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2014-04

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durch<br />

blick<br />

Nr. 4/<strong>2014</strong><br />

Seit 1986<br />

kostenlos<br />

Autorenzeitschrift<br />

… nicht nur für Senioren<br />

MEINUNGEN<br />

INFORMATIONEN<br />

PERSPEKTIVEN<br />

UNTERHALTUNG<br />

KULTUR<br />

seite 45<br />

da steckt man nicht drin!


„Winterzauber!“<br />

Winterzauber - Eis und Schnee<br />

Winterzauber - Sieg Carré<br />

Winterzauber - jedes Jahr<br />

immer wieder wunderbar!<br />

Winterzauber - klein und fein<br />

lädt herzlich die Besucher ein.<br />

Winterzauber - Glühweinduft,<br />

Weihnachten liegt in der Luft!<br />

Winterzauber - weit bekannt,<br />

Winterzauber - Zauberland,<br />

Winterzauber - Köstlichkeit,<br />

wundersame Weihnachtszeit!<br />

Winterzauber - zum Verweilen<br />

Winterzauber - reges Treiben,<br />

Winterzauber - Curry Wurst,<br />

gelöscht wird dort so mancher Durst!<br />

Winterzauber - Tannenbaum<br />

Winterzauber - Apfeltraum<br />

Winterzauber - ein Gedicht,<br />

Geselligkeit bei Kerzenlicht!<br />

Winterzauber in den Köpfen<br />

gute Suppe in den Töpfen,<br />

feine, wohltuende Gerüche,<br />

steigen aus der Christtagsküche!<br />

Winterzauber - Weihnachtsbier,<br />

frisch gezapft, das gibt`s nur hier,<br />

auch ein Crêpe ist sehr pikant<br />

im Winterzauber - Wunderland!<br />

Winterzauber - stimmungsvoll,<br />

seine Aktionen immer toll,<br />

Winterzauber lässt uns hoffen,<br />

ist im „Neuen Jahr“ noch offen!<br />

Menschen, gar von nah und fern<br />

besuchen dieses Märktchen gern,<br />

d`rum liebe Gäste, seid bereit,<br />

gönnt Euch `ne schöne Festtagszeit!<br />

Helga Düringer


– der besondere Wintermarkt<br />

... der besondere Wintermarkt<br />

bis zum 18. Januar<br />

bis zum 19. Januar<br />

Klein, aber fein.<br />

Besuchen Sie den außergewöhnlichen kulinarischen Wintermarkt im Sieg Carré und lassen Sie sich von<br />

den verschiedensten Köstlichkeiten und Leckereien verzaubern. Wie wäre es denn z. B. mit einer knackigen<br />

Bratwurst, einem deftigen Eintopf oder einem leckeren Crêpe? Und dazu ein heißer Glühwein oder ein<br />

frisch gezapftes Weihnachtsbier? Schauen Sie doch einfach mal vorbei. Außerdem finden - insbesondere<br />

in der Vorweihnachtszeit - immer wieder tolle Events und Aktionen statt.<br />

Sie finden den Winterzauber im Atrium, dem Innenhof zwischen Sieg Carré und Sparkasse.<br />

Winterzauber - der etwas andere Markt zur schönsten Jahreszeit.<br />

Genießen Sie vor und nach Weihnachten winterliche Stimmung mitten in Siegen.<br />

Mo-Sa 12-21 Uhr, So ab 14 Uhr<br />

Foto: K. H: Althaus


Rechtsanwaltskanzlei<br />

Dr. Buß & Coll.<br />

Dr. .jur.<br />

.Annette e Buß<br />

Tätigkeitsschwerpunkt<br />

- Erbrecht<br />

- Familienrecht<br />

- Erstellung von<br />

Patientenverfügungen<br />

Marienborner Str.<br />

1<strong>04</strong><br />

<br />

www.dr-buss.de<br />

<br />

0271 / 3 13 06 62<br />

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Inhaltsübersicht<br />

NachrichteN aus der regioN 6<br />

die etwas aNdere weihNachtsgeschichte 16<br />

wiNtergedichte 17<br />

! das weihNachtslächelN 18<br />

eiN tierisches weihNachtsgescheNk 19<br />

der wittgeNsteiNer schieferpfad 20<br />

!MeiN freuNd fritz 24<br />

eiNe ode aN das Bett 26<br />

haNdgestrickt 27<br />

aus deM siegeNer seNioreNBeirat 28<br />

!kleider uNd schuhe 30<br />

MuNdart voN gerda greis 30<br />

für sie eNtdeckt 32<br />

!alles leiwaNd iN wieN <strong>2014</strong> ? 34<br />

wiNterpflegedieNste auf der soNNeNiNsel 37<br />

Besuch iN zwei welteN 38<br />

MeiN katalaNisches aBeNteuer 40<br />

der koMMeNtar 44<br />

was Bedeutet heiMat 44<br />

! da steckt MaN Nicht driN! 45<br />

eiNe kleiNe aBhaNdluNg üBer die zeit 46<br />

BuchBesprechuNg 47<br />

! vorgestellt: leo BüdeNBeNder 48<br />

leo 50<br />

„sie haBeN gewoNNeN“ 51<br />

vor 70 JahreN 52<br />

! wir verloreNeN kiNder 54<br />

gottfried klör 1949 – <strong>2014</strong> 59<br />

gedächtNistraiNiNg 62<br />

die sigNatur der freiheit (?) 64<br />

!veraNstaltuNgshiNweise 71<br />

leserBriefe 78<br />

es fiel uNs auf / lösuNgeN 80<br />

zu guter letzt / iMpressuM 80<br />

Aus der Redaktion<br />

Eine Fleißarbeit von immensem Umfang hat (fast) völlig unbemerkt unsere<br />

Kollegin Brigitte Lanko abgeliefert! Vor einigen Jahren hatte sie begonnen, den<br />

kompletten durchblick zu archivieren. Nun ist sie damit fertig geworden! Unter<br />

Suchbegriffen wie Erscheinungsdatum; Autor; Thema oder Titel lassen sich alle<br />

Veröffentlichungen von der ersten Ausgabe 1986 bis zum letzten Heft 2013 schnell,<br />

auch im Internet, finden. Das Archiv wird jährlich erweitert.<br />

Eine erschütternde Geschichte deutscher Nachkriegszeit beschreibt unser Mitarbeiter<br />

Eberhard Wagner mit seinen Kindheitserinnerungen ab Seite 54. Unfassbar<br />

ist darüber hinaus das kollektive verschweigen von häuslicher Gewalt!<br />

Aus traurigemAnlass mussten wir die Funktion unserer Bildredaktionsleitung neu<br />

besetzen; dass wir dafür die Siegener Fotokünstlerin Rita Petri gewinnen konnten<br />

freut uns sehr. Ihr Debüt gibt sie mit dem Titelbild, das sie bei den Proben des „SeniorenTheaterSiegen“<br />

zu ihrem neuen Stück – „Da steckt man nicht drin“ – aufnahm.<br />

Ihnen liebe Leserinnen und Leser wünschen wir besinnliche Feiertage und ein<br />

gutes neues Jahr.<br />

Stark fürs Leben!<br />

Unsere Wohn- und Pflegeeinrichtungen<br />

möchten mit Ihnen in den<br />

nächsten, aktiven Lebensabschnitt<br />

starten.<br />

Informieren Sie sich über unsere<br />

Einrichtungen<br />

Marienheim, Weidenau<br />

Haus St. Elisabeth, Netphen<br />

Haus St. Raphael, Burbach<br />

Haus St. Klara, Friesenhagen<br />

Haus Mutter Teresa, Niederfischbach<br />

marienkrankenhaus.com<br />

fb.com/marienkrankenhaus.siegen<br />

Tel.: (0271) 231-2106<br />

Ein Unternehmen der<br />

St. Marien-Krankenhaus<br />

Siegen gem. GmbH<br />

4/<strong>2014</strong> durchblick 5


Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

Siegener Senioren ans Netz<br />

Tablet PCs für Seniorinnen und Senioren<br />

Kurz vor Erscheinen des letzten<br />

durchblick ist unser Kollege<br />

Gottfried Klör völlig unerwartet<br />

verstorben. Gottfried war bei<br />

uns für die Bildredaktion verantwortlich.<br />

Wir haben ihn als<br />

einen fröhlichen, zugewandten,<br />

lebensfrohen Menschen schätzen<br />

gelernt, der zu uns Kolleginnen<br />

und Kollegen stets<br />

hilfsbereit, zuverlässig und zuvorkommend<br />

war.<br />

In seiner Kunst war Gottfried<br />

engagiert, selbstbewusst,<br />

zuweilen auch kompromisslos<br />

aber immer sachlich. Der<br />

durchblick hat von seinem Können<br />

sehr profitiert. Mit seiner<br />

Sichtweise, und nicht nur die<br />

durch das Kameraobjektiv, hat<br />

Gottfried Klör die Entwicklung<br />

der Zeitung entscheidend<br />

mitgeprägt. Sein Tod reißt eine<br />

kaum zu schließende Lücke in<br />

unsere Gemeinschaft!<br />

Siegen. Das Senec@fé des Vereins<br />

ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein<br />

e.V.wurdevonderStiftungDigitale<br />

Chancen, Berlin, für eine bundesweite<br />

Testaktion mit Tablet PC`s<br />

für Senioren ausgewählt.<br />

Staatssekretär Eumann betonte<br />

auf der Eröffnungsveranstaltung<br />

im Siegener Haus Herbstzeitlos<br />

die zunehmende Bedeutung des<br />

Internets gerade für ältere Menschen.<br />

Friedhelm Limburger ehrenamtlicher<br />

Mitarbeiter, stellte<br />

anschaulich das Projekt Sehr-Mobil der<br />

Universität Siegen dar. Diese App verbindet<br />

in einem einzigen Programm für<br />

Smartphone und Tablet alle Möglichkeiten<br />

zu Informationen der örtlichen<br />

Fortbewegung, ob per Bus, Bahn, privater<br />

Mitfahrgelegenheit oder auch zu<br />

Fuß. Erprobt wurde die App auch mit<br />

Kreisverband<br />

Siegen-Wittgenstein/Olpe<br />

Neugierig nähert man sich der neuen Technik<br />

Mitgliedern des Vereins ALTERAktiv<br />

Siegen-Wittgenstein e.V..<br />

Zehn Tablets wurden feierlich an Antonie<br />

Dell, ebenfalls ehrenamtliche Mitarbeiterin<br />

des Senec@fés, übergeben.<br />

Acht Geräte davon wurden für kurze<br />

Zeit leihweise dem Senec@fé für Workshops<br />

zur Verfügung gestellt. aah<br />

Selbstbestimmung stärken<br />

Köln. Das Bundesgesundheits- und Bundesfamilienministerium<br />

hat die Agenda<br />

der Allianz für Menschen mit Demenz<br />

vorgestellt. Sie soll unter anderem dazu<br />

beitragen, dass Demenzkranke stärker<br />

am gesellschaftlichen Leben teilhaben<br />

und über ihr Leben bestimmen können.<br />

So will der Bund die Forschung stärken,<br />

um Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten<br />

von Demenz zu erkunden. Darüber<br />

hinaus soll die Agenda unter anderem<br />

rechtliche Fragen klären und dafür<br />

sorgen, dass Erkrankte und ihre Angehörigen<br />

umfassender beraten werden. ●<br />

Auf den Seiten 60 und 61 dieser<br />

Ausgabe erinnert Tessie Reh<br />

an sein Wirken.<br />

Wir werden Gottfried Klör in<br />

bleibender, guter Erinnerung<br />

behalten.<br />

Die Kolleginnen und Kollegen<br />

des durchblick-siegen<br />

Information und Medien e.V.<br />

Hilfe bei:<br />

Problemen mit Behörden, dem Vermieter<br />

Antragstellungen u.v.m.<br />

’kostenfrei ’unbürokratisch ’vertraulich<br />

AWO Bürgerservice Brückenbauer<br />

Koblenzer Str. 136 · 57072 Siegen<br />

Tel.: 0271/3386-144<br />

Fax: 0271 / 3386-199<br />

www.awo-siegen.de<br />

E-Mail: brueckenbauer@awo-siegen.de<br />

Sprechzeiten:<br />

Dienstag: 09.00 - 12.00 Uhr<br />

(Peter Bahnschulte; im Bild links)<br />

sowie nach Vereinbarung.<br />

6 durchblick 4/<strong>2014</strong>


Das 60plusAbo der VGWS<br />

Jeden Tag aktiv unterwegs.<br />

60plusAbo – jeden Monat volle Mobilität<br />

Fahren, erleben, genießen!<br />

Jetzt für 40,30 Euro<br />

im Monat<br />

Bleiben Sie mobil! Ob tägliche Erledigungen, Besuche oder andere<br />

Termine: Das 60plusAbo der VGWS ist speziell auf die Bedürfnisse<br />

der aktiven „Generation 60plus“ zugeschnitten und bietet<br />

volle Mobilität.<br />

Ihre Vorteile auf einen Blick<br />

gilt für eine Person ab 60 Jahre<br />

gilt im gesamten Binnennetz der VGWS<br />

gilt für tägliche Fahrten montags bis freitags ab 8 Uhr, samstags,<br />

sonn- und feiertags ohne zeitliche Einschränkung<br />

für 40,30 Euro* monatlich<br />

bequeme Lieferung nach Hause<br />

Praktisch: Obwohl der Abo-Preis von einer 12-monatigen Abnahme<br />

ausgeht, kann das Abo ohne Angabe von Gründen zum Ende eines<br />

jeden Kalendermonats gekündigt werden. Die Kündigung muss bis<br />

zum 15. des Vormonats schriftlich gegenüber dem Verkehrsunternehmen,<br />

bei dem das 60plusAbo abgeschlossen wurde, erfolgen.<br />

Für den bis dahin genutzten Abo-Zeitraum wird ein Zuschlag von<br />

monatlich 7,50 Euro* erhoben.<br />

Das besondere Plus<br />

Bei Erwerb des Abos erhalten Sie einmalig Rabattcoupons, die<br />

folgende Vergünstigungen bei unseren Kooperationspartnern<br />

gewähren:<br />

Schloss-Schänke in Bad Berleburg: ein Kännchen Kaffee gratis<br />

www.schloss-schaenke-berleburg.de<br />

dasnaschwerk in Siegen: eine Rubenseistüte gratis<br />

(im Sommer)<br />

www.dasnaschwerk.de<br />

Freizeitbad Olpe: 50 Prozent Rabatt auf den Eintrittspreis<br />

ins Freizeitbad (wochentags)<br />

www.freizeitbad-olpe.de<br />

Museum Wilnsdorf: kostenloser Museumsbesuch<br />

www.museum-wilnsdorf.de<br />

Informationen zum 60plusAbo und zu weiteren Ticketangeboten<br />

sowie Fahrplanauskünfte und Freizeittips erhalten Sie unter<br />

www.vgws.de.<br />

*Tarifstand 01.08.<strong>2014</strong><br />

LUP AG www.lup-ag.de<br />

4/<strong>2014</strong> durchblick 7


Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

Senioren auch –<br />

mobil unterwegs!<br />

Ob Mini-PC, Tablet oder Smartphone...,<br />

diese Geräte werden<br />

auch für die ältere Generation<br />

immer wichtiger.<br />

Sie halten mit Ihren Freunden<br />

und Bekannten ganz leicht Kontakt.<br />

Nützliche Apps helfen Ihnen<br />

auf verschiedene Weise, sich zu<br />

informieren.<br />

Wir helfen Ihnen bei der seniorengerechten<br />

Einarbeitung in die<br />

neue Technik und zeigen, wie Sie<br />

diese richtig nutzen können.<br />

Kommen Sie zu uns ins<br />

„Senec@fé,<br />

Treffpunkt neue Medien“<br />

des Vereins ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein<br />

e.V. Haus Herbstzeitlos, Siegen,<br />

Marienborner Str. 151.<br />

Mo. 14-18 Uhr, Di. 9-12 Uhr<br />

Mi. 9-12 und 14-18 Uhr<br />

% 0271 - 2 50 32 39<br />

eMail: senecafe@senioren-siegen.de<br />

Kultur erleben und mit allen Sinnen genießen – Hilchenbach bietet dazu viele Gelegenheiten.<br />

In einer Zeit, in der von den Menschen immer größere Flexibilität und Leistungsfähigkeit verlangt wird, bietet ein erstklassiges Kulturangebot<br />

einen wertvollen Ausgleich für Geist und Seele. Theater, Konzerte und Kabarett vermitteln Kunst als ganz persönliches Erlebnis.<br />

17. Dezember<br />

Evolution<br />

Wissenschaftskabarettist<br />

Vince Ebert<br />

beschäftigt sich mit<br />

dem größten Thema<br />

überhaupt: dem Geheimnis<br />

des Lebens.<br />

31. Dezember<br />

Barockkonzertzur<br />

Silvesternacht– Mit<br />

dem exzellentenEnsemble<br />

für Barockmusik der<br />

Philharmonie Südwestfalen<br />

und Friedemann<br />

Immer an der Trompete.<br />

22. Januar<br />

Die Dinge meiner Eltern<br />

Was bleibt von unserer<br />

persönlichen Geschichte?<br />

Wie stellt sich Erlebtes<br />

im Rückblick dar? Ein<br />

bitterhumoriges Solo von<br />

und mit Gilla Cremer.<br />

3. Februar<br />

Anchorman – Ein Nachrichtensprecher<br />

sieht rot<br />

Christian Ehrings Anchorman<br />

ist eine ganz eigene<br />

Mischung aus Theater,<br />

Musik und hochaktueller<br />

politischer Satire.<br />

Gebrüder Busch-Theater, Bernhard-Weiss-Platz 6, Hilchenbach-Dahlbruch<br />

Karten erhältlich im Bürgerbüro Hilchenbach, Tel. 02733/288-134, Gebrüder-Busch-Kreis, Tel. 02733/53350<br />

Weitere Infos und Buchungsmöglichkeiten: www.gebrueder-busch-kreis.de und www.proticket.de<br />

8 durchblick 4/<strong>2014</strong>


Nachrichten aus der Region<br />

Senioren Sehen Siegen<br />

Fotowettbewerb verlängert<br />

Siegen. Der Siegener Seniorenbeirat hat<br />

die Einsendefrist für den von ihm ausgeschriebenen<br />

Fotowettbewerb auf den<br />

31. März 2015 verlängert. Gerade die<br />

bevorstehende Winterzeit oder das anschließende<br />

Wiedererwachen des Frühlings<br />

dürften noch manchen Anreiz für<br />

eindrucksvolle Motive bieten. Die Fotodateien<br />

sollten in der größtmöglichen<br />

Auflösung an folgende E-Mail-Adressen<br />

übersandt werden: Brigitte-burk@web.de<br />

oder: e.goeckus@citywewwb.de<br />

Hier noch einmal die Themenfelder:<br />

– Steile Wege in Siegen<br />

– Natur in Siegen<br />

– Alles im Fluss<br />

– Kommunikation in Siegen<br />

– Lebensraum Hammerhütte<br />

– Alt und Neu – Jung und Alt<br />

– Noch bunter wäre schöner<br />

Eine Ausstellung findet dann im Rathaus<br />

Siegen-Weidenau statt. Es winken<br />

einige attraktive Sachpreise. !<br />

Wohnungsunternehmen<br />

gegründet 1909<br />

An der Alche 7<br />

57072 Siegen<br />

" Telefon: 02 71/33 58 70<br />

" Fax 02 71/ 3 35 87 23<br />

" www.wgseg.de<br />

" E-Mail: info@wgseg.de<br />

Walderlebnis<br />

Mit allen Sinnen<br />

Netphen. Zu einem herbstlichen Nachmittag<br />

luden dieAlzheimer Gesellschaft<br />

Siegen, die Senioren-Service-Stelle der<br />

Stadt Netphen und der Verein Vergiss-<br />

MeinNicht Netphen e.V. ins Waldland<br />

Hohenroth ein. Unter dem Motto WAL-<br />

DESLUST erlebten 80 Menschen mit<br />

und ohne Demenz den Wald mit allen<br />

Sinnen. Ein von Experten des Waldland<br />

Hohenroth geführter Waldspaziergang<br />

ließ Erinnerungen aufleben und auch<br />

Neues erfahren. Einmal wieder im Wald<br />

zu sein, sich etwas zuzutrauen und einen<br />

unebenen Waldboden zu gehen,<br />

war für viele Gäste ein großes Erlebnis<br />

und eine nicht alltägliche Erfahrung.<br />

Ausruhen und entspannen konnte man<br />

sich in einer Märchenrunde. Die Märchenerzählerin<br />

fesselte ihre<br />

Zuhörer, während in einer<br />

anderen Gruppe eine Expertin<br />

Pilze des heimischen<br />

Waldes vorstellte.<br />

Das Röhren des Hirsches im<br />

Gehege faszinierte ebenso<br />

wie die Informationen eines<br />

Fachmannes über die Hirschbrunft.<br />

Am späten Nachmittag<br />

versammelten sich alle<br />

um das Lagerfeuer. !<br />

Taschengeldbörse<br />

Jetzt auch in Freudenberg<br />

Freudenberg. Die Taschengeldbörse<br />

des Seniorenbeirates Freudenberg soll<br />

Jung und Alt füreinander sensibilisieren.<br />

Viele Senioren können Dinge in ihrem<br />

Haushalt wie Einkaufen, Gartenarbeit,<br />

Behördengänge nicht mehr selbst erledigen<br />

oder Probleme mit ihren Computer<br />

lösen. Auf der anderen Seite haben wir<br />

Schülerinnen und Schüler, die sich gerne<br />

ihr Taschengeld aufbessern würden.<br />

Die jungen „Arbeitswilligen“ müssen<br />

mindestens 14 Jahre alt und unfallversichert<br />

sein. Für ihre Arbeit erhalten sie<br />

5 Euro pro Stunde. Für die erforderliche<br />

Aufnahme in eine Datenbank wird einmalig<br />

eine geringe Pauschale erhoben.<br />

Anfragen können gestellt werden unter<br />

# 02734 8097 (Gertrud Giebeler). !<br />

Wohnstätten -<br />

genossenschaft<br />

Siegen eG<br />

Wir stellen Ihnen<br />

guten und sicheren<br />

Wohnraum zur Verfügung.<br />

Rufen Sie uns an<br />

oder besuchen Sie uns.<br />

Besucherzeiten:<br />

Montag: 8.30-12.00 Uhr<br />

Mittwoch: 8.30-12.00 Uhr<br />

Donnerstag: 14.00-16.00 Uhr<br />

oder nach Vereinbarung<br />

4/<strong>2014</strong> durchblick 9


Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

Arbeitsbeginn<br />

Beirat der Menschen mit Behinderung konstituiert<br />

Birgit Rabanus<br />

Vorsitzende<br />

Foto: Behindertenbeirat<br />

Siegen. Menschen<br />

mit<br />

Handicap<br />

haben in Siegen<br />

eine eigenständige<br />

Vertretung für<br />

ihre Belange<br />

in der Kommunalpolitik:<br />

Die „Arbeitsgemeinschaft<br />

Begegnung“<br />

ist ein Forum<br />

von Selbsthilfegruppen und Verbänden<br />

der hiesigen Behindertenarbeit.<br />

Bürgermeister Steffen Mues merkte in<br />

der Gründungsveranstaltung an, dass es<br />

wünschenswert wäre, wenn im Sinne von<br />

Inklusion alle darauf achten, Barrieren abzubauen<br />

oder nicht entstehen zu lassen. In<br />

Siegen leben über 18.000 Personen mit einer<br />

Behinderung, hinzu kommt eine nicht<br />

messbare Dunkelziffer.<br />

Als neue Vorsitzende wählte der Beirat<br />

Birgit Rabanus von der MS-Selbsthilfegruppe<br />

Siegen und Manfred Daub,<br />

von der AWO Siegen als Stellvertreter.<br />

Außerdem wurden als ordentliche Mitglieder<br />

gewählt:<br />

Lothar Becker (VdK), Steven David<br />

James (Lebenshilfe), Heike Katz<br />

(CI-Selbsthilfegruppe), Walter Keßler<br />

(Deutsche ILCO), Christoph Nowak<br />

(Verein für Hörgeschädigte), Inga Paulus<br />

(RESELVE), Matthias Rollnik (Sozialwerk<br />

St. Georg)<br />

Stellvertretende Mitglieder sind: Sandra<br />

Ermert (Sozialwerk St. Georg), Dagmar<br />

Graf (Arbeiterwohlfahrt),<br />

Gerhard<br />

Heinbach<br />

(Deutsche IL-<br />

CO), Hans Heinrich<br />

Hermann<br />

(MS-Selbsthilfegruppe),<br />

Susanne<br />

Lorsbach<br />

(Lebenshilfe),<br />

Kerstin Waldek-<br />

Dilthey (RE- Manfred Daub<br />

SELVE) rip stellv. Vorsitzender<br />

Foto: Behindertenbeirat<br />

Landrat<br />

Andreas Müller<br />

Veranstalterfoto<br />

Siegen. Seit der<br />

Gründung des<br />

DRK-Kreisverbandes<br />

Siegen-<br />

Wittgenstein<br />

im Jahre 1896<br />

ist es Tradition,<br />

dass soweit<br />

möglich<br />

der damalige<br />

Oberkreisdirektor,<br />

später<br />

der Landrat des<br />

Wechsel bei DRK–Führung<br />

Andreas Müller folgt auf Paul Breuer<br />

Kreises Siegen-Wittgenstein auch Vorsitzender<br />

des DRK-Kreisverbandes ist.<br />

Dieser Tradition folgend war auch der<br />

bisherige Landrat Paul Breuer Vorsitzender<br />

des DRK-Kreisverbandes Siegen-<br />

Wittgenstein.<br />

Die laufende Amtszeit von Paul<br />

Breuer als DRK-Kreisvorsitzender<br />

endet turnusmäßig in diesem Jahr. Daher<br />

ist das Amt des Vorsitzenden in der<br />

diesjährigen Kreisversammlung neu<br />

zu besetzen. Die beiden zuständigen<br />

Gremien des DRK-Kreisverbandes,<br />

der Kreisvorstand und der Kreisausschuss,<br />

haben beraten und einstimmig<br />

beschlossen, Landrat Andreas Müller,<br />

zur Wahl zum DRK-Vorsitzenden zu<br />

nominieren. !<br />

Seniorenbeirat blickt nach vorn<br />

Zweite Halbzeit beginnt mit Bestandsaufnahme<br />

AK 3 Mobilität und Verkehr,<br />

öffentliche Sicherheit, Ordnung<br />

und Umwelt<br />

Siegen. Die Hälfte der fünfjährigenAmtzeit<br />

ist nunmehr bald erreicht und gibt<br />

Anlass zur Rückschau auf bisher Geleistetes,<br />

Gegenwartsbestimmung und<br />

Blick nach vorn. Vor diesem Hintergrund<br />

ist die von Seniorenbeirat und Regiestelle<br />

Leben im Alter gemeinsam erarbeitete<br />

Agenda 2017 ein wichtiger Leitfaden.<br />

Auch die Zielvereinbarungen, welche<br />

auf einer zweitägigen Klausurveranstaltung<br />

getroffen wurden, bilden einen wesentlichen<br />

thematischen Bezugsrahmen.<br />

Anfang Dezember findet nunmehr ein<br />

Treffen statt mit dem Ziel von Standortbestimmung<br />

und thematischen Schwerpunkten<br />

für die zweite Halbzeit der<br />

Amtsperiode.<br />

Beteiligte sind der Vorstand des Seniorenbeirates,<br />

die Sprecher der drei Arbeitskreise<br />

sowie Astrid E. Schneider als<br />

Leiterin der Regiestelle.<br />

Vorab werden die einzelnen Arbeitskreise<br />

tagen, um eine bestmögliche Beteiligung<br />

aller Seniorenbeiratsmitglieder<br />

zu gewährleisten.<br />

Diese Arbeitskreise (AK) sind thematisch<br />

wie folgt gegliedert:<br />

AK 1: Bauen,Wohnen,SozialeEinrichtungen,<br />

Gesundheit, Netze,<br />

Infrastruktur und Pflege<br />

AK 2: Öffentlichkeit, Kultur, Veranstaltungen,<br />

Partnerschaft, Bewegung<br />

Die folgenden Fragen stehen im Mittelpunkt<br />

sämtlicher Treffen:<br />

- Welche Ziele wurden erreicht?<br />

- Was blieb unerledigt?<br />

- Was hat bislang gut geklappt?<br />

- Wo gab es Schwierigkeiten?<br />

- Was wird geplant?<br />

Eine ausführliche Präsentation der Ergebnisse<br />

mit Aussprache und weiteren<br />

inhaltlichen Vereinbarungen wird dann<br />

Gegenstand einer der ersten Vollversammlungen<br />

im kommenden Jahr sein.<br />

Ein ausführlicher Bericht ist für die<br />

Märzausgabe dieser Zeitschrift vorgesehen.<br />

ergö<br />

10 durchblick 4/<strong>2014</strong>


Nachrichten aus Siegen<br />

„Heimspiel“ der Heinzelwerker<br />

Gesund und beweglich bleiben<br />

Praxis für chinesische Medizin<br />

Dr. Hans-Joachim Kraemer<br />

Herborner Str. 2<br />

57250 Netphen-Deuz<br />

Tel. 02737/3180<br />

Akupunktur- und<br />

chinesische Heilkräuter bei<br />

• Augenerkrankungen<br />

• insbesondere<br />

Makuladegeneration<br />

• Erschöpfungs- und<br />

Anspannungszuständen<br />

Siegen. Ausgestattet mit Besen und<br />

Werkzeugen zum Schneiden und Bearbeiten<br />

von Hecken und Blumenbeeten,<br />

vor allem aber ausgestattet mit guter<br />

Laune und viel Tatendrang, rückten 20<br />

Heinzelwerker-/innen im „Haus Herbstzeitlos“<br />

zu ihrem 500. Einsatz an.<br />

Vor beinahe 20 Jahren waren hier<br />

schon einmal ältere Menschen aktiv<br />

geworden und hatten mit vielen Stunden<br />

ehrenamtlicher Arbeit dazu beigetragen,<br />

dass aus dem ehemaligen Schulpavillion<br />

ein selbstverwaltetes Seniorenzentrum<br />

werden konnte, was bis heute Modellprojekt<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen ist.<br />

Und auch heute waren es wieder die<br />

aktiven Älteren, die ihre Arbeitskraft<br />

unentgeltlich zur Verfügung stellten,<br />

um das Grundstück rund um die Hainer<br />

Schule wieder in einen ansehnlichen Zustand<br />

zu versetzen.<br />

Beteiligt waren natürlich auch die<br />

zuständigen Mitarbeiter-/innen der Verwaltung,<br />

die das Projekt des HEINZEL-<br />

WERKS mit Besen und Harke, aber auch<br />

Verpflegung versorgten. !<br />

Foto: Heinzelwerker<br />

• Befindlichkeitsstörungenund<br />

Bewegungsschmerz in<br />

allen Gelenken<br />

Wir haben Zeit für unsere Gäste!<br />

Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der<br />

Tagespflege Villa Bohn möchten, dass ihre<br />

Besucher freudig am Leben teilnehmen.<br />

Jeder Gast bekommt die Hilfe, die er - unter<br />

Einbeziehung der eigenen Fähigkeiten -<br />

benötigt.<br />

Dem Pflegepersonal ist wichtig, die ihnen<br />

anvertrauten Menschen als Einheit von<br />

Körper und Seele zu sehen.<br />

Nicht nur die körperliche Pflege, auch<br />

seelische und geistige Bedürfnisse werden<br />

in der Villa Bohn berücksichtigt und individuell<br />

gefördert.<br />

Forderung nach Anerkennung<br />

Viele Senioren ehrenamtlich tätig<br />

VILLA BOHN<br />

Tagespflege<br />

Siegen/Bonn.<br />

Die Vorsitzende<br />

der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der<br />

Senioren-Organisation<br />

(BAG-<br />

SO), unter deren<br />

Dach über 110<br />

Verbände mit<br />

Prof. Dr. Ursula Lehr etwa 13 Millionen<br />

Mitglie-<br />

Vorsitzende der BAGSO<br />

dern zusammengeschlossen sind, wies<br />

anlässlich des Internationalen Tages der<br />

älteren Menschen, auf die außerordentlichen<br />

Leistungen vieler Seniorinnen<br />

und Senioren hin. „Sie engagieren sich<br />

in ihren Familien, betreuen ihre Enkelkinder,<br />

sodass deren Eltern berufstätig<br />

sein können, kümmern sich um pflegebedürftige<br />

Familienmitglieder. Auch in<br />

der Nachbarschaftshilfe sind Ältere sehr<br />

aktiv und natürlich in den 112 BAGSO-<br />

Verbänden. Sie bringen ihr Erfahrungswissen<br />

und ihre soziale Kompetenz ein,<br />

in unsere Gesellschaft, aber auch weltweit,<br />

zum Beispiel der Senior Experten<br />

Service, HelpAge, der Internationale<br />

Bauorden und Misereor.<br />

Noch immer werden ältere Menschen<br />

in unserer Gesellschaft lediglich als Kostenfaktor<br />

angesehen. Was sie, neben<br />

der finanziellen Unterstützung, die sie<br />

nicht selten ihren Kindern und Enkelkindern<br />

zukommen lassen, alles leisten,<br />

wird oft nicht gesehen, geschweige denn<br />

anerkannt. Das muss sich ändern“, so<br />

Prof. Dr. Ursula Lehr. !<br />

Tagespflege in freundlichem,<br />

familärem Ambiente<br />

tagsüber sinnvoll betreut<br />

am Abend wieder im eigenen Haus<br />

Tagespflege Villa Bohn<br />

Marburger Str. 21<br />

57250 Netphen-Deuz<br />

(Inhaber: Dr. med. H.-J. Kraemer)<br />

Tel. 02737-592870<br />

Eigener Fahrdienst.<br />

Fast völlige Übernahme aller Kosten<br />

durch Ihre Krankenkasse.<br />

4/<strong>2014</strong> durchblick 11


Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

Bei den Übungen geriet mancher Fahrer ganz schön ins Schleudern.<br />

Senioren fuhren heißen Reifen<br />

Fahrsicherheitstraining wurde gut angenommen<br />

Foto: SeniorenServiceStelle Neunkirchen<br />

berichten die Teamleiter Michael Scheffer<br />

und Bernhard Müller. Im Laufe des<br />

Tages fühlten sich die sechs Damen und<br />

16 Herren immer sicherer in ihren Privatwagen<br />

und wagten Fahrmanöver, die sie<br />

sich zuvor nicht zugetraut hatten.<br />

„Ich war dem Fahrsicherheitstraining<br />

gegenüber zunächst sehr kritisch eingestellt“,<br />

bekennt sich einer der Teilnehmer.<br />

Er hatte den Tag von seinen Kindern zum<br />

Geburtstag geschenkt bekommen. „Doch<br />

nun bin ich richtig froh, dass ich heute dabei<br />

sein und so viel Neues lernen konnte“.<br />

„Der Tag war zwar anstrengend, aber<br />

sehr informativ“, resümierte die Seniorenberaterin<br />

und Organisatorin Bettina<br />

Großhaus-Lutz, die selbst auch am Steuer<br />

ihres Kleinwagens unterwegs war. !<br />

Neunkirchen. Das Kurvenverhalten des<br />

eigenen Wagens testen, plötzlich erscheinenden<br />

Hindernissen ausweichen oder<br />

auf nasser Fahrbahn abrupt bremsen –<br />

das waren die Aufgaben denen sich die<br />

Teilnehmer des Fahrsicherheitstrainings<br />

in Olpe jetzt stellen durften. 22 Männer<br />

und Frauen, alle im gesetzten Alter, aus<br />

der Gemeinde Neunkirchen, aus Burbach,<br />

Freudenberg und Kreuztal nahmen<br />

an dem Übungstag teil, der bereits zum<br />

5. Mal von der Neunkirchener Senioren-<br />

Service-Stelle veranstaltet wurde.<br />

Während einige Fahrer Extremsituationen<br />

im geschützten Rahmen erproben<br />

wollten, gab es Teilnehmer, die sich mit<br />

ihren Neuwagen vertraut machen wollten.<br />

Die Fahrsicherheitstrainer halfen die<br />

optimale Sitzposition, die effektivste<br />

Einstellung des Gurts und die richtige<br />

Lenkradhaltung zu finden<br />

„Die Teilnehmer sind seit mehr als 30<br />

Jahren unterwegs im Straßenverkehr, häufig<br />

haben sich im Laufe der Zeit Fehler im<br />

Fahrverhalten eingeschlichen, die wieder<br />

und wieder korrigiert werden müssen“,<br />

SERVICE-CENTER<br />

D-M Kfz.-Technik<br />

Dennis Michel<br />

SVB verteilt Geld<br />

Förderung auch für erdgasbetriebene Fahrzeuge<br />

Siegen. Mit einem umfangreichen Förderangebot<br />

folgen die Siegener Versorgungsbetriebe<br />

einem nordrhein-westfälischen<br />

Trend. Die SVB unterstützen<br />

ihre Kunden mit Angeboten: Der örtliche<br />

Versorger fördert die Anschaffung<br />

von Erdgasfahrzeugen, Maßnahmen zur<br />

Energieeffizienz sowie moderne Techniken.<br />

„In Kundengesprächen spüren wir<br />

immer wieder Interesse, an der Energiewende<br />

aktiv teilnehmen zu wollen“, sagt<br />

SVB-Vertriebsleiter Peter Weil. „Aber<br />

energetische Maßnahmen und Anschaffungen<br />

müssen ja auch bezahlt werden.<br />

Als örtlicher Versorger geben wir unseren<br />

Kunden gerne einen zusätzlichen Anreiz.“<br />

Im laufenden Jahr wurden bereits über 30<br />

Förderungen von den SVB an Kunden ausgezahlt.<br />

Das Budget beläuft sich bei<br />

den Siegener Versorgungbetrieben<br />

für das Jahr <strong>2014</strong> auf Fördergelder<br />

in Höhe von insgesamt 50 000 Euro.<br />

„Für <strong>2014</strong> stehen noch Mittel zur<br />

Verfügung“, so Peter Weil. Damit<br />

erhalten Kunden, die in umweltschonene<br />

Techniken investieren,<br />

Zuschüsse von bis zu 1 000 Euro.<br />

Neben Erdgas-Brennwertanlagen<br />

Foto SVB<br />

Fahrzeug-Umbau<br />

für Behinderte<br />

57078 Siegen<br />

Telefon: 02 71 /3 03 98 09<br />

Fax: 02 71 /3 03 98 11<br />

Verkauf Einbau Ser vice<br />

mit Solarthermie oder Photovoltaik<br />

werden erdgasbetriebene Mini-/Mikro-<br />

BHKW, Wärmepumpen und Kochherde<br />

sowie Heizungspumpen, Thermografie-<br />

Aufnahmen und Erdgasfahrzeuge gefördert.<br />

Für Rückfragen dazu sind die Mitarbeiter<br />

des Versorgungsunternehmens unter<br />

den Rufnummern 0271/3307-203 (Gerätetechnik),<br />

-184 und -155 (Erdgasfahrzeuge)<br />

erreichbar. !<br />

12 durchblick 4/<strong>2014</strong>


Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

Jetzt Zuschuss beantragen<br />

Altersgerechte Umbauten werden gefördert<br />

Maßnahmen zur<br />

Reduzierung<br />

von Barrieren<br />

und zur Komfortverbesserung<br />

planen und<br />

bei denen eine<br />

Kreditfinanzierung<br />

nicht in<br />

Frage kommt.<br />

Mit dem Programm<br />

werden<br />

beispielsweise<br />

bodengleiche,<br />

Bezuschusst: Barierefreies Bad<br />

moderne Duschen,<br />

großzügig<br />

Siegen. Zum 1. Oktober wurde die<br />

neue Zuschussvariante im Programm<br />

Altersgerecht Umbauen aus Mitteln des<br />

Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz,<br />

Bau und Reaktorsicherheit eingeführt.<br />

Mit der Zuschussvariante werden<br />

private Antragsteller angesprochen, die<br />

geschnittene Räume oder auch<br />

schwellenlose und einbruchhemmende<br />

Haus- und Wohneingangstüren gefördert.<br />

Zusätzlich ermöglicht es damit den<br />

Schutz vor Wohnungseinbruch.<br />

Für die Durchführung von Einzelmaßnahmen<br />

erhalten private Eigentümer und<br />

Plädoyer für bezahlbaren Wohnraum<br />

Siegen. Der Siegener Seniorenbeirat hat<br />

das von Thomas Daschke vorgestellte<br />

städtische Wohnungsmarktkonzept der<br />

Krönchenstadt diskutiert und eine Resolution<br />

mit folgenden Wortlaut beschlossen:<br />

„Der Rat der Stadt Siegen möge beschließen,<br />

dass die folgenden Aussagen in das<br />

vorliegende gesamtstädtische Wohnungsmarktgesetz<br />

als städtebauliches Entwicklungskonzept<br />

aufgenommen werden“.<br />

Foto<br />

1. Für alle Bevölkerungsgruppen ist bezahlbarer<br />

Wohnraum zu schaffen und<br />

vorzuhalten.<br />

2. Der Rat bekennt sich klar zu einer<br />

Stadtplanung und -gestaltung, die „Unser<br />

Siegen“ zum Aushängeschild einer<br />

sozialen Stadt macht, in der sich die Bürger<br />

wohlfühlen.<br />

Der Seniorenbeiratsvorsitzende Dr.<br />

Horst Bach machte deutlich, dass die<br />

Mieter einen Zuschuss von acht Prozent<br />

der förderfähigen Investitionskosten,<br />

maximal 4000 Euro pro Wohneinheit.<br />

Für den Standard „Altersgerechtes<br />

Haus“ beträgt der Zuschuss zehn Prozent<br />

der förderfähigen Investitionskosten,<br />

maximal 5000 Euro pro Wohneinheit.<br />

Die Förderung kann mit dem Programm<br />

Energieeffizient sanieren kombiniert<br />

werden. Auch Maßnahmen zum Einbruchschutz<br />

(z. B. einbruchhemmende<br />

Türen und Fenster, Bewegungsmelder,<br />

Beleuchtung, Gegensprechanlagen, Videokameras<br />

oder Alarmanlagen) fallen<br />

unter diese Maßnahme.<br />

Gefördert werden Personen als Eigentümer<br />

oder Ersterwerber von selbst<br />

genutzten oder vermieteten Ein- und<br />

Zweifamilienhäusern und Eigentumswohnungen<br />

sowie Mieter. Die KfW<br />

empfiehlt vor Durchführung eine unabhängige<br />

Beratung, die unabhängig<br />

und kostenlos von Wohnberatungsstellen<br />

angeboten wird. Die Mitarbeiter<br />

der Wohnberatung Siegen-Wittgenstein<br />

e.V. sind telefonisch unter der Rufnummer<br />

0271/ 31392751 erreichbar. rip<br />

Stadt Siegen in der Pflicht stehe, für bezahlbaren<br />

Wohnraum ihrer Bewohner zu<br />

sorgen. Das könne man nicht alleine den<br />

Wohnungsbauunternehmen überlassen.<br />

Die Stadt müsse selbst Initiativen ergreifen,<br />

z.B. günstiges Bauland bereitstellen,<br />

um dadurch kleinere und bezahlbare Wohnungen<br />

für junge und ältere Menschen zu<br />

ermöglichen. Beiratsmitglied Dr. Jochen<br />

Münch plädierte zudem für mehr Architektenwettbewerbe,<br />

um konfektionierte<br />

Massenware zu verhindern, die das Stadtbild<br />

zerstören. !<br />

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Sven Thomas Langer<br />

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4/<strong>2014</strong> durchblick 13


SeniorenServiceStellen des Kreises Siegen-Wittgenstein<br />

Bad Berleburg<br />

Holger Homrighausen ! 02751/923-268<br />

Poststr. 42 57319 Bad Berleburg<br />

$ h.homrighausen@bad-berleburg.de<br />

Mo-Mi. u. Fr. 8.30-12.30 Uhr und 14.00-16.00 Uhr<br />

Do. 8.30-12.30 Uhr und 14.00-18.00 Uhr<br />

Stadt Bad Laasphe<br />

Gisela Homrighause ! 02752/909-153<br />

Mühlenstr. 20 57334 Bad Laasphe<br />

$ g.homrighause@bad-laasphe.de<br />

Mo, Di, Mi, Fr. 8.30-12.00 Uhr<br />

Do. 14.00-17.00 Uhr<br />

Gemeinde Erndtebrück<br />

Svenja Stracke ! 02753/605-124<br />

Talstr. 27 57339 Erndtebrück<br />

$ s.stracke@erndtebrueck.de<br />

Mo-Do. 8.00-12.30 Uhr und 14.00-16.00 Uhr<br />

Stadt Hilchenbach<br />

Gudrun Roth ! 02733/288-229<br />

Markt 13 57271 Hilchenbach<br />

$ g.roth@hilchenbach.de<br />

Mo-Do. 8.30-16.00 Uhr<br />

Freitag 8.00-12.00 Uhr<br />

Stadt Kreuztal<br />

Beate Schreiber ! 02732/51-318<br />

Siegenerstr. 5 572223 Kreuztal<br />

$ b.schreiber@kreuztal.de<br />

Mo-Mi. 8.30-12.00 u. 13.30-15.45 Uhr<br />

Donnerstag 8.30-12 u. 13.30-17 Uhr<br />

Freitag 8.30-13.00 Uhr<br />

Stadt Netphen<br />

Eva Vitt ! 02738/603-145<br />

Amtsstr. 6 57250 Netphen<br />

$ e.vitt@netphen.de<br />

Mo-Fr. 8.00-12.00 Uhr<br />

Stadt Freudenberg<br />

Heike Weigel ! 02734/43-174<br />

Mórer Platz 1 57258 Freudenberg<br />

$ h.weigel@freudenberg-stadt.de<br />

Mo-Fr 8.00-12.30 Uhr<br />

Di 14.00-16.00 Uhr u.<br />

Do14.00-17.00 Uhr<br />

Gemeinde Wilnsdorf<br />

Jutta Schmidt ! 02739/802-129<br />

Marktplatz 1 57234 Wilnsdorf<br />

$ j.schmidt@wilnsdorf.de<br />

Mo-Fr. 8.30-12.00 Uhr<br />

Gemeinde Burbach<br />

Christine Sahm ! 02736/45-56<br />

Eicher Weg 13 57299 Burbach<br />

$ c.sahm@burbach-siegerland.de<br />

Mo-Fr. 8.30-12.00 Uhr<br />

Gemeinde Neunkirchen<br />

Bettina Großhaus-Lutz ! 02735/767-207<br />

Bahnhofstr. 3 57290 Neunkirchen<br />

$ b.grosshaus-lutz@neunkirchen-siegerland.de<br />

Mo-Fr. 8.30-12.00 Uhr<br />

Stadt Siegen<br />

Manuela Krafft ! 0271/4<strong>04</strong>-2200<br />

Weidenauer Str. 211-213 57076 Siegen<br />

$ m.krafft@siegen.de<br />

Mo-Fr. 10.00-12.00 Uhr<br />

Ihr Ansprechpartner:<br />

Ute Heyde<br />

Zukunftsinitiative<br />

Siegen-Wittgenstein 2020<br />

Programmleitung<br />

„Leben und Wohnen im Alter“<br />

Servicezentrum für soziale Beratung,<br />

Betreuung und Prävention<br />

Bismarckstr. 45,<br />

57076 Siegen<br />

%0271/333-2720 • E-Mail:<br />

lwa@siegen-wittgenstein.de


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und zu Hause<br />

Sie suchen einen Platz in der Stationären Pflege?<br />

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Auf der Pfingstweide 2-8 · 57334 Bad Laasphe<br />

