2014-04
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Besuch in zWei Welten<br />
Vom Bosporus ins Schwarze Meer zur Krim<br />
Foto: www.fotolia.de<br />
Strahlend scheint die Sonne vom blauen Himmel, leise<br />
plätschert das Wasser vor unseren Füßen, entfernt<br />
hören wir den Ruf des Muezzins. Wir sitzen in einem<br />
Fischrestaurant in Istanbul am Bosporus. Wir, das sind Teilnehmer<br />
einer Kreuzfahrt aus Siegen, die das östliche Mittelmeer<br />
mit Istanbul, Ephesus, Mykonos und das Schwarze<br />
Meer mit Odessa und Stätten der Halbinsel Krim als Ziel hat.<br />
Zwei Kontinente, eine 15-Millionen-Metropole, ein 30<br />
Kilometer langer Graben und wahnsinnig viel Wasser, so<br />
stellt sich der Bosporus dar. Die schönste Meerenge der<br />
Welt teilt Istanbul in einen europäischen und einen asiatischen<br />
Teil. Heute befahren täglich bis zu 150 Schiffe<br />
den Bosporus, jedes zehnte ist ein Öltanker. Allein der<br />
Personen-Linienverkehr ist gigantisch.<br />
Istanbul – faszinierend und farbenprächtig<br />
In der Metropole am Bosporus verschmelzen jahrtausendalte<br />
Geschichte und pulsierende Moderne, bilden Asien<br />
und Europa ein prächtiges, bunt schillerndes Mosaik. Weltbekannt<br />
ist die Sultan-Ahmed-Moschee mit ihren sechs Minaretten,<br />
die die Silhouette Istanbuls wie kaum ein anderes<br />
Bauwerk prägt. Nur die Prophetenmoschee in Medina mit<br />
zehn und die Hauptmoschee in Mekka mit neun Minaretten<br />
haben mehr als die Moschee in Istanbul. Dazu gibt es eine<br />
interessante Erklärung: Der Sultan hatte bei der Auftragsvergabe<br />
vom Architekten verlangt, die Minarette zu vergolden.<br />
Da das aufzuwendende Blattgold aber das ihm vorgegebene<br />
Budget bei weitem überschritt, „verhörte“ er sich und machte<br />
aus dem türkischen Wort „altin“ (Gold) die Zahl „alti“<br />
(sechs). In Europa kennt man sie als Blaue Moschee und sie<br />
hat diesen Namen wegen der vielen blau-weißen Kacheln,<br />
die die Kuppel und den oberen Teil der Mauern zieren.<br />
Der Taksim-Platz mit dem Denkmal der Republik, das<br />
an die Gründung der Republik im Jahr 1923 erinnert, ist uns<br />
Europäern durch die Fernseh-Berichterstattung als Schauplatz<br />
von Demonstrationen gegen die türkische Regierung<br />
bekannt. Es ist der verkehrsreichste Platz Istanbuls, von wo<br />
aus Straßen in alle Richtungen führen.<br />
Die Hagia Sophia gehört zu den herausragenden Bauwerken<br />
der Spätantike und ist das bedeutendste Beispiel für<br />
den Bautypus der Kuppelbasilika. Daher ist das auffallendste<br />
Element auch die monumentale Kuppel mit 40 Fenstern, die<br />
den gesamten Innenraum beherrscht. Sie ruht auf vier mächtigen<br />
Pfeilern. Für die prachtvollen antiken Verkleidungen<br />
der Säulen und Wände wurden seltene Marmorintarsien aus<br />
allen Teilen des Römischen Reiches verwendet.<br />
Eine weitere weltbekannte Sehenswürdigkeit in Istanbul<br />
ist der Topkapi-Palast, der bis 1856 Wohnung der Sultansfamilie<br />
und Herrschersitz war. Dieser vielgliedrige Palast<br />
liegt exponiert an der Spitze der zwischen Goldenem Horn,<br />
Bosporus und Marmarameer gelegenen Halbinsel. Er ist<br />
aufgrund seiner umfangreichen Sammlungen eines der<br />
größten Schatzhäuser der Welt-<br />
Während wir eben noch bei strahlendem Sonnenschein<br />
mit unserem Kreuzfahrtschiff ruhig auf dem Bosporus<br />
fuhren, ändert sich nun das Wetter total mit der Einfahrt<br />
ins Schwarze Meer: Erheblich niedrigere Temperaturen,<br />
starker Wind und hohe Wellen bestimmen das Bild. Nun<br />
plötzlich spüren wir zum ersten Mal richtig, dass wir uns<br />
auf einem Schiff befinden. Das Schiff stampft und rollt und<br />
den hohen Seegang können wir auf Deck und durch unser<br />
Kabinenfenster beobachten. Aufgrund der Wetterlage ändert<br />
der Kapitän die Route und fährt zuerst an der Westküste<br />
des Schwarzen Meeres entlang nach Odessa im Norden.<br />
Odessa – Hafenstadt mit Potemkin-Treppe<br />
Odessa ist mit einer Million Einwohnern die wichtigste<br />
Hafenstadt am Schwarzen Meer. Wahrzeichen dieser Stadt<br />
ist die Potemkinsche Treppe vom Hafen zur Altstadt. Es<br />
ist eine Freitreppe mit 192 Stufen und sie wurde durch<br />
den Film „Panzerkreuzer Potemkin“ wie die Frankfurter<br />
Allgemeine Zeitung 1998 schrieb „die wahrscheinlich berühmteste<br />
Treppe der Welt“. Die 142 Meter lange Treppe<br />
überwindet einen Höhenunterschied von 30 Metern und<br />
ist ganz auf perspektivische Wirkung angelegt. Von unten<br />
betrachtet sieht es so aus, als ob die Fluchtlinien der Treppeneinfassungen<br />
in einem Fluchtpunkt im Himmel enden.<br />
Odessa scheint im Himmel zu thronen. Die Treppe hat sich<br />
den Status als prachtvollen Eintritt in die Stadt bis heute<br />
erhalten. Odessa wurde „die Stadt mit der Treppe“.<br />
38 durchblick 4/<strong>2014</strong>