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durch<br />
blick<br />
Nr. 2/<strong>2016</strong><br />
Seit 1986<br />
kostenlos<br />
Autorenzeitschrift<br />
... nicht nur für Senioren<br />
MEINUNGEN<br />
INFORMATION<br />
PERSPEKTIVEN<br />
UNTERHALTUNG<br />
KULTUR<br />
P a n ta Rhei Seite 43
Inhaltsübersicht<br />
Nachrichten aus der Region6<br />
Senioren-Service-Stellen im Kreis 12<br />
Siegen leicht gemacht 13<br />
Wanderwege in der Region 14<br />
Verstehen und verstanden werden 19<br />
Wo die Sonne ewig scheint 20<br />
Sommergedichte 22<br />
Für Sie entdeckt 24<br />
Die Welt im Fokus 26<br />
Leben 28<br />
Mundart 28<br />
Treffen mit Herrn Nolde 32<br />
Mausgrau hat sich gemausert 34<br />
Fast vergessene Orte 36<br />
Engagement gegen Fluchtursachen 37<br />
Von Mario Adorf und Schulspeisung 38<br />
Johann Hübner 40<br />
Thomas Kellner ausgezeichnet 42<br />
Panta Rhei 43<br />
Wie fühlt sich denn das an? 44<br />
Nachtfalterbesuch 47<br />
Die außergewöhnliche Liebe 48<br />
Mein alter Freund „Steiner“ 50<br />
Der Mann im Haus 51<br />
Die unverstandenen Nachrichten 52<br />
Dorf mit Krone 54<br />
Jedem das Seine 55<br />
Gedächtnistraining 56<br />
Eingequetscht von allen Seiten 58<br />
Der Kommentar 59<br />
Der alte Mensch und die Klinik 60<br />
Siegener Sommerfestival 64<br />
Hilchenbacher Musikfest 66<br />
Veranstaltungen im Haus Herbstzeitlos 68<br />
Wiederkehrende Termine 70<br />
Veranstaltungskalender 72<br />
Leserbriefe 77<br />
Es fiel uns auf / Lösungen / Zu guter Letzt / Impressum 78<br />
Aus der Redaktion<br />
Kurz nach Redaktionsschluss der letzten Ausgabe ereilte uns die Nachricht vom<br />
Tod unserer langjährigen Mitarbeiterin Gerda Greis. Auf Seite 28 erscheint ein Nachruf<br />
auf diese großartige Frau.<br />
Auf Seite 43 dieser Ausgabe beginnt Uli Hoffmann mit einer Serie, deren erste Geschichte<br />
er Panta Rhei nennt (alles fließt). Der Autor und sein Freund Henner ordnen<br />
darin bei fiktiven Kaffeeplauschs die heimische Welt. Zuweilen entstehen dabei sehr<br />
eigenwillige Sichtweisen auf die Dinge. Das Titelbild hat sich unter reger Teilnahme<br />
aller Kollegen entwickelt. Nicole Scherzberg, der Neuzugang unserer Bildredaktion, hat<br />
die Ideen mit Fotos von Rita Petri graphisch umgesetzt.<br />
Nicole Scherzberg ist seit der letzten Ausgabe auch verantwortlich für die Organisation<br />
der Verteilung des durchblick. Eine gewaltige Aufgabe, wenn man bedenkt, dass die<br />
Zeitung mittlerweile an 640 Verteilstellen im gesamten Kreisgebiet zur Mitnahme ausliegt.<br />
Ihnen nun viel Freude beim Lesen des neuen durchblick.<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 3
Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
Fotos und Videos bearbeiten<br />
Workshops im Haus Herbstzeitlos<br />
Europameister<br />
Wissensquiz mit Netphenern<br />
Im Alter im Senec@fé die Schulbank drücken<br />
Siegen. Schon seit längerer Zeit beobachten<br />
die Mitarbeiter des Senec@fes<br />
in Siegen, dass sich immer mehr ältere<br />
Menschen für mobile Geräte interessieren.<br />
Sei es als Zweitgerät für unterwegs<br />
oder als Ersatz für das alte Handy.<br />
Im Senec@fé hat jeder die Möglichkeit,<br />
sich beraten zu lassen und erhält<br />
eine Einweisung. Bei Interesse werden<br />
Workshops angeboten, in denen Grundkenntnisse<br />
und weiterführende Anleitungen<br />
für den Gebrauch vermittelt<br />
werden. PC-Einsteiger und Umsteiger<br />
auf Windows 10 können sich ebenso<br />
beraten lassen. Während der normalen<br />
Öffnungszeiten werden Hilfe und Unterstützung<br />
bei Fragen rund um PC und<br />
der mobilen Geräte gegeben.<br />
Wie schreibe ich Emails? Wie übernehme<br />
ich Fotos auf den Computer?<br />
Kann ich Bilder zu einem Video verarbeiten?<br />
Kann ich Fernsehsendungen über<br />
den Computer nachträglich anschauen?<br />
Für Textverarbeitung mit Word gibt<br />
es Themen-Workshops, die Tipps und<br />
Tricks vermitteln und zeigen, wie man<br />
kreativ mit Word arbeitet.<br />
Senec@fé im Haus Herbstzeitlos,<br />
Marienborner Str. 151, 57074 Siegen<br />
www.senioren-siegen.de. <br />
Veranstalterfoto<br />
Netphen. Themen wie die Flüchtlingskrise,<br />
die Situation in Griechenland oder der<br />
drohende „Brexit“ beherrschen die Medien<br />
seit Monaten. Doch Europa ist viel<br />
mehr als das und längst im Alltag der Bürger<br />
verankert – und genau dies will der<br />
gemeinnützige Verein Bürger Europas<br />
e.V. in einem neuen Europa-Wissensquiz<br />
vorstellen. (www.buerger-europas.de)<br />
Unter dem Motto „Wer wird Europameister?“<br />
werden in informativen<br />
und unterhaltsamen Quizrunden, verschiedene<br />
Fragen aus acht europäischen<br />
Themenbereichen, darunter „Nordrhein-<br />
Westfalen und Europa“, „Die EU und ihre<br />
Bürger“ oder „Europa in der Welt“,<br />
an das Publikum gestellt. Mit Hilfe eines<br />
Abstimmungssystems, wie beim Publikumsjoker<br />
bei Günther Jauch, können<br />
die Seniorinnen und Senioren mit raten<br />
und auf unterhaltsame Art dabei viel<br />
Neues rund um Europa und europäische<br />
Politik erfahren.<br />
Am 5.7.<strong>2016</strong> wird Heiko Fröhlich vom<br />
Verein Bürger Europas e.V., in Kooperation<br />
mit der Senioren-Service-Stelle der<br />
Stadt Netphen, im Ratssaal des Rathauses<br />
das Europaquiz durchführen. In der Zeit<br />
von 15 bis 17.30 Uhr haben ca. 50 Seniorinnen<br />
und Senioren aus Netphen die<br />
Möglichkeit, das eigene Europawissen zu<br />
testen und kleine Preise zu gewinnen. <br />
4 durchblick 2/<strong>2016</strong>
Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
Angestrebte Patenschaften<br />
Verein ALTERAktiv unterstützt Integration<br />
Pflegebedürftig<br />
Was tun?<br />
Siegen. Der Verein ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein<br />
beteiligt sich an einem<br />
von der Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros<br />
(BaS) koordinierten Projekt.<br />
Unter dem Titel „Seniorenbüros<br />
unterstützen Geflüchtete“ ist beabsichtigt,<br />
deutschlandweit insgesamt 300 Patenschaften<br />
einzurichten, von denen der<br />
Verein zehn verantworteten will. Die<br />
angestrebten Patenschaften sind darauf<br />
ausgerichtet, geflüchtete Menschen zu<br />
befähigen, den diversen Anforderungen<br />
des Alltags zunehmend selbständig<br />
nachzukommen. Beispielsweise kann<br />
es sich um die Begleitung zu Behörden<br />
handeln, um das Zurechtfinden im<br />
Straßenverkehr, um die Erkundung von<br />
Schule, Kita, Vereinen (z.B. Stadtbesichtigungen),<br />
die Unterstützung beim Spracherwerb,<br />
Hilfe bei der Ausbildung und<br />
so weiter.<br />
Im Hinblick auf die jetzt geplanten<br />
Patenschaften organisiert oder vermittelt<br />
der Verein u.a. Erstgespräche, Beratung<br />
zu Rahmenbedingungen (Versicherung<br />
usw.) und Konfliktberatung,<br />
er informiert über weitere/ergänzende<br />
Hilfsangebote und Austauschmöglichkeiten.<br />
Von den „Paten“ wird erwartet,<br />
dass sie Offenheit für andere Kulturen<br />
zeigen, organisationsfähig, zuverlässig<br />
und hilfsbereit sind, aber ohne missionarischen<br />
Eifer. Bei asyl- und aufenthaltsrechtlichen<br />
Problemen oder Traumaverarbeitung<br />
können und sollen sie<br />
höchstens eine Lotsenfunktion zu den<br />
zuständigen Stellen übernehmen.<br />
Es sind auch Familienpatenschaften<br />
möglich, solange ein volljähriges Familienmitglied<br />
als Hauptansprechpartner<br />
die Verantwortung übernimmt. Sofern<br />
die Patenschaft für einen unbegleiteten<br />
minderjährigen Flüchtling übernommen<br />
wird, sollten – neben weiteren Anforderungen<br />
– Erfahrungen im Umgang mit<br />
Jugendlichen nachweisbar sein.<br />
Der Zeitaufwand kann mit drei bis<br />
vier Stunden/Woche veranschlagt werden.<br />
Die Erstattung notwendiger Kosten<br />
erfolgt auf Grundlage einer schriftlichen<br />
Vereinbarung und mit finanzieller Unterstützung<br />
des Bundesministeriums für<br />
Familie, Senioren, Frauen und Jugend.<br />
Die Tätigkeit der Paten erfolgt unentgeltlich,<br />
sie ist nicht an eine Mitgliedschaft<br />
im Verein ALTERAktiv gebunden. Die<br />
fachliche Begleitung der Paten wird vom<br />
Institut für Kirche und Gesellschaft (Siegen)<br />
unterstützt.<br />
Informationen: ALTERAktiv Siegen-<br />
Wittgenstein e.V., St. Johann-Str. 7, Siegen<br />
info@senioren-siegen.de<br />
Kontakt: Erich Kerkhoff<br />
<br />
Netphen. Ein Pflegefall tritt meist plötzlich<br />
und unerwartet ein. Niemand ist<br />
wirklich darauf vorbereitet. Für die Angehörigen<br />
ist dies eine schwierige Situation,<br />
da sie schnell reagieren und kurzfristig<br />
Hilfe arrangieren müssen. Neben der<br />
psychischen und emotionalen Belastung<br />
gibt es viel Organisatorisches zu klären.<br />
„Oft sind Betroffene überfordert, da sie<br />
nicht wissen, welche Angebote es vor<br />
Ort gibt, an wen sie sich wenden sollen<br />
oder welche finanziellen Leistungen ihnen<br />
aus der Pflegeversicherung zustehen“,<br />
so Eva Vitt, Seniorenbeauftragte<br />
der Stadt Netphen. „In der Regel führt<br />
die eigene Betroffenheit zu einer intensiven<br />
Auseinandersetzung mit der Thematik<br />
„Pflegebedürftigkeit“.<br />
Um Angehörige und Betroffene nicht<br />
alleine zu lassen, laden die Senioren-<br />
Service-Stelle der Stadt Netphen und der<br />
Verein VergissMeinNicht Netphen e.V.<br />
für Dienstag, 7. Juni um 19 Uhr zur Infoveranstaltung<br />
„Pflegebedürftig – was<br />
nun?“ in das Rathaus Netphen ein.<br />
Ein Experte des Sozialrechts und Anbieter<br />
lokaler Pflege- und Betreuungsdienste<br />
werden Auskunft geben. Frank<br />
Neuser von der AOK Nordwest wird zu<br />
Neuerungen durch die letzte Pflegereform<br />
informieren. Schwerpunkte sind<br />
dabei die Leistungen der Pflegeversicherung<br />
nach derzeitigem Recht und ein<br />
Ausblick auf die große Pflegereform, die<br />
zum 1.1.17 in Kraft tritt. Im Anschluss<br />
werden Vertreterinnen und Vertreter der<br />
regionalen ambulanten Pflegedienste,<br />
der Tagespflege, der stationären Pflegeeinrichtungen<br />
und des Betreuungsdienstes<br />
„VergissMeinNicht“ ihre Angebote<br />
und Einrichtungen vorstellen.<br />
Seniorenbüros unterstützen Geflüchtete<br />
Foto: Seniorenbeirat der Stadt Siegen<br />
Abgerundet wird der Abend durch die<br />
Möglichkeit, eigene Fragen an die Expertenrunde<br />
zu stellen sowie sich mit<br />
ausliegendem Informationsmaterial zu<br />
versorgen.<br />
Informationen: e.vitt@netphen.de oder<br />
<strong>02</strong>738/603-145. Damit pflegende<br />
Angehörige teilnehmen können, bietet<br />
der „Verein VergissMeinNicht“ eine<br />
häusliche Betreuung für Erkrankte an.<br />
<strong>02</strong>738/688 82 29 Eva Vitt<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 5
Abstecher in den Pott<br />
Seniorenbeirat informiert sich über „Quartier“<br />
Siegen/Gelsenkirchen. Quartiersarbeit<br />
in Gelsenkirchen, hierzu hatten Vertreter<br />
der Ruhrgebietsstadt den Siegener<br />
Seniorenbeirat eingeladen. In umfassender<br />
Form wurde die Quartiersarbeit<br />
in den beiden Ortsteilen Schaffrath<br />
sowie Scholven vorgestellt und veranschaulicht.<br />
In besonderem Maße gefiel das klar<br />
strukturierte Gesamtkonzept. Somit<br />
konnten sich die Gäste aus Siegen, begleitet<br />
von zwei Vertreterinnen der Stadt<br />
Netphen, von der wirkungsvollen Verzahnung<br />
zwischen Politik, Verwaltung,<br />
Vereinen und Verbänden überzeugen.<br />
Insgesamt 32 private, gemeinnützige<br />
und städtische Einrichtungen arbeiten<br />
mit Vertretern der dritten Generation<br />
zusammen.<br />
Alle diese im Laufe längerer Zeit<br />
gewachsenen Strukturen werden von<br />
hauptamtlichen Mitarbeitern als auch<br />
nebenamtlichen Vertretern mit Leben<br />
Autorenfoto<br />
Besuch bei den Kollegen in Gelsenkirchen<br />
gefüllt. Beispielhaft ein Infocenter mit<br />
Außenstellen, Mehrgenerationenhäuser,<br />
Nachbarschafts-Stifter und Quartiersnetze.<br />
Alle Beteiligten haben es sich zur<br />
Aufgabe gemacht, die Lebensqualität<br />
älterer Menschen zu fördern und sie dabei<br />
zu unterstützen, möglichst lange und<br />
selbständig nach ihren Vorstellungen zu<br />
leben.<br />
Den eigenen Stadtteil liebens- und lebenswert<br />
machen ist zentrales Motto.<br />
Das Besondere an all diesen Vorhaben ist,<br />
dass ältere Menschen ihre Erfahrungen<br />
und Vorstellungen aktiv einbringen und<br />
die Entwicklung der Quartiersarbeit entscheidend<br />
mitgestalten. Zudem hat eine<br />
umfangreiche, wissenschaftlich fundierte<br />
Befragung von rund 500 Bewohnern<br />
wertvolle Informationen geliefert.<br />
Die Siegerländer Gäste zeigten sich beeindruckt<br />
von den Erkenntnissen, konnten<br />
natürlich auch wertvolle Impulse aus<br />
ihrer Tätigkeit geben. Insbesondere wies<br />
der Vorsitzende<br />
des Siegener Seniorenbeirates<br />
Dr. Horst Bach<br />
auf seine bisherige<br />
erfolgreiche<br />
Tätigkeit hin. Für<br />
Oktober dieses<br />
Jahres ist ein Treffen<br />
mit dem Seniorenbeirat<br />
der Siegener<br />
Partnerstadt<br />
Plauen geplant,<br />
dies beschloss der<br />
Seniorenbeirat in<br />
seiner jüngsten<br />
Sitzung. eg<br />
Mitmachen<br />
Tanzen im Alter<br />
Siegen-Geisweid. Jeden Freitag von 17<br />
bis 18 Uhr treffen sich Tanzbegeisterte in<br />
den Räumen des TanzZentrums AGNE-<br />
PRESCHER. Der Verein lädt alle Interessierten<br />
zum Schnuppern ein. „Beistellschritt<br />
- Beistellschritt - Tip - Tip<br />
- drauf“, ruft Tanzleiter Rainer Prescher.<br />
Auch eine der Ältesten in der Runde, die<br />
86-jährige Erika Lokau, rockt mit. Die<br />
Schritte sind einfach und auf das Tempo<br />
von Senioren abgestimmt. Schon seit<br />
mehr als 3 Jahren besucht sie den Kurs.<br />
„Ich muss etwas tun, damit ich hinauskomme<br />
und nicht verkalke“. Sie kommt<br />
aber auch wegen der netten Gemeinschaft<br />
zum „Tanzen ab der Lebensmitte“.<br />
Der soziale Kontakt sei für viele fast<br />
noch wichtiger als die Bewegung, betont<br />
Tanzleiter Rainer Prescher, der seit über<br />
40 Jahren unterrichtet. <br />
ALTERAktiv<br />
tanzt<br />
35 ältere TänzerInnen und16 KonfirmandInnen<br />
aus der Martini-Gemeinde<br />
nahmen Teil an der von Barbara Kerkhoff<br />
geleiteten Mitmachveranstaltung.<br />
Die Konfirmanden beschäftigten sich intensiv<br />
mit dem Thema „von wegen altes<br />
Eisen“ und waren bei den Tänzerinnen<br />
genau richtg. Sie staunten nicht schlecht,<br />
als die 90-jährige Hilde Stenke, die schon<br />
seit 25 Jahren in der Gruppe tanzt ,ihnen<br />
erkärte: „Meine Definition von Tanz:<br />
Das ist Musik, die durch Kopf und Bauch<br />
in die Beine geht und ausdrückt, was das<br />
Herz bewegt.“ Für Jung und Alt ein gelungener,<br />
beweglicher Nachmittag. <br />
6 durchblick 2/<strong>2016</strong>
Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
20. Tag der Begegnung<br />
Fest für Menschen mit und ohne Handycap<br />
Beiräte<br />
unterwegs<br />
Siegen-Weidenau. Am 11. Juni feiert<br />
die „Arbeitsgemeinschaft Begegnung“<br />
auf dem Bismarckplatz in Weidenau<br />
zum zwanzigsten Mal ein Fest für Menschen<br />
mit und ohne Handicap.<br />
Selbsthilfegruppen, Vereine, Verbände<br />
und Organisationen der regionalen<br />
Behindertenarbeit informieren von 11 bis<br />
16 Uhr über den Alltag mit chronischen<br />
Krankheiten oder Behinderungen.<br />
Ob über Rheuma, Multiple Sklerose<br />
oder Krebs, Betroffene und Interessierte<br />
können sich umfangreich beraten lassen.<br />
So ziemlich alle Institute und Verbände<br />
sind mit Informationsständen und<br />
Fachpersonal anwesend, die auch über<br />
Hilfsdienste informieren. Überall sind<br />
Gespräche möglich. Und überall gibt es<br />
kulinarische Besonderheiten.<br />
Daneben wird ein buntes Programm<br />
für Unterhaltung sorgen. Die Teilnahme<br />
haben zugesagt:<br />
Das Akkordeon-Orchester Ferndorftal-Wilden.<br />
/ Der Kehlkopflosen-Chor.<br />
/ DieTanzgruppen der Lebenshilfe und<br />
der AWO. / Die Jugendkapelle der Niederschelder<br />
Bergknappen. / Carsten<br />
Breuer („The Voice of Rock“) / Andreas<br />
Schattinger („Bail Out“) Covers aus<br />
der Rock- und Popmusik. / Mo de Bleu<br />
und Micha mit Jonglage und Akrobatik.<br />
Gegen 14 Uhr wird der Bürgermeister<br />
die Grußworte der Stadt überbringen.<br />
Alle wesentlichen Redebeiträge werden<br />
in deutsche Gebärdensprache übersetzt.<br />
Wer das Ganze von oben betrachten<br />
will, kann sich in einer Seilbahngondel<br />
an einem Kran in luftige Höhe begeben.<br />
Weitere Informationen erteilt Rainer<br />
Damerius, Behindertenbeauftragter der<br />
Stadt Siegen. <strong>02</strong>71/404-2142<br />
Email: r.damerius@siegen.de <br />
Veranstalterfoto<br />
Siegen. Nach dem Projekt „Siegen zu neuen<br />
Ufern“ rückt nunmehr der gesamte Siegberg<br />
in den Mittelpunkt der Maßnahme<br />
„Städtebauförderprogramm Rund um den<br />
Siegberg“. Einen grundlegenden Schwerpunkt<br />
bildet die zukünftige Gestaltung der<br />
zentralen Freiflächen im Schlosspark, am<br />
Siegberg und auf der Fissmeranlage.<br />
Im Rahmen eines Beteiligungsgesamtkonzeptes<br />
konnten sich Vertreterinnen<br />
und Vertreter des Siegener Seniorenbeirates<br />
sowie des Beirates der Menschen<br />
mit Behinderung an der Planung beteiligen.<br />
Auf einem Rundgang informierten<br />
Mitarbeiter der Stadtverwaltung unter<br />
Führung des Abteilungsleiters Stadtentwicklung<br />
Hendrik Schumann über erste<br />
Planungen. In einem anschließenden<br />
Workshop wurde das Vorhaben noch<br />
ausführlicher präsentiert. Dort konnten<br />
die eingeladenen Beiratsmitglieder ihre<br />
Vorstellungen, Anregungen und Wünsche<br />
ausgiebig einbringen. eg<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 7
Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
KGB in Siegen-Wittgenstein<br />
Auf der Suche nach neuen Künstlern<br />
Neue Broschüre<br />
in siebter Auflage<br />
Siegen-Wittgenstein. KGB ist die Abkürzung<br />
von „Kunst gegen Bares“. Im<br />
Stil einer typischen Bühnen-Show präsentieren<br />
Künstlerinnen und Künstler<br />
ihre Talente. Und mitmachen kann jeder,<br />
der sich traut.<br />
Ob Kabarett, Comedy,<br />
Poetry oder Gesang,<br />
alles ist willkommen.<br />
Jeder Abend wird zudem<br />
von einem Moderator<br />
begleitet, der<br />
nicht nur die Künstler<br />
anmoderiert, sondern<br />
auch mit ihnen spielt.<br />
Somit entsteht oftmals<br />
eine nicht planbare<br />
Spontanität.<br />
„Wir streben nach<br />
einer kleinen Revolution<br />
– einer Kulturrevolution“,<br />
so „KGB-Macher“<br />
Martin Horne, der im Siegerland verschiedene<br />
Veranstaltungen erfolgreich<br />
managt.<br />
Losgelöst von den Fesseln herkömmlicher<br />
Kulturträger und abseits eingefahrener<br />
Wege suchen die Kunstschaffenden<br />
neue Orte, neue Formen und<br />
natürlich auch neue Gesichter. Hier<br />
wünscht sich Horne viel mehr Grauhaarige<br />
auf die „Bretter die die Welt<br />
bedeuten“, die sich trauen ihr Können<br />
öffentlich bekannt zu machen.<br />
Besucher sollen an bekannte wie auch<br />
unbekannte Spielorte entführt werden.<br />
„Der schönste Spielort<br />
und ein volles Haus<br />
machen keinen Spaß,<br />
wenn niemand auf der<br />
Bühne steht“, deshalb<br />
bemühen sich die Organisatoren<br />
um mutige,<br />
fantasievolle Mitmacher.<br />
Also, so der<br />
Aufruf, „wer Interesse<br />
hat – ob alleine oder zu<br />
zweit, als Gruppe oder<br />
wie auch immer“, der<br />
kann sich melden unter<br />
agent@kgb-siegen.de<br />
Die Besucher können sich am Ende<br />
der Show entscheiden, wie viel sie bereit<br />
gewesen wären, für jeden einzelnen<br />
Auftritt zu bezahlen. In den jedem Akteur<br />
zugeordneten Sparschwein darf das<br />
Votum in Form von Bargeld bekundet<br />
werden. Und der Künstler, der am meisten<br />
(im) Schwein hat, gewinnt!<br />
Nächster Termin ist am: 2. Juli. siehe auch<br />
Veranstaltungskalender. auf Seite 75<br />
Siegen. Bei einem Pressegespräch im<br />
Rathaus Weidenau wurde die neu aufgelegte<br />
Broschüre „Älter werden in<br />
Siegen“ vorgestellt. Diese ist nun in<br />
einem neuen Layout und mit erhöhter<br />
Seitenzahl in der 7. Auflage seit 1997<br />
erschienen. Sie bietet einen kompakten<br />
Überblick über die Informationen,<br />
Angebote, Einrichtungen und<br />
Dienste für Seniorinnen und Senioren.<br />
Dabei wurden die Themenblöcke<br />
verändert bzw. neu organisiert:<br />
Information und Beratung;<br />
Ehrenamt, Bürgerengagement und<br />
Selbsthilfe (neu); Begegnung/Freizeit/<br />
Sport; Bildung/Kultur; Wohnen, Mobilität<br />
und soziale Leistungen, Gesundheit,<br />
Vorsorge, Hilfen, Krankheit, Pflege,<br />
Hospiz und Todesfall (neu).<br />
Hinzugekommen sind zahlreiche Hinweise<br />
auf Hilfe und Versorgungsmöglichkeiten,<br />
wenn die Rente nicht ausreicht.<br />
Denn: Die Zahl derjenigen Älteren, die<br />
finanzielle Probleme haben, hat sich auch<br />
in Siegen deutlich erhöht. Einige Stichworte<br />
wurden gegenüber der vorherigen<br />
Ausgabe der Broschüre rausgenommen,<br />
die nicht direkt dem Thema „Alter“ zugeordnet<br />
werden können oder an Aktualität<br />
verloren haben, z.B. VHS, Theater, Bibliotheken,<br />
Musikschule, Museen, Telefonund<br />
Fernsehgebühren.<br />
Wie in der Vergangenheit, so ist diese<br />
Broschüre nur für den schnellen Überblick<br />
gedacht. Eine ausführlichere und<br />
weitaus umfangreichere Darstellung ist<br />
im Internet auf der Homepage der Stadt<br />
Siegen zu finden. Sie liegt in den städtischen<br />
Einrichtungen, Apotheken und<br />
Arztpraxen, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen<br />
sowie an vielen anderen<br />
Stellen aus.<br />
homa<br />
8 durchblick 2/<strong>2016</strong>
Nachrichten aus dem Siegerland<br />
Sprachrohr für Ältere<br />
Seniorenbeiräte tagen gemeinsam<br />
Kreis Si-Wi. Zum ersten Mal trafen sich<br />
die Vorstände der Seniorenbeiräte Freudenberg,<br />
Kreuztal und Siegen zu einem<br />
Gedankenaustausch. Im Mittelpunkt der<br />
Sitzung, die im Weidenauer Rathaus<br />
stattfand, standen grundsätzliche Themen<br />
wie Wahlverfahren, Kandidatenauswahl<br />
und Mitwirkungsmöglichkeiten in<br />
städtischen Entscheidungsorganen. Eine<br />
Verankerung der Seniorenbeiräte in der<br />
Gemeindeordnung NRW, so der Vorsitzende<br />
des Siegener Seniorenbeirates Dr.<br />
Horst Bach, sei nach wie vor sinnvoll und<br />
erstrebenswert.<br />
Anschließend fand eine lebhafte Aussprache<br />
über bisher Erreichtes und künftige<br />
seniorenbedeutsame Projekte statt.<br />
Beispielhaft genannt sei die Einführung<br />
einer Notfallkarte für ältere Mitbürgerinnen<br />
und Mitbürger, seniorenfreundliche<br />
Gestaltung öffentlicher Einrichtungen,<br />
Partnerschaften sowie erweiterte<br />
Bildungsangebote für Vertreter der dritten<br />
Generation. Auf diesen Gebieten<br />
wurden ersten Vereinbarungen konkreter<br />
Zusammenarbeit getroffen. Zudem beschlossen<br />
die Vertreter der Seniorenbeiräte,<br />
die sich als Sprachrohr der älteren<br />
Generation empfinden, turnusmäßige<br />
Treffen in regelmäßigen Abständen. Die<br />
nächste gemeinsame Sitzung ist für den<br />
24. Oktober in Kreuztal geplant. eg<br />
Gemeinsamer Gedankenaustausch der Seniorenbeiräte<br />
Autorenfoto<br />
5 Jahre Mittagstisch<br />
Bürgermeister kam zum Essen<br />
Veranstalterfoto<br />
Siegen. „Was, schon fünf Jahre<br />
kocht ihr so leckeres Essen“<br />
meint spontan ein treuer Besucher.<br />
Auch Bürgemeister Steffen<br />
Mues ließ es sich nicht nehmen,<br />
an einem Donnerstag pünktlich<br />
zwölf Uhr mit zu speisen Zu dem<br />
kleinen Jubiläum richtete er den<br />
fleißigen Köchinnen Grüße der<br />
Stadt Siegen aus und bedankte<br />
sich für den unermüdlichen Einsatz.<br />
Das ist es, was das Leben in<br />
einer Kommune verschönt! Das<br />
ehrenamtliche Engagement seiner<br />
BürgerInnen und Bürger. <br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 9
Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
Der Goetheplatz in Bad Berleburg<br />
Ein Beitrag unseres Lesers Günter Herman Matthes<br />
Bad Berleburg. Dieser Platz ist ein<br />
Schatz – Goetheplatz-Platz des Friedens<br />
und der Liebe<br />
Nach meiner Ansicht hat man immer<br />
noch nicht begriffen, welchen kulturellen<br />
und fantastischen Goldschatz man<br />
in diesem bereits vorhandenen Ensemble<br />
des Goetheplatzes im historischen<br />
Stadtkern von Bad Berleburg hat.<br />
In der Erweiterung des Namens liegt<br />
sprachliche Musik und inhaltliche Bereicherung.<br />
Es gibt in Deutschland sicher<br />
viele Straßen und Plätze, die aus naheliegenden<br />
Gründen nach Goethe benannt<br />
sind. Der Zusatz macht eindeutig neugierig<br />
(auch beim Internetauftritt sollte eine<br />
Beschilderung des Platzes erscheinen). Er<br />
stellt eine Einmaligkeit und eine spezifische<br />
Individualität es Platzes her, die nur<br />
hier gegeben sind. Welche? Aus einem<br />
Kriegerdenkmal wird ein Friedensmahnmal.<br />
Auch die Dauer der deutsch-französischen<br />
Freundschaft zu dokumentieren<br />
wäre denkbar. In Berlin heißt die Kaiser<br />
Wilhelm Gedächtniskirche zusätzlich<br />
durch die nicht abgerissenen Ruinenteile<br />
(kriegsbedingt): Mahnmal für den Frieden.<br />
Eine Friedenseiche- und eine Gedenktafel<br />
sind vorhanden.<br />
In Gesprächen und Mitteilungen wurde<br />
mir klar, dass das Erweiterungswort<br />
Frieden wohl kaum problematisch<br />
ist, wohl aber der<br />
Begriff Liebe, der für eine<br />
nicht geringe Anzahl hier<br />
in Wittgenstein die Alarmglocken<br />
schrillen lässt, so<br />
als wäre beabsichtigt, aus<br />
diesem Platz einen Porno-<br />
Platz werden zu lassen.<br />
Natürlich müsste in geeigneter<br />
Form auf den mehrmaligen<br />
Aufenthalt Ernesto<br />
Cardenals bei Freunden direkt<br />
am Goetheplatz hingewiesen<br />
werden sowie auf<br />
dessen großartiges „Buch<br />
von der Liebe“. Der glühend<br />
gläubige Ernesto Cardenal<br />
ist in Wittgenstein<br />
mehrmals wie ein Pop-Star<br />
gefeiert worden. Unfassbar<br />
eigentlich, das Wort Liebe<br />
in diesem Zusammenhang in Misskredit<br />
zu bringen. Auf dem Piccadilly Circus in<br />
London kommt auch kein Tourist oder<br />
Londoner auf die Idee, sich beim Anblick<br />
der kleinen Eros-Statue in einem<br />
Rotlichtmilieu zu befinden.<br />
Soll aber zum Schluss doch einfach<br />
der Altmeister – selbst ein Protagonist<br />
der Liebe – zum Wort kommen:<br />
Romantisch gedichtet<br />
Woher sind wir geboren: Aus Lieb‘<br />
Wie wären wir verloren? Ohn‘ Lieb‘<br />
Was hilft uns überwinden? Die Lieb‘<br />
Kann man auch Liebe finden? Durch Lieb‘<br />
Was lässt nicht lange weinen? Die Lieb‘<br />
Was soll uns stets vereinen? Die Lieb‘<br />
Autorenfoto<br />
10 durchblick 2/<strong>2016</strong>
Nachrichten aus Siegen<br />
Seniorenhilfe hat Geburtstag<br />
Altenhilfeverein feiert 20-jähriges Bestehen<br />
Siegen. Große Ereignisse werfen ihre<br />
Schatten voraus. Die Selbsthilfeorganisation<br />
aus dem Siegener Haus Herbstzeitlos<br />
feiert am 2. Juni <strong>2016</strong> Jubiläum<br />
in der Siegerlandhalle.<br />
Seit 20 Jahren steht der Verein für<br />
gegenseitige Hilfe auf ehrenamtlicher<br />
Grundlage. Der Verein bietet verschiedene<br />
Aktivitäten an, beispielsweise:<br />
Gemeinsames Musizieren, Wandern auf<br />
unterschiedlichen Strecken, Handarbeiten,<br />
Treffen zum Frühstück und Kaffee.<br />
Beliebt sind die Dämmerstunden, in denen<br />
gemütlich geklönt werden kann.<br />
Im Literaturcafé finden die Leseratten<br />
zueinander. Referate, Fortbildungen<br />
und gemeinsame Fahrten gehören ebenso<br />
zum Angebot. Die Mitgliedschaft<br />
kann sich jeder leisten, denn sie kostet<br />
nur sieben Euro im Jahr.<br />
<br />
KunstSommer<br />
verheißt Spannung<br />
Stein und Bein von Silke Krah und<br />
Frank Münker am 28.8. 15 Uhr im<br />
Erlebniswald Tiergarten Siegen-Weidenau<br />
Siegen. Vor achtzehn Jahren ist das<br />
Projekt KunstSommer vom Kunstverein<br />
Siegen ins Leben gerufen worden.<br />
Eine fünfköpfige, immer wieder neu<br />
zusammengesetzte Jury, wählt jeweils<br />
23 Exponate als Ausstellungsprojekte<br />
aus. Verrückte Ideen sind immer sehr<br />
willkommen.<br />
Auch im achtzehnten Jahr des Kunst-<br />
Sommers ist die gute Kooperation mit<br />
dem Kultur!Büro des Kreises Siegen-<br />
Wittgenstein und Kultur-Siegen hervorzuheben.<br />
Anfang Januar <strong>2016</strong> wurde<br />
die Ausschreibung zum diesjährigen<br />
KunstSommer öffentlich gemacht.<br />
Bis Ende Februar <strong>2016</strong> wurden beim<br />
Kunstverein Siegen, unter Leitung von<br />
Geschäftsführer Franz-Josef Weber, 32<br />
Bewerbungen eingereicht. Noch immer<br />
fehlen Ausstellungsorte. Seit die Galerie<br />
S, das Ausstellungsforum Haus Oranienstraße,<br />
die Martinikirche und die Galerie<br />
im Garten (Hilchenbach) nicht mehr zur<br />
Verfügung stehen, ist der großer Verlust<br />
besonders schmerzhaft.<br />
Naschbilder und Reisetrouvaillen von<br />
Rudolf Bieler und Dorothee Jasper<br />
vom 23.6.-18.9. Kulturbahnhof Kreuztal<br />
Dennoch haben die Verantworlichen<br />
wieder ein abwechslungsreiches Kunst-<br />
Programm aufgestellt. Das Zusammenwirken<br />
von Künstlerinnen, Künstlern,<br />
Galerien in verschiedenen Ausstellungsorten,<br />
macht Neugierigen und Kunstinteressierten<br />
eine Übersicht professioneller<br />
Kunst im Siegerland leicht. Auch wenn<br />
sich das Geschehen oftmals nur auf Zeit<br />
und an untypischen Orten für Kunst abspielt.<br />
Kunstschaffende, Kunstpräsentierende<br />
und Kunstinteressierte können<br />
sich auf „Vernissagen“, bei „Aktionen“<br />
und an Tagen des „Offenen Ateliers“<br />
mit- und untereinander austauschen.<br />
Die Angebote verteilen sich auch in<br />
diesem Jahr wieder flächendeckend<br />
über die Städte und Gemeinden Siegen,<br />
Freudenberg, Netphen, Hilchenbach,<br />
Kreuztal und Bad Berleburg. Sozusagen<br />
als Gastausstellungsort ist in diesem<br />
Jahr Kirchhundem-Brachthausen mit<br />
dabei. Kunstinteressierte dürfen also auf<br />
die abwechslungsreiche Gestaltung des<br />
KunstSommers <strong>2016</strong> gespannt sein. <br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 11
12 durchblick 2/<strong>2016</strong>
Nachrichten aus Aus Siegen dem Siegener und dem Seniorenbeirat<br />
Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
Siegen leicht gemacht<br />
Neues Stadtführungskonzept<br />
Es gibt vielfältige Gründe dafür, Stadtführungen so<br />
durchzuführen, dass sie den Bedürfnissen gerade älterer<br />
Menschen angepasst sind. So fällt auf, dass zunehmend<br />
Senioren die Stadt als Touristen besuchen. Nicht<br />
wenige von ihnen haben deutliche Gehprobleme, möchten<br />
aber dennoch kulturelle Angebote wahrnehmen. Viele steile<br />
Wege und oftmals schlechter Straßenbelag machen sicheres<br />
Gehen sehr schwierig, was häufig zu belastendem<br />
Zeitdruck für alle Beteiligten führt. Auch hat sich der bisherige<br />
Zweistundenrhythmus als nachteilig herausgestellt.<br />
Verbesserungen sind dringend erforderlich.<br />
Ingrid Heinz von der Gesellschaft für Stadtmarketing informierte<br />
den Siegener Seniorenbeirat und bat um Mitwirkung<br />
bei der Erarbeitung eines seniorenfreundlichen Stadtführungskonzepts.<br />
Unter Leitung des stellvertretenden Vorsitzenden<br />
Michael Horak ging man das Problem vor Ort an.<br />
Folgende Änderungen konnte der Beirat erwirken: Ganz<br />
steile Strecken werden aus der Stadtführung herausgenommen,<br />
Parkplätze sind jeweils in Startnähe, die Seniorenführungen<br />
werden auf 90 Minuten verkürzt, Pausen werden eingelegt,<br />
Sitzgelegenheiten geschaffen und im Sommer gibt<br />
es Getränke. Vor allem aber soll ein Dialog mit den Teilnehmern<br />
ins neue Konzept einfließen. Auf Wunsch der Beiratsmitglieder<br />
könnten die Inhalte so gestaltet werden, dass<br />
Senioren auch Erlebnisse aus ihrer Vergangenheit beitragen.<br />
Von solchen Berichten könnten alle Besucher profitieren und<br />
auf die Geschichte der Stadt neugierig gemacht werden.<br />
Drei unterschiedlicher Führungen<br />
werden angeboten:<br />
1: Oberes Schloss und<br />
Schlosspark: Treff am<br />
Musikpavillon. Einführung<br />
in die Stadt- und Schlosgeschichte<br />
Siegens – Weißer<br />
Garten – äußere Stadtmauer<br />
– Haingericht und alter<br />
Friedhof – Unter dem Gingko-Baum<br />
– Rubensbrunnen<br />
– Hexenturm – Arme Sünderpforte<br />
– Kleiner Krebs<br />
– Wehrturm – Hainer Stollen<br />
– Anna-Helenen-Stift<br />
– Kräutergarten – Juliane<br />
von Stolberg, Pflanzenheikunde<br />
in heutiger Zeit –<br />
Großer Krebs mit weitem<br />
Rundumblick – anschließend<br />
Museumsbesuch.<br />
Foto: Seniorenbeirat der Stadt Siegen<br />
2: Unteres Schloss und Handwerkerviertel: Treff an der<br />
Brunnenanlage/Alte Poststraße. Unteres Schloss.– Kirchhof<br />
und Martinikirche – Hirtenbrunnen – Erläuterungen<br />
zur Struktur der mittelalterlichen Stadt – Marienkirche<br />
– Pfarrer-Ochse-Platz – Schlossergasse – Eckgasse und<br />
Hermannstraße – Ausführungen zum Handwerkerviertel<br />
– Straßennamen – Wohnviertel Berufe und Zünfte.<br />
3: Nikolaikirche – Rathaus und Markt: Treff am<br />
Rathaus/Markt. Nikolaikirche. Geschichte der Nikolaikirche<br />
– architektonische Besonderheiten des Gotteshauses<br />
– Namenspatronen der Kirche und wechselnde<br />
Konfessionen – Fürst Johann-Moritz, Krönchen und<br />
Taufschale – Rathaus und Markt.<br />
Mit diesem Konzept bietet die Stadt Siegen für all jene,<br />
die es auf kürzeren Wegen langsamer angehen lassen<br />
wollen, sich im Sitzen Zeit zum Zuhören nehmen oder in<br />
der Gesellschaft anderer Menschen miterzählen möchten<br />
hochwertige Stadterkundungen an. In engagierter, spannender<br />
und humorvoller Form konnte Ingrid Heinz auch die<br />
Mitglieder des Seniorenbeirates begeistern. Ich habe mich<br />
immer auf all unsere Gäste gefreut, dabei spielte es keine<br />
Rolle, ob ein Kindergarten aus der näheren Umgebung oder<br />
eine Seniorengruppe, ein Gesangsverein oder eine Firmenbelegschaft<br />
zu einer Führung kamen.Wichtig war und ist<br />
die Freude am Umgang mit Menschen, einerlei, ob gesund<br />
oder mit gewissen Einschränkungen. Es wäre mir eine große<br />
Freude, wenn mehr Menschen von dem neuen Angebot „Siegen<br />
leicht gemacht“ erfahren und mal wieder den Versuch<br />
wagen, die Stadt kennenzulernen. Ernst Göckus<br />
