<br />

Partnerstadt<br />

Plauen geplant,<br />

dies beschloss der<br />

Seniorenbeirat in<br />

seiner jüngsten<br />

Sitzung. eg<br />

Mitmachen<br />

Tanzen im Alter<br />

Siegen-Geisweid. Jeden Freitag von 17<br />

bis 18 Uhr treffen sich Tanzbegeisterte in<br />

den Räumen des TanzZentrums AGNE-<br />

PRESCHER. Der Verein lädt alle Interessierten<br />

zum Schnuppern ein. „Beistellschritt<br />

- Beistellschritt - Tip - Tip<br />

- drauf“, ruft Tanzleiter Rainer Prescher.<br />

Auch eine der Ältesten in der Runde, die<br />

86-jährige Erika Lokau, rockt mit. Die<br />

Schritte sind einfach und auf das Tempo<br />

von Senioren abgestimmt. Schon seit<br />

mehr als 3 Jahren besucht sie den Kurs.<br />

„Ich muss etwas tun, damit ich hinauskomme<br />

und nicht verkalke“. Sie kommt<br />

aber auch wegen der netten Gemeinschaft<br />

zum „Tanzen ab der Lebensmitte“.<br />

Der soziale Kontakt sei für viele fast<br />

noch wichtiger als die Bewegung, betont<br />

Tanzleiter Rainer Prescher, der seit über<br />

40 Jahren unterrichtet. <br />

ALTERAktiv<br />

tanzt<br />

35 ältere TänzerInnen und16 KonfirmandInnen<br />

aus der Martini-Gemeinde<br />

nahmen Teil an der von Barbara Kerkhoff<br />

geleiteten Mitmachveranstaltung.<br />

Die Konfirmanden beschäftigten sich intensiv<br />

mit dem Thema „von wegen altes<br />

Eisen“ und waren bei den Tänzerinnen<br />

genau richtg. Sie staunten nicht schlecht,<br />

als die 90-jährige Hilde Stenke, die schon<br />

seit 25 Jahren in der Gruppe tanzt ,ihnen<br />

erkärte: „Meine Definition von Tanz:<br />

Das ist Musik, die durch Kopf und Bauch<br />

in die Beine geht und ausdrückt, was das<br />

Herz bewegt.“ Für Jung und Alt ein gelungener,<br />

beweglicher Nachmittag. <br />

6 durchblick 2/<strong>2016</strong>


Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

20. Tag der Begegnung<br />

Fest für Menschen mit und ohne Handycap<br />

Beiräte<br />

unterwegs<br />

Siegen-Weidenau. Am 11. Juni feiert<br />

die „Arbeitsgemeinschaft Begegnung“<br />

auf dem Bismarckplatz in Weidenau<br />

zum zwanzigsten Mal ein Fest für Menschen<br />

mit und ohne Handicap.<br />

Selbsthilfegruppen, Vereine, Verbände<br />

und Organisationen der regionalen<br />

Behindertenarbeit informieren von 11 bis<br />

16 Uhr über den Alltag mit chronischen<br />

Krankheiten oder Behinderungen.<br />

Ob über Rheuma, Multiple Sklerose<br />

oder Krebs, Betroffene und Interessierte<br />

können sich umfangreich beraten lassen.<br />

So ziemlich alle Institute und Verbände<br />

sind mit Informationsständen und<br />

Fachpersonal anwesend, die auch über<br />

Hilfsdienste informieren. Überall sind<br />

Gespräche möglich. Und überall gibt es<br />

kulinarische Besonderheiten.<br />

Daneben wird ein buntes Programm<br />

für Unterhaltung sorgen. Die Teilnahme<br />

haben zugesagt:<br />

Das Akkordeon-Orchester Ferndorftal-Wilden.<br />

/ Der Kehlkopflosen-Chor.<br />

/ DieTanzgruppen der Lebenshilfe und<br />

der AWO. / Die Jugendkapelle der Niederschelder<br />

Bergknappen. / Carsten<br />

Breuer („The Voice of Rock“) / Andreas<br />

Schattinger („Bail Out“) Covers aus<br />

der Rock- und Popmusik. / Mo de Bleu<br />

und Micha mit Jonglage und Akrobatik.<br />

Gegen 14 Uhr wird der Bürgermeister<br />

die Grußworte der Stadt überbringen.<br />

Alle wesentlichen Redebeiträge werden<br />

in deutsche Gebärdensprache übersetzt.<br />

Wer das Ganze von oben betrachten<br />

will, kann sich in einer Seilbahngondel<br />

an einem Kran in luftige Höhe begeben.<br />

Weitere Informationen erteilt Rainer<br />

Damerius, Behindertenbeauftragter der<br />

Stadt Siegen. <strong>02</strong>71/404-2142<br />

Email: r.damerius@siegen.de <br />

Veranstalterfoto<br />

Siegen. Nach dem Projekt „Siegen zu neuen<br />

Ufern“ rückt nunmehr der gesamte Siegberg<br />

in den Mittelpunkt der Maßnahme<br />

„Städtebauförderprogramm Rund um den<br />

Siegberg“. Einen grundlegenden Schwerpunkt<br />

bildet die zukünftige Gestaltung der<br />

zentralen Freiflächen im Schlosspark, am<br />

Siegberg und auf der Fissmeranlage.<br />

Im Rahmen eines Beteiligungsgesamtkonzeptes<br />

konnten sich Vertreterinnen<br />

und Vertreter des Siegener Seniorenbeirates<br />

sowie des Beirates der Menschen<br />

mit Behinderung an der Planung beteiligen.<br />

Auf einem Rundgang informierten<br />

Mitarbeiter der Stadtverwaltung unter<br />

Führung des Abteilungsleiters Stadtentwicklung<br />

Hendrik Schumann über erste<br />

Planungen. In einem anschließenden<br />

Workshop wurde das Vorhaben noch<br />

ausführlicher präsentiert. Dort konnten<br />

die eingeladenen Beiratsmitglieder ihre<br />

Vorstellungen, Anregungen und Wünsche<br />

ausgiebig einbringen. eg<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 7


Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

KGB in Siegen-Wittgenstein<br />

Auf der Suche nach neuen Künstlern<br />

Neue Broschüre<br />

in siebter Auflage<br />

Siegen-Wittgenstein. KGB ist die Abkürzung<br />

von „Kunst gegen Bares“. Im<br />

Stil einer typischen Bühnen-Show präsentieren<br />

Künstlerinnen und Künstler<br />

ihre Talente. Und mitmachen kann jeder,<br />

der sich traut.<br />

Ob Kabarett, Comedy,<br />

Poetry oder Gesang,<br />

alles ist willkommen.<br />

Jeder Abend wird zudem<br />

von einem Moderator<br />

begleitet, der<br />

nicht nur die Künstler<br />

anmoderiert, sondern<br />

auch mit ihnen spielt.<br />

Somit entsteht oftmals<br />

eine nicht planbare<br />

Spontanität.<br />

„Wir streben nach<br />

einer kleinen Revolution<br />

– einer Kulturrevolution“,<br />

so „KGB-Macher“<br />

Martin Horne, der im Siegerland verschiedene<br />

Veranstaltungen erfolgreich<br />

managt.<br />

Losgelöst von den Fesseln herkömmlicher<br />

Kulturträger und abseits eingefahrener<br />

Wege suchen die Kunstschaffenden<br />

neue Orte, neue Formen und<br />

natürlich auch neue Gesichter. Hier<br />

wünscht sich Horne viel mehr Grauhaarige<br />

auf die „Bretter die die Welt<br />

bedeuten“, die sich trauen ihr Können<br />

öffentlich bekannt zu machen.<br />

Besucher sollen an bekannte wie auch<br />

unbekannte Spielorte entführt werden.<br />

„Der schönste Spielort<br />

und ein volles Haus<br />

machen keinen Spaß,<br />

wenn niemand auf der<br />

Bühne steht“, deshalb<br />

bemühen sich die Organisatoren<br />

um mutige,<br />

fantasievolle Mitmacher.<br />

Also, so der<br />

Aufruf, „wer Interesse<br />

hat – ob alleine oder zu<br />

zweit, als Gruppe oder<br />

wie auch immer“, der<br />

kann sich melden unter<br />

agent@kgb-siegen.de<br />

Die Besucher können sich am Ende<br />

der Show entscheiden, wie viel sie bereit<br />

gewesen wären, für jeden einzelnen<br />

Auftritt zu bezahlen. In den jedem Akteur<br />

zugeordneten Sparschwein darf das<br />

Votum in Form von Bargeld bekundet<br />

werden. Und der Künstler, der am meisten<br />

(im) Schwein hat, gewinnt!<br />

Nächster Termin ist am: 2. Juli. siehe auch<br />

Veranstaltungskalender. auf Seite 75<br />

Siegen. Bei einem Pressegespräch im<br />

Rathaus Weidenau wurde die neu aufgelegte<br />

Broschüre „Älter werden in<br />

Siegen“ vorgestellt. Diese ist nun in<br />

einem neuen Layout und mit erhöhter<br />

Seitenzahl in der 7. Auflage seit 1997<br />

erschienen. Sie bietet einen kompakten<br />

Überblick über die Informationen,<br />

Angebote, Einrichtungen und<br />

Dienste für Seniorinnen und Senioren.<br />

Dabei wurden die Themenblöcke<br />

verändert bzw. neu organisiert:<br />

Information und Beratung;<br />

Ehrenamt, Bürgerengagement und<br />

Selbsthilfe (neu); Begegnung/Freizeit/<br />

Sport; Bildung/Kultur; Wohnen, Mobilität<br />

und soziale Leistungen, Gesundheit,<br />

Vorsorge, Hilfen, Krankheit, Pflege,<br />

Hospiz und Todesfall (neu).<br />

Hinzugekommen sind zahlreiche Hinweise<br />

auf Hilfe und Versorgungsmöglichkeiten,<br />

wenn die Rente nicht ausreicht.<br />

Denn: Die Zahl derjenigen Älteren, die<br />

finanzielle Probleme haben, hat sich auch<br />

in Siegen deutlich erhöht. Einige Stichworte<br />

wurden gegenüber der vorherigen<br />

Ausgabe der Broschüre rausgenommen,<br />

die nicht direkt dem Thema „Alter“ zugeordnet<br />

werden können oder an Aktualität<br />

verloren haben, z.B. VHS, Theater, Bibliotheken,<br />

Musikschule, Museen, Telefonund<br />

Fernsehgebühren.<br />

Wie in der Vergangenheit, so ist diese<br />

Broschüre nur für den schnellen Überblick<br />

gedacht. Eine ausführlichere und<br />

weitaus umfangreichere Darstellung ist<br />

im Internet auf der Homepage der Stadt<br />

Siegen zu finden. Sie liegt in den städtischen<br />

Einrichtungen, Apotheken und<br />

Arztpraxen, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen<br />

sowie an vielen anderen<br />

Stellen aus.<br />

homa<br />

8 durchblick 2/<strong>2016</strong>


Nachrichten aus dem Siegerland<br />

Sprachrohr für Ältere<br />

Seniorenbeiräte tagen gemeinsam<br />

Kreis Si-Wi. Zum ersten Mal trafen sich<br />

die Vorstände der Seniorenbeiräte Freudenberg,<br />

Kreuztal und Siegen zu einem<br />

Gedankenaustausch. Im Mittelpunkt der<br />

Sitzung, die im Weidenauer Rathaus<br />

stattfand, standen grundsätzliche Themen<br />

wie Wahlverfahren, Kandidatenauswahl<br />

und Mitwirkungsmöglichkeiten in<br />

städtischen Entscheidungsorganen. Eine<br />

Verankerung der Seniorenbeiräte in der<br />

Gemeindeordnung NRW, so der Vorsitzende<br />

des Siegener Seniorenbeirates Dr.<br />

Horst Bach, sei nach wie vor sinnvoll und<br />

erstrebenswert.<br />

Anschließend fand eine lebhafte Aussprache<br />

über bisher Erreichtes und künftige<br />

seniorenbedeutsame Projekte statt.<br />

Beispielhaft genannt sei die Einführung<br />

einer Notfallkarte für ältere Mitbürgerinnen<br />

und Mitbürger, seniorenfreundliche<br />

Gestaltung öffentlicher Einrichtungen,<br />

Partnerschaften sowie erweiterte<br />

Bildungsangebote für Vertreter der dritten<br />

Generation. Auf diesen Gebieten<br />

wurden ersten Vereinbarungen konkreter<br />

Zusammenarbeit getroffen. Zudem beschlossen<br />

die Vertreter der Seniorenbeiräte,<br />

die sich als Sprachrohr der älteren<br />

Generation empfinden, turnusmäßige<br />

Treffen in regelmäßigen Abständen. Die<br />

nächste gemeinsame Sitzung ist für den<br />

24. Oktober in Kreuztal geplant. eg<br />

Gemeinsamer Gedankenaustausch der Seniorenbeiräte<br />

Autorenfoto<br />

5 Jahre Mittagstisch<br />

Bürgermeister kam zum Essen<br />

Veranstalterfoto<br />

Siegen. „Was, schon fünf Jahre<br />

kocht ihr so leckeres Essen“<br />

meint spontan ein treuer Besucher.<br />

Auch Bürgemeister Steffen<br />

Mues ließ es sich nicht nehmen,<br />

an einem Donnerstag pünktlich<br />

zwölf Uhr mit zu speisen Zu dem<br />

kleinen Jubiläum richtete er den<br />

fleißigen Köchinnen Grüße der<br />

Stadt Siegen aus und bedankte<br />

sich für den unermüdlichen Einsatz.<br />

Das ist es, was das Leben in<br />

einer Kommune verschönt! Das<br />

ehrenamtliche Engagement seiner<br />

BürgerInnen und Bürger. <br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 9


Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

Der Goetheplatz in Bad Berleburg<br />

Ein Beitrag unseres Lesers Günter Herman Matthes<br />

Bad Berleburg. Dieser Platz ist ein<br />

Schatz – Goetheplatz-Platz des Friedens<br />

und der Liebe<br />

Nach meiner Ansicht hat man immer<br />

noch nicht begriffen, welchen kulturellen<br />

und fantastischen Goldschatz man<br />

in diesem bereits vorhandenen Ensemble<br />

des Goetheplatzes im historischen<br />

Stadtkern von Bad Berleburg hat.<br />

In der Erweiterung des Namens liegt<br />

sprachliche Musik und inhaltliche Bereicherung.<br />

Es gibt in Deutschland sicher<br />

viele Straßen und Plätze, die aus naheliegenden<br />

Gründen nach Goethe benannt<br />

sind. Der Zusatz macht eindeutig neugierig<br />

(auch beim Internetauftritt sollte eine<br />

Beschilderung des Platzes erscheinen). Er<br />

stellt eine Einmaligkeit und eine spezifische<br />

Individualität es Platzes her, die nur<br />

hier gegeben sind. Welche? Aus einem<br />

Kriegerdenkmal wird ein Friedensmahnmal.<br />

Auch die Dauer der deutsch-französischen<br />

Freundschaft zu dokumentieren<br />

wäre denkbar. In Berlin heißt die Kaiser<br />

Wilhelm Gedächtniskirche zusätzlich<br />

durch die nicht abgerissenen Ruinenteile<br />

(kriegsbedingt): Mahnmal für den Frieden.<br />

Eine Friedenseiche- und eine Gedenktafel<br />

sind vorhanden.<br />

In Gesprächen und Mitteilungen wurde<br />

mir klar, dass das Erweiterungswort<br />

Frieden wohl kaum problematisch<br />

ist, wohl aber der<br />

Begriff Liebe, der für eine<br />

nicht geringe Anzahl hier<br />

in Wittgenstein die Alarmglocken<br />

schrillen lässt, so<br />

als wäre beabsichtigt, aus<br />

diesem Platz einen Porno-<br />

Platz werden zu lassen.<br />

Natürlich müsste in geeigneter<br />

Form auf den mehrmaligen<br />

Aufenthalt Ernesto<br />

Cardenals bei Freunden direkt<br />

am Goetheplatz hingewiesen<br />

werden sowie auf<br />

dessen großartiges „Buch<br />

von der Liebe“. Der glühend<br />

gläubige Ernesto Cardenal<br />

ist in Wittgenstein<br />

mehrmals wie ein Pop-Star<br />

gefeiert worden. Unfassbar<br />

eigentlich, das Wort Liebe<br />

in diesem Zusammenhang in Misskredit<br />

zu bringen. Auf dem Piccadilly Circus in<br />

London kommt auch kein Tourist oder<br />

Londoner auf die Idee, sich beim Anblick<br />

der kleinen Eros-Statue in einem<br />

Rotlichtmilieu zu befinden.<br />

Soll aber zum Schluss doch einfach<br />

der Altmeister – selbst ein Protagonist<br />

der Liebe – zum Wort kommen:<br />

Romantisch gedichtet<br />

Woher sind wir geboren: Aus Lieb‘<br />

Wie wären wir verloren? Ohn‘ Lieb‘<br />

Was hilft uns überwinden? Die Lieb‘<br />

Kann man auch Liebe finden? Durch Lieb‘<br />

Was lässt nicht lange weinen? Die Lieb‘<br />

Was soll uns stets vereinen? Die Lieb‘<br />

Autorenfoto<br />

10 durchblick 2/<strong>2016</strong>


Nachrichten aus Siegen<br />

Seniorenhilfe hat Geburtstag<br />

Altenhilfeverein feiert 20-jähriges Bestehen<br />

Siegen. Große Ereignisse werfen ihre<br />

Schatten voraus. Die Selbsthilfeorganisation<br />

aus dem Siegener Haus Herbstzeitlos<br />

feiert am 2. Juni <strong>2016</strong> Jubiläum<br />

in der Siegerlandhalle.<br />

Seit 20 Jahren steht der Verein für<br />

gegenseitige Hilfe auf ehrenamtlicher<br />

Grundlage. Der Verein bietet verschiedene<br />

Aktivitäten an, beispielsweise:<br />

Gemeinsames Musizieren, Wandern auf<br />

unterschiedlichen Strecken, Handarbeiten,<br />

Treffen zum Frühstück und Kaffee.<br />

Beliebt sind die Dämmerstunden, in denen<br />

gemütlich geklönt werden kann.<br />

Im Literaturcafé finden die Leseratten<br />

zueinander. Referate, Fortbildungen<br />

und gemeinsame Fahrten gehören ebenso<br />

zum Angebot. Die Mitgliedschaft<br />

kann sich jeder leisten, denn sie kostet<br />

nur sieben Euro im Jahr.<br />

<br />

KunstSommer<br />

verheißt Spannung<br />

Stein und Bein von Silke Krah und<br />

Frank Münker am 28.8. 15 Uhr im<br />

Erlebniswald Tiergarten Siegen-Weidenau<br />

Siegen. Vor achtzehn Jahren ist das<br />

Projekt KunstSommer vom Kunstverein<br />

Siegen ins Leben gerufen worden.<br />

Eine fünfköpfige, immer wieder neu<br />

zusammengesetzte Jury, wählt jeweils<br />

23 Exponate als Ausstellungsprojekte<br />

aus. Verrückte Ideen sind immer sehr<br />

willkommen.<br />

Auch im achtzehnten Jahr des Kunst-<br />

Sommers ist die gute Kooperation mit<br />

dem Kultur!Büro des Kreises Siegen-<br />

Wittgenstein und Kultur-Siegen hervorzuheben.<br />

Anfang Januar <strong>2016</strong> wurde<br />

die Ausschreibung zum diesjährigen<br />

KunstSommer öffentlich gemacht.<br />

Bis Ende Februar <strong>2016</strong> wurden beim<br />

Kunstverein Siegen, unter Leitung von<br />

Geschäftsführer Franz-Josef Weber, 32<br />

Bewerbungen eingereicht. Noch immer<br />

fehlen Ausstellungsorte. Seit die Galerie<br />

S, das Ausstellungsforum Haus Oranienstraße,<br />

die Martinikirche und die Galerie<br />

im Garten (Hilchenbach) nicht mehr zur<br />

Verfügung stehen, ist der großer Verlust<br />

besonders schmerzhaft.<br />

Naschbilder und Reisetrouvaillen von<br />

Rudolf Bieler und Dorothee Jasper<br />

vom 23.6.-18.9. Kulturbahnhof Kreuztal<br />

Dennoch haben die Verantworlichen<br />

wieder ein abwechslungsreiches Kunst-<br />

Programm aufgestellt. Das Zusammenwirken<br />

von Künstlerinnen, Künstlern,<br />

Galerien in verschiedenen Ausstellungsorten,<br />

macht Neugierigen und Kunstinteressierten<br />

eine Übersicht professioneller<br />

Kunst im Siegerland leicht. Auch wenn<br />

sich das Geschehen oftmals nur auf Zeit<br />

und an untypischen Orten für Kunst abspielt.<br />

Kunstschaffende, Kunstpräsentierende<br />

und Kunstinteressierte können<br />

sich auf „Vernissagen“, bei „Aktionen“<br />

und an Tagen des „Offenen Ateliers“<br />

mit- und untereinander austauschen.<br />

Die Angebote verteilen sich auch in<br />

diesem Jahr wieder flächendeckend<br />

über die Städte und Gemeinden Siegen,<br />

Freudenberg, Netphen, Hilchenbach,<br />

Kreuztal und Bad Berleburg. Sozusagen<br />

als Gastausstellungsort ist in diesem<br />

Jahr Kirchhundem-Brachthausen mit<br />

dabei. Kunstinteressierte dürfen also auf<br />

die abwechslungsreiche Gestaltung des<br />

KunstSommers <strong>2016</strong> gespannt sein. <br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 11


12 durchblick 2/<strong>2016</strong>


Nachrichten aus Aus Siegen dem Siegener und dem Seniorenbeirat<br />

Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

Siegen leicht gemacht<br />

Neues Stadtführungskonzept<br />

Es gibt vielfältige Gründe dafür, Stadtführungen so<br />

durchzuführen, dass sie den Bedürfnissen gerade älterer<br />

Menschen angepasst sind. So fällt auf, dass zunehmend<br />

Senioren die Stadt als Touristen besuchen. Nicht<br />

wenige von ihnen haben deutliche Gehprobleme, möchten<br />

aber dennoch kulturelle Angebote wahrnehmen. Viele steile<br />

Wege und oftmals schlechter Straßenbelag machen sicheres<br />

Gehen sehr schwierig, was häufig zu belastendem<br />

Zeitdruck für alle Beteiligten führt. Auch hat sich der bisherige<br />

Zweistundenrhythmus als nachteilig herausgestellt.<br />

Verbesserungen sind dringend erforderlich.<br />

Ingrid Heinz von der Gesellschaft für Stadtmarketing informierte<br />

den Siegener Seniorenbeirat und bat um Mitwirkung<br />

bei der Erarbeitung eines seniorenfreundlichen Stadtführungskonzepts.<br />

Unter Leitung des stellvertretenden Vorsitzenden<br />

Michael Horak ging man das Problem vor Ort an.<br />

Folgende Änderungen konnte der Beirat erwirken: Ganz<br />

steile Strecken werden aus der Stadtführung herausgenommen,<br />

Parkplätze sind jeweils in Startnähe, die Seniorenführungen<br />

werden auf 90 Minuten verkürzt, Pausen werden eingelegt,<br />

Sitzgelegenheiten geschaffen und im Sommer gibt<br />

es Getränke. Vor allem aber soll ein Dialog mit den Teilnehmern<br />

ins neue Konzept einfließen. Auf Wunsch der Beiratsmitglieder<br />

könnten die Inhalte so gestaltet werden, dass<br />

Senioren auch Erlebnisse aus ihrer Vergangenheit beitragen.<br />

Von solchen Berichten könnten alle Besucher profitieren und<br />

auf die Geschichte der Stadt neugierig gemacht werden.<br />

Drei unterschiedlicher Führungen<br />

werden angeboten:<br />

1: Oberes Schloss und<br />

Schlosspark: Treff am<br />

Musikpavillon. Einführung<br />

in die Stadt- und Schlosgeschichte<br />

Siegens – Weißer<br />

Garten – äußere Stadtmauer<br />

– Haingericht und alter<br />

Friedhof – Unter dem Gingko-Baum<br />

– Rubensbrunnen<br />

– Hexenturm – Arme Sünderpforte<br />

– Kleiner Krebs<br />

– Wehrturm – Hainer Stollen<br />

– Anna-Helenen-Stift<br />

– Kräutergarten – Juliane<br />

von Stolberg, Pflanzenheikunde<br />

in heutiger Zeit –<br />

Großer Krebs mit weitem<br />

Rundumblick – anschließend<br />

Museumsbesuch.<br />

Foto: Seniorenbeirat der Stadt Siegen<br />

2: Unteres Schloss und Handwerkerviertel: Treff an der<br />

Brunnenanlage/Alte Poststraße. Unteres Schloss.– Kirchhof<br />

und Martinikirche – Hirtenbrunnen – Erläuterungen<br />

zur Struktur der mittelalterlichen Stadt – Marienkirche<br />

– Pfarrer-Ochse-Platz – Schlossergasse – Eckgasse und<br />

Hermannstraße – Ausführungen zum Handwerkerviertel<br />

– Straßennamen – Wohnviertel Berufe und Zünfte.<br />

3: Nikolaikirche – Rathaus und Markt: Treff am<br />

Rathaus/Markt. Nikolaikirche. Geschichte der Nikolaikirche<br />

– architektonische Besonderheiten des Gotteshauses<br />

– Namenspatronen der Kirche und wechselnde<br />

Konfessionen – Fürst Johann-Moritz, Krönchen und<br />

Taufschale – Rathaus und Markt.<br />

Mit diesem Konzept bietet die Stadt Siegen für all jene,<br />

die es auf kürzeren Wegen langsamer angehen lassen<br />

wollen, sich im Sitzen Zeit zum Zuhören nehmen oder in<br />

der Gesellschaft anderer Menschen miterzählen möchten<br />

hochwertige Stadterkundungen an. In engagierter, spannender<br />

und humorvoller Form konnte Ingrid Heinz auch die<br />

Mitglieder des Seniorenbeirates begeistern. Ich habe mich<br />

immer auf all unsere Gäste gefreut, dabei spielte es keine<br />

Rolle, ob ein Kindergarten aus der näheren Umgebung oder<br />

eine Seniorengruppe, ein Gesangsverein oder eine Firmenbelegschaft<br />

zu einer Führung kamen.Wichtig war und ist<br />

die Freude am Umgang mit Menschen, einerlei, ob gesund<br />

oder mit gewissen Einschränkungen. Es wäre mir eine große<br />

Freude, wenn mehr Menschen von dem neuen Angebot „Siegen<br />

leicht gemacht“ erfahren und mal wieder den Versuch<br />

wagen, die Stadt kennenzulernen. Ernst Göckus<br />

Stadtführerin Ingrid Heinz (3.v.l.) mit Vertretern des Seniorenbeirates<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 13


Wanderwege<br />

der Region<br />

Seit September 2014 habe ich an dieser Stelle die meines Erachtens sieben schönsten Rundwanderwege der heimischen<br />

Region vorgestellt. Es waren dies aus dem Siegerland der Keltenweg, der Kindelsbergpfad und der Trödelsteinpfad,<br />

aus dem Wittgensteiner Land der Schieferpfad, die Via Adrina und der Wisentpfad sowie aus dem Dillgebiet<br />

die Haubergstour. In meiner Einschätzung unterstützt fühle ich mich durch das Deutsche Wanderinstitut, dass<br />

immerhin fünf dieser Touren mit dem Prädikat „Premiumweg“ ausgezeichnet hat.<br />

Die sieben Wanderwege, ihre Entstehung und manche weitere Hintergründe wurden von mir in einer Form dargestellt,<br />

für die es keine Vorlage gab. Und auch hier fühle ich mich von kompetenter Stelle bestätigt. Der „Erfinder“ des<br />

Rothaarsteigs und Gründer des Wanderinstituts, Dr. Rainer Brämer, schrieb mir unter anderem: „Vielen Dank für<br />

Ihren Beitrag zum Schieferpfad. Er hat mit seiner informationsreichen, lebendigen Darstellung richtig Appetit darauf<br />

gemacht, den Weg nach Jahren noch einmal zu begehen. Meine Frau (geboren in Kreuztal) ist ebenfalls angetan.“<br />

In stark verkürzter Form werden in dieser Ausgabe vier weitere Rundwanderwege aus unserer Heimat vorgestellt.<br />

Zwei von ihnen sind ebenfalls Premiumwege, die beiden anderen zählen zu den „WanderHöhepunkten links und<br />

rechts des Rothaarsteigs“. Damit ist die Serie einstweilen beendet. Ulli Weber<br />

Ilsetalpfad –<br />

Wandern an Lahn, Ilse und Weidelbach<br />

Panoramablick ins Lahntal bei Feudingen<br />

Serie: Rothaarsteig-Spuren; Wegmarkierung: Liegendes R<br />

auf schwarzem Grund; Parken: Volkshalle Feudingen (ist<br />

ausgeschildert); Eingangsportal: Am Ende der Straße „Auf<br />

den Weiherhöfen“; Streckenlänge: 16,5 km; Höhenmeterangabe:<br />

645 m; Dauer der Wanderung: Fünf Stunden;<br />

Bänke und Rastplätze sind genügend vorhanden; Schuhwerk:<br />

Keine besondere Empfehlung.<br />

Um es gleich vorweg zu sagen: Der Pfad ist ein Mischmaschweg.<br />

Ich benutze diesen Begriff um das Wort „Zwitter“<br />

zu vermeiden. Die Begründung hierzu folgt an späterer<br />

Stelle. Ein knappes Drittel der genannten Höhenmeter (die<br />

mir als zu hoch genannt erscheinen) fallen gleich nach<br />

dem Start an. Wir folgen der Richtung der Uhr und haben<br />

zunächst freie Sicht ins Lahntal. Dann aber regieren<br />

beidseitig starke Fichtenverbände. Die Belohnung für den<br />

vergossenen Schweiß erfolgt nach dem Erreichen der Höhe.<br />

Auf dem Gipfel der „Hohen Ley“ hat Kyrill für klare Ver-<br />

14 durchblick 2/<strong>2016</strong>


Wohlauf in Gottes schöne Welt<br />

hältnisse und damit für freie Sicht gesorgt. Der wohl herrlichste<br />

Panoramablick im oberen Lahntal ist ein einziger<br />

Genuss. Im Tal liegt Feudingen, weiter entfernt sieht man in<br />

der grünen Flur unter anderem Rückershausen, Oberndorf,<br />

Steinbach und Bermershausen.<br />

So steil wie es auf der einen Seite bergauf ging, so steil<br />

geht es auf der anderen wieder bergab. Nur die hohen Fichten<br />

fehlen. Sie wurden umgeblasen. Und wer war`s? Raten Sie<br />

mal! Das Wandervergnügen jedenfalls ist ungleich höher als<br />

zuvor. An etlichen Felsformationen vorbei geht es ins Tal des<br />

Bachs, der bei der Wegbezeichnung Pate stand. Nicht allzu<br />

fern kommen einige Häuser des Ortsteils Feudingerhütte ins<br />

Blickfeld. Dort mündet dieser Bach in die Lahn.<br />

„Das ist nun die Ilse, die liebliche, süße Ilse. Sie zieht sich<br />

durch das gesegnete Ilsetal, an dessen beiden Seiten sich die<br />

Berge allmählich höher erheben…“ Und etwas später: „Ja,<br />

die Sage ist wahr, die Ilse ist eine Prinzessin, die lachend und<br />

blühend den Berg hinabläuft.“ Mit diesen Worten beschrieb<br />

einst mein lieber Freund Heinrich H. in seinem Büchlein<br />

„Die Harzreise“ den Bach mit dem schönen Frauennamen.<br />

Ja, gut, der Buchtitel verrät es schon. Gemeint ist eine Namensbase,<br />

die in einem östlicheren Gebirge ihr Wesen treibt.<br />

Die Worte des alten Schwerenöters freilich passen auch auf<br />

unsere Ilse mit ihrem Gemurmel und ihrem Geplätscher. Finde<br />

zumindest ich. Wir dürfen sie leider nur ein Viertelstündchen<br />

in ihrem gesegneten Tal begleiten, dann folgen wir dem<br />

Wegzeichen und begeben uns auf die andere Seite, wo sich<br />

die Berge allmählich höher erheben und wo ein Rinnsal mit<br />

dem Namen „Weidelbach“ rinnsalt.<br />

Wer freilich Gefallen an der Ilse gefunden hat, der kann<br />

bei einer anderen Tagestour auch noch länger in ihrem Tal<br />

wandern. Ein Rothaarsteig-Zubringerweg führt bis zur<br />

Quelle. Vor dem Dreißigjährigen Krieg war diese als „Heiliger<br />

Born“ weit und breit bekannt. Viele „Presshafte“, wie<br />

man die Kranken damals nannte, kamen zum Teil aus weiter<br />

Entfernung gepilgert. Sie suchten Heilung oder zumindest<br />

Linderung durch das Quellwasser. Wissenschaftler stellten<br />

vor noch nicht allzu langer Zeit fest, dass sich dieses<br />

durch eine „rechtsdrehende positive Polarisierung“ vom<br />

normalen Trinkwasser unterscheidet. Und genau diese Eigenschaft<br />

hat auch das Quellwasser in Lourdes.<br />

Und noch ein Gewässer nimmt beim Ilsetalpfad eine dominante<br />

Stellung ein. Es ist auf halber Höhe der künstlich<br />

angelegte „Weidelbacher Weiher“. Ein herrlicher Ort für die<br />

Halbzeitpause, ein Ort wie gemalt. Ich schreibe in mein Notizbuch:<br />

„Weit über das Wasser ragen die Äste der alten Eichen<br />

auf dem breiten Damm; wie eine polierte Metallscheibe<br />

wirkt die glatte Oberfläche. Auf ihr spiegeln sich die Wolken<br />

am Himmel und die gegenüberliegenden Fichten. Etwas Bewegung<br />

gibt es durch ein knappes Dutzend Wildenten, die<br />

kleine Bugwellen vor sich her schieben. Die in allen Größen<br />

sogar am seichten Ufer schwimmenden Forellen schnappen<br />

ab und an nach einer Mücke und sorgen durch ihr Plätschern<br />

beim Zurückfallen für die einzigen Geräusche in der ansonsten<br />

herrschenden himmlischen Ruhe. Eine große Fläche ist<br />

bedeckt und geschmückt mit Seerosen, über ihnen tänzeln<br />

und flattern bunte Schmetterlinge; eifrige Libellen, grüne<br />

und blaue, schwirren hingegen pfeilschnell dicht über den<br />

Schachtelhalmbeständen in Ufernähe.“<br />

Nach der „Idylle pur“ folgt mit der „Bettelmannsbuche“<br />

noch ein erwähnenswerter Ort. Fahrendes Volk soll hier in<br />

alten Zeiten des Öfteren gelagert haben. Der Baum selbst<br />

wurde vor vier Jahrzehnten von einem Sturm umgeworfen.<br />

Dank einer neuen Schutzhütte wird die Erinnerung an die<br />

Buche und die Fahrenden wach gehalten.<br />

Ab hier beginnt die zweite Hälfte des „Mischmaschwegs“<br />

und diese ist für Wohlfühlwanderer keine Offenbarung. Monotonie<br />

unter Fichten! Ideal? Nie und nimmer! Viele reizlose<br />

Kilometer auf breiten Wirtschaftswegen! Kaum einmal<br />

eine Aussicht! Manch einem ist das egal. Mir nicht! Wenn<br />

man am Schluss wieder ins Lahntal blicken kann, dann ist<br />

das Ende der Wanderung und damit die „gefühlte Erlösung“<br />

nicht mehr fern. Wegen dieser unattraktiven Schlusshälfte<br />

steigt der Anteil der befestigten Wege auf über 85 Prozent.<br />

Wer die Wanderung wegen des Wortes „Pfad“ im Wegnamen<br />

unternimmt, der fühlt sich angeschmiert. Wohl wegen<br />

der gefälligen Passagen auf dem ersten Streckenabschnitt hat<br />

das Deutsche Wanderinstitut den Ilsetalpfad als Premiumweg<br />

zertifiziert. Hierüber lässt sich streiten. Ein Großteil der<br />

Tour ist übrigens identisch mit dem von der Quelle bis nach<br />

Lahnstein führenden Lahnwanderweg.<br />

<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 15


Wirtschaftswege verlassen. Zu diesem<br />

Auf Bergmannspfaden –<br />

Thema folgt noch eine Anmerkung am<br />

Im Eisenland Wilnsdorf<br />

Ende des Berichts. Bei der Grube „Marie“,<br />

wo am 20. Oktober 2007 der Pfad<br />

eingeweiht wurde, hat man einen richtig<br />

zünftigen Rastplatz eingerichtet. Sie<br />

liegt dicht bei der B 54 und nach deren<br />

Überquerung befinden wir uns eine<br />

Zeitlang auf der Grenze zwischen dem<br />

Hessen- und dem Siegerland. Hier, auf<br />

dem Kamm der Kalteiche, hat man<br />

einen weiten Ausblick in nördliche<br />

Richtung und hier treffen wir auf den<br />

Rothaarsteig. Die Begegnung bleibt<br />

flüchtig, denn die Markierung fordert<br />

bald zum Abstieg nach Wilgersdorf<br />

auf. Südlich des Orts angekommen,<br />

Bergmannsdenkmal zwischen Wilnsdorf und Wilgersdorf<br />

geht es gleich wieder bergan. Ein malerisches<br />

Tälchen nimmt uns auf. Am<br />

Serie: WanderHöhepunkte links und rechts des Rothaarsteigs;<br />

Wegmarkierung: Wät; Eingangsportal und Parken: erstmals in den Genuss von weichen Waldwegen. Zudem<br />

Rande der Weiß – auch Weißbach genannt – kommen wir<br />

Neben der Straßenmeisterei am Ortsausgang von Wilnsdorf herrscht hier erstmals Stille. Auf halber Höhe verkündet ein<br />

in Richtung Haiger; Streckenlänge: 15,6 km; Höhenmeterangabe:<br />

341 m; Dauer der Wanderung: Viereinhalb Stun-<br />

Wässerchen, sucht sich einen Weg an großen Steinen vorbei<br />

Schild: „SGV-Weißquelle“. Im Hang tritt aus dem Fels ein<br />

den; Bänke und Rastplätze sind ausreichend vorhanden; nach unten. Ein sehr feines und zudem naturnah hergerichtetes<br />

Plätzchen! Offenbar aber hat der Bach eine weitere Quel-<br />

Schuhwerk: Keine besondere Empfehlung.<br />

le, denn auch auf dem noch verbleibenden Weg zur Höhe<br />

Wir wandern entgegen dem Uhrzeigersinn am landwirtschaftlichen<br />

Unternehmen „Wielandshof“ vorbei und Mit dem „Goldschmiedsborn“ liegt eine weiterer Brun-<br />

plätschert es vernehmbar am Rand des Pfads.<br />

können uns schon kurz darauf über die ersten schönen Ausblicke<br />

in die Umgebung freuen. Auch das erste Zeugnis für Zeitraum weit und breit üblich war - mit einer Mauer eingenen<br />

am Weg. Diese Quelle ist - wie es über einen längeren<br />

den Abbau von Erz ist rasch im Blickfeld. Von der Tätigkeit fasst und wer bei der „Marie“ keine Rast eingelegt hat, der<br />

der Bergleute übrig geblieben sind in Wegnähe die für den sollte es hier tun. Wenig später rückt ein Naturschutzgebiet<br />

Abbau von Erz im Tagebau typischen Erdvertiefungen. Hier mit einer größeren Halde beim Wilgersdorfer Sportplatz<br />

ist ein Teil der berühmten Silbergrube „Ratzenscheid“. Der ins Sichtfeld. Hier befand sich einst die Erzgrube „Neue<br />

wegen umfangreicher Wahlversprechen finanziell mächtig Hoffnung“. 1,2 Hektar umfasst die Haldenfläche. Sie ist<br />

klamme König Adolf von Nassau verpfändete diese im das optisch eindrucksvollste Zeugnis bergmännischer Tätigkeit<br />

auf der gesamten Strecke. Auf dem „Heimweg“ nach<br />

Februar 1298 seinen hiesigen Vettern. Zum Glück ließ er<br />

hierüber eine erhalten gebliebene Urkunde aufsetzen. Alle Wilnsdorf passieren wir die CVJM-Jugendbildungsstätte<br />

anderen damals schon vorhandenen Bergwerke im Siegerland<br />

wurden schriftlich erst später erwähnt.<br />

nen. Es wurde auf Initiative des Wilgersdorfer Heimatfor-<br />

und gleich dahinter ein Denkmal aus großen Quaderstei-<br />

Der Wind bläst mäßig aus südwestlicher Richtung und schers Gustav Berg errichtet. Die Inschrift auf der gegossenen<br />

Tafel lautet: „Bergleuten, Köhlern, Schmelzern u.<br />

trägt uns Geräusche zu, die unschwer dem natürlichen Feind<br />

des Wanderers zugeordnet werden können. Das Gebrumme Waldschmieden zum Gedenken.“<br />

der unzähligen Fahrzeuge auf der nahen Autobahn wird uns Dieses Denkmal empfand ich als Sahnehäubchen bei einem<br />

