2014-04
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durch<br />
blick<br />
Nr. 4/<strong>2014</strong><br />
Seit 1986<br />
kostenlos<br />
Autorenzeitschrift<br />
… nicht nur für Senioren<br />
MEINUNGEN<br />
INFORMATIONEN<br />
PERSPEKTIVEN<br />
UNTERHALTUNG<br />
KULTUR<br />
seite 45<br />
da steckt man nicht drin!
„Winterzauber!“<br />
Winterzauber - Eis und Schnee<br />
Winterzauber - Sieg Carré<br />
Winterzauber - jedes Jahr<br />
immer wieder wunderbar!<br />
Winterzauber - klein und fein<br />
lädt herzlich die Besucher ein.<br />
Winterzauber - Glühweinduft,<br />
Weihnachten liegt in der Luft!<br />
Winterzauber - weit bekannt,<br />
Winterzauber - Zauberland,<br />
Winterzauber - Köstlichkeit,<br />
wundersame Weihnachtszeit!<br />
Winterzauber - zum Verweilen<br />
Winterzauber - reges Treiben,<br />
Winterzauber - Curry Wurst,<br />
gelöscht wird dort so mancher Durst!<br />
Winterzauber - Tannenbaum<br />
Winterzauber - Apfeltraum<br />
Winterzauber - ein Gedicht,<br />
Geselligkeit bei Kerzenlicht!<br />
Winterzauber in den Köpfen<br />
gute Suppe in den Töpfen,<br />
feine, wohltuende Gerüche,<br />
steigen aus der Christtagsküche!<br />
Winterzauber - Weihnachtsbier,<br />
frisch gezapft, das gibt`s nur hier,<br />
auch ein Crêpe ist sehr pikant<br />
im Winterzauber - Wunderland!<br />
Winterzauber - stimmungsvoll,<br />
seine Aktionen immer toll,<br />
Winterzauber lässt uns hoffen,<br />
ist im „Neuen Jahr“ noch offen!<br />
Menschen, gar von nah und fern<br />
besuchen dieses Märktchen gern,<br />
d`rum liebe Gäste, seid bereit,<br />
gönnt Euch `ne schöne Festtagszeit!<br />
Helga Düringer
– der besondere Wintermarkt<br />
... der besondere Wintermarkt<br />
bis zum 18. Januar<br />
bis zum 19. Januar<br />
Klein, aber fein.<br />
Besuchen Sie den außergewöhnlichen kulinarischen Wintermarkt im Sieg Carré und lassen Sie sich von<br />
den verschiedensten Köstlichkeiten und Leckereien verzaubern. Wie wäre es denn z. B. mit einer knackigen<br />
Bratwurst, einem deftigen Eintopf oder einem leckeren Crêpe? Und dazu ein heißer Glühwein oder ein<br />
frisch gezapftes Weihnachtsbier? Schauen Sie doch einfach mal vorbei. Außerdem finden - insbesondere<br />
in der Vorweihnachtszeit - immer wieder tolle Events und Aktionen statt.<br />
Sie finden den Winterzauber im Atrium, dem Innenhof zwischen Sieg Carré und Sparkasse.<br />
Winterzauber - der etwas andere Markt zur schönsten Jahreszeit.<br />
Genießen Sie vor und nach Weihnachten winterliche Stimmung mitten in Siegen.<br />
Mo-Sa 12-21 Uhr, So ab 14 Uhr<br />
Foto: K. H: Althaus
Rechtsanwaltskanzlei<br />
Dr. Buß & Coll.<br />
Dr. .jur.<br />
.Annette e Buß<br />
Tätigkeitsschwerpunkt<br />
- Erbrecht<br />
- Familienrecht<br />
- Erstellung von<br />
Patientenverfügungen<br />
Marienborner Str.<br />
1<strong>04</strong><br />
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www.dr-buss.de<br />
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0271 / 3 13 06 62<br />
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Inhaltsübersicht<br />
NachrichteN aus der regioN 6<br />
die etwas aNdere weihNachtsgeschichte 16<br />
wiNtergedichte 17<br />
! das weihNachtslächelN 18<br />
eiN tierisches weihNachtsgescheNk 19<br />
der wittgeNsteiNer schieferpfad 20<br />
!MeiN freuNd fritz 24<br />
eiNe ode aN das Bett 26<br />
haNdgestrickt 27<br />
aus deM siegeNer seNioreNBeirat 28<br />
!kleider uNd schuhe 30<br />
MuNdart voN gerda greis 30<br />
für sie eNtdeckt 32<br />
!alles leiwaNd iN wieN <strong>2014</strong> ? 34<br />
wiNterpflegedieNste auf der soNNeNiNsel 37<br />
Besuch iN zwei welteN 38<br />
MeiN katalaNisches aBeNteuer 40<br />
der koMMeNtar 44<br />
was Bedeutet heiMat 44<br />
! da steckt MaN Nicht driN! 45<br />
eiNe kleiNe aBhaNdluNg üBer die zeit 46<br />
BuchBesprechuNg 47<br />
! vorgestellt: leo BüdeNBeNder 48<br />
leo 50<br />
„sie haBeN gewoNNeN“ 51<br />
vor 70 JahreN 52<br />
! wir verloreNeN kiNder 54<br />
gottfried klör 1949 – <strong>2014</strong> 59<br />
gedächtNistraiNiNg 62<br />
die sigNatur der freiheit (?) 64<br />
!veraNstaltuNgshiNweise 71<br />
leserBriefe 78<br />
es fiel uNs auf / lösuNgeN 80<br />
zu guter letzt / iMpressuM 80<br />
Aus der Redaktion<br />
Eine Fleißarbeit von immensem Umfang hat (fast) völlig unbemerkt unsere<br />
Kollegin Brigitte Lanko abgeliefert! Vor einigen Jahren hatte sie begonnen, den<br />
kompletten durchblick zu archivieren. Nun ist sie damit fertig geworden! Unter<br />
Suchbegriffen wie Erscheinungsdatum; Autor; Thema oder Titel lassen sich alle<br />
Veröffentlichungen von der ersten Ausgabe 1986 bis zum letzten Heft 2013 schnell,<br />
auch im Internet, finden. Das Archiv wird jährlich erweitert.<br />
Eine erschütternde Geschichte deutscher Nachkriegszeit beschreibt unser Mitarbeiter<br />
Eberhard Wagner mit seinen Kindheitserinnerungen ab Seite 54. Unfassbar<br />
ist darüber hinaus das kollektive verschweigen von häuslicher Gewalt!<br />
Aus traurigemAnlass mussten wir die Funktion unserer Bildredaktionsleitung neu<br />
besetzen; dass wir dafür die Siegener Fotokünstlerin Rita Petri gewinnen konnten<br />
freut uns sehr. Ihr Debüt gibt sie mit dem Titelbild, das sie bei den Proben des „SeniorenTheaterSiegen“<br />
zu ihrem neuen Stück – „Da steckt man nicht drin“ – aufnahm.<br />
Ihnen liebe Leserinnen und Leser wünschen wir besinnliche Feiertage und ein<br />
gutes neues Jahr.<br />
Stark fürs Leben!<br />
Unsere Wohn- und Pflegeeinrichtungen<br />
möchten mit Ihnen in den<br />
nächsten, aktiven Lebensabschnitt<br />
starten.<br />
Informieren Sie sich über unsere<br />
Einrichtungen<br />
Marienheim, Weidenau<br />
Haus St. Elisabeth, Netphen<br />
Haus St. Raphael, Burbach<br />
Haus St. Klara, Friesenhagen<br />
Haus Mutter Teresa, Niederfischbach<br />
marienkrankenhaus.com<br />
fb.com/marienkrankenhaus.siegen<br />
Tel.: (0271) 231-2106<br />
Ein Unternehmen der<br />
St. Marien-Krankenhaus<br />
Siegen gem. GmbH<br />
4/<strong>2014</strong> durchblick 5
Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
Siegener Senioren ans Netz<br />
Tablet PCs für Seniorinnen und Senioren<br />
Kurz vor Erscheinen des letzten<br />
durchblick ist unser Kollege<br />
Gottfried Klör völlig unerwartet<br />
verstorben. Gottfried war bei<br />
uns für die Bildredaktion verantwortlich.<br />
Wir haben ihn als<br />
einen fröhlichen, zugewandten,<br />
lebensfrohen Menschen schätzen<br />
gelernt, der zu uns Kolleginnen<br />
und Kollegen stets<br />
hilfsbereit, zuverlässig und zuvorkommend<br />
war.<br />
In seiner Kunst war Gottfried<br />
engagiert, selbstbewusst,<br />
zuweilen auch kompromisslos<br />
aber immer sachlich. Der<br />
durchblick hat von seinem Können<br />
sehr profitiert. Mit seiner<br />
Sichtweise, und nicht nur die<br />
durch das Kameraobjektiv, hat<br />
Gottfried Klör die Entwicklung<br />
der Zeitung entscheidend<br />
mitgeprägt. Sein Tod reißt eine<br />
kaum zu schließende Lücke in<br />
unsere Gemeinschaft!<br />
Siegen. Das Senec@fé des Vereins<br />
ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein<br />
e.V.wurdevonderStiftungDigitale<br />
Chancen, Berlin, für eine bundesweite<br />
Testaktion mit Tablet PC`s<br />
für Senioren ausgewählt.<br />
Staatssekretär Eumann betonte<br />
auf der Eröffnungsveranstaltung<br />
im Siegener Haus Herbstzeitlos<br />
die zunehmende Bedeutung des<br />
Internets gerade für ältere Menschen.<br />
Friedhelm Limburger ehrenamtlicher<br />
Mitarbeiter, stellte<br />
anschaulich das Projekt Sehr-Mobil der<br />
Universität Siegen dar. Diese App verbindet<br />
in einem einzigen Programm für<br />
Smartphone und Tablet alle Möglichkeiten<br />
zu Informationen der örtlichen<br />
Fortbewegung, ob per Bus, Bahn, privater<br />
Mitfahrgelegenheit oder auch zu<br />
Fuß. Erprobt wurde die App auch mit<br />
Kreisverband<br />
Siegen-Wittgenstein/Olpe<br />
Neugierig nähert man sich der neuen Technik<br />
Mitgliedern des Vereins ALTERAktiv<br />
Siegen-Wittgenstein e.V..<br />
Zehn Tablets wurden feierlich an Antonie<br />
Dell, ebenfalls ehrenamtliche Mitarbeiterin<br />
des Senec@fés, übergeben.<br />
Acht Geräte davon wurden für kurze<br />
Zeit leihweise dem Senec@fé für Workshops<br />
zur Verfügung gestellt. aah<br />
Selbstbestimmung stärken<br />
Köln. Das Bundesgesundheits- und Bundesfamilienministerium<br />
hat die Agenda<br />
der Allianz für Menschen mit Demenz<br />
vorgestellt. Sie soll unter anderem dazu<br />
beitragen, dass Demenzkranke stärker<br />
am gesellschaftlichen Leben teilhaben<br />
und über ihr Leben bestimmen können.<br />
So will der Bund die Forschung stärken,<br />
um Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten<br />
von Demenz zu erkunden. Darüber<br />
hinaus soll die Agenda unter anderem<br />
rechtliche Fragen klären und dafür<br />
sorgen, dass Erkrankte und ihre Angehörigen<br />
umfassender beraten werden. ●<br />
Auf den Seiten 60 und 61 dieser<br />
Ausgabe erinnert Tessie Reh<br />
an sein Wirken.<br />
Wir werden Gottfried Klör in<br />
bleibender, guter Erinnerung<br />
behalten.<br />
Die Kolleginnen und Kollegen<br />
des durchblick-siegen<br />
Information und Medien e.V.<br />
Hilfe bei:<br />
Problemen mit Behörden, dem Vermieter<br />
Antragstellungen u.v.m.<br />
’kostenfrei ’unbürokratisch ’vertraulich<br />
AWO Bürgerservice Brückenbauer<br />
Koblenzer Str. 136 · 57072 Siegen<br />
Tel.: 0271/3386-144<br />
Fax: 0271 / 3386-199<br />
www.awo-siegen.de<br />
E-Mail: brueckenbauer@awo-siegen.de<br />
Sprechzeiten:<br />
Dienstag: 09.00 - 12.00 Uhr<br />
(Peter Bahnschulte; im Bild links)<br />
sowie nach Vereinbarung.<br />
6 durchblick 4/<strong>2014</strong>
Das 60plusAbo der VGWS<br />
Jeden Tag aktiv unterwegs.<br />
60plusAbo – jeden Monat volle Mobilität<br />
Fahren, erleben, genießen!<br />
Jetzt für 40,30 Euro<br />
im Monat<br />
Bleiben Sie mobil! Ob tägliche Erledigungen, Besuche oder andere<br />
Termine: Das 60plusAbo der VGWS ist speziell auf die Bedürfnisse<br />
der aktiven „Generation 60plus“ zugeschnitten und bietet<br />
volle Mobilität.<br />
Ihre Vorteile auf einen Blick<br />
gilt für eine Person ab 60 Jahre<br />
gilt im gesamten Binnennetz der VGWS<br />
gilt für tägliche Fahrten montags bis freitags ab 8 Uhr, samstags,<br />
sonn- und feiertags ohne zeitliche Einschränkung<br />
für 40,30 Euro* monatlich<br />
bequeme Lieferung nach Hause<br />
Praktisch: Obwohl der Abo-Preis von einer 12-monatigen Abnahme<br />
ausgeht, kann das Abo ohne Angabe von Gründen zum Ende eines<br />
jeden Kalendermonats gekündigt werden. Die Kündigung muss bis<br />
zum 15. des Vormonats schriftlich gegenüber dem Verkehrsunternehmen,<br />
bei dem das 60plusAbo abgeschlossen wurde, erfolgen.<br />
Für den bis dahin genutzten Abo-Zeitraum wird ein Zuschlag von<br />
monatlich 7,50 Euro* erhoben.<br />
Das besondere Plus<br />
Bei Erwerb des Abos erhalten Sie einmalig Rabattcoupons, die<br />
folgende Vergünstigungen bei unseren Kooperationspartnern<br />
gewähren:<br />
Schloss-Schänke in Bad Berleburg: ein Kännchen Kaffee gratis<br />
www.schloss-schaenke-berleburg.de<br />
dasnaschwerk in Siegen: eine Rubenseistüte gratis<br />
(im Sommer)<br />
www.dasnaschwerk.de<br />
Freizeitbad Olpe: 50 Prozent Rabatt auf den Eintrittspreis<br />
ins Freizeitbad (wochentags)<br />
www.freizeitbad-olpe.de<br />
Museum Wilnsdorf: kostenloser Museumsbesuch<br />
www.museum-wilnsdorf.de<br />
Informationen zum 60plusAbo und zu weiteren Ticketangeboten<br />
sowie Fahrplanauskünfte und Freizeittips erhalten Sie unter<br />
www.vgws.de.<br />
*Tarifstand 01.08.<strong>2014</strong><br />
LUP AG www.lup-ag.de<br />
4/<strong>2014</strong> durchblick 7
Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
Senioren auch –<br />
mobil unterwegs!<br />
Ob Mini-PC, Tablet oder Smartphone...,<br />
diese Geräte werden<br />
auch für die ältere Generation<br />
immer wichtiger.<br />
Sie halten mit Ihren Freunden<br />
und Bekannten ganz leicht Kontakt.<br />
Nützliche Apps helfen Ihnen<br />
auf verschiedene Weise, sich zu<br />
informieren.<br />
Wir helfen Ihnen bei der seniorengerechten<br />
Einarbeitung in die<br />
neue Technik und zeigen, wie Sie<br />
diese richtig nutzen können.<br />
Kommen Sie zu uns ins<br />
„Senec@fé,<br />
Treffpunkt neue Medien“<br />
des Vereins ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein<br />
e.V. Haus Herbstzeitlos, Siegen,<br />
Marienborner Str. 151.<br />
Mo. 14-18 Uhr, Di. 9-12 Uhr<br />
Mi. 9-12 und 14-18 Uhr<br />
% 0271 - 2 50 32 39<br />
eMail: senecafe@senioren-siegen.de<br />
Kultur erleben und mit allen Sinnen genießen – Hilchenbach bietet dazu viele Gelegenheiten.<br />
In einer Zeit, in der von den Menschen immer größere Flexibilität und Leistungsfähigkeit verlangt wird, bietet ein erstklassiges Kulturangebot<br />
einen wertvollen Ausgleich für Geist und Seele. Theater, Konzerte und Kabarett vermitteln Kunst als ganz persönliches Erlebnis.<br />
17. Dezember<br />
Evolution<br />
Wissenschaftskabarettist<br />
Vince Ebert<br />
beschäftigt sich mit<br />
dem größten Thema<br />
überhaupt: dem Geheimnis<br />
des Lebens.<br />
31. Dezember<br />
Barockkonzertzur<br />
Silvesternacht– Mit<br />
dem exzellentenEnsemble<br />
für Barockmusik der<br />
Philharmonie Südwestfalen<br />
und Friedemann<br />
Immer an der Trompete.<br />
22. Januar<br />
Die Dinge meiner Eltern<br />
Was bleibt von unserer<br />
persönlichen Geschichte?<br />
Wie stellt sich Erlebtes<br />
im Rückblick dar? Ein<br />
bitterhumoriges Solo von<br />
und mit Gilla Cremer.<br />
3. Februar<br />
Anchorman – Ein Nachrichtensprecher<br />
sieht rot<br />
Christian Ehrings Anchorman<br />
ist eine ganz eigene<br />
Mischung aus Theater,<br />
Musik und hochaktueller<br />
politischer Satire.<br />
Gebrüder Busch-Theater, Bernhard-Weiss-Platz 6, Hilchenbach-Dahlbruch<br />
Karten erhältlich im Bürgerbüro Hilchenbach, Tel. 02733/288-134, Gebrüder-Busch-Kreis, Tel. 02733/53350<br />
Weitere Infos und Buchungsmöglichkeiten: www.gebrueder-busch-kreis.de und www.proticket.de<br />
8 durchblick 4/<strong>2014</strong>
Nachrichten aus der Region<br />
Senioren Sehen Siegen<br />
Fotowettbewerb verlängert<br />
Siegen. Der Siegener Seniorenbeirat hat<br />
die Einsendefrist für den von ihm ausgeschriebenen<br />
Fotowettbewerb auf den<br />
31. März 2015 verlängert. Gerade die<br />
bevorstehende Winterzeit oder das anschließende<br />
Wiedererwachen des Frühlings<br />
dürften noch manchen Anreiz für<br />
eindrucksvolle Motive bieten. Die Fotodateien<br />
sollten in der größtmöglichen<br />
Auflösung an folgende E-Mail-Adressen<br />
übersandt werden: Brigitte-burk@web.de<br />
oder: e.goeckus@citywewwb.de<br />
Hier noch einmal die Themenfelder:<br />
– Steile Wege in Siegen<br />
– Natur in Siegen<br />
– Alles im Fluss<br />
– Kommunikation in Siegen<br />
– Lebensraum Hammerhütte<br />
– Alt und Neu – Jung und Alt<br />
– Noch bunter wäre schöner<br />
Eine Ausstellung findet dann im Rathaus<br />
Siegen-Weidenau statt. Es winken<br />
einige attraktive Sachpreise. !<br />
Wohnungsunternehmen<br />
gegründet 1909<br />
An der Alche 7<br />
57072 Siegen<br />
" Telefon: 02 71/33 58 70<br />
" Fax 02 71/ 3 35 87 23<br />
" www.wgseg.de<br />
" E-Mail: info@wgseg.de<br />
Walderlebnis<br />
Mit allen Sinnen<br />
Netphen. Zu einem herbstlichen Nachmittag<br />
luden dieAlzheimer Gesellschaft<br />
Siegen, die Senioren-Service-Stelle der<br />
Stadt Netphen und der Verein Vergiss-<br />
MeinNicht Netphen e.V. ins Waldland<br />
Hohenroth ein. Unter dem Motto WAL-<br />
DESLUST erlebten 80 Menschen mit<br />
und ohne Demenz den Wald mit allen<br />
Sinnen. Ein von Experten des Waldland<br />
Hohenroth geführter Waldspaziergang<br />
ließ Erinnerungen aufleben und auch<br />
Neues erfahren. Einmal wieder im Wald<br />
zu sein, sich etwas zuzutrauen und einen<br />
unebenen Waldboden zu gehen,<br />
war für viele Gäste ein großes Erlebnis<br />
und eine nicht alltägliche Erfahrung.<br />
Ausruhen und entspannen konnte man<br />
sich in einer Märchenrunde. Die Märchenerzählerin<br />
fesselte ihre<br />
Zuhörer, während in einer<br />
anderen Gruppe eine Expertin<br />
Pilze des heimischen<br />
Waldes vorstellte.<br />
Das Röhren des Hirsches im<br />
Gehege faszinierte ebenso<br />
wie die Informationen eines<br />
Fachmannes über die Hirschbrunft.<br />
Am späten Nachmittag<br />
versammelten sich alle<br />
um das Lagerfeuer. !<br />
Taschengeldbörse<br />
Jetzt auch in Freudenberg<br />
Freudenberg. Die Taschengeldbörse<br />
des Seniorenbeirates Freudenberg soll<br />
Jung und Alt füreinander sensibilisieren.<br />
Viele Senioren können Dinge in ihrem<br />
Haushalt wie Einkaufen, Gartenarbeit,<br />
Behördengänge nicht mehr selbst erledigen<br />
oder Probleme mit ihren Computer<br />
lösen. Auf der anderen Seite haben wir<br />
Schülerinnen und Schüler, die sich gerne<br />
ihr Taschengeld aufbessern würden.<br />
Die jungen „Arbeitswilligen“ müssen<br />
mindestens 14 Jahre alt und unfallversichert<br />
sein. Für ihre Arbeit erhalten sie<br />
5 Euro pro Stunde. Für die erforderliche<br />
Aufnahme in eine Datenbank wird einmalig<br />
eine geringe Pauschale erhoben.<br />
Anfragen können gestellt werden unter<br />
# 02734 8097 (Gertrud Giebeler). !<br />
Wohnstätten -<br />
genossenschaft<br />
Siegen eG<br />
Wir stellen Ihnen<br />
guten und sicheren<br />
Wohnraum zur Verfügung.<br />
Rufen Sie uns an<br />
oder besuchen Sie uns.<br />
Besucherzeiten:<br />
Montag: 8.30-12.00 Uhr<br />
Mittwoch: 8.30-12.00 Uhr<br />
Donnerstag: 14.00-16.00 Uhr<br />
oder nach Vereinbarung<br />
4/<strong>2014</strong> durchblick 9
Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
Arbeitsbeginn<br />
Beirat der Menschen mit Behinderung konstituiert<br />
Birgit Rabanus<br />
Vorsitzende<br />
Foto: Behindertenbeirat<br />
Siegen. Menschen<br />
mit<br />
Handicap<br />
haben in Siegen<br />
eine eigenständige<br />
Vertretung für<br />
ihre Belange<br />
in der Kommunalpolitik:<br />
Die „Arbeitsgemeinschaft<br />
Begegnung“<br />
ist ein Forum<br />
von Selbsthilfegruppen und Verbänden<br />
der hiesigen Behindertenarbeit.<br />
Bürgermeister Steffen Mues merkte in<br />
der Gründungsveranstaltung an, dass es<br />
wünschenswert wäre, wenn im Sinne von<br />
Inklusion alle darauf achten, Barrieren abzubauen<br />
oder nicht entstehen zu lassen. In<br />
Siegen leben über 18.000 Personen mit einer<br />
Behinderung, hinzu kommt eine nicht<br />
messbare Dunkelziffer.<br />
Als neue Vorsitzende wählte der Beirat<br />
Birgit Rabanus von der MS-Selbsthilfegruppe<br />
Siegen und Manfred Daub,<br />
von der AWO Siegen als Stellvertreter.<br />
Außerdem wurden als ordentliche Mitglieder<br />
gewählt:<br />
Lothar Becker (VdK), Steven David<br />
James (Lebenshilfe), Heike Katz<br />
(CI-Selbsthilfegruppe), Walter Keßler<br />
(Deutsche ILCO), Christoph Nowak<br />
(Verein für Hörgeschädigte), Inga Paulus<br />
(RESELVE), Matthias Rollnik (Sozialwerk<br />
St. Georg)<br />
Stellvertretende Mitglieder sind: Sandra<br />
Ermert (Sozialwerk St. Georg), Dagmar<br />
Graf (Arbeiterwohlfahrt),<br />
Gerhard<br />
Heinbach<br />
(Deutsche IL-<br />
CO), Hans Heinrich<br />
Hermann<br />
(MS-Selbsthilfegruppe),<br />
Susanne<br />
Lorsbach<br />
(Lebenshilfe),<br />
Kerstin Waldek-<br />
Dilthey (RE- Manfred Daub<br />
SELVE) rip stellv. Vorsitzender<br />
Foto: Behindertenbeirat<br />
Landrat<br />
Andreas Müller<br />
Veranstalterfoto<br />
Siegen. Seit der<br />
Gründung des<br />
DRK-Kreisverbandes<br />
Siegen-<br />
Wittgenstein<br />
im Jahre 1896<br />
ist es Tradition,<br />
dass soweit<br />
möglich<br />
der damalige<br />
Oberkreisdirektor,<br />
später<br />
der Landrat des<br />
Wechsel bei DRK–Führung<br />
Andreas Müller folgt auf Paul Breuer<br />
Kreises Siegen-Wittgenstein auch Vorsitzender<br />
des DRK-Kreisverbandes ist.<br />
Dieser Tradition folgend war auch der<br />
bisherige Landrat Paul Breuer Vorsitzender<br />
des DRK-Kreisverbandes Siegen-<br />
Wittgenstein.<br />
Die laufende Amtszeit von Paul<br />
Breuer als DRK-Kreisvorsitzender<br />
endet turnusmäßig in diesem Jahr. Daher<br />
ist das Amt des Vorsitzenden in der<br />
diesjährigen Kreisversammlung neu<br />
zu besetzen. Die beiden zuständigen<br />
Gremien des DRK-Kreisverbandes,<br />
der Kreisvorstand und der Kreisausschuss,<br />
haben beraten und einstimmig<br />
beschlossen, Landrat Andreas Müller,<br />
zur Wahl zum DRK-Vorsitzenden zu<br />
nominieren. !<br />
Seniorenbeirat blickt nach vorn<br />
Zweite Halbzeit beginnt mit Bestandsaufnahme<br />
AK 3 Mobilität und Verkehr,<br />
öffentliche Sicherheit, Ordnung<br />
und Umwelt<br />
Siegen. Die Hälfte der fünfjährigenAmtzeit<br />
ist nunmehr bald erreicht und gibt<br />
Anlass zur Rückschau auf bisher Geleistetes,<br />
Gegenwartsbestimmung und<br />
Blick nach vorn. Vor diesem Hintergrund<br />
ist die von Seniorenbeirat und Regiestelle<br />
Leben im Alter gemeinsam erarbeitete<br />
Agenda 2017 ein wichtiger Leitfaden.<br />
Auch die Zielvereinbarungen, welche<br />
auf einer zweitägigen Klausurveranstaltung<br />
getroffen wurden, bilden einen wesentlichen<br />
thematischen Bezugsrahmen.<br />
Anfang Dezember findet nunmehr ein<br />
Treffen statt mit dem Ziel von Standortbestimmung<br />
und thematischen Schwerpunkten<br />
für die zweite Halbzeit der<br />
Amtsperiode.<br />
Beteiligte sind der Vorstand des Seniorenbeirates,<br />
die Sprecher der drei Arbeitskreise<br />
sowie Astrid E. Schneider als<br />
Leiterin der Regiestelle.<br />
Vorab werden die einzelnen Arbeitskreise<br />
tagen, um eine bestmögliche Beteiligung<br />
aller Seniorenbeiratsmitglieder<br />
zu gewährleisten.<br />
Diese Arbeitskreise (AK) sind thematisch<br />
wie folgt gegliedert:<br />
AK 1: Bauen,Wohnen,SozialeEinrichtungen,<br />
Gesundheit, Netze,<br />
Infrastruktur und Pflege<br />
AK 2: Öffentlichkeit, Kultur, Veranstaltungen,<br />
Partnerschaft, Bewegung<br />
Die folgenden Fragen stehen im Mittelpunkt<br />
sämtlicher Treffen:<br />
- Welche Ziele wurden erreicht?<br />
- Was blieb unerledigt?<br />
- Was hat bislang gut geklappt?<br />
- Wo gab es Schwierigkeiten?<br />
- Was wird geplant?<br />
Eine ausführliche Präsentation der Ergebnisse<br />
mit Aussprache und weiteren<br />
inhaltlichen Vereinbarungen wird dann<br />
Gegenstand einer der ersten Vollversammlungen<br />
im kommenden Jahr sein.<br />
Ein ausführlicher Bericht ist für die<br />
Märzausgabe dieser Zeitschrift vorgesehen.<br />
ergö<br />
10 durchblick 4/<strong>2014</strong>
Nachrichten aus Siegen<br />
„Heimspiel“ der Heinzelwerker<br />
Gesund und beweglich bleiben<br />
Praxis für chinesische Medizin<br />
Dr. Hans-Joachim Kraemer<br />
Herborner Str. 2<br />
57250 Netphen-Deuz<br />
Tel. 02737/3180<br />
Akupunktur- und<br />
chinesische Heilkräuter bei<br />
• Augenerkrankungen<br />
• insbesondere<br />
Makuladegeneration<br />
• Erschöpfungs- und<br />
Anspannungszuständen<br />
Siegen. Ausgestattet mit Besen und<br />
Werkzeugen zum Schneiden und Bearbeiten<br />
von Hecken und Blumenbeeten,<br />
vor allem aber ausgestattet mit guter<br />
Laune und viel Tatendrang, rückten 20<br />
Heinzelwerker-/innen im „Haus Herbstzeitlos“<br />
zu ihrem 500. Einsatz an.<br />
Vor beinahe 20 Jahren waren hier<br />
schon einmal ältere Menschen aktiv<br />
geworden und hatten mit vielen Stunden<br />
ehrenamtlicher Arbeit dazu beigetragen,<br />
dass aus dem ehemaligen Schulpavillion<br />
ein selbstverwaltetes Seniorenzentrum<br />
werden konnte, was bis heute Modellprojekt<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen ist.<br />
Und auch heute waren es wieder die<br />
aktiven Älteren, die ihre Arbeitskraft<br />
unentgeltlich zur Verfügung stellten,<br />
um das Grundstück rund um die Hainer<br />
Schule wieder in einen ansehnlichen Zustand<br />
zu versetzen.<br />
Beteiligt waren natürlich auch die<br />
zuständigen Mitarbeiter-/innen der Verwaltung,<br />
die das Projekt des HEINZEL-<br />
WERKS mit Besen und Harke, aber auch<br />
Verpflegung versorgten. !<br />
Foto: Heinzelwerker<br />
• Befindlichkeitsstörungenund<br />
Bewegungsschmerz in<br />
allen Gelenken<br />
Wir haben Zeit für unsere Gäste!<br />
Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der<br />
Tagespflege Villa Bohn möchten, dass ihre<br />
Besucher freudig am Leben teilnehmen.<br />
Jeder Gast bekommt die Hilfe, die er - unter<br />
Einbeziehung der eigenen Fähigkeiten -<br />
benötigt.<br />
Dem Pflegepersonal ist wichtig, die ihnen<br />
anvertrauten Menschen als Einheit von<br />
Körper und Seele zu sehen.<br />
Nicht nur die körperliche Pflege, auch<br />
seelische und geistige Bedürfnisse werden<br />
in der Villa Bohn berücksichtigt und individuell<br />
gefördert.<br />
Forderung nach Anerkennung<br />
Viele Senioren ehrenamtlich tätig<br />
VILLA BOHN<br />
Tagespflege<br />
Siegen/Bonn.<br />
Die Vorsitzende<br />
der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der<br />
Senioren-Organisation<br />
(BAG-<br />
SO), unter deren<br />
Dach über 110<br />
Verbände mit<br />
Prof. Dr. Ursula Lehr etwa 13 Millionen<br />
Mitglie-<br />
Vorsitzende der BAGSO<br />
dern zusammengeschlossen sind, wies<br />
anlässlich des Internationalen Tages der<br />
älteren Menschen, auf die außerordentlichen<br />
Leistungen vieler Seniorinnen<br />
und Senioren hin. „Sie engagieren sich<br />
in ihren Familien, betreuen ihre Enkelkinder,<br />
sodass deren Eltern berufstätig<br />
sein können, kümmern sich um pflegebedürftige<br />
Familienmitglieder. Auch in<br />
der Nachbarschaftshilfe sind Ältere sehr<br />
aktiv und natürlich in den 112 BAGSO-<br />
Verbänden. Sie bringen ihr Erfahrungswissen<br />
und ihre soziale Kompetenz ein,<br />
in unsere Gesellschaft, aber auch weltweit,<br />
zum Beispiel der Senior Experten<br />
Service, HelpAge, der Internationale<br />
Bauorden und Misereor.<br />
Noch immer werden ältere Menschen<br />
in unserer Gesellschaft lediglich als Kostenfaktor<br />
angesehen. Was sie, neben<br />
der finanziellen Unterstützung, die sie<br />
nicht selten ihren Kindern und Enkelkindern<br />
zukommen lassen, alles leisten,<br />
wird oft nicht gesehen, geschweige denn<br />
anerkannt. Das muss sich ändern“, so<br />
Prof. Dr. Ursula Lehr. !<br />
Tagespflege in freundlichem,<br />
familärem Ambiente<br />
tagsüber sinnvoll betreut<br />
am Abend wieder im eigenen Haus<br />
Tagespflege Villa Bohn<br />
Marburger Str. 21<br />
57250 Netphen-Deuz<br />
(Inhaber: Dr. med. H.-J. Kraemer)<br />
Tel. 02737-592870<br />
Eigener Fahrdienst.<br />
Fast völlige Übernahme aller Kosten<br />
durch Ihre Krankenkasse.<br />
4/<strong>2014</strong> durchblick 11
Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
Bei den Übungen geriet mancher Fahrer ganz schön ins Schleudern.<br />
Senioren fuhren heißen Reifen<br />
Fahrsicherheitstraining wurde gut angenommen<br />
Foto: SeniorenServiceStelle Neunkirchen<br />
berichten die Teamleiter Michael Scheffer<br />
und Bernhard Müller. Im Laufe des<br />
Tages fühlten sich die sechs Damen und<br />
16 Herren immer sicherer in ihren Privatwagen<br />
und wagten Fahrmanöver, die sie<br />
sich zuvor nicht zugetraut hatten.<br />
„Ich war dem Fahrsicherheitstraining<br />
gegenüber zunächst sehr kritisch eingestellt“,<br />
bekennt sich einer der Teilnehmer.<br />
Er hatte den Tag von seinen Kindern zum<br />
Geburtstag geschenkt bekommen. „Doch<br />
nun bin ich richtig froh, dass ich heute dabei<br />
sein und so viel Neues lernen konnte“.<br />
„Der Tag war zwar anstrengend, aber<br />
sehr informativ“, resümierte die Seniorenberaterin<br />
und Organisatorin Bettina<br />
Großhaus-Lutz, die selbst auch am Steuer<br />
ihres Kleinwagens unterwegs war. !<br />
Neunkirchen. Das Kurvenverhalten des<br />
eigenen Wagens testen, plötzlich erscheinenden<br />
Hindernissen ausweichen oder<br />
auf nasser Fahrbahn abrupt bremsen –<br />
das waren die Aufgaben denen sich die<br />
Teilnehmer des Fahrsicherheitstrainings<br />
in Olpe jetzt stellen durften. 22 Männer<br />
und Frauen, alle im gesetzten Alter, aus<br />
der Gemeinde Neunkirchen, aus Burbach,<br />
Freudenberg und Kreuztal nahmen<br />
an dem Übungstag teil, der bereits zum<br />
5. Mal von der Neunkirchener Senioren-<br />
Service-Stelle veranstaltet wurde.<br />
Während einige Fahrer Extremsituationen<br />
im geschützten Rahmen erproben<br />
wollten, gab es Teilnehmer, die sich mit<br />
ihren Neuwagen vertraut machen wollten.<br />
Die Fahrsicherheitstrainer halfen die<br />
optimale Sitzposition, die effektivste<br />
Einstellung des Gurts und die richtige<br />
Lenkradhaltung zu finden<br />
„Die Teilnehmer sind seit mehr als 30<br />
Jahren unterwegs im Straßenverkehr, häufig<br />
haben sich im Laufe der Zeit Fehler im<br />
Fahrverhalten eingeschlichen, die wieder<br />
und wieder korrigiert werden müssen“,<br />
SERVICE-CENTER<br />
D-M Kfz.-Technik<br />
Dennis Michel<br />
SVB verteilt Geld<br />
Förderung auch für erdgasbetriebene Fahrzeuge<br />
Siegen. Mit einem umfangreichen Förderangebot<br />
folgen die Siegener Versorgungsbetriebe<br />
einem nordrhein-westfälischen<br />
Trend. Die SVB unterstützen<br />
ihre Kunden mit Angeboten: Der örtliche<br />
Versorger fördert die Anschaffung<br />
von Erdgasfahrzeugen, Maßnahmen zur<br />
Energieeffizienz sowie moderne Techniken.<br />
„In Kundengesprächen spüren wir<br />
immer wieder Interesse, an der Energiewende<br />
aktiv teilnehmen zu wollen“, sagt<br />
SVB-Vertriebsleiter Peter Weil. „Aber<br />
energetische Maßnahmen und Anschaffungen<br />
müssen ja auch bezahlt werden.<br />
Als örtlicher Versorger geben wir unseren<br />
Kunden gerne einen zusätzlichen Anreiz.“<br />
Im laufenden Jahr wurden bereits über 30<br />
Förderungen von den SVB an Kunden ausgezahlt.<br />
Das Budget beläuft sich bei<br />
den Siegener Versorgungbetrieben<br />
für das Jahr <strong>2014</strong> auf Fördergelder<br />
in Höhe von insgesamt 50 000 Euro.<br />
„Für <strong>2014</strong> stehen noch Mittel zur<br />
Verfügung“, so Peter Weil. Damit<br />
erhalten Kunden, die in umweltschonene<br />
Techniken investieren,<br />
Zuschüsse von bis zu 1 000 Euro.<br />
Neben Erdgas-Brennwertanlagen<br />
Foto SVB<br />
Fahrzeug-Umbau<br />
für Behinderte<br />
57078 Siegen<br />
Telefon: 02 71 /3 03 98 09<br />
Fax: 02 71 /3 03 98 11<br />
Verkauf Einbau Ser vice<br />
mit Solarthermie oder Photovoltaik<br />
werden erdgasbetriebene Mini-/Mikro-<br />
BHKW, Wärmepumpen und Kochherde<br />
sowie Heizungspumpen, Thermografie-<br />
Aufnahmen und Erdgasfahrzeuge gefördert.<br />
Für Rückfragen dazu sind die Mitarbeiter<br />
des Versorgungsunternehmens unter<br />
den Rufnummern 0271/3307-203 (Gerätetechnik),<br />
-184 und -155 (Erdgasfahrzeuge)<br />
erreichbar. !<br />
12 durchblick 4/<strong>2014</strong>
Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
Jetzt Zuschuss beantragen<br />
Altersgerechte Umbauten werden gefördert<br />
Maßnahmen zur<br />
Reduzierung<br />
von Barrieren<br />
und zur Komfortverbesserung<br />
planen und<br />
bei denen eine<br />
Kreditfinanzierung<br />
nicht in<br />
Frage kommt.<br />
Mit dem Programm<br />
werden<br />
beispielsweise<br />
bodengleiche,<br />
Bezuschusst: Barierefreies Bad<br />
moderne Duschen,<br />
großzügig<br />
Siegen. Zum 1. Oktober wurde die<br />
neue Zuschussvariante im Programm<br />
Altersgerecht Umbauen aus Mitteln des<br />
Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz,<br />
Bau und Reaktorsicherheit eingeführt.<br />
Mit der Zuschussvariante werden<br />
private Antragsteller angesprochen, die<br />
geschnittene Räume oder auch<br />
schwellenlose und einbruchhemmende<br />
Haus- und Wohneingangstüren gefördert.<br />
Zusätzlich ermöglicht es damit den<br />
Schutz vor Wohnungseinbruch.<br />
Für die Durchführung von Einzelmaßnahmen<br />
erhalten private Eigentümer und<br />
Plädoyer für bezahlbaren Wohnraum<br />
Siegen. Der Siegener Seniorenbeirat hat<br />
das von Thomas Daschke vorgestellte<br />
städtische Wohnungsmarktkonzept der<br />
Krönchenstadt diskutiert und eine Resolution<br />
mit folgenden Wortlaut beschlossen:<br />
„Der Rat der Stadt Siegen möge beschließen,<br />
dass die folgenden Aussagen in das<br />
vorliegende gesamtstädtische Wohnungsmarktgesetz<br />
als städtebauliches Entwicklungskonzept<br />
aufgenommen werden“.<br />
Foto<br />
1. Für alle Bevölkerungsgruppen ist bezahlbarer<br />
Wohnraum zu schaffen und<br />
vorzuhalten.<br />
2. Der Rat bekennt sich klar zu einer<br />
Stadtplanung und -gestaltung, die „Unser<br />
Siegen“ zum Aushängeschild einer<br />
sozialen Stadt macht, in der sich die Bürger<br />
wohlfühlen.<br />
Der Seniorenbeiratsvorsitzende Dr.<br />
Horst Bach machte deutlich, dass die<br />
Mieter einen Zuschuss von acht Prozent<br />
der förderfähigen Investitionskosten,<br />
maximal 4000 Euro pro Wohneinheit.<br />
Für den Standard „Altersgerechtes<br />
Haus“ beträgt der Zuschuss zehn Prozent<br />
der förderfähigen Investitionskosten,<br />
maximal 5000 Euro pro Wohneinheit.<br />
Die Förderung kann mit dem Programm<br />
Energieeffizient sanieren kombiniert<br />
werden. Auch Maßnahmen zum Einbruchschutz<br />
(z. B. einbruchhemmende<br />
Türen und Fenster, Bewegungsmelder,<br />
Beleuchtung, Gegensprechanlagen, Videokameras<br />
oder Alarmanlagen) fallen<br />
unter diese Maßnahme.<br />
Gefördert werden Personen als Eigentümer<br />
oder Ersterwerber von selbst<br />
genutzten oder vermieteten Ein- und<br />
Zweifamilienhäusern und Eigentumswohnungen<br />
sowie Mieter. Die KfW<br />
empfiehlt vor Durchführung eine unabhängige<br />
Beratung, die unabhängig<br />
und kostenlos von Wohnberatungsstellen<br />
angeboten wird. Die Mitarbeiter<br />
der Wohnberatung Siegen-Wittgenstein<br />
e.V. sind telefonisch unter der Rufnummer<br />
0271/ 31392751 erreichbar. rip<br />
Stadt Siegen in der Pflicht stehe, für bezahlbaren<br />
Wohnraum ihrer Bewohner zu<br />
sorgen. Das könne man nicht alleine den<br />
Wohnungsbauunternehmen überlassen.<br />
Die Stadt müsse selbst Initiativen ergreifen,<br />
z.B. günstiges Bauland bereitstellen,<br />
um dadurch kleinere und bezahlbare Wohnungen<br />
für junge und ältere Menschen zu<br />
ermöglichen. Beiratsmitglied Dr. Jochen<br />
Münch plädierte zudem für mehr Architektenwettbewerbe,<br />
um konfektionierte<br />
Massenware zu verhindern, die das Stadtbild<br />
zerstören. !<br />
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4/<strong>2014</strong> durchblick 13
SeniorenServiceStellen des Kreises Siegen-Wittgenstein<br />
Bad Berleburg<br />
Holger Homrighausen ! 02751/923-268<br />
Poststr. 42 57319 Bad Berleburg<br />
$ h.homrighausen@bad-berleburg.de<br />
Mo-Mi. u. Fr. 8.30-12.30 Uhr und 14.00-16.00 Uhr<br />
Do. 8.30-12.30 Uhr und 14.00-18.00 Uhr<br />
Stadt Bad Laasphe<br />
Gisela Homrighause ! 02752/909-153<br />
Mühlenstr. 20 57334 Bad Laasphe<br />
$ g.homrighause@bad-laasphe.de<br />
Mo, Di, Mi, Fr. 8.30-12.00 Uhr<br />
Do. 14.00-17.00 Uhr<br />
Gemeinde Erndtebrück<br />
Svenja Stracke ! 02753/605-124<br />
Talstr. 27 57339 Erndtebrück<br />
$ s.stracke@erndtebrueck.de<br />
Mo-Do. 8.00-12.30 Uhr und 14.00-16.00 Uhr<br />
Stadt Hilchenbach<br />
Gudrun Roth ! 02733/288-229<br />
Markt 13 57271 Hilchenbach<br />
$ g.roth@hilchenbach.de<br />
Mo-Do. 8.30-16.00 Uhr<br />
Freitag 8.00-12.00 Uhr<br />
Stadt Kreuztal<br />
Beate Schreiber ! 02732/51-318<br />
Siegenerstr. 5 572223 Kreuztal<br />
$ b.schreiber@kreuztal.de<br />
Mo-Mi. 8.30-12.00 u. 13.30-15.45 Uhr<br />
Donnerstag 8.30-12 u. 13.30-17 Uhr<br />
Freitag 8.30-13.00 Uhr<br />
Stadt Netphen<br />
Eva Vitt ! 02738/603-145<br />
Amtsstr. 6 57250 Netphen<br />
$ e.vitt@netphen.de<br />
Mo-Fr. 8.00-12.00 Uhr<br />
Stadt Freudenberg<br />
Heike Weigel ! 02734/43-174<br />
Mórer Platz 1 57258 Freudenberg<br />
$ h.weigel@freudenberg-stadt.de<br />
Mo-Fr 8.00-12.30 Uhr<br />
Di 14.00-16.00 Uhr u.<br />
Do14.00-17.00 Uhr<br />
Gemeinde Wilnsdorf<br />
Jutta Schmidt ! 02739/802-129<br />
Marktplatz 1 57234 Wilnsdorf<br />
$ j.schmidt@wilnsdorf.de<br />
Mo-Fr. 8.30-12.00 Uhr<br />
Gemeinde Burbach<br />
Christine Sahm ! 02736/45-56<br />
Eicher Weg 13 57299 Burbach<br />
$ c.sahm@burbach-siegerland.de<br />
Mo-Fr. 8.30-12.00 Uhr<br />
Gemeinde Neunkirchen<br />
Bettina Großhaus-Lutz ! 02735/767-207<br />
Bahnhofstr. 3 57290 Neunkirchen<br />
$ b.grosshaus-lutz@neunkirchen-siegerland.de<br />
Mo-Fr. 8.30-12.00 Uhr<br />
Stadt Siegen<br />
Manuela Krafft ! 0271/4<strong>04</strong>-2200<br />
Weidenauer Str. 211-213 57076 Siegen<br />
$ m.krafft@siegen.de<br />
Mo-Fr. 10.00-12.00 Uhr<br />
Ihr Ansprechpartner:<br />
Ute Heyde<br />
Zukunftsinitiative<br />
Siegen-Wittgenstein 2020<br />
Programmleitung<br />
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Struthstraße 4 · 57339 Erndtebrück<br />
Telefon 02753/50 77 40 · sz-erndtebrueck@awo-ww.de<br />