Stadtführerin Ingrid Heinz (3.v.l.) mit Vertretern des Seniorenbeirates<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 13
Wanderwege<br />
der Region<br />
Seit September 2014 habe ich an dieser Stelle die meines Erachtens sieben schönsten Rundwanderwege der heimischen<br />
Region vorgestellt. Es waren dies aus dem Siegerland der Keltenweg, der Kindelsbergpfad und der Trödelsteinpfad,<br />
aus dem Wittgensteiner Land der Schieferpfad, die Via Adrina und der Wisentpfad sowie aus dem Dillgebiet<br />
die Haubergstour. In meiner Einschätzung unterstützt fühle ich mich durch das Deutsche Wanderinstitut, dass<br />
immerhin fünf dieser Touren mit dem Prädikat „Premiumweg“ ausgezeichnet hat.<br />
Die sieben Wanderwege, ihre Entstehung und manche weitere Hintergründe wurden von mir in einer Form dargestellt,<br />
für die es keine Vorlage gab. Und auch hier fühle ich mich von kompetenter Stelle bestätigt. Der „Erfinder“ des<br />
Rothaarsteigs und Gründer des Wanderinstituts, Dr. Rainer Brämer, schrieb mir unter anderem: „Vielen Dank für<br />
Ihren Beitrag zum Schieferpfad. Er hat mit seiner informationsreichen, lebendigen Darstellung richtig Appetit darauf<br />
gemacht, den Weg nach Jahren noch einmal zu begehen. Meine Frau (geboren in Kreuztal) ist ebenfalls angetan.“<br />
In stark verkürzter Form werden in dieser Ausgabe vier weitere Rundwanderwege aus unserer Heimat vorgestellt.<br />
Zwei von ihnen sind ebenfalls Premiumwege, die beiden anderen zählen zu den „WanderHöhepunkten links und<br />
rechts des Rothaarsteigs“. Damit ist die Serie einstweilen beendet. Ulli Weber<br />
Ilsetalpfad –<br />
Wandern an Lahn, Ilse und Weidelbach<br />
Panoramablick ins Lahntal bei Feudingen<br />
Serie: Rothaarsteig-Spuren; Wegmarkierung: Liegendes R<br />
auf schwarzem Grund; Parken: Volkshalle Feudingen (ist<br />
ausgeschildert); Eingangsportal: Am Ende der Straße „Auf<br />
den Weiherhöfen“; Streckenlänge: 16,5 km; Höhenmeterangabe:<br />
645 m; Dauer der Wanderung: Fünf Stunden;<br />
Bänke und Rastplätze sind genügend vorhanden; Schuhwerk:<br />
Keine besondere Empfehlung.<br />
Um es gleich vorweg zu sagen: Der Pfad ist ein Mischmaschweg.<br />
Ich benutze diesen Begriff um das Wort „Zwitter“<br />
zu vermeiden. Die Begründung hierzu folgt an späterer<br />
Stelle. Ein knappes Drittel der genannten Höhenmeter (die<br />
mir als zu hoch genannt erscheinen) fallen gleich nach<br />
dem Start an. Wir folgen der Richtung der Uhr und haben<br />
zunächst freie Sicht ins Lahntal. Dann aber regieren<br />
beidseitig starke Fichtenverbände. Die Belohnung für den<br />
vergossenen Schweiß erfolgt nach dem Erreichen der Höhe.<br />
Auf dem Gipfel der „Hohen Ley“ hat Kyrill für klare Ver-<br />
14 durchblick 2/<strong>2016</strong>
Wohlauf in Gottes schöne Welt<br />
hältnisse und damit für freie Sicht gesorgt. Der wohl herrlichste<br />
Panoramablick im oberen Lahntal ist ein einziger<br />
Genuss. Im Tal liegt Feudingen, weiter entfernt sieht man in<br />
der grünen Flur unter anderem Rückershausen, Oberndorf,<br />
Steinbach und Bermershausen.<br />
So steil wie es auf der einen Seite bergauf ging, so steil<br />
geht es auf der anderen wieder bergab. Nur die hohen Fichten<br />
fehlen. Sie wurden umgeblasen. Und wer war`s? Raten Sie<br />
mal! Das Wandervergnügen jedenfalls ist ungleich höher als<br />
zuvor. An etlichen Felsformationen vorbei geht es ins Tal des<br />
Bachs, der bei der Wegbezeichnung Pate stand. Nicht allzu<br />
fern kommen einige Häuser des Ortsteils Feudingerhütte ins<br />
Blickfeld. Dort mündet dieser Bach in die Lahn.<br />
„Das ist nun die Ilse, die liebliche, süße Ilse. Sie zieht sich<br />
durch das gesegnete Ilsetal, an dessen beiden Seiten sich die<br />
Berge allmählich höher erheben…“ Und etwas später: „Ja,<br />
die Sage ist wahr, die Ilse ist eine Prinzessin, die lachend und<br />
blühend den Berg hinabläuft.“ Mit diesen Worten beschrieb<br />
einst mein lieber Freund Heinrich H. in seinem Büchlein<br />
„Die Harzreise“ den Bach mit dem schönen Frauennamen.<br />
Ja, gut, der Buchtitel verrät es schon. Gemeint ist eine Namensbase,<br />
die in einem östlicheren Gebirge ihr Wesen treibt.<br />
Die Worte des alten Schwerenöters freilich passen auch auf<br />
unsere Ilse mit ihrem Gemurmel und ihrem Geplätscher. Finde<br />
zumindest ich. Wir dürfen sie leider nur ein Viertelstündchen<br />
in ihrem gesegneten Tal begleiten, dann folgen wir dem<br />
Wegzeichen und begeben uns auf die andere Seite, wo sich<br />
die Berge allmählich höher erheben und wo ein Rinnsal mit<br />
dem Namen „Weidelbach“ rinnsalt.<br />
Wer freilich Gefallen an der Ilse gefunden hat, der kann<br />
bei einer anderen Tagestour auch noch länger in ihrem Tal<br />
wandern. Ein Rothaarsteig-Zubringerweg führt bis zur<br />
Quelle. Vor dem Dreißigjährigen Krieg war diese als „Heiliger<br />
Born“ weit und breit bekannt. Viele „Presshafte“, wie<br />
man die Kranken damals nannte, kamen zum Teil aus weiter<br />
Entfernung gepilgert. Sie suchten Heilung oder zumindest<br />
Linderung durch das Quellwasser. Wissenschaftler stellten<br />
vor noch nicht allzu langer Zeit fest, dass sich dieses<br />
durch eine „rechtsdrehende positive Polarisierung“ vom<br />
normalen Trinkwasser unterscheidet. Und genau diese Eigenschaft<br />
hat auch das Quellwasser in Lourdes.<br />
Und noch ein Gewässer nimmt beim Ilsetalpfad eine dominante<br />
Stellung ein. Es ist auf halber Höhe der künstlich<br />
angelegte „Weidelbacher Weiher“. Ein herrlicher Ort für die<br />
Halbzeitpause, ein Ort wie gemalt. Ich schreibe in mein Notizbuch:<br />
„Weit über das Wasser ragen die Äste der alten Eichen<br />
auf dem breiten Damm; wie eine polierte Metallscheibe<br />
wirkt die glatte Oberfläche. Auf ihr spiegeln sich die Wolken<br />
am Himmel und die gegenüberliegenden Fichten. Etwas Bewegung<br />
gibt es durch ein knappes Dutzend Wildenten, die<br />
kleine Bugwellen vor sich her schieben. Die in allen Größen<br />
sogar am seichten Ufer schwimmenden Forellen schnappen<br />
ab und an nach einer Mücke und sorgen durch ihr Plätschern<br />
beim Zurückfallen für die einzigen Geräusche in der ansonsten<br />
herrschenden himmlischen Ruhe. Eine große Fläche ist<br />
bedeckt und geschmückt mit Seerosen, über ihnen tänzeln<br />
und flattern bunte Schmetterlinge; eifrige Libellen, grüne<br />
und blaue, schwirren hingegen pfeilschnell dicht über den<br />
Schachtelhalmbeständen in Ufernähe.“<br />
Nach der „Idylle pur“ folgt mit der „Bettelmannsbuche“<br />
noch ein erwähnenswerter Ort. Fahrendes Volk soll hier in<br />
alten Zeiten des Öfteren gelagert haben. Der Baum selbst<br />
wurde vor vier Jahrzehnten von einem Sturm umgeworfen.<br />
Dank einer neuen Schutzhütte wird die Erinnerung an die<br />
Buche und die Fahrenden wach gehalten.<br />
Ab hier beginnt die zweite Hälfte des „Mischmaschwegs“<br />
und diese ist für Wohlfühlwanderer keine Offenbarung. Monotonie<br />
unter Fichten! Ideal? Nie und nimmer! Viele reizlose<br />
Kilometer auf breiten Wirtschaftswegen! Kaum einmal<br />
eine Aussicht! Manch einem ist das egal. Mir nicht! Wenn<br />
man am Schluss wieder ins Lahntal blicken kann, dann ist<br />
das Ende der Wanderung und damit die „gefühlte Erlösung“<br />
nicht mehr fern. Wegen dieser unattraktiven Schlusshälfte<br />
steigt der Anteil der befestigten Wege auf über 85 Prozent.<br />
Wer die Wanderung wegen des Wortes „Pfad“ im Wegnamen<br />
unternimmt, der fühlt sich angeschmiert. Wohl wegen<br />
der gefälligen Passagen auf dem ersten Streckenabschnitt hat<br />
das Deutsche Wanderinstitut den Ilsetalpfad als Premiumweg<br />
zertifiziert. Hierüber lässt sich streiten. Ein Großteil der<br />
Tour ist übrigens identisch mit dem von der Quelle bis nach<br />
Lahnstein führenden Lahnwanderweg.<br />
<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 15
Wirtschaftswege verlassen. Zu diesem<br />
Auf Bergmannspfaden –<br />
Thema folgt noch eine Anmerkung am<br />
Im Eisenland Wilnsdorf<br />
Ende des Berichts. Bei der Grube „Marie“,<br />
wo am 20. Oktober 2007 der Pfad<br />
eingeweiht wurde, hat man einen richtig<br />
zünftigen Rastplatz eingerichtet. Sie<br />
liegt dicht bei der B 54 und nach deren<br />
Überquerung befinden wir uns eine<br />
Zeitlang auf der Grenze zwischen dem<br />
Hessen- und dem Siegerland. Hier, auf<br />
dem Kamm der Kalteiche, hat man<br />
einen weiten Ausblick in nördliche<br />
Richtung und hier treffen wir auf den<br />
Rothaarsteig. Die Begegnung bleibt<br />
flüchtig, denn die Markierung fordert<br />
bald zum Abstieg nach Wilgersdorf<br />
auf. Südlich des Orts angekommen,<br />
Bergmannsdenkmal zwischen Wilnsdorf und Wilgersdorf<br />
geht es gleich wieder bergan. Ein malerisches<br />
Tälchen nimmt uns auf. Am<br />
Serie: WanderHöhepunkte links und rechts des Rothaarsteigs;<br />
Wegmarkierung: Wät; Eingangsportal und Parken: erstmals in den Genuss von weichen Waldwegen. Zudem<br />
Rande der Weiß – auch Weißbach genannt – kommen wir<br />
Neben der Straßenmeisterei am Ortsausgang von Wilnsdorf herrscht hier erstmals Stille. Auf halber Höhe verkündet ein<br />
in Richtung Haiger; Streckenlänge: 15,6 km; Höhenmeterangabe:<br />
341 m; Dauer der Wanderung: Viereinhalb Stun-<br />
Wässerchen, sucht sich einen Weg an großen Steinen vorbei<br />
Schild: „SGV-Weißquelle“. Im Hang tritt aus dem Fels ein<br />
den; Bänke und Rastplätze sind ausreichend vorhanden; nach unten. Ein sehr feines und zudem naturnah hergerichtetes<br />
Plätzchen! Offenbar aber hat der Bach eine weitere Quel-<br />
Schuhwerk: Keine besondere Empfehlung.<br />
le, denn auch auf dem noch verbleibenden Weg zur Höhe<br />
Wir wandern entgegen dem Uhrzeigersinn am landwirtschaftlichen<br />
Unternehmen „Wielandshof“ vorbei und Mit dem „Goldschmiedsborn“ liegt eine weiterer Brun-<br />
plätschert es vernehmbar am Rand des Pfads.<br />
können uns schon kurz darauf über die ersten schönen Ausblicke<br />
in die Umgebung freuen. Auch das erste Zeugnis für Zeitraum weit und breit üblich war - mit einer Mauer eingenen<br />
am Weg. Diese Quelle ist - wie es über einen längeren<br />
den Abbau von Erz ist rasch im Blickfeld. Von der Tätigkeit fasst und wer bei der „Marie“ keine Rast eingelegt hat, der<br />
der Bergleute übrig geblieben sind in Wegnähe die für den sollte es hier tun. Wenig später rückt ein Naturschutzgebiet<br />
Abbau von Erz im Tagebau typischen Erdvertiefungen. Hier mit einer größeren Halde beim Wilgersdorfer Sportplatz<br />
ist ein Teil der berühmten Silbergrube „Ratzenscheid“. Der ins Sichtfeld. Hier befand sich einst die Erzgrube „Neue<br />
wegen umfangreicher Wahlversprechen finanziell mächtig Hoffnung“. 1,2 Hektar umfasst die Haldenfläche. Sie ist<br />
klamme König Adolf von Nassau verpfändete diese im das optisch eindrucksvollste Zeugnis bergmännischer Tätigkeit<br />
auf der gesamten Strecke. Auf dem „Heimweg“ nach<br />
Februar 1298 seinen hiesigen Vettern. Zum Glück ließ er<br />
hierüber eine erhalten gebliebene Urkunde aufsetzen. Alle Wilnsdorf passieren wir die CVJM-Jugendbildungsstätte<br />
anderen damals schon vorhandenen Bergwerke im Siegerland<br />
wurden schriftlich erst später erwähnt.<br />
nen. Es wurde auf Initiative des Wilgersdorfer Heimatfor-<br />
und gleich dahinter ein Denkmal aus großen Quaderstei-<br />
Der Wind bläst mäßig aus südwestlicher Richtung und schers Gustav Berg errichtet. Die Inschrift auf der gegossenen<br />
Tafel lautet: „Bergleuten, Köhlern, Schmelzern u.<br />
trägt uns Geräusche zu, die unschwer dem natürlichen Feind<br />
des Wanderers zugeordnet werden können. Das Gebrumme Waldschmieden zum Gedenken.“<br />
der unzähligen Fahrzeuge auf der nahen Autobahn wird uns Dieses Denkmal empfand ich als Sahnehäubchen bei einem<br />
Wanderweg mit dem Namen „Auf Bergmannspfaden“.<br />
beinahe während der gesamten Tour begleiten – mal mehr<br />
und mal weniger laut. Die Geräusche einer Handvoll am Vor zwanzig Jahren wäre der Weg wohl ohne Einschränkung<br />
Wegesrand stehender Windräder kriegt man daher kaum mit. gelobt worden. Was man heutzutage als Freund des „Neuen<br />
Wen Lärm bei einer Wanderung stört, der sollte tunlichst bei Wanderns“ allerdings weitgehend vermisst, das sind gerade<br />
Ostluft die Wilnsdorfer Bergmannspfade erkunden. Wir haben<br />
diese Überlegung im Vorfeld nicht angestellt. Obwohl 10 Prozent. Zu mehr als 90 Prozent wandert man folglich auf<br />
die im Namen stehenden „Pfade“. Deren Anteil liegt unter<br />
leicht genervt, bemitleiden wir dennoch eher diejenigen unter<br />
den Einheimischen, die tagaus, tagein dieser Geräuschku-<br />
Wandertouren im Internet (www.verwandern.de) schreibt auf<br />
Teer und auf festen Wirtschaftswegen. Ein Beurteiler von<br />
lisse bei einem Aufenthalt im Freien ausgesetzt sind. seiner Seite: „Die zahlreichen restaurierten Stolleneingänge,<br />
Etliche Infotafeln weisen auf der gesamten Strecke auf die mit Informationstafeln versehen sind, hätte man schöner<br />
Stolleneingänge und sonstige Bergbau-Relikte und nicht verbinden können.“ Ich kann sehr gut verstehen, dass ein<br />
zuletzt auf einen noch in Betrieb befindlichen Steinbruch anspruchsvoller Wanderer wegen der genannten Schwächen<br />
hin. Zumeist muss man zum Betrachten dieser Objekte die den Weg nicht uneingeschränkt loben wird.<br />
16 durchblick 2/<strong>2016</strong>
Fachwerkweg Freudenberg –<br />
Auf der Spur des „Wilden Mannes“<br />
Ein schöner Ausblick prägt auch einen Wanderweg – Altstadt von Freudenberg<br />
Serie: WanderHöhepunkte links und rechts des Rothaarsteigs;<br />
Wegmarkierung: Wät; Parken: Parkplatz „Hinterm<br />
Schloss“ in Freudenberg; Eingangsportal: Beim Aufstieg<br />
zum Kurpark; Streckenlänge: 11,9 km; Höhenmeterangabe:<br />
312 m; Dauer der Wanderung: Dreieinhalb Stunden; Bänke<br />
und Rastplätze sind in großer Anzahl vorhanden; Schuhwerk:<br />
Keine besondere Empfehlung.<br />
Mit einem „Wander-Aktionstag“ wurde der Rundweg am<br />
18. Juni 2011 als letzter der zwölf zu der Serie gehörenden Wanderwege<br />
eröffnet. Anders als sonstige Kommunen gibt die Stadt<br />
Freudenberg auch die Kosten des Wegs an. Rund 40.000 Euro<br />
wurden investiert. Der Fachwerkweg bietet überhaupt einiges,<br />
was es andernorts nicht gibt – sowohl in positiver als auch in<br />
negativer Hinsicht. Hierzu Näheres in den folgenden Zeilen.<br />
Zuerst einmal bewegen wir uns gegen die Richtung der<br />
Uhr vom Parkplatz „Hinterm Schloss“ auf Kopfsteinpflaster<br />
quer durch die Altstadt und ersteigen die hohe Treppe<br />
zum Kurpark. Von hier aus bietet sich die einmalige Sicht<br />
auf die vielen Giebelseiten der Häuser, nach denen der Weg<br />
benannt ist. Rund um die Welt ist der Anblick bekannt.<br />
Durch ihn wird unterstrichen, dass auch ein malerischer Ort<br />
einen Wanderweg positiv prägen kann. Spezielle Details<br />
zum Wegthema gibt es unterwegs an etlichen Stationen. Die<br />
Besonderheiten der Fachwerkbauweise werden anhand von<br />
einzeln aufgestellten Modellen erklärt. Beim Gang durch<br />
das schöne Gambachtal trifft man zum Beispiel auf den in<br />
der Überschrift zitierten „Wilden Mann“. Dieser stellt eine<br />
Figur mit abgespreizten Armen und Beinen dar.<br />
Dass es auch rund um den „Flecken“ eine Bergbautradition<br />
gibt, lässt sich aus einem Stolleneingang und der<br />
Nachbildung eines „Eisenverhüttungsplatzes aus dem 7./8.<br />
Jahrhundert“ ersehen. Der Wanderweg führt hiernach sogar<br />
durch einen 396 Meter langen Tunnel. Hintergrund ist, dass<br />
die Trasse der stillgelegten Bahnstrecke von Freudenberg<br />
nach Hohenhain zu einem Radweg umgebaut wurde. Es<br />
geht weiter durch die Außenbezirke von Hohenhain und<br />
danach kann man schöne Ausblicke ins Wildenburger Land<br />
genießen. An Mausbach vorbei nähern wir uns schließlich<br />
wieder Freudenberg. Gemäß dem Begleitheft des heimischen<br />
Touristikverbands wartet hier ein „Highlight“ auf<br />
uns. Zitat: „Nach Querung der K1 und eines Baches steigt<br />
der Weg hinauf nach dem Friedenshort, wo eine traumhafte<br />
Waldpassage beginnt. Viel zu schnell mündet dieser<br />
idyllische Pfad auf dem Lokalweg …“ Wohl wahr! 5:04<br />
Minuten zeigt meine Stoppuhr und schon ist der einzige (!)<br />
Waldpfad auf der gesamten Strecke absolviert.<br />
Einen sonst nirgendwo erreichten Wert gibt es hingegen bei<br />
den Asphaltpassagen. Gut und gerne anderthalb Stunden wandert<br />
man auf Teerwegen. Das ist fast die Hälfte der Wanderdauer.<br />
Noch ein negativer Punkt: Die Wegmarkierung lässt sehr<br />
zu wünschen übrig. Man kann auch sagen: Sie ist mies! Das<br />
„Wät“ ist etliche Male nicht zu finden. Von den insgesamt elf in<br />
unserer Serie beschriebenen Wegen nimmt der Fachwerkweg<br />
in dieser Disziplin unangefochten den elften Rang ein. <br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 17
Wohlauf in Gottes schöne Welt<br />
Dill-Bergtour – Idyllisches Dilltal<br />
Vorwiegend wandert man auf dem Dill-Bergpfad durch Laubwälder<br />
Serie: Rothaarsteig-Spuren; Wegmarkierung: Liegendes<br />
R auf schwarzem Grund; Eingangsportal und Parken: Beim<br />
Landhaus „Mühlenhof“ am Ortseingang von Offdilln; Streckenlänge:<br />
15,8 km; Höhenmeterangabe: 270 m; Dauer der<br />
Wanderung: Viereinhalb Stunden; Bänke und Rastplätze<br />
sind in ungewöhnlich großer Zahl vorhanden; Schuhwerk:<br />
Keine besondere Empfehlung.<br />
Der Verlauf des am 27. Juni 2015 eröffneten Premiumwegs<br />
gleicht beinahe einem Rechteck. Eine der langen Seiten<br />
ist identisch mit dem Rothaarsteig auf dem Kamm zum<br />
Siegerland, die beiden kurzen Seiten sind Zubringerwege.<br />
Lediglich die Verbindung im Dilltal gab es noch nicht. Damit<br />
mussten gut und gerne achtzig Prozent der Strecke nicht<br />
neu „erfunden“ werden. Hierüber muss sich niemand wundern.<br />
Der Rothaarsteigverein selbst war federführend bei<br />
dem augenscheinlich am Reißbrett entwickelten Projekt.<br />
Just als wir mit unserer Gruppe starten wollen, fühlt eine<br />
der jüngeren Damen das dringende Bedürfnis, der halben<br />
Menschheit diesen sensationellen Sachverhalt mitzuteilen.<br />
Doch ihr Smart-Phone macht nicht mit. „Kein Netz“, signalisiert<br />
es. Die Sonne strahlt vom Himmel, die Waldungen an<br />
den Hängen lachen uns mit ihrer herbstlich-bunten Färbung<br />
an und am Oberlauf der Dill gibt es keinen Handy-Empfang.<br />
Kann es bessere Voraussetzungen für einen schönen<br />
Wandertag geben?!<br />
Jetzt aber los! Durch das offene Gelände streben wir auf<br />
weichen Wiesenwegen entgegen dem Uhrzeigersinn zur<br />
Höhe und erreichen schließlich das örtliche Haubergsgelände.<br />
„Historisch“ soll ein<br />
Teil sein. Zu sehen sind die<br />
üblichen Eichen und Birken<br />
- aber nichts wirkt historisch.<br />
Petra Müller, Chefin des<br />
Heimat- und Geschichtsverein<br />
in Offdilln, erzählt mir,<br />
dass hier im Herbst Roggen<br />
gesät und im Jahr danach das<br />
Korn mit Sicheln geerntet<br />
wird. Das Dreschen erfolgt<br />
mit Flegeln – ganz wie in<br />
alter Zeit. In 2015 hat es leider<br />
nicht geklappt. Das Korn<br />
wuchs nicht.<br />
Vergangenes kommt<br />
auch kurz danach ins Blickfeld.<br />
Wir stehen vor der<br />
Nachbildung eines keltischen<br />
Eisenschmelzofens.<br />
Dicht daneben soll eine keltische<br />
Siedlung entstehen<br />
mit einem Wohnhaus, mit<br />
einer Stallung und weiteren<br />
Objekten. Wenn alles fertig<br />
ist will man Führungen veranstalten<br />
und alte Handwerkstechniken zeigen. Die Offdillner<br />
haben sich viel vorgenommen! Ein erstes „Baumstammhaus“<br />
ist zumindest schon halb vollendet. Nach der<br />
Quelle eines Bachs mit dem Namen „Bocksborn“ ist der<br />
höchste Punkt erreicht und damit der Rothaarsteig. Auf<br />
diesem wandern wir in Richtung Wilgersdorf und passieren<br />
unterwegs die drei riesigen Dillbrechter Windräder, die<br />
Tiefenrother Höhe mit der großartigen Aussicht von der<br />
Plattform „Nase im Wind“ sowie den 300 Meter langen<br />
„Haubergspfad“ im Wilgersdorfer Forst mit seinen neun<br />
Stationen. Hier kann man sich ausführlicher als in Offdilln<br />
über die alte Wirtschaftsform informieren. Bei der über<br />
200 Jahre alte Lucaseiche verlassen wir den Rothaarsteig<br />
wieder. Das mächtige Naturdenkmal, benannt nach einem<br />
ehemaligen Haigerer Forstamtsleiter, ist 28 Meter hoch und<br />
wurde nach einer Kokelei im unteren Teil ausgemauert und<br />
damit vorläufig gerettet.<br />
Wenn man von oben kommt, kann man runtergucken.<br />
Diese Binsenweisheit wird beim Abstieg nach Dillbrecht<br />
mit schönen Ausblicken ins Dilltal bestätigt. Auch das<br />
Schlussstück an dem jungen Flüsschen entlang zurück zum<br />
„Mühlenhof“ bietet einiges für das Auge. Die ganzjährig<br />
wanderbare Tour besteht zu fast 40 Prozent aus Pfaden<br />
sowie naturbelassenen Wald- und Wiesenwegen. Wer die<br />
Anfahrt nach Offdilln vermeiden möchte, der kann auch<br />
bei der Wilgersdorfer Wachholderheide die Wanderung<br />
aufnehmen und beenden. Von hier aus sind es nur wenige<br />
hundert Meter zum Rothaarsteig und damit auch zur Dill-<br />
Bergtour.<br />
<br />
18 durchblick 2/<strong>2016</strong><br />
Alle Fotos: Ulli Weber
Gesellschaft<br />
Verstehen und Verstanden werden<br />
Sprache verbindet; sie ist Voraussetzung dafür, dass wir<br />
miteinander leben können. Sprache stiftet Verbindung<br />
und ermöglicht Abgrenzung. Der eigene Dialekt ist<br />
für viele Menschen ein wichtiger Bestandteil ihres täglichen<br />
Lebens; er ist die Sprache der Heimat, Vertrautheit und Gemeinschaft<br />
1) . Aber allein im Dialekt – ohne eine verbindende<br />
Gemeinsprache – waren Austausch und Verständigung früher<br />
nur innerhalb bestimmter Radien möglich. Diese Barriere<br />
beklagte Martin Luther mit der Aussage …Die Osterreicher<br />
vnd Beiern verstehen die Düringen vnd Sachsen nicht… 2) .<br />
Für Dialektsprecher ist die Zugehörigkeit zu einem bestimmten<br />
Ort erkennbar, der Dialekt schafft Nähe. Selbst<br />
für deutsche Urlauber, die in der tiefsten anatolischen Provinz<br />
auf Türken trafen, die astrein Kölsch sprachen. Es handelte<br />
sich um ehemalige Gastarbeiter aus den Kölner Ford-<br />
Fabriken. Und der Fremdenführer („Guide“) im Pantanal,<br />
einem brasilianischen Naturschutzgebiet, erklärte die Welt<br />
in unverwechselbar sächsischem Dialekt. Für uns Touristen<br />
aus Westfalen war dies ebenfalls Sprache der Heimat, sie<br />
war Grundlage für Vertrautheit und Gemeinschaft.<br />
Wir sprechen mit dem ganzen Körper<br />
In unserer Sprache bringen wir unsere ganz eigene<br />
Welt zum Ausdruck - unsere Weltanschauung, – so wie<br />
wir sie sehen und erfahren haben oder erträumen. Diese<br />
unvermeidliche Selbstoffenbarung in der Nachricht bedeutet,<br />
Wenn einer etwas von sich gibt, gibt er auch etwas<br />
von sich – dieser Umstand macht jede Nachricht zu einer<br />
kleinen Kostprobe der Persönlichkeit… 3) . Damit ist auch<br />
ausgedrückt, dass innerhalb unserer Muttersprache viele<br />
Sprachwelten existieren, deren Inhalte und Ausdrucksweisen<br />
nicht allen zugänglich sind.<br />
Sprachwelten<br />
Wir leben in einer bestimmten Generation, in einer bestimmten<br />
Zeit und füllen unterschiedliche Rollen aus. In<br />
jeder dieser Gruppen verständigen wir uns anders. Außerdem<br />
gibt es für viele Bereiche eine ausgeprägte Fachsprache;<br />
für einen medizinischen Befund z.B. muss der Arzt<br />
alle Einzelheiten des menschlichen Körpers und seiner Zuständlichkeiten<br />
bezeichnen können. Das geschieht in griechisch-lateinischen<br />
Ausdrücken, die für unsere alltägliche<br />
Sprache unbedeutend sind. Natürlich kann Fachsprache<br />
den Nimbus des Besonderen verleihen, sie kann auch als<br />
Instrument der Ausgrenzung oder Manipulation eingesetzt<br />
werden. Im Übrigen ist das Rederecht und die Weise, mit<br />
der man jemandem etwas sagt, eng mit Beziehungsfragen<br />
und gesellschaftlichen Rollenverteilungen verbunden. Und<br />
zwischenmenschliche Konflikte entstehen vor allem, wenn<br />
die Beteiligten wenig Bereitschaft zeigen oder unfähig<br />
sind, die Sprache anderer zu verstehen.<br />
Politische Sprache<br />
Mit Sprache wird unser Denken und Handeln beeinflusst,<br />
mit ihrer Hilfe wird Politik gemacht. Und dann geht es selten<br />
darum, bestimmte Begriffe, wie etwa Zuwanderung,<br />
Wirtschaftswachstum oder den demografischen Wandel<br />
sachlich und mit klassischer Vernunft zu behandeln. Sprache<br />
wird vielmehr mit Deutungsrahmen (engl „Frames“)<br />
eingesetzt, um eine gewollte Entscheidung als zwingend<br />
und „alternativlos“ erscheinen zu lassen. Mit „Framing“<br />
wird die Diskussion auf ein Ziel und einen Wert gelenkt,<br />
dem alle anderen untergeordnet werden.<br />
Der Deutungsrahmen einer „demographischen Zeitbombe“<br />
löst z.B. unterschwellig das Empfinden einer<br />
tödlichen Gefahr für nachfolgende Generationen aus. Verantwortlich<br />
sind die Älteren mit ihren Rentenansprüchen<br />
und Krankheitskosten. Damit werden Kürzungen in der<br />
Kranken- und Rentenversicherung zum Ausdruck von Generationengerechtigkeit.<br />
Andere in dem Zusammenhang<br />
eingesetzte Begriffe wie „drohende Überalterung“ werten<br />
das Alter und die alte Generation ab und blockieren deren<br />
Gegenwehr. Der umfassende und teils erschreckende Einfluss<br />
von „Framing“ auf unser Denken und Handeln kann<br />
kaum überschätzt werden; die Sprachwissenschaftlerin Elisabeth<br />
Wehling belegt dies an Beispielen zu Themen wie<br />
Steuern, Arbeit, Terrorismus, Zuwanderung und Umwelt (4) .<br />
Sprachwandel<br />
Jede Sprache verändert sich. Das Erste was sie verliert,<br />
ist das, was für einfache Kommunikationszwecke nicht<br />
benötigt wird: Das sind vor allem grammatikalische Regeln;<br />
seit Bastian Sicks Bestsellern weiß man, dass z.B.<br />
der Genitiv bereits einen aussichtslosen Kampf kämpft<br />
(„…wegen einem Leitungsschaden…“). Weitere Motoren<br />
des Sprachwandels finden sich im Einfluss des Englischen,<br />
in der Globalisierung sowie in neuen Kommunikationsformen<br />
wie Twitter und Facebook.<br />
Seit den siebziger Jahren erleben die Deutschen, wie das<br />
eigene Land von fremden Menschen, Kulturen und Sprachen<br />
mitgeprägt und der Alltag auf eine unübersehbare Weise vielsprachig<br />
wird. Migranten bringen ihre eigene Sprache mit,<br />
sie greifen auf Strukturen ihrer Muttersprache zurück, die<br />
sich z.B. als neudeutsche Ausdrücke („ein Tor machen“) und<br />
Steigerungsform („mehr geeignet“) einbürgern. Allerdings<br />
verändert sich vor allem das gesprochene Deutsch, die Umgangssprache.<br />
Das behördliche Schriftdeutsch ist eher träge<br />
und so vergrößert sich die Distanz zwischen geschriebenem<br />
und gesprochenem Deutsch zunehmend.<br />
Erich Kerkhoff<br />
Homepage des Siegerländer Sprachatlas, zitiert in Georg Cornelissen: ‚Kleine Sprachgeschichte<br />
von Nordrhein Westfalen‘, S. 99, Greven Verlag Köln, 2015. Georg Cornelissen,<br />
S. 73. Schultz von Thun.Elisabeth Wehling: „Politisches Framing. Wie eine Nation sich ihr<br />
Denken einredet – und daraus Politik macht“. Herbert von Halem Verlag, <strong>2016</strong><br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 19
Reisen<br />
Wo die Sonne ewig scheint<br />
Mit dem Kreuzfahrtschiff zu den karibischen Inseln<br />
Malerischer Naturhafen der Insel Antigua<br />
Wenn man die Karibik besucht, kommt einem unwillkürlich<br />
der Harry Belafonte Song “Island in<br />
the Sun“ aus den 1960er Jahren in den Sinn: „<br />
Das ist meine Insel im Sonnenlicht, ererbt aus meines Vaters<br />
Hand. All meine Tage will ich rühmend besingen deine<br />
Wälder und deine Gewässer und deinen strahlend weißen<br />
Strand“. Er weckt mit diesem Lied die Sehnsucht nach<br />
Palmen, Sonne , weißen Stränden und Rum. Tatsächlich<br />
scheint hier fast immer die Sonne. Wenn es einmal regnet,<br />
handelt es sich meist nur um einen kleinen Schauer, der<br />
nach ein paar Minuten der Sonne wieder Platz macht. Zur<br />
Zeit, als ich diesen Artikel schreibe, lässt einen der Blick<br />
auf das Siegerländer Wetter nur schaudern. Man sehnt sich<br />
dann nach karibischer Sonne.<br />
Meine Frau und ich hatten die Möglichkeit, mit einer<br />
Siegener Gruppe die Karibik auf einem Kreuzfahrtschiff zu<br />
erkunden. Natürlich muss man richtiger sagen: einen Teil<br />
der Karibik. Denn diese Region im westlichen tropischen<br />
Teil des Atlantischen Ozeans nördlich des Äquators ist<br />
nicht gerade klein. Als Teil des mittelamerikanischen Subkontinents<br />
besteht sie aus vielen am und im Karibischen<br />
Meer gelegenen Inseln und Inselgruppen. Am Westende<br />
reicht die Karibik in den Golf von Mexiko.<br />
Die Karibik ist nach dem Volk der Kariben benannt, das<br />
die spanischen Eroberer auf den Kleinen Antillen (Aruba,<br />
Curacao, Antigua…) vorgefunden haben. Sie wird auch<br />
Westindien genannt, da man sie auf direktem Seeweg nach<br />
Indien glaubte. Die größten Inseln sind Kuba, Dominikanische<br />
Republik und Haiti. Insgesamt leben auf den karibischen<br />
Inseln etwa 42 Millionen Menschen.<br />
Nach einem cirka neunstündigen Flug nach Miami, hatten<br />
wir Zeit uns diese Stadt am Südende Floridas anzusehen<br />
und eine Fahrt mit dem Propellerboot in die berühmten<br />
Everglades mit seinen Alligatoren zu machen. Am nächsten<br />
Tag legte das riesige Kreuzfahrtschiff Eclipse in Richtung<br />
Karibik ab, zuerst zu den Inseln Aruba und Curacao, die<br />
zu der südlichen Gruppe der Niederländischen Antillen gehören.<br />
Wie der Name schon vermuten lässt, gehören diese<br />
zum Königreich der Niederlande und sind seit 2010 ein<br />
eigenständiges Land.<br />
Die Hauptstadt von Curacao ist Willemstad. Seine<br />
Innenstadt beherbergt viele historische Gebäude der niederländischen<br />
Kolonialarchitektur. Diese stehen nahezu<br />
komplett unter dem Schutz des UNESCO-Welterbes. Die<br />
beiden Stadtteile Punda und Otrobanda verbindet eine Pontonbrücke<br />
für Fußgänger und Radfahrer. Für die Touristen<br />
ist es eine Attraktion, wenn diese mehrmals am Tag für die<br />
ein-und ausfahrenden Schiffe aus dem Hafen geöffnet wird.<br />
Um sich einmal eine Vorstellung von dem Klima der Karibik<br />
zu machen, sei hier einmal beispielhaft das Wetter<br />
dieser Stadt mit ca. 150.000 Einwohnern genannt: Die monatlichen<br />
Höchsttemperaturen liegen zwischen 29,2 und<br />
32,3 °C, die Tiefsttemperaturen zwischen 23,9 und 26,3 °C,<br />
woraus sich eine Jahresdurchschnittstemperatur von fast<br />
20 durchblick 2/<strong>2016</strong>
28 °C ergibt. Dazu traumhafte weiße Strände, Palmen und<br />
türkisfarbenes Wasser – Herz, was willst du mehr? Wenn<br />
man dagegen unser Siegerländer Wetter erlebt, könnte man<br />
schon mal neidisch werden.<br />
Auf unserer Seereise haben wir noch die Inseln Barbados,<br />
St. Lucia, Antigua, St. Kitts und St. Marteen angefahren. Barbados,<br />
durch den Welthit der Flippers „Die rote Sonne von<br />
Barbados“ auch als Name in den deutschen Ohren , ist eine<br />
Trauminsel. Natürlich haben<br />
wir mit unserer Inselführerin<br />
dieses Lied auch im Bus geschmettert.<br />
Bei den Flippers<br />
hörte es sich allerdings besser<br />
an. Barbados ist die östlichste<br />
Insel der Inselkette der Kleinen<br />
Antillen. Früher bedeckte<br />
tropischer Regenwald fast die<br />
gesamte Insel. Mittlerweile<br />
wurde er von weitläufigen Zuckerrohrplantagen<br />
und Kulturland<br />
verdrängt. Allerdings sagte<br />
man uns, dass sich der Anbau<br />
nicht mehr lohne und darum<br />
immer mehr Anlagen brach liegen. So sind die Barbadier – wie<br />
die Bewohner der meisten anderen karibischen Inseln auch –<br />
vor allem auf den Tourismus als Erwerbsquelle angewiesen.<br />
Von den karibischen Inseln und dem Karibikflair könnte man<br />
tagelang schwärmen. Was Klima, Strand und Meer betrifft,<br />
sind die von uns besuchten Inseln vergleichbar. Und doch hat<br />
jede Insel ihre eigene Atmosphäre, ihr gewisses Etwas.<br />
Als Beispiel möge Antigua dienen: Der zuckerweiße<br />
Strand bringt das türkisblaue Wasser noch intensiver zum<br />
Leuchten, als die karibische Sonne es ohnehin tut .Die Farbe<br />
des Meeres ist unglaublich schön. Auf der Suche nach<br />
dem persönlichen Lieblingsplatz am Wasser haben Urlauber<br />
die Qual der Wahl. 365 Strände soll es auf Antigua geben,<br />
einer schöner als der andere. Damit haben Sonnenanbeter<br />
für jeden Tag des Jahres einen anderen Strand zur Auswahl.<br />
Im Osten, auf der Atlantikseite, liegen wundervolle Buchten<br />
mit Schnorchelgründen voller bunter Fische. Berühmt ist die<br />
Half Moon Bay für die besonders schönen Sonnenaufgänge.<br />
Sehenswert ist der English Harbour mit seinen vielen weißen<br />
Booten. Er ist als Naturhafen einzigartig in der Karibik.<br />
Alle Fotos: Horst Mahle<br />
Das Kreuzfahrtschiff im Hafen von Curacao<br />
In einer geschützten Bucht an der Südküste fanden die Engländer<br />
im 18. Jh. Einen idealen Ankerplatz für ihre Karibikflotte.<br />
Diese war hier sicher vor Stürmen und von den umliegenden<br />
Felsen herab leicht gegen Feinde zu verteidigen, Die Hafenanlagen<br />
sind eine große Tourismusattraktion Antiguas.<br />
Viele der Inseln sind vulkanischen Ursprungs. Das lässt<br />
sich an den oft steil aus dem Meer aufsteigenden Küsten und<br />
den Bergen im Inland der Inseln erkennen. Ein anderer Beweis<br />
dafür sind die vielen, nur zeitweise ruhenden Vulkane,<br />
die heißen Quellen und Schwefeldämpfe, die unvermutet aus<br />
Felsspalten aufsteigen. Dieser unruhige geologische Untergrund<br />
der Inseln bedeutet für deren Bewohner nicht nur den<br />
Segen eines fruchtbaren Bodens, sondern auch eine ständige<br />
Gefahr. Die Karibik ist ein subtropisches Gebiet. Im Unterschied<br />
zu den gemäßigten Breiten fehlen die uns gewohnten<br />
Jahreszeiten, weil sich Temperaturunterschiede kaum bemerkbar<br />
machen. Dennoch gibt es saisons. Im Spätsommer<br />
kann es vorkommen, dass aus dem südöstlichen Atlantik ein<br />
Hurrikan seinen zerstörerischen Weg durch die Karibik und<br />
weiter in den Süden der USA nimmt.<br />
Die größte Einnahmequelle der Karibikinseln ist heute<br />
der Tourismus. Besucher sind hier herzlich willkommen.<br />
Wie oben erläutert sind die Einheimischen zwar von der Sonne<br />
verwöhnt , aber es ist auch nicht alles Gold was glänzt. Wir<br />
haben auf dieser Kreuzfahrt eine ganz neue, uns völlig fremde<br />
Welt, kennengelernt und sind in das kalte, regnerische Siegerland<br />
ein bisschen gebräunt und mit vielen fantastischen<br />
Eindrücken zurück gekommen. <br />
Horst Mahle<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 21