Wanderweg mit dem Namen „Auf Bergmannspfaden“.<br />

beinahe während der gesamten Tour begleiten – mal mehr<br />

und mal weniger laut. Die Geräusche einer Handvoll am Vor zwanzig Jahren wäre der Weg wohl ohne Einschränkung<br />

Wegesrand stehender Windräder kriegt man daher kaum mit. gelobt worden. Was man heutzutage als Freund des „Neuen<br />

Wen Lärm bei einer Wanderung stört, der sollte tunlichst bei Wanderns“ allerdings weitgehend vermisst, das sind gerade<br />

Ostluft die Wilnsdorfer Bergmannspfade erkunden. Wir haben<br />

diese Überlegung im Vorfeld nicht angestellt. Obwohl 10 Prozent. Zu mehr als 90 Prozent wandert man folglich auf<br />

die im Namen stehenden „Pfade“. Deren Anteil liegt unter<br />

leicht genervt, bemitleiden wir dennoch eher diejenigen unter<br />

den Einheimischen, die tagaus, tagein dieser Geräuschku-<br />

Wandertouren im Internet (www.verwandern.de) schreibt auf<br />

Teer und auf festen Wirtschaftswegen. Ein Beurteiler von<br />

lisse bei einem Aufenthalt im Freien ausgesetzt sind. seiner Seite: „Die zahlreichen restaurierten Stolleneingänge,<br />

Etliche Infotafeln weisen auf der gesamten Strecke auf die mit Informationstafeln versehen sind, hätte man schöner<br />

Stolleneingänge und sonstige Bergbau-Relikte und nicht verbinden können.“ Ich kann sehr gut verstehen, dass ein<br />

zuletzt auf einen noch in Betrieb befindlichen Steinbruch anspruchsvoller Wanderer wegen der genannten Schwächen<br />

hin. Zumeist muss man zum Betrachten dieser Objekte die den Weg nicht uneingeschränkt loben wird.<br />

16 durchblick 2/<strong>2016</strong>


Fachwerkweg Freudenberg –<br />

Auf der Spur des „Wilden Mannes“<br />

Ein schöner Ausblick prägt auch einen Wanderweg – Altstadt von Freudenberg<br />

Serie: WanderHöhepunkte links und rechts des Rothaarsteigs;<br />

Wegmarkierung: Wät; Parken: Parkplatz „Hinterm<br />

Schloss“ in Freudenberg; Eingangsportal: Beim Aufstieg<br />

zum Kurpark; Streckenlänge: 11,9 km; Höhenmeterangabe:<br />

312 m; Dauer der Wanderung: Dreieinhalb Stunden; Bänke<br />

und Rastplätze sind in großer Anzahl vorhanden; Schuhwerk:<br />

Keine besondere Empfehlung.<br />

Mit einem „Wander-Aktionstag“ wurde der Rundweg am<br />

18. Juni 2011 als letzter der zwölf zu der Serie gehörenden Wanderwege<br />

eröffnet. Anders als sonstige Kommunen gibt die Stadt<br />

Freudenberg auch die Kosten des Wegs an. Rund 40.000 Euro<br />

wurden investiert. Der Fachwerkweg bietet überhaupt einiges,<br />

was es andernorts nicht gibt – sowohl in positiver als auch in<br />

negativer Hinsicht. Hierzu Näheres in den folgenden Zeilen.<br />

Zuerst einmal bewegen wir uns gegen die Richtung der<br />

Uhr vom Parkplatz „Hinterm Schloss“ auf Kopfsteinpflaster<br />

quer durch die Altstadt und ersteigen die hohe Treppe<br />

zum Kurpark. Von hier aus bietet sich die einmalige Sicht<br />

auf die vielen Giebelseiten der Häuser, nach denen der Weg<br />

benannt ist. Rund um die Welt ist der Anblick bekannt.<br />

Durch ihn wird unterstrichen, dass auch ein malerischer Ort<br />

einen Wanderweg positiv prägen kann. Spezielle Details<br />

zum Wegthema gibt es unterwegs an etlichen Stationen. Die<br />

Besonderheiten der Fachwerkbauweise werden anhand von<br />

einzeln aufgestellten Modellen erklärt. Beim Gang durch<br />

das schöne Gambachtal trifft man zum Beispiel auf den in<br />

der Überschrift zitierten „Wilden Mann“. Dieser stellt eine<br />

Figur mit abgespreizten Armen und Beinen dar.<br />

Dass es auch rund um den „Flecken“ eine Bergbautradition<br />

gibt, lässt sich aus einem Stolleneingang und der<br />

Nachbildung eines „Eisenverhüttungsplatzes aus dem 7./8.<br />

Jahrhundert“ ersehen. Der Wanderweg führt hiernach sogar<br />

durch einen 396 Meter langen Tunnel. Hintergrund ist, dass<br />

die Trasse der stillgelegten Bahnstrecke von Freudenberg<br />

nach Hohenhain zu einem Radweg umgebaut wurde. Es<br />

geht weiter durch die Außenbezirke von Hohenhain und<br />

danach kann man schöne Ausblicke ins Wildenburger Land<br />

genießen. An Mausbach vorbei nähern wir uns schließlich<br />

wieder Freudenberg. Gemäß dem Begleitheft des heimischen<br />

Touristikverbands wartet hier ein „Highlight“ auf<br />

uns. Zitat: „Nach Querung der K1 und eines Baches steigt<br />

der Weg hinauf nach dem Friedenshort, wo eine traumhafte<br />

Waldpassage beginnt. Viel zu schnell mündet dieser<br />

idyllische Pfad auf dem Lokalweg …“ Wohl wahr! 5:04<br />

Minuten zeigt meine Stoppuhr und schon ist der einzige (!)<br />

Waldpfad auf der gesamten Strecke absolviert.<br />

Einen sonst nirgendwo erreichten Wert gibt es hingegen bei<br />

den Asphaltpassagen. Gut und gerne anderthalb Stunden wandert<br />

man auf Teerwegen. Das ist fast die Hälfte der Wanderdauer.<br />

Noch ein negativer Punkt: Die Wegmarkierung lässt sehr<br />

zu wünschen übrig. Man kann auch sagen: Sie ist mies! Das<br />

„Wät“ ist etliche Male nicht zu finden. Von den insgesamt elf in<br />

unserer Serie beschriebenen Wegen nimmt der Fachwerkweg<br />

in dieser Disziplin unangefochten den elften Rang ein. <br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 17


Wohlauf in Gottes schöne Welt<br />

Dill-Bergtour – Idyllisches Dilltal<br />

Vorwiegend wandert man auf dem Dill-Bergpfad durch Laubwälder<br />

Serie: Rothaarsteig-Spuren; Wegmarkierung: Liegendes<br />

R auf schwarzem Grund; Eingangsportal und Parken: Beim<br />

Landhaus „Mühlenhof“ am Ortseingang von Offdilln; Streckenlänge:<br />

15,8 km; Höhenmeterangabe: 270 m; Dauer der<br />

Wanderung: Viereinhalb Stunden; Bänke und Rastplätze<br />

sind in ungewöhnlich großer Zahl vorhanden; Schuhwerk:<br />

Keine besondere Empfehlung.<br />

Der Verlauf des am 27. Juni 2015 eröffneten Premiumwegs<br />

gleicht beinahe einem Rechteck. Eine der langen Seiten<br />

ist identisch mit dem Rothaarsteig auf dem Kamm zum<br />

Siegerland, die beiden kurzen Seiten sind Zubringerwege.<br />

Lediglich die Verbindung im Dilltal gab es noch nicht. Damit<br />

mussten gut und gerne achtzig Prozent der Strecke nicht<br />

neu „erfunden“ werden. Hierüber muss sich niemand wundern.<br />

Der Rothaarsteigverein selbst war federführend bei<br />

dem augenscheinlich am Reißbrett entwickelten Projekt.<br />

Just als wir mit unserer Gruppe starten wollen, fühlt eine<br />

der jüngeren Damen das dringende Bedürfnis, der halben<br />

Menschheit diesen sensationellen Sachverhalt mitzuteilen.<br />

Doch ihr Smart-Phone macht nicht mit. „Kein Netz“, signalisiert<br />

es. Die Sonne strahlt vom Himmel, die Waldungen an<br />

den Hängen lachen uns mit ihrer herbstlich-bunten Färbung<br />

an und am Oberlauf der Dill gibt es keinen Handy-Empfang.<br />

Kann es bessere Voraussetzungen für einen schönen<br />

Wandertag geben?!<br />

Jetzt aber los! Durch das offene Gelände streben wir auf<br />

weichen Wiesenwegen entgegen dem Uhrzeigersinn zur<br />

Höhe und erreichen schließlich das örtliche Haubergsgelände.<br />

„Historisch“ soll ein<br />

Teil sein. Zu sehen sind die<br />

üblichen Eichen und Birken<br />

- aber nichts wirkt historisch.<br />

Petra Müller, Chefin des<br />

Heimat- und Geschichtsverein<br />

in Offdilln, erzählt mir,<br />

dass hier im Herbst Roggen<br />

gesät und im Jahr danach das<br />

Korn mit Sicheln geerntet<br />

wird. Das Dreschen erfolgt<br />

mit Flegeln – ganz wie in<br />

alter Zeit. In 2015 hat es leider<br />

nicht geklappt. Das Korn<br />

wuchs nicht.<br />

Vergangenes kommt<br />

auch kurz danach ins Blickfeld.<br />

Wir stehen vor der<br />

Nachbildung eines keltischen<br />

Eisenschmelzofens.<br />

Dicht daneben soll eine keltische<br />

Siedlung entstehen<br />

mit einem Wohnhaus, mit<br />

einer Stallung und weiteren<br />

Objekten. Wenn alles fertig<br />

ist will man Führungen veranstalten<br />

und alte Handwerkstechniken zeigen. Die Offdillner<br />

haben sich viel vorgenommen! Ein erstes „Baumstammhaus“<br />

ist zumindest schon halb vollendet. Nach der<br />

Quelle eines Bachs mit dem Namen „Bocksborn“ ist der<br />

höchste Punkt erreicht und damit der Rothaarsteig. Auf<br />

diesem wandern wir in Richtung Wilgersdorf und passieren<br />

unterwegs die drei riesigen Dillbrechter Windräder, die<br />

Tiefenrother Höhe mit der großartigen Aussicht von der<br />

Plattform „Nase im Wind“ sowie den 300 Meter langen<br />

„Haubergspfad“ im Wilgersdorfer Forst mit seinen neun<br />

Stationen. Hier kann man sich ausführlicher als in Offdilln<br />

über die alte Wirtschaftsform informieren. Bei der über<br />

200 Jahre alte Lucaseiche verlassen wir den Rothaarsteig<br />

wieder. Das mächtige Naturdenkmal, benannt nach einem<br />

ehemaligen Haigerer Forstamtsleiter, ist 28 Meter hoch und<br />

wurde nach einer Kokelei im unteren Teil ausgemauert und<br />

damit vorläufig gerettet.<br />

Wenn man von oben kommt, kann man runtergucken.<br />

Diese Binsenweisheit wird beim Abstieg nach Dillbrecht<br />

mit schönen Ausblicken ins Dilltal bestätigt. Auch das<br />

Schlussstück an dem jungen Flüsschen entlang zurück zum<br />

„Mühlenhof“ bietet einiges für das Auge. Die ganzjährig<br />

wanderbare Tour besteht zu fast 40 Prozent aus Pfaden<br />

sowie naturbelassenen Wald- und Wiesenwegen. Wer die<br />

Anfahrt nach Offdilln vermeiden möchte, der kann auch<br />

bei der Wilgersdorfer Wachholderheide die Wanderung<br />

aufnehmen und beenden. Von hier aus sind es nur wenige<br />

hundert Meter zum Rothaarsteig und damit auch zur Dill-<br />

Bergtour.<br />

<br />

18 durchblick 2/<strong>2016</strong><br />

Alle Fotos: Ulli Weber


Gesellschaft<br />

Verstehen und Verstanden werden<br />

Sprache verbindet; sie ist Voraussetzung dafür, dass wir<br />

miteinander leben können. Sprache stiftet Verbindung<br />

und ermöglicht Abgrenzung. Der eigene Dialekt ist<br />

für viele Menschen ein wichtiger Bestandteil ihres täglichen<br />

Lebens; er ist die Sprache der Heimat, Vertrautheit und Gemeinschaft<br />

1) . Aber allein im Dialekt – ohne eine verbindende<br />

Gemeinsprache – waren Austausch und Verständigung früher<br />

nur innerhalb bestimmter Radien möglich. Diese Barriere<br />

beklagte Martin Luther mit der Aussage …Die Osterreicher<br />

vnd Beiern verstehen die Düringen vnd Sachsen nicht… 2) .<br />

Für Dialektsprecher ist die Zugehörigkeit zu einem bestimmten<br />

Ort erkennbar, der Dialekt schafft Nähe. Selbst<br />

für deutsche Urlauber, die in der tiefsten anatolischen Provinz<br />

auf Türken trafen, die astrein Kölsch sprachen. Es handelte<br />

sich um ehemalige Gastarbeiter aus den Kölner Ford-<br />

Fabriken. Und der Fremdenführer („Guide“) im Pantanal,<br />

einem brasilianischen Naturschutzgebiet, erklärte die Welt<br />

in unverwechselbar sächsischem Dialekt. Für uns Touristen<br />

aus Westfalen war dies ebenfalls Sprache der Heimat, sie<br />

war Grundlage für Vertrautheit und Gemeinschaft.<br />

Wir sprechen mit dem ganzen Körper<br />

In unserer Sprache bringen wir unsere ganz eigene<br />

Welt zum Ausdruck - unsere Weltanschauung, – so wie<br />

wir sie sehen und erfahren haben oder erträumen. Diese<br />

unvermeidliche Selbstoffenbarung in der Nachricht bedeutet,<br />

Wenn einer etwas von sich gibt, gibt er auch etwas<br />

von sich – dieser Umstand macht jede Nachricht zu einer<br />

kleinen Kostprobe der Persönlichkeit… 3) . Damit ist auch<br />

ausgedrückt, dass innerhalb unserer Muttersprache viele<br />

Sprachwelten existieren, deren Inhalte und Ausdrucksweisen<br />

nicht allen zugänglich sind.<br />

Sprachwelten<br />

Wir leben in einer bestimmten Generation, in einer bestimmten<br />

Zeit und füllen unterschiedliche Rollen aus. In<br />

jeder dieser Gruppen verständigen wir uns anders. Außerdem<br />

gibt es für viele Bereiche eine ausgeprägte Fachsprache;<br />

für einen medizinischen Befund z.B. muss der Arzt<br />

alle Einzelheiten des menschlichen Körpers und seiner Zuständlichkeiten<br />

bezeichnen können. Das geschieht in griechisch-lateinischen<br />

Ausdrücken, die für unsere alltägliche<br />

Sprache unbedeutend sind. Natürlich kann Fachsprache<br />

den Nimbus des Besonderen verleihen, sie kann auch als<br />

Instrument der Ausgrenzung oder Manipulation eingesetzt<br />

werden. Im Übrigen ist das Rederecht und die Weise, mit<br />

der man jemandem etwas sagt, eng mit Beziehungsfragen<br />

und gesellschaftlichen Rollenverteilungen verbunden. Und<br />

zwischenmenschliche Konflikte entstehen vor allem, wenn<br />

die Beteiligten wenig Bereitschaft zeigen oder unfähig<br />

sind, die Sprache anderer zu verstehen.<br />

Politische Sprache<br />

Mit Sprache wird unser Denken und Handeln beeinflusst,<br />

mit ihrer Hilfe wird Politik gemacht. Und dann geht es selten<br />

darum, bestimmte Begriffe, wie etwa Zuwanderung,<br />

Wirtschaftswachstum oder den demografischen Wandel<br />

sachlich und mit klassischer Vernunft zu behandeln. Sprache<br />

wird vielmehr mit Deutungsrahmen (engl „Frames“)<br />

eingesetzt, um eine gewollte Entscheidung als zwingend<br />

und „alternativlos“ erscheinen zu lassen. Mit „Framing“<br />

wird die Diskussion auf ein Ziel und einen Wert gelenkt,<br />

dem alle anderen untergeordnet werden.<br />

Der Deutungsrahmen einer „demographischen Zeitbombe“<br />

löst z.B. unterschwellig das Empfinden einer<br />

tödlichen Gefahr für nachfolgende Generationen aus. Verantwortlich<br />

sind die Älteren mit ihren Rentenansprüchen<br />

und Krankheitskosten. Damit werden Kürzungen in der<br />

Kranken- und Rentenversicherung zum Ausdruck von Generationengerechtigkeit.<br />

Andere in dem Zusammenhang<br />

eingesetzte Begriffe wie „drohende Überalterung“ werten<br />

das Alter und die alte Generation ab und blockieren deren<br />

Gegenwehr. Der umfassende und teils erschreckende Einfluss<br />

von „Framing“ auf unser Denken und Handeln kann<br />

kaum überschätzt werden; die Sprachwissenschaftlerin Elisabeth<br />

Wehling belegt dies an Beispielen zu Themen wie<br />

Steuern, Arbeit, Terrorismus, Zuwanderung und Umwelt (4) .<br />

Sprachwandel<br />

Jede Sprache verändert sich. Das Erste was sie verliert,<br />

ist das, was für einfache Kommunikationszwecke nicht<br />

benötigt wird: Das sind vor allem grammatikalische Regeln;<br />

seit Bastian Sicks Bestsellern weiß man, dass z.B.<br />

der Genitiv bereits einen aussichtslosen Kampf kämpft<br />

(„…wegen einem Leitungsschaden…“). Weitere Motoren<br />

des Sprachwandels finden sich im Einfluss des Englischen,<br />

in der Globalisierung sowie in neuen Kommunikationsformen<br />

wie Twitter und Facebook.<br />

Seit den siebziger Jahren erleben die Deutschen, wie das<br />

eigene Land von fremden Menschen, Kulturen und Sprachen<br />

mitgeprägt und der Alltag auf eine unübersehbare Weise vielsprachig<br />

wird. Migranten bringen ihre eigene Sprache mit,<br />

sie greifen auf Strukturen ihrer Muttersprache zurück, die<br />

sich z.B. als neudeutsche Ausdrücke („ein Tor machen“) und<br />

Steigerungsform („mehr geeignet“) einbürgern. Allerdings<br />

verändert sich vor allem das gesprochene Deutsch, die Umgangssprache.<br />

Das behördliche Schriftdeutsch ist eher träge<br />

und so vergrößert sich die Distanz zwischen geschriebenem<br />

und gesprochenem Deutsch zunehmend.<br />

Erich Kerkhoff<br />

Homepage des Siegerländer Sprachatlas, zitiert in Georg Cornelissen: ‚Kleine Sprachgeschichte<br />

von Nordrhein Westfalen‘, S. 99, Greven Verlag Köln, 2015. Georg Cornelissen,<br />

S. 73. Schultz von Thun.Elisabeth Wehling: „Politisches Framing. Wie eine Nation sich ihr<br />

Denken einredet – und daraus Politik macht“. Herbert von Halem Verlag, <strong>2016</strong><br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 19


Reisen<br />

Wo die Sonne ewig scheint<br />

Mit dem Kreuzfahrtschiff zu den karibischen Inseln<br />

Malerischer Naturhafen der Insel Antigua<br />

Wenn man die Karibik besucht, kommt einem unwillkürlich<br />

der Harry Belafonte Song “Island in<br />

the Sun“ aus den 1960er Jahren in den Sinn: „<br />

Das ist meine Insel im Sonnenlicht, ererbt aus meines Vaters<br />

Hand. All meine Tage will ich rühmend besingen deine<br />

Wälder und deine Gewässer und deinen strahlend weißen<br />

Strand“. Er weckt mit diesem Lied die Sehnsucht nach<br />

Palmen, Sonne , weißen Stränden und Rum. Tatsächlich<br />

scheint hier fast immer die Sonne. Wenn es einmal regnet,<br />

handelt es sich meist nur um einen kleinen Schauer, der<br />

nach ein paar Minuten der Sonne wieder Platz macht. Zur<br />

Zeit, als ich diesen Artikel schreibe, lässt einen der Blick<br />

auf das Siegerländer Wetter nur schaudern. Man sehnt sich<br />

dann nach karibischer Sonne.<br />

Meine Frau und ich hatten die Möglichkeit, mit einer<br />

Siegener Gruppe die Karibik auf einem Kreuzfahrtschiff zu<br />

erkunden. Natürlich muss man richtiger sagen: einen Teil<br />

der Karibik. Denn diese Region im westlichen tropischen<br />

Teil des Atlantischen Ozeans nördlich des Äquators ist<br />

nicht gerade klein. Als Teil des mittelamerikanischen Subkontinents<br />

besteht sie aus vielen am und im Karibischen<br />

Meer gelegenen Inseln und Inselgruppen. Am Westende<br />

reicht die Karibik in den Golf von Mexiko.<br />

Die Karibik ist nach dem Volk der Kariben benannt, das<br />

die spanischen Eroberer auf den Kleinen Antillen (Aruba,<br />

Curacao, Antigua…) vorgefunden haben. Sie wird auch<br />

Westindien genannt, da man sie auf direktem Seeweg nach<br />

Indien glaubte. Die größten Inseln sind Kuba, Dominikanische<br />

Republik und Haiti. Insgesamt leben auf den karibischen<br />

Inseln etwa 42 Millionen Menschen.<br />

Nach einem cirka neunstündigen Flug nach Miami, hatten<br />

wir Zeit uns diese Stadt am Südende Floridas anzusehen<br />

und eine Fahrt mit dem Propellerboot in die berühmten<br />

Everglades mit seinen Alligatoren zu machen. Am nächsten<br />

Tag legte das riesige Kreuzfahrtschiff Eclipse in Richtung<br />

Karibik ab, zuerst zu den Inseln Aruba und Curacao, die<br />

zu der südlichen Gruppe der Niederländischen Antillen gehören.<br />

Wie der Name schon vermuten lässt, gehören diese<br />

zum Königreich der Niederlande und sind seit 2010 ein<br />

eigenständiges Land.<br />

Die Hauptstadt von Curacao ist Willemstad. Seine<br />

Innenstadt beherbergt viele historische Gebäude der niederländischen<br />

Kolonialarchitektur. Diese stehen nahezu<br />

komplett unter dem Schutz des UNESCO-Welterbes. Die<br />

beiden Stadtteile Punda und Otrobanda verbindet eine Pontonbrücke<br />

für Fußgänger und Radfahrer. Für die Touristen<br />

ist es eine Attraktion, wenn diese mehrmals am Tag für die<br />

ein-und ausfahrenden Schiffe aus dem Hafen geöffnet wird.<br />

Um sich einmal eine Vorstellung von dem Klima der Karibik<br />

zu machen, sei hier einmal beispielhaft das Wetter<br />

dieser Stadt mit ca. 150.000 Einwohnern genannt: Die monatlichen<br />

Höchsttemperaturen liegen zwischen 29,2 und<br />

32,3 °C, die Tiefsttemperaturen zwischen 23,9 und 26,3 °C,<br />

woraus sich eine Jahresdurchschnittstemperatur von fast<br />

20 durchblick 2/<strong>2016</strong>


28 °C ergibt. Dazu traumhafte weiße Strände, Palmen und<br />

türkisfarbenes Wasser – Herz, was willst du mehr? Wenn<br />

man dagegen unser Siegerländer Wetter erlebt, könnte man<br />

schon mal neidisch werden.<br />

Auf unserer Seereise haben wir noch die Inseln Barbados,<br />

St. Lucia, Antigua, St. Kitts und St. Marteen angefahren. Barbados,<br />

durch den Welthit der Flippers „Die rote Sonne von<br />

Barbados“ auch als Name in den deutschen Ohren , ist eine<br />

Trauminsel. Natürlich haben<br />

wir mit unserer Inselführerin<br />

dieses Lied auch im Bus geschmettert.<br />

Bei den Flippers<br />

hörte es sich allerdings besser<br />

an. Barbados ist die östlichste<br />

Insel der Inselkette der Kleinen<br />

Antillen. Früher bedeckte<br />

tropischer Regenwald fast die<br />

gesamte Insel. Mittlerweile<br />

wurde er von weitläufigen Zuckerrohrplantagen<br />

und Kulturland<br />

verdrängt. Allerdings sagte<br />

man uns, dass sich der Anbau<br />

nicht mehr lohne und darum<br />

immer mehr Anlagen brach liegen. So sind die Barbadier – wie<br />

die Bewohner der meisten anderen karibischen Inseln auch –<br />

vor allem auf den Tourismus als Erwerbsquelle angewiesen.<br />

Von den karibischen Inseln und dem Karibikflair könnte man<br />

tagelang schwärmen. Was Klima, Strand und Meer betrifft,<br />

sind die von uns besuchten Inseln vergleichbar. Und doch hat<br />

jede Insel ihre eigene Atmosphäre, ihr gewisses Etwas.<br />

Als Beispiel möge Antigua dienen: Der zuckerweiße<br />

Strand bringt das türkisblaue Wasser noch intensiver zum<br />

Leuchten, als die karibische Sonne es ohnehin tut .Die Farbe<br />

des Meeres ist unglaublich schön. Auf der Suche nach<br />

dem persönlichen Lieblingsplatz am Wasser haben Urlauber<br />

die Qual der Wahl. 365 Strände soll es auf Antigua geben,<br />

einer schöner als der andere. Damit haben Sonnenanbeter<br />

für jeden Tag des Jahres einen anderen Strand zur Auswahl.<br />

Im Osten, auf der Atlantikseite, liegen wundervolle Buchten<br />

mit Schnorchelgründen voller bunter Fische. Berühmt ist die<br />

Half Moon Bay für die besonders schönen Sonnenaufgänge.<br />

Sehenswert ist der English Harbour mit seinen vielen weißen<br />

Booten. Er ist als Naturhafen einzigartig in der Karibik.<br />

Alle Fotos: Horst Mahle<br />

Das Kreuzfahrtschiff im Hafen von Curacao<br />

In einer geschützten Bucht an der Südküste fanden die Engländer<br />

im 18. Jh. Einen idealen Ankerplatz für ihre Karibikflotte.<br />

Diese war hier sicher vor Stürmen und von den umliegenden<br />

Felsen herab leicht gegen Feinde zu verteidigen, Die Hafenanlagen<br />

sind eine große Tourismusattraktion Antiguas.<br />

Viele der Inseln sind vulkanischen Ursprungs. Das lässt<br />

sich an den oft steil aus dem Meer aufsteigenden Küsten und<br />

den Bergen im Inland der Inseln erkennen. Ein anderer Beweis<br />

dafür sind die vielen, nur zeitweise ruhenden Vulkane,<br />

die heißen Quellen und Schwefeldämpfe, die unvermutet aus<br />

Felsspalten aufsteigen. Dieser unruhige geologische Untergrund<br />

der Inseln bedeutet für deren Bewohner nicht nur den<br />

Segen eines fruchtbaren Bodens, sondern auch eine ständige<br />

Gefahr. Die Karibik ist ein subtropisches Gebiet. Im Unterschied<br />

zu den gemäßigten Breiten fehlen die uns gewohnten<br />

Jahreszeiten, weil sich Temperaturunterschiede kaum bemerkbar<br />

machen. Dennoch gibt es saisons. Im Spätsommer<br />

kann es vorkommen, dass aus dem südöstlichen Atlantik ein<br />

Hurrikan seinen zerstörerischen Weg durch die Karibik und<br />

weiter in den Süden der USA nimmt.<br />

Die größte Einnahmequelle der Karibikinseln ist heute<br />

der Tourismus. Besucher sind hier herzlich willkommen.<br />

Wie oben erläutert sind die Einheimischen zwar von der Sonne<br />

verwöhnt , aber es ist auch nicht alles Gold was glänzt. Wir<br />

haben auf dieser Kreuzfahrt eine ganz neue, uns völlig fremde<br />

Welt, kennengelernt und sind in das kalte, regnerische Siegerland<br />

ein bisschen gebräunt und mit vielen fantastischen<br />

Eindrücken zurück gekommen. <br />

Horst Mahle<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 21


Sommerfarben<br />

von Wolfgang Prietsch<br />

Unter Regenwolken, grau,<br />

fällt Licht durch. Nur wenig hellblau<br />

am Himmel zu seh´n.<br />

Langsam geh´n<br />

Haufenwolken hin<br />

über die Stille in grün.<br />

Weicher Wasserdampfwatte Formenvielfalt<br />

über dem Tal. Der Bäume und Sträucher Gestalt<br />

unverwechselbar individuell ebenso.<br />

Kein Unisono<br />

um uns her. Spielt der Wind<br />

auf zum Sommertanz.<br />

Anmutig und weich sind<br />

die Spiele der Bäume,<br />

ergreifen erreichbare Lufträume,<br />

geben sich ganz<br />

hin dem Reigen.<br />

Die Zweige neigen<br />

sich und singen mit des Windes Gesang.<br />

Singen einen Windsommertag lang,<br />

und hören den Habichtschrei hoch in der Luft.<br />

Zieht ein süßer Honigduft<br />

mit dem Wind über das Wiesenland.<br />

Am Rand<br />

eines Wassers blüh´n<br />

Dost und Sumpf – Ziest. Im Grundton Grün<br />

Tupfen in Rosa und Violett.<br />

Der Wiese wogendes Grasbett<br />

geöffnet und zur Umarmung bereit<br />

wie eine liebende Frau. Bleib´ steh´ n , Zeit!<br />

Soll´ n ein –<br />

gehen in mich wie heller Wein<br />

Farben und Formen und Töne und ein wunderbarer<br />

Sommergeruch.<br />

Such´<br />

mehr nicht,<br />

nur dieses einfache Gedicht,<br />

doch weniger auch nicht.<br />

Bleib‘ einfach mal steh‘n!<br />

von Helga Düringer<br />

Bleib‘ steh‘n, schau‘ an den Regenbogen,<br />

genieße seine bunte Pracht,<br />

die Wolken sind nach rechts gezogen<br />

und links davon die Sonne lacht!<br />

Bleib‘ steh‘n, schau‘ an den Regenbogen,<br />

nur kurz ist seine Lebenszeit,<br />

die Thermik hat ihn schnell verschoben,<br />

sei für den Augenblick bereit!<br />

Bleib‘ steh‘n, wenn dir die Amsel singt,<br />

fröhlich heut‘ ihr Lied,<br />

hör‘ zu wie lieblich es erklingt<br />

im Vogelschutzgebiet.<br />

Bleib‘ steh‘n, wenn dort ein Fröschlein quakt,<br />

verfolge seine Spur,<br />

wenn was an deiner Seele nagt,<br />

genieße die Natur!<br />

Und raschelt dort im Unterholz<br />

‚ne süße kleine Maus,<br />

begleitet dich bei Abendrot<br />

ein Glühwürmchen nach Haus!<br />

Foto: Rita Petri<br />

„Bleib‘ einfach mal steh‘n!“<br />

22 durchblick 2/<strong>2016</strong>


Begegnung<br />

Edith Maria Bürger<br />

Ich sitze im Zug nach Nirgendwo,<br />

es glänzet die Sonne<br />

wie loderndes Stroh.<br />

Träumend ich aus dem Fenster schau,<br />

der Himmel gefärbt,<br />

in himmlischem Blau,<br />

mit Wolken , so weiß,<br />

wie geschwängert, so prall,<br />

bewundernd schau ich<br />

in`s unendlich All.<br />

Meine Gedanken,<br />

sie schweifen,<br />

als könnt ich` s<br />

mit meinen Händen ergreifen.<br />

Verklärt erscheint alles im Sonnenlicht,<br />

und ich sehe die Zukunft,<br />

voller Zuversicht.<br />

Meine Gedanken sie schwirren<br />

durch Blumen, die blüh`n<br />

und ich sehe die Vögel,<br />

die heimwärts zieh` n.<br />

Ich langsam mein Haupt,<br />

wie gesteuert ich wende.<br />

Es haftet mein Blick<br />

in seinem Gesicht,<br />

als spräche es Bände.<br />

Und alles verzerrt sich<br />

in nüchternem Grau,<br />

als in das Gesicht<br />

des Alten ich schau.<br />

Er schlafend mir gegenüber sitzt,<br />

mein Gemüt unaufhaltsam<br />

sich erhitzt.<br />

Als hätt` jede Phase seines Lebens<br />

Furchen gegraben in seinem Gesicht.<br />

Ich fahr“ in Gedanken<br />

die Linien entlang, doch such“<br />

ich vergebens,<br />

es wird mir sehr bang.<br />

Grabesstille uns langsam umfangt,<br />

der Himmel sich plötzlich<br />

mit Grau verhängt.<br />

Er öffnet die Augen,<br />

sein Blick fallt in`s Leere,<br />

als sähe er durch eine Wand,<br />

mir ist‘s,<br />

ich säße in einer Galeere,<br />

seh‘ sein Gesicht -<br />

und mir ist‘ s so,<br />

als hätt` ich‘s schon immer gekannt.<br />

Die Phantasie mein Augenlicht trübt,<br />

obwohl es sonst<br />

besser geübt.<br />

Schiebt sich vor des Alten Gesicht,<br />

das Gesicht meines Vater‘ s,<br />

im hellen Licht.<br />

Es kann doch nicht sein,<br />

so plastisch und rein,<br />

die Züge so weich,<br />

er ist doch schon lange im Himmelreich.<br />

Plötzlich erscheint mir der Alte sehr jung,<br />

wie mein Vater, der lebt -<br />

in Erinnerung.<br />

Ich sitze im Zug nach Nirgendwo,<br />

wieder glänzet die Sonne<br />

wie loderndes Stroh.<br />

Der Zug,<br />

er rattert im Takt vor sich hin,<br />

wie der Herzschlag des Lebens,<br />

doch immer noch such ich vergebens<br />

nach der Begegnung Sinn.<br />

Der Alte erhebt sich,<br />

mühsam und schwer,<br />

doch seine Augen sind nicht wie vorher,<br />

so müde und leer.<br />

Ein letztes Mal sein Antlitz sich dreht,<br />

ein Hauch von Hoffnung<br />

zu mir herüber weht.<br />

Der Zug, er hält, auf dem<br />

Bahnsteig des Lebens.<br />

Jetzt weiß ich‘ s,<br />

such‘ nicht mehr vergebens.<br />

Der Alte steigt aus,<br />

ich seh‘ sein Gesicht -<br />

und ich fahre nach Haus<br />

voller Zuversicht.<br />

Wenn ich in Gedanken reise...<br />

von Eva Schumacher<br />

Manchmal, wenn ich in Gedanken reise,<br />

mal als Adler über die Wälder kreise,<br />

mal als Schmetterling durch die Lüfte schwebe,<br />

mal als Ameise schwere Lasten hebe,<br />

oder ich vertrauensvoll als Hund,<br />

mein Herrchen liebe ohne Grund,<br />

dann fühle ich beschämt, wie anmaßend und klein,<br />

mein eigenes Ich dachte in der Welt zu sein.<br />

Mal aus anderen Augen sehen,<br />

mal im Geist die Wege des Nächsten gehen,<br />

zu erkennen, dass wir alle Wer sind,<br />

für diese Reise braucht man kein Gut<br />

und braucht auch kein Geld.<br />

Man braucht dafür nur ein offenes Herz,<br />

man wird fühlen des anderen Schmerz,<br />

man wird verstehen sein Tun und sein Leben,<br />

das alles kann eine Reise in ein anderes Ich dir geben.<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 23


Für Sie entdeckt<br />

Orchideenwiesen<br />

Gernsdorfer Weidekämpe<br />

An der L 722 Gernsdorf Richtung Irmgarteichen<br />

biegt man 750 m hinter dem<br />

Ortsausgang von Gernsdorf bei einer<br />

Informationstafel rechts in einen<br />

geteerten Wirtschaftsweg ein. Folgt man<br />

dem Weg ca. 150 m, liegen rechts des<br />

Weges und links hinter einem Waldstreifen<br />

die Orchideenwiesen, die von<br />

Ende Mai bis Juli in voller Blüte stehen.<br />

Fotos: Gudrun und Wolfgang Neuser<br />

24 durchblick 2/<strong>2016</strong>


2/<strong>2016</strong> durchblick 25


Gesellschaft<br />

Die Welt im Fokus<br />

Der Fotojournalist Hartmut Reeh<br />

Hartmut Reeh (Bildmitte) wurde für seine herausragenden Leistungen im April zum<br />

