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2014-04

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Unterhaltung<br />

habe es für ihn nicht gegeben. Und nach Mallorca oder<br />

Florida zöge es ihn schon ganz und gar nicht. Auch nicht<br />

zu dem bajuwarischen und grobschlächtigen Landvolk im<br />

Süden, die wahrscheinlich noch, so dünke es ihm, auf den<br />

Donnerbalken gingen. Klar, mögen sie ihn nicht so sehr in<br />

den südlichen Gegenden und beschimpfen ihn und seine Untertanen<br />

als Saupreißen. Er, Fritz brauche eben ein wenig<br />

Kultur und liebe zuweilen die deutschen Bäder, wo Freigeist<br />

und Körperbalsam geboten werden.<br />

So nach und nach waren wir ins Philosophieren gekommen.<br />

Ob unsere Demokratie denn heute noch demokratisch<br />

sei, frage er. „Man möge doch bedenken, dass siebzig Prozent<br />

des Volkes keinen Krieg wollen und trotzdem Krieg gemacht<br />

wird“. Ihn erschrecke es immer noch – das Grauen.<br />

Schließlich sei er stets an vorderster Front zu Pferde gewesen<br />

und es habe ihn erfreut, als er den guten Gedanken vernommen<br />

habe, aus Schwertern Pflugscharen zu schmieden. Aber<br />

da sei wieder dieser schlimme Mammon im Spiel und Spitzbuben,<br />

die sich einen Dreck um das Volk scheren. Er dachte<br />

bei diesen Worten sicher wieder an die Havel, in der man sie<br />

ersäufen könne oder solle. Bei all unserem Sinnieren wussten<br />

wir beide keine Antwort, ...es sei denn: Ich hätte meinen<br />

Freund Fritze überreden mögen, wieder das Zepter in die<br />

Hand zu nehmen....! Aber da winkte er missmutig und etwas<br />

mürrisch ab, „oh non, non, non! Zapperlot!“ Er wolle ganz<br />

und gar nicht mehr: Dabei stampfte er starr blickend sogar<br />

mit dem Stock mehrfach auf. Nein und nochmal Nein! Bei<br />

so vielen von diesen „vermaledeiten Weibern“ habe er nichts<br />

verloren. Ihm seien ganze Kerle lieber. Er habe nie daran zu<br />

denken gewagt, auch nur einem Weiberrock den Zutritt in<br />

sein Tabakskabinett zu gewähren. Und jetzt! Man gewähre<br />

einem Weibe sogar die Degengewalt! Eine Schmach gegenüber<br />

seinem Andenken. Den Weibern obliege schließlich die<br />

Aufgabe in Haus und Hof und für Zucht und Ordnung ihrer<br />

eigen Brut zu sorgen. „Papperlapp mit diesem neumodischen<br />

Firlefanz von Gleichstellung“. Er holte tief Luft und seine Gesichtsfalten<br />

bekamen milde Züge. Dafür ginge ihm jetzt, als<br />

Rentier, die einfühlsame Musik so wohltuend ans Herze, griff<br />

zu seiner Querflöte und spielte mir seine neueste Komposition<br />

vor. Etwas verschmitzt blickend gestand er mir, dass ihm auch<br />

der volle Klang einer Bassgitarre gereizt hätte. Ja, er könne<br />

sich vorstellen, dass eine Rockband auch „sein Ding“ hätte<br />

werden können. Und wesentlich lieber hätte er auf einer Bühne<br />

gestanden als auf seinem Feldherrenhügel. Allerdings bei der<br />

Suche nach dem Superstar, bei einem Herrn Bohlen, da hätte<br />

er sich nie und niemals beteiligt. Dieser Kerl sei zu ordinär,<br />

meinte er. Die gemeinsamen Stunden waren schnell verflogen.<br />

Langsam musste ich an meine Heimreise denken. Wo ich denn<br />

jetzt lebe, wollte er wissen... ach ja, dort im Westfälischen. Er<br />

kannte die Gegenden seines einstigen Reiches noch sehr gut.<br />

Ach ja ihm deuchte, dort leben auch gottesfürchtige Menschen<br />

und er vertraue wahrlich auch auf den da oben. Damit wies er<br />

zweimal mit seinem Stock zur Stubendecke, schließlich sei<br />

auch er ein gottesfürchtiger Mensch. Er wollte noch in sein<br />

Kirchlein gehen. Dass er als der Große heute immer noch seine<br />

Sünden bereuen müsse, stimme ihn allerdings traurig, wo sich<br />

doch die Großen von heute ungestraft in ihren Verfehlungen<br />

baden, ja sich teilweise in regelrechten Wohlfühlbädern räkeln.<br />

„Aber“, so seufzte er, „in drei Jahrhunderten verlieren<br />

sich halt die guten Sitten und Gebräuche.“<br />

Er brachte mich in seiner vorgebeugten Haltung, auf<br />

den Stock gestützt, noch an die Tür und winkte mir zum<br />

Abschied. Ich hörte das Klappern seines Stockes, erst leise,<br />

dann plötzlich laut schmerzlich an meinem Ohr.<br />

Der Wecker klingelte. ... Es war ein schöner Traum.<br />

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4/<strong>2014</strong> durchblick 25

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