2016-02

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

Kultur Thomas Kellner ausgezeichnet Thomas Kellner, der auch den durchblick Titel 1-2016 „Genius Loci“ gestaltet hat, war von dem Kurator Zhang Guotian aus dem Reich der Mitte gebeten worden, seine Arbeit über die Siegener und russische Industriekultur noch einmal in China, dieses Mal in Shenyang im Norden Chinas zu zeigen und eine Ausstellung zur Industriearchitektur zusammenzustellen. Mit dabei waren Martpers (Martin Schaepers) aus Siegen, die Becherschüler Claudia Fährenkemper und Matthias Koch, so wie Jamey Stillings (USA), Lucia Ganieva (Niederlande), und Ferit Kuyas und Luca Zanier (Schweiz), gefördert von der Schweizer Kulturstiftung Prohelvetia. In Shenyang fand dieses Jahr zum zweiten Mal eine internationale Ausstellung der Industriefotografie am Nationalen Museum für Industrie Chinas statt. In einer Halle mit modernem Vorbau eines ehemaligen Hüttengeländes stellten Fotokünstler ihre Arbeiten über Industrie, Industriekultur, die Arbeiter und Architektur vor in der ehemaligen Industriehalle aus. In Shenyang ist der Wechsel von der Stahlproduktion zur Maschinenindustrie vollzogen. In der acht Millionen Einwohner Kleinstadt soll im nächsten Schritt die Kultur und die zum zweiten Mal stattfindende Biennale der Motor werden. Thomas Kellner erhielt bei den Eröffnungsfeierlichkeiten den Preis des besten internationalen Industriefotografen für seine Arbeit „Genius Loci“ über die Industriekultur Siegens und Jekaterinburgs. Neben ihm wurden 14 Chinesische Fotografen mit dem begehrten Preis ausgezeichnet. Der Siegener freute sich nach fünf Jahren Arbeit und Präsentation über diese Anerkennung im fernen China. 42 durchblick 2/2016
Auf'n Kaffee mit Henner – Satire von Uli Hoffmann Foto: Fotolia.de In einem Siegener Café trifft der Autor regelmäßig seinen Freund Henner, einen Lebenskünstler, der immer wieder mit verrückten, aber kreativen Ideen verblüfft. Panta Rhei Leute mit Einkaufstüten kamen mir entgegen, als ich in der Bahnhofstraße unterwegs war, um mich wie immer im Café mit meinem Freund Henner zum Schwätzchen zu treffen. Offensichtlich gaben noch immer viele der Siegener Geschäftsleute die kostenlosen Plastiktüten heraus, obwohl auch hier eifrig diskutiert wurde, ob man aus Gründen des Umweltschutzes auf dieses künftige Abfallprodukt gänzlich verzichten sollte, was ja bereits von einigen Läden praktiziert wurde. Ich versuchte mir gerade vorzustellen, wie hoch der aufgetürmte Müllberg all der an einem Tag in Siegen benutzten Plastiktüten sein würde, als ich an der Ecke zum Bahnhofsvorplatz fast mit meinem Freund Henner zusammengestoßen wäre. „Schur“, rief er, „sollen wir bei dem schönen Wetter heute mal den Cappuccino ausfallen lassen und ein Stück gehen. Ich will dir etwas zeigen.“ Ich willigte sofort ein, zumal die Sonne heute für Siegener Verhältnisse ungewöhnlich lange von einem kräftig blauen Himmel schien. Wir schlenderten los, gingen zurück durch die Bahnhofstraße, bis Henner plötzlich zielstrebig nach links in Richtung Siegufer abbog. Er deutete auf die neu gestalteten Stufen am Flussufer und sagte: „Komm, wir setzen uns hierhin!“ Wir nahmen etwa auf halber Höhe Platz und schauten versonnen der ruhig dahinplätschernden Sieg zu. Siegen zu neuen Ufern hieß das Projekt der Stadterneuerung, zu dem die Freilegung des Flusses durch Abriss der Siegplatte gehörte. Ich musste an diesem schönen Tag den Stadtplanern Recht geben: Dieser Teil Siegens hat durch die Umgestaltung zweifelsfrei gewonnen. Während ich mich so meinen Gedanken hingab, sagte Henner auf einmal: „Panta rhei.“ Verdutzt entgegnete ich: „Wie meinen?“ „Panta rhei“, wiederholte mein Freund, „Alles fließt. Du erinnerst dich? Griechische Philosophie? Oder hast du das Wissen aus der Schulzeit bereits entsorgt?“ „Panta rhei. Alles klar. Aber du willst jetzt nicht mit einem altgriechischen Spruch glänzen und mir damit die Neuigkeit verkünden, dass unsere Sieg ein Fließgewässer ist?“, fragte ich. Henners Antwort kam prompt: „Natürlich nicht. Mit dem Ausspruch meine ich vordergründig allerdings die Fließbewegung des Wassers, aber hauptsächlich das große Ganze, das dahintersteckt.“ „Du meinst das stadtplanerische Konzept?“, entgegnete ich. „Auch. Und alles fließt bedeutet ja auch, dass es ja immer weitergeht und dass man Dinge gedanklich fortschreiben muss“, konstatierte Henner. Gedanklich fortschreiben war mal wieder eine brillante Formulierung, die zum Weltbild meines Freundes passte. Böse Zungen hätten jetzt behauptet, auf Henner bezogen bedeute dies eher spinnerte Ideen. Gespannt legte ich los: „Also jetzt raus damit! Du brütest doch wieder etwas aus.