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2015-04

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Autorenzeitschrift<br />

durch blick<br />

Nr. 4/<strong>2015</strong><br />

Seit 1986<br />

kostenlos<br />

... nicht nur für Senioren<br />

MEINUNGEN<br />

INFORMATION<br />

PERSPEKTIVEN<br />

UNTERHALTUNG<br />

KULTUR<br />

Schur ihr Jonge<br />

Seite 60


Inhaltsübersicht<br />

Nachrichten aus der Region6<br />

225 Jahre und kein bischen träge 17<br />

Warten auf die Bescherung 18<br />

Das amputiertre Weihnachtsglöckchen 18<br />

Weihnachtsgedichte 19<br />

Das Überraschungsziel 20<br />

Entwicklungsland Deutschland 22<br />

Flüchtlinge im Kreis Siegen-Wittgenstein 24<br />

Initiativen 26<br />

Verstehen und tun 27<br />

Wie werde ich satt? 28<br />

Der Kommentar 29<br />

Ich denke gern an meine Grosseltern 30<br />

Pralinchen statt Sauerkraut 31<br />

Der Trödelsteinpfad 34<br />

„Heidi“ bittet zum Tanz / Striptease im Sanatorium 38<br />

Mein Rollator 41<br />

Leben wie ein Kessel Buntes 42<br />

Vorgestellt: Gudrun Fokken 44<br />

All Exclusive 48<br />

Hier stehe ich, es war ganz anders 50<br />

Bücher befördern Gedanken 52<br />

Bis zur letzten Wollmaus ... 56<br />

Reparieren ist angesagt 58<br />

Mundart 59<br />

Schuer ir Jonge 60<br />

Der Siegener Religionsvergleich 62<br />

Gedächtnistraining 64<br />

Die Zeit - Gedichte 66<br />

Gute Zeiten – schlechte Zeiten? 67<br />

Nie zu alt fürs Internet 72<br />

Veranstaltungen im Haus Herbstzeitlos 73<br />

Veranstaltungshinweise 74<br />

Leserbriefe 81<br />

Es fiel uns auf / Lösungen 82<br />

Zu guter Letzt / Impressum 82<br />

Titelbild: Fotos Gudrun Neuser, Bearbeitung/Collage Matthias Neuser<br />

Aus der Redaktion<br />

Große Freude machte uns die Gymnasiastin Leoni Brunner aus Mudersbach<br />

während eines Tagespraktikums in der durchblick-Redaktion. Sehr wissbegierig und<br />

engagiert, brachte sie eigene Ideen ein und gestaltete unter Anleitung die Seite 33.<br />

Für unsere Fotografin posierte sie zum Abschluss noch als „Fotomodell“. Bereits<br />

im Gehen offenbarte sie „es war schön, aber ich arbeite doch lieber für eine Schülerzeitung“.<br />

Die Redaktion erlebte erstmals bei der Erstellung einer Zeitung den sogenannten<br />

Super-Gau. Nach kompletter Fertigstellung der neuen Ausgabe zerstörte<br />

ein Stromausfall während der Sicherung alle Daten. Die ironische Idee eines db-<br />

Freundes, eine Zeitung mit nur leeren Blättern zu erstellen, die dann jeder Leser<br />

kreativ nach eigenem Gutdünken selbst füllen kann, ließ uns schmunzeln.<br />

Ihnen liebe Leserinnen und Leser eine besinnliche Adventszeit, ein friedliches<br />

Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.<br />

Zunächst aber viel Freude beim Lesen des neuen durchblick.<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 3


„Winterzauber!“<br />

„Im Winter, auch bei Eis und Schnee,<br />

„zaubert“ man im „Sieg-Carée“<br />

manch` wunderbare Köstlichkeit,<br />

jedes Jahr zur Weihnachtszeit!<br />

Verlockend steigen Wohlgerüche<br />

aus des „Winterzauber`s“ Küche.<br />

An mancher feinen Leckerei<br />

kommt man einfach nicht vorbei!<br />

Am Glühweinstand in froher Runde<br />

trifft man sich zur Dämmerstunde,<br />

in uriger Geselligkeit<br />

vergisst man Stress in dieser Zeit.<br />

Außerdem bekommt man hier<br />

ein frisch gezapftes Weihnachtsbier.<br />

Die gute Bratwurst altbewährt<br />

ist bei Besuchern sehr begehrt!<br />

Eintopf deftig, wie daheim,<br />

lädt uns auch zum Schlemmen ein!<br />

Ein Crèpe genießt man ganz pikant<br />

und fühlt sich im Schlaraffenland!<br />

Zu den Events und den Aktionen<br />

wird ein Besuch sich immer lohnen,<br />

denn sie sind stets interessant<br />

und berühren uns charmant.<br />

Des Winterzauber`s Ambiente<br />

schenkt uns viele Glücksmomente.<br />

Die stimmungsvolle Atmosphäre<br />

macht diesem Zauber alle Ehre.<br />

Helga Düringer<br />

4 durchblick 4/<strong>2015</strong>


– der besondere Wintermarkt<br />

bis zum 17. Januar<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 5


Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

Mehr Geld für Kunst<br />

Barbara Lambrecht-Schadeberg erhöht Stiftungskapital<br />

Siegen. „Kunst gehört nicht nur in die<br />

Metropolen, sondern auch in die Region“,<br />

erzählt Barabara Lambrecht Schadeberg<br />

im Musem für Gegenwartskunst.<br />

Dies sei ihre Motivation, ihre wachsende<br />

Sammlung moderner Kunst<br />

der Öffentlichkeit zu präsentieren.<br />

Es sind Werke von hoher<br />

Qualität, vorzugsweise von<br />

Rubenspreisträgern. Bilder von<br />

Künstlern der Weltklasse gehören<br />

dazu: Hans Hartung, Francis<br />

Bacon, Lucian Freud, Maria<br />

Lassnig oder Bridget Riley.<br />

Eines ihrer Lieblingsgemälde<br />

ist „Libusa“ von Emil Schumacher<br />

(1995). Die Sammlung<br />

umfasst inzwischen 190 Kunstwerke,<br />

die meisten davon sind<br />

Dauerleihgaben. Die neusten<br />

Erwerbungen sind die Gemälde<br />

„Müllplatz, Paddington“ von<br />

Lucian Freud sowie „Clepsydra<br />

I“ von Bridget Riley. Die 80-jährige Mitgesellschafterin<br />

der Krombacher Brauerei<br />

ist im Siegerland aufgewachsen und<br />

seit vielen Jahren sozial und kulturell<br />

engagiert. Ihrer Heimat blieb sie ein Leben<br />

lang verbunden. Kunst ist ihre Leidenschaft,<br />

folglich auch das Musem für<br />

Gegenwartskunst.<br />

Um dem Museum ein finanzielles<br />

Fundament zu geben, gründete Barbara<br />

Lambrecht-Schadeberg die Peter Paul-<br />

Rubens-Stiftung, die im Lauf der Jahre<br />

auf eine breitere Basis gestellt wurde.<br />

Barbara Lambrecht-Schadeberg vor ihrem Lieblingsbild.<br />

Heute präsentiert sich die Stiftung als<br />

private und öffentlich-rechtliche Partnerschaft<br />

mit einem Kapital von 15 Millionen<br />

Euro.<br />

Frau Schadeberg gelang es, das Land<br />

Nordrhein-Westfalen, den Landschaftsverband<br />

Westfalen-Lippe, den Kreis<br />

Siegen-Wittgenstein und die Sparkasse<br />

Siegen zu motivieren, sich in Form von<br />

Zustiftungen zu engagieren. Die Stadt<br />

Siegen stellt das alte Telegrafenamt<br />

am Unteren Schloss seit Gründung des<br />

„MGK“ 2001 mietfrei zur Verfügung.<br />

Am 15.10.15 wurden<br />

die Einzelheiten dieser<br />

Public-Private Partnership<br />

zur Zukunftssicherung<br />

der Öffentlichkeit<br />

vorgestellt.<br />

Zugleich gab Barbara<br />

Lambrecht-Schadeberg<br />

eine Erhöhung<br />

ihres Stiftungskapitals<br />

bekannt und verpflichtete<br />

sich ihre höchst<br />

wertvolle Sammlung<br />

der Rubenspreisträger,<br />

soweit noch nicht<br />

geschehen, spätestens<br />

von Todes wegen der<br />

Hartmut Reeh<br />

Rubens-Stiftung zur<br />

Präsentation im Museum zu schenken.<br />

Bürgermeister Steffen Mues bedankte<br />

sich bei der Mäzenin, die mit ihrer<br />

Kunstsammlung und ihrer unermüdlichen<br />

Unterstützung das „MGK“ zu<br />

einem attraktiven “kulturellen Leuchtturmprojekt“<br />

der Stadt Siegen und der<br />

Region gemacht hat. <br />

tere<br />

6 durchblick 4/<strong>2015</strong>


Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

300 Pilger bei der „Siegprozession“<br />

Siegen. Ein besonderer Termin im Jahresablauf<br />

ist für viele Katholiken aus der<br />

Region die zweitägige Wallfahrt nach<br />

Kevelaer, wegen der Herkunft der Teilnehmer<br />

„Siegprozession“<br />

genannt. Rund 300 Pilger<br />

aus den Dekanaten Siegen<br />

und Betzdorf reisten Mitte<br />

August am Tag „Maria<br />

Himmelfahrt“ an. Auch<br />

wenn die früheren Teilnehmerzahlen,<br />

die bei mehr<br />

als eintausend lagen, nicht<br />

mehr zu erreichen sind,<br />

stellte man einmal mehr<br />

eine der größten Gruppen<br />

im Wallfahrtsjahr. Die Reise<br />

an den Niederrhein, von einem festen<br />

Leitungsteam vorbereitet, hat Tradition,<br />

denn bereits zum 135. Mal suchten die<br />

hiesigen Wallfahrer Kevelaer auf.<br />

Unter den Pilgern befand sich auch<br />

unsere Leserin Elisabeth Mutke. Die<br />

76-Jährige berichtet über den Anreisetag:<br />

„Unter dicken Bäumen findet<br />

man die vierzehn Stationen des großen<br />

Kreuzwegs. Es ist schön dort. Eine gute<br />

Predigt von Pastor Winkelmann aus Siegen<br />

konnten wir uns im Sitzen anhören.“<br />

Der Höhepunkt am Samstag war freilich<br />

die abendliche Lichterprozession.<br />

Der Sonntag begann mit einer Totenehrung.<br />

Elisabeth Mutke: „Beim Festhochamt<br />

in der Basilika wurde unseres lieben<br />

Küsters vom Rödgen, Michael Ebertz,<br />

gedacht. Er starb im Alter von 56 Jahren<br />

an einer langen, schweren Krankheit. Er<br />

liebte Kevelaer und seine Rödger Kirche.“<br />

Freudenreich verlief eine Begegnung<br />

am Nachmittag: „Wir trafen<br />

vier der ehemaligen Schwestern von<br />

der Eremitage, die nach Kevelaer umgesiedelt<br />

wurden. Insgesamt sind dort<br />

jetzt 18 Nonnen. Es war eine große<br />

Wiedersehensfreude.“<br />

Viele Pilger aus der Siegregion fahren,<br />

stets von drei Priestern begleitet,<br />

schon seit Jahren und Jahrzehnten mit<br />

nach Kevelar und freuen sich jetzt<br />

schon auf die nächste Wallfahrt. Auch<br />

Elisabeth Mutke meint in ihrem Resümee:<br />

„Es war wieder einmal ein Erlebnis,<br />

mit so vielen gleichgesinnten Menschen<br />

zusammenzukommen um zu beten, zu singen<br />

und stille zu sein. Und nachzudenken,<br />

ob es nächstes Jahr noch einmal klappt.“●<br />

Veranstalterfoto<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 7


Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

Wiedersehen<br />

Christina Rau im Haus Obere Hengsbach<br />

Leistungspaket<br />

geordnet<br />

Siegen. Große Aufregung und Freude<br />

herrschte im Oktober bei den Bewohnern<br />

des Seniorenheims der Diakonie in<br />

der Oberen Hengsbach. Christina Rau,<br />

die Witwe des verstorbenen Bundespräsidenten<br />

Johannes Rau, hatte ihren Besuch<br />

angemeldet. Heimleiter Willi Quast<br />

führte den Gast nachmittags durch das<br />

Haus. Obwohl Christina Raus Termine<br />

in Siegen eng getaktet waren, nahm sie<br />

sich Zeit, auch in einzelne Wohnbereiche<br />

zu gehen und persönliche Gespräche zu<br />

führen. Ihr Begleittross musste da schon<br />

geduldig warten. „Eine sehr, sehr nette<br />

Frau“, meinten viele Bewohner. Anlass<br />

des Besuchs war außerdem ihr Wunsch,<br />

junge Menschen aus aller Welt wiederzusehen,<br />

die im Siegerland ein Freiwilliges<br />

Soziales Jahr bei der Diakonie verbringen.<br />

Einer von ihnen ist Victor Mejia<br />

aus Guatemala. Er arbeitet seit einigen<br />

Monaten mit Begeisterung im Haus<br />

Obere Hengsbach und sorgt nebenher<br />

für gute Laune und Abwechslung bei den<br />

Heimbewohnern. Es wird viel gelacht.<br />

Victor singt außerdem mit Begeisterung<br />

deutsche Volkslieder wie „horch was<br />

kommt von draußen rein“ oder „Ännchen<br />

von Tharau“. Im Frühjahr hatte<br />

er bei einer Fahrt der Freiwilligen nach<br />

Berlin Christina Rau kennengelernt.<br />

Jetzt kam es zu einem Wiedersehen. Viel<br />

zu schnell wartete dann doch der nächste<br />

Termin für Christina Rau: die Eröffnung<br />

der Ausstellung über das Leben ihres<br />

Großvaters, dem ehemaligen Bundespräsident<br />

Gustav Heinemann, in der<br />

in der Martinikirche. <br />

tere<br />

Foto: Thorsten Manges<br />

Siegen. Ab Januar gibt es grundsätzliche<br />

und vielfältige Änderungen<br />

im Pflegeversicherungsgesetz. Interessengruppen<br />

haben sich geäußert<br />

und jetzt wird das neu geordnete<br />

Leistungspaket Pflegegeld auf den<br />

Weg durch die politische Gremien<br />

gebracht. Viele Menschen sind auf<br />

häusliche, teilstationäre oder stationäre<br />

Pflege angewiesen und oft spielt<br />

eine Rolle: Wieviel Geld zahlt die<br />

Pflegekasse? Auch ist immer wieder<br />

zu hören, dass die Zuordnung in Pflegestufen<br />

nicht gut nachvollziehbar ist<br />

oder als ungerechtfertigt niedrig empfunden<br />

wird. Bezogen auf die Reform<br />

ist zu hören, dass es weitere Pflegestufen<br />

geben soll und natürlich bestehen<br />

Hoffnungen, dass es vielleicht in<br />

den einzelnen Stufen mehr Geld gibt.<br />

Die Beauftragten für Behindertenfragen<br />

und der Beirat der Menschen mit<br />

Behinderung möchten interessierten<br />

Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit<br />

bieten, Informationen von<br />

unabhängiger und kompetenter Stelle<br />

zu bekommen. Die Verantwortlichen<br />

laden zu einer Info- und Diskussionsveranstaltung<br />

am 2. Dezember,<br />

17 Uhr, Rathaus Geisweid im Ratssaal<br />

ein. Der Dortmunder Fachmann<br />

für Fragen zur Pflegeversicherung,<br />

René Bernards, konnte als Referent<br />

gewonnen werden. Infos erhalten<br />

Interessierte bei den Behindertenbeauftragten<br />

der Stadt Siegen, Regina<br />

Weinert 0271/4<strong>04</strong>-2140.•<br />

8 durchblick 4/<strong>2015</strong>


Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

Neuigkeiten aus dem Seniorenbeirat Siegen<br />

Infos zum Gesetzentwurf zur Struktur der Krankenversorgung<br />

Siegen. Mit den städtischen Sonderveranstaltungen<br />

für Senioren befasste sich<br />

der Seniorenbeirat in seiner jüngsten Sitzung<br />

im Geisweider Rathaus. Bedauert<br />

wurde der Ausfall der Veranstaltung<br />

„Offenes Singen“. Vorsitzender Dr.<br />

Horst Bach wies auf die Bedeutung<br />

dieser Reihe für ältere Menschen<br />

hin. Auf der Tagesordung standen<br />

Berichte aus den Arbeitskreisen.<br />

So informierten die Sprecher des<br />

Arbeitskreises Gesundheit, Pflege<br />

und Soziales, Dr. med. Wolfgang<br />

Bauch und Dr. med. Maria Czell<br />

über den Gesetzentwurf der Bundesregierung<br />

zur Struktur der Krankenversorgung.<br />

Zahlreiche Mängel<br />

und drohende Verschlechterungen<br />

wurden deutlich. Eine Resolution<br />

an Entscheidungsträger und Seniorenorganisationen<br />

ist in Arbeit.<br />

Ernst Göckus informierte als Arbeitskreissprecher<br />

Kultur, Veranstaltungen,<br />

Partnerschaften über die geplante Ausstellung<br />

„Senioren sehen Siegen“.<br />

Ausstellungsbesucher wählen per Zettelwahl ihr Lieblingsfoto<br />

für den Publikumspreis.<br />

Veranstalterfoto<br />

Das im Mai begonnene Projekt „Begleitetes<br />

Autofahren für Wiedereinsteiger“<br />

wurde erfolgreich umgesetzt. So<br />

wurde älteren Mitbürgern Sicherheit und<br />

Mobilität vermittelt, so Helmut<br />

Plate, Sprecher des Arbeitskreises<br />

Sicherheit und Verkehr. Das Angebot<br />

richtet sich an ältere Menschen<br />

mit gültiger Fahrerlaubnis.<br />

Als der letzte Briefkasten im<br />

oberen Bereich des Giersbergs<br />

entfernt wurde, baten Anwohner<br />

darum, sich um einen neuen<br />

Standort zu bemühen. Diese Bemühungen<br />

in Zusammenarbeit<br />

mit der Deutschen Post waren erfolgreich.<br />

Der neue Standort befindet<br />

sich im Bereich des Dornseifer-Marktes<br />

auf dem Giersberg<br />

von vier Straßen von allen Seiten<br />

gut erreichbar.<br />

hb<br />

Werke für Chor und Orgel<br />

Bach-Chor mit neuen CDs<br />

Gemeinnützige<br />

Vererbung<br />

Siegen. Der Bach-Chor Siegen hat in<br />

diesem Jahr zwei neue CDs auf den Phonomarkt<br />

gebracht, die beide in der akustisch<br />

sehr geeigneten Martinikirche aufgenommen<br />

wurden. Bereits Anfang des<br />

Jahres wurde bei „Hänssler-classic“ die<br />

Telemann-CD-Reihe mit „Festive Cantatas“<br />

um eine weitere WDR-Produktion<br />

bereichert, die schnell große Beachtung<br />

gefunden hat. So war im größten amerikanischen<br />

Phono-Fachmagazin in einer<br />

umfangreichen Besprechung zu lesen<br />

„This is my first encounter with these<br />

singers, chorus and conductor, and I<br />

must say, they had me won over from the<br />

start…Soloists, chorus, orchestra and<br />

conductor, all do a bang-up job here.”<br />

Seit gut 15 Jahren ist bei „Gerth-Medien“<br />

(Randomhouse) eine eigene Bach-Chor-<br />

Reihe etabliert, die nach den Sommerferien<br />

mit der Aufnahme eines kompletten<br />

Choral Evensongs – Tonmeister Sebastian<br />

Stein vom WDR – unter dem Titel<br />

„Bleib bei mir, Herr“ fortgesetzt wurde.<br />

In beeindruckender Weise wurde hier<br />

zum ersten Mal dieses „anglikanische<br />

Juwel“ mit all seinen liturgischen Bestandteilen<br />

auf einer CD festgehalten. So<br />

erklingen neben bekannten Gemeindeliedern<br />

wie „Lobe den Herren“, „Großer<br />

Gott, wir loben dich“ und „Bleib bei uns,<br />

Herr“ auch grandiose Werke für Chor und<br />

Orgel wie John Rutters „Te Deum“. Die<br />

CD's sind im öffentlichen Verkauf oder<br />

über den Bach-Chor Siegen erhältlich.•<br />

Veranstalterfoto<br />

Siegen. Immer mehr Menschen wollen<br />

Spuren hinterlassen, indem sie gemeinnützige<br />

Organisationen im Testament<br />

bedenken. Viele wünschen sich dabei<br />

mehr Information. Um diesen Sinnsuchenden<br />

Orientierung zu geben, hat<br />

sich vor zwei Jahren, zum Internationalen<br />

Tag des Testaments, die Initiative<br />

„Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum"<br />

gegründet.<br />

Nach zwei Jahren ihres Bestehens<br />

ist die Initiative stark gewachsen. Die<br />

vielen, von Personen der einzelnen<br />

Mitgliedsvereine persönlich geführten<br />

Gesprächen zeigen: der Bedarf an Informationen<br />

rund ums gemeinnützige<br />

Vererben ist durchaus groß. Viele Menschen<br />

wollen, dass der Nachwelt etwas<br />

von dem bleibt, was ihnen wichtig ist.<br />

Inzwischen sind es fast 20 namhafte<br />

Organisationen und Stiftungen, die das<br />

gemeinsame Ziel verfolgen: das Erbe für<br />

den guten Zweck stärker ins Bewusstsein<br />

der Öffentlichkeit zu rücken. Die<br />

Initiative hat ein Servicetelefon und eine<br />

Website eingerichtet. info@mein-erbetut-gutes.de<br />

(030) 29 77 24 36 •<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 9


Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

Ausflug nach Köln<br />

Altentheater erzählt von der Liebe<br />

Besser gewohnt<br />

in Neunkirchen<br />

Siegen. Besuch von einer 30-köpfigen, spontan zusammengewürfelten Gruppe aus<br />

Siegen bekam das „KölnerWerkstattTheater“. In dem Stück „Ein Lieben lang“ verzauberte<br />

das Altentheater mit Geschichten über Liebe, Veränderungen der Generationen<br />

oder den Wunsch nach Frieden. Das Publikum bedankte sich mit großem Applaus. •<br />

Fotokünstler Thomas Kellner<br />

Ausstellung in Kölner Galerie<br />

Veranstalterfoto<br />

Neunkirchen. Komfort und Sicherheit<br />

in den eigenen vier Wänden bildeten<br />

einen Schwerpunkt der Themenwoche<br />

„Gemeinsam. Neu. Gewohnt“, in Neunkirchen.<br />

Die Wohnberatung Siegen-<br />

Wittgenstein hatte dazu eine Ausstellung<br />

mit dem Titel „Besser wohnen – jetzt<br />

und im Alter“ zur Verfügung gestellt.<br />

Wohnraumverbesserungen und – Anpassungen,<br />

die nicht nur für ältere Menschen<br />

in Betracht kommen, wurden gezeigt.<br />

Mit eben diesen Themen beschäftigte<br />

sich auch der Vortrag des Sozialpädagogen<br />

Gundolf Janz. (Bild) Er erklärte wie<br />

Siegen. Am 16. Januar wird die „in focus<br />

Galerie“, Burkhard Arnold, Köln eine<br />

Ausstellung des Siegener Fotokünstlers<br />

Thomas Kellner eröffnen. Ausgestellt<br />

werden schwarz-weiße Tableaux-Arbeiten<br />

aus den Jahren 1997 bis 2005. Mit<br />

„Black & White“ beruft sich Kellner<br />

auf seine Ursprünge als Künstler, und<br />

den Urspung der Fotografie selbst – die<br />

Schwarzweißfotografie. Wer Kellner<br />

kennt, weiß, dass er für ein Zusammenspiel<br />

von Licht und Farbe bekannt ist.<br />

Eine Auswahl von circa 40 Fotografien<br />

wird zu beschauen sein. Anschließend<br />

gehen die Arbeiten wieder nach Siegen<br />

in die Art Galerie in der Fürst-Johann-<br />

Moritz-Straße 1. Zur Ausstellung erscheint<br />

ein Katalog.<br />

Veranstalterfoto<br />

•<br />

sich die eigenen vier Wände schon durch<br />

wenige Maßnahmen sicherer und barriereärmer<br />

gestalten lassen. Die Wohnberatung<br />

kommt kostenlos vor Ort, um sich<br />

ein umfassendes Bild von der Wohnsituation<br />

zu machen. Schnell können die<br />

Mitarbeiter des Vereins erkennen, wo<br />

Handlungsbedarf besteht.<br />

Sehr anschaulich war auch der Informationsabend<br />

zu den Themen „Vorsorgevollmacht<br />

und Patientenverfügung“,<br />

den Rechtsanwalt Hans-Peter Harr,<br />

Geschäftsführer der DRK-Stiftung, veranstaltete.<br />

Anhand vieler Beispiele aus<br />

seiner Tätigkeit im Pflegeheim konnte<br />

Harr belegen, wie wichtig die frühzeitige<br />

Klärung betreuungsrechtlicher Fragen<br />

ist. Den Abschluss der Veranstaltungsreihe<br />

gestaltete Diplom-Kaufmann Volker<br />

Schwarz. Er referierte auf unterhaltsame<br />

Weise über die Möglichkeiten gut<br />

versorgt alt zu werden.<br />

10 durchblick 4/<strong>2015</strong>


Nachrichten aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

Es geht nahtlos weiter<br />

Maike Thielmann neue Seniorenberaterin<br />

Bad Laasphe. Auch nachdem<br />

sich Gisela Homrighause<br />

von der Senioren-<br />

Service-Stelle Bad Laasphe<br />

in den wohlverdienten Ruhestand<br />

verabschiedet hat,<br />

wird das Beratungsangebot<br />

in gewohnt kompetenter<br />

Weise weitergeführt.<br />

Als neue zentrale Ansprechpartnerin<br />

der Senioren-Service-Stelle<br />

steht<br />

Maike Thielmann für Fragen<br />

rund um das Alter zur<br />

Verfügung. Für ihre neue<br />

Aufgabe bringt die Fachwirtin<br />

im Gesundheits- und<br />

Veranstalterfoto<br />

Sozialwesen berufliche<br />

und ehrenamtliche Erfahrung in der<br />

Senioren- und Sozialberatung mit und<br />

weiß: Die Sorgen und Nöte von älteren<br />

Menschen und Angehörigen können<br />

sehr vielschichtig sein. Ein besonderer<br />

Beratungsbedarf besteht häufig bei den<br />

Themen: Finanzielle Leistungen und<br />

gesetzliche Möglichkeiten; Vorsorgevollmacht<br />

und Patientenverfügung; Hilfestellungen<br />

bei der Alltagsbewältigung,<br />

ambulante, teilstationäre und stationäre<br />

Angebote im Bereich der Pflege; Hilfe<br />

für pflegende Angehörige; Begegnungs<br />

- Bildungs- und Freizeitangebote; Kontaktvermittlung<br />

zu weiteren sozialen<br />

Diensten und Beratungsstellen.<br />

Aber nicht nur Senioren/innen, sondern<br />

auch deren Angehörigen möchte<br />

sie Beratung, Information und soziale<br />

Betreuung zur Verbesserung der individuellen<br />

Lebenssituation bieten. Die<br />

Beratungen sind kostenfrei und können<br />

Übergabe der Senioren-Service-Stelle<br />

von Gisela Homrighause (li.) an Maike Thielmann<br />

persönlich und auch telefonisch in Anspruch<br />

genommen werden.<br />

Barrierefreiheit und Inklusion sind für<br />

die Behindertenbeauftragte wesentliche<br />

Instrumente für ein gleichberechtigtes<br />

Miteinander von Menschen mit und ohne<br />

Behinderung. Als Anlauf- und Kontaktstelle<br />

mit Wegweiserfunktion bietet<br />

Maike Thielmann Behinderten und von<br />

Behinderung bedrohten Menschen und<br />

deren Vertrauenspersonen individuelle<br />

Beratung und Unterstützung. Sie berät,<br />

unterstützt und informiert: Über Zuständigkeiten<br />

von Ämtern und Vermittlungsangebote<br />

bei rechtlichen Fragen oder<br />

sozialen Problemen, gibt Hilfestellung<br />

bei persönlichen Angelegenheiten und<br />

bei Feststellung einer Schwerbehinderung<br />

durch die Kreisbehörde, unterstützt<br />

bei der Formulierung von Anträgen und<br />

Eingaben in Fällen von Beschwerden<br />

oder Benachteiligungen. •<br />

AWO-Reisen 2016<br />

Siegen-Wittgenstein. Auch im Jahr<br />

2016 organisiert der AWO-Kreisverband<br />

Siegen-Wittgenstein/Olpe wieder<br />

„Reisen mit Herz“, die besonders für<br />

Menschen in der zweiten Lebenshälfte<br />

geeignet sind. Norderney, Usedom, Tegernsee,<br />

Bad Füssing oder Bad Kissingen<br />

– eine reichhaltige Auswahl schöner<br />

Urlaubsziele macht Lust auf einen<br />

Tapetenwechsel. Mit Reisen ans Meer,<br />

in mondäne Kurbäder oder malerische<br />

Bergwelten ist für jeden Geschmack das<br />

passende Angebot dabei. Der Reisekatalog<br />

erscheint kurz vor Weihnachten und<br />

kann beim AWO-Kreisverband Siegen-<br />

Wittgenstein/Olpe angefordert werden<br />

unter (0271) 3386-167 oder per Mail:<br />

m.jung-bieker@awo-siegen.de<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 11


Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

Therapiepuppen für Köln<br />

Mit Leidenschaft an der Werkbank<br />

Frühstück<br />

für Senioren<br />

Siegen. Wenn Horst Grund ein Stück Holz<br />

in die Hand nimmt, strahlen seine Augen.<br />

Der 77-Jährige ist Heinzelwerker im Haus<br />

Herbstzeitlos und nicht nur zu den offiziellen<br />

Zeiten Montag morgens und Mittwoch<br />

nachmittags<br />

in seiner Werkstatt<br />

zu finden. Jede freie<br />

Minute steht er an<br />

der Werkbank, sägt,<br />

feilt und drechselt.<br />

Momentan fertigt<br />

er in erster Linie<br />

Therapiepuppen für<br />

ein Kölner Kinderkrankenhaus an. 240<br />

Stück sind dort schon im Gebrauch und<br />

150 wurden nachbestellt. Gefragt sind außerdem<br />

glänzende Armreifen, Ringe und<br />

Sparschweine. Auch die ersten Tannenbäume<br />

warten auf neue Besitzer.<br />

Verschmitzt zeigt er stolz seine „Zwitscherstationen“,<br />

die aussehen wie Vogelhäuschen.<br />

Öffnet man eine Klappe,<br />

erscheinen zwei Schnapsgläser und im<br />

Inneren ist die dazugehörige Flasche zu<br />

entdecken.<br />

Kinder lieben seine<br />

Kreisel in verschiedenen<br />

Formen und Größen.<br />

Besonders filigran sind<br />

Holzkugelschreiber, zu<br />

denen es entsprechende<br />

Foto: Rita Petri<br />

Halterungen gibt.<br />

Nicht nur in der Marienborner<br />

Straße 151 ist Horst Grund<br />

aktiv. Bei ihm zu Hause sind viele seiner<br />

Möbel selbst gefertigt. Für persönliche<br />

Wünsche hat der Heinzelwerker immer<br />

ein offenes Ohr und öffnet gerne die Tür<br />

zu seiner Werkstatt. <br />

rip<br />

Foto: Rita Petri<br />

Neunkirchen. Zum größten Frühstück im<br />

Freien Grund hatte die Senioren-Service-<br />

Stelle Neunkirchen ins Otto-Reiffenrath-<br />

Haus eingeladen. Mehr als 120 Frauen<br />

und Männer der Generation 55+ hatten<br />

das Angebot wahrgenommen, lecker zu<br />

frühstücken und sich dabei vortrefflich<br />

unterhalten zu lassen. Ein wenig Sport<br />

nach dem Schlemmen kann nicht schaden,<br />

war sich die Seniorenberaterin und Organisatorin<br />

des Seniorenfrühstücks, Bettina<br />

Großhaus-Lutz, sicher und so hielt sich<br />

die große Gruppe nach dem Frühstück<br />

mit „Politikergymnastik“ fit. Da wurden<br />

„die Karriereleiter“ erklommen, die Ellenbogen<br />

eingesetzt und schließlich auch<br />

kräftig zurückgerudert.<br />

Viel Applaus ernteten die Hobbymodels,<br />

die die neue Kollektion von Eugen Klein<br />

vorstellten. Begleitet wurden sie schon<br />

traditionell<br />

von Helmut<br />

Reiffenrath<br />

am Keyboard.<br />

Er gab auch<br />

den Takt beim<br />

dreistimmigen<br />

Kanon „Hejo<br />

spann den Wagen<br />

an…“ an.<br />

Im Foyer hatte<br />

der örtliche<br />

Weltladen einen<br />

Stand mit<br />

Veranstalterfoto<br />

fair gehandelten<br />

Produkten<br />

aufgebaut. •<br />

Seniorenbeauftragte<br />

Großhaus-Lutz<br />

12 durchblick 4/<strong>2015</strong>


Nachrichten aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

Veranstalterfoto<br />

Mehr Licht ins Leben<br />

Besucherhundegruppe arbeitet ehrenamtlich<br />

Siegen. Die Besuchshundegruppe des<br />

Malteser Hilfsdienstes e. V. Siegen<br />

gründete sich im Oktober 2014. Auf eine<br />

Pressemitteilung hin hatten sich 35<br />

Menschen gemeldet, die an einem Informationsabend<br />

teilnahmen und sich<br />

über Voraussetzungen und Ausbildung<br />

ein Bild machten. Fünfzehn Personen<br />

mit ihren Vierbeinern entschieden sich<br />

schließlich dafür, das ganze Procedere<br />

auf sich zu nehmen.<br />

Die Ausbildungen inklusive der notwendigen<br />

Prüfungen und Tests dauerten<br />

etwa ein halbes Jahr und jetzt sind die<br />

Helfer in der Lage, einsamen, kranken,<br />

alten und auch Menschen mit Behinderungen<br />

sowie Kindern ein bisschen mehr<br />

Licht ins Leben zu bringen. Sie besuchen<br />

inzwischen fünfzehn Einrichtungen im<br />

Siegerland und Olper Raum, in denen sie<br />

immer wieder froh begrüßt werden. Die<br />

Gruppe ist auf 27 Ehrenamtliche angewachsen.<br />

Das reicht jedoch nicht um alle Anfragen<br />

bedienen zu können. Interessierte,<br />

auch ohne Hund, sind willkommen. Der<br />

Dienst ist ehrenamtlich. Ausbildung,<br />

Fahrtkosten und auch für die im Besuchsdienst<br />

erforderliche zusätzliche<br />

Gesundheitsprophylaxe der Hunde<br />

müssen selbst aufgebracht werden. Der<br />

Hilfsdienst ist auf Spenden angewiesen,<br />

um weiterhin zuverlässig arbeiten zu<br />

können. <br />

•<br />

Wasser aus dem Hahn – sehr gut<br />

Siegen. Die Siegener Versorgungsbetriebe<br />

versorgen 25 000 Haushalte mit<br />

Trinkwasser, das sind täglich circa14<br />

Millionen Liter. Rund 83 Prozent der<br />

Bundesbürger geben dem Wasser aus<br />

ihrem Hahn sehr gute bis gute Noten.<br />

Mit einem Mineralgehalt von gerade<br />

einmal 0,7 Millimol pro Liter wird das<br />

Trinkwasser in Siegen dem Härtebereich<br />

1 zugeordnet. Es hat einen neutralen<br />

Geschmack, schont die Haushaltsgeräte<br />

vor Verkalkung und sorgt für die<br />

optimale Wirkung von Waschmitteln<br />

oder Seife. Das Trinkwasser ist so<br />

weich, da es aus Oberflächengewässern<br />

bezogen wird.<br />

Zunächst filtert der Wasserverband<br />

das Talsperrenwasser aus der Obernauund<br />

der Breitenbachtalsperre und befreit<br />

es von Algen, Mikroorganismen, Eisen<br />

und Mangan. Danach folgt die „Aufhärtung“.<br />

Das bedeutet, Kohlensäure wird<br />

entfernt und natürliches Kalkgestein<br />

hinzugefügt. Dies verhindert später die<br />

Korrosion der Wasserleitungen und vermeidet<br />

Ablagerungen im Rohrnetz. •<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 13


14 durchblick 4/<strong>2015</strong>


Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

Gut aufgestellt<br />

die Senioren- und Pflegeberatung des Kreises Siegen-Wittgenstein<br />

Siegen-Wittgenstein. Information, Beratung<br />

und Versorgung bei Ihnen zuhause,<br />

für ein langes Leben in den eigenen<br />

vier Wänden. Das ist das Credo des<br />

Teams der Senioren und Pflegeberatung<br />

des Kreises Siegen-Wittgenstein. Die<br />

Mitarbeiter besuchen ältere Menschen<br />

in ihren Wohnungen, beraten Angehörige<br />

und Bezugspersonen, um individuell<br />

und zielgerichtet helfen zu können. Im<br />

Alter möglichst unabhängig in den eigenen<br />

vier Wänden leben, wird angestrebt.<br />

Damit dies möglich wird ist eine frühzeitig<br />

Weichenstellung erforderlich.<br />

Dazu sagt die Koordinatorin der Senioren-<br />

und Pflegeberatung Gaby Cullmann:<br />

„Wir Mitarbeiter machen uns Gedanken<br />

darum, wie wir informieren können,<br />

auch schon bevor tatsächlich Hilfe und<br />

Pflege erforderlich wird. Wir beraten<br />

im gesamten Kreisgebiet vor Ort, um<br />

die häuslichen Situationen kennen zu<br />

lernen und um gegebenenfalls frühzeitig<br />

Hilfe anbieten zu können. Wir informieren<br />

über wichtige Themen, wie z.B.<br />

Vorsorgevollmacht oder Patientenverfügung.<br />

Darüber hinaus sind die Themen,<br />

die in der Beratung angesprochen<br />

werden können, jedoch weitaus vielfältiger<br />

und von der persönlichen Situation<br />

bestimmt. Wir möchten ausführliche<br />

Antworten geben auf Fragen wie z. B.:<br />

• Welche Angebote gibt es in der Stadt<br />

oder Gemeinde um sich fit zu halten,<br />

weiterzubilden?<br />

• Macht es jetzt schon Sinn, die Dusche<br />

barrierefrei umzubauen?<br />

• Wird ein Hausnotrufsystem genutzt<br />

oder sollte ein Treppenlift eingebaut<br />

werden?<br />

• Wer kann bei Arbeiten im Haus und<br />

im Garten oder beim Einkaufen<br />

helfen?<br />

• Wer hilft wenn Pflege benötigt wird?<br />

• Wo gibt es ambulante Pflege, Tagespflege-<br />

oder Kurzzeitpflegeangebote?<br />

• Welche Alten- und Pflegeheime gibt<br />

es in der Region?<br />

• Wo können pflegende Angehörige<br />

Entlastung bekommen?<br />

• Wer finanziert Hilfe und<br />

wo kann sie beantragt<br />

werden?“<br />

Darüber hinaus informieren<br />

und beraten die KreismitarbeiterInnen<br />

auch, wie<br />

man an die erforderlichen<br />

Zuschüsse gelangt.<br />

Neben den Gesprächen<br />

stellt die Zukunftsinitiative<br />

„Leben Wohnen im Alter“<br />

Informationsmaterial<br />

zu weiteren ausgewählten<br />

Themenbereichen zur Ver-<br />

Foto: Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

fügung und stellt bei Bedarf Kontakte<br />

zu den benötigten Diensten und Hilfseinrichtungen<br />

her.<br />

Alle Betroffenen und alle Angehörigen<br />

können sich direkt an die MitarbeiterInnen<br />

wenden. Sie finden sie im „Servicezentrum<br />

für Prävention, – Betreuung und<br />

Beratung“, Bismarckstrasse 45, 57076<br />

Siegen-Weidenau am Bismarckplatz<br />

(siehe Bild). Beraten wird telefonisch,<br />

zuhause oder in unserem Büro. Nachrichten,<br />

die während der Arbeitszeit<br />

(9-16 Uhr) auf dem Anrufbeantworter<br />

hinterlassen werden, werden verlässlich<br />

bearbeitet.<br />

0271 333-2729 /-2728 /-2723 /-2722<br />

E-Mail: pflegeberatung@siegen-wittgenstein.de<br />

Ärgerliches Verkehrsproblem<br />

Seniorenbeirat fühlt sich gestört<br />

Siegen. Der Siegener Seniorenbeirat<br />

beschäftigt sich mit einem für ihn ärgerlichen<br />

Verkehrsproblem. Es geht um die<br />

Fußgängerzone in der Siegener Bahnhofstraße,<br />

die auch für den Radverkehr<br />

freigegeben ist.<br />

Nach Aussagen des Beirates kommt es<br />

immer wieder zu Behinderungen, Belästigungen<br />

und Gefährdungen durch, wie<br />

sie sagen, „rücksichtslose Radfahrer“.<br />

„Manche scheinen dieses etwa 150<br />

Meter lange Straßenstück mit einem<br />

Hindernisparcours für Geschicklichkeitstraining<br />

zu verwechseln“, wird bemängelt.<br />

Vor diesem Hintergrund hat der<br />

Siegener Seniorenbeirat eine Resolution<br />

verfasst, in der er unter anderem festhält:<br />

„Der Radfahrer darf den Bereich nur<br />

mit Schrittgeschwindigkeit, also maximal<br />

sechs Stundenkilometer befahren.<br />

Er darf, um ein schnelleres Durchkommen<br />

zu ermöglichen, nicht klingeln, sondern<br />

muss warten, bis die Fußgänger das<br />

Weiterkommen ermöglichen. Der Zweiradfahrer<br />

hat jederzeit damit zu rechnen,<br />

dass ihm jemand vor sein Rad läuft oder<br />

dass er durch ein herumliegendes Teil<br />

einer Baustelle zu Fall kommt. Im Schadensfall<br />

hat er kein Klagerecht gegen das<br />

Hindernis, da der Schaden als Fußgänger<br />

nicht eingetreten wäre und ihm als Verursacher<br />

zugeschrieben wird.“<br />

Im Hinblick auf eine schnelle und einfache<br />

West-Ost-Querung der Innenstadt<br />

schlägt der Seniorenbeirat außerdem<br />

vor: „Die Verwaltung möge ihre Planung<br />

ändern, indem sie die Strecke Fürst-Moritz-Straße,<br />

Heeserstraße, Siegbrücke<br />

für Radfahrer ausweist.“<br />

•<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 15


Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

Vergleich von Lebensituationen<br />

Siegerland. Das dritte Jahr infolge<br />

veröffentlicht die international tätige<br />

Hilfsorganisation HelpAge den Weltalten-Index,<br />

der die Lebenssituation<br />

älterer Menschen weltweit vergleicht.<br />

Die Alterung der Weltbevölkerung<br />

schreitet seit einigen Jahren rasant voran.<br />

Pro Sekunde werden zwei Menschen<br />

auf dieser Welt 60 Jahre alt und<br />

bereits heute gibt es 901 Millionen<br />

(12,3 Prozent der Weltbevölkerung)<br />

ältere Menschen. In nur fünfzehn Jahren<br />

wird diese Zahl auf etwa 1,4 Mrd.<br />

(16,5 Prozent) und bis 2050 auf 2,1<br />

Mrd. (21,5 Prozent) ansteigen. Viel<br />

Zeit zum Handeln bleibt nicht.<br />

Der Weltalten-Index trägt dazu bei,<br />

Risiken der Entwicklung zu erkennen<br />

und entsprechend darauf zu reagieren.<br />

Die Schweiz hat es dieses Jahr auf<br />

den ersten Platz geschafft. Dort lebt<br />

es sich im Alter vergleichsweise am<br />

besten. Norwegen, letztes Jahr ganz<br />

vorne, ist dieses Jahr auf dem 2. Platz.<br />

Dicht dahinter liegen Schweden (3) und<br />

Deutschland (4). Schlusslicht bildet,<br />

wie die beiden Jahre zuvor, Afghanistan<br />

(96). Bis auf Japan (8) haben es nur<br />

westeuropäische und nordamerikanische<br />

Länder unter die TOP 10 geschafft.<br />

Die 96 erfassten Staaten stellen<br />

91 Prozent der älteren Weltbevölkerung<br />

dar. Afrika ist mit 11 von 54 Staaten<br />

bisher unzureichend im Weltalten-Index<br />

repräsentiert. Der aktuelle Bericht<br />

macht deutlich, dass sich Ungleichheiten<br />

zwischen einkommensstarken und<br />

einkommensschwachen Ländern verschärfen.<br />

Auffällig ist vor allem der Unterschied<br />

im Bildungsstand zwischen<br />

den zehn besten und den zehn untersten<br />

Rängen, der sich im Zeitraum von 1990<br />

bis 2010 um 50 Prozent erhöhte.<br />

Frauen sind oftmals doppelt benachteiligt;<br />

die Diskriminierung aufgrund<br />

des Alters wird durch eine geschlechtsspezifische<br />

Diskriminierung verschärft.<br />

Die Anzahl der Frauen, die zwischen<br />

dem 55. und 64. Lebensjahr einer ökonomischen<br />

Tätigkeit nachgehen, ist um<br />

rund 27 Prozent geringer als bei gleichaltrigen<br />

Männern. Ihr Risiko von Altersarmut<br />

betroffen zu sein, ist dementsprechend<br />

um ein Vielfaches höher. •<br />

16 durchblick 4/<strong>2015</strong>


Nachrichten aus Aus Siegen dem Seniorenbeirat und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

