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2015-04

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gelebtes Kunstwerk in einem begrenzten Zeitfenster ist. Es<br />

muss befürchtet werden, dass die Kostbarkeit des Lebens in<br />

seiner einmaligen Personalität verloren geht. Unser menschliches<br />

Leben ist weder ein aus der Natur gewonnene Blaupause,<br />

die sich jederzeit selbst erneuern kann, noch so etwas<br />

wie ein ständig getuntes Gebrauchsfahrzeug. Mensch sein<br />

heißt auch in Zukunft alt zu werden und sterblich zu sein.<br />

... es ist die unausgesprochene Zumutung<br />

der modernen Gesellschaft<br />

an die Alten: dass sie jung bleiben<br />

Altersweisheit, gibt es sie noch?<br />

Eine Frage die ich mir immer wieder stelle: Gibt es sie<br />

eigentlich heute noch, die Altersweisheit und wenn ja, wie<br />

ist sie zu erkennen und worauf begründet sie sich? Schon in<br />

den 70er Jahren sang der berühmte Schauspieler Curd Jürgens:<br />

60 Jahre und kein bisschen weise und Ernest Hemingway,<br />

der amerikanische Schriftsteller war davon überzeugt,<br />

dass es die Altersweisheit nicht gibt, denn wenn man altert<br />

wird man nicht weise, sondern nur vorsichtig. Stimmt das?<br />

In früherer Zeit war die Altersweisheit noch ein existenziell<br />

notwendiges Wissen aus Erfahrung und Erinnerung. Das<br />

Wissen der Alten war überlebensnotwendig. Sie wussten,<br />

wie man sich zu verhalten hatte und was, wie und wann zu<br />

tun war. Ihr Wissen war ein kulturelles Erbe, dass an die<br />

nächste Generation weitergegeben wurde.<br />

Und heute? Wie steht es heute mit der Altersweisheit?<br />

Seit vielen Jahren beschäftigen sich Forscher weltweit mit<br />

der Frage nach der Altersweisheit,<br />

ihrer Bedeutung und ihren<br />

Wert in unseren Zeit. So wie<br />

es aussieht, ist das Wissen der<br />

Alten heute nicht mehr gefragt<br />

und hat in einer sich rasch wandelnden<br />

Welt drastisch an Bedeutung verloren. Ihr Wert<br />

läuft gegen Null. Die Altersweisheit ist ein Opfer unserer<br />

schnelllebigen Zeit und der rasanten Entwicklung auf vielen<br />

Gebieten des täglichen Lebens.<br />

Das Wissen der Alten ist im wahrsten Wortsinn „veraltet“<br />

sozusagen: „Schnee von gestern.“ In seinem Beitrag<br />

„Schandmaulkompetenz“ schreibt der österreichische Philosoph<br />

Konrad Paul Liessmann zutreffend: Altersweisheit ist<br />

heute unmöglich geworden, weil sie kein Wissen von Lebenszusammenhängen<br />

mehr vermitteln kann. Was immer die Alten<br />

wissen – ihre Kenntnisse von Arbeitsprozessen, ihr Denken,<br />

ihre Lebens- und Moralvorstellungen, ihr Wertsysteme – all<br />

dies hat keine Bedeutung für den Zustand, in dem sich die<br />

moderne Gesellschaft gerade befindet, da es als hoffnungslos<br />

veraltet gilt. 3) Was aber macht diese Entwicklung mit dem<br />

alten Menschen? Die Welt, in der er lebt und die er zu kennen<br />

glaubt(e), wird ihm immer fremder. Er versteht die Welt<br />

nicht mehr. Die Folge: Er geht zunehmend auf Distanz zu ihr.<br />

Dabei wird er mehr und mehr zu einem Fremden in seiner<br />

eigenen Welt. Er ist kein Fremder der aus der Ferne kommt,<br />

sondern aus dem Innern seines eigenen Kulturkreises. Als<br />

Beispiel hierfür sei nur auf die meist englischen Wortschöpfungen<br />

hingewiesen, die zunehmend Einzug in die deutsche<br />

Sprache halten. Verzweifelt, so der österreichische Philosoph<br />

Jean Améry, irrt der alternde Mensch durch das Gestrüpp<br />

neuer Tonfolgen, instrumentaler oder konkreter, gleichviel,<br />

neuer Wort- und Satzgebilde … Der alte Mensch wird immer<br />

mehr zu dem, der kein Wissen hat, vergleicht man ihn<br />

mit den Jungen, die bereits mehr Wissen haben als er. 3) Um<br />

mithalten zu können und nicht zu den starrsinnigen, unwissenden<br />

und ewig Gestrigen zu gehören, ist geistige Fitness<br />

durch lebenslanges Lernen angesagt. Nicht zu vergessen die<br />

körperliche Fitness. Die einzige Chance der Alten besteht<br />

darin, nicht zu altern. Eine Zukunft wird das Alter nur haben<br />

können, wenn es sich selbst nicht als Alter, sondern als eine<br />

späte Variante der Jugend auffasst. Und genau dies ist die<br />

unausgesprochene Zumutung, die eine moderne Gesellschaft<br />

an ihre Alten stellt: dass sie jung<br />

bleiben. 3) Dabei geraten die Alten<br />

– ohne dass es ihnen bewusst<br />

wird – immer mehr unter Druck.<br />

Erzeugt wird dieser Druck nicht<br />

zuletzt durch die Medien, die mit<br />

zunehmender Tendenz gerne alte Menschen „vorführen“ die,<br />

gemessen an ihrem Lebensalter, immer noch „gut aussehen“<br />

oder zu Leistungen fähig sind, die im Normalfall nur ein ein<br />

junger Mensch vollbringen kann. Wird da ein alter Mensch<br />

nicht zu einem Musterbeispiel und Vorzeigemodell für eine<br />

Verlängerung der Jugend? Wo bleibt da die Würde des<br />

Alters? Wo die Hochachtung vor einem sichtbar gelebten<br />

Leben, wenn der Maßstab immer nur die Jugend ist?<br />

Aber das hier gezeichnete Bild vom Alter würde schief<br />

hängen, wenn ich nicht auf einen wichtige Punkt hinweisen<br />

würde, den Forscher weltweit in Studien herausgefunden<br />

haben: Alte Menschen besitzen gegenüber den Jun-<br />

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4/<strong>2015</strong> durchblick 69

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