Telefon 02752/10 40 · sz-laasphe@awo-ww.de<br />

Seniorenzentrum Erndtebrück<br />

Struthstraße 4 · 57339 Erndtebrück<br />

Telefon 02753/50 77 40 · sz-erndtebrueck@awo-ww.de<br />

Hans-Georg-Vitt-Seniorenzentrum<br />

Ziegeleifeld 9 · 57223 Kreuztal<br />

Telefon 02732/20 10 · sz-kreuztal@awo-ww.de<br />

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4/<strong>2014</strong> durchblick www.alloheim.de<br />

15


Die etwas anDere weihnachtsgeschichte<br />

Es war in jener Zeit als zu jedem Haus neben<br />

einem Gemüsegarten auch noch das eine<br />

oder andere Nutztier gehalten wurde. Bei<br />

uns gehörten Hühner, Kaninchen und unsere Liese<br />

mit zu unserer Kindheit. Eine weiße, recht gutmütige<br />

Ziege, die vom Frühjahr bis zum Herbst auf<br />

dem Grundstück an einem Baum angebunden vor<br />

sich hin graste und meckerte.<br />

Liese lieferte jeden Tag eine kleine Menge Milch.<br />

Wir Kinder mochten allerdings das Getränk nicht<br />

sonderlich, es lag an dem etwas strengen Geschmack.<br />

Liese war ein genügsames und äußerst pflegeleichtes<br />

Tier. Doch jeweils, wenn die trüben Tage des<br />

Herbstes kamen und sie mehr im Keller bleiben<br />

musste, änderte sich ihr Gemütszustand. Sie wurde<br />

eigenartig unruhig, meckerte ununterbrochen sobald<br />

sich jemand ihrem Strohlager näherte, schwänzelte<br />

aufgeregt und verhielt sich total blöde! Selbst beim<br />

Melken hatte Mutti ihre Schwierigkeit dem sonst so<br />

ruhigen Tier die Milch abzutrotzen und sie kam eines<br />

Tages zu der Überzeugung: Liese muss zum Bock.<br />

Was sich hinter dem brünstigen Verlangen unserer<br />

Ziege verbarg, interessierte uns Kinder damals nicht.<br />

Am Rande erwähnt war der Hinweis wichtiger, dass<br />

wir im kommenden Frühjahr mit ein, zwei Lämmchen<br />

rechnen konnten. Grundgedanke natürlich, dass<br />

sie dann später irgendwann unseren Mittagstisch<br />

bereichern sollten. Damals kam der Hirte auch noch<br />

zu Hausschlachtungen. Es war Spätherbst und Mutti<br />

hatte schon mit Vorbereitungen für den Winter und<br />

das Weihnachtsfest begonnen, als unsere Liese eines<br />

Tages wieder einmal außer Rand und Band geriet.<br />

„Morgen Nachmittag gehen wir nach Wilgersdorf“,<br />

entschied Mutti. Um die Mittagszeit zogen wir los.<br />

Mutti mit Liese an einem handlichen Strick, wir vier<br />

Kinder trotteten mit einfachen Rucksäcken hinterher.<br />

Nebenbei führten wir in einem Beutel das schadhaft<br />

gewordene Schuhwerk der Familie mit. Bei Mutti<br />

wurde stets das Nützliche mit dem Notwendigen verbunden.<br />

Zu allem Unglück setzte an diesem Tage der<br />

erste Schneefall ein und auf der Strecke zwischen den<br />

Orten wurde der Weg langsam beschwerlich matschig.<br />

Im drei Kilometer entfernten Wilgersdorf angekommen,<br />

geleiteten wir Liese in den warmen Stall zu ihrem<br />

Galan, wobei wir Kinder murrten: „Die darf sich<br />

nun ausruhen“. Zurück in den Ortskern marschierten<br />

wir alle zum Schuster, um dort die Rucksäcke zu entleeren.<br />

Dann ging es noch rasch zu einer Bekannten.<br />

Sie bedachte uns mit allerlei wichtigen Dingen, die<br />

unsere Rucksäcke wieder füllten. Es begann schon zu<br />

dunkeln, als wir unsere Liese abholten und den Rückweg<br />

antraten. Während wir Zweibeiner nun schnell<br />

nach Hause wollten, war unsere Liese wahrscheinlich<br />

vom Schnee so sehr schockiert, sie schlich, bockte<br />

rum, trottete langsam und träge. Sie wollte einfach<br />

nicht wie wir es dachten und machte ihrem Namen<br />

„Zicke“ alle Ehre. Wir schoben sie, wir lockten sie,<br />

mussten sie immer wieder mit regelrechten Kraftaktionen<br />

wuchten. Unsere Liese muckte. Der Weg wurde<br />

lang und immer länger, der Schneefall immer stärker<br />

und wir steckten in unserer Not mit der Ziege. Die<br />

Flocken wirbelten auf das weiße Fell unserer Liese. In<br />

der Dunkelheit konnte man sie teilweise nur an ihren<br />

wütend bockenden Kopfbewegungen erkennen, mit<br />

dem sie ihrem Unmut über die Situation zeigte. Auf<br />

halber Wegstrecke, oben auf dem Eisel, legte sie sich<br />

dann endgültig in die kalte weiße Pracht. Stur und<br />

störrisch, regelrecht erbost blickte sie ins Dunkel an<br />

uns vorbei und blieb liegen. Wir bekamen kalte Füße,<br />

jammerten um die Wette und standen ratlos um das<br />

störrische Tier herum. „Und wenn man denkt es geht<br />

nicht mehr“, ... „kam in der Ferne ein Lichtlein her“.<br />

Im Schneetreiben näherte sich langsam ein Lastwagen.<br />

Der Wagen hielt und der Fahrer hatte, ob nun mit<br />

uns oder mit der Ziege, Erbarmen. Mit vereinter Kraft<br />

hoben wir das Tier auf die Ladefläche. Wir Kinder<br />

kletterten hinterher und nahmen neben Liese Platz.<br />

Wir wurden zusammen nach Hause gefahren. Irgendwie<br />

blieb das Erlebnis für uns Kinder in all den vergangenen<br />

Jahren bis heute unsere eigene besondere<br />

Weihnachtsgeschichte.<br />

Eva-Maria Herrmann<br />

16 durchblick 4/<strong>2014</strong>


Winterwald<br />

Es ruht der Wald in seinem Weiß,<br />

überall nur Schnee und Eis,<br />

es tummeln sich noch dicke Flocken,<br />

die zur Schneeballschlacht dort locken.<br />

Eine Landschaft wie im Märchen,<br />

es gibt nur Spuren von dem Pärchen,<br />

das seinen Schlitten zieht bergauf,<br />

einen kleinen Hang hinauf.<br />

Die Bäume tragen weiße Mützen,<br />

zugefroren sind die Pfützen,<br />

sehen aus wie Spiegel, glatt,<br />

gekräuselt liegt darauf ein Blatt.<br />

Ein Wintermärchen gar zum Träumen,<br />

lange Zapfen an den Bäumen,<br />

Eiskristalle sieht man blitzen<br />

überall auf Tannenspitzen.<br />

Knarrend klirrende Geräusche,<br />

Winde lösen Wattebäusche,<br />

die dort fallen vom Geäst,<br />

der Winter feiert heut` sein Fest!<br />

Zum Jahreswechsel<br />

Wieder geht ein Jahr zu Ende<br />

mit Freude, Leid und Tücken,<br />

für Viele brachte es `ne Wende<br />

und hinterließ auch große Lücken!<br />

Einer kommt, ein And`rer geht,<br />

so ist`s in jedem Jahr,<br />

woher der Wind im „Neuen“ weht<br />

ist uns noch gar nicht klar!<br />

Wir wünschen uns viel Glück<br />

und möglichst Sonnenschein,<br />

doch holt uns Stück für Stück<br />

das Schicksal wieder ein!<br />

So können wir nur hoffen,<br />

dass alles geht ganz glatt,<br />

wir dürfen nie vergessen,<br />

dass „Glück“ auch Grenzen hat!<br />

Viel Glück im „Neuen Jahr!“<br />

Das<br />

Weihnachtseng`lein<br />

Ein Eng`lein sieht man schweben<br />

hoch vom Himmelszelt,<br />

es tritt in unser Leben,<br />

schickt Segen in die Welt!<br />

Es soll uns Frieden bringen,<br />

doch die Hoffnung ist gar weit,<br />

will mit uns frohe Lieder singen<br />

in der Weihnachtszeit!<br />

D`rum lasst die Waffen schweigen,<br />

nehmt seine Botschaft an,<br />

danach wird sich dann zeigen,<br />

ob`s Frieden werden kann!?<br />

Frieden in den Herzen,<br />

ein Eng`lein zart und klein,<br />

wir zünden an die Kerzen,<br />

erst dann wird`s «Weihnacht» sein!<br />

Helga Düringer<br />

Foto: Gottfried Klör<br />

4/<strong>2014</strong> durchblick 17


Weihnachten<br />

das Weihnachtslächeln<br />

Kleine Geschenke, auch von Nachbarn und Freunden, fehlten nie<br />

Das Autofahren in dem trüben Dezemberwetter<br />

strengte Marianne ziemlich an. Ja, der Schnee, den<br />

sich jeder für Weihnachten erhoffte, weil er so ein<br />

Symbol für Reinheit und Unschuld ist…..dieser Schnee kam<br />

momentan in feuchten Flatschen auf die Windschutzscheibe<br />

und taute auf der Straße sofort zu einer matschigen Masse.<br />

Marianne war auf dem Weg zu ihren Eltern, wie in jedem<br />

Jahr kurz vor dem Fest…vor diesem blöden langweiligen<br />

Fest. Ihr Entschluss, heute Abend nach dem Essen sofort<br />

wieder nach Hause zu fahren, stand schon seit letztem Weihnachten<br />

fest. Sie wusste ganz genau, wie das Weihnachtsfest<br />

verlaufen würde. Das bescheidene Mittagessen nach der<br />

Aufregung beim Baumschmücken, bei dem alljährlich ums<br />

Lametta und dieAnzahl der Kerzen gestritten wurde. Danach<br />

ordnete Vater immer eine Mittagsruhe an. Spätnachmittags<br />

ging man zur Kirche. Wieder zu Hause angekommen, wurden<br />

die Kerzen angezündet und man saß im „trauten“ Kreise<br />

im Wohnzimmer und lauschte der Kassette mit den Weihnachtsliedern.<br />

Danach las jeder etwas Stimmungsvolles vor<br />

und man tauschte untereinander die Geschenke. Oft gab es<br />

auch kleine Päckchen von den Nachbarn, einigen Freunden<br />

und Verwandten. Alles in allem aber sehr vorhersehbare Gaben.<br />

Tante Meta schickte immer Honig und Rotwein. Die<br />

Nachbarin vom Eck gegenüber hatte stets köstliche, selbstgebackene<br />

Plätzchen in einer Blechdose verpackt. Die traditionellen<br />

Maiglöckchen- und Lavendelseifenstücke und die<br />

selbstangesetzten Liköre<br />

von Freunden, durften natürlich<br />

auch nie fehlen. Von<br />

Vater erhielt Marianne jedes<br />

Jahr einen Umschlag mit<br />

Geld. Wenn sie ehrlich war,<br />

musste sie zugeben, dass<br />

ihre Geschenke auch nicht<br />

viel phantasievoller waren.<br />

Plötzlich klingelte ihr<br />

Handy, das in der Freisprechhalterung<br />

steckte. Es<br />

war ihre Mutter. Vetter Armin<br />

lag im Krankenhaus.<br />

Er hatte wohl die Symptome<br />

einer Blinddarmentzündung<br />

nicht erkannt und<br />

musste nun die Feiertage<br />

in der Klinik verbringen.<br />

Mutter fragte, ob es Marianne<br />

etwas ausmachen<br />

würde, wenn Armin’s Frau<br />

Heidi mit den beiden Kindern<br />

den Heiligen Abend<br />

bei ihnen feiern würden….<br />

man könne sie doch an so einem Tag nicht alleine lassen!<br />

Marianne versicherte ihrer Mutter mehrfach, dass es für sie<br />

kein Problem sei. Sie versprach auch, im Spielwarengeschäft<br />

noch Geschenke für die Kinder zu besorgen und natürlich<br />

für Heidi auch noch eine nette Kleinigkeit zu kaufen.<br />

Mutter und Tochter überlegten gemeinsam, ob das Essen<br />

wohl für alle reichte und welches Gericht für die Kleinen<br />

ein schönes Weihnachtsessen wäre.<br />

Nachdem sich Marianne unverhoffterweise noch einmal<br />

ins Einkaufsgetümmel stürzen musste, konnte ihr kein<br />

noch so gestresster Zeitgenosse mit seiner Ungeduld die<br />

gute Laune wegnehmen. Während der Weiterfahrt sang<br />

sie fröhlich die weihnachtlichen Evergreens im Autoradio<br />

mit, die ihr vorher total auf die Nerven gegangen waren.<br />

Weihnachten ist doch ein schönes Fest! Sie schaute gen<br />

Himmel und verfolgte mit ihrem Blick die viel zu nassen<br />

Schneeflocken, wie sie sich auf der Wiese vor dem Elternhaus<br />

als Wassertropfen ablegten. „Schade, nicht weiß wie<br />

Schnee… sondern grün wie Klee“ schoss es ihr durch den<br />

Kopf…und grinsend fügte sie noch hinzu: „Dem Armin tut<br />

der Blinddarm weh!“<br />

Sie lächelte…und mit einem Mal freute sie sich auf das<br />

bevorstehende Weihnachtsfest mit den Kindern. Sie dachte<br />

an das heillose Durcheinander, das alles verändern würde.<br />

Der überraschende Besuch blieb natürlich über Nacht…<br />

und sie auch.<br />

Ulla D’Amico<br />

18 durchblick 4/<strong>2014</strong><br />

Foto: Gudrun Neuser


Weihnachten<br />

ein tierisches Weihnachtsgeschenk<br />

Der Hund aus dem Siegener Tierheim<br />

Eines Tages standen<br />

unsere Mädchen<br />

mit ihm<br />

vor der Tür. Doch ganz<br />

so einfach war es nicht.<br />

Weihnachten sollte<br />

schon in einigen Tagen<br />

gefeiert werden und sie<br />

waren der Meinung, die<br />

Eltern müssten einen<br />

neuen Hund haben. Seit<br />

einem Jahr waren sie<br />

„hundelos“ und irgendwie<br />

fehlte ihnen etwas.<br />

Einen Hund aus einer<br />

Züchtung zu kaufen, war<br />

zu teuer, dafür reichte das Taschengeld nicht. Also fuhren<br />

sie ins Siegener Tierheim. Wenn wir dort einen finden, tun<br />

wir noch ein gutes Werk, dachten sie. Es war jedoch gar<br />

nicht so einfach. Zu viele Hunde standen in ihren Boxen<br />

und kläfften erwartungsvoll die Besucher an.<br />

Nach einigem Hin und Her entschieden sie sich für eine<br />

Promenadenmischung mit undefinierbaren Vorfahren.<br />

Er war total verängstigt, sein Schwanz verschwand immer<br />

zwischen den Beinen und bellen konnte er anscheinend<br />

auch nicht. Man musste ihn einfach gern haben. Bei näherem<br />

Hinsehen stellten sie fest, dass er eigentlich eine ,,Sie“<br />

war. Also musste ein Mädchenname her. Er wurde Sybille<br />

getauft, woraus dann sehr schnell ,,Billy“ wurde.<br />

Der Vater war über das vierbeinige Weihnachtsgeschenk<br />

erst mal gar nicht begeistert und auch Billy wusste nicht<br />

recht, was er von seinem neuen Herrchen halten sollte.<br />

Gut war, dass noch alles da war, was ein Hund so zum Leben<br />

braucht: Leine, Fressnapf, Körbchen und Decke. Eine<br />

Schachtel Hundefutter hatten die Mädchen noch besorgt.<br />

Am zweiten Weihnachtstag<br />

stand dann<br />

ein größerer Spaziergang<br />

mit unserem neuen<br />

Hausgenossen an.<br />

Wir fuhren mit dem<br />

Auto zum Seelbacher<br />

Weiher. Er saß zu Frauchens<br />

Füßen und guckte<br />

ängstlich von einem<br />

zum andern. Dort wanderten<br />

wir dann hinauf<br />

in den Wald. Es wurde<br />

ein recht langer Spaziergang<br />

und irgendwann<br />

konnten wir schon die<br />

Autobahn sehen. Er ging sehr gut an der Leine und hörte<br />

auch schon auf seinen neuen Namen. Nach einer Weile ließen<br />

wir ihn los und hofften, dass er brav bei uns blieb. Doch<br />

Billy hatte andere Ambitionen. Ruck zuck war er zwischen<br />

den Tannen verschwunden. Kein Rufen und Schreien half,<br />

er war und blieb verschwunden. Nach einer halben Stunde<br />

vergeblichen Suchens wurde es unserem Vater zu viel. „Das<br />

war ja nun ein kurzes Hundegastspiel, so etwas passiert nur,<br />

wenn man einen Hund aufnimmt, von dem man nicht weiß,<br />

wo er herkommt. Am besten packt ihr seine Sachen gleich<br />

wieder in den Keller,“ sagte er zu den Kindern. Sie waren<br />

den Tränen nahe, aber es half nichts, es wurde dunkel und<br />

wir mussten nach Hause fahren.<br />

Als wir wieder in Seelbach ankamen, saß ein zitternder<br />

und frierender Billy vor unserer Haustür. Natürlich waren<br />

wir alle froh, und schon damals ahnten wir, dass wir einen<br />

richtig schlauen Hund bekommen hatten.<br />

Woher kannte er den Weg zurück?<br />

Ingeborg Knies<br />

Foto: Gudrun Neuser<br />

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4/<strong>2014</strong> durchblick 19


WanderWege der region<br />

Der Wittgensteiner Schieferpfad<br />

Autorenfoto<br />

Bei uns in Südwestfalen kommt vielen beim Thema<br />

„Wandern“ zuallererst der Sauerländische Gebirgsverein<br />

in den Sinn. Das ist keine Überraschung, na<br />

klar – schließlich ist der SGV der größte Wanderverein in<br />

ganz Nordrhein-Westfalen. In vielen Ortschaften im Kreisgebiet<br />

sind seine Abteilungen aktiv. Und daher scheint es<br />

ganz selbstverständlich, dass beim Anlegen von Wanderwegen<br />

der schon seit dem 19. Jahrhundert bestehende Verein<br />

das „Hoheitsrecht“ besitzt und wahrnimmt.<br />

Dass dieseAnnahme nicht immer zutrifft, dafür liefert der<br />

Wittgensteiner Schieferpfad ein gutes Beispiel. Dieser geht<br />

nämlich auf eine Maßnahme der Ludwig-zu-Sayn-Wittgenstein-Schule<br />

in Bad Berleburg zurück. Hallo? Eine Schule<br />

legt einen Wanderweg an? Ja, doch! Und in der Tat ist dieses<br />

Projekt wohl weit und breit als einzigartig zu bezeichnen.<br />

Und natürlich stellt sich die Frage: Wie kam es dazu?<br />

Spätestens an dieser Stelle kommt ein Wanderexperte<br />

namens Dr. Rainer Brämer ins Spiel. Ich gehe davon<br />

aus, dass vielen der Name nichts sagt, daher nachfolgend<br />

ein paar Sätze zu seinem Wirken. Der Natursoziologe aus<br />

Lohra bei Marburg, seit jeher leidenschaftlicher Wanderer,<br />

betätigte sich vor dem Millenniumwechsel anderthalb Jahrzehnte<br />

lang als Wanderführer bei der Volkshochschule. Dabei<br />

wunderte er sich, dass zu seinen bis zu 30 oder 40 Kilometer<br />

langen Wanderungen immer weniger Teilnehmermeldungen<br />

kamen. Als Wissenschaftler beschloss er dieser<br />

Sache auf den Grund zu gehen. Im Jahr 1998 entstand eine<br />

„Profilstudie Wandern“, deren Ergebnisse nicht ohne Auswirkungen<br />

bleiben sollten. Es stellte sich nämlich heraus,<br />

dass kaum jemand weiter als 20 Kilometer und länger als<br />

sechs Stunden gehen wollte, dass die meisten Entspannung,<br />

Erholung und nicht zuletzt das Naturerlebnis suchten und<br />

keineswegs auf sportliche Höchstleistungen versessen waren.<br />

Drei von vier Wanderern gingen am liebsten auf Waldund<br />

Wiesenpfaden, nur jeder achte marschierte gerne auf<br />

Wirtschaftswegen oder asphaltierten Straßen.<br />

Zuvor schon hatte der Hesse in dem Schmallenberger<br />

Thomas Weber einen Gleichgesinnten kennen gelernt. Der<br />

Touristik-Chef im dortigen Rathaus wollte seine Region, in<br />

der sich Gäste beinahe ausschließlich im Winter tummelten,<br />

auch für die warme Jahreszeit attraktiv machen. Und<br />

so wurden sich beide rasch einig als Brämer ihm die Idee<br />

unterbreitete, auf der Basis seiner Untersuchungen einen<br />

Weitwanderweg – ähnlich dem thüringischen Rennsteig –<br />

im Rothaargebirge anzulegen. Natürlich gab es Widerstände.<br />

Und natürlich kamen diese nicht zuletzt aus Arnsberg,<br />

wo die Vereinsspitze des SGV ihren Sitz hat. Die Einwände<br />

gegen den geplanten Weg waren aber auch wirklich bombig.<br />

Profi-Wanderer ManuelAndrack zitiert sie so: „Einen Steig<br />

hat es hier noch nie gegeben, brauchen wir nicht, haben wir<br />

noch nie gehabt!“ Die geistigen Väter des Rothaarsteigs,<br />

zu denen sich zwischenzeitlich auch noch Horst Schneider<br />

vomAmt für Wirtschaftsförderung des hiesigen Kreises gesellt<br />

hatte, ließen sich freilich nicht beirren. Nach und nach<br />

entstand ein „Neuer Wanderweg“ mit einem hohen Pfadanteil,<br />

vielen Aussichten und einer optimalen Beschilderung.<br />

20 durchblick 4/<strong>2014</strong>


Foto: Archiv Grebe<br />

Schüler der Ludwig-zu-Sayn-Wittgenstein-Schule<br />

beim Anlegen der Pfade<br />

Wanderreformator Dr. Rainer Brämer<br />

Foto: Archiv Brämer<br />

Autorenfoto<br />

Als Wegzeichen dient eine stilisierte Fledermaus<br />

Brämers Ideenreichtum war damit freilich noch lange<br />

nicht erschöpft. Ende der 1990er Jahre, also zeitgleich zur<br />

Entstehung des Rothaarsteigs, bemühte er sich darum, Mitstreiter<br />

zum Anlegen von Themenwegen in dessen Nähe zu<br />

gewinnen. Es sollten Rundwanderwege sein, die in höchstens<br />

fünf oder sechs Stunden zu erwandern waren. Dazu<br />

sollten sie nach Möglichkeit die Elemente enthalten, die<br />

entsprechend seiner Studie zum Bild eines „Neuen Wanderns“<br />

gehören. Nähere Ausführungen hierzu werde ich in<br />

der nächstenAusgabe des durchblick beim Bericht über den<br />

Wanderweg „Via Adrina“ machen.<br />

Bei „Wikipedia“ wird Rainer Brämer als „Wanderpapst“<br />

bezeichnet. Diese Bezeichnung, obwohl gut gemeint, ist<br />

völlig falsch. „Wanderpäpste“ residieren in der schon genannten<br />

Stadt im Hochsauerlandkreis. Bei alledem, was der<br />

Mann aus Lohra angestoßen hat, kann für ihn in dieser Kategorie<br />

nur die Bezeichnung „Wanderreformator“ gelten.<br />

In Bad Berleburg fielen, wie auch an einigen anderen<br />

Orten, Brämers Anregungen auf fruchtbaren Boden. In der<br />

anfangs genannten Hauptschule, die auch heute noch den<br />

Weg unter Zuhilfenahme des Bauhofs der Odebornstadt betreut,<br />

ließ sich mit Rüdiger Grebe ein Lehrer für das Projekt<br />

begeistern. Der engagierte Pädagoge motivierte danach<br />

auch die Schüler seiner Klassen sowie Teilnehmer aus den<br />

entsprechenden Wahl-Pflichtkurs-Gruppen. Offiziell lief<br />

die Maßnahme unter der Bezeichnung „Anlegen eines<br />

Lehrpfads“. Und dann legten die Schüler unter Anleitung<br />

ihres Lehrers los. Nicht nur dass sie Wege freischnitten und<br />

längst vergessene Objekte wieder ans Tageslicht holten,<br />

nein, sie fertigten auch Begrenzungszäune und errichteten<br />

eine Schutzhütte. Die Pfade abseits der Wirtschaftswege<br />

legten sie allesamt neu an und zu guter Letzt befestigten sie<br />

rautenförmige Schilder mit einer stilisierten Fledermaus als<br />

Wegzeichen. Etliche Arten des scheuen Sägetieres hausen<br />

vor allem in den Stollen und Abbauhalden des später noch<br />

beschriebenen Naturschutzgebietes Hörre und so entstand<br />

die Idee für das Symbol. Es ist dafür verantwortlich, dass<br />

viele Einheimische das Wort „Schieferpfad“ ganz einfach<br />

ausblenden und lieber vom „Fledermausweg“ sprechen.<br />

Gerade diese Wegmarkierung aber mag als Beleg dafür<br />

gelten, dass junge Menschen frische Ideen einbringen und<br />

an viele Dinge anders herangehen als altgediente Wegewarte,<br />

die seit ewigen Zeiten ausschließlich Buchstaben, Zahlen<br />

und geometrische Zeichen in ihrem Repertoire haben. Wie<br />

gut indes Rüdiger Grebe und seine Schüler Brämers Vorgaben<br />

umgesetzt hatten, wurde im Jahr 2005 deutlich, als<br />

der Wittgensteiner Schieferpfad als erster Rundweg in der<br />

Region vom Deutschen Wanderinstitut in Marburg mit dem<br />

Prädikat „Premiumweg“ ausgezeichnet wurde. Und hiervon<br />

gibt es in ganz Nordrhein-Westfalen derzeit nur zwanzig.<br />

Bei meiner ersten Tour auf dem Schieferpfad war ich<br />

mit einer Gruppe unterwegs. Das erwies sich als vorteilhaft,<br />

denn die Leiter unseres 25-köpfigen Teams imAlter von 8 bis<br />

76 Jahren hatten beim örtlichen Heimatverein eine Besichtigung<br />

des Raumländer Schieferschaubergwerks vereinbart.<br />

Das befindet sich am Ortsausgang des „Schieferdorfs“ in<br />

4/<strong>2014</strong> durchblick 21


Richtung Frankenberg. Jeder bekam einen<br />

Schutzhelm verpasst und dann demonstrierten<br />

die beiden Sachkundigen im ständig 6<br />

Grad „warmen“ Förderbereich der Grube<br />

„Delle“ den Abbau und die Weiterverarbeitung<br />

des Dach- und Wandschiefers. Mannomann!<br />

War das damals eine Knochenarbeit!<br />

Die Einstimmung auf die 14,2 Kilometer<br />

lange Wanderstrecke konnte nicht eindrucksvoller<br />

ausfallen.<br />

Am Eingangsportal des Pfads, nur etwa<br />

300 Meter von der Grube „Delle“ entfernt,<br />

steht die erste von etlichen Schautafeln<br />

neben einer Schieferhalde. Sie informiert<br />

über einige geschichtliche Besonderheiten<br />

der Region, über die den Weg auf den ersten<br />

Kilometern begleitende Eder und über<br />

die Edertalbahn, die dort von 1911 bis 1981<br />

in Betrieb war. Über die Trasse der Bahn<br />

führt – entgegen dem Uhrzeigersinn – dann<br />

auch das erste Teilstück. Ab und an erfolgt<br />

ohne ersichtlichen Grund ein Abstieg auf<br />

einen parallel verlaufenden Weg und kurz darauf muss der<br />

Bahndamm wieder erklommen werden. Ob der Pfad ohne<br />

diese „Kinkerlitzchen“ – für die es einige aus unserer Gruppe<br />

halten – das Prädikat „Premiumweg“ nicht bekommen<br />

hätte? Alle, die sich veräppelt fühlen – um nicht ein etwas<br />

derberes Wort zu nutzen – und in der Folge die Trasse nicht<br />

mehr verlassen, verpassen unter anderem die Passage eines<br />

niedrigen Tunnels quer durch den Damm. Durch die betonierte<br />

Unterführung wird das Regenwasser in die zwischen<br />

Erndtebrück und der hessischen Landesgrenze als Naturschutzgebiet<br />

ausgewiesene Eder geleitet.<br />

Den meisten Eindruck auf diesem Teilstück hinterlässt<br />

indes der hier<br />

schon überraschend<br />

breite<br />

Fluss mit den<br />

saftigen Viehweiden<br />

und den<br />

rotbunten Rindern<br />

am Rande.<br />

Die Uferpromenade<br />

bietet<br />

einen überaus<br />

friedvollen Anblick!<br />

Aus unserer<br />

Gruppe<br />

sind auch alle<br />

entsprechend<br />

friedlich gestimmt<br />

– mit<br />

Ausnahme der<br />

wenigen, die<br />

der Verkehrslärm<br />

von der<br />

Am Wegesrand immer wieder Schiefer nahen Landstraße<br />

in allen Variationen<br />

nervt.<br />

Autorenfoto<br />

Blick auf die Bad Berleburger Altstatt mit dem prächtigen Barockschloss<br />

Zum idyllischen Gesamteindruck trägt etwas später<br />

auch der von der gegenüber liegenden Hangseite grüßende<br />

kleine und feine Dotzlarer Ortsteil Laubroth bei. Da haben<br />

wir den Bahndamm aber schon verlassen und die ersten<br />

Felsformationen aus Grauwacke beherrschen im „Heiligeholz“<br />

die Szene. Unterhalb von Meckhausen überbrücken<br />

wir über einige im Wasser liegende Felsbrocken einen kleinen<br />

Bach. Die Gruppenkinder haben ihren Spaß hieran und<br />

freuen sich wenig später darüber, dass einer der „Großen“<br />

unweit eines steilen und ungesicherten Abhangs im Lüftungsloch<br />

eines Stollens zur – ergebnislosen – Erkundung<br />

mal kurz verschwindet.<br />

Wir befinden uns im Naturschutzgebiet „Honert“. Es<br />

wird wilder, urwüchsiger. Ein schmaler Pfad führt bergan<br />

und zickzackt sich durch starke Fichten-, Buchen- und<br />

Eichenstämme bis zur Höhe. Unzählige Felsbrocken in<br />

allen Größen säumen den Weg, umgefallene Baumstämme<br />

zwingen zum Überklettern und dann verkündet uns ein<br />

Schild, dass der Pfadverlauf im Bereich der Felsen „Braut<br />

und Bräutigam“ einem Labyrinth gleicht. Die wegbauenden<br />

Schüler haben einem knappen Dutzend herausragender<br />

Felsen im Schieferpfadbereich – so auch diesen – eine Benennung<br />

gegeben. Rote Punkte auf den Steinen helfen bei<br />

der Meisterung des Irrgartens. Er endet schließlich an einer<br />

Bergnase, an der neben der schönen Aussicht auch Sitzgelegenheiten<br />

zu einer Rast locken.<br />

Nach dem sanften Abstieg über einen Wiesenweg und<br />

der Durchquerung des Bilsterbachtals geht es erneut bergan,<br />

nun ins Naturschutzgebiet „Fredlar“. Hier sind besonders<br />

viele Zeugnisse des Schieferbergbaus zu finden. Imposant<br />

ein riesiger Steinbruch mit bis zu 30 Meter hohen<br />

Felswänden, dazu Halden mit Lockergestein, Geröllfelder<br />

und mächtige Felsblöcke. In der Nähe der mit 576 Meter<br />

höchsten Erhebung der Tour, dem stark kyrillgeschädigten<br />

Gipfel des Bergs „Fredlar“, haben die Schüler für zwei<br />

Felsen die Bezeichnung „Teufelsklippen“ gefunden. Der<br />

22 durchblick 4/<strong>2014</strong>


alpine Charakter der teuflischen Formationen wird alleine<br />

schon dadurch belegt, dass neben anderen Kletterern sogar<br />

der Alpenverein die überhängende Klippe ein- bis zweimal<br />

jährlich für Sicherheitsübungen nutzt. Geklettert wurde<br />

auch an anderen Felsen, beispielsweise am vorletzten der<br />

so genannten Bilsteine. Irgendwer verpetzte die Alpinisten<br />

bei der hierfür zuständigen Unteren Landschaftsbehörde.<br />

Und weil dieser Felsen nun mal innerhalb des Naturschutzgebiets<br />

liegt, zeigten die Damen und Herren aus dem Kreishaus<br />

den Seil-und-Haken-Akrobaten für diesen Frevel gnadenlos<br />

die Rote Karte.<br />

Bevor wir das letzte Grubengebiet zu Gesicht bekommen,<br />

gilt es nach einem historischen Handelsweg mit tiefen<br />

Spurrillen das anmutige Steinbachtal zu durchwandern und<br />

am Außenbezirk von Bad Berleburg vorbei die Schritte in<br />

Richtung Raumland zu lenken. Dabei bietet sich uns ein<br />

grandioser Blick auf die Altstadt der Wittgensteiner Metropole<br />

mit dem imposanten Barockschloss „derer zu Sayn-<br />

Wittgenstein“.<br />

In der Nähe des Raumländer Sportplatzes zweigt letztmalig<br />

der Pfad vom Wirtschaftsweg ab. Wir steigen hoch<br />

zum beeindruckenden Tagesbruch des Grubengeländes<br />

„Hörre“ und damit zum sage und schreibe vierten Naturschutzgebiet<br />

am Schieferpfad. Von hier aus ist es nicht<br />

mehr weit bis zum Parkplatz. Zur Unterschutzstellung der<br />

hier vorhandenen drei Schiefer-Abbauebenen schreibt die<br />

Kreisverwaltung: „Das Grubengelände Hörre ist das mit<br />

Abstand größte Fledermauswinterquartier Wittgensteins.“<br />

Die Biologische Station Siegen-Wittgenstein nennt zehn<br />

verschiedenenArten, die hier zu Tausenden hausen. In zahllosen<br />

Spalten im blättrigen Schiefergestein können sich die<br />

Tiere verstecken, dazu herrschen innerhalb des Stollens die<br />

optimalen Temperaturen für deren<br />

Winterschlaf.<br />

Es ist heute kaum noch nachvollziehbar,<br />

dass vor einem halben<br />

Jahrhundert der Bund das Grubengelände<br />

erwarb um hier unterirdisch<br />

ein Kraft- und Schmierstofflager für<br />

die Bundeswehr einzurichten. Zehn<br />

Jahre zuvor war die Grube stillgelegt<br />

worden. Zum Glück zerschlug<br />

sich dieses Vorhaben nach einigem<br />

Hickhack weil damals der Kreis<br />

Wittgenstein in unmittelbarer Nähe<br />

der „Hörre“ eine „Großraum-Wasserversorgung“<br />

plante.<br />

Meine Beurteilung: Dem in<br />

Dotzlar wohnenden Lehrer Rüdiger<br />

Grebe, mittlerweile pensioniert, und<br />

seinen einstigen Schülern, inzwischen<br />

um die dreißig Jahre alt, gilt<br />

meine uneingeschränkte Hochachtung.<br />

Ohne sie hätte ich das Gefilde<br />

wohl niemals kennen gelernt, diese<br />

einmalige Landschaft, wie man sie<br />

abwechslungsreicher und interessanter<br />

weit und breit vergebens<br />

sucht. Die Wegführung vorbei an vielen Felsen und zahlreichen<br />

Spuren der Vergangenheit ist großartig. Zu einigen<br />

der vielleicht überflüssigen Schlenker habe ich bereits etwas<br />

gesagt.<br />

Über die von ihnen beim Anlegen des Wittgensteiner<br />

Schieferpfads umgesetzten „Leitlinien des neuen Wanderns“<br />

muss ich nichts sagen, denn das hat – wie eingangs schon<br />

erwähnt – das Deutsche Wanderinstitut bereits getan und den<br />

Pfad mit der Bezeichnung „Premiumweg“ dekoriert.<br />

Der Weg ist zwar ganzjährig begehbar, doch ich empfehle<br />

Tage, an denen nicht mit Nässe und Glätte zu rechnen<br />

ist. Doch auch bei trockener Witterung sind bei den kniffligsten<br />

Passagen neben einer gewissen Behutsamkeit unbedingte<br />

Trittsicherheit und festes Schuhwerk unerlässlich.<br />

Dazu ist eine gewisse Kondition bei dem sehr anspruchsvollen<br />

„Auf und Ab“ gefordert, dies ist vor allem bei der<br />

Mitnahme von Kindern zu beachten.<br />

Die Wegzeichnung ist ausreichend, allerdings sollte<br />

man auf den Wirtschaftswegen äußerst aufmerksam sein,<br />

denn immer wieder einmal geht es ohne Vorwarnung im<br />

rechten Winkel auf Waldpfade. Deren Anteil ist mit über 60<br />

Prozent ungewöhnlich hoch. Das schlägt sich auf die reine<br />

Wanderzeit nieder, die mit rund fünfeinhalb Stunden anzusetzen<br />

ist. Es sind vier Rastplätze für Gruppen vorhanden,<br />

dazu sehr viele Bänke.<br />

Leicht hätte ich den Umfang dieses Aufsatzes auf das<br />

Doppelte ausdehnen können und hätte dennoch bei weitem<br />

nicht alles zum Wittgensteiner Schieferpfad geschrieben.<br />

Da gibt es nur eines: Hinfahren und Wandern! Ich gratuliere<br />

den „Machern“ dieses Wanderwegs mit seiner sehr hohen<br />

Erlebnisqualität, der dazu kaum Schwächen hat und den die<br />

Leute den Fledermausweg nennen.<br />

Ulli Weber<br />

ZuhausebeiderWGh<br />

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Jahnstraße 45 · 57076 Siegen<br />

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4/<strong>2014</strong> durchblick 23