“ Mit stolzer Miene verkündete Henner: „Als ich gestern hier saß und auf die Sieg schaute, dachte ich mir: Aus diesem schönen Stück Fluss müsste doch mehr zu machen sein!“ Jetzt war ich gespannt. Henner war ja immer für etwas Originelles gut. „Als erstes könnte man ja diese Stufen als Tribüne nutzen, für eine Regatta. Start ist am Kino an Reichwalds Ecke, Ziel beim Apollo. Zugegeben, eine Kurzregatta um den Apollo-Cup.“ Ich versuchte, ernst zu bleiben, was mir aber nicht ganz gelang: „Aber der Deutschland-Achter wird hier wohl kaum Platz finden, oder?“ „Natürlich nicht, maximal Zweier-Kajak würde reichen“, erwiderte mein Freund. Er ließ seinen Blick über die gesamte Flussbreite schweifen und fuhr fort: „Und für die kleinen künstlichen Inseln habe ich auch eine Idee. Siegen ist ja eine Stadt mit Statuen, Skulpturen und Denkmälern. Allen voran Bergmann und Hüttenmann und der Berliner Bär. Da hätte ich ein neues zusätzliches Wahrzeichen: Auf eine Insel gehört ein kleiner Leuchtturm, allein der Sicherheit wegen. Mittelfristig sehe ich auch, dass der Fluss als Verkehrsweg genutzt werden sollte.“ Ich konnte meine Ironie nicht mehr zügeln: „Ach so, eine Weiße Flotte für Siegen, Containerschiffe, die vom Kreuztaler Umschlagbahnhof kommen, Fähren usw“, frotzelte ich. Pikiert entgegnete mein Freund: „Nimm meine konstruktiven Ideen doch einmal ernst! Ich habe dabei eher an Hamburg gedacht. Die setzen jetzt im Hafen einen schwimmfähigen Bus ein. Der könnte von Weidenau bis hierhin im Flussbett fahren. Das wäre eine Superattraktion für unsere Stadt und würde zudem noch die VWS entlasten.“ Beeindruckt, aber keineswegs überzeugt fragte ich: „Toll, aber wie beurteilst du die Realisierungsmöglichkeiten?“ „Das Leuchtturmprojekt ließe sich sofort verwirklichen“, erklärte Henner, „für die Regatta und den Flussbus sind noch Vorarbeiten nötig: Das Flussbett müsste von großen Steinen befreit und vertieft werden. Für dieses Projekt habe ich sogar schon einen zugkräftigen Namen gefunden: Siegen – die Stadt mit Tiefgang. Panta rhei! Und ich habe einen Traum: Wie schön wäre es, wenn wir von hier mit Kreuzfahrtzubringerschiffen nach Rotterdam mit Anschluss in die Karibik fahren könnten.“ Nach diesem kreativen Stadtspaziergang kam ich nicht umhin, meinen Freund Henner auf ein Bier einzuladen. 2/2016 durchblick 43
Seite 1: durch blick Nr. 2/2016 Seit 1986 ko
Seite 4 und 5: Nachrichten aus Siegen und dem Krei
Seite 6 und 7: Abstecher in den Pott Seniorenbeira
Seite 12 und 13: 12 durchblick 2/2016
Seite 14 und 15: Wanderwege der Region Seit Septembe
Seite 16 und 17: Wirtschaftswege verlassen. Zu diese
Seite 18 und 19: Wohlauf in Gottes schöne Welt Dill
Seite 20 und 21: Reisen Wo die Sonne ewig scheint Mi
Seite 22 und 23: Sommerfarben von Wolfgang Prietsch
Seite 24 und 25: Für Sie entdeckt Orchideenwiesen G
Seite 26 und 27: Gesellschaft Die Welt im Fokus Der
Seite 28 und 29: L E B E N geboren, um zu sterben, l
Seite 30 und 31: Erotik em Sejerland Mir sen he e Se
Seite 32 und 33: Treffen mit Herrn Nolde Qualmende D
Seite 34 und 35: Mausgrau hat sich gemausert Über F
Seite 36 und 37: Historisches aus dem Siegerland Fas
Seite 38 und 39: Historisches Von Mario Adorf und Qu
Seite 40 und 41: Johann Hübner, Raubritter von der
Seite 44 und 45: Gesellschaft Wie fühlt sich denn d
Seite 46 und 47: Da sind auch die Gefühle, die wede
Seite 48 und 49: Die außergewöhnliche Liebe Wusste
Seite 50 und 51: Mein alter Freund „Steiner“ Neu
Seite 52 und 53: Unterhaltung Die unverstandenen Nac
Seite 54 und 55: Buchvorstellung Dorf mit Krone Waru
Seite 56 und 57: Verstärkungswörter Stellen Sie de
Seite 58 und 59: Essay Eingequetscht von allen Seite
Seite 60 und 61: Essay Der alte Mensch und die Klini
Seite 62 und 63: Entlassungsmanagement Bethesda-Kran
Seite 64 und 65: 28. Siegener Sommerfestival Erneut
Seite 66 und 67: 14. Hilchenbacher Musikfest mit „
Seite 68 und 69: Seniorenhilfe Siegen e.V. Telefon 0
Seite 70 und 71: Wiederkehrende Termine Veranstalter
Seite 72 und 73: Veranstaltungshinweise Backestage i
Seite 74 und 75: 19. Sonntag 11.00 Tag der offenen G
Seite 76 und 77: Veranstaltungshinweise August 2016
Seite 78 und 79: Unterhaltung / Impressum Es fiel un

2016-02

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

Template löschen?

Als Template speichern?