2014-04
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ung für das Lebensgefühl der Menschen. Der Tod wurde<br />
zum Skandal und forderte Bekämpfung heraus. Gleichzeitig<br />
wurde er als Naturereignis entdeckt und machte damit<br />
das Leben zur einzigen und letzten Chance. Die Angst, das<br />
Meiste, das Wichtigste und das Beste zu versäumen, mündete<br />
in panische Todesfurcht. Die Ausmerzung der Überraschung<br />
und die Herstellung vollkommener Berechenbarkeit<br />
wurden von Descartes, dem Philosophen der Moderne, auf<br />
die Agenda des Neuzeitlers gesetzt. Naturbemächtigung<br />
bedeutet, die Gesetzmäßigkeit in der Natur so genau zu<br />
durchschauen, dass man ihr präzise Befehle erteilen kann.<br />
Er erhoffte sich, auf diesem Wege eine nennenswerte Verlängerung<br />
des Lebens zu erreichen. Für ihn war der Tod<br />
ein dem Menschen innewohnender Maschinendefekt. Ich<br />
finde, dass dieses Projekt von den Gentechnologen heute<br />
wieder aufgegriffen wird, die von Unsterblichkeit träumen.<br />
Aber noch gilt Beschleunigung als Lebensverlängerung. Es<br />
gilt, Leid und Mühsal zu vermeiden, man möchte, wenn<br />
schon, dann auch eine gute Zeit haben, lauter Highlights,<br />
wie auf einer Perlenschnur aneinandergereiht. Dadurch entsteht<br />
eine wahnsinnige Berührungsangst. Das in-der-Welt-<br />
Sein wird zur Stippvisite. Es erinnert an den König Midas.<br />
Dipl. Soz. Michael Kringe<br />
Rechtsanwalt und Notar<br />
Tätigkeitsschwerpunkte:<br />
Notariat<br />
Mitglied im AnwaltVerein<br />
VertrauensAnwalt<br />
Der hatte den Wunsch, dass alles was er berührte zu Gold<br />
werden sollte. Dionysos erfüllte ihm dieses Ansinnen und<br />
Midas war zum Hungertod verurteilt, weil ihm auch seine<br />
Nahrung zu Gold wurde. Der Mensch unserer Tage nagt<br />
sich hungrig an der ihm aufgetischten Welt.<br />
Für mich hat die Zeit eine andere Qualität bekommen.<br />
Sie hat an Geschwindigkeit zugenommen, auch wenn sie<br />
mir in Momenten in denen ich mich nicht gut fühle wie Blei<br />
an den Füßen hängt. Ich kann sie besser hinter mir lassen,<br />
muss nicht ständig auf einem unangenehmen Gestern herumkauen.<br />
Einen Teil der Zeit möchte ich nutzen, um mich<br />
mehr auf mich selbst zu besinnen, da ich für mich erfahre,<br />
dass die Begrenzung diesem Leben eigen ist.<br />
Vielleicht würde der Glaube an Wiedergeburt eine Überwindung<br />
dieser Begrenzung bedeuten. Ich möchte schließen<br />
mit einem Gedicht von J.G. Herder: Erika Krumm<br />
Ein Traum, ein Traum ist unser Leben auf Erden hier,<br />
wie Schatten auf den Wogen schweben und schwinden wir<br />
und messen unsere trägen Schritte nach Raum und Zeit<br />
und sind (und wissen’s nicht) in der Mitte der Ewigkeit.<br />
Text erstmals erschienen im durchblick 1-2002<br />
Nicola Veit<br />
Rechtsanwältin<br />
HonorarAnwältin<br />
Tätigkeitsschwerpunkte:<br />
Sozialrecht,<br />
Verkehrsrecht,<br />
Erb- und Familienrecht<br />
$ info@rechtsanwalt-kringe.de<br />
● 57234 Wilnsdorf, Rathausstr. 1 % 02739-1<strong>04</strong>9 ● $ info@rechtsanwaeltin-veit.de<br />
Buchbesprechung<br />
Erneut holt der Autor kulturelles Erbe aus längst vergangenen<br />
Jahren wieder hervor. Es ist quasi eine Fortsetzung<br />
seines Buches „Historisches wird lebendig“.<br />
Wer weiß schon, dass die angeblichen Hexen bei lebendigem<br />
Leibe verbrannt wurden und die Pest so wütete, dass ganze<br />
Dörfer verschwanden, dass Wegegeld auch für Vieh gezahlt<br />
werden musste, dass Kaffee trinken dem Fußvolk verboten<br />
wurde und die Grenzen in der Mitte der uralten Hohlwege lag.<br />
Oder wie ein Roggenstrohdach aufgelegt wurde oder man den<br />
LKW-Holzvergaser als Bus nutzte. Dass jeder Bürger, der eingemeindet<br />
wurde, einen Ledereimer zur Brandbekämpfung<br />
mitbringen musste. Dass politische Demokraten Turn- und<br />
Gesangvereine gründeten, um sich zu treffen, und zwei Siegerländer<br />
1848 mit an der Spitze der deutschen Revolution<br />
standen und wegen einem, Dr. Romberg, der mit Robert Blum<br />
befreundet war, sogar eine Bürgerwehr gegründet wurde.<br />
Der Hilchenbacher Autor Heinz Bensberg veröffentlicht<br />
seine Heimatgeschichten regelmäßig im durchblick.<br />
Sein neues Buch „Vergangenes kehrt zurück“, (ISBN: 978-<br />
3-8417-7412-5) ist über den Buchhandel zu beziehen, Der<br />
124 Seiten starke Band kostet 19,80 Euro. !<br />
4/<strong>2014</strong> durchblick 47