Ehrenmitglied des Verbandes deutscher Sportjournalisten ernannt. Links Heribert Faßbender,<br />

rechts Johannes Krause vom Verband westdeutscher Sportjournalisten<br />

Kennen Sie noch das Foto, das den jubelnden Franz<br />

Beckenbauer mit dem WM-Pokal nach dem Finale<br />

in München 1974 zeigt? Dies und tausende andere<br />

Fotos „schoss“ der Journalist Hartmut Reeh, der 1942 in<br />

Siegen geboren wurde. Fast 40 Jahre lang<br />

war er für die Deutsche Presse-Agentur -<br />

dpa – erst vom Münchner später vom Düsseldorfer<br />

Büro aus mit seinen Kameras<br />

unterwegs - in Deutschland und weltweit.<br />

Ein Schwerpunkt seiner Arbeit war der<br />

Sport. Er berichtete über unzählige Weltund<br />

Europameisterschaften sowie für die<br />

Agentur und den internationalen olympischen<br />

Foto-Pool (IOPP) über fünf Sommer-<br />

und fünf Winterolympiaden. Keine<br />

Sportart ist ihm fremd: vom Sumo-Ringen<br />

über Abfahrtsrennen am Hahnenkamm,<br />

Grand Prix-Rennen, wie die Formel 1<br />

damals noch hieß, bis zur rhythmischen<br />

Sportgymnastik oder zum Tanzen.<br />

Sein Foto vom deutschen Ringer Wilfried<br />

Dietrich – genannt „der Kran von<br />

Schifferstadt“, der bei der Olympiade 1972<br />

den amerikanischen 200 Kilo schweren<br />

Koloss Chris Taylor mit einem spektakulären<br />

Schulterwurf besiegte, ging um die<br />

Welt. Dieses Bild hängt im<br />

deutschen Ringermuseum in<br />

Schifferstadt und in der internationalen<br />

„Hall of Fame“<br />

des Weltverbandes des Sports<br />

(FILA) in Tokio. Exklusiv<br />

war ebenso Reehs erstes Foto<br />

von Niki Lauda nach dessen<br />

Unfall am Nürburgring 1976.<br />

Damals gab es mehr Nähe zu<br />

den Sportlern, mit denen man<br />

abends oft noch zusammensaß.<br />

Gern erzählt er auch von<br />

seiner Begegnung mit Silvia<br />

Sommerlath, die ja 1972 als<br />

Hostess bei den olympischen<br />

Spielen arbeitete. Für sich<br />

selbst hatte Hartmut Reeh<br />

das Fechten entdeckt. Schon<br />

als Schüler in Siegen trat er<br />

dem TSV Jahn bei und gewann<br />

später in Tauber-Bischofsheim,<br />

dem deutschen<br />

Olympiastützpunkt der Fechter,<br />

sogar den Pokal einer Fecht-Journalistenmeisterschaft.<br />

Bei Staatsbesuchen begleitete er viele deutsche Politiker<br />

ins Ausland, etwa 1990 Kanzler Helmut Kohl in den Kaukasus,<br />

wo Kohl und „Gorbi“ die deutsche Einheit besiegelten.<br />

Bei der Einführung der D-<br />

Mark in den neuen Ländern<br />

war er mit Wirtschaftminister<br />

Haussmann in Leipzig. Viele<br />

seiner Fotos wurden weltweit<br />

gedruckt. Ebenso hatte er viele<br />

Politiker in Bonn vor seiner<br />

Linse. In seinen Münchner<br />

Jahren gehörte er natürlich<br />

zum persönlichen Umkreis<br />

von Franz-Josef Strauß. Vom<br />

Düsseldorfer Büro aus war er<br />

fast täglich im Landtag und<br />

begleitete den damaligen Mi-<br />

Hartmut Reeh schoss viele Bilder die in die<br />

Geschichte eingingen. Hier der „Kaiser“<br />

nisterpräsidenten Johannes<br />

Rau auf vielen Reisen.<br />

Besonders gern fotografierte<br />

Hardy Reeh auch Portraits<br />

von Schauspielern und Musikern.<br />

Von Marika Röck bis<br />

Herbert von Karajan oder Bud<br />

Spencer hatte er die Promi-<br />

26 durchblick 2/<strong>2016</strong><br />

Foto: Hans-Jörg Tuchel


nenten seiner Zeit vor der Linse.<br />

Mit Gilbert Bécaud fuhr er einen<br />

Tag lang durch München. Mit Leonard<br />

Bernstein war er unterwegs.<br />

Zu seinen Aufgaben gehörten<br />

aber nicht nur die angenehmen<br />

Termine - auch Tod und Terror.<br />

Als Fotojournalist war er bei dem<br />

Massaker der palästinensischen<br />

Terroristen während der Olympiade<br />

in München 1972 im Einsatz,<br />

bei dem schweren Zugunglück<br />

in Warngau 1975, beim Geiseldrama<br />

in Gladbeck 1988, beim<br />

Brandanschlag in Solingen 1993,<br />

oder bei Banküberfällen mit Geiselnahmen.<br />

Und immer mussten<br />

die Filme zum Büro gebracht<br />

werden, entwickelt, ausgewertet<br />

und die Fotos per Bildfunk an die<br />

Zentrale übermittelt, oder direkt<br />

weltweit gesendet werden. So<br />

war das in den analogen Zeiten. Kein Handy, kein Laptop.<br />

Nicht zu vergessen das Schleppen der schweren Fotoausrüstung,<br />

meistens sogar mit komplettem Labor.<br />

Ob roter Teppich, Catwalk, Bühne, Gericht, Atomkraftwerk<br />

oder mit Kumpels unter Tage: immer war er mit seinen<br />

Kameras dabei. Für seine Bildreportagen wurde er bei World-<br />

Press und beim „Sportfoto des Jahres“ ausgezeichnet. Seit<br />

Jahrzehnten gehört Hartmut<br />

Reeh dem Verband<br />

Westdeutscher Sportjournalisten<br />

an, wo er<br />

über 15 Jahre als Sportfotografensprecher<br />

und<br />

im Vorstand aktiv war.<br />

Umso überraschender<br />

war es, dass er im April<br />

dieses Jahres im Auditorium<br />

des deutschen<br />

Fußballmuseums in<br />

Dortmund zum Ehrenmitglied<br />

des Verbandes<br />

Deutscher Sportjournalisten<br />

(VDS) - eine<br />

sehr seltene Auszeichnung<br />

- ernannt wurde.<br />

Die Sportschau-Ikone<br />

Heribert Faßbender<br />

überreichte die Urkunde<br />

im Beisein vieler prominenter<br />

Ehrengäste: Dr . Reinhard Rauball (Präsident DFL und<br />

BvB) sowie dem ehemaligen BvB-Kapitän Wolfgang Paul<br />

und der Torwart-Legende Hans Tilkowski.<br />

Nach seiner aktiven Karriere zog es Harmut Reeh wieder<br />

ins Siegerland zurück. Seit über 10 Jahren ist er noch<br />

Eines der Fotos von Hartmut Reeh, das um die Welt ging.<br />

Die Ringer Wilfried Dietrich und Chris Taylor<br />

immer freiberuflich als Fotojournalist (dpa) unterwegs,<br />

auch ehrenamtlich für den durchblick.<br />

<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 27


L E B E N<br />

geboren, um zu sterben,<br />

leben, um zu lieben,<br />

freude, lust und glück,<br />

geben liebe zurück.<br />

unbill und krankheit ertragen,<br />

ohne zu fragen warum.<br />

leben, lieben und gehen,<br />

sterben, verwehen.<br />

Gerda Greis<br />

Gerda Greis, unsere<br />

älteste Kollegin,<br />

ist nach einem<br />

erfüllten Leben verstorben.<br />

Bis zuletzt hat sie die<br />

durchblick–Leserinnen und<br />

Leser mit ihren Mundartgeschichten<br />

erfreut. In den<br />

zwölf Jahren ihrer Redaktionszugehörigkeit<br />

hat sie<br />

neben ihren regelmäßig erschienenen<br />

Kolumnen die<br />

Bücher „Kai Blatt net geschwatt“ Siegerländer Lebensweisen<br />

in Mundart und „unvergessen“ Erlebnisse aus der Kriegsund<br />

Nachkriegszeit veröffentlicht.<br />

Persönlich hatte sich Gerda Greis in den letzten Jahren<br />

rar gemacht; ihre Krankheit war zu weit fortgeschritten,<br />

um noch an den regelmäßigen Redaktionskonferenzen teilnehmen<br />

zu können. – Der Kontakt zu dieser wunderbaren,<br />

verbindlichen und trotzdem (oder vielmehr gerade deshalb)<br />

streitlustigen Frau ist deshalb aber nie abgerissen. Häufig<br />

haben wir um Texte, Bilder und um das Layout gerungen,<br />

immer die Qualität unserer gemeinsamen Arbeit im Fokus.<br />

Grundlage war stets das Wohlergehen des durchblick.<br />

So haben wir sie erlebt: gerade heraus, humorvoll, sich<br />

selbst nicht so schrecklich ernst nehmend, selbstbewusst.<br />

Ihre feinsinnigen Betrachtungen, niedergeschrieben überwiegend<br />

in reinem „Flecker“ Dialekt, haben ihre besondere,<br />

scharfe Wahrnehmung des Geschehenen gezeigt. Wir verlieren<br />

mit dem Tod dieser gestandenen Mundartautorin eine<br />

Vertreterin mit eigenwilliger Sicht auf das Leben im Siegerland,<br />

einem Siegerland, wie es vor allem in den Kriegs -und<br />

Nachkriegsjahren war.<br />

Wenige Tage vor ihrem Tod konnte ich noch einmal mit<br />

Gerda telefonieren. Sie hatte schon alle Lebenslust verloren,<br />

ihr Wunsch war, alsbald gehen zu dürfen.<br />

Gerda zeigte sich in diesem Gespräch nicht unglücklich,<br />

sie war mit ihrem Leben sehr zufrieden. Sie wollte nur nicht<br />

mehr leiden.<br />

Dieser letzte Wunsch wurde ihr dann am 20. Februar erfüllt.<br />

Friedhelm Eickhoff<br />

für die Redaktion<br />

Mundart<br />

Dillmanns Mahlche<br />

woar‘n gore on sparsame Frouw. Irjendwann em Fröhsommer,<br />

so Nommedachs öm drej Uhr, ging d‘t Mahlche bem<br />

kleine Handwaje eh rechdung Fäld om Klingelborn. Bie<br />

Gassener koamed vörbie on Gassener Morer sädde: „Nä,<br />

Mahlche, du gierst awwer zo ner eäjen Zidd noam Fäld.“<br />

Dou sädde d‘t Mahlche: „Joa, ech hadde m‘r höh Meddach<br />

e Glass Burrn zom Ässe us d‘m Käller jehurld, on wee ech<br />

dadt obmachde, roch dadt nedt aarich goad. Doa woll ech<br />

dadt alde moa ob d‘e Mesde schöre. Edt woar mer awwer<br />

doch ze schah on ech hah d‘ Burrn doch noch jekocht. Se<br />

schmägde och noch halwierig. Awwer hingerher doachde<br />

ech, wann de dech no vergefded häsd? Doa hah ich mich ah<br />

de Desch jesadt on erschd noch eh Desdamend jeschrewe.<br />

Derwäje sien ech so späh. Hans Müller, Ferndorf<br />

De Dante va minem Vadder<br />

Ab on zo koame de Änkelcher noh oos, on wolle en<br />

Jeschechde verzaalt ha. So och am Sonnoawendnomedach.<br />

De Frouw fung an:<br />

De Dante va minem Vadder woar öwer 80 Joahr. On<br />

weil se sech netmeh so godd föhlde, wor ehr dä Jedanke ah<br />

det Sterwe komme. Se bestallte bim Schrinner ser en Sarch<br />

noah ehre Vörstellunge oh krej dän och. Etz woll se och<br />

wesse, we se eh der Keste usseh wür, rechdich schür ahjedoa<br />

bem beste wisse Nachthemd wat se hadde, bet nem Blomestrust<br />

eh der Hand on Kerze ob beire Sidde vam Sarch. Dän<br />

Sarch hadde se ser vör en gruesse Wandspejel geröckt. Se<br />

lähde sech eh dän Sarch on beguggde sech em Spejel.<br />

Ob eimoal giert de Döhr ob on en Hausierer, weh de<br />

fröher ömmer ungerwäjes worne, stung eh der Sturw. Ahdächtich<br />

stung hä för dem Sarch bet der vermeintlich dure<br />

Frouw. De Frouw doah dän Blomestrust bisidde on schwadde<br />

dän Hausierer ah. Dä Mah krej en wahne Schräcke, les<br />

alles falln on ab zor Döhr nus. De Frouw em Nachthemd<br />

hingerm her ob de Stroasse. We dä Mah dat jejeh hadde,<br />

woaret öm dän jedoah. Hä fehl öm on blew ob der Stroasse<br />

leje. Hä woar durt. Hä hadde en Herzschlag kreje. Dat wur<br />

va nem Arzt fäste jestallt. De Dante läwde noch, awer dä<br />

Hausierer haddet hinger sech. Helmut Stähler<br />

Besetzd<br />

Dr Klaus on dr Schorsch si ungerwäjes. Letderem<br />

wüerd plötzlech so lacherich hingeröm. Se goa eh de<br />

nächsde Wertschaft, on hä rennt schnurstracks Rechdung<br />

Örtche. Awer de Lokusdör es zo, ungerm Drögger stiert<br />

„ Besetzt“. Eh sinner Nourt höhjd hä e paarmoal drgäje<br />

on ächzd: „ Äj, du doadrenne, mach moal vöra, ech ha<br />

de Schisserej“. Va drenne kömmt de jebressde Antword.<br />

„ Da si doch froh“... Bruno Steuber<br />

28 durchblick 2/<strong>2016</strong>


Mundart<br />

Merksätze för Uswärdije<br />

und sonstige Nichtsiegerländer<br />

von Bruno Steuber<br />

Gälhor heißt die Rindfleischsehne<br />

Füröjjel sagt man zur Sirene,<br />

Strichspöanche man ein Streichholz nennt,<br />

ein Gaardeschöjsel jeder kennt,<br />

beim Aschmeerschbörschdche wird es schwer,<br />

denn Schuhe schmiert man heut nicht mehr.<br />

Truweln sind Johannesbeeren,<br />

der Rierbäsem dient zum Kehren,<br />

Duffelnhoach, das ist ein Pflug,<br />

Jeschöjd ist jener, welcher klug,<br />

die Frell, das ist ein Fisch im Bach,<br />

und Schur bedeutet „ Guten Tag“.<br />

Om Barchem ruhet fest der Schläfer,<br />

und Härde heißt auf hochdeutsch Schäfer,<br />

auch Hirte sagt man da und hi,<br />

wenn er zum Kampen treibt das Vieh,<br />

zu spratze sagt man vornehm spritzen,<br />

die Memm ein Euter mit vier Zitzen.<br />

Im Sorrelfass, da fährt man Jauche,<br />

die Scheppe schöpfend man gebrauche,<br />

Kuddedoll ist leicht verrückt,<br />

und gnatschich ist, wer nicht entzückt,<br />

di Hearw, das ist die Räucherkammer,<br />

und ist die lirich ist’s ein Jammer.<br />

Olidd und Odocht übersetzen<br />

heißt: Menschen, die sich widersetzen.<br />

Der Söjjjung ist ein frecher Junge,<br />

der Fuhrmann sucht an seiner Runge,<br />

dourwe, das heißt: ganz da oben,<br />

und lourwe ist, wenn wir wen loben.<br />

Zu hüche sagt man vornehm: hocken,<br />

der Rämmeler tut die Häsin bocken,<br />

die DUDDE, das ist eine Tüte,<br />

wenn einer möh ist, ist er müde.<br />

Den Frosch nennt man gern Hogge,<br />

den Brathering auch Sorreldogge.<br />

ein Lelles ist, wer sehr viel spricht,<br />

der Triewes ist ein Bösewicht,<br />

NODDA heißt; Auf Wiederseh’n,<br />

der Kurs ist aus, ich muß jetzt geh’n.<br />

Scheffe Willem<br />

eh Ferndorf als Herde Babbe bekandt, verzahlde:Wee ech<br />

eh Ferndorf e d‘r Zejjeleijschdhroaße jeboudt hadde, moßde<br />

dadt Huss affjenomme werrn. D‘r doamoalije Amdmah<br />

heeß Ebberch. Dä koam on ging bedt mir vahm Käller bes<br />

zum Ollern dörchd ganze Huss. Hingerher sädde häh: „Ist<br />

alles soweit in Ordnung. Nur den Graben an der Straße<br />

müssen Sie noch kanalisieren.“<br />

„Ach wadd“, sädde ech gäh d‘r Amdmah, „doa scheggd<br />

doch‘n Schlouj.“ „Was ist eine Schlouj?“ froujde hä da.<br />

„Dadt ess ‚n Flosse!“ „Eine Flosse? Was ist das?“ „Dadt<br />

ess‘n Gosse“, sädde ech dah. „Und was ist eine Gosse?“<br />

froujde hä werrer. Doa hah mer ohs d‘längde ob‘n jeblasderde<br />

Grawe jeeinichd. Wee m‘r so widt woarne, dou hah<br />

m‘r eärschdmoa rechdich jelachd, ech on d‘r Amdmah.<br />

Wilhelm Flender, Ferndorf<br />

Diplomadie<br />

Eh nem kleine Dörfje em Kölsche wure moal de Kreismeisder<br />

em Kejeln ermeddeld. Weil die Kejelbah fuschnöjj<br />

es, sall dr Bürjemeisder persönlech dat Turnier eröffne.<br />

Dä es selwer net grourß, on doabi rond wie’n Kouel. Ehrfurchtsvolle<br />

Stelle. Hä nömmt zwo, drejj Schre Alouf,<br />

böggd sech on döjjt de erschde Kouel. Doabi donnert et<br />

dütlech vernehmbar bi äm hinge – wenn de weißt wat ech<br />

mein’. Dr ganze Kejelclub hadde et jehord, awer keiner<br />

sädde wat. Nur dat klääng Schennifferche lachde knochehard,<br />

on woll garnemmeh obhörn.<br />

Bet rourem Kobb säd doa dr Bürjmeisder diplomadisch:<br />

„ Lewet Kend, din zokönfdijer Mah würret moal god bi Dir<br />

ha, on Ihr wer’t en glöcklije Ehe führn“.<br />

„ Woröm dat da“? froawde dat Kend“. „weil Du so lechde<br />

ze ungerhale best“, antwordede dr Bürjmeisder, on de<br />

Siduazioa woar jereddet. <br />

<br />

Bruno Steuber<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 29


Erotik em<br />

Sejerland<br />

Mir sen he e Seje, e dr Stadt,<br />

do denk ech, he wird doch noch platt geschwatt.<br />

Dröm doo ech mech och net scheniem,<br />

zom Thema EROTIK zu referiern,<br />

ze schwätze wie et woar, on wie et es,<br />

ganz wie mr dr Schnabel gewaase es.<br />

EROTIK EM SEJERLAND, dat Thema es lechte,<br />

doröwwer görret ne Menge Berechte.<br />

So doocht ech, on hatt mech gewaltich geschneere,<br />

och no Woche - totale Leäre.<br />

Ech Ioas zech Bööcher bes deef e de Nacht,<br />

on ha dobi kum moal en Au zogemacht.<br />

De Heimatkalenner va vorn bes henne,<br />

ömmesost — ech konn nix fenne,<br />

det Intelligenzblatt va oarwe bes onne:<br />

ech ha nix öwwer EROTIK gefonne.<br />

Ech woar schoar echt dr Verzweiflung no,<br />

do froute min Babbe:»Wat soochsde da do?»<br />

„Aah, Vadder, du kömmst mr recht bi de Hand,<br />

ech bruch wat öwwer EROTIK EM SEJERLAND.<br />

Ech soll do so›n Art Referat dröwwer mache.»<br />

Foto: Horst Kistner (Bildausschnitt)<br />

„Nä, Jong, goo mr weg met dä schäle Sache.<br />

Spaghetti, Paella on Sushi met Fesch,<br />

dat kömmt bi oos net op de Desch.<br />

Ech esse nur wat mr schoar oase als Jonge:<br />

Riewekooche on Wurschdedonge!<br />

Dat anner Züch es mr alles ze fett,<br />

on wat dr Buur net kennt, dat fressde och net.»<br />

„Ach, Vadder, do hässde mech falsch verstanne,<br />

ech mein, wie dat woar met Dir on dr Mamme.<br />

Häst du als Jong net och römpussiert<br />

on de schörne Mäercher noospioniert?“<br />

„Nää, Jong, dat woar eher ömgekährt.<br />

Wird Zitt, dat dich do moal einer belährt.<br />

Mir Jonge, mir hatten nur Fussball im Kopp,<br />

on dr VFB Wiernau woar domols top.<br />

Doch bim Training hadde mr selten oos Roh,<br />

de Mäercher guckten oos emmer zoh.<br />

Se fänden, - ech heel dat for idiotisch,<br />

oos stramme Baai bim Speel so erotisch.<br />

Hoo do de Mäercherjo selwer kecke,<br />

doch leider e Botze, on net eh Röcke!<br />

30 durchblick 2/<strong>2016</strong>


Mundart<br />

Wat wär dat schöar, wennet annersch wär,<br />

on se däten sech ab on zo moa böcke.<br />

Doch go moal russ e de Natur,<br />

do häsde noch Erotik pur!<br />

Do triebdet dr Belles met dr Koh,<br />

im Burnshof dr Gickel met dm Hoh,<br />

on fährsde eed Wittjestäemerland,<br />

da kömmsde a ne rechtije Peepshow-Wand!<br />

Döscher Aue on Berchhuse<br />

doo noch ganz annem Kaliber schmuse.<br />

Do kaasde gucke on och höern,<br />

wie bim Prenz Rechard de Hirsche röhrn.<br />

Bi oos drheim war alles zöchtich,<br />

de Kenner flissich, de Ellem döchtich.<br />

„Ora et labora“ hees de Devise,<br />

met Erotik, do woarsde schnell ee de Miese.<br />

Wie ooverfälscht det Läewe em Sejerland woar,<br />

dat wird ennem Schnürielche vam Thomasse Luis kloar:<br />

Denn droaf sin Dokter moal op dr Stroas,<br />

met wissem Gesecht, on rorer Noas.<br />

„Herr Dokter, ech fenne des Nachts kenn Roh.<br />

Min isskaale Föß setze mr waane zoo.“<br />

Do sähde dr Dokter:“ Dat es doch kenn Sache.<br />

Ech wiss, wat ech eh sonem Fall mache.<br />

Ech doo min Baai nur zr Sidde strecke,<br />

zo minner Frau, onner de warme Decke.“<br />

„Dat esset, reef Luis, ech wohn jo net witt,<br />

wann hätt da eare Frau mo Zitt?“<br />

Nää, warre Gedäh ! !<br />

Koppirait bei Päule Heck<br />

Oh, nass is ...<br />

Düsdere Wolke, wennich Sonn,<br />

et räänt als wenn de Sintflut köam,<br />

oh , nass is ...<br />

Köhl es et och, mr söcht am Jipp,<br />

oh nass is ....<br />

Min Frou söcht ah dr Wärmefläsche,<br />

ech ah nem heiße Grog,<br />

oh nass is ...<br />

Et heißt, dat wör e Dörchschnettsjohr,<br />

dröm wör dat net fatal,<br />

ech setze stell vör nem Glas Bier,<br />

stelln fest: et es egal,<br />

dä Rä va dusse, dat Bier va enne:<br />

oh nass is ....<br />

Oder für einen „normalen“ Sommer<br />

Mittsommernacht<br />

Lila on wiss si de Duffeln am blöh›<br />

eh lauwarmer Nacht süt mr Glöhwörmcher zeh›.<br />

Jeheimnisvoll löchde on danze de Fonke,<br />

si stell moal, hörscht de dn Gloggefrosch ongke?<br />

Dr Vollmoand hüllt alles eh selwerich Lecht,<br />

am Hollernbosch soaß hö e ganz kleiner Wicht,<br />

als Könich eh hiddär Zaubernacht,<br />

bes de Sonn werrer obgiert bet all ärer Pracht.<br />

De Onke verstumme etz, fort es min Wicht,<br />

leis murmelt de Quelle är Morjesjedecht.<br />

Bruno Flender<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 31


Treffen<br />

mit<br />

Herrn<br />

Nolde<br />

Qualmende Dampfer<br />

(Öl auf Sackleinen) 1910,<br />

Nolde Stiftung Seebüll<br />

Zum ersten Mal trafen wir uns vor mehr als dreißig<br />

Jahren: Während eines Urlaubs in Nordfriesland sahen<br />

wir im äußersten Norden Schleswig-Holsteins<br />

nahe der dänischen Grenze bei Seebüll das Hinweisschild<br />

zum Emil-Nolde-Museum. Der expressionistische Maler,<br />

der als Emil Hansen im Jahr 1867 im Dorf Nolde in Nordschleswig,<br />

heute zu Dänemark gehörend, geboren wurde,<br />

war uns zwar ein Begriff, näher beschäftigt hatten wir uns<br />

mit ihm bis dahin nicht.<br />

So gaben wir uns gänzlich unvoreingenommen der Wirkung<br />

der Nolde’schen Malerei hin. Unser Eindruck war<br />

durchaus zwiespältig: Nicht völlig begeistert waren wir von<br />

der Vielzahl der farbenfrohen Aquarelle, die, soweit ich das<br />

in Erinnerung habe, in der Mehrzahl nordfriesische Landschaften<br />

und immer wieder Blumen darstellten. Vielleicht<br />

waren wir damals auch noch nicht bereit, uns auf expressionistische<br />

Kunst einzulassen. Vielleicht war es auch dem<br />

Umstand geschuldet, dass unser VW-Bus nach dem Museumsbesuch<br />

in eine Werkstatt abgeschleppt werden musste.<br />

Jedenfalls blieb meine Erstbegegnung mit Emil Nolde nicht<br />

unbedingt ein Highlight.<br />

Das hat sich im Laufe der Jahre deutlich gewandelt.<br />

Mittlerweile gehören Besuche von Kunstmuseen zu regelmäßig<br />

und gerne getätigten Aktivitäten auf Reisen. Auch<br />

hängt ein Nolde-Bild seit Jahren in unserer Wohnung. Wir<br />

haben den Stil dieses Malers nicht zuletzt wegen unserer<br />

Vorliebe für die nordfriesische Landschaft schätzen gelernt.<br />

Der Maler war von 1906 bis 1907 Mitglied der Künstlergruppe<br />

Brücke und begegnete in Berlin dem norwegischen<br />

Maler Edvard Munch.<br />

Emil Nolde war allerdings auch umstritten. Er bekannte<br />

sich offen zum nationalsozialistischen und antisemitischen<br />

Gedankengut. Trotzdem wurde seine Kunst<br />

schließlich von der NS-Führung als entartet diffamiert.<br />

Mit großer Freude erfuhr ich, dass die Kunsthalle<br />

Hamburg eine Ausstellung zeigte mit dem Titel „Nolde<br />

in Hamburg“.<br />

Links: Schiff<br />

im Dock (Öl<br />

auf Leinwand,<br />

1910, Nolde-<br />

Stiftung Seebüll<br />

Unten:Kleiner<br />

Dampfer (Tuschepinselzeichnung<br />

1910, Nolde Stiftung<br />

Seebüll<br />

1<br />

2<br />

Dampfer (Tuschepinselzeichnung<br />

1910, Nolde Stiftung<br />

Seebüll<br />

32 durchblick 2/<strong>2016</strong>


Nolde besuchte Hamburg regelmäßig auf seinen Reisen.<br />

Von seinem Wohnsitz im deutsch-dänischen Grenzgebiet<br />

aus war Hamburg für ihn die nächstgelegene<br />

Großstadt und eine wichtige Station auf dem Weg nach<br />

Berlin, wo er in den Wintermonaten lebte und arbeitete.<br />

Die pulsierende Hansestadt faszinierte Nolde: Im Februar<br />

und März 1910 wohnte er für mehrere Wochen direkt<br />

in einer Pension am Hafen und verarbeitete seine Eindrücke<br />

unmittelbar. In rascher Folge entstanden über 100<br />

Werke, die in dieser Ausstellung zusammen mit nahezu<br />

100 weiteren zu sehen sind.<br />

Es handelt sich um noldetypische farbintensive Gemälde<br />

und Aquarelle sowie Tuschpinselzeichnungen,<br />

Radierungen und Holzschnitte. Charakteristisch ist der<br />

kräftige Pinselstrich im Vordergrund, der in den Ölbildern<br />

den Wellengang hervorhebt. Im Gegensatz dazu<br />

sind Menschen oder Hafengebäude im Hintergrund oft<br />

nur schemenhaft angedeutet. Der Maler muss sich während<br />

seines Aufenthaltes besonders intensiv von dem<br />

bunten Treiben am Hamburger Hafen inspiriert haben<br />

lassen. Häufige Motive sind daher Schlepper und Boote<br />

und auch die im Hafen arbeitenden Menschen. In den<br />

zahlreichen Tuschepinselzeichnungen dominiert das<br />

Motiv der qualmenden Hafenschlepper, wobei die Bandbreite<br />

von der gegenständlich klaren Darstellung (1) bis<br />

hin zu stilisierten Formen (2) reicht.<br />

Mein zweites Treffen mit Emil Nolde. Diesmal eindeutig<br />

zu meiner uneingeschränkten Begeisterung. Und<br />

das liegt gewiss nicht allein an meiner Hamburg-Affinität.<br />

Angetan war ich auch von der Hamburger Kunsthalle,<br />

die die Werke zum Thema „Nolde in Hamburg“<br />

hervorragend in Szene gesetzt hat. Uli Hoffmann<br />

Nur gültig bis 30. Juni <strong>2016</strong><br />

Alle Fotos: Uli Hoffmann<br />

Immer wieder ein Motiv in der Hamburger<br />

Kunsthalle: Schiffe im Hafen<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 33


Mausgrau hat sich gemausert<br />

Über Farben und ihre Wirkung<br />

Fotos: Hartmut Reeh<br />

Welches Portrait gefällt Ihnen denn besser? Carolin<br />

Reinhardt aus Wilnsdorf in Schwarzweiß oder doch<br />

eher in bunt.<br />

Als Überraschung will uns das US-Unternehmen<br />

Pantone für <strong>2016</strong> als Trendfarben diesmal Rosa<br />

und Hellblau „verkaufen“ mit den verführerischen<br />

Namen „Serenity“ (Heiterkeit) und „Rose Quartz“. Diese<br />

Farben sollen weltweit in allen möglichen Bereichen des<br />

Lebens – von Mode, Innenarchitektur, Design, Magazinen<br />

und sogar in der Architektur - Trend werden. Rosa und<br />

Bleu sollen in diesen unruhigen Zeiten ein Gefühl der inneren<br />

Ruhe und Entspannung verbreiten. Dabei sind im<br />

Frühjahr doch schon immer Pastell- oder Eiscremefarben<br />

angesagt. Kräftig bunt und lebenslustig wird es im Sommer.<br />

Der Herbst kommt dann wieder mit eher müden Beerenund<br />

Naturfarben. Die kalte Jahreszeit wird meist unbunt:<br />

mit Braun und Schwarz. Oder Grau in allen Schattierungen.<br />

Seit dem Bestseller „Fifty Shades of Grey“ hat das<br />

reizarme Mausgrau ausgedient und durchaus auch einen<br />

lasziven Charakter bekommen. Überhaupt sind Weiß sowie<br />

auch Schwarz inzwischen „Statement Farben“ und alle<br />

Schattierungen dazwischen sind seit längerem „cool“.<br />

Mausgrau hat sich gemausert. Eine gewisse Sehnsucht nach<br />

leisen Farben ist laut geworden.<br />

Schwarz – einst die Farbe des Todes, der Witwen und<br />

von Mönchen – wurde zur Lieblingsfarbe der Existenzialisten<br />

im Paris der 70iger Jahre, später der Rocker- und<br />

Gothic-Szene, nun der Kreativen, der Nerds und Hipster.<br />

Frauen wissen das - Schwarz vom „Blackest Black“<br />

bei der Wimperntusche oder beim Lidstrich, übt immer eine<br />

Faszination aus. Es birgt ein gewisses Geheimnis. Und<br />

wie seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden mischen Künstler<br />

immer wieder neue Schattierungen. Inzwischen hat die<br />

Chemieindustrie aber die Entwicklung von synthetischen<br />

Farben vorangetrieben. So hat die britische Firma Nano-<br />

Systems kürzlich ein neues Höllenschwarz entwickelt:<br />

„Vantablack“. Es soll das schwärzeste Schwarz sein, das<br />

nur 0,035 Prozent des einfallenden Lichts zurückstrahlt. Es<br />

soll das Gefühl vermitteln, ins Nichts zu blicken. Und sofort<br />

hat ein cleverer Bildhauer, der Brite Anish Kapoor, sich<br />

die Exklusivrechte auf dieses Vantablack gesichert. Auch<br />

der französische Künstler Yves Klein –bekannt für seine<br />

leuchtend blauen monochromen Bilder – ließ sich schon<br />

1955 ein – also „sein“ Ultramarin – patentieren unter „International<br />

Klein Blue“.<br />

Es ist schon verrückt, sich ein Alleinnutzungsrecht für<br />

eine Farbe zu sichern. Hätte Tizian, ein Star unter den venezianischen<br />

Renaissancemalern, sich sein „Tizianrot“ – ein<br />

golden schimmerndes Purpurrot - mit Exklusivrecht gesichert,<br />

hätten seine Kollegen und Nachfahren alt ausgesehen.<br />

Maltechniken und vor allem Farbmischungen waren<br />

damals dennoch ein Werkstattgeheimnis. Schon immer<br />

machte sich die Konkurrenz einen Sport daraus, den Code<br />

zu knacken. Rot war damals die teuerste Farbe. Sie wurde<br />

unter anderem aus getrockneten weiblichen Schildläusen<br />

gewonnen, deren Eier mit rotem Saft gefüllt sind. Oder<br />

Purpurschnecken wurden zu Purpurrot zerrieben. Schon<br />

am byzantinischen Hof war Rot die Farbe der Macht. Die<br />

dann eben auch Kleidung und Portraits der Mächtigen in<br />

Kirche und Staat dominierte. Wir denken noch heute an die<br />

prächtigen Gewänder des katholischen Klerus im Vatikan.<br />

Oder an rote Samtvorhänge, edel drapiert, vor denen Kirchenfürsten,<br />

Kaiser und Könige sowie Adlige portraitiert<br />

wurden. Übrigens war rote Kleidung lange der Aristokratie<br />

vorbehalten. Rot, die Farbe des Bluts, des Lebens, der<br />

Macht, der Liebe. Später wurde die Farbe des Adels auch<br />

zur Farbe der Revolution und des Kommunismus.<br />

2015 war übrigens das Jahr von „Marsala“, ein kräftiges<br />

Weinrot, die Farbe des Instituts Pantone.<br />

Auch heute ist Rot wie immer angesagt. Laut dem Institut<br />

Allensbach ist sie immer noch die zweitbeliebteste<br />

Farbe von Männern und Frauen.<br />

Die Lieblingsfarbe schlechthin über Jahre ist und bleibt<br />

Blau. Goethe, der Allrounder, der sich auch mit Farben beschäftigte,<br />

hat in seinem Farbenkreis von 1810 Blau der<br />

Sinnlichkeit und dem Gemeinen zugeordnet. Aus seiner<br />

Sicht war diese Farbe eher negativ besetzt. Blau war auch<br />

34 durchblick 2/<strong>2016</strong>


lange Zeit dem weiblichen Geschlecht und der Welt der<br />

Arbeit vorbehalten. Nicht dem Meer, der Ewigkeit, dem<br />

Himmel, dem Transzendenten, was wir heute eher mit Blau<br />

verbinden. So wurde Maria in der christlichen Kunst über<br />

Jahrhunderte als „Schutzmantelmadonna“ in einem weiten<br />

blauen Mantel dargestellt. Im Altertum galt Ultramarinblau,<br />

das Königsblau, schlechthin als kostbarste Malerfarbe:<br />

aus dem Edelstein Lapislazuli mit goldglänzenden<br />

Pyrit-Einsprengseln - „Ultra Marin“, also „von jenseits des<br />

Meeres „ - hergestellt. Man denkt wieder an den Künstler<br />

Yves Klein aus dem 20. Jahrhundert. Schön und edel war<br />

für Goethe Rot als Symbol der Vernunft.<br />

Die Psychologin Eva Heller hat sich jahrelang intensiv<br />

mit der Wirkung von Farben beschäftigt. Wie unterschiedlich<br />

nach Kultur, Geschlecht und Zeitgeist wirken die immer<br />

gleichen Farben auf uns Menschen. Bis heute gilt eine<br />

subjektive Wahrnehmung. Die einen sehen in Gelb etwas<br />

Giftiges und als Symbol für Neid, Gier und Eifersucht. Positiv<br />

war Gelb aber auch schon bei Goethe besetzt mit den<br />

Attributen Verstand und gut.<br />

Wie die Herstellung von Malerfarben war auch die Färberei<br />

im Mittelalter ein Geheimwissen und wurde nur ansatzweise<br />

überliefert. Eva Heller beschreibt beispielsweise<br />

das Blaufärben. Erst wurde mit Blättern der einheimischen<br />

Färberpflanze Waid, dann mit dem importierten Indigo ein<br />

Farbsud angesetzt. Später kam Alkohol dazu oder - günstiger<br />

– der Urin von Männern, die viel Alkohol getrunken<br />

hatten, um die Gärung voranzubringen. Daher die Redensart<br />

Blaumachen oder Blausein. Das Färben war eine stinkende,<br />

körperlich sehr harte Arbeit und oft mit dem Einatmen und<br />

Berühren von giftigen Stoffen begleitet. Die Stoffe waren<br />

„billig“, also eher schwarz-blau und stumpf – weit entfernt<br />

vom Königsblau. Irgendwie kommen mir dabei aktuelle Bilder<br />

aus Bangladesch oder China in Erinnerung, wohin wir<br />

heute die schmutzigen und gefährlichen Arbeiten ausgelagert<br />

haben. Ohne diese fleißigen Hände gäbe es heute nicht an<br />

jeder Ecke Bluejeans - ein Dauerbrenner in der Mode der<br />

letzten Jahrzehnte in immer neuen Variationen – ob verätzt,<br />

destroyed (zerstört) oder klassisch für 9,99 Euro beim Discounter<br />

oder hochpreisig für mehrere 100 Euro Scheine in<br />

edlen Boutiquen. Echter Jeansstoff muss bis heute mit Indigo<br />

gefärbt sein.<br />

Mit der Farbe Weiß feiern wir in unserer Kultur das<br />

Leben. Bei der Kommunion, bei Hochzeiten und seit einigen<br />

Jahren in den Metropolen Europas bei den „White<br />

Dinners“ in lauen Sommernächten. Die weißen Nächte<br />

von St. Petersburg oder das Mittsommerfest in Schweden<br />

zur Sommersonnenwende werden gefeiert, weil die<br />

Nächte in dieser Jahreszeit kaum dunkel werden. Seit<br />

1988 gibt es das „White Dinner“ zuerst in Paris. Andere<br />

Metropolen folgten. Es ist ein elegantes Outdoor Dinner,<br />

alle Teilnehmer kleiden sich in Weiß, sie treffen<br />

sich an einem öffentlichen Platz in der Innenstadt und<br />

nehmen an mitgebrachten Tischen ein dreigängiges Menü<br />

ein und edle Getränke, alles mitgebracht. Verabredet<br />

wird sich natürlich über die sozialen Medien oder über<br />

Freunde und Bekannte. Da es eine nichtkommerzialisierte<br />

Veranstaltung bleiben soll, ist Ort und Datum meist<br />

Foto: Gebr.-Busch-Kreis Hilchenbach<br />

geheim. Aus der ursprünglich exklusiven Fest-Veranstaltung<br />

ist inzwischen ein Event geworden, das jedem offen steht. In<br />

Deutschland gab es White Dinners nicht nur in den Metropolen<br />

Berlin, München und Hamburg. Das öffentliche Festmahl<br />

zieht immer weitere Kreise.<br />

2014 feierte das „Diner en blanc“ auch in Hilchenbach,<br />

damals auf dem Marktplatz, seine Premiere. Erfolgreich<br />

veranstaltete der Gebrüder-Busch-Kreis in Zusammenarbeit<br />

mit der Stadt das außergewöhnliche Picknick im Freien<br />

– in leicht abgewandelter Form. Vielleicht findet die Idee<br />

demnächst auch in Siegen Freunde. Die neuen Ufer an der<br />

Sieg, oberes oder unteres Schloss wären vielleicht einen<br />

Versuch wert, auch hier ein „White Dinner“ zu wagen.<br />

Schon immer haben sich Gelehrte, Wissenschaftler und<br />

Künstler natürlich mit dem Phänomen Farbe auseinandergesetzt.<br />

Im Kunstunterricht an der Schule oder in den Malklassen<br />

der Akademien gehört immer auch das Fach Farbtheorie<br />

dazu. Vor allem der Bauhauslehrer Johannes Itten war ein<br />

Wegbereiter der künstlerischen Farbtheorie. Er beschäftigte<br />

sich in den 20-iger Jahren des letzten Jahrhunderts mit der<br />

Wirkung der Farben und dem Zusammenwirken von Form<br />

und Farbe. Seitdem gehören Begriffe wie Grund- und Komplementärfarben<br />

zum Rüstzeug für angehende Künstler. Und<br />

jedes Kind weiß, was passiert, wenn man Blau und Gelb<br />

mischt. Es entsteht Grün. Trotz aller Theorie gehört aber immer<br />

noch Intuition und Kreativität dazu, die rechte Farbe auf<br />

den richtigen Fleck der Leinwand zu setzen.<br />

Heute in unserer reizüberfluteten Zeit fühlen wir uns<br />

manchmal auch von Farben bedrängt. Alles wimmelt von<br />

oft grellen, ja kreischenden Farben. Wie wohltuend ist es<br />

dann manchmal wieder in den Schwarz-Weiß Modus zu<br />

wechseln. Bei alten Filmen, beim Betrachten von alten<br />

Fotos. Kein Wunder, dass Schwarz-Weiß Fotografie auch<br />

heute wieder einen hohen Stellenwert genießt und bewusst<br />

als künstlerisches Mittel eingesetzt wird. Und alte Filme<br />

wie „Der dritte Mann“ oder „Alexis Sorbas“ faszinieren<br />

uns noch heute ganz ohne Technicolor.<br />

In diesen unsicheren Zeiten sind also die Trendfarben<br />

Rosa und Hellblau für uns vorgesehen. Was soll uns das<br />

sagen? „Bleiben Sie heiter – irgendwie“. Tessie Reeh<br />

Quellen: Eva Heller „Wie Farben wirken“, Reinbek 1995. „Schwarz-Weiß war gestern“,<br />

Süddeutsche Zeitung vom 24./25.März <strong>2016</strong>. www.hilchenbach.de „Dinner in Weiß“<br />

„Dinner in Weiß“, beliebte Veranstaltung in Hilchenbach<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 35


Historisches aus dem Siegerland<br />

Fast vergessene Orte<br />

Willi Zöller an dem Ort, der in seiner Schulzeit für ihn eine große Bedeutung hatte:<br />

