2015-04
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Autorenzeitschrift<br />
durch blick<br />
Nr. 4/<strong>2015</strong><br />
Seit 1986<br />
kostenlos<br />
... nicht nur für Senioren<br />
MEINUNGEN<br />
INFORMATION<br />
PERSPEKTIVEN<br />
UNTERHALTUNG<br />
KULTUR<br />
Schur ihr Jonge<br />
Seite 60
Inhaltsübersicht<br />
Nachrichten aus der Region6<br />
225 Jahre und kein bischen träge 17<br />
Warten auf die Bescherung 18<br />
Das amputiertre Weihnachtsglöckchen 18<br />
Weihnachtsgedichte 19<br />
Das Überraschungsziel 20<br />
Entwicklungsland Deutschland 22<br />
Flüchtlinge im Kreis Siegen-Wittgenstein 24<br />
Initiativen 26<br />
Verstehen und tun 27<br />
Wie werde ich satt? 28<br />
Der Kommentar 29<br />
Ich denke gern an meine Grosseltern 30<br />
Pralinchen statt Sauerkraut 31<br />
Der Trödelsteinpfad 34<br />
„Heidi“ bittet zum Tanz / Striptease im Sanatorium 38<br />
Mein Rollator 41<br />
Leben wie ein Kessel Buntes 42<br />
Vorgestellt: Gudrun Fokken 44<br />
All Exclusive 48<br />
Hier stehe ich, es war ganz anders 50<br />
Bücher befördern Gedanken 52<br />
Bis zur letzten Wollmaus ... 56<br />
Reparieren ist angesagt 58<br />
Mundart 59<br />
Schuer ir Jonge 60<br />
Der Siegener Religionsvergleich 62<br />
Gedächtnistraining 64<br />
Die Zeit - Gedichte 66<br />
Gute Zeiten – schlechte Zeiten? 67<br />
Nie zu alt fürs Internet 72<br />
Veranstaltungen im Haus Herbstzeitlos 73<br />
Veranstaltungshinweise 74<br />
Leserbriefe 81<br />
Es fiel uns auf / Lösungen 82<br />
Zu guter Letzt / Impressum 82<br />
Titelbild: Fotos Gudrun Neuser, Bearbeitung/Collage Matthias Neuser<br />
Aus der Redaktion<br />
Große Freude machte uns die Gymnasiastin Leoni Brunner aus Mudersbach<br />
während eines Tagespraktikums in der durchblick-Redaktion. Sehr wissbegierig und<br />
engagiert, brachte sie eigene Ideen ein und gestaltete unter Anleitung die Seite 33.<br />
Für unsere Fotografin posierte sie zum Abschluss noch als „Fotomodell“. Bereits<br />
im Gehen offenbarte sie „es war schön, aber ich arbeite doch lieber für eine Schülerzeitung“.<br />
Die Redaktion erlebte erstmals bei der Erstellung einer Zeitung den sogenannten<br />
Super-Gau. Nach kompletter Fertigstellung der neuen Ausgabe zerstörte<br />
ein Stromausfall während der Sicherung alle Daten. Die ironische Idee eines db-<br />
Freundes, eine Zeitung mit nur leeren Blättern zu erstellen, die dann jeder Leser<br />
kreativ nach eigenem Gutdünken selbst füllen kann, ließ uns schmunzeln.<br />
Ihnen liebe Leserinnen und Leser eine besinnliche Adventszeit, ein friedliches<br />
Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.<br />
Zunächst aber viel Freude beim Lesen des neuen durchblick.<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 3
„Winterzauber!“<br />
„Im Winter, auch bei Eis und Schnee,<br />
„zaubert“ man im „Sieg-Carée“<br />
manch` wunderbare Köstlichkeit,<br />
jedes Jahr zur Weihnachtszeit!<br />
Verlockend steigen Wohlgerüche<br />
aus des „Winterzauber`s“ Küche.<br />
An mancher feinen Leckerei<br />
kommt man einfach nicht vorbei!<br />
Am Glühweinstand in froher Runde<br />
trifft man sich zur Dämmerstunde,<br />
in uriger Geselligkeit<br />
vergisst man Stress in dieser Zeit.<br />
Außerdem bekommt man hier<br />
ein frisch gezapftes Weihnachtsbier.<br />
Die gute Bratwurst altbewährt<br />
ist bei Besuchern sehr begehrt!<br />
Eintopf deftig, wie daheim,<br />
lädt uns auch zum Schlemmen ein!<br />
Ein Crèpe genießt man ganz pikant<br />
und fühlt sich im Schlaraffenland!<br />
Zu den Events und den Aktionen<br />
wird ein Besuch sich immer lohnen,<br />
denn sie sind stets interessant<br />
und berühren uns charmant.<br />
Des Winterzauber`s Ambiente<br />
schenkt uns viele Glücksmomente.<br />
Die stimmungsvolle Atmosphäre<br />
macht diesem Zauber alle Ehre.<br />
Helga Düringer<br />
4 durchblick 4/<strong>2015</strong>
– der besondere Wintermarkt<br />
bis zum 17. Januar<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 5
Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
Mehr Geld für Kunst<br />
Barbara Lambrecht-Schadeberg erhöht Stiftungskapital<br />
Siegen. „Kunst gehört nicht nur in die<br />
Metropolen, sondern auch in die Region“,<br />
erzählt Barabara Lambrecht Schadeberg<br />
im Musem für Gegenwartskunst.<br />
Dies sei ihre Motivation, ihre wachsende<br />
Sammlung moderner Kunst<br />
der Öffentlichkeit zu präsentieren.<br />
Es sind Werke von hoher<br />
Qualität, vorzugsweise von<br />
Rubenspreisträgern. Bilder von<br />
Künstlern der Weltklasse gehören<br />
dazu: Hans Hartung, Francis<br />
Bacon, Lucian Freud, Maria<br />
Lassnig oder Bridget Riley.<br />
Eines ihrer Lieblingsgemälde<br />
ist „Libusa“ von Emil Schumacher<br />
(1995). Die Sammlung<br />
umfasst inzwischen 190 Kunstwerke,<br />
die meisten davon sind<br />
Dauerleihgaben. Die neusten<br />
Erwerbungen sind die Gemälde<br />
„Müllplatz, Paddington“ von<br />
Lucian Freud sowie „Clepsydra<br />
I“ von Bridget Riley. Die 80-jährige Mitgesellschafterin<br />
der Krombacher Brauerei<br />
ist im Siegerland aufgewachsen und<br />
seit vielen Jahren sozial und kulturell<br />
engagiert. Ihrer Heimat blieb sie ein Leben<br />
lang verbunden. Kunst ist ihre Leidenschaft,<br />
folglich auch das Musem für<br />
Gegenwartskunst.<br />
Um dem Museum ein finanzielles<br />
Fundament zu geben, gründete Barbara<br />
Lambrecht-Schadeberg die Peter Paul-<br />
Rubens-Stiftung, die im Lauf der Jahre<br />
auf eine breitere Basis gestellt wurde.<br />
Barbara Lambrecht-Schadeberg vor ihrem Lieblingsbild.<br />
Heute präsentiert sich die Stiftung als<br />
private und öffentlich-rechtliche Partnerschaft<br />
mit einem Kapital von 15 Millionen<br />
Euro.<br />
Frau Schadeberg gelang es, das Land<br />
Nordrhein-Westfalen, den Landschaftsverband<br />
Westfalen-Lippe, den Kreis<br />
Siegen-Wittgenstein und die Sparkasse<br />
Siegen zu motivieren, sich in Form von<br />
Zustiftungen zu engagieren. Die Stadt<br />
Siegen stellt das alte Telegrafenamt<br />
am Unteren Schloss seit Gründung des<br />
„MGK“ 2001 mietfrei zur Verfügung.<br />
Am 15.10.15 wurden<br />
die Einzelheiten dieser<br />
Public-Private Partnership<br />
zur Zukunftssicherung<br />
der Öffentlichkeit<br />
vorgestellt.<br />
Zugleich gab Barbara<br />
Lambrecht-Schadeberg<br />
eine Erhöhung<br />
ihres Stiftungskapitals<br />
bekannt und verpflichtete<br />
sich ihre höchst<br />
wertvolle Sammlung<br />
der Rubenspreisträger,<br />
soweit noch nicht<br />
geschehen, spätestens<br />
von Todes wegen der<br />
Hartmut Reeh<br />
Rubens-Stiftung zur<br />
Präsentation im Museum zu schenken.<br />
Bürgermeister Steffen Mues bedankte<br />
sich bei der Mäzenin, die mit ihrer<br />
Kunstsammlung und ihrer unermüdlichen<br />
Unterstützung das „MGK“ zu<br />
einem attraktiven “kulturellen Leuchtturmprojekt“<br />
der Stadt Siegen und der<br />
Region gemacht hat. <br />
tere<br />
6 durchblick 4/<strong>2015</strong>
Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
300 Pilger bei der „Siegprozession“<br />
Siegen. Ein besonderer Termin im Jahresablauf<br />
ist für viele Katholiken aus der<br />
Region die zweitägige Wallfahrt nach<br />
Kevelaer, wegen der Herkunft der Teilnehmer<br />
„Siegprozession“<br />
genannt. Rund 300 Pilger<br />
aus den Dekanaten Siegen<br />
und Betzdorf reisten Mitte<br />
August am Tag „Maria<br />
Himmelfahrt“ an. Auch<br />
wenn die früheren Teilnehmerzahlen,<br />
die bei mehr<br />
als eintausend lagen, nicht<br />
mehr zu erreichen sind,<br />
stellte man einmal mehr<br />
eine der größten Gruppen<br />
im Wallfahrtsjahr. Die Reise<br />
an den Niederrhein, von einem festen<br />
Leitungsteam vorbereitet, hat Tradition,<br />
denn bereits zum 135. Mal suchten die<br />
hiesigen Wallfahrer Kevelaer auf.<br />
Unter den Pilgern befand sich auch<br />
unsere Leserin Elisabeth Mutke. Die<br />
76-Jährige berichtet über den Anreisetag:<br />
„Unter dicken Bäumen findet<br />
man die vierzehn Stationen des großen<br />
Kreuzwegs. Es ist schön dort. Eine gute<br />
Predigt von Pastor Winkelmann aus Siegen<br />
konnten wir uns im Sitzen anhören.“<br />
Der Höhepunkt am Samstag war freilich<br />
die abendliche Lichterprozession.<br />
Der Sonntag begann mit einer Totenehrung.<br />
Elisabeth Mutke: „Beim Festhochamt<br />
in der Basilika wurde unseres lieben<br />
Küsters vom Rödgen, Michael Ebertz,<br />
gedacht. Er starb im Alter von 56 Jahren<br />
an einer langen, schweren Krankheit. Er<br />
liebte Kevelaer und seine Rödger Kirche.“<br />
Freudenreich verlief eine Begegnung<br />
am Nachmittag: „Wir trafen<br />
vier der ehemaligen Schwestern von<br />
der Eremitage, die nach Kevelaer umgesiedelt<br />
wurden. Insgesamt sind dort<br />
jetzt 18 Nonnen. Es war eine große<br />
Wiedersehensfreude.“<br />
Viele Pilger aus der Siegregion fahren,<br />
stets von drei Priestern begleitet,<br />
schon seit Jahren und Jahrzehnten mit<br />
nach Kevelar und freuen sich jetzt<br />
schon auf die nächste Wallfahrt. Auch<br />
Elisabeth Mutke meint in ihrem Resümee:<br />
„Es war wieder einmal ein Erlebnis,<br />
mit so vielen gleichgesinnten Menschen<br />
zusammenzukommen um zu beten, zu singen<br />
und stille zu sein. Und nachzudenken,<br />
ob es nächstes Jahr noch einmal klappt.“●<br />
Veranstalterfoto<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 7
Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
Wiedersehen<br />
Christina Rau im Haus Obere Hengsbach<br />
Leistungspaket<br />
geordnet<br />
Siegen. Große Aufregung und Freude<br />
herrschte im Oktober bei den Bewohnern<br />
des Seniorenheims der Diakonie in<br />
der Oberen Hengsbach. Christina Rau,<br />
die Witwe des verstorbenen Bundespräsidenten<br />
Johannes Rau, hatte ihren Besuch<br />
angemeldet. Heimleiter Willi Quast<br />
führte den Gast nachmittags durch das<br />
Haus. Obwohl Christina Raus Termine<br />
in Siegen eng getaktet waren, nahm sie<br />
sich Zeit, auch in einzelne Wohnbereiche<br />
zu gehen und persönliche Gespräche zu<br />
führen. Ihr Begleittross musste da schon<br />
geduldig warten. „Eine sehr, sehr nette<br />
Frau“, meinten viele Bewohner. Anlass<br />
des Besuchs war außerdem ihr Wunsch,<br />
junge Menschen aus aller Welt wiederzusehen,<br />
die im Siegerland ein Freiwilliges<br />
Soziales Jahr bei der Diakonie verbringen.<br />
Einer von ihnen ist Victor Mejia<br />
aus Guatemala. Er arbeitet seit einigen<br />
Monaten mit Begeisterung im Haus<br />
Obere Hengsbach und sorgt nebenher<br />
für gute Laune und Abwechslung bei den<br />
Heimbewohnern. Es wird viel gelacht.<br />
Victor singt außerdem mit Begeisterung<br />
deutsche Volkslieder wie „horch was<br />
kommt von draußen rein“ oder „Ännchen<br />
von Tharau“. Im Frühjahr hatte<br />
er bei einer Fahrt der Freiwilligen nach<br />
Berlin Christina Rau kennengelernt.<br />
Jetzt kam es zu einem Wiedersehen. Viel<br />
zu schnell wartete dann doch der nächste<br />
Termin für Christina Rau: die Eröffnung<br />
der Ausstellung über das Leben ihres<br />
Großvaters, dem ehemaligen Bundespräsident<br />
Gustav Heinemann, in der<br />
in der Martinikirche. <br />
tere<br />
Foto: Thorsten Manges<br />
Siegen. Ab Januar gibt es grundsätzliche<br />
und vielfältige Änderungen<br />
im Pflegeversicherungsgesetz. Interessengruppen<br />
haben sich geäußert<br />
und jetzt wird das neu geordnete<br />
Leistungspaket Pflegegeld auf den<br />
Weg durch die politische Gremien<br />
gebracht. Viele Menschen sind auf<br />
häusliche, teilstationäre oder stationäre<br />
Pflege angewiesen und oft spielt<br />
eine Rolle: Wieviel Geld zahlt die<br />
Pflegekasse? Auch ist immer wieder<br />
zu hören, dass die Zuordnung in Pflegestufen<br />
nicht gut nachvollziehbar ist<br />
oder als ungerechtfertigt niedrig empfunden<br />
wird. Bezogen auf die Reform<br />
ist zu hören, dass es weitere Pflegestufen<br />
geben soll und natürlich bestehen<br />
Hoffnungen, dass es vielleicht in<br />
den einzelnen Stufen mehr Geld gibt.<br />
Die Beauftragten für Behindertenfragen<br />
und der Beirat der Menschen mit<br />
Behinderung möchten interessierten<br />
Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit<br />
bieten, Informationen von<br />
unabhängiger und kompetenter Stelle<br />
zu bekommen. Die Verantwortlichen<br />
laden zu einer Info- und Diskussionsveranstaltung<br />
am 2. Dezember,<br />
17 Uhr, Rathaus Geisweid im Ratssaal<br />
ein. Der Dortmunder Fachmann<br />
für Fragen zur Pflegeversicherung,<br />
René Bernards, konnte als Referent<br />
gewonnen werden. Infos erhalten<br />
Interessierte bei den Behindertenbeauftragten<br />
der Stadt Siegen, Regina<br />
Weinert 0271/4<strong>04</strong>-2140.•<br />
8 durchblick 4/<strong>2015</strong>
Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
Neuigkeiten aus dem Seniorenbeirat Siegen<br />
Infos zum Gesetzentwurf zur Struktur der Krankenversorgung<br />
Siegen. Mit den städtischen Sonderveranstaltungen<br />
für Senioren befasste sich<br />
der Seniorenbeirat in seiner jüngsten Sitzung<br />
im Geisweider Rathaus. Bedauert<br />
wurde der Ausfall der Veranstaltung<br />
„Offenes Singen“. Vorsitzender Dr.<br />
Horst Bach wies auf die Bedeutung<br />
dieser Reihe für ältere Menschen<br />
hin. Auf der Tagesordung standen<br />
Berichte aus den Arbeitskreisen.<br />
So informierten die Sprecher des<br />
Arbeitskreises Gesundheit, Pflege<br />
und Soziales, Dr. med. Wolfgang<br />
Bauch und Dr. med. Maria Czell<br />
über den Gesetzentwurf der Bundesregierung<br />
zur Struktur der Krankenversorgung.<br />
Zahlreiche Mängel<br />
und drohende Verschlechterungen<br />
wurden deutlich. Eine Resolution<br />
an Entscheidungsträger und Seniorenorganisationen<br />
ist in Arbeit.<br />
Ernst Göckus informierte als Arbeitskreissprecher<br />
Kultur, Veranstaltungen,<br />
Partnerschaften über die geplante Ausstellung<br />
„Senioren sehen Siegen“.<br />
Ausstellungsbesucher wählen per Zettelwahl ihr Lieblingsfoto<br />
für den Publikumspreis.<br />
Veranstalterfoto<br />
Das im Mai begonnene Projekt „Begleitetes<br />
Autofahren für Wiedereinsteiger“<br />
wurde erfolgreich umgesetzt. So<br />
wurde älteren Mitbürgern Sicherheit und<br />
Mobilität vermittelt, so Helmut<br />
Plate, Sprecher des Arbeitskreises<br />
Sicherheit und Verkehr. Das Angebot<br />
richtet sich an ältere Menschen<br />
mit gültiger Fahrerlaubnis.<br />
Als der letzte Briefkasten im<br />
oberen Bereich des Giersbergs<br />
entfernt wurde, baten Anwohner<br />
darum, sich um einen neuen<br />
Standort zu bemühen. Diese Bemühungen<br />
in Zusammenarbeit<br />
mit der Deutschen Post waren erfolgreich.<br />
Der neue Standort befindet<br />
sich im Bereich des Dornseifer-Marktes<br />
auf dem Giersberg<br />
von vier Straßen von allen Seiten<br />
gut erreichbar.<br />
hb<br />
Werke für Chor und Orgel<br />
Bach-Chor mit neuen CDs<br />
Gemeinnützige<br />
Vererbung<br />
Siegen. Der Bach-Chor Siegen hat in<br />
diesem Jahr zwei neue CDs auf den Phonomarkt<br />
gebracht, die beide in der akustisch<br />
sehr geeigneten Martinikirche aufgenommen<br />
wurden. Bereits Anfang des<br />
Jahres wurde bei „Hänssler-classic“ die<br />
Telemann-CD-Reihe mit „Festive Cantatas“<br />
um eine weitere WDR-Produktion<br />
bereichert, die schnell große Beachtung<br />
gefunden hat. So war im größten amerikanischen<br />
Phono-Fachmagazin in einer<br />
umfangreichen Besprechung zu lesen<br />
„This is my first encounter with these<br />
singers, chorus and conductor, and I<br />
must say, they had me won over from the<br />
start…Soloists, chorus, orchestra and<br />
conductor, all do a bang-up job here.”<br />
Seit gut 15 Jahren ist bei „Gerth-Medien“<br />
(Randomhouse) eine eigene Bach-Chor-<br />
Reihe etabliert, die nach den Sommerferien<br />
mit der Aufnahme eines kompletten<br />
Choral Evensongs – Tonmeister Sebastian<br />
Stein vom WDR – unter dem Titel<br />
„Bleib bei mir, Herr“ fortgesetzt wurde.<br />
In beeindruckender Weise wurde hier<br />
zum ersten Mal dieses „anglikanische<br />
Juwel“ mit all seinen liturgischen Bestandteilen<br />
auf einer CD festgehalten. So<br />
erklingen neben bekannten Gemeindeliedern<br />
wie „Lobe den Herren“, „Großer<br />
Gott, wir loben dich“ und „Bleib bei uns,<br />
Herr“ auch grandiose Werke für Chor und<br />
Orgel wie John Rutters „Te Deum“. Die<br />
CD's sind im öffentlichen Verkauf oder<br />
über den Bach-Chor Siegen erhältlich.•<br />
Veranstalterfoto<br />
Siegen. Immer mehr Menschen wollen<br />
Spuren hinterlassen, indem sie gemeinnützige<br />
Organisationen im Testament<br />
bedenken. Viele wünschen sich dabei<br />
mehr Information. Um diesen Sinnsuchenden<br />
Orientierung zu geben, hat<br />
sich vor zwei Jahren, zum Internationalen<br />
Tag des Testaments, die Initiative<br />
„Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum"<br />
gegründet.<br />
Nach zwei Jahren ihres Bestehens<br />
ist die Initiative stark gewachsen. Die<br />
vielen, von Personen der einzelnen<br />
Mitgliedsvereine persönlich geführten<br />
Gesprächen zeigen: der Bedarf an Informationen<br />
rund ums gemeinnützige<br />
Vererben ist durchaus groß. Viele Menschen<br />
wollen, dass der Nachwelt etwas<br />
von dem bleibt, was ihnen wichtig ist.<br />
Inzwischen sind es fast 20 namhafte<br />
Organisationen und Stiftungen, die das<br />
gemeinsame Ziel verfolgen: das Erbe für<br />
den guten Zweck stärker ins Bewusstsein<br />
der Öffentlichkeit zu rücken. Die<br />
Initiative hat ein Servicetelefon und eine<br />
Website eingerichtet. info@mein-erbetut-gutes.de<br />
(030) 29 77 24 36 •<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 9
Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
Ausflug nach Köln<br />
Altentheater erzählt von der Liebe<br />
Besser gewohnt<br />
in Neunkirchen<br />
Siegen. Besuch von einer 30-köpfigen, spontan zusammengewürfelten Gruppe aus<br />
Siegen bekam das „KölnerWerkstattTheater“. In dem Stück „Ein Lieben lang“ verzauberte<br />
das Altentheater mit Geschichten über Liebe, Veränderungen der Generationen<br />
oder den Wunsch nach Frieden. Das Publikum bedankte sich mit großem Applaus. •<br />
Fotokünstler Thomas Kellner<br />
Ausstellung in Kölner Galerie<br />
Veranstalterfoto<br />
Neunkirchen. Komfort und Sicherheit<br />
in den eigenen vier Wänden bildeten<br />
einen Schwerpunkt der Themenwoche<br />
„Gemeinsam. Neu. Gewohnt“, in Neunkirchen.<br />
Die Wohnberatung Siegen-<br />
Wittgenstein hatte dazu eine Ausstellung<br />
mit dem Titel „Besser wohnen – jetzt<br />
und im Alter“ zur Verfügung gestellt.<br />
Wohnraumverbesserungen und – Anpassungen,<br />
die nicht nur für ältere Menschen<br />
in Betracht kommen, wurden gezeigt.<br />
Mit eben diesen Themen beschäftigte<br />
sich auch der Vortrag des Sozialpädagogen<br />
Gundolf Janz. (Bild) Er erklärte wie<br />
Siegen. Am 16. Januar wird die „in focus<br />
Galerie“, Burkhard Arnold, Köln eine<br />
Ausstellung des Siegener Fotokünstlers<br />
Thomas Kellner eröffnen. Ausgestellt<br />
werden schwarz-weiße Tableaux-Arbeiten<br />
aus den Jahren 1997 bis 2005. Mit<br />
„Black & White“ beruft sich Kellner<br />
auf seine Ursprünge als Künstler, und<br />
den Urspung der Fotografie selbst – die<br />
Schwarzweißfotografie. Wer Kellner<br />
kennt, weiß, dass er für ein Zusammenspiel<br />
von Licht und Farbe bekannt ist.<br />
Eine Auswahl von circa 40 Fotografien<br />
wird zu beschauen sein. Anschließend<br />
gehen die Arbeiten wieder nach Siegen<br />
in die Art Galerie in der Fürst-Johann-<br />
Moritz-Straße 1. Zur Ausstellung erscheint<br />
ein Katalog.<br />
Veranstalterfoto<br />
•<br />
sich die eigenen vier Wände schon durch<br />
wenige Maßnahmen sicherer und barriereärmer<br />
gestalten lassen. Die Wohnberatung<br />
kommt kostenlos vor Ort, um sich<br />
ein umfassendes Bild von der Wohnsituation<br />
zu machen. Schnell können die<br />
Mitarbeiter des Vereins erkennen, wo<br />
Handlungsbedarf besteht.<br />
Sehr anschaulich war auch der Informationsabend<br />
zu den Themen „Vorsorgevollmacht<br />
und Patientenverfügung“,<br />
den Rechtsanwalt Hans-Peter Harr,<br />
Geschäftsführer der DRK-Stiftung, veranstaltete.<br />
Anhand vieler Beispiele aus<br />
seiner Tätigkeit im Pflegeheim konnte<br />
Harr belegen, wie wichtig die frühzeitige<br />
Klärung betreuungsrechtlicher Fragen<br />
ist. Den Abschluss der Veranstaltungsreihe<br />
gestaltete Diplom-Kaufmann Volker<br />
Schwarz. Er referierte auf unterhaltsame<br />
Weise über die Möglichkeiten gut<br />
versorgt alt zu werden.<br />
10 durchblick 4/<strong>2015</strong>
Nachrichten aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
Es geht nahtlos weiter<br />
Maike Thielmann neue Seniorenberaterin<br />
Bad Laasphe. Auch nachdem<br />
sich Gisela Homrighause<br />
von der Senioren-<br />
Service-Stelle Bad Laasphe<br />
in den wohlverdienten Ruhestand<br />
verabschiedet hat,<br />
wird das Beratungsangebot<br />
in gewohnt kompetenter<br />
Weise weitergeführt.<br />
Als neue zentrale Ansprechpartnerin<br />
der Senioren-Service-Stelle<br />
steht<br />
Maike Thielmann für Fragen<br />
rund um das Alter zur<br />
Verfügung. Für ihre neue<br />
Aufgabe bringt die Fachwirtin<br />
im Gesundheits- und<br />
Veranstalterfoto<br />
Sozialwesen berufliche<br />
und ehrenamtliche Erfahrung in der<br />
Senioren- und Sozialberatung mit und<br />
weiß: Die Sorgen und Nöte von älteren<br />
Menschen und Angehörigen können<br />
sehr vielschichtig sein. Ein besonderer<br />
Beratungsbedarf besteht häufig bei den<br />
Themen: Finanzielle Leistungen und<br />
gesetzliche Möglichkeiten; Vorsorgevollmacht<br />
und Patientenverfügung; Hilfestellungen<br />
bei der Alltagsbewältigung,<br />
ambulante, teilstationäre und stationäre<br />
Angebote im Bereich der Pflege; Hilfe<br />
für pflegende Angehörige; Begegnungs<br />
- Bildungs- und Freizeitangebote; Kontaktvermittlung<br />
zu weiteren sozialen<br />
Diensten und Beratungsstellen.<br />
Aber nicht nur Senioren/innen, sondern<br />
auch deren Angehörigen möchte<br />
sie Beratung, Information und soziale<br />
Betreuung zur Verbesserung der individuellen<br />
Lebenssituation bieten. Die<br />
Beratungen sind kostenfrei und können<br />
Übergabe der Senioren-Service-Stelle<br />
von Gisela Homrighause (li.) an Maike Thielmann<br />
persönlich und auch telefonisch in Anspruch<br />
genommen werden.<br />
Barrierefreiheit und Inklusion sind für<br />
die Behindertenbeauftragte wesentliche<br />
Instrumente für ein gleichberechtigtes<br />
Miteinander von Menschen mit und ohne<br />
Behinderung. Als Anlauf- und Kontaktstelle<br />
mit Wegweiserfunktion bietet<br />
Maike Thielmann Behinderten und von<br />
Behinderung bedrohten Menschen und<br />
deren Vertrauenspersonen individuelle<br />
Beratung und Unterstützung. Sie berät,<br />
unterstützt und informiert: Über Zuständigkeiten<br />
von Ämtern und Vermittlungsangebote<br />
bei rechtlichen Fragen oder<br />
sozialen Problemen, gibt Hilfestellung<br />
bei persönlichen Angelegenheiten und<br />
bei Feststellung einer Schwerbehinderung<br />
durch die Kreisbehörde, unterstützt<br />
bei der Formulierung von Anträgen und<br />
Eingaben in Fällen von Beschwerden<br />
oder Benachteiligungen. •<br />
AWO-Reisen 2016<br />
Siegen-Wittgenstein. Auch im Jahr<br />
2016 organisiert der AWO-Kreisverband<br />
Siegen-Wittgenstein/Olpe wieder<br />
„Reisen mit Herz“, die besonders für<br />
Menschen in der zweiten Lebenshälfte<br />
geeignet sind. Norderney, Usedom, Tegernsee,<br />
Bad Füssing oder Bad Kissingen<br />
– eine reichhaltige Auswahl schöner<br />
Urlaubsziele macht Lust auf einen<br />
Tapetenwechsel. Mit Reisen ans Meer,<br />
in mondäne Kurbäder oder malerische<br />
Bergwelten ist für jeden Geschmack das<br />
passende Angebot dabei. Der Reisekatalog<br />
erscheint kurz vor Weihnachten und<br />
kann beim AWO-Kreisverband Siegen-<br />
Wittgenstein/Olpe angefordert werden<br />
unter (0271) 3386-167 oder per Mail:<br />
m.jung-bieker@awo-siegen.de<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 11
Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
Therapiepuppen für Köln<br />
Mit Leidenschaft an der Werkbank<br />
Frühstück<br />
für Senioren<br />
Siegen. Wenn Horst Grund ein Stück Holz<br />
in die Hand nimmt, strahlen seine Augen.<br />
Der 77-Jährige ist Heinzelwerker im Haus<br />
Herbstzeitlos und nicht nur zu den offiziellen<br />
Zeiten Montag morgens und Mittwoch<br />
nachmittags<br />
in seiner Werkstatt<br />
zu finden. Jede freie<br />
Minute steht er an<br />
der Werkbank, sägt,<br />
feilt und drechselt.<br />
Momentan fertigt<br />
er in erster Linie<br />
Therapiepuppen für<br />
ein Kölner Kinderkrankenhaus an. 240<br />
Stück sind dort schon im Gebrauch und<br />
150 wurden nachbestellt. Gefragt sind außerdem<br />
glänzende Armreifen, Ringe und<br />
Sparschweine. Auch die ersten Tannenbäume<br />
warten auf neue Besitzer.<br />
Verschmitzt zeigt er stolz seine „Zwitscherstationen“,<br />
die aussehen wie Vogelhäuschen.<br />
Öffnet man eine Klappe,<br />
erscheinen zwei Schnapsgläser und im<br />
Inneren ist die dazugehörige Flasche zu<br />
entdecken.<br />
Kinder lieben seine<br />
Kreisel in verschiedenen<br />
Formen und Größen.<br />
Besonders filigran sind<br />
Holzkugelschreiber, zu<br />
denen es entsprechende<br />
Foto: Rita Petri<br />
Halterungen gibt.<br />
Nicht nur in der Marienborner<br />
Straße 151 ist Horst Grund<br />
aktiv. Bei ihm zu Hause sind viele seiner<br />
Möbel selbst gefertigt. Für persönliche<br />
Wünsche hat der Heinzelwerker immer<br />
ein offenes Ohr und öffnet gerne die Tür<br />
zu seiner Werkstatt. <br />
rip<br />
Foto: Rita Petri<br />
Neunkirchen. Zum größten Frühstück im<br />
Freien Grund hatte die Senioren-Service-<br />
Stelle Neunkirchen ins Otto-Reiffenrath-<br />
Haus eingeladen. Mehr als 120 Frauen<br />
und Männer der Generation 55+ hatten<br />
das Angebot wahrgenommen, lecker zu<br />
frühstücken und sich dabei vortrefflich<br />
unterhalten zu lassen. Ein wenig Sport<br />
nach dem Schlemmen kann nicht schaden,<br />
war sich die Seniorenberaterin und Organisatorin<br />
des Seniorenfrühstücks, Bettina<br />
Großhaus-Lutz, sicher und so hielt sich<br />
die große Gruppe nach dem Frühstück<br />
mit „Politikergymnastik“ fit. Da wurden<br />
„die Karriereleiter“ erklommen, die Ellenbogen<br />
eingesetzt und schließlich auch<br />
kräftig zurückgerudert.<br />
Viel Applaus ernteten die Hobbymodels,<br />
die die neue Kollektion von Eugen Klein<br />
vorstellten. Begleitet wurden sie schon<br />
traditionell<br />
von Helmut<br />
Reiffenrath<br />
am Keyboard.<br />
Er gab auch<br />
den Takt beim<br />
dreistimmigen<br />
Kanon „Hejo<br />
spann den Wagen<br />
an…“ an.<br />
Im Foyer hatte<br />
der örtliche<br />
Weltladen einen<br />
Stand mit<br />
Veranstalterfoto<br />
fair gehandelten<br />
Produkten<br />
aufgebaut. •<br />
Seniorenbeauftragte<br />
Großhaus-Lutz<br />
12 durchblick 4/<strong>2015</strong>
Nachrichten aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
Veranstalterfoto<br />
Mehr Licht ins Leben<br />
Besucherhundegruppe arbeitet ehrenamtlich<br />
Siegen. Die Besuchshundegruppe des<br />
Malteser Hilfsdienstes e. V. Siegen<br />
gründete sich im Oktober 2014. Auf eine<br />
Pressemitteilung hin hatten sich 35<br />
Menschen gemeldet, die an einem Informationsabend<br />
teilnahmen und sich<br />
über Voraussetzungen und Ausbildung<br />
ein Bild machten. Fünfzehn Personen<br />
mit ihren Vierbeinern entschieden sich<br />
schließlich dafür, das ganze Procedere<br />
auf sich zu nehmen.<br />
Die Ausbildungen inklusive der notwendigen<br />
Prüfungen und Tests dauerten<br />
etwa ein halbes Jahr und jetzt sind die<br />
Helfer in der Lage, einsamen, kranken,<br />
alten und auch Menschen mit Behinderungen<br />
sowie Kindern ein bisschen mehr<br />
Licht ins Leben zu bringen. Sie besuchen<br />
inzwischen fünfzehn Einrichtungen im<br />
Siegerland und Olper Raum, in denen sie<br />
immer wieder froh begrüßt werden. Die<br />
Gruppe ist auf 27 Ehrenamtliche angewachsen.<br />
Das reicht jedoch nicht um alle Anfragen<br />
bedienen zu können. Interessierte,<br />
auch ohne Hund, sind willkommen. Der<br />
Dienst ist ehrenamtlich. Ausbildung,<br />
Fahrtkosten und auch für die im Besuchsdienst<br />
erforderliche zusätzliche<br />
Gesundheitsprophylaxe der Hunde<br />
müssen selbst aufgebracht werden. Der<br />
Hilfsdienst ist auf Spenden angewiesen,<br />
um weiterhin zuverlässig arbeiten zu<br />
können. <br />
•<br />
Wasser aus dem Hahn – sehr gut<br />
Siegen. Die Siegener Versorgungsbetriebe<br />
versorgen 25 000 Haushalte mit<br />
Trinkwasser, das sind täglich circa14<br />
Millionen Liter. Rund 83 Prozent der<br />
Bundesbürger geben dem Wasser aus<br />
ihrem Hahn sehr gute bis gute Noten.<br />
Mit einem Mineralgehalt von gerade<br />
einmal 0,7 Millimol pro Liter wird das<br />
Trinkwasser in Siegen dem Härtebereich<br />
1 zugeordnet. Es hat einen neutralen<br />
Geschmack, schont die Haushaltsgeräte<br />
vor Verkalkung und sorgt für die<br />
optimale Wirkung von Waschmitteln<br />
oder Seife. Das Trinkwasser ist so<br />
weich, da es aus Oberflächengewässern<br />
bezogen wird.<br />
Zunächst filtert der Wasserverband<br />
das Talsperrenwasser aus der Obernauund<br />
der Breitenbachtalsperre und befreit<br />
es von Algen, Mikroorganismen, Eisen<br />
und Mangan. Danach folgt die „Aufhärtung“.<br />
Das bedeutet, Kohlensäure wird<br />
entfernt und natürliches Kalkgestein<br />
hinzugefügt. Dies verhindert später die<br />
Korrosion der Wasserleitungen und vermeidet<br />
Ablagerungen im Rohrnetz. •<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 13
14 durchblick 4/<strong>2015</strong>
Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
Gut aufgestellt<br />
die Senioren- und Pflegeberatung des Kreises Siegen-Wittgenstein<br />
Siegen-Wittgenstein. Information, Beratung<br />
und Versorgung bei Ihnen zuhause,<br />
für ein langes Leben in den eigenen<br />
vier Wänden. Das ist das Credo des<br />
Teams der Senioren und Pflegeberatung<br />
des Kreises Siegen-Wittgenstein. Die<br />
Mitarbeiter besuchen ältere Menschen<br />
in ihren Wohnungen, beraten Angehörige<br />
und Bezugspersonen, um individuell<br />
und zielgerichtet helfen zu können. Im<br />
Alter möglichst unabhängig in den eigenen<br />
vier Wänden leben, wird angestrebt.<br />
Damit dies möglich wird ist eine frühzeitig<br />
Weichenstellung erforderlich.<br />
Dazu sagt die Koordinatorin der Senioren-<br />
und Pflegeberatung Gaby Cullmann:<br />
„Wir Mitarbeiter machen uns Gedanken<br />
darum, wie wir informieren können,<br />
auch schon bevor tatsächlich Hilfe und<br />
Pflege erforderlich wird. Wir beraten<br />
im gesamten Kreisgebiet vor Ort, um<br />
die häuslichen Situationen kennen zu<br />
lernen und um gegebenenfalls frühzeitig<br />
Hilfe anbieten zu können. Wir informieren<br />
über wichtige Themen, wie z.B.<br />
Vorsorgevollmacht oder Patientenverfügung.<br />
Darüber hinaus sind die Themen,<br />
die in der Beratung angesprochen<br />
werden können, jedoch weitaus vielfältiger<br />
und von der persönlichen Situation<br />
bestimmt. Wir möchten ausführliche<br />
Antworten geben auf Fragen wie z. B.:<br />
• Welche Angebote gibt es in der Stadt<br />
oder Gemeinde um sich fit zu halten,<br />
weiterzubilden?<br />
• Macht es jetzt schon Sinn, die Dusche<br />
barrierefrei umzubauen?<br />
• Wird ein Hausnotrufsystem genutzt<br />
oder sollte ein Treppenlift eingebaut<br />
werden?<br />
• Wer kann bei Arbeiten im Haus und<br />
im Garten oder beim Einkaufen<br />
helfen?<br />
• Wer hilft wenn Pflege benötigt wird?<br />
• Wo gibt es ambulante Pflege, Tagespflege-<br />
oder Kurzzeitpflegeangebote?<br />
• Welche Alten- und Pflegeheime gibt<br />
es in der Region?<br />
• Wo können pflegende Angehörige<br />
Entlastung bekommen?<br />
• Wer finanziert Hilfe und<br />
wo kann sie beantragt<br />
werden?“<br />
Darüber hinaus informieren<br />
und beraten die KreismitarbeiterInnen<br />
auch, wie<br />
man an die erforderlichen<br />
Zuschüsse gelangt.<br />
Neben den Gesprächen<br />
stellt die Zukunftsinitiative<br />
„Leben Wohnen im Alter“<br />
Informationsmaterial<br />
zu weiteren ausgewählten<br />
Themenbereichen zur Ver-<br />
Foto: Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
fügung und stellt bei Bedarf Kontakte<br />
zu den benötigten Diensten und Hilfseinrichtungen<br />
her.<br />
Alle Betroffenen und alle Angehörigen<br />
können sich direkt an die MitarbeiterInnen<br />
wenden. Sie finden sie im „Servicezentrum<br />
für Prävention, – Betreuung und<br />
Beratung“, Bismarckstrasse 45, 57076<br />
Siegen-Weidenau am Bismarckplatz<br />
(siehe Bild). Beraten wird telefonisch,<br />
zuhause oder in unserem Büro. Nachrichten,<br />
die während der Arbeitszeit<br />
(9-16 Uhr) auf dem Anrufbeantworter<br />
hinterlassen werden, werden verlässlich<br />
bearbeitet.<br />
0271 333-2729 /-2728 /-2723 /-2722<br />
E-Mail: pflegeberatung@siegen-wittgenstein.de<br />
Ärgerliches Verkehrsproblem<br />
Seniorenbeirat fühlt sich gestört<br />
Siegen. Der Siegener Seniorenbeirat<br />
beschäftigt sich mit einem für ihn ärgerlichen<br />
Verkehrsproblem. Es geht um die<br />
Fußgängerzone in der Siegener Bahnhofstraße,<br />
die auch für den Radverkehr<br />
freigegeben ist.<br />
Nach Aussagen des Beirates kommt es<br />
immer wieder zu Behinderungen, Belästigungen<br />
und Gefährdungen durch, wie<br />
sie sagen, „rücksichtslose Radfahrer“.<br />
„Manche scheinen dieses etwa 150<br />
Meter lange Straßenstück mit einem<br />
Hindernisparcours für Geschicklichkeitstraining<br />
zu verwechseln“, wird bemängelt.<br />
Vor diesem Hintergrund hat der<br />
Siegener Seniorenbeirat eine Resolution<br />
verfasst, in der er unter anderem festhält:<br />
„Der Radfahrer darf den Bereich nur<br />
mit Schrittgeschwindigkeit, also maximal<br />
sechs Stundenkilometer befahren.<br />
Er darf, um ein schnelleres Durchkommen<br />
zu ermöglichen, nicht klingeln, sondern<br />
muss warten, bis die Fußgänger das<br />
Weiterkommen ermöglichen. Der Zweiradfahrer<br />
hat jederzeit damit zu rechnen,<br />
dass ihm jemand vor sein Rad läuft oder<br />
dass er durch ein herumliegendes Teil<br />
einer Baustelle zu Fall kommt. Im Schadensfall<br />
hat er kein Klagerecht gegen das<br />
Hindernis, da der Schaden als Fußgänger<br />
nicht eingetreten wäre und ihm als Verursacher<br />
zugeschrieben wird.“<br />
Im Hinblick auf eine schnelle und einfache<br />
West-Ost-Querung der Innenstadt<br />
schlägt der Seniorenbeirat außerdem<br />
vor: „Die Verwaltung möge ihre Planung<br />
ändern, indem sie die Strecke Fürst-Moritz-Straße,<br />
Heeserstraße, Siegbrücke<br />
für Radfahrer ausweist.“<br />
•<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 15
Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
Vergleich von Lebensituationen<br />
Siegerland. Das dritte Jahr infolge<br />
veröffentlicht die international tätige<br />
Hilfsorganisation HelpAge den Weltalten-Index,<br />
der die Lebenssituation<br />
älterer Menschen weltweit vergleicht.<br />
Die Alterung der Weltbevölkerung<br />
schreitet seit einigen Jahren rasant voran.<br />
Pro Sekunde werden zwei Menschen<br />
auf dieser Welt 60 Jahre alt und<br />
bereits heute gibt es 901 Millionen<br />
(12,3 Prozent der Weltbevölkerung)<br />
ältere Menschen. In nur fünfzehn Jahren<br />
wird diese Zahl auf etwa 1,4 Mrd.<br />
(16,5 Prozent) und bis 2050 auf 2,1<br />
Mrd. (21,5 Prozent) ansteigen. Viel<br />
Zeit zum Handeln bleibt nicht.<br />
Der Weltalten-Index trägt dazu bei,<br />
Risiken der Entwicklung zu erkennen<br />
und entsprechend darauf zu reagieren.<br />
Die Schweiz hat es dieses Jahr auf<br />
den ersten Platz geschafft. Dort lebt<br />
es sich im Alter vergleichsweise am<br />
besten. Norwegen, letztes Jahr ganz<br />
vorne, ist dieses Jahr auf dem 2. Platz.<br />
Dicht dahinter liegen Schweden (3) und<br />
Deutschland (4). Schlusslicht bildet,<br />
wie die beiden Jahre zuvor, Afghanistan<br />
(96). Bis auf Japan (8) haben es nur<br />
westeuropäische und nordamerikanische<br />
Länder unter die TOP 10 geschafft.<br />
Die 96 erfassten Staaten stellen<br />
91 Prozent der älteren Weltbevölkerung<br />
dar. Afrika ist mit 11 von 54 Staaten<br />