Unterhaltung<br />

mein Freund Fritz<br />

Eigentlich hatte er mich zu seinem<br />

Geburtstag am 24. Januar eingeladen,<br />

denn schließlich sind wir<br />

beide schon seit vielen Jahren alte Duzfreunde.<br />

Weil ihm aber voyage ne pose<br />

pas plus, das Reisen keine Freude mehr<br />

bereite und es in seinem Alter schon arg<br />

beschwerlich sei, beschlossen wir, uns irgendwann<br />

in einer wärmeren Jahreszeit<br />

zu treffen.<br />

Vor einigen Tagen nun endlich war es<br />

soweit. Wir trafen uns in Potsdam in seinem<br />

Domizil. In einem kleinen Stübchen<br />

seines großzügigen Ruhesitzes hatte er es<br />

zum Frühstück kommod eindecken lassen.<br />

So konnten wir ungestört sans souci,<br />

eben ohne Sorgen plaudern. Überwiegend<br />

parlierte er in der französischen Sprache.<br />

Mein alter Freund ist der Meinung, diese<br />

Konversation sei kultivierter als das<br />

Brandenburgische. Berlinern mag er gar<br />

nicht, „es wäre etwas sehr gewöhnlich,<br />

eher plebejisch, und erst die Sprache von<br />

heute mit Anglismen durchsetzt, ist ja<br />

rundweg zum Kotzen!“ Ja, das sagte er,<br />

nahm dabei seinen Stock zur Seite und ließ sich auf einem<br />

Stuhle nieder, aber ansonsten fühle er sich immer noch als<br />

ein recht guter Deutscher, zumal man doch maintenant die<br />

vielen schwarz-rot-goldenen Fahnen und Wimpel sähe. Eigentlich<br />

ist er, wenn auch von Adel und schon in die Jahre<br />

gekommen, ein richtiger Kumpel geworden. Ich sehe ihn jeden<br />

Tag „in Gips“ auf meiner Vitrine stehen. Seit ich denken<br />

kann, bemühe ich mich seine Tugenden ernst zu nehmen.<br />

Es bereitet mir Plaisier, zu lesen was über ihn geschrieben<br />

wurde. Ihm jetzt gegenüber zu sitzen, mit ihm über Sinn und<br />

Zweck des Lebens zu plaudern war schon une particulatirite<br />

(eine Besonderheit). In seiner Jugend gab es wenige Freuden.<br />

Er fand sie nicht frais, nicht cool.<br />

Oft lag er mit seinem herrschsüchtigen<br />

Vater im Clinch. Es galt<br />

dessen Marotten mit den langen<br />

Kerlen zu ertragen. Er wurde verdonnert<br />

Preußenkönig zu werden,<br />

ungefragt und das, obwohl er sich<br />

einen anderen Job erträumt hatte.<br />

Seine Passion galt der Kunst,<br />

dem Schönen. Ja, er fühlte sich<br />

damals schon als wahrer Musensohn<br />

und erhoffte sich vom Maitre<br />

Voltaire eine wahrhaftige Freundschaft.<br />

Eine freie Berufswahl gab<br />

Schloss Sanssouci in Potsdam<br />

es nicht, gehorchen stand als oberstes<br />

Gebot. „Und jetzt kann und darf sich<br />

jeder Narr über meine Herrschaft lustig<br />

machen“, erzürnte er sich, ächzte<br />

und schüttelte das mit dem Dreispitz<br />

bedeckte Haupt, „nicht nur das Es ist<br />

ja schon so weit, dass der erste Mann<br />

im Staate sich öffentlich entschuldigen<br />

muss, wenn er in einem fremden Bette<br />

geruht habe. Selbst wenn er sich von irgendjemand<br />

ein paar Euros pumpt, wird<br />

es sofort überall im Lande rumpalavert“.<br />

Er schien in Gedanken versunken und<br />

fragte weiter, „wie soll einer dann regieren,<br />

wenn einem das ganze Volk auf<br />

dem Kopfe herum tanzt. Man sieht es<br />

ja heute, was das alles für armselige<br />

Tröpfe sind, die ihre Meinungen in die<br />

Welt posaunen und sich als Wichtigtuer<br />

fühlen“. Nein, das konnte er sich nicht<br />

leisten. Zucht und Ordnung waren bei<br />

ihm angesagt. Und mit der Staatskasse<br />

rumplempern, Pfründe erkaufen, sich<br />

bereichern und für unsinnige Flug- und<br />

Protzbauten vergeuden, nein das hätte es<br />

bei ihm nicht gegeben. Für sie, und dabei denke er auch an so<br />

manchen Bänker und millionenschweren Emporkömmling,<br />

hätte er nicht mal eine Kugel übrig gehabt. Er hätte sie einfach<br />

in der Havel ersäuft. Er habe immer zeigen müssen wer<br />

Herr im Hause, sprich im Schlosse war. Es widerstrebte ihm<br />

allzu oft, aber schließlich seien die Menschen halt so! Sie testen<br />

immer wieder aus wie weit sie es treiben können. Er sei<br />

der erste Diener seines Volkes gewesen und dazu verpflichtet<br />

jedem Bürger, gleich welchen Standes, ein gutes Beispiel zu<br />

sein. „Mon Dieu, mon Dieu“ und er schüttelte sein greises<br />

Haupt als wir vom Parlament dieser Tage sprachen. Immer<br />

mehr dieser nutzlosen leeren Säle, und es stimme ihn schon<br />

sehr nachdenklich, dass dort einige<br />

Christen regieren, die selbst die<br />

zehn Gebote mit ihrem rechtstaatlichen<br />

System vor dem lieben Gott<br />

zu widerlegen versuchten.<br />

Es wurde zu Mittag aufgetragen.<br />

Es gab Kartoffeln mit Stippe<br />

und Zanderfilet. Die Kartoffeln<br />

waren öko, eigenhändig im Park<br />

angebaut. Der Fisch stammte aus<br />

einem märkischen See, ganz ohne<br />

Schadstoffe...! Ach nein, so etwas<br />

wie Urlaub, dem Müßiggang frönen,<br />

abhängen, wie es heute heißt,<br />

24 durchblick 4/<strong>2014</strong><br />

Foto: Wolfgang Neuser<br />

Foto: Wolfgang Deiß


Unterhaltung<br />

habe es für ihn nicht gegeben. Und nach Mallorca oder<br />

Florida zöge es ihn schon ganz und gar nicht. Auch nicht<br />

zu dem bajuwarischen und grobschlächtigen Landvolk im<br />

Süden, die wahrscheinlich noch, so dünke es ihm, auf den<br />

Donnerbalken gingen. Klar, mögen sie ihn nicht so sehr in<br />

den südlichen Gegenden und beschimpfen ihn und seine Untertanen<br />

als Saupreißen. Er, Fritz brauche eben ein wenig<br />

Kultur und liebe zuweilen die deutschen Bäder, wo Freigeist<br />

und Körperbalsam geboten werden.<br />

So nach und nach waren wir ins Philosophieren gekommen.<br />

Ob unsere Demokratie denn heute noch demokratisch<br />

sei, frage er. „Man möge doch bedenken, dass siebzig Prozent<br />

des Volkes keinen Krieg wollen und trotzdem Krieg gemacht<br />

wird“. Ihn erschrecke es immer noch – das Grauen.<br />

Schließlich sei er stets an vorderster Front zu Pferde gewesen<br />

und es habe ihn erfreut, als er den guten Gedanken vernommen<br />

habe, aus Schwertern Pflugscharen zu schmieden. Aber<br />

da sei wieder dieser schlimme Mammon im Spiel und Spitzbuben,<br />

die sich einen Dreck um das Volk scheren. Er dachte<br />

bei diesen Worten sicher wieder an die Havel, in der man sie<br />

ersäufen könne oder solle. Bei all unserem Sinnieren wussten<br />

wir beide keine Antwort, ...es sei denn: Ich hätte meinen<br />

Freund Fritze überreden mögen, wieder das Zepter in die<br />

Hand zu nehmen....! Aber da winkte er missmutig und etwas<br />

mürrisch ab, „oh non, non, non! Zapperlot!“ Er wolle ganz<br />

und gar nicht mehr: Dabei stampfte er starr blickend sogar<br />

mit dem Stock mehrfach auf. Nein und nochmal Nein! Bei<br />

so vielen von diesen „vermaledeiten Weibern“ habe er nichts<br />

verloren. Ihm seien ganze Kerle lieber. Er habe nie daran zu<br />

denken gewagt, auch nur einem Weiberrock den Zutritt in<br />

sein Tabakskabinett zu gewähren. Und jetzt! Man gewähre<br />

einem Weibe sogar die Degengewalt! Eine Schmach gegenüber<br />

seinem Andenken. Den Weibern obliege schließlich die<br />

Aufgabe in Haus und Hof und für Zucht und Ordnung ihrer<br />

eigen Brut zu sorgen. „Papperlapp mit diesem neumodischen<br />

Firlefanz von Gleichstellung“. Er holte tief Luft und seine Gesichtsfalten<br />

bekamen milde Züge. Dafür ginge ihm jetzt, als<br />

Rentier, die einfühlsame Musik so wohltuend ans Herze, griff<br />

zu seiner Querflöte und spielte mir seine neueste Komposition<br />

vor. Etwas verschmitzt blickend gestand er mir, dass ihm auch<br />

der volle Klang einer Bassgitarre gereizt hätte. Ja, er könne<br />

sich vorstellen, dass eine Rockband auch „sein Ding“ hätte<br />

werden können. Und wesentlich lieber hätte er auf einer Bühne<br />

gestanden als auf seinem Feldherrenhügel. Allerdings bei der<br />

Suche nach dem Superstar, bei einem Herrn Bohlen, da hätte<br />

er sich nie und niemals beteiligt. Dieser Kerl sei zu ordinär,<br />

meinte er. Die gemeinsamen Stunden waren schnell verflogen.<br />

Langsam musste ich an meine Heimreise denken. Wo ich denn<br />

jetzt lebe, wollte er wissen... ach ja, dort im Westfälischen. Er<br />

kannte die Gegenden seines einstigen Reiches noch sehr gut.<br />

Ach ja ihm deuchte, dort leben auch gottesfürchtige Menschen<br />

und er vertraue wahrlich auch auf den da oben. Damit wies er<br />

zweimal mit seinem Stock zur Stubendecke, schließlich sei<br />

auch er ein gottesfürchtiger Mensch. Er wollte noch in sein<br />

Kirchlein gehen. Dass er als der Große heute immer noch seine<br />

Sünden bereuen müsse, stimme ihn allerdings traurig, wo sich<br />

doch die Großen von heute ungestraft in ihren Verfehlungen<br />

baden, ja sich teilweise in regelrechten Wohlfühlbädern räkeln.<br />

„Aber“, so seufzte er, „in drei Jahrhunderten verlieren<br />

sich halt die guten Sitten und Gebräuche.“<br />

Er brachte mich in seiner vorgebeugten Haltung, auf<br />

den Stock gestützt, noch an die Tür und winkte mir zum<br />

Abschied. Ich hörte das Klappern seines Stockes, erst leise,<br />

dann plötzlich laut schmerzlich an meinem Ohr.<br />

Der Wecker klingelte. ... Es war ein schöner Traum.<br />

Eva-Maria Herrmann<br />

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4/<strong>2014</strong> durchblick 25


eine ode an das Bett<br />

Foto: Hubertus Freundt<br />

Der Titel mag leicht banal klingen, doch „Oh wie<br />

wohl ist`s mir am Abend“. Im Normalfall beginnt<br />

und endet das Leben eines Menschen im Bett, es<br />

sei denn, der Schauspieler möchte auf der Bühne sterben<br />

oder der Seemann auf hoher See. Auf der Zielgeraden zwischen<br />

der Wiege bis zur Bahre verläuft sein Schicksal.<br />

Das Bett ist aber immer noch ein Luxusgegenstand und<br />

erst recht wieder geworden, wenn man der vielen Flüchtlinge<br />

gedenkt, die im Freien übernachten müssen oder dicht<br />

gedrängt in baufälligen Schlepperbooten dahin dümpelnd,<br />

die Nächte stehend verbringen.<br />

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Schon in der Steinzeit lag der Mensch nicht auf dem<br />

nackten Boden, er bettete sich auf Felle. In der Bronzezeit<br />

flocht man Matten. Die Griechen und Römer kannten<br />

schon Luxusbetten und lagen auf einem Diwan bei ihren<br />

Gelagen, bei den Ägyptern waren sogar Reiseklappbetten<br />

in Gebrauch. Die ländliche Bevölkerung begnügte sich mit<br />

Holzgestellen und Strohsäcken.<br />

Im 16. Jahrhundert huldigte man demAlkoven oder Betten,<br />

die so groß waren wie ein Haus. An Stelle eines Daches<br />

zierte sie ein Baldachin. Man bestieg sie mit Hilfe einer<br />

kleinen Trittleiter,<br />

Im 18.Jahrhundert hielten Feder- und Polsterbetten ihren<br />

Einzug, erstere, natürlich, mit Daunen gefüllt und letztere<br />

mit Stoffen und Leder bespannt. Man kannte Kopfstützen<br />

aus Stein und Metall, auf denen herrliche Malereien verewigt<br />

waren. Homer hätte zu seiner Zeit in einem vierfüßigen<br />

geschnitzten Rahmenwerk, das mit purpur-schimmernder<br />

Stierhaut bespannt war, nächtigen können.<br />

Ludwig der XIV. hielt Hof in einem Prunkbett, bei dem<br />

Samt, Seide, Brokat oder Damast zum Tragen kamen. Vasen<br />

und Federbüsche krönten zusätzlich die Ruhestätte, die<br />

in einem sogenannten Boudoir stand.<br />

Erotischen Spielchen dienten mit Spiegeln verkleidete<br />

Decken über dem Bett. Mein Favorit ist ein Himmelbett, in<br />

dem man unter einem Schleier ruht. Ein Moskitonetz wäre<br />

sicher nicht ganz so romantisch.<br />

In der heutigen Zeit sind der Bettenmanufaktur kaum<br />

Grenzen gesetzt. Es gibt die Wiege, den Stubenwagen für<br />

das Baby, ein Bett für das Kleinkind, für die Senioren und<br />

den Pflegefall. Außerdem benutzen wir das japanische Futon,<br />

das Feld- und Campingbett, das Etagen- und Gitterbett.<br />

Alle sind aus Holz und Metall gefertigt oder aus Korb geflochten,<br />

schnörkellos.<br />

Bei der Fertigung von Matratzen ist schon fast ein Studium<br />

erforderlich, um den verschiedenen Modellen, die<br />

26 durchblick 4/<strong>2014</strong>


empfohlen werden, entgegenzukommen. Meine Schwester<br />

reiste Jahrzehnte lang mit ihrer eigenen Matratze durch die<br />

Lande, keine andere genügte ihr. Die Prinzessin auf der<br />

Erbse. Wie viele Modelle sind entworfen worden, um Rückenbeschwerden<br />

gerechtzuwerden, trotzdem stehen diese<br />

Beschwerden heute mit an erster Stelle.<br />

Mein Vater verbrachte einige Nächte in Paris in einem<br />

Doppelbett. Kein anderes mehr war zu bekommen. Sein Bettnachbar<br />

und er rollten im Verlaufe der Nacht immer wieder<br />

aufeinander zu, da die Matratze komplett durchgelegen war.<br />

Der wahre Luxus besteht zuletzt darin, ein Bett ganz<br />

für sich alleine zu haben. In vielen ländlichen Gegenden der<br />

Welt müssen sich Menschen ein Bett teilen, in ganz frühen<br />

Zeiten nahmen sie sogar das Vieh mit in ihren Verschlag. Sogar<br />

in Krankenhäusern lagen, ehemals, mehrere Menschen<br />

in einem Bett. Man stelle sich die Hygienezustände und Infektionsmöglichkeiten<br />

unter diesen Kranken vor. Wichtig ist<br />

es auch, selbst entscheiden zu können, wann man zu Bett<br />

gehen möchte. Meine Mutter wagte es imAlter kaum, sich zu<br />

früh zur Ruhe zu begeben, da mein Vater, als echter Preuße,<br />

kein Verständnis für ein solches Sich-Gehen-Lassen besaß.<br />

Das Bett ist ein feiner Rückzugsort, wenn es sonst keine<br />

Möglichkeit des Alleinseins gibt. „Das Bett hüten“, ist eine<br />

Redewendung, wenn jemand erkrankt ist. Ausgesprochen<br />

bettlägerig zu sein, ist, natürlich, ein elender Zustand. Böse<br />

Zungen behaupten, es gäbe Menschen, die Jahre lang das<br />

Bett hüten würden, nur um sich an einer Person zu rächen.<br />

Nach derenAbleben feiern die „Todkranken“ dann ein fröhliches<br />

Wiederauferstehen.<br />

Wenn es mir nicht gut geht, gehe ich ängstlich zu Bett,<br />

mit der Befürchtung, es würde den nächsten Tag für mich<br />

nicht geben. Ansonsten ruft mich mein Bett zu später Stunde<br />

und wohlig strecke ich mich auf und unter dem feinen<br />

Linnen aus, im Winter sogar unter einem dicken Plumeau<br />

(Oberbett), wie man es früher kannte. Ein Paradekissen<br />

besitze ich nicht mehr, aber Bezüge, in die Initialen eingestickt<br />

sind. Ein Körnchen Lebensweisheit steckt auch in<br />

dem Begriff Bett, denn wie man sich bettet, so liegt man.<br />

Welche Geheimnisse wird es wohl hüten, sicher mehr noch<br />

als ein Beichtstuhl.<br />

Erika Krumm<br />

handgestrickt<br />

Damals, in der Kriegs- und auch noch in der Nachkriegszeit<br />

1945, wurde alles, was an Garnen zu<br />

finden war, verhäkelt und verstrickt, Altes aufgezogen,<br />

Neues entstand, und hatte sich die Figur verändert,<br />

wurde wieder aufgezogen u.s.w. Strickjacken, Westen und<br />

Pullover aus Wollresten waren „in“. Kurz vor der Währungsreform<br />

hatte ich noch in einer Gummersbacher Strickwarenfabrik<br />

Tabak gegen Wolle eingetauscht, und dann aus<br />

einem dicken, bräunlichen Wollknäuel mit einer Rundnadel<br />

einen super tollen Faltenrock gestrickt.<br />

Aus dem Garn eines auf der Wiese bei Sonnenschein<br />

und unendlich vielen Wassergüssen gebleichten alten, braunen<br />

Zuckersackes entstand ebenfalls mit einer Rundnadel<br />

gestrickt, ein weich fließender Pullover mit langen, weiten<br />

Ärmeln in dem heute noch obligatorischen, immer wiederkehrenden<br />

Zopfmuster. Es war eine „Strafarbeit“, den<br />

schlohweiß gewordenen Zuckersack aufzuziehen und aus<br />

dem dünnen Garn möglichst lange brauchbare Fäden zum<br />

Verarbeiten zu bekommen. Viele Jahre hat dieser wirklich<br />

elegante, unverwüstlich schöne Pullover überdauert. Oh,<br />

soo schick war der, heute würde man sagen – geil.<br />

Zweifach wurden Zuckersackfäden verarbeitet bei Söckchen,<br />

und besonders habe ich darauf geachtet bei Kniestrümpfen<br />

mit Zopfmuster, dass der Zopf im Wadenbereich<br />

eine gute Rundung hervorbrachte um meine schwach ausgeprägte<br />

Wadenmuskulatur besonders zu betonen. – „Wä niks<br />

hät, macht sich wat!“ – „Wer nichts hat, macht sich was!“<br />

Und mein erster „Bikini“, mühe- und liebevoll rundgestrickt,<br />

ließ leider in Farbe und Qualität der Wolle alle Wünsche<br />

offen. Das Fiasko allerdings war nicht vorhersehbar,<br />

denn der erste Gang mit meinem dunkel erdbeerfarbenen<br />

Zweiteiler ins kühle Nass im Seelbacher Weier nur von sehr<br />

kurzer Dauer. Das Bikinihöschen rutschte erst nach unten<br />

und ließ sich dann in nasser Form bis fast unter die Achsel<br />

ziehen, das Oberteil dehnte sich auf entsetzliche Übergröße,<br />

und die Flucht aus dem Wasser gelang nur mit Trippelschritten,<br />

um in die Umkleidekabine zu kommen. Hätte ich<br />

zehn Kilo mehr auf die Waage gebracht, ja dann – jedoch<br />

bei Sonnenschein, oh Wunder, schrumpfte alles wieder in<br />

die Ausgangsform zurück. Ideal nur zum Flanieren!<br />

Die Ära „Selbstgestricktes“ ist nicht vorbei. Heute noch<br />

stricken Omas und Uromas fleißig wärmende Ringelsöckchen<br />

für ihre Enkel und Urenkel aus wunderbar weichen,<br />

bunten Garnen und werden dafür dankbar geküsst.<br />

Gerda Greis<br />

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4/<strong>2014</strong> durchblick 27


Aus dem Siegener Seniorenbeirat<br />

männerFreie zone<br />

Kapelle und Konventsaal im Stift Keppel in Allenbach<br />

Das Mädchenschlafzimmer mussten sich jeweils<br />

vier Schülerinnen teilen<br />

Autorenfotos<br />

Absolute Ordnung herrschte auch in den Waschzellen,<br />

darauf achteten die Lehrerinnen besonders genau<br />

Durch die blanken Fenster dringt freundlich-helles<br />

Licht in die Stube und spiegelt sich im Fußboden<br />

wider. Die weißen Gardinen sind leicht zurückgezogen,<br />

und die Fensterbank zieren anmutige Topfblumen.<br />

Zwei Sessel gruppieren sich um einen kleinen runden Tisch,<br />

daneben steht eine Ablage. Auf dem Schreibtisch sind Tintengläser,<br />

Federhalter, Notizbücher und weitere Gegenstände<br />

der täglichen Arbeit zu erkennen. In den teilweise<br />

herausgezogenen Schubladen sehen wir Schreibhefte, Skizzen,<br />

Bildmaterialien und verschiedene Dokumente.<br />

Wir befinden uns im Arbeitszimmer einer der Keppeler-<br />

Stiftsdamen-Lehrerinnen um 1900. Die Damen gehörten gesellschaftlich<br />

vorwiegend der oberen Mittelschicht an, waren<br />

in Französisch und Englisch zuhause und trugen weiße<br />

hochgeschlossene Blusen und lange schwarze Röcke. „Das<br />

Einkommen der Unterrichtenden war nicht gerade üppig, die<br />

arbeitsmäßige Belastung hingegen beträchtlich: vormittags<br />

Unterricht, am Nachmittag und am Abend Erziehungs- und<br />

Aufsichtspflichten sowie Unterrichtsvorbereitungen für den<br />

nächsten Tag“, erklärt Dorothea Jehmlich, Leiterin des Internatsmuseums,<br />

den Vertretern des Siegener Seniorenbeirates.<br />

Unmittelbar neben dem Arbeitszimmer liegt das winzige<br />

Schlafzimmer – blütenweißes Bett mit gehäkelten Bezügen,<br />

hoch aufgeschütteltes Paradekissen und Waschtisch mit<br />

Krug und Waschschüssel, beides aus Porzellan und mit Blumen<br />

bemalt. Auf der Nachtkonsole sind ein riesiger Wecker<br />

sowie ein Becher und eine Tasse zu erkennen. Einige Bilder<br />

schmücken das Zimmer aus. In dieser männerfreien Zone<br />

wohnen die Lehrerinnen Wand an Wand mit ihren weiblichen<br />

Zöglingen. Eine strahlend weiße Ordnung empfängt den Besucher<br />

auch hier, wenn er das Mädchenschlafzimmer betritt,<br />

welches sich jeweils vier Schülerinnen teilten. Die Betten<br />

sind akkurat gebaut und würden jedem kritischen Stubendurchgang<br />

zur Ehre gereichen. Eine schlichte Blechlampe<br />

hängt von der Decke herab, die hellen weißen Wände zieren<br />

einige Bilder sowie eine Petroleumlampe. Absolute Ordnung<br />

herrscht auch in den Schränken der Schülerinnen und<br />

würde auch jeden gestrengen Spindappell überstehen. Hier<br />

bewahren die Mädchen auch ihre höchstpersönlichen Dinge<br />

auf, so zum Beispiel Briefe und Tagebücher mit den Aufzeichnungen<br />

aus der innersten Seele. – „Sentimentales Heu“,<br />

wie eine der betreuenden Stiftsdamen bemerkt haben soll.<br />

Pädagogische Ziele und Inhalte der Anstalt sind klar festgelegt,<br />

der Tagesablauf in der 1871 gegründeten höheren Töchterschule<br />

ist straff strukturiert. Zu den Lehrplänen gehören<br />

Sprachen, Mathematik und Naturwissenschaften; zugleich<br />

hatten auch praktische und musisch-künstlerische Elemente<br />

eine wichtige Bedeutung. Das Wort „höhere“ bezog sich<br />

auf die Schulform. Gelegentlich wurde dies von den Teilnehmern<br />

als Schule für „höhere Töchter“ umfunktioniert.<br />

Die Mädchen machten eine Art „mittlere Reife“; besonders<br />

Fleißige konnten im Hause die Lehrerinnenprüfung ablegen,<br />

– das Höchste, was für eine Frau damals erreichbar war.<br />

Gute 10 Jahre ist es nunmehr alt, dieses Internatsmuseum,<br />

eine Welt für sich im Gebäudekomplex des Stiftes Keppel,<br />

welches Gymnasium (heute natürlich koedukativ), Tagungsstätte<br />

und Veranstaltungsort für zahlreiche kulturelle Angebote<br />

ist. Mit viel Liebe zum Detail hat Dorothea Jehmlich,<br />

ehemalige Lehrerin am Gymnasium, dieses Museum selbst<br />

ausgestattet und eingerichtet, unterstützt durch ihren Ehemann<br />

Dr. Reimer Jehmlich und ihren Kollegen Dr. Erwin Isenberg<br />

sowie weitere Mitarbeiter. Sie alle sind ausschließlich ehrenamtlich<br />

tätig. Anschaulich, engagiert und facettenreich begleitet<br />

Dorothea Jehmlich die Besucher auf einer spannenden<br />

Reise ins wilhelminische Zeitalter, wobei manche Schätze ans<br />

Tageslicht treten. So etwa die Arbeitshefte der Schülerinnen<br />

28 durchblick 4/<strong>2014</strong>


in gestochener Sütterlinschrift. Bei geringsten Verstößen gab<br />

es höchstens noch die Note „fast gut“. Auch andere, heute<br />

nicht mehr gebräuchliche Notenstufen werden ersichtlich,<br />

so etwa die Zensur „ziemlich gut“, „genügend“ oder „kaum<br />

genügend“. Letzteres entspräche heute etwa einem schwachen<br />

ausreichend. Selbstverständlich wurden damals auch<br />

Kopfnoten erteilt für Betragen, Aufmerksamkeit, Ordnung<br />

und Fleiß. Sämtliche Mitglieder des Seniorenbeirates gehören<br />

noch der Schulgeneration an, in welcher diese Prädikate<br />

ebenfalls am Kopf des Zeugnisses ausgewiesen waren.<br />

Eindrucksvoll ist auch die anschließende von Dr. Erwin<br />

Isenberg geleitete Führung durch die Stiftskirche. Auch er<br />

beantwortet fachkundig und humorvoll die vielfältigen Fragen<br />

der Besucher. Diese ehemalige Klosterkirche des Stiftes<br />

Keppel ist ein architektonisches Meisterwerk. Besonders ins<br />

Auge fällt die barocke Pracht. Spannende Geschichten verbergen<br />

sich immer wieder hinter liturgischen Geräten, denn<br />

für rund 150 Jahre bestand der Konvent des Damenstiftes aus<br />

Partnern beider Konfessionen. Sowohl die Reformierten als<br />

auch die Katholiken unterhielten einen Geistlichen, es gab<br />

jeweils eigene liturgische Geräte für den Gottesdienst.<br />

Der Besuch führt schließlich in den Konventsaal, einen<br />

barocken Saal im ehemaligen Kloster, welcher heute noch<br />

u.a. für klassische Konzerte genutzt wird. Bei einigen der<br />

Besucher macht sich etwas Nostalgie breit, feierten doch<br />

die ehemaligen Schülerinnen der gymnasialen Oberstufe<br />

vor gut 50 Jahren ihren Winterball in dieser eindrucksvollen<br />

Atmosphäre, sowohl Internatsschülerinnen wie auch Mädchen<br />

aus den umliegenden Orten. Zu diesen Veranstaltungen<br />

wurden dann Oberstufenschüler benachbarter Lehranstalten<br />

eingeladen.Anstatt der früheren „männerfreien Zone“ wurde<br />

Autorenfoto<br />

Dorothea Jehmlich im Arbeitszimmer einer Stiftsdame<br />

nunmehr die geschlechtliche Parität angestrebt, insbesondere<br />

deswegen, damit es beim Tanzen auch paarmäßig aufging.<br />

Vor dem Hintergrund dieses kurzweiligen und spannenden<br />

Nachmittags können diese Führungen mit Nachdruck<br />

empfohlen werden, für interessierte Jugendliche, für<br />

Vertreter der mittleren Generation wie auch für Senioren.<br />

Ausführliche Informationen mit zahlreichen Fotos sind im<br />

Internet unter www.stiftsmuseum zu finden.<br />

Ernst Göckus<br />

Besser leBen durch technik<br />

In der jüngsten Sitzung des Siegener Seniorenbeirates<br />

informierte Daniel Aktas von der kommunalen Beratungsstelle<br />

des Kreises Siegen-Wittgenstein zum Thema<br />

„Besser Leben durch Technik im Alter“. Oberstes Ziel<br />

sei, so der Referent, ein bestmöglichst langes Leben in den<br />

eigenen vier Wänden zu gewährleisten. Aufgabenbereiche,<br />

Adressaten sowie Beratungsfelder und Beratungsqualität<br />

standen im Mittelpunkt des Vortrages. Vielfältige technische<br />

Neuerungen, etwa im Sinne von Unfallprophylaxe,<br />

rascher Kontaktaufnahme in Notfällen sowie Erleichterungen<br />

im Haushalt wurden aufgezeigt. Auf Anregung des<br />

Seniorenbeirates wird die kommunale Beratungsstelle konkretes<br />

Anschauungsmaterial entwickeln, welches für direkt<br />

und indirekt Betroffene veröffentlicht werden soll.<br />

Die bevorstehende Schließung des Lebensmittelmarktes<br />

Nahkauf im EKZ Geisweid war Gegenstand einer Anfrage,<br />

welche der 1. Vorsitzende Dr. Horst Bach an die Verwaltung<br />

gerichtet hatte. So seien zahlreiche ältere Mitbürgerinnen<br />

und Mitbürger in Sorge, dass ihnen dann eine wichtige Ein-<br />

kaufsmöglichkeit im Geisweider Zentrum fehlen werde. Gerade<br />

in dieser Filiale schätzen ältere Menschen die Möglichkeit<br />

ihren täglichen Lebensmittelbedarf nah und barrierefrei<br />

einzukaufen. Die Verwaltung will die Rahmenbedingungen<br />

für einen nahtlosen Übergang zu einem anderen Lebensmittelmarkt<br />

an Stelle des Nahkaufs erleichtern und verweist auf<br />

den geplanten Volldiscounter an der Stelle des bisherigen<br />

Parkdecks. Da diese Maßnahme sich allerdings erst in der<br />

Planungsphase befindet, wies der Beiratsvorsitzende auf den<br />

unmittelbaren Handlungsbedarf hin, weil sich nach Schließung<br />

des Nahkauf im unmittelbaren Geisweider Zentrum<br />

dann kein Lebensmittelgeschäft mehr befindet.<br />

Auf Initiative des Arbeitskreises Sicherheit und Verkehr<br />

sprach sich der Seniorenbeirat einstimmig für weitere praktische<br />

Veranstaltungen zum Verkehrssicherheitstraining für<br />

Vertreter der dritten Generation aus. Rechtliche, organisatorische<br />

und technische Vorgaben müssen noch mit allen<br />

Beteiligten erörtert werden. Nähere Informationen erfolgen<br />

zu gegebener Zeit. !<br />

4/<strong>2014</strong> durchblick 29


Foto: Rita Petri<br />

kleider<br />

und<br />

schuhe<br />

Es war schwer, während der Kriegszeit (1939 bis 1945)<br />

und auch zu Anfang noch in der Nachkriegszeit<br />

Schuhe zu bekommen. Meine Schuhe wurden stets zu<br />

groß gekauft. Vorne in die Schuhspitzen kam dann Polsterwatte,<br />

die mein Vater als Schneider für die Auspolsterung<br />

von Anzug-Jackets brauchte. Waren die Füße mal wieder<br />

zu schnell gewachsen, wurde das Leder an der Schuhspitze<br />

einfach abgeschnitten, so hatte man sommerliche Schuhe.<br />

Im Winter bekam ich hohe Schnürer mit Krampen.<br />

Über einen Dreifuß, wie die Schumacher ihn benutzen,<br />

dazu einen Rundkopfhammer, der am anderen Ende wie<br />

ein kleiner Meißel geformt war, konnte mein Vater auch<br />

Schuhe besohlen. Absätze wurden von größeren Gummistücken<br />

mit einem gebogenen Messer passend geschnitten,<br />

ebenso Schuhsohlen, alles aus Resten von zerschlissenen<br />

Autoreifen, erhalten im Tausch für Näharbeiten.<br />

Manchmal hatten meine Winterschuhe auch Ledersohlen,<br />

die wurden dann mit dicken Rundkopfnägeln beschlagen.<br />

Schuhspitzen und Abätze bekamen halbrundgeformte Eisenblättchen,<br />

so hielt die Besohlung länger, denn überall<br />

musste gespart werden.<br />

Durch „Beziehungen“ meiner Mutter bekam ich im<br />

Frühjahr 1941 ein paar Gummistiefel. „Was soll ich mit<br />

Gummistiefeln?“ „Anziehen wenn‘s regnet!“ „Ich hab‘s<br />

doch nicht weit bis zur Schule und so oft regnet‘s ja auch<br />

nicht!“ Ich musste sie auch bei trockenem Wetter tragen,<br />

zumal ich gerade keine passenden Schuhe hatte. Niemand<br />

hatte Gummistiefel, nur ich!<br />

Zu der Zeit stand ich in den Pausen auf dem Schulhof<br />

immer in einer Ecke. Meine Mitschülerinnen haben zwar<br />

versucht mich zu trösten, hat aber nicht viel geholfen. Kein<br />

Mädchen mit zwölf Jahren möchte Damen-Gummistiefel<br />

tragen. Schwarz waren sie, zu groß und zu weit für meine<br />

dünnen Beine, dazu vorne spitz.Also, wieder Watte rein! Das<br />

Allerschlimmste aber, die Stiefel hatten einen dicken, nach<br />

unten zu schmal zulaufenden fünf Zentimeter hohen Absatz.<br />

Ich konnte nur gehen, beim Laufen knickte ich um. Und meine<br />

Mutter sagte: „So scheane Schdewwelcher, wat Du bloss<br />

häst, mosst jo net obedengt renn.“ („So schöne Stiefelchen,<br />

was Du bloß hast, musst ja nicht unbedingt rennen.“)<br />

Schürzen und Strickkleider<br />

Dann gab es noch die Zeit der Schürzen und Strickkleider.<br />

Im ersten Schuljahr trug ich jeden Tag eine andersfarbige,<br />

gestärkte Schürze mit Wollängchen in blassen Farbtönen.<br />

Die Sonntagsschürze war weiß. In den passenden Perlgarnfarben<br />

waren alle Schürzen mit Kreuzstich bestickt. Und<br />

meine Mutter sagte: „Di mache wat hear.“ („Die sehen nach<br />

was aus.“)<br />

Während der Schulzeit besaß ich drei Strickkleider in<br />

verschiedenen Blautönen. Das mittelblaue hatte im Oberteil<br />

lustige bunte Streifen, es war lange Zeit mein Lieblingskleid.<br />

Kinder wachsen und Strickkleider wachsen mit. Am<br />

Saum und an den Ärmeln wurden sie einfach angestrickt.<br />

Meine Mutter ließ dafür bei unserer Strickfrau, sie wohnte<br />

in der Nähe und hatte eine moderne Strickmaschine, immer<br />

einen Strang passender Wolle zumAnstricken zurücklegen,<br />

sodass die Verlängerungen nie zu sehen waren. Auf lange<br />

Sicht hin stets preiswert und gut gekleidet. Damals!<br />

Mein letztes Strickkleid musste 1942 wegen kriegsbedingter<br />

Lieferschwierigkeiten mit Wollresten verlängert<br />

werden und kam deshalb in die Färberei. Nur in einem<br />

blassschwarzen Farbton konnte es gefärbt werden. Oberteil,<br />

Ärmelbündchen und den dazu gehörigen Gürtel habe ich mit<br />

einem Kreuzstichmuster und rotem Perlgarn „aufgemöbelt“.<br />

Einfach schick! Das „neue“ Kleidungsstück wurde dann solange<br />

getragen, wie meine Figur es zuließ. Und meine Mutter<br />

sagte: „Fel ze scha foar de Schoal.“ („Viel zu schade für<br />

die Schule.”)<br />

Gerda Greis<br />

30 durchblick 4/<strong>2014</strong>


Mundart von Gerda Greis<br />

en scheane schdech<br />

Min Fadder kom no langer Zitt met 83 Joarn<br />

nommo end Grankehuss. Hä geng fraiwellich.<br />

Als jonger Buersch met 19 Joarn wuer äm<br />

d‘r rächde Fos ambe‘diert, on itz hadde hä Ärjer met<br />

sinnem Schdomb.<br />

Trotz allem, god ze Fos woare sin Läwe lank gewäse,<br />

emmer of de Bain, on kumm ainer hät gemärkt, dat hä en<br />

„Prothese“ drät. Fast alles konne metmache, on itz no gar<br />

niks me. Maisdens sose em Rollschdol, wail dä Schdomp<br />

schdännich geschwolln on nemme got duerchblot woar. Hä<br />

woll awer werer laufe konn!<br />

D’r Dokd’r mainde zwar emmer: „No warde Se doch<br />

earscht emo, Si komme schoa werer a‘d Laufe.” Äm duerde<br />

dat awer alles fel ze lank, hä gob aifach kän Rog, on<br />

säde: “Ech lä mech itz end Grankehuss on ronner met däm<br />

Schdecke Bai, ech well wesse, ob ech hennerhear werer<br />

laufe ka. So, orrer so em Rollschdol!“<br />

No log hä em Grankehuss, on kuerz befoar’et sowitt<br />

woar, gräj d’r Dokd’r noch schwinn ze hearn: „Dat Si mier<br />

dat Bai jo got nä’, Hearr Dokd’r, ech well „En scheane<br />

Schdech“, ech woar frejer Schnirer!“<br />

„Oje!”, säde merrem Lache em Gesechde d‘r Dokd‘r<br />

dr‘zo, „dann müssen wir uns aber ganz besonders anstrengen.“<br />

“Dat well ech main”, säde d‘r Obba, „sost dränn<br />

ech Ou de Fleckeräj nommo of!“ - Hä konn da werer laufe<br />

on hät noch 10 Joarn lank geläbt. !<br />

os roBert<br />

Bi os d‘rhaim geng emo an nem Sonndachnommedach<br />

de Schäll. Ech mog de Hussdier of. Schdonn<br />

do dusse e Bekannder<br />

fa os on hadde<br />

nuer äwe wat ze beschdälln<br />

foar min Ma.<br />

Wannermäßig agedo,<br />

d‘r Knoareschdock<br />

en d‘r Hand, e losdich<br />

Hedche om Kobb, so<br />

schdonn hä do, grad<br />

om Schbrong em wererzego,<br />

peff sin Hond<br />

hearbi on ref: „Robert!<br />

Komm!“, on zo mier hin<br />

gewant: „Mier zwai, d‘ r<br />

Hond on ech, mier wonn<br />

itz en d‘r Wald.“<br />

Foto: Julian Felgitsch<br />

Ihr Profi für<br />

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und regenerative Energien<br />

Do säde ech schwinn noch zo äm: „Mier ha och en Robert.“<br />

„Nä! Wat! Wo!“, komet erschdaunt zerecke. „En d‘r Keche“,<br />

gräje fa mier ze hearn.<br />

„Wa-at! Ear hat itz en<br />

Hond?“ Dat kom äm arisch<br />

komisch foar. No wolle<br />

doch noch ren komme. Hä<br />

woar näjjschierich woarn<br />

on huerdich emo gucke.<br />

Zesame gengen m‘r en de<br />

Keche. Do sos min Fadder.<br />

Dä hadde alles metgräje on<br />

säde da och glich: „Gon Dach<br />

Jong! Ech sin dä Robert!“<br />

En os Gelächter ren<br />

hoarde m‘r fa dusse noch<br />

dä anner „Robert“ kläffe.<br />

Wau! Wau! Wau! !<br />

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4/<strong>2014</strong> durchblick 31


Für sie entdeckt!<br />

Mitten im Siegerland gibt es ein kleines Stück Urwald.<br />

Zu finden ist das naturbelassene Kleinod direkt an der<br />

Eisenstraße, cirka einen Kilometer nach Verlassen der<br />

L719 (Walpersdorf-Volkholz) in Richtung Lahnhof.<br />

Fotos und Collage:<br />

Gudrun und Wolfgang Neuser


alles leiWand *<br />

in Wien <strong>2014</strong>?<br />

Von Künstlern,<br />

Literaten und<br />

Querulanten<br />

Foto:Hartmut Reeh<br />

Was darf´s sein, gnä´Frau? Ein großer Brauner,<br />

ein Einspänner oder eine Melange?“ fragt der<br />

Herr Ober im schwarzen Anzug mit Weste und<br />

Mascherl auf dem weißen Oberhemd beflissen. Schon fühlt<br />

man sich im Wiener Kaffeehaus zu Hause und gut aufgehoben.<br />

Kann sich seine Zeitungen suchen und beim Kaffee,<br />

serviert auf einem silbernen Tablett mit dem obligatorischen<br />

Glas Wasser, ungestört Stunden verbringen. Als Tourist<br />

schaut man natürlich neugierig um sich und beobachtet mit<br />

Vergnügen den kauzigen alten Professor oder Hofrat, der<br />

mit seinen Kollegen laut diskutiert und politisiert.<br />

In einer Loge, also etwas abgeschirmt von den Blicken des<br />

Publikums, scheint ein Künstler mit längerem Haar, Hut und<br />

einem Samtsakko und mit einer Graphikmappe im Gepäck zu<br />

sitzen. Ein Charakterkopf. Beim Betrachten der Bilder an den<br />

Wänden kommen wir mit ihm ins Gespräch. Und richtig, es<br />

ist ein Wiener Künstler, der viele Geschichten über das Café<br />

Hawelka zu erzählen hat. Der Maler, Graphiker und Bildhauer<br />

Christoph E. Exler ist hier seit Jahrzehnten Stammgast<br />

und hat erst vor wenigen Jahren den legendären Gründer des<br />

*„leiwand“ im Wiener Dialekt für: cool super, toll<br />

Künstler-Kaffeehauses kurz nach seinem 100. Geburtstag mit<br />

beerdigt. Eine Totenmesse habe es vorher im Stephansdom<br />

für den berühmten Künstlerfreund gegeben mit einem Heurigenmusik-Duo.<br />

Herr Leopold und Frau Josefine Hawelka<br />

haben auch in schlechten Zeiten immer wieder Werke von<br />

Wiener Malern, auch den unbekannten, angekauft und eine<br />

stattliche Sammlung über die Jahrzehnte zusammengetragen.<br />

Ein Teil der Bilder ist hier ständig ausgestellt. Heute wird das<br />

Café vom Sohn und den Enkeln weitergeführt, traditionell mit<br />

Thonet-Möbeln – also aus Bugholz –, rotem Plüsch, so wie<br />

es immer war. Die Zeit scheint hier stehengeblieben zu sein.<br />

Am Nebentisch sitzen inzwischen fesche junge Männer<br />

und scheinen sich von ihren Vorlesungen an der Uni zu<br />

entspannen und per Handy ihren weiteren Tagesablauf zu<br />

planen. Früher war es ja beliebt, sich im Kaffeehaus anrufen<br />

zu lassen. Der Herr Ober rief dann lautstark durch den<br />

Raum: „Herr Hofrat Mayrhofer bitte ans Telefon!“ und alle<br />

blickten gespannt auf den, der dann aufstand.<br />

Aber Wien ist nicht nur gemütlich, wie wir vom Querulanten<br />

Helmut Qualtinger oder dem Chansonnier Georg Kreisler<br />

wissen, ja der mit dem „Geh´n wir Tauben vergiften im


Park“. Qualtinger hielt mit seinen Satiren vom<br />

Herrn Travnicek oder Herrn Karl den Wiener<br />

Kleinbürgern den Spiegel vor. Abgründig und<br />

boshaft machen und machten sich viele Künstler<br />

über die bequemen Spießer und Ja-Sager Luft<br />

und genießen gleichzeitig das Unbequem- und<br />

Anderssein. Man spürt und hört die Fremdenfeindlichkeit<br />

an vielen Orten. „Tschuschen“<br />

werden die oft armen Zuwanderer aus dem Osten<br />

genannt. Berüchtigt für ihre Tratschsucht<br />

und Vorurteile waren immer die Hausbesorger<br />

und Hausbesorgerinnen, die im Gemeindebau<br />

für Ordnung zu sorgen hatten. Ihrer Neugier<br />

entging aber auch gar nichts und so sorgten sie<br />

genüsslich immer für den besten Klatsch: „Ja<br />

ham´s schon ghört..“. DieWiener bezeichnen die kommunalen<br />

sozialen Wohnungen als Gemeindebau. Diese eindrucksvollen<br />

Wohnblöcke, fast wie eine Festung z.B. der Karl-Marx-Hof,<br />

nomen est omen, wurden seit den zwanziger Jahren des letzten<br />

Jahrhunderts für Arbeiter errichtet und gelten noch heute<br />

als „Brutstätte“ des roten Wien. Der Karl-Marx-Hof wurde<br />

zwischen 1927 und 1930 vom Otto-Wagner-Schüler Karl Ehn<br />

errichtet mit 1.382 Wohnungen. Der Vergangenheit gehören<br />

aber die Gemeinschaftstoiletten „am Gang“ an sowie die berühmten<br />

gemeinsamen Waschbecken im Flur, die „Bassena“,<br />

wo die Frauen sich trafen.<br />

Gleichzeitig ist Wien seit dem Habsburger Reich und der<br />

K. und K. Monarchie international. Zumal Wien seit den<br />

70iger Jahren des 20. Jahrhunderts Zentrum der UNIDO und<br />

weiteren UNO-Abteilungen sowie der Atomenergiebehörde<br />

ist. Und die Botschafter aus aller Welt spielen eine große Rolle.<br />

Am feinen Graben beim Stephansdom sieht man tief verschleierte<br />

Araberinnen oder indische Großfamilien mit ihrer<br />

Entourage, die Kinderwagen schieben und Einkaufstüten von<br />

den edlen italienischen oder französischen Designern tragen.<br />

Aber es gibt sie auch noch: Ladies aus Wien, die Stil, Haltung<br />

und Charakter ausstrahlen und selbstbewusst im kleinen, passgenauen<br />

Kostüm mit edlen Accessoires und einem Kuchenpackerl<br />

vom Zuckerbäcker Demel durch die Innenstadt eilen.<br />

Theaterleute, Literaten, Künstler, Musiker und Dirigenten<br />

aus aller Welt werden gefeiert – und gleichzeitig verrissen und<br />

sorgen für endlosen Tratsch. So erging es auch den Künstlern<br />

der Wiener Secession zur Zeit des Jugendstils. Der Architekt<br />

des Secessionsgebäudes, Josef Olbrich, musste Schimpf und<br />

Schande der Kritiker über sein „Krauthapperl“ (Kohlkopf)<br />

ertragen. Heute ist das strahlende Gebäude am Anfang des<br />

Naschmarkts eine Attraktion. Die Maler Klimt und Schiele<br />

sorgten für endlose Skandale, Debatten und Verbote mit ihren<br />

Erleben Sie Gastlichkeit, Natur und Entspannung<br />

in unserem Gästehaus & Hotel mit<br />

Restaurant und Café in einzigartiger Lage<br />

● 87 Zimmer in *** Standard<br />

● Restaurant & Café<br />

● täglich Mittagstisch<br />

● Parkanlage &Wellnessbereich<br />

● 12 Festräume in unterschiedlichen Größen<br />

● Festhalle<br />

Geburtstage, Empfänge,Feierlichkeiten -<br />

alles was Ihnen am Herzen liegt<br />

erhält bei uns einen unverkennbaren Rahmen<br />

erotischen Werken. Heute werden ihre Bilder wie Juwelen<br />

in eigenen Museen gehütet. Etwa im Museum Leopold im<br />

Kunstquartier, das in den letzten Jahren in dem ehemaligen<br />

barocken Pferdestall am Glacis geschaffen wurde.<br />

Schon seit Arthur Schnitzler (Arzt und Schriftsteller)<br />

und Sigmund Freud (Gründer der Psychoanalyse) weiß<br />

jeder, dass Selbstbespiegelung, Melancholie, Todessehnsucht<br />

und subtile Erotik in Wien die Menschen besonders<br />

bewegen und umtreiben. Übrigens, in einem kleinen Museum<br />

kann man die nachempfundene Praxis von Herrn Prof.<br />

Freud mit dem berühmten Divan besuchen. Das Original ist<br />

in seinem Exil in London zu sehen.<br />

Der Schriftsteller Thomas Bernhard schrieb 1984 den<br />

Roman „Holzfällen“ – eine Erregung. In einem endlosen<br />

Monolog beschreibt er seine Zerissenheit in der Gesellschaft<br />

der Salons. Er möchte dazugehören, gleichzeitig kann er sie<br />

nicht ertragen. Wegen angeblicher Verletzungen von Persönlichkeitsrechten<br />

durfte das Buch nach seinem Erscheinen in<br />

Österreich nicht verkauft werden. Umso neugieriger wurde<br />

das Publikum natürlich.<br />

Auch für Architekturfreunde ist Wien ein Eldorado.<br />

Von der Gotik (Stephansdom) über die Barockzeit (Schloss<br />

Schönbrunn), zum Pomp der Ringstraßenarchitektur des 19.<br />

Jahrhunderts bis zum 21. Jahrhundert kann man viele wegweisende<br />

„Ikonen“ der Baukunst besuchen. Besonders die<br />

Wegbereiter der modernen Architektur um 1900 wie Otto<br />

Wagner, Josef Hoffmann und Adolf Loos bieten die besten<br />

Beispiele für neue Materialien, Techniken und Ideen für eine<br />

Architektur, die nicht mehr historische Stile nachahmte, sondern<br />

die Innovation suchte. „Die Form folgt der Funktion“:<br />

die der Stadtbahn, die „Irrenanstalt“ am Steinhof bis hin zum<br />

Postsparkassengebäude (alle vom Architekten Otto Wagner)<br />

sind solche Beispiele.<br />

&<br />

Fotos:Hartmut Reeh


Im Siegerland ist jedem der Name Wittgenstein ein<br />

Begriff. In Wien lebte der österreichische Philosoph<br />

Ludwig Wittgenstein. Er entstammt der Industriellenfamilie<br />

Wittgenstein, deren Wurzeln in Bad Laasphe liegen. In Cambridge<br />

hatte er den Lehrstuhl für Philosophie inne, nachdem<br />

er sich 1921 mit seinem „Tractatus Logico-Philosophicus“<br />

schnell in Fachkreisen einen Namen gemacht hatte. Bekannt<br />

wurde er aber auch mit dem Bau des Stadthauses „Haus<br />

Wittgenstein“ um 1925 in Wien, das er gemeinsam mit dem<br />

Architekten Paul Engelmann entwarf. Detailliert designte<br />

der Philosoph Fenster, Türen, Riegel oder Heizkörper. Der<br />

Skandal schlechthin aber war die nackte Glühbirne, die statt<br />

eines Leuchters mitten im Raum hing. Dieses weiße, kubisch<br />

anmutende Gebäude gehört mit zu den wegweisenden Werken<br />

der Wiener Architektur der Moderne. Es erinnert äußerlich<br />

stark an die Architektur des Bauhauses. Heute ist hier<br />

das bulgarische Kulturinstitut untergebracht.<br />

Ein besonderes Highlight war es, zu erleben, wie an einem<br />

lauen Septemberabend vor der Wiener Oper auf einem riesigen<br />

Bildschirm live die Aufführung von der Bühne nach<br />

draußen übertragen wurde. Staatsoper als Public Viewing für<br />

alle. Es wurde „La Fanciulla del West“ von Puccini gegeben.<br />

Anna Netrebko grüßte via Bildschirm das verehrte Publikum<br />

draußen. Sie sang aber – leider – nicht mit. Im Bergwerk und<br />

im Blaumann hätte man sie aber auch nicht erwartet. Manchmal<br />

geht es eben auch ohne Mozart und Pomp.<br />

Der Wiener Opernball entwickelte sich vom elitären Event<br />

auf höchstem Niveau im Laufe der Jahre zum Treffpunkt der<br />

B-Promis und skurrilen, mediengeilen Gestalten. Inzwischen<br />

kommen auch die Debütanten und Debütantinnen aus aller<br />

Welt. Nicht die Jungen aus adligen Familien und der Unternehmernachwuchs<br />

aus Österreich werden der Gesellschaft<br />

beim Walzer vorgestellt, das globale Geld regiert die Welt.<br />

Der Adel wurde angeblich mit Ende des Ersten Weltkriegs<br />

in Österreich abgeschafft – zumindest das „von“ im Namen<br />

verschwand.<br />

Ob Kaiserzeit, Gründerzeit-Pomp, Jugendstil oder Moderne,<br />

die Millionenstadt Wien ist und bleibt ein Schaufenster<br />

zwischen Tradition und Moderne, eine Melange der Ideen und<br />

Völker. So bestelle ich auch im Kaffeehaus beim Herrn Ober<br />

eine Melange, den beliebtesten Kaffee der Stadt.<br />

Tessie Reeh<br />

Foto:Hartmut Reeh<br />

36 durchblick 4/<strong>2014</strong>


Initiative der Deutsch-Griechischen Versammlung<br />

WinterpFlegedienste<br />

auF der sonneninsel<br />

Auf der Insel Rhodos lässt es sich wunderbar überwintern<br />

Eine einzige Projektidee, eine neu gegründete Organisation<br />

und ein paar Menschen, die sich ehrenamtlich einsetzen<br />

- und schon tun sich gleich mehrere Wege für die<br />

Lösung einer problematischen Situation auf. In diesem Jahr<br />

ist auf der Insel Rhodos ein Pilotprogramm in Angriff genommen<br />

worden, das die touristische Saison der „Sonneninsel“<br />

verlängert - durch Senioren-Pflegereisen im Winter.<br />

Norbert Rebmann ist ehrenamtlicher Mitarbeiter<br />

beim „Pflegenetz Heilbronn“, einem Projekt einer<br />

deutschen Kommune, die ‚sich im Rahmen der<br />

Deutsch-Griechischen Versammlung für griechische Kommunen<br />

stark machen will. Seit zehn Jahren besteht das „Pflegenetz<br />

Heilbronn“ als gemeinsame Initiative unterschiedlicher<br />

Altenpflege-Einrichtungen verschiedener Träger im<br />

Bezirk Heilbronn, die zur Lösung des sich immer drohender<br />

abzeichnenden Zukunftsproblems derAltenpflege in der<br />

deutschen Gesellschaft beitragen wollen. Sie haben ehrenamtlich<br />

eine vernetzte Versorgungsstruktur organisiert – mit<br />

folgenden Zielen: optimale Pflege, Kostendämpfung und<br />

Imageaufwertung der Pflegedienste. Immer wieder werden<br />

die Mitwirkenden dabei mit der Tatsache konfrontiert, dass<br />

Menschen, die alte und kranke Angehörige zu Hause pflegen,<br />

selbst an die Grenzen ihrer Belastbarkeit kommen und<br />

permanenter Erschöpfung und Depression anheimfallen.<br />

Für solche privat Pflegenden soll die Möglichkeit geboten<br />

werden, mit ihren pflege- und schutzbedürftigen Familienmitgliedern<br />

gemeinsam in Urlaub fahren zu können. Dort<br />

sollen sie – während sie sich selbst erholen – von kompetentem<br />

Pflegepersonal entlastet werden. Dafür bietet sich der<br />

mediterrane Winter mit seinen vielen Sonnenstunden an, der<br />

in Griechenland touristisch noch kaum genutzt wird, denn<br />

hierzulande ist – im Unterschied etwa zu Spanien – spätestens<br />

Ende Oktober die Saison beendet. Für ein solches gemeinsames<br />

„Überwintern“ bietet sich Rhodos wegen seiner<br />

dichten Infrastruktur an, die sowohl die Verkehrswege und<br />

-mittel als auch die Hotellerie und vor allem das Gesundheitswesen<br />

mit Heileinrichtungen und Ärzten betrifft. Auf<br />

Rhodos gibt es eine Krankenpflegeschule; deren Absolventinnen<br />

bzw. Absolventen könnten, insbesondere, wenn sie<br />

arbeitslos bleiben sollten, zur Weiterbildung in Altenpflege<br />

oder gar selbst als Ausbilder von Pflegepersonal zur Schulung<br />

nach Deutschland entsandt werden. Sie könnten dann<br />

in ambulanten Pflegediensten die Hotels und Ferienunterkünfte<br />

bedienen.<br />

Es handelt sich also um ein bereits bis in Details durchdachtes<br />

soziales Projekt, an dem auch die griechische Ärztekammer<br />

interessiert ist. Miteinander verknüpft sind dabei<br />

Gesundheitspolitik, Arbeits- und Ausbildungsplatzbeschaffung<br />

sowie Tourismus. Über verschiedene Möglichkeiten zur<br />

Saisonverlängerung im Tourismusgeschäft wird unterdessen<br />

allerorten in Griechenland nachgedacht, denn weder das<br />

günstige Klima noch der volle Jahresverlauf sind ausgenutzt.<br />

Dabei kommt den Sektoren Erholung und Heilung durch die<br />

Natur neben Bildung die größte Bedeutung zu. – Wenn das<br />

Vorhaben auf Rhodos gelingt, steht einer Ausdehnung auf<br />

andere Sonnengebiete in der Ägäis nichts im Wege.<br />

Ursula Spindler-Niros.<br />

Quelle: Griechenlandzeitung vom 8. 1. <strong>2014</strong>/S.12. Mit freundlicher Genehmigung des Verlags<br />