Der Bunker in der Rosterstraße unterhalb der Diesterwegschule<br />

Beim Gang durch die Stadt passiert es mir hin und<br />

wieder, dass ich an einem Haus, einer Brücke, einem<br />

Brunnen oder einem Kunstwerk vorbeikomme, bei<br />

dem ich gerne sofort Fragen stellen würde: Seit wann steht<br />

das hier, was war früher hier, welche Bedeutung hatte es einmal?<br />

Orte, die kaum jemand bewusst wahrnimmt, obwohl sie<br />

unter Umständen eine bewegte Geschichte haben, die aber in<br />

Vergessenheit zu geraten drohen, da es immer weniger Menschen<br />

gibt, die darüber etwas erzählen können. Da diese Orte<br />

oft unscheinbar sind oder versteckt, von der Natur teilweise<br />

überwuchert, nimmt manch ein Spaziergänger kaum Notiz<br />

davon. Wie gut, dass es Siegener wie Willi Zöller gibt. Mit<br />

ihm traf ich mich in der Rosterstraße vor einer merkwürdigen<br />

Tür und er erzählte mir aus seiner Schulzeit:<br />

„Bis zum schweren Bombenangriff am 16.12.1944 lief<br />

der Schulbetrieb eigentlich ziemlich normal. Danach häuften<br />

sich Alarme und akute Luftgefahr und alle Klassen mussten<br />

immer wieder in den Bunker unterhalb unserer Schule,<br />

der heutigen Diesterwegschule am Rosterberg. Zu unserem<br />

Leidwesen meinte unser Klassenlehrer Herr Schoning (Rektor<br />

war Herr Schnutz), selbst im Halbdunklen sei Kopfrechnen<br />

noch gut möglich und dies wurde auch praktiziert.<br />

Etwa nach dem zweiten Großangriff am 1.2.1945 habe ich<br />

die Schule nicht mehr besucht. Ob der Schulbetrieb über eine<br />

Bekanntmachung oder sonst wie offiziell und ab wann eingestellt<br />

wurde, ist mir bis heute nicht bekannt. Nach Kriegsende<br />

begann für uns, aber nur für die 8. Klasse, nach Hörensagen<br />

oder wie auch immer der Unterricht wieder etwa September/<br />

Oktober 1945 in der Hammerhütter Schule in der Koblenzer<br />

Straße unter Rektor Bruski in einem notdürftig hergerichteten<br />

Raum mit zum Teil Pappdeckel vor den Fenstern und<br />

einem Kanonenofen mit einem Ofenrohr aus einer Fensteröffnung.<br />

Die Toilettenanlage war nicht intakt. Unvergessen<br />

ist die alsbald verabreichte „Quäkerspeise“, die von den<br />

kräftigsten Jungen am Ende der Eintracht (damals Stadtpark,<br />

heute Siegerlandhalle) in Milchkannen geholt werden musste<br />

und vom Rektor persönlich in die jeweils von den Schülern<br />

mitgebrachten Becher per Schöpfkelle eingeschenkt wurde.<br />

Es kam auch vor, dass er fragte: „Warst du nicht eben schon<br />

mal hier?“ Die Jungs mit den Milchkannen waren mit der<br />

Zeit auf die Idee gekommen, die Kannen unterwegs schon<br />

mal um den „Trägerlohn“ zu „erleichtern“. Dazu wurde in<br />

einem Versteck der Deckel abgehoben, gefüllt und reihum<br />

geleert. Irgendwann stellte schließlich Herr Bruski fest, dass<br />

die Kannen nicht mehr richtig gefüllt wären. Er wollte sich<br />

bei der Kommandantur beschweren. Die Jungs allerdings<br />

sind nie befragt worden. Etwa im Mai/Juni 1946 wurden wir<br />

in die Schule an der Frankfurter Straße unter Rektor Schönhoff,<br />

wahrscheinlich wieder konfessionell getrennt, verlegt,<br />

obwohl die Schulzeit eigentlich abgelaufen war. Wer eine<br />

Lehrstelle bekam, konnte dann die Schule verlassen.<br />

Etwa im März 1945 hieß es, die HJ-Jungs Jahrgang 1929<br />

hätten sich bei der Leitstelle Bunker Kaisergarten sozusagen<br />

zur Einberufung zu melden. Mein Bruder war Jahrgang<br />

1929. Nach Beratung mit einigen weiteren Betroffenen<br />

wurde einfach nichts unternommen, was natürlich schlimme<br />

Folgen hätte haben können. Alle haben aber zum Glück<br />

nichts mehr gehört und gesehen. Das Chaos war vermutlich<br />

schon zu weit fortgeschritten. Aber auch hier stellt sich mir<br />

im Nachhinein wie so oft die Frage was „hieß es“ für eine<br />

Bedeutung eigentlich hatte.<br />

Wo kam das her, wer sagte<br />

was, welch amtlichen Charakter<br />

kam dem zu?<br />

Ähnlich war das mit der<br />

Beendigung der Bunkerzeit.<br />

Nachdem die Amerikaner<br />

Anfang April 1945 den<br />

Rosterberg und Umgebung<br />

eingenommen hatten „hieß<br />

es“, alle könnten nach Hause<br />

gehen. Wer hat das bestimmt,<br />

angeordnet?<br />

Obwohl die Bürokratie<br />

nach meinem Eindruck auch<br />

in der schwersten Zeit allgegenwärtig<br />

war, gingen viele<br />

Ereignisse doch sehr unbürokratisch<br />

nach „Hörensagen“<br />

über die Bühne.“<br />

Willi Zöller/Uli Hoffmann<br />

36 durchblick 2/<strong>2016</strong><br />

Foto: Rita Petri


Gesellschaft<br />

Engagement gegen Fluchtursachen<br />

„Einsatz gegen Hunger und Krankheit in der Welt“<br />

Diesen Kernauftrag des Hilfswerks MISEREOR will<br />

der 1998 gegründete Arbeitskreis „Eine-Welt-Arbeit<br />

im dritten Lebensalter“ (ewa3) unterstützen. Die<br />

Mitglieder sind überzeugt, dass die Lebenserfahrungen älterer<br />

Menschen, ihre Kreativität und ihr Mut in besonderer<br />

Weise hilfreich sein können. MISEREOR stellt dafür seine<br />

Infrastruktur zur Verfügung und bietet eine breite Palette entwicklungsbezogener<br />

Informationen und Möglichkeiten des<br />

Engagements.<br />

Ein vorrangiges Interesse der ewa3-Mitglieder gilt den<br />

Ursachen und Folgen weltweiter Fehlentwicklungen. Und<br />

zugleich geht es darum, nicht nur für die Alten und ihre politischen,<br />

wirtschaftlichen und kulturellen Menschenrechte<br />

einzutreten, sondern dies alles zusammen mit ihnen zu unternehmen<br />

– soweit dies nur irgend möglich ist. Und immer ist<br />

auch die konkrete Flüchtlingsarbeit gefragt, im hiesigen kommunalen<br />

Umfeld, im Nahbereich. Hier wird persönliches Engagement<br />

geboten und vermittelt (private Aufnahme syrischer<br />

Flüchtlinge, rechtliche Verantwortung für Minderjährige, regelmäßige<br />

Besuche einer Familie, Öffentlichkeitsarbeit usw.).<br />

In ihrem Engagement zur Bekämpfung der Fluchtursachen<br />

stützen sich die ewa3-Mitglieder auf Veröffentlichungen des<br />

Hilfswerks MISEREOR und vergleichbarer Hilfswerke. Oft<br />

handelt es sich um Analysen zu Problemen, an die sich staatliche<br />

Stellen nicht herantrauen oder mit denen sie scheinbar<br />

überfordert sind. Beispiele: Waffenhandel (Rüstungsexport),<br />

Umweltschädigung, Klimawandel, die Aneignung großer<br />

Landflächen durch Investoren („Landgrabbing“), Freihandelsabkommen<br />

usw.; im Blick sind aber auch generelle Entwicklungstendenzen<br />

wie z.B. „Landflucht“ und „Urbanisierung“<br />

und die häufig damit verbundene Prekarisierung der Lebensbedingungen<br />

alter Menschen, die auf dem Land zurückbleiben.<br />

Den daraus folgenden (oft existentiellen) Bedrohungen<br />

sind viele ältere Menschen hilflos ausgesetzt.<br />

Die Fakten:<br />

► Heute leben zwei Drittel der über 60-Jährigen in sogenannten<br />

Entwicklungsländern, 2050 werden es 80 Prozent sein.<br />

► Nur etwa 20% der alten Menschen weltweit verfügen über<br />

ein regelmäßiges Einkommen, das dann aber oft auch nicht zur<br />

Befriedigung der Grundbedürfnisse reicht.<br />

► Die Versorgung der Großeltern durch Familienangehörige<br />

erweist sich vielerorts als unzureichend, weil die mittlere Generation<br />

damit zum großen Teil überfordert ist.<br />

► Wer alt und arm ist, kann sich aufgrund von Beeinträchtigungen<br />

bei Konflikten oft nicht in Sicherheit bringen, ist von Gewalt<br />

und Benachteiligung bedroht, der Zugang zu medizinischer<br />

und pflegerischer Versorgung fehlt oder ist unzureichend.<br />

Bereits die beiden Weltversammlungen über Fragen des<br />

Alterns (Wien 1982 und Madrid 20<strong>02</strong>) forderten die Staatengemeinschaft<br />

auf, elementare Voraussetzungen für ein Altern<br />

in Würde zu schaffen. Aber im Gefolge weltweiter Fluchtbewegungen<br />

werden viele Voraussetzungen zerstört. Gerade<br />

auch auf diesem Hintergrund plädiert und wirbt der ewa3- Arbeitskreis<br />

für mehr Soziale Altenarbeit in der Entwicklungszusammenarbeit.<br />

Wer ewa3/MISEREOR in diesem Anliegen<br />

unterstützen möchte, kann Kontakt aufnehmen über die MISE-<br />

REOR-Abteilung Bildung und Pastoral. Erich Kerkhoff<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 37


Historisches<br />

Von Mario Adorf und Quäkerspeisung<br />

Gucken Sie mal böse! So heißt das bei der<br />

letztjährigen Buchmesse in Frankfurt<br />

vorgestellte Buch von Mario Adorf. Mario<br />

hat schon mehrere Bücher geschrieben, darunter<br />

auch eines mit dem Titel „Der Mäusetöter“.<br />

Dieses Buch erzählt Begebenheiten aus seiner Jugendzeit<br />

als Germanistikstudent. Wie die meisten<br />

Menschen damals, kurz nach dem Krieg, hatte<br />

auch dieser jugendlich kräftige Mensch ständig<br />

Hunger. Seine Mutter, die in Mayen in der Eifel<br />

lebte, hatte sich und ihren Sohn mit Näharbeiten<br />

durch die Kriegsende- und Nachkriegswirren<br />

gebracht und sogar einen Teil seines Studiums<br />

finanziert. Aber „Fressalien“-Pakete konnte sie<br />

nur selten schicken. So musste sich Mario nach<br />

einem Studentenjob umsehen. Einige Kommilitonen<br />

fragten ihn eines Tages: „Mario, willst Du<br />

„Mäusetöter“ werden?“ Nachdem sie ihm seine<br />

zukünftige Tätigkeit erklärt hatten, sagte Mario<br />

freudig zu und freute sich schon darauf, sich den<br />

Bauch mal richtig voll schlagen zu können.<br />

In der Nähe von Mainz befand sich eine riesige<br />

Halle. Diese war vollgestopft mit großen<br />

Paketen, die Kekse enthielten, welche von den<br />

Quäkern in Amerika für hungernde Flüchtlinge<br />

und Kinder der ausgebombten deutschen Bevölkerung<br />

gespendet worden waren. Leider hatten<br />

auch die Mäuse davon Wind bekommen. Es<br />

muss sich unter ihnen herumgesprochen haben,<br />

dass man in einem Kekspaket leben kann wie im<br />

Schlaraffenland. Damit waren die Mäuse zu einer<br />

ernst zu nehmenden Nahrungskonkurrenz für die<br />

Menschen geworden. Marios Aufgabe bestand<br />

darin, einen Kanonen-Ofen anzuzünden und für eine hohe<br />

Flamme zu sorgen. Anschließend holte er die Pakete vom<br />

Stapel und öffnete eines nach dem anderen. Heraus sprang<br />

meistens eine Maus, die er fangen und ins Feuer werfen<br />

musste. Dann wurde sortiert, die nicht angeknabberten in<br />

eine große Wanne, die angeknabberten in ein anderes Gefäß<br />

nach dem Motto „die guten ins Töpfchen, die schlechten ins<br />

Kröpfchen“ Aus den nicht angeknabberten Keksen wurde<br />

Kekssuppe gekocht, die man Quäkerspeise nannte. Aber für<br />

Mario blieben genug Kekse, um sich satt essen zu können.<br />

Das war sein Lohn.<br />

Fotos: Archiv Quäker-Hilfe Stiftung<br />

Schulspeisung nach dem zweiten Weltkrieg, bekannt als Quäkerspeise<br />

Es begab sich zu der gleichen Zeit, dass aus den verlorenen<br />

östlichen Provinzen „Ostpreußen“, „Westpreußen“,<br />

„Pommern“ und „Schlesien“ die Menschen das Land verlassen<br />

mussten. Sie sollten in den weiter westlich gelegenen<br />

Provinzen wieder angesiedelt werden. Aus dem Waldenburger<br />

und Glazer Bergland kamen viele Menschen ins Siegerland<br />

und wurden zunächst in vorhandenen Kasernen untergebracht.<br />

Sie landeten erschöpft von der langen Reise im<br />

Güterzug an einem heißen Augusttag im Durchgangslager<br />

Wellersbergkaserne, wo sie auch ernährt werden mussten.<br />

Dies geschah mittels ,,Quäkerspeise“. Je mehr Kekse<br />

Mario Adorf und seine Kommilitonen vor den gelüstigen<br />

Mäusen retten konnten, desto mehr Flüchtlinge wurden satt.<br />

Die Ankömmlinge trafen am nächsten Tag ihre vertrauten<br />

Nachbarn wieder und viele andere fremde Menschen.<br />

Alle fragten sich: Was geschieht nun? Menschen,<br />

die Angehörige oder Bekannte in anderen Bundesländern<br />

hatten, wurden per ,,Rotes Kreuz“ dorthin geschickt. Junge<br />

Männer, die anderthalb Jahre zuvor noch zur Hitlerjugend<br />

gehört hatten und gerade noch um die Einberufung herumgekommen<br />

waren, bewarben sich in die Kohlengruben des<br />

Ruhrgebietes. Sie wollten möglichst bald arbeiten und Geld<br />

verdienen. Diese Heranwachsenden litten ganz besonders<br />

unter der knappen Ernährung.<br />

38 durchblick 2/<strong>2016</strong>


Historisches<br />

Vom Durchgangslager aus wurden die Flüchtlinge bis<br />

nach Erntebriick, Laasphe, Feudingen und sogar Bad Berleburg<br />

weitergeleitet, auch in das näher gelegene Netphen<br />

mit umliegenden Dörfern. Ebenfalls in die entgegengesetzte<br />

Richtung, wie Eiserfeld, Mudersbach, Neunkirchen<br />

bis Betzdorf. Wer nicht ausgebombt war, musste Räumlichkeiten<br />

für Flüchtlinge zur Verfügung stellen. Das ging<br />

nicht immer ohne Schwierigkeiten vor sich, denn wer will<br />

schon gerne völlig fremde Menschen in sein Haus aufnehmen.<br />

Allerdings sprachen diese Leute wenigstens deutsch,<br />

wenn auch einen anderen Dialekt. Frauen und Kinder sowie<br />

komplette Familien wurden in der Fischbacherbergkaserne<br />

untergebracht. In der dritten Kaserne Siegens war die damalige<br />

belgische Schutzmacht stationiert.<br />

Da es in einer ehemaligen Kaserne nur Toiletten für Männer<br />

gab, hatte man hinter einem der Häuser eine lange Grube<br />

ausgehoben. Darüber wurde ein langes Holzhaus gestülpt.<br />

An der rückwärtigen Holzwand befand sich ein langes, poliertes<br />

Brett mit den nötigen Öffnungen. Solche „Häuschen“<br />

hießen in der Soldatensprache „Donnerbalken“. Hier trafen<br />

sich die Menschen, erledigten ihre „Geschäfte“ und nützten<br />

das Häuschen auch als Informationsbörse.<br />

Es gab immer wieder alle möglichen Gerüchte. Die meisten<br />

beschäftigten sich mit der Rückkehr in die Heimat oder<br />

mit dem Essen, denn alle hatten ständig Hunger. Gingen<br />

sie im Laufe des Vormittags zum Donnerbalken, saßen sie<br />

dort einträchtig, Alte und Junge, dazwischen immer wieder<br />

Kinder. Sie zerbrachen sich den Kopf darüber, ob es heute<br />

wohl Grünkernsuppe oder Kekssuppe geben würde. Die<br />

Grünkernsuppe schmeckte immer etwas seifig, aber Suppe<br />

aus Keksen war sehr beliebt. Ein Glück, dass es damals die<br />

Quäker gab und ihre Spenden.<br />

Suchten die Menschen den Donnerbalken am Nachmittag<br />

auf, sprachen sie immer wieder von der verlassenen Heimat.<br />

Sie waren der festen Meinung, dass sie bald wieder zurückgebracht<br />

werden würden. Besonders die Bauern unter ihnen<br />

machten sich Sorgen darüber, dass die Kartoffeln noch nicht<br />

ausgemacht waren. Sie fragten sich, wer wohl das Wintergetreide<br />

einsähen würde. Was wird aus unsern Tieren? Wer<br />

melkt die Kühe? Wer füttert sie? Das Obst ist auch noch nicht<br />

abgenommen. Es wird herunterfallen und faulen!<br />

Was das „Örtchen“ betrifft, so habe ich in späteren<br />

Jahren auf Bildungsreisen, die mich zu römischen Ausgrabungen<br />

führten, festgestellt, dass auch die „alten Römer“<br />

auf dem „Örtchen“ den Gedankenaustausch. liebten. Sie<br />

benützten in Marmor gehauene „Örtchen“ in Hufeisenform<br />

gebaut. Hier kamen sie ihren Bedürfnissen nach und knüpften<br />

gleichzeitig Geschäftsbeziehungen oder klatschten über<br />

ihre Mitmenschen. Aber wenigstens mussten sie sich um ihre<br />

Ernährung keine Sorgen machen und wurden auch nicht<br />

aus dem „römischen Reich“ vertrieben.<br />

Else von Schmidtsdorf<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 39


Johann Hübner,<br />

Raubritter von der Ginsburg?<br />

Johann Hübner, der Name ist untrennbar mit der Ginsburg<br />

verbunden. Auf einer zwischen Hilchenbach und Lützel<br />

gelegenen Bergkuppe wurde diese im 13. Jahrhundert<br />

von Heinrich dem Reichen, Graf v. Nassau, errichtet 1) . Sie<br />

diente dem Schutz der alten Handelsstraße, die von Siegen<br />

nach Marburg führte. Hat der trinkfreudige Raubritter dort<br />

tatsächlich gelebt?<br />

In den verschiedenen<br />

Sagensammlungen<br />

des Landes an<br />

der Sieg nimmt die<br />

Erzählung von ihm einen<br />

erheblichen Raum<br />

ein, wenngleich die<br />

Darstellungen in Einzelheiten<br />

voneinander<br />

abweichen. In der Autobiographie<br />

„Stillings<br />

Jugend“, in 1777 aufgezeichnet,<br />

befindet sich<br />

eine frühe Variante 2) ,<br />

der zunächst Aufmerksamkeit<br />

zukommt.<br />

„Erzähl mir noch<br />

einmal die Gesichte<br />

von Johann Hübner, der<br />

hier auf dem Schlosse gewohnt hat.“ Der Befragte, Johann<br />

Hellmann Jung, kommt der Bitte seiner jungen Frau Dorothea<br />

gerne nach und beginnt:<br />

„Auf diesem Schlosse haben von alters her Räuber gewohnt.<br />

Die gingen des nachts im Land umher und stahlen<br />

den Leuten das Vieh. Der letzte Räuber, der hier gewohnt<br />

hat, hieß Johann Hübner. Er hatte eiserne Kleider an und<br />

war stärker als alle Buschen im ganzen Lande. Er hatte nur<br />

ein Auge und einen großen krausen Bart.“<br />

Die jungen Eheleute haben wandernd die Kuppe des<br />

Ginsberges erreicht. Nicht viel ist von dem Glanz der nassauischen<br />

Grenzfeste geblieben, die auf der Gemarkung<br />

Grund als Bollwerk gegen das Herzogtum Westfalen und<br />

die Grafschaft Wittgenstein errichtet wurde. Auf dem Wallgraben,<br />

den wuchtigen Rest des Bergfrieds vor sich, lassen<br />

sie sich nieder, als der Jungvermählte seiner Frau die Sage<br />

von Johann Hübner erzählt. Groß sei die Not der Bauern<br />

aus den umliegenden Orten gewesen, denen der Raubritter<br />

mit seinen trinkfesten Gesellen das Vieh stahl. Kein<br />

Kaufmann habe im Nahbereich seiner Burg die Reise fortsetzen<br />

können. Ausgeplündert und geschlagen hätten sich<br />

die Geschädigten an den Fürsten Christian von Dillenburg<br />

gewandt und um Hilfe gebeten. Dieser habe in ritterlichem<br />

Zweikampf in der Nähe der Ginsburg Johann Hübner be-<br />

Historisches<br />

siegt und begraben. Dessen Anhänger hätten über seinem<br />

Grab eine Eiche gepflanzt.<br />

Der Erzählung von Jung-Stilling folgte zunächst die<br />

Märchensammlung der Brüder Wilhelm und Jakob Grimm,<br />

die in den Jahren 1812-1815 viele Geschichten aus Deutschland<br />

sammelten und in Buchform veröffentlichten. In deren<br />

Wiedergabe<br />

der Hübner-Sage<br />

findet sich eine<br />

starke Orientierung<br />

an der Schilderung<br />

von Jung-<br />

Stilling.<br />

Gerhard<br />

Schrey, bis 1941<br />

Lehrer in Hilchenbach,<br />

hat<br />

die Legende von<br />

Johann Hübner<br />

in die 1912 erschienenen<br />

„Siegerländer<br />

Sagen“<br />

3)<br />

aufgenommen .<br />

Unter dem glei-<br />

Auf den Resten eines vorgängerbaues wurde im 13. Jahrhundert die<br />

nassauische Burganlage „Ginsburg“ errichtet.<br />

chen Buchtitel<br />

veröffentlichte<br />

1967 Adolf Wurmbach, bis 1952 Hauptlehrer in Krombach,<br />

eine Sammlung von Begebenheiten, die sich so oder<br />

in ähnlicher Form im Siegerland zugetragen haben sollen 4) .<br />

Den Schluss bildet der Band von Bernhard Görnig, in<br />

der sich die Hübner-Sage als starke Anlehnung an den Jung-<br />

Stilling-Text findet 5) .<br />

Hat die Sage einen Wahrheitsgehalt? Das Geschlechtsregister<br />

der Grafen von Nassau-Dillenburg gewährt dazu einen<br />

Einblick. Fürst Christian von Nassau-Dillenburg wurde am<br />

11. August 1688 geboren und übernahm die Regentschaft<br />

über das Fürstentum Dillenburg nach dem Tode seines Bruders<br />

Wilhelm im Jahre 1724. Auf einem Jagdausflug erlitt er<br />

am 28. August 1739 einen Schlaganfall, an dessen Folgen<br />

er verstarb. Die Ritterzeit war in den Jahren seiner Regentschaft<br />

längst vorbei. Er kommt als Bezwinger von Johann<br />

Hübner nicht in Betracht. Wer verbirgt sich hinter dem in der<br />

Sage genannten Fürsten Christian ? In der „Nassauischen<br />

Chronik“ von 1617 wird aus früherer Zeit kein weiterer Fürst<br />

oder Graf Christian von Nassau erwähnt. Auch in der Linie<br />

der Grafen von Nassau-Siegen wird kein Graf oder Fürst<br />

Christian genannt 6) .<br />

Johann Hübner, der ständig „eiserne Kleider“ trug, muss<br />

einer wesentlich früheren Zeit angehört haben als dem 18.<br />

Jahrhundert. Als Jung-Stilling in seiner Autobiographie die<br />

40 durchblick 2/<strong>2016</strong><br />

Foto: fotolia.de


Hübner-Story aufnahm, war Fürst Christian von Nassau-<br />

Dillenburg seit 38 Jahren tot. Hat Jung-Stilling in der Sage,<br />

wie durchgängig in seiner „Lebensgeschichte“, Namen<br />

und Orte ausgetauscht oder hat er die Erzählung seiner<br />

Vorfahren unkritisch übernommen? Hat Johann Hübner<br />

tatsächlich gelebt oder ist er eine reine Märchengestalt ?<br />

Aufschluss gibt ein Beitrag in der Sammlung „Blätter für<br />

Nassauische Geschichte“ aus dem Jahr 1909. Er beginnt:<br />

„Eine charakteristische Erscheinung aus der Zeit des sinkenden<br />

Mittelalters ist der Nassau-Dillenburger Graf Johann<br />

II. (mit der Haube), der von 1416 bis 1443 gemeinsam<br />

mit seinen Brüdern über die Dillenburger Lande regierte.<br />

Von seinem kriegerischen Leben her, weil er in seinen jungen<br />

Jahren nur wenig aus dem Sattel kam und meist mit der<br />

Sturmhaube beschirmt gewesen war, hatte er den Beinamen<br />

„mit der Haube“ (Hübner) bekommen“ 7) .<br />

Jener Graf Johann II. von Nassau-Dillenburg wird als<br />

streitsüchtiger Raufbold geschildert, der mit den Landgrafen<br />

Hermann und Ludwig von Hessen jahrelange Kriege<br />

führte. Auch die Ritter von Haiger und Bicken bleiben von<br />

seinen Feindseligkeiten nicht verschont.<br />

Die von Johann Textor 1671 verfasste „Nassauische Chronik“<br />

nennt Johann II. als Sohn Johanns I. (1339-1416) von<br />

Nassau-Dillenburg. Er sei ohne Abkömmlinge verstorben 8) .<br />

Den Beinamen „mit der Haube“ oder „Hübner“ erwähnt Textor<br />

nicht. Dieser findet sich jedoch bei Arnoldi in „Geschichte<br />

der Oranien-Nassauischen Länder und ihrer Regenten“ 9) .<br />

Ohne Abkömmlinge scheint Johann Hübner nicht gewesen<br />

zu sein. Im Jahre 1438 wird im Prämonstratenser-<br />

Kloster zu Keppel eine Gräfin Adelheid von Nassau aufgenommen,<br />

die den Nachforschungen Dr. Erwin Isenbergs<br />

zufolge eine Tochter Johanns II von Nassau war 10) .<br />

In der Hatnarck-Chronik „Stift Keppel im Siegerlande“,<br />

Band III, wird sie als Tochter von Engelbert I. von Nassau<br />

genannt (11). Dieser war möglicherweise ihr Taufpate und<br />

war ein Bruder von Johann II. Von 1478 – 1481 übte Adelheid<br />

von Nassau in Keppel das Amt einer Äbtissin aus 12) .<br />

Zu Lebzeiten von Johann II. gelang seinem Vater Johann<br />

I. ein entscheidender Schlag gegen den Grafen Johann III.<br />

von Wittgenstein, der mit seinen Horden raubend das Land<br />

durchzog. Es scheint so, dass wir Johann I. als „Fürst Christian“<br />

in der Hübner-Sage wiederfinden 13) .<br />

In dieser Erzählung wird ein Zeitraum von 300 Jahren<br />

verschmolzen. Aus Graf Johann I. von Nassau-Dillenburg<br />

wurde Fürst Christian. Sein kriegerischer Sohn Johann II.<br />

wird in die Rolle des Wittgensteiner Grafen Johann III. abgedrängt.<br />

Die Ginsburg und die Ginsberger Heide waren<br />

nassauische Hoheitsgebiete, so dass Johann II. Burg und<br />

Umgebung durchaus öfters besucht haben mag. Unter der<br />

Johann-Hübner-Eiche ist Johann II. von Nassau vermutlich<br />

nicht begraben worden. Wahrscheinlicher ist, dass er seine<br />

letzte Ruhe im Kloster zu Keppel gefunden hat, als er 1443<br />

in Dillenburg verstarb. Dies hätte seinem Wunsch entsprochen,<br />

wie eine Urkunde aus dem Jahr 1438 beweist 14) .<br />

Im Lauf der Jahrhunderte verfiel die Ginsburg so stark,<br />

dass Mitte des 20. Jahrhunderts nur noch Ruinenreste<br />

vorhanden waren. Der weithin sichtbare Bergfried wurde<br />

1967/68 auf den alten Grundmauern aufgebaut und erlaubt<br />

von der oberen Plattform einen erhabenen Weitblick.<br />

Durch den Schenkungsvertrag vom 18.12.20<strong>02</strong> ist der<br />

Siegerländer Burgenverein Eigentümer der historisch hochinteressanten<br />

Stätte, die im Burgbrunnen und den verfüllten<br />

Verteidigungsgräben noch wertvolle Geheimnisse hütet,<br />

geworden. <br />

Heinz Stötzel<br />

Literaturverzeichnis: 1) Arnoldi, Dr. Johannes Geschichte der Oranien Nassauischen Länder,<br />

Band I, Hadamar, 1799, Seiten 27, 36, 37. von Roeßler, Philipp „Die historischen Begebenheiten<br />

in den Nassauischen Landen“, Wiesbaden, 1893, Seite 27. 2) Jung, Dr. Heinrich genannt Jung-<br />

Stilling, in „Stillings-Jugend“, Nachdruck im Winkler-Verlag München, 1968, Seiten 28-31. 3)<br />

Schrey, Gerhard „Siegerländer Sagen“, Verlag Montanus Siegen, 1912, Seiten 51-54. 4) Wurmbach,<br />

Adolf „Siegerländer Sagen“, Verlag Vorländer, Siegen, 1967, Seiten 60-62. 5) Göring, Bernhard<br />

„Sagen aus dem Siegerland“, Verlag die Wielandschmiede, Kreuztal, 1993, Seiten 25-27. 6)<br />

Textor, Johann: „Nassauische Chronik“, Herborn 1617, Nachdruck Bonn und Fries, Siegen, 1982,<br />

Seiten 93 und 97. 7) unbekannte Verfasser: Blätter für Nassauische Geschichte, Beilage zum Wiesbadener<br />

Tagblatt 1909, Nr. 7, Seite 25. 8) wie 2) Seite 93 und 97. 9) Arnoldi, Dr. Johannes „Geschichte<br />

der Oranien-Nassauischen Länder und ihrer Regenten“, Band II, Hadamar 1800, Seite<br />

148. 10) Isenberg, Dr. Erwin „Alte Keppeler Chroniken“, Verlag die Wielandschmiede,Kreuztal,<br />

1992, Seite 120 und „Siegerland“ Band 70, Seite 89. 11) Hartnack, Dr. Wilhelm Stift Keppel im<br />

Siegerland, Selbstverlag des Stiftfonds, 1963, Seite 308. 12) wie 6) „Keppeler Chroniken“, Seite<br />

120. 13) wie 7) Seite 26. 14) wie 10 b) „Siegerland“ Band 70, Seite 84.<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 41


Kultur<br />

Thomas Kellner ausgezeichnet<br />

Thomas<br />

Kellner,<br />

der auch<br />

den durchblick<br />

Titel 1-<strong>2016</strong><br />

„Genius Loci“<br />

gestaltet hat,<br />

war von dem<br />

Kurator Zhang<br />

Guotian aus<br />

dem Reich der<br />

Mitte gebeten<br />

worden, seine<br />

Arbeit über<br />

die Siegener<br />

und russische<br />

Industriekultur noch einmal in China, dieses Mal in Shenyang<br />

im Norden Chinas zu zeigen und eine Ausstellung<br />

zur Industriearchitektur zusammenzustellen.<br />

Mit dabei waren Martpers (Martin Schaepers) aus Siegen,<br />

die Becherschüler Claudia Fährenkemper und Matthias<br />

Koch, so wie Jamey Stillings (USA), Lucia Ganieva<br />

(Niederlande), und Ferit Kuyas und Luca Zanier (Schweiz),<br />

gefördert von der Schweizer Kulturstiftung Prohelvetia. In<br />

Shenyang fand dieses Jahr zum zweiten Mal eine internationale<br />

Ausstellung der Industriefotografie am Nationalen<br />

Museum für Industrie Chinas statt.<br />

In einer Halle mit modernem Vorbau eines ehemaligen<br />

Hüttengeländes stellten Fotokünstler ihre Arbeiten über Industrie,<br />

Industriekultur, die Arbeiter und Architektur vor<br />

in der ehemaligen Industriehalle aus. In Shenyang ist der<br />

Wechsel von der Stahlproduktion zur Maschinenindustrie<br />

vollzogen. In der acht Millionen Einwohner Kleinstadt soll<br />

im nächsten Schritt die Kultur und die zum zweiten Mal<br />

stattfindende Biennale der Motor werden. Thomas Kellner<br />

erhielt bei den Eröffnungsfeierlichkeiten den Preis des<br />

besten internationalen Industriefotografen für seine Arbeit<br />

„Genius Loci“ über die Industriekultur Siegens und Jekaterinburgs.<br />

Neben ihm wurden 14 Chinesische Fotografen<br />

mit dem begehrten Preis ausgezeichnet. Der Siegener freute<br />

sich nach fünf Jahren Arbeit und Präsentation über diese<br />

Anerkennung im fernen China.<br />

<br />

42 durchblick 2/<strong>2016</strong>


Auf'n Kaffee mit Henner – Satire von Uli Hoffmann<br />

Foto: Fotolia.de<br />

In einem Siegener Café trifft der Autor regelmäßig seinen Freund<br />

Henner, einen Lebenskünstler, der immer wieder mit verrückten,<br />

aber kreativen Ideen verblüfft.<br />

Panta Rhei<br />

Leute mit Einkaufstüten kamen mir entgegen, als ich<br />

in der Bahnhofstraße unterwegs war, um mich wie<br />

immer im Café mit meinem Freund Henner zum<br />

Schwätzchen zu treffen. Offensichtlich gaben noch immer<br />

viele der Siegener Geschäftsleute die kostenlosen Plastiktüten<br />

heraus, obwohl auch hier eifrig diskutiert wurde, ob<br />

man aus Gründen des Umweltschutzes auf dieses künftige<br />

Abfallprodukt gänzlich verzichten sollte, was ja bereits von<br />

einigen Läden praktiziert wurde. Ich versuchte mir gerade<br />

vorzustellen, wie hoch der aufgetürmte Müllberg all der<br />

an einem Tag in Siegen benutzten Plastiktüten sein würde,<br />

als ich an der Ecke zum Bahnhofsvorplatz fast mit meinem<br />

Freund Henner zusammengestoßen wäre. „Schur“, rief er,<br />

„sollen wir bei dem schönen Wetter heute mal den Cappuccino<br />

ausfallen lassen und ein Stück gehen. Ich will dir etwas<br />

zeigen.“ Ich willigte sofort ein, zumal die Sonne heute für<br />

Siegener Verhältnisse ungewöhnlich lange von einem kräftig<br />

blauen Himmel schien.<br />

Wir schlenderten los, gingen zurück durch die Bahnhofstraße,<br />

bis Henner plötzlich zielstrebig nach links in<br />

Richtung Siegufer abbog. Er deutete auf die neu gestalteten<br />

Stufen am Flussufer und sagte: „Komm, wir setzen<br />

uns hierhin!“ Wir nahmen etwa auf halber Höhe Platz und<br />

schauten versonnen der ruhig dahinplätschernden Sieg zu.<br />

Siegen zu neuen Ufern hieß das Projekt der Stadterneuerung,<br />

zu dem die Freilegung des Flusses durch Abriss der<br />

Siegplatte gehörte. Ich musste an diesem schönen Tag den<br />

Stadtplanern Recht geben: Dieser Teil Siegens hat durch die<br />

Umgestaltung zweifelsfrei gewonnen. Während ich mich so<br />

meinen Gedanken hingab, sagte Henner auf einmal: „Panta<br />

rhei.“ Verdutzt entgegnete ich: „Wie meinen?“ „Panta<br />

rhei“, wiederholte mein Freund, „Alles fließt. Du erinnerst<br />

dich? Griechische Philosophie? Oder hast du das Wissen<br />

aus der Schulzeit bereits entsorgt?“ „Panta rhei. Alles klar.<br />

Aber du willst jetzt nicht mit einem altgriechischen Spruch<br />

glänzen und mir damit die Neuigkeit verkünden, dass unsere<br />

Sieg ein Fließgewässer ist?“, fragte ich. Henners Antwort<br />

kam prompt: „Natürlich nicht. Mit dem Ausspruch<br />

meine ich vordergründig allerdings die Fließbewegung des<br />

Wassers, aber hauptsächlich das große Ganze, das dahintersteckt.“<br />

„Du meinst das stadtplanerische Konzept?“, entgegnete<br />

ich. „Auch. Und alles fließt bedeutet ja auch, dass<br />

es ja immer weitergeht und dass man Dinge gedanklich<br />

fortschreiben muss“, konstatierte Henner. Gedanklich fortschreiben<br />

war mal wieder eine brillante Formulierung, die<br />

zum Weltbild meines Freundes passte. Böse Zungen hätten<br />

jetzt behauptet, auf Henner bezogen bedeute dies eher spinnerte<br />

Ideen. Gespannt legte ich los: „Also jetzt raus damit!<br />

Du brütest doch wieder etwas aus.“ Mit stolzer Miene verkündete<br />

Henner: „Als ich gestern hier saß und auf die Sieg<br />

schaute, dachte ich mir: Aus diesem schönen Stück Fluss<br />

müsste doch mehr zu machen sein!“ Jetzt war ich gespannt.<br />

Henner war ja immer für etwas Originelles gut. „Als erstes<br />

könnte man ja diese Stufen als Tribüne nutzen, für eine<br />

Regatta. Start ist am Kino an Reichwalds Ecke, Ziel beim<br />

Apollo. Zugegeben, eine Kurzregatta um den Apollo-Cup.“<br />

Ich versuchte, ernst zu bleiben, was mir aber nicht ganz<br />

gelang: „Aber der Deutschland-Achter wird hier wohl kaum<br />

Platz finden, oder?“ „Natürlich nicht, maximal Zweier-Kajak<br />

würde reichen“, erwiderte mein Freund. Er ließ seinen<br />

Blick über die gesamte Flussbreite schweifen und fuhr fort:<br />

„Und für die kleinen künstlichen Inseln habe ich auch eine<br />

Idee. Siegen ist ja eine Stadt mit Statuen, Skulpturen<br />

und Denkmälern. Allen voran Bergmann und Hüttenmann<br />

und der Berliner Bär. Da hätte ich ein neues zusätzliches<br />

Wahrzeichen: Auf eine Insel gehört ein kleiner Leuchtturm,<br />

allein der Sicherheit wegen. Mittelfristig sehe ich auch,<br />

dass der Fluss als Verkehrsweg genutzt werden sollte.“ Ich<br />

konnte meine Ironie nicht mehr zügeln: „Ach so, eine Weiße<br />

Flotte für Siegen, Containerschiffe, die vom Kreuztaler<br />

Umschlagbahnhof kommen, Fähren usw“, frotzelte ich. Pikiert<br />

entgegnete mein Freund: „Nimm meine konstruktiven<br />

Ideen doch einmal ernst! Ich habe dabei eher an Hamburg<br />

gedacht. Die setzen jetzt im Hafen einen schwimmfähigen<br />

Bus ein. Der könnte von Weidenau bis hierhin im Flussbett<br />

fahren. Das wäre eine Superattraktion für unsere Stadt und<br />

würde zudem noch die VWS entlasten.“<br />

Beeindruckt, aber keineswegs überzeugt fragte ich:<br />

„Toll, aber wie beurteilst du die Realisierungsmöglichkeiten?“<br />

„Das Leuchtturmprojekt ließe sich sofort verwirklichen“,<br />

erklärte Henner, „für die Regatta und den<br />

Flussbus sind noch Vorarbeiten nötig: Das Flussbett müsste<br />

von großen Steinen befreit und vertieft werden. Für dieses<br />

Projekt habe ich sogar schon einen zugkräftigen Namen<br />

gefunden: Siegen – die Stadt mit Tiefgang. Panta rhei! Und<br />

ich habe einen Traum: Wie schön wäre es, wenn wir von<br />

hier mit Kreuzfahrtzubringerschiffen nach Rotterdam mit<br />

Anschluss in die Karibik fahren könnten.“ Nach diesem<br />

kreativen Stadtspaziergang kam ich nicht umhin, meinen<br />

Freund Henner auf ein Bier einzuladen. <br />

<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 43


Gesellschaft<br />

Wie fühlt sich denn das an?<br />

Auf einmal bist du 75! Das hat sich wohl schon länger<br />

angebahnt, aber trotzdem stehst du plötzlich da<br />

mit dieser abstrakten Zahl und musst dich damit<br />

auseinandersetzen. Laut Statistik bist du jetzt stärker Demenz<br />

gefährdet und außerdem solltest du überprüfen lassen,<br />

ob du noch fahrtauglich bist, weil du ja abbaust. „Wenn<br />

du nicht mehr Autofahren kannst, dann bist du wirklich alt“,<br />

meint ein Bekannter von mir. Und das geht so weiter: Die<br />

75 als Schallgrenze für allgemeine Lebenstauglichkeit, das<br />

ist starker Tobak und eine gewaltige Herausforderung.<br />

Foto: Rita Petri<br />

„Nein“, so der freundliche Kommentar wohlmeinender<br />

Mitmenschen „ das hätte ich jetzt nicht gedacht, so alt wirkst<br />

Du doch gar nicht!“ „Dann schau doch mal genau hin“, ist<br />

in der Regel meine Antwort. „Ja, aber…“ und ich überlege<br />

schon: Ist das jetzt ein Kompliment oder bin ich vielleicht in<br />

meiner Entwicklung stehen geblieben? Der Spiegel schönt<br />

nichts. Die Entschleunigung meiner Bewegungen und Gedanken<br />

ist nicht zu übersehen, und die diversen anderen<br />

Defizite sind auch immer schlechter zu vertuschen. Die 75<br />

Lebensjahre sind nicht weg zu diskutieren!<br />

Mir kommt ein etwas merkwürdiger Vergleich in den<br />

Sinn: das Altwerden und die Pubertät. In beiden Lebensphasen<br />

verändert sich der eigene Körper spürbar und auch<br />

für alle sichtbar, nur Geist und Seele sind nicht auf gleicher<br />

Höhe. Sie hinken oft noch hinterher. Das fühlt sich gar nicht<br />

gut an, weder im Alter noch in der Jugend. Der Unterschied:<br />

Die Jugend startet durch in eine verheißungsvolle, erwachsene<br />

Zukunft – und das Alter? Wo führt das hin? Da versucht<br />

man eher stehen zu bleiben und den „Fortschritt“ so<br />

lange wie möglich hinauszuzögern.<br />

Wir Alten haben den größten Teil dieser „verheißungsvollen<br />

Zukunft“ bereits gelebt, mit allen Höhen und Tiefen.<br />

Die Einen schauen zufrieden zurück, andere eher unzufrieden,<br />

wenn nicht gar verbittert. Das ist der Stand der Dinge.<br />

Doch nun, wie das Kaninchen auf die bewusste Schlange,<br />

nur noch auf das sich unweigerlich nähernde Ende zu<br />

starren, das ist eine unverzeihliche Vergeudung der noch<br />

geschenkten Lebenszeit! Das geht gar nicht.<br />

Aber wie fühlt sich das Leben nun an mit 75, mit all<br />

den kleinen und auch größeren Einschränkungen im Alltag,<br />

gesundheitlich und finanziell? Schmälern sie nicht meine<br />

angebliche „Lebensqualität“? Müsste ich mich deshalb<br />

nicht schlecht fühlen? Sie scheint ja gut gemeint, die Sorge<br />

um diese Lebensqualität. Aber wer setzt den Maßstab? Was<br />

wird mir da eingeredet? Es ist ein fragwürdiger Begriff. Ich<br />

will mich nicht ständig darum kümmern, wie ich mich mit<br />

meinen Defiziten wieder auf das Niveau einer 60- oder gar<br />

50-Jährigen bringe. Das funktioniert nicht. Das bedeutet<br />

Stress. Andere verdienen sich eine goldene Nase an den Bemühungen<br />

der „Silveraged-Generation“ vermeintlich mehr<br />

Lebensqualität zu schaffen. Ungeachtet dessen ist dieser<br />

Begriff eine bekloppte Verniedlichung.<br />

„Don’t cry over spilled milk!“ – „Weine nicht über<br />

verschüttete Milch!“ Ein mir lieb gewordenes britisches<br />

Sprichwort. Was nicht mehr zu retten ist, aufgeben, Vergangenes<br />

loslassen und sich Neuem zuwenden. Diese<br />

Ratschläge sind nicht neu. Nein, ich gebe nicht sofort<br />

auf, wenn sich neue Probleme zeigen. Da nehme ich<br />

gerne die segensreichen Möglichkeiten der modernen<br />

Medizin in Anspruch: Meine neue Hüfte schenkt mir<br />

fast die alte Beweglichkeit zurück. Natürlich nehme ich<br />

44 durchblick 2/<strong>2016</strong>


Medikamente, um all das was sonst noch so im Argen<br />

liegt aufzufangen, so gut es eben geht. Aber es gibt auch<br />

Dinge, von denen ich mich endgültig verabschiede, und<br />

das fühlt sich gut an!<br />

Da kommt mir natürlich mein dreiviertel Jahrhundert<br />

Lebenszeit sehr zur Hilfe: Kein Mensch erwartet von mir,<br />

dass ich noch 500 km alleine mit dem Auto fahre. Das war<br />

durchaus auch früher schon Stress, aber den kann ich mir<br />

jetzt beruhigt sparen: Ich bin ja alt! Schwieriger wird es<br />

schon bei der viel gepriesenen sportlichen Fitness im Alter.<br />

Wenn ich da meine Körpersignale nicht ernst nehme, grenzt<br />

das an Selbstverstümmelung. Auch hier gilt: Ich muss mir<br />

und anderen nichts mehr beweisen. Das ist eine sehr entlastende<br />

Erkenntnis, und auch das fühlt sich gut an!<br />

Ich kann mir aussuchen, mit wem und wie ich meine<br />

freie Zeit gestalte, was ich unternehmen möchte, wo ich<br />

mich engagieren will und wo nicht. Es ist eine wunderbare<br />

Erkenntnis, dass ich die Welt nicht mehr retten muss, aber<br />

mich noch einbringen kann. Mein Wissen und meine Erfahrung<br />

sind gefragt, z. B. bei der Entwicklung moderner<br />

Kommunikationstechnologien und deren Nutzung für Ältere.<br />

Da bin ich doch auf dem richtigen Dampfer.<br />

Die grauen Haare und dazu meine unzähligen Lachfalten<br />

verschaffen mir in manchen Lebenssituationen auch<br />

eine gewisse Narrenfreiheit: Wenn ich heute unbeschwert<br />

flirte, dann missversteht das niemand mehr. Der Umgang<br />

mit dem anderen Geschlecht ist viel lockerer und unbefangener<br />

geworden, denn wir Alten sind ja „Jenseits von Gut<br />

und Böse“. So denkt man jedenfalls...<br />

Dass das Alter nicht vor Torheit schützt, wissen wir. Aber<br />

ist es eine Torheit, sich im Alter noch einmal zu verlieben?<br />

Für junge Menschen schwer vorstellbar, aber das Alter ist ja<br />

keineswegs unerotisch. Es dann einfach genießen, die eigene<br />

Lebendigkeit zu spüren, das fühlt sich sehr gut an! Wer Sorge<br />

um den „guten Ruf“ hat muss es ja nicht an die große Glocke<br />

hängen. Die kleinen Geheimnisse im Alter sind wie ein<br />

Jungbrunnen, und träumen darf man ja. Das Alter und die hohe<br />

Lebenserfahrung werden uns schon vor der jugendlichen<br />

Torheit falscher Erwartungen schützen, denken wir... Wenn du<br />

aber dann unerwartet das Signal erhältst: „Ich finde dich auch<br />

attraktiv!“, dann hast du auch mit 75 noch dieselben Schmetterlinge<br />

im Bauch wie mit 20. Wahrscheinlich sind es doch eher<br />

neue, denn Schmetterlinge leben ja nicht so lange. Oder sind<br />

es jetzt Nachtfalter?<br />

Ich kokettiere gerne mit meinem Alter. Wer jahrelang<br />

als „die Alte“ in einem jungen Team gearbeitet hat, nutzt<br />

das als „Überlebensstrategie“. Wie leicht ist es, kleine<br />

Schwächen aufs Alter zu schieben. Habe ich etwas vergessen:<br />

„Oh, Verzeihung, das Alter!“ Habe ich etwas verlegt<br />

und suche verzweifelt danach: „Das passiert eben<br />

im Alter“ usw. Natürlich ist mir das früher auch häufig<br />

passiert, aber da war ich einfach schusselig und unkonzentriert,<br />

das erntete eher Kopfschütteln, jetzt wird es<br />

akzeptiert… Voraussetzung ist natürlich, zu seinem Alter<br />

zu stehen, es mit Humor zu nehmen. Wie könnte ich<br />

sonst über die Komik so mancher Situation lachen? Das<br />

hilft auch den Jüngeren, es etwas lockerer zu nehmen mit<br />

den „schrulligen“ Alten. <br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 45