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4/<strong>2014</strong> durchblick www.alloheim.de<br />
15
Die etwas anDere weihnachtsgeschichte<br />
Es war in jener Zeit als zu jedem Haus neben<br />
einem Gemüsegarten auch noch das eine<br />
oder andere Nutztier gehalten wurde. Bei<br />
uns gehörten Hühner, Kaninchen und unsere Liese<br />
mit zu unserer Kindheit. Eine weiße, recht gutmütige<br />
Ziege, die vom Frühjahr bis zum Herbst auf<br />
dem Grundstück an einem Baum angebunden vor<br />
sich hin graste und meckerte.<br />
Liese lieferte jeden Tag eine kleine Menge Milch.<br />
Wir Kinder mochten allerdings das Getränk nicht<br />
sonderlich, es lag an dem etwas strengen Geschmack.<br />
Liese war ein genügsames und äußerst pflegeleichtes<br />
Tier. Doch jeweils, wenn die trüben Tage des<br />
Herbstes kamen und sie mehr im Keller bleiben<br />
musste, änderte sich ihr Gemütszustand. Sie wurde<br />
eigenartig unruhig, meckerte ununterbrochen sobald<br />
sich jemand ihrem Strohlager näherte, schwänzelte<br />
aufgeregt und verhielt sich total blöde! Selbst beim<br />
Melken hatte Mutti ihre Schwierigkeit dem sonst so<br />
ruhigen Tier die Milch abzutrotzen und sie kam eines<br />
Tages zu der Überzeugung: Liese muss zum Bock.<br />
Was sich hinter dem brünstigen Verlangen unserer<br />
Ziege verbarg, interessierte uns Kinder damals nicht.<br />
Am Rande erwähnt war der Hinweis wichtiger, dass<br />
wir im kommenden Frühjahr mit ein, zwei Lämmchen<br />
rechnen konnten. Grundgedanke natürlich, dass<br />
sie dann später irgendwann unseren Mittagstisch<br />
bereichern sollten. Damals kam der Hirte auch noch<br />
zu Hausschlachtungen. Es war Spätherbst und Mutti<br />
hatte schon mit Vorbereitungen für den Winter und<br />
das Weihnachtsfest begonnen, als unsere Liese eines<br />
Tages wieder einmal außer Rand und Band geriet.<br />
„Morgen Nachmittag gehen wir nach Wilgersdorf“,<br />
entschied Mutti. Um die Mittagszeit zogen wir los.<br />
Mutti mit Liese an einem handlichen Strick, wir vier<br />
Kinder trotteten mit einfachen Rucksäcken hinterher.<br />
Nebenbei führten wir in einem Beutel das schadhaft<br />
gewordene Schuhwerk der Familie mit. Bei Mutti<br />
wurde stets das Nützliche mit dem Notwendigen verbunden.<br />
Zu allem Unglück setzte an diesem Tage der<br />
erste Schneefall ein und auf der Strecke zwischen den<br />
Orten wurde der Weg langsam beschwerlich matschig.<br />
Im drei Kilometer entfernten Wilgersdorf angekommen,<br />
geleiteten wir Liese in den warmen Stall zu ihrem<br />
Galan, wobei wir Kinder murrten: „Die darf sich<br />
nun ausruhen“. Zurück in den Ortskern marschierten<br />
wir alle zum Schuster, um dort die Rucksäcke zu entleeren.<br />
Dann ging es noch rasch zu einer Bekannten.<br />
Sie bedachte uns mit allerlei wichtigen Dingen, die<br />
unsere Rucksäcke wieder füllten. Es begann schon zu<br />
dunkeln, als wir unsere Liese abholten und den Rückweg<br />
antraten. Während wir Zweibeiner nun schnell<br />
nach Hause wollten, war unsere Liese wahrscheinlich<br />
vom Schnee so sehr schockiert, sie schlich, bockte<br />
rum, trottete langsam und träge. Sie wollte einfach<br />
nicht wie wir es dachten und machte ihrem Namen<br />
„Zicke“ alle Ehre. Wir schoben sie, wir lockten sie,<br />
mussten sie immer wieder mit regelrechten Kraftaktionen<br />
wuchten. Unsere Liese muckte. Der Weg wurde<br />
lang und immer länger, der Schneefall immer stärker<br />
und wir steckten in unserer Not mit der Ziege. Die<br />
Flocken wirbelten auf das weiße Fell unserer Liese. In<br />
der Dunkelheit konnte man sie teilweise nur an ihren<br />
wütend bockenden Kopfbewegungen erkennen, mit<br />
dem sie ihrem Unmut über die Situation zeigte. Auf<br />
halber Wegstrecke, oben auf dem Eisel, legte sie sich<br />
dann endgültig in die kalte weiße Pracht. Stur und<br />
störrisch, regelrecht erbost blickte sie ins Dunkel an<br />
uns vorbei und blieb liegen. Wir bekamen kalte Füße,<br />
jammerten um die Wette und standen ratlos um das<br />
störrische Tier herum. „Und wenn man denkt es geht<br />
nicht mehr“, ... „kam in der Ferne ein Lichtlein her“.<br />
Im Schneetreiben näherte sich langsam ein Lastwagen.<br />
Der Wagen hielt und der Fahrer hatte, ob nun mit<br />
uns oder mit der Ziege, Erbarmen. Mit vereinter Kraft<br />
hoben wir das Tier auf die Ladefläche. Wir Kinder<br />
kletterten hinterher und nahmen neben Liese Platz.<br />
Wir wurden zusammen nach Hause gefahren. Irgendwie<br />
blieb das Erlebnis für uns Kinder in all den vergangenen<br />
Jahren bis heute unsere eigene besondere<br />
Weihnachtsgeschichte.<br />
Eva-Maria Herrmann<br />
16 durchblick 4/<strong>2014</strong>
Winterwald<br />
Es ruht der Wald in seinem Weiß,<br />
überall nur Schnee und Eis,<br />
es tummeln sich noch dicke Flocken,<br />
die zur Schneeballschlacht dort locken.<br />
Eine Landschaft wie im Märchen,<br />
es gibt nur Spuren von dem Pärchen,<br />
das seinen Schlitten zieht bergauf,<br />
einen kleinen Hang hinauf.<br />
Die Bäume tragen weiße Mützen,<br />
zugefroren sind die Pfützen,<br />
sehen aus wie Spiegel, glatt,<br />
gekräuselt liegt darauf ein Blatt.<br />
Ein Wintermärchen gar zum Träumen,<br />
lange Zapfen an den Bäumen,<br />
Eiskristalle sieht man blitzen<br />
überall auf Tannenspitzen.<br />
Knarrend klirrende Geräusche,<br />
Winde lösen Wattebäusche,<br />
die dort fallen vom Geäst,<br />
der Winter feiert heut` sein Fest!<br />
Zum Jahreswechsel<br />
Wieder geht ein Jahr zu Ende<br />
mit Freude, Leid und Tücken,<br />
für Viele brachte es `ne Wende<br />
und hinterließ auch große Lücken!<br />
Einer kommt, ein And`rer geht,<br />
so ist`s in jedem Jahr,<br />
woher der Wind im „Neuen“ weht<br />
ist uns noch gar nicht klar!<br />
Wir wünschen uns viel Glück<br />
und möglichst Sonnenschein,<br />
doch holt uns Stück für Stück<br />
das Schicksal wieder ein!<br />
So können wir nur hoffen,<br />
dass alles geht ganz glatt,<br />
wir dürfen nie vergessen,<br />
dass „Glück“ auch Grenzen hat!<br />
Viel Glück im „Neuen Jahr!“<br />
Das<br />
Weihnachtseng`lein<br />
Ein Eng`lein sieht man schweben<br />
hoch vom Himmelszelt,<br />
es tritt in unser Leben,<br />
schickt Segen in die Welt!<br />
Es soll uns Frieden bringen,<br />
doch die Hoffnung ist gar weit,<br />
will mit uns frohe Lieder singen<br />
in der Weihnachtszeit!<br />
D`rum lasst die Waffen schweigen,<br />
nehmt seine Botschaft an,<br />
danach wird sich dann zeigen,<br />
ob`s Frieden werden kann!?<br />
Frieden in den Herzen,<br />
ein Eng`lein zart und klein,<br />
wir zünden an die Kerzen,<br />
erst dann wird`s «Weihnacht» sein!<br />
Helga Düringer<br />
Foto: Gottfried Klör<br />
4/<strong>2014</strong> durchblick 17
Weihnachten<br />
das Weihnachtslächeln<br />
Kleine Geschenke, auch von Nachbarn und Freunden, fehlten nie<br />
Das Autofahren in dem trüben Dezemberwetter<br />
strengte Marianne ziemlich an. Ja, der Schnee, den<br />
sich jeder für Weihnachten erhoffte, weil er so ein<br />
Symbol für Reinheit und Unschuld ist…..dieser Schnee kam<br />
momentan in feuchten Flatschen auf die Windschutzscheibe<br />
und taute auf der Straße sofort zu einer matschigen Masse.<br />
Marianne war auf dem Weg zu ihren Eltern, wie in jedem<br />
Jahr kurz vor dem Fest…vor diesem blöden langweiligen<br />
Fest. Ihr Entschluss, heute Abend nach dem Essen sofort<br />
wieder nach Hause zu fahren, stand schon seit letztem Weihnachten<br />
fest. Sie wusste ganz genau, wie das Weihnachtsfest<br />
verlaufen würde. Das bescheidene Mittagessen nach der<br />
Aufregung beim Baumschmücken, bei dem alljährlich ums<br />
Lametta und dieAnzahl der Kerzen gestritten wurde. Danach<br />
ordnete Vater immer eine Mittagsruhe an. Spätnachmittags<br />
ging man zur Kirche. Wieder zu Hause angekommen, wurden<br />
die Kerzen angezündet und man saß im „trauten“ Kreise<br />
im Wohnzimmer und lauschte der Kassette mit den Weihnachtsliedern.<br />
Danach las jeder etwas Stimmungsvolles vor<br />
und man tauschte untereinander die Geschenke. Oft gab es<br />
auch kleine Päckchen von den Nachbarn, einigen Freunden<br />
und Verwandten. Alles in allem aber sehr vorhersehbare Gaben.<br />
Tante Meta schickte immer Honig und Rotwein. Die<br />
Nachbarin vom Eck gegenüber hatte stets köstliche, selbstgebackene<br />
Plätzchen in einer Blechdose verpackt. Die traditionellen<br />
Maiglöckchen- und Lavendelseifenstücke und die<br />
selbstangesetzten Liköre<br />
von Freunden, durften natürlich<br />
auch nie fehlen. Von<br />
Vater erhielt Marianne jedes<br />
Jahr einen Umschlag mit<br />
Geld. Wenn sie ehrlich war,<br />
musste sie zugeben, dass<br />
ihre Geschenke auch nicht<br />
viel phantasievoller waren.<br />
Plötzlich klingelte ihr<br />
Handy, das in der Freisprechhalterung<br />
steckte. Es<br />
war ihre Mutter. Vetter Armin<br />
lag im Krankenhaus.<br />
Er hatte wohl die Symptome<br />
einer Blinddarmentzündung<br />
nicht erkannt und<br />
musste nun die Feiertage<br />
in der Klinik verbringen.<br />
Mutter fragte, ob es Marianne<br />
etwas ausmachen<br />
würde, wenn Armin’s Frau<br />
Heidi mit den beiden Kindern<br />
den Heiligen Abend<br />
bei ihnen feiern würden….<br />
man könne sie doch an so einem Tag nicht alleine lassen!<br />
Marianne versicherte ihrer Mutter mehrfach, dass es für sie<br />
kein Problem sei. Sie versprach auch, im Spielwarengeschäft<br />
noch Geschenke für die Kinder zu besorgen und natürlich<br />
für Heidi auch noch eine nette Kleinigkeit zu kaufen.<br />
Mutter und Tochter überlegten gemeinsam, ob das Essen<br />
wohl für alle reichte und welches Gericht für die Kleinen<br />
ein schönes Weihnachtsessen wäre.<br />
Nachdem sich Marianne unverhoffterweise noch einmal<br />
ins Einkaufsgetümmel stürzen musste, konnte ihr kein<br />
noch so gestresster Zeitgenosse mit seiner Ungeduld die<br />
gute Laune wegnehmen. Während der Weiterfahrt sang<br />
sie fröhlich die weihnachtlichen Evergreens im Autoradio<br />
mit, die ihr vorher total auf die Nerven gegangen waren.<br />
Weihnachten ist doch ein schönes Fest! Sie schaute gen<br />
Himmel und verfolgte mit ihrem Blick die viel zu nassen<br />
Schneeflocken, wie sie sich auf der Wiese vor dem Elternhaus<br />
als Wassertropfen ablegten. „Schade, nicht weiß wie<br />
Schnee… sondern grün wie Klee“ schoss es ihr durch den<br />
Kopf…und grinsend fügte sie noch hinzu: „Dem Armin tut<br />
der Blinddarm weh!“<br />
Sie lächelte…und mit einem Mal freute sie sich auf das<br />
bevorstehende Weihnachtsfest mit den Kindern. Sie dachte<br />
an das heillose Durcheinander, das alles verändern würde.<br />
Der überraschende Besuch blieb natürlich über Nacht…<br />
und sie auch.<br />
Ulla D’Amico<br />
18 durchblick 4/<strong>2014</strong><br />
Foto: Gudrun Neuser
Weihnachten<br />
ein tierisches Weihnachtsgeschenk<br />
Der Hund aus dem Siegener Tierheim<br />
Eines Tages standen<br />
unsere Mädchen<br />
mit ihm<br />
vor der Tür. Doch ganz<br />
so einfach war es nicht.<br />
Weihnachten sollte<br />
schon in einigen Tagen<br />
gefeiert werden und sie<br />
waren der Meinung, die<br />
Eltern müssten einen<br />
neuen Hund haben. Seit<br />
einem Jahr waren sie<br />
„hundelos“ und irgendwie<br />
fehlte ihnen etwas.<br />
Einen Hund aus einer<br />
Züchtung zu kaufen, war<br />
zu teuer, dafür reichte das Taschengeld nicht. Also fuhren<br />
sie ins Siegener Tierheim. Wenn wir dort einen finden, tun<br />
wir noch ein gutes Werk, dachten sie. Es war jedoch gar<br />
nicht so einfach. Zu viele Hunde standen in ihren Boxen<br />
und kläfften erwartungsvoll die Besucher an.<br />
Nach einigem Hin und Her entschieden sie sich für eine<br />
Promenadenmischung mit undefinierbaren Vorfahren.<br />
Er war total verängstigt, sein Schwanz verschwand immer<br />
zwischen den Beinen und bellen konnte er anscheinend<br />
auch nicht. Man musste ihn einfach gern haben. Bei näherem<br />
Hinsehen stellten sie fest, dass er eigentlich eine ,,Sie“<br />
war. Also musste ein Mädchenname her. Er wurde Sybille<br />
getauft, woraus dann sehr schnell ,,Billy“ wurde.<br />
Der Vater war über das vierbeinige Weihnachtsgeschenk<br />
erst mal gar nicht begeistert und auch Billy wusste nicht<br />
recht, was er von seinem neuen Herrchen halten sollte.<br />
Gut war, dass noch alles da war, was ein Hund so zum Leben<br />
braucht: Leine, Fressnapf, Körbchen und Decke. Eine<br />
Schachtel Hundefutter hatten die Mädchen noch besorgt.<br />
Am zweiten Weihnachtstag<br />
stand dann<br />
ein größerer Spaziergang<br />
mit unserem neuen<br />
Hausgenossen an.<br />
Wir fuhren mit dem<br />
Auto zum Seelbacher<br />
Weiher. Er saß zu Frauchens<br />
Füßen und guckte<br />
ängstlich von einem<br />
zum andern. Dort wanderten<br />
wir dann hinauf<br />
in den Wald. Es wurde<br />
ein recht langer Spaziergang<br />
und irgendwann<br />
konnten wir schon die<br />
Autobahn sehen. Er ging sehr gut an der Leine und hörte<br />
auch schon auf seinen neuen Namen. Nach einer Weile ließen<br />
wir ihn los und hofften, dass er brav bei uns blieb. Doch<br />
Billy hatte andere Ambitionen. Ruck zuck war er zwischen<br />
den Tannen verschwunden. Kein Rufen und Schreien half,<br />
er war und blieb verschwunden. Nach einer halben Stunde<br />
vergeblichen Suchens wurde es unserem Vater zu viel. „Das<br />
war ja nun ein kurzes Hundegastspiel, so etwas passiert nur,<br />
wenn man einen Hund aufnimmt, von dem man nicht weiß,<br />
wo er herkommt. Am besten packt ihr seine Sachen gleich<br />
wieder in den Keller,“ sagte er zu den Kindern. Sie waren<br />
den Tränen nahe, aber es half nichts, es wurde dunkel und<br />
wir mussten nach Hause fahren.<br />
Als wir wieder in Seelbach ankamen, saß ein zitternder<br />
und frierender Billy vor unserer Haustür. Natürlich waren<br />
wir alle froh, und schon damals ahnten wir, dass wir einen<br />
richtig schlauen Hund bekommen hatten.<br />
Woher kannte er den Weg zurück?<br />
Ingeborg Knies<br />
Foto: Gudrun Neuser<br />
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4/<strong>2014</strong> durchblick 19
WanderWege der region<br />
Der Wittgensteiner Schieferpfad<br />
Autorenfoto<br />
Bei uns in Südwestfalen kommt vielen beim Thema<br />
„Wandern“ zuallererst der Sauerländische Gebirgsverein<br />
in den Sinn. Das ist keine Überraschung, na<br />
klar – schließlich ist der SGV der größte Wanderverein in<br />
ganz Nordrhein-Westfalen. In vielen Ortschaften im Kreisgebiet<br />
sind seine Abteilungen aktiv. Und daher scheint es<br />
ganz selbstverständlich, dass beim Anlegen von Wanderwegen<br />
der schon seit dem 19. Jahrhundert bestehende Verein<br />
das „Hoheitsrecht“ besitzt und wahrnimmt.<br />
Dass dieseAnnahme nicht immer zutrifft, dafür liefert der<br />
Wittgensteiner Schieferpfad ein gutes Beispiel. Dieser geht<br />
nämlich auf eine Maßnahme der Ludwig-zu-Sayn-Wittgenstein-Schule<br />
in Bad Berleburg zurück. Hallo? Eine Schule<br />
legt einen Wanderweg an? Ja, doch! Und in der Tat ist dieses<br />
Projekt wohl weit und breit als einzigartig zu bezeichnen.<br />
Und natürlich stellt sich die Frage: Wie kam es dazu?<br />
Spätestens an dieser Stelle kommt ein Wanderexperte<br />
namens Dr. Rainer Brämer ins Spiel. Ich gehe davon<br />
aus, dass vielen der Name nichts sagt, daher nachfolgend<br />
ein paar Sätze zu seinem Wirken. Der Natursoziologe aus<br />
Lohra bei Marburg, seit jeher leidenschaftlicher Wanderer,<br />
betätigte sich vor dem Millenniumwechsel anderthalb Jahrzehnte<br />
lang als Wanderführer bei der Volkshochschule. Dabei<br />
wunderte er sich, dass zu seinen bis zu 30 oder 40 Kilometer<br />
langen Wanderungen immer weniger Teilnehmermeldungen<br />
kamen. Als Wissenschaftler beschloss er dieser<br />
Sache auf den Grund zu gehen. Im Jahr 1998 entstand eine<br />
„Profilstudie Wandern“, deren Ergebnisse nicht ohne Auswirkungen<br />
bleiben sollten. Es stellte sich nämlich heraus,<br />
dass kaum jemand weiter als 20 Kilometer und länger als<br />
sechs Stunden gehen wollte, dass die meisten Entspannung,<br />
Erholung und nicht zuletzt das Naturerlebnis suchten und<br />
keineswegs auf sportliche Höchstleistungen versessen waren.<br />
Drei von vier Wanderern gingen am liebsten auf Waldund<br />
Wiesenpfaden, nur jeder achte marschierte gerne auf<br />
Wirtschaftswegen oder asphaltierten Straßen.<br />
Zuvor schon hatte der Hesse in dem Schmallenberger<br />
Thomas Weber einen Gleichgesinnten kennen gelernt. Der<br />
Touristik-Chef im dortigen Rathaus wollte seine Region, in<br />
der sich Gäste beinahe ausschließlich im Winter tummelten,<br />
auch für die warme Jahreszeit attraktiv machen. Und<br />
so wurden sich beide rasch einig als Brämer ihm die Idee<br />
unterbreitete, auf der Basis seiner Untersuchungen einen<br />
Weitwanderweg – ähnlich dem thüringischen Rennsteig –<br />
im Rothaargebirge anzulegen. Natürlich gab es Widerstände.<br />
Und natürlich kamen diese nicht zuletzt aus Arnsberg,<br />
wo die Vereinsspitze des SGV ihren Sitz hat. Die Einwände<br />
gegen den geplanten Weg waren aber auch wirklich bombig.<br />
Profi-Wanderer ManuelAndrack zitiert sie so: „Einen Steig<br />
hat es hier noch nie gegeben, brauchen wir nicht, haben wir<br />
noch nie gehabt!“ Die geistigen Väter des Rothaarsteigs,<br />
zu denen sich zwischenzeitlich auch noch Horst Schneider<br />
vomAmt für Wirtschaftsförderung des hiesigen Kreises gesellt<br />
hatte, ließen sich freilich nicht beirren. Nach und nach<br />
entstand ein „Neuer Wanderweg“ mit einem hohen Pfadanteil,<br />
vielen Aussichten und einer optimalen Beschilderung.<br />
20 durchblick 4/<strong>2014</strong>
Foto: Archiv Grebe<br />
Schüler der Ludwig-zu-Sayn-Wittgenstein-Schule<br />
beim Anlegen der Pfade<br />
Wanderreformator Dr. Rainer Brämer<br />
Foto: Archiv Brämer<br />
Autorenfoto<br />
Als Wegzeichen dient eine stilisierte Fledermaus<br />
Brämers Ideenreichtum war damit freilich noch lange<br />
nicht erschöpft. Ende der 1990er Jahre, also zeitgleich zur<br />
Entstehung des Rothaarsteigs, bemühte er sich darum, Mitstreiter<br />
zum Anlegen von Themenwegen in dessen Nähe zu<br />
gewinnen. Es sollten Rundwanderwege sein, die in höchstens<br />
fünf oder sechs Stunden zu erwandern waren. Dazu<br />
sollten sie nach Möglichkeit die Elemente enthalten, die<br />
entsprechend seiner Studie zum Bild eines „Neuen Wanderns“<br />
gehören. Nähere Ausführungen hierzu werde ich in<br />
der nächstenAusgabe des durchblick beim Bericht über den<br />
Wanderweg „Via Adrina“ machen.<br />
Bei „Wikipedia“ wird Rainer Brämer als „Wanderpapst“<br />
bezeichnet. Diese Bezeichnung, obwohl gut gemeint, ist<br />
völlig falsch. „Wanderpäpste“ residieren in der schon genannten<br />
Stadt im Hochsauerlandkreis. Bei alledem, was der<br />
Mann aus Lohra angestoßen hat, kann für ihn in dieser Kategorie<br />
nur die Bezeichnung „Wanderreformator“ gelten.<br />
In Bad Berleburg fielen, wie auch an einigen anderen<br />
Orten, Brämers Anregungen auf fruchtbaren Boden. In der<br />
anfangs genannten Hauptschule, die auch heute noch den<br />
Weg unter Zuhilfenahme des Bauhofs der Odebornstadt betreut,<br />
ließ sich mit Rüdiger Grebe ein Lehrer für das Projekt<br />
begeistern. Der engagierte Pädagoge motivierte danach<br />
auch die Schüler seiner Klassen sowie Teilnehmer aus den<br />
entsprechenden Wahl-Pflichtkurs-Gruppen. Offiziell lief<br />
die Maßnahme unter der Bezeichnung „Anlegen eines<br />
Lehrpfads“. Und dann legten die Schüler unter Anleitung<br />
ihres Lehrers los. Nicht nur dass sie Wege freischnitten und<br />
längst vergessene Objekte wieder ans Tageslicht holten,<br />
nein, sie fertigten auch Begrenzungszäune und errichteten<br />
eine Schutzhütte. Die Pfade abseits der Wirtschaftswege<br />
legten sie allesamt neu an und zu guter Letzt befestigten sie<br />
rautenförmige Schilder mit einer stilisierten Fledermaus als<br />
Wegzeichen. Etliche Arten des scheuen Sägetieres hausen<br />
vor allem in den Stollen und Abbauhalden des später noch<br />
beschriebenen Naturschutzgebietes Hörre und so entstand<br />
die Idee für das Symbol. Es ist dafür verantwortlich, dass<br />
viele Einheimische das Wort „Schieferpfad“ ganz einfach<br />
ausblenden und lieber vom „Fledermausweg“ sprechen.<br />
Gerade diese Wegmarkierung aber mag als Beleg dafür<br />
gelten, dass junge Menschen frische Ideen einbringen und<br />
an viele Dinge anders herangehen als altgediente Wegewarte,<br />
die seit ewigen Zeiten ausschließlich Buchstaben, Zahlen<br />
und geometrische Zeichen in ihrem Repertoire haben. Wie<br />
gut indes Rüdiger Grebe und seine Schüler Brämers Vorgaben<br />
umgesetzt hatten, wurde im Jahr 2005 deutlich, als<br />
der Wittgensteiner Schieferpfad als erster Rundweg in der<br />
Region vom Deutschen Wanderinstitut in Marburg mit dem<br />
Prädikat „Premiumweg“ ausgezeichnet wurde. Und hiervon<br />
gibt es in ganz Nordrhein-Westfalen derzeit nur zwanzig.<br />
Bei meiner ersten Tour auf dem Schieferpfad war ich<br />
mit einer Gruppe unterwegs. Das erwies sich als vorteilhaft,<br />
denn die Leiter unseres 25-köpfigen Teams imAlter von 8 bis<br />
76 Jahren hatten beim örtlichen Heimatverein eine Besichtigung<br />
des Raumländer Schieferschaubergwerks vereinbart.<br />
Das befindet sich am Ortsausgang des „Schieferdorfs“ in<br />
4/<strong>2014</strong> durchblick 21
Richtung Frankenberg. Jeder bekam einen<br />
Schutzhelm verpasst und dann demonstrierten<br />
die beiden Sachkundigen im ständig 6<br />
Grad „warmen“ Förderbereich der Grube<br />
„Delle“ den Abbau und die Weiterverarbeitung<br />
des Dach- und Wandschiefers. Mannomann!<br />
War das damals eine Knochenarbeit!<br />
Die Einstimmung auf die 14,2 Kilometer<br />
lange Wanderstrecke konnte nicht eindrucksvoller<br />
ausfallen.<br />
Am Eingangsportal des Pfads, nur etwa<br />
300 Meter von der Grube „Delle“ entfernt,<br />
steht die erste von etlichen Schautafeln<br />
neben einer Schieferhalde. Sie informiert<br />
über einige geschichtliche Besonderheiten<br />
der Region, über die den Weg auf den ersten<br />
Kilometern begleitende Eder und über<br />
die Edertalbahn, die dort von 1911 bis 1981<br />
in Betrieb war. Über die Trasse der Bahn<br />
führt – entgegen dem Uhrzeigersinn – dann<br />
auch das erste Teilstück. Ab und an erfolgt<br />
ohne ersichtlichen Grund ein Abstieg auf<br />
einen parallel verlaufenden Weg und kurz darauf muss der<br />
Bahndamm wieder erklommen werden. Ob der Pfad ohne<br />
diese „Kinkerlitzchen“ – für die es einige aus unserer Gruppe<br />
halten – das Prädikat „Premiumweg“ nicht bekommen<br />
hätte? Alle, die sich veräppelt fühlen – um nicht ein etwas<br />
derberes Wort zu nutzen – und in der Folge die Trasse nicht<br />
mehr verlassen, verpassen unter anderem die Passage eines<br />
niedrigen Tunnels quer durch den Damm. Durch die betonierte<br />
Unterführung wird das Regenwasser in die zwischen<br />
Erndtebrück und der hessischen Landesgrenze als Naturschutzgebiet<br />
ausgewiesene Eder geleitet.<br />
Den meisten Eindruck auf diesem Teilstück hinterlässt<br />
indes der hier<br />
schon überraschend<br />
breite<br />
Fluss mit den<br />
saftigen Viehweiden<br />
und den<br />
rotbunten Rindern<br />
am Rande.<br />
Die Uferpromenade<br />
bietet<br />
einen überaus<br />
friedvollen Anblick!<br />
Aus unserer<br />
Gruppe<br />
sind auch alle<br />
entsprechend<br />
friedlich gestimmt<br />
– mit<br />
Ausnahme der<br />
wenigen, die<br />
der Verkehrslärm<br />
von der<br />
Am Wegesrand immer wieder Schiefer nahen Landstraße<br />
in allen Variationen<br />
nervt.<br />
Autorenfoto<br />
Blick auf die Bad Berleburger Altstatt mit dem prächtigen Barockschloss<br />
Zum idyllischen Gesamteindruck trägt etwas später<br />
auch der von der gegenüber liegenden Hangseite grüßende<br />
kleine und feine Dotzlarer Ortsteil Laubroth bei. Da haben<br />
wir den Bahndamm aber schon verlassen und die ersten<br />
Felsformationen aus Grauwacke beherrschen im „Heiligeholz“<br />
die Szene. Unterhalb von Meckhausen überbrücken<br />
wir über einige im Wasser liegende Felsbrocken einen kleinen<br />
Bach. Die Gruppenkinder haben ihren Spaß hieran und<br />
freuen sich wenig später darüber, dass einer der „Großen“<br />
unweit eines steilen und ungesicherten Abhangs im Lüftungsloch<br />
eines Stollens zur – ergebnislosen – Erkundung<br />
mal kurz verschwindet.<br />
Wir befinden uns im Naturschutzgebiet „Honert“. Es<br />
wird wilder, urwüchsiger. Ein schmaler Pfad führt bergan<br />
und zickzackt sich durch starke Fichten-, Buchen- und<br />
Eichenstämme bis zur Höhe. Unzählige Felsbrocken in<br />
allen Größen säumen den Weg, umgefallene Baumstämme<br />
zwingen zum Überklettern und dann verkündet uns ein<br />
Schild, dass der Pfadverlauf im Bereich der Felsen „Braut<br />
und Bräutigam“ einem Labyrinth gleicht. Die wegbauenden<br />
Schüler haben einem knappen Dutzend herausragender<br />
Felsen im Schieferpfadbereich – so auch diesen – eine Benennung<br />
gegeben. Rote Punkte auf den Steinen helfen bei<br />
der Meisterung des Irrgartens. Er endet schließlich an einer<br />
Bergnase, an der neben der schönen Aussicht auch Sitzgelegenheiten<br />
zu einer Rast locken.<br />
Nach dem sanften Abstieg über einen Wiesenweg und<br />
der Durchquerung des Bilsterbachtals geht es erneut bergan,<br />
nun ins Naturschutzgebiet „Fredlar“. Hier sind besonders<br />
viele Zeugnisse des Schieferbergbaus zu finden. Imposant<br />
ein riesiger Steinbruch mit bis zu 30 Meter hohen<br />
Felswänden, dazu Halden mit Lockergestein, Geröllfelder<br />
und mächtige Felsblöcke. In der Nähe der mit 576 Meter<br />
höchsten Erhebung der Tour, dem stark kyrillgeschädigten<br />
Gipfel des Bergs „Fredlar“, haben die Schüler für zwei<br />
Felsen die Bezeichnung „Teufelsklippen“ gefunden. Der<br />
22 durchblick 4/<strong>2014</strong>
alpine Charakter der teuflischen Formationen wird alleine<br />
schon dadurch belegt, dass neben anderen Kletterern sogar<br />
der Alpenverein die überhängende Klippe ein- bis zweimal<br />
jährlich für Sicherheitsübungen nutzt. Geklettert wurde<br />
auch an anderen Felsen, beispielsweise am vorletzten der<br />
so genannten Bilsteine. Irgendwer verpetzte die Alpinisten<br />
bei der hierfür zuständigen Unteren Landschaftsbehörde.<br />
Und weil dieser Felsen nun mal innerhalb des Naturschutzgebiets<br />
liegt, zeigten die Damen und Herren aus dem Kreishaus<br />
den Seil-und-Haken-Akrobaten für diesen Frevel gnadenlos<br />
die Rote Karte.<br />
Bevor wir das letzte Grubengebiet zu Gesicht bekommen,<br />
gilt es nach einem historischen Handelsweg mit tiefen<br />
Spurrillen das anmutige Steinbachtal zu durchwandern und<br />
am Außenbezirk von Bad Berleburg vorbei die Schritte in<br />
Richtung Raumland zu lenken. Dabei bietet sich uns ein<br />
grandioser Blick auf die Altstadt der Wittgensteiner Metropole<br />
mit dem imposanten Barockschloss „derer zu Sayn-<br />
Wittgenstein“.<br />
In der Nähe des Raumländer Sportplatzes zweigt letztmalig<br />
der Pfad vom Wirtschaftsweg ab. Wir steigen hoch<br />
zum beeindruckenden Tagesbruch des Grubengeländes<br />
„Hörre“ und damit zum sage und schreibe vierten Naturschutzgebiet<br />
am Schieferpfad. Von hier aus ist es nicht<br />
mehr weit bis zum Parkplatz. Zur Unterschutzstellung der<br />
hier vorhandenen drei Schiefer-Abbauebenen schreibt die<br />
Kreisverwaltung: „Das Grubengelände Hörre ist das mit<br />
Abstand größte Fledermauswinterquartier Wittgensteins.“<br />
Die Biologische Station Siegen-Wittgenstein nennt zehn<br />
verschiedenenArten, die hier zu Tausenden hausen. In zahllosen<br />
Spalten im blättrigen Schiefergestein können sich die<br />
Tiere verstecken, dazu herrschen innerhalb des Stollens die<br />
optimalen Temperaturen für deren<br />
Winterschlaf.<br />
Es ist heute kaum noch nachvollziehbar,<br />
dass vor einem halben<br />
Jahrhundert der Bund das Grubengelände<br />
erwarb um hier unterirdisch<br />
ein Kraft- und Schmierstofflager für<br />
die Bundeswehr einzurichten. Zehn<br />
Jahre zuvor war die Grube stillgelegt<br />
worden. Zum Glück zerschlug<br />
sich dieses Vorhaben nach einigem<br />
Hickhack weil damals der Kreis<br />
Wittgenstein in unmittelbarer Nähe<br />
der „Hörre“ eine „Großraum-Wasserversorgung“<br />
plante.<br />
Meine Beurteilung: Dem in<br />
Dotzlar wohnenden Lehrer Rüdiger<br />
Grebe, mittlerweile pensioniert, und<br />
seinen einstigen Schülern, inzwischen<br />
um die dreißig Jahre alt, gilt<br />
meine uneingeschränkte Hochachtung.<br />
Ohne sie hätte ich das Gefilde<br />
wohl niemals kennen gelernt, diese<br />
einmalige Landschaft, wie man sie<br />
abwechslungsreicher und interessanter<br />
weit und breit vergebens<br />
sucht. Die Wegführung vorbei an vielen Felsen und zahlreichen<br />
Spuren der Vergangenheit ist großartig. Zu einigen<br />
der vielleicht überflüssigen Schlenker habe ich bereits etwas<br />
gesagt.<br />
Über die von ihnen beim Anlegen des Wittgensteiner<br />
Schieferpfads umgesetzten „Leitlinien des neuen Wanderns“<br />
muss ich nichts sagen, denn das hat – wie eingangs schon<br />
erwähnt – das Deutsche Wanderinstitut bereits getan und den<br />
Pfad mit der Bezeichnung „Premiumweg“ dekoriert.<br />
Der Weg ist zwar ganzjährig begehbar, doch ich empfehle<br />
Tage, an denen nicht mit Nässe und Glätte zu rechnen<br />
ist. Doch auch bei trockener Witterung sind bei den kniffligsten<br />
Passagen neben einer gewissen Behutsamkeit unbedingte<br />
Trittsicherheit und festes Schuhwerk unerlässlich.<br />
Dazu ist eine gewisse Kondition bei dem sehr anspruchsvollen<br />
„Auf und Ab“ gefordert, dies ist vor allem bei der<br />
Mitnahme von Kindern zu beachten.<br />
Die Wegzeichnung ist ausreichend, allerdings sollte<br />
man auf den Wirtschaftswegen äußerst aufmerksam sein,<br />
denn immer wieder einmal geht es ohne Vorwarnung im<br />
rechten Winkel auf Waldpfade. Deren Anteil ist mit über 60<br />
Prozent ungewöhnlich hoch. Das schlägt sich auf die reine<br />
Wanderzeit nieder, die mit rund fünfeinhalb Stunden anzusetzen<br />
ist. Es sind vier Rastplätze für Gruppen vorhanden,<br />
dazu sehr viele Bänke.<br />
Leicht hätte ich den Umfang dieses Aufsatzes auf das<br />
Doppelte ausdehnen können und hätte dennoch bei weitem<br />
nicht alles zum Wittgensteiner Schieferpfad geschrieben.<br />
Da gibt es nur eines: Hinfahren und Wandern! Ich gratuliere<br />
den „Machern“ dieses Wanderwegs mit seiner sehr hohen<br />
Erlebnisqualität, der dazu kaum Schwächen hat und den die<br />
Leute den Fledermausweg nennen.<br />
Ulli Weber<br />
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4/<strong>2014</strong> durchblick 23
Unterhaltung<br />
mein Freund Fritz<br />
Eigentlich hatte er mich zu seinem<br />
Geburtstag am 24. Januar eingeladen,<br />
denn schließlich sind wir<br />
beide schon seit vielen Jahren alte Duzfreunde.<br />
Weil ihm aber voyage ne pose<br />
pas plus, das Reisen keine Freude mehr<br />
bereite und es in seinem Alter schon arg<br />
beschwerlich sei, beschlossen wir, uns irgendwann<br />
in einer wärmeren Jahreszeit<br />
zu treffen.<br />
Vor einigen Tagen nun endlich war es<br />
soweit. Wir trafen uns in Potsdam in seinem<br />
Domizil. In einem kleinen Stübchen<br />
seines großzügigen Ruhesitzes hatte er es<br />
zum Frühstück kommod eindecken lassen.<br />
So konnten wir ungestört sans souci,<br />
eben ohne Sorgen plaudern. Überwiegend<br />
parlierte er in der französischen Sprache.<br />
Mein alter Freund ist der Meinung, diese<br />
Konversation sei kultivierter als das<br />
Brandenburgische. Berlinern mag er gar<br />
nicht, „es wäre etwas sehr gewöhnlich,<br />
eher plebejisch, und erst die Sprache von<br />
heute mit Anglismen durchsetzt, ist ja<br />
rundweg zum Kotzen!“ Ja, das sagte er,<br />
nahm dabei seinen Stock zur Seite und ließ sich auf einem<br />
Stuhle nieder, aber ansonsten fühle er sich immer noch als<br />
ein recht guter Deutscher, zumal man doch maintenant die<br />
vielen schwarz-rot-goldenen Fahnen und Wimpel sähe. Eigentlich<br />
ist er, wenn auch von Adel und schon in die Jahre<br />
gekommen, ein richtiger Kumpel geworden. Ich sehe ihn jeden<br />
Tag „in Gips“ auf meiner Vitrine stehen. Seit ich denken<br />
kann, bemühe ich mich seine Tugenden ernst zu nehmen.<br />
Es bereitet mir Plaisier, zu lesen was über ihn geschrieben<br />
wurde. Ihm jetzt gegenüber zu sitzen, mit ihm über Sinn und<br />
Zweck des Lebens zu plaudern war schon une particulatirite<br />
(eine Besonderheit). In seiner Jugend gab es wenige Freuden.<br />
Er fand sie nicht frais, nicht cool.<br />
Oft lag er mit seinem herrschsüchtigen<br />
Vater im Clinch. Es galt<br />
dessen Marotten mit den langen<br />
Kerlen zu ertragen. Er wurde verdonnert<br />
Preußenkönig zu werden,<br />
ungefragt und das, obwohl er sich<br />
einen anderen Job erträumt hatte.<br />
Seine Passion galt der Kunst,<br />
dem Schönen. Ja, er fühlte sich<br />
damals schon als wahrer Musensohn<br />
und erhoffte sich vom Maitre<br />
Voltaire eine wahrhaftige Freundschaft.<br />
Eine freie Berufswahl gab<br />
Schloss Sanssouci in Potsdam<br />
es nicht, gehorchen stand als oberstes<br />
Gebot. „Und jetzt kann und darf sich<br />
jeder Narr über meine Herrschaft lustig<br />
machen“, erzürnte er sich, ächzte<br />
und schüttelte das mit dem Dreispitz<br />
bedeckte Haupt, „nicht nur das Es ist<br />
ja schon so weit, dass der erste Mann<br />
im Staate sich öffentlich entschuldigen<br />
muss, wenn er in einem fremden Bette<br />
geruht habe. Selbst wenn er sich von irgendjemand<br />
ein paar Euros pumpt, wird<br />
es sofort überall im Lande rumpalavert“.<br />
Er schien in Gedanken versunken und<br />
fragte weiter, „wie soll einer dann regieren,<br />
wenn einem das ganze Volk auf<br />
dem Kopfe herum tanzt. Man sieht es<br />
ja heute, was das alles für armselige<br />
Tröpfe sind, die ihre Meinungen in die<br />
Welt posaunen und sich als Wichtigtuer<br />
fühlen“. Nein, das konnte er sich nicht<br />
leisten. Zucht und Ordnung waren bei<br />
ihm angesagt. Und mit der Staatskasse<br />
rumplempern, Pfründe erkaufen, sich<br />
bereichern und für unsinnige Flug- und<br />
Protzbauten vergeuden, nein das hätte es<br />
bei ihm nicht gegeben. Für sie, und dabei denke er auch an so<br />
manchen Bänker und millionenschweren Emporkömmling,<br />
hätte er nicht mal eine Kugel übrig gehabt. Er hätte sie einfach<br />
in der Havel ersäuft. Er habe immer zeigen müssen wer<br />
Herr im Hause, sprich im Schlosse war. Es widerstrebte ihm<br />
allzu oft, aber schließlich seien die Menschen halt so! Sie testen<br />
immer wieder aus wie weit sie es treiben können. Er sei<br />
der erste Diener seines Volkes gewesen und dazu verpflichtet<br />
jedem Bürger, gleich welchen Standes, ein gutes Beispiel zu<br />
sein. „Mon Dieu, mon Dieu“ und er schüttelte sein greises<br />
Haupt als wir vom Parlament dieser Tage sprachen. Immer<br />
mehr dieser nutzlosen leeren Säle, und es stimme ihn schon<br />
sehr nachdenklich, dass dort einige<br />
Christen regieren, die selbst die<br />
zehn Gebote mit ihrem rechtstaatlichen<br />
System vor dem lieben Gott<br />
zu widerlegen versuchten.<br />
Es wurde zu Mittag aufgetragen.<br />
Es gab Kartoffeln mit Stippe<br />
und Zanderfilet. Die Kartoffeln<br />
waren öko, eigenhändig im Park<br />
angebaut. Der Fisch stammte aus<br />
einem märkischen See, ganz ohne<br />
Schadstoffe...! Ach nein, so etwas<br />
wie Urlaub, dem Müßiggang frönen,<br />
abhängen, wie es heute heißt,<br />
24 durchblick 4/<strong>2014</strong><br />
Foto: Wolfgang Neuser<br />
Foto: Wolfgang Deiß
Unterhaltung<br />
habe es für ihn nicht gegeben. Und nach Mallorca oder<br />
Florida zöge es ihn schon ganz und gar nicht. Auch nicht<br />
zu dem bajuwarischen und grobschlächtigen Landvolk im<br />
Süden, die wahrscheinlich noch, so dünke es ihm, auf den<br />
Donnerbalken gingen. Klar, mögen sie ihn nicht so sehr in<br />
den südlichen Gegenden und beschimpfen ihn und seine Untertanen<br />
als Saupreißen. Er, Fritz brauche eben ein wenig<br />
Kultur und liebe zuweilen die deutschen Bäder, wo Freigeist<br />
und Körperbalsam geboten werden.<br />
So nach und nach waren wir ins Philosophieren gekommen.<br />
Ob unsere Demokratie denn heute noch demokratisch<br />
sei, frage er. „Man möge doch bedenken, dass siebzig Prozent<br />
des Volkes keinen Krieg wollen und trotzdem Krieg gemacht<br />
wird“. Ihn erschrecke es immer noch – das Grauen.<br />
Schließlich sei er stets an vorderster Front zu Pferde gewesen<br />
und es habe ihn erfreut, als er den guten Gedanken vernommen<br />
habe, aus Schwertern Pflugscharen zu schmieden. Aber<br />
da sei wieder dieser schlimme Mammon im Spiel und Spitzbuben,<br />
die sich einen Dreck um das Volk scheren. Er dachte<br />
bei diesen Worten sicher wieder an die Havel, in der man sie<br />
ersäufen könne oder solle. Bei all unserem Sinnieren wussten<br />
wir beide keine Antwort, ...es sei denn: Ich hätte meinen<br />
