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2014-04

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alpine Charakter der teuflischen Formationen wird alleine<br />

schon dadurch belegt, dass neben anderen Kletterern sogar<br />

der Alpenverein die überhängende Klippe ein- bis zweimal<br />

jährlich für Sicherheitsübungen nutzt. Geklettert wurde<br />

auch an anderen Felsen, beispielsweise am vorletzten der<br />

so genannten Bilsteine. Irgendwer verpetzte die Alpinisten<br />

bei der hierfür zuständigen Unteren Landschaftsbehörde.<br />

Und weil dieser Felsen nun mal innerhalb des Naturschutzgebiets<br />

liegt, zeigten die Damen und Herren aus dem Kreishaus<br />

den Seil-und-Haken-Akrobaten für diesen Frevel gnadenlos<br />

die Rote Karte.<br />

Bevor wir das letzte Grubengebiet zu Gesicht bekommen,<br />

gilt es nach einem historischen Handelsweg mit tiefen<br />

Spurrillen das anmutige Steinbachtal zu durchwandern und<br />

am Außenbezirk von Bad Berleburg vorbei die Schritte in<br />

Richtung Raumland zu lenken. Dabei bietet sich uns ein<br />

grandioser Blick auf die Altstadt der Wittgensteiner Metropole<br />

mit dem imposanten Barockschloss „derer zu Sayn-<br />

Wittgenstein“.<br />

In der Nähe des Raumländer Sportplatzes zweigt letztmalig<br />

der Pfad vom Wirtschaftsweg ab. Wir steigen hoch<br />

zum beeindruckenden Tagesbruch des Grubengeländes<br />

„Hörre“ und damit zum sage und schreibe vierten Naturschutzgebiet<br />

am Schieferpfad. Von hier aus ist es nicht<br />

mehr weit bis zum Parkplatz. Zur Unterschutzstellung der<br />

hier vorhandenen drei Schiefer-Abbauebenen schreibt die<br />

Kreisverwaltung: „Das Grubengelände Hörre ist das mit<br />

Abstand größte Fledermauswinterquartier Wittgensteins.“<br />

Die Biologische Station Siegen-Wittgenstein nennt zehn<br />

verschiedenenArten, die hier zu Tausenden hausen. In zahllosen<br />

Spalten im blättrigen Schiefergestein können sich die<br />

Tiere verstecken, dazu herrschen innerhalb des Stollens die<br />

optimalen Temperaturen für deren<br />

Winterschlaf.<br />

Es ist heute kaum noch nachvollziehbar,<br />

dass vor einem halben<br />

Jahrhundert der Bund das Grubengelände<br />

erwarb um hier unterirdisch<br />

ein Kraft- und Schmierstofflager für<br />

die Bundeswehr einzurichten. Zehn<br />

Jahre zuvor war die Grube stillgelegt<br />

worden. Zum Glück zerschlug<br />

sich dieses Vorhaben nach einigem<br />

Hickhack weil damals der Kreis<br />

Wittgenstein in unmittelbarer Nähe<br />

der „Hörre“ eine „Großraum-Wasserversorgung“<br />

plante.<br />

Meine Beurteilung: Dem in<br />

Dotzlar wohnenden Lehrer Rüdiger<br />

Grebe, mittlerweile pensioniert, und<br />

seinen einstigen Schülern, inzwischen<br />

um die dreißig Jahre alt, gilt<br />

meine uneingeschränkte Hochachtung.<br />

Ohne sie hätte ich das Gefilde<br />

wohl niemals kennen gelernt, diese<br />

einmalige Landschaft, wie man sie<br />

abwechslungsreicher und interessanter<br />

weit und breit vergebens<br />

sucht. Die Wegführung vorbei an vielen Felsen und zahlreichen<br />

Spuren der Vergangenheit ist großartig. Zu einigen<br />

der vielleicht überflüssigen Schlenker habe ich bereits etwas<br />

gesagt.<br />

Über die von ihnen beim Anlegen des Wittgensteiner<br />

Schieferpfads umgesetzten „Leitlinien des neuen Wanderns“<br />

muss ich nichts sagen, denn das hat – wie eingangs schon<br />

erwähnt – das Deutsche Wanderinstitut bereits getan und den<br />

Pfad mit der Bezeichnung „Premiumweg“ dekoriert.<br />

Der Weg ist zwar ganzjährig begehbar, doch ich empfehle<br />

Tage, an denen nicht mit Nässe und Glätte zu rechnen<br />

ist. Doch auch bei trockener Witterung sind bei den kniffligsten<br />

Passagen neben einer gewissen Behutsamkeit unbedingte<br />

Trittsicherheit und festes Schuhwerk unerlässlich.<br />

Dazu ist eine gewisse Kondition bei dem sehr anspruchsvollen<br />

„Auf und Ab“ gefordert, dies ist vor allem bei der<br />

Mitnahme von Kindern zu beachten.<br />

Die Wegzeichnung ist ausreichend, allerdings sollte<br />

man auf den Wirtschaftswegen äußerst aufmerksam sein,<br />

denn immer wieder einmal geht es ohne Vorwarnung im<br />

rechten Winkel auf Waldpfade. Deren Anteil ist mit über 60<br />

Prozent ungewöhnlich hoch. Das schlägt sich auf die reine<br />

Wanderzeit nieder, die mit rund fünfeinhalb Stunden anzusetzen<br />

ist. Es sind vier Rastplätze für Gruppen vorhanden,<br />

dazu sehr viele Bänke.<br />

Leicht hätte ich den Umfang dieses Aufsatzes auf das<br />

Doppelte ausdehnen können und hätte dennoch bei weitem<br />

nicht alles zum Wittgensteiner Schieferpfad geschrieben.<br />

Da gibt es nur eines: Hinfahren und Wandern! Ich gratuliere<br />

den „Machern“ dieses Wanderwegs mit seiner sehr hohen<br />

Erlebnisqualität, der dazu kaum Schwächen hat und den die<br />

Leute den Fledermausweg nennen.<br />

Ulli Weber<br />

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4/<strong>2014</strong> durchblick 23

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