bisher unzureichend im Weltalten-Index<br />
repräsentiert. Der aktuelle Bericht<br />
macht deutlich, dass sich Ungleichheiten<br />
zwischen einkommensstarken und<br />
einkommensschwachen Ländern verschärfen.<br />
Auffällig ist vor allem der Unterschied<br />
im Bildungsstand zwischen<br />
den zehn besten und den zehn untersten<br />
Rängen, der sich im Zeitraum von 1990<br />
bis 2010 um 50 Prozent erhöhte.<br />
Frauen sind oftmals doppelt benachteiligt;<br />
die Diskriminierung aufgrund<br />
des Alters wird durch eine geschlechtsspezifische<br />
Diskriminierung verschärft.<br />
Die Anzahl der Frauen, die zwischen<br />
dem 55. und 64. Lebensjahr einer ökonomischen<br />
Tätigkeit nachgehen, ist um<br />
rund 27 Prozent geringer als bei gleichaltrigen<br />
Männern. Ihr Risiko von Altersarmut<br />
betroffen zu sein, ist dementsprechend<br />
um ein Vielfaches höher. •<br />
16 durchblick 4/<strong>2015</strong>
Nachrichten aus Aus Siegen dem Seniorenbeirat und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
225 Jahre und kein bisschen träge<br />
Drei Mitglieder des Jahrgangs 1940 besonders aktiv<br />
In der Tat, mit Dr. Horst Bach, Dr. Maria Czell und Dr. Wolfgang Bauch (Bilder von links) kommen nunmehr dreimal<br />
Dreivierteljahrhunderte zusammen. Sie alle konnten in diesem Jahr ihren 75ten Geburtstag begehen und gehören<br />
seit 2007 dem Siegener Seniorenbeirat an. Für die restlichen rund 18 Monate aktiver Seniorenbeiratsarbeit in dieser<br />
Legislaturperiode werden sich Horst Bach, Maria Czell und Wolfgang Bauch neben anderen Aufgaben vertieft<br />
Problemen der Altersarmut zuwenden.<br />
3 Fotos: Seniorenbeirat der Universitätsstadt Siegen<br />
Horst Bach ist ein echter Weidenauer<br />
und besuchte dort das Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium.<br />
Schon früh galt sein<br />
Interesse vielseitigen Sportarten, welche<br />
er auch aktiv verfolgte. Runde 40 Jahre<br />
stand der Diplom-Pädagoge und Doktor<br />
der Philosophie im Schuldienst, davon<br />
20 Jahre in der Schulleitung. Die letzten<br />
12 Jahre seiner Amtszeit wirkte er als<br />
Schulamtsdirektor im Kreis Olpe. Horst<br />
Bach ist auch sachkundiger Bürger in<br />
verschiedenen städtischen Ausschüssen.<br />
Seine vielfältige Erfahrung als Sportjournalist<br />
setzt er auch seit verschiedenen<br />
Jahren als Schriftleiter der Geisweider<br />
Stadionzeitung “VfL Aktuell“<br />
ein, welche auch von Insidern liebevoll<br />
“Fürsten Playboy“ genannt wird.<br />
Horst Bach war zunächst Pressesprecher<br />
und wurde 2012 zum Vorsitzenden<br />
gewählt. Die Umsetzung sozialpolitischer<br />
Ziele, welche sich der<br />
Seniorenbeirat als Sprachrohr der älteren<br />
Generation gesetzt hat, sind sein<br />
zentrales Anliegen. Hierzu gehören in<br />
erster Linie die Mitwirkung bei der seniorengerechten<br />
Gestaltung der Stadt,<br />
die Vermittlung von Kontakten zu den<br />
jeweils zuständigen Einrichtungen zur<br />
Unterstützung älterer Mitbürgerinnen<br />
und Mitbürger sowie die Zusammenarbeit<br />
mit anderen seniorenbedeutsamen<br />
Institutionen.<br />
Für Maria Czell ist das Wort „Flüchtling“<br />
zutiefst bekannt aus eigenen leidvollen<br />
Erfahrungen. Ist sie doch im<br />
Herbst 1944 aus dem Norden von Siebenbürgen,<br />
damals zu Ungarn gehörig,<br />
mit dem Treck geflüchtet und in Oberösterreich<br />
gelandet. Bei ihr sind noch<br />
viele Erinnerungen an Kälte, Hunger<br />
und unfreundliche, teilweise kränkende<br />
Menschen wach. Maria Czell studierte<br />
in Köln und Freiburg, erlangte 1968 den<br />
Doktorgrad der Medizin. Anschließend<br />
war sie jeweils längere Zeit in verschiedenen<br />
medizinischen Einrichtungen tätig,<br />
zuletzt als Fachärztin für psychotherapeutische<br />
Medizin.<br />
Nach Eintritt in den Ruhestand erwanderte<br />
sie, immer gespannt auf Neues, mit<br />
ihrem Mann den Jakobsweg von Siegen<br />
bis Santiago de Compostella. Nach weiteren<br />
erfolgreichen Studien in der Feministischen<br />
Theologie engagiert sie sich<br />
gegenwärtig noch mit hohem Einsatz<br />
im Ethikforum der Südwestfälischen<br />
Diakonie. Noch heute pflegt sie ihre<br />
hohe musikalische Begabung, dies u.a.<br />
auch durch ihre engagierte und kreative<br />
Mitwirkung im interkulturellen Chor<br />
Siegen.<br />
Maria Czell ist ebenfalls seit 2007<br />
Mitglied des Vorstandes, seit 2012 ist sie<br />
Erste Stellvertretende Vorsitzende und in<br />
vielen Ausschüssen aktiv.<br />
Wolfgang Bauch wurde in Niederschlesien<br />
geboren. Sein Vater fiel als<br />
Soldat. Hautnah erlebte auch er die<br />
körperlichen Strapazen, die Bedrohungen<br />
und seelischen Belastungen<br />
eines Flüchtlingsweges. So floh er mit<br />
seiner Mutter1945 zunächst nach Thüringen,<br />
dem Heimatort seines Vaters.<br />
Drei Jahre später waren sie erneut auf<br />
der Flucht, diesmal aus der sowjetischen<br />
Besatzungszone nach Westdeutschland.<br />
Schließlich fanden sie in Siegen eine<br />
dauerhafte Bleibe. Wolfgang Bauch studierte<br />
Medizin und übernahm eine Praxis<br />
in der Siegener Oberstadt, welche er<br />
als Facharzt für Allgemeinmedizin bis<br />
zu seinem 67. Lebensjahr führte.<br />
Wolfgang Bauch ist seit 2012 Sprecher<br />
des Arbeitskreises 1: Bauen, Wohnen,<br />
soziale Einrichtungen, Gesundheit,<br />
Infrastruktur und Pflege. Das besondere<br />
Interesse, das er auch mit Dr. med.<br />
Czell teilt, gilt der Situation von Pflegeeinrichtungen,<br />
Krankenhäusern sowie<br />
Wohnen im Alter. Durch Besuche<br />
der entsprechenden Häuser machen sie<br />
sich auch ein Bild über unzureichende<br />
Bedingungen vor Ort. Sie versuchen die<br />
Öffentlichkeit hierfür zu sensibilisieren<br />
und tragen ihre Ergebnisse, zusammen<br />
mit Verbesserungsvorschlägen, den jeweiligen<br />
Entscheidungsträgern vor.<br />
Ernst Göckus<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 17
Weihnachten<br />
Warten auf die Bescherung<br />
Seit dem 1. Dezember suchten Jana und Timmy jeden<br />
Morgen das richtige Türchen an ihrem Weihnachtskalender,<br />
öffneten es und verglichen die Schokoladenfiguren.<br />
Am zweiten Advent backte Mama zusammen<br />
mit ihnen Spekulatius, Spritzgebäck und Lebkuchen.<br />
Abends zündeten sie zwei dicke rote Kerzen am Adventskranz<br />
an und Jana und Timmy durften ab und zu vorsichtig<br />
eine Tannennadel in die Flammen fallen lassen. Die wurden<br />
dann für einen Moment fast doppelt so groß und knisterten<br />
geheimnisvoll. Derweil brutzelten im Backofen Omas Bratäpfel<br />
und Papa las Geschichten vor. Seitdem duftete es<br />
nach Weihnachten.<br />
Heute Morgen durften Jana und Timmy endlich am<br />
Adventskalender die großen Türen mit der 24 aufmachen.<br />
Nachmittags bat Mama ihre Lieblinge im Kinderzimmer<br />
zu bleiben. Sie versprachen es. Sobald sie aber Papier rascheln<br />
oder Schritte in der Diele hörten, fiel es ihnen<br />
sehr schwer. Gern hätten sie dann ganz leise die Türklinke<br />
herunter gedrückt, die Tür einen Spalt aufgezogen und<br />
geäugelt.<br />
Jana warf die Karten auf den Tisch. „Warum tust du<br />
das?“, fragte Timmy. „Es ist langweilig“, antwortete Jana.<br />
Timmy schnaufte, stützte die Ellbogen auf den Tisch,<br />
legte das Kinn in die Hände und starrte die Uhr an. Die<br />
Uhr tickte, aber die Zeiger rückten heute gar nicht weiter.<br />
Plötzlich sprang er auf und rief: „Ich weiß, was wir<br />
machen. Wir spielen Ostereier verstecken.“ „Heute?! Am<br />
Heiligen Abend!?“, fragte Jana und vergaß den Mund zu<br />
schließen. Timmy nickte, riss die Schublade mit dem Geschenkpapier<br />
auf, zog den Kasten mit dem Osterschmuck<br />
darunter hervor und klappte langsam den Deckel hoch.<br />
„Dürfen wir das denn auch?“, fragte Jana. Der Junge<br />
nickte wieder und hob den Osterhasen mit der Kiepe aus<br />
der Kiste. Jana kraulte die Küken. „Ihr seid ja ganz zerdrückt“,<br />
sagte sie, blies mehrmals in das flaumige Fell und<br />
strich es glatt. Danach ließ sie die gelben Wollknäuel mit<br />
den roten Beinchen über den Tisch spazieren und mit den<br />
winzigen Schnäbeln an ihrem Apfel picken.<br />
„Jana, ich verstecke die Ostereier und du suchst zuerst!<br />
Halt‘ dir die Augen zu!“, kommandierte Timmy.<br />
Jana kniff die Augen zu, wiegte die Küken und erzählte<br />
ihnen, dass heute der Heilige Abend ist und das Christkind<br />
kommt. <br />
Wilma Frohne<br />
Das amputierte Weihnachtsglöckchen<br />
Seit Jahren wurde in unserer Familie am Heiligen<br />
Abend die Bescherung für die Kinder mit einem<br />
Weihnachtsglöckchen eingeläutet. Dieses alte, kleine<br />
Glöckchen ist cirka 10 cm hoch, aus Messing und mit<br />
einem kleinen Schlegel versehen. Der hohe Ton klingt recht<br />
weihnachtlich. Auf diesem kleinen Glöckchen thront ein<br />
süßer nackter Junge auf einem kleinen Sockel mit der Aufschrift<br />
„BRUXELLES“ und macht Anstalten, sein kleines<br />
Geschäft in hohem Bogen zu erledigen.<br />
Ich erinnere mich, dass in meiner Kindheit an dieser<br />
Figur zwischen den Pobacken ein rotes Gummischläuchlein<br />
mit einem Ball angebracht war. Wenn meine Brüder<br />
und ich diesen Ball mit Wasser befüllten und zusammendrückten,<br />
schoss ein kleiner Wasserstrahl aus seinem<br />
Piemann, so wie man es von dem berühmten Brüsseler<br />
Brunnenmännlein kennt. Dieser Schlauch mit dem Bällchen<br />
sind schon vor langer Zeit entsorgt worden. Das<br />
Glöckchen selbst wurde zu jedem Weihnachtsfest hervor<br />
geholt, dann rief es mit dem immer gleichen feierlichen<br />
Klingeln zur Bescherung. Nach jeder Bescherung wurde<br />
das Glöckchen, gut verpackt wieder auf seinen Platz in<br />
den Schrank gestellt.<br />
Viele Jahre später ist mir beim Wegräumen des kostbaren<br />
Stückes, etwas Schlimmes aufgefallen. Das kleine<br />
Persönchen auf der Glocke war amputiert, grausam verstümmelt.<br />
Sein kleiner Piemann ist abgeschnitten, abgesägt<br />
oder abgeschliffen worden. Wie dies geschehen ist,<br />
weiß ich nicht. Sicherlich liegt die Amputation schon Jahre<br />
zurück und ist mir nur nicht aufgefallen. Der Vorgang<br />
passt in die Zeit, als das Glöckchen noch im Schrank meiner<br />
Eltern stand. Nein, das Männlein hat nicht gejammert,<br />
es hat sich sicher still in sein Schicksal gefügt. Wer ist aber<br />
nun verantwortlich für diese Freveltat? War es mein Vater,<br />
der dieses nackte Teilchen entfernt hat, - vielleicht durch<br />
Mutter animiert, weil sie es genierlich fand -? Oder, wie<br />
ich eher vermute, haben meine beiden längst verstorbenen<br />
Brüder in ihrer Lausbubenzeit diese Untat begangen. Ich<br />
kann sie nicht mehr fragen, aber das „Ding“ ist weg und<br />
bleibt weg!<br />
Ich wünsche, dass das Glöckchen auch in Zukunft noch<br />
jedes Jahr zu Weihnachten erklingt, dass bei seinem Klang<br />
die Kleinen mit großen Augen ins Geschenkezimmer stürmen<br />
und vielleicht das Christkind noch aus dem Fenster<br />
schweben sehen. <br />
Marie-Luise Uhr<br />
18 <br />
4/<strong>2015</strong> durchblick durchblick 4/<strong>2015</strong>
Wegweisung<br />
Weites Land<br />
watteweich eingehüllt<br />
verbrämtes Sonnenlicht<br />
am Horizont untergehend.<br />
Stille für Augenblicke<br />
dunkelste Winkel in<br />
Andacht versinken<br />
wenn unsichtbare Hände<br />
Wolkenwände öffnen<br />
für einen der geduldig<br />
wartend<br />
Stunde um Stunde<br />
Tag für Tag<br />
wie sonst niemand<br />
es vermag<br />
sein Licht zum<br />
Leuchten bringt<br />
wegweisend<br />
zu Bethlehem.<br />
Edith Maria Bürger<br />
Weihnachtszeit<br />
Reich geschmückte Tannenbäume,<br />
Plätzchenduft zieht durch die Räume<br />
und es lädt der Kerzenschein<br />
uns zu Dämmerstunden ein!<br />
Es lebe die Gemütlichkeit<br />
in der schönen Weihnachtszeit,<br />
denn bei einem heißen Punsch<br />
erfüllt sich mancher Weihnachtswunsch!<br />
Wir werden Weihnachtskarten schreiben,<br />
uns die stille Zeit vertreiben,<br />
schicken uns`re Wünsche gar<br />
für Weihnachten und «Neues Jahr!»<br />
Weihnachtsmärkte - Glühweinstände,<br />
Menschen reichen sich die Hände,<br />
halten sich für`s Fest bereit<br />
in der frohen Weihnachtszeit!<br />
Helga Düringer<br />
Das andere Lied<br />
Jetzt singt in uns allen wieder ein anderes Lied,<br />
und zwar eins, welches von Glaube, Licht und Liebe spielt.<br />
Es ist eine Melodie, die Töne ganz leise,<br />
und jeder vernimmt sie auf seine Weise.<br />
Eva Schumacher<br />
Foto: Rita Petri<br />
4/<strong>2015</strong> 4/<strong>2015</strong> durchblick durchblick <br />
19 19
Weihnachtssatire<br />
Das Überraschungsziel<br />
Strahlend verkündete Vater: „So, dieses Jahr machen<br />
wir zu Weihnachten mal etwas ganz anderes!“ Meine<br />
Geschwister und ich verdrehten die Augen. Waren<br />
wir doch gerade erst von unseren verschiedenen Wohnorten<br />
im Elternhaus eingetroffen und freuten uns auf ein<br />
paar erholsame Tage. Doch sobald die komplette Familie<br />
zusammenkommt, wird der Vater irgendwie zum Freizeitaktivisten,<br />
manchmal mit unabsehbaren Folgen.<br />
Letztes Jahr hatte uns die Ankündigung, „mal etwas ganz anderes“<br />
zu unternehmen, in eine Ski-Halle geführt und kurz<br />
danach in die Unfallambulanz. Weihnachten verbrachten<br />
wir dann, mit Gehgipsen, Handgelenkschienen und Bandagen<br />
dekoriert, auf dem Sofa. Zum Glück war Vater nichts<br />
passiert … und deshalb hat er wohl für dieses Weihnachtsfest<br />
nichts dazugelernt.<br />
Mein ältester Bruder startete einen vergeblichen Versuch<br />
Vater umzustimmen und fragte: „Können wir nicht<br />
mal ganz normal auf einen Weihnachtsmarkt gehen, zu<br />
viel Glühwein und Eierpunsch trinken und dann zu Hause<br />
vor dem Fernseher einschlafen, so wie andere Menschen<br />
auch?“ Mutters Einwand: „Bei diesem Mistwetter mit vier<br />
Grad, Dauerregen und frischem Wind wäre es doch zu Hause<br />
viel gemütlicher“, fand leider auch kein Gehör.<br />
Vater war unerbittlich! „Los, los, alles ist schon gebucht,<br />
es wird euch ganz bestimmt viel Spaß machen … ach ja,<br />
und vergesst nicht die Badesachen einzupacken.“<br />
Falls einer von uns Kindern auf einen Kurzurlaub nach<br />
Mallorca gehofft hatte, so wurde er bitter enttäuscht. Die<br />
mit fünf Erwachsenen fast überfüllte Familien-Limousine<br />
meiner Eltern<br />
fuhr an der Autobahnausfahrt<br />
zum Flughafen<br />
vorbei und<br />
kämpfte sich<br />
durch das „Sauwetter“<br />
in immer<br />
ländlichere Regionen<br />
vor. „Oh<br />
Gott, was sollen<br />
wir denn hier in<br />
dieser Einöde?“,<br />
fragte mein jüngerer<br />
Bruder. Er<br />
saß, seinem Status<br />
angemessen,<br />
in der Mitte des<br />
Rücksitzes, total<br />
unbequem.<br />
Ich entdeckte<br />
als erste eine<br />
Reihe von Hinweisschildern, die uns zu unserem Überraschungsziel<br />
bringen sollten, einem „exotischen Paradies<br />
vor der Haustüre“. Wir landeten in einer ehemaligen<br />
Flugzeughalle, die auf mindestens 30 Grad beheizt, mit<br />
unzähligen UV-Lampen erleuchtet und mit einigen Pools<br />
und tonnenweise Sand zum Urlaubsparadies umgewandelt<br />
worden war. Jeder von uns erhielt ein Armband mit Zugangschip,<br />
bevor wir unsere Badesachen anzogen und die<br />
„Schlechtwetterkleidung“ in Spinden einschlossen. Danach<br />
gelangten wir durch eine Art Temperaturschleuse, deren<br />
Türe man nur mit Chip öffnen konnte, in die große Halle.<br />
Hier wimmelte es von leicht bekleideten Besuchern, die<br />
teilweise schon die Strandliegen in Beschlag genommen<br />
hatten. Am Ufer eines künstlich angelegten Badesees wucherte<br />
üppiges Grün – ob nun echt oder künstlich – konnte<br />
ich aus der Entfernung nicht erkennen. Vogelgezwitscher<br />
vom Band und Strandmusik aus den Lautsprechern übertönte<br />
fast das Rauschen der großen Gebläse, mit denen<br />
warme Luft in diese Kunstwelt getrieben wurde.<br />
„Super!“ Meine Brüder rannten sofort los. Der Jüngere<br />
Richtung Strand, wo gerade ein Beachvolleyball-Spiel<br />
stattfand. Der Ältere ergatterte sofort einen Platz an der<br />
Theke einer Strandbar und begann einen Flirt mit der Bedienung,<br />
die außer einem viel zu knappen Bikinioberteil<br />
nur eine Art Grasrock zu tragen schien.<br />
Meine Eltern stapften eilig durch den Sand in Richtung<br />
ein paar freigewordener Liegestühle. „Komm schon!“ rief<br />
mir mein Vater zu. Doch ich blieb noch einen Moment<br />
lang stehen und versuchte, alles in mich aufzunehmen: Das<br />
Foto: Rita Petri<br />
20 durchblick 4/<strong>2015</strong>
künstliche Sonnenlicht, das schimmernde<br />
Wasser, die Bedienungen in<br />
ihren knappen roten Badeoutfits mit<br />
den Weihnachtsmann-Mützen. Dann<br />
folgte ich meinen Eltern. Diesmal<br />
musste ich mir eingestehen, hatte Vater<br />
einen Volltreffer gelandet.<br />
Einige Zeit später lag auch ich entspannt<br />
im Liegestuhl und nippte an<br />
meinem zweiten Glas „Eisglühwein“,<br />
das mir ein besonders attraktiver Kellner<br />
serviert hatte. Aus dem Lautsprecher<br />
ertönte eine Reggaeversion von „Last<br />
Christmas“. Ich schob meine Liege in<br />
den Schatten einer künstlichen Palme.<br />
Mutter bedeckte ihre empfindlichen<br />
Schienbeine mit einem Handtuch und<br />
Vater lehnte mal wieder alle Vorsichtsmaßnahmen<br />
ab und schlief auf dem<br />
Bauch liegend in der künstlichen Sonne<br />
ein. Gerade wollte ich ihn wecken und<br />
überreden, wenigstens ein T-Shirt anzuziehen,<br />
damit der Rücken nicht total<br />
verbrennt … da gingen alle Lichter aus.<br />
Gleichzeitig verstummte die Musik, das<br />
Vogelgezwitscher und das Rauschen der<br />
Heizgebläse. Wenige Sekunden hörte<br />
man nur das Plätschern des Wassers.<br />
Dann begann das Geschrei. Hunderte<br />
von Gästen versuchten, sich im Dunkeln<br />
ihren Weg zu den schwach erkennbaren<br />
„Notausgang-Schildern“ zu bahnen. Gelegentlich<br />
hörte man die Stimmen des<br />
Personals, die verzweifelt versuchten,<br />
die panischen Gäste zu beruhigen.<br />
Die ersten Rufe: „Die Türe geht<br />
nicht auf“, machten den Ernst der Lage<br />
klar. Das Geschrei brauste noch einmal<br />
auf und entwickelte sich zu einem unruhigen<br />
Gemurmel, was vom Weinen<br />
einzelner Kinder durchbrochen wurde.<br />
Vater war inzwischen zu uns herübergekrochen<br />
und saß jetzt zwischen<br />
Mutter und mir. Wir hielten uns an den<br />
Händen und starrten in die Dunkelheit.<br />
Ich weiß nicht, ob ich es mir einbildete<br />
oder war es wirklich schon merklich<br />
kühler geworden? Ich begann nach<br />
meinen Brüdern zu rufen.<br />
Wie wir später erfuhren, hatte<br />
Sturm für einen Stromausfall gesorgt.<br />
Die Betreiber der Anlage waren natürlich<br />
schon im Weihnachtsurlaub. Es<br />
dauerte einige Zeit, bis jemand erreicht<br />
werden konnte, der dem überforderten<br />
Aushilfspersonal die Bedienung der<br />
manuellen Notfall-Türöffner erklärte.<br />
Inzwischen hatte sich die Luft<br />
deutlich abgekühlt. Die endlich befreiten<br />
Badegäste drängten frierend<br />
zu den Spinden, wo sie vor dem nächsten<br />
Problem standen. Auch hier war<br />
alles elektronisch verriegelt. Einige<br />
versuchten die Spinde gewaltsam zu<br />
öffnen. Ein Badegast riss den Feuerlöscher<br />
von der Wand und warf ihn<br />
gegen einen Spind. Dadurch löste sich<br />
das Ventil des Gerätes und feinporiger<br />
Löschschaum bedeckte den gesamten<br />
Raum mit einer glitschigen, schneeweißen<br />
Schicht.<br />
Bevor das Chaos noch gefährlicher<br />
wurde, entdeckte Mutter zum Glück<br />
eine Kiste mit den Weihnachtsmann-<br />
Kostümen. Schnell hüllten wir uns<br />
in die roten Mäntel, setzten die roten<br />
Mützen auf und schlidderten aus<br />
dem Umkleidebereich hinaus auf den<br />
Parkplatz. Dort standen in Decken<br />
gehüllt meine Brüder und ließen sich<br />
von „Gelben Engeln“ mit heißen Getränken<br />
versorgen.<br />
Mein ältester Bruder hatte den<br />
Abschleppdienst mit seinem „wasserdichten“<br />
Handy angefordert, da<br />
sich ja auch unser Autoschlüssel in<br />
den verschlossenen Spinden befand.<br />
Die „Englein“ musterten grinsend unser<br />
Aussehen, wurden aber von Vater<br />
zur Eile ermahnt und so nahmen sie<br />
das Auto sozusagen huckepack. Wir<br />
quetschten uns alle in die Kabine des<br />
Abschleppwagens - Mein jüngster<br />
Bruder trotz aller Proteste wieder auf<br />
der Rückbank in der Mitte. Vater saß<br />
kerzengerade zwischen dem Fahrer<br />
und Mutter. Immer wenn sein Rücken<br />
versehentlich die Sitzlehne berührte,<br />
stöhnte er hörbar auf.<br />
Zum Glück war unsere Nachbarin,<br />
die seit Jahren einen Ersatzschlüssel<br />
verwahrt, zu Hause. Unser aller Erscheinungsbild<br />
wurde von meinem<br />
Bruder kurzerhand mit „Das war eine<br />
Wette“ erklärt. Trotzdem stand ihr<br />
Mund noch offen, als sie ihre Haustüre<br />
wieder schloss.<br />
Also, Weihnachten wurde dann<br />
doch noch ganz gemütlich. Nur Vater<br />
verbrachte die meiste Zeit auf dem<br />
Bauch liegend, bis sein Sonnenbrand<br />
nicht mehr so stark schmerzte.<br />
Nächstes Jahr, schwor er, würden wir<br />
mal was ganz anderes machen.<br />
Da bleiben wir zu Hause!<br />
Ulla D’Amico<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 21
Gesellschaft<br />
Entwicklungsland Deutschland<br />
Flüchtlinge sind<br />
in Deutschland<br />
derzeit allgegenwärtig<br />
- in den Medien,<br />
in unserem Alltag,<br />
in Gesprächen am Arbeitsplatz<br />
und in der<br />
Familie. Oft löst die<br />
unübersehbare Zahl<br />
der nach Deutschland<br />
flüchtenden Menschen<br />
Befürchtungen aus, die<br />
mit Ausdrücken wie<br />
„…nicht mehr Herr im<br />
eigenen Haus“, „Wirtschaftsflüchtlinge“<br />
usw.<br />
noch relativ harmlos gekennzeichnet<br />
sind. Sind<br />
Sie kommen nicht freiwillig<br />
wir beim Kernthema unserer Zeit angekommen? Jedenfalls<br />
bei einer Aufgabe die uns noch lange beschäftigen wird und<br />
deren Dimensionen noch nicht überschaubar sind.<br />
In dieser Situation kann Deutschland als „Entwicklungsland“<br />
bezeichnet werden. Gemeint ist ein Land, das lernen<br />
muss, Konflikte nicht nur auszuhalten, sondern auch auszutragen.<br />
Und das auf der Grundlage von Werten und Vorstellungen,<br />
welche in der Gesellschaft allgemein als wünschenswert<br />
anerkannt sind und den Menschen Orientierung<br />
bieten. Hinweise auf eine Überalterung der Deutschen Bevölkerung<br />
oder einen drohenden Fachkräftemangel werden<br />
weder den Vorstellungen der Asylsuchenden noch denen<br />
der „Herkunftsdeutschen“ gerecht. Auch Wortschöpfungen<br />
wie „Willkommenskultur“ oder Verheißungen wie „…wir<br />
schaffen das!“ dürften bald überholt sein.<br />
Voraussetzung für eine Willkommenskultur ist der<br />
Wunsch nach Zuwanderung ohne Einbürgerung, wie in der<br />
alten Bundesrepublik von 1957 bis 73. Die aktuelle Zuwanderung<br />
von Flüchtlingen<br />
aus Kriegs- oder<br />
Krisengebieten ist verbrecherischer<br />
Politik<br />
geschuldet, und die<br />
wünscht wohl niemand.<br />
Wer deshalb Asyl beanspruchen<br />
kann oder beanspruchen<br />
muss, wird<br />
wegen der großen Not<br />
zu uns kommen - ob er<br />
nun willkommen geheißen<br />
wird oder nicht.<br />
Aber die Entscheidung,<br />
bei uns zu bleiben will<br />
oder lieber in einem anderen<br />
Land, muss dem<br />
Flüchtling zugemutet<br />
und ermöglicht werden. Dafür muss er verlässliche Regeln<br />
vorfinden. Und das mit der zwingenden Vorgabe, dass er<br />
nur willkommen ist, wenn er sich integrieren will. Gemeint<br />
ist, die Gegebenheiten und Gesetze als unumstößlich für<br />
seinen Aufenthalt in diesem Land anzuerkennen. Dabei<br />
ist der Respekt vor geltenden Regeln nicht verhandelbar,<br />
insbesondere im Blick auf das staatliche Gewaltmonopol.<br />
Nicht den Cleveren gebührt die Vorfahrt, sondern den tatsächlich<br />
Bedürftigen und Bedrohten.<br />
Zur Klarstellung:<br />
a) Der Schutz von Flüchtlingen ist Ehrensache. Das gilt<br />
für jeden Menschen, für jede Gemeinschaft oder Institution<br />
und insgesamt für unser wohlhabendes Land, zumal<br />
die zu uns kommenden nur der kleinste Teil der weltweit<br />
mehr als 60 Millionen Flüchtlinge sind. Die meisten<br />
Menschen fliehen innerhalb ihres Landes oder in einen<br />
Nachbarstaat. Im Hinblick auf die Aufnahmebereitschaft<br />
der einheimischen Bevölkerung sollten deshalb auch die<br />
Ursachen der Flucht aus den verschiedenen Herkunftsstaaten<br />
entschlossen benannt und behoben werden.<br />
b) Wanderungsbewegungen während der vergangenen<br />
Jahrzehnte hatten und haben in Deutschland bereits<br />
gesellschaftsändernde, unumkehrbare Konsequenzen.<br />
Deshalb sollten beim Thema ‚Zuwanderung‘ und im<br />
Interesse der Aufnahmebereitschaft der einheimischen<br />
Bevölkerung einige Lehren gezogen werden:<br />
● Nur wenn wir offen reden, lassen sich Ressentiments<br />
erfassen und relativieren.<br />
● Nur wenn wir uns trauen, genauer hinzuschauen,<br />
wer zu uns kommen will, kann eine ehrliche Akzeptanz<br />
in der heimischen Gesellschaft wachsen.<br />
22 durchblick 4/<strong>2015</strong><br />
Foto: fotolia.de
Gesellschaft<br />
● Nur ein Land, das auch die eigenen Interessen im<br />
Blick behält, kann auf Dauer attraktiv bleiben für genau<br />
die Zuwanderer, die es vielleicht dringend braucht.<br />
● Nur ein Land, das bestrebt ist, seine Kultur und Tradition<br />
zu bewahren und zu pflegen, kann einen Rahmen für<br />
Integration vorgeben und glaubhaft Integration einfordern. 1)<br />
„Wir schaffen das!“<br />
Das Bekenntnis der Bundeskanzlerin vom 15. Sept. <strong>2015</strong><br />
lässt einige Fragen offen: Wer ist gemeint und was ist zu<br />
schaffen? Sind nur die „Herkunftsdeutschen“ angesprochen?<br />
Die Flüchtlinge? Oder alle gemeinsam? Falls Integration gemeint<br />
ist: Was genau ist damit gemeint? Wie soll das geschehen<br />
– mit welchem Aufwand - und in welchem Zeitraum?<br />
Welche Herausforderungen auf Deutschland zukommen,<br />
vermittelt der folgende Überblick:<br />
Städtebau und Wohnungsbau<br />
Einer Prognose des Bundesinnenministeriums zufolge<br />
werden in diesem Jahr mehr als 800 000 Asylbewerber nach<br />
Deutschland kommen, für die laut Schätzung des Bundesbauministeriums<br />
jährlich (fünf Jahre lang) 400000 Wohnungen<br />
zu bauen sind.<br />
Das ist fast doppelt so viel wie bisher und damit ist das<br />
Risiko von Ghetto-Bildungen, der räumlichen Absonderung<br />
einer Bevölkerungsgruppe verbunden. Diese, als Segregation<br />
bezeichnete Ausgrenzung, läuft einer Integration zuwider.<br />
Wenn sich die Segregation mit einer deutlichen Ungleichverteilung<br />
von Lebenschancen und gesellschaftlichen Privilegien<br />
verbindet, kann sie zu Ausgrenzung und Diskriminierung führen.<br />
Diese Entwicklung wird durch das sog. „Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz“<br />
vom 20. Oktober <strong>2015</strong> begünstigt. 2)<br />
Arbeit<br />
Nach Schätzungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und<br />
Berufsforschung ist davon auszugehen, dass langfristig 55<br />
Prozent der Geflüchteten in Deutschland erwerbstätig sein<br />
können (Claudia Walther, Bertelsmann-Stiftung).<br />
Fehlende Deutschkenntnisse bleiben vorerst eine große<br />
Hürde für den Zugang zum Arbeitsmarkt, auch wenn ein<br />
ausreichendes Angebot an allgemeinen und berufsbezogenen<br />
Sprachkursen geplant ist. Viele Flüchtlinge werden illegale<br />
oder prekäre Arbeitsverhältnisse akzeptieren (müssen) - vor<br />
allem Personen ohne Aufenthaltsrecht bzw. Arbeitserlaubnis.<br />
Hinzu kommt der absehbare, durch Digitalisierung<br />
beförderte Umbruch in der Arbeitswelt: „Prinzipiell gilt:<br />
Je schlechter die Schulbildung, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass man ersetzt wird. 80 Prozent ohne Abschluss,<br />
aber ‚nur‘ 18 Prozent mit Promotion.“ 3)<br />
Bildung<br />
Nur wenige geflüchtete Eltern (schätzungsweise zehn<br />
bis 15 Prozent) geben ihre Kinder in Kitas, denn für die<br />
entwurzelten Eltern ist zunächst ganz wichtig, die Familie<br />
zusammenzuhalten.<br />
Das Deutsche Studentenwerk schätzt, dass etwa 20<br />
Prozent der Flüchtlinge in Deutschland studieren wollen.<br />
Obwohl einzelne Herkunftsländer (z.B. Syrien) ein hohes<br />
Bildungsniveau haben, liegt im Umgang mit der deutschen<br />
Sprache und der lateinischen Schrift eine große Barriere. Der<br />
Anteil von Analphabeten ist bei Flüchtlingen aus anderen<br />
Herkunftsländern teils sehr hoch. Insbesondere bei Frauen.<br />
Religion<br />
Der Islam wird in Deutschland künftig eine wichtigere<br />
Rolle spielen, denn viele Flüchtlinge sind Muslime, und für<br />
viele ist die Religion wichtiger Bestandteil ihrer Identität.<br />
Zu den Rechten jeder Religionsgemeinschaft gehören<br />
auch Pflichten. So müssen sich die Vertreter des Islam auf<br />
Ansprechpartner einigen und gemeinsam bereit sein, mit<br />
dem Staat in vielen Bereichen zusammenzuarbeiten und<br />
ihm gewisse Kontrollmöglichkeiten einzuräumen.<br />
Gesundheit<br />
Mindestens die Hälfte der in Deutschland ankommenden<br />
Flüchtlinge ist nach Schätzungen der Bundespsychotherapeutenkammer<br />
(BPtK) psychisch krank: Die meisten leiden<br />
unter einer posttraumatischen Belastungsstörung oder unter<br />
Depressionen.<br />
Zivilgesellschaft<br />
Zivilgesellschaft ist die Welt der privaten Initiativen,<br />
der Vereine, der Kollegen, Freunde und Nachbarn. Sie gilt<br />
als der „Dritte Sektor“ neben der Wirtschaft und der Politik.<br />
Vor allem hier kann und muss eine „Schule der Demokratie“<br />
dazu einladen, Probleme zu thematisieren, an die<br />
sich staatliche Stellen nicht herantrauen oder mit denen sie<br />
überfordert sind. Vereine und Initiativen können Aufgaben<br />
wahrnehmen wenn es darum geht, zivile Werte mit Zivilcourage<br />
zu verteidigen.<br />
Erich Kerkhoff<br />
Quellen: 1) Hans Jörg Schrötter: Einwanderungspolitik in Deutschland, S. 14, EDITION LINGEN-<br />
STIFTUNG. 2) Artikel 6: Änderung des Baugesetzbuchs. 3) FOCUS, 12. Sept. <strong>2015</strong>: Kollege Roboter<br />
Wie wäre es?<br />
Wie wäre es, wenn wir mit der Macht der guten Gedanken,<br />
das Licht in uns am Leben erhalten?<br />
Wir müssten doch nur die größer werdende Flamme,<br />
mit Liebe, Mut und Rückgrat verwalten,<br />
und zusehen, dass die Herzen nicht erkalten.<br />
Es würde zwangsläufig brechen das Schweigen,<br />
denn wir würden den Feinden das Licht in uns zeigen.<br />
Die Fackeln würden wie Leuchttürme im Dunklen stehen,<br />
sie würden so hell leuchten, dass die Menschen verstehen,<br />
und ganz besonders die Schwachen sie sehen.<br />
Vielleicht wäre so der Frieden ja gar nicht nicht mehr weit,<br />
und das, auch noch nach der Weihnachtszeit.<br />
Eva Schumacher<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 23
Gesellschaft<br />
Flüchtlinge im Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
Landrat Andreas Müller beantwortet Fragen<br />
Mit Schreiben vom 9. Oktober <strong>2015</strong> haben sich die<br />
Landräte der fünf Kreise Südwestfalens „aus großer<br />
Sorge um unser Land“ an Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel gewandt. Diese Sorge begründen sie mit dem<br />
„offenbar nicht mehr kontrollierten Zustrom an Flüchtlingen<br />
nach Deutschland“ und weisen darauf hin, „dass unsere Aufnahmekapazitäten<br />
und Möglichkeiten begrenzt sind.“<br />
Am 29. Oktober<br />
beantwortete Andreas<br />
Müller, Landrat<br />
des Kreises Siegen-Wittgenstein<br />
und Mitunterzeichner,<br />
dem durchblick<br />
dazu zuvor schriftlich<br />
eingereichte<br />
Fragen.<br />
db: Wie viel Aufnahmeeinrichtungen<br />
befinden<br />
sich im Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
und wie groß ist die<br />
Zahl der hier zurzeit<br />
untergebrach-<br />
Landrat Andreas Müller<br />
ten Flüchtlinge?<br />
LR: Im Kreis Siegen-Wittgenstein gibt es zwei Erstaufnahmeeinrichtungen<br />
in Bad Berleburg und Burbach mit regulär<br />
zusammen 1.000 Plätzen. Dazu kommen zwei Notunterkünfte<br />
in Siegen für 450 und in Bad Laasphe für ursprünglich 350<br />
Personen. Nach einem Amtshilfegesuch der Regierungspräsidentin<br />
haben wir auf dem Gelände der Siegerland Kaserne<br />
in Burbach ein weiteres Gebäude für 200 Personen angemietet<br />
und die Kapazität in Bad Laasphe um 150 Plätze aufgestockt.<br />
Damit haben wir im Kreisgebiet 2.150 Plätze für<br />
die Erstaufnahme von Flüchtlingen. Hinzu kommen 2.000<br />
Flüchtlinge, die den Städten und Gemeinden zugewiesen<br />
sind und auch von diesen untergebracht werden.<br />
db: Im Schreiben an Bundeskanzlerin Merkel heben Sie<br />
die Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft hervor, mit der viele<br />
Bürgerinnen und Bürger die Flüchtlinge willkommen heißen.<br />
Erwarten Sie, dass die Hilfsbereitschaft auf dem Niveau<br />
erhalten bleibt?<br />
LR: Das zu „erwarten“ wäre sicher vermessen. Es handelt<br />
sich ja um ein freiwilliges Engagement. Wenn ich mir aber<br />
die Menschen anschaue, die sich engagieren, dann stelle ich<br />
fest, dass dies aus der tiefen Überzeugung heraus geschieht,<br />
Foto: Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
Menschen, die vor Krieg und Verfolgung geflohen sind, die<br />
alles aufgegeben und verloren haben, zu helfen, so gut es<br />
geht. Und ich bin schon guter Dinge, dass diese Motivation<br />
auch künftig trägt und die Hilfsbereitschaft anhält.<br />
db: Die Leistungen und Anstrengungen der haupt- und<br />
ehrenamtlichen Helfer werden von Ihnen als „großartig“<br />
bezeichnet und dankbar anerkannt. Aber neben der Aufnahme<br />
und Versorgung von Flüchtlingen bleibt deren eigentliche<br />
Arbeit unerledigt. Wie lange ist das möglich und<br />
zu verantworten?<br />
LR: Man muss zwischen zwei Arten von ehrenamtlichem<br />
Engagement unterscheiden. Das eine geschieht nach Feierabend,<br />
in der Freizeit. Etwa, wenn es um Sprachunterricht<br />
oder die Freizeitgestaltung mit Flüchtlingen geht. Dieses<br />
kann so lange weitergehen, wie die Menschen motiviert<br />
sind. Das andere Engagement bezieht sich darauf, wenn<br />
mit Ehrenamt quasi hauptamtliche Strukturen ersetzt werden<br />
sollen. Zum Beispiel beim Betrieb von Notunterkünften.<br />
Das geht nur für eine sehr kurze Zeit, weil dann der Urlaub<br />
der Ehrenamtlichen, z.B. des DRK, der Malteser, des<br />
THW oder der Freiwilligen Feuerwehren, aufgebraucht ist<br />
und sie zurück zu ihrer Arbeit müssen. In diesen Bereichen<br />
müssen in erster Linie hauptamtliche Strukturen geschaffen<br />
werden. Das Ehrenamt kann hier maximal kurzzeitig einspringen<br />
oder überbrücken helfen.<br />
db: Welche Hauptaufgabe sehen Sie in dieser historisch<br />
einmaligen Situation für die politischen Akteure in der<br />
Region?<br />
LR: Die Aufnahme der Flüchtlinge ist zuallererst eine gesamtgesellschaftliche<br />
Aufgabe, die nur gemeinsam gelingen<br />
kann. Bund, Länder, Kommunen aber auch Kirchen<br />
oder Sozialverbände sind hier gefordert. Die eigentliche<br />
Integrationsarbeit muss dann vor Ort in den Städten und<br />
Gemeinden gleistet werden, einfach, weil die Flüchtlinge<br />
dort leben. Aber auch das wird nur gelingen, wenn die<br />
Gesellschaft insgesamt die Integration der Flüchtlinge als<br />
eine Gemeinschaftsaufgabe versteht und lebt. Wir als Politiker<br />
haben zum einen die Aufgabe, eine sachliche Diskussion<br />
über die anstehenden Herausforderungen und die<br />
Lösungsmöglichkeiten zu führen und da, wo wir in der Verantwortung<br />
stehen, Angebote zu schaffen. Angefangen bei<br />
der Akquise und Bereitstellung von Wohnraum für Flüchtlinge,<br />
die auf Dauer bleiben, über Sprach- und Integrationskurse<br />
bis hin zur Schaffung von Kita-, Schul-, Aus- und<br />
Weiterbildungsplätzen und auch natürlich beim Werben um<br />
Arbeitsmöglichkeiten. Zum anderen erwarten die Bürger<br />
aber auch zu Recht, dass Politik darauf hinweist, wo unsere<br />
Grenzen liegen und wann wir an einen Punkt kommen, an<br />
dem wir einen weiteren Zuzug von Flüchtlingen vielleicht<br />
24 durchblick 4/<strong>2015</strong>
nicht mehr bewältigen können. Deshalb hilft aus meiner<br />
Sicht auch das etwas blauäugige Postulat „Wir schaffen<br />
das“ nicht weiter. Trotzdem werden wir als Kreis Siegen-<br />