225 Jahre und kein bisschen träge<br />

Drei Mitglieder des Jahrgangs 1940 besonders aktiv<br />

In der Tat, mit Dr. Horst Bach, Dr. Maria Czell und Dr. Wolfgang Bauch (Bilder von links) kommen nunmehr dreimal<br />

Dreivierteljahrhunderte zusammen. Sie alle konnten in diesem Jahr ihren 75ten Geburtstag begehen und gehören<br />

seit 2007 dem Siegener Seniorenbeirat an. Für die restlichen rund 18 Monate aktiver Seniorenbeiratsarbeit in dieser<br />

Legislaturperiode werden sich Horst Bach, Maria Czell und Wolfgang Bauch neben anderen Aufgaben vertieft<br />

Problemen der Altersarmut zuwenden.<br />

3 Fotos: Seniorenbeirat der Universitätsstadt Siegen<br />

Horst Bach ist ein echter Weidenauer<br />

und besuchte dort das Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium.<br />

Schon früh galt sein<br />

Interesse vielseitigen Sportarten, welche<br />

er auch aktiv verfolgte. Runde 40 Jahre<br />

stand der Diplom-Pädagoge und Doktor<br />

der Philosophie im Schuldienst, davon<br />

20 Jahre in der Schulleitung. Die letzten<br />

12 Jahre seiner Amtszeit wirkte er als<br />

Schulamtsdirektor im Kreis Olpe. Horst<br />

Bach ist auch sachkundiger Bürger in<br />

verschiedenen städtischen Ausschüssen.<br />

Seine vielfältige Erfahrung als Sportjournalist<br />

setzt er auch seit verschiedenen<br />

Jahren als Schriftleiter der Geisweider<br />

Stadionzeitung “VfL Aktuell“<br />

ein, welche auch von Insidern liebevoll<br />

“Fürsten Playboy“ genannt wird.<br />

Horst Bach war zunächst Pressesprecher<br />

und wurde 2012 zum Vorsitzenden<br />

gewählt. Die Umsetzung sozialpolitischer<br />

Ziele, welche sich der<br />

Seniorenbeirat als Sprachrohr der älteren<br />

Generation gesetzt hat, sind sein<br />

zentrales Anliegen. Hierzu gehören in<br />

erster Linie die Mitwirkung bei der seniorengerechten<br />

Gestaltung der Stadt,<br />

die Vermittlung von Kontakten zu den<br />

jeweils zuständigen Einrichtungen zur<br />

Unterstützung älterer Mitbürgerinnen<br />

und Mitbürger sowie die Zusammenarbeit<br />

mit anderen seniorenbedeutsamen<br />

Institutionen.<br />

Für Maria Czell ist das Wort „Flüchtling“<br />

zutiefst bekannt aus eigenen leidvollen<br />

Erfahrungen. Ist sie doch im<br />

Herbst 1944 aus dem Norden von Siebenbürgen,<br />

damals zu Ungarn gehörig,<br />

mit dem Treck geflüchtet und in Oberösterreich<br />

gelandet. Bei ihr sind noch<br />

viele Erinnerungen an Kälte, Hunger<br />

und unfreundliche, teilweise kränkende<br />

Menschen wach. Maria Czell studierte<br />

in Köln und Freiburg, erlangte 1968 den<br />

Doktorgrad der Medizin. Anschließend<br />

war sie jeweils längere Zeit in verschiedenen<br />

medizinischen Einrichtungen tätig,<br />

zuletzt als Fachärztin für psychotherapeutische<br />

Medizin.<br />

Nach Eintritt in den Ruhestand erwanderte<br />

sie, immer gespannt auf Neues, mit<br />

ihrem Mann den Jakobsweg von Siegen<br />

bis Santiago de Compostella. Nach weiteren<br />

erfolgreichen Studien in der Feministischen<br />

Theologie engagiert sie sich<br />

gegenwärtig noch mit hohem Einsatz<br />

im Ethikforum der Südwestfälischen<br />

Diakonie. Noch heute pflegt sie ihre<br />

hohe musikalische Begabung, dies u.a.<br />

auch durch ihre engagierte und kreative<br />

Mitwirkung im interkulturellen Chor<br />

Siegen.<br />

Maria Czell ist ebenfalls seit 2007<br />

Mitglied des Vorstandes, seit 2012 ist sie<br />

Erste Stellvertretende Vorsitzende und in<br />

vielen Ausschüssen aktiv.<br />

Wolfgang Bauch wurde in Niederschlesien<br />

geboren. Sein Vater fiel als<br />

Soldat. Hautnah erlebte auch er die<br />

körperlichen Strapazen, die Bedrohungen<br />

und seelischen Belastungen<br />

eines Flüchtlingsweges. So floh er mit<br />

seiner Mutter1945 zunächst nach Thüringen,<br />

dem Heimatort seines Vaters.<br />

Drei Jahre später waren sie erneut auf<br />

der Flucht, diesmal aus der sowjetischen<br />

Besatzungszone nach Westdeutschland.<br />

Schließlich fanden sie in Siegen eine<br />

dauerhafte Bleibe. Wolfgang Bauch studierte<br />

Medizin und übernahm eine Praxis<br />

in der Siegener Oberstadt, welche er<br />

als Facharzt für Allgemeinmedizin bis<br />

zu seinem 67. Lebensjahr führte.<br />

Wolfgang Bauch ist seit 2012 Sprecher<br />

des Arbeitskreises 1: Bauen, Wohnen,<br />

soziale Einrichtungen, Gesundheit,<br />

Infrastruktur und Pflege. Das besondere<br />

Interesse, das er auch mit Dr. med.<br />

Czell teilt, gilt der Situation von Pflegeeinrichtungen,<br />

Krankenhäusern sowie<br />

Wohnen im Alter. Durch Besuche<br />

der entsprechenden Häuser machen sie<br />

sich auch ein Bild über unzureichende<br />

Bedingungen vor Ort. Sie versuchen die<br />

Öffentlichkeit hierfür zu sensibilisieren<br />

und tragen ihre Ergebnisse, zusammen<br />

mit Verbesserungsvorschlägen, den jeweiligen<br />

Entscheidungsträgern vor.<br />

Ernst Göckus<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 17


Weihnachten<br />

Warten auf die Bescherung<br />

Seit dem 1. Dezember suchten Jana und Timmy jeden<br />

Morgen das richtige Türchen an ihrem Weihnachtskalender,<br />

öffneten es und verglichen die Schokoladenfiguren.<br />

Am zweiten Advent backte Mama zusammen<br />

mit ihnen Spekulatius, Spritzgebäck und Lebkuchen.<br />

Abends zündeten sie zwei dicke rote Kerzen am Adventskranz<br />

an und Jana und Timmy durften ab und zu vorsichtig<br />

eine Tannennadel in die Flammen fallen lassen. Die wurden<br />

dann für einen Moment fast doppelt so groß und knisterten<br />

geheimnisvoll. Derweil brutzelten im Backofen Omas Bratäpfel<br />

und Papa las Geschichten vor. Seitdem duftete es<br />

nach Weihnachten.<br />

Heute Morgen durften Jana und Timmy endlich am<br />

Adventskalender die großen Türen mit der 24 aufmachen.<br />

Nachmittags bat Mama ihre Lieblinge im Kinderzimmer<br />

zu bleiben. Sie versprachen es. Sobald sie aber Papier rascheln<br />

oder Schritte in der Diele hörten, fiel es ihnen<br />

sehr schwer. Gern hätten sie dann ganz leise die Türklinke<br />

herunter gedrückt, die Tür einen Spalt aufgezogen und<br />

geäugelt.<br />

Jana warf die Karten auf den Tisch. „Warum tust du<br />

das?“, fragte Timmy. „Es ist langweilig“, antwortete Jana.<br />

Timmy schnaufte, stützte die Ellbogen auf den Tisch,<br />

legte das Kinn in die Hände und starrte die Uhr an. Die<br />

Uhr tickte, aber die Zeiger rückten heute gar nicht weiter.<br />

Plötzlich sprang er auf und rief: „Ich weiß, was wir<br />

machen. Wir spielen Ostereier verstecken.“ „Heute?! Am<br />

Heiligen Abend!?“, fragte Jana und vergaß den Mund zu<br />

schließen. Timmy nickte, riss die Schublade mit dem Geschenkpapier<br />

auf, zog den Kasten mit dem Osterschmuck<br />

darunter hervor und klappte langsam den Deckel hoch.<br />

„Dürfen wir das denn auch?“, fragte Jana. Der Junge<br />

nickte wieder und hob den Osterhasen mit der Kiepe aus<br />

der Kiste. Jana kraulte die Küken. „Ihr seid ja ganz zerdrückt“,<br />

sagte sie, blies mehrmals in das flaumige Fell und<br />

strich es glatt. Danach ließ sie die gelben Wollknäuel mit<br />

den roten Beinchen über den Tisch spazieren und mit den<br />

winzigen Schnäbeln an ihrem Apfel picken.<br />

„Jana, ich verstecke die Ostereier und du suchst zuerst!<br />

Halt‘ dir die Augen zu!“, kommandierte Timmy.<br />

Jana kniff die Augen zu, wiegte die Küken und erzählte<br />

ihnen, dass heute der Heilige Abend ist und das Christkind<br />

kommt. <br />

Wilma Frohne<br />

Das amputierte Weihnachtsglöckchen<br />

Seit Jahren wurde in unserer Familie am Heiligen<br />

Abend die Bescherung für die Kinder mit einem<br />

Weihnachtsglöckchen eingeläutet. Dieses alte, kleine<br />

Glöckchen ist cirka 10 cm hoch, aus Messing und mit<br />

einem kleinen Schlegel versehen. Der hohe Ton klingt recht<br />

weihnachtlich. Auf diesem kleinen Glöckchen thront ein<br />

süßer nackter Junge auf einem kleinen Sockel mit der Aufschrift<br />

„BRUXELLES“ und macht Anstalten, sein kleines<br />

Geschäft in hohem Bogen zu erledigen.<br />

Ich erinnere mich, dass in meiner Kindheit an dieser<br />

Figur zwischen den Pobacken ein rotes Gummischläuchlein<br />

mit einem Ball angebracht war. Wenn meine Brüder<br />

und ich diesen Ball mit Wasser befüllten und zusammendrückten,<br />

schoss ein kleiner Wasserstrahl aus seinem<br />

Piemann, so wie man es von dem berühmten Brüsseler<br />

Brunnenmännlein kennt. Dieser Schlauch mit dem Bällchen<br />

sind schon vor langer Zeit entsorgt worden. Das<br />

Glöckchen selbst wurde zu jedem Weihnachtsfest hervor<br />

geholt, dann rief es mit dem immer gleichen feierlichen<br />

Klingeln zur Bescherung. Nach jeder Bescherung wurde<br />

das Glöckchen, gut verpackt wieder auf seinen Platz in<br />

den Schrank gestellt.<br />

Viele Jahre später ist mir beim Wegräumen des kostbaren<br />

Stückes, etwas Schlimmes aufgefallen. Das kleine<br />

Persönchen auf der Glocke war amputiert, grausam verstümmelt.<br />

Sein kleiner Piemann ist abgeschnitten, abgesägt<br />

oder abgeschliffen worden. Wie dies geschehen ist,<br />

weiß ich nicht. Sicherlich liegt die Amputation schon Jahre<br />

zurück und ist mir nur nicht aufgefallen. Der Vorgang<br />

passt in die Zeit, als das Glöckchen noch im Schrank meiner<br />

Eltern stand. Nein, das Männlein hat nicht gejammert,<br />

es hat sich sicher still in sein Schicksal gefügt. Wer ist aber<br />

nun verantwortlich für diese Freveltat? War es mein Vater,<br />

der dieses nackte Teilchen entfernt hat, - vielleicht durch<br />

Mutter animiert, weil sie es genierlich fand -? Oder, wie<br />

ich eher vermute, haben meine beiden längst verstorbenen<br />

Brüder in ihrer Lausbubenzeit diese Untat begangen. Ich<br />

kann sie nicht mehr fragen, aber das „Ding“ ist weg und<br />

bleibt weg!<br />

Ich wünsche, dass das Glöckchen auch in Zukunft noch<br />

jedes Jahr zu Weihnachten erklingt, dass bei seinem Klang<br />

die Kleinen mit großen Augen ins Geschenkezimmer stürmen<br />

und vielleicht das Christkind noch aus dem Fenster<br />

schweben sehen. <br />

Marie-Luise Uhr<br />

18 <br />

4/<strong>2015</strong> durchblick durchblick 4/<strong>2015</strong>


Wegweisung<br />

Weites Land<br />

watteweich eingehüllt<br />

verbrämtes Sonnenlicht<br />

am Horizont untergehend.<br />

Stille für Augenblicke<br />

dunkelste Winkel in<br />

Andacht versinken<br />

wenn unsichtbare Hände<br />

Wolkenwände öffnen<br />

für einen der geduldig<br />

wartend<br />

Stunde um Stunde<br />

Tag für Tag<br />

wie sonst niemand<br />

es vermag<br />

sein Licht zum<br />

Leuchten bringt<br />

wegweisend<br />

zu Bethlehem.<br />

Edith Maria Bürger<br />

Weihnachtszeit<br />

Reich geschmückte Tannenbäume,<br />

Plätzchenduft zieht durch die Räume<br />

und es lädt der Kerzenschein<br />

uns zu Dämmerstunden ein!<br />

Es lebe die Gemütlichkeit<br />

in der schönen Weihnachtszeit,<br />

denn bei einem heißen Punsch<br />

erfüllt sich mancher Weihnachtswunsch!<br />

Wir werden Weihnachtskarten schreiben,<br />

uns die stille Zeit vertreiben,<br />

schicken uns`re Wünsche gar<br />

für Weihnachten und «Neues Jahr!»<br />

Weihnachtsmärkte - Glühweinstände,<br />

Menschen reichen sich die Hände,<br />

halten sich für`s Fest bereit<br />

in der frohen Weihnachtszeit!<br />

Helga Düringer<br />

Das andere Lied<br />

Jetzt singt in uns allen wieder ein anderes Lied,<br />

und zwar eins, welches von Glaube, Licht und Liebe spielt.<br />

Es ist eine Melodie, die Töne ganz leise,<br />

und jeder vernimmt sie auf seine Weise.<br />

Eva Schumacher<br />

Foto: Rita Petri<br />

4/<strong>2015</strong> 4/<strong>2015</strong> durchblick durchblick <br />

19 19


Weihnachtssatire<br />

Das Überraschungsziel<br />

Strahlend verkündete Vater: „So, dieses Jahr machen<br />

wir zu Weihnachten mal etwas ganz anderes!“ Meine<br />

Geschwister und ich verdrehten die Augen. Waren<br />

wir doch gerade erst von unseren verschiedenen Wohnorten<br />

im Elternhaus eingetroffen und freuten uns auf ein<br />

paar erholsame Tage. Doch sobald die komplette Familie<br />

zusammenkommt, wird der Vater irgendwie zum Freizeitaktivisten,<br />

manchmal mit unabsehbaren Folgen.<br />

Letztes Jahr hatte uns die Ankündigung, „mal etwas ganz anderes“<br />

zu unternehmen, in eine Ski-Halle geführt und kurz<br />

danach in die Unfallambulanz. Weihnachten verbrachten<br />

wir dann, mit Gehgipsen, Handgelenkschienen und Bandagen<br />

dekoriert, auf dem Sofa. Zum Glück war Vater nichts<br />

passiert … und deshalb hat er wohl für dieses Weihnachtsfest<br />

nichts dazugelernt.<br />

Mein ältester Bruder startete einen vergeblichen Versuch<br />

Vater umzustimmen und fragte: „Können wir nicht<br />

mal ganz normal auf einen Weihnachtsmarkt gehen, zu<br />

viel Glühwein und Eierpunsch trinken und dann zu Hause<br />

vor dem Fernseher einschlafen, so wie andere Menschen<br />

auch?“ Mutters Einwand: „Bei diesem Mistwetter mit vier<br />

Grad, Dauerregen und frischem Wind wäre es doch zu Hause<br />

viel gemütlicher“, fand leider auch kein Gehör.<br />

Vater war unerbittlich! „Los, los, alles ist schon gebucht,<br />

es wird euch ganz bestimmt viel Spaß machen … ach ja,<br />

und vergesst nicht die Badesachen einzupacken.“<br />

Falls einer von uns Kindern auf einen Kurzurlaub nach<br />

Mallorca gehofft hatte, so wurde er bitter enttäuscht. Die<br />

mit fünf Erwachsenen fast überfüllte Familien-Limousine<br />

meiner Eltern<br />

fuhr an der Autobahnausfahrt<br />

zum Flughafen<br />

vorbei und<br />

kämpfte sich<br />

durch das „Sauwetter“<br />

in immer<br />

ländlichere Regionen<br />

vor. „Oh<br />

Gott, was sollen<br />

wir denn hier in<br />

dieser Einöde?“,<br />

fragte mein jüngerer<br />

Bruder. Er<br />

saß, seinem Status<br />

angemessen,<br />

in der Mitte des<br />

Rücksitzes, total<br />

unbequem.<br />

Ich entdeckte<br />

als erste eine<br />

Reihe von Hinweisschildern, die uns zu unserem Überraschungsziel<br />

bringen sollten, einem „exotischen Paradies<br />

vor der Haustüre“. Wir landeten in einer ehemaligen<br />

Flugzeughalle, die auf mindestens 30 Grad beheizt, mit<br />

unzähligen UV-Lampen erleuchtet und mit einigen Pools<br />

und tonnenweise Sand zum Urlaubsparadies umgewandelt<br />

worden war. Jeder von uns erhielt ein Armband mit Zugangschip,<br />

bevor wir unsere Badesachen anzogen und die<br />

„Schlechtwetterkleidung“ in Spinden einschlossen. Danach<br />

gelangten wir durch eine Art Temperaturschleuse, deren<br />

Türe man nur mit Chip öffnen konnte, in die große Halle.<br />

Hier wimmelte es von leicht bekleideten Besuchern, die<br />

teilweise schon die Strandliegen in Beschlag genommen<br />

hatten. Am Ufer eines künstlich angelegten Badesees wucherte<br />

üppiges Grün – ob nun echt oder künstlich – konnte<br />

ich aus der Entfernung nicht erkennen. Vogelgezwitscher<br />

vom Band und Strandmusik aus den Lautsprechern übertönte<br />

fast das Rauschen der großen Gebläse, mit denen<br />

warme Luft in diese Kunstwelt getrieben wurde.<br />

„Super!“ Meine Brüder rannten sofort los. Der Jüngere<br />

Richtung Strand, wo gerade ein Beachvolleyball-Spiel<br />

stattfand. Der Ältere ergatterte sofort einen Platz an der<br />

Theke einer Strandbar und begann einen Flirt mit der Bedienung,<br />

die außer einem viel zu knappen Bikinioberteil<br />

nur eine Art Grasrock zu tragen schien.<br />

Meine Eltern stapften eilig durch den Sand in Richtung<br />

ein paar freigewordener Liegestühle. „Komm schon!“ rief<br />

mir mein Vater zu. Doch ich blieb noch einen Moment<br />

lang stehen und versuchte, alles in mich aufzunehmen: Das<br />

Foto: Rita Petri<br />

20 durchblick 4/<strong>2015</strong>


künstliche Sonnenlicht, das schimmernde<br />

Wasser, die Bedienungen in<br />

ihren knappen roten Badeoutfits mit<br />

den Weihnachtsmann-Mützen. Dann<br />

folgte ich meinen Eltern. Diesmal<br />

musste ich mir eingestehen, hatte Vater<br />

einen Volltreffer gelandet.<br />

Einige Zeit später lag auch ich entspannt<br />

im Liegestuhl und nippte an<br />

meinem zweiten Glas „Eisglühwein“,<br />

das mir ein besonders attraktiver Kellner<br />

serviert hatte. Aus dem Lautsprecher<br />

ertönte eine Reggaeversion von „Last<br />

Christmas“. Ich schob meine Liege in<br />

den Schatten einer künstlichen Palme.<br />

Mutter bedeckte ihre empfindlichen<br />

Schienbeine mit einem Handtuch und<br />

Vater lehnte mal wieder alle Vorsichtsmaßnahmen<br />

ab und schlief auf dem<br />

Bauch liegend in der künstlichen Sonne<br />

ein. Gerade wollte ich ihn wecken und<br />

überreden, wenigstens ein T-Shirt anzuziehen,<br />

damit der Rücken nicht total<br />

verbrennt … da gingen alle Lichter aus.<br />

Gleichzeitig verstummte die Musik, das<br />

Vogelgezwitscher und das Rauschen der<br />

Heizgebläse. Wenige Sekunden hörte<br />

man nur das Plätschern des Wassers.<br />

Dann begann das Geschrei. Hunderte<br />

von Gästen versuchten, sich im Dunkeln<br />

ihren Weg zu den schwach erkennbaren<br />

„Notausgang-Schildern“ zu bahnen. Gelegentlich<br />

hörte man die Stimmen des<br />

Personals, die verzweifelt versuchten,<br />

die panischen Gäste zu beruhigen.<br />

Die ersten Rufe: „Die Türe geht<br />

nicht auf“, machten den Ernst der Lage<br />

klar. Das Geschrei brauste noch einmal<br />

auf und entwickelte sich zu einem unruhigen<br />

Gemurmel, was vom Weinen<br />

einzelner Kinder durchbrochen wurde.<br />

Vater war inzwischen zu uns herübergekrochen<br />

und saß jetzt zwischen<br />

Mutter und mir. Wir hielten uns an den<br />

Händen und starrten in die Dunkelheit.<br />

Ich weiß nicht, ob ich es mir einbildete<br />

oder war es wirklich schon merklich<br />

kühler geworden? Ich begann nach<br />

meinen Brüdern zu rufen.<br />

Wie wir später erfuhren, hatte<br />

Sturm für einen Stromausfall gesorgt.<br />

Die Betreiber der Anlage waren natürlich<br />

schon im Weihnachtsurlaub. Es<br />

dauerte einige Zeit, bis jemand erreicht<br />

werden konnte, der dem überforderten<br />

Aushilfspersonal die Bedienung der<br />

manuellen Notfall-Türöffner erklärte.<br />

Inzwischen hatte sich die Luft<br />

deutlich abgekühlt. Die endlich befreiten<br />

Badegäste drängten frierend<br />

zu den Spinden, wo sie vor dem nächsten<br />

Problem standen. Auch hier war<br />

alles elektronisch verriegelt. Einige<br />

versuchten die Spinde gewaltsam zu<br />

öffnen. Ein Badegast riss den Feuerlöscher<br />

von der Wand und warf ihn<br />

gegen einen Spind. Dadurch löste sich<br />

das Ventil des Gerätes und feinporiger<br />

Löschschaum bedeckte den gesamten<br />

Raum mit einer glitschigen, schneeweißen<br />

Schicht.<br />

Bevor das Chaos noch gefährlicher<br />

wurde, entdeckte Mutter zum Glück<br />

eine Kiste mit den Weihnachtsmann-<br />

Kostümen. Schnell hüllten wir uns<br />

in die roten Mäntel, setzten die roten<br />

Mützen auf und schlidderten aus<br />

dem Umkleidebereich hinaus auf den<br />

Parkplatz. Dort standen in Decken<br />

gehüllt meine Brüder und ließen sich<br />

von „Gelben Engeln“ mit heißen Getränken<br />

versorgen.<br />

Mein ältester Bruder hatte den<br />

Abschleppdienst mit seinem „wasserdichten“<br />

Handy angefordert, da<br />

sich ja auch unser Autoschlüssel in<br />

den verschlossenen Spinden befand.<br />

Die „Englein“ musterten grinsend unser<br />

Aussehen, wurden aber von Vater<br />

zur Eile ermahnt und so nahmen sie<br />

das Auto sozusagen huckepack. Wir<br />

quetschten uns alle in die Kabine des<br />

Abschleppwagens - Mein jüngster<br />

Bruder trotz aller Proteste wieder auf<br />

der Rückbank in der Mitte. Vater saß<br />

kerzengerade zwischen dem Fahrer<br />

und Mutter. Immer wenn sein Rücken<br />

versehentlich die Sitzlehne berührte,<br />

stöhnte er hörbar auf.<br />

Zum Glück war unsere Nachbarin,<br />

die seit Jahren einen Ersatzschlüssel<br />

verwahrt, zu Hause. Unser aller Erscheinungsbild<br />

wurde von meinem<br />

Bruder kurzerhand mit „Das war eine<br />

Wette“ erklärt. Trotzdem stand ihr<br />

Mund noch offen, als sie ihre Haustüre<br />

wieder schloss.<br />

Also, Weihnachten wurde dann<br />

doch noch ganz gemütlich. Nur Vater<br />

verbrachte die meiste Zeit auf dem<br />

Bauch liegend, bis sein Sonnenbrand<br />

nicht mehr so stark schmerzte.<br />

Nächstes Jahr, schwor er, würden wir<br />

mal was ganz anderes machen.<br />

Da bleiben wir zu Hause!<br />

Ulla D’Amico<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 21


Gesellschaft<br />

Entwicklungsland Deutschland<br />

Flüchtlinge sind<br />

in Deutschland<br />

derzeit allgegenwärtig<br />

- in den Medien,<br />

in unserem Alltag,<br />

in Gesprächen am Arbeitsplatz<br />

und in der<br />

Familie. Oft löst die<br />

unübersehbare Zahl<br />

der nach Deutschland<br />

flüchtenden Menschen<br />

Befürchtungen aus, die<br />

mit Ausdrücken wie<br />

„…nicht mehr Herr im<br />

eigenen Haus“, „Wirtschaftsflüchtlinge“<br />

usw.<br />

noch relativ harmlos gekennzeichnet<br />

sind. Sind<br />

Sie kommen nicht freiwillig<br />

wir beim Kernthema unserer Zeit angekommen? Jedenfalls<br />

bei einer Aufgabe die uns noch lange beschäftigen wird und<br />

deren Dimensionen noch nicht überschaubar sind.<br />

In dieser Situation kann Deutschland als „Entwicklungsland“<br />

bezeichnet werden. Gemeint ist ein Land, das lernen<br />

muss, Konflikte nicht nur auszuhalten, sondern auch auszutragen.<br />

Und das auf der Grundlage von Werten und Vorstellungen,<br />

welche in der Gesellschaft allgemein als wünschenswert<br />

anerkannt sind und den Menschen Orientierung<br />

bieten. Hinweise auf eine Überalterung der Deutschen Bevölkerung<br />

oder einen drohenden Fachkräftemangel werden<br />

weder den Vorstellungen der Asylsuchenden noch denen<br />

der „Herkunftsdeutschen“ gerecht. Auch Wortschöpfungen<br />

wie „Willkommenskultur“ oder Verheißungen wie „…wir<br />

schaffen das!“ dürften bald überholt sein.<br />

Voraussetzung für eine Willkommenskultur ist der<br />

Wunsch nach Zuwanderung ohne Einbürgerung, wie in der<br />

alten Bundesrepublik von 1957 bis 73. Die aktuelle Zuwanderung<br />

von Flüchtlingen<br />

aus Kriegs- oder<br />

Krisengebieten ist verbrecherischer<br />

Politik<br />

geschuldet, und die<br />

wünscht wohl niemand.<br />

Wer deshalb Asyl beanspruchen<br />

kann oder beanspruchen<br />

muss, wird<br />

wegen der großen Not<br />

zu uns kommen - ob er<br />

nun willkommen geheißen<br />

wird oder nicht.<br />

Aber die Entscheidung,<br />

bei uns zu bleiben will<br />

oder lieber in einem anderen<br />

Land, muss dem<br />

Flüchtling zugemutet<br />

und ermöglicht werden. Dafür muss er verlässliche Regeln<br />

vorfinden. Und das mit der zwingenden Vorgabe, dass er<br />

nur willkommen ist, wenn er sich integrieren will. Gemeint<br />

ist, die Gegebenheiten und Gesetze als unumstößlich für<br />

seinen Aufenthalt in diesem Land anzuerkennen. Dabei<br />

ist der Respekt vor geltenden Regeln nicht verhandelbar,<br />

insbesondere im Blick auf das staatliche Gewaltmonopol.<br />

Nicht den Cleveren gebührt die Vorfahrt, sondern den tatsächlich<br />

Bedürftigen und Bedrohten.<br />

Zur Klarstellung:<br />

a) Der Schutz von Flüchtlingen ist Ehrensache. Das gilt<br />

für jeden Menschen, für jede Gemeinschaft oder Institution<br />

und insgesamt für unser wohlhabendes Land, zumal<br />

die zu uns kommenden nur der kleinste Teil der weltweit<br />

mehr als 60 Millionen Flüchtlinge sind. Die meisten<br />

Menschen fliehen innerhalb ihres Landes oder in einen<br />

Nachbarstaat. Im Hinblick auf die Aufnahmebereitschaft<br />

der einheimischen Bevölkerung sollten deshalb auch die<br />

Ursachen der Flucht aus den verschiedenen Herkunftsstaaten<br />

entschlossen benannt und behoben werden.<br />

b) Wanderungsbewegungen während der vergangenen<br />

Jahrzehnte hatten und haben in Deutschland bereits<br />

gesellschaftsändernde, unumkehrbare Konsequenzen.<br />

Deshalb sollten beim Thema ‚Zuwanderung‘ und im<br />

Interesse der Aufnahmebereitschaft der einheimischen<br />

Bevölkerung einige Lehren gezogen werden:<br />

● Nur wenn wir offen reden, lassen sich Ressentiments<br />

erfassen und relativieren.<br />

● Nur wenn wir uns trauen, genauer hinzuschauen,<br />

wer zu uns kommen will, kann eine ehrliche Akzeptanz<br />

in der heimischen Gesellschaft wachsen.<br />

22 durchblick 4/<strong>2015</strong><br />

Foto: fotolia.de


Gesellschaft<br />

● Nur ein Land, das auch die eigenen Interessen im<br />

Blick behält, kann auf Dauer attraktiv bleiben für genau<br />

die Zuwanderer, die es vielleicht dringend braucht.<br />

● Nur ein Land, das bestrebt ist, seine Kultur und Tradition<br />

zu bewahren und zu pflegen, kann einen Rahmen für<br />

Integration vorgeben und glaubhaft Integration einfordern. 1)<br />

„Wir schaffen das!“<br />

Das Bekenntnis der Bundeskanzlerin vom 15. Sept. <strong>2015</strong><br />

lässt einige Fragen offen: Wer ist gemeint und was ist zu<br />

schaffen? Sind nur die „Herkunftsdeutschen“ angesprochen?<br />

Die Flüchtlinge? Oder alle gemeinsam? Falls Integration gemeint<br />

ist: Was genau ist damit gemeint? Wie soll das geschehen<br />

– mit welchem Aufwand - und in welchem Zeitraum?<br />

Welche Herausforderungen auf Deutschland zukommen,<br />

vermittelt der folgende Überblick:<br />

Städtebau und Wohnungsbau<br />

Einer Prognose des Bundesinnenministeriums zufolge<br />

werden in diesem Jahr mehr als 800 000 Asylbewerber nach<br />

Deutschland kommen, für die laut Schätzung des Bundesbauministeriums<br />

jährlich (fünf Jahre lang) 400000 Wohnungen<br />

zu bauen sind.<br />

Das ist fast doppelt so viel wie bisher und damit ist das<br />

Risiko von Ghetto-Bildungen, der räumlichen Absonderung<br />

einer Bevölkerungsgruppe verbunden. Diese, als Segregation<br />

bezeichnete Ausgrenzung, läuft einer Integration zuwider.<br />

Wenn sich die Segregation mit einer deutlichen Ungleichverteilung<br />

von Lebenschancen und gesellschaftlichen Privilegien<br />

verbindet, kann sie zu Ausgrenzung und Diskriminierung führen.<br />

Diese Entwicklung wird durch das sog. „Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz“<br />

vom 20. Oktober <strong>2015</strong> begünstigt. 2)<br />

Arbeit<br />

Nach Schätzungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und<br />

Berufsforschung ist davon auszugehen, dass langfristig 55<br />

Prozent der Geflüchteten in Deutschland erwerbstätig sein<br />

können (Claudia Walther, Bertelsmann-Stiftung).<br />

Fehlende Deutschkenntnisse bleiben vorerst eine große<br />

Hürde für den Zugang zum Arbeitsmarkt, auch wenn ein<br />

ausreichendes Angebot an allgemeinen und berufsbezogenen<br />

Sprachkursen geplant ist. Viele Flüchtlinge werden illegale<br />

oder prekäre Arbeitsverhältnisse akzeptieren (müssen) - vor<br />

allem Personen ohne Aufenthaltsrecht bzw. Arbeitserlaubnis.<br />

Hinzu kommt der absehbare, durch Digitalisierung<br />

beförderte Umbruch in der Arbeitswelt: „Prinzipiell gilt:<br />

Je schlechter die Schulbildung, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass man ersetzt wird. 80 Prozent ohne Abschluss,<br />

aber ‚nur‘ 18 Prozent mit Promotion.“ 3)<br />

Bildung<br />

Nur wenige geflüchtete Eltern (schätzungsweise zehn<br />

bis 15 Prozent) geben ihre Kinder in Kitas, denn für die<br />

entwurzelten Eltern ist zunächst ganz wichtig, die Familie<br />

zusammenzuhalten.<br />

Das Deutsche Studentenwerk schätzt, dass etwa 20<br />

Prozent der Flüchtlinge in Deutschland studieren wollen.<br />

Obwohl einzelne Herkunftsländer (z.B. Syrien) ein hohes<br />

Bildungsniveau haben, liegt im Umgang mit der deutschen<br />

Sprache und der lateinischen Schrift eine große Barriere. Der<br />

Anteil von Analphabeten ist bei Flüchtlingen aus anderen<br />

Herkunftsländern teils sehr hoch. Insbesondere bei Frauen.<br />

Religion<br />

Der Islam wird in Deutschland künftig eine wichtigere<br />

Rolle spielen, denn viele Flüchtlinge sind Muslime, und für<br />

viele ist die Religion wichtiger Bestandteil ihrer Identität.<br />

Zu den Rechten jeder Religionsgemeinschaft gehören<br />

auch Pflichten. So müssen sich die Vertreter des Islam auf<br />

Ansprechpartner einigen und gemeinsam bereit sein, mit<br />

dem Staat in vielen Bereichen zusammenzuarbeiten und<br />

ihm gewisse Kontrollmöglichkeiten einzuräumen.<br />

Gesundheit<br />

Mindestens die Hälfte der in Deutschland ankommenden<br />

Flüchtlinge ist nach Schätzungen der Bundespsychotherapeutenkammer<br />

(BPtK) psychisch krank: Die meisten leiden<br />

unter einer posttraumatischen Belastungsstörung oder unter<br />

Depressionen.<br />

Zivilgesellschaft<br />

Zivilgesellschaft ist die Welt der privaten Initiativen,<br />

der Vereine, der Kollegen, Freunde und Nachbarn. Sie gilt<br />

als der „Dritte Sektor“ neben der Wirtschaft und der Politik.<br />

Vor allem hier kann und muss eine „Schule der Demokratie“<br />

dazu einladen, Probleme zu thematisieren, an die<br />

sich staatliche Stellen nicht herantrauen oder mit denen sie<br />

überfordert sind. Vereine und Initiativen können Aufgaben<br />

wahrnehmen wenn es darum geht, zivile Werte mit Zivilcourage<br />

zu verteidigen.<br />

Erich Kerkhoff<br />

Quellen: 1) Hans Jörg Schrötter: Einwanderungspolitik in Deutschland, S. 14, EDITION LINGEN-<br />

STIFTUNG. 2) Artikel 6: Änderung des Baugesetzbuchs. 3) FOCUS, 12. Sept. <strong>2015</strong>: Kollege Roboter<br />

Wie wäre es?<br />

Wie wäre es, wenn wir mit der Macht der guten Gedanken,<br />

das Licht in uns am Leben erhalten?<br />

Wir müssten doch nur die größer werdende Flamme,<br />

mit Liebe, Mut und Rückgrat verwalten,<br />

und zusehen, dass die Herzen nicht erkalten.<br />

Es würde zwangsläufig brechen das Schweigen,<br />

denn wir würden den Feinden das Licht in uns zeigen.<br />

Die Fackeln würden wie Leuchttürme im Dunklen stehen,<br />

sie würden so hell leuchten, dass die Menschen verstehen,<br />

und ganz besonders die Schwachen sie sehen.<br />

Vielleicht wäre so der Frieden ja gar nicht nicht mehr weit,<br />

und das, auch noch nach der Weihnachtszeit.<br />

Eva Schumacher<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 23


Gesellschaft<br />

Flüchtlinge im Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

Landrat Andreas Müller beantwortet Fragen<br />

Mit Schreiben vom 9. Oktober <strong>2015</strong> haben sich die<br />

Landräte der fünf Kreise Südwestfalens „aus großer<br />

Sorge um unser Land“ an Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel gewandt. Diese Sorge begründen sie mit dem<br />

„offenbar nicht mehr kontrollierten Zustrom an Flüchtlingen<br />

nach Deutschland“ und weisen darauf hin, „dass unsere Aufnahmekapazitäten<br />

und Möglichkeiten begrenzt sind.“<br />

Am 29. Oktober<br />

beantwortete Andreas<br />

Müller, Landrat<br />

des Kreises Siegen-Wittgenstein<br />

und Mitunterzeichner,<br />

dem durchblick<br />

dazu zuvor schriftlich<br />

eingereichte<br />

Fragen.<br />

db: Wie viel Aufnahmeeinrichtungen<br />

befinden<br />

sich im Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

und wie groß ist die<br />

Zahl der hier zurzeit<br />

untergebrach-<br />

Landrat Andreas Müller<br />

ten Flüchtlinge?<br />

LR: Im Kreis Siegen-Wittgenstein gibt es zwei Erstaufnahmeeinrichtungen<br />

in Bad Berleburg und Burbach mit regulär<br />

zusammen 1.000 Plätzen. Dazu kommen zwei Notunterkünfte<br />

in Siegen für 450 und in Bad Laasphe für ursprünglich 350<br />

Personen. Nach einem Amtshilfegesuch der Regierungspräsidentin<br />

haben wir auf dem Gelände der Siegerland Kaserne<br />

in Burbach ein weiteres Gebäude für 200 Personen angemietet<br />

und die Kapazität in Bad Laasphe um 150 Plätze aufgestockt.<br />

Damit haben wir im Kreisgebiet 2.150 Plätze für<br />

die Erstaufnahme von Flüchtlingen. Hinzu kommen 2.000<br />

Flüchtlinge, die den Städten und Gemeinden zugewiesen<br />

sind und auch von diesen untergebracht werden.<br />

db: Im Schreiben an Bundeskanzlerin Merkel heben Sie<br />

die Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft hervor, mit der viele<br />

Bürgerinnen und Bürger die Flüchtlinge willkommen heißen.<br />

Erwarten Sie, dass die Hilfsbereitschaft auf dem Niveau<br />

erhalten bleibt?<br />

LR: Das zu „erwarten“ wäre sicher vermessen. Es handelt<br />

sich ja um ein freiwilliges Engagement. Wenn ich mir aber<br />

die Menschen anschaue, die sich engagieren, dann stelle ich<br />

fest, dass dies aus der tiefen Überzeugung heraus geschieht,<br />

Foto: Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

Menschen, die vor Krieg und Verfolgung geflohen sind, die<br />

alles aufgegeben und verloren haben, zu helfen, so gut es<br />

geht. Und ich bin schon guter Dinge, dass diese Motivation<br />

auch künftig trägt und die Hilfsbereitschaft anhält.<br />

db: Die Leistungen und Anstrengungen der haupt- und<br />

ehrenamtlichen Helfer werden von Ihnen als „großartig“<br />

bezeichnet und dankbar anerkannt. Aber neben der Aufnahme<br />

und Versorgung von Flüchtlingen bleibt deren eigentliche<br />

Arbeit unerledigt. Wie lange ist das möglich und<br />

zu verantworten?<br />

LR: Man muss zwischen zwei Arten von ehrenamtlichem<br />

Engagement unterscheiden. Das eine geschieht nach Feierabend,<br />

in der Freizeit. Etwa, wenn es um Sprachunterricht<br />

oder die Freizeitgestaltung mit Flüchtlingen geht. Dieses<br />

kann so lange weitergehen, wie die Menschen motiviert<br />

sind. Das andere Engagement bezieht sich darauf, wenn<br />

mit Ehrenamt quasi hauptamtliche Strukturen ersetzt werden<br />

sollen. Zum Beispiel beim Betrieb von Notunterkünften.<br />

Das geht nur für eine sehr kurze Zeit, weil dann der Urlaub<br />

der Ehrenamtlichen, z.B. des DRK, der Malteser, des<br />

THW oder der Freiwilligen Feuerwehren, aufgebraucht ist<br />

und sie zurück zu ihrer Arbeit müssen. In diesen Bereichen<br />

müssen in erster Linie hauptamtliche Strukturen geschaffen<br />

werden. Das Ehrenamt kann hier maximal kurzzeitig einspringen<br />

oder überbrücken helfen.<br />

db: Welche Hauptaufgabe sehen Sie in dieser historisch<br />

einmaligen Situation für die politischen Akteure in der<br />

Region?<br />

LR: Die Aufnahme der Flüchtlinge ist zuallererst eine gesamtgesellschaftliche<br />