Sommerfarben<br />
von Wolfgang Prietsch<br />
Unter Regenwolken, grau,<br />
fällt Licht durch. Nur wenig hellblau<br />
am Himmel zu seh´n.<br />
Langsam geh´n<br />
Haufenwolken hin<br />
über die Stille in grün.<br />
Weicher Wasserdampfwatte Formenvielfalt<br />
über dem Tal. Der Bäume und Sträucher Gestalt<br />
unverwechselbar individuell ebenso.<br />
Kein Unisono<br />
um uns her. Spielt der Wind<br />
auf zum Sommertanz.<br />
Anmutig und weich sind<br />
die Spiele der Bäume,<br />
ergreifen erreichbare Lufträume,<br />
geben sich ganz<br />
hin dem Reigen.<br />
Die Zweige neigen<br />
sich und singen mit des Windes Gesang.<br />
Singen einen Windsommertag lang,<br />
und hören den Habichtschrei hoch in der Luft.<br />
Zieht ein süßer Honigduft<br />
mit dem Wind über das Wiesenland.<br />
Am Rand<br />
eines Wassers blüh´n<br />
Dost und Sumpf – Ziest. Im Grundton Grün<br />
Tupfen in Rosa und Violett.<br />
Der Wiese wogendes Grasbett<br />
geöffnet und zur Umarmung bereit<br />
wie eine liebende Frau. Bleib´ steh´ n , Zeit!<br />
Soll´ n ein –<br />
gehen in mich wie heller Wein<br />
Farben und Formen und Töne und ein wunderbarer<br />
Sommergeruch.<br />
Such´<br />
mehr nicht,<br />
nur dieses einfache Gedicht,<br />
doch weniger auch nicht.<br />
Bleib‘ einfach mal steh‘n!<br />
von Helga Düringer<br />
Bleib‘ steh‘n, schau‘ an den Regenbogen,<br />
genieße seine bunte Pracht,<br />
die Wolken sind nach rechts gezogen<br />
und links davon die Sonne lacht!<br />
Bleib‘ steh‘n, schau‘ an den Regenbogen,<br />
nur kurz ist seine Lebenszeit,<br />
die Thermik hat ihn schnell verschoben,<br />
sei für den Augenblick bereit!<br />
Bleib‘ steh‘n, wenn dir die Amsel singt,<br />
fröhlich heut‘ ihr Lied,<br />
hör‘ zu wie lieblich es erklingt<br />
im Vogelschutzgebiet.<br />
Bleib‘ steh‘n, wenn dort ein Fröschlein quakt,<br />
verfolge seine Spur,<br />
wenn was an deiner Seele nagt,<br />
genieße die Natur!<br />
Und raschelt dort im Unterholz<br />
‚ne süße kleine Maus,<br />
begleitet dich bei Abendrot<br />
ein Glühwürmchen nach Haus!<br />
Foto: Rita Petri<br />
„Bleib‘ einfach mal steh‘n!“<br />
22 durchblick 2/<strong>2016</strong>
Begegnung<br />
Edith Maria Bürger<br />
Ich sitze im Zug nach Nirgendwo,<br />
es glänzet die Sonne<br />
wie loderndes Stroh.<br />
Träumend ich aus dem Fenster schau,<br />
der Himmel gefärbt,<br />
in himmlischem Blau,<br />
mit Wolken , so weiß,<br />
wie geschwängert, so prall,<br />
bewundernd schau ich<br />
in`s unendlich All.<br />
Meine Gedanken,<br />
sie schweifen,<br />
als könnt ich` s<br />
mit meinen Händen ergreifen.<br />
Verklärt erscheint alles im Sonnenlicht,<br />
und ich sehe die Zukunft,<br />
voller Zuversicht.<br />
Meine Gedanken sie schwirren<br />
durch Blumen, die blüh`n<br />
und ich sehe die Vögel,<br />
die heimwärts zieh` n.<br />
Ich langsam mein Haupt,<br />
wie gesteuert ich wende.<br />
Es haftet mein Blick<br />
in seinem Gesicht,<br />
als spräche es Bände.<br />
Und alles verzerrt sich<br />
in nüchternem Grau,<br />
als in das Gesicht<br />
des Alten ich schau.<br />
Er schlafend mir gegenüber sitzt,<br />
mein Gemüt unaufhaltsam<br />
sich erhitzt.<br />
Als hätt` jede Phase seines Lebens<br />
Furchen gegraben in seinem Gesicht.<br />
Ich fahr“ in Gedanken<br />
die Linien entlang, doch such“<br />
ich vergebens,<br />
es wird mir sehr bang.<br />
Grabesstille uns langsam umfangt,<br />
der Himmel sich plötzlich<br />
mit Grau verhängt.<br />
Er öffnet die Augen,<br />
sein Blick fallt in`s Leere,<br />
als sähe er durch eine Wand,<br />
mir ist‘s,<br />
ich säße in einer Galeere,<br />
seh‘ sein Gesicht -<br />
und mir ist‘ s so,<br />
als hätt` ich‘s schon immer gekannt.<br />
Die Phantasie mein Augenlicht trübt,<br />
obwohl es sonst<br />
besser geübt.<br />
Schiebt sich vor des Alten Gesicht,<br />
das Gesicht meines Vater‘ s,<br />
im hellen Licht.<br />
Es kann doch nicht sein,<br />
so plastisch und rein,<br />
die Züge so weich,<br />
er ist doch schon lange im Himmelreich.<br />
Plötzlich erscheint mir der Alte sehr jung,<br />
wie mein Vater, der lebt -<br />
in Erinnerung.<br />
Ich sitze im Zug nach Nirgendwo,<br />
wieder glänzet die Sonne<br />
wie loderndes Stroh.<br />
Der Zug,<br />
er rattert im Takt vor sich hin,<br />
wie der Herzschlag des Lebens,<br />
doch immer noch such ich vergebens<br />
nach der Begegnung Sinn.<br />
Der Alte erhebt sich,<br />
mühsam und schwer,<br />
doch seine Augen sind nicht wie vorher,<br />
so müde und leer.<br />
Ein letztes Mal sein Antlitz sich dreht,<br />
ein Hauch von Hoffnung<br />
zu mir herüber weht.<br />
Der Zug, er hält, auf dem<br />
Bahnsteig des Lebens.<br />
Jetzt weiß ich‘ s,<br />
such‘ nicht mehr vergebens.<br />
Der Alte steigt aus,<br />
ich seh‘ sein Gesicht -<br />
und ich fahre nach Haus<br />
voller Zuversicht.<br />
Wenn ich in Gedanken reise...<br />
von Eva Schumacher<br />
Manchmal, wenn ich in Gedanken reise,<br />
mal als Adler über die Wälder kreise,<br />
mal als Schmetterling durch die Lüfte schwebe,<br />
mal als Ameise schwere Lasten hebe,<br />
oder ich vertrauensvoll als Hund,<br />
mein Herrchen liebe ohne Grund,<br />
dann fühle ich beschämt, wie anmaßend und klein,<br />
mein eigenes Ich dachte in der Welt zu sein.<br />
Mal aus anderen Augen sehen,<br />
mal im Geist die Wege des Nächsten gehen,<br />
zu erkennen, dass wir alle Wer sind,<br />
für diese Reise braucht man kein Gut<br />
und braucht auch kein Geld.<br />
Man braucht dafür nur ein offenes Herz,<br />
man wird fühlen des anderen Schmerz,<br />
man wird verstehen sein Tun und sein Leben,<br />
das alles kann eine Reise in ein anderes Ich dir geben.<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 23
Für Sie entdeckt<br />
Orchideenwiesen<br />
Gernsdorfer Weidekämpe<br />
An der L 722 Gernsdorf Richtung Irmgarteichen<br />
biegt man 750 m hinter dem<br />
Ortsausgang von Gernsdorf bei einer<br />
Informationstafel rechts in einen<br />
geteerten Wirtschaftsweg ein. Folgt man<br />
dem Weg ca. 150 m, liegen rechts des<br />
Weges und links hinter einem Waldstreifen<br />
die Orchideenwiesen, die von<br />
Ende Mai bis Juli in voller Blüte stehen.<br />
Fotos: Gudrun und Wolfgang Neuser<br />
24 durchblick 2/<strong>2016</strong>
2/<strong>2016</strong> durchblick 25
Gesellschaft<br />
Die Welt im Fokus<br />
Der Fotojournalist Hartmut Reeh<br />
Hartmut Reeh (Bildmitte) wurde für seine herausragenden Leistungen im April zum<br />
Ehrenmitglied des Verbandes deutscher Sportjournalisten ernannt. Links Heribert Faßbender,<br />
rechts Johannes Krause vom Verband westdeutscher Sportjournalisten<br />
Kennen Sie noch das Foto, das den jubelnden Franz<br />
Beckenbauer mit dem WM-Pokal nach dem Finale<br />
in München 1974 zeigt? Dies und tausende andere<br />
Fotos „schoss“ der Journalist Hartmut Reeh, der 1942 in<br />
Siegen geboren wurde. Fast 40 Jahre lang<br />
war er für die Deutsche Presse-Agentur -<br />
dpa – erst vom Münchner später vom Düsseldorfer<br />
Büro aus mit seinen Kameras<br />
unterwegs - in Deutschland und weltweit.<br />
Ein Schwerpunkt seiner Arbeit war der<br />
Sport. Er berichtete über unzählige Weltund<br />
Europameisterschaften sowie für die<br />
Agentur und den internationalen olympischen<br />
Foto-Pool (IOPP) über fünf Sommer-<br />
und fünf Winterolympiaden. Keine<br />
Sportart ist ihm fremd: vom Sumo-Ringen<br />
über Abfahrtsrennen am Hahnenkamm,<br />
Grand Prix-Rennen, wie die Formel 1<br />
damals noch hieß, bis zur rhythmischen<br />
Sportgymnastik oder zum Tanzen.<br />
Sein Foto vom deutschen Ringer Wilfried<br />
Dietrich – genannt „der Kran von<br />
Schifferstadt“, der bei der Olympiade 1972<br />
den amerikanischen 200 Kilo schweren<br />
Koloss Chris Taylor mit einem spektakulären<br />
Schulterwurf besiegte, ging um die<br />
Welt. Dieses Bild hängt im<br />
deutschen Ringermuseum in<br />
Schifferstadt und in der internationalen<br />
„Hall of Fame“<br />
des Weltverbandes des Sports<br />
(FILA) in Tokio. Exklusiv<br />
war ebenso Reehs erstes Foto<br />
von Niki Lauda nach dessen<br />
Unfall am Nürburgring 1976.<br />
Damals gab es mehr Nähe zu<br />
den Sportlern, mit denen man<br />
abends oft noch zusammensaß.<br />
Gern erzählt er auch von<br />
seiner Begegnung mit Silvia<br />
Sommerlath, die ja 1972 als<br />
Hostess bei den olympischen<br />
Spielen arbeitete. Für sich<br />
selbst hatte Hartmut Reeh<br />
das Fechten entdeckt. Schon<br />
als Schüler in Siegen trat er<br />
dem TSV Jahn bei und gewann<br />
später in Tauber-Bischofsheim,<br />
dem deutschen<br />
Olympiastützpunkt der Fechter,<br />
sogar den Pokal einer Fecht-Journalistenmeisterschaft.<br />
Bei Staatsbesuchen begleitete er viele deutsche Politiker<br />
ins Ausland, etwa 1990 Kanzler Helmut Kohl in den Kaukasus,<br />
wo Kohl und „Gorbi“ die deutsche Einheit besiegelten.<br />
Bei der Einführung der D-<br />
Mark in den neuen Ländern<br />
war er mit Wirtschaftminister<br />
Haussmann in Leipzig. Viele<br />
seiner Fotos wurden weltweit<br />
gedruckt. Ebenso hatte er viele<br />
Politiker in Bonn vor seiner<br />
Linse. In seinen Münchner<br />
Jahren gehörte er natürlich<br />
zum persönlichen Umkreis<br />
von Franz-Josef Strauß. Vom<br />
Düsseldorfer Büro aus war er<br />
fast täglich im Landtag und<br />
begleitete den damaligen Mi-<br />
Hartmut Reeh schoss viele Bilder die in die<br />
Geschichte eingingen. Hier der „Kaiser“<br />
nisterpräsidenten Johannes<br />
Rau auf vielen Reisen.<br />
Besonders gern fotografierte<br />
Hardy Reeh auch Portraits<br />
von Schauspielern und Musikern.<br />
Von Marika Röck bis<br />
Herbert von Karajan oder Bud<br />
Spencer hatte er die Promi-<br />
26 durchblick 2/<strong>2016</strong><br />
Foto: Hans-Jörg Tuchel
nenten seiner Zeit vor der Linse.<br />
Mit Gilbert Bécaud fuhr er einen<br />
Tag lang durch München. Mit Leonard<br />
Bernstein war er unterwegs.<br />
Zu seinen Aufgaben gehörten<br />
aber nicht nur die angenehmen<br />
Termine - auch Tod und Terror.<br />
Als Fotojournalist war er bei dem<br />
Massaker der palästinensischen<br />
Terroristen während der Olympiade<br />
in München 1972 im Einsatz,<br />
bei dem schweren Zugunglück<br />
in Warngau 1975, beim Geiseldrama<br />
in Gladbeck 1988, beim<br />
Brandanschlag in Solingen 1993,<br />
oder bei Banküberfällen mit Geiselnahmen.<br />
Und immer mussten<br />
die Filme zum Büro gebracht<br />
werden, entwickelt, ausgewertet<br />
und die Fotos per Bildfunk an die<br />
Zentrale übermittelt, oder direkt<br />
weltweit gesendet werden. So<br />
war das in den analogen Zeiten. Kein Handy, kein Laptop.<br />
Nicht zu vergessen das Schleppen der schweren Fotoausrüstung,<br />
meistens sogar mit komplettem Labor.<br />
Ob roter Teppich, Catwalk, Bühne, Gericht, Atomkraftwerk<br />
oder mit Kumpels unter Tage: immer war er mit seinen<br />
Kameras dabei. Für seine Bildreportagen wurde er bei World-<br />
Press und beim „Sportfoto des Jahres“ ausgezeichnet. Seit<br />
Jahrzehnten gehört Hartmut<br />
Reeh dem Verband<br />
Westdeutscher Sportjournalisten<br />
an, wo er<br />
über 15 Jahre als Sportfotografensprecher<br />
und<br />
im Vorstand aktiv war.<br />
Umso überraschender<br />
war es, dass er im April<br />
dieses Jahres im Auditorium<br />
des deutschen<br />
Fußballmuseums in<br />
Dortmund zum Ehrenmitglied<br />
des Verbandes<br />
Deutscher Sportjournalisten<br />
(VDS) - eine<br />
sehr seltene Auszeichnung<br />
- ernannt wurde.<br />
Die Sportschau-Ikone<br />
Heribert Faßbender<br />
überreichte die Urkunde<br />
im Beisein vieler prominenter<br />
Ehrengäste: Dr . Reinhard Rauball (Präsident DFL und<br />
BvB) sowie dem ehemaligen BvB-Kapitän Wolfgang Paul<br />
und der Torwart-Legende Hans Tilkowski.<br />
Nach seiner aktiven Karriere zog es Harmut Reeh wieder<br />
ins Siegerland zurück. Seit über 10 Jahren ist er noch<br />
Eines der Fotos von Hartmut Reeh, das um die Welt ging.<br />
Die Ringer Wilfried Dietrich und Chris Taylor<br />
immer freiberuflich als Fotojournalist (dpa) unterwegs,<br />
auch ehrenamtlich für den durchblick.<br />
<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 27
L E B E N<br />
geboren, um zu sterben,<br />
leben, um zu lieben,<br />
freude, lust und glück,<br />
geben liebe zurück.<br />
unbill und krankheit ertragen,<br />
ohne zu fragen warum.<br />
leben, lieben und gehen,<br />
sterben, verwehen.<br />
Gerda Greis<br />
Gerda Greis, unsere<br />
älteste Kollegin,<br />
ist nach einem<br />
erfüllten Leben verstorben.<br />
Bis zuletzt hat sie die<br />
durchblick–Leserinnen und<br />
Leser mit ihren Mundartgeschichten<br />
erfreut. In den<br />
zwölf Jahren ihrer Redaktionszugehörigkeit<br />
hat sie<br />
neben ihren regelmäßig erschienenen<br />
Kolumnen die<br />
Bücher „Kai Blatt net geschwatt“ Siegerländer Lebensweisen<br />
in Mundart und „unvergessen“ Erlebnisse aus der Kriegsund<br />
Nachkriegszeit veröffentlicht.<br />
Persönlich hatte sich Gerda Greis in den letzten Jahren<br />
rar gemacht; ihre Krankheit war zu weit fortgeschritten,<br />
um noch an den regelmäßigen Redaktionskonferenzen teilnehmen<br />
zu können. – Der Kontakt zu dieser wunderbaren,<br />
verbindlichen und trotzdem (oder vielmehr gerade deshalb)<br />
streitlustigen Frau ist deshalb aber nie abgerissen. Häufig<br />
haben wir um Texte, Bilder und um das Layout gerungen,<br />
immer die Qualität unserer gemeinsamen Arbeit im Fokus.<br />
Grundlage war stets das Wohlergehen des durchblick.<br />
So haben wir sie erlebt: gerade heraus, humorvoll, sich<br />
selbst nicht so schrecklich ernst nehmend, selbstbewusst.<br />
Ihre feinsinnigen Betrachtungen, niedergeschrieben überwiegend<br />
in reinem „Flecker“ Dialekt, haben ihre besondere,<br />
scharfe Wahrnehmung des Geschehenen gezeigt. Wir verlieren<br />
mit dem Tod dieser gestandenen Mundartautorin eine<br />
Vertreterin mit eigenwilliger Sicht auf das Leben im Siegerland,<br />
einem Siegerland, wie es vor allem in den Kriegs -und<br />
Nachkriegsjahren war.<br />
Wenige Tage vor ihrem Tod konnte ich noch einmal mit<br />
Gerda telefonieren. Sie hatte schon alle Lebenslust verloren,<br />
ihr Wunsch war, alsbald gehen zu dürfen.<br />
Gerda zeigte sich in diesem Gespräch nicht unglücklich,<br />
sie war mit ihrem Leben sehr zufrieden. Sie wollte nur nicht<br />
mehr leiden.<br />
Dieser letzte Wunsch wurde ihr dann am 20. Februar erfüllt.<br />
Friedhelm Eickhoff<br />
für die Redaktion<br />
Mundart<br />
Dillmanns Mahlche<br />
woar‘n gore on sparsame Frouw. Irjendwann em Fröhsommer,<br />
so Nommedachs öm drej Uhr, ging d‘t Mahlche bem<br />
kleine Handwaje eh rechdung Fäld om Klingelborn. Bie<br />
Gassener koamed vörbie on Gassener Morer sädde: „Nä,<br />
Mahlche, du gierst awwer zo ner eäjen Zidd noam Fäld.“<br />
Dou sädde d‘t Mahlche: „Joa, ech hadde m‘r höh Meddach<br />
e Glass Burrn zom Ässe us d‘m Käller jehurld, on wee ech<br />
dadt obmachde, roch dadt nedt aarich goad. Doa woll ech<br />
dadt alde moa ob d‘e Mesde schöre. Edt woar mer awwer<br />
doch ze schah on ech hah d‘ Burrn doch noch jekocht. Se<br />
schmägde och noch halwierig. Awwer hingerher doachde<br />
ech, wann de dech no vergefded häsd? Doa hah ich mich ah<br />
de Desch jesadt on erschd noch eh Desdamend jeschrewe.<br />
Derwäje sien ech so späh. Hans Müller, Ferndorf<br />
De Dante va minem Vadder<br />
Ab on zo koame de Änkelcher noh oos, on wolle en<br />
Jeschechde verzaalt ha. So och am Sonnoawendnomedach.<br />
De Frouw fung an:<br />
De Dante va minem Vadder woar öwer 80 Joahr. On<br />
weil se sech netmeh so godd föhlde, wor ehr dä Jedanke ah<br />
det Sterwe komme. Se bestallte bim Schrinner ser en Sarch<br />
noah ehre Vörstellunge oh krej dän och. Etz woll se och<br />
wesse, we se eh der Keste usseh wür, rechdich schür ahjedoa<br />
bem beste wisse Nachthemd wat se hadde, bet nem Blomestrust<br />
eh der Hand on Kerze ob beire Sidde vam Sarch. Dän<br />
Sarch hadde se ser vör en gruesse Wandspejel geröckt. Se<br />
lähde sech eh dän Sarch on beguggde sech em Spejel.<br />
Ob eimoal giert de Döhr ob on en Hausierer, weh de<br />
fröher ömmer ungerwäjes worne, stung eh der Sturw. Ahdächtich<br />
stung hä för dem Sarch bet der vermeintlich dure<br />
Frouw. De Frouw doah dän Blomestrust bisidde on schwadde<br />
dän Hausierer ah. Dä Mah krej en wahne Schräcke, les<br />
alles falln on ab zor Döhr nus. De Frouw em Nachthemd<br />
hingerm her ob de Stroasse. We dä Mah dat jejeh hadde,<br />
woaret öm dän jedoah. Hä fehl öm on blew ob der Stroasse<br />
leje. Hä woar durt. Hä hadde en Herzschlag kreje. Dat wur<br />
va nem Arzt fäste jestallt. De Dante läwde noch, awer dä<br />
Hausierer haddet hinger sech. Helmut Stähler<br />
Besetzd<br />
Dr Klaus on dr Schorsch si ungerwäjes. Letderem<br />
wüerd plötzlech so lacherich hingeröm. Se goa eh de<br />
nächsde Wertschaft, on hä rennt schnurstracks Rechdung<br />
Örtche. Awer de Lokusdör es zo, ungerm Drögger stiert<br />
„ Besetzt“. Eh sinner Nourt höhjd hä e paarmoal drgäje<br />
on ächzd: „ Äj, du doadrenne, mach moal vöra, ech ha<br />
de Schisserej“. Va drenne kömmt de jebressde Antword.<br />
„ Da si doch froh“... Bruno Steuber<br />
28 durchblick 2/<strong>2016</strong>
Mundart<br />
Merksätze för Uswärdije<br />
und sonstige Nichtsiegerländer<br />
von Bruno Steuber<br />
Gälhor heißt die Rindfleischsehne<br />
Füröjjel sagt man zur Sirene,<br />
Strichspöanche man ein Streichholz nennt,<br />
ein Gaardeschöjsel jeder kennt,<br />
beim Aschmeerschbörschdche wird es schwer,<br />
denn Schuhe schmiert man heut nicht mehr.<br />
Truweln sind Johannesbeeren,<br />
der Rierbäsem dient zum Kehren,<br />
Duffelnhoach, das ist ein Pflug,<br />
Jeschöjd ist jener, welcher klug,<br />
die Frell, das ist ein Fisch im Bach,<br />
und Schur bedeutet „ Guten Tag“.<br />
Om Barchem ruhet fest der Schläfer,<br />
und Härde heißt auf hochdeutsch Schäfer,<br />
auch Hirte sagt man da und hi,<br />
wenn er zum Kampen treibt das Vieh,<br />
zu spratze sagt man vornehm spritzen,<br />
die Memm ein Euter mit vier Zitzen.<br />
Im Sorrelfass, da fährt man Jauche,<br />
die Scheppe schöpfend man gebrauche,<br />
Kuddedoll ist leicht verrückt,<br />
und gnatschich ist, wer nicht entzückt,<br />
di Hearw, das ist die Räucherkammer,<br />
und ist die lirich ist’s ein Jammer.<br />
Olidd und Odocht übersetzen<br />
heißt: Menschen, die sich widersetzen.<br />
Der Söjjjung ist ein frecher Junge,<br />
der Fuhrmann sucht an seiner Runge,<br />
dourwe, das heißt: ganz da oben,<br />
und lourwe ist, wenn wir wen loben.<br />
Zu hüche sagt man vornehm: hocken,<br />
der Rämmeler tut die Häsin bocken,<br />
die DUDDE, das ist eine Tüte,<br />
wenn einer möh ist, ist er müde.<br />
Den Frosch nennt man gern Hogge,<br />
den Brathering auch Sorreldogge.<br />
ein Lelles ist, wer sehr viel spricht,<br />
der Triewes ist ein Bösewicht,<br />
NODDA heißt; Auf Wiederseh’n,<br />
der Kurs ist aus, ich muß jetzt geh’n.<br />
Scheffe Willem<br />
eh Ferndorf als Herde Babbe bekandt, verzahlde:Wee ech<br />
eh Ferndorf e d‘r Zejjeleijschdhroaße jeboudt hadde, moßde<br />
dadt Huss affjenomme werrn. D‘r doamoalije Amdmah<br />
heeß Ebberch. Dä koam on ging bedt mir vahm Käller bes<br />
zum Ollern dörchd ganze Huss. Hingerher sädde häh: „Ist<br />
alles soweit in Ordnung. Nur den Graben an der Straße<br />
müssen Sie noch kanalisieren.“<br />
„Ach wadd“, sädde ech gäh d‘r Amdmah, „doa scheggd<br />
doch‘n Schlouj.“ „Was ist eine Schlouj?“ froujde hä da.<br />
„Dadt ess ‚n Flosse!“ „Eine Flosse? Was ist das?“ „Dadt<br />
ess‘n Gosse“, sädde ech dah. „Und was ist eine Gosse?“<br />
froujde hä werrer. Doa hah mer ohs d‘längde ob‘n jeblasderde<br />
Grawe jeeinichd. Wee m‘r so widt woarne, dou hah<br />
m‘r eärschdmoa rechdich jelachd, ech on d‘r Amdmah.<br />
Wilhelm Flender, Ferndorf<br />
Diplomadie<br />
Eh nem kleine Dörfje em Kölsche wure moal de Kreismeisder<br />
em Kejeln ermeddeld. Weil die Kejelbah fuschnöjj<br />
es, sall dr Bürjemeisder persönlech dat Turnier eröffne.<br />
Dä es selwer net grourß, on doabi rond wie’n Kouel. Ehrfurchtsvolle<br />
Stelle. Hä nömmt zwo, drejj Schre Alouf,<br />
böggd sech on döjjt de erschde Kouel. Doabi donnert et<br />
dütlech vernehmbar bi äm hinge – wenn de weißt wat ech<br />
mein’. Dr ganze Kejelclub hadde et jehord, awer keiner<br />
sädde wat. Nur dat klääng Schennifferche lachde knochehard,<br />
on woll garnemmeh obhörn.<br />
Bet rourem Kobb säd doa dr Bürjmeisder diplomadisch:<br />
„ Lewet Kend, din zokönfdijer Mah würret moal god bi Dir<br />
ha, on Ihr wer’t en glöcklije Ehe führn“.<br />
„ Woröm dat da“? froawde dat Kend“. „weil Du so lechde<br />
ze ungerhale best“, antwordede dr Bürjmeisder, on de<br />
Siduazioa woar jereddet. <br />
<br />
Bruno Steuber<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 29
Erotik em<br />
Sejerland<br />
Mir sen he e Seje, e dr Stadt,<br />
do denk ech, he wird doch noch platt geschwatt.<br />
Dröm doo ech mech och net scheniem,<br />
zom Thema EROTIK zu referiern,<br />
ze schwätze wie et woar, on wie et es,<br />
ganz wie mr dr Schnabel gewaase es.<br />
EROTIK EM SEJERLAND, dat Thema es lechte,<br />
doröwwer görret ne Menge Berechte.<br />
So doocht ech, on hatt mech gewaltich geschneere,<br />
och no Woche - totale Leäre.<br />
Ech Ioas zech Bööcher bes deef e de Nacht,<br />
on ha dobi kum moal en Au zogemacht.<br />
De Heimatkalenner va vorn bes henne,<br />
ömmesost — ech konn nix fenne,<br />
det Intelligenzblatt va oarwe bes onne:<br />
ech ha nix öwwer EROTIK gefonne.<br />
Ech woar schoar echt dr Verzweiflung no,<br />
do froute min Babbe:»Wat soochsde da do?»<br />
„Aah, Vadder, du kömmst mr recht bi de Hand,<br />
ech bruch wat öwwer EROTIK EM SEJERLAND.<br />
Ech soll do so›n Art Referat dröwwer mache.»<br />
Foto: Horst Kistner (Bildausschnitt)<br />
„Nä, Jong, goo mr weg met dä schäle Sache.<br />
Spaghetti, Paella on Sushi met Fesch,<br />
dat kömmt bi oos net op de Desch.<br />
Ech esse nur wat mr schoar oase als Jonge:<br />
Riewekooche on Wurschdedonge!<br />
Dat anner Züch es mr alles ze fett,<br />
on wat dr Buur net kennt, dat fressde och net.»<br />
„Ach, Vadder, do hässde mech falsch verstanne,<br />
ech mein, wie dat woar met Dir on dr Mamme.<br />
Häst du als Jong net och römpussiert<br />
on de schörne Mäercher noospioniert?“<br />
„Nää, Jong, dat woar eher ömgekährt.<br />
Wird Zitt, dat dich do moal einer belährt.<br />
Mir Jonge, mir hatten nur Fussball im Kopp,<br />
on dr VFB Wiernau woar domols top.<br />
Doch bim Training hadde mr selten oos Roh,<br />
de Mäercher guckten oos emmer zoh.<br />
Se fänden, - ech heel dat for idiotisch,<br />
oos stramme Baai bim Speel so erotisch.<br />
Hoo do de Mäercherjo selwer kecke,<br />
doch leider e Botze, on net eh Röcke!<br />
30 durchblick 2/<strong>2016</strong>
Mundart<br />
Wat wär dat schöar, wennet annersch wär,<br />
on se däten sech ab on zo moa böcke.<br />
Doch go moal russ e de Natur,<br />
do häsde noch Erotik pur!<br />
Do triebdet dr Belles met dr Koh,<br />
im Burnshof dr Gickel met dm Hoh,<br />
on fährsde eed Wittjestäemerland,<br />
da kömmsde a ne rechtije Peepshow-Wand!<br />
Döscher Aue on Berchhuse<br />
doo noch ganz annem Kaliber schmuse.<br />
Do kaasde gucke on och höern,<br />
wie bim Prenz Rechard de Hirsche röhrn.<br />
Bi oos drheim war alles zöchtich,<br />
de Kenner flissich, de Ellem döchtich.<br />
„Ora et labora“ hees de Devise,<br />
met Erotik, do woarsde schnell ee de Miese.<br />
Wie ooverfälscht det Läewe em Sejerland woar,<br />
dat wird ennem Schnürielche vam Thomasse Luis kloar:<br />
Denn droaf sin Dokter moal op dr Stroas,<br />
met wissem Gesecht, on rorer Noas.<br />
„Herr Dokter, ech fenne des Nachts kenn Roh.<br />
Min isskaale Föß setze mr waane zoo.“<br />
Do sähde dr Dokter:“ Dat es doch kenn Sache.<br />
Ech wiss, wat ech eh sonem Fall mache.<br />
Ech doo min Baai nur zr Sidde strecke,<br />
zo minner Frau, onner de warme Decke.“<br />
„Dat esset, reef Luis, ech wohn jo net witt,<br />
wann hätt da eare Frau mo Zitt?“<br />
Nää, warre Gedäh ! !<br />
Koppirait bei Päule Heck<br />
Oh, nass is ...<br />
Düsdere Wolke, wennich Sonn,<br />
et räänt als wenn de Sintflut köam,<br />
oh , nass is ...<br />
Köhl es et och, mr söcht am Jipp,<br />
oh nass is ....<br />
Min Frou söcht ah dr Wärmefläsche,<br />
ech ah nem heiße Grog,<br />
oh nass is ...<br />
Et heißt, dat wör e Dörchschnettsjohr,<br />
dröm wör dat net fatal,<br />
ech setze stell vör nem Glas Bier,<br />
stelln fest: et es egal,<br />
dä Rä va dusse, dat Bier va enne:<br />
oh nass is ....<br />
Oder für einen „normalen“ Sommer<br />
Mittsommernacht<br />
Lila on wiss si de Duffeln am blöh›<br />
eh lauwarmer Nacht süt mr Glöhwörmcher zeh›.<br />
Jeheimnisvoll löchde on danze de Fonke,<br />
si stell moal, hörscht de dn Gloggefrosch ongke?<br />
Dr Vollmoand hüllt alles eh selwerich Lecht,<br />
am Hollernbosch soaß hö e ganz kleiner Wicht,<br />
als Könich eh hiddär Zaubernacht,<br />
bes de Sonn werrer obgiert bet all ärer Pracht.<br />
De Onke verstumme etz, fort es min Wicht,<br />
leis murmelt de Quelle är Morjesjedecht.<br />
Bruno Flender<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 31
Treffen<br />
mit<br />
Herrn<br />
Nolde<br />
Qualmende Dampfer<br />
(Öl auf Sackleinen) 1910,<br />
Nolde Stiftung Seebüll<br />
Zum ersten Mal trafen wir uns vor mehr als dreißig<br />
Jahren: Während eines Urlaubs in Nordfriesland sahen<br />
wir im äußersten Norden Schleswig-Holsteins<br />
nahe der dänischen Grenze bei Seebüll das Hinweisschild<br />
zum Emil-Nolde-Museum. Der expressionistische Maler,<br />
der als Emil Hansen im Jahr 1867 im Dorf Nolde in Nordschleswig,<br />
heute zu Dänemark gehörend, geboren wurde,<br />
war uns zwar ein Begriff, näher beschäftigt hatten wir uns<br />
mit ihm bis dahin nicht.<br />
So gaben wir uns gänzlich unvoreingenommen der Wirkung<br />
der Nolde’schen Malerei hin. Unser Eindruck war<br />
durchaus zwiespältig: Nicht völlig begeistert waren wir von<br />
der Vielzahl der farbenfrohen Aquarelle, die, soweit ich das<br />
in Erinnerung habe, in der Mehrzahl nordfriesische Landschaften<br />
und immer wieder Blumen darstellten. Vielleicht<br />
waren wir damals auch noch nicht bereit, uns auf expressionistische<br />
Kunst einzulassen. Vielleicht war es auch dem<br />
Umstand geschuldet, dass unser VW-Bus nach dem Museumsbesuch<br />
in eine Werkstatt abgeschleppt werden musste.<br />
Jedenfalls blieb meine Erstbegegnung mit Emil Nolde nicht<br />
unbedingt ein Highlight.<br />
Das hat sich im Laufe der Jahre deutlich gewandelt.<br />
Mittlerweile gehören Besuche von Kunstmuseen zu regelmäßig<br />
und gerne getätigten Aktivitäten auf Reisen. Auch<br />
hängt ein Nolde-Bild seit Jahren in unserer Wohnung. Wir<br />
haben den Stil dieses Malers nicht zuletzt wegen unserer<br />
Vorliebe für die nordfriesische Landschaft schätzen gelernt.<br />
Der Maler war von 1906 bis 1907 Mitglied der Künstlergruppe<br />
Brücke und begegnete in Berlin dem norwegischen<br />
Maler Edvard Munch.<br />
Emil Nolde war allerdings auch umstritten. Er bekannte<br />
sich offen zum nationalsozialistischen und antisemitischen<br />
Gedankengut. Trotzdem wurde seine Kunst<br />
schließlich von der NS-Führung als entartet diffamiert.<br />
Mit großer Freude erfuhr ich, dass die Kunsthalle<br />
Hamburg eine Ausstellung zeigte mit dem Titel „Nolde<br />
in Hamburg“.<br />
Links: Schiff<br />
im Dock (Öl<br />
auf Leinwand,<br />
1910, Nolde-<br />
Stiftung Seebüll<br />
Unten:Kleiner<br />
Dampfer (Tuschepinselzeichnung<br />
1910, Nolde Stiftung<br />
Seebüll<br />
1<br />
2<br />
Dampfer (Tuschepinselzeichnung<br />
1910, Nolde Stiftung<br />
Seebüll<br />
32 durchblick 2/<strong>2016</strong>
Nolde besuchte Hamburg regelmäßig auf seinen Reisen.<br />
Von seinem Wohnsitz im deutsch-dänischen Grenzgebiet<br />
aus war Hamburg für ihn die nächstgelegene<br />
Großstadt und eine wichtige Station auf dem Weg nach<br />
Berlin, wo er in den Wintermonaten lebte und arbeitete.<br />
Die pulsierende Hansestadt faszinierte Nolde: Im Februar<br />
und März 1910 wohnte er für mehrere Wochen direkt<br />
in einer Pension am Hafen und verarbeitete seine Eindrücke<br />
unmittelbar. In rascher Folge entstanden über 100<br />
Werke, die in dieser Ausstellung zusammen mit nahezu<br />
100 weiteren zu sehen sind.<br />
Es handelt sich um noldetypische farbintensive Gemälde<br />
und Aquarelle sowie Tuschpinselzeichnungen,<br />
Radierungen und Holzschnitte. Charakteristisch ist der<br />
kräftige Pinselstrich im Vordergrund, der in den Ölbildern<br />
den Wellengang hervorhebt. Im Gegensatz dazu<br />
sind Menschen oder Hafengebäude im Hintergrund oft<br />
nur schemenhaft angedeutet. Der Maler muss sich während<br />
seines Aufenthaltes besonders intensiv von dem<br />
bunten Treiben am Hamburger Hafen inspiriert haben<br />
lassen. Häufige Motive sind daher Schlepper und Boote<br />
und auch die im Hafen arbeitenden Menschen. In den<br />
zahlreichen Tuschepinselzeichnungen dominiert das<br />
Motiv der qualmenden Hafenschlepper, wobei die Bandbreite<br />
von der gegenständlich klaren Darstellung (1) bis<br />
hin zu stilisierten Formen (2) reicht.<br />
Mein zweites Treffen mit Emil Nolde. Diesmal eindeutig<br />
zu meiner uneingeschränkten Begeisterung. Und<br />
das liegt gewiss nicht allein an meiner Hamburg-Affinität.<br />
Angetan war ich auch von der Hamburger Kunsthalle,<br />
die die Werke zum Thema „Nolde in Hamburg“<br />
hervorragend in Szene gesetzt hat. Uli Hoffmann<br />
Nur gültig bis 30. Juni <strong>2016</strong><br />
Alle Fotos: Uli Hoffmann<br />
Immer wieder ein Motiv in der Hamburger<br />
Kunsthalle: Schiffe im Hafen<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 33
Mausgrau hat sich gemausert<br />
Über Farben und ihre Wirkung<br />
Fotos: Hartmut Reeh<br />
Welches Portrait gefällt Ihnen denn besser? Carolin<br />
Reinhardt aus Wilnsdorf in Schwarzweiß oder doch<br />
eher in bunt.<br />
Als Überraschung will uns das US-Unternehmen<br />
Pantone für <strong>2016</strong> als Trendfarben diesmal Rosa<br />
und Hellblau „verkaufen“ mit den verführerischen<br />
Namen „Serenity“ (Heiterkeit) und „Rose Quartz“. Diese<br />
Farben sollen weltweit in allen möglichen Bereichen des<br />
Lebens – von Mode, Innenarchitektur, Design, Magazinen<br />
und sogar in der Architektur - Trend werden. Rosa und<br />
Bleu sollen in diesen unruhigen Zeiten ein Gefühl der inneren<br />
Ruhe und Entspannung verbreiten. Dabei sind im<br />
Frühjahr doch schon immer Pastell- oder Eiscremefarben<br />
angesagt. Kräftig bunt und lebenslustig wird es im Sommer.<br />
Der Herbst kommt dann wieder mit eher müden Beerenund<br />
Naturfarben. Die kalte Jahreszeit wird meist unbunt:<br />
mit Braun und Schwarz. Oder Grau in allen Schattierungen.<br />
Seit dem Bestseller „Fifty Shades of Grey“ hat das<br />
reizarme Mausgrau ausgedient und durchaus auch einen<br />
lasziven Charakter bekommen. Überhaupt sind Weiß sowie<br />
auch Schwarz inzwischen „Statement Farben“ und alle<br />
Schattierungen dazwischen sind seit längerem „cool“.<br />
Mausgrau hat sich gemausert. Eine gewisse Sehnsucht nach<br />
leisen Farben ist laut geworden.<br />
Schwarz – einst die Farbe des Todes, der Witwen und<br />
von Mönchen – wurde zur Lieblingsfarbe der Existenzialisten<br />
im Paris der 70iger Jahre, später der Rocker- und<br />
Gothic-Szene, nun der Kreativen, der Nerds und Hipster.<br />
Frauen wissen das - Schwarz vom „Blackest Black“<br />
bei der Wimperntusche oder beim Lidstrich, übt immer eine<br />
Faszination aus. Es birgt ein gewisses Geheimnis. Und<br />
wie seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden mischen Künstler<br />
immer wieder neue Schattierungen. Inzwischen hat die<br />
Chemieindustrie aber die Entwicklung von synthetischen<br />
Farben vorangetrieben. So hat die britische Firma Nano-<br />
Systems kürzlich ein neues Höllenschwarz entwickelt:<br />
„Vantablack“. Es soll das schwärzeste Schwarz sein, das<br />
nur 0,035 Prozent des einfallenden Lichts zurückstrahlt. Es<br />
soll das Gefühl vermitteln, ins Nichts zu blicken. Und sofort<br />
hat ein cleverer Bildhauer, der Brite Anish Kapoor, sich<br />
die Exklusivrechte auf dieses Vantablack gesichert. Auch<br />
der französische Künstler Yves Klein –bekannt für seine<br />
leuchtend blauen monochromen Bilder – ließ sich schon<br />
1955 ein – also „sein“ Ultramarin – patentieren unter „International<br />
Klein Blue“.<br />
Es ist schon verrückt, sich ein Alleinnutzungsrecht für<br />
eine Farbe zu sichern. Hätte Tizian, ein Star unter den venezianischen<br />
Renaissancemalern, sich sein „Tizianrot“ – ein<br />
golden schimmerndes Purpurrot - mit Exklusivrecht gesichert,<br />
hätten seine Kollegen und Nachfahren alt ausgesehen.<br />
Maltechniken und vor allem Farbmischungen waren<br />
damals dennoch ein Werkstattgeheimnis. Schon immer<br />
machte sich die Konkurrenz einen Sport daraus, den Code<br />
zu knacken. Rot war damals die teuerste Farbe. Sie wurde<br />
unter anderem aus getrockneten weiblichen Schildläusen<br />
gewonnen, deren Eier mit rotem Saft gefüllt sind. Oder<br />
Purpurschnecken wurden zu Purpurrot zerrieben. Schon<br />
am byzantinischen Hof war Rot die Farbe der Macht. Die<br />
dann eben auch Kleidung und Portraits der Mächtigen in<br />
Kirche und Staat dominierte. Wir denken noch heute an die<br />
prächtigen Gewänder des katholischen Klerus im Vatikan.<br />
Oder an rote Samtvorhänge, edel drapiert, vor denen Kirchenfürsten,<br />
Kaiser und Könige sowie Adlige portraitiert<br />
wurden. Übrigens war rote Kleidung lange der Aristokratie<br />
vorbehalten. Rot, die Farbe des Bluts, des Lebens, der<br />
Macht, der Liebe. Später wurde die Farbe des Adels auch<br />
zur Farbe der Revolution und des Kommunismus.<br />
2015 war übrigens das Jahr von „Marsala“, ein kräftiges<br />
Weinrot, die Farbe des Instituts Pantone.<br />
Auch heute ist Rot wie immer angesagt. Laut dem Institut<br />
Allensbach ist sie immer noch die zweitbeliebteste<br />
Farbe von Männern und Frauen.<br />
Die Lieblingsfarbe schlechthin über Jahre ist und bleibt<br />
Blau. Goethe, der Allrounder, der sich auch mit Farben beschäftigte,<br />
hat in seinem Farbenkreis von 1810 Blau der<br />
Sinnlichkeit und dem Gemeinen zugeordnet. Aus seiner<br />
Sicht war diese Farbe eher negativ besetzt. Blau war auch<br />
34 durchblick 2/<strong>2016</strong>
lange Zeit dem weiblichen Geschlecht und der Welt der<br />
Arbeit vorbehalten. Nicht dem Meer, der Ewigkeit, dem<br />
Himmel, dem Transzendenten, was wir heute eher mit Blau<br />
verbinden. So wurde Maria in der christlichen Kunst über<br />
Jahrhunderte als „Schutzmantelmadonna“ in einem weiten<br />
