2015-04
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„Der Hagestolz“ von Carl Spitzweg<br />
Verkehrsunfall“ bzw. aus dem Roman „Der Mann ohne<br />
Eigenschaften“ von Robert Musil:<br />
Die beiden Menschen, die eine breite, belebte Straße<br />
hinaufgingen, gehörten ersichtlich einer bevorzugten Gesellschaftsschicht<br />
an, waren vornehm in Kleidung, Haltung<br />
und in der Art, wie sie miteinander sprachen, trugen die<br />
Anfangsbuchstaben ihrer Namen bedeutsam auf ihre Wäsche<br />
gestickt, und ebenso, das heißt nicht nach außen gekehrt,<br />
wohl aber in der feinen Unterwäsche ihres Bewusstseins,<br />
wussten sie, wer sie seien und dass sie sich in einer<br />
Haupt- und Residenzstadt auf ihrem Platze befanden. Ein<br />
sprachliches Kunstwerk, eine kurze Beschreibung zweier<br />
Menschen, die „exklusiv“ sind bzw. sich dafür halten.<br />
Auch der Film hält Assoziationen zum Begriff „exklusiv“<br />
bereit. Mir fallen einige Szenen von dem großen und einzigartigen<br />
Loriot ein. Ein wahrlich exklusives Auftreten zeigt Loriot<br />
alias Herr Lohse in der Einkaufsszene des Films „Pappa<br />
ante portas“. Lohse, frisch pensioniert, geht anscheinend zum<br />
ersten Mal in ein Geschäft, erwartet „exklusive“ Bedienung,<br />
baut sich im vollen Laden auf und tönt in Loriots unnachahmlicher<br />
Art: „Mein Name ist Lohse und ich kaufe hier ein.“<br />
Wohlgemerkt, das sind alles sehr individuelle Assoziationen<br />
zum „Exklusiven“. Ob Hermann Kuhmichel beabsichtigt<br />
hatte, mit seiner Skulptur Bezüge solcher Art auszulösen,<br />
ist wohl nicht mehr zu ergründen. Ich jedenfalls habe mich<br />
mit dem „Exklusiven“ mittlerweile angefreundet und finde<br />
ihn an seinem Standort überhaupt nicht mehr deplatziert.<br />
Bietet er doch für den regelmäßig Vorbeigehenden<br />
eine Menge Impulse zum<br />
Nachdenken und Phantasieren.<br />
Mittlerweile geht er am Standort<br />
schon fast eine Art Symbiose mit der ihn<br />
umgebenden Natur ein, die ihre Spuren<br />
deutlich an dem Kunstwerk hinterlässt.<br />
Wirkt KUHMICHELS Skulptur in ihrem<br />
Ambiente auch paradiesvogelartig,<br />
so strahlt der dargestellte Mensch auf<br />
mich vor allen Dingen eine beeindruckende<br />
Art von Gelassenheit aus: „Der<br />
beste Aussichtspunkt des Lebens ist die<br />
Gelassenheit.“ (Ernst Ferstl)<br />
<br />
Ulrich Hoffmann<br />
Foto: Ulrich Hoffmann<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 49