Aufgabe, die nur gemeinsam gelingen<br />

kann. Bund, Länder, Kommunen aber auch Kirchen<br />

oder Sozialverbände sind hier gefordert. Die eigentliche<br />

Integrationsarbeit muss dann vor Ort in den Städten und<br />

Gemeinden gleistet werden, einfach, weil die Flüchtlinge<br />

dort leben. Aber auch das wird nur gelingen, wenn die<br />

Gesellschaft insgesamt die Integration der Flüchtlinge als<br />

eine Gemeinschaftsaufgabe versteht und lebt. Wir als Politiker<br />

haben zum einen die Aufgabe, eine sachliche Diskussion<br />

über die anstehenden Herausforderungen und die<br />

Lösungsmöglichkeiten zu führen und da, wo wir in der Verantwortung<br />

stehen, Angebote zu schaffen. Angefangen bei<br />

der Akquise und Bereitstellung von Wohnraum für Flüchtlinge,<br />

die auf Dauer bleiben, über Sprach- und Integrationskurse<br />

bis hin zur Schaffung von Kita-, Schul-, Aus- und<br />

Weiterbildungsplätzen und auch natürlich beim Werben um<br />

Arbeitsmöglichkeiten. Zum anderen erwarten die Bürger<br />

aber auch zu Recht, dass Politik darauf hinweist, wo unsere<br />

Grenzen liegen und wann wir an einen Punkt kommen, an<br />

dem wir einen weiteren Zuzug von Flüchtlingen vielleicht<br />

24 durchblick 4/<strong>2015</strong>


nicht mehr bewältigen können. Deshalb hilft aus meiner<br />

Sicht auch das etwas blauäugige Postulat „Wir schaffen<br />

das“ nicht weiter. Trotzdem werden wir als Kreis Siegen-<br />

Wittgenstein alles tun, damit wir es schaffen.<br />

db: Sind der Kreispolizeibehörde Straftaten bekannt, die auf<br />

fremdenfeindliche/rechtsextreme Motive schließen lassen?<br />

LR: Nein, auch nach Rücksprache mit dem Staatsschutz<br />

in Hagen kann ich sagen, dass es bei uns zum Glück noch<br />

keinerlei Übergriffe auf Asylbewerber, Unterkünfte von<br />

Flüchtlingen oder Helfer gegeben hat. Allerdings gab es<br />

auch bei uns fremdenfeindliche Hetze in sozialen Netzwerken,<br />

mit denen sich der Staatsschutz befasst. Übrigens stellt<br />

die Kreispolizei auch fest, dass es keine relevante Veränderung<br />

der Sicherheitslage durch die Flüchtlinge im Kreisgebiet<br />

gegeben hat.<br />

db: Welche Einrichtung auf Kreisebene ist für Personen<br />

oder Initiativen ansprechbar, die sich ehrenamtlich oder mit<br />

Sachspenden engagieren wollen?<br />

LR: In allen elf Städten und Gemeinden gibt es Personen<br />

oder Gruppen, die sich um die Annahme und Verteilung von<br />

Sachspenden kümmern, andere um die Vermittlung von Wohnungen.<br />

Darüber hinaus gibt es mancherorts auch Flüchtlingsinitiativen.<br />

Das Kommunale Integrationszentrum (KI)<br />

des Kreises hat diese alle erfasst und in einer Tabelle zusammengestellt.<br />

Diese Tabelle ist auf der Homepage des Kreises<br />

unter www.siegen-wittgenstein.de im Bereich „Themen und<br />

Projekte“ unter „Flüchtlinge in Siegen-Wittgenstein“ hinterlegt.<br />

Die Mitarbeiter des KI geben aber auch gerne telefonisch<br />

unter 0271 333-2324 Auskunft.<br />

so zu leben, wie er möchte, das höchste Gut ist, solange<br />

er niemand anderem schadet. Stichworte dazu sind: Vorrang<br />

des Grundgesetzes vor religiösen Regeln, Gleichberechtigung<br />

von Mann und Frau, gemeinsame Erziehung<br />

von Mädchen und Jungen, Meinungsfreiheit, Toleranz, die<br />

Gleichwertigkeit aller Lebensformen – um nur ein paar<br />

Beispiele zu nennen. Das sind die Grundwerte unseres Zusammenlebens,<br />

die sich die Menschen hier in Deutschland<br />

nach dem zweiten Weltkrieg hart erkämpft haben. Diese<br />

Werte stehen völlig außer Frage und sind für alle verbindlich,<br />

auch für die Flüchtlinge!<br />

db: Welche Erwartung, welchen Wunsch haben Sie gegenüber<br />

der „einheimischen Bevölkerung“ in Siegen-Wittgenstein?<br />

LR: Ich wünsche mir, dass die grundsätzlich positive Offenheit<br />

gegenüber den Flüchtlingen anhält. Denn die eigentliche<br />

Herausforderung kommt ja erst noch: die Integration.<br />

Wir müssen versuchen, die Neubürger in unseren Alltag und<br />

in unser Leben mit hineinzunehmen. Es ist enorm wichtig,<br />

dass wir uns gegenseitig kennenlernen. Wir müssen auf die<br />

Flüchtlinge zugehen, sie z.B. in unsere Vereine einladen,<br />

vom Fußballverein bis zur Feuerwehr. Die Flüchtlinge<br />

brauchen ein neues soziales Umfeld, neue Bekannte und<br />

Freunde. Wer isoliert am Rande Gesellschaft lebt, wird<br />

sich kaum integrieren. Deshalb ist mein Wunsch, dass wir<br />

gemeinsam offen auf die Flüchtlinge zugehen und Ihnen<br />

helfen, bei uns heimisch zu werden.<br />

Die Fragen stellte Erich Kerkhoff<br />

db: Nun werden aber auf Dauer nicht alle Menschen, die zu<br />

uns gekommen sind, hier bleiben dürfen. Rechnen Sie mit<br />

Schwierigkeiten, wenn Flüchtlinge wieder gehen müssen?<br />

LR: In Folge der veränderten Gesetze, die seit Ende<br />

Oktober in Kraft sind, werden einige hundert Menschen<br />

Siegen-Wittgenstein verlassen müssen. Unsere Erfahrung<br />

ist, dass die meisten freiwillig gehen, wenn sie die Aufforderung<br />

erhalten. Aber es wird sich nicht vermeiden lassen,<br />

dass einige auch gegen ihren Willen abgeschoben werden<br />

müssen. Ich bekomme schon jetzt viele Schreiben von<br />

Menschen, die sich dafür einsetzen, dass ein bestimmter<br />

Flüchtling oder eine bestimmte Familie, um die sie sich gekümmert<br />

haben, unbedingt hierbleiben muss. Ich habe für<br />

dieses emotionale Engagement großes Verständnis, gerade<br />

wenn im Laufe der Zeit persönliche Beziehungen entstanden<br />

sind. Aber wenn wir in großer Zahl den Menschen,<br />

die wirklich unseren Schutz brauchen, helfen wollen, dann<br />

heißt das umgekehrt, dass die, die keinen Anspruch auf<br />

diesen Schutz haben, werden gehen müssen. Das ist keine<br />

Hartherzigkeit, sondern eine zwangsläufige Konsequenz<br />

der gegenwärtigen Entwicklungen.<br />

db: Haben Sie konkrete Erwartungen an die Flüchtlinge?<br />

LR: Viele Flüchtlinge haben nicht wirklich eine Vorstellung,<br />

in was für ein Land sie kommen. Bei uns gelten völlig<br />

andere Regeln und Werte als in ihren Heimatländern: Wir<br />

sind eine freie Gesellschaft, in der das Recht des Einzelnen<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 25


Gesellschaft<br />

In seinem Interview erwähnt der Landrat das Kommunale<br />

Integrationszentrum des Kreises, das unter<br />

der Telefonnummer 0271 333-2324 für Bürgerinnen<br />

und Bürger erreichbar ist. Diese Abteilung informiert<br />

über Initativen und Bürgerengagements im Kreis Siegen-Wittgenstein.<br />

Eine Initiative der Industrie- und Handelskammer<br />

stellt sich nachfolgend selbst vor. Ziel dieser Aktion soll<br />

sein: durch Qualifizierung den drohenden Fachkräftemangel<br />

in unserer Region vorzubeugen.<br />

Junge Flüchtlinge qualifizieren<br />

Seit Beginn diesen Jahres bietet das Berufsbildungszentrum<br />

der IHK Siegen (bbz), finanziert durch Mittel aus dem<br />

Europäischen Sozialfond, eine metalltechnische Qualifizierung<br />

für junge Flüchtlinge an.<br />

Im Mai begann das Projekt mit zwölf jungen Menschen<br />

aus sechs verschiedenen Ländern. Die Idee ist, den Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern die Tätigkeiten im Metallbereich<br />

näher zu bringen, ihnen die notwendigen Deutschkenntnisse<br />

für die praktische Arbeit zu vermitteln und sie<br />

dann weiter zu qualifizieren. Unser Ziel war die direkte<br />

Vermittlung in Ausbildung oder Arbeit.<br />

Soweit der Plan! Schon zu Beginn des Projekts mussten<br />

wir feststellen, dass die Deutschkenntnisse bei weitem<br />

nicht für eine Qualifizierung im Metallbereich ausreichten.<br />

Auch der Bereich Mathematik, der grundlegend für eine<br />

Ausbildung jeglicher Art ist, ließ zu wünschen übrig. Auf<br />

der anderen Seite stellten wir fest, dass die jungen Menschen<br />

ein tolles Sozialverhalten haben – die sogenannte<br />

„deutsche Pünktlichkeit“ sehr ernst nehmen und auch sonst<br />

sehr höflich und motiviert arbeiten. Auch die Bedenken, die<br />

wir hatten, dass unsere Teilnehmer aufgrund dessen, was<br />

sie erlebt haben, für uns eine Herausforderung darstellen,<br />

hat sich nicht bewahrheitet.<br />

Initiativen<br />

freiwillige Hilfen gesucht<br />

Foto: Berufsbildungszentrum (bbz) der IHK Siegen<br />

Mittlerweile nehmen 27 junge Männer und Frauen im<br />

Alter von 18 bis 30 Jahren an unserem Projekt teil. Alle geben<br />

ihr Bestes. Trotzdem gibt es noch viel zu tun! Da vor<br />

allem die Kenntnisse in Mathe und Deutsch nicht ausreichen,<br />

unterstützen uns ehrenamtliche Helfer, die die Teilnehmer in<br />

Mathe, Deutsch und Sozialkunde unterrichten. Uns ist dabei<br />

besonders wichtig, durch Deutsch- und Mathekenntnisse<br />

die Grundlage für eine zukünftige Ausbildung zu schaffen<br />

und den Flüchtlingen im Sozialkundeunterricht die sozialen<br />

und wirtschaftlichen Grundpfeiler unserer Gesellschaft zu<br />

vermitteln. Wir benötigen dafür noch weitere Unterstützung!<br />

Wenn Sie Interesse haben uns bei unserer Arbeit und<br />

damit Flüchtlingen die sich eine eigene Zukunft in Deutschland,<br />

unabhängig von sozialen Leistungen, aufbauen wollen<br />

zu unterstützen, dann melden Sie sich bei:<br />

Uta Fiedler (Berufsbildungszentrum der IHK Siegen)<br />

fiedler@bbz-siegen.de Telefonnummer: 0271/8905721<br />

26 durchblick 4/<strong>2015</strong>


Gesellschaft<br />

Verstehen und tun<br />

Im vergangenen Jahr zählten sich<br />

rund 60 Prozent der Deutschen zu<br />

einer christlichen Kirche. Ein Drittel<br />

war konfessionslos und knapp fünf<br />

Prozent kamen aus der muslimischen<br />

Tradition, wovon sich ungefähr die<br />

Hälfte als Gläubige bezeichnete. Es<br />

sind also rund zweieinhalb Millionen,<br />

die den Islam aktiv leben. So sagen es<br />

statistische Erhebungen. 1)<br />

Wenn die Mitglieder der christlichen<br />

Kirchen im gleichen Maße wie die Muslime<br />

ihren Glauben praktizieren würden,<br />

dann könnten Sonntag für Sonntag<br />

25 Millionen Menschen in Deutschland<br />

in den Gottesdiensten gezählt werden.<br />

In Wirklichkeit sind es aber im Durchschnitt<br />

dreieinhalb Millionen, also vier<br />

bis fünf Prozent aller Deutschen. Aber<br />

eine Statistik ist ja nicht alles.<br />

Was mir viel mehr zu denken gibt,<br />

ist die Beobachtung: Einerseits ist die<br />

Mitgliedschaft in der Kirche noch relativ<br />

stabil, andererseits aber haben die Kenntnisse<br />

über das Wesen des christlichen<br />

Glaubens erschreckend abgenommen.<br />

Von dem was in der Bibel steht, kennen<br />

die meisten nur noch Bruchstücke.<br />

Ich frage mich: Könnte das zusammenhängen:<br />

Dass auf der einen Seite<br />

die getauften Christen immer weniger<br />

über ihren Glauben wissen und auf<br />

der anderen Seite die Angst vor Überfremdung<br />

wächst? Ich möchte nicht als<br />

weltfremd gelten, aber ich traue Gottes<br />

Geist zu, dass er Menschen, die zum<br />

Gottesdienst gehen oder die in der Bibel<br />

lesen, die Ängste nimmt. Und wenn<br />

sie Gottes Wort hören, wächst ihnen das<br />

Vertrauen in die Kraft der Liebe Gottes<br />

zu, die der ganzen Welt gilt. Und so<br />

ganz nebenbei lernt man wieder die<br />

Inhalte des christlichen Glaubens kennen.<br />

Dazu gehören viele Lebensregeln:<br />

Gib den Hungernden zu essen, nimm<br />

Flüchtlinge bei dir auf. Gott sagt seinem<br />

Volk Israel wörtlich:<br />

Ihr dürft die Fremden, die bei euch<br />

leben, nicht ausbeuten oder unterdrücken.<br />

Vergesst nicht, dass ihr selbst in<br />

Ägypten Fremde gewesen seid.“ 2)<br />

Es gibt sicher viele, die sagen:<br />

Das hat doch nur für die Israeliten vor<br />

zweieinhalb bis dreitausend Jahren gegolten,<br />

das gilt nicht für uns und unsere<br />

Zeit. Das wäre ein billiges Ausweichen.<br />

Jesus Christus hat gesagt:<br />

„Ich bin ein Fremder gewesen und ihr<br />

habt mich aufgenommen.“ Und später<br />

erklärt er, wie er es meint: „Was ihr<br />

getan habt einem von diesen meinen<br />

geringsten Brüdern, das habt ihr mir<br />

getan.“ 3) . Am Ende der Tage werde ich<br />

Rechenschaft geben müssen, wie ich<br />

mit Jesu Worten umgegangen bin.<br />

Von Mark Twain stammt dieses<br />

geistreiche Bonmot: „Die meisten<br />

Menschen haben Schwierigkeiten mit<br />

den Bibelstellen, die sie nicht verstehen.<br />

Ich für meinen Teil muss zugeben,<br />

dass mich gerade diejenigen Bibelstellen<br />

beunruhigen, die ich verstehe.“<br />

Der Schriftsteller Mark Twain hat in<br />

seinen Büchern christliche Heuchelei<br />

und Versagen mit offensichtlichem Vergnügen<br />

immer wieder entlarvt. Er hält<br />

einen Spiegel vor: Wenn einer wirklich<br />

ernsthaft als Christ leben will, dann folgt<br />

daraus: Er soll das, was er aus der Bibel<br />

verstanden hat auch tun. Die Bibel enthält<br />

– neben ganz vielen wunderbaren Trostworten<br />

– auch viele Sätze, aus denen man<br />

Lebensregeln für Christinnen und Christen<br />

ablesen kann. Das ist nicht unbedingt<br />

bequem. Wer sich diesen biblischen Lebensregeln<br />

entzieht, der wird eine gewisse<br />

Unruhe in sich spüren. Vor allem,<br />

wenn er ein hellwacher Geist ist, wie<br />

Mark Twain einer war. Eine Unruhe, die<br />

sagt: Eigentlich<br />

müsstest Du<br />

anders leben,<br />

Jesus Christus<br />

hat es doch vorgemacht.<br />

•<br />

Quellenangabe:<br />

Morgenandacht in:<br />

Kirche in WDR 3-5<br />

vom 13.11.<strong>2015</strong>.<br />

1) Bundeszentrale für<br />

politische Bildung;<br />

Muslime insgesamt:<br />

über vier Millionen. 2)<br />

2. Buch Mose 22, 20-23.<br />

3) Matthäus 25, 35, 40<br />

Rüdiger Schnurr<br />

aus Hilchenbach<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 27


Unterhaltung<br />

Wie werde ich satt?<br />

Kanonen -<br />

Ofen<br />

Was ein Kanonenofen ist?<br />

Wem er bekannt, ihn nie vergisst.<br />

Standfest auf vier Füßen war er,<br />

sein Aschekasten niemals leer.<br />

Wie ein Kanonenroh geformt,<br />

dazu das Ofenrohr genormt.<br />

Verschwanden in der Ofentür<br />

für Wärme<br />

Kohle, Holz, Papier,<br />

stellte man noch oben auf<br />

einen Wasserkessel drauf.<br />

Aufgestellt in Unterstände<br />

wärmte er Soldatenhände.<br />

Auch für Baracken dazumal<br />

war er zum Heizen ideal.<br />

In unsrer schnelllebigen Zeit<br />

geriet er in Vergessenheit.<br />

Itz erre wäch!<br />

Woar nuer uss Blech.<br />

Gerda Greis<br />

PS.:<br />

Es gibt ihn immer noch<br />

so einfach wie er damals war,<br />

doch heutzutage aufgemotzt,<br />

anzuschauen wunderbar.<br />

Meine Lehrzeit als „Bürokaufmann”<br />

bei der Eisen- und<br />

Blechwarenfabrik Bertrams<br />

in Siegen begann Anfang 1945. Bis<br />

zum Kriegsende, und noch lange Zeit<br />

danach, war unser einzigster Gedanke,<br />

das ständige Hungergefühl im Magen<br />

loszuwerden. Essbares zu organisieren<br />

war oft mit mancherlei Umständen verbunden<br />

und nicht immer erfolgreich.<br />

Eines Tages, zur Mittagszeit, sagte<br />

meine Kollegin: „Ich weiß, wo wir einen<br />

Teller Suppe bekommen können!”<br />

„Wo?” „Im Lazarett!” Wir sind<br />

dann in der Mittagstunde vom<br />

Betrieb aus über die Geleise<br />

zum „Bahnhof Eintracht”,<br />

durchs „Stumme Loch”, über<br />

die „Schemscheid”, den „Ziegenberg”<br />

hoch und zum unteren<br />

Eingang vom Lazarett gelaufen<br />

- später Jung-Stilling-Krankenhaus.<br />

Lenchen kannte dort einen<br />

Pfleger, der hatte ihr gesagt:<br />

„Komm mal vorbei!”<br />

Da waren wir nun und besagter<br />

junger Mann überrascht.<br />

Er hatte sich das Treffen wohl<br />

anders vorgestellt, ohne Mitläufer.<br />

Wir durften trotzdem bleiben,<br />

vielleicht auch, weil wir<br />

so erschöpft aussahen. Nach<br />

längerem Warten brachte er<br />

uns eine dünne, wässrige Linsensuppe<br />

mit je zwei kleinen<br />

Bröckchen Wurst, die kaum zu<br />

erkennen waren als das, was sie<br />

sein sollten. Den ganzen Kraftaufwand<br />

hat es nicht gelohnt.<br />

Wir waren noch hungriger.<br />

Eine Zeit lang gab es bei<br />

uns zuhause eine Mondamin-<br />

Milch-Wassersuppe. Aus dem<br />

Lebensmittellager der nahegelegenen<br />

Spedition konnten meine<br />

Mutter und ich, als der Besitzer<br />

die Stadt verließ und das Lager<br />

dann gestürmt wurde, gerade noch einen<br />

Wäschekorb voll mit Mondamin-<br />

Packungen ergattern. In der Nachbarschaft<br />

war unser Mondamin-Raub für<br />

Familien mit kleinen Kinder mehr als<br />

nur willkommen.<br />

Ab und an, weil man gut bekannt<br />

war, holte ich beim Metzger Wurstebrühe.<br />

Abends im Dunkeln bin ich mit<br />

einer großen Milchkanne zur Hintertüre<br />

der Metzgerei gegangen. Fünf<br />

Mal klopfen, Kanne abgeben, warten,<br />

Kanne gefüllt zurück. Außer „Danke”<br />

kein Wort gesprochen und wieder nach<br />

Hause. Meine Mutter sagte: „Ho ha se<br />

werer fel Schbäck-schdeckelcher on<br />

Blotwurschtbröckelcher dren.”- „Heute<br />

haben sie wieder viel Speckstücke<br />

und Blutwurstbröckchen drin.”- Wurstebrühe<br />

wurde mit Graupen schnittfest<br />

aufgekocht, gewürzt mit Salz, Lorbeerblatt,<br />

Nelken und wenn noch vorhanden<br />

mit Pfeffer. Es war ein sättigender<br />

und auch schmackhafter Brotbelag.<br />

Mit einer Freundin bin ich an einem<br />

Sonntag durch Siegen gezogen, von<br />

einem Bunker zum anderen. An den<br />

Bunkereingängen boten wir dem Aufsichtspersonal<br />

unsere Hilfe an. Helfen<br />

wollten wir wirklich, hatten ja Zeit,<br />

doch Helfer gab es genug. Gerne genommen<br />

haben wir aber die uns angebotenen<br />

belegten Brote. Es war eine gute<br />

Möglichkeit, auf diese Art und Weise<br />

ein bisschen satt zu werden, und meine<br />

kleine Schwester freute sich riesig über<br />

die mitgebrachten „Hasenbrote”.<br />

Unser Bäcker Völkel in der Nachbarschaft<br />

hatte kein Mehl mehr. Was<br />

dieser Mann mit seinen Töchtern geleistet<br />

hat, ist mehr als einen Orden<br />

wert. Sie gingen nie in den Bunker, sie<br />

haben nur Brot gebacken, damit wir<br />

alle in der Umgegend etwas zu essen<br />

hatten. Und nun kein Mehl mehr! Lebensmittelmarken<br />

ja, aber woher das<br />

Brot nehmen, wenn das Mehl fehlt?<br />

In Eiserfeld sollte es noch Brot geben.<br />

So fuhren dann ein Junge aus der<br />

Nachbarschaft und ich mit den Fahrrädern<br />

nach Eiserfeld. Auf halber Strecke<br />

ertönten die Sirenen, Fliegeralarm.<br />

Bis zu einem schützenden Stollen an<br />

der Eiserfelder Straße schafften wir es<br />

nicht, die Tiefflieger waren schneller.<br />

Mit den Rädern in den Straßengraben<br />

an der Sieg war eins, doch eine gute Deckung<br />

gab uns das nicht. Vorsichtig sind<br />

wir hinter einen dicken Baum gekrochen,<br />

konnten die Piloten in den Flugzeugen<br />

sehen, so unglaublich tief sind sie geflogen.<br />

Nach einer Weile hörten wir nichts<br />

mehr und erreichten noch einen Stollen,<br />

haben dort lange bis zur Entwarnung<br />

gesessen und gleichzeitig erfahren, dass<br />

es in Eiserfeld auch kein Brot mehr gab.<br />

„Wer hat am längsten von seinem Brot!<br />

Das war unser Spiel!”<br />

28 durchblick 4/<strong>2015</strong>


Unterhaltung<br />

Meine Verpflegung für den ganzen<br />

Tag waren eine Zeit lang, wenn ich<br />

morgens zum Büro ging, meist sechs<br />

bis acht Schnitten Brot, trocken, “met<br />

niks beschmeart”- “mit nichts belegt”<br />

und sehr dünn geschnitten. Ganz langsam<br />

essen, kauen bis alles zu Pampe<br />

geworden, dann erst schlucken, so hatte<br />

man viel länger davon. Wir haben<br />

das Brot auf einem sogenannten Kanonenofen<br />

in unserem Büroraum geröstet,<br />

es schmeckte köstlich, haben aber<br />

sehr lange üben müssen, um es nicht zu<br />

schnell herunterzuschlucken. “Und der<br />

Verlierer durfte dann den anderen beim<br />

Kauen zusehen.”<br />

Kanonenöfen wurden in unserer<br />

Firma hergestellt. Sie waren bestimmt<br />

für die Unterstände der Soldaten<br />

und als sogenannte Allesbrenner<br />

sehr beliebt, dazu die ideale Lösung,<br />

Baracken schnell und preiswert zu<br />

beheizen.<br />

Gerda Greis<br />

Der Kommentar<br />

Darüber spricht man nicht gerne<br />

In den letzten Tagen wurde in der Presse darüber berichtet,<br />

dass die Selbsttötungsrate bei den über 60-Jährigen<br />

nach Angaben der Deutschen Stiftung Patientenschutz<br />

besorgniserregend angestiegen ist. Unter den jährlich etwa<br />

10 000 Menschen, die sich hierzulande das Leben nehmen,<br />

gehörten 45 Prozent dieser Altersgruppe an, obwohl sie nur<br />

27 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht. Die Bundesregierung<br />

plant den Ausbau von Hospiz- und Palliativarbeit<br />

für sterbende Menschen, aber es wird kritisiert, dass „bei der<br />

Suizidprophylaxe im Alter keine Verbesserung in Sicht sei“.<br />

Durch Suizid stürben mehr Menschen als durch Verkehrsunfälle,<br />

Mord, Totschlag, Drogen und Aids zusammen,<br />

sagt der Stiftungsvorstand Eugen Brysch. Häufig litten<br />

die Betroffenen an Depressionen, die oft nicht erkannt<br />

und dann auch nicht therapiert werden. In Pflegeheimen<br />

sollen sogar mehr als die Hälfte der Bewohner depressive<br />

Symptome zeigen.<br />

Es stellt sich die Frage, was kann man als Suizidprophylaxe<br />

tun? Worunter ältere Menschen leiden ist oft die<br />

Einsamkeit. Kinder und Enkel sind weit entfernt oder auch<br />

gar nicht vorhanden. Menschen, die einem zuhören, mit denen<br />

man sprechen kann - auch über die Sorgen und Ängste<br />

des Alters – sind eher selten. In den Pflegeheimen haben die<br />

Mitarbeiter zu wenig Zeit, um auf die sozialen Bedürfnisse<br />

der Bewohner eingehen zu können. Die Seelsorger der Kirchen<br />

schaffen es auch<br />

kaum noch, Besuche<br />

bei alten Menschen zuhause<br />

oder in den Pflegeheimen<br />

zu machen.<br />

Sehr zu loben sind die<br />

Besuchskreise in den<br />

Kirchengemeinden,<br />

die zu den Geburtstagen<br />

oder bei anderen<br />

Gelegenheiten vorbeikommen.<br />

Bei der ganzen Problematik<br />

muss aber der<br />

Staat seine Pflicht erkennen,<br />

zum Beispiel<br />

indem er mehr Stellen<br />

für die Altenbetreuung<br />

schafft. ● Heute von Horst Mahle<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 29


Historisches<br />

Ich denke gern an meine Grosseltern<br />

Erst Dorf-Idylle pur, dann Flucht ins Ungewisse<br />

„Muttl" im Schnee<br />

Es war in den 40er Jahren. Damals lebten wir in der<br />

schlesischen Stadt Waldenburg, dem heutigen polnischen<br />

Wałbrzych. Meine Mutter wollte unbedingt<br />

wieder berufstätig sein, zumal ihr Mann als Soldat eingezogen<br />

war. Sie bekam eine Stelle als Sachbearbeiterin bei der<br />

Niederschlesischen Bergbau-AG (NieBAG). Mein Bruder,<br />

der jünger und „pflegeleichter“ war als ich, wurde morgens<br />

in ein Kinderheim gegeben. Mich dagegen, die ich anstrengender<br />

war, „parkte“ Muttel bei ihren Eltern im Dorf. Dort<br />

begann dann meine wunderbare Welt der Abenteuer. Ich genoss<br />

die ganz große Freiheit und wärmte mich doch an der<br />

Fürsorge und Geborgenheit, in die meine Großeltern mich<br />

einhüllten. Es gab damals in einem Dorf so gut wie gar keine<br />

Autos. Selbst Waren wurden nicht in Lastwagen angeliefert,<br />

sondern mit Pferdewagen befördert, die flache Ladeflächen<br />

hatten und mit Gummirädern bereift waren, damit es auf den<br />

damals üblichen Kopfsteinpflastern nicht so holperte. Ansonsten<br />

gab es nur Leiterwagen, die mit der Heuernte vom<br />

Feld bis in die nächste Scheune unterwegs waren oder das<br />

von Ochsen gezogene Güllefass. Aus diesem schwappte immer<br />

ein kleiner Teil der Jauche durch die Einfüllöffnung auf<br />

die Straße und hinterließ eine Extraspur würzige Landluft.<br />

Foto: Archiv Homolla<br />

Ich stromerte den ganzen Tag mit anderen Dorfkindern<br />

durch Wälder und über Felder, machte meine Schwimmübungen<br />

im Wehr des Dorfbaches und fing die Forellen<br />

im klaren Wasser. Manchmal war ich auch im Stall von<br />

Hannchen zu finden, der jüngsten Tochter des Bauern von<br />

nebenan, die den Stall zu betreuen hatte. Ich sah zu, wenn<br />

sie die Kühe melkte, tränkte und striegelte, den Stall ausmistete<br />

und Heu in die Krippe steckte. Es gab dort auch<br />

eine lange Reihe von Schwalbennestern, so dass ich beobachten<br />

konnte, wie die Vogelmütter aus- und einflogen, um<br />

die piepsenden Schnäbel ihrer Jungen zu stopfen. Hinter<br />

dem Stall war der Dunghaufen. Auch hier herrschte reges<br />

Treiben. Ein ganzes Hühnervolk scharrte nach den besten<br />

Leckerbissen und eine Wolke blütenweißer schnatternder<br />

Gänse lief den Feldweg hinauf hinter mir her, nicht ohne<br />

den Versuch zu machen, mich in die Beine zu zwicken.<br />

Manchmal half ich Hannchen auch beim Kühe hüten.<br />

Wenn die Kartoffeln abgeerntet waren, machten wir vom<br />

welken Kartoffelkraut ein Feuerchen und brieten die Kartoffeln,<br />

die wir noch auf den Feldern finden konnten.<br />

Um die Erntezeit wurde auch meine Oma immer aktiv.<br />

Dann zog sie eine große Schürze an, setzte ihr „Kupptichla“<br />

(Kopftuch) auf, schulterte ihren Rechen, den sie aus<br />

dem Schuppen holte, nahm die Milchkanne mit und mich<br />

natürlich auch, um beim Großbauern Wittwer mit anderen<br />

Frauen aus dem Dorf bei der Ernte zu helfen.<br />

Wir liefen dann den Fuchswinkel hinauf zum Bauernhof,<br />

wo wir in einen Erntewagen stiegen, um auf das jeweilige<br />

Feld gebracht zu werden. In der Gruppe von Erntehelferinnen<br />

befanden sich immer auch Kinder. Bei den<br />

jüngeren Frauen die eigenen Kinder, bei den älteren die<br />

Enkel. Das Wetter war natürlich schön und die Stimmung<br />

immer gut, denn die Frauen halfen gerne bei der Ernte. Es<br />

wurde geschwatzt und Dorfneuigkeiten ausgetauscht oder<br />

Küchenlieder gesungen. Die Helferinnen wendeten das<br />

Heu und rechten es nach dem Trocknen zusammen. Dann<br />

kam der Knecht und lud es mit einer großen Gabel auf den<br />

Heuwagen. Wir Kinder hatten unterdessen am Feldrain<br />

gespielt und durften nun ganz oben auf dem Erntewagen<br />

im Heu sitzen, wenn es in die Scheune gefahren wurde.<br />

Noch heute habe ich den Geruch von würzig duftendem<br />

Heu in der Nase. Wenn ich im späteren Leben mal richtig<br />

Stress hatte, konnte ich diesen Geruch regelrecht „abrufen“.<br />

Auch bei der Getreideernte wurde ähnlich verfahren.<br />

Die Knechte schnitten das Getreide mit der Sense. Dann<br />

kamen die Frauen und banden Garben daraus und stellten<br />

diese zu „Puppen“ zusammen, damit das Getreide noch<br />

nachtrocknen konnte. Wir Kinder spielten gerne „Verstecken“<br />

in diesen Puppen.<br />

30 durchblick 4/<strong>2015</strong>


Historisches<br />

Um die Nachmittagszeit brachte die Magd Vesper, und<br />

zwar Riesenlaibe frischgebackenes Brot, das in Scheiben<br />

geschnitten und mit frischer Butter bestrichen wurde, dazu<br />

gab es Pflaumenmus und den üblichen „Muckefuck“ aus<br />

Kathreiner oder Lindes. An diesem „Festmahl“ durften<br />

auch die Kinder teilnehmen. Für mich war das immer ein<br />

großes Ereignis, an der frischen Luft und unter fröhlichen<br />

Menschen zu schwelgen. Wenn Oma dann später wieder<br />

nach Hause ging, füllte der Bauer ihr die mitgebrachte Kanne<br />

noch mit frischer Milch.<br />

Auch mit Opa konnte man viele Abenteuer erleben. Wir<br />

gingen oft zusammen durch die Landschaft, um Kräuter<br />

und Blüten zu sammeln, wie Lindenblüten, Schafgarbe,<br />

Huflattich, Kamille und andere. Diese<br />

1<br />

wurden dann auf dem Dachboden getrocknet<br />

und dienten im Winter als Tee.<br />

Opa kannte buchstäblich gegen jedes<br />

Zipperlein ein Kräutlein.<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

Dann begann die Suche nach den Pilzen.<br />

Opa wusste genau, wie die Stellen<br />

aussehen mussten, an denen man eine<br />

ganz bestimmte Pilzsorte finden konnte.<br />

Die ersten Pilze waren die Wiesenchampignons<br />

(Bild 1), dann die Birkenpilze Bild<br />

2), Maronenpilze oder Braunkappen (Bild<br />

3), Butterpilz (Bild 4), Steinpilze (Bild<br />

5), Pfifferlinge (Bild 6), und auch Reizker<br />

(Bild 7). Ich lernte so jeden essbaren<br />

Pilz kennen und wir brachten körbeweise<br />

davon nach Hause. Hier wurde dann<br />

von Oma eine leckere Pilzmahlzeit hergestellt.<br />

Sie schnitt die Pilze in Scheiben,<br />

würzte sie mit Kümmel, der z.B. auch an<br />

den Feldrainen wuchs. Dazu gab es kross<br />

gebratene Bratkartoffeln. Man konnte die<br />

Pilze aber auch in Rührei verarbeiten oder<br />

trocknen, um sie später in einer leckeren<br />

Bratensoße unterzubringen.<br />

Wenn die Blaubeeren reif waren,<br />

fuhren wir ein Stück mit dem Zug in die<br />

Weckelsdorfer Felsen und nahmen einen<br />

Wassereimer und ein paar kleinere Gefäße<br />

mit. Hier in den Felsen wuchsen die<br />

Waldbeeren besonders üppig. Am Ende<br />

des Tages brachten wir tatsächlich einen<br />

Eimer voll nach Hause. Hier waren dann<br />

wieder die Kochkünste von Oma gefragt.<br />

Es gab am Abend heiße Blaubeeren mit<br />

Hefeklößchen oder es wurden Beeren<br />

und Zwieback in ein Gefäß geschichtet<br />

und heiße Milch darüber gegossen. Auch<br />

Blaubeerkuchen wurde gebacken mit<br />

Streuseln darauf. Der Rest wurde eingeweckt<br />

für den Winter.<br />

Irgendwann war dann auch Mohnernte. Wie viele Mohngerichte<br />

es in Schlesien gab, kann man gar nicht aufzählen.<br />

Es war auch immer ein Familienereignis, wenn ein großes<br />

Fass Sauerkraut eingemacht wurde und ein ebenso großes<br />

Fass Salzgurken. Um die Gurken herbeizuschaffen, fuhr Opa<br />

immer in die Gurkenstadt Liegnitz und brachte rucksackweise<br />

diese wunderbaren Früchte nach Hause. Ein weiteres Hobby<br />

von Opa war es, hinter dem Haus in einem Schuppen Kaninchen<br />

zu züchten. Wir Kinder sammelten dann Löwenzahn<br />

und andere Kräuter, um die Stallhasen zu füttern. Wir spielten<br />

auch gerne mit den Häschen auf der Wiese. Irgendwann aber<br />

wurden sie von Opa geschlachtet und dienten als Sonntagsbraten<br />

mit Sauerkraut und Kartoffelklößen. Das Fell wurde zu<br />

Winterkleidung für die Kinder verarbeitet.<br />

Da es damals keine Kühlschränke gab, musste zur<br />

Haltbarmachung Fleisch geräuchert oder gepökelt werden.<br />

Obst wurde gedörrt. Daraus wurde im Winter „Schlesisches<br />

Himmelreich“ gemacht, welches mein Leibgericht<br />

wurde. Dieses Gericht war bis hinüber nach Böhmen und<br />

dem Sudetenland bekannt. Ein schöner schlesischer Korn,<br />

vielleicht auch zwei, waren von einem solchen Festmahl für<br />

Erwachsene nicht wegzudenken.<br />

Ansonsten kletterten wir Kinder immer wieder auf Bäume,<br />

entweder auf eine riesige stachlige Fichte, um der Oma<br />

auf der zweiten Etage ins Küchenfenster zu schauen, was<br />

diese maßlos erschreckte oder wir spielten „Fallschirmspringen“,<br />

das heißt. wir kletterten bis in die dünnen biegsamen<br />

Wipfel der Bäume und ließen uns von dort herunterfallen.<br />

Nicht immer bog sich der Wipfel weit genug nach<br />

unten und wir mussten abspringen. Ein Wunder, dass dabei<br />

die Knochen heil geblieben sind.<br />

Die Winter in Schlesien waren lang. Es lag viel Schnee.<br />

Schlitten fahren und Ski laufen bis zur Erschöpfung machten<br />

– warm eingemummelt – viel Spaß. Danach schmeckte<br />

das „Schlesische Himmelreich“ besonders gut. Müde fielen<br />

wir abends ins Bett.<br />

An Wochenenden kamen Mutter und Bruder zu Besuch.<br />

Oma hatte bereits die obligatorische „Abgerührte“ (Gugelhupf)<br />

für den Sonntag gebacken. Noch heute sehe ich<br />

Muttel den Teig für die Quarkpuffer kneten, die in Butter<br />

gebraten und mit Zimt und Zucker gegessen wurden. <br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 31


Schlesisches Himmelreich<br />

Rezept für 1-2 Personen<br />

30 g Butter<br />

1 EL Mehl<br />

l TL Zitronenschale<br />

l L Wasser(zum<br />

Einweichen)<br />

0,5 L Apfelsaft .(zum<br />

Zusammenkochen)<br />

100 g Trockenbirnen<br />

100 g Trockenpflaumen<br />

100 g Trockenäpfel<br />

20 g Mondamin<br />

1 Prise Zucker<br />

1 Prise Salz<br />

Saft von l/2 Zitrone<br />

l Knoblauchzehe<br />

200 g geräucherte Rippchen,<br />

100 g geräucherter<br />

Schinken oder Speck<br />

1 L Wasser (zum<br />

Rippchen kochen)<br />

In einem größeren Topf wird aus Butter und Mehl<br />

eine Mehlschwitze gemacht, mit Wasser aufgegossen,<br />

Zitronenschale zugefügt und mit Apfelsaft aufgefüllt<br />

und aufgekocht. Dahinein gibt man die über Nacht<br />

eingeweichten Dörrpflaumen sowie Trockenbirnen,<br />

Zucker, Salz, Zitronensaft. Die Knoblauchzehe,<br />

die geräucherten Rippchen und den durchwachsene<br />

Speck füllt man mit dem Einweichwasser der Früchte<br />

und dem Fleischsud der Rippchen auf. Nun kocht<br />

man das Ganze etwa 20 Minuten zusammen auf kleiner<br />

Flamme, für die letzten 10 Minuten gibt man<br />

noch die eingeweichten Äpfel hinzu und bindet das<br />

himmlische Mahl mit einem kalt angerührten Mondamin-Teig.<br />

Erneut abschmecken mit Salz, Zucker<br />

und Zitronensaft. Dazu reicht man Mehlklöße oder<br />

Kartoffelknödel.<br />

Quarkpuffer<br />

Rezept für 2-3 Personen<br />

2 Kartoffel, 4 Äpfel, 400 g Quark (40 %), 2 Eier, 4 EL<br />

Mehl, Salz, Saft 1 Zitrone, Zucker, Zimt, Butter.<br />

Kartoffel kochen und zerdrücken, 2 Äpfel reiben, mit<br />

dem Mehl, Eiern und 2 EL Quark vermischen. Alles mit<br />

Salz und Zucker abschmecken und zu kleinen Puffern<br />

formen. In einer Pfanne mit etwas Butter ausbacken.<br />

2 Äpfel mit dem restlichen Quark mischen, mit dem<br />

Zitronensaft und Zucker abschmecken. Die Quark-<br />

Apfelmischung in die Mitte der angerichteten Puffer<br />

geben. Mit Zucker und Zimt bestreuen.<br />

Dabei trällerte sie immer das Lied „Mammatschi, schenk<br />

mir ein Pferdchen, ein Pferdchen wär mein Paradies „. Dieses<br />

Lied war damals ein „Ohrwurm“, heute würde man sagen<br />

ein „Hit“. Opa war, bevor wir anfingen zu schmausen,<br />

noch im Keller gewesen und hatte ein Glas eingeweckte<br />

Früchte mitgebracht und gleichzeitig einen Kohlenkasten<br />

voller Kohlen und Briketts zum Nachlegen.<br />

Wir saßen als Familie zusammen, aßen und unterhielten<br />

uns über das Tagesgeschehen. Dann stellte Opa im Volksempfänger<br />

noch die Nachrichten des OKW (Oberkommando<br />

der Wehrmacht) an, die von den Erwachsenen kommentiert<br />

wurden.<br />

Die Welt war damals noch in Ordnung und der Krieg<br />

so fern. Wir hätten niemals für möglich gehalten, dass<br />

wir eines Tages die Heimat würden verlassen müssen. Besonders<br />

schwer war es für die Großeltern, die es in ihrem<br />

Alter am wenigsten verkraften konnten. Opa war ja schon<br />

„herumgekommen“, denn er kam in seiner Jugend als Arbeitssuchender<br />

von Österreich nach Schlesien. Es muss<br />

eine arme Zeit gewesen sein, denn im Jahr l866 wurden<br />

auf dem Schlachtfeld von Königgrätz. die Habsburger von<br />

den Preußen besiegt. Oma war aus ihrem heimatlichen<br />

Umfeld nie heraus gekommen und sprach nur ihre heimatliche<br />

„Mundart“. 1947 wurde sie in ein Dorf mitten nach<br />

Sachsen verschlagen. Mit ihrer Tochter und den Enkeln<br />

waren die Kontakte schwierig geworden, da sich ihr jetziges<br />

Zufluchtsdorf in der damaligen sowjetischen Zone<br />

befand. Die Tochter und die Enkel aus Siegen konnten<br />

nur selten über Bebra zu Besuch kommen. An der Grenze<br />

mussten sie stundenlang warten und wurden immer wieder<br />

kontrolliert.<br />

Wen haben die Kriegsereignisse nun am schwersten getroffen?<br />

Sicherlich die alten Menschen, die total entwurzelt<br />

wurden. Zwei grausame Kriege hatten sie bereits hinter sich<br />

gebracht und dann auch noch ihre Heimat verloren.<br />

Elisabeth von Schmidtsdorf<br />

32 durchblick 4/<strong>2015</strong>


Pralinchen statt Sauerkraut<br />

Wir, Jahrgang 1928/29, besuchten die Rosterstraßenschule,<br />

später Diesterwegschule, eine achtklassige<br />

Volksschule am Rosterberg in Siegen.<br />

Die Schulzeit während des Krieges haben wir gut überstanden,<br />

gingen sechs Tage in der Woche zur Schule, im letzten<br />

Jahr von morgens um acht Uhr bis mittags um ein Uhr.<br />

Gab es Fliegeralarm wurde der Bunker von der Straßenseite<br />

unterhalb der Schule aufgesucht.<br />

Begannen die Ferien, mussten immer alle Schulkinder<br />

auf dem Schulhof klassenweise antreten um die deutsche<br />

Fahne - mit zu „Hitler-Gruß” erhobenen Armen - einzuholen,<br />

dabei wurde noch gemeinsam das „Horst-Wessel-<br />

Lied” gesungen. Waren die Ferien zu Ende, wiederholte<br />

sich das Zeremoniell, die Fahne wurde wieder gehisst und<br />

flatterte am Fahnenmast auf dem Schulhof bis zum nächsten<br />

Ferienbeginn.<br />

Die Freizeitgestaltung nach den Schulstunden war allerdings<br />

eine andere als heutzutage. Mit zehn Jahren waren<br />

alle in einen politischen Freizeitablauf eingebunden. Jungen<br />

gehörten zum Jungvolk, mit vierzehn Jahren zur HJ,<br />

Hitlerjugend, Mädchen zu den Jung-Mädeln, mit vierzehn<br />

automatisch zum BDM, dem Bund Deutscher Mädel. Jeden<br />

Mittwochnachmittag, Samstage meistens eingeschlossen,<br />

hatten wir „Dienst”, trafen<br />

uns in Gruppen in besonderen<br />

Schulungsräumen,<br />

zu Sportveranstaltungen,<br />

haben Wanderungen unternommen,<br />

sehr viel gesungen<br />

und wurden nebenbei<br />

politisch geschult.<br />

Von Zeit zu Zeit jedoch<br />

zog es uns in die Oberstadt.<br />

Dann war Paula gefragt.<br />

Paulas Schwester war Sekretärin<br />

im Kaufhof, und dort<br />

wollten wir dann hin. Um<br />

zum Sekretariat zu gelangen,<br />

musste man ins Obergeschoss.<br />

Hier befand sich<br />

auch die Lebensmittelabteilung<br />

und von da aus führte<br />

eine Seitentür zu den Büros.<br />

Verschwand Paula hinter<br />

dieser Türe, tuschelten wir,<br />

vier, fünf oder sechs Mädchen<br />

aus unserer Klasse leise<br />

miteinander und warteten<br />

gespannt auf Paulas Rückkehr.<br />

Hat sie Glück? Gibt es<br />

heute zwanzig, dreißig oder<br />

sogar fünfzig Pfennig?<br />

Paulas „Aufwartung” bei<br />

ihrer Schwester war immer<br />

Foto: Rita Petri<br />

erfolgreich. Heute gab es ein Fünfzigpfennigstück! Nun<br />

nichts wie hin zur Lebensmitteltheke. Man war bekannt!<br />

„Für fünfzig Pfennig Sauerkraut, bitte”, sagte Paula dann,<br />

dabei wurde der Zeiger der Waage mit aufmerksamen Blicken<br />

verfolgt. Irgendwann mussten wir auch „Lebensmittelmarken”<br />

abgeben, die haben wir zuhause vorsichtig gemopst,<br />

und mit einem dicken Päckchen Sauerkraut rannte<br />

alsdann eine kleine Bande dreizehnjähriger Mädchen zur<br />

Treppe, zum nächsten Treppenabsatz hin. Es war immer<br />

wieder ein spannendes Zeremoniell, wenn das Papier aufgerissen<br />

wurde und etwa bis zu sechs Mal fünf Finger vorsichtig<br />

in einen Berg Sauerkraut griffen. Köpfe neigten sich<br />

nach hinten und es öffnete sich wie für einen großen Genuss<br />

Mund um Mund um langsam die Sauerkrautfäden aufzunehmen.<br />

Nie blieb etwas übrig! Und alle hätten gerne eine<br />

Schwester im Kaufhof gehabt!<br />

Immer noch treffen sich Mädchen und auch Jungen der<br />

damaligen Schulklasse mit jeweils unterschiedlicher Beteiligung<br />

seit Jahren jeden letzten Mittwoch im Monat um<br />

15 Uhr in Siegen, nach Möglichkeit in der Oberstadt zum<br />

„Kaffeeklatsch”, jedoch ohne „Sauerkraut”, ohne „Lebensmittelmarken“,<br />

aber mit „Pralinchen”.<br />

<br />

Gerda Greis<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 33


Wohlauf in<br />

Gottes schöne<br />

Welt<br />

Der Trödelsteinpfad<br />

Die basaltischen Stoßkuppen auf dem Gipfel des Trödelsteins sind im Tertiär entstanden<br />