blauen Mantel dargestellt. Im Altertum galt Ultramarinblau,<br />
das Königsblau, schlechthin als kostbarste Malerfarbe:<br />
aus dem Edelstein Lapislazuli mit goldglänzenden<br />
Pyrit-Einsprengseln - „Ultra Marin“, also „von jenseits des<br />
Meeres „ - hergestellt. Man denkt wieder an den Künstler<br />
Yves Klein aus dem 20. Jahrhundert. Schön und edel war<br />
für Goethe Rot als Symbol der Vernunft.<br />
Die Psychologin Eva Heller hat sich jahrelang intensiv<br />
mit der Wirkung von Farben beschäftigt. Wie unterschiedlich<br />
nach Kultur, Geschlecht und Zeitgeist wirken die immer<br />
gleichen Farben auf uns Menschen. Bis heute gilt eine<br />
subjektive Wahrnehmung. Die einen sehen in Gelb etwas<br />
Giftiges und als Symbol für Neid, Gier und Eifersucht. Positiv<br />
war Gelb aber auch schon bei Goethe besetzt mit den<br />
Attributen Verstand und gut.<br />
Wie die Herstellung von Malerfarben war auch die Färberei<br />
im Mittelalter ein Geheimwissen und wurde nur ansatzweise<br />
überliefert. Eva Heller beschreibt beispielsweise<br />
das Blaufärben. Erst wurde mit Blättern der einheimischen<br />
Färberpflanze Waid, dann mit dem importierten Indigo ein<br />
Farbsud angesetzt. Später kam Alkohol dazu oder - günstiger<br />
– der Urin von Männern, die viel Alkohol getrunken<br />
hatten, um die Gärung voranzubringen. Daher die Redensart<br />
Blaumachen oder Blausein. Das Färben war eine stinkende,<br />
körperlich sehr harte Arbeit und oft mit dem Einatmen und<br />
Berühren von giftigen Stoffen begleitet. Die Stoffe waren<br />
„billig“, also eher schwarz-blau und stumpf – weit entfernt<br />
vom Königsblau. Irgendwie kommen mir dabei aktuelle Bilder<br />
aus Bangladesch oder China in Erinnerung, wohin wir<br />
heute die schmutzigen und gefährlichen Arbeiten ausgelagert<br />
haben. Ohne diese fleißigen Hände gäbe es heute nicht an<br />
jeder Ecke Bluejeans - ein Dauerbrenner in der Mode der<br />
letzten Jahrzehnte in immer neuen Variationen – ob verätzt,<br />
destroyed (zerstört) oder klassisch für 9,99 Euro beim Discounter<br />
oder hochpreisig für mehrere 100 Euro Scheine in<br />
edlen Boutiquen. Echter Jeansstoff muss bis heute mit Indigo<br />
gefärbt sein.<br />
Mit der Farbe Weiß feiern wir in unserer Kultur das<br />
Leben. Bei der Kommunion, bei Hochzeiten und seit einigen<br />
Jahren in den Metropolen Europas bei den „White<br />
Dinners“ in lauen Sommernächten. Die weißen Nächte<br />
von St. Petersburg oder das Mittsommerfest in Schweden<br />
zur Sommersonnenwende werden gefeiert, weil die<br />
Nächte in dieser Jahreszeit kaum dunkel werden. Seit<br />
1988 gibt es das „White Dinner“ zuerst in Paris. Andere<br />
Metropolen folgten. Es ist ein elegantes Outdoor Dinner,<br />
alle Teilnehmer kleiden sich in Weiß, sie treffen<br />
sich an einem öffentlichen Platz in der Innenstadt und<br />
nehmen an mitgebrachten Tischen ein dreigängiges Menü<br />
ein und edle Getränke, alles mitgebracht. Verabredet<br />
wird sich natürlich über die sozialen Medien oder über<br />
Freunde und Bekannte. Da es eine nichtkommerzialisierte<br />
Veranstaltung bleiben soll, ist Ort und Datum meist<br />
Foto: Gebr.-Busch-Kreis Hilchenbach<br />
geheim. Aus der ursprünglich exklusiven Fest-Veranstaltung<br />
ist inzwischen ein Event geworden, das jedem offen steht. In<br />
Deutschland gab es White Dinners nicht nur in den Metropolen<br />
Berlin, München und Hamburg. Das öffentliche Festmahl<br />
zieht immer weitere Kreise.<br />
2014 feierte das „Diner en blanc“ auch in Hilchenbach,<br />
damals auf dem Marktplatz, seine Premiere. Erfolgreich<br />
veranstaltete der Gebrüder-Busch-Kreis in Zusammenarbeit<br />
mit der Stadt das außergewöhnliche Picknick im Freien<br />
– in leicht abgewandelter Form. Vielleicht findet die Idee<br />
demnächst auch in Siegen Freunde. Die neuen Ufer an der<br />
Sieg, oberes oder unteres Schloss wären vielleicht einen<br />
Versuch wert, auch hier ein „White Dinner“ zu wagen.<br />
Schon immer haben sich Gelehrte, Wissenschaftler und<br />
Künstler natürlich mit dem Phänomen Farbe auseinandergesetzt.<br />
Im Kunstunterricht an der Schule oder in den Malklassen<br />
der Akademien gehört immer auch das Fach Farbtheorie<br />
dazu. Vor allem der Bauhauslehrer Johannes Itten war ein<br />
Wegbereiter der künstlerischen Farbtheorie. Er beschäftigte<br />
sich in den 20-iger Jahren des letzten Jahrhunderts mit der<br />
Wirkung der Farben und dem Zusammenwirken von Form<br />
und Farbe. Seitdem gehören Begriffe wie Grund- und Komplementärfarben<br />
zum Rüstzeug für angehende Künstler. Und<br />
jedes Kind weiß, was passiert, wenn man Blau und Gelb<br />
mischt. Es entsteht Grün. Trotz aller Theorie gehört aber immer<br />
noch Intuition und Kreativität dazu, die rechte Farbe auf<br />
den richtigen Fleck der Leinwand zu setzen.<br />
Heute in unserer reizüberfluteten Zeit fühlen wir uns<br />
manchmal auch von Farben bedrängt. Alles wimmelt von<br />
oft grellen, ja kreischenden Farben. Wie wohltuend ist es<br />
dann manchmal wieder in den Schwarz-Weiß Modus zu<br />
wechseln. Bei alten Filmen, beim Betrachten von alten<br />
Fotos. Kein Wunder, dass Schwarz-Weiß Fotografie auch<br />
heute wieder einen hohen Stellenwert genießt und bewusst<br />
als künstlerisches Mittel eingesetzt wird. Und alte Filme<br />
wie „Der dritte Mann“ oder „Alexis Sorbas“ faszinieren<br />
uns noch heute ganz ohne Technicolor.<br />
In diesen unsicheren Zeiten sind also die Trendfarben<br />
Rosa und Hellblau für uns vorgesehen. Was soll uns das<br />
sagen? „Bleiben Sie heiter – irgendwie“. Tessie Reeh<br />
Quellen: Eva Heller „Wie Farben wirken“, Reinbek 1995. „Schwarz-Weiß war gestern“,<br />
Süddeutsche Zeitung vom 24./25.März <strong>2016</strong>. www.hilchenbach.de „Dinner in Weiß“<br />
„Dinner in Weiß“, beliebte Veranstaltung in Hilchenbach<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 35
Historisches aus dem Siegerland<br />
Fast vergessene Orte<br />
Willi Zöller an dem Ort, der in seiner Schulzeit für ihn eine große Bedeutung hatte:<br />
Der Bunker in der Rosterstraße unterhalb der Diesterwegschule<br />
Beim Gang durch die Stadt passiert es mir hin und<br />
wieder, dass ich an einem Haus, einer Brücke, einem<br />
Brunnen oder einem Kunstwerk vorbeikomme, bei<br />
dem ich gerne sofort Fragen stellen würde: Seit wann steht<br />
das hier, was war früher hier, welche Bedeutung hatte es einmal?<br />
Orte, die kaum jemand bewusst wahrnimmt, obwohl sie<br />
unter Umständen eine bewegte Geschichte haben, die aber in<br />
Vergessenheit zu geraten drohen, da es immer weniger Menschen<br />
gibt, die darüber etwas erzählen können. Da diese Orte<br />
oft unscheinbar sind oder versteckt, von der Natur teilweise<br />
überwuchert, nimmt manch ein Spaziergänger kaum Notiz<br />
davon. Wie gut, dass es Siegener wie Willi Zöller gibt. Mit<br />
ihm traf ich mich in der Rosterstraße vor einer merkwürdigen<br />
Tür und er erzählte mir aus seiner Schulzeit:<br />
„Bis zum schweren Bombenangriff am 16.12.1944 lief<br />
der Schulbetrieb eigentlich ziemlich normal. Danach häuften<br />
sich Alarme und akute Luftgefahr und alle Klassen mussten<br />
immer wieder in den Bunker unterhalb unserer Schule,<br />
der heutigen Diesterwegschule am Rosterberg. Zu unserem<br />
Leidwesen meinte unser Klassenlehrer Herr Schoning (Rektor<br />
war Herr Schnutz), selbst im Halbdunklen sei Kopfrechnen<br />
noch gut möglich und dies wurde auch praktiziert.<br />
Etwa nach dem zweiten Großangriff am 1.2.1945 habe ich<br />
die Schule nicht mehr besucht. Ob der Schulbetrieb über eine<br />
Bekanntmachung oder sonst wie offiziell und ab wann eingestellt<br />
wurde, ist mir bis heute nicht bekannt. Nach Kriegsende<br />
begann für uns, aber nur für die 8. Klasse, nach Hörensagen<br />
oder wie auch immer der Unterricht wieder etwa September/<br />
Oktober 1945 in der Hammerhütter Schule in der Koblenzer<br />
Straße unter Rektor Bruski in einem notdürftig hergerichteten<br />
Raum mit zum Teil Pappdeckel vor den Fenstern und<br />
einem Kanonenofen mit einem Ofenrohr aus einer Fensteröffnung.<br />
Die Toilettenanlage war nicht intakt. Unvergessen<br />
ist die alsbald verabreichte „Quäkerspeise“, die von den<br />
kräftigsten Jungen am Ende der Eintracht (damals Stadtpark,<br />
heute Siegerlandhalle) in Milchkannen geholt werden musste<br />
und vom Rektor persönlich in die jeweils von den Schülern<br />
mitgebrachten Becher per Schöpfkelle eingeschenkt wurde.<br />
Es kam auch vor, dass er fragte: „Warst du nicht eben schon<br />
mal hier?“ Die Jungs mit den Milchkannen waren mit der<br />
Zeit auf die Idee gekommen, die Kannen unterwegs schon<br />
mal um den „Trägerlohn“ zu „erleichtern“. Dazu wurde in<br />
einem Versteck der Deckel abgehoben, gefüllt und reihum<br />
geleert. Irgendwann stellte schließlich Herr Bruski fest, dass<br />
die Kannen nicht mehr richtig gefüllt wären. Er wollte sich<br />
bei der Kommandantur beschweren. Die Jungs allerdings<br />
sind nie befragt worden. Etwa im Mai/Juni 1946 wurden wir<br />
in die Schule an der Frankfurter Straße unter Rektor Schönhoff,<br />
wahrscheinlich wieder konfessionell getrennt, verlegt,<br />
obwohl die Schulzeit eigentlich abgelaufen war. Wer eine<br />
Lehrstelle bekam, konnte dann die Schule verlassen.<br />
Etwa im März 1945 hieß es, die HJ-Jungs Jahrgang 1929<br />
hätten sich bei der Leitstelle Bunker Kaisergarten sozusagen<br />
zur Einberufung zu melden. Mein Bruder war Jahrgang<br />
1929. Nach Beratung mit einigen weiteren Betroffenen<br />
wurde einfach nichts unternommen, was natürlich schlimme<br />
Folgen hätte haben können. Alle haben aber zum Glück<br />
nichts mehr gehört und gesehen. Das Chaos war vermutlich<br />
schon zu weit fortgeschritten. Aber auch hier stellt sich mir<br />
im Nachhinein wie so oft die Frage was „hieß es“ für eine<br />
Bedeutung eigentlich hatte.<br />
Wo kam das her, wer sagte<br />
was, welch amtlichen Charakter<br />
kam dem zu?<br />
Ähnlich war das mit der<br />
Beendigung der Bunkerzeit.<br />
Nachdem die Amerikaner<br />
Anfang April 1945 den<br />
Rosterberg und Umgebung<br />
eingenommen hatten „hieß<br />
es“, alle könnten nach Hause<br />
gehen. Wer hat das bestimmt,<br />
angeordnet?<br />
Obwohl die Bürokratie<br />
nach meinem Eindruck auch<br />
in der schwersten Zeit allgegenwärtig<br />
war, gingen viele<br />
Ereignisse doch sehr unbürokratisch<br />
nach „Hörensagen“<br />
über die Bühne.“<br />
Willi Zöller/Uli Hoffmann<br />
36 durchblick 2/<strong>2016</strong><br />
Foto: Rita Petri
Gesellschaft<br />
Engagement gegen Fluchtursachen<br />
„Einsatz gegen Hunger und Krankheit in der Welt“<br />
Diesen Kernauftrag des Hilfswerks MISEREOR will<br />
der 1998 gegründete Arbeitskreis „Eine-Welt-Arbeit<br />
im dritten Lebensalter“ (ewa3) unterstützen. Die<br />
Mitglieder sind überzeugt, dass die Lebenserfahrungen älterer<br />
Menschen, ihre Kreativität und ihr Mut in besonderer<br />
Weise hilfreich sein können. MISEREOR stellt dafür seine<br />
Infrastruktur zur Verfügung und bietet eine breite Palette entwicklungsbezogener<br />
Informationen und Möglichkeiten des<br />
Engagements.<br />
Ein vorrangiges Interesse der ewa3-Mitglieder gilt den<br />
Ursachen und Folgen weltweiter Fehlentwicklungen. Und<br />
zugleich geht es darum, nicht nur für die Alten und ihre politischen,<br />
wirtschaftlichen und kulturellen Menschenrechte<br />
einzutreten, sondern dies alles zusammen mit ihnen zu unternehmen<br />
– soweit dies nur irgend möglich ist. Und immer ist<br />
auch die konkrete Flüchtlingsarbeit gefragt, im hiesigen kommunalen<br />
Umfeld, im Nahbereich. Hier wird persönliches Engagement<br />
geboten und vermittelt (private Aufnahme syrischer<br />
Flüchtlinge, rechtliche Verantwortung für Minderjährige, regelmäßige<br />
Besuche einer Familie, Öffentlichkeitsarbeit usw.).<br />
In ihrem Engagement zur Bekämpfung der Fluchtursachen<br />
stützen sich die ewa3-Mitglieder auf Veröffentlichungen des<br />
Hilfswerks MISEREOR und vergleichbarer Hilfswerke. Oft<br />
handelt es sich um Analysen zu Problemen, an die sich staatliche<br />
Stellen nicht herantrauen oder mit denen sie scheinbar<br />
überfordert sind. Beispiele: Waffenhandel (Rüstungsexport),<br />
Umweltschädigung, Klimawandel, die Aneignung großer<br />
Landflächen durch Investoren („Landgrabbing“), Freihandelsabkommen<br />
usw.; im Blick sind aber auch generelle Entwicklungstendenzen<br />
wie z.B. „Landflucht“ und „Urbanisierung“<br />
und die häufig damit verbundene Prekarisierung der Lebensbedingungen<br />
alter Menschen, die auf dem Land zurückbleiben.<br />
Den daraus folgenden (oft existentiellen) Bedrohungen<br />
sind viele ältere Menschen hilflos ausgesetzt.<br />
Die Fakten:<br />
► Heute leben zwei Drittel der über 60-Jährigen in sogenannten<br />
Entwicklungsländern, 2050 werden es 80 Prozent sein.<br />
► Nur etwa 20% der alten Menschen weltweit verfügen über<br />
ein regelmäßiges Einkommen, das dann aber oft auch nicht zur<br />
Befriedigung der Grundbedürfnisse reicht.<br />
► Die Versorgung der Großeltern durch Familienangehörige<br />
erweist sich vielerorts als unzureichend, weil die mittlere Generation<br />
damit zum großen Teil überfordert ist.<br />
► Wer alt und arm ist, kann sich aufgrund von Beeinträchtigungen<br />
bei Konflikten oft nicht in Sicherheit bringen, ist von Gewalt<br />
und Benachteiligung bedroht, der Zugang zu medizinischer<br />
und pflegerischer Versorgung fehlt oder ist unzureichend.<br />
Bereits die beiden Weltversammlungen über Fragen des<br />
Alterns (Wien 1982 und Madrid 20<strong>02</strong>) forderten die Staatengemeinschaft<br />
auf, elementare Voraussetzungen für ein Altern<br />
in Würde zu schaffen. Aber im Gefolge weltweiter Fluchtbewegungen<br />
werden viele Voraussetzungen zerstört. Gerade<br />
auch auf diesem Hintergrund plädiert und wirbt der ewa3- Arbeitskreis<br />
für mehr Soziale Altenarbeit in der Entwicklungszusammenarbeit.<br />
Wer ewa3/MISEREOR in diesem Anliegen<br />
unterstützen möchte, kann Kontakt aufnehmen über die MISE-<br />
REOR-Abteilung Bildung und Pastoral. Erich Kerkhoff<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 37
Historisches<br />
Von Mario Adorf und Quäkerspeisung<br />
Gucken Sie mal böse! So heißt das bei der<br />
letztjährigen Buchmesse in Frankfurt<br />
vorgestellte Buch von Mario Adorf. Mario<br />
hat schon mehrere Bücher geschrieben, darunter<br />
auch eines mit dem Titel „Der Mäusetöter“.<br />
Dieses Buch erzählt Begebenheiten aus seiner Jugendzeit<br />
als Germanistikstudent. Wie die meisten<br />
Menschen damals, kurz nach dem Krieg, hatte<br />
auch dieser jugendlich kräftige Mensch ständig<br />
Hunger. Seine Mutter, die in Mayen in der Eifel<br />
lebte, hatte sich und ihren Sohn mit Näharbeiten<br />
durch die Kriegsende- und Nachkriegswirren<br />
gebracht und sogar einen Teil seines Studiums<br />
finanziert. Aber „Fressalien“-Pakete konnte sie<br />
nur selten schicken. So musste sich Mario nach<br />
einem Studentenjob umsehen. Einige Kommilitonen<br />
fragten ihn eines Tages: „Mario, willst Du<br />
„Mäusetöter“ werden?“ Nachdem sie ihm seine<br />
zukünftige Tätigkeit erklärt hatten, sagte Mario<br />
freudig zu und freute sich schon darauf, sich den<br />
Bauch mal richtig voll schlagen zu können.<br />
In der Nähe von Mainz befand sich eine riesige<br />
Halle. Diese war vollgestopft mit großen<br />
Paketen, die Kekse enthielten, welche von den<br />
Quäkern in Amerika für hungernde Flüchtlinge<br />
und Kinder der ausgebombten deutschen Bevölkerung<br />
gespendet worden waren. Leider hatten<br />
auch die Mäuse davon Wind bekommen. Es<br />
muss sich unter ihnen herumgesprochen haben,<br />
dass man in einem Kekspaket leben kann wie im<br />
Schlaraffenland. Damit waren die Mäuse zu einer<br />
ernst zu nehmenden Nahrungskonkurrenz für die<br />
Menschen geworden. Marios Aufgabe bestand<br />
darin, einen Kanonen-Ofen anzuzünden und für eine hohe<br />
Flamme zu sorgen. Anschließend holte er die Pakete vom<br />
Stapel und öffnete eines nach dem anderen. Heraus sprang<br />
meistens eine Maus, die er fangen und ins Feuer werfen<br />
musste. Dann wurde sortiert, die nicht angeknabberten in<br />
eine große Wanne, die angeknabberten in ein anderes Gefäß<br />
nach dem Motto „die guten ins Töpfchen, die schlechten ins<br />
Kröpfchen“ Aus den nicht angeknabberten Keksen wurde<br />
Kekssuppe gekocht, die man Quäkerspeise nannte. Aber für<br />
Mario blieben genug Kekse, um sich satt essen zu können.<br />
Das war sein Lohn.<br />
Fotos: Archiv Quäker-Hilfe Stiftung<br />
Schulspeisung nach dem zweiten Weltkrieg, bekannt als Quäkerspeise<br />
Es begab sich zu der gleichen Zeit, dass aus den verlorenen<br />
östlichen Provinzen „Ostpreußen“, „Westpreußen“,<br />
„Pommern“ und „Schlesien“ die Menschen das Land verlassen<br />
mussten. Sie sollten in den weiter westlich gelegenen<br />
Provinzen wieder angesiedelt werden. Aus dem Waldenburger<br />
und Glazer Bergland kamen viele Menschen ins Siegerland<br />
und wurden zunächst in vorhandenen Kasernen untergebracht.<br />
Sie landeten erschöpft von der langen Reise im<br />
Güterzug an einem heißen Augusttag im Durchgangslager<br />
Wellersbergkaserne, wo sie auch ernährt werden mussten.<br />
Dies geschah mittels ,,Quäkerspeise“. Je mehr Kekse<br />
Mario Adorf und seine Kommilitonen vor den gelüstigen<br />
Mäusen retten konnten, desto mehr Flüchtlinge wurden satt.<br />
Die Ankömmlinge trafen am nächsten Tag ihre vertrauten<br />
Nachbarn wieder und viele andere fremde Menschen.<br />
Alle fragten sich: Was geschieht nun? Menschen,<br />
die Angehörige oder Bekannte in anderen Bundesländern<br />
hatten, wurden per ,,Rotes Kreuz“ dorthin geschickt. Junge<br />
Männer, die anderthalb Jahre zuvor noch zur Hitlerjugend<br />
gehört hatten und gerade noch um die Einberufung herumgekommen<br />
waren, bewarben sich in die Kohlengruben des<br />
Ruhrgebietes. Sie wollten möglichst bald arbeiten und Geld<br />
verdienen. Diese Heranwachsenden litten ganz besonders<br />
unter der knappen Ernährung.<br />
38 durchblick 2/<strong>2016</strong>
Historisches<br />
Vom Durchgangslager aus wurden die Flüchtlinge bis<br />
nach Erntebriick, Laasphe, Feudingen und sogar Bad Berleburg<br />
weitergeleitet, auch in das näher gelegene Netphen<br />
mit umliegenden Dörfern. Ebenfalls in die entgegengesetzte<br />
Richtung, wie Eiserfeld, Mudersbach, Neunkirchen<br />
bis Betzdorf. Wer nicht ausgebombt war, musste Räumlichkeiten<br />
für Flüchtlinge zur Verfügung stellen. Das ging<br />
nicht immer ohne Schwierigkeiten vor sich, denn wer will<br />
schon gerne völlig fremde Menschen in sein Haus aufnehmen.<br />
Allerdings sprachen diese Leute wenigstens deutsch,<br />
wenn auch einen anderen Dialekt. Frauen und Kinder sowie<br />
komplette Familien wurden in der Fischbacherbergkaserne<br />
untergebracht. In der dritten Kaserne Siegens war die damalige<br />
belgische Schutzmacht stationiert.<br />
Da es in einer ehemaligen Kaserne nur Toiletten für Männer<br />
gab, hatte man hinter einem der Häuser eine lange Grube<br />
ausgehoben. Darüber wurde ein langes Holzhaus gestülpt.<br />
An der rückwärtigen Holzwand befand sich ein langes, poliertes<br />
Brett mit den nötigen Öffnungen. Solche „Häuschen“<br />
hießen in der Soldatensprache „Donnerbalken“. Hier trafen<br />
sich die Menschen, erledigten ihre „Geschäfte“ und nützten<br />
das Häuschen auch als Informationsbörse.<br />
Es gab immer wieder alle möglichen Gerüchte. Die meisten<br />
beschäftigten sich mit der Rückkehr in die Heimat oder<br />
mit dem Essen, denn alle hatten ständig Hunger. Gingen<br />
sie im Laufe des Vormittags zum Donnerbalken, saßen sie<br />
dort einträchtig, Alte und Junge, dazwischen immer wieder<br />
Kinder. Sie zerbrachen sich den Kopf darüber, ob es heute<br />
wohl Grünkernsuppe oder Kekssuppe geben würde. Die<br />
Grünkernsuppe schmeckte immer etwas seifig, aber Suppe<br />
aus Keksen war sehr beliebt. Ein Glück, dass es damals die<br />
Quäker gab und ihre Spenden.<br />
Suchten die Menschen den Donnerbalken am Nachmittag<br />
auf, sprachen sie immer wieder von der verlassenen Heimat.<br />
Sie waren der festen Meinung, dass sie bald wieder zurückgebracht<br />
werden würden. Besonders die Bauern unter ihnen<br />
machten sich Sorgen darüber, dass die Kartoffeln noch nicht<br />
ausgemacht waren. Sie fragten sich, wer wohl das Wintergetreide<br />
einsähen würde. Was wird aus unsern Tieren? Wer<br />
melkt die Kühe? Wer füttert sie? Das Obst ist auch noch nicht<br />
abgenommen. Es wird herunterfallen und faulen!<br />
Was das „Örtchen“ betrifft, so habe ich in späteren<br />
Jahren auf Bildungsreisen, die mich zu römischen Ausgrabungen<br />
führten, festgestellt, dass auch die „alten Römer“<br />
auf dem „Örtchen“ den Gedankenaustausch. liebten. Sie<br />
benützten in Marmor gehauene „Örtchen“ in Hufeisenform<br />
gebaut. Hier kamen sie ihren Bedürfnissen nach und knüpften<br />
gleichzeitig Geschäftsbeziehungen oder klatschten über<br />
ihre Mitmenschen. Aber wenigstens mussten sie sich um ihre<br />
Ernährung keine Sorgen machen und wurden auch nicht<br />
aus dem „römischen Reich“ vertrieben.<br />
Else von Schmidtsdorf<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 39
Johann Hübner,<br />
Raubritter von der Ginsburg?<br />
Johann Hübner, der Name ist untrennbar mit der Ginsburg<br />
verbunden. Auf einer zwischen Hilchenbach und Lützel<br />
gelegenen Bergkuppe wurde diese im 13. Jahrhundert<br />
von Heinrich dem Reichen, Graf v. Nassau, errichtet 1) . Sie<br />
diente dem Schutz der alten Handelsstraße, die von Siegen<br />
nach Marburg führte. Hat der trinkfreudige Raubritter dort<br />
tatsächlich gelebt?<br />
In den verschiedenen<br />
Sagensammlungen<br />
des Landes an<br />
der Sieg nimmt die<br />
Erzählung von ihm einen<br />
erheblichen Raum<br />
ein, wenngleich die<br />
Darstellungen in Einzelheiten<br />
voneinander<br />
abweichen. In der Autobiographie<br />
„Stillings<br />
Jugend“, in 1777 aufgezeichnet,<br />
befindet sich<br />
eine frühe Variante 2) ,<br />
der zunächst Aufmerksamkeit<br />
zukommt.<br />
„Erzähl mir noch<br />
einmal die Gesichte<br />
von Johann Hübner, der<br />
hier auf dem Schlosse gewohnt hat.“ Der Befragte, Johann<br />
Hellmann Jung, kommt der Bitte seiner jungen Frau Dorothea<br />
gerne nach und beginnt:<br />
„Auf diesem Schlosse haben von alters her Räuber gewohnt.<br />
Die gingen des nachts im Land umher und stahlen<br />
den Leuten das Vieh. Der letzte Räuber, der hier gewohnt<br />
hat, hieß Johann Hübner. Er hatte eiserne Kleider an und<br />
war stärker als alle Buschen im ganzen Lande. Er hatte nur<br />
ein Auge und einen großen krausen Bart.“<br />
Die jungen Eheleute haben wandernd die Kuppe des<br />
Ginsberges erreicht. Nicht viel ist von dem Glanz der nassauischen<br />
Grenzfeste geblieben, die auf der Gemarkung<br />
Grund als Bollwerk gegen das Herzogtum Westfalen und<br />
die Grafschaft Wittgenstein errichtet wurde. Auf dem Wallgraben,<br />
den wuchtigen Rest des Bergfrieds vor sich, lassen<br />
sie sich nieder, als der Jungvermählte seiner Frau die Sage<br />
von Johann Hübner erzählt. Groß sei die Not der Bauern<br />
aus den umliegenden Orten gewesen, denen der Raubritter<br />
mit seinen trinkfesten Gesellen das Vieh stahl. Kein<br />
Kaufmann habe im Nahbereich seiner Burg die Reise fortsetzen<br />
können. Ausgeplündert und geschlagen hätten sich<br />
die Geschädigten an den Fürsten Christian von Dillenburg<br />
gewandt und um Hilfe gebeten. Dieser habe in ritterlichem<br />
Zweikampf in der Nähe der Ginsburg Johann Hübner be-<br />
Historisches<br />
siegt und begraben. Dessen Anhänger hätten über seinem<br />
Grab eine Eiche gepflanzt.<br />
Der Erzählung von Jung-Stilling folgte zunächst die<br />
Märchensammlung der Brüder Wilhelm und Jakob Grimm,<br />
die in den Jahren 1812-1815 viele Geschichten aus Deutschland<br />
sammelten und in Buchform veröffentlichten. In deren<br />
Wiedergabe<br />
der Hübner-Sage<br />
findet sich eine<br />
starke Orientierung<br />
an der Schilderung<br />
von Jung-<br />
Stilling.<br />
Gerhard<br />
Schrey, bis 1941<br />
Lehrer in Hilchenbach,<br />
hat<br />
die Legende von<br />
Johann Hübner<br />
in die 1912 erschienenen<br />
„Siegerländer<br />
Sagen“<br />
3)<br />
aufgenommen .<br />
Unter dem glei-<br />
Auf den Resten eines vorgängerbaues wurde im 13. Jahrhundert die<br />
nassauische Burganlage „Ginsburg“ errichtet.<br />
chen Buchtitel<br />
veröffentlichte<br />
1967 Adolf Wurmbach, bis 1952 Hauptlehrer in Krombach,<br />
eine Sammlung von Begebenheiten, die sich so oder<br />
in ähnlicher Form im Siegerland zugetragen haben sollen 4) .<br />
Den Schluss bildet der Band von Bernhard Görnig, in<br />
der sich die Hübner-Sage als starke Anlehnung an den Jung-<br />
Stilling-Text findet 5) .<br />
Hat die Sage einen Wahrheitsgehalt? Das Geschlechtsregister<br />
der Grafen von Nassau-Dillenburg gewährt dazu einen<br />
Einblick. Fürst Christian von Nassau-Dillenburg wurde am<br />
11. August 1688 geboren und übernahm die Regentschaft<br />
über das Fürstentum Dillenburg nach dem Tode seines Bruders<br />
Wilhelm im Jahre 1724. Auf einem Jagdausflug erlitt er<br />
am 28. August 1739 einen Schlaganfall, an dessen Folgen<br />
er verstarb. Die Ritterzeit war in den Jahren seiner Regentschaft<br />
längst vorbei. Er kommt als Bezwinger von Johann<br />
Hübner nicht in Betracht. Wer verbirgt sich hinter dem in der<br />
Sage genannten Fürsten Christian ? In der „Nassauischen<br />
Chronik“ von 1617 wird aus früherer Zeit kein weiterer Fürst<br />
oder Graf Christian von Nassau erwähnt. Auch in der Linie<br />
der Grafen von Nassau-Siegen wird kein Graf oder Fürst<br />
Christian genannt 6) .<br />
Johann Hübner, der ständig „eiserne Kleider“ trug, muss<br />
einer wesentlich früheren Zeit angehört haben als dem 18.<br />
Jahrhundert. Als Jung-Stilling in seiner Autobiographie die<br />
40 durchblick 2/<strong>2016</strong><br />
Foto: fotolia.de
Hübner-Story aufnahm, war Fürst Christian von Nassau-<br />
Dillenburg seit 38 Jahren tot. Hat Jung-Stilling in der Sage,<br />
wie durchgängig in seiner „Lebensgeschichte“, Namen<br />
und Orte ausgetauscht oder hat er die Erzählung seiner<br />
Vorfahren unkritisch übernommen? Hat Johann Hübner<br />
tatsächlich gelebt oder ist er eine reine Märchengestalt ?<br />
Aufschluss gibt ein Beitrag in der Sammlung „Blätter für<br />
Nassauische Geschichte“ aus dem Jahr 1909. Er beginnt:<br />
„Eine charakteristische Erscheinung aus der Zeit des sinkenden<br />
Mittelalters ist der Nassau-Dillenburger Graf Johann<br />
II. (mit der Haube), der von 1416 bis 1443 gemeinsam<br />
mit seinen Brüdern über die Dillenburger Lande regierte.<br />
Von seinem kriegerischen Leben her, weil er in seinen jungen<br />
Jahren nur wenig aus dem Sattel kam und meist mit der<br />
Sturmhaube beschirmt gewesen war, hatte er den Beinamen<br />
„mit der Haube“ (Hübner) bekommen“ 7) .<br />
Jener Graf Johann II. von Nassau-Dillenburg wird als<br />
streitsüchtiger Raufbold geschildert, der mit den Landgrafen<br />
Hermann und Ludwig von Hessen jahrelange Kriege<br />
führte. Auch die Ritter von Haiger und Bicken bleiben von<br />
seinen Feindseligkeiten nicht verschont.<br />
Die von Johann Textor 1671 verfasste „Nassauische Chronik“<br />
nennt Johann II. als Sohn Johanns I. (1339-1416) von<br />
Nassau-Dillenburg. Er sei ohne Abkömmlinge verstorben 8) .<br />
Den Beinamen „mit der Haube“ oder „Hübner“ erwähnt Textor<br />
nicht. Dieser findet sich jedoch bei Arnoldi in „Geschichte<br />
der Oranien-Nassauischen Länder und ihrer Regenten“ 9) .<br />
Ohne Abkömmlinge scheint Johann Hübner nicht gewesen<br />
zu sein. Im Jahre 1438 wird im Prämonstratenser-<br />
Kloster zu Keppel eine Gräfin Adelheid von Nassau aufgenommen,<br />
die den Nachforschungen Dr. Erwin Isenbergs<br />
zufolge eine Tochter Johanns II von Nassau war 10) .<br />
In der Hatnarck-Chronik „Stift Keppel im Siegerlande“,<br />
Band III, wird sie als Tochter von Engelbert I. von Nassau<br />
genannt (11). Dieser war möglicherweise ihr Taufpate und<br />
war ein Bruder von Johann II. Von 1478 – 1481 übte Adelheid<br />
von Nassau in Keppel das Amt einer Äbtissin aus 12) .<br />
Zu Lebzeiten von Johann II. gelang seinem Vater Johann<br />
I. ein entscheidender Schlag gegen den Grafen Johann III.<br />
von Wittgenstein, der mit seinen Horden raubend das Land<br />
durchzog. Es scheint so, dass wir Johann I. als „Fürst Christian“<br />
in der Hübner-Sage wiederfinden 13) .<br />
In dieser Erzählung wird ein Zeitraum von 300 Jahren<br />
verschmolzen. Aus Graf Johann I. von Nassau-Dillenburg<br />
wurde Fürst Christian. Sein kriegerischer Sohn Johann II.<br />
wird in die Rolle des Wittgensteiner Grafen Johann III. abgedrängt.<br />
Die Ginsburg und die Ginsberger Heide waren<br />
nassauische Hoheitsgebiete, so dass Johann II. Burg und<br />
Umgebung durchaus öfters besucht haben mag. Unter der<br />
Johann-Hübner-Eiche ist Johann II. von Nassau vermutlich<br />
nicht begraben worden. Wahrscheinlicher ist, dass er seine<br />
letzte Ruhe im Kloster zu Keppel gefunden hat, als er 1443<br />
in Dillenburg verstarb. Dies hätte seinem Wunsch entsprochen,<br />
wie eine Urkunde aus dem Jahr 1438 beweist 14) .<br />
Im Lauf der Jahrhunderte verfiel die Ginsburg so stark,<br />
dass Mitte des 20. Jahrhunderts nur noch Ruinenreste<br />
vorhanden waren. Der weithin sichtbare Bergfried wurde<br />
1967/68 auf den alten Grundmauern aufgebaut und erlaubt<br />
von der oberen Plattform einen erhabenen Weitblick.<br />
Durch den Schenkungsvertrag vom 18.12.20<strong>02</strong> ist der<br />
Siegerländer Burgenverein Eigentümer der historisch hochinteressanten<br />
Stätte, die im Burgbrunnen und den verfüllten<br />
Verteidigungsgräben noch wertvolle Geheimnisse hütet,<br />
geworden. <br />
Heinz Stötzel<br />
Literaturverzeichnis: 1) Arnoldi, Dr. Johannes Geschichte der Oranien Nassauischen Länder,<br />
Band I, Hadamar, 1799, Seiten 27, 36, 37. von Roeßler, Philipp „Die historischen Begebenheiten<br />
in den Nassauischen Landen“, Wiesbaden, 1893, Seite 27. 2) Jung, Dr. Heinrich genannt Jung-<br />
Stilling, in „Stillings-Jugend“, Nachdruck im Winkler-Verlag München, 1968, Seiten 28-31. 3)<br />
Schrey, Gerhard „Siegerländer Sagen“, Verlag Montanus Siegen, 1912, Seiten 51-54. 4) Wurmbach,<br />
Adolf „Siegerländer Sagen“, Verlag Vorländer, Siegen, 1967, Seiten 60-62. 5) Göring, Bernhard<br />
„Sagen aus dem Siegerland“, Verlag die Wielandschmiede, Kreuztal, 1993, Seiten 25-27. 6)<br />
Textor, Johann: „Nassauische Chronik“, Herborn 1617, Nachdruck Bonn und Fries, Siegen, 1982,<br />
Seiten 93 und 97. 7) unbekannte Verfasser: Blätter für Nassauische Geschichte, Beilage zum Wiesbadener<br />
Tagblatt 1909, Nr. 7, Seite 25. 8) wie 2) Seite 93 und 97. 9) Arnoldi, Dr. Johannes „Geschichte<br />
der Oranien-Nassauischen Länder und ihrer Regenten“, Band II, Hadamar 1800, Seite<br />
148. 10) Isenberg, Dr. Erwin „Alte Keppeler Chroniken“, Verlag die Wielandschmiede,Kreuztal,<br />
1992, Seite 120 und „Siegerland“ Band 70, Seite 89. 11) Hartnack, Dr. Wilhelm Stift Keppel im<br />
Siegerland, Selbstverlag des Stiftfonds, 1963, Seite 308. 12) wie 6) „Keppeler Chroniken“, Seite<br />
120. 13) wie 7) Seite 26. 14) wie 10 b) „Siegerland“ Band 70, Seite 84.<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 41
Kultur<br />
Thomas Kellner ausgezeichnet<br />
Thomas<br />
Kellner,<br />
der auch<br />
den durchblick<br />
Titel 1-<strong>2016</strong><br />
„Genius Loci“<br />
gestaltet hat,<br />
war von dem<br />
Kurator Zhang<br />
Guotian aus<br />
dem Reich der<br />
Mitte gebeten<br />
worden, seine<br />
Arbeit über<br />
die Siegener<br />
und russische<br />
Industriekultur noch einmal in China, dieses Mal in Shenyang<br />
im Norden Chinas zu zeigen und eine Ausstellung<br />
zur Industriearchitektur zusammenzustellen.<br />
Mit dabei waren Martpers (Martin Schaepers) aus Siegen,<br />
die Becherschüler Claudia Fährenkemper und Matthias<br />
Koch, so wie Jamey Stillings (USA), Lucia Ganieva<br />
(Niederlande), und Ferit Kuyas und Luca Zanier (Schweiz),<br />
gefördert von der Schweizer Kulturstiftung Prohelvetia. In<br />
Shenyang fand dieses Jahr zum zweiten Mal eine internationale<br />
Ausstellung der Industriefotografie am Nationalen<br />
Museum für Industrie Chinas statt.<br />
In einer Halle mit modernem Vorbau eines ehemaligen<br />
Hüttengeländes stellten Fotokünstler ihre Arbeiten über Industrie,<br />
Industriekultur, die Arbeiter und Architektur vor<br />
in der ehemaligen Industriehalle aus. In Shenyang ist der<br />
Wechsel von der Stahlproduktion zur Maschinenindustrie<br />
vollzogen. In der acht Millionen Einwohner Kleinstadt soll<br />
im nächsten Schritt die Kultur und die zum zweiten Mal<br />
stattfindende Biennale der Motor werden. Thomas Kellner<br />
erhielt bei den Eröffnungsfeierlichkeiten den Preis des<br />
besten internationalen Industriefotografen für seine Arbeit<br />
„Genius Loci“ über die Industriekultur Siegens und Jekaterinburgs.<br />
Neben ihm wurden 14 Chinesische Fotografen<br />
mit dem begehrten Preis ausgezeichnet. Der Siegener freute<br />
sich nach fünf Jahren Arbeit und Präsentation über diese<br />
Anerkennung im fernen China.<br />
<br />
42 durchblick 2/<strong>2016</strong>
Auf'n Kaffee mit Henner – Satire von Uli Hoffmann<br />
Foto: Fotolia.de<br />
In einem Siegener Café trifft der Autor regelmäßig seinen Freund<br />
Henner, einen Lebenskünstler, der immer wieder mit verrückten,<br />
aber kreativen Ideen verblüfft.<br />
Panta Rhei<br />
Leute mit Einkaufstüten kamen mir entgegen, als ich<br />
in der Bahnhofstraße unterwegs war, um mich wie<br />
immer im Café mit meinem Freund Henner zum<br />
Schwätzchen zu treffen. Offensichtlich gaben noch immer<br />
viele der Siegener Geschäftsleute die kostenlosen Plastiktüten<br />
heraus, obwohl auch hier eifrig diskutiert wurde, ob<br />
man aus Gründen des Umweltschutzes auf dieses künftige<br />
Abfallprodukt gänzlich verzichten sollte, was ja bereits von<br />
einigen Läden praktiziert wurde. Ich versuchte mir gerade<br />
vorzustellen, wie hoch der aufgetürmte Müllberg all der<br />
an einem Tag in Siegen benutzten Plastiktüten sein würde,<br />
als ich an der Ecke zum Bahnhofsvorplatz fast mit meinem<br />
Freund Henner zusammengestoßen wäre. „Schur“, rief er,<br />
„sollen wir bei dem schönen Wetter heute mal den Cappuccino<br />
ausfallen lassen und ein Stück gehen. Ich will dir etwas<br />
zeigen.“ Ich willigte sofort ein, zumal die Sonne heute für<br />
Siegener Verhältnisse ungewöhnlich lange von einem kräftig<br />