Freund Fritze überreden mögen, wieder das Zepter in die<br />
Hand zu nehmen....! Aber da winkte er missmutig und etwas<br />
mürrisch ab, „oh non, non, non! Zapperlot!“ Er wolle ganz<br />
und gar nicht mehr: Dabei stampfte er starr blickend sogar<br />
mit dem Stock mehrfach auf. Nein und nochmal Nein! Bei<br />
so vielen von diesen „vermaledeiten Weibern“ habe er nichts<br />
verloren. Ihm seien ganze Kerle lieber. Er habe nie daran zu<br />
denken gewagt, auch nur einem Weiberrock den Zutritt in<br />
sein Tabakskabinett zu gewähren. Und jetzt! Man gewähre<br />
einem Weibe sogar die Degengewalt! Eine Schmach gegenüber<br />
seinem Andenken. Den Weibern obliege schließlich die<br />
Aufgabe in Haus und Hof und für Zucht und Ordnung ihrer<br />
eigen Brut zu sorgen. „Papperlapp mit diesem neumodischen<br />
Firlefanz von Gleichstellung“. Er holte tief Luft und seine Gesichtsfalten<br />
bekamen milde Züge. Dafür ginge ihm jetzt, als<br />
Rentier, die einfühlsame Musik so wohltuend ans Herze, griff<br />
zu seiner Querflöte und spielte mir seine neueste Komposition<br />
vor. Etwas verschmitzt blickend gestand er mir, dass ihm auch<br />
der volle Klang einer Bassgitarre gereizt hätte. Ja, er könne<br />
sich vorstellen, dass eine Rockband auch „sein Ding“ hätte<br />
werden können. Und wesentlich lieber hätte er auf einer Bühne<br />
gestanden als auf seinem Feldherrenhügel. Allerdings bei der<br />
Suche nach dem Superstar, bei einem Herrn Bohlen, da hätte<br />
er sich nie und niemals beteiligt. Dieser Kerl sei zu ordinär,<br />
meinte er. Die gemeinsamen Stunden waren schnell verflogen.<br />
Langsam musste ich an meine Heimreise denken. Wo ich denn<br />
jetzt lebe, wollte er wissen... ach ja, dort im Westfälischen. Er<br />
kannte die Gegenden seines einstigen Reiches noch sehr gut.<br />
Ach ja ihm deuchte, dort leben auch gottesfürchtige Menschen<br />
und er vertraue wahrlich auch auf den da oben. Damit wies er<br />
zweimal mit seinem Stock zur Stubendecke, schließlich sei<br />
auch er ein gottesfürchtiger Mensch. Er wollte noch in sein<br />
Kirchlein gehen. Dass er als der Große heute immer noch seine<br />
Sünden bereuen müsse, stimme ihn allerdings traurig, wo sich<br />
doch die Großen von heute ungestraft in ihren Verfehlungen<br />
baden, ja sich teilweise in regelrechten Wohlfühlbädern räkeln.<br />
„Aber“, so seufzte er, „in drei Jahrhunderten verlieren<br />
sich halt die guten Sitten und Gebräuche.“<br />
Er brachte mich in seiner vorgebeugten Haltung, auf<br />
den Stock gestützt, noch an die Tür und winkte mir zum<br />
Abschied. Ich hörte das Klappern seines Stockes, erst leise,<br />
dann plötzlich laut schmerzlich an meinem Ohr.<br />
Der Wecker klingelte. ... Es war ein schöner Traum.<br />
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4/<strong>2014</strong> durchblick 25
eine ode an das Bett<br />
Foto: Hubertus Freundt<br />
Der Titel mag leicht banal klingen, doch „Oh wie<br />
wohl ist`s mir am Abend“. Im Normalfall beginnt<br />
und endet das Leben eines Menschen im Bett, es<br />
sei denn, der Schauspieler möchte auf der Bühne sterben<br />
oder der Seemann auf hoher See. Auf der Zielgeraden zwischen<br />
der Wiege bis zur Bahre verläuft sein Schicksal.<br />
Das Bett ist aber immer noch ein Luxusgegenstand und<br />
erst recht wieder geworden, wenn man der vielen Flüchtlinge<br />
gedenkt, die im Freien übernachten müssen oder dicht<br />
gedrängt in baufälligen Schlepperbooten dahin dümpelnd,<br />
die Nächte stehend verbringen.<br />
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Schon in der Steinzeit lag der Mensch nicht auf dem<br />
nackten Boden, er bettete sich auf Felle. In der Bronzezeit<br />
flocht man Matten. Die Griechen und Römer kannten<br />
schon Luxusbetten und lagen auf einem Diwan bei ihren<br />
Gelagen, bei den Ägyptern waren sogar Reiseklappbetten<br />
in Gebrauch. Die ländliche Bevölkerung begnügte sich mit<br />
Holzgestellen und Strohsäcken.<br />
Im 16. Jahrhundert huldigte man demAlkoven oder Betten,<br />
die so groß waren wie ein Haus. An Stelle eines Daches<br />
zierte sie ein Baldachin. Man bestieg sie mit Hilfe einer<br />
kleinen Trittleiter,<br />
Im 18.Jahrhundert hielten Feder- und Polsterbetten ihren<br />
Einzug, erstere, natürlich, mit Daunen gefüllt und letztere<br />
mit Stoffen und Leder bespannt. Man kannte Kopfstützen<br />
aus Stein und Metall, auf denen herrliche Malereien verewigt<br />
waren. Homer hätte zu seiner Zeit in einem vierfüßigen<br />
geschnitzten Rahmenwerk, das mit purpur-schimmernder<br />
Stierhaut bespannt war, nächtigen können.<br />
Ludwig der XIV. hielt Hof in einem Prunkbett, bei dem<br />
Samt, Seide, Brokat oder Damast zum Tragen kamen. Vasen<br />
und Federbüsche krönten zusätzlich die Ruhestätte, die<br />
in einem sogenannten Boudoir stand.<br />
Erotischen Spielchen dienten mit Spiegeln verkleidete<br />
Decken über dem Bett. Mein Favorit ist ein Himmelbett, in<br />
dem man unter einem Schleier ruht. Ein Moskitonetz wäre<br />
sicher nicht ganz so romantisch.<br />
In der heutigen Zeit sind der Bettenmanufaktur kaum<br />
Grenzen gesetzt. Es gibt die Wiege, den Stubenwagen für<br />
das Baby, ein Bett für das Kleinkind, für die Senioren und<br />
den Pflegefall. Außerdem benutzen wir das japanische Futon,<br />
das Feld- und Campingbett, das Etagen- und Gitterbett.<br />
Alle sind aus Holz und Metall gefertigt oder aus Korb geflochten,<br />
schnörkellos.<br />
Bei der Fertigung von Matratzen ist schon fast ein Studium<br />
erforderlich, um den verschiedenen Modellen, die<br />
26 durchblick 4/<strong>2014</strong>
empfohlen werden, entgegenzukommen. Meine Schwester<br />
reiste Jahrzehnte lang mit ihrer eigenen Matratze durch die<br />
Lande, keine andere genügte ihr. Die Prinzessin auf der<br />
Erbse. Wie viele Modelle sind entworfen worden, um Rückenbeschwerden<br />
gerechtzuwerden, trotzdem stehen diese<br />
Beschwerden heute mit an erster Stelle.<br />
Mein Vater verbrachte einige Nächte in Paris in einem<br />
Doppelbett. Kein anderes mehr war zu bekommen. Sein Bettnachbar<br />
und er rollten im Verlaufe der Nacht immer wieder<br />
aufeinander zu, da die Matratze komplett durchgelegen war.<br />
Der wahre Luxus besteht zuletzt darin, ein Bett ganz<br />
für sich alleine zu haben. In vielen ländlichen Gegenden der<br />
Welt müssen sich Menschen ein Bett teilen, in ganz frühen<br />
Zeiten nahmen sie sogar das Vieh mit in ihren Verschlag. Sogar<br />
in Krankenhäusern lagen, ehemals, mehrere Menschen<br />
in einem Bett. Man stelle sich die Hygienezustände und Infektionsmöglichkeiten<br />
unter diesen Kranken vor. Wichtig ist<br />
es auch, selbst entscheiden zu können, wann man zu Bett<br />
gehen möchte. Meine Mutter wagte es imAlter kaum, sich zu<br />
früh zur Ruhe zu begeben, da mein Vater, als echter Preuße,<br />
kein Verständnis für ein solches Sich-Gehen-Lassen besaß.<br />
Das Bett ist ein feiner Rückzugsort, wenn es sonst keine<br />
Möglichkeit des Alleinseins gibt. „Das Bett hüten“, ist eine<br />
Redewendung, wenn jemand erkrankt ist. Ausgesprochen<br />
bettlägerig zu sein, ist, natürlich, ein elender Zustand. Böse<br />
Zungen behaupten, es gäbe Menschen, die Jahre lang das<br />
Bett hüten würden, nur um sich an einer Person zu rächen.<br />
Nach derenAbleben feiern die „Todkranken“ dann ein fröhliches<br />
Wiederauferstehen.<br />
Wenn es mir nicht gut geht, gehe ich ängstlich zu Bett,<br />
mit der Befürchtung, es würde den nächsten Tag für mich<br />
nicht geben. Ansonsten ruft mich mein Bett zu später Stunde<br />
und wohlig strecke ich mich auf und unter dem feinen<br />
Linnen aus, im Winter sogar unter einem dicken Plumeau<br />
(Oberbett), wie man es früher kannte. Ein Paradekissen<br />
besitze ich nicht mehr, aber Bezüge, in die Initialen eingestickt<br />
sind. Ein Körnchen Lebensweisheit steckt auch in<br />
dem Begriff Bett, denn wie man sich bettet, so liegt man.<br />
Welche Geheimnisse wird es wohl hüten, sicher mehr noch<br />
als ein Beichtstuhl.<br />
Erika Krumm<br />
handgestrickt<br />
Damals, in der Kriegs- und auch noch in der Nachkriegszeit<br />
1945, wurde alles, was an Garnen zu<br />
finden war, verhäkelt und verstrickt, Altes aufgezogen,<br />
Neues entstand, und hatte sich die Figur verändert,<br />
wurde wieder aufgezogen u.s.w. Strickjacken, Westen und<br />
Pullover aus Wollresten waren „in“. Kurz vor der Währungsreform<br />
hatte ich noch in einer Gummersbacher Strickwarenfabrik<br />
Tabak gegen Wolle eingetauscht, und dann aus<br />
einem dicken, bräunlichen Wollknäuel mit einer Rundnadel<br />
einen super tollen Faltenrock gestrickt.<br />
Aus dem Garn eines auf der Wiese bei Sonnenschein<br />
und unendlich vielen Wassergüssen gebleichten alten, braunen<br />
Zuckersackes entstand ebenfalls mit einer Rundnadel<br />
gestrickt, ein weich fließender Pullover mit langen, weiten<br />
Ärmeln in dem heute noch obligatorischen, immer wiederkehrenden<br />
Zopfmuster. Es war eine „Strafarbeit“, den<br />
schlohweiß gewordenen Zuckersack aufzuziehen und aus<br />
dem dünnen Garn möglichst lange brauchbare Fäden zum<br />
Verarbeiten zu bekommen. Viele Jahre hat dieser wirklich<br />
elegante, unverwüstlich schöne Pullover überdauert. Oh,<br />
soo schick war der, heute würde man sagen – geil.<br />
Zweifach wurden Zuckersackfäden verarbeitet bei Söckchen,<br />
und besonders habe ich darauf geachtet bei Kniestrümpfen<br />
mit Zopfmuster, dass der Zopf im Wadenbereich<br />
eine gute Rundung hervorbrachte um meine schwach ausgeprägte<br />
Wadenmuskulatur besonders zu betonen. – „Wä niks<br />
hät, macht sich wat!“ – „Wer nichts hat, macht sich was!“<br />
Und mein erster „Bikini“, mühe- und liebevoll rundgestrickt,<br />
ließ leider in Farbe und Qualität der Wolle alle Wünsche<br />
offen. Das Fiasko allerdings war nicht vorhersehbar,<br />
denn der erste Gang mit meinem dunkel erdbeerfarbenen<br />
Zweiteiler ins kühle Nass im Seelbacher Weier nur von sehr<br />
kurzer Dauer. Das Bikinihöschen rutschte erst nach unten<br />
und ließ sich dann in nasser Form bis fast unter die Achsel<br />
ziehen, das Oberteil dehnte sich auf entsetzliche Übergröße,<br />
und die Flucht aus dem Wasser gelang nur mit Trippelschritten,<br />
um in die Umkleidekabine zu kommen. Hätte ich<br />
zehn Kilo mehr auf die Waage gebracht, ja dann – jedoch<br />
bei Sonnenschein, oh Wunder, schrumpfte alles wieder in<br />
die Ausgangsform zurück. Ideal nur zum Flanieren!<br />
Die Ära „Selbstgestricktes“ ist nicht vorbei. Heute noch<br />
stricken Omas und Uromas fleißig wärmende Ringelsöckchen<br />
für ihre Enkel und Urenkel aus wunderbar weichen,<br />
bunten Garnen und werden dafür dankbar geküsst.<br />
Gerda Greis<br />
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4/<strong>2014</strong> durchblick 27
Aus dem Siegener Seniorenbeirat<br />
männerFreie zone<br />
Kapelle und Konventsaal im Stift Keppel in Allenbach<br />
Das Mädchenschlafzimmer mussten sich jeweils<br />
vier Schülerinnen teilen<br />
Autorenfotos<br />
Absolute Ordnung herrschte auch in den Waschzellen,<br />
darauf achteten die Lehrerinnen besonders genau<br />
Durch die blanken Fenster dringt freundlich-helles<br />
Licht in die Stube und spiegelt sich im Fußboden<br />
wider. Die weißen Gardinen sind leicht zurückgezogen,<br />
und die Fensterbank zieren anmutige Topfblumen.<br />
Zwei Sessel gruppieren sich um einen kleinen runden Tisch,<br />
daneben steht eine Ablage. Auf dem Schreibtisch sind Tintengläser,<br />
Federhalter, Notizbücher und weitere Gegenstände<br />
der täglichen Arbeit zu erkennen. In den teilweise<br />
herausgezogenen Schubladen sehen wir Schreibhefte, Skizzen,<br />
Bildmaterialien und verschiedene Dokumente.<br />
Wir befinden uns im Arbeitszimmer einer der Keppeler-<br />
Stiftsdamen-Lehrerinnen um 1900. Die Damen gehörten gesellschaftlich<br />
vorwiegend der oberen Mittelschicht an, waren<br />
in Französisch und Englisch zuhause und trugen weiße<br />
hochgeschlossene Blusen und lange schwarze Röcke. „Das<br />
Einkommen der Unterrichtenden war nicht gerade üppig, die<br />
arbeitsmäßige Belastung hingegen beträchtlich: vormittags<br />
Unterricht, am Nachmittag und am Abend Erziehungs- und<br />
Aufsichtspflichten sowie Unterrichtsvorbereitungen für den<br />
nächsten Tag“, erklärt Dorothea Jehmlich, Leiterin des Internatsmuseums,<br />
den Vertretern des Siegener Seniorenbeirates.<br />
Unmittelbar neben dem Arbeitszimmer liegt das winzige<br />
Schlafzimmer – blütenweißes Bett mit gehäkelten Bezügen,<br />
hoch aufgeschütteltes Paradekissen und Waschtisch mit<br />
Krug und Waschschüssel, beides aus Porzellan und mit Blumen<br />
bemalt. Auf der Nachtkonsole sind ein riesiger Wecker<br />
sowie ein Becher und eine Tasse zu erkennen. Einige Bilder<br />
schmücken das Zimmer aus. In dieser männerfreien Zone<br />
wohnen die Lehrerinnen Wand an Wand mit ihren weiblichen<br />
Zöglingen. Eine strahlend weiße Ordnung empfängt den Besucher<br />
auch hier, wenn er das Mädchenschlafzimmer betritt,<br />
welches sich jeweils vier Schülerinnen teilten. Die Betten<br />
sind akkurat gebaut und würden jedem kritischen Stubendurchgang<br />
zur Ehre gereichen. Eine schlichte Blechlampe<br />
hängt von der Decke herab, die hellen weißen Wände zieren<br />
einige Bilder sowie eine Petroleumlampe. Absolute Ordnung<br />
herrscht auch in den Schränken der Schülerinnen und<br />
würde auch jeden gestrengen Spindappell überstehen. Hier<br />
bewahren die Mädchen auch ihre höchstpersönlichen Dinge<br />
auf, so zum Beispiel Briefe und Tagebücher mit den Aufzeichnungen<br />
aus der innersten Seele. – „Sentimentales Heu“,<br />
wie eine der betreuenden Stiftsdamen bemerkt haben soll.<br />
Pädagogische Ziele und Inhalte der Anstalt sind klar festgelegt,<br />
der Tagesablauf in der 1871 gegründeten höheren Töchterschule<br />
ist straff strukturiert. Zu den Lehrplänen gehören<br />
Sprachen, Mathematik und Naturwissenschaften; zugleich<br />
hatten auch praktische und musisch-künstlerische Elemente<br />
eine wichtige Bedeutung. Das Wort „höhere“ bezog sich<br />
auf die Schulform. Gelegentlich wurde dies von den Teilnehmern<br />
als Schule für „höhere Töchter“ umfunktioniert.<br />
Die Mädchen machten eine Art „mittlere Reife“; besonders<br />
Fleißige konnten im Hause die Lehrerinnenprüfung ablegen,<br />
– das Höchste, was für eine Frau damals erreichbar war.<br />
Gute 10 Jahre ist es nunmehr alt, dieses Internatsmuseum,<br />
eine Welt für sich im Gebäudekomplex des Stiftes Keppel,<br />
welches Gymnasium (heute natürlich koedukativ), Tagungsstätte<br />
und Veranstaltungsort für zahlreiche kulturelle Angebote<br />
ist. Mit viel Liebe zum Detail hat Dorothea Jehmlich,<br />
ehemalige Lehrerin am Gymnasium, dieses Museum selbst<br />
ausgestattet und eingerichtet, unterstützt durch ihren Ehemann<br />
Dr. Reimer Jehmlich und ihren Kollegen Dr. Erwin Isenberg<br />
sowie weitere Mitarbeiter. Sie alle sind ausschließlich ehrenamtlich<br />
tätig. Anschaulich, engagiert und facettenreich begleitet<br />
Dorothea Jehmlich die Besucher auf einer spannenden<br />
Reise ins wilhelminische Zeitalter, wobei manche Schätze ans<br />
Tageslicht treten. So etwa die Arbeitshefte der Schülerinnen<br />
28 durchblick 4/<strong>2014</strong>
in gestochener Sütterlinschrift. Bei geringsten Verstößen gab<br />
es höchstens noch die Note „fast gut“. Auch andere, heute<br />
nicht mehr gebräuchliche Notenstufen werden ersichtlich,<br />
so etwa die Zensur „ziemlich gut“, „genügend“ oder „kaum<br />
genügend“. Letzteres entspräche heute etwa einem schwachen<br />
ausreichend. Selbstverständlich wurden damals auch<br />
Kopfnoten erteilt für Betragen, Aufmerksamkeit, Ordnung<br />
und Fleiß. Sämtliche Mitglieder des Seniorenbeirates gehören<br />
noch der Schulgeneration an, in welcher diese Prädikate<br />
ebenfalls am Kopf des Zeugnisses ausgewiesen waren.<br />
Eindrucksvoll ist auch die anschließende von Dr. Erwin<br />
Isenberg geleitete Führung durch die Stiftskirche. Auch er<br />
beantwortet fachkundig und humorvoll die vielfältigen Fragen<br />
der Besucher. Diese ehemalige Klosterkirche des Stiftes<br />
Keppel ist ein architektonisches Meisterwerk. Besonders ins<br />
Auge fällt die barocke Pracht. Spannende Geschichten verbergen<br />
sich immer wieder hinter liturgischen Geräten, denn<br />
für rund 150 Jahre bestand der Konvent des Damenstiftes aus<br />
Partnern beider Konfessionen. Sowohl die Reformierten als<br />
auch die Katholiken unterhielten einen Geistlichen, es gab<br />
jeweils eigene liturgische Geräte für den Gottesdienst.<br />
Der Besuch führt schließlich in den Konventsaal, einen<br />
barocken Saal im ehemaligen Kloster, welcher heute noch<br />
u.a. für klassische Konzerte genutzt wird. Bei einigen der<br />
Besucher macht sich etwas Nostalgie breit, feierten doch<br />
die ehemaligen Schülerinnen der gymnasialen Oberstufe<br />
vor gut 50 Jahren ihren Winterball in dieser eindrucksvollen<br />
Atmosphäre, sowohl Internatsschülerinnen wie auch Mädchen<br />
aus den umliegenden Orten. Zu diesen Veranstaltungen<br />
wurden dann Oberstufenschüler benachbarter Lehranstalten<br />
eingeladen.Anstatt der früheren „männerfreien Zone“ wurde<br />
Autorenfoto<br />
Dorothea Jehmlich im Arbeitszimmer einer Stiftsdame<br />
nunmehr die geschlechtliche Parität angestrebt, insbesondere<br />
deswegen, damit es beim Tanzen auch paarmäßig aufging.<br />
Vor dem Hintergrund dieses kurzweiligen und spannenden<br />
Nachmittags können diese Führungen mit Nachdruck<br />
empfohlen werden, für interessierte Jugendliche, für<br />
Vertreter der mittleren Generation wie auch für Senioren.<br />
Ausführliche Informationen mit zahlreichen Fotos sind im<br />
Internet unter www.stiftsmuseum zu finden.<br />
Ernst Göckus<br />
Besser leBen durch technik<br />
In der jüngsten Sitzung des Siegener Seniorenbeirates<br />
informierte Daniel Aktas von der kommunalen Beratungsstelle<br />
des Kreises Siegen-Wittgenstein zum Thema<br />
„Besser Leben durch Technik im Alter“. Oberstes Ziel<br />
sei, so der Referent, ein bestmöglichst langes Leben in den<br />
eigenen vier Wänden zu gewährleisten. Aufgabenbereiche,<br />
Adressaten sowie Beratungsfelder und Beratungsqualität<br />
standen im Mittelpunkt des Vortrages. Vielfältige technische<br />
Neuerungen, etwa im Sinne von Unfallprophylaxe,<br />
rascher Kontaktaufnahme in Notfällen sowie Erleichterungen<br />
im Haushalt wurden aufgezeigt. Auf Anregung des<br />
Seniorenbeirates wird die kommunale Beratungsstelle konkretes<br />
Anschauungsmaterial entwickeln, welches für direkt<br />
und indirekt Betroffene veröffentlicht werden soll.<br />
Die bevorstehende Schließung des Lebensmittelmarktes<br />
Nahkauf im EKZ Geisweid war Gegenstand einer Anfrage,<br />
welche der 1. Vorsitzende Dr. Horst Bach an die Verwaltung<br />
gerichtet hatte. So seien zahlreiche ältere Mitbürgerinnen<br />
und Mitbürger in Sorge, dass ihnen dann eine wichtige Ein-<br />
kaufsmöglichkeit im Geisweider Zentrum fehlen werde. Gerade<br />
in dieser Filiale schätzen ältere Menschen die Möglichkeit<br />
ihren täglichen Lebensmittelbedarf nah und barrierefrei<br />
einzukaufen. Die Verwaltung will die Rahmenbedingungen<br />
für einen nahtlosen Übergang zu einem anderen Lebensmittelmarkt<br />
an Stelle des Nahkaufs erleichtern und verweist auf<br />
den geplanten Volldiscounter an der Stelle des bisherigen<br />
Parkdecks. Da diese Maßnahme sich allerdings erst in der<br />
Planungsphase befindet, wies der Beiratsvorsitzende auf den<br />
unmittelbaren Handlungsbedarf hin, weil sich nach Schließung<br />
des Nahkauf im unmittelbaren Geisweider Zentrum<br />
dann kein Lebensmittelgeschäft mehr befindet.<br />
Auf Initiative des Arbeitskreises Sicherheit und Verkehr<br />
sprach sich der Seniorenbeirat einstimmig für weitere praktische<br />
Veranstaltungen zum Verkehrssicherheitstraining für<br />
Vertreter der dritten Generation aus. Rechtliche, organisatorische<br />
und technische Vorgaben müssen noch mit allen<br />
Beteiligten erörtert werden. Nähere Informationen erfolgen<br />
zu gegebener Zeit. !<br />
4/<strong>2014</strong> durchblick 29
Foto: Rita Petri<br />
kleider<br />
und<br />
schuhe<br />
Es war schwer, während der Kriegszeit (1939 bis 1945)<br />
und auch zu Anfang noch in der Nachkriegszeit<br />
Schuhe zu bekommen. Meine Schuhe wurden stets zu<br />
groß gekauft. Vorne in die Schuhspitzen kam dann Polsterwatte,<br />
die mein Vater als Schneider für die Auspolsterung<br />
von Anzug-Jackets brauchte. Waren die Füße mal wieder<br />
zu schnell gewachsen, wurde das Leder an der Schuhspitze<br />
einfach abgeschnitten, so hatte man sommerliche Schuhe.<br />
Im Winter bekam ich hohe Schnürer mit Krampen.<br />
Über einen Dreifuß, wie die Schumacher ihn benutzen,<br />
dazu einen Rundkopfhammer, der am anderen Ende wie<br />
ein kleiner Meißel geformt war, konnte mein Vater auch<br />
Schuhe besohlen. Absätze wurden von größeren Gummistücken<br />
mit einem gebogenen Messer passend geschnitten,<br />
ebenso Schuhsohlen, alles aus Resten von zerschlissenen<br />
Autoreifen, erhalten im Tausch für Näharbeiten.<br />
Manchmal hatten meine Winterschuhe auch Ledersohlen,<br />
die wurden dann mit dicken Rundkopfnägeln beschlagen.<br />
Schuhspitzen und Abätze bekamen halbrundgeformte Eisenblättchen,<br />
so hielt die Besohlung länger, denn überall<br />
musste gespart werden.<br />
Durch „Beziehungen“ meiner Mutter bekam ich im<br />
Frühjahr 1941 ein paar Gummistiefel. „Was soll ich mit<br />
Gummistiefeln?“ „Anziehen wenn‘s regnet!“ „Ich hab‘s<br />
doch nicht weit bis zur Schule und so oft regnet‘s ja auch<br />
nicht!“ Ich musste sie auch bei trockenem Wetter tragen,<br />
zumal ich gerade keine passenden Schuhe hatte. Niemand<br />
hatte Gummistiefel, nur ich!<br />
Zu der Zeit stand ich in den Pausen auf dem Schulhof<br />
immer in einer Ecke. Meine Mitschülerinnen haben zwar<br />
versucht mich zu trösten, hat aber nicht viel geholfen. Kein<br />
Mädchen mit zwölf Jahren möchte Damen-Gummistiefel<br />
tragen. Schwarz waren sie, zu groß und zu weit für meine<br />
dünnen Beine, dazu vorne spitz.Also, wieder Watte rein! Das<br />
Allerschlimmste aber, die Stiefel hatten einen dicken, nach<br />
unten zu schmal zulaufenden fünf Zentimeter hohen Absatz.<br />
Ich konnte nur gehen, beim Laufen knickte ich um. Und meine<br />
Mutter sagte: „So scheane Schdewwelcher, wat Du bloss<br />
häst, mosst jo net obedengt renn.“ („So schöne Stiefelchen,<br />
was Du bloß hast, musst ja nicht unbedingt rennen.“)<br />
Schürzen und Strickkleider<br />
Dann gab es noch die Zeit der Schürzen und Strickkleider.<br />
Im ersten Schuljahr trug ich jeden Tag eine andersfarbige,<br />
gestärkte Schürze mit Wollängchen in blassen Farbtönen.<br />
Die Sonntagsschürze war weiß. In den passenden Perlgarnfarben<br />
waren alle Schürzen mit Kreuzstich bestickt. Und<br />
meine Mutter sagte: „Di mache wat hear.“ („Die sehen nach<br />
was aus.“)<br />
Während der Schulzeit besaß ich drei Strickkleider in<br />
verschiedenen Blautönen. Das mittelblaue hatte im Oberteil<br />
lustige bunte Streifen, es war lange Zeit mein Lieblingskleid.<br />
Kinder wachsen und Strickkleider wachsen mit. Am<br />
Saum und an den Ärmeln wurden sie einfach angestrickt.<br />
Meine Mutter ließ dafür bei unserer Strickfrau, sie wohnte<br />
in der Nähe und hatte eine moderne Strickmaschine, immer<br />
einen Strang passender Wolle zumAnstricken zurücklegen,<br />
sodass die Verlängerungen nie zu sehen waren. Auf lange<br />
Sicht hin stets preiswert und gut gekleidet. Damals!<br />
Mein letztes Strickkleid musste 1942 wegen kriegsbedingter<br />
Lieferschwierigkeiten mit Wollresten verlängert<br />
werden und kam deshalb in die Färberei. Nur in einem<br />
blassschwarzen Farbton konnte es gefärbt werden. Oberteil,<br />
Ärmelbündchen und den dazu gehörigen Gürtel habe ich mit<br />
einem Kreuzstichmuster und rotem Perlgarn „aufgemöbelt“.<br />
Einfach schick! Das „neue“ Kleidungsstück wurde dann solange<br />
getragen, wie meine Figur es zuließ. Und meine Mutter<br />
sagte: „Fel ze scha foar de Schoal.“ („Viel zu schade für<br />
die Schule.”)<br />
Gerda Greis<br />
30 durchblick 4/<strong>2014</strong>
Mundart von Gerda Greis<br />
en scheane schdech<br />
Min Fadder kom no langer Zitt met 83 Joarn<br />
nommo end Grankehuss. Hä geng fraiwellich.<br />
Als jonger Buersch met 19 Joarn wuer äm<br />
d‘r rächde Fos ambe‘diert, on itz hadde hä Ärjer met<br />
sinnem Schdomb.<br />
Trotz allem, god ze Fos woare sin Läwe lank gewäse,<br />
emmer of de Bain, on kumm ainer hät gemärkt, dat hä en<br />
„Prothese“ drät. Fast alles konne metmache, on itz no gar<br />
niks me. Maisdens sose em Rollschdol, wail dä Schdomp<br />
schdännich geschwolln on nemme got duerchblot woar. Hä<br />
woll awer werer laufe konn!<br />
D’r Dokd’r mainde zwar emmer: „No warde Se doch<br />
earscht emo, Si komme schoa werer a‘d Laufe.” Äm duerde<br />
dat awer alles fel ze lank, hä gob aifach kän Rog, on<br />
säde: “Ech lä mech itz end Grankehuss on ronner met däm<br />
Schdecke Bai, ech well wesse, ob ech hennerhear werer<br />
laufe ka. So, orrer so em Rollschdol!“<br />
No log hä em Grankehuss, on kuerz befoar’et sowitt<br />
woar, gräj d’r Dokd’r noch schwinn ze hearn: „Dat Si mier<br />
dat Bai jo got nä’, Hearr Dokd’r, ech well „En scheane<br />
Schdech“, ech woar frejer Schnirer!“<br />
„Oje!”, säde merrem Lache em Gesechde d‘r Dokd‘r<br />
dr‘zo, „dann müssen wir uns aber ganz besonders anstrengen.“<br />
“Dat well ech main”, säde d‘r Obba, „sost dränn<br />
ech Ou de Fleckeräj nommo of!“ - Hä konn da werer laufe<br />
on hät noch 10 Joarn lank geläbt. !<br />
os roBert<br />
Bi os d‘rhaim geng emo an nem Sonndachnommedach<br />
de Schäll. Ech mog de Hussdier of. Schdonn<br />
do dusse e Bekannder<br />
fa os on hadde<br />
nuer äwe wat ze beschdälln<br />
foar min Ma.<br />
Wannermäßig agedo,<br />
d‘r Knoareschdock<br />
en d‘r Hand, e losdich<br />
Hedche om Kobb, so<br />
schdonn hä do, grad<br />
om Schbrong em wererzego,<br />
peff sin Hond<br />
hearbi on ref: „Robert!<br />
Komm!“, on zo mier hin<br />
gewant: „Mier zwai, d‘ r<br />
Hond on ech, mier wonn<br />
itz en d‘r Wald.“<br />
Foto: Julian Felgitsch<br />
Ihr Profi für<br />
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und regenerative Energien<br />
Do säde ech schwinn noch zo äm: „Mier ha och en Robert.“<br />
„Nä! Wat! Wo!“, komet erschdaunt zerecke. „En d‘r Keche“,<br />
gräje fa mier ze hearn.<br />
„Wa-at! Ear hat itz en<br />
Hond?“ Dat kom äm arisch<br />
komisch foar. No wolle<br />
doch noch ren komme. Hä<br />
woar näjjschierich woarn<br />
on huerdich emo gucke.<br />
Zesame gengen m‘r en de<br />
Keche. Do sos min Fadder.<br />
Dä hadde alles metgräje on<br />
säde da och glich: „Gon Dach<br />
Jong! Ech sin dä Robert!“<br />
En os Gelächter ren<br />
hoarde m‘r fa dusse noch<br />
dä anner „Robert“ kläffe.<br />
Wau! Wau! Wau! !<br />
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4/<strong>2014</strong> durchblick 31
Für sie entdeckt!<br />
Mitten im Siegerland gibt es ein kleines Stück Urwald.<br />
Zu finden ist das naturbelassene Kleinod direkt an der<br />
Eisenstraße, cirka einen Kilometer nach Verlassen der<br />
L719 (Walpersdorf-Volkholz) in Richtung Lahnhof.<br />
Fotos und Collage:<br />
Gudrun und Wolfgang Neuser
alles leiWand *<br />
in Wien <strong>2014</strong>?<br />
Von Künstlern,<br />
Literaten und<br />
Querulanten<br />
Foto:Hartmut Reeh<br />
Was darf´s sein, gnä´Frau? Ein großer Brauner,<br />
ein Einspänner oder eine Melange?“ fragt der<br />
Herr Ober im schwarzen Anzug mit Weste und<br />
Mascherl auf dem weißen Oberhemd beflissen. Schon fühlt<br />
man sich im Wiener Kaffeehaus zu Hause und gut aufgehoben.<br />
Kann sich seine Zeitungen suchen und beim Kaffee,<br />
serviert auf einem silbernen Tablett mit dem obligatorischen<br />
Glas Wasser, ungestört Stunden verbringen. Als Tourist<br />
schaut man natürlich neugierig um sich und beobachtet mit<br />
Vergnügen den kauzigen alten Professor oder Hofrat, der<br />
mit seinen Kollegen laut diskutiert und politisiert.<br />
In einer Loge, also etwas abgeschirmt von den Blicken des<br />
Publikums, scheint ein Künstler mit längerem Haar, Hut und<br />
einem Samtsakko und mit einer Graphikmappe im Gepäck zu<br />
sitzen. Ein Charakterkopf. Beim Betrachten der Bilder an den<br />
Wänden kommen wir mit ihm ins Gespräch. Und richtig, es<br />
ist ein Wiener Künstler, der viele Geschichten über das Café<br />
Hawelka zu erzählen hat. Der Maler, Graphiker und Bildhauer<br />
Christoph E. Exler ist hier seit Jahrzehnten Stammgast<br />
und hat erst vor wenigen Jahren den legendären Gründer des<br />
*„leiwand“ im Wiener Dialekt für: cool super, toll<br />
Künstler-Kaffeehauses kurz nach seinem 100. Geburtstag mit<br />
beerdigt. Eine Totenmesse habe es vorher im Stephansdom<br />
für den berühmten Künstlerfreund gegeben mit einem Heurigenmusik-Duo.<br />
Herr Leopold und Frau Josefine Hawelka<br />
haben auch in schlechten Zeiten immer wieder Werke von<br />
Wiener Malern, auch den unbekannten, angekauft und eine<br />
stattliche Sammlung über die Jahrzehnte zusammengetragen.<br />
Ein Teil der Bilder ist hier ständig ausgestellt. Heute wird das<br />
Café vom Sohn und den Enkeln weitergeführt, traditionell mit<br />
Thonet-Möbeln – also aus Bugholz –, rotem Plüsch, so wie<br />
es immer war. Die Zeit scheint hier stehengeblieben zu sein.<br />
Am Nebentisch sitzen inzwischen fesche junge Männer<br />
und scheinen sich von ihren Vorlesungen an der Uni zu<br />
entspannen und per Handy ihren weiteren Tagesablauf zu<br />
planen. Früher war es ja beliebt, sich im Kaffeehaus anrufen<br />
zu lassen. Der Herr Ober rief dann lautstark durch den<br />
Raum: „Herr Hofrat Mayrhofer bitte ans Telefon!“ und alle<br />
blickten gespannt auf den, der dann aufstand.<br />
Aber Wien ist nicht nur gemütlich, wie wir vom Querulanten<br />
Helmut Qualtinger oder dem Chansonnier Georg Kreisler<br />
wissen, ja der mit dem „Geh´n wir Tauben vergiften im
Park“. Qualtinger hielt mit seinen Satiren vom<br />
Herrn Travnicek oder Herrn Karl den Wiener<br />
Kleinbürgern den Spiegel vor. Abgründig und<br />
boshaft machen und machten sich viele Künstler<br />
über die bequemen Spießer und Ja-Sager Luft<br />
und genießen gleichzeitig das Unbequem- und<br />
Anderssein. Man spürt und hört die Fremdenfeindlichkeit<br />
an vielen Orten. „Tschuschen“<br />
werden die oft armen Zuwanderer aus dem Osten<br />
genannt. Berüchtigt für ihre Tratschsucht<br />
und Vorurteile waren immer die Hausbesorger<br />
und Hausbesorgerinnen, die im Gemeindebau<br />
für Ordnung zu sorgen hatten. Ihrer Neugier<br />
entging aber auch gar nichts und so sorgten sie<br />
genüsslich immer für den besten Klatsch: „Ja<br />
ham´s schon ghört..“. DieWiener bezeichnen die kommunalen<br />
sozialen Wohnungen als Gemeindebau. Diese eindrucksvollen<br />
Wohnblöcke, fast wie eine Festung z.B. der Karl-Marx-Hof,<br />
nomen est omen, wurden seit den zwanziger Jahren des letzten<br />
Jahrhunderts für Arbeiter errichtet und gelten noch heute<br />
als „Brutstätte“ des roten Wien. Der Karl-Marx-Hof wurde<br />
zwischen 1927 und 1930 vom Otto-Wagner-Schüler Karl Ehn<br />
errichtet mit 1.382 Wohnungen. Der Vergangenheit gehören<br />
aber die Gemeinschaftstoiletten „am Gang“ an sowie die berühmten<br />
gemeinsamen Waschbecken im Flur, die „Bassena“,<br />
wo die Frauen sich trafen.<br />
Gleichzeitig ist Wien seit dem Habsburger Reich und der<br />
K. und K. Monarchie international. Zumal Wien seit den<br />
70iger Jahren des 20. Jahrhunderts Zentrum der UNIDO und<br />
weiteren UNO-Abteilungen sowie der Atomenergiebehörde<br />
ist. Und die Botschafter aus aller Welt spielen eine große Rolle.<br />
Am feinen Graben beim Stephansdom sieht man tief verschleierte<br />
Araberinnen oder indische Großfamilien mit ihrer<br />
Entourage, die Kinderwagen schieben und Einkaufstüten von<br />
den edlen italienischen oder französischen Designern tragen.<br />
Aber es gibt sie auch noch: Ladies aus Wien, die Stil, Haltung<br />
und Charakter ausstrahlen und selbstbewusst im kleinen, passgenauen<br />
Kostüm mit edlen Accessoires und einem Kuchenpackerl<br />
vom Zuckerbäcker Demel durch die Innenstadt eilen.<br />
Theaterleute, Literaten, Künstler, Musiker und Dirigenten<br />
aus aller Welt werden gefeiert – und gleichzeitig verrissen und<br />
sorgen für endlosen Tratsch. So erging es auch den Künstlern<br />
der Wiener Secession zur Zeit des Jugendstils. Der Architekt<br />
des Secessionsgebäudes, Josef Olbrich, musste Schimpf und<br />
Schande der Kritiker über sein „Krauthapperl“ (Kohlkopf)<br />
ertragen. Heute ist das strahlende Gebäude am Anfang des<br />
Naschmarkts eine Attraktion. Die Maler Klimt und Schiele<br />
sorgten für endlose Skandale, Debatten und Verbote mit ihren<br />
Erleben Sie Gastlichkeit, Natur und Entspannung<br />
in unserem Gästehaus & Hotel mit<br />
Restaurant und Café in einzigartiger Lage<br />
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erhält bei uns einen unverkennbaren Rahmen<br />
erotischen Werken. Heute werden ihre Bilder wie Juwelen<br />
in eigenen Museen gehütet. Etwa im Museum Leopold im<br />
Kunstquartier, das in den letzten Jahren in dem ehemaligen<br />
barocken Pferdestall am Glacis geschaffen wurde.<br />
Schon seit Arthur Schnitzler (Arzt und Schriftsteller)<br />
und Sigmund Freud (Gründer der Psychoanalyse) weiß<br />
jeder, dass Selbstbespiegelung, Melancholie, Todessehnsucht<br />
und subtile Erotik in Wien die Menschen besonders<br />
bewegen und umtreiben. Übrigens, in einem kleinen Museum<br />
kann man die nachempfundene Praxis von Herrn Prof.<br />
Freud mit dem berühmten Divan besuchen. Das Original ist<br />
in seinem Exil in London zu sehen.<br />
Der Schriftsteller Thomas Bernhard schrieb 1984 den<br />
Roman „Holzfällen“ – eine Erregung. In einem endlosen<br />
Monolog beschreibt er seine Zerissenheit in der Gesellschaft<br />
der Salons. Er möchte dazugehören, gleichzeitig kann er sie<br />
nicht ertragen. Wegen angeblicher Verletzungen von Persönlichkeitsrechten<br />
durfte das Buch nach seinem Erscheinen in<br />
Österreich nicht verkauft werden. Umso neugieriger wurde<br />
das Publikum natürlich.<br />
Auch für Architekturfreunde ist Wien ein Eldorado.<br />
Von der Gotik (Stephansdom) über die Barockzeit (Schloss<br />
Schönbrunn), zum Pomp der Ringstraßenarchitektur des 19.<br />
Jahrhunderts bis zum 21. Jahrhundert kann man viele wegweisende<br />
„Ikonen“ der Baukunst besuchen. Besonders die<br />
Wegbereiter der modernen Architektur um 1900 wie Otto<br />
Wagner, Josef Hoffmann und Adolf Loos bieten die besten<br />
Beispiele für neue Materialien, Techniken und Ideen für eine<br />
Architektur, die nicht mehr historische Stile nachahmte, sondern<br />
die Innovation suchte. „Die Form folgt der Funktion“:<br />
die der Stadtbahn, die „Irrenanstalt“ am Steinhof bis hin zum<br />
Postsparkassengebäude (alle vom Architekten Otto Wagner)<br />
sind solche Beispiele.<br />
&<br />
Fotos:Hartmut Reeh
Im Siegerland ist jedem der Name Wittgenstein ein<br />
Begriff. In Wien lebte der österreichische Philosoph<br />
Ludwig Wittgenstein. Er entstammt der Industriellenfamilie<br />
Wittgenstein, deren Wurzeln in Bad Laasphe liegen. In Cambridge<br />
hatte er den Lehrstuhl für Philosophie inne, nachdem<br />
er sich 1921 mit seinem „Tractatus Logico-Philosophicus“<br />
schnell in Fachkreisen einen Namen gemacht hatte. Bekannt<br />
wurde er aber auch mit dem Bau des Stadthauses „Haus<br />
Wittgenstein“ um 1925 in Wien, das er gemeinsam mit dem<br />
Architekten Paul Engelmann entwarf. Detailliert designte<br />
der Philosoph Fenster, Türen, Riegel oder Heizkörper. Der<br />
Skandal schlechthin aber war die nackte Glühbirne, die statt<br />
eines Leuchters mitten im Raum hing. Dieses weiße, kubisch<br />
anmutende Gebäude gehört mit zu den wegweisenden Werken<br />
der Wiener Architektur der Moderne. Es erinnert äußerlich<br />
stark an die Architektur des Bauhauses. Heute ist hier<br />
das bulgarische Kulturinstitut untergebracht.<br />
Ein besonderes Highlight war es, zu erleben, wie an einem<br />
lauen Septemberabend vor der Wiener Oper auf einem riesigen<br />
Bildschirm live die Aufführung von der Bühne nach<br />
draußen übertragen wurde. Staatsoper als Public Viewing für<br />
alle. Es wurde „La Fanciulla del West“ von Puccini gegeben.<br />
Anna Netrebko grüßte via Bildschirm das verehrte Publikum<br />
draußen. Sie sang aber – leider – nicht mit. Im Bergwerk und<br />
im Blaumann hätte man sie aber auch nicht erwartet. Manchmal<br />
geht es eben auch ohne Mozart und Pomp.<br />
Der Wiener Opernball entwickelte sich vom elitären Event<br />
auf höchstem Niveau im Laufe der Jahre zum Treffpunkt der<br />
B-Promis und skurrilen, mediengeilen Gestalten. Inzwischen<br />
kommen auch die Debütanten und Debütantinnen aus aller<br />