Foto: Ulli Weber<br />

Wussten Sie, liebe Wanderfreunde, dass im Altkreis<br />

Siegen „Premium-Rundwanderwege“<br />

höchst selten sind? Geradeheraus gesagt: Es gibt<br />

derzeit nur einen einzigen. Kaum zu glauben? Leider ist es<br />

tatsächlich so! Der Trödelsteinpfad bei Burbach nimmt diese<br />

Ausnahmestellung ein. Nur hier wurden bislang die Bedingungen<br />

für die Zertifizierung erfüllt. Höchste Zeit also,<br />

dass dieser besondere Weg in unserer Serie vorgestellt wird.<br />

Am 17. Mai 2014 wurde der Pfad offiziell eröffnet. Mit<br />

allem Drum und Dran. Die Lokalpresse berichtete ausführlich.<br />

Der Landrat sei dagewesen, der Bürgermeister ebenfalls.<br />

Namentlich genannt wurden auch einige Vertreter der<br />

Touristik-Verbände. Sogar ein Ranger vom Rothaarsteig<br />

war gekommen. Mit seinem markanten Hut stand er vor<br />

den namensgebenden Trödelsteinen. Die bewährten Reden<br />

wurden gehalten, ein blau-gelbes Band mit einer Schere<br />

durchschnitten, zu einem gemütlichen Beisammensein in<br />

die Wahlbacher Turnhalle eingeladen. Vom Bürgermeister<br />

über den grünen Klee gelobt wurde der Wahlbacher Heimatverein.<br />

Dieser habe sich bei der Verwirklichung stark<br />

eingebracht. Wer freilich in den Printmedien zu diesem Einsatz<br />

ein paar Sätze erwartete, der suchte vergebens. Nichts<br />

war zu lesen über die ehrenamtlichen Anstrengungen der<br />

Mitwirkenden bei der Planung und Realisierung des Projekts,<br />

über deren Hingabe, über die ungezählten Stunden<br />

freiwilliger und unentgeltlicher Arbeit bis zur Fertigstellung.<br />

Aber, ehrlich gesagt, geht es nicht fast immer so?!<br />

„Und man sieht nur die im Lichte…“, sagte Bertolt Brecht<br />

einst und fuhr fort: „…die im Dunkeln sieht man nicht.“<br />

Höchste Zeit, dass die aus dem Dunkeln ins Licht geholt<br />

werden. Und zwar so, wie es der treue Leser aus den bisherigen<br />

Beiträgen unserer Serie kennt.<br />

Blättern wir zurück zu einem Pilotprojekt. Es führte<br />

zur erfolgreichen Wiederbelebung einer in beinahe jeder<br />

Beziehung erstarrten Wanderbewegung. Konsequent nach<br />

landschaftspsychologischen Grundsätzen verwirklicht, vermittelte<br />

ein neu angelegter Weg eindringlich eine wichtige<br />

Erkenntnis: Wandern kann mehr sein als im Marschtempo<br />

möglichst viele Kilometer abzuspulen! Ein Wanderer<br />

sollte sich vielmehr so fühlen wie ein Spaziergänger, der<br />

sein Auge an abwechselnden Bildern ergötzen will. Man<br />

gab dem Weg den Namen „Rothaarsteig“. Die Schlagworte<br />

für das hier erstmals praktizierte „Neue Wandern“ lauteten:<br />

Gesundheit, Sport, Wellness, Naturerlebnis, Entspannung,<br />

Wohlfühlen und dergleichen mehr.<br />

Kaum jemand zweifelt daran, dass sich das Konzept<br />

durchgesetzt hat. Viele möchten nicht mehr auf einem der<br />

von den Wandervereinen in früheren Zeiten angelegten Wegen<br />

unterwegs sein. Es gilt allerdings, die damaligen Wegewarte<br />

in Schutz zu nehmen. Sie trugen keine Schuld. Man<br />

klopfte ihnen sogar auf die Schulter, wenn es wieder einmal<br />

gelungen war, ausschließlich gut ausgebaute Wirtschaftswege<br />

zu markieren. Niemand aus dem Kreis der Verbandsund<br />

Vereinsoberen störte sich daran, wenn die Wege eher<br />

langweilig waren. Man hielt es sogar für einen Vorteil, dass<br />

man sie notfalls auch in Pantoffeln abgehen konnte. Aber<br />

auch in diesem Punkt muss eine Einschränkung gelten: Vor<br />

allem für viele Ältere, für manche Übergewichtige oder für<br />

Menschen mit einem Handicap sind diese Wege tatsächlich<br />

eher geeignet als Pfade quer durch den Wald.<br />

Auch auf einer anderen Ebene wurde der im Jahr 2001<br />

eröffnete Rothaarsteig, der nicht nur in Deutschland rasch<br />

eine Vielzahl von Nachahme-Projekten fand, beispielgebend.<br />

Der ländliche Tourismus, permanent über schwinden-<br />

34 durchblick 4/<strong>2015</strong>


Die Wanderwege der Region<br />

Foto: Ulli Weber<br />

de Gästezahlen klagend, erfuhr eine kleine Renaissance.<br />

Die Verantwortlichen in einigen Kommunen erkannten<br />

schnell, dass sie in puncto „Infrastruktur rund um das Wandern“<br />

tätig werden mussten.<br />

Die Burbacher Gemeindeverwaltung begann anno 2010<br />

damit, die diesbezügliche Sachlage im Ober- und Hickengrund<br />

abzuklopfen. Als erstes stellte man fest, dass der heimische<br />

Wanderplan bereits zwanzig Jahre alt war. Auf ihm<br />

waren vorzugsweise „A-Wege“ ausgewiesen. Mit diesem<br />

Begriff bezeichnet der Sauerländische Gebirgsverein – kurz<br />

SGV genannt - Wanderwege, deren Ausgangspunkte auf einem<br />

Wanderparkplatz liegen. Und bei einer Inaugenscheinnahme<br />

dieser Wege wurde man dann gewahr, dass manche<br />

im Laufe der Zeit teilweise zugewachsen waren, dass die<br />

Markierungen sehr zu wünschen übrig ließen, dass sie in<br />

ihrem Zustand eigentlich nicht mehr wanderbar waren.<br />

Gut, durch Würgendorf und den Hickengrund führte der<br />

Rothaarsteig. Ansonsten aber zählte lediglich noch der zu<br />

den „WanderHöhepunkten links und rechts des Rothaasteigs“<br />

gehörende Rundweg „Literatur in der Natur – Romantischer<br />

Hickengrund“ zu den wandertouristischen Pluspunkten<br />

der Gemeinde. Dass es vor allem im Kernbereich<br />

Nachholbedarf gab, war offensichtlich. Und so begann man<br />

naturgemäß im Touristikbüro zu rotieren. Dessen Leiter,<br />

Johannes Werthenbach, erinnert sich: „In der Gemeinde<br />

Burbach gibt es keine SGV-Abteilung. Daher waren die<br />

im Heimatring vereinigten Heimatvereine der einzelnen<br />

Ortsteile meine Ansprechpartner. Unsere Gespräche hatten<br />

als erfreuliches Ergebnis, dass in jedem Dorf mindestens<br />

ein neuer Wanderweg eingerichtet werden solle.“ Und die<br />

neun Vereine standen zu ihrem Wort. Elf neue Wege wurden<br />

seither ausgeschildert, darunter einer in Wahlbach, der die<br />

Bezeichnung „W1“ trug.<br />

Diese etwas altertümlich anmutende Benennung war<br />

nicht von Dauer. Am Beginn des Weges findet sich ein Hinweis<br />

mit folgendem Text: „Liebe Wanderer, der bisherige<br />

Wanderweg mit der Kennzeichnung ‚W1‘ ist im Rahmen der<br />

Weiterentwicklung zur Rothaarsteig-Spur „Trödelsteinpfad“<br />

neu markiert worden. Bitte beachten Sie auch die<br />

teilweise geänderte bzw. neue Wegeführung im Bereich<br />

der Trödelsteine, entlang der Buchheller und<br />

im Bereich des Naturschutzgebietes ‚Saukaute‘.“<br />

Genannte Änderungen gingen zurück auf die Anregungen<br />

zweier Experten. Der Wanderreformator<br />

Dr. Rainer Brämer und Harald Knoche, Vorsitzender<br />

des Rothaarsteig-Fördervereins, inspizierten<br />

den Weg. Schnell hatten sie erkannt, dass es hier<br />

einen Rohdiamanten gab, dem lediglich noch ein<br />

letzter Schliff fehlte.<br />

Am 6. September 2013 folgte die Krönung. Die<br />

Gemeinde Burbach teilte in einer Presseerklärung<br />

hierzu mit: „Zufriedene und glückliche Gesichter<br />

gab es in Düsseldorf auf der Wander- und Aktivmesse<br />

TourNatur. Denn dort konnten Burbachs<br />

Bürgermeister Christoph Ewers, Tourismusreferent<br />

Johannes Werthenbach und die beiden Vertreter des<br />

Heimatvereins Wahlbach, Gerhard Gläser und Bruno Bär,<br />

die Auszeichnungsurkunde des Deutschen Wanderinstituts<br />

entgegennehmen, die für die neue Rothaarsteig-Spur ‚Trödelsteinpfad‘<br />

ausgestellt worden ist. ‚Die Mühe und Arbeit<br />

hat sich also gelohnt‘, skizzierten die Beteiligten und freuten<br />

sich, dass der neue Weg die Voraussetzungen erfüllt, um<br />

den Titel ‚Premiumweg‘ tragen zu dürfen.“<br />

Neben den beiden genannten Heimatverein-Vertretern<br />

müssen auch Albert und Horst Diehl als diejenigen hervorgehoben<br />

werden, die für die „Mühe und Arbeit“ verantwortlich<br />

zeichneten. Vor allem die Markierung des Wanderwegs<br />

war äußerst zeitaufwändig. Der oben genannte<br />

Gerhard Gläser hebt auch Förster Elmar Wulf hervor: „Er<br />

hat sich um die Akzeptanz der Forstbesitzer verdient gemacht<br />

und im Wald unter Zuhilfenahme einer Sprühdose<br />

den Pfadverlauf umrissen.“<br />

Und nun machen wir uns auf den Weg. Der Start ist in<br />

der Wahlbacher Austraße. Auf dem dortigen Wanderparkplatz<br />

steht eine Infotafel. Auf ihr ist vermerkt, dass der Pfad<br />

zu den Rothaarsteig-Spuren gehört. Das sind Premium-<br />

Rundwege, die ein mehr oder weniger langes Stück mit dem<br />

Rothaarsteig oder – wie in Wahlbach - einem Zubringerweg<br />

gemeinsam haben. Derzeit gibt es acht hiervon, weitere sind<br />

geplant. Ursprünglich sollten sie einmal „Circuli“ heißen.<br />

Diese Bezeichnung – obwohl im Internet noch vorkommend<br />

– wird vom Rothaarsteigverein nicht mehr verwendet.<br />

Die Länge des Wegs ist mit 10,2 km angegeben. Wirrwarr<br />

herrscht (wie beinahe immer wegen einer fehlenden Norm)<br />

bei der Höhenmeterangabe. Auf der Infotafel werden 290 m<br />

genannt, der Rothaarsteigverein gibt in einem Flyer 367 m<br />

an, bei „Wunderbar wanderbar“, einer Broschüre von „Busse<br />

& Bahnen NRW“, stehen sogar unsinnige 530 Höhenmeter.<br />

Einige hundert Meter geht es zunächst durch eine Wahlbacher<br />

Siedlung. Das Rothaarsteig-Logo weist die Richtung.<br />

Allerdings hat das liegende weiße „R“ nicht den üblichen<br />

roten Grund, sondern dieser ist schwarz. Auch <br />

Viele hundert Meter verläuft der Weg entlang der Buchheller<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 35


ei allen anderen sieben „Spuren“ wurde diese Markierung<br />

verwendet. Die Gemeinde Burbach empfiehlt, den Weg im<br />

Uhrzeigersinn zu erwandern. Wir halten uns daran und begeben<br />

uns am Ende der Siedlung auf den Hofwiesenweg.<br />

Das ist ein Wirtschaftsweg. Und er hat wahrhaftig einen<br />

Namen. Auf einem Holzschild ist er eingefräst. Später folgen<br />

wir dem Michaelsweg, dem Höhenweg, dem Zollstockweg,<br />

dem Nenkersbergweg und ganz zum Schluss dem Eichelnhardtweg.<br />

Damit ist für jeden echten Wahlbacher der<br />

Verlauf des Trödelsteinpfads in etwa umrissen.<br />

Gestatte mir, liebe Wanderfreundin, lieber Wanderfreund,<br />

an dieser Stelle die vertrauliche Anrede. Wie Du<br />

sicherlich weißt, ist Wasser die Grundlage des Lebens auf<br />

der Erde. Und wenn man dem singenden Müllerburschen<br />

glaubt, dann ist Wasser auch die Grundlage des von uns so<br />

geliebten Wanderns. „Vom Wasser haben wir`s gelernt“,<br />

heißt es in seinem Lied und er nennt auch gleich die Begründung:<br />

„Das hat nicht Ruh bei Tag und Nacht, ist stets<br />

auf Wanderschaft bedacht.“ Die Zeile aus dem alten Wanderlied<br />

kommt mir in den Sinn, als wir nach kurzer Frist<br />

einen Bach erreichen. Hier fließt das Wasser der Buchheller.<br />

Wenn Du in einer Gruppe bist, dann lass die anderen<br />

vorangehen. Bleib zurück! Du hörst sonst nicht das Geflüster<br />

in den wenigen ruhigen Bereichen am Ufersaum,<br />

das Raunen und Gemurmel dort, wo die vielen kleinen und<br />

großen Steine im Bachbett umspült werden. Wenn das Gefälle<br />

etwas stärker und das Gurgeln zum Geplätscher übergeht,<br />

dann merkst Du, wie das Vorwärtsströmen der Massen<br />

schier unaufhaltsam wird. Gewiss, die Buchheller ist nur<br />

ein Bach wie es viele gibt; hier im Tal vielleicht drei Meter<br />

breit. Aber bei kaum einem anderen Wanderweg hat man<br />

auf einem naturbelassenen Trampelpfad, der ganz dicht am<br />

Ufer angelegt ist, diesen intensiven Kontakt. Ich geriet bei<br />

meiner ersten Wanderung zu den Trödelsteinen in eine regelrechte<br />

Hochstimmung. Die schlichte Vielfalt des ruhelos<br />

zum Meer drängenden Elements und die schöne Umgebung<br />

hätte ich gerne noch viel länger genossen.<br />

Der Anteil von breiten Wirtschaftswegen ist nicht hoch -<br />

Doch nicht nur das rastlose Wasser folgt einer bestimmten<br />

Richtung. Nein, auch bei einem Wanderweg ist eine<br />

Route vorgegeben. Und so müssen wir leider das herrliche<br />

Fleckchen im Naturschutzgebiet „Unteres Buchhellertal“<br />

verlassen. Durch einen lichten Hochwald geht es nach oben.<br />

Und wie! Ein namenloses Rinnsal rieselt in einem keilförmigen<br />

Einschnitt, an dessen oberem Rand der steile Pfad<br />

verläuft. Im Bachbett liegen irgendwann ein paar umgefallene<br />

Baumstämme, die es zu überklettern gilt. Puh! Das anstrengendste<br />

Stück der gesamten Strecke ist an dieser Stelle<br />

überwunden und ein halbwegs ebener Waldweg folgt.<br />

Ebenso wie die meisten Bereiche in unserer Region<br />

hat auch der Obergrund eine Bergbau-Vergangenheit. Im<br />

Dredenbachtal, das auch noch zum Naturschutzgebiet gehört,<br />

steht eine Infotafel mit einigen Fingerzeigen hierzu.<br />

Natürlich kann in diesem Aufsatz nur wenig über die jahrhundertealte<br />

Tradition der Erzgewinnung zwischen Lippe<br />

und Wahlbach erwähnt werden. Gleichwohl habe ich mich<br />

mit Gerhard Gläser in diese Region begeben. Der ehemalige<br />

Lehrer ist als Heimatforscher ein gefragter Mann im<br />

Obergrund und darüber hinaus. Er berichtet von 13 Gruben,<br />

die es hier gab. Vor allem die Peterszeche, in der Eisen-,<br />

Zink- und Bleierze gefördert wurden, war auch überörtlich<br />

ein Begriff. Mit deren endgültiger Schließung im Jahr 1917<br />

endete die Ära des Bergbaus im Buchhellertal.<br />

Auf unserem Weg zur Höhe sind etliche Relikte aus der<br />

damaligen Zeit zu erblicken. So findet sich der mit einer<br />

Gittertüre verschlossene Grubeneingang des Heinrichs-<br />

Hoffnungs-Stollens, in dem jetzt Fledermäuse eine Heimstatt<br />

haben. Dazu geben hohe Schlackenhalden und viele<br />

Pingen Zeugnis von der anstrengenden Arbeit der Bergleute.<br />

Pingen sind übrigens keil- oder trichterförmige Vertiefungen<br />

im Gelände. In den meisten Fällen sind sie dort<br />

entstanden, wo im Laufe der Zeit ein Schacht eingestürzt<br />

ist. Gerhard Gläser warnt davor, diese Bereiche zu betreten:<br />

„Wenn man Pech hat, dann findet man sich plötzlich acht<br />

Meter tiefer wieder.“ In früheren Zeiten wurde das Erz auch<br />

an Ort und Stelle verhüttet. Mehr als ein halbes Hundert<br />

entsprechender Plätze hat der Wahlbacher gefunden. Wenn<br />

36 durchblick 4/<strong>2015</strong>


wegen schwieriger Passagen wird festes Schuhwerk empfohlen<br />

man einen Blick dafür hat, dann entdeckt man auch auf den<br />

Pfaden entsprechende Schlackenstücke.<br />

Leider führt der Weg nicht am ehemaligen Bürohaus<br />

der Zeche vorbei. Bis vor einigen Jahren wurde es als Restaurant<br />

genutzt. Jedem Wanderer sei ein Abstecher hierhin<br />

empfohlen. Von der Infotafel am Dredenbach sind es auf<br />

einem Teerweg nur wenige hundert Meter zusätzlich. Dicht<br />

beim Gebäude wurde in dem idyllischen Waldwinkel 1959<br />

eine auch heute noch genutzte kleine Kapelle errichtet, die<br />

nach einem biblischen Ort den Namen „Eben-Ezer“ bekam.<br />

Nach der längeren Bergauf-Passage auf naturbelassenen<br />

Wegen und Pfaden ist schließlich die Höhe erreicht.<br />

Der schon genannte Höhenweg bildet die Grenze zwischen<br />

Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Das ist vor allem<br />

deshalb interessant, weil der Gipfel des Trödelsteins auf dem<br />

Gebiet des Ortes Emmerzhausen und damit jenseits der Landesgrenze<br />

liegt. Deshalb war auch die Akzeptanz des dortigen<br />

Gemeinderats bei der Anlegung des Pfads gefragt. Auf<br />

einer Tafel vor dem 613 m hohen Naturdenkmal ist zu lesen:<br />

„Die Trödelsteine sind im Tertiär entstandene basaltische<br />

Stoßkuppen.“ Woher allerdings der Begriff „Trödelsteine“<br />

kommt, dazu steht weder etwas auf der Tafel noch in einem<br />

Begleitheft. Der Pfad führt in einer Schleife rund um das<br />

Gipfelareal. Wer die Aussicht von der vorderen Kante genießen<br />

will, der muss viele Basaltblöcke überklettern. Das ist<br />

nicht ungefährlich. Vor allem bei Nässe. Dann sind die Steine<br />

glitschig. In einem Flyer wird das Motto des Wegs mit „Tanz<br />

auf dem Vulkan“ angegeben. Niemand sollte das wörtlich<br />

nehmen. Es sei denn, er plant einen längeren Krankenhaus-<br />

Aufenthalt. Nordöstlich (in Richtung Wilnsdorf) ist eine<br />

Handvoll Windräder auszumachen. Leider ist insgesamt die<br />

Fernsicht durch hohe Fichtenwälder beeinträchtigt.<br />

Ziemlich exakt die Hälfte der Strecke liegt hinter uns. Nun<br />

geht es vorzugsweise bergab. Auf dem breiten Grenzweg sind<br />

auch der Hellerhöhenweg und der Siegerland-Höhenring<br />

markiert. Beim Flurstück „Zollstock“ biegen wir ab. Vorbei<br />

an einem alten Steinbruch und einem idyllischen Weiher, der<br />

einst als Brandweiher angelegt wurde, streben wir einem<br />

weiteren Naturschutzgebiet zu. Das ist die „Saukaute“. Ins<br />

Foto: Ulli Weber<br />

Auge fallen zunächst mächtige Rotbuchen und Traubeneichen.<br />

Es sind dies alte „Hudebäume“, die in früheren Zeiten<br />

als Unterstand für den Hirten und die ihm anvertrauten<br />

Wahlbacher Kühe dienten. Beim zweiten und dritten Blick<br />

sind aber auch Wacholderheiden zu sehen. Die immergrünen<br />

Bäume sind als „stark gefährdet“ eingestuft. Auf der Infotafel<br />

am Weg wird das Gebiet als „kostbares Kleinod der Burbacher<br />

Landschaft“ bezeichnet. Und genau das ist es auch. Am<br />

Rand des „Kleinods“ ist eine hölzerne Schutzhütte errichtet<br />

worden, in der auf dem Tisch eine Bibel liegt.<br />

Dass auch in Wahlbach die Haubergswirtschaft nicht unbekannt<br />

ist, wird vor allem am Schluss unserer Wanderung<br />

deutlich. Die Pfade und Wege führen nun durch Eichen- und<br />

Birkenbestände. Bevor es auf einem Zick-Zack-Kurs wieder<br />

hinunter ins Tal geht, runden Blicke auf die Ortschaften Burbach<br />

und Wahlbach den abschließenden Teil des Rundwegs ab.<br />

Meine Beurteilung: Vorab will ich allen Freunden des<br />

Wanderns empfehlen, den Trödelsteinpfad mindestens<br />

zweimal zu absolvieren – und zwar einmal wie von mir<br />

beschrieben und einmal entgegengesetzt. Der Facettenreichtum<br />

des Wegs lässt sich so noch intensiver erleben.<br />

Erwähnt sei dazu, dass es auch von Burbach aus über den<br />

geteerten Fahrweg durchs Buchhellertal in Richtung Lippe<br />

eine gut beschilderte Einstiegsmöglichkeit in den Pfad gibt.<br />

Dass das Siegel „Premiumweg“ völlig zu Recht verliehen<br />

wurde, geht - so hoffe ich - aus meinem Aufsatz hervor. Der<br />

Pfadanteil des Wegs ist mit über 50 Prozent sehr hoch. Eine<br />

ganzjährige Begehung ist auch mit Kindern möglich, bei<br />

Nässe ist allerdings gut profiliertes Schuhwerk zu empfehlen.<br />

Rastplätze und Bänke sind ausreichend vorhanden. Die reine<br />

Wanderzeit liegt bei etwa drei Stunden. Die Markierung<br />

ist optimal, dank der auch vom Rothaarsteig her bekannten<br />

Wegweiser mit Entfernungsangaben ist man jederzeit auch<br />

bei spontanen Richtungswechseln im Bilde und ein Verlaufen<br />

ist nur bei großer Schlafmützigkeit möglich. Mein Kompliment<br />

gilt den „Machern“ dieses Wanderwegs, der bei meinen<br />

Begleitern und mir für viel Freude gesorgt hat. Ulli Weber<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 37


Gesundheit<br />

„Heidi“ bittet zum Tanz<br />

Heilkur in Blieskastel<br />

In den 80er Jahren war ich als Arztsekretärin der Chirurgischen<br />

Ambulanz eines Siegener Krankenhauses<br />

beschäftigt. Es ging immer sehr hektisch zu, besonders<br />

wenn Sprechstunde war. Die Berichte für den Hausarzt<br />

wurden bei der Untersuchung der Patienten sofort in die<br />

Maschine diktiert. Man saß parat an der Schreibmaschine,<br />

die Finger bereit, im Akkordtempo über die Tastatur<br />

zu fegen. Da ich auch nicht mehr die Jüngste war, hatte<br />

ich entsprechende Beschwerden im Rücken, besonders im<br />

Nacken. Manchmal konnte ich den Kopf nicht drehen. Der<br />

wurde mir dann „zurechtgesetzt“ bzw. die Halswirbelsäule<br />

zwischen „Tür und Angel“ eingerenkt. Bei den Patienten<br />

hieß es: Noch feuchte Wärme und Mikrowellenbestrahlungen<br />

angeraten, bei mir jedoch: Weiterarbeiten!<br />

Ich sann auf Abhilfe. Bei der Krankenkasse reichte ich<br />

einen Kurantrag ein, dieser wurde sogleich genehmigt, sehr<br />

zum Ärger des Chefarztes. Für mich war die Kurklinik in<br />

Blieskastel ausgesucht worden. Im Februar 1987 war es<br />

dann soweit. Ich schloss Schreibtisch und Büro. Am frühen<br />

Nachmittag kam ich dann in Blieskastel an. Die Stadt lag in<br />

der Nähe von Saarbrücken. Der trostlose Bahnhof bestand<br />

aus zwei Gleisen und einem Wartehäuschen. Ratlos stand<br />

ich herum, bis ich hinter mir einen Gasthof entdeckte, den<br />

ich zügig aufsuchte. Die Wirtin dieser gemütlichen Kneipe<br />

war sehr freundlich und erklärte mir, dass die Klinik hoch<br />

droben auf dem Berg sei. Ich nahm noch einen Kaffee und<br />

fuhr mit dem Taxi hoffnungsvoll hinauf. Was mich dort<br />

erwarten würde konnte ich nicht ahnen.<br />

Die Kuranstalt lag mitten im Wald, war sehr groß und<br />

hatte sechs Stockwerke. Ich bekam ein Einzelzimmer mit<br />

Bad im zweiten Stock. Um sechs Uhr sollte es Abendessen<br />

geben. Ich suchte den entsprechenden Speisesaal, denn es<br />

S t r i p t e a s e im<br />

Mit einem Knacks<br />

an seinem Herzen<br />

– Stellt man schnell fest –<br />

ist nicht zu scherzen.<br />

Darum hat man mir erklärt,<br />

eine ABH sei sehr viel wert.<br />

Hab’ gar nicht lang gesucht,<br />

in Nauheim eine Kur gebucht.<br />

Am Ankunftsabend in dem Haus<br />

– ich kannte mich ja noch nicht aus –<br />

kam ich mir ganz verloren vor, zog mich<br />

früh aus, legt’ mich aufs Ohr.<br />

Doch schneller als ich es gedacht,<br />

da war sie auch schon ’rum – die Nacht.<br />

Mich hat’s, so war es vorgeschrieben,<br />

vor sieben aus dem Bett getrieben.<br />

Und nun, der erste Tag begann,<br />

ich kleid’ mich vorschriftsmäßig an.<br />

Laut Hausordnung zu den Mahlzeiten<br />

sollt’ man den Trainingsanzug meiden.<br />

Drum glaubte ich, man müsste tragen:<br />

Anzug, Hemd mit Schlips und Kragen.<br />

Ich nun, bis sieben Uhr war Frist,<br />

ins Zimmer, wo die Schwester ist.<br />

„Wo wollen“, fragt sie zu Beginn,<br />

„denn so elegant Sie heute hin?“<br />

Ich sah bald drauf an ihr’m Gesicht:<br />

Mit meinem Gewicht, da stimmt was nicht.<br />

Es ward mir noch, ich fühlt’s verschwommen,<br />

eimerweise Blut entnommen.<br />

Ich zieh’ mich also wieder an<br />

und eile schnell zum Frühstück dann.<br />

Es saßen in dem Saale drinnen<br />

nur Trainingsanzugträger/innen.<br />

Ich saß nicht lange an meinem Platz<br />

und weiter ging’s mit großer Hatz.<br />

Ich musste mich jetzt wirklich sputen:<br />

Arztbesuch in zehn Minuten.<br />

Ich zog mich aus in der Kabine.<br />

Die Ärztin, mit gewicht’ger Miene:<br />

„Sie sind sehr krank, wie Sie ja wissen.<br />

Ihr Körper ist total verschlissen.<br />

Drum, ehe es für Sie zu spät,<br />

setz’ ich Sie erst mal auf Diät!“<br />

Sie hört’ mich ab<br />

auf Brust und Rücken;<br />

ich musste husten,<br />

mich dann bücken,<br />

und während dieser Prozedur<br />

hört’ ich, wie sie sagte mir<br />

– von hinten, nicht in mein Gesicht –:<br />

„Gefallen tuen Sie mir nicht!“<br />

Gehen Sie zu Zimmer acht,<br />

dort wird ein EKG gemacht!“<br />

Ich fragte dort: „Bin ich hier richtig?“<br />

Die Antwort kam dann ganz gewichtig:<br />

„Geh’n Sie in die Kabine raus<br />

und ziehen Sie sich bitte aus!“<br />

Ich zog mich aus bis auf die Socken.<br />

Die Schwester schaute ganz erschrocken:<br />

„So viel von Ihnen ich nicht brauch’.<br />

Ich brauch’ nur Brust und etwas Bauch.<br />

Den Rest, den können Sie bedecken!“<br />

Ich mußt’ mich auf die Liege strecken.<br />

Sie saugt mir Strippen auf die Rippen,<br />

die ständig wieder runterkippen.<br />

Und als ich grade lag bequem,<br />

da konnte ich schon wieder gehen.<br />

„Sie sind schon fertig, lieber Mann,<br />

nun ziehen Sie sich wieder an<br />

und gehen in die obere Etage,<br />

denn dort bekommen Sie Massage!“<br />

38 durchblick 4/<strong>2015</strong>


Gesundheit<br />

gab mehrere. Egal in welchen ich auch hinein wollte, es<br />

war der falsche. Man kannte mich nicht und so ging ich frustriert<br />

in mein Zimmer zurück und aß dankbar die restlichen<br />

Butterbrote, die mir mein Mann Heinz-Dieter mitgegeben<br />

hatte. Dazu trank ich ein „schönes Glas Leitungswasser“.<br />

Meine Koffer waren inzwischen eingetroffen und so war<br />

ich beschäftigt.<br />

Am nächsten Morgen wurde ich abgeholt und dem<br />

Kurarzt vorgestellt. Es wurde besprochen, welche Behandlungen<br />

oder Anwendungen für mich in Frage kämen. Als<br />

erstes wurden Blitzgüsse angeordnet, jeden Morgen um<br />

sieben Uhr. Die Bademeisterin führte mich in einen gekachelten<br />

Raum mit einer Mulde, in die ich mich hineinstellen<br />

musste. Sie stellte sich mit einem Wasserschlauch hinter<br />

mich und zielte auf mich. Ich bekam Angst und fragte: „Ist<br />

das Wasser kalt?“ „Ei, nee, sie soll sich jo entspanne.“ Und<br />

dann ging es los! Das Wasser prasselte auf meinen Rücken,<br />

so dass ich mich nur mit Mühe an einem Gestänge festhalten<br />

konnte. Am nächsten Morgen musste ich mich mit dem<br />

Kopf über ein Gestell beugen, Mund und Augen schließen,<br />

und der kalte Wasserstrahl ergoss sich über Gesicht und<br />

Nacken. Der Gedanke an eine Guillotine lag nahe. Nach<br />

dem Frühstück ging es weiter mit isometrischen Übungen<br />

im Liegen, Fangopackungen, Kohlensäurebädern, Extensionsmassage<br />

für die Halswirbelsäule und als krönenden<br />

Abschluss Bewegungsübungen im Wasserbecken, die meine<br />

Hüfte mobilisieren sollten. Nach Ende, am frühen Nachmittag,<br />

hatte ich dann frei bis zum Abendessen.<br />

Nach vier Tagen meines Aufenthaltes kam ich abends<br />

aus dem Speisesaal und bemerkte, dass die Stühle im Vorraum<br />

im Kreis aufgestellt waren und in einer Ecke Musikinstrumente<br />

standen. Auf den Stühlen hatten sich einige<br />

ältere Frauen verteilt und ihre Handtaschen platziert. „Das<br />

Heidi“ sollte zum Tanz aufspielen. Ich setzte mich auf einen<br />

freien Stuhl (dachte ich) und wurde belehrt, dass er<br />

besetzt sei: und so ging es weiter. Wohin auch immer ich<br />

mich hinsetzen wollte, ich wurde verjagt. Nun kroch die<br />

kalte Wut in mir hoch. Ich eilte in mein Zimmer, zog Mantel<br />

und Stiefel an und verließ das Haus. Ich wollte in die<br />

Gastwirtschaft zu der freundlichen Wirtin. So lief ich die<br />

Serpentinen hinunter ins Tal und wanderte im schwachen<br />

Schein der Straßenlaternen die Landstraße entlang. <br />

S a n ato r i u m<br />

Was soll ich Worte viel verlieren:<br />

Ich zog mich aus dort zum Massieren!<br />

Erst hab’ ich mich nicht ganz getraut.<br />

„Ziehen Sie sich aus bis auf die Haut!“,<br />

wurde mir jetzt barsch erklärt.<br />

Wie man’s auch macht – es ist verkehrt!<br />

Da lag ich barfuß bis zum Hals,<br />

und der Masseur betatscht mich als.<br />

Zuerst hat er mich eingeschmiert<br />

und danach kräftig malträtiert.<br />

Der Schweiß mir von der Stirne rann<br />

und dann – zog ich mich wieder an.<br />

„Und wissen Sie, was Sie jetzt tun?“,<br />

sagt der Masseur, „ne Stunde ruh’n!“<br />

Den Bogen hatte ich nun schon raus:<br />

Zum Ruh’n zog ich mich wieder aus.<br />

’Ne Stunde, wie die Zeit verrann;<br />

ich zog mich hurtig wieder an<br />

und ging dann nach Zimmer zehn.<br />

Klopfte an, blieb draußen steh’n.<br />

Da hörte ich von drin’ den Satz:<br />

„Nehmen Sie noch etwas Platz!“<br />

Ich hab’ gesessen und gesessen,<br />

glaubte schon, ich sei vergessen.<br />

Doch endlich ging sie auf, die Tür:<br />

„Mein Gott, Sie sind ja als noch hier.<br />

Dann ziehen Sie sich ganz schnell aus.<br />

Ei, ich hab’ doch gleich Mittagspaus’!“<br />

Da stand ich nun in ganzer Größe,<br />

nichts verhüllte meine Blöße.<br />

Nahm ihren Silberblick in Kauf.<br />

Schicksal, nimm nun deinen Lauf!<br />

Leicht errötend haucht die Dame:<br />

„Wie war doch bitte gleich Ihr Name?“<br />

Und stellt dann fest auf ihrer Liste,<br />

dass sie nur Blutdruck messen müsste.<br />

Schnell zog ich mich jetzt wieder an<br />

– was ich schon ganz gut kann.<br />

Hin zum Essen, es war spät,<br />

auf meinem Teller lag Diät:<br />

Magerquark und Trockenpflaumen,<br />

welch ein Genuss für meinen Gaumen.<br />

Nach diesem Essen schnell zurück:<br />

Mittagsruhe, welch ein Glück.<br />

Ich zog mich also wieder aus,<br />

wollt’ zwei Stund’ schlafen nach dem Schmaus.<br />

Obwohl die Mittagsruh’ war Pflicht,<br />

es stimmten die Termine nicht!<br />

Nach einer Stunde, Mann oh Mann,<br />

zog ich mich ganz schnell wieder an.<br />

Zum Wassertreten, ei der Daus,<br />

dort zog ich mich dann wieder aus.<br />

Stieg später fröhlich aus dem Nass<br />

und zog mich an; es macht fast Spaß!<br />

Denn es geht jetzt froh und munter<br />

zu dem Abendessen runter.<br />

Fand auf meinem Teller, das war stark:<br />

Trockenpflaumen, Magerquark.<br />

Nach dem feudalen Abendbrot<br />

wankt’ ich aus dem Zimmer, fast halbtot.<br />

Zog mich aus, sucht’ meine Ruh’.<br />

Doch denkste – ich kam nicht dazu!<br />

Im Traum lief ich herum im Haus.<br />

Ich zog mich an – ich zog mich aus!<br />

Vollführte schließlich in dem Bau<br />

die perfekte Striptease-Schau!<br />

Ich wurde wach – und dachte nur:<br />

’Ne Anschlussheilbehandlungskur?<br />

KEINE SPUR!<br />

Eckhard Wilhelm<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 39


Rechts war der Bergabhang, links<br />

Wiesen und ein Bächlein. Nach<br />

über einer Stunde war ich der Verzweiflung<br />

nahe. Da sah ich endlich<br />

in der Ferne Häuser und Lichter<br />

und hatte bald das Gasthaus mit der<br />

freundlichen Wirtin erreicht, in das<br />

ich erleichtert hineinging. In der<br />

Gaststube saßen nur drei Einheimische<br />

und die Wirtin. Sie fragte<br />

mich: „Ei, kummt sie von drowwe?<br />

Do is doch heit Mumienschieben.<br />

Es Heidi spielt doch heit uff.“ Ich<br />

wurde reichlich bedauert und fuhr<br />

später getröstet mit einem Taxi zurück<br />

in die Waldklinik.<br />

Jeweils einmal in der Woche war<br />

Visite, dazu musste man sich im<br />

Zimmer aufhalten. Der Chefarzt erschien mit seinem Anhang<br />

und meinen Röntgenbildern, die begutachtet wurden, vor<br />

allem das „Becken“. Sie überlegten, welche Hüftprothese<br />

man mir wohl „einbauen“ könnte: Kurzhals, Langhals, Keramikkopf,<br />

mit oder ohne Zement, usw.. Ich erkundigte mich,<br />

ob von mir die Rede sei. Wenn ja, so werde mir nichts „eingebaut“,<br />

da die OP-Ergebnisse nicht unbedingt von Erfolg<br />

gekrönt sein müssten, vor allem, wenn man an den falschen<br />

Operateur geraten sollte. Außerdem könne ich noch laufen<br />

und die Beschwerden hielten sich in Grenzen; hauptsächlich<br />

sei ich wegen meiner Rückenschmerzen gekommen. Nun<br />

„Taschengeldbörse“<br />

Hilfe für Dich<br />

Job für mich<br />

Sie brauchen Hilfe in Haus und Garten?<br />

Wenden Sie sich an die Taschengeldbörse!<br />

Der Verein ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.<br />

vermittelt Schülerinnen und Schüler für haushaltsnahe<br />

Dienstleistungen wie zum Beispiel Einkäufe erledigen, den<br />

Rasen mähen, den Hund ausführen und ähnliches mehr.<br />

Sprechstunden:<br />

Frau Claudia Oster<br />

ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.<br />

St. Johann-Str. 7 ● 57074 Siegen<br />

Jeden Mittwoch<br />

von 14:30 bis 17:30 Uhr<br />

02 71-2 34 60 66<br />

Kurklinik in Bad Blieskastel<br />

wurde ich beachtet! Man sprach mit mir! Vom Einbau einer<br />

Prothese war nicht mehr die Rede.<br />

Auch mit dem Essen musste ich mich herumärgern.<br />

Wenn es z. B. Hühnerfrikassee gab, bekam ich nur den<br />

Reis mit ein paar Erbsen, weil ich angeblich auf Diät sei.<br />

Ich musste klarstellen, dass ich nicht an Diabetes litt, auch<br />

wollte und musste ich nicht abnehmen. Bei mir war lediglich<br />

eine Allergie u. a. gegen Hühnerei bekannt, aber nicht<br />

gegen Hühnerfleisch. Mit dem Küchenchef handelte ich<br />

dann meinen Speiseplan aus.<br />

Im Haus gab es eine Bibliothek und ein Lesezimmer, in<br />

dem sich nie jemand aufhielt, warum weiß ich nicht. Das<br />

Raucherzimmer war jedoch immer brechend voll. Hier hatten<br />

sich auch etliche Damen „häuslich“ eingerichtet mit<br />

großen Kannen voller Tee. Da ich nicht rauchte und mir<br />

auch nichts aus Tee machte, war das kein Aufenthaltsort für<br />

mich. Im Kellergeschoss befand sich eine Gaststube, die man<br />

erst einmal finden musste. Hier wurde abends Bier und Wein<br />

ausgeschenkt, was mich den Kurfrust etwas vergessen ließ.<br />

Zum Glück lernte ich vier Damen in meinem Alter kennen,<br />

mit denen ich Spaziergänge im Wald unternahm oder wir<br />

fuhren mit dem Bus in die umliegenden Dörfer, auch nach<br />

Blieskastel – Kaschtl genannt – hinein. Die Geschäfte waren<br />

am Wochenende geschlossen und die Straßen leer. Besonderes<br />

gab es nicht zu sehen. In der Nähe der Klinik, am Fuße<br />

des Berges, gab es noch eine Kneipe, deren Wirt war sehr<br />

findig. Er hatte einen Kleinbus organisiert, der jeden Abend<br />

auf die Kurgäste wartete und sie kostenlos hin und zurück<br />

beförderte. Die Gaststätte war deshalb immer gut gefüllt,<br />

auch weil es ja sonst keine Unterhaltungsmöglichkeiten gab.<br />

Mein Kuraufenthalt näherte sich dem Ende. Man hatte<br />

mir eine Verlängerung angeboten, aber ich lehnte dankend<br />

ab. Ich war froh, dass ich wieder nach Hause fahren konnte.<br />

Meine Nacken- und Rückenschmerzen waren verschwunden.<br />

Dank der „Mobilisation“ im Wasserbecken hatte ich<br />

jetzt aber Beschwerden in der rechten Hüfte, die vorher<br />

nicht da waren. Und so habe ich mich zu Hause erst einmal<br />

von der Strapazen der Behandlungen erholt – physisch und<br />

psychisch! Ich bin nie wieder auf die Idee gekommen, eine<br />

Kur zu beantragen!<br />

Brigitte Lanko<br />

40 durchblick 4/<strong>2015</strong>


Gesundheit<br />

Mein Rollator<br />

eine praktisch-philosophische Betrachtung<br />

Es war kurz vor Silvester 2014. Schmerzen kannte ich<br />

schon länger auf Grund einer Spinal- Kanal- Stenose.<br />

An diesem Tag übertrafen sie alles bis dahin Gewesene.<br />

Sie waren auch anders. Ein späteres Röntgenbild<br />

zeigte Beckenrandfrakturen. Diese waren zwar inzwischen<br />

verheilt. Aber die Bruchteile hatten nicht korrekt zueinander<br />

gefunden. Ich konnte nicht mehr laufen. Ein Trauma,<br />

da es nie mehr anders werden würde. Die Nachricht ähnelte<br />

einem Computerabsturz. Das Leben vorher, mit all seiner<br />

Lebensfreude, war gelöscht. Es blieben nur ein paar Splitter,<br />

die ich mühsam zusammen zu setzen versuchte.<br />

Ich musste mich an den Gedanken einer Gehhilfe gewöhnen.<br />

Das Thema ist zwar banal aber Welten umspannend.<br />

Ich orderte einen Rollator. Das Krankenhausmodell<br />

war hässlich und klobig, sehr schwer, ich besorgte mir einen<br />

aus privater Hand. Da stand er nun, leider Mittelpunkt<br />

meines Lebens. Ich betrachtete ihn mit Ablehnung. Oft<br />

beschlich mich das Gefühl: „Der gehört doch nicht zu mir,<br />

er ist völlig fremd bestimmt.“ Ich stolperte über ihn, blieb<br />

hängen, lange Kleider verfingen sich in seinen Rädern.<br />

Er ist eine schwedische Erfindung. Zuerst als Dreirad<br />

konzipiert, wechselte die Firma später über zum Vierrad. Ich<br />

wollte schon eine Idee als Patent anmelden – mir schwebte<br />

ein Regenschirm am Rollator vor – rechtzeitig erfuhr ich aber,<br />

dass es dieses Luxusmodell schon gibt, sogar mit Beleuchtung.<br />

Ich musste lernen, mit ihm umzugehen. Es bedarf einer<br />

aufrechten Haltung und einer Fortbewegung zwischen den<br />

Rädern. Viele Betroffene laufen hinter den Rädern und strecken<br />

ihr Hinterteil in die Luft, sie stolpern und fallen. Einmal<br />

versuchte ich, ihn als Unterstand zu benutzen. Ich wollte eine<br />

Birne auswechseln. Kniete auf seiner Sitzfläche und vergaß,<br />

die Bremsen anzuziehen. Er rollte davon, und ich fiel. Der<br />

rechte Unterschenkel wies keine Haut mehr auf, und es dauerte<br />

Monate, bis die Riesenwunde abgeheilt war. Ansonsten<br />

ist der Rollator sehr vielseitig. Ich benutze ihn als Servierwagen,<br />

wenn ich mein Abendessen in den anderen Raum vor<br />

das Fernsehen fahre oder Gegenstände wegräumen möchte.<br />

Es gibt eine Sitzfläche mit Rückenlehne, ich kann unterwegs<br />

ausruhen. Unter der Sitzfläche ist ein Korb anzubringen, in<br />

dem ich Einkäufe verstauen kann, und er lässt sich zusammen<br />

falten und so im Auto unterbringen.<br />

Eine Vielzahl der Betroffenen wehren sich gegen einen<br />

Rollator, ihr Stolz lässt es nicht zu. Manche benutzen ihn aber<br />

auch als Status- Symbol, nur um zu zeigen, wie bedürftig sie<br />

sind. Mit dem Stolz und der Scham ging es mir genauso. Auf<br />

der Straße, unter fremdem Menschen, hat es mich nie tangiert,<br />

aber unter Bekannten hatte ich ein Problem, weil ich die anfängliche<br />

Betroffenheit in ihren Gesichtern lesen konnte. Einer<br />

guten Freundin von mir fällt es schwer, mich zu besuchen,<br />

sie hatte sich mein Altern anders vorgestellt. Und ich erst!<br />

Foto: Rita Petri<br />

Hier geht's nicht weiter<br />

Ich kaufte mir einen eleganten Stock, noch trägt er mich<br />

nicht weit, aber ich hege immer die Hoffnung. ... Früher<br />

dachte ich immer, Menschen, die am Stock gehen, müssen<br />

bestimmte Eigenschaften besitzen, negative natürlich, als da<br />

sind: Herrschsucht, Starrsein, Autorität, die Geste entspricht<br />

ihrem Gesichtsausdruckt. Wahrscheinlich dachte ich an alte<br />

Filme, in denen man den Patriarch schon von weitem näher<br />

kommen hört. Er setzt den Stock fest auf und bewegt sich<br />

mit Trippelschrittchen Die Geste entspricht ihrem Gesichtsausdruck.<br />

Nun kann ich bei mir selber schauen.<br />

Ich nehme jetzt Heerscharen von Rollatorinnen in den<br />

Straßen wahr, überwiegend Frauen, das ist mir früher nicht<br />

so aufgefallen. Ich wage eine zynische Bemerkung: Vielleicht<br />

sollte ich eine Selbsthilfegruppe für Rollatorinnen<br />

einrichten oder gar für eine olympische Disziplin trainieren<br />

Für einen Menschen mit Behinderung verengen sich die<br />

Perspektiven. Das Ungleichgewicht zwischen gelebter und<br />

noch verbleibender Zeit macht melancholisch. Die Welt um<br />

mich herum zieht sich zusammen, ich muss überwiegend<br />

aus mir selbst heraus leben. Das wenige an Beweglichkeit,<br />

welches mir der Rollator ermöglicht, scheint auch meine geistige<br />

Beweglichkeit zu verringern. Ich finde keinen Zugang<br />

mehr zu meiner Kreativität. Dabei hatte ich gehofft, ich könne<br />

noch Großes erreichen, Viele Künstler hatten fruchtbare<br />

Schaffensperioden, wenn das Leid sehr groß war.<br />

Unter Behinderung verstehe ich in diesem Essay nur das<br />

„nicht laufen können.“ Was meine Gefühle angeht, habe ich<br />

nur an der Oberfläche gekratzt, sonst wäre der Artikel zu<br />

persönlich geworden. Ich wünsche allen Rollstuhlfahrerinnen<br />

und -fahrern, trotz aller Beschwerlichkeiten, ein frohes<br />

Rollen durch das Leben.<br />

Erika Krumm<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 41


Personen<br />

Rosemarie Achenbach:<br />

Leben wie ein Kessel Buntes<br />

Mit 91 Jahren auf dem Weg zum Doktortitel<br />

Ich zucke ein wenig zusammen. Denke<br />

selbst oft an das eigene unbekannte Ablaufdatum.<br />

Verdränge ich gerne. Und diese Frau<br />

will sich damit den Doktorhut aufsetzen!<br />

„Wissen Sie, was daran so lustig ist?“ Sie<br />

schmunzelt: „Lustig daran ist, dass mein<br />

Doktorvater jünger ist als meine Kinder.“<br />

– Und weg ist die Beklemmung. „Natürlich<br />

bin ich mir bewusst, dass ich jeden Tag<br />

abgerufen werden kann. Das schreckt mich<br />

nicht. Ich habe die lebensnotwendige Distanz<br />

zu diesem Thema. Sollte die verloren<br />

gehen, dann…, ja dann höre ich auf damit.<br />

Dann geht das nicht mehr.“<br />

Doktorandin mit 91 Jahren:<br />

Rosemarie Achenbach<br />

Ein Leben wie ein Kessel Buntes. Und wenn diese<br />

Frau Teile ihres Lebens, Erlebens, ihrer Weisheit,<br />

ihres Wissensdurstes, ihres Seins vor Dir ausbreitet,<br />

dann musst Du aufpassen wie der vielzitierte Schießhund.<br />

So flott galoppiert sie verbal über den Parcours, springt behänd<br />

zwischen Zeiträumen einher, jongliert zwischen ihren<br />

Interessen mit der ganzen Erfahrung ihres Alters, ja, mit<br />

der Abgeklärtheit eines erfüllten – wenn auch nicht immer<br />

leichten – Lebens, an dessen Weg noch Ziele stehen. Die<br />

Rede ist von Rosemarie Achenbach aus Eiserfeld. Sie ist<br />

91 Jahre, geht zur Siegener Uni und schreibt zurzeit an ihrer<br />

Doktorarbeit. Thema der Dissertation: „Der Tod in der<br />

Philosophie“.<br />

Im Luftschutzbunker verschüttet<br />

Mit dem Tod hatte sie schon ein paar<br />

ernste Auseinandersetzungen. Damals von<br />

Polen aus auf der Flucht im Pferdetreck vor<br />

der Roten Armee und dann in einem Dortmunder<br />

Luftschutzbunker – im Bombenhagel<br />

verschüttet. Als die Luft immer knapper<br />

wurde, viele ihr Leben aushauchten, andere<br />

ohnmächtig wurden. Als Rosemarie Achenbach<br />

mit schwindenden Sinnen glaubte, „das<br />

war`s dann wohl!“ die Rettung im letzter<br />

Augenblick. Ein Erlebnis, das heute noch<br />

nachwirkt. Rosemarie Achenbach: „Ich habe<br />

die ganze Geschichte aufgeschrieben. Für die<br />

Nachwelt und auch als Selbsttherapie zu Bewältigung<br />

des schrecklichen Geschehens.“<br />

Natürlich rücke das bei der Doktorarbeit wieder<br />

näher. Gut, aber da ist ja die Sache mit der<br />

Distanz. Nicht nur das Vorbeischrappen am<br />

Tod im Luftschutzbunker, sondern auch die<br />

Berichte anderer Menschen über Nahtod-Erfahrungen haben<br />

sie letztlich dazu bewogen, sich dem Thema zu stellen. Der<br />

Glaube an Gott beeinflusst die Sichtweise der Pfarrersfrau<br />

(ihr Mann Friedrich starb vor über zehn Jahren.) Die Geisteswissenschaftlerin<br />

