2014-04

Initiative der Deutsch-Griechischen Versammlung
WinterpFlegedienste
auF der sonneninsel
Auf der Insel Rhodos lässt es sich wunderbar überwintern
Eine einzige Projektidee, eine neu gegründete Organisation
und ein paar Menschen, die sich ehrenamtlich einsetzen
- und schon tun sich gleich mehrere Wege für die
Lösung einer problematischen Situation auf. In diesem Jahr
ist auf der Insel Rhodos ein Pilotprogramm in Angriff genommen
worden, das die touristische Saison der „Sonneninsel“
verlängert - durch Senioren-Pflegereisen im Winter.
Norbert Rebmann ist ehrenamtlicher Mitarbeiter
beim „Pflegenetz Heilbronn“, einem Projekt einer
deutschen Kommune, die ‚sich im Rahmen der
Deutsch-Griechischen Versammlung für griechische Kommunen
stark machen will. Seit zehn Jahren besteht das „Pflegenetz
Heilbronn“ als gemeinsame Initiative unterschiedlicher
Altenpflege-Einrichtungen verschiedener Träger im
Bezirk Heilbronn, die zur Lösung des sich immer drohender
abzeichnenden Zukunftsproblems derAltenpflege in der
deutschen Gesellschaft beitragen wollen. Sie haben ehrenamtlich
eine vernetzte Versorgungsstruktur organisiert – mit
folgenden Zielen: optimale Pflege, Kostendämpfung und
Imageaufwertung der Pflegedienste. Immer wieder werden
die Mitwirkenden dabei mit der Tatsache konfrontiert, dass
Menschen, die alte und kranke Angehörige zu Hause pflegen,
selbst an die Grenzen ihrer Belastbarkeit kommen und
permanenter Erschöpfung und Depression anheimfallen.
Für solche privat Pflegenden soll die Möglichkeit geboten
werden, mit ihren pflege- und schutzbedürftigen Familienmitgliedern
gemeinsam in Urlaub fahren zu können. Dort
sollen sie – während sie sich selbst erholen – von kompetentem
Pflegepersonal entlastet werden. Dafür bietet sich der
mediterrane Winter mit seinen vielen Sonnenstunden an, der
in Griechenland touristisch noch kaum genutzt wird, denn
hierzulande ist – im Unterschied etwa zu Spanien – spätestens
Ende Oktober die Saison beendet. Für ein solches gemeinsames
„Überwintern“ bietet sich Rhodos wegen seiner
dichten Infrastruktur an, die sowohl die Verkehrswege und
-mittel als auch die Hotellerie und vor allem das Gesundheitswesen
mit Heileinrichtungen und Ärzten betrifft. Auf
Rhodos gibt es eine Krankenpflegeschule; deren Absolventinnen
bzw. Absolventen könnten, insbesondere, wenn sie
arbeitslos bleiben sollten, zur Weiterbildung in Altenpflege
oder gar selbst als Ausbilder von Pflegepersonal zur Schulung
nach Deutschland entsandt werden. Sie könnten dann
in ambulanten Pflegediensten die Hotels und Ferienunterkünfte
bedienen.
Es handelt sich also um ein bereits bis in Details durchdachtes
soziales Projekt, an dem auch die griechische Ärztekammer
interessiert ist. Miteinander verknüpft sind dabei
Gesundheitspolitik, Arbeits- und Ausbildungsplatzbeschaffung
sowie Tourismus. Über verschiedene Möglichkeiten zur
Saisonverlängerung im Tourismusgeschäft wird unterdessen
allerorten in Griechenland nachgedacht, denn weder das
günstige Klima noch der volle Jahresverlauf sind ausgenutzt.
Dabei kommt den Sektoren Erholung und Heilung durch die
Natur neben Bildung die größte Bedeutung zu. – Wenn das
Vorhaben auf Rhodos gelingt, steht einer Ausdehnung auf
andere Sonnengebiete in der Ägäis nichts im Wege.
Ursula Spindler-Niros.
Quelle: Griechenlandzeitung vom 8. 1. 2014/S.12. Mit freundlicher Genehmigung des Verlags
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