Da sind auch die Gefühle, die weder gut noch schlecht<br />

sind, sondern existenziell! Es sind die diffusen Ängste<br />

vor einer ungewissen Zukunft und konkrete Ängste bei<br />

gesundheitlichen Problemen. Angst vor dem Verlust der<br />

Selbstständigkeit, vor dem Verlust der Identität z.B. durch<br />

Demenz. Mit 75 ist das Wissen um die Gefährdung des Lebens<br />

unterschwellig immer wach. Die Erfahrung weiß um<br />

die Unvorhersehbarkeit, die Unplanbarkeit der Ereignisse.<br />

Alle Gefühle, die unbestimmten und die konkreten Ängste,<br />

die großen und kleinen Glücksmomente, die öden Phasen<br />

der Langeweile, die empfundene Einsamkeit aber auch die<br />

Gesten von Zuneigung werden bewusster, intensiver wahrgenommen.<br />

In dieser Gemengelage von oft gegensätzlichen<br />

Gefühlen sehnt man sich im Alter manchmal nach mehr<br />

Gelassenheit.<br />

Und, wie fühlt sich das an, Gelassenheit? Diese souveräne<br />

innere Ruhe in aufregenden oder angstbesetzten<br />

Situationen? Wie kann sie zu einem tragenden Lebensgefühl<br />

werden? Kann ich es einfach abrufen, wenn ich es<br />

brauche? Die Antwort liegt vielleicht im Wort selbst verborgen:<br />

Lassen, ich lasse mich, ich lasse etwas nicht zu,<br />

lasse etwas los, ich überlasse etwas anderen, ich ver-lasse<br />

mich auf…. Habe ich in meinem Leben etwas worauf ich<br />

mich verlassen oder jemanden auf den ich mich verlassen<br />

kann? Worauf verlasse ich mich jetzt? Wie gewinne ich<br />

Ge-lassen-heit?<br />

Manchmal wünsche ich mir das naive Vertrauen meiner<br />

Kindheit, die selbstverständliche Frömmigkeit früher Jahre<br />

zurück, wie die unerschütterte Gewissheit, dass da Einer ist<br />

„… der mich liebt und der mich kennt und bei meinem<br />

Namen nennt“, der mich beschützt und auf den ich mich<br />

immer verlassen kann. Die Kinderabendgebete bringen<br />

das sehr schön zum Ausdruck. Manchmal bete ich sie heute<br />

wieder: „Müde bin ich, geh‘ zur Ruh, schließe beide<br />

Augen zu. Vater, lass die Augen Dein über meinem Bette<br />

sein …“ oder „Lieber Gott nun schlaf ich ein…“, darin<br />

ist alles gesagt. Dann spüre ich dem nach, was mich als<br />

Kind so beruhigt hat: Schön! Lässt sich das zurückholen,<br />

wieder finden? Was ist in den Jahren aus diesem Vertrauen<br />

geworden?<br />

Es ist so viel geschehen. Wege, die mich weit fortgeführt<br />

haben von dem was da früher war sind unumkehrbar.<br />

Aber ich habe eine Ahnung, dass etwas geblieben ist, ein<br />

verborgenes Fundament und dass es sich lohnt, danach zu<br />

suchen. Vielleicht ist das eine Chance, sie zu finden, die<br />

neue Gelassenheit?<br />

Wenn ich heute den Tag beschließe mit dem wunderschönem<br />

Abendlied von Matthias Claudius: „Der Mond ist<br />

aufgegangen…“, dann ist es für diesen einen Augenblick<br />

wieder da, das Gefühl der Kindheit, ohne es hinterfragen<br />

zu müssen, nach diesem dreiviertel Jahrhundert Lebenszeit,<br />

und das fühlt sich gut an!<br />

Anne Alhäuser<br />

Der Mond ist aufgegangen,<br />

die goldnen Sternlein prangen<br />

am Himmel hell und klar.<br />

Der Wald steht schwarz und schweiget<br />

und aus den Wiesen steiget<br />

der weiße Nebel wunderbar.<br />

Wie ist die Welt so stille<br />

und in der Dämmrung Hülle<br />

so traulich und so hold.<br />

Als eine stille Kammer<br />

wo ihr des Tages Jammer<br />

Verschlafen und vergessen sollt.<br />

Seht ihr den Mond dort stehen?<br />

Er ist nur halb zu sehen<br />

und ist doch rund und schön.<br />

So sind wohl manche Sachen,<br />

die wir getrost belachen,<br />

weil unsre Augen sie nicht sehn.<br />

Wir stolzen Menschenkinder<br />

sind eitel arme Sünder<br />

und wissen gar nicht viel.<br />

Wir spinnen Luftgespinste,<br />

und suchen viele Künste<br />

Und kommen weiter von dem Ziel.<br />

Gott, lass dein Heil uns schauen,<br />

auf nichts Vergänglichs trauen,<br />

nicht Eitelkeit uns freun.<br />

Lass uns einfältig werden<br />

und vor dir hier auf Erden<br />

wie Kinder fromm und fröhlich sein.<br />

Wollst endlich sonder Grämen<br />

aus dieser Welt uns nehmen<br />

durch einen sanften Tod.<br />

Und wenn du uns genommen,<br />

lass uns in‘ Himmel kommen,<br />

du unser Herr und unser Gott.<br />

So legt euch denn ihr Brüder<br />

in Gottes Namen nieder,<br />

kalt weht der Abendhauch.<br />

Verschon uns Gott mit Strafen<br />

und lass uns ruhig schlafen.<br />

Und unsern kranken Nachbarn auch.<br />

Matthias Claudius<br />

46 durchblick 2/<strong>2016</strong>


Unterhaltung<br />

Nachtfalterbesuch<br />

Langsam versank die Sonne hinter dem Wald und das<br />

glühende Rot des Abendhimmels verblasste. Die Solarsterne<br />

in den Blumenkästen strahlten jetzt heller.<br />

Zum Lesen spendeten sie allerdings nicht genug Licht. Also<br />

legte ich die Postkarte zwischen die richtigen Seiten meines<br />

Buches, klappte es zu, steckte die Kerze im Windlicht an und<br />

setzte mich wieder in die Hollywoodschaukel.<br />

Ein großer Nachtfalter umkreiste mehrmals den blau<br />

leuchtenden Stern und landete auf der Petunie. „Mmmm“,<br />

brummte ich und dachte, „passiert sein kann ihm nichts,<br />

dazu war der Abstand zum Licht zu groß. – Ob er es gleich<br />

noch mal versucht?“ Es dauerte auch nur wenige Augenblicke,<br />

bis er seinen nächsten Besuch startete. In enger werdenden<br />

Kreisen umgaukelte er den Stern und klammerte<br />

sich dann an den Stiel. „Ob die Hitze für seine zarten Flügel<br />

doch zu groß gewesen war? Oder sammelte er vielleicht<br />

nur neue Kräfte?“<br />

Zwei kleinere Falter erschienen und umkreisten das<br />

Windlicht. Ich schob es zur Tischkante und nahm den<br />

Glaszylinder ab. Er bot zwar einen gewissen Schutz für<br />

das auf das Licht zu fliegende Tier, das nicht früh genug<br />

die Kurve bekam, doch sollte es in die Öffnung plumpsen,<br />

käme jede Hilfe zu spät. Der große Falter startete jetzt<br />

auch Richtung Kerze. „Sei vorsichtig“, murmelte ich.<br />

„Du bist so schön mit deinen beiden Augen gleichenden<br />

Punkten auf den Flügeln“. Als hätte er die Warnung gehört,<br />

umschwebte er zwar mehrmals die Kerze, hielt aber<br />

Abstand, besuchte noch den Solarstern und verschwand<br />

dann in der Dunkelheit. Allerdings tauchte er bald wieder<br />

auf, umkreiste meine Tischleuchte, flog hinüber zum Balkonkasten<br />

und landete auf einem Geranienblatt unter dem<br />

Leuchtstern. Er schien sich dort wohl zu fühlen, denn er<br />

breitete seine Flügel aus.<br />

Die „Augen“ und die Zeichnung der unterschiedlichen<br />

schwarzen und weißen Punkte auf der Oberseite seiner<br />

Flügel konnte ich dadurch gut erkennen. „Zu welcher<br />

besonderen Art gehörst du wohl? Aber fotografieren, um<br />

später deinen Namen heraus zu finden, verscheucht dich<br />

und das will ich nicht.“ Wahrscheinlich würde ich die Namensuche<br />

sowieso aufgeben, denn die 100.000 Arten von<br />

großen und kleinen Schmetterlingen im Internet ansehen<br />

Foto: Gudrun Neuser<br />

und mit meinem Amateurfoto vergleichen, wäre mir bestimmt<br />

bald zu anstrengend. Außerdem schaden die Flatterer<br />

ja niemanden. Sie ernähren sich vom Nektar der Blüten<br />

und tragen in ihren feinen Härchen die Pollen weiter zu<br />

anderen Blumen.<br />

Ein Windstoß zauste die Balkonblumen und fegte den<br />

Nachtfalter weg. Doch er kam zurück und setzte sich wieder<br />

auf „sein“ Blatt. Die flackernde Kerzenflamme gefiel ihm<br />

aber wohl noch besser, denn er startete in ihre Richtung, umkreiste<br />

sie einmal und stieß dann im Sturzflug auf sie hinab.<br />

Mein Warnschrei: „Bieg ab!“ und meine wedelnde Handbewegung<br />

waren vergeblich. Er kam dem Feuer jedoch zu nah<br />

und trudelte vor dem die Wand schmückenden Efeu auf den<br />

Boden. Ich atmete tief und beobachtete noch einige Minuten<br />

die „Absturzstelle“. Er tauchte nicht auf. Traurig verzog ich<br />

mich ins Wohnzimmer vor den Fernseher und hoffte, dass<br />

der Falter später doch noch wegfliegen würde.<br />

Nachts träumte ich von einem Schmetterlingshaus, in<br />

dem Falter, beleuchtete Blütenkelche und Kerzenflammen<br />

miteinander tanzten und sah morgens sofort nach, ob der<br />

hübsche Kerl sich über Nacht erholte hatte. – Er war verschwunden!<br />

Wilma Frohne<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 47


Die außergewöhnliche Liebe<br />

Wussten Sie, liebe Leserin, verehrter Leser, dass<br />

ein besonders bissiger Hund früher zur Wildschweinjagd<br />

eingesetzt wurde? Aus dieser Zeit<br />

rührt wahrscheinlich auch der Begriff „Sauhund“ bzw.<br />

„Schweinehund“ her? Es lag daher nahe, dass diese Bezeichnung<br />

irgendwann auch für freche oder gehässige Menschen<br />

als Schimpfwort übernommen wurde. Und jüngst<br />

kamen wir in unserer Familie in die Situation, uns in besonderer<br />

Weise mit dem Begriff auseinanderzusetzen. Aber<br />

ich fange von vorne an.<br />

Vor nunmehr drei Jahren kam Eddy in unser Haus. Der<br />

Ursprungsgedanke bei mir war damals schon die Angst<br />

vor den Schwarzkitteln, deren zerstörerischen Spuren ich<br />

auf meinen Wanderungen sah. Ein kleiner frecher Terrier,<br />

so dachte ich, sei ein idealer Weggefährte und Beschützer.<br />

Doch ich hatte mich geirrt. Schnell stellte sich heraus, dass<br />

er mich keineswegs beschützen würde. Stattdessen nährte<br />

sein Verhalten den Verdacht, dass er die Begabung habe, jeden<br />

Angreifer fröhlich mit dem Schwanz wedelnd als Spielgefährten<br />

zu begrüßen. Und was die Schwarzkittel betrifft,<br />

sollte sich diese Vermutung tatsächlich einmal erfüllen.<br />

Schnell stellten wir fest, unser Eddy ist ein eigenartiger<br />

Geselle. Ganz besonders reizt er sein Herrchen zu außergewöhnlich-psychologischen<br />

Hunde-Studien. Es wurde seitdem<br />

nicht langweilig. Frauchen muss nun häufiger putzen.<br />

Eddy schleppt mehr Schmutz ins Haus als unsere beiden<br />

Enkel und ein Hund lässt sich nichts sagen! Seitdem Eddy<br />

weiß mit welchen Blick er sein Herrchen verzaubern<br />

kann, werden Machtworte zum Kuschelkurs und Frauchen<br />

hat verloren. Eddy ist flink und sobald sich eine Tür öffnet<br />

wird er zu einem blitzartigen Geschoß. Egal ob raus oder<br />

rein, der Hund ist zu Herrchens Leidwesen nicht zu halten.<br />

Er holt sein Halsband vom Schuhschrank und signalisiert<br />

„jetzt will ich raus“ und bevor Herrchen ihn an die Leine<br />

legt ist er schon über alle Berge. Für Abendstunden wurde<br />

extra ein Blink-Leuchtehalsband angeschafft, damit er sehen<br />

kann, in welche Richtung der Hund entschwunden ist.<br />

Nach langen Spaziergängen wurde es zu einem Ritual,<br />

das Herrchen seinen Liebling schon an der Kellertür<br />

empfängt. Als erzieherische Maßnahme gedacht gefiel es<br />

unserem Hund sofort. Ja, er wartet geduldig bis Herrchen<br />

für die Dusch-Wellness-Prozedur vor ihn in die Knie geht<br />

und ihn shampooniert, frottiert und anschließend sogar<br />

föhnt. Mit der Meinung, dass Eddy etwas sehr verwöhnt sei,<br />

stehe ich, das Frauchen vollkommen allein. Anfangs hatte<br />

ich noch gemeckert, finde es jetzt sehr sinnvoll und nehme<br />

sogar in Kauf, dass zuweilen mein Shampoo oder Duschgel<br />

für Herrchens Hundele zweckentfremdet wird. Unser<br />

Eddy liebt das Wasser. Kaum draußen planscht er durch<br />

den nahen Heckenbach, durch das matschig, sumpfige Gelände<br />

des Bachbiotops und mit seinen kurzen Beinen hängt<br />

48 durchblick 2/<strong>2016</strong><br />

Foto: Marie Schröder


er meistens bis unterm Bauch im Schlamm und Dreck. Irgendwann<br />

stellten wir fest: Eddy „pubertiert“ oder waren es<br />

seine ersten Frühlingsgefühle? Alles, was wir ihm langsam<br />

und mühevoll antrainiert hatten, war weg. Er hörte nicht<br />

mehr, er fraß tagelang nicht und selbst Herrchen war mit<br />

seinem Latein am Ende. Mit dem Hund war nichts mehr anzufangen.<br />

Er verschmähte sogar seine gemütliche Kuhle im<br />

Sessel und blieb teilweise einfach stocksteif wie tot im Garten<br />

liegen. Herrchen musste ihn mehrfach „reanimieren“.<br />

Sprach behutsam auf ihn ein, redete ihm gut zu, manchmal<br />

aber auch sehr verärgert. Einige Nächte verbrachte unser<br />

Hund vollkommen beleidigt in unserer Toilette und knurrte<br />

äußerst bös-verärgert, wenn man ihn in seiner Stimmung<br />

stören musste. Und plötzlich war er weg. Wir riefen, pfiffen<br />

und suchten, er blieb einen ganzen Nachmittag verschollen.<br />

„Wo ist bloß Eddy?“ fragten unsere Enkel. Opa meinte: „Na<br />

ich glaube, langsam wird er ein Mann. Sicherlich hat er sich<br />

eine Freundin angelacht!“ „Nun kuschelt und schmust er<br />

mit ihr?“, fragte Matti und hielt ganz erschreckt die Luft<br />

an. „Ach du je! Dann machen sie lauter Hundebabys und<br />

eines Tagen kommen die alle her und fragen, wo ist unser<br />

Vater!“ Die Phase ging vorüber. Eddy wurde wieder normal.<br />

Marie, unser Nachbarsmädel, war vom ersten Tage an<br />

die große Liebe unseres Hundes. Lustig anzusehen, wenn<br />

Marie hoch zu Ross durch die Kalteiche reitet und der kleine<br />

Eddy tappelt mit seinen etwas schräggestellten, kurzen<br />

Beinen nebenher.<br />

In diesem Jahr erleben wir eine neue Kuriosität. Bei<br />

schlechtem Wetter mochte unser Hund nicht mehr vor die<br />

Tür gehen. Ganz extrem wurde es, als dann auch noch die<br />

winterliche Kälte einsetzte. Marie hatte Erbarmen und<br />

erstand ein rotes Mäntelchen. Nicht zu glauben, unserem<br />

Hund gefiel es! Ganz schnieke und fein gemacht, wedelte<br />

sein Schwänzchen und er zappelte den nun mollig-warmen<br />

Ausflügen mit Marie entgegen. Und seit jenen Tagen erlebte<br />

unser Eddy ein neues weibliches Wesen. Hedwig hat<br />

Eddys Herz erobert! Frische Frühlingsgefühle? Schmetterlinge<br />

im Bauch? Seine Hormone tanzen Tango? Er hegte<br />

gar keine Sympathien für alle anderen Hundedamen in der<br />

Umgebung. Selbst Schnüffelspaziergänge waren nicht aktuell.<br />

Er, der begeistert im Auto mitfährt, hopst beschwingt<br />

ins Fahrzeug, wenn es zu Hedwig geht und er hechelt seiner<br />

Herzensdame entgegen. Per Smartphon sahen wir die ersten<br />

Fotos der jungen Liebe und waren total perplex. Hedwig<br />

ist ein Frischling! Durch einen tragischen Verkehrsunfall<br />

verlor eine Wildschweinmama ihr Leben. Sie hinterließ<br />

ein Waisenkind und Marie fand das gestreifte Bündelschen<br />

vereinsamt im Wald. Mühevoll päppelte sie das Baby mit<br />

der Flasche groß und nannte es Hedwig. Noch sehen sie<br />

beide putzig aus, wenn sie miteinander spielen. Hedwig<br />

entwickelt sich gut, ist nun nach einigen Wochen enorm<br />

gewachsen. Langsam beginnt sie eigenwillig in Teenager-<br />

Mentalität ihre Umwelt aufzumischen. „Oh, oh“, sinnierte<br />

nun unser kleiner Enkel und dachte scheinbar an das letzte<br />

Jahr, als Opa erklärte: Eddy wird langsam ein Mann! „Oh,<br />

oh, oh! Wenn Eddy jetzt so verliebt mit Hedwig schmust<br />

und kuschelt...., hoffentlich kriegen wir keine kleinen<br />

Schweinehundebabys!“ Eva-Maria Herrmann<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 49


Mein alter Freund<br />

„Steiner“<br />

Neulich, an einem dieser schönen Sonnentage, verbrachte<br />

ich mit ein paar Freunden den Nachmittag<br />

in unserem Garten. Irgendjemand fragte nach unseren<br />

alten Holzliegestühlen. „Ja natürlich haben wir sie noch,<br />

die stehen seit ewigen Zeiten im Holzschuppen, am Ende der<br />

Obstbaumwiese“, gab ich bekannt, während ich schon dort hin<br />

lief. Bei meinem Versuch, mir durch den dunklen Schuppen<br />

einen Weg zu bahnen, musste ich erst einige Katzen verscheuchen<br />

und unendlich viele Spinnweben zerstören.<br />

Endlich fand ich in der hintersten Ecke mehrere von<br />

diesen Holzliegestühlen. Ich zerrte einige nach draußen ans<br />

Tageslicht und konnte nur noch einen, nämlich meinen „alten<br />

Freund Steiner“, wie ich ihn immer wegen seines „steinbedruckten<br />

Stoffes“ nannte, als vielleicht brauchbar erkennen.<br />

Also klemmte ich ihn mir umständlich unter den Arm.<br />

Doch während des Tragens rutschte eine Stütze herunter und<br />

schlug mir genau in meine Kniekehle. Das tat vielleicht weh!<br />

Tapfer ignorierte ich den Schmerz, und<br />

nach kurzem Überlegen peilte ich den<br />

zurzeit sonnigsten Platz auf unserer<br />

Wiese neben dem Haus an. So, hier<br />

sollte er nun stehen. Oder doch vielleicht<br />

noch ein Stück näher zur Gartenmauer?<br />

Nein, nun glaubte ich unter<br />

den Wäscheleinen wäre der bessere<br />

Platz. Zum Glück erkannte ich noch<br />

früh genug, das dort viel zu viele Bodenunebenheiten<br />

waren. Immer noch unschlüssig<br />

suchend nach dem perfekten<br />

Standort, bemerkte ich plötzlich, dass<br />

meine Freunde, die inzwischen auf<br />

der Gartenmauer in der Sonne saßen,<br />

mich amüsiert beobachteten. Spontan<br />

entschied ich, den Liegestuhl jetzt genau<br />

dort zu platzieren, wo ich stand.<br />

Ja, und nun begann die Auseinandersetzung<br />

mit der Aufstelltechnik: Nach<br />

mehreren Versuchen entfaltete sich der<br />

Liegestuhl nach allen Seiten fast wie<br />

ein Fächer und klemmte mir prompt<br />

einen Finger ein. Autsch!<br />

Schnell entschied ich, mir nichts<br />

anmerken zu lassen. Während ich gehandicapt in einem<br />

neuen Versuch bemüht war die Armlehnen nach oben zu arbeiten,<br />

hakte sich eine Strebe so aus, dass ich sie nicht über<br />

das Kopfteil bekam. Eigentlich muss sie auch gar nicht darüber!<br />

Ich drückte sie feste in die Holzzähne und stellte dann<br />

enttäuscht fest, dass dieses auch nicht der richtige Weg war.<br />

Aufkommende Wut über mich selbst, ließ mich das Gelächter<br />

meiner Freunde nur ganz entfernt hören. „Wieso<br />

bin ich zu blöd einen Liegestuhl aufzustellen?“, fragte ich<br />

mich, während ich meine Hand mit dem gequetschten Finger<br />

versteckt nach oben hielt, um das unaufhörliche Pochen<br />

zu lindern. Nun benutzte ich meinen linken Fuß, um den<br />

Liegestuhl zur Seite zu schleudern. Mein Erstaunen über<br />

die Tatsache, wie schnell er perfekt zusammenklappte, ließ<br />

das Schmerzgefühl in meinem Fuß gar nicht richtig zum<br />

Ausbruch kommen. „Oh Gott, wie peinlich!“, schoss es mir<br />

durch den Kopf.<br />

Foto:Ulla D'Amico<br />

50 durchblick 2/<strong>2016</strong>


In diesem Augenblick kam Otto dazu und erklärte mir,<br />

vom Liegestuhlaufstellen etwas zu verstehen. War auch<br />

tatsächlich so! Nach kürzester Zeit stand das Prachtstück<br />

perfekt neben mir und lauschte dem noch eine ganze Weile<br />

dauernden Gespräch von uns beiden. Als ich dann endlich<br />

jemandem den Liegestuhl zum Benutzen hätte anbieten<br />

können, stand dieser komplett im Schatten. Auch das<br />

noch! Aber für mich war in diesem Moment klar, dass ich<br />

ihn auf keinen Fall, auch nur um einen Zentimeter, noch<br />

in irgendeine Richtung mit einem meiner Körperteile bewegen<br />

würde.<br />

Lächelnd humpelte ich nochmals in den Schuppen,<br />

kämpfte mich mit schmerzverzerrtem Gesicht in die hinterste<br />

Ecke und ergatterte noch eine Fußstütze. Diese schwang<br />

Der Mann im Haus<br />

von Edith Maria Bürger<br />

Wenn Mutter in der Küche steht,<br />

der Duft vom Braten sie umweht,<br />

schließt Vater lobend mit Gebühr<br />

doch schnellstens hinter sich die Tür.<br />

Denn dass er nicht nach Braten stinke,<br />

drum macht er baldigst winke, winke.<br />

Doch ist das Gute durchgegart,<br />

er kaum die Ruhe noch bewahrt.<br />

Da wird er bald zum Kochtopfgucker<br />

mit einem Schluckauf- Dauerschlucker.<br />

Bald ist das Essen angerichtet,<br />

ein milder Wein wird auch gesichtet.<br />

Was schnell verzehrt in einem fort<br />

gleicht fast schon einem Weltrekord<br />

bis sich der Hals nach Neuem reckt,<br />

hört man sehr deutlich wie es schmeckt.<br />

Und als der Bauch schon kugelrund,<br />

beleckt der Vater seinen Mund,<br />

und murmelt matt mit voller Schnute:<br />

,,Mein liebes Frauchen, meine Gute!“<br />

ich einhändig wie eine Trophäe zum Liegestuhl und musste<br />

dann allerdings enttäuscht feststellen, dass die beiden Teile<br />

absolut nicht zueinander gehörten. Auch wurde mir in diesem<br />

Moment erst so richtig bewusst, dass mein „Steiner“<br />

ganz einsam da stand. Diesen Anblick konnte ich nicht länger<br />

ertragen. Beherzt ergriff ich seine Lehne, zog ihn in Richtung<br />

Sonne und: KLAPP! Da lag er nun, flach wie ein Bilderrahmen!<br />

Ein wirklich trauriger Anblick. Sicher wären bei mir<br />

noch ein paar Tränen gekullert, wenn da nicht das schallende<br />

Gelächter meiner Freunde im Hintergrund gewesen wäre.<br />

Schnell setzte ich mich zu ihnen auf die Gartenmauer und genoss<br />

mit ihnen die warmen Sonnenstrahlen. Abends brachte<br />

ich „Steiner“ dann wieder in den Holzschuppen und versprach<br />

ihm, ihn bald wieder hervor zu holen. Ulla D’Amico<br />

Er gibt ihr nun zum guten Schluss<br />

treu lächelnd einen dicken Kuss.<br />

Er hebt nun schleppend seine Glieder<br />

zur Couch, und legt sich schnaufend nieder.<br />

Was in der Küche nun passiert,<br />

ihn doch im Traum nicht interessiert.<br />

Wenn er nach Stunden aufgewacht,<br />

ist alles wieder blank gemacht.<br />

Als kluge Frau denkt sie im Stillen,<br />

am nächsten Sonntag wird er grillen.<br />

Denn so komisch, wie es klingt,<br />

das tut er gern, auch wenn er stinkt.<br />

Dann ist er voll im Element,<br />

sieht zu, dass keine Wurst verbrennt,<br />

und wenn die Koteletts richtig schmurgeln,<br />

wird er derweil mit Bierchen gurgeln.<br />

Der lieben Frau sei hier gesagt,<br />

was hier passiert, ist nicht gewagt,<br />

denn gerne spielt der Mann mit Feuer,<br />

das alles ist ihm sehr geheuer.<br />

Es weckt in ihm den Urinstinkt,<br />

wenn er die Messer wetzt und schwingt‘<br />

und er von Beutefleisch umringt,<br />

ist‘s ihm egal, auch wenn er stinkt.<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 51


Unterhaltung<br />

Die unverstandenen Nachrichten<br />

Foto:Ulla D'Amico<br />

Die Zeiten, dass meine Hände zitterten, wenn ich<br />

zum Handy griff, sind Gott sei Dank vorbei. Ich habe<br />

nämlich in einem Volkshochschul-Kurs Nachhilfe<br />

genommen. Seitdem sage ich DU zu diesem Gerät<br />

und seinen Tasten. Ja, heute danke ich seinem Erfinder und<br />

genieße es, Jedermann an fast jedem Ort jederzeit erreichen<br />

zu können. Man kann ja sogar, unter Beachtung der<br />

Nebengeräusche, schnell herausfinden, wo die Kinder sich<br />

gerade befinden.<br />

Einmal hatte ich unsere Jüngste aus einem, wie ich<br />

glaubte, unseriösen Film, herausgeholt. Kurz nach diesem<br />

Zwischenfall bemerkte ich, dass mein Handy, übrigens<br />

nicht mehr so das allerneueste Modell, irgendwie nicht richtig<br />

funktionierte. Ich brachte es zum Überprüfen weg und<br />

bat meine Tochter Karo, mir doch ihres für zwei Tage zu leihen.<br />

Die Ausleihgebühr, in Form eines Eisgutscheines, die<br />

ich im Voraus zahlte, hatte ihre sofortige Einwilligung zur<br />

Folge. Was sie allerdings nicht bedacht hatte, war, dass ich<br />

ja nun Gelegenheit hatte, all ihre eingehenden Nachrichten<br />

zu lesen. Also, nicht das ich überaus neugierig war…doch<br />

als während des Kaffeetrinkens bei Frau Stock, mehrfach<br />

ein unüberhörbarer Brummton den Eingang einer Nachricht<br />

signalisierte, griff ich schließlich zum Leihhandy um<br />

nachzuschauen, ob da vielleicht eine wichtige Mitteilung<br />

für Karo angekommen war.<br />

Es gab tatsächlich einige Nachrichten, doch die schienen<br />

aus einer anderen Sprachregion zu sein. Da stand zum Beispiel:<br />

„Hi Karo, lass meine Bierdeckel rüberwachsen, Basti.“<br />

Oder „Hi Karo, Date mit deinem Lover war voll krass,<br />

wurde zugeföhnt bis zum Switschen. Ciao Tini.“ Aber das<br />

war noch nicht alles. Im Speicher der Ausgangspost war<br />

alles noch rätselhafter. Karo an Evi: „WWS? Love“ und<br />

Evi an Karo: „NOK! Sorry” Was war das für eine Kommunikation?<br />

Was soll das alles heißen und mit was für Leuten<br />

hat meine Tochter bloß Umgang? Ich wollte sofort Klarheit<br />

und ging mit Frau Stock zur Volkshochschule, um die Profis<br />

aus dem „Internet-Cafe“ zu fragen. Zum Glück trafen wir<br />

da Simon, den mir bekannten Finanzbeamten im Ruhestand<br />

und seine Lebensabschnittsgefährtin Silke. Zu viert starteten<br />

wir ein quizähnliches Spiel, zur Entschlüsselung der<br />

Geheimbotschaften. „Bierdeckel, ist absoluter Klartext“,<br />

sagte Simon. „Wahrscheinlich sammelt deine Tochter diese<br />

Dinger. Das ist doch ganz harmlos!“ Ich protestierte<br />

energisch: „Die trinkt kein Bier und sammelt auch keine<br />

Deckel!“ „Ne, ne“, meinte Silke, „da steht doch, dass einer<br />

beim Friseur zugeföhnt wurde.“ Ungläubig schüttelte ich<br />

den Kopf: „Karo geht nie zum Friseur!“ Aber Silke überlegte<br />

weiter: „Was heißt denn eigentlich switschen? Vielleicht<br />

soll das zwitschern heißen. Das sagt man doch in der Ganovensprache.<br />

Also gemeint ist, jemanden verpfeifen.“ Nun<br />

wurde ich aber laut: „Jemanden verpfeifen und föhnen, das<br />

hört sich für mich wie Folter an!“ Frau Stock wollte mich<br />

beruhigen und sagte: „Das ist bestimmt ein Tippfehler und<br />

soll schwitzen heißen. Wäre doch passend wenn man unter<br />

einem Föhn sitzt.“ Aber ich ließ mich nicht so schnell von<br />

irgendetwas überzeugen und fragte weiter: „Was sagt euch<br />

denn die Abkürzung : WWS?“ Silke meinte es sofort zu<br />

wissen. „Das ist noch ein Tippfehler! Alle Internetadres-<br />

52 durchblick 2/<strong>2016</strong>


sen beginnen mit WWW.“ Doch Simon glaubte die bessere<br />

Idee zu haben: „Das könnte doch Wald- und Wiesensause<br />

heißen!“ Da meldete sich Frau Stock noch mal zu Wort:<br />

„Kürzlich habe ich in der Zeitung was über Drogen mit dem<br />

Namen „Wilde-Wolke-Saudia“ gelesen.“ Völlig aufgeregt<br />

und entsetzt meinte ich: „Das hätte ich doch längst bemerkt,<br />

wenn Karo diese Richtung interessieren würde. Vielleicht<br />

heißt es ja einfach nur: Wir-Werden- Sehen. Nur was bedeutet<br />

dann NOK mit Ausrufezeichen?“ „Na vielleicht „Nackt<br />

oder Kunst“, räumte Silke grinsend ein. „Quatsch, ich hab‘s:<br />

Nationales-Olympisches-Komitee! Vielleicht trainiert deine<br />

Tochter heimlich für die nächste Olympiade.“ Für einen<br />

Moment grübelte ich, bevor ich fragte: „Nur in welcher<br />

Disziplin?“ „Fragen sie doch Karo einfach“, schlug Frau<br />

Stock vor. Und genau das machte ich auch.<br />

Als Karo am nächsten Tag zum Mittagessen kam, lag<br />

das Handy auf ihrem Teller. „Gibt es heute kein Essen?“,<br />

fragte sie ganz erstaunt. Und so bat ich sie erst einmal um<br />

Erklärung zu all den merkwürdigen Ausdrücken. „Wieso<br />

merkwürdige Ausdrücke, ich simse doch nur mit meinen<br />

Freunden.“ Völlig genervt fragte ich dann: „Na, und was<br />

bedeutet denn nun schon wieder simsen?“ „Na, SMS verschicken<br />

– das sind elektronische Nachrichten.“ Und dann<br />

sprudelte es nur so aus mir heraus: „Aha, und diese Freunde<br />

sind im olympischen Komitee? Und wieso haben die<br />

nicht eingegriffen, als du mit der Wilden-Wolke-Saudia zu<br />

geföhnt wurdest?“ „Welches Komitee, welche Wolke?“,<br />

fragte Karo sichtlich irritiert. Resolut griff ich zum Handy<br />

und rief alle Geheimbotschaften auf und ließ mir jedes Wort<br />

genauestens erklären. Ich glaube, mir fiel ein ganzer Berg<br />

Steine vor Erleichterung vom Herzen, als sich herausstellte,<br />

dass alles wirklich harmlos war.<br />

Nachmittags ging ich erneut zum Internet-Cafe. Dort<br />

nahm ich Simon zur Seite und beschimpfte ihn „allwissend“:<br />

„Du machst hier einen auf Superhirn, obwohl du<br />

eigentlich null Ahnung hast, was bei der Jugend und ihren<br />

Handys so abgeht.“ Ich erklärte dem völlig Sprachlosen,<br />

wenn die Rede von Bierdeckel sei, redet die Jugend von<br />

CD’s. Zugeföhnt bedeutet vollgequatscht und switschen<br />

heißt einfach abhauen! Weiterhin klärte ich ihn darüber<br />

auf, dass WWS nicht irgendeine Wolke aus Saudia wäre,<br />

sondern eine ganz normale Frage: „Wollen wir shoppen?“<br />

Und das Kürzel NOK bedeutet deshalb auch nicht, dass<br />

Karo eine olympische Disziplin daraus macht, sondern es<br />

war eine ganz klare Absage: „Nicht ohne Kohle!“ So, jetzt<br />

sag du mir mal, was sollte sie sich denn ohne Kohle leisten?<br />

Das wäre ja dann wirklich schon „Nackte Kunst“, um<br />

Silkes Idee noch einmal aufzugreifen.<br />

Erleichtert machte ich mich am nächsten Tag auf den<br />

Weg, um mein eigenes Handy beim Reparatur-Dienst abzuholen.<br />

Dort teilte man mir mit, dass für solche „alten<br />

Schätzchen“ sich eine Reparatur nicht mehr lohnen würde.<br />

Traurig und enttäuscht ging ich nach Hause. Ich habe<br />

lange gezögert bis ich mir dann ein Smartphone gekauft<br />

habe. Und nun sitze ich wieder in einem Volkshochschul-<br />

Kurs und nehme Nachhilfe, um es auch richtig bedienen<br />

zu können.<br />

Ulla D’Amico<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 53


Buchvorstellung<br />

Dorf mit Krone<br />

Warum fuhren in den fünfziger Jahren Jauchewagen<br />

in Siegen herum, auf denen der Besitzer sei-<br />

über die Weidenauer<br />

finden sich Berichte<br />

ne Telefonnummer in großen Lettern vermerkt Hammerschmiede und<br />

hatte (Die Nummer lautete 4711)?<br />

ihre Ess- und Trinkgewohnheiten,<br />

Und warum nur hatte man die Krypta des alten Klosters<br />

über<br />

abgerissen, wo sie doch, direkt neben dem Unteren Schloss, Kräuterweiblein (und<br />

ein Touristenmagnet hätte werden können? Warum durften die manchmal auch ihre<br />