Welt. Nicht die Jungen aus adligen Familien und der Unternehmernachwuchs<br />
aus Österreich werden der Gesellschaft<br />
beim Walzer vorgestellt, das globale Geld regiert die Welt.<br />
Der Adel wurde angeblich mit Ende des Ersten Weltkriegs<br />
in Österreich abgeschafft – zumindest das „von“ im Namen<br />
verschwand.<br />
Ob Kaiserzeit, Gründerzeit-Pomp, Jugendstil oder Moderne,<br />
die Millionenstadt Wien ist und bleibt ein Schaufenster<br />
zwischen Tradition und Moderne, eine Melange der Ideen und<br />
Völker. So bestelle ich auch im Kaffeehaus beim Herrn Ober<br />
eine Melange, den beliebtesten Kaffee der Stadt.<br />
Tessie Reeh<br />
Foto:Hartmut Reeh<br />
36 durchblick 4/<strong>2014</strong>
Initiative der Deutsch-Griechischen Versammlung<br />
WinterpFlegedienste<br />
auF der sonneninsel<br />
Auf der Insel Rhodos lässt es sich wunderbar überwintern<br />
Eine einzige Projektidee, eine neu gegründete Organisation<br />
und ein paar Menschen, die sich ehrenamtlich einsetzen<br />
- und schon tun sich gleich mehrere Wege für die<br />
Lösung einer problematischen Situation auf. In diesem Jahr<br />
ist auf der Insel Rhodos ein Pilotprogramm in Angriff genommen<br />
worden, das die touristische Saison der „Sonneninsel“<br />
verlängert - durch Senioren-Pflegereisen im Winter.<br />
Norbert Rebmann ist ehrenamtlicher Mitarbeiter<br />
beim „Pflegenetz Heilbronn“, einem Projekt einer<br />
deutschen Kommune, die ‚sich im Rahmen der<br />
Deutsch-Griechischen Versammlung für griechische Kommunen<br />
stark machen will. Seit zehn Jahren besteht das „Pflegenetz<br />
Heilbronn“ als gemeinsame Initiative unterschiedlicher<br />
Altenpflege-Einrichtungen verschiedener Träger im<br />
Bezirk Heilbronn, die zur Lösung des sich immer drohender<br />
abzeichnenden Zukunftsproblems derAltenpflege in der<br />
deutschen Gesellschaft beitragen wollen. Sie haben ehrenamtlich<br />
eine vernetzte Versorgungsstruktur organisiert – mit<br />
folgenden Zielen: optimale Pflege, Kostendämpfung und<br />
Imageaufwertung der Pflegedienste. Immer wieder werden<br />
die Mitwirkenden dabei mit der Tatsache konfrontiert, dass<br />
Menschen, die alte und kranke Angehörige zu Hause pflegen,<br />
selbst an die Grenzen ihrer Belastbarkeit kommen und<br />
permanenter Erschöpfung und Depression anheimfallen.<br />
Für solche privat Pflegenden soll die Möglichkeit geboten<br />
werden, mit ihren pflege- und schutzbedürftigen Familienmitgliedern<br />
gemeinsam in Urlaub fahren zu können. Dort<br />
sollen sie – während sie sich selbst erholen – von kompetentem<br />
Pflegepersonal entlastet werden. Dafür bietet sich der<br />
mediterrane Winter mit seinen vielen Sonnenstunden an, der<br />
in Griechenland touristisch noch kaum genutzt wird, denn<br />
hierzulande ist – im Unterschied etwa zu Spanien – spätestens<br />
Ende Oktober die Saison beendet. Für ein solches gemeinsames<br />
„Überwintern“ bietet sich Rhodos wegen seiner<br />
dichten Infrastruktur an, die sowohl die Verkehrswege und<br />
-mittel als auch die Hotellerie und vor allem das Gesundheitswesen<br />
mit Heileinrichtungen und Ärzten betrifft. Auf<br />
Rhodos gibt es eine Krankenpflegeschule; deren Absolventinnen<br />
bzw. Absolventen könnten, insbesondere, wenn sie<br />
arbeitslos bleiben sollten, zur Weiterbildung in Altenpflege<br />
oder gar selbst als Ausbilder von Pflegepersonal zur Schulung<br />
nach Deutschland entsandt werden. Sie könnten dann<br />
in ambulanten Pflegediensten die Hotels und Ferienunterkünfte<br />
bedienen.<br />
Es handelt sich also um ein bereits bis in Details durchdachtes<br />
soziales Projekt, an dem auch die griechische Ärztekammer<br />
interessiert ist. Miteinander verknüpft sind dabei<br />
Gesundheitspolitik, Arbeits- und Ausbildungsplatzbeschaffung<br />
sowie Tourismus. Über verschiedene Möglichkeiten zur<br />
Saisonverlängerung im Tourismusgeschäft wird unterdessen<br />
allerorten in Griechenland nachgedacht, denn weder das<br />
günstige Klima noch der volle Jahresverlauf sind ausgenutzt.<br />
Dabei kommt den Sektoren Erholung und Heilung durch die<br />
Natur neben Bildung die größte Bedeutung zu. – Wenn das<br />
Vorhaben auf Rhodos gelingt, steht einer Ausdehnung auf<br />
andere Sonnengebiete in der Ägäis nichts im Wege.<br />
Ursula Spindler-Niros.<br />
Quelle: Griechenlandzeitung vom 8. 1. <strong>2014</strong>/S.12. Mit freundlicher Genehmigung des Verlags<br />
4/<strong>2014</strong> durchblick 37
Besuch in zWei Welten<br />
Vom Bosporus ins Schwarze Meer zur Krim<br />
Foto: www.fotolia.de<br />
Strahlend scheint die Sonne vom blauen Himmel, leise<br />
plätschert das Wasser vor unseren Füßen, entfernt<br />
hören wir den Ruf des Muezzins. Wir sitzen in einem<br />
Fischrestaurant in Istanbul am Bosporus. Wir, das sind Teilnehmer<br />
einer Kreuzfahrt aus Siegen, die das östliche Mittelmeer<br />
mit Istanbul, Ephesus, Mykonos und das Schwarze<br />
Meer mit Odessa und Stätten der Halbinsel Krim als Ziel hat.<br />
Zwei Kontinente, eine 15-Millionen-Metropole, ein 30<br />
Kilometer langer Graben und wahnsinnig viel Wasser, so<br />
stellt sich der Bosporus dar. Die schönste Meerenge der<br />
Welt teilt Istanbul in einen europäischen und einen asiatischen<br />
Teil. Heute befahren täglich bis zu 150 Schiffe<br />
den Bosporus, jedes zehnte ist ein Öltanker. Allein der<br />
Personen-Linienverkehr ist gigantisch.<br />
Istanbul – faszinierend und farbenprächtig<br />
In der Metropole am Bosporus verschmelzen jahrtausendalte<br />
Geschichte und pulsierende Moderne, bilden Asien<br />
und Europa ein prächtiges, bunt schillerndes Mosaik. Weltbekannt<br />
ist die Sultan-Ahmed-Moschee mit ihren sechs Minaretten,<br />
die die Silhouette Istanbuls wie kaum ein anderes<br />
Bauwerk prägt. Nur die Prophetenmoschee in Medina mit<br />
zehn und die Hauptmoschee in Mekka mit neun Minaretten<br />
haben mehr als die Moschee in Istanbul. Dazu gibt es eine<br />
interessante Erklärung: Der Sultan hatte bei der Auftragsvergabe<br />
vom Architekten verlangt, die Minarette zu vergolden.<br />
Da das aufzuwendende Blattgold aber das ihm vorgegebene<br />
Budget bei weitem überschritt, „verhörte“ er sich und machte<br />
aus dem türkischen Wort „altin“ (Gold) die Zahl „alti“<br />
(sechs). In Europa kennt man sie als Blaue Moschee und sie<br />
hat diesen Namen wegen der vielen blau-weißen Kacheln,<br />
die die Kuppel und den oberen Teil der Mauern zieren.<br />
Der Taksim-Platz mit dem Denkmal der Republik, das<br />
an die Gründung der Republik im Jahr 1923 erinnert, ist uns<br />
Europäern durch die Fernseh-Berichterstattung als Schauplatz<br />
von Demonstrationen gegen die türkische Regierung<br />
bekannt. Es ist der verkehrsreichste Platz Istanbuls, von wo<br />
aus Straßen in alle Richtungen führen.<br />
Die Hagia Sophia gehört zu den herausragenden Bauwerken<br />
der Spätantike und ist das bedeutendste Beispiel für<br />
den Bautypus der Kuppelbasilika. Daher ist das auffallendste<br />
Element auch die monumentale Kuppel mit 40 Fenstern, die<br />
den gesamten Innenraum beherrscht. Sie ruht auf vier mächtigen<br />
Pfeilern. Für die prachtvollen antiken Verkleidungen<br />
der Säulen und Wände wurden seltene Marmorintarsien aus<br />
allen Teilen des Römischen Reiches verwendet.<br />
Eine weitere weltbekannte Sehenswürdigkeit in Istanbul<br />
ist der Topkapi-Palast, der bis 1856 Wohnung der Sultansfamilie<br />
und Herrschersitz war. Dieser vielgliedrige Palast<br />
liegt exponiert an der Spitze der zwischen Goldenem Horn,<br />
Bosporus und Marmarameer gelegenen Halbinsel. Er ist<br />
aufgrund seiner umfangreichen Sammlungen eines der<br />
größten Schatzhäuser der Welt-<br />
Während wir eben noch bei strahlendem Sonnenschein<br />
mit unserem Kreuzfahrtschiff ruhig auf dem Bosporus<br />
fuhren, ändert sich nun das Wetter total mit der Einfahrt<br />
ins Schwarze Meer: Erheblich niedrigere Temperaturen,<br />
starker Wind und hohe Wellen bestimmen das Bild. Nun<br />
plötzlich spüren wir zum ersten Mal richtig, dass wir uns<br />
auf einem Schiff befinden. Das Schiff stampft und rollt und<br />
den hohen Seegang können wir auf Deck und durch unser<br />
Kabinenfenster beobachten. Aufgrund der Wetterlage ändert<br />
der Kapitän die Route und fährt zuerst an der Westküste<br />
des Schwarzen Meeres entlang nach Odessa im Norden.<br />
Odessa – Hafenstadt mit Potemkin-Treppe<br />
Odessa ist mit einer Million Einwohnern die wichtigste<br />
Hafenstadt am Schwarzen Meer. Wahrzeichen dieser Stadt<br />
ist die Potemkinsche Treppe vom Hafen zur Altstadt. Es<br />
ist eine Freitreppe mit 192 Stufen und sie wurde durch<br />
den Film „Panzerkreuzer Potemkin“ wie die Frankfurter<br />
Allgemeine Zeitung 1998 schrieb „die wahrscheinlich berühmteste<br />
Treppe der Welt“. Die 142 Meter lange Treppe<br />
überwindet einen Höhenunterschied von 30 Metern und<br />
ist ganz auf perspektivische Wirkung angelegt. Von unten<br />
betrachtet sieht es so aus, als ob die Fluchtlinien der Treppeneinfassungen<br />
in einem Fluchtpunkt im Himmel enden.<br />
Odessa scheint im Himmel zu thronen. Die Treppe hat sich<br />
den Status als prachtvollen Eintritt in die Stadt bis heute<br />
erhalten. Odessa wurde „die Stadt mit der Treppe“.<br />
38 durchblick 4/<strong>2014</strong>
k u l t u r h a u s<br />
st.-johann-str. 18 | siegen<br />
Potemkin-Treppe in Odessa<br />
Foto: Christel Mahle<br />
Sewastopol – die Heldenstadt<br />
Sewastopol ist die größte Stadt auf der Halbinsel Krim, die<br />
ja durch den Ukrainekonflikt zur Zeit in aller Munde ist. Die<br />
Stadt liegt auf den Ausläufern des Krimgebirges direkt am<br />
Schwarzen Meer und ist Heimathafen und Hauptstützpunkt<br />
der russischen Schwarzmeerflotte sowie der ukrainischen<br />
Marine. Ihr Name bedeutet übersetzt „Majestätsstadt“ oder<br />
„Kaiserstadt“. Das Klima von Sewastopol ist nahezu subtropisch,<br />
im Sommer steigen die Temperaturen bis auf 40° C.<br />
Bei unserer Besichtigung der Stadt war davon allerdings<br />
nichts zu bemerken: Es war kalt und windig. Was überall<br />
auffällt sind die vielen Denkmäler, es sollen rund 2000 in<br />
der „Heldenstadt“ sein. Ein bekanntes Denkmal ist die 1959<br />
errichtete Statue des russischen Admirals Nachimov, des<br />
Oberbefehlshabers der verteidigenden Militärverbände bei<br />
der Belagerung Sewastopols während des Krimkrieges.<br />
Montags ab 20.30 Uhr: Tango im Lÿz<br />
12. Dez.: Weihnachtsgeschichten aus Berlin<br />
28. Nov.: Pop & Chanson mit Pe Werner<br />
13. Dez.: Kabarett mit Christine Prayon<br />
ProjektTheater<br />
Jalta – die Konferenzstadt<br />
Diese Stadt wurde international bekannt durch die Konferenz<br />
von Jalta, auf der vom 4. bis 11. Februar 1945 über<br />
das Schicksal des bald besiegten Deutschland entschieden<br />
wurde. Daran beteiligt waren die alliierten Regierungschefs<br />
Winston Churchill, Josef Stalin und Franklin. D. Roosevelt,<br />
die hier die Welt neu aufteilten. Jalta ist ein Kur- und Urlaubsort<br />
mit sehr mildem Klima an der Südküste der Halbinsel.<br />
Die Sonne scheint hier 2250 Stunden im Jahr. Bei<br />
unserem geplanten Besuch zeigte sich das Wetter allerdings<br />
– ähnlich wie in Sewastopol – von einer anderen Seite. Wegen<br />
des hohen Wellengangs konnten die Tenderboote, die<br />
uns vom großen Kreuzfahrtschiff ans Land bringen sollten,<br />
nicht ablegen. So blieb uns nur der Blick aus einigen hundert<br />
Meter Entfernung auf die geschichtsträchtige Stadt.<br />
Auch weitere Besuchsstätten im östlichen Mittelmeer –<br />
besonders Ephesus – haben uns sehr beeindruckt. Ich habe<br />
mich jedoch in meinem Reisebericht auf Istanbul und die<br />
Städte der Krim beziehungsweise der Ukraine wegen der<br />
aktuellen Lage beschränkt. Eine Kreuzfahrt ist für uns besonders<br />
wegen der vielfältigen Besichtigungsmöglichkeiten<br />
an den Anlagestellen ein faszinierendes und lehrreiches Vergnügen,<br />
allerdings auch ein recht teures. Horst Mahle<br />
10. Jan.: Kabarett mit Christoph Sieber<br />
16. Jan.: 1. Siegener Diary-Slam<br />
06. Feb.: Lesung mit Sabine Heinrich<br />
13.,14.,15.+18.Jan.: Das Medea Komplott<br />
24. Jan.: Kabarett mit Jess Jochimsen<br />
11. Feb. / <strong>04</strong>. + 08. + 15. März:<br />
SeniorenTheater Siegen<br />
Das komplette Programm:<br />
www.LYZ.de • 0271 /333-2448<br />
4/<strong>2014</strong> durchblick 39
Reisen<br />
mein katalanisches aBenteuer<br />
Teil 2 Heimweh nach dem Siegerland<br />
Steilküste in Lloret de Mar<br />
Wegen meiner unzumutbaren Unterkunft wollte<br />
ich Spanien nach sechs Wochen endgültig wieder<br />
verlassen. Das brachte dann endlich Bewegung<br />
in die Agentur. Noch am selben Tag zeigte mir das<br />
aufgescheuchte Duo, mein Cousin Gerd, Reiseleiter und<br />
Kollege, sowie Henri unser aller Chef, ein Zimmer bei einer<br />
spanischen Familie, mitten in der Altstadt von Lloret.<br />
Das Zimmer lag im ersten Stock mit Fenster zum Flur, war<br />
jedoch recht gemütlich und das kleine Badezimmer befand<br />
sich gleich gegenüber. Señora Antonia und ihr Mann<br />
Ramón waren sehr freundlich und so zog ich dort ein.<br />
Ich hatte Señora Antonia gebeten, mich morgens gegen<br />
acht Uhr zu wecken. Jeden Morgen teilte sie mir singend die<br />
Uhrzeit mit: „Señoriiitaa, son los ooochooo!“ Dann öffnete<br />
sich die Tür und die Familienhunde kamen an mein Bett.<br />
Einer hieß Titan und der andere Bambi. Ich begrüßte und<br />
streichelte sie. Die Hunde waren dann zufrieden und gingen<br />
wieder. So liebevoll geweckt machte ich mich gut gelaunt<br />
auf den Weg zur Arbeit. Ich überquerte zwei Straßen,<br />
die Promenade in der Nähe des Rathauses und schlenderte<br />
dann gemütlich am Meer entlang, vorbei am Hotel Rosamar<br />
und dann den schmalen Weg bis zum Reisebüro und dem<br />
Hotel Sanco. Hier nahm ich zuerst mein karges Frühstück<br />
Foto: Archiv Lanko<br />
ein, das immer aus Stangenweißbrot, wie nach Margarine<br />
schmeckender Butter, Pfirsichmarmelade und Milchkaffee<br />
bestand. Anschließend schloss ich das Büro auf und fegte<br />
erst einmal aus jeder Ecke die Spinnen weg. Dann sah ich<br />
nach, was es für mich zu schreiben gab, denn manchmal<br />
hatte mir mein Chef des Nachts schriftliche Anweisungen<br />
hinterlegt, so wie er eben Zeit hatte.<br />
Wenn ich am Fenster an der Schreibmaschine saß, gingen<br />
die Hotelgäste vorbei auf dem Weg zum Strand und<br />
grüßten: „Guten Morgen, arbeiten Sie nicht so viel!“ Und<br />
es folgten noch andere, teils liebevolle und teils dumme<br />
Sprüche. Auch der Haushund Chicki nervte. Er ließ es sich<br />
nicht nehmen, beinahe jeden Tag vor meinem Fenster mit<br />
den Hunden des Hotels Rosamar Kläff-Duelle auszufechten.<br />
Unter großem Geschimpfe wurde der gemischte Köterchor<br />
letztendlich weggezerrt.<br />
Nach kurzer Zeit wurde ich krank; ich war erkältet und<br />
hatte Fieber. Señora Antonia sagte mir, dass ich im Bett<br />
bleiben solle. Sie rannte ins Hotel Sanco, um Bescheid zu<br />
sagen und kam mit vier jungen Leuten zurück, die dachten,<br />
dass ich im Sterben liegen würde. Sie kümmerte sich um<br />
mich, brachte mir das Essen ans Bett und besorgte „Pastillas“<br />
in der Apotheke. Schnell war ich wieder gesund.<br />
Das Hotel Sanco war wieder einmal ausgebucht und so<br />
kam es, dass auch die Kemenate von Cousin Gerd vermietet<br />
wurde. Hier zog ein junger Schauspieler aus Bochum<br />
ein und reagierte stinksauer, denn in das Zimmer passte<br />
nur ein schmales Bett und ein Stuhl. In die Tür hatte man<br />
einen Nagel für die Garderobe eingeschlagen und als Gipfel<br />
des „Luxus“ befand sich vor dem kleinen Fenster ein<br />
Fliegengitter. Im Speisesaal hatte man ihn an meinen Tisch<br />
gesetzt – wohl aus gutem Grund. Wenn er morgens in La<br />
Casita die Treppe herunter kam, grüßte ich: „Guten Morgen,<br />
teurer Freund, wohin des Weges?“ Kam er mit böser<br />
Miene, fragte ich: „Was ficht Euch an?“ Wenn ich abends<br />
mit anderen jungen Leuten aus dem Sanco ausging nahm<br />
ich ihn mit. Es gab damals noch keine Diskotheken, aber<br />
einige gemütliche Tanzlokale.Am Ende seines Urlaubs war<br />
er so zufrieden, dass er sich nicht mehr beschwert hat.<br />
In meiner Freizeit, meistens am Sonntag, erkundete ich<br />
Lloret und seine Umgebung. Die Landschaft war wunderschön.<br />
Auch Weinberge gab es damals noch. Mohn- und<br />
Kornblumen blühten und der Ginster hatte sich überall ausgebreitet.<br />
Zahlreich wuchs auch der Lorbeer in Form von<br />
Bäumen, Büschen und Hecken. Der Name Lloret stammt von<br />
Lorbeer – das heißt in spanischer Sprache Laurel und auf katalanisch<br />
Llorer. Der Lorbeer ziert auch das Wappen der Stadt.<br />
Manchmal ging ich auf einem Pfad an der Steilküste<br />
hinter der Burg entlang zu einer kleinen Bucht, in der sich<br />
ein etwa 30 m breiter, flacher Sandstrand gebildet hatte.<br />
40 durchblick 4/<strong>2014</strong>
Reisen<br />
Weil ich nicht schwimmen konnte, war das ideal für mich<br />
und vor allen Dingen kannte die Bucht kaum jemand. Es<br />
kam vor, dass ich traurig war oder Heimweh hatte. Dann<br />
setzte ich mich an meinem Lieblingsplatz in den Schatten<br />
einer verkrüppelten Pinie, die sich auf einem Felsvorsprung<br />
angesiedelt hatte und schaute auf’s Meer, dessen Rauschen<br />
der Wellen, die sich an den Felsen brachen und weiße<br />
Schaumkronen bildeten, beruhigte mich. Im Frühjahr und<br />
Herbst war das Meer dunkelblau, stellenweise smaragdgrün<br />
und unruhig; im Sommer hingegen himmelblau und zumeist<br />
spiegelglatt.<br />
Es war jetzt Sommer und Lloret füllte sich allmählich<br />
mit Leben.Auch die Tunas zogen umher. Das waren Musikstudenten,<br />
die sich etwas dazu verdienten, indem sie Volkslieder<br />
sangen, die sie mit der Gitarre begleiteten. So lernte<br />
ich das dort bekannte Lied „Clavelitos“ kennen. Clavelitos<br />
sind Schlüssel – Schlüssel zum Herzen. Die Tunas waren<br />
gekleidet mit dunklen engen Hosen, weißen Hemden und<br />
dunklen Jacken bzw. Capes, die an den Schultern mit bunten<br />
Bändern geschmückt waren.<br />
Jeden Sonntagabend kamen die Katalanen zusammen,<br />
um die Sardana (katalanischer Nationaltanz) auf dem Rathausplatz<br />
zu zeigen. Zwischen elf und zwölf Uhr nachts<br />
versammelten sich etwa zehn bis fünfzehn Musiker und<br />
begannen zu spielen. Die Instrumente – es waren Blasinstrumente<br />
– kannte ich nicht und auch die Art der Musik<br />
war mir total fremd. Nach einiger Zeit ging ein Paar in die<br />
Mitte des Platzes und begann zu tanzen. Es folgten immer<br />
mehr Personen, die einen Kreis bildeten. Sie hielten sich an<br />
den Händen und je nach Musik, schnell oder langsam, laut<br />
oder leise, wurden die Schritte gesetzt. Im Kreis ging es einmal<br />
links und dann wieder rechts herum. Die Arme blieben<br />
nebeneinander oder wurden nach oben gereckt. Ich stand am<br />
Rande der Tanzfläche, schaute fasziniert zu und versuchte,<br />
die Technik der Schrittfolgen zu ergründen. Plötzlich wurde<br />
ich in den Kreis der Tanzenden hineingezogen und musste<br />
mitmachen, ob ich wollte oder nicht, es gab kein Entrinnen<br />
bis zum Ende.Aber es machte mir Spaß. Unter dem Franco-<br />
Regime war die Sardana eigentlich verboten.<br />
Die Kinder waren überall dabei, sie waren meistens<br />
friedlich und schliefen beim größten Lärm im Kinderwagen<br />
oder sonst irgendwo.<br />
Nachdem ich ein Vierteljahr im Reisebüro tätig war,<br />
teilte mir mein Chef mit, dass ich einen Stempel im Pass<br />
brauchen würde. Als Tourist habe man nur eine Aufenthaltsgenehmigung<br />
für drei Monate, sonst gäbe es Ärger.<br />
Aha!!! Mit der Reiseleiterin Renate, die in Callela ihr<br />
Domizil hatte, fuhr ich morgens im Europabus über die<br />
spanisch-französische Grenze. Am Abend sollten wir mit<br />
dem entgegenkommenden Bus zurückfahren. Wir vertrieben<br />
uns die Zeit in einem Café in Perpignan (kurz hinter<br />
der Grenze in Südfrankreich) und hatten Glück, denn wir<br />
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4/<strong>2014</strong> durchblick 41
Reisen<br />
Paco de Lucio mit Tänzerinnen in Sevilliana Kleidern<br />
Foto: Archiv Lanko<br />
lernten einen jungen Mann kennen, der mit seinem PKW<br />
nach Südspanien wollte. Er nahm uns mit und blieb dann<br />
noch eine Woche in Lloret.<br />
Auch die Nachtclubs hatten nun geöffnet. Die Reiseleiter<br />
verkauften Tickets und brachten die Gäste, meistens samstags,<br />
entweder ins „El Relicario“ oder „El Cortijo“. Ich sollte<br />
auch „helfen“ und bekam ein Schild mit derAufschrift „Ferienflug“.<br />
Jetzt war ich „Reiseleiterin“ und die Getränke daher<br />
für mich an der Bar umsonst. Am liebsten ging ich in den<br />
Club „El Relicario“. Das war ein wunderschönes Haus im<br />
andalusischen Stil. Zu Beginn und zum Ende des Programms<br />
spielte das Orchester Francisco Mas die Weise „Noches de El<br />
Relicario“. Während das Orchester spielte wurde die große<br />
Tanzfläche hydraulisch angehoben und störende Pfeiler verschwanden<br />
in den Boden und in die Decke. Unser Reisebüro<br />
hatte für die Gäste immer einige Tische reserviert. Wenn es<br />
sehr warm war, öffnete sich das Dach und man sah die Sterne<br />
funkeln.Aufgeführt wurden viele Tänze, die Jota (spanischer<br />
Volkstanz), Rumbas, Alegrias, Fandangos, die Sevillana mit<br />
entsprechenden Kleidern und vor allem der Flamenco. An<br />
den Flamencogesang musste ich mich erst gewöhnen. Es<br />
klang in meinen Ohren wie das Heulen eines Wolfes<br />
an den Mond. Das änderte sich, als ich mich näher<br />
damit befasste. Im Flamenco werden Geschichten<br />
erzählt, die immer traurig sind und tragisch enden.<br />
Der Fantasie der Sänger sind keine Grenzen gesetzt.<br />
Dann begannen die Gitarristen zu spielen oder die<br />
Tänzer mit dem Stampfen der Füße – Spitze undAbsätze<br />
– Zapateados. Das kann man nicht beschreiben,<br />
das muss man gesehen haben. Es traten viele Gruppen<br />
auf, vor allem aber Paco de Lucio und sein Ballet<br />
– den ganzen Sommer über. Ich war begeistert.<br />
Selbst die Katalanen erschienen mit ihren Damen,<br />
die sich reichlich „aufgebrezelt“ hatten.<br />
Im anderen Nachtclub, dem „El Cortijo“ trat der<br />
Flamencotänzer „El Sali“ mit seinem Ballet auf.<br />
Dort ging es mehr andalusisch und somit ursprünglicher<br />
zu. Die Aufführung wurde ebenfalls auf Schallplatte<br />
aufgenommen. Zu hören sind minutenlange<br />
Stakkatos der Absätze von „El Sali“ und wundervolle<br />
Gitarrenklänge.<br />
Zwischendurch holte mich der Alltag im Büro wieder<br />
ein. Ein Lichtblick war jedoch, dass der bekannte<br />
Siegener Maler Walter Helsper mit seiner Familie ebenfalls<br />
einige Zeit an der Costa Brava verbrachte. Er war<br />
wohl mit Gerd befreundet, denn eines Tages brachte er<br />
Pinsel und Farben mit und malte auf eine kahle weiße<br />
Wand in unserem Büro die Burg – das Wahrzeichen von<br />
Lloret – mit Umgebung und Meer. Ich konnte zuschauen<br />
und war beeindruckt. Auch einige kleine Lokale<br />
malte er mit Leuchtfarben aus. Das sprach sich schnell<br />
herum und er bekam viele Aufträge.<br />
Chef Henri litt eines Tages an plötzlich aufgetretenen<br />
dicken roten Pickeln im Gesicht und traute sich<br />
so nicht mehr unter die Leute. Deshalb musste ich ihm<br />
wichtige Sachen nach Hause bringen. Er wohnte am anderen<br />
Ende der Stadt und hatte einen jungen Mann namens<br />
Luis beauftragt, mich zu fahren. Und so gondelte ich dann<br />
auf dem Rücksitz eines Mopeds hin und her bis der Chef<br />
wieder hergestellt war. Er erschien dann mit den Worten:<br />
„Fräulein Brigitte, das ist Jupp – nein Juppi!“ Das war ein<br />
kleiner wilder Hase, für den ein Stall gebaut werden musste.<br />
Er wurde auf dem Dach von La Casita untergebracht. Fortan<br />
konnte ich mich auch noch um Juppi kümmern, besorgte<br />
Salatblätter und anderes Futter. Weil mir das Tier leid tat,<br />
holte ich es zu mir ins Büro. Mit der Zeit wurde es sehr<br />
zutraulich und saß bei mir auf dem Schoß, wenn ich an der<br />
Schreibmaschine arbeitete. Eines Morgens wollte ich Juppi<br />
holen. Er überschlug sich im Stall und verdrehte die Augen.<br />
Ich wollte ihm helfen, aber er starb. Später fand ich dann<br />
klebrige, stachelige Blätter, die ich nicht hineingelegt hatte.<br />
Als ich Juppi begraben wollte, fand ich ihn nicht mehr.<br />
Gerd hatte ihn einfach ins Gestrüpp neben La Casita geworfen.<br />
Das habe ich ihm bis heute nicht verziehen!<br />
Inzwischen war es September geworden und meine Tante<br />
Lena kam nach Lloret, um ihren einzigen Sohn Gerd zu<br />
Foto: Archiv Lanko<br />
El Relicario (der Heiligenschrein)<br />
42 durchblick 4/<strong>2014</strong>
esuchen. Sie wohnte im Hotel Sanco und Gerd war sehr<br />
„beschäftigt“, man sah in kaum. An einem Abend saß ich an<br />
der Hotelbar und wollte nur noch einen Schlaftrunk nehmen<br />
weil ich müde war und einmal früh schlafen gehen wollte. Da<br />
erschien die Tante mit den Worten: „Ach, da bist Du ja! Die<br />
Leute warten schon alle auf Dich!“ Ich wunderte mich und<br />
sagte, dass ich nichts davon wüsste. Außerdem sei ich müde,<br />
nicht richtig angezogen und die Haare lägen auch nicht richtig.<br />
Sie erwiderte in ihrem niederschlesischen Dialekt: „Nu,<br />
Du siehst doch gutt aus!“ Es half mir nichts, ich musste sie in<br />
den Nachtclub „La Masia“ begleiten, zusammen mit cirka 50<br />
Personen, an die der Reiseleiter „Gerardo“ Tickets verkauft<br />
hatte. Die Reiseleiter bekamen für jedes verkaufte Ticket eine<br />
Provision – ich nicht. Im La Masia war der „Champan“<br />
im Preis inbegriffen. Na ja, Champan, eher eine Art Kellergeister<br />
(vino gasificado). Das Programm interessierte mich<br />
nicht sonderlich, es bestand mehr aus Varieté, und war gegen<br />
zwei Uhr nachts zu Ende. Nicht jedoch für Tante Lena. Sie<br />
wollte noch ins „Cinco Cepas“, das war eine Bodega, in der<br />
die Weinfässer an der Wand hingen. So gegen fünf Uhr morgens<br />
durfte ich dann ein Taxi bestellen und mich samt Tante<br />
nach Hause fahren lassen.<br />
Ein anderes Mal saßen wir mit Carmen zusammen. Sie<br />
nervte den ganzen Abend mit den Worten: „Ich bin sauer!<br />
Ich bin sauer!“ Meine Tante blickte kurz auf und erwiederte:<br />
„Nu, da wärste am besten gleich als Gurke auf die Welt<br />
gekommen!“ Das war zu viel, Carmen rauschte von dannen.<br />
Die Saison ging dem Ende zu und Tante Lena war abgereist.<br />
Ich sollte wieder im Hotel wohnen.Als ich meinen Koffer<br />
packte, regte sich die Tante von Señora Antonia sehr auf,<br />
weil sie dachte, ich würde verschwinden und die Miete nicht<br />
bezahlen. Kurzerhand nahm ich sie im Taxi mit und – oh<br />
Wunder – der Chef war im Büro. Das wurde dann geregelt.<br />
Das Wetter wurde jetzt langsam ungemütlich. Nachts war<br />
es kühl und feucht, gelegentlich regnete es. An einem Nachmittag<br />
saß ich beim Friseur unter der Haube. Plötzlich ertönte<br />
ein lauter Knall und ganz Lloret war dunkel und ohne Strom.<br />
Das war der Auftakt zu einem heftigen Unwetter. Es blitzte<br />
und donnerte, das Wasser lief in Sturzbächen die Berge herunter<br />
und stand kniehoch in den Straßen. Nach etwa vier<br />
Stunden war der Spuk vorbei. Das Wasser hatte sich soweit<br />
verzogen, dass ich den Friseursalon verlassen konnte. Ich<br />
machte mich barfuß auf den Weg nach Hause. In La Casita<br />
waren die Wassermassen die Treppe hinuntergelaufen, hatten<br />
sich auch im Büro verteilt und Gerd war dabei, den Fußboden<br />
mit einem Schaber zu bearbeiten. Auch der Speisesaal und<br />
die Bar im Hotel Sanco waren überschwemmt worden. Hier<br />
waren alle in Gummistiefeln dabei, die Pfützen zu entfernen.<br />
Später wurden dann Sägespäne zum Trocknen ausgestreut<br />
und Kerzen aufgestellt, denn Strom gab es an diesem Tage<br />
oder der Nacht nicht mehr.<br />
Es war nun Ende Oktober geworden und meine Arbeitszeit<br />
war beendet. So flog ich mit den letzten Touristen nach<br />
Frankfurt zurück, um einiges an Erfahrungen reicher. In<br />
Katalonien war ich zwar Ausländerin, bin aber nie als solche<br />
behandelt worden, im Gegenteil. Mein „katalanisches<br />
Abenteuer“ habe ich überstanden. Seitdem liebe ich Lloret<br />
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4/<strong>2014</strong> durchblick 43
Der Kommentar<br />
Durch die in den vergangenen Wochen bekannt<br />
gewordenen Ereignisse von Gewalt im Flüchtlingsheim<br />
Burbach auf der Lipper Höhe hat die<br />
Gemeinde und damit auch das Siegerland in den letzten<br />
Wochen eine traurige Berühmtheit erlangt. Tagelang gingen<br />
Bilder durch die Medien, die an ähnliche Aufnahmen aus<br />
dem berüchtigten Gefangenenlager der U.S.A.in Guantanamo<br />
erinnerten. Und das hier? Das bei uns im Siegerland?<br />
Unfassbar! Was ist da passiert?<br />
Auf der Welt herrscht Krieg. Noch in scheinbar sicherer<br />
Entfernung, aber schon wesentlich näher als der Krieg in<br />
Afghanistan. Noch sind wir nicht direkt betroffen. Doch<br />
wir diskutieren schon heftig die eventuelle militärische<br />
Hilfe, die unsere Regierung den betroffenen Ländern bzw.<br />
Gruppierungen zögerlich anbietet. Die Bilder der Zerstörung<br />
und der Flucht tausender Menschen, die Berichte und<br />
Kommentare erreichen uns im bequemen Fernsehsessel<br />
oder im Hörfunk auf der Fahrt im Auto, in den Zeitungen,<br />
wie und wo auch immer. Es erschüttert uns, aber. – Gott<br />
sei Dank – das Elend betrifft uns ja nicht persönlich. Es ist<br />
wie ein „böser Film“ aus einer fremden Welt, fast surreal.<br />
Doch auf einmal sind sie da, in unserem Land, in unserer<br />
Stadt, in unserer Nachbarschaft, die Menschen auf der<br />
Flucht vor Tod und Vernichtung, vor Hunger und Armut,<br />
mit nichts, außer ihrer Hoffnung auf ein sicheres Leben, bei<br />
uns. Und sie kommen in großer Zahl. Was tun? In aller Eile<br />
müssen sie untergebracht werden. Wie und wo, das bleibt<br />
den Kommunen überlassen, die oft hilflos überfordert sind.<br />
Und es muss schnell gehen, die Menschen sind hier, jetzt. Da<br />
scheint es durchaus verständlich, wenn betroffene Behörden<br />
diese immense Aufgabe an scheinbar kompetente Anbieter<br />
und angebliche Profis abgeben. Sicher spielt dabei auch die<br />
Kostenfrage eine Rolle.<br />
Was dann passieren<br />
kann, ist am Beispiel<br />
Burbach inzwischen<br />
hinreichend bekannt.<br />
Gut, dass es bekannt<br />
geworden ist.<br />
Was in Burbach geschehen<br />
ist, lässt sich<br />
leicht nachvollziehen.<br />
In unserer profitorientierten<br />
Gesellschaft<br />
finden sich schnell geschäftstüchtige<br />
Leute,<br />
die aus einem soeben<br />
erkannten Bedarf ein Heute von Anne Alhäuser<br />
profitables Geschäft<br />
machen. Das ist an sich nicht verwerflich, wenn die Regeln<br />
beachtet werden. Sobald aber die Gewinnmaximierung an<br />
oberster Stelle steht, geht das zwangsläufig auf Kosten von<br />
Menschen, die sich nicht wehren können. Offensichtlich<br />
müssen die Regeln für den Umgang mit so vielen Flüchtlingen,<br />
die aus so unterschiedlichen Situationen und Kulturen<br />
kommen und sicher noch kommen werden, erst noch<br />
formuliert werden. Dazu hat Burbach den entscheidenden<br />
Anstoß gegeben.<br />
Das allgemeine Erschrecken über die Ereignisse wirkt<br />
allerdings scheinheilig, wenn wir als Gesellschaft mit unseren<br />
Möglichkeiten jetzt nicht bereit sind, den Flüchtlingen<br />
angemessen zu helfen. Die Welt der Flüchtlinge ist aus den<br />
Fugen geraten. Es ist auch unsere Welt. !<br />
Gesellschaft<br />
Was Bedeutet „heimat“?<br />
Heimat ist die vertraute Umgebung, in der man sein<br />
Alltagsleben verbringt, der Ort, an dem man geboren<br />
ist, wo Eltern, Großeltern und Urgroßeltern<br />
leben, wo Tanten, Onkel, Neffen und Nichten ihr Leben<br />
verbringen und wo die Gräber der Vorfahren sind. Heimat<br />
ist auch die Landschaft, in der man spielt, wo man zur Schule<br />
geht, seine Berufsausbildung erhält und später seinen<br />
Beruf ausübt. Heimat sind Straßen, Plätze und Gebäude,<br />
in denen man sich bewegt, z.B. Gaststätten, Cafés und Geschäfte<br />
wie auch Kaufhäuser, die einem vertraut sind. Vor<br />
allen Dingen aber ist Heimat die vertraute Sprache oder<br />
Mundart. Heimat bedeutet Sicherheit und Geborgenheit<br />
und „Wurzeln“. Heimat ist das Paradies, in das man am<br />
liebsten niemanden hereinlassen möchte. Und doch ist es<br />
notwendig, auch mal Menschen mit einer anderen Mundart<br />
oder sogar einer anderen Sprache und Kultur hereinzulassen,<br />
die ihre Spuren hinterlassen und damit die alte Heimat<br />
bereichern, damit sie letztendlich auch zur Heimat für die<br />
neu Hinzugekommenen wird. Auch im „Paradies“ sollte<br />
keine Stagnation stattfinden. Frisches Blut muss einfließen<br />
und auch ein frischer Wind den alten Mief vertreiben.<br />
Nach dem Krieg kamen viele verschiedene Menschen ins<br />
Siegerland, meistens aus dem Osten. Da waren die Vertriebenen<br />
aus Schlesien, die Flüchtlinge aus Ostpreußen, Westpreußen,<br />
Pommern, auch aus Böhmen, dem Sudetenland und<br />
Siebenbürgen. Später kamen noch die Italiener, Spanier, Portugiesen,<br />
Türken und viele andere Nationalitäten dazu.<br />
Alle haben hier ihre Spuren hinterlassen und das Siegerland<br />
ganz entscheidend bereichert, nicht nur in kulinarischer<br />
Hinsicht.<br />
Else von Schmidtsdorf<br />
44 durchblick 4/<strong>2014</strong>
Foto: Rita Petri<br />
da steckt man nicht drin!<br />
SeniorenTheaterSiegen mit neuem Programm<br />
Sie ist keine Unbekannte am Siegener Theaterhimmel.<br />
Seit mehr als vierzehn Jahren inszeniert Beate<br />
Gräbener eigene Stücke und führt diese im Kleinen<br />
Theater im Siegener Lyz auf. Dass Spielen nicht nur Spaß<br />
macht, sondern auch harte Arbeit ist, beweist ein Probenbesuch<br />
in der Alten Hammerhütter Schule. Die Jüngste im<br />
Probenraum ist 69 Jahre alt und die Älteste zarte 83 Jahre,<br />
dazwischen ein Hahn im Korb. Das SeniorenTheater Siegen<br />
ist wieder am Werk und bereitet sich vor. „Da steckt<br />
man nicht drin!“ steht diesmal auf dem Programm. Und,<br />
worum geht es da? Um Zeit, die Zeit, die noch bleibt.<br />
„Auch die, die benötigt wird, um neue Stücke zu schreiben<br />
und zu spielen“ Beate Gräbener grinst verschmitzt. Also,<br />
diesmal geht es mit dem Zug nach Bad Glockstätt, denn dort<br />
hat ein neuer Laden eröffnet „Viertel nach halb“. Genaues<br />
weiß man nicht, allerdings wird davon gesprochen, dass dort<br />
Zeit zu erwerben ist. Mit der Zeit ist das ja so eine Sache.<br />
Manchmal scheint sie stillzustehen und dann vergeht sie wieder<br />
wie im Flug. Zeit ist kostbarer geworden. Sie lässt sich<br />
nicht anhalten. Und je älter man wird, desto schneller vergeht<br />
die Zeit. Zeit ist Geld. Was kostet wohl eine Stunde. Ob ich<br />
mir das leisten kann. Der Premiere am 11. Februar kann<br />
mit Spannung entgegengefiebert werden. Wie immer werden<br />
auch in diesem Stück eigene Erfahrungen mit einer riesigen<br />
Portion Humor verarbeitet. Und wie immer geht es auch auf<br />
dieser Probe heiß zu. Es wird improvisiert, mitgeschrieben,<br />
dialogisch gestaltet. Es wird ausprobiert, korrigiert, verworfen<br />
und wieder ausprobiert. An den Requisiten wird noch<br />
eifrig gebastelt. Uhren gibt es zuhauf, gehäkelte, getöpferte,<br />
gemalte, gefundene oder frei entworfene, für Jeden ist etwas<br />
dabei. Die Protagonisten sind auf jeden Fall hochmotiviert,<br />
glücklich auch ein paar Stunden dem Alltag zu entfliehen.<br />
Bei der einen oder anderen Dame wartet der kranke Mann zu<br />
Hause. Aber jetzt wird alles ausgeschaltet. Es zwickt nichts,<br />
es wird leichtfüßig auf den Stuhl gestiegen, um schnell noch<br />
den Vorhang zu richten. Es riecht schon wie im Theater. Die<br />
Lust am Spielen ist greifbar. Dass Alter nicht gleich Altsein<br />
heißen muss, Dorothea, Ruth, Hedwig und Ute, um nur einige<br />
zu nennen, sind lebende Beispiele.<br />
Beim Stückewettbewerb NRW <strong>2014</strong> „Reif für die Bühne“<br />
hat eine Fachjury aus 24 Einreichungen neben dem<br />
Gewinnerstück der Preisträgerin Verena Meyer aus Duisburg<br />
mit ihrem Stück „Proberaum Leben“ das Theaterstück<br />
„Norwegen, Seite 38“ von Beate Gräbener und Dorothea<br />
Wehn in Zusammenarbeit mit dem SeniorenTheaterSiegen<br />
als besonders bemerkenswert ausgezeichnet. Der<br />
Wettbewerb wurde bereits zum dritten Mal gemeinsam<br />
vom Kompetenzzentrum<br />
für<br />
Kultur und Bildung<br />
im Alter<br />
(kubia) in Remscheid<br />
und dem<br />
FFT (Forum<br />
Freies Theater)<br />
in Düsseldorf<br />
ausgeschrieben.<br />
Die Preisverleihung<br />
durch das<br />
Ministerium für<br />
Familie, Kinder,<br />