setzte sich bereits in ihrer Magisterarbeit<br />

(Philosophie) mit Glaubensfragen auseinander: „Der Gottesbegriff<br />

aus der Perspektive verschiedener Religionen“.<br />

Foto: Dieter Gerst<br />

Keine „echte Erfüllung“<br />

Die unbändige Lust zu studieren (u. a. Philosophie, Psychologie,<br />

Studium Generale) war schon immer in Rosemarie<br />

Achenbach vorhanden. Durch die Kriegswirren (ihr<br />

zukünftiger Mann kämpfte an der Westfront, sie selbst hatte<br />

42 durchblick 4/<strong>2015</strong>


es nach Polen verschlagen) und in den Jahren des Wiederaufbaus<br />

wurde daraus (fast) nichts. Mit dem damaligen Bild<br />

als „dienende“ Pfarrersfrau freundete sie sich zwar an, aber<br />

echte Erfüllung „war das nicht“. So war für das Multitalent<br />

(Studieren, Malen, Schreiben von Gedichten, Prosa und<br />

Märchenbüchern) Rosemarie Achenbach das Eintauchen<br />

in die Geisteswissenschaften nach dem Tode ihres Mannes<br />

Herzenswunsch und emanzipatorische Selbstverwirklichung<br />

zugleich. Ruck zuck ging sie die Sache an. Hat alles<br />

gut geklappt. Und jetzt steht bald der Titel ins Haus. Die<br />

Promotion ist angesagt.<br />

Seismografisch erspürt sie wachen Sinnes das Geschehen<br />

rund um den eigenen Kirchturm und in der Welt. Sie<br />

macht es sich nicht einfach. So sei sie beispielsweise nicht<br />

dazu bereit, dem lieben Gott alles in die Schuhe zu schieben<br />

was da heute so passiert. Aber: „Der liebe Gott rauft sich<br />

bestimmt manchmal die Haare.“ Sie selbst sei eine ausgesprochen<br />

kritische Christin. In Zeiten, in denen der Glaube<br />

immer öfter in Frage gestellt werde, sollte man daran denken,<br />

dass die Entsendung Jesus Christus in die Welt Gottes<br />

bedeutet, dass er für Dich da ist.<br />

„Pedaltheologie“ kommt zu kurz<br />

In der heutigen Zeit komme die so genannte „Pedaltheologie“<br />

zu kurz. Will sagen: Wenn der Mensch nicht in<br />

die Kirche kommt, dann geht der Pfarrer zu ihnen. Andererseits:<br />

In der überall sichtbaren Wandlung der Kirche<br />

(siehe Projekt 2025) hat kein Gottesmann mehr die Zeit,<br />

sich die Hacken abzulaufen. Rosemarie Achenbach: „Für<br />

mich steht fest, dass die Basisarbeit zu kurz kommt.“ Sie<br />

zuckt die Schultern.<br />

Ihre „Studentenbude“ ist ein schmuckes Einfamilienhaus.<br />

Hat auch nicht jeder. Vorzüge des Alters. Die Eiserfelder<br />

Doktorandin: „Ich bin unendlich dankbar dafür,<br />

dass ich mir das im hohen Alter überhaupt leisten kann.“<br />

Ihre wachen Augen gleiten über Fotos an den Wänden.<br />

„Mein Mann und ich sind viel gereist. Ja, wir haben die<br />

Welt gesehen. Jede Menge Fotos haben wir geschossen. Bei<br />

60 000 habe ich aufgehört zu zählen. Dias über Dias…“ Das<br />

komplette Portfolio hat sie dem Heimatmuseum Wilnsdorf<br />

überlassen. Die Welt: Sie hat sie gesehen, wie sie war, sie<br />

erlebt wie sie ist. Der Blick aus dem Fenster. Wunderschön.<br />

Die Sieg-Auen im satten Grün. Das sanfte Licht der Nachmittagssonne.<br />

Friedlich. Die Natur hat Rosemarie Achenbach<br />

mit ihrem Studien („Mein Lebenselexier“) in einen<br />

kraftspendenden Rahmen gebettet. Dieter Gerst<br />

Rosemarie Achenbachs Veröffentlichungen<br />

Foto: Dieter Gerst<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 43


44 durchblick 4/<strong>2015</strong>


Vorgestellt:<br />

Gudrun Fokken<br />

Wohin zuerst blicken? fragen wir uns beim Besuch<br />

in Gudrun Fokkens Werkstatt. Überall in<br />

Regalen, Ecken und an Wänden sind Puppen,<br />

Bilder, Stofftiere, Marionetten, Puppenkleider und - Möbel,<br />

kleine Bücher oder Steckenpferde zu sehen. Körbe<br />

quellen über mit Materialien: Stoffe, Nähgarn in allen Farben,<br />

Knöpfe, Schafwolle zum Füllen der Puppen, Wolle<br />

in allen Nuancen. Im Mittelpunkt auf dem eher kleinen<br />

Arbeitsplatz: die Nähmaschine und eine Schneiderschere.<br />

Daneben ein Tisch, der liebevoll herbstlich mit Holzpilzen,<br />

Tannenzapfen, Moos, Tierfiguren und orange leuchtenden<br />

Lampionblumen dekoriert ist. An den Wänden sieht<br />

man Kinderbilder, Stickmuster, alte Fotos. Und mitten<br />

drin steht Gudrun Fokken, die Herrin dieser kunterbunten<br />

„Kinderwelt“.<br />

Mit hellwachen graublauen Augen erklärt die 74-Jährige,<br />

was wir sehen. An einer Wand steht ein uraltes, weinrot<br />

überzogenes Sofa, auf dem ihre Puppen sitzen. Obenauf<br />

die größeren Puppen mit nur angedeuteten Gesichtszügen<br />

in verschiedenen Hautfarben. Nur an den liebevoll gestalteten<br />

Frisuren und der Puppenkleidung lässt sich der kleine<br />

Unterschied erkennen: Mädchen oder Junge. Die kleinen<br />

Kissenpuppen für die Babys, erklärt Gudrun Fokken, sind<br />

noch reduzierter. Weder lachend noch weinend sind <br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 45


Vorgestellt: Gudrun Fokken<br />

die Gesichtszüge, sie sind<br />

neutral.“ Alle Puppen“,<br />

so die Pädagogin, „sollen<br />

durch Fassen zum Erfassen<br />

und vom Greifen<br />

zum Begreifen“ anleiten.<br />

Denn Gudrun Fokken hat<br />

über 30 Jahre im Waldorf-<br />

Kindergarten am Häusling<br />

gearbeitet. Mit frühkindlicher<br />

Bildung kennt sie<br />

sich bestens aus. Überhaupt<br />

sollen die Puppen und das<br />

Erzählen von Märchen die<br />

Phantasie der Kleinen anregen. So kann man sich lebhaft<br />

vorstellen, wie Gudrun Fokken als Märchentante mit ihren<br />

Schützlingen und auch den eigenen Kindern eine kleine<br />

Bühne zaubert, auf der dann die gehörten Geschichten mit<br />

Puppen oder Marionetten nachgespielt und natürlich auch<br />

variiert werden. Farben spielen immer eine große Rolle.<br />

Ebenso die Eurythmie, eine Bewegungskunst, die Sprache<br />

oder auch Musik ausdrücken möchte. Kein Wunder, dass<br />

ihre vier Kinder kreative Berufe gewählt haben und zwei<br />

ihrer Töchter als Heileurythmisten arbeiten.<br />

Im Herbst ist Gudrun Fokken besonders fleißig, denn<br />

es gilt wieder neue Puppen und deren Kleider und winzigen<br />

Schuhe sowie Stofftiere für den kommenden Weihnachts-Basar<br />

in der Waldorf-Schule herzustellen. Nicht<br />

zu vergessen: die gestrickten<br />

kleinen Lämmchen für die<br />

ganz Kleinen. Denn ihre handgefertigten<br />

Produkte aus Naturmaterialien<br />

sind nun schon<br />

seit Generationen bei Eltern<br />

und Großeltern von Waldorf-<br />

Kindern gefragt und werden<br />

von den Kids heißgeliebt.<br />

Spannend ist es auch, Geschichten<br />

aus der Jugend von<br />

Gudrun Fokken zu hören. Ihre<br />

Eltern und die älteren Geschwister<br />

von Gudrun waren<br />

bis 1939 in Deutsch-Ostafrika unterwegs. Die Vorfahren<br />

waren Missionare. Alte schwarz-weiß Fotos an den Wänden<br />

erinnern an diese prägenden Jahre aus der Familiengeschichte.<br />

Man möchte eigentlich viel mehr erfahren.<br />

Als Autodidaktin hat Gudrun Fokken, die auch die<br />

Kunst der Kalligraphie schätzt, die Sütterlin-Handschrift<br />

erst vor wenigen Jahren erlernt. Nun kann sie endlich alte<br />

Dokumente entzffern und mit einer über 90-jährigen Freundin<br />

regelmäßig jede Woche per Brief korrespondieren. Wir<br />

lernen: Für neue Herausforderungen ist es nie zu spät!<br />

Geboren 1941 in Marburg, Ausbildung in Hamburg und<br />

Köln, Mutter von vier Kindern, Beruf: Erzieherin, seit 1972<br />

ist ihre Heimat Siegen.<br />

Text: Tessie Reeh, Fotos: Rita Petri<br />

46 durchblick 4/<strong>2015</strong>


4/<strong>2015</strong> durchblick 47


Kultur<br />

All Exclusive<br />

Begegnung mit einer Skulptur im Wenscht<br />

Als ich vor einigen Jahren nach Geisweid ins Vordere<br />

Wenscht zog, begegnete ich bald auf meinen<br />

Gängen im Dr.-Dudziak-Park einer eigenartigen<br />

Skulptur. Majestätisch thronend im oberen Teil des Wäldchens<br />

zwischen Dr. h.c.-Karl-Barich-Straße und Albichweg<br />

wirkte sie ein wenig befremdlich auf mich: Was sollte dieser<br />

elegant, ja abgehoben wirkende Mann hier in der ehemaligen<br />

Stahlarbeitersiedlung in Geisweid?<br />

Ich hätte dem Standort entsprechend eher eine Figur<br />

erwartet, die die Industriegeschichte dieses Stadtteils widerspiegelt,<br />

vielleicht in der Art unseres Siegener Pendants<br />

„Henner“ und „Frieder“. Zumal sich der Künstler, Hermann<br />

Kuhmichel, schwerpunktmäßig mit der Darstellung der<br />

Siegerländer Arbeitswelt beschäftigt hat. Als in den fünfziger<br />

Jahren auf Initiative des Arbeitsdirektors Dr. Dudziak<br />

der Stahlwerke Südwestfalen die Gartenstadt Wenscht<br />

entstand, erhielten heimische Künstler Aufträge, das neu<br />

entstehende Wohngebiet zu verschönern.<br />

Wie gesagt, so richtig konnten wir uns anfangs nicht<br />

anfreunden. Ich hatte natürlich schnell das am Sockel angebrachte<br />

Schild gefunden, das den Namen dieser Skulptur<br />

aus dem Jahre 1957 kundgab: „Der Exklusive“. Von nun an<br />

beschäftigte mich dieser „Nachbar“ im Wenscht und weckte<br />

Assoziationen in mir. Exklusiv in Haltung und Mimik wirkt<br />

der dargestellte Herr in der Tat. Sein Gesichtsausdruck erinnert<br />

mich an den Vierzeiler<br />

von Heinz Erhardt<br />

Der Snob<br />

Sie reichten Weine mir und Bier<br />

und Schnäpse und dergleichen<br />

dabei könn’n diese Leute mir<br />

nicht mal das Wasser reichen!<br />

Foto: Ulrich Hoffmann<br />

„Der Exklusive“ von Hermann Kuhmichel<br />

Foto: Ulrich Hoffmann<br />

Gleichsam wurde im Vorbeigehen „Der Exklusive“ für<br />

mich zum Impuls- und Ideengeber für meine Phantasie. So<br />

entstanden Vergleiche, die in meinem Kopf Bilder entstehen<br />

ließen. Ein Kunstwerk, das inspiriert.<br />

Mir kommt der Maler Carl Spitzweg in den Sinn, der<br />

mit seinem Bild „Der Hagestolz“ einen ebenfalls herausragenden,<br />

in seiner Umgebung auffallenden, befremdlich<br />

wirkenden Menschen zeigt.<br />

Des Weiteren erinnert mich „Der Exklusive“ an eine<br />

Szene aus der Literatur, gleichzeitig an meine Schulzeit.<br />

Im Deutschunterricht befassten wir uns mit der Textgattung<br />

Kurzgeschichte. Unser Lehrer konfrontierte uns mit<br />

bespielhaften Texten, mit deren Hilfe wir die Besonderheiten,<br />

vor allem die sprachlichen Stilmittel herausarbeiten<br />

sollten. Hier ein Auszug aus der Kurzgeschichte „Der<br />

48 durchblick 4/<strong>2015</strong>


„Der Hagestolz“ von Carl Spitzweg<br />

Verkehrsunfall“ bzw. aus dem Roman „Der Mann ohne<br />

Eigenschaften“ von Robert Musil:<br />

Die beiden Menschen, die eine breite, belebte Straße<br />

hinaufgingen, gehörten ersichtlich einer bevorzugten Gesellschaftsschicht<br />

an, waren vornehm in Kleidung, Haltung<br />

und in der Art, wie sie miteinander sprachen, trugen die<br />

Anfangsbuchstaben ihrer Namen bedeutsam auf ihre Wäsche<br />

gestickt, und ebenso, das heißt nicht nach außen gekehrt,<br />

wohl aber in der feinen Unterwäsche ihres Bewusstseins,<br />

wussten sie, wer sie seien und dass sie sich in einer<br />

Haupt- und Residenzstadt auf ihrem Platze befanden. Ein<br />

sprachliches Kunstwerk, eine kurze Beschreibung zweier<br />

Menschen, die „exklusiv“ sind bzw. sich dafür halten.<br />

Auch der Film hält Assoziationen zum Begriff „exklusiv“<br />

bereit. Mir fallen einige Szenen von dem großen und einzigartigen<br />

Loriot ein. Ein wahrlich exklusives Auftreten zeigt Loriot<br />

alias Herr Lohse in der Einkaufsszene des Films „Pappa<br />

ante portas“. Lohse, frisch pensioniert, geht anscheinend zum<br />

ersten Mal in ein Geschäft, erwartet „exklusive“ Bedienung,<br />

baut sich im vollen Laden auf und tönt in Loriots unnachahmlicher<br />

Art: „Mein Name ist Lohse und ich kaufe hier ein.“<br />

Wohlgemerkt, das sind alles sehr individuelle Assoziationen<br />

zum „Exklusiven“. Ob Hermann Kuhmichel beabsichtigt<br />

hatte, mit seiner Skulptur Bezüge solcher Art auszulösen,<br />

ist wohl nicht mehr zu ergründen. Ich jedenfalls habe mich<br />

mit dem „Exklusiven“ mittlerweile angefreundet und finde<br />

ihn an seinem Standort überhaupt nicht mehr deplatziert.<br />

Bietet er doch für den regelmäßig Vorbeigehenden<br />

eine Menge Impulse zum<br />

Nachdenken und Phantasieren.<br />

Mittlerweile geht er am Standort<br />

schon fast eine Art Symbiose mit der ihn<br />

umgebenden Natur ein, die ihre Spuren<br />

deutlich an dem Kunstwerk hinterlässt.<br />

Wirkt KUHMICHELS Skulptur in ihrem<br />

Ambiente auch paradiesvogelartig,<br />

so strahlt der dargestellte Mensch auf<br />

mich vor allen Dingen eine beeindruckende<br />

Art von Gelassenheit aus: „Der<br />

beste Aussichtspunkt des Lebens ist die<br />

Gelassenheit.“ (Ernst Ferstl)<br />

<br />

Ulrich Hoffmann<br />

Foto: Ulrich Hoffmann<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 49


Kultur<br />

Hier stehe ich, es war ganz anders<br />

Mit Luther auf dem Weg zum Reformationsjubiläum<br />

Siegerländer CVJM-Senioren vor dem Lutherdenkmal in Eisleben<br />

Wuchtig und erhaben steht er auf einem Sockel<br />

mitten auf dem Marktplatz von Eisleben. Die<br />

Rede ist von dem Reformator Martin Luther,<br />

dessen Thesenanschlag an die Tür der Schlosskirche zu<br />

Wittenberg sich am 31. Oktober 2017 zum 500. Mal jährt.<br />

Dieser Ort in Sachsen-Anhalt, der die Bezeichnung Lutherstadt<br />

im Namen hat, hat auch viele Bezüge zu dem Reformator.<br />

Hier ist er geboren, hier hat er gepredigt und hier<br />

ist er gestorben. Auf dem Weg zum Reformationsjubiläum<br />

hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) eine<br />

Lutherdekade unter dem Motto „Luther 2017 – 500 Jahre<br />

Reformation“ ausgerufen. Wichtige Themen wie Freiheit,<br />

Bildung, Sprache und Musik werden auf Tagungen und<br />

Kongressen vielschichtig erörtert. In diesem Jahr geht es<br />

um „Bild und Bibel“.<br />

Während in früheren Jahren Reformationsjubiläen<br />

national und in konfessioneller<br />

Abgrenzung gefeiert wurden, soll das kommende<br />

Jubiläum von Offenheit, Freiheit<br />

und Ökumene geprägt sein. Es soll nicht<br />

nur 500 Jahre Reformation gefeiert , sondern<br />

auch daran erinnert werden, welche<br />

Auswirkungen das Geschehen im 16. Jahrhundert<br />

bei der Entstehung der Moderne<br />

gespielt hat. So sollen jene Impulse in den<br />

Mittelpunkt gerückt werden, deren Auswirkungen<br />

bis in unsere Zeit reichen. Das<br />

Reformationsjubiläum 2017 wird deshalb –<br />

anders als alle Luther- und Reformationsjubiläen<br />

bisher – in vielen Ländern der Erde<br />

gefeiert. Dazu gibt es internationale Projekte,<br />

wie Wanderausstellungen und Chorreisen,<br />

die Zusammenarbeit von Stiftungen<br />

und Auslandspfarrstellen, internationale<br />

Kongresse und touristische Angebote und<br />

vieles mehr zeigen die weltweite Dimension des Jubiläums.<br />

Dazu ist das interessante Buch „Hier stehe ich, es war<br />

ganz anders“ von dem Theologen, dem Hörfunk und Fernsehjournalist<br />

und erfolgreichen Buchautor Andreas Malessa<br />

erschienen. Er zeigt in diesem Beitrag zum Reformationsjubiläum<br />

ein profundes Wissen über viele Begebenheiten<br />

in Luthers Leben und Details aus Luthers Schriften. Dabei<br />

weiß man nicht immer, ob man alles ernst nehmen soll,<br />

wenn er zum Beispiel über Luthers Erscheinen vor dem<br />

Reichstag zu Worms 1521 berichtet, dass sein berühmter<br />

Ausspruch vor dem Kaiser und den hohen Herren „Hier<br />

stehe ich, ich kann nicht anders“ tatsächlich so gar nicht<br />

gesagt worden ist. Was war geschehen? Zu Luthers Zeiten<br />

war der „Reichstag“ eine alle paar Jahre einberufene Konferenz<br />

an wechselnden Orten. In diesem Jahr trafen sich in<br />

Worms am Rhein 80 Fürsten, 130 Grafen, viele Reichsstädter<br />

und eine große Zahl von Rittern, Edelleuten und Reisigen<br />

(berittenen Soldaten), dazu kam Karl V., der Kaiser<br />

des „Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation“. Luther<br />

war geladen, weil er „angehört“ werden sollte, mit dem Ziel<br />

seine Thesen und den Inhalt seiner Schriften zu widerrufen.<br />

Am 17. April 1521 fasst er in einer langen Rede vor den<br />

hohen Herren die wesentlichen Punkte seiner Lehre zusammen<br />

und provoziert diese zum Beispiel mit der Behauptung:<br />

Jeder Christ müsse seinem an die Bibel gebundenen<br />

Gewissen mehr gehorchen als den Dogmen, die ein Konzil<br />

beschlossen hat. Auch der Papst stehe unter der Bibel und<br />

sei dem Kirchenvolk gegenüber rechenschaftspflichtig. Der<br />

Kaiser befiehlt: „Widerrufe!“ Aber Luther widerruft nicht<br />

und darf zuerst einmal „in Begleitung“ den Saal verlassen.<br />

50 durchblick 4/<strong>2015</strong><br />

Foto: Klaus Gerhard


Bekannt ist, dass er auf dem Weg von Freunden „gekidnappt“<br />

und auf die Wartburg gebracht wird. Hier lebt er<br />

inkognito als „Junker Jörg“ und übersetzt in dieser Zeit das<br />

Neue Testament in die deutsche Sprache. Malessas Buch<br />

hinterfragt viele weitere bekannte oder weniger bekannte<br />

Begebenheiten aus Luthers Leben. So wird gefragt, ob er<br />

wirklich –wie überliefert - in dem Turmzimmer auf der<br />

Wartburg mit dem Tintenfass nach dem Teufel geworfen<br />

hat. Manche Besucher der Burg wollen den Tintenfleck an<br />

der Wand heute noch gesehen haben. Malessa kommt auch<br />

zu dem Schluss, dass der berühmte Thesenanschlag an die<br />

Schlosskirche in Wittenberg wie historisch überliefert wohl<br />

nicht geschehen ist. Allerdings hat Luther Ablassthesen<br />

verfasst, die auch veröffentlicht wurden.<br />

Luthers Denken und Handeln hat Konsequenzen für<br />

Volk und Kirche. Aber erst Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte<br />

später werden die geistigen, die spirituellen, die<br />

kirchlichen und damit die politischen Lawinen deutlich<br />

werden, die Luther hier losgetreten hat. Man kann sagen,<br />

Luther beansprucht die Freiheit für den einzelnen Menschen.<br />

Ein Mensch beruft sich auf das, was er selbst in der<br />

Bibel gelesen hat und was ihm vernünftig erscheint. Im<br />

Mittelalter undenkbar! Die höchste moralische Instanz ist<br />

jetzt sein „an die Schrift gebundenes Gewissen“ und sein<br />

eigenes Denken. Er beansprucht, selbstständig glauben,<br />

denken und schlussfolgern zu dürfen und danach handeln<br />

zu müssen. Martin Luther behauptet, der Mensch sei unmittelbar<br />

Gottes Gegenüber, wodurch er die Geistesfreiheit<br />

beanspruchen darf und die moralische Verantwortung für<br />

sein Handeln übernehmen kann (muss). In der Folge dieser<br />

Geistesfreiheit bedeutet dies dann auch in der praktischen<br />

Konsequenz die Freiheit der Wissenschaft und der Kunst,<br />

die Pressefreiheit, die Gewissens- und Religionsfreiheit<br />

und die Versammlungs- und Meinungsfreiheit. Diese Dualität<br />

„Freiheit und Verantwortung“ ist die Grundlage des<br />

Menschenbildes der folgenden Jahrhunderte und die Basis<br />

jeder humanen Rechtsordnung bis in unsere Zeit.<br />

Aber wenn man über Luther schreibt, gebietet die Ehrlichkeit,<br />

auch auf die dunklen Seiten des Reformators hinzuweisen.<br />

Niemand wird sich allen Ernstes heute noch mit Luthers<br />

Gedanken und Aussagen identifizieren, wie mit aufständischen<br />

Bauern umzugehen oder was von Juden, Türken und Wieder-<br />

Foto: Rita Petri<br />

Andrea Malessa „Hier stehe ich, es war ganz anders“<br />

täufern zu halten sei. Ich bin kein Lutherkenner – da gibt es<br />

viele andere Gelehrte, die darüber geschrieben, promoviert<br />

und diskutiert haben. Allerdings kann ich so viel resümierend<br />

sagen: Luther war ein Mann und Christ, der den Mut hatte, in<br />

seiner Zeit vieles in Kirche und Volk zu kritisieren und damit<br />

bis in die Moderne viele Anstöße zur Veränderung gegeben<br />

hat. Luther wollte keine „lutherische“ Kirche und hätte es sicher<br />

abgelehnt, dass wir in seinem Namen Jubelfeiern veranstalten.<br />

Das unterstreicht sein Ausspruch: “Wie käme denn<br />

ich armer stinkender Madensack dazu, dass man die Kinder<br />

Christi mit meinem heillosen Namen nennen sollte?“<br />

Anmerkung zu dem im Text genannten Buch:<br />

Der Autor schreibt im Vorwort, dass er kein Enthüllungsjournalist<br />

ist. Er sei bei seiner Recherche auf Heldenlegenden, Horrorgeschichten,<br />

falsche Zitate, vor allem aber auf viele kleine<br />

Halbwahrheiten und lustige Irrtümer gestoßen. Mit denen –<br />

und ihrer Beantwortung – möchte er den Leser anspruchsvoll<br />

unterhalten und erheitern. Das ist Malessa gelungen und bei<br />

aller Karikatur wird deutlich, dass er die Lebensleistung des<br />

Reformators sehr bewundert.<br />

Horst Mahle<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 51


Kultur<br />

Mario Adorf stellt sein Buch „Schauen Sie mal böse" vor.<br />

Hier im Gespräch mit Luzia Braun vom ZDF<br />

Es war soweit! In Frankfurt öffneten sich die Türen<br />

zur Buchmesse. Für fünf Tage wurde das Terrain<br />

zum Treffpunkt von Verlegern, Buchhändlern und<br />

Autoren, die zusammen mit Produzenten von Filmen und<br />

Medien zeigten, was es an „Neuem“ zu erwarten gibt. Die<br />

Buchmesse wurde wieder der Treffpunkt von den Machern<br />

der Branche. Sie ist weltweit der bedeutendste Handelsplatz<br />

für Bücher, Medien, Rechte und Lizenzen. In den ersten drei<br />

Tagen nutzten die Fachleute die geschäftlichen Kontakte<br />

um neue Verbindungen zu knüpfen, zu erweitern oder um<br />

Brücken in die Zukunft zu bauen. Die verbleibenden letzten<br />

beiden Tage blieben den privaten Besuchern vorbehalten.<br />

Ist es ein Reiz oder ein Bann? Für mich ist es ein eigenes,<br />

inneres Muss! Wer einmal den Zauber des geschriebenen<br />

Wortes erlebt hat, der ist gefangen und so fuhr ich nun schon<br />

zum zehnten Male zur Buchmesse. Am Sonnabend, dem<br />

17. Oktober,<br />

unterwegs<br />

in Richtung<br />

Frankfurt<br />

spürte ich<br />

das Hochgefühl<br />

einer<br />

neugierigen,<br />

wissensbedürftigen<br />

Stimmung,<br />

die mich erneut<br />

in die<br />

Landschaft einer<br />

pulsierende<br />

Verlagswelt<br />

versetzte.<br />

Als Auftakt<br />

gilt in Navid Kermani<br />

je-<br />

Foto: wikipedie.de<br />

Bücher<br />

befördern<br />

Gedanken<br />

dem Jahr die Vergabe des Friedenspreises<br />

des Deutschen Buchhandels. In diesem<br />

Jahr wurde der Preis Navid Kermani zuerkannt.<br />

Der jetzt in Köln lebende Buchautor<br />

und Journalist wurde 1967 als viertes Kind<br />

einer zugewanderten iranischen Familie<br />

geboren. Die Familie verließ 1959 Persien.<br />

Vater und seine drei älteren Söhne sind als<br />

Ärzte tätig. Navid Kermani ist in Siegen<br />

geboren, aufgewachsen, hier besuchte er<br />

das Rosterberg Gymnasium und begann<br />

seine berufliche Karriere mit 15 Jahren in<br />

der Lokalredaktion der Westfälischen Rundschau Siegen.<br />

Aufmerksam wurde ich auf Navid Kermani, als er am<br />

23. Mai 2014 eine beeindruckende Festrede anlässlich der<br />

Feierstunde zum 65. Jahrestag des Grundgesetztes im Deutschen<br />

Bundestag hielt.<br />

Doch nun zum Messebesuch. Es ist schon sinnvoll in<br />

den frühen Morgenstunden anzureisen, wenn die Messehallen<br />

noch einigermaßen überschaubar sind und man sich<br />

in den langen Gängen einen ersten Überblick verschaffen<br />

kann. Je weiter die Zeit fortschreitet, umso voller wird es<br />

und zuletzt kann es schon zu einem, sich gegenseitigen<br />

Schieben ausarten. Trotz alledem ist es ein Eldorado an Büchern<br />

und dementsprechenden Bücherwänden und es überwältigt<br />

regelrecht. Ich liebe z. B. das „blaue Sofa“. Dort,<br />

im Übergang von Halle 5.1 zu 6.1, hat sich das ZDF mit<br />

dem Deutschlandradio etabliert und: „Wer dort sitzt“, heißt<br />

es, „hat es geschafft“! Ebenso: Wer dort einen Sitzplatz<br />

ergattert, hat in jedem Falle eine Ruhepause für die Füße<br />

geschafft! Dort erlebte ich die „Sternstunden“ der Literatur.<br />

Martin Walser plauderte genüsslich über seine einzeln<br />

erschienenen Werke. Ich erlebte einen mir vollkommen<br />

unbekannten und heute hochverehrten Christopher Clark.<br />

Er vermittelte mir seine Gedanken über die „Schlafwandler“<br />

und ein mir neues Preußenbild. Ich erlebte die Ausführungen<br />

von Reinhold Messmer, Ben Becker, Roger Willemsen,<br />

Nele Neuhaus und so viele mehr. Gespannt lauschte<br />

ich Norbert Lammert. Lutz Seiler erzählte von den vielen<br />

Gräbern unbekannter DDR-Flüchtenden an dänischen Küsten,<br />

und, und, und. Es sind Autoren mit ihren Geschichten,<br />

die neugierig auf Bücher machen. Es sind Geschichten und<br />

Erlebnisse, die in Worte gefasst ein spannend und dramatisches<br />

Leben und Wirken wiedergeben. Eigentlich sind alles<br />

nur Worte, die zusammengesetzt ein Neues ergeben. Es<br />

macht neugierig und es ist ein Gewinn zu erleben, wie die<br />

Wirkung der Worte verarbeitet auf uns Leser wirkt.<br />

52 durchblick 4/<strong>2015</strong><br />

Foto: Eva-Maria Herrmann


Fotos: Eva-Maria Herrmann<br />

Animefiguren, die an Computerspiele angelehnt oder aus Filmen übernommen sind<br />

Ich erlebte Menschen wie: Peter Scholl-Latour, Richard<br />

von Weizsäcker, Frank Schirrmacher, Harry Rowohlt oder<br />

Ottmar Schreiner. Viele inzwischen verstorbene Persönlichkeiten<br />

und ein jeder hinterließ einen Eindruck.<br />

Verwundert schauten die Besucher auf das farbenfrohe<br />

und oft irritierende Spektrum der flanierenden Jugendlichen<br />

auf dem Messegelände. Es breitet sich ein zunehmender<br />

„Verkleidungstrend“ aus. Darunter sind es wahrhaftige<br />

Kunstwerke von Manga- oder Animefiguren, die an Computerspiele<br />

angelehnt sind oder aus Filmen übernommen wurden.<br />

Cosplay nennt sich die japanische Verkleidungskunst.<br />

Bis ins 15. Jahrhundert reicht die Geschichte der Buch-<br />

messe in Frankfurt zurück. Als Johannes Gutenberg nur wenige<br />

Kilometer von Frankfurt entfernt den Buchdruck erfand,<br />

setzte er den Grundstein für die bis ins 17. Jahrhundert bedeutendste<br />

Buchmessestadt Europas. Frankfurt blieb es, bis<br />

die politischen und kulturellen Umwälzungen dieses Prädikat<br />

im 18. Jh. an Leipzig abgaben. Seit 1949 lebte jedoch die<br />

frühzeitliche Tendenz für Frankfurt wieder auf. 205 deutsche<br />

Aussteller kamen zur ersten Buchmesse im September in der<br />

Frankfurter Paulskirche der Nachkriegszeit zusammen. Mehr<br />

als 70 Jahre später ist die Frankfurter Messe die größte Buchmesse<br />

der Welt. Sie ist heute ein Markenzeichen und Vorbild<br />

eines internationalen Kulturevents. Eva-Maria Herrmann<br />

Buchbesprechung<br />

Nach „Historisches wird lebendig“<br />

und „Vergangenes kehrt<br />

zurück“ berichtet der Siegerländer<br />

Heimatschriftsteller Heinz<br />

Bensberg auch in seinem dritten Buch<br />

„So war es seinerzeit“ wieder über<br />

Kulturgut aus der Vergangenheit! Es<br />

soll Einblicke über das historische und<br />

gesellschaftliche Leben im Siegerland<br />

geben und dazu beitragen, die Vergangenheit<br />

etwas zu erhellen und will In-<br />

So war es seinerzeit<br />

Heinz Bensberg<br />

teresse wecken, auf eine Zeit, die lange<br />

zurück liegt. Wer weiß schon, dass der<br />

Erfinder des Flugzeugschleudersitzes<br />

ein Siegerländer war, der auch den (inoffiziellen)<br />

Weltrekord im Ballonfahren<br />

hatte. Oder, dass ein Siegerländer mit<br />

einem Holzvergaser-Traktor auf den<br />

Großglockner gefahren ist, ein Ofen den<br />

Busanhänger erwärmte und Schulkinder<br />

für den Briefträger den Weg im Schnee<br />

fest treten (dabbeln) mussten. ●<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 53


54 durchblick 4/<strong>2015</strong>


4/<strong>2015</strong> durchblick 55


Unterhaltung<br />

Bis zur letzen<br />

Wollmaus . . .<br />

Putzen: Last,<br />

Leidenschaft<br />

oder<br />

Meditation?<br />

Karikatur: Matthias Neuser<br />

Sind Sie mit ihrem halbwegs geordneten Chaos zufrieden,<br />

finden fast alles, was Sie suchen? Und Wollmäuse<br />

unterm Bett bringen Sie nicht um den Verstand?<br />

Aber bringt Sie überraschender Besuch zu Hause aus der<br />

Fassung? Dann müsste so ein rotierender Saugroboter die<br />

ideale Hilfe für ihren Haushalt sein, der im Alleingang den<br />

Staub vom Teppich aufsaugt. Besser wäre eine „Perle“, die<br />

heute kurzfristig übers Internet als „Helpling“ buchbar ist.<br />

Oder eine Frau Mrozek (Gott hab sie selig), die regelmäßig<br />

einmal in der Woche drei Stunden lang für die Sauberkeit<br />

bei uns zu Hause in den 60-iger Jahren in Düsseldorf zuständig<br />

war. Mit der man noch plaudern konnte, manchmal<br />

beim gemeinsamen Frühstück. Hier gab es oder gibt<br />

es noch eine gewisse Wertschätzung und ein gegenseitiges<br />

Vertrauen.<br />

Ist bei Ihnen alles wohlgeordnet und pikobello? Möchten<br />

Sie vom Fußboden essen können? Dann sind Sie eine<br />

schwäbische oder siegerländer Hausfrau bzw. Hausmann.<br />

Denn da gibt es kein Pardon. Mit Hingabe, fast schon peinlich<br />

pingelig sehen diese Menschen den Sinn des Lebens im<br />

Putzen. Zu festen Zeiten werden wöchentlich die gleichen<br />

Putzrituale durchgeführt. Auch wenn Besuch unangemeldet<br />

auftaucht: alles sauber, staubfrei und auf Hochglanz poliert.<br />

Das Wohnzimmer wirkt so aufgeräumt, als ob hier niemand<br />

wohnt. Es duftet nach Zitrone, also nach Sauberkeit. Im<br />

Bad ein Hauch von Chlor. Ich stelle mir so eine Hausfrau<br />

noch immer mit Turban auf dem Kopf, mit Kittelschürze,<br />

gelben Gummihandschuhen, in Clogs, Feudel, Putzlumpen<br />

und Eimer in der Hand vor. Wie köstlich sind diese Typen<br />

im Karneval immer wieder anzusehen und anzuhören, wenn<br />

sie von Macken ihrer Arbeitgeber aus dem Nähkästchen<br />

plaudern oder sich so ihre Gedanken über Gott, die Welt<br />

und die Politik machen. Als Schülerin brachte mich in den<br />

60-iger Jahren Frau Babbisch und Frau Struwwelisch (von<br />

Männern dargestellt) im Mainzer Karneval zum schlapplachen.<br />

Aber auch im Siegerland sind solche Putzteufel-Duos<br />

noch heute im 21. Jahrhundert erfolgreich unterwegs.<br />

Reinigungskraft, Putzfrau, wie heißt es offiziell? Viele<br />

Frauen verdienen sich hier in Mini-Jobs ein Taschengeld<br />

56 durchblick 4/<strong>2015</strong>


dazu. Oder aber der schnelle Euro auf die Hand ist immer<br />

verführerisch. Für beide Seiten. Im Hotelgewerbe, Betrieben<br />

oder Krankenhäusern sind inzwischen die offiziellen<br />

Arbeitsstellen – meist outgesourct – also die Jobs laufen<br />

über Subunternehmer. Doch hier wird die Zeit unnachgiebig<br />

getaktet. Drei oder fünf Minuten pro Raum. Wer länger<br />

braucht, ist selber schuld. Ein Knochenjob. Und wie einfach<br />

machen es sich diejenigen, die den Dreck verursacht<br />

haben mit ihrer oft gnadenlosen und lautstarken Kritik. In<br />

Kliniken hört jedoch der Spaß bzw. der Sparwahn der Auftraggeber<br />

auf. Gründlich und billig geht eben nicht.<br />

Schon die Kölner träumten von Heinzelmännchen, die<br />

über Nacht wie von Geisterhand alles aufräumten und<br />

die unbequeme Arbeit erledigten. Der Heinzelmännchenbrunnen<br />

vor dem Brauhaus Früh gibt Zeugnis von diesem<br />

Wunsch oder Märchen.<br />

Denn man war faul und legte sich / hin auf die Bank und<br />

pflegte sich. / Da kamen bei Nacht, / ehe man´s gedacht, /<br />

die Männlein und schwärmten / und klappten und lärmten<br />

/ und rupften und zupften / und hüpften und trabten. / Und<br />

eh ein Faulpelz noch erwacht, / war all sein Tagwerk bereits<br />

gemacht. Heißt es im Gedicht von August Kopisch.<br />

Und der Traum endet:<br />

„O weh! Nun sind sie alle fort. / Man kann nicht mehr wie<br />

sonsten ruhn, / man muss nun alles selber tun.“<br />

Vielleicht stammt hierher der legendäre Ausdruck vom<br />

„Kölschen Wisch“, wo es mit der Sauberkeit nicht so genau<br />

genommen wird. So kann man noch heute von eher protestantisch<br />

geprägten Gegenden hören, dass hier das Putzen<br />

eine wichtigere Rolle spielt als in katholischen.<br />

Ganz ausgestorben sind die Heinzelmännchen<br />

aber noch nicht. In Siegen gibt es seit einiger Zeit<br />

die „Heinzelwerker“ im Haus Herbstzeitlos, die<br />

Senioren bei kleineren Reparaturen oder Problemen<br />

im Haushalt unentgeltlich zur Seite stehen.<br />

Apropos „Kölscher Wisch“: den WGs, also<br />

Wohngemeinschaften vor allem für Studenten, wird<br />

dieser Putzstil immer noch nachgesagt. Dreckiges<br />

Geschirr in der Badewanne gestapelt, überquellende,<br />

übel riechende Kühlschränke, Schmutzwäsche<br />

stapelt sich um Betten und Bad, bis sie endlich mal<br />

in den Waschsalon gebracht wird. Die Klos: „kein<br />

Kommentar“. Dass hier, trotz „To-do Liste“, wer<br />

ist wann für was zuständig, die Reinlichkeit baden<br />

geht, scheint vorprogrammiert. „Denn je höher der<br />

Bildungsgrad, desto schlechter putzen die Leute“<br />

stellt Nicole Karafyllis in einem Interview mit der<br />

Süddeutschen Zeitung fest. Und Professorin Karafyllis<br />

muss es wissen, sie hat sich als Professorin<br />

an der TU Braunschweig mit dem Thema Putzen<br />

als Kulturtechnik wissenschaftlich auseinandergesetzt*).<br />

Sie ist eine Frau, die dazu steht, dass sie<br />

leidenschaftlich gerne putzt. Sie sagt, dass man<br />

Putzen als eine Art Meditation erfahren könne:<br />

„weil die Dinge, die einen umgeben, ganz bewusst<br />

wahrgenommen werden, denn zum Saubermachen<br />

muss ich sie regelmäßig anfassen.“ Heute gibt es<br />

aber auch Studenten-WGs, die „clean“ sind und<br />

an der auch die WDR-Superhausfrau Yvonne Willicks ihre<br />

Freude hätte. Denn nach all den Kochsendungen gibt uns<br />

Fernsehzuschauern Frau Willicks seit einigen Jahren auch<br />

Nachhilfe im Haushalt und beim Reinigen.<br />

Putzen ist auch heute noch meist ein weibliches Thema.<br />

Nicole Karafyllis sagt „ Ja, aber wenn Männer putzen,<br />

dann sehr systematisch. Sie sehen es als wissenschaftliches<br />

Problem an, als Herausforderung. Sie brauchen viel<br />

länger als Frauen und putzen oft gründlicher. Sie verwenden<br />

Spezialmittel und kaufen sofort einen Hochdruckreiniger.“<br />

Vielleicht hat sie recht.<br />

Ob heute im 21. Jahrhundert Roboter den Haushalt erledigen<br />

können? Als Rasenmäher oder Staubsauger entlasten<br />

diese kleinen Dienstleister vielleicht den Gärtner oder die<br />

Hausfrau. Beim Herd hilft die „Pyrolyse“, den Backofen<br />

regelmäßig zu säubern. Immer mehr elektrischer Schnick-<br />

Schnack erobert die Küche. Google und Co. wollen in Zukunft<br />

alles bei uns zu Hause digital erledigen: Einkaufen,<br />

Heizen, das vorbereitete Menü auf den Punkt zubereiten,<br />

die Wasch- und Spülmaschine bedienen. Aber beispielsweise<br />

Bügeln, Ein- und Aufräumen, Staubwischen, Putzen von<br />

Bad und Küche fordern noch Handarbeit und ein Gespür für<br />

individuelle Aufgaben. Und überhaupt, möchten wir alles<br />

dem Netz überlassen? Die guten Geister im Haus wären<br />

dann Bits und Bytes. Und Kollege Roboter übernimmt das<br />

Kommando. Wollen wir das? Skepsis ist angebracht.<br />

Tessie Reeh<br />

*) Süddeutsche Zeitung Magazin Nr. 28. Juli <strong>2015</strong>; Nicole Karafyllis: „Putzen als Passion“<br />