Fußballer der Siegerländer Auswahl nicht am Bankett mit der Rezepte), Schwänke<br />

Weltmeistermannschaft von 1974 teilnehmen, nachdem sie und Dönekes zuhauf.<br />

sich den Beckenbauers, Breitners und Hölzenbeins im Leimbachstadion<br />

Spannend zu lesen,<br />

geschlagen geben musste?<br />

streng historisch mit<br />

Heute berät man sich gelegentlich beim Bier darüber, Vorsicht zu genießen.<br />

was vor dreißig oder vierzig Jahren in Siegen losgewesen Schließlich weiß man<br />

sein muss. Man erinnert sich an seine eigenen Erfahrungen selten, mit welcher<br />

beim Tanz für die Jugend in der Siegerlandhalle (in der Absicht der jeweilige Autor seinen Beitrag geschrieben hat,<br />

Regel hatten sie etwas mit Knutschen oder alternativ verschüchtertem<br />

und was er weggelassen oder hinzugedichtet hat. Das ist heute<br />

Herumstehen zu tun. Man hatte ja noch kein auch nicht anders, wenn man weiß, aus welchen Beweggrün-<br />

Internet, um sich über die einschlägigen Taktiken auszutauschen).<br />

den Historiker dieses oder jenes schreiben oder auch nicht.<br />

Schöne Erinnerungen pflegt man auch, was die Die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg zum Beispiel rückt<br />

Kneipenbesuche in damaligen Kult-Etablissements angeht. gerade erst in den Fokus der Geschichtsinteressierten. Dabei<br />

Da gab es die Wendel Stuben, die etwas verruchtere Alternative<br />

gibt es vieles (neu) zu entdecken. Die Geschichte der Straßen<br />

zu den Milchbars im Weidenauer Hallenbad. Man in Siegen hat bereits einige Enthusiasten gefunden, die Eisen-<br />

ging auch gerne in das Cafe Ehlen am Bahnhof, oder in das bahngeschichte sowieso. Aber wer erinnert sich heute noch<br />

nicht weit entfernt gelegene Cafe Harr. Man erinnert sich daran, dass es einmal ein echtes Verkehrshindernis auf der<br />

aber in der Regel wirklich gerne, weil es mit der Erinnerung Sandstraße gab, ein Haus, das genau da stand, wo die Straße<br />

so eine Sache ist: Je weiter der Schulbesuch in der Vergangenheit<br />

verbreitert werden wollte, nämlich genau am Kölner Tor. Und<br />

liegt, desto mehr verklärt sich die Erinnerung, die welche Auseinandersetzungen gab es um den Rubenspreis, als<br />

doch einmal recht unangenehm gewesen sein mag. er gerade erst geboren war, und die Siegener noch so konservativ?<br />

Das Buch beginnt seinen Streifzug durch die Siegener<br />

Schön wäre es auch, intensivere Forschungen über den<br />

Nachkriegszeit mit Ernst Bach, jenem durchaus volkstümlichen<br />

Hintergrund der evangelisch-katholischen Beziehungen zu le-<br />

Siegener Bürgermeister, der es nicht mochte, Socken sen, die sich schließlich noch bis weit in die Nachkriegszeit in<br />

zu tragen, und der deshalb gerne schon mal barfuß aus dem Kloppereien zwischen katholischen und evangelischen Jungs<br />

Mercedes stieg. Der Faden spinnt sich weiter über jene bereits äußerten, und in Hinweisen in den Akten des Kirchenkreises<br />

erwähnte anrüchige Telefonnummer und ihre juristischen Folgen<br />

auf die „römische Sekte“.<br />

bis zu Walter Helsper. Helsper? Der mit dem Hut. Der das „Dorf mit Krone“ ist ein Geschichtenband, der diesen hi-<br />

Happening nach Siegen brachte und den Zeitzeugen, damals storischen Anspruch nicht stellt. Er bietet aber den Anreiz,<br />

in der Bahnhofstraße, ein bleibendes Erlebnis verschaffte. sich bewusst auch mit eigener Geschichte auseinanderzusetzen.<br />

Als er verstarb, trauerte Kultur-Siegen. Aber vergessen<br />

Man entdeckt: Es ist alles schon mal dagewesen. Ob<br />

wird er alleine schon deshalb nicht, weil er im öffentlichen Migranten (die ersten kamen Mitte des 19. Jahrhunderts mit<br />

Bild Spuren hinterlassen hat. Manch eine Hauswand hat der dem Tunnelbau aus Italien und Kroatien, ihre Nachkommen<br />

Mann mit dem Hut bemalt. Und manche seiner Erinnerungen sprechen heute Siegerländer Platt), Flüchtlinge (die am Wellersberg<br />

erkennt der nicht eingeweihte Betrachter gar nicht als Helsper.<br />

untergebracht wurden und in Siegen nicht immer auf<br />

Dass sich heute so viele Menschen mit ihrer eigenen Geschichte<br />

freundliche Aufnahme stießen) oder ausländische Gastwirte<br />

auseinandersetzen und oft geradezu brennend für Lo-<br />

(wer kennt noch das „Fäßchen“?). Und man überlegt: Wie war<br />

kal- und Regionalgeschichte interessieren, ist ein Phänomen. denn die Luft in Siegen zur Hauptverkehrszeit, als der Rasende<br />

Die einschlägigen Gruppen bei Facebook sprechen eine klare<br />

Roland zwischen Autos umherfuhr, die vom Katalysator<br />

Sprache. Ganz neu ist die Heimatliebe aber nicht. Die frühen noch so weit entfernt waren wie die Haubergsgenossen von<br />

Ausgaben der Zeitschrift „Siegerland“ und andere heimatgeschichtliche<br />

der Benzinkettensäge. War das so? Und: Wie habe ich selber<br />

Produkte wimmeln geradezu von Berichten über das alles erlebt?<br />

die Zeit von vor fünfzig Jahren – heißt also aus damaliger Perspektive<br />

Erinnerung, das weiß man, verklärt sich nicht nur, wenn es<br />

– aus der Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Dort um die Schulzeit geht. <br />

<br />

<br />

54 durchblick 2/<strong>2016</strong>


Jedem<br />

das Seine<br />

Machen Sie das auch gerne? Leute beobachten, mein´<br />

ich. Irgendwo in einer Stadt, in einem Straßencafe´<br />

sitzen, einen Cappuccino trinken, vielleicht die neue<br />

Sonnenbrille aufsetzen und die vorüber eilenden Menschen<br />

betrachten? Wie sie so aussehen, wie alt sie wohl sind und ob<br />

sie glücklich oder unglücklich wirken. Es ist schon interessant<br />

zu sehen, wie viel verschiedene Menschentypen existieren!<br />

Und da wir ja immer alles in Schubladen einsortieren, tun wir<br />

es auch da. Ich finde, es gibt da drei große „Gruppen“:<br />

Da sind zum einen „die Schicken“, welche top gestylt, mit<br />

perfekt sitzender Frisur (manchmal auch bewusst zerzaust,<br />

wobei jede abstehende Haarsträhne mit Gel korrekt in die<br />

richtige Position gezogen wurde) und den guten Schuhen<br />

aus feinstem, echten Leder (irgendwann krieg´ ich auch so<br />

welche!), die bestimmt nur zu diesem einen Markenoutfit<br />

gekauft wurden! Jedes Detail, geplant und durchdacht! Natürlich<br />

die Sonnenbrille von „Gucci“ nicht zu vergessen, die<br />

selbst im Winter griffbereit am Haupthaar sitzt.<br />

Dann die „Normalos“ (zu denen ich mich auch zähle).<br />

Das sind die, die morgens auch schon mal die Klamotten<br />

vom Vortag tragen und dem eventuell das Fleckchen auf dem<br />

T-Shirt erst auffällt, wenn sie schon im Auto sitzen. Die, die<br />

sich freuen, wenn Tchibo oder Aldi wieder so gute Angebote<br />

haben und ihre Schuhe auch mal bei Deichmanns kaufen.<br />

Und zum Schluss kommt dann die Gruppe der „ganz<br />

Einfachen“. Ich meine, die Leute, die wahrscheinlich aus<br />

Versehen vergessen haben die Haare zu waschen oder den<br />

Zahnarzttermin (ich rede jetzt nur von den Kontrollterminen,<br />

die nichts kosten!). Die, die sich anscheinend nicht die<br />

Bohne darum scheren, wie sie auf andere wirken. Ihre Zigarette<br />

selbstbewusst im Mundwinkel, strahlen oder schreien<br />

sie in die Welt hinaus. - Ist Ihnen auch aufgefallen, dass<br />

diese „Gruppe“ die Selbstbewusstesten von allen sind? Dass<br />

das die Menschen sind, sie sich keinen Deut darum scheren,<br />

welche Wirkung sie auf andere haben? Eigentlich doch bewundernswert,<br />

diese Einstellung, oder? Der Letzte wird der<br />

Erste sein; passt auch da!<br />

Erkennen wir uns? Wir, die sich nie freiwillig zu den<br />

„Schubladendenkern“ zählen würden? Ist es nicht so, dass<br />

wir, eingebettet in unsere Egozentrik, uns nicht doch ab und<br />

an dazu verleiten lassen, überheblich und kleingeistig, unsere<br />

Mitmenschen in „Schubladen“ zu stecken? Die Geschichte<br />

hätte natürlich einen ganz anderen Verlauf genommen, würde<br />

ich mich der ersten oder der dritten Gruppe zugehörig<br />

fühlen, oder? Ich sähe meine kleine Welt wahrlich aus einer<br />

völlig anderen Perspektive.<br />

Jede Oberfläche hat auch einen Grund. Manchmal auch<br />

einen sehr tiefen Grund, den wir erst mal übersehen oder<br />

auch gerne übersehen wollen. Wer sagt uns, dass die, die<br />

auf den ersten Blick so „extrem einfach“ wirken, nicht die<br />

freundlichsten und nettesten von uns allen sind? Die einfach<br />

nur andere Wert- und Moralvorstellungen besitzt als wir. Die,<br />

die sich nicht damit brüsten müssen, ein schickes Designerblüschen<br />

ihr eigen zu nennen, da es ihnen völlig wurscht ist,<br />

welche Kleidungsstücke ihren Körper bedecken. Die sich so<br />

wohlfühlen und ihren „Sinn des Lebens“ eben nicht mit dem<br />

Inhalt des Kleiderschranks assoziieren.<br />

„Den sucht eventuell die Dame aus der Gruppe eins<br />

noch. Wandet sie sich vielleicht deshalb in sündhaft teure<br />

Garderobe?“, flüstert mir mein kleines Teufelchen gerade<br />

ins Ohr. „ Nein! So einfach ist es nicht, du dummer Wicht!“,<br />

weise ich ihn streng in seine Schranken. Denn wesentlich<br />

wahrscheinlicher ist es, dass sie es sich einfach leisten<br />

kann! Es wird ihr nicht mal im Schlaf in den Sinn kommen,<br />

ihren Zuschauern aus niederen Motiven ihren Kontostand<br />

zu demonstrieren. Sie wird vermutlich nicht einmal die Zeit<br />

dazu haben. Wer weiß? Vielleicht ist sie ja die Ärztin, die<br />

gestern noch am Bett ihres Patienten saß, ihn im Arm hielt,<br />

um ihm die schlimme Diagnose zu überbringen. Die Tag<br />

und Nacht für uns im Einsatz ist. Vielleicht ist sie ja auch<br />

eine Unternehmergattin, von der es einfach erwartet wird,<br />

eine bestimmte Kleiderordnung einzuhalten, obwohl sie<br />

viel lieber im Schlabberlook rumlief... Wer weiß das schon.<br />

„ Aber ab und zu macht es doch Spaß, das oberflächliche<br />

Spiel“, mischt sich mein Teufelchen schon wieder ein.<br />

Na ja, da muss ich ihm Recht geben! Sich einfach nur<br />

mal an der Oberfläche zu suhlen und nicht ständig auf Tiefgang<br />

gepeilt zu sein, ja, das tut schon mal echt gut. Gönnen<br />

wir es aber auch unseren Kolleginnen aus den anderen<br />

Schubladen (o.k. Teufelchen, ich kann´s nicht ganz lassen).<br />

Dann sind wir quitt, oder?<br />

Also Mädels! Treffen wir uns doch alle nächste Woche<br />

in der Stadt! Zum fröhlichen, lockeren „Schubladenspiel“<br />

Eva Schumacher<br />

Foto:Rita Petri<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 55


Verstärkungswörter<br />

Stellen Sie den angegebenen<br />

Wörtern ein Wort voran,<br />

damit eine Verstärkung der<br />

Bedeutung eintritt.<br />

Beispiel:<br />

gesund --> kerngesund<br />

1. ...............................munter<br />

2. ................................weich<br />

3. ..............................schnell<br />

4. ................................frisch<br />

5. ..............................fromm<br />

6. .................................groß<br />

7. .................................blau<br />

8. .................................gelb<br />

9. ..................................klar<br />

10........................ ......schön<br />

Gedächtnis<br />

training<br />

Wortkette<br />

Basteln Sie eine Wortkette aus mindestens<br />

zwanzig zusammengesetzten Hauptwörtern.<br />

Dabei soll der erste Teil des Folgewortes mit<br />

dem zweiten Teil des vorangehenden Wortes<br />

beginnen. Einzelne Füllbuchstaben zur Beugung<br />

des Wortes dürfen Sie verwenden.<br />

Beispiel: Hausbau - Baugerüst - Gerüststangen<br />

- Stangengebäck - usw.<br />

Beginnen Se mit: Tischdecke - Deckenfarbe .......<br />

...............................................................................<br />

...............................................................................<br />

...............................................................................<br />

...............................................................................<br />

......................................................................................<br />

Gemeinsamkeiten<br />

In den folgenden Reihen werden drei Begriffe genannt,<br />

die eine gemeinsame Verbindung haben. Welcher Oberbegriff<br />

passt zu der Gemeinsamkeit?<br />

1.Großtante - Tante - Nichte .....................weibliche Verwandte<br />

2.Tisch - Stuhl - Schrank ................................................Möbel<br />

3. Fluss - Bach - See...................................................Gewässer<br />

4. Banane - Kirsche - Apfel .............................................Obst<br />

5. Auto - Fahrrad - LKW ..........................................Fahrzeug<br />

6. Primel - Stiefmütterchen - Osterglocke.....................Blume<br />

7. Hammer - Schraubenzieher - Spachtel ................Werkzeug<br />

8. Seife - Shampoo - Duschgel.........................Hygieneartikel<br />

9. Tasse - Teller - Schüssel .........................................Geschirr<br />

10.Fussball - Schwimmen - Fechten...........................Sportart<br />

Die Übungen wurden<br />

zusammengestellt<br />

von:<br />

Gedächtnistrainerin<br />

Anja Freundt<br />

Mitglied im Bundesverband<br />

Gedächtnistraining e.V.<br />

Im Stummefeld 7<br />

57072 Siegen<br />

<strong>02</strong>71-317082<br />

Kurse<br />

Gedächtnistraining:<br />

Katholisches<br />

Bildungswerk Siegen,<br />

SeniorenServiceStellen<br />

Hilchenbach,<br />

Netphen,<br />

oder auf Anfrage<br />

Foto: Rita Petri<br />

56 durchblick 2/<strong>2016</strong>


Lösungen Seite 78<br />

Einbürgerungs<br />

Test<br />

Ausländer, die längerfristig in<br />

Deutschland leben möchten, müssen<br />

einen Einbürgerungstest absolvieren.<br />

Kennen Sie diesen?<br />

Hier einige Fragen daraus. Kreuzen<br />

Sie die richtige Antwort an!<br />

Wie heißt die deutsche Verfassung?<br />

1. Volksgesetz<br />

2. Bundesgesetz<br />

3. Deutsches Gesetz<br />

4. Grundgesetz<br />

Was verbietet das deutsche Grundgesetz?<br />

1. Militärdienst<br />

2. Zwangsarbeit<br />

3. freie Berufswahl<br />

4. Arbeit im Ausland<br />

Deutschland ist ....<br />

1.eine kommunistische Republik<br />

2. ein demokratischer und sozialer<br />

Bundesstaat<br />

3. eine kapitalistische und soziale<br />

Monarchie<br />

4. ein sozialer und sozialistischer<br />

Staat<br />

Was bedeutet „Volkssouveränität“?<br />

Alle Staatsgewalt geht vom ....<br />

1. Volke aus<br />

2. Bundestag aus<br />

3. preußischen König aus<br />

4. Bundesverfassungsgericht aus<br />

Wer bezahlt in Deutschland die Sozialversicherung?<br />

1. Arbeitgeber /innen und Arbeitnehmer/innen<br />

2. nur Arbeitnehmer/innen<br />

3. alle Staatsangehörigen<br />

4. nur Arbeitgeber/innen<br />

In welchem Jahr wurde Hitler<br />

Reichskanzler?<br />

1. 1923<br />

2. 1927<br />

3. 1933<br />

4. 1936π<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 57


Essay<br />

Eingequetscht von allen Seiten<br />

Überfordert vom Alltag, eingequetscht von allen<br />

Seiten. Was hilft uns, sich nicht wie ein hilfloses<br />

Opfer zu fühlen? Wie ist das mit dem Weg zu sich<br />

selbst, was führt einen dorthin? Wenn man auf der Suche<br />

nach sich selbst ist, so kann das auch ohne ein äußerlich<br />

einschneidendes, bemerkenswertes Ereignis recht schmerzhaft<br />

sein. Immer ist es mit Wandel und Veränderung verbunden.<br />

Einsichten, die erworben werden müssen, fallen<br />

einem nicht in den Schoß. Man ahnt, dass es falsch ist,<br />

die persönliche Unflexibilität äußeren Bedingungen zuzuschieben.<br />

Man muss den Gedanken zulassen, dass eine<br />

gewisse Erstarrung mit der eigenen, grundsätzlichen Haltung<br />

zusammenhängen könnte. Stimmt meine Sicht auf die<br />

Dinge und mein Umgang damit? Wie ist Wandlung, wie ist<br />

Neuorientierung möglich?<br />

Als ich vor Tagen im Krankenhaus sein musste, erlebte<br />

ich mit unglaublicher Wucht, was Veränderung, Wandel,<br />

verbunden mit Flucht und Vertreibung anrichtet. Da war<br />

Fahad, ein junger Mann, der mit unklarem Krankheitsbild<br />

ein Bett in unserem Zimmer zugewiesen bekam. Er war<br />

geflüchtet vor dem Krieg im Irak. Er sprach kein Deutsch,<br />

wenig Englisch. Er war verunsichert, plötzlich mit zwei<br />

älteren Herren in einem Zimmer zu sein. Eigentlich sprach<br />

er gar nicht und vermied Blickkontakt. Seine Tasche<br />

packte er nicht aus, schlief zwei Nächte angezogen. Im<br />

Schlaf, ja, da sprach er wohl, was wir aber nicht verstanden.<br />

Offenbar ist er stark traumatisiert. Morgens geht er<br />

um acht Uhr aus dem Zimmer und kommt erst abends<br />

wieder, zum Schlafen. Am dritten Morgen bleibt er auf der<br />

Bettkante sitzen. Ich begrüße ihn mit seinem Namen und<br />

Hallo Good Morning. Er lächelt zurück und sagt Hallo.<br />

Und dann passiert etwas sehr schönes. Er schaut zu uns<br />

auf und zeigt zum Bad. Wir nicken eifrig und freuen uns,<br />

dass er ins Bad möchte, bei uns bleiben will und bekräftigen<br />

lächelnd unsere Zustimmung. Von der Reinigungskraft<br />

auf der Station habe ich erfahren, dass Fahad nur<br />

arabisch spricht und, dass er mit seiner Schwester geflüchtet<br />

ist. Wir können nur erahnen, was dieser junge Mensch<br />

bisher in seinem Leben gesehen und erlebt haben musste.<br />

Das Bad ist geflutet, aber wir sind sehr glücklich, unser<br />

„fremder“ Mitbewohner ist nicht mehr so fremd. Wir rufen<br />

erst einmal den Reinigungsdienst.<br />

Fahad bleibt nun auch tagsüber im Zimmer, wir versuchen<br />

uns zu verständigen, die Atmosphäre ist warm.<br />

Er hilft seinem alten Bettnachbarn, die Strümpfe anzuziehen.<br />

Englisch, Deutsch, es klappt irgendwie. Er fragt<br />

nach Fußball. Über Familie will er nicht sprechen, ich<br />

lasse es. Wir erleben hautnah, was ein Trauma ist.<br />

Meine medizinischen Untersuchungen sind noch nicht<br />

abgeschlossen. Ich erhalte aber übers Wochenende Tages-<br />

ausgang. Bei meiner Rückkehr am Samstag Abend erfahre<br />

ich von der Schwester, dass Fahad viel geweint hat. Als wir<br />

uns begrüßen, lacht er wieder. Es ist seine Seele die verletzt<br />

ist. Er hat keine erkennbaren, körperlichen Schäden, aber<br />

das Pflegepersonal passt auf ihn auf. Bei meiner Entlassung<br />

gebe ich ihm meine Telefonnummer und lade ihn zum Kaffee<br />

ein. Er nickt und seine Augen strahlen. Auch ich bin sehr<br />

froh und fahre entspannt nach Hause.<br />

Plötzlich sind alle „großen“ Probleme etwas kleiner<br />

geworden, die Gewichtung hat sich verschoben. Ich spüre<br />

dass es Wege zur Wandlung gibt, sie sind auch in mir.<br />

Durch den Mangel an kleiner Selbstbeherrschung bröckelt<br />

die Fähigkeit zur großen ab.<br />

Jeder Tag ist schlecht genutzt und eine Gefahr für den nächsten,<br />

an dem man nicht wenigstens einmal sich etwas im kleinen<br />

versagt hat: Diese kleine Entbehrung ist unerlässlich, wenn<br />

man sich die Freude, sein eigener Herr zu sein, erhalten will.<br />

Nur durch Bedürfnisse bin ich eingeschränkt - oder einschränkbar.<br />

Betrachten wir uns in jeder Lage des Lebens, so finden<br />

wir, dass wir äußerlich bedingt sind, vom ersten Atemzug bis<br />

zum letzten; dass uns aber jedoch die höchste Freiheit übrig<br />

geblieben ist, uns innerhalb unserer selbst dergestalt auszubilden,<br />

dass wir uns mit der sittlichen Weltordnung in Einklang<br />

setzen und, was auch für Hindernisse sich hervortun,<br />

dadurch mit uns selbst zum Frieden gelangen können.<br />

Johann Wolfgang von Goethe<br />

Ist eine totale Korrektur erforderlich? Ich glaube das<br />

nicht, aber es ist gut, ein Fenster zu öffnen und frische<br />

Luft herein zu lassen. Es reicht diesmal nicht, nur hinter<br />

der sorgsam gefalteten Gardine die sich verändernde Welt<br />

zu betrachten. Nur so können wir mitgestalten und uns am<br />

Ende vielleicht über ein gelungenes Ergebnis freuen.<br />

So lange wir in einer für uns angemessenen Distanz<br />

zu den Neuankommenden in unserem Land bleiben, so<br />

lange bleibt die diffuse Angst vor dem Unbekannten. Das<br />

ändert sich, wenn wir freiwillig, oder auch unfreiwillig,<br />

den Weg zueinander finden. Und dabei dürfen wir sehr<br />

klar und aufrichtig sagen, wie wir uns das Zusammenleben<br />

vorstellen.<br />

Hat uns die für uns selbstverständliche 70jährige Friedenszeit<br />

zu Egoisten gemacht? Die Willkommenskultur<br />

sagt das Gegenteil, aber eine gewisse Ratlosigkeit in den<br />

Gesichtern unserer Mitmenschen ist oft nicht zu übersehen.<br />

Vielleicht hilft uns die Einsicht, es erst wieder lernen<br />

zu müssen. In der Politik gibt es für uns keine Vorbilder.<br />

Aber die Menschen die zu uns kommen, wollen sich ja in<br />

unser Leben „einmischen“ und nicht in die Politik.<br />

58 durchblick 2/<strong>2016</strong>


Essay<br />

Oder haben wir die Erkenntnis gewonnen, dass das lebenslange<br />

Bemühen um Verständigung gescheitert ist? Haben<br />

wir versagt, wenn wir heute über Parallelgesellschaften<br />

sprechen? Findet man in einer devoten Verhaltensänderung<br />

den Weg, den Glauben an das Gute?<br />

Das glaube ich ganz und gar nicht! Man fühlt sich in<br />

eine Verantwortung gerufen und weiß nicht, aus welcher<br />

Kraftquelle man sich ihr stellen kann. So unterschiedlich<br />

die Motivation, Hintergründe, Wünsche und Hoffnungen<br />

zu der „Wandlung“ auch sein mögen, in Wirklichkeit geht<br />

es immer darum, dass wir offenbar nicht nur einen Wunsch<br />

verspüren, sondern einen Auftrag fühlen, unsere Wesenswirklichkeit<br />

zu erfahren und aus solchem Erfahren heraus<br />

handeln wollen. Und diese Aufgaben sind irdisch!<br />

Ich glaube, dass alle Menschen auf der Welt dieses<br />

ernsthafte Anliegen haben. Aber wie kommen wir auf den<br />

richtigen Weg? Der Weg zum inneren und damit auch zum<br />

äußeren Frieden?<br />

Wie kann man zu etwas Höherem gelangen, als dass<br />

man sich allen Opfern, die das Leben auferlegt, willig hingebe,<br />

damit der Wille zum Ideal sich in das Leben selbst<br />

verwandle – und wie kann man selbst werden als durch<br />

das Leben? Den Mut zum ewigen Kampf um das Ideal des<br />

Gedankens hätte wohl der Mensch, aber er vergisst`s und<br />

verschläft`s.<br />

Bettina Brentano<br />

Das sitzt! Sind wir zu faul, zu bequem für neue Gedanken?<br />

Machen wir es uns leicht mit dem religiösen Weg,<br />

einem Weg der bedingungslosen Glauben verlangt. Den habe<br />

ich nicht. Ich bin als „Protestant“ getauft und das bleibt<br />

in mir. Ich bin nicht ausgestattet, die Geheimnisse des Glaubens<br />

zu ergründen oder vorbehaltlos anzuerkennen. Kritische<br />

Nachfragen sind notwendig und zulässig.<br />

Hans Blumenberg schreibt dazu in seinem Buch „Die<br />

Lesbarkeit der Welt der Religionen“.<br />

Diese Adam und Eva Geschichte vom Paradies haben<br />

ja Männer erzählt. Und die vom Paradies und den vielen<br />

Jungfrauen auch. Aber wahr ist auch, dass ein guter Glaube<br />

Menschen nachhaltiger kooperieren lässt.<br />

Freunde sagen mir, ich solle nicht alles so nah an mich<br />

heranlassen. Wie soll das denn gehen? Gibt es einfache<br />

Lösungen? Ich kenne keine. Das Thema bleibt auf der Tagesordnung.<br />

Angesichts der furchtbaren Kriege, Flucht und Vertreibung<br />

in dieser Welt und der zerstörerischen Gewalt gegen<br />

Menschen, deren Ursache oft im unterschiedlichen Glauben<br />

begründet ist, zweifle ich an der versöhnenden Kraft<br />

der Religionen. Wer hat denn die Deutungshoheit in der<br />

religiösen Tauschbörse der Macht? Wer schließt die Hölle<br />

der Gewalt in dieser Welt? Wir Menschen können es offenbar<br />

nicht!<br />

Ob mein Mitpatient anruft weiß ich nicht. Ich würde<br />

mich aber sehr freuen.<br />

Eberhard Wagner<br />

Wussten Sie, dass<br />

es in fünf Ländern<br />

der Erde<br />

einen eigenen Ministerposten<br />

für die Frage des<br />

Glücks gibt? Ein solcher<br />

Posten wurde in den Ländern<br />

Bhutan, Ecuador,<br />

Der Kommentar<br />

Eine Frage des Glücks<br />

Horst Mahle<br />

Schottland, Vereinigte<br />

Arabische Emirate und<br />

Venezuela geschaffen. In<br />

diesen Tagen wurde der<br />

Weltglücksbericht veröffentlicht.<br />

Laut dieser weltweiten<br />

Studie sind die Dänen<br />

am glücklichsten und Deutschland schafft im Ranking<br />

der glücklichsten Länder immerhin den Platz 16. Man fragt<br />

sich natürlich sofort, wodurch denn das Glücklich sein des<br />

Einzelnen bestimmt ist.<br />

Der für die Vereinten Nationen erstellte Bericht verbindet<br />

u.a. Länderdaten mit Befragungen über die Selbstwahrnehmung<br />

ihrer Bewohner. Er berücksichtigt das Bruttoinlandsprodukt<br />

pro Kopf, die durchschnittliche Lebenserwartung,<br />

das soziale Umfeld oder Vertrauen in Regierung und staatliche<br />

Instanzen. Natürlich spielen auch die persönlich empfundene<br />

Freiheit, grundlegende Entscheidungen für das eigene<br />

Leben treffen zu können sowie negative Faktoren wie<br />

Sorgen, Trauer und Wut eine Rolle.<br />

Da ist es interessant, dass etwa zur gleichen Zeit eine<br />

Studie der internationalen Hilfsorganisation Oxfam veröffentlicht<br />

wurde, wonach den Reichen die halbe Welt<br />

gehört. Genauer: Die 62 reichsten Menschen der Erde<br />

besitzen genauso viel wie die gesamte ärmere Hälfte der<br />

Weltbevölkerung. Die soziale Ungleichheit nehme dramatisch<br />

zu. Zu den Ursachen gehören nach Meinung der<br />

Autoren eine völlig unzureichende Besteuerung großer<br />

Vermögen und Kapitalgewinne sowie die Verschiebung<br />

von Profiten in Steueroasen. „Das oberste Prozent der<br />

Weltbevölkerung verfügt über mehr Vermögen als der<br />

Rest der Welt zusammen“, heißt es bei Oxfam. Mit anderen<br />

Worten heißt das: Rund 70 Millionen Supereiche<br />

besitzen demnach mehr als die übrigen rund sieben Milliarden<br />

Menschen auf der Erde.<br />

Und trotzdem sind viele Menschen glücklich!? Wahrscheinlich<br />

ist es zu einfach die Volksweisheit „Geld macht<br />

nicht glücklich“ zu zitieren. Das Glück ist offensichtlich aber<br />

auch von vielen anderen Faktoren bestimmt. Aber trotzdem<br />

wird man sagen müssen, dass es gut wäre, wenn viele Menschen<br />

unserer Erde mehr besitzen würden, um zu leben – ja<br />

teilweise sogar um zu überleben.<br />

Insofern ist die Frage des Glücks auch eine Frage der<br />

Gerechtigkeit. <br />

<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 59


Essay<br />

Der alte Mensch und die Klinik<br />

Neues Krankenhausstrukturgesetz macht Angst<br />

Im November 2015 hat der deutsche Bundestag mit der<br />

Regierungsmehrheit ein neues Krankenhausgesetz verabschiedet,<br />

welches im Januar <strong>2016</strong> in Kraft getreten ist.<br />

Dieses Gesetz benachteiligt die Strukturen im Gesundheitswesen<br />

vor allem deutlich zu ungunsten der älteren Generation<br />

und führt zu großen Beunruhigungen in diesem Personenkreis.<br />

Der zuständige Minister Gröhe glaubt, das Gesetz<br />

werde die Qualität der medizinischen Leistungen verbessern<br />

und eine ortsnahe wissenschaftlich fundierte Behandlung<br />

gewährleisten. Sein Leitgedanke ist wie folgt: Das Krankenhaus<br />

der Zukunft soll qualitativ hochwertig, sicher und<br />

gut erreichbar sein. Die Menschen der älteren Generation,<br />

welche von der Neuregelung besonders betroffen sind sowie<br />

die Organisationen, die die Interessen dieser Menschen vertreten,<br />

sehen der Zukunft mit viel Skepsis entgegen.<br />

Auch der Seniorenbeirat der Universitätsstadt Siegen hat<br />

sich eingehend mit der neuen Krankenhausproblematik auseinandergesetzt<br />

und vor diesem Hintergrund mit den Verwaltungsdirektoren<br />

der drei großen hiesigen Krankenhäuser<br />

sowie mit den beiden Bundestagsabgeordneten aus der Region<br />

diskutiert. Hier wies der Seniorenbeirat besonders auf<br />

die Probleme und Sorgen dieser Menschen hin. Die Ergebnisse<br />

der Besprechungen waren unterschiedlich. Die Krankenhausdirektoren<br />

wie auch Vertreter des Seniorenbeirates<br />

waren skeptisch und sahen die weitere Entwicklung sehr<br />

kritisch, die Bundestagsabgeordneten konnten nicht alle unsere<br />

Einwände und Argumente teilen, haben aber doch einige<br />

unserer Kritikpunkte (z.B. Pflege, Qualität der Arbeit) in ihre<br />

weiteren parteipolitischen Besprechungen mitgenommen.<br />

Wenn das Gesetz so kommt, wie es sich aus dem Entwurf<br />

abzeichnet, sind negative Auswirkungen auf die Patientenversorgung<br />

unvermeidbar. Dies sind ganz konkret: Längere<br />

Wartezeiten bis zur Behandlung, dann noch stärker belastete<br />

Mitarbeiter (ärztliche und pflegerische) und auch weniger<br />

Zeit für die Patienten. Auch die Wege zum nächsten Krankenhaus<br />

könnten für manche Bürgerinnen und Bürger besonders<br />

aus den ländlichen Regionen zum Problem werden.<br />

Einige ungelöste Probleme, die den Siegener Seniorenbeirat<br />

in diesem Zusammenhang bewegen, sind folgende:<br />

► Diagnosis Related Groups (DRG) und die Folgen<br />

► Die Pflege<br />

► Entlassungsmanagement<br />

► Ärztliche Notdienste<br />

► Qualität der ärztlichen Leistung und Qualitätsberichte<br />

► Situation in der heimischen Region<br />

Diagnosis Related Groups (DRG)<br />

Fallkostenpauschale<br />

Kliniken und Spitäler werden seit einigen Jahren nicht<br />

mehr auf der Basis von Tagespauschalen oder Einzelleistungen<br />

vergütet, sondern auf der Grundlage von Fallpauschalen.<br />

Das heißt: jeder Patient wird entsprechend seiner<br />

Hauptdiagnose, seinen Nebendiagnosen, den angewendeten<br />

Prozeduren (wie z.B. Maßnahmen oder Eingriffe), seinem<br />

Alter, seinem Geschlecht und Schweregrad der Erkrankung<br />

einer Fallgruppe zugewiesen, für welche ein bestimmter<br />

Preis definiert ist. Das bedeutet, es werden nicht kranke<br />

Menschen mit bestimmten Ansprüchen und Erwartungen<br />

behandelt, sondern Krankheiten. Die Diagnose bestimmt<br />

die Aufenthaltsdauer. Das System kommt über die USA aus<br />

Australien und orientiert sich an eindimensional jungen Erkrankten,<br />

bei denen der medizinische Bedarf durchaus vergleichbar<br />

ist. Schwierig wird die Situation, wenn z.B. ein<br />

hoch betagter, demenzkranker, polymorbider Patient wegen<br />

Hüftschmerzen, Immobilität und erhöhtem Pflegebedarf<br />

eingewiesen wird und im Verlauf der Behandlung vielleicht<br />

Helios-Klinik Bad Berleburg<br />

Fotos:Anne Eickhoff<br />

Bernhard-Weiß-Krankenhaus Kredenbach<br />

60 durchblick 2/<strong>2016</strong>


St. Marien-Krankenhaus in Siegen<br />

Foto:Rita Petri<br />

noch eine Lungenentzündung oder ein Delir entwickelt. Im<br />

Vergleich zu dem jungen Patienten besteht ein gewaltiger<br />

Unterschied. Wie können solche Patienten pauschaliert korrekt<br />

abgerechnet werden? Die Kodierung der verschiedenen<br />

Krankheiten und angewandten Prozeduren ist eine Kunst für<br />

sich, die Ärzte werden hier von der Industrie- und Handelskammer<br />

geschult und von dieser auch zertifiziert (also auch<br />

von einem Wirtschaftsunternehmen). Dennoch: die Fehlerquote<br />

liegt bei 15 – 20 % ! Nach Einführung dieser DRGs hat<br />

sich die Dauer der Krankenhausaufenthalte von 11 auf 7,5<br />

Tage im Durchschnitt reduziert. Auf wessen Kosten?<br />

Die divergenten gesundheitlichen Probleme und Bedürfnisse<br />

hoch betagter multimorbider<br />

Menschen können durch die DRGs nicht abgebildet<br />

werden, sie sind nur auf die wirtschaftlichen Bedingungen/<br />

Anforderungen des Krankenhauses gerichtet. Ältere Kranke<br />

brauchen allerdings weit mehr. Geriatrische und soziale<br />

Gesichtspunkte sind zu berücksichtigen, und man muss<br />

sich auch mit rehabilitativen Maßnahmen befassen. Der alte<br />

Mensch ist völlig überfordert, vieles wird im Schnellverfahren<br />

über seinen Kopf hinweg geregelt und entschieden (Zeit<br />

ist Geld). Die Einführung der DRGs hat die Krankenhauslandschaft<br />

revolutioniert. Das Krankenhaus hat seine soziale<br />

Funktion verloren, um es noch einmal zu wiederholen.<br />

Übrigens: bisher sind etwa 1700 Fallpauschalen und 170<br />

Zusatzentgelte durch die DRGs definiert.<br />

Die Pflege<br />

Ein wichtiger Teil der staatlichen Daseinsfürsorge ist das<br />

Vorhalten einer ausreichenden und bedarfsgerechten Krankenhausversorgung<br />

der Bevölkerung. Dieses ist im Grundgesetz<br />

verankert. Im Krankenhausfinanzierungsgesetz wird<br />

dieser Grundsatz ausdrücklich formuliert, leider aber nach<br />

der Einführung der DRGs nicht umgesetzt. In mehreren Urteilen<br />

des Bundesverfassungsgerichtes wurde herausgestellt,<br />

dass die leistungsfähige und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung<br />

ein unverzichtbarer Teil der Gesundheitsversorgung<br />

und ein besonders wichtiges Gemeinschaftsgut ist. Im<br />

Vordergrund sollte immer die sachgerechte medizinische<br />

Versorgung der Bevölkerung stehen, danach kommt erst die<br />

dadurch bedingte Kostenbelastung des Gemeinwesens.<br />

Die Zahl der Pflegekräfte hat abgenommen, es fand eine<br />

Entlassungswelle Mitte der neunziger Jahre bis etwa 2005<br />

statt, aber die Zahl der zu versorgenden Patienten hat sich<br />

im gleichen Zeitraum erhöht. Hinzu kommt noch die erhebliche<br />

Verkürzung der Krankenhausliegezeiten durch die<br />

DRGs. Das bedeutet, der pflegerische Aufwand pro Patient<br />

hat erheblich zugenommen, auch durch die Kompliziertheit<br />

der chirurgischen Eingriffe und die dadurch bedingte entsprechende<br />

Nachsorge. Das alles zeigt, eine qualitativ hochwertige<br />

Pflege kann nicht zustande kommen. Gute Pflege<br />

braucht vor allem Zeit und Erfahrung, braucht Hinwendung<br />

und Einfühlungsvermögen. Das alles ist unter Zeitdruck nicht<br />

machbar, besonders nicht im Hinblick auf eine ältere Patientenklientel.<br />

Qualitativ hochwertige Pflege und Betreuung<br />

sind nur bei zahlenmäßig guter Personalausstattung zu leisten.<br />

Personalmangel, schlechte Bezahlung und geringe Qualifikation<br />

wirken sich unmittelbar auf die Pflegequalität aus.<br />

Gewerkschaften, der Deutsche Pflegerat und die Bundesärztekammer<br />

rufen schon über Jahre zu einer Verbesserung der<br />

Personalausstattung in den Kliniken auf. Der Personalbemessungsschlüssel<br />

muss geändert und dem tatsächlichen Bedarf<br />

angepasst werden. Hier sind vor allem die Länder gefordert.<br />

Personalmangel kann nicht die vom Minister Gröhe geforderte<br />

qualitativ hochwertige Pflege leisten. Der Pflegeberuf<br />

verliert deutlich an Attraktivität. Überhaupt nicht verantwortbar<br />

ist die schlechte Personalbesetzung in den Nächten und an<br />

den Feiertagen, besonders frisch Operierte sind hier erheblich<br />

gefährdet, die Mortalität steigt! Über einen bestimmten Pflegedienstschlüssel<br />

