2014-04
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Weihnachten<br />
das Weihnachtslächeln<br />
Kleine Geschenke, auch von Nachbarn und Freunden, fehlten nie<br />
Das Autofahren in dem trüben Dezemberwetter<br />
strengte Marianne ziemlich an. Ja, der Schnee, den<br />
sich jeder für Weihnachten erhoffte, weil er so ein<br />
Symbol für Reinheit und Unschuld ist…..dieser Schnee kam<br />
momentan in feuchten Flatschen auf die Windschutzscheibe<br />
und taute auf der Straße sofort zu einer matschigen Masse.<br />
Marianne war auf dem Weg zu ihren Eltern, wie in jedem<br />
Jahr kurz vor dem Fest…vor diesem blöden langweiligen<br />
Fest. Ihr Entschluss, heute Abend nach dem Essen sofort<br />
wieder nach Hause zu fahren, stand schon seit letztem Weihnachten<br />
fest. Sie wusste ganz genau, wie das Weihnachtsfest<br />
verlaufen würde. Das bescheidene Mittagessen nach der<br />
Aufregung beim Baumschmücken, bei dem alljährlich ums<br />
Lametta und dieAnzahl der Kerzen gestritten wurde. Danach<br />
ordnete Vater immer eine Mittagsruhe an. Spätnachmittags<br />
ging man zur Kirche. Wieder zu Hause angekommen, wurden<br />
die Kerzen angezündet und man saß im „trauten“ Kreise<br />
im Wohnzimmer und lauschte der Kassette mit den Weihnachtsliedern.<br />
Danach las jeder etwas Stimmungsvolles vor<br />
und man tauschte untereinander die Geschenke. Oft gab es<br />
auch kleine Päckchen von den Nachbarn, einigen Freunden<br />
und Verwandten. Alles in allem aber sehr vorhersehbare Gaben.<br />
Tante Meta schickte immer Honig und Rotwein. Die<br />
Nachbarin vom Eck gegenüber hatte stets köstliche, selbstgebackene<br />
Plätzchen in einer Blechdose verpackt. Die traditionellen<br />
Maiglöckchen- und Lavendelseifenstücke und die<br />
selbstangesetzten Liköre<br />
von Freunden, durften natürlich<br />
auch nie fehlen. Von<br />
Vater erhielt Marianne jedes<br />
Jahr einen Umschlag mit<br />
Geld. Wenn sie ehrlich war,<br />
musste sie zugeben, dass<br />
ihre Geschenke auch nicht<br />
viel phantasievoller waren.<br />
Plötzlich klingelte ihr<br />
Handy, das in der Freisprechhalterung<br />
steckte. Es<br />
war ihre Mutter. Vetter Armin<br />
lag im Krankenhaus.<br />
Er hatte wohl die Symptome<br />
einer Blinddarmentzündung<br />
nicht erkannt und<br />
musste nun die Feiertage<br />
in der Klinik verbringen.<br />
Mutter fragte, ob es Marianne<br />
etwas ausmachen<br />
würde, wenn Armin’s Frau<br />
Heidi mit den beiden Kindern<br />
den Heiligen Abend<br />
bei ihnen feiern würden….<br />
man könne sie doch an so einem Tag nicht alleine lassen!<br />
Marianne versicherte ihrer Mutter mehrfach, dass es für sie<br />
kein Problem sei. Sie versprach auch, im Spielwarengeschäft<br />
noch Geschenke für die Kinder zu besorgen und natürlich<br />
für Heidi auch noch eine nette Kleinigkeit zu kaufen.<br />
Mutter und Tochter überlegten gemeinsam, ob das Essen<br />
wohl für alle reichte und welches Gericht für die Kleinen<br />
ein schönes Weihnachtsessen wäre.<br />
Nachdem sich Marianne unverhoffterweise noch einmal<br />
ins Einkaufsgetümmel stürzen musste, konnte ihr kein<br />
noch so gestresster Zeitgenosse mit seiner Ungeduld die<br />
gute Laune wegnehmen. Während der Weiterfahrt sang<br />
sie fröhlich die weihnachtlichen Evergreens im Autoradio<br />
mit, die ihr vorher total auf die Nerven gegangen waren.<br />
Weihnachten ist doch ein schönes Fest! Sie schaute gen<br />
Himmel und verfolgte mit ihrem Blick die viel zu nassen<br />
Schneeflocken, wie sie sich auf der Wiese vor dem Elternhaus<br />
als Wassertropfen ablegten. „Schade, nicht weiß wie<br />
Schnee… sondern grün wie Klee“ schoss es ihr durch den<br />
Kopf…und grinsend fügte sie noch hinzu: „Dem Armin tut<br />
der Blinddarm weh!“<br />
Sie lächelte…und mit einem Mal freute sie sich auf das<br />
bevorstehende Weihnachtsfest mit den Kindern. Sie dachte<br />
an das heillose Durcheinander, das alles verändern würde.<br />
Der überraschende Besuch blieb natürlich über Nacht…<br />
und sie auch.<br />
Ulla D’Amico<br />
18 durchblick 4/<strong>2014</strong><br />
Foto: Gudrun Neuser