09.04.2024 Aufrufe

2014-04

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Weihnachten<br />

das Weihnachtslächeln<br />

Kleine Geschenke, auch von Nachbarn und Freunden, fehlten nie<br />

Das Autofahren in dem trüben Dezemberwetter<br />

strengte Marianne ziemlich an. Ja, der Schnee, den<br />

sich jeder für Weihnachten erhoffte, weil er so ein<br />

Symbol für Reinheit und Unschuld ist…..dieser Schnee kam<br />

momentan in feuchten Flatschen auf die Windschutzscheibe<br />

und taute auf der Straße sofort zu einer matschigen Masse.<br />

Marianne war auf dem Weg zu ihren Eltern, wie in jedem<br />

Jahr kurz vor dem Fest…vor diesem blöden langweiligen<br />

Fest. Ihr Entschluss, heute Abend nach dem Essen sofort<br />

wieder nach Hause zu fahren, stand schon seit letztem Weihnachten<br />

fest. Sie wusste ganz genau, wie das Weihnachtsfest<br />

verlaufen würde. Das bescheidene Mittagessen nach der<br />

Aufregung beim Baumschmücken, bei dem alljährlich ums<br />

Lametta und dieAnzahl der Kerzen gestritten wurde. Danach<br />

ordnete Vater immer eine Mittagsruhe an. Spätnachmittags<br />

ging man zur Kirche. Wieder zu Hause angekommen, wurden<br />

die Kerzen angezündet und man saß im „trauten“ Kreise<br />

im Wohnzimmer und lauschte der Kassette mit den Weihnachtsliedern.<br />

Danach las jeder etwas Stimmungsvolles vor<br />

und man tauschte untereinander die Geschenke. Oft gab es<br />

auch kleine Päckchen von den Nachbarn, einigen Freunden<br />

und Verwandten. Alles in allem aber sehr vorhersehbare Gaben.<br />

Tante Meta schickte immer Honig und Rotwein. Die<br />

Nachbarin vom Eck gegenüber hatte stets köstliche, selbstgebackene<br />

Plätzchen in einer Blechdose verpackt. Die traditionellen<br />

Maiglöckchen- und Lavendelseifenstücke und die<br />

selbstangesetzten Liköre<br />

von Freunden, durften natürlich<br />

auch nie fehlen. Von<br />

Vater erhielt Marianne jedes<br />

Jahr einen Umschlag mit<br />

Geld. Wenn sie ehrlich war,<br />

musste sie zugeben, dass<br />

ihre Geschenke auch nicht<br />

viel phantasievoller waren.<br />

Plötzlich klingelte ihr<br />

Handy, das in der Freisprechhalterung<br />

steckte. Es<br />

war ihre Mutter. Vetter Armin<br />

lag im Krankenhaus.<br />

Er hatte wohl die Symptome<br />

einer Blinddarmentzündung<br />

nicht erkannt und<br />

musste nun die Feiertage<br />

in der Klinik verbringen.<br />

Mutter fragte, ob es Marianne<br />

etwas ausmachen<br />

würde, wenn Armin’s Frau<br />

Heidi mit den beiden Kindern<br />

den Heiligen Abend<br />

bei ihnen feiern würden….<br />

man könne sie doch an so einem Tag nicht alleine lassen!<br />

Marianne versicherte ihrer Mutter mehrfach, dass es für sie<br />

kein Problem sei. Sie versprach auch, im Spielwarengeschäft<br />

noch Geschenke für die Kinder zu besorgen und natürlich<br />

für Heidi auch noch eine nette Kleinigkeit zu kaufen.<br />

Mutter und Tochter überlegten gemeinsam, ob das Essen<br />

wohl für alle reichte und welches Gericht für die Kleinen<br />

ein schönes Weihnachtsessen wäre.<br />

Nachdem sich Marianne unverhoffterweise noch einmal<br />

ins Einkaufsgetümmel stürzen musste, konnte ihr kein<br />

noch so gestresster Zeitgenosse mit seiner Ungeduld die<br />

gute Laune wegnehmen. Während der Weiterfahrt sang<br />

sie fröhlich die weihnachtlichen Evergreens im Autoradio<br />

mit, die ihr vorher total auf die Nerven gegangen waren.<br />

Weihnachten ist doch ein schönes Fest! Sie schaute gen<br />

Himmel und verfolgte mit ihrem Blick die viel zu nassen<br />

Schneeflocken, wie sie sich auf der Wiese vor dem Elternhaus<br />

als Wassertropfen ablegten. „Schade, nicht weiß wie<br />

Schnee… sondern grün wie Klee“ schoss es ihr durch den<br />

Kopf…und grinsend fügte sie noch hinzu: „Dem Armin tut<br />

der Blinddarm weh!“<br />

Sie lächelte…und mit einem Mal freute sie sich auf das<br />

bevorstehende Weihnachtsfest mit den Kindern. Sie dachte<br />

an das heillose Durcheinander, das alles verändern würde.<br />

Der überraschende Besuch blieb natürlich über Nacht…<br />

und sie auch.<br />

Ulla D’Amico<br />

18 durchblick 4/<strong>2014</strong><br />

Foto: Gudrun Neuser

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!