4/<strong>2014</strong> durchblick 37


Besuch in zWei Welten<br />

Vom Bosporus ins Schwarze Meer zur Krim<br />

Foto: www.fotolia.de<br />

Strahlend scheint die Sonne vom blauen Himmel, leise<br />

plätschert das Wasser vor unseren Füßen, entfernt<br />

hören wir den Ruf des Muezzins. Wir sitzen in einem<br />

Fischrestaurant in Istanbul am Bosporus. Wir, das sind Teilnehmer<br />

einer Kreuzfahrt aus Siegen, die das östliche Mittelmeer<br />

mit Istanbul, Ephesus, Mykonos und das Schwarze<br />

Meer mit Odessa und Stätten der Halbinsel Krim als Ziel hat.<br />

Zwei Kontinente, eine 15-Millionen-Metropole, ein 30<br />

Kilometer langer Graben und wahnsinnig viel Wasser, so<br />

stellt sich der Bosporus dar. Die schönste Meerenge der<br />

Welt teilt Istanbul in einen europäischen und einen asiatischen<br />

Teil. Heute befahren täglich bis zu 150 Schiffe<br />

den Bosporus, jedes zehnte ist ein Öltanker. Allein der<br />

Personen-Linienverkehr ist gigantisch.<br />

Istanbul – faszinierend und farbenprächtig<br />

In der Metropole am Bosporus verschmelzen jahrtausendalte<br />

Geschichte und pulsierende Moderne, bilden Asien<br />

und Europa ein prächtiges, bunt schillerndes Mosaik. Weltbekannt<br />

ist die Sultan-Ahmed-Moschee mit ihren sechs Minaretten,<br />

die die Silhouette Istanbuls wie kaum ein anderes<br />

Bauwerk prägt. Nur die Prophetenmoschee in Medina mit<br />

zehn und die Hauptmoschee in Mekka mit neun Minaretten<br />

haben mehr als die Moschee in Istanbul. Dazu gibt es eine<br />

interessante Erklärung: Der Sultan hatte bei der Auftragsvergabe<br />

vom Architekten verlangt, die Minarette zu vergolden.<br />

Da das aufzuwendende Blattgold aber das ihm vorgegebene<br />

Budget bei weitem überschritt, „verhörte“ er sich und machte<br />

aus dem türkischen Wort „altin“ (Gold) die Zahl „alti“<br />

(sechs). In Europa kennt man sie als Blaue Moschee und sie<br />

hat diesen Namen wegen der vielen blau-weißen Kacheln,<br />

die die Kuppel und den oberen Teil der Mauern zieren.<br />

Der Taksim-Platz mit dem Denkmal der Republik, das<br />

an die Gründung der Republik im Jahr 1923 erinnert, ist uns<br />

Europäern durch die Fernseh-Berichterstattung als Schauplatz<br />

von Demonstrationen gegen die türkische Regierung<br />

bekannt. Es ist der verkehrsreichste Platz Istanbuls, von wo<br />

aus Straßen in alle Richtungen führen.<br />

Die Hagia Sophia gehört zu den herausragenden Bauwerken<br />

der Spätantike und ist das bedeutendste Beispiel für<br />

den Bautypus der Kuppelbasilika. Daher ist das auffallendste<br />

Element auch die monumentale Kuppel mit 40 Fenstern, die<br />

den gesamten Innenraum beherrscht. Sie ruht auf vier mächtigen<br />

Pfeilern. Für die prachtvollen antiken Verkleidungen<br />

der Säulen und Wände wurden seltene Marmorintarsien aus<br />

allen Teilen des Römischen Reiches verwendet.<br />

Eine weitere weltbekannte Sehenswürdigkeit in Istanbul<br />

ist der Topkapi-Palast, der bis 1856 Wohnung der Sultansfamilie<br />

und Herrschersitz war. Dieser vielgliedrige Palast<br />

liegt exponiert an der Spitze der zwischen Goldenem Horn,<br />

Bosporus und Marmarameer gelegenen Halbinsel. Er ist<br />

aufgrund seiner umfangreichen Sammlungen eines der<br />

größten Schatzhäuser der Welt-<br />

Während wir eben noch bei strahlendem Sonnenschein<br />

mit unserem Kreuzfahrtschiff ruhig auf dem Bosporus<br />

fuhren, ändert sich nun das Wetter total mit der Einfahrt<br />

ins Schwarze Meer: Erheblich niedrigere Temperaturen,<br />

starker Wind und hohe Wellen bestimmen das Bild. Nun<br />

plötzlich spüren wir zum ersten Mal richtig, dass wir uns<br />

auf einem Schiff befinden. Das Schiff stampft und rollt und<br />

den hohen Seegang können wir auf Deck und durch unser<br />

Kabinenfenster beobachten. Aufgrund der Wetterlage ändert<br />

der Kapitän die Route und fährt zuerst an der Westküste<br />

des Schwarzen Meeres entlang nach Odessa im Norden.<br />

Odessa – Hafenstadt mit Potemkin-Treppe<br />

Odessa ist mit einer Million Einwohnern die wichtigste<br />

Hafenstadt am Schwarzen Meer. Wahrzeichen dieser Stadt<br />

ist die Potemkinsche Treppe vom Hafen zur Altstadt. Es<br />

ist eine Freitreppe mit 192 Stufen und sie wurde durch<br />

den Film „Panzerkreuzer Potemkin“ wie die Frankfurter<br />

Allgemeine Zeitung 1998 schrieb „die wahrscheinlich berühmteste<br />

Treppe der Welt“. Die 142 Meter lange Treppe<br />

überwindet einen Höhenunterschied von 30 Metern und<br />

ist ganz auf perspektivische Wirkung angelegt. Von unten<br />

betrachtet sieht es so aus, als ob die Fluchtlinien der Treppeneinfassungen<br />

in einem Fluchtpunkt im Himmel enden.<br />

Odessa scheint im Himmel zu thronen. Die Treppe hat sich<br />

den Status als prachtvollen Eintritt in die Stadt bis heute<br />

erhalten. Odessa wurde „die Stadt mit der Treppe“.<br />

38 durchblick 4/<strong>2014</strong>


k u l t u r h a u s<br />

st.-johann-str. 18 | siegen<br />

Potemkin-Treppe in Odessa<br />

Foto: Christel Mahle<br />

Sewastopol – die Heldenstadt<br />

Sewastopol ist die größte Stadt auf der Halbinsel Krim, die<br />

ja durch den Ukrainekonflikt zur Zeit in aller Munde ist. Die<br />

Stadt liegt auf den Ausläufern des Krimgebirges direkt am<br />

Schwarzen Meer und ist Heimathafen und Hauptstützpunkt<br />

der russischen Schwarzmeerflotte sowie der ukrainischen<br />

Marine. Ihr Name bedeutet übersetzt „Majestätsstadt“ oder<br />

„Kaiserstadt“. Das Klima von Sewastopol ist nahezu subtropisch,<br />

im Sommer steigen die Temperaturen bis auf 40° C.<br />

Bei unserer Besichtigung der Stadt war davon allerdings<br />

nichts zu bemerken: Es war kalt und windig. Was überall<br />

auffällt sind die vielen Denkmäler, es sollen rund 2000 in<br />

der „Heldenstadt“ sein. Ein bekanntes Denkmal ist die 1959<br />

errichtete Statue des russischen Admirals Nachimov, des<br />

Oberbefehlshabers der verteidigenden Militärverbände bei<br />

der Belagerung Sewastopols während des Krimkrieges.<br />

Montags ab 20.30 Uhr: Tango im Lÿz<br />

12. Dez.: Weihnachtsgeschichten aus Berlin<br />

28. Nov.: Pop & Chanson mit Pe Werner<br />

13. Dez.: Kabarett mit Christine Prayon<br />

ProjektTheater<br />

Jalta – die Konferenzstadt<br />

Diese Stadt wurde international bekannt durch die Konferenz<br />

von Jalta, auf der vom 4. bis 11. Februar 1945 über<br />

das Schicksal des bald besiegten Deutschland entschieden<br />

wurde. Daran beteiligt waren die alliierten Regierungschefs<br />

Winston Churchill, Josef Stalin und Franklin. D. Roosevelt,<br />

die hier die Welt neu aufteilten. Jalta ist ein Kur- und Urlaubsort<br />

mit sehr mildem Klima an der Südküste der Halbinsel.<br />

Die Sonne scheint hier 2250 Stunden im Jahr. Bei<br />

unserem geplanten Besuch zeigte sich das Wetter allerdings<br />

– ähnlich wie in Sewastopol – von einer anderen Seite. Wegen<br />

des hohen Wellengangs konnten die Tenderboote, die<br />

uns vom großen Kreuzfahrtschiff ans Land bringen sollten,<br />

nicht ablegen. So blieb uns nur der Blick aus einigen hundert<br />

Meter Entfernung auf die geschichtsträchtige Stadt.<br />

Auch weitere Besuchsstätten im östlichen Mittelmeer –<br />

besonders Ephesus – haben uns sehr beeindruckt. Ich habe<br />

mich jedoch in meinem Reisebericht auf Istanbul und die<br />

Städte der Krim beziehungsweise der Ukraine wegen der<br />

aktuellen Lage beschränkt. Eine Kreuzfahrt ist für uns besonders<br />

wegen der vielfältigen Besichtigungsmöglichkeiten<br />

an den Anlagestellen ein faszinierendes und lehrreiches Vergnügen,<br />

allerdings auch ein recht teures. Horst Mahle<br />

10. Jan.: Kabarett mit Christoph Sieber<br />

16. Jan.: 1. Siegener Diary-Slam<br />

06. Feb.: Lesung mit Sabine Heinrich<br />

13.,14.,15.+18.Jan.: Das Medea Komplott<br />

24. Jan.: Kabarett mit Jess Jochimsen<br />

11. Feb. / <strong>04</strong>. + 08. + 15. März:<br />

SeniorenTheater Siegen<br />

Das komplette Programm:<br />

www.LYZ.de • 0271 /333-2448<br />

4/<strong>2014</strong> durchblick 39


Reisen<br />

mein katalanisches aBenteuer<br />

Teil 2 Heimweh nach dem Siegerland<br />

Steilküste in Lloret de Mar<br />

Wegen meiner unzumutbaren Unterkunft wollte<br />

ich Spanien nach sechs Wochen endgültig wieder<br />

verlassen. Das brachte dann endlich Bewegung<br />

in die Agentur. Noch am selben Tag zeigte mir das<br />

aufgescheuchte Duo, mein Cousin Gerd, Reiseleiter und<br />

Kollege, sowie Henri unser aller Chef, ein Zimmer bei einer<br />

spanischen Familie, mitten in der Altstadt von Lloret.<br />

Das Zimmer lag im ersten Stock mit Fenster zum Flur, war<br />

jedoch recht gemütlich und das kleine Badezimmer befand<br />

sich gleich gegenüber. Señora Antonia und ihr Mann<br />

Ramón waren sehr freundlich und so zog ich dort ein.<br />

Ich hatte Señora Antonia gebeten, mich morgens gegen<br />

acht Uhr zu wecken. Jeden Morgen teilte sie mir singend die<br />

Uhrzeit mit: „Señoriiitaa, son los ooochooo!“ Dann öffnete<br />

sich die Tür und die Familienhunde kamen an mein Bett.<br />

Einer hieß Titan und der andere Bambi. Ich begrüßte und<br />

streichelte sie. Die Hunde waren dann zufrieden und gingen<br />

wieder. So liebevoll geweckt machte ich mich gut gelaunt<br />

auf den Weg zur Arbeit. Ich überquerte zwei Straßen,<br />

die Promenade in der Nähe des Rathauses und schlenderte<br />

dann gemütlich am Meer entlang, vorbei am Hotel Rosamar<br />

und dann den schmalen Weg bis zum Reisebüro und dem<br />

Hotel Sanco. Hier nahm ich zuerst mein karges Frühstück<br />

Foto: Archiv Lanko<br />

ein, das immer aus Stangenweißbrot, wie nach Margarine<br />

schmeckender Butter, Pfirsichmarmelade und Milchkaffee<br />

bestand. Anschließend schloss ich das Büro auf und fegte<br />

erst einmal aus jeder Ecke die Spinnen weg. Dann sah ich<br />

nach, was es für mich zu schreiben gab, denn manchmal<br />

hatte mir mein Chef des Nachts schriftliche Anweisungen<br />

hinterlegt, so wie er eben Zeit hatte.<br />

Wenn ich am Fenster an der Schreibmaschine saß, gingen<br />

die Hotelgäste vorbei auf dem Weg zum Strand und<br />

grüßten: „Guten Morgen, arbeiten Sie nicht so viel!“ Und<br />

es folgten noch andere, teils liebevolle und teils dumme<br />

Sprüche. Auch der Haushund Chicki nervte. Er ließ es sich<br />

nicht nehmen, beinahe jeden Tag vor meinem Fenster mit<br />

den Hunden des Hotels Rosamar Kläff-Duelle auszufechten.<br />

Unter großem Geschimpfe wurde der gemischte Köterchor<br />

letztendlich weggezerrt.<br />

Nach kurzer Zeit wurde ich krank; ich war erkältet und<br />

hatte Fieber. Señora Antonia sagte mir, dass ich im Bett<br />

bleiben solle. Sie rannte ins Hotel Sanco, um Bescheid zu<br />

sagen und kam mit vier jungen Leuten zurück, die dachten,<br />

dass ich im Sterben liegen würde. Sie kümmerte sich um<br />

mich, brachte mir das Essen ans Bett und besorgte „Pastillas“<br />

in der Apotheke. Schnell war ich wieder gesund.<br />

Das Hotel Sanco war wieder einmal ausgebucht und so<br />

kam es, dass auch die Kemenate von Cousin Gerd vermietet<br />

wurde. Hier zog ein junger Schauspieler aus Bochum<br />

ein und reagierte stinksauer, denn in das Zimmer passte<br />

nur ein schmales Bett und ein Stuhl. In die Tür hatte man<br />

einen Nagel für die Garderobe eingeschlagen und als Gipfel<br />

des „Luxus“ befand sich vor dem kleinen Fenster ein<br />

Fliegengitter. Im Speisesaal hatte man ihn an meinen Tisch<br />

gesetzt – wohl aus gutem Grund. Wenn er morgens in La<br />

Casita die Treppe herunter kam, grüßte ich: „Guten Morgen,<br />

teurer Freund, wohin des Weges?“ Kam er mit böser<br />

Miene, fragte ich: „Was ficht Euch an?“ Wenn ich abends<br />

mit anderen jungen Leuten aus dem Sanco ausging nahm<br />

ich ihn mit. Es gab damals noch keine Diskotheken, aber<br />

einige gemütliche Tanzlokale.Am Ende seines Urlaubs war<br />

er so zufrieden, dass er sich nicht mehr beschwert hat.<br />

In meiner Freizeit, meistens am Sonntag, erkundete ich<br />

Lloret und seine Umgebung. Die Landschaft war wunderschön.<br />

Auch Weinberge gab es damals noch. Mohn- und<br />

Kornblumen blühten und der Ginster hatte sich überall ausgebreitet.<br />

Zahlreich wuchs auch der Lorbeer in Form von<br />

Bäumen, Büschen und Hecken. Der Name Lloret stammt von<br />

Lorbeer – das heißt in spanischer Sprache Laurel und auf katalanisch<br />

Llorer. Der Lorbeer ziert auch das Wappen der Stadt.<br />

Manchmal ging ich auf einem Pfad an der Steilküste<br />

hinter der Burg entlang zu einer kleinen Bucht, in der sich<br />

ein etwa 30 m breiter, flacher Sandstrand gebildet hatte.<br />

40 durchblick 4/<strong>2014</strong>


Reisen<br />

Weil ich nicht schwimmen konnte, war das ideal für mich<br />

und vor allen Dingen kannte die Bucht kaum jemand. Es<br />

kam vor, dass ich traurig war oder Heimweh hatte. Dann<br />

setzte ich mich an meinem Lieblingsplatz in den Schatten<br />

einer verkrüppelten Pinie, die sich auf einem Felsvorsprung<br />

angesiedelt hatte und schaute auf’s Meer, dessen Rauschen<br />

der Wellen, die sich an den Felsen brachen und weiße<br />

Schaumkronen bildeten, beruhigte mich. Im Frühjahr und<br />

Herbst war das Meer dunkelblau, stellenweise smaragdgrün<br />

und unruhig; im Sommer hingegen himmelblau und zumeist<br />

spiegelglatt.<br />

Es war jetzt Sommer und Lloret füllte sich allmählich<br />

mit Leben.Auch die Tunas zogen umher. Das waren Musikstudenten,<br />

die sich etwas dazu verdienten, indem sie Volkslieder<br />

sangen, die sie mit der Gitarre begleiteten. So lernte<br />

ich das dort bekannte Lied „Clavelitos“ kennen. Clavelitos<br />

sind Schlüssel – Schlüssel zum Herzen. Die Tunas waren<br />

gekleidet mit dunklen engen Hosen, weißen Hemden und<br />

dunklen Jacken bzw. Capes, die an den Schultern mit bunten<br />

Bändern geschmückt waren.<br />

Jeden Sonntagabend kamen die Katalanen zusammen,<br />

um die Sardana (katalanischer Nationaltanz) auf dem Rathausplatz<br />

zu zeigen. Zwischen elf und zwölf Uhr nachts<br />

versammelten sich etwa zehn bis fünfzehn Musiker und<br />

begannen zu spielen. Die Instrumente – es waren Blasinstrumente<br />

– kannte ich nicht und auch die Art der Musik<br />

war mir total fremd. Nach einiger Zeit ging ein Paar in die<br />

Mitte des Platzes und begann zu tanzen. Es folgten immer<br />

mehr Personen, die einen Kreis bildeten. Sie hielten sich an<br />

den Händen und je nach Musik, schnell oder langsam, laut<br />

oder leise, wurden die Schritte gesetzt. Im Kreis ging es einmal<br />

links und dann wieder rechts herum. Die Arme blieben<br />

nebeneinander oder wurden nach oben gereckt. Ich stand am<br />

Rande der Tanzfläche, schaute fasziniert zu und versuchte,<br />

die Technik der Schrittfolgen zu ergründen. Plötzlich wurde<br />

ich in den Kreis der Tanzenden hineingezogen und musste<br />

mitmachen, ob ich wollte oder nicht, es gab kein Entrinnen<br />

bis zum Ende.Aber es machte mir Spaß. Unter dem Franco-<br />

Regime war die Sardana eigentlich verboten.<br />

Die Kinder waren überall dabei, sie waren meistens<br />

friedlich und schliefen beim größten Lärm im Kinderwagen<br />

oder sonst irgendwo.<br />

Nachdem ich ein Vierteljahr im Reisebüro tätig war,<br />

teilte mir mein Chef mit, dass ich einen Stempel im Pass<br />

brauchen würde. Als Tourist habe man nur eine Aufenthaltsgenehmigung<br />

für drei Monate, sonst gäbe es Ärger.<br />

Aha!!! Mit der Reiseleiterin Renate, die in Callela ihr<br />

Domizil hatte, fuhr ich morgens im Europabus über die<br />

spanisch-französische Grenze. Am Abend sollten wir mit<br />

dem entgegenkommenden Bus zurückfahren. Wir vertrieben<br />

uns die Zeit in einem Café in Perpignan (kurz hinter<br />

der Grenze in Südfrankreich) und hatten Glück, denn wir<br />

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4/<strong>2014</strong> durchblick 41


Reisen<br />

Paco de Lucio mit Tänzerinnen in Sevilliana Kleidern<br />

Foto: Archiv Lanko<br />

lernten einen jungen Mann kennen, der mit seinem PKW<br />

nach Südspanien wollte. Er nahm uns mit und blieb dann<br />

noch eine Woche in Lloret.<br />

Auch die Nachtclubs hatten nun geöffnet. Die Reiseleiter<br />

verkauften Tickets und brachten die Gäste, meistens samstags,<br />

entweder ins „El Relicario“ oder „El Cortijo“. Ich sollte<br />

auch „helfen“ und bekam ein Schild mit derAufschrift „Ferienflug“.<br />

Jetzt war ich „Reiseleiterin“ und die Getränke daher<br />

für mich an der Bar umsonst. Am liebsten ging ich in den<br />

Club „El Relicario“. Das war ein wunderschönes Haus im<br />

andalusischen Stil. Zu Beginn und zum Ende des Programms<br />

spielte das Orchester Francisco Mas die Weise „Noches de El<br />

Relicario“. Während das Orchester spielte wurde die große<br />

Tanzfläche hydraulisch angehoben und störende Pfeiler verschwanden<br />

in den Boden und in die Decke. Unser Reisebüro<br />

hatte für die Gäste immer einige Tische reserviert. Wenn es<br />

sehr warm war, öffnete sich das Dach und man sah die Sterne<br />

funkeln.Aufgeführt wurden viele Tänze, die Jota (spanischer<br />

Volkstanz), Rumbas, Alegrias, Fandangos, die Sevillana mit<br />

entsprechenden Kleidern und vor allem der Flamenco. An<br />

den Flamencogesang musste ich mich erst gewöhnen. Es<br />

klang in meinen Ohren wie das Heulen eines Wolfes<br />

an den Mond. Das änderte sich, als ich mich näher<br />

damit befasste. Im Flamenco werden Geschichten<br />

erzählt, die immer traurig sind und tragisch enden.<br />

Der Fantasie der Sänger sind keine Grenzen gesetzt.<br />

Dann begannen die Gitarristen zu spielen oder die<br />

Tänzer mit dem Stampfen der Füße – Spitze undAbsätze<br />

– Zapateados. Das kann man nicht beschreiben,<br />

das muss man gesehen haben. Es traten viele Gruppen<br />

auf, vor allem aber Paco de Lucio und sein Ballet<br />

– den ganzen Sommer über. Ich war begeistert.<br />

Selbst die Katalanen erschienen mit ihren Damen,<br />

die sich reichlich „aufgebrezelt“ hatten.<br />

Im anderen Nachtclub, dem „El Cortijo“ trat der<br />

Flamencotänzer „El Sali“ mit seinem Ballet auf.<br />

Dort ging es mehr andalusisch und somit ursprünglicher<br />

zu. Die Aufführung wurde ebenfalls auf Schallplatte<br />

aufgenommen. Zu hören sind minutenlange<br />

Stakkatos der Absätze von „El Sali“ und wundervolle<br />

Gitarrenklänge.<br />

Zwischendurch holte mich der Alltag im Büro wieder<br />

ein. Ein Lichtblick war jedoch, dass der bekannte<br />

Siegener Maler Walter Helsper mit seiner Familie ebenfalls<br />

einige Zeit an der Costa Brava verbrachte. Er war<br />

wohl mit Gerd befreundet, denn eines Tages brachte er<br />

Pinsel und Farben mit und malte auf eine kahle weiße<br />

Wand in unserem Büro die Burg – das Wahrzeichen von<br />

Lloret – mit Umgebung und Meer. Ich konnte zuschauen<br />

und war beeindruckt. Auch einige kleine Lokale<br />

malte er mit Leuchtfarben aus. Das sprach sich schnell<br />

herum und er bekam viele Aufträge.<br />

Chef Henri litt eines Tages an plötzlich aufgetretenen<br />

dicken roten Pickeln im Gesicht und traute sich<br />

so nicht mehr unter die Leute. Deshalb musste ich ihm<br />

wichtige Sachen nach Hause bringen. Er wohnte am anderen<br />

Ende der Stadt und hatte einen jungen Mann namens<br />

Luis beauftragt, mich zu fahren. Und so gondelte ich dann<br />

auf dem Rücksitz eines Mopeds hin und her bis der Chef<br />

wieder hergestellt war. Er erschien dann mit den Worten:<br />

„Fräulein Brigitte, das ist Jupp – nein Juppi!“ Das war ein<br />

kleiner wilder Hase, für den ein Stall gebaut werden musste.<br />

Er wurde auf dem Dach von La Casita untergebracht. Fortan<br />

konnte ich mich auch noch um Juppi kümmern, besorgte<br />

Salatblätter und anderes Futter. Weil mir das Tier leid tat,<br />

holte ich es zu mir ins Büro. Mit der Zeit wurde es sehr<br />

zutraulich und saß bei mir auf dem Schoß, wenn ich an der<br />

Schreibmaschine arbeitete. Eines Morgens wollte ich Juppi<br />

holen. Er überschlug sich im Stall und verdrehte die Augen.<br />

Ich wollte ihm helfen, aber er starb. Später fand ich dann<br />

klebrige, stachelige Blätter, die ich nicht hineingelegt hatte.<br />

Als ich Juppi begraben wollte, fand ich ihn nicht mehr.<br />

Gerd hatte ihn einfach ins Gestrüpp neben La Casita geworfen.<br />

Das habe ich ihm bis heute nicht verziehen!<br />

Inzwischen war es September geworden und meine Tante<br />

Lena kam nach Lloret, um ihren einzigen Sohn Gerd zu<br />

Foto: Archiv Lanko<br />

El Relicario (der Heiligenschrein)<br />

42 durchblick 4/<strong>2014</strong>


esuchen. Sie wohnte im Hotel Sanco und Gerd war sehr<br />

„beschäftigt“, man sah in kaum. An einem Abend saß ich an<br />

der Hotelbar und wollte nur noch einen Schlaftrunk nehmen<br />

weil ich müde war und einmal früh schlafen gehen wollte. Da<br />

erschien die Tante mit den Worten: „Ach, da bist Du ja! Die<br />

Leute warten schon alle auf Dich!“ Ich wunderte mich und<br />

sagte, dass ich nichts davon wüsste. Außerdem sei ich müde,<br />

nicht richtig angezogen und die Haare lägen auch nicht richtig.<br />

Sie erwiderte in ihrem niederschlesischen Dialekt: „Nu,<br />

Du siehst doch gutt aus!“ Es half mir nichts, ich musste sie in<br />

den Nachtclub „La Masia“ begleiten, zusammen mit cirka 50<br />

Personen, an die der Reiseleiter „Gerardo“ Tickets verkauft<br />

hatte. Die Reiseleiter bekamen für jedes verkaufte Ticket eine<br />

Provision – ich nicht. Im La Masia war der „Champan“<br />

im Preis inbegriffen. Na ja, Champan, eher eine Art Kellergeister<br />

(vino gasificado). Das Programm interessierte mich<br />

nicht sonderlich, es bestand mehr aus Varieté, und war gegen<br />

zwei Uhr nachts zu Ende. Nicht jedoch für Tante Lena. Sie<br />

wollte noch ins „Cinco Cepas“, das war eine Bodega, in der<br />

die Weinfässer an der Wand hingen. So gegen fünf Uhr morgens<br />

durfte ich dann ein Taxi bestellen und mich samt Tante<br />

nach Hause fahren lassen.<br />

Ein anderes Mal saßen wir mit Carmen zusammen. Sie<br />

nervte den ganzen Abend mit den Worten: „Ich bin sauer!<br />

Ich bin sauer!“ Meine Tante blickte kurz auf und erwiederte:<br />

„Nu, da wärste am besten gleich als Gurke auf die Welt<br />

gekommen!“ Das war zu viel, Carmen rauschte von dannen.<br />

Die Saison ging dem Ende zu und Tante Lena war abgereist.<br />

Ich sollte wieder im Hotel wohnen.Als ich meinen Koffer<br />

packte, regte sich die Tante von Señora Antonia sehr auf,<br />

weil sie dachte, ich würde verschwinden und die Miete nicht<br />

bezahlen. Kurzerhand nahm ich sie im Taxi mit und – oh<br />

Wunder – der Chef war im Büro. Das wurde dann geregelt.<br />

Das Wetter wurde jetzt langsam ungemütlich. Nachts war<br />

es kühl und feucht, gelegentlich regnete es. An einem Nachmittag<br />

saß ich beim Friseur unter der Haube. Plötzlich ertönte<br />

ein lauter Knall und ganz Lloret war dunkel und ohne Strom.<br />

Das war der Auftakt zu einem heftigen Unwetter. Es blitzte<br />

und donnerte, das Wasser lief in Sturzbächen die Berge herunter<br />

und stand kniehoch in den Straßen. Nach etwa vier<br />

Stunden war der Spuk vorbei. Das Wasser hatte sich soweit<br />

verzogen, dass ich den Friseursalon verlassen konnte. Ich<br />

machte mich barfuß auf den Weg nach Hause. In La Casita<br />

waren die Wassermassen die Treppe hinuntergelaufen, hatten<br />

sich auch im Büro verteilt und Gerd war dabei, den Fußboden<br />

mit einem Schaber zu bearbeiten. Auch der Speisesaal und<br />

die Bar im Hotel Sanco waren überschwemmt worden. Hier<br />

waren alle in Gummistiefeln dabei, die Pfützen zu entfernen.<br />

Später wurden dann Sägespäne zum Trocknen ausgestreut<br />

und Kerzen aufgestellt, denn Strom gab es an diesem Tage<br />

oder der Nacht nicht mehr.<br />

Es war nun Ende Oktober geworden und meine Arbeitszeit<br />

war beendet. So flog ich mit den letzten Touristen nach<br />

Frankfurt zurück, um einiges an Erfahrungen reicher. In<br />

Katalonien war ich zwar Ausländerin, bin aber nie als solche<br />

behandelt worden, im Gegenteil. Mein „katalanisches<br />

Abenteuer“ habe ich überstanden. Seitdem liebe ich Lloret<br />

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4/<strong>2014</strong> durchblick 43