Jugend, Kultur<br />
und Sport fand<br />
am 29. Oktober<br />
in Düsseldorf<br />
statt. Rita Petri Theaterleiterin Beate Gräbener<br />
Foto: Rita Petri<br />
4/<strong>2014</strong> durchblick 45
Aus dem Siegerland<br />
Eine kleine Abhandlung über die zeit<br />
Zeit – für mich ein magisches<br />
Wort, ein abstrakter<br />
Begriff, denn ich<br />
kann Zeit weder sehen noch hören<br />
noch fühlen. Interessanterweise<br />
kann ich sie spüren, wenn<br />
ich unter Zeitdruck stehe und<br />
sie mir im Nacken sitzt. Zeit ist<br />
Schicksalsträger für Menschen.<br />
Die Zeit, über die Rose Ausländer<br />
in einem Gedicht sagt:<br />
„Die gute alte Zeit!<br />
Die Zeit ist weder gut noch<br />
alt, noch jung noch böse. Die<br />
Zeit ist nicht, wir sind die<br />
Zeit, gut, böse, jung, alt. Unser<br />
Ungemach schieben wir<br />
der Zeit in die Schuhe, die sie<br />
nicht hat, weil sie keine Füße<br />
hat, weil sie nicht existiert.<br />
Die Zeit ist unser Sündenbock,<br />
die arme zeitlose Zeit“<br />
Silvester ist für mich eine<br />
Zeitwende. Ich drehe das Blatt um und habe eine leere Seite<br />
vor mit. Das neue Jahr ist für mich unberührt. Gewiss,<br />
Vergangenheit und Gegenwart spielen mit hinein, aber ich<br />
kann mich in die Zukunft wieder orientieren. Was hat sich<br />
bewährt, was kann ich ändern?Als älterer Mensch frage ich<br />
mich natürlich manchmal, wo habe ich eine Zukunft? Aber<br />
dennoch! Es gibt einen Zeitgeist und eine Zeitkultur. Ich<br />
treibe schon fast einen Kult mit der mir noch verbleibenden<br />
Zeit. Ich gestalte sie, lasse sie nicht mehr gerne stehen,<br />
vergeude sie möglichst nicht. Nur, was ich nicht kann ist sie<br />
anhalten. Ich möchte mit Goethe zum Augenblick sagen:<br />
Verweile doch, du bist so schön. Der eingefangene Moment<br />
wird schal, welkt dahin und erstarrt.<br />
Was ich kann ist in der Erinnerung verlorene Zeit wiederfinden<br />
und sie so festhalten, wie Marcel Proust es so<br />
wunderbar erzählt in einem Roman: „Die wiedergefundene<br />
Zeit“, ein unvergängliches Denkmal für Zeit und Erinnerung.<br />
Jedoch, wie ich in einer wissenschaftlichen Abhandlung las,<br />
verändert sich die Erinnerung bei jedem Abruf. Ich verfälsche<br />
sie durch meine jeweilige Situation, durch meinen Gemütszustand<br />
und meinen Empfindungen. Sie ist nie pur.<br />
Eine völlig andere Erfahrung würden wir machen, wenn<br />
wir uns in der Nähe schwarzer Löcher im Universum befänden.<br />
Die schwarzen Löcher verzerren den normalen Zeitablauf<br />
mit dem Schwerefeld. Je näher man ihnen kommt, umso<br />
langsamer gehen die Uhren, und nahe ihrer Oberfläche bleibt<br />
die Zeit sogar stehen. Oft bin ich froh, dass ich Zeit auch löschen<br />
kann, durch verdrängen, wenn auch nicht für immer.<br />
Foto: Rita Perti<br />
Zeit scheint unbeteiligt,<br />
aber sie hinterlässt Spuren.<br />
Ich sehe sie an mir,<br />
jeden Tag. Sie bekommt<br />
ihre Prägung durch herausragende<br />
Ergebnisse.<br />
An uns huscht sie vorüber,<br />
aber berühmte Frauen und<br />
Männer treten in sie ein,<br />
lassen sie aufhorchen und<br />
werden in ihr verewigt.<br />
Oft ist auch von zeitlosen<br />
Dingen die Rede, z.B. von<br />
ganz bestimmten Moden<br />
und Stilrichtungen. Wir<br />
begreifen die Zeit als eine<br />
Linie, die in eine Richtung<br />
fortschreitet. Weil sie linear<br />
ist, können wir sie einteilen.<br />
In der Metaphysik<br />
geht man allerdings davon<br />
aus, dass die Zeit kreisförmig<br />
verläuft und Vergangenheit,<br />
Gegenwart und Zukunft sich synchron zueinander<br />
verhalten.<br />
Bis circa 1500 n.Chr. war das Zeitverhältnis nicht linear,<br />
sondern zyklisch. Es orientiert sich fast ausschließlich an<br />
der Natur. Das Wort „Zeit“ ist eigentlich erst seit dem 18.<br />
Jahrhundert in Mode. Mit der beginnenden Renaissance<br />
ging das Zeitverständnis in der Hauptsache von den norditalienischen<br />
Handelsstädten aus. Zeit war plötzlich ein<br />
Kalkulationsfaktor bei Gewinnberechnungen. Man wollte<br />
sie effektiv nutzen, also musste man sie einteilen. Die mechanische<br />
Uhr wurde entwickelt. Bis dato lebte der Mensch<br />
im Jetzt, im gegenwärtigen Moment. Mit der Uhr wurde<br />
quasi die Zukunft eingeführt. Da es in der heutigen Zeit<br />
um absolute Gewinnmaximierung durch Beschleunigung<br />
der Arbeitsvorgänge geht, ist das Trachten der Menschen<br />
nur noch auf die Zukunft gerichtet. Wir gehen von der Vorstellung<br />
aus, dass wir über Arbeit und Verzicht zu Gottgefälligkeit,<br />
Zufriedenheit und zu Reichtum in der Zukunft<br />
kommen. Das macht die Gegenwart natürlich leer.<br />
Was die Beschleunigung betrifft, entwickelt sich angeblich<br />
langsam ein gegenläufiger Trend, da die Möglichkeit<br />
der Beschleunigung schon fast ausgereizt ist. Das Kriterium<br />
der Zukunft wird wieder die gute Qualität sein und die<br />
erfordert Gründlichkeit.<br />
In einem Aufsatz von Marianne Gronemeyer las ich,<br />
dass der Keim der Beschleunigung in der Vorrenaissance,<br />
in der Zeit der schwarzen Pest gelegt wurde, exakt 1348.<br />
Das Massensterben bedeutete eine tiefgreifende Erschütte-<br />
46 durchblick 4/<strong>2014</strong>
ung für das Lebensgefühl der Menschen. Der Tod wurde<br />
zum Skandal und forderte Bekämpfung heraus. Gleichzeitig<br />
wurde er als Naturereignis entdeckt und machte damit<br />
das Leben zur einzigen und letzten Chance. Die Angst, das<br />
Meiste, das Wichtigste und das Beste zu versäumen, mündete<br />
in panische Todesfurcht. Die Ausmerzung der Überraschung<br />
und die Herstellung vollkommener Berechenbarkeit<br />
wurden von Descartes, dem Philosophen der Moderne, auf<br />
die Agenda des Neuzeitlers gesetzt. Naturbemächtigung<br />
bedeutet, die Gesetzmäßigkeit in der Natur so genau zu<br />
durchschauen, dass man ihr präzise Befehle erteilen kann.<br />
Er erhoffte sich, auf diesem Wege eine nennenswerte Verlängerung<br />
des Lebens zu erreichen. Für ihn war der Tod<br />
ein dem Menschen innewohnender Maschinendefekt. Ich<br />
finde, dass dieses Projekt von den Gentechnologen heute<br />
wieder aufgegriffen wird, die von Unsterblichkeit träumen.<br />
Aber noch gilt Beschleunigung als Lebensverlängerung. Es<br />
gilt, Leid und Mühsal zu vermeiden, man möchte, wenn<br />
schon, dann auch eine gute Zeit haben, lauter Highlights,<br />
wie auf einer Perlenschnur aneinandergereiht. Dadurch entsteht<br />
eine wahnsinnige Berührungsangst. Das in-der-Welt-<br />
Sein wird zur Stippvisite. Es erinnert an den König Midas.<br />
Dipl. Soz. Michael Kringe<br />
Rechtsanwalt und Notar<br />
Tätigkeitsschwerpunkte:<br />
Notariat<br />
Mitglied im AnwaltVerein<br />
VertrauensAnwalt<br />
Der hatte den Wunsch, dass alles was er berührte zu Gold<br />
werden sollte. Dionysos erfüllte ihm dieses Ansinnen und<br />
Midas war zum Hungertod verurteilt, weil ihm auch seine<br />
Nahrung zu Gold wurde. Der Mensch unserer Tage nagt<br />
sich hungrig an der ihm aufgetischten Welt.<br />
Für mich hat die Zeit eine andere Qualität bekommen.<br />
Sie hat an Geschwindigkeit zugenommen, auch wenn sie<br />
mir in Momenten in denen ich mich nicht gut fühle wie Blei<br />
an den Füßen hängt. Ich kann sie besser hinter mir lassen,<br />
muss nicht ständig auf einem unangenehmen Gestern herumkauen.<br />
Einen Teil der Zeit möchte ich nutzen, um mich<br />
mehr auf mich selbst zu besinnen, da ich für mich erfahre,<br />
dass die Begrenzung diesem Leben eigen ist.<br />
Vielleicht würde der Glaube an Wiedergeburt eine Überwindung<br />
dieser Begrenzung bedeuten. Ich möchte schließen<br />
mit einem Gedicht von J.G. Herder: Erika Krumm<br />
Ein Traum, ein Traum ist unser Leben auf Erden hier,<br />
wie Schatten auf den Wogen schweben und schwinden wir<br />
und messen unsere trägen Schritte nach Raum und Zeit<br />
und sind (und wissen’s nicht) in der Mitte der Ewigkeit.<br />
Text erstmals erschienen im durchblick 1-2002<br />
Nicola Veit<br />
Rechtsanwältin<br />
HonorarAnwältin<br />
Tätigkeitsschwerpunkte:<br />
Sozialrecht,<br />
Verkehrsrecht,<br />
Erb- und Familienrecht<br />
$ info@rechtsanwalt-kringe.de<br />
● 57234 Wilnsdorf, Rathausstr. 1 % 02739-1<strong>04</strong>9 ● $ info@rechtsanwaeltin-veit.de<br />
Buchbesprechung<br />
Erneut holt der Autor kulturelles Erbe aus längst vergangenen<br />
Jahren wieder hervor. Es ist quasi eine Fortsetzung<br />
seines Buches „Historisches wird lebendig“.<br />
Wer weiß schon, dass die angeblichen Hexen bei lebendigem<br />
Leibe verbrannt wurden und die Pest so wütete, dass ganze<br />
Dörfer verschwanden, dass Wegegeld auch für Vieh gezahlt<br />
werden musste, dass Kaffee trinken dem Fußvolk verboten<br />
wurde und die Grenzen in der Mitte der uralten Hohlwege lag.<br />
Oder wie ein Roggenstrohdach aufgelegt wurde oder man den<br />
LKW-Holzvergaser als Bus nutzte. Dass jeder Bürger, der eingemeindet<br />
wurde, einen Ledereimer zur Brandbekämpfung<br />
mitbringen musste. Dass politische Demokraten Turn- und<br />
Gesangvereine gründeten, um sich zu treffen, und zwei Siegerländer<br />
1848 mit an der Spitze der deutschen Revolution<br />
standen und wegen einem, Dr. Romberg, der mit Robert Blum<br />
befreundet war, sogar eine Bürgerwehr gegründet wurde.<br />
Der Hilchenbacher Autor Heinz Bensberg veröffentlicht<br />
seine Heimatgeschichten regelmäßig im durchblick.<br />
Sein neues Buch „Vergangenes kehrt zurück“, (ISBN: 978-<br />
3-8417-7412-5) ist über den Buchhandel zu beziehen, Der<br />
124 Seiten starke Band kostet 19,80 Euro. !<br />
4/<strong>2014</strong> durchblick 47
Vorgestellt:<br />
leo BüdenBender<br />
Die Werkstatt riecht dezent nach Leder, Kleber<br />
und ein bisschen nach Schuhwichse. Leo<br />
Büdenbender zeigt mir seinen Arbeitsplatz<br />
mit Blick auf den Häusling, wo der Anzhausener Junge<br />
schon seit 67 Jahren Schuhreparaturen durchführt.<br />
Früher hatte er hier auch ein Schuhgeschäft mit Angestellten<br />
und er fertigte Schuhe nach Maß. Alles ist<br />
in Griffnähe: die alte Adler Nähmaschine, Jahrgang<br />
1927, diverse Werkzeuge, Schusterhammer, Ahle,<br />
Pinnheft, Sohlen, Absätze, Leder, Zwirn, Nägel, Leisten<br />
und was er immer so braucht. Der Dreifuß wird<br />
nicht mehr benutzt, der kam früher zum Einsatz, als<br />
die Schuhmacher noch ihr Werkstück auf den Knien<br />
bzw. Oberschenkeln bearbeiteten. Stolz präsentiert<br />
der Schuhmachermeister sein Meisterstück von 1957:<br />
ein Paar klassische Pumps aus schwarzem Wildleder<br />
in Größe 38 mit dem passenden Leisten aus Buchenholz.<br />
Filigran ist der Damenschuh gearbeitet und<br />
würde noch heute manch Dame gut kleiden. Daneben<br />
hat er in diversen Regalen die reparaturbedürftigen<br />
Schuhe aufgereiht. Hinten stehen die fertigen Schuhe<br />
abholbereit. Wie viele Schuhe mögen schon durch<br />
seine Hände gegangen sein?<br />
Gut gelaunt führt er mich zurück in den hellen<br />
Verkaufsraum, wo immer wieder Kundschaft hereinschaut,<br />
um Schuhe abzuholen oder Arbeiten in Auftrag<br />
zu geben. Auch knifflige Fälle nimmt er an: eine<br />
Straußenlederhandtasche, einen Sonnenschirm oder<br />
gar eine Lederhose. Nachbarn und Freunde schauen<br />
aber auch einfach so bei ihm vorbei, um mit ihm zu<br />
plaudern. Alle in der Umgebung kennen den „guten<br />
Leo“, der für jeden einen Rat hat oder eine lustige<br />
Geschichte zu erzählen weiß.<br />
Eine gute Figur macht Leo Büdenbender mit seiner<br />
grünen Arbeitsschürze, in Jeans und in seinen<br />
braunen handgenähten „Budapester“ Schuhen. Die<br />
trägt und pflegt er schon seit über 25 oder 30 Jahren:<br />
„die können mich sogar noch überleben“. Qualität<br />
kennt kein Alter. Verschmitzt schaut der 81-Jährige<br />
durch seine randlose Brille und erzählt noch schnell,<br />
wie er sich fit hält. Jeden Tag geht er im Stadtbad<br />
schwimmen. Bis vor zwei Jahren ist er noch regelmäßig<br />
Ski gefahren. Über sechzig Mal war er schon<br />
im Winter in Kitzbühel unterwegs. Außerdem macht<br />
er hin und wieder eine Fernreise mit der Handwerkskammer<br />
Arnsberg. Der erste Flug ging nach Mexiko<br />
und viele ferne Länder folgten. Besonders liegen ihm<br />
aber auch die Familie und seine Großnichte Saskia<br />
am Herzen. Fotos von der kleinen Ballettmaus hängen<br />
an seiner Wand und er bekommt beim Betrachten<br />
glänzende Augen.<br />
Text: Tessie Reeh<br />
Fotos und Collage: Gudrun und Wolfgang Neuser
leo<br />
von Ulli Weber<br />
Ist dir die Handtasche gerissen,<br />
dann bist du nicht gleich aufgeschmissen.<br />
Ist mal ein Absatz schief gelaufen,<br />
muss niemand neue Schuhe kaufen.<br />
Klappt`s nicht mehr mit der Gürtelschnalle<br />
wirf sie nicht weg - in keinem Falle.<br />
Denn es gibt jemand, der kann`s machen,<br />
der repariert die ganzen Sachen.<br />
Der Leo ist`s – ein Büdenbender,<br />
als Schuster stets ein ganz behender<br />
- noch in des Wirkens später Phase -<br />
in Siegen, in der Leimbachstraße.<br />
Was er da treibt merkt beim Besuch<br />
die Kundschaft schon an dem Geruch;<br />
hier duftet`s nicht nach „Kölnisch Nass“,<br />
auch nicht nach Bier und Wein vom Fass;<br />
hier duftet es – das riecht ein jeder –<br />
ganz wunderfein nach Leim und Leder.<br />
So lange Leo denken kann,<br />
- praktisch von Kindesbeinen an -<br />
begeistert ihn die Handarbeit.<br />
So folgt `ne Lehre der Schulzeit.<br />
Beim Lehrvertrag da hieß es:„Munter;<br />
setz deinen Friedrich Wilhelm drunter.“<br />
Doch es war nur `ne Bäckerlehre.<br />
Er selbst beklagt dies als Misere:<br />
„Um halb fünf raus - tagaus, tagein<br />
vom Mehl bestäubt. Ich sagte: Nein!<br />
Lasst mich doch bitte Schuster werden –<br />
der herrlichste Beruf auf Erden!“<br />
Die Mutter sah seine Notlage<br />
und sprach: „Das kommt doch nicht in Frage,<br />
dass wir uns lange hier befehden.<br />
Ich will mal mit dem Meister reden.“<br />
Für das Gespräch muss man sie loben:<br />
Der Lehrvertrag ward aufgehoben.<br />
Leo begann `ne neue Lehre,<br />
machte als Schuhmacher Karriere.<br />
Gesellenbrief: ganz schnell vorhanden!<br />
Schuhmachermeister: auch bestanden!<br />
Mit Vierundzwanzig: eigner Laden!<br />
Alles war tadellos geraten.<br />
In seiner Werkstatt an den Wänden<br />
steh`n die Regale mit Beständen:<br />
Kunststoff- und Lederinventare,<br />
Schaftmaterial und and`re Ware;<br />
auch mancher Schuh, den er besohlt,<br />
der niemals wurde abgeholt.<br />
Sein Handwerkszeug ist gleich geblieben;<br />
elektrisch werden nur betrieben<br />
die Näh- und die Ausputzmaschine.<br />
Dazu benutzt er mit Routine<br />
Hammer, Zwickzange, die schmale<br />
und die spitze Schusterahle.<br />
Schon acht Jahrzehnte sind vollendet;<br />
wenn er den Blick zurück mal wendet<br />
sieht er vor allem frohe Stunden<br />
und sehr viele zufried`ne Kunden.<br />
Fragt man: „Würd`st du es wieder machen?“,<br />
dann nickt er und fängt an zu lachen.<br />
Denn den Beruf liebt er am meisten.<br />
Drum bleibt er stets bei seinen Leisten<br />
in eigner Werkstatt - klein aber fein.<br />
In Rente geh`n? Fällt ihm nicht ein:<br />
Leo, dem Schusterveteran,<br />
dem letzten vor der Autobahn.<br />
Suchst du die „guten alten Zeiten“ -<br />
kehr bei ihm ein; doch bleib bescheiden:<br />
Lass draußen alle Hast und Eile,<br />
denn hier hat vieles gute Weile;<br />
ja, hier ist alles noch beim alten.<br />
Gott mög` ihn uns noch lang erhalten!<br />
Foto: Gudrun Neuser<br />
50 durchblick 4/<strong>2014</strong>
Die Kriminalpolizei rät:<br />
„sie haBen geWonnen!“<br />
Betrüger am Telefon<br />
Ist Ihnen das schon passiert? Ein freundlicher Anrufer<br />
oder eine Anruferin melden sich am Telefon und teilen<br />
Ihnen mit, dass Sie Geld oder einen Sachpreis gewonnen<br />
haben. Betrüger nutzen häufig das Telefon im Rahmen von<br />
sogenannten betrügerischen „Gewinnbenachrichtigungen“,<br />
um ihre oft älteren Opfer um das Ersparte zu bringen.<br />
In Aussicht gestellte Gewinne sind dabei immer mit finanziellen<br />
Vorleistungen, insbesondere mit Banküberweisungen,<br />
Transaktionen über Finanzdienstleister wie z.B.<br />
„Western Union“, „Paysafe“ oder Anrufen bei gebührenpflichtigen<br />
Rufnummern ( z.B. 0900 - …) verbunden.<br />
Beispiel: Alles fängt damit an, dass sich ein angeblicher<br />
Mitarbeiter einer „Gewinnzentrale“ meldet und verkündet,<br />
man habe einen wertvollen Pkw gewonnen. Viel Zeit für Rückfragen<br />
bleibt nicht, weil der Anrufer auf einen Kollegen der<br />
„Speditionsabteilung“ verweist, der sich später melden soll.<br />
Um die Glaubwürdigkeit zu erhöhen, manipulieren die<br />
Betrüger gezielt die eigene Rufnummer, die im Telefondisplay<br />
des Opfers erscheint. Dort wird dann eine deutsche<br />
Vorwahl angezeigt, obgleich das Gespräch aus einem Call-<br />
Center im Ausland geführt wird.<br />
Tatsächlich klingelt dann ein paar Stunden später das Telefon<br />
erneut. Ein wiederum sehr freundlicherAnrufer meldet<br />
sich als Mitarbeiter der Speditionsabteilung der Gewinnzentrale<br />
und gibt vor, dass er mit der Auslieferung des angeblich<br />
gewonnenen Pkw beauftragt sei. Natürlich weisen an dieser<br />
Stelle viele der Opfer darauf hin, dass sie an keinem Preisausschreiben<br />
teilgenommen haben und sich das Ganze nicht<br />
erklären können. Die gut geschulten Betrüger sind darauf<br />
jedoch vorbereitet und erklären überzeugend, man habe Unterlagen<br />
aus alten Preisrätseln ausgewertet und daraus nun<br />
im Rahmen einer Sonderaktion bei der Gewinnzentrale den<br />
Hauptgewinn gezogen. Ist die Skepsis der Opfer dann erst<br />
einmal beseitigt, erklärt der Anrufer weiter, dass sich das<br />
gewonnene Auto im Ausland, beispielsweise in der Türkei,<br />
befindet und der Gewinner leider die Ausfuhrsteuer übernehmen<br />
müsse. Viele der Angerufenen erklären sich dann<br />
im Hinblick auf den in Aussicht gestellten Hauptgewinn zur<br />
Zahlung der geforderten Summe von bis zu 1.000 Euro bereit.<br />
Die Betrüger erklären ihren Opfern dabei genau, wie die<br />
Überweisung über die Finanzdienstleister „Western Union“<br />
oder „Paysafe“ zu erfolgen hat. Man gibt vor, dies sei die<br />
einfachste und schnellste Möglichkeit, die fällige Zahlung<br />
zu leisten. Das Opfer erhält im Rahmen der Einzahlung bei<br />
der Bank einen „Zahlungscode“ von Western Union, der bei<br />
einem neuerlichenAnruf telefonisch übermittelt werden muss<br />
oder soll sogenannte Paysafe-Karten an z.B. einer Tankstelle<br />
kaufen und die betreffenden Nummern übermitteln.<br />
In den folgenden Tagen werden die Opfer dann noch öfter<br />
angerufen um weitere, angeblich unvorhergesehene Gebühren<br />
zu überweisen. Bei skeptische Nachfragen der Betroffenen<br />
finden die Betrüger immer wieder neue, plausibleAusflüchte.<br />
Beispielsweise erklären sie, die „Gewinnzentrale“<br />
habe zum ersten Mal einen Pkw versteigert und die Probleme<br />
bei derAusfuhr unterschätzt. Immer wieder wird betont, dass<br />
das gewonnene Auto ja einen enormen Wert hätte. Teilweise<br />
wird auch versichert, dass die angefallen Gebühren und<br />
Kosten später zurückerstattet werden. Um aufkommende<br />
Zweifel zu beseitigen, werden auch schriftliche Gewinnbestätigungen<br />
per Post übersandt, die augenscheinlich von<br />
beauftragtenAnwälten in Deutschland zu stammen scheinen.<br />
Ist das Betrugsopfer nach der Zahlung von vielen tausend<br />
Euro über „Western Union“ oder über sogenannte „Paysafe-<br />
Karten“ nicht mehr bereit, weitere Summen zu transferieren,<br />
schwenken die Betrüger um. Der Geprellte erhält plötzlich<br />
einen Anruf eines angeblichen Kriminalbeamten, der ihn<br />
darüber aufklärt, einer Betrügerbande aufgesessen zu sein.<br />
Der Pkw würde nicht existieren, es sei alles nur Schwindel.<br />
Man habe jedoch das gesamte Geld sicherstellen können und<br />
der freundliche Beamte bietet sogar an, es persönlich an das<br />
Opfer auszuhändigen und macht auch gleich einen konkreten<br />
Terminvorschlag zur Übergabe.<br />
Selbstverständlich kommt es zu diesem Treffen nicht. Der<br />
angebliche Polizist meldet sich am vereinbarten Tag erneut am<br />
Telefon und bedauert mitteilen zu müssen, dass ihm die Auszahlung<br />
des Geldes untersagt worden sei.Aufgrund der vielen<br />
Zahlungen insAusland habe die Staatsanwaltschaft zwischenzeitlich<br />
ein Strafverfahren wegen Geldwäsche eingeleitet und<br />
das überwiesene Geld beschlagnahmt. Der angebliche Beamte<br />
hat jedoch eine einfache Lösung:<br />
Um eine Einstellung des Strafverfahrens und die Auszahlung<br />
der zuvor überwiesenen Beträge zu erreichen, muss<br />
der Betroffene nur eine Zahlung per Western Union an die<br />
Staatsanwaltschaft veranlassen…<br />
Wie schütze ich mich vor Telefonbetrügern?<br />
Schenken Sie telefonischen Gewinn-Versprechungen keinen<br />
Glauben! Leisten Sie keine Vorauszahlungen auf versprochene<br />
Gewinne! Das verlangt kein seriöses Unternehmen!<br />
Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Kein Polizeibeamter<br />
oder Staatsanwalt würde Sie am Telefon zu einer<br />
Geldüberweisung drängen oder nötigen!<br />
Lassen Sie sich am Telefon nicht ausfragen, sprechen Sie<br />
nicht über ihre finanziellen Verhältnisse und geben Sie keine<br />
persönlichen Daten preis (Kontonummern, Adressen, u.s.w.)!<br />
Wenden Sie sich an die Polizei, wenn Sie derartigeAnrufe<br />
erhalten! Erstatten Sie Anzeige! Torsten Heider<br />
Leiter Kommissariat Kriminalprävention/Opferschutz.<br />
Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein # 0271-7099-4800<br />
4/<strong>2014</strong> durchblick 51
Vor 70 Jahren<br />
Der 16. Dezember 1944<br />
ein Erlebnisbericht<br />
Foto: Archiv Foto-Fuchs<br />
Der 16. Dezember 1944 war ein Samstag, acht Tage<br />
vor Heiligabend, dem sechsten Heiligabend während<br />
des Krieges. Ich war damals Schüler der Staatlichen<br />
Fachschule in Siegen. Samstags hatte unsere Klasse<br />
praktischen Unterricht in der Werkstatt.Weil ich aber eine<br />
Verletzung an der rechten Hand hatte, brauchte ich nicht am<br />
Werkstattunterricht teilzunehmen, wurde aber dafür zum theoretischen<br />
Unterricht der Oberklasse befohlen. Aber etwa so<br />
um 11 Uhr ließ mich Herr Rottsieper, der Klassenlehrer, meine<br />
Sachen packen und ich konnte nach Hause fahren.<br />
Ich war natürlich froh über die zusätzliche Freizeit und<br />
stieg frohgemut an der Haltestelle Emilienstraße in die<br />
Straßenbahn in Richtung Geisweid ein, nicht ahnend, dass<br />
es das letzte Mal war, dass ich mit der Straßenbahn vom<br />
Schulunterricht nach Hause fahren würde. In der Bahn war<br />
außer dem diensthabenden Schaffner auch noch eine jüngere<br />
Schaffnerin, die uns Schülern gegenüber immer sehr<br />
freundlich war und die scheinbar Dienstschluss hatte, denn<br />
sie stieg an der Sieghütte aus und wir wussten irgendwoher,<br />
dass diese nette junge Frau, auf der Sieghütte wohnte. Diese<br />
junge Schaffnerin habe ich nie wieder gesehen und ich bin<br />
mir sicher, dass sie am Nachmittag durch den Bombenangriff<br />
um ihr junges Leben gekommen ist, denn die Sieghütte<br />
war besonders schlimm betroffen.<br />
Als ich zu Hause war, gab mir meine Mutter den Auftrag,<br />
nach dem Mittagessen einmal die Verdunkelungsrollos nachzusehen,<br />
denn nach fünf Kriegsjahren<br />
hatten sie bei täglichem<br />
Gebrauch natürlich stark gelitten.<br />
Mein Vater war sechs Wochen vor<br />
Kriegsbeginn gestorben und meine<br />
beiden Brüder, beide älter als ich,<br />
waren Soldat und somit fiel mir<br />
die Rolle des männlichen Repräsentanten<br />
zu, der diese Aufgabe zu<br />
erledigen hatte.<br />
Es war so gegen 14:30 Uhr, als<br />
ich auf der Fensterbank im Wohnzimmer<br />
stand und mit meiner Arbeit begonnen hatte. Es gab<br />
dann Voralarm und kurz danach Vollalarm, aber das störte uns<br />
nicht, denn es war ja bisher noch nichts Größeres passiert.<br />
Aber kurz nach dem Vollalarm wurde akute Gefahr gegeben<br />
und dann hörten wir die englischen Bomber.Wir liefen in<br />
unseren Luftschutzkeller und kurz darauf detonierten auch<br />
schon die ersten Bomben. Ich weiß nicht mehr, wie lange das<br />
dauerte, aber dann war plötzlich Stille.Wir verließen den Keller<br />
und traten hinter unser Haus. Aus Richtung Siegen kam<br />
eine unheimliche schwarze Wolke, bestehend aus Qualm und<br />
riesigen Mengen Papier herangezogen, zunächst über Geisweid<br />
und dann in Richtung Setzen. Da wussten wir, dass der<br />
Krieg nun auch in unserer nächsten Nähe zugeschlagen hatte.<br />
Ich erledigte so schnell es ging meine Reparatur. Dann rief<br />
ich meinen Freund Fritz Hassler, der uns gegenüber wohnte,<br />
und wir beschlossen, uns mit unseren Fahrrädern wenn möglich<br />
nach Siegen durchzuschlagen um zu versuchen, irgendjemandem<br />
zu helfen. Ich wollte auch nach meiner Schule<br />
sehen, ob sie vielleicht einen Schaden erlitten hätte.<br />
Wir waren noch nicht aus Geisweid heraus, da begegnete<br />
uns der Vater eines anderen Freundes, der bei der Post<br />
in Siegen arbeitete.Wir wagten es nicht, ihn anzusprechen,<br />
so elend und geschockt sah er aus, und später erfuhren wir<br />
dann, dass er mitten im Inferno gewesen war.<br />
Je näher wir nach Siegen kamen, desto schwieriger wurde<br />
das Durchkommen. In Weidenau, etwa da, wo früher<br />
das Amtshaus stand, kam uns<br />
ein Motorrad entgegen und<br />
auf dem Soziussitz saß ein<br />
Uniformierter. Das Motorrad<br />
hielt an und wir sahen, dass<br />
der Uniformierte unser Bannführer<br />
war, den wir nicht sehr<br />
gut leiden konnten. Er rief<br />
uns zu, ob wir Melder wären.<br />
Fritz und ich waren für einen<br />
Moment überrascht, aber dann<br />
bejahten wir die Frage und das<br />
52 durchblick 4/<strong>2014</strong>
Motorrad fuhr weiter. Das war das letzte Mal, dass ich den<br />
Bannführer gesehen habe; ich weiß auch nicht, was nach<br />
dem Kriege aus ihm geworden ist.<br />
Bald erkannten wir, dass es kein Weiterkommen gab,<br />
je mehr wir uns der Stadt näherten.Wir beschlossen, umzudrehen<br />
und nach Hause zu fahren, es begann auch schon<br />
zu dämmern. Uns begegneten mehrere Hilfskolonnen, die<br />
aus mit Hacke und Schaufel bewaffneten Männern bestanden<br />
und die aus Richtung Kreuztal nach Siegen unterwegs<br />
waren. Zu Hause angekommen, verabredeten wir, es am<br />
nächsten Morgen noch einmal zu versuchen.<br />
Das machten wir auch. Diesmal fuhren wir, auch unter<br />
Schwierigkeiten, am Wald runter durch die Heeserstraße.Am<br />
Anfang der Straße lagen drei tote Fremdarbeiter, äußerlich unversehrt,<br />
als wenn sie schliefen.Wir nahmen an, dass sie keinen<br />
Schutzraum gefunden hatten oder dass man sie nicht hineingelassen<br />
hatte und dass sie wahrscheinlich durch den Detonationsdruck<br />
gestorben waren. Dann suchten wir uns einen Weg,<br />
um in die Friedrichstraße zu kommen. Es war schwierig und<br />
danach standen wir vor den Trümmern meiner Schule. Hier<br />
konnten wir nichts ausrichten. Deshalb fuhren wir die Friedrichstraße<br />
weiter rauf in Richtung Kampen. Hier wohnten gute<br />
Bekannte von mir, deren Haus nur leicht beschädigt war. Fritz<br />
und ich konnten beim Aufräumen behilflich sein.<br />
Als wir nachmittags wieder nach Hause fuhren, hatten<br />
wir das gute Gefühl, nach dem damaligen Sprachgebrauch,<br />
unsere Pflicht als Volksgenossen getan zu haben.<br />
Otto Schneider<br />
Winterdienst auf Gehwegen<br />
und Fahrbahnen<br />
Die Bürgersteige bzw. Fahrbahnränder<br />
bei fehlenden Gehwegen müssen in einer<br />
Breite von 80 Zentimetern entlang des<br />
Grundstückes freigehalten werden. An<br />
Bushaltestellen sind Zugänge zu den Einund<br />
Ausstiegen freizuhalten. An gekennzeichneten<br />
Fußgängerüberwegen muss<br />
ein gefahrloses Betreten der Fahrbahn<br />
möglich sein.<br />
Räum- und Streupflicht besteht in der Zeit<br />
von 7.00 Uhr (an Sonn- und Feiertagen<br />
von 8.00 Uhr) bis 19.30 Uhr, unverzüglich<br />
nach Beendigung des Schneefalls bzw.<br />
nach dem Entstehen der Glätte.<br />
Salz oder sonstige auftauende Stoffe sind<br />
grundsätzlich verboten, ausgenommen<br />
auf Treppen, Rampen, Brücken, starken<br />
Steigungsstrecken und ähnlichem. Beim<br />
Parken ist darauf zu achten, dass für<br />
Räumfahrzeuge mindestens drei Meter<br />
Durchfahrbreite frei gehalten werden.<br />
Universitätsstadt<br />
Siegen<br />
Die Stadtreinigung informiert<br />
Wofür die Winterdienstgebühr<br />
erhoben wird<br />
Die Winterdienstgebühr ist eine Gegenleistung<br />
für die Reinigung der Straße im<br />
Ganzen. Daher sind auch Grundstücke<br />
gebührenpflichtig, die nicht direkt an die<br />
Straße grenzen (sogenannte Hinterlieger).<br />
Die Gebühr fällt auch dann an, wenn unmittelbar<br />
vor dem Grundstück keine Leistung<br />
erbracht wird, z. B. weil dort ständig Autos<br />
parken.<br />
Die Stadt Siegen hält ein Informationsblatt<br />
für alle Fragen rund um den Winterdienst<br />
bereit und gibt auch über das Infotelefon<br />
0271/4<strong>04</strong>-4800 Auskunft.<br />
Sicheres Gehen und Fahren im Winter kann<br />
durch Ihre Mithilfe erreicht werden!<br />
Anliegerpflichten<br />
Laut städtischer Satzung ist die Winterwartung<br />
auf Gehwegen grundsätzlich auf<br />
die Anlieger übertragen. Sofern ein Anlieger<br />
der Räumpflicht nicht nachkommt, kann er<br />
im Schadensfall haftbar gemacht werden.<br />
Eine Räumpflicht besteht grundsätzlich<br />
immer, selbst wenn der Verantwortliche wegen<br />
Gebrechlichkeit, Urlaub oder aus sonstigen<br />
Gründen nicht dazu in der Lage ist.<br />
In diesen Fällen muss eventuell ein Dritter<br />
mit den Arbeiten beauftragt werden.<br />
Müllabfuhr 2015<br />
Der Terminplan für die Müllabfuhr wird<br />
vor Weihnachten an alle Haushalte verteilt<br />
und liegt in den Bürgerbüros aus.<br />
Die konkreten Termine für Ihre Straße<br />
finden Sie auch bequem im Internet<br />
unter www.siegen.de (im Bereich<br />
Bürgerservice – Abfallentsorgung).<br />
4/<strong>2014</strong> durchblick 53
Gesellschaft<br />
Wir Verlorenen kinder<br />
Ein ganz alltäglicher Lebenslauf<br />
Vier Geschwister<br />
Es fällt unendlich schwer, zu beschreiben, wie meine<br />
Kindheit und die meiner Geschwister verlaufen ist.<br />
Dabei ist dieser Lebenslauf gar nicht so ungewöhnlich!<br />
Geboren sind wir zwischen 1940 und 1946 imAbstand von<br />
2 Jahren. 1958 kam noch ein Nachzügler, mein Bruder Michael.<br />
Heidemarie 1940, Norbert 1941, Eberhard 1944, Peter<br />
1946. Mutter Elisabeth, Vater Philipp Jakob. Beide Eltern sind<br />
gestorben. Mutter wurde 78, Vater 96 Jahre.<br />
Mein Bruder Norbert starb 1964 mit 23 Jahren durch<br />
einen unvorsichtigen Autofahrer auf dem Weg zur Arbeit<br />
in der Frühe. Er wurde in Fellinghausen begraben. Er hatte<br />
kurz zuvor seine Frau Anne kennen und lieben gelernt.<br />
Meine Mutter hat meine Geburt später in der ihr eigenen<br />
Art prosaisch beschrieben. Geboren am 5.6.1944 an einem<br />
Montagabend um 22 Uhr in Erndtebrück im Haus der Stiefeltern<br />
Roth. Mutter schreibt weiter: Haare schwarz, Augen<br />
grau-grün, Länge 53 cm Gewicht: 3100 g im Sternzeichen<br />
Zwilling. Mutter erzählt dann weiter: In der Nacht, als<br />
Eberhard geboren wurde, sind die Amerikaner gemeinsam<br />
mit den Alliierten in Dünkirchen gelandet.<br />
Autorenfoto<br />
Weil in dem Haus der Stiefeltern meiner Mutter in Erndtebrück<br />
auf Dauer für uns als Familie kein Platz war, bekamen<br />
wir die Wohnung in Siegen am Reckhammer zugewiesen.<br />
Philipp musste nach einigen Wochen Urlaub wieder<br />
nach Russland. Er kam nach neun Wochen erst wieder zurück<br />
auf Genesungsurlaub, weil er die Ruhr gehabt hatte.<br />
Dann schildert Mutter die Bombenangriffe auf Siegen und<br />
dem damit zwangsläufigen Aufenthalt in mehreren Fluchtstollen.<br />
Sie schildert auch Krankheiten wie Diphtherie und<br />
Tod vieler Kinder. Wir Wagner-Kinder bekamen alle eine<br />
Spritze in den Po, so Mutter.<br />
Wegen der andauernden Bombenangriffe auf Siegen<br />
und Umgebung mussten wir vom Kuckucksstollen in den<br />
Wellersbergstollen wechseln, weil es dort angeblich sicherer<br />
war. Mutter berichtet auch über die schlimmen hygienischen<br />
Zustände in den Stollen. Letztendlich hat eine<br />
Ärztin aus dem Kinderkrankenhaus dringend empfohlen,<br />
nicht mehr in den Stollen zu gehen. Es bestand Lebensgefahr<br />
für mich und meine Geschwister. Mutter beschreibt es<br />
so, dass es der Auslöser dafür war, dass die Familie sich auf<br />
den Weg machte, um Verwandte in Coburg aufzusuchen,<br />
weil es dort für die Familie sicher sein würde. Das Unternehmen<br />
begann im Februar 1945. Mit zwei Kinderwagen<br />
über Landstraßen, nachts in Bauernscheunen, mit Fuhrwerken,<br />
teilweise auch kurze Zugfahrten, so waren wir unterwegs.<br />
Ich hatte das Privileg, im Kinderwagen gefahren zu<br />
werden, weil ich mit acht Monaten noch nicht gut zu Fuß<br />
war. Unter großen Strapazen kamen wir Wochen später in<br />
Coburg an. In Coburg waren schon die Amerikaner und<br />
hatten als Hauptquartier die „Feste Coburg“ ausgewählt.<br />
Wir als Flüchtlinge wohnten in der Domäne und bekamen<br />
endlich täglich etwas zu essen.<br />
Der Krieg war beendet, Deutschland hatte den Krieg<br />
„Gott sei Dank“ verloren. Wenn es ihn denn gibt, diesen<br />
Gott, so hätte er diesen Krieg verhindern müssen.<br />
1946 begannen die Nürnberger Prozesse Gestalt anzunehmen.<br />
Das unendliche Grauen, die Verbrechen kamen nach<br />
und nach ans Licht. Wir waren noch zu klein, um das alles<br />
zu verstehen. Nicht nur unser Land lag in Trümmern, überall<br />
in Europa war es so. Deutschland hatte den Krieg begonnen,<br />
unsägliches Leid überfast alle Völker Europas gebracht und<br />
wurde nun zur Rechenschaft gezogen. Niemand in meiner<br />
Familie oder Verwandtschaft wusste angeblich von all den<br />
Verbrechen. Die totale Amnesie war ausgebrochen. Die<br />
Kriegsverbrecher, Wirtschaftsbosse, Kriegsgewinnler waren<br />
immer noch da und haben aus dem Leid der Menschen ihren<br />
Gewinn gezogen. Auch die politischen Wendehälse sind die<br />
gleichen geblieben. Sie sitzen wieder auf ihren Posten.<br />
Man kann sich als Kind nicht aussuchen, von wem man<br />
in seiner Kindheit belogen, gedemütigt, unterdrückt, ver-<br />
54 durchblick 4/<strong>2014</strong>
letzt oder missbraucht wird. Eine emotionale Verrohung,<br />
die mir mein ganzes Leben unerklärlich geblieben ist. Aber<br />
von den eigenen Eltern erwartet man das ganz sicher nicht.<br />
Um so schmerzlicher war dann die Erkenntnis, dass niemand<br />
mehr da ist, der dich schützt.<br />
Wir haben von unseren Eltern keine Antworten auf unsere<br />
Fragen bekommen, warum sie ihre Kinder misshandeln,<br />
verprügeln, einsperren, hungern lassen. Es geschah<br />
einfach ohne Ankündigung, für uns furchtbare Normalität.<br />
Wir waren gefangen in einer Abhängigkeit, nur weil wir<br />
Kinder waren. Wir waren Sklaven ohne eigene Rechte, gefangen<br />
in einem System von Gewalt und Unterdrückung.<br />
Unsere Seelen haben geschrieen, aber niemand hat uns gehört.<br />
Irgendwann sind wir verstummt.<br />
Nach heute gültigen Maßstäben und gesetzlichen Regeln<br />
wären wir alle – bis auf meinen Bruder Michael, der die Gnade<br />
der späten Geburt hatte – aus dieser Familie genommen<br />
und unter staatliche Aufsicht gestellt worden. Wir wären alle<br />
in ein Kinderheim gekommen mit ungewissem Ausgang.<br />
Nach aller Wahrscheinlichkeit und unter Zugrundelegung des<br />
heutigen Wissens über auch christlich geführte Kinderheime,<br />
kann man davon ausgehen, dass es uns dort auch nicht besser<br />
ergangen wäre – auch hier wären wir rechtlos geblieben.<br />
Einen kleinen Vorgeschmack, wie es in solchen Heimen<br />
zuging, haben wir bekommen, als wir im Rahmen eines Familienverschickungsprogramms<br />
Anfang der 1950er Jahre<br />
als Kinder gemeinsam vier Wochen in ein Erholungsheim<br />
nach Oberkassel verschickt wurden. Wir erlebten auch hier<br />
nur Drill, Arbeit, Verbote, Züchtigung. Hier haben wir zum<br />
ersten Mal Kontakt zu den falschen Heiligen bekommen. Ich<br />
war sieben oder acht Jahre alt. Es waren Sommerferien. Ich<br />
bekam nach drei Wochen zum zweiten Mal in meinem Leben<br />
eine schlimme Lungenentzündung und wurde sofort isoliert.<br />
Durfte von heute auf morgen meine Geschwister nicht mehr<br />
sehen, keinen Besuch, keinen Telefonkontakt. Die folgenden<br />
vier Wochen waren für mich seelisch und körperlich ein<br />
Ausnahmezustand. Absolute Isolation, keinen Kontakt zu<br />
niemandem. Habe Essen und Trinken verweigert und wurde<br />
zwangsweise ernährt. Nach sieben Wochen wurde ich von<br />
Vater abgeholt. Die armseligen Zeilen, die ich in meiner Not<br />
nach Hause schrieb, wurden mir später bei passenden Gelegenheiten<br />
