Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Wohlauf in Gottes schöne Welt<br />
Dill-Bergtour – Idyllisches Dilltal<br />
Vorwiegend wandert man auf dem Dill-Bergpfad durch Laubwälder<br />
Serie: Rothaarsteig-Spuren; Wegmarkierung: Liegendes<br />
R auf schwarzem Grund; Eingangsportal und Parken: Beim<br />
Landhaus „Mühlenhof“ am Ortseingang von Offdilln; Streckenlänge:<br />
15,8 km; Höhenmeterangabe: 270 m; Dauer der<br />
Wanderung: Viereinhalb Stunden; Bänke und Rastplätze<br />
sind in ungewöhnlich großer Zahl vorhanden; Schuhwerk:<br />
Keine besondere Empfehlung.<br />
Der Verlauf des am 27. Juni 2015 eröffneten Premiumwegs<br />
gleicht beinahe einem Rechteck. Eine der langen Seiten<br />
ist identisch mit dem Rothaarsteig auf dem Kamm zum<br />
Siegerland, die beiden kurzen Seiten sind Zubringerwege.<br />
Lediglich die Verbindung im Dilltal gab es noch nicht. Damit<br />
mussten gut und gerne achtzig Prozent der Strecke nicht<br />
neu „erfunden“ werden. Hierüber muss sich niemand wundern.<br />
Der Rothaarsteigverein selbst war federführend bei<br />
dem augenscheinlich am Reißbrett entwickelten Projekt.<br />
Just als wir mit unserer Gruppe starten wollen, fühlt eine<br />
der jüngeren Damen das dringende Bedürfnis, der halben<br />
Menschheit diesen sensationellen Sachverhalt mitzuteilen.<br />
Doch ihr Smart-Phone macht nicht mit. „Kein Netz“, signalisiert<br />
es. Die Sonne strahlt vom Himmel, die Waldungen an<br />
den Hängen lachen uns mit ihrer herbstlich-bunten Färbung<br />
an und am Oberlauf der Dill gibt es keinen Handy-Empfang.<br />
Kann es bessere Voraussetzungen für einen schönen<br />
Wandertag geben?!<br />
Jetzt aber los! Durch das offene Gelände streben wir auf<br />
weichen Wiesenwegen entgegen dem Uhrzeigersinn zur<br />
Höhe und erreichen schließlich das örtliche Haubergsgelände.<br />
„Historisch“ soll ein<br />
Teil sein. Zu sehen sind die<br />
üblichen Eichen und Birken<br />
- aber nichts wirkt historisch.<br />
Petra Müller, Chefin des<br />
Heimat- und Geschichtsverein<br />
in Offdilln, erzählt mir,<br />
dass hier im Herbst Roggen<br />
gesät und im Jahr danach das<br />
Korn mit Sicheln geerntet<br />
wird. Das Dreschen erfolgt<br />
mit Flegeln – ganz wie in<br />
alter Zeit. In 2015 hat es leider<br />
nicht geklappt. Das Korn<br />
wuchs nicht.<br />
Vergangenes kommt<br />
auch kurz danach ins Blickfeld.<br />
Wir stehen vor der<br />
Nachbildung eines keltischen<br />
Eisenschmelzofens.<br />
Dicht daneben soll eine keltische<br />
Siedlung entstehen<br />
mit einem Wohnhaus, mit<br />
einer Stallung und weiteren<br />
Objekten. Wenn alles fertig<br />
ist will man Führungen veranstalten<br />
und alte Handwerkstechniken zeigen. Die Offdillner<br />
haben sich viel vorgenommen! Ein erstes „Baumstammhaus“<br />
ist zumindest schon halb vollendet. Nach der<br />
Quelle eines Bachs mit dem Namen „Bocksborn“ ist der<br />
höchste Punkt erreicht und damit der Rothaarsteig. Auf<br />
diesem wandern wir in Richtung Wilgersdorf und passieren<br />
unterwegs die drei riesigen Dillbrechter Windräder, die<br />
Tiefenrother Höhe mit der großartigen Aussicht von der<br />
Plattform „Nase im Wind“ sowie den 300 Meter langen<br />
„Haubergspfad“ im Wilgersdorfer Forst mit seinen neun<br />
Stationen. Hier kann man sich ausführlicher als in Offdilln<br />
über die alte Wirtschaftsform informieren. Bei der über<br />
200 Jahre alte Lucaseiche verlassen wir den Rothaarsteig<br />
wieder. Das mächtige Naturdenkmal, benannt nach einem<br />
ehemaligen Haigerer Forstamtsleiter, ist 28 Meter hoch und<br />
wurde nach einer Kokelei im unteren Teil ausgemauert und<br />
damit vorläufig gerettet.<br />
Wenn man von oben kommt, kann man runtergucken.<br />
Diese Binsenweisheit wird beim Abstieg nach Dillbrecht<br />
mit schönen Ausblicken ins Dilltal bestätigt. Auch das<br />
Schlussstück an dem jungen Flüsschen entlang zurück zum<br />
„Mühlenhof“ bietet einiges für das Auge. Die ganzjährig<br />
wanderbare Tour besteht zu fast 40 Prozent aus Pfaden<br />
sowie naturbelassenen Wald- und Wiesenwegen. Wer die<br />
Anfahrt nach Offdilln vermeiden möchte, der kann auch<br />
bei der Wilgersdorfer Wachholderheide die Wanderung<br />
aufnehmen und beenden. Von hier aus sind es nur wenige<br />
hundert Meter zum Rothaarsteig und damit auch zur Dill-<br />
Bergtour.<br />
<br />
18 durchblick 2/<strong>2016</strong><br />
Alle Fotos: Ulli Weber