Der Kommentar<br />

Durch die in den vergangenen Wochen bekannt<br />

gewordenen Ereignisse von Gewalt im Flüchtlingsheim<br />

Burbach auf der Lipper Höhe hat die<br />

Gemeinde und damit auch das Siegerland in den letzten<br />

Wochen eine traurige Berühmtheit erlangt. Tagelang gingen<br />

Bilder durch die Medien, die an ähnliche Aufnahmen aus<br />

dem berüchtigten Gefangenenlager der U.S.A.in Guantanamo<br />

erinnerten. Und das hier? Das bei uns im Siegerland?<br />

Unfassbar! Was ist da passiert?<br />

Auf der Welt herrscht Krieg. Noch in scheinbar sicherer<br />

Entfernung, aber schon wesentlich näher als der Krieg in<br />

Afghanistan. Noch sind wir nicht direkt betroffen. Doch<br />

wir diskutieren schon heftig die eventuelle militärische<br />

Hilfe, die unsere Regierung den betroffenen Ländern bzw.<br />

Gruppierungen zögerlich anbietet. Die Bilder der Zerstörung<br />

und der Flucht tausender Menschen, die Berichte und<br />

Kommentare erreichen uns im bequemen Fernsehsessel<br />

oder im Hörfunk auf der Fahrt im Auto, in den Zeitungen,<br />

wie und wo auch immer. Es erschüttert uns, aber. – Gott<br />

sei Dank – das Elend betrifft uns ja nicht persönlich. Es ist<br />

wie ein „böser Film“ aus einer fremden Welt, fast surreal.<br />

Doch auf einmal sind sie da, in unserem Land, in unserer<br />

Stadt, in unserer Nachbarschaft, die Menschen auf der<br />

Flucht vor Tod und Vernichtung, vor Hunger und Armut,<br />

mit nichts, außer ihrer Hoffnung auf ein sicheres Leben, bei<br />

uns. Und sie kommen in großer Zahl. Was tun? In aller Eile<br />

müssen sie untergebracht werden. Wie und wo, das bleibt<br />

den Kommunen überlassen, die oft hilflos überfordert sind.<br />

Und es muss schnell gehen, die Menschen sind hier, jetzt. Da<br />

scheint es durchaus verständlich, wenn betroffene Behörden<br />

diese immense Aufgabe an scheinbar kompetente Anbieter<br />

und angebliche Profis abgeben. Sicher spielt dabei auch die<br />

Kostenfrage eine Rolle.<br />

Was dann passieren<br />

kann, ist am Beispiel<br />

Burbach inzwischen<br />

hinreichend bekannt.<br />

Gut, dass es bekannt<br />

geworden ist.<br />

Was in Burbach geschehen<br />

ist, lässt sich<br />

leicht nachvollziehen.<br />

In unserer profitorientierten<br />

Gesellschaft<br />

finden sich schnell geschäftstüchtige<br />

Leute,<br />

die aus einem soeben<br />

erkannten Bedarf ein Heute von Anne Alhäuser<br />

profitables Geschäft<br />

machen. Das ist an sich nicht verwerflich, wenn die Regeln<br />

beachtet werden. Sobald aber die Gewinnmaximierung an<br />

oberster Stelle steht, geht das zwangsläufig auf Kosten von<br />

Menschen, die sich nicht wehren können. Offensichtlich<br />

müssen die Regeln für den Umgang mit so vielen Flüchtlingen,<br />

die aus so unterschiedlichen Situationen und Kulturen<br />

kommen und sicher noch kommen werden, erst noch<br />

formuliert werden. Dazu hat Burbach den entscheidenden<br />

Anstoß gegeben.<br />

Das allgemeine Erschrecken über die Ereignisse wirkt<br />

allerdings scheinheilig, wenn wir als Gesellschaft mit unseren<br />

Möglichkeiten jetzt nicht bereit sind, den Flüchtlingen<br />

angemessen zu helfen. Die Welt der Flüchtlinge ist aus den<br />

Fugen geraten. Es ist auch unsere Welt. !<br />

Gesellschaft<br />

Was Bedeutet „heimat“?<br />

Heimat ist die vertraute Umgebung, in der man sein<br />

Alltagsleben verbringt, der Ort, an dem man geboren<br />

ist, wo Eltern, Großeltern und Urgroßeltern<br />

leben, wo Tanten, Onkel, Neffen und Nichten ihr Leben<br />

verbringen und wo die Gräber der Vorfahren sind. Heimat<br />

ist auch die Landschaft, in der man spielt, wo man zur Schule<br />

geht, seine Berufsausbildung erhält und später seinen<br />

Beruf ausübt. Heimat sind Straßen, Plätze und Gebäude,<br />

in denen man sich bewegt, z.B. Gaststätten, Cafés und Geschäfte<br />

wie auch Kaufhäuser, die einem vertraut sind. Vor<br />

allen Dingen aber ist Heimat die vertraute Sprache oder<br />

Mundart. Heimat bedeutet Sicherheit und Geborgenheit<br />

und „Wurzeln“. Heimat ist das Paradies, in das man am<br />

liebsten niemanden hereinlassen möchte. Und doch ist es<br />

notwendig, auch mal Menschen mit einer anderen Mundart<br />

oder sogar einer anderen Sprache und Kultur hereinzulassen,<br />

die ihre Spuren hinterlassen und damit die alte Heimat<br />

bereichern, damit sie letztendlich auch zur Heimat für die<br />

neu Hinzugekommenen wird. Auch im „Paradies“ sollte<br />

keine Stagnation stattfinden. Frisches Blut muss einfließen<br />

und auch ein frischer Wind den alten Mief vertreiben.<br />

Nach dem Krieg kamen viele verschiedene Menschen ins<br />

Siegerland, meistens aus dem Osten. Da waren die Vertriebenen<br />

aus Schlesien, die Flüchtlinge aus Ostpreußen, Westpreußen,<br />

Pommern, auch aus Böhmen, dem Sudetenland und<br />

Siebenbürgen. Später kamen noch die Italiener, Spanier, Portugiesen,<br />

Türken und viele andere Nationalitäten dazu.<br />

Alle haben hier ihre Spuren hinterlassen und das Siegerland<br />

ganz entscheidend bereichert, nicht nur in kulinarischer<br />

Hinsicht.<br />

Else von Schmidtsdorf<br />

44 durchblick 4/<strong>2014</strong>


Foto: Rita Petri<br />

da steckt man nicht drin!<br />

SeniorenTheaterSiegen mit neuem Programm<br />

Sie ist keine Unbekannte am Siegener Theaterhimmel.<br />

Seit mehr als vierzehn Jahren inszeniert Beate<br />

Gräbener eigene Stücke und führt diese im Kleinen<br />

Theater im Siegener Lyz auf. Dass Spielen nicht nur Spaß<br />

macht, sondern auch harte Arbeit ist, beweist ein Probenbesuch<br />

in der Alten Hammerhütter Schule. Die Jüngste im<br />

Probenraum ist 69 Jahre alt und die Älteste zarte 83 Jahre,<br />

dazwischen ein Hahn im Korb. Das SeniorenTheater Siegen<br />

ist wieder am Werk und bereitet sich vor. „Da steckt<br />

man nicht drin!“ steht diesmal auf dem Programm. Und,<br />

worum geht es da? Um Zeit, die Zeit, die noch bleibt.<br />

„Auch die, die benötigt wird, um neue Stücke zu schreiben<br />

und zu spielen“ Beate Gräbener grinst verschmitzt. Also,<br />

diesmal geht es mit dem Zug nach Bad Glockstätt, denn dort<br />

hat ein neuer Laden eröffnet „Viertel nach halb“. Genaues<br />

weiß man nicht, allerdings wird davon gesprochen, dass dort<br />

Zeit zu erwerben ist. Mit der Zeit ist das ja so eine Sache.<br />

Manchmal scheint sie stillzustehen und dann vergeht sie wieder<br />

wie im Flug. Zeit ist kostbarer geworden. Sie lässt sich<br />

nicht anhalten. Und je älter man wird, desto schneller vergeht<br />

die Zeit. Zeit ist Geld. Was kostet wohl eine Stunde. Ob ich<br />

mir das leisten kann. Der Premiere am 11. Februar kann<br />

mit Spannung entgegengefiebert werden. Wie immer werden<br />

auch in diesem Stück eigene Erfahrungen mit einer riesigen<br />

Portion Humor verarbeitet. Und wie immer geht es auch auf<br />

dieser Probe heiß zu. Es wird improvisiert, mitgeschrieben,<br />

dialogisch gestaltet. Es wird ausprobiert, korrigiert, verworfen<br />

und wieder ausprobiert. An den Requisiten wird noch<br />

eifrig gebastelt. Uhren gibt es zuhauf, gehäkelte, getöpferte,<br />

gemalte, gefundene oder frei entworfene, für Jeden ist etwas<br />

dabei. Die Protagonisten sind auf jeden Fall hochmotiviert,<br />

glücklich auch ein paar Stunden dem Alltag zu entfliehen.<br />

Bei der einen oder anderen Dame wartet der kranke Mann zu<br />

Hause. Aber jetzt wird alles ausgeschaltet. Es zwickt nichts,<br />

es wird leichtfüßig auf den Stuhl gestiegen, um schnell noch<br />

den Vorhang zu richten. Es riecht schon wie im Theater. Die<br />

Lust am Spielen ist greifbar. Dass Alter nicht gleich Altsein<br />

heißen muss, Dorothea, Ruth, Hedwig und Ute, um nur einige<br />

zu nennen, sind lebende Beispiele.<br />

Beim Stückewettbewerb NRW <strong>2014</strong> „Reif für die Bühne“<br />

hat eine Fachjury aus 24 Einreichungen neben dem<br />

Gewinnerstück der Preisträgerin Verena Meyer aus Duisburg<br />

mit ihrem Stück „Proberaum Leben“ das Theaterstück<br />

„Norwegen, Seite 38“ von Beate Gräbener und Dorothea<br />

Wehn in Zusammenarbeit mit dem SeniorenTheaterSiegen<br />

als besonders bemerkenswert ausgezeichnet. Der<br />

Wettbewerb wurde bereits zum dritten Mal gemeinsam<br />

vom Kompetenzzentrum<br />

für<br />

Kultur und Bildung<br />

im Alter<br />

(kubia) in Remscheid<br />

und dem<br />

FFT (Forum<br />

Freies Theater)<br />

in Düsseldorf<br />

ausgeschrieben.<br />

Die Preisverleihung<br />

durch das<br />

Ministerium für<br />

Familie, Kinder,<br />

Jugend, Kultur<br />

und Sport fand<br />

am 29. Oktober<br />

in Düsseldorf<br />

statt. Rita Petri Theaterleiterin Beate Gräbener<br />

Foto: Rita Petri<br />

4/<strong>2014</strong> durchblick 45


Aus dem Siegerland<br />

Eine kleine Abhandlung über die zeit<br />

Zeit – für mich ein magisches<br />

Wort, ein abstrakter<br />

Begriff, denn ich<br />

kann Zeit weder sehen noch hören<br />

noch fühlen. Interessanterweise<br />

kann ich sie spüren, wenn<br />

ich unter Zeitdruck stehe und<br />

sie mir im Nacken sitzt. Zeit ist<br />

Schicksalsträger für Menschen.<br />

Die Zeit, über die Rose Ausländer<br />

in einem Gedicht sagt:<br />

„Die gute alte Zeit!<br />

Die Zeit ist weder gut noch<br />

alt, noch jung noch böse. Die<br />

Zeit ist nicht, wir sind die<br />

Zeit, gut, böse, jung, alt. Unser<br />

Ungemach schieben wir<br />

der Zeit in die Schuhe, die sie<br />

nicht hat, weil sie keine Füße<br />

hat, weil sie nicht existiert.<br />

Die Zeit ist unser Sündenbock,<br />

die arme zeitlose Zeit“<br />

Silvester ist für mich eine<br />

Zeitwende. Ich drehe das Blatt um und habe eine leere Seite<br />

vor mit. Das neue Jahr ist für mich unberührt. Gewiss,<br />

Vergangenheit und Gegenwart spielen mit hinein, aber ich<br />

kann mich in die Zukunft wieder orientieren. Was hat sich<br />

bewährt, was kann ich ändern?Als älterer Mensch frage ich<br />

mich natürlich manchmal, wo habe ich eine Zukunft? Aber<br />

dennoch! Es gibt einen Zeitgeist und eine Zeitkultur. Ich<br />

treibe schon fast einen Kult mit der mir noch verbleibenden<br />

Zeit. Ich gestalte sie, lasse sie nicht mehr gerne stehen,<br />

vergeude sie möglichst nicht. Nur, was ich nicht kann ist sie<br />

anhalten. Ich möchte mit Goethe zum Augenblick sagen:<br />

Verweile doch, du bist so schön. Der eingefangene Moment<br />

wird schal, welkt dahin und erstarrt.<br />

Was ich kann ist in der Erinnerung verlorene Zeit wiederfinden<br />

und sie so festhalten, wie Marcel Proust es so<br />

wunderbar erzählt in einem Roman: „Die wiedergefundene<br />

Zeit“, ein unvergängliches Denkmal für Zeit und Erinnerung.<br />

Jedoch, wie ich in einer wissenschaftlichen Abhandlung las,<br />

verändert sich die Erinnerung bei jedem Abruf. Ich verfälsche<br />

sie durch meine jeweilige Situation, durch meinen Gemütszustand<br />

und meinen Empfindungen. Sie ist nie pur.<br />

Eine völlig andere Erfahrung würden wir machen, wenn<br />

wir uns in der Nähe schwarzer Löcher im Universum befänden.<br />

Die schwarzen Löcher verzerren den normalen Zeitablauf<br />

mit dem Schwerefeld. Je näher man ihnen kommt, umso<br />

langsamer gehen die Uhren, und nahe ihrer Oberfläche bleibt<br />

die Zeit sogar stehen. Oft bin ich froh, dass ich Zeit auch löschen<br />

kann, durch verdrängen, wenn auch nicht für immer.<br />

Foto: Rita Perti<br />

Zeit scheint unbeteiligt,<br />

aber sie hinterlässt Spuren.<br />

Ich sehe sie an mir,<br />

jeden Tag. Sie bekommt<br />

ihre Prägung durch herausragende<br />

Ergebnisse.<br />

An uns huscht sie vorüber,<br />

aber berühmte Frauen und<br />

Männer treten in sie ein,<br />

lassen sie aufhorchen und<br />

werden in ihr verewigt.<br />

Oft ist auch von zeitlosen<br />

Dingen die Rede, z.B. von<br />

ganz bestimmten Moden<br />

und Stilrichtungen. Wir<br />

begreifen die Zeit als eine<br />

Linie, die in eine Richtung<br />

fortschreitet. Weil sie linear<br />

ist, können wir sie einteilen.<br />

In der Metaphysik<br />

geht man allerdings davon<br />

aus, dass die Zeit kreisförmig<br />

verläuft und Vergangenheit,<br />

Gegenwart und Zukunft sich synchron zueinander<br />

verhalten.<br />

Bis circa 1500 n.Chr. war das Zeitverhältnis nicht linear,<br />

sondern zyklisch. Es orientiert sich fast ausschließlich an<br />

der Natur. Das Wort „Zeit“ ist eigentlich erst seit dem 18.<br />

Jahrhundert in Mode. Mit der beginnenden Renaissance<br />

ging das Zeitverständnis in der Hauptsache von den norditalienischen<br />

Handelsstädten aus. Zeit war plötzlich ein<br />

Kalkulationsfaktor bei Gewinnberechnungen. Man wollte<br />

sie effektiv nutzen, also musste man sie einteilen. Die mechanische<br />

Uhr wurde entwickelt. Bis dato lebte der Mensch<br />

im Jetzt, im gegenwärtigen Moment. Mit der Uhr wurde<br />

quasi die Zukunft eingeführt. Da es in der heutigen Zeit<br />

um absolute Gewinnmaximierung durch Beschleunigung<br />

der Arbeitsvorgänge geht, ist das Trachten der Menschen<br />

nur noch auf die Zukunft gerichtet. Wir gehen von der Vorstellung<br />

aus, dass wir über Arbeit und Verzicht zu Gottgefälligkeit,<br />

Zufriedenheit und zu Reichtum in der Zukunft<br />

kommen. Das macht die Gegenwart natürlich leer.<br />

Was die Beschleunigung betrifft, entwickelt sich angeblich<br />

langsam ein gegenläufiger Trend, da die Möglichkeit<br />

der Beschleunigung schon fast ausgereizt ist. Das Kriterium<br />

der Zukunft wird wieder die gute Qualität sein und die<br />

erfordert Gründlichkeit.<br />

In einem Aufsatz von Marianne Gronemeyer las ich,<br />

dass der Keim der Beschleunigung in der Vorrenaissance,<br />

in der Zeit der schwarzen Pest gelegt wurde, exakt 1348.<br />

Das Massensterben bedeutete eine tiefgreifende Erschütte-<br />

46 durchblick 4/<strong>2014</strong>


ung für das Lebensgefühl der Menschen. Der Tod wurde<br />

zum Skandal und forderte Bekämpfung heraus. Gleichzeitig<br />

wurde er als Naturereignis entdeckt und machte damit<br />

das Leben zur einzigen und letzten Chance. Die Angst, das<br />

Meiste, das Wichtigste und das Beste zu versäumen, mündete<br />

in panische Todesfurcht. Die Ausmerzung der Überraschung<br />

und die Herstellung vollkommener Berechenbarkeit<br />

wurden von Descartes, dem Philosophen der Moderne, auf<br />

die Agenda des Neuzeitlers gesetzt. Naturbemächtigung<br />

bedeutet, die Gesetzmäßigkeit in der Natur so genau zu<br />

durchschauen, dass man ihr präzise Befehle erteilen kann.<br />

Er erhoffte sich, auf diesem Wege eine nennenswerte Verlängerung<br />

des Lebens zu erreichen. Für ihn war der Tod<br />

ein dem Menschen innewohnender Maschinendefekt. Ich<br />

finde, dass dieses Projekt von den Gentechnologen heute<br />

wieder aufgegriffen wird, die von Unsterblichkeit träumen.<br />

Aber noch gilt Beschleunigung als Lebensverlängerung. Es<br />

gilt, Leid und Mühsal zu vermeiden, man möchte, wenn<br />

schon, dann auch eine gute Zeit haben, lauter Highlights,<br />

wie auf einer Perlenschnur aneinandergereiht. Dadurch entsteht<br />

eine wahnsinnige Berührungsangst. Das in-der-Welt-<br />

Sein wird zur Stippvisite. Es erinnert an den König Midas.<br />

Dipl. Soz. Michael Kringe<br />

Rechtsanwalt und Notar<br />

Tätigkeitsschwerpunkte:<br />

Notariat<br />

Mitglied im AnwaltVerein<br />

VertrauensAnwalt<br />

Der hatte den Wunsch, dass alles was er berührte zu Gold<br />

werden sollte. Dionysos erfüllte ihm dieses Ansinnen und<br />

Midas war zum Hungertod verurteilt, weil ihm auch seine<br />

Nahrung zu Gold wurde. Der Mensch unserer Tage nagt<br />

sich hungrig an der ihm aufgetischten Welt.<br />

Für mich hat die Zeit eine andere Qualität bekommen.<br />

Sie hat an Geschwindigkeit zugenommen, auch wenn sie<br />

mir in Momenten in denen ich mich nicht gut fühle wie Blei<br />

an den Füßen hängt. Ich kann sie besser hinter mir lassen,<br />

muss nicht ständig auf einem unangenehmen Gestern herumkauen.<br />

Einen Teil der Zeit möchte ich nutzen, um mich<br />

mehr auf mich selbst zu besinnen, da ich für mich erfahre,<br />

dass die Begrenzung diesem Leben eigen ist.<br />

Vielleicht würde der Glaube an Wiedergeburt eine Überwindung<br />

dieser Begrenzung bedeuten. Ich möchte schließen<br />

mit einem Gedicht von J.G. Herder: Erika Krumm<br />

Ein Traum, ein Traum ist unser Leben auf Erden hier,<br />

wie Schatten auf den Wogen schweben und schwinden wir<br />

und messen unsere trägen Schritte nach Raum und Zeit<br />

und sind (und wissen’s nicht) in der Mitte der Ewigkeit.<br />

Text erstmals erschienen im durchblick 1-2002<br />

Nicola Veit<br />

Rechtsanwältin<br />

HonorarAnwältin<br />

Tätigkeitsschwerpunkte:<br />

Sozialrecht,<br />

Verkehrsrecht,<br />

Erb- und Familienrecht<br />

$ info@rechtsanwalt-kringe.de<br />

● 57234 Wilnsdorf, Rathausstr. 1 % 02739-1<strong>04</strong>9 ● $ info@rechtsanwaeltin-veit.de<br />

Buchbesprechung<br />

Erneut holt der Autor kulturelles Erbe aus längst vergangenen<br />

Jahren wieder hervor. Es ist quasi eine Fortsetzung<br />

seines Buches „Historisches wird lebendig“.<br />

Wer weiß schon, dass die angeblichen Hexen bei lebendigem<br />

Leibe verbrannt wurden und die Pest so wütete, dass ganze<br />

Dörfer verschwanden, dass Wegegeld auch für Vieh gezahlt<br />

werden musste, dass Kaffee trinken dem Fußvolk verboten<br />

wurde und die Grenzen in der Mitte der uralten Hohlwege lag.<br />

Oder wie ein Roggenstrohdach aufgelegt wurde oder man den<br />

LKW-Holzvergaser als Bus nutzte. Dass jeder Bürger, der eingemeindet<br />

wurde, einen Ledereimer zur Brandbekämpfung<br />

mitbringen musste. Dass politische Demokraten Turn- und<br />

Gesangvereine gründeten, um sich zu treffen, und zwei Siegerländer<br />

1848 mit an der Spitze der deutschen Revolution<br />

standen und wegen einem, Dr. Romberg, der mit Robert Blum<br />

befreundet war, sogar eine Bürgerwehr gegründet wurde.<br />

Der Hilchenbacher Autor Heinz Bensberg veröffentlicht<br />

seine Heimatgeschichten regelmäßig im durchblick.<br />

Sein neues Buch „Vergangenes kehrt zurück“, (ISBN: 978-<br />

3-8417-7412-5) ist über den Buchhandel zu beziehen, Der<br />

124 Seiten starke Band kostet 19,80 Euro. !<br />

4/<strong>2014</strong> durchblick 47


Vorgestellt:<br />

leo BüdenBender<br />

Die Werkstatt riecht dezent nach Leder, Kleber<br />

und ein bisschen nach Schuhwichse. Leo<br />

Büdenbender zeigt mir seinen Arbeitsplatz<br />

mit Blick auf den Häusling, wo der Anzhausener Junge<br />

schon seit 67 Jahren Schuhreparaturen durchführt.<br />

Früher hatte er hier auch ein Schuhgeschäft mit Angestellten<br />

und er fertigte Schuhe nach Maß. Alles ist<br />

in Griffnähe: die alte Adler Nähmaschine, Jahrgang<br />

1927, diverse Werkzeuge, Schusterhammer, Ahle,<br />

Pinnheft, Sohlen, Absätze, Leder, Zwirn, Nägel, Leisten<br />

und was er immer so braucht. Der Dreifuß wird<br />

nicht mehr benutzt, der kam früher zum Einsatz, als<br />

die Schuhmacher noch ihr Werkstück auf den Knien<br />

bzw. Oberschenkeln bearbeiteten. Stolz präsentiert<br />

der Schuhmachermeister sein Meisterstück von 1957:<br />

ein Paar klassische Pumps aus schwarzem Wildleder<br />

in Größe 38 mit dem passenden Leisten aus Buchenholz.<br />

Filigran ist der Damenschuh gearbeitet und<br />

würde noch heute manch Dame gut kleiden. Daneben<br />

hat er in diversen Regalen die reparaturbedürftigen<br />

Schuhe aufgereiht. Hinten stehen die fertigen Schuhe<br />

abholbereit. Wie viele Schuhe mögen schon durch<br />

seine Hände gegangen sein?<br />

Gut gelaunt führt er mich zurück in den hellen<br />

Verkaufsraum, wo immer wieder Kundschaft hereinschaut,<br />

um Schuhe abzuholen oder Arbeiten in Auftrag<br />

zu geben. Auch knifflige Fälle nimmt er an: eine<br />

Straußenlederhandtasche, einen Sonnenschirm oder<br />

gar eine Lederhose. Nachbarn und Freunde schauen<br />

aber auch einfach so bei ihm vorbei, um mit ihm zu<br />

plaudern. Alle in der Umgebung kennen den „guten<br />

Leo“, der für jeden einen Rat hat oder eine lustige<br />

Geschichte zu erzählen weiß.<br />

Eine gute Figur macht Leo Büdenbender mit seiner<br />

grünen Arbeitsschürze, in Jeans und in seinen<br />

braunen handgenähten „Budapester“ Schuhen. Die<br />

trägt und pflegt er schon seit über 25 oder 30 Jahren:<br />

„die können mich sogar noch überleben“. Qualität<br />

kennt kein Alter. Verschmitzt schaut der 81-Jährige<br />

durch seine randlose Brille und erzählt noch schnell,<br />

wie er sich fit hält. Jeden Tag geht er im Stadtbad<br />

schwimmen. Bis vor zwei Jahren ist er noch regelmäßig<br />

Ski gefahren. Über sechzig Mal war er schon<br />

im Winter in Kitzbühel unterwegs. Außerdem macht<br />

er hin und wieder eine Fernreise mit der Handwerkskammer<br />

Arnsberg. Der erste Flug ging nach Mexiko<br />

und viele ferne Länder folgten. Besonders liegen ihm<br />

aber auch die Familie und seine Großnichte Saskia<br />

am Herzen. Fotos von der kleinen Ballettmaus hängen<br />

an seiner Wand und er bekommt beim Betrachten<br />

glänzende Augen.<br />

Text: Tessie Reeh<br />

Fotos und Collage: Gudrun und Wolfgang Neuser


leo<br />

von Ulli Weber<br />

Ist dir die Handtasche gerissen,<br />

dann bist du nicht gleich aufgeschmissen.<br />

Ist mal ein Absatz schief gelaufen,<br />

muss niemand neue Schuhe kaufen.<br />

Klappt`s nicht mehr mit der Gürtelschnalle<br />

wirf sie nicht weg - in keinem Falle.<br />

Denn es gibt jemand, der kann`s machen,<br />

der repariert die ganzen Sachen.<br />

Der Leo ist`s – ein Büdenbender,<br />

als Schuster stets ein ganz behender<br />

- noch in des Wirkens später Phase -<br />

in Siegen, in der Leimbachstraße.<br />

Was er da treibt merkt beim Besuch<br />

die Kundschaft schon an dem Geruch;<br />

hier duftet`s nicht nach „Kölnisch Nass“,<br />

auch nicht nach Bier und Wein vom Fass;<br />

hier duftet es – das riecht ein jeder –<br />

ganz wunderfein nach Leim und Leder.<br />

So lange Leo denken kann,<br />

- praktisch von Kindesbeinen an -<br />

begeistert ihn die Handarbeit.<br />

So folgt `ne Lehre der Schulzeit.<br />

Beim Lehrvertrag da hieß es:„Munter;<br />

setz deinen Friedrich Wilhelm drunter.“<br />

Doch es war nur `ne Bäckerlehre.<br />

Er selbst beklagt dies als Misere:<br />

„Um halb fünf raus - tagaus, tagein<br />

vom Mehl bestäubt. Ich sagte: Nein!<br />

Lasst mich doch bitte Schuster werden –<br />

der herrlichste Beruf auf Erden!“<br />

Die Mutter sah seine Notlage<br />

und sprach: „Das kommt doch nicht in Frage,<br />

dass wir uns lange hier befehden.<br />

Ich will mal mit dem Meister reden.“<br />

Für das Gespräch muss man sie loben:<br />

Der Lehrvertrag ward aufgehoben.<br />

Leo begann `ne neue Lehre,<br />

machte als Schuhmacher Karriere.<br />

Gesellenbrief: ganz schnell vorhanden!<br />

Schuhmachermeister: auch bestanden!<br />

Mit Vierundzwanzig: eigner Laden!<br />

Alles war tadellos geraten.<br />

In seiner Werkstatt an den Wänden<br />

steh`n die Regale mit Beständen:<br />

Kunststoff- und Lederinventare,<br />

Schaftmaterial und and`re Ware;<br />

auch mancher Schuh, den er besohlt,<br />

der niemals wurde abgeholt.<br />

Sein Handwerkszeug ist gleich geblieben;<br />

elektrisch werden nur betrieben<br />

die Näh- und die Ausputzmaschine.<br />

Dazu benutzt er mit Routine<br />

Hammer, Zwickzange, die schmale<br />

und die spitze Schusterahle.<br />

Schon acht Jahrzehnte sind vollendet;<br />

wenn er den Blick zurück mal wendet<br />

sieht er vor allem frohe Stunden<br />

und sehr viele zufried`ne Kunden.<br />

Fragt man: „Würd`st du es wieder machen?“,<br />

dann nickt er und fängt an zu lachen.<br />

Denn den Beruf liebt er am meisten.<br />

Drum bleibt er stets bei seinen Leisten<br />

in eigner Werkstatt - klein aber fein.<br />

In Rente geh`n? Fällt ihm nicht ein:<br />

Leo, dem Schusterveteran,<br />

dem letzten vor der Autobahn.<br />

Suchst du die „guten alten Zeiten“ -<br />

kehr bei ihm ein; doch bleib bescheiden:<br />

Lass draußen alle Hast und Eile,<br />

denn hier hat vieles gute Weile;<br />

ja, hier ist alles noch beim alten.<br />

Gott mög` ihn uns noch lang erhalten!<br />

Foto: Gudrun Neuser<br />

50 durchblick 4/<strong>2014</strong>


Die Kriminalpolizei rät:<br />

„sie haBen geWonnen!“<br />

Betrüger am Telefon<br />

Ist Ihnen das schon passiert? Ein freundlicher Anrufer<br />

oder eine Anruferin melden sich am Telefon und teilen<br />

Ihnen mit, dass Sie Geld oder einen Sachpreis gewonnen<br />

haben. Betrüger nutzen häufig das Telefon im Rahmen von<br />

sogenannten betrügerischen „Gewinnbenachrichtigungen“,<br />

um ihre oft älteren Opfer um das Ersparte zu bringen.<br />

In Aussicht gestellte Gewinne sind dabei immer mit finanziellen<br />

Vorleistungen, insbesondere mit Banküberweisungen,<br />

Transaktionen über Finanzdienstleister wie z.B.<br />

„Western Union“, „Paysafe“ oder Anrufen bei gebührenpflichtigen<br />

Rufnummern ( z.B. 0900 - …) verbunden.<br />

Beispiel: Alles fängt damit an, dass sich ein angeblicher<br />

Mitarbeiter einer „Gewinnzentrale“ meldet und verkündet,<br />

man habe einen wertvollen Pkw gewonnen. Viel Zeit für Rückfragen<br />

bleibt nicht, weil der Anrufer auf einen Kollegen der<br />

„Speditionsabteilung“ verweist, der sich später melden soll.<br />

Um die Glaubwürdigkeit zu erhöhen, manipulieren die<br />

Betrüger gezielt die eigene Rufnummer, die im Telefondisplay<br />

des Opfers erscheint. Dort wird dann eine deutsche<br />

Vorwahl angezeigt, obgleich das Gespräch aus einem Call-<br />

Center im Ausland geführt wird.<br />

Tatsächlich klingelt dann ein paar Stunden später das Telefon<br />

erneut. Ein wiederum sehr freundlicherAnrufer meldet<br />

sich als Mitarbeiter der Speditionsabteilung der Gewinnzentrale<br />

und gibt vor, dass er mit der Auslieferung des angeblich<br />

gewonnenen Pkw beauftragt sei. Natürlich weisen an dieser<br />

Stelle viele der Opfer darauf hin, dass sie an keinem Preisausschreiben<br />

teilgenommen haben und sich das Ganze nicht<br />

erklären können. Die gut geschulten Betrüger sind darauf<br />

jedoch vorbereitet und erklären überzeugend, man habe Unterlagen<br />

aus alten Preisrätseln ausgewertet und daraus nun<br />

im Rahmen einer Sonderaktion bei der Gewinnzentrale den<br />

Hauptgewinn gezogen. Ist die Skepsis der Opfer dann erst<br />

einmal beseitigt, erklärt der Anrufer weiter, dass sich das<br />

gewonnene Auto im Ausland, beispielsweise in der Türkei,<br />

befindet und der Gewinner leider die Ausfuhrsteuer übernehmen<br />

müsse. Viele der Angerufenen erklären sich dann<br />

im Hinblick auf den in Aussicht gestellten Hauptgewinn zur<br />

Zahlung der geforderten Summe von bis zu 1.000 Euro bereit.<br />

Die Betrüger erklären ihren Opfern dabei genau, wie die<br />

Überweisung über die Finanzdienstleister „Western Union“<br />

oder „Paysafe“ zu erfolgen hat. Man gibt vor, dies sei die<br />

einfachste und schnellste Möglichkeit, die fällige Zahlung<br />

zu leisten. Das Opfer erhält im Rahmen der Einzahlung bei<br />

der Bank einen „Zahlungscode“ von Western Union, der bei<br />

einem neuerlichenAnruf telefonisch übermittelt werden muss<br />

oder soll sogenannte Paysafe-Karten an z.B. einer Tankstelle<br />

kaufen und die betreffenden Nummern übermitteln.<br />

In den folgenden Tagen werden die Opfer dann noch öfter<br />

angerufen um weitere, angeblich unvorhergesehene Gebühren<br />

zu überweisen. Bei skeptische Nachfragen der Betroffenen<br />

finden die Betrüger immer wieder neue, plausibleAusflüchte.<br />

Beispielsweise erklären sie, die „Gewinnzentrale“<br />

habe zum ersten Mal einen Pkw versteigert und die Probleme<br />

bei derAusfuhr unterschätzt. Immer wieder wird betont, dass<br />

das gewonnene Auto ja einen enormen Wert hätte. Teilweise<br />

wird auch versichert, dass die angefallen Gebühren und<br />

Kosten später zurückerstattet werden. Um aufkommende<br />

Zweifel zu beseitigen, werden auch schriftliche Gewinnbestätigungen<br />

per Post übersandt, die augenscheinlich von<br />

beauftragtenAnwälten in Deutschland zu stammen scheinen.<br />

Ist das Betrugsopfer nach der Zahlung von vielen tausend<br />

Euro über „Western Union“ oder über sogenannte „Paysafe-<br />

Karten“ nicht mehr bereit, weitere Summen zu transferieren,<br />

schwenken die Betrüger um. Der Geprellte erhält plötzlich<br />

einen Anruf eines angeblichen Kriminalbeamten, der ihn<br />

darüber aufklärt, einer Betrügerbande aufgesessen zu sein.<br />

Der Pkw würde nicht existieren, es sei alles nur Schwindel.<br />

Man habe jedoch das gesamte Geld sicherstellen können und<br />

der freundliche Beamte bietet sogar an, es persönlich an das<br />

Opfer auszuhändigen und macht auch gleich einen konkreten<br />

Terminvorschlag zur Übergabe.<br />

Selbstverständlich kommt es zu diesem Treffen nicht. Der<br />

angebliche Polizist meldet sich am vereinbarten Tag erneut am<br />

Telefon und bedauert mitteilen zu müssen, dass ihm die Auszahlung<br />

des Geldes untersagt worden sei.Aufgrund der vielen<br />

Zahlungen insAusland habe die Staatsanwaltschaft zwischenzeitlich<br />

ein Strafverfahren wegen Geldwäsche eingeleitet und<br />

das überwiesene Geld beschlagnahmt. Der angebliche Beamte<br />

hat jedoch eine einfache Lösung:<br />

Um eine Einstellung des Strafverfahrens und die Auszahlung<br />

der zuvor überwiesenen Beträge zu erreichen, muss<br />

der Betroffene nur eine Zahlung per Western Union an die<br />

Staatsanwaltschaft veranlassen…<br />

Wie schütze ich mich vor Telefonbetrügern?<br />

Schenken Sie telefonischen Gewinn-Versprechungen keinen<br />

Glauben! Leisten Sie keine Vorauszahlungen auf versprochene<br />

Gewinne! Das verlangt kein seriöses Unternehmen!<br />

Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Kein Polizeibeamter<br />

oder Staatsanwalt würde Sie am Telefon zu einer<br />

Geldüberweisung drängen oder nötigen!<br />

Lassen Sie sich am Telefon nicht ausfragen, sprechen Sie<br />

nicht über ihre finanziellen Verhältnisse und geben Sie keine<br />

persönlichen Daten preis (Kontonummern, Adressen, u.s.w.)!<br />

Wenden Sie sich an die Polizei, wenn Sie derartigeAnrufe<br />

erhalten! Erstatten Sie Anzeige! Torsten Heider<br />

Leiter Kommissariat Kriminalprävention/Opferschutz.<br />

Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein # 0271-7099-4800<br />

4/<strong>2014</strong> durchblick 51


Vor 70 Jahren<br />

Der 16. Dezember 1944<br />

ein Erlebnisbericht<br />

Foto: Archiv Foto-Fuchs<br />

Der 16. Dezember 1944 war ein Samstag, acht Tage<br />

vor Heiligabend, dem sechsten Heiligabend während<br />

des Krieges. Ich war damals Schüler der Staatlichen<br />

Fachschule in Siegen. Samstags hatte unsere Klasse<br />

praktischen Unterricht in der Werkstatt.Weil ich aber eine<br />

Verletzung an der rechten Hand hatte, brauchte ich nicht am<br />

Werkstattunterricht teilzunehmen, wurde aber dafür zum theoretischen<br />

Unterricht der Oberklasse befohlen. Aber etwa so<br />

um 11 Uhr ließ mich Herr Rottsieper, der Klassenlehrer, meine<br />

Sachen packen und ich konnte nach Hause fahren.<br />

Ich war natürlich froh über die zusätzliche Freizeit und<br />

stieg frohgemut an der Haltestelle Emilienstraße in die<br />

Straßenbahn in Richtung Geisweid ein, nicht ahnend, dass<br />

es das letzte Mal war, dass ich mit der Straßenbahn vom<br />

Schulunterricht nach Hause fahren würde. In der Bahn war<br />

außer dem diensthabenden Schaffner auch noch eine jüngere<br />

Schaffnerin, die uns Schülern gegenüber immer sehr<br />

freundlich war und die scheinbar Dienstschluss hatte, denn<br />

sie stieg an der Sieghütte aus und wir wussten irgendwoher,<br />

dass diese nette junge Frau, auf der Sieghütte wohnte. Diese<br />

junge Schaffnerin habe ich nie wieder gesehen und ich bin<br />

mir sicher, dass sie am Nachmittag durch den Bombenangriff<br />

um ihr junges Leben gekommen ist, denn die Sieghütte<br />

war besonders schlimm betroffen.<br />

Als ich zu Hause war, gab mir meine Mutter den Auftrag,<br />

nach dem Mittagessen einmal die Verdunkelungsrollos nachzusehen,<br />

denn nach fünf Kriegsjahren<br />

hatten sie bei täglichem<br />

Gebrauch natürlich stark gelitten.<br />

Mein Vater war sechs Wochen vor<br />

Kriegsbeginn gestorben und meine<br />

beiden Brüder, beide älter als ich,<br />

waren Soldat und somit fiel mir<br />

die Rolle des männlichen Repräsentanten<br />

zu, der diese Aufgabe zu<br />

erledigen hatte.<br />

Es war so gegen 14:30 Uhr, als<br />

ich auf der Fensterbank im Wohnzimmer<br />

stand und mit meiner Arbeit begonnen hatte. Es gab<br />

dann Voralarm und kurz danach Vollalarm, aber das störte uns<br />

nicht, denn es war ja bisher noch nichts Größeres passiert.<br />

Aber kurz nach dem Vollalarm wurde akute Gefahr gegeben<br />

und dann hörten wir die englischen Bomber.Wir liefen in<br />

unseren Luftschutzkeller und kurz darauf detonierten auch<br />

schon die ersten Bomben. Ich weiß nicht mehr, wie lange das<br />

dauerte, aber dann war plötzlich Stille.Wir verließen den Keller<br />

und traten hinter unser Haus. Aus Richtung Siegen kam<br />

eine unheimliche schwarze Wolke, bestehend aus Qualm und<br />

riesigen Mengen Papier herangezogen, zunächst über Geisweid<br />

und dann in Richtung Setzen. Da wussten wir, dass der<br />

Krieg nun auch in unserer nächsten Nähe zugeschlagen hatte.<br />

Ich erledigte so schnell es ging meine Reparatur. Dann rief<br />

ich meinen Freund Fritz Hassler, der uns gegenüber wohnte,<br />

und wir beschlossen, uns mit unseren Fahrrädern wenn möglich<br />

nach Siegen durchzuschlagen um zu versuchen, irgendjemandem<br />

zu helfen. Ich wollte auch nach meiner Schule<br />

sehen, ob sie vielleicht einen Schaden erlitten hätte.<br />

Wir waren noch nicht aus Geisweid heraus, da begegnete<br />

uns der Vater eines anderen Freundes, der bei der Post<br />

in Siegen arbeitete.Wir wagten es nicht, ihn anzusprechen,<br />

so elend und geschockt sah er aus, und später erfuhren wir<br />

dann, dass er mitten im Inferno gewesen war.<br />

Je näher wir nach Siegen kamen, desto schwieriger wurde<br />

das Durchkommen. In Weidenau, etwa da, wo früher<br />

das Amtshaus stand, kam uns<br />

ein Motorrad entgegen und<br />

auf dem Soziussitz saß ein<br />

Uniformierter. Das Motorrad<br />

hielt an und wir sahen, dass<br />

der Uniformierte unser Bannführer<br />

war, den wir nicht sehr<br />

gut leiden konnten. Er rief<br />

uns zu, ob wir Melder wären.<br />

Fritz und ich waren für einen<br />

Moment überrascht, aber dann<br />

bejahten wir die Frage und das<br />

52 durchblick 4/<strong>2014</strong>


Motorrad fuhr weiter. Das war das letzte Mal, dass ich den<br />

Bannführer gesehen habe; ich weiß auch nicht, was nach<br />

dem Kriege aus ihm geworden ist.<br />

Bald erkannten wir, dass es kein Weiterkommen gab,<br />

je mehr wir uns der Stadt näherten.Wir beschlossen, umzudrehen<br />

und nach Hause zu fahren, es begann auch schon<br />

zu dämmern. Uns begegneten mehrere Hilfskolonnen, die<br />

aus mit Hacke und Schaufel bewaffneten Männern bestanden<br />

und die aus Richtung Kreuztal nach Siegen unterwegs<br />

waren. Zu Hause angekommen, verabredeten wir, es am<br />

nächsten Morgen noch einmal zu versuchen.<br />

Das machten wir auch. Diesmal fuhren wir, auch unter<br />

Schwierigkeiten, am Wald runter durch die Heeserstraße.Am<br />

Anfang der Straße lagen drei tote Fremdarbeiter, äußerlich unversehrt,<br />

als wenn sie schliefen.Wir nahmen an, dass sie keinen<br />

Schutzraum gefunden hatten oder dass man sie nicht hineingelassen<br />

hatte und dass sie wahrscheinlich durch den Detonationsdruck<br />

gestorben waren. Dann suchten wir uns einen Weg,<br />

um in die Friedrichstraße zu kommen. Es war schwierig und<br />

danach standen wir vor den Trümmern meiner Schule. Hier<br />

konnten wir nichts ausrichten. Deshalb fuhren wir die Friedrichstraße<br />

weiter rauf in Richtung Kampen. Hier wohnten gute<br />

Bekannte von mir, deren Haus nur leicht beschädigt war. Fritz<br />

und ich konnten beim Aufräumen behilflich sein.<br />

Als wir nachmittags wieder nach Hause fuhren, hatten<br />

wir das gute Gefühl, nach dem damaligen Sprachgebrauch,<br />

unsere Pflicht als Volksgenossen getan zu haben.<br />

Otto Schneider<br />

Winterdienst auf Gehwegen<br />

und Fahrbahnen<br />

Die Bürgersteige bzw. Fahrbahnränder<br />

bei fehlenden Gehwegen müssen in einer<br />

Breite von 80 Zentimetern entlang des<br />

Grundstückes freigehalten werden. An<br />

Bushaltestellen sind Zugänge zu den Einund<br />

Ausstiegen freizuhalten. An gekennzeichneten<br />

Fußgängerüberwegen muss<br />

ein gefahrloses Betreten der Fahrbahn<br />

möglich sein.<br />

Räum- und Streupflicht besteht in der Zeit<br />

von 7.00 Uhr (an Sonn- und Feiertagen<br />

von 8.00 Uhr) bis 19.30 Uhr, unverzüglich<br />

nach Beendigung des Schneefalls bzw.<br />

nach dem Entstehen der Glätte.<br />

Salz oder sonstige auftauende Stoffe sind<br />

grundsätzlich verboten, ausgenommen<br />

auf Treppen, Rampen, Brücken, starken<br />

Steigungsstrecken und ähnlichem. Beim<br />

Parken ist darauf zu achten, dass für<br />

Räumfahrzeuge mindestens drei Meter<br />

Durchfahrbreite frei gehalten werden.<br />

Universitätsstadt<br />

Siegen<br />

Die Stadtreinigung informiert<br />

Wofür die Winterdienstgebühr<br />

erhoben wird<br />

Die Winterdienstgebühr ist eine Gegenleistung<br />

für die Reinigung der Straße im<br />

Ganzen. Daher sind auch Grundstücke<br />

gebührenpflichtig, die nicht direkt an die<br />

Straße grenzen (sogenannte Hinterlieger).<br />

Die Gebühr fällt auch dann an, wenn unmittelbar<br />

vor dem Grundstück keine Leistung<br />

erbracht wird, z. B. weil dort ständig Autos<br />

parken.<br />

Die Stadt Siegen hält ein Informationsblatt<br />

für alle Fragen rund um den Winterdienst<br />

bereit und gibt auch über das Infotelefon<br />

0271/4<strong>04</strong>-4800 Auskunft.<br />

Sicheres Gehen und Fahren im Winter kann<br />

durch Ihre Mithilfe erreicht werden!<br />

Anliegerpflichten<br />

Laut städtischer Satzung ist die Winterwartung<br />

auf Gehwegen grundsätzlich auf<br />

die Anlieger übertragen. Sofern ein Anlieger<br />

der Räumpflicht nicht nachkommt, kann er<br />

im Schadensfall haftbar gemacht werden.<br />

Eine Räumpflicht besteht grundsätzlich<br />

immer, selbst wenn der Verantwortliche wegen<br />

Gebrechlichkeit, Urlaub oder aus sonstigen<br />

Gründen nicht dazu in der Lage ist.<br />

In diesen Fällen muss eventuell ein Dritter<br />

mit den Arbeiten beauftragt werden.<br />

Müllabfuhr 2015<br />

Der Terminplan für die Müllabfuhr wird<br />

vor Weihnachten an alle Haushalte verteilt<br />

und liegt in den Bürgerbüros aus.<br />

Die konkreten Termine für Ihre Straße<br />

finden Sie auch bequem im Internet<br />

unter www.siegen.de (im Bereich<br />

Bürgerservice – Abfallentsorgung).<br />

4/<strong>2014</strong> durchblick 53


Gesellschaft<br />

Wir Verlorenen kinder<br />

Ein ganz alltäglicher Lebenslauf<br />

Vier Geschwister<br />

Es fällt unendlich schwer, zu beschreiben, wie meine<br />

Kindheit und die meiner Geschwister verlaufen ist.<br />

Dabei ist dieser Lebenslauf gar nicht so ungewöhnlich!<br />

Geboren sind wir zwischen 1940 und 1946 imAbstand von<br />

2 Jahren. 1958 kam noch ein Nachzügler, mein Bruder Michael.<br />

Heidemarie 1940, Norbert 1941, Eberhard 1944, Peter<br />

1946. Mutter Elisabeth, Vater Philipp Jakob. Beide Eltern sind<br />

gestorben. Mutter wurde 78, Vater 96 Jahre.<br />

Mein Bruder Norbert starb 1964 mit 23 Jahren durch<br />

einen unvorsichtigen Autofahrer auf dem Weg zur Arbeit<br />

in der Frühe. Er wurde in Fellinghausen begraben. Er hatte<br />

kurz zuvor seine Frau Anne kennen und lieben gelernt.<br />

Meine Mutter hat meine Geburt später in der ihr eigenen<br />

Art prosaisch beschrieben. Geboren am 5.6.1944 an einem<br />

Montagabend um 22 Uhr in Erndtebrück im Haus der Stiefeltern<br />

Roth. Mutter schreibt weiter: Haare schwarz, Augen<br />

grau-grün, Länge 53 cm Gewicht: 3100 g im Sternzeichen<br />

Zwilling. Mutter erzählt dann weiter: In der Nacht, als<br />

Eberhard geboren wurde, sind die Amerikaner gemeinsam<br />

mit den Alliierten in Dünkirchen gelandet.<br />

Autorenfoto<br />

Weil in dem Haus der Stiefeltern meiner Mutter in Erndtebrück<br />

auf Dauer für uns als Familie kein Platz war, bekamen<br />

wir die Wohnung in Siegen am Reckhammer zugewiesen.<br />

Philipp musste nach einigen Wochen Urlaub wieder<br />

nach Russland. Er kam nach neun Wochen erst wieder zurück<br />

auf Genesungsurlaub, weil er die Ruhr gehabt hatte.<br />

Dann schildert Mutter die Bombenangriffe auf Siegen und<br />

dem damit zwangsläufigen Aufenthalt in mehreren Fluchtstollen.<br />

Sie schildert auch Krankheiten wie Diphtherie und<br />

Tod vieler Kinder. Wir Wagner-Kinder bekamen alle eine<br />

Spritze in den Po, so Mutter.<br />

Wegen der andauernden Bombenangriffe auf Siegen<br />

und Umgebung mussten wir vom Kuckucksstollen in den<br />

Wellersbergstollen wechseln, weil es dort angeblich sicherer<br />

war. Mutter berichtet auch über die schlimmen hygienischen<br />

Zustände in den Stollen. Letztendlich hat eine<br />

Ärztin aus dem Kinderkrankenhaus dringend empfohlen,<br />

nicht mehr in den Stollen zu gehen. Es bestand Lebensgefahr<br />

für mich und meine Geschwister. Mutter beschreibt es<br />

so, dass es der Auslöser dafür war, dass die Familie sich auf<br />

den Weg machte, um Verwandte in Coburg aufzusuchen,<br />

weil es dort für die Familie sicher sein würde. Das Unternehmen<br />

begann im Februar 1945. Mit zwei Kinderwagen<br />

über Landstraßen, nachts in Bauernscheunen, mit Fuhrwerken,<br />

teilweise auch kurze Zugfahrten, so waren wir unterwegs.<br />

Ich hatte das Privileg, im Kinderwagen gefahren zu<br />

werden, weil ich mit acht Monaten noch nicht gut zu Fuß<br />

war. Unter großen Strapazen kamen wir Wochen später in<br />

Coburg an. In Coburg waren schon die Amerikaner und<br />

hatten als Hauptquartier die „Feste Coburg“ ausgewählt.<br />

Wir als Flüchtlinge wohnten in der Domäne und bekamen<br />

endlich täglich etwas zu essen.<br />

Der Krieg war beendet, Deutschland hatte den Krieg<br />

„Gott sei Dank“ verloren. Wenn es ihn denn gibt, diesen<br />

Gott, so hätte er diesen Krieg verhindern müssen.<br />

1946 begannen die Nürnberger Prozesse Gestalt anzunehmen.<br />

Das unendliche Grauen, die Verbrechen kamen nach<br />

und nach ans Licht. Wir waren noch zu klein, um das alles<br />

zu verstehen. Nicht nur unser Land lag in Trümmern, überall<br />

in Europa war es so. Deutschland hatte den Krieg begonnen,<br />

unsägliches Leid überfast alle Völker Europas gebracht und<br />

wurde nun zur Rechenschaft gezogen. Niemand in meiner<br />

Familie oder Verwandtschaft wusste angeblich von all den<br />

Verbrechen. Die totale Amnesie war ausgebrochen. Die<br />

Kriegsverbrecher, Wirtschaftsbosse, Kriegsgewinnler waren<br />

immer noch da und haben aus dem Leid der Menschen ihren<br />

Gewinn gezogen. Auch die politischen Wendehälse sind die<br />

gleichen geblieben. Sie sitzen wieder auf ihren Posten.<br />

Man kann sich als Kind nicht aussuchen, von wem man<br />

in seiner Kindheit belogen, gedemütigt, unterdrückt, ver-<br />

54 durchblick 4/<strong>2014</strong>


letzt oder missbraucht wird. Eine emotionale Verrohung,<br />

die mir mein ganzes Leben unerklärlich geblieben ist. Aber<br />

von den eigenen Eltern erwartet man das ganz sicher nicht.<br />

Um so schmerzlicher war dann die Erkenntnis, dass niemand<br />

mehr da ist, der dich schützt.<br />

Wir haben von unseren Eltern keine Antworten auf unsere<br />

Fragen bekommen, warum sie ihre Kinder misshandeln,<br />

verprügeln, einsperren, hungern lassen. Es geschah<br />

einfach ohne Ankündigung, für uns furchtbare Normalität.<br />

Wir waren gefangen in einer Abhängigkeit, nur weil wir<br />

Kinder waren. Wir waren Sklaven ohne eigene Rechte, gefangen<br />

in einem System von Gewalt und Unterdrückung.<br />

Unsere Seelen haben geschrieen, aber niemand hat uns gehört.<br />

Irgendwann sind wir verstummt.<br />

Nach heute gültigen Maßstäben und gesetzlichen Regeln<br />

wären wir alle – bis auf meinen Bruder Michael, der die Gnade<br />

der späten Geburt hatte – aus dieser Familie genommen<br />

und unter staatliche Aufsicht gestellt worden. Wir wären alle<br />

in ein Kinderheim gekommen mit ungewissem Ausgang.<br />

Nach aller Wahrscheinlichkeit und unter Zugrundelegung des<br />

heutigen Wissens über auch christlich geführte Kinderheime,<br />

kann man davon ausgehen, dass es uns dort auch nicht besser<br />

ergangen wäre – auch hier wären wir rechtlos geblieben.<br />

Einen kleinen Vorgeschmack, wie es in solchen Heimen<br />

zuging, haben wir bekommen, als wir im Rahmen eines Familienverschickungsprogramms<br />