vorgelesen. Man fand das lustig.<br />
Es reicht mir nicht zu sagen, die Zeiten waren damals<br />
so, um damit eine Rechtfertigung zu finden. Unsere Eltern<br />
haben sich an ihren Schutzbefohlenen versündigt. Meine<br />
Versuche, später als schon älterer Mensch mit meinen Eltern<br />
darüber zu sprechen, um die Kindheit ein Stück weit<br />
aufzuarbeiten, sind sämtlich gescheitert. Mutter hat sich oft<br />
nicht erinnern wollen, hat alles verklärt gesehen, hat sich ihre<br />
eigene Welt geschaffen. Mutter hat ihr Leben insgesamt<br />
dem Leben meines Vaters untergeordnet, war wirtschaftlich<br />
und emotional abhängig. Trotzdem habe ich großen Respekt<br />
vor der Lebensleistung meiner Mutter.<br />
Vater hat meine Versuche, mit ihm über unsere (meine)<br />
Kindheit zu sprechen, harsch zurückgewiesen. An Prügel<br />
und Misshandlung hatte er keine Erinnerung. Wie hätte er<br />
auch mit dieser Schuld 96 Jahre alt werden können? Vater<br />
war ein zynischer, überheblicher, geltungsbedürftiger<br />
Autorenfoto<br />
Mensch, der es nicht ertragen konnte, wenn er nicht im Vordergrund<br />
stand. Er wurde in Sekundenschnelle jähzornig,<br />
löste alle Probleme, in dem er handgreiflich wurde. Wir als<br />
Kinder waren ihm natürlich körperlich nicht gewachsen. Er<br />
geriet völlig außer sich, sein Gesicht war dann wutverzerrt<br />
und er schlug willkürlich auf uns ein. Mit der Faust, mit der<br />
Peitsche, mit dem Gürtel. Wir hatten große Angst vor ihm,<br />
aber keinen Respekt. Seinen gesamten Frust, den er über<br />
die Woche in seiner Arbeit bei der Bundesbahn angehäuft<br />
hat, hat er an uns Kindern ausgelassen. Er konnte mit seinen<br />
Kollegen auch nicht umgehen. Diese Vermutung wurde bestärkt,<br />
als ich nach seinem Tod in seinen Unterlagen Briefe<br />
fand, die belegen, dass er sich über lange Zeit seiner Berufstätigkeit<br />
mit vorgesetzten Kollegen böse Briefe geschrieben<br />
hat. Da er Beamter war, blieben die Konsequenzen aus.<br />
Der Stachel aber saß bei ihm tief. Man hat ihm empfohlen,<br />
mit Mitte 50 in den Vorruhestand zu gehen. Er hat akzeptiert<br />
und hat später als Pförtner in Teilzeit gearbeitet. Vater hat<br />
niemals einen wirklichen Freund gehabt.<br />
Liebe und Empathie haben wir nicht kennen gelernt,<br />
körperliche Nähe hat uns erschreckt. Schlimm und zerstörend<br />
war, dass wir uns immer schuldig gefühlt haben.<br />
Schuldig, dass wir etwas falsch gemacht hätten. Schuldig,<br />
dass durch unser bloßes Vorhandensein in diesem Leben<br />
der Zustand ausgelöst und begründet war. Wir waren in<br />
einer permanenten Anspannung, hatten Fluchtgedanken<br />
entwickelt, wie es Tiere tun, wenn sie Gefahr spüren. Gedanklich<br />
hatte jeder von uns sein persönliches Fluchtpaket<br />
gepackt. Aber manchmal half auch das nicht mehr.<br />
Ich beschreibe hier eine Begebenheit, von meiner<br />
Schwester Heidi erzählt, die besonders eindrucksvoll wiedergibt,<br />
unter welchem Druck wir als Kinder standen.<br />
Wir wohnten nach dem Krieg am Reckhammer in Siegen.<br />
Heidi und Norbert gingen in die ersten Schulklassen. Der<br />
Wintertag war sonnig und wir waren nach dem Essen draußen.<br />
Heidi und Norbert haben daher später Hausaufgaben<br />
gemacht. Der einzige Platz, der dafür zur Verfügung stand,<br />
war der Küchentisch. Als Vater von der Arbeit kam, bekam<br />
er einen Wutanfall, weil der Tisch zu einer Zeit belegt war,<br />
die ihm nicht recht war. Er rastete total aus. Ohne Ankündigung<br />
warf er den Tisch um und schrie uns an. Für uns &<br />
Obenstruthschule heute<br />
4/<strong>2014</strong> durchblick 55
Gesellschaft<br />
höchste Alarmstufe, die Flucht anzutreten. Wir schafften es<br />
noch rechtzeitig aus der Wohnung im dritten Stock. Jacken<br />
und Schuhe in der Hand. Erst unterwegs im nahen Wald haben<br />
wir Schuhe und Jacken angezogen. Hier waren wir sicher<br />
in einem Trichterversteck. Es war kalt, aber wir hatten<br />
so große Angst, dass wir die Kälte nicht gespürt haben. Wir<br />
saßen eng aneinandergerückt in einem Bombentrichter, haben<br />
gehört, wie später nach uns gesucht wurde. Mit Fackeln und<br />
Lampen suchte man uns, man rief unsere Namen. Das Versprechen,<br />
dass uns nichts geschehen würde, wenn wir nach<br />
Hause kämen, hat uns aus der Kälte gerettet. An diesem Tag<br />
gab es keine Schläge, aber die Bedrohung blieb immer nah.<br />
Die furchtbare Angst ist mir als einziges aus dieser Zeit<br />
erinnerlich. Ich muss etwa vier gewesen sein.<br />
Um eine gewisse Ordnung anzustreben, werde ich meine<br />
Erinnerungen in Altersabschnitte aufschreiben.<br />
Die ersten 8 Lebensjahre<br />
Zur Sicherheit!<br />
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sicher und geborgen.<br />
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Vom Lebensjahr 0 bis 4 habe ich keine eigenen Erinnerungen.<br />
Sie sind mir nur aus Erzählungen, vornehmlich<br />
meiner Mutter, berichtet worden.<br />
Ich war ein kleiner, schmächtiger Kerl mit viel Fantasie<br />
und Bewegungsfreude. Freunde gab es genug im Umfeld.<br />
Gespielt haben wir beinahe ausschließlich draußen. Ich hatte<br />
dabei immer die Aufgabe, auf meinen jüngeren Bruder Peter<br />
aufzupassen. Das war für mich sehr anstrengend, die Verantwortung<br />
zu groß. Wenn er verschwunden war, bekam ich<br />
Stress und musste ihn suchen, Es gab viele Situationen, bei<br />
denen ich geschlagen wurde, weil er sich verletzt hatte oder<br />
gar in die Alche gefallen war. In dieser Zeit habe ich meinen<br />
Bruder Peter nicht geliebt. Meine älteren Geschwister hatten<br />
ihre eigenen Probleme. Die Tatsache, dass die Familie mit<br />
sechs Personen nur zwei Schlafräume, eine kleine Kochküche<br />
und einen Raum hatte, der zum Essen und Wohnen<br />
diente, lässt erahnen, dass es keinen Rückzugsraum gab. Die<br />
Toilette befand sich im Treppenhaus und wurde von zwei<br />
Familien genutzt. Ein Bad hatten wir nicht. Die Vorstellung,<br />
dass in einem Raum von etwa 14 qm vier Kinder schliefen,<br />
die alle Kinderkrankheiten einschließlich Diphtherie,<br />
Pocken und Krätze überstanden haben, erklärt vielleicht die<br />
Not, aber auch das Glück, dass wir alle überlebt haben.<br />
Im Kindergarten waren wir alle nicht, weil es zu wenige<br />
gab und die Plätze schnell vergeben waren. Wir hatten auch<br />
gar nicht die Kleidung zum Wechseln. Leibwäsche mussten<br />
wir eine ganze Woche tragen, Baden konnten wir samstags<br />
in einer Zinkwanne. Das Wasser wurde auf dem Herd erwärmt<br />
und immer nachgegossen, damit alle Kinder baden<br />
konnten. Der ganze Körper, einschließlich der Haare, wurde<br />
mit Kernseife gesäubert. Der einzige Raum, der im Winter<br />
geheizt werden konnte, war die Küche. Die anderen Zimmer<br />
hatten keine Heizung. Die Bettwäsche war demzufolge sehr<br />
kalt und feucht. Die Betten waren Eisengestelle mit Drahtgeflecht<br />
und Rosshaarmatratzen. Die Betten waren eng aneinander<br />
gestellt, sonst hätten nicht alle ins Zimmer gepasst.<br />
Wir trugen Hosen und Jacken aus Armeetuch, welche<br />
meine Mutter genäht hatte. Meine Schwester bekam aus<br />
gleichem Stoff Kleider und Mäntel genäht. Ansonsten<br />
trugen wir gestrickte Pullover, die jeder vom anderen Geschwisterkind<br />
tragen musste. Schuhe gab es nur, wenn das<br />
aktuelle Paar nicht mehr zu reparieren war. Haare bekamen<br />
56 durchblick 4/<strong>2014</strong>
Gesellschaft<br />
wir Jungs alle vier bis sechs Wochen durch Vater geschnitten.<br />
Mit einer mechanischen Handschneidemaschine, die<br />
selten die Haare schnitt, meist aber ausgezupft hat. Auch<br />
hier gab es oft Ärger und Kopfnüsse durch Vater. Vater ging<br />
sehr rücksichtslos zu Werke und weigerte sich, die Maschine<br />
schärfen zu lassen. Meine Schwester trug Zöpfe und bei<br />
ihr wurde nur das Pony geschnitten.<br />
Ich wurde mit sechs Jahren eingeschult, in die Obenstruthschule,<br />
die es heute noch gibt. Es war das Jahr 1950.<br />
Ich war eigentlich noch zu klein, aber ich wollte in die<br />
Schule. Der Ranzen war größer als ich, aber ich war stolz,<br />
ein Schüler zu sein. Meine größeren Geschwister gingen ja<br />
schon zur Schule. Meine Schwester Heidi kam gut zurecht,<br />
mein Bruder Norbert hatte eine Lern- und Leseschwäche,<br />
um die sich aber niemand kümmerte. Er kam dann in die<br />
Pestalozzi-Sonderschule. Schade, wenn man ihm geholfen<br />
hätte, wäre sein Leben sicher besser verlaufen.<br />
Ich hatte sehr viel Freude in der Schule. Zum einen, weil es<br />
dort warm und gemütlich war. Zum anderen waren viele Kinder<br />
aus der Nachbarschaft dort. Aber das wichtigste für mich<br />
war, dass es dort eine warme Mahlzeit gab, die ich geliebt habe.<br />
Es gab „Quäkerspeise“ Haferflocken mit Milch und Rosinen,<br />
die von der amerikanischen Nachkriegsverwaltung gestiftet<br />
wurde. Super lecker und vor allem warm. Und manchmal gab<br />
es auch noch Reihewecken dazu. Paradiesisch, wie ich fand.<br />
Ich ging zwei Jahre in diese Schule, bevor wir dann in die<br />
Maccostraße, (heute „In der Flur“) umzogen. Dort hatten wir<br />
mehr Platz. Die Jungs hatten ein Zimmer zusammen, meine<br />
Schwester ein eigenes Zimmer, Elternzimmer, Wohnzimmer,<br />
Wohnküche, Bad mit Wanne und Toilette. Das ist die Wohnung,<br />
in der mein Vater bis beinahe zum Schluss gelebt hat.<br />
Die Jahre von 9 – 12.<br />
Die neue Schule, die Jung-Stilling-Schule, war jetzt ganz<br />
nah, da, wo heute die Musikschule untergebracht ist. Auch<br />
dort hat mir der Unterricht sehr viel Freude gemacht, aber<br />
auch dort gab es noch Lehrer, die oft den Rohrstock eingesetzt<br />
haben. Rohe, ekelhafte Typen, so wie Lehrer Liesegang.<br />
Ein alkoholkranker, armseliger Mensch. Er trug Reithosen<br />
und entsprechende Stiefel, in denen dann der Rohrstock<br />
steckte. War Ausbilder während des Krieges und machte<br />
einfach da weiter, wo er aufgehört hatte. Aber es gab auch<br />
andere Lehrer, wie meinen Deutschlehrer Belthle, den Lehrer<br />
Klein, bei dem mir sogar Mathe Freude gemacht hat.<br />
Irgendwann tauchte dann das Gespenst Gymnasium auch<br />
für mich auf. Meine Lehrer hatten für mich eine Empfehlung<br />
fürs Gymnasium ausgesprochen. Meine Eltern hat das überhaupt<br />
nicht interessiert, sie wussten damit nicht umzugehen.<br />
Irgendwann haben sie als Erziehungsberechtigte dafür unterschrieben,<br />
aber mit mir hat darüber niemand geredet. Also<br />
wechselte ich ab dem fünften Schuljahr ins Löhrtor-Gymnasium.<br />
Im ersten Jahr kam ich gut mit.Aber im zweiten Jahr begann<br />
das Unheil. Durch ständigen Wechsel des Lehrpersonals,<br />
gerade in Latein und Mathematik, wurden die Durch- &<br />
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Altenzentrum Freudenberg<br />
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2 Seniorenwohungen<br />
12 Kurzzeitpflegeplätze<br />
4/<strong>2014</strong> durchblick 57
Gesellschaft<br />
schnittsnoten in der Quinta so schlecht, dass die Hälfte der<br />
Klasse sitzen blieb. Ich war einer davon. Da ich wie immer für<br />
mich entscheiden musste, habe ich mich auf dem Gymnasium<br />
wieder abgemeldet mit dem Vermerk „der Schüler Eberhard<br />
Wagner verlässt die Anstalt auf eigenen Wunsch.“<br />
Meine ehemaligen Schüler haben mich mit Freude wieder<br />
aufgenommen. Ich bin sicher, wenn ich auch nur ein wenig<br />
Unterstützung in der Familie gefunden hätte, ich hätte es geschafft.<br />
Aber ich hatte keine Chance, das Lernen zu lernen.<br />
Gemeinschaftliches Lernen gab es noch nicht, Nachhilfe<br />
wurde nur privat vermittelt. Ich hatte keinen ruhigen Ort in<br />
der Wohnung, an dem ich ungestört sein konnte, um mich<br />
auf die Schule und das Lernen zu konzentrieren. Und ich<br />
hatte auch sehr wenig Kraft, um mich durchzusetzen. Meine<br />
Eltern haben sich nicht bemüht oder sich darüber Gedanken<br />
gemacht. Es hat sie nicht interessiert.<br />
Die „großen“ Ferien haben wir überwiegend wochenweise<br />
im Wechsel bei den Großeltern in Erndtebrück verbracht.<br />
Es war jedes Mal eine aufregende Zeit mit vielen<br />
neuen Eindrücken und schönen Augenblicken. Die Realität<br />
holte uns aber schnell wieder ein.<br />
Vater vertrank jetzt regelmäßig Teile seines Lohnes. Zu der<br />
Zeit bekam man den Lohn zwei Mal monatlich bar in der so<br />
genannten Lohntüte ausbezahlt.Anstatt dass Mutter sich dann<br />
auf den Weg machte und ihren Mann abholte, hat sie uns geschickt.<br />
Uns, das waren meistens Peter und ich, die Jüngsten.<br />
Aber Vater hat den Braten gerochen, sich schnell über<br />
die Bahngleise geschlichen und war verschwunden. Die<br />
ganze Familie hat unter der Trunksucht gelitten. Vor allem<br />
wenn Vater nachts nach Hause kam und randalierte. Oft<br />
wurde er Mutter gegenüber handgreiflich. Es war einfach<br />
nur ekelhaft. Ganz furchtbar wurde es für mich und meinen<br />
Bruder Peter, wenn wir von Mutter nachts geschickt wurden,<br />
um Vater in den einschlägigen Saufkneipen zu suchen.<br />
Eine Schilderung verweigere ich an der Stelle. Es hat uns<br />
über Jahre unserer frühen Kindheit begleitet.<br />
Die Jahre 13 – 16<br />
Sport war die einzige Chance, um einen kleinen Ausgleich<br />
zu schaffen.Aber es mangelte ja an allem, auch dafür<br />
war das Geld nicht da. Es reichte uns nicht mehr, nur vor<br />
der Türe zu bolzen. Wir wollten in einem Verein spielen<br />
wie unsere Freunde. Also haben wir, meine Brüder und ich,<br />
in allen Ferien in der Hainer Hütte Eisenrückstände von<br />
der heißen Schlacke abgeschlagen und in Schubkarren zum<br />
Eisenhändler gefahren. Wir waren gut organisiert und eingeübt,<br />
hatten unsere Claims abgesteckt. Das Geld haben wir<br />
eisern gespart und konnten uns am Ende des Jahres ein paar<br />
Sportklamotten leisten. Ich habe mir noch ein gebrauchtes<br />
Fahrrad gekauft und konnte jetzt zwei- bis dreimal wöchentlich<br />
zum Fußballtraining ins Stadion fahren.<br />
Meine Eltern haben es nicht einmal geschafft, zu einem<br />
Spiel meiner Jugendmannschaft ins Stadion zu kommen.<br />
Ich habe bestimmt über Jahre Fußball gespielt, sie haben<br />
mich oder Peter nie spielen sehen. Irgendwann habe ich<br />
den Gedanken aufgegeben, als Kind wichtig zu sein und<br />
habe mir den Frust mit dem Ball von der Seele geschossen.<br />
Ich war nun beinahe 14 und in der Abschlussklasse der<br />
damaligen Volksschule. Über das weitere berufliche Leben<br />
der Kinder wurde ebenfalls nicht gesprochen. Neigungen<br />
und Fähigkeiten spielten keine Rolle, Wünsche wurden<br />
ignoriert. Bei einem Familientreffen in Saarlouis, wo Vater<br />
herkam, trafen wir auch Vaters Onkel Hans, der bei der<br />
Deutschen Presse Agentur in Hamburg arbeitete und dort<br />
wohnte. Wir haben miteinander geredet, ich habe ihm gesagt,<br />
dass ich gerne Reporter oder Journalist lernen möchte.<br />
Dieser Onkel Hans fand das wunderbar und hat meinen<br />
Eltern angeboten, mich unter seine Obhut zu nehmen, so<br />
dass ich eine gute Ausbildung haben würde. Es war ein<br />
wunderbares Angebot, aber es wurde leider nichts daraus.<br />
Meine Mutter ließ mich nicht gehen, konnte einfach nicht<br />
loslassen. Mit mir hatte das sicher nichts zu tun. Es gab eine<br />
furchtbare Auseinandersetzung mit meinen Eltern.<br />
Ich habe dann heimlich einen kleinen Koffer gepackt, alles<br />
über Tage vorbereitet und bin dann mit dem Zug nach Berlin<br />
gefahren. Ich hatte dort eine Anlaufstelle, einen Verwandten,<br />
der seit langer Zeit in Berlin lebte. Dort kam ich unter. Peter<br />
Bürger besorgte mir eine Aushilfsstelle bei der Margarine<br />
Union im Lager. Ich wollte nicht mehr nach Hause, sondern<br />
von dort weiter nach Hamburg, brauchte aber Geld. Peter<br />
Bürger hat dann ohne mein Wissen meine Eltern benachrichtigt.<br />
Die Polizei hat mich dann abgeholt und unter Aufsicht<br />
in den Zug verfrachtet: Richtung Siegen. Ich war eben noch<br />
nicht volljährig, sondern erst 14 Jahre. Stattdessen habe ich<br />
von April 1959 bis 31.März 1962 eine stinklangweilige Ausbildung<br />
zum Speditionskaufmann absolviert mit Abschluss<br />
vor der Handelskammer in Siegen. Der Ausbildungsbetrieb<br />
war eine mittelständische Spedition in Siegen in der Nähe<br />
des Schlachthofes. Das war Vaters Vermittlungswerk.<br />
Zum Ende meiner Schulzeit hat Vater immer öfter exzessiv<br />
getrunken. Hat randaliert, das Geld der Familie vertrunken<br />
und immer wieder Mutter geschlagen. Ich muss ungefähr<br />
15 gewesen sein. Es war wieder eine so würdelose Situation,<br />
wo er total die Kontrolle verlor und auf Mutter losging.<br />
Ich habe all meinen Mut zusammengenommen und bin dazwischengegangen.<br />
Er hat mich angeglotzt und mir einen<br />
Fausthieb verpasst. Reflexartig habe ich zurückgeschlagen.<br />
Geschockt stand er da, sein Gesicht eine Grimasse, er blutete.<br />
Er wandte sich ab, ging ins Schlafzimmer und stand kurz<br />
darauf mit seiner Armeepistole, einer Walther P 38, vor mir<br />
und fuchtelte mit der Waffe vor meinem Gesicht. Ich hatte<br />
Todesangst, meine Mutter schrie furchtbar, meine Geschwister<br />
waren vor Angst geflüchtet. Dann klingelte es an der<br />
Türe, der Nachbar hat mir wahrscheinlich das Leben gerettet.<br />
Er hatte diesen entsetzlichen Lärm gehört. Er hat auf Vater<br />
eingeredet, die Waffe an sich genommen und ihn mit aus der<br />
Wohnung genommen. Ich war wie traumatisiert. Wir haben<br />
darüber niemals wieder gesprochen.<br />
Eberhard Wagner<br />
58 durchblick 4/<strong>2014</strong>
Willkommen im Christofferhaus Siegen<br />
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Leben in einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft für Menschen mit demenzieller<br />
Erkrankung. Durch aktivierende und individuelle Betreuung versuchen<br />
wir, die körperlichen und geistigen Fähigkeiten der zu betreuenden Menschen<br />
so lange wie möglich zu erhalten. Darin kommt der Wunsch zum Ausdruck, dass<br />
sich alle Bewohner in der Gemeinschaft, unter Berücksichtigung seiner Bedürfnisse,<br />
wiederfinden und angenommen fühlen darf.<br />
● Mietangebot von Einzelappartements<br />
● Gemeinsamer Wohn- und Essbereich Küche<br />
● Sicherheit und Geborgenheit in einer Wohngruppe<br />
● Konzept einer familiären Betreuung unter<br />
Einbeziehung der eigenen Familie und Freunde<br />
● Regelmäßige gesellschaftliche Aktivitäten im Alltag<br />
● Tägliche Aktivitäten in der Gemeinschaft<br />
● Hauseigene Kapelle mit wechselnden<br />
evangelischen und katholischen Gottesdiensten<br />
Ihre Ansprechpartnerin:<br />
Heimleitung:<br />
Sandra Kessler-Thönes<br />
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· die Beine streiken<br />
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In Memoriam<br />
gottFried klör 1949 – <strong>2014</strong><br />
Foto: Hartmut Reeh<br />
Gottfried Klör vor der Silbersternschmiede in Freudenberg bei der Vernissage seiner Ausstellung „Wildenburger Land“<br />
Wer mit Gottfried Klör einmal auf einer Fotoexkursion<br />
war, weiß, dass er nie genug Fotos<br />
im Kasten haben konnte. So auch im Sommer<br />
2013 bei unserem Ausflug nach Köln bei über 30 Grad. Mit<br />
schwerem Fotorucksack auf dem Rücken, Kamera schussbereit<br />
und einem Stativ ausgerüstet, hat er die durchblick-<br />
Fotografen vom Triangel-Haus über die Hohenzollernbrücke<br />
zum Dom und den Kranhäusern geführt, im Laufschritt,<br />
ohne Pause. Immer auf der Suche nach dem perfekten Foto.<br />
Automatik-Einstellung galt bei ihm nichts. Verschlusszeit,<br />
Blende, Schärfe und das richtige Objektiv, alles musste<br />
stimmen. Er brannte für die Fotografie.<br />
Alle durchblick-Leser kennen seit etlichen Jahren, um<br />
genau zu sein seit 2007, seine Fotos und Titelbilder. Seine<br />
Liebe galt der Portraitfotografie, wie auf den durchblick-Seiten<br />
„Vorgestellt“ sein Herz für Menschen aus unserer Region<br />
zu sehen ist. Schnell konnte er auf Menschen zugehen und<br />
ihnen die Scheu vor der Kamera nehmen. Wie er selber sagte:<br />
„Ich schenke meinen Motiven Leidenschaft und Respekt“.<br />
Auch seine Enkelinnen waren für ein Fotoshooting mit Gottfried<br />
allzeit bereit. Für sie verwandelte er den Speicher zu<br />
Hause mit Fotolampen und einem großen Kostümkorb in<br />
ein Atelier. Hier konnten sie Topmodel spielen. Ungewöhnliche<br />
Locations für seineAufnahmen machten ihm besonders<br />
Spaß. Ich denke hier an das tanzende Seniorenpaar Hildegard<br />
und Peter Hundt auf dem großen Krebs am Oberen Schloss<br />
in Siegen. Oder die Aufnahmen mit Models in einer halb<br />
verfallenden Fabrikhalle in Betzdorf. Die Macht der Bilder!<br />
Bei den Arbeiten für die durchblick-Fotoreihe kam ihm die<br />
Idee, die Serie „Generationen im Bild“ zu fotografieren. Die<br />
Vernissage der Ausstellung im Weidenauer Rathaus 2011<br />
wurde ein großer Erfolg.<br />
Mit der Serie „Für sie entdeckt“ gelang es ihm, seine<br />
persönlichen Eindrücke von der Siegerländer Landschaft<br />
atmosphärisch mit der Linse einzufangen. In oft einsamen<br />
Streifzügen durchkämmte er unbekannte und auch bekannte<br />
Orte. Einmal führte er uns im heißen Sommer auf einem<br />
„Geheimweg“ auf den „Monte Schlacko“.<br />
Besonders inspirierte ihn auch das Wildenburger Land<br />
mit den Kapellen. 2013 entwickelte er daraus seine Fotoausstellung<br />
„Wildenburger Land“ in Freudenberg. Der<br />
60 durchblick 4/<strong>2014</strong>
In Memoriam<br />
Betrachter kann hier in den Zauber dieser einzigartigen<br />
Landschaft optisch eintauchen. Kreativ und innovativ<br />
inszenierte er zusätzlich mit Lichtspiralen den Eindruck<br />
des Unheimlichen, etwa vor der Roten Kapelle, und<br />
erinnerte so an Hexen und Scheiterhaufen. Begleitend<br />
zur Ausstellung in der Silbersternschmiede organisierte<br />
er einen Fotospaziergang mit Friederike Schlebusch,<br />
die unterwegs Geschichten vom Wildenburger Land<br />
erzählen sollte. Am Tag vor der Vernissage fiel diese<br />
geplante Wanderung auf den alten Pilgerwegen wegen<br />
des Dauerregens ins Wasser. Und Gottfried, spontan<br />
und flexibel, lud die Teilnehmer zu Zwiebelkuchen<br />
und Federweißen zu sich nach Hause ein.<br />
Auch Tiere gehörten zu seinen „Lieblingsmodels“,<br />
was besondere Geduld und Hartnäckigkeit erfordert.<br />
So experimentierte er zu Hause mit einer selbstgebauten<br />
„Fotofalle“, um Vögel an ihrem Futterhäuschen<br />
zu überraschen. Mit Erfolg natürlich.<br />
Gottfried war ein professioneller Photoshopper<br />
mit allen Tricks. Die Bildbearbeitung am Computer<br />
war sein Metier. Wie kaum ein anderer hat er sich mit<br />
Bildgestaltung ausgekannt und die fast unerschöpfliche<br />
Werkzeugkiste und Palette der Möglichkeiten<br />
von Photoshop beherrscht. Wie ein Künstler mit dem<br />
Pinsel verwandelte er seine „gewöhnlichen Fotos“. Er<br />
schärfte, vernebelte, reduzierte, verfremdete, verwirbelte,<br />
akzentuierte, spielte mit Farben, um seine persönliche<br />
Sicht zu visualisieren.<br />
Seine kreativen Titelbilder und Collagen waren am<br />
Anfang manchem zu „wild“, wie beim Titel zur Kommunalwahl<br />
in Siegen 2009. In akribischer Fein- und<br />
Kleinarbeit wurden bei der Collage die Portraits aller<br />
Kandidaten in das Siegener Stadtwappen montiert, das<br />
vom „guten Hirten“ Steffen Mues behütet wird. Im gleichen<br />
Jahr entstand auch sein spektakulärer Titel zum<br />
Thema „Im Namen des Volkes“, wo die gigantische<br />
Figur der Justitia wie Godzilla durch Siegen schreitet.<br />
Justitia ist aus Versatzstücken der Architektur des Gerichtsgebäudes<br />
geformt und zwinkert ironisch.<br />
Seinen Sinn für Humor zeigt auch die 2013 entstandene<br />
Collage „Abgehoben“, wo er Bischof Tebartz van<br />
Elst wie einen Magier auf einem kleinen fliegenden<br />
Teppich vor dem Kölner Dom schweben lässt.<br />
Ehrenamtlich hat Gottfried Klör neben seiner Arbeit<br />
für den durchblick auch immer wieder für das Forum der<br />
„tapferen Knirpse“ gearbeitet. Er hat schwerkranke und<br />
todkranke Kinder mit ihren Familien fotografiert und so<br />
Erinnerungen geschaffen.<br />
Einen kleinen Ausschnitt aus seinem facettenreichen<br />
Werk kann man bei Google sehen, wenn man<br />
„Gottfried Klör Bilder“ aufruft.<br />
Seine Fotos sind sein Vermächtnis.<br />
Er wird uns allen fehlen!<br />
Tessie Reeh<br />
Foto: Wolfgang Neuser<br />
4/<strong>2014</strong> durchblick 61
Gedächtnis<br />
Teekesselchensätze<br />
Finden Sie in den Sätzen von 1-10 die fehlenden Wörter.<br />
In den Sätzen von a - j feheln die gleichen Wörter.<br />
Ordnen Sie die Sätze mit den gleichen Wörtern einander zu.<br />
1. Der Mann kaufte ein besonderes Shampoo,da er im Haar hatte.<br />
2. Der feine Herr trägt eine .<br />
3. Er las den Text bis zum .<br />
4. Bei schönem Wetter trafen sich die Freunde auf einer _______ am See.<br />
5. Die Tür wurde aus der gehoben.<br />
6. Der Schlüssel hat einen zackigen .<br />
7. Die Abiturienten feierten ihren Abschluss fröhlich auf einem .<br />
8. Ich mag mit Marmeladenfüllung besonders gern.<br />
9. Im Frühling tragen die Bäume viele .<br />
10. Der Schmetterling breitet seine aus.<br />
a.) Es sind wieder<br />
b.) Der Stürmer kickt den<br />
im Umlauf.<br />
ins Tor.<br />
c.) Der Großvater hatte einen dicken Fisch an der .<br />
d.) Der Musiker spielte Chopin auf dem .<br />
e.) Die Fahrräder werden nachts im<br />
f.) Der jungen Frau brach beim Tanzen der<br />
untergestellt.<br />
vom Schuh ab.<br />
g,) In der Küche brummt eine dicke .<br />
h.) Ihr erkennt Herrn Müller an seinem .<br />
i.) Die Kinder bringen ihr gespartes Geld zur .<br />
j.) Kennedy`s berühmter Ausspruch lautet: „ Ich bin ein “.<br />
Sie trainieren: Wortfindung, Assoziatives Denken, Zuordnen<br />
Wortkette<br />
Bilden Sie zusammengesetzte Hauptwörter.<br />
Dabei soll das folgende Hauptwort immer mit dem letzten Wort<br />
des vorherigen beginnen.<br />
Beginnen Sie mit dem Wort: Weihnachtsstern, darauf könnte z.B.<br />
folgen: Weihnachtsstern - Sternbild - Bildschirm - Schirm... u.s.w.<br />
Es gibt unendliche viele Möglichkeiten.<br />
Sie trainieren: Wortfindung, Assoziatives Denken<br />
Piff – Paff<br />
Durch Koordinationsübungen<br />
trainieren Sie das<br />
Zusammenspiel Ihrer beiden<br />
Gehirnhälften, der sogenannten<br />
Hemisphären.<br />
Üben Sie die folgende Bewegung<br />
ein. Anfangs erfordert es<br />
hohe Konzentration. Je mehr<br />
Sie trainieren, um so automatisierter<br />
läuft die Bewegung ab.<br />
Bewegung: Nehmen Sie die<br />
rechte Hand und und halten<br />
Sie den Daumen nach oben,<br />
als ob Sie ein „O.K. - Zeichen“<br />
anzeigen wollen. Nun<br />
ziehen Sie den Daumen wieder<br />
ein und strecken dafür den<br />
Zeigefinger aus.<br />
Wiederholen Sie diese Übung<br />
fortlaufend, d. h. : Daumen -<br />
Zeigefinger - Daumen - Zeigefinger<br />
u.s.w..<br />
Nun wiederholen Sie den Bewegungsablauf<br />
mit der linken<br />
Hand. Wenn Sie die Bewegung<br />
mit beiden Händen können,<br />
geht es richtig los.<br />
Während Sie mit der rechten<br />
Hand den Fingerwechsel<br />
mit dem Daumen beginnen,<br />
beginnt die linke Hand entgegengesetzt<br />
den Wechsel vom<br />
Zeigefinger aus.<br />
Übung macht den Meister.<br />
Sie trainieren: Koordination,<br />
Verbindung der beiden Gehirnhälften<br />
62 durchblick 4/<strong>2014</strong>
traininG<br />
Lösungen Seite 80<br />
Liederpuzzle<br />
Früher wurden viele Lieder gesungen.<br />
Puzzeln Sie die ersten drei Strophe<br />
des folgenden Weihnachtsliedes<br />
zusammen.<br />
heilige Knabe alles im stille schläft,<br />
wacht in nur traute lockigen hochheilige<br />
holder Ruh Nacht Haar, schlaf in<br />
einsam himmlischer das schlaf Ruh<br />
himmlischer Paar Nacht<br />
Etwas schwerer wird es mit der<br />
zweiten Strophe.<br />
der Nacht tönt heilige durch Halleluja<br />
es fern Christ und stille nah erst Hirten<br />
der ist kundgemacht laut Engel Christ<br />
der Retter ist da da!von Retter Nacht<br />
Die Übungen wurden<br />
zusammengestellt<br />
von:<br />
db-Foto: Rita Petri<br />
Dritte Strophe<br />
Stille rettende heilige Gottes o Geburt<br />
lacht aus göttlichen deiner Mund, da<br />
in uns schlägt Nacht Sohn die Stund<br />
lieb Christ wie in Nacht Geburt deinem<br />
Christ deiner<br />
Sie trainieren: Langzeitgedächtnis,<br />
Formulierung, Strukturieren<br />
Erinnerungskästchen<br />
Kramen Sie in Ihrem Langzeitgedächtnis<br />
Gehen Sie gedanklich zurück in die Grundschulzeit<br />
oder Volksschulzeit. Können sie sich noch<br />
an einige Namen ihrer Mitschüler oder Lehrer<br />
erinnern. Was haben Sie mit ihnen erlebt?<br />
Sie trainieren: Langzeitgedächtnis, Wortfindung,<br />
Formulierung,<br />
Gedächtnistrainerin<br />
Anja Freundt<br />
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Gedächtnistraining e.V.<br />
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Foto: Julian Felgitsch<br />
Stress mit den Ohren?<br />
Viel hören - Wenig verstehen?<br />
Von diesem Problem mit dem Gehör ist annähernd jeder<br />
Siebte betroffen. Der Anfang: Angestrengtes Verstehen<br />
und Verwechselung bei Neben<br />
geräuschen, wobei es bei Einzelgesprächen<br />
oft noch geht.<br />
Meist sind beide Ohren gleichermaßen<br />
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4/<strong>2014</strong> durchblick 63
die signatur der Freiheit (?) *<br />
Gedanken und<br />
ethische Fragen über den Suizid<br />
Foto: Wilfried Deiß<br />
Vorab bemerkt<br />
Immer dann, wenn ich höre oder lese, dass ein Mensch<br />
seinem Leben selbst ein Ende gesetzt hat, frage ich mich<br />
– wie sicherlich die meisten von uns – warum? Wie verzweifelt,<br />
wie einsam und hoffnungslos, wie krank und verletzt<br />
muss die Seele eines Menschen sein, dass er das Kostbarste<br />
das er besitzt, sein eigenes Leben, unwiederbringlich<br />
selbst zerstört? Wie aussichtslos, unerträglich und sinnlos<br />
muss ihm sein Leben erscheinen, dass er Hand an sich selbst<br />
legt, weil er die Bürde, die das Leben auf seine Schultern<br />
geladen hat, nicht mehr tragen kann und er die Freude am<br />
eigenen Leben in seinem Herzen verloren hat. Ich denke, es<br />
steht grundsätzlich keinem Menschen das Recht zu, über die<br />
„letzte Tat an sich selbst“ eines Menschen, der sich in einer<br />
für ihn ausweglosen Lebenssituation befindet, zu urteilen,<br />
geschweige denn, sie zu verurteilen, und wir sollten mit Bedacht<br />
bei der Wortwahl sein, die wir für diese Tat verwenden.<br />
Sie könnte verräterisch sein, lässt sie doch vielfach erkennen,<br />
welch ethische Einstellung man vertritt. Da stehen sich zwei<br />
Positionen unversöhnlich gegenüber. Hat der Mensch das<br />
Recht und besitzt er die Freiheit, über sein Leben und seinen<br />
Tod selbst zu verfügen, oder darf er, da er sich sein Leben<br />
nicht selbst gegeben hat, sondern von Gott geschenkt wurde,<br />
auch nicht selbst nehmen? Man hat auf seinem Posten auszuharren<br />
… bis zur bitteren Neige. Ist es eine verwerfliche Tat,<br />
sich selbst den Tod zu geben, oder ist sie die höchste Form<br />
der Freiheit: die Signatur der Freiheit?<br />
Diese Polarität findet ihren sprachlichen Ausdruck schon<br />
in der Wortwahl. In der Alltagssprache wird meist (leichtfertig)<br />
der Begriff „Selbstmord“ verwendet, ein Wort, das<br />
etwas verbrecherisch-kriminalisierendes und auch stigmatisierendes<br />
an sich hat, besagt es doch, dass es sich bei der Tat<br />
um Mord handelt, um den vorbedachten Mord an der eigenen<br />
Person. Aber der Begriff „Selbstmord“ ist aus juristischer<br />
Sicht inkorrekt, da die zum eigenen Tod führende Tat nicht<br />
den heutigen juristischen Kriterien eines Mordes erfüllt. 2)<br />
Dem gegenüber steht der Begriff „Freitod“ von Friedrich<br />
Nietzsche (Also sprach Zarathustra) 2) , der wiederum heroisierend<br />
gedeutet werden kann. Der Begriff „Selbsttötung“,<br />
der auch verwendet wird, ist dagegen etwas neutraler. In den<br />
modernen Wissenschaften wird überwiegend der lateinisch<br />
Begriff „Suizid“ (Suizidant) verwendet. Auch ich werde<br />
nachstehend weitestgehend diesen Begriff benutzen.<br />
Der Suizid ist ein komplexes Thema und wird, wie uns<br />
ein Blick in die einschlägige Fachliteratur zeigt, aus ganz<br />
unterschiedlichen Sichtweisen heraus betrachtet und bewertet.<br />
Auch die Herangehensweise und Auseinandersetzung ist<br />
vielfältig und findet ihre Form und ihren Inhalt durch das jeweilige<br />
Wissenschaftsgebiet, aus dem heraus der Suizid thematisiert<br />
wird. Typische Fachgebiete dafür sind: Psychiatrie,<br />
Psychologie, Soziologie, Philosophie, Theologie, Literatur<br />
(Romane) und Rechtswissenschaften. Unter der Prämisse<br />
dieser verschiedenen Sichtweisen ist auch dieser Beitrag zu<br />
sehen. So geht es mir bei meinen nachstehenden Gedanken<br />
nicht um die Psychologie des Suizid, also die seelischen Ursachen<br />
und vielfältigen psychischen Erkrankungen (Depressionen),<br />
auch nicht um die Soziologie, die sozialen Gegebenheiten<br />
(Lebenskrisen, Umfeld etc.), auslösende Faktoren<br />
also, die bei dem Entschluss, Suizid zu begehen, eine Rolle<br />
spielen, es geht mir auch nicht um die oft schwerwiegenden<br />
seelischen Folgen eines Suizids bei den Angehörigen, nein,<br />
64 durchblick 4/<strong>2014</strong>
in diesem Beitrag beschäftige ich mich (nur!) mit der rein<br />
philosophisch-theologisch ausgerichteten ethischen Frage<br />
nach einem selbstbestimmten Sterben und Tod. Haben wir<br />
Menschen das Recht und die Freiheit, das Ende unseres persönlichen<br />
Lebens selbst zu bestimmen, oder gibt es so etwas<br />
wie eine Pflicht zu leben, sowohl Gott als auch der Gesellschaft<br />
gegenüber? Diese kontroversen Positionen ziehen sich<br />
wie ein roter Faden bis heute (nicht nur) durch die abendländische<br />
Geistesgeschichte. Ganz aktuell (Herbst <strong>2014</strong>) finden<br />
sie bei uns in Deutschland ihrenAusdruck in der anhaltenden<br />
Bundestagsdebatte über eine Neuregelung des Gesetzes zur<br />
Sterbehilfe, in der der sonst übliche Fraktionszwang aufgehoben<br />
ist, sodass jeder Bundestagsabgeordnete frei seinem<br />
eigenen Gewissen folgen kann.<br />
Nicht zuletzt bedingt durch den rasanten Fortschritt in<br />
der Medizin und den vielfältigen Folgen des demografischen<br />
Wandels, scheint es mir sinnvoll zu sein, die Frage nach der<br />
Selbstbestimmung am Ende unseres Lebens in zwei unterschiedlichen<br />
Situationszusammenhängen zu betrachten, zu<br />
denen es wiederum eine Vielzahl von ethischen Positionen<br />
gibt. Zum einen geht es um den, nennen wir ihn „klassischen“<br />
individuellen, selbst ausgeübten Suizid einer einzelnen Person,<br />
zum anderen um den begleiteten Suizid, der heute vor<br />
allem als (ärztlich) „assistierter Suizid“ diskutiert wird.<br />
Der „klassische“ Suizid<br />
Wenden wir uns zunächst dem „klassischen Suizid“ zu<br />
und werfen einen kurzen Blick zurück in die Antike. Dabei<br />
stellen wir fest: Schon damals wurde der Suizid kontrovers<br />
diskutiert. Zwei krasse gegenteilige Positionen mögen dies<br />
verdeutlichen. So schrieb der griechische Philosoph Hegesias<br />
von Kyrene, der um 300 v.<br />
Chr. lebte und den Spitznamen der<br />
„Selbstmordprediger“ (der zum Tode<br />
Überredende) hatte, dem Einzelnen<br />
das Recht zu, sich umzubringen<br />
und begründete dieses Recht mit<br />
dem Elend der menschlichen Existenz.<br />
Das menschliche Leben, so<br />
seine radikale Auffassung, habe an sich keinen besonderen<br />
moralischen Wert. Außerdem könne man im Leben niemals<br />
wahre Glückseligkeit erlangen. Er war der Auffassung: So<br />
wie wir selbst bestimmen, wie wir unser Leben gestalten und<br />
einrichten, so muss es auch von unsere Entscheidung abhängen,<br />
wann und wie wir sterben wollen. Seine Ausführungen<br />
müssen dabei derart überzeugend gewesen sein, dass seine<br />
Vorträge in Ägypten verboten wurden, weil sich viele Zuhörer<br />
das Leben nahmen. 2)<br />
Eine völlig gegenteilige Position vertrat Platon (427–<br />
347 v. Chr.). Er hielt den „Selbstmord“ für moralisch<br />
unerlaubt und vertrat die Ansicht: „Man hat auf seinem<br />
Posten auszuharren – Wir ‚gehören‘ nicht uns selbst und<br />
daher dürfen wir nicht über uns selbst verfügen“ – „Aus<br />
dem Leben zu scheiden, das ist so lange nicht erlaubt, bis<br />
der Gott irgend eine Notwendigkeit dazu verfügt hat“. 1) –.<br />
Von daher verlangt die verwerfliche (geglückte!) Tat für<br />
Platon eine Form der Sühne und Bestrafung, die in den<br />
Reinigungs- und Bestattungsriten ihren Ausdruck finden<br />
muss. Der „Selbstmörder“ soll ruhmlos, an einem einsamen<br />
Platz, auf unbebautem und namenlosem Gelände beigesetzt<br />
werden, um damit die ethisch begründeteAblehnung äußerlich<br />
