2014-04

In Memoriam
Betrachter kann hier in den Zauber dieser einzigartigen
Landschaft optisch eintauchen. Kreativ und innovativ
inszenierte er zusätzlich mit Lichtspiralen den Eindruck
des Unheimlichen, etwa vor der Roten Kapelle, und
erinnerte so an Hexen und Scheiterhaufen. Begleitend
zur Ausstellung in der Silbersternschmiede organisierte
er einen Fotospaziergang mit Friederike Schlebusch,
die unterwegs Geschichten vom Wildenburger Land
erzählen sollte. Am Tag vor der Vernissage fiel diese
geplante Wanderung auf den alten Pilgerwegen wegen
des Dauerregens ins Wasser. Und Gottfried, spontan
und flexibel, lud die Teilnehmer zu Zwiebelkuchen
und Federweißen zu sich nach Hause ein.
Auch Tiere gehörten zu seinen „Lieblingsmodels“,
was besondere Geduld und Hartnäckigkeit erfordert.
So experimentierte er zu Hause mit einer selbstgebauten
„Fotofalle“, um Vögel an ihrem Futterhäuschen
zu überraschen. Mit Erfolg natürlich.
Gottfried war ein professioneller Photoshopper
mit allen Tricks. Die Bildbearbeitung am Computer
war sein Metier. Wie kaum ein anderer hat er sich mit
Bildgestaltung ausgekannt und die fast unerschöpfliche
Werkzeugkiste und Palette der Möglichkeiten
von Photoshop beherrscht. Wie ein Künstler mit dem
Pinsel verwandelte er seine „gewöhnlichen Fotos“. Er
schärfte, vernebelte, reduzierte, verfremdete, verwirbelte,
akzentuierte, spielte mit Farben, um seine persönliche
Sicht zu visualisieren.
Seine kreativen Titelbilder und Collagen waren am
Anfang manchem zu „wild“, wie beim Titel zur Kommunalwahl
in Siegen 2009. In akribischer Fein- und
Kleinarbeit wurden bei der Collage die Portraits aller
Kandidaten in das Siegener Stadtwappen montiert, das
vom „guten Hirten“ Steffen Mues behütet wird. Im gleichen
Jahr entstand auch sein spektakulärer Titel zum
Thema „Im Namen des Volkes“, wo die gigantische
Figur der Justitia wie Godzilla durch Siegen schreitet.
Justitia ist aus Versatzstücken der Architektur des Gerichtsgebäudes
geformt und zwinkert ironisch.
Seinen Sinn für Humor zeigt auch die 2013 entstandene
Collage „Abgehoben“, wo er Bischof Tebartz van
Elst wie einen Magier auf einem kleinen fliegenden
Teppich vor dem Kölner Dom schweben lässt.
Ehrenamtlich hat Gottfried Klör neben seiner Arbeit
für den durchblick auch immer wieder für das Forum der
„tapferen Knirpse“ gearbeitet. Er hat schwerkranke und
todkranke Kinder mit ihren Familien fotografiert und so
Erinnerungen geschaffen.
Einen kleinen Ausschnitt aus seinem facettenreichen
Werk kann man bei Google sehen, wenn man
„Gottfried Klör Bilder“ aufruft.
Seine Fotos sind sein Vermächtnis.
Er wird uns allen fehlen!
Tessie Reeh
Foto: Wolfgang Neuser
4/2014 durchblick 61