Wittgenstein alles tun, damit wir es schaffen.<br />
db: Sind der Kreispolizeibehörde Straftaten bekannt, die auf<br />
fremdenfeindliche/rechtsextreme Motive schließen lassen?<br />
LR: Nein, auch nach Rücksprache mit dem Staatsschutz<br />
in Hagen kann ich sagen, dass es bei uns zum Glück noch<br />
keinerlei Übergriffe auf Asylbewerber, Unterkünfte von<br />
Flüchtlingen oder Helfer gegeben hat. Allerdings gab es<br />
auch bei uns fremdenfeindliche Hetze in sozialen Netzwerken,<br />
mit denen sich der Staatsschutz befasst. Übrigens stellt<br />
die Kreispolizei auch fest, dass es keine relevante Veränderung<br />
der Sicherheitslage durch die Flüchtlinge im Kreisgebiet<br />
gegeben hat.<br />
db: Welche Einrichtung auf Kreisebene ist für Personen<br />
oder Initiativen ansprechbar, die sich ehrenamtlich oder mit<br />
Sachspenden engagieren wollen?<br />
LR: In allen elf Städten und Gemeinden gibt es Personen<br />
oder Gruppen, die sich um die Annahme und Verteilung von<br />
Sachspenden kümmern, andere um die Vermittlung von Wohnungen.<br />
Darüber hinaus gibt es mancherorts auch Flüchtlingsinitiativen.<br />
Das Kommunale Integrationszentrum (KI)<br />
des Kreises hat diese alle erfasst und in einer Tabelle zusammengestellt.<br />
Diese Tabelle ist auf der Homepage des Kreises<br />
unter www.siegen-wittgenstein.de im Bereich „Themen und<br />
Projekte“ unter „Flüchtlinge in Siegen-Wittgenstein“ hinterlegt.<br />
Die Mitarbeiter des KI geben aber auch gerne telefonisch<br />
unter 0271 333-2324 Auskunft.<br />
so zu leben, wie er möchte, das höchste Gut ist, solange<br />
er niemand anderem schadet. Stichworte dazu sind: Vorrang<br />
des Grundgesetzes vor religiösen Regeln, Gleichberechtigung<br />
von Mann und Frau, gemeinsame Erziehung<br />
von Mädchen und Jungen, Meinungsfreiheit, Toleranz, die<br />
Gleichwertigkeit aller Lebensformen – um nur ein paar<br />
Beispiele zu nennen. Das sind die Grundwerte unseres Zusammenlebens,<br />
die sich die Menschen hier in Deutschland<br />
nach dem zweiten Weltkrieg hart erkämpft haben. Diese<br />
Werte stehen völlig außer Frage und sind für alle verbindlich,<br />
auch für die Flüchtlinge!<br />
db: Welche Erwartung, welchen Wunsch haben Sie gegenüber<br />
der „einheimischen Bevölkerung“ in Siegen-Wittgenstein?<br />
LR: Ich wünsche mir, dass die grundsätzlich positive Offenheit<br />
gegenüber den Flüchtlingen anhält. Denn die eigentliche<br />
Herausforderung kommt ja erst noch: die Integration.<br />
Wir müssen versuchen, die Neubürger in unseren Alltag und<br />
in unser Leben mit hineinzunehmen. Es ist enorm wichtig,<br />
dass wir uns gegenseitig kennenlernen. Wir müssen auf die<br />
Flüchtlinge zugehen, sie z.B. in unsere Vereine einladen,<br />
vom Fußballverein bis zur Feuerwehr. Die Flüchtlinge<br />
brauchen ein neues soziales Umfeld, neue Bekannte und<br />
Freunde. Wer isoliert am Rande Gesellschaft lebt, wird<br />
sich kaum integrieren. Deshalb ist mein Wunsch, dass wir<br />
gemeinsam offen auf die Flüchtlinge zugehen und Ihnen<br />
helfen, bei uns heimisch zu werden.<br />
Die Fragen stellte Erich Kerkhoff<br />
db: Nun werden aber auf Dauer nicht alle Menschen, die zu<br />
uns gekommen sind, hier bleiben dürfen. Rechnen Sie mit<br />
Schwierigkeiten, wenn Flüchtlinge wieder gehen müssen?<br />
LR: In Folge der veränderten Gesetze, die seit Ende<br />
Oktober in Kraft sind, werden einige hundert Menschen<br />
Siegen-Wittgenstein verlassen müssen. Unsere Erfahrung<br />
ist, dass die meisten freiwillig gehen, wenn sie die Aufforderung<br />
erhalten. Aber es wird sich nicht vermeiden lassen,<br />
dass einige auch gegen ihren Willen abgeschoben werden<br />
müssen. Ich bekomme schon jetzt viele Schreiben von<br />
Menschen, die sich dafür einsetzen, dass ein bestimmter<br />
Flüchtling oder eine bestimmte Familie, um die sie sich gekümmert<br />
haben, unbedingt hierbleiben muss. Ich habe für<br />
dieses emotionale Engagement großes Verständnis, gerade<br />
wenn im Laufe der Zeit persönliche Beziehungen entstanden<br />
sind. Aber wenn wir in großer Zahl den Menschen,<br />
die wirklich unseren Schutz brauchen, helfen wollen, dann<br />
heißt das umgekehrt, dass die, die keinen Anspruch auf<br />
diesen Schutz haben, werden gehen müssen. Das ist keine<br />
Hartherzigkeit, sondern eine zwangsläufige Konsequenz<br />
der gegenwärtigen Entwicklungen.<br />
db: Haben Sie konkrete Erwartungen an die Flüchtlinge?<br />
LR: Viele Flüchtlinge haben nicht wirklich eine Vorstellung,<br />
in was für ein Land sie kommen. Bei uns gelten völlig<br />
andere Regeln und Werte als in ihren Heimatländern: Wir<br />
sind eine freie Gesellschaft, in der das Recht des Einzelnen<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 25
Gesellschaft<br />
In seinem Interview erwähnt der Landrat das Kommunale<br />
Integrationszentrum des Kreises, das unter<br />
der Telefonnummer 0271 333-2324 für Bürgerinnen<br />
und Bürger erreichbar ist. Diese Abteilung informiert<br />
über Initativen und Bürgerengagements im Kreis Siegen-Wittgenstein.<br />
Eine Initiative der Industrie- und Handelskammer<br />
stellt sich nachfolgend selbst vor. Ziel dieser Aktion soll<br />
sein: durch Qualifizierung den drohenden Fachkräftemangel<br />
in unserer Region vorzubeugen.<br />
Junge Flüchtlinge qualifizieren<br />
Seit Beginn diesen Jahres bietet das Berufsbildungszentrum<br />
der IHK Siegen (bbz), finanziert durch Mittel aus dem<br />
Europäischen Sozialfond, eine metalltechnische Qualifizierung<br />
für junge Flüchtlinge an.<br />
Im Mai begann das Projekt mit zwölf jungen Menschen<br />
aus sechs verschiedenen Ländern. Die Idee ist, den Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmern die Tätigkeiten im Metallbereich<br />
näher zu bringen, ihnen die notwendigen Deutschkenntnisse<br />
für die praktische Arbeit zu vermitteln und sie<br />
dann weiter zu qualifizieren. Unser Ziel war die direkte<br />
Vermittlung in Ausbildung oder Arbeit.<br />
Soweit der Plan! Schon zu Beginn des Projekts mussten<br />
wir feststellen, dass die Deutschkenntnisse bei weitem<br />
nicht für eine Qualifizierung im Metallbereich ausreichten.<br />
Auch der Bereich Mathematik, der grundlegend für eine<br />
Ausbildung jeglicher Art ist, ließ zu wünschen übrig. Auf<br />
der anderen Seite stellten wir fest, dass die jungen Menschen<br />
ein tolles Sozialverhalten haben – die sogenannte<br />
„deutsche Pünktlichkeit“ sehr ernst nehmen und auch sonst<br />
sehr höflich und motiviert arbeiten. Auch die Bedenken, die<br />
wir hatten, dass unsere Teilnehmer aufgrund dessen, was<br />
sie erlebt haben, für uns eine Herausforderung darstellen,<br />
hat sich nicht bewahrheitet.<br />
Initiativen<br />
freiwillige Hilfen gesucht<br />
Foto: Berufsbildungszentrum (bbz) der IHK Siegen<br />
Mittlerweile nehmen 27 junge Männer und Frauen im<br />
Alter von 18 bis 30 Jahren an unserem Projekt teil. Alle geben<br />
ihr Bestes. Trotzdem gibt es noch viel zu tun! Da vor<br />
allem die Kenntnisse in Mathe und Deutsch nicht ausreichen,<br />
unterstützen uns ehrenamtliche Helfer, die die Teilnehmer in<br />
Mathe, Deutsch und Sozialkunde unterrichten. Uns ist dabei<br />
besonders wichtig, durch Deutsch- und Mathekenntnisse<br />
die Grundlage für eine zukünftige Ausbildung zu schaffen<br />
und den Flüchtlingen im Sozialkundeunterricht die sozialen<br />
und wirtschaftlichen Grundpfeiler unserer Gesellschaft zu<br />
vermitteln. Wir benötigen dafür noch weitere Unterstützung!<br />
Wenn Sie Interesse haben uns bei unserer Arbeit und<br />
damit Flüchtlingen die sich eine eigene Zukunft in Deutschland,<br />
unabhängig von sozialen Leistungen, aufbauen wollen<br />
zu unterstützen, dann melden Sie sich bei:<br />
Uta Fiedler (Berufsbildungszentrum der IHK Siegen)<br />
fiedler@bbz-siegen.de Telefonnummer: 0271/8905721<br />
26 durchblick 4/<strong>2015</strong>
Gesellschaft<br />
Verstehen und tun<br />
Im vergangenen Jahr zählten sich<br />
rund 60 Prozent der Deutschen zu<br />
einer christlichen Kirche. Ein Drittel<br />
war konfessionslos und knapp fünf<br />
Prozent kamen aus der muslimischen<br />
Tradition, wovon sich ungefähr die<br />
Hälfte als Gläubige bezeichnete. Es<br />
sind also rund zweieinhalb Millionen,<br />
die den Islam aktiv leben. So sagen es<br />
statistische Erhebungen. 1)<br />
Wenn die Mitglieder der christlichen<br />
Kirchen im gleichen Maße wie die Muslime<br />
ihren Glauben praktizieren würden,<br />
dann könnten Sonntag für Sonntag<br />
25 Millionen Menschen in Deutschland<br />
in den Gottesdiensten gezählt werden.<br />
In Wirklichkeit sind es aber im Durchschnitt<br />
dreieinhalb Millionen, also vier<br />
bis fünf Prozent aller Deutschen. Aber<br />
eine Statistik ist ja nicht alles.<br />
Was mir viel mehr zu denken gibt,<br />
ist die Beobachtung: Einerseits ist die<br />
Mitgliedschaft in der Kirche noch relativ<br />
stabil, andererseits aber haben die Kenntnisse<br />
über das Wesen des christlichen<br />
Glaubens erschreckend abgenommen.<br />
Von dem was in der Bibel steht, kennen<br />
die meisten nur noch Bruchstücke.<br />
Ich frage mich: Könnte das zusammenhängen:<br />
Dass auf der einen Seite<br />
die getauften Christen immer weniger<br />
über ihren Glauben wissen und auf<br />
der anderen Seite die Angst vor Überfremdung<br />
wächst? Ich möchte nicht als<br />
weltfremd gelten, aber ich traue Gottes<br />
Geist zu, dass er Menschen, die zum<br />
Gottesdienst gehen oder die in der Bibel<br />
lesen, die Ängste nimmt. Und wenn<br />
sie Gottes Wort hören, wächst ihnen das<br />
Vertrauen in die Kraft der Liebe Gottes<br />
zu, die der ganzen Welt gilt. Und so<br />
ganz nebenbei lernt man wieder die<br />
Inhalte des christlichen Glaubens kennen.<br />
Dazu gehören viele Lebensregeln:<br />
Gib den Hungernden zu essen, nimm<br />
Flüchtlinge bei dir auf. Gott sagt seinem<br />
Volk Israel wörtlich:<br />
Ihr dürft die Fremden, die bei euch<br />
leben, nicht ausbeuten oder unterdrücken.<br />
Vergesst nicht, dass ihr selbst in<br />
Ägypten Fremde gewesen seid.“ 2)<br />
Es gibt sicher viele, die sagen:<br />
Das hat doch nur für die Israeliten vor<br />
zweieinhalb bis dreitausend Jahren gegolten,<br />
das gilt nicht für uns und unsere<br />
Zeit. Das wäre ein billiges Ausweichen.<br />
Jesus Christus hat gesagt:<br />
„Ich bin ein Fremder gewesen und ihr<br />
habt mich aufgenommen.“ Und später<br />
erklärt er, wie er es meint: „Was ihr<br />
getan habt einem von diesen meinen<br />
geringsten Brüdern, das habt ihr mir<br />
getan.“ 3) . Am Ende der Tage werde ich<br />
Rechenschaft geben müssen, wie ich<br />
mit Jesu Worten umgegangen bin.<br />
Von Mark Twain stammt dieses<br />
geistreiche Bonmot: „Die meisten<br />
Menschen haben Schwierigkeiten mit<br />
den Bibelstellen, die sie nicht verstehen.<br />
Ich für meinen Teil muss zugeben,<br />
dass mich gerade diejenigen Bibelstellen<br />
beunruhigen, die ich verstehe.“<br />
Der Schriftsteller Mark Twain hat in<br />
seinen Büchern christliche Heuchelei<br />
und Versagen mit offensichtlichem Vergnügen<br />
immer wieder entlarvt. Er hält<br />
einen Spiegel vor: Wenn einer wirklich<br />
ernsthaft als Christ leben will, dann folgt<br />
daraus: Er soll das, was er aus der Bibel<br />
verstanden hat auch tun. Die Bibel enthält<br />
– neben ganz vielen wunderbaren Trostworten<br />
– auch viele Sätze, aus denen man<br />
Lebensregeln für Christinnen und Christen<br />
ablesen kann. Das ist nicht unbedingt<br />
bequem. Wer sich diesen biblischen Lebensregeln<br />
entzieht, der wird eine gewisse<br />
Unruhe in sich spüren. Vor allem,<br />
wenn er ein hellwacher Geist ist, wie<br />
Mark Twain einer war. Eine Unruhe, die<br />
sagt: Eigentlich<br />
müsstest Du<br />
anders leben,<br />
Jesus Christus<br />
hat es doch vorgemacht.<br />
•<br />
Quellenangabe:<br />
Morgenandacht in:<br />
Kirche in WDR 3-5<br />
vom 13.11.<strong>2015</strong>.<br />
1) Bundeszentrale für<br />
politische Bildung;<br />
Muslime insgesamt:<br />
über vier Millionen. 2)<br />
2. Buch Mose 22, 20-23.<br />
3) Matthäus 25, 35, 40<br />
Rüdiger Schnurr<br />
aus Hilchenbach<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 27
Unterhaltung<br />
Wie werde ich satt?<br />
Kanonen -<br />
Ofen<br />
Was ein Kanonenofen ist?<br />
Wem er bekannt, ihn nie vergisst.<br />
Standfest auf vier Füßen war er,<br />
sein Aschekasten niemals leer.<br />
Wie ein Kanonenroh geformt,<br />
dazu das Ofenrohr genormt.<br />
Verschwanden in der Ofentür<br />
für Wärme<br />
Kohle, Holz, Papier,<br />
stellte man noch oben auf<br />
einen Wasserkessel drauf.<br />
Aufgestellt in Unterstände<br />
wärmte er Soldatenhände.<br />
Auch für Baracken dazumal<br />
war er zum Heizen ideal.<br />
In unsrer schnelllebigen Zeit<br />
geriet er in Vergessenheit.<br />
Itz erre wäch!<br />
Woar nuer uss Blech.<br />
Gerda Greis<br />
PS.:<br />
Es gibt ihn immer noch<br />
so einfach wie er damals war,<br />
doch heutzutage aufgemotzt,<br />
anzuschauen wunderbar.<br />
Meine Lehrzeit als „Bürokaufmann”<br />
bei der Eisen- und<br />
Blechwarenfabrik Bertrams<br />
in Siegen begann Anfang 1945. Bis<br />
zum Kriegsende, und noch lange Zeit<br />
danach, war unser einzigster Gedanke,<br />
das ständige Hungergefühl im Magen<br />
loszuwerden. Essbares zu organisieren<br />
war oft mit mancherlei Umständen verbunden<br />
und nicht immer erfolgreich.<br />
Eines Tages, zur Mittagszeit, sagte<br />
meine Kollegin: „Ich weiß, wo wir einen<br />
Teller Suppe bekommen können!”<br />
„Wo?” „Im Lazarett!” Wir sind<br />
dann in der Mittagstunde vom<br />
Betrieb aus über die Geleise<br />
zum „Bahnhof Eintracht”,<br />
durchs „Stumme Loch”, über<br />
die „Schemscheid”, den „Ziegenberg”<br />
hoch und zum unteren<br />
Eingang vom Lazarett gelaufen<br />
- später Jung-Stilling-Krankenhaus.<br />
Lenchen kannte dort einen<br />
Pfleger, der hatte ihr gesagt:<br />
„Komm mal vorbei!”<br />
Da waren wir nun und besagter<br />
junger Mann überrascht.<br />
Er hatte sich das Treffen wohl<br />
anders vorgestellt, ohne Mitläufer.<br />
Wir durften trotzdem bleiben,<br />
vielleicht auch, weil wir<br />
so erschöpft aussahen. Nach<br />
längerem Warten brachte er<br />
uns eine dünne, wässrige Linsensuppe<br />
mit je zwei kleinen<br />
Bröckchen Wurst, die kaum zu<br />
erkennen waren als das, was sie<br />
sein sollten. Den ganzen Kraftaufwand<br />
hat es nicht gelohnt.<br />
Wir waren noch hungriger.<br />
Eine Zeit lang gab es bei<br />
uns zuhause eine Mondamin-<br />
Milch-Wassersuppe. Aus dem<br />
Lebensmittellager der nahegelegenen<br />
Spedition konnten meine<br />
Mutter und ich, als der Besitzer<br />
die Stadt verließ und das Lager<br />
dann gestürmt wurde, gerade noch einen<br />
Wäschekorb voll mit Mondamin-<br />
Packungen ergattern. In der Nachbarschaft<br />
war unser Mondamin-Raub für<br />
Familien mit kleinen Kinder mehr als<br />
nur willkommen.<br />
Ab und an, weil man gut bekannt<br />
war, holte ich beim Metzger Wurstebrühe.<br />
Abends im Dunkeln bin ich mit<br />
einer großen Milchkanne zur Hintertüre<br />
der Metzgerei gegangen. Fünf<br />
Mal klopfen, Kanne abgeben, warten,<br />
Kanne gefüllt zurück. Außer „Danke”<br />
kein Wort gesprochen und wieder nach<br />
Hause. Meine Mutter sagte: „Ho ha se<br />
werer fel Schbäck-schdeckelcher on<br />
Blotwurschtbröckelcher dren.”- „Heute<br />
haben sie wieder viel Speckstücke<br />
und Blutwurstbröckchen drin.”- Wurstebrühe<br />
wurde mit Graupen schnittfest<br />
aufgekocht, gewürzt mit Salz, Lorbeerblatt,<br />
Nelken und wenn noch vorhanden<br />
mit Pfeffer. Es war ein sättigender<br />
und auch schmackhafter Brotbelag.<br />
Mit einer Freundin bin ich an einem<br />
Sonntag durch Siegen gezogen, von<br />
einem Bunker zum anderen. An den<br />
Bunkereingängen boten wir dem Aufsichtspersonal<br />
unsere Hilfe an. Helfen<br />
wollten wir wirklich, hatten ja Zeit,<br />
doch Helfer gab es genug. Gerne genommen<br />
haben wir aber die uns angebotenen<br />
belegten Brote. Es war eine gute<br />
Möglichkeit, auf diese Art und Weise<br />
ein bisschen satt zu werden, und meine<br />
kleine Schwester freute sich riesig über<br />
die mitgebrachten „Hasenbrote”.<br />
Unser Bäcker Völkel in der Nachbarschaft<br />
hatte kein Mehl mehr. Was<br />
dieser Mann mit seinen Töchtern geleistet<br />
hat, ist mehr als einen Orden<br />
wert. Sie gingen nie in den Bunker, sie<br />
haben nur Brot gebacken, damit wir<br />
alle in der Umgegend etwas zu essen<br />
hatten. Und nun kein Mehl mehr! Lebensmittelmarken<br />
ja, aber woher das<br />
Brot nehmen, wenn das Mehl fehlt?<br />
In Eiserfeld sollte es noch Brot geben.<br />
So fuhren dann ein Junge aus der<br />
Nachbarschaft und ich mit den Fahrrädern<br />
nach Eiserfeld. Auf halber Strecke<br />
ertönten die Sirenen, Fliegeralarm.<br />
Bis zu einem schützenden Stollen an<br />
der Eiserfelder Straße schafften wir es<br />
nicht, die Tiefflieger waren schneller.<br />
Mit den Rädern in den Straßengraben<br />
an der Sieg war eins, doch eine gute Deckung<br />
gab uns das nicht. Vorsichtig sind<br />
wir hinter einen dicken Baum gekrochen,<br />
konnten die Piloten in den Flugzeugen<br />
sehen, so unglaublich tief sind sie geflogen.<br />
Nach einer Weile hörten wir nichts<br />
mehr und erreichten noch einen Stollen,<br />
haben dort lange bis zur Entwarnung<br />
gesessen und gleichzeitig erfahren, dass<br />
es in Eiserfeld auch kein Brot mehr gab.<br />
„Wer hat am längsten von seinem Brot!<br />
Das war unser Spiel!”<br />
28 durchblick 4/<strong>2015</strong>
Unterhaltung<br />
Meine Verpflegung für den ganzen<br />
Tag waren eine Zeit lang, wenn ich<br />
morgens zum Büro ging, meist sechs<br />
bis acht Schnitten Brot, trocken, “met<br />
niks beschmeart”- “mit nichts belegt”<br />
und sehr dünn geschnitten. Ganz langsam<br />
essen, kauen bis alles zu Pampe<br />
geworden, dann erst schlucken, so hatte<br />
man viel länger davon. Wir haben<br />
das Brot auf einem sogenannten Kanonenofen<br />
in unserem Büroraum geröstet,<br />
es schmeckte köstlich, haben aber<br />
sehr lange üben müssen, um es nicht zu<br />
schnell herunterzuschlucken. “Und der<br />
Verlierer durfte dann den anderen beim<br />
Kauen zusehen.”<br />
Kanonenöfen wurden in unserer<br />
Firma hergestellt. Sie waren bestimmt<br />
für die Unterstände der Soldaten<br />
und als sogenannte Allesbrenner<br />
sehr beliebt, dazu die ideale Lösung,<br />
Baracken schnell und preiswert zu<br />
beheizen.<br />
Gerda Greis<br />
Der Kommentar<br />
Darüber spricht man nicht gerne<br />
In den letzten Tagen wurde in der Presse darüber berichtet,<br />
dass die Selbsttötungsrate bei den über 60-Jährigen<br />
nach Angaben der Deutschen Stiftung Patientenschutz<br />
besorgniserregend angestiegen ist. Unter den jährlich etwa<br />
10 000 Menschen, die sich hierzulande das Leben nehmen,<br />
gehörten 45 Prozent dieser Altersgruppe an, obwohl sie nur<br />
27 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht. Die Bundesregierung<br />
plant den Ausbau von Hospiz- und Palliativarbeit<br />
für sterbende Menschen, aber es wird kritisiert, dass „bei der<br />
Suizidprophylaxe im Alter keine Verbesserung in Sicht sei“.<br />
Durch Suizid stürben mehr Menschen als durch Verkehrsunfälle,<br />
Mord, Totschlag, Drogen und Aids zusammen,<br />
sagt der Stiftungsvorstand Eugen Brysch. Häufig litten<br />
die Betroffenen an Depressionen, die oft nicht erkannt<br />
und dann auch nicht therapiert werden. In Pflegeheimen<br />
sollen sogar mehr als die Hälfte der Bewohner depressive<br />
Symptome zeigen.<br />
Es stellt sich die Frage, was kann man als Suizidprophylaxe<br />
tun? Worunter ältere Menschen leiden ist oft die<br />
Einsamkeit. Kinder und Enkel sind weit entfernt oder auch<br />
gar nicht vorhanden. Menschen, die einem zuhören, mit denen<br />
man sprechen kann - auch über die Sorgen und Ängste<br />
des Alters – sind eher selten. In den Pflegeheimen haben die<br />
Mitarbeiter zu wenig Zeit, um auf die sozialen Bedürfnisse<br />
der Bewohner eingehen zu können. Die Seelsorger der Kirchen<br />
schaffen es auch<br />
kaum noch, Besuche<br />
bei alten Menschen zuhause<br />
oder in den Pflegeheimen<br />
zu machen.<br />
Sehr zu loben sind die<br />
Besuchskreise in den<br />
Kirchengemeinden,<br />
die zu den Geburtstagen<br />
oder bei anderen<br />
Gelegenheiten vorbeikommen.<br />
Bei der ganzen Problematik<br />
muss aber der<br />
Staat seine Pflicht erkennen,<br />
zum Beispiel<br />
indem er mehr Stellen<br />
für die Altenbetreuung<br />
schafft. ● Heute von Horst Mahle<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 29
Historisches<br />
Ich denke gern an meine Grosseltern<br />
Erst Dorf-Idylle pur, dann Flucht ins Ungewisse<br />
„Muttl" im Schnee<br />
Es war in den 40er Jahren. Damals lebten wir in der<br />
schlesischen Stadt Waldenburg, dem heutigen polnischen<br />
Wałbrzych. Meine Mutter wollte unbedingt<br />
wieder berufstätig sein, zumal ihr Mann als Soldat eingezogen<br />
war. Sie bekam eine Stelle als Sachbearbeiterin bei der<br />
Niederschlesischen Bergbau-AG (NieBAG). Mein Bruder,<br />
der jünger und „pflegeleichter“ war als ich, wurde morgens<br />
in ein Kinderheim gegeben. Mich dagegen, die ich anstrengender<br />
war, „parkte“ Muttel bei ihren Eltern im Dorf. Dort<br />
begann dann meine wunderbare Welt der Abenteuer. Ich genoss<br />
die ganz große Freiheit und wärmte mich doch an der<br />
Fürsorge und Geborgenheit, in die meine Großeltern mich<br />
einhüllten. Es gab damals in einem Dorf so gut wie gar keine<br />
Autos. Selbst Waren wurden nicht in Lastwagen angeliefert,<br />
sondern mit Pferdewagen befördert, die flache Ladeflächen<br />
hatten und mit Gummirädern bereift waren, damit es auf den<br />
damals üblichen Kopfsteinpflastern nicht so holperte. Ansonsten<br />
gab es nur Leiterwagen, die mit der Heuernte vom<br />
Feld bis in die nächste Scheune unterwegs waren oder das<br />
von Ochsen gezogene Güllefass. Aus diesem schwappte immer<br />
ein kleiner Teil der Jauche durch die Einfüllöffnung auf<br />
die Straße und hinterließ eine Extraspur würzige Landluft.<br />
Foto: Archiv Homolla<br />
Ich stromerte den ganzen Tag mit anderen Dorfkindern<br />
durch Wälder und über Felder, machte meine Schwimmübungen<br />
im Wehr des Dorfbaches und fing die Forellen<br />
im klaren Wasser. Manchmal war ich auch im Stall von<br />
Hannchen zu finden, der jüngsten Tochter des Bauern von<br />
nebenan, die den Stall zu betreuen hatte. Ich sah zu, wenn<br />
sie die Kühe melkte, tränkte und striegelte, den Stall ausmistete<br />
und Heu in die Krippe steckte. Es gab dort auch<br />
eine lange Reihe von Schwalbennestern, so dass ich beobachten<br />
konnte, wie die Vogelmütter aus- und einflogen, um<br />
die piepsenden Schnäbel ihrer Jungen zu stopfen. Hinter<br />
dem Stall war der Dunghaufen. Auch hier herrschte reges<br />
Treiben. Ein ganzes Hühnervolk scharrte nach den besten<br />
Leckerbissen und eine Wolke blütenweißer schnatternder<br />
Gänse lief den Feldweg hinauf hinter mir her, nicht ohne<br />
den Versuch zu machen, mich in die Beine zu zwicken.<br />
Manchmal half ich Hannchen auch beim Kühe hüten.<br />
Wenn die Kartoffeln abgeerntet waren, machten wir vom<br />
welken Kartoffelkraut ein Feuerchen und brieten die Kartoffeln,<br />
die wir noch auf den Feldern finden konnten.<br />
Um die Erntezeit wurde auch meine Oma immer aktiv.<br />
Dann zog sie eine große Schürze an, setzte ihr „Kupptichla“<br />
(Kopftuch) auf, schulterte ihren Rechen, den sie aus<br />
dem Schuppen holte, nahm die Milchkanne mit und mich<br />
natürlich auch, um beim Großbauern Wittwer mit anderen<br />
Frauen aus dem Dorf bei der Ernte zu helfen.<br />
Wir liefen dann den Fuchswinkel hinauf zum Bauernhof,<br />
wo wir in einen Erntewagen stiegen, um auf das jeweilige<br />
Feld gebracht zu werden. In der Gruppe von Erntehelferinnen<br />
befanden sich immer auch Kinder. Bei den<br />
jüngeren Frauen die eigenen Kinder, bei den älteren die<br />
Enkel. Das Wetter war natürlich schön und die Stimmung<br />
immer gut, denn die Frauen halfen gerne bei der Ernte. Es<br />
wurde geschwatzt und Dorfneuigkeiten ausgetauscht oder<br />
Küchenlieder gesungen. Die Helferinnen wendeten das<br />
Heu und rechten es nach dem Trocknen zusammen. Dann<br />
kam der Knecht und lud es mit einer großen Gabel auf den<br />
Heuwagen. Wir Kinder hatten unterdessen am Feldrain<br />
gespielt und durften nun ganz oben auf dem Erntewagen<br />
im Heu sitzen, wenn es in die Scheune gefahren wurde.<br />
Noch heute habe ich den Geruch von würzig duftendem<br />
Heu in der Nase. Wenn ich im späteren Leben mal richtig<br />
Stress hatte, konnte ich diesen Geruch regelrecht „abrufen“.<br />
Auch bei der Getreideernte wurde ähnlich verfahren.<br />
Die Knechte schnitten das Getreide mit der Sense. Dann<br />
kamen die Frauen und banden Garben daraus und stellten<br />
diese zu „Puppen“ zusammen, damit das Getreide noch<br />
nachtrocknen konnte. Wir Kinder spielten gerne „Verstecken“<br />
in diesen Puppen.<br />
30 durchblick 4/<strong>2015</strong>
Historisches<br />
Um die Nachmittagszeit brachte die Magd Vesper, und<br />
zwar Riesenlaibe frischgebackenes Brot, das in Scheiben<br />
geschnitten und mit frischer Butter bestrichen wurde, dazu<br />
gab es Pflaumenmus und den üblichen „Muckefuck“ aus<br />
Kathreiner oder Lindes. An diesem „Festmahl“ durften<br />
auch die Kinder teilnehmen. Für mich war das immer ein<br />
großes Ereignis, an der frischen Luft und unter fröhlichen<br />
Menschen zu schwelgen. Wenn Oma dann später wieder<br />
nach Hause ging, füllte der Bauer ihr die mitgebrachte Kanne<br />
noch mit frischer Milch.<br />
Auch mit Opa konnte man viele Abenteuer erleben. Wir<br />
gingen oft zusammen durch die Landschaft, um Kräuter<br />
und Blüten zu sammeln, wie Lindenblüten, Schafgarbe,<br />
Huflattich, Kamille und andere. Diese<br />
1<br />
wurden dann auf dem Dachboden getrocknet<br />
und dienten im Winter als Tee.<br />
Opa kannte buchstäblich gegen jedes<br />
Zipperlein ein Kräutlein.<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
Dann begann die Suche nach den Pilzen.<br />
Opa wusste genau, wie die Stellen<br />
aussehen mussten, an denen man eine<br />
ganz bestimmte Pilzsorte finden konnte.<br />
Die ersten Pilze waren die Wiesenchampignons<br />
(Bild 1), dann die Birkenpilze Bild<br />
2), Maronenpilze oder Braunkappen (Bild<br />
3), Butterpilz (Bild 4), Steinpilze (Bild<br />
5), Pfifferlinge (Bild 6), und auch Reizker<br />
(Bild 7). Ich lernte so jeden essbaren<br />
Pilz kennen und wir brachten körbeweise<br />
davon nach Hause. Hier wurde dann<br />
von Oma eine leckere Pilzmahlzeit hergestellt.<br />
Sie schnitt die Pilze in Scheiben,<br />
würzte sie mit Kümmel, der z.B. auch an<br />
den Feldrainen wuchs. Dazu gab es kross<br />
gebratene Bratkartoffeln. Man konnte die<br />
Pilze aber auch in Rührei verarbeiten oder<br />
trocknen, um sie später in einer leckeren<br />
Bratensoße unterzubringen.<br />
Wenn die Blaubeeren reif waren,<br />
fuhren wir ein Stück mit dem Zug in die<br />
Weckelsdorfer Felsen und nahmen einen<br />
Wassereimer und ein paar kleinere Gefäße<br />
mit. Hier in den Felsen wuchsen die<br />
Waldbeeren besonders üppig. Am Ende<br />
des Tages brachten wir tatsächlich einen<br />
Eimer voll nach Hause. Hier waren dann<br />
wieder die Kochkünste von Oma gefragt.<br />
Es gab am Abend heiße Blaubeeren mit<br />
Hefeklößchen oder es wurden Beeren<br />
und Zwieback in ein Gefäß geschichtet<br />
und heiße Milch darüber gegossen. Auch<br />
Blaubeerkuchen wurde gebacken mit<br />
Streuseln darauf. Der Rest wurde eingeweckt<br />
für den Winter.<br />
Irgendwann war dann auch Mohnernte. Wie viele Mohngerichte<br />
es in Schlesien gab, kann man gar nicht aufzählen.<br />
Es war auch immer ein Familienereignis, wenn ein großes<br />
Fass Sauerkraut eingemacht wurde und ein ebenso großes<br />
Fass Salzgurken. Um die Gurken herbeizuschaffen, fuhr Opa<br />
immer in die Gurkenstadt Liegnitz und brachte rucksackweise<br />
diese wunderbaren Früchte nach Hause. Ein weiteres Hobby<br />
von Opa war es, hinter dem Haus in einem Schuppen Kaninchen<br />
zu züchten. Wir Kinder sammelten dann Löwenzahn<br />
und andere Kräuter, um die Stallhasen zu füttern. Wir spielten<br />
auch gerne mit den Häschen auf der Wiese. Irgendwann aber<br />
wurden sie von Opa geschlachtet und dienten als Sonntagsbraten<br />
mit Sauerkraut und Kartoffelklößen. Das Fell wurde zu<br />
Winterkleidung für die Kinder verarbeitet.<br />
Da es damals keine Kühlschränke gab, musste zur<br />
Haltbarmachung Fleisch geräuchert oder gepökelt werden.<br />
Obst wurde gedörrt. Daraus wurde im Winter „Schlesisches<br />
Himmelreich“ gemacht, welches mein Leibgericht<br />
wurde. Dieses Gericht war bis hinüber nach Böhmen und<br />
dem Sudetenland bekannt. Ein schöner schlesischer Korn,<br />
vielleicht auch zwei, waren von einem solchen Festmahl für<br />
Erwachsene nicht wegzudenken.<br />
Ansonsten kletterten wir Kinder immer wieder auf Bäume,<br />
entweder auf eine riesige stachlige Fichte, um der Oma<br />
auf der zweiten Etage ins Küchenfenster zu schauen, was<br />
diese maßlos erschreckte oder wir spielten „Fallschirmspringen“,<br />
das heißt. wir kletterten bis in die dünnen biegsamen<br />
Wipfel der Bäume und ließen uns von dort herunterfallen.<br />
Nicht immer bog sich der Wipfel weit genug nach<br />
unten und wir mussten abspringen. Ein Wunder, dass dabei<br />
die Knochen heil geblieben sind.<br />
Die Winter in Schlesien waren lang. Es lag viel Schnee.<br />
Schlitten fahren und Ski laufen bis zur Erschöpfung machten<br />
– warm eingemummelt – viel Spaß. Danach schmeckte<br />
das „Schlesische Himmelreich“ besonders gut. Müde fielen<br />
wir abends ins Bett.<br />
An Wochenenden kamen Mutter und Bruder zu Besuch.<br />
Oma hatte bereits die obligatorische „Abgerührte“ (Gugelhupf)<br />
für den Sonntag gebacken. Noch heute sehe ich<br />
Muttel den Teig für die Quarkpuffer kneten, die in Butter<br />
gebraten und mit Zimt und Zucker gegessen wurden. <br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 31
Schlesisches Himmelreich<br />
Rezept für 1-2 Personen<br />
30 g Butter<br />
1 EL Mehl<br />
l TL Zitronenschale<br />
l L Wasser(zum<br />
Einweichen)<br />
0,5 L Apfelsaft .(zum<br />
Zusammenkochen)<br />
100 g Trockenbirnen<br />
100 g Trockenpflaumen<br />
100 g Trockenäpfel<br />
20 g Mondamin<br />
1 Prise Zucker<br />
1 Prise Salz<br />
Saft von l/2 Zitrone<br />
l Knoblauchzehe<br />
200 g geräucherte Rippchen,<br />
100 g geräucherter<br />
Schinken oder Speck<br />
1 L Wasser (zum<br />
Rippchen kochen)<br />
In einem größeren Topf wird aus Butter und Mehl<br />
eine Mehlschwitze gemacht, mit Wasser aufgegossen,<br />
Zitronenschale zugefügt und mit Apfelsaft aufgefüllt<br />
und aufgekocht. Dahinein gibt man die über Nacht<br />
eingeweichten Dörrpflaumen sowie Trockenbirnen,<br />
Zucker, Salz, Zitronensaft. Die Knoblauchzehe,<br />
die geräucherten Rippchen und den durchwachsene<br />
Speck füllt man mit dem Einweichwasser der Früchte<br />
und dem Fleischsud der Rippchen auf. Nun kocht<br />
man das Ganze etwa 20 Minuten zusammen auf kleiner<br />
Flamme, für die letzten 10 Minuten gibt man<br />
noch die eingeweichten Äpfel hinzu und bindet das<br />
himmlische Mahl mit einem kalt angerührten Mondamin-Teig.<br />
Erneut abschmecken mit Salz, Zucker<br />
und Zitronensaft. Dazu reicht man Mehlklöße oder<br />
Kartoffelknödel.<br />
Quarkpuffer<br />
Rezept für 2-3 Personen<br />
2 Kartoffel, 4 Äpfel, 400 g Quark (40 %), 2 Eier, 4 EL<br />
Mehl, Salz, Saft 1 Zitrone, Zucker, Zimt, Butter.<br />
Kartoffel kochen und zerdrücken, 2 Äpfel reiben, mit<br />
dem Mehl, Eiern und 2 EL Quark vermischen. Alles mit<br />
Salz und Zucker abschmecken und zu kleinen Puffern<br />
formen. In einer Pfanne mit etwas Butter ausbacken.<br />
2 Äpfel mit dem restlichen Quark mischen, mit dem<br />
Zitronensaft und Zucker abschmecken. Die Quark-<br />
Apfelmischung in die Mitte der angerichteten Puffer<br />
geben. Mit Zucker und Zimt bestreuen.<br />
Dabei trällerte sie immer das Lied „Mammatschi, schenk<br />
mir ein Pferdchen, ein Pferdchen wär mein Paradies „. Dieses<br />
Lied war damals ein „Ohrwurm“, heute würde man sagen<br />
ein „Hit“. Opa war, bevor wir anfingen zu schmausen,<br />
noch im Keller gewesen und hatte ein Glas eingeweckte<br />
Früchte mitgebracht und gleichzeitig einen Kohlenkasten<br />
voller Kohlen und Briketts zum Nachlegen.<br />
Wir saßen als Familie zusammen, aßen und unterhielten<br />
uns über das Tagesgeschehen. Dann stellte Opa im Volksempfänger<br />
noch die Nachrichten des OKW (Oberkommando<br />
der Wehrmacht) an, die von den Erwachsenen kommentiert<br />
wurden.<br />
Die Welt war damals noch in Ordnung und der Krieg<br />
so fern. Wir hätten niemals für möglich gehalten, dass<br />
wir eines Tages die Heimat würden verlassen müssen. Besonders<br />
schwer war es für die Großeltern, die es in ihrem<br />
Alter am wenigsten verkraften konnten. Opa war ja schon<br />
„herumgekommen“, denn er kam in seiner Jugend als Arbeitssuchender<br />
von Österreich nach Schlesien. Es muss<br />
eine arme Zeit gewesen sein, denn im Jahr l866 wurden<br />
auf dem Schlachtfeld von Königgrätz. die Habsburger von<br />
den Preußen besiegt. Oma war aus ihrem heimatlichen<br />
Umfeld nie heraus gekommen und sprach nur ihre heimatliche<br />
„Mundart“. 1947 wurde sie in ein Dorf mitten nach<br />
Sachsen verschlagen. Mit ihrer Tochter und den Enkeln<br />
waren die Kontakte schwierig geworden, da sich ihr jetziges<br />
Zufluchtsdorf in der damaligen sowjetischen Zone<br />
befand. Die Tochter und die Enkel aus Siegen konnten<br />
nur selten über Bebra zu Besuch kommen. An der Grenze<br />
mussten sie stundenlang warten und wurden immer wieder<br />
kontrolliert.<br />
Wen haben die Kriegsereignisse nun am schwersten getroffen?<br />
Sicherlich die alten Menschen, die total entwurzelt<br />
wurden. Zwei grausame Kriege hatten sie bereits hinter sich<br />
gebracht und dann auch noch ihre Heimat verloren.<br />
Elisabeth von Schmidtsdorf<br />
32 durchblick 4/<strong>2015</strong>
Pralinchen statt Sauerkraut<br />
Wir, Jahrgang 1928/29, besuchten die Rosterstraßenschule,<br />
später Diesterwegschule, eine achtklassige<br />
Volksschule am Rosterberg in Siegen.<br />
Die Schulzeit während des Krieges haben wir gut überstanden,<br />
gingen sechs Tage in der Woche zur Schule, im letzten<br />
Jahr von morgens um acht Uhr bis mittags um ein Uhr.<br />
Gab es Fliegeralarm wurde der Bunker von der Straßenseite<br />
unterhalb der Schule aufgesucht.<br />
Begannen die Ferien, mussten immer alle Schulkinder<br />
auf dem Schulhof klassenweise antreten um die deutsche<br />
Fahne - mit zu „Hitler-Gruß” erhobenen Armen - einzuholen,<br />
dabei wurde noch gemeinsam das „Horst-Wessel-<br />
Lied” gesungen. Waren die Ferien zu Ende, wiederholte<br />
sich das Zeremoniell, die Fahne wurde wieder gehisst und<br />
flatterte am Fahnenmast auf dem Schulhof bis zum nächsten<br />
Ferienbeginn.<br />
Die Freizeitgestaltung nach den Schulstunden war allerdings<br />
eine andere als heutzutage. Mit zehn Jahren waren<br />
alle in einen politischen Freizeitablauf eingebunden. Jungen<br />
gehörten zum Jungvolk, mit vierzehn Jahren zur HJ,<br />
Hitlerjugend, Mädchen zu den Jung-Mädeln, mit vierzehn<br />
automatisch zum BDM, dem Bund Deutscher Mädel. Jeden<br />
Mittwochnachmittag, Samstage meistens eingeschlossen,<br />
hatten wir „Dienst”, trafen<br />
uns in Gruppen in besonderen<br />
Schulungsräumen,<br />
zu Sportveranstaltungen,<br />
haben Wanderungen unternommen,<br />
sehr viel gesungen<br />
und wurden nebenbei<br />
politisch geschult.<br />
Von Zeit zu Zeit jedoch<br />
zog es uns in die Oberstadt.<br />
Dann war Paula gefragt.<br />
Paulas Schwester war Sekretärin<br />
im Kaufhof, und dort<br />
wollten wir dann hin. Um<br />
zum Sekretariat zu gelangen,<br />
musste man ins Obergeschoss.<br />
Hier befand sich<br />
auch die Lebensmittelabteilung<br />
und von da aus führte<br />
eine Seitentür zu den Büros.<br />
Verschwand Paula hinter<br />
dieser Türe, tuschelten wir,<br />
vier, fünf oder sechs Mädchen<br />
aus unserer Klasse leise<br />
miteinander und warteten<br />
gespannt auf Paulas Rückkehr.<br />