Verlag Kadmos 2013<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 57


Gesellschaft<br />

Reparieren ist angesagt<br />

Kindergarten besucht das Repaircafé in Siegen<br />

Zwanzig quirlige Kindergaren-Kids laufen in gesitteten<br />

Zweierreihen vom Bus ins Mehrgenerationenzentrum<br />

MGZ in der Siegener St. Johann-Strraße 7.<br />

Ziel ist das bereits im August eröffnete „Repaircafé“ des Vereins<br />

Alter Aktiv. Dort entdecken sie gleich die Arbeitstische<br />

mit allerlei Werkzeug darauf. Doch ehe sie sich das alles<br />

genauer anschauen<br />

dürfen,<br />

bringt<br />

Günter<br />

Westerholt,<br />

Diakon der<br />

Kirchengemeinde<br />

und<br />

Hobbytüftler,<br />

sie ins<br />

Technik ist spannend<br />

Bistro des<br />

MGZ. Zu einem „Repaircafé“ gehört wie der Name schon<br />

sagt, natürlich auch ein Café. Zuerst erfahren die kleinen Besucher<br />

bei Limo und Keksen, was die Experten des „Repaircafés“<br />

so alles machen und warum sie das tun. Sie hören, dass<br />

alle elektrisch betriebenen Kleingeräte einen Motor haben,<br />

der kann kaputt gehen oder einen Kabelschaden haben. Auf<br />

die Frage von Günter Westerholt: „Wenn der Motor keinen<br />

Strom bekommt, was passiert dann?, wissen die Kids sofort<br />

eine Antwort. „Nichts geht mehr“. Im „Repaircafé“, so erfahren<br />

die Kinder, versuchen die Experten herauszufinden,<br />

warum der Motor nicht mehr läuft. Dazu muss man aber<br />

das Gerät aufschrauben können. Das geht leider nicht bei<br />

allen Geräten. Was sonst noch so an elektrischen Helfern im<br />

Haushalt und auch an Spielgeräten kaputtgehen kann, auch<br />

das wisssen die Kinder ganz genau. Sie wissen auch, dass<br />

die kaputten Sachen dann meist im Müll landen und finden<br />

es toll, dass sie wieder ganz gemacht werden können. Wie<br />

einfach das manchmal geht, werden sie gleich erfahren.<br />

Gestärkt geht es ab zu den Tischen mit den Werkzeugen<br />

und Geräten. Hier wird es dann richtig spannend: Was<br />

ist ein Spannungsprüfer? Wozu braucht man den, und wie<br />

funktioniert der? Das zeigt der Experte den Kindern am<br />

Beispiel einer Glühbirne. Der Spannungsprüfer zeigt Grün,<br />

das heißt, die Lampe ist ganz und leuchtet. Was kann man<br />

alles mit einem Lötkolben anfangen? Wozu braucht man<br />

den? Auch das wird den Kindern vorgeführt. Was braucht<br />

man zum Öffnen der Elektrogeräte? Einen Schraubenzieher,<br />

richtig! Vieles können die Fünfjährigen schon selbst<br />

zuordnen und sind ganz bei der Sache.<br />

In einem nächsten Raum liegt ein auseinandergenommener<br />

kleiner Motor. Den haben Jugendliche ausgebaut, die<br />

hier auch werkeln und basteln. Im Innern des Motors entdecken<br />

die Kinder Kupferdraht, wertvoller Rohstoff also, wie<br />

Foto: Anne Alhäuser<br />

Foto: Anne Alhäuser<br />

Günter Westerholt ihnen erklärt. „Und wo landet so ein kaputtes<br />

Ding?“ fragt er. „Im Mülleimer“, antwortet eines der<br />

Kinder. „Und dann im Müllauto“, weiß ein anderes. „Ja, und<br />

dann?“ „Auf der Müllhalde!“ Auch das wissen die Kinder<br />

sehr genau. Ja, aber wieso ist das ein Problem? Das erklärt ihnen<br />

Günter Westerholt ausführlich. Rohstoffe werden immer<br />

weniger. Wenn wir die kaputten Geräte einfach wegwerfen,<br />

vernichten wir damit auch die wertvollen Rohstoffe, die noch<br />

darinstecken. „Und was machen wir, wenn es keine Rohstoffe<br />

mehr gibt?“, fragt Westerholt. „Dann gehen wir auf<br />

die Müllhalde und holen sie wieder raus“, erwidert ein ganz<br />

pfiffiges Kerlchen. Alle haben schnell begriffen, worum es<br />

im „Repaircafé“ geht. Reparieren statt wegschmeißen, Rohstoffe<br />

erhalten statt sie zu vernichten.<br />

An einem anderen Tag waren überwiegend „Oldies“ im<br />

„Repaircafé“. Neben einem wunderschönen alten Kofferradio<br />

aus den Sechzigern, das ein Senior repariert haben wollte,<br />

schoss an diesem Tag ein alter Plattenspieler aus den fünfziger<br />

Jahren den Vogel ab. Sein auch schon in die Jahre gekommener<br />

Besitzer gab an, dass er wohl noch einwandfrei liefe,<br />

aber die Lautstärke leider nicht mehr verstellbar sei. Das<br />

alte, spröde gewordene Bakeliträdchen zur Lautverstellung<br />

saß fest. Es würde mit hoher Wahrscheinlichkeit zerbrechen,<br />

wenn man es mit Gewalt zu lösen versuche. Zu schade! Zur<br />

Freude seines Besitzers gelang es einem Experten, einen alten<br />

quietschgelben CD-Player wieder ans Laufen zu bringen.<br />

So wechseln sich Erfolg und Misserfolg ab.<br />

Was wie eine „nette Beschäftigungsidee“ daherkommt,<br />

ist sicher nicht die Lösung von Zukunftsproblemen, aber<br />

ein Anstoß zum Umdenken. Das haben die Erzieherinnen<br />

des Rosterberg-Kindergartens erkannt und pädagogisch genutzt.<br />

Ein „Repaircafé“ gibt es auch in Hilchenbach.<br />

Öffnungszeiten siehe Seite 58 Anne Alhäuser<br />

58 durchblick 4/<strong>2015</strong>


Mundart<br />

Guck e Loch en de Loft!<br />

Du kaast m’r’mo helfe d’r Desch ze decke”, säde<br />

min Groasmodder, “Am Nommedach komme Nochberschfroue<br />

zom Kaffegladsch, he, nemm d’r en<br />

Schdol on hoal m’r oawe ussem Kescheschrank dat gore<br />

Kaffegescherr met däm bloue Mosder droff, geff awer achde,<br />

dat d’r niks ronner fällt, dat woare’mo e Gressdachsgeschenk<br />

fa de Kenner. Jo, on of det Fosbänkche schdellsde<br />

noch d’r Botzaimer met Wasser, de Websli brenge secherlich<br />

all Blome uss earem Garde met.”<br />

”Minn - na! Minn - na!”, hoarden m’ r itz de Nochbersch<br />

fa näwe’a ussem Fesder russ brelln, “Dat Glai ka bi mier em<br />

Garde noch Erbearn blecke, da häsde wat foar’en Borem,<br />

on ech bru’ch d’r kän Blome metzebränge.”<br />

Zwo groase Bleche met Heaweko’che hadde min Groasmodder<br />

gebacke, da met foarhear gekochdem Fanillepudding<br />

beschdreche, ai d’rfa belät met Äbbeln on so fel Rosine on Korinde,<br />

darr’ech di net all zealn konn. Of däm annern logen decke<br />

Schdraisel of de Äbbel, on merrem näjje A’schdricherspinsel<br />

duerfde ech di Ko’che met Zuck’rguss englaisdern, äwefalls<br />

dä groase Schokelade - Kasdeko’che; zwescherduerch fräjjde<br />

sech min Zung awer och ewern Pinselschdrech.<br />

Als de Wibsli all am Desch soasen, wuer d’r gore Boanekaffe<br />

ussgechott, on nuer dofoar de glaine Schoddel met<br />

seser Schlachsane remgeraicht. D’r Erbearn-Borem kom<br />

got a, d’r zwode Offguss fam Boanekaffe och noch, dono<br />

wuer Zichorje bigemescht. Ech ha min Ko’che langsam ferdreckt<br />

em alles metzegrijje, wat de Wibsli ewer annern Li<br />

ze schwätze hadden; doch da säde ain fa dä Froue: “Glaine<br />

Kässelcher ha och Oarn!”, itz min Groasmodder zo mier;<br />

“Gear Du itzend emo russ!”“ Ich weiß aber nicht, was ich<br />

draußen machen soll?” “Guck e Loch en de Loft, da häsde<br />

wat ze do!” Ech geng!<br />

Awer dat met däm Loch en de Loft gucke woar garnet so<br />

aifach. M’r sog jo niks! Ech schlech mech da foarsechdich<br />

onner de Fesdern hear, bleb decht a d’r Wand a ainem wat<br />

offe schdonn hocke, on so gräj ech doch noch dä ganze<br />

Kladeradatsch ewer de Nochberschaft met. Fam Lisbeth d’r<br />

Ma well sech schaire loase, det Malche grijjt e Kand fam<br />

nem beschdade Ma, on ain Frou härre Kend gräje, darr’es<br />

net ganz rechdich em Kobb, nä, di Frou ka ainem ächt<br />

laid do; doch da gnallde det Fesder zo on de Groasmodder<br />

schannde; “So’ e glai Schennos!” Ech zog huerdich am<br />

Dobbelhuss foarbi, on wail dä Geroch fa fresch gebackene<br />

Waffeln derekt en min Na’s zog, mosde ech hosde, do guckde<br />

awer och schoa di Frou ussem Fesder, lachde on frogde:<br />

“Wedde en Waffel?” Min Kobb neckde fa alaij on si säde:<br />

”Gear hennert Huss, sätz dech of’et Bänkelche am Desch.<br />

Ech soas kumm, do gräj ech och schoa en Däller met zwo<br />

groase Waffeln decke met Puderzuck’r belät. “Danke!”, säde<br />

ech - woar jo got erzoge - on si: “Loss d’r’t schmäcke!”<br />

Hädde di gewosst, darr’ech mech schetteln mossde, wann a<br />

min Lebbe Puderzuck’r kom, hädde se sech dä schbarn konn.<br />

So nom ech ain Waffel no d’r annern, holde deef Loft, ha<br />

ewer de Waffeln gebloase, dat da gob en decke wisse Wolke,<br />

schwinn noch emo doren gebloase on so hadde ech, one<br />

darr’ech wat d’rzo konn, of aimo min Loch en d’r Loft em<br />

wisse Puderzuck’r! - Wä mier dat glaubt? - Probieren geht<br />

über studieren! <br />

Gerda Greis<br />

Bim Frisör<br />

Fröher sin min Frau on ech bi schöenem Wäer oft ob<br />

de Dörnschlade gefahrn. Do konn mer so schör laufe,<br />

die Wäj sin all zemlich flach on dat es jo vor ällere Lü<br />

got . On wenn mer möh worne, da satte mer os ob än va dä<br />

gemötliche Bänke und beguckte os die schöne Gäjend. Da<br />

konn mer so schör d`r Kindelsberg seh on die Martinshaardt<br />

on mer konn sin Gedanke so rechtig schweife loase.<br />

Die Dörnschlade, dat wor so`n rechtiger Geheimtip vor die<br />

Seejerlänner, vor allem die Geisweier worne oft do orwe azetreffe.<br />

So soße mir, min Frau on ech och eines Tages werrer<br />

ob oser Bank on onnerheele os, do kome Lü vorbie, die worne<br />

och va der Geiswei, mir kannte os, awer mir hadde os lang net<br />

geseh, Die Lüh sadde sich bie os on mir säde:“Da moß mer<br />

ob de Dörnschlade fahrn öm sich mo zo treffe“. Dat Gespräch<br />

drähte sich da öm allerlei Sache. Die Frau guckte min Frau a on<br />

sääte. „Wordst Du och bim Frisör ? No welchem Frisör gehst<br />

Du da?“ Min Frau säte wo mir hingenge on do stallte sich ruß,<br />

dat die Lü derselbe Frisör hatte wie mir. On do verzäelte se<br />

os :“ Mir worne ho de morje bim Frisör. On do es os e Denge<br />

passiert, wenn ech dodra denke, moß ech jetzt noch lache. Weil<br />

mir ömmer zosame goh, wern mer och ömmer va derselbe<br />

Frisörin bedent. Eh der Zitt, wo ech verarbt wern, setzt min<br />

Mah em gliche Raum henner mir on lest de Zeidung. On wie<br />

die Frisöse so ah mir am arwe eß, hörn ech plötzlich wie einer<br />

ganz laut schnarcht. Ja, dochte ech, söll he da egeschlofe sin?<br />

Dat Schnarche nohm gar kei Änn. Mir wurde die Sache zo<br />

bont on ech konn mich net hale onn ech reef ganz laut: Wilhelm<br />

schlöfst Du ? Do reef min Mah zoröcke: Ech schloofe<br />

doch net. Ech reef: Awer wat es dat da vor ä Geräusch wat ech<br />

hörn? Do reef min Ma: Dat es doch die Kaffeemaschin, die<br />

stärt he newe a. Ech reef: Ech dochte, Du wördst am scharche<br />

on do hammer all ganz fürchterlich gelacht.“<br />

Wie mir die Geschechte gehort hadde säde min Frau zo<br />

der annern Frau: „ Mir ha dat Geräusch och schor gehort.<br />

Dat hört sich awer wirklich wie Schnarche ah.“ On do han<br />

mer allemann orndlich gelacht. Otto Schneider<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 59


Schuer<br />

ir Jonge


Henner on Frieder<br />

sin werrer do . . .<br />

Groß war die Neugier vieler Siegener und der Medien<br />

am 10. September um die Mittagszeit an Transport,<br />

Montage und Verhüllung von Henner und Frieder.<br />

Nach zweijährigem Exil von Berg- und Hüttenmann im Bauhof<br />

wurden die lebensgroßen Bronzefiguren - von Friedrich<br />

Reusch 1902 geschaffen - auf der neuen Oberstadtbrücke<br />

aufgestellt. Erst am späten Nachmittag wurden Henner und<br />

Frieder mit Bergmannskapelle und Ansprache von Bürgermeister<br />

Mues offiziell feierlich enthüllt. Die symbolträchtigen<br />

Standbilder, die an die Tradition von Erzbergbau und<br />

Eisenverhüttung in der Region erinnern, stehen nun im Fokus<br />

neben den „Neuen Ufern“, der neuen Stufenanlage am<br />

Siegufer. <br />

Fotos und Collage: Tessie Reeh


Aus dem Siegerland<br />

Der Siegener Religionsvergleich<br />

So geschehen in der Gräflich Nassauischen Stadt Siegen<br />

Als anno 1648 durch den Vertrag von Münster<br />

und Osnabrück der 30-jährige Krieg beendet wurde,<br />

sorgt ein Passus dafür, dass in Siegen und dem<br />

Siegerland der Frieden keineswegs einkehrte. Es<br />

war dies die Bestimmung, wonach das Jahr 1624 als<br />

„Normaljahr“ zu gelten hatte. Der genaue Stichtag<br />

war der 1. Januar diesen Jahres. Die Kirchen und<br />

aller materieller Besitz sollten derjenigen Konfession<br />

zugesprochen werden, die sie am genannten Tag<br />

innegehabt hatte. Festgeschrieben war damit auch<br />

die Religionsausübung.<br />

Ein Jahr zuvor, also 1623, war Graf Johann der<br />

Mittlere gestorben. Er hinterließ die Grafschaft Nassau-Siegen<br />

seinen Söhnen Wilhelm, Johann Moritz<br />

und Johann zu je einem Drittel. Letzterer, elf Jahre<br />

zuvor zum Katholizismus übergetreten, erkannte<br />

das Testament nicht an und übernahm als „Johann<br />

der Jüngere“ dank kaiserlicher Rückendeckung die<br />

Regentschaft in Nassau–Siegen. Zunächst versicherte<br />

er, jedem Einwohner seinen Glauben zu lassen. Da<br />

Graf Wilhelm, genannt „der Reiche“, 90 Jahre zuvor<br />

im Land die Reformation eingeführt hatte, waren fast<br />

alle Einwohner evangelisch.<br />

Das später so wichtige Jahr 1624 und auch das<br />

Jahr 1625 vergingen, ohne dass sich an diesem Zustand<br />

etwas änderte. Ein Jahr später war dann aber<br />

für Johann der Zeitpunkt zum Handeln gekommen.<br />

Er verbot, einen anderen Gottesdienst als den<br />

katholischen abzuhalten. Die reformierten Geistlichen<br />

wurden vertrieben. Sechs Jahre später zog sein<br />

Halbbruder Johann Moritz mit Hilfe der Schweden<br />

in Siegen ein und stellte den gehabten Zustand wieder<br />

her. Drei Jahre danach – die Schweden waren<br />

weg und die Kaiserlichen hatten wieder das Sagen –<br />

führte Johann der Jüngere erneut das Zepter. Unter<br />

den Einwohnern schloss sich eine Anzahl ebenfalls<br />

dem Katholizismus an.<br />

Es war beim „Westfälischen Frieden“ ausdrücklich<br />

verboten worden, den Stichtags-Zustand mit<br />

Gewalt wieder herzustellen. Im Zweifelsfalle sollten<br />

Gerichte entscheiden. Doch die reformierten Grafen<br />

suchten eigenmächtig dasjenige zu erreichen, was<br />

ihrer Konfession zugesprochen war. Sie scheuten<br />

nicht davor zurück, Kirchengüter zu zerstören. Auch<br />

innerhalb der Bevölkerung gab es beinahe ständig<br />

kleinliche Zänkereien und Schmähungen der Religion<br />

der anderen. Gröbere Streitigkeiten endeten<br />

nicht selten in körperlichen Auseinandersetzungen.<br />

Schließlich waren sogar Tote innerhalb der Stadtmauern<br />

zu beklagen. Dies war der Zustand in Siegen,<br />

als man sich Ende 1651 nicht zuletzt dem Druck der<br />

Kirchen und der staatlichen Obrigkeit beugte und<br />

zu Friedensverhandlungen traf. Der nachstehende<br />

Bericht beschäftigt sich mit dem Ergebnis.Ulli Weber<br />

Foto: Hartmut Reeh<br />

Mit dem Satz „So geschehen in der Gräflich Nassauischen<br />

Stadt Siegen auf dem Rathaus, den 11.<br />

Dezember 1651“ endet die achtfach gesiegelte<br />

Urkunde. Die gleiche Anzahl Unterschriften trägt das siebenseitige<br />

Dokument, welches im Staatsarchiv zu Münster<br />

aufbewahrt wird. Unterzeichner sind die Nassauischen<br />

Grafen Johann Franz, Ludwig Henrich, Johann Moritz,<br />

Geörg Fritz und Ludwig sowie Ernestine von<br />

Ligne, Gräfin zu Nassau-Siegen. Daneben trägt der<br />

Vertrag die Unterschrift des Fürsten Johann Ludwig<br />

von Nassau sowie die des<br />

„abgeordneten, geheimen Raten<br />

dem wohledlen und hochgeehrten<br />

Herrn Sebastian Wilhelmen<br />

Meell“ 1).<br />

Gräfin Ernestine hat den<br />

Vertrag neben ihrem Sohn<br />

Johann Franz (Desideratus)<br />

unterzeichnet, da dieser zum<br />

Zeitpunkt der Vereinbarung<br />

erst 24 Jahre alt war. Sein Vater,<br />

Johann VIII (der Jüngere), war am 17.07.1638 verstorben.<br />

Nach dem Tode von Johann VII (dem Mittleren) am<br />

27.09.1623, kam es in der Teilgrafschaft Nassau/Siegen<br />

zu jahrelangen Erbstreitigkeiten, da die Söhne zwei Testamente<br />

und den Erbvertrag vom 31.12.1617 vorfanden 2) .<br />

Johann VIII war am 09.12.1612 in Rom zum katholischen<br />

Glauben übergetreten. Sein Vater und seine<br />

Geschwister folgten der reformierten Lehre. Daher<br />

kam es nach 1623 zu heftigen religiösen Auseinandersetzungen.<br />

So wurde beispielsweise im Jahr<br />

1632 in Netphen der katholische Pfarrer Leichlein<br />

entlassen. Das gleiche Schicksal hatte<br />

in 1626 sein evangelischer Amtskollege<br />

von Irmgarteichen,<br />

Justus Sartorius, erfahren.<br />

Johann Moritz unterzeichnete<br />

die Urkunde vom Dezember<br />

1651 noch als Graf von Nassau.<br />

Die Erhebung in den Reichsfürstenstand<br />

erfolgte erst ein<br />

Jahr später, am 25.11.1652.<br />

Zweiglaubenskirche in Wilnsdorf Rödgen<br />

62 durchblick 4/<strong>2015</strong>


Fürst Johann Ludwig war Landesherr von Nassau-<br />

Hadamar und ein Onkel von Graf Johann Moritz. Er war<br />

im Jahre 1629 zum katholischen Glauben übergetreten und<br />

hatte als einer der Kaiserlichen Bevollmächtigten an den<br />

Friedensverhandlungen in Osnabrück und Münster teilgenommen.<br />

Wegen der wechselseitigen Verletzungen innerhalb<br />

des Regentschaftsgebietes der Grafen von Siegen, war<br />

eine Übereinkunft dringend geboten.<br />

Vier Jahre hatten die Abgesandten des Habsburger Kaisers,<br />

des Königs von Schweden, der Herzöge, Fürsten und Grafen<br />

aus Deutschland und den angrenzenden Ländern in Münster<br />

und Osnabrück verhandelt.<br />

Endlich, am<br />

24. Oktober des Jahres<br />

1648, wurde im großen<br />

Sitzungssaal des Rathauses<br />

zu Osnabrück<br />

der Vertrag unterzeichnet,<br />

der als „Westfälischer<br />

Friede“ den<br />

30-jährigen Krieg beendete.<br />

Neben territorialen<br />

und politischen Regelungen<br />

enthielt das<br />

Dokument auch Vereinbarungen<br />

über das<br />

religiöse Zusammenleben<br />

von Katholiken,<br />

Lutheranern und Calvinisten.<br />

Deutschland<br />

Letzte Seite des<br />

Siegener Religionsvergleichs vom 11.12.1651<br />

hatte durch den 30-jährigen<br />

Bruderkrieg etwa<br />

ein Drittel seiner Bevölkerung<br />

verloren, kein anderes europäisches Kulturland<br />

verzeichnete derartig großflächig volksentleerte Räume.<br />

Das gesamte Siegerland war im 30-jährigen Krieg mehrfach<br />

von rivalisierenden Truppen besetzt und ausgeplündert<br />

worden. Wechselten die Herren der Grafschaft die Konfession,<br />

so führte dies zu einer religiösen Umorientierung der Bevölkerung<br />

(Cuius regio eius religio). Wilhelm Ochse, Pfarrer zu St.<br />

Marien in Siegen, schildert in der im Jahr 1946 erschienenen<br />

„Kirchlichen Heimatkunde“, wie problematisch das Zusammenleben<br />

zwischen den Anhängern der verschienenen Bekenntnisse<br />

auch nach Abschluss des „Westfälischen Friedens“<br />

im Siegerland war 3) . Die Gespräche, die dem „Siegener Religionsvergleich“<br />

vorangingen, zogen sich über Monate hin.<br />

Als Verhandlungsergebnis wird zunächst festgehalten, dass<br />

die „catholische“ Bevölkerung in der „Sanct Johannes Kirchen<br />

Predigen, Kinder lehren, Meeßen sowie Vesper- und Abendgebete<br />

abhalten kann“. Daneben Eheeinsegnungen, Kindertaufen,<br />

Beichten und Communidiren, alles, „mit oder ohne gesäng<br />

und musikhalten“. Den „Reformirta“ wird gestattet, dass sie<br />

ihre vor- und nachmittägige Predigt und ihre Betstunden ungehindert<br />

abhalten können. Bei „Verrichtung der Catholischen<br />

Gottesdienste haben in und außerhalb der Kirchen alle Verspott,<br />

Lach, Behönung und Getümmel“ zu unterbleiben.<br />

In den St.-Martinus-Kirchen (Siegen und Netphen, d. V.)<br />

sollten Christen beider Konfessionen ungehindert die Glocken<br />

läuten dürfen und „beiderseits Geistliche sich keiner<br />

Disposition oder geistlicher Jurisdiction über<br />

des anderen Religionsverwandten anmaßen“. Die<br />

Johanneskirche zu Siegen wurde der katholischen<br />

Bevölkerung zugeordnet, die Siegener Martinikirche<br />

und die Nikolaikirche gingen in das alleinige<br />

Eigentum der Reformierten über.<br />

Besonders problematisch war es im „Johannland“,<br />

wo unter dem katholischen Landesherrn<br />

(Johann Franz) viele Reformierte lebten, die<br />

auch die Nutzung der Kirchen beanspruchten. Im<br />

Staatsarchiv zu Münster befinden sich Schreiben<br />

der Gräfin Ernestine vom 22. und 27. Juni 1651,<br />

in denen Ernestine sich über den calvinistischen<br />

Prädicanten Johann Jahn beschwert: „... wie uns<br />

hochbefremdlich vorkommen, dass er, ohnverachtet<br />

an ihn vorhin abgegangenen Verbot, sich<br />

wiederum in die Kirch zu Irmgarteichen und Netphen<br />

und weiterer Kirchen und Kapellen ohne<br />

unser Vorwissen und Begrüßung eingedrungen<br />

und des calvinistischen Kirchendienstes sich angemaßt“<br />

4) . Ernestine bezeichnete Johann Jahn<br />

als halsstarrigen, friedbrüchigen, ungehorsamen<br />

Rebellen und Aufwiegler. Die in Siegen getroffene Vereinbarung<br />

führte dazu, dass die unter dem Patronat des Bischofs<br />

Martin von Tours stehende Netphener Kirche sowie die Kirche<br />

von Rödgen von beiden Konfessionen genutzt wurde.<br />

Leider waren beiderseits die Verletzungen so groß, dass es<br />

noch viele Jahre dauerte, bis es zu einem brüderlichen Nebeneinander<br />

in der Teilgrafschaft Siegen kam. Die Vereinbarung<br />

vom 11.12.1651 stellte jedoch den Beginn einer positiven Entwicklung<br />

dar, die Weihnachtsbotschaft der Engel, „Friede auf<br />

Erden“, in die Tat umzusetzen.<br />

Heinz Stötzel<br />

Literatur- und Quellenverzeichnis: 1.) Siegener Religionsvergleich vom 11. Dezember<br />

1651, Original im Staatsarchiv Münster, Abt. Fürstentum Siegen, Nr. 498 b. 2.) Lück, Alfred<br />

Siegerlande und Nederland, 1981, Seiten 99, 100. 3.) Ochse, Wilhelm Kirchliche Heimatkunde,<br />

1946, Seiten 110 bis 121. 4.) Schreiben der Gräfin Ernestine von Nassau vom<br />

27.06.1651, Original im Staatsarchiv Münster, Abt. Fürstentum Siegen, 9.5 Nr. 7.<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 63


ABC<br />

Was kann Ihnen alles<br />

Freude bereiten? Notieren<br />

Sie Ideen von<br />

A-Z. Alles ist erlaubt.<br />

A - z.B. Auto fahren<br />

B - z.B. Blumen<br />

C _________________<br />

D _________________<br />

E _________________<br />

und so weiter bis Z<br />

Sie trainieren:<br />

Assoziatives Denken,<br />

Wortfindung<br />

Gedächtnis<br />

training<br />

Lösungen Seite 82<br />

Gespiegelte Wörter<br />

Das Wort auf der linken Seite ist dreimal in der Buchstabenzeile rechts daneben versteckt. Unterstreichen<br />

Sie es, aber Achtung das linke Wort steht in der Buchstabenzeile spiegelverkehrt.<br />

HERBST <br />

NKSJJHGNTSBREHNKFJSHFUNFKDJTSBREHBCJDHFPOFTSBREHKFJ<br />

LAUB LSKJFKDFJOEIBUALPWOEETINFCSKDLBUALÜWWFKDHFKABUALOSK<br />

RECHEN KJFKSDISOIRPKBJDDINEHCERÖLDNEHCERPWINJVBRURECNEHCER<br />

VOGELPSDKSKVOLEGOVJHAÖAÜANJRVOEBJYSJLEGOVLLOOVVLEGOVÜLKJ<br />

SONNE <br />

ENNOSHFDSPWEURIETNKPENNOSFKDSFLAÜWPRIOENNOSKOEIREO<br />

Sie trainieren: Wahrnehmung und Konzentration.<br />

Um die Ecke gedacht<br />

Was wird hier auf rätselhafte Weise gesucht? Es ist was es ist und es<br />

ist doch etwas anderes.s auf !<br />

1. himmelfarbiges nicht weibliches Wesen <br />

2. Flussüberquerungsmöglichkeit für Pferde ähnliche Tiere <br />

3. Kinderspielgerät in der Stadt der Filmstars <br />

4. belesenes Kriechtier <br />

5. Essbefehl zu einem weichen Material <br />

6. beschmutztes Organ <br />

7. Aufbewahrungsort für einen Körperteil <br />

8. Vereinigung von Schließhilfen <br />

9. Körperteil eines Abfüllbehälters <br />

10. lautes Gerumpel zu später Stunde <br />

Sie trainieren: Denkflexibilität, Wortfindung, assoziatives Denken<br />

db-Foto:<br />

Die Übungen wurden<br />

zusammengestellt<br />

von:<br />

Gedächtnistrainerin<br />

Anja Freundt<br />

Mitglied im Bundesverband<br />

Gedächtnistraining e.V.<br />

Im Stummefeld 7<br />

57072 Siegen<br />

0271-317082<br />

Kurse<br />

Gedächtnistraining:<br />

Katholisches<br />

Bildungswerk Siegen,<br />

SeniorenServiceStellen<br />

Hilchenbach,<br />

Netphen,<br />

oder auf Anfrage<br />

64 durchblick 4/<strong>2015</strong>


Zuordnen<br />

Es gibt Städte, die man an kurzen<br />

Beschreibungen erkannt. Z.B. Stadt<br />

der tausend Brücken - Venedig.<br />

Ordnen Sie die folgenden Beinamen<br />

den entsprechenden Städten zu!<br />

1. Ewige Stadt<br />

2. Walzerstadt<br />

3. Stadt der Liebe<br />

4. Stadt am Bosporus<br />

5. Lebkuchenstadt<br />

6. Tor der Welt<br />

7. Beethovenstadt<br />

8. Lutherstadt<br />

9. Marzipanstadt<br />

10. Elbflorenz<br />

11. Big Apple<br />

12. Mainhatten<br />

13. Schlüssel zum Tor der Welt<br />

14.Eulenspiegelstadt<br />

15.Rattenfängerstadt<br />

Wittenberg, Lübeck, Bremen, Bonn,<br />

Hamburg, Dresden, Istanbul, Mölln,<br />

Paris, New York, Wien, Nürnberg,<br />

Hameln, Frankfurt/Main Rom,<br />

Sie trainieren: Langzeitgedächtnis,<br />

Zusammenhänge entdecken<br />

Vervollständigen Sie<br />

die Sprichwörter<br />

1. Wer rastet, der<br />

2. Der Apfel fällt <br />

3. hat Gold im Mund.<br />

4. kein Preis.<br />

5. Abwarten und <br />

6. Tadeln ist leicht, <br />

7. Was sich liebt, <br />

8. fängt den Wurm.<br />

9. Wer andern eine Grube <br />

10.Früh gefreit, <br />

Sie trainieren: Assoziatives Denken


Zeitspiele<br />

Die Zeit<br />

Die Zeit im Alter<br />

Zeit kannst du schenken<br />

ohne Bedenken,<br />

Zeit kannst du geben<br />

und in ihr leben.<br />

Deine Jahre nehmen ab,<br />

Dich wundert ihre Kürze,<br />

doch mach` bloß nicht schlapp,<br />

fülle sie mit Würze!<br />

Zeit kannst du teilen,<br />

in ihr verweilen.<br />

Zeit kannst du haben,<br />

dich an ihr laben.<br />

Denk` nicht, wie die Zeit zerrinnt,<br />

leb` einfach Deinen Traum,<br />

du wirst sehen, sie gewinnt<br />

wieder viel mehr Raum!<br />

Zeit kannst du messen<br />

und auch vergessen,<br />

Zeit kannst du dosieren<br />

oder verlieren.<br />

Deine Taten werden träge,<br />

sie bringen dir den Zeitverlust,<br />

doch sei tapfer und erwäge,<br />

dass du nicht mehr rennen musst!<br />

Zeit kannst du trennen<br />

oder auch nennen,<br />

Zeit kannst du greifen,<br />

um in ihr zu reifen.<br />

Zähl` nicht Stunden und Minuten,<br />

sie zieh`n auch ohne dich dahin,<br />

alles wendet sich zum Guten,<br />

gibst du dem Leben einen Sinn!<br />

Zeit kannst du kürzen<br />

um sie zu würzen,<br />

Zeit kann beginnen<br />

und auch zerrinnen.<br />

Gib` dein Bestes allen Tagen,<br />

die das Leben dir geschenkt,<br />

und sollten dich Wehwehchen plagen,<br />

sei froh, wenn Jemand an dich denkt!<br />

Zeit kannst du finden<br />

und überwinden,<br />

Zeit kannst du sparen<br />

und sie erfahren.<br />

Schenk` dein Lächeln jedem Tag,<br />

dann lächelt er bestimmt zurück<br />

und zeigt dir, dass er dich auch mag,<br />

schickt dir vielleicht ein kleines Glück!<br />

Zeit kannst du stehlen<br />

und sie befehlen,<br />

Zeit kannst du planen<br />

und sie erahnen.<br />

Such` dir deine Freunde aus,<br />

verschwend` nicht deine Zeit,<br />

üb` dich in Bescheidenheit,<br />

sie ist dein schönstes Kleid!<br />

Zeit kannst du sagen<br />

In Wochen und Tagen,<br />

Zeit kann dich treiben<br />

nicht länger zu bleiben.<br />

Wenn liebe Menschen dich umgeben,<br />

dann schätz` mit Demut ihren Wert,<br />

sie bereichern stets dein Leben,<br />

unentbehrlich und bewährt!<br />

Zeit kann heilen<br />

und dich ereilen,<br />

Zeit lässt dich hoffen,<br />

alles ist offen.<br />

Gestalte sinnvoll deine Jahre,<br />

fülle sie mit guter Tat,<br />

leb` genügsam, aber spare<br />

nie an einem guten Rat!<br />

Zeit kann zerrinnen<br />

oder beginnen,<br />

Zeit kann enden<br />

und alles wenden.<br />

von Helga Düringer<br />

Üb` dich in Gelassenheit,<br />

du änderst nichts daran,<br />

dass auch deine Lebenszeit<br />

plötzlich enden kann.<br />

Foto: Helga Düringer<br />

66 durchblick 4/<strong>2015</strong>


Gute Zeiten – schlechte Zeiten?<br />

Gedanken und Fragen über das Alter und das Altern<br />

Wer nicht den Geist des Alters hat,<br />

hat seines Alters ganzes Ungemach<br />

Voltaire<br />

Essay<br />

Es gibt keine alternative Lebensroute<br />

als die über das Alter<br />

Zur Einstimmung<br />

Wir alle wollen gerne lange leben, aber keiner von<br />

uns will alt werden. Ein alter, über 2000-jähriger<br />

und wohl auch in Zukunft unerfüllbarer<br />

Wunsch des Menschen nach dauerhafter Jugend. Für den<br />

Kabarettisten Dieter Nuhr ist das Altern an sich schon eine<br />

Zumutung. Ein Leben in ewiger Jugend, ein Wunsch,<br />

über den es sich lohnt einmal ein wenig nachzusinnen und<br />

zu philosophieren. Dabei geht es mir in diesem Beitrag<br />

nicht um kluge Ratschläge für das Altern und Tipps für das<br />

Alter. Darüber gibt es umfassende und vielfältige Literatur<br />

mit so vielversprechenden Buchtiteln wie „Glücklich<br />

altern“ „Fröhlich altern“ „Die Kunst des Alterns“ oder<br />

„Glücksfall Alter“. Es geht mir auch nicht um den allseits<br />

bekannten und oft genannten<br />

demografischen Wandel<br />

(alternde Gesellschaft,<br />

längere Lebenszeit etc.) mit<br />

seinen vielfältigen Folgen<br />

und gesellschaftspolitischen Herausforderungen, ein in den<br />

Medien hinreichend diskutiertes Thema.<br />

Nein, meine Gedanken drehen sich hier um die – nennen<br />

wir sie – „Innenansicht“ des Menschen bei der Konfrontation<br />

mit seiner ganz persönlichen Endlichkeit. Nur der<br />

Mensch, als einziges Lebewesen auf diesem Planeten Erde,<br />

ist sich seiner eigenen Sterblichkeit bewusst. Nur er weiß,<br />

sein Leben, wie er es auch gestalten mag und wie lange es<br />

auch währt, kennt immer nur eine Richtung, die Todesrichtung.<br />

Es gibt keine alternative Lebens-Route als die über<br />

das Altern und das Alter, denn alt werden und alt sein sind<br />

Grundbedingungen (nicht nur) der menschlichen Existenz<br />

auf dieser Erde.<br />

Das Leben des Menschen ist in seinen Lebensphasen<br />

fest vorgezeichnet. Geburt, Kindheit, Jugend, Erwachsen,<br />

Alter, Tod. Der Mensch hat keine Wahl, es ist sein unumstößliches<br />

Schicksal: Das letzte Ziel seines Lebens, ob er<br />

will oder nicht, ist immer der Tod. Eine zunächst widersprüchliche<br />

und auch bedrückende Erkenntnis, denn wie<br />

passen zwei so gravierende Gegensätze wie Leben und<br />

Tod zusammen? Der Tod vernichtet das Leben, aber wir<br />

Menschen wollen leben, nicht tot sein. Somit ist der Tod<br />

der größte Widersacher des Lebens. Merkwürdig.Trotzdem<br />

gehören beide irgendwie zusammen. Ohne Leben<br />

kein Tod, ohne Tod kein Leben? Ein Blick in die Natur<br />

bestätigt es: Leben zerstört Leben um zu leben, denn die,<br />

die Leben erzeugen, töten ohne Gnade. 1) Von dem französischen<br />

Philosophen Michel Montaigne (1533-1592); der<br />

bei einem Reitunfall eine Nahtoderfahrung hatte; stammt<br />

die Aussage: Wer die Menschen lehren würde zu sterben,<br />

der würde sie lehren zu leben. Heißt dass, wir müssen den<br />

Tod und das Leben als eine Einheit betrachten? Müssen<br />

wir den Tod im Dasein unserer menschlichen Existenz<br />

mehr Beachtung schenken? Fragt sich nur wie? Denn genau<br />

das Gegenteil tun wir doch heute. Wir grenzen den<br />

Tod aus. Wir verdrängen ihn. Man kann auch sagen, der<br />

Tod wird im wahrsten Sinne des Wortes totgeschwiegen.<br />

Er spielt in unserer Grundeinstellung zum Leben keine<br />

Rolle. Das Thema Tod ist lästig, unbequem und ohne Zukunft.<br />

Wir halten uns lieber an den griechischen Glücks-Philosophen<br />

Epikur (341-270 v. Chr.) der gesagt hat: So ist also<br />

der Tod, das schrecklichste der Übel, für uns ein Nichts.<br />

Solange wir da sind, ist er nicht da, und wenn er da ist,<br />

sind wir nicht mehr. Also, nur keine Aufregung könnte man<br />

meinen. Aber mit zunehmendem<br />

Alter rückt der Tod<br />

immer mehr in das Blickfeld<br />

unseres Bewusstseins, die<br />

Distanz zu ihm wird immer<br />

kürzer. Der Tod steht sozusagen wie ein dunkler Stern über<br />

dem Alter, 4) denn die biologische Zellerneuerung des Körpers<br />

lässt nach und mit ihr die Spannkraft, Flexibilität und<br />

Mobilität von Körper und Geist. Ist es da ein Wunder, wenn<br />

alt werden und alt sein, mit all den Widrigkeiten die es mit<br />

sich bringt, heute, in einer Zeit, wo Anti-Aging in unserer<br />

Gesellschaft in so vielfältiger Form Hochkonjunktur hat,<br />

meist negativ besetzt sind? Man könnte auch sagen, dass<br />

Alter hat in unserer Zeit keinen sonderlich guten Ruf, ihm<br />

wird die Nähe des Todes zum Vorwurf gemacht.<br />

Hier gilt es einmal etwas genauer hinzuschauen. Altern<br />

und Alter ist ein eigener komplexer Wissenschaftsbereich<br />

(die Gerontologie) und beschäftigt sich mit der Beschreibung,<br />

Erklärung und Modifikation von körperlichen, psychischen,<br />

sozialen, historischen und kulturellen Aspekten<br />

des Alterns und Alters. 5) Sie alle anzusprechen würde den<br />

Rahmen dieses Beitrages schnell sprengen. Nachstehend<br />

daher nur einige, wie ich finde aber interessante Punkte,<br />

die unmittelbar mit dem Alter in Verbindung stehen und es<br />

wert sind einmal angesprochen zu werden.<br />

Die richtige Einstellung<br />

Zunächst einmal ist festzuhalten: Obwohl es gerne als<br />

solche angesehen wird, das Altern ist keine Krankheit die<br />

behandelt werden muss, sondern ein natürlich verlaufender,<br />

biologischer Prozess des Lebens. Wir können noch so sehr<br />

auf unsere Gesundheit achten, uns ausgewogen ernäh- <br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 67


