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er meistens bis unterm Bauch im Schlamm und Dreck. Irgendwann<br />
stellten wir fest: Eddy „pubertiert“ oder waren es<br />
seine ersten Frühlingsgefühle? Alles, was wir ihm langsam<br />
und mühevoll antrainiert hatten, war weg. Er hörte nicht<br />
mehr, er fraß tagelang nicht und selbst Herrchen war mit<br />
seinem Latein am Ende. Mit dem Hund war nichts mehr anzufangen.<br />
Er verschmähte sogar seine gemütliche Kuhle im<br />
Sessel und blieb teilweise einfach stocksteif wie tot im Garten<br />
liegen. Herrchen musste ihn mehrfach „reanimieren“.<br />
Sprach behutsam auf ihn ein, redete ihm gut zu, manchmal<br />
aber auch sehr verärgert. Einige Nächte verbrachte unser<br />
Hund vollkommen beleidigt in unserer Toilette und knurrte<br />
äußerst bös-verärgert, wenn man ihn in seiner Stimmung<br />
stören musste. Und plötzlich war er weg. Wir riefen, pfiffen<br />
und suchten, er blieb einen ganzen Nachmittag verschollen.<br />
„Wo ist bloß Eddy?“ fragten unsere Enkel. Opa meinte: „Na<br />
ich glaube, langsam wird er ein Mann. Sicherlich hat er sich<br />
eine Freundin angelacht!“ „Nun kuschelt und schmust er<br />
mit ihr?“, fragte Matti und hielt ganz erschreckt die Luft<br />
an. „Ach du je! Dann machen sie lauter Hundebabys und<br />
eines Tagen kommen die alle her und fragen, wo ist unser<br />
Vater!“ Die Phase ging vorüber. Eddy wurde wieder normal.<br />
Marie, unser Nachbarsmädel, war vom ersten Tage an<br />
die große Liebe unseres Hundes. Lustig anzusehen, wenn<br />
Marie hoch zu Ross durch die Kalteiche reitet und der kleine<br />
Eddy tappelt mit seinen etwas schräggestellten, kurzen<br />
Beinen nebenher.<br />
In diesem Jahr erleben wir eine neue Kuriosität. Bei<br />
schlechtem Wetter mochte unser Hund nicht mehr vor die<br />
Tür gehen. Ganz extrem wurde es, als dann auch noch die<br />
winterliche Kälte einsetzte. Marie hatte Erbarmen und<br />
erstand ein rotes Mäntelchen. Nicht zu glauben, unserem<br />
Hund gefiel es! Ganz schnieke und fein gemacht, wedelte<br />
sein Schwänzchen und er zappelte den nun mollig-warmen<br />
Ausflügen mit Marie entgegen. Und seit jenen Tagen erlebte<br />
unser Eddy ein neues weibliches Wesen. Hedwig hat<br />
Eddys Herz erobert! Frische Frühlingsgefühle? Schmetterlinge<br />
im Bauch? Seine Hormone tanzen Tango? Er hegte<br />
gar keine Sympathien für alle anderen Hundedamen in der<br />
Umgebung. Selbst Schnüffelspaziergänge waren nicht aktuell.<br />
Er, der begeistert im Auto mitfährt, hopst beschwingt<br />
ins Fahrzeug, wenn es zu Hedwig geht und er hechelt seiner<br />
Herzensdame entgegen. Per Smartphon sahen wir die ersten<br />
Fotos der jungen Liebe und waren total perplex. Hedwig<br />
ist ein Frischling! Durch einen tragischen Verkehrsunfall<br />
verlor eine Wildschweinmama ihr Leben. Sie hinterließ<br />
ein Waisenkind und Marie fand das gestreifte Bündelschen<br />
vereinsamt im Wald. Mühevoll päppelte sie das Baby mit<br />
der Flasche groß und nannte es Hedwig. Noch sehen sie<br />
beide putzig aus, wenn sie miteinander spielen. Hedwig<br />
entwickelt sich gut, ist nun nach einigen Wochen enorm<br />
gewachsen. Langsam beginnt sie eigenwillig in Teenager-<br />
Mentalität ihre Umwelt aufzumischen. „Oh, oh“, sinnierte<br />
nun unser kleiner Enkel und dachte scheinbar an das letzte<br />
Jahr, als Opa erklärte: Eddy wird langsam ein Mann! „Oh,<br />
oh, oh! Wenn Eddy jetzt so verliebt mit Hedwig schmust<br />
und kuschelt...., hoffentlich kriegen wir keine kleinen<br />
Schweinehundebabys!“ Eva-Maria Herrmann<br />
2/<strong>2016</strong> durchblick 49