Anfang der 1950er Jahre<br />

als Kinder gemeinsam vier Wochen in ein Erholungsheim<br />

nach Oberkassel verschickt wurden. Wir erlebten auch hier<br />

nur Drill, Arbeit, Verbote, Züchtigung. Hier haben wir zum<br />

ersten Mal Kontakt zu den falschen Heiligen bekommen. Ich<br />

war sieben oder acht Jahre alt. Es waren Sommerferien. Ich<br />

bekam nach drei Wochen zum zweiten Mal in meinem Leben<br />

eine schlimme Lungenentzündung und wurde sofort isoliert.<br />

Durfte von heute auf morgen meine Geschwister nicht mehr<br />

sehen, keinen Besuch, keinen Telefonkontakt. Die folgenden<br />

vier Wochen waren für mich seelisch und körperlich ein<br />

Ausnahmezustand. Absolute Isolation, keinen Kontakt zu<br />

niemandem. Habe Essen und Trinken verweigert und wurde<br />

zwangsweise ernährt. Nach sieben Wochen wurde ich von<br />

Vater abgeholt. Die armseligen Zeilen, die ich in meiner Not<br />

nach Hause schrieb, wurden mir später bei passenden Gelegenheiten<br />

vorgelesen. Man fand das lustig.<br />

Es reicht mir nicht zu sagen, die Zeiten waren damals<br />

so, um damit eine Rechtfertigung zu finden. Unsere Eltern<br />

haben sich an ihren Schutzbefohlenen versündigt. Meine<br />

Versuche, später als schon älterer Mensch mit meinen Eltern<br />

darüber zu sprechen, um die Kindheit ein Stück weit<br />

aufzuarbeiten, sind sämtlich gescheitert. Mutter hat sich oft<br />

nicht erinnern wollen, hat alles verklärt gesehen, hat sich ihre<br />

eigene Welt geschaffen. Mutter hat ihr Leben insgesamt<br />

dem Leben meines Vaters untergeordnet, war wirtschaftlich<br />

und emotional abhängig. Trotzdem habe ich großen Respekt<br />

vor der Lebensleistung meiner Mutter.<br />

Vater hat meine Versuche, mit ihm über unsere (meine)<br />

Kindheit zu sprechen, harsch zurückgewiesen. An Prügel<br />

und Misshandlung hatte er keine Erinnerung. Wie hätte er<br />

auch mit dieser Schuld 96 Jahre alt werden können? Vater<br />

war ein zynischer, überheblicher, geltungsbedürftiger<br />

Autorenfoto<br />

Mensch, der es nicht ertragen konnte, wenn er nicht im Vordergrund<br />

stand. Er wurde in Sekundenschnelle jähzornig,<br />

löste alle Probleme, in dem er handgreiflich wurde. Wir als<br />

Kinder waren ihm natürlich körperlich nicht gewachsen. Er<br />

geriet völlig außer sich, sein Gesicht war dann wutverzerrt<br />

und er schlug willkürlich auf uns ein. Mit der Faust, mit der<br />

Peitsche, mit dem Gürtel. Wir hatten große Angst vor ihm,<br />

aber keinen Respekt. Seinen gesamten Frust, den er über<br />

die Woche in seiner Arbeit bei der Bundesbahn angehäuft<br />

hat, hat er an uns Kindern ausgelassen. Er konnte mit seinen<br />

Kollegen auch nicht umgehen. Diese Vermutung wurde bestärkt,<br />

als ich nach seinem Tod in seinen Unterlagen Briefe<br />

fand, die belegen, dass er sich über lange Zeit seiner Berufstätigkeit<br />

mit vorgesetzten Kollegen böse Briefe geschrieben<br />

hat. Da er Beamter war, blieben die Konsequenzen aus.<br />

Der Stachel aber saß bei ihm tief. Man hat ihm empfohlen,<br />

mit Mitte 50 in den Vorruhestand zu gehen. Er hat akzeptiert<br />

und hat später als Pförtner in Teilzeit gearbeitet. Vater hat<br />

niemals einen wirklichen Freund gehabt.<br />

Liebe und Empathie haben wir nicht kennen gelernt,<br />

körperliche Nähe hat uns erschreckt. Schlimm und zerstörend<br />

war, dass wir uns immer schuldig gefühlt haben.<br />

Schuldig, dass wir etwas falsch gemacht hätten. Schuldig,<br />

dass durch unser bloßes Vorhandensein in diesem Leben<br />

der Zustand ausgelöst und begründet war. Wir waren in<br />

einer permanenten Anspannung, hatten Fluchtgedanken<br />

entwickelt, wie es Tiere tun, wenn sie Gefahr spüren. Gedanklich<br />

hatte jeder von uns sein persönliches Fluchtpaket<br />

gepackt. Aber manchmal half auch das nicht mehr.<br />

Ich beschreibe hier eine Begebenheit, von meiner<br />

Schwester Heidi erzählt, die besonders eindrucksvoll wiedergibt,<br />

unter welchem Druck wir als Kinder standen.<br />

Wir wohnten nach dem Krieg am Reckhammer in Siegen.<br />

Heidi und Norbert gingen in die ersten Schulklassen. Der<br />

Wintertag war sonnig und wir waren nach dem Essen draußen.<br />

Heidi und Norbert haben daher später Hausaufgaben<br />

gemacht. Der einzige Platz, der dafür zur Verfügung stand,<br />

war der Küchentisch. Als Vater von der Arbeit kam, bekam<br />

er einen Wutanfall, weil der Tisch zu einer Zeit belegt war,<br />

die ihm nicht recht war. Er rastete total aus. Ohne Ankündigung<br />

warf er den Tisch um und schrie uns an. Für uns &<br />

Obenstruthschule heute<br />

4/<strong>2014</strong> durchblick 55


Gesellschaft<br />

höchste Alarmstufe, die Flucht anzutreten. Wir schafften es<br />

noch rechtzeitig aus der Wohnung im dritten Stock. Jacken<br />

und Schuhe in der Hand. Erst unterwegs im nahen Wald haben<br />

wir Schuhe und Jacken angezogen. Hier waren wir sicher<br />

in einem Trichterversteck. Es war kalt, aber wir hatten<br />

so große Angst, dass wir die Kälte nicht gespürt haben. Wir<br />

saßen eng aneinandergerückt in einem Bombentrichter, haben<br />

gehört, wie später nach uns gesucht wurde. Mit Fackeln und<br />

Lampen suchte man uns, man rief unsere Namen. Das Versprechen,<br />

dass uns nichts geschehen würde, wenn wir nach<br />

Hause kämen, hat uns aus der Kälte gerettet. An diesem Tag<br />

gab es keine Schläge, aber die Bedrohung blieb immer nah.<br />

Die furchtbare Angst ist mir als einziges aus dieser Zeit<br />

erinnerlich. Ich muss etwa vier gewesen sein.<br />

Um eine gewisse Ordnung anzustreben, werde ich meine<br />

Erinnerungen in Altersabschnitte aufschreiben.<br />

Die ersten 8 Lebensjahre<br />

Zur Sicherheit!<br />

Johanniter-<br />

Hausnotruf<br />

Fühlen Sie sich zuhause<br />

sicher und geborgen.<br />

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Vom Lebensjahr 0 bis 4 habe ich keine eigenen Erinnerungen.<br />

Sie sind mir nur aus Erzählungen, vornehmlich<br />

meiner Mutter, berichtet worden.<br />

Ich war ein kleiner, schmächtiger Kerl mit viel Fantasie<br />

und Bewegungsfreude. Freunde gab es genug im Umfeld.<br />

Gespielt haben wir beinahe ausschließlich draußen. Ich hatte<br />

dabei immer die Aufgabe, auf meinen jüngeren Bruder Peter<br />

aufzupassen. Das war für mich sehr anstrengend, die Verantwortung<br />

zu groß. Wenn er verschwunden war, bekam ich<br />

Stress und musste ihn suchen, Es gab viele Situationen, bei<br />

denen ich geschlagen wurde, weil er sich verletzt hatte oder<br />

gar in die Alche gefallen war. In dieser Zeit habe ich meinen<br />

Bruder Peter nicht geliebt. Meine älteren Geschwister hatten<br />

ihre eigenen Probleme. Die Tatsache, dass die Familie mit<br />

sechs Personen nur zwei Schlafräume, eine kleine Kochküche<br />

und einen Raum hatte, der zum Essen und Wohnen<br />

diente, lässt erahnen, dass es keinen Rückzugsraum gab. Die<br />

Toilette befand sich im Treppenhaus und wurde von zwei<br />

Familien genutzt. Ein Bad hatten wir nicht. Die Vorstellung,<br />

dass in einem Raum von etwa 14 qm vier Kinder schliefen,<br />

die alle Kinderkrankheiten einschließlich Diphtherie,<br />

Pocken und Krätze überstanden haben, erklärt vielleicht die<br />

Not, aber auch das Glück, dass wir alle überlebt haben.<br />

Im Kindergarten waren wir alle nicht, weil es zu wenige<br />

gab und die Plätze schnell vergeben waren. Wir hatten auch<br />

gar nicht die Kleidung zum Wechseln. Leibwäsche mussten<br />

wir eine ganze Woche tragen, Baden konnten wir samstags<br />

in einer Zinkwanne. Das Wasser wurde auf dem Herd erwärmt<br />

und immer nachgegossen, damit alle Kinder baden<br />

konnten. Der ganze Körper, einschließlich der Haare, wurde<br />

mit Kernseife gesäubert. Der einzige Raum, der im Winter<br />

geheizt werden konnte, war die Küche. Die anderen Zimmer<br />

hatten keine Heizung. Die Bettwäsche war demzufolge sehr<br />

kalt und feucht. Die Betten waren Eisengestelle mit Drahtgeflecht<br />

und Rosshaarmatratzen. Die Betten waren eng aneinander<br />

gestellt, sonst hätten nicht alle ins Zimmer gepasst.<br />

Wir trugen Hosen und Jacken aus Armeetuch, welche<br />

meine Mutter genäht hatte. Meine Schwester bekam aus<br />

gleichem Stoff Kleider und Mäntel genäht. Ansonsten<br />

trugen wir gestrickte Pullover, die jeder vom anderen Geschwisterkind<br />

tragen musste. Schuhe gab es nur, wenn das<br />

aktuelle Paar nicht mehr zu reparieren war. Haare bekamen<br />

56 durchblick 4/<strong>2014</strong>


Gesellschaft<br />

wir Jungs alle vier bis sechs Wochen durch Vater geschnitten.<br />

Mit einer mechanischen Handschneidemaschine, die<br />

selten die Haare schnitt, meist aber ausgezupft hat. Auch<br />

hier gab es oft Ärger und Kopfnüsse durch Vater. Vater ging<br />

sehr rücksichtslos zu Werke und weigerte sich, die Maschine<br />

schärfen zu lassen. Meine Schwester trug Zöpfe und bei<br />

ihr wurde nur das Pony geschnitten.<br />

Ich wurde mit sechs Jahren eingeschult, in die Obenstruthschule,<br />

die es heute noch gibt. Es war das Jahr 1950.<br />

Ich war eigentlich noch zu klein, aber ich wollte in die<br />

Schule. Der Ranzen war größer als ich, aber ich war stolz,<br />

ein Schüler zu sein. Meine größeren Geschwister gingen ja<br />

schon zur Schule. Meine Schwester Heidi kam gut zurecht,<br />

mein Bruder Norbert hatte eine Lern- und Leseschwäche,<br />

um die sich aber niemand kümmerte. Er kam dann in die<br />

Pestalozzi-Sonderschule. Schade, wenn man ihm geholfen<br />

hätte, wäre sein Leben sicher besser verlaufen.<br />

Ich hatte sehr viel Freude in der Schule. Zum einen, weil es<br />

dort warm und gemütlich war. Zum anderen waren viele Kinder<br />

aus der Nachbarschaft dort. Aber das wichtigste für mich<br />

war, dass es dort eine warme Mahlzeit gab, die ich geliebt habe.<br />

Es gab „Quäkerspeise“ Haferflocken mit Milch und Rosinen,<br />

die von der amerikanischen Nachkriegsverwaltung gestiftet<br />

wurde. Super lecker und vor allem warm. Und manchmal gab<br />

es auch noch Reihewecken dazu. Paradiesisch, wie ich fand.<br />

Ich ging zwei Jahre in diese Schule, bevor wir dann in die<br />

Maccostraße, (heute „In der Flur“) umzogen. Dort hatten wir<br />

mehr Platz. Die Jungs hatten ein Zimmer zusammen, meine<br />

Schwester ein eigenes Zimmer, Elternzimmer, Wohnzimmer,<br />

Wohnküche, Bad mit Wanne und Toilette. Das ist die Wohnung,<br />

in der mein Vater bis beinahe zum Schluss gelebt hat.<br />

Die Jahre von 9 – 12.<br />

Die neue Schule, die Jung-Stilling-Schule, war jetzt ganz<br />

nah, da, wo heute die Musikschule untergebracht ist. Auch<br />

dort hat mir der Unterricht sehr viel Freude gemacht, aber<br />

auch dort gab es noch Lehrer, die oft den Rohrstock eingesetzt<br />

haben. Rohe, ekelhafte Typen, so wie Lehrer Liesegang.<br />

Ein alkoholkranker, armseliger Mensch. Er trug Reithosen<br />

und entsprechende Stiefel, in denen dann der Rohrstock<br />

steckte. War Ausbilder während des Krieges und machte<br />

einfach da weiter, wo er aufgehört hatte. Aber es gab auch<br />

andere Lehrer, wie meinen Deutschlehrer Belthle, den Lehrer<br />

Klein, bei dem mir sogar Mathe Freude gemacht hat.<br />

Irgendwann tauchte dann das Gespenst Gymnasium auch<br />

für mich auf. Meine Lehrer hatten für mich eine Empfehlung<br />

fürs Gymnasium ausgesprochen. Meine Eltern hat das überhaupt<br />

nicht interessiert, sie wussten damit nicht umzugehen.<br />

Irgendwann haben sie als Erziehungsberechtigte dafür unterschrieben,<br />

aber mit mir hat darüber niemand geredet. Also<br />

wechselte ich ab dem fünften Schuljahr ins Löhrtor-Gymnasium.<br />

Im ersten Jahr kam ich gut mit.Aber im zweiten Jahr begann<br />

das Unheil. Durch ständigen Wechsel des Lehrpersonals,<br />

gerade in Latein und Mathematik, wurden die Durch- &<br />

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Altenzentrum Freudenberg<br />

✆ 0 27 34 27 70<br />

Lagemannstraße 24<br />

57258 Freudenberg<br />

Sophienheim<br />

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Südstraße 11<br />

57074 Siegen<br />

Haus Obere Hengsbach<br />

✆ 02 71 77 01 90<br />

Hengsbachstraße 156<br />

57080 Siegen<br />

Fliedner-Heim<br />

✆ 02 71 4 88 40<br />

Luisenstraße 15<br />

57076 Siegen<br />

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Höhwäldchen 3<br />

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26 Seniorenwohnungen<br />

2 Seniorenwohungen<br />

12 Kurzzeitpflegeplätze<br />

4/<strong>2014</strong> durchblick 57


Gesellschaft<br />

schnittsnoten in der Quinta so schlecht, dass die Hälfte der<br />

Klasse sitzen blieb. Ich war einer davon. Da ich wie immer für<br />

mich entscheiden musste, habe ich mich auf dem Gymnasium<br />

wieder abgemeldet mit dem Vermerk „der Schüler Eberhard<br />

Wagner verlässt die Anstalt auf eigenen Wunsch.“<br />

Meine ehemaligen Schüler haben mich mit Freude wieder<br />

aufgenommen. Ich bin sicher, wenn ich auch nur ein wenig<br />

Unterstützung in der Familie gefunden hätte, ich hätte es geschafft.<br />

Aber ich hatte keine Chance, das Lernen zu lernen.<br />

Gemeinschaftliches Lernen gab es noch nicht, Nachhilfe<br />

wurde nur privat vermittelt. Ich hatte keinen ruhigen Ort in<br />

der Wohnung, an dem ich ungestört sein konnte, um mich<br />

auf die Schule und das Lernen zu konzentrieren. Und ich<br />

hatte auch sehr wenig Kraft, um mich durchzusetzen. Meine<br />

Eltern haben sich nicht bemüht oder sich darüber Gedanken<br />

gemacht. Es hat sie nicht interessiert.<br />

Die „großen“ Ferien haben wir überwiegend wochenweise<br />

im Wechsel bei den Großeltern in Erndtebrück verbracht.<br />

Es war jedes Mal eine aufregende Zeit mit vielen<br />

neuen Eindrücken und schönen Augenblicken. Die Realität<br />

holte uns aber schnell wieder ein.<br />

Vater vertrank jetzt regelmäßig Teile seines Lohnes. Zu der<br />

Zeit bekam man den Lohn zwei Mal monatlich bar in der so<br />

genannten Lohntüte ausbezahlt.Anstatt dass Mutter sich dann<br />

auf den Weg machte und ihren Mann abholte, hat sie uns geschickt.<br />

Uns, das waren meistens Peter und ich, die Jüngsten.<br />

Aber Vater hat den Braten gerochen, sich schnell über<br />

die Bahngleise geschlichen und war verschwunden. Die<br />

ganze Familie hat unter der Trunksucht gelitten. Vor allem<br />

wenn Vater nachts nach Hause kam und randalierte. Oft<br />

wurde er Mutter gegenüber handgreiflich. Es war einfach<br />

nur ekelhaft. Ganz furchtbar wurde es für mich und meinen<br />

Bruder Peter, wenn wir von Mutter nachts geschickt wurden,<br />

um Vater in den einschlägigen Saufkneipen zu suchen.<br />

Eine Schilderung verweigere ich an der Stelle. Es hat uns<br />

über Jahre unserer frühen Kindheit begleitet.<br />

Die Jahre 13 – 16<br />

Sport war die einzige Chance, um einen kleinen Ausgleich<br />

zu schaffen.Aber es mangelte ja an allem, auch dafür<br />

war das Geld nicht da. Es reichte uns nicht mehr, nur vor<br />

der Türe zu bolzen. Wir wollten in einem Verein spielen<br />

wie unsere Freunde. Also haben wir, meine Brüder und ich,<br />

in allen Ferien in der Hainer Hütte Eisenrückstände von<br />

der heißen Schlacke abgeschlagen und in Schubkarren zum<br />

Eisenhändler gefahren. Wir waren gut organisiert und eingeübt,<br />

hatten unsere Claims abgesteckt. Das Geld haben wir<br />

eisern gespart und konnten uns am Ende des Jahres ein paar<br />

Sportklamotten leisten. Ich habe mir noch ein gebrauchtes<br />

Fahrrad gekauft und konnte jetzt zwei- bis dreimal wöchentlich<br />

zum Fußballtraining ins Stadion fahren.<br />

Meine Eltern haben es nicht einmal geschafft, zu einem<br />

Spiel meiner Jugendmannschaft ins Stadion zu kommen.<br />

Ich habe bestimmt über Jahre Fußball gespielt, sie haben<br />

mich oder Peter nie spielen sehen. Irgendwann habe ich<br />

den Gedanken aufgegeben, als Kind wichtig zu sein und<br />

habe mir den Frust mit dem Ball von der Seele geschossen.<br />

Ich war nun beinahe 14 und in der Abschlussklasse der<br />

damaligen Volksschule. Über das weitere berufliche Leben<br />

der Kinder wurde ebenfalls nicht gesprochen. Neigungen<br />

und Fähigkeiten spielten keine Rolle, Wünsche wurden<br />

ignoriert. Bei einem Familientreffen in Saarlouis, wo Vater<br />

herkam, trafen wir auch Vaters Onkel Hans, der bei der<br />

Deutschen Presse Agentur in Hamburg arbeitete und dort<br />

wohnte. Wir haben miteinander geredet, ich habe ihm gesagt,<br />

dass ich gerne Reporter oder Journalist lernen möchte.<br />

Dieser Onkel Hans fand das wunderbar und hat meinen<br />

Eltern angeboten, mich unter seine Obhut zu nehmen, so<br />

dass ich eine gute Ausbildung haben würde. Es war ein<br />

wunderbares Angebot, aber es wurde leider nichts daraus.<br />

Meine Mutter ließ mich nicht gehen, konnte einfach nicht<br />

loslassen. Mit mir hatte das sicher nichts zu tun. Es gab eine<br />

furchtbare Auseinandersetzung mit meinen Eltern.<br />

Ich habe dann heimlich einen kleinen Koffer gepackt, alles<br />

über Tage vorbereitet und bin dann mit dem Zug nach Berlin<br />

gefahren. Ich hatte dort eine Anlaufstelle, einen Verwandten,<br />

der seit langer Zeit in Berlin lebte. Dort kam ich unter. Peter<br />

Bürger besorgte mir eine Aushilfsstelle bei der Margarine<br />

Union im Lager. Ich wollte nicht mehr nach Hause, sondern<br />

von dort weiter nach Hamburg, brauchte aber Geld. Peter<br />

Bürger hat dann ohne mein Wissen meine Eltern benachrichtigt.<br />

Die Polizei hat mich dann abgeholt und unter Aufsicht<br />

in den Zug verfrachtet: Richtung Siegen. Ich war eben noch<br />

nicht volljährig, sondern erst 14 Jahre. Stattdessen habe ich<br />

von April 1959 bis 31.März 1962 eine stinklangweilige Ausbildung<br />

zum Speditionskaufmann absolviert mit Abschluss<br />

vor der Handelskammer in Siegen. Der Ausbildungsbetrieb<br />

war eine mittelständische Spedition in Siegen in der Nähe<br />

des Schlachthofes. Das war Vaters Vermittlungswerk.<br />

Zum Ende meiner Schulzeit hat Vater immer öfter exzessiv<br />

getrunken. Hat randaliert, das Geld der Familie vertrunken<br />

und immer wieder Mutter geschlagen. Ich muss ungefähr<br />

15 gewesen sein. Es war wieder eine so würdelose Situation,<br />

wo er total die Kontrolle verlor und auf Mutter losging.<br />

Ich habe all meinen Mut zusammengenommen und bin dazwischengegangen.<br />

Er hat mich angeglotzt und mir einen<br />

Fausthieb verpasst. Reflexartig habe ich zurückgeschlagen.<br />

Geschockt stand er da, sein Gesicht eine Grimasse, er blutete.<br />

Er wandte sich ab, ging ins Schlafzimmer und stand kurz<br />

darauf mit seiner Armeepistole, einer Walther P 38, vor mir<br />

und fuchtelte mit der Waffe vor meinem Gesicht. Ich hatte<br />

Todesangst, meine Mutter schrie furchtbar, meine Geschwister<br />

waren vor Angst geflüchtet. Dann klingelte es an der<br />

Türe, der Nachbar hat mir wahrscheinlich das Leben gerettet.<br />

Er hatte diesen entsetzlichen Lärm gehört. Er hat auf Vater<br />

eingeredet, die Waffe an sich genommen und ihn mit aus der<br />

Wohnung genommen. Ich war wie traumatisiert. Wir haben<br />

darüber niemals wieder gesprochen.<br />

Eberhard Wagner<br />

58 durchblick 4/<strong>2014</strong>


Willkommen im Christofferhaus Siegen<br />

Ambulantes Betreutes Wohnen<br />

Leben in einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft für Menschen mit demenzieller<br />

Erkrankung. Durch aktivierende und individuelle Betreuung versuchen<br />

wir, die körperlichen und geistigen Fähigkeiten der zu betreuenden Menschen<br />

so lange wie möglich zu erhalten. Darin kommt der Wunsch zum Ausdruck, dass<br />

sich alle Bewohner in der Gemeinschaft, unter Berücksichtigung seiner Bedürfnisse,<br />

wiederfinden und angenommen fühlen darf.<br />

● Mietangebot von Einzelappartements<br />

● Gemeinsamer Wohn- und Essbereich Küche<br />

● Sicherheit und Geborgenheit in einer Wohngruppe<br />

● Konzept einer familiären Betreuung unter<br />

Einbeziehung der eigenen Familie und Freunde<br />

● Regelmäßige gesellschaftliche Aktivitäten im Alltag<br />

● Tägliche Aktivitäten in der Gemeinschaft<br />

● Hauseigene Kapelle mit wechselnden<br />

evangelischen und katholischen Gottesdiensten<br />

Ihre Ansprechpartnerin:<br />

Heimleitung:<br />

Sandra Kessler-Thönes<br />

# 0271 / 23058-100<br />

Das Christofferhaus liegt in einem Park mit Streichelzoo. Im Gebäude befindet<br />

sich ein Stadteilcafè mit täglich wechselnder Mittagskarte und saisonalem Kuchenangebot.<br />

Auch für Gäste! Das Cafè kann auch für private Feiern gemietet werden.<br />

57074 Siegen,<br />

Friedrich-Wilhelm-Str. 128<br />

Info@Christofferhaus-Siegen.de<br />

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Eisenhutstraße 15 • 57080 Siegen-Eiserfeld<br />

Telefon: 0271/88<strong>04</strong>6-0<br />

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· die Beine streiken<br />

· der Zucker entgleist<br />

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In Memoriam<br />

gottFried klör 1949 – <strong>2014</strong><br />

Foto: Hartmut Reeh<br />

Gottfried Klör vor der Silbersternschmiede in Freudenberg bei der Vernissage seiner Ausstellung „Wildenburger Land“<br />

Wer mit Gottfried Klör einmal auf einer Fotoexkursion<br />

war, weiß, dass er nie genug Fotos<br />

im Kasten haben konnte. So auch im Sommer<br />

2013 bei unserem Ausflug nach Köln bei über 30 Grad. Mit<br />

schwerem Fotorucksack auf dem Rücken, Kamera schussbereit<br />

und einem Stativ ausgerüstet, hat er die durchblick-<br />

Fotografen vom Triangel-Haus über die Hohenzollernbrücke<br />

zum Dom und den Kranhäusern geführt, im Laufschritt,<br />

ohne Pause. Immer auf der Suche nach dem perfekten Foto.<br />

Automatik-Einstellung galt bei ihm nichts. Verschlusszeit,<br />

Blende, Schärfe und das richtige Objektiv, alles musste<br />

stimmen. Er brannte für die Fotografie.<br />

Alle durchblick-Leser kennen seit etlichen Jahren, um<br />

genau zu sein seit 2007, seine Fotos und Titelbilder. Seine<br />

Liebe galt der Portraitfotografie, wie auf den durchblick-Seiten<br />

„Vorgestellt“ sein Herz für Menschen aus unserer Region<br />

zu sehen ist. Schnell konnte er auf Menschen zugehen und<br />

ihnen die Scheu vor der Kamera nehmen. Wie er selber sagte:<br />

„Ich schenke meinen Motiven Leidenschaft und Respekt“.<br />

Auch seine Enkelinnen waren für ein Fotoshooting mit Gottfried<br />

allzeit bereit. Für sie verwandelte er den Speicher zu<br />

Hause mit Fotolampen und einem großen Kostümkorb in<br />

ein Atelier. Hier konnten sie Topmodel spielen. Ungewöhnliche<br />

Locations für seineAufnahmen machten ihm besonders<br />

Spaß. Ich denke hier an das tanzende Seniorenpaar Hildegard<br />

und Peter Hundt auf dem großen Krebs am Oberen Schloss<br />

in Siegen. Oder die Aufnahmen mit Models in einer halb<br />

verfallenden Fabrikhalle in Betzdorf. Die Macht der Bilder!<br />

Bei den Arbeiten für die durchblick-Fotoreihe kam ihm die<br />

Idee, die Serie „Generationen im Bild“ zu fotografieren. Die<br />

Vernissage der Ausstellung im Weidenauer Rathaus 2011<br />

wurde ein großer Erfolg.<br />

Mit der Serie „Für sie entdeckt“ gelang es ihm, seine<br />

persönlichen Eindrücke von der Siegerländer Landschaft<br />

atmosphärisch mit der Linse einzufangen. In oft einsamen<br />

Streifzügen durchkämmte er unbekannte und auch bekannte<br />

Orte. Einmal führte er uns im heißen Sommer auf einem<br />

„Geheimweg“ auf den „Monte Schlacko“.<br />

Besonders inspirierte ihn auch das Wildenburger Land<br />

mit den Kapellen. 2013 entwickelte er daraus seine Fotoausstellung<br />

„Wildenburger Land“ in Freudenberg. Der<br />

60 durchblick 4/<strong>2014</strong>


In Memoriam<br />

Betrachter kann hier in den Zauber dieser einzigartigen<br />

Landschaft optisch eintauchen. Kreativ und innovativ<br />

inszenierte er zusätzlich mit Lichtspiralen den Eindruck<br />

des Unheimlichen, etwa vor der Roten Kapelle, und<br />

erinnerte so an Hexen und Scheiterhaufen. Begleitend<br />

zur Ausstellung in der Silbersternschmiede organisierte<br />

er einen Fotospaziergang mit Friederike Schlebusch,<br />

die unterwegs Geschichten vom Wildenburger Land<br />

erzählen sollte. Am Tag vor der Vernissage fiel diese<br />

geplante Wanderung auf den alten Pilgerwegen wegen<br />

des Dauerregens ins Wasser. Und Gottfried, spontan<br />

und flexibel, lud die Teilnehmer zu Zwiebelkuchen<br />

und Federweißen zu sich nach Hause ein.<br />

Auch Tiere gehörten zu seinen „Lieblingsmodels“,<br />

was besondere Geduld und Hartnäckigkeit erfordert.<br />

So experimentierte er zu Hause mit einer selbstgebauten<br />

„Fotofalle“, um Vögel an ihrem Futterhäuschen<br />

zu überraschen. Mit Erfolg natürlich.<br />

Gottfried war ein professioneller Photoshopper<br />

mit allen Tricks. Die Bildbearbeitung am Computer<br />

war sein Metier. Wie kaum ein anderer hat er sich mit<br />

Bildgestaltung ausgekannt und die fast unerschöpfliche<br />

Werkzeugkiste und Palette der Möglichkeiten<br />

von Photoshop beherrscht. Wie ein Künstler mit dem<br />

Pinsel verwandelte er seine „gewöhnlichen Fotos“. Er<br />

schärfte, vernebelte, reduzierte, verfremdete, verwirbelte,<br />

akzentuierte, spielte mit Farben, um seine persönliche<br />

Sicht zu visualisieren.<br />

Seine kreativen Titelbilder und Collagen waren am<br />

Anfang manchem zu „wild“, wie beim Titel zur Kommunalwahl<br />

in Siegen 2009. In akribischer Fein- und<br />

Kleinarbeit wurden bei der Collage die Portraits aller<br />

Kandidaten in das Siegener Stadtwappen montiert, das<br />

vom „guten Hirten“ Steffen Mues behütet wird. Im gleichen<br />

Jahr entstand auch sein spektakulärer Titel zum<br />

Thema „Im Namen des Volkes“, wo die gigantische<br />

Figur der Justitia wie Godzilla durch Siegen schreitet.<br />

Justitia ist aus Versatzstücken der Architektur des Gerichtsgebäudes<br />

geformt und zwinkert ironisch.<br />

Seinen Sinn für Humor zeigt auch die 2013 entstandene<br />

Collage „Abgehoben“, wo er Bischof Tebartz van<br />

Elst wie einen Magier auf einem kleinen fliegenden<br />

Teppich vor dem Kölner Dom schweben lässt.<br />

Ehrenamtlich hat Gottfried Klör neben seiner Arbeit<br />

für den durchblick auch immer wieder für das Forum der<br />

„tapferen Knirpse“ gearbeitet. Er hat schwerkranke und<br />

todkranke Kinder mit ihren Familien fotografiert und so<br />

Erinnerungen geschaffen.<br />

Einen kleinen Ausschnitt aus seinem facettenreichen<br />

Werk kann man bei Google sehen, wenn man<br />

„Gottfried Klör Bilder“ aufruft.<br />

Seine Fotos sind sein Vermächtnis.<br />

Er wird uns allen fehlen!<br />

Tessie Reeh<br />

Foto: Wolfgang Neuser<br />

4/<strong>2014</strong> durchblick 61


Gedächtnis<br />

Teekesselchensätze<br />

Finden Sie in den Sätzen von 1-10 die fehlenden Wörter.<br />

In den Sätzen von a - j feheln die gleichen Wörter.<br />

Ordnen Sie die Sätze mit den gleichen Wörtern einander zu.<br />

1. Der Mann kaufte ein besonderes Shampoo,da er im Haar hatte.<br />

2. Der feine Herr trägt eine .<br />

3. Er las den Text bis zum .<br />

4. Bei schönem Wetter trafen sich die Freunde auf einer _______ am See.<br />

5. Die Tür wurde aus der gehoben.<br />

6. Der Schlüssel hat einen zackigen .<br />

7. Die Abiturienten feierten ihren Abschluss fröhlich auf einem .<br />

8. Ich mag mit Marmeladenfüllung besonders gern.<br />

9. Im Frühling tragen die Bäume viele .<br />

10. Der Schmetterling breitet seine aus.<br />

a.) Es sind wieder<br />

b.) Der Stürmer kickt den<br />

im Umlauf.<br />

ins Tor.<br />

c.) Der Großvater hatte einen dicken Fisch an der .<br />

d.) Der Musiker spielte Chopin auf dem .<br />

e.) Die Fahrräder werden nachts im<br />

f.) Der jungen Frau brach beim Tanzen der<br />

untergestellt.<br />

vom Schuh ab.<br />

g,) In der Küche brummt eine dicke .<br />

h.) Ihr erkennt Herrn Müller an seinem .<br />

i.) Die Kinder bringen ihr gespartes Geld zur .<br />

j.) Kennedy`s berühmter Ausspruch lautet: „ Ich bin ein “.<br />

Sie trainieren: Wortfindung, Assoziatives Denken, Zuordnen<br />

Wortkette<br />

Bilden Sie zusammengesetzte Hauptwörter.<br />

Dabei soll das folgende Hauptwort immer mit dem letzten Wort<br />

des vorherigen beginnen.<br />

Beginnen Sie mit dem Wort: Weihnachtsstern, darauf könnte z.B.<br />

folgen: Weihnachtsstern - Sternbild - Bildschirm - Schirm... u.s.w.<br />

Es gibt unendliche viele Möglichkeiten.<br />

Sie trainieren: Wortfindung, Assoziatives Denken<br />

Piff – Paff<br />

Durch Koordinationsübungen<br />

trainieren Sie das<br />

Zusammenspiel Ihrer beiden<br />

Gehirnhälften, der sogenannten<br />

Hemisphären.<br />

Üben Sie die folgende Bewegung<br />

ein. Anfangs erfordert es<br />

hohe Konzentration. Je mehr<br />

Sie trainieren, um so automatisierter<br />

läuft die Bewegung ab.<br />

Bewegung: Nehmen Sie die<br />

rechte Hand und und halten<br />

Sie den Daumen nach oben,<br />

als ob Sie ein „O.K. - Zeichen“<br />

anzeigen wollen. Nun<br />

ziehen Sie den Daumen wieder<br />

ein und strecken dafür den<br />

Zeigefinger aus.<br />

Wiederholen Sie diese Übung<br />

fortlaufend, d. h. : Daumen -<br />

Zeigefinger - Daumen - Zeigefinger<br />

u.s.w..<br />

Nun wiederholen Sie den Bewegungsablauf<br />

mit der linken<br />

Hand. Wenn Sie die Bewegung<br />

mit beiden Händen können,<br />

geht es richtig los.<br />

Während Sie mit der rechten<br />

Hand den Fingerwechsel<br />

mit dem Daumen beginnen,<br />

beginnt die linke Hand entgegengesetzt<br />

den Wechsel vom<br />

Zeigefinger aus.<br />

Übung macht den Meister.<br />

Sie trainieren: Koordination,<br />

Verbindung der beiden Gehirnhälften<br />

62 durchblick 4/<strong>2014</strong>


traininG<br />

Lösungen Seite 80<br />

Liederpuzzle<br />

Früher wurden viele Lieder gesungen.<br />

Puzzeln Sie die ersten drei Strophe<br />

des folgenden Weihnachtsliedes<br />

zusammen.<br />

heilige Knabe alles im stille schläft,<br />

wacht in nur traute lockigen hochheilige<br />

holder Ruh Nacht Haar, schlaf in<br />

einsam himmlischer das schlaf Ruh<br />

himmlischer Paar Nacht<br />

Etwas schwerer wird es mit der<br />

zweiten Strophe.<br />

der Nacht tönt heilige durch Halleluja<br />

es fern Christ und stille nah erst Hirten<br />

der ist kundgemacht laut Engel Christ<br />

der Retter ist da da!von Retter Nacht<br />

Die Übungen wurden<br />

zusammengestellt<br />

von:<br />

db-Foto: Rita Petri<br />

Dritte Strophe<br />

Stille rettende heilige Gottes o Geburt<br />

lacht aus göttlichen deiner Mund, da<br />

in uns schlägt Nacht Sohn die Stund<br />

lieb Christ wie in Nacht Geburt deinem<br />

Christ deiner<br />

Sie trainieren: Langzeitgedächtnis,<br />

Formulierung, Strukturieren<br />

Erinnerungskästchen<br />

Kramen Sie in Ihrem Langzeitgedächtnis<br />

Gehen Sie gedanklich zurück in die Grundschulzeit<br />

oder Volksschulzeit. Können sie sich noch<br />

an einige Namen ihrer Mitschüler oder Lehrer<br />

erinnern. Was haben Sie mit ihnen erlebt?<br />

Sie trainieren: Langzeitgedächtnis, Wortfindung,<br />

Formulierung,<br />

Gedächtnistrainerin<br />

Anja Freundt<br />

Mitglied im Bundesverband<br />

Gedächtnistraining e.V.<br />

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Hilchenbach,<br />

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Foto: Julian Felgitsch<br />

Stress mit den Ohren?<br />

Viel hören - Wenig verstehen?<br />

Von diesem Problem mit dem Gehör ist annähernd jeder<br />

Siebte betroffen. Der Anfang: Angestrengtes Verstehen<br />

und Verwechselung bei Neben<br />

geräuschen, wobei es bei Einzelgesprächen<br />

oft noch geht.<br />

Meist sind beide Ohren gleichermaßen<br />

betroffen. Bei uns<br />

finden Sie Hilfe in der individuellen<br />

Auswahl und Anpassung<br />

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kritisch sein, denn viele Werbeaussagen sind übertrieben und<br />

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4/<strong>2014</strong> durchblick 63


die signatur der Freiheit (?) *<br />

Gedanken und<br />

ethische Fragen über den Suizid<br />

Foto: Wilfried Deiß<br />

Vorab bemerkt<br />

Immer dann, wenn ich höre oder lese, dass ein Mensch<br />

seinem Leben selbst ein Ende gesetzt hat, frage ich mich<br />

– wie sicherlich die meisten von uns – warum? Wie verzweifelt,<br />

wie einsam und hoffnungslos, wie krank und verletzt<br />

muss die Seele eines Menschen sein, dass er das Kostbarste<br />

das er besitzt, sein eigenes Leben, unwiederbringlich<br />

selbst zerstört? Wie aussichtslos, unerträglich und sinnlos<br />

muss ihm sein Leben erscheinen, dass er Hand an sich selbst<br />

legt, weil er die Bürde, die das Leben auf seine Schultern<br />

geladen hat, nicht mehr tragen kann und er die Freude am<br />

eigenen Leben in seinem Herzen verloren hat. Ich denke, es<br />

steht grundsätzlich keinem Menschen das Recht zu, über die<br />

„letzte Tat an sich selbst“ eines Menschen, der sich in einer<br />

für ihn ausweglosen Lebenssituation befindet, zu urteilen,<br />

geschweige denn, sie zu verurteilen, und wir sollten mit Bedacht<br />

bei der Wortwahl sein, die wir für diese Tat verwenden.<br />

Sie könnte verräterisch sein, lässt sie doch vielfach erkennen,<br />

welch ethische Einstellung man vertritt. Da stehen sich zwei<br />

Positionen unversöhnlich gegenüber. Hat der Mensch das<br />

Recht und besitzt er die Freiheit, über sein Leben und seinen<br />

Tod selbst zu verfügen, oder darf er, da er sich sein Leben<br />

nicht selbst gegeben hat, sondern von Gott geschenkt wurde,<br />

auch nicht selbst nehmen? Man hat auf seinem Posten auszuharren<br />

… bis zur bitteren Neige. Ist es eine verwerfliche Tat,<br />

sich selbst den Tod zu geben, oder ist sie die höchste Form<br />

der Freiheit: die Signatur der Freiheit?<br />

Diese Polarität findet ihren sprachlichen Ausdruck schon<br />

in der Wortwahl. In der Alltagssprache wird meist (leichtfertig)<br />

der Begriff „Selbstmord“ verwendet, ein Wort, das<br />

etwas verbrecherisch-kriminalisierendes und auch stigmatisierendes<br />

an sich hat, besagt es doch, dass es sich bei der Tat<br />

um Mord handelt, um den vorbedachten Mord an der eigenen<br />

Person. Aber der Begriff „Selbstmord“ ist aus juristischer<br />

Sicht inkorrekt, da die zum eigenen Tod führende Tat nicht<br />

den heutigen juristischen Kriterien eines Mordes erfüllt. 2)<br />

Dem gegenüber steht der Begriff „Freitod“ von Friedrich<br />

Nietzsche (Also sprach Zarathustra) 2) , der wiederum heroisierend<br />

gedeutet werden kann. Der Begriff „Selbsttötung“,<br />

der auch verwendet wird, ist dagegen etwas neutraler. In den<br />

modernen Wissenschaften wird überwiegend der lateinisch<br />

Begriff „Suizid“ (Suizidant) verwendet. Auch ich werde<br />

nachstehend weitestgehend diesen Begriff benutzen.<br />

Der Suizid ist ein komplexes Thema und wird, wie uns<br />

ein Blick in die einschlägige Fachliteratur zeigt, aus ganz<br />

unterschiedlichen Sichtweisen heraus betrachtet und bewertet.<br />

Auch die Herangehensweise und Auseinandersetzung ist<br />

vielfältig und findet ihre Form und ihren Inhalt durch das jeweilige<br />

Wissenschaftsgebiet, aus dem heraus der Suizid thematisiert<br />

wird. Typische Fachgebiete dafür sind: Psychiatrie,<br />

Psychologie, Soziologie, Philosophie, Theologie, Literatur<br />

(Romane) und Rechtswissenschaften. Unter der Prämisse<br />

dieser verschiedenen Sichtweisen ist auch dieser Beitrag zu<br />

sehen. So geht es mir bei meinen nachstehenden Gedanken<br />

nicht um die Psychologie des Suizid, also die seelischen Ursachen<br />

und vielfältigen psychischen Erkrankungen (Depressionen),<br />

auch nicht um die Soziologie, die sozialen Gegebenheiten<br />

(Lebenskrisen, Umfeld etc.), auslösende Faktoren<br />

also, die bei dem Entschluss, Suizid zu begehen, eine Rolle<br />

spielen, es geht mir auch nicht um die oft schwerwiegenden<br />

seelischen Folgen eines Suizids bei den Angehörigen, nein,<br />

64 durchblick 4/<strong>2014</strong>


in diesem Beitrag beschäftige ich mich (nur!) mit der rein<br />

philosophisch-theologisch ausgerichteten ethischen Frage<br />

nach einem selbstbestimmten Sterben und Tod. Haben wir<br />

Menschen das Recht und die Freiheit, das Ende unseres persönlichen<br />

Lebens selbst zu bestimmen, oder gibt es so etwas<br />

wie eine Pflicht zu leben, sowohl Gott als auch der Gesellschaft<br />

gegenüber? Diese kontroversen Positionen ziehen sich<br />

wie ein roter Faden bis heute (nicht nur) durch die abendländische<br />

Geistesgeschichte. Ganz aktuell (Herbst <strong>2014</strong>) finden<br />

sie bei uns in Deutschland ihrenAusdruck in der anhaltenden<br />

Bundestagsdebatte über eine Neuregelung des Gesetzes zur<br />

Sterbehilfe, in der der sonst übliche Fraktionszwang aufgehoben<br />

ist, sodass jeder Bundestagsabgeordnete frei seinem<br />

eigenen Gewissen folgen kann.<br />

Nicht zuletzt bedingt durch den rasanten Fortschritt in<br />

der Medizin und den vielfältigen Folgen des demografischen<br />

Wandels, scheint es mir sinnvoll zu sein, die Frage nach der<br />

Selbstbestimmung am Ende unseres Lebens in zwei unterschiedlichen<br />

Situationszusammenhängen zu betrachten, zu<br />

denen es wiederum eine Vielzahl von ethischen Positionen<br />

gibt. Zum einen geht es um den, nennen wir ihn „klassischen“<br />

individuellen, selbst ausgeübten Suizid einer einzelnen Person,<br />

zum anderen um den begleiteten Suizid, der heute vor<br />

allem als (ärztlich) „assistierter Suizid“ diskutiert wird.<br />

Der „klassische“ Suizid<br />

Wenden wir uns zunächst dem „klassischen Suizid“ zu<br />

und werfen einen kurzen Blick zurück in die Antike. Dabei<br />

stellen wir fest: Schon damals wurde der Suizid kontrovers<br />

diskutiert. Zwei krasse gegenteilige Positionen mögen dies<br />

verdeutlichen. So schrieb der griechische Philosoph Hegesias<br />

von Kyrene, der um 300 v.<br />

Chr. lebte und den Spitznamen der<br />

„Selbstmordprediger“ (der zum Tode<br />

Überredende) hatte, dem Einzelnen<br />

das Recht zu, sich umzubringen<br />

und begründete dieses Recht mit<br />

dem Elend der menschlichen Existenz.<br />

Das menschliche Leben, so<br />

seine radikale Auffassung, habe an sich keinen besonderen<br />

moralischen Wert. Außerdem könne man im Leben niemals<br />

wahre Glückseligkeit erlangen. Er war der Auffassung: So<br />

wie wir selbst bestimmen, wie wir unser Leben gestalten und<br />

einrichten, so muss es auch von unsere Entscheidung abhängen,<br />

wann und wie wir sterben wollen. Seine Ausführungen<br />

müssen dabei derart überzeugend gewesen sein, dass seine<br />

Vorträge in Ägypten verboten wurden, weil sich viele Zuhörer<br />

das Leben nahmen. 2)<br />

Eine völlig gegenteilige Position vertrat Platon (427–<br />

347 v. Chr.). Er hielt den „Selbstmord“ für moralisch<br />

unerlaubt und vertrat die Ansicht: „Man hat auf seinem<br />

Posten auszuharren – Wir ‚gehören‘ nicht uns selbst und<br />

daher dürfen wir nicht über uns selbst verfügen“ – „Aus<br />

dem Leben zu scheiden, das ist so lange nicht erlaubt, bis<br />

der Gott irgend eine Notwendigkeit dazu verfügt hat“. 1) –.<br />

Von daher verlangt die verwerfliche (geglückte!) Tat für<br />

Platon eine Form der Sühne und Bestrafung, die in den<br />

Reinigungs- und Bestattungsriten ihren Ausdruck finden<br />

muss. Der „Selbstmörder“ soll ruhmlos, an einem einsamen<br />

Platz, auf unbebautem und namenlosem Gelände beigesetzt<br />

werden, um damit die ethisch begründeteAblehnung äußerlich<br />

sichtbar werden zu lassen. Diese Aufforderung Platons<br />

ist so etwas wie eine Legitimation und Rechtfertigung des<br />

später aufkommenden Christentums, bis weit in die Neuzeit<br />

hinein, den Leichnam eines Selbstmörders auf keinen Fall<br />

in geweihter Erde beizusetzen, sondern irgendwo, meist außerhalb<br />

der Stadtmauer, namenlos zu verscharren.<br />

Aber auch Sokrates (470–399 v. Chr.) verurteilt den<br />

„Selbstmord“ Für ihn ist der Mensch ein Wesen, … „das sich<br />

in einer Festung befindet, aus der sich zu entfernen ihm nicht<br />

erlaubt ist. Sich selbst töten hieße demnach, sich unerlaubterweise<br />

aus der Festung zu befreien und davonzugehen.“ 1) Aristoteles<br />

(384–322 v. Chr.), ein Schüler Platons, lehnt den<br />

„Selbstmord“ ebenfalls ab, begründet seine Ablehnung aber<br />

nicht wie Platon moralisch-religiös (transzendent) sondern<br />

fragt, ob man sich selbst überhaupt ein Unrecht zufügen könne.<br />

Er ist der Auffassung, da der Staat den Selbstmord nicht<br />

ausdrücklich gebietet, ist er verboten, denn für ihn ist grundsätzlich<br />

alles verboten, was vom Staat nicht ausdrücklich<br />

geboten ist. 1) Außerdem hält Aristoteles den „Selbstmord“<br />

für eine feige Tat: „Den Tod suchen, um der Armut oder<br />

einem Liebeskummer oder sonst etwas Bedrückendem zu<br />

entgehen, das ist nicht tapfer, sondern vielmehr feige. Es ist<br />

Weichlichkeit, sich den Härten des Lebens zu entziehen“. 3)<br />

So etwas wie eine Türöffnerfunktion für das Recht<br />

auf einen selbstbestimmten Tod nahmen die Philosophen<br />

der stoischen Denktradition (Stoa) mit ihrer weitaus liberaleren<br />

Position ein. Für sie können „... Lebensumstände<br />

eintreten, die es angebracht erscheinen lassen, dem Leben<br />

ein Ende zu setzen. Liegen die<br />

Platon: Man hat<br />

auf seinem Posten<br />

auszuharren<br />

entsprechenden Umstände vor,<br />

dann gebietet es, wie die Stoiker<br />

lehrten, gewissermaßen der Logos<br />

selbst, freiwillig das Leben<br />

zu verlassen“. 1) Gründe hierfür<br />

sind: – die Aufopferung für das<br />

Vaterland, – sich der Gewalt und<br />

unsittlichen Handlungen eines Tyrannen entziehen, – wenn<br />

eine langwierige Krankheit den Leib daran hindert, der Seele<br />

als Werkzeug zu dienen, – eine große Armut und Mangel<br />

an Nahrung, – auftretende Geisteskrankheiten.<br />

Halten wir mit diesem kurzen Blick in die Antike fest:<br />

die großen und bekannten Philosophen der damaligen Zeit<br />

lehnten den Suizid, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen,<br />