Hat sie Glück? Gibt es<br />
heute zwanzig, dreißig oder<br />
sogar fünfzig Pfennig?<br />
Paulas „Aufwartung” bei<br />
ihrer Schwester war immer<br />
Foto: Rita Petri<br />
erfolgreich. Heute gab es ein Fünfzigpfennigstück! Nun<br />
nichts wie hin zur Lebensmitteltheke. Man war bekannt!<br />
„Für fünfzig Pfennig Sauerkraut, bitte”, sagte Paula dann,<br />
dabei wurde der Zeiger der Waage mit aufmerksamen Blicken<br />
verfolgt. Irgendwann mussten wir auch „Lebensmittelmarken”<br />
abgeben, die haben wir zuhause vorsichtig gemopst,<br />
und mit einem dicken Päckchen Sauerkraut rannte<br />
alsdann eine kleine Bande dreizehnjähriger Mädchen zur<br />
Treppe, zum nächsten Treppenabsatz hin. Es war immer<br />
wieder ein spannendes Zeremoniell, wenn das Papier aufgerissen<br />
wurde und etwa bis zu sechs Mal fünf Finger vorsichtig<br />
in einen Berg Sauerkraut griffen. Köpfe neigten sich<br />
nach hinten und es öffnete sich wie für einen großen Genuss<br />
Mund um Mund um langsam die Sauerkrautfäden aufzunehmen.<br />
Nie blieb etwas übrig! Und alle hätten gerne eine<br />
Schwester im Kaufhof gehabt!<br />
Immer noch treffen sich Mädchen und auch Jungen der<br />
damaligen Schulklasse mit jeweils unterschiedlicher Beteiligung<br />
seit Jahren jeden letzten Mittwoch im Monat um<br />
15 Uhr in Siegen, nach Möglichkeit in der Oberstadt zum<br />
„Kaffeeklatsch”, jedoch ohne „Sauerkraut”, ohne „Lebensmittelmarken“,<br />
aber mit „Pralinchen”.<br />
<br />
Gerda Greis<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 33
Wohlauf in<br />
Gottes schöne<br />
Welt<br />
Der Trödelsteinpfad<br />
Die basaltischen Stoßkuppen auf dem Gipfel des Trödelsteins sind im Tertiär entstanden<br />
Foto: Ulli Weber<br />
Wussten Sie, liebe Wanderfreunde, dass im Altkreis<br />
Siegen „Premium-Rundwanderwege“<br />
höchst selten sind? Geradeheraus gesagt: Es gibt<br />
derzeit nur einen einzigen. Kaum zu glauben? Leider ist es<br />
tatsächlich so! Der Trödelsteinpfad bei Burbach nimmt diese<br />
Ausnahmestellung ein. Nur hier wurden bislang die Bedingungen<br />
für die Zertifizierung erfüllt. Höchste Zeit also,<br />
dass dieser besondere Weg in unserer Serie vorgestellt wird.<br />
Am 17. Mai 2014 wurde der Pfad offiziell eröffnet. Mit<br />
allem Drum und Dran. Die Lokalpresse berichtete ausführlich.<br />
Der Landrat sei dagewesen, der Bürgermeister ebenfalls.<br />
Namentlich genannt wurden auch einige Vertreter der<br />
Touristik-Verbände. Sogar ein Ranger vom Rothaarsteig<br />
war gekommen. Mit seinem markanten Hut stand er vor<br />
den namensgebenden Trödelsteinen. Die bewährten Reden<br />
wurden gehalten, ein blau-gelbes Band mit einer Schere<br />
durchschnitten, zu einem gemütlichen Beisammensein in<br />
die Wahlbacher Turnhalle eingeladen. Vom Bürgermeister<br />
über den grünen Klee gelobt wurde der Wahlbacher Heimatverein.<br />
Dieser habe sich bei der Verwirklichung stark<br />
eingebracht. Wer freilich in den Printmedien zu diesem Einsatz<br />
ein paar Sätze erwartete, der suchte vergebens. Nichts<br />
war zu lesen über die ehrenamtlichen Anstrengungen der<br />
Mitwirkenden bei der Planung und Realisierung des Projekts,<br />
über deren Hingabe, über die ungezählten Stunden<br />
freiwilliger und unentgeltlicher Arbeit bis zur Fertigstellung.<br />
Aber, ehrlich gesagt, geht es nicht fast immer so?!<br />
„Und man sieht nur die im Lichte…“, sagte Bertolt Brecht<br />
einst und fuhr fort: „…die im Dunkeln sieht man nicht.“<br />
Höchste Zeit, dass die aus dem Dunkeln ins Licht geholt<br />
werden. Und zwar so, wie es der treue Leser aus den bisherigen<br />
Beiträgen unserer Serie kennt.<br />
Blättern wir zurück zu einem Pilotprojekt. Es führte<br />
zur erfolgreichen Wiederbelebung einer in beinahe jeder<br />
Beziehung erstarrten Wanderbewegung. Konsequent nach<br />
landschaftspsychologischen Grundsätzen verwirklicht, vermittelte<br />
ein neu angelegter Weg eindringlich eine wichtige<br />
Erkenntnis: Wandern kann mehr sein als im Marschtempo<br />
möglichst viele Kilometer abzuspulen! Ein Wanderer<br />
sollte sich vielmehr so fühlen wie ein Spaziergänger, der<br />
sein Auge an abwechselnden Bildern ergötzen will. Man<br />
gab dem Weg den Namen „Rothaarsteig“. Die Schlagworte<br />
für das hier erstmals praktizierte „Neue Wandern“ lauteten:<br />
Gesundheit, Sport, Wellness, Naturerlebnis, Entspannung,<br />
Wohlfühlen und dergleichen mehr.<br />
Kaum jemand zweifelt daran, dass sich das Konzept<br />
durchgesetzt hat. Viele möchten nicht mehr auf einem der<br />
von den Wandervereinen in früheren Zeiten angelegten Wegen<br />
unterwegs sein. Es gilt allerdings, die damaligen Wegewarte<br />
in Schutz zu nehmen. Sie trugen keine Schuld. Man<br />
klopfte ihnen sogar auf die Schulter, wenn es wieder einmal<br />
gelungen war, ausschließlich gut ausgebaute Wirtschaftswege<br />
zu markieren. Niemand aus dem Kreis der Verbandsund<br />
Vereinsoberen störte sich daran, wenn die Wege eher<br />
langweilig waren. Man hielt es sogar für einen Vorteil, dass<br />
man sie notfalls auch in Pantoffeln abgehen konnte. Aber<br />
auch in diesem Punkt muss eine Einschränkung gelten: Vor<br />
allem für viele Ältere, für manche Übergewichtige oder für<br />
Menschen mit einem Handicap sind diese Wege tatsächlich<br />
eher geeignet als Pfade quer durch den Wald.<br />
Auch auf einer anderen Ebene wurde der im Jahr 2001<br />
eröffnete Rothaarsteig, der nicht nur in Deutschland rasch<br />
eine Vielzahl von Nachahme-Projekten fand, beispielgebend.<br />
Der ländliche Tourismus, permanent über schwinden-<br />
34 durchblick 4/<strong>2015</strong>
Die Wanderwege der Region<br />
Foto: Ulli Weber<br />
de Gästezahlen klagend, erfuhr eine kleine Renaissance.<br />
Die Verantwortlichen in einigen Kommunen erkannten<br />
schnell, dass sie in puncto „Infrastruktur rund um das Wandern“<br />
tätig werden mussten.<br />
Die Burbacher Gemeindeverwaltung begann anno 2010<br />
damit, die diesbezügliche Sachlage im Ober- und Hickengrund<br />
abzuklopfen. Als erstes stellte man fest, dass der heimische<br />
Wanderplan bereits zwanzig Jahre alt war. Auf ihm<br />
waren vorzugsweise „A-Wege“ ausgewiesen. Mit diesem<br />
Begriff bezeichnet der Sauerländische Gebirgsverein – kurz<br />
SGV genannt - Wanderwege, deren Ausgangspunkte auf einem<br />
Wanderparkplatz liegen. Und bei einer Inaugenscheinnahme<br />
dieser Wege wurde man dann gewahr, dass manche<br />
im Laufe der Zeit teilweise zugewachsen waren, dass die<br />
Markierungen sehr zu wünschen übrig ließen, dass sie in<br />
ihrem Zustand eigentlich nicht mehr wanderbar waren.<br />
Gut, durch Würgendorf und den Hickengrund führte der<br />
Rothaarsteig. Ansonsten aber zählte lediglich noch der zu<br />
den „WanderHöhepunkten links und rechts des Rothaasteigs“<br />
gehörende Rundweg „Literatur in der Natur – Romantischer<br />
Hickengrund“ zu den wandertouristischen Pluspunkten<br />
der Gemeinde. Dass es vor allem im Kernbereich<br />
Nachholbedarf gab, war offensichtlich. Und so begann man<br />
naturgemäß im Touristikbüro zu rotieren. Dessen Leiter,<br />
Johannes Werthenbach, erinnert sich: „In der Gemeinde<br />
Burbach gibt es keine SGV-Abteilung. Daher waren die<br />
im Heimatring vereinigten Heimatvereine der einzelnen<br />
Ortsteile meine Ansprechpartner. Unsere Gespräche hatten<br />
als erfreuliches Ergebnis, dass in jedem Dorf mindestens<br />
ein neuer Wanderweg eingerichtet werden solle.“ Und die<br />
neun Vereine standen zu ihrem Wort. Elf neue Wege wurden<br />
seither ausgeschildert, darunter einer in Wahlbach, der die<br />
Bezeichnung „W1“ trug.<br />
Diese etwas altertümlich anmutende Benennung war<br />
nicht von Dauer. Am Beginn des Weges findet sich ein Hinweis<br />
mit folgendem Text: „Liebe Wanderer, der bisherige<br />
Wanderweg mit der Kennzeichnung ‚W1‘ ist im Rahmen der<br />
Weiterentwicklung zur Rothaarsteig-Spur „Trödelsteinpfad“<br />
neu markiert worden. Bitte beachten Sie auch die<br />
teilweise geänderte bzw. neue Wegeführung im Bereich<br />
der Trödelsteine, entlang der Buchheller und<br />
im Bereich des Naturschutzgebietes ‚Saukaute‘.“<br />
Genannte Änderungen gingen zurück auf die Anregungen<br />
zweier Experten. Der Wanderreformator<br />
Dr. Rainer Brämer und Harald Knoche, Vorsitzender<br />
des Rothaarsteig-Fördervereins, inspizierten<br />
den Weg. Schnell hatten sie erkannt, dass es hier<br />
einen Rohdiamanten gab, dem lediglich noch ein<br />
letzter Schliff fehlte.<br />
Am 6. September 2013 folgte die Krönung. Die<br />
Gemeinde Burbach teilte in einer Presseerklärung<br />
hierzu mit: „Zufriedene und glückliche Gesichter<br />
gab es in Düsseldorf auf der Wander- und Aktivmesse<br />
TourNatur. Denn dort konnten Burbachs<br />
Bürgermeister Christoph Ewers, Tourismusreferent<br />
Johannes Werthenbach und die beiden Vertreter des<br />
Heimatvereins Wahlbach, Gerhard Gläser und Bruno Bär,<br />
die Auszeichnungsurkunde des Deutschen Wanderinstituts<br />
entgegennehmen, die für die neue Rothaarsteig-Spur ‚Trödelsteinpfad‘<br />
ausgestellt worden ist. ‚Die Mühe und Arbeit<br />
hat sich also gelohnt‘, skizzierten die Beteiligten und freuten<br />
sich, dass der neue Weg die Voraussetzungen erfüllt, um<br />
den Titel ‚Premiumweg‘ tragen zu dürfen.“<br />
Neben den beiden genannten Heimatverein-Vertretern<br />
müssen auch Albert und Horst Diehl als diejenigen hervorgehoben<br />
werden, die für die „Mühe und Arbeit“ verantwortlich<br />
zeichneten. Vor allem die Markierung des Wanderwegs<br />
war äußerst zeitaufwändig. Der oben genannte<br />
Gerhard Gläser hebt auch Förster Elmar Wulf hervor: „Er<br />
hat sich um die Akzeptanz der Forstbesitzer verdient gemacht<br />
und im Wald unter Zuhilfenahme einer Sprühdose<br />
den Pfadverlauf umrissen.“<br />
Und nun machen wir uns auf den Weg. Der Start ist in<br />
der Wahlbacher Austraße. Auf dem dortigen Wanderparkplatz<br />
steht eine Infotafel. Auf ihr ist vermerkt, dass der Pfad<br />
zu den Rothaarsteig-Spuren gehört. Das sind Premium-<br />
Rundwege, die ein mehr oder weniger langes Stück mit dem<br />
Rothaarsteig oder – wie in Wahlbach - einem Zubringerweg<br />
gemeinsam haben. Derzeit gibt es acht hiervon, weitere sind<br />
geplant. Ursprünglich sollten sie einmal „Circuli“ heißen.<br />
Diese Bezeichnung – obwohl im Internet noch vorkommend<br />
– wird vom Rothaarsteigverein nicht mehr verwendet.<br />
Die Länge des Wegs ist mit 10,2 km angegeben. Wirrwarr<br />
herrscht (wie beinahe immer wegen einer fehlenden Norm)<br />
bei der Höhenmeterangabe. Auf der Infotafel werden 290 m<br />
genannt, der Rothaarsteigverein gibt in einem Flyer 367 m<br />
an, bei „Wunderbar wanderbar“, einer Broschüre von „Busse<br />
& Bahnen NRW“, stehen sogar unsinnige 530 Höhenmeter.<br />
Einige hundert Meter geht es zunächst durch eine Wahlbacher<br />
Siedlung. Das Rothaarsteig-Logo weist die Richtung.<br />
Allerdings hat das liegende weiße „R“ nicht den üblichen<br />
roten Grund, sondern dieser ist schwarz. Auch <br />
Viele hundert Meter verläuft der Weg entlang der Buchheller<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 35
ei allen anderen sieben „Spuren“ wurde diese Markierung<br />
verwendet. Die Gemeinde Burbach empfiehlt, den Weg im<br />
Uhrzeigersinn zu erwandern. Wir halten uns daran und begeben<br />
uns am Ende der Siedlung auf den Hofwiesenweg.<br />
Das ist ein Wirtschaftsweg. Und er hat wahrhaftig einen<br />
Namen. Auf einem Holzschild ist er eingefräst. Später folgen<br />
wir dem Michaelsweg, dem Höhenweg, dem Zollstockweg,<br />
dem Nenkersbergweg und ganz zum Schluss dem Eichelnhardtweg.<br />
Damit ist für jeden echten Wahlbacher der<br />
Verlauf des Trödelsteinpfads in etwa umrissen.<br />
Gestatte mir, liebe Wanderfreundin, lieber Wanderfreund,<br />
an dieser Stelle die vertrauliche Anrede. Wie Du<br />
sicherlich weißt, ist Wasser die Grundlage des Lebens auf<br />
der Erde. Und wenn man dem singenden Müllerburschen<br />
glaubt, dann ist Wasser auch die Grundlage des von uns so<br />
geliebten Wanderns. „Vom Wasser haben wir`s gelernt“,<br />
heißt es in seinem Lied und er nennt auch gleich die Begründung:<br />
„Das hat nicht Ruh bei Tag und Nacht, ist stets<br />
auf Wanderschaft bedacht.“ Die Zeile aus dem alten Wanderlied<br />
kommt mir in den Sinn, als wir nach kurzer Frist<br />
einen Bach erreichen. Hier fließt das Wasser der Buchheller.<br />
Wenn Du in einer Gruppe bist, dann lass die anderen<br />
vorangehen. Bleib zurück! Du hörst sonst nicht das Geflüster<br />
in den wenigen ruhigen Bereichen am Ufersaum,<br />
das Raunen und Gemurmel dort, wo die vielen kleinen und<br />
großen Steine im Bachbett umspült werden. Wenn das Gefälle<br />
etwas stärker und das Gurgeln zum Geplätscher übergeht,<br />
dann merkst Du, wie das Vorwärtsströmen der Massen<br />
schier unaufhaltsam wird. Gewiss, die Buchheller ist nur<br />
ein Bach wie es viele gibt; hier im Tal vielleicht drei Meter<br />
breit. Aber bei kaum einem anderen Wanderweg hat man<br />
auf einem naturbelassenen Trampelpfad, der ganz dicht am<br />
Ufer angelegt ist, diesen intensiven Kontakt. Ich geriet bei<br />
meiner ersten Wanderung zu den Trödelsteinen in eine regelrechte<br />
Hochstimmung. Die schlichte Vielfalt des ruhelos<br />
zum Meer drängenden Elements und die schöne Umgebung<br />
hätte ich gerne noch viel länger genossen.<br />
Der Anteil von breiten Wirtschaftswegen ist nicht hoch -<br />
Doch nicht nur das rastlose Wasser folgt einer bestimmten<br />
Richtung. Nein, auch bei einem Wanderweg ist eine<br />
Route vorgegeben. Und so müssen wir leider das herrliche<br />
Fleckchen im Naturschutzgebiet „Unteres Buchhellertal“<br />
verlassen. Durch einen lichten Hochwald geht es nach oben.<br />
Und wie! Ein namenloses Rinnsal rieselt in einem keilförmigen<br />
Einschnitt, an dessen oberem Rand der steile Pfad<br />
verläuft. Im Bachbett liegen irgendwann ein paar umgefallene<br />
Baumstämme, die es zu überklettern gilt. Puh! Das anstrengendste<br />
Stück der gesamten Strecke ist an dieser Stelle<br />
überwunden und ein halbwegs ebener Waldweg folgt.<br />
Ebenso wie die meisten Bereiche in unserer Region<br />
hat auch der Obergrund eine Bergbau-Vergangenheit. Im<br />
Dredenbachtal, das auch noch zum Naturschutzgebiet gehört,<br />
steht eine Infotafel mit einigen Fingerzeigen hierzu.<br />
Natürlich kann in diesem Aufsatz nur wenig über die jahrhundertealte<br />
Tradition der Erzgewinnung zwischen Lippe<br />
und Wahlbach erwähnt werden. Gleichwohl habe ich mich<br />
mit Gerhard Gläser in diese Region begeben. Der ehemalige<br />
Lehrer ist als Heimatforscher ein gefragter Mann im<br />
Obergrund und darüber hinaus. Er berichtet von 13 Gruben,<br />
die es hier gab. Vor allem die Peterszeche, in der Eisen-,<br />
Zink- und Bleierze gefördert wurden, war auch überörtlich<br />
ein Begriff. Mit deren endgültiger Schließung im Jahr 1917<br />
endete die Ära des Bergbaus im Buchhellertal.<br />
Auf unserem Weg zur Höhe sind etliche Relikte aus der<br />
damaligen Zeit zu erblicken. So findet sich der mit einer<br />
Gittertüre verschlossene Grubeneingang des Heinrichs-<br />
Hoffnungs-Stollens, in dem jetzt Fledermäuse eine Heimstatt<br />
haben. Dazu geben hohe Schlackenhalden und viele<br />
Pingen Zeugnis von der anstrengenden Arbeit der Bergleute.<br />
Pingen sind übrigens keil- oder trichterförmige Vertiefungen<br />
im Gelände. In den meisten Fällen sind sie dort<br />
entstanden, wo im Laufe der Zeit ein Schacht eingestürzt<br />
ist. Gerhard Gläser warnt davor, diese Bereiche zu betreten:<br />
„Wenn man Pech hat, dann findet man sich plötzlich acht<br />
Meter tiefer wieder.“ In früheren Zeiten wurde das Erz auch<br />
an Ort und Stelle verhüttet. Mehr als ein halbes Hundert<br />
entsprechender Plätze hat der Wahlbacher gefunden. Wenn<br />
36 durchblick 4/<strong>2015</strong>
wegen schwieriger Passagen wird festes Schuhwerk empfohlen<br />
man einen Blick dafür hat, dann entdeckt man auch auf den<br />
Pfaden entsprechende Schlackenstücke.<br />
Leider führt der Weg nicht am ehemaligen Bürohaus<br />
der Zeche vorbei. Bis vor einigen Jahren wurde es als Restaurant<br />
genutzt. Jedem Wanderer sei ein Abstecher hierhin<br />
empfohlen. Von der Infotafel am Dredenbach sind es auf<br />
einem Teerweg nur wenige hundert Meter zusätzlich. Dicht<br />
beim Gebäude wurde in dem idyllischen Waldwinkel 1959<br />
eine auch heute noch genutzte kleine Kapelle errichtet, die<br />
nach einem biblischen Ort den Namen „Eben-Ezer“ bekam.<br />
Nach der längeren Bergauf-Passage auf naturbelassenen<br />
Wegen und Pfaden ist schließlich die Höhe erreicht.<br />
Der schon genannte Höhenweg bildet die Grenze zwischen<br />
Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Das ist vor allem<br />
deshalb interessant, weil der Gipfel des Trödelsteins auf dem<br />
Gebiet des Ortes Emmerzhausen und damit jenseits der Landesgrenze<br />
liegt. Deshalb war auch die Akzeptanz des dortigen<br />
Gemeinderats bei der Anlegung des Pfads gefragt. Auf<br />
einer Tafel vor dem 613 m hohen Naturdenkmal ist zu lesen:<br />
„Die Trödelsteine sind im Tertiär entstandene basaltische<br />
Stoßkuppen.“ Woher allerdings der Begriff „Trödelsteine“<br />
kommt, dazu steht weder etwas auf der Tafel noch in einem<br />
Begleitheft. Der Pfad führt in einer Schleife rund um das<br />
Gipfelareal. Wer die Aussicht von der vorderen Kante genießen<br />
will, der muss viele Basaltblöcke überklettern. Das ist<br />
nicht ungefährlich. Vor allem bei Nässe. Dann sind die Steine<br />
glitschig. In einem Flyer wird das Motto des Wegs mit „Tanz<br />
auf dem Vulkan“ angegeben. Niemand sollte das wörtlich<br />
nehmen. Es sei denn, er plant einen längeren Krankenhaus-<br />
Aufenthalt. Nordöstlich (in Richtung Wilnsdorf) ist eine<br />
Handvoll Windräder auszumachen. Leider ist insgesamt die<br />
Fernsicht durch hohe Fichtenwälder beeinträchtigt.<br />
Ziemlich exakt die Hälfte der Strecke liegt hinter uns. Nun<br />
geht es vorzugsweise bergab. Auf dem breiten Grenzweg sind<br />
auch der Hellerhöhenweg und der Siegerland-Höhenring<br />
markiert. Beim Flurstück „Zollstock“ biegen wir ab. Vorbei<br />
an einem alten Steinbruch und einem idyllischen Weiher, der<br />
einst als Brandweiher angelegt wurde, streben wir einem<br />
weiteren Naturschutzgebiet zu. Das ist die „Saukaute“. Ins<br />
Foto: Ulli Weber<br />
Auge fallen zunächst mächtige Rotbuchen und Traubeneichen.<br />
Es sind dies alte „Hudebäume“, die in früheren Zeiten<br />
als Unterstand für den Hirten und die ihm anvertrauten<br />
Wahlbacher Kühe dienten. Beim zweiten und dritten Blick<br />
sind aber auch Wacholderheiden zu sehen. Die immergrünen<br />
Bäume sind als „stark gefährdet“ eingestuft. Auf der Infotafel<br />
am Weg wird das Gebiet als „kostbares Kleinod der Burbacher<br />
Landschaft“ bezeichnet. Und genau das ist es auch. Am<br />
Rand des „Kleinods“ ist eine hölzerne Schutzhütte errichtet<br />
worden, in der auf dem Tisch eine Bibel liegt.<br />
Dass auch in Wahlbach die Haubergswirtschaft nicht unbekannt<br />
ist, wird vor allem am Schluss unserer Wanderung<br />
deutlich. Die Pfade und Wege führen nun durch Eichen- und<br />
Birkenbestände. Bevor es auf einem Zick-Zack-Kurs wieder<br />
hinunter ins Tal geht, runden Blicke auf die Ortschaften Burbach<br />
und Wahlbach den abschließenden Teil des Rundwegs ab.<br />
Meine Beurteilung: Vorab will ich allen Freunden des<br />
Wanderns empfehlen, den Trödelsteinpfad mindestens<br />
zweimal zu absolvieren – und zwar einmal wie von mir<br />
beschrieben und einmal entgegengesetzt. Der Facettenreichtum<br />
des Wegs lässt sich so noch intensiver erleben.<br />
Erwähnt sei dazu, dass es auch von Burbach aus über den<br />
geteerten Fahrweg durchs Buchhellertal in Richtung Lippe<br />
eine gut beschilderte Einstiegsmöglichkeit in den Pfad gibt.<br />
Dass das Siegel „Premiumweg“ völlig zu Recht verliehen<br />
wurde, geht - so hoffe ich - aus meinem Aufsatz hervor. Der<br />
Pfadanteil des Wegs ist mit über 50 Prozent sehr hoch. Eine<br />
ganzjährige Begehung ist auch mit Kindern möglich, bei<br />
Nässe ist allerdings gut profiliertes Schuhwerk zu empfehlen.<br />
Rastplätze und Bänke sind ausreichend vorhanden. Die reine<br />
Wanderzeit liegt bei etwa drei Stunden. Die Markierung<br />
ist optimal, dank der auch vom Rothaarsteig her bekannten<br />
Wegweiser mit Entfernungsangaben ist man jederzeit auch<br />
bei spontanen Richtungswechseln im Bilde und ein Verlaufen<br />
ist nur bei großer Schlafmützigkeit möglich. Mein Kompliment<br />
gilt den „Machern“ dieses Wanderwegs, der bei meinen<br />
Begleitern und mir für viel Freude gesorgt hat. Ulli Weber<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 37
Gesundheit<br />
„Heidi“ bittet zum Tanz<br />
Heilkur in Blieskastel<br />
In den 80er Jahren war ich als Arztsekretärin der Chirurgischen<br />
Ambulanz eines Siegener Krankenhauses<br />
beschäftigt. Es ging immer sehr hektisch zu, besonders<br />
wenn Sprechstunde war. Die Berichte für den Hausarzt<br />
wurden bei der Untersuchung der Patienten sofort in die<br />
Maschine diktiert. Man saß parat an der Schreibmaschine,<br />
die Finger bereit, im Akkordtempo über die Tastatur<br />
zu fegen. Da ich auch nicht mehr die Jüngste war, hatte<br />
ich entsprechende Beschwerden im Rücken, besonders im<br />
Nacken. Manchmal konnte ich den Kopf nicht drehen. Der<br />
wurde mir dann „zurechtgesetzt“ bzw. die Halswirbelsäule<br />
zwischen „Tür und Angel“ eingerenkt. Bei den Patienten<br />
hieß es: Noch feuchte Wärme und Mikrowellenbestrahlungen<br />
angeraten, bei mir jedoch: Weiterarbeiten!<br />
Ich sann auf Abhilfe. Bei der Krankenkasse reichte ich<br />
einen Kurantrag ein, dieser wurde sogleich genehmigt, sehr<br />
zum Ärger des Chefarztes. Für mich war die Kurklinik in<br />
Blieskastel ausgesucht worden. Im Februar 1987 war es<br />
dann soweit. Ich schloss Schreibtisch und Büro. Am frühen<br />
Nachmittag kam ich dann in Blieskastel an. Die Stadt lag in<br />
der Nähe von Saarbrücken. Der trostlose Bahnhof bestand<br />
aus zwei Gleisen und einem Wartehäuschen. Ratlos stand<br />
ich herum, bis ich hinter mir einen Gasthof entdeckte, den<br />
ich zügig aufsuchte. Die Wirtin dieser gemütlichen Kneipe<br />
war sehr freundlich und erklärte mir, dass die Klinik hoch<br />
droben auf dem Berg sei. Ich nahm noch einen Kaffee und<br />
fuhr mit dem Taxi hoffnungsvoll hinauf. Was mich dort<br />
erwarten würde konnte ich nicht ahnen.<br />
Die Kuranstalt lag mitten im Wald, war sehr groß und<br />
hatte sechs Stockwerke. Ich bekam ein Einzelzimmer mit<br />
Bad im zweiten Stock. Um sechs Uhr sollte es Abendessen<br />
geben. Ich suchte den entsprechenden Speisesaal, denn es<br />
S t r i p t e a s e im<br />
Mit einem Knacks<br />
an seinem Herzen<br />
– Stellt man schnell fest –<br />
ist nicht zu scherzen.<br />
Darum hat man mir erklärt,<br />
eine ABH sei sehr viel wert.<br />
Hab’ gar nicht lang gesucht,<br />
in Nauheim eine Kur gebucht.<br />
Am Ankunftsabend in dem Haus<br />
– ich kannte mich ja noch nicht aus –<br />
kam ich mir ganz verloren vor, zog mich<br />
früh aus, legt’ mich aufs Ohr.<br />
Doch schneller als ich es gedacht,<br />
da war sie auch schon ’rum – die Nacht.<br />
Mich hat’s, so war es vorgeschrieben,<br />
vor sieben aus dem Bett getrieben.<br />
Und nun, der erste Tag begann,<br />
ich kleid’ mich vorschriftsmäßig an.<br />
Laut Hausordnung zu den Mahlzeiten<br />
sollt’ man den Trainingsanzug meiden.<br />
Drum glaubte ich, man müsste tragen:<br />
Anzug, Hemd mit Schlips und Kragen.<br />
Ich nun, bis sieben Uhr war Frist,<br />
ins Zimmer, wo die Schwester ist.<br />
„Wo wollen“, fragt sie zu Beginn,<br />
„denn so elegant Sie heute hin?“<br />
Ich sah bald drauf an ihr’m Gesicht:<br />
Mit meinem Gewicht, da stimmt was nicht.<br />
Es ward mir noch, ich fühlt’s verschwommen,<br />
eimerweise Blut entnommen.<br />
Ich zieh’ mich also wieder an<br />
und eile schnell zum Frühstück dann.<br />
Es saßen in dem Saale drinnen<br />
nur Trainingsanzugträger/innen.<br />
Ich saß nicht lange an meinem Platz<br />
und weiter ging’s mit großer Hatz.<br />
Ich musste mich jetzt wirklich sputen:<br />
Arztbesuch in zehn Minuten.<br />
Ich zog mich aus in der Kabine.<br />
Die Ärztin, mit gewicht’ger Miene:<br />
„Sie sind sehr krank, wie Sie ja wissen.<br />
Ihr Körper ist total verschlissen.<br />
Drum, ehe es für Sie zu spät,<br />
setz’ ich Sie erst mal auf Diät!“<br />
Sie hört’ mich ab<br />
auf Brust und Rücken;<br />
ich musste husten,<br />
mich dann bücken,<br />
und während dieser Prozedur<br />
hört’ ich, wie sie sagte mir<br />
– von hinten, nicht in mein Gesicht –:<br />
„Gefallen tuen Sie mir nicht!“<br />
Gehen Sie zu Zimmer acht,<br />
dort wird ein EKG gemacht!“<br />
Ich fragte dort: „Bin ich hier richtig?“<br />
Die Antwort kam dann ganz gewichtig:<br />
„Geh’n Sie in die Kabine raus<br />
und ziehen Sie sich bitte aus!“<br />
Ich zog mich aus bis auf die Socken.<br />
Die Schwester schaute ganz erschrocken:<br />
„So viel von Ihnen ich nicht brauch’.<br />
Ich brauch’ nur Brust und etwas Bauch.<br />
Den Rest, den können Sie bedecken!“<br />
Ich mußt’ mich auf die Liege strecken.<br />
Sie saugt mir Strippen auf die Rippen,<br />
die ständig wieder runterkippen.<br />
Und als ich grade lag bequem,<br />
da konnte ich schon wieder gehen.<br />
„Sie sind schon fertig, lieber Mann,<br />
nun ziehen Sie sich wieder an<br />
und gehen in die obere Etage,<br />
denn dort bekommen Sie Massage!“<br />
38 durchblick 4/<strong>2015</strong>
Gesundheit<br />
gab mehrere. Egal in welchen ich auch hinein wollte, es<br />
war der falsche. Man kannte mich nicht und so ging ich frustriert<br />
in mein Zimmer zurück und aß dankbar die restlichen<br />
Butterbrote, die mir mein Mann Heinz-Dieter mitgegeben<br />
hatte. Dazu trank ich ein „schönes Glas Leitungswasser“.<br />
Meine Koffer waren inzwischen eingetroffen und so war<br />
ich beschäftigt.<br />
Am nächsten Morgen wurde ich abgeholt und dem<br />
Kurarzt vorgestellt. Es wurde besprochen, welche Behandlungen<br />
oder Anwendungen für mich in Frage kämen. Als<br />
erstes wurden Blitzgüsse angeordnet, jeden Morgen um<br />
sieben Uhr. Die Bademeisterin führte mich in einen gekachelten<br />
Raum mit einer Mulde, in die ich mich hineinstellen<br />
musste. Sie stellte sich mit einem Wasserschlauch hinter<br />
mich und zielte auf mich. Ich bekam Angst und fragte: „Ist<br />
das Wasser kalt?“ „Ei, nee, sie soll sich jo entspanne.“ Und<br />
dann ging es los! Das Wasser prasselte auf meinen Rücken,<br />
so dass ich mich nur mit Mühe an einem Gestänge festhalten<br />
konnte. Am nächsten Morgen musste ich mich mit dem<br />
Kopf über ein Gestell beugen, Mund und Augen schließen,<br />
und der kalte Wasserstrahl ergoss sich über Gesicht und<br />
Nacken. Der Gedanke an eine Guillotine lag nahe. Nach<br />
dem Frühstück ging es weiter mit isometrischen Übungen<br />
im Liegen, Fangopackungen, Kohlensäurebädern, Extensionsmassage<br />
für die Halswirbelsäule und als krönenden<br />
Abschluss Bewegungsübungen im Wasserbecken, die meine<br />
Hüfte mobilisieren sollten. Nach Ende, am frühen Nachmittag,<br />
hatte ich dann frei bis zum Abendessen.<br />
Nach vier Tagen meines Aufenthaltes kam ich abends<br />
aus dem Speisesaal und bemerkte, dass die Stühle im Vorraum<br />
im Kreis aufgestellt waren und in einer Ecke Musikinstrumente<br />
standen. Auf den Stühlen hatten sich einige<br />
ältere Frauen verteilt und ihre Handtaschen platziert. „Das<br />
Heidi“ sollte zum Tanz aufspielen. Ich setzte mich auf einen<br />
freien Stuhl (dachte ich) und wurde belehrt, dass er<br />
besetzt sei: und so ging es weiter. Wohin auch immer ich<br />
mich hinsetzen wollte, ich wurde verjagt. Nun kroch die<br />
kalte Wut in mir hoch. Ich eilte in mein Zimmer, zog Mantel<br />
und Stiefel an und verließ das Haus. Ich wollte in die<br />
Gastwirtschaft zu der freundlichen Wirtin. So lief ich die<br />
Serpentinen hinunter ins Tal und wanderte im schwachen<br />
Schein der Straßenlaternen die Landstraße entlang. <br />
S a n ato r i u m<br />
Was soll ich Worte viel verlieren:<br />
Ich zog mich aus dort zum Massieren!<br />
Erst hab’ ich mich nicht ganz getraut.<br />
„Ziehen Sie sich aus bis auf die Haut!“,<br />
wurde mir jetzt barsch erklärt.<br />
Wie man’s auch macht – es ist verkehrt!<br />
Da lag ich barfuß bis zum Hals,<br />
und der Masseur betatscht mich als.<br />
Zuerst hat er mich eingeschmiert<br />
und danach kräftig malträtiert.<br />
Der Schweiß mir von der Stirne rann<br />
und dann – zog ich mich wieder an.<br />
„Und wissen Sie, was Sie jetzt tun?“,<br />
sagt der Masseur, „ne Stunde ruh’n!“<br />
Den Bogen hatte ich nun schon raus:<br />
Zum Ruh’n zog ich mich wieder aus.<br />
’Ne Stunde, wie die Zeit verrann;<br />
ich zog mich hurtig wieder an<br />
und ging dann nach Zimmer zehn.<br />
Klopfte an, blieb draußen steh’n.<br />
Da hörte ich von drin’ den Satz:<br />
„Nehmen Sie noch etwas Platz!“<br />
Ich hab’ gesessen und gesessen,<br />
glaubte schon, ich sei vergessen.<br />
Doch endlich ging sie auf, die Tür:<br />
„Mein Gott, Sie sind ja als noch hier.<br />
Dann ziehen Sie sich ganz schnell aus.<br />
Ei, ich hab’ doch gleich Mittagspaus’!“<br />
Da stand ich nun in ganzer Größe,<br />
nichts verhüllte meine Blöße.<br />
Nahm ihren Silberblick in Kauf.<br />
Schicksal, nimm nun deinen Lauf!<br />
Leicht errötend haucht die Dame:<br />
„Wie war doch bitte gleich Ihr Name?“<br />
Und stellt dann fest auf ihrer Liste,<br />
dass sie nur Blutdruck messen müsste.<br />
Schnell zog ich mich jetzt wieder an<br />
– was ich schon ganz gut kann.<br />
Hin zum Essen, es war spät,<br />
auf meinem Teller lag Diät:<br />
Magerquark und Trockenpflaumen,<br />
welch ein Genuss für meinen Gaumen.<br />
Nach diesem Essen schnell zurück:<br />
Mittagsruhe, welch ein Glück.<br />
Ich zog mich also wieder aus,<br />
wollt’ zwei Stund’ schlafen nach dem Schmaus.<br />
Obwohl die Mittagsruh’ war Pflicht,<br />
es stimmten die Termine nicht!<br />
Nach einer Stunde, Mann oh Mann,<br />
zog ich mich ganz schnell wieder an.<br />
Zum Wassertreten, ei der Daus,<br />
dort zog ich mich dann wieder aus.<br />
Stieg später fröhlich aus dem Nass<br />
und zog mich an; es macht fast Spaß!<br />
Denn es geht jetzt froh und munter<br />
zu dem Abendessen runter.<br />
Fand auf meinem Teller, das war stark:<br />
Trockenpflaumen, Magerquark.<br />
Nach dem feudalen Abendbrot<br />
wankt’ ich aus dem Zimmer, fast halbtot.<br />
Zog mich aus, sucht’ meine Ruh’.<br />
Doch denkste – ich kam nicht dazu!<br />
Im Traum lief ich herum im Haus.<br />
Ich zog mich an – ich zog mich aus!<br />
Vollführte schließlich in dem Bau<br />
die perfekte Striptease-Schau!<br />
Ich wurde wach – und dachte nur:<br />
’Ne Anschlussheilbehandlungskur?<br />
KEINE SPUR!<br />
Eckhard Wilhelm<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 39
Rechts war der Bergabhang, links<br />
Wiesen und ein Bächlein. Nach<br />
über einer Stunde war ich der Verzweiflung<br />
nahe. Da sah ich endlich<br />
in der Ferne Häuser und Lichter<br />
und hatte bald das Gasthaus mit der<br />
freundlichen Wirtin erreicht, in das<br />
ich erleichtert hineinging. In der<br />
Gaststube saßen nur drei Einheimische<br />
und die Wirtin. Sie fragte<br />
mich: „Ei, kummt sie von drowwe?<br />
Do is doch heit Mumienschieben.<br />
Es Heidi spielt doch heit uff.“ Ich<br />
wurde reichlich bedauert und fuhr<br />
später getröstet mit einem Taxi zurück<br />
in die Waldklinik.<br />
Jeweils einmal in der Woche war<br />
Visite, dazu musste man sich im<br />
Zimmer aufhalten. Der Chefarzt erschien mit seinem Anhang<br />
und meinen Röntgenbildern, die begutachtet wurden, vor<br />
allem das „Becken“. Sie überlegten, welche Hüftprothese<br />
man mir wohl „einbauen“ könnte: Kurzhals, Langhals, Keramikkopf,<br />
mit oder ohne Zement, usw.. Ich erkundigte mich,<br />
ob von mir die Rede sei. Wenn ja, so werde mir nichts „eingebaut“,<br />
da die OP-Ergebnisse nicht unbedingt von Erfolg<br />
gekrönt sein müssten, vor allem, wenn man an den falschen<br />
Operateur geraten sollte. Außerdem könne ich noch laufen<br />
und die Beschwerden hielten sich in Grenzen; hauptsächlich<br />
sei ich wegen meiner Rückenschmerzen gekommen. Nun<br />
„Taschengeldbörse“<br />
Hilfe für Dich<br />
Job für mich<br />
Sie brauchen Hilfe in Haus und Garten?<br />
Wenden Sie sich an die Taschengeldbörse!<br />
Der Verein ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.<br />
vermittelt Schülerinnen und Schüler für haushaltsnahe<br />
Dienstleistungen wie zum Beispiel Einkäufe erledigen, den<br />
Rasen mähen, den Hund ausführen und ähnliches mehr.<br />
Sprechstunden:<br />
Frau Claudia Oster<br />
ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.<br />
St. Johann-Str. 7 ● 57074 Siegen<br />
Jeden Mittwoch<br />
von 14:30 bis 17:30 Uhr<br />
02 71-2 34 60 66<br />
Kurklinik in Bad Blieskastel<br />
wurde ich beachtet! Man sprach mit mir! Vom Einbau einer<br />
Prothese war nicht mehr die Rede.<br />
Auch mit dem Essen musste ich mich herumärgern.<br />
Wenn es z. B. Hühnerfrikassee gab, bekam ich nur den<br />
Reis mit ein paar Erbsen, weil ich angeblich auf Diät sei.<br />
Ich musste klarstellen, dass ich nicht an Diabetes litt, auch<br />
wollte und musste ich nicht abnehmen. Bei mir war lediglich<br />
eine Allergie u. a. gegen Hühnerei bekannt, aber nicht<br />
gegen Hühnerfleisch. Mit dem Küchenchef handelte ich<br />
dann meinen Speiseplan aus.<br />
Im Haus gab es eine Bibliothek und ein Lesezimmer, in<br />
dem sich nie jemand aufhielt, warum weiß ich nicht. Das<br />
Raucherzimmer war jedoch immer brechend voll. Hier hatten<br />
sich auch etliche Damen „häuslich“ eingerichtet mit<br />
großen Kannen voller Tee. Da ich nicht rauchte und mir<br />
auch nichts aus Tee machte, war das kein Aufenthaltsort für<br />
mich. Im Kellergeschoss befand sich eine Gaststube, die man<br />
erst einmal finden musste. Hier wurde abends Bier und Wein<br />
ausgeschenkt, was mich den Kurfrust etwas vergessen ließ.<br />
Zum Glück lernte ich vier Damen in meinem Alter kennen,<br />
mit denen ich Spaziergänge im Wald unternahm oder wir<br />
fuhren mit dem Bus in die umliegenden Dörfer, auch nach<br />
Blieskastel – Kaschtl genannt – hinein. Die Geschäfte waren<br />
am Wochenende geschlossen und die Straßen leer. Besonderes<br />
gab es nicht zu sehen. In der Nähe der Klinik, am Fuße<br />
des Berges, gab es noch eine Kneipe, deren Wirt war sehr<br />
findig. Er hatte einen Kleinbus organisiert, der jeden Abend<br />
auf die Kurgäste wartete und sie kostenlos hin und zurück<br />
beförderte. Die Gaststätte war deshalb immer gut gefüllt,<br />
auch weil es ja sonst keine Unterhaltungsmöglichkeiten gab.<br />
Mein Kuraufenthalt näherte sich dem Ende. Man hatte<br />
mir eine Verlängerung angeboten, aber ich lehnte dankend<br />
ab. Ich war froh, dass ich wieder nach Hause fahren konnte.<br />
Meine Nacken- und Rückenschmerzen waren verschwunden.<br />
Dank der „Mobilisation“ im Wasserbecken hatte ich<br />
jetzt aber Beschwerden in der rechten Hüfte, die vorher<br />
nicht da waren. Und so habe ich mich zu Hause erst einmal<br />
von der Strapazen der Behandlungen erholt – physisch und<br />
psychisch! Ich bin nie wieder auf die Idee gekommen, eine<br />
Kur zu beantragen!<br />
Brigitte Lanko<br />
40 durchblick 4/<strong>2015</strong>
Gesundheit<br />
Mein Rollator<br />
eine praktisch-philosophische Betrachtung<br />
Es war kurz vor Silvester 2014. Schmerzen kannte ich<br />
schon länger auf Grund einer Spinal- Kanal- Stenose.<br />
An diesem Tag übertrafen sie alles bis dahin Gewesene.<br />
Sie waren auch anders. Ein späteres Röntgenbild<br />
zeigte Beckenrandfrakturen. Diese waren zwar inzwischen<br />
verheilt. Aber die Bruchteile hatten nicht korrekt zueinander<br />
gefunden. Ich konnte nicht mehr laufen. Ein Trauma,<br />
da es nie mehr anders werden würde. Die Nachricht ähnelte<br />
einem Computerabsturz. Das Leben vorher, mit all seiner<br />
Lebensfreude, war gelöscht. Es blieben nur ein paar Splitter,<br />
die ich mühsam zusammen zu setzen versuchte.<br />
Ich musste mich an den Gedanken einer Gehhilfe gewöhnen.<br />
Das Thema ist zwar banal aber Welten umspannend.<br />
Ich orderte einen Rollator. Das Krankenhausmodell<br />