Wir Menschen müssen uns alle, ohne jede Ausnahme,<br />

den vielfältigen und oft schwierigen Herausforderungen des<br />

Lebens stellen. Um sie besser anzunehmen und meistern zu<br />

können, gehört für mich eine realistische Einstellung und<br />

Haltung zum Leben selbst, das heißt, die Endlichkeit des Lebens<br />

nicht zu verdrängen, sondern bewusst“ zu akzeptieren,<br />

auch, oder vielleicht sogar ganz besonders, im Alter. Ist es<br />

doch, entgegen der weit verbreitenden Meinung, in keiner<br />

Weise destruktiv, sondern durchaus konstruktiv, dass Leben<br />

vom Ende her zu sehen und dabei kreativ und aktiv, vor allem<br />

aber sinnvoll zu gestalten. Der Gedanke an den Tod ist eine<br />

Triebfeder des Lebens. Nicht ohne Grund lautet eine philosophische<br />

Einsicht: „Die Freiheit des Menschen besteht darin,<br />

das eigene Leben zu ende zu denken.“<br />

ren, uns geistig wie körperlich fit halten und dadurch unsere<br />

Lebensqualität verbessern und vielleicht auch unsere<br />

Lebenszeit ein klein wenig verlängern, dass Altern selbst,<br />

der genetische Abbau der Zellerneuerung im Körper, ist von<br />

Mensch zu Mensch zwar unterschiedlich, aber grundsätzlich<br />

nicht aufzuhalten.<br />

Diesen biologischen Sachverhalt nicht nur rational zu<br />

wissen, sondern ihn bewusst anzunehmen, ist für mich ein<br />

wesentlicher Punkt, dem Alter positiv entgegenzutreten und<br />

es sinnvoll zu gestalten. Warum? Weil mit der bewussten<br />

Akzeptanz<br />

Das Altern ist keine Krankheit dieses biologischen<br />

Pro-<br />

die behandelt werden muss<br />

zesses die<br />

Einzigartigkeit<br />

und damit die Kostbarkeit des einzelnen Lebens, in all<br />

seinen einzelnen Lebensphasen deutlich sichtbar wird. Unser<br />

ganzes Leben ist in allen Lebensstufen von Einmaligkeit<br />

und Endlichkeit geprägt. Nur einmal Kind, nur einmal jung,<br />

nur einmal das Erwachsen werden, nur einmal alt werden<br />

und alt sein. Unsere menschliche Existenz ist ein ständiges<br />

Werden zu sich selbst, verbunden mit persönlich tiefgreifenden<br />

Wandlungen in den einzelnen Lebensphasen. Von<br />

Jean Jacques Rousseau (1712-1778) einem französischen<br />

Schriftsteller und Philosoph stammt die Aussage: Nicht<br />

der Mensch hat am meisten gelebt, welcher die höchsten<br />

Jahre zählt, sondern der, welcher sein Leben am meisten<br />

empfunden hat.<br />

Anti-Aging, Altern ohne Endlichkeit?<br />

Es gibt tatsächlich Naturwissenschaftler, die im Rahmen<br />

der Anti-Aging Forschung davon ausgehen, dass Altern in<br />

20-30 Jahren eine behandelbare Krankheit sein wird, so wie<br />

Diabetes oder HIV. Dabei liegt die Hoffnung der Forschung<br />

nicht so sehr auf eine verbesserte Prävention (Vorbeugung),<br />

sondern mehr auf eine Regeneration (Erneuerung) durch<br />

Stammzellen. Der Alterungsprozess wird aufgehalten. Das<br />

Credo der Befürworter einer radikalen Lebensverlängerung<br />

lautet: Altern ist besiegbar und wird abgeschafft. Wer<br />

die nächsten<br />

zwanzig Jahre Durch Anti-Aging geht die<br />

überlebt hat Würde des Alters verloren<br />

große Chancen<br />

nicht<br />

mehr an einer Alterskrankheit zu sterben. Toll. Die Frage<br />

ist nur: Wollen wir das überhaupt? Wollen wir das Altern<br />

wirklich besiegen und ein endloses Leben führen? Es gibt<br />

andere Wissenschaftler, für die sind solche Aussagen der<br />

Todesvermeidung (eine „Entendlichung“ des Lebens) durch<br />

dauerhafte Zellerneuerung, abenteuerliche Versprechen.<br />

Dabei frage ich mich: Warum streben wir Menschen eigentlich<br />

nach einem ewigen Leben, wenn wir schon an einem<br />

verregneten Sonntagnachmittag nicht wissen, was wir tun<br />

sollen? Aber im Ernst, bei solch einer Entwicklung laufen<br />

wir Gefahr, den Sinn der Endlichkeit zu verlieren. Wir verdrängen<br />

den Tod, denken nicht mehr an ihn. Dabei wäre es<br />

ratsam und wertvoll, an die Begrenztheit unseres Lebens<br />

zu denken, um Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden<br />

und die Unwiederholbarkeit gelebter Augenblicke zu<br />

erkennen. Erst die Begrenzung durch den Tod verleiht dem<br />

Leben Sinn und Bedeutung. Außerdem wäre es für die Lebensqualität<br />

fatal und langweilig, wenn wir viele Dinge und<br />

Entscheidungen, ohne zeitliche Begrenzung und Nachteile,<br />

einfach auf morgen verschieben können nach der (abgewandelten)<br />

Devise: „Was du heute kannst besorgen, verschieb<br />

getrost auf morgen.“ Wäre ein solches Leben nicht nur ewig<br />

lang, sondern auch ewig langweilig? Bestünde bei einem<br />

„todlosen Leben“ nicht die Gefahr, dass wir vor lauter Langeweile<br />

sterben möchten?<br />

Durch Anti–Aging geht die Würde des Alterns und des<br />

Alters verloren. Wir verlieren den Blick dafür, dass unser<br />

Leben, in all seinen Phasen, ein einmaliges und einzigartiges<br />

68 durchblick 4/<strong>2015</strong>


gelebtes Kunstwerk in einem begrenzten Zeitfenster ist. Es<br />

muss befürchtet werden, dass die Kostbarkeit des Lebens in<br />

seiner einmaligen Personalität verloren geht. Unser menschliches<br />

Leben ist weder ein aus der Natur gewonnene Blaupause,<br />

die sich jederzeit selbst erneuern kann, noch so etwas<br />

wie ein ständig getuntes Gebrauchsfahrzeug. Mensch sein<br />

heißt auch in Zukunft alt zu werden und sterblich zu sein.<br />

... es ist die unausgesprochene Zumutung<br />

der modernen Gesellschaft<br />

an die Alten: dass sie jung bleiben<br />

Altersweisheit, gibt es sie noch?<br />

Eine Frage die ich mir immer wieder stelle: Gibt es sie<br />

eigentlich heute noch, die Altersweisheit und wenn ja, wie<br />

ist sie zu erkennen und worauf begründet sie sich? Schon in<br />

den 70er Jahren sang der berühmte Schauspieler Curd Jürgens:<br />

60 Jahre und kein bisschen weise und Ernest Hemingway,<br />

der amerikanische Schriftsteller war davon überzeugt,<br />

dass es die Altersweisheit nicht gibt, denn wenn man altert<br />

wird man nicht weise, sondern nur vorsichtig. Stimmt das?<br />

In früherer Zeit war die Altersweisheit noch ein existenziell<br />

notwendiges Wissen aus Erfahrung und Erinnerung. Das<br />

Wissen der Alten war überlebensnotwendig. Sie wussten,<br />

wie man sich zu verhalten hatte und was, wie und wann zu<br />

tun war. Ihr Wissen war ein kulturelles Erbe, dass an die<br />

nächste Generation weitergegeben wurde.<br />

Und heute? Wie steht es heute mit der Altersweisheit?<br />

Seit vielen Jahren beschäftigen sich Forscher weltweit mit<br />

der Frage nach der Altersweisheit,<br />

ihrer Bedeutung und ihren<br />

Wert in unseren Zeit. So wie<br />

es aussieht, ist das Wissen der<br />

Alten heute nicht mehr gefragt<br />

und hat in einer sich rasch wandelnden<br />

Welt drastisch an Bedeutung verloren. Ihr Wert<br />

läuft gegen Null. Die Altersweisheit ist ein Opfer unserer<br />

schnelllebigen Zeit und der rasanten Entwicklung auf vielen<br />

Gebieten des täglichen Lebens.<br />

Das Wissen der Alten ist im wahrsten Wortsinn „veraltet“<br />

sozusagen: „Schnee von gestern.“ In seinem Beitrag<br />

„Schandmaulkompetenz“ schreibt der österreichische Philosoph<br />

Konrad Paul Liessmann zutreffend: Altersweisheit ist<br />

heute unmöglich geworden, weil sie kein Wissen von Lebenszusammenhängen<br />

mehr vermitteln kann. Was immer die Alten<br />

wissen – ihre Kenntnisse von Arbeitsprozessen, ihr Denken,<br />

ihre Lebens- und Moralvorstellungen, ihr Wertsysteme – all<br />

dies hat keine Bedeutung für den Zustand, in dem sich die<br />

moderne Gesellschaft gerade befindet, da es als hoffnungslos<br />

veraltet gilt. 3) Was aber macht diese Entwicklung mit dem<br />

alten Menschen? Die Welt, in der er lebt und die er zu kennen<br />

glaubt(e), wird ihm immer fremder. Er versteht die Welt<br />

nicht mehr. Die Folge: Er geht zunehmend auf Distanz zu ihr.<br />

Dabei wird er mehr und mehr zu einem Fremden in seiner<br />

eigenen Welt. Er ist kein Fremder der aus der Ferne kommt,<br />

sondern aus dem Innern seines eigenen Kulturkreises. Als<br />

Beispiel hierfür sei nur auf die meist englischen Wortschöpfungen<br />

hingewiesen, die zunehmend Einzug in die deutsche<br />

Sprache halten. Verzweifelt, so der österreichische Philosoph<br />

Jean Améry, irrt der alternde Mensch durch das Gestrüpp<br />

neuer Tonfolgen, instrumentaler oder konkreter, gleichviel,<br />

neuer Wort- und Satzgebilde … Der alte Mensch wird immer<br />

mehr zu dem, der kein Wissen hat, vergleicht man ihn<br />

mit den Jungen, die bereits mehr Wissen haben als er. 3) Um<br />

mithalten zu können und nicht zu den starrsinnigen, unwissenden<br />

und ewig Gestrigen zu gehören, ist geistige Fitness<br />

durch lebenslanges Lernen angesagt. Nicht zu vergessen die<br />

körperliche Fitness. Die einzige Chance der Alten besteht<br />

darin, nicht zu altern. Eine Zukunft wird das Alter nur haben<br />

können, wenn es sich selbst nicht als Alter, sondern als eine<br />

späte Variante der Jugend auffasst. Und genau dies ist die<br />

unausgesprochene Zumutung, die eine moderne Gesellschaft<br />

an ihre Alten stellt: dass sie jung<br />

bleiben. 3) Dabei geraten die Alten<br />

– ohne dass es ihnen bewusst<br />

wird – immer mehr unter Druck.<br />

Erzeugt wird dieser Druck nicht<br />

zuletzt durch die Medien, die mit<br />

zunehmender Tendenz gerne alte Menschen „vorführen“ die,<br />

gemessen an ihrem Lebensalter, immer noch „gut aussehen“<br />

oder zu Leistungen fähig sind, die im Normalfall nur ein ein<br />

junger Mensch vollbringen kann. Wird da ein alter Mensch<br />

nicht zu einem Musterbeispiel und Vorzeigemodell für eine<br />

Verlängerung der Jugend? Wo bleibt da die Würde des<br />

Alters? Wo die Hochachtung vor einem sichtbar gelebten<br />

Leben, wenn der Maßstab immer nur die Jugend ist?<br />

Aber das hier gezeichnete Bild vom Alter würde schief<br />

hängen, wenn ich nicht auf einen wichtige Punkt hinweisen<br />

würde, den Forscher weltweit in Studien herausgefunden<br />

haben: Alte Menschen besitzen gegenüber den Jun-<br />

Gesundheitssport<br />

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4/<strong>2015</strong> durchblick 69


Essay<br />

gen in der Regel die besseren Fertigkeiten bei Konflikt- und<br />

Problemlösungen ein ausgewogenes Urteil zu fällen. Sie<br />

verfügen über eine gute Urteilsfähigkeit im Umgang mit<br />

schwierigen Lebenssituationen und haben eine größere Werte-Toleranz,<br />

Probleme in ihrer Vielschichtigkeit zu erkennen.<br />

Hinzu kommt ihre größere Ruhe und Gelassenheit, verbunden<br />

mit einer aus ihrem langen Leben erworbene Weitsicht.<br />

Die Praxis bestätigt das. Nicht ohne Grund sind es z.B. bei<br />

tarifpolitischen Auseinandersetzungen meist „die Alten“ die<br />

gerufen werden, um zu schlichten. Weisheit ist keine Frage<br />

der Bildung. Weisheit kommt mit dem Alter. Halten wir es<br />

mit dem Schweizer Philosophen Hans Saner: Altersweisheit<br />

ist die Quersumme eines gelebten Lebens<br />

Zeit und Zeitempfinden<br />

Was ist Zeit? Eine Frage, die sich schon viele große<br />

Denker seit Jahrtausenden immer wieder gestellt haben und<br />

ihr nachgegangen sind. Dabei ist Kirchenvater Augustinus<br />

(354-430 nach Chr.) ehrlich wenn er in seiner Schrift Bekenntnisse<br />

schreibt: Wenn mich niemand darüber fragt, so<br />

weiß ich es; wenn ich es aber jemandem auf seine Frage<br />

erklären möchte, so weiß ich es nicht. Beispielhaft dafür<br />

ein weiteres Zitat von ihm: Ich messe die Zeit … Aber ich<br />

messe nicht die Zukunft, denn diese ist ja noch nicht, ich<br />

messe auch nicht die Gegenwart, denn sie hat keine Ausdehnung<br />

im Raume (heißt: keine zeitliche Ausdehnung) ich<br />

messe auch nicht die Vergangenheit, denn sie ist nicht mehr.<br />

Was also messe ich? Etwa vorübergehende, nicht vorübergegangene<br />

Zeiten?<br />

Die innere Uhr des<br />

Menschen tickt anders<br />

als die Uhr an der Wand<br />

Wie schon diese<br />

kurze Aussage von<br />

Augustinus erkennen<br />

lässt, ist die<br />

Zeit ein komplexes<br />

aber auch spannendes Thema. Augustinus würde aber bei<br />

aller Komplexität sicherlich zustimmen, dass die Zeit das<br />

kostbarste Lebensgut des Menschen ist.<br />

Es ist schon erstaunlich, wie achtlos und gedankenlos<br />

viele Menschen heutzutage mit ihrer Lebenszeit umgehen.<br />

Sie vergeuden ihre wertvolle Zeit mit nutzlosen Dingen.<br />

Aber diese Erkenntnis der Kostbarkeit der eigenen Lebenszeit<br />

wächst mit zunehmendem Alter. Der alte Mensch muss<br />

mehr und mehr erkennen, dass seine verbleibende Lebenszeit<br />

unbarmherzig gegen Null läuft. Zukunftslosigkeit stellt<br />

sich ein. Dazu kommt, dass bei vielen Menschen der Eindruck<br />

entsteht, dass die Zeit im Alter immer schneller vergeht.<br />

Das tut sie natürlich nicht. In der Psychologie ist die<br />

Zeit eine Dimension der Wahrnehmung des Erlebten. Sie<br />

unterscheidet zwischen der physikalischen Zeit, die unbeeinflusst<br />

von allen Ereignissen gleichmäßig fließt und der<br />

subjektive erlebten Zeit, die abhängig ist von zahlreichen,<br />

inneren und äußeren Faktoren. Eine Ursache, so die Psychologen,<br />

liege darin, dass die biologische innere Uhr mit<br />

zunehmendem Alter immer langsamer läuft. Dadurch werde<br />

die physikalische Zeit als schneller empfunden. Wir<br />

Menschen haben ja kein eigenes Sinnesorgan zur Messung<br />

der physikalischen Zeit. Trotzdem können wir die Dauer<br />

von Ereignissen und deren zeitlichen Abstand wahrnehmen<br />

und in Erinnerung behalten. Aber dieses Zeitempfinden ist,<br />

sowohl im erlebten Augenblick als auch in der Erinnerung,<br />

immer subjektiv.<br />

Die innere Uhr des Menschen tickt eben anders als die<br />

Uhr an der Wand. In seinen Aphorismen zur Lebensweisheit<br />

schreibt der deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer<br />

(1788-1860) treffend: Vom Standpunkte der Jugend aus<br />

gesehen, ist das Leben eine unendlich lange Zukunft; vom<br />

Standpunkt des Alters aus, eine sehr kurze Vergangenheit.<br />

Man muss alt geworden sein, also lange gelebt haben, um<br />

zu erkennen, wie kurz das Leben ist. – Je älter man wird,<br />

desto kleiner erscheinen die menschlichen Dinge, samt und<br />

sonders: das Leben.<br />

Lebensende = Tod ?<br />

Wie bereits eingangs erwähnt, steht der Tod wie ein dunkler<br />

Stern über dem Alter, denn die meisten Menschen sterben<br />

heute „altersbedingt“. Der Tod wird - der modernen Medizin<br />

sei Dank - überwiegend dem Alter zugeordnet. Das war in<br />

früherer Zeit anders. Da war der Tod, aufgrund von Epidemien,<br />

Seuchen, hoher Kindersterblichkeit, Hungersnöte und<br />

mangelnder Hygiene bei Schwangerschaften etc. nicht an<br />

das Alter gebunden. Der Tod war ein unerbittlicher Gegner<br />

und machtvoller Begleiter des täglichen Lebens. Heute wird<br />

es meist erst im Alter ernst mit dem Tod. 2) Von daher gesehen<br />

ist es heutzutage<br />

ein großes Glück<br />

alt werden zu können,<br />

ein Glück, das<br />

aber zunehmend<br />

Wir haben den Tod als ein<br />

großes Geheimnis verloren<br />

nicht mehr erkannt wird. Wer von uns empfindet denn heute<br />

noch Dankbarkeit dafür, ein alter Mensch geworden zu<br />

sein? Alter ist eher eine Last als eine Lust, mehr ein Defekt<br />

als Erfüllung. Außerdem steht das Sterben im Vordergrund,<br />

nicht mehr der Tod selber. Gevatter Tod, als der große Gegenspieler<br />

des Lebens, in Gestalt des Sensenmanns, hat seine<br />

Schreckensherrschaft weitgehend verloren. Wir Menschen<br />

haben heute (verständlicher Weise) mehr Angst vor einem<br />

qualvollen Sterben, als vor dem Tod selber. Wir möchten<br />

schmerzfrei und in Würde sterben. Was aber bedeutet Würde?<br />

Nach heutigem Ermessen, ein selbst kontrollierter Tod.<br />

Dazu gehört auch der medizinisch assistierte Suizid. Man<br />

tritt dem Tod mit einem medizinischen Bestellschein, in<br />

Form einer Patientenverfügung gegenüber. Wie soll´s denn<br />

sein? Dabei benutzt man nicht mehr gerne den Begriff „Tod“,<br />

sondern ersetzt ihn durch „Lebensende“. Wir haben den Tod<br />

verloren und durch ein bloßes Lebensende ersetzt. Ein großer<br />

Unterschied.<br />

Der Tod hält heute nicht mehr die Welt an. Man begegnet<br />

ihm nicht mehr mit Respekt, sondern mit medizinischen<br />

Möglichkeiten. Das Lebensende muss bis zur bitteren Neige<br />

„handle-bar“ sein. Hier stellt sich für mich die nicht<br />

70 durchblick 4/<strong>2015</strong>


Essay<br />

uninteressante Frage: Ist der Begriff Lebensende gleichbedeutend<br />

mit Tod? Ich denke nein. Das Lebensende ist das<br />

Ende des Lebens, der Tod aber ist ein großes Geheimnis,<br />

mit dem man sich zu Lebzeiten auseinandersetzen sollte,<br />

um die wahre Tiefe des Lebens auszuloten. Das Sterben ist<br />

eine Sache, der Tod aber eine andere.<br />

Lebensbilanz und Sinn des Lebens<br />

Als letzten Punkt meiner Gedanken über das Alter die<br />

wohl schwierigste Frage, die sich jeder Mensch früher oder<br />

später sicherlich einmal stellt: Was ist der Sinn des Lebens?<br />

Dabei geht es mir nicht um die große philosophische Frage<br />

die der deutsche Philosoph Martin Heidegger (1889-1976)<br />

stellte: Warum ist überhaupt Seiendes<br />

und nicht vielmehr Nichts?<br />

Dieser, für mich unbeantwortbaren<br />

Frage nachzugehen, überlasse ich<br />

gerne Anderen. Mir geht es hier um<br />

den ganz persönlichen Sinn des Lebens.<br />

Was ist der Sinn meines Lebens? Es gibt nach meiner<br />

Erkenntnis keinen allgemein gültigen, neutralen und für<br />

alle Menschen einheitlichen Sinn.<br />

Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist immer eine im<br />

höchsten Grad individuelle, persönliche und private Angelegenheit,<br />

genau wie das Leiden, die Liebe und der Tod.<br />

Deshalb dürfte sie auch so schwer zu beantworten sein. Und<br />

überhaupt. Was verbirgt sich eigentlich hinter dem Wort<br />

„Sinn“? Könnte ich nicht auch fragen: Welche Bedeutung,<br />

welchen Zweck, welchen Wert oder welchen Nutzen hat<br />

mein Leben? Welchen Maßstab, welche Kriterien lege ich<br />

an? Vielleicht ist es ja auch „sinnvoll“ einmal nach dem<br />

Gegenteil von Sinn zu fragen: der Sinnlosigkeit. Nicht selten<br />

erkennen wir erst wie wichtig uns etwas ist, wenn wir<br />

es verloren haben. Oder bekommt mein Leben immer dann<br />

einen (kurzfristigen) Sinn, wenn ich ein Ziel erreicht habe?<br />

Wäre dann die Summe meiner erreichten Ziele der Sinn<br />

meines Lebens? Fragen über Fragen.<br />

Ich denke, im Alter verschärft sich die Frage nach dem<br />

Sinn in zweierlei Hinsicht, sowohl mit Blick auf die Vergangenheit,<br />

als auch auf die gegenwärtige Lebenssituation.<br />

Auf der einen Seite, weil sie zunehmend rückwärts gewandt<br />

ist: Was war der Sinn meines Lebens in einer nicht mehr<br />

veränderbaren und festgeschriebenen Vergangenheit? Bei<br />

diesem Blick in den Rückspiegel des Lebens kann es durchaus<br />

sein, dass sich die tiefere Bedeutung eines schicksalhaften<br />

Ereignisses oder einer Handlung erst im Nachhinein<br />

offenbart. Die vorher angenommene Sinnlosigkeit erhält<br />

erst im zeitlichen Abstand gesehen einen Sinn. Wie sagt<br />

der dänische Philosoph Sören Kierkegaard (1813-1855):<br />

Man muss das Leben vorwärts leben, verstehen kann man<br />

es nur rückwärts. Leichter gesagt als getan. Auf der anderen<br />

Seite können die im Alter zunehmenden gesundheitlichen<br />

Einschränkungen und Abhängigkeiten von fremder Hilfe<br />

die Frage aufwerfen: Wozu lebe ich noch? Das ergibt doch<br />

alles keinen Sinn mehr. Ich bin meinen Mitmenschen nur<br />

Man muss das Leben vorwärts<br />

leben, verstehen kann man es<br />

nur rückwärts Kierkegaard<br />

noch eine Last. Dabei können so pessimistische Gedanken<br />

hochkommen wie sie Schopenhauer formuliert hat: Man<br />

kann das Leben als eine störende Episode in der seligen<br />

Ruhe des Nichts auffassen. Für mich allerdings kein hilfreicher<br />

Gedanke.<br />

Eine „sinnvolle“ aber auch nicht immer leichte Tätigkeit<br />

im Alter ist für mich Biographiearbeit, die Auseinandersetzung<br />

mit der eigenen Vergangenheit. Eine<br />

Selbstreflexion über das bisher gelebte Leben, sozusagen<br />

eine Lebensbilanz. Wie bereits erwähnt, erscheint uns<br />

das Leben rückblickend und oberflächlich betrachtet als<br />

(zu?) schnell vergangen. Wo ist die Zeit geblieben? Vieles<br />

ist in Vergessenheit geraten. Um es philosophisch auszudrücken,<br />

der Zeitsack der Vergangenheit<br />

ist leer. Ihn wieder mit<br />

lebendigen Erinnerungen zu füllen<br />

ist ein Ziel der Biographiearbeit.<br />

Sie ist so etwas wie ein innerer<br />

Jakobsweg den man geht, um dem<br />

Leben neuen Halt und Orientierung zu geben. Dabei stellt<br />

sich auch die Frage nach dem letzten Grund. Für einen in<br />

christlicher Tradition glaubenden Menschen ist der Seinshorizont<br />

seines Lebens nicht leer. Sein letzter Grund und<br />

Anker der Hoffnung ist Gott als das absolute Gegenüber,<br />

bei dem das Alter keine Rolle spielt. Schließen möchte<br />

ich meine Gedanken und Fragen über das Alter mit einem<br />

Zitat von Cicero (107- 43 v. Chr.):<br />

Nicht das Alter ist das Problem,<br />

sondern unsere Einstellung dazu.<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 71<br />

<br />

Eberhard Freundt<br />

Quellenangaben: 1) aus „Winter in Wien“ von Reinhold Schneider. 2) Hinweis: Dies trifft<br />

in erster Linie auf die Wohlstandsgesellschaften in den Industrieländern zu. In vielen<br />

Entwicklungsländern dürfte diese Situation leider auch heute noch anzutreffen sein. 3) aus<br />

„Schandmaulkompetenz“ von Konrad Paul Liessmann. 4) Prof. Dr. Petra Gehring: Vortrag<br />

Der Umgang mit der Endlichkeit. 5) Wikipedia.


Die Polizei in Siegen-Wittgenstein warnt<br />

Nie zu alt fürs Internet (Teil 2)<br />

In der vergangenen Ausgabe (3/<strong>2015</strong>) ging es unter dem<br />

Titel „Nie zu alt für’s Internet“ um Grundsätzliches,<br />

wie z.B. die notwendigen Sicherheitsprogramme sowie<br />

den sorgsamen Umgang mit persönlichen Daten und<br />

E-Mails. In diesem Heft möchte ich Ihnen einige Tipps für<br />

das Einkaufen im Internet und die Nutzung von Sozialen<br />

Netzwerken geben.<br />

Sicher Einkaufen im Internet<br />

Im Internet erhält man so ziemlich alles, was das Herz<br />

begehrt. Leider gibt es jedoch unter den zahllosen meist<br />

seriösen Online-Shops auch „windige“ oder betrügerisch<br />

agierende Anbieter. Informieren Sie sich vor dem Kauf auf<br />

einer Ihnen nicht bekannten Internetseite möglichst immer<br />

mit Hilfe einer Suchmaschine über Erfahrungen, die andere<br />

Nutzer mit dem Shop gemacht haben. Geben Sie den<br />

Namen dabei selbst in das Suchfeld der Suchmaschine ein<br />

und nutzen sie keine Links, die der Online-Shop anbietet.<br />

Beachten Sie auch Bewertungsprofile oder Internet-Gütesiegel<br />

wie z.B. www.internet-guetesiegel.de.<br />

Lesen Sie vor dem Kauf die Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />

(AGB) durch und achten Sie insbesondere auf<br />

Garantie- und Gewährleistungsbedingungen, die Versandkosten<br />

sowie die Widerrufs- und Rückgaberechte. Diese<br />

Informationen sollten leicht auffindbar sein. Nutzen Sie<br />

unbedingt sichere Zahlungsmethoden, wie die Zahlung<br />

per Rechnung, Bankeinzug oder Kreditkarte. Ein hohes<br />

Maß an Sicherheit bietet auch die Zahlung über einen<br />

Online-Zahlungsservice, wie z.B. PayPal. Kaufen Sie<br />

nicht, wenn ein Internetverkäufer auf einer Zahlung per<br />

Bargeld-Transfer besteht und vermeiden Sie Vorauskasse,<br />

wenn Sie noch keine Erfahrungen mit dem Online-Shop<br />

gesammelt haben.<br />

Versandapotheken<br />

Besonders chronisch kranke Menschen können beim<br />

Kauf von Medikamenten im Internet Geld sparen. Aber<br />

Vorsicht, es ist nicht leicht, seriöse Versandapotheken von<br />

illegalen Anbietern zu unterscheiden! Letztere handeln mit<br />

gefälschten Arzneimitteln, die die angegebenen Wirkstoffe<br />

nicht oder nicht ausreichend enthalten oder sogar gesundheitsschädlich<br />

sein können.<br />

Achten Sie bei der Wahl einer Internet-Versandapotheke<br />

darauf, dass sie in Deutschland zugelassen ist. Dies können<br />

Sie mit Hilfe des Versandhandels-Registers auf der Website<br />

www.dimdi.de überprüfen (Rubrik „Arzneimittel“, Unterrubrik<br />

„Versandapothekenregister“). Achten Sie darauf, dass auf<br />

der Homepage im Impressum die vollständige Anschrift der<br />

Apotheke, der Name des Apothekers sowie die Adresse der<br />

zuständigen Aufsichtsbehörde oder Apothekenkammer aufgeführt<br />

sind. Dies ist gesetzlich vorgeschrieben. Auf der o.g.<br />

Website erhalten Sie auch weitere Hinweise für den sicheren<br />

Medikamentenkauf im Internet.<br />

Wenn Sie unsicher sind, kaufen Sie Ihre Medikamente<br />

lieber in der Apotheke in der Nachbarschaft. Viele Apotheken<br />

bieten inzwischen auch kostenlose Botendienste an.<br />

Soziale Netzwerke<br />

Soziale Netzwerke sind nicht nur etwas für junge Menschen.<br />

Hier lassen sich Kontakte knüpfen oder Ideen und<br />

Gedanken austauschen. Fragen Sie Freunde und Bekannte<br />

nach ihren Erfahrungen mit Sozialen Netzwerken im Internet.<br />

Lesen Sie auch hier die Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />

(AGB) und die Datenschutzbestimmungen genau<br />

durch und gehen Sie achtsam mit ihren persönlichen Daten<br />

um! Nutzen Sie die dort angebotenen Privatisierungseinstellungen.<br />

Seien Sie zurückhaltend mit dem Veröffentlichen<br />

von privaten Informationen, Texten und Bildern und<br />

vermeiden Sie unbedingt, ihre Telefonnummer oder Anschrift<br />

anzugeben! Bleiben Sie immer skeptisch, was die<br />

Identität von Personen angeht, die Sie in einem Sozialen<br />

Netzwerk kennenlernen. Es liegt in der Natur der Sache,<br />

dass man sich in Chats nie sicher sein kann, ob das Gegenüber<br />

auch wirklich das ist, wofür er oder sie sich ausgibt.<br />

Bei der Polizei sind zahlreiche Fälle bekannt, bei denen<br />

sich Betrüger mit falschen Identitäten und Fotos das Vertrauen<br />

von ahnungslosen Opfern erschlichen haben. Die Täter<br />

oder Täterinnen schaffen über Wochen oder sogar Monate<br />

eine Vertrauensbeziehung in Chats oder durch den späteren<br />

Austausch von E-Mails, um dann irgendwann eine angebliche<br />

Notsituation vorzutäuschen und um Geld zu bitten.<br />

Geld wird teilweise auch verlangt, damit die vermeintliche<br />

Anreise zu einem persönlichen Treffen finanziert werden<br />

kann, die aber dann durch verschiedenste Umstände immer<br />

wieder „verschoben“ wird. Selbst persönliche Telefongespräche<br />

geben Ihnen keine Sicherheit, dass es sich nicht um<br />

eine dreiste Abzocke handelt. Die im Display angezeigten<br />

Telefonnummern sind heutzutage relativ leicht zu fälschen.<br />

Weitergehende Informationen und Links rund um das<br />

Thema „Sicherheit im Internet“ finden sie u.a. unter www.<br />

polizei-beratung.de/themen-undtipps.<br />

Über die Adresse publikationen@bundesregierung.de<br />

oder Tel.<br />

030/182722721 können sie die<br />

ausführliche Broschüre „Nie zu alt<br />

fürs Internet“ kostenlos bestellen.<br />

Torsten Heider<br />

Leiter Kommissariat Kriminalprävention/Opferschutz<br />

bei der Kreispolizeibehörde<br />

Siegen-Wittgenstein<br />

0271-7099-4800<br />

Autorenfoto<br />

72 durchblick 4/<strong>2015</strong>


Veranstaltungen im Seniorenbegegnungszentrum<br />

der Universitätsstadt Siegen<br />

Seniorenhilfe Siegen e.V.<br />

Telefon 02 71/ 6 61 03 35<br />

durchblick e.V.<br />

02 71/6 16 47 + 01 71/6 20 64 13<br />

ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.<br />

Senecafé 02 71/ 2 50 32 39<br />

SeniorenServiceStelle 0271 / 38 78 616-2<br />

Café „Unter der Linde“ 02 71 / 5 64 10<br />

Englischkurse 01 77 / 27 32 9<strong>04</strong><br />

Haus Herbstzeitlos<br />

57074 Siegen, Marienborner Str. 151<br />

Film- und Video-Club 027 32/1 24 60<br />

Seniorenbeirat02 71 / 4<strong>04</strong>-2202<br />

SHG Sauerstoff Therapie 02 71 / 37 03 54<br />

Gedächtnistraining 0271 / 8 49 99<br />

Lesepaten 02739 / 2290<br />

Malgruppe 0271 / 3 73 87<br />

Selbstverteidigung 0160 / 830 18 67<br />

SeniorenTheaterSiegen0271 / 5 65 28<br />

Trauercafé0271/ 5 34 46<br />

Wahlverwandte0271 / 2 38 01 08<br />

Werkstatt02 71 / 6 27 76<br />

Foto: Ingrid Drabe<br />

montags<br />

10:00 -12:00 Sprechstunde der<br />

Seniorenhilfe<br />

10:00 -12:00 SeniorenServiceStelle<br />

geöffnet<br />

10:00 -12:00 Werkstatt geöffnet<br />

14:00 -18:00 ALTERAktiv Senecafé<br />

dienstags<br />

09:00 -12:00 ALTERAktiv Senecafé,<br />

Windows 8.1/10 Tablets<br />

und Smartphones<br />

10:00 -12:00 Sprechstunde der<br />

Seniorenhilfe<br />

10:00 -12:00 Redaktionsbüro des<br />

durchblick geöffnet<br />

10:00 -12:00 Malgruppe (außer 1.Di.Monat)<br />

mittwochs<br />

09:00 -12:00 ALTERAktiv<br />

Senecafé<br />

09:30 -11:00 Englischkurs auf Anfrage<br />

0177-27329<strong>04</strong><br />

10:00 -12:00 SeniorenServiceStelle<br />

geöffnet<br />

10:00 -12:00 Redaktionsbüro des<br />

durchblick geöffnet<br />

11:00 -12:30 Englischkurs auf Anfrage<br />

14:00 -18:00 ALTERAktiv Senecafé<br />

14:30 -16:30 Handarbeiten mit der<br />

Seniorenhilfe<br />

14:30 -16:30 Werkstatt geöffnet<br />

15:00 -17:00 Singen mit der<br />

Seniorenhilfe<br />

19:00 -21:00 Regenbogentreff<br />

Spielen und Klönen<br />

19:00 -22:30 Film und Videoclub<br />

donnerstags<br />

09:30 - 10:30 Selbstverteidigung<br />

10:00 - 12:00 Sprechstunde der<br />

Seniorenhilfe<br />

10:00 -12:00 Redaktionsbüro des<br />

durchblick geöffnet<br />

12:00 - 14:30 Mittagstisch, Anmeldung:<br />

Mo. - Mi. bis 12 Uhr<br />

0271- 4<strong>04</strong>-2200<br />

freitags<br />

10:00 - 12:00 Sprechstunde der<br />

Seniorenhilfe<br />

11:00 -14:00 Englischkurse (2) auf<br />

Anfrage 0177-27329<strong>04</strong><br />

samstags<br />

09:00 - 12:00 Wandergruppe<br />

der Seniorenhilfe<br />

Das Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos befindet sich hinter der alten „Hainer Schule“, Ecke Marienborner Str. / Blumenstr.<br />

Anfahrt: Ab Hauptbahnhof, ZOB Bussteig B 1-2: Linien R 12, R 13, R 17, L 109 (Bushaltest, Blumenstraße). Parkplatz: Kostenlos am Haus<br />

SeniorenTheaterSiegen<br />

Die agile Theatergruppe sucht eine neue<br />

Bleibe, möglichst barrierefrei und leicht<br />

mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar!<br />

Ideal wären zwei Klassenräume o.ä.<br />

Kontakt: Beate Gräbener 0271/56528<br />

Rémy Zaugg<br />

Die Frage der Wahrnehmung<br />

bis 6.3.2016<br />

Museum für Gegenwartskunst<br />

Siegen, Unteres Schloß 1<br />

Ausstellung<br />

8.2. bis 24.3.2016<br />

Sparkasse<br />

Bad Berleburg<br />

Poststraße<br />

Zu den<br />

Öffnungszeiten<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 73


Wiederkehrende<br />

montags:<br />

10-12:00 Ehrenamtsberatung, SAfE -Siegener<br />

Agentur für Ehrenamt Rathaus Weidenau<br />

Weidenauer Straße 215, „Regiestelle Leben im<br />

Alter“ 4<strong>04</strong>-2139<br />

10-12:00 Beratung für Senioren, SeniorenServiceStelle<br />

Siegen-Geisweid, Am Klafelder<br />

Markt 20 0271/372199-05<br />

10:00 Seniorengymnastik mit Anne Freudenberger,<br />

im Gemeinschaftsraum Dr. Ernst-<br />

Schuppener-Haus, Stadtteilbüro Heidenberg,<br />

0271-23418872<br />

14:00 Montagscafé des DRK Ortsverein<br />

Siegen Nord e.V., Schneppenkauten 1,<br />

57076 Siegen-Weidenau 0271-76585<br />

14:30 Handarbeitstreff: stricken, häckeln,<br />

sticken, nähen, „Regiestelle Leben<br />

im Alter“ Rathaus Weidenauer Straße<br />

215, 0271/4<strong>04</strong>-2200<br />

20:30 Tangosalon: Milonga, Tango<br />

Argentiono - Gefühle tanzen, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

Jeden 1. Montag im Monat<br />

18:30 „Anders Altern“ Gruppe für<br />

gleichgeschlechtliche Lebende und<br />

Liebende, Begegnungszentrum Haus<br />

Herbstzeitlos Siegen, Marienborner Str.<br />

19:00 Trauergruppe der Ambulanten<br />

Hozpizhilfe, Stiftung Diakoniestation<br />

Kreuztal, Ernsdorfstr. 3, 02732/1028<br />

20:00 Tango Schnupperkurs (bis 21 Uhr),<br />

anschließend Tangosalon, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Straße 18<br />

Jeden 2. Montag im Monat<br />

10:00 Frühstückstreff: AWO-Ortsverein<br />

Siegen, im der Begegnungsstätte Rosterstr.<br />

186, Siegen, 0271/3386-160<br />

10:00 Trauercafé der ambulanten ökumenischen<br />

Hospizhilfe e.V.; Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

0160-99 49 40 56<br />

Jeden 3. Montag im Monat<br />

10:00 ALTERAktiv, Lesepaten, Haus<br />

Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />

Straße 151 02739-2290<br />

16:30 Selbsthilfegruppe Durchblutungsstörungen<br />

in den Beinen Begegnungszentrum<br />

Haus Herbstzeitlos Siegen,<br />

Marienborner Str. 151 0271-310781<br />

18:30 Treffen Selbsthilfegruppe:<br />

Sauerstoff-Langzeit-Therapie „Haus<br />

Herbstzeitlos Siegen“ 370354<br />

Jeden 4. Montag im Monat<br />

14:30 Kaffeekränzchen: AWO-<br />

Ortsverein Siegen, in der Begegnungsstätte<br />

Rosterstr. 186, Siegen,<br />

0271/3386-160<br />

Letzter Montag im Monat<br />

19:00 Selbsthilfegruppe Asthma und<br />

Bronchitis Haus Herbstzeitlos Siegen,<br />

Marienborner Straße 151 02737/3308<br />

dienstags:<br />

10:00 Schach- und Spieletreff AWO-Ortsverein<br />

Siegen, im der Begegnungsstätte<br />

Rosterstraße 186, Siegen,<br />

0271/339857<br />

Termine<br />

17.30 Interkultureller Chor Siegerland<br />

Regiestelle Leben im Alter, Rathaus<br />

Siegen-Weidenau<br />

Jeden 1. Dienstag im Monat<br />

9:00 Die Creativen Siegen, städtisches<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

02737-3455<br />

15:00 ALTERAktiv Lesepaten, Begegnungszentrum<br />

„Haus Herbstzeitlos“<br />

Siegen, Marienborner Straße 151.<br />

02739/2290<br />

Jeden 2. Dienstag im Monat<br />

10:00-12:00 Seniorenberater der Stadt<br />

Siegen: Sprechstunde, Begegnungszentrum<br />

„Haus Herbstzeitlos“, Marienborner<br />

Straße<br />

20:00 Vorwärts-Chor, städtisches Begegnungszentrum<br />

„Haus Herbstzeitlos“,<br />

Siegen<br />

Jeden 3. Dienstag im Monat<br />

19:00 Treffen Wohnprojekt: Wahlverwandte<br />

Haus Herbstzeitlos Siegen, <br />

0271-2380108<br />

Jeden 4. Dienstag im Monat<br />

20:00 Vorwärts-Chor, städtisches Begegnungszentrum<br />

„Haus Herbstzeitlos“,<br />

Siegen<br />

mittwochs:<br />

10:00-12:00 Heinzelwerker Sprechstunde,<br />

„Regiestelle Leben im Alter“,<br />

RathausWeidenau, Weidenauer Str.<br />

211, 4<strong>04</strong>-2200<br />

10:00 Spaziergang: 3000 Schritte,<br />

Tempo und Strecke sind angepasst, ab<br />

Rathaus Weidenauer Str. 215, 4<strong>04</strong>-<br />

2200<br />

10-12:00 Sprechstunde des Seniorenbeirats,<br />

SeniorenServiceStelle Siegen-Geisweid ,<br />

Am Klafelder Markt 20 0271/372199-05<br />

14:00-16:00 Diakonischer Freundeskreis<br />

Siegen-Süd, Hilfen für zu Hause,<br />

Diakonie Eiserfeld, Mühlenstr. 7<br />

17:00 Internationaler Seniorentanz,<br />

Interkulturelle Gemeinschaft, kath. Gemeindehaus<br />

Siegen, St.-Michaelstraße 3<br />

74 durchblick 4/<strong>2015</strong>


Jeden 1. Mittwoch im Monat<br />

14:00 KSG-Offenes Café im Wenscht, Siegen-Geisweid,<br />

Fichtenweg 5, 0271/89106<br />

15:00 Frauenzimmer, Frauencafé des DRK-Niederschelden,<br />

in der Burgschule Siegen-Niederschelden.<br />

0271-33716-0<br />

Jeden 2. Mittwoch<br />

14:30 KSG-Café im Wenscht: Kochstudio International,<br />

Siegen-Geisweid, Fichtenweg 5, 0271/89106<br />

Jeden 3. Mittwoch im Monat<br />

14:30 VDK-Siegen-Treff; Frohe Runde, Christofferhaus Siegen,<br />

Friedrich-Wilhelm-Str. 118<br />

14:30 Wir tanzen wieder! Für Menschen mit und ohne Demenz,<br />

Tanzschule „Im Takt“, Netphen-Dreistiefenbach, Dreisbachstr. 24.<br />

Anmeldung erbeten 0271/234178-17<br />

Letzter Mittwoch im Monat<br />

15:00-16.30 Selbsthilfegruppe Frontotemporale Demenz<br />

im Café Auszeit Kreuztal, Ernsdorfstr. 5<br />

donnerstags:<br />

10:00 Seniorenwerkstatt, der „Interkulturellen Gemeinschaft“,<br />

katholisches Gemeindehaus Siegen, St.-Michaelstr. 3<br />

14-16:00 Handarbeitskreis der SeniorenServiceStelle,<br />

im Rathaus Netphen, Amtsstraße 2+6<br />

14-16:00 Ehrenamtsberatung, SAfE -Siegener Agentur<br />

für Ehrenamt Rathaus Weidenau 4<strong>04</strong>-2139<br />

10:00-12:00 Diakonischer Freundeskreis Siegen-Süd,<br />

Hilfen für zu Hause, Diakonie Eiserfeld, Mühlenstr. 7<br />

Jeden 2. Donnerstag im Monat<br />

15:00-17:00 Selbsthilfegruppe Mitten im Leben für<br />

Menschen mit Gedächtnisproblemen KSG-Seniorenwohnanlage<br />

Weidenau Weidenauer Str. 202<br />

Jeden 4. Donnerstag im Monat<br />

15:00 Trauercafé der ambulanten ökum.Hospizhilfe Siegen e.V.,<br />

Haus Herbstzeitlos Siegen, 0160-99 49 40 56<br />

freitags:<br />

14:00 Englisch Tea Time AWO-Ortsverein Siegen, im der<br />

Begegnungsstätte Rosterstr. 186, Siegen, 0271/339857<br />

17:00 Tanzen ab der Lebensmitte mit und ohne Partner,<br />

TanzZentrum AGNE-PRESCHER Siegen-Geisweid,<br />

Birlenbacher Hütte 16 0271-84999<br />

18:00 Wochenschlussandacht, Autobahnkirche Rasthof Wilnsdorf<br />

Jeden 2. Freitag im Monat<br />

15:00 Dämmerstunde der Seniorenhilfe Siegen e.V.<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos Siegen,<br />