überwiegend ab. Für sie gab es keine Rechtfertigung<br />

des Menschen, sein Leben selbstbestimmt zu beenden.<br />

Erste Einsprüche kamen von den Stoikern und ihre Einstellung<br />

zu einem „wohlüberlegten Freitod“.<br />

Die Prüfsteine: Gott – Gesellschaft – Natur<br />

Verfolgt man in der Geschichte der abendländischen Philosophie<br />

ihre Auseinandersetzung mit dem Suizid, (wozu<br />

das im Quellennachweis genannte Buch von Dr. Friedhelm.<br />

Decher bestens geeignet ist), so ist zu erkennen, dass &<br />

4/<strong>2014</strong> durchblick 65


Die Schattenseiten des Lebens wirken oft größer als sie sind!<br />

es vorwiegend drei „moralisch-ethische Prüfsteine“ gibt,<br />

die für die Beurteilung und Bewertung einer Selbsttötung<br />

herangezogen werden. Diese drei Prüfsteine sind: Gott (als<br />

Schöpfer), die Gesellschaft (in der wir leben) und die Natur<br />

(aus der wir hervorgegangen sind). Mit der Festlegung<br />

welche Instanz gewählt wird, wird auch das Fundament bestimmt,<br />

auf dem das Für und Wider des Suizids aufgebaut<br />

und begründet ist: religiös, sozial oder biologisch. Betrachten<br />

wir als erstes die wohl noch immer am häufigsten anzutreffende<br />

Sichtweise: die religiöse. Warum? Weil die meisten<br />

Menschen, trotz weiter wachsender Säkularisierung,<br />

wenn es um Sterben und Tod<br />

geht, sich im weitesten Sinne<br />

für religiös halten.<br />

Letzte Instanz: Gott<br />

Durchgehend durch die<br />

über 2000-jährige Geschichte<br />

der christlichen Theologie<br />

finden wir in ihr eine grundsätzlich<br />

ablehnende Haltung<br />

gegenüber dem Suizid, obwohl<br />

in der Bibel, als Fundament<br />

des christlichen Glaubens, sowohl<br />

im Alten wie auch im<br />

Neuen Testament, kein ausdrückliches<br />

Suizidverbot zu<br />

finden ist. Es wird lediglich,<br />

völlig verurteilungsfrei, über<br />

Suizidfälle berichtet wie der<br />

Suizid von Judas (Mt 27,5).<br />

Der Suizid erfährt in der Bibel<br />

keine eigene Bewertung, sondern<br />

wird am fünften Gebot:<br />

„Du sollst nicht töten“ gemessen.<br />

Die Grundeinstellung der<br />

christlichen Theologie, damals<br />

wie heute, ist unverändert: Gott<br />

ist der Schöpfer allen Lebens<br />

und wir Menschen sind seine<br />

Geschöpfe. Gott bestimmt den<br />

Anfang und das Ende unseres<br />

Lebens. Wir Menschen haben<br />

kein Recht, über unser Lebensende<br />

selbst zu bestimmen, so<br />

wie wir über den Anfang ja<br />

auch nicht selbst bestimmen<br />

konnten. Der Mensch hat zwar<br />

einen von Gott geschenkten<br />

freien Willen, hat aber keine<br />

letzte Verfügungsgewalt über<br />

sein Leben. Die hat nur Gott<br />

allein. Gott ist der alleinige<br />

Herr über Leben und Tod. Nach<br />

christlichem Verständnis ist unser<br />

Leben aus der Hand Gottes<br />

ein Geschenk, das wir dankbar<br />

annehmen und nach christlichen Grundsätzen und unter Einhaltung<br />

der Zehn Gebote, verantwortungsbewusst gegenüber<br />

unseren Mitmenschen gestalten sollen. Wer sich selbst vernichtet,<br />

aus welch verzweifelten Gründen auch immer, spielt<br />

Gott und begeht durch seinen Selbstmord eine schwere Sünde.<br />

Zwei der bekanntesten Kirchenlehrer, die zu unterschiedlichen<br />

Zeiten gelebt haben, sollen dies verdeutlichen:<br />

Einer der einflussreichsten Sittlichkeitsfanatiker und<br />

Selbsttötungsgegner im Christentum war der Kirchenlehrer<br />

Augustinus (354–450). Für ihn steht in seinem Hauptwerk<br />

„Der Gottesstaat“ unumstößlich fest: Jeder, der sich selbst<br />

66 durchblick 4/<strong>2014</strong><br />

Foto: Hubertus Freundt


tötet, macht sich des gleichen Verbrechens schuldig wie der,<br />

der einen anderen Menschen umbringt. Beide begehen ein<br />

abscheuliches Verbrechen und sind durch ihre verderbliche<br />

Tat Mörder vor den Augen Gottes. Die Selbsttötung ist für<br />

Augustinus durch nichts zu rechtfertigen und verstößt gegen<br />

das fünfte Gebot: Du sollst nicht töten. Ohne jedes Wenn und<br />

Aber. Selbst dann nicht, wenn eine gottgeweihte Jungfrau,<br />

ihre Keuschheit vor der drohenden Gefahr einer Vergewaltigung<br />

bewahren will, oder nach einer Vergewaltigung aus<br />

einem Schamgefühl heraus. FürAugustinus ist Keuschheit eine<br />

Tugend des Geistes, die durch eine körperliche Vergewaltigung<br />

nicht verloren geht. Deshalb ist die Selbsttötung einer<br />

Jungfrau, unabhängig von ihren keuschen Motiven, immer<br />

ein Mord an der eigenen Person und von daher gesehen eine<br />

Todsünde. Für Augustinus gilt unumstößlich: All diejenigen<br />

Menschen, die den Qualen des Lebens durch ein freiwilliges<br />

Aus-dem-Leben-Scheiden zu entkommen versuchen, werden<br />

der ewigen Pein anheimfallen. 1)<br />

Auch für den Dominikanermönch und Kirchenlehrer Thomas<br />

von Aquin (1225–1274) ist Selbstmord eine Todsünde,<br />

begeht der Selbstmörder doch gleich in dreifacher Hinsicht<br />

ein Verbrechen. Erstens: Der Selbstmord ist naturwidrig, weil<br />

er im Widerspruch zur Selbsterhaltung und Selbstliebe steht.<br />

Jedes Lebewesen, ob Mensch oder Tier, liebt sich selbst und ist<br />

bestrebt, sein Leben im Dasein zu erhalten und bringt dem, der<br />

es zerstören will, den ihm größtmöglichen Widerstand entgegen.<br />

Der Selbstmörder handelt somit gegen seine wahre, von<br />

Gott geschenkte Natur. Zweitens: Jeder Mensch ist immer Teil<br />

des Ganzen, sprich ein Teil der Gemeinschaft. Wenn er sich<br />

selbst Schaden zufügt, schadet<br />

er immer auch dem Ganzen,<br />

und begeht der Gemeinschaft<br />

gegenüber ein Unrecht. Drittens:<br />

Das Leben wurde uns<br />

von Gott geschenkt, er ist der<br />

alleinige Herrscher über Leben und Tod. Anfang und Ende<br />

unseres Lebens liegen ausschließlich in seinen Händen. 1)<br />

Dies bedeutet für einen gläubigen Christen in einer bildhaften<br />

Übertragung: Wir Menschen haben auf der Bühne<br />

des Lebens (in der göttlichen Komödie?), die uns von Gott<br />

zugewiesene Rolle zu spielen, bis zur bitteren Neige. Wir<br />

haben sie solange zu spielen, bis auch für uns der Vorhang<br />

fällt. Wann die Zeit gekommen ist, die Bühne zu verlassen,<br />

bestimmt Gott allein, er ist der Regisseur und Intendant im<br />

großen Spiel des Lebens. Die Bretter, die die Welt bedeuten<br />

eigenmächtig zu verlassen, ob als Statist oder Hauptdarsteller,<br />

König oder Bettelmann, ist dem Menschen nicht erlaubt. Tut<br />

er dies, begeht er nach christlichem Verständnis eine schwere<br />

Sünde und kann nur auf die Vergebung Gottes hoffen, um<br />

der ewigen Verdammnis zu entgehen. An dieser Grundposition<br />

der christlichen Theologie hat sich über die Jahrhunderte<br />

hinweg bis heute nicht wesentliches verändert. Allerdings<br />

wird der Selbstmörder in heutiger Zeit nicht mehr gnadenlos<br />

verurteilt, sondern es wird ihm mehr Verständnis entgegengebracht.<br />

Er behält, trotz der verwerflichen Tat, seine von<br />

Gott geschenkte Würde. Ausdruck findet diese Einstellung<br />

darin, dass der Selbstmörder, im Gegensatz zu früher, auch<br />

christlich (katholisch wie evangelisch) beerdigt werden darf.<br />

Die Nächstenliebe schließt die<br />

Selbstliebe nicht nur ein, sondern<br />

setzt sie als natürlich voraus.<br />

Von katholischer Seite, nach meinem Wissen, seit 1983. Zum<br />

Schluss der religiösen Sichtweise noch der Hinweis, dass die<br />

anderen Weltreligionen wie die Wüstenreligionen Judentum<br />

und Islam, sowie die fernöstlichen Religionen Buddhismus<br />

und Hinduismus den Suizid ebenfalls meist scharf verurteilen.<br />

Prüfsteine: Gesellschaft und Natur<br />

Neben dem religiösen Prüfstein „Gott“ zur Beurteilung<br />

eines Suizids, finden wir in der abendländischen Philosophiegeschichte,<br />

wie bereits angesprochen und auch schon bei<br />

Thomas von Aquin erwähnt, noch zwei weitere, interessante<br />

Prüfsteine, die zur Bildung einer eigenen, ethischen Position<br />

herangezogen werden können: die Natur, aus der wir hervorgegangen<br />

sind, sowie die Gesellschaft, in der wir leben.<br />

Fragen wir uns zuerst, was hat die Natur mit dem Suizid eines<br />

Menschen zu tun?Auf den ersten Blick, so scheint es, besteht<br />

kein Zusammenhang. Der entsteht erst auf den zweiten Blick<br />

im Widerspruch, wenn ich den krassen Gegensatz erkenne,<br />

hier der natürliche Selbsterhaltungstrieb, dort der persönliche<br />

Selbstvernichtungswille. Beides passt nicht zusammen.<br />

So sieht es auch der englische Philosophen Thomas Hobbes<br />

(1588-1679). „Für ihn ist die menschliche Natur wesentlich<br />

das Streben nach Selbsterhaltung und der Selbstmord<br />

ein naturwidriger und irrationaler Akt. Naturwidrig deshalb,<br />

weil er dem Selbsterhaltungstrieb diametral entgegensteht<br />

und irrational, weil er das oberste Gebot der Vernunft, unter<br />

dem alles menschliche Handeln steht, in nicht wieder gutzumachender<br />

Weise verletzt. 1) Der Selbstmörder vergeht sich<br />

sozusagen an seiner eigenen<br />

Natur, eine Natur, die stets<br />

auf Selbsterhaltung und das<br />

eigene Überleben ausgerichtet<br />

ist. Wie stark dieser natürliche<br />

Selbsterhaltungstrieb<br />

beim Menschen werden kann, wird beim Ausbruch einer<br />

Massenpanik schlagartig sichtbar. Eine Situation, wo sich der<br />

Mensch wie ein reines Naturwesen verhält, das ums nackte<br />

Überleben kämpft, ohne Rücksicht aufAndere und in der das<br />

mit Vernunft ausgestattete Wesen im Menschen sprichwörtlich<br />

mit Füßen getreten wird. Hier ist, um mit Thomas Hobbes<br />

zu sprechen: „Der Mensch dem Menschen ein Wolf.“ 1)<br />

Was ich damit sagen will ist: In welch einer psychisch desolaten<br />

Verfassung muss ein Mensch sein, dass bei ihm dieser<br />

starke Überlebenstrieb quasi ausgeschaltet ist? Wie verzweifelt,<br />

hoffnungslos und ohne jede Zukunftsperspektive muss<br />

ein Suizidant sein, dass ihm sein Leben wertlos und sinnlos<br />

erscheint und er sich durch seine Selbstvernichtung völlig<br />

unnatürlich verhält? Was ein Suizidant verloren hat, ist nicht<br />

nur die Kraft zur Selbsterhaltung, sondern auch seine Selbstliebe,<br />

seine Liebe zu sich selbst. Liebe deinen Nächsten wie<br />

dich selbst, heißt es doch. Die Nächstenliebe schließt die<br />

Selbstliebe nicht nur ein, sondern setzt sie als natürlich voraus.Aus<br />

Sicht von Mutter Natur ist der Selbstmord daher ein<br />

Unding. Oder sollte sie uns Menschen, mit der Möglichkeit,<br />

Suizid begehen zu können, doch eine Hintertür offengelassen<br />

haben, um ein Leben, das für sich selbst und für andere zur<br />

Qual geworden ist, selbstbestimmt zu beenden? &<br />

4/<strong>2014</strong> durchblick 67


Essay<br />

Kommen wir zum Prüfstein „Gesellschaft“ und fragen<br />

uns, welche Bedeutung hat für einen Suizidanten die soziale<br />

Gemeinschaft in der er lebt für seine Entscheidung, sich als<br />

Mitglied aus der Gemeinschaft durch Selbsttötung zu verabschieden?<br />

Sieht er nicht die Mitverantwortung, die er für<br />

die Solidaritätsgemeinschaft trägt und ist ihm bewusst, welche<br />

Schäden er unmittelbar durch seine Tat insbesondere bei seinenAngehörigen<br />

anrichtet?Andererseits muss sich die Gesellschaft<br />

bei jedem Suizid selbst fragen, welches Fehlverhalten,<br />

welche Unachtsamkeit und Versäumnisse ihrerseits gegenüber<br />

dem Suizidanten vorliegen. Für den französischen Philosophen<br />

Denis Diderot (1713–1784) ist es uns ohne Zustimmung<br />

der Gesellschaft nicht erlaubt, uns durch Selbstmord aus<br />

dieser Gesellschaft zu verabschieden. Warum? Weil wir als<br />

Mitglied der Gesellschaft sowohl freiwillige als auch determinierte<br />

Verhältnisse eingegangen sind, die wir nicht einseitig<br />

lösen und aufkündigen dürfen. Man muss solange wie möglich<br />

existieren. Der Suizidant tritt die eingegangenen Beziehungen<br />

mit Füssen und gibt durch sein freiwilliges Aus-dem-Lebenscheiden<br />

unmissverständlich zu verstehen: „Ich will nicht<br />

mehr dein Vater, dein Bruder, dein Gatte, dein Freund, dein<br />

Sohn, dein Mitbürger, dein Mitmensch sein. 1 ) Für Diderot ist<br />

der Selbstmord eine einseitigeAufkündigung von Vertragsverhältnissen<br />

und folglich ein Verbrechen gegen die Gesellschaft.<br />

Auch hier, wie bei der Natur bleibt die Frage: In welch einer<br />

für ihn ausweglosen Situation muss sich ein Mensch befinden,<br />

wie krank muss er an Leib und Seele sein, dass er all diese<br />

Bedenken über Bord wirft?<br />

Einer, der diese drei Beurteilungsinstanzen Gott, Natur<br />

und Gesellschaft und die mit ihnen zusammenhängenden<br />

Argumentationen verwirft, ist der englische Philosoph David<br />

Hume (1711-1776). Für ihn ist die Selbsttötung kein Eingriff<br />

in die Vorsehung Gottes, da wir Menschen, um überleben zu<br />

können, ja unentwegt in die von<br />

ihm geschaffene Natur eingreifen,<br />

sie verändern und dabei sogar andere,<br />

von ihm geschaffene Lebewesen<br />

töten. Warum sollte dann<br />

das selbst bestimmte Ende eines<br />

Menschen, für den sein Leben durch Alter, Krankheit oder<br />

Unglück zu einer unerträglichen Last geworden ist, den großen<br />

Plan Gottes in irgend einer Form tangieren? Außerdem<br />

ist David Hume der Ansicht, dass der, der freiwillig aus dem<br />

Leben scheidet, der Gesellschaft durchaus keinen Schaden<br />

zufügt. Er hört – im besten Fall – lediglich auf, ihr Gutes<br />

zu tun, ja er kann durch seine Tat sogar anderen Menschen<br />

Last von ihren Schultern nehmen. Damit macht Hume den<br />

Blick frei für die humanen Aspekte, die bei den Verächtern<br />

des Selbstmordes zu kurz kommen. 1)<br />

Humane Aspekte<br />

Verlassen wir die vielfältig philosophischen pro und kontra<br />

Sichtweisen eines Suizids und wenden uns seinen Ursachen<br />

zu. Was sind die Beweggründe eines Menschen für<br />

Kann der segensreiche medizinische<br />

Fortschritt nicht<br />

auch zum Fluch werden?<br />

seinen Wunsch, sein Leben freiwillig und vorzeitig zu beenden?<br />

Ein im Grunde genommen doch völlig widernatürliches<br />

Verlangen, denn jeder Mensch will von Natur aus leben, und<br />

dass solange wie eben möglich. Was tun wir nicht alles für<br />

ein langes und gesundes Leben. Wir achten auf eine gesunde<br />

Ernährung und halten uns fit, geistig und körperlich. Wo also<br />

liegen die Ursachen für die Umwandlung des Wunsches,<br />

lieber tot als lebendig zu sein? Immerhin, glaubt man den<br />

tatistiken, starben im Jahr 2011 in Deutschland 10.144<br />

Menschen durch Suizid, 2) das sind mehr als Verkehrstote,<br />

Aids-Tote, Drogentote und Opfer von Gewaltverbrechen<br />

zusammengezählt. 4) Die allermeisten Suizide<br />

(ca. 90 %) begehen Menschen, die an einer Depression<br />

leiden und bei denen eine – im klassischen Suizidsinn –<br />

wohl bedachte, d. h. psychologisch-freiheitlich getroffene<br />

Entscheidung ausgeschlossen werden kann, denn durch die<br />

Depression ist ihr Lebensbild verzerrt und eingeschränkt. In<br />

diesen Fällen kann sich der Schwerpunkt einer ärztlichen<br />

Behandlung sicherlich nur auf die Suizid-Prävention konzentrieren,<br />

liegen doch die Zahlen der misslungenen Suizidversuche<br />

um das 10-fache höher, als die der „geglückten“.<br />

Aber neben der Depression gibt es einen weiteren, aufgrund<br />

des demografischen Wandels in unserer Gesellschaft, wachsenden<br />

Grund, Suizid zu begehen. Es ist der Wunsch, einem<br />

krankheitsbedingten, langen, qualvollen, menschenunwürdigen<br />

und fremdbestimmten Leidensweg zu entgehen bzw.<br />

ihn frühzeitig zu beenden. Dank des medizinischen Fortschritts,<br />

sowohl in der Pharma- als auch in der Gerätemedizin,<br />

werden wir immer älter. Ein Segen für uns Menschen.<br />

Kann aber, so ist zu bedenken, dieser segensreiche Fortschritt<br />

nicht auch zum Fluch werden? Und das immer dann, wenn es<br />

Krankheitsbilder gibt, bei denen die Frage erlaubt sein muss:<br />

Was wird hier eigentlich verlängert, ein noch lebenswertes<br />

Leben, oder ein qualvoll langes<br />

Sterben? Und genau in diese<br />

schwierige Entscheidung fällt der<br />

zunehmende Wunsch von Patienten,<br />

ihr Leben – besser gesagt<br />

ihr Leiden – durch Suizid beenden<br />

zu wollen. Nur, und darin liegt der Unterschied zum klassischen<br />

Suizid, brauchen sie in diesen Fällen fremde Hilfe.<br />

Der (ärztlich) assistierte Suizid<br />

Einen zusätzlichen, gesellschaftspolitisch wichtigen Aspekt<br />

bei der Frage nach der moralisch-ethischen Zulässigkeit<br />

eines Suizid, erfährt der öffentlich geführte Diskurs durch<br />

die Beurteilung des assistierten Suizids, Fälle, wo Menschen,<br />

die den Wunsch haben zu sterben, den Suizid aber<br />

nicht mehr selbst an sich vollstrecken können. Menschen<br />

also, die für ihren Suizid die Hilfe eines Dritten in Anspruch<br />

nehmen müssen, weil sie alleine dazu nicht mehr in der Lage<br />

sind. Es sind, im Gegensatz zum klassischen Suizid, der alle<br />

Altersgruppen betrifft, meist körperlich Schwerstkranke und<br />

an einer unheilbaren Krankheit leidende, überwiegend ältere<br />

68 durchblick 4/<strong>2014</strong>


Essay<br />

und alte Menschen, die die Last und die Qual ihrer Krankheit<br />

nicht mehr (er)tragen können und um aktive Sterbehilfe bitten.<br />

Juristisch gesprochen: Das Töten auf Verlangen. In der<br />

Regel ist es der behandelnde Arzt, an den die Bitte gerichtet<br />

ist und der um seinen tödlichen Beistand gebeten wird.<br />

Deshalb lautet die Grundsatzfrage in der zurzeit laufenden<br />

Bundestagesdebatte über eine Neuregelung des Gesetzes zur<br />

Sterbehilfe auch: Darf ein Arzt, ohne strafrechtlich belangt<br />

zu werden und ohne Einhaltung der Garantenpflicht (unterlassene<br />

Hilfeleistung), im Einklang mit der ärztlichen Berufsordnung<br />

und aus moralisch-ethischer Sicht, einem Patienten<br />

beim Suizid beistehen? In der bestehenden Rechtslage<br />

sind der Suizid selbst, wenn er fehlschlägt, sowie die Beihilfe<br />

zum Suizid, straffrei. Wichtig bei der straffreien Beihilfe<br />

ist aber, dass die Tatherrschaft beim Patienten liegt, er das<br />

tödlich wirkende Medikament noch selbstständig zu sich<br />

nehmen muss, wohingegen die aktive Tötung auf Verlangen<br />

strafbar ist. Die Grenzen zwischen den verschiedenen Formen<br />

der Mitwirkung (aktive Sterbehilfe, passive Sterbehilfe<br />

und indirekte Sterbehilfe) sind oft fließend und nicht immer<br />

leicht zu bestimmen und hat eine Grauzone entstehen lassen.<br />

Deshalb denke ich ist es angebracht, dieses gesellschaftspolitisch<br />

immer wieder aufkommende, hoch brisante und<br />

streitbare Thema, eben weil es sowohl das Menschenbild<br />

als auch die Würde des Menschen tangiert und der Begriff<br />

„Euthanasie“ (der leichte Tod) in Deutschland durch die nationalsozialistische<br />

Schreckensherrschaft stark belastet ist,<br />

in einem der nächsten durchblick-Ausgaben einmal separat<br />

und ausführlich zu behandeln.<br />

Ich beschränke mich daher, wie bisher auch, nur auf die<br />

philosophisch-theologische Sichtweise und die Frage nach<br />

der Freiheit des Menschen, sein Leben selbst bestimmt zu<br />

beenden. Nur in diesem Sinne wären einige, sicherlich etwas<br />

ungewöhnliche Fragen in Richtung des Schwerstkranken<br />

und Sterbewilligen zu stellen: Wo bleibt die von ihm eingeforderte<br />

Freiheit der Selbstbestimmung am Lebensende,<br />

wenn er für die Durchführung seiner Entscheidung eine dritte<br />

Person braucht? Wie frei ist er dann? Abhängigkeit bedeutet<br />

Unfreiheit. Außerdem, darf er, aus moralisch-ethischer Sicht<br />

betrachtet, einen anderen Menschen um Beistand bitten zu<br />

töten, wenn auch (nur!) ihn selbst? Ist diese Bitte um Sterbehilfe,<br />

insbesondere dann, wenn sie, wie in den meisten<br />

Fällen, an einen Arzt gerichtet ist, nicht eine Bitte zu einer<br />

ethisch unzumutbaren Handlung, weil er mit ihr gegen seinen<br />

geleisteten hippokratischen Eid, Leben zu bewahren,<br />

verstößt? In welch eine Zwickmühle bringt er den Arzt<br />

bzw. die Person, an die er seine Bitte richtet? Mit zu entscheiden<br />

ob (s)ein Leben noch lebenswert ist oder nicht? Ist<br />

das verabreichte Medikament ein Giftbecher oder ein Erlösungstrunk?<br />

Psychologisch und ethisch gesehen ein großer<br />

Unterschied wie ich meine, auch wenn, oder besser gesagt,<br />

weil das Ergebnis dasselbe ist: der unumkehrbare Tod. Deshalb<br />

sollte eine solch tödliche Bitte und seine Erfüllung, mag<br />

sie aufgrund des Krankheitsbildes und hohen Leidensdruck<br />

auch noch so verständlich sein, wohl bedacht werden, &<br />

Miteinander am Ende des Weges ...<br />

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4/<strong>2014</strong> durchblick 69


Essay<br />

denn die Freiheit eines jeden Menschen endet immer da, wo<br />

die Freiheit des Anderen beginnt. Aber, wie unterschiedlich<br />

solche Grenzverläufe im wahren Leben wirklich sind und<br />

welch divergierenden Auffassungen es in Bezug auf Sterbehilfe<br />

gibt, wird u. a. deutlich in den bestehenden Organisationen,<br />

Gesellschaften und Vereinen die, ohne Rücksicht<br />

auf langfristige gesellschaftlichen Folgen, solch ethische und<br />

psychologische Hemmschwellen überwinden und – gegen<br />

Bezahlung natürlich – beim Suizid helfen. Jede Freiheit, auch<br />

die zu Sterben hat eben ihren Preis. Aber trotzdem gilt: Es<br />

gibt kein Sterben erster Klasse. Wohin die Legalisierung der<br />

aktiven Sterbehilfe führen kann, zeigt uns ein Blick über die<br />

Grenze zu unseren holländischen Nachbarn. Ohne hier auf<br />

Einzelheiten in der aus ethischer Sicht Besorgnis erregenden<br />

Entwicklung einzugehen, und ohne sie zu bewerten, frage<br />

ich mich erstaunt: Warum haben viele Holländer in der Zwischenzeit<br />

in ihrer Brieftasche eine sogenannte „Credo-Card“<br />

auf der steht: „Maak mij niet dood, Doktor = Töte mich nicht,<br />

Doktor“? Um nicht im Rahmen der bestehenden Praxis der<br />

Sterbehilfe „versehentlich“ euthanasiert zu werden?<br />

Um das Leiden Schwerstkranker und sterbender Menschen<br />

weitgreifend zu lindern gibt es heute, Gott sei Dank,<br />

eine medizinische Alternative zum ärztlich assistierten Suizid<br />

und die heißt: Palliativmedizin. Um ihre Behandlungsziele<br />

zu beschreiben, nachstehend die Definition der Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO): Palliativbetreuung dient<br />

der Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und<br />

ihren Familien, die mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung<br />

konfrontiert sind. Dies geschieht durch Vorbeugung<br />

und Linderung von Leiden mittels frühzeitiger Erkennung,<br />

hochqualifizierter Beurteilung und Behandlung von Schmerzen<br />

und anderen Problemen physischer, psychosozialer und<br />

spiritueller Natur. Beim Einsatz der Palliativmedizin, die in<br />

den letzten Jahren große Fortschritte erzielt hat, geht es nicht<br />

mehr um Heilung der Krankheit, sondern um Linderung ihrer<br />

Symptome und eine verbesserte Lebensqualität. Leider<br />

kommt sie in der Praxis immer noch viel zu wenig zum Einsatz.<br />

Wird sie richtig und umfassend angewandt, insbesondere<br />

in Verbindung mit einer hospizlichen Begleitung, ob<br />

ambulant oder stationär, schwindet bei den meisten Patienten<br />

der Wunsch nach Sterbehilfe. Das persönliche Leitmotiv in<br />

der Hospizarbeit in Verbindung mit der Palliativmedizin<br />

lautet gegenüber jedem einzelnen Patienten: Du kannst an<br />

meiner Hand sterben, aber nicht durch meine Hand. Ein, wie<br />

ich finde, menschlich sehr wohltuendes und beruhigendes<br />

Motiv. Aber auch dazu mehr in dem bereits erwähnten Beitrag<br />

in einer der nächsten durchblick-Ausgaben.<br />

Fazit:<br />

Ich befürchte, trotz meiner dargelegten Gedanken, die<br />

Frage, ob der Suizid die Signatur der Freiheit ist und er das<br />

philosophisch-ethische Prüfsiegel für einen selbstbestimmten<br />

Tod trägt, muss offen bleiben. Jeder Mensch will leben,<br />

nicht tot sein. Deshalb ist der Suizid, ob klassisch oder assistiert,<br />

eine Tat der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit<br />

die zum Ausdruck bringt: Ich will (weiter)leben, nur nicht<br />

unter diesen Bedingungen. Für mich liegt die wahre Freiheit<br />

des Menschen darin, seinem eigenen Gewissen und seinen<br />

moralisch-ethischen Wertvorstellungen zu folgen. Dazu gehört<br />

die Gewissenserforschung, ein Begriff, der fast völlig<br />

in Vergessenheit geraten ist. Sich zu fragen und zu prüfen:<br />

Was leitet mich? Was trägt mich? Was gibt mir Kraft und<br />

schenkt mir innere Ruhe und Gelassenheit? Wo stehen die<br />

Eckpfeiler meines Lebens? Woher beziehe ich meine humanen<br />

Wertevorstellungen? Wo liegen die Grenzen meiner<br />

persönlichen Freiheit? Ein mühevoller Weg, ich weiß. Dazu<br />

braucht es den „inneren Beobachter“, unser Gewissen. Nicht<br />

ohne Grund lautet ein altes Sprichwort: „Ein ruhiges Gewissen<br />

ist ein sanftes Ruhekissen“. Wahre Freiheit drückt sich<br />

nicht durch eine einzelne, lebensfeindliche Tat aus, sondern<br />

sie wohnt in uns selbst. Wie heißt es in einem alten Volkslied:<br />

„die Gedanken sind frei.“ Nutzen wir diese innere Freiheit<br />

immer wieder zur Gewissenserforschung, um nach bestem<br />

Wissen und Gewissen ethisch zu denken und zu handeln.<br />

Auch, oder vielleicht gerade dann, wenn Andere oder wir<br />

selbst, am Ende des Lebens angekommen sind und die Freiheit<br />

des Menschen durch den Tod ihre absolute Grenze erfährt.<br />

Eberhard Freundt<br />

* Titel entnommen dem gleichnamigen Buch von Dr. Friedhelm Decher. 1)„Die Signatur der Freiheit“, Dr.<br />

Friedhelm Decher, (Verlag: zu Klampen 1999). 2) Wikipedia.org (Friedrich Nietzsche,Zarathustra: „vom freien<br />

Tode“. 3) Aristoteles: Nikomachische Ethik 4) „Über das Sterben“ Gian Domenico Borasiao (Verlag dtv).<br />

70 durchblick 4/<strong>2014</strong>


Veranstaltungen im Seniorenbegegnungszentrum<br />

der Stadt Siegen<br />

Seniorenhilfe Siegen e.V.<br />

Telefon 02 71/6610335<br />

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02 71/6 16 47 + 01 71/6 20 64 13<br />

ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.<br />

Senecafé 02 71/2 50 32 39<br />

SeniorenServiceStelle 0271 /38 78 616-2<br />

Café „Unter der Linde“ 02 71 / 5 64 10<br />

Englischkurse 02 737 / 59 21 76<br />

montags<br />

10:00 -12:00 Sprechstunde der<br />

Seniorenhilfe<br />

10:00 -12:00 SeniorenServiceStelle<br />

geöffnet<br />

10:00 -12:00 Werkstatt geöffnet<br />

14:00 -18:00 ALTERAktiv Senecafé<br />

dienstags<br />

09:00 -12:00 ALTERAktiv Senecafé,<br />

Windows 8, Tablets und<br />

Smartphones<br />

10:00 -12:00 Sprechstunde der<br />

Seniorenhilfe<br />

10:00 -12:00 Redaktionsbüro des<br />

durchblick geöffnet<br />

10:00 -12:00 Malgruppe (außer 1.Di.Monat)<br />

Haus Herbstzeitlos<br />

57074 Siegen, Marienborner Str. 151<br />

Film- und Video-Club 027 32/1 24 60<br />

Seniorenbeirat 02 71 / 4<strong>04</strong>-2202<br />

SHG Sauerstoff Therapie 02 71 / 37 03 54<br />

Gedächtnistraining 0271 / 84999<br />

Lesepaten 02739 / 2290<br />

Malgruppe 0271 / 3 73 87<br />

Selbstverteidigung 0160 / 30 18 67<br />

SeniorenTheaterSiegen 0271 / 5 65 28<br />

mittwochs<br />

09:00 -12:00 ALTERAktiv<br />

Senecafé<br />

10:00 -12:00 SeniorenServiceStelle<br />

geöffnet<br />

10:00 -12:00 Redaktionsbüro des<br />

durchblick geöffnet<br />

14:00 -18:00 ALTERAktiv Senecafé<br />

14:30 -16:30 Handarbeiten mit der<br />

Seniorenhilfe<br />

14:30 -16:30 Werkstatt geöffnet<br />

15:00 -17:00 Singen mit der<br />

Seniorenhilfe<br />

19:00 -21:00 Regenbogentreff<br />

Spielen und Klönen<br />

19:00 -22:30 Film und Videoclub<br />

Trauercafé 0271/ 5 34 46<br />

Wahlverwandte 0271 / 2 38 01 08<br />

Werkstatt<br />

Foto:<br />

02 71<br />

Ingrid<br />

/ 6<br />

Drabe<br />

27 76<br />

donnerstags<br />

09:30 - 10:30 Selbstverteidigung<br />

10:00 - 12:00 Sprechstunde der<br />

Seniorenhilfe<br />

12:00 - 14:30 Mittagstisch, Anmeldung:<br />

Mo. - Mi. bis 12 Uhr<br />

# 0271- 4<strong>04</strong>-2200<br />

freitags<br />

10:00 - 12:00 Sprechstunde der<br />

Seniorenhilfe<br />

samstags<br />

09:00 - 12:00 Wandergruppe<br />

der Seniorenhilfe<br />

Wegen möglicher Änderungen einzelner Termine (Ferien, Krankheit usw.)<br />

empfiehlt sich die telefonische Anfrage.<br />

Das Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos befindet sich hinter der alten „Hainer Schule“, Ecke Marienborner Str. / Blumenstr.<br />

Anfahrt: Ab Hauptbahnhof, ZOB Bussteig B 1–2: Linien R 12, R 13, R 17, L 109 (Bushaltest, Blumenstraße). Parkplatz: Kostenlos am Haus<br />

Wir haben die passenden Veranstaltungen für Sie:<br />

• Englisch für Ältere (verschiedene Stufen)<br />

• Computerkurse für Ältere (Grundlagen, Internet, E-Mail u. a.)<br />

Programm <strong>2014</strong>/2015<br />

Programm<br />

<strong>2014</strong>/2015<br />

August <strong>2014</strong> - Juli 2015<br />

• Vorträge | Café-Zeit im KrönchenCenter<br />

und vieles Andere mehr.<br />

VHS Siegen, KrönchenCenter, Markt 25, 57072 Siegen<br />

www.vhs-siegen.de<br />

Telefon: 0271 4<strong>04</strong>-3000<br />

www.roema.de<br />

INSPEKTIONS-SERVICE<br />

WIR TUN ALLES FÜR IHR AUTO!<br />

SIEGEN<br />

RÖMA<br />

Sieghütter Hauptweg 11<br />

57072 Siegen ·Tel. 0271/4882-0<br />

4/<strong>2014</strong> durchblick 71


Wieder<br />

Weihnachtsmärkte<br />

bis 18.01.2015 täglich, Winterzauber<br />

im Innenhof der Sparkasse Siegen,<br />

Morleystraße<br />

bis 23.12. täglich, in Siegen, Scheinerplatz,<br />

Bahnhofstraße bis Kölner Straße.<br />

Montags bis freitags 11-21 Uhr;<br />

samstags. 10-21 h; sonntags 11-20 h<br />

bis 23.12. täglich in Weidenau, Siegerlandzentrum<br />

11-20 Uhr, So. ab 10 Uhr<br />

bis 23.12. täglich in Herborn, auf dem<br />

historischen Marktplatz ab11 Uhr,<br />

Sa. 29.11. Rund um die Hainer Schule,<br />

Siegen, Marienborner Straße 11-18 Uhr<br />

Sa. 29.11. Bad Laasphe, Weihnachtsmarkt<br />

am Haus des Gastes und auf dem<br />

Wilhelmsplatz 13-20 Uhr So. 13-18 Uhr<br />

Sa. 29. ab 16 Uhr Crombacher Weihnachtsmarkt<br />

Herrenwiese (auch So.)<br />

Sa. 29.11. Weihnachtsmarkt in Bad<br />

Berleburg-Diedenshausen 11-20 Uhr<br />

Sa. 29.11. Weihnachtsmarkt in Bad<br />

Berleburg-Weidenhausen 11-20 Uhr<br />

Do. 4.12. Olpe, Marktplatz, Do. 15-21<br />

Uhr, Fr. und Sa. 11-21Uhr, So. 11-19 Uhr<br />

Sa. 6.12. Freudenberg, Stadtkern Alter<br />

Flecken, 15-21 Uhr, So. 11-18 Uhr<br />

Sa. 6.12. Freudenberg-Alchen, am<br />

Öalcher Backes,15-21 Uhr<br />

Sa. 6.12. Adventsmarkt Erndtebrück,<br />

an der evangelische Kirche auch So.<br />

So. 7.12. Weihnachtsmarkt mit Kunsthandwerkermarkt<br />

Burbach, Alte Vogtei<br />

und Römerpassage 11-18 Uhr<br />

So. 7.12. Weihnachtsmarkt Netphen-<br />

Nenkersdorf ab 15 Uhr<br />

So. 7.12. Weihnachtsmarkt in<br />

Bad Berleburg-Arfeld 11-20 Uhr<br />

So.7.12. Weihnachtsmarkt in Dietzhölztal,<br />

rund um die Johanneskapelle ab 11 Uhr<br />

So. 7.12. Weihnachtsmarkt Eiserfeld,<br />

Marktplatz ab 11 Uhr<br />

db-Foto: Gudrun Neuser<br />

Do. 4. So. 7.12. Kreuztal, Lichterglanz<br />

im Park, Dreslers Park, Do. 16-22 Uhr,<br />

Fr. 14-22 Uhr, Sa 11-22 Uhr, So. 11-19 Uhr<br />

Sa. 13.12. WeihnachtsZeitreise in<br />

Bad-Berleburg Schlosshof und Goetheplatz<br />

ab 11 Uhr, auch Sonntag<br />

Sa. 13.12. Helchebacher Chresdachsmärtche<br />

auf dem Marktplatz,<br />

ab 14 Uhr, (auch Sonntag)<br />

Sa. 21.12. Weihnachtsmarkt Netphen,<br />

Rathausplatz<br />

montags:<br />

10-12:00 Ehrenamtsberatung, SAfE -SiegenerAgentur<br />

für Ehrenamt Rathaus Weidenau<br />

Weidenauer Straße 215, „Regiestelle<br />

Leben imAlter“ # 4<strong>04</strong>-2139<br />

10:00 Seniorengymnastik mit Anne Freudenberger,<br />

im Gemeinschaftsraum Dr.<br />

Ernst-Schuppener-Haus, Stadtteilbüro<br />

Heidenberg, # 0271-23418872<br />

14:00 Montagscafé<br />

DRK Ortsverein Siegen Nord e.V.,<br />

Haus Schneppekauten,<br />

Schneppenkauten 1,<br />

57076 Siegen-Weidenau<br />

# 0271-76585<br />

14:30 Handarbeitstreff: Stricken, häckeln,<br />

sticken, nähen, „Regiestelle<br />

Leben im Alter“ Rathaus Weidenauer<br />

Straße 215, # 0271/4<strong>04</strong>-2200<br />

20:30 Milonga, Tango Argentiono<br />

Gefühle zu tanzen, Kulturhaus Lÿz<br />

Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

Jeden 1. Montag im Monat<br />

18:30 „Anders Altern“ Gruppe für<br />

gleichgeschlechtliche Lebende und<br />

Liebende, Begegnungszentrum Haus<br />

Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />

Straße 151<br />

19:00 Trauergruppe der Ambulanten<br />

Hozpizhilfe Stiftung Diakoniestation<br />

Kreuztal, Haus Ernsdorfstr. 3-5, Kreuztal,<br />

# 02732/1028<br />

Jeden 2. Montag im Monat<br />

10:00 Frühstückstreff: AWO-Ortsverein<br />

Siegen, im der Begegnungsstätte Rosterstr.<br />

186, Siegen, # 0271/3386-160<br />

10:00 Trauercafé der ambulanten<br />

ökumenischen Hospizhilfe e.V.; Haus<br />

Herbstzeitlos Siegen, Marienborner Str.<br />

151 # 0160-99 49 40 56<br />

Jeden 3. Montag im Monat<br />

10:00 ALTERAktiv, Lesepaten, Haus<br />

Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />

Straße 151 # 02739-2290<br />

16:30 Selbsthilfegruppe Durchblutungsstörungen<br />

in den Beinen Begegnungszentrum<br />

Haus Herbstzeitlos Siegen,<br />

Marienborner Str. 151 # 0271-310781<br />

18:30 Treffen Selbsthilfegruppe: Sauerstoff-Langzeit-Therapie<br />

Begegnungszentrum<br />

Haus Herbstzeitlos Siegen,<br />

Marienborner Str. 151 # 370354<br />

Jeden 4. Montag im Monat<br />

14:30 Kaffeekränzchen: AWO-<br />

Ortsverein Siegen, in der Begegnungsstätte<br />

Rosterstr. 186, Siegen,<br />

# 0271/3386-160<br />

72 durchblick 4/<strong>2014</strong>


kehrende Termine<br />

Letzter Montag im Monat<br />

19:00 Selbsthilfegruppe Asthma und<br />

Bronchitis städt. Begegnungszentrum<br />

Haus Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />

Straße 151 # 02737/3308<br />

dienstags:<br />

10:00 Schach- und Spieletreff AWO-Ortsverein<br />

Siegen, im der Begegnungsstätte<br />

Rosterstraße 186, Siegen, # 0271/339857<br />

17.30 – 20:00 Interkultureller Chor Siegerland<br />

Regiestelle Leben im Alter, Rathaus<br />

Weidenau<br />

Jeden 1. Dienstag im Monat<br />

09:00 Die Creativen Siegen, städtisches<br />

Begegnungszentrum Haus<br />

Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />

Str. 151 # 02737-3455<br />

15:00 ALTERAktiv Lesepaten,<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Straße 151.<br />