blauen Himmel schien.<br />
Wir schlenderten los, gingen zurück durch die Bahnhofstraße,<br />
bis Henner plötzlich zielstrebig nach links in<br />
Richtung Siegufer abbog. Er deutete auf die neu gestalteten<br />
Stufen am Flussufer und sagte: „Komm, wir setzen<br />
uns hierhin!“ Wir nahmen etwa auf halber Höhe Platz und<br />
schauten versonnen der ruhig dahinplätschernden Sieg zu.<br />
Siegen zu neuen Ufern hieß das Projekt der Stadterneuerung,<br />
zu dem die Freilegung des Flusses durch Abriss der<br />
Siegplatte gehörte. Ich musste an diesem schönen Tag den<br />
Stadtplanern Recht geben: Dieser Teil Siegens hat durch die<br />
Umgestaltung zweifelsfrei gewonnen. Während ich mich so<br />
meinen Gedanken hingab, sagte Henner auf einmal: „Panta<br />
rhei.“ Verdutzt entgegnete ich: „Wie meinen?“ „Panta<br />
rhei“, wiederholte mein Freund, „Alles fließt. Du erinnerst<br />
dich? Griechische Philosophie? Oder hast du das Wissen<br />
aus der Schulzeit bereits entsorgt?“ „Panta rhei. Alles klar.<br />
Aber du willst jetzt nicht mit einem altgriechischen Spruch<br />
glänzen und mir damit die Neuigkeit verkünden, dass unsere<br />
Sieg ein Fließgewässer ist?“, fragte ich. Henners Antwort<br />
kam prompt: „Natürlich nicht. Mit dem Ausspruch<br />
meine ich vordergründig allerdings die Fließbewegung des<br />
Wassers, aber hauptsächlich das große Ganze, das dahintersteckt.“<br />
„Du meinst das stadtplanerische Konzept?“, entgegnete<br />
ich. „Auch. Und alles fließt bedeutet ja auch, dass<br />
es ja immer weitergeht und dass man Dinge gedanklich<br />
fortschreiben muss“, konstatierte Henner. Gedanklich fortschreiben<br />
war mal wieder eine brillante Formulierung, die<br />
zum Weltbild meines Freundes passte. Böse Zungen hätten<br />
jetzt behauptet, auf Henner bezogen bedeute dies eher spinnerte<br />
Ideen. Gespannt legte ich los: „Also jetzt raus damit!<br />
Du brütest doch wieder etwas aus.“ Mit stolzer Miene verkündete<br />
Henner: „Als ich gestern hier saß und auf die Sieg<br />
schaute, dachte ich mir: Aus diesem schönen Stück Fluss<br />
müsste doch mehr zu machen sein!“ Jetzt war ich gespannt.<br />
Henner war ja immer für etwas Originelles gut. „Als erstes<br />
könnte man ja diese Stufen als Tribüne nutzen, für eine<br />
Regatta. Start ist am Kino an Reichwalds Ecke, Ziel beim<br />
Apollo. Zugegeben, eine Kurzregatta um den Apollo-Cup.“<br />
Ich versuchte, ernst zu bleiben, was mir aber nicht ganz<br />
gelang: „Aber der Deutschland-Achter wird hier wohl kaum<br />
Platz finden, oder?“ „Natürlich nicht, maximal Zweier-Kajak<br />
würde reichen“, erwiderte mein Freund. Er ließ seinen<br />
Blick über die gesamte Flussbreite schweifen und fuhr fort:<br />
„Und für die kleinen künstlichen Inseln habe ich auch eine<br />
Idee. Siegen ist ja eine Stadt mit Statuen, Skulpturen<br />
und Denkmälern. Allen voran Bergmann und Hüttenmann<br />
und der Berliner Bär. Da hätte ich ein neues zusätzliches<br />
Wahrzeichen: Auf eine Insel gehört ein kleiner Leuchtturm,<br />
allein der Sicherheit wegen. Mittelfristig sehe ich auch,<br />
dass der Fluss als Verkehrsweg genutzt werden sollte.“ Ich<br />
konnte meine Ironie nicht mehr zügeln: „Ach so, eine Weiße<br />
Flotte für Siegen, Containerschiffe, die vom Kreuztaler<br />
Umschlagbahnhof kommen, Fähren usw“, frotzelte ich. Pikiert<br />
entgegnete mein Freund: „Nimm meine konstruktiven<br />
Ideen doch einmal ernst! Ich habe dabei eher an Hamburg<br />
gedacht. Die setzen jetzt im Hafen einen schwimmfähigen<br />
Bus ein. Der könnte von Weidenau bis hierhin im Flussbett<br />
fahren. Das wäre eine Superattraktion für unsere Stadt und<br />
würde zudem noch die VWS entlasten.“<br />
Beeindruckt, aber keineswegs überzeugt fragte ich:<br />
„Toll, aber wie beurteilst du die Realisierungsmöglichkeiten?“<br />
„Das Leuchtturmprojekt ließe sich sofort verwirklichen“,<br />
erklärte Henner, „für die Regatta und den<br />
Flussbus sind noch Vorarbeiten nötig: Das Flussbett müsste<br />
von großen Steinen befreit und vertieft werden. Für dieses<br />
Projekt habe ich sogar schon einen zugkräftigen Namen<br />
gefunden: Siegen – die Stadt mit Tiefgang. Panta rhei! Und<br />
ich habe einen Traum: Wie schön wäre es, wenn wir von<br />
hier mit Kreuzfahrtzubringerschiffen nach Rotterdam mit<br />
Anschluss in die Karibik fahren könnten.“ Nach diesem<br />
kreativen Stadtspaziergang kam ich nicht umhin, meinen<br />
Freund Henner auf ein Bier einzuladen. <br />
<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 43
Gesellschaft<br />
Wie fühlt sich denn das an?<br />
Auf einmal bist du 75! Das hat sich wohl schon länger<br />
angebahnt, aber trotzdem stehst du plötzlich da<br />
mit dieser abstrakten Zahl und musst dich damit<br />
auseinandersetzen. Laut Statistik bist du jetzt stärker Demenz<br />
gefährdet und außerdem solltest du überprüfen lassen,<br />
ob du noch fahrtauglich bist, weil du ja abbaust. „Wenn<br />
du nicht mehr Autofahren kannst, dann bist du wirklich alt“,<br />
meint ein Bekannter von mir. Und das geht so weiter: Die<br />
75 als Schallgrenze für allgemeine Lebenstauglichkeit, das<br />
ist starker Tobak und eine gewaltige Herausforderung.<br />
Foto: Rita Petri<br />
„Nein“, so der freundliche Kommentar wohlmeinender<br />
Mitmenschen „ das hätte ich jetzt nicht gedacht, so alt wirkst<br />
Du doch gar nicht!“ „Dann schau doch mal genau hin“, ist<br />
in der Regel meine Antwort. „Ja, aber…“ und ich überlege<br />
schon: Ist das jetzt ein Kompliment oder bin ich vielleicht in<br />
meiner Entwicklung stehen geblieben? Der Spiegel schönt<br />
nichts. Die Entschleunigung meiner Bewegungen und Gedanken<br />
ist nicht zu übersehen, und die diversen anderen<br />
Defizite sind auch immer schlechter zu vertuschen. Die 75<br />
Lebensjahre sind nicht weg zu diskutieren!<br />
Mir kommt ein etwas merkwürdiger Vergleich in den<br />
Sinn: das Altwerden und die Pubertät. In beiden Lebensphasen<br />
verändert sich der eigene Körper spürbar und auch<br />
für alle sichtbar, nur Geist und Seele sind nicht auf gleicher<br />
Höhe. Sie hinken oft noch hinterher. Das fühlt sich gar nicht<br />
gut an, weder im Alter noch in der Jugend. Der Unterschied:<br />
Die Jugend startet durch in eine verheißungsvolle, erwachsene<br />
Zukunft – und das Alter? Wo führt das hin? Da versucht<br />
man eher stehen zu bleiben und den „Fortschritt“ so<br />
lange wie möglich hinauszuzögern.<br />
Wir Alten haben den größten Teil dieser „verheißungsvollen<br />
Zukunft“ bereits gelebt, mit allen Höhen und Tiefen.<br />
Die Einen schauen zufrieden zurück, andere eher unzufrieden,<br />
wenn nicht gar verbittert. Das ist der Stand der Dinge.<br />
Doch nun, wie das Kaninchen auf die bewusste Schlange,<br />
nur noch auf das sich unweigerlich nähernde Ende zu<br />
starren, das ist eine unverzeihliche Vergeudung der noch<br />
geschenkten Lebenszeit! Das geht gar nicht.<br />
Aber wie fühlt sich das Leben nun an mit 75, mit all<br />
den kleinen und auch größeren Einschränkungen im Alltag,<br />
gesundheitlich und finanziell? Schmälern sie nicht meine<br />
angebliche „Lebensqualität“? Müsste ich mich deshalb<br />
nicht schlecht fühlen? Sie scheint ja gut gemeint, die Sorge<br />
um diese Lebensqualität. Aber wer setzt den Maßstab? Was<br />
wird mir da eingeredet? Es ist ein fragwürdiger Begriff. Ich<br />
will mich nicht ständig darum kümmern, wie ich mich mit<br />
meinen Defiziten wieder auf das Niveau einer 60- oder gar<br />
50-Jährigen bringe. Das funktioniert nicht. Das bedeutet<br />
Stress. Andere verdienen sich eine goldene Nase an den Bemühungen<br />
der „Silveraged-Generation“ vermeintlich mehr<br />
Lebensqualität zu schaffen. Ungeachtet dessen ist dieser<br />
Begriff eine bekloppte Verniedlichung.<br />
„Don’t cry over spilled milk!“ – „Weine nicht über<br />
verschüttete Milch!“ Ein mir lieb gewordenes britisches<br />
Sprichwort. Was nicht mehr zu retten ist, aufgeben, Vergangenes<br />
loslassen und sich Neuem zuwenden. Diese<br />
Ratschläge sind nicht neu. Nein, ich gebe nicht sofort<br />
auf, wenn sich neue Probleme zeigen. Da nehme ich<br />
gerne die segensreichen Möglichkeiten der modernen<br />
Medizin in Anspruch: Meine neue Hüfte schenkt mir<br />
fast die alte Beweglichkeit zurück. Natürlich nehme ich<br />
44 durchblick 2/<strong>2016</strong>
Medikamente, um all das was sonst noch so im Argen<br />
liegt aufzufangen, so gut es eben geht. Aber es gibt auch<br />
Dinge, von denen ich mich endgültig verabschiede, und<br />
das fühlt sich gut an!<br />
Da kommt mir natürlich mein dreiviertel Jahrhundert<br />
Lebenszeit sehr zur Hilfe: Kein Mensch erwartet von mir,<br />
dass ich noch 500 km alleine mit dem Auto fahre. Das war<br />
durchaus auch früher schon Stress, aber den kann ich mir<br />
jetzt beruhigt sparen: Ich bin ja alt! Schwieriger wird es<br />
schon bei der viel gepriesenen sportlichen Fitness im Alter.<br />
Wenn ich da meine Körpersignale nicht ernst nehme, grenzt<br />
das an Selbstverstümmelung. Auch hier gilt: Ich muss mir<br />
und anderen nichts mehr beweisen. Das ist eine sehr entlastende<br />
Erkenntnis, und auch das fühlt sich gut an!<br />
Ich kann mir aussuchen, mit wem und wie ich meine<br />
freie Zeit gestalte, was ich unternehmen möchte, wo ich<br />
mich engagieren will und wo nicht. Es ist eine wunderbare<br />
Erkenntnis, dass ich die Welt nicht mehr retten muss, aber<br />
mich noch einbringen kann. Mein Wissen und meine Erfahrung<br />
sind gefragt, z. B. bei der Entwicklung moderner<br />
Kommunikationstechnologien und deren Nutzung für Ältere.<br />
Da bin ich doch auf dem richtigen Dampfer.<br />
Die grauen Haare und dazu meine unzähligen Lachfalten<br />
verschaffen mir in manchen Lebenssituationen auch<br />
eine gewisse Narrenfreiheit: Wenn ich heute unbeschwert<br />
flirte, dann missversteht das niemand mehr. Der Umgang<br />
mit dem anderen Geschlecht ist viel lockerer und unbefangener<br />
geworden, denn wir Alten sind ja „Jenseits von Gut<br />
und Böse“. So denkt man jedenfalls...<br />
Dass das Alter nicht vor Torheit schützt, wissen wir. Aber<br />
ist es eine Torheit, sich im Alter noch einmal zu verlieben?<br />
Für junge Menschen schwer vorstellbar, aber das Alter ist ja<br />
keineswegs unerotisch. Es dann einfach genießen, die eigene<br />
Lebendigkeit zu spüren, das fühlt sich sehr gut an! Wer Sorge<br />
um den „guten Ruf“ hat muss es ja nicht an die große Glocke<br />
hängen. Die kleinen Geheimnisse im Alter sind wie ein<br />
Jungbrunnen, und träumen darf man ja. Das Alter und die hohe<br />
Lebenserfahrung werden uns schon vor der jugendlichen<br />
Torheit falscher Erwartungen schützen, denken wir... Wenn du<br />
aber dann unerwartet das Signal erhältst: „Ich finde dich auch<br />
attraktiv!“, dann hast du auch mit 75 noch dieselben Schmetterlinge<br />
im Bauch wie mit 20. Wahrscheinlich sind es doch eher<br />
neue, denn Schmetterlinge leben ja nicht so lange. Oder sind<br />
es jetzt Nachtfalter?<br />
Ich kokettiere gerne mit meinem Alter. Wer jahrelang<br />
als „die Alte“ in einem jungen Team gearbeitet hat, nutzt<br />
das als „Überlebensstrategie“. Wie leicht ist es, kleine<br />
Schwächen aufs Alter zu schieben. Habe ich etwas vergessen:<br />
„Oh, Verzeihung, das Alter!“ Habe ich etwas verlegt<br />
und suche verzweifelt danach: „Das passiert eben<br />
im Alter“ usw. Natürlich ist mir das früher auch häufig<br />
passiert, aber da war ich einfach schusselig und unkonzentriert,<br />
das erntete eher Kopfschütteln, jetzt wird es<br />
akzeptiert… Voraussetzung ist natürlich, zu seinem Alter<br />
zu stehen, es mit Humor zu nehmen. Wie könnte ich<br />
sonst über die Komik so mancher Situation lachen? Das<br />
hilft auch den Jüngeren, es etwas lockerer zu nehmen mit<br />
den „schrulligen“ Alten. <br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 45
Da sind auch die Gefühle, die weder gut noch schlecht<br />
sind, sondern existenziell! Es sind die diffusen Ängste<br />
vor einer ungewissen Zukunft und konkrete Ängste bei<br />
gesundheitlichen Problemen. Angst vor dem Verlust der<br />
Selbstständigkeit, vor dem Verlust der Identität z.B. durch<br />
Demenz. Mit 75 ist das Wissen um die Gefährdung des Lebens<br />
unterschwellig immer wach. Die Erfahrung weiß um<br />
die Unvorhersehbarkeit, die Unplanbarkeit der Ereignisse.<br />
Alle Gefühle, die unbestimmten und die konkreten Ängste,<br />
die großen und kleinen Glücksmomente, die öden Phasen<br />
der Langeweile, die empfundene Einsamkeit aber auch die<br />
Gesten von Zuneigung werden bewusster, intensiver wahrgenommen.<br />
In dieser Gemengelage von oft gegensätzlichen<br />
Gefühlen sehnt man sich im Alter manchmal nach mehr<br />
Gelassenheit.<br />
Und, wie fühlt sich das an, Gelassenheit? Diese souveräne<br />
innere Ruhe in aufregenden oder angstbesetzten<br />
Situationen? Wie kann sie zu einem tragenden Lebensgefühl<br />
werden? Kann ich es einfach abrufen, wenn ich es<br />
brauche? Die Antwort liegt vielleicht im Wort selbst verborgen:<br />
Lassen, ich lasse mich, ich lasse etwas nicht zu,<br />
lasse etwas los, ich überlasse etwas anderen, ich ver-lasse<br />
mich auf…. Habe ich in meinem Leben etwas worauf ich<br />
mich verlassen oder jemanden auf den ich mich verlassen<br />
kann? Worauf verlasse ich mich jetzt? Wie gewinne ich<br />
Ge-lassen-heit?<br />
Manchmal wünsche ich mir das naive Vertrauen meiner<br />
Kindheit, die selbstverständliche Frömmigkeit früher Jahre<br />
zurück, wie die unerschütterte Gewissheit, dass da Einer ist<br />
„… der mich liebt und der mich kennt und bei meinem<br />
Namen nennt“, der mich beschützt und auf den ich mich<br />
immer verlassen kann. Die Kinderabendgebete bringen<br />
das sehr schön zum Ausdruck. Manchmal bete ich sie heute<br />
wieder: „Müde bin ich, geh‘ zur Ruh, schließe beide<br />
Augen zu. Vater, lass die Augen Dein über meinem Bette<br />
sein …“ oder „Lieber Gott nun schlaf ich ein…“, darin<br />
ist alles gesagt. Dann spüre ich dem nach, was mich als<br />
Kind so beruhigt hat: Schön! Lässt sich das zurückholen,<br />
wieder finden? Was ist in den Jahren aus diesem Vertrauen<br />
geworden?<br />
Es ist so viel geschehen. Wege, die mich weit fortgeführt<br />
haben von dem was da früher war sind unumkehrbar.<br />
Aber ich habe eine Ahnung, dass etwas geblieben ist, ein<br />
verborgenes Fundament und dass es sich lohnt, danach zu<br />
suchen. Vielleicht ist das eine Chance, sie zu finden, die<br />
neue Gelassenheit?<br />
Wenn ich heute den Tag beschließe mit dem wunderschönem<br />
Abendlied von Matthias Claudius: „Der Mond ist<br />
aufgegangen…“, dann ist es für diesen einen Augenblick<br />
wieder da, das Gefühl der Kindheit, ohne es hinterfragen<br />
zu müssen, nach diesem dreiviertel Jahrhundert Lebenszeit,<br />
und das fühlt sich gut an!<br />
Anne Alhäuser<br />
Der Mond ist aufgegangen,<br />
die goldnen Sternlein prangen<br />
am Himmel hell und klar.<br />
Der Wald steht schwarz und schweiget<br />
und aus den Wiesen steiget<br />
der weiße Nebel wunderbar.<br />
Wie ist die Welt so stille<br />
und in der Dämmrung Hülle<br />
so traulich und so hold.<br />
Als eine stille Kammer<br />
wo ihr des Tages Jammer<br />
Verschlafen und vergessen sollt.<br />
Seht ihr den Mond dort stehen?<br />
Er ist nur halb zu sehen<br />
und ist doch rund und schön.<br />
So sind wohl manche Sachen,<br />
die wir getrost belachen,<br />
weil unsre Augen sie nicht sehn.<br />
Wir stolzen Menschenkinder<br />
sind eitel arme Sünder<br />
und wissen gar nicht viel.<br />
Wir spinnen Luftgespinste,<br />
und suchen viele Künste<br />
Und kommen weiter von dem Ziel.<br />
Gott, lass dein Heil uns schauen,<br />
auf nichts Vergänglichs trauen,<br />
nicht Eitelkeit uns freun.<br />
Lass uns einfältig werden<br />
und vor dir hier auf Erden<br />
wie Kinder fromm und fröhlich sein.<br />
Wollst endlich sonder Grämen<br />
aus dieser Welt uns nehmen<br />
durch einen sanften Tod.<br />
Und wenn du uns genommen,<br />
lass uns in‘ Himmel kommen,<br />
du unser Herr und unser Gott.<br />
So legt euch denn ihr Brüder<br />
in Gottes Namen nieder,<br />
kalt weht der Abendhauch.<br />
Verschon uns Gott mit Strafen<br />
und lass uns ruhig schlafen.<br />
Und unsern kranken Nachbarn auch.<br />
Matthias Claudius<br />
46 durchblick 2/<strong>2016</strong>
Unterhaltung<br />
Nachtfalterbesuch<br />
Langsam versank die Sonne hinter dem Wald und das<br />
glühende Rot des Abendhimmels verblasste. Die Solarsterne<br />
in den Blumenkästen strahlten jetzt heller.<br />
Zum Lesen spendeten sie allerdings nicht genug Licht. Also<br />
legte ich die Postkarte zwischen die richtigen Seiten meines<br />
Buches, klappte es zu, steckte die Kerze im Windlicht an und<br />
setzte mich wieder in die Hollywoodschaukel.<br />
Ein großer Nachtfalter umkreiste mehrmals den blau<br />
leuchtenden Stern und landete auf der Petunie. „Mmmm“,<br />
brummte ich und dachte, „passiert sein kann ihm nichts,<br />
dazu war der Abstand zum Licht zu groß. – Ob er es gleich<br />
noch mal versucht?“ Es dauerte auch nur wenige Augenblicke,<br />
bis er seinen nächsten Besuch startete. In enger werdenden<br />
Kreisen umgaukelte er den Stern und klammerte<br />
sich dann an den Stiel. „Ob die Hitze für seine zarten Flügel<br />
doch zu groß gewesen war? Oder sammelte er vielleicht<br />
nur neue Kräfte?“<br />
Zwei kleinere Falter erschienen und umkreisten das<br />
Windlicht. Ich schob es zur Tischkante und nahm den<br />
Glaszylinder ab. Er bot zwar einen gewissen Schutz für<br />
das auf das Licht zu fliegende Tier, das nicht früh genug<br />
die Kurve bekam, doch sollte es in die Öffnung plumpsen,<br />
käme jede Hilfe zu spät. Der große Falter startete jetzt<br />
auch Richtung Kerze. „Sei vorsichtig“, murmelte ich.<br />
„Du bist so schön mit deinen beiden Augen gleichenden<br />
Punkten auf den Flügeln“. Als hätte er die Warnung gehört,<br />
umschwebte er zwar mehrmals die Kerze, hielt aber<br />
Abstand, besuchte noch den Solarstern und verschwand<br />
dann in der Dunkelheit. Allerdings tauchte er bald wieder<br />
auf, umkreiste meine Tischleuchte, flog hinüber zum Balkonkasten<br />
und landete auf einem Geranienblatt unter dem<br />
Leuchtstern. Er schien sich dort wohl zu fühlen, denn er<br />
breitete seine Flügel aus.<br />
Die „Augen“ und die Zeichnung der unterschiedlichen<br />
schwarzen und weißen Punkte auf der Oberseite seiner<br />
Flügel konnte ich dadurch gut erkennen. „Zu welcher<br />
besonderen Art gehörst du wohl? Aber fotografieren, um<br />
später deinen Namen heraus zu finden, verscheucht dich<br />
und das will ich nicht.“ Wahrscheinlich würde ich die Namensuche<br />
sowieso aufgeben, denn die 100.000 Arten von<br />
großen und kleinen Schmetterlingen im Internet ansehen<br />
Foto: Gudrun Neuser<br />
und mit meinem Amateurfoto vergleichen, wäre mir bestimmt<br />
bald zu anstrengend. Außerdem schaden die Flatterer<br />
ja niemanden. Sie ernähren sich vom Nektar der Blüten<br />
und tragen in ihren feinen Härchen die Pollen weiter zu<br />
anderen Blumen.<br />
Ein Windstoß zauste die Balkonblumen und fegte den<br />
Nachtfalter weg. Doch er kam zurück und setzte sich wieder<br />
auf „sein“ Blatt. Die flackernde Kerzenflamme gefiel ihm<br />
aber wohl noch besser, denn er startete in ihre Richtung, umkreiste<br />
sie einmal und stieß dann im Sturzflug auf sie hinab.<br />
Mein Warnschrei: „Bieg ab!“ und meine wedelnde Handbewegung<br />
waren vergeblich. Er kam dem Feuer jedoch zu nah<br />
und trudelte vor dem die Wand schmückenden Efeu auf den<br />
Boden. Ich atmete tief und beobachtete noch einige Minuten<br />
die „Absturzstelle“. Er tauchte nicht auf. Traurig verzog ich<br />
mich ins Wohnzimmer vor den Fernseher und hoffte, dass<br />
der Falter später doch noch wegfliegen würde.<br />
Nachts träumte ich von einem Schmetterlingshaus, in<br />
dem Falter, beleuchtete Blütenkelche und Kerzenflammen<br />
miteinander tanzten und sah morgens sofort nach, ob der<br />
hübsche Kerl sich über Nacht erholte hatte. – Er war verschwunden!<br />
Wilma Frohne<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 47
Die außergewöhnliche Liebe<br />
Wussten Sie, liebe Leserin, verehrter Leser, dass<br />
ein besonders bissiger Hund früher zur Wildschweinjagd<br />
eingesetzt wurde? Aus dieser Zeit<br />
rührt wahrscheinlich auch der Begriff „Sauhund“ bzw.<br />
„Schweinehund“ her? Es lag daher nahe, dass diese Bezeichnung<br />
irgendwann auch für freche oder gehässige Menschen<br />
als Schimpfwort übernommen wurde. Und jüngst<br />
kamen wir in unserer Familie in die Situation, uns in besonderer<br />
Weise mit dem Begriff auseinanderzusetzen. Aber<br />
ich fange von vorne an.<br />
Vor nunmehr drei Jahren kam Eddy in unser Haus. Der<br />
Ursprungsgedanke bei mir war damals schon die Angst<br />
vor den Schwarzkitteln, deren zerstörerischen Spuren ich<br />
auf meinen Wanderungen sah. Ein kleiner frecher Terrier,<br />
so dachte ich, sei ein idealer Weggefährte und Beschützer.<br />
Doch ich hatte mich geirrt. Schnell stellte sich heraus, dass<br />
er mich keineswegs beschützen würde. Stattdessen nährte<br />
sein Verhalten den Verdacht, dass er die Begabung habe, jeden<br />
Angreifer fröhlich mit dem Schwanz wedelnd als Spielgefährten<br />
zu begrüßen. Und was die Schwarzkittel betrifft,<br />
sollte sich diese Vermutung tatsächlich einmal erfüllen.<br />
Schnell stellten wir fest, unser Eddy ist ein eigenartiger<br />
Geselle. Ganz besonders reizt er sein Herrchen zu außergewöhnlich-psychologischen<br />
Hunde-Studien. Es wurde seitdem<br />
nicht langweilig. Frauchen muss nun häufiger putzen.<br />
Eddy schleppt mehr Schmutz ins Haus als unsere beiden<br />
Enkel und ein Hund lässt sich nichts sagen! Seitdem Eddy<br />
weiß mit welchen Blick er sein Herrchen verzaubern<br />
kann, werden Machtworte zum Kuschelkurs und Frauchen<br />
hat verloren. Eddy ist flink und sobald sich eine Tür öffnet<br />
wird er zu einem blitzartigen Geschoß. Egal ob raus oder<br />
rein, der Hund ist zu Herrchens Leidwesen nicht zu halten.<br />
Er holt sein Halsband vom Schuhschrank und signalisiert<br />
„jetzt will ich raus“ und bevor Herrchen ihn an die Leine<br />
legt ist er schon über alle Berge. Für Abendstunden wurde<br />
extra ein Blink-Leuchtehalsband angeschafft, damit er sehen<br />
kann, in welche Richtung der Hund entschwunden ist.<br />
Nach langen Spaziergängen wurde es zu einem Ritual,<br />
das Herrchen seinen Liebling schon an der Kellertür<br />
empfängt. Als erzieherische Maßnahme gedacht gefiel es<br />
unserem Hund sofort. Ja, er wartet geduldig bis Herrchen<br />
für die Dusch-Wellness-Prozedur vor ihn in die Knie geht<br />
und ihn shampooniert, frottiert und anschließend sogar<br />
föhnt. Mit der Meinung, dass Eddy etwas sehr verwöhnt sei,<br />
stehe ich, das Frauchen vollkommen allein. Anfangs hatte<br />
ich noch gemeckert, finde es jetzt sehr sinnvoll und nehme<br />
sogar in Kauf, dass zuweilen mein Shampoo oder Duschgel<br />
für Herrchens Hundele zweckentfremdet wird. Unser<br />
Eddy liebt das Wasser. Kaum draußen planscht er durch<br />
den nahen Heckenbach, durch das matschig, sumpfige Gelände<br />
des Bachbiotops und mit seinen kurzen Beinen hängt<br />
48 durchblick 2/<strong>2016</strong><br />
Foto: Marie Schröder
er meistens bis unterm Bauch im Schlamm und Dreck. Irgendwann<br />
stellten wir fest: Eddy „pubertiert“ oder waren es<br />
seine ersten Frühlingsgefühle? Alles, was wir ihm langsam<br />
und mühevoll antrainiert hatten, war weg. Er hörte nicht<br />
mehr, er fraß tagelang nicht und selbst Herrchen war mit<br />
seinem Latein am Ende. Mit dem Hund war nichts mehr anzufangen.<br />
Er verschmähte sogar seine gemütliche Kuhle im<br />
Sessel und blieb teilweise einfach stocksteif wie tot im Garten<br />
liegen. Herrchen musste ihn mehrfach „reanimieren“.<br />
Sprach behutsam auf ihn ein, redete ihm gut zu, manchmal<br />
aber auch sehr verärgert. Einige Nächte verbrachte unser<br />
Hund vollkommen beleidigt in unserer Toilette und knurrte<br />
äußerst bös-verärgert, wenn man ihn in seiner Stimmung<br />
stören musste. Und plötzlich war er weg. Wir riefen, pfiffen<br />
und suchten, er blieb einen ganzen Nachmittag verschollen.<br />
„Wo ist bloß Eddy?“ fragten unsere Enkel. Opa meinte: „Na<br />
ich glaube, langsam wird er ein Mann. Sicherlich hat er sich<br />
eine Freundin angelacht!“ „Nun kuschelt und schmust er<br />
mit ihr?“, fragte Matti und hielt ganz erschreckt die Luft<br />
an. „Ach du je! Dann machen sie lauter Hundebabys und<br />
eines Tagen kommen die alle her und fragen, wo ist unser<br />
Vater!“ Die Phase ging vorüber. Eddy wurde wieder normal.<br />
Marie, unser Nachbarsmädel, war vom ersten Tage an<br />
die große Liebe unseres Hundes. Lustig anzusehen, wenn<br />
Marie hoch zu Ross durch die Kalteiche reitet und der kleine<br />
Eddy tappelt mit seinen etwas schräggestellten, kurzen<br />
Beinen nebenher.<br />
In diesem Jahr erleben wir eine neue Kuriosität. Bei<br />
schlechtem Wetter mochte unser Hund nicht mehr vor die<br />
Tür gehen. Ganz extrem wurde es, als dann auch noch die<br />
winterliche Kälte einsetzte. Marie hatte Erbarmen und<br />
erstand ein rotes Mäntelchen. Nicht zu glauben, unserem<br />
Hund gefiel es! Ganz schnieke und fein gemacht, wedelte<br />
sein Schwänzchen und er zappelte den nun mollig-warmen<br />
Ausflügen mit Marie entgegen. Und seit jenen Tagen erlebte<br />
unser Eddy ein neues weibliches Wesen. Hedwig hat<br />
Eddys Herz erobert! Frische Frühlingsgefühle? Schmetterlinge<br />
im Bauch? Seine Hormone tanzen Tango? Er hegte<br />
gar keine Sympathien für alle anderen Hundedamen in der<br />
Umgebung. Selbst Schnüffelspaziergänge waren nicht aktuell.<br />
Er, der begeistert im Auto mitfährt, hopst beschwingt<br />
ins Fahrzeug, wenn es zu Hedwig geht und er hechelt seiner<br />
Herzensdame entgegen. Per Smartphon sahen wir die ersten<br />
Fotos der jungen Liebe und waren total perplex. Hedwig<br />
ist ein Frischling! Durch einen tragischen Verkehrsunfall<br />
verlor eine Wildschweinmama ihr Leben. Sie hinterließ<br />
ein Waisenkind und Marie fand das gestreifte Bündelschen<br />
vereinsamt im Wald. Mühevoll päppelte sie das Baby mit<br />
der Flasche groß und nannte es Hedwig. Noch sehen sie<br />
beide putzig aus, wenn sie miteinander spielen. Hedwig<br />
entwickelt sich gut, ist nun nach einigen Wochen enorm<br />
gewachsen. Langsam beginnt sie eigenwillig in Teenager-<br />
Mentalität ihre Umwelt aufzumischen. „Oh, oh“, sinnierte<br />
nun unser kleiner Enkel und dachte scheinbar an das letzte<br />
Jahr, als Opa erklärte: Eddy wird langsam ein Mann! „Oh,<br />
oh, oh! Wenn Eddy jetzt so verliebt mit Hedwig schmust<br />
und kuschelt...., hoffentlich kriegen wir keine kleinen<br />
Schweinehundebabys!“ Eva-Maria Herrmann<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 49
Mein alter Freund<br />
„Steiner“<br />
Neulich, an einem dieser schönen Sonnentage, verbrachte<br />
ich mit ein paar Freunden den Nachmittag<br />
in unserem Garten. Irgendjemand fragte nach unseren<br />
alten Holzliegestühlen. „Ja natürlich haben wir sie noch,<br />
die stehen seit ewigen Zeiten im Holzschuppen, am Ende der<br />
Obstbaumwiese“, gab ich bekannt, während ich schon dort hin<br />
lief. Bei meinem Versuch, mir durch den dunklen Schuppen<br />
einen Weg zu bahnen, musste ich erst einige Katzen verscheuchen<br />
und unendlich viele Spinnweben zerstören.<br />
Endlich fand ich in der hintersten Ecke mehrere von<br />
diesen Holzliegestühlen. Ich zerrte einige nach draußen ans<br />
Tageslicht und konnte nur noch einen, nämlich meinen „alten<br />
Freund Steiner“, wie ich ihn immer wegen seines „steinbedruckten<br />
Stoffes“ nannte, als vielleicht brauchbar erkennen.<br />
Also klemmte ich ihn mir umständlich unter den Arm.<br />
Doch während des Tragens rutschte eine Stütze herunter und<br />
schlug mir genau in meine Kniekehle. Das tat vielleicht weh!<br />
Tapfer ignorierte ich den Schmerz, und<br />
nach kurzem Überlegen peilte ich den<br />
zurzeit sonnigsten Platz auf unserer<br />
Wiese neben dem Haus an. So, hier<br />
sollte er nun stehen. Oder doch vielleicht<br />
noch ein Stück näher zur Gartenmauer?<br />
Nein, nun glaubte ich unter<br />
den Wäscheleinen wäre der bessere<br />
Platz. Zum Glück erkannte ich noch<br />
früh genug, das dort viel zu viele Bodenunebenheiten<br />
waren. Immer noch unschlüssig<br />
suchend nach dem perfekten<br />
Standort, bemerkte ich plötzlich, dass<br />
meine Freunde, die inzwischen auf<br />
der Gartenmauer in der Sonne saßen,<br />
mich amüsiert beobachteten. Spontan<br />
entschied ich, den Liegestuhl jetzt genau<br />
dort zu platzieren, wo ich stand.<br />
Ja, und nun begann die Auseinandersetzung<br />
mit der Aufstelltechnik: Nach<br />
mehreren Versuchen entfaltete sich der<br />
Liegestuhl nach allen Seiten fast wie<br />
ein Fächer und klemmte mir prompt<br />
einen Finger ein. Autsch!<br />
Schnell entschied ich, mir nichts<br />
anmerken zu lassen. Während ich gehandicapt in einem<br />
neuen Versuch bemüht war die Armlehnen nach oben zu arbeiten,<br />
hakte sich eine Strebe so aus, dass ich sie nicht über<br />
das Kopfteil bekam. Eigentlich muss sie auch gar nicht darüber!<br />
Ich drückte sie feste in die Holzzähne und stellte dann<br />
enttäuscht fest, dass dieses auch nicht der richtige Weg war.<br />
Aufkommende Wut über mich selbst, ließ mich das Gelächter<br />
meiner Freunde nur ganz entfernt hören. „Wieso<br />
bin ich zu blöd einen Liegestuhl aufzustellen?“, fragte ich<br />
mich, während ich meine Hand mit dem gequetschten Finger<br />
versteckt nach oben hielt, um das unaufhörliche Pochen<br />
zu lindern. Nun benutzte ich meinen linken Fuß, um den<br />
Liegestuhl zur Seite zu schleudern. Mein Erstaunen über<br />
die Tatsache, wie schnell er perfekt zusammenklappte, ließ<br />
das Schmerzgefühl in meinem Fuß gar nicht richtig zum<br />
Ausbruch kommen. „Oh Gott, wie peinlich!“, schoss es mir<br />
durch den Kopf.<br />
Foto:Ulla D'Amico<br />
50 durchblick 2/<strong>2016</strong>
In diesem Augenblick kam Otto dazu und erklärte mir,<br />
vom Liegestuhlaufstellen etwas zu verstehen. War auch<br />
tatsächlich so! Nach kürzester Zeit stand das Prachtstück<br />
perfekt neben mir und lauschte dem noch eine ganze Weile<br />
dauernden Gespräch von uns beiden. Als ich dann endlich<br />
jemandem den Liegestuhl zum Benutzen hätte anbieten<br />
können, stand dieser komplett im Schatten. Auch das<br />
noch! Aber für mich war in diesem Moment klar, dass ich<br />
ihn auf keinen Fall, auch nur um einen Zentimeter, noch<br />
in irgendeine Richtung mit einem meiner Körperteile bewegen<br />
würde.<br />
Lächelnd humpelte ich nochmals in den Schuppen,<br />
kämpfte mich mit schmerzverzerrtem Gesicht in die hinterste<br />
Ecke und ergatterte noch eine Fußstütze. Diese schwang<br />
Der Mann im Haus<br />
von Edith Maria Bürger<br />
Wenn Mutter in der Küche steht,<br />
der Duft vom Braten sie umweht,<br />
schließt Vater lobend mit Gebühr<br />
doch schnellstens hinter sich die Tür.<br />
Denn dass er nicht nach Braten stinke,<br />
drum macht er baldigst winke, winke.<br />
Doch ist das Gute durchgegart,<br />
er kaum die Ruhe noch bewahrt.<br />
Da wird er bald zum Kochtopfgucker<br />
mit einem Schluckauf- Dauerschlucker.<br />
Bald ist das Essen angerichtet,<br />
ein milder Wein wird auch gesichtet.<br />
Was schnell verzehrt in einem fort<br />
gleicht fast schon einem Weltrekord<br />
bis sich der Hals nach Neuem reckt,<br />
hört man sehr deutlich wie es schmeckt.<br />
Und als der Bauch schon kugelrund,<br />
beleckt der Vater seinen Mund,<br />
und murmelt matt mit voller Schnute:<br />
,,Mein liebes Frauchen, meine Gute!“<br />
ich einhändig wie eine Trophäe zum Liegestuhl und musste<br />
dann allerdings enttäuscht feststellen, dass die beiden Teile<br />
absolut nicht zueinander gehörten. Auch wurde mir in diesem<br />
Moment erst so richtig bewusst, dass mein „Steiner“<br />
ganz einsam da stand. Diesen Anblick konnte ich nicht länger<br />
ertragen. Beherzt ergriff ich seine Lehne, zog ihn in Richtung<br />
Sonne und: KLAPP! Da lag er nun, flach wie ein Bilderrahmen!<br />
Ein wirklich trauriger Anblick. Sicher wären bei mir<br />
noch ein paar Tränen gekullert, wenn da nicht das schallende<br />
Gelächter meiner Freunde im Hintergrund gewesen wäre.<br />
Schnell setzte ich mich zu ihnen auf die Gartenmauer und genoss<br />
mit ihnen die warmen Sonnenstrahlen. Abends brachte<br />
ich „Steiner“ dann wieder in den Holzschuppen und versprach<br />
ihm, ihn bald wieder hervor zu holen. Ulla D’Amico<br />
Er gibt ihr nun zum guten Schluss<br />
treu lächelnd einen dicken Kuss.<br />
Er hebt nun schleppend seine Glieder<br />
zur Couch, und legt sich schnaufend nieder.<br />
Was in der Küche nun passiert,<br />
ihn doch im Traum nicht interessiert.<br />
Wenn er nach Stunden aufgewacht,<br />
ist alles wieder blank gemacht.<br />
Als kluge Frau denkt sie im Stillen,<br />
am nächsten Sonntag wird er grillen.<br />
Denn so komisch, wie es klingt,<br />
das tut er gern, auch wenn er stinkt.<br />
Dann ist er voll im Element,<br />
sieht zu, dass keine Wurst verbrennt,<br />
und wenn die Koteletts richtig schmurgeln,<br />
wird er derweil mit Bierchen gurgeln.<br />
Der lieben Frau sei hier gesagt,<br />
was hier passiert, ist nicht gewagt,<br />
denn gerne spielt der Mann mit Feuer,<br />
das alles ist ihm sehr geheuer.<br />
Es weckt in ihm den Urinstinkt,<br />
wenn er die Messer wetzt und schwingt‘<br />
und er von Beutefleisch umringt,<br />
ist‘s ihm egal, auch wenn er stinkt.<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 51
Unterhaltung<br />
Die unverstandenen Nachrichten<br />
Foto:Ulla D'Amico<br />
Die Zeiten, dass meine Hände zitterten, wenn ich<br />
zum Handy griff, sind Gott sei Dank vorbei. Ich habe<br />
nämlich in einem Volkshochschul-Kurs Nachhilfe<br />
genommen. Seitdem sage ich DU zu diesem Gerät<br />
und seinen Tasten. Ja, heute danke ich seinem Erfinder und<br />
genieße es, Jedermann an fast jedem Ort jederzeit erreichen<br />
zu können. Man kann ja sogar, unter Beachtung der<br />
Nebengeräusche, schnell herausfinden, wo die Kinder sich<br />
gerade befinden.<br />
Einmal hatte ich unsere Jüngste aus einem, wie ich<br />
glaubte, unseriösen Film, herausgeholt. Kurz nach diesem<br />
Zwischenfall bemerkte ich, dass mein Handy, übrigens<br />
nicht mehr so das allerneueste Modell, irgendwie nicht richtig<br />
funktionierte. Ich brachte es zum Überprüfen weg und<br />
bat meine Tochter Karo, mir doch ihres für zwei Tage zu leihen.<br />
Die Ausleihgebühr, in Form eines Eisgutscheines, die<br />
