09.04.2024 Aufrufe

2015-04

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Kultur<br />

All Exclusive<br />

Begegnung mit einer Skulptur im Wenscht<br />

Als ich vor einigen Jahren nach Geisweid ins Vordere<br />

Wenscht zog, begegnete ich bald auf meinen<br />

Gängen im Dr.-Dudziak-Park einer eigenartigen<br />

Skulptur. Majestätisch thronend im oberen Teil des Wäldchens<br />

zwischen Dr. h.c.-Karl-Barich-Straße und Albichweg<br />

wirkte sie ein wenig befremdlich auf mich: Was sollte dieser<br />

elegant, ja abgehoben wirkende Mann hier in der ehemaligen<br />

Stahlarbeitersiedlung in Geisweid?<br />

Ich hätte dem Standort entsprechend eher eine Figur<br />

erwartet, die die Industriegeschichte dieses Stadtteils widerspiegelt,<br />

vielleicht in der Art unseres Siegener Pendants<br />

„Henner“ und „Frieder“. Zumal sich der Künstler, Hermann<br />

Kuhmichel, schwerpunktmäßig mit der Darstellung der<br />

Siegerländer Arbeitswelt beschäftigt hat. Als in den fünfziger<br />

Jahren auf Initiative des Arbeitsdirektors Dr. Dudziak<br />

der Stahlwerke Südwestfalen die Gartenstadt Wenscht<br />

entstand, erhielten heimische Künstler Aufträge, das neu<br />

entstehende Wohngebiet zu verschönern.<br />

Wie gesagt, so richtig konnten wir uns anfangs nicht<br />

anfreunden. Ich hatte natürlich schnell das am Sockel angebrachte<br />

Schild gefunden, das den Namen dieser Skulptur<br />

aus dem Jahre 1957 kundgab: „Der Exklusive“. Von nun an<br />

beschäftigte mich dieser „Nachbar“ im Wenscht und weckte<br />

Assoziationen in mir. Exklusiv in Haltung und Mimik wirkt<br />

der dargestellte Herr in der Tat. Sein Gesichtsausdruck erinnert<br />

mich an den Vierzeiler<br />

von Heinz Erhardt<br />

Der Snob<br />

Sie reichten Weine mir und Bier<br />

und Schnäpse und dergleichen<br />

dabei könn’n diese Leute mir<br />

nicht mal das Wasser reichen!<br />

Foto: Ulrich Hoffmann<br />

„Der Exklusive“ von Hermann Kuhmichel<br />

Foto: Ulrich Hoffmann<br />

Gleichsam wurde im Vorbeigehen „Der Exklusive“ für<br />

mich zum Impuls- und Ideengeber für meine Phantasie. So<br />

entstanden Vergleiche, die in meinem Kopf Bilder entstehen<br />

ließen. Ein Kunstwerk, das inspiriert.<br />

Mir kommt der Maler Carl Spitzweg in den Sinn, der<br />

mit seinem Bild „Der Hagestolz“ einen ebenfalls herausragenden,<br />

in seiner Umgebung auffallenden, befremdlich<br />

wirkenden Menschen zeigt.<br />

Des Weiteren erinnert mich „Der Exklusive“ an eine<br />

Szene aus der Literatur, gleichzeitig an meine Schulzeit.<br />

Im Deutschunterricht befassten wir uns mit der Textgattung<br />

Kurzgeschichte. Unser Lehrer konfrontierte uns mit<br />

bespielhaften Texten, mit deren Hilfe wir die Besonderheiten,<br />

vor allem die sprachlichen Stilmittel herausarbeiten<br />

sollten. Hier ein Auszug aus der Kurzgeschichte „Der<br />

48 durchblick 4/<strong>2015</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!