war hässlich und klobig, sehr schwer, ich besorgte mir einen<br />
aus privater Hand. Da stand er nun, leider Mittelpunkt<br />
meines Lebens. Ich betrachtete ihn mit Ablehnung. Oft<br />
beschlich mich das Gefühl: „Der gehört doch nicht zu mir,<br />
er ist völlig fremd bestimmt.“ Ich stolperte über ihn, blieb<br />
hängen, lange Kleider verfingen sich in seinen Rädern.<br />
Er ist eine schwedische Erfindung. Zuerst als Dreirad<br />
konzipiert, wechselte die Firma später über zum Vierrad. Ich<br />
wollte schon eine Idee als Patent anmelden – mir schwebte<br />
ein Regenschirm am Rollator vor – rechtzeitig erfuhr ich aber,<br />
dass es dieses Luxusmodell schon gibt, sogar mit Beleuchtung.<br />
Ich musste lernen, mit ihm umzugehen. Es bedarf einer<br />
aufrechten Haltung und einer Fortbewegung zwischen den<br />
Rädern. Viele Betroffene laufen hinter den Rädern und strecken<br />
ihr Hinterteil in die Luft, sie stolpern und fallen. Einmal<br />
versuchte ich, ihn als Unterstand zu benutzen. Ich wollte eine<br />
Birne auswechseln. Kniete auf seiner Sitzfläche und vergaß,<br />
die Bremsen anzuziehen. Er rollte davon, und ich fiel. Der<br />
rechte Unterschenkel wies keine Haut mehr auf, und es dauerte<br />
Monate, bis die Riesenwunde abgeheilt war. Ansonsten<br />
ist der Rollator sehr vielseitig. Ich benutze ihn als Servierwagen,<br />
wenn ich mein Abendessen in den anderen Raum vor<br />
das Fernsehen fahre oder Gegenstände wegräumen möchte.<br />
Es gibt eine Sitzfläche mit Rückenlehne, ich kann unterwegs<br />
ausruhen. Unter der Sitzfläche ist ein Korb anzubringen, in<br />
dem ich Einkäufe verstauen kann, und er lässt sich zusammen<br />
falten und so im Auto unterbringen.<br />
Eine Vielzahl der Betroffenen wehren sich gegen einen<br />
Rollator, ihr Stolz lässt es nicht zu. Manche benutzen ihn aber<br />
auch als Status- Symbol, nur um zu zeigen, wie bedürftig sie<br />
sind. Mit dem Stolz und der Scham ging es mir genauso. Auf<br />
der Straße, unter fremdem Menschen, hat es mich nie tangiert,<br />
aber unter Bekannten hatte ich ein Problem, weil ich die anfängliche<br />
Betroffenheit in ihren Gesichtern lesen konnte. Einer<br />
guten Freundin von mir fällt es schwer, mich zu besuchen,<br />
sie hatte sich mein Altern anders vorgestellt. Und ich erst!<br />
Foto: Rita Petri<br />
Hier geht's nicht weiter<br />
Ich kaufte mir einen eleganten Stock, noch trägt er mich<br />
nicht weit, aber ich hege immer die Hoffnung. ... Früher<br />
dachte ich immer, Menschen, die am Stock gehen, müssen<br />
bestimmte Eigenschaften besitzen, negative natürlich, als da<br />
sind: Herrschsucht, Starrsein, Autorität, die Geste entspricht<br />
ihrem Gesichtsausdruckt. Wahrscheinlich dachte ich an alte<br />
Filme, in denen man den Patriarch schon von weitem näher<br />
kommen hört. Er setzt den Stock fest auf und bewegt sich<br />
mit Trippelschrittchen Die Geste entspricht ihrem Gesichtsausdruck.<br />
Nun kann ich bei mir selber schauen.<br />
Ich nehme jetzt Heerscharen von Rollatorinnen in den<br />
Straßen wahr, überwiegend Frauen, das ist mir früher nicht<br />
so aufgefallen. Ich wage eine zynische Bemerkung: Vielleicht<br />
sollte ich eine Selbsthilfegruppe für Rollatorinnen<br />
einrichten oder gar für eine olympische Disziplin trainieren<br />
Für einen Menschen mit Behinderung verengen sich die<br />
Perspektiven. Das Ungleichgewicht zwischen gelebter und<br />
noch verbleibender Zeit macht melancholisch. Die Welt um<br />
mich herum zieht sich zusammen, ich muss überwiegend<br />
aus mir selbst heraus leben. Das wenige an Beweglichkeit,<br />
welches mir der Rollator ermöglicht, scheint auch meine geistige<br />
Beweglichkeit zu verringern. Ich finde keinen Zugang<br />
mehr zu meiner Kreativität. Dabei hatte ich gehofft, ich könne<br />
noch Großes erreichen, Viele Künstler hatten fruchtbare<br />
Schaffensperioden, wenn das Leid sehr groß war.<br />
Unter Behinderung verstehe ich in diesem Essay nur das<br />
„nicht laufen können.“ Was meine Gefühle angeht, habe ich<br />
nur an der Oberfläche gekratzt, sonst wäre der Artikel zu<br />
persönlich geworden. Ich wünsche allen Rollstuhlfahrerinnen<br />
und -fahrern, trotz aller Beschwerlichkeiten, ein frohes<br />
Rollen durch das Leben.<br />
Erika Krumm<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 41
Personen<br />
Rosemarie Achenbach:<br />
Leben wie ein Kessel Buntes<br />
Mit 91 Jahren auf dem Weg zum Doktortitel<br />
Ich zucke ein wenig zusammen. Denke<br />
selbst oft an das eigene unbekannte Ablaufdatum.<br />
Verdränge ich gerne. Und diese Frau<br />
will sich damit den Doktorhut aufsetzen!<br />
„Wissen Sie, was daran so lustig ist?“ Sie<br />
schmunzelt: „Lustig daran ist, dass mein<br />
Doktorvater jünger ist als meine Kinder.“<br />
– Und weg ist die Beklemmung. „Natürlich<br />
bin ich mir bewusst, dass ich jeden Tag<br />
abgerufen werden kann. Das schreckt mich<br />
nicht. Ich habe die lebensnotwendige Distanz<br />
zu diesem Thema. Sollte die verloren<br />
gehen, dann…, ja dann höre ich auf damit.<br />
Dann geht das nicht mehr.“<br />
Doktorandin mit 91 Jahren:<br />
Rosemarie Achenbach<br />
Ein Leben wie ein Kessel Buntes. Und wenn diese<br />
Frau Teile ihres Lebens, Erlebens, ihrer Weisheit,<br />
ihres Wissensdurstes, ihres Seins vor Dir ausbreitet,<br />
dann musst Du aufpassen wie der vielzitierte Schießhund.<br />
So flott galoppiert sie verbal über den Parcours, springt behänd<br />
zwischen Zeiträumen einher, jongliert zwischen ihren<br />
Interessen mit der ganzen Erfahrung ihres Alters, ja, mit<br />
der Abgeklärtheit eines erfüllten – wenn auch nicht immer<br />
leichten – Lebens, an dessen Weg noch Ziele stehen. Die<br />
Rede ist von Rosemarie Achenbach aus Eiserfeld. Sie ist<br />
91 Jahre, geht zur Siegener Uni und schreibt zurzeit an ihrer<br />
Doktorarbeit. Thema der Dissertation: „Der Tod in der<br />
Philosophie“.<br />
Im Luftschutzbunker verschüttet<br />
Mit dem Tod hatte sie schon ein paar<br />
ernste Auseinandersetzungen. Damals von<br />
Polen aus auf der Flucht im Pferdetreck vor<br />
der Roten Armee und dann in einem Dortmunder<br />
Luftschutzbunker – im Bombenhagel<br />
verschüttet. Als die Luft immer knapper<br />
wurde, viele ihr Leben aushauchten, andere<br />
ohnmächtig wurden. Als Rosemarie Achenbach<br />
mit schwindenden Sinnen glaubte, „das<br />
war`s dann wohl!“ die Rettung im letzter<br />
Augenblick. Ein Erlebnis, das heute noch<br />
nachwirkt. Rosemarie Achenbach: „Ich habe<br />
die ganze Geschichte aufgeschrieben. Für die<br />
Nachwelt und auch als Selbsttherapie zu Bewältigung<br />
des schrecklichen Geschehens.“<br />
Natürlich rücke das bei der Doktorarbeit wieder<br />
näher. Gut, aber da ist ja die Sache mit der<br />
Distanz. Nicht nur das Vorbeischrappen am<br />
Tod im Luftschutzbunker, sondern auch die<br />
Berichte anderer Menschen über Nahtod-Erfahrungen haben<br />
sie letztlich dazu bewogen, sich dem Thema zu stellen. Der<br />
Glaube an Gott beeinflusst die Sichtweise der Pfarrersfrau<br />
(ihr Mann Friedrich starb vor über zehn Jahren.) Die Geisteswissenschaftlerin<br />
setzte sich bereits in ihrer Magisterarbeit<br />
(Philosophie) mit Glaubensfragen auseinander: „Der Gottesbegriff<br />
aus der Perspektive verschiedener Religionen“.<br />
Foto: Dieter Gerst<br />
Keine „echte Erfüllung“<br />
Die unbändige Lust zu studieren (u. a. Philosophie, Psychologie,<br />
Studium Generale) war schon immer in Rosemarie<br />
Achenbach vorhanden. Durch die Kriegswirren (ihr<br />
zukünftiger Mann kämpfte an der Westfront, sie selbst hatte<br />
42 durchblick 4/<strong>2015</strong>
es nach Polen verschlagen) und in den Jahren des Wiederaufbaus<br />
wurde daraus (fast) nichts. Mit dem damaligen Bild<br />
als „dienende“ Pfarrersfrau freundete sie sich zwar an, aber<br />
echte Erfüllung „war das nicht“. So war für das Multitalent<br />
(Studieren, Malen, Schreiben von Gedichten, Prosa und<br />
Märchenbüchern) Rosemarie Achenbach das Eintauchen<br />
in die Geisteswissenschaften nach dem Tode ihres Mannes<br />
Herzenswunsch und emanzipatorische Selbstverwirklichung<br />
zugleich. Ruck zuck ging sie die Sache an. Hat alles<br />
gut geklappt. Und jetzt steht bald der Titel ins Haus. Die<br />
Promotion ist angesagt.<br />
Seismografisch erspürt sie wachen Sinnes das Geschehen<br />
rund um den eigenen Kirchturm und in der Welt. Sie<br />
macht es sich nicht einfach. So sei sie beispielsweise nicht<br />
dazu bereit, dem lieben Gott alles in die Schuhe zu schieben<br />
was da heute so passiert. Aber: „Der liebe Gott rauft sich<br />
bestimmt manchmal die Haare.“ Sie selbst sei eine ausgesprochen<br />
kritische Christin. In Zeiten, in denen der Glaube<br />
immer öfter in Frage gestellt werde, sollte man daran denken,<br />
dass die Entsendung Jesus Christus in die Welt Gottes<br />
bedeutet, dass er für Dich da ist.<br />
„Pedaltheologie“ kommt zu kurz<br />
In der heutigen Zeit komme die so genannte „Pedaltheologie“<br />
zu kurz. Will sagen: Wenn der Mensch nicht in<br />
die Kirche kommt, dann geht der Pfarrer zu ihnen. Andererseits:<br />
In der überall sichtbaren Wandlung der Kirche<br />
(siehe Projekt 2025) hat kein Gottesmann mehr die Zeit,<br />
sich die Hacken abzulaufen. Rosemarie Achenbach: „Für<br />
mich steht fest, dass die Basisarbeit zu kurz kommt.“ Sie<br />
zuckt die Schultern.<br />
Ihre „Studentenbude“ ist ein schmuckes Einfamilienhaus.<br />
Hat auch nicht jeder. Vorzüge des Alters. Die Eiserfelder<br />
Doktorandin: „Ich bin unendlich dankbar dafür,<br />
dass ich mir das im hohen Alter überhaupt leisten kann.“<br />
Ihre wachen Augen gleiten über Fotos an den Wänden.<br />
„Mein Mann und ich sind viel gereist. Ja, wir haben die<br />
Welt gesehen. Jede Menge Fotos haben wir geschossen. Bei<br />
60 000 habe ich aufgehört zu zählen. Dias über Dias…“ Das<br />
komplette Portfolio hat sie dem Heimatmuseum Wilnsdorf<br />
überlassen. Die Welt: Sie hat sie gesehen, wie sie war, sie<br />
erlebt wie sie ist. Der Blick aus dem Fenster. Wunderschön.<br />
Die Sieg-Auen im satten Grün. Das sanfte Licht der Nachmittagssonne.<br />
Friedlich. Die Natur hat Rosemarie Achenbach<br />
mit ihrem Studien („Mein Lebenselexier“) in einen<br />
kraftspendenden Rahmen gebettet. Dieter Gerst<br />
Rosemarie Achenbachs Veröffentlichungen<br />
Foto: Dieter Gerst<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 43
44 durchblick 4/<strong>2015</strong>
Vorgestellt:<br />
Gudrun Fokken<br />
Wohin zuerst blicken? fragen wir uns beim Besuch<br />
in Gudrun Fokkens Werkstatt. Überall in<br />
Regalen, Ecken und an Wänden sind Puppen,<br />
Bilder, Stofftiere, Marionetten, Puppenkleider und - Möbel,<br />
kleine Bücher oder Steckenpferde zu sehen. Körbe<br />
quellen über mit Materialien: Stoffe, Nähgarn in allen Farben,<br />
Knöpfe, Schafwolle zum Füllen der Puppen, Wolle<br />
in allen Nuancen. Im Mittelpunkt auf dem eher kleinen<br />
Arbeitsplatz: die Nähmaschine und eine Schneiderschere.<br />
Daneben ein Tisch, der liebevoll herbstlich mit Holzpilzen,<br />
Tannenzapfen, Moos, Tierfiguren und orange leuchtenden<br />
Lampionblumen dekoriert ist. An den Wänden sieht<br />
man Kinderbilder, Stickmuster, alte Fotos. Und mitten<br />
drin steht Gudrun Fokken, die Herrin dieser kunterbunten<br />
„Kinderwelt“.<br />
Mit hellwachen graublauen Augen erklärt die 74-Jährige,<br />
was wir sehen. An einer Wand steht ein uraltes, weinrot<br />
überzogenes Sofa, auf dem ihre Puppen sitzen. Obenauf<br />
die größeren Puppen mit nur angedeuteten Gesichtszügen<br />
in verschiedenen Hautfarben. Nur an den liebevoll gestalteten<br />
Frisuren und der Puppenkleidung lässt sich der kleine<br />
Unterschied erkennen: Mädchen oder Junge. Die kleinen<br />
Kissenpuppen für die Babys, erklärt Gudrun Fokken, sind<br />
noch reduzierter. Weder lachend noch weinend sind <br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 45
Vorgestellt: Gudrun Fokken<br />
die Gesichtszüge, sie sind<br />
neutral.“ Alle Puppen“,<br />
so die Pädagogin, „sollen<br />
durch Fassen zum Erfassen<br />
und vom Greifen<br />
zum Begreifen“ anleiten.<br />
Denn Gudrun Fokken hat<br />
über 30 Jahre im Waldorf-<br />
Kindergarten am Häusling<br />
gearbeitet. Mit frühkindlicher<br />
Bildung kennt sie<br />
sich bestens aus. Überhaupt<br />
sollen die Puppen und das<br />
Erzählen von Märchen die<br />
Phantasie der Kleinen anregen. So kann man sich lebhaft<br />
vorstellen, wie Gudrun Fokken als Märchentante mit ihren<br />
Schützlingen und auch den eigenen Kindern eine kleine<br />
Bühne zaubert, auf der dann die gehörten Geschichten mit<br />
Puppen oder Marionetten nachgespielt und natürlich auch<br />
variiert werden. Farben spielen immer eine große Rolle.<br />
Ebenso die Eurythmie, eine Bewegungskunst, die Sprache<br />
oder auch Musik ausdrücken möchte. Kein Wunder, dass<br />
ihre vier Kinder kreative Berufe gewählt haben und zwei<br />
ihrer Töchter als Heileurythmisten arbeiten.<br />
Im Herbst ist Gudrun Fokken besonders fleißig, denn<br />
es gilt wieder neue Puppen und deren Kleider und winzigen<br />
Schuhe sowie Stofftiere für den kommenden Weihnachts-Basar<br />
in der Waldorf-Schule herzustellen. Nicht<br />
zu vergessen: die gestrickten<br />
kleinen Lämmchen für die<br />
ganz Kleinen. Denn ihre handgefertigten<br />
Produkte aus Naturmaterialien<br />
sind nun schon<br />
seit Generationen bei Eltern<br />
und Großeltern von Waldorf-<br />
Kindern gefragt und werden<br />
von den Kids heißgeliebt.<br />
Spannend ist es auch, Geschichten<br />
aus der Jugend von<br />
Gudrun Fokken zu hören. Ihre<br />
Eltern und die älteren Geschwister<br />
von Gudrun waren<br />
bis 1939 in Deutsch-Ostafrika unterwegs. Die Vorfahren<br />
waren Missionare. Alte schwarz-weiß Fotos an den Wänden<br />
erinnern an diese prägenden Jahre aus der Familiengeschichte.<br />
Man möchte eigentlich viel mehr erfahren.<br />
Als Autodidaktin hat Gudrun Fokken, die auch die<br />
Kunst der Kalligraphie schätzt, die Sütterlin-Handschrift<br />
erst vor wenigen Jahren erlernt. Nun kann sie endlich alte<br />
Dokumente entzffern und mit einer über 90-jährigen Freundin<br />
regelmäßig jede Woche per Brief korrespondieren. Wir<br />
lernen: Für neue Herausforderungen ist es nie zu spät!<br />
Geboren 1941 in Marburg, Ausbildung in Hamburg und<br />
Köln, Mutter von vier Kindern, Beruf: Erzieherin, seit 1972<br />
ist ihre Heimat Siegen.<br />
Text: Tessie Reeh, Fotos: Rita Petri<br />
46 durchblick 4/<strong>2015</strong>
4/<strong>2015</strong> durchblick 47
Kultur<br />
All Exclusive<br />
Begegnung mit einer Skulptur im Wenscht<br />
Als ich vor einigen Jahren nach Geisweid ins Vordere<br />
Wenscht zog, begegnete ich bald auf meinen<br />
Gängen im Dr.-Dudziak-Park einer eigenartigen<br />
Skulptur. Majestätisch thronend im oberen Teil des Wäldchens<br />
zwischen Dr. h.c.-Karl-Barich-Straße und Albichweg<br />
wirkte sie ein wenig befremdlich auf mich: Was sollte dieser<br />
elegant, ja abgehoben wirkende Mann hier in der ehemaligen<br />
Stahlarbeitersiedlung in Geisweid?<br />
Ich hätte dem Standort entsprechend eher eine Figur<br />
erwartet, die die Industriegeschichte dieses Stadtteils widerspiegelt,<br />
vielleicht in der Art unseres Siegener Pendants<br />
„Henner“ und „Frieder“. Zumal sich der Künstler, Hermann<br />
Kuhmichel, schwerpunktmäßig mit der Darstellung der<br />
Siegerländer Arbeitswelt beschäftigt hat. Als in den fünfziger<br />
Jahren auf Initiative des Arbeitsdirektors Dr. Dudziak<br />
der Stahlwerke Südwestfalen die Gartenstadt Wenscht<br />
entstand, erhielten heimische Künstler Aufträge, das neu<br />
entstehende Wohngebiet zu verschönern.<br />
Wie gesagt, so richtig konnten wir uns anfangs nicht<br />
anfreunden. Ich hatte natürlich schnell das am Sockel angebrachte<br />
Schild gefunden, das den Namen dieser Skulptur<br />
aus dem Jahre 1957 kundgab: „Der Exklusive“. Von nun an<br />
beschäftigte mich dieser „Nachbar“ im Wenscht und weckte<br />
Assoziationen in mir. Exklusiv in Haltung und Mimik wirkt<br />
der dargestellte Herr in der Tat. Sein Gesichtsausdruck erinnert<br />
mich an den Vierzeiler<br />
von Heinz Erhardt<br />
Der Snob<br />
Sie reichten Weine mir und Bier<br />
und Schnäpse und dergleichen<br />
dabei könn’n diese Leute mir<br />
nicht mal das Wasser reichen!<br />
Foto: Ulrich Hoffmann<br />
„Der Exklusive“ von Hermann Kuhmichel<br />
Foto: Ulrich Hoffmann<br />
Gleichsam wurde im Vorbeigehen „Der Exklusive“ für<br />
mich zum Impuls- und Ideengeber für meine Phantasie. So<br />
entstanden Vergleiche, die in meinem Kopf Bilder entstehen<br />
ließen. Ein Kunstwerk, das inspiriert.<br />
Mir kommt der Maler Carl Spitzweg in den Sinn, der<br />
mit seinem Bild „Der Hagestolz“ einen ebenfalls herausragenden,<br />
in seiner Umgebung auffallenden, befremdlich<br />
wirkenden Menschen zeigt.<br />
Des Weiteren erinnert mich „Der Exklusive“ an eine<br />
Szene aus der Literatur, gleichzeitig an meine Schulzeit.<br />
Im Deutschunterricht befassten wir uns mit der Textgattung<br />
Kurzgeschichte. Unser Lehrer konfrontierte uns mit<br />
bespielhaften Texten, mit deren Hilfe wir die Besonderheiten,<br />
vor allem die sprachlichen Stilmittel herausarbeiten<br />
sollten. Hier ein Auszug aus der Kurzgeschichte „Der<br />
48 durchblick 4/<strong>2015</strong>
„Der Hagestolz“ von Carl Spitzweg<br />
Verkehrsunfall“ bzw. aus dem Roman „Der Mann ohne<br />
Eigenschaften“ von Robert Musil:<br />
Die beiden Menschen, die eine breite, belebte Straße<br />
hinaufgingen, gehörten ersichtlich einer bevorzugten Gesellschaftsschicht<br />
an, waren vornehm in Kleidung, Haltung<br />
und in der Art, wie sie miteinander sprachen, trugen die<br />
Anfangsbuchstaben ihrer Namen bedeutsam auf ihre Wäsche<br />
gestickt, und ebenso, das heißt nicht nach außen gekehrt,<br />
wohl aber in der feinen Unterwäsche ihres Bewusstseins,<br />
wussten sie, wer sie seien und dass sie sich in einer<br />
Haupt- und Residenzstadt auf ihrem Platze befanden. Ein<br />
sprachliches Kunstwerk, eine kurze Beschreibung zweier<br />
Menschen, die „exklusiv“ sind bzw. sich dafür halten.<br />
Auch der Film hält Assoziationen zum Begriff „exklusiv“<br />
bereit. Mir fallen einige Szenen von dem großen und einzigartigen<br />
Loriot ein. Ein wahrlich exklusives Auftreten zeigt Loriot<br />
alias Herr Lohse in der Einkaufsszene des Films „Pappa<br />
ante portas“. Lohse, frisch pensioniert, geht anscheinend zum<br />
ersten Mal in ein Geschäft, erwartet „exklusive“ Bedienung,<br />
baut sich im vollen Laden auf und tönt in Loriots unnachahmlicher<br />
Art: „Mein Name ist Lohse und ich kaufe hier ein.“<br />
Wohlgemerkt, das sind alles sehr individuelle Assoziationen<br />
zum „Exklusiven“. Ob Hermann Kuhmichel beabsichtigt<br />
hatte, mit seiner Skulptur Bezüge solcher Art auszulösen,<br />
ist wohl nicht mehr zu ergründen. Ich jedenfalls habe mich<br />
mit dem „Exklusiven“ mittlerweile angefreundet und finde<br />
ihn an seinem Standort überhaupt nicht mehr deplatziert.<br />
Bietet er doch für den regelmäßig Vorbeigehenden<br />
eine Menge Impulse zum<br />
Nachdenken und Phantasieren.<br />
Mittlerweile geht er am Standort<br />
schon fast eine Art Symbiose mit der ihn<br />
umgebenden Natur ein, die ihre Spuren<br />
deutlich an dem Kunstwerk hinterlässt.<br />
Wirkt KUHMICHELS Skulptur in ihrem<br />
Ambiente auch paradiesvogelartig,<br />
so strahlt der dargestellte Mensch auf<br />
mich vor allen Dingen eine beeindruckende<br />
Art von Gelassenheit aus: „Der<br />
beste Aussichtspunkt des Lebens ist die<br />
Gelassenheit.“ (Ernst Ferstl)<br />
<br />
Ulrich Hoffmann<br />
Foto: Ulrich Hoffmann<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 49
Kultur<br />
Hier stehe ich, es war ganz anders<br />
Mit Luther auf dem Weg zum Reformationsjubiläum<br />
Siegerländer CVJM-Senioren vor dem Lutherdenkmal in Eisleben<br />
Wuchtig und erhaben steht er auf einem Sockel<br />
mitten auf dem Marktplatz von Eisleben. Die<br />
Rede ist von dem Reformator Martin Luther,<br />
dessen Thesenanschlag an die Tür der Schlosskirche zu<br />
Wittenberg sich am 31. Oktober 2017 zum 500. Mal jährt.<br />
Dieser Ort in Sachsen-Anhalt, der die Bezeichnung Lutherstadt<br />
im Namen hat, hat auch viele Bezüge zu dem Reformator.<br />
Hier ist er geboren, hier hat er gepredigt und hier<br />
ist er gestorben. Auf dem Weg zum Reformationsjubiläum<br />
hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) eine<br />
Lutherdekade unter dem Motto „Luther 2017 – 500 Jahre<br />
Reformation“ ausgerufen. Wichtige Themen wie Freiheit,<br />
Bildung, Sprache und Musik werden auf Tagungen und<br />
Kongressen vielschichtig erörtert. In diesem Jahr geht es<br />
um „Bild und Bibel“.<br />
Während in früheren Jahren Reformationsjubiläen<br />
national und in konfessioneller<br />
Abgrenzung gefeiert wurden, soll das kommende<br />
Jubiläum von Offenheit, Freiheit<br />
und Ökumene geprägt sein. Es soll nicht<br />
nur 500 Jahre Reformation gefeiert , sondern<br />
auch daran erinnert werden, welche<br />
Auswirkungen das Geschehen im 16. Jahrhundert<br />
bei der Entstehung der Moderne<br />
gespielt hat. So sollen jene Impulse in den<br />
Mittelpunkt gerückt werden, deren Auswirkungen<br />
bis in unsere Zeit reichen. Das<br />
Reformationsjubiläum 2017 wird deshalb –<br />
anders als alle Luther- und Reformationsjubiläen<br />
bisher – in vielen Ländern der Erde<br />
gefeiert. Dazu gibt es internationale Projekte,<br />
wie Wanderausstellungen und Chorreisen,<br />
die Zusammenarbeit von Stiftungen<br />
und Auslandspfarrstellen, internationale<br />
Kongresse und touristische Angebote und<br />
vieles mehr zeigen die weltweite Dimension des Jubiläums.<br />
Dazu ist das interessante Buch „Hier stehe ich, es war<br />
ganz anders“ von dem Theologen, dem Hörfunk und Fernsehjournalist<br />
und erfolgreichen Buchautor Andreas Malessa<br />
erschienen. Er zeigt in diesem Beitrag zum Reformationsjubiläum<br />
ein profundes Wissen über viele Begebenheiten<br />
in Luthers Leben und Details aus Luthers Schriften. Dabei<br />
weiß man nicht immer, ob man alles ernst nehmen soll,<br />
wenn er zum Beispiel über Luthers Erscheinen vor dem<br />
Reichstag zu Worms 1521 berichtet, dass sein berühmter<br />
Ausspruch vor dem Kaiser und den hohen Herren „Hier<br />
stehe ich, ich kann nicht anders“ tatsächlich so gar nicht<br />
gesagt worden ist. Was war geschehen? Zu Luthers Zeiten<br />
war der „Reichstag“ eine alle paar Jahre einberufene Konferenz<br />
an wechselnden Orten. In diesem Jahr trafen sich in<br />
Worms am Rhein 80 Fürsten, 130 Grafen, viele Reichsstädter<br />
und eine große Zahl von Rittern, Edelleuten und Reisigen<br />
(berittenen Soldaten), dazu kam Karl V., der Kaiser<br />
des „Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation“. Luther<br />
war geladen, weil er „angehört“ werden sollte, mit dem Ziel<br />
seine Thesen und den Inhalt seiner Schriften zu widerrufen.<br />
Am 17. April 1521 fasst er in einer langen Rede vor den<br />
hohen Herren die wesentlichen Punkte seiner Lehre zusammen<br />
und provoziert diese zum Beispiel mit der Behauptung:<br />
Jeder Christ müsse seinem an die Bibel gebundenen<br />
Gewissen mehr gehorchen als den Dogmen, die ein Konzil<br />
beschlossen hat. Auch der Papst stehe unter der Bibel und<br />
sei dem Kirchenvolk gegenüber rechenschaftspflichtig. Der<br />
Kaiser befiehlt: „Widerrufe!“ Aber Luther widerruft nicht<br />
und darf zuerst einmal „in Begleitung“ den Saal verlassen.<br />
50 durchblick 4/<strong>2015</strong><br />
Foto: Klaus Gerhard
Bekannt ist, dass er auf dem Weg von Freunden „gekidnappt“<br />
und auf die Wartburg gebracht wird. Hier lebt er<br />
inkognito als „Junker Jörg“ und übersetzt in dieser Zeit das<br />
Neue Testament in die deutsche Sprache. Malessas Buch<br />
hinterfragt viele weitere bekannte oder weniger bekannte<br />
Begebenheiten aus Luthers Leben. So wird gefragt, ob er<br />
wirklich –wie überliefert - in dem Turmzimmer auf der<br />
Wartburg mit dem Tintenfass nach dem Teufel geworfen<br />
hat. Manche Besucher der Burg wollen den Tintenfleck an<br />
der Wand heute noch gesehen haben. Malessa kommt auch<br />
zu dem Schluss, dass der berühmte Thesenanschlag an die<br />
Schlosskirche in Wittenberg wie historisch überliefert wohl<br />
nicht geschehen ist. Allerdings hat Luther Ablassthesen<br />
verfasst, die auch veröffentlicht wurden.<br />
Luthers Denken und Handeln hat Konsequenzen für<br />
Volk und Kirche. Aber erst Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte<br />
später werden die geistigen, die spirituellen, die<br />
kirchlichen und damit die politischen Lawinen deutlich<br />
werden, die Luther hier losgetreten hat. Man kann sagen,<br />
Luther beansprucht die Freiheit für den einzelnen Menschen.<br />
Ein Mensch beruft sich auf das, was er selbst in der<br />
Bibel gelesen hat und was ihm vernünftig erscheint. Im<br />
Mittelalter undenkbar! Die höchste moralische Instanz ist<br />
jetzt sein „an die Schrift gebundenes Gewissen“ und sein<br />
eigenes Denken. Er beansprucht, selbstständig glauben,<br />
denken und schlussfolgern zu dürfen und danach handeln<br />
zu müssen. Martin Luther behauptet, der Mensch sei unmittelbar<br />
Gottes Gegenüber, wodurch er die Geistesfreiheit<br />
beanspruchen darf und die moralische Verantwortung für<br />
sein Handeln übernehmen kann (muss). In der Folge dieser<br />
Geistesfreiheit bedeutet dies dann auch in der praktischen<br />
Konsequenz die Freiheit der Wissenschaft und der Kunst,<br />
die Pressefreiheit, die Gewissens- und Religionsfreiheit<br />
und die Versammlungs- und Meinungsfreiheit. Diese Dualität<br />
„Freiheit und Verantwortung“ ist die Grundlage des<br />
Menschenbildes der folgenden Jahrhunderte und die Basis<br />
jeder humanen Rechtsordnung bis in unsere Zeit.<br />
Aber wenn man über Luther schreibt, gebietet die Ehrlichkeit,<br />
auch auf die dunklen Seiten des Reformators hinzuweisen.<br />
Niemand wird sich allen Ernstes heute noch mit Luthers<br />
Gedanken und Aussagen identifizieren, wie mit aufständischen<br />
Bauern umzugehen oder was von Juden, Türken und Wieder-<br />
Foto: Rita Petri<br />
Andrea Malessa „Hier stehe ich, es war ganz anders“<br />
täufern zu halten sei. Ich bin kein Lutherkenner – da gibt es<br />
viele andere Gelehrte, die darüber geschrieben, promoviert<br />
und diskutiert haben. Allerdings kann ich so viel resümierend<br />
sagen: Luther war ein Mann und Christ, der den Mut hatte, in<br />
seiner Zeit vieles in Kirche und Volk zu kritisieren und damit<br />
bis in die Moderne viele Anstöße zur Veränderung gegeben<br />
hat. Luther wollte keine „lutherische“ Kirche und hätte es sicher<br />
abgelehnt, dass wir in seinem Namen Jubelfeiern veranstalten.<br />
Das unterstreicht sein Ausspruch: “Wie käme denn<br />
ich armer stinkender Madensack dazu, dass man die Kinder<br />
Christi mit meinem heillosen Namen nennen sollte?“<br />
Anmerkung zu dem im Text genannten Buch:<br />
Der Autor schreibt im Vorwort, dass er kein Enthüllungsjournalist<br />
ist. Er sei bei seiner Recherche auf Heldenlegenden, Horrorgeschichten,<br />
falsche Zitate, vor allem aber auf viele kleine<br />
Halbwahrheiten und lustige Irrtümer gestoßen. Mit denen –<br />
und ihrer Beantwortung – möchte er den Leser anspruchsvoll<br />
unterhalten und erheitern. Das ist Malessa gelungen und bei<br />
aller Karikatur wird deutlich, dass er die Lebensleistung des<br />
Reformators sehr bewundert.<br />
Horst Mahle<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 51
Kultur<br />
Mario Adorf stellt sein Buch „Schauen Sie mal böse" vor.<br />
Hier im Gespräch mit Luzia Braun vom ZDF<br />
Es war soweit! In Frankfurt öffneten sich die Türen<br />
zur Buchmesse. Für fünf Tage wurde das Terrain<br />
zum Treffpunkt von Verlegern, Buchhändlern und<br />
Autoren, die zusammen mit Produzenten von Filmen und<br />
Medien zeigten, was es an „Neuem“ zu erwarten gibt. Die<br />
Buchmesse wurde wieder der Treffpunkt von den Machern<br />
der Branche. Sie ist weltweit der bedeutendste Handelsplatz<br />
für Bücher, Medien, Rechte und Lizenzen. In den ersten drei<br />
Tagen nutzten die Fachleute die geschäftlichen Kontakte<br />
um neue Verbindungen zu knüpfen, zu erweitern oder um<br />
Brücken in die Zukunft zu bauen. Die verbleibenden letzten<br />
beiden Tage blieben den privaten Besuchern vorbehalten.<br />
Ist es ein Reiz oder ein Bann? Für mich ist es ein eigenes,<br />
inneres Muss! Wer einmal den Zauber des geschriebenen<br />
Wortes erlebt hat, der ist gefangen und so fuhr ich nun schon<br />
zum zehnten Male zur Buchmesse. Am Sonnabend, dem<br />
17. Oktober,<br />
unterwegs<br />
in Richtung<br />
Frankfurt<br />
spürte ich<br />
das Hochgefühl<br />
einer<br />
neugierigen,<br />
wissensbedürftigen<br />
Stimmung,<br />
die mich erneut<br />
in die<br />
Landschaft einer<br />
pulsierende<br />
Verlagswelt<br />
versetzte.<br />
Als Auftakt<br />
gilt in Navid Kermani<br />
je-<br />
Foto: wikipedie.de<br />
Bücher<br />
befördern<br />
Gedanken<br />
dem Jahr die Vergabe des Friedenspreises<br />
des Deutschen Buchhandels. In diesem<br />
Jahr wurde der Preis Navid Kermani zuerkannt.<br />
Der jetzt in Köln lebende Buchautor<br />
und Journalist wurde 1967 als viertes Kind<br />
einer zugewanderten iranischen Familie<br />
geboren. Die Familie verließ 1959 Persien.<br />
Vater und seine drei älteren Söhne sind als<br />
Ärzte tätig. Navid Kermani ist in Siegen<br />
geboren, aufgewachsen, hier besuchte er<br />
das Rosterberg Gymnasium und begann<br />
seine berufliche Karriere mit 15 Jahren in<br />
der Lokalredaktion der Westfälischen Rundschau Siegen.<br />
Aufmerksam wurde ich auf Navid Kermani, als er am<br />
23. Mai 2014 eine beeindruckende Festrede anlässlich der<br />
Feierstunde zum 65. Jahrestag des Grundgesetztes im Deutschen<br />
Bundestag hielt.<br />
Doch nun zum Messebesuch. Es ist schon sinnvoll in<br />
den frühen Morgenstunden anzureisen, wenn die Messehallen<br />
noch einigermaßen überschaubar sind und man sich<br />
in den langen Gängen einen ersten Überblick verschaffen<br />
kann. Je weiter die Zeit fortschreitet, umso voller wird es<br />
und zuletzt kann es schon zu einem, sich gegenseitigen<br />
Schieben ausarten. Trotz alledem ist es ein Eldorado an Büchern<br />
und dementsprechenden Bücherwänden und es überwältigt<br />
regelrecht. Ich liebe z. B. das „blaue Sofa“. Dort,<br />
im Übergang von Halle 5.1 zu 6.1, hat sich das ZDF mit<br />
dem Deutschlandradio etabliert und: „Wer dort sitzt“, heißt<br />
es, „hat es geschafft“! Ebenso: Wer dort einen Sitzplatz<br />
ergattert, hat in jedem Falle eine Ruhepause für die Füße<br />
geschafft! Dort erlebte ich die „Sternstunden“ der Literatur.<br />
Martin Walser plauderte genüsslich über seine einzeln<br />
erschienenen Werke. Ich erlebte einen mir vollkommen<br />
unbekannten und heute hochverehrten Christopher Clark.<br />
Er vermittelte mir seine Gedanken über die „Schlafwandler“<br />
und ein mir neues Preußenbild. Ich erlebte die Ausführungen<br />
von Reinhold Messmer, Ben Becker, Roger Willemsen,<br />
Nele Neuhaus und so viele mehr. Gespannt lauschte<br />
ich Norbert Lammert. Lutz Seiler erzählte von den vielen<br />
Gräbern unbekannter DDR-Flüchtenden an dänischen Küsten,<br />
und, und, und. Es sind Autoren mit ihren Geschichten,<br />
die neugierig auf Bücher machen. Es sind Geschichten und<br />
Erlebnisse, die in Worte gefasst ein spannend und dramatisches<br />
Leben und Wirken wiedergeben. Eigentlich sind alles<br />
nur Worte, die zusammengesetzt ein Neues ergeben. Es<br />
macht neugierig und es ist ein Gewinn zu erleben, wie die<br />
Wirkung der Worte verarbeitet auf uns Leser wirkt.<br />
52 durchblick 4/<strong>2015</strong><br />
Foto: Eva-Maria Herrmann
Fotos: Eva-Maria Herrmann<br />
Animefiguren, die an Computerspiele angelehnt oder aus Filmen übernommen sind<br />
Ich erlebte Menschen wie: Peter Scholl-Latour, Richard<br />
von Weizsäcker, Frank Schirrmacher, Harry Rowohlt oder<br />
Ottmar Schreiner. Viele inzwischen verstorbene Persönlichkeiten<br />
und ein jeder hinterließ einen Eindruck.<br />
Verwundert schauten die Besucher auf das farbenfrohe<br />
und oft irritierende Spektrum der flanierenden Jugendlichen<br />
auf dem Messegelände. Es breitet sich ein zunehmender<br />
„Verkleidungstrend“ aus. Darunter sind es wahrhaftige<br />
Kunstwerke von Manga- oder Animefiguren, die an Computerspiele<br />
angelehnt sind oder aus Filmen übernommen wurden.<br />
Cosplay nennt sich die japanische Verkleidungskunst.<br />
Bis ins 15. Jahrhundert reicht die Geschichte der Buch-<br />
messe in Frankfurt zurück. Als Johannes Gutenberg nur wenige<br />
Kilometer von Frankfurt entfernt den Buchdruck erfand,<br />
setzte er den Grundstein für die bis ins 17. Jahrhundert bedeutendste<br />
Buchmessestadt Europas. Frankfurt blieb es, bis<br />
die politischen und kulturellen Umwälzungen dieses Prädikat<br />
im 18. Jh. an Leipzig abgaben. Seit 1949 lebte jedoch die<br />
frühzeitliche Tendenz für Frankfurt wieder auf. 205 deutsche<br />
Aussteller kamen zur ersten Buchmesse im September in der<br />
Frankfurter Paulskirche der Nachkriegszeit zusammen. Mehr<br />
als 70 Jahre später ist die Frankfurter Messe die größte Buchmesse<br />
der Welt. Sie ist heute ein Markenzeichen und Vorbild<br />
eines internationalen Kulturevents. Eva-Maria Herrmann<br />
Buchbesprechung<br />
Nach „Historisches wird lebendig“<br />
und „Vergangenes kehrt<br />
zurück“ berichtet der Siegerländer<br />
Heimatschriftsteller Heinz<br />
Bensberg auch in seinem dritten Buch<br />
„So war es seinerzeit“ wieder über<br />
Kulturgut aus der Vergangenheit! Es<br />
soll Einblicke über das historische und<br />
gesellschaftliche Leben im Siegerland<br />
geben und dazu beitragen, die Vergangenheit<br />
etwas zu erhellen und will In-<br />
So war es seinerzeit<br />
Heinz Bensberg<br />
teresse wecken, auf eine Zeit, die lange<br />
zurück liegt. Wer weiß schon, dass der<br />
Erfinder des Flugzeugschleudersitzes<br />
ein Siegerländer war, der auch den (inoffiziellen)<br />
Weltrekord im Ballonfahren<br />
hatte. Oder, dass ein Siegerländer mit<br />
einem Holzvergaser-Traktor auf den<br />
Großglockner gefahren ist, ein Ofen den<br />
Busanhänger erwärmte und Schulkinder<br />
für den Briefträger den Weg im Schnee<br />
fest treten (dabbeln) mussten. ●<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 53
54 durchblick 4/<strong>2015</strong>
4/<strong>2015</strong> durchblick 55
Unterhaltung<br />
Bis zur letzen<br />
Wollmaus . . .<br />
Putzen: Last,<br />
Leidenschaft<br />
oder<br />
Meditation?<br />
Karikatur: Matthias Neuser<br />
Sind Sie mit ihrem halbwegs geordneten Chaos zufrieden,<br />
finden fast alles, was Sie suchen? Und Wollmäuse<br />
unterm Bett bringen Sie nicht um den Verstand?<br />
Aber bringt Sie überraschender Besuch zu Hause aus der<br />
Fassung? Dann müsste so ein rotierender Saugroboter die<br />
ideale Hilfe für ihren Haushalt sein, der im Alleingang den<br />
Staub vom Teppich aufsaugt. Besser wäre eine „Perle“, die<br />
heute kurzfristig übers Internet als „Helpling“ buchbar ist.<br />
Oder eine Frau Mrozek (Gott hab sie selig), die regelmäßig<br />
einmal in der Woche drei Stunden lang für die Sauberkeit<br />
bei uns zu Hause in den 60-iger Jahren in Düsseldorf zuständig<br />
war. Mit der man noch plaudern konnte, manchmal<br />
beim gemeinsamen Frühstück. Hier gab es oder gibt<br />
es noch eine gewisse Wertschätzung und ein gegenseitiges<br />
Vertrauen.<br />
Ist bei Ihnen alles wohlgeordnet und pikobello? Möchten<br />
Sie vom Fußboden essen können? Dann sind Sie eine<br />
schwäbische oder siegerländer Hausfrau bzw. Hausmann.<br />
Denn da gibt es kein Pardon. Mit Hingabe, fast schon peinlich<br />
pingelig sehen diese Menschen den Sinn des Lebens im<br />
Putzen. Zu festen Zeiten werden wöchentlich die gleichen<br />
Putzrituale durchgeführt. Auch wenn Besuch unangemeldet<br />
auftaucht: alles sauber, staubfrei und auf Hochglanz poliert.<br />
Das Wohnzimmer wirkt so aufgeräumt, als ob hier niemand<br />
wohnt. Es duftet nach Zitrone, also nach Sauberkeit. Im<br />
Bad ein Hauch von Chlor. Ich stelle mir so eine Hausfrau<br />
noch immer mit Turban auf dem Kopf, mit Kittelschürze,<br />
gelben Gummihandschuhen, in Clogs, Feudel, Putzlumpen<br />
