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2015-04

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Unterhaltung<br />

Bis zur letzen<br />

Wollmaus . . .<br />

Putzen: Last,<br />

Leidenschaft<br />

oder<br />

Meditation?<br />

Karikatur: Matthias Neuser<br />

Sind Sie mit ihrem halbwegs geordneten Chaos zufrieden,<br />

finden fast alles, was Sie suchen? Und Wollmäuse<br />

unterm Bett bringen Sie nicht um den Verstand?<br />

Aber bringt Sie überraschender Besuch zu Hause aus der<br />

Fassung? Dann müsste so ein rotierender Saugroboter die<br />

ideale Hilfe für ihren Haushalt sein, der im Alleingang den<br />

Staub vom Teppich aufsaugt. Besser wäre eine „Perle“, die<br />

heute kurzfristig übers Internet als „Helpling“ buchbar ist.<br />

Oder eine Frau Mrozek (Gott hab sie selig), die regelmäßig<br />

einmal in der Woche drei Stunden lang für die Sauberkeit<br />

bei uns zu Hause in den 60-iger Jahren in Düsseldorf zuständig<br />

war. Mit der man noch plaudern konnte, manchmal<br />

beim gemeinsamen Frühstück. Hier gab es oder gibt<br />

es noch eine gewisse Wertschätzung und ein gegenseitiges<br />

Vertrauen.<br />

Ist bei Ihnen alles wohlgeordnet und pikobello? Möchten<br />

Sie vom Fußboden essen können? Dann sind Sie eine<br />

schwäbische oder siegerländer Hausfrau bzw. Hausmann.<br />

Denn da gibt es kein Pardon. Mit Hingabe, fast schon peinlich<br />

pingelig sehen diese Menschen den Sinn des Lebens im<br />

Putzen. Zu festen Zeiten werden wöchentlich die gleichen<br />

Putzrituale durchgeführt. Auch wenn Besuch unangemeldet<br />

auftaucht: alles sauber, staubfrei und auf Hochglanz poliert.<br />

Das Wohnzimmer wirkt so aufgeräumt, als ob hier niemand<br />

wohnt. Es duftet nach Zitrone, also nach Sauberkeit. Im<br />

Bad ein Hauch von Chlor. Ich stelle mir so eine Hausfrau<br />

noch immer mit Turban auf dem Kopf, mit Kittelschürze,<br />

gelben Gummihandschuhen, in Clogs, Feudel, Putzlumpen<br />

und Eimer in der Hand vor. Wie köstlich sind diese Typen<br />

im Karneval immer wieder anzusehen und anzuhören, wenn<br />

sie von Macken ihrer Arbeitgeber aus dem Nähkästchen<br />

plaudern oder sich so ihre Gedanken über Gott, die Welt<br />

und die Politik machen. Als Schülerin brachte mich in den<br />

60-iger Jahren Frau Babbisch und Frau Struwwelisch (von<br />

Männern dargestellt) im Mainzer Karneval zum schlapplachen.<br />

Aber auch im Siegerland sind solche Putzteufel-Duos<br />

noch heute im 21. Jahrhundert erfolgreich unterwegs.<br />

Reinigungskraft, Putzfrau, wie heißt es offiziell? Viele<br />

Frauen verdienen sich hier in Mini-Jobs ein Taschengeld<br />

56 durchblick 4/<strong>2015</strong>

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