2015-04
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Wohlauf in<br />
Gottes schöne<br />
Welt<br />
Der Trödelsteinpfad<br />
Die basaltischen Stoßkuppen auf dem Gipfel des Trödelsteins sind im Tertiär entstanden<br />
Foto: Ulli Weber<br />
Wussten Sie, liebe Wanderfreunde, dass im Altkreis<br />
Siegen „Premium-Rundwanderwege“<br />
höchst selten sind? Geradeheraus gesagt: Es gibt<br />
derzeit nur einen einzigen. Kaum zu glauben? Leider ist es<br />
tatsächlich so! Der Trödelsteinpfad bei Burbach nimmt diese<br />
Ausnahmestellung ein. Nur hier wurden bislang die Bedingungen<br />
für die Zertifizierung erfüllt. Höchste Zeit also,<br />
dass dieser besondere Weg in unserer Serie vorgestellt wird.<br />
Am 17. Mai 2014 wurde der Pfad offiziell eröffnet. Mit<br />
allem Drum und Dran. Die Lokalpresse berichtete ausführlich.<br />
Der Landrat sei dagewesen, der Bürgermeister ebenfalls.<br />
Namentlich genannt wurden auch einige Vertreter der<br />
Touristik-Verbände. Sogar ein Ranger vom Rothaarsteig<br />
war gekommen. Mit seinem markanten Hut stand er vor<br />
den namensgebenden Trödelsteinen. Die bewährten Reden<br />
wurden gehalten, ein blau-gelbes Band mit einer Schere<br />
durchschnitten, zu einem gemütlichen Beisammensein in<br />
die Wahlbacher Turnhalle eingeladen. Vom Bürgermeister<br />
über den grünen Klee gelobt wurde der Wahlbacher Heimatverein.<br />
Dieser habe sich bei der Verwirklichung stark<br />
eingebracht. Wer freilich in den Printmedien zu diesem Einsatz<br />
ein paar Sätze erwartete, der suchte vergebens. Nichts<br />
war zu lesen über die ehrenamtlichen Anstrengungen der<br />
Mitwirkenden bei der Planung und Realisierung des Projekts,<br />
über deren Hingabe, über die ungezählten Stunden<br />
freiwilliger und unentgeltlicher Arbeit bis zur Fertigstellung.<br />
Aber, ehrlich gesagt, geht es nicht fast immer so?!<br />
„Und man sieht nur die im Lichte…“, sagte Bertolt Brecht<br />
einst und fuhr fort: „…die im Dunkeln sieht man nicht.“<br />
Höchste Zeit, dass die aus dem Dunkeln ins Licht geholt<br />
werden. Und zwar so, wie es der treue Leser aus den bisherigen<br />
Beiträgen unserer Serie kennt.<br />
Blättern wir zurück zu einem Pilotprojekt. Es führte<br />
zur erfolgreichen Wiederbelebung einer in beinahe jeder<br />
Beziehung erstarrten Wanderbewegung. Konsequent nach<br />
landschaftspsychologischen Grundsätzen verwirklicht, vermittelte<br />
ein neu angelegter Weg eindringlich eine wichtige<br />
Erkenntnis: Wandern kann mehr sein als im Marschtempo<br />
möglichst viele Kilometer abzuspulen! Ein Wanderer<br />
sollte sich vielmehr so fühlen wie ein Spaziergänger, der<br />
sein Auge an abwechselnden Bildern ergötzen will. Man<br />
gab dem Weg den Namen „Rothaarsteig“. Die Schlagworte<br />
für das hier erstmals praktizierte „Neue Wandern“ lauteten:<br />
Gesundheit, Sport, Wellness, Naturerlebnis, Entspannung,<br />
Wohlfühlen und dergleichen mehr.<br />
Kaum jemand zweifelt daran, dass sich das Konzept<br />
durchgesetzt hat. Viele möchten nicht mehr auf einem der<br />
von den Wandervereinen in früheren Zeiten angelegten Wegen<br />
unterwegs sein. Es gilt allerdings, die damaligen Wegewarte<br />
in Schutz zu nehmen. Sie trugen keine Schuld. Man<br />
klopfte ihnen sogar auf die Schulter, wenn es wieder einmal<br />
gelungen war, ausschließlich gut ausgebaute Wirtschaftswege<br />
zu markieren. Niemand aus dem Kreis der Verbandsund<br />
Vereinsoberen störte sich daran, wenn die Wege eher<br />
langweilig waren. Man hielt es sogar für einen Vorteil, dass<br />
man sie notfalls auch in Pantoffeln abgehen konnte. Aber<br />
auch in diesem Punkt muss eine Einschränkung gelten: Vor<br />
allem für viele Ältere, für manche Übergewichtige oder für<br />
Menschen mit einem Handicap sind diese Wege tatsächlich<br />
eher geeignet als Pfade quer durch den Wald.<br />
Auch auf einer anderen Ebene wurde der im Jahr 2001<br />
eröffnete Rothaarsteig, der nicht nur in Deutschland rasch<br />
eine Vielzahl von Nachahme-Projekten fand, beispielgebend.<br />
Der ländliche Tourismus, permanent über schwinden-<br />
34 durchblick 4/<strong>2015</strong>