# 02739/2290<br />

Jeden 2. Dienstag im Monat<br />

10:00-12:00 Seniorenberater der Stadt<br />

Siegen: Sprechstunde, städtisches Begegnungszentrum<br />

„Haus Herbstzeitlos“,<br />

Marienborner Straße 151<br />

Jeden 3. Dienstag im Monat<br />

19:00 Treffen Wohnprojekt: Wahlverwandte<br />

Haus Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />

Str. 151 # 0271-2380108<br />

mittwochs:<br />

10:00-12:00 Heinzelwerker Sprechstunde,<br />

„Regiestelle Leben im Alter“,<br />

RathausWeidenau, Weidenauer Str. 211,<br />

# 4<strong>04</strong>-2200<br />

10:00 Spaziergang: 3000 Schritte, Tempo<br />

und Strecke sind angepasst, ab Rathaus<br />

Weidenauer Str. 215, # 4<strong>04</strong>-2200<br />

14:00-16:00 Diakonischer Freundeskreis<br />

Siegen-Süd, Hilfen für zu Hause,<br />

Diakonie Eiserfeld, Mühlenstr. 7<br />

SeniorenServiceStellen<br />

Universitätsstadt<br />

Siegen<br />

Siegen–Geisweid<br />

Am Klafelder Markt 20<br />

Mo + Mi. 10 - 12 Uhr # 0271/372199-05<br />

Weidenau Rathaus<br />

Weidenauer Straße 211-213<br />

Mo - Fr. 10 - 12 Uhr # 0271/4<strong>04</strong>-2200<br />

Siegen Ost - Haus Herbstzeitlos<br />

Marienborner Straße 151<br />

Mo + Mi. 10 - 12 Uhr # 0271/3878616-2<br />

17:00 Internationaler<br />

Seniorentanz,<br />

Interkulturelle<br />

Gemeinschaft,<br />

kath. Gemeindehaus<br />

Siegen, St.-<br />

Michaelstraße 3<br />

Jeden 1. Mittwoch<br />

im Monat<br />

14:00 KSG-<br />

Offenes Café im<br />

Wenscht, Geisweid,<br />

Fichtenweg<br />

5, # 0271/89106<br />

15:00 Frauenzimmer,<br />

Frauencafé<br />

des DRK-Niederschelden,<br />

in<br />

der Burgschule<br />

Siegen-Niederschelden.<br />

#w<br />

0271-33716-0<br />

Jeden 2.<br />

Mittwoch<br />

14:30 KSG-<br />

Café im Wenscht:<br />

Kochstudio<br />

International,<br />

Siegen-Geisweid,<br />

Fichtenweg 5,<br />

#0271/89106<br />

Jeden 3. Mittwoch im Monat<br />

14:30 VDK-Siegen-Treff; Frohe Runde<br />

des Ortsverbandes, Christofferhaus<br />

Siegen, Friedrich-Wilhelm-Str. 118<br />

14:30 Wir tanzen wieder! Für Menschern<br />

mit und ohne Demenz, Tanzschule<br />

„Im Takt“, Netphen-Dreistiefenbach,<br />

Dreisbachstr. 24. Anmeldung<br />

erbeten # 0271/234178-17<br />

Letzter Mittwoch im Monat<br />

15:00-16.30 Selbsthilfegruppe Frontotemporale<br />

Demenz im Café Auszeit<br />

Kreuztal, Ernsdorfstr. 5<br />

donnerstags:<br />

10:00 Seniorenwerkstatt, der „Interkulturellen<br />

Gemeinschaft“, katholisches Gemeindehaus<br />

Siegen, St.-Michaelstr. 3<br />

14-16:00 Ehrenamtsberatung, SAfE<br />

-Siegener Agentur für Ehrenamt Rathaus<br />

Weidenau # 4<strong>04</strong>-2139<br />

10:00-12:00 Diakonischer Freundeskreis<br />

Siegen-Süd, Hilfen für zu Hause,<br />

Diakonie Eiserfeld, Mühlenstr. 7<br />

Jeden 2. Donnerstag im Monat<br />

15:00-17:00 Selbsthilfegruppe Mitten<br />

im Leben für Menschen mit Gedächt-<br />

nisproblemen KSG-Seniorenwohnanlage<br />

Weidenau Weidenauer Str. 202<br />

Jeden 4. Donnerstag im Monat<br />

15:00 Trauercafé der ambulanten ökumenischen<br />

Hospizhilfe Siegen e.V., Haus<br />

Herbstzeitlos Siegen, # 0160-99 49 40 56<br />

freitags:<br />

14:00 Englisch Tea Time AWO-Ortsverein<br />

Siegen, im der Begegnungsstätte Rosterstr.<br />

186, Siegen, # 0271/339857<br />

Jeden 2. Freitag im Monat<br />

15:00 Dämmerstunde der Seniorenhilfe<br />

Siegen e.V. Haus Herbstzeitlos Siegen.<br />

Marienborner Str. 151 # 0271/44369<br />

sonntags:<br />

Jeden 3. Sonntag im Monat<br />

14:30 Cafè unter der Linde,<br />

Haus Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />

Straße 151, # 0271-56410<br />

14:30 Cafè VergissMeinNicht, für Menschen<br />

mit und ohne Demenz, Ntph., Brauersdorfer<br />

Str. 60 # 02738/6888229<br />

15:00 Trauercafé der ambulanten ökumenischen<br />

Hospizhilfe Siegen e.V.,<br />

Alter Kindergarten Freudenberg, Oranienstr.<br />

25, # 0160-99 49 40 56<br />

4/<strong>2014</strong> durchblick 73


Veranstaltungshinweise<br />

Dezember <strong>2014</strong><br />

Die Weihnachtsgala der feinen Künste<br />

Gemeinsam mit Künstlern<br />

aus der Region und<br />

Gästen aus der Ferne<br />

wartet einmal Besinnliches,<br />

mal Heiteres, auf<br />

die Besucher. Moderiert<br />

wird der Abend von dem<br />

Schauspieler und Entertainer<br />

Gerd Buurmann.<br />

Denn an diesem Abend<br />

beschenken sich die Besucher<br />

gegenseitig. Jeder,<br />

der ein hübsch verpacktes<br />

Geschenk im<br />

Wert zwischen 5 € und<br />

10 € unter unseren Weihnachtsbaum<br />

legt, wird<br />

am Ende auch wieder mit<br />

einem Päckchen belohnt.<br />

Weihnachten im Heimhof-Theater<br />

Samstag, 13.Dez.,ab 20 Uhr Burbach-Würgendorf,Heimhofstr. 7a<br />

2. Dienstag<br />

14:30 Adventfeier der Seniorenwandergruppen,Veranstaltung<br />

der Stadt Siegen,<br />

Bismarckhalle Weidenau<br />

19:00 Filmklub Kurbelkiste: Imagine-<br />

Drama, Kulturhaus Lÿz,Siegen<br />

3. Mittwoch<br />

20:00 Comedy, Ohne Scheiß: Schokoeis,<br />

Siegerlandhalle Siegen<br />

Veranstalterfoto<br />

Veranstalterfoto<br />

4. Donnerstag<br />

15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

städtisches Begegnungszentrum für<br />

Senioren, „Haus Herbstzeitlos“ Siegen,<br />

Marienborner Str. 151<br />

16:00 kreuztalweihnacht Lichterglanz<br />

im Park, Dreslers Park Kreuztal bis So.<br />

20:00 „David & Götz“ – die Showpianisten<br />

Die beste Zeit ist jetzt! Gebr.-<br />

Busch-Theater, Hilchenbach-Dahlbruch<br />

Musik virtuos – „David & Götz“, das sind David Harrington und Götz Östlind, zwei<br />

ausgebildete Konzertpianisten, die seit Jahren mit großem Erfolg in Deutschland und<br />

weltweit an zwei Klavieren eine Performance zwischen Konzert und Show bieten.<br />

Donnerstag 4.12. ab 20 Uhr Gebrüder-Busch-Theater Hilchenbach Dahlbruch<br />

Veranstalterfoto<br />

5. Freitag<br />

20:30 Solotheater: Die Rabenfrau von<br />

Michael Cremer, Freudenberg Kultur-<br />

Flecken, Am Silberstern 4<br />

20:00 Johann König, Feuer im Haus ist<br />

teuer. Geh raus!, Siegerlandhalle Siegen<br />

20:00 Weihnachtskonzert mit „Falk &<br />

Sons & Vering“, Apollo-Theater Siegen,<br />

Morleystraße (auch am 12., 13.,18.,19.)<br />

6. Samstag<br />

11:00 Großer Weihnachts-Bücherflohmarkt,<br />

Alte Vogtei Burbach (auch So.)<br />

19:00 Weihnachtskonzert mit der Philharmonie<br />

Südwestfalen,Apollo-Theater<br />

Siegen, Morleystraße 1<br />

20:00 Jazzclub Oase: Funkig-rockige<br />

Musik mit „Embrace & Good Stuff“,<br />

Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />

20:00 Benefizkonzert Landespolizeiorchester<br />

NRW und Bergknappenkapelle<br />

Niederschelden, Siegerlandhalle Siegen<br />

20:00 Milan Sládek & Holger Mertin,<br />

Pantomine und Perkussion, Aula Gymnasium<br />

Netphen, Haardtstr. 35<br />

7. Sonntag (2.Advent)<br />

14:00 worldmusic <strong>2014</strong>, Afro-Gospel a-<br />

capella, Siegen-KrönchenCenter, Markt 25<br />

10:45 Orgelmatinée zur Adventszeit,<br />

St.-Joseph-Kirche, Siegen-Weidenau<br />

20:00 Schwank: Opa wird verkauft,<br />

Aula Gymnasium Wilnsdorf<br />

8. Montag<br />

20:00 Komödie Auf ein Neues, Apollo-<br />

Theater Siegen, Morleystraße 1<br />

9. Dienstag<br />

20:00 Frieda Braun, Alles in Butter,<br />

Wortwitz mit starkem Mienenspiel und<br />

verschmitzten Bauernwitz Siegerlandhalle<br />

Siegen, Koblenzer Str. 151<br />

10. Mittwoch<br />

20:00 Showballett Todes – Jubiläumstournee,<br />

Siegerlandhalle Siegen<br />

11. Donnerstag<br />

20:00 LÿzMixVarieté: Kabarett, Musik,<br />

Akrobatik und Zauberei, Kulturhaus<br />

Lÿz, St.-Johann-Str.18, Siegen<br />

12. Freitag<br />

18:00 Das russische, klassische Ballett<br />

tanzt Nussknacker, Siegerlandhalle Siegen<br />

19:30 Bad Berleburger WeihnachtsZeitreise,<br />

Eröffnunskonzert im Schlosshof<br />

20:00 Lesung: Niemand hat die Absicht,<br />

einen Tannenbaum zu errichten, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Straße 18<br />

20:00 kreuztalkultur Uwe Steimle Heimatstunde<br />

– Neues vom Zauberer von<br />

Ost, Stadthalle Kreuztal,<br />

74 durchblick 4/<strong>2014</strong>


Veranstaltungshinweise<br />

13. Samstag<br />

18:00 Advents- und Weihnachtskonzert,<br />

Kath. Kirche St. Michael Siegen, Kampenstraße<br />

46<br />

20:00 Solo Programm: Christine Prayon<br />

mit Die Diplom-Animatöse, Kulturhaus<br />

Lÿz, St.-Johann-Str.18, Siegen<br />

20:00 kreuztalkultur Konstantin Wecker<br />

& Band, 40 Jahre Wahnsinn, Stadthalle<br />

Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />

20:00 Weihnachten im Heimhof-Theater<br />

Die Weihnachtsgala der feinen Künste<br />

Heimhof-Theater Burbach, Heimhofstr.<br />

ZuhausebeiderWGh<br />

14. Sonntag (3.Advent)<br />

17.00 Kulur made in Kreuztal 22. Vorweihnachtliches<br />

Konzert INTERMEZ-<br />

ZO Gemischter Chor, Ev. Kreuzkirche<br />

Kreuztal<br />

18:00 Filmpalast: Don Camillos Rückkehr<br />

Heimhof-Theater Burbach-Würgendorf<br />

18:00 Advents- und Weihnachtskonzert,<br />

St. Michael Siegen, Kampenstraße 46<br />

16. Dienstag<br />

20:00 Siegen – Zerstörung, Wie liegt die<br />

Stadt so wüst, offizielle Gedenkveranstaltungen,<br />

Nikolaikirche Siegen<br />

17. Mittwoch<br />

20:00 Wissenschaftskabarett: Vince<br />

Ebert Evolution Geb.-Busch-Theater,<br />

Hi.-Dahlbruch<br />

18. Donnerstag<br />

15:00 Literaturcafé, Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

19. Freitag<br />

20:00 Atze Schröder, Richtig fremdgehen,<br />

Siegerlandhalle Siegen<br />

20. Samstag<br />

18:00 Choral Evensong zur Weihnachtszeit<br />

Martinikirche Siegen<br />

21. Sonntag (4.Advent)<br />

19:30 Siegener Christmas Comedy,<br />

Kartoffelfreuden XI, Kulturhaus Lÿz<br />

Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

17:00 Weihnachtskonzert, Katholische<br />

Kirche Wilnsdorf<br />

22. Montag<br />

20:00 The Ten Tenors, The Classic<br />

Christmas Tour <strong>2014</strong>, Siegerlandhalle<br />

23. Dienstag<br />

20:00 Schauspiel: Halpern & Johnson,<br />

Aula Gymnasium Wilnsdorf<br />

24. Mittwoch (Heiligabend)<br />

11:00 Gloria – der Weihnachtsengel,<br />

turbulente Weihnachtsgeschichte für<br />

Jung (ab 4 Jahre) und Alt, Lÿz Siegen,<br />

St.-Johann-Straße 18<br />

WGh - Wohnungsgenossenschaft hüttental eG<br />

Jahnstraße 45 · 57076 Siegen<br />

Telefon 0271 48951-0 · Fax 0271 48951-51<br />

info@wgh-siegen.de · www.wgh-siegen.de<br />

23:00 Christmette der Kantorei Siegen,<br />

Bachs Weihnachtsoratorium, Nikolaikirche<br />

Siegen, Krämergasse 2<br />

27. Samstag<br />

18:00 Weihnachtskonzert, vier Gitarren<br />

und Orgel, Martinikirche Siegen Grabenstraße<br />

27<br />

28. Sonntag<br />

18:00 Weihnachts-Oratorium als Singalong,<br />

Nikolaikirche Siegen<br />

30. Dienstag<br />

20:00 Show-Erlebnis: Magic of the<br />

Dance, Siegerlandhalle Siegen<br />

31. Mittwoch (Silvester)<br />

19:00 und 22:00 Die Stones Show, Let's<br />

spend the night together, mit anschließender<br />

Silvesterparty, Apollo Siegen<br />

19:30 Barockkonzert zur Silvesternacht<br />

mit der Philharmonie Südwestfalen,<br />

Gebr.-Busch-Theater, Hi.-Dahlbruch,<br />

Veranstalterfoto<br />

Freitag 19. Dezember<br />

20:00 Weihnachtskonzert mit Nils<br />

Landgren, Christmas With My Frieds,<br />

Evangelische Kirche Hilchenbach<br />

Veranstalterfoto<br />

4/<strong>2014</strong> durchblick 75


Veranstaltungshinweise<br />

Januar 2015<br />

Veranstalterfoto<br />

1. Donnerstag<br />

16:00 und 20:00 Neujahrskonzert,<br />

Apollo-Theater Siegen, (auch 7. 1. ab 20 h)<br />

4. Sonntag<br />

17:00 kreuztalkultur Kreuztaler Neujahrskonzert<br />

mit der Philharmonie Südwestfalen,<br />

Stadthalle Kreuztal<br />

6. Dienstag<br />

19:00 Filmklub Kurbelkiste: Die Wahrheit<br />

über Männer Tragikomödie, Kulturhaus<br />

Lÿz, St.-Johann-Str. 18, Siegen<br />

19:30 Neujahrskonzert mit der Philharmonie<br />

Südwestfalen, Bad Berleburg,<br />

Bürgerhaus am Markt<br />

8. Donnerstag<br />

15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

9. Freitag<br />

20:00 Jazzclub Oase Konzert: 10 Jahre<br />

Soul Affair Live-Band, Kulturhaus Lÿz,<br />

Siegen St.-Johann-Str. 18<br />

Veranstalterfoto<br />

18:00 Filmpalast: Der Hund von Baskerville,<br />

Heimhof-Theater Burbach<br />

18:00 Neujahrskonzert mit der Philharmonie<br />

Südwestfalen, Festhalle Wilnsdorf<br />

19:00 „TENÖRE4YOU“ Toni Di Napoli<br />

& Pietro Pato TOUR 2015, Johanneskirche<br />

Rödgen, Wilnsdorf, Rödgener Str. 109<br />

13. Dienstag<br />

20:00 ProjektTheater der Uni Siegen,<br />

Das Medea Komplott, Kulturhaus Lÿz,<br />

St.-Johann-Str. 18, Siegen (täglich bis<br />

15. 01. und am 18. 01)<br />

20:00 Konzert, One Night of Queen,<br />

Siegerlandhalle Siegen, Koblenzer Straße<br />

14. Mittwoch<br />

20:00 Schauspiel: Alle sieben Welten,<br />

Apollo-Theater Siegen, Morleystraße 1<br />

17. Samstag<br />

19:00 Ballett Schwanensee Siegerlandhalle<br />

Siegen, Koblenzer Straße<br />

20:00 Schauspiel: The King's Speech,<br />

Apollo-Theater Siegen, Morleystraße 1<br />

20:00 Kabarettabend mit Melanie Daub,<br />

Da ham mir den Salat! Kulturhaus Lÿz,<br />

St.-Johann-Str. 18, Siegen (auch am<br />

31. 01.und 20. 02.)<br />

18. Sonntag<br />

16:30 Panorama-Diavortrag von und<br />

mit Dieter Freigang, Rhodos-Samos-<br />

Mykonos, Heimhof-Theater Burbach-<br />

Würgendorf Heimhofstraße<br />

20:00 Comedy mit Ralf Schmitz Aus<br />

dem Häuschen Siegerlandhalle Siegen<br />

19:00 Navid Kermani liest aus seinem<br />

Roman „Große Liebe", Apollo-Theater<br />

Siegen, Morleystraße 1<br />

20. Dienstag<br />

19:00 Filmklub Kurbelkiste: Western-<br />

My Sweet Pepper Land, Kulturhaus Lÿz<br />

Siegen, St.-Johann-Str.18<br />

20:00 Theater: Eine Sommernacht, Apollo-Theater<br />

Siegen, Morleystraße 1 (auch<br />

am 24. 1. ab 19 Uhr)<br />

22. Donnerstag<br />

20:00 Die Dinge meiner Eltern, von und<br />

mit Gilla Cremer, Geb.-Busch-Theater,<br />

Hilchenbach-Dahlbruch<br />

20:00 Lesung aus Psycho mit Matthias<br />

Brandt & Jens Thomas Apollo-Theater-<br />

Siegen, Morleystraße 1<br />

10. Samstag<br />

19:00 Harald Martenstein liest seine<br />

Kult-Kolumnen, Apollo-Theater Siegen,<br />

20:00 Kabarett mit Christoph Sieber,<br />

Alles ist nie genug! Kulturhaus Lÿz,<br />

St.-Johann-Str.18, Siegen<br />

20:00 Kabarett mit Hans Jörg Frey:<br />

Bank, Banker, Bankrott, Blick ins Haifischbecken<br />

der Bankenwelt gefällig?<br />

Heimhof-Theater Burbach-Würgendorf,<br />

11. Sonntag<br />

17:00 Andreas Pröve's Reisebericht:<br />

Indien- von Küste zu Küste, Stadthalle<br />

Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />

16. Freitag<br />

20:00 kreuztalkultur Comedy mit Torsten<br />

Sträter: Selbstbeherrschung umständehalber<br />

abzugeben, Stadthalle<br />

Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />

20:00 Konzert: TonArt klingt aus,<br />

Apollo-Theater Siegen (auch am 23.1.)<br />

Veranstalterfoto<br />

23. Freitag<br />

20:00 Jazzclub Oase Konzert mit heavytones,<br />

Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />

20:00 Schauspiel Halpern & Johnson,<br />

Aula Gymnasium Wilnsdorf<br />

20:00 Seide Joachim Król und das „South<br />

of the Border Jazztrio“, Stadthalle Kreuztal<br />

76 durchblick 4/<strong>2014</strong>


20:00 Magie mit Ehrlich Brothers ,Wenn<br />

Träume wahr werden, Siegerlandhalle<br />

Siegen, Koblenzer Straße 151<br />

24. Samstag<br />

20:00 kreuztalkultur, Der Puppenflüsterer<br />

Benjamin Tomkins: Früher war ich schizophren,<br />

aber jetzt sind wir wieder ok!<br />

Weiße Villa, Dreslers Park, Kreuztal<br />

20:00 Kabarett mit Jess Jochimsen: Für<br />

die Jahreszeit zu laut, Kulturhaus Lÿz<br />

Siegen, St.-Johann-Str.18<br />

20:00 Comedy mit Luke Mockridge:<br />

I'm Lucky, I'm Luke, Heimhof-Theater<br />

Burbach-Würgendorf, Heimhofstr. 7a<br />

25. Sonntag<br />

17:00 Ausstellungseröffnung: Die Waffen<br />

nieder! Sag? es vielen! 100 Jahre<br />

Bertha von Suttner, Alte Vogtei Burbach,<br />

bis 25. Februar 2015 zu den Öffnungszeiten<br />

17:00 Winterkonzert des Collegium Musicum<br />

Siegen, Rudolf-Steiner-Schule<br />

Siegen, Kolpingstraße 3<br />

17:00 Neujahrskonzert mit Musikern<br />

der Philharmonie Südwestfalen, Evangelische<br />

Kirche, Erndtebrück<br />

18:00 Multivisionsvortrag mit Reinhold<br />

Messner ÜberLeben, Siegerlandhalle<br />

27. Dienstag<br />

20:00 Musical: Sissi - Liebe, Macht &<br />

Leidenschaft, Siegerlandhalle Siegen<br />

19:30 Konzert junger Künstler „Canorusquintett“,<br />

Bad Berleburg, Schloß<br />

29. Donnerstag<br />

20:00 LÿzMixVarieté, Kabarett, Musik,<br />

Akrobatik und Zauberei Kulturhaus Lÿz<br />

Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

20:00 Schauspiel mit Musik: Clara &<br />

Robert Schumann, Gebr.-Busch-Theater,<br />

Hilchenbach-Dahlbruch<br />

20:00 Schicksal, Chor und Orchester der<br />

Universität Siegen, Aula Rudolf Steiner<br />

Schule Siegen<br />

20:00 Hommage an Abba: The Music<br />

Show, Siegerlandhalle Siegen<br />

Februar 2015<br />

Veranstalterfoto<br />

30. Donnerstag<br />

20:00 Konzert Alles Mozart, Apollo-<br />

Theater, Siegen, (auch 31. 1. ab 19 h)<br />

1. Sonntag<br />

19:00ComedyImproVisite:Willkommen<br />

im neuen Jahr, Kulturhaus Lÿz, St.-<br />

Johann-Str. 18, Siegen<br />

3. Dienstag<br />

19:00 Filmklub Kurbelkiste, Alois Nebel<br />

Animationsfilm Kulturhaus Lÿz Siegen,<br />

20:00 Christian Ehring: Anchormann<br />

– Ein Nachrichtensprecher sieht rot,<br />

Gebr.-Busch-Theater, Hi.-Dahlbruch<br />

5. Donnerstag<br />

15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

19:30 Jürgen Becker mit seinem<br />

Programm: Der Künstler ist anwesend,<br />

Bad Berleburg, Bürgerhaus am Markt<br />

20:00 kreuztalkultur Kabarett mit Helmut<br />

Schleich: Ehrlich, Stadthalle Kreuztal<br />

6. Freitag<br />

20:00 Lesung: Sabine Heinrich, Komm<br />

Oma. Feierabend jetzt hier. Wir hauen<br />

ab. Nach Italien, Kulturhaus Lÿz, St.-<br />

Johann-Str. 18, Siegen<br />

20:00 Jubiläumskonzert der Kantorei<br />

Siegen, 20 Jahre Studio für Neue Musik,<br />

Nikolaikirche Siegen<br />

7. Samstag<br />

20:00 Theater: Ziemlich beste Freunde,<br />

Apollo-Theater, Siegen<br />

20:00 Kabarett mit Team & Struppi:<br />

Die Machtergreifung! Kulturhaus Lÿz<br />

Siegen, St.-JohannStr.18<br />

20:00 Capella Konzert mit „ONAIR“<br />

Take off, Heimhof-Theater Burbach,<br />

20:00 Hommage an Pink Floyd: Seer of<br />

Visions, Siegerlandhalle Siegen<br />

8. Sonntag<br />

18:00 Filmpalast: Buster Keaton – Der<br />

Kamermann, Live vertont von dem Duo<br />

„M-cine“ Heimhof-Theater Burbach-<br />

Würgendorf, Heimhofstraße<br />

19:00 Komödie: 4 nach 40, Apollo-<br />

Theater Siegen, (auch am 9.2. ab 20 h)<br />

20:00 kreuztalkultur Konzert: Able and<br />

Chain, Stadthalle Kreuztal<br />

11. Mittwoch<br />

20:00 Mother Africa Zirkus der Sinne,<br />

Siegerlandhalle Siegen, Koblenzer Str.<br />

19:00 SeniorenTheater Siegen, Da steckt<br />

man nicht drin! Kulturhaus Lÿz Siegen<br />

20:00 Schauspiel: Kabale und Liebe,<br />

Apollo-Theater Siegen, Morleystraße 1<br />

12. Donnerstag<br />

20:00 LÿzMixVarieté, Kabarett, Musik,<br />

Akrobatik und Zauberei, Kulturhaus<br />

Lÿz, Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

13. Freitag<br />

20:00KabarettmitJochenMalmsheimer:<br />

Ich bin kein Tag für eine Nacht oder: Ein<br />

Abend in Holz, Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />

20:00 Konzert: Mussorgsky, Schostakowitsch,<br />

Bordin, Apollo-Theater, Siegen<br />

Veranstalterfoto<br />

4/<strong>2014</strong> durchblick 77


Veranstaltungshinweise<br />

13. Freitag<br />

20.00 Jazzclub Konzert: Blues Caravan,<br />

girls with guitars, Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />

14. Samstag<br />

10:00 Workshop „Kreative Selbsterfahrung<br />

durch Theaterarbeit“: „Frosch<br />

im Hals!?“ Kulturhaus Lÿz, Siegen,<br />

15. Sonntag<br />

17:00 Burbach in den 40er, 50er und<br />

60er Jahren, Fotos, Filme und<br />

Zeitzeugendokumente, Heimhof-<br />

Theater Burbach-Würgendorf,<br />

Heimhofstraße<br />

17:00 kreuztalkultur, Multivisionen-<br />

Vortrag mit Hartmut Krinitz, Irland – bis<br />

ans Ende der Welt, Stadthalle Kreuztal<br />

16. Montag<br />

20:00 Konzert: Karneval einmal klassisch,<br />

Apollo-Theater, Siegen<br />

17. Dienstag<br />

20:00 Hommage an Shakespeare: Wie<br />

es Will gefällt, Apollo-Theater, Siegen,<br />

Morleystraße 1<br />

Februar 2015<br />

19. Donnerstag<br />

20:00 Jubiläumsveranstaltung Drama<br />

statt Siegen e.V.: Die 12 Geschworenen,<br />

Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.<br />

18, auch täglich vom 24. bis 27. 2. 2015<br />

21. Samstag<br />

19:00 Konzert: Gala der FilmmusikApollo-Theater<br />

Siegen, (auch 22. 2.)<br />

20:00 kreuztalkultur Comedy mit<br />

Badesalz, Dö Chefs! Stadthalle Kreuztal<br />

20:00 Kabarett mit Frank Sauer: Der<br />

Weg ist das Holz, Kulturhaus Lÿz<br />

Siegen, St.-Johann-Straße 18<br />

22. Sonntag<br />

16:30 Panora-Diavortrag mit Dieter<br />

Freigang: Das Ötztal und die Siegerlandhütte,<br />

Heimhof-Theater Burbach<br />

19:00 Christine Westermann, Da<br />

geht noch was – mit 65 in die Kurve,<br />

Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.<br />

25. Mittwoch<br />

20:00 Konzert: Fratres Trio, Apollo-<br />

Theater Siegen, Morleystraße 1<br />

26. Donnerstag<br />

19:30 Bad Berleburger Schloßkonzert:<br />

Kammermusik vom Feinsten,<br />

Aris-Quartett und Thorsten Johanns,<br />

Bad Berleburg, Schloß<br />

Veranstalterfoto<br />

27. Freitag<br />

20:00 Bodo Wartke & The Capital<br />

Dance Orchestra, Bodo mit Pauken und<br />

Trompeten, Siegerlandhalle Siegen<br />

20:00 kreuztalkultur, Hip-Jazz-Konzert:<br />

Nighthawks, Stadthalle Kreuztal<br />

28. Samstag<br />

20:00 Siegener Kabarett-Night: Freche<br />

Zungen küsst man nicht, Kulturhaus Lÿz<br />

Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

20:00 Paul Panzer, Comedy: Alles auf<br />

Anfang, Siegerlandhalle Siegen<br />

20:00 Musikalische Comedy-Revue:<br />

10 Jahre Familie Malente, Aula<br />

Gymnasium Wilnsdorf<br />

20:00 Konzert: Bino Dola y Grupo:<br />

Guitarra Flamenca, andalusische<br />

Flamencomusik, Heimhof-Theater<br />

Burbach, Heimhofstr. 7a<br />

Mit seiner „Guitarra Flamenca“<br />

verzaubert Bino Dola durch atemberaubende<br />

Rhythmen, rasante Soli und<br />

bitter-süße Melodien. Er nimmt das<br />

Publikum mit auf eine musikalische<br />

Reise durch Andalusien, der Wiege des<br />

Flamencos. Samstag 28.2. ab 20 Uhr<br />

im Heimhof-Theater Burbach<br />

Veranstalterfoto<br />

Das Heft 3/<strong>2014</strong> ist wieder voll von<br />

interessanten Beiträgen, auch wenn<br />

manches für uns als entfernt von Siegen<br />

lebende Berliner örtlich nicht so geläufig<br />

ist. In jedem Falle überregional und allgemein<br />

interessant sind die eingängigen<br />

Gedichte, diesmal von Frau Düringer.<br />

Alle fünf Gedichte gefallen uns sehr.<br />

Wenn man selbst Lyrik schreibt, weiß<br />

Leserbriefe<br />

man Gedichte sehr zu schätzen. Herzlichen<br />

Glückwunsch, liebe Frau Düringer!<br />

Besonders von „Lebenslinien“ waren<br />

wir beeindruckt! Mit viel Interesse hören<br />

meine Frau und ich immer die Texte auf<br />

Ihren CDs: Es ist eine Freude, schon<br />

Gelesenes nun per Hören in Gedanken<br />

aufnehmen zu können.<br />

Wolfgang Prietsch, Berlin<br />

78 durchblick 4/<strong>2014</strong>


Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

db 3-<strong>2014</strong> Kommentar. Was bitte hat<br />

Sie veranlasst, einen solchen Blödsinn zu<br />

schreiben? Sie sollten im Allgemeinen<br />

davon ausgehen, dass wir Rennradfahrer<br />

mit unseren Rädern sehr gut umgehen<br />

können, was schon an vielen tausend<br />

Trainingskilometern liegt, die wir fahren.<br />

Somit ist das Kritisieren von uns unter<br />

Ausschluss der „normalen“ Fahrradfahrer<br />

schon sehr seltsam zu betrachten. Die<br />

Unfall- und Fehlerhäufigkeit liegt deutlich<br />

stärker bei gelegentlich Rad fahrenden<br />

Rentnern und Kindern. Der ADFC<br />

versorgt Sie hier sicher gern mit Zahlen<br />

und Statistiken. Weiterhin sollten Sie sich<br />

jederzeit bewusst sein, dass Sie als Autofahrer<br />

durch Ihr Fahrzeug geschützt sind,<br />

egal ob Sie oder andere an einem Unfall<br />

Schuld haben. Radfahrer, egal ob Rentner<br />

mit Hollandrad oder Rennradfahrer<br />

sind ungeschützt und stellen immer den<br />

schwächeren Unfallgegner dar. Ein Fehler<br />

von Ihnen mit IhremAuto wird zudem<br />

immer schlimmere Folgen haben, als ein<br />

Radfahrer jemals verursachen könnte.<br />

Das sollte Ihnen bewusst sein. Ich zitiere<br />

nun aus Ihrem Kommentar: Vorschriftsmäßig<br />

setzte ich nach dem Blick<br />

in den Rücksiegel und über die Schulter<br />

den Blinker, um nach links abzubiegen.<br />

Und plötzlich waren sie da! Irgendetwas<br />

haben Sie hier falsch gemacht. Rennradfahrer<br />

erreichen Durchschnittsgeschwindigkeiten<br />

von ca. 30 km/h und können<br />

somit nicht „plötzlich“ da sein – außer,<br />

Sie haben es versäumt, den Verkehr im<br />

Rückspiegel wirklich im Auge zu behalten.<br />

Das wäre aber Ihre Pflicht! Fragen<br />

Sie sich doch bitte einmal, was passiert<br />

wäre, wenn ein Motorrad hinter Ihnen<br />

gewesen wäre. In dem Fall könnten Sie<br />

unter Umständen von „plötzlich“ reden,<br />

wegen der sicherlich höheren Geschwindigkeit<br />

des potentiellen Unfallgegners.<br />

Sie können froh sein, dass es im von<br />

Ihnen geschilderten Fall nicht zum Unfall<br />

kam, denn Sie hätten Schuld gehabt.<br />

Zum Glück reagierte mein Hirn sofort…<br />

Ihr Hirn sollte trotz Ihres anzunehmend<br />

höheren Alters jederzeit im Straßenverkehr<br />

reagieren! Nicht bloß „zum Glück“<br />

und in dieser einen Situation! Ansonsten<br />

wäre es fair, wenn Sie den Führerschein<br />

bei den zuständigen Behörden hinterlegen<br />

würden. Worauf einer der „Reiter<br />

(???) mir einen Stinkefinger zeigte. Das<br />

wundert mich bloß. Wäre ich Teil dieser<br />

Gruppe gewesen, hätte ich Sie zur Rede<br />

gestellt und hinterher angezeigt wegen<br />

Ihres offensichtlich spontanen Abbiegens<br />

mit viel zu hoher Geschwindigkeit.<br />

Es waren ja anscheinend genügend Zeugen<br />

vor Ort, die Ihr Fehlverhalten bestätigt<br />

hätten und wir beide hätten uns vor<br />

dem Richter wiedergesehen. Kurzzeitig<br />

beschloss ich, das nächste Mal einfach<br />

weiterzufahren! Ab jetzt fühle ich mich<br />

leider von Ihnen bedroht und zweifle offen<br />

an, ob Sie geeignet sind, überhaupt<br />

am Straßenverkehr teilzunehmen. Sie<br />

erwägen, mit einem PKW eine Gruppe<br />

Radfahrer zu rammen, weil diese Sie<br />

angeblich „plötzlich“ überholen? Und<br />

haben den Mut, diesen wahnsinnigen<br />

Gedankengang in einem Magazin zu<br />

veröffentlichen? Als ich diese Zeilen las<br />

stand fest, dass sich mein Anwalt mit Ihrem<br />

Kommentar beschäftigen wird. Es<br />

ist unverantwortlich, solche Kommentare<br />

zu veröffentlichen und in Kauf zu<br />

nehmen, dass andere Leser Ihr Verhalten<br />

für gut befinden und ebenso abstumpfen<br />

wie Sie. Auch Ihr Magazin bildet Meinungen<br />

bei der Leserschaft und sollte<br />

dementsprechend abwägen, ob und was<br />

veröffentlicht wird. Sie alle sollten beim<br />

nächsten Zusammentreffen mit Radfahrern,<br />

egal ob Rennrad, Hollandrad, Dreirad,<br />

was auch immer, kurz reflektieren,<br />

dass dieser Radfahrer Ihr Kind oder Ihr<br />

Enkel sein könnte. Vielleicht sensibilisiert<br />

dieser Gedanke und Sie überdenken<br />

Ihr angedrohtes Amokfahren. Es<br />

gibt sicher angenehmere Vorstellungen,<br />

als blutüberströmte Verwandtschaft.<br />

Ich sende Ihren Kommentar nun an die<br />

Fachpresse für Radfahrer, dort werden<br />

solche Auswüchse gerne veröffentlicht.<br />

Ihre Fangemeinde wird dadurch sicher<br />

wachsen. Die Reaktion meines Anwalts<br />

bzw. der Staatsanwaltschaft folgt, die<br />

Drohung einfach weiterzufahren nehme<br />

ich sehr ernst.<br />

Christopher Bender per e-Mail<br />

db 3-<strong>2014</strong> Kommentar Was war passiert?<br />

– Die Autorin des Artikels schaut<br />

vor dem Linksabbiegen in den Rückspiegel<br />

ihres Autos, lenkt dann nach<br />

links, doch „plötzlich waren sie da“, die<br />

Rennradfahrer! Nehmen wir also mal<br />

an, die Sicht nach hinten reichte nur<br />

100m weit und die Rennradfahrer fuhren<br />

ein flottes Tempo (z.B. 36 km/h), dann<br />

benötigten sie für die Strecke bis zum<br />

Auto wenigstens 10 Sekunden, in denen<br />

man auch ohne Eile eine z.B. 10 m breite<br />

Straße zu Fuß überqueren könnte.<br />

Da ergeben sich nun ein paar Fragen, was<br />

sich in dieser Zeitspanne genau abgespielt<br />

hat: Warum braucht ein Auto zum<br />

Linksabbiegen länger als ein langsamer<br />

Fußgänger zum Überqueren der Straße,<br />

und warum war die Fahrerin auch nach<br />

10 Sekunden noch nicht einmal losgefahren<br />

? Oder: fuhren die Rennradler<br />

viel schneller als Jan Ullrich bei einer<br />

Bergabfahrt, um so „plötzlich“ neben<br />

dem Auto aufzutauchen? Und: wieso<br />

gingen die Rennradfahrer ein hohes Risiko<br />

ein, ein abbiegendes Fahrzeug links<br />

zu überholen? Oder: waren sie vielleicht<br />

schon vorher da und der Rückspiegel<br />

war nur beschlagen? Wir werden die<br />

wahren Umstände nicht mehr erfahren.<br />

Was wir aber erfahren haben, ist, dass<br />

die Autorin weder auf „Rennmaschinen“<br />

noch auf „muskulöse strampelnde<br />

Männerbeine“ gut zu sprechen ist, und<br />

Rennradgruppen („Herden“, „Trupps“)<br />

als ernste Bedrohung („Rette sich wer<br />

kann“) erlebt. Ich dachte immer, Radfahrer<br />

zählen zu den sog. „schwächeren“<br />

Verkehrsteilnehmern!? Nun ja, es<br />

passiert offenbar jedem/r mal, dass man<br />

hinterm Steuer oder auch am Lenker<br />

mal Dampf ablässt („Ihr spinnt wohl“,<br />

„Stinkefinger)“, denn brenzlige Situationen<br />

gibt es öfter mal und Schuld sind<br />

natürlich immer die anderen. Der Anteil<br />

von Konflikten mit Rennradgruppen<br />

wird allerdings äußerst gering bleiben<br />

im Vergleich zu denen mit anderen Verkehrsteilnehmern.<br />

Deshalb warten wir<br />

nun doch gespannt auf die Fortsetzung<br />

dieser Reihe mit dem nächsten Kommentar<br />

– wie wär’s mit „Immer diese<br />

Autofahrer“? Vermutlich werden wir<br />

darauf aber lange warten müssen, oder<br />

es gäbe danach einen gewaltigen „Shitstorm“.<br />

Wenn Sie sich also mal wieder<br />

richtig aufregen wollen, dann bleiben<br />

Sie besser weiterhin bei dem Motto<br />

„Immer auf die Radfahrer!“. Die sind<br />

es nicht anders gewohnt, und auch die<br />

Rennradfahrer – pardon: „unnormalen“<br />

„auf der Straße einfach überflüssigen“<br />

„Möchte-gern-JanUllrichs“ – werden es<br />

überstehen, von manchen Kommentator<br />

Innen nicht gemocht zu werden.<br />

Ingo Müller-Kurz, Siegen<br />

PS. Ich fahre Auto, „normales“ Fahrrad<br />

und Rennrad in der Seniorenklasse.<br />

4/<strong>2014</strong> durchblick 79


Unterhaltung / Impressum<br />

Es fiel uns auf …<br />

…dass Harmonie sogar im Schlaf bestehen kann.<br />

Wie gut sich Ehepaare verstehen, zeigt sich sogar im<br />

Schlaf. Forscher der amerikanischen Universität von<br />

Pittsburgh fanden heraus, dass der Schlaf-Wach-Rhythmus<br />

von Ehepaaren sich stärker ähnelt, wenn sie mit ihrer<br />

Ehe zufrieden sind.<br />

…dass Essen mit Musik besser schmeckt.<br />

Das Essen erscheint mit der passenden musikalischen<br />

Begleitung um bis zu 10 Prozent süßer oder salziger. Das<br />

haben britische Wissenschaftler entdeckt. Demnach geben<br />

hohe Töne, wie in den alten Songs der Bee Gees, dem<br />

Gericht eine intensivere Süße. Eine prima Möglichkeit,<br />

Zucker einzusparen.<br />

…dass Muskelaufbau in jedem Alter möglich ist.<br />

Bisher nahm man an, dass sich die Muskeln im hohen Alter<br />

nur noch abbauen. Nun bewiesen Forscher das Gegenteil:<br />

In einer Studie an 80- bis 90-jährigen Deutschen beobachteten<br />

sie, dass die Masse des Gewebes unter Training um<br />

bis zu 30 Prozent zunimmt – und damit auch die Kraft.<br />

…dass wer viel streitet früher stirbt.<br />

Eine dänische Studie hat ergeben, dass konfliktreiche Beziehungen<br />

das Sterblichkeitsrisiko deutlich steigern. Eine<br />

noch kürzere Lebenserwartung haben Menschen, die sich<br />

ständig um den Partner sorgen.<br />

homa<br />

Gedächtnistraining: Lösungen von Seite:00-47<br />

Teekesselchen: 1.+ e.) Schuppen, 2.+ g.) Fliege, 3.+ f.) Absatz,<br />

4.+ i.) Bank, 5.+ c.) Angel, 6.+ h.) Bart, 7.+ b.) Ball, 8.+ j.)<br />

Berliner, 9.+ a.)Blüten, 10.+ d.) Flügel. Liederpuzzle: Stille<br />

Nacht, heilige Nacht! Alles schläft, einsam wacht nur das traute<br />

hochheilige Paar. / Holder Knabe im lockigen Haar, schlaf in<br />

himmlischer Ruh, schlaf in himmlischer Ruh. / Stille Nacht,<br />

heilige Nacht! Hirten erst kundgemacht, durch der Engel Halleluja<br />

tönt es laut von fern und nah. Christ der Retter ist da! Christ<br />

der Retter ist da! / Stille Nacht heilige Nacht! Gottes Sohn,o wie<br />

lacht lieb aus deinem göttlichen Mund, da uns schlägt die rettende<br />

Stund, Christ in deiner Geburt, Christ in deiner Geburt.<br />

Zu guter Letzt:<br />

db-Fotor Rita Petri<br />

Man hätte das „Drama“ voraussehen können, als die<br />

junge Frau mit gesenktem Kopf die Daumen in<br />

blitzschnelle Fingerübungen vertieft, unaufmerksam<br />

die Koblenzer Straße in Siegen querte und in Richtung<br />

Deutsche Bank trottete. Es wäre ja auch alles gut gegangen,<br />

wenn, ja wenn da nicht der Ahorn gestanden hätte. Mitten<br />

auf ihrem Weg. Wie plötzlich dahingezaubert. Der Aufprall<br />

holte die junge Frau ins Hier und Jetzt zurück. Schnell raffte<br />

sie die Teile ihres Smartphones zusammen, senkte ihren<br />

Kopf noch tiefer und verschwand, nun aber behände, in die<br />

Oranienstraße.<br />

durchblick<br />

Gemeinnützige Autorenzeitschrift<br />

für Siegen und Siegen-Wittgenstein<br />

Herausgeber: durchblick-siegen Information und Medien e.V.<br />

anscHrift der redaktion:<br />

„Haus Herbstzeitlos“, Marienborner Str. 151, 57074 Siegen<br />

Telefon 0271 61647, Mobil: 0171-6206413<br />

E-Mail: redaktion@durchblick-siegen.de<br />

Internet: www.durchblick-siegen.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

dienstags bis donnerstags von 10.00 bis 12.00 Uhr<br />

1. und 3. Dienstag im Monat auch von 15.00 bis 17.00 Uhr<br />

redaktion:<br />

Anne Alhäuser; Maria Anspach; Ulla D'Amico; Ingrid Drabe (Veranstaltungen);<br />

Helga Düringer; Friedhelm Eickhoff (viSdP); Fritz<br />

Fischer; Eberhard Freundt; Gerda Greis; Eva-Maria Herrmann (stellv.<br />

Redaktionsleiterin); Erich Kerkhoff; Erika Krumm; Brigitte Lanko;<br />

Horst Mahle; Werner Müller-Späth; Helga Siebel-Achenbach;<br />

Tessie Reeh; Ulli Weber<br />

bildredaktion:<br />

Thomas Benauer; Hubertus Freundt; Gudrun Neuser; Wolfgang<br />

Neuser; Rita Petri (Leitung); Tessie Reeh<br />

HÖrbucH-redaktion:<br />

Thomas Benauer (Leitung); Rolf Bierbrauer; Helmut Drabe;<br />

Ingrid Drabe (SprecherInnen auf CD-Beilage)<br />

internet:<br />

Thomas Benauer<br />

An dieser Ausgabe haben ferner mitgewirkt:<br />

Anja Freundt; Elisabeth von Schmidtsdorf; Erna Homolla; Hartmut<br />

Reeh; Ernst Göckus; Otto Schneider; Thorsten Heider; Eberhard<br />

Wagner; Ursula Spindler Niros; Ingeborg Knies; Wilfried Deiß<br />

Michael Brösel; Ingrid Drabe;<br />

Friedhelm Eickhoff; Eva-Maria Herrmann; Rita Petri<br />

gestaltung, satz und layout:<br />

Herstellung und druck: Vorländer, Obergraben 39, 57072 Siegen<br />

Anzeigenanfragen: durchblick-siegen e.V. % 0171-6206413<br />

oder 0271/61647; E-Mail: anzeigen@durchblick-siegen.de<br />

Es gelten die Mediadaten 11/2009 (www.durchblick-siegen.de)<br />

erscHeinungsweise:<br />

März, Juni, September, Dezember<br />

Verteilung:<br />

Helga Siebel-Achenbach (Ltg.); Hannelore Münch; Paul Jochum;<br />

Dr. Horst Bach; Helga Sperling; Renate Tietze; Maximilian Lutz;<br />

Rotraud Ewert; Monika Müller; Christel Mahle; Gabi Schumacher;<br />

Herbert Jäppche; Hans Amely; Maju Becker; Waltraud Gottschalk;<br />

Katharina Felgitsch; Bärbel Breunig; Ulrike Kämpfer; Dieter Haas;<br />

Gerd Bombien und alle Redakteure<br />

auflage: 20.000. Der durchblick liegt kostenlos aus: In Sparkassen,<br />

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den Geschäften des Siegerlandzentrums und bei unseren Inserationskunden,<br />

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Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung<br />

der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte<br />

Beiträge und Leserbriefe zu kürzen. Unverlangte Beiträge werden nicht<br />

zurückgeschickt. Der Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung<br />

des Herausgebers gestattet.<br />

Gefördert durch<br />

die Stadt Siegen<br />

und den Kreis<br />

Siegen-Wittgenstein<br />

80 durchblick 4/<strong>2014</strong>


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82 durchblick 4/<strong>2014</strong>


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