wird die Anzahl der Vollzeitkräfte auf die<br />

von ihnen versorgten Patienten festgelegt.<br />

<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 61


Entlassungsmanagement<br />

Bethesda-Krankenhaus Freudenberg<br />

Der Minister will eine angeblich hohe Summe für die Verbesserung<br />

der Pflegestellen in den Krankenhäusern bereitstellen.<br />

Das würde konkret bedeuten, dass in einem 500-Betten<br />

Haus etwa drei neue Stellen geschaffen werden, fällt somit<br />

in der Gesamtheit überhaupt nicht auf und wird auch nicht<br />

sofort in einem Schritt umgesetzt. Niemand glaubt hier an<br />

einen durchschlagenden Erfolg. Die genauen Zahlen sind folgende:<br />

insgesamt werden offiziell 6350 Stellen geschaffen<br />

für etwa 2000 Kliniken*. Mit einem gewissen Recht fürchten<br />

Patienten wegen der Überlastung des Pflegepersonals und<br />

auch der Ärzte folgenschwere Behandlungsfehler. So haben<br />

eine Mehrheit der Patienten Angst vor Methicillin-resistenter<br />

Staphylococcus aureus (MRSA) -Infektionen – man rechnet<br />

hier pro Jahr mit ungefähr 10.000 – 15.000 Todesfällen – und<br />

etwa die Hälfte der Patienten befürchten Behandlungsfehler<br />

der Ärzte durch Überlastung und Zeitmangel, und immerhin<br />

noch ein Viertel der Patienten fürchten, aus dem gleichen<br />

Grund falsche Medikamente verabreicht zu bekommen. Der<br />

jetzt bestehende Personalmangel bei dem unzureichenden<br />

Personalschlüssel kann nicht die von Herrn Minister Gröhe<br />

geforderte Qualität in der Pflege erreichen! Immerhin ist doch<br />

bemerkenswert: nach dem jetzigen Pflegeschlüssel kommt<br />

eine Pflegekraft auf zehn Patienten (das ist zusammen mit<br />

Spanien das Schlusslicht im europäischen Vergleich). Gefordert<br />

und ideal wäre ein Verhältnis von 1:4 (bis 1:6).<br />

*Dt.Ärtzeblatt Jahrg.112, Nov. 2015 Seite 728-729<br />

Kreisklinikum Siegen-Weidenau<br />

Weitere bisher unbefriedigend gelöste Probleme sind<br />

die des Entlassungsmanagements und die Regelung des<br />

ärztlichen Notfalldienstes. Die DRGs und der Zwang<br />

zum Sparen bedingen eine nur möglichst kurze Liegezeit<br />

in der Klinik und eine schnelle Entlassung. Ein<br />

sorgfältiges Entlassungsmanagement ist auch deshalb<br />

notwendig, weil immer mehr ältere Menschen betroffen<br />

sind. Es ist immer die Frage, in welchem Zustand<br />

wird der Patient entlassen, braucht er anschließend noch<br />

Hilfe und wer vor allem leistet diese Hilfe? Die Familie, der<br />

Pflegedienst, der Hausarzt, der Facharzt? Diese Probleme<br />

müssen sicher geregelt sein damit die Qualität der ärztlichen<br />

Behandlung in der Klinik auch erhalten bleibt. Ist der Patient<br />

gesund? Ist eine allgemeine oder spezifische Nachsorgebehandlung<br />

notwendig? Ist die Familie in der Lage diese Nachsorge<br />

sachgerecht durchzuführen? Das alles muss bis in alle<br />

Einzelheiten geregelt sein, damit der gefürchtete Drehtüreffekt<br />

nicht eintritt. Die Sozialarbeiter im klinischen Entlassungsmanagement<br />

haben deswegen eine wirklich wichtige<br />

Funktion im sozialen Gefüge einer Klinik, und sie sollten<br />

eigentlich schon zum Zeitpunkt der klinischen Aufnahme<br />

in Aktion treten. Sie müssen sich kümmern um die eventuell<br />

notwendigen Hilfsmittel, müssen schon Hausbesuche<br />

durch die sozialen Dienste organisieren, müssen die Zuständigkeit<br />

der Pflegeversicherung klären, sich eventuell. um<br />

eine Wohnraumanpassung bei fortschreitender Hilflosigkeit<br />

bemühen, eventuell. mit Pflegeheimen, Angehörigen- oder<br />

Selbsthilfegruppen Kontakte aufnehmen.<br />

Foto:Ulla D'Amico<br />

Die Notdienste<br />

Die Notaufnahmen und die Notdienste in den Krankenhäusern<br />

sind überall stark überlastet, sind absolut unterfinanziert<br />

und werden immer stärker zum Lückenbüßer für die eigentlich<br />

zuständigen Bereitschaftsdienste<br />

der kassenärztlichen<br />

Vereinigung. Die Kliniken<br />

können keine weitergehende<br />

Öffnung für die ambulante<br />

Versorgung der Patienten verkraften.<br />

Mehr als 50 % der in<br />

den Kliniken versorgten Notfälle<br />

können ebenso gut in<br />

der allgemeinen Notfallversorgung<br />

behandelt werden.<br />

Bei einer Inanspruchnahme<br />

in einer Notfallklinik werden<br />

nicht nur Ärzte und Pflegekräfte<br />

belastet, es werden<br />

auch Kosten ausgelöst, die an<br />

sich nicht in die Tätigkeit der<br />

Krankenhäuser abgestimmt<br />

sind, weil z.B. die Kliniken<br />

viel mehr an Personal und<br />

Technik bereitstellen müssen.<br />

Einem Gutachten zufolge er-<br />

Foto:Rita Petri<br />

62 durchblick 2/<strong>2016</strong>


Jung-Stilling-Krankenhaus in Siegen<br />

Foto:Rita Petri<br />

halten die Krankenhäuser im Schnitt 32 € pro ambulantem<br />

Notfall. Dem gegenüber stehen 120 € im ambulanten kassenärztlichen<br />

Bereich.<br />

Qualität der ärztlichen Leistung<br />

und Qualitätsberichte<br />

Jeder Arzt, jede Schwester und jeder Pfleger ist darauf bedacht,<br />

gewissenhaft zum Wohle des Kranken zu arbeiten. Aber<br />

Herr Gröhe fordert ausdrücklich qualitativ gute Arbeit und will<br />

die Kriterien hierzu schriftlich festlegen. So und nicht anders<br />

sollen sie erfüllt werden und andernfalls wird mit Lizenzentzug<br />

gedroht. Das Reglement bedingt, dass Ärzte numerisch<br />

erfasst, miteinander verglichen, statistisch bewertet<br />

und mit Etiketten = Zertifikaten versehen werden.<br />

Der Druck Zertifizierung = Qualität der geleisteten<br />

Arbeit bleibt konstant bestehen, der Markt führt die<br />

Kontrollen durch, es entsteht ein offener Wettbewerb,<br />

kollegiales Zusammenarbeiten und gegenseitiger<br />

Respekt bleiben auf der Strecke. Kollegialität<br />

ist einer der Grundpfeiler des ärztlichen Berufes, es<br />

droht eine Konkurrenz zwischen den Ärzten und<br />

zwischen den Krankenhäusern. Die Krankenhäuser<br />

werden gezwungen, in regelmäßigen Abständen<br />

detaillierte Qualitäts- und Rechenschaftsberichte<br />

über ihre Arbeit abzuliefern, die Einzelheiten dieser<br />

Berichte sind noch nicht exakt ausgearbeitet. Es<br />

gibt also bis jetzt keine ausreichenden Kriterien für<br />

die Beurteilung der Qualität. Kleine Krankenhäuser<br />

mit weniger technischer Geräteausstattung, mit<br />

weniger Routine bei komplizierten Behandlungsabläufen<br />

usw. geraten gegenüber den großen Kliniken<br />

ins Hintertreffen, ohne dass ein wirklich schlechtes<br />

Behandlungsergebnis vorliegt. Zum Nachteil der<br />

ansässigen Bevölkerung werden also kleinere Häuser<br />

geschlossen oder zu Alten- und Pflegeheimen<br />

umfunktioniert.<br />

Krankenhausträger rechnen mit mehreren Millionen Euro<br />

Kürzungen im Jahr. Schon jetzt machen 40 % der Kliniken<br />

Verluste und würden im Verlauf von 5 Jahren zu einem bedenklich<br />

hohen Anteil noch weiter ins Minus rutschen. Das<br />

heißt: Die geplante Krankenhausstrukturreform gefährdet die<br />

ländlichen Krankenhäuser mit weniger als 200 Betten. Hier<br />

möchte der Seniorenbeirat der Stadt Siegen an alle beim neuen<br />

Krankenhausstrukturgesetz Beteiligten appellieren, die<br />

Folgen der Änderung vor allem für die ältere Bevölkerung<br />

nochmals zu überdenken. Dr. med. Wolfgang Bauch<br />

Anm d. R: Dr Wolfgang Bauch ist Mitglied des Seniorenbeirats der<br />

Stadt Siegen, in diesem Sprecher des Arbeitskreises 1 (Bauen, Wohnen,<br />

Soziale Einrichtunen, Gesundheit, Netze, Infrastruktur und Pflege)<br />

Die Situation in der heimischen Region<br />

Die geplante Krankenhausreform hat für den<br />

heimischen Raum massive negative Folgen. Die<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 63


28. Siegener Sommerfestival<br />

Erneut wartet beim Siegener Sommerfestival ein vielfältiges<br />

und breitenkulturelles Open-Air-Programm<br />

auf sein Publikum. Dabei sticht eine Name aus dem<br />

diesjährigen Programmreigen hervor: Die amerikanische<br />

Gesangsformation Take 6 gilt als das zur Zeit beste Vokalensemble<br />

der Welt. Mit 10 Grammys in vier Sparten (R&B,<br />

Soul, Jazz und Gospel) ist es auf jeden Fall das erfolgreichste.<br />

Am 30. Juni macht das sensationelle Sextett einen Tour-<br />

Stopp im Schlosshof. Ein Stimmenfeuer der etwas anderen<br />

Art verspricht die erste Open-Air-Ausgabe des berüchtigten<br />

„Rudelsingens“ am 25.6. zu werden: Ob Chor-, Amateuroder<br />

Unter-der-Dusche-Sänger – jeder kann mitmachen, und<br />

für jeden sind die passenden Songs dabei.<br />

Compania LaTa Straßentheater<br />

Doch der Reihe nach: Am 10. und 11. Juni startet das<br />

Sommerfestival mit internationalem Straßentheater in seine<br />

28. Runde. Vor den Toren des Apollo-Theaters werden Artisten-Ensembles<br />

aus Japan, Spanien und Belgien ihr artistisches<br />

und komödiantisches Können unter Beweis stellen,<br />

bevor eine Woche später das Programm im Hof des Oberen<br />

Schloss mit Kabarett, Comedy, Kino, Poetry, Varieté und<br />

Vokalmusik seine Fortsetzung findet. Den Anfang macht<br />

am 17.6. eine Musikformation mit dem Namen Bukahara:<br />

Sie gehört zu den Shootingstars der europäischen Weltmusikszene:<br />

Eine Band. Vier Musiker. Drei Kontinente. Und<br />

ein Konzert, auf das sich die Freunde von Multikulti und<br />

erdumspannender Musik freuen dürfen.<br />

Comedy und Poetry gehören ebenfalls zu den „jüngeren“<br />

Programmfarben, auf die das Sommerfestival schon<br />

sehr frühzeitig gesetzt hat: Am 19. Juni kommen die beiden<br />

schrägen Vögel vom „Fuck Hornisschen Orchestra“ auf<br />

die Schlossbühne, am 26. Juni gibt sich Poetry-Star Andy<br />

Strauß die Ehre. Dazu passt der alljährlich stattfindende<br />

Poetry Slam unter freiem Himmel. Erst die Open-Air-Version<br />

des beliebten Dichterwettstreits hat den Poetry Slam in<br />

Siegen richtig salonfähig gemacht. Am 3. Juli findet dieser<br />

zum 12. Mal im Schlosshof statt. Doch auch die leisen und<br />

feinen Töne sind beim Festival zu hören: Mit der Derniere<br />

ihres preisgekrönten Programms „Aus dem Tagebuch<br />

meines Mannes“ (18.6.) in Siegen darf man sich auf ein<br />

künstlerisches Glanzlicht mit der Kabarettistin Tina Teubner<br />

freuen – genauso wie auf den ruhrpott- und fußballverrückten<br />

Literaten Frank Goosen, der am 24.6. seinen neusten<br />

Roman „Förster mein Förster vorstellt. Etwas schriller<br />

und bunter geht es dann am ersten Juli-Wochenende zu:<br />

Nach der legendären Burlesque-Show im Spiegelzelt vor<br />

zwei Jahren gastiert am 1.7. nochmals die begnadete Diseuse<br />

Evi Niessner und ihr kongenialer männlicher Gegenpart<br />

Mr. Leu in Siegen – dieses Mal unter dem vielsagenden<br />

Künstlernamen „Evi & das Tier“. Tags darauf (2.7.) heißt<br />

es einmal mehr „Kunst gegen Bares“: Mittlerweile hat die<br />

beliebte Talent-Show so etwas wie Kultstatus und gehört<br />

fast schon zum Festival-Inventar.<br />

Eine Woche später verabschiedet sich das Sommerfestival<br />

mit einer „Doppel“-Nacht der 1000 Lichter am 8.<br />

und 9. Juli in die Sommerpause - an dem Wochenende, an<br />

dem auch die Sommerferien in NRW eingeläutet werden.<br />

Aufgrund des großen Andrangs im vergangenen Jahr wird<br />

64 durchblick 2/<strong>2016</strong>


Take 6 – Am 30. Juni macht das sensationelle Sextett einen Stopp im Schlosshof.<br />

die beliebte Lichternacht in diesem Jahr auf zwei Veranstaltungstage<br />

und zwei Veranstaltungsorte ausgedehnt.<br />

„Neuland betreten“ heißt es für das Siegener Festivalpublikum,<br />

für das sich am 8. Juli die Chance bietet, eines der<br />

interessantesten – und weithin unbekannten – Flecken am<br />

Rande der Krönchenstadt zu entdecken. Gemeint ist der<br />

ehemalige Schießplatz auf dem Fischbacherberg, heute<br />

Heimat für das sozial-kulturelle Erfahrungsfeld „Schön und<br />

Gut“, das als städtebauliches Konversionsprojekt mit einem<br />

ambitionierten, landesweit beachteten Ausbildungsprojekt<br />

für Furore gesorgt hat, und das in idealer Weise für stimmungsvolle<br />

Parkbespielungen geeignet ist. In diesem Fall<br />

für das Berliner Theater Anu, das an diesem Abend eine seiner<br />

größten und schönsten Parkinszenierungen präsentiert:<br />

„Die große Reise“, ein leises Spektakel zum Träumen und<br />

Meditieren – inmitten eines riesigen Kerzenlabyrinthes, abseits<br />

von Stadtlärm und künstlichem Licht. Bei der zweiten<br />

der beiden Lichternächte (9.7.) dreht sich dann traditionell<br />

alles um den fackelerleuchteten Marktplatz am Rathaus und<br />

um das romantisch illuminierte Schloss auf dem Siegberg.<br />

In den Sommerferien selbst stehen naturgemäß die<br />

Kinder im Mittelpunkt: Jahr für Jahr pilgern die Familien<br />

zum „Kindertheater in den Ferien“ im Schlosspark, denn<br />

unter dem Sonnendach des Veranstaltungspavillons warten<br />

an jedem Samstagnachmittag um 16 Uhr Musiker, Schauspieler<br />

und Artisten auf ihr Publikum. Kinder und Familien<br />

sind auch die Zielgruppe für ein wunderbares Zirkus- und<br />

Varieté-Ensemble, das mit seinem (aus historischen LKWs)<br />

bestehenden „Convoy Exceptionell“ und einem Mini-Zirkuszelt<br />

fünf Tage lang Station im Park an der Oranienstraße<br />

macht und dort insgesamt 8 Vorstellungen geben wird.<br />

Der Abschluss des diesjährigen Sommerfestivals wird<br />

jedoch erst im Rahmen des großen Uferfests (2.-4.9.) gefeiert,<br />

das anlässlich der (Wieder)Freilegung der Sieg und<br />

der Fertigstellung des städtebaulichen Projekts „Siegen zu<br />

neuen Ufern“ von der Stadt Siegen ausgerichtet wird und<br />

das neu gestaltete Stadtzentrum ins rechte Licht rücken wird.<br />

Am Festprogramm wird derzeit noch kräftig gefeilt – doch<br />

ein Programmhighlight darf schon jetzt verraten werden:<br />

Geplant sind drei Vorstellungen der diesjährigen Absolventenshow<br />

der Staatlichen Artistenschule Berlin (2. und 3. September<br />

vor dem Apollo).<br />

Bislang konnte das Festivalprogramm immer mit großzügiger<br />

finanzieller Hilfe von Sponsoren (RWE, Krombacher<br />

Brauerei, Volksbank Siegerland, SVB, Land NRW)<br />

realisiert werden. Zu danken haben erneut die Stadt Siegen<br />

als Hauptfinanzier, das Apollo-Theater als Veranstalter und<br />

nicht zuletzt die Bürger aus Stadt und Region als Besucher<br />

und Nutznießer dieser schönen Veranstaltungsreihe.<br />

Convoy Exceptionell an der Oranienstraße<br />

Alle Festivalinfos (samt Fotos, Videolinks und Eintrittspreisen)<br />

sind ab sofort im Netz unter sommerfestival.<br />

com zu finden, das gedruckte Programmheft wird zu Pfingsten<br />

erscheinen. <br />

Stephan Schliebs<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 65


14. Hilchenbacher Musikfest<br />

mit „Dinner in Weiß“ – 17. bis 19. Juni <strong>2016</strong><br />

Swinging Elephants sind eine kleine, aber feine Big Band – Formation aus<br />

dem Siegerland. Die Musiker stammen sowohl aus dem Profi- als auch aus dem<br />

Amateurbereich. Mit drei Saxophonen, Trompete, Posaune, E-Bass, Piano und<br />

Schlagzeug sind sie im Stande einen satten, aber auch dezenten „Bigband-<br />

Sound“ zu kreieren. Das breit gefächerte Repertoire reicht vom klassischen Swing<br />

und Jazz über Latin bis hin zu bekannten Titeln aus der Popmusik.<br />

Kurz vor dem Sommeranfang wird - in diesem Jahr<br />

zum vierzehnten Mal - ein Open-Air-Konzert mit<br />

der Philharmonie Südwestfalen auf dem Hilchenbacher<br />

Marktplatz stattfinden. Mit diesem musikalischen Ereignis<br />

in Hilchenbach, dem Fest der schönen Klänge, wollen<br />

die Veranstalter den Bürgern der Stadt und den vielen Gästen<br />

aus dem umliegenden Gemeinden wieder einen glanz- und<br />

klangvollen Sommertag bieten. „Wir hoffen, dass<br />

sich das Wetter mal wieder von seiner guten Seite<br />

zeigt“, ist der große Wunsch von Hartmut Kriems<br />

(Stadt Hilchenbach/Gebrüder-Busch-Kreises) „im<br />

letzten Jahr ist alles sozusagen ins Wasser gefallen.“<br />

Kulinarisch werden die Hilchenbacher Gastronomen<br />

rund um den Marktplatz, mit seinem anmutigen Ambiente,<br />

auftischen, was Küchen und Keller hergeben.<br />

Im Mittelpunkt des Festes seht das Konzert mit<br />

der Philharmonie Südwestfalen am Samstag, dem 18.<br />

Juni, unter der Leitung von Gastdirigent Leo Siberski.<br />

Als Solist dieses Konzertes können die Konzertbesucher<br />

Attila Benkö, den Tuba-Spieler des Orchesters,<br />

erleben. Zur Aufführung auf der Open-Air-Bühne<br />

kommen Werke u. a. von Nicolai, Brahms, Berlioz,<br />

Rossini, Prokofieff und Strauß. Der Musiktag wird abgerundet<br />

durch Auftritte der Chöre aus Hilchenbach<br />

im Vorprogramm. Der Eintritt ist wie immer frei, jedoch<br />

wird um eine Spende per Hutsammlung gebeten.<br />

Foto:Gebr.-Busch-Kreis Dahlbruch<br />

Starten wird das Fest schon am<br />

Freitag, dem 17. Juni, ab 18 Uhr mit<br />

dem „Dinner in Weiß“, das zum dritten<br />

Mal stattfinden wird, musikalisch<br />

untermalt von der Schwing-Jazzband<br />

„“Swinging Elephants“ aus Kreuztal.<br />

Zu diesem 3. Hilchenbacher<br />

„Dinner in Weiß“ im Rahmen des<br />

14. Hilchenbacher Musikfestes laden<br />

die örtlichen Gastronomen wieder herzlich<br />

ein. Geplant ist ein großes Festmahl<br />

auf dem historischen Marktplatz. Für<br />

diese Veranstaltung ist unbedingt eine<br />

Platzreservierung erforderlich. Anmelden<br />

kann man sich telefonisch bei der<br />

Stadt Hilchenbach unter der Nummer<br />

<strong>02</strong>733/288-136 oder beim Gebr.-Busch-<br />

Kreis unter <strong>02</strong>733/53350. Falls das Dinner<br />

in Weiß wegen schlechten Wetters<br />

ausfallen muss ist der 20. August als Ersatztermin<br />

in der Gerichtswiese vorgesehen.<br />

Das Konzert mit der Philharmonie<br />

am 18.6. würde in diesem Fall – wie<br />

im letzten Jahr - in die Evangelische Kirche verlegt.<br />

Am Samstag, dem 18. Juni, beginnt das Musikfest<br />

um 15.30 Uhr mit dem traditionellen großen Konzert der<br />

Hilchenbacher Chöre und um 19.30 Uhr ist Beginn des<br />

14. Open-Air-Konzerts mit der Philharmonie Südwestfalen.<br />

Den Abschluss des Festes bildet am 19.6. ab 10 Uhr der schon<br />

traditionelle Gottesdienst auf dem Hilchenbach Marktplatz. <br />

Dinner in weiß, am 19. Juni auf dem Marktplatz in Hilchenbach<br />

66 durchblick 2/<strong>2016</strong>


2/<strong>2016</strong> durchblick 67


Seniorenhilfe Siegen e.V.<br />

Telefon <strong>02</strong> 71/ 6 61 03 35<br />

durchblick e.V.<br />

<strong>02</strong> 71/6 16 47 + 01 71/6 20 64 13<br />

ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.<br />

Senecafé <strong>02</strong> 71/ 2 50 32 39<br />

SeniorenServiceStelle<strong>02</strong>71 / 38 78 616-2<br />

Café „Unter der Linde“ <strong>02</strong> 71 / 5 64 10<br />

Englischkurse <strong>02</strong>737 / 592176<br />

Veranstaltungen im Seniorenbegegnungszentrum<br />

der Universitätsstadt Siegen<br />

Haus Herbstzeitlos<br />

57074 Siegen, Marienborner Str. 151<br />

Film- und Video-Club <strong>02</strong>7 32/1 24 60<br />

Seniorenbeirat<strong>02</strong> 71 / 404-22<strong>02</strong><br />

SHG Sauerstoff Therapie <strong>02</strong> 71 / 37 03 54<br />

Gedächtnistraining <strong>02</strong>71 / 8 49 99<br />

Lesepaten <strong>02</strong>739 / 2290<br />

Malgruppe <strong>02</strong>71 / 3 73 87<br />

Selbstverteidigung 0160 / 830 18 67<br />

SeniorenTheaterSiegen<strong>02</strong>71 / 5 65 28<br />

Trauercafé<strong>02</strong>71/ 5 34 46<br />

Wahlverwandte<strong>02</strong>71 / 2 38 01 08<br />

Werkstatt<strong>02</strong> 71 / 6 27 76<br />

Foto: Ingrid Drabe<br />

montags<br />

10:00 -12:00 Sprechstunde der<br />

Seniorenhilfe<br />

10:00 -12:00 SeniorenServiceStelle<br />

geöffnet<br />

10:00 -12:00 Werkstatt geöffnet<br />

14:00 -18:00 ALTERAktiv Senecafé<br />

dienstags<br />

09:00 -12:00 ALTERAktiv Senecafé,<br />

Windows 8.1/10 Tablets<br />

und Smartphones<br />

10:00 -12:00 Sprechstunde der<br />

Seniorenhilfe<br />

10:00 -12:00 Redaktionsbüro des<br />

durchblick geöffnet<br />

10:00 -12:00 Malgruppe (außer 1.Di.Monat)<br />

mittwochs<br />

09:00 -12:00 ALTERAktiv<br />

Senecafé<br />

09:30 -11:00 Englischkurs auf Anfrage<br />

<strong>02</strong>737 / 592176<br />

10:00 -12:00 SeniorenServiceStelle<br />

geöffnet<br />

10:00 -12:00 Redaktionsbüro des<br />

durchblick geöffnet<br />

11:00 -12:30 Englischkurs auf Anfrage<br />

14:00 -18:00 ALTERAktiv Senecafé<br />

14:30 -16:30 Handarbeiten mit der<br />

Seniorenhilfe<br />

14:30 -16:30 Werkstatt geöffnet<br />

15:00 -17:00 Singen mit der<br />

Seniorenhilfe<br />

19:00 -21:00 Regenbogentreff<br />

Spielen und Klönen<br />

19:00 -22:30 Film und Videoclub<br />

donnerstags<br />

09:30 - 10:30 Selbstverteidigung<br />

10:00 - 12:00 Sprechstunde der<br />

Seniorenhilfe<br />

10:00 -12:00 Redaktionsbüro des<br />

durchblick geöffnet<br />

12:00 - 14:30 Mittagstisch, Anmeldung:<br />

Mo. - Mi. bis 12 Uhr<br />

<strong>02</strong>71- 404-2200<br />

freitags<br />

10:00 - 12:00 Sprechstunde der<br />

Seniorenhilfe<br />

11:00 -14:00 Englischkurse (2) auf<br />

Anfrage <strong>02</strong>737 / 592176<br />

samstags<br />

09:00 - 12:00 Wandergruppe<br />

der Seniorenhilfe<br />

Das Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos befindet sich hinter der alten „Hainer Schule“, Ecke Marienborner Str. / Blumenstr.<br />

Anfahrt: Ab Hauptbahnhof, ZOB Bussteig B 1-2: Linien R 12, R 13, R 17, L 109 (Bushaltest, Blumenstraße). Parkplatz: Kostenlos am Haus<br />

Wir sind eine relativ kleine Gruppe von<br />

schwulen Männern und lesbischen Frauen,<br />

die sich aber aktiv halten. Wie andere Menschen<br />

wirken wir noch in verschiedensten<br />

Ehrenämtern, in Vereinen und Bürgerinitiativen,<br />

engagieren uns in Projekten und<br />

öffentlichen Aktivitäten. Wir treffen uns<br />

an jedem 2. Montag im Monat für zwei<br />

bis drei Stunden, teils einfach um aktuelle<br />

Erfahrungen oder Erinnerungen auszutauschen,<br />

teils um etwas zu unternehmen,<br />

teils um uns durch Fachleute über neue<br />

Entwicklungen des Alterns und der Alterspolitik<br />

aufklären zu lassen. So trafen wir<br />

uns in den letzten Jahren öfter in einem attraktiven<br />

Lokal, um lecker zu essen. Oder<br />

wir luden ein zu öffentlichen Abenden mit<br />

Vorträgen über die Bedeutung der Altenpflege<br />

oder der Patientenverfügung und<br />

anderer wichtiger Vorsorge-Maßnahmen.<br />

Dabei teilen wir zuerst einmal mit allen alternden<br />

Menschen vergleichbare Freuden<br />

und Leiden, die Sorgen, körperlichen Beschwerden,<br />

Einsamkeits-Ängste, Verluste<br />

an Partnern oder sonstigen Menschen, die<br />

uns etwas bedeuteten und gestorben sind<br />

oder sich von uns trennten.<br />

Anders Altern: klein, aber ak tiv<br />

Eine Gruppe stellt sich vor<br />

Unser Altern unterscheidet uns aber zugleich<br />

von den meisten Menschen dadurch,<br />

dass wir in unserem Leben unsere Liebesund<br />

Beziehungsbedürfnisse auf Menschen<br />

des gleichen Geschlechts orientiert haben.<br />

Die Gesellschaft, unsere Eltern haben uns<br />

von Geburt an keine Lebensmodelle zur Verwirklichung<br />

dieser Bedürfnisse angeboten,<br />

man hat uns vielfach diskriminiert und kriminalisiert.<br />

Wir sind durch diese Bedürfnisse<br />

bis heute als zumindest auffällige, wenn nicht<br />

verachtenswerte Menschengruppe gebrandmarkt.<br />

Entsprechend haben wir auch eigene<br />

Bedürfnisse, unser Altern zu gestalten: Wir<br />

setzen uns aktiv dafür ein, in der Gesellschaft<br />

und unter Alten, gleichgültig welcher<br />

ethnischen, religiösen und geschlechtlichen<br />

Orientierung, in unserer Wohnumgebung, in<br />

der Öffentlichkeit, im Krankenhaus, in der<br />

Pflege als gleichwertige Menschen mit einer<br />

anderen geschlechtlichen Orientierung anerkannt<br />

zu werden.<br />

Genau deshalb aber sind wir offen gegenüber<br />

anderen. Das gilt zunächst für<br />

Menschen, Frauen und Männer, die mit<br />

uns vergleichbare Bedürfnisse und Erfahrungen<br />

haben Wir laden sie ein, mit uns aus<br />

der Isolation auszubrechen, in die uns die<br />

Besonderheit unserer Erfahrungen häufig<br />

verbannt. Es gilt aber auch für alle anderen<br />

Alten, die wir in größeren Zeitabständen zu<br />

besonderen Veranstaltungen einladen. Wir<br />

suchen den gedanklichen Austausch mit<br />

ihnen, um gemeinsam das Altern in unserer<br />

Stadt so zu gestalten, dass alle Bedürfnisse<br />

berücksichtigt und alle notwendigen Maßnahmen<br />

verwirklicht werden. Um uns allen<br />

ein Altern in Würde zu sichern.<br />

<br />

Wolfgang Popp<br />

Termine <strong>2016</strong> im Haus Herbstzeitlos<br />

13.6. / 18.30: Geselliges Beisammensein unter<br />

Gleichgesinnten: Wir gehen lecker Essen.<br />

11.7. / 18.30 Uhr: Öffentliche Einladung:<br />

Was regelt ein gesetzlicher Betreuer?<br />

30.7. / ganztägig: CSD-Tag<br />

12.9. / 18.30 Uhr: Öffentliche Einladung:<br />

Ehe und eingetragenen Lebenspartnerschaft<br />

im Alter: gesetzliche und soziale Bedeutung.<br />

14.11. / 18.30 Uhr: Öffentliche Einladung:<br />

Altersgerechtes Wohnen: gesetzliche und<br />

soziale Bedeutung.<br />

12.12. / 18.30 Uhr: Geselliges Beisammensein<br />

unter Gleichgesinnten: Weihnachtsfeier.<br />

68 durchblick 2/<strong>2016</strong>


Ausstellung<br />

bis 10.Juni <strong>2016</strong><br />

Rathaus<br />

Siegen-Weidenau<br />

Weidenauer Str.<br />

Zu den Öffnungszeiten<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 69


Wiederkehrende<br />

Termine<br />

Veranstalterfoto<br />

An jedem 2. Sonntag im Monat: Sonntagscafè<br />

im Bürgerhaus Siegen-Niederschelden,<br />

Auf der Burg 15<br />

montags:<br />

10:00 Seniorengymnastik mit Anne Freudenberger,<br />

im Gemeinschaftsraum Dr. Ernst-<br />

Schuppener-Haus, Stadtteilbüro Heidenberg,<br />

<strong>02</strong>71-23418872<br />

14:00 Montagscafé des DRK Ortsverein<br />

Siegen Nord e.V., Schneppenkauten 1,<br />

57076 Siegen-Weidenau <strong>02</strong>71-76585<br />

14:30 Handarbeitstreff: stricken, häckeln,<br />

sticken, nähen, „Regiestelle Leben<br />

im Alter“ Rathaus Weidenauer Straße<br />

215, <strong>02</strong>71/404-2200<br />

20:30 Tangosalon: Milonga, Tango Argentiono<br />

- Gefühle tanzen, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

Jeden 1. Montag im Monat<br />

14:30 Singen AWO-OV Siegen, Begegnungsstätte<br />

Rosterstr. 186, <strong>02</strong>71/53383<br />

18:30 „Anders Altern“ Gruppe für gleichgeschlechtliche<br />

Lebende und Liebende,<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str.<br />

19:00 Trauergruppe der Ambulanten Hozpizhilfe,<br />

Stiftung Diakoniestation Kreuztal,<br />

Ernsdorfstr. 3, <strong>02</strong>732/1<strong>02</strong>8<br />

20:00 Tango Schnupperkurs (bis 21 Uhr),<br />

anschließend Tangosalon, Kulturhaus Lÿz<br />

Siegen, St.-Johann-Straße 18<br />

Jeden 2. Montag im Monat<br />

10:00 Frühstückstreff: AWO-Ortsverein<br />

Siegen, im der Begegnungsstätte Rosterstr.<br />

186, Siegen, <strong>02</strong>71/339857<br />

10:00 Trauercafé der Ambulanten ökumenischen<br />

Hospizhilfe Siegen e.V.; Haus<br />

Herbstzeitlos Siegen, Marienborner Str. <br />

<strong>02</strong>71/236<strong>02</strong>-67<br />

15:15 Montagsgespräch des „Bund der<br />

Vertriebenen“ – Diskurs zum aktuellen<br />

gesellschaftspolitschen Zeitgeschehen<br />

Geschäftsstelle Siegen, Seilereiweg 6<br />

<strong>02</strong>71/82838<br />

Jeden 3. Montag im Monat<br />

10:00 ALTERAktiv, Lesepaten, Haus<br />

Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />

Straße 151 <strong>02</strong>739-2290<br />

16:30 Selbsthilfegruppe Durchblutungsstörungen<br />

in den Beinen Begegnungszentrum<br />

Haus Herbstzeitlos Siegen,<br />

Marienborner Str. 151 <strong>02</strong>71-310781<br />

18:30 Treffen Selbsthilfegruppe:<br />

Sauerstoff-Langzeit-Therapie „Haus<br />

Herbstzeitlos Siegen“ 370354<br />

Jeden 4. Montag im Monat<br />

10-12:00 Beratung für Senioren, Senioren-<br />

ServiceStelle Siegen-Geisweid, Am Klafelder<br />

Markt 20 <strong>02</strong>71/372199-05<br />

14:30 Kaffeekränzchen: AWO-<br />

Ortsverein Siegen, in der Begegnungsstätte<br />

Rosterstr. 186, Siegen,<br />

<strong>02</strong>71/3386-160<br />

Letzter Montag im Monat<br />

19:00 Selbsthilfegruppe Asthma und<br />

Bronchitis Haus Herbstzeitlos Siegen,<br />

Marienborner Straße 151 <strong>02</strong>737/3308<br />

dienstags:<br />

17.00 Interkultureller Chor Siegerland<br />

Span. Zentrum Siegen, St.-Michael-St. 3<br />

Jeden 1. Dienstag im Monat<br />

9:00 Die Creativen Siegen, städtisches<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, <strong>02</strong>737-3455<br />

10:00-12:00 Seniorenberater der Stadt<br />

Siegen: Sprechstunde, Begegnungszentrum<br />

„Haus Herbstzeitlos“, Siegen<br />

15:00 ALTERAktiv Lesepaten, Begegnungszentrum<br />

„Haus Herbstzeitlos“<br />

Siegen, <strong>02</strong>739/2290<br />

Ausstellung<br />

Hans Hartung<br />

Fotografie<br />

05.06. bis 25.09.<strong>2016</strong><br />

Museum für Gegenwartskunst Siegen,<br />

Unteres Schloss<br />

Jeden 2. Dienstag im Monat<br />

20:00 Vorwärts-Chor, städtisches Begegnungszentrum<br />

„Haus Herbstzeitlos“,<br />

Siegen, Marienborner Straße 151<br />

Jeden 3. Dienstag im Monat<br />

15-17 Treffen der Heinzelwerker, Begegnungszentrum<br />

„Haus Herbstzeitlos“,<br />

Siegen, Marienborner Straße 151<br />

Jeden 4. Dienstag im Monat<br />

20:00 Vorwärts-Chor, städtisches Begegnungszentrum<br />

„Haus Herbstzeitlos“,<br />

Siegen, Marienborner Straße 151<br />

mittwochs:<br />

10:00-12:00 Heinzelwerker Sprechstunde,<br />

„Regiestelle Leben im Alter“,<br />

RathausWeidenau, Weidenauer Str.<br />

211, 404-2200<br />

10:00 Spaziergang: 3000 Schritte, Tempo<br />

und Strecke sind angepasst, ab Rathaus<br />

Weidenauer Str. 215, 404-2200<br />

10-12:00 Sprechstunde des Seniorenbeirats,<br />

SeniorenServiceStelle Siegen-Geisweid ,<br />

Am Klafelder Markt 20 <strong>02</strong>71/372199-05<br />

14:00-16:00 Diakonischer Freundeskreis<br />

Siegen-Süd, Hilfen für zu Hause,<br />

Diakonie Eiserfeld, Mühlenstr. 7<br />

14.30-17.30 Taschengeldbörse Siegen,<br />

St.-Johannstr. 7 <strong>02</strong>71/2346066<br />

17:00 Internationaler Seniorentanz,<br />

Interkulturelle Gemeinschaft, kath. Gemeindehaus<br />

Siegen, St.-Michaelstraße 3<br />

Jeden 1. Mittwoch im Monat<br />

10:00 Trauercafé Regenbogen Ambul.<br />

Hozpizhilfe, Diakonistation Kreuztal,<br />

Ernsdorfstraße 3 <strong>02</strong>732-1<strong>02</strong>8<br />

15:00 Frauenzimmer, Frauencafé des<br />

DRK-Niederschelden, Burgschule Siegen-Niederschelden.<br />

<strong>02</strong>71-33716-0<br />

Jeden 1. Mittwoch im Monat<br />

14.30 Uhr bis 16.30 Uhr<br />

„Museums-Momente“<br />

Museum für Gegenwartskunst Siegen,<br />

Unteres Schloss<br />

Führung für Menschen mit Demenz und<br />

ihre Begleiter Anmeldung erforderlich!<br />

<strong>02</strong>71/405-7710<br />

70 durchblick 2/<strong>2016</strong>


Jeden 3. Mittwoch im Monat<br />

14:30 VDK-Siegen-Treff; Frohe Runde, Christofferhaus<br />

Siegen, Friedrich-Wilhelm-Str. 118<br />

14:30 Wir tanzen wieder! Für Menschen mit und ohne<br />

Demenz, Tanzschule „Im Takt“, Netphen-Dreistiefenbach,<br />

Dreisbachstr. 24. Anmeldung erbeten <strong>02</strong>71/234178-17<br />

(Nur im August am 24.8.)<br />

Letzter Mittwoch im Monat<br />

15:00-16.30 Selbsthilfegruppe Frontotemporale Demenz<br />

im Café Auszeit Kreuztal, Ernsdorfstr. 5<br />

donnerstags:<br />

10:00 Seniorenwerkstatt, der „Interkulturellen Gemeinschaft“,<br />

katholisches Gemeindehaus Siegen, St.-Michaelstr. 3<br />

14-16:00 Handarbeitskreis der SeniorenServiceStelle,<br />

im Rathaus Netphen, Amtsstraße 2+6<br />

14-16:00 Ehrenamtsberatung, SAfE -Siegener Agentur<br />

für Ehrenamt Rathaus Weidenau 404-2139<br />

10:00-12:00 Diakonischer Freundeskreis Siegen-Süd,<br />

Hilfen für zu Hause, Diakonie Eiserfeld, Mühlenstr. 7<br />

Jeden 2. Donnerstag im Monat<br />

15:00-17:00 Selbsthilfegruppe Mitten im Leben für<br />

Menschen mit Gedächtnisproblemen KSG-Seniorenwohnanlage<br />

Weidenau Weidenauer Str. 2<strong>02</strong><br />

Jeden 4. Donnerstag im Monat<br />

15:00 Trauercafé der Ambulanten ökumenischen Hospizhilfe<br />

Siegen e.V.; Haus Herbstzeitlos Siegen, Marienborner Str.<br />

<strong>02</strong>71/236<strong>02</strong>-67<br />

freitags:<br />

14:00 Englisch Tea Time AWO-Ortsverein Siegen, im der<br />

Begegnungsstätte Rosterstr. 186, Siegen, <strong>02</strong>71/339857<br />

17:00 Tanzen ab der Lebensmitte mit und ohne Partner,<br />

TanzZentrum AGNE-PRESCHER Siegen-Geisweid,<br />

Birlenbacher Hütte 16 <strong>02</strong>71-84999<br />

18:00 Wochenschlussandacht, Autobahnkirche Rasthof<br />

Wilnsdorf<br />

Jeden 2. Freitag im Monat<br />

15:00 Dämmerstunde der Seniorenhilfe Siegen e.V.<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos Siegen,<br />