sichtbar werden zu lassen. Diese Aufforderung Platons<br />
ist so etwas wie eine Legitimation und Rechtfertigung des<br />
später aufkommenden Christentums, bis weit in die Neuzeit<br />
hinein, den Leichnam eines Selbstmörders auf keinen Fall<br />
in geweihter Erde beizusetzen, sondern irgendwo, meist außerhalb<br />
der Stadtmauer, namenlos zu verscharren.<br />
Aber auch Sokrates (470–399 v. Chr.) verurteilt den<br />
„Selbstmord“ Für ihn ist der Mensch ein Wesen, … „das sich<br />
in einer Festung befindet, aus der sich zu entfernen ihm nicht<br />
erlaubt ist. Sich selbst töten hieße demnach, sich unerlaubterweise<br />
aus der Festung zu befreien und davonzugehen.“ 1) Aristoteles<br />
(384–322 v. Chr.), ein Schüler Platons, lehnt den<br />
„Selbstmord“ ebenfalls ab, begründet seine Ablehnung aber<br />
nicht wie Platon moralisch-religiös (transzendent) sondern<br />
fragt, ob man sich selbst überhaupt ein Unrecht zufügen könne.<br />
Er ist der Auffassung, da der Staat den Selbstmord nicht<br />
ausdrücklich gebietet, ist er verboten, denn für ihn ist grundsätzlich<br />
alles verboten, was vom Staat nicht ausdrücklich<br />
geboten ist. 1) Außerdem hält Aristoteles den „Selbstmord“<br />
für eine feige Tat: „Den Tod suchen, um der Armut oder<br />
einem Liebeskummer oder sonst etwas Bedrückendem zu<br />
entgehen, das ist nicht tapfer, sondern vielmehr feige. Es ist<br />
Weichlichkeit, sich den Härten des Lebens zu entziehen“. 3)<br />
So etwas wie eine Türöffnerfunktion für das Recht<br />
auf einen selbstbestimmten Tod nahmen die Philosophen<br />
der stoischen Denktradition (Stoa) mit ihrer weitaus liberaleren<br />
Position ein. Für sie können „... Lebensumstände<br />
eintreten, die es angebracht erscheinen lassen, dem Leben<br />
ein Ende zu setzen. Liegen die<br />
Platon: Man hat<br />
auf seinem Posten<br />
auszuharren<br />
entsprechenden Umstände vor,<br />
dann gebietet es, wie die Stoiker<br />
lehrten, gewissermaßen der Logos<br />
selbst, freiwillig das Leben<br />
zu verlassen“. 1) Gründe hierfür<br />
sind: – die Aufopferung für das<br />
Vaterland, – sich der Gewalt und<br />
unsittlichen Handlungen eines Tyrannen entziehen, – wenn<br />
eine langwierige Krankheit den Leib daran hindert, der Seele<br />
als Werkzeug zu dienen, – eine große Armut und Mangel<br />
an Nahrung, – auftretende Geisteskrankheiten.<br />
Halten wir mit diesem kurzen Blick in die Antike fest:<br />
die großen und bekannten Philosophen der damaligen Zeit<br />
lehnten den Suizid, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen,<br />
überwiegend ab. Für sie gab es keine Rechtfertigung<br />
des Menschen, sein Leben selbstbestimmt zu beenden.<br />
Erste Einsprüche kamen von den Stoikern und ihre Einstellung<br />
zu einem „wohlüberlegten Freitod“.<br />
Die Prüfsteine: Gott – Gesellschaft – Natur<br />
Verfolgt man in der Geschichte der abendländischen Philosophie<br />
ihre Auseinandersetzung mit dem Suizid, (wozu<br />
das im Quellennachweis genannte Buch von Dr. Friedhelm.<br />
Decher bestens geeignet ist), so ist zu erkennen, dass &<br />
4/<strong>2014</strong> durchblick 65
Die Schattenseiten des Lebens wirken oft größer als sie sind!<br />
es vorwiegend drei „moralisch-ethische Prüfsteine“ gibt,<br />
die für die Beurteilung und Bewertung einer Selbsttötung<br />
herangezogen werden. Diese drei Prüfsteine sind: Gott (als<br />
Schöpfer), die Gesellschaft (in der wir leben) und die Natur<br />
(aus der wir hervorgegangen sind). Mit der Festlegung<br />
welche Instanz gewählt wird, wird auch das Fundament bestimmt,<br />
auf dem das Für und Wider des Suizids aufgebaut<br />
und begründet ist: religiös, sozial oder biologisch. Betrachten<br />
wir als erstes die wohl noch immer am häufigsten anzutreffende<br />
Sichtweise: die religiöse. Warum? Weil die meisten<br />
Menschen, trotz weiter wachsender Säkularisierung,<br />
wenn es um Sterben und Tod<br />
geht, sich im weitesten Sinne<br />
für religiös halten.<br />
Letzte Instanz: Gott<br />
Durchgehend durch die<br />
über 2000-jährige Geschichte<br />
der christlichen Theologie<br />
finden wir in ihr eine grundsätzlich<br />
ablehnende Haltung<br />
gegenüber dem Suizid, obwohl<br />
in der Bibel, als Fundament<br />
des christlichen Glaubens, sowohl<br />
im Alten wie auch im<br />
Neuen Testament, kein ausdrückliches<br />
Suizidverbot zu<br />
finden ist. Es wird lediglich,<br />
völlig verurteilungsfrei, über<br />
Suizidfälle berichtet wie der<br />
Suizid von Judas (Mt 27,5).<br />
Der Suizid erfährt in der Bibel<br />
keine eigene Bewertung, sondern<br />
wird am fünften Gebot:<br />
„Du sollst nicht töten“ gemessen.<br />
Die Grundeinstellung der<br />
christlichen Theologie, damals<br />
wie heute, ist unverändert: Gott<br />
ist der Schöpfer allen Lebens<br />
und wir Menschen sind seine<br />
Geschöpfe. Gott bestimmt den<br />
Anfang und das Ende unseres<br />
Lebens. Wir Menschen haben<br />
kein Recht, über unser Lebensende<br />
selbst zu bestimmen, so<br />
wie wir über den Anfang ja<br />
auch nicht selbst bestimmen<br />
konnten. Der Mensch hat zwar<br />
einen von Gott geschenkten<br />
freien Willen, hat aber keine<br />
letzte Verfügungsgewalt über<br />
sein Leben. Die hat nur Gott<br />
allein. Gott ist der alleinige<br />
Herr über Leben und Tod. Nach<br />
christlichem Verständnis ist unser<br />
Leben aus der Hand Gottes<br />
ein Geschenk, das wir dankbar<br />
annehmen und nach christlichen Grundsätzen und unter Einhaltung<br />
der Zehn Gebote, verantwortungsbewusst gegenüber<br />
unseren Mitmenschen gestalten sollen. Wer sich selbst vernichtet,<br />
aus welch verzweifelten Gründen auch immer, spielt<br />
Gott und begeht durch seinen Selbstmord eine schwere Sünde.<br />
Zwei der bekanntesten Kirchenlehrer, die zu unterschiedlichen<br />
Zeiten gelebt haben, sollen dies verdeutlichen:<br />
Einer der einflussreichsten Sittlichkeitsfanatiker und<br />
Selbsttötungsgegner im Christentum war der Kirchenlehrer<br />
Augustinus (354–450). Für ihn steht in seinem Hauptwerk<br />
„Der Gottesstaat“ unumstößlich fest: Jeder, der sich selbst<br />
66 durchblick 4/<strong>2014</strong><br />
Foto: Hubertus Freundt
tötet, macht sich des gleichen Verbrechens schuldig wie der,<br />
der einen anderen Menschen umbringt. Beide begehen ein<br />
abscheuliches Verbrechen und sind durch ihre verderbliche<br />
Tat Mörder vor den Augen Gottes. Die Selbsttötung ist für<br />
Augustinus durch nichts zu rechtfertigen und verstößt gegen<br />
das fünfte Gebot: Du sollst nicht töten. Ohne jedes Wenn und<br />
Aber. Selbst dann nicht, wenn eine gottgeweihte Jungfrau,<br />
ihre Keuschheit vor der drohenden Gefahr einer Vergewaltigung<br />
bewahren will, oder nach einer Vergewaltigung aus<br />
einem Schamgefühl heraus. FürAugustinus ist Keuschheit eine<br />
Tugend des Geistes, die durch eine körperliche Vergewaltigung<br />
nicht verloren geht. Deshalb ist die Selbsttötung einer<br />
Jungfrau, unabhängig von ihren keuschen Motiven, immer<br />
ein Mord an der eigenen Person und von daher gesehen eine<br />
Todsünde. Für Augustinus gilt unumstößlich: All diejenigen<br />
Menschen, die den Qualen des Lebens durch ein freiwilliges<br />
Aus-dem-Leben-Scheiden zu entkommen versuchen, werden<br />
der ewigen Pein anheimfallen. 1)<br />
Auch für den Dominikanermönch und Kirchenlehrer Thomas<br />
von Aquin (1225–1274) ist Selbstmord eine Todsünde,<br />
begeht der Selbstmörder doch gleich in dreifacher Hinsicht<br />
ein Verbrechen. Erstens: Der Selbstmord ist naturwidrig, weil<br />
er im Widerspruch zur Selbsterhaltung und Selbstliebe steht.<br />
Jedes Lebewesen, ob Mensch oder Tier, liebt sich selbst und ist<br />
bestrebt, sein Leben im Dasein zu erhalten und bringt dem, der<br />
es zerstören will, den ihm größtmöglichen Widerstand entgegen.<br />
Der Selbstmörder handelt somit gegen seine wahre, von<br />
Gott geschenkte Natur. Zweitens: Jeder Mensch ist immer Teil<br />
des Ganzen, sprich ein Teil der Gemeinschaft. Wenn er sich<br />
selbst Schaden zufügt, schadet<br />
er immer auch dem Ganzen,<br />
und begeht der Gemeinschaft<br />
gegenüber ein Unrecht. Drittens:<br />
Das Leben wurde uns<br />
von Gott geschenkt, er ist der<br />
alleinige Herrscher über Leben und Tod. Anfang und Ende<br />
unseres Lebens liegen ausschließlich in seinen Händen. 1)<br />
Dies bedeutet für einen gläubigen Christen in einer bildhaften<br />
Übertragung: Wir Menschen haben auf der Bühne<br />
des Lebens (in der göttlichen Komödie?), die uns von Gott<br />
zugewiesene Rolle zu spielen, bis zur bitteren Neige. Wir<br />
haben sie solange zu spielen, bis auch für uns der Vorhang<br />
fällt. Wann die Zeit gekommen ist, die Bühne zu verlassen,<br />
bestimmt Gott allein, er ist der Regisseur und Intendant im<br />
großen Spiel des Lebens. Die Bretter, die die Welt bedeuten<br />
eigenmächtig zu verlassen, ob als Statist oder Hauptdarsteller,<br />
König oder Bettelmann, ist dem Menschen nicht erlaubt. Tut<br />
er dies, begeht er nach christlichem Verständnis eine schwere<br />
Sünde und kann nur auf die Vergebung Gottes hoffen, um<br />
der ewigen Verdammnis zu entgehen. An dieser Grundposition<br />
der christlichen Theologie hat sich über die Jahrhunderte<br />
hinweg bis heute nicht wesentliches verändert. Allerdings<br />
wird der Selbstmörder in heutiger Zeit nicht mehr gnadenlos<br />
verurteilt, sondern es wird ihm mehr Verständnis entgegengebracht.<br />
Er behält, trotz der verwerflichen Tat, seine von<br />
Gott geschenkte Würde. Ausdruck findet diese Einstellung<br />
darin, dass der Selbstmörder, im Gegensatz zu früher, auch<br />
christlich (katholisch wie evangelisch) beerdigt werden darf.<br />
Die Nächstenliebe schließt die<br />
Selbstliebe nicht nur ein, sondern<br />
setzt sie als natürlich voraus.<br />
Von katholischer Seite, nach meinem Wissen, seit 1983. Zum<br />
Schluss der religiösen Sichtweise noch der Hinweis, dass die<br />
anderen Weltreligionen wie die Wüstenreligionen Judentum<br />
und Islam, sowie die fernöstlichen Religionen Buddhismus<br />
und Hinduismus den Suizid ebenfalls meist scharf verurteilen.<br />
Prüfsteine: Gesellschaft und Natur<br />
Neben dem religiösen Prüfstein „Gott“ zur Beurteilung<br />
eines Suizids, finden wir in der abendländischen Philosophiegeschichte,<br />
wie bereits angesprochen und auch schon bei<br />
Thomas von Aquin erwähnt, noch zwei weitere, interessante<br />
Prüfsteine, die zur Bildung einer eigenen, ethischen Position<br />
herangezogen werden können: die Natur, aus der wir hervorgegangen<br />
sind, sowie die Gesellschaft, in der wir leben.<br />
Fragen wir uns zuerst, was hat die Natur mit dem Suizid eines<br />
Menschen zu tun?Auf den ersten Blick, so scheint es, besteht<br />
kein Zusammenhang. Der entsteht erst auf den zweiten Blick<br />
im Widerspruch, wenn ich den krassen Gegensatz erkenne,<br />
hier der natürliche Selbsterhaltungstrieb, dort der persönliche<br />
Selbstvernichtungswille. Beides passt nicht zusammen.<br />
So sieht es auch der englische Philosophen Thomas Hobbes<br />
(1588-1679). „Für ihn ist die menschliche Natur wesentlich<br />
das Streben nach Selbsterhaltung und der Selbstmord<br />
ein naturwidriger und irrationaler Akt. Naturwidrig deshalb,<br />
weil er dem Selbsterhaltungstrieb diametral entgegensteht<br />
und irrational, weil er das oberste Gebot der Vernunft, unter<br />
dem alles menschliche Handeln steht, in nicht wieder gutzumachender<br />
Weise verletzt. 1) Der Selbstmörder vergeht sich<br />
sozusagen an seiner eigenen<br />
Natur, eine Natur, die stets<br />
auf Selbsterhaltung und das<br />
eigene Überleben ausgerichtet<br />
ist. Wie stark dieser natürliche<br />
Selbsterhaltungstrieb<br />
beim Menschen werden kann, wird beim Ausbruch einer<br />
Massenpanik schlagartig sichtbar. Eine Situation, wo sich der<br />
Mensch wie ein reines Naturwesen verhält, das ums nackte<br />
Überleben kämpft, ohne Rücksicht aufAndere und in der das<br />
mit Vernunft ausgestattete Wesen im Menschen sprichwörtlich<br />
mit Füßen getreten wird. Hier ist, um mit Thomas Hobbes<br />
zu sprechen: „Der Mensch dem Menschen ein Wolf.“ 1)<br />
Was ich damit sagen will ist: In welch einer psychisch desolaten<br />
Verfassung muss ein Mensch sein, dass bei ihm dieser<br />
starke Überlebenstrieb quasi ausgeschaltet ist? Wie verzweifelt,<br />
hoffnungslos und ohne jede Zukunftsperspektive muss<br />
ein Suizidant sein, dass ihm sein Leben wertlos und sinnlos<br />
erscheint und er sich durch seine Selbstvernichtung völlig<br />
unnatürlich verhält? Was ein Suizidant verloren hat, ist nicht<br />
nur die Kraft zur Selbsterhaltung, sondern auch seine Selbstliebe,<br />
seine Liebe zu sich selbst. Liebe deinen Nächsten wie<br />
dich selbst, heißt es doch. Die Nächstenliebe schließt die<br />
Selbstliebe nicht nur ein, sondern setzt sie als natürlich voraus.Aus<br />
Sicht von Mutter Natur ist der Selbstmord daher ein<br />
Unding. Oder sollte sie uns Menschen, mit der Möglichkeit,<br />
Suizid begehen zu können, doch eine Hintertür offengelassen<br />
haben, um ein Leben, das für sich selbst und für andere zur<br />
Qual geworden ist, selbstbestimmt zu beenden? &<br />
4/<strong>2014</strong> durchblick 67
Essay<br />
Kommen wir zum Prüfstein „Gesellschaft“ und fragen<br />
uns, welche Bedeutung hat für einen Suizidanten die soziale<br />
Gemeinschaft in der er lebt für seine Entscheidung, sich als<br />
Mitglied aus der Gemeinschaft durch Selbsttötung zu verabschieden?<br />
Sieht er nicht die Mitverantwortung, die er für<br />
die Solidaritätsgemeinschaft trägt und ist ihm bewusst, welche<br />
Schäden er unmittelbar durch seine Tat insbesondere bei seinenAngehörigen<br />
anrichtet?Andererseits muss sich die Gesellschaft<br />
bei jedem Suizid selbst fragen, welches Fehlverhalten,<br />
welche Unachtsamkeit und Versäumnisse ihrerseits gegenüber<br />
dem Suizidanten vorliegen. Für den französischen Philosophen<br />
Denis Diderot (1713–1784) ist es uns ohne Zustimmung<br />
der Gesellschaft nicht erlaubt, uns durch Selbstmord aus<br />
dieser Gesellschaft zu verabschieden. Warum? Weil wir als<br />
Mitglied der Gesellschaft sowohl freiwillige als auch determinierte<br />
Verhältnisse eingegangen sind, die wir nicht einseitig<br />
lösen und aufkündigen dürfen. Man muss solange wie möglich<br />
existieren. Der Suizidant tritt die eingegangenen Beziehungen<br />
mit Füssen und gibt durch sein freiwilliges Aus-dem-Lebenscheiden<br />
unmissverständlich zu verstehen: „Ich will nicht<br />
mehr dein Vater, dein Bruder, dein Gatte, dein Freund, dein<br />
Sohn, dein Mitbürger, dein Mitmensch sein. 1 ) Für Diderot ist<br />
der Selbstmord eine einseitigeAufkündigung von Vertragsverhältnissen<br />
und folglich ein Verbrechen gegen die Gesellschaft.<br />
Auch hier, wie bei der Natur bleibt die Frage: In welch einer<br />
für ihn ausweglosen Situation muss sich ein Mensch befinden,<br />
wie krank muss er an Leib und Seele sein, dass er all diese<br />
Bedenken über Bord wirft?<br />
Einer, der diese drei Beurteilungsinstanzen Gott, Natur<br />
und Gesellschaft und die mit ihnen zusammenhängenden<br />
Argumentationen verwirft, ist der englische Philosoph David<br />
Hume (1711-1776). Für ihn ist die Selbsttötung kein Eingriff<br />
in die Vorsehung Gottes, da wir Menschen, um überleben zu<br />
können, ja unentwegt in die von<br />
ihm geschaffene Natur eingreifen,<br />
sie verändern und dabei sogar andere,<br />
von ihm geschaffene Lebewesen<br />
töten. Warum sollte dann<br />
das selbst bestimmte Ende eines<br />
Menschen, für den sein Leben durch Alter, Krankheit oder<br />
Unglück zu einer unerträglichen Last geworden ist, den großen<br />
Plan Gottes in irgend einer Form tangieren? Außerdem<br />
ist David Hume der Ansicht, dass der, der freiwillig aus dem<br />
Leben scheidet, der Gesellschaft durchaus keinen Schaden<br />
zufügt. Er hört – im besten Fall – lediglich auf, ihr Gutes<br />
zu tun, ja er kann durch seine Tat sogar anderen Menschen<br />
Last von ihren Schultern nehmen. Damit macht Hume den<br />
Blick frei für die humanen Aspekte, die bei den Verächtern<br />
des Selbstmordes zu kurz kommen. 1)<br />
Humane Aspekte<br />
Verlassen wir die vielfältig philosophischen pro und kontra<br />
Sichtweisen eines Suizids und wenden uns seinen Ursachen<br />
zu. Was sind die Beweggründe eines Menschen für<br />
Kann der segensreiche medizinische<br />
Fortschritt nicht<br />
auch zum Fluch werden?<br />
seinen Wunsch, sein Leben freiwillig und vorzeitig zu beenden?<br />
Ein im Grunde genommen doch völlig widernatürliches<br />
Verlangen, denn jeder Mensch will von Natur aus leben, und<br />
dass solange wie eben möglich. Was tun wir nicht alles für<br />
ein langes und gesundes Leben. Wir achten auf eine gesunde<br />
Ernährung und halten uns fit, geistig und körperlich. Wo also<br />
liegen die Ursachen für die Umwandlung des Wunsches,<br />
lieber tot als lebendig zu sein? Immerhin, glaubt man den<br />
tatistiken, starben im Jahr 2011 in Deutschland 10.144<br />
Menschen durch Suizid, 2) das sind mehr als Verkehrstote,<br />
Aids-Tote, Drogentote und Opfer von Gewaltverbrechen<br />
zusammengezählt. 4) Die allermeisten Suizide<br />
(ca. 90 %) begehen Menschen, die an einer Depression<br />
leiden und bei denen eine – im klassischen Suizidsinn –<br />
wohl bedachte, d. h. psychologisch-freiheitlich getroffene<br />
Entscheidung ausgeschlossen werden kann, denn durch die<br />
Depression ist ihr Lebensbild verzerrt und eingeschränkt. In<br />
diesen Fällen kann sich der Schwerpunkt einer ärztlichen<br />
Behandlung sicherlich nur auf die Suizid-Prävention konzentrieren,<br />
liegen doch die Zahlen der misslungenen Suizidversuche<br />
um das 10-fache höher, als die der „geglückten“.<br />
Aber neben der Depression gibt es einen weiteren, aufgrund<br />
des demografischen Wandels in unserer Gesellschaft, wachsenden<br />
Grund, Suizid zu begehen. Es ist der Wunsch, einem<br />
krankheitsbedingten, langen, qualvollen, menschenunwürdigen<br />
und fremdbestimmten Leidensweg zu entgehen bzw.<br />
ihn frühzeitig zu beenden. Dank des medizinischen Fortschritts,<br />
sowohl in der Pharma- als auch in der Gerätemedizin,<br />
werden wir immer älter. Ein Segen für uns Menschen.<br />
Kann aber, so ist zu bedenken, dieser segensreiche Fortschritt<br />
nicht auch zum Fluch werden? Und das immer dann, wenn es<br />
Krankheitsbilder gibt, bei denen die Frage erlaubt sein muss:<br />
Was wird hier eigentlich verlängert, ein noch lebenswertes<br />
Leben, oder ein qualvoll langes<br />
Sterben? Und genau in diese<br />
schwierige Entscheidung fällt der<br />
zunehmende Wunsch von Patienten,<br />
ihr Leben – besser gesagt<br />
ihr Leiden – durch Suizid beenden<br />
zu wollen. Nur, und darin liegt der Unterschied zum klassischen<br />
Suizid, brauchen sie in diesen Fällen fremde Hilfe.<br />
Der (ärztlich) assistierte Suizid<br />
Einen zusätzlichen, gesellschaftspolitisch wichtigen Aspekt<br />
bei der Frage nach der moralisch-ethischen Zulässigkeit<br />
eines Suizid, erfährt der öffentlich geführte Diskurs durch<br />
die Beurteilung des assistierten Suizids, Fälle, wo Menschen,<br />
die den Wunsch haben zu sterben, den Suizid aber<br />
nicht mehr selbst an sich vollstrecken können. Menschen<br />
also, die für ihren Suizid die Hilfe eines Dritten in Anspruch<br />
nehmen müssen, weil sie alleine dazu nicht mehr in der Lage<br />
sind. Es sind, im Gegensatz zum klassischen Suizid, der alle<br />
Altersgruppen betrifft, meist körperlich Schwerstkranke und<br />
an einer unheilbaren Krankheit leidende, überwiegend ältere<br />
68 durchblick 4/<strong>2014</strong>
Essay<br />
und alte Menschen, die die Last und die Qual ihrer Krankheit<br />
nicht mehr (er)tragen können und um aktive Sterbehilfe bitten.<br />
Juristisch gesprochen: Das Töten auf Verlangen. In der<br />
Regel ist es der behandelnde Arzt, an den die Bitte gerichtet<br />
ist und der um seinen tödlichen Beistand gebeten wird.<br />
Deshalb lautet die Grundsatzfrage in der zurzeit laufenden<br />
Bundestagesdebatte über eine Neuregelung des Gesetzes zur<br />
Sterbehilfe auch: Darf ein Arzt, ohne strafrechtlich belangt<br />
zu werden und ohne Einhaltung der Garantenpflicht (unterlassene<br />
Hilfeleistung), im Einklang mit der ärztlichen Berufsordnung<br />
und aus moralisch-ethischer Sicht, einem Patienten<br />
beim Suizid beistehen? In der bestehenden Rechtslage<br />
sind der Suizid selbst, wenn er fehlschlägt, sowie die Beihilfe<br />
zum Suizid, straffrei. Wichtig bei der straffreien Beihilfe<br />
ist aber, dass die Tatherrschaft beim Patienten liegt, er das<br />
tödlich wirkende Medikament noch selbstständig zu sich<br />
nehmen muss, wohingegen die aktive Tötung auf Verlangen<br />
strafbar ist. Die Grenzen zwischen den verschiedenen Formen<br />
der Mitwirkung (aktive Sterbehilfe, passive Sterbehilfe<br />
und indirekte Sterbehilfe) sind oft fließend und nicht immer<br />
leicht zu bestimmen und hat eine Grauzone entstehen lassen.<br />
Deshalb denke ich ist es angebracht, dieses gesellschaftspolitisch<br />
immer wieder aufkommende, hoch brisante und<br />
streitbare Thema, eben weil es sowohl das Menschenbild<br />
als auch die Würde des Menschen tangiert und der Begriff<br />
„Euthanasie“ (der leichte Tod) in Deutschland durch die nationalsozialistische<br />
Schreckensherrschaft stark belastet ist,<br />
in einem der nächsten durchblick-Ausgaben einmal separat<br />
und ausführlich zu behandeln.<br />
Ich beschränke mich daher, wie bisher auch, nur auf die<br />
philosophisch-theologische Sichtweise und die Frage nach<br />
der Freiheit des Menschen, sein Leben selbst bestimmt zu<br />
beenden. Nur in diesem Sinne wären einige, sicherlich etwas<br />
ungewöhnliche Fragen in Richtung des Schwerstkranken<br />
und Sterbewilligen zu stellen: Wo bleibt die von ihm eingeforderte<br />
Freiheit der Selbstbestimmung am Lebensende,<br />
wenn er für die Durchführung seiner Entscheidung eine dritte<br />
Person braucht? Wie frei ist er dann? Abhängigkeit bedeutet<br />
Unfreiheit. Außerdem, darf er, aus moralisch-ethischer Sicht<br />
betrachtet, einen anderen Menschen um Beistand bitten zu<br />
töten, wenn auch (nur!) ihn selbst? Ist diese Bitte um Sterbehilfe,<br />
insbesondere dann, wenn sie, wie in den meisten<br />
Fällen, an einen Arzt gerichtet ist, nicht eine Bitte zu einer<br />
ethisch unzumutbaren Handlung, weil er mit ihr gegen seinen<br />
geleisteten hippokratischen Eid, Leben zu bewahren,<br />
verstößt? In welch eine Zwickmühle bringt er den Arzt<br />
bzw. die Person, an die er seine Bitte richtet? Mit zu entscheiden<br />
ob (s)ein Leben noch lebenswert ist oder nicht? Ist<br />
das verabreichte Medikament ein Giftbecher oder ein Erlösungstrunk?<br />
Psychologisch und ethisch gesehen ein großer<br />
Unterschied wie ich meine, auch wenn, oder besser gesagt,<br />
weil das Ergebnis dasselbe ist: der unumkehrbare Tod. Deshalb<br />
sollte eine solch tödliche Bitte und seine Erfüllung, mag<br />
sie aufgrund des Krankheitsbildes und hohen Leidensdruck<br />
auch noch so verständlich sein, wohl bedacht werden, &<br />
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4/<strong>2014</strong> durchblick 69
Essay<br />
denn die Freiheit eines jeden Menschen endet immer da, wo<br />
die Freiheit des Anderen beginnt. Aber, wie unterschiedlich<br />
solche Grenzverläufe im wahren Leben wirklich sind und<br />
welch divergierenden Auffassungen es in Bezug auf Sterbehilfe<br />
gibt, wird u. a. deutlich in den bestehenden Organisationen,<br />
Gesellschaften und Vereinen die, ohne Rücksicht<br />
auf langfristige gesellschaftlichen Folgen, solch ethische und<br />
psychologische Hemmschwellen überwinden und – gegen<br />
Bezahlung natürlich – beim Suizid helfen. Jede Freiheit, auch<br />
die zu Sterben hat eben ihren Preis. Aber trotzdem gilt: Es<br />
gibt kein Sterben erster Klasse. Wohin die Legalisierung der<br />
aktiven Sterbehilfe führen kann, zeigt uns ein Blick über die<br />
Grenze zu unseren holländischen Nachbarn. Ohne hier auf<br />
Einzelheiten in der aus ethischer Sicht Besorgnis erregenden<br />
Entwicklung einzugehen, und ohne sie zu bewerten, frage<br />
ich mich erstaunt: Warum haben viele Holländer in der Zwischenzeit<br />
in ihrer Brieftasche eine sogenannte „Credo-Card“<br />
auf der steht: „Maak mij niet dood, Doktor = Töte mich nicht,<br />
Doktor“? Um nicht im Rahmen der bestehenden Praxis der<br />
Sterbehilfe „versehentlich“ euthanasiert zu werden?<br />
Um das Leiden Schwerstkranker und sterbender Menschen<br />
weitgreifend zu lindern gibt es heute, Gott sei Dank,<br />
eine medizinische Alternative zum ärztlich assistierten Suizid<br />
und die heißt: Palliativmedizin. Um ihre Behandlungsziele<br />
zu beschreiben, nachstehend die Definition der Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO): Palliativbetreuung dient<br />
der Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und<br />
ihren Familien, die mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung<br />
konfrontiert sind. Dies geschieht durch Vorbeugung<br />
und Linderung von Leiden mittels frühzeitiger Erkennung,<br />
hochqualifizierter Beurteilung und Behandlung von Schmerzen<br />
und anderen Problemen physischer, psychosozialer und<br />
spiritueller Natur. Beim Einsatz der Palliativmedizin, die in<br />
den letzten Jahren große Fortschritte erzielt hat, geht es nicht<br />
mehr um Heilung der Krankheit, sondern um Linderung ihrer<br />
Symptome und eine verbesserte Lebensqualität. Leider<br />
kommt sie in der Praxis immer noch viel zu wenig zum Einsatz.<br />
Wird sie richtig und umfassend angewandt, insbesondere<br />
in Verbindung mit einer hospizlichen Begleitung, ob<br />
ambulant oder stationär, schwindet bei den meisten Patienten<br />
der Wunsch nach Sterbehilfe. Das persönliche Leitmotiv in<br />
der Hospizarbeit in Verbindung mit der Palliativmedizin<br />
lautet gegenüber jedem einzelnen Patienten: Du kannst an<br />
meiner Hand sterben, aber nicht durch meine Hand. Ein, wie<br />
ich finde, menschlich sehr wohltuendes und beruhigendes<br />
Motiv. Aber auch dazu mehr in dem bereits erwähnten Beitrag<br />
in einer der nächsten durchblick-Ausgaben.<br />
Fazit:<br />
Ich befürchte, trotz meiner dargelegten Gedanken, die<br />
Frage, ob der Suizid die Signatur der Freiheit ist und er das<br />
philosophisch-ethische Prüfsiegel für einen selbstbestimmten<br />
Tod trägt, muss offen bleiben. Jeder Mensch will leben,<br />
nicht tot sein. Deshalb ist der Suizid, ob klassisch oder assistiert,<br />
eine Tat der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit<br />
die zum Ausdruck bringt: Ich will (weiter)leben, nur nicht<br />
unter diesen Bedingungen. Für mich liegt die wahre Freiheit<br />
des Menschen darin, seinem eigenen Gewissen und seinen<br />
moralisch-ethischen Wertvorstellungen zu folgen. Dazu gehört<br />
die Gewissenserforschung, ein Begriff, der fast völlig<br />
in Vergessenheit geraten ist. Sich zu fragen und zu prüfen:<br />
Was leitet mich? Was trägt mich? Was gibt mir Kraft und<br />
schenkt mir innere Ruhe und Gelassenheit? Wo stehen die<br />
Eckpfeiler meines Lebens? Woher beziehe ich meine humanen<br />
Wertevorstellungen? Wo liegen die Grenzen meiner<br />
persönlichen Freiheit? Ein mühevoller Weg, ich weiß. Dazu<br />
braucht es den „inneren Beobachter“, unser Gewissen. Nicht<br />
ohne Grund lautet ein altes Sprichwort: „Ein ruhiges Gewissen<br />
ist ein sanftes Ruhekissen“. Wahre Freiheit drückt sich<br />
nicht durch eine einzelne, lebensfeindliche Tat aus, sondern<br />
sie wohnt in uns selbst. Wie heißt es in einem alten Volkslied:<br />
„die Gedanken sind frei.“ Nutzen wir diese innere Freiheit<br />
immer wieder zur Gewissenserforschung, um nach bestem<br />
Wissen und Gewissen ethisch zu denken und zu handeln.<br />
Auch, oder vielleicht gerade dann, wenn Andere oder wir<br />
selbst, am Ende des Lebens angekommen sind und die Freiheit<br />
des Menschen durch den Tod ihre absolute Grenze erfährt.<br />
Eberhard Freundt<br />
* Titel entnommen dem gleichnamigen Buch von Dr. Friedhelm Decher. 1)„Die Signatur der Freiheit“, Dr.<br />
Friedhelm Decher, (Verlag: zu Klampen 1999). 2) Wikipedia.org (Friedrich Nietzsche,Zarathustra: „vom freien<br />
Tode“. 3) Aristoteles: Nikomachische Ethik 4) „Über das Sterben“ Gian Domenico Borasiao (Verlag dtv).<br />
70 durchblick 4/<strong>2014</strong>
Veranstaltungen im Seniorenbegegnungszentrum<br />
der Stadt Siegen<br />
Seniorenhilfe Siegen e.V.<br />
Telefon 02 71/6610335<br />
durchblick e.V.<br />
02 71/6 16 47 + 01 71/6 20 64 13<br />
ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.<br />
Senecafé 02 71/2 50 32 39<br />
SeniorenServiceStelle 0271 /38 78 616-2<br />
Café „Unter der Linde“ 02 71 / 5 64 10<br />
Englischkurse 02 737 / 59 21 76<br />
montags<br />
10:00 -12:00 Sprechstunde der<br />
Seniorenhilfe<br />
10:00 -12:00 SeniorenServiceStelle<br />
geöffnet<br />
10:00 -12:00 Werkstatt geöffnet<br />
14:00 -18:00 ALTERAktiv Senecafé<br />
dienstags<br />
09:00 -12:00 ALTERAktiv Senecafé,<br />
Windows 8, Tablets und<br />
Smartphones<br />
10:00 -12:00 Sprechstunde der<br />
Seniorenhilfe<br />
10:00 -12:00 Redaktionsbüro des<br />
durchblick geöffnet<br />
10:00 -12:00 Malgruppe (außer 1.Di.Monat)<br />
Haus Herbstzeitlos<br />
57074 Siegen, Marienborner Str. 151<br />
Film- und Video-Club 027 32/1 24 60<br />
Seniorenbeirat 02 71 / 4<strong>04</strong>-2202<br />
SHG Sauerstoff Therapie 02 71 / 37 03 54<br />
Gedächtnistraining 0271 / 84999<br />
Lesepaten 02739 / 2290<br />
Malgruppe 0271 / 3 73 87<br />
Selbstverteidigung 0160 / 30 18 67<br />
SeniorenTheaterSiegen 0271 / 5 65 28<br />
mittwochs<br />
09:00 -12:00 ALTERAktiv<br />
Senecafé<br />
10:00 -12:00 SeniorenServiceStelle<br />
geöffnet<br />
10:00 -12:00 Redaktionsbüro des<br />
durchblick geöffnet<br />
14:00 -18:00 ALTERAktiv Senecafé<br />
14:30 -16:30 Handarbeiten mit der<br />
Seniorenhilfe<br />
14:30 -16:30 Werkstatt geöffnet<br />
15:00 -17:00 Singen mit der<br />
Seniorenhilfe<br />
19:00 -21:00 Regenbogentreff<br />
Spielen und Klönen<br />
19:00 -22:30 Film und Videoclub<br />
Trauercafé 0271/ 5 34 46<br />
Wahlverwandte 0271 / 2 38 01 08<br />
Werkstatt<br />
Foto:<br />
02 71<br />
Ingrid<br />
/ 6<br />
Drabe<br />
27 76<br />
donnerstags<br />
09:30 - 10:30 Selbstverteidigung<br />
10:00 - 12:00 Sprechstunde der<br />
Seniorenhilfe<br />
12:00 - 14:30 Mittagstisch, Anmeldung:<br />
Mo. - Mi. bis 12 Uhr<br />
# 0271- 4<strong>04</strong>-2200<br />
freitags<br />
10:00 - 12:00 Sprechstunde der<br />
Seniorenhilfe<br />
samstags<br />
09:00 - 12:00 Wandergruppe<br />
der Seniorenhilfe<br />
Wegen möglicher Änderungen einzelner Termine (Ferien, Krankheit usw.)<br />
empfiehlt sich die telefonische Anfrage.<br />
Das Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos befindet sich hinter der alten „Hainer Schule“, Ecke Marienborner Str. / Blumenstr.<br />
Anfahrt: Ab Hauptbahnhof, ZOB Bussteig B 1–2: Linien R 12, R 13, R 17, L 109 (Bushaltest, Blumenstraße). Parkplatz: Kostenlos am Haus<br />
Wir haben die passenden Veranstaltungen für Sie:<br />
• Englisch für Ältere (verschiedene Stufen)<br />
• Computerkurse für Ältere (Grundlagen, Internet, E-Mail u. a.)<br />
Programm <strong>2014</strong>/2015<br />
Programm<br />
<strong>2014</strong>/2015<br />
August <strong>2014</strong> - Juli 2015<br />
• Vorträge | Café-Zeit im KrönchenCenter<br />
und vieles Andere mehr.<br />
VHS Siegen, KrönchenCenter, Markt 25, 57072 Siegen<br />
www.vhs-siegen.de<br />
Telefon: 0271 4<strong>04</strong>-3000<br />
www.roema.de<br />
INSPEKTIONS-SERVICE<br />
WIR TUN ALLES FÜR IHR AUTO!<br />
SIEGEN<br />
RÖMA<br />
Sieghütter Hauptweg 11<br />
57072 Siegen ·Tel. 0271/4882-0<br />
4/<strong>2014</strong> durchblick 71
Wieder<br />
Weihnachtsmärkte<br />
bis 18.01.2015 täglich, Winterzauber<br />
im Innenhof der Sparkasse Siegen,<br />
Morleystraße<br />
bis 23.12. täglich, in Siegen, Scheinerplatz,<br />
Bahnhofstraße bis Kölner Straße.<br />
Montags bis freitags 11-21 Uhr;<br />
samstags. 10-21 h; sonntags 11-20 h<br />
bis 23.12. täglich in Weidenau, Siegerlandzentrum<br />
11-20 Uhr, So. ab 10 Uhr<br />
bis 23.12. täglich in Herborn, auf dem<br />
historischen Marktplatz ab11 Uhr,<br />
Sa. 29.11. Rund um die Hainer Schule,<br />
Siegen, Marienborner Straße 11-18 Uhr<br />
Sa. 29.11. Bad Laasphe, Weihnachtsmarkt<br />
am Haus des Gastes und auf dem<br />
Wilhelmsplatz 13-20 Uhr So. 13-18 Uhr<br />
Sa. 29. ab 16 Uhr Crombacher Weihnachtsmarkt<br />
Herrenwiese (auch So.)<br />
Sa. 29.11. Weihnachtsmarkt in Bad<br />
Berleburg-Diedenshausen 11-20 Uhr<br />
Sa. 29.11. Weihnachtsmarkt in Bad<br />
Berleburg-Weidenhausen 11-20 Uhr<br />
Do. 4.12. Olpe, Marktplatz, Do. 15-21<br />
Uhr, Fr. und Sa. 11-21Uhr, So. 11-19 Uhr<br />
Sa. 6.12. Freudenberg, Stadtkern Alter<br />
Flecken, 15-21 Uhr, So. 11-18 Uhr<br />
Sa. 6.12. Freudenberg-Alchen, am<br />
Öalcher Backes,15-21 Uhr<br />
Sa. 6.12. Adventsmarkt Erndtebrück,<br />
an der evangelische Kirche auch So.<br />
So. 7.12. Weihnachtsmarkt mit Kunsthandwerkermarkt<br />
Burbach, Alte Vogtei<br />
und Römerpassage 11-18 Uhr<br />
So. 7.12. Weihnachtsmarkt Netphen-<br />
Nenkersdorf ab 15 Uhr<br />
So. 7.12. Weihnachtsmarkt in<br />
Bad Berleburg-Arfeld 11-20 Uhr<br />
So.7.12. Weihnachtsmarkt in Dietzhölztal,<br />
rund um die Johanneskapelle ab 11 Uhr<br />
So. 7.12. Weihnachtsmarkt Eiserfeld,<br />
Marktplatz ab 11 Uhr<br />
db-Foto: Gudrun Neuser<br />
Do. 4. So. 7.12. Kreuztal, Lichterglanz<br />
im Park, Dreslers Park, Do. 16-22 Uhr,<br />
Fr. 14-22 Uhr, Sa 11-22 Uhr, So. 11-19 Uhr<br />
Sa. 13.12. WeihnachtsZeitreise in<br />
Bad-Berleburg Schlosshof und Goetheplatz<br />
ab 11 Uhr, auch Sonntag<br />
Sa. 13.12. Helchebacher Chresdachsmärtche<br />
auf dem Marktplatz,<br />
ab 14 Uhr, (auch Sonntag)<br />
Sa. 21.12. Weihnachtsmarkt Netphen,<br />
Rathausplatz<br />
montags:<br />
10-12:00 Ehrenamtsberatung, SAfE -SiegenerAgentur<br />
für Ehrenamt Rathaus Weidenau<br />
Weidenauer Straße 215, „Regiestelle<br />
Leben imAlter“ # 4<strong>04</strong>-2139<br />
10:00 Seniorengymnastik mit Anne Freudenberger,<br />
im Gemeinschaftsraum Dr.<br />
Ernst-Schuppener-Haus, Stadtteilbüro<br />
Heidenberg, # 0271-23418872<br />
14:00 Montagscafé<br />
DRK Ortsverein Siegen Nord e.V.,<br />
Haus Schneppekauten,<br />
Schneppenkauten 1,<br />
57076 Siegen-Weidenau<br />
# 0271-76585<br />
14:30 Handarbeitstreff: Stricken, häckeln,<br />
sticken, nähen, „Regiestelle<br />
Leben im Alter“ Rathaus Weidenauer<br />
Straße 215, # 0271/4<strong>04</strong>-2200<br />
20:30 Milonga, Tango Argentiono<br />
Gefühle zu tanzen, Kulturhaus Lÿz<br />
Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
Jeden 1. Montag im Monat<br />
18:30 „Anders Altern“ Gruppe für<br />
gleichgeschlechtliche Lebende und<br />
Liebende, Begegnungszentrum Haus<br />
Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />
Straße 151<br />
19:00 Trauergruppe der Ambulanten<br />
Hozpizhilfe Stiftung Diakoniestation<br />
Kreuztal, Haus Ernsdorfstr. 3-5, Kreuztal,<br />
# 02732/1028<br />
Jeden 2. Montag im Monat<br />
10:00 Frühstückstreff: AWO-Ortsverein<br />
Siegen, im der Begegnungsstätte Rosterstr.<br />
186, Siegen, # 0271/3386-160<br />
10:00 Trauercafé der ambulanten<br />
ökumenischen Hospizhilfe e.V.; Haus<br />
Herbstzeitlos Siegen, Marienborner Str.<br />
151 # 0160-99 49 40 56<br />
Jeden 3. Montag im Monat<br />
10:00 ALTERAktiv, Lesepaten, Haus<br />
Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />
Straße 151 # 02739-2290<br />
16:30 Selbsthilfegruppe Durchblutungsstörungen<br />
in den Beinen Begegnungszentrum<br />
Haus Herbstzeitlos Siegen,<br />
Marienborner Str. 151 # 0271-310781<br />
18:30 Treffen Selbsthilfegruppe: Sauerstoff-Langzeit-Therapie<br />
Begegnungszentrum<br />
Haus Herbstzeitlos Siegen,<br />
Marienborner Str. 151 # 370354<br />
Jeden 4. Montag im Monat<br />
14:30 Kaffeekränzchen: AWO-<br />
Ortsverein Siegen, in der Begegnungsstätte<br />
Rosterstr. 186, Siegen,<br />
# 0271/3386-160<br />
72 durchblick 4/<strong>2014</strong>
kehrende Termine<br />
Letzter Montag im Monat<br />
19:00 Selbsthilfegruppe Asthma und<br />
Bronchitis städt. Begegnungszentrum<br />
Haus Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />
Straße 151 # 02737/3308<br />
dienstags:<br />
10:00 Schach- und Spieletreff AWO-Ortsverein<br />
Siegen, im der Begegnungsstätte<br />
Rosterstraße 186, Siegen, # 0271/339857<br />
17.30 – 20:00 Interkultureller Chor Siegerland<br />
Regiestelle Leben im Alter, Rathaus<br />
Weidenau<br />
Jeden 1. Dienstag im Monat<br />
09:00 Die Creativen Siegen, städtisches<br />
Begegnungszentrum Haus<br />
Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />
Str. 151 # 02737-3455<br />
15:00 ALTERAktiv Lesepaten,<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Straße 151.<br />
# 02739/2290<br />
Jeden 2. Dienstag im Monat<br />