und Eimer in der Hand vor. Wie köstlich sind diese Typen<br />
im Karneval immer wieder anzusehen und anzuhören, wenn<br />
sie von Macken ihrer Arbeitgeber aus dem Nähkästchen<br />
plaudern oder sich so ihre Gedanken über Gott, die Welt<br />
und die Politik machen. Als Schülerin brachte mich in den<br />
60-iger Jahren Frau Babbisch und Frau Struwwelisch (von<br />
Männern dargestellt) im Mainzer Karneval zum schlapplachen.<br />
Aber auch im Siegerland sind solche Putzteufel-Duos<br />
noch heute im 21. Jahrhundert erfolgreich unterwegs.<br />
Reinigungskraft, Putzfrau, wie heißt es offiziell? Viele<br />
Frauen verdienen sich hier in Mini-Jobs ein Taschengeld<br />
56 durchblick 4/<strong>2015</strong>
dazu. Oder aber der schnelle Euro auf die Hand ist immer<br />
verführerisch. Für beide Seiten. Im Hotelgewerbe, Betrieben<br />
oder Krankenhäusern sind inzwischen die offiziellen<br />
Arbeitsstellen – meist outgesourct – also die Jobs laufen<br />
über Subunternehmer. Doch hier wird die Zeit unnachgiebig<br />
getaktet. Drei oder fünf Minuten pro Raum. Wer länger<br />
braucht, ist selber schuld. Ein Knochenjob. Und wie einfach<br />
machen es sich diejenigen, die den Dreck verursacht<br />
haben mit ihrer oft gnadenlosen und lautstarken Kritik. In<br />
Kliniken hört jedoch der Spaß bzw. der Sparwahn der Auftraggeber<br />
auf. Gründlich und billig geht eben nicht.<br />
Schon die Kölner träumten von Heinzelmännchen, die<br />
über Nacht wie von Geisterhand alles aufräumten und<br />
die unbequeme Arbeit erledigten. Der Heinzelmännchenbrunnen<br />
vor dem Brauhaus Früh gibt Zeugnis von diesem<br />
Wunsch oder Märchen.<br />
Denn man war faul und legte sich / hin auf die Bank und<br />
pflegte sich. / Da kamen bei Nacht, / ehe man´s gedacht, /<br />
die Männlein und schwärmten / und klappten und lärmten<br />
/ und rupften und zupften / und hüpften und trabten. / Und<br />
eh ein Faulpelz noch erwacht, / war all sein Tagwerk bereits<br />
gemacht. Heißt es im Gedicht von August Kopisch.<br />
Und der Traum endet:<br />
„O weh! Nun sind sie alle fort. / Man kann nicht mehr wie<br />
sonsten ruhn, / man muss nun alles selber tun.“<br />
Vielleicht stammt hierher der legendäre Ausdruck vom<br />
„Kölschen Wisch“, wo es mit der Sauberkeit nicht so genau<br />
genommen wird. So kann man noch heute von eher protestantisch<br />
geprägten Gegenden hören, dass hier das Putzen<br />
eine wichtigere Rolle spielt als in katholischen.<br />
Ganz ausgestorben sind die Heinzelmännchen<br />
aber noch nicht. In Siegen gibt es seit einiger Zeit<br />
die „Heinzelwerker“ im Haus Herbstzeitlos, die<br />
Senioren bei kleineren Reparaturen oder Problemen<br />
im Haushalt unentgeltlich zur Seite stehen.<br />
Apropos „Kölscher Wisch“: den WGs, also<br />
Wohngemeinschaften vor allem für Studenten, wird<br />
dieser Putzstil immer noch nachgesagt. Dreckiges<br />
Geschirr in der Badewanne gestapelt, überquellende,<br />
übel riechende Kühlschränke, Schmutzwäsche<br />
stapelt sich um Betten und Bad, bis sie endlich mal<br />
in den Waschsalon gebracht wird. Die Klos: „kein<br />
Kommentar“. Dass hier, trotz „To-do Liste“, wer<br />
ist wann für was zuständig, die Reinlichkeit baden<br />
geht, scheint vorprogrammiert. „Denn je höher der<br />
Bildungsgrad, desto schlechter putzen die Leute“<br />
stellt Nicole Karafyllis in einem Interview mit der<br />
Süddeutschen Zeitung fest. Und Professorin Karafyllis<br />
muss es wissen, sie hat sich als Professorin<br />
an der TU Braunschweig mit dem Thema Putzen<br />
als Kulturtechnik wissenschaftlich auseinandergesetzt*).<br />
Sie ist eine Frau, die dazu steht, dass sie<br />
leidenschaftlich gerne putzt. Sie sagt, dass man<br />
Putzen als eine Art Meditation erfahren könne:<br />
„weil die Dinge, die einen umgeben, ganz bewusst<br />
wahrgenommen werden, denn zum Saubermachen<br />
muss ich sie regelmäßig anfassen.“ Heute gibt es<br />
aber auch Studenten-WGs, die „clean“ sind und<br />
an der auch die WDR-Superhausfrau Yvonne Willicks ihre<br />
Freude hätte. Denn nach all den Kochsendungen gibt uns<br />
Fernsehzuschauern Frau Willicks seit einigen Jahren auch<br />
Nachhilfe im Haushalt und beim Reinigen.<br />
Putzen ist auch heute noch meist ein weibliches Thema.<br />
Nicole Karafyllis sagt „ Ja, aber wenn Männer putzen,<br />
dann sehr systematisch. Sie sehen es als wissenschaftliches<br />
Problem an, als Herausforderung. Sie brauchen viel<br />
länger als Frauen und putzen oft gründlicher. Sie verwenden<br />
Spezialmittel und kaufen sofort einen Hochdruckreiniger.“<br />
Vielleicht hat sie recht.<br />
Ob heute im 21. Jahrhundert Roboter den Haushalt erledigen<br />
können? Als Rasenmäher oder Staubsauger entlasten<br />
diese kleinen Dienstleister vielleicht den Gärtner oder die<br />
Hausfrau. Beim Herd hilft die „Pyrolyse“, den Backofen<br />
regelmäßig zu säubern. Immer mehr elektrischer Schnick-<br />
Schnack erobert die Küche. Google und Co. wollen in Zukunft<br />
alles bei uns zu Hause digital erledigen: Einkaufen,<br />
Heizen, das vorbereitete Menü auf den Punkt zubereiten,<br />
die Wasch- und Spülmaschine bedienen. Aber beispielsweise<br />
Bügeln, Ein- und Aufräumen, Staubwischen, Putzen von<br />
Bad und Küche fordern noch Handarbeit und ein Gespür für<br />
individuelle Aufgaben. Und überhaupt, möchten wir alles<br />
dem Netz überlassen? Die guten Geister im Haus wären<br />
dann Bits und Bytes. Und Kollege Roboter übernimmt das<br />
Kommando. Wollen wir das? Skepsis ist angebracht.<br />
Tessie Reeh<br />
*) Süddeutsche Zeitung Magazin Nr. 28. Juli <strong>2015</strong>; Nicole Karafyllis: „Putzen als Passion“<br />
Verlag Kadmos 2013<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 57
Gesellschaft<br />
Reparieren ist angesagt<br />
Kindergarten besucht das Repaircafé in Siegen<br />
Zwanzig quirlige Kindergaren-Kids laufen in gesitteten<br />
Zweierreihen vom Bus ins Mehrgenerationenzentrum<br />
MGZ in der Siegener St. Johann-Strraße 7.<br />
Ziel ist das bereits im August eröffnete „Repaircafé“ des Vereins<br />
Alter Aktiv. Dort entdecken sie gleich die Arbeitstische<br />
mit allerlei Werkzeug darauf. Doch ehe sie sich das alles<br />
genauer anschauen<br />
dürfen,<br />
bringt<br />
Günter<br />
Westerholt,<br />
Diakon der<br />
Kirchengemeinde<br />
und<br />
Hobbytüftler,<br />
sie ins<br />
Technik ist spannend<br />
Bistro des<br />
MGZ. Zu einem „Repaircafé“ gehört wie der Name schon<br />
sagt, natürlich auch ein Café. Zuerst erfahren die kleinen Besucher<br />
bei Limo und Keksen, was die Experten des „Repaircafés“<br />
so alles machen und warum sie das tun. Sie hören, dass<br />
alle elektrisch betriebenen Kleingeräte einen Motor haben,<br />
der kann kaputt gehen oder einen Kabelschaden haben. Auf<br />
die Frage von Günter Westerholt: „Wenn der Motor keinen<br />
Strom bekommt, was passiert dann?, wissen die Kids sofort<br />
eine Antwort. „Nichts geht mehr“. Im „Repaircafé“, so erfahren<br />
die Kinder, versuchen die Experten herauszufinden,<br />
warum der Motor nicht mehr läuft. Dazu muss man aber<br />
das Gerät aufschrauben können. Das geht leider nicht bei<br />
allen Geräten. Was sonst noch so an elektrischen Helfern im<br />
Haushalt und auch an Spielgeräten kaputtgehen kann, auch<br />
das wisssen die Kinder ganz genau. Sie wissen auch, dass<br />
die kaputten Sachen dann meist im Müll landen und finden<br />
es toll, dass sie wieder ganz gemacht werden können. Wie<br />
einfach das manchmal geht, werden sie gleich erfahren.<br />
Gestärkt geht es ab zu den Tischen mit den Werkzeugen<br />
und Geräten. Hier wird es dann richtig spannend: Was<br />
ist ein Spannungsprüfer? Wozu braucht man den, und wie<br />
funktioniert der? Das zeigt der Experte den Kindern am<br />
Beispiel einer Glühbirne. Der Spannungsprüfer zeigt Grün,<br />
das heißt, die Lampe ist ganz und leuchtet. Was kann man<br />
alles mit einem Lötkolben anfangen? Wozu braucht man<br />
den? Auch das wird den Kindern vorgeführt. Was braucht<br />
man zum Öffnen der Elektrogeräte? Einen Schraubenzieher,<br />
richtig! Vieles können die Fünfjährigen schon selbst<br />
zuordnen und sind ganz bei der Sache.<br />
In einem nächsten Raum liegt ein auseinandergenommener<br />
kleiner Motor. Den haben Jugendliche ausgebaut, die<br />
hier auch werkeln und basteln. Im Innern des Motors entdecken<br />
die Kinder Kupferdraht, wertvoller Rohstoff also, wie<br />
Foto: Anne Alhäuser<br />
Foto: Anne Alhäuser<br />
Günter Westerholt ihnen erklärt. „Und wo landet so ein kaputtes<br />
Ding?“ fragt er. „Im Mülleimer“, antwortet eines der<br />
Kinder. „Und dann im Müllauto“, weiß ein anderes. „Ja, und<br />
dann?“ „Auf der Müllhalde!“ Auch das wissen die Kinder<br />
sehr genau. Ja, aber wieso ist das ein Problem? Das erklärt ihnen<br />
Günter Westerholt ausführlich. Rohstoffe werden immer<br />
weniger. Wenn wir die kaputten Geräte einfach wegwerfen,<br />
vernichten wir damit auch die wertvollen Rohstoffe, die noch<br />
darinstecken. „Und was machen wir, wenn es keine Rohstoffe<br />
mehr gibt?“, fragt Westerholt. „Dann gehen wir auf<br />
die Müllhalde und holen sie wieder raus“, erwidert ein ganz<br />
pfiffiges Kerlchen. Alle haben schnell begriffen, worum es<br />
im „Repaircafé“ geht. Reparieren statt wegschmeißen, Rohstoffe<br />
erhalten statt sie zu vernichten.<br />
An einem anderen Tag waren überwiegend „Oldies“ im<br />
„Repaircafé“. Neben einem wunderschönen alten Kofferradio<br />
aus den Sechzigern, das ein Senior repariert haben wollte,<br />
schoss an diesem Tag ein alter Plattenspieler aus den fünfziger<br />
Jahren den Vogel ab. Sein auch schon in die Jahre gekommener<br />
Besitzer gab an, dass er wohl noch einwandfrei liefe,<br />
aber die Lautstärke leider nicht mehr verstellbar sei. Das<br />
alte, spröde gewordene Bakeliträdchen zur Lautverstellung<br />
saß fest. Es würde mit hoher Wahrscheinlichkeit zerbrechen,<br />
wenn man es mit Gewalt zu lösen versuche. Zu schade! Zur<br />
Freude seines Besitzers gelang es einem Experten, einen alten<br />
quietschgelben CD-Player wieder ans Laufen zu bringen.<br />
So wechseln sich Erfolg und Misserfolg ab.<br />
Was wie eine „nette Beschäftigungsidee“ daherkommt,<br />
ist sicher nicht die Lösung von Zukunftsproblemen, aber<br />
ein Anstoß zum Umdenken. Das haben die Erzieherinnen<br />
des Rosterberg-Kindergartens erkannt und pädagogisch genutzt.<br />
Ein „Repaircafé“ gibt es auch in Hilchenbach.<br />
Öffnungszeiten siehe Seite 58 Anne Alhäuser<br />
58 durchblick 4/<strong>2015</strong>
Mundart<br />
Guck e Loch en de Loft!<br />
Du kaast m’r’mo helfe d’r Desch ze decke”, säde<br />
min Groasmodder, “Am Nommedach komme Nochberschfroue<br />
zom Kaffegladsch, he, nemm d’r en<br />
Schdol on hoal m’r oawe ussem Kescheschrank dat gore<br />
Kaffegescherr met däm bloue Mosder droff, geff awer achde,<br />
dat d’r niks ronner fällt, dat woare’mo e Gressdachsgeschenk<br />
fa de Kenner. Jo, on of det Fosbänkche schdellsde<br />
noch d’r Botzaimer met Wasser, de Websli brenge secherlich<br />
all Blome uss earem Garde met.”<br />
”Minn - na! Minn - na!”, hoarden m’ r itz de Nochbersch<br />
fa näwe’a ussem Fesder russ brelln, “Dat Glai ka bi mier em<br />
Garde noch Erbearn blecke, da häsde wat foar’en Borem,<br />
on ech bru’ch d’r kän Blome metzebränge.”<br />
Zwo groase Bleche met Heaweko’che hadde min Groasmodder<br />
gebacke, da met foarhear gekochdem Fanillepudding<br />
beschdreche, ai d’rfa belät met Äbbeln on so fel Rosine on Korinde,<br />
darr’ech di net all zealn konn. Of däm annern logen decke<br />
Schdraisel of de Äbbel, on merrem näjje A’schdricherspinsel<br />
duerfde ech di Ko’che met Zuck’rguss englaisdern, äwefalls<br />
dä groase Schokelade - Kasdeko’che; zwescherduerch fräjjde<br />
sech min Zung awer och ewern Pinselschdrech.<br />
Als de Wibsli all am Desch soasen, wuer d’r gore Boanekaffe<br />
ussgechott, on nuer dofoar de glaine Schoddel met<br />
seser Schlachsane remgeraicht. D’r Erbearn-Borem kom<br />
got a, d’r zwode Offguss fam Boanekaffe och noch, dono<br />
wuer Zichorje bigemescht. Ech ha min Ko’che langsam ferdreckt<br />
em alles metzegrijje, wat de Wibsli ewer annern Li<br />
ze schwätze hadden; doch da säde ain fa dä Froue: “Glaine<br />
Kässelcher ha och Oarn!”, itz min Groasmodder zo mier;<br />
“Gear Du itzend emo russ!”“ Ich weiß aber nicht, was ich<br />
draußen machen soll?” “Guck e Loch en de Loft, da häsde<br />
wat ze do!” Ech geng!<br />
Awer dat met däm Loch en de Loft gucke woar garnet so<br />
aifach. M’r sog jo niks! Ech schlech mech da foarsechdich<br />
onner de Fesdern hear, bleb decht a d’r Wand a ainem wat<br />
offe schdonn hocke, on so gräj ech doch noch dä ganze<br />
Kladeradatsch ewer de Nochberschaft met. Fam Lisbeth d’r<br />
Ma well sech schaire loase, det Malche grijjt e Kand fam<br />
nem beschdade Ma, on ain Frou härre Kend gräje, darr’es<br />
net ganz rechdich em Kobb, nä, di Frou ka ainem ächt<br />
laid do; doch da gnallde det Fesder zo on de Groasmodder<br />
schannde; “So’ e glai Schennos!” Ech zog huerdich am<br />
Dobbelhuss foarbi, on wail dä Geroch fa fresch gebackene<br />
Waffeln derekt en min Na’s zog, mosde ech hosde, do guckde<br />
awer och schoa di Frou ussem Fesder, lachde on frogde:<br />
“Wedde en Waffel?” Min Kobb neckde fa alaij on si säde:<br />
”Gear hennert Huss, sätz dech of’et Bänkelche am Desch.<br />
Ech soas kumm, do gräj ech och schoa en Däller met zwo<br />
groase Waffeln decke met Puderzuck’r belät. “Danke!”, säde<br />
ech - woar jo got erzoge - on si: “Loss d’r’t schmäcke!”<br />
Hädde di gewosst, darr’ech mech schetteln mossde, wann a<br />
min Lebbe Puderzuck’r kom, hädde se sech dä schbarn konn.<br />
So nom ech ain Waffel no d’r annern, holde deef Loft, ha<br />
ewer de Waffeln gebloase, dat da gob en decke wisse Wolke,<br />
schwinn noch emo doren gebloase on so hadde ech, one<br />
darr’ech wat d’rzo konn, of aimo min Loch en d’r Loft em<br />
wisse Puderzuck’r! - Wä mier dat glaubt? - Probieren geht<br />
über studieren! <br />
Gerda Greis<br />
Bim Frisör<br />
Fröher sin min Frau on ech bi schöenem Wäer oft ob<br />
de Dörnschlade gefahrn. Do konn mer so schör laufe,<br />
die Wäj sin all zemlich flach on dat es jo vor ällere Lü<br />
got . On wenn mer möh worne, da satte mer os ob än va dä<br />
gemötliche Bänke und beguckte os die schöne Gäjend. Da<br />
konn mer so schör d`r Kindelsberg seh on die Martinshaardt<br />
on mer konn sin Gedanke so rechtig schweife loase.<br />
Die Dörnschlade, dat wor so`n rechtiger Geheimtip vor die<br />
Seejerlänner, vor allem die Geisweier worne oft do orwe azetreffe.<br />
So soße mir, min Frau on ech och eines Tages werrer<br />
ob oser Bank on onnerheele os, do kome Lü vorbie, die worne<br />
och va der Geiswei, mir kannte os, awer mir hadde os lang net<br />
geseh, Die Lüh sadde sich bie os on mir säde:“Da moß mer<br />
ob de Dörnschlade fahrn öm sich mo zo treffe“. Dat Gespräch<br />
drähte sich da öm allerlei Sache. Die Frau guckte min Frau a on<br />
sääte. „Wordst Du och bim Frisör ? No welchem Frisör gehst<br />
Du da?“ Min Frau säte wo mir hingenge on do stallte sich ruß,<br />
dat die Lü derselbe Frisör hatte wie mir. On do verzäelte se<br />
os :“ Mir worne ho de morje bim Frisör. On do es os e Denge<br />
passiert, wenn ech dodra denke, moß ech jetzt noch lache. Weil<br />
mir ömmer zosame goh, wern mer och ömmer va derselbe<br />
Frisörin bedent. Eh der Zitt, wo ech verarbt wern, setzt min<br />
Mah em gliche Raum henner mir on lest de Zeidung. On wie<br />
die Frisöse so ah mir am arwe eß, hörn ech plötzlich wie einer<br />
ganz laut schnarcht. Ja, dochte ech, söll he da egeschlofe sin?<br />
Dat Schnarche nohm gar kei Änn. Mir wurde die Sache zo<br />
bont on ech konn mich net hale onn ech reef ganz laut: Wilhelm<br />
schlöfst Du ? Do reef min Mah zoröcke: Ech schloofe<br />
doch net. Ech reef: Awer wat es dat da vor ä Geräusch wat ech<br />
hörn? Do reef min Ma: Dat es doch die Kaffeemaschin, die<br />
stärt he newe a. Ech reef: Ech dochte, Du wördst am scharche<br />
on do hammer all ganz fürchterlich gelacht.“<br />
Wie mir die Geschechte gehort hadde säde min Frau zo<br />
der annern Frau: „ Mir ha dat Geräusch och schor gehort.<br />
Dat hört sich awer wirklich wie Schnarche ah.“ On do han<br />
mer allemann orndlich gelacht. Otto Schneider<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 59
Schuer<br />
ir Jonge
Henner on Frieder<br />
sin werrer do . . .<br />
Groß war die Neugier vieler Siegener und der Medien<br />
am 10. September um die Mittagszeit an Transport,<br />
Montage und Verhüllung von Henner und Frieder.<br />
Nach zweijährigem Exil von Berg- und Hüttenmann im Bauhof<br />
wurden die lebensgroßen Bronzefiguren - von Friedrich<br />
Reusch 1902 geschaffen - auf der neuen Oberstadtbrücke<br />
aufgestellt. Erst am späten Nachmittag wurden Henner und<br />
Frieder mit Bergmannskapelle und Ansprache von Bürgermeister<br />
Mues offiziell feierlich enthüllt. Die symbolträchtigen<br />
Standbilder, die an die Tradition von Erzbergbau und<br />
Eisenverhüttung in der Region erinnern, stehen nun im Fokus<br />
neben den „Neuen Ufern“, der neuen Stufenanlage am<br />
Siegufer. <br />
Fotos und Collage: Tessie Reeh
Aus dem Siegerland<br />
Der Siegener Religionsvergleich<br />
So geschehen in der Gräflich Nassauischen Stadt Siegen<br />
Als anno 1648 durch den Vertrag von Münster<br />
und Osnabrück der 30-jährige Krieg beendet wurde,<br />
sorgt ein Passus dafür, dass in Siegen und dem<br />
Siegerland der Frieden keineswegs einkehrte. Es<br />
war dies die Bestimmung, wonach das Jahr 1624 als<br />
„Normaljahr“ zu gelten hatte. Der genaue Stichtag<br />
war der 1. Januar diesen Jahres. Die Kirchen und<br />
aller materieller Besitz sollten derjenigen Konfession<br />
zugesprochen werden, die sie am genannten Tag<br />
innegehabt hatte. Festgeschrieben war damit auch<br />
die Religionsausübung.<br />
Ein Jahr zuvor, also 1623, war Graf Johann der<br />
Mittlere gestorben. Er hinterließ die Grafschaft Nassau-Siegen<br />
seinen Söhnen Wilhelm, Johann Moritz<br />
und Johann zu je einem Drittel. Letzterer, elf Jahre<br />
zuvor zum Katholizismus übergetreten, erkannte<br />
das Testament nicht an und übernahm als „Johann<br />
der Jüngere“ dank kaiserlicher Rückendeckung die<br />
Regentschaft in Nassau–Siegen. Zunächst versicherte<br />
er, jedem Einwohner seinen Glauben zu lassen. Da<br />
Graf Wilhelm, genannt „der Reiche“, 90 Jahre zuvor<br />
im Land die Reformation eingeführt hatte, waren fast<br />
alle Einwohner evangelisch.<br />
Das später so wichtige Jahr 1624 und auch das<br />
Jahr 1625 vergingen, ohne dass sich an diesem Zustand<br />
etwas änderte. Ein Jahr später war dann aber<br />
für Johann der Zeitpunkt zum Handeln gekommen.<br />
Er verbot, einen anderen Gottesdienst als den<br />
katholischen abzuhalten. Die reformierten Geistlichen<br />
wurden vertrieben. Sechs Jahre später zog sein<br />
Halbbruder Johann Moritz mit Hilfe der Schweden<br />
in Siegen ein und stellte den gehabten Zustand wieder<br />
her. Drei Jahre danach – die Schweden waren<br />
weg und die Kaiserlichen hatten wieder das Sagen –<br />
führte Johann der Jüngere erneut das Zepter. Unter<br />
den Einwohnern schloss sich eine Anzahl ebenfalls<br />
dem Katholizismus an.<br />
Es war beim „Westfälischen Frieden“ ausdrücklich<br />
verboten worden, den Stichtags-Zustand mit<br />
Gewalt wieder herzustellen. Im Zweifelsfalle sollten<br />
Gerichte entscheiden. Doch die reformierten Grafen<br />
suchten eigenmächtig dasjenige zu erreichen, was<br />
ihrer Konfession zugesprochen war. Sie scheuten<br />
nicht davor zurück, Kirchengüter zu zerstören. Auch<br />
innerhalb der Bevölkerung gab es beinahe ständig<br />
kleinliche Zänkereien und Schmähungen der Religion<br />
der anderen. Gröbere Streitigkeiten endeten<br />
nicht selten in körperlichen Auseinandersetzungen.<br />
Schließlich waren sogar Tote innerhalb der Stadtmauern<br />
zu beklagen. Dies war der Zustand in Siegen,<br />
als man sich Ende 1651 nicht zuletzt dem Druck der<br />
Kirchen und der staatlichen Obrigkeit beugte und<br />
zu Friedensverhandlungen traf. Der nachstehende<br />
Bericht beschäftigt sich mit dem Ergebnis.Ulli Weber<br />
Foto: Hartmut Reeh<br />
Mit dem Satz „So geschehen in der Gräflich Nassauischen<br />
Stadt Siegen auf dem Rathaus, den 11.<br />
Dezember 1651“ endet die achtfach gesiegelte<br />
Urkunde. Die gleiche Anzahl Unterschriften trägt das siebenseitige<br />
Dokument, welches im Staatsarchiv zu Münster<br />
aufbewahrt wird. Unterzeichner sind die Nassauischen<br />
Grafen Johann Franz, Ludwig Henrich, Johann Moritz,<br />
Geörg Fritz und Ludwig sowie Ernestine von<br />
Ligne, Gräfin zu Nassau-Siegen. Daneben trägt der<br />
Vertrag die Unterschrift des Fürsten Johann Ludwig<br />
von Nassau sowie die des<br />
„abgeordneten, geheimen Raten<br />
dem wohledlen und hochgeehrten<br />
Herrn Sebastian Wilhelmen<br />
Meell“ 1).<br />
Gräfin Ernestine hat den<br />
Vertrag neben ihrem Sohn<br />
Johann Franz (Desideratus)<br />
unterzeichnet, da dieser zum<br />
Zeitpunkt der Vereinbarung<br />
erst 24 Jahre alt war. Sein Vater,<br />
Johann VIII (der Jüngere), war am 17.07.1638 verstorben.<br />
Nach dem Tode von Johann VII (dem Mittleren) am<br />
27.09.1623, kam es in der Teilgrafschaft Nassau/Siegen<br />
zu jahrelangen Erbstreitigkeiten, da die Söhne zwei Testamente<br />
und den Erbvertrag vom 31.12.1617 vorfanden 2) .<br />
Johann VIII war am 09.12.1612 in Rom zum katholischen<br />
Glauben übergetreten. Sein Vater und seine<br />
Geschwister folgten der reformierten Lehre. Daher<br />
kam es nach 1623 zu heftigen religiösen Auseinandersetzungen.<br />
So wurde beispielsweise im Jahr<br />
1632 in Netphen der katholische Pfarrer Leichlein<br />
entlassen. Das gleiche Schicksal hatte<br />
in 1626 sein evangelischer Amtskollege<br />
von Irmgarteichen,<br />
Justus Sartorius, erfahren.<br />
Johann Moritz unterzeichnete<br />
die Urkunde vom Dezember<br />
1651 noch als Graf von Nassau.<br />
Die Erhebung in den Reichsfürstenstand<br />
erfolgte erst ein<br />
Jahr später, am 25.11.1652.<br />
Zweiglaubenskirche in Wilnsdorf Rödgen<br />
62 durchblick 4/<strong>2015</strong>
Fürst Johann Ludwig war Landesherr von Nassau-<br />
Hadamar und ein Onkel von Graf Johann Moritz. Er war<br />
im Jahre 1629 zum katholischen Glauben übergetreten und<br />
hatte als einer der Kaiserlichen Bevollmächtigten an den<br />
Friedensverhandlungen in Osnabrück und Münster teilgenommen.<br />
Wegen der wechselseitigen Verletzungen innerhalb<br />
des Regentschaftsgebietes der Grafen von Siegen, war<br />
eine Übereinkunft dringend geboten.<br />
Vier Jahre hatten die Abgesandten des Habsburger Kaisers,<br />
des Königs von Schweden, der Herzöge, Fürsten und Grafen<br />
aus Deutschland und den angrenzenden Ländern in Münster<br />
und Osnabrück verhandelt.<br />
Endlich, am<br />
24. Oktober des Jahres<br />
1648, wurde im großen<br />
Sitzungssaal des Rathauses<br />
zu Osnabrück<br />
der Vertrag unterzeichnet,<br />
der als „Westfälischer<br />
Friede“ den<br />
30-jährigen Krieg beendete.<br />
Neben territorialen<br />
und politischen Regelungen<br />
enthielt das<br />
Dokument auch Vereinbarungen<br />
über das<br />
religiöse Zusammenleben<br />
von Katholiken,<br />
Lutheranern und Calvinisten.<br />
Deutschland<br />
Letzte Seite des<br />
Siegener Religionsvergleichs vom 11.12.1651<br />
hatte durch den 30-jährigen<br />
Bruderkrieg etwa<br />
ein Drittel seiner Bevölkerung<br />
verloren, kein anderes europäisches Kulturland<br />
verzeichnete derartig großflächig volksentleerte Räume.<br />
Das gesamte Siegerland war im 30-jährigen Krieg mehrfach<br />
von rivalisierenden Truppen besetzt und ausgeplündert<br />
worden. Wechselten die Herren der Grafschaft die Konfession,<br />
so führte dies zu einer religiösen Umorientierung der Bevölkerung<br />
(Cuius regio eius religio). Wilhelm Ochse, Pfarrer zu St.<br />
Marien in Siegen, schildert in der im Jahr 1946 erschienenen<br />
„Kirchlichen Heimatkunde“, wie problematisch das Zusammenleben<br />
zwischen den Anhängern der verschienenen Bekenntnisse<br />
auch nach Abschluss des „Westfälischen Friedens“<br />
im Siegerland war 3) . Die Gespräche, die dem „Siegener Religionsvergleich“<br />
vorangingen, zogen sich über Monate hin.<br />
Als Verhandlungsergebnis wird zunächst festgehalten, dass<br />
die „catholische“ Bevölkerung in der „Sanct Johannes Kirchen<br />
Predigen, Kinder lehren, Meeßen sowie Vesper- und Abendgebete<br />
abhalten kann“. Daneben Eheeinsegnungen, Kindertaufen,<br />
Beichten und Communidiren, alles, „mit oder ohne gesäng<br />
und musikhalten“. Den „Reformirta“ wird gestattet, dass sie<br />
ihre vor- und nachmittägige Predigt und ihre Betstunden ungehindert<br />
abhalten können. Bei „Verrichtung der Catholischen<br />
Gottesdienste haben in und außerhalb der Kirchen alle Verspott,<br />
Lach, Behönung und Getümmel“ zu unterbleiben.<br />
In den St.-Martinus-Kirchen (Siegen und Netphen, d. V.)<br />
sollten Christen beider Konfessionen ungehindert die Glocken<br />
läuten dürfen und „beiderseits Geistliche sich keiner<br />
Disposition oder geistlicher Jurisdiction über<br />
des anderen Religionsverwandten anmaßen“. Die<br />
Johanneskirche zu Siegen wurde der katholischen<br />
Bevölkerung zugeordnet, die Siegener Martinikirche<br />
und die Nikolaikirche gingen in das alleinige<br />
Eigentum der Reformierten über.<br />
Besonders problematisch war es im „Johannland“,<br />
wo unter dem katholischen Landesherrn<br />
(Johann Franz) viele Reformierte lebten, die<br />
auch die Nutzung der Kirchen beanspruchten. Im<br />
Staatsarchiv zu Münster befinden sich Schreiben<br />
der Gräfin Ernestine vom 22. und 27. Juni 1651,<br />
in denen Ernestine sich über den calvinistischen<br />
Prädicanten Johann Jahn beschwert: „... wie uns<br />
hochbefremdlich vorkommen, dass er, ohnverachtet<br />
an ihn vorhin abgegangenen Verbot, sich<br />
wiederum in die Kirch zu Irmgarteichen und Netphen<br />
und weiterer Kirchen und Kapellen ohne<br />
unser Vorwissen und Begrüßung eingedrungen<br />
und des calvinistischen Kirchendienstes sich angemaßt“<br />
4) . Ernestine bezeichnete Johann Jahn<br />
als halsstarrigen, friedbrüchigen, ungehorsamen<br />
Rebellen und Aufwiegler. Die in Siegen getroffene Vereinbarung<br />
führte dazu, dass die unter dem Patronat des Bischofs<br />
Martin von Tours stehende Netphener Kirche sowie die Kirche<br />
von Rödgen von beiden Konfessionen genutzt wurde.<br />
Leider waren beiderseits die Verletzungen so groß, dass es<br />
noch viele Jahre dauerte, bis es zu einem brüderlichen Nebeneinander<br />
in der Teilgrafschaft Siegen kam. Die Vereinbarung<br />
vom 11.12.1651 stellte jedoch den Beginn einer positiven Entwicklung<br />
dar, die Weihnachtsbotschaft der Engel, „Friede auf<br />
Erden“, in die Tat umzusetzen.<br />
Heinz Stötzel<br />
Literatur- und Quellenverzeichnis: 1.) Siegener Religionsvergleich vom 11. Dezember<br />
1651, Original im Staatsarchiv Münster, Abt. Fürstentum Siegen, Nr. 498 b. 2.) Lück, Alfred<br />
Siegerlande und Nederland, 1981, Seiten 99, 100. 3.) Ochse, Wilhelm Kirchliche Heimatkunde,<br />
1946, Seiten 110 bis 121. 4.) Schreiben der Gräfin Ernestine von Nassau vom<br />
27.06.1651, Original im Staatsarchiv Münster, Abt. Fürstentum Siegen, 9.5 Nr. 7.<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 63
ABC<br />
Was kann Ihnen alles<br />
Freude bereiten? Notieren<br />
Sie Ideen von<br />
A-Z. Alles ist erlaubt.<br />
A - z.B. Auto fahren<br />
B - z.B. Blumen<br />
C _________________<br />
D _________________<br />
E _________________<br />
und so weiter bis Z<br />
Sie trainieren:<br />
Assoziatives Denken,<br />
Wortfindung<br />
Gedächtnis<br />
training<br />
Lösungen Seite 82<br />
Gespiegelte Wörter<br />
Das Wort auf der linken Seite ist dreimal in der Buchstabenzeile rechts daneben versteckt. Unterstreichen<br />
Sie es, aber Achtung das linke Wort steht in der Buchstabenzeile spiegelverkehrt.<br />
HERBST <br />
NKSJJHGNTSBREHNKFJSHFUNFKDJTSBREHBCJDHFPOFTSBREHKFJ<br />
LAUB LSKJFKDFJOEIBUALPWOEETINFCSKDLBUALÜWWFKDHFKABUALOSK<br />
RECHEN KJFKSDISOIRPKBJDDINEHCERÖLDNEHCERPWINJVBRURECNEHCER<br />
VOGELPSDKSKVOLEGOVJHAÖAÜANJRVOEBJYSJLEGOVLLOOVVLEGOVÜLKJ<br />
SONNE <br />
ENNOSHFDSPWEURIETNKPENNOSFKDSFLAÜWPRIOENNOSKOEIREO<br />
Sie trainieren: Wahrnehmung und Konzentration.<br />
Um die Ecke gedacht<br />
Was wird hier auf rätselhafte Weise gesucht? Es ist was es ist und es<br />
ist doch etwas anderes.s auf !<br />
1. himmelfarbiges nicht weibliches Wesen <br />
2. Flussüberquerungsmöglichkeit für Pferde ähnliche Tiere <br />
3. Kinderspielgerät in der Stadt der Filmstars <br />
4. belesenes Kriechtier <br />
5. Essbefehl zu einem weichen Material <br />
6. beschmutztes Organ <br />
7. Aufbewahrungsort für einen Körperteil <br />
8. Vereinigung von Schließhilfen <br />
9. Körperteil eines Abfüllbehälters <br />
10. lautes Gerumpel zu später Stunde <br />
Sie trainieren: Denkflexibilität, Wortfindung, assoziatives Denken<br />
db-Foto:<br />
Die Übungen wurden<br />
zusammengestellt<br />
von:<br />
Gedächtnistrainerin<br />
Anja Freundt<br />
Mitglied im Bundesverband<br />
Gedächtnistraining e.V.<br />
Im Stummefeld 7<br />
57072 Siegen<br />
0271-317082<br />
Kurse<br />
Gedächtnistraining:<br />
Katholisches<br />
Bildungswerk Siegen,<br />
SeniorenServiceStellen<br />
Hilchenbach,<br />
Netphen,<br />
oder auf Anfrage<br />
64 durchblick 4/<strong>2015</strong>
Zuordnen<br />
Es gibt Städte, die man an kurzen<br />
Beschreibungen erkannt. Z.B. Stadt<br />
der tausend Brücken - Venedig.<br />
Ordnen Sie die folgenden Beinamen<br />
den entsprechenden Städten zu!<br />
1. Ewige Stadt<br />
2. Walzerstadt<br />
3. Stadt der Liebe<br />
4. Stadt am Bosporus<br />
5. Lebkuchenstadt<br />
6. Tor der Welt<br />
7. Beethovenstadt<br />
8. Lutherstadt<br />
9. Marzipanstadt<br />
10. Elbflorenz<br />
11. Big Apple<br />
12. Mainhatten<br />
13. Schlüssel zum Tor der Welt<br />
14.Eulenspiegelstadt<br />
15.Rattenfängerstadt<br />
Wittenberg, Lübeck, Bremen, Bonn,<br />
Hamburg, Dresden, Istanbul, Mölln,<br />
Paris, New York, Wien, Nürnberg,<br />
Hameln, Frankfurt/Main Rom,<br />
Sie trainieren: Langzeitgedächtnis,<br />
Zusammenhänge entdecken<br />
Vervollständigen Sie<br />
die Sprichwörter<br />
1. Wer rastet, der<br />
2. Der Apfel fällt <br />
3. hat Gold im Mund.<br />
4. kein Preis.<br />
5. Abwarten und <br />
6. Tadeln ist leicht, <br />
7. Was sich liebt, <br />
8. fängt den Wurm.<br />
9. Wer andern eine Grube <br />
10.Früh gefreit, <br />
Sie trainieren: Assoziatives Denken
Zeitspiele<br />
Die Zeit<br />
Die Zeit im Alter<br />
Zeit kannst du schenken<br />
ohne Bedenken,<br />
Zeit kannst du geben<br />
und in ihr leben.<br />
Deine Jahre nehmen ab,<br />
Dich wundert ihre Kürze,<br />
doch mach` bloß nicht schlapp,<br />
fülle sie mit Würze!<br />
Zeit kannst du teilen,<br />
in ihr verweilen.<br />
Zeit kannst du haben,<br />
dich an ihr laben.<br />
Denk` nicht, wie die Zeit zerrinnt,<br />
leb` einfach Deinen Traum,<br />
du wirst sehen, sie gewinnt<br />
wieder viel mehr Raum!<br />
Zeit kannst du messen<br />
und auch vergessen,<br />
Zeit kannst du dosieren<br />
oder verlieren.<br />
Deine Taten werden träge,<br />
sie bringen dir den Zeitverlust,<br />
doch sei tapfer und erwäge,<br />
dass du nicht mehr rennen musst!<br />
Zeit kannst du trennen<br />
oder auch nennen,<br />
Zeit kannst du greifen,<br />
um in ihr zu reifen.<br />
Zähl` nicht Stunden und Minuten,<br />
sie zieh`n auch ohne dich dahin,<br />
alles wendet sich zum Guten,<br />
gibst du dem Leben einen Sinn!<br />
Zeit kannst du kürzen<br />
um sie zu würzen,<br />
Zeit kann beginnen<br />
und auch zerrinnen.<br />
Gib` dein Bestes allen Tagen,<br />
die das Leben dir geschenkt,<br />
und sollten dich Wehwehchen plagen,<br />
sei froh, wenn Jemand an dich denkt!<br />
Zeit kannst du finden<br />
und überwinden,<br />
Zeit kannst du sparen<br />
und sie erfahren.<br />
Schenk` dein Lächeln jedem Tag,<br />
dann lächelt er bestimmt zurück<br />
und zeigt dir, dass er dich auch mag,<br />
schickt dir vielleicht ein kleines Glück!<br />
Zeit kannst du stehlen<br />
und sie befehlen,<br />
Zeit kannst du planen<br />
und sie erahnen.<br />
Such` dir deine Freunde aus,<br />
verschwend` nicht deine Zeit,<br />
üb` dich in Bescheidenheit,<br />
sie ist dein schönstes Kleid!<br />
Zeit kannst du sagen<br />
In Wochen und Tagen,<br />
Zeit kann dich treiben<br />
nicht länger zu bleiben.<br />
Wenn liebe Menschen dich umgeben,<br />
dann schätz` mit Demut ihren Wert,<br />
sie bereichern stets dein Leben,<br />
unentbehrlich und bewährt!<br />
Zeit kann heilen<br />
und dich ereilen,<br />
Zeit lässt dich hoffen,<br />
alles ist offen.<br />
Gestalte sinnvoll deine Jahre,<br />
fülle sie mit guter Tat,<br />
leb` genügsam, aber spare<br />
nie an einem guten Rat!<br />
Zeit kann zerrinnen<br />
oder beginnen,<br />
Zeit kann enden<br />
und alles wenden.<br />
von Helga Düringer<br />
Üb` dich in Gelassenheit,<br />
du änderst nichts daran,<br />
dass auch deine Lebenszeit<br />
plötzlich enden kann.<br />
Foto: Helga Düringer<br />
66 durchblick 4/<strong>2015</strong>
Gute Zeiten – schlechte Zeiten?<br />
Gedanken und Fragen über das Alter und das Altern<br />
Wer nicht den Geist des Alters hat,<br />
hat seines Alters ganzes Ungemach<br />
Voltaire<br />
Essay<br />
Es gibt keine alternative Lebensroute<br />
als die über das Alter<br />
Zur Einstimmung<br />
Wir alle wollen gerne lange leben, aber keiner von<br />
uns will alt werden. Ein alter, über 2000-jähriger<br />
und wohl auch in Zukunft unerfüllbarer<br />
Wunsch des Menschen nach dauerhafter Jugend. Für den<br />
Kabarettisten Dieter Nuhr ist das Altern an sich schon eine<br />
Zumutung. Ein Leben in ewiger Jugend, ein Wunsch,<br />
über den es sich lohnt einmal ein wenig nachzusinnen und<br />
zu philosophieren. Dabei geht es mir in diesem Beitrag<br />
nicht um kluge Ratschläge für das Altern und Tipps für das<br />
Alter. Darüber gibt es umfassende und vielfältige Literatur<br />
mit so vielversprechenden Buchtiteln wie „Glücklich<br />
altern“ „Fröhlich altern“ „Die Kunst des Alterns“ oder<br />
„Glücksfall Alter“. Es geht mir auch nicht um den allseits<br />
bekannten und oft genannten<br />
demografischen Wandel<br />
(alternde Gesellschaft,<br />
längere Lebenszeit etc.) mit<br />
seinen vielfältigen Folgen<br />
und gesellschaftspolitischen Herausforderungen, ein in den<br />
Medien hinreichend diskutiertes Thema.<br />
Nein, meine Gedanken drehen sich hier um die – nennen<br />
wir sie – „Innenansicht“ des Menschen bei der Konfrontation<br />
mit seiner ganz persönlichen Endlichkeit. Nur der<br />
Mensch, als einziges Lebewesen auf diesem Planeten Erde,<br />
ist sich seiner eigenen Sterblichkeit bewusst. Nur er weiß,<br />
sein Leben, wie er es auch gestalten mag und wie lange es<br />
auch währt, kennt immer nur eine Richtung, die Todesrichtung.<br />
Es gibt keine alternative Lebens-Route als die über<br />
das Altern und das Alter, denn alt werden und alt sein sind<br />
Grundbedingungen (nicht nur) der menschlichen Existenz<br />
auf dieser Erde.<br />
Das Leben des Menschen ist in seinen Lebensphasen<br />
fest vorgezeichnet. Geburt, Kindheit, Jugend, Erwachsen,<br />
Alter, Tod. Der Mensch hat keine Wahl, es ist sein unumstößliches<br />
Schicksal: Das letzte Ziel seines Lebens, ob er<br />
will oder nicht, ist immer der Tod. Eine zunächst widersprüchliche<br />
und auch bedrückende Erkenntnis, denn wie<br />
passen zwei so gravierende Gegensätze wie Leben und<br />
Tod zusammen? Der Tod vernichtet das Leben, aber wir<br />
Menschen wollen leben, nicht tot sein. Somit ist der Tod<br />
der größte Widersacher des Lebens. Merkwürdig.Trotzdem<br />
gehören beide irgendwie zusammen. Ohne Leben<br />
kein Tod, ohne Tod kein Leben? Ein Blick in die Natur<br />
bestätigt es: Leben zerstört Leben um zu leben, denn die,<br />
die Leben erzeugen, töten ohne Gnade. 1) Von dem französischen<br />
Philosophen Michel Montaigne (1533-1592); der<br />
bei einem Reitunfall eine Nahtoderfahrung hatte; stammt<br />
die Aussage: Wer die Menschen lehren würde zu sterben,<br />
der würde sie lehren zu leben. Heißt dass, wir müssen den<br />
Tod und das Leben als eine Einheit betrachten? Müssen<br />