ich im Voraus zahlte, hatte ihre sofortige Einwilligung zur<br />
Folge. Was sie allerdings nicht bedacht hatte, war, dass ich<br />
ja nun Gelegenheit hatte, all ihre eingehenden Nachrichten<br />
zu lesen. Also, nicht das ich überaus neugierig war…doch<br />
als während des Kaffeetrinkens bei Frau Stock, mehrfach<br />
ein unüberhörbarer Brummton den Eingang einer Nachricht<br />
signalisierte, griff ich schließlich zum Leihhandy um<br />
nachzuschauen, ob da vielleicht eine wichtige Mitteilung<br />
für Karo angekommen war.<br />
Es gab tatsächlich einige Nachrichten, doch die schienen<br />
aus einer anderen Sprachregion zu sein. Da stand zum Beispiel:<br />
„Hi Karo, lass meine Bierdeckel rüberwachsen, Basti.“<br />
Oder „Hi Karo, Date mit deinem Lover war voll krass,<br />
wurde zugeföhnt bis zum Switschen. Ciao Tini.“ Aber das<br />
war noch nicht alles. Im Speicher der Ausgangspost war<br />
alles noch rätselhafter. Karo an Evi: „WWS? Love“ und<br />
Evi an Karo: „NOK! Sorry” Was war das für eine Kommunikation?<br />
Was soll das alles heißen und mit was für Leuten<br />
hat meine Tochter bloß Umgang? Ich wollte sofort Klarheit<br />
und ging mit Frau Stock zur Volkshochschule, um die Profis<br />
aus dem „Internet-Cafe“ zu fragen. Zum Glück trafen wir<br />
da Simon, den mir bekannten Finanzbeamten im Ruhestand<br />
und seine Lebensabschnittsgefährtin Silke. Zu viert starteten<br />
wir ein quizähnliches Spiel, zur Entschlüsselung der<br />
Geheimbotschaften. „Bierdeckel, ist absoluter Klartext“,<br />
sagte Simon. „Wahrscheinlich sammelt deine Tochter diese<br />
Dinger. Das ist doch ganz harmlos!“ Ich protestierte<br />
energisch: „Die trinkt kein Bier und sammelt auch keine<br />
Deckel!“ „Ne, ne“, meinte Silke, „da steht doch, dass einer<br />
beim Friseur zugeföhnt wurde.“ Ungläubig schüttelte ich<br />
den Kopf: „Karo geht nie zum Friseur!“ Aber Silke überlegte<br />
weiter: „Was heißt denn eigentlich switschen? Vielleicht<br />
soll das zwitschern heißen. Das sagt man doch in der Ganovensprache.<br />
Also gemeint ist, jemanden verpfeifen.“ Nun<br />
wurde ich aber laut: „Jemanden verpfeifen und föhnen, das<br />
hört sich für mich wie Folter an!“ Frau Stock wollte mich<br />
beruhigen und sagte: „Das ist bestimmt ein Tippfehler und<br />
soll schwitzen heißen. Wäre doch passend wenn man unter<br />
einem Föhn sitzt.“ Aber ich ließ mich nicht so schnell von<br />
irgendetwas überzeugen und fragte weiter: „Was sagt euch<br />
denn die Abkürzung : WWS?“ Silke meinte es sofort zu<br />
wissen. „Das ist noch ein Tippfehler! Alle Internetadres-<br />
52 durchblick 2/<strong>2016</strong>
sen beginnen mit WWW.“ Doch Simon glaubte die bessere<br />
Idee zu haben: „Das könnte doch Wald- und Wiesensause<br />
heißen!“ Da meldete sich Frau Stock noch mal zu Wort:<br />
„Kürzlich habe ich in der Zeitung was über Drogen mit dem<br />
Namen „Wilde-Wolke-Saudia“ gelesen.“ Völlig aufgeregt<br />
und entsetzt meinte ich: „Das hätte ich doch längst bemerkt,<br />
wenn Karo diese Richtung interessieren würde. Vielleicht<br />
heißt es ja einfach nur: Wir-Werden- Sehen. Nur was bedeutet<br />
dann NOK mit Ausrufezeichen?“ „Na vielleicht „Nackt<br />
oder Kunst“, räumte Silke grinsend ein. „Quatsch, ich hab‘s:<br />
Nationales-Olympisches-Komitee! Vielleicht trainiert deine<br />
Tochter heimlich für die nächste Olympiade.“ Für einen<br />
Moment grübelte ich, bevor ich fragte: „Nur in welcher<br />
Disziplin?“ „Fragen sie doch Karo einfach“, schlug Frau<br />
Stock vor. Und genau das machte ich auch.<br />
Als Karo am nächsten Tag zum Mittagessen kam, lag<br />
das Handy auf ihrem Teller. „Gibt es heute kein Essen?“,<br />
fragte sie ganz erstaunt. Und so bat ich sie erst einmal um<br />
Erklärung zu all den merkwürdigen Ausdrücken. „Wieso<br />
merkwürdige Ausdrücke, ich simse doch nur mit meinen<br />
Freunden.“ Völlig genervt fragte ich dann: „Na, und was<br />
bedeutet denn nun schon wieder simsen?“ „Na, SMS verschicken<br />
– das sind elektronische Nachrichten.“ Und dann<br />
sprudelte es nur so aus mir heraus: „Aha, und diese Freunde<br />
sind im olympischen Komitee? Und wieso haben die<br />
nicht eingegriffen, als du mit der Wilden-Wolke-Saudia zu<br />
geföhnt wurdest?“ „Welches Komitee, welche Wolke?“,<br />
fragte Karo sichtlich irritiert. Resolut griff ich zum Handy<br />
und rief alle Geheimbotschaften auf und ließ mir jedes Wort<br />
genauestens erklären. Ich glaube, mir fiel ein ganzer Berg<br />
Steine vor Erleichterung vom Herzen, als sich herausstellte,<br />
dass alles wirklich harmlos war.<br />
Nachmittags ging ich erneut zum Internet-Cafe. Dort<br />
nahm ich Simon zur Seite und beschimpfte ihn „allwissend“:<br />
„Du machst hier einen auf Superhirn, obwohl du<br />
eigentlich null Ahnung hast, was bei der Jugend und ihren<br />
Handys so abgeht.“ Ich erklärte dem völlig Sprachlosen,<br />
wenn die Rede von Bierdeckel sei, redet die Jugend von<br />
CD’s. Zugeföhnt bedeutet vollgequatscht und switschen<br />
heißt einfach abhauen! Weiterhin klärte ich ihn darüber<br />
auf, dass WWS nicht irgendeine Wolke aus Saudia wäre,<br />
sondern eine ganz normale Frage: „Wollen wir shoppen?“<br />
Und das Kürzel NOK bedeutet deshalb auch nicht, dass<br />
Karo eine olympische Disziplin daraus macht, sondern es<br />
war eine ganz klare Absage: „Nicht ohne Kohle!“ So, jetzt<br />
sag du mir mal, was sollte sie sich denn ohne Kohle leisten?<br />
Das wäre ja dann wirklich schon „Nackte Kunst“, um<br />
Silkes Idee noch einmal aufzugreifen.<br />
Erleichtert machte ich mich am nächsten Tag auf den<br />
Weg, um mein eigenes Handy beim Reparatur-Dienst abzuholen.<br />
Dort teilte man mir mit, dass für solche „alten<br />
Schätzchen“ sich eine Reparatur nicht mehr lohnen würde.<br />
Traurig und enttäuscht ging ich nach Hause. Ich habe<br />
lange gezögert bis ich mir dann ein Smartphone gekauft<br />
habe. Und nun sitze ich wieder in einem Volkshochschul-<br />
Kurs und nehme Nachhilfe, um es auch richtig bedienen<br />
zu können.<br />
Ulla D’Amico<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 53
Buchvorstellung<br />
Dorf mit Krone<br />
Warum fuhren in den fünfziger Jahren Jauchewagen<br />
in Siegen herum, auf denen der Besitzer sei-<br />
über die Weidenauer<br />
finden sich Berichte<br />
ne Telefonnummer in großen Lettern vermerkt Hammerschmiede und<br />
hatte (Die Nummer lautete 4711)?<br />
ihre Ess- und Trinkgewohnheiten,<br />
Und warum nur hatte man die Krypta des alten Klosters<br />
über<br />
abgerissen, wo sie doch, direkt neben dem Unteren Schloss, Kräuterweiblein (und<br />
ein Touristenmagnet hätte werden können? Warum durften die manchmal auch ihre<br />
Fußballer der Siegerländer Auswahl nicht am Bankett mit der Rezepte), Schwänke<br />
Weltmeistermannschaft von 1974 teilnehmen, nachdem sie und Dönekes zuhauf.<br />
sich den Beckenbauers, Breitners und Hölzenbeins im Leimbachstadion<br />
Spannend zu lesen,<br />
geschlagen geben musste?<br />
streng historisch mit<br />
Heute berät man sich gelegentlich beim Bier darüber, Vorsicht zu genießen.<br />
was vor dreißig oder vierzig Jahren in Siegen losgewesen Schließlich weiß man<br />
sein muss. Man erinnert sich an seine eigenen Erfahrungen selten, mit welcher<br />
beim Tanz für die Jugend in der Siegerlandhalle (in der Absicht der jeweilige Autor seinen Beitrag geschrieben hat,<br />
Regel hatten sie etwas mit Knutschen oder alternativ verschüchtertem<br />
und was er weggelassen oder hinzugedichtet hat. Das ist heute<br />
Herumstehen zu tun. Man hatte ja noch kein auch nicht anders, wenn man weiß, aus welchen Beweggrün-<br />
Internet, um sich über die einschlägigen Taktiken auszutauschen).<br />
den Historiker dieses oder jenes schreiben oder auch nicht.<br />
Schöne Erinnerungen pflegt man auch, was die Die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg zum Beispiel rückt<br />
Kneipenbesuche in damaligen Kult-Etablissements angeht. gerade erst in den Fokus der Geschichtsinteressierten. Dabei<br />
Da gab es die Wendel Stuben, die etwas verruchtere Alternative<br />
gibt es vieles (neu) zu entdecken. Die Geschichte der Straßen<br />
zu den Milchbars im Weidenauer Hallenbad. Man in Siegen hat bereits einige Enthusiasten gefunden, die Eisen-<br />
ging auch gerne in das Cafe Ehlen am Bahnhof, oder in das bahngeschichte sowieso. Aber wer erinnert sich heute noch<br />
nicht weit entfernt gelegene Cafe Harr. Man erinnert sich daran, dass es einmal ein echtes Verkehrshindernis auf der<br />
aber in der Regel wirklich gerne, weil es mit der Erinnerung Sandstraße gab, ein Haus, das genau da stand, wo die Straße<br />
so eine Sache ist: Je weiter der Schulbesuch in der Vergangenheit<br />
verbreitert werden wollte, nämlich genau am Kölner Tor. Und<br />
liegt, desto mehr verklärt sich die Erinnerung, die welche Auseinandersetzungen gab es um den Rubenspreis, als<br />
doch einmal recht unangenehm gewesen sein mag. er gerade erst geboren war, und die Siegener noch so konservativ?<br />
Das Buch beginnt seinen Streifzug durch die Siegener<br />
Schön wäre es auch, intensivere Forschungen über den<br />
Nachkriegszeit mit Ernst Bach, jenem durchaus volkstümlichen<br />
Hintergrund der evangelisch-katholischen Beziehungen zu le-<br />
Siegener Bürgermeister, der es nicht mochte, Socken sen, die sich schließlich noch bis weit in die Nachkriegszeit in<br />
zu tragen, und der deshalb gerne schon mal barfuß aus dem Kloppereien zwischen katholischen und evangelischen Jungs<br />
Mercedes stieg. Der Faden spinnt sich weiter über jene bereits äußerten, und in Hinweisen in den Akten des Kirchenkreises<br />
erwähnte anrüchige Telefonnummer und ihre juristischen Folgen<br />
auf die „römische Sekte“.<br />
bis zu Walter Helsper. Helsper? Der mit dem Hut. Der das „Dorf mit Krone“ ist ein Geschichtenband, der diesen hi-<br />
Happening nach Siegen brachte und den Zeitzeugen, damals storischen Anspruch nicht stellt. Er bietet aber den Anreiz,<br />
in der Bahnhofstraße, ein bleibendes Erlebnis verschaffte. sich bewusst auch mit eigener Geschichte auseinanderzusetzen.<br />
Als er verstarb, trauerte Kultur-Siegen. Aber vergessen<br />
Man entdeckt: Es ist alles schon mal dagewesen. Ob<br />
wird er alleine schon deshalb nicht, weil er im öffentlichen Migranten (die ersten kamen Mitte des 19. Jahrhunderts mit<br />
Bild Spuren hinterlassen hat. Manch eine Hauswand hat der dem Tunnelbau aus Italien und Kroatien, ihre Nachkommen<br />
Mann mit dem Hut bemalt. Und manche seiner Erinnerungen sprechen heute Siegerländer Platt), Flüchtlinge (die am Wellersberg<br />
erkennt der nicht eingeweihte Betrachter gar nicht als Helsper.<br />
untergebracht wurden und in Siegen nicht immer auf<br />
Dass sich heute so viele Menschen mit ihrer eigenen Geschichte<br />
freundliche Aufnahme stießen) oder ausländische Gastwirte<br />
auseinandersetzen und oft geradezu brennend für Lo-<br />
(wer kennt noch das „Fäßchen“?). Und man überlegt: Wie war<br />
kal- und Regionalgeschichte interessieren, ist ein Phänomen. denn die Luft in Siegen zur Hauptverkehrszeit, als der Rasende<br />
Die einschlägigen Gruppen bei Facebook sprechen eine klare<br />
Roland zwischen Autos umherfuhr, die vom Katalysator<br />
Sprache. Ganz neu ist die Heimatliebe aber nicht. Die frühen noch so weit entfernt waren wie die Haubergsgenossen von<br />
Ausgaben der Zeitschrift „Siegerland“ und andere heimatgeschichtliche<br />
der Benzinkettensäge. War das so? Und: Wie habe ich selber<br />
Produkte wimmeln geradezu von Berichten über das alles erlebt?<br />
die Zeit von vor fünfzig Jahren – heißt also aus damaliger Perspektive<br />
Erinnerung, das weiß man, verklärt sich nicht nur, wenn es<br />
– aus der Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Dort um die Schulzeit geht. <br />
<br />
<br />
54 durchblick 2/<strong>2016</strong>
Jedem<br />
das Seine<br />
Machen Sie das auch gerne? Leute beobachten, mein´<br />
ich. Irgendwo in einer Stadt, in einem Straßencafe´<br />
sitzen, einen Cappuccino trinken, vielleicht die neue<br />
Sonnenbrille aufsetzen und die vorüber eilenden Menschen<br />
betrachten? Wie sie so aussehen, wie alt sie wohl sind und ob<br />
sie glücklich oder unglücklich wirken. Es ist schon interessant<br />
zu sehen, wie viel verschiedene Menschentypen existieren!<br />
Und da wir ja immer alles in Schubladen einsortieren, tun wir<br />
es auch da. Ich finde, es gibt da drei große „Gruppen“:<br />
Da sind zum einen „die Schicken“, welche top gestylt, mit<br />
perfekt sitzender Frisur (manchmal auch bewusst zerzaust,<br />
wobei jede abstehende Haarsträhne mit Gel korrekt in die<br />
richtige Position gezogen wurde) und den guten Schuhen<br />
aus feinstem, echten Leder (irgendwann krieg´ ich auch so<br />
welche!), die bestimmt nur zu diesem einen Markenoutfit<br />
gekauft wurden! Jedes Detail, geplant und durchdacht! Natürlich<br />
die Sonnenbrille von „Gucci“ nicht zu vergessen, die<br />
selbst im Winter griffbereit am Haupthaar sitzt.<br />
Dann die „Normalos“ (zu denen ich mich auch zähle).<br />
Das sind die, die morgens auch schon mal die Klamotten<br />
vom Vortag tragen und dem eventuell das Fleckchen auf dem<br />
T-Shirt erst auffällt, wenn sie schon im Auto sitzen. Die, die<br />
sich freuen, wenn Tchibo oder Aldi wieder so gute Angebote<br />
haben und ihre Schuhe auch mal bei Deichmanns kaufen.<br />
Und zum Schluss kommt dann die Gruppe der „ganz<br />
Einfachen“. Ich meine, die Leute, die wahrscheinlich aus<br />
Versehen vergessen haben die Haare zu waschen oder den<br />
Zahnarzttermin (ich rede jetzt nur von den Kontrollterminen,<br />
die nichts kosten!). Die, die sich anscheinend nicht die<br />
Bohne darum scheren, wie sie auf andere wirken. Ihre Zigarette<br />
selbstbewusst im Mundwinkel, strahlen oder schreien<br />
sie in die Welt hinaus. - Ist Ihnen auch aufgefallen, dass<br />
diese „Gruppe“ die Selbstbewusstesten von allen sind? Dass<br />
das die Menschen sind, sie sich keinen Deut darum scheren,<br />
welche Wirkung sie auf andere haben? Eigentlich doch bewundernswert,<br />
diese Einstellung, oder? Der Letzte wird der<br />
Erste sein; passt auch da!<br />
Erkennen wir uns? Wir, die sich nie freiwillig zu den<br />
„Schubladendenkern“ zählen würden? Ist es nicht so, dass<br />
wir, eingebettet in unsere Egozentrik, uns nicht doch ab und<br />
an dazu verleiten lassen, überheblich und kleingeistig, unsere<br />
Mitmenschen in „Schubladen“ zu stecken? Die Geschichte<br />
hätte natürlich einen ganz anderen Verlauf genommen, würde<br />
ich mich der ersten oder der dritten Gruppe zugehörig<br />
fühlen, oder? Ich sähe meine kleine Welt wahrlich aus einer<br />
völlig anderen Perspektive.<br />
Jede Oberfläche hat auch einen Grund. Manchmal auch<br />
einen sehr tiefen Grund, den wir erst mal übersehen oder<br />
auch gerne übersehen wollen. Wer sagt uns, dass die, die<br />
auf den ersten Blick so „extrem einfach“ wirken, nicht die<br />
freundlichsten und nettesten von uns allen sind? Die einfach<br />
nur andere Wert- und Moralvorstellungen besitzt als wir. Die,<br />
die sich nicht damit brüsten müssen, ein schickes Designerblüschen<br />
ihr eigen zu nennen, da es ihnen völlig wurscht ist,<br />
welche Kleidungsstücke ihren Körper bedecken. Die sich so<br />
wohlfühlen und ihren „Sinn des Lebens“ eben nicht mit dem<br />
Inhalt des Kleiderschranks assoziieren.<br />
„Den sucht eventuell die Dame aus der Gruppe eins<br />
noch. Wandet sie sich vielleicht deshalb in sündhaft teure<br />
Garderobe?“, flüstert mir mein kleines Teufelchen gerade<br />
ins Ohr. „ Nein! So einfach ist es nicht, du dummer Wicht!“,<br />
weise ich ihn streng in seine Schranken. Denn wesentlich<br />
wahrscheinlicher ist es, dass sie es sich einfach leisten<br />
kann! Es wird ihr nicht mal im Schlaf in den Sinn kommen,<br />
ihren Zuschauern aus niederen Motiven ihren Kontostand<br />
zu demonstrieren. Sie wird vermutlich nicht einmal die Zeit<br />
dazu haben. Wer weiß? Vielleicht ist sie ja die Ärztin, die<br />
gestern noch am Bett ihres Patienten saß, ihn im Arm hielt,<br />
um ihm die schlimme Diagnose zu überbringen. Die Tag<br />
und Nacht für uns im Einsatz ist. Vielleicht ist sie ja auch<br />
eine Unternehmergattin, von der es einfach erwartet wird,<br />
eine bestimmte Kleiderordnung einzuhalten, obwohl sie<br />
viel lieber im Schlabberlook rumlief... Wer weiß das schon.<br />
„ Aber ab und zu macht es doch Spaß, das oberflächliche<br />
Spiel“, mischt sich mein Teufelchen schon wieder ein.<br />
Na ja, da muss ich ihm Recht geben! Sich einfach nur<br />
mal an der Oberfläche zu suhlen und nicht ständig auf Tiefgang<br />
gepeilt zu sein, ja, das tut schon mal echt gut. Gönnen<br />
wir es aber auch unseren Kolleginnen aus den anderen<br />
Schubladen (o.k. Teufelchen, ich kann´s nicht ganz lassen).<br />
Dann sind wir quitt, oder?<br />
Also Mädels! Treffen wir uns doch alle nächste Woche<br />
in der Stadt! Zum fröhlichen, lockeren „Schubladenspiel“<br />
Eva Schumacher<br />
Foto:Rita Petri<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 55
Verstärkungswörter<br />
Stellen Sie den angegebenen<br />
Wörtern ein Wort voran,<br />
damit eine Verstärkung der<br />
Bedeutung eintritt.<br />
Beispiel:<br />
gesund --> kerngesund<br />
1. ...............................munter<br />
2. ................................weich<br />
3. ..............................schnell<br />
4. ................................frisch<br />
5. ..............................fromm<br />
6. .................................groß<br />
7. .................................blau<br />
8. .................................gelb<br />
9. ..................................klar<br />
10........................ ......schön<br />
Gedächtnis<br />
training<br />
Wortkette<br />
Basteln Sie eine Wortkette aus mindestens<br />
zwanzig zusammengesetzten Hauptwörtern.<br />
Dabei soll der erste Teil des Folgewortes mit<br />
dem zweiten Teil des vorangehenden Wortes<br />
beginnen. Einzelne Füllbuchstaben zur Beugung<br />
des Wortes dürfen Sie verwenden.<br />
Beispiel: Hausbau - Baugerüst - Gerüststangen<br />
- Stangengebäck - usw.<br />
Beginnen Se mit: Tischdecke - Deckenfarbe .......<br />
...............................................................................<br />
...............................................................................<br />
...............................................................................<br />
...............................................................................<br />
......................................................................................<br />
Gemeinsamkeiten<br />
In den folgenden Reihen werden drei Begriffe genannt,<br />
die eine gemeinsame Verbindung haben. Welcher Oberbegriff<br />
passt zu der Gemeinsamkeit?<br />
1.Großtante - Tante - Nichte .....................weibliche Verwandte<br />
2.Tisch - Stuhl - Schrank ................................................Möbel<br />
3. Fluss - Bach - See...................................................Gewässer<br />
4. Banane - Kirsche - Apfel .............................................Obst<br />
5. Auto - Fahrrad - LKW ..........................................Fahrzeug<br />
6. Primel - Stiefmütterchen - Osterglocke.....................Blume<br />
7. Hammer - Schraubenzieher - Spachtel ................Werkzeug<br />
8. Seife - Shampoo - Duschgel.........................Hygieneartikel<br />
9. Tasse - Teller - Schüssel .........................................Geschirr<br />
10.Fussball - Schwimmen - Fechten...........................Sportart<br />
Die Übungen wurden<br />
zusammengestellt<br />
von:<br />
Gedächtnistrainerin<br />
Anja Freundt<br />
Mitglied im Bundesverband<br />
Gedächtnistraining e.V.<br />
Im Stummefeld 7<br />
57072 Siegen<br />
<strong>02</strong>71-317082<br />
Kurse<br />
Gedächtnistraining:<br />
Katholisches<br />
Bildungswerk Siegen,<br />
SeniorenServiceStellen<br />
Hilchenbach,<br />
Netphen,<br />
oder auf Anfrage<br />
Foto: Rita Petri<br />
56 durchblick 2/<strong>2016</strong>
Lösungen Seite 78<br />
Einbürgerungs<br />
Test<br />
Ausländer, die längerfristig in<br />
Deutschland leben möchten, müssen<br />
einen Einbürgerungstest absolvieren.<br />
Kennen Sie diesen?<br />
Hier einige Fragen daraus. Kreuzen<br />
Sie die richtige Antwort an!<br />
Wie heißt die deutsche Verfassung?<br />
1. Volksgesetz<br />
2. Bundesgesetz<br />
3. Deutsches Gesetz<br />
4. Grundgesetz<br />
Was verbietet das deutsche Grundgesetz?<br />
1. Militärdienst<br />
2. Zwangsarbeit<br />
3. freie Berufswahl<br />
4. Arbeit im Ausland<br />
Deutschland ist ....<br />
1.eine kommunistische Republik<br />
2. ein demokratischer und sozialer<br />
Bundesstaat<br />
3. eine kapitalistische und soziale<br />
Monarchie<br />
4. ein sozialer und sozialistischer<br />
Staat<br />
Was bedeutet „Volkssouveränität“?<br />
Alle Staatsgewalt geht vom ....<br />
1. Volke aus<br />
2. Bundestag aus<br />
3. preußischen König aus<br />
4. Bundesverfassungsgericht aus<br />
Wer bezahlt in Deutschland die Sozialversicherung?<br />
1. Arbeitgeber /innen und Arbeitnehmer/innen<br />
2. nur Arbeitnehmer/innen<br />
3. alle Staatsangehörigen<br />
4. nur Arbeitgeber/innen<br />
In welchem Jahr wurde Hitler<br />
Reichskanzler?<br />
1. 1923<br />
2. 1927<br />
3. 1933<br />
4. 1936π<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 57
Essay<br />
Eingequetscht von allen Seiten<br />
Überfordert vom Alltag, eingequetscht von allen<br />
Seiten. Was hilft uns, sich nicht wie ein hilfloses<br />
Opfer zu fühlen? Wie ist das mit dem Weg zu sich<br />
selbst, was führt einen dorthin? Wenn man auf der Suche<br />
nach sich selbst ist, so kann das auch ohne ein äußerlich<br />
einschneidendes, bemerkenswertes Ereignis recht schmerzhaft<br />
sein. Immer ist es mit Wandel und Veränderung verbunden.<br />
Einsichten, die erworben werden müssen, fallen<br />
einem nicht in den Schoß. Man ahnt, dass es falsch ist,<br />
die persönliche Unflexibilität äußeren Bedingungen zuzuschieben.<br />
Man muss den Gedanken zulassen, dass eine<br />
gewisse Erstarrung mit der eigenen, grundsätzlichen Haltung<br />
zusammenhängen könnte. Stimmt meine Sicht auf die<br />
Dinge und mein Umgang damit? Wie ist Wandlung, wie ist<br />
Neuorientierung möglich?<br />
Als ich vor Tagen im Krankenhaus sein musste, erlebte<br />
ich mit unglaublicher Wucht, was Veränderung, Wandel,<br />
verbunden mit Flucht und Vertreibung anrichtet. Da war<br />
Fahad, ein junger Mann, der mit unklarem Krankheitsbild<br />
ein Bett in unserem Zimmer zugewiesen bekam. Er war<br />
geflüchtet vor dem Krieg im Irak. Er sprach kein Deutsch,<br />
wenig Englisch. Er war verunsichert, plötzlich mit zwei<br />
älteren Herren in einem Zimmer zu sein. Eigentlich sprach<br />
er gar nicht und vermied Blickkontakt. Seine Tasche<br />
packte er nicht aus, schlief zwei Nächte angezogen. Im<br />
Schlaf, ja, da sprach er wohl, was wir aber nicht verstanden.<br />
Offenbar ist er stark traumatisiert. Morgens geht er<br />
um acht Uhr aus dem Zimmer und kommt erst abends<br />
wieder, zum Schlafen. Am dritten Morgen bleibt er auf der<br />
Bettkante sitzen. Ich begrüße ihn mit seinem Namen und<br />
Hallo Good Morning. Er lächelt zurück und sagt Hallo.<br />
Und dann passiert etwas sehr schönes. Er schaut zu uns<br />
auf und zeigt zum Bad. Wir nicken eifrig und freuen uns,<br />
dass er ins Bad möchte, bei uns bleiben will und bekräftigen<br />
lächelnd unsere Zustimmung. Von der Reinigungskraft<br />
auf der Station habe ich erfahren, dass Fahad nur<br />
arabisch spricht und, dass er mit seiner Schwester geflüchtet<br />
ist. Wir können nur erahnen, was dieser junge Mensch<br />
bisher in seinem Leben gesehen und erlebt haben musste.<br />
Das Bad ist geflutet, aber wir sind sehr glücklich, unser<br />
„fremder“ Mitbewohner ist nicht mehr so fremd. Wir rufen<br />
erst einmal den Reinigungsdienst.<br />
Fahad bleibt nun auch tagsüber im Zimmer, wir versuchen<br />
uns zu verständigen, die Atmosphäre ist warm.<br />
Er hilft seinem alten Bettnachbarn, die Strümpfe anzuziehen.<br />
Englisch, Deutsch, es klappt irgendwie. Er fragt<br />
nach Fußball. Über Familie will er nicht sprechen, ich<br />
lasse es. Wir erleben hautnah, was ein Trauma ist.<br />
Meine medizinischen Untersuchungen sind noch nicht<br />
abgeschlossen. Ich erhalte aber übers Wochenende Tages-<br />
ausgang. Bei meiner Rückkehr am Samstag Abend erfahre<br />
ich von der Schwester, dass Fahad viel geweint hat. Als wir<br />
uns begrüßen, lacht er wieder. Es ist seine Seele die verletzt<br />
ist. Er hat keine erkennbaren, körperlichen Schäden, aber<br />
das Pflegepersonal passt auf ihn auf. Bei meiner Entlassung<br />
gebe ich ihm meine Telefonnummer und lade ihn zum Kaffee<br />
ein. Er nickt und seine Augen strahlen. Auch ich bin sehr<br />
froh und fahre entspannt nach Hause.<br />
Plötzlich sind alle „großen“ Probleme etwas kleiner<br />
geworden, die Gewichtung hat sich verschoben. Ich spüre<br />
dass es Wege zur Wandlung gibt, sie sind auch in mir.<br />
Durch den Mangel an kleiner Selbstbeherrschung bröckelt<br />
die Fähigkeit zur großen ab.<br />
Jeder Tag ist schlecht genutzt und eine Gefahr für den nächsten,<br />
an dem man nicht wenigstens einmal sich etwas im kleinen<br />
versagt hat: Diese kleine Entbehrung ist unerlässlich, wenn<br />
man sich die Freude, sein eigener Herr zu sein, erhalten will.<br />
Nur durch Bedürfnisse bin ich eingeschränkt - oder einschränkbar.<br />
Betrachten wir uns in jeder Lage des Lebens, so finden<br />
wir, dass wir äußerlich bedingt sind, vom ersten Atemzug bis<br />
zum letzten; dass uns aber jedoch die höchste Freiheit übrig<br />
geblieben ist, uns innerhalb unserer selbst dergestalt auszubilden,<br />
dass wir uns mit der sittlichen Weltordnung in Einklang<br />
setzen und, was auch für Hindernisse sich hervortun,<br />
dadurch mit uns selbst zum Frieden gelangen können.<br />
Johann Wolfgang von Goethe<br />
Ist eine totale Korrektur erforderlich? Ich glaube das<br />
nicht, aber es ist gut, ein Fenster zu öffnen und frische<br />
Luft herein zu lassen. Es reicht diesmal nicht, nur hinter<br />
der sorgsam gefalteten Gardine die sich verändernde Welt<br />
zu betrachten. Nur so können wir mitgestalten und uns am<br />
Ende vielleicht über ein gelungenes Ergebnis freuen.<br />
So lange wir in einer für uns angemessenen Distanz<br />
zu den Neuankommenden in unserem Land bleiben, so<br />
lange bleibt die diffuse Angst vor dem Unbekannten. Das<br />
ändert sich, wenn wir freiwillig, oder auch unfreiwillig,<br />
den Weg zueinander finden. Und dabei dürfen wir sehr<br />
klar und aufrichtig sagen, wie wir uns das Zusammenleben<br />
vorstellen.<br />
Hat uns die für uns selbstverständliche 70jährige Friedenszeit<br />
zu Egoisten gemacht? Die Willkommenskultur<br />
sagt das Gegenteil, aber eine gewisse Ratlosigkeit in den<br />
Gesichtern unserer Mitmenschen ist oft nicht zu übersehen.<br />
Vielleicht hilft uns die Einsicht, es erst wieder lernen<br />
zu müssen. In der Politik gibt es für uns keine Vorbilder.<br />
Aber die Menschen die zu uns kommen, wollen sich ja in<br />
unser Leben „einmischen“ und nicht in die Politik.<br />
58 durchblick 2/<strong>2016</strong>
Essay<br />
Oder haben wir die Erkenntnis gewonnen, dass das lebenslange<br />
Bemühen um Verständigung gescheitert ist? Haben<br />
wir versagt, wenn wir heute über Parallelgesellschaften<br />
sprechen? Findet man in einer devoten Verhaltensänderung<br />
den Weg, den Glauben an das Gute?<br />
Das glaube ich ganz und gar nicht! Man fühlt sich in<br />
eine Verantwortung gerufen und weiß nicht, aus welcher<br />
Kraftquelle man sich ihr stellen kann. So unterschiedlich<br />
die Motivation, Hintergründe, Wünsche und Hoffnungen<br />
zu der „Wandlung“ auch sein mögen, in Wirklichkeit geht<br />
es immer darum, dass wir offenbar nicht nur einen Wunsch<br />
verspüren, sondern einen Auftrag fühlen, unsere Wesenswirklichkeit<br />
zu erfahren und aus solchem Erfahren heraus<br />
handeln wollen. Und diese Aufgaben sind irdisch!<br />
Ich glaube, dass alle Menschen auf der Welt dieses<br />
ernsthafte Anliegen haben. Aber wie kommen wir auf den<br />
richtigen Weg? Der Weg zum inneren und damit auch zum<br />
äußeren Frieden?<br />
Wie kann man zu etwas Höherem gelangen, als dass<br />
man sich allen Opfern, die das Leben auferlegt, willig hingebe,<br />
damit der Wille zum Ideal sich in das Leben selbst<br />
verwandle – und wie kann man selbst werden als durch<br />
das Leben? Den Mut zum ewigen Kampf um das Ideal des<br />
Gedankens hätte wohl der Mensch, aber er vergisst`s und<br />
verschläft`s.<br />
Bettina Brentano<br />
Das sitzt! Sind wir zu faul, zu bequem für neue Gedanken?<br />
Machen wir es uns leicht mit dem religiösen Weg,<br />
einem Weg der bedingungslosen Glauben verlangt. Den habe<br />
ich nicht. Ich bin als „Protestant“ getauft und das bleibt<br />
in mir. Ich bin nicht ausgestattet, die Geheimnisse des Glaubens<br />
zu ergründen oder vorbehaltlos anzuerkennen. Kritische<br />
Nachfragen sind notwendig und zulässig.<br />
Hans Blumenberg schreibt dazu in seinem Buch „Die<br />
Lesbarkeit der Welt der Religionen“.<br />
Diese Adam und Eva Geschichte vom Paradies haben<br />
ja Männer erzählt. Und die vom Paradies und den vielen<br />
Jungfrauen auch. Aber wahr ist auch, dass ein guter Glaube<br />
Menschen nachhaltiger kooperieren lässt.<br />
Freunde sagen mir, ich solle nicht alles so nah an mich<br />
heranlassen. Wie soll das denn gehen? Gibt es einfache<br />
Lösungen? Ich kenne keine. Das Thema bleibt auf der Tagesordnung.<br />
Angesichts der furchtbaren Kriege, Flucht und Vertreibung<br />
in dieser Welt und der zerstörerischen Gewalt gegen<br />
Menschen, deren Ursache oft im unterschiedlichen Glauben<br />
begründet ist, zweifle ich an der versöhnenden Kraft<br />
der Religionen. Wer hat denn die Deutungshoheit in der<br />
religiösen Tauschbörse der Macht? Wer schließt die Hölle<br />
der Gewalt in dieser Welt? Wir Menschen können es offenbar<br />
nicht!<br />
Ob mein Mitpatient anruft weiß ich nicht. Ich würde<br />
mich aber sehr freuen.<br />
Eberhard Wagner<br />
Wussten Sie, dass<br />
es in fünf Ländern<br />
der Erde<br />
einen eigenen Ministerposten<br />
für die Frage des<br />
Glücks gibt? Ein solcher<br />
Posten wurde in den Ländern<br />
Bhutan, Ecuador,<br />
Der Kommentar<br />
Eine Frage des Glücks<br />
Horst Mahle<br />
Schottland, Vereinigte<br />
Arabische Emirate und<br />
Venezuela geschaffen. In<br />
diesen Tagen wurde der<br />
Weltglücksbericht veröffentlicht.<br />
Laut dieser weltweiten<br />
Studie sind die Dänen<br />
am glücklichsten und Deutschland schafft im Ranking<br />
der glücklichsten Länder immerhin den Platz 16. Man fragt<br />
sich natürlich sofort, wodurch denn das Glücklich sein des<br />
Einzelnen bestimmt ist.<br />
Der für die Vereinten Nationen erstellte Bericht verbindet<br />
u.a. Länderdaten mit Befragungen über die Selbstwahrnehmung<br />
ihrer Bewohner. Er berücksichtigt das Bruttoinlandsprodukt<br />
pro Kopf, die durchschnittliche Lebenserwartung,<br />
das soziale Umfeld oder Vertrauen in Regierung und staatliche<br />
Instanzen. Natürlich spielen auch die persönlich empfundene<br />
Freiheit, grundlegende Entscheidungen für das eigene<br />
Leben treffen zu können sowie negative Faktoren wie<br />
Sorgen, Trauer und Wut eine Rolle.<br />
Da ist es interessant, dass etwa zur gleichen Zeit eine<br />
Studie der internationalen Hilfsorganisation Oxfam veröffentlicht<br />
wurde, wonach den Reichen die halbe Welt<br />
gehört. Genauer: Die 62 reichsten Menschen der Erde<br />
besitzen genauso viel wie die gesamte ärmere Hälfte der<br />
Weltbevölkerung. Die soziale Ungleichheit nehme dramatisch<br />
zu. Zu den Ursachen gehören nach Meinung der<br />
Autoren eine völlig unzureichende Besteuerung großer<br />
Vermögen und Kapitalgewinne sowie die Verschiebung<br />
von Profiten in Steueroasen. „Das oberste Prozent der<br />
Weltbevölkerung verfügt über mehr Vermögen als der<br />
Rest der Welt zusammen“, heißt es bei Oxfam. Mit anderen<br />
Worten heißt das: Rund 70 Millionen Supereiche<br />
besitzen demnach mehr als die übrigen rund sieben Milliarden<br />
Menschen auf der Erde.<br />
Und trotzdem sind viele Menschen glücklich!? Wahrscheinlich<br />
ist es zu einfach die Volksweisheit „Geld macht<br />
nicht glücklich“ zu zitieren. Das Glück ist offensichtlich aber<br />
auch von vielen anderen Faktoren bestimmt. Aber trotzdem<br />
wird man sagen müssen, dass es gut wäre, wenn viele Menschen<br />
unserer Erde mehr besitzen würden, um zu leben – ja<br />
teilweise sogar um zu überleben.<br />
Insofern ist die Frage des Glücks auch eine Frage der<br />
Gerechtigkeit. <br />
<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 59
Essay<br />
Der alte Mensch und die Klinik<br />
Neues Krankenhausstrukturgesetz macht Angst<br />
Im November 2015 hat der deutsche Bundestag mit der<br />
Regierungsmehrheit ein neues Krankenhausgesetz verabschiedet,<br />
welches im Januar <strong>2016</strong> in Kraft getreten ist.<br />
Dieses Gesetz benachteiligt die Strukturen im Gesundheitswesen<br />
vor allem deutlich zu ungunsten der älteren Generation<br />
und führt zu großen Beunruhigungen in diesem Personenkreis.<br />
Der zuständige Minister Gröhe glaubt, das Gesetz<br />
werde die Qualität der medizinischen Leistungen verbessern<br />
und eine ortsnahe wissenschaftlich fundierte Behandlung<br />
gewährleisten. Sein Leitgedanke ist wie folgt: Das Krankenhaus<br />
der Zukunft soll qualitativ hochwertig, sicher und<br />
gut erreichbar sein. Die Menschen der älteren Generation,<br />
welche von der Neuregelung besonders betroffen sind sowie<br />
die Organisationen, die die Interessen dieser Menschen vertreten,<br />
sehen der Zukunft mit viel Skepsis entgegen.<br />
Auch der Seniorenbeirat der Universitätsstadt Siegen hat<br />
sich eingehend mit der neuen Krankenhausproblematik auseinandergesetzt<br />
und vor diesem Hintergrund mit den Verwaltungsdirektoren<br />
der drei großen hiesigen Krankenhäuser<br />
sowie mit den beiden Bundestagsabgeordneten aus der Region<br />
diskutiert. Hier wies der Seniorenbeirat besonders auf<br />
die Probleme und Sorgen dieser Menschen hin. Die Ergebnisse<br />
der Besprechungen waren unterschiedlich. Die Krankenhausdirektoren<br />
wie auch Vertreter des Seniorenbeirates<br />
waren skeptisch und sahen die weitere Entwicklung sehr<br />
kritisch, die Bundestagsabgeordneten konnten nicht alle unsere<br />
Einwände und Argumente teilen, haben aber doch einige<br />
unserer Kritikpunkte (z.B. Pflege, Qualität der Arbeit) in ihre<br />
weiteren parteipolitischen Besprechungen mitgenommen.<br />
