09.04.2024 Aufrufe

2015-04

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

„Der Hagestolz“ von Carl Spitzweg<br />

Verkehrsunfall“ bzw. aus dem Roman „Der Mann ohne<br />

Eigenschaften“ von Robert Musil:<br />

Die beiden Menschen, die eine breite, belebte Straße<br />

hinaufgingen, gehörten ersichtlich einer bevorzugten Gesellschaftsschicht<br />

an, waren vornehm in Kleidung, Haltung<br />

und in der Art, wie sie miteinander sprachen, trugen die<br />

Anfangsbuchstaben ihrer Namen bedeutsam auf ihre Wäsche<br />

gestickt, und ebenso, das heißt nicht nach außen gekehrt,<br />

wohl aber in der feinen Unterwäsche ihres Bewusstseins,<br />

wussten sie, wer sie seien und dass sie sich in einer<br />

Haupt- und Residenzstadt auf ihrem Platze befanden. Ein<br />

sprachliches Kunstwerk, eine kurze Beschreibung zweier<br />

Menschen, die „exklusiv“ sind bzw. sich dafür halten.<br />

Auch der Film hält Assoziationen zum Begriff „exklusiv“<br />

bereit. Mir fallen einige Szenen von dem großen und einzigartigen<br />

Loriot ein. Ein wahrlich exklusives Auftreten zeigt Loriot<br />

alias Herr Lohse in der Einkaufsszene des Films „Pappa<br />

ante portas“. Lohse, frisch pensioniert, geht anscheinend zum<br />

ersten Mal in ein Geschäft, erwartet „exklusive“ Bedienung,<br />

baut sich im vollen Laden auf und tönt in Loriots unnachahmlicher<br />

Art: „Mein Name ist Lohse und ich kaufe hier ein.“<br />

Wohlgemerkt, das sind alles sehr individuelle Assoziationen<br />

zum „Exklusiven“. Ob Hermann Kuhmichel beabsichtigt<br />

hatte, mit seiner Skulptur Bezüge solcher Art auszulösen,<br />

ist wohl nicht mehr zu ergründen. Ich jedenfalls habe mich<br />

mit dem „Exklusiven“ mittlerweile angefreundet und finde<br />

ihn an seinem Standort überhaupt nicht mehr deplatziert.<br />

Bietet er doch für den regelmäßig Vorbeigehenden<br />

eine Menge Impulse zum<br />

Nachdenken und Phantasieren.<br />

Mittlerweile geht er am Standort<br />

schon fast eine Art Symbiose mit der ihn<br />

umgebenden Natur ein, die ihre Spuren<br />

deutlich an dem Kunstwerk hinterlässt.<br />

Wirkt KUHMICHELS Skulptur in ihrem<br />

Ambiente auch paradiesvogelartig,<br />

so strahlt der dargestellte Mensch auf<br />

mich vor allen Dingen eine beeindruckende<br />

Art von Gelassenheit aus: „Der<br />

beste Aussichtspunkt des Lebens ist die<br />

Gelassenheit.“ (Ernst Ferstl)<br />

<br />

Ulrich Hoffmann<br />

Foto: Ulrich Hoffmann<br />

4/<strong>2015</strong> durchblick 49

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!