wir den Tod im Dasein unserer menschlichen Existenz<br />
mehr Beachtung schenken? Fragt sich nur wie? Denn genau<br />
das Gegenteil tun wir doch heute. Wir grenzen den<br />
Tod aus. Wir verdrängen ihn. Man kann auch sagen, der<br />
Tod wird im wahrsten Sinne des Wortes totgeschwiegen.<br />
Er spielt in unserer Grundeinstellung zum Leben keine<br />
Rolle. Das Thema Tod ist lästig, unbequem und ohne Zukunft.<br />
Wir halten uns lieber an den griechischen Glücks-Philosophen<br />
Epikur (341-270 v. Chr.) der gesagt hat: So ist also<br />
der Tod, das schrecklichste der Übel, für uns ein Nichts.<br />
Solange wir da sind, ist er nicht da, und wenn er da ist,<br />
sind wir nicht mehr. Also, nur keine Aufregung könnte man<br />
meinen. Aber mit zunehmendem<br />
Alter rückt der Tod<br />
immer mehr in das Blickfeld<br />
unseres Bewusstseins, die<br />
Distanz zu ihm wird immer<br />
kürzer. Der Tod steht sozusagen wie ein dunkler Stern über<br />
dem Alter, 4) denn die biologische Zellerneuerung des Körpers<br />
lässt nach und mit ihr die Spannkraft, Flexibilität und<br />
Mobilität von Körper und Geist. Ist es da ein Wunder, wenn<br />
alt werden und alt sein, mit all den Widrigkeiten die es mit<br />
sich bringt, heute, in einer Zeit, wo Anti-Aging in unserer<br />
Gesellschaft in so vielfältiger Form Hochkonjunktur hat,<br />
meist negativ besetzt sind? Man könnte auch sagen, dass<br />
Alter hat in unserer Zeit keinen sonderlich guten Ruf, ihm<br />
wird die Nähe des Todes zum Vorwurf gemacht.<br />
Hier gilt es einmal etwas genauer hinzuschauen. Altern<br />
und Alter ist ein eigener komplexer Wissenschaftsbereich<br />
(die Gerontologie) und beschäftigt sich mit der Beschreibung,<br />
Erklärung und Modifikation von körperlichen, psychischen,<br />
sozialen, historischen und kulturellen Aspekten<br />
des Alterns und Alters. 5) Sie alle anzusprechen würde den<br />
Rahmen dieses Beitrages schnell sprengen. Nachstehend<br />
daher nur einige, wie ich finde aber interessante Punkte,<br />
die unmittelbar mit dem Alter in Verbindung stehen und es<br />
wert sind einmal angesprochen zu werden.<br />
Die richtige Einstellung<br />
Zunächst einmal ist festzuhalten: Obwohl es gerne als<br />
solche angesehen wird, das Altern ist keine Krankheit die<br />
behandelt werden muss, sondern ein natürlich verlaufender,<br />
biologischer Prozess des Lebens. Wir können noch so sehr<br />
auf unsere Gesundheit achten, uns ausgewogen ernäh- <br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 67
Wir Menschen müssen uns alle, ohne jede Ausnahme,<br />
den vielfältigen und oft schwierigen Herausforderungen des<br />
Lebens stellen. Um sie besser anzunehmen und meistern zu<br />
können, gehört für mich eine realistische Einstellung und<br />
Haltung zum Leben selbst, das heißt, die Endlichkeit des Lebens<br />
nicht zu verdrängen, sondern bewusst“ zu akzeptieren,<br />
auch, oder vielleicht sogar ganz besonders, im Alter. Ist es<br />
doch, entgegen der weit verbreitenden Meinung, in keiner<br />
Weise destruktiv, sondern durchaus konstruktiv, dass Leben<br />
vom Ende her zu sehen und dabei kreativ und aktiv, vor allem<br />
aber sinnvoll zu gestalten. Der Gedanke an den Tod ist eine<br />
Triebfeder des Lebens. Nicht ohne Grund lautet eine philosophische<br />
Einsicht: „Die Freiheit des Menschen besteht darin,<br />
das eigene Leben zu ende zu denken.“<br />
ren, uns geistig wie körperlich fit halten und dadurch unsere<br />
Lebensqualität verbessern und vielleicht auch unsere<br />
Lebenszeit ein klein wenig verlängern, dass Altern selbst,<br />
der genetische Abbau der Zellerneuerung im Körper, ist von<br />
Mensch zu Mensch zwar unterschiedlich, aber grundsätzlich<br />
nicht aufzuhalten.<br />
Diesen biologischen Sachverhalt nicht nur rational zu<br />
wissen, sondern ihn bewusst anzunehmen, ist für mich ein<br />
wesentlicher Punkt, dem Alter positiv entgegenzutreten und<br />
es sinnvoll zu gestalten. Warum? Weil mit der bewussten<br />
Akzeptanz<br />
Das Altern ist keine Krankheit dieses biologischen<br />
Pro-<br />
die behandelt werden muss<br />
zesses die<br />
Einzigartigkeit<br />
und damit die Kostbarkeit des einzelnen Lebens, in all<br />
seinen einzelnen Lebensphasen deutlich sichtbar wird. Unser<br />
ganzes Leben ist in allen Lebensstufen von Einmaligkeit<br />
und Endlichkeit geprägt. Nur einmal Kind, nur einmal jung,<br />
nur einmal das Erwachsen werden, nur einmal alt werden<br />
und alt sein. Unsere menschliche Existenz ist ein ständiges<br />
Werden zu sich selbst, verbunden mit persönlich tiefgreifenden<br />
Wandlungen in den einzelnen Lebensphasen. Von<br />
Jean Jacques Rousseau (1712-1778) einem französischen<br />
Schriftsteller und Philosoph stammt die Aussage: Nicht<br />
der Mensch hat am meisten gelebt, welcher die höchsten<br />
Jahre zählt, sondern der, welcher sein Leben am meisten<br />
empfunden hat.<br />
Anti-Aging, Altern ohne Endlichkeit?<br />
Es gibt tatsächlich Naturwissenschaftler, die im Rahmen<br />
der Anti-Aging Forschung davon ausgehen, dass Altern in<br />
20-30 Jahren eine behandelbare Krankheit sein wird, so wie<br />
Diabetes oder HIV. Dabei liegt die Hoffnung der Forschung<br />
nicht so sehr auf eine verbesserte Prävention (Vorbeugung),<br />
sondern mehr auf eine Regeneration (Erneuerung) durch<br />
Stammzellen. Der Alterungsprozess wird aufgehalten. Das<br />
Credo der Befürworter einer radikalen Lebensverlängerung<br />
lautet: Altern ist besiegbar und wird abgeschafft. Wer<br />
die nächsten<br />
zwanzig Jahre Durch Anti-Aging geht die<br />
überlebt hat Würde des Alters verloren<br />
große Chancen<br />
nicht<br />
mehr an einer Alterskrankheit zu sterben. Toll. Die Frage<br />
ist nur: Wollen wir das überhaupt? Wollen wir das Altern<br />
wirklich besiegen und ein endloses Leben führen? Es gibt<br />
andere Wissenschaftler, für die sind solche Aussagen der<br />
Todesvermeidung (eine „Entendlichung“ des Lebens) durch<br />
dauerhafte Zellerneuerung, abenteuerliche Versprechen.<br />
Dabei frage ich mich: Warum streben wir Menschen eigentlich<br />
nach einem ewigen Leben, wenn wir schon an einem<br />
verregneten Sonntagnachmittag nicht wissen, was wir tun<br />
sollen? Aber im Ernst, bei solch einer Entwicklung laufen<br />
wir Gefahr, den Sinn der Endlichkeit zu verlieren. Wir verdrängen<br />
den Tod, denken nicht mehr an ihn. Dabei wäre es<br />
ratsam und wertvoll, an die Begrenztheit unseres Lebens<br />
zu denken, um Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden<br />
und die Unwiederholbarkeit gelebter Augenblicke zu<br />
erkennen. Erst die Begrenzung durch den Tod verleiht dem<br />
Leben Sinn und Bedeutung. Außerdem wäre es für die Lebensqualität<br />
fatal und langweilig, wenn wir viele Dinge und<br />
Entscheidungen, ohne zeitliche Begrenzung und Nachteile,<br />
einfach auf morgen verschieben können nach der (abgewandelten)<br />
Devise: „Was du heute kannst besorgen, verschieb<br />
getrost auf morgen.“ Wäre ein solches Leben nicht nur ewig<br />
lang, sondern auch ewig langweilig? Bestünde bei einem<br />
„todlosen Leben“ nicht die Gefahr, dass wir vor lauter Langeweile<br />
sterben möchten?<br />
Durch Anti–Aging geht die Würde des Alterns und des<br />
Alters verloren. Wir verlieren den Blick dafür, dass unser<br />
Leben, in all seinen Phasen, ein einmaliges und einzigartiges<br />
68 durchblick 4/<strong>2015</strong>
gelebtes Kunstwerk in einem begrenzten Zeitfenster ist. Es<br />
muss befürchtet werden, dass die Kostbarkeit des Lebens in<br />
seiner einmaligen Personalität verloren geht. Unser menschliches<br />
Leben ist weder ein aus der Natur gewonnene Blaupause,<br />
die sich jederzeit selbst erneuern kann, noch so etwas<br />
wie ein ständig getuntes Gebrauchsfahrzeug. Mensch sein<br />
heißt auch in Zukunft alt zu werden und sterblich zu sein.<br />
... es ist die unausgesprochene Zumutung<br />
der modernen Gesellschaft<br />
an die Alten: dass sie jung bleiben<br />
Altersweisheit, gibt es sie noch?<br />
Eine Frage die ich mir immer wieder stelle: Gibt es sie<br />
eigentlich heute noch, die Altersweisheit und wenn ja, wie<br />
ist sie zu erkennen und worauf begründet sie sich? Schon in<br />
den 70er Jahren sang der berühmte Schauspieler Curd Jürgens:<br />
60 Jahre und kein bisschen weise und Ernest Hemingway,<br />
der amerikanische Schriftsteller war davon überzeugt,<br />
dass es die Altersweisheit nicht gibt, denn wenn man altert<br />
wird man nicht weise, sondern nur vorsichtig. Stimmt das?<br />
In früherer Zeit war die Altersweisheit noch ein existenziell<br />
notwendiges Wissen aus Erfahrung und Erinnerung. Das<br />
Wissen der Alten war überlebensnotwendig. Sie wussten,<br />
wie man sich zu verhalten hatte und was, wie und wann zu<br />
tun war. Ihr Wissen war ein kulturelles Erbe, dass an die<br />
nächste Generation weitergegeben wurde.<br />
Und heute? Wie steht es heute mit der Altersweisheit?<br />
Seit vielen Jahren beschäftigen sich Forscher weltweit mit<br />
der Frage nach der Altersweisheit,<br />
ihrer Bedeutung und ihren<br />
Wert in unseren Zeit. So wie<br />
es aussieht, ist das Wissen der<br />
Alten heute nicht mehr gefragt<br />
und hat in einer sich rasch wandelnden<br />
Welt drastisch an Bedeutung verloren. Ihr Wert<br />
läuft gegen Null. Die Altersweisheit ist ein Opfer unserer<br />
schnelllebigen Zeit und der rasanten Entwicklung auf vielen<br />
Gebieten des täglichen Lebens.<br />
Das Wissen der Alten ist im wahrsten Wortsinn „veraltet“<br />
sozusagen: „Schnee von gestern.“ In seinem Beitrag<br />
„Schandmaulkompetenz“ schreibt der österreichische Philosoph<br />
Konrad Paul Liessmann zutreffend: Altersweisheit ist<br />
heute unmöglich geworden, weil sie kein Wissen von Lebenszusammenhängen<br />
mehr vermitteln kann. Was immer die Alten<br />
wissen – ihre Kenntnisse von Arbeitsprozessen, ihr Denken,<br />
ihre Lebens- und Moralvorstellungen, ihr Wertsysteme – all<br />
dies hat keine Bedeutung für den Zustand, in dem sich die<br />
moderne Gesellschaft gerade befindet, da es als hoffnungslos<br />
veraltet gilt. 3) Was aber macht diese Entwicklung mit dem<br />
alten Menschen? Die Welt, in der er lebt und die er zu kennen<br />
glaubt(e), wird ihm immer fremder. Er versteht die Welt<br />
nicht mehr. Die Folge: Er geht zunehmend auf Distanz zu ihr.<br />
Dabei wird er mehr und mehr zu einem Fremden in seiner<br />
eigenen Welt. Er ist kein Fremder der aus der Ferne kommt,<br />
sondern aus dem Innern seines eigenen Kulturkreises. Als<br />
Beispiel hierfür sei nur auf die meist englischen Wortschöpfungen<br />
hingewiesen, die zunehmend Einzug in die deutsche<br />
Sprache halten. Verzweifelt, so der österreichische Philosoph<br />
Jean Améry, irrt der alternde Mensch durch das Gestrüpp<br />
neuer Tonfolgen, instrumentaler oder konkreter, gleichviel,<br />
neuer Wort- und Satzgebilde … Der alte Mensch wird immer<br />
mehr zu dem, der kein Wissen hat, vergleicht man ihn<br />
mit den Jungen, die bereits mehr Wissen haben als er. 3) Um<br />
mithalten zu können und nicht zu den starrsinnigen, unwissenden<br />
und ewig Gestrigen zu gehören, ist geistige Fitness<br />
durch lebenslanges Lernen angesagt. Nicht zu vergessen die<br />
körperliche Fitness. Die einzige Chance der Alten besteht<br />
darin, nicht zu altern. Eine Zukunft wird das Alter nur haben<br />
können, wenn es sich selbst nicht als Alter, sondern als eine<br />
späte Variante der Jugend auffasst. Und genau dies ist die<br />
unausgesprochene Zumutung, die eine moderne Gesellschaft<br />
an ihre Alten stellt: dass sie jung<br />
bleiben. 3) Dabei geraten die Alten<br />
– ohne dass es ihnen bewusst<br />
wird – immer mehr unter Druck.<br />
Erzeugt wird dieser Druck nicht<br />
zuletzt durch die Medien, die mit<br />
zunehmender Tendenz gerne alte Menschen „vorführen“ die,<br />
gemessen an ihrem Lebensalter, immer noch „gut aussehen“<br />
oder zu Leistungen fähig sind, die im Normalfall nur ein ein<br />
junger Mensch vollbringen kann. Wird da ein alter Mensch<br />
nicht zu einem Musterbeispiel und Vorzeigemodell für eine<br />
Verlängerung der Jugend? Wo bleibt da die Würde des<br />
Alters? Wo die Hochachtung vor einem sichtbar gelebten<br />
Leben, wenn der Maßstab immer nur die Jugend ist?<br />
Aber das hier gezeichnete Bild vom Alter würde schief<br />
hängen, wenn ich nicht auf einen wichtige Punkt hinweisen<br />
würde, den Forscher weltweit in Studien herausgefunden<br />
haben: Alte Menschen besitzen gegenüber den Jun-<br />
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4/<strong>2015</strong> durchblick 69
Essay<br />
gen in der Regel die besseren Fertigkeiten bei Konflikt- und<br />
Problemlösungen ein ausgewogenes Urteil zu fällen. Sie<br />
verfügen über eine gute Urteilsfähigkeit im Umgang mit<br />
schwierigen Lebenssituationen und haben eine größere Werte-Toleranz,<br />
Probleme in ihrer Vielschichtigkeit zu erkennen.<br />
Hinzu kommt ihre größere Ruhe und Gelassenheit, verbunden<br />
mit einer aus ihrem langen Leben erworbene Weitsicht.<br />
Die Praxis bestätigt das. Nicht ohne Grund sind es z.B. bei<br />
tarifpolitischen Auseinandersetzungen meist „die Alten“ die<br />
gerufen werden, um zu schlichten. Weisheit ist keine Frage<br />
der Bildung. Weisheit kommt mit dem Alter. Halten wir es<br />
mit dem Schweizer Philosophen Hans Saner: Altersweisheit<br />
ist die Quersumme eines gelebten Lebens<br />
Zeit und Zeitempfinden<br />
Was ist Zeit? Eine Frage, die sich schon viele große<br />
Denker seit Jahrtausenden immer wieder gestellt haben und<br />
ihr nachgegangen sind. Dabei ist Kirchenvater Augustinus<br />
(354-430 nach Chr.) ehrlich wenn er in seiner Schrift Bekenntnisse<br />
schreibt: Wenn mich niemand darüber fragt, so<br />
weiß ich es; wenn ich es aber jemandem auf seine Frage<br />
erklären möchte, so weiß ich es nicht. Beispielhaft dafür<br />
ein weiteres Zitat von ihm: Ich messe die Zeit … Aber ich<br />
messe nicht die Zukunft, denn diese ist ja noch nicht, ich<br />
messe auch nicht die Gegenwart, denn sie hat keine Ausdehnung<br />
im Raume (heißt: keine zeitliche Ausdehnung) ich<br />
messe auch nicht die Vergangenheit, denn sie ist nicht mehr.<br />
Was also messe ich? Etwa vorübergehende, nicht vorübergegangene<br />
Zeiten?<br />
Die innere Uhr des<br />
Menschen tickt anders<br />
als die Uhr an der Wand<br />
Wie schon diese<br />
kurze Aussage von<br />
Augustinus erkennen<br />
lässt, ist die<br />
Zeit ein komplexes<br />
aber auch spannendes Thema. Augustinus würde aber bei<br />
aller Komplexität sicherlich zustimmen, dass die Zeit das<br />
kostbarste Lebensgut des Menschen ist.<br />
Es ist schon erstaunlich, wie achtlos und gedankenlos<br />
viele Menschen heutzutage mit ihrer Lebenszeit umgehen.<br />
Sie vergeuden ihre wertvolle Zeit mit nutzlosen Dingen.<br />
Aber diese Erkenntnis der Kostbarkeit der eigenen Lebenszeit<br />
wächst mit zunehmendem Alter. Der alte Mensch muss<br />
mehr und mehr erkennen, dass seine verbleibende Lebenszeit<br />
unbarmherzig gegen Null läuft. Zukunftslosigkeit stellt<br />
sich ein. Dazu kommt, dass bei vielen Menschen der Eindruck<br />
entsteht, dass die Zeit im Alter immer schneller vergeht.<br />
Das tut sie natürlich nicht. In der Psychologie ist die<br />
Zeit eine Dimension der Wahrnehmung des Erlebten. Sie<br />
unterscheidet zwischen der physikalischen Zeit, die unbeeinflusst<br />
von allen Ereignissen gleichmäßig fließt und der<br />
subjektive erlebten Zeit, die abhängig ist von zahlreichen,<br />
inneren und äußeren Faktoren. Eine Ursache, so die Psychologen,<br />
liege darin, dass die biologische innere Uhr mit<br />
zunehmendem Alter immer langsamer läuft. Dadurch werde<br />
die physikalische Zeit als schneller empfunden. Wir<br />
Menschen haben ja kein eigenes Sinnesorgan zur Messung<br />
der physikalischen Zeit. Trotzdem können wir die Dauer<br />
von Ereignissen und deren zeitlichen Abstand wahrnehmen<br />
und in Erinnerung behalten. Aber dieses Zeitempfinden ist,<br />
sowohl im erlebten Augenblick als auch in der Erinnerung,<br />
immer subjektiv.<br />
Die innere Uhr des Menschen tickt eben anders als die<br />
Uhr an der Wand. In seinen Aphorismen zur Lebensweisheit<br />
schreibt der deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer<br />
(1788-1860) treffend: Vom Standpunkte der Jugend aus<br />
gesehen, ist das Leben eine unendlich lange Zukunft; vom<br />
Standpunkt des Alters aus, eine sehr kurze Vergangenheit.<br />
Man muss alt geworden sein, also lange gelebt haben, um<br />
zu erkennen, wie kurz das Leben ist. – Je älter man wird,<br />
desto kleiner erscheinen die menschlichen Dinge, samt und<br />
sonders: das Leben.<br />
Lebensende = Tod ?<br />
Wie bereits eingangs erwähnt, steht der Tod wie ein dunkler<br />
Stern über dem Alter, denn die meisten Menschen sterben<br />
heute „altersbedingt“. Der Tod wird - der modernen Medizin<br />
sei Dank - überwiegend dem Alter zugeordnet. Das war in<br />
früherer Zeit anders. Da war der Tod, aufgrund von Epidemien,<br />
Seuchen, hoher Kindersterblichkeit, Hungersnöte und<br />
mangelnder Hygiene bei Schwangerschaften etc. nicht an<br />
das Alter gebunden. Der Tod war ein unerbittlicher Gegner<br />
und machtvoller Begleiter des täglichen Lebens. Heute wird<br />
es meist erst im Alter ernst mit dem Tod. 2) Von daher gesehen<br />
ist es heutzutage<br />
ein großes Glück<br />
alt werden zu können,<br />
ein Glück, das<br />
aber zunehmend<br />
Wir haben den Tod als ein<br />
großes Geheimnis verloren<br />
nicht mehr erkannt wird. Wer von uns empfindet denn heute<br />
noch Dankbarkeit dafür, ein alter Mensch geworden zu<br />
sein? Alter ist eher eine Last als eine Lust, mehr ein Defekt<br />
als Erfüllung. Außerdem steht das Sterben im Vordergrund,<br />
nicht mehr der Tod selber. Gevatter Tod, als der große Gegenspieler<br />
des Lebens, in Gestalt des Sensenmanns, hat seine<br />
Schreckensherrschaft weitgehend verloren. Wir Menschen<br />
haben heute (verständlicher Weise) mehr Angst vor einem<br />
qualvollen Sterben, als vor dem Tod selber. Wir möchten<br />
schmerzfrei und in Würde sterben. Was aber bedeutet Würde?<br />
Nach heutigem Ermessen, ein selbst kontrollierter Tod.<br />
Dazu gehört auch der medizinisch assistierte Suizid. Man<br />
tritt dem Tod mit einem medizinischen Bestellschein, in<br />
Form einer Patientenverfügung gegenüber. Wie soll´s denn<br />
sein? Dabei benutzt man nicht mehr gerne den Begriff „Tod“,<br />
sondern ersetzt ihn durch „Lebensende“. Wir haben den Tod<br />
verloren und durch ein bloßes Lebensende ersetzt. Ein großer<br />
Unterschied.<br />
Der Tod hält heute nicht mehr die Welt an. Man begegnet<br />
ihm nicht mehr mit Respekt, sondern mit medizinischen<br />
Möglichkeiten. Das Lebensende muss bis zur bitteren Neige<br />
„handle-bar“ sein. Hier stellt sich für mich die nicht<br />
70 durchblick 4/<strong>2015</strong>
Essay<br />
uninteressante Frage: Ist der Begriff Lebensende gleichbedeutend<br />
mit Tod? Ich denke nein. Das Lebensende ist das<br />
Ende des Lebens, der Tod aber ist ein großes Geheimnis,<br />
mit dem man sich zu Lebzeiten auseinandersetzen sollte,<br />
um die wahre Tiefe des Lebens auszuloten. Das Sterben ist<br />
eine Sache, der Tod aber eine andere.<br />
Lebensbilanz und Sinn des Lebens<br />
Als letzten Punkt meiner Gedanken über das Alter die<br />
wohl schwierigste Frage, die sich jeder Mensch früher oder<br />
später sicherlich einmal stellt: Was ist der Sinn des Lebens?<br />
Dabei geht es mir nicht um die große philosophische Frage<br />
die der deutsche Philosoph Martin Heidegger (1889-1976)<br />
stellte: Warum ist überhaupt Seiendes<br />
und nicht vielmehr Nichts?<br />
Dieser, für mich unbeantwortbaren<br />
Frage nachzugehen, überlasse ich<br />
gerne Anderen. Mir geht es hier um<br />
den ganz persönlichen Sinn des Lebens.<br />
Was ist der Sinn meines Lebens? Es gibt nach meiner<br />
Erkenntnis keinen allgemein gültigen, neutralen und für<br />
alle Menschen einheitlichen Sinn.<br />
Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist immer eine im<br />
höchsten Grad individuelle, persönliche und private Angelegenheit,<br />
genau wie das Leiden, die Liebe und der Tod.<br />
Deshalb dürfte sie auch so schwer zu beantworten sein. Und<br />
überhaupt. Was verbirgt sich eigentlich hinter dem Wort<br />
„Sinn“? Könnte ich nicht auch fragen: Welche Bedeutung,<br />
welchen Zweck, welchen Wert oder welchen Nutzen hat<br />
mein Leben? Welchen Maßstab, welche Kriterien lege ich<br />
an? Vielleicht ist es ja auch „sinnvoll“ einmal nach dem<br />
Gegenteil von Sinn zu fragen: der Sinnlosigkeit. Nicht selten<br />
erkennen wir erst wie wichtig uns etwas ist, wenn wir<br />
es verloren haben. Oder bekommt mein Leben immer dann<br />
einen (kurzfristigen) Sinn, wenn ich ein Ziel erreicht habe?<br />
Wäre dann die Summe meiner erreichten Ziele der Sinn<br />
meines Lebens? Fragen über Fragen.<br />
Ich denke, im Alter verschärft sich die Frage nach dem<br />
Sinn in zweierlei Hinsicht, sowohl mit Blick auf die Vergangenheit,<br />
als auch auf die gegenwärtige Lebenssituation.<br />
Auf der einen Seite, weil sie zunehmend rückwärts gewandt<br />
ist: Was war der Sinn meines Lebens in einer nicht mehr<br />
veränderbaren und festgeschriebenen Vergangenheit? Bei<br />
diesem Blick in den Rückspiegel des Lebens kann es durchaus<br />
sein, dass sich die tiefere Bedeutung eines schicksalhaften<br />
Ereignisses oder einer Handlung erst im Nachhinein<br />
offenbart. Die vorher angenommene Sinnlosigkeit erhält<br />
erst im zeitlichen Abstand gesehen einen Sinn. Wie sagt<br />
der dänische Philosoph Sören Kierkegaard (1813-1855):<br />
Man muss das Leben vorwärts leben, verstehen kann man<br />
es nur rückwärts. Leichter gesagt als getan. Auf der anderen<br />
Seite können die im Alter zunehmenden gesundheitlichen<br />
Einschränkungen und Abhängigkeiten von fremder Hilfe<br />
die Frage aufwerfen: Wozu lebe ich noch? Das ergibt doch<br />
alles keinen Sinn mehr. Ich bin meinen Mitmenschen nur<br />
Man muss das Leben vorwärts<br />
leben, verstehen kann man es<br />
nur rückwärts Kierkegaard<br />
noch eine Last. Dabei können so pessimistische Gedanken<br />
hochkommen wie sie Schopenhauer formuliert hat: Man<br />
kann das Leben als eine störende Episode in der seligen<br />
Ruhe des Nichts auffassen. Für mich allerdings kein hilfreicher<br />
Gedanke.<br />
Eine „sinnvolle“ aber auch nicht immer leichte Tätigkeit<br />
im Alter ist für mich Biographiearbeit, die Auseinandersetzung<br />
mit der eigenen Vergangenheit. Eine<br />
Selbstreflexion über das bisher gelebte Leben, sozusagen<br />
eine Lebensbilanz. Wie bereits erwähnt, erscheint uns<br />
das Leben rückblickend und oberflächlich betrachtet als<br />
(zu?) schnell vergangen. Wo ist die Zeit geblieben? Vieles<br />
ist in Vergessenheit geraten. Um es philosophisch auszudrücken,<br />
der Zeitsack der Vergangenheit<br />
ist leer. Ihn wieder mit<br />
lebendigen Erinnerungen zu füllen<br />
ist ein Ziel der Biographiearbeit.<br />
Sie ist so etwas wie ein innerer<br />
Jakobsweg den man geht, um dem<br />
Leben neuen Halt und Orientierung zu geben. Dabei stellt<br />
sich auch die Frage nach dem letzten Grund. Für einen in<br />
christlicher Tradition glaubenden Menschen ist der Seinshorizont<br />
seines Lebens nicht leer. Sein letzter Grund und<br />
Anker der Hoffnung ist Gott als das absolute Gegenüber,<br />
bei dem das Alter keine Rolle spielt. Schließen möchte<br />
ich meine Gedanken und Fragen über das Alter mit einem<br />
Zitat von Cicero (107- 43 v. Chr.):<br />
Nicht das Alter ist das Problem,<br />
sondern unsere Einstellung dazu.<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 71<br />
<br />
Eberhard Freundt<br />
Quellenangaben: 1) aus „Winter in Wien“ von Reinhold Schneider. 2) Hinweis: Dies trifft<br />
in erster Linie auf die Wohlstandsgesellschaften in den Industrieländern zu. In vielen<br />
Entwicklungsländern dürfte diese Situation leider auch heute noch anzutreffen sein. 3) aus<br />
„Schandmaulkompetenz“ von Konrad Paul Liessmann. 4) Prof. Dr. Petra Gehring: Vortrag<br />
Der Umgang mit der Endlichkeit. 5) Wikipedia.
Die Polizei in Siegen-Wittgenstein warnt<br />
Nie zu alt fürs Internet (Teil 2)<br />
In der vergangenen Ausgabe (3/<strong>2015</strong>) ging es unter dem<br />
Titel „Nie zu alt für’s Internet“ um Grundsätzliches,<br />
wie z.B. die notwendigen Sicherheitsprogramme sowie<br />
den sorgsamen Umgang mit persönlichen Daten und<br />
E-Mails. In diesem Heft möchte ich Ihnen einige Tipps für<br />
das Einkaufen im Internet und die Nutzung von Sozialen<br />
Netzwerken geben.<br />
Sicher Einkaufen im Internet<br />
Im Internet erhält man so ziemlich alles, was das Herz<br />
begehrt. Leider gibt es jedoch unter den zahllosen meist<br />
seriösen Online-Shops auch „windige“ oder betrügerisch<br />
agierende Anbieter. Informieren Sie sich vor dem Kauf auf<br />
einer Ihnen nicht bekannten Internetseite möglichst immer<br />
mit Hilfe einer Suchmaschine über Erfahrungen, die andere<br />
Nutzer mit dem Shop gemacht haben. Geben Sie den<br />
Namen dabei selbst in das Suchfeld der Suchmaschine ein<br />
und nutzen sie keine Links, die der Online-Shop anbietet.<br />
Beachten Sie auch Bewertungsprofile oder Internet-Gütesiegel<br />
wie z.B. www.internet-guetesiegel.de.<br />
Lesen Sie vor dem Kauf die Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />
(AGB) durch und achten Sie insbesondere auf<br />
Garantie- und Gewährleistungsbedingungen, die Versandkosten<br />
sowie die Widerrufs- und Rückgaberechte. Diese<br />
Informationen sollten leicht auffindbar sein. Nutzen Sie<br />
unbedingt sichere Zahlungsmethoden, wie die Zahlung<br />
per Rechnung, Bankeinzug oder Kreditkarte. Ein hohes<br />
Maß an Sicherheit bietet auch die Zahlung über einen<br />
Online-Zahlungsservice, wie z.B. PayPal. Kaufen Sie<br />
nicht, wenn ein Internetverkäufer auf einer Zahlung per<br />
Bargeld-Transfer besteht und vermeiden Sie Vorauskasse,<br />
wenn Sie noch keine Erfahrungen mit dem Online-Shop<br />
gesammelt haben.<br />
Versandapotheken<br />
Besonders chronisch kranke Menschen können beim<br />
Kauf von Medikamenten im Internet Geld sparen. Aber<br />
Vorsicht, es ist nicht leicht, seriöse Versandapotheken von<br />
illegalen Anbietern zu unterscheiden! Letztere handeln mit<br />
gefälschten Arzneimitteln, die die angegebenen Wirkstoffe<br />
nicht oder nicht ausreichend enthalten oder sogar gesundheitsschädlich<br />
sein können.<br />
Achten Sie bei der Wahl einer Internet-Versandapotheke<br />
darauf, dass sie in Deutschland zugelassen ist. Dies können<br />
Sie mit Hilfe des Versandhandels-Registers auf der Website<br />
www.dimdi.de überprüfen (Rubrik „Arzneimittel“, Unterrubrik<br />
„Versandapothekenregister“). Achten Sie darauf, dass auf<br />
der Homepage im Impressum die vollständige Anschrift der<br />
Apotheke, der Name des Apothekers sowie die Adresse der<br />
zuständigen Aufsichtsbehörde oder Apothekenkammer aufgeführt<br />
sind. Dies ist gesetzlich vorgeschrieben. Auf der o.g.<br />
Website erhalten Sie auch weitere Hinweise für den sicheren<br />
Medikamentenkauf im Internet.<br />
Wenn Sie unsicher sind, kaufen Sie Ihre Medikamente<br />
lieber in der Apotheke in der Nachbarschaft. Viele Apotheken<br />
bieten inzwischen auch kostenlose Botendienste an.<br />
Soziale Netzwerke<br />
Soziale Netzwerke sind nicht nur etwas für junge Menschen.<br />
Hier lassen sich Kontakte knüpfen oder Ideen und<br />
Gedanken austauschen. Fragen Sie Freunde und Bekannte<br />
nach ihren Erfahrungen mit Sozialen Netzwerken im Internet.<br />
Lesen Sie auch hier die Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />
(AGB) und die Datenschutzbestimmungen genau<br />
durch und gehen Sie achtsam mit ihren persönlichen Daten<br />
um! Nutzen Sie die dort angebotenen Privatisierungseinstellungen.<br />
Seien Sie zurückhaltend mit dem Veröffentlichen<br />
von privaten Informationen, Texten und Bildern und<br />
vermeiden Sie unbedingt, ihre Telefonnummer oder Anschrift<br />
anzugeben! Bleiben Sie immer skeptisch, was die<br />
Identität von Personen angeht, die Sie in einem Sozialen<br />
Netzwerk kennenlernen. Es liegt in der Natur der Sache,<br />
dass man sich in Chats nie sicher sein kann, ob das Gegenüber<br />
auch wirklich das ist, wofür er oder sie sich ausgibt.<br />
Bei der Polizei sind zahlreiche Fälle bekannt, bei denen<br />
sich Betrüger mit falschen Identitäten und Fotos das Vertrauen<br />
von ahnungslosen Opfern erschlichen haben. Die Täter<br />
oder Täterinnen schaffen über Wochen oder sogar Monate<br />
eine Vertrauensbeziehung in Chats oder durch den späteren<br />
Austausch von E-Mails, um dann irgendwann eine angebliche<br />
Notsituation vorzutäuschen und um Geld zu bitten.<br />
Geld wird teilweise auch verlangt, damit die vermeintliche<br />
Anreise zu einem persönlichen Treffen finanziert werden<br />
kann, die aber dann durch verschiedenste Umstände immer<br />
wieder „verschoben“ wird. Selbst persönliche Telefongespräche<br />
geben Ihnen keine Sicherheit, dass es sich nicht um<br />
eine dreiste Abzocke handelt. Die im Display angezeigten<br />
Telefonnummern sind heutzutage relativ leicht zu fälschen.<br />
Weitergehende Informationen und Links rund um das<br />
Thema „Sicherheit im Internet“ finden sie u.a. unter www.<br />
polizei-beratung.de/themen-undtipps.<br />
Über die Adresse publikationen@bundesregierung.de<br />
oder Tel.<br />
030/182722721 können sie die<br />
ausführliche Broschüre „Nie zu alt<br />
fürs Internet“ kostenlos bestellen.<br />
Torsten Heider<br />
Leiter Kommissariat Kriminalprävention/Opferschutz<br />
bei der Kreispolizeibehörde<br />
Siegen-Wittgenstein<br />
0271-7099-4800<br />
Autorenfoto<br />
72 durchblick 4/<strong>2015</strong>
Veranstaltungen im Seniorenbegegnungszentrum<br />
der Universitätsstadt Siegen<br />
Seniorenhilfe Siegen e.V.<br />
Telefon 02 71/ 6 61 03 35<br />
durchblick e.V.<br />
02 71/6 16 47 + 01 71/6 20 64 13<br />
ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.<br />
Senecafé 02 71/ 2 50 32 39<br />
SeniorenServiceStelle 0271 / 38 78 616-2<br />
Café „Unter der Linde“ 02 71 / 5 64 10<br />
Englischkurse 01 77 / 27 32 9<strong>04</strong><br />
Haus Herbstzeitlos<br />
57074 Siegen, Marienborner Str. 151<br />
Film- und Video-Club 027 32/1 24 60<br />
Seniorenbeirat02 71 / 4<strong>04</strong>-2202<br />
SHG Sauerstoff Therapie 02 71 / 37 03 54<br />
Gedächtnistraining 0271 / 8 49 99<br />
Lesepaten 02739 / 2290<br />
Malgruppe 0271 / 3 73 87<br />
Selbstverteidigung 0160 / 830 18 67<br />
SeniorenTheaterSiegen0271 / 5 65 28<br />
Trauercafé0271/ 5 34 46<br />
Wahlverwandte0271 / 2 38 01 08<br />
Werkstatt02 71 / 6 27 76<br />
Foto: Ingrid Drabe<br />
montags<br />
10:00 -12:00 Sprechstunde der<br />
Seniorenhilfe<br />
10:00 -12:00 SeniorenServiceStelle<br />
geöffnet<br />
10:00 -12:00 Werkstatt geöffnet<br />
14:00 -18:00 ALTERAktiv Senecafé<br />
dienstags<br />
09:00 -12:00 ALTERAktiv Senecafé,<br />
Windows 8.1/10 Tablets<br />
und Smartphones<br />
10:00 -12:00 Sprechstunde der<br />
Seniorenhilfe<br />
10:00 -12:00 Redaktionsbüro des<br />
durchblick geöffnet<br />
10:00 -12:00 Malgruppe (außer 1.Di.Monat)<br />
mittwochs<br />
09:00 -12:00 ALTERAktiv<br />
Senecafé<br />
09:30 -11:00 Englischkurs auf Anfrage<br />
0177-27329<strong>04</strong><br />
10:00 -12:00 SeniorenServiceStelle<br />
geöffnet<br />
10:00 -12:00 Redaktionsbüro des<br />
durchblick geöffnet<br />
11:00 -12:30 Englischkurs auf Anfrage<br />
14:00 -18:00 ALTERAktiv Senecafé<br />
14:30 -16:30 Handarbeiten mit der<br />
Seniorenhilfe<br />
14:30 -16:30 Werkstatt geöffnet<br />
15:00 -17:00 Singen mit der<br />
Seniorenhilfe<br />
19:00 -21:00 Regenbogentreff<br />
Spielen und Klönen<br />
19:00 -22:30 Film und Videoclub<br />
donnerstags<br />
09:30 - 10:30 Selbstverteidigung<br />
10:00 - 12:00 Sprechstunde der<br />
Seniorenhilfe<br />
10:00 -12:00 Redaktionsbüro des<br />
durchblick geöffnet<br />
12:00 - 14:30 Mittagstisch, Anmeldung:<br />
Mo. - Mi. bis 12 Uhr<br />
0271- 4<strong>04</strong>-2200<br />
freitags<br />
10:00 - 12:00 Sprechstunde der<br />
Seniorenhilfe<br />
11:00 -14:00 Englischkurse (2) auf<br />
Anfrage 0177-27329<strong>04</strong><br />
samstags<br />
09:00 - 12:00 Wandergruppe<br />
der Seniorenhilfe<br />
Das Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos befindet sich hinter der alten „Hainer Schule“, Ecke Marienborner Str. / Blumenstr.<br />
Anfahrt: Ab Hauptbahnhof, ZOB Bussteig B 1-2: Linien R 12, R 13, R 17, L 109 (Bushaltest, Blumenstraße). Parkplatz: Kostenlos am Haus<br />
SeniorenTheaterSiegen<br />
Die agile Theatergruppe sucht eine neue<br />
Bleibe, möglichst barrierefrei und leicht<br />
mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar!<br />
Ideal wären zwei Klassenräume o.ä.<br />
Kontakt: Beate Gräbener 0271/56528<br />
Rémy Zaugg<br />
Die Frage der Wahrnehmung<br />
bis 6.3.2016<br />
Museum für Gegenwartskunst<br />
Siegen, Unteres Schloß 1<br />
Ausstellung<br />
8.2. bis 24.3.2016<br />
Sparkasse<br />
Bad Berleburg<br />
Poststraße<br />
Zu den<br />
Öffnungszeiten<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 73
Wiederkehrende<br />
montags:<br />
10-12:00 Ehrenamtsberatung, SAfE -Siegener<br />
Agentur für Ehrenamt Rathaus Weidenau<br />
Weidenauer Straße 215, „Regiestelle Leben im<br />
Alter“ 4<strong>04</strong>-2139<br />
10-12:00 Beratung für Senioren, SeniorenServiceStelle<br />
Siegen-Geisweid, Am Klafelder<br />
Markt 20 0271/372199-05<br />
10:00 Seniorengymnastik mit Anne Freudenberger,<br />
im Gemeinschaftsraum Dr. Ernst-<br />
Schuppener-Haus, Stadtteilbüro Heidenberg,<br />
0271-23418872<br />
14:00 Montagscafé des DRK Ortsverein<br />
Siegen Nord e.V., Schneppenkauten 1,<br />
57076 Siegen-Weidenau 0271-76585<br />
14:30 Handarbeitstreff: stricken, häckeln,<br />
sticken, nähen, „Regiestelle Leben<br />
im Alter“ Rathaus Weidenauer Straße<br />
215, 0271/4<strong>04</strong>-2200<br />
20:30 Tangosalon: Milonga, Tango<br />
Argentiono - Gefühle tanzen, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
Jeden 1. Montag im Monat<br />
18:30 „Anders Altern“ Gruppe für<br />
gleichgeschlechtliche Lebende und<br />
Liebende, Begegnungszentrum Haus<br />
Herbstzeitlos Siegen, Marienborner Str.<br />
19:00 Trauergruppe der Ambulanten<br />
Hozpizhilfe, Stiftung Diakoniestation<br />
Kreuztal, Ernsdorfstr. 3, 02732/1028<br />
20:00 Tango Schnupperkurs (bis 21 Uhr),<br />
anschließend Tangosalon, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-Johann-Straße 18<br />
Jeden 2. Montag im Monat<br />
10:00 Frühstückstreff: AWO-Ortsverein<br />
Siegen, im der Begegnungsstätte Rosterstr.<br />
186, Siegen, 0271/3386-160<br />
10:00 Trauercafé der ambulanten ökumenischen<br />
Hospizhilfe e.V.; Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
0160-99 49 40 56<br />
Jeden 3. Montag im Monat<br />
10:00 ALTERAktiv, Lesepaten, Haus<br />
Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />
Straße 151 02739-2290<br />
16:30 Selbsthilfegruppe Durchblutungsstörungen<br />
in den Beinen Begegnungszentrum<br />
Haus Herbstzeitlos Siegen,<br />
Marienborner Str. 151 0271-310781<br />
18:30 Treffen Selbsthilfegruppe:<br />
Sauerstoff-Langzeit-Therapie „Haus<br />
Herbstzeitlos Siegen“ 370354<br />
Jeden 4. Montag im Monat<br />
14:30 Kaffeekränzchen: AWO-<br />
Ortsverein Siegen, in der Begegnungsstätte<br />
Rosterstr. 186, Siegen,<br />
0271/3386-160<br />
Letzter Montag im Monat<br />
19:00 Selbsthilfegruppe Asthma und<br />
Bronchitis Haus Herbstzeitlos Siegen,<br />
Marienborner Straße 151 02737/3308<br />
dienstags:<br />
10:00 Schach- und Spieletreff AWO-Ortsverein<br />
Siegen, im der Begegnungsstätte<br />
Rosterstraße 186, Siegen,<br />
0271/339857<br />
Termine<br />
17.30 Interkultureller Chor Siegerland<br />
Regiestelle Leben im Alter, Rathaus<br />
Siegen-Weidenau<br />
Jeden 1. Dienstag im Monat<br />
9:00 Die Creativen Siegen, städtisches<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
02737-3455<br />
15:00 ALTERAktiv Lesepaten, Begegnungszentrum<br />
„Haus Herbstzeitlos“<br />
Siegen, Marienborner Straße 151.<br />
02739/2290<br />
Jeden 2. Dienstag im Monat<br />
10:00-12:00 Seniorenberater der Stadt<br />
Siegen: Sprechstunde, Begegnungszentrum<br />
„Haus Herbstzeitlos“, Marienborner<br />
Straße<br />