Marienborner Str. 151 <strong>02</strong>71/44369<br />

samstags:<br />

Jeden 3. Samstag im Monat<br />

13:00 ALTERAktiv Repaircafé, Mehrgenerationenzentrum<br />

der Martinigemeinde Siegen, St. Johann-Str. 7<br />

Jeden 4. Samstag im Monat<br />

13:00 Klimawelten Repaircafé, Florenburg Hilchenbach,<br />

Kirchweg 17 <strong>02</strong>733/2366 (Ingrid Lagemann)<br />

sonntags:<br />

Jeden 2. Sonntag im Monat<br />

15:00 Sonntagscafe im Bürgerhaus Siegen-Niederschelden,<br />

Auf der Burg 15 <strong>02</strong>71/3370122<br />

Jeden 3. Sonntag im Monat<br />

14:30 Cafè unter der Linde, städtisches Senioren–Begegnungszentrum<br />

„Haus Herbstzeitlos“ Siegen, Marienborner<br />

Str. 151, <strong>02</strong>71-56410<br />

15:00 Trauercafé der Ambulanten ökumenischen Hospizhilfe<br />

Siegen e.V., Tillmann-Siebel-Haus Freudenberg<br />

Krottorfer Str. 37, <strong>02</strong>71/236<strong>02</strong>-67<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 71


Veranstaltungshinweise<br />

Backestage<br />

im Kreisgebiet<br />

Juni<br />

Mi. 01./ ab 18 Uhr, Fbg. Hohenhain<br />

Do. <strong>02</strong>./ ab 14 Uhr, Fbg.Niederndorf<br />

Sa. 04./ ab 14 Uhr, Netphen-Salchendf.<br />

Sa. 11./ ab 09 Uhr, Burb.-Wahlbach<br />

ab 11 Uhr, Obersdorf-Wilnsdf<br />

Di. 14./ 11-13 Uhr, Bu.-Nd.dresselndf.<br />

(Alte Schule)<br />

Mi. 15./ ab 18 Uhr, Fbg.Hohenhain<br />

Sa. 18./ 10- 15 Uhr, Fbg.-Oberheuslg.<br />

10- 14 Uhr, Fbg.-Oberholzklau<br />

Fr. 24./ 13- 15 Uhr, Sgn.- Birlenbach<br />

Sa. 25./ 06-12 Uhr, Burb.-Alte Vogtei<br />

10- 16 Uhr, Niedersetzen<br />

Juli<br />

Sa. <strong>02</strong>./ ab 14 Uhr, Netph.-Salchendorf<br />

Do. 07./ ab 14 Uhr, Fbg.-Niederndorf<br />

Sa. 09./ ab 09 Uhr, Burb.-Wahlbach<br />

ab 10 Uhr, Bad Blb.-Girkhs.<br />

11-13 Uhr, Bu.-Nd.dresselndf.<br />

(Alte Schule)<br />

Fr. 29. 13- 15 Uhr, Sgn.- Birlenbach<br />

Sa. 30. 06-12 Uhr, Burb.-Alte Vogtei<br />

10- 13 Uhr, Öalcher Backes<br />

August<br />

Sa. 06./ ab 09 Uhr, Burb.-Wahlbach<br />

ab 14 Uhr, Ntph.-Salchendorf<br />

ab 18 Uhr, Fbg.-Mausbach<br />

So. 07./ 11-17 Uhr, Fbg.-Mausbach<br />

Sa. 13./ ab 08 Uhr, Espequelle, Bad Blb<br />

So. 14./ ab 08 Uhr, Espequelle, Bad Blb<br />

Fr. 19./ 15 - 18 Uhr, Hellergarten, Neunki.<br />

Sa. 20./ ab 11 Uhr, Hellergarten, Neunki.<br />

So. 21./ ab 10 Uhr, Sgn.-Langenholdinghs<br />

ab 11 Uhr, Ilsetal Feudingen<br />

ab 11 Uhr, Sgn.- Feuersbach<br />

Fr. 26./ 13- 15 Uhr, Sgn.- Birlenbach<br />

Sa. 27./ ab 15 Uhr, Sgn.- Trupbach<br />

10- 15 Uhr, Fbg.-Oberheuslingen<br />

So. 28./ 10- 16 Uhr, Sgn.-Niedersetzen<br />

Weitere Termine lagen bei<br />

Redaktionsschluss nicht vor.<br />

Foto: Gudrun Neuser<br />

Wandern<br />

und Schauen<br />

Gruppe Fritz/Hartzer <strong>02</strong>71-42616<br />

Treffpunkt:<br />

13:45 Uhr Wilh.-von Humboldt-Platz<br />

14:00 Uhr Weidenau, Auf den Hütten<br />

Rückkehr: ca. 18:00Uhr<br />

07.06. Niederschelden<br />

21.06. Schmallenberg-Schanze<br />

05.07. Abtei Marienstatt<br />

Gruppe: Flender/Kroke <strong>02</strong>71-82733<br />

Treffpunkt:<br />

07.06. Schmallenbert/Nordenau<br />

21.06. Laibach/Bad Berleburg<br />

05.07. Attendorn/Roscheid<br />

Gruppe: Anita Schoew <strong>02</strong>71-870538<br />

Treffpunkt:<br />

14.00 Geisweid Marktstr.<br />

Rückkehr: ca. 18.00 Uhr<br />

14.06. Hohenroth-Netphen<br />

28.06. Olpe<br />

72 durchblick 2/<strong>2016</strong>


2. Donnerstag<br />

15.00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Seniorenzentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Straße 151<br />

3. Freitag<br />

20.00 Gala der Filmmusik mit der Philharmonie<br />

Südwestfalen, Apollo-Theater Si.<br />

4. Samstag<br />

15.00 Bürgerfest des Bürgervereins, Siegen<br />

Flammersbach-Fölzbich<br />

19.00 Konzert: Peter Orloff & Schwarzmeer<br />

Kosaken-Chor, Ev. Laurentiuskirche<br />

Kreuztal-Ferndorf<br />

5. Sonntag<br />

11.00 Jazz mit den Dixifriends, Alte Linde<br />

Wilnsdorf-Niederdielfen<br />

11.00 Kunst im Park der Villa Bubenzer,<br />

Freudenberg, Bubenzer Weg 7<br />

12.00 Ausstellungseröffnung: Hans Hartung<br />

und Fotografie, Museum für Gegenwartskunst,<br />

Siegen, Unteres Schloss<br />

16:00 „Sonntags im Schlossgarten“:<br />

Konzert des „Musikverein Eiserfeld“ mit<br />

dem „Spielmannszug Oberschelden“,<br />

Schloßpavillon, Oberes Schloss Siegen<br />

15.00 „Literatur-Café“ mit Werner Stettner,<br />

Bella Chagall - Brennende Lichter,<br />

Siegen, Häutebachweg 6<br />

6. Montag<br />

17.00 „Kino ohne ALTERSbeschränkung“,<br />

Learning To Drive – Fahrstunden<br />

fürs Leben, Viktoria Filmtheater<br />

Hi.-Dahlbruch, Bernhardt-Weiss-Platz 6<br />

18.00 Sommerkonzert: Blechbläserensemble<br />

„pro musica sacra“, Nikolaikirche<br />

in Siegen<br />

7. Dienstag<br />

VHS-Siegen-Ausstellung: Brasilien –<br />

Facetten eines Landes, KrönchenCenter,<br />

Siegen Zu den Öffnungszeiten (bis 30.06.)<br />

19.00 Informationsveranstaltung der<br />

Senioren-Service-Stelle Netphen: Pflegebedürftig<br />

- was nun?, Rathaus Netphen<br />

<strong>02</strong>738/603-145<br />

9. Donnerstag<br />

18.30 Konzert der Fritz-Busch Musikschule:<br />

Forum junger Instrumentalisten,<br />

Ratssaal im Rathaus Siegen, Markt 2<br />

10. Freitag<br />

19.00 Bilder-Ausstellung von Beate<br />

Utsch: na und?, Alte Vogtei Burbach<br />

20.00 Multivisionsshow:Andracks kleine<br />

Wandershow, Kulturhaus Lÿz Siegen<br />

Veranstaltungshinweise<br />

Juni <strong>2016</strong><br />

20.00 Konzertabend mit Maurice LoMonaco<br />

und Lena Poppe: Music Of the Night,<br />

Heimhof-Theater Bu.-Wasserscheide<br />

11. Samstag<br />

7.00 Naturschutzbund Vogelstimmen-<br />

Exkursion: Der frühe Vogel fängt den<br />

Wurm, ab Alte Schule Burbach-Holzhausen,<br />

Kapellenweg 4<br />

11.00-16.00 20. Tag der Begegnung von<br />

Menschen mit und ohne Behinderung,<br />

Bismarckplatz Siegen-Weidenau<br />

20.00 Theaterpremiere: Der Vogelhändler,<br />

Operettenfassung, Freilichtbühne<br />

Freudenberg, Kuhlenbergstr. 26<br />

12. Sonntag<br />

10.00 Treffen: historische Militärfahrzeuge,<br />

Technikmuseum Freudenberg,<br />

Olper Straße 5a<br />

10:45 Orgelmatinée mit Dr. Mathias<br />

Scheer, Kath.St.-Joseph-Kirche Siegen-<br />

Weidenau, Weidenauer Str.23<br />

15.00 kreuztalkultur: Konzert der AG der<br />

ev. Chöre und Posaunenchöre Kreuztal,<br />

Dreslers Park Kreuztal<br />

Veranstalterfoto<br />

Veranstalterfoto<br />

16:00 „Sonntags im Schlossgarten“:<br />

Konzert mit der „Swinging Elephants<br />

Big Band“, Oberes Schloss Siegen<br />

17.00 „Sonntags um Fünf“: Klarinetten<br />

konzert im Turmzimmer, Ginsburg Hilchenb.<br />

13. Montag<br />

18.30: „Anders Altern“,Geselliges Beisammensein<br />

unter Gleichgesinnten: Wir<br />

gehen lecker Essen Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

14. Dienstag<br />

13.00 Stahlbergverein-Wanderung: Grubengelände<br />

Altenberg, ab Rathaus Hilchenb.<br />

18. Samstag<br />

19.00 Scheunenfest Angezapft: mit Live-<br />

Musik „Bühler Perle“ , Achenbach´sche<br />

Scheunen, Freudenberg, Krottdorfer Str.<br />

20.00, Rock - Pop - Jazz mit Hickengrund<br />

Wurzeln, mit Annette Kreutz und Caro<br />

Hild, Ev. Gemeindeh. Bu.-Holzhausen<br />

20.00 „Café Acustico“, Musikalische<br />

Reise durch Südamerika, Café Basico<br />

Kreuztal, Hüttenstraße 30<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 73


19. Sonntag<br />

11.00 Tag der offenen Gartentüren in<br />

Wilnsdorf, Infos unter <strong>02</strong>739/8<strong>02</strong>-246<br />

14.00 Botanische Führung: Sommer mit<br />

Linien und Sonnenröschen, ab Wilnsdorf<br />

Rödgen, Auf der Höhenweg 1<br />

14.00 Büscher Waffelsonntag, Bürgerhaus<br />

Freudenberg-Büschergrund, Hermann-Vomhof<br />

Str. 1<br />

14.30 Dorf Café, Heimatverein, Alte Schule<br />

Burbach-Holzhausen, Kapellenweg 4<br />

15.00 kreuztalkultur Konzert, mit „Intermezzo“<br />

und dem „Männerchor<br />

Osthelden“, Dreslers Park Kreuztal<br />

15.30 VHS-Siegen Stadtspaziergang:<br />

Stolpersteine in der Unterstadt, ab Bunker<br />

am Kaisergarten Siegen, Sandstraße<br />

17.00 Schloss-Open-Air <strong>2016</strong>, mit der<br />

Philharmonie Südwestfalen, Schloßhof<br />

Bad Berleburg<br />

17.00 Konzert mit den „Herdorfer Dixieland-Friends“,<br />

Kurpark Freudenberg<br />

Veranstaltungshinweise<br />

Juni <strong>2016</strong><br />

Foto: Rita Petri<br />

20.00 Konzert<br />

mit dem Blasorchester<br />

Kreuztal,<br />

der Kantorei<br />

Siegen und dem<br />

„uniChor“ Siegen,<br />

Siegerlandhalle<br />

20.<br />

Montag<br />

17.00 Ausstellungseröffnung:<br />

„Besser Wohnen<br />

– jetzt und im Alter“, Rathaus Freudenberg<br />

Morer Platz 1<br />

21. Dienstag<br />

19.00 VHS-Siegen, Film zur Ausstellung:<br />

Geschichten aus Javé, KrönchenCenter<br />

Siegen, Markt 25<br />

24. Freitag<br />

18.00 VHS-Siegen Weltmusik: Mauravann<br />

– Ravanne und Sega-Rhythmen<br />

aus dem Indischen Ozean, Fißmer-Anlage<br />

am Rathaus Siegen (oder im KrönchenCenter)<br />

20.00 kulturforum-netphen: Gitarrenkonzert<br />

mit Loren &Mark, All the way<br />

from the USA, Altes Feuerwehrhaus<br />

Netphen<br />

20.00 Konzert: Barocker Glanz, Trompete<br />

und Orgel, Martinikirche Siegen<br />

25. Samstag<br />

18.00 Mittsommernacht im Technikmuseum,<br />

ein Abend für die ganze Familie!<br />

Freudenberg, Olper Straße<br />

18.30 AmaSing Generation und die<br />

Vocalklassen der CSG Kreuztal als<br />

Vorprogramm zu 21.00 kreuztalkultur<br />

Konzert: „Kreuztalklassik“ Rigoletto,<br />

Dreslers Park Kreuztal<br />

21.00 1. Siegener OpenAir–Rudelsingen,<br />

Schlosshof Oberes Schloss Siegen<br />

26. Sonntag<br />

16:00 „Sonntags im Schlossgarten“:<br />

Blasmusik vom Feinsten mit der Siegerländer<br />

Bergknappenkapelle, Oberes<br />

Schloss Siegen<br />

17.00 Konzert der ev. Kantorei Iserlohn,<br />

Werke von Bach, Mendelssohn, Rutter<br />

u.a., Nikolaikirche Siegen<br />

18.00 Sommerkonzert: Lob der Schöpfung,<br />

Motetten von Joseph Haydn u.a.,<br />

Kath. St.-Joseph-Kirche Siegen-Weidenau,<br />

Weidenauer Str.23<br />

28. Dienstag<br />

18.30 Dr. Rüdiger Dahlke Vortrag:<br />

Krankheit als Symbol, ab 20.30 Vortrag:<br />

Schicksalsgesetze – Spielregeln fürs Leben,<br />

Bismarckhalle Siegen-Weidenau<br />

Bismarckstraße 47<br />

30. Donnerstag<br />

15.00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Seniorenzentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Straße 151<br />

Veranstalterfoto<br />

Veranstalterfoto<br />

Veranstalterfoto<br />

Am 19. Juli tritt<br />

der „Männerchor<br />

Osthelden“ um 15<br />

Uhr im Dreslers Park<br />

in Kreuztal auf<br />

74 durchblick 2/<strong>2016</strong>


2. Samstag<br />

20:00 Kunst gegen Bares – Künstlerwettbewerb<br />

– beim Siegener Sommerfestival,<br />

Schlosshof Oberes Schloss<br />

3. Sonntag<br />

9.00 Siegtal Pur, autofreier Rad-Aktionstag<br />

von der Siegquelle bis Siegburg<br />

16:00 „Sonntags im Schlossgarten“:<br />

Lämpels Jazz Orchester, Dixieland, Jazz<br />

und Swing, Oberes Schloss Siegen<br />

17:00 Rock-Pop-Oldies Konzert mit<br />

„Teenietus M3“, Kurpark Freudenberg<br />

4. Montag<br />

17.00 „Kino ohne ALTERSbeschränkung“:<br />

Picknick mit Bären, Viktoria<br />

Filmtheater Hilchenbach-Dahlbruch,<br />

Bernhardt-Weiss-Platz 6<br />

18.45 „Musikfestwoche“ in Bad Berleburg,<br />

Blechbläserensemble pro musica<br />

sacra, Schloss, Goetheplatz 8<br />

20.00 Kunst gegen Bares – Künstlerwettbewerb<br />

– beim Siegener Sommerfestival,<br />

Schlosshof Oberes Schloss<br />

5. Dienstag<br />

15.00 Europaquiz des „Verein Bürger<br />

Europas e.V.“, und der Senioren-Service-Stelle,<br />

Rathaus Netphen<br />

19.30 „Musikfestwoche“ in Bad Berleburg,<br />

Vermächtnisse, Schloss, Goetheplatz<br />

7. Donnerstag<br />

19.30 kreuztalkultur Tanztheater „Dance<br />

& Sing“: Beziehungsstatus: Es ist kompliziert!,<br />

Stadthalle Kreuztal (auch 8.7)<br />

8. Freitag<br />

18.00 kulturforum Netphen, The Candidates<br />

Open-Air-Reihe mit Cover-Rockund<br />

Popmusik, Rathausplatz Netphen<br />

Veranstalterfoto<br />

19.30 „Musikfestwoche“ in Bad Berleburg,<br />

Stradivari & Co, Schloss, Goethepl.<br />

9. Samstag<br />

21.00 „Musikfestwoche“ in Bad Berleburg,<br />

A capella Nacht im Schlosshof,<br />

Schloss, Goetheplatz 8<br />

10. Sonntag<br />

10.30 „Musikfestwoche“ in Bad Berleburg,<br />

Familienkonzert – Matineé, „Trio<br />

Audite“ mit Die Mücke und der Elefant,<br />

Schloss, Goetheplatz 8<br />

14.30 Sonntagscafé, Alte Linde Wilnsdorf-Niederdielfen<br />

15.00 kreuztalkultur Konzert: Martin<br />

Reuthner & Werner Hucks, Dreslers Park<br />

16:00 Das gib's nur einmal…, Konzert<br />

mit dem „Siegener Salonorchester“,<br />

Oberes Schloss Siegen<br />

Veranstaltungshinweise<br />

Juli <strong>2016</strong><br />

18.45 „Musikfestwoche“ in Bad Berleburg,<br />

Kammerkonzert: Kaiserhymne,<br />

Schloss, Goetheplatz 8<br />

11. Montag<br />

18.30 „Anders Altern“ Vortrag und Gespräch:<br />

Was regelt ein gesetzlicher Betreuer?<br />

Haus Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />

Str. 151<br />

14. Donnerstag<br />

15.00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Seniorenzentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

15.Freitag<br />

18.00 kulturforum Netphen: Hot Stuff,<br />

Open-Air-Reihe mit Cover-Rock-und<br />

Popmusik, Rathausplatz Netphen<br />

17. Sonntag<br />

15.00 kreuztalkultur<br />

Kabarett:<br />

Jens Neutag, Das<br />

Deutschland-Syndrom,<br />

Dreslers Park<br />

Kreuztal<br />

16:00 „Sonntags im<br />

Schlossgarten“: Pop<br />

und mehr mit den<br />

„Sullivans“, Oberes<br />

Schloss Siegen<br />

17.00 Konzert mit<br />

dem „Musikverein<br />

1871 Niederfischbach“,<br />

Kurpark<br />

Freudenberg<br />

Veranstalterfoto<br />

22. Freitag<br />

18.00 kulturforum Netphen: Junke & The<br />

Blue Joint Open-Air-Reihe mit Cover-<br />

Rock-und Popmusik, Rathauspl. Netphen<br />

24. Sonntag<br />

Am 22.Juli um 22 Uhr startet das<br />

Siegener Open-Air-Kino. Bis zum<br />

28. 8. werden 22 Filme auf der<br />

Brunnenwiese am Oberen Schloss<br />

in Siegen gezeigt. Bis Redaktionsschluss<br />

standen noch keine Titel<br />

fest. Auskunft und Anfangszeiten<br />

unter www.openairkino-siegen.de<br />

16:00 „Sonntags im Schlossgarten“:<br />

Konzert mit den „Orginal Lennetalmusikanten“,<br />

Facetten der Blasmusik,<br />

Oberes Schloss Siegen<br />

15.00 kreuztalkultur Puppentheater:<br />

Ferdinand der Stier, Weiße Dreslers<br />

Park Kreuztal<br />

29. Freitag<br />

18.00 kulturforum Netphen: Silent Seven,<br />

Open-Air-Reihe mit Cover-Rockund<br />

Popmusik, Rathausplatz Netphen<br />

30. Samstag<br />

Ganztägig „Anders Altern“ CSD-Tag,<br />

Seniorenzentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Straße 151<br />

31. Sonntag<br />

17.00 Sonntagskonzert mit dem gemischten<br />

Chor „La Musica Alchen“ und<br />

den „Jagdbläsern Freudenberg“, Kurpark<br />

Freudenberg<br />

16.00 „Sonntags im Schlossgarten“:<br />

Konzert mit der Greyhounds Oldieband,<br />

Oberes Schloss Siegen<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 75


Veranstaltungshinweise<br />

August <strong>2016</strong><br />

5. Freitag<br />

18.00 kulturforum Netphen Open-Air-Reihe:<br />

Konzert mit der Cover-Rock- und Pop-<br />

Band „Kühlschrank“, Rathauspl. Netphen<br />

20:00 „Siegener Open-Air-Kino“<br />

mit Künstlerwettbewerb: Kunst gegen<br />

Bares, Brunnenwiese am Oberen<br />

Schloss Siegen<br />

7. Sonntag<br />

17.00 kreuztalkultur Konzert: Wildes<br />

Holz, Dreslers Park Kreuztal<br />

16:00 „Sonntags im Schlossgarten“<br />

Konzert: Neworleens, Pop, Rock`n Roll-<br />

Sixties-Music, Oberes Schloss Siegen<br />

8. Montag<br />

17.00 Kino ohne ALTERSbeschränkung,<br />

Ich bin dann mal weg, Viktoria<br />

Filmtheater Hilchenbach-Dahlbruch,<br />

Bernhardt-Weiss-Platz 6<br />

11. Donnerstag<br />

15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Seniorenzentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Straße 151<br />

13. Samstag<br />

17.00 Grillfest des Heimatvereins<br />

Obersdorf-Rödgen e.V., Grillhütte Heidenbachswald,<br />

Wilnsdorf Obersdorf<br />

14. Sonntag<br />

14.30 Sonntagscafé,<br />

Alte Linde Wilnsdorf-Niederdielfen<br />

16:00 „Sonntags im<br />

Schlossgarten“ Chor-<br />

Konzert der Chorgemeinschaft<br />

Eichen<br />

Bockenbach, Oberes<br />

Schloss Siegen<br />

17.00 Sonntagskonzert<br />

mit dem<br />

„Musikverein Friesenhagen“,<br />

Kurpark<br />

Freudenberg<br />

19. Freitag<br />

Foto: Tessie Reeh<br />

Veranstalterfoto<br />

16.00 Kulturring<br />

Pilzseminar für<br />

Einsteiger, Pilzkundemuseum<br />

im Haus des Gastes Bad<br />

Laasphe, Wilhemsplatz 3 (auch Sa u. So.<br />

9.30 Uhr)<br />

20. Samstag<br />

12.00 Workshop: mit Feuer und Amboss,<br />

Technikmuseum Freudenberg,<br />

Olper Str. 5 (auch am 21.ab 10.00)<br />

21. Sonntag<br />

15.00 kreuztalkultur Figurentheater:<br />

Großer Wolf & kleiner Wolf, Dreslers<br />

Park Kreuztal<br />

16:00 „Sonntags im Schlossgarten“: Das<br />

„Duo Dr. Mojo“, spielt traditionelle amerikanische<br />

Musik, erdigen Blues und<br />

Gospel, Oberes Schloss Siegen<br />

25. Donnerstag<br />

15.00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Seniorenzentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Straße 151<br />

26. Freitag<br />

17.00 Wanderung mit dem Schäfer zur<br />

Heideblüte in die Trupbacher Heide, ab<br />

Parkplatz am Wasserhochbehälter auf der<br />

Höhe Freudenbg. Alchen/Niederholzklau<br />

28. Sonntag<br />

13.30 kreuztalkultur Kreuztaler<br />

Weindorf <strong>2016</strong>, Konzert mit dem gemischter<br />

Chor MGV Augustinus Kreuztal,<br />

unterm Glasdach im Kreuztaler EKZ<br />

und auf der Bühne auf dem Roten Platz<br />

16:00 „Sonntags im Schlossgarten“<br />

Pop-Jazz-Gospel Chorkonzert mit dem<br />

Chor „Pop Generation Siegen“, Oberes<br />

Schloss Siegen<br />

76 durchblick 2/<strong>2016</strong>


Leserbriefe<br />

db 1-<strong>2016</strong> Vielen Dank für die gut<br />

gemachte Broschüre. Besonders berührt<br />

hat mich der Artikel, Leben in<br />

schwerer Zeit, von Willi Kölsch. Bin<br />

ich doch auch auf dem Rosterberg in<br />

der Gläserstraße groß geworden und<br />

in die „Rosterschule“ gegangen.<br />

Geboren 1937, saß ich nach der<br />

Einschulung im Herbst 1944 auch<br />

im Bunker und wir sangen: „Jung-<br />

Siegfried war ein stolzer Knab ging<br />

von des Vaters Burg herab...“ Auch<br />

erinnere ich mich sehr gut daran,<br />

dass wir das Wasser unten an der Eiserfelderstraße<br />

holen mussten. Meine<br />

Mutter mit zwei Eimer und ich mit der<br />

Milchkanne.<br />

Trotz allem schaue ich dankbar zurück.<br />

Sind meine Eltern und ich doch<br />

bewahrt durch diese schwere Zeit gekommen.<br />

Werner Konrad,<br />

Wilnsdorf<br />

db 1-<strong>2016</strong> „Ein Milliarden-Flop?“<br />

Mit sehr großem Interesse habe ich<br />

den Bericht des Siegener Internisten<br />

Wilfried Deiß über „Das Mega-Netzwerkprojekt<br />

Elektronische Gesundheitskarte<br />

/ Telematik und das aktuell<br />

verabschiedete e-Health-Gesetz“ gelesen.<br />

Vielen Dank für die kritischen<br />

Gedanken und die interessanten Fragestellungen<br />

und Vergleiche.<br />

Dann haben Sie in der gleichen<br />

Ausgabe im Nachrichtenteil über die<br />

Verabschiedung von Manfred Daub<br />

berichtet, dem stellvertretenden Vorsitzenden<br />

des Beirates der Menschen<br />

mit Behinderung. Hierbei haben Sie<br />

seinen Namen leider zweimal falsch<br />

und nur einmal richtig geschrieben.<br />

Birgit Rabanus,<br />

Vorsitzende des Beirates der<br />

Menschen mit Behinderung Siegen<br />

db 1-<strong>2016</strong> Immer wieder freue ich<br />

mich über die neue Ausgabe und<br />

durchblättere und lese sie auch intensiv<br />

-- über mehrere Wochen hindurch,<br />

bis zur nächsten! Im Moment<br />

beschäftigt mich ein Artikel in der<br />

neuesten Ausgabe von <strong>2016</strong> „Kommunikation<br />

– Klamotten“, ein Beitrag<br />

von Frau Rita Petri (S. 36). Da ich<br />

weder „einheimisch“ bin und zudem<br />

noch im Wittgenstein Ländchen (Bad<br />

Laasphe OT) wohne, habe ich mich<br />

über diese vorgestellten Läden schlau<br />

machen wollen. Die Straßen habe ich<br />

wohl im Plan gefunden, aber an die<br />

genaue Adresse der Geschäfte bin ich<br />

auch nicht über die Namen bzw. übers<br />

Telefonbuch gekommen. Ist es wohl<br />

möglich, die genaue Adressenangabe<br />

mit Hausnummern zu bekommen?<br />

Dann könnte ich bei einem Besuch in<br />

Siegen dort auch mal stöbern.<br />

Gudrun Roßbach,<br />

Bad Laasphe<br />

db 1-<strong>2016</strong> mit großer Freude habe<br />

ich in Ihrer Zeitung ein Canaletto-<br />

Bild meiner Heimatstadt „Dresden“<br />

entdeckt.<br />

Leider ist die Bildunterschrift nicht<br />

komplett. Das Gemälde, welches Bernardo<br />

Bellotto, genannt „Canaletto<br />

von Dresden, Blick von rechten Elbufer“,<br />

unterhalb der Augustusbrücke<br />

einst malte, heißt heute „Canaletto<br />

blick". Auf seinem damaligen Standort<br />

befindet sich heute das Hotel Bellevue.<br />

Die Augustusbrücke wurde, da für<br />

die Schifffahrt zum Hindernis geworden,<br />

erneuert. Wichtige Bauten, die<br />

Hofkirche (rechts im Bild) und die<br />

Frauenkirche, aus Trümmern neu erstanden,<br />

in 2005 neu geweiht, befinden<br />

sich immer noch am damaligen<br />

Standort.<br />

Leider hat die Autorin den Artikel<br />

nur so kurz verfasst.<br />

Das „Grüne Gewölbe“ ist Sachsens<br />

Kunst- und Schatzkammer der<br />

Wettiner, im Dresdner Schloß. Der<br />

Zwinger war einst für Festlichkeiten<br />

des sächsischen Hofes gebaut. Bei der<br />

„Kachelwand“ handelt es sich um den<br />

„Fürstenzug“, ein überlebensgroßes<br />

Bild eines Reiterzuges, aufgetragen<br />

auf 23.000 Meißner Fliesen. Das mit<br />

1<strong>02</strong> Meter, der Welt größtes Porzellanbild<br />

stellt die Ahnengalerie der<br />

Wettiner dar.<br />

Die „Ausflugsschiffe“ gehören zur<br />

ältesten und größten Raddampferflotte<br />

der Welt und verkehren seit 1837.<br />

Die Schiffslänge ist durch die Breite<br />

der Elbe begrenzt. Das Schiff muss<br />

am Endpunkt der Strecke im Strom<br />

gewendet werden. Die beiden jüngsten<br />

historischen Seitenraddampfer,<br />

„Dresden“ und „Leipzig“ stammen<br />

immerhin von 1926 und 1929. Der<br />

älteste, „Stadt Wehlen“ stammt von<br />

1879.<br />

Ich habe nur die genannten Dresdner<br />

Sehenswürdigkeiten (ganz wenige,<br />

von sehr vielen) etwas ausführlicher<br />

beschrieben. Alles zu<br />

beschreiben, dafür würde das Heft<br />

„Durchblick“ nicht reichen.<br />

Ulrich Ehnert<br />

(geboren in Dresden)<br />

db 1-<strong>2016</strong> Leider ist Ihnen in diesem<br />

Heft ein Fehler unterlaufen. In den<br />

Veranstaltungshinweisen schreiben<br />

Sie auf Seite 71, dass am Samstag<br />

den 12. März in der Siegerlandhalle<br />

die Operette „Die Fledermaus“ aufgeführt<br />

werde. Leider weiß man an der<br />

Theaterkasse der Siegener Zeitung<br />

und in der Siegerlandhalle nichts von<br />

diesem Termin. Keiner weiß etwas<br />

Näheres.<br />

Wilfried Jarchow<br />

Anm. der Redaktion: Vielen Dank<br />

für Ihren Hinweis. Wir sammeln von<br />

einer Vielzahl von Veranstaltern<br />

die Hinweise auf deren Programme,<br />

dabei sind wir sehr bemüht<br />

diese Daten korrekt zu übertragen.<br />

Gelegentlich unterlaufen uns aber<br />

Fehler. Um solche Fehler möglichst<br />

zu vermeiden, senden wir<br />

den Veranstaltern vor jeder Veröffentlichung<br />

die Druckvorlage zur<br />

Korrektur zu. Die Möglichkeit zur<br />

Änderung und Ergänzung wird auch<br />

fleißig genutzt. Trotzdem passiert<br />

es, wie im vorliegenden Fall, dass<br />

etwas übersehen wird. Wir bitten<br />

die Unkorrektheit zu entschuldigen<br />

und hoffen, dass Ihnen durch unsere<br />

Falschmeldung nicht allzu viel Unannehmlichkeiten<br />

entstanden sind.<br />

Die Veranstaltung fand übrigends<br />

im Apollo statt.<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 77


Unterhaltung / Impressum<br />

Es fiel uns auf …<br />

…dass Katzen als Lebenshilfe nützlich sein können. Fans<br />

der schnurrenden Stubentiger wussten es schon längst, dass<br />

sie als Haustiere Angst und Ärger vergessen lassen. Jetzt hat<br />

eine wissenschaftliche Studie bestätigt: Katzen entspannen<br />

und beglücken. Angst und Ärger werden gemindert.<br />

…dass endlich Tabletten leichter geschluckt werden<br />

können. Manche Tabletten sind groß und außen rau, so dass<br />

viele Patienten Probleme beim Einnehmen haben. Dank<br />

einer Erfindung werden solche Pillen mit einer gleitfähigen<br />

Hülle überzogen. Die Tabletten werden durch eine Blisterpackung<br />

geschoben, die Umhüllung legt sich darum. Der Überzug<br />

löst sich eine Minute nach dem Schlucken im Magen auf<br />

und beeinträchtigt die Wirkung der Tabletten nicht (Medcoat<br />

Schluckhilfe).<br />

…dass die Nutzung von Pfefferspray rechtliche Folgen<br />

haben kann. Zur eigenen Sicherheit darf sich jeder legal<br />

ein Pfefferspray anschaffen. Problematisch kann es jedoch<br />

werden, wenn das Spray tatsächlich eingesetzt wird. Pfefferspray<br />

verletzt Augen und Schleimhäute und kann vor allem<br />

bei Asthmatikern ernste Folgen auslösen. Grundsätzlich gilt<br />

für den Einsatz, dass die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben<br />

muss. Einem lebensbedrohlichem Angriff darf mit Abwehrstoffen<br />

begegnet werden, in anderen Fällen muss man<br />

unter Umständen mit einer Anzeige und Verurteilung wegen<br />

Körperverletzung rechnen.<br />

…dass mit sich selbst reden entspannt. Sie haben einen<br />

schwierigen Termin oder eine knifflige Aufgabe vor sich?<br />

Dann sprechen Sie mit sich selbst und reden sich gut zu.<br />

Psychologische Studien zeigen deutlich: Selbstgespräche<br />

helfen, das Gedankenkarussell zu stoppen und ruhiger zu<br />

werden. Ein Experiment in Michigan zeigt sogar: Wer mit<br />

sich selbst in der dritten Person spricht („Sie schafft das“,<br />

„Er soll sich nicht sorgen“) erlebt schwierige Situationen<br />

deutlich entspannter.<br />

homa<br />

Gedächtnistraining: Lösungen von Seiten:56-57<br />

Verstärkungswörter: 1.putz ,2. butter, 3.blitz , 4.sommer;<br />

5.lamm; 6.riesen; 7.himmel; 8.sonnen/gold; 9.glas; 10.wunder.<br />

Eingliederungstest: Grundgesetz, Zwangsarbeit,<br />

demokratischer und sozialer Bundesstaat, Volke aus, Arbeitgeber/innen<br />

und Arbeitnehmer/innen, 1933; Gemeinsamkeiten:<br />

weibliche Verwandte, Möbel, Gewässer, Obst, Fahrzeug,<br />

Blume, Werkzeug, Hygieneartikel, Geschirr,Sportart.<br />

Zu guter Letzt:<br />

Im Fernsehen wird eine Mozart-Oper übertragen. Unten<br />

im Haus sitzt Oma wie gebannt am Bildschirm<br />

und trällert bei ihr bekannten Melodien aus vollem<br />

Herzen mit. Oben sitzt die junge Familie beim Abendessen<br />

als plötzlich bei einer hohen Stimmpassage Klein<br />

Matti entgeistert aufhorcht und schreit: „Mama, Mama<br />

der Eddy weint!“. Nein, das ist Oma, sie singt!<br />

durch<br />

blick<br />

Gemeinnützige Autorenzeitschrift<br />

für Siegen und Siegen-Wittgenstein<br />

Herausgeber:<br />

durchblick-siegen Information und Medien e.V.<br />

Anschrift der Redaktion:<br />

„Haus Herbstzeitlos“, Marienborner Str. 151, 57074 Siegen<br />

Telefon <strong>02</strong>71 61647, Mobil: 0171-6206413<br />

E-Mail: redaktion@durchblick-siegen.de<br />

Internet: www.durchblick-siegen.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

dienstags bis donnerstags von 10.00 bis 12.00 Uhr<br />

1. und 3. Dienstag im Monat auch von 15.00 bis 17.00 Uhr<br />

Redaktion:<br />

Anne Alhäuser; Maria Anspach; Ulla D'Amico; Ingrid Drabe (Veranstaltungen);<br />

Helga Düringer; Friedhelm Eickhoff (viSdP); Fritz<br />

Fischer; Eberhard Freundt; Gerda Greis; Eva-Maria Herrmann (stellv.<br />

Redaktionsleiterin); Ulrich Hoffmann; Erna Homolla; Erich Kerkhoff;<br />

Erika Krumm; Brigitte Lanko; Horst Mahle; Werner Müller-Späth;<br />

Rita Petri (Nachrichten); Helga Siebel-Achenbach; Tessie Reeh;<br />

Eberhard Wagner; Ulli Weber<br />

Bildredaktion:<br />

Thomas Benauer; Hubertus Freundt; Rita Petri (Leitung); Tessie Reeh<br />

Nicole Scherzberg<br />

Internet:<br />

Thomas Benauer; Dr. Leif Arne Eickhoff<br />

An dieser Ausgabe haben ferner mitgewirkt:<br />

Anja Freundt; Hartmut Reeh; Heinz Stötzel; Ernst Göckus; Günter<br />

Herman Matthes;Wolfgang Prietsch; Edith Maria Bürger; Eva Schumacher;<br />

Gudrun Neuser; Dr. Wolfgang Bauch; Stephan Schliebs;<br />

Hartmut Kriems; Wolfgang Neuser; Hans Müller; Helmuth Stähler;<br />

Bruno Steuber; Prof. Wolfgang Popp; Wilhelm Flender; Päule Heck;<br />

Bruno Flender; Willi Zöller<br />

Gestaltung:<br />

Michael Brösel; Ingrid Drabe; Friedhelm Eickhoff;<br />

Eva-Maria Herrmann; Rita Petri<br />

Herstellung und Druck: Vorländer, Obergraben 39, 57072 Siegen<br />

Anzeigenanfrage: durchblick-siegen e.V. 0171-6206413<br />

oder <strong>02</strong>71/61647; E-Mail: anzeigen@durchblick-siegen.de<br />

Es gelten die Mediadaten 12/2014 (www.durchblick-siegen.de)<br />

Erscheinungsweise:<br />

März, Juni, September, Dezember<br />

Verteilung:<br />

Nicole Scherzberg (Ltg.); Helga Siebel-Achenbach; Maju Becker;<br />

Hannelore Münch; Joachim Kraft; Dr. Horst Bach; Gerd Bombien;<br />

Renate Tietze; Maximilian Lutz; Rotraud Ewert; Monika Müller;<br />

Christel Mahle; Gabi Schumacher; Herbert Jäppche; Hans Amely;<br />

Waltraud Gottschalk; Dieter Haas; Wolfgang von Keutz;<br />

Helmut Drabe; Dieter Vetter; Christel Schmidt-Hufer und alle Redakteure<br />

Auflage: 23.000 Der durchblick liegt im gesamten Kreisgebiet kostenlos<br />

aus: in Sparkassen, Apotheken, Arztpraxen und Zeitungsverlagen, in der<br />

City-Galerie, in den Geschäften des Siegerlandzentrums und bei unseren<br />

Inserationskunden, in öffentlichen Gebäuden und vielen sozialen Einrichtungen<br />

der Wohlfahrtsverbände und Kirchen, in allen Rathäusern und<br />

Senioren-Sercicestellen des Kreises Siegen-Wittgenstein. Für die Postzustellung<br />

berechnen wir im Inland für vier Ausgaben jährlich 8,00 Euro.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung<br />

der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte<br />

Beiträge und Leserbriefe zu kürzen. Unverlangte Beiträge werden nicht<br />

zurückgeschickt. Der Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung<br />

des Herausgebers gestattet.<br />

Gefördert durch<br />

die Universitätsstadt Siegen<br />

und den Kreis<br />

Siegen-Wittgenstein<br />

78 durchblick 2/<strong>2016</strong>


2/<strong>2016</strong> durchblick 79

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