Wenn das Gesetz so kommt, wie es sich aus dem Entwurf<br />
abzeichnet, sind negative Auswirkungen auf die Patientenversorgung<br />
unvermeidbar. Dies sind ganz konkret: Längere<br />
Wartezeiten bis zur Behandlung, dann noch stärker belastete<br />
Mitarbeiter (ärztliche und pflegerische) und auch weniger<br />
Zeit für die Patienten. Auch die Wege zum nächsten Krankenhaus<br />
könnten für manche Bürgerinnen und Bürger besonders<br />
aus den ländlichen Regionen zum Problem werden.<br />
Einige ungelöste Probleme, die den Siegener Seniorenbeirat<br />
in diesem Zusammenhang bewegen, sind folgende:<br />
► Diagnosis Related Groups (DRG) und die Folgen<br />
► Die Pflege<br />
► Entlassungsmanagement<br />
► Ärztliche Notdienste<br />
► Qualität der ärztlichen Leistung und Qualitätsberichte<br />
► Situation in der heimischen Region<br />
Diagnosis Related Groups (DRG)<br />
Fallkostenpauschale<br />
Kliniken und Spitäler werden seit einigen Jahren nicht<br />
mehr auf der Basis von Tagespauschalen oder Einzelleistungen<br />
vergütet, sondern auf der Grundlage von Fallpauschalen.<br />
Das heißt: jeder Patient wird entsprechend seiner<br />
Hauptdiagnose, seinen Nebendiagnosen, den angewendeten<br />
Prozeduren (wie z.B. Maßnahmen oder Eingriffe), seinem<br />
Alter, seinem Geschlecht und Schweregrad der Erkrankung<br />
einer Fallgruppe zugewiesen, für welche ein bestimmter<br />
Preis definiert ist. Das bedeutet, es werden nicht kranke<br />
Menschen mit bestimmten Ansprüchen und Erwartungen<br />
behandelt, sondern Krankheiten. Die Diagnose bestimmt<br />
die Aufenthaltsdauer. Das System kommt über die USA aus<br />
Australien und orientiert sich an eindimensional jungen Erkrankten,<br />
bei denen der medizinische Bedarf durchaus vergleichbar<br />
ist. Schwierig wird die Situation, wenn z.B. ein<br />
hoch betagter, demenzkranker, polymorbider Patient wegen<br />
Hüftschmerzen, Immobilität und erhöhtem Pflegebedarf<br />
eingewiesen wird und im Verlauf der Behandlung vielleicht<br />
Helios-Klinik Bad Berleburg<br />
Fotos:Anne Eickhoff<br />
Bernhard-Weiß-Krankenhaus Kredenbach<br />
60 durchblick 2/<strong>2016</strong>
St. Marien-Krankenhaus in Siegen<br />
Foto:Rita Petri<br />
noch eine Lungenentzündung oder ein Delir entwickelt. Im<br />
Vergleich zu dem jungen Patienten besteht ein gewaltiger<br />
Unterschied. Wie können solche Patienten pauschaliert korrekt<br />
abgerechnet werden? Die Kodierung der verschiedenen<br />
Krankheiten und angewandten Prozeduren ist eine Kunst für<br />
sich, die Ärzte werden hier von der Industrie- und Handelskammer<br />
geschult und von dieser auch zertifiziert (also auch<br />
von einem Wirtschaftsunternehmen). Dennoch: die Fehlerquote<br />
liegt bei 15 – 20 % ! Nach Einführung dieser DRGs hat<br />
sich die Dauer der Krankenhausaufenthalte von 11 auf 7,5<br />
Tage im Durchschnitt reduziert. Auf wessen Kosten?<br />
Die divergenten gesundheitlichen Probleme und Bedürfnisse<br />
hoch betagter multimorbider<br />
Menschen können durch die DRGs nicht abgebildet<br />
werden, sie sind nur auf die wirtschaftlichen Bedingungen/<br />
Anforderungen des Krankenhauses gerichtet. Ältere Kranke<br />
brauchen allerdings weit mehr. Geriatrische und soziale<br />
Gesichtspunkte sind zu berücksichtigen, und man muss<br />
sich auch mit rehabilitativen Maßnahmen befassen. Der alte<br />
Mensch ist völlig überfordert, vieles wird im Schnellverfahren<br />
über seinen Kopf hinweg geregelt und entschieden (Zeit<br />
ist Geld). Die Einführung der DRGs hat die Krankenhauslandschaft<br />
revolutioniert. Das Krankenhaus hat seine soziale<br />
Funktion verloren, um es noch einmal zu wiederholen.<br />
Übrigens: bisher sind etwa 1700 Fallpauschalen und 170<br />
Zusatzentgelte durch die DRGs definiert.<br />
Die Pflege<br />
Ein wichtiger Teil der staatlichen Daseinsfürsorge ist das<br />
Vorhalten einer ausreichenden und bedarfsgerechten Krankenhausversorgung<br />
der Bevölkerung. Dieses ist im Grundgesetz<br />
verankert. Im Krankenhausfinanzierungsgesetz wird<br />
dieser Grundsatz ausdrücklich formuliert, leider aber nach<br />
der Einführung der DRGs nicht umgesetzt. In mehreren Urteilen<br />
des Bundesverfassungsgerichtes wurde herausgestellt,<br />
dass die leistungsfähige und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung<br />
ein unverzichtbarer Teil der Gesundheitsversorgung<br />
und ein besonders wichtiges Gemeinschaftsgut ist. Im<br />
Vordergrund sollte immer die sachgerechte medizinische<br />
Versorgung der Bevölkerung stehen, danach kommt erst die<br />
dadurch bedingte Kostenbelastung des Gemeinwesens.<br />
Die Zahl der Pflegekräfte hat abgenommen, es fand eine<br />
Entlassungswelle Mitte der neunziger Jahre bis etwa 2005<br />
statt, aber die Zahl der zu versorgenden Patienten hat sich<br />
im gleichen Zeitraum erhöht. Hinzu kommt noch die erhebliche<br />
Verkürzung der Krankenhausliegezeiten durch die<br />
DRGs. Das bedeutet, der pflegerische Aufwand pro Patient<br />
hat erheblich zugenommen, auch durch die Kompliziertheit<br />
der chirurgischen Eingriffe und die dadurch bedingte entsprechende<br />
Nachsorge. Das alles zeigt, eine qualitativ hochwertige<br />
Pflege kann nicht zustande kommen. Gute Pflege<br />
braucht vor allem Zeit und Erfahrung, braucht Hinwendung<br />
und Einfühlungsvermögen. Das alles ist unter Zeitdruck nicht<br />
machbar, besonders nicht im Hinblick auf eine ältere Patientenklientel.<br />
Qualitativ hochwertige Pflege und Betreuung<br />
sind nur bei zahlenmäßig guter Personalausstattung zu leisten.<br />
Personalmangel, schlechte Bezahlung und geringe Qualifikation<br />
wirken sich unmittelbar auf die Pflegequalität aus.<br />
Gewerkschaften, der Deutsche Pflegerat und die Bundesärztekammer<br />
rufen schon über Jahre zu einer Verbesserung der<br />
Personalausstattung in den Kliniken auf. Der Personalbemessungsschlüssel<br />
muss geändert und dem tatsächlichen Bedarf<br />
angepasst werden. Hier sind vor allem die Länder gefordert.<br />
Personalmangel kann nicht die vom Minister Gröhe geforderte<br />
qualitativ hochwertige Pflege leisten. Der Pflegeberuf<br />
verliert deutlich an Attraktivität. Überhaupt nicht verantwortbar<br />
ist die schlechte Personalbesetzung in den Nächten und an<br />
den Feiertagen, besonders frisch Operierte sind hier erheblich<br />
gefährdet, die Mortalität steigt! Über einen bestimmten Pflegedienstschlüssel<br />
wird die Anzahl der Vollzeitkräfte auf die<br />
von ihnen versorgten Patienten festgelegt.<br />
<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 61
Entlassungsmanagement<br />
Bethesda-Krankenhaus Freudenberg<br />
Der Minister will eine angeblich hohe Summe für die Verbesserung<br />
der Pflegestellen in den Krankenhäusern bereitstellen.<br />
Das würde konkret bedeuten, dass in einem 500-Betten<br />
Haus etwa drei neue Stellen geschaffen werden, fällt somit<br />
in der Gesamtheit überhaupt nicht auf und wird auch nicht<br />
sofort in einem Schritt umgesetzt. Niemand glaubt hier an<br />
einen durchschlagenden Erfolg. Die genauen Zahlen sind folgende:<br />
insgesamt werden offiziell 6350 Stellen geschaffen<br />
für etwa 2000 Kliniken*. Mit einem gewissen Recht fürchten<br />
Patienten wegen der Überlastung des Pflegepersonals und<br />
auch der Ärzte folgenschwere Behandlungsfehler. So haben<br />
eine Mehrheit der Patienten Angst vor Methicillin-resistenter<br />
Staphylococcus aureus (MRSA) -Infektionen – man rechnet<br />
hier pro Jahr mit ungefähr 10.000 – 15.000 Todesfällen – und<br />
etwa die Hälfte der Patienten befürchten Behandlungsfehler<br />
der Ärzte durch Überlastung und Zeitmangel, und immerhin<br />
noch ein Viertel der Patienten fürchten, aus dem gleichen<br />
Grund falsche Medikamente verabreicht zu bekommen. Der<br />
jetzt bestehende Personalmangel bei dem unzureichenden<br />
Personalschlüssel kann nicht die von Herrn Minister Gröhe<br />
geforderte Qualität in der Pflege erreichen! Immerhin ist doch<br />
bemerkenswert: nach dem jetzigen Pflegeschlüssel kommt<br />
eine Pflegekraft auf zehn Patienten (das ist zusammen mit<br />
Spanien das Schlusslicht im europäischen Vergleich). Gefordert<br />
und ideal wäre ein Verhältnis von 1:4 (bis 1:6).<br />
*Dt.Ärtzeblatt Jahrg.112, Nov. 2015 Seite 728-729<br />
Kreisklinikum Siegen-Weidenau<br />
Weitere bisher unbefriedigend gelöste Probleme sind<br />
die des Entlassungsmanagements und die Regelung des<br />
ärztlichen Notfalldienstes. Die DRGs und der Zwang<br />
zum Sparen bedingen eine nur möglichst kurze Liegezeit<br />
in der Klinik und eine schnelle Entlassung. Ein<br />
sorgfältiges Entlassungsmanagement ist auch deshalb<br />
notwendig, weil immer mehr ältere Menschen betroffen<br />
sind. Es ist immer die Frage, in welchem Zustand<br />
wird der Patient entlassen, braucht er anschließend noch<br />
Hilfe und wer vor allem leistet diese Hilfe? Die Familie, der<br />
Pflegedienst, der Hausarzt, der Facharzt? Diese Probleme<br />
müssen sicher geregelt sein damit die Qualität der ärztlichen<br />
Behandlung in der Klinik auch erhalten bleibt. Ist der Patient<br />
gesund? Ist eine allgemeine oder spezifische Nachsorgebehandlung<br />
notwendig? Ist die Familie in der Lage diese Nachsorge<br />
sachgerecht durchzuführen? Das alles muss bis in alle<br />
Einzelheiten geregelt sein, damit der gefürchtete Drehtüreffekt<br />
nicht eintritt. Die Sozialarbeiter im klinischen Entlassungsmanagement<br />
haben deswegen eine wirklich wichtige<br />
Funktion im sozialen Gefüge einer Klinik, und sie sollten<br />
eigentlich schon zum Zeitpunkt der klinischen Aufnahme<br />
in Aktion treten. Sie müssen sich kümmern um die eventuell<br />
notwendigen Hilfsmittel, müssen schon Hausbesuche<br />
durch die sozialen Dienste organisieren, müssen die Zuständigkeit<br />
der Pflegeversicherung klären, sich eventuell. um<br />
eine Wohnraumanpassung bei fortschreitender Hilflosigkeit<br />
bemühen, eventuell. mit Pflegeheimen, Angehörigen- oder<br />
Selbsthilfegruppen Kontakte aufnehmen.<br />
Foto:Ulla D'Amico<br />
Die Notdienste<br />
Die Notaufnahmen und die Notdienste in den Krankenhäusern<br />
sind überall stark überlastet, sind absolut unterfinanziert<br />
und werden immer stärker zum Lückenbüßer für die eigentlich<br />
zuständigen Bereitschaftsdienste<br />
der kassenärztlichen<br />
Vereinigung. Die Kliniken<br />
können keine weitergehende<br />
Öffnung für die ambulante<br />
Versorgung der Patienten verkraften.<br />
Mehr als 50 % der in<br />
den Kliniken versorgten Notfälle<br />
können ebenso gut in<br />
der allgemeinen Notfallversorgung<br />
behandelt werden.<br />
Bei einer Inanspruchnahme<br />
in einer Notfallklinik werden<br />
nicht nur Ärzte und Pflegekräfte<br />
belastet, es werden<br />
auch Kosten ausgelöst, die an<br />
sich nicht in die Tätigkeit der<br />
Krankenhäuser abgestimmt<br />
sind, weil z.B. die Kliniken<br />
viel mehr an Personal und<br />
Technik bereitstellen müssen.<br />
Einem Gutachten zufolge er-<br />
Foto:Rita Petri<br />
62 durchblick 2/<strong>2016</strong>
Jung-Stilling-Krankenhaus in Siegen<br />
Foto:Rita Petri<br />
halten die Krankenhäuser im Schnitt 32 € pro ambulantem<br />
Notfall. Dem gegenüber stehen 120 € im ambulanten kassenärztlichen<br />
Bereich.<br />
Qualität der ärztlichen Leistung<br />
und Qualitätsberichte<br />
Jeder Arzt, jede Schwester und jeder Pfleger ist darauf bedacht,<br />
gewissenhaft zum Wohle des Kranken zu arbeiten. Aber<br />
Herr Gröhe fordert ausdrücklich qualitativ gute Arbeit und will<br />
die Kriterien hierzu schriftlich festlegen. So und nicht anders<br />
sollen sie erfüllt werden und andernfalls wird mit Lizenzentzug<br />
gedroht. Das Reglement bedingt, dass Ärzte numerisch<br />
erfasst, miteinander verglichen, statistisch bewertet<br />
und mit Etiketten = Zertifikaten versehen werden.<br />
Der Druck Zertifizierung = Qualität der geleisteten<br />
Arbeit bleibt konstant bestehen, der Markt führt die<br />
Kontrollen durch, es entsteht ein offener Wettbewerb,<br />
kollegiales Zusammenarbeiten und gegenseitiger<br />
Respekt bleiben auf der Strecke. Kollegialität<br />
ist einer der Grundpfeiler des ärztlichen Berufes, es<br />
droht eine Konkurrenz zwischen den Ärzten und<br />
zwischen den Krankenhäusern. Die Krankenhäuser<br />
werden gezwungen, in regelmäßigen Abständen<br />
detaillierte Qualitäts- und Rechenschaftsberichte<br />
über ihre Arbeit abzuliefern, die Einzelheiten dieser<br />
Berichte sind noch nicht exakt ausgearbeitet. Es<br />
gibt also bis jetzt keine ausreichenden Kriterien für<br />
die Beurteilung der Qualität. Kleine Krankenhäuser<br />
mit weniger technischer Geräteausstattung, mit<br />
weniger Routine bei komplizierten Behandlungsabläufen<br />
usw. geraten gegenüber den großen Kliniken<br />
ins Hintertreffen, ohne dass ein wirklich schlechtes<br />
Behandlungsergebnis vorliegt. Zum Nachteil der<br />
ansässigen Bevölkerung werden also kleinere Häuser<br />
geschlossen oder zu Alten- und Pflegeheimen<br />
umfunktioniert.<br />
Krankenhausträger rechnen mit mehreren Millionen Euro<br />
Kürzungen im Jahr. Schon jetzt machen 40 % der Kliniken<br />
Verluste und würden im Verlauf von 5 Jahren zu einem bedenklich<br />
hohen Anteil noch weiter ins Minus rutschen. Das<br />
heißt: Die geplante Krankenhausstrukturreform gefährdet die<br />
ländlichen Krankenhäuser mit weniger als 200 Betten. Hier<br />
möchte der Seniorenbeirat der Stadt Siegen an alle beim neuen<br />
Krankenhausstrukturgesetz Beteiligten appellieren, die<br />
Folgen der Änderung vor allem für die ältere Bevölkerung<br />
nochmals zu überdenken. Dr. med. Wolfgang Bauch<br />
Anm d. R: Dr Wolfgang Bauch ist Mitglied des Seniorenbeirats der<br />
Stadt Siegen, in diesem Sprecher des Arbeitskreises 1 (Bauen, Wohnen,<br />
Soziale Einrichtunen, Gesundheit, Netze, Infrastruktur und Pflege)<br />
Die Situation in der heimischen Region<br />
Die geplante Krankenhausreform hat für den<br />
heimischen Raum massive negative Folgen. Die<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 63
28. Siegener Sommerfestival<br />
Erneut wartet beim Siegener Sommerfestival ein vielfältiges<br />
und breitenkulturelles Open-Air-Programm<br />
auf sein Publikum. Dabei sticht eine Name aus dem<br />
diesjährigen Programmreigen hervor: Die amerikanische<br />
Gesangsformation Take 6 gilt als das zur Zeit beste Vokalensemble<br />
der Welt. Mit 10 Grammys in vier Sparten (R&B,<br />
Soul, Jazz und Gospel) ist es auf jeden Fall das erfolgreichste.<br />
Am 30. Juni macht das sensationelle Sextett einen Tour-<br />
Stopp im Schlosshof. Ein Stimmenfeuer der etwas anderen<br />
Art verspricht die erste Open-Air-Ausgabe des berüchtigten<br />
„Rudelsingens“ am 25.6. zu werden: Ob Chor-, Amateuroder<br />
Unter-der-Dusche-Sänger – jeder kann mitmachen, und<br />
für jeden sind die passenden Songs dabei.<br />
Compania LaTa Straßentheater<br />
Doch der Reihe nach: Am 10. und 11. Juni startet das<br />
Sommerfestival mit internationalem Straßentheater in seine<br />
28. Runde. Vor den Toren des Apollo-Theaters werden Artisten-Ensembles<br />
aus Japan, Spanien und Belgien ihr artistisches<br />
und komödiantisches Können unter Beweis stellen,<br />
bevor eine Woche später das Programm im Hof des Oberen<br />
Schloss mit Kabarett, Comedy, Kino, Poetry, Varieté und<br />
Vokalmusik seine Fortsetzung findet. Den Anfang macht<br />
am 17.6. eine Musikformation mit dem Namen Bukahara:<br />
Sie gehört zu den Shootingstars der europäischen Weltmusikszene:<br />
Eine Band. Vier Musiker. Drei Kontinente. Und<br />
ein Konzert, auf das sich die Freunde von Multikulti und<br />
erdumspannender Musik freuen dürfen.<br />
Comedy und Poetry gehören ebenfalls zu den „jüngeren“<br />
Programmfarben, auf die das Sommerfestival schon<br />
sehr frühzeitig gesetzt hat: Am 19. Juni kommen die beiden<br />
schrägen Vögel vom „Fuck Hornisschen Orchestra“ auf<br />
die Schlossbühne, am 26. Juni gibt sich Poetry-Star Andy<br />
Strauß die Ehre. Dazu passt der alljährlich stattfindende<br />
Poetry Slam unter freiem Himmel. Erst die Open-Air-Version<br />
des beliebten Dichterwettstreits hat den Poetry Slam in<br />
Siegen richtig salonfähig gemacht. Am 3. Juli findet dieser<br />
zum 12. Mal im Schlosshof statt. Doch auch die leisen und<br />
feinen Töne sind beim Festival zu hören: Mit der Derniere<br />
ihres preisgekrönten Programms „Aus dem Tagebuch<br />
meines Mannes“ (18.6.) in Siegen darf man sich auf ein<br />
künstlerisches Glanzlicht mit der Kabarettistin Tina Teubner<br />
freuen – genauso wie auf den ruhrpott- und fußballverrückten<br />
Literaten Frank Goosen, der am 24.6. seinen neusten<br />
Roman „Förster mein Förster vorstellt. Etwas schriller<br />
und bunter geht es dann am ersten Juli-Wochenende zu:<br />
Nach der legendären Burlesque-Show im Spiegelzelt vor<br />
zwei Jahren gastiert am 1.7. nochmals die begnadete Diseuse<br />
Evi Niessner und ihr kongenialer männlicher Gegenpart<br />
Mr. Leu in Siegen – dieses Mal unter dem vielsagenden<br />
Künstlernamen „Evi & das Tier“. Tags darauf (2.7.) heißt<br />
es einmal mehr „Kunst gegen Bares“: Mittlerweile hat die<br />
beliebte Talent-Show so etwas wie Kultstatus und gehört<br />
fast schon zum Festival-Inventar.<br />
Eine Woche später verabschiedet sich das Sommerfestival<br />
mit einer „Doppel“-Nacht der 1000 Lichter am 8.<br />
und 9. Juli in die Sommerpause - an dem Wochenende, an<br />
dem auch die Sommerferien in NRW eingeläutet werden.<br />
Aufgrund des großen Andrangs im vergangenen Jahr wird<br />
64 durchblick 2/<strong>2016</strong>
Take 6 – Am 30. Juni macht das sensationelle Sextett einen Stopp im Schlosshof.<br />
die beliebte Lichternacht in diesem Jahr auf zwei Veranstaltungstage<br />
und zwei Veranstaltungsorte ausgedehnt.<br />
„Neuland betreten“ heißt es für das Siegener Festivalpublikum,<br />
für das sich am 8. Juli die Chance bietet, eines der<br />
interessantesten – und weithin unbekannten – Flecken am<br />
Rande der Krönchenstadt zu entdecken. Gemeint ist der<br />
ehemalige Schießplatz auf dem Fischbacherberg, heute<br />
Heimat für das sozial-kulturelle Erfahrungsfeld „Schön und<br />
Gut“, das als städtebauliches Konversionsprojekt mit einem<br />
ambitionierten, landesweit beachteten Ausbildungsprojekt<br />
für Furore gesorgt hat, und das in idealer Weise für stimmungsvolle<br />
Parkbespielungen geeignet ist. In diesem Fall<br />
für das Berliner Theater Anu, das an diesem Abend eine seiner<br />
größten und schönsten Parkinszenierungen präsentiert:<br />
„Die große Reise“, ein leises Spektakel zum Träumen und<br />
Meditieren – inmitten eines riesigen Kerzenlabyrinthes, abseits<br />
von Stadtlärm und künstlichem Licht. Bei der zweiten<br />
der beiden Lichternächte (9.7.) dreht sich dann traditionell<br />
alles um den fackelerleuchteten Marktplatz am Rathaus und<br />
um das romantisch illuminierte Schloss auf dem Siegberg.<br />
In den Sommerferien selbst stehen naturgemäß die<br />
Kinder im Mittelpunkt: Jahr für Jahr pilgern die Familien<br />
zum „Kindertheater in den Ferien“ im Schlosspark, denn<br />
unter dem Sonnendach des Veranstaltungspavillons warten<br />
an jedem Samstagnachmittag um 16 Uhr Musiker, Schauspieler<br />
und Artisten auf ihr Publikum. Kinder und Familien<br />
sind auch die Zielgruppe für ein wunderbares Zirkus- und<br />
Varieté-Ensemble, das mit seinem (aus historischen LKWs)<br />
bestehenden „Convoy Exceptionell“ und einem Mini-Zirkuszelt<br />
fünf Tage lang Station im Park an der Oranienstraße<br />
macht und dort insgesamt 8 Vorstellungen geben wird.<br />
Der Abschluss des diesjährigen Sommerfestivals wird<br />
jedoch erst im Rahmen des großen Uferfests (2.-4.9.) gefeiert,<br />
das anlässlich der (Wieder)Freilegung der Sieg und<br />
der Fertigstellung des städtebaulichen Projekts „Siegen zu<br />
neuen Ufern“ von der Stadt Siegen ausgerichtet wird und<br />
das neu gestaltete Stadtzentrum ins rechte Licht rücken wird.<br />
Am Festprogramm wird derzeit noch kräftig gefeilt – doch<br />
ein Programmhighlight darf schon jetzt verraten werden:<br />
Geplant sind drei Vorstellungen der diesjährigen Absolventenshow<br />
der Staatlichen Artistenschule Berlin (2. und 3. September<br />
vor dem Apollo).<br />
Bislang konnte das Festivalprogramm immer mit großzügiger<br />
finanzieller Hilfe von Sponsoren (RWE, Krombacher<br />
Brauerei, Volksbank Siegerland, SVB, Land NRW)<br />
realisiert werden. Zu danken haben erneut die Stadt Siegen<br />
als Hauptfinanzier, das Apollo-Theater als Veranstalter und<br />
nicht zuletzt die Bürger aus Stadt und Region als Besucher<br />
und Nutznießer dieser schönen Veranstaltungsreihe.<br />
Convoy Exceptionell an der Oranienstraße<br />
Alle Festivalinfos (samt Fotos, Videolinks und Eintrittspreisen)<br />
sind ab sofort im Netz unter sommerfestival.<br />
com zu finden, das gedruckte Programmheft wird zu Pfingsten<br />
erscheinen. <br />
Stephan Schliebs<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 65
14. Hilchenbacher Musikfest<br />
mit „Dinner in Weiß“ – 17. bis 19. Juni <strong>2016</strong><br />
Swinging Elephants sind eine kleine, aber feine Big Band – Formation aus<br />
dem Siegerland. Die Musiker stammen sowohl aus dem Profi- als auch aus dem<br />
Amateurbereich. Mit drei Saxophonen, Trompete, Posaune, E-Bass, Piano und<br />
Schlagzeug sind sie im Stande einen satten, aber auch dezenten „Bigband-<br />
Sound“ zu kreieren. Das breit gefächerte Repertoire reicht vom klassischen Swing<br />
und Jazz über Latin bis hin zu bekannten Titeln aus der Popmusik.<br />
Kurz vor dem Sommeranfang wird - in diesem Jahr<br />
zum vierzehnten Mal - ein Open-Air-Konzert mit<br />
der Philharmonie Südwestfalen auf dem Hilchenbacher<br />
Marktplatz stattfinden. Mit diesem musikalischen Ereignis<br />
in Hilchenbach, dem Fest der schönen Klänge, wollen<br />
die Veranstalter den Bürgern der Stadt und den vielen Gästen<br />
aus dem umliegenden Gemeinden wieder einen glanz- und<br />
klangvollen Sommertag bieten. „Wir hoffen, dass<br />
sich das Wetter mal wieder von seiner guten Seite<br />
zeigt“, ist der große Wunsch von Hartmut Kriems<br />
(Stadt Hilchenbach/Gebrüder-Busch-Kreises) „im<br />
letzten Jahr ist alles sozusagen ins Wasser gefallen.“<br />
Kulinarisch werden die Hilchenbacher Gastronomen<br />
rund um den Marktplatz, mit seinem anmutigen Ambiente,<br />
auftischen, was Küchen und Keller hergeben.<br />
Im Mittelpunkt des Festes seht das Konzert mit<br />
der Philharmonie Südwestfalen am Samstag, dem 18.<br />
Juni, unter der Leitung von Gastdirigent Leo Siberski.<br />
Als Solist dieses Konzertes können die Konzertbesucher<br />
Attila Benkö, den Tuba-Spieler des Orchesters,<br />
erleben. Zur Aufführung auf der Open-Air-Bühne<br />
kommen Werke u. a. von Nicolai, Brahms, Berlioz,<br />
Rossini, Prokofieff und Strauß. Der Musiktag wird abgerundet<br />
durch Auftritte der Chöre aus Hilchenbach<br />
im Vorprogramm. Der Eintritt ist wie immer frei, jedoch<br />
wird um eine Spende per Hutsammlung gebeten.<br />
Foto:Gebr.-Busch-Kreis Dahlbruch<br />
Starten wird das Fest schon am<br />
Freitag, dem 17. Juni, ab 18 Uhr mit<br />
dem „Dinner in Weiß“, das zum dritten<br />
Mal stattfinden wird, musikalisch<br />
untermalt von der Schwing-Jazzband<br />
„“Swinging Elephants“ aus Kreuztal.<br />
Zu diesem 3. Hilchenbacher<br />
„Dinner in Weiß“ im Rahmen des<br />
14. Hilchenbacher Musikfestes laden<br />
die örtlichen Gastronomen wieder herzlich<br />
ein. Geplant ist ein großes Festmahl<br />
auf dem historischen Marktplatz. Für<br />
diese Veranstaltung ist unbedingt eine<br />
Platzreservierung erforderlich. Anmelden<br />
kann man sich telefonisch bei der<br />
Stadt Hilchenbach unter der Nummer<br />
<strong>02</strong>733/288-136 oder beim Gebr.-Busch-<br />
Kreis unter <strong>02</strong>733/53350. Falls das Dinner<br />
in Weiß wegen schlechten Wetters<br />
ausfallen muss ist der 20. August als Ersatztermin<br />
in der Gerichtswiese vorgesehen.<br />
Das Konzert mit der Philharmonie<br />
am 18.6. würde in diesem Fall – wie<br />
im letzten Jahr - in die Evangelische Kirche verlegt.<br />
Am Samstag, dem 18. Juni, beginnt das Musikfest<br />
um 15.30 Uhr mit dem traditionellen großen Konzert der<br />
Hilchenbacher Chöre und um 19.30 Uhr ist Beginn des<br />
14. Open-Air-Konzerts mit der Philharmonie Südwestfalen.<br />
Den Abschluss des Festes bildet am 19.6. ab 10 Uhr der schon<br />
traditionelle Gottesdienst auf dem Hilchenbach Marktplatz. <br />
Dinner in weiß, am 19. Juni auf dem Marktplatz in Hilchenbach<br />
66 durchblick 2/<strong>2016</strong>
2/<strong>2016</strong> durchblick 67
Seniorenhilfe Siegen e.V.<br />
Telefon <strong>02</strong> 71/ 6 61 03 35<br />
durchblick e.V.<br />
<strong>02</strong> 71/6 16 47 + 01 71/6 20 64 13<br />
ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.<br />
Senecafé <strong>02</strong> 71/ 2 50 32 39<br />
SeniorenServiceStelle<strong>02</strong>71 / 38 78 616-2<br />
Café „Unter der Linde“ <strong>02</strong> 71 / 5 64 10<br />
Englischkurse <strong>02</strong>737 / 592176<br />
Veranstaltungen im Seniorenbegegnungszentrum<br />
der Universitätsstadt Siegen<br />
Haus Herbstzeitlos<br />
57074 Siegen, Marienborner Str. 151<br />
Film- und Video-Club <strong>02</strong>7 32/1 24 60<br />
Seniorenbeirat<strong>02</strong> 71 / 404-22<strong>02</strong><br />
SHG Sauerstoff Therapie <strong>02</strong> 71 / 37 03 54<br />
Gedächtnistraining <strong>02</strong>71 / 8 49 99<br />
Lesepaten <strong>02</strong>739 / 2290<br />
Malgruppe <strong>02</strong>71 / 3 73 87<br />
Selbstverteidigung 0160 / 830 18 67<br />
SeniorenTheaterSiegen<strong>02</strong>71 / 5 65 28<br />
Trauercafé<strong>02</strong>71/ 5 34 46<br />
Wahlverwandte<strong>02</strong>71 / 2 38 01 08<br />
Werkstatt<strong>02</strong> 71 / 6 27 76<br />
Foto: Ingrid Drabe<br />
montags<br />
10:00 -12:00 Sprechstunde der<br />
Seniorenhilfe<br />
10:00 -12:00 SeniorenServiceStelle<br />
geöffnet<br />
10:00 -12:00 Werkstatt geöffnet<br />
14:00 -18:00 ALTERAktiv Senecafé<br />
dienstags<br />
09:00 -12:00 ALTERAktiv Senecafé,<br />
Windows 8.1/10 Tablets<br />
und Smartphones<br />
10:00 -12:00 Sprechstunde der<br />
Seniorenhilfe<br />
10:00 -12:00 Redaktionsbüro des<br />
durchblick geöffnet<br />
10:00 -12:00 Malgruppe (außer 1.Di.Monat)<br />
mittwochs<br />
09:00 -12:00 ALTERAktiv<br />
Senecafé<br />
09:30 -11:00 Englischkurs auf Anfrage<br />
<strong>02</strong>737 / 592176<br />
10:00 -12:00 SeniorenServiceStelle<br />
geöffnet<br />
10:00 -12:00 Redaktionsbüro des<br />
durchblick geöffnet<br />
11:00 -12:30 Englischkurs auf Anfrage<br />
14:00 -18:00 ALTERAktiv Senecafé<br />
14:30 -16:30 Handarbeiten mit der<br />
Seniorenhilfe<br />
14:30 -16:30 Werkstatt geöffnet<br />
15:00 -17:00 Singen mit der<br />
Seniorenhilfe<br />
19:00 -21:00 Regenbogentreff<br />
Spielen und Klönen<br />
19:00 -22:30 Film und Videoclub<br />
donnerstags<br />
09:30 - 10:30 Selbstverteidigung<br />
10:00 - 12:00 Sprechstunde der<br />
Seniorenhilfe<br />
10:00 -12:00 Redaktionsbüro des<br />
durchblick geöffnet<br />
12:00 - 14:30 Mittagstisch, Anmeldung:<br />
Mo. - Mi. bis 12 Uhr<br />
<strong>02</strong>71- 404-2200<br />
freitags<br />
10:00 - 12:00 Sprechstunde der<br />
Seniorenhilfe<br />
11:00 -14:00 Englischkurse (2) auf<br />
Anfrage <strong>02</strong>737 / 592176<br />
samstags<br />
09:00 - 12:00 Wandergruppe<br />
der Seniorenhilfe<br />
Das Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos befindet sich hinter der alten „Hainer Schule“, Ecke Marienborner Str. / Blumenstr.<br />
Anfahrt: Ab Hauptbahnhof, ZOB Bussteig B 1-2: Linien R 12, R 13, R 17, L 109 (Bushaltest, Blumenstraße). Parkplatz: Kostenlos am Haus<br />
Wir sind eine relativ kleine Gruppe von<br />
schwulen Männern und lesbischen Frauen,<br />
die sich aber aktiv halten. Wie andere Menschen<br />
wirken wir noch in verschiedensten<br />
Ehrenämtern, in Vereinen und Bürgerinitiativen,<br />
engagieren uns in Projekten und<br />
öffentlichen Aktivitäten. Wir treffen uns<br />
an jedem 2. Montag im Monat für zwei<br />
bis drei Stunden, teils einfach um aktuelle<br />
Erfahrungen oder Erinnerungen auszutauschen,<br />
teils um etwas zu unternehmen,<br />
teils um uns durch Fachleute über neue<br />
Entwicklungen des Alterns und der Alterspolitik<br />
aufklären zu lassen. So trafen wir<br />
uns in den letzten Jahren öfter in einem attraktiven<br />
Lokal, um lecker zu essen. Oder<br />
wir luden ein zu öffentlichen Abenden mit<br />
Vorträgen über die Bedeutung der Altenpflege<br />
oder der Patientenverfügung und<br />
anderer wichtiger Vorsorge-Maßnahmen.<br />
Dabei teilen wir zuerst einmal mit allen alternden<br />
Menschen vergleichbare Freuden<br />
und Leiden, die Sorgen, körperlichen Beschwerden,<br />
Einsamkeits-Ängste, Verluste<br />
an Partnern oder sonstigen Menschen, die<br />
uns etwas bedeuteten und gestorben sind<br />
oder sich von uns trennten.<br />
Anders Altern: klein, aber ak tiv<br />
Eine Gruppe stellt sich vor<br />
Unser Altern unterscheidet uns aber zugleich<br />
von den meisten Menschen dadurch,<br />
dass wir in unserem Leben unsere Liebesund<br />
Beziehungsbedürfnisse auf Menschen<br />
des gleichen Geschlechts orientiert haben.<br />
Die Gesellschaft, unsere Eltern haben uns<br />
von Geburt an keine Lebensmodelle zur Verwirklichung<br />
dieser Bedürfnisse angeboten,<br />
man hat uns vielfach diskriminiert und kriminalisiert.<br />
Wir sind durch diese Bedürfnisse<br />
bis heute als zumindest auffällige, wenn nicht<br />
verachtenswerte Menschengruppe gebrandmarkt.<br />
Entsprechend haben wir auch eigene<br />
Bedürfnisse, unser Altern zu gestalten: Wir<br />
setzen uns aktiv dafür ein, in der Gesellschaft<br />
und unter Alten, gleichgültig welcher<br />
ethnischen, religiösen und geschlechtlichen<br />
Orientierung, in unserer Wohnumgebung, in<br />
der Öffentlichkeit, im Krankenhaus, in der<br />
Pflege als gleichwertige Menschen mit einer<br />
anderen geschlechtlichen Orientierung anerkannt<br />
zu werden.<br />
Genau deshalb aber sind wir offen gegenüber<br />
anderen. Das gilt zunächst für<br />
Menschen, Frauen und Männer, die mit<br />
uns vergleichbare Bedürfnisse und Erfahrungen<br />
haben Wir laden sie ein, mit uns aus<br />
der Isolation auszubrechen, in die uns die<br />
Besonderheit unserer Erfahrungen häufig<br />
verbannt. Es gilt aber auch für alle anderen<br />
Alten, die wir in größeren Zeitabständen zu<br />
besonderen Veranstaltungen einladen. Wir<br />
suchen den gedanklichen Austausch mit<br />
ihnen, um gemeinsam das Altern in unserer<br />
Stadt so zu gestalten, dass alle Bedürfnisse<br />
berücksichtigt und alle notwendigen Maßnahmen<br />
verwirklicht werden. Um uns allen<br />
ein Altern in Würde zu sichern.<br />
<br />
Wolfgang Popp<br />
Termine <strong>2016</strong> im Haus Herbstzeitlos<br />
13.6. / 18.30: Geselliges Beisammensein unter<br />
Gleichgesinnten: Wir gehen lecker Essen.<br />
11.7. / 18.30 Uhr: Öffentliche Einladung:<br />
Was regelt ein gesetzlicher Betreuer?<br />
30.7. / ganztägig: CSD-Tag<br />
12.9. / 18.30 Uhr: Öffentliche Einladung:<br />
Ehe und eingetragenen Lebenspartnerschaft<br />
im Alter: gesetzliche und soziale Bedeutung.<br />
14.11. / 18.30 Uhr: Öffentliche Einladung:<br />
Altersgerechtes Wohnen: gesetzliche und<br />
soziale Bedeutung.<br />
12.12. / 18.30 Uhr: Geselliges Beisammensein<br />
unter Gleichgesinnten: Weihnachtsfeier.<br />
68 durchblick 2/<strong>2016</strong>
Ausstellung<br />
bis 10.Juni <strong>2016</strong><br />
Rathaus<br />
Siegen-Weidenau<br />
Weidenauer Str.<br />
Zu den Öffnungszeiten<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 69
Wiederkehrende<br />
Termine<br />
Veranstalterfoto<br />
An jedem 2. Sonntag im Monat: Sonntagscafè<br />
im Bürgerhaus Siegen-Niederschelden,<br />
Auf der Burg 15<br />
montags:<br />
10:00 Seniorengymnastik mit Anne Freudenberger,<br />
im Gemeinschaftsraum Dr. Ernst-<br />
Schuppener-Haus, Stadtteilbüro Heidenberg,<br />
<strong>02</strong>71-23418872<br />
14:00 Montagscafé des DRK Ortsverein<br />
Siegen Nord e.V., Schneppenkauten 1,<br />
57076 Siegen-Weidenau <strong>02</strong>71-76585<br />
14:30 Handarbeitstreff: stricken, häckeln,<br />
sticken, nähen, „Regiestelle Leben<br />
im Alter“ Rathaus Weidenauer Straße<br />
215, <strong>02</strong>71/404-2200<br />
20:30 Tangosalon: Milonga, Tango Argentiono<br />
- Gefühle tanzen, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
Jeden 1. Montag im Monat<br />
14:30 Singen AWO-OV Siegen, Begegnungsstätte<br />
Rosterstr. 186, <strong>02</strong>71/53383<br />
18:30 „Anders Altern“ Gruppe für gleichgeschlechtliche<br />
Lebende und Liebende,<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str.<br />
19:00 Trauergruppe der Ambulanten Hozpizhilfe,<br />
Stiftung Diakoniestation Kreuztal,<br />
Ernsdorfstr. 3, <strong>02</strong>732/1<strong>02</strong>8<br />
20:00 Tango Schnupperkurs (bis 21 Uhr),<br />
anschließend Tangosalon, Kulturhaus Lÿz<br />
Siegen, St.-Johann-Straße 18<br />
Jeden 2. Montag im Monat<br />
10:00 Frühstückstreff: AWO-Ortsverein<br />
Siegen, im der Begegnungsstätte Rosterstr.<br />
186, Siegen, <strong>02</strong>71/339857<br />
10:00 Trauercafé der Ambulanten ökumenischen<br />
Hospizhilfe Siegen e.V.; Haus<br />
Herbstzeitlos Siegen, Marienborner Str. <br />
<strong>02</strong>71/236<strong>02</strong>-67<br />
15:15 Montagsgespräch des „Bund der<br />
Vertriebenen“ – Diskurs zum aktuellen<br />
gesellschaftspolitschen Zeitgeschehen<br />
Geschäftsstelle Siegen, Seilereiweg 6<br />
<strong>02</strong>71/82838<br />
Jeden 3. Montag im Monat<br />
10:00 ALTERAktiv, Lesepaten, Haus<br />
Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />
Straße 151 <strong>02</strong>739-2290<br />
16:30 Selbsthilfegruppe Durchblutungsstörungen<br />
in den Beinen Begegnungszentrum<br />
Haus Herbstzeitlos Siegen,<br />
Marienborner Str. 151 <strong>02</strong>71-310781<br />
18:30 Treffen Selbsthilfegruppe:<br />
Sauerstoff-Langzeit-Therapie „Haus<br />
Herbstzeitlos Siegen“ 370354<br />
Jeden 4. Montag im Monat<br />
10-12:00 Beratung für Senioren, Senioren-<br />
ServiceStelle Siegen-Geisweid, Am Klafelder<br />
Markt 20 <strong>02</strong>71/372199-05<br />
14:30 Kaffeekränzchen: AWO-<br />
Ortsverein Siegen, in der Begegnungsstätte<br />
Rosterstr. 186, Siegen,<br />
<strong>02</strong>71/3386-160<br />
Letzter Montag im Monat<br />
19:00 Selbsthilfegruppe Asthma und<br />
Bronchitis Haus Herbstzeitlos Siegen,<br />
Marienborner Straße 151 <strong>02</strong>737/3308<br />
dienstags:<br />
17.00 Interkultureller Chor Siegerland<br />
Span. Zentrum Siegen, St.-Michael-St. 3<br />
Jeden 1. Dienstag im Monat<br />