20:00 Vorwärts-Chor, städtisches Begegnungszentrum<br />
„Haus Herbstzeitlos“,<br />
Siegen<br />
Jeden 3. Dienstag im Monat<br />
19:00 Treffen Wohnprojekt: Wahlverwandte<br />
Haus Herbstzeitlos Siegen, <br />
0271-2380108<br />
Jeden 4. Dienstag im Monat<br />
20:00 Vorwärts-Chor, städtisches Begegnungszentrum<br />
„Haus Herbstzeitlos“,<br />
Siegen<br />
mittwochs:<br />
10:00-12:00 Heinzelwerker Sprechstunde,<br />
„Regiestelle Leben im Alter“,<br />
RathausWeidenau, Weidenauer Str.<br />
211, 4<strong>04</strong>-2200<br />
10:00 Spaziergang: 3000 Schritte,<br />
Tempo und Strecke sind angepasst, ab<br />
Rathaus Weidenauer Str. 215, 4<strong>04</strong>-<br />
2200<br />
10-12:00 Sprechstunde des Seniorenbeirats,<br />
SeniorenServiceStelle Siegen-Geisweid ,<br />
Am Klafelder Markt 20 0271/372199-05<br />
14:00-16:00 Diakonischer Freundeskreis<br />
Siegen-Süd, Hilfen für zu Hause,<br />
Diakonie Eiserfeld, Mühlenstr. 7<br />
17:00 Internationaler Seniorentanz,<br />
Interkulturelle Gemeinschaft, kath. Gemeindehaus<br />
Siegen, St.-Michaelstraße 3<br />
74 durchblick 4/<strong>2015</strong>
Jeden 1. Mittwoch im Monat<br />
14:00 KSG-Offenes Café im Wenscht, Siegen-Geisweid,<br />
Fichtenweg 5, 0271/89106<br />
15:00 Frauenzimmer, Frauencafé des DRK-Niederschelden,<br />
in der Burgschule Siegen-Niederschelden.<br />
0271-33716-0<br />
Jeden 2. Mittwoch<br />
14:30 KSG-Café im Wenscht: Kochstudio International,<br />
Siegen-Geisweid, Fichtenweg 5, 0271/89106<br />
Jeden 3. Mittwoch im Monat<br />
14:30 VDK-Siegen-Treff; Frohe Runde, Christofferhaus Siegen,<br />
Friedrich-Wilhelm-Str. 118<br />
14:30 Wir tanzen wieder! Für Menschen mit und ohne Demenz,<br />
Tanzschule „Im Takt“, Netphen-Dreistiefenbach, Dreisbachstr. 24.<br />
Anmeldung erbeten 0271/234178-17<br />
Letzter Mittwoch im Monat<br />
15:00-16.30 Selbsthilfegruppe Frontotemporale Demenz<br />
im Café Auszeit Kreuztal, Ernsdorfstr. 5<br />
donnerstags:<br />
10:00 Seniorenwerkstatt, der „Interkulturellen Gemeinschaft“,<br />
katholisches Gemeindehaus Siegen, St.-Michaelstr. 3<br />
14-16:00 Handarbeitskreis der SeniorenServiceStelle,<br />
im Rathaus Netphen, Amtsstraße 2+6<br />
14-16:00 Ehrenamtsberatung, SAfE -Siegener Agentur<br />
für Ehrenamt Rathaus Weidenau 4<strong>04</strong>-2139<br />
10:00-12:00 Diakonischer Freundeskreis Siegen-Süd,<br />
Hilfen für zu Hause, Diakonie Eiserfeld, Mühlenstr. 7<br />
Jeden 2. Donnerstag im Monat<br />
15:00-17:00 Selbsthilfegruppe Mitten im Leben für<br />
Menschen mit Gedächtnisproblemen KSG-Seniorenwohnanlage<br />
Weidenau Weidenauer Str. 202<br />
Jeden 4. Donnerstag im Monat<br />
15:00 Trauercafé der ambulanten ökum.Hospizhilfe Siegen e.V.,<br />
Haus Herbstzeitlos Siegen, 0160-99 49 40 56<br />
freitags:<br />
14:00 Englisch Tea Time AWO-Ortsverein Siegen, im der<br />
Begegnungsstätte Rosterstr. 186, Siegen, 0271/339857<br />
17:00 Tanzen ab der Lebensmitte mit und ohne Partner,<br />
TanzZentrum AGNE-PRESCHER Siegen-Geisweid,<br />
Birlenbacher Hütte 16 0271-84999<br />
18:00 Wochenschlussandacht, Autobahnkirche Rasthof Wilnsdorf<br />
Jeden 2. Freitag im Monat<br />
15:00 Dämmerstunde der Seniorenhilfe Siegen e.V.<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos Siegen,<br />
Marienborner Str. 151 0271/44369<br />
samstags:<br />
Jeden 3. Samstag im Monat<br />
13:00 ALTERAktiv Repaircafé, Mehrgenerationenzentrum<br />
der Martinigemeinde Siegen, St. Johann-Str. 7<br />
Jeden 4. Samstag im Monat<br />
13:00 Klimawelten Repaircafé, Florenburg Hilchenbach,<br />
Kirchweg 17 02733/2366 (Ingrid Lagemann)<br />
sonntags:<br />
Jeden 3. Sonntag im Monat<br />
14:30 Cafè unter der Linde, Begegnungszentrum Haus<br />
Herbstzeitlos Siegen, Marienborner Str. 151, 0271-56410<br />
15:00 Trauercafé der ambulanten ökumenischen Hospizhilfe<br />
Siegen e.V., Alter Kindergarten Freudenberg, Oranienstr. 25,<br />
0160-99 49 40 56<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 75
Weihnachtsmärkte<br />
bis 17.01.2016 Winterzauber täglich,<br />
12-21 Uhr, sonntags ab 14 Uhr, im Innenhof<br />
der Sparkasse Siegen,<br />
bis 23.12. täglich, in Siegen, Scheinerplatz,<br />
Bahnhofstraße bis Kölner Straße.<br />
Montags bis freitags 11-21 Uhr;<br />
samstags 10-21 Uhr; sonntags 11-20 Uhr<br />
Foto: Gudrun Neuser<br />
bis 23.12. täglich in Weidenau, Siegerlandzentrum<br />
11-20 Uhr, sonntags<br />
ab 10 Uhr<br />
bis 29.12. Neunkirchener Weihnachtsmarkt<br />
an der Ev. Kirche<br />
täglich ab 11 Uhr samstags 16-20 Uhr,<br />
sonntags ab 11-18 Uhr<br />
Do. 3.12. Olpe, Marktplatz, Do. 15-21<br />
Uhr, Fr. /Sa. 11-21Uhr, So. 11-19 Uhr<br />
Do. 3.- So. 6. Kreuztal, Lichterglanz<br />
im Park, Dreslers Park, Do. 16-22<br />
Uhr, Fr. 14-22 Uhr, Sa 11-22 Uhr,<br />
So. 11-19 Uhr<br />
Fr. 4.- So. 6. Weihnachtsmarkt Netphen,<br />
Rathausplatz<br />
Sa. 5. Gosenbacher Weihnachtsmarkt<br />
in Siegen-Gosenbach, Wilhelm-Siebel-Weg,<br />
(am Backes)<br />
ab 14 Uhr<br />
Sa. 5. Weihnachtsmarkt in Bad<br />
Berleburg-Arfeld 11-20 Uhr<br />
Sa. 5.- So. 6. Burbacher Lichterzauber<br />
in der Ortsmitte<br />
Sa. 5.- So. 6. Erndtebrück Adventsmarkt,<br />
an der evangelischen Kirche,<br />
Sa. 15-21 Uhr, So. 14-19 Uhr<br />
Fr. 11.-So.13. WeihnachtsZeitreise<br />
in Bad-Berleburg Schlosshof und<br />
Goetheplatz täglich ab 11 Uhr<br />
Sa. 12. Helchebacher Chresdachsmärtche,<br />
Hilchenbach, auf dem<br />
Marktplatz, ab 14 Uhr, (auch Sonntag<br />
11-18 Uhr)<br />
Dezember <strong>2015</strong><br />
1. Dienstag<br />
19:00 Filmklub Kurbelkiste: Hedi<br />
Schneider steckt fest, Tragikomödie,<br />
Kulturhaus Lÿz, Siegen, St.-Johann-Str.<br />
2. Mittwoch<br />
17:00 Was bringt die Reform der Pflegeversicherung?<br />
Vortrag der Behindertenbeauftragten<br />
der Stadt Siegen, Siegen-<br />
Geisweid Rathaus<br />
19:00 Viktoria Filmtheater: The Imitation<br />
Game - Ein streng geheimes Leben-<br />
Viktoria Filmtheater Hi.-Dahlbruch,<br />
3. Donnerstag<br />
15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
15:30 Café-Zeit: Elisabeth von Thüringen<br />
(1207-1231) KrönchenCenter Siegen,<br />
Markt 25,<br />
16:00 (Eröffnung) kreuztalweihnacht<br />
-Lichterglanz im Park, Dreslers Park<br />
Kreuztal bis 6.12.<br />
4. Freitag<br />
19:00 Bilder-Ausstellung von Kornelia<br />
Veen-Aldenrath, Burbach, Alte Vogtei<br />
20:00 Carolin Kebekus, Diätwahn &<br />
Pussy-Terror, Siegerlandhalle Siegen<br />
Veranstalterfoto<br />
20:00 Jeff Lorber Fusion, traditionellen<br />
Jazz mit Elementen u.a. aus Rock, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.18<br />
20:00 Weihnachtskonzert, Falk & Sons<br />
& Vering, Apollo-Theater Siegen, Morleystr.<br />
1(am 11.und 21.12.)<br />
Nikolauskonzert. Das Tuba, Kontrabass,<br />
Bassklarinette, Bassposaune und Kontrafagott<br />
Ensemble überrascht mit wohligrelaxtem<br />
Sound und heiterem Programm<br />
5. Samstag<br />
10:00 Workshop mit „Mo de Bleu“, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.18<br />
20:00 Kleinkunstbühne Hilchenbach:<br />
Comedy mit Jacqueline Feldmann, Hilchenbach,<br />
Am Preisterbach 11<br />
19:00 Theater: Drei Männer im Schnee,<br />
nach dem Roman von Erich Kästner,<br />
Apollo-Theater Siegen (auch am 16.12.)<br />
20:00 Kabarett: Daubs Melanie, Et hilft<br />
nix! Lachen ist gesund. Gesund ist, was<br />
Freude macht, Kulturhaus Lÿz Siegen,<br />
6. Sonntag (2. Advent)<br />
15:00 HÖR- und SCHAUbühne, Ein<br />
Hauch von kaltem Wetter, Kulturhaus<br />
Lÿz, Siegen, St.-Johann-Str.18<br />
16.00 Adventskonzert mit der Siegerländer<br />
Bergknappenkapelle, Aula Gymnasium<br />
Siegen-Niederschelden, Auf der<br />
Morgenröthe<br />
16:00 Nikolauskonzert mit Kerstin<br />
Stahl, Burbach, Alte Vogtei<br />
17:00 Tuba Libre II, Nikolauskonzert,<br />
Stift Keppel Hilchenbach-Allenbach.<br />
17:00 Weihnachtskonzert der Fritz-Busch-<br />
Musikschule, Martinikirche Siegen<br />
7. Montag<br />
20:30 Tango im Lÿz, Kulturhaus Lÿz<br />
Siegen, St.-Johann-Str. (auch 14.u. 21.)<br />
76 durchblick 4/<strong>2015</strong>
9. Mittwoch<br />
20:00 Weihnachtskonzert der Philharmonie<br />
Südwestfalen, Dirigent: Gerhard<br />
Oskamp, Apollo-Theater Siegen (auch<br />
am 10.12.)<br />
20:00 Hans Klok mit seiner neuen Show<br />
The New Houdini, Siegerlandhalle Siegen<br />
10. Donnerstag<br />
20:00 kreuztalkultur, Piano-Solo-Konzert<br />
mit Martin Tingvall, Stadthalle<br />
Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />
20:00 LÿzMixVarieté, Kabarett, Musik,<br />
Akrobatik & Zauberei, Kulturhaus Lÿz<br />
Siegen, St.-Johann-Str.18<br />
20:00 Weihnachtskonzert der Philharmonie,<br />
Apollo-Theater Siegen, Morleystr. 1<br />
11. Freitag<br />
20:00 Kabarett: Werner Koczwara, Einer<br />
flog übers Ordnungsamt, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
20:00 kreuztalkultur, Figurentheater<br />
„Die Velvets“: Der kleine Prinz, Stadthalle<br />
Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />
19:30 Eröffnungskonzert zur 10. WeihnachtsZeitreise<br />
Kammerorchester Concerto<br />
Köln, Ev. Stadtkirche Bad Berleburg<br />
12. Samstag<br />
19:00 Ziemlich beste Freunde, Komödie<br />
nach dem gleichnamigen Film, Apollo-<br />
Theater Siegen, Morleystraße 1<br />
20:00 Jazz: Thanks to Frank, Cafe Basico,<br />
ehemalige Lokschuppen Kreuztal,<br />
Straße Hüttenstraße 30 (Zufahrt nur<br />
über Buschhütten).<br />
20:00 Lesung: Markus Hering liest<br />
Erich Kästner, Morgen, Kinder, wird‘s<br />
nichts geben, Kulturhaus Lÿz Siegen,<br />
St.-Johann-Str. 18<br />
20:00 Höhner-Weihnacht, Siegerlandhalle<br />
Siegen, Koblenzer Straße 151<br />
13. Sonntag (3.Advent)<br />
16:00 kreuztalkultur, 23. Vorweihnachtliches<br />
Konzert INTERMEZ-<br />
ZO Gemischter Chor, Evangelische.<br />
Kreuzkirche Kreuztal<br />
18:00 Filmpalast, Die große Schlacht<br />
des Don Camillo, Heimhof-Theater<br />
Burbach-Wasserscheide<br />
14. Montag<br />
10:45 Orgelmatinéen zur Adventzeit mit<br />
Helga Maria Lange, St.-Joseph-Kirche,<br />
Siegen-Weidenau<br />
15. Dienstag<br />
20:00 Wichtel-Milonga mit Gast DJ,<br />
Cafe Basico, ehemaliger Lokschuppen<br />
Kreuztal, Hüttenstraße 30<br />
Veranstaltungshinweise<br />
Dezember <strong>2015</strong><br />
17. Donnerstag<br />
15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen<br />
20:00 kreuztalkultur, Kabarett: Emil<br />
Steinberger in Emil - noch einmal,<br />
Stadthalle Kreuztal,<br />
20:00 basta-Die A-cappella-Show Domino<br />
eine Mischung aus Komik und<br />
Scharfsinn, Gebr.-Busch-Theater,<br />
Hilchenbach-Dahlbruch<br />
18. Freitag<br />
20:00 Kleinkunstbühne Hilchenbach:<br />
Comedy John Doyle: Voll der Stress,<br />
Am Preisterbach 11<br />
20:00 Markus Maria Profitlich, kommt<br />
und resümiert: HALBZEIT - Gibt es ein<br />
Leben nach dem Fünfzigsten? Siegerlandhalle<br />
Siegen, Koblenzer Straße 151<br />
19. Samstag<br />
18:00 Weihnachtsconzert mit der Kantorei<br />
Siegen, Ltg. Ute Debus, Evangelische<br />
Kirche Hilchenbach<br />
20. Sonntag<br />
17:00 Weihnachtsconzert mit dem Gemischter<br />
Chor La Musica Alchen, Ev.<br />
Kirche Freudenberg-Alchen<br />
19:00 Siegener Christmas Comedy,<br />
Kartoffelfreuden XII, Kulturhaus Lÿz<br />
Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
22. Dienstag<br />
20:00 Weigand & Genähr mit ihrem<br />
neuen Programm: Traute, Kulturhaus<br />
Lÿz, Siegen (23./ 27. / 29.12.)<br />
23. Mittwoch<br />
18:00 Bach-Chor Siegen,<br />
Weihnachts-Oratorium,<br />
Leitung: Ulrich Stötzel,<br />
Martinikirche Siegen<br />
20:00 Bach-Chor Siegen,<br />
„Weihnachtskonzert“:<br />
Engelsmusik - Trio<br />
Glissando, Martinikirche<br />
24. Donnerstag<br />
11:00 Figurentheater<br />
Petra Schuff, Ritter Rost<br />
feiert Weihnachten,<br />
Kulturhaus Lÿz Siegen,<br />
St.-Johann-Straße 18<br />
23:00 Uhr<br />
Christmette aus<br />
Bachs<br />
Weihnachtsoratorium<br />
Leitung: Ute Debus (Bild)<br />
Siegen, Nikolaikirche<br />
Foto: Peter Bonnard<br />
Begeisternd – ironisch – sensationell – das<br />
ist „basta“ live! Die fünf Männer gelten<br />
wohl nicht zu Unrecht als die originellste<br />
A-cappella-Formation Deutschlands.<br />
In „Domino“ bieten sie eine ganz neue<br />
Schöpfungsgeschichte. Selbst südamerikanische<br />
Klänge, Schlagermelodien und<br />
Marschrhythmen fließen in ihr Programm<br />
ein. Bei aller Komik sind es gerade die Zwischentöne,<br />
die ihre Lieder auszeichnen.<br />
27. Sonntag<br />
17:00 Weihnachtliches Konzert, Kath.<br />
Kirche St. Joseph Si-Weidenau<br />
31. Donnerstag<br />
19:30 The Blues Brothers – A Tribut,<br />
Apollo-Theater Siegen, Morleystraße 1<br />
(auch 22:15 Uhr)<br />
21:30 Silvester feiern, Cucina im Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
19:30 Barockconzert zur Sivesternacht,<br />
Ev. Kirche Hilchenbach<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 77
Veranstaltungshinweise<br />
1. Freitag (Neujahr)<br />
20:00 Neujahrskonzert mit Andreij<br />
Gorbatschow (Balalaika) und der Philharmonie<br />
Südwestfalen, Apollo-Theater<br />
Siegen, Morleystr. 1<br />
2. Samstag<br />
20:00 Weigand & Genähr Traute, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.18<br />
(auch vom 5. bis 8.1.)<br />
10:00 Jonglage- & Diabolo-Workshop<br />
mit Mo de Bleu, Intensiv-Wochenende,<br />
Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.<br />
18 (auch am 3.1.)<br />
3. Sonntag<br />
17:00 kreuztalkultur, Kreuztaler Neujahrskonzert<br />
2016 mit der Philharmonie<br />
Südwestfalen, Stadthalle Kreuztal<br />
4. Montag<br />
20:30 Tango im Lÿz,Kulturhaus Lÿz Siegen,<br />
St.-Johann-Str. (auch am 18. und 25.)<br />
5. Dienstag<br />
19:30 Neujahrskonzert 2016, Philharmonie<br />
Südwestfalen, Bad Berleburg,<br />
Bürgerhaus am Markt<br />
8. Freitag<br />
20:00 kreuztalkultur, Comedy: Ole Lehmann:<br />
Geiz ist ungeil-so muss Leben!<br />
Weiße Villa Dreslers Park, Kreuztal<br />
20:00 Ziemlich beste Freunde, Komödie<br />
nach dem gleichnamigen Film, Apollo-<br />
Theater Siegen (tägl. bis 10.1.)<br />
Januar 2016<br />
Veranstalterfoto<br />
Veranstalterfoto<br />
9. Samstag<br />
20:00 Jazzclub Oase: Jessy Martens &<br />
Band, Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Straße<br />
18<br />
20:00 Comedy Dave Davis Afrodisiaka<br />
Heimhof-Theater Burbach, Heimhofstr. 7a<br />
10. Sonntag<br />
17:00 Dia-Panoramavision mit Dieter<br />
Freigang, Rund um den Königssee –<br />
Das Berchdesgadener Land, Georg<br />
Heimann-Halle<br />
Netphen, Jahnstraße<br />
9<br />
18:00 Wer den<br />
Wind sät, Filmpalast<br />
im Heimhof-Theater<br />
Burbach, Heimhofstr.<br />
7a<br />
18:00 Neujahrskonzert<br />
mit der<br />
Philharmonie<br />
Südwestfalen,<br />
Festhalle Wilnsdorf<br />
20:00 Projekt-<br />
Theater der UNI<br />
Siegen Deportation<br />
Cast, die<br />
Geschichte einer<br />
Roma-Familie,<br />
Kulturhaus Lÿz,<br />
Siegen (auch<br />
am11. und 13.)<br />
12. Dienstag<br />
19:00 Filmklub Kurbelkiste: Spielfilm Lucy<br />
Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.<br />
13. Mittwoch<br />
20:00 Neujahrskonzert mit Andreij Gorbatschow<br />
(Balalaika) und der Philharmonie<br />
Südwestfalen, Apollo-Theater Siegen<br />
20:00 Studierendenkonzert, Bachabend,<br />
Martinikirche Siegen<br />
14. Donnerstag<br />
15:00 Literaturcafé Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
20:00 Reiner Hänsch: Die Faxen dicke!<br />
Ein Urlaubsroman mit Musik, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
20:00 Nadja Küchenmeister liest aus ihrem<br />
Gedichtband „Unter dem Wacholder“,<br />
Apollo-Theater Siegen<br />
15. Freitag<br />
20:00 Musikabend mit Annette Kreutz<br />
& Carolin Hild, Kulturhaus Lÿz Siegen,<br />
20:00 Lustspiel: Der zerbrochne Krug,<br />
von Heinrich von Kleist, Apollo-Theater<br />
Siegen (bis 16.1.)<br />
20:00 REBELL COMEDY – Die Liga<br />
der Auserwählten, Siegerlandhalle Siegen,<br />
Koblenzer Str. 151<br />
20:00 Stand-Up-Comedy mit Bastian<br />
Bielendorfer, Das Leben ist kein Pausenhof,<br />
Aula Gymnasium Netphen<br />
78 durchblick 4/<strong>2015</strong>
Veranstaltungshinweise<br />
16. Samstag<br />
20:00 Kabarett: Hennes Bender: Klein/<br />
Laut, Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.<br />
18<br />
17. Sonntag<br />
16:30 Dia-Panoramavision, Wandern<br />
rund um Meran, Heimhof-Theater Burbach-Wasserscheide,<br />
Heimhofstr. 7a<br />
17:00 Misa A Buenos Aires, Tangomesse<br />
von Martin Palmeri, Bad Berleburg,<br />
Katholische Kirche<br />
19:00 Neujahrskonzert mit Andreij<br />
Gorbatschow (Balalaika) und der Philharmonie<br />
Südwestfalen, Apollo-Theater<br />
Siegen<br />
20:00 Live-Multivision: Klaus-Peter<br />
Kappest, Allgäu – Landschaft erzählt<br />
Geschichte, Stadthalle Kreuztal,<br />
19. Dienstag<br />
20:00 Klavierabend: Franz Liszt, Genie<br />
und Verwandlung, Apollo-Theater Siegen,<br />
Morleystr. 1<br />
20. Mittwoch<br />
20:00 Konzert: The Concert Show, AB-<br />
BA Gold, Siegerlandhalle Siegen<br />
20:00 Komödie: Die Wahrheit, von den<br />
Vorteilen, sie zu verschweigen und den<br />
Nachteilen, sie zu sagen! Apollo-Theater<br />
Siegen, Morleystr. 1<br />
21. Donnerstag<br />
20:00 kreuztalkultur Comedy: Alfons<br />
in Wiedersehen macht Freude, Stadthalle<br />
Kreuztal Am Erbstollen 7<br />
„1, 2 oder 3“ – Holger Schüler Der Hundeerziehungsberater<br />
auf sechs Pfoten präsentiert seine<br />
Show am 28. 1. im Gebr.-Busch-Theater Hilchenb.<br />
Veranstalterfoto<br />
20:00 Konzert: Quadro Nuevo – Tango<br />
Gebr.-Busch-Theater, Hi.-Dahlbruch<br />
20:00 Dozentenkonzert, TRIO MWT,<br />
Musiksaal der Uni Siegen, Adolf-Reichwein-Str.<br />
2, Bauteil B, AR-B 2311<br />
20:00 LÿzMix-Varieté - Kabarett, Musik,<br />
Akrobatik und Zauberei, Kulturhaus<br />
Lÿz, St.-Johann-Str. 18<br />
22. Freitag<br />
20:00 Jazzclub Oase: Friend'n Fellow,<br />
Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.<br />
23. Samstag<br />
20:00 Walter Sittler ...liest Dieter Hildebrandt,<br />
Heimhof-Theater Burbach-<br />
Würgendorf<br />
20:00 Kabarett: Daubs Melanie, Et hilft<br />
nix! Lachen ist gesund. Gesund ist, was<br />
Freude macht, Kulturhaus Lÿz<br />
Siegen, St.-Johann-Straße 18<br />
Veranstalterfoto<br />
24. Sonntag<br />
17:00 Audiovisionsschau mit<br />
Heinz Wagener, Irland für Entdecker,<br />
Altes Feuerwehrhaus<br />
Netphen<br />
19:00 Comedy: ImproVisite: Mal<br />
gucken was kommt, Kulturhaus<br />
Lÿz, St.-Johann-Str. 18<br />
25. Mont.<br />
15:00 Erzählcafé<br />
<strong>2015</strong>/2016,<br />
„Musik“, Haus<br />
Herbig Burbach,<br />
Jägerstr. 2<br />
26. Dienst.<br />
19:00 Filmklub<br />
Kurbelkiste:<br />
Dokumentarfilm<br />
Citizenfour,<br />
Kulturhaus<br />
Lÿz,<br />
St.-Johann-Str.<br />
27. Mittwoch<br />
20:00 Romantik pur - Konzert mit dem<br />
uniOrchester Siegen, Leitung: Ute Debus,<br />
Nikolaikirche Siegen<br />
28. Donnerstag<br />
15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
20:00 1, 2 oder 3, Holger Schüler, Hundeerziehungsberater<br />
auf sechs Pfoten,<br />
Gebr.-Busch-Theater, Hi.-Dahlbruch<br />
29. Freitag<br />
20:00 Comedy: Sascha Korf, Wer zuerst<br />
lacht, lacht am längsten! Kulturhaus<br />
Lÿz, St.-Johann-Str. 18<br />
30. Samstag<br />
20:00 Hans-Joachim Heist, Noch´n Gedicht<br />
- Der große Heinz-Erhardt-Abend,<br />
Kulturhaus Lÿz, St.-Johann-Str. 18<br />
20:00 Mirja Boes & Honkey Donkeys,<br />
Das Leben ist kein Ponyschlecken Stadthalle<br />
Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />
31. Sonntag<br />
18:00 kreuztalkultur, Jazzkonzert: Ida<br />
Sand, Young at heart- Ida Sand singt<br />
Neil Young, Stadthalle Kreuztal, Erbstollen<br />
7<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 79
Veranstaltungshinweise<br />
Februar 2016<br />
Veranstalterfoto<br />
1. Montag<br />
20:30 Tango im Lÿz, Kulturhaus Lÿz<br />
Siegen, St.-Johann-Str. 18 (auch am 8.,<br />
15., 22. und 29.)<br />
4. Donnerstag<br />
20:00 Kleine Bühne Seelbach, Kein<br />
Auskommen mit dem Einkommen, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, (tägl. bis 7.2.)<br />
7. Sonntag<br />
17:00 Burbach in den 40er, 50er und<br />
60er Jahren Teil VII, Heimhof-Theater<br />
Burbach, Heimhofstr. 7a<br />
10. Mittwoch<br />
19:30 Solar Plexus, Soul–Jazz in der<br />
Schloß Schänke Bad Berleburg<br />
20:00 Theater: Das Ensemble Drama<br />
Statt Siegen - Aus Liebe, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-JohannStr.18 (tägl. bis<br />
12. sowie am 16. und 17.)<br />
11. Donnerstag<br />
15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
20:00 kreuztalkultur, Addys Mercedes<br />
- locomotora a Cuba-Tour, Stadthalle<br />
Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />
20:00 Drama Statt Siegen, Aus Liebe,<br />
Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.<br />
18 (auch am 12.1.)<br />
12. Freitag<br />
19:00 Ausstellungseröffnung von Andrea<br />
Autschbach, Burbach Alte Vogtei<br />
20:00 Gogol & Mäx Humor in concert,<br />
Heimhof-Theater Burbach, Heimhofstr. 7a<br />
20:00 Tangokonzert mit Prentki/Angelerie,<br />
Tango de Concierto, Altes Feuerwehrhaus<br />
Netphen<br />
13. Freitag<br />
19:00 Jazzclub Oase: Trio Igor Lazarev<br />
Project Group, Kulturhaus Lÿz Siegen,<br />
St.-Johann-Str. 18<br />
20:00 Igor Lazarev Project Group, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18,<br />
20:00 KlangRaum – RaumKlang,<br />
Blechbläserensemble pro musica sacra,<br />
Nikolaikirche Siegen<br />
14. Samstag<br />
17:00 Dia-Panoramavision mit Dieter<br />
Freigang, Korsika, Insel der Schönheit,<br />
Georg Heimann-Halle Netphen<br />
18:00 Filmpalast, Der Glückspilz u.a.<br />
mit Jack Lemmon, Heimhof-Theater<br />
Burbach, Heimhofstr. 7a<br />
19:00 LÿzLit-Debüt mit Sarah Heumann,<br />
Connie Roters und David Wonschewski,<br />
Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-<br />
Johann-Str. 18<br />
20:00 Vortrag: Günter Wamser, Der<br />
Abenteuerreiter, Von Argentinien bis<br />
Alaska, Stadthalle Kreuztal<br />
18. Mittwoch<br />
20:00 LÿzMixVarieté – Kabarett, Musik,<br />
Akrobatik und Zauberei, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
20:00 Sebastian Schnoy, Von Stauffenberg<br />
zu Guttenberg der Adel patzt immer<br />
kurz vor Schluss, Gebr.-Busch-Theater,<br />
Hilchenbach-Dahlbruch<br />
20:00 kreuztalkultur, Kabarett: Wilfried<br />
Schmickler: Das Letzte, Stadthalle<br />
Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />
19. Freitag<br />
19:30 Trio Pierrot Konzerte junger<br />
Künstler, Bad Berleburg, Schloß<br />
20:00 Die Nacht der Musicals, Siegerlandhalle<br />
Siegen, Koblenzer Str. 151<br />
20:00 Musikabend: Schöne Mannheims<br />
mit Hormon Yoga, Kulturhaus Lÿz Siegen,<br />
St.-Johann-Str. 18<br />
20. Samstag<br />
10:00 Immobilienmesse mit Vortrag<br />
der Wohnberatung Siegen-Wittgenstein<br />
e.V., Besser wohnen – jetzt und im Alter,<br />
Sparkasse Bad Berleburg Poststraße 15<br />
20:00 Jubiläumsedition: Thomas Freitag,<br />
Nur das Beste, Kulturhaus Lÿz Siegen,<br />
St.-Johann-Str. 18<br />
20:00 British Folk-Rock mit Seth Lakeman,<br />
Word of Mouth-Tour, Altes Feuerwehrhaus<br />
Netphen<br />
21. Sonntag<br />
15:00 kreuztalkultur, Teddybärenkonzert<br />
Peter und der Wolf, Stadthalle<br />
Kreuztal<br />
16:30 Dia-Panoramavision, Das Ötztal<br />
und die Siegerlandhütte, Heimhof-Theater<br />
Burbach, Heimhofstr. 7a<br />
Foto: Siegener Zeitung<br />
4. Febr. bis 7.2. Kleine Bühne Seelbach,<br />
mit ihrem neuen Programm: „Kein Auskommen<br />
mit dem Einkommen“, täglich im<br />
Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.18<br />
18:00 Max Reger und mehr, Orgelkonzert<br />
in der Siegener Nikolaikirche<br />
19:30 Schauspiel von Moritz Rinke: Wir<br />
lieben und wissen nichts, Bad Berleburg,<br />
Bürgerhaus am Markt (auch am 22.)<br />
23. Dienstag<br />
15:00 Figurentheater Hille Puppille,<br />
Freunde, Bad Berleburg, Bürgerhaus<br />
am Markt<br />
19:00 Filmklub Kurbelkiste: Leviathan<br />
Drama, Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.<br />
18<br />
25. Donnerstag<br />
20:00 Konzert: Trio Belli – Fischer –<br />
Rimmer, Fresh Air Klassik und Jazz,<br />
Gebr.-Busch-Theater, Hi.-Dahlbruch<br />
20:00 Kabarett: Gretel und Toni, Do<br />
guckst de, Kulturhaus Lÿz Siegen,<br />
26. Freitag<br />
19:00 Jazzclub Oase: Blues Caravan<br />
mit den Blue Sisters, Kulturhaus Lÿz<br />
Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
27.Samstag<br />
20:00 Lesung mit Max Goldt: Schade<br />
um die schöne Verschwendung, Heimhof-Theater<br />
Burbach-Wasserscheide<br />
28. Sonntag<br />
17:00 Marionettentheater Berger, Das<br />
tapfere Schneiderlein, Altes Feuerwehrhaus<br />
Netphen<br />
20:00 kreuztalkultur Comedy: Berhard<br />
Hoecker: So liegen Sie richtig falsch,<br />
Stadthalle Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />
29. Montag<br />
15:00 Erzählcafés <strong>2015</strong>/2016, Film und<br />
Kino, Haus Herbig Burbach, Jägerstr. 2<br />
80 durchblick 4/<strong>2015</strong>
Leserbriefe<br />
Erst jetzt fiel mir eine Ausgabe Ihrer<br />
Zeitschrift per Zufall in die Hände - ein<br />
rundum gelungenes Magazin! Ganz<br />
besonders gut gefiel mir der Beitrag<br />
„Mein Freund Fritz“ - inhaltlich wie<br />
formal ein Lesegenuß!<br />
Frank Becker, Siegen<br />
db 2-<strong>2015</strong> Eine kleine Anmerkung<br />
zum letzten Heft: Es fiel mir auf, dass<br />
im Artikel „Leichte Sprache“ gefordert<br />
wurde, „möglichst ohne Fremdwörter“<br />
auszukommen. Logisch! Deshalb<br />
„wird eine Neuauflage des Beiratsflyers<br />
erscheinen.“ Hallo! „Leichte Sprache“?<br />
Freundliche Grüße sendet Leser<br />
Klaus Dietermann, Siegen<br />
db 2-<strong>2015</strong> Ihren Artikel „Wenn ein<br />
Schreckgespenst Wirklichkeit wird“<br />
habe ich mit Interesse gelesen. Warum<br />
aber verschweigen sie, dass die Patienten<br />
auf der ambulanten Onkologie<br />
im St. Marienkrankenhaus unter zweifelhaften<br />
Umständen ihre Therapie bekommen.<br />
Wie kann es angehen, dass<br />
Krebspatienten, welche 6-8stündige<br />
Infusionen bekommen, auf einem offenen<br />
Flur, auf unbequemen, kalten Metallstühlen<br />
ihre Zeit absitzen müssen.<br />
Ich finde diesen Zustand unzumutbar.<br />
Die sanitären Anlagen (Hygiene sollte<br />
doch in einem Krankenhaus groß geschrieben<br />
sein) sind dort alarmierend.<br />
Eine Toilette für „alle“, d. h., für Patienten<br />
männlich/weiblich und Besuchern<br />
männlich/weiblich. Jede Gastronomie<br />
bekommt vorgeschrieben,<br />
getrennte Toilettenanlagen zur Verfügung<br />
zu stellen. Wie kann es angehen,<br />
dass diese Verordnung gerade in einem<br />
Krankenhaus nicht gilt?<br />
Cornelia Weber, Remscheid<br />
db 2-<strong>2015</strong> Vielen Dank für das schöne<br />
Titelbild vom Turm des Kindelsberges.<br />
Und natürlich für die Beschreibung<br />
des Kindelsberpfades. Ich habe<br />
auch einmal im Siegerland gelebt, und<br />
zwar von Mitte der 60-er Jahre bis zu<br />
meiner Auswanderung im Jahr 1983.<br />
Damals erzählte mir meine Schwägerin<br />
öfter, dass sie mit Rudolf Schock wandere.<br />
Es war wohl so, dass der Opernsänger<br />
jedes Jahr seinen Urlaub in der<br />
Region um Krombach verbrachte. Um<br />
ein Gegengewicht zu finden zu seiner<br />
anstrengenden Sängertätigkeit, ging<br />
er jedes Jahr mit seiner Frau wandern,<br />
vorwiegend um den Kindelsberg<br />
herum. Er nahm auch gerne andere<br />
Wanderer mit, weil er der Meinung<br />
war, dass sich Menschen mehr bewegen<br />
sollten. Diese Wandergruppen<br />
wurden so populär, dass daraus eine<br />
regelrechte Wandervogel-Bewegung<br />
entstand. Meine Schwägerin, die wie<br />
zuvor erwähnt, auch mitgewandert ist<br />
erzählte, dass sie am Wanderziel immer<br />
eine Medaille bekommen hat.<br />
Hannelore Panek, Kingsley,<br />
Western-Australia<br />
db 3-<strong>2015</strong> Ihr Artikel ist sehr schön<br />
geschrieben und ansprechend bebildert,<br />
aber sind Sie den Weg zum Weidelbacher<br />
Weiher schon einmal gegangen,<br />
so wie sie ihn beschrieben haben? Sie<br />
kommen nie zum Weiher! An dem<br />
Wanderparkplatz an der K17 ist weit<br />
und breit kein Hinweis zum Weidelbacher<br />
Weiher zu finden. Ortsfremde<br />
laufen gut fünf km die K17 weiter und<br />
gelangen schließlich nach Banfe, aber<br />
nicht zum Weiher. Sie wissen nämlich<br />
nicht, dass vorher von rechts ein mit<br />
A1 und B2 gezeichneter Weg auf die<br />
K17 mündet. Wenn man hier einbiegt,<br />
kommt man nach knapp zwei Kilometer<br />
zum Weiher. Am besten folgen Sie vom<br />
Parkplatz an der K17 hinter Heiligenborn<br />
dem Dreieck Richtung Feudingen<br />
bis zu einer Kreuzung (etwa 2 km). Hier<br />
treffen Sie auf die F4, die von Volkholz<br />
kommt und rechts zum Weidelbacher<br />
Weiher führt, den sie nach einem Kilometer<br />
erreichen<br />
Hans-Dieter Laux per E-Mail<br />
db 3-<strong>2015</strong> In ihrem<br />
Artikel Besuch<br />
beim „Erbfeind“<br />
spricht ihr Autor<br />
von 2,5 Millonen<br />
Toten in der<br />
Schlacht von Verdun.<br />
Die Siegener<br />
Zeitung hingegen<br />
berichtete am 24.<br />
2.1996, dass in der<br />
Gedenkrede zum<br />
80. Jahrestag insgesamt<br />
305000 Soldaten<br />
gefallen sind.<br />
Bruno Wachs, Si.<br />
Anmerkungen der Redaktion zu den Leserbriefen<br />
von<br />
Cornelia Weber: Die Abtrennung vom öffentlichen<br />
Bereich ist nach mehr als einem<br />
Jahr nun erfolgt.<br />
– Hans-Dieter Laux: Zum Wir nehmen<br />
die Anregung gerne auf und erweitern die<br />
„Für Sie entdeckt“ Seiten künftig wieder<br />
mit einer genaueren Wegbeschreibung.<br />
– Bruno Wachs: Weder Autor noch Leser<br />
haben Recht. Laut „Geschichtelexikon.<br />
de“ haben in dieser Schlacht insgesamt<br />
850 000 Menschen ihr Leben gelassen.<br />
Vor Weihnachten: Samstags bis 19 Uhr geöffnet<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 81
Unterhaltung / Impressum<br />
Es fiel uns auf …<br />
…dass 7,5 Millionen Menschen in Deutschland nicht genug<br />
lesen können. Ihre Lesefertigkeit reicht nicht aus, um<br />
etwa Behördenbriefe oder ärztliche Aufklärungsbögen zu<br />
verstehen. Das sind fast 10 % der Bevölkerung.<br />
…dass man zum Nein sagen Mut braucht. Die Psychologin<br />
und Ratgeberautorin Dr. Eva Wlodarek aus Hamburg<br />
hat erforscht, dass wir häufig „Ja, mach ich“, sagen,<br />
obwohl wir eigentlich „Nein, passt mir überhaupt nicht“<br />
gedacht haben. Das hat ihre Ursache darin, dass wir andere<br />
ungern enttäuschen oder gar als egoistisch gelten wollen.<br />
Allerdings warnt die Expertin: „Auf Dauer ist das Jasagen<br />
schlecht für die Gesundheit“. Es stresst, nagt am Selbstwertgefühl<br />
und kann sogar in eine Depression führen.<br />
…dass der Kölner Dom die meistbesuchte deutsche<br />
Sehenswürdigkeit ist. Das Wahrzeichen der Rheinmetropole<br />
besuchen jährlich sechs Millionen Besucher aus aller<br />
Welt. Im Durchschnitt sind es 15.000 Menschen täglich,<br />
die das Weltkulturerbe sehen möchten. Nach dem Ulmer<br />
Münster ist der Kölner Dom mit 157 m das zweithöchste<br />
Kirchengebäude Europas, sowie das dritthöchste der Welt.<br />
…dass man sein Auto beim Parken „verlieren“ kann.<br />
Der Norweger Björn Brandvold parkte sein Auto auf der<br />
Fahrt von Andorra nach Oslo in einer Seitenstraße in<br />
Hannover. Als der 78-Jährige nach einem Stadtbummel<br />
weiterfahren wollte, fand er sein Auto nicht mehr. Erst<br />
nach einem Aufruf in der Zeitung meldete sich nach drei<br />
Wochen eine Leserin, der ein herrenloses Fahrzeug mit<br />
ausländischem Nummernschild aufgefallen war. homa<br />
Gedächtnistraining: Lösungen von Seiten:64-65<br />
Zuordnen: 1.Rom, 2.Wien, 3.Paris, 4.Istanbul, 5.Nürnberg,<br />
6.Hambug, 7.Bonn, 8.Wittenberg, 9.Lübeck, 10.Dresden, 11.<br />
New York, 12 Frankfurt/M., 13. Bremen, 14. Mölln, 15. Hameln.<br />
Sprichwörter: 1.rostet, 2.nicht weit vom Stamm, 3.Morgenstund,<br />
4.Ohne Fleiß, 5.Tee trinken, 6.loben ist schwer, 7.das<br />
neckt sich, 8.Der frühe Vogel, 9.fällt selbst hinein, 10.nie gereut;<br />
Um die Ecke gedacht: 1.Blaumann, 2.Eselsbrücke, 3.Hollywood-<br />
Schaukel, 4.Bücherwurm, 5.Kaugummi, 6.Leberfleck,<br />
7.Handtasche, 8.Schlüsselbund, 9.Flaschenhals, 10.Polterabend.<br />
Zu guter Letzt: Geschwätz<br />
Ech schdonn en Seje a d'r Bushalteschdäll on sog wi zwo en de<br />
Joarn gekommene Froue langsam of'enanner zogengen, on a<br />
eare Gesechder konn m'r se', kenn mier os orrer kenn m'r os<br />
net, doch da säden baide of aimo: „Mier ha os awer lank net gese!“<br />
„Wi gearet d'r da, on wat macht din Ma?“, sät di ain. „Mier ha<br />
mem Rheuma ze do, sost gearet os ganz got, jo, on de Kenner on de<br />
Änkelcher sin gesond, wat well m'r me!“, komet zerecke. „On wi erret<br />
bi ou?“ „Ech sin zefrere, och met de Kenner on de Änkelcher.“ „On<br />
din Ma, läbt dä noch?“ „N-joo!“ „Beschdäll äm en scheane Gros!“<br />
„Geat net!“, sät di anner. „Wärem net?“ Merrem Lache em Gesechde<br />
geng sie zo earem Bus, dä grad a'kom, on säde da noch schwinn: „Hä<br />
es itz Hussma bi ner annern, on ech sin fro, darre got onner es!“<br />
durchblick<br />
Gemeinnützige Autorenzeitschrift<br />
für Siegen und Siegen-Wittgenstein<br />
Herausgeber: durchblick-siegen Information und Medien e.V.<br />
Anschrift der Redaktion:<br />
„Haus Herbstzeitlos“, Marienborner Str. 151, 57074 Siegen<br />
Telefon 0271 61647, Mobil: 0171-6206413<br />
E-Mail: redaktion@durchblick-siegen.de<br />
Internet: www.durchblick-siegen.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
dienstags bis donnerstags von 10.00 bis 12.00 Uhr<br />
1. und 3. Dienstag im Monat auch von 15.00 bis 17.00 Uhr<br />
Redaktion:<br />
Anne Alhäuser; Maria Anspach; Ulla D'Amico; Ingrid Drabe (Veranstaltungen);<br />
Helga Düringer; Friedhelm Eickhoff (viSdP); Fritz<br />
Fischer; Eberhard Freundt; Gerda Greis; Eva-Maria Herrmann (stellv.<br />
Redaktionsleiterin); Erich Kerkhoff; Erika Krumm; Brigitte Lanko;<br />
Horst Mahle; Werner Müller-Späth; Rita Petri (Nachrichten); Helga<br />
Siebel-Achenbach; Tessie Reeh; Ulli Weber<br />
Bildredaktion:<br />
Thomas Benauer; Hubertus Freundt; Gudrun Neuser; Wolfgang Neuser;<br />
Rita Petri (Leitung); Tessie Reeh<br />
Internet:<br />
Thomas Benauer; Tobias Kämpfer; Dr. Leif Arne Eickhoff<br />
An dieser Ausgabe haben ferner mitgewirkt:<br />
Anja Freundt; Hartmut Reeh; Ernst Göckus; Edith Maria Bürger;<br />
Otto Schneider; Thorsten Heider; Eberhard Wagner; Erna Homolla;<br />
Matthias Neuser; Heinz Bensberg; Wilma Frohne; Marie-Luise Uhr;<br />
Elisabeth von Schmidtsdorf; Ulrich Hoffmann; Heinz Stötzel;<br />
Dieter Gerst; Eva Schumacher, Uta Fiedler, Sahra Mühlberger;<br />
Rüdiger Schnurr<br />
Gestaltung:<br />
Michael Brösel; Ingrid Drabe; Friedhelm Eickhoff;<br />
Eva-Maria Herrmann; Rita Petri<br />
Herstellung und Druck: Vorländer, Obergraben 39, 57072 Siegen<br />
Anzeigenanfrage: durchblick-siegen e.V. 0171-6206413<br />
oder 0271/61647; E-Mail: anzeigen@durchblick-siegen.de<br />
Es gelten die Mediadaten 12/2014 (www.durchblick-siegen.de)<br />
Erscheinungsweise:<br />
März, Juni, September, Dezember<br />
Verteilung:<br />
Helga Siebel-Achenbach (Ltg.); Hannelore Münch; Joachim Kraft;<br />
Dr. Horst Bach; Gerd Bombien; Renate Tietze; Maximilian Lutz;<br />
Rotraud Ewert; Monika Müller; Christel Mahle; Gabi Schumacher;<br />
Herbert Jäppche; Hans Amely; Maju Becker; Waltraud Gottschalk;<br />
Bärbel Breunig; Ulrike Kämpfer; Dieter Haas; Wolfgang von Keutz;<br />
Helmut Drabe; Dieter Vetter; Nicole Scherzberg, Christel Schmidt-Hufer<br />
und alle Redakteure<br />
Auflage:<br />
23.000 Der durchblick liegt im gesamten Kreisgebiet kostenlos aus:<br />
in Sparkassen, Apotheken, Arztpraxen und Zeitungsverlagen, in der<br />
City-Galerie, in den Geschäften des Siegerlandzentrums und bei unseren<br />
Inserationskunden, in öffentlichen Gebäuden und vielen sozialen Einrichtungen<br />
der Wohlfahrtsverbände und Kirchen, in allen Rathäusern und<br />
Senioren-Sercicestellen des Kreises Siegen-Wittgenstein. Für die Postzustellung<br />
berechnen wir im Inland für vier Ausgaben jährlich 8,00 Euro.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die<br />
Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte<br />
Beiträge und Leserbriefe zu kürzen. Unverlangte Beiträge<br />
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Genehmigung des Herausgebers gestattet.<br />
Gefördert durch<br />
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