10:00-12:00 Seniorenberater der Stadt<br />
Siegen: Sprechstunde, städtisches Begegnungszentrum<br />
„Haus Herbstzeitlos“,<br />
Marienborner Straße 151<br />
Jeden 3. Dienstag im Monat<br />
19:00 Treffen Wohnprojekt: Wahlverwandte<br />
Haus Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />
Str. 151 # 0271-2380108<br />
mittwochs:<br />
10:00-12:00 Heinzelwerker Sprechstunde,<br />
„Regiestelle Leben im Alter“,<br />
RathausWeidenau, Weidenauer Str. 211,<br />
# 4<strong>04</strong>-2200<br />
10:00 Spaziergang: 3000 Schritte, Tempo<br />
und Strecke sind angepasst, ab Rathaus<br />
Weidenauer Str. 215, # 4<strong>04</strong>-2200<br />
14:00-16:00 Diakonischer Freundeskreis<br />
Siegen-Süd, Hilfen für zu Hause,<br />
Diakonie Eiserfeld, Mühlenstr. 7<br />
SeniorenServiceStellen<br />
Universitätsstadt<br />
Siegen<br />
Siegen–Geisweid<br />
Am Klafelder Markt 20<br />
Mo + Mi. 10 - 12 Uhr # 0271/372199-05<br />
Weidenau Rathaus<br />
Weidenauer Straße 211-213<br />
Mo - Fr. 10 - 12 Uhr # 0271/4<strong>04</strong>-2200<br />
Siegen Ost - Haus Herbstzeitlos<br />
Marienborner Straße 151<br />
Mo + Mi. 10 - 12 Uhr # 0271/3878616-2<br />
17:00 Internationaler<br />
Seniorentanz,<br />
Interkulturelle<br />
Gemeinschaft,<br />
kath. Gemeindehaus<br />
Siegen, St.-<br />
Michaelstraße 3<br />
Jeden 1. Mittwoch<br />
im Monat<br />
14:00 KSG-<br />
Offenes Café im<br />
Wenscht, Geisweid,<br />
Fichtenweg<br />
5, # 0271/89106<br />
15:00 Frauenzimmer,<br />
Frauencafé<br />
des DRK-Niederschelden,<br />
in<br />
der Burgschule<br />
Siegen-Niederschelden.<br />
#w<br />
0271-33716-0<br />
Jeden 2.<br />
Mittwoch<br />
14:30 KSG-<br />
Café im Wenscht:<br />
Kochstudio<br />
International,<br />
Siegen-Geisweid,<br />
Fichtenweg 5,<br />
#0271/89106<br />
Jeden 3. Mittwoch im Monat<br />
14:30 VDK-Siegen-Treff; Frohe Runde<br />
des Ortsverbandes, Christofferhaus<br />
Siegen, Friedrich-Wilhelm-Str. 118<br />
14:30 Wir tanzen wieder! Für Menschern<br />
mit und ohne Demenz, Tanzschule<br />
„Im Takt“, Netphen-Dreistiefenbach,<br />
Dreisbachstr. 24. Anmeldung<br />
erbeten # 0271/234178-17<br />
Letzter Mittwoch im Monat<br />
15:00-16.30 Selbsthilfegruppe Frontotemporale<br />
Demenz im Café Auszeit<br />
Kreuztal, Ernsdorfstr. 5<br />
donnerstags:<br />
10:00 Seniorenwerkstatt, der „Interkulturellen<br />
Gemeinschaft“, katholisches Gemeindehaus<br />
Siegen, St.-Michaelstr. 3<br />
14-16:00 Ehrenamtsberatung, SAfE<br />
-Siegener Agentur für Ehrenamt Rathaus<br />
Weidenau # 4<strong>04</strong>-2139<br />
10:00-12:00 Diakonischer Freundeskreis<br />
Siegen-Süd, Hilfen für zu Hause,<br />
Diakonie Eiserfeld, Mühlenstr. 7<br />
Jeden 2. Donnerstag im Monat<br />
15:00-17:00 Selbsthilfegruppe Mitten<br />
im Leben für Menschen mit Gedächt-<br />
nisproblemen KSG-Seniorenwohnanlage<br />
Weidenau Weidenauer Str. 202<br />
Jeden 4. Donnerstag im Monat<br />
15:00 Trauercafé der ambulanten ökumenischen<br />
Hospizhilfe Siegen e.V., Haus<br />
Herbstzeitlos Siegen, # 0160-99 49 40 56<br />
freitags:<br />
14:00 Englisch Tea Time AWO-Ortsverein<br />
Siegen, im der Begegnungsstätte Rosterstr.<br />
186, Siegen, # 0271/339857<br />
Jeden 2. Freitag im Monat<br />
15:00 Dämmerstunde der Seniorenhilfe<br />
Siegen e.V. Haus Herbstzeitlos Siegen.<br />
Marienborner Str. 151 # 0271/44369<br />
sonntags:<br />
Jeden 3. Sonntag im Monat<br />
14:30 Cafè unter der Linde,<br />
Haus Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />
Straße 151, # 0271-56410<br />
14:30 Cafè VergissMeinNicht, für Menschen<br />
mit und ohne Demenz, Ntph., Brauersdorfer<br />
Str. 60 # 02738/6888229<br />
15:00 Trauercafé der ambulanten ökumenischen<br />
Hospizhilfe Siegen e.V.,<br />
Alter Kindergarten Freudenberg, Oranienstr.<br />
25, # 0160-99 49 40 56<br />
4/<strong>2014</strong> durchblick 73
Veranstaltungshinweise<br />
Dezember <strong>2014</strong><br />
Die Weihnachtsgala der feinen Künste<br />
Gemeinsam mit Künstlern<br />
aus der Region und<br />
Gästen aus der Ferne<br />
wartet einmal Besinnliches,<br />
mal Heiteres, auf<br />
die Besucher. Moderiert<br />
wird der Abend von dem<br />
Schauspieler und Entertainer<br />
Gerd Buurmann.<br />
Denn an diesem Abend<br />
beschenken sich die Besucher<br />
gegenseitig. Jeder,<br />
der ein hübsch verpacktes<br />
Geschenk im<br />
Wert zwischen 5 € und<br />
10 € unter unseren Weihnachtsbaum<br />
legt, wird<br />
am Ende auch wieder mit<br />
einem Päckchen belohnt.<br />
Weihnachten im Heimhof-Theater<br />
Samstag, 13.Dez.,ab 20 Uhr Burbach-Würgendorf,Heimhofstr. 7a<br />
2. Dienstag<br />
14:30 Adventfeier der Seniorenwandergruppen,Veranstaltung<br />
der Stadt Siegen,<br />
Bismarckhalle Weidenau<br />
19:00 Filmklub Kurbelkiste: Imagine-<br />
Drama, Kulturhaus Lÿz,Siegen<br />
3. Mittwoch<br />
20:00 Comedy, Ohne Scheiß: Schokoeis,<br />
Siegerlandhalle Siegen<br />
Veranstalterfoto<br />
Veranstalterfoto<br />
4. Donnerstag<br />
15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
städtisches Begegnungszentrum für<br />
Senioren, „Haus Herbstzeitlos“ Siegen,<br />
Marienborner Str. 151<br />
16:00 kreuztalweihnacht Lichterglanz<br />
im Park, Dreslers Park Kreuztal bis So.<br />
20:00 „David & Götz“ – die Showpianisten<br />
Die beste Zeit ist jetzt! Gebr.-<br />
Busch-Theater, Hilchenbach-Dahlbruch<br />
Musik virtuos – „David & Götz“, das sind David Harrington und Götz Östlind, zwei<br />
ausgebildete Konzertpianisten, die seit Jahren mit großem Erfolg in Deutschland und<br />
weltweit an zwei Klavieren eine Performance zwischen Konzert und Show bieten.<br />
Donnerstag 4.12. ab 20 Uhr Gebrüder-Busch-Theater Hilchenbach Dahlbruch<br />
Veranstalterfoto<br />
5. Freitag<br />
20:30 Solotheater: Die Rabenfrau von<br />
Michael Cremer, Freudenberg Kultur-<br />
Flecken, Am Silberstern 4<br />
20:00 Johann König, Feuer im Haus ist<br />
teuer. Geh raus!, Siegerlandhalle Siegen<br />
20:00 Weihnachtskonzert mit „Falk &<br />
Sons & Vering“, Apollo-Theater Siegen,<br />
Morleystraße (auch am 12., 13.,18.,19.)<br />
6. Samstag<br />
11:00 Großer Weihnachts-Bücherflohmarkt,<br />
Alte Vogtei Burbach (auch So.)<br />
19:00 Weihnachtskonzert mit der Philharmonie<br />
Südwestfalen,Apollo-Theater<br />
Siegen, Morleystraße 1<br />
20:00 Jazzclub Oase: Funkig-rockige<br />
Musik mit „Embrace & Good Stuff“,<br />
Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />
20:00 Benefizkonzert Landespolizeiorchester<br />
NRW und Bergknappenkapelle<br />
Niederschelden, Siegerlandhalle Siegen<br />
20:00 Milan Sládek & Holger Mertin,<br />
Pantomine und Perkussion, Aula Gymnasium<br />
Netphen, Haardtstr. 35<br />
7. Sonntag (2.Advent)<br />
14:00 worldmusic <strong>2014</strong>, Afro-Gospel a-<br />
capella, Siegen-KrönchenCenter, Markt 25<br />
10:45 Orgelmatinée zur Adventszeit,<br />
St.-Joseph-Kirche, Siegen-Weidenau<br />
20:00 Schwank: Opa wird verkauft,<br />
Aula Gymnasium Wilnsdorf<br />
8. Montag<br />
20:00 Komödie Auf ein Neues, Apollo-<br />
Theater Siegen, Morleystraße 1<br />
9. Dienstag<br />
20:00 Frieda Braun, Alles in Butter,<br />
Wortwitz mit starkem Mienenspiel und<br />
verschmitzten Bauernwitz Siegerlandhalle<br />
Siegen, Koblenzer Str. 151<br />
10. Mittwoch<br />
20:00 Showballett Todes – Jubiläumstournee,<br />
Siegerlandhalle Siegen<br />
11. Donnerstag<br />
20:00 LÿzMixVarieté: Kabarett, Musik,<br />
Akrobatik und Zauberei, Kulturhaus<br />
Lÿz, St.-Johann-Str.18, Siegen<br />
12. Freitag<br />
18:00 Das russische, klassische Ballett<br />
tanzt Nussknacker, Siegerlandhalle Siegen<br />
19:30 Bad Berleburger WeihnachtsZeitreise,<br />
Eröffnunskonzert im Schlosshof<br />
20:00 Lesung: Niemand hat die Absicht,<br />
einen Tannenbaum zu errichten, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-Johann-Straße 18<br />
20:00 kreuztalkultur Uwe Steimle Heimatstunde<br />
– Neues vom Zauberer von<br />
Ost, Stadthalle Kreuztal,<br />
74 durchblick 4/<strong>2014</strong>
Veranstaltungshinweise<br />
13. Samstag<br />
18:00 Advents- und Weihnachtskonzert,<br />
Kath. Kirche St. Michael Siegen, Kampenstraße<br />
46<br />
20:00 Solo Programm: Christine Prayon<br />
mit Die Diplom-Animatöse, Kulturhaus<br />
Lÿz, St.-Johann-Str.18, Siegen<br />
20:00 kreuztalkultur Konstantin Wecker<br />
& Band, 40 Jahre Wahnsinn, Stadthalle<br />
Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />
20:00 Weihnachten im Heimhof-Theater<br />
Die Weihnachtsgala der feinen Künste<br />
Heimhof-Theater Burbach, Heimhofstr.<br />
ZuhausebeiderWGh<br />
14. Sonntag (3.Advent)<br />
17.00 Kulur made in Kreuztal 22. Vorweihnachtliches<br />
Konzert INTERMEZ-<br />
ZO Gemischter Chor, Ev. Kreuzkirche<br />
Kreuztal<br />
18:00 Filmpalast: Don Camillos Rückkehr<br />
Heimhof-Theater Burbach-Würgendorf<br />
18:00 Advents- und Weihnachtskonzert,<br />
St. Michael Siegen, Kampenstraße 46<br />
16. Dienstag<br />
20:00 Siegen – Zerstörung, Wie liegt die<br />
Stadt so wüst, offizielle Gedenkveranstaltungen,<br />
Nikolaikirche Siegen<br />
17. Mittwoch<br />
20:00 Wissenschaftskabarett: Vince<br />
Ebert Evolution Geb.-Busch-Theater,<br />
Hi.-Dahlbruch<br />
18. Donnerstag<br />
15:00 Literaturcafé, Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
19. Freitag<br />
20:00 Atze Schröder, Richtig fremdgehen,<br />
Siegerlandhalle Siegen<br />
20. Samstag<br />
18:00 Choral Evensong zur Weihnachtszeit<br />
Martinikirche Siegen<br />
21. Sonntag (4.Advent)<br />
19:30 Siegener Christmas Comedy,<br />
Kartoffelfreuden XI, Kulturhaus Lÿz<br />
Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
17:00 Weihnachtskonzert, Katholische<br />
Kirche Wilnsdorf<br />
22. Montag<br />
20:00 The Ten Tenors, The Classic<br />
Christmas Tour <strong>2014</strong>, Siegerlandhalle<br />
23. Dienstag<br />
20:00 Schauspiel: Halpern & Johnson,<br />
Aula Gymnasium Wilnsdorf<br />
24. Mittwoch (Heiligabend)<br />
11:00 Gloria – der Weihnachtsengel,<br />
turbulente Weihnachtsgeschichte für<br />
Jung (ab 4 Jahre) und Alt, Lÿz Siegen,<br />
St.-Johann-Straße 18<br />
WGh - Wohnungsgenossenschaft hüttental eG<br />
Jahnstraße 45 · 57076 Siegen<br />
Telefon 0271 48951-0 · Fax 0271 48951-51<br />
info@wgh-siegen.de · www.wgh-siegen.de<br />
23:00 Christmette der Kantorei Siegen,<br />
Bachs Weihnachtsoratorium, Nikolaikirche<br />
Siegen, Krämergasse 2<br />
27. Samstag<br />
18:00 Weihnachtskonzert, vier Gitarren<br />
und Orgel, Martinikirche Siegen Grabenstraße<br />
27<br />
28. Sonntag<br />
18:00 Weihnachts-Oratorium als Singalong,<br />
Nikolaikirche Siegen<br />
30. Dienstag<br />
20:00 Show-Erlebnis: Magic of the<br />
Dance, Siegerlandhalle Siegen<br />
31. Mittwoch (Silvester)<br />
19:00 und 22:00 Die Stones Show, Let's<br />
spend the night together, mit anschließender<br />
Silvesterparty, Apollo Siegen<br />
19:30 Barockkonzert zur Silvesternacht<br />
mit der Philharmonie Südwestfalen,<br />
Gebr.-Busch-Theater, Hi.-Dahlbruch,<br />
Veranstalterfoto<br />
Freitag 19. Dezember<br />
20:00 Weihnachtskonzert mit Nils<br />
Landgren, Christmas With My Frieds,<br />
Evangelische Kirche Hilchenbach<br />
Veranstalterfoto<br />
4/<strong>2014</strong> durchblick 75
Veranstaltungshinweise<br />
Januar 2015<br />
Veranstalterfoto<br />
1. Donnerstag<br />
16:00 und 20:00 Neujahrskonzert,<br />
Apollo-Theater Siegen, (auch 7. 1. ab 20 h)<br />
4. Sonntag<br />
17:00 kreuztalkultur Kreuztaler Neujahrskonzert<br />
mit der Philharmonie Südwestfalen,<br />
Stadthalle Kreuztal<br />
6. Dienstag<br />
19:00 Filmklub Kurbelkiste: Die Wahrheit<br />
über Männer Tragikomödie, Kulturhaus<br />
Lÿz, St.-Johann-Str. 18, Siegen<br />
19:30 Neujahrskonzert mit der Philharmonie<br />
Südwestfalen, Bad Berleburg,<br />
Bürgerhaus am Markt<br />
8. Donnerstag<br />
15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
9. Freitag<br />
20:00 Jazzclub Oase Konzert: 10 Jahre<br />
Soul Affair Live-Band, Kulturhaus Lÿz,<br />
Siegen St.-Johann-Str. 18<br />
Veranstalterfoto<br />
18:00 Filmpalast: Der Hund von Baskerville,<br />
Heimhof-Theater Burbach<br />
18:00 Neujahrskonzert mit der Philharmonie<br />
Südwestfalen, Festhalle Wilnsdorf<br />
19:00 „TENÖRE4YOU“ Toni Di Napoli<br />
& Pietro Pato TOUR 2015, Johanneskirche<br />
Rödgen, Wilnsdorf, Rödgener Str. 109<br />
13. Dienstag<br />
20:00 ProjektTheater der Uni Siegen,<br />
Das Medea Komplott, Kulturhaus Lÿz,<br />
St.-Johann-Str. 18, Siegen (täglich bis<br />
15. 01. und am 18. 01)<br />
20:00 Konzert, One Night of Queen,<br />
Siegerlandhalle Siegen, Koblenzer Straße<br />
14. Mittwoch<br />
20:00 Schauspiel: Alle sieben Welten,<br />
Apollo-Theater Siegen, Morleystraße 1<br />
17. Samstag<br />
19:00 Ballett Schwanensee Siegerlandhalle<br />
Siegen, Koblenzer Straße<br />
20:00 Schauspiel: The King's Speech,<br />
Apollo-Theater Siegen, Morleystraße 1<br />
20:00 Kabarettabend mit Melanie Daub,<br />
Da ham mir den Salat! Kulturhaus Lÿz,<br />
St.-Johann-Str. 18, Siegen (auch am<br />
31. 01.und 20. 02.)<br />
18. Sonntag<br />
16:30 Panorama-Diavortrag von und<br />
mit Dieter Freigang, Rhodos-Samos-<br />
Mykonos, Heimhof-Theater Burbach-<br />
Würgendorf Heimhofstraße<br />
20:00 Comedy mit Ralf Schmitz Aus<br />
dem Häuschen Siegerlandhalle Siegen<br />
19:00 Navid Kermani liest aus seinem<br />
Roman „Große Liebe", Apollo-Theater<br />
Siegen, Morleystraße 1<br />
20. Dienstag<br />
19:00 Filmklub Kurbelkiste: Western-<br />
My Sweet Pepper Land, Kulturhaus Lÿz<br />
Siegen, St.-Johann-Str.18<br />
20:00 Theater: Eine Sommernacht, Apollo-Theater<br />
Siegen, Morleystraße 1 (auch<br />
am 24. 1. ab 19 Uhr)<br />
22. Donnerstag<br />
20:00 Die Dinge meiner Eltern, von und<br />
mit Gilla Cremer, Geb.-Busch-Theater,<br />
Hilchenbach-Dahlbruch<br />
20:00 Lesung aus Psycho mit Matthias<br />
Brandt & Jens Thomas Apollo-Theater-<br />
Siegen, Morleystraße 1<br />
10. Samstag<br />
19:00 Harald Martenstein liest seine<br />
Kult-Kolumnen, Apollo-Theater Siegen,<br />
20:00 Kabarett mit Christoph Sieber,<br />
Alles ist nie genug! Kulturhaus Lÿz,<br />
St.-Johann-Str.18, Siegen<br />
20:00 Kabarett mit Hans Jörg Frey:<br />
Bank, Banker, Bankrott, Blick ins Haifischbecken<br />
der Bankenwelt gefällig?<br />
Heimhof-Theater Burbach-Würgendorf,<br />
11. Sonntag<br />
17:00 Andreas Pröve's Reisebericht:<br />
Indien- von Küste zu Küste, Stadthalle<br />
Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />
16. Freitag<br />
20:00 kreuztalkultur Comedy mit Torsten<br />
Sträter: Selbstbeherrschung umständehalber<br />
abzugeben, Stadthalle<br />
Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />
20:00 Konzert: TonArt klingt aus,<br />
Apollo-Theater Siegen (auch am 23.1.)<br />
Veranstalterfoto<br />
23. Freitag<br />
20:00 Jazzclub Oase Konzert mit heavytones,<br />
Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />
20:00 Schauspiel Halpern & Johnson,<br />
Aula Gymnasium Wilnsdorf<br />
20:00 Seide Joachim Król und das „South<br />
of the Border Jazztrio“, Stadthalle Kreuztal<br />
76 durchblick 4/<strong>2014</strong>
20:00 Magie mit Ehrlich Brothers ,Wenn<br />
Träume wahr werden, Siegerlandhalle<br />
Siegen, Koblenzer Straße 151<br />
24. Samstag<br />
20:00 kreuztalkultur, Der Puppenflüsterer<br />
Benjamin Tomkins: Früher war ich schizophren,<br />
aber jetzt sind wir wieder ok!<br />
Weiße Villa, Dreslers Park, Kreuztal<br />
20:00 Kabarett mit Jess Jochimsen: Für<br />
die Jahreszeit zu laut, Kulturhaus Lÿz<br />
Siegen, St.-Johann-Str.18<br />
20:00 Comedy mit Luke Mockridge:<br />
I'm Lucky, I'm Luke, Heimhof-Theater<br />
Burbach-Würgendorf, Heimhofstr. 7a<br />
25. Sonntag<br />
17:00 Ausstellungseröffnung: Die Waffen<br />
nieder! Sag? es vielen! 100 Jahre<br />
Bertha von Suttner, Alte Vogtei Burbach,<br />
bis 25. Februar 2015 zu den Öffnungszeiten<br />
17:00 Winterkonzert des Collegium Musicum<br />
Siegen, Rudolf-Steiner-Schule<br />
Siegen, Kolpingstraße 3<br />
17:00 Neujahrskonzert mit Musikern<br />
der Philharmonie Südwestfalen, Evangelische<br />
Kirche, Erndtebrück<br />
18:00 Multivisionsvortrag mit Reinhold<br />
Messner ÜberLeben, Siegerlandhalle<br />
27. Dienstag<br />
20:00 Musical: Sissi - Liebe, Macht &<br />
Leidenschaft, Siegerlandhalle Siegen<br />
19:30 Konzert junger Künstler „Canorusquintett“,<br />
Bad Berleburg, Schloß<br />
29. Donnerstag<br />
20:00 LÿzMixVarieté, Kabarett, Musik,<br />
Akrobatik und Zauberei Kulturhaus Lÿz<br />
Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
20:00 Schauspiel mit Musik: Clara &<br />
Robert Schumann, Gebr.-Busch-Theater,<br />
Hilchenbach-Dahlbruch<br />
20:00 Schicksal, Chor und Orchester der<br />
Universität Siegen, Aula Rudolf Steiner<br />
Schule Siegen<br />
20:00 Hommage an Abba: The Music<br />
Show, Siegerlandhalle Siegen<br />
Februar 2015<br />
Veranstalterfoto<br />
30. Donnerstag<br />
20:00 Konzert Alles Mozart, Apollo-<br />
Theater, Siegen, (auch 31. 1. ab 19 h)<br />
1. Sonntag<br />
19:00ComedyImproVisite:Willkommen<br />
im neuen Jahr, Kulturhaus Lÿz, St.-<br />
Johann-Str. 18, Siegen<br />
3. Dienstag<br />
19:00 Filmklub Kurbelkiste, Alois Nebel<br />
Animationsfilm Kulturhaus Lÿz Siegen,<br />
20:00 Christian Ehring: Anchormann<br />
– Ein Nachrichtensprecher sieht rot,<br />
Gebr.-Busch-Theater, Hi.-Dahlbruch<br />
5. Donnerstag<br />
15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
19:30 Jürgen Becker mit seinem<br />
Programm: Der Künstler ist anwesend,<br />
Bad Berleburg, Bürgerhaus am Markt<br />
20:00 kreuztalkultur Kabarett mit Helmut<br />
Schleich: Ehrlich, Stadthalle Kreuztal<br />
6. Freitag<br />
20:00 Lesung: Sabine Heinrich, Komm<br />
Oma. Feierabend jetzt hier. Wir hauen<br />
ab. Nach Italien, Kulturhaus Lÿz, St.-<br />
Johann-Str. 18, Siegen<br />
20:00 Jubiläumskonzert der Kantorei<br />
Siegen, 20 Jahre Studio für Neue Musik,<br />
Nikolaikirche Siegen<br />
7. Samstag<br />
20:00 Theater: Ziemlich beste Freunde,<br />
Apollo-Theater, Siegen<br />
20:00 Kabarett mit Team & Struppi:<br />
Die Machtergreifung! Kulturhaus Lÿz<br />
Siegen, St.-JohannStr.18<br />
20:00 Capella Konzert mit „ONAIR“<br />
Take off, Heimhof-Theater Burbach,<br />
20:00 Hommage an Pink Floyd: Seer of<br />
Visions, Siegerlandhalle Siegen<br />
8. Sonntag<br />
18:00 Filmpalast: Buster Keaton – Der<br />
Kamermann, Live vertont von dem Duo<br />
„M-cine“ Heimhof-Theater Burbach-<br />
Würgendorf, Heimhofstraße<br />
19:00 Komödie: 4 nach 40, Apollo-<br />
Theater Siegen, (auch am 9.2. ab 20 h)<br />
20:00 kreuztalkultur Konzert: Able and<br />
Chain, Stadthalle Kreuztal<br />
11. Mittwoch<br />
20:00 Mother Africa Zirkus der Sinne,<br />
Siegerlandhalle Siegen, Koblenzer Str.<br />
19:00 SeniorenTheater Siegen, Da steckt<br />
man nicht drin! Kulturhaus Lÿz Siegen<br />
20:00 Schauspiel: Kabale und Liebe,<br />
Apollo-Theater Siegen, Morleystraße 1<br />
12. Donnerstag<br />
20:00 LÿzMixVarieté, Kabarett, Musik,<br />
Akrobatik und Zauberei, Kulturhaus<br />
Lÿz, Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
13. Freitag<br />
20:00KabarettmitJochenMalmsheimer:<br />
Ich bin kein Tag für eine Nacht oder: Ein<br />
Abend in Holz, Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />
20:00 Konzert: Mussorgsky, Schostakowitsch,<br />
Bordin, Apollo-Theater, Siegen<br />
Veranstalterfoto<br />
4/<strong>2014</strong> durchblick 77
Veranstaltungshinweise<br />
13. Freitag<br />
20.00 Jazzclub Konzert: Blues Caravan,<br />
girls with guitars, Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />
14. Samstag<br />
10:00 Workshop „Kreative Selbsterfahrung<br />
durch Theaterarbeit“: „Frosch<br />
im Hals!?“ Kulturhaus Lÿz, Siegen,<br />
15. Sonntag<br />
17:00 Burbach in den 40er, 50er und<br />
60er Jahren, Fotos, Filme und<br />
Zeitzeugendokumente, Heimhof-<br />
Theater Burbach-Würgendorf,<br />
Heimhofstraße<br />
17:00 kreuztalkultur, Multivisionen-<br />
Vortrag mit Hartmut Krinitz, Irland – bis<br />
ans Ende der Welt, Stadthalle Kreuztal<br />
16. Montag<br />
20:00 Konzert: Karneval einmal klassisch,<br />
Apollo-Theater, Siegen<br />
17. Dienstag<br />
20:00 Hommage an Shakespeare: Wie<br />
es Will gefällt, Apollo-Theater, Siegen,<br />
Morleystraße 1<br />
Februar 2015<br />
19. Donnerstag<br />
20:00 Jubiläumsveranstaltung Drama<br />
statt Siegen e.V.: Die 12 Geschworenen,<br />
Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.<br />
18, auch täglich vom 24. bis 27. 2. 2015<br />
21. Samstag<br />
19:00 Konzert: Gala der FilmmusikApollo-Theater<br />
Siegen, (auch 22. 2.)<br />
20:00 kreuztalkultur Comedy mit<br />
Badesalz, Dö Chefs! Stadthalle Kreuztal<br />
20:00 Kabarett mit Frank Sauer: Der<br />
Weg ist das Holz, Kulturhaus Lÿz<br />
Siegen, St.-Johann-Straße 18<br />
22. Sonntag<br />
16:30 Panora-Diavortrag mit Dieter<br />
Freigang: Das Ötztal und die Siegerlandhütte,<br />
Heimhof-Theater Burbach<br />
19:00 Christine Westermann, Da<br />
geht noch was – mit 65 in die Kurve,<br />
Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.<br />
25. Mittwoch<br />
20:00 Konzert: Fratres Trio, Apollo-<br />
Theater Siegen, Morleystraße 1<br />
26. Donnerstag<br />
19:30 Bad Berleburger Schloßkonzert:<br />
Kammermusik vom Feinsten,<br />
Aris-Quartett und Thorsten Johanns,<br />
Bad Berleburg, Schloß<br />
Veranstalterfoto<br />
27. Freitag<br />
20:00 Bodo Wartke & The Capital<br />
Dance Orchestra, Bodo mit Pauken und<br />
Trompeten, Siegerlandhalle Siegen<br />
20:00 kreuztalkultur, Hip-Jazz-Konzert:<br />
Nighthawks, Stadthalle Kreuztal<br />
28. Samstag<br />
20:00 Siegener Kabarett-Night: Freche<br />
Zungen küsst man nicht, Kulturhaus Lÿz<br />
Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
20:00 Paul Panzer, Comedy: Alles auf<br />
Anfang, Siegerlandhalle Siegen<br />
20:00 Musikalische Comedy-Revue:<br />
10 Jahre Familie Malente, Aula<br />
Gymnasium Wilnsdorf<br />
20:00 Konzert: Bino Dola y Grupo:<br />
Guitarra Flamenca, andalusische<br />
Flamencomusik, Heimhof-Theater<br />
Burbach, Heimhofstr. 7a<br />
Mit seiner „Guitarra Flamenca“<br />
verzaubert Bino Dola durch atemberaubende<br />
Rhythmen, rasante Soli und<br />
bitter-süße Melodien. Er nimmt das<br />
Publikum mit auf eine musikalische<br />
Reise durch Andalusien, der Wiege des<br />
Flamencos. Samstag 28.2. ab 20 Uhr<br />
im Heimhof-Theater Burbach<br />
Veranstalterfoto<br />
Das Heft 3/<strong>2014</strong> ist wieder voll von<br />
interessanten Beiträgen, auch wenn<br />
manches für uns als entfernt von Siegen<br />
lebende Berliner örtlich nicht so geläufig<br />
ist. In jedem Falle überregional und allgemein<br />
interessant sind die eingängigen<br />
Gedichte, diesmal von Frau Düringer.<br />
Alle fünf Gedichte gefallen uns sehr.<br />
Wenn man selbst Lyrik schreibt, weiß<br />
Leserbriefe<br />
man Gedichte sehr zu schätzen. Herzlichen<br />
Glückwunsch, liebe Frau Düringer!<br />
Besonders von „Lebenslinien“ waren<br />
wir beeindruckt! Mit viel Interesse hören<br />
meine Frau und ich immer die Texte auf<br />
Ihren CDs: Es ist eine Freude, schon<br />
Gelesenes nun per Hören in Gedanken<br />
aufnehmen zu können.<br />
Wolfgang Prietsch, Berlin<br />
78 durchblick 4/<strong>2014</strong>
Nachrichten aus Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
db 3-<strong>2014</strong> Kommentar. Was bitte hat<br />
Sie veranlasst, einen solchen Blödsinn zu<br />
schreiben? Sie sollten im Allgemeinen<br />
davon ausgehen, dass wir Rennradfahrer<br />
mit unseren Rädern sehr gut umgehen<br />
können, was schon an vielen tausend<br />
Trainingskilometern liegt, die wir fahren.<br />
Somit ist das Kritisieren von uns unter<br />
Ausschluss der „normalen“ Fahrradfahrer<br />
schon sehr seltsam zu betrachten. Die<br />
Unfall- und Fehlerhäufigkeit liegt deutlich<br />
stärker bei gelegentlich Rad fahrenden<br />
Rentnern und Kindern. Der ADFC<br />
versorgt Sie hier sicher gern mit Zahlen<br />
und Statistiken. Weiterhin sollten Sie sich<br />
jederzeit bewusst sein, dass Sie als Autofahrer<br />
durch Ihr Fahrzeug geschützt sind,<br />
egal ob Sie oder andere an einem Unfall<br />
Schuld haben. Radfahrer, egal ob Rentner<br />
mit Hollandrad oder Rennradfahrer<br />
sind ungeschützt und stellen immer den<br />
schwächeren Unfallgegner dar. Ein Fehler<br />
von Ihnen mit IhremAuto wird zudem<br />
immer schlimmere Folgen haben, als ein<br />
Radfahrer jemals verursachen könnte.<br />
Das sollte Ihnen bewusst sein. Ich zitiere<br />
nun aus Ihrem Kommentar: Vorschriftsmäßig<br />
setzte ich nach dem Blick<br />
in den Rücksiegel und über die Schulter<br />
den Blinker, um nach links abzubiegen.<br />
Und plötzlich waren sie da! Irgendetwas<br />
haben Sie hier falsch gemacht. Rennradfahrer<br />
erreichen Durchschnittsgeschwindigkeiten<br />
von ca. 30 km/h und können<br />
somit nicht „plötzlich“ da sein – außer,<br />
Sie haben es versäumt, den Verkehr im<br />
Rückspiegel wirklich im Auge zu behalten.<br />
Das wäre aber Ihre Pflicht! Fragen<br />
Sie sich doch bitte einmal, was passiert<br />
wäre, wenn ein Motorrad hinter Ihnen<br />
gewesen wäre. In dem Fall könnten Sie<br />
unter Umständen von „plötzlich“ reden,<br />
wegen der sicherlich höheren Geschwindigkeit<br />
des potentiellen Unfallgegners.<br />
Sie können froh sein, dass es im von<br />
Ihnen geschilderten Fall nicht zum Unfall<br />
kam, denn Sie hätten Schuld gehabt.<br />
Zum Glück reagierte mein Hirn sofort…<br />
Ihr Hirn sollte trotz Ihres anzunehmend<br />
höheren Alters jederzeit im Straßenverkehr<br />
reagieren! Nicht bloß „zum Glück“<br />
und in dieser einen Situation! Ansonsten<br />
wäre es fair, wenn Sie den Führerschein<br />
bei den zuständigen Behörden hinterlegen<br />
würden. Worauf einer der „Reiter<br />
(???) mir einen Stinkefinger zeigte. Das<br />
wundert mich bloß. Wäre ich Teil dieser<br />
Gruppe gewesen, hätte ich Sie zur Rede<br />
gestellt und hinterher angezeigt wegen<br />
Ihres offensichtlich spontanen Abbiegens<br />
mit viel zu hoher Geschwindigkeit.<br />
Es waren ja anscheinend genügend Zeugen<br />
vor Ort, die Ihr Fehlverhalten bestätigt<br />
hätten und wir beide hätten uns vor<br />
dem Richter wiedergesehen. Kurzzeitig<br />
beschloss ich, das nächste Mal einfach<br />
weiterzufahren! Ab jetzt fühle ich mich<br />
leider von Ihnen bedroht und zweifle offen<br />
an, ob Sie geeignet sind, überhaupt<br />
am Straßenverkehr teilzunehmen. Sie<br />
erwägen, mit einem PKW eine Gruppe<br />
Radfahrer zu rammen, weil diese Sie<br />
angeblich „plötzlich“ überholen? Und<br />
haben den Mut, diesen wahnsinnigen<br />
Gedankengang in einem Magazin zu<br />
veröffentlichen? Als ich diese Zeilen las<br />
stand fest, dass sich mein Anwalt mit Ihrem<br />
Kommentar beschäftigen wird. Es<br />
ist unverantwortlich, solche Kommentare<br />
zu veröffentlichen und in Kauf zu<br />
nehmen, dass andere Leser Ihr Verhalten<br />
für gut befinden und ebenso abstumpfen<br />
wie Sie. Auch Ihr Magazin bildet Meinungen<br />
bei der Leserschaft und sollte<br />
dementsprechend abwägen, ob und was<br />
veröffentlicht wird. Sie alle sollten beim<br />
nächsten Zusammentreffen mit Radfahrern,<br />
egal ob Rennrad, Hollandrad, Dreirad,<br />
was auch immer, kurz reflektieren,<br />
dass dieser Radfahrer Ihr Kind oder Ihr<br />
Enkel sein könnte. Vielleicht sensibilisiert<br />
dieser Gedanke und Sie überdenken<br />
Ihr angedrohtes Amokfahren. Es<br />
gibt sicher angenehmere Vorstellungen,<br />
als blutüberströmte Verwandtschaft.<br />
Ich sende Ihren Kommentar nun an die<br />
Fachpresse für Radfahrer, dort werden<br />
solche Auswüchse gerne veröffentlicht.<br />
Ihre Fangemeinde wird dadurch sicher<br />
wachsen. Die Reaktion meines Anwalts<br />
bzw. der Staatsanwaltschaft folgt, die<br />
Drohung einfach weiterzufahren nehme<br />
ich sehr ernst.<br />
Christopher Bender per e-Mail<br />
db 3-<strong>2014</strong> Kommentar Was war passiert?<br />
– Die Autorin des Artikels schaut<br />
vor dem Linksabbiegen in den Rückspiegel<br />
ihres Autos, lenkt dann nach<br />
links, doch „plötzlich waren sie da“, die<br />
Rennradfahrer! Nehmen wir also mal<br />
an, die Sicht nach hinten reichte nur<br />
100m weit und die Rennradfahrer fuhren<br />
ein flottes Tempo (z.B. 36 km/h), dann<br />
benötigten sie für die Strecke bis zum<br />
Auto wenigstens 10 Sekunden, in denen<br />
man auch ohne Eile eine z.B. 10 m breite<br />
Straße zu Fuß überqueren könnte.<br />
Da ergeben sich nun ein paar Fragen, was<br />
sich in dieser Zeitspanne genau abgespielt<br />
hat: Warum braucht ein Auto zum<br />
Linksabbiegen länger als ein langsamer<br />
Fußgänger zum Überqueren der Straße,<br />
und warum war die Fahrerin auch nach<br />
10 Sekunden noch nicht einmal losgefahren<br />
? Oder: fuhren die Rennradler<br />
viel schneller als Jan Ullrich bei einer<br />
Bergabfahrt, um so „plötzlich“ neben<br />
dem Auto aufzutauchen? Und: wieso<br />
gingen die Rennradfahrer ein hohes Risiko<br />
ein, ein abbiegendes Fahrzeug links<br />
zu überholen? Oder: waren sie vielleicht<br />
schon vorher da und der Rückspiegel<br />
war nur beschlagen? Wir werden die<br />
wahren Umstände nicht mehr erfahren.<br />
Was wir aber erfahren haben, ist, dass<br />
die Autorin weder auf „Rennmaschinen“<br />
noch auf „muskulöse strampelnde<br />
Männerbeine“ gut zu sprechen ist, und<br />
Rennradgruppen („Herden“, „Trupps“)<br />
als ernste Bedrohung („Rette sich wer<br />
kann“) erlebt. Ich dachte immer, Radfahrer<br />
zählen zu den sog. „schwächeren“<br />
Verkehrsteilnehmern!? Nun ja, es<br />
passiert offenbar jedem/r mal, dass man<br />
hinterm Steuer oder auch am Lenker<br />
mal Dampf ablässt („Ihr spinnt wohl“,<br />
„Stinkefinger)“, denn brenzlige Situationen<br />
gibt es öfter mal und Schuld sind<br />
natürlich immer die anderen. Der Anteil<br />
von Konflikten mit Rennradgruppen<br />
wird allerdings äußerst gering bleiben<br />
im Vergleich zu denen mit anderen Verkehrsteilnehmern.<br />
Deshalb warten wir<br />
nun doch gespannt auf die Fortsetzung<br />
dieser Reihe mit dem nächsten Kommentar<br />
– wie wär’s mit „Immer diese<br />
Autofahrer“? Vermutlich werden wir<br />
darauf aber lange warten müssen, oder<br />
es gäbe danach einen gewaltigen „Shitstorm“.<br />
Wenn Sie sich also mal wieder<br />
richtig aufregen wollen, dann bleiben<br />
Sie besser weiterhin bei dem Motto<br />
„Immer auf die Radfahrer!“. Die sind<br />
es nicht anders gewohnt, und auch die<br />
Rennradfahrer – pardon: „unnormalen“<br />
„auf der Straße einfach überflüssigen“<br />
„Möchte-gern-JanUllrichs“ – werden es<br />
überstehen, von manchen Kommentator<br />
Innen nicht gemocht zu werden.<br />
Ingo Müller-Kurz, Siegen<br />
PS. Ich fahre Auto, „normales“ Fahrrad<br />
und Rennrad in der Seniorenklasse.<br />
4/<strong>2014</strong> durchblick 79
Unterhaltung / Impressum<br />
Es fiel uns auf …<br />
…dass Harmonie sogar im Schlaf bestehen kann.<br />
Wie gut sich Ehepaare verstehen, zeigt sich sogar im<br />
Schlaf. Forscher der amerikanischen Universität von<br />
Pittsburgh fanden heraus, dass der Schlaf-Wach-Rhythmus<br />
von Ehepaaren sich stärker ähnelt, wenn sie mit ihrer<br />
Ehe zufrieden sind.<br />
…dass Essen mit Musik besser schmeckt.<br />
Das Essen erscheint mit der passenden musikalischen<br />
Begleitung um bis zu 10 Prozent süßer oder salziger. Das<br />
haben britische Wissenschaftler entdeckt. Demnach geben<br />
hohe Töne, wie in den alten Songs der Bee Gees, dem<br />
Gericht eine intensivere Süße. Eine prima Möglichkeit,<br />
Zucker einzusparen.<br />
…dass Muskelaufbau in jedem Alter möglich ist.<br />
Bisher nahm man an, dass sich die Muskeln im hohen Alter<br />
nur noch abbauen. Nun bewiesen Forscher das Gegenteil:<br />
In einer Studie an 80- bis 90-jährigen Deutschen beobachteten<br />
sie, dass die Masse des Gewebes unter Training um<br />
bis zu 30 Prozent zunimmt – und damit auch die Kraft.<br />
…dass wer viel streitet früher stirbt.<br />
Eine dänische Studie hat ergeben, dass konfliktreiche Beziehungen<br />
das Sterblichkeitsrisiko deutlich steigern. Eine<br />
noch kürzere Lebenserwartung haben Menschen, die sich<br />
ständig um den Partner sorgen.<br />
homa<br />
Gedächtnistraining: Lösungen von Seite:00-47<br />
Teekesselchen: 1.+ e.) Schuppen, 2.+ g.) Fliege, 3.+ f.) Absatz,<br />
4.+ i.) Bank, 5.+ c.) Angel, 6.+ h.) Bart, 7.+ b.) Ball, 8.+ j.)<br />
Berliner, 9.+ a.)Blüten, 10.+ d.) Flügel. Liederpuzzle: Stille<br />
Nacht, heilige Nacht! Alles schläft, einsam wacht nur das traute<br />
hochheilige Paar. / Holder Knabe im lockigen Haar, schlaf in<br />
himmlischer Ruh, schlaf in himmlischer Ruh. / Stille Nacht,<br />
heilige Nacht! Hirten erst kundgemacht, durch der Engel Halleluja<br />
tönt es laut von fern und nah. Christ der Retter ist da! Christ<br />
der Retter ist da! / Stille Nacht heilige Nacht! Gottes Sohn,o wie<br />
lacht lieb aus deinem göttlichen Mund, da uns schlägt die rettende<br />
Stund, Christ in deiner Geburt, Christ in deiner Geburt.<br />
Zu guter Letzt:<br />
db-Fotor Rita Petri<br />
Man hätte das „Drama“ voraussehen können, als die<br />
junge Frau mit gesenktem Kopf die Daumen in<br />
blitzschnelle Fingerübungen vertieft, unaufmerksam<br />
die Koblenzer Straße in Siegen querte und in Richtung<br />
Deutsche Bank trottete. Es wäre ja auch alles gut gegangen,<br />
wenn, ja wenn da nicht der Ahorn gestanden hätte. Mitten<br />
auf ihrem Weg. Wie plötzlich dahingezaubert. Der Aufprall<br />
holte die junge Frau ins Hier und Jetzt zurück. Schnell raffte<br />
sie die Teile ihres Smartphones zusammen, senkte ihren<br />
Kopf noch tiefer und verschwand, nun aber behände, in die<br />
Oranienstraße.<br />
durchblick<br />
Gemeinnützige Autorenzeitschrift<br />
für Siegen und Siegen-Wittgenstein<br />
Herausgeber: durchblick-siegen Information und Medien e.V.<br />
anscHrift der redaktion:<br />
„Haus Herbstzeitlos“, Marienborner Str. 151, 57074 Siegen<br />
Telefon 0271 61647, Mobil: 0171-6206413<br />
E-Mail: redaktion@durchblick-siegen.de<br />
Internet: www.durchblick-siegen.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
dienstags bis donnerstags von 10.00 bis 12.00 Uhr<br />
1. und 3. Dienstag im Monat auch von 15.00 bis 17.00 Uhr<br />
redaktion:<br />
Anne Alhäuser; Maria Anspach; Ulla D'Amico; Ingrid Drabe (Veranstaltungen);<br />
Helga Düringer; Friedhelm Eickhoff (viSdP); Fritz<br />
Fischer; Eberhard Freundt; Gerda Greis; Eva-Maria Herrmann (stellv.<br />
Redaktionsleiterin); Erich Kerkhoff; Erika Krumm; Brigitte Lanko;<br />
Horst Mahle; Werner Müller-Späth; Helga Siebel-Achenbach;<br />
Tessie Reeh; Ulli Weber<br />
bildredaktion:<br />
Thomas Benauer; Hubertus Freundt; Gudrun Neuser; Wolfgang<br />
Neuser; Rita Petri (Leitung); Tessie Reeh<br />
HÖrbucH-redaktion:<br />
Thomas Benauer (Leitung); Rolf Bierbrauer; Helmut Drabe;<br />
Ingrid Drabe (SprecherInnen auf CD-Beilage)<br />
internet:<br />
Thomas Benauer<br />
An dieser Ausgabe haben ferner mitgewirkt:<br />
Anja Freundt; Elisabeth von Schmidtsdorf; Erna Homolla; Hartmut<br />
Reeh; Ernst Göckus; Otto Schneider; Thorsten Heider; Eberhard<br />
Wagner; Ursula Spindler Niros; Ingeborg Knies; Wilfried Deiß<br />
Michael Brösel; Ingrid Drabe;<br />
Friedhelm Eickhoff; Eva-Maria Herrmann; Rita Petri<br />
gestaltung, satz und layout:<br />
Herstellung und druck: Vorländer, Obergraben 39, 57072 Siegen<br />
Anzeigenanfragen: durchblick-siegen e.V. % 0171-6206413<br />
oder 0271/61647; E-Mail: anzeigen@durchblick-siegen.de<br />
Es gelten die Mediadaten 11/2009 (www.durchblick-siegen.de)<br />
erscHeinungsweise:<br />
März, Juni, September, Dezember<br />
Verteilung:<br />
Helga Siebel-Achenbach (Ltg.); Hannelore Münch; Paul Jochum;<br />
Dr. Horst Bach; Helga Sperling; Renate Tietze; Maximilian Lutz;<br />
Rotraud Ewert; Monika Müller; Christel Mahle; Gabi Schumacher;<br />
Herbert Jäppche; Hans Amely; Maju Becker; Waltraud Gottschalk;<br />
Katharina Felgitsch; Bärbel Breunig; Ulrike Kämpfer; Dieter Haas;<br />
Gerd Bombien und alle Redakteure<br />
auflage: 20.000. Der durchblick liegt kostenlos aus: In Sparkassen,<br />
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den Geschäften des Siegerlandzentrums und bei unseren Inserationskunden,<br />
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der Wohlfahrtsverbände und Kirchen, in allen Rathäusern und Senioren-<br />
Sercicestellen des Kreises Siegen-Wittgenstein. Für die Postzustellung<br />
berechnen wir im Inland für vier Ausgaben jährlich 8,00 Euro.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung<br />
der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte<br />
Beiträge und Leserbriefe zu kürzen. Unverlangte Beiträge werden nicht<br />
zurückgeschickt. Der Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung<br />
des Herausgebers gestattet.<br />
Gefördert durch<br />
die Stadt Siegen<br />
und den Kreis<br />
Siegen-Wittgenstein<br />
80 durchblick 4/<strong>2014</strong>
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82 durchblick 4/<strong>2014</strong>
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