Marienborner Str. 151 0271/44369<br />

samstags:<br />

Jeden 3. Samstag im Monat<br />

13:00 ALTERAktiv Repaircafé, Mehrgenerationenzentrum<br />

der Martinigemeinde Siegen, St. Johann-Str. 7<br />

Jeden 4. Samstag im Monat<br />

13:00 Klimawelten Repaircafé, Florenburg Hilchenbach,<br />

Kirchweg 17 02733/2366 (Ingrid Lagemann)<br />

sonntags:<br />

Jeden 3. Sonntag im Monat<br />

14:30 Cafè unter der Linde, Begegnungszentrum Haus<br />

Herbstzeitlos Siegen, Marienborner Str. 151, 0271-56410<br />

15:00 Trauercafé der ambulanten ökumenischen Hospizhilfe<br />

Siegen e.V., Alter Kindergarten Freudenberg, Oranienstr. 25,<br />

0160-99 49 40 56<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 75


Weihnachtsmärkte<br />

bis 17.01.2016 Winterzauber täglich,<br />

12-21 Uhr, sonntags ab 14 Uhr, im Innenhof<br />

der Sparkasse Siegen,<br />

bis 23.12. täglich, in Siegen, Scheinerplatz,<br />

Bahnhofstraße bis Kölner Straße.<br />

Montags bis freitags 11-21 Uhr;<br />

samstags 10-21 Uhr; sonntags 11-20 Uhr<br />

Foto: Gudrun Neuser<br />

bis 23.12. täglich in Weidenau, Siegerlandzentrum<br />

11-20 Uhr, sonntags<br />

ab 10 Uhr<br />

bis 29.12. Neunkirchener Weihnachtsmarkt<br />

an der Ev. Kirche<br />

täglich ab 11 Uhr samstags 16-20 Uhr,<br />

sonntags ab 11-18 Uhr<br />

Do. 3.12. Olpe, Marktplatz, Do. 15-21<br />

Uhr, Fr. /Sa. 11-21Uhr, So. 11-19 Uhr<br />

Do. 3.- So. 6. Kreuztal, Lichterglanz<br />

im Park, Dreslers Park, Do. 16-22<br />

Uhr, Fr. 14-22 Uhr, Sa 11-22 Uhr,<br />

So. 11-19 Uhr<br />

Fr. 4.- So. 6. Weihnachtsmarkt Netphen,<br />

Rathausplatz<br />

Sa. 5. Gosenbacher Weihnachtsmarkt<br />

in Siegen-Gosenbach, Wilhelm-Siebel-Weg,<br />

(am Backes)<br />

ab 14 Uhr<br />

Sa. 5. Weihnachtsmarkt in Bad<br />

Berleburg-Arfeld 11-20 Uhr<br />

Sa. 5.- So. 6. Burbacher Lichterzauber<br />

in der Ortsmitte<br />

Sa. 5.- So. 6. Erndtebrück Adventsmarkt,<br />

an der evangelischen Kirche,<br />

Sa. 15-21 Uhr, So. 14-19 Uhr<br />

Fr. 11.-So.13. WeihnachtsZeitreise<br />

in Bad-Berleburg Schlosshof und<br />

Goetheplatz täglich ab 11 Uhr<br />

Sa. 12. Helchebacher Chresdachsmärtche,<br />

Hilchenbach, auf dem<br />

Marktplatz, ab 14 Uhr, (auch Sonntag<br />

11-18 Uhr)<br />

Dezember <strong>2015</strong><br />

1. Dienstag<br />

19:00 Filmklub Kurbelkiste: Hedi<br />

Schneider steckt fest, Tragikomödie,<br />

Kulturhaus Lÿz, Siegen, St.-Johann-Str.<br />

2. Mittwoch<br />

17:00 Was bringt die Reform der Pflegeversicherung?<br />

Vortrag der Behindertenbeauftragten<br />

der Stadt Siegen, Siegen-<br />

Geisweid Rathaus<br />

19:00 Viktoria Filmtheater: The Imitation<br />

Game - Ein streng geheimes Leben-<br />

Viktoria Filmtheater Hi.-Dahlbruch,<br />

3. Donnerstag<br />

15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

15:30 Café-Zeit: Elisabeth von Thüringen<br />

(1207-1231) KrönchenCenter Siegen,<br />

Markt 25,<br />

16:00 (Eröffnung) kreuztalweihnacht<br />

-Lichterglanz im Park, Dreslers Park<br />

Kreuztal bis 6.12.<br />

4. Freitag<br />

19:00 Bilder-Ausstellung von Kornelia<br />

Veen-Aldenrath, Burbach, Alte Vogtei<br />

20:00 Carolin Kebekus, Diätwahn &<br />

Pussy-Terror, Siegerlandhalle Siegen<br />

Veranstalterfoto<br />

20:00 Jeff Lorber Fusion, traditionellen<br />

Jazz mit Elementen u.a. aus Rock, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.18<br />

20:00 Weihnachtskonzert, Falk & Sons<br />

& Vering, Apollo-Theater Siegen, Morleystr.<br />

1(am 11.und 21.12.)<br />

Nikolauskonzert. Das Tuba, Kontrabass,<br />

Bassklarinette, Bassposaune und Kontrafagott<br />

Ensemble überrascht mit wohligrelaxtem<br />

Sound und heiterem Programm<br />

5. Samstag<br />

10:00 Workshop mit „Mo de Bleu“, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.18<br />

20:00 Kleinkunstbühne Hilchenbach:<br />

Comedy mit Jacqueline Feldmann, Hilchenbach,<br />

Am Preisterbach 11<br />

19:00 Theater: Drei Männer im Schnee,<br />

nach dem Roman von Erich Kästner,<br />

Apollo-Theater Siegen (auch am 16.12.)<br />

20:00 Kabarett: Daubs Melanie, Et hilft<br />

nix! Lachen ist gesund. Gesund ist, was<br />

Freude macht, Kulturhaus Lÿz Siegen,<br />

6. Sonntag (2. Advent)<br />

15:00 HÖR- und SCHAUbühne, Ein<br />

Hauch von kaltem Wetter, Kulturhaus<br />

Lÿz, Siegen, St.-Johann-Str.18<br />

16.00 Adventskonzert mit der Siegerländer<br />

Bergknappenkapelle, Aula Gymnasium<br />

Siegen-Niederschelden, Auf der<br />

Morgenröthe<br />

16:00 Nikolauskonzert mit Kerstin<br />

Stahl, Burbach, Alte Vogtei<br />

17:00 Tuba Libre II, Nikolauskonzert,<br />

Stift Keppel Hilchenbach-Allenbach.<br />

17:00 Weihnachtskonzert der Fritz-Busch-<br />

Musikschule, Martinikirche Siegen<br />

7. Montag<br />

20:30 Tango im Lÿz, Kulturhaus Lÿz<br />

Siegen, St.-Johann-Str. (auch 14.u. 21.)<br />

76 durchblick 4/<strong>2015</strong>


9. Mittwoch<br />

20:00 Weihnachtskonzert der Philharmonie<br />

Südwestfalen, Dirigent: Gerhard<br />

Oskamp, Apollo-Theater Siegen (auch<br />

am 10.12.)<br />

20:00 Hans Klok mit seiner neuen Show<br />

The New Houdini, Siegerlandhalle Siegen<br />

10. Donnerstag<br />

20:00 kreuztalkultur, Piano-Solo-Konzert<br />

mit Martin Tingvall, Stadthalle<br />

Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />

20:00 LÿzMixVarieté, Kabarett, Musik,<br />

Akrobatik & Zauberei, Kulturhaus Lÿz<br />

Siegen, St.-Johann-Str.18<br />

20:00 Weihnachtskonzert der Philharmonie,<br />

Apollo-Theater Siegen, Morleystr. 1<br />

11. Freitag<br />

20:00 Kabarett: Werner Koczwara, Einer<br />

flog übers Ordnungsamt, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

20:00 kreuztalkultur, Figurentheater<br />

„Die Velvets“: Der kleine Prinz, Stadthalle<br />

Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />

19:30 Eröffnungskonzert zur 10. WeihnachtsZeitreise<br />

Kammerorchester Concerto<br />

Köln, Ev. Stadtkirche Bad Berleburg<br />

12. Samstag<br />

19:00 Ziemlich beste Freunde, Komödie<br />

nach dem gleichnamigen Film, Apollo-<br />

Theater Siegen, Morleystraße 1<br />

20:00 Jazz: Thanks to Frank, Cafe Basico,<br />

ehemalige Lokschuppen Kreuztal,<br />

Straße Hüttenstraße 30 (Zufahrt nur<br />

über Buschhütten).<br />

20:00 Lesung: Markus Hering liest<br />

Erich Kästner, Morgen, Kinder, wird‘s<br />

nichts geben, Kulturhaus Lÿz Siegen,<br />

St.-Johann-Str. 18<br />

20:00 Höhner-Weihnacht, Siegerlandhalle<br />

Siegen, Koblenzer Straße 151<br />

13. Sonntag (3.Advent)<br />

16:00 kreuztalkultur, 23. Vorweihnachtliches<br />

Konzert INTERMEZ-<br />

ZO Gemischter Chor, Evangelische.<br />

Kreuzkirche Kreuztal<br />

18:00 Filmpalast, Die große Schlacht<br />

des Don Camillo, Heimhof-Theater<br />

Burbach-Wasserscheide<br />

14. Montag<br />

10:45 Orgelmatinéen zur Adventzeit mit<br />

Helga Maria Lange, St.-Joseph-Kirche,<br />

Siegen-Weidenau<br />

15. Dienstag<br />

20:00 Wichtel-Milonga mit Gast DJ,<br />

Cafe Basico, ehemaliger Lokschuppen<br />

Kreuztal, Hüttenstraße 30<br />

Veranstaltungshinweise<br />

Dezember <strong>2015</strong><br />

17. Donnerstag<br />

15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen<br />

20:00 kreuztalkultur, Kabarett: Emil<br />

Steinberger in Emil - noch einmal,<br />

Stadthalle Kreuztal,<br />

20:00 basta-Die A-cappella-Show Domino<br />

eine Mischung aus Komik und<br />

Scharfsinn, Gebr.-Busch-Theater,<br />

Hilchenbach-Dahlbruch<br />

18. Freitag<br />

20:00 Kleinkunstbühne Hilchenbach:<br />

Comedy John Doyle: Voll der Stress,<br />

Am Preisterbach 11<br />

20:00 Markus Maria Profitlich, kommt<br />

und resümiert: HALBZEIT - Gibt es ein<br />

Leben nach dem Fünfzigsten? Siegerlandhalle<br />

Siegen, Koblenzer Straße 151<br />

19. Samstag<br />

18:00 Weihnachtsconzert mit der Kantorei<br />

Siegen, Ltg. Ute Debus, Evangelische<br />

Kirche Hilchenbach<br />

20. Sonntag<br />

17:00 Weihnachtsconzert mit dem Gemischter<br />

Chor La Musica Alchen, Ev.<br />

Kirche Freudenberg-Alchen<br />

19:00 Siegener Christmas Comedy,<br />

Kartoffelfreuden XII, Kulturhaus Lÿz<br />

Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

22. Dienstag<br />

20:00 Weigand & Genähr mit ihrem<br />

neuen Programm: Traute, Kulturhaus<br />

Lÿz, Siegen (23./ 27. / 29.12.)<br />

23. Mittwoch<br />

18:00 Bach-Chor Siegen,<br />

Weihnachts-Oratorium,<br />

Leitung: Ulrich Stötzel,<br />

Martinikirche Siegen<br />

20:00 Bach-Chor Siegen,<br />

„Weihnachtskonzert“:<br />

Engelsmusik - Trio<br />

Glissando, Martinikirche<br />

24. Donnerstag<br />

11:00 Figurentheater<br />

Petra Schuff, Ritter Rost<br />

feiert Weihnachten,<br />

Kulturhaus Lÿz Siegen,<br />

St.-Johann-Straße 18<br />

23:00 Uhr<br />

Christmette aus<br />

Bachs<br />

Weihnachtsoratorium<br />

Leitung: Ute Debus (Bild)<br />

Siegen, Nikolaikirche<br />

Foto: Peter Bonnard<br />

Begeisternd – ironisch – sensationell – das<br />

ist „basta“ live! Die fünf Männer gelten<br />

wohl nicht zu Unrecht als die originellste<br />

A-cappella-Formation Deutschlands.<br />

In „Domino“ bieten sie eine ganz neue<br />

Schöpfungsgeschichte. Selbst südamerikanische<br />

Klänge, Schlagermelodien und<br />

Marschrhythmen fließen in ihr Programm<br />

ein. Bei aller Komik sind es gerade die Zwischentöne,<br />

die ihre Lieder auszeichnen.<br />

27. Sonntag<br />

17:00 Weihnachtliches Konzert, Kath.<br />

Kirche St. Joseph Si-Weidenau<br />

31. Donnerstag<br />

19:30 The Blues Brothers – A Tribut,<br />

Apollo-Theater Siegen, Morleystraße 1<br />

(auch 22:15 Uhr)<br />

21:30 Silvester feiern, Cucina im Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

19:30 Barockconzert zur Sivesternacht,<br />

Ev. Kirche Hilchenbach<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 77


Veranstaltungshinweise<br />

1. Freitag (Neujahr)<br />

20:00 Neujahrskonzert mit Andreij<br />

Gorbatschow (Balalaika) und der Philharmonie<br />

Südwestfalen, Apollo-Theater<br />

Siegen, Morleystr. 1<br />

2. Samstag<br />

20:00 Weigand & Genähr Traute, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.18<br />

(auch vom 5. bis 8.1.)<br />

10:00 Jonglage- & Diabolo-Workshop<br />

mit Mo de Bleu, Intensiv-Wochenende,<br />

Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.<br />

18 (auch am 3.1.)<br />

3. Sonntag<br />

17:00 kreuztalkultur, Kreuztaler Neujahrskonzert<br />

2016 mit der Philharmonie<br />

Südwestfalen, Stadthalle Kreuztal<br />

4. Montag<br />

20:30 Tango im Lÿz,Kulturhaus Lÿz Siegen,<br />

St.-Johann-Str. (auch am 18. und 25.)<br />

5. Dienstag<br />

19:30 Neujahrskonzert 2016, Philharmonie<br />

Südwestfalen, Bad Berleburg,<br />

Bürgerhaus am Markt<br />

8. Freitag<br />

20:00 kreuztalkultur, Comedy: Ole Lehmann:<br />

Geiz ist ungeil-so muss Leben!<br />

Weiße Villa Dreslers Park, Kreuztal<br />

20:00 Ziemlich beste Freunde, Komödie<br />

nach dem gleichnamigen Film, Apollo-<br />

Theater Siegen (tägl. bis 10.1.)<br />

Januar 2016<br />

Veranstalterfoto<br />

Veranstalterfoto<br />

9. Samstag<br />

20:00 Jazzclub Oase: Jessy Martens &<br />

Band, Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Straße<br />

18<br />

20:00 Comedy Dave Davis Afrodisiaka<br />

Heimhof-Theater Burbach, Heimhofstr. 7a<br />

10. Sonntag<br />

17:00 Dia-Panoramavision mit Dieter<br />

Freigang, Rund um den Königssee –<br />

Das Berchdesgadener Land, Georg<br />

Heimann-Halle<br />

Netphen, Jahnstraße<br />

9<br />

18:00 Wer den<br />

Wind sät, Filmpalast<br />

im Heimhof-Theater<br />

Burbach, Heimhofstr.<br />

7a<br />

18:00 Neujahrskonzert<br />

mit der<br />

Philharmonie<br />

Südwestfalen,<br />

Festhalle Wilnsdorf<br />

20:00 Projekt-<br />

Theater der UNI<br />

Siegen Deportation<br />

Cast, die<br />

Geschichte einer<br />

Roma-Familie,<br />

Kulturhaus Lÿz,<br />

Siegen (auch<br />

am11. und 13.)<br />

12. Dienstag<br />

19:00 Filmklub Kurbelkiste: Spielfilm Lucy<br />

Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.<br />

13. Mittwoch<br />

20:00 Neujahrskonzert mit Andreij Gorbatschow<br />

(Balalaika) und der Philharmonie<br />

Südwestfalen, Apollo-Theater Siegen<br />

20:00 Studierendenkonzert, Bachabend,<br />

Martinikirche Siegen<br />

14. Donnerstag<br />

15:00 Literaturcafé Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

20:00 Reiner Hänsch: Die Faxen dicke!<br />

Ein Urlaubsroman mit Musik, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

20:00 Nadja Küchenmeister liest aus ihrem<br />

Gedichtband „Unter dem Wacholder“,<br />

Apollo-Theater Siegen<br />

15. Freitag<br />

20:00 Musikabend mit Annette Kreutz<br />

& Carolin Hild, Kulturhaus Lÿz Siegen,<br />

20:00 Lustspiel: Der zerbrochne Krug,<br />

von Heinrich von Kleist, Apollo-Theater<br />

Siegen (bis 16.1.)<br />

20:00 REBELL COMEDY – Die Liga<br />

der Auserwählten, Siegerlandhalle Siegen,<br />

Koblenzer Str. 151<br />

20:00 Stand-Up-Comedy mit Bastian<br />

Bielendorfer, Das Leben ist kein Pausenhof,<br />

Aula Gymnasium Netphen<br />

78 durchblick 4/<strong>2015</strong>


Veranstaltungshinweise<br />

16. Samstag<br />

20:00 Kabarett: Hennes Bender: Klein/<br />

Laut, Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.<br />

18<br />

17. Sonntag<br />

16:30 Dia-Panoramavision, Wandern<br />

rund um Meran, Heimhof-Theater Burbach-Wasserscheide,<br />

Heimhofstr. 7a<br />

17:00 Misa A Buenos Aires, Tangomesse<br />

von Martin Palmeri, Bad Berleburg,<br />

Katholische Kirche<br />

19:00 Neujahrskonzert mit Andreij<br />

Gorbatschow (Balalaika) und der Philharmonie<br />

Südwestfalen, Apollo-Theater<br />

Siegen<br />

20:00 Live-Multivision: Klaus-Peter<br />

Kappest, Allgäu – Landschaft erzählt<br />

Geschichte, Stadthalle Kreuztal,<br />

19. Dienstag<br />

20:00 Klavierabend: Franz Liszt, Genie<br />

und Verwandlung, Apollo-Theater Siegen,<br />

Morleystr. 1<br />

20. Mittwoch<br />

20:00 Konzert: The Concert Show, AB-<br />

BA Gold, Siegerlandhalle Siegen<br />

20:00 Komödie: Die Wahrheit, von den<br />

Vorteilen, sie zu verschweigen und den<br />

Nachteilen, sie zu sagen! Apollo-Theater<br />

Siegen, Morleystr. 1<br />

21. Donnerstag<br />

20:00 kreuztalkultur Comedy: Alfons<br />

in Wiedersehen macht Freude, Stadthalle<br />

Kreuztal Am Erbstollen 7<br />

„1, 2 oder 3“ – Holger Schüler Der Hundeerziehungsberater<br />

auf sechs Pfoten präsentiert seine<br />

Show am 28. 1. im Gebr.-Busch-Theater Hilchenb.<br />

Veranstalterfoto<br />

20:00 Konzert: Quadro Nuevo – Tango<br />

Gebr.-Busch-Theater, Hi.-Dahlbruch<br />

20:00 Dozentenkonzert, TRIO MWT,<br />

Musiksaal der Uni Siegen, Adolf-Reichwein-Str.<br />

2, Bauteil B, AR-B 2311<br />

20:00 LÿzMix-Varieté - Kabarett, Musik,<br />

Akrobatik und Zauberei, Kulturhaus<br />

Lÿz, St.-Johann-Str. 18<br />

22. Freitag<br />

20:00 Jazzclub Oase: Friend'n Fellow,<br />

Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.<br />

23. Samstag<br />

20:00 Walter Sittler ...liest Dieter Hildebrandt,<br />

Heimhof-Theater Burbach-<br />

Würgendorf<br />

20:00 Kabarett: Daubs Melanie, Et hilft<br />

nix! Lachen ist gesund. Gesund ist, was<br />

Freude macht, Kulturhaus Lÿz<br />

Siegen, St.-Johann-Straße 18<br />

Veranstalterfoto<br />

24. Sonntag<br />

17:00 Audiovisionsschau mit<br />

Heinz Wagener, Irland für Entdecker,<br />

Altes Feuerwehrhaus<br />

Netphen<br />

19:00 Comedy: ImproVisite: Mal<br />

gucken was kommt, Kulturhaus<br />

Lÿz, St.-Johann-Str. 18<br />

25. Mont.<br />

15:00 Erzählcafé<br />

<strong>2015</strong>/2016,<br />

„Musik“, Haus<br />

Herbig Burbach,<br />

Jägerstr. 2<br />

26. Dienst.<br />

19:00 Filmklub<br />

Kurbelkiste:<br />

Dokumentarfilm<br />

Citizenfour,<br />

Kulturhaus<br />

Lÿz,<br />

St.-Johann-Str.<br />

27. Mittwoch<br />

20:00 Romantik pur - Konzert mit dem<br />

uniOrchester Siegen, Leitung: Ute Debus,<br />

Nikolaikirche Siegen<br />

28. Donnerstag<br />

15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

20:00 1, 2 oder 3, Holger Schüler, Hundeerziehungsberater<br />

auf sechs Pfoten,<br />

Gebr.-Busch-Theater, Hi.-Dahlbruch<br />

29. Freitag<br />

20:00 Comedy: Sascha Korf, Wer zuerst<br />

lacht, lacht am längsten! Kulturhaus<br />

Lÿz, St.-Johann-Str. 18<br />

30. Samstag<br />

20:00 Hans-Joachim Heist, Noch´n Gedicht<br />

- Der große Heinz-Erhardt-Abend,<br />

Kulturhaus Lÿz, St.-Johann-Str. 18<br />

20:00 Mirja Boes & Honkey Donkeys,<br />

Das Leben ist kein Ponyschlecken Stadthalle<br />

Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />

31. Sonntag<br />

18:00 kreuztalkultur, Jazzkonzert: Ida<br />

Sand, Young at heart- Ida Sand singt<br />

Neil Young, Stadthalle Kreuztal, Erbstollen<br />

7<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 79


Veranstaltungshinweise<br />

Februar 2016<br />

Veranstalterfoto<br />

1. Montag<br />

20:30 Tango im Lÿz, Kulturhaus Lÿz<br />

Siegen, St.-Johann-Str. 18 (auch am 8.,<br />

15., 22. und 29.)<br />

4. Donnerstag<br />

20:00 Kleine Bühne Seelbach, Kein<br />

Auskommen mit dem Einkommen, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, (tägl. bis 7.2.)<br />

7. Sonntag<br />

17:00 Burbach in den 40er, 50er und<br />

60er Jahren Teil VII, Heimhof-Theater<br />

Burbach, Heimhofstr. 7a<br />

10. Mittwoch<br />

19:30 Solar Plexus, Soul–Jazz in der<br />

Schloß Schänke Bad Berleburg<br />

20:00 Theater: Das Ensemble Drama<br />

Statt Siegen - Aus Liebe, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-JohannStr.18 (tägl. bis<br />

12. sowie am 16. und 17.)<br />

11. Donnerstag<br />

15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

20:00 kreuztalkultur, Addys Mercedes<br />

- locomotora a Cuba-Tour, Stadthalle<br />

Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />

20:00 Drama Statt Siegen, Aus Liebe,<br />

Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.<br />

18 (auch am 12.1.)<br />

12. Freitag<br />

19:00 Ausstellungseröffnung von Andrea<br />

Autschbach, Burbach Alte Vogtei<br />

20:00 Gogol & Mäx Humor in concert,<br />

Heimhof-Theater Burbach, Heimhofstr. 7a<br />

20:00 Tangokonzert mit Prentki/Angelerie,<br />

Tango de Concierto, Altes Feuerwehrhaus<br />

Netphen<br />

13. Freitag<br />

19:00 Jazzclub Oase: Trio Igor Lazarev<br />

Project Group, Kulturhaus Lÿz Siegen,<br />

St.-Johann-Str. 18<br />

20:00 Igor Lazarev Project Group, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18,<br />

20:00 KlangRaum – RaumKlang,<br />

Blechbläserensemble pro musica sacra,<br />

Nikolaikirche Siegen<br />

14. Samstag<br />

17:00 Dia-Panoramavision mit Dieter<br />

Freigang, Korsika, Insel der Schönheit,<br />

Georg Heimann-Halle Netphen<br />

18:00 Filmpalast, Der Glückspilz u.a.<br />

mit Jack Lemmon, Heimhof-Theater<br />

Burbach, Heimhofstr. 7a<br />

19:00 LÿzLit-Debüt mit Sarah Heumann,<br />

Connie Roters und David Wonschewski,<br />

Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-<br />

Johann-Str. 18<br />

20:00 Vortrag: Günter Wamser, Der<br />

Abenteuerreiter, Von Argentinien bis<br />

Alaska, Stadthalle Kreuztal<br />

18. Mittwoch<br />

20:00 LÿzMixVarieté – Kabarett, Musik,<br />

Akrobatik und Zauberei, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

20:00 Sebastian Schnoy, Von Stauffenberg<br />

zu Guttenberg der Adel patzt immer<br />

kurz vor Schluss, Gebr.-Busch-Theater,<br />

Hilchenbach-Dahlbruch<br />

20:00 kreuztalkultur, Kabarett: Wilfried<br />

Schmickler: Das Letzte, Stadthalle<br />

Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />

19. Freitag<br />

19:30 Trio Pierrot Konzerte junger<br />

Künstler, Bad Berleburg, Schloß<br />

20:00 Die Nacht der Musicals, Siegerlandhalle<br />

Siegen, Koblenzer Str. 151<br />

20:00 Musikabend: Schöne Mannheims<br />

mit Hormon Yoga, Kulturhaus Lÿz Siegen,<br />

St.-Johann-Str. 18<br />

20. Samstag<br />

10:00 Immobilienmesse mit Vortrag<br />

der Wohnberatung Siegen-Wittgenstein<br />

e.V., Besser wohnen – jetzt und im Alter,<br />

Sparkasse Bad Berleburg Poststraße 15<br />

20:00 Jubiläumsedition: Thomas Freitag,<br />

Nur das Beste, Kulturhaus Lÿz Siegen,<br />

St.-Johann-Str. 18<br />

20:00 British Folk-Rock mit Seth Lakeman,<br />

Word of Mouth-Tour, Altes Feuerwehrhaus<br />

Netphen<br />

21. Sonntag<br />

15:00 kreuztalkultur, Teddybärenkonzert<br />

Peter und der Wolf, Stadthalle<br />

Kreuztal<br />

16:30 Dia-Panoramavision, Das Ötztal<br />

und die Siegerlandhütte, Heimhof-Theater<br />

Burbach, Heimhofstr. 7a<br />

Foto: Siegener Zeitung<br />

4. Febr. bis 7.2. Kleine Bühne Seelbach,<br />

mit ihrem neuen Programm: „Kein Auskommen<br />

mit dem Einkommen“, täglich im<br />

Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.18<br />

18:00 Max Reger und mehr, Orgelkonzert<br />

in der Siegener Nikolaikirche<br />

19:30 Schauspiel von Moritz Rinke: Wir<br />

lieben und wissen nichts, Bad Berleburg,<br />

Bürgerhaus am Markt (auch am 22.)<br />

23. Dienstag<br />

15:00 Figurentheater Hille Puppille,<br />

Freunde, Bad Berleburg, Bürgerhaus<br />

am Markt<br />

19:00 Filmklub Kurbelkiste: Leviathan<br />

Drama, Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.<br />

18<br />

25. Donnerstag<br />

20:00 Konzert: Trio Belli – Fischer –<br />

Rimmer, Fresh Air Klassik und Jazz,<br />

Gebr.-Busch-Theater, Hi.-Dahlbruch<br />

20:00 Kabarett: Gretel und Toni, Do<br />

guckst de, Kulturhaus Lÿz Siegen,<br />

26. Freitag<br />

19:00 Jazzclub Oase: Blues Caravan<br />

mit den Blue Sisters, Kulturhaus Lÿz<br />

Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

27.Samstag<br />

20:00 Lesung mit Max Goldt: Schade<br />

um die schöne Verschwendung, Heimhof-Theater<br />

Burbach-Wasserscheide<br />

28. Sonntag<br />

17:00 Marionettentheater Berger, Das<br />

tapfere Schneiderlein, Altes Feuerwehrhaus<br />

Netphen<br />

20:00 kreuztalkultur Comedy: Berhard<br />

Hoecker: So liegen Sie richtig falsch,<br />

Stadthalle Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />

29. Montag<br />

15:00 Erzählcafés <strong>2015</strong>/2016, Film und<br />

Kino, Haus Herbig Burbach, Jägerstr. 2<br />

80 durchblick 4/<strong>2015</strong>


Leserbriefe<br />

Erst jetzt fiel mir eine Ausgabe Ihrer<br />

Zeitschrift per Zufall in die Hände - ein<br />

rundum gelungenes Magazin! Ganz<br />

besonders gut gefiel mir der Beitrag<br />

„Mein Freund Fritz“ - inhaltlich wie<br />

formal ein Lesegenuß!<br />

Frank Becker, Siegen<br />

db 2-<strong>2015</strong> Eine kleine Anmerkung<br />

zum letzten Heft: Es fiel mir auf, dass<br />

im Artikel „Leichte Sprache“ gefordert<br />

wurde, „möglichst ohne Fremdwörter“<br />

auszukommen. Logisch! Deshalb<br />

„wird eine Neuauflage des Beiratsflyers<br />

erscheinen.“ Hallo! „Leichte Sprache“?<br />

Freundliche Grüße sendet Leser<br />

Klaus Dietermann, Siegen<br />

db 2-<strong>2015</strong> Ihren Artikel „Wenn ein<br />

Schreckgespenst Wirklichkeit wird“<br />

habe ich mit Interesse gelesen. Warum<br />

aber verschweigen sie, dass die Patienten<br />

auf der ambulanten Onkologie<br />

im St. Marienkrankenhaus unter zweifelhaften<br />

Umständen ihre Therapie bekommen.<br />

Wie kann es angehen, dass<br />

Krebspatienten, welche 6-8stündige<br />

Infusionen bekommen, auf einem offenen<br />

Flur, auf unbequemen, kalten Metallstühlen<br />

ihre Zeit absitzen müssen.<br />

Ich finde diesen Zustand unzumutbar.<br />

Die sanitären Anlagen (Hygiene sollte<br />

doch in einem Krankenhaus groß geschrieben<br />

sein) sind dort alarmierend.<br />

Eine Toilette für „alle“, d. h., für Patienten<br />

männlich/weiblich und Besuchern<br />

männlich/weiblich. Jede Gastronomie<br />

bekommt vorgeschrieben,<br />

getrennte Toilettenanlagen zur Verfügung<br />

zu stellen. Wie kann es angehen,<br />

dass diese Verordnung gerade in einem<br />

Krankenhaus nicht gilt?<br />

Cornelia Weber, Remscheid<br />

db 2-<strong>2015</strong> Vielen Dank für das schöne<br />

Titelbild vom Turm des Kindelsberges.<br />

Und natürlich für die Beschreibung<br />

des Kindelsberpfades. Ich habe<br />

auch einmal im Siegerland gelebt, und<br />

zwar von Mitte der 60-er Jahre bis zu<br />

meiner Auswanderung im Jahr 1983.<br />

Damals erzählte mir meine Schwägerin<br />

öfter, dass sie mit Rudolf Schock wandere.<br />

Es war wohl so, dass der Opernsänger<br />

jedes Jahr seinen Urlaub in der<br />

Region um Krombach verbrachte. Um<br />

ein Gegengewicht zu finden zu seiner<br />

anstrengenden Sängertätigkeit, ging<br />

er jedes Jahr mit seiner Frau wandern,<br />

vorwiegend um den Kindelsberg<br />

herum. Er nahm auch gerne andere<br />

Wanderer mit, weil er der Meinung<br />

war, dass sich Menschen mehr bewegen<br />

sollten. Diese Wandergruppen<br />

wurden so populär, dass daraus eine<br />

regelrechte Wandervogel-Bewegung<br />

entstand. Meine Schwägerin, die wie<br />

zuvor erwähnt, auch mitgewandert ist<br />

erzählte, dass sie am Wanderziel immer<br />

eine Medaille bekommen hat.<br />

Hannelore Panek, Kingsley,<br />

Western-Australia<br />

db 3-<strong>2015</strong> Ihr Artikel ist sehr schön<br />

geschrieben und ansprechend bebildert,<br />

aber sind Sie den Weg zum Weidelbacher<br />

Weiher schon einmal gegangen,<br />

so wie sie ihn beschrieben haben? Sie<br />

kommen nie zum Weiher! An dem<br />

Wanderparkplatz an der K17 ist weit<br />

und breit kein Hinweis zum Weidelbacher<br />

Weiher zu finden. Ortsfremde<br />

laufen gut fünf km die K17 weiter und<br />

gelangen schließlich nach Banfe, aber<br />

nicht zum Weiher. Sie wissen nämlich<br />

nicht, dass vorher von rechts ein mit<br />

A1 und B2 gezeichneter Weg auf die<br />

K17 mündet. Wenn man hier einbiegt,<br />

kommt man nach knapp zwei Kilometer<br />

zum Weiher. Am besten folgen Sie vom<br />

Parkplatz an der K17 hinter Heiligenborn<br />

dem Dreieck Richtung Feudingen<br />

bis zu einer Kreuzung (etwa 2 km). Hier<br />

treffen Sie auf die F4, die von Volkholz<br />

kommt und rechts zum Weidelbacher<br />

Weiher führt, den sie nach einem Kilometer<br />

erreichen<br />

Hans-Dieter Laux per E-Mail<br />

db 3-<strong>2015</strong> In ihrem<br />

Artikel Besuch<br />

beim „Erbfeind“<br />

spricht ihr Autor<br />

von 2,5 Millonen<br />

Toten in der<br />

Schlacht von Verdun.<br />

Die Siegener<br />

Zeitung hingegen<br />

berichtete am 24.<br />

2.1996, dass in der<br />

Gedenkrede zum<br />

80. Jahrestag insgesamt<br />

305000 Soldaten<br />

gefallen sind.<br />

Bruno Wachs, Si.<br />

Anmerkungen der Redaktion zu den Leserbriefen<br />

von<br />

Cornelia Weber: Die Abtrennung vom öffentlichen<br />

Bereich ist nach mehr als einem<br />

Jahr nun erfolgt.<br />

– Hans-Dieter Laux: Zum Wir nehmen<br />

die Anregung gerne auf und erweitern die<br />

„Für Sie entdeckt“ Seiten künftig wieder<br />

mit einer genaueren Wegbeschreibung.<br />

– Bruno Wachs: Weder Autor noch Leser<br />

haben Recht. Laut „Geschichtelexikon.<br />

de“ haben in dieser Schlacht insgesamt<br />

850 000 Menschen ihr Leben gelassen.<br />

Vor Weihnachten: Samstags bis 19 Uhr geöffnet<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 81


Unterhaltung / Impressum<br />

Es fiel uns auf …<br />

…dass 7,5 Millionen Menschen in Deutschland nicht genug<br />

lesen können. Ihre Lesefertigkeit reicht nicht aus, um<br />

etwa Behördenbriefe oder ärztliche Aufklärungsbögen zu<br />

verstehen. Das sind fast 10 % der Bevölkerung.<br />

…dass man zum Nein sagen Mut braucht. Die Psychologin<br />

und Ratgeberautorin Dr. Eva Wlodarek aus Hamburg<br />

hat erforscht, dass wir häufig „Ja, mach ich“, sagen,<br />

obwohl wir eigentlich „Nein, passt mir überhaupt nicht“<br />

gedacht haben. Das hat ihre Ursache darin, dass wir andere<br />

ungern enttäuschen oder gar als egoistisch gelten wollen.<br />

Allerdings warnt die Expertin: „Auf Dauer ist das Jasagen<br />

schlecht für die Gesundheit“. Es stresst, nagt am Selbstwertgefühl<br />

und kann sogar in eine Depression führen.<br />

…dass der Kölner Dom die meistbesuchte deutsche<br />

Sehenswürdigkeit ist. Das Wahrzeichen der Rheinmetropole<br />

besuchen jährlich sechs Millionen Besucher aus aller<br />

Welt. Im Durchschnitt sind es 15.000 Menschen täglich,<br />

die das Weltkulturerbe sehen möchten. Nach dem Ulmer<br />

Münster ist der Kölner Dom mit 157 m das zweithöchste<br />

Kirchengebäude Europas, sowie das dritthöchste der Welt.<br />

…dass man sein Auto beim Parken „verlieren“ kann.<br />

Der Norweger Björn Brandvold parkte sein Auto auf der<br />

Fahrt von Andorra nach Oslo in einer Seitenstraße in<br />

Hannover. Als der 78-Jährige nach einem Stadtbummel<br />

weiterfahren wollte, fand er sein Auto nicht mehr. Erst<br />

nach einem Aufruf in der Zeitung meldete sich nach drei<br />

Wochen eine Leserin, der ein herrenloses Fahrzeug mit<br />

ausländischem Nummernschild aufgefallen war. homa<br />

Gedächtnistraining: Lösungen von Seiten:64-65<br />

Zuordnen: 1.Rom, 2.Wien, 3.Paris, 4.Istanbul, 5.Nürnberg,<br />

6.Hambug, 7.Bonn, 8.Wittenberg, 9.Lübeck, 10.Dresden, 11.<br />

New York, 12 Frankfurt/M., 13. Bremen, 14. Mölln, 15. Hameln.<br />

Sprichwörter: 1.rostet, 2.nicht weit vom Stamm, 3.Morgenstund,<br />

4.Ohne Fleiß, 5.Tee trinken, 6.loben ist schwer, 7.das<br />

neckt sich, 8.Der frühe Vogel, 9.fällt selbst hinein, 10.nie gereut;<br />

Um die Ecke gedacht: 1.Blaumann, 2.Eselsbrücke, 3.Hollywood-<br />

Schaukel, 4.Bücherwurm, 5.Kaugummi, 6.Leberfleck,<br />

7.Handtasche, 8.Schlüsselbund, 9.Flaschenhals, 10.Polterabend.<br />

Zu guter Letzt: Geschwätz<br />

Ech schdonn en Seje a d'r Bushalteschdäll on sog wi zwo en de<br />

Joarn gekommene Froue langsam of'enanner zogengen, on a<br />

eare Gesechder konn m'r se', kenn mier os orrer kenn m'r os<br />

net, doch da säden baide of aimo: „Mier ha os awer lank net gese!“<br />

„Wi gearet d'r da, on wat macht din Ma?“, sät di ain. „Mier ha<br />

mem Rheuma ze do, sost gearet os ganz got, jo, on de Kenner on de<br />

Änkelcher sin gesond, wat well m'r me!“, komet zerecke. „On wi erret<br />

bi ou?“ „Ech sin zefrere, och met de Kenner on de Änkelcher.“ „On<br />

din Ma, läbt dä noch?“ „N-joo!“ „Beschdäll äm en scheane Gros!“<br />

„Geat net!“, sät di anner. „Wärem net?“ Merrem Lache em Gesechde<br />

geng sie zo earem Bus, dä grad a'kom, on säde da noch schwinn: „Hä<br />

es itz Hussma bi ner annern, on ech sin fro, darre got onner es!“<br />

durchblick<br />

Gemeinnützige Autorenzeitschrift<br />

für Siegen und Siegen-Wittgenstein<br />

Herausgeber: durchblick-siegen Information und Medien e.V.<br />

Anschrift der Redaktion:<br />

„Haus Herbstzeitlos“, Marienborner Str. 151, 57074 Siegen<br />

Telefon 0271 61647, Mobil: 0171-6206413<br />

E-Mail: redaktion@durchblick-siegen.de<br />

Internet: www.durchblick-siegen.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

dienstags bis donnerstags von 10.00 bis 12.00 Uhr<br />

1. und 3. Dienstag im Monat auch von 15.00 bis 17.00 Uhr<br />

Redaktion:<br />

Anne Alhäuser; Maria Anspach; Ulla D'Amico; Ingrid Drabe (Veranstaltungen);<br />

Helga Düringer; Friedhelm Eickhoff (viSdP); Fritz<br />

Fischer; Eberhard Freundt; Gerda Greis; Eva-Maria Herrmann (stellv.<br />

Redaktionsleiterin); Erich Kerkhoff; Erika Krumm; Brigitte Lanko;<br />

Horst Mahle; Werner Müller-Späth; Rita Petri (Nachrichten); Helga<br />

Siebel-Achenbach; Tessie Reeh; Ulli Weber<br />

Bildredaktion:<br />

Thomas Benauer; Hubertus Freundt; Gudrun Neuser; Wolfgang Neuser;<br />

Rita Petri (Leitung); Tessie Reeh<br />

Internet:<br />

Thomas Benauer; Tobias Kämpfer; Dr. Leif Arne Eickhoff<br />

An dieser Ausgabe haben ferner mitgewirkt:<br />

Anja Freundt; Hartmut Reeh; Ernst Göckus; Edith Maria Bürger;<br />

Otto Schneider; Thorsten Heider; Eberhard Wagner; Erna Homolla;<br />

Matthias Neuser; Heinz Bensberg; Wilma Frohne; Marie-Luise Uhr;<br />

Elisabeth von Schmidtsdorf; Ulrich Hoffmann; Heinz Stötzel;<br />

Dieter Gerst; Eva Schumacher, Uta Fiedler, Sahra Mühlberger;<br />

Rüdiger Schnurr<br />

Gestaltung:<br />

Michael Brösel; Ingrid Drabe; Friedhelm Eickhoff;<br />

Eva-Maria Herrmann; Rita Petri<br />

Herstellung und Druck: Vorländer, Obergraben 39, 57072 Siegen<br />

Anzeigenanfrage: durchblick-siegen e.V. 0171-6206413<br />

oder 0271/61647; E-Mail: anzeigen@durchblick-siegen.de<br />

Es gelten die Mediadaten 12/2014 (www.durchblick-siegen.de)<br />

Erscheinungsweise:<br />

März, Juni, September, Dezember<br />

Verteilung:<br />

Helga Siebel-Achenbach (Ltg.); Hannelore Münch; Joachim Kraft;<br />

Dr. Horst Bach; Gerd Bombien; Renate Tietze; Maximilian Lutz;<br />

Rotraud Ewert; Monika Müller; Christel Mahle; Gabi Schumacher;<br />

Herbert Jäppche; Hans Amely; Maju Becker; Waltraud Gottschalk;<br />

Bärbel Breunig; Ulrike Kämpfer; Dieter Haas; Wolfgang von Keutz;<br />

Helmut Drabe; Dieter Vetter; Nicole Scherzberg, Christel Schmidt-Hufer<br />

und alle Redakteure<br />

Auflage:<br />

23.000 Der durchblick liegt im gesamten Kreisgebiet kostenlos aus:<br />

in Sparkassen, Apotheken, Arztpraxen und Zeitungsverlagen, in der<br />

City-Galerie, in den Geschäften des Siegerlandzentrums und bei unseren<br />

Inserationskunden, in öffentlichen Gebäuden und vielen sozialen Einrichtungen<br />

der Wohlfahrtsverbände und Kirchen, in allen Rathäusern und<br />

Senioren-Sercicestellen des Kreises Siegen-Wittgenstein. Für die Postzustellung<br />

berechnen wir im Inland für vier Ausgaben jährlich 8,00 Euro.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die<br />

Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte<br />

Beiträge und Leserbriefe zu kürzen. Unverlangte Beiträge<br />

werden nicht zurückgeschickt. Der Nachdruck ist nur mit schriftlicher<br />

Genehmigung des Herausgebers gestattet.<br />

Gefördert durch<br />

die Universitätsstadt Siegen<br />

und den Kreis<br />

Siegen-Wittgenstein<br />

82 durchblick 4/<strong>2015</strong>


4/<strong>2015</strong> durchblick 83

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