2014-04
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Vorgestellt:<br />
leo BüdenBender<br />
Die Werkstatt riecht dezent nach Leder, Kleber<br />
und ein bisschen nach Schuhwichse. Leo<br />
Büdenbender zeigt mir seinen Arbeitsplatz<br />
mit Blick auf den Häusling, wo der Anzhausener Junge<br />
schon seit 67 Jahren Schuhreparaturen durchführt.<br />
Früher hatte er hier auch ein Schuhgeschäft mit Angestellten<br />
und er fertigte Schuhe nach Maß. Alles ist<br />
in Griffnähe: die alte Adler Nähmaschine, Jahrgang<br />
1927, diverse Werkzeuge, Schusterhammer, Ahle,<br />
Pinnheft, Sohlen, Absätze, Leder, Zwirn, Nägel, Leisten<br />
und was er immer so braucht. Der Dreifuß wird<br />
nicht mehr benutzt, der kam früher zum Einsatz, als<br />
die Schuhmacher noch ihr Werkstück auf den Knien<br />
bzw. Oberschenkeln bearbeiteten. Stolz präsentiert<br />
der Schuhmachermeister sein Meisterstück von 1957:<br />
ein Paar klassische Pumps aus schwarzem Wildleder<br />
in Größe 38 mit dem passenden Leisten aus Buchenholz.<br />
Filigran ist der Damenschuh gearbeitet und<br />
würde noch heute manch Dame gut kleiden. Daneben<br />
hat er in diversen Regalen die reparaturbedürftigen<br />
Schuhe aufgereiht. Hinten stehen die fertigen Schuhe<br />
abholbereit. Wie viele Schuhe mögen schon durch<br />
seine Hände gegangen sein?<br />
Gut gelaunt führt er mich zurück in den hellen<br />
Verkaufsraum, wo immer wieder Kundschaft hereinschaut,<br />
um Schuhe abzuholen oder Arbeiten in Auftrag<br />
zu geben. Auch knifflige Fälle nimmt er an: eine<br />
Straußenlederhandtasche, einen Sonnenschirm oder<br />
gar eine Lederhose. Nachbarn und Freunde schauen<br />
aber auch einfach so bei ihm vorbei, um mit ihm zu<br />
plaudern. Alle in der Umgebung kennen den „guten<br />
Leo“, der für jeden einen Rat hat oder eine lustige<br />
Geschichte zu erzählen weiß.<br />
Eine gute Figur macht Leo Büdenbender mit seiner<br />
grünen Arbeitsschürze, in Jeans und in seinen<br />
braunen handgenähten „Budapester“ Schuhen. Die<br />
trägt und pflegt er schon seit über 25 oder 30 Jahren:<br />
„die können mich sogar noch überleben“. Qualität<br />
kennt kein Alter. Verschmitzt schaut der 81-Jährige<br />
durch seine randlose Brille und erzählt noch schnell,<br />
wie er sich fit hält. Jeden Tag geht er im Stadtbad<br />
schwimmen. Bis vor zwei Jahren ist er noch regelmäßig<br />
Ski gefahren. Über sechzig Mal war er schon<br />
im Winter in Kitzbühel unterwegs. Außerdem macht<br />
er hin und wieder eine Fernreise mit der Handwerkskammer<br />
Arnsberg. Der erste Flug ging nach Mexiko<br />
und viele ferne Länder folgten. Besonders liegen ihm<br />
aber auch die Familie und seine Großnichte Saskia<br />
am Herzen. Fotos von der kleinen Ballettmaus hängen<br />
an seiner Wand und er bekommt beim Betrachten<br />
glänzende Augen.<br />
Text: Tessie Reeh<br />
Fotos und Collage: Gudrun und Wolfgang Neuser