9:00 Die Creativen Siegen, städtisches<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, <strong>02</strong>737-3455<br />
10:00-12:00 Seniorenberater der Stadt<br />
Siegen: Sprechstunde, Begegnungszentrum<br />
„Haus Herbstzeitlos“, Siegen<br />
15:00 ALTERAktiv Lesepaten, Begegnungszentrum<br />
„Haus Herbstzeitlos“<br />
Siegen, <strong>02</strong>739/2290<br />
Ausstellung<br />
Hans Hartung<br />
Fotografie<br />
05.06. bis 25.09.<strong>2016</strong><br />
Museum für Gegenwartskunst Siegen,<br />
Unteres Schloss<br />
Jeden 2. Dienstag im Monat<br />
20:00 Vorwärts-Chor, städtisches Begegnungszentrum<br />
„Haus Herbstzeitlos“,<br />
Siegen, Marienborner Straße 151<br />
Jeden 3. Dienstag im Monat<br />
15-17 Treffen der Heinzelwerker, Begegnungszentrum<br />
„Haus Herbstzeitlos“,<br />
Siegen, Marienborner Straße 151<br />
Jeden 4. Dienstag im Monat<br />
20:00 Vorwärts-Chor, städtisches Begegnungszentrum<br />
„Haus Herbstzeitlos“,<br />
Siegen, Marienborner Straße 151<br />
mittwochs:<br />
10:00-12:00 Heinzelwerker Sprechstunde,<br />
„Regiestelle Leben im Alter“,<br />
RathausWeidenau, Weidenauer Str.<br />
211, 404-2200<br />
10:00 Spaziergang: 3000 Schritte, Tempo<br />
und Strecke sind angepasst, ab Rathaus<br />
Weidenauer Str. 215, 404-2200<br />
10-12:00 Sprechstunde des Seniorenbeirats,<br />
SeniorenServiceStelle Siegen-Geisweid ,<br />
Am Klafelder Markt 20 <strong>02</strong>71/372199-05<br />
14:00-16:00 Diakonischer Freundeskreis<br />
Siegen-Süd, Hilfen für zu Hause,<br />
Diakonie Eiserfeld, Mühlenstr. 7<br />
14.30-17.30 Taschengeldbörse Siegen,<br />
St.-Johannstr. 7 <strong>02</strong>71/2346066<br />
17:00 Internationaler Seniorentanz,<br />
Interkulturelle Gemeinschaft, kath. Gemeindehaus<br />
Siegen, St.-Michaelstraße 3<br />
Jeden 1. Mittwoch im Monat<br />
10:00 Trauercafé Regenbogen Ambul.<br />
Hozpizhilfe, Diakonistation Kreuztal,<br />
Ernsdorfstraße 3 <strong>02</strong>732-1<strong>02</strong>8<br />
15:00 Frauenzimmer, Frauencafé des<br />
DRK-Niederschelden, Burgschule Siegen-Niederschelden.<br />
<strong>02</strong>71-33716-0<br />
Jeden 1. Mittwoch im Monat<br />
14.30 Uhr bis 16.30 Uhr<br />
„Museums-Momente“<br />
Museum für Gegenwartskunst Siegen,<br />
Unteres Schloss<br />
Führung für Menschen mit Demenz und<br />
ihre Begleiter Anmeldung erforderlich!<br />
<strong>02</strong>71/405-7710<br />
70 durchblick 2/<strong>2016</strong>
Jeden 3. Mittwoch im Monat<br />
14:30 VDK-Siegen-Treff; Frohe Runde, Christofferhaus<br />
Siegen, Friedrich-Wilhelm-Str. 118<br />
14:30 Wir tanzen wieder! Für Menschen mit und ohne<br />
Demenz, Tanzschule „Im Takt“, Netphen-Dreistiefenbach,<br />
Dreisbachstr. 24. Anmeldung erbeten <strong>02</strong>71/234178-17<br />
(Nur im August am 24.8.)<br />
Letzter Mittwoch im Monat<br />
15:00-16.30 Selbsthilfegruppe Frontotemporale Demenz<br />
im Café Auszeit Kreuztal, Ernsdorfstr. 5<br />
donnerstags:<br />
10:00 Seniorenwerkstatt, der „Interkulturellen Gemeinschaft“,<br />
katholisches Gemeindehaus Siegen, St.-Michaelstr. 3<br />
14-16:00 Handarbeitskreis der SeniorenServiceStelle,<br />
im Rathaus Netphen, Amtsstraße 2+6<br />
14-16:00 Ehrenamtsberatung, SAfE -Siegener Agentur<br />
für Ehrenamt Rathaus Weidenau 404-2139<br />
10:00-12:00 Diakonischer Freundeskreis Siegen-Süd,<br />
Hilfen für zu Hause, Diakonie Eiserfeld, Mühlenstr. 7<br />
Jeden 2. Donnerstag im Monat<br />
15:00-17:00 Selbsthilfegruppe Mitten im Leben für<br />
Menschen mit Gedächtnisproblemen KSG-Seniorenwohnanlage<br />
Weidenau Weidenauer Str. 2<strong>02</strong><br />
Jeden 4. Donnerstag im Monat<br />
15:00 Trauercafé der Ambulanten ökumenischen Hospizhilfe<br />
Siegen e.V.; Haus Herbstzeitlos Siegen, Marienborner Str.<br />
<strong>02</strong>71/236<strong>02</strong>-67<br />
freitags:<br />
14:00 Englisch Tea Time AWO-Ortsverein Siegen, im der<br />
Begegnungsstätte Rosterstr. 186, Siegen, <strong>02</strong>71/339857<br />
17:00 Tanzen ab der Lebensmitte mit und ohne Partner,<br />
TanzZentrum AGNE-PRESCHER Siegen-Geisweid,<br />
Birlenbacher Hütte 16 <strong>02</strong>71-84999<br />
18:00 Wochenschlussandacht, Autobahnkirche Rasthof<br />
Wilnsdorf<br />
Jeden 2. Freitag im Monat<br />
15:00 Dämmerstunde der Seniorenhilfe Siegen e.V.<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos Siegen,<br />
Marienborner Str. 151 <strong>02</strong>71/44369<br />
samstags:<br />
Jeden 3. Samstag im Monat<br />
13:00 ALTERAktiv Repaircafé, Mehrgenerationenzentrum<br />
der Martinigemeinde Siegen, St. Johann-Str. 7<br />
Jeden 4. Samstag im Monat<br />
13:00 Klimawelten Repaircafé, Florenburg Hilchenbach,<br />
Kirchweg 17 <strong>02</strong>733/2366 (Ingrid Lagemann)<br />
sonntags:<br />
Jeden 2. Sonntag im Monat<br />
15:00 Sonntagscafe im Bürgerhaus Siegen-Niederschelden,<br />
Auf der Burg 15 <strong>02</strong>71/3370122<br />
Jeden 3. Sonntag im Monat<br />
14:30 Cafè unter der Linde, städtisches Senioren–Begegnungszentrum<br />
„Haus Herbstzeitlos“ Siegen, Marienborner<br />
Str. 151, <strong>02</strong>71-56410<br />
15:00 Trauercafé der Ambulanten ökumenischen Hospizhilfe<br />
Siegen e.V., Tillmann-Siebel-Haus Freudenberg<br />
Krottorfer Str. 37, <strong>02</strong>71/236<strong>02</strong>-67<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 71
Veranstaltungshinweise<br />
Backestage<br />
im Kreisgebiet<br />
Juni<br />
Mi. 01./ ab 18 Uhr, Fbg. Hohenhain<br />
Do. <strong>02</strong>./ ab 14 Uhr, Fbg.Niederndorf<br />
Sa. 04./ ab 14 Uhr, Netphen-Salchendf.<br />
Sa. 11./ ab 09 Uhr, Burb.-Wahlbach<br />
ab 11 Uhr, Obersdorf-Wilnsdf<br />
Di. 14./ 11-13 Uhr, Bu.-Nd.dresselndf.<br />
(Alte Schule)<br />
Mi. 15./ ab 18 Uhr, Fbg.Hohenhain<br />
Sa. 18./ 10- 15 Uhr, Fbg.-Oberheuslg.<br />
10- 14 Uhr, Fbg.-Oberholzklau<br />
Fr. 24./ 13- 15 Uhr, Sgn.- Birlenbach<br />
Sa. 25./ 06-12 Uhr, Burb.-Alte Vogtei<br />
10- 16 Uhr, Niedersetzen<br />
Juli<br />
Sa. <strong>02</strong>./ ab 14 Uhr, Netph.-Salchendorf<br />
Do. 07./ ab 14 Uhr, Fbg.-Niederndorf<br />
Sa. 09./ ab 09 Uhr, Burb.-Wahlbach<br />
ab 10 Uhr, Bad Blb.-Girkhs.<br />
11-13 Uhr, Bu.-Nd.dresselndf.<br />
(Alte Schule)<br />
Fr. 29. 13- 15 Uhr, Sgn.- Birlenbach<br />
Sa. 30. 06-12 Uhr, Burb.-Alte Vogtei<br />
10- 13 Uhr, Öalcher Backes<br />
August<br />
Sa. 06./ ab 09 Uhr, Burb.-Wahlbach<br />
ab 14 Uhr, Ntph.-Salchendorf<br />
ab 18 Uhr, Fbg.-Mausbach<br />
So. 07./ 11-17 Uhr, Fbg.-Mausbach<br />
Sa. 13./ ab 08 Uhr, Espequelle, Bad Blb<br />
So. 14./ ab 08 Uhr, Espequelle, Bad Blb<br />
Fr. 19./ 15 - 18 Uhr, Hellergarten, Neunki.<br />
Sa. 20./ ab 11 Uhr, Hellergarten, Neunki.<br />
So. 21./ ab 10 Uhr, Sgn.-Langenholdinghs<br />
ab 11 Uhr, Ilsetal Feudingen<br />
ab 11 Uhr, Sgn.- Feuersbach<br />
Fr. 26./ 13- 15 Uhr, Sgn.- Birlenbach<br />
Sa. 27./ ab 15 Uhr, Sgn.- Trupbach<br />
10- 15 Uhr, Fbg.-Oberheuslingen<br />
So. 28./ 10- 16 Uhr, Sgn.-Niedersetzen<br />
Weitere Termine lagen bei<br />
Redaktionsschluss nicht vor.<br />
Foto: Gudrun Neuser<br />
Wandern<br />
und Schauen<br />
Gruppe Fritz/Hartzer <strong>02</strong>71-42616<br />
Treffpunkt:<br />
13:45 Uhr Wilh.-von Humboldt-Platz<br />
14:00 Uhr Weidenau, Auf den Hütten<br />
Rückkehr: ca. 18:00Uhr<br />
07.06. Niederschelden<br />
21.06. Schmallenberg-Schanze<br />
05.07. Abtei Marienstatt<br />
Gruppe: Flender/Kroke <strong>02</strong>71-82733<br />
Treffpunkt:<br />
07.06. Schmallenbert/Nordenau<br />
21.06. Laibach/Bad Berleburg<br />
05.07. Attendorn/Roscheid<br />
Gruppe: Anita Schoew <strong>02</strong>71-870538<br />
Treffpunkt:<br />
14.00 Geisweid Marktstr.<br />
Rückkehr: ca. 18.00 Uhr<br />
14.06. Hohenroth-Netphen<br />
28.06. Olpe<br />
72 durchblick 2/<strong>2016</strong>
2. Donnerstag<br />
15.00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
Seniorenzentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Straße 151<br />
3. Freitag<br />
20.00 Gala der Filmmusik mit der Philharmonie<br />
Südwestfalen, Apollo-Theater Si.<br />
4. Samstag<br />
15.00 Bürgerfest des Bürgervereins, Siegen<br />
Flammersbach-Fölzbich<br />
19.00 Konzert: Peter Orloff & Schwarzmeer<br />
Kosaken-Chor, Ev. Laurentiuskirche<br />
Kreuztal-Ferndorf<br />
5. Sonntag<br />
11.00 Jazz mit den Dixifriends, Alte Linde<br />
Wilnsdorf-Niederdielfen<br />
11.00 Kunst im Park der Villa Bubenzer,<br />
Freudenberg, Bubenzer Weg 7<br />
12.00 Ausstellungseröffnung: Hans Hartung<br />
und Fotografie, Museum für Gegenwartskunst,<br />
Siegen, Unteres Schloss<br />
16:00 „Sonntags im Schlossgarten“:<br />
Konzert des „Musikverein Eiserfeld“ mit<br />
dem „Spielmannszug Oberschelden“,<br />
Schloßpavillon, Oberes Schloss Siegen<br />
15.00 „Literatur-Café“ mit Werner Stettner,<br />
Bella Chagall - Brennende Lichter,<br />
Siegen, Häutebachweg 6<br />
6. Montag<br />
17.00 „Kino ohne ALTERSbeschränkung“,<br />
Learning To Drive – Fahrstunden<br />
fürs Leben, Viktoria Filmtheater<br />
Hi.-Dahlbruch, Bernhardt-Weiss-Platz 6<br />
18.00 Sommerkonzert: Blechbläserensemble<br />
„pro musica sacra“, Nikolaikirche<br />
in Siegen<br />
7. Dienstag<br />
VHS-Siegen-Ausstellung: Brasilien –<br />
Facetten eines Landes, KrönchenCenter,<br />
Siegen Zu den Öffnungszeiten (bis 30.06.)<br />
19.00 Informationsveranstaltung der<br />
Senioren-Service-Stelle Netphen: Pflegebedürftig<br />
- was nun?, Rathaus Netphen<br />
<strong>02</strong>738/603-145<br />
9. Donnerstag<br />
18.30 Konzert der Fritz-Busch Musikschule:<br />
Forum junger Instrumentalisten,<br />
Ratssaal im Rathaus Siegen, Markt 2<br />
10. Freitag<br />
19.00 Bilder-Ausstellung von Beate<br />
Utsch: na und?, Alte Vogtei Burbach<br />
20.00 Multivisionsshow:Andracks kleine<br />
Wandershow, Kulturhaus Lÿz Siegen<br />
Veranstaltungshinweise<br />
Juni <strong>2016</strong><br />
20.00 Konzertabend mit Maurice LoMonaco<br />
und Lena Poppe: Music Of the Night,<br />
Heimhof-Theater Bu.-Wasserscheide<br />
11. Samstag<br />
7.00 Naturschutzbund Vogelstimmen-<br />
Exkursion: Der frühe Vogel fängt den<br />
Wurm, ab Alte Schule Burbach-Holzhausen,<br />
Kapellenweg 4<br />
11.00-16.00 20. Tag der Begegnung von<br />
Menschen mit und ohne Behinderung,<br />
Bismarckplatz Siegen-Weidenau<br />
20.00 Theaterpremiere: Der Vogelhändler,<br />
Operettenfassung, Freilichtbühne<br />
Freudenberg, Kuhlenbergstr. 26<br />
12. Sonntag<br />
10.00 Treffen: historische Militärfahrzeuge,<br />
Technikmuseum Freudenberg,<br />
Olper Straße 5a<br />
10:45 Orgelmatinée mit Dr. Mathias<br />
Scheer, Kath.St.-Joseph-Kirche Siegen-<br />
Weidenau, Weidenauer Str.23<br />
15.00 kreuztalkultur: Konzert der AG der<br />
ev. Chöre und Posaunenchöre Kreuztal,<br />
Dreslers Park Kreuztal<br />
Veranstalterfoto<br />
Veranstalterfoto<br />
16:00 „Sonntags im Schlossgarten“:<br />
Konzert mit der „Swinging Elephants<br />
Big Band“, Oberes Schloss Siegen<br />
17.00 „Sonntags um Fünf“: Klarinetten<br />
konzert im Turmzimmer, Ginsburg Hilchenb.<br />
13. Montag<br />
18.30: „Anders Altern“,Geselliges Beisammensein<br />
unter Gleichgesinnten: Wir<br />
gehen lecker Essen Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
14. Dienstag<br />
13.00 Stahlbergverein-Wanderung: Grubengelände<br />
Altenberg, ab Rathaus Hilchenb.<br />
18. Samstag<br />
19.00 Scheunenfest Angezapft: mit Live-<br />
Musik „Bühler Perle“ , Achenbach´sche<br />
Scheunen, Freudenberg, Krottdorfer Str.<br />
20.00, Rock - Pop - Jazz mit Hickengrund<br />
Wurzeln, mit Annette Kreutz und Caro<br />
Hild, Ev. Gemeindeh. Bu.-Holzhausen<br />
20.00 „Café Acustico“, Musikalische<br />
Reise durch Südamerika, Café Basico<br />
Kreuztal, Hüttenstraße 30<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 73
19. Sonntag<br />
11.00 Tag der offenen Gartentüren in<br />
Wilnsdorf, Infos unter <strong>02</strong>739/8<strong>02</strong>-246<br />
14.00 Botanische Führung: Sommer mit<br />
Linien und Sonnenröschen, ab Wilnsdorf<br />
Rödgen, Auf der Höhenweg 1<br />
14.00 Büscher Waffelsonntag, Bürgerhaus<br />
Freudenberg-Büschergrund, Hermann-Vomhof<br />
Str. 1<br />
14.30 Dorf Café, Heimatverein, Alte Schule<br />
Burbach-Holzhausen, Kapellenweg 4<br />
15.00 kreuztalkultur Konzert, mit „Intermezzo“<br />
und dem „Männerchor<br />
Osthelden“, Dreslers Park Kreuztal<br />
15.30 VHS-Siegen Stadtspaziergang:<br />
Stolpersteine in der Unterstadt, ab Bunker<br />
am Kaisergarten Siegen, Sandstraße<br />
17.00 Schloss-Open-Air <strong>2016</strong>, mit der<br />
Philharmonie Südwestfalen, Schloßhof<br />
Bad Berleburg<br />
17.00 Konzert mit den „Herdorfer Dixieland-Friends“,<br />
Kurpark Freudenberg<br />
Veranstaltungshinweise<br />
Juni <strong>2016</strong><br />
Foto: Rita Petri<br />
20.00 Konzert<br />
mit dem Blasorchester<br />
Kreuztal,<br />
der Kantorei<br />
Siegen und dem<br />
„uniChor“ Siegen,<br />
Siegerlandhalle<br />
20.<br />
Montag<br />
17.00 Ausstellungseröffnung:<br />
„Besser Wohnen<br />
– jetzt und im Alter“, Rathaus Freudenberg<br />
Morer Platz 1<br />
21. Dienstag<br />
19.00 VHS-Siegen, Film zur Ausstellung:<br />
Geschichten aus Javé, KrönchenCenter<br />
Siegen, Markt 25<br />
24. Freitag<br />
18.00 VHS-Siegen Weltmusik: Mauravann<br />
– Ravanne und Sega-Rhythmen<br />
aus dem Indischen Ozean, Fißmer-Anlage<br />
am Rathaus Siegen (oder im KrönchenCenter)<br />
20.00 kulturforum-netphen: Gitarrenkonzert<br />
mit Loren &Mark, All the way<br />
from the USA, Altes Feuerwehrhaus<br />
Netphen<br />
20.00 Konzert: Barocker Glanz, Trompete<br />
und Orgel, Martinikirche Siegen<br />
25. Samstag<br />
18.00 Mittsommernacht im Technikmuseum,<br />
ein Abend für die ganze Familie!<br />
Freudenberg, Olper Straße<br />
18.30 AmaSing Generation und die<br />
Vocalklassen der CSG Kreuztal als<br />
Vorprogramm zu 21.00 kreuztalkultur<br />
Konzert: „Kreuztalklassik“ Rigoletto,<br />
Dreslers Park Kreuztal<br />
21.00 1. Siegener OpenAir–Rudelsingen,<br />
Schlosshof Oberes Schloss Siegen<br />
26. Sonntag<br />
16:00 „Sonntags im Schlossgarten“:<br />
Blasmusik vom Feinsten mit der Siegerländer<br />
Bergknappenkapelle, Oberes<br />
Schloss Siegen<br />
17.00 Konzert der ev. Kantorei Iserlohn,<br />
Werke von Bach, Mendelssohn, Rutter<br />
u.a., Nikolaikirche Siegen<br />
18.00 Sommerkonzert: Lob der Schöpfung,<br />
Motetten von Joseph Haydn u.a.,<br />
Kath. St.-Joseph-Kirche Siegen-Weidenau,<br />
Weidenauer Str.23<br />
28. Dienstag<br />
18.30 Dr. Rüdiger Dahlke Vortrag:<br />
Krankheit als Symbol, ab 20.30 Vortrag:<br />
Schicksalsgesetze – Spielregeln fürs Leben,<br />
Bismarckhalle Siegen-Weidenau<br />
Bismarckstraße 47<br />
30. Donnerstag<br />
15.00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
Seniorenzentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Straße 151<br />
Veranstalterfoto<br />
Veranstalterfoto<br />
Veranstalterfoto<br />
Am 19. Juli tritt<br />
der „Männerchor<br />
Osthelden“ um 15<br />
Uhr im Dreslers Park<br />
in Kreuztal auf<br />
74 durchblick 2/<strong>2016</strong>
2. Samstag<br />
20:00 Kunst gegen Bares – Künstlerwettbewerb<br />
– beim Siegener Sommerfestival,<br />
Schlosshof Oberes Schloss<br />
3. Sonntag<br />
9.00 Siegtal Pur, autofreier Rad-Aktionstag<br />
von der Siegquelle bis Siegburg<br />
16:00 „Sonntags im Schlossgarten“:<br />
Lämpels Jazz Orchester, Dixieland, Jazz<br />
und Swing, Oberes Schloss Siegen<br />
17:00 Rock-Pop-Oldies Konzert mit<br />
„Teenietus M3“, Kurpark Freudenberg<br />
4. Montag<br />
17.00 „Kino ohne ALTERSbeschränkung“:<br />
Picknick mit Bären, Viktoria<br />
Filmtheater Hilchenbach-Dahlbruch,<br />
Bernhardt-Weiss-Platz 6<br />
18.45 „Musikfestwoche“ in Bad Berleburg,<br />
Blechbläserensemble pro musica<br />
sacra, Schloss, Goetheplatz 8<br />
20.00 Kunst gegen Bares – Künstlerwettbewerb<br />
– beim Siegener Sommerfestival,<br />
Schlosshof Oberes Schloss<br />
5. Dienstag<br />
15.00 Europaquiz des „Verein Bürger<br />
Europas e.V.“, und der Senioren-Service-Stelle,<br />
Rathaus Netphen<br />
19.30 „Musikfestwoche“ in Bad Berleburg,<br />
Vermächtnisse, Schloss, Goetheplatz<br />
7. Donnerstag<br />
19.30 kreuztalkultur Tanztheater „Dance<br />
& Sing“: Beziehungsstatus: Es ist kompliziert!,<br />
Stadthalle Kreuztal (auch 8.7)<br />
8. Freitag<br />
18.00 kulturforum Netphen, The Candidates<br />
Open-Air-Reihe mit Cover-Rockund<br />
Popmusik, Rathausplatz Netphen<br />
Veranstalterfoto<br />
19.30 „Musikfestwoche“ in Bad Berleburg,<br />
Stradivari & Co, Schloss, Goethepl.<br />
9. Samstag<br />
21.00 „Musikfestwoche“ in Bad Berleburg,<br />
A capella Nacht im Schlosshof,<br />
Schloss, Goetheplatz 8<br />
10. Sonntag<br />
10.30 „Musikfestwoche“ in Bad Berleburg,<br />
Familienkonzert – Matineé, „Trio<br />
Audite“ mit Die Mücke und der Elefant,<br />
Schloss, Goetheplatz 8<br />
14.30 Sonntagscafé, Alte Linde Wilnsdorf-Niederdielfen<br />
15.00 kreuztalkultur Konzert: Martin<br />
Reuthner & Werner Hucks, Dreslers Park<br />
16:00 Das gib's nur einmal…, Konzert<br />
mit dem „Siegener Salonorchester“,<br />
Oberes Schloss Siegen<br />
Veranstaltungshinweise<br />
Juli <strong>2016</strong><br />
18.45 „Musikfestwoche“ in Bad Berleburg,<br />
Kammerkonzert: Kaiserhymne,<br />
Schloss, Goetheplatz 8<br />
11. Montag<br />
18.30 „Anders Altern“ Vortrag und Gespräch:<br />
Was regelt ein gesetzlicher Betreuer?<br />
Haus Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />
Str. 151<br />
14. Donnerstag<br />
15.00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
Seniorenzentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
15.Freitag<br />
18.00 kulturforum Netphen: Hot Stuff,<br />
Open-Air-Reihe mit Cover-Rock-und<br />
Popmusik, Rathausplatz Netphen<br />
17. Sonntag<br />
15.00 kreuztalkultur<br />
Kabarett:<br />
Jens Neutag, Das<br />
Deutschland-Syndrom,<br />
Dreslers Park<br />
Kreuztal<br />
16:00 „Sonntags im<br />
Schlossgarten“: Pop<br />
und mehr mit den<br />
„Sullivans“, Oberes<br />
Schloss Siegen<br />
17.00 Konzert mit<br />
dem „Musikverein<br />
1871 Niederfischbach“,<br />
Kurpark<br />
Freudenberg<br />
Veranstalterfoto<br />
22. Freitag<br />
18.00 kulturforum Netphen: Junke & The<br />
Blue Joint Open-Air-Reihe mit Cover-<br />
Rock-und Popmusik, Rathauspl. Netphen<br />
24. Sonntag<br />
Am 22.Juli um 22 Uhr startet das<br />
Siegener Open-Air-Kino. Bis zum<br />
28. 8. werden 22 Filme auf der<br />
Brunnenwiese am Oberen Schloss<br />
in Siegen gezeigt. Bis Redaktionsschluss<br />
standen noch keine Titel<br />
fest. Auskunft und Anfangszeiten<br />
unter www.openairkino-siegen.de<br />
16:00 „Sonntags im Schlossgarten“:<br />
Konzert mit den „Orginal Lennetalmusikanten“,<br />
Facetten der Blasmusik,<br />
Oberes Schloss Siegen<br />
15.00 kreuztalkultur Puppentheater:<br />
Ferdinand der Stier, Weiße Dreslers<br />
Park Kreuztal<br />
29. Freitag<br />
18.00 kulturforum Netphen: Silent Seven,<br />
Open-Air-Reihe mit Cover-Rockund<br />
Popmusik, Rathausplatz Netphen<br />
30. Samstag<br />
Ganztägig „Anders Altern“ CSD-Tag,<br />
Seniorenzentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Straße 151<br />
31. Sonntag<br />
17.00 Sonntagskonzert mit dem gemischten<br />
Chor „La Musica Alchen“ und<br />
den „Jagdbläsern Freudenberg“, Kurpark<br />
Freudenberg<br />
16.00 „Sonntags im Schlossgarten“:<br />
Konzert mit der Greyhounds Oldieband,<br />
Oberes Schloss Siegen<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 75
Veranstaltungshinweise<br />
August <strong>2016</strong><br />
5. Freitag<br />
18.00 kulturforum Netphen Open-Air-Reihe:<br />
Konzert mit der Cover-Rock- und Pop-<br />
Band „Kühlschrank“, Rathauspl. Netphen<br />
20:00 „Siegener Open-Air-Kino“<br />
mit Künstlerwettbewerb: Kunst gegen<br />
Bares, Brunnenwiese am Oberen<br />
Schloss Siegen<br />
7. Sonntag<br />
17.00 kreuztalkultur Konzert: Wildes<br />
Holz, Dreslers Park Kreuztal<br />
16:00 „Sonntags im Schlossgarten“<br />
Konzert: Neworleens, Pop, Rock`n Roll-<br />
Sixties-Music, Oberes Schloss Siegen<br />
8. Montag<br />
17.00 Kino ohne ALTERSbeschränkung,<br />
Ich bin dann mal weg, Viktoria<br />
Filmtheater Hilchenbach-Dahlbruch,<br />
Bernhardt-Weiss-Platz 6<br />
11. Donnerstag<br />
15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
Seniorenzentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Straße 151<br />
13. Samstag<br />
17.00 Grillfest des Heimatvereins<br />
Obersdorf-Rödgen e.V., Grillhütte Heidenbachswald,<br />
Wilnsdorf Obersdorf<br />
14. Sonntag<br />
14.30 Sonntagscafé,<br />
Alte Linde Wilnsdorf-Niederdielfen<br />
16:00 „Sonntags im<br />
Schlossgarten“ Chor-<br />
Konzert der Chorgemeinschaft<br />
Eichen<br />
Bockenbach, Oberes<br />
Schloss Siegen<br />
17.00 Sonntagskonzert<br />
mit dem<br />
„Musikverein Friesenhagen“,<br />
Kurpark<br />
Freudenberg<br />
19. Freitag<br />
Foto: Tessie Reeh<br />
Veranstalterfoto<br />
16.00 Kulturring<br />
Pilzseminar für<br />
Einsteiger, Pilzkundemuseum<br />
im Haus des Gastes Bad<br />
Laasphe, Wilhemsplatz 3 (auch Sa u. So.<br />
9.30 Uhr)<br />
20. Samstag<br />
12.00 Workshop: mit Feuer und Amboss,<br />
Technikmuseum Freudenberg,<br />
Olper Str. 5 (auch am 21.ab 10.00)<br />
21. Sonntag<br />
15.00 kreuztalkultur Figurentheater:<br />
Großer Wolf & kleiner Wolf, Dreslers<br />
Park Kreuztal<br />
16:00 „Sonntags im Schlossgarten“: Das<br />
„Duo Dr. Mojo“, spielt traditionelle amerikanische<br />
Musik, erdigen Blues und<br />
Gospel, Oberes Schloss Siegen<br />
25. Donnerstag<br />
15.00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
Seniorenzentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Straße 151<br />
26. Freitag<br />
17.00 Wanderung mit dem Schäfer zur<br />
Heideblüte in die Trupbacher Heide, ab<br />
Parkplatz am Wasserhochbehälter auf der<br />
Höhe Freudenbg. Alchen/Niederholzklau<br />
28. Sonntag<br />
13.30 kreuztalkultur Kreuztaler<br />
Weindorf <strong>2016</strong>, Konzert mit dem gemischter<br />
Chor MGV Augustinus Kreuztal,<br />
unterm Glasdach im Kreuztaler EKZ<br />
und auf der Bühne auf dem Roten Platz<br />
16:00 „Sonntags im Schlossgarten“<br />
Pop-Jazz-Gospel Chorkonzert mit dem<br />
Chor „Pop Generation Siegen“, Oberes<br />
Schloss Siegen<br />
76 durchblick 2/<strong>2016</strong>
Leserbriefe<br />
db 1-<strong>2016</strong> Vielen Dank für die gut<br />
gemachte Broschüre. Besonders berührt<br />
hat mich der Artikel, Leben in<br />
schwerer Zeit, von Willi Kölsch. Bin<br />
ich doch auch auf dem Rosterberg in<br />
der Gläserstraße groß geworden und<br />
in die „Rosterschule“ gegangen.<br />
Geboren 1937, saß ich nach der<br />
Einschulung im Herbst 1944 auch<br />
im Bunker und wir sangen: „Jung-<br />
Siegfried war ein stolzer Knab ging<br />
von des Vaters Burg herab...“ Auch<br />
erinnere ich mich sehr gut daran,<br />
dass wir das Wasser unten an der Eiserfelderstraße<br />
holen mussten. Meine<br />
Mutter mit zwei Eimer und ich mit der<br />
Milchkanne.<br />
Trotz allem schaue ich dankbar zurück.<br />
Sind meine Eltern und ich doch<br />
bewahrt durch diese schwere Zeit gekommen.<br />
Werner Konrad,<br />
Wilnsdorf<br />
db 1-<strong>2016</strong> „Ein Milliarden-Flop?“<br />
Mit sehr großem Interesse habe ich<br />
den Bericht des Siegener Internisten<br />
Wilfried Deiß über „Das Mega-Netzwerkprojekt<br />
Elektronische Gesundheitskarte<br />
/ Telematik und das aktuell<br />
verabschiedete e-Health-Gesetz“ gelesen.<br />
Vielen Dank für die kritischen<br />
Gedanken und die interessanten Fragestellungen<br />
und Vergleiche.<br />
Dann haben Sie in der gleichen<br />
Ausgabe im Nachrichtenteil über die<br />
Verabschiedung von Manfred Daub<br />
berichtet, dem stellvertretenden Vorsitzenden<br />
des Beirates der Menschen<br />
mit Behinderung. Hierbei haben Sie<br />
seinen Namen leider zweimal falsch<br />
und nur einmal richtig geschrieben.<br />
Birgit Rabanus,<br />
Vorsitzende des Beirates der<br />
Menschen mit Behinderung Siegen<br />
db 1-<strong>2016</strong> Immer wieder freue ich<br />
mich über die neue Ausgabe und<br />
durchblättere und lese sie auch intensiv<br />
-- über mehrere Wochen hindurch,<br />
bis zur nächsten! Im Moment<br />
beschäftigt mich ein Artikel in der<br />
neuesten Ausgabe von <strong>2016</strong> „Kommunikation<br />
– Klamotten“, ein Beitrag<br />
von Frau Rita Petri (S. 36). Da ich<br />
weder „einheimisch“ bin und zudem<br />
noch im Wittgenstein Ländchen (Bad<br />
Laasphe OT) wohne, habe ich mich<br />
über diese vorgestellten Läden schlau<br />
machen wollen. Die Straßen habe ich<br />
wohl im Plan gefunden, aber an die<br />
genaue Adresse der Geschäfte bin ich<br />
auch nicht über die Namen bzw. übers<br />
Telefonbuch gekommen. Ist es wohl<br />
möglich, die genaue Adressenangabe<br />
mit Hausnummern zu bekommen?<br />
Dann könnte ich bei einem Besuch in<br />
Siegen dort auch mal stöbern.<br />
Gudrun Roßbach,<br />
Bad Laasphe<br />
db 1-<strong>2016</strong> mit großer Freude habe<br />
ich in Ihrer Zeitung ein Canaletto-<br />
Bild meiner Heimatstadt „Dresden“<br />
entdeckt.<br />
Leider ist die Bildunterschrift nicht<br />
komplett. Das Gemälde, welches Bernardo<br />
Bellotto, genannt „Canaletto<br />
von Dresden, Blick von rechten Elbufer“,<br />
unterhalb der Augustusbrücke<br />
einst malte, heißt heute „Canaletto<br />
blick". Auf seinem damaligen Standort<br />
befindet sich heute das Hotel Bellevue.<br />
Die Augustusbrücke wurde, da für<br />
die Schifffahrt zum Hindernis geworden,<br />
erneuert. Wichtige Bauten, die<br />
Hofkirche (rechts im Bild) und die<br />
Frauenkirche, aus Trümmern neu erstanden,<br />
in 2005 neu geweiht, befinden<br />
sich immer noch am damaligen<br />
Standort.<br />
Leider hat die Autorin den Artikel<br />
nur so kurz verfasst.<br />
Das „Grüne Gewölbe“ ist Sachsens<br />
Kunst- und Schatzkammer der<br />
Wettiner, im Dresdner Schloß. Der<br />
Zwinger war einst für Festlichkeiten<br />
des sächsischen Hofes gebaut. Bei der<br />
„Kachelwand“ handelt es sich um den<br />
„Fürstenzug“, ein überlebensgroßes<br />
Bild eines Reiterzuges, aufgetragen<br />
auf 23.000 Meißner Fliesen. Das mit<br />
1<strong>02</strong> Meter, der Welt größtes Porzellanbild<br />
stellt die Ahnengalerie der<br />
Wettiner dar.<br />
Die „Ausflugsschiffe“ gehören zur<br />
ältesten und größten Raddampferflotte<br />
der Welt und verkehren seit 1837.<br />
Die Schiffslänge ist durch die Breite<br />
der Elbe begrenzt. Das Schiff muss<br />
am Endpunkt der Strecke im Strom<br />
gewendet werden. Die beiden jüngsten<br />
historischen Seitenraddampfer,<br />
„Dresden“ und „Leipzig“ stammen<br />
immerhin von 1926 und 1929. Der<br />
älteste, „Stadt Wehlen“ stammt von<br />
1879.<br />
Ich habe nur die genannten Dresdner<br />
Sehenswürdigkeiten (ganz wenige,<br />
von sehr vielen) etwas ausführlicher<br />
beschrieben. Alles zu<br />
beschreiben, dafür würde das Heft<br />
„Durchblick“ nicht reichen.<br />
Ulrich Ehnert<br />
(geboren in Dresden)<br />
db 1-<strong>2016</strong> Leider ist Ihnen in diesem<br />
Heft ein Fehler unterlaufen. In den<br />
Veranstaltungshinweisen schreiben<br />
Sie auf Seite 71, dass am Samstag<br />
den 12. März in der Siegerlandhalle<br />
die Operette „Die Fledermaus“ aufgeführt<br />
werde. Leider weiß man an der<br />
Theaterkasse der Siegener Zeitung<br />
und in der Siegerlandhalle nichts von<br />
diesem Termin. Keiner weiß etwas<br />
Näheres.<br />
Wilfried Jarchow<br />
Anm. der Redaktion: Vielen Dank<br />
für Ihren Hinweis. Wir sammeln von<br />
einer Vielzahl von Veranstaltern<br />
die Hinweise auf deren Programme,<br />
dabei sind wir sehr bemüht<br />
diese Daten korrekt zu übertragen.<br />
Gelegentlich unterlaufen uns aber<br />
Fehler. Um solche Fehler möglichst<br />
zu vermeiden, senden wir<br />
den Veranstaltern vor jeder Veröffentlichung<br />
die Druckvorlage zur<br />
Korrektur zu. Die Möglichkeit zur<br />
Änderung und Ergänzung wird auch<br />
fleißig genutzt. Trotzdem passiert<br />
es, wie im vorliegenden Fall, dass<br />
etwas übersehen wird. Wir bitten<br />
die Unkorrektheit zu entschuldigen<br />
und hoffen, dass Ihnen durch unsere<br />
Falschmeldung nicht allzu viel Unannehmlichkeiten<br />
entstanden sind.<br />
Die Veranstaltung fand übrigends<br />
im Apollo statt.<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 77
Unterhaltung / Impressum<br />
Es fiel uns auf …<br />
…dass Katzen als Lebenshilfe nützlich sein können. Fans<br />
der schnurrenden Stubentiger wussten es schon längst, dass<br />
sie als Haustiere Angst und Ärger vergessen lassen. Jetzt hat<br />
eine wissenschaftliche Studie bestätigt: Katzen entspannen<br />
und beglücken. Angst und Ärger werden gemindert.<br />
…dass endlich Tabletten leichter geschluckt werden<br />
können. Manche Tabletten sind groß und außen rau, so dass<br />
viele Patienten Probleme beim Einnehmen haben. Dank<br />
einer Erfindung werden solche Pillen mit einer gleitfähigen<br />
Hülle überzogen. Die Tabletten werden durch eine Blisterpackung<br />
geschoben, die Umhüllung legt sich darum. Der Überzug<br />
löst sich eine Minute nach dem Schlucken im Magen auf<br />
und beeinträchtigt die Wirkung der Tabletten nicht (Medcoat<br />
Schluckhilfe).<br />
…dass die Nutzung von Pfefferspray rechtliche Folgen<br />
haben kann. Zur eigenen Sicherheit darf sich jeder legal<br />
ein Pfefferspray anschaffen. Problematisch kann es jedoch<br />
werden, wenn das Spray tatsächlich eingesetzt wird. Pfefferspray<br />
verletzt Augen und Schleimhäute und kann vor allem<br />
bei Asthmatikern ernste Folgen auslösen. Grundsätzlich gilt<br />
für den Einsatz, dass die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben<br />
muss. Einem lebensbedrohlichem Angriff darf mit Abwehrstoffen<br />
begegnet werden, in anderen Fällen muss man<br />
unter Umständen mit einer Anzeige und Verurteilung wegen<br />
Körperverletzung rechnen.<br />
…dass mit sich selbst reden entspannt. Sie haben einen<br />
schwierigen Termin oder eine knifflige Aufgabe vor sich?<br />
Dann sprechen Sie mit sich selbst und reden sich gut zu.<br />
Psychologische Studien zeigen deutlich: Selbstgespräche<br />
helfen, das Gedankenkarussell zu stoppen und ruhiger zu<br />
werden. Ein Experiment in Michigan zeigt sogar: Wer mit<br />
sich selbst in der dritten Person spricht („Sie schafft das“,<br />
„Er soll sich nicht sorgen“) erlebt schwierige Situationen<br />
deutlich entspannter.<br />
homa<br />
Gedächtnistraining: Lösungen von Seiten:56-57<br />
Verstärkungswörter: 1.putz ,2. butter, 3.blitz , 4.sommer;<br />
5.lamm; 6.riesen; 7.himmel; 8.sonnen/gold; 9.glas; 10.wunder.<br />
Eingliederungstest: Grundgesetz, Zwangsarbeit,<br />
demokratischer und sozialer Bundesstaat, Volke aus, Arbeitgeber/innen<br />
und Arbeitnehmer/innen, 1933; Gemeinsamkeiten:<br />
weibliche Verwandte, Möbel, Gewässer, Obst, Fahrzeug,<br />
Blume, Werkzeug, Hygieneartikel, Geschirr,Sportart.<br />
Zu guter Letzt:<br />
Im Fernsehen wird eine Mozart-Oper übertragen. Unten<br />
im Haus sitzt Oma wie gebannt am Bildschirm<br />
und trällert bei ihr bekannten Melodien aus vollem<br />
Herzen mit. Oben sitzt die junge Familie beim Abendessen<br />
als plötzlich bei einer hohen Stimmpassage Klein<br />
Matti entgeistert aufhorcht und schreit: „Mama, Mama<br />
der Eddy weint!“. Nein, das ist Oma, sie singt!<br />
durch<br />
blick<br />
Gemeinnützige Autorenzeitschrift<br />
für Siegen und Siegen-Wittgenstein<br />
Herausgeber:<br />
durchblick-siegen Information und Medien e.V.<br />
Anschrift der Redaktion:<br />
„Haus Herbstzeitlos“, Marienborner Str. 151, 57074 Siegen<br />
Telefon <strong>02</strong>71 61647, Mobil: 0171-6206413<br />
E-Mail: redaktion@durchblick-siegen.de<br />
Internet: www.durchblick-siegen.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
dienstags bis donnerstags von 10.00 bis 12.00 Uhr<br />
1. und 3. Dienstag im Monat auch von 15.00 bis 17.00 Uhr<br />
Redaktion:<br />
Anne Alhäuser; Maria Anspach; Ulla D'Amico; Ingrid Drabe (Veranstaltungen);<br />
Helga Düringer; Friedhelm Eickhoff (viSdP); Fritz<br />
Fischer; Eberhard Freundt; Gerda Greis; Eva-Maria Herrmann (stellv.<br />
Redaktionsleiterin); Ulrich Hoffmann; Erna Homolla; Erich Kerkhoff;<br />
Erika Krumm; Brigitte Lanko; Horst Mahle; Werner Müller-Späth;<br />
Rita Petri (Nachrichten); Helga Siebel-Achenbach; Tessie Reeh;<br />
Eberhard Wagner; Ulli Weber<br />
Bildredaktion:<br />
Thomas Benauer; Hubertus Freundt; Rita Petri (Leitung); Tessie Reeh<br />
Nicole Scherzberg<br />
Internet:<br />
Thomas Benauer; Dr. Leif Arne Eickhoff<br />
An dieser Ausgabe haben ferner mitgewirkt:<br />
Anja Freundt; Hartmut Reeh; Heinz Stötzel; Ernst Göckus; Günter<br />
Herman Matthes;Wolfgang Prietsch; Edith Maria Bürger; Eva Schumacher;<br />
Gudrun Neuser; Dr. Wolfgang Bauch; Stephan Schliebs;<br />
Hartmut Kriems; Wolfgang Neuser; Hans Müller; Helmuth Stähler;<br />
Bruno Steuber; Prof. Wolfgang Popp; Wilhelm Flender; Päule Heck;<br />
Bruno Flender; Willi Zöller<br />
Gestaltung:<br />
Michael Brösel; Ingrid Drabe; Friedhelm Eickhoff;<br />
Eva-Maria Herrmann; Rita Petri<br />
Herstellung und Druck: Vorländer, Obergraben 39, 57072 Siegen<br />
Anzeigenanfrage: durchblick-siegen e.V. 0171-6206413<br />
oder <strong>02</strong>71/61647; E-Mail: anzeigen@durchblick-siegen.de<br />
Es gelten die Mediadaten 12/2014 (www.durchblick-siegen.de)<br />
Erscheinungsweise:<br />
März, Juni, September, Dezember<br />
Verteilung:<br />
Nicole Scherzberg (Ltg.); Helga Siebel-Achenbach; Maju Becker;<br />
Hannelore Münch; Joachim Kraft; Dr. Horst Bach; Gerd Bombien;<br />
Renate Tietze; Maximilian Lutz; Rotraud Ewert; Monika Müller;<br />
Christel Mahle; Gabi Schumacher; Herbert Jäppche; Hans Amely;<br />
Waltraud Gottschalk; Dieter Haas; Wolfgang von Keutz;<br />
Helmut Drabe; Dieter Vetter; Christel Schmidt-Hufer und alle Redakteure<br />
Auflage: 23.000 Der durchblick liegt im gesamten Kreisgebiet kostenlos<br />
aus: in Sparkassen, Apotheken, Arztpraxen und Zeitungsverlagen, in der<br />
City-Galerie, in den Geschäften des Siegerlandzentrums und bei unseren<br />
Inserationskunden, in öffentlichen Gebäuden und vielen sozialen Einrichtungen<br />
der Wohlfahrtsverbände und Kirchen, in allen Rathäusern und<br />
Senioren-Sercicestellen des Kreises Siegen-Wittgenstein. Für die Postzustellung<br />
berechnen wir im Inland für vier Ausgaben jährlich 8,00 Euro.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung<br />
der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte<br />
Beiträge und Leserbriefe zu kürzen. Unverlangte Beiträge werden nicht<br />
zurückgeschickt. Der Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung<br />
des Herausgebers gestattet.<br />
Gefördert durch<br />
die Universitätsstadt Siegen<br />
und den Kreis<br />
Siegen-Wittgenstein<br />
78 durchblick 2/<strong>2016</strong>
2